"Eine Anmerkung" des deutsch-jüdischen Sprachpflegers Eduard Engel, 1931:
"Nur ein Volk auf Erden hat zwei Sprachen: das Deutsche. Es spricht Deutsch und Welsch, geläufiger und reiner das Welsch. Das Welsch wird sogar mit der Zeit immer reiner: die Deutschen Fremdwörter werden von den puristischen Welschern mehr und mehr ausgemerzt. Leider werde ich nicht erleben, wie sich das Volk, das reines Welsch spricht, dereinst nennen wird. Sich Deutsche zu nennen, wäre ebenso stillos wie unverschämt."
"Überschätzung der Ausländer" von Friedrich Gottlieb Klopstock, 1781
"Verkennt
denn euer Vaterland, undeutsche Deutsche!
Steht und gafft mit blöder Bewunderung großem Auge das Ausland an!
Dem Fremden, den ihr vorzieht, kam’s nie ein, den Fremden vorzuziehen.
Er haßt die Empfindung dieser Kriechsucht, verachtet euch!"
"Mir ist kein Deutsch eingefallen" von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)
"Sagen sie, daß sie nach vielem Nachsinnen und Nagelbeißen kein Deutsch gefunden, so ihre herrliche Gedanken auszudrücken gut genugsam gewesen, so geben sie wahrlich mehr die Armut ihrer vermeinten Beredsamkeit als die Vortrefflichkeit ihrer Einfälle zu erkennen."
"Ja, es scheint, manche dieser Leute haben ihr Deutsch vergessen und Französisch nicht gelernt. Wollte Gott, es wäre jedesmal unter zehn solcher fliegenden Papiere eines, so ein Fremder ohne Lachen, ein Patriot ohne Zorn lesen könne."
"Inzwischen müssen von der Ungewißheit im Reden und Schreiben notwendig auch die deutschen Gemüter nicht wenig Verdunklung empfinden, weil die meisten doch die Kraft der fremden Worte eine lange Zeit nicht fassen also elend schreiben und übel denken würden; wie denn Sprache nicht anders als bei einer einfallenden Barbarei oder Unordnung oder fremder Gewalt sich merklich verändern."
"Daraus denn folget, daß keine Verbesserung zu hoffen, so lange wir nicht unsere Sprache in den Wissenschaften und Hauptbereichen selbsten üben, welches das einzige Mittel, sie bei den Ausländern in hohen Wert zu bringen und die undeutsch gesinnten Deutschen endlich beschämt zu machen."
"Gleichwohl wäre es ewig Schade und Schande, wenn unsere Haupt- und Helden-sprache dergestalt durch unsere Fahrlässigkeit zugrunde gehen sollte, so fast nichts Gutes schwanen machen dürfte, weil die Annehmung einer fremden Sprache gemeiniglich den Verlust der Freiheit und ein fremdes Joch mit sich geführet."
"Alles. was sich nicht mit Mitteln der Volkssprache auseinandersetzen läßt, damit ist es nichts."
"Das Schwindelwerkzeug" von Erhard Weigel (1625-1699)
"Verschwommenheit und Unverständlichkeit machen die Fremdwörter zu den gegebenen Werkzeugen des Schwindels. Wer in schlichter deutscher Sprache schreibt, kann nur schwer einen rechten Schwindel machen; man kann meist erkennen, was er gesagt hat."
"Das Übel" von Friedrich von Schiller (1759-1805)
"Die
Sprache der Gelehrten ist der Leichtigkeit, Menschlichkeit und Lebendigkeit nicht
fähig, welche der Weltmann mit Recht verlangt. Es ist das Unglück der
Deutschen, daß man ihre Sprache nicht gewürdigt hat, das Sprachrohr des feinen
Umgangs zu werden, und noch lange wird sie die übeln Folgen dieser Ausschließung
empfinden."
"An holländische Verehrerin, Maria Anderson" von Wilhelm
Busch (1832-1908), 2. April 1875
"Im
Holländischen hoff' ich Fortschritte zu machen; ich hoff' es zu lernen, wie
das Englische und Französische; aber fühlen werd' ich es nie."
"Um eine Sprache von Herzen sein eigen zu nennen, muß man, glaub' ich,
etwas darin erlebt haben, etwas sehr Wichtiges - nämlich die Kindheit. ...
Nur was in diesen Sprachen, in den Sprachen meines Paradieses, geschrieben
ist, kann mich rühren, das heißt - in innerster Seele rühren."
"Wer zum Herzen dringen will, der schreib in seiner Muttersprache!"
Aussprüche von Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860)
"Einen geistigeren und innigeren Bestandteil als die Sprache hat ein Volk nicht. Will ein Volk also nicht verlieren, wodurch es Volk ist, will es seine Art mit allen Eigentümlichkeiten bewahren, so hat es auf nichts mehr zu achten, als daß ihm seine Sprache nicht verdorben und zerstört werde."
"Was die Sprache verwirrt und verrückt und auf irgendeine Weise den klaren und lauteren Fluß trübt, das hat auch den Einfluß der Verwirrung und Trübung des ganzen Volkes."
"Wer
seine Sprache nicht achtet und liebt,
kann auch sein Volk nicht achten und lieben."
"Die deutsche Sprache ist nach allgemeinem Einverständnis eine der wichtigsten der Welt, tief und schwer an Sinn und Geist, in ihren Gestalten und Bildungen unendlich frei und beweglich, in ihren Färbungen und Beleuchtungen der innern und äußern Welt vielseitig und mannigfaltig. Sie hat Ton, Geltung, Musik. Sie hat einen Reichtum, den man wirklich unerschöpflich nennen kann und den ein Deutscher mit der angestrengtesten Lehre eines langen Lebens nimmer umfassen mag."
Kurze inhaltsschwere Aussprüche
"Die Sprache ist das Haus des Seins." von Martin Heidegger (1889-1976)
"Die Sprachen sind die Scheiden, darin das Messer des Geistes steckt." von Dr. Martin Luther (1483 - 1546)
"Zwar wenn keyn anderer nutz an den sprachen were, sollt doch uns das billich erfrewen und anzuenden, das es so eyn edle feyne gabe Gottis ist, da mit uns deutschen Gott itzt so reichlich fast uber alle lender heymsucht und begnadet." von Martin Luther (1483 - 1546)
"Unermeßlichen Einfluß auf die ganze menschliche Entwicklung eines Volks hat die Beschaffenheit seiner Sprache." von Johann Gottlieb Fichte (1762-1814)
"Wenn wir alle Fremdwörter, auch die eingewurzelten, wegließen, so bliebe vieles Leere ungesagt." von Stefan George (1868 - 1933)
"Die Sprache zugleich reinigen und bereichern, ist das Geschäft der besten Köpfe." von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
"Höchste Geistes- und Seelenbildung bekundet es, alles in seiner Muttersprache sagen zu können." von Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 - 1831)
"Die Sprache ist gleichsam die äußere Erscheinung des Geistes der Völker. Man kann sich beide nicht gleich genug denken." von Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835)
"In seiner Muttersprache ehrt sich jedes Volk, in der Sprache Schatz ist
die Urkunde seiner Bildungsgeschichte niedergelegt."
"Ein Volk, das seine eigene Sprache verlernt,
gibt sein Stimmrecht in der Menschheit auf und ist zur stummen Rolle auf der Völkerbühne verwiesen."
"Kein größerer Schaden kann einem Volk zugefügt werden, als wenn man ihm das Volkswesen, die Eigenart seines Geistes und seiner Sprache nimmt." von Immanuel Kant (1724 - 1804)
"Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden." von Friedrich Nietzsche (1844 - 1900)
"Die Sprache ist ein
Spiegel eines Volkes; wenn wir in diesen Spiegel schauen, so kommt uns
ein großes, treffliches Bild von uns selbst daraus entgegen."
von Friedrich Schiller (1759 - 1805)
"Wie menschlich Menschen sind, zeigt ihr Umgang mit der Muttersprache."
von Friedrich Schiller (1759 - 1805)
"Sprachen sind bei weitem das wichtigste Mittel kultureller Entfaltung und zugleich der wichtigste Grundbestandteil völkischer - übrigens auch eigener - Kennung." von Helmut Schmidt (geb. 1918)
"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt." von Ludwig Wittgenstein (1889-1951)
"Wenn unsere Sprache verlorengeht, verlieren wir alles." Sidney Baca, Medizinmann der Apachen
Mit dem immer wachsenden Einfluss englischen Wesens mehrt sich neuerdings in bedenklicher Weise die Zahl der aus dem Englischen stammenden entbehrlichen Fremdwörter. Auch in dieser Spracherscheinung treten die alten Erbfehler des deutschen Volkes wieder hervor: Überschätzung des Fremden, Mangel an Selbstgefühl, Missachtung der eigenen Sprache. [...und wir richten] daher an alle Freunde der Muttersprache die dringende Mahnung, diesem neu aufkommenden Fremdwörterunwesen mit Entschiedenheit entgegenzuwirken. Hermann Dunger (1899)
"Die Muttersprache kann zu allem übrigen sagen: Ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer mich verachtet, der wird wieder verachtet von seinem Zeitalter und schnell vergessen von der Nachwelt." Gottfried August Bürger (1747 - 1794)
"Ich gebe zu , daß mein Verhältnis zur deutschen Sprache wie mein Verhältnis zu meiner Frau ist: Ich liebe sie, ich bewundere sie, ich verstehe sie meistens, aber ich beherrsche sie nicht." von Hans Blix
"Wir wohnen nicht in einem Land, sondern in einer Sprache." von Emile Cioran
"Deutsch - eine wunderbare Sprache, von der ich - ohne deshalb andere Sprachen herabsetzen zu wollen - behaupte, daß sie bis in die allerfeinsten Äderchen der menschlichen Seele vorzudringen vermag. ... Überlassen wir diese Sprache, die auch unsere Mutter ist, diesmal nicht wieder Deutschlands denkbaren Verderbern! ... Verteidigen wir sie!" von Ralph Giordano (*1923)
"In jeder Kunst ist es ratsam, sich an die Meister zu halten und vor den Systemen zu hüten. Dies gilt auch von der Kunst, die Sprache zu gebrauchen." von Otto Gildemeister
"Die Gewalt einer Sprache ist nicht, daß sie das Fremde abweist, sondern daß sie es verschlingt." von Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832)
"In jedem Wort klingt der Ursprung nach, wo es sich herbedingt." von Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832)
"Die seit Kriegsende bei uns in alle Bereiche des Lebens eingedrungene Flut von Amerikanismen muß endlich wieder zurückgedrängt werden." von Gustav Heinemann (1899 - 1976)
"Die Neigung, sich für fremde Volksgruppen und Völkerbestrebungen zu begeistern, auch dann, wenn dieselben nur auf Kosten des eignen Vaterlandes verwirklicht werden können, ist eine politische Krankheitsform, deren gebietsbetreffende Verbreitung leider auf Deutschland beschränkt ist." von Otto von Bismarck (1815 - 1898)
"Deshalb sollte ein wesentlicher Gesichtspunkt für den Gebrauch jedes Fremdwortes sein, ob es unersetzbar ist, weil es eine wirkliche Lücke ausfüllt. Es wird sich dann herausstellen, daß die Verteidigung von Fremdwörtern oft nur die Verteidigung der Bequemlichkeit ist, die wir uns nicht erlauben sollten." von Gustav Heinemann (1899 - 1976)
"Die deutsche Sprache mit ihren großen Schöpfungen vom Nibelungenlied über Luther und Goethe bis heute, diese reiche, spannweite und kraftvolle Sprache mit ihren vielen Spielen, Launen und Unregelmäßigkeiten, mit ihrer hohen Musikalität, ihrer Beseeltheit, ihrem Frohsinn ist der größte Schatz, der treuste Kamerad und Trost meines Lebens gewesen." von Hermann Hesse (1877- 1962)
"Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Sie bestimmt die Sehnsucht danach, und die Entfremdung vom Heimischen geht immer durch die Sprache am schnellsten und leichtesten, wenn auch am leisesten vor sich." von Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835)
"Es ist keineswegs gleichgültig, wie man die Sachen nennt ... Der Name schon bringt eine Auffassungstendenz mit sich, kann glücklich treffen oder in die Irre führen. Er legt sich wie Schleier oder Fessel um die Dinge." von Karl Jaspers (1883 - 1963)
"Wenn es so weiter geht, dann können die Deutschen in zehn Jahren nicht mehr richtig deutsch und noch nicht richtig englisch." von Walter Jens (geb. 1923)
"Wird die Sprache als Verkehrsmittel behandelt und ihr Bestand in dieser Absicht aufgeräumt, so ist damit ein unvermeidlicher Verlust an geschichtlichem und kulturellem Gehalt verknüpft. Zugleich werden die Quellen ausgetrocknet, von denen die Dichtung lebt." von Ernst Jünger (1895 - 1998)
"Fremdwörter verraten entweder Armut oder Nachlässigkeit." von Immanuel Kant (1724 - 1804)
"In der Sprache, mit der man geboren, welche die Väter gesprochen, denkt man sein ganzes Leben lang, so fertig man eine andere spricht; und dies anders zu wünschen, die Sprache, in der man sein Geheimstes denkt, vergessen zu wollen, zeigt, wie tief man getroffen ist und wie sehr man gerade diese Sprache liebt." von Gottfried Keller
"Das Deutsche, die Sprache Luthers, Goethes, Heines, Fontanes, Bismarcks und Thomas Manns, ist ein Kulturheiligtum, das wir nach Kräften zu hüten und vor Entstellungen, sozusagen den Graffiti-Schnöseleien zu bewahren haben, die es bedrohen." von Christian Graf von Krockow (geb. 1927)
"Die Sprache eines Volkes angreifen, heißt sein Herz angreifen." von Heinrich Laube (1806 - 1884)
"Nenne mir ein so geschicktes Tier, dem ich nicht nachahmen könnte! so prahlte der Affe gegen den Fuchs. Der Fuchs aber erwiderte: Und du nenne mir ein so geringschätziges Tier, dem es einfallen könnte, dir nachzuahmen. Schriftsteller meines Volkes! - Muß ich mich noch deutlicher erklären?" von Gotthold Ephraim Lessing (Fabeln, 1729 - 1781)
"Die wahre Bedeutung eines Wortes in unserer Muttersprache zu verstehen, bringen wir gewiß oft viele Jahre hin. Ich verstehe auch zugleich hiermit die Bedeutungen, die ihm der Ton geben kann." von Georg-Christoph Lichtenberg, (1742-1797) Aphorismen (Buch A, 1765-1770)
"Wer nich verständlick spreckt, mot lyden, dat het dann de Leser nich verstaht, und düdet als he kan." von Georg-Christoph Lichtenberg, (1742-1797) (Buch B, 1768-1771)
"Wie viele Trugschlüsse und Irrtümer ... gehen auf Kosten der Wörter und ihrer unsicheren oder mißverstandenen Bedeutung." von John Locke (1632 - 1704)
"Deutsch ist eine der musikalischsten Sprachen und kommt an Klangfülle der Orgel, ja dem vollen Orchester vielleicht am nächsten." von Salvador de Madariaga (1886 - 1978)
"Wer so spricht, daß er verstanden wird, spricht immer gut." von Molière (1622 - 1673)
"Die deutsche Sprache ist die Orgel unter den Sprachen." von Jean Paul (1763 - 1825)
"Mit jeder Sprache, die ausstirbt, wird ein Bild des Menschen ausgelöscht." von Octavio Paz (1914 - 1998)
"Und ich gäbe keinen Tropfen deutschen Blutes, so leid es mir tut und so sehr man mich schlachten mag ... . Trotzdem ... denke, verehre ich, vergöttere ich die deutsche Sprache." von Otto Schenk (*1930)
"Die Frage nach der Berechtigung der Fremdwörter im Deutschen ist nicht nur eine nebensächliche Stilfrage, sondern - und darin hat Fichte recht - es geht hier um Gesundheit und Krankheit des deutschen Geistes schlechthin." von Schmidt-Rohr
"Es läßt sich kein wirkungsvolleres Mittel denken, den Menschen seiner eigenen Handlungsfähigkeit und Urteilskraft zu berauben, ohne ihm zugleich körperlich Gewalt anzutun, als ihn zur Benutzung einer entsprechend zurechtgemachten Sprache zu bringen." von Erasmus Schöfer
"Alle Künste und Sprachen sind von den Deutschen aufs sinnreichste und gründlichste hervorgezogen, aber ihrer eigenen Sprache und ihrer selbst ist von ihnen fast vergessen worden. Die Fremdgierigkeit scheinet durch ein hartes Verhängnis sonderlich den Deutschen tief angeboren zu sein." von Justus Georg Schottel (1612 - 1676)
"Die deutsche Sprache ist viel sinniger als die italienische, viel dichterischer in ihrer Kühnheit als die französische, dem Maß der Verse viel günstiger als die englische." von Madame de Staël (1766 - 1817)
"Im Schrifttum, wie im Regierungswesen, haben überhaupt die Deutschen zuviel Achtung für das Ausland und nicht genug Landesvorurteile." von Madame de Staël (1766 - 1817)
"Die Liebe zur Schrift hat ihre tiefe Ursache immer in der Liebe zur Sprache. Der Schriftkünstler will mit seinen Schriftschöpfungen der Sprache ein neues Kleid für ihre bildliche Erscheinung schaffen. Ob es ein Festgewand oder ein Arbeitsgewand ist - es soll für seinen Zweck und für seine Zeit schön sein." von Herbert Thannhaeuser
"Nieman kan ouh wol bediuten kriechische, jüdisch, heidenisch, syrisch, windisch, kaldeisch, swer daz mischet in tiutsche getihte diu meisterschaft ist gar ze nihte." von Hugo von Trimberg
"Verwendet nie ein neues Wort, sofern es nicht drei Eigenschaften besitzt: Es muß notwendig, es muß verständlich und es muß wohlklingend sein." von Francois-Marie Voltaire (1694 - 1778)
"Erst in der Sprache nimmt die Welt ihre geistige Gestalt an." von Karl Voßler
"Jede Sprache ist der Ordnung, der Länge, der Geistesgröße und Wesensart des Volkes, von welcher sie gebildet worden ist, angemessen." von Christoph Martin Wieland (1733 - 1813)
"Die Sprachreiniger" von Christian Morgenstern (1871 - 1914)
"Die Sprachreiniger sind, in gehöriger Entfernung betrachtet, keine ganz unnütze Gesellschaft. Ohne ihre Krämpfe nachahmen zu wollen, wird man sich oft von dem richtigen Grundsatz, von welchem sie ausgehen, angeregt fühlen, lieber deutsche als fremde Wörter zu setzen, da keineswegs immer die Entschuldigung zutrifft, das Fremdwort sei treffender als das heimische. So habe ich in diesen beiden Sätzen die Wörter Puristen, Distanz, Exaltiertheiten, Prinzip und präziser ohne Mühe, aber auch nur deshalb vermieden, weil mich mein Thema selbst dazu bewog."
"Fremde Gärten" von Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)
"Für ein Volk ist seine Sprache etwas Besonderes. In ihr wohnt sein ganzer Gedankenreichtum an Tradition, Geschichte, Religion und Grundsätzen des Lebens, sein Herz und seine Seele. Die Sprache, in der ich erzogen bin ist meine Sprache. So wie ein Kind alle Bilder und neuen Begriffe mit dem vergleicht, was es schon weiß, so paßt unser Geist insgesamt alle Sprachen der Muttersprache an. Sie behält er auf der Zunge, damit er nachher desto tiefer in den Unterschied der Sprachen eindringe. Sie behält er im Auge, daß, wenn er dort Lücken entdeckt, er den Reichtum der seinen, liebgewinne und ihre Armut, wo es sein kann, mit fremden Schätzen bereichere. Sie ist der Leitfaden, ohne den er sich im Dickicht fremder Sprachen verirrt. Nicht um meine Sprache zu verlernen, lerne ich andere Sprachen, sondern ich gehe bloß durch fremde Gärten, um für meine Sprache Blumen zu holen."
"Wehe unserer Sprache, wenn Fremdwörter ein Muster des Geschmacks würden."
"Ein Volk hat keinen Gedanken, zu dem es kein Wort hat."
"Wer weiß, was er will
, der wird nie undeutlich schreiben" von Arthur Schopenhauer (1788 - 1860)"Der hohe Werth des Erforschens der alten Sprachen beruht zu Theil darauf, daß wir lernen vor Sprachkunde und Nachschlagewerk Achtung zu haben: wäre es mit Ersterem bei den meisten unserer Sprachverbesserer nicht so elend bestellt; so würden sie nicht so freche Eingriffe in die Regeln und Wörter der Deutschen Sprache thun. - Ohne eine Ahndung davon, daß das Treffende, Bezeichnende, Genaue des Ausdrucks es ist, worauf es ankommt, sind sie bloß bemüht, Silben und Buchstaben abzuzählen, bereit, sich in allen Fällen mit dem Ungefähren zufriedenstellen und dem Leser Einiges zu errathen übrig zu lassen, wenn es nur ein Paar Buchstaben weniger giebt. Dahin geht all ihr Denken und Trachten, und jeder Sudler legt, ohne Umstände, seine Tatzen an, die deutsche Sprache zu verbessern. - Was würde aus der Lateinischen, was aus der Griechischen Sprache geworden seyn, wenn Griechen und Römer sich einer solchen niederträchtigen Buchstabenzählerei ergeben hätten?"
"Die verdammte Einhelligkeit in der Aufnahme jedes neuen Sprachschnitzers entspringt aus dem Triebe der Nachahmung, welcher dem großen Haufen, also auch unsern Sprachverbesseren, Leitstern alles ihres Thuns und Treibens und leider auch des Schreibens ist: was irgend Einer geschrieben hat, und sei es ein grober Schnitzer, schreiben sie auf seine Maßgeblichkeit nach: so verbreitet sich die Pest der Sprachverhunzung. Zum Verzweifeln ist, daß nicht Einer eine Spur von eigenem Urtheil zeigt, durch Verwerfung und Verhöhnung eines auftauchenden Schnitzers. Nein, Jeder übernimmt ihn so freudig, wie die Grasmücke den jungen Kukuk, und diese Sprachverbesserer sind einander Gegenstände der Bewunderung und Nachahmung."
"Wer sich selber bis auf den Grund klar ist und ganz deutlich weiß, was er will und denkt, der wird nie undeutlich schreiben, wird nie schwankende, unbestimmte Begriffe aufstellen und zur Bezeichnung derselben aus fremden Sprachen höchst schwierige und umständliche Ausdrücke zusammenstellen."
"Schreibt ihr Plattheiten und Unsinn in die Welt, so viel es euch beliebt, das schadet nicht, denn es wird mit euch zu Grabe getragen; ja, schon vorher. Aber die Sprache laßt ungehudelt und unbesudelt: denn die bleibt."
"Das Schlimmste an der Sache ist, daß allgemach eine junge Generation heranwächst, welche, da sie stets nur das neueste liest, schon kein anderes Deutsch mehr kennt als dieses verrenkte Kauderwelsch des unfähigen Zeitalters, welches sich ein Gewerbe daraus macht, die deutsche Sprache niederzureißen.""...oder ist die deutsche Sprache vogelfrei, als eine Kleinigkeit, die nicht des Schutzes der Gesetze wert ist, den doch jeder Misthaufen genießt?"
"Jeder Wohlgesinnte und Einsichtige ergreife also mit mir Partei für die deutsche Sprache gegen die deutsche Dummheit."
"Das Auge der Menschheit
für das All" von Jean Paul (1763 - 1825)
"Vom Worte werden die Völker länger als vom Gedanken regiert; das Wort
wohnt auf der leichten Zunge fester, als dessen Sinn im Gehirn; denn es
bleibt, mit demselben Tone Köpfe zusammenrufend und an einander heftend, und
Zeiten durchziehend, in lebendiger Wirkung zurück, indes der ewig
wechselhafte Gedanke ohne Zeichen umfliegt, und sich sein Wort erst sucht."
"Die Muttersprachen sind die Völkerherzen, welche Liebe, Leben, Nahrung und Wärme aufbewahren und umtreiben. Dieses Herz einem Volk ausschneiden, heißt das Lebendige ins Tot-Gedruckte übersetzen und unter die Presse geben. Daher ist der Untergang oder die Vertilgung jeder, auch der ärmsten Sprache, das Verdunkeln und Vertilgen einer Fläche am vielflächigen Auge der Menschheit für das All."
"Wenn die Worte nicht stimmen" von Konfuzius (551 - 479 v. Chr.)
Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das, was gesagt wird, nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht das Gemeinte ist, dann sind auch die Taten nicht in Ordnung. Sind die Taten nicht in Ordnung, so verderben die Sitten. Verderben die Sitten, so wird das Rechtswesen überfordert. Wird das Rechtswesen überfordert, so weiß das Volk nicht, wohin es sich wenden soll. Deshalb achte man darauf, daß die Worte stimmen. Das ist das Wichtigste von allem.
"Von den Eigenheiten der Sprachen" von Arnold Zweig (1887 - 1968)
"Wie unbeschreiblich und dem Worte entzogen auch die Eigenheit jeder Sprache sei: nebeneinandergestellt, schwesterlich, und jede schön und reich in gewachsener Mannigfaltigkeit, scheiden sie sich deutlich; und man vergreift sich an der Fülle der Welt und ihrem Gestaltenreichtum, wenn man sie einander anähnelt."
"Gut Deutsch schreibt nicht, wer glaubenseifrig Begriffe und Eigenheiten, um die die Sprache sich zum Glück bereichert hat, erbittert wieder ausreißt und ihren Stand damit auf den eigenen herabwirtschaftet, sondern der empfindliche Kenner und Künstler, der das fremde Wort dorthin stellt, wo es seinem unersetzlichen Sinne und dem bereichernden Klange nach, der Sprache neuen Reiz zuführt, ohne ihrem Geist zuwider zu wirken."
"Diese Sprache, in der Luther donnerte und Heine kämpfte, Goethe bildete und Schiller hingerissen lehrte, die mit Schopenhauers Groll ebenso stark, wie lind mit Kellers Helligkeit tönte, sich in Nietzsche zur stählernen Härte und Melodie steigerte und in Kleist grausam und hiebhaft wie das Leben der Geistesgröße sich krampfte, mit Jean Paul die grenzenlose Vorstellungskraft und Heiterkeit der zarten Enge wie mit Lessing die bebende Klarheit der geistigen Leidenschaft offenbarte: diese Sprache, die heute und für immer von Dichtern und Künstlern getragen wird, weil in der menschlichen Seele immer Erhabenheiten und Zärtlichkeiten drängen werden, die so nur auf deutsch sich kundtun werden."
"Über den Ursprung der Sprache" von Jacob Grimm (1785-1863), 9. Januar 1851
"Die Kraft der Sprache bildet Völker und hält sie zusammen, ohne solches Band würden sie sich versprengen. Alle Sprachen sind eine in die Geschichte gegangene Gemeinschaft und knüpft die Welt aneinander. Ihre Mannigfaltigkeit eben ist bestimmt, den Gedankengang zu vervielfachen und zu beleben. Von dem sich ewig erneuernden, wechselnden Menschengeschlecht wird der köstliche allen dargebotene Erwerb auf die Nachkommen übertragen und vererbt ein Gut, das die Nachwelt zu erhalten, zu verwalten und zu mehren angewiesen ist."
"Fällt von ungefähr ein fremdes Wort in den Brunnen einer Sprache, so wird es solange darin umgetrieben, bis es ihre Farbe annimmt und seiner fremden Art zum Trotze wie ein heimisches aussieht."
"In welchen Teil des Wortvorrats man immer greift, wird, nach überwundener erster Scheu, man sich bald davon angezogen fühlen."
"Mahnruf" von Jacob Grimm (1785-1863)
"Deutsche geliebte Landsleute, welches Reichs, welchen Glaubens ihr seiet, tretet ein in die euch allen aufgetane Halle eurer angestammten, uralten Sprache; lernet und heiliget sie und haltet an ihr; eure Volkskraft und Dauer hängt in ihr. Noch reicht sie über den Rhein in das Elsaß bis nach Lothringen, über die Eider tief in Schleswigholstein, ... jenseits der Karpaten in Siebenbürgens altdakisches Gebiet. Auch zu euch, ihr ausgewanderten Deutschen, über das salzige Meer gelangen wird das Buch und euch wehmütige, liebliche Gedanken an die Heimatsprache eingeben oder befestigen, mit der ihr zugleich unsere und euere Dichter hinüber zieht, wie die englischen und spanischen in Amerika fortleben."
"Ergebnisse der vergleichenden Sprachwissenschaft" von Houston Stewart Chamberlain (1855-1927) - Schwiegersohn Richard Wagners
"Unter lebenden Sprachen steht fraglos die deutsche einzig da, in einer Erhabenheit und einer Lebensfülle, die jeden Vergleich ausschließen. Dies liegt zum Teil in dem Aufbau dieser Sprache begründet, wie sie sich aus ihrer Geschichte ergibt, zum Teil in dem Inhalt, den sie durch eine beispiellose Reihe tüchtiger ... Geister gewonnen hat. Das Unglück, das alle jene [anderen] Sprachen - die englische nicht ausgenommen - vom Leben abgeschnitten hat, ist, daß sie auf fremden Wurzeln, also aus totem Stoff, aufgebaut sind."
Richard Wagner stimmt zu: "Ihre Sprache spricht für Sie, nicht aber sprechen sie selbst in ihrer Sprache."
"Selbst seine Sprache, dieses einzige heilige, durch die größten Geister ihm mühsam erhaltene und neugeschenkte Erbe seines Stammes, sieht der Deutsche stumpfsinnig dem Verderbnisse preisgegeben." von Richard Wagner (1813 - 1883)
"Teutsch
zu reden und zu singen" von
Wolfgang Amadeus Mozart
Ein
Brief an den Dichter und Sprachforscher Anton Klein in Mannheim
Hoch Schätzbarster Herr geheimer Rath!
Nachrichten, die zukünftige teutsche Singbühne betreffend kann ich ihnen noch dermalen keine geben, da es dermalen noch – das Bauen in dem dazu bestimmten Kärtnerthortheather ausgenommen – sehr stille hergehet. Sie soll mit Anfangs October eröffnet werden. Ich meinestheils verspreche ihr nicht viel Glück.
Nach den bereits gemachten Anstalten sucht man in der That mehr die bereits vielleicht nur auf einige Zeit gefallene teutsche Oper, gänzlich zu stürzen – als ihr wieder empor zu helfen und sie zu erhalten. Die teutschen Sänger und Sängerinnen dermalen sind leicht zu zählen! Und sollte es auch wirklich so gute, ja auch noch bessere geben, daran ich doch sehr zweifle, so scheint mir die hiesige Theaterdirection zu öconomisch und zu wenig patriotisch zu denken, um mit schwerem Geld fremde kommen zu lassen, die sie hier im Orte besser – wenigstens gleich gut – und umsonst hat.
Wäre nur ein einziger Patriot mit am Brette – es sollte ein anders Gesicht bekommen! Doch da würde vielleicht das so schön aufkeimende Nationaltheater zur Blüthe gedeihen, und das wäre ja ein ewger Schandfleck für Teutschland, wenn wir Teutsche einmal mit Ernst anfingen teutsch zu denken, teutsch zu handeln, teutsch zu reden, und gar teutsch – zu singen!
Dero
gehorsamster Diener
Wolfgang Amadé Mozart
"Wer
dem Volk sein Lied wieder gibt, das entschwindende, der gibt ihm seine Seele
wieder."
von Peter Rosegger (1843-1918)
"Der Patriotismus besteht nicht im Hasse gegen andere Völker, sondern in der Liebe zum eigenen."
"Bessres
kann kein Volk vererben,
als des eignen Volkes Wort.
Wenn die deutschen Lieder sterben,
stirbt auch unser letzter Hort."
"Wert
der Muttersprache"
von Martin Greif (Deckname für Hermann Frey)
Vieles
kann ein Volk entbehren,
wenn dazu die Not es zwingt;
doch dem Feinde muß es wehren,
der es um die Sprache bringt.
In ihr wurzelt unser Leben
und erhält durch sie Bestand;
wer sich ihrer hat begeben,
der verlor sein Vaterland.
"Lapidarstil"
von Hoffman von Fallersleben (1798 - 1874)
Ist das Deutsch schon so verdorben,
Daß man's kaum noch schreiben kann?
Oder ist es ausgestorben,
Daß man's spricht nur dann und wann?
Oder habet ihr vernommen,
Daß es bald zu Ende geht?
Daß die Zeiten nächstens kommen,
wo kein Mensch mehr deutsch versteht?
Jedes Denkmal wird frisieret
von der Philologen Hand,
Und so haben Sie beschmieret
Erz und Stein und Tisch und Wand.
Wo man hinschaut, strotzt und glotzet
Eine Inschrift in Latein,
Die sich trotzig hat schmarotzet
In das Denkmal mit hinein.
Deutsches Volk, du musst studieren
Und vor allem das Latein,
Niemals kannst du sonst capieren
Was dein eigner Ruhm soll sein!
"Reim"
von Friedrich von Logau (1604 - 1655)
Kann die deutsche Sprache
schnauben,
schnarren, poltern, donnern, krachen,
kann sie doch auch spielen, scherzen,
lieben, kosen, tändeln, lachen.
"Pfuy ob der Schand"
von Johann Michael Moscherosch (1601 - 1699)
FAST jeder Schneider will jetzt und leider
Der Sprach erfahren sein und redt latein,
Wälsch und französisch, halb japonesisch,
Wann er ist doll und voll, der grobe Knoll.
Ihr bösen Teutschen, man sollt´
euch peitschen,
Daß ihr die Muttersprach so wenig acht.
Ihr lieben Herren, das heißt nicht mehren:
Die Sprach verkehren und zerstören.
Ihr tut alles mischen mit faulen
Fischen
Und macht ein Mischgemäsch, eine wüste Wäsch
Ihr bösen Teutschen, man sollt´ euch peitschen.
In unserm Vaterland, pfuy ob der Schand!
"Deutschlands Sprache"
von Friedrich Gottlieb Kloppstock (1724 - 1803)
"Daß keine, welche
lebt, mit Deutschlands Sprache sich
In den kühnen Wettstreit wage!
Sie ist, damit ich's kurz, mit ihrer Kraft es sage,
An mannigfacher Uranlage
Zu immer neuer, und doch deutscher Wendung reich;
Ist, was wir selbst in jenen grauen Jahren,
Da Tacitus uns forschte, waren,
Gesondert, ungemischt und nur sich selber gleich."
"Die Mudderschprooch iss am verschwinne"
von Gladys S. Martin (Ephrata, PA)
Des pennsilfaanisch-deitsche Schprooch,
Des schteht verleicht im G’faahr.
Ya, unser Mudderschprooch iss net
So rein, ass wie devor.
Ich weess beschur, ass noch viel Leit
Des Deitsch hoch eschtimiere,
Awwer harich zu die Mensche,
Wie sie Deitsch un Englisch riehre.
Die englische Wadde schleiche nei,
Wie Dieb, so eens bei eens.
Sie schtehle unser deitsche Schprooch,
Es gross Watt un es gleens.
Naddierlich gebt´s viel Wadde heit,
Ass nei sinn un aa fremm –
Wadde net in der deitsche Schprooch,
Ass mer g’lannt henn vun die Memm.
Wadde, so wie Telephone,
Radio un Actor,
Typewriters un Stereos,
Planes un Chiropractor.
Awwer ich schwetz net vun der Satt Wadd,
Die gehne so mit nei,
Verzoddelt darich unser Schprooch –
Mer nemmt´s in acht net glei.
Awwer´s sinn noch blendi Wadde,
Im Deitsche bekannt zu ehm,
Viel gude deitsche Wadde,
Ass mer g’lannt henn als deheem.
Yuscht darich die Yaahre heert mer,
Ass die deitsche Wadde vergehne.
Sie sinn verlore vun die Schprooch,
Weil Leit vun Englisch lehne.
Mit so viel Englisch neigeriehrt,
Dann wunnert mer ferwas,
Mir so viel Deitsch vergesse hen –
Sinn mir verleicht zu lass?
Ferwas saage deel Leit „Christmas,”
Wann´s alt Watt „Grischdaag” iss?
Deel saage „paint” fer „Fareb,”
Un „peanut” fer „Grundniss.”
Deel saage „sink” fer „Schpielbank,”
Un die Daage vun die Woch
Heert mer oft g’saat in Englisch –
Leit wisse besser doch.
Ferwas saage deel Leit „different,”
Wann sie „unnerschittlich” meene?
Sie saage´s „baby” hot ya „tears.”
Es sett „Bobbli” sei un „Draene.”
Un noch so gleene Wadde
So wie „awwer” odder „deel,”
Sinn ebmols gsaat in Englisch,
„But” un „some” noch, meiner Seel!
Die Wadde laude g’schpassich,
Wann mer Deitsch am schwetze sinn.
Doch heert mer so Sach meh un meh:
Deitsch mit viel Englisch drin.
Vun dem sin mir all schuldich!
Ich zehl mich graad debei.
Vum Englisch Wadde lehne
Sinn kenns vun uns ganz frei.
Wann mir net achtsam sinn,
Dann iss des Deitsch glei g’runne
Wie Wasser darich en grosser Sieb,
Un´s Deitsch iss ganz verschwunne!
So wann mir Deitsch dann schwetze,
Lass uns all hatt browiere,
Die alte deitsche Wadde net
Vun unser Schprooch verliere!
"Aber dann natürlich das größte Erlebnis, wenn man nach Deutschland zurückkommt, abgesehen von dem Wiedererkennenserlebnis ...: Daß auf der Straße Deutsch gesprochen wurde, hat mich unbeschreiblich gefreut." von Hannah Arendt (1906 - 1975)
"Heute, in meinem fortgeschrittenen Alter, habe ich die Möglichkeit, täglich Jugendlichen mit den verschiedensten Denkweisen zuzuhören. Wenn ich versuche, alles in ihnen zu verstehen, wenn ich suche, unter ihren schöpferischen Vorstellungen die besten zu erfassen, entdecke ich dabei dies: die Jugendlichen haben bei aller Vielfalt ihrer Ausdrucksweisen ein brennendes Verlangen nach Verständigung." von Frère Roger (*1915)
"Das bißchen Heimat, das ich jetzt brauche, habe ich an meinen Schuhsohlen. Früher ... war mir der Verlust der Heimat - ja wie der Verlust eines Gliedes. Das war ein überhaupt nicht wiedergutzumachender Verlust. Ja! - Das ist nicht mehr der Fall und ist natürlich ersetzt durch die Sprache. Und daß ich mich an dieser Sprache - zur Verwunderung aller - so festgekrampft habe, daß ich auch in der Emigration mit Bedacht praktisch nur Deutsch gelesen habe (bis ich dann nachher in der amerikanischen Armee natürlich auf Amerikanisch umschaltete, mußte), das gehört eben zu diesem unbewußten Raster, den jeder Mensch in sich trägt, der sich dann auswächst zu der eigentlichen Persönlichkeit. Das, was ich damals ganz unbewußt mit mir veranstaltete, um diese Sprache nicht zu verlieren, um immer fähig zu sein, eine Sprache zu haben, in der man sich vollkommen ausdrücken kann - also indem man das Letzte an Gefühlswerten noch rüberbringt -, ... stellt sich inzwischen als das Nützlichste heraus, was ich je tun konnte. Ja das heißt, daß ich für meine Arbeit ... eine Sprache habe - und kein Gestammel! Und Sprache bedeutete dann eben auch Bewältigung von Dingen, die einem im Magen liegen, ja, die einem schwer zu schaffen machen." von Georg Stefan Troller (*1921)