SchöpfungZu Anbeginn hat Gott erschaffen den Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und wirr, und auf der Urflut lag Finsternis. Gottes Geist aber schwebte über den Gewässern.* Da sprach Gott: »Licht werde!« Und Licht ward. Und Gott sah: Das Licht war gut. So schied Gott zwischen Licht und Finsternis. Und Gott bestimmte für das Licht den Tag. Und für die Finsternis bestimmte er die Nacht. So ward Abend und ward Morgen. Ein Tag. Und Gott sprach: »Mitten in den Wassern sei eine Feste! Sie scheide zwischen Wasser und Wasser!«   So machte Gott die Feste und schied zwischen dem Wasser unter der Feste und dem Wasser über der Feste. Und so ward es. Der Feste sprach Gott den Himmel zu. So ward Abend und ward Morgen. Ein zweiter Tag. Und Gott sprach: »An einem Orte sammle sich das Wasser unterm Himmel, und das Trockene erscheine!« Und so ward es. Für das Trockensein bestimmte Gott die Erde, und für die Sammlung der Wasser bestimmte er die Meere. Und Gott sah: Gut war es. Und Gott sprach: »Sprießen lasse die Erde Grünes! Samentragendes Kraut und Fruchtbäume, nach ihrer Art Früchte tragend, darin ihr Same für die Erde!« Und so ward es. Die Erde brachte Grünes, Kraut mit Samen je nach seiner Art und Bäume mit Früchten, darin ihr Same je nach ihrer Art. Und Gott sah: Gut war es. So ward Abend und ward Morgen. Ein dritter Tag. Und Gott sprach: »Leuchten seien an der Himmelsfeste, zwischen Tag und Nacht zu scheiden! Dann dienen sie zu Zeichen und Gezeiten, zu Tagen und Jahren  und zu Leuchten an der Himmelsfeste, die Erde zu bescheinen.« Und so ward es.  So machte Gott die zwei großen Leuchten, die größere Leuchte zum Walten über den Tag und die kleinere Leuchte zum Walten über die Nacht, und die Sterne.  Und Gott ließ sie an der Himmelsfeste auf die Erde scheinen, über den Tag und die Nacht walten und zwischen dem Licht und der Finsternis scheiden. Und Gott sah: Gut war es.  So ward Abend und ward Morgen. Ein vierter Tag. Und Gott sprach: »Das Wasser wimmle von lebendem Gewimmel, und auf Erden an der Himmelsfeste fliege Geflügel.« So schuf Gott die großen Meerestiere und alle anderen lebenden Wimmelwesen, wovon die Wasser wimmeln, nach ihren Arten und der beschwingten Vögel jegliche Art. Und Gott sah: Gut war es. Da segnete Gott sie und sprach: »Seid fruchtbar! Mehret euch! Füllet der Meere Gewässer! Auf Erden mehre sich das Geflügel!«   So ward Abend und ward Morgen. Ein fünfter Tag. Und Gott sprach: »Die Erde zeuge Lebewesen je nach ihrer Art! Vieh, Gewürm und das Wild der Erde!« Und so ward es. So machte Gott das Wild der Erde nach seiner Art, das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Bodens nach seiner Art. Und Gott sah: Gut war es. Und Gott sprach. »Lasset uns Menschen machen als unser Bild nach unserem Gleichnis! Herrschen sollen sie über des Meeres Fische, über des Himmels Vögel, über das Vieh auf der ganzen Erde überall und über alle Wimmelwesen, die auf Erden wimmeln!«   Und Gott schuf den Menschen als sein Bild. Als Gottes Bild schuf er ihn. Er schuf sie als Mann und als Weib. Und Gott segnete sie. Und Gott sprach zu ihnen: »Seid fruchtbar! Mehret euch! Füllet die Erde! Macht sie euch untertan! Herrschet über des Meeres Fische, über des Himmels Vögel und über alle Lebewesen, die auf Erden wimmeln!« Und Gott sprach: »Euch überlasse ich alles samentragende Kraut auf der ganzen Erde und alle Bäume mit samentragender Baumfrucht, daß sie euch zur Nahrung diene. Und alles andere grüne Kraut diene zur Nahrung allem Wilde, allen Vögeln des Himmels und allem Gewürm auf Erden, in dem Lebensgeist ist.« Und so ward es. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte. Und sehr gut war es. So ward Abend und ward Morgen. Ein sechster Tag.  Das erste MenschenpaarSo wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihre Vielfalt. Da feierte Gott am siebten Tage von seiner Arbeit, die er getan. Und er ruhte am siebten Tage ganz von seiner Arbeit, die er getan hatte. So segnete Gott den siebten Tag und weihte ihn. Denn an ihm hatte er völlig von seiner Arbeit geruht, die Gott zu tun geplant hatte. Dies ist die Entstehung des Himmels und der Erde, als sie erschaffen worden sind. Damals, als der Herr Gott Erde und Himmel gemacht hatte, war kein Feldgesträuch im Lande, und kein Feldgewächs sproßte; denn der Herr Gott hatte dem Lande noch keinen Regen gegeben. Auch waren keine Menschen da, die den Erdboden bebaut hätten. Und eine Wasserflut stieg von der Erde auf und tränkte des Erdbodens ganze Fläche. Da bildete der Herr Gott den Menschen aus Staub vom Boden und blies ihm Lebensodem in die Nase. So ward der Mensch zu einem Lebewesen. Nun hatte der Herr Gott im Osten einen Garten in Eden gepflanzt; dort ließ er nun den Menschen sein, den er gebildet hatte. Allerlei Bäume, lieblich zur Schau und köstlich als Speise, hatte der Herr Gott aus dem Erdboden sprießen lassen, in des Gartens Mitte aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Bös. Und ein Fluß kam von Eden her, den Garten zu bewässern; er aber war von da ab geteilt und zu vier Häuptern geworden. Pischon heißt der erste, der das ganze Sandland umfließt, wo das Gold ist. Fein ist das Gold dieses Landes; dort gibt es auch Harztränen (Bdellium) und Onyxstein. Und der zweite Strom heißt Gichon, der das ganze Land Kusch umfließt. Der dritte Strom heißt Tigris, der östlich von Assur vorüberfließt. Der vierte Strom ist der Euphrat. Der Herr Gott nahm also den Menschen und setzte ihn in Edens Garten, daß er ihn bebaue und pflege. Und der Herr Gott gebot dem Menschen und sprach: »Von allen Bäumen im Garten darfst du nach Belieben essen. Nur von dem Baume, der Gutes und Böses keimen lehrt, darfst du nicht essen. Denn sobald du von ihm issest, bist du des Todes.« Und der Herr Gott sprach: »Nicht gut ist es, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin schaffen, die ihm gleichgeartet ist.« Nun formte der Herr Gott aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels. Diese brachte er zum Menschen, um zu sehen, wozu er sie bestimmte, und genau das wozu er ein Lebewesen bestimmte, sollte seine Bestimmung sein. Und so gab der Mensch allem Vieh und des Himmels Vögeln und allem Wilde eine Bestimmung; aber für einen Menschen hatte keines als Beistand gepaßt, ihm gleichgeartet. Da ließ der Herr Gott einen Tiefschlaf auf den Menschen sinken, und als dieser eingeschlafen, nahm er eine seiner Rippen und füllte ihre Lücke mit Fleisch. Dann baute der Herr Gott die Rippe, die er vom Menschen genommen, zu einem Weibe aus und brachte sie zum Menschen. Da sprach der Mensch: »Diesmal ist es Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Deshalb heißt sie Weib, weil sie vom Manne genommen ist.« Darum läßt ein Mann Vater und Mutter und hängt sich an sein Weib, und sie werden Ein Leib. Die beiden aber, der Mensch und sein Weib, waren nackt; aber sie schämten sich nicht voreinander. SündenfallDie Schlange aber ist schlauer gewesen, als des Feldes Tiere alle, die der Herr Gott gemacht hat. Und so sprach sie zu dem Weibe: »Daß doch Gott gesprochen haben soll: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen!« Da sprach das Weib zur Schlange: »Wir dürfen von der Frucht der Bäume im Garten essen. Nur von der Frucht des Baumes mitten im Garten sprach Gott: "Davon dürft ihr nicht essen, ja nicht einmal daran rühren, sonst müßt ihr sterben."« Die Schlange sprach zum Weibe: »Ihr werdet gewiß nicht sterben. Nein! Gott weiß: Sobald ihr davon esset, gehen euch die Augen auf, und ihr seid wie Gott, erkennend Gutes und Böses.« Da sah das Weib: Der Baum war köstlich zum Speisen und Wollust den Augen, und berückend war der Baum, um zur Erkenntnis zu gelangen. So nahm sie von seiner Frucht und aß. Dann gab sie ihrem Manne bei ihr. Auch er aß. Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren. Und sie flochten Feigenlaub und machten sich Schürzen. Da hörten sie das Geräusch des Herrn Gottes, der sich im Garten beim Tageswinde erging. Und der Mensch verbarg sich mit seinem Weibe vor dem Herrn Gott unter den Bäumen des Gartens. Der Herr Gott aber rief den Menschen und fragte ihn: »Wo bist du?« Er sprach: »Ich habe dein Geräusch im Garten gehört; da erschrak ich, weil ich nackt bin, und so verbarg ich mich.« Er sprach: »Wer hat dir verraten, daß du nackt bist? Hast du von dem Baume gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?« Da sprach der Mensch: »Das Weib, das du mir beigesellt, hat mir vom Baume gegeben; da aß ich.« Da sprach der Herr Gott zu dem Weibe: »Was hast du getan?« Und das Weib sprach: »Die, Schlange hat mich verführt; da aß ich.« Da sprach der Herr Gott zu der Schlange: »Weil solches du getan, bist du verflucht, mehr als alles Vieh und alles Wild. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub dein Lebtag fressen. Und Feindschaft will ich setzen zwischen dich und das Weib und zwischen deinen, Stamm und ihren Stamm; zermalmen wird er dir den Kopf, willst du ihn in die Ferse stechen.« Zum Weibe aber sprach er: »Vermehren will ich deine Mühsal bei deiner Schwangerschaft. In Mühen sollst du Kinder gebären, und doch geht dein Verlangen hin nach deinem Manne, obschon er waltet über dich.« Und zu Adam sprach er: »Weil du auf deines Weibes Stimme hast gehört und von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten: "Du darfst davon nicht essen", so ruht der Fluch um deinetwillen auf dem Acker. In Mühsal sollst du dich dein Leben lang von ihm ernähren. Dir soll er Dorn und Distel tragen, und doch mußt du das Kraut des Feldes essen. Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot verzehren, bis du zur Erde wiederkehrst, wie du von ihr genommen bist. Denn Staub bist du und kehrst zum Staube wieder.« Da gab der Mensch seinem Weibe den Namen »Eva« ("Leben"); weil sie aller Lebenden Mutter werden sollte. Und der Herr Gott machte Adam und seinem Weib Fellröcke und hüllte sie darein. Dann sprach der Herr Gott: »Ja, der Mensch ist jetzt wie unsereiner im Erkennen von Gutem und Bösem. Daß er nicht seine Hand ausstrecke und gar vom Lebensbaume esse und ewig lebe!« So trieb ihn der Herr Gott aus Edens Garten, damit er den Erdboden bebaue, aus dem er genommen war. So verstieß er den Menschen und lagerte östlich von Edens Garten Cherube und die zuckende Schwertflamme, um den Weg zum Lebensbaum zu bewachen. Kain und AbelDer Mensch aber hatte sein Weib Eva erkannt. Da empfing sie und gebar Kain. Da sprach sie: »Ich habe mit des Herrn Beistand einem Manne das Leben gegeben.« Und zum zweitenmal gebar sie seinen Bruder Abel. Und Abel ward ein Schafhirte; Kain aber war Ackersmann geworden. Nach einiger Zeit geschah es, daß Kain von den Ackerfrüchten dem Herrn ein Opfer brachte. Auch Abel brachte ein Opfer von den Erstlingswürfen seiner Schafe dar, und zwar von den wohlgenährtesten. Und der Herr achtete auf Abel und sein Opfer. Aber auf Kain und sein Opfer achtete er nicht. Da ward Kain sehr ergrimmt, und sein Antlitz sank ein. Da sprach der Herr zu Kain: »Warum bist du ergrimmt? Weswegen sinkt dein Antlitz ein? Nicht wahr? Bist frohen Sinnes du, dann kannst du es erheben. Wenn aber nicht, dann ruhst du an der Sünde Pforte; da lauert sie auf dich, du aber solltest sie bezwingen!« Kain aber sprach mit seinem Bruder Abel, und da sie auf dem Felde waren, vergriff sich Kain an seinem Bruder Abel und schlug ihn tot. Da sprach der Herr zu Kain: »Wo ist dein Bruder Abel?« Er sprach:"Ich weiß es nicht. Bin ich denn meines Bruders Hüter?« Da sprach er: »Was hast du getan? Deines Bruders Blut schreit von der Erde auf zu mir. Nun sei verflucht! Fern von dem Boden, der den Mund geöffnet, um deines Bruders Blut aus deiner Hand zu trinken! Bebauest du den Boden, so gebe er dir fortan keine Ernte! Durchziehe irr und wirr die Erde!« Da sprach Kain zum Herrn: »Allzugroß für das Vergeben ist meine Schuld. So vertreibst du mich heute vom Ackerboden. Und vor deinem Angesichte muß ich mich verbergen. Irr und wirr muß ich die Erde durchwandern. Und wer mich trifft, kann mich erschlagen.« Da sprach der Herr zu ihm: »Nein! Wer den Kain erschlägt, verfalle der Rache siebenfachmal.« Und der Herr machte Kain ein Zeichen, auf daß ihn keiner, der ihn träfe, erschlüge. So zog Kain vom Herrn hinweg und siedelte im Lande Nod, östlich von Eden. Und Kain erkannte sein Weib, und sie empfing und gebar Henoch. Dann baute er eine Stadt und hieß die Stadt nach seines Sohnes Namen Henoch. Dem Henoch ward Irad geboren, und Irad zeugte Mechujael und Mechujael Metusael und Metusael Lamech. Und Lamech nahm sich zwei Weiber: die eine hieß Ada, die andere Silla. Ada gebar den Jabal; dieser ward der Stammvater der Zeltbewohner und Viehzüchter. Sein Bruder hieß Jubal; dieser ward der Stammvater aller Zither- und Flötenspieler. Auch Silla gebar und zwar den Tubalkain, der allerlei ehernes und eisernes Werk schmiedete. Und Tubalkains Schwester war Naama. Lamech sprach zu seinen Weibern: »Ada und Silla, höret meine Rede! Lamechs Weiber, vernehmet meinen Spruch! Für meine Wunde kann ich Männer jetzt erschlagen, für meine Beulen ihre Söhne. Wird Kain schon siebenfach gerächt, dann Lamech siebenundsiebzigfach.« Adam aber erkannte wiederum sein Weib, und sie gebar einen Sohn. Den nannte sie Set. »Denn«, sprach sie, »Gott hat mir an Abels Stelle andere Nachkommen geschenkt, weil jenen Kain erschlagen hatte.« Aber auch dem Set ward ein Sohn geboren, und er hieß ihn Enos. Damals begann man, des Herrn Namen anzurufen. Die ersten GeschlechterDas ist die Urkunde der Geschlechterfolge Adams: Damals, als Gott den Adam schuf, machte er ihn in Gottes Ähnlichkeit. Männlich und weiblich schuf er sie. Dann segnete er sie und hieß sie »Mensch«, damals, als sie geschaffen worden waren. Und Adam war 130 Jahre alt; da zeugte er in seiner Ähnlichkeit nach seinem Bild einen Sohn und hieß ihn Set. Der Tage Adams waren es nach Sets Zeugung 800 Jahre und er zeugte noch Söhne und Töchter. Und aller Tage Adams waren 930 Jahre. Da starb er. Set war 105 Jahre alt; da zeugte er Enos. Und Set lebte nach des Enos Zeugung 807 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und aller Tage Sets waren 912 Jahre; da starb er. Enos war 90 Jahre alt; da zeugte er Kenan. Und Enos lebte nach Kenans Zeugung 815 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und aller Tage des Enos waren 905 Jahre; da starb er. Und Kenan war 70 Jahre alt; da zeugte er Mahalalel. Und Kenan lebte nach Mahalalels Zeugung 840 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und aller Tage Kenans waren 910 Jahre; da starb er. Und Mahalalel war 65 Jahre alt; da zeugte er Jered. Und Mahalalel lebte nach Jereds Zeugung 830 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und aller Tage Mahalalels waren 895 Jahre; da starb er. Und Jered war 162 Jahre alt; da zeugte er Henoch. Und Jered lebte nach Henochs Zeugung 800 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und aller Tage Jereds waren 962 Jahre; da starb er. Und Henoch war 65 Jahre alt; da zeugte er Metuselach. Nach Metuselachs Zeugung wandelte Henoch mit Gott 300 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und aller Tage Henochs waren 365 Jahre. Und Henoch wandelte mit Gott, und plötzlich war er nicht mehr da, weil ihn Gott weggenommen hatte. Und Metuselach war 187 Jahre alt; da zeugte er Lamech. Und Metuselach lebte nach Lamechs Zeugung 782 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und aller Tage Metuselachs waren 969 Jahre; da starb er. Und Lamech war 182 Jahre alt; da zeugte er einen Sohn. Und er hieß seinen Sohn Noe und sprach: »Dieser soll uns Trost bringen, nach unserer Arbeit und unserer Hände Mühen, aus eben diesem Boden, den der Herr verflucht hat.« Und Lamech lebte nach Noes Zeugung 595 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und aller Tage Lamechs waren 777 Jahre; da starb er. Und Noe war 500 Jahre alt; da zeugte Noe Sem, Cham und Japhet. Ankündigung der SintflutAls die Menschen angefangen hatten, sich auf dem Erdboden zu mehren, waren ihnen Töchter geboren worden. Da sahen die Göttersöhne, daß die Menschentöchter schön waren, und sie nahmen sich zu Weibern, soviel sie wollten. Da sprach der Herr: »Mein Geist verbleibe nimmer länger bei den Menschen! Er ist ja nur mehr Fleisch! Nur noch auf 120 Jahre sollen seine Tage sich belaufen!« In jenen Zeiten waren die Riesen auf Erden gewesen, zumal damals, als die Göttersöhne mit den Menschentöchtern verkehrten und diese ihnen Kinder gebaren. Jenes sind die Recken der Urzeit, die Männer von Namen. Da sah der Herr, daß die Bosheit der Menschen auf Erden groß ward und alles Dichten und Trachten ihres Herzen allezeit böse. Da reute es den Herrn, daß er die Menschen auf Erden gemacht, und er ward tief bekümmert. Darauf sprach der Herr: »Vertilgen von der Erde werde ich die Menschen, die ich erschaffen habe, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und zu des Himmels Vögeln; denn ich bereue, sie gemacht zu haben.« Noe aber hatte Huld in des Herrn Augen gefunden. Dies ist Noes Geschlechterfolge: Noe war ein gerechter, unsträflicher Mann unter seinen Zeitgenossen gewesen. Noe wandelte mit Gott. Und Noe zeugte drei Söhne: Sem, Cham und Japhet. Die Erde aber war vor Gottes Angesicht verderbt, und die Erde füllte sich mit Frevel. Und Gott sah, wie die Erde verderbt war; denn jedes Fleischwesen hatte seinen Wandel auf Erden verderbt. Da sprach Gott zu Noe. »Das Ende jedes Fleischwesens ist von mir verhängt; die Erde ist ja voller Frevel, die sie tun. Und so verderbe ich sie samt der Erde. Mach eine Arche dir aus Fichtenholz! Und zu Behausungen sollst du die Arche einbauen! Und dann verpiche sie mit Harz von außen und von innen! Also sollst du sie machen: 300 Ellen sei der Arche Länge und 50 Ellen ihre Breite und 30 Ellen ihre Höhe! Und an der Arche sollst du eine Luke machen und bis auf eine Elle sie ganz oben anbringen, alsdann der Arche Tor in eine ihrer Längsseiten einsetzen und sie in untere und mittlere und obere Stockwerke einteilen! Ich lasse jetzt die Wasserflut auf Erden kommen, um alles Fleisch, das unterm Himmel, zu vertilgen, darinnen Lebensodem ist. So möge alles, was auf Erden, sterben! Mit dir nun treffe ich mein Abkommen, und so gehst du samt deinen Söhnen, deinem Weibe und deinen Schwiegertöchtern in die Arche. Von allem Lebenden, von jedem Fleischeswesen, sollst du je ein Paar mit in die Arche bringen, um sie bei dir am Leben zu erhalten! Nur je ein Männchen und ein Weibchen soll es sein. So von den Vögeln je nach ihrer Art, vom Vieh nach seiner Art, von allem, was auf Erden kriecht, nach seiner Art. Davon soll immer je ein Pärchen zu dir kommen, daß sie am Leben bleiben! Du selbst beschaffe dir von jeglicher eßbaren Speise, und speichere solches bei dir auf! Zur Nahrung dient es alsdann dir und ihnen.« Und Noe tat so. Ganz so, wie ihm Gott befohlen hatte, tat er. SintflutDann sprach der Herr zu Noe: »Zieh du mit deinem ganzen Hause in die Arche! Denn dich habe ich gerecht vor mir in diesem Geschlecht erfunden. Von allen reinen Tieren nimm dir je sieben, jeweils ein Männchen und ein Weibchen! Doch von den Tieren, die nicht rein, jeweils nur zwei, ein Männchen und ein Weibchen! Auch von des Himmels Vögeln jeweils sieben, ein männliches und weibliches, um auf der ganzen Erde einen Stamm am Leben zu erhalten. Von jetzt ab über sieben Tage lasse ich auf die Erde regnen durch vierzig Tage und durch vierzig Nächte, und ich vertilge alsdann alles Lebende, das ich gemacht, vom Erdboden.« Und Noe tat ganz so, wie ihn der Herr geheißen hatte. Noe aber war 600 Jahre alt geworden, als die Wasserflut über die Erde kam. So ging Noe mit seinen Söhnen, seinem Weibe und seinen Schwiegertöchtern in die Arche vor den Wassern der Flut. Von den reinen und unreinen Tieren, von den Vögeln und von allem, was auf Erden kriecht, waren paarweise zu Noe in die Arche gegangen je ein Männliches und ein Weibliches, wie Gott dem Noe geboten hatte. Nach sieben Tagen geschah es, da waren die Wasser der Flut schon über die Erde gekommen. Im 600. Lebensjahre des Noe, am 17. Tage des 2. Monats, an diesem Tage brachen alle Sprudel des großen Meeres auf, und die Himmelsluken öffneten sich. Und Regen strömte auf die Erde 40 Tage und 40 Nächte lang. An eben diesem Tage waren Noe und Noes Söhne Sem, Cham und Japhet, sowie sein Weib und seine drei Schwiegertöchter mit ihnen in die Arche gegangen, sie und alle Tiere nach ihrer Art und alles Vieh nach seiner Art und alles Gewürm, das auf Erden kriecht, nach seiner Art und alle Vögel nach ihrer Art, was irgendwie Flügel hatte. Sie gingen zu Noe in die Arche, je ein Paar von allem Fleisch mit Lebensodem. Die Einziehenden waren nun, je ein Männliches und Weibliches von jedem Fleische, eingezogen, so wie ihm Gott befohlen. Da schloß der Herr hinter ihm zu. Vierzig Tage kam die Flut über die Erde. Und das Wasser wuchs und hob die Arche, daß sie über der Erde schwebte. Und das Wasser stieg und wuchs gewaltig an auf Erden, und die Arche fuhr auf dem Wasser. Das Wasser stieg nun in gewaltiger Höhe über die Erde, und alle hohen Berge irgendwo unter dem Himmel wurden bedeckt. Fünfzehn Ellen darüber hinaus war das Wasser gestiegen; so wurden die Berge bedeckt. Da starb ein jeglich Fleisch, das sich auf Erden regte, an Vögeln, Vieh und Getier und an allem Gewürm, das auf Erden kroch, sowie alle Menschen. Alles, was des Lebensgeistes Odem in seiner Nase hatte, soweit es sich auf dem Trockenen befand, war tot. So vertilgte er alle Wesen auf dem Erdboden, vom Menschen bis zum Vieh und Gewürm und bis zu des Himmels Vögeln. Sie wurden von der Erde vertilgt; nur Noe und was bei ihm in der Arche war, blieb übrig. Und das Wasser wuchs auf Erden 150 Tage lang. Ende der SintflutDa gedachte Gott des Noe und all des Getieres und all des Viehs bei ihm in der Arche. Und Gott ließ einen Wind über die Erde wehen, und das Wasser sank. Dann schlossen sich des Meeres Sprudel und die Himmelsluken, und dem Regen vom Himmel ward gewehrt. Und das Wasser ging allmählich zurück auf Erden, und nach Ablauf der 150 Tage minderte sich das Wasser. Und die Arche ließ sich am 17. Tage des 7. Monats auf dem Araratgebirge nieder. Das Wasser aber hatte immer mehr abgenommen, bis zum 10. Monat. Am 1. Tag des 10. Monats waren die Spitzen der Berge sichtbar geworden. Nach Ablauf von 40 Tagen öffnete Noe das Fenster der Arche, das er gemacht hatte. Und er schickte den Raben aus. Dieser flog hin und her, bis das Wasser auf Erden vertrocknet war. Dann ließ Noe die Taube von sich fortfliegen, zu sehen, ob sich das Wasser verlaufen hätte. Die Taube aber fand keine Stätte für ihren Fuß. So kam sie zu ihm wieder in die Arche; denn auf der ganzen Erde war noch Wasser. Und er streckte seine Hand aus und nahm sie und brachte sie zu sich in die Arche. Da wartete er noch sieben weitere Tage. Dann sandte er zum zweitenmal die Taube aus der Arche. Da kam die Taube zu ihm zur Abendzeit mit einem frischen Ölblatt im Schnabel. Da erkannte Noe, daß sich das Wasser von der Erde verlaufen hatte. Und er wartete noch weitere sieben Tage; dann ließ er die Taube wieder ausfliegen. Diesmal aber kehrte sie nicht mehr zu ihm zurück. Im 601. Jahre, am ersten Tage des ersten Monats, waren die Wasser auf Erden vertrocknet. Da hob Noe das Dach der Arche und schaute aus, und siehe da, der Erdboden war wasserfrei geworden. Am 27. Tage des zweiten Monats war die Erde ganz abgetrocknet. Und Gott sprach zu Noe: »Geh aus der Arche, du selbst, dein Weib, deine Söhne und deine Schwiegertöchter bei dir! Und alles Getier, das bei dir ist, von jedem Fleisch, an Vögeln, Vieh und jeglichem Gewürm, das auf Erden kriecht, führe du mit dir hinaus! Dann wimmle es auf Erden und sei fruchtbar auf Erden und mehre sich.« Da ging Noe hinaus, seine Söhne, sein Weib und seine Schwiegertöchter bei ihm. Alles Getier, alles Gewürm, alle Vögel, alles, was sich auf Erden regt nach seinen Sippen, ging aus der Arche. Und Noe baute dem Herrn einen Altar und nahm von allen reinen Tieren und reinen Vögeln einige und brachte auf dem Altar Brandopfer dar. Da roch der Herr den süßen Duft. Und der Herr sprach bei sich: »Nicht will ich fortan mehr dem Boden fluchen des Menschen wegen. Der Menschen Herzenstrachten ist böse ja von Jugend auf. Hinfort will ich kein Lebewesen mehr so schlagen, wie ich's getan. Fortan soll nimmer feiern, solange auch die Erde steht, die Saat mitsamt der Ernte und Frost und Hitze, der Sommer und der Winter und Tag und Nacht.« Bund mit NoeUnd Gott segnete Noe und seine Söhne und sprach zu ihnen: »Seid fruchtbar, mehret euch und füllt die Erde! Und Furcht vor euch und Schrecken komme über alle Landtiere und alle Himmelsvögel und über alles, was sich auf dem Boden regt, und über alle Meeresfische; in eure Hand sind sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, sei euch zur Speise! So wie das grüne Kraut, so gebe ich euch alles. Nur Fleisch mit seinem Lebensblut sollt ihr nicht essen! Und vollends euer eigen Blut will ich zurückverlangen; von jedem Tiere will ich's fordern; auch von des Menschen Hand, von seines Bruders Hand will ich das Menschenleben fordern. Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll durch die Menschen auch vergossen werden! Als Gottesbild hat er die Menschen ja gemacht. Ihr, seid nun fruchtbar, mehret euch! Verbreitet euch auf Erden! Herrscht über sie!« Und Gott sprach zu Noe und seinen Söhnen bei ihm also: »Ich schließe meinen Bund mit euch und euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch, was an Vögeln, Vieh und allen anderen Tieren auf Erden bei euch, mit all denen, die aus der Arche kamen, und allem Getier der Erde. Ja, meinen Bund errichte ich mit euch; kein Fleischeswesen werde durch der Flut Gewässer mehr vertilgt, und niemals wieder komme eine Flut, die Erde zu verheeren!« Und Gott sprach: »Dies sei des Bundes Zeichen, den ich aufrichte zwischen mir und euch und allen Lebewesen, die bei euch, für ewige Zeiten: Ich stelle meinen Bogen in die Wolken. Er sei das Bundeszeichen zwischen mir und dieser Erde! Und wölke ich Gewölke ob der Erde, und im Gewölk erscheint der Bogen, alsdarin gedenke ich des Bundes, der zwischen mir und euch und allen anderen Fleischeswesen, die da leben, gilt auf Erden. Nie wird das Wasser wieder eine Flut, die allem Fleische das Verderben brächte. Und steht der Bogen im Gewölke, dann schaue ich ihn an und denke an den ewigen Bund, der zwischen Gott und allen Fleischeswesen, die da leben, gilt auf Erden.« Und Gott sprach zu Noe: »Dies ist des Bundes Zeichen, den ich errichtet habe zwischen mir und jedem Fleisch auf Erden.« Noes Söhne, die aus der Arche gingen, waren Sem, Cham und Japhet; Cham aber war Kanaans Vater. Diese drei waren Noes Söhne, und ihnen entsprang die ganze Welt. Noe aber begann mit dem Landbau und pflanzte einen Weinberg. Da trank er von dem Wein, ward betrunken und lag entblößt in seinem Zelt. Da schaute Cham, der Vater Kanaans, die Blöße seines Vaters und sagte es seinen beiden Brüdern draußen. Sem und Japhet aber nahmen das Obergewand, legten es auf ihre Schultern, gingen rückwärts hinein und bedeckten ihres Vaters Blöße; ihr Gesicht aber war abgewandt, und so hatten sie ihres Vaters Blöße nicht gesehen. Als Noe von seinem Wein erwachte, erfuhr er, was ihm sein jüngster Sohn getan hatte. Da sprach er: »Verflucht sei Kanaan! Der niedrigste der Sklaven sei er seinen Brüdern!« Und er sprach: »Des Herrn Gesegneter, mein Gott, sei Sem! Doch Kanaan sei ihm Sklave! Für Japhet schaffe Gott gar weiten Raum! In Zelten aber wohne Sem! Und Kanaan sei ihm Sklave!« Und Noe lebte nach der Flut 350 Jahre. Und die ganze Lebensdauer Noes betrug 950 Jahre; dann starb er. VölkertafelUnd dies ist die Geschlechterfolge der Söhne Noes: Noes Söhnen Sem, Cham und Japhet wurden nach der Flut Söhne geboren. Japhets Söhne waren Gomer, Magog, Madai, Javan, Tubal, Mesek und Tiras. Gomers Söhne waren Askenaz, Riphat und Togarma. Javans Söhne waren Elisa, Tarsis, Kittim und Dodanim. Von diesen hatten sich der Heiden Inseln abgezweigt nach ihren Ländern, ihren verschiedenen Sprachen, Stämmen und Völkerschaften. Chams Söhne waren Kusch, Misraim, Put und Kanaan. Des Kusch Söhne waren Saba, Chavila, Sabta, Regma und Sabteka, und Regmas Söhne waren Scheba und Dedan. Und Kusch hatte Nimrod gezeugt; dieser war zuerst ein Kriegsheld auf Erden gewesen. Er war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn; daher pflegt man zu sagen: »Gleich Nimrod ist er ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn.« Seine Herrschaft erstreckte sich anfangs auf Babel, Erech, Akkad und Kalne im Lande Sinear. Von diesem Lande zog er nach Assur; da baute er Ninive - dazu Rechobot-Ir und Kelach sowie Resen zwischen Ninive und Kelach -, das ist die große Stadt. Und Misraim zeugte die Luditer, Anamiter, Lehabiter und Naphtuchiter sowie die Patrusiter und Kasluchiter und die, von denen die Philister stammten, die Kaphtoriter. Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Chet, sowie die Jebusiter, Amoriter und Girgasiter, Chiviter, Arkiter, Siniter, Arvaditer, Semariter und Chamatiter; hernach breiteten sich die Kanaaniterstämme aus. Das Kanaanitergebiet erstreckte sich von Sidon bis nach Gerar, Gaza, Sodoma, Gomorrha, Adma. Seboim und Lesa. Dies sind Chams Söhne nach ihren Stämmen, Sprachen, Ländern und Völkerschaften. Auch Sem, dem Stammvater aller Söhne Ebers und ältesten Bruder Japhets, wurden Kinder geboren. Sems Söhne waren Elam, Assur, Arpaksad, Lud und Aram. Arams Söhne waren Uz, Chul, Geter und Masch. Und Arpaksad zeugte Selach und Selach den Eber. Dem Eber wurden zwei Söhne geboren; der eine hieß Peleg, weil sich zu seiner Zeit die Erde gespalten hatte; sein Bruder hieß Joktan. Und Joktan zeugte Almodad, Seleph, Chasarmavet, Jerach, Hadoram, Uzal, Dikla, Obal, Abimael, Scheba, Ophir, Chavila und Jobab: dies alles sind Joktans Söhne. Ihre Wohnsitze reichten von Mesa bis Sephar beim Ostgebirge. Dies sind die Söhne Sems nach ihren Stämmen, Sprachen, Ländern und Völkerschaften. Dies sind die Stämme der Noesöhne nach ihren Sippen und Völkerschaften; von ihnen haben sich nach der Flut die Völker auf Erden abgesondert. Turm zu BabelDie ganze Erde aber hatte eine Sprache und einerlei Worte. Als sie von Osten herzogen, fanden sie im Lande Sinear eine Ebene und ließen sich darin nieder. Und sie sprachen zueinander: »Auf! Laßt uns Luftziegel streichen und Backsteine brennen!« Und der Ziegel diente ihnen als Baustein; das Erdpech aber hatte ihnen als Mörtel gedient. Sie sprachen: »Auf! Bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel, und machen wir uns eine Wohnstatt, daß wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen!« Der Herr aber stieg herab, die Stadt und den Turm zu beschauen, den die Menschenkinder gebaut. Da sprach der Herr: »Fürwahr! Ein Volk sind sie und haben alle dieselbe Sprache, und dies ist nur der Anfang ihres Tuns, und fortan wäre ihnen nichts verwehrt, was immer sie nur planen. Auf nun! Wir wollen jetzt hinab und ihre Sprache mischen, daß keiner je des anderen Sprache mehr verstehe.« So zerstreute sie der Herr von dort über die ganze Erde, und sie mußten es lassen, die Stadt auszubauen. Darum nennt man sie Babel; denn dort hat der Herr die Sprache der ganzen Erde gemischt, und von dort hat der Herr sie über die ganze Erde zerstreut. Dies ist die Geschlechterfolge Sems: Als Sem 100 Jahre alt war, zeugte er Arpaksad, zwei Jahre nach der Flut. Und Sem lebte nach Arpaksads Zeugung 500 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und Arpaksad war 35 Jahre alt; da zeugte er Selach. Und Arpaksad lebte nach Selachs Zeugung 403 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und Selach war 30 Jahre alt; da zeugte er Eber. Und Selach lebte nach Ebers Zeugung 403 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und Eber war 34 Jahre alt, da zeugte er Peleg. Und Eber lebte nach Pelegs Zeugung 430 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und Peleg war 30 Jahre alt; da zeugte er Rëu. Und Peleg lebte nach Rëus Zeugung 209 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und Rëu war 32 Jahre alt; da zeugte er Serug. Und Rëu lebte nach Serugs Zeugung 207 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und Serug war 30 Jahre alt; da zeugte er Nachor. Und Serug lebte nach Nachors Zeugung 200 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und Nachor war 29 Jahre alt; da zeugte er Terach. Und Nachor lebte nach Terachs Zeugung 119 Jahre und zeugte noch Söhne und Töchter. Und Terach war 70 Jahre alt; da zeugte er Abram, Nachor und Haran. Dies ist die Geschlechterfolge Terachs: Terach zeugte Abram, Nachor und Haran, und Haran zeugte Lot. Es starb aber Haran zu Lebzeiten seines Vaters Terach, in seinem Geburtslande zu Ur Kasdim. Abram und Nachor nahmen sich dann Weiber; Abrams Weib hieß Sarai und Nachors Weib Milka, die Tochter Harans, des Vaters von Milka und Iska. Sarai aber war unfruchtbar; sie hatte nie ein Kind geboren. Und Terach nahm seinen Sohn Abram und seinen Enkel Lot, den Sohn Harans, und seine Schwiegertochter Sarai, das Weib seines Sohnes Abram, und sie zogen mit ihm aus Ur Kasdim, ins Land Kanaan zu wandern. So kamen sie bis Charan; hier aber ließen sie sich nieder. Die Tage Terachs beliefen sich auf 205 Jahre; dann starb Terach zu Charan. Abram in KanaanUnd der Herr sprach zu Abram: »Aus deinem Lande, deiner Sippe zieh fort, aus deinem Vaterhause, ins Land, das ich dir zeigen werde! ich mache dich zu einem großen Volke und segne dich und mache deinen Namen hochberühmt, daß du zum Segen werdest. Denn segnen will ich, die dich segnen, und die verfluchen, die dich lästern. Der Erde Stämme alle sollen sich mit dir dann segnen!« Und Abram zog fort, wie ihm der Herr gesagt, und mit ihm zog Lot; Abram aber war 75 Jahre alt, als er von Charan fortzog. Und Abram nahm sein Weib Sarai und seinen Brudersohn Lot und all ihre Habe, die sie erworben, sowie die Seelen, die sie in Charan bekommen hatten, und sie zogen fort, ins Land Kanaan zu wandern, und sie kamen auch in das Land Kanaan. Und Abram durchzog das Land bis zu Sichems Wohnsitz, bis zum Maulbeerbaum; damals aber waren die Kanaaniter im Land. Da erschien der Herr dem Abram und sprach: »Ich gebe deinem Stamme dieses Land.« Da baute er dort einen Altar dem Herrn, der ihm erschienen war. Von dort zog er auf das Gebirge östlich von Betel und schlug sein Zelt auf, Betel im Westen und Ai im Osten. Dort baute er dem Herrn einen Altar und rief des Herrn Namen an. Dann zog Abram weiter und weiter, dem Südland zu. Nun kam die Hungersnot ins Land, und Abram zog nach Ägypten, hier zu verbleiben; denn schwer lag die Hungersnot auf dem Land. Als er nahe bei Ägypten war, sprach er zu seinem Weib Sarai: »Ich weiß wohl, daß du ein schönes Weib bist. Sehen dich nun die Ägypter, dann denken sie: Dies ist sein Weib, und alsdann töten sie mich; dich aber werden sie am Leben lassen. Sag doch, du seiest meine Schwester, daß es mir um deinetwillen gut gehe. Dann bleibe ich deinetwegen ungefährdet.« Als Abram nach Ägypten kam, sahen die Ägypter, daß das Weib überaus schön war. Auch des Pharao Fürsten sahen sie und rühmten sie vor Pharao. So ward das Weib in Pharaos Haus geholt. Dem Abram aber war er ihretwegen hold geworden; und so bekam er Schafe, Rinder, Esel, Sklaven, Mägde, Eselinnen und Kamele. Der Herr aber schlug mit schweren Plagen Pharao und sein Haus wegen Sarai, des Weibes Abrams. Da ließ Pharao den Abram rufen und sprach: »Was hast du mir da angetan? Warum hast du mir verhehlt, daß sie dein Weib ist? Warum hast du gesagt: "Sie ist nur meine Schwester"? Und so nahm ich sie mir zum Weib. Nun aber sieh, hier ist dein Weib! Nimm sie und geh fort!« Und Pharao entbot seinetwegen Leute, daß sie ihn, sein Weib und all seine Habe fortschafften. Abram und LotAbram zog nun von Ägypten aufwärts, er, sein Weib und all seine Habe, auch Lot mit ihm, ins Südland. Abram war sehr reich an Vieh, Silber und Gold. Und er zog nach öfterem Lagern aus dem Südland bis nach Betel, bis an die Stätte, wo vordem sein Zelt gestanden, zwischen Betel und Ai, zu der Stätte des Altars, den er früher dort gebaut hatte. Dort rief Abram des Herrn Namen an. Auch Lot, der mit Abram zog, besaß Schafe, Rinder und Kamele. Aber das Land ließ sie nicht beisammen hausen; denn ihre Habe war groß geworden, und so konnten sie nicht beieinander bleiben. Und Streit ward zwischen den Hirten der Herde Abrams und denen der Herde Lots; die Kanaaniter und die Periziter hausten aber damals im Land. Da sprach Abram zu Lot: »Nimmer sei Zwietracht zwischen mir und dir, zwischen meinen Hirten und deinen! Wir sind ja Brüder. Steht nicht das ganze Land dir offen? Trenne dich lieber von mir! Willst du zur Linken, gehe ich zur Rechten; willst du zur Rechten, gehe ich zur Linken.« Da hob Lot seine Augen auf und sah, daß die ganze Au des Jordan völlig bewässert war, bevor der Herr Sodom und Gomorrha zerstörte - gleich dem Garten des Herrn und wie das Ägypterland - bis Soar hin. Und Lot wählte sich die ganze Au des Jordan. So brach Lot nach Osten auf, und sie schieden voneinander. Abram hatte sich im Lande Kanaan angesiedelt. Lot aber in den Städten der Au, und so zeltete er bis nach Sodom. Sodoms Männer aber waren böse und gewaltige Sünder wider den Herrn. Der Herr aber sprach zu Abram, als Lot von ihm geschieden: »Erhebe deine Augen! Schau von dem Orte, wo du bist, nach Norden, Süden, Osten und Westen! All das Land, das du erblickst, gebe ich dir und deinem Stamm für immer. Dann mache ich deinen Stamm den Staubkörnchen der Erde gleich. Vermöchte jemand der Erde Staubkörnchen zu zählen, dann könnte auch dein Stamm gezählt werden. Auf! Umwandle dieses Land nach Länge und Breite! Denn dir will ich es geben.« Und Abram stimmte zu, kam und ließ sich bei Mamres Terebinthen zu Hebron nieder und baute hier dem Herrn einen Altar. Abram und MelchisedechUnd es geschah in den Tagen Amraphels, des Königs von Sinear, Adoks, des Königs von Ellasar, Kedorlaomers, des Königs von Elam, und Tidals, des Königs von Gojim. Diese hatten Krieg beschlossen wider Bera, Sodoms König, Birsa, den König von Gomorrha, Sinab, den König von Adma, Semeber, den König von Seboim, und den König von Bela, das ist Soar. Alle diese zogen vereint in das Tal Siddim, das ist das Salzmeer. Zwölf Jahre waren sie Kedorlaomer dienstbar gewesen; im dreizehnten aber fielen sie ab. Im vierzehnten Jahre nun zogen Kedorlaomer und die Könige bei ihm heran; da schlugen sie die Rephaiter zu Astarot Karnaim, die Zuziter zu Ham und die Emiter in der Ebene von Kirjataim und die Choriter auf den Bergen von Seïr bis nach EI Paran, das östlich von der Wüste liegt. Dann machten sie kehrt und kamen nach En Mispat, das ist Kades, und schlugen das ganze Gefilde der Amalekiter, sowie die Amoriter, die in Chasason Tamar hausten. Da zogen der König von Sodom und der König von Gomorrha aus, sowie der König von Adma, der König von Seboim und der von Bela, das ist Soar, und rüsteten zum Kampfe gegen jene im Siddimtale, gegen Kedorlaomer, den König von Elam, Tidal, den König von Gojim, Amraphel, den König von Sinear, und Arjok, den König von Ellasar, vier Könige gegen fünf. Das Siddimtal aber ist voller Erdpechgruben. Als nun die Könige von Sodom und Gomorrha fliehen mußten, warfen sie sich hinein; die übrigen aber flohen ins Gebirge. Da nahmen jene alle Habe Sodoms und Gomorrhas und all ihren Mundvorrat und zogen ab. Auch Lot, Abrams Brudersohn, und seine Habe nahmen sie mit und zogen ab; er wohnte nämlich zu Sodom. Nun kam ein Flüchtling und brachte Kunde dem Hebräer Abram; er wohnte bei den Terebinthen Mamres, des Amoriters, des Bruders von Eskol und Aner, und diese waren mit Abram im Bund. Als Abram hörte, sein Bruder sei gefangen, entbot er seine Verbündeten und seine 318 Hausgeborenen und jagte bis Dan nach. Er überfiel sie des Nachts, er und seine Diener, schlug und verfolgte sie bis Choba, links von Damaskus. So brachte er alle Habe zurück. Auch seinen Bruder Lot und seine Habe brachte er zurück, ebenso die Weiber und das Volk. Da zog ihm der König von Sodom entgegen, als er vom Sieg über Kedorlaomer und die Könige bei ihm zurückkehrte, im Tale Save, das ist das Königstal. Der König von Salem aber, Melchisedech, hatte Brot und Wein mitgebracht; er war ja ein Priester des höchsten Gottes. Und er segnete ihn und sprach: »Vom höchsten Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erden, sei gesegnet Abram! Gepriesen sei der höchste Gott, der deine Feinde dir in die Hand gegeben!« Und Abram gab ihm den Zehnten von allem. Und der König von Sodom sprach zu Abram: »Gib mir die Leute! Die Habe behalte für dich!« Da sprach Abram zum König von Sodom: »Zum Herrn, dem höchsten Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erde, erhebe ich meine Hand: Keinen Faden, keinen Schuhriemen, gar nichts von dem, was dir eigen, nehme ich an. Du sollst nicht sagen: "Ich habe Abram reich gemacht." Nichts will ich. Nur was die Jungmannschaft verzehrt, und den Anteil für die Männer, die mit mir gezogen, Aner, Eskol und Mamre! Sie mögen ihren Anteil nehmen!« Abrams BundHernach erging das Wort des Herrn an Abram in einem Gesichte also: »Abram, fürchte dich nicht! Ich bin dir doch ein Schild; dein Lohn ist überreich.« Da sprach Abram: »Herr, ach Herr, was kannst du mir geben, da ich doch kinderlos wandle? Ist doch der Sohn meines Haussklaven Eliezer der Erbesohn.« Und Abram sprach: »Mir hast du ja keinen Nachkommen geschenkt; so wird mich mein Haussklave eben beerben.« Aber da erging das Wort des Herrn an ihn also: »Dieser wird dich nicht beerben; dein eigener Leibessprosse wird dich einst beerben.« Und er führte ihn ins Freie und sprach: »Blick auf zum Himmel und zähle die Sterne! Kannst du sie zählen?« Dann sprach er zu ihm: »Also wird auch dein Stamm sein.« Und er glaubte dem Herrn, und dies erachtete er ihm als Verdienst. Und er sprach zu ihm: »Ich bin der Herr, der dich aus Ur Kasdim geführt, um dir dies Land zu geben, damit du es besitzest.« Da sprach er: »Herr, ach Herr! Woran erkenne ich, daß ich's besitzen soll ?« Und er sprach zu ihm:»Hol mir jetzt eine dreijährige Kuh und eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder und eine Turteltaube sowie eine junge Taube!« Da holte er ihm diese alle. Dann zerlegte er sie mitten durch und legte jede Hälfte der anderen gegenüber; die Vögel aber hatte er nicht zerteilt. Da stießen die Raubvögel auf die Tierleichen nieder; Abram aber scheuchte sie. Wie nun die Sonne im Untergehen war, befiel Abram ein Tiefschlaf, und eine schwere, dunkle Ahnung überkam ihn. Da sprach er zu Abram. »Du sollst jetzt wissen: Dein Stamm wird Fremdling sein in einem Lande, das dir nicht eigen. Dann front er ihm, und dies bedrückt ihn an vierhundert Jahre. Jedoch das Volk, dem sie dort fronen, das will ich richten. Dann ziehen sie mit reicher Habe aus. Du aber gehst zu deinen Vätern ein im Frieden, zu deiner Grabesstatt in schönem Alter. Im vierten Gliede kehren sie hierher; noch ist nicht voll der Amoriter Maß.« Dann ging die Sonne unter, und dichte Finsternis kam; da erschien ein rauchender Ofen und eine Feuerflamme, und zwischen jenen Stücken fuhr es durch. An jenem Tag schloß der Herr mit Abram einen Bund mit den Worten: »Ich gebe deinem Stamme dieses Land vom Fluß Ägyptens bis zum großen Strom, dem Euphratstrom, das Gebiet der Keniter, Keniziter, Kadmoniter, Chittiter, Periziter, Rephaiter und Amoriter, Kanaaniter, Girgasiter sowie Jebusiter.« Hagar und IsmaelSarai aber, Abrams Weib, hatte ihm kein Kind geboren; sie hatte aber eine ägyptische Magd, die Hagar hieß. Nun sprach Sarai zu Abram: »Der Herr hat mir Kinder versagt. Heirate meine Magd! Vielleicht komme ich durch sie zu Kindern. Und Abram folgte den Worten Sarais. So nahm Sarai, Abrams Weib, ihre Magd, die Ägypterin Hagar, nach Ablauf von zehn Jahren, die Abram im Lande Kanaan gewohnt, und gab sie ihrem Manne Abram, ihm selbst, zum Weib. Und er heiratete Hagar, und sie empfing. Als sie aber sah, daß sie guter Hoffnung war, sank ihre Herrin in ihren Augen. Da sprach Sarai zu Abram: »Meine Kränkung über dich! Ich selbst habe dir meine Magd abgetreten; nun sie aber sah, daß sie in Hoffnung sei, sank ich in ihren Augen. Zwischen mir und dir richte der Herr!« Da sprach Abram zu Sarai: »In deiner Hand ist deine Magd. Tue mit ihr, wie es dir gefällt!« Da drückte Sarai sie so, daß sie ihr entfloh. Der Engel des Herrn aber traf sie an einem gewissen Wasserquell in der Wüste, am Quell auf dem Wege nach Schur. Und er sprach: »Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her? Wo gehst du hin?« Sie sprach: »Vor meiner Herrin Sarai bin ich flüchtig.« Da sprach der Engel des Herrn zu ihr: »Kehr heim zu deiner Herrin und unterwirf dich ihren Händen!« Dann sprach der Engel des Herrn zu ihr: »Ich mache deinen Stamm gar zahlreich; vor Menge kann man ihn nicht zählen.« Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: »Du bist gesegnet und wirst einen Sohn gebären. Den heißest du Ismael: denn der Herr hat dein Elend gehört. Ein Wildeselmensch wird er werden; seine Hand gegen alle und aller Hand gegen ihn! Allen seinen Brüdern steht er dreist gegenüber.« Da nannte sie den Herrn, der mit ihr redete, »du bist der Gott des Trostes"; denn sie sprach: »Habe ich nicht schließlich Trost erfahren?« Daher nannte man den Brunnen: Lachaj Roi (Des Lebenden Trostbrunnen): er liegt zwischen Kades und Berad. Und Hagar gebar dem Abram einen Sohn, und Abram nannte den Sohn, den ihm Hagar geboren, Ismael. Und Abram war 86 Jahre alt, als Hagar dem Abram den Ismael gebar. Isaaks VerheißungAbram war 99 Jahre alt; da erschien der Herr dem Abram und sprach zu ihm: »Ich bin ein mächtiger Gott. Vor mir nur wandle! Alsdann fehlt dir nichts. Ich schließe zwischen mir und dir den Bund und will dich mächtig mehren.« Da fiel Abram auf sein Antlitz, und Gott redete mit ihm also: »Das ist mein Bund mit dir: Stammvater einer Völkermenge wirst du jetzt. Drum sollst du fortan nimmer Abram heißen. Nein, Abraham ist jetzt dein Name; zu einer Völkermenge Vater mache ich dich ja. Ich lasse dich gar zahlreich werden und mache dich zu Völkern, und Könige entsprießen dir. Und zwischen mir und dir errichte ich den Bund und zwischen mir und deinem Stamm nach dir, ja, einen ewigen Bund für alle die Geschlechter, daß ich dir Schutzgott sei und deinem Stamm nach dir. Ich gebe dir und deinem Stamm nach dir den Boden deiner Pilgerfahrten, das ganze Land von Kanaan, zu ewigem Besitze; ein Schutzgott will ich ihnen sein.« Und Gott sprach zu Abraham: »Du aber halte meinen Bund, du und dein Stamm nach dir, in allen den Geschlechtern! Das ist mein Bund, den ihr einhalten sollt, der zwischen mir und euch und deinem Stamm nach dir besteht: Bei euch soll alles Männliche beschnitten werden! Und zwar sollt ihr an eurer Vorhaut Fleisch beschnitten sein! Dies ist das Bundeszeichen zwischen mir und euch. Bei euch soll mit acht Tagen alles Männliche beschnitten werden, Geschlecht für Geschlecht, auch selbst der Haussklave und der von irgendeinem Fremden Angekaufte, der nimmer deines Stammes ist. Beschnitten werde dein Haussklave und der von dir mit Geld Erkaufte! So sei mein Bund an eurem Fleisch zum ewigen Bunde! Doch wer gesund und dennoch unbeschnitten ist, wer nicht an seiner Vorhaut Fleisch beschnitten, ein solches Wesen wird aus seinem Volke ausgestrichen. Zerrissen hat es meinen Bund.« Und Gott sprach zu Abraham: »Du sollst dein Weib Sarai nicht länger Sarai nennen! Nein! Sara soll ihr Name sein! Ich segne sie und schenke dir durch sie noch einen Sohn. Ich segne sie; dann wird sie eine Völkermutter, und Völkerkönige entsprießen ihr.« Da fiel Abraham auf sein Antlitz, lachte und sprach bei sich: »Sollte einem Hundertjährigen noch ein Kind geboren werden, oder sollte Sara, die neunzigjährige, noch gebären können?« Und Abraham sprach zu Gott: »Möchte nur Ismael auf dein Geheiß am Leben bleiben!« Da sprach Gott: »Trotzdem wird Sara, dies dein Weib, dir einen Sohn gebären; den sollst du Isaak heißen! Mit ihm errichte ich dann meinen Bund zum ewigen Bund für seinen Stamm nach ihm. Auch Ismaels wegen will ich dich erhören; ich segne ihn und lasse Frucht ihn tragen und mehre ihn gar mächtiglich. Zwölf Fürsten wird er zeugen, und also mache ich auch ihn zu einem großen Volke. Doch meinen Bund will ich mit Isaak schließen, den dir um diese Zeit im künftigen Jahre Sara schenkt.« Und er beendete seine Unterredung mit ihm. Und Gott fuhr vor Abraham auf. Da nahm Abraham seinen Sohn Ismael und alle seine Haussklaven, sowie alle mit Geld von ihm Erkauften, jedes Männliche unter den Leuten in Abrahams Haus, und beschnitt das Fleisch ihrer Vorhaut an eben diesem Tage, gleich nachdem Gott mit ihm gesprochen hatte. Abraham aber war 99 Jahre alt, als er am Fleische seiner Vorhaut beschnitten ward. Und 13 Jahre alt war sein Sohn Ismael, als er am Fleische seiner Vorhaut beschnitten ward. Am gleichen Tage war Abraham beschnitten worden wie sein Sohn Ismael. Und alle seine Hausgenossen, sowohl die Haussklaven als auch die mit Geld von Fremden Gekauften, waren mit ihm beschnitten worden. Abrahams FürbitteUnd der Herr erschien ihm bei den Terebinthen Mamres, als er sich an den Zelteingang zur Vormittagszeit setzte. Wie er nun seine Augen erhob und aufblickte, standen drei Männer vor ihm. Kaum sah er sie, lief er schon vom Zelteingang auf sie zu und neigte sich zu Boden. Dann sprach er: »Herr, finde ich in deinen Augen Gnade, dann ziehe nicht an deinem Sklaven vorüber! Man soll etwas Wasser bringen! Dann wascht ihr euch die Füße und legt euch unter diesen Baum! Ich hole inzwischen einen Bissen Brot, daß ihr euch stärket. Dann mögt ihr weiterziehen! Denn darum seid ihr bei eurem Sklaven vorbeigekommen.« Sie sprachen: »Tu so, wie du gesagt!« Da eilte Abraham ins Zelt zu Sara und sprach: »Schnell drei Maß Mehl, Feinmehl! Knete und backe Kuchen!« Dann lief Abraham zu den Rindern, holte ein Kalb, zart und kräftig, und gab es dem Diener, der es eilends bereitete. Dann holte er Butter und Milch sowie das Kalb, das er hatte bereiten lassen, und setzte es ihnen vor; er selbst wartete ihnen unter dem Baume auf, während sie aßen. Da sprachen sie zu ihm: »Wo ist denn Sara, dein Weib?« Er sprach: »Hier im Zelt!« Da sprach er: »Ich kehre zu dir nach Ablauf von neun Monaten zurück; da hat dein Weib Sara einen Sohn.« Sara aber horchte am Zelteingang hinter ihm. Abraham aber und Sara waren alt und hochbetagt, und Sara erging es nicht mehr nach Weiberart. So lachte Sara in sich hinein, indem sie dachte: »Welk geworden, sollte ich noch der Liebe pflegen? Mein Herr ist gleichfalls alt.« Darauf sprach der Herr zu Abraham: »Warum lacht Sara und denkt dabei: "Soll ich wahrhaftig ein Kind bekommen, nachdem ich alt geworden?" Ist für den Herrn etwas unmöglich? Um diese Zeit kehre ich zu dir nach Ablauf von neun Monaten zurück; dann hat Sara einen Sohn.« Da leugnete Sara und sprach: »Ich habe nicht gelacht"; denn sie hatte Angst bekommen; er aber sprach: »Nein! Du hast gelacht.« Herauf brachen die Männer von da auf und bogen gegen Sodom ab; Abraham aber ging mit ihnen, sie zu begleiten. Und der Herr sprach: »Soll ich vor Abraham verhehlen, was ich zu tun im Sinne habe? Doch Abraham soll zu einem Volke werden, groß und stark! Dann sollen sich in ihm die Erdenvölker alle segnen! Nein! Auserkoren hab ich ihn, auf daß er seinen Söhnen und dem Haus nach ihm gebiete, sie sollen doch den Weg des Herrn einhalten Gerechtigkeit und Recht ausübend, auf daß der Herr das über Abraham brächte, was er ihm einst verheißen hat.« Und der Herr sprach: »Der Klageruf schwillt wider Sodom und Gomorrha an, und ihre Sünde wuchtet schwer. Ich will hinab und sehen, ob sie getan, so wie ihr Ruf, der vor mich kam, vermeldet. Alsdann Vernichtung! Wenn aber nicht - ich will es wissen.« Da wandten sich die Männer von dort weg und gingen Sodom zu. Abraham aber blieb vor dem Herrn stehen. Und Abraham trat vor und sprach: »Willst du Schuldlose mit Schuldigen hinraffen? Vielleicht gibt's in der Stadt noch fünfzig Schuldlose. Willst du diese hinraffen und nicht vielmehr den Ort begnadigen, den fünfzig Schuldlosen darin zulieb? Nicht würdig wäre es deiner, solches zu tun, Schuldige und Unschuldige zusammen zu töten, daß es eins wäre, schuldlos oder schuldig. Das wäre deiner unwürdig. Sollte der ganzen Erde Richter nicht Gerechtigkeit üben?« Da sprach der Herr: »Fänd ich nur fünfzig Schuldlose zu Sodom in der Stadt, dann wollte ich ihretwegen den ganzen Ort begnadigen.« Da hob Abraham an und sprach: »Ich habe mich nun unterfangen, mit meinem Herrn zu reden, wennschon ich Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Schuldlosen nur fünf. Willst du die ganze Stadt um dieser fünfe willen zugrunde richten?« Er sprach: »Nein, falls ich dort fünfundvierzig fände.« Da redete er abermals mit ihm und sprach: »Vielleicht finden sich nur vierzig darin.« Er sprach: »Dann tue ich es nicht um der vierzig willen.« Er sprach: »Ach zürne nicht, mein Herr, daß ich noch einmal rede! Vielleicht finden sich nur dreißig darin.« Er sprach: »Dann tue ich es nicht, wenn ich nur dreißig darin fände.« Er sprach - »Ich habe mich nun schon unterfangen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich nur zwanzig darin.« Er sprach: »Ich richte sie nicht zugrunde um der zwanzig Willen.« Er sprach: »Ach zürne nicht, mein Herr, wenn ich dies eine Mal noch rede! Vielleicht finden sich nur zehn darin.« Er sprach: »Ich richte sie dann nicht zugrunde wegen dieser zehn.« Dann ging der Herr fort, sogleich, nachdem er das Gespräch mit Abraham beendet hatte. Abraham aber kehrte an seinen Ort zurück. Sodoms EndeUnd die beiden Engel kamen des Abends nach Sodom; Lot aber wohnte in Sodoms Vorstadt. Als Lot sie erblickte, trat er an sie heran und neigte sich bis zum Boden. Dann sprach er: »Meine Herren! Kehrt doch in eures Knechtes Haus zur Nachtrast ein und wascht euch die Füße! Dann möget ihr frühmorgens eures Weges ziehen!« Sie aber sprachen: »Nein! Wir wollen auf der Straße mächtigen.« Er aber drang inständig in sie, und so kehrten sie bei ihm ein und betraten sein Haus. Da bereitete er ihnen eine Mahlzeit, buk ungesäuerte Kuchen, und sie aßen. Noch hatten sie sich nicht schlafen gelegt, als schon die Männer der Stadt, die Leute von Sodom, das Haus umringten, jung und alt, das ganze Volk bis auf den letzten Mann. Und sie riefen nach Lot und sprachen zu ihm: »Wo sind die Männer, die heute abend zu dir gekommen sind? Bring sie uns heraus, damit wir sie erkennen!« Da ging Lot zu ihnen vor die Tür hinaus; die Tür aber verschloß er hinter sich. Und er sprach: »Meine Brüder, tut doch nichts so Unnatürliches! Da habe ich zwei Töchter, die noch keinen Mann erkannt haben, sie will ich zu euch bringen. Tut an ihnen, was euch beliebt. Doch diesen Männern dürft ihr nichts tun; denn darum sind sie in meines Daches Schatten getreten.« Da schrien sie: »Pack dich weg!« und sagten: »Kam einer als Gast und Richter zugleich? Jetzt tun wir dir noch übler als jenen.« Und sie drangen hart auf den Mann, auf Lot, ein und gingen daran, die Tür zu erbrechen. Da griffen die Männer hinaus, zogen Lot zu sich ins Haus, nachdem sie die Tür abgeschlossen hatten. Die Leute am Hauseingang aber hatten sie mit Blindheit geschlagen, klein und groß, und so konnten sie die Tür nicht finden. Die Männer aber sprachen zu Lot: »Hast du noch jemanden hier? Etwa einen Schwiegersohn, deine Söhne und deine Töchter? All die Deinen in der Stadt führe von diesem Ort weg! Denn wir vertilgen diese Stätte, weil der Klageschrei wider sie vor dem Herrn mächtig geworden. Darum sandte uns der Herr, sie zu verderben.« Da ging Lot hinaus und redete mit seinen Schwiegersöhnen, die seine Töchter geheiratet, und sprach: »Auf! Fort aus diesem Ort! Der Herr will diese Stadt vertilgen!« Aber er schien seinen Schwiegersöhnen zu scherzen. Nach Anbruch der Morgenröte aber drängten die Engel Lot und sprachen: »Auf! Nimm dein Weib und diese deine beiden Töchter hier, daß du nicht weggerafft wirst ob der Missetat der Stadt!« Als er zögerte, griffen die Männer ihn, sein Weib und seine beiden Töchter an der Hand, weil der Herr ihn schonen wollte; sie führten ihn fort und ließen ihn erst draußen vor der Stadt los. Während sie sie hinausführten, sprach einer: »Flüchte dich um deines Lebens willen! Schau dich nicht um! Bleib nirgends in der Niederung stehen! Flieh ins Gebirge, daß du nicht weggerafft wirst!« Lot aber sprach zu ihnen: »Nicht so, Herr! Dein Knecht hat nun einmal Gnade bei dir gefunden; groß Erbarmen hast du mir erwiesen, mir das Leben zu retten; aber ich kann nicht ins Gebirge fliehen. Dann aber könnte mich das Verderben ereilen, daß ich stürbe! Siehe, diese Stadt ist nahe genug, hineinzuflüchten, und nur ein kleines Stück ist's noch. Dahin könnte ich mich flüchten. Es ist ja nur noch ein kleines Stück; dann könnte ich am Leben bleiben.« Er sprach zu ihm: »Wohlan, ich nehme auch darin Rücksicht auf dich und will diese Stadt, von der du sprichst, nicht zerstören. Flieh eilends dorthin! Denn ich kann nichts tun, bis du dorthin kommst.« Deshalb nannte man die Stadt Soar ("Kleinigkeit"). Eben war die Sonne aufgegangen; da kam Lot nach Soar. Der Herr aber ließ auf Sodom und Gomorrha Schwefel und Feuer regnen, vom Herrn her, vom Himmel herab. Und er vernichtete diese Städte, die ganze Niederung und alle Insassen der Städte und das Gewächs des Feldes. Sein Weib aber schaute hinter sich und ward zu einer Salzsäule. Abraham begab sich nun in der Frühe an die Stätte, wo er vor dem Herrn gestanden. Und er schaute auf Sodom und Gomorrha hinab und auf das ganze Land der Niederung; da sah er, wie ein Qualm vom Lande aufstieg, wie eines Schmelzofens Qualm. So war es, als Gott die Städte der Niederung zerstörte; dabei gedachte Gott Abrahams und schickte Lot aus dem Bereich der Zerstörung weg, als er die Städte, in denen Lot gewohnt, zerstörte. Lot zog dann von Soar hinauf und wohnte im Gebirge mit seinen beiden Töchtern; denn er fürchtete sich, in Soar zu bleiben. So wohnte er in einer Höhle mit seinen beiden Töchtern. Da sprach die Ältere zu der jüngeren: »Unser Vater ist alt, und auf Erden gibt es niemand mehr, der Umgang mit uns haben könnte nach aller Welt Brauch. Komm, wir wollen unserem Vater Wein zu trinken geben und uns zu ihm legen, daß wir durch unseren Vater unseren Stamm erhalten!« Da gaben sie ihrem Vater in jener Nacht Wein zu trinken; dann ging die Ältere hinein und schlief bei ihrem Vater; er aber merkte nicht, wie sie sich legte, noch wie sie aufstand. Am Tage darauf sprach die Ältere zur Jüngeren: »Siehe, ich habe heute nacht bei meinem Vater geschlafen; wir wollen ihm auch diese Nacht Wein zu trinken geben. Dann geh hinein und schlaf bei ihm, daß wir durch unseren Vater unseren Stamm erhalten!« Und sie gaben ihrem Vater auch an diesem Abend Wein zu trinken; dann ging die Jüngere hin und schlief bei ihm; er aber merkte nicht, wie sie sich legte, noch wie sie aufstand. Also kamen die beiden Töchter Lots durch ihren Vater in Hoffnung. Und die Ältere gebar einen Sohn und nannte ihn Moab; das ist der Stammvater der heutigen Moabiter. Auch die jüngere gebar einen Sohn und sie nannte ihn Ben Ammi; das ist der Stammvater der heutigen Ammoniter. Abraham und AbimelechUnd Abraham zog von dort ins Gebiet des Südlands und wohnte zwischen Kades und Schur. Als er einst zu Gerar weilte, sprach Abraham von seinem Weibe Sara: »Sie ist meine Schwester.« Da sandte der König von Gerar, Abimelech, hin und ließ Sara holen. Gott aber kam im nächtlichen Traume zu Abimelech und sprach zu ihm: »Des Weibes wegen, das du geholt, mußt du sterben, ist sie doch eine Ehefrau.« Abimelech aber war ihr noch nicht genaht; so sprach er: »Herr, bringst du auch schuldlose Leute um? Er hat doch selbst zu mir gesagt: "Sie ist meine Schwester" und auch sie hat gesagt: "Er ist mein Bruder.« In meines Herzens Einfalt und mit reinen Händen habe ich das getan.« Da sprach Gott zu ihm im Traume: »Auch ich weiß, daß du in deines Herzens Einfalt so gehandelt, und so bewahrte ich selbst dich davor, gegen mich zu sündigen; darum habe ich dir nicht zugelassen, sie zu berühren. Gib aber jetzt dem Manne sein Weib heraus! Weil er ein Prophet ist, soll er für dich beten, daß du am Leben bleibst. Gibst du sie aber nicht heraus, so wisse, daß du sterben mußt, du samt all den Deinen!« Da rief frühmorgens Abimelech alle seine Diener zusammen und erzählte ihnen all das, und die Männer erschraken sehr. Dann ließ Abimelech Abraham rufen und sprach zu ihm: »Was hast du uns angetan? Womit habe ich gegen dich gefehlt, daß du so schwere Schuld über mich und über mein Gebiet gebracht hast? Was nimmermehr geschehen durfte, hast du mir angetan.« Dann sprach Abimelech zu Abraham: »Was ist dir eingefallen, daß du dies getan hast?« Da sprach Abraham: »Ich habe eben gedacht: "Gar keine Furcht vor Gott herrscht an diesem Ort; sie bringen mich meines Weibes wegen um.« Auch ist sie wirklich meine Schwester, meines Vaters Tochter, nur nicht meiner Mutter Tochter, und so ist sie mein Weib geworden. Als mich die Himmlischen aus meines Vaters Hause auf die Irrfahrt schickten, sprach ich zu ihr. "Tu mir dies zuliebe! Wohin wir kommen, sag von mir: Es ist mein Bruder."« Da nahm Abimelech Schafe und Rinder, Sklaven und Mägde und gab sie Abraham; auch gab er ihm sein Weib Sara heraus. Und Abimelech sprach: »Mein Land steht dir offen. Laß dich nieder, wo es dir beliebt!« Zu Sara aber sprach er: »Ich schenke deinem Bruder tausend Silberstücke. Dies sei dir Ersatz für alles, was dir, deinen Knechten und Mägden widerfahren ist.« Abraham aber betete zu Gott, und Gott heilte Abimelech, sein Weib und seine Mägde, daß sie Geburten hatten; denn der Herr hatte jeden Schoß in Abimelechs Hause wegen Sara, des Weibes Abrahams, verschlossen. Isaaks GeburtDer Herr aber hatte Sara heimgesucht, wie er verheißen. Und der Herr tat an Sara, wie er vorausgesagt hatte. Und Sara war guter Hoffnung und gebar einen Sohn dem Abraham in seinem Greisenalter um die Zeit, die Gott vorausgesagt hatte. Und Abraham nannte seinen neugeborenen Sohn, den ihm die Sara gebar, Isaak. Und Abraham beschnitt seinen Sohn Isaak, als er acht Tage alt war, wie ihm Gott befohlen hatte. Abraham aber war hundert Jahre alt, als ihm sein Sohn Isaak geboren ward. Da sprach Sara: »Zum Scherze hat mich Gott gemacht. Wer davon hört, scherzt über mich.« Und sie sprach: »Wer hätte Abraham zugeflüstert: "Sara stillt Kinder noch?" Nun habe ich ihm doch noch einen Sohn in seinem Greisenalter geboren.« Und das Kind wuchs und wurde entwöhnt, und Abraham bereitete ein großes Mahl an dem Tag, an dem Isaak entwöhnt ward. Sara aber sah den Sohn der Ägypterin Hagar, den sie Abraham geboren, wie er seinen Spott trieb. Da sprach sie zu Abraham: »Jage diese Magd und ihren Sohn fort! Denn dieser Magd Sohn soll nicht mit Isaak, meinem Sohn, erben!« Dies Wort aber betrübte Abraham heftig wegen seines Sohnes. Doch Gott sprach zu Abraham: »Nicht um den Knaben sei's dir leid und nicht um deine Magd! In allem, was dir Sara sagt, höre auf ihre Stimme! Nur wer von Isaak stammt, trägt deines Stammes Namen. Doch mache ich zu einem Volke auch den Sohn der Magd; auch er ist ja dein Sproß.« Da nahm Abraham am anderen Morgen früh Brot und einen Schlauch mit Wasser und gab es Hagar; das Kind legte er auf ihre Schultern und schickte sie fort. Da zog sie hin und verirrte sich in der Wüste Beerseba. Als das Wasser im Schlauch zu Ende ging, ließ sie das Kind unter einem der Sträucher liegen, ging fort und saß für sich, einen Bogenschuß weit; denn sie sprach: »Ich kann nicht ansehen, wie das Kind stirbt.« So saß sie abseits, erhob ihre Stimme und weinte. Gott aber hörte ihr Gebet um den Knaben, und Gottes Engel rief Hagar vom Himmel her und sprach zu ihr: »Was ist dir, Hagar? Fürchte dich nicht! Gott hat ja dein Gebet um den Knaben gehört, wo immer er ist. Auf! Nimm den Knaben! Fasse durch ihn wieder Mut! Ich will ihn ja zu einem großen Volke machen.« Und Gott tat ihr die Augen auf, und sie erblickte einen Wasserquell. Da ging sie hin und füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Knaben zu trinken. Und Gott war mit dem Knaben. Er wuchs heran und wohnte in der Wüste und war ein Meister mit dem Bogen. Er wohnte in der Wüste Paran, und seine Mutter besorgte ihm ein Weib aus dem Ägypterlande. In jener Zeit redeten Abimelech und sein Heerführer Pikol mit Abraham: »Gott ist mit dir in allem, was du tust. Nun schwöre mir hier bei Gott, daß du weder mich noch meinen Schoß und Sproß schädigest, sondern Güte, wie ich an dir geübt, auch an mir üben willst, desgleichen an dem Lande, in dem du zu Gast weilst!« Da sprach Abraham: »Ich schwöre es.« Abraham aber stellte Abimelech zur Rede wegen des Wasserbrunnens, den Abimelechs Knechte weggenommen hatten. Abimelech aber sprach: »Ich weiß nicht, wer dies getan; du hast mir nichts gesagt, noch habe ich bis heute davon gehört.« Da nahm Abraham Schafe und Rinder und gab sie Abimelech, und sie schlossen einen Vertrag miteinander. Abraham aber stellte die sieben Lämmer der Herde besonders. Da sprach Abimelech zu Abraham: »Was sollen diese sieben Lämmer, die du besonders stellst?« Er sprach: »Die sieben Lämmer mußt du von mir nehmen, damit sie mir als Zeugnis dienen, daß ich diesen Brunnen gegraben habe.« Diese Stätte heißt daher Beerseba ("Schwurbrunnen"); denn dort haben sie einander zugeschworen. So schlossen sie einen Vertrag zu Beerseba. Alsdann brachen Abimelech und sein Heerführer Pikol auf und kehrten in das Philisterland zurück. Er aber pflanzte eine Tamariske zu Beerseba und rief dort den Namen des Herrn an, eines ewigen Gottes. Und Abraham weilte lange zu Gast im Philisterland. Isaaks OpferungNach diesen Begebnissen war es; da versuchte Gott den Abraham. Er sprach zu ihm: »Abraham!« Er sprach: »Hier bin ich.« Da sprach er: »Nimm deinen einzigen Sohn, den du so liebst, den Isaak, und zieh ins Morialand ("Ölbaumland") und bring ihn zum Brandopfer dort dar, auf einem jener Berge, den ich dir bezeichnen werde!« Da sattelte Abraham frühmorgens seinen Esel, nahm seine beiden Diener samt seinem Sohne Isaak mit, spaltete Holzscheite zum Brandopfer, brach auf und zog nach der Stätte, von der ihm Gott gesprochen. Am dritten Tage erhob Abraham seine Augen; da sah er von weitem die Stätte. Da sprach Abraham zu seinen Dienern: »Bleibt mit dem Esel hier! Ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen, anzubeten. Wir kommen dann wieder zu euch.« Und Abraham nahm das Opferholz und legte es seinem Sohne Isaak auf; er aber nahm Feuer und Messer mit. So zogen sie beide zusammen dahin. Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham; er sprach: »Mein Vater!« Er sprach: »Mein Sohn, hier bin ich.« Er sprach: »Da ist Feuer und Holz. Aber wo ist das Schaf zum Opfer?« Da sprach Abraham: »Gott ersieht sich schon das Schaf zum Opfer, mein Sohn.« So zogen sie beide zusammen dahin. Und sie kamen zu dem Ort, von dem ihm Gott gesprochen. Dort baute Abraham einen Altar und schichtete das Holz. Dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar auf das Holz. Dann streckte Abraham seine Hand aus und griff nach dem Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her und sprach: »Abraham! Abraham!« Er sprach: »Hier bin ich.« Er sprach: »Leg deine Hand nicht an den Knaben! Tu ihm nichts! Jetzt weiß ich: Du bist gottesfürchtig; du verweigerst mir ja selbst deinen einzigen Sohn nicht.« Und Abraham erhob seine Augen und sah hin; da hatte sich hinter ihm ein Widder mit den Hörnern im Dickicht verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn an seines Sohnes Statt zum Opfer dar. Und Abraham nannte diesen Ort: »Der Herr sorgt«, so wie man noch sagt: »Auf dem Berg des Herrn ist man versorgt.« Und des Herrn Engel rief Abraham ein zweitesmal vom Himmel her und sprach: »Ich leiste bei mir selber einen Schwur« - ein Spruch des Herrn -: »Weil du dies getan und deinen einzigen Sohn mir nicht verweigert, so gebe ich dir meinen Segen und mache deinen Stamm so zahlreich wie des Himmels Sterne und wie den Sand am Meeresufer. Dein Stamm soll seiner Feinde Tor erobern! Der Erde Völker alle sollen sich mit deinem Stamme segnen zum Lohn dafür, daß du auf meine Stimme hast gehört.« Und Abraham kehrte zu seinen Dienern zurück; sie brachen auf und zogen miteinander nach Beerseba. Und Abraham blieb in Beerseba wohnen. Nach diesen Begebnissen geschah es, daß man Abraham meldete: »Auch Milka hat deinem Bruder Nachor Söhne geboren: Uz, seinen Erstgeborenen, und seinen Bruder Buz und Kemuel, den Vater Arams, und Kesed, Chazo, Pildas, Jidlaph sowie Betuel.« Betuel aber hatte Rebekka gezeugt. Diese acht hatte Milka dem Nachor, Abrahams Bruder, geboren. Er hatte auch ein Nebenweib namens Rëuma; sie gebar Tebach, Gacham, Tachas und Maaka. Saras TodDie Lebensjahre Saras betrugen 127 Jahre; das sind die Lebensjahre Saras. Und Sara starb zu Kirjat Arba, das ist Hebron, im Lande Kanaan. Und Abraham kam, Sara zu beklagen und zu beweinen. Dann erhob sich Abraham von dem Leichnam weg und sprach zu den Söhnen Chets also: »Als Gast und Beisaß bin ich bei euch. Gebt mir bei euch doch ein Erbgrab, daß ich meine Tote aus dem Hause bringe und begrabe!« Und die Söhne Chets antworteten Abraham also: »Nein! Hör uns an, Herr! Ein Gottesfürst bist du in unserer Mitte. Begrabe deine Tote im besten unserer Gräber. Keiner von uns wird dir sein Grab verweigern, deine Tote darin zu bestatten.« Da erhob sich Abraham, neigte sich vor den Landeskindern, den Söhnen Chets und redete also mit ihnen: »Ist es euch genehm, daß ich meine Tote aus dem Hause bringe und begrabe, so hört mich an! Legt Fürsprache für mich ein bei Ephron, Sochars Sohn, daß er mir die Höhle der Makpela lasse, die ihm gehört und am Rande seines Feldes liegt! Um vollen Preis lasse er sie mir in eurer Mitte zum Erbbegräbnis!« Ephron aber hatte einen Sitz unter den Söhnen Chets. So antwortete der Chittiter Ephron dem Abraham laut vor den Söhnen Chets, vor allen, die Zutritt zum Tore seiner Stadt hatten, also: »Nicht so, Herr! Hör mich an: Dieses Feld schenke ich dir; ich schenke dir auch die Höhle, die darauf ist. Vor meiner Volksgenossen Augen schenke ich sie dir. Begrabe deine Tote!« Da neigte sich Abraham vor den Landeskindern und sprach zu Ephron laut vor den Landeskindern also: »Ach, möchtest du mir Gehör schenken! Ich zahle den Preis des Feldes. Nimm ihn von mir an, daß ich dort meine Tote begraben kann!« Da antwortete Ephron dem Abraham also: »Nicht doch, mein Herr! Hör mich an! Ein Feld! Vierhundert Silberringe, was hat dies unter uns zu sagen? Begrabe nur deine Tote!« Und Abraham hörte auf Ephron. So wog Abraham dem Ephron den Preis dar, von dem er im Beisein der Söhne Chets gesprochen: vierhundert Silberringe Kaufsilber. So ward Ephrons Feld, das in der Makpela gegenüber Mamre lag, das Feld samt der Höhle darin und allen Bäumen auf dem Feld und in seinem ganzen Umkreise rechtskräftig Abrahams Eigentum im Beisein der Söhne Chets, all derer, die Zutritt zum Tore seiner Stadt hatten. Danach begrub Abraham sein Weib Sara in der Höhle des Feldes der Makpela gegenüber Mamre, das ist Hebron, im Lande Kanaan. So ward das Feld mit der Höhle darin rechtskräftig des Abraham Erbbegräbnis unter Zustimmung der Söhne Chets. Isaak und RebekkaAbraham aber war alt und hochbetagt geworden, und der Herr hatte Abraham in allem gesegnet. Da sprach Abraham zu seinem Knecht, seinem Hausältesten, der über all seinem Eigentume waltete: »Lege deine Hand unter meine Lende! Ich lasse dich schwören beim Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, daß du meinem Sohn kein Weib freiest von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Mitte ich wohne. Nein! Du ziehst in mein Land und zu meiner Verwandtschaft und freist für Isaak, meinen Sohn, ein Weib.« Da sprach der Knecht zu ihm: »Wenn mir aber das Weib in dies Land nicht folgen will? Soll ich dann deinen Sohn in jenes Land, aus dem du gezogen, wieder zurückbringen ?« Da sprach Abraham zu ihm: »Hüte dich, meinen Sohn dorthin zurückzubringen! Der Herr, des Himmels Gott, der mich aus meinem Vaterhaus und meinem Heimatland geholt und der zu mir geredet und mir feierlich geschworen: "Ich gebe deinem Stamme dies Land", derselbe sendet seinen Engel vor dir her, daß du ein Weib dorther für meinen Sohn freiest. Und sollte dir das Weib nicht folgen, dann bist du dieses Eides ledig. Doch keinesfalls darfst du meinen Sohn dorthin verbringen.« Da legte der Knecht seine Hand unter die Lende seines Herrn Abraham und schwur ihm auf dies Wort. Dann nahm der Knecht zehn Kamele von seines Herrn Kamelen und schickte sich zur Abreise an, im Besitz der Vollmacht über das ganze Vermögen seines Herrn. So brach er auf und zog nach Aram Naharaim ("Syrien der beiden Ströme"), zu der Stadt Nachors. Da ließ er die Kamele draußen vor der Stadt am Brunnen lagern, zur Abendzeit, um die Zeit, wann die Weiber zum Wasserholen herauskommen. Er sprach: »Herr, du Gott Abrahams, meines Herrn! Laß es mir heute glücken und zeige dich gnädig gegen Abraham, meinen Herrn! Hier stehe ich am Wasserquell; der Stadtleute Töchter kommen jetzt zum Wasserschöpfen. Das Mädchen nun sei es, dem ich sage: "Neige deinen Krug, auf daß ich trinke!" und das antwortet: "Trink! Und auch deine Kamele will ich tränken.« Sie hast du für deinen Knecht Isaak bestimmt, und an ihr erkenne ich, daß du Huld an meinem Herrn geübt.« Noch hatte er nicht ausgeredet, da kam Rebekka heraus, die dem Betuel, dem Sohne Milkas, des Weibes Nachors, Abrahams Bruders, geboren war, mit ihrem Krug auf der Schulter. Das Mädchen war überaus schön, eine Jungfrau, die noch keinen Mann erkannt hatte. Sie stieg zum Quell hinab, füllte ihren Krug und stieg heraus. Da lief ihr der Knecht entgegen und sprach: »Laß mich aus deinem Krug ein wenig Wasser schlürfen!« Sie sprach:"Trink, mein Herr!«, und geschwind ließ sie den Krug auf die Hand nieder und gab ihm zu trinken. Als sie ihn hatte genug trinken lassen, sprach sie: »Ich will auch deinen Kamelen schöpfen, bis sie sich satt getrunken haben.« Und eilends goß sie ihren Krug in die Tränkrinne, lief wieder zum Brunnen, Wasser zu schöpfen, und schöpfte so für alle seine Kamele. Der Mann aber sah ihr zu, gespannt zu erfahren, ob der Herr ihm seine Reise habe glücken lassen oder nicht. Wie sich nun die Kamele sattgetrunken hatten, nahm der Mann einen goldenen Stirnring, einen halben Ring schwer, und legte zwei Armspangen an die Arme, zehn Ringe Goldes schwer. Und er sprach: »Wessen Tochter bist du? Sag mir's doch! Ist wohl Platz in deines Vaters Haus für uns zum Übemachten?« Sie sprach zu ihm: »Ich bin die Tochter des Betuel, den Milka dem Nachor einst geboren hat.« Dann sprach sie zu ihm: »Stroh und Futter haben wir in Menge sowie Platz zum Übernachten.« Da neigte sich der Mann, warf sich vor dem Herrn nieder und sprach: »Gepriesen sei der Herr, meines Herrn Abraham Gott, der seine Huld und Treue meinem Herrn nicht vorenthalten! Ich bin da auf dem rechten Wege; mich hat der Herr zum Haus der Brüder meines Herrn geführt.« Das Mädchen aber lief und berichtete im Hause ihrer Mutter dies Begebnis. Rebekka aber hatte einen Bruder namens Laban; Laban lief nun zu dem Mann an den Quell hinaus. Kaum hatte er aber den Stirnring und die Spangen an den Armen seiner Schwester gesehen und seiner Schwester Rebekka Bericht vernommen: »So hat der Mann zu mir gesprochen«, kam er schon zu dem Manne, dieser aber stand noch bei den Kamelen an dem Quell. Er sprach: »Komm, du Gesegneter des Herrn! Warum stehst du da draußen? Habe ich doch das Haus aufgeräumt und Platz für die Kamele gemacht.« So brachte der Mann die Kamele ins Haus und schirrte sie ab; dann brachte jener Stroh und Futter für die Kamele und Wasser zum Füßewaschen für ihn und die Männer bei ihm. Dann setzte man ihm zu essen vor; er aber sprach: »Ich esse nicht eher, als bis ich meine Sache vorgebracht.« Sie sagten: »So rede!« Er sprach: »Ich bin Abrahams Knecht. Reich gesegnet hat der Herr meinen Herrn, daß er zu großem Wohlstande gelangte. Er hat ihm Schafe und Rinder, Silber und Gold geschenkt, Sklaven, Mägde, Kamele und Esel. Nun gebar auch Sara, meines Herrn Weib, meinem Herrn einen Sohn noch nach ihrem Altern. Ihm übergab er seinen ganzen Besitz. Nun ließ mich mein Herr also schwören: "Du darfst für meinen Sohn kein Weib freien von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Land ich wohne. Nein! Du ziehst zu meines Vaters Haus und zu meiner Sippe und freist meinem Sohne ein Weib.« Da sprach ich zu meinem Herrn: "Wenn aber das Weib mir nicht folgen will?" Da sagte er zu mir: "Der Herr, vor dessen Antlitz ich gewandelt, wird seinen Engel mit dir senden; dann läßt er deine Reise wohl gelingen, und du freist meinem Sohne ein Weib aus meiner Sippe, und zwar aus meines Vaters Haus. Nur dann sollst du meines Eides ledig sein. Kommst du zu meiner Sippe und geben sie dir nichts, dann bist du meines Eides ledig.« Nun kam ich heute zum Quell; da sprach ich: Herr, Gott Abrahams, meines Herrn! Läßt du mir meine Reise, die ich unternommen, wohl gelingen? Hier stehe ich am Wasserquell. Nun sei es das junge Mädchen, das zum Schöpfen kommt und das ich anrede: "Laß mich ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken!" und das mir sagt: "Trink du selber! Und auch den Kamelen will ich schöpfen!" Sie ist das Weib, das der Herr dem Sohne meines Herrn bestimmt hat. Kaum hatte ich so bei mir geschlossen, da kam Rebekka heraus, den Krug auf der Schulter, stieg zum Quell hinab und schöpfte. Ich sprach zu ihr: "Gib mir zu trinken!" Da ließ sie eilends ihren Krug herab und sprach: "Da! Trink! Und auch deine Kamele will ich tränken.« Da trank ich, und da tränkte sie auch die Kamele. Nun fragte ich sie und sprach: "Wessen Tochter bist du?" Sie sprach: "Die Tochter des Nachorsohnes Betuel, den jenem Milka einst geboren.« Da legte ich den Ring ihr an die Stirn und die Spangen an die Arme. Alsdann verneigte ich mich, warf mich vor dem Herrn nieder und pries den Herrn, meines Herrn Abraham Gott, der mich auf rechten Weg geführt, die Tochter eines Bruders meines Herrn für seinen Sohn zu freien. Wollt ihr nun Liebe und Treue meinem Herrn erweisen, so sagt es mir! Wo nicht, so sagt's mir auch, daß ich mich zur Rechten oder Linken wende!« Da antworteten Laban und Betuel und sprachen: »Das kommt vom Herrn; wir können weder gut noch übel dich bescheiden. Rebekka steht dir zur Verfügung. Nimm sie und geh, daß sie dem Sohne deines Herrn zum Weibe werde, wie der Herr gesagt!« Als Abrahams Knecht ihre Worte hörte, warf er sich vor dem Herrn auf die Erde nieder. Dann zog der Knecht silberne und goldene Geräte und Gewänder hervor und schenkte sie Rebekka; ihrem Bruder und ihrer Mutter gab er Kleinodien. Sie aßen nun und tranken, er und die Männer bei ihm und blieben über Nacht. Am anderen Morgen, als sie aufstanden, sprach er: »Entlaßt mich zu meinem Herrn!« Da sprachen ihr Bruder und ihre Mutter: »Laß noch das Mädchen einige Tage oder doch wenigstens zehn bei uns! Dann mag sie ziehen.« Da sprach er zu ihnen: »Haltet mich nicht auf! Der Herr hat meine Reise glücken lassen. Entlasset mich, daß ich zu meinem Herrn ziehe!« Sie sprachen: »Wir wollen das Mädchen rufen und sie selbst befragen.« Da riefen sie Rebekka und sprachen zu ihr: »Willst du mit diesem Manne ziehen?« Sie sagte: »Ja!« Da ließen sie ihre Schwester Rebekka mit ihrer Amme ziehen, ebenso den Knecht Abrahams mit seinen Leuten. Und sie segneten Rebekka und sprachen zu ihr: »Unsere Schwester, werde du zu ungezählten Tausenden! Mögen deine Nachkommen das Tor ihrer Hasser besetzen!« Dann brach Rebekka mit ihren Mägden auf; sie ritten auf den Kamelen und folgten dem Manne. So nahm der Knecht Rebekka und zog von dannen. Isaak aber war vom Brunnen Lachaj Roi ("des Lebenden Trost") hergekommen. Er wohnte nunmehr im Südland. Nun ging Isaak zum Betrachten bei Abendanbruch aufs Feld hinaus. Wie er aber die Augen erhob, kamen Kamele daher. Auch Rebekka erhob ihre Augen und erblickte Isaak. Da beugte sie sich vom Kamele herab, und sprach zu dem Knechte: »Wer ist der Mann da drüben, der uns auf dem Felde entgegenkommt?« Der Knecht sprach: »Das ist mein Herr.« Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich. Der Knecht aber erzählte dem Isaak alles, was er ausgerichtet hatte. Da führte Isaak sie in seiner Mutter Sara Zelt. Er freite Rebekka, und sie ward sein Weib, und er gewann sie lieb. So tröstete sich Isaak über seiner Mutter Verlust. Jakob und EsauAbraham aber nahm nochmals ein Weib, namens Ketura. Und sie gebar ihm Zimran, Joksan, Medan, Midian, Isbak und Suach. Joksan aber hatte Seba und Dedan gezeugt, und Dedans Söhne wurden zu Asuritern, Letusitern und Lëumitern. Und Midians Söhne sind Epha, Epher, Chanok, Abida und Eldaa; all dies sind Söhne der Ketura. Dann übergab Abraham all sein Eigentum dem Isaak. Den Nebenweibersöhnen aber, die Abraham besaß, hatte Abraham Geschenke gegeben; er ließ sie zugunsten seines Sohnes Isaak, noch bei seinen Lebzeiten, ostwärts ins Ostland ziehen. Dies ist der Lebensjahre Abrahams Dauer, die er durchlebte, 175 Jahre. Und Abraham verschied und starb in schönem Alter, alt und lebenssatt, und ward zu seinen Stammesgenossen versammelt. Ihn begruben seine Söhne Isaak und Ismael in der Höhle der Makpela, auf des Chittiters Ephrons, des Socharsohnes, Feld, Mamre gegenüber, auf dem Feld, das Abraham von Chets Söhnen gekauft. Dort waren Abraham und sein Weib Sara begraben worden. Nach Abrahams Tode segnete Gott seinen Sohn Isaak; Isaak aber wohnte bei dem Brunnen Lachaj Roi ("des Lebenden Trost"). Dies ist die Geschlechterfolge des Abrahamsohnes Ismael den die Ägypterin Hagar, Saras Magd, dem Abraham geboren hat. Dies sind die Namen der Söhne Ismaels nach ihren Namen und ihrem Stammbaum: Ismaels Erstgeborener Nebajot, Kedar, Adbeel, Mibsam, Misma, Duma, Massa, Chadad, Tema, Jetur, Naphis und Kedma. Dies sind die Söhne Ismaels und dies ihre Namen nach ihren Gehöften und Zeltlagern, zwölf Fürsten nach ihren Stammverbänden. Und dies war Ismaels Lebensdauer: 137 Jahre; da verschied er. Er starb und ward zu seinen Stammesgenossen versammelt. Sie lagerten von Chavila bis Schur, östlich von Ägypten und bis gen Assur hin. Er fiel zu Lebzeiten all seiner Brüder. Dies ist die Geschlechterfolge des Abrahamsohnes Isaak: Abraham hat Isaak gezeugt. Isaak aber war 40 Jahre alt, als er sich Rebekka, des Aramäers Betuel Tochter, aus Paddan Aram, die Schwester des Aramäers Laban, zum Weibe nahm. Isaak aber flehte zum Herrn für sein Weib, weil es unfruchtbar war. Und der Herr ließ sich von ihm erbitten, und so ward sein Weib Rebekka guter Hoffnung. Aber die Kinder rannten einander in ihrem Leibe an. Da sprach sie: »Steht's so, warum trifft es gerade mich?« Und sie ging den Herrn befragen. Da sprach der Herr zu ihr: »Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zwei Stämme scheiden sich aus deinem Schoße. Ein Stamm beherrscht den anderen; lang wird der jüngere dienstbar sein.« Als ihre Zeit kam zum Gebären, da waren Zwillinge in ihrem Leib. Der erste, rötlich, kam wie ein haariger Mantel hervor, und man nannte ihn Esau. Danach kam sein Bruder hervor, und er hielt mit seiner Hand die Ferse Esaus. So nannte man ihn Jakob. Isaak aber war 60 Jahre alt, als sie geboren wurden. Die Knaben wuchsen nun heran. Esau ward ein tüchtiger Jäger, ein Mann der Steppe; Jakob aber war ein schlichter Mann, der bei den Zelten blieb. Isaak aber liebte Esau; denn er sprach gern von der Jagd. Rebekka aber liebte Jakob. Einst kochte Jakob ein Gericht; da kam Esau ganz erschöpft aus der Steppe. Und Esau sprach zu Jakob: »Laß mich doch eilends von dieser roten Zukost genießen! Denn ich bin erschöpft.« Deshalb nannte man ihn Edom ("den Roten"). Da sprach Jakob: »Verkaufe mir zuvor dein Erstgeburtsrecht!« Esau sprach: »Ich muß sonst sterben. Was nützt mir da die Erstgeburt?« Jakob sprach: »Schwöre mir zuvor!« Da schwur er ihm und verkaufte sein Erstgeburtsrecht an Jakob. Jakob aber gab Esau Brot und das Linsengericht. Da aß er und trank, stand auf und ging von hinnen. So verscherzte Esau das Erstgeburtsrecht. Isaak und AbimelechNun kam eine Hungersnot ins Land, eine andere als jene frühere zu Abrahams Zeiten. So zog Isaak zum Philisterkönig Abimelech nach Gerar. Da erschien ihm der Herr und sprach: »Zieh nicht nach Ägypten hinab! Bleib in dem Land, das ich dir anweise! Bleib in diesem Lande zu Gast! Und ich will mit dir sein und dich segnen; denn dir und deinem Stamm gebe ich all diese Lande; dann erfülle ich den Schwur, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe. Dann mehre ich deinen Stamm wie des Himmels Sterne und gebe deinem Stamm all diese Lande. In deinem Stamm sollen sich der Erde Völker alle segnen, zum Lohn dafür, daß Abraham auf meine Stimme gehört hat; er befolgte mein Gebot, meine Satzungen, Gesetze und Vorschriften.« So blieb Isaak zu Gerar. Als aber die Leute des Ortes nach seinem Weibe fragten, sprach er: »Sie ist nur meine Schwester"; denn er fürchtete sich zu sagen: »Sie ist mein Weib"; sonst könnten mich die Leute des Ortes umbringen; denn Rebekka ist schön. Als er längere Zeit dort gewesen war, geschah es, daß der Philisterkönig Abimelech zum Fenster hinausschaute. Da sah er Isaak mit seinem Weib Rebekka kosen. Da rief Abimelech den Isaak herbei und sprach: »Also dein Weib ist sie! Wie hast du sagen können: "Sie ist meine Schwester!"?« Da sprach Isaak zu ihm: »Ich habe gedacht, ich müßte ihretwegen sterben.« Abimelech sprach: »Was hast du uns da getan? Wie leicht hätte einer aus dem Volke deinem Weibe beiwohnen können. Dann hättest du Schuld über uns gebracht.« Da gebot Abimelech allem Volke: »Wer diesen Mann und sein Weib berührt, soll des Todes sterben.« Isaak aber säte in jenem Lande. Und er erntete in jenem Jahre hundert Speicher voll. So segnete der Herr ihn. Und so ward der Mann reich und immer reicher, bis er schwer reich geworden war. Er besaß Schaf- und Rinderherden und viel Arbeitsvieh. Da beneideten ihn die Philister. Und die Philister verschütteten alle Brunnen, die seines Vaters Knechte bei seines Vaters Abraham Lebzeiten gegraben, und füllten sie mit Erde. Und Abimelech sprach zu Isaak: »Zieh fort von uns! Du bist ja mächtiger geworden, als uns lieb.« Und Isaak zog von da weg und lagerte sich im Tale von Gerar und wohnte da. Da grub Isaak die Wasserbrunnen wieder auf, die man in seines Vaters Abrahams Tagen gegraben und die nach Abrahams Tod die Philister verschüttet hatten, und benannte sie wieder mit den Namen, die ihnen sein Vater gegeben. Auch gruben Isaaks Knechte im Tale nach und fanden dort einen Brunnen fließenden Wassers. Die Hirten von Gerar aber stritten mit Isaaks Knechten und sprachen: »Unser ist das Wasser.« Da nannte man den Brunnen Esek ("Streit"), weil sie dort gestritten hatten. Dann bohrten sie einen anderen Brunnen; aber auch um diesen stritten sie, und man nannte ihn Sitna ("Hader"). Er zog von dort weiter und grub einen anderen Brunnen. Um diesen stritten sie nicht mehr. Und er nannte ihn Rechobot ("Freiland") und sprach: »Nun hat der Herr uns freien Raum geschaffen, und wir können im Lande sorglos sein.« Von dort zog er nach Beerseba hinauf. Und der Herr erschien ihm in selbiger Nacht und sprach: »Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir. Ich segne dich und mehre deinen Stamm um meines Dieners Abraham Willen.« Und er erbaute dort einen Altar und rief den Namen des Herrn an. Er schlug auch hier sein Zelt auf. Und Isaaks Knechte gruben dort einen Brunnen. Da kam Abimelech zu ihm aus Gerar, mit seinem Vertrauten Achuzat und seinem Heerführer Pikol. Da sprach Isaak zu ihnen: »Warum kommt ihr zu mir? Ihr hasset mich doch und jagtet mich von euch fort?« Sie sprachen: »Wir haben gesehen, daß der Herr mit dir ist. Da sagten wir: Zwischen uns und dir sei ein Eid! Wir wollen einen Bund mit dir schließen, daß du uns kein Übel tust, wie wir dich nicht angetastet, sondern dir bloß Gutes getan; wir entließen dich doch in Frieden. Du bist ja der Gesegnete des Herrn.« Da gab er ihnen ein Mahl, und sie aßen und tranken. Frühmorgens schwuren sie einander zu. Dann verabschiedete sie Isaak, und sie gingen von ihm in Frieden. Am selben Tage aber kamen Isaaks Knechte und machten ihm Meldung über den Brunnen, den sie gegraben; sie sagten zu ihm: »Wir haben Wasser gefunden.« Da nannte er ihn Siba ("Schwur"); daher heißt die Stadt bis auf diesen Tag Beerseba. Als Esau 40 Jahre alt ward, heiratete er des Chittiters Beeri Tochter Judith, ebenso des Chittiters Elon Tochter Basemat. Sie waren ein schwerer Kummer für Isaak und Rebekka. Isaaks SegenAls Isaak nun alt geworden und seine Augen erblindet waren, rief er seinen älteren Sohn Esau und sprach zu ihm: »Mein Sohn!« Der sprach zu ihm: »Hier bin ich.« Da sprach er: »Ich bin jetzt alt geworden und kann täglich sterben. Nimm nun dein Jagdgerät, dein Wehrgehänge und deinen Bogen! Gehe aufs Feld und jage mir ein Wild! Dann bereite mir Leckerbissen, wie ich sie liebe, und bringe sie zum Essen, auf daß dich meine Seele segne, bevor ich sterbe!« Rebekka aber hatte gelauscht, wie Isaak mit seinem Sohne Esau sprach. Esau ging nun aufs Feld, Wild zum Vorsetzen zu jagen. Da sprach Rebekka zu ihrem Sohne Jakob also: »Ich habe eben gehört, wie mit deinem Bruder Esau dein Vater redete und sprach: "Hol mir ein Wild und bereite mir Leckerbissen zum Essen! Dann segne ich dich mit des Herrn Zustimmung vor meinem Tode." Nun, mein Sohn, folg meinem Rat, was ich dich heiße! Geh zum Kleinvieh! Hol mir von dort zwei schöne Ziegenböckchen, daß ich sie für deinen Vater zu Leckerbissen bereite, wie er's liebt! Dann bringst du sie deinem Vater zum Essen, auf daß er dich segne vor seinem Tode.« Da sprach Jakob zu seiner Mutter Rebekka: »Aber mein Bruder Esau ist sehr stark behaart, indes ich glatt bin. Vielleicht betastet mich mein Vater; dann stehe ich vor ihm als Possenreißer da und bringe über mich nur Fluch, nicht Segen.« Da sprach seine Mutter zu ihm: »Auf mich falle die Verfluchung, die dir gilt, mein Sohn! Folge meinem Rat! Geh hin und hol es mir!« Da ging er, holte und brachte es seiner Mutter, und seine Mutter bereitete Leckerbissen, wie sein Vater sie liebte. Dann holte Rebekka ihres ältesten Sohnes Esau Kleider, die sie im Hause drinnen hatte, und zog sie ihrem jüngeren Sohne Jakob an. Die Ziegenböckchenfelle aber hatte sie um seine Arme und seinen glatten Hals gelegt. Dann gab sie die Leckerbissen samt dem Brot, wie sie's bereitet hatte, ihrem Sohne Jakob in die Hand. So kam er zu seinem Vater und sprach: »Mein Vater!« Er antwortete: »Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?« Da sprach Jakob zu seinem Vater: »Ich bin dein Erstgeborener, Esau. Ich habe getan, wie du mir gesagt. Auf! Iß von meinem Wildbret, auf daß mich deine Seele segne!« Da sprach Isaak zu seinem Sohn: »Wie hast du's, mein Sohn, so schnell gefunden?« Er sprach: »Der Herr, dein Gott, hat es mir in den Weg laufen lassen.« Da sprach Isaak zu Jakob: »Tritt näher, mein Sohn, daß ich dich betaste! Bist du wirklich mein Sohn Esau? Bist du's nicht?« Da trat Jakob näher zu seinem Vater Isaak. Er betastete ihn und sprach: »Die Stimme ist zwar Jakobs Stimme; die Arme aber sind Esaus Arme.« Und er erkannte ihn nicht; denn seine Arme waren wie die seines Bruders Esau behaart. So gab er ihm den Segen. Er sprach: »Du bist also Esau, mein Sohn?« Er sprach: »Ja.« Da sprach er: »So bring's mir her, daß ich von meines Sohnes Wildbret esse, damit dich meine Seele segne!« Da brachte er es ihm, und er aß; dann brachte er ihm Wein, und er trank. Nun sprach sein Vater Isaak zu ihm: »Tritt näher und küsse mich, mein Sohn!« Da trat er näher und küßte ihn. Da roch er den Duft seiner Kleider, segnete ihn und sprach: »Wahrhaftig, meines Sohnes Duft ist wie der Duft des Feldes, das der Herr gesegnet. Dir gebe Gott vom Himmelstau und von der Erde besten Früchten, des Kornes und des Weins die Fülle! Dir sollen Völker dienen und Stämme sich vor dir verneigen! Sei Herrscher aber deine Brüder! Die Söhne deiner Mutter sollen sich vor dir verneigen! Wer dich verflucht, der sei verflucht! Und wer dich segnet, sei gesegnet!« Wie aber Isaak den Segen über Jakob beendet und Jakob kaum seinen Vater Isaak verlassen, kam sein Bruder Esau von seiner Jagd. Er bereitete gleichfalls Leckerbissen und brachte sie seinem Vater. Er sprach zu seinem Vater: »Mein Vater richte sich auf und esse von seines Sohnes Wildbret auf daß deine Seele mich segne!« Da sprach sein Vater Isaak zu ihm: »Wer bist du?« Er sprach: »Ich bin dein Sohn, dein Erstgeborener, Esau.« Da erschrak Isaak über alle Maßen und sprach: »Wer in aller Welt ist der gewesen, der ein erjagtes Wild mir brachte, daß ich gehörig aß, bevor du kamst? Ihn segnete ich, und gesegnet wird er bleiben.« Wie Esau die Worte seines Vaters vernahm, schrie er überlaut und bitterlich und sprach zu seinem Vater: »Mein Vater, segne auch mich!« Er sprach: »Dein Bruder ist mit List gekommen, und so nahm er dir deinen Segen.« Da sprach er: »Heißt man ihn nicht Jakob? Schon zum zweitenmal betrog er mich. Mein Erstgeburtsrecht hat er genommen; jetzt nimmt er mir auch den Segen.« Dann sprach er: »Hast du mir keinen Segen aufbewahrt?« Darauf erwiderte Isaak und sprach zu Esau: »Ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt. All seine Brüder habe ich ihm zu Knechten gegeben und ihn mit Korn und Most belehnt. Was in aller Welt kann ich dir tun, mein Sohn?« Da sprach Esau zu seinem Vater: »Hast du nur den einen Segen, mein Vater? Mein Vater, segne doch auch mich!« und Esau fing laut zu weinen an. Darauf hub sein Vater Isaak an und sprach zu ihm: »Fern von der Erde edlen Frucht wird dein Wohnsitz sein, und fern vom Tau des Himmels droben. Von deinem Schwerte wirst du leben und deinem Bruder dienstbar sein, nur wenn du heimatlos umherschweifest, dann hältst du deinem Nacken fern sein Joch.« So ward Esau dem Jakob feind wegen des Segens, den ihm sein Vater gegeben. Und Esau dachte bei sich: »Kommen die Trauertage um meinen Vater, dann töte ich meinen Bruder Jakob.« Der Rebekka verriet sich aber das Vorhaben ihres älteren Sohnes Esau. So sandte sie hin, ließ ihren jüngeren Sohn Jakob rufen und sprach zu ihm: »Siehe, dein Bruder Esau sinnt auf Rache gegen dich und will dich töten. So folge meinem Rat, mein Sohn! Brich auf und mach, daß du geschwind zu meinem Bruder Laban nach Charan kommst! Dann bleibe eine Zeit bei ihm, bis sich deines Bruders Groll legt! Läßt dann deines Bruders Zorn von dir ab und vergißt er, was du ihm getan, dann sende ich und lasse dich von dort holen. Warum soll ich euch beide an einem Tag verlieren?« Und Rebekka sprach zu Isaak: »Ich bin des Lebens überdrüssig der Töchter Chets wegen. 47 Holt sich auch Jakob ein Weib von den Töchtern Chets, wie diese da aus des Landes Töchtern, wozu lebte ich noch?« Jakobs FluchtDa rief Isaak den Jakob, segnete ihn, beschied ihn und sprach zu ihm: »Du darfst kein Weib aus Kanaans Töchtern freien! Mach dich auf und zieh nach Paddan Aram, zum Haus der Betuel, des Vaters deiner Mutter, und freie dir dort ein Weib, eine der Töchter Labans, deines Mutterbruders! Gott, der Allmächtige, segne dich, mache dich fruchtbar und mehre dich, daß du zu einer Menge Völker werdest! Er verleihe dir Abrahams Segen, dir und deinem Stamme nach dir, daß du deiner Pilgerschaft Land zu eigen bekommst, das Gott dem Abraham verliehen!« So entließ Isaak den Jakob, und er zog nach Paddan Aram zu Betuels Sohn Laban, dem Aramäer, dem Bruder der Rebekka, der Mutter Jakobs und Esaus. Esau aber hatte bemerkt, daß Isaak den Jakob gesegnet und ihn nach Paddan Aram gesandt, sich dort ein Weib zu holen, und daß er ihn segnete und so beschied: "Du darfst kein Weib aus Kanaans Töchtern nehmen", und daß Jakob auf seinen Vater und seine Mutter hörte und nach Paddan Aram ging. Da merkte Esau, daß Kanaans Töchter seinem Vater Isaak mißfielen. So ging Esau zu Ismael und nahm Machalat, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Nebajots, zu seinen Weibern hin sich zum Weibe. Jakob aber zog von Beerseba aus und wanderte nach Charan. Und er kam an eine gewisse Stätte und übernachtete hier, weil die Sonne unterging. Er nahm einen von den Steinen der Stätte und machte ein Lager für sein Haupt und legte sich an dieser Stätte schlafen. Da träumte ihm: Auf der Erde stand eine Treppe, deren Spitze bis zum Himmel reichte, und darauf stiegen die Engel Gottes auf und ab. Da stand auch der Herr vor ihn, und sprach: »Ich bin der Herr, der Schutzgott deines Vaters Abraham und Isaaks; das Land, auf dem du ruhst, das gebe ich dir und deinem Stamme. Dann wird dein Stamm dem Staub der Erde gleich; nach Westen, Osten, Norden, Süden breitest du dich aus. Dann segnen sich in dir der Erde Geschlechter alle, sowie in deinem Stamme. Fürwahr, ich bin mit dir und hüte dich allüberall, wohin du gehst. Dann bringe ich dich auch zu diesem Boden wieder. Denn ich verlasse nimmer dich, bis ich vollbracht, was ich dir jetzt verheißen.« Da erwachte Jakob aus seinem Schlafe und sprach: »Wahrlich, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wußte es nicht.« Und er erschauerte und sprach: »Wie schauervoll ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und jenes ist die Himmelspforte.« Frühmorgens nahm Jakob den Stein, den er zum Kopfpolster gemacht, stellte ihn als Malstein auf und goß Öl oben darauf. Und er nannte jenen Ort Betel ("Gotteshaus"); vorher aber hieß die Stadt Luz. Und Jakob machte ein Gelübde und sprach: »Ist Gott mit mir und behütet er mich auf dem Wege, den ich gehen muß, und gibt er mir Brot zur Nahrung und Kleider zur Bedeckung und kehre ich heil zu meines Vaters Haus heim, dann ist der Herr mir zum Schutzgott, und dieser Stein, den ich als Malstein aufgestellt, wird ein Gotteshaus, und alles, was Du mir geben wirst, will ich Dir getreulich verzehnten.« Jakob bei LabanDa machte sich Jakob auf den Weg und wanderte ins Land der Söhne des Ostens. Er schaute aus; da war im Feld ein Brunnen, und drei Schafherden lagerten daran; denn aus diesem Brunnen pflegte man die Herden zu tränken. Der Stein aber über dem Brunnenloch war groß. Waren nun alle Herden dort beisammen, dann wälzte man den Stein vom Brunnenloch und tränkte die Schafe. Dann brachte man den Stein für das Brunnenloch wieder an seine Stelle. Da sprach Jakob zu ihnen: »Brüder! Wo seid ihr her?« Sie sagten: »Aus Charan.« Er sprach zu ihnen: »Kennt ihr Laban, Nachors Sohn?« Sie sprachen: »Jawohl!« Er sprach zu ihnen: »Geht's ihm auch gut?« Sie sprachen: »Ja! Und da kommt gerade seine Tochter Rachel mit den Schafen.« Er sprach: »Noch ist's hoch am Tag und noch zu früh, das Vieh einzutreiben. Tränket die Schafe und weidet weiter!« Sie sprachen: »Wir können es nicht, bis alle Herden beisammen sind; dann wälzt man den Stein vom Brunnenloch, und wir tränken die Schafe.« Noch redete er mit ihnen, da kam Rachel mit den Schafen ihres Vaters; denn sie war Hirtin. Wie nun Jakob Rachel, die Tochter seines Mutterbruders Laban, erblickt hatte und die Schafe seines Mutterbruders Laban, da trat Jakob herzu und wälzte den Stein vom Brunnenloch und tränkte seines Mutterbruders Laban Schafe. Dann küßte Jakob die Rachel und hob laut zu weinen an. Und Jakob erzählte der Rachel, er sei ein Bruder ihres Vaters und zwar ein Sohn Rebekkas. Da lief sie und erzählte es ihrem Vater. Wie Laban solche Kunde von seinem Schwestersohne Jakob vernahm, lief er ihm entgegen, umarmte und küßte ihn und führte ihn in sein Haus; jener aber erzählte Laban die ganze Geschichte. Und Laban sprach zu ihm: »So bist du also von meinem Bein und Fleisch.« Als er einen Monat lang bei ihm war. sprach Laban zu Jakob: »Wolltest du, weil du mein Bruder bist, mir umsonst dienen? Sag mir: Was soll dein Lohn sein?« Nun hatte Laban zwei Töchter; die ältere hieß Lea, die jüngere Rachel. Lea hatte glanzlose Augen, Rachel aber war schön von Gestalt und Antlitz. Und Jakob gewann Rachel lieb. Er sprach: »Ich diene dir sieben Jahre um Rachel, deine jüngere Tochter.« Laban sprach: »Besser, ich gebe sie dir als einem fremden Mann. Bleib bei mir!« So diente Jakob um Rachel sieben Jahre, und sie dünkten ihm wie wenige Tage, weil er sie liebte. Dann sprach Jakob zu Laban: »Gib mir mein Weib! Denn meine Zeit ist um, daß ich sie heirate.« Da lud Laban alle Männer des Ortes ein und bereitete ein Gastmahl. Als es Abend ward, nahm er seine Tochter Lea und führte sie ihm zu, und er wohnte ihr bei. Und Laban gab seine Magd Zilpa seiner Tochter Lea zur Magd. Am Morgen aber war es die Lea. Da sprach er zu Laban: »Was hast du mir da getan? Habe ich nicht um Rachel bei dir gedient? Warum hast du mich betrogen?« Laban sprach:"An unserem Ort ist's nicht der Brauch, die jüngere vor der Älteren wegzugehen. Führe mit der einen die Woche zu Ende, dann werden wir dir auch die andere geben um den Dienst von weiteren sieben Jahren bei mir.« Und Jakob tat so und führte mit der einen die Woche zu Ende. Dann gab Laban ihm seine Tochter Rachel zum Weib. Und Laban gab seiner Tochter seine Magd Bilha zur Magd. So wohnte er auch Rachel bei. Er liebte aber Rachel mehr als Lea, und so diente er bei ihm andere sieben Jahre. Wie nun der Herr sah, daß Lea nicht geliebt wurde, öffnete er ihren Mutterschoß; Rachel aber blieb unfruchtbar. So empfing Lea, gebar einen Sohn und nannte ihn Ruben ("Seht! Ein Sohn"); denn sie sprach: »Gesehen hat ja der Herr mein Elend. Nun wird mein Mann mich liebgewinnen. Wieder ward sie guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da sprach sie: »Gehört hat ja der Herr, daß ich ungeliebt bin. Darum gab er mir auch diesen.« Und sie nannte ihn Simeon ("Hörer"). Wieder ward sie guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da sprach sie: »Nun endlich wird sich mein Mann mit mir verbinden; drei Söhne habe ich ihm geboren.« Darum nannte man ihn Levi ("Verbinder"). Wieder ward sie guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da sprach sie: »Endlich kann ich den Herrn lobpreisen.« Darum nannte sie ihn Juda ("Lobpreiser"). Danach hörte sie mit Gebären auf. Jakobs Familie und HabeAls Rachel sah, daß sie dem Jakob kein Kind gebar, ward Rachel auf ihre Schwester neidisch. Sie sprach zu Jakob: »Schaff mir Kinder! Wenn nicht, dann sterbe ich.« Da ging Jakob die Geduld gegenüber Rachel aus, und er sprach: »Bin ich an Gottes Statt, der dir die Leibesfrucht versagt?« Sie sprach: »Hier ist meine Magd Bilha. Wohne ihr bei, daß sie für meinen Schoß gebäre und auch ich durch sie zu Kindern komme!« So gab sie ihm ihre Magd Bilha zum Weib, und Jakob wohnte ihr bei. Bilha ward guter Hoffnung und gebar Jakob einen Sohn. Da sprach Rachel: »Mir hat Gott Recht verschafft; auch hat er auf meine Stimme gehört und mir einen Sohn geschenkt.« Deshalb nannte sie ihn Dan ("Richter"). Wieder ward Bilha, Rachels Magd, guter Hoffnung und gebar einen zweiten Sohn. Da sprach Rachel: »Gotteskämpfe habe ich gekämpft mit meiner Schwester und habe gesiegt.« Und sie nannte ihn Naphtali ("Kämpfer"). Als Lea sah, daß sie aufhörte zu gebären, nahm sie ihre Magd Zilpa und gab sie Jakob zum Weib. Und Leas Magd Zilpa gebar Jakob einen Sohn. Da sprach Lea: »Glück auf!« Und sie nannte ihn Gad ("Glück"). Und Leas Magd Zilpa gebar Jakob einen zweiten Sohn. Da sprach Lea: »Heil mir! Mich preisen Töchter glücklich.« Und sie nannte ihn Asser ("Heil"). Ruben ging in den Tagen der Weizenernte aus und fand auf dem Felde Liebesäpfel und brachte sie seiner Mutter Lea. Da sprach Rachel zu Lea: »Gib mir doch von deines Sohnes Liebesäpfeln!« Sie sprach zu ihr: »lst's nicht genug, daß du meinen Mann wegnimmst, mußt du nun auch noch die Liebesäpfel meines Sohnes wegnehmen?« Da sprach Rachel: »So schlafe er diese Nacht bei dir für die Liebesäpfel deines Sohnes!« Als Jakob des Abends vom Felde kam, ging Lea ihm entgegen und sprach zu ihm: »Bei mir mußt du einkehren; denn ich habe dich mir für meines Sohnes Liebesäpfel ausbedungen.« Und er schlief bei ihr in jener Nacht. Und Gott erhörte Lea, und sie empfing und gebar Jakob einen fünften Sohn. Da sprach Lea: »Gott hat mir meinen Lohn für das gegeben, was ich meiner Verwandten für meinen Mann gegeben habe.« Und sie nannte ihn Issakar ("Belohner"). Wieder ward Lea guter Hoffnung und gebar Jakob einen sechsten Sohn. Und Lea sprach: »Gott hat mir eine schöne Spende gespendet; diesmal bleibt mein Mann bei mir; denn sechs Söhne habe ich ihm geboren.« Und sie nannte ihn Zabulon ("Spender"). Danach gebar sie eine Tochter und nannte sie Dina. Da erinnerte sich Gott der Rachel. Und Gott erhörte sie und öffnete ihr den Mutterschoß. Und sie ward guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da sprach sie: »Weggenommen hat Gott meine Schmach.« Und sie nannte ihn Joseph ("Mehrer"), indem sie sagte: »Noch einen Sohn schenkte mir der Herr!« Als Rachel den Joseph geboren hatte, sprach Jakob zu Laban: »Entlaß mich, daß ich in meine Heimat ziehe, in mein Land! Gib mir meine Weiber und meine Kinder, um die ich dir gedient! Dann gehe ich. Du kennst selbst meine Dienste, mit denen ich dir gedient.« Da sprach Laban zu ihm: »Mit Vergunst! Ich hab's erraten: Deinetwegen hat der Herr mich gesegnet.« Und er sprach: »Nenne deine Lohnforderung an mich, damit ich sie erfülle!« Er sprach zu ihm: »Du weißt selbst, wie ich dir gedient habe und was aus deinem Viehstand bei mir geworden ist. Denn wenig ist es gewesen, was du vor mir hattest. Dann aber mehrte es sich in Fülle. So hat dich der Herr nach meiner Ankunft gesegnet. Nun aber, wann soll ich für meinen Hausstand sorgen?« Er sprach: »Was soll ich dir geben?« Da sprach Jakob: »Gar nichts sollst du mir geben. Gewährst du mir folgendes, dann will ich aufs neue deine Schafe sorgsam weiden. Ich gehe heute alle deine Schafe durch. Entferne daraus jegliches gesprenkelte und gescheckte Stück! Dann ist jedes Schwarze bei den Lämmern und alles Scheckige und Gesprenkelte bei den Ziegen mein Lohn. Dann zeugt meine Ehrlichkeit in Zukunft für mich vor dir, kommst du, mich zu belohnen. Was nicht gesprenkelt und nicht scheckig bei den Ziegen und was nicht schwarz bei Lämmern ist, gelte bei mir als gestohlen!« Und Laban sprach: »Es sei, wie du gesagt!« So sonderte er am selben Tage die gestreiften und scheckigen Böcke ab, alle gesprenkelten und scheckigen Ziegen, alles, woran Weiß war, und alles Schwarze bei den Lämmern und übergab es seinen Söhnen. Dann ließ er einen Zwischenraum von drei Tagereisen zwischen sich und Jakob; Jakob aber weidete Labans übriges Vieh. Da holte Jakob frische Stäbe von Pappeln, Mandelbäumen und Platanen und schälte daran weiße Streifen heraus, das Weiße an den Stäben bloßlegend. Dann stellte er die geschälten Stäbe in die Tränkrinnen, in die Wasserrinnen, wohin die Tiere zur Tränke kamen, gerade vor die Tiere hin. Sie waren aber in Brunst, als sie zur Tränke kamen. So begatteten sich die Tiere vor den Stäben. Dann warfen die Tiere gestreifte, gesprenkelte und scheckige Junge. Die Lämmer aber sonderte Jakob ab. So machte er die besten Tiere in Labans Herden zu gestreiften und ganz schwarzen Stücken und legte sich besondere Herden an, die er nicht zu Labans Herden tat. Sooft fortan die Brunstzeit der kräftigen Tiere kam, legte Jakob die Stäbe den Tieren vor Augen in die Rinnen, auf daß sie sich vor den Stäben begatteten. Waren aber die Tiere schwächlich, dann legte er sie nicht hin. So fielen die schwächlichen dem Laban zu, die kräftigen Jakob. So ward der Mann ohne Maßen reich und kam zu viel Vieh, zu Mägden und Knechten, Kamelen und Eseln. Jakobs HeimkehrEr vernahm aber die Reden der Labansöhne, die sagten: »Jakob bringt die ganze Habe unseres Vaters an sich; von dem, was unseres Vaters war, hat er all diesen Reichtum geschaffen.« Jakob sah auch an Labans Angesicht, daß er nicht mehr so wie früher gegen ihn war. Da sprach der Herr zu Jakob: »Kehr in deiner Väter Land zurück, zu deiner Verwandtschaft! Ich will mit dir sein.« Da sandte Jakob und rief Rachel und Lea aufs Feld zu seiner Herde. Er sprach zu ihnen: »Ich sehe an eures Vaters Angesicht, daß er zu mir nicht mehr so ist wie früher, und doch ist meines Vaters Gott mit mir. Ihr wißt aber, daß ich mit all meiner Kraft eurem Vater gedient habe. Doch euer Vater hat mich betrogen und mir den Lohn zehnmal geändert. Aber Gott hat ihm nicht verstattet, mich zu schädigen. Sprach er: "Die Gesprenkelten seien dein Lohn!", dann warfen alle Tiere Gesprenkelte. Und sprach er: "Die Gestreiften seien dein Lohn!", dann warfen alle Tiere Gestreifte. So entzog Gott das Vieh eurem Vater und gab es mir. Es war in der Brunstzeit der Tiere, da erhob ich meine Augen und sah im Traum, wie die Böcke die Schafe bespringen, gestreift, gesprenkelt und gescheckt. Und Gottes Engel sprach zu mir im Traum: "Jakob!" Ich sprach: "Hier bin ich.« Er sprach: "Hebe deine Augen und sieh: Alle Böcke, die die Schafe bespringen, sind gestreift, gesprenkelt und gescheckt. Ich sehe ja alles, was Laban dir tut. Ich bin der Herr, der Gott von Betel, wo du ein Steinmal gesalbt und mir ein Gelübde gemacht. Nun auf! Zieh aus diesem Land und kehr in dein Heimatland zurück!« " Da antworteten Rachel und Lea und sprachen zu ihm: »Haben wir noch Teil und Erbe im Hause unseres Vaters? Gelten wir ihm nicht als Fremde? Er hat uns ja verhandelt. Soll er auch unseren Erlös verzehren dürfen? Ja, all der Reichtum, den Gott unserem Vater entzogen, gehört uns und unseren Kindern. Tu also ganz, wie Gott zu dir gesagt!« Da erhob sich Jakob, hob seine Kinder und Weiber auf die Kamele und führte all sein Vieh weg und all seine Habe, die er erworben, das Vieh seines Besitzes, das er zu Paddan Aram erworben, um zu seinem Vater Isaak ins Land Kanaan zu ziehen. Während Laban ging, seine Schafe zu scheren, stahl Rachel ihres Vaters Teraphim. Jakob aber überlistete Laban, den Aramäer; durch nichts hatte er ihn ahnen lassen, daß er fliehen wollte. So floh er mit all seiner Habe. Er brach auf und setzte über den Strom und nahm die Richtung auf das Gebirge Gilead. Am dritten Tage bekam Laban die Kunde, Jakob sei entflohen. Da nahm er seine Brüder mit, verfolgte ihn sieben Tagereisen und holte ihn auf dem Gebirge Gilead ein. Da kam Gott zu Laban, dem Aramäer, nachts im Traum und sprach zu ihm: »Hüte dich, mit Jakob herausfordernd zum Bösen zu reden!« Als Laban Jakob erreichte, hatte Jakob auf dem Berge sein Zelt aufgeschlagen; Laban aber schlug es mit seinen Brüdern auf dem Gebirge Gilead auf. Und Laban sprach zu Jakob: »Was hast du getan, daß du mich überlistet und meine Töchter wie Kriegsgefangene fortgeführt hast? Warum bist du heimlich geflohen und hast mich bestohlen? Warum hast du's mir nicht kundgetan? Dann hätte ich dir mit Jauchzen und Singen, mit Pauken und Zithern das Geleite gegeben. Warum hast du mich nicht zum Abschied meine Enkel und meine Töchter küssen lassen? Nun, du hast recht töricht gehandelt. Ich habe die Macht, euch übel zu tun. Aber deines Vaters Gott hat gestern Nacht zu mir gesprochen: "Hüte dich, mit Jakob herausfordernd zum Bösen zu reden!" Nun bist du eben fortgezogen, weil du dich nach deinem Vaterhause gesehnt hast. Warum hast du aber meine Götter gestohlen?« Da antwortete Jakob und sprach zu Laban: »Wohl! Ich habe Angst gehabt, weil ich gedacht habe, du könntest deine Töchter mir entreißen. Bei wem du aber deine Götter findest, der soll nicht länger leben. Erkennst du im Beisein unserer Brüder etwas als dein eigen, dann nimm es an dich!« Jakob aber wußte nicht, daß Rachel sie gestohlen hatte. So kam Laban in Jakobs und in Leas Zelt sowie in das Zelt der beiden Mägde, fand aber nichts; dann ging er aus Leas Zelt und kam in das der Rachel. Rachel aber hatte die Teraphim genommen und legte sie in die Kamelsänfte und setzte sich auf sie. Laban durchstöberte das ganze Zelt, fand aber nichts. Da sprach sie zu ihrem Vater: »Sei nicht böse, mein Herr, daß ich vor dir nicht aufstehe! Mir ergeht es nach Weiberart.« So suchte er, fand aber die Teraphim nicht. Da ward Jakob zornig und schalt Laban. Und Jakob hob an und sprach zu Laban: »Was ist mein Verbrechen? Was mein Vergehen, daß du hinter mir herhetzest und mir all mein Gerät durchstöberst? Was hast du von all deinem Hausrat gefunden? Leg's her vor meine und vor deine Brüder, daß sie zwischen uns entscheiden! Zwanzig Jahre bin ich so bei dir gewesen. Deine Mutterschafe und -ziegen haben nie einen Fehlwurf, und nie habe ich deiner Herde Widder verzehrt. Zerrissenes habe ich nie vor dich bringen dürfen; ich mußte es ersetzen; von mir fordertest du es. So bin ich betrogen worden bei Tag und bei Nacht. So ist es mir ergangen: Bei Tage hat mich die Hitze gefressen und der Frost bei Nacht. Meine Augen floh der Schlaf. Volle zwanzig Jahre habe ich so in deinem Hause dir gedient, vierzehn Jahre um deine beiden Töchter und sechs um deine Schafe, und zehnmal ändertest du meinen Lohn. Hätte ich nicht meines Vaters Gott gehabt, den Gott Abrahams und Isaaks Schrecken, leer hättest du mich ziehen lassen. Mein Abplagen und meiner Hände Mühen hat aber Gott gesehen und gestern nacht hat er entschieden.« Da erwiderte Laban und sprach zu Jakob: »Mein sind die Töchter, mein die Kinder, mein das Vieh, und alles, was du siehst, gehört mir, also meinen Töchtern. Was könnte ich heute diesen tun oder ihren Kindern, die sie geboren haben? Nun komm! Wir wollen einen Bund miteinander schließen. Der Herr sei Zeuge zwischen mir und dir!« Und Jakob nahm einen Stein und richtete ihn als Steinmal auf. Jakob aber sprach zu seinen Brüdern: »Sammelt Steine!« Da nahmen sie Steine und machten einen Wall. Und sie aßen dort auf dem Wall. Laban nannte ihn Jegar Sahaduta ("Steinhaufen des Zeugnisses"), und Jakob nannte ihn Galed ("Zeugenwall"). Da sprach Laban: »Dieser Wall ist heute Zeuge zwischen mir und dir.« Deshalb nannte er ihn Galed ("Zeugenwall"). Auch Mispa ("Wache"), weil er sagte: »Der Herr wache zwischen mir und dir, wenn wir einander ferne sind. Ob du meine Töchter schlecht behandelst oder ob du noch andere Weiber zu meinen Töchtern nimmst, ist auch kein Mensch bei uns, bedenke: Zwischen mir und dir ist ein Gott Zeuge!« Ferner sprach Laban zu Jakob: »Hier dieser Wall und dieses Steinmal, das ich errichte zwischen mir und dir: Dieser Wall sei Zeuge und Zeuge dieses Steinmal! Ich darf diesen Wall zu dir nicht überschreiten, noch darfst du diesen Wall und dieses Steinmal zu mir überschreiten in böser Absicht. Zwischen uns richte der Gott Abrahams und Nachors Gott, der Gott ihrer Väter!« Da schwur Jakob beim Schrecken seines Vaters Isaak. Dann schlachtete Jakob ein Schlachtopfer auf dem Berg und lud seine Brüder ein, das Mahl zu halten. Da hielten sie das Mahl und nächtigten auf dem Berg. Frühmorgens aber küßte Laban seine Enkel und seine Töchter und segnete sie. Dann brach Laban auf und kehrte heim. Jakobs KampfAuch Jakob zog seines Wegs; da stießen Gottes Engel auf ihn. Jakob sprach, als er sie sah: »Dies ist Gottes Heerlager«, und er nannte diesen Ort Machanaim ("Doppellager"). Jakob sandte nun Boten voraus an seinen Bruder Esau ins Land Seïr, in Edoms Gefilde. Er trug ihnen folgendes auf: »So sollt ihr sprechen: "Meinem Herrn Esau läßt dein Sklave Jakob also melden: Bei Laban war ich zu Gast und verzögerte mich bis jetzt. Ich kam aber zu Rindern und Eseln, zu Schafen, Sklaven und Mägden. Und so wollte ich es meinem Herrn melden lassen, um Huld bei dir zu finden."« Die Boten kehrten zu Jakob zurück und meldeten: »Zu deinem Bruder Esau sind wir gekommen, aber schon zieht er dir entgegen mit vierhundert Mann.« Da geriet Jakob in große Furcht und Bangigkeit. Dann teilte er die Leute bei sich sowie die Schafe, Rinder und Kamele in zwei Lager. Er dachte nämlich: Kommt Esau über das eine Lager und schlägt es, dann kann das andere Lager entrinnen. Und Jakob sprach: »Gott meines Vaters Abraham! Gott meines Vaters Isaak! Herr, der du zu mir sprachst: "Kehr in dein Land zurück, zu der Verwandtschaft! Ich will dir wohltun", nicht wert bin ich all der Liebe und Treue, die du deinem Diener erwiesen. Denn nur mit meinem Stock habe ich diesen Jordan überschritten, und jetzt besitze ich zwei Lager. Ach, rette mich aus meines Bruders Esau Hand! Ich fürchte mich vor ihm. Daß er nicht komme und mich schlage, die Mutter samt den Kindern! Du aber hast gesprochen: "Ich will dir reichlich wohltun; dann mache ich wie Sand am Meere deinen Stamm, vor Menge nicht zu zählen."« Er blieb nun dort in jener Nacht; dann nahm er aus dem, was ihm zur Hand war, ein Geschenk für seinen Bruder Esau, 200 Ziegen, 20 Böcke, 200 Mutterschafe und 20 Widder, 30 säugende Kamele mit ihren Füllen, 40 junge Kühe, 10 junge Stiere, 20 Eselinnen und 10 Eselsfüllen. Er übergab diese seinen Knechten, jede Herde besonders, und sprach zu seinen Knechten: »Ziehet mir voraus und laßt jedesmal einen Zwischenraum zwischen den Herden!« Und er wies den vordersten an: »Wenn mein Bruder Esau auf dich stößt und dich fragt: "Wessen bist du? Wohin Willst du? Wessen sind diese da vor dir?", so sprich: "Deines Sklaven Jakob Geschenke sind sie, abgeschickt für Esau, meinen Herrn. Er selber folgt uns auf dem Fuße nach."« Ebenso wies er den zweiten, den dritten und alle übrigen an, die die Herden trieben, und sprach: »Genauso sollt ihr zu Esau sprechen, wenn ihr ihn treffet. Ihr sollt sagen: "Auch dein Sklave Jakob folgt uns auf dem Fuß!"« Er dachte nämlich: Ablenken will ich seine Aufmerksamkeit durch das Geschenk, das mir vorausgeht; erst dann trete ich ihm vor die Augen. Vielleicht nimmt er mich gnädig auf. So ging ihm das Geschenk voraus; er selber nächtigte in jener Nacht zu Machanaim. In derselben Nacht stand er auf, nahm seine beiden Weiber, seine beiden Mägde und seine elf Kinder und führte sie über die Jabbokfurt. Er nahm sie und führte sie über den Fluß und brachte alles, was er hatte, hinüber. Jakob blieb allein zurück; da rang mit ihm ein Mann bis zum Anbruch der Morgenröte. Und als er sah, daß er ihn nicht überwände, rührte er an seine Hüftpfanne, und Jakobs Hüftpfanne ward verrenkt, als er mit ihm rang. Dann sprach er: »Laß mich los! Die Morgenröte bricht an.« Er sprach: »Ich lasse dich nicht los, bevor du mich segnest.« Er sprach zu ihm: »Wie heißest du?« Er sprach: »Jakob.« Da sprach er: »Fortan sollst du nicht Jakob heißen, sondern Israel. Du hast mit Gott gekämpft, und so trägst du den Sieg davon auch über Menschen.« Da bat Jakob und sprach: »Tu auch deinen Namen kund!« Er sprach: »Warum doch fragst du mich nach meinem Namen?« Und er segnete ihn dort. Jakob nannte den Ort Penuël ("Gottes Antlitz"): »Ich habe Gott geschaut von Angesicht zu Angesicht und kam mit dem Leben davon.« Die Sonne strahlte ihm auf, als er an Penuël vorüberzog; er aber hinkte an seiner Hüfte. Darum sollen Israels Söhne bis auf diesen Tag keine Sehne des Schenkels essen, der auf der Hüftpfanne läuft, weil er Jakobs Hüftpfanne, die Sehne des Schenkels, berührt hat. Jakobs Begegnung mit EsauJakob aber erhob seine Augen und schaute; da kam Esau mit 400 Mann. Da verteilte er die Kinder auf Lea, Rachel und die beiden Mägde. Und zwar stellte er die Mägde und ihre Kinder voran, dahinter Lea mit ihren Kindern und ganz hinten Rachel und Joseph. Er selbst ging ihnen voraus und neigte sich siebenmal zur Erde, bis er zu seinem Bruder kam. Da lief ihm Esau entgegen, umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Und sie weinten. Dann erhob er seine Augen, sah die Weiber mit den Kindern und sprach: »Was sind diese da bei dir?« Er sprach: »Das sind die Kinder, die Gott deinem Sklaven geschenkt hat.« Da traten die Mägde mit ihren Kindern herzu und verneigten sich. Auch Lea und ihre Kinder traten herzu und verneigten sich. Danach traten Joseph und Rachel herzu und verneigten sich. Er sprach: »Was soll dir dies ganze Lager, auf das ich gestoßen bin?« Er sprach: »Auf daß ich Gnade finde bei meinem Herrn!« Da sprach Esau: »Ich habe übergenug, mein Bruder. Behalte, was dir gehört!« Jakob sprach: »Nicht doch! Habe ich in deinen Augen Gnade gefunden, dann mußt du meine Gabe von mir annehmen. Denn ich habe dein Antlitz gesehen, so, wie ich Gottes Antlitz sah, und du nahmst mich zu Gnaden an. Nimm doch mein Grußgeschenk, das dir dargebracht ward! Denn Gott hat mich begnadet, und ich habe vollauf.« So drang er in ihn, bis er es nahm. Dann sprach er: »Laßt uns aufbrechen und weiterziehen! Ich halte gleichen Schritt mit dir.« Er aber sprach zu ihm: »Mein Herr sieht selber, daß die Kinder zart sind, und säugende Schafe und Kinder stehen in meiner Obhut. Wollte ich sie einen Tag über Gebühr anstrengen, dann stürbe die ganze Herde. So ziehe mein Herr doch vor seinem Sklaven her! Ich ziehe gemächlich weiter, im Schritte des Viehstands vor mir und im Schritte der Kinder, bis ich zu meinem Herrn nach Seïr komme!« Da sprach Esau: »So will ich wenigstens bei dir einen Teil meiner Leute lassen.« Er aber sprach: »Wozu? Möchte ich nur Huld bei meinem Herrn finden!« So kehrte Esau an jenem Tag nach Seïr zurück. Jakob aber zog nach Sukkot weiter und baute sich ein Haus, seinem Vieh aber machte er Laubhütten. Daher nennt man den Ort Sukkot ("Hütten"). Und Jakob kam in friedlicher Gesinnung nach der Stadt Sichem im Lande Kanaan auf seiner Fahrt aus Paddan Aram und lagerte östlich von der Stadt. Er kaufte das Stück Feld, wo er sein Zelt gespannt, von den Söhnen Chamors, des Herrn von Sichem, um 100 Beutel. Und er stellte dort einen Altar auf und pries bei ihm den Gott Israels. Sichems EroberungEinst ging Dina, Leas Tochter, die sie Jakob geboren, aus, sich unter des Landes Töchtern sehen zu lassen. Da erblickte sie Sichem, der Sohn des chiwitischen Landesfürsten Chamor, entführte sie, wohnte ihr bei und tat ihr Gewalt an. Er aber hängte sich mit ganzer Seele an Jakobs Tochter Dina und gewann das Mädchen lieb. So redete er dem Mädchen zu Herzen. Und Sichem sprach zu seinem Vater Chamor also: »Freie dies Kind mir zum Weibe!« Jakob aber hatte vernommen, man habe seine Tochter Dina geschändet. Seine Söhne aber waren mit seinem Vieh auf dem Felde gewesen. So hatte Jakob bis zu ihrer Rückkehr geschwiegen. Da ging Sichems Vater Chamor zu Jakob, mit ihm Rücksprache zu nehmen. Die Söhne Jakobs aber waren sofort vom Felde heimgekommen, als sie davon gehört hatten. Die Männer waren erbittert und in heftigem Zorn; denn eine Schandtat hatte er an Israel begangen, daß er Jakobs Tochter beschlief. Solches durfte nicht geschehen! Chamor aber redete mit ihnen also: »Mein Sohn Sichem hat sein Herz an eure Tochter gehängt. Gebt sie ihm doch zum Weibe! Verschwägert euch mit uns! Eure Töchter gebt ihr uns und nehmt euch unsere Töchter! Dann bleibt ihr bei uns wohnen. Das Land steht euch offen. Bleibt da und zieht umher und siedelt darin!« Und Sichem sprach zu ihrem Vater und ihren Brüdern: »Möchte ich Gnade in euren Augen finden! Was ihr auch von mir fordert, ich gebe es. Fordert noch soviel Kaufgeld und Geschenke von mir, ich will's geben, wie ihr's von mir fordert. Nur gebt das Mädchen mir zum Weibe.« Da antworteten Jakobs Söhne Sichem und seinem Vater Chamor arglistig; das Wort aber führten die, deren Vollschwester Dina er geschändet hatte. Sie sprachen zu ihm: »Wir können dies nicht tun, unsere Schwester einem unbeschnittenen Mann geben. Denn dies gilt uns als schmachvoll. Doch unter der Bedingung willfahren wir euch, wenn ihr werdet wie wir, insofern alles Männliche bei euch beschnitten wird. Dann geben wir euch unsere Töchter und nehmen uns eure Töchter und wohnen bei euch und werden so ein Volk. Wollt ihr aber wegen der Beschneidung nicht auf uns hören, dann nehmen wir unsere Tochter und gehen.« Und der Vorschlag gefiel Chamor, ebenso Chamors Sohne Sichem. Der Jüngling aber zauderte nicht, dies zu veranlassen; denn er hatte Gefallen an Jakobs Tochter. Auch war er im ganzen Hause seines Vaters der Angesehenste. So kamen Chamor und sein Sohn Sichem zum Tor ihrer Stadt und redeten also zu den Männern ihrer Stadt: »Friedlich gesinnt sind uns diese Männer. Sie sollen im Lande wohnen und darin verkehren, hat doch das Land nach allen Seiten Raum für sie. Wir wollen ihre Töchter uns zu Weibern nehmen und ihnen unsere Töchter geben. Doch einzig unter der Bedingung wollen diese Männer bei uns wohnen bleiben und ein Volk werden, wenn sich alles Männliche bei uns beschneidet, wie sie beschnitten sind. Werden ihre Herden aller Art und all ihr Vieh uns nicht von Nutzen sein? So wollen wir ihnen willfahren, daß sie bei uns wohnen bleiben.« Da hörten auf Chamor und seinen Sohn Sichem alle, die zum Tore seiner Stadt hinausziehen konnten, und alle Männer, die zum Tore seiner Stadt hinausziehen konnten, ließen sich beschneiden. Aber am dritten Tage, als sie wundkrank waren, griffen die beiden Jakobssöhne, Simeon und Levi, Dinas Brüder, jeder nach seinem Schwert, überfielen dreist die Stadt und erschlugen jede Mannesperson. Auch Chamor und seinen Sohn Sichem schlugen sie mit des Schwertes Schärfe, dann holten sie Dina aus Sichems Hause. Dann zogen auch die anderen Jakobssöhne aus, kamen über die Erschlagenen und plünderten die Stadt, weil sie ihre Schwester geschändet hatten. Sie nahmen ihre Schafe, Rinder, Esel, was in der Stadt und draußen war. All ihre Habe und all ihre Kinder und ihre Weiber erbeuteten sie; und plünderten alles, was in den Häusern war. Da sprach Jakob zu Simeon und Levi: »Ihr habt mich verstört. Ihr macht mich bei des Landes Bewohnern, den Kanaanitern und den Perizitern, verhaßt, und doch habe ich nur wenige ohnmächtige Wichte. Rotten sie sich gegen mich zusammen, dann schlagen sie mich, und ich werde mit meinem Haus vernichtet.« Sie sprachen: »Durfte man denn unsere Schwester wie eine Dirne behandeln?« Jakob in Betel und HebronGott sprach zu Jakob: »Auf! Hin nach Betel, bleib dort und baue dort einen Altar dem Gott, der dir erschienen ist, als du vor deinem Bruder Esau bist geflohen.« Da sprach Jakob zu seiner Familie und allen anderen bei ihm: »Werft die fremden Götter bei euch weg! Reinigt euch und bessert eure Kleider aus! Wir wollen uns aufmachen und nach Betel ziehen! Dort will ich einen Altar bauen dem Gott, der mich an meinem Nottag erhört und mit mir auf dem Weg gewesen, den ich gegangen bin.« Da gaben sie Jakob alle fremden Götter aus ihrem Besitz, samt ihren Ohrringen, und Jakob vergrub sie unter der Terebinthe bei Sichem. Dann brachen sie auf. Aber ein Gottesschrecken fiel auf die Städte ringsum; da verfolgten sie nicht die Jakobssöhne. So kam Jakob nach Luz im Land Kanaan, das ist Betel, er und all die Leute bei ihm. Er baute dort einen Altar und rief bei dem Orte den Gott von Betel an; denn hier hatten sich ihm die göttlichen Mächte geoffenbart, als er vor seinem Bruder floh. Da starb Rebekkas Amme Debora. Sie ward unterhalb Betels unter der Eiche begraben; man nannte sie Klageeiche. Und Gott erschien nochmals Jakob nach seiner Rückkehr aus Paddan Aram und segnete ihn. Und Gott sprach zu ihm: »Du heißest Jakob; fortan sollst du nicht Jakob heißen, nein, Israel soll nun dein Name sein!« Daher nannte man ihn Israel. Und Gott sprach zu ihm: »Gott bin ich, der Allmächtige. Sei fruchtbar, mehre dich! Ein Volk, ja Völkerscharen sollen dir entstammen und Könige aus deinen Lenden sprossen! Das Land, das ich gegeben Abraham und Isaak, gebe ich dir. Auch deinem Stamm nach dir verleihe ich das Land.« Und Gott fuhr von ihm an der Stätte auf, wo er mit ihm geredet hatte. Da errichtete Jakob ein Mal an dem Ort, wo er mit ihm geredet, ein Steinmal, und goß darauf ein Trankopfer und schüttete Öl darüber. Und Jakob nannte die Stätte, wo Gott mit ihm geredet, Betel ("Gotteshaus"). Sie zogen von Betel weiter. Es war aber noch ziemlich weit nach Ephrat; da mußte Rachel gebären, und sie bekam eine schwere Geburt. Als ihr die Geburt so schwer ward, sprach die Geburtshelferin zu ihr: »Sei getrost! Du hast auch diesmal einen Sohn.« Als ihr aber der Lebenshauch entfloh, denn sie mußte sterben, nannte sie ihn Ben Oni ("Mein Schmerzenskind"); sein Vater aber hieß ihn Benjamin ("Glückskind"). So starb Rachel. Sie ward am Weg nach Ephrat, das ist Bethlehem, begraben. Jakob stellte auf ihrem Grab ein Steinmal auf. Das ist das Steinmal am Rachelgrab bis auf diesen Tag. Israel zog weiter und spannte sein Zelt jenseits vom Herdenturm auf. Während Israel in dieser Gegend wohnte, ging Ruben hin und beschlief seines Vaters Nebenweib Bilha, und Israel vernahm es. Die Jakobssöhne waren aber ihrer zwölf. Die Leasöhne waren Jakobs Erstgeborener Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issakar und Zabulon. Die Rachelsöhne waren Joseph und Benjamin. Die Söhne Bilhas, der Magd der Rachel, waren Dan und Naphtali. Und die Söhne Zilpas, der Magd der Lea, waren Gad und Asser; dies sind die Jakobssöhne, die ihm zu Paddan Aram geboren sind. Jakob kam nun zu seinem Vater Isaak nach Mamre bei Kirjat Arba, das ist Hebron, wo Abraham und Isaak als Gäste geweilt hatten. Und Isaaks Lebensdauer betrug 180 Jahre, da verschied Isaak. Er starb und ward zu seinen Stammesgenossen versammelt, alt und lebenssatt. Ihn begruben seine Söhne Esau und Jakob. Esaus NachkommenDas ist die Geschlechterfolge Esaus, das ist Edoms: Esau nahm seine Weiber aus den Töchtern Kanaans: Ada, die Tochter des Chittiters Elon, und Oholibama, die Tochter Anas, der Tochter des Choriters Sibon, und Basemat, die Tochter Ismaels und Schwester Nebajots. Ada gebar dem Esau den Eliphaz; Basemat aber hatte den Reguel geboren und Oholibama den Jëus, Jalam und Korach. Dies sind die Esausöhne, die im Lande Kanaan geboren sind. Esau nahm seine Weiber, Söhne und Töchter, überhaupt alle Seelen seines Hauses und seine Herde, all sein Vieh und seine ganze Habe, die er sich im Lande Kanaan erworben hatte, und zog in ein anderes Land, fort von seinem Bruder Jakob. Denn ihr Besitz war zu groß geworden zum Beisammenbleiben, und das Land, in dem sie als Gäste weilten, hatte wegen ihrer Herden für sie nicht ausgereicht. So ließ sich Esau auf dem Gebirge Seïr nieder: Esau ist Edom. Das ist die Geschlechterfolge Esaus, des Vaters von Edom, auf dem Gebirge Seïr. Dies sind die Namen der Söhne Esaus: Eliphaz, der Sohn der Ada, des Weibes Esaus, und Reguel, der Sohn der Basemat, des Weibes Esaus. Die Söhne des Eliphaz waren Teman, Omar, Sepho, Gatam und Kenaz. Timna aber war ein Nebenweib des Esausohnes Eliphaz, und sie gebar dem Eliphaz den Amalek. Dies sind die Söhne der Ada, des Weibes Esaus. Und dies sind die Söhne Reguels. Nachat, Zerach, Samma und Mizza. Dies waren die Söhne der Basemat, des Weibes Esaus. Und dies waren die Söhne der Oholibama, der Tochter Anas, der Tochter Sibons und des Weibes Esaus: Sie gebar dem Esau den Jëus, den Jalam und den Korach. Dies sind die Häuptlinge der Söhne Esaus. Die Söhne des Erstgeborenen Esaus, Eliphaz, waren der Häuptling Teman, der Häuptling Omar, der Häuptling Sepho und der Häuptling Kenaz, der Häuptling Korach, der Häuptling Gatam und der Häuptling Amalek. Dies sind die Häuptlinge des Eliphaz im Lande Edom; dies sind die Söhne der Ada. Und dies sind die Söhne des Esausohnes Reguel: der Häuptling Nachat, der Häuptling Zerach, der Häuptling Samma und der Häuptling Mizza; dies sind die Häuptlinge Reguels im Lande Edom; dies sind die Söhne Basemats, des Weibes Esaus. Und dies sind die Söhne der Oholibama, des Weibes Esaus: der Häuptling Jëus, der Häuptling Jalam und der Häuptling Korach; dies sind die Häuptlinge der Oholibama, der Tochter Anas und des Weibes Esaus. Dies sind die Söhne Esaus und dies ihre Häuptlinge: das ist Edom. Dies sind die Söhne des Choriters Seïr, die Einwohner des Landes: Lotan, Sobal, Sibon und Ana, Dison, Eser und Disan; dies sind die Häuptlinge der Choriter, der Söhne Seïrs im Lande Edom. Die Söhne Lotans waren Chori und Hemam, und Lotans Schwester war Timna. Und dies sind die Söhne Sobals: Alwan, Manachat, Ebal, Sepho und Onam. Und dies sind die Söhne Sibons: Ajja und Ana; das ist der Ana, der die Ungeheuer in der Wüste angetroffen hat, als er seinem Vater Sibon die Esel weidete. Und dies sind die Söhne Anas: Dison, und Oholibama war die Tochter des Ana. Und dies sind die Söhne des Disan, Chemdan, Esban, Jitran und Keran. Dies sind die Söhne des Eser: Bilhan, Zaawan und Akan. Dies sind die Söhne Disans: Uz und Aram. Dies sind die Häuptlinge der Choriter: der Häuptling Lotan, der Häuptling Sobal, der Häuptling Sibon und der Häuptling Ana, der Häuptling Dison, der Häuptling Eser, der Häuptling Disan; dies sind die Häuptlinge der Choriter nach ihren Geschlechtern im Lande Seïr. Dies sind die Könige, die im Lande Edom geherrscht haben, bevor ein König über Israels Söhne herrschte. König über Edom war Bela, Beors Sohn, und seine Stadt hieß Dinhaba. Als Bela starb, ward an seiner Statt König Jobab, Zerachs Sohn, aus Bosra. Als Jobab starb, ward an seiner Statt König Chusam aus dem Land der Temaniter. Als Chusam starb, ward an seiner Statt König Bedads Sohn Hadad, der die Midianiter auf Moabs Gefilden schlug, und seine Stadt hieß Awit. Als Hadad starb, ward an seiner Statt Samla aus Masreka König. Als Samla starb, ward an seiner Statt Saul aus Nechobot am Strome König. Als Saul starb, ward an seiner Statt Baalchanan aus Akbor König. Als Baalchanan aus Akbor starb, ward an seiner Statt Hadad König, und seine Stadt hieß Pau und sein Weib Mehetabel, die Tochter Matreds, der Tochter von Mezahab. Dies sind die Namen der Häuptlinge Esaus nach ihren Geschlechtern, ihren Ortschaften und Namen: der Häuptling Timna, der Häuptling Alwa, der Häuptling Jetet, der Häuptling Oholibama, der Häuptling Ela, der Häuptling Pinon, der Häuptling Kenaz, der Häuptling Teman, der Häuptling Mibsar, der Häuptling Magdiel und der Häuptling Iram. Dies sind die Häuptlinge Edoms nach ihren Wohnsitzen in ihrem besetzten Gebiet. Das ist Esau, der Vater Edoms. Joseph und seine BrüderJakob aber wohnte in dem Land, in dem sein Vater zu Gast geweilt, im Land Kanaan. Dies ist Jakobs Geschlechterfolge: Als Joseph siebzehn Jahre alt geworden, pflegte er seine Brüder bei den Schafherden zu besuchen. Er hielt sich aber als junger Mann zu den Söhnen Bilhas und Zilpas, der Weiber seines Vaters. Und so konnte Joseph ihrem Vater schlimme Geschichten über sie vermelden. Israel aber liebte Joseph mehr als alle seine anderen Söhne; denn er war ihm in seinem Alter geboren, und so hatte er ihm einen langen Leibrock machen lassen. Wie nun seine Brüder sahen, daß ihn sein Vater mehr als alle seine Brüder liebte, da haßten sie ihn, und so konnten sie nicht unter sich freundlich über ihn reden. Einst hatte nun Joseph einen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern; da haßten sie ihn noch mehr. Er sprach zu ihnen: »Hört doch, was ich geträumt habe! Wir banden Garben auf dem Felde. Da hat sich meine Garbe aufgerichtet und ist stehengeblieben. Aber eure Garben stellten sich herum und neigten sich vor meiner Garbe.« Da sprachen seine Brüder zu ihm »Du wärst wohl gern König über uns; du wärst wohl gern unser Herrscher?« Und sie haßten ihn noch ärger wegen seines Traumes und seiner Erzählung. Er träumte aber wieder und erzählte es seinen Brüdern. Er sprach: »Noch einen Traum habe ich gehabt: Die Sonne, der Mond und elf Sterne neigten sich vor mir.« Als er dies seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sprach zu ihm: »Was ist das für ein Traum, den du gehabt? Sollen wir, ich, deine Mutter und deine Brüder kommen und uns vor dir zur Erde neigen?« Seither waren ihm seine Brüder mißgesinnt. Sein Vater aber merkte sich die Sache. Nun gingen seine Brüder, ihres Vaters Schafe bei Sichem zu weiden. Da sprach Israel zu Joseph: »Weiden deine Brüder nicht zu Sichem? Komm! Ich will dich zu ihnen senden.« Er sprach zu ihm: »Ich bin bereit.« Da sprach er zu ihm: »Geh! Schau nach dem Befinden deiner Brüder und der Herde und bringe mir Bescheid!« So schickte er ihn aus dem Tal von Hebron, und er kam nach Sichem. Da sah ihn ein Mann auf dem Feld umherirren, und der Mann fragte ihn: »Wen suchst du?« Er sprach: »Ich suche meine Brüder. Sag mir doch, wo sie weiden!« Da sprach der Mann: »Sie sind von hier weggezogen. Ich habe sie nämlich sprechen gehört: "Wir wollen nach Dotain gehen."« Da ging Joseph seinen Brüdern nach und traf sie in Dotain. Sie sahen ihn aber schon von ferne, und bevor er zu ihnen kam, heckten sie gegen ihn einen Mordplan aus. Sie sprachen zueinander: »Seht, dort drüben kommt der Träumer! Nun auf! Erschlagen wir ihn und werfen wir ihn in eine der Gruben; dann sagen wir: "Ein wildes Tier hat ihn gefressen.« Dann sehen wir, was aus seinen Träumen wird.« Als Ruben dies hörte, suchte er ihn aus ihrer Hand zu retten. Er sprach: »Wir wollen ihn nicht totschlagen.« Dann sprach Ruben zu ihnen: »Vergießt kein Blut! Werft ihn in die Grube da in der Steppe! Aber legt nicht Hand an ihn!« So wollte er ihn aus ihrer Hand retten und ihn seinem Vater heimbringen. Wie nun Joseph zu seinen Brüdern kam, rissen sie Joseph seinen Leibrock ab, den langen Leibrock, den er anhatte. Und sie packten ihn und warfen ihn in die Grube; die Grube aber war leer und wasserlos. Dann setzten sie sich zum Mahle nieder. Wie sie nun aufblickten, sahen sie, wie eine Karawane von Ismaelitern aus Gilead herankam, ihre Kamele beladen mit Tragakanth, Mastix und Ladanharz, auf dem Weg nach Ägypten. Da sprach Juda zu seinen Brüdern: »Was haben wir davon, wenn wir unseren Bruder umbrächten und dann sein Blut zudeckten? Kommt! Wir wollen ihn den Ismaelitern verkaufen! Aber unsere Hand komme nicht an ihn! Er ist doch unser Bruder, unser eigen Fleisch.« Da willigten seine Brüder ein. Als aber midianitische Handelsleute vorüberzogen, zogen sie Joseph aus der Grube. Und sie verkauften Joseph an die Ismaeliter um zwanzig Silberlinge. Diese aber brachten Joseph nach Ägypten. Als nun Ruben wieder zu der Grube kam, war Joseph nicht mehr in der Grube. Da zerriß er seine Kleider, kehrte zu seinen Brüdern zurück und sprach: »Der Knabe ist nicht mehr da. Wie kann ich da heimgehen?« Da nahmen sie Josephs Leibrock, schlachteten einen Ziegenbock und tauchten den Rock in das Blut. Dann machten sie den langen Leibrock noch schmutzig, brachten ihn ihrem Vater und sprachen: »Dies haben wir gefunden. Sieh zu, ob's deines Sohnes Rock ist oder nicht!« Er betrachtete ihn und sprach: »Meines Sohnes Rock ist's. Ein wildes Tier hat ihn gefressen. Ach, Joseph ist zerrissen worden.« Und Jakob zerriß seine Kleider, legte ein härenes Gewand um seine Hüften und trauerte um seinen Sohn viele Tage. Da machten sich all seine Söhne und Töchter daran, ihn zu trösten; er aber wollte sich nicht trösten lassen. Er sprach: »Nein! Trauernd fahre ich zu meinem Sohne in die Unterwelt.« Und sein Vater weinte um ihn. So hatten ihn die Midianiter nach Ägypten verkaufen lassen an Potiphar, den Kämmerer des Pharao und den Anführer der Leibwache. Juda und TamarIn jener Zeit verließ Juda seine Brüder und schloß sich einem Mann von Adullam, namens Chira, an. Dort sah nun Juda die Tochter eines Kanaaniters namens Sua; er freite und heiratete sie. Und sie empfing und gebar einen Sohn; er nannte ihn Ger. Wieder ward sie guter Hoffnung und gebar einen Sohn; sie nannte ihn Onan. Dann gebar sie noch einen Sohn; sie nannte ihn Sela; zu Kezib war es gewesen, wo sie ihn gebar. Dann freite Juda für seinen Erstgeborenen Ger ein Weib namens Tamar. Ger aber, Judas Erstgeborener, machte sich dem Herrn mißfällig, und so ließ ihn der Herr sterben. Da sprach Juda zu Onan: »Komm zu dem Weibe deines Bruders! Leiste ihr die Schwagerpflicht und erwecke deinem Bruder Nachkommen!« Onan aber wußte, daß ihm die Nachkommenschaft nicht gehören würde; als er nun zu seines Bruders Weibe kam, vereitelte er die Zeugung, um nicht seinem Bruder Nachkommen zu schenken. Dem Herrn aber mißfiel, was er getan, und er ließ auch ihn sterben. Da sprach Juda zu seiner Schwiegertochter Tamar: »Bleib als Witwe in deines Vaters Haus, bis mein Sohn Sela erwachsen ist!« Denn er dachte, auch dieser könnte wie seine Brüder sterben. Tamar ging nun und blieb in ihres Vaters Haus. Längere Zeit verstrich; da starb Suas Tochter, Judas Weib. Als Juda ausgetrauert hatte, ging er hinauf zu seiner Schafschur mit seinem Freunde, dem Adullamiter Chira, nach Timna. Da ward Tamar gemeldet: »Dein Schwiegervater kommt nach Timna zur Schafschur.« Da legte sie ihre Witwenkleider ab, bedeckte sich mit dem Schleier, vermummte sich und setzte sich an den Zugang nach Enaim, am Wege nach Timna. Sie hatte nämlich bemerkt, daß Sela erwachsen war, und dennoch war sie ihm nicht zum Weibe gegeben worden. Juda aber sah sie und hielt sie für eine Dirne; denn sie hatte ihr Gesicht verhüllt. Und er bog zu ihr an den Weg ab und sprach: »Laß mich, bitte, zu dir kommen!« Denn er merkte nicht, daß es seine Schwiegertochter war. Sie sprach: »Was gibst du mir dafür, wenn du zu mir kommen darfst?« Er sprach: »Ich sende dir ein Ziegenböckchen von der Herde.« Sie sprach: »Wenn du mir ein Pfand gibst, bis du's schickst.« Er sprach: »Was für ein Pfand soll ich dir geben?« Sie sprach: »Dein Siegel, deine Schnur und den Stab in deiner Hand!« Er gab es ihr; dann kam er zu ihr, und sie empfing von ihm. Dann erhob sie sich, legte ihren Schleier ab und zog ihre Witwenkleider wieder an. Juda sandte nun das Ziegenböckchen durch seinen Freund, den Adullamiter, um dafür das Pfand von dem Weibe zurückzuerhalten. Aber er fand sie nicht mehr. Da fragte er die Leute ihres Ortes: »Wo ist die Weihdirne, die hier bei Enaim am Wege gewesen ist?« Sie sprachen: »Hier ist doch keine Dirne gewesen.« Da kehrte er zu Juda zurück und sprach: »Ich fand sie nicht, und auch die Leute im Orte sagten: »Hier war keine Dirne.« Da sprach Juda: »So mag sie's behalten! Daß wir nur nicht zum Gespött werden! Ich aber habe dies Böckchen geschickt, und du hast sie nur nicht gefunden.« Nach ungefähr drei Monaten ward Juda berichtet: »Deine Schwiegertochter Tamar hat nicht nur gebuhlt, sondern ist durch die Buhlerei auch in Hoffnung gekommen.« Da sprach Juda: »Führt sie hinaus! Sie werde verbrannt!« Schon wurde sie hinausgeführt, da schickte sie zu ihrem Schwiegervater und ließ sagen: »Von jenem Mann, dem dies gehört, bin ich guter Hoffnung.« Sie ließ ihm auch sagen: »Sieh doch genau zu! Wem gehört dies, das Siegel, die Schnüre und der Stab?« Und Juda betrachtete sie und sprach: »Sie hat recht gegen mich. Warum habe ich sie nicht meinem Sohne Sela gegeben?« Er aber hatte fortan keinen Umgang mehr mit ihr. Zur Zeit ihres Gebärens aber waren Zwillinge in ihrem Leibe. Als sie gebar, streckte der eine eine Hand vor. Da nahm die Hebamme einen roten Faden und band ihn um seine Hand, wobei sie sprach: »Dieser ist zuerst herausgetreten.« Als er aber seine Hand zurückzog, kam sein Bruder zum Vorschein. Da sprach sie: »Wie du dir einen Vorläufer bestellt hast!« Und man nannte ihn Peres ("Vorläufer"). Hernach kam sein Bruder zum Vorschein, an dessen Hand der rote Faden war. Und man nannte ihn Zerach ("Rot"). Joseph in ÄgyptenSo war Joseph nach Ägypten gebracht worden. Da kaufte ihn Potiphar, Pharaos Kämmerer und Oberster der Leibwächter, ein ägyptischer Mann, von den Ismaelitern, die ihn dorthin gebracht hatten. Der Herr aber war mit Joseph, und so ward er ein Mann, dem alles gelang. Da er im Hause seines ägyptischen Herrn blieb, sah sein Herr, daß der Herr mit ihm sei und daß der Herr ihm alles, was er vornahm, gelingen ließ. So fand Joseph in seinen Augen Gnade und durfte ihn bedienen. Dann setzte er ihn als Verwalter über sein Haus und vertraute ihm sein ganzes Eigentum. Und seitdem er ihn über sein Haus bestellt und all sein Eigentum ihm anvertraut hatte, segnete der Herr das Haus des Ägypters um Josephs willen. Und des Herrn Segen ruhte auf seinem Eigentum in Haus und Feld. So überließ er all sein Eigentum Joseph und kümmerte sich bei ihm um nichts als um die Speise, die er genoß. Joseph aber ward schön von Gestalt und Antlitz. Nach diesen Begebnissen geschah es, daß seines Herrn Weib die Augen zu Joseph erhob und sprach: »Leg dich zu mir!« Er aber weigerte sich und sprach zu seines Herrn Weib: »Sieh! Mein Herr kümmert sich bei mir um nichts im Hause; all sein Eigentum hat er mir übergeben. Niemand ist in diesem Hause größer als ich. Gar nichts hat er mir vorenthalten als dich, weil du sein Weib bist. Wie sollte ich nun dieses schwere Unrecht tun, daß ich mich wider Gott versündigte?« Sie redete aber Tag für Tag auf Joseph ein. Er aber war ihr nicht zu Willen, sich zu ihr zu legen und mit ihr beisammen zu sein. Da geschah es an einem solchen Tage, daß er ins Haus kam, seine Arbeit zu tun; vom Hausgesinde aber war keines dort im Gemach. Da packte sie ihn am Gewand und sprach: »Leg dich zu mir!« Er aber ließ sein Gewand in ihrer Hand und floh hinaus ins Freie. Als sie sah, daß er sein Gewand in ihrer Hand gelassen und ins Freie geflohen war, rief sie ihr Hausgesinde herbei und sprach zu ihm: »Seht! Da hat man uns einen hebräischen Mann gebracht, daß er seinen Mutwillen mit uns treibe. Er kam zu mir herein und wollte sich zu mir legen; da schrie ich laut. Wie er aber hörte, daß ich lautes Geschrei erhob, ließ er sein Kleid bei mir, floh und lief ins Freie.« Und sie legte sein Gewand neben sich, bis sein Herr heimkäme. Da berichtete sie ihm das gleiche und sprach: »Kommt da der hebräische Sklave, den du uns hergebracht, zu mir herein und will seinen Mutwillen mit mir treiben. Wie ich aber laut schrie, ließ er sein Kleid bei mir und floh ins Freie.« Als der Herr seines Weibes Erzählung vernahm, die sie ihm vorgetragen: »Also hat dein Sklave mir getan«, da ward er sehr zornig. Und Josephs Herr ließ ihn ergreifen und ins Gefängnis werfen, dahin, wo die Königsgefangenen saßen. Und so lag er dort im Kerker. Aber der Herr war mit Joseph und wandte ihm Huld zu. Er verschaffte ihm die Gunst des Oberkerkermeisters. Und der Oberkerkermeister vertraute Joseph alle Gefangenen im Kerker an, und alles, was man dort zu tun hatte, besorgte er. Der Oberkerkermeister aber kümmerte sich um gar nichts, was durch jenen geschah, weil der Herr mit ihm war und der Herr alles, was er vornahm, gelingen ließ. Joseph im GefängnisNach jenen Begebnissen geschah es, daß sich des ägyptischen Königs Mundschenk und Bäcker gegen ihren Herrn, den König von Ägypten, vergingen. Und Pharao ergrimmte über seine beiden Hofleute, über den Obermundschenk und den Oberbäcker. Er ließ sie in Gewahrsam legen, ins Haus des Anführers der Leibwache, in den Kerker, an die Stätte, wo Joseph gefangen saß. Und der Anführer der Leibwächter gab ihnen Joseph bei, sie zu bedienen. So blieben sie längere Zeit im Gewahrsam. Da träumten beide in der gleichen Nacht, und zwar jeder einen besonderen Traum, des ägyptischen Königs Mundschenk und Bäcker, die im Kerker saßen. Am Morgen kam Joseph zu ihnen und sah sie an. Da waren sie verstimmt. Da fragte er des Pharaos Höflinge, die mit ihm im Gewahrsam in seines Herrn Haus waren: »Warum macht ihr heute solch böse Gesichter?« Sie sprachen zu ihm: »Wir haben einen Traum gehabt, und niemand ist da, der ihn deute.« Da sprach Joseph zu ihnen: »Sind Deutungen nicht Gottes Sache? Erzählt mir doch!« Da erzählte der Obermundschenk dem Joseph seinen Traum und sprach zu ihm: »In meinem Traume stand vor mir ein Weinstock. Und am Weinstock sind drei Ranken. Er schlägt aus; dann kommt er zum Blühen, und schon tragen seine Kämme reife Trauben. Ich aber habe Pharaos Becher in der Hand, nehme die Trauben, presse sie in Pharaos Becher aus und gebe den Becher dem Pharao in die Hand.« Da sprach Joseph zu ihm: »Dies ist seine Deutung: Drei Ranken sind drei Tage. Drei Tage noch, dann nimmt dich Pharao persönlich vor und stellt dich wieder auf deinen Posten, und du reichst Pharao wieder den Becher, ganz wie früher, als du sein Mundschenk gewesen. Denkst du also an mich, wenn es dir wieder gut geht, dann habe die Güte, mich beim Pharao zu empfehlen und mir so aus diesem Hause zu helfen! Denn aus der Hebräer Land bin ich entführt worden, und auch hier habe ich nichts verbrochen, daß sie mich in den Kerker werfen mußten.« Als der Oberbäcker bemerkte, daß er zum Guten ausgelegt, sprach er zu Joseph: »In meinem Traume waren auf meinem Kopf drei geflochtene Körbe. Im obersten der Körbe waren allerlei Eßwaren für den Pharao, Backwerk; jedoch die Vögel fraßen es aus dem Korb auf meinem Kopfe weg.« Da erwiderte Joseph und sprach: »Dies ist die Deutung: Drei Körbe sind drei Tage. Drei Tage noch, dann nimmt dich der Pharao persönlich in deiner Sache vor; dann hängt er dich an das Holz, und dann fressen die Vögel dein Fleisch von dir ab.« Am dritten Tage war es, dem Geburtstag Pharaos; da bereitete er ein Mahl für alle seine Diener. Dabei nahm er den Obermundschenk und den Oberbäcker im Beisein seiner Diener persönlich vor. Da setzte er den Obermundschenk wieder zu seinem Mundschenk ein, und er durfte Pharao den Becher wieder reichen. Den Oberbäcker aber ließ er hängen, wie ihnen Joseph vorhergesagt. Der Obermundschenk aber gedachte nicht mehr Josephs. Er vergaß ihn. Pharaos TräumeNach Verlauf zweier Jahre träumte Pharao, er stehe am Nil. Da stiegen aus dem Nil sieben Kühe, prächtig von Aussehen und fett an Fleisch, und weideten im Riedgras. Ihnen nach stiegen sieben andere Kühe aus dem Nil, häßlich von Aussehen und mager an Fleisch, und traten neben jene Kühe am Nilufer. Dann fraßen die häßlichen und mageren Kühe die sieben stattlichen und fetten Kühe. Da erwachte Pharao. Er schlief wieder ein, da träumte er zum zweitenmal. Sieben Ähren wuchsen an einem Halm, dick und schön. Ihnen nach sproßten sieben Ähren, dürr und vom Ostwind versengt. Und die dürren Ähren verschlangen die sieben dicken und vollen Ähren. Da erwachte Pharao; ein Traum war es gewesen. Am Morgen aber war sein Gemüt noch unruhig; da sandte er hin und ließ alle Schriftkundigen und Weisen Ägyptens rufen. Und Pharao erzählte ihnen seine Träume; aber niemand vermochte sie dem Pharao zu deuten. Da nahm der Obermundschenk das Wort und sprach zu Pharao: »Heute muß ich meiner Nachlässigkeit gedenken. Der Pharao hatte einst auf seine Diener gezürnt, und so legte er mich in Gewahrsam in das Haus des Anführers der Leibwächter, mich und den Oberbäcker. Da träumten wir beide in einer Nacht, und zwar hatte jeder einen besonderen Traum. Nun war bei uns dort ein hebräischer Jüngling, ein Sklave des Obersten der Leibwächter, und dem erzählten wir es, und jener deutete uns unsere Träume. Jedem deutete er, seinem Traum gemäß. Und wie er es uns gedeutet, so traf es ein. Mich hat man wieder auf meinen Posten gestellt, und ihn hat man gehenkt.« Da sandte Pharao und ließ Joseph rufen. Eilends entließen sie ihn aus dem Kerker. Er ließ sich scheren und wechselte seine Kleider. Dann kam er zu Pharao. Und Pharao sprach nun zu Joseph: »Ich habe einen Traum gehabt, und niemand kann ihn deuten. Nun habe ich von dir gehört, man sage, du brauchtest einen Traum nur zu hören, und du könntest ihn deuten!« Da erwiderte Joseph dem Pharao also: »Ich nicht; Gott nur kann offenbaren, was Pharao frommt.« Da erzählte Pharao dem Joseph: »In meinem Traume stand ich an des Niles Ufer. Da stiegen sieben Kühe aus dem Nil, fett an Fleisch und stattlich anzusehen, und weideten im Riedgras. Ihnen nach stiegen sieben andere Kühe, elend und häßlich an Gestalt und mager an Fleisch. In ganz Ägypten habe ich nie etwas so Häßliches gesehen wie sie. Da fraßen die mageren und häßlichen Kühe die ersten sieben fetten Kühe. Sie kamen so in ihren Magen; aber man hatte gar nicht gemerkt, daß sie in ihren Magen gekommen waren; denn ihr Aussehen blieb häßlich, wie zuvor. Da erwachte ich. Und wieder sah ich in meinem Traum: Da wuchsen sieben Ähren voll und schön an einem Halm. Ihnen nach sproßten sieben andere Ähren, taub, dürr und vom Ostwind versengt. Und diese dürren Ähren verschlangen die sieben schönen Ähren. Ich sagte es den Schriftgelehrten; aber keiner konnte mir Bescheid geben.« Da sprach Joseph zu Pharao: »Pharaos Traum ist unzweideutig. Gott tut dem Pharao kund, was er zu tun gedenkt. Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre. Die sieben schönen Ähren sind auch sieben Jahre. Nur ein Traum ist es. Und diese sieben mageren und häßlichen Kühe, die nach ihnen kamen, sind sieben Jahre, und die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren bedeuten sieben Hungerjahre. Das ist dasselbe, was ich Pharao schon sagte: "Was Gott zu tun gedenkt, hat er Pharao schauen lassen.« Sieh, sieben Jahre kommen, da herrscht großer Überfluß im ganzen Land Ägypten. Nach ihnen kommen sieben Hungerjahre. Da weiß man nichts mehr von irgendwelchem Überfluß im Land Ägypten. Dann zehrt der Hunger im Land. Dann merkt man nichts mehr vom Überfluß im Land wegen dieser Hungersnot hernach; denn sie wird überschwer sein. Und daß der Traum des Pharao zweimal in verschiedener Form erschien, heißt: Die Sache ist fest bei Gott beschlossen, und Gott setzt eilends sie ins Werk. Nun ersehe sich Pharao einen klugen, weisen Mann und setze ihn über das Ägypterland! Möge Pharao unverzüglich über das Land Aufseher setzen und dann den fünften Teil aus dem Land Ägypten in den sieben Jahren des Überflusses als Abgabe erheben. Dann soll man jeglich Korn dieser kommenden guten Jahre aufspeichern und Getreide zu Pharaos Verfügung in den Städten zur Nahrung anhäufen und verwahren! Dann ist das Korn dem Land ein Rückhalt für die sieben Hungerjahre, die über das Ägypterland kommen, damit das Land durch die Hungersnot nicht zugrunde gehe.« Diese Rede gefiel nun Pharao und all seinen Dienern. Und Pharao sprach zu seinen Dienern: »Könnten wir jemanden wie diesen finden, einen Mann, in dem Gottes Geist ist?« Und Pharao sprach zu Joseph: »Weil ein Gott dir all dies geoffenbart, ist keiner so klug und weise wie du. Du sollst meinem Hause vorstehen! Mein ganzes Volk soll deine Rede achten! Nur um den Thron will ich größer sein als du.« Dann sprach Pharao zu Joseph: »Siehe! Ich setze dich über ganz Ägypterland.« Dann zog Pharao seinen Siegelring von seiner Hand und streifte ihn an Josephs Hand, kleidete ihn mit Linnengewändern und legte ihm die goldene Kette um den Hals. Dann ließ er ihn auf seinem Wagen zweiten Ranges fahren und vor ihm ausrufen: Abrek! und daß man ihn einsetze als König über ganz Ägypterland. Und Pharao sprach zu Joseph: »Ich bin Pharao. Aber ohne dich hebe niemand Hand noch Fuß in ganz Ägypterland!« Und Pharao hieß Joseph Saphnat Paneach ("Speisung des Landes ist dieser Lebende da"). Und er gab ihm zum Weibe Asenat, die Tochter Potipheras, des Priesters von On. So ward Joseph im Ägypterland bekannt. Joseph war dreißig Jahre alt, als er in des ägyptischen Königs Pharao Dienste trat. Nachdem Joseph von Pharao weggegangen war, durchzog er ganz Ägypterland. Das Land war nun in den sieben Jahren des Überflusses überaus fruchtbar. So speicherte er jegliches Korn der sieben Jahre im Ägypterland auf und legte Korn in die Städte. In jede Stadt legte er das Korn des Feldes, das sie umgab. So häufte Joseph Getreide wie Sand am Meere überaus viel auf, bis man das Messen lassen mußte; denn es war unmeßbar. Zwei Söhne aber waren Joseph geboren worden, bevor das Hungerjahr kam. Asenat, die Tochter Potipheras, des Priesters von On, hatte sie ihm geboren. Und Joseph nannte den Erstgeborenen Manasse ("den Vergessenmachenden"); denn »Gott hat mich vergessen lassen all mein Unglück und mein ganzes Haus". Den zweiten nannte er Ephraim ("den Fruchtbaren"); denn »Gott hat mich zur Macht im Lande meines Elends kommen lassen". Zu Ende gingen nun die sieben Jahre des Überflusses im Ägypterland. Und die sieben Jahre des Hungers hoben an, wie Joseph gesagt hatte. Hunger war in allen Ländern; aber in ganz Ägypten gab es Brot. Als aber auch ganz Ägypterland hungerte, schrie das Volk zu Pharao um Brot; da sprach Pharao zu jedem Ägypter: »Geht zu Joseph! Was er euch sagen wird, tut!« Nun kam der Hunger über die ganze Erde. Da öffnete Joseph alle Speicher und verkaufte den Ägyptern Getreide. Aber auch in Ägypten ward der Hunger immer stärker. Alle Welt kam nun nach Ägypten, Getreide bei Joseph zu kaufen, denn stark war der Hunger auf der ganzen Erde geworden. Der Brüder Josephs erste ReiseAuch Jakob erfuhr, daß es in Ägypten Brotgetreide gebe; da sprach Jakob zu seinen Söhnen: »Warum zögert ihr?« Und er sprach: »Ich habe gehört, daß in Ägypten ein Kornmarkt ist. Ziehet dorthin und holt uns von dort Getreide, daß wir am Leben bleiben und nicht sterben!« Da zogen zehn der Brüder Josephs hinab, in Ägypten Getreide zu kaufen. Den Benjamin aber, Josephs Vollbruder, hatte Jakob nicht mit seinen Brüdern ziehen lassen; denn er dachte, ihn könnte ein Unfall treffen. So kamen Israels Söhne zum Markt inmitten der Herbeiströmenden; denn im Lande Kanaan war der Hunger. Joseph aber war der Gebieter des Landes; er war es, der jedem Volk der Erde Getreide verkaufte. So kamen auch Josephs Brüder und neigten sich vor ihm zu Boden. Da sah Joseph seine Brüder und erkannte sie; aber er stellte sich fremd gegen sie, ließ sie hart an und fragte sie: »Woher kommt ihr?« Sie sagten: »Aus dem Lande Kanaan zum Getreidekauf.« Joseph erkannte seine Brüder; sie aber hatten ihn nicht erkannt. Da gedachte Joseph der Träume, die er ihretwegen gehabt. Er sprach zu ihnen: »Spione seid ihr. Ihr seid gekommen, die Blöße des Landes zu erspähen.« Sie sprachen zu ihm: »Nein, Herr! Mundvorrat zu kaufen, sind deine Sklaven gekommen. Wir alle sind eines Mannes Söhne. Wir sind ehrlich. Niemals waren deine Knechte Spione.« Er sprach zu ihnen: »Nichts da! Die Blöße des Landes zu erspähen, seid ihr gekommen.« Sie sprachen: »Deiner Sklaven sind es zwölf, lauter Brüder, Söhne eines gewissen Mannes im Lande Kanaan. Der jüngste aber ist jetzt noch bei unserem Vater, und einer ist nicht mehr.« Da sprach Joseph zu ihnen: »Dabei bleibt es, was ich zu euch gesagt: Spione seid ihr. Daran sollt ihr geprüft werden. Beim Leben Pharaos! Ihr dürft nicht eher von hier fort, bis euer jüngster Bruder herkommt. Schicket von euch einen, daß er euren Bruder hole! Ihr aber bleibt gefangen. So werden eure Aussagen geprüft, ob Wahrheit bei euch ist oder nicht. Beim Leben Pharaos! Ihr seid Spione.« Und er ließ sie drei Tage in Gewahrsam legen. Am dritten Tage sprach Joseph zu ihnen: »Tut dies, dann bleibt ihr am Leben! Denn ich bin gottesfürchtig: Seid ihr ehrliche Leute, so bleibe von euch einer im Hause, darin ihr in Gewahrsam wart! Ihr anderen aber geht und bringt Korn für den Hunger eurer Familien heim! Euren jüngsten Bruder aber müßt ihr mir bringen, daß sich eure Worte bewahrheiten und ihr nicht sterben müßt! Tut also!« Da sprachen sie zueinander: »Leider haben wir dies an unserem Bruder verschuldet. Wir haben seine Angst gesehen, wie er uns anflehte, und wir haben nicht darauf geachtet. Deshalb ist diese Not über uns gekommen.« Da antwortete ihnen Ruben und sprach: »Habe ich euch nicht gesagt: "Versündigt euch nicht an dem Kinde!" Ihr aber habt nicht gehört. Nun wird sein Blut gefordert.« Sie aber wußten nicht, daß Joseph zuhörte; denn der Dolmetscher war zwischen ihnen. Und er wandte sich von ihnen und weinte. Dann wandte er sich ihnen zu und redete mit ihnen. Hierauf ließ er Simeon aus ihrer Mitte greifen und vor ihren Augen fesseln. Joseph befahl aber, ihre Geräte mit Korn zu füllen und jedem sein Geld wieder in seinen Sack zu legen und ihnen Zehrung auf den Weg zu geben. Man tat so. Sie luden nun ihr Korn auf ihre Esel und zogen von dannen. Da öffnete der eine seinen Sack, um seinen Esel in der Herberge zu füttern, und erblickte sein Geld. Obenan lag es in seinem Sack. Da sprach er zu seinen Brüdern: »Mein Geld ist wieder da. Hier liegt es in meinem Sack.« Da entsank ihnen der Mut, und bebend sahen sie einander an und sprachen: »Was hat uns Gott da getan?« Und sie kamen zu ihrem Vater Jakob ins Land Kanaan und berichteten ihm alles, was ihnen begegnet war, und sprachen: »Hart hat uns der Mann, der Herr des Landes, angelassen; er stellte uns hin wie Auskundschafter seines Landes.« Wir sagten ihm: »Wir sind ehrliche Leute; nie waren wir Spione. Zwölf Brüder sind wir, lauter Söhne unseres Vaters. Einer ist nicht mehr. Der jüngste aber ist jetzt noch bei unserem Vater im Lande Kanaan. Aber der Mann, der Herr des Landes, sprach zu uns: "Daran werde ich erkennen, ob ihr ehrliche Leute seid: Laßt einen von euch Brüdern hier bei mir! Den Bedarf für den Hunger eurer Familien nehmt mit und zieht ab! Doch bringt mir euren jüngsten Bruder, daß ich erkenne, daß ihr keine Spione seid, sondern ehrliche Leute! Ich werde euch dann euren Bruder zurückgeben, und ihr dürft im Lande umherziehen!"« Wie sie nun ihre Säcke leerten, war eines jeden Geldbeutel in seinem Sack. Sie erblickten samt ihrem Vater ihre Geldbeutel und erschraken. Da sprach ihr Vater Jakob zu ihnen: »Ihr beraubt mich der Kinder! Joseph ist nicht mehr, Simeon nicht mehr. Nun wollt ihr Benjamin fortnehmen. Über mich kommt alles.« Da sprach Ruben zu seinem Vater: »Töte meine beiden Söhne, wenn ich ihn nicht zurückbringe! Vertraue ihn mir an! Ich bringe ihn dir wieder.« Er sprach: »Niemals darf mein Sohn mit euch reisen. Denn sein Bruder ist tot; er allein ist übrig. Träfe ihn ein Leid auf dem Weg, den ihr ziehen müßt, so senktet ihr mein graues Haupt mit Kummer in die Unterwelt.« Die zweite ReiseDer Hunger aber lag schwer auf der Erde. Als sie nun das aus Ägypten gebrachte Korn aufgezehrt hatten, sprach ihr Vater zu ihnen: »Geht noch einmal, ein wenig Korn für uns zu kaufen!« Da sprach Juda zu ihm: »Nachdrücklich hat uns der Mann eingeschärft: "Ihr dürft mir nicht mehr vor die Augen kommen, euer Bruder sei denn bei euch.« Willst du also unseren Bruder mitgeben, dann ziehen wir hinab und kaufen Korn. Gibst du ihn aber uns nicht mit, dann ziehen wir nicht hinab. Der Mann hat ja zu uns gesagt: "Ihr dürft mir nicht vor die Augen kommen, euer Bruder sei denn bei euch."« Da sprach Israel: »Warum habt ihr es mir zu Leid getan, dem Manne zu verraten, daß ihr noch einen Bruder habt?« Da sprachen sie: »Der Mann erkundigte sich genau nach uns und unserer Familie. Er sprach: "Ist euer Vater noch am Leben? Habt ihr noch einen Bruder?" Da gaben wir ihm Bescheid, wie es sich verhält. Konnten wir denn wissen, daß er sagen würde: "Bringt euren Bruder her?"« Da sprach Juda zu seinem Vater Israel: »Gib mir den Knaben mit! Dann brechen wir auf und gehen und bleiben am Leben und müssen nicht sterben, wir so gut wie du und unsere Kinder. Ich bürge für ihn. Fordere ihn von nur! Bringe ich ihn dir nicht und stelle ihn dir nicht vor Augen, so will ich lebenslang vor dir schuldig sein. Hätten wir nicht allzulange gezaudert, wir wären schon zweimal zurück.« Da sprach ihr Vater Israel zu ihnen: »Muß es sein, so tut dies: Nehmt vom feinsten Landeserzeugnis in euer Gepäck und bringt es als Geschenk dem Manne hinab, etwas Balsam, etwas Honig, Spezereien, Ladanum, Pistazien und Mandeln! Nehmt noch einmal soviel Geld mit euch! Auch das Geld oben in euren Säcken müßt ihr wieder mitnehmen. Vielleicht war es ein Versehen. Auch euren Bruder nehmt mit! Auf! Zieht wieder zu dem Manne! Gott, der Allmächtige, schenke euch Erbarmen bei dem Manne, daß er euren anderen Bruder euch freigebe, desgleichen Benjamin! Ich aber! Nun, dann bin ich eben kinderlos.« So nahmen die Männer jenes Geschenk; auch den doppelten Geldbetrag nahmen sie mit, dazu Benjamin, brachen auf, zogen nach Ägypten und traten vor Joseph. Und Joseph sah bei ihnen den Benjamin. Da sprach er zu seinem Hausverwalter: »Führe die Männer ins Haus, und man schlachte ein Stück Vieh und richte es her! Die Männer sollen mittags bei mir speisen!« Und der Mann tat, wie Joseph gesagt. Und der Mann führte die Männer in Josephs Haus. Aber die Männer fürchteten sich, weil sie in Josephs Haus geführt wurden, und sprachen: »Des Geldes wegen, das beim vorigen Male wieder in unsere Säcke geriet, werden wir hereingebracht. Man will einen Vorwand gegen uns haben, uns überwältigen und uns als Sklaven behalten, samt unseren Eseln.« So traten sie zu dem Manne, der Josephs Haus verwaltete, und redeten ihn an der Hauspforte an. Sie sprachen: »Bitte, mein Herr! Wir sind schon einmal hierher gereist, Korn zu kaufen. Als wir danach in die Herberge kamen und unsere Säcke öffneten, da lag eines jeden Geld oben in seinem Sack, unser Geld nach seinem Vollgewicht. Nun bringen wir es eigenhändig zurück. Wir bringen auch anderes Geld, um Korn zu kaufen. Wir wissen nicht, wer unser Geld in unsere Säcke gelegt hat.« Er sprach: »Beruhigt euch! Fürchtet euch nicht! Euer und eures Vaters Gott hat euch heimlich einen Schatz in eure Säcke gelegt. Euer Geld ist mir zugekommen.« Dann gab er ihnen Simeon heraus. Darauf führte der Mann die Männer in Josephs Haus und brachte Wasser, daß sie sich die Füße wuschen, und ihren Eseln gab er Futter. Sie aber legten das Geschenk zurecht, bis Joseph mittags käme; denn sie hatten gehört, daß sie dort das Mahl einnehmen sollten. Joseph trat nun ein; da überreichten sie ihm das Geschenk, das sie bei sich hatten, und neigten sich vor ihm bis zur Erde. Er fragte nach ihrem Befinden und sprach: »Wie geht es eurem alten Vater, von dem ihr gesprochen? Lebt er noch?« Sie sprachen: »Gut geht es deinem Diener, unserem Vater: Er lebt noch.« Dabei bückten und verneigten sie sich. Wie er aber seine Augen erhob, erblickte er seinen Vollbruder Benjamin. Da sprach er: »Ist das euer jüngster Bruder, von dem ihr zu mir gesprochen?« Dann sprach er: »Gott gebe dir Huld, mein Sohn!« Joseph aber brach schnell ab; denn sein Herz brannte nach seinem Bruder, und er ward zu Tränen gerührt. So ging er in das innere Gemach und weinte dort. Dann wusch er sein Antlitz, trat hervor, hielt an sich und sprach: »Tragt das Mahl auf!« Da trug man ihm und jenen besonders auf, ebenso den Ägyptern, die mit ihm speisten. Denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern zusammen speisen; das ist für die Ägypter ein Greuel. Sie saßen aber nach seiner Weisung, vom Ältesten bis zum Jüngsten genau nach dem Alter geordnet. Staunend sahen sich die Männer an. Er aber ließ von sich zu ihnen Gerichte hinüberbringen; Benjamins Gericht war dabei fünfmal größer als ihrer aller Gerichte. Dann tranken sie und wurden bei ihm guter Dinge. Letzte Prüfung der BrüderHierauf gebot er seinem Hausverwalter: »Fülle die Säcke der Männer mit Korn, soviel sie tragen können, und leg eines jeden Geld oben in seinen Sack! Und meinen silbernen Becher leg oben in den Sack des jüngsten samt dem Geld für sein Getreide!« Er tat so, wie Joseph gesagt. Als der Morgen anbrach, entließ man die Männer mit ihren Eseln. Eben waren sie zur Stadt hinausgegangen, noch nicht weit, da sprach Joseph zu seinem Hausverwalter: »Auf! Jag den Männern nach! Holst du sie ein, dann sprich zu ihnen: "Warum vergeltet ihr Gutes mit Bösem? Ist es nicht der Becher, aus dem mein Herr trinkt und weissagt? Ihr habt übel daran getan, daß ihr so gehandelt."« Er holte sie ein und redete also zu ihnen. Sie sprachen zu ihm: »Warum spricht mein Herr solcherlei? Ferne sei es deinen Sklaven, so etwas zu tun! Haben wir doch das Geld, das wir in unseren Säcken oben fanden, dir aus dem Lande Kanaan zurückgebracht. Wie sollten wir aus deines Herren Haus Silber oder Gold stehlen? Bei wem von deinen Sklaven er sich findet, der soll sterben! Wir anderen wollen meinem Herrn leibeigen sein!« Da sprach er: »So sollte es eigentlich sein, wie ihr sagt. Doch soll nur der, bei dem er sich findet, mir leibeigen sein; ihr anderen aber geht frei aus.« Da ließ jeder eilends seinen Sack zur Erde und öffnete seinen Sack. Er aber fing zu suchen an. Beim Ältesten hatte er angefangen und endete beim jüngsten. Da fand sich der Becher in Benjamins Sack. Darauf zerrissen sie ihre Kleider, beluden jeder seinen Esel und kehrten in die Stadt zurück. So kam Juda mit seinen Brüdern in Josephs Haus; dieser aber war noch dort, und sie fielen vor ihm zu Boden. Joseph aber sprach zu ihnen: »Was ist das für eine Tat, die ihr getan? Habt ihr nicht gewußt, daß ein Mann wie ich richtig ahnen kann?« Da sprach Juda: »Was sollen wir meinem Herrn sagen? Was reden? Wie uns rechtfertigen? Gott hat die Schuld deiner Sklaven gefunden. Wir sind jetzt Sklaven unseres Herrn, wir so gut wie der, bei dem sich der Becher gefunden hat.« Er sprach: »Ferne sei es nur, das zu tun! Der Mann, bei dem sich der Becher gefunden hat, soll allein mir leibeigen sein. Ihr anderen aber zieht in Frieden zu eurem Vater!« Da trat Juda zu ihm und sprach: »Bitte, mein Herr! Möchte dein Sklave ein Wort an meinen Herrn richten dürfen, ohne daß dein Zorn gegen deinen Sklaven entbrenne! Du bist ja wie Pharao. Mein Herr hat seine Sklaven gefragt: "Habt ihr noch einen Vater oder einen Bruder?" Da sagten wir zu meinem Herrn: "Wir haben noch einen alten Vater. Ein kleiner, spätgeborener Sohn ist auch da. Sein Bruder aber ist tot, und so ist er allein von seiner Mutter übrig und ist seines Vaters Liebling.« Du sprachst zu deinen Sklaven: "Bringt ihn zu mir herab, damit ich ihn mit eigenen Augen sehe!" Da sprachen wir zu meinem Herrn: "Der Knabe kann seinen Vater nicht verlassen; denn verließe er seinen Vater, so stürbe dieser.« Du aber sprachest zu deinen Sklaven: "Kommt euer jüngster Bruder nicht mit euch herab, dann dürft ihr nimmermehr mein Antlitz schauen.« Als wir zu deinem Sklaven, unserem Vater, hinaufgezogen, berichteten wir ihm meines Herrn Wort. Da sprach unser Vater: "Kauft uns nochmals etwas Korn.« Da sagten wir: "Wir können nicht hinabziehen; nur wenn unser jüngster Bruder mit uns geht, ziehen wir hinab. Wir dürfen ja dem Manne nicht mehr unter die Augen kommen, ist unser jüngster Bruder nicht bei uns.« Da sprach zu uns dein Sklave, mein Vater: "Ihr wißt: Mein Weib hat mir zwei Söhne geboren. Der eine ist von mir gegangen. Ich sagte mir: Sicherlich ist er zerrissen worden. Bis heute habe ich ihn nicht mehr gesehen. Nehmt ihr mir auch diesen weg und träfe ihn ein Leid, dann senktet ihr mein graues Haar im Leid zur Unterwelt.« Und nun, komme ich zu deinem Sklaven, meinem Vater, und ist der Knabe nicht bei uns, an dem seine Seele hängt, dann stürbe er, sobald er sieht, der Knabe ist nicht mehr da, und deine Sklaven senkten deines Sklaven, unseres Vaters, graues Haar in Jammer zur Unterwelt. Weil sich dein Sklave für den Knaben meinem Vater so verbürgt hat: "Wenn ich ihn dir nicht bringe, dann will ich lebenslang vor meinem Vater schuldig sein", so möchte dein Sklave an des Knaben Statt bleiben, als meines Herren Leibeigener! Der Knabe aber ziehe mit seinen Brüdern hinauf. Wie könnte ich zu meinem Vater ziehen ohne den Knaben bei mir? Nie könnte ich das Leid ansehen, das meinen Vater überkäme.« Joseph gibt sich zu erkennenDa konnte Joseph nicht länger an sich halten, trotz allen Umstehenden. Er rief: »Schafft jedermann von mir hinaus!« Und so war niemand bei ihm, als sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen gab. Er brach in lautes Weinen aus, daß es einige Ägypter hörten; auch Pharaos Haus vernahm davon. Dann sprach Joseph zu seinen Brüdern: »Ich bin Joseph. Lebt mein Vater noch?« Da konnten ihm seine Brüder keine Antwort geben; so bestürzt standen sie vor ihm. Da sprach Joseph zu seinen Brüdern: »Tretet zu mir her!« Und sie traten näher. Er sprach: »Ich bin euer Bruder Joseph, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Nun aber grämt euch nicht! Nicht dünke es euch peinlich, daß ihr mich hierher verkauft habt! Denn zur Erhaltung eures Lebens hat mich Gott euch vorausgesandt. Zwei Jahre schon ist der Hunger im Lande, noch aber kommen fünf Jahre, wo nicht Pflügen noch Ernten ist. So hat mich Gott euch vorausgesandt, euch eine Zuflucht auf Erden zu schaffen, euch am Leben zu erhalten in wunderbarer Rettung. Somit habt nicht ihr mich hierhergesandt, sondern Gott. Er machte mich für Pharao zu einem Vater, zum Herrn für sein ganzes Haus und zum Gebieter über ganz Ägypterland. Zieht eilends zu meinem Vater hinauf! Dann saget ihm: "So spricht dein Sohn Joseph: Gott hat mich zum Herrn über ganz Ägypten gesetzt. Komm herab zu mir und säume nicht! Dann läßt du dich im Lande Gosen nieder und bleibst in meiner Nähe, du, deine Söhne, deine Enkel, deine Schafe, deine Rinder und alles, was dein ist! Und ich versorge dich dort; denn noch fünf Jahre währt der Hunger, daß du nicht verkümmerst mit deinem Haus und allem, was dein ist.« Ihr seht es mit eigenen Augen, auch mein Bruder Benjamin, daß ich es bin, der zu euch spricht. Dann meldet meinem Vater all meine Ehre in Ägypten und alles, was ihr geschaut! Dann bringt ihr eilends meinen Vater hierher.« Und er fiel seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte; auch Benjamin weinte an seinem Hals. Dann küßte er all seine Brüder und weinte an ihnen. Nun erst konnten seine Brüder mit ihm sprechen. Und die Kunde drang in Pharaos Haus, indem man sprach: »Josephs Brüder sind gekommen.« Und Pharao mit seinen Dienern war darüber erfreut. Pharao sprach zu Joseph: »Sag deinen Brüdern: "Tut also! Beladet eure Lasttiere und zieht ins Land Kanaan! Holt euren Vater sowie eure Familie und kommt zu mir! Ich gebe euch, was das Ägypterland Gutes bietet, und von des Landes Wohlstand sollt ihr genießen.« So bist du ermächtigt: "Tut also! Nehmt aus Ägypterland euch Wagen für eure Kinder und Weiber mit! Dann laßt ihr euren Vater aufsteigen und kommt her. Laßt's euch nicht leid sein um euren Hausrat! Denn was das ganze Land Ägypten Gutes bietet, soll euer Sein."« Die Söhne Israels taten so. Und Joseph gab ihnen Wagen nach Pharaos Geheiß. Auch gab er ihnen Zehrung auf die Reise mit. Allen aber, Mann für Mann, hatte er ein Ehrenkleid geschenkt; dem Benjamin aber hatte er 300 Silberlinge und fünf Ehrenkleider gegeben. Ebenso sandte er seinem Vater zehn Esel, beladen mit Ägyptens bestem Gut, sowie zehn Eselinnen, beladen mit Korn, Brot und Reisekost für seinen Vater. Dann entließ er seine Brüder, und sie zogen fort. Er sagte noch zu ihnen: »Säumt euch nicht auf dem Wege!« So zogen sie aus Ägypten hinauf und kamen ins Land Kanaan zu ihrem Vater Jakob. Und sie berichteten ihm: »Joseph lebt noch. Ja, er waltet über ganz Ägypterland.« Da erstarrte sein Herz; denn er glaubte ihnen nicht. Sie aber berichteten ihm alle Worte Josephs, die er an sie gerichtet. Er sah die Wagen, die Joseph gesandt, ihn hinzubringen. Da lebte der Geist ihres Vaters Jakob auf. Und Israel sprach: »Genug! Mein Sohn Joseph lebt noch. Ich gehe hin und will ihn sehen, bevor ich sterbe.« Jakob zieht nach ÄgyptenSo brach Israel mit all seiner Habe auf und kam nach Beerseba. Da brachte er dem Gott seines Vaters Isaak Opfer dar. Und Gott sprach zu Israel in einem Nachtgesichte. Er sprach: »Jakob! Jakob!« Er sprach: »Hier bin ich.« Er sprach: »Ich bin Gott, der Schutzgott deines Vaters. Fürchte dich nicht; nach Ägypten zu ziehen! Denn dort mache ich dich zu einem großen Volke. Ich selber ziehe mit dir nach Ägypten und ich selber führe dich wieder herauf. Und Joseph wird dir die Hand auf die Augen legen.« Da brach Jakob von Beerseba auf, und Israels Söhne hoben ihren Vater Jakob, ihre Kinder und Weiber auf die Wagen, die Pharao gesandt hatte, ihn zu holen. Und sie nahmen ihre Herden mit und ihre Fahrnis, die sie im Lande Kanaan erworben hatten. So kam Jakob mit seiner ganzen Nachkommenschaft nach Ägypten. Bei ihm waren seine Söhne und Enkel, ferner seine Töchter und Enkelinnen, brachte er doch seine ganze Nachkommenschaft mit sich nach Ägypten. Dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten kamen, Jakobs und seiner Söhne: Jakobs Erstgeborener Ruben. Rubens Söhne sind Chanok, Pallu, Chesron und Karmi. Simeons Söhne sind Jemuel, Jamin, Ohad, Jakin und Sochar sowie der Kanaaniterin Sohn, Saul. Levis Söhne sind Gerson, Kehat und Merari, Judas Söhne sind Ger, Onan, Sela, Peres und Zerach; Ger und Onan aber starben schon im Lande Kanaan, und des Peres Söhne sind Chesron und Chamul. Issakars Söhne sind Tola, Pua, Job und Simron. Zabulons Söhne sind Sered, Elon und Jachleel. Dies sind die Söhne der Lea, die sie Jakob zu Paddan Aram gebar, sowie seine Tochter Dina; alles zusammen 33 Söhne und Töchter. Gads Söhne sind Siphjon, Chaggi, Suni, Esbon, Eri, Arodi und Areli. Assers Söhne sind Jimna, Jisma, Jiswi, Beria sowie ihre Schwester Serach; Berias Söhne sind Cheber und Malkiel. Dies sind die Söhne Zilpas, die Laban seiner Tochter Lea mitgegeben; sie hatte diese dem Jakob geboren, sechzehn Seelen. Die Söhne Rachels, des Weibes Jakobs, sind Joseph und Benjamin. Dem Joseph aber wurden im Land Ägypten Kinder geboren, die ihm Asenat, die Tochter Potipheras, des Priesters von On, gebar: Manasse und Ephraim. Benjamins Söhne sind Bela, Beker, Asbel, Gera, Naaman, Echi, Nos, Muppim, Chuppim und Ard. Dies sind Rachels Söhne, die dem Jakob geboren worden, zusammen vierzehn Seelen. Dans Sohn ist Chusim. Naphtalis Söhne sind Jachseel, Guni, Jeser und Sillem. Dies sind die Söhne Bilhas, die Laban seiner Tochter Rachel mitgegeben; sie hatte diese dem Jakob geboren, zusammen sieben Seelen. Aller Seelen, die mit Jakob nach Ägypten kamen, seine leiblichen Nachkommen, ohne die Weiber der Jakobssöhne, waren es sechsundsechzig. Und der Söhne Josephs, die ihm in Ägypten geboren wurden, waren es zwei. Aller Seelen des Jakobshauses, die nach Ägypten kamen, waren es siebzig. Nun sandte er Juda zu Joseph voraus, daß er vor ihm Gosen benachrichtige. Und sie kamen ins Land Gosen. Da ließ Joseph seinen Wagen einspannen und fuhr hinauf nach Gosen, seinem Vater Israel entgegen. Als er vor ihm erschien, fiel er ihm um den Hals und weinte noch lange an seinem Hals. Dann sprach Israel zu Joseph: »Jetzt sterbe ich gern, nachdem ich dein Antlitz gesehen und weiß, daß du lebst.« Joseph aber sprach zu seinen Brüdern und zu den anderen Hausgenossen seines Vaters: »Ich will vorauf, es Pharao melden und ihm sagen: "Meine Brüder sowie meines Vaters Hausgenossen, die im Lande Kanaan waren, sind zu mir gekommen. Schafhirten aber sind diese Männer; denn Viehzüchter waren sie von je. Sie haben ihre Schafe, Rinder und alle ihre Habe mitgebracht.« Wenn euch nun Pharao rufen läßt und spricht: "Was ist euer Gewerbe?", dann sagt: "Von Jugend auf bis heute sind deine Sklaven Viehzüchter gewesen, wir wie auch unsere Väter", damit ihr im Lande Gosen bleiben dürft; denn jeder Schafhirte ist den Ägyptern ein Greuel.« Jakob bei PharaoSo kam Joseph, meldete es Pharao und sprach: »Mein Vater und meine Brüder mit ihren Schafen und Rindern und all ihrer Habe sind aus dem Lande Kanaan gekommen und sind jetzt im Lande Gosen.« Er hatte aber fünf der tüchtigsten seiner Brüder mitgenommen. Diese stellte er dem Pharao vor. Da sprach Pharao zu seinen Brüdern: »Was ist euer Gewerbe?« Sie sprachen zu Pharao: »Schafhirten sind deine Sklaven, wir wie unsere Väter.« Dann sprachen sie zu Pharao: »Wir sind gekommen, im Land zu Gaste zu sein, weil es keine Weide mehr für deiner Sklaven Schafe gibt. Schwer ist ja der Hunger im Lande Kanaan. Nun möchten deine Sklaven in dem Lande Gosen weilen dürfen.« Da sprach Pharao zu Joseph: »Dein Vater und deine Brüder sind zu dir gekommen. Offen steht dir das Ägypterland. Siedle deinen Vater und deine Brüder im besten Teil des Landes an! Sie mögen in dem Lande Gosen wohnen, und findest du, daß unter ihnen tüchtige Leute sind, dann kannst du sie zu Aufsehern über meine Herden machen.« Da führte Joseph seinen Vater Jakob hinein und stellte ihn Pharao vor. Jakob aber begrüßte Pharao mit einem Segenswunsch. Da sprach Pharao zu Jakob: »Wie viele Lebensjahre zählst du?« Da sprach Jakob zu Pharao: »Die Dauer meiner Wanderschaft beträgt 130 Jahre. Wenig und böse sind meine Lebensjahre gewesen. Sie reichen nicht an die Lebensjahre meiner Väter in den Tagen ihrer Pilgerschaft.« Dann segnete Jakob den Pharao. Und so verließ er den Pharao. Und Joseph siedelte seinen Vater und seine Brüder an und gab ihnen im Lande Ägypten Besitz, im besten Teile des Landes, im Lande Ramses, wie Pharao befohlen hatte. Und Joseph versorgte seinen Vater, seine Brüder und die ganze Familie seines Vaters mit Brot, vornehmlich die Kinder. Nun gab es auf der ganzen Erde kein Brot mehr; denn der Hunger war sehr stark. Auch das Land Ägypten war ebenso vom Hunger erschöpft wie das Land Kanaan. Joseph aber hatte alles Geld im Land Ägypten und im Lande Kanaan an sich gebracht für das Getreide, das sie kaufen mußten. Und Joseph hatte das Geld in Pharaos Haus gebracht. So war das Geld im Lande Ägypten und im Lande Kanaan verschwunden. Da kam ganz Ägypten zu Joseph und sprach: »Gib uns Brot! Warum sollen wir vor deinen Augen sterben, nur weil das Geld zu Ende ging?« Da sprach Joseph: »Gebt eure Herden her! Dann gebe ich euch um eure Herden etwas, wenn das Geld zu Ende ist.« So brachten sie ihre Herden zu Joseph, und Joseph gab ihnen Brot um die Rosse, die Schaf- und Rinderherden und die Esel. So versorgte er sie mit Brot um den Preis all ihrer Herden in jenem Jahre. So verging jenes Jahr. Da kamen sie im zweiten Jahre wieder zu ihm und sprachen zu ihm: »Wir können es meinem Herrn nicht verhehlen: Wenn das Geld zu Ende ist und der Besitz an Vieh an meinen Herrn übergeht, dann ist nichts mehr vor meinem Herrn übrig als unser Leib und unser Ackerland. Warum sollen wir vor deinen Augen hinsterben, wir und unser Ackerland? Kaufe uns und unser Ackerland um Brot! Wir wollen mit unserem Ackerland dem Pharao fronen. Aber gib Saatkorn her, daß wir leben und nicht sterben und daß das Ackerland nicht veröde!« So kaufte Joseph den ganzen Ackerboden Ägyptens für Pharao; denn die Ägypter verkauften jeder sein Feld. So hatte sie der Hunger gedrückt. Und das Land kam in Pharaos Besitz. Das Volk aber ließ er in Städte übersiedeln von einem Ende Ägyptens bis zum anderen. Nur das Ackerland der Priester kaufte er nicht. Denn die Priester hatten vom Pharao ein festes Einkommen. So lebten sie von ihrem Einkommen, das ihnen Pharao gewährte. Deshalb verkauften sie ihr Ackerland nicht. Da sprach Joseph zu den Leuten: »Nun habe ich euch samt eurem Ackerland für Pharao gekauft. Hier habt ihr Saatkorn. Dann könnt ihr das Ackerland besäen. Aber bei der Ernte müßt ihr ein Fünftel dem Pharao abliefern. Die anderen vier Fünftel sollen euch gehören zur Aussaat fürs Feld und zu eurem Unterhalt und dem eurer Familien und zur Nahrung der Kinder!« Sie sprachen: »Du rettest uns das Leben. Möchten wir Gnade finden in meines Herrn Augen! Dann wollen wir Pharaos Sklaven sein.« So machte es Joseph zum Gesetz bis auf diesen Tag für Ägyptens Ackerland, daß dem Pharao ein Fünftel gehöre. Nur das Ackerland der Priester allein war Pharao nicht zugefallen. Israel aber blieb im Lande Ägypten, im Lande Gosen. Sie setzten sich darin fest, waren fruchtbar und mehrten sich stark. Und Jakob lebte im Lande Ägypten 17 Jahre. Der Tage Jakobs, seiner Lebensjahre wurden 147 Jahre. Als die Tage Israels dem Tod zugingen, rief er seinen Sohn Joseph und sprach zu ihm: »Gelte ich dir etwas, dann lege deine Hand unter meine Lende! Dann erweist du mir treue Liebe. Begrabe mich nicht in Ägypten! Bei meinen Vätern möchte ich liegen! Möchtest du mich fort aus Ägypten bringen und mich in ihrem Grabe bestattend Er sprach: »Ich tue, wie du sagst.« Er sprach: »Schwöre mir!« Da schwur er ihm. Israel aber neigte sich zu Häupten des Bettes. Jakobs KrankheitNach diesen Begebnissen ward Joseph gemeldet: »Dein Vater ist erkrankt.« Da nahm er seine beiden Söhne mit, Manasse und Ephraim. Man meldete es Jakob und sprach. »Da kommt dein Sohn Joseph zu dir.« Da nahm Israel seine Kräfte zusammen und setzte sich aufrecht im Bett. Und Jakob sprach zu Joseph: »Gott, der Allmächtige, ist mir zu Luz im Lande Kanaan erschienen, hat mich gesegnet und zu mir gesprochen: "Ich lasse fruchtbar dich und zahlreich werden und mache dich zu einer Völkermenge und gebe dieses Land deinem Stamme nach dir zum ewigen Besitz." Nun sollen mir deine beiden Söhne gehören, die dir im Ägypterland geboren worden, bevor ich zu dir nach Ägypten kam! Ephraim und Manasse seien mein wie Ruben und Simeon! Aber die Kinder, die du nach ihnen gezeugt, seien dein! Auf ihrer Brüder Namen seien sie zu ihrem Erbteil berufen! Als ich aus Paddan kam, starb mir deine Mutter Rachel im Lande Kanaan unterwegs, nur noch eine Strecke Wegs bis Ephrat. Dort begrub ich sie am Wege nach Ephrat, das ist Bethlehem.« Als Israel die Söhne Josephs sah, sprach er: »Wer sind die?« Da sprach Joseph zu seinem Vater: »Dies sind meine Söhne, die Gott mir hier geschenkt hat.« Er sprach: »Bring sie zu mir her, daß ich sie segne!« Israels Augen nämlich waren stumpf geworden vor Alter, daß er nicht mehr sehen konnte. Da führte er sie zu ihm, und er küßte sie und herzte sie. Und Israel sprach zu Joseph: »Ich hätte nimmermehr geglaubt, dich wiederzusehen. Nun hat mich Gott selbst deinen Stamm noch sehen lassen.« Da nahm sie Joseph von seinen Knien und verneigte sich bis auf den Boden vor ihm. Dann nahm Joseph die beiden, Ephraim an seine Rechte, links von Israel, und Manasse an seine Linke, rechts von Israel, und führte sie zu ihm. Da streckte Israel seine Rechte aus und legte sie auf Ephraims Haupt, obschon er der Jüngere war, und seine Linke auf das Haupt Manasses, seine Hände kreuzend, obschon Manasse der Erstgeborene war. Dann segnete er Joseph und sprach: »Der Gott, vor dem einst meine Väter Abraham und Isaak sind gewandelt, der Gott, der ist mein Hirte, seit ich bin gewesen, bis auf diesen Tag, der Engel, der von jedem Übel mich erlöst, er segne diese Knaben! In ihnen lebe fort mein Name und meiner Väter Abraham und Isaak Name fort und fort! Sie sollen sich auf Erden mehren und wachsen!« Als aber Joseph sah, daß sein Vater seine Rechte auf Ephraims Haupt legte, mißfiel ihm dies, und er griff nach seines Vaters Hand, um sie von Ephraims Haupt auf das Haupt Manasses zu legen. Und Joseph sprach zu seinem Vater: »Nicht so! Mein Vater! Ist dieser doch der Erstgeborene. Lege deine Hand auf sein Haupt!« Sein Vater aber weigerte sich und sprach: »Ich weiß, mein Sohn; ich weiß. Auch er wird ein Volk; auch er wird mächtig. Jedoch sein jüngerer Bruder wird mächtiger als er. Sein Stamm wird zur Völkerfülle werden.« So segnete er sie an jenem Tage und sprach: »Mit dir soll Israel segnen, also sprechend: "Gott mache dich wie Ephraim und wie Manasse!"« So setzte er Ephraim vor Manasse. Dann sprach Israel zu Joseph: »Siehe! Ich sterbe. Doch Gott ist mit euch, und so führt er euch heim in eurer Väter Land. Ich aber gebe dir vor deinen Brüdern Sichem, jenes einzige Stück, das ich den Amoritern einst mit meinem Schwert und Bogen abgenommen habe.« Jakobs SegenJakob berief nun seine Söhne und sprach: »Versammelt euch, damit ich euch verkünde, was euch begegnet in der Folgezeit. Schart euch zusammen! Ihr Jakobssöhne, hört! Auf euren Vater Israel hört jetzt!« »Ruben! Mein Erstling du, du meine Kraft, du Erstling meiner Stärke! Aufrechter Pflock! Du starker Pflock! Des Wassers Überschwang sei nimmer dir zu eigen! Denn du erstiegest deines Vaters Bett, entweihtest mit Gewalt mein Lager.« »Simeon und Levi! Das Brüderpaar. Des Unrechts Waffen waren ihre Schwerter. Nicht möchte meine Seele ihrem Plane beitreten! Nicht möchte mein Gemüt mit ihrem Anschlag sich befreunden! In ihrem Zorne mordeten sie Männer, verstümmelten in ihrer Laune Stiere. Verflucht ihr Zorn, der stark, ihr Grimm, so hart! Und so verteile ich in Jakob sie, zerstreue sie in Israel.« »Dich, Juda, sollen deine Brüder preisen! Am Nacken deiner Feinde deine Hand! Die Söhne deines Vaters neigen sich vor dir. Ein junger Leu ist Juda. Mein Sohn, vom Raube stiegest du empor. Er kauert, lagert wie der Leu, wie eine Löwin. Wer mag ihn reizen? Nicht weicht das Zepter je von Juda und nie der Herrscherstab von ihm, bis sein Ersehnter kommt, auf den die Völker hören. Sein Eselsfüllen bindet er an einen Weinstock und an die Edelrebe seiner Eselin Junges. Er wäscht in Wein sein Kleid, im Traubenblute sein Gewand. Von Wein die Augen fröhlich, die Zähne weiß von Milch.« »Und Zabulon wohnt an dem Meeresstrand und fährt auf Schiffen, und seine Flanke reicht an Sidon.« »Issakar ist ein starker Esel, der zwischen Höhen lagert. Er fand, daß Ruhe etwas Schönes und daß das Land gar prächtig. So beugte er zum Tragen seinen Nacken und ward ein Fronknecht.« »Und Dan schafft seinem Volke Recht, wie einer nur von Israels Stämmen. Am Weg ist eine Schlange Dan und eine Hornviper am Pfad; sie beißt das Roß in seine Hinterfüße, und rückwärts stürzt sein Reiter. Auf Deine Hilfe hoff ich, Herr.« »Den Gad umdrängt die Raubschar; doch schon drängt er dem Nachtrab nach.« »Von Asser stammt gar fette Speise; er liefert königliche Leckerbissen.« »Und Naphtali ist eine heilige Hirschkuh, die schöne Lämmer wirft.« »Ein Stier ist Joseph, ein Stier an einer Quelle. Jungmänner ziehen gegen diesen Stier. Und ihn bedrängen Pfeilschützen, die ihn beschießen und ihm zusetzen. Doch wird ihr Bogen unbiegsam, und ihrer Hände Arme zittern vor dem Jakobsfürsten und vor des Israelsohnes Hirten. Dir helfe deines Vaters Gott, und der Allmächtige segne dich mit Himmelssegen oben, mit Segnungen der Tiefe drunten, mit Segnungen an Brust und Schoß! Die Segenswünsche deines Vaters, sie übertreffen jene meiner Eltern, den Wunsch der alten Hirten. Gelangen mögen sie auf Josephs Haupt, ja auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern!« »Ein räuberischer Wolf ist Benjamin; am Morgen frißt er Raub und abends teilt er Beute.« All diese sind die zwölf Stämme Israels, und dies war es, was ihr Vater zu ihnen gesprochen hat. Er segnete sie; jeden segnete er mit seinem besonderen Segen. Und er beschied sie und sprach zu ihnen: »Ich gehe nun zu meinem Volke ein. Begrabet mich bei meinen Vätern in der Höhle auf dem Feld des Chittiters Ephron, in jener Höhle auf dem Feld der Makpela, Mamre gegenüber im Lande Kanaan, auf jenem Feld, das Abraham von dem Chittiter Ephron zum Erbbegräbnis gekauft! Dort hat man Abraham begraben und sein Weib Sara. Dort hat man Isaak begraben und sein Weib Rebekka; dort habe auch ich Lea begraben, auf jenem Felde und in der Höhle, die von den Söhnen Chets stammt.« Als Jakob die Aufträge an seine Söhne beendet hatte, zog er seine Füße auf dem Bett ein, verschied und ward zu seinen Vätern versammelt. Jakobs Begräbnis und Josephs TodDa warf sich Joseph auf seinen Vater, weinte über ihm und küßt ihn. Dann befahl Joseph seinen Dienern, den Ärzten, seinen Vater einzubalsamieren. Da balsamierten die Ärzte Israel ein. Darüber vergingen vierzig Tage; denn soviel Tage vergehen mit Einbalsamieren. Man beweinte ihn in Ägypten siebzig Tage lang. Als aber die Tage seiner Beweinung vorüber waren, sprach Joseph zu Pharaos Haus also: »Habe ich in euren Augen Gnade gefunden, dann legt für mich ein Wort bei Pharao ein! Mein Vater hat mich schwören lassen; er sprach: "Siehe! Wenn ich tot bin, sollst du mich in meinem Grabe beisetzen, das ich mir im Lande Kanaan gegraben, dort sollst du mich begraben.« Nun möchte ich hinaufziehen und meinen Vater dort bestatten und wiederkehren.« Da sprach Pharao: »So zieh hinauf! Bestatte deinen Vater, wie er dich hat schwören lassen!« So zog Joseph zur Bestattung seines Vaters hinauf; mit ihm zogen alle Diener Pharaos, die Ältesten seines Hauses und die Ältesten des Landes Ägypten, sowie das ganze Haus Josephs, seine Brüder und das Haus seines Vaters. Nur ihre Kinder, ihre Schafe und Rinder hatten sie im Lande Gosen gelassen. Mit ihm zogen Wagen und Reiter hinauf, ein ganz gewaltiger Zug. So kamen sie nach Goren Haatad ("Stechdorntenne") jenseits des Jordan und hielten dort sehr große und feierliche Totenklage Und er hielt für seinen Vater eine siebentägige Totenfeier ab. Die Bewohner des Landes aber, die Kanaaniter, sahen die Totenfeier zu Goren Haatad und sprachen: »Da findet eine große Totenfeier der Ägypter statt.« Deshalb nannte man seinen Namen Abel Misraim ("Ägyptens Trauer"); es liegt jenseits des Jordan. Und seine Söhne taten ihm, wie er ihnen geboten hatte. Seine Söhne führten ihn in das Land Kanaan und bestatteten ihn in der Höhle des Feldes der Makpela, des Feldes, das Abraham zum Erbbegräbnis von dem Chittiter Ephron gegenüber Mamre erworben. Dann kehrte Joseph nach Ägypten zurück, er und seine Brüder sowie alle, die mit ihm zur Bestattung seines Vaters hinaufgezogen waren, nachdem er seinen Vater bestattet hatte. Als Josephs Brüder sahen, daß ihr Vater gestorben war sprachen sie: »Wenn Joseph uns befeindete und uns all das Böse, das wir ihm angetan, vergälte?« Da sandten sie zu Joseph und ließen sagen: »Dein Vater hat vor seinem Tode folgendes verordnet: "Sprecht so zu Joseph: Vergib doch die Missetat deiner Brüder und ihre Sünde, daß sie dir Böses getan!" Und nun verzeihe doch die Sünde der Verehrer des Gottes deines Vaters!« Da weinte Joseph, als sie so zu ihm sprachen. Nun gingen auch seine Brüder hin, fielen vor ihm nieder und sprachen: »Hier sind wir, deine Leibeigenen.« Da sprach Joseph zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Bin ich an Gottes Statt? Ihr freilich habt Böses wider mich ersonnen; Gott aber hat es zum Guten gelenkt, um bis auf heute vorzusorgen, ein großes Volk am Leben zu erhalten. Nun fürchtet euch nicht. Ich sorge für euch und eure Kinder.« So tröstete er sie und sprach ihnen Mut zu. Joseph blieb in Ägypten, er und seines Vaters Haus. Und Joseph lebte 110 Jahre. Joseph sah von Ephraim Urenkel; auch die Söhne Makirs, des Manassesohnes, waren auf Josephs Knien geboren worden. Joseph sprach zu seinen Brüdern: »Ich sterbe; Gott aber sorgt für euch; dann führt er euch aus diesem Lande in das Land, das er Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat.« Und Joseph ließ die Söhne Israels schwören und sprach: »Gott nimmt sich eurer an. Dann müßt ihr mein Gebein von hier hinaufbringen.« So starb Joseph, 110 Jahre alt. Man balsamierte ihn ein und legte ihn in Ägypten in den Schrein. Israels Leiden in ÄgyptenUnd dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten gekommen sind. Mit Jakob sind sie gekommen, jeder mit seiner Familie: Ruben, Simeon,Levi, Juda, Issakar, Zabulon, Benjamin, Dan, Naphtali, Gad und Asser. Aller Seelen der aus Jakob Entsprungenen waren es siebzig; Joseph aber war schon in Ägypten gewesen. Da starben Joseph und alle seine Brüder, jenes ganze Geschlecht. Die Israeliten aber waren fruchtbar geworden; sie wurden überreich, wuchsen und erstarkten mehr und mehr, und das Land ward ihrer voll. Da trat in Ägypten ein neuer König auf, der von Joseph nichts wußte. Er sprach zu seinem Volk: »Das Volk der Söhne Israels wird uns zu viel und zu stark. Wohlan! Überlisten wir es, daß es nicht weiter wachse! Sonst könnte es sich, falls ein Krieg wider uns ausbreche, zu unseren Gegnern schlagen und gegen uns kämpfen und dann aus dem Lande ziehen.« so setzten sie Fronvögte darüber, um mit Fronarbeiten es zu drücken. Und so baute es Pitom und Ramses zu Vorratsstädten für Pharao aus. Aber je mehr sie es drückten, desto mehr nahm es zu und breitete sich aus. Da graute jenen vor den Israeliten. Und so machten die Ägypter die Israeliten gewaltsam zu Sklaven und verbitterten ihnen das Leben mit harter Fron in Lehm und Ziegeln und allerlei Fron auf dem Felde. All ihr Frondienst, den man ihnen aufgelegt hatte, geschah mit Plackerei. Dann sprach der König von Ägypten zu den Hebammen der Hebräerinnen; die eine hieß Siphra, die andere Pua. Er sagte: »Entbindet ihr die Hebräerinnen, dann beseht ihr die Teile. Ist es ein Knabe, dann tötet ihr ihn. Ist es ein Mädchen, mag es leben.« Die Hebammen aber fürchteten Gott, und so taten sie nicht, was ihnen der König von Ägypten befohlen, sondern ließen die Knaben am Leben. Da schrie der König von Ägypten die Hebammen an und sprach zu ihnen: »Warum habt ihr dies getan? Ihr ließet die Knaben am Leben.« Da sprachen die Hebammen zu Pharao: »Die Hebräerinnen sind nicht wie die ägyptischen Weiber; sie sind wie Tiere. Bevor die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren.« Und Gott ließ es den Hebammen gut ergehen. Das Volk aber wuchs und wurde sehr stark. Weil aber die Hebammen Gott gefürchtet hatten, verlieh er ihnen Vermögen. Pharao aber befahl seinem ganzen Volke: »Ihr sollt alle Knaben, die geboren werden, in den Nil werfen. Die Mädchen aber sollt ihr am Leben lassen.« Moses GeburtDa ging ein Mann aus Levis Haus hin und heiratete eine Tochter Levis. Und das Weib ward guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Als sie sah, daß er kräftig ward, verbarg sie ihn drei Monate. Länger aber konnte sie ihn nicht verborgen halten. So nahm sie für ihn ein Papyruskästchen, dichtete es mit Asphalt und Pech, legte den Knaben darein und setzte es in das Schilf am Nilufer. Seine Schwester aber stellte sich von ferne auf, zu sehen, was mit ihm geschähe. Da stieg Pharaos Tochter herab, im Nil zu baden, währenddessen sich ihre Dienerinnen am Nilufer ergingen. Da sah sie das Kästchen mitten im Schilfe. Und sie schickte ihre Magd und ließ es holen. Sie öffnete es und sah es, das Kind. Ein weinender Knabe war es. Und er dauerte sie. Sie sprach: »Dies ist einer von den Knaben der Hebräer.« Da sprach seine Schwester zu der Tochter Pharaos: »Soll ich gehen? Dann hole ich dir ein stillendes Weib von den Hebräerinnen, daß sie dir den Knaben stille?« Und Pharaos Tochter sprach zu ihr: »Geh!« Da ging das Mädchen und holte des Knaben Mutter. Und Pharaos Tochter sprach zu ihr: »Nimm diesen Knaben und stille ihn mir! Ich gebe dir einen Lohn dafür.« Da nahm das Weib den Knaben und stillte ihn. Der Knabe wuchs heran; da brachte sie ihn der Tochter Pharaos, und er galt ihr als Sohn. Sie nannte ihn Moses; sie sagte nämlich: »Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.« In jener Zeit, als Moses erwachsen war, ging er zu seinen Brüdern hinaus und sah sich ihre Fronarbeiten an. Da sah er, wie ein ägyptischer Mann einen hebräischen Mann, einen seiner Brüder, niederschlug. Er wandte sich nun hierhin und dorthin, und als er sah, daß kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter. Dann verscharrte er ihn im Sand. Am andern Tage ging er wieder aus. Da rauften sich zwei Hebräer. Er sprach zu dem Schuldigen: »Warum schlägst du deinen Genossen?« Da sprach er: »Wer hat dich zum Obmann und Richter über uns gesetzt? Denkst du daran, mich totzuschlagen, wie du den Ägypter totgeschlagen hast?« Da erschrak Moses und dachte: »So ist die Sache ruchbar geworden.« Auch Pharao erfuhr davon und trachtete, Moses umzubringen. Da floh Moses vor Pharao, kam in das Land Midian und setzte sich an den Brunnen. Der Priester Midians aber hatte sieben Töchter. Diese kamen und wollten Wasser schöpfen und die Tränkrinnen füllen, um ihres Vaters Schafe zu tränken. Da kamen die Hirten und vertrieben sie. Moses aber stand auf, half ihnen und tränkte ihre Schafe. Als sie zu ihrem Vater Raguel kamen, sprach er: »Warum kommt ihr heute so bald?« Sie sprachen: »Ein ägyptischer Mann hat uns gegen die Hirten geholfen. Er hat fleißig für uns geschöpft. Dann tränkte er die Schafe.« Da sprach er zu seinen Töchtern: »Wo ist er? Warum habt ihr den Mann dort gelassen? Ladet ihn zum Mahle ein!« Und Moses willigte ein, bei dem Manne zu bleiben. Und er gab seine Tochter Sippora dem Moses. Sie gebar einen Sohn, und er hieß ihn Gersom; denn er sprach: »Gast bin ich geworden in fremdem Lande.« Nach vielen Tagen starb der König von Ägypten. Die Israeliten aber seufzten unter der Fron und schrien auf. Und ihr Hilferuf stieg zu Gott von der Fron empor. Und Gott hörte ihr Gestöhn. Gott aber gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Und Gott sah die Söhne Israels. Und Gott nahm sich ihrer an. Moses SendungMoses aber hütete die Schafe seines Schwiegervaters Jetro, des Priesters von Midian. Da trieb er einmal die Schafe nach der Wüste und kam zu dem Gottesberg, an den Horeb. Da erschien ihm der Engel des Herrn mitten im Feuer aus dem Dornbusch heraus. Er sah hin: Der Dombusch brannte in Feuer; aber der Dornbusch ward nicht verzehrt. Da sprach Moses: »Ich will doch hingehen, diese großartige Erscheinung zu betrachten, warum der Dornbusch nicht verbrennt.« Als der Herr sah, daß er herüberkam, um aufzuschauen, da rief ihn Gott aus dem Dornbusche an und sprach: »Moses! Moses!« Er sprach: »Hier bin ich.« Er sprach: »Komm nicht näher! Streif deine Schuhe von den Füßen! Denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliger Boden.« Und er sprach: »Ich bin der Schutzgott deiner Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.« Da verbarg Moses sein Antlitz; denn er scheute sich, auf Gott zu blicken. Der Herr aber sprach: »Die Quälung meines Volkes in Ägypten habe ich wohl bemerkt und sein Schreien über seine Fronvögte gehört. Ich kenne seine Leiden. So fuhr ich denn herab, es aus Ägyptens Hand zu lösen und es aus diesem Lande hinaufzuführen in ein Land, trefflich und weit, in ein Land, das von Milch und Honig fließt, zu dem Sitze der Kanaaniter und Chittiter, der Amoriter, Periziter, Chiwiter und Jebusiter. Nun ist das Geschrei der Söhne Israels zu mir gedrungen, und ich habe die Quälerei gesehen, mit der die Ägypter sie quälen. So geh! Ich sende dich zu Pharao. Und führe mein Volk, die Söhne Israels, aus Ägypten!« Moses aber sprach zu Gott: »Wer bin ich, daß ich zu Pharao gehe und die Söhne Israels aus Ägypten führe?« Er sprach: »Ich selber werde ja mit dir sein. Dies sei für dich das Zeichen, daß ich dich sende. Führst du das Volk aus Ägypten, dann feiert ihr auf diesem Berge ein Fest zu Gottes Ehren.« Da sprach Moses zu Gott: »Ich komme also zu den Söhnen Israels und sage ihnen: "Der Schutzgott eurer Väter schickt mich zu euch.« Wenn sie mich fragen: "Was ist es um seinen Namen?" was soll ich ihnen sagen?« Da sprach Gott zu Moses: »Ich bin der "Ich bin".« Und er sprach: »So sollst du zu den Söhnen Israels sprechen: "Der »Ich bin« hat mich zu euch gesandt."« Und weiter sprach Gott zu Moses: »So sollst du zu den Söhnen Israels sprechen: "Der Herr, der Schutzgott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, schickt mich zu euch.« Für ewig ist dies mein Name und dies für alle Geschlechter meine Bezeichnung. Geh! Versammle die Ältesten in Israel und sprich zu ihnen: Der Herr, der Schutzgott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, mit der Zusage: Ich achte genau auf euch und auf das, was euch in Ägypten geschieht. Und ich sage nun: Ich führe euch aus Ägyptens Elend weg in das Land der Kanaaniter, Chittiter, Amoriter, Periziter, Chiwiter und Jebusiter, in ein Land, von Milch und Honig fließend. Und hören sie auf dich und kommst du mit den Ältesten Israels zum König von Ägypten, dann sagt ihr zu ihm: "Der Herr, der Schutzgott der Hebräer, ist uns begegnet. Nun möchten wir drei Tagereisen in die Wüste ziehen und dort dem Herrn, unserem Gott, opfern.« Ich aber weiß, daß nur unter starkem Druck Ägyptens König euch ziehen läßt. So recke ich denn meine Hand aus und schlage Ägypten mit all meinen Wundem, die ich darin wirken werde. Daraufhin läßt er euch ziehen. Und ich verschaffe diesem Volke bei den Ägyptern Wohlwollen, daß ihr nicht leer abzieht, wenn ihr geht. Die Weiber sollen sich von ihren Nachbarinnen und von ihren Hausgenossinnen Gold- und Silberschmuck ausbitten und Gewände! Dann legt sie euren Söhnen und Töchtern an und gewinnt so die Ägypter!« Moses und AaronMoses erwiderte und sprach: »Wenn sie mir aber nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern sprechen: "Der Herr ist dir nicht erschienen"?« Da sprach der Herr zu ihm: »Was hast du da in deiner Hand?« Er sprach: »Einen Stab.« Da sprach er: »Wirf ihn zur Erde!« Er warf ihn zur Erde. Da ward er eine Schlange, so daß Moses vor ihr floh. Da sprach der Herr zu Moses: »Streck deine Hand aus! Greif sie am Schwanze!« Er reckte seine Hand aus und packte sie. Da ward sie in seiner Hand zum Stabe. »Dies sei, damit sie glauben, daß der Herr, der Schutzgott ihrer Väter, dir erschienen ist, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.« Der Herr sprach weiter zu ihm: »Bringe deine Hand in deinen Busen!« Da brachte er seine Hand in den Busen, und als er sie hervorzog, war seine Hand aussätzig wie Schnee. Er sprach: »Tu deine Hand wieder in deinen Busen!« Da tat er seine Hand wieder in seinen Busen und zog sie wieder aus seinem Busen. Da war sie wieder gleich dem anderen Fleische geworden. »Wollen sie dir nicht glauben und nicht auf des ersten Zeichens Sprache hören, dann glauben sie der Sprache dieses letzten Zeichens. Und glauben sie nicht diesen beiden Zeichen und hören sie nicht auf dich, dann nimmst du von dem Nilwasser und gießest es auf das Trockene. Dann wird das Wasser, das du dem Nil entnimmst, auf dem Trockenen zu Blut.« Moses sprach zum Herrn: »Herr! Mit Verlaub! Ich bin kein Mann der Rede. Nicht gestern, nicht ehegestern und auch heute nicht, seit du mit deinem Diener sprichst. Ich bin unbeholfen mit Mund und Zunge.« Da sprach der Herr zu ihm: »Wer kann dem Menschen einen Mund geben? Wer kann ihn stumm oder taub machen? Wer sehend oder blind? Bin es nicht ich, der Herr? Und nun geh! Ich will schon mit deinem Munde sein; dann lehre ich dich, was du reden sollst.« Er aber sprach: »Herr! Mit Verlaub! Bestelle es lieber durch jemand anderen!« Da ward der Herr über Moses zornig und sprach: »Ist nicht dein Bruder Aaron, der Levite, da? Ich weiß, daß er gut reden kann. Zudem geht er dir gerade entgegen. Und so er dich sieht, freut er sich herzlich. Dann sprich mit ihm und lege ihm die Worte in den Mund! Ich aber will mit deinem und seinem Munde sein, und so lehre ich euch, was ihr tun sollt. Er selber redet nun für dich zum Volk. So dient er dir zum Mund, und du bist ihm zu einem Gott. Und diesen Stab sollst du in die Hand nehmen, um mit ihm die Zeichen zu tun.« Moses ging und kehrte wieder zu seinem Schwiegervater Jetro und sprach zu ihm: »Ich möchte gehen und wieder zu meinen Brüdern in Ägypten kehren und sehen, ob sie noch leben.« Jetro sprach zu Moses: »Geh in Frieden!« Der Herr aber hatte zu Moses in Midian gesprochen: »Geh! Kehr wieder nach Ägypten! Denn alle Männer sind gestorben, die dir nach dem Leben trachteten.« So nahm Moses sein Weib und seine Söhne, setzte sie auf den Esel und kehrte wieder nach Ägypten. Auch den Gottesstab nahm Moses mit. Da sprach der Herr zu Moses: »Da du wieder nach Ägypten kehrst, sieh zu, daß du all diese Wunder, die ich in deine Macht gelegt, vor Pharao tust! Ich aber verhärte sein Herz, daß er das Volk nicht entläßt. Dann sprich zu Pharao: "So spricht der Herr: Mein erstgeborener Sohn ist Israel! Ich sage dir: Entlaß meinen Sohn, daß er mich verehre! Doch weigerst du dich, ihn zu entlassen, dann erschlage ich deinen erstgeborenen Sohn."« Unterwegs aber in der Herberge stieß der Herr auf ihn und wollte ihn töten. Da nahm Sippora einen Kiesel, beschnitt die Vorhaut ihres Sohnes, rührte damit an seine Füße und sprach: »Du bist mir ein Blutmahner.« Da ließ er von ihm ab. Damals hatte sie gesagt »Blutmahner« wegen der Beschneidung. Und der Herr sprach zu Aaron: »Geh Moses entgegen in die Wüste!« So ging er und traf ihn am Gottesberge und küßte ihn. Dann erzählte Moses dem Aaron alle seine Aufträge, die ihm der Herr gegeben, und alle Zeichen, die er ihm anbefohlen hatte. Da gingen Moses und Aaron und versammelten alle Ältesten der Israeliten. Und Aaron verkündete alle Aufträge, die der Herr dem Moses gegeben. Und der tat die Zeichen vor den Augen des Volkes. Da glaubte das Volk. Und als es hörte, daß der Herr sich der Söhne Israels angenommen und ihr Elend gesehen habe, verneigten sie sich und warfen sich nieder. Moses vor PharaoHernach kamen Moses und Aaron und sprachen zu Pharao: »So spricht der Herr, der Gott Israels: "Entlaß mein Volk, daß sie mir ein Fest in der Wüste feiern!"« Da sprach Pharao: »Wer ist der Herr, daß ich ihm gehorchen und Israel entlassen soll? Den Herrn kenne ich nicht, und Israel entlasse ich nicht.« Sie sprachen.- »Der Gott der Hebräer ist uns begegnet. Wir möchten nur drei Tagereisen in die Wüste gehen und dem Herrn, unserem Gott, opfern, daß er uns nicht mit Pest oder Schwert überfalle!« Da sprach der König von Ägypten zu ihnen: »Warum wollt ihr, Moses und Aaron, das Volk an seiner Arbeit hindern? Kümmert euch doch um eure Sachen!« Und Pharao sprach: »Fürwahr, allzuviel Leute sind schon im Land. Da lasset ihr diese von ihren Arbeiten ausruhen!« Und Pharao befahl am gleichen Tage des Volkes Fronvögten und seinen Aufsehern: »Liefert kein Stroh mehr dem Volk zum Ziegelmachen wie bisher! Selber sollen sie gehen und Stroh auflesen! Aber den Satz der Ziegel, die sie bisher hergestellt, belaßt für sie! Macht keinen Abzug daran! Faul sind sie, drum schreien sie: "Laßt uns gehen, unserem Gott zu opfern!" Wuchtig laste die Arbeit auf diesen Leuten, und sie sollen daran zu tun haben, daß sie nicht auf Lügenreden achten!« Da kamen des Volkes Fronvögte und seine Aufseher heraus und sagten zum Volke: »So spricht der Pharao: Ich liefere euch kein Stroh mehr. Geht selber! Holt euch Stroh, wo ihr es findet! Von eurem Frondienst aber wird nichts gekürzt" Da zerstreute sich das Volk über ganz Ägypterland, Stoppeln für die Ziegel zu sammeln. Aber die Fronvögte drängten und sprachen: »Die volle Arbeit müßt ihr täglich liefern wie damals, als es Stroh gab.« Da wurden die israelitischen Aufseher gezüchtigt. Ihnen hatten Pharaos Fronvögte die Schuld gegeben, indem sie sprachen: »Warum habt ihr nicht euer Maß an Ziegeln wie bisher, so auch heute fertig gebracht?« So kamen die israelitischen Aufseher, schrien zu Pharao und sprachen: »Warum tust du so mit deinen Sklaven? Stroh wird deinen Sklaven nicht mehr geliefert; doch "Ziegel", sagt man uns, "liefert ab!" Nun werden deine Sklaven schwer gezüchtigt, indes an dir die Schuld liegt.« Er sprach: »Faul seid ihr, faul. Deshalb sagt ihr: "Wir wollen gehen, dem Herrn zu opfern.« Jetzt marsch! Fort an die Arbeit! Stroh wird euch nicht geliefert; doch den Satz an Ziegeln habt ihr zu liefern.« Da sahen die Aufseher der Israeliten sie traurig an und sprachen: »Ihr dürft das Tagwerk an Ziegeln nicht kürzen.« Als sie von Pharao weggingen, trafen sie auf Moses und Aaron, die sie erwarteten. Sie sprachen zu ihnen: »Der Herr blicke auf euch und richte, daß ihr uns bei Pharao und seinen Dienern in übelsten Geruch gebracht, ja ihnen das Schwert in die Hand gedrückt habt, uns zu morden!« Da wandte sich Moses an den Herrn und sprach: »Herr! Warum tust du diesem Volk so übel? Wozu hast du mich hergesandt? Seit ich zu Pharao gekommen bin, in deinem Namen zu reden, hat er diesem Volke übel getan, und du hast dein Volk nicht davor geschützt.« Gottesoffenbarung in ÄgyptenDa sprach der Herr zu Moses: »Jetzt wirst du sehen, was ich an Pharao tun werde. Gezwungen läßt er sie ausziehen und gezwungen jagt er sie aus seinem Land.« Und Gott redete mit Moses und sprach zu ihm: »Ich bin der Herr. Ich erschien Abraham, Isaak und Jakob als allmächtiger Gott; aber mit meinem Namen »Herr« habe ich mich ihnen nicht bekannt gemacht. Wie ich meinen Bund mit ihnen errichtet habe, das Land Kanaan ihnen zu geben, das Land, in dem sie zu Gast geweilt, so habe ich auch das Gestöhn der Söhne Israels gehört, die die Ägypter knechten. Und ich gedachte meines Bundes. Daher sprich zu den Söhnen Israels: "Ich bin der Herr. Ich befreie euch nun vom Frondienst der Ägypter und reiße euch aus ihrer Sklaverei. Ich erlöse euch mit hochgerecktem Arme und gewaltigen Gerichten. Ich nehme euch mir zum Volk und bin euch ein Schutzgott. Da erfahret ihr, daß nur ich der Herr bin, euer Gott, der euch befreit vom Frondienst der Ägypter. Ich bringe euch dann in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob durch feierlichen Schwur verheißen. Ich gebe es euch zum Erbbesitz, ich der Herr."« Und Moses berichtete dies den Israeliten. Aber sie hörten nicht auf Moses in ihrer gedrückten Stimmung und wegen der schweren Arbeit. Da sprach der Herr zu Moses also: »Geh! Sprich mit Pharao, dem König von Ägypten, er soll die Söhne Israels aus seinem Land entlassen!« Da redete Moses vor dem Herrn also: »Haben die Israeliten nicht auf mich gehört, wie sollte Pharao auf mich hören? Ich bin ja nicht gewandt im Reden.« Da redete der Herr mit Moses und Aaron und entbot sie zu den Israeliten und zu Pharao, dem König von Ägypten, um die Israeliten aus Ägypterland zu führen. Dies sind ihre Familienhäupter: Die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels, waren Chanok, Pallu, Chesron und Karmi. Dies sind die Geschlechter Rubens. Simeons Söhne waren Jemuel, Jamin, Ohad, Jakin, Sochar und Saul, der Kanaaniterin Sohn. Dies sind die Sippen Simeons. Dies sind die Namen der Söhne Levis nach ihrem Stammbaum: Gerson, Kehat und Merari. Levi ward 137 Jahre alt. Gersons Söhne waren Libni und Simi mit ihren Sippen. Kehats Söhne waren Amram, Ishar, Chebron und Uzziel. Kehat ward 133 Jahre alt. Meraris Söhne waren Machli und Musi. Dies sind die Sippen der Leviten nach ihrem Stammbaum. Amram heiratete seine Tante Jokebed. Sie gebar ihm Aaron und Moses; Amram ward 137 Jahre alt. Ishars Söhne waren Korach, Nepheg und Zikri. Uzziels Söhne waren Misael, Elsaphan und Sitri. Und Aaron heiratete Aminadabs Tochter Eliseba, des Nachson Schwester. Sie gebar ihm Nadab und Abihu, Eleazar und Itamar. Korachs Söhne waren Assir, Elkana und Abiasaph. Dies sind die Sippen der Korachiter. Aarons Sohn Eleazar hatte eine der Töchter Putiels geheiratet. Sie gebar ihm Pinechas. Dies sind die Familienhäupter der Leviten nach ihren Sippen. So war es mit Aaron und Moses, zu denen der Herr gesprochen: »Führt die Söhne Israels in ihren Scharen aus Ägypterland!« Sie sind es, die mit dem König von Ägypten, Pharao, redeten, um die Israeliten aus Ägypten zu führen. So war es mit Moses und Aaron. So war es an dem Tage, da der Herr mit Moses im Lande Ägypten gesprochen. Der Herr sprach zu Moses also: »Ich bin der Herr. Vermelde Pharao, dem König von Ägypten, alles, was ich dir sage!« Da sprach Moses vor dem Herrn: »Siehe! Ich bin im Reden ungewandt. Wie soll da Pharao auf mich hören?« Die ägyptischen PlagenDa sprach der Herr zu Moses: »Siehe, ich mache dich für Pharao zu einem Gott, und dein Bruder Aaron ist dein Prophet. Alles, was ich dir auftrage, sollst du sagen. Doch zu Pharao sage dein Bruder Aaron, er solle die Söhne Israels aus seinem Lande entlassen! Ich aber will Pharaos Herz verhärten und im Ägypterland meine Zeichen und meine Wunder mehren. So hört Pharao nicht auf euch, bis ich meine Hand auf Ägypten lege und aus Ägypterland meine Scharen, mein Volk, die Söhne Israels, führe, unter großen Machterweisen. Dann erfahren die Ägypter, daß ich der Herr bin, wenn ich meine Hand gen Ägypten strecke und aus seiner Mitte die Söhne Israels führe.« Moses und Aaron taten so. Wie es der Herr sie hieß, so taten sie. Moses aber war 80 Jahre alt und Aaron 83, als sie mit Pharao verhandelten. Und der Herr sprach zu Moses und Aaron also: »Spricht Pharao zu euch: "Gebt euren Erweis", dann sprich zu Aaron: "Nimm deinen Stab und wirf ihn vor Pharao, daß er zur Natter werde!"« Da kamen Moses und Aaron zu Pharao und taten, wie der Herr befohlen. Aaron warf seinen Stab vor Pharao und seine Diener; da ward er zur Natter. Aber auch Pharao berief die Weisen und Zauberer, und Ägyptens Zauberkünstler taten so mit ihren Künsten. Sie warfen jeder seinen Stab hin, und diese wurden zu Nattern. Doch Aarons Stab verschlang ihre Stäbe. Aber Pharaos Herz blieb verhärtet; hatte er doch nicht auf sie gehört, wie der Herr vorausgesagt. Und der Herr sprach zu Moses: »Des Pharao Herz ist verstockt. Er weigert sich, das Volk zu entlassen. Geh morgen früh zu Pharao! Da geht er an das Wasser. Dann tritt ihm am Nilufer entgegen. Den Stab, der sich zur Schlange wandelt, nimm mit dir! Dann sprich zu ihm: "Der Herr, der Schutzgott der Hebräer, sendet mich zu dir mit der Weisung: »Entlaß mein Volk, daß sie in der Wüste mir zu Ehren ein Fest feiern!« Aber bis jetzt hast du nicht hören wollen. Nun spricht der Herr: »Daran sollst du erkennen, daß ich der Herr bin: Siehe, ich schlage mit dem Stab in meiner Hand auf das Wasser im Nil, dann wandelt dieses sich in Blut. Die Fische im Nil sterben, und der Nil wird stinkend; dann ekelt es die Ägypter, Wasser aus dem Nil zu trinken.«"« Und der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu Aaron: "Nimm deinen Stab und strecke deine Hand über die Gewässer in Ägypten, über ihre Flüsse, Kanäle, Teiche und alle ihre Wasserstellen, daß sie zu Blut werden!" Dann ist Blut im ganzen Land Ägypten, im Holzgefäß wie im Steinzeug.« Da taten Moses und Aaron so, wie der Herr befohlen. Er hob den Stab und schlug das Wasser im Nil vor Pharaos und seiner Diener Augen. Da ward alles Wasser im Nil zu Blut. Die Fische im Nil starben; der Nil ward stinkend; da konnten die Ägypter kein Wasser aus dem Nil trinken. Blut war im ganzen Lande Ägypten. Aber auch Ägyptens Zauberkünstler taten ebenso mit ihren Zaubereien. So blieb Pharaos Herz verstockt; hatte er doch nicht auf sie gehört, wie es der Herr vorhergesagt. Und Pharao wandte sich und trat in sein Haus, hatte er sich doch auch dies nicht zu Herzen genommen. Alle Ägypter gruben nun rings um den Nil nach Trinkwasser, weil sie vom Nilwasser nicht trinken konnten. So vergingen volle sieben Tage, nachdem der Herr den Nil geschlagen hatte. Da sprach der Herr zu Moses: »Geh zu Pharao hinein! Dann sagst du ihm: "So spricht der Herr: »Entlasse mein Volk, daß sie mich verehren! Willst du es aber nicht entlassen, dann plage ich dein ganzes Gebiet mit Fröschen. Von Fröschen wimmelt dann der Nil. Sie steigen heraus und kommen in dein Haus, in dein Schlafgemach, auf dein Bett und in deiner Diener und in deines Volkes Häuser, in deine Backöfen und Teigmulden. Selbst an dir, wie an deinem Volke und an allen deinen Dienern, werden die Frösche hinaufsteigen.«"« Zweite bis vierte PlageUnd der Herr sprach zu Moses: »Sprich jetzt zu Aaron: "Streck deine Hand mit deinem Stab über die Flüsse, Kanäle und Teiche und laß die Frösche über Ägypterland aufsteigen!"« Da streckte Aaron seine Hand über Ägyptens Gewässer. Da kamen die Frösche und bedeckten das Land Ägypten. Aber auch die Zauberkünstler taten ebenso mit ihren Zaubereien. Auch sie ließen Frösche über das Land Ägypten kommen. Pharao aber rief Moses und Aaron herbei und sprach: »Leget Fürbitte beim Herrn ein, daß er die Frösche mir und meinem Volke nehme! Dann entlasse ich das Volk, daß es dem Herrn opfere.« Da sprach Moses zu Pharao: »Sag mir: Auf wann soll ich für dich, deine Diener und dein Volk beten, daß die Frösche von dir und deinen Häusern weichen und nur im Nile bleiben?« Da sprach er: »Auf morgen.« Er sprach: »Nach deinem Worte geschehe, daß du erkennst: Keiner ist wie der Herr, unser Gott. Dann weichen Frösche von dir und deinen Häusern, von deinen Dienern und von deinem Volke und sollen nur noch im Nil bleiben.« So gingen Moses und Aaron von Pharao. Und Moses rief zum Herrn wegen des Versprechens, das er der Frösche halber dem Pharao gemacht. Und der Herr tat nach Mosis Wort. Die Frösche starben weg aus den Häusern, den Gehöften und Feldern. Man schüttete sie zu Haufen und das Land roch übel. Als Pharao aber sah, daß Erleichterung geworden, verstockte er sein Herz, hatte er doch nicht mehr auf sie gehört, wie es der Herr vorhergesagt. Da sprach der Herr zu Moses: »Sprich zu Aaron: "Streck deinen Stab aus! Schlag auf dem Boden den Staub! Dann wird er in ganz Ägypterland zu Mücken."« Und sie taten so. Aaron streckte seine Hand mit dem Stab aus und schlug den Staub auf dem Boden. Da kamen Stechmücken an Mensch und Vieh. Aller Staub auf dem Boden war zu Stechmücken im Lande Ägypten geworden. Da taten die Zauberkünstler ebenso mit ihren Zaubereien, die Stechmücken wegzubringen; aber dies konnten sie nicht. Die Stechmücken gingen an Mensch und Vieh. Da sprachen die Zauberkünstler zu Pharao: »Dies ist Gottes Finger.« Doch Pharaos Herz blieb verhärtet, hatte er doch nicht auf sie gehört, wie es der Herr vorhergesagt. Und der Herr sprach zu Moses: »Morgen in der Frühe tritt vor Pharao, wenn er ans Wasser geht, und sprich zu ihm: "So spricht der Herr: »Entlasse mein Volk, daß es mich verehre! Entlässest du aber mein Volk nicht, dann lasse ich über dich, deine Diener, dein Volk und deine Häuser Fliegen kommen. Die Häuser der Ägypter werden voll von Fliegen, sowie das Ackerfeld, darauf sie sind. Aber ausnehmen will ich an jenem Tage das Land Gosen, wo mein Volk weilt, daß dort keine Fliegen seien, damit du erkennest, daß ich Herr inmitten dieses Landes bin. Diesen Unterschied mache ich zwischen meinem Volke und deinem Volke. Morgen geschieht dies Zeichen.«"« Und der Herr tat so. Hundsfliegen, eine schwere Menge, kamen in das Haus Pharaos und in das seiner Diener und über ganz Ägypterland; so ward durch die Hundsfliegen das Land verderbt. Da rief Pharao nach Moses und Aaron und sprach: »Geht! Opfert eurem Gott im Lande!« Da sprach Moses: »Nicht richtig wäre es, so zu tun. Was den Ägyptern ein Greuel ist, opfern wir dem Herrn, unserem Gott. Brächten wir zum Opfer, was den Ägyptern greulich dünkt, würden sie uns nicht steinigen? Wir möchten in die Wüste drei Tagesreisen ziehen und dem Herrn, unserem Gott, opfern, wie der Herr uns geboten hat.« Da sprach Pharao: »Nun, ich lasse euch ziehen, dann könnt ihr dem Herrn, eurem Gott, in der Wüste opfern. Nur nicht zu weit entfernet euch! Legt für mich Fürsprache ein!« Da sprach Moses: »Sowie ich von dir weggehe, lege ich Fürsprache beim Herrn ein. Morgen weichen von Pharao, seinen Dienern und seinem Volke die Fliegen. Nur möge Pharao nicht weiter trügen, daß er das Volk nicht zum Opfer für den Herrn entläßt!« Da ging Moses von Pharao weg und legte Fürbitte beim Herrn ein. Und der Herr tat nach Mosis Wort. Die Fliegen wichen von Pharao, seinen Dienern und seinem Volke; nicht eine blieb zurück. Aber Pharao verstockte sein Herz auch diesmal. Er ließ das Volk nicht ziehen. Fünfte bis siebte PlageDa sprach der Herr zu Moses: »Geh zu Pharao hinein! Dann sprich zu ihm: "So spricht der Herr, der Schutzgott der Hebräer: Entlaß mein Volk, daß sie mich verehren! Verweigerst du aber die Freilassung und hältst sie weiter fest, dann kommt die Hand des Herrn zum Verderben an dein Vieh auf dem Felde, an Pferde, Esel, Kamele, Rinder und Schafe, eine schrecklich schwere Seuche. Aber einen Unterschied macht der Herr zwischen Israels Vieh und dem Ägyptens: Keinem Israeliten stirbt ein Stück."« Und der Herr bestimmte eine Zeit, indem er sprach: »Morgen schon tut dies der Herr an dem Lande.« Und der Herr tat dies am folgenden Tage. Alles Vieh der Ägypter fiel; aber vom Vieh der Israeliten fiel nicht eines. Da ließ Pharao nachsehen. Und von Israels Vieh war auch nicht eines gefallen. Doch Pharaos Herz verstockte sich, und er entließ das Volk nicht. Da sprach der Herr zu Moses und Aaron: »Füllt eure Hände jetzt mit Ofenruß! Und Moses streue ihn himmelwärts vor Pharaos Augen! Dann wird er zu feinem Staube über ganz Ägypten und wird an Mensch und Tier in ganz Ägypten zu Beulen, und diese brechen schwärend auf.« Da nahmen sie Ofenruß, traten vor Pharao, und Moses streute ihn himmelwärts. Da wurden schwärende Beulen, die aufbrachen, an Mensch und Vieh. Die Zauberkünstler aber konnten nicht vor Moses stehen wegen der Beulen; denn an den Zauberkünstlern, wie an allen Ägyptern, waren die Beulen. Der Herr aber verhärtete Pharaos Herz, hatte er doch nicht auf sie gehört, wie es der Herr dem Moses vorhergesagt. Da sprach der Herr zu Moses: »In aller Frühe tritt morgen vor den Pharao und sprich zu ihm: So spricht der Herr, der Schutzgott der Hebräer: "Entlasse mein Volk, daß sie mich verehren! Denn diesmal schicke ich alle meine Plagen auch zu dir wie zu deinen Dienern und deinem Volke, daß du erkennest: Keiner ist auf der ganzen Erde wie ich. Schon jetzt könnte ich meine Hand ausstrecken und dich samt deinem Volke mit Seuchen schlagen, daß du von der Erde schwändest. Ich lasse dich doch gerade deshalb leben, damit ich dir meine Macht zeige, damit man auf der ganzen Erde meinen Ruhm künde. Hältst du aber weiterhin mein Volk zurück und willst es nicht entlassen, dann lasse ich morgen um diese Zeit einen überschweren Hagel niedergehen, desgleichen nicht in Ägypten war seit seiner Gründungszeit bis jetzt. Nun schick hin und birg dein Vieh und alles, was du auf dem Felde hast! All die Menschen und Tiere, die auf dem Felde betroffen werden und nicht unter Dach kommen, sterben, geht der Hagel auf sie nieder."« Wer nun von Pharaos Höflingen das Wort des Herrn achtete, der flüchtete seine Sklaven und sein Vieh unter Dach. Wer aber des Herrn Wort mißachtete, der ließ seine Sklaven und sein Vieh auf dem Felde. Da sprach der Herr zu Moses: »Streck deine Hand gen Himmel, daß Hagel in ganz Ägypterland falle auf Mensch und Vieh und alles Feldgewächs im Lande Ägypten!« Und Moses streckte seinen Stab gen Himmel. Da ließ der Herr Donner und Hagel kommen, und Feuer ging nieder. So ließ der Herr Hagel auf das Land Ägypten fallen. Ein Hagel war es, und mitten im Hagel ein Flugfeuer, übermächtig. Seinesgleichen war nie über ganz Ägypterland gekommen, seitdem es ein Volk geworden. Und der Hagel schlug im ganzen Land Ägypten alles auf dem Felde, Mensch und Vieh. Auch alles Feldgewächs schlug der Hagel und zerschmetterte alle Bäume des Feldes. Nur in dem Lande Gosen, wo die Israeliten waren, fiel kein Hagel. Da sandte Pharao, berief Moses und Aaron und sprach zu ihnen: »Diesmal habe ich gefehlt. Der Herr ist im Recht; ich aber und mein Volk sind im Unrecht. Legt bei dem Herrn Fürsprache ein! Übergenug des Gottesdonners und des Hagels! Ich lasse euch frei. Ihr sollt nicht länger verweilen.« Da sprach Moses zu ihm: »Sobald ich aus der Stadt gehe, breite ich zum Herrn meine Hände. Das Donnern wird aufhören, und der Hagel nicht mehr sein, daß du erkennest: Dem Herrn gehört die Erde. Doch du und deine Diener fürchten noch nicht den Herrn, Gott, wie ich wohl weiß.« Der Flachs und die Gerste waren zerschlagen worden; denn die Gerste stand in Ähren, und der Flachs in Blüte. Weizen aber und Spelt waren nicht zerschlagen worden, weil sie spät sind. Moses ging nun von Pharao zur Stadt hinaus und breitete seine Hände zum Herrn. Da hörte Donnern und Hageln auf; auch der Regen goß nicht mehr auf die Erde. Als aber Pharao sah, daß Regen, Hagel und Donner aufgehört, verharrte er in seiner Sünde und verstockte sein Herz, samt seinen Dienern. Und Pharaos Herz verhärtete sich, und so ließ er die Israeliten nicht ziehen, wie es der Herr durch Moses vorhergesagt. Achte und neunte PlageDa sprach der Herr zu Moses: »Geh hinein zu Pharao! Habe ich doch sein und seiner Diener Herz verstockt, daß ich diese Zeichen bei ihm tue, und daß du Kind und Kindeskindern erzählen kannst, wie ich mich an Ägypten ausgewirkt und welche Zeichen ich an ihnen getan habe. So könnt ihr erkennen, daß ich der Herr bin.« Da kamen Moses und Aaron zu Pharao und sprachen zu ihm: »So spricht der Herr, der Schutzgott der Hebräer: "Wie lange willst du dich nicht vor mir beugen? Entlasse mein Volk, daß es mir diene! Weigerst du dich aber, mein Volk zu entlassen, dann bringe ich morgen Heuschrecken in dein Gebiet. Dann decken sie des Landes Oberfläche, daß man den Boden nicht mehr sieht. Sie fressen dann den Rest, der vom Hagel übrig ist, und sie fressen alle Bäume ab, die euch im Felde sprießen. Voll werden davon deine Häuser, all deiner Diener Häuser und die ganz Ägyptens, wie es deine Väter nicht geschaut noch deine Großväter, seit ihrem Erdenwallen bis zu diesem Tag."« Und er wandte sich und ging weg von Pharao. Da sprachen Pharaos Diener zu ihm: »Wie lange soll dieser uns eine Gefahr sein? Entlasse die Männer, daß sie dem Herrn, ihrem Gott, dienen! Siehst du nicht, daß Ägypten verdirbt?« Da wurden Moses und Aaron zu Pharao zurückgeholt, und er sprach zu ihnen: »Geht! Dienet dem Herrn, eurem Gott! Doch wer geht mit?« Da sprach Moses: »Mit unseren Jünglingen und unseren Greisen wollen wir ziehen, mit unseren Söhnen und Töchtern; mit unseren Schafen und Rindern wollen wir ziehen. Wir haben ja ein Fest des Herrn zu feiern.« Da sprach er zu ihnen: »Möge der Herr so bei euch sein, wie ich euch mit euren Kindern fortlasse! Seht, daß ihr Böses im Sinne habt! Daraus wird nichts. Ihr Männer geht und verehrt den Herrn! Das war euer Begehr.« Und man jagte sie von Pharao fort. Da sprach der Herr zu Moses: »Recke deine Hand über das Ägypterland, der Heuschrecken wegen! Sie sollen über das Land Ägypten kommen und im Lande alles Gewächs abfressen, das der Hagel hat stehen lassen.« Da streckte Moses seinen Stab über das Ägypterland. Und der Herr führte einen Ostwind über das Land jenen ganzen Tag und die ganze Nacht. Morgen ward es; da hatte der Ostwind die Heuschrecken hergetragen. So kamen die Heuschrecken über ganz Ägypterland und fielen im ganzen Bereich Ägyptens übermächtig ein. Nie gab es vorher soviel Heuschrecken, noch wird es später soviel geben. Sie deckten des ganzen Landes Oberfläche, daß der Boden nicht mehr zu sehen war. Sie fraßen alles Gewächs im Lande und alle Baumfrüchte, die der Hagel hatte stehen lassen. Nichts Grünes blieb mehr an den Bäumen und Feldgewächsen im Ägypterland. Eilends ließ Pharao Moses und Aaron rufen und sprach: »Ich bin im Unrecht wider den Herrn, euren Gott, und wider euch. Verzeiht mir doch noch diesmal mein Verschulden und legt bei dem Herrn, eurem Gott, Fürsprache ein, daß er nur diesen Tod von mir wende!« Da ging er von Pharao weg und flehte zum Herrn. Da ließ der Herr einen sehr starken Westwind wehen. Dieser nahm die Heuschrecken und warf sie ins Schilfmeer. Nicht eine Heuschrecke blieb in Ägyptens ganzem Bereiche. Aber der Herr verstockte Pharaos Herz, und so entließ er die Israeliten nicht. Und der Herr sprach zu Moses: »Recke deine Hand gen Himmel! Finsternis komme über Ägypterland, und die Finsternis sei stark!« Da reckte Moses seine Hand gen Himmel, und eine dichte Finsternis ward in ganz Ägypterland, drei Tage lang. Keiner sah den anderen und keiner erhob sich von seinem Platz, drei Tage lang. Die Israeliten alle aber hatten Licht in ihren Siedlungen. Da rief Pharao nach Moses und sprach: »Geht! Verehrt den Herrn! Eure Schafe und Rinder aber bleiben hier. Doch eure Kinder gehen mit euch.« Da sprach Moses: »Auch du selbst solltest uns Schlacht- und Brandopfer liefern, daß wir sie für den Herrn, unseren Gott, zurichten. Aber auch unser Vieh muß mit uns gehen. Nicht eine Klaue bleibe zurück! Davon müssen wir nehmen können, wenn wir dem Herrn, unserem Gott, zu Ehren ein Fest feiern wollen. Wir wissen ja nicht, wie wir den Herrn verehren sollen, bis wir dorthin kommen.« Aber der Herr verhärtete Pharaos Herz, und so wollte er sie nicht entlassen. Und Pharao sprach zu ihm: »Geh weg von mir! Hüte dich, noch einmal mein Antlitz zu schauen! Sobald du mein Antlitz siehst, mußt du sterben.« Moses sprach: »Recht hast du geredet. Ich werde nicht wieder dein Antlitz schauen.« Tötung der ErstgeburtUnd der Herr sprach zu Moses: »Noch eine Plage bringe ich über Pharao und Ägypten. Hernach läßt er euch von hier abziehen, und wenn er lediglich die Entlassung zugibt, dann jagt er euch gewaltsam fort. Schärfe dem Volke ein, sie sollen, Männer wie Weiber, von den Bekannten silbernen und goldenen Schmuck erbitten!« Und der Herr stimmte die Ägypter dem Volke günstig. Dazu galt der Mann Moses sehr viel in Ägypten, bei Pharaos Dienern wie beim Volke. Da sprach Moses: »So spricht der Herr: "Um Mitternacht fahre ich mitten durch Ägypten. Dann stirbt im Lande Ägypten jeder Erstgeborene, von Pharaos Erstgeborenem an, der einst auf seinem Throne sitzen sollte, bis zu dem Erstgeborenen der Sklavin hinter der Handmühle, und alle Erstlingswürfe des Viehes. Dann ist ein groß Gejammer im ganzen Lande Ägypten, desgleichen noch nie gewesen, noch je sein wird. Aber gegen keinen der Israeliten streckt ein Hund die Zunge heraus, weder gegen Mensch noch Vieh, daß ihr erkennet, wie der Herr zwischen Israel und Ägypten scheidet.« Dann beugen sich alle diese deine Diener zu mir, werfen sich vor mir nieder und sprechen: "Zieh weg, du samt dem ganzen Volke bei dir!" Hernach ziehe ich weg.« Und er ging von Pharao in loderndem Zorn. Da sprach der Herr zu Moses: »Der Pharao hört nicht auf euch, damit sich meine Wunder mehren im Ägypterlande.« So hatten Moses und Aaron alle diese Wunder vor Pharao getan. Aber der Herr verhärtete Pharaos Sinn, daß er die Israeliten nicht aus seinem Lande entließ. Passah und AuszugUnd der Herr sprach zu Moses und Aaron im Lande Ägypten also: »Dieser Monat sei für euch der Anfangsmonat! Der Jahresmonde erster sei er für euch! Sprecht so zu der Gesamtgemeinde Israels! Am zehnten dieses Monats nehme sich jedermann ein Lamm nach den Sippen, ein Lamm für jedes Haus! Sind aber in einem Hause zuwenig für ein Lamm, dann nehme er es mit dem Nachbarn, der jenem gleich an Kopfsteuer ist! Jeder nach seinem Verzehr, sollt ihr zum Lamm beisteuern! Ein fehlerfreies, männliches, noch nicht jähriges Lämmchen müßt ihr haben; aus den Schafen oder Ziegen sollt ihr es nehmen! Dann verwahrt es bis zum vierzehnten des Monats! Dann schlachte es Israels Vollgemeinde abends! Und vom Blute sollen sie nehmen und an beide Pfosten und den Türsturz tun, zum Schutze der Häuser, wo sie es essen! Noch in derselben Nacht sollen sie das Fleisch essen, am Feuer gebraten, dazu ungesäuertes Brot. Mit Bitterkräutern sollen sie es essen! Eßt nichts davon roh noch gargekocht, sondern gebraten, Kopf mit Beinen und Rumpf! Laßt davon nichts bis zum Morgen übrig! Was bis zum Morgen übrigbleibt, sollt ihr verbrennen! So sollt ihr es essen: Eure Hüften gegürtet, eure Schuhe an den Füßen, euren Stab in der Hand! Dann esset es in Hast: Ein Passah ("Übergangsmahl") ist es dem Herrn. Denn ich durchziehe in jener Nacht das Ägypterland und schlage alle Erstgeburt im Land Ägypten, Mensch und Vieh. Ich, der Herr, vollziehe das Gericht an Ägyptens Göttern allen. Das Blut sei euch zum Zeichen an den Häusern, wo ihr weilt! Sehe ich das Blut, dann übergehe ich euch. Kein verderblicher Streich trifft euch, wenn ich das Land Ägypten schlage. Zum Gedächtnis diene euch dieser Tag. Feiert ihn als ein Fest des Herrn in allen euren Geschlechtern! Als ewige Satzung sollt ihr ihn feiern! Ihr sollt sieben Tage ungesäuertes Brot essen! Genau am ersten Tage sollt ihr aus euren Häusern Sauerteig entfernen - denn wer Gesäuertes ißt, ein solches Wesen werde aus Israel gestrichen! -, vom ersten bis zum siebten Tag. Am ersten Tage sei heilige Versammlung! Am siebten haltet gleichfalls heilige Versammlung! Dabei darf keine Arbeit verrichtet werden. Nur was jeglich Wesen zu essen haben muß, das allein werde von euch bereitet! Achtet diese Vorschrift! Denn an eben diesem Tage führe ich eure Scharen aus Ägypterland. Haltet diesen Tag in eueren Geschlechtern als ewige Einrichtung! Am vierzehnten des ersten Monds am Abend esset ungesäuertes Brot bis zu dem Abend des einundzwanzigsten des Monats! Kein Sauerteig finde sich sieben Tage lang in euren Häusern: Wer Gesäuertes ißt, werde aus Israels Gemeinschaft gestrichen! Sei's Fremdling, sei's Einheimischer! Nicht einen Bissen gesäuertes Brot sollt ihr essen! In all euren Siedlungen eßt nur ungesäuertes Brot!« Dann berief Moses alle Ältesten Israels und sprach zu ihnen: »Zieht aus und holt für eure Sippen Schafe und schlachtet das Passah! Dann nehmt ein Ysopbüschel, taucht es in das Blut im Becken und streicht von dem Blute im Becken an den Türsturz und an die beiden Türpfosten! Euer keiner soll bis zum Morgen aus der Tür seines Hauses gehen! Zieht dann der Herr hindurch, das Ägypterland zu schlagen, und sieht er an dem Türsturz und an den beiden Türpfosten das Blut und übergeht der Herr die Tür, dann läßt er den Verderber nicht eure Häuser zum Schlagen betreten. Achtet doch dies Wort! Als Satzung für euch und eure Kinder gelte es auf ewige Zeiten! Und kommt ihr in das Land, das der Herr euch gibt, wie er verheißen, dann haltet diesen Brauch! Und fragen eure Söhne euch: "Was ist dieser Brauch!", dann saget: "Das ist das Passahopfer für den Herrn, der Israels Häuser im Ägypterland übergangen, als er Ägypten schlug; unsere Häuser aber hat er ausgenommen."« Da neigte sich das Volk und warf sich nieder. Dann gingen die Israeliten hin und taten so. Wie der Herr Moses und Aaron geboten, so taten sie auch hernach. Da geschah es zur Mitternacht, daß der Herr alle Erstgeburt im Ägypterlande schlug, von Pharaos Erstgeborenem an, der auf seinem Throne sitzen sollte, bis zum Erstgeborenen der Sklavin, die im Kerker lag, und alle Erstlingswürfe des Viehs. Noch in der Nacht stand Pharao auf mit all seinen Dienern und ganz Ägypten, und ein großes Jammern war in Ägypten; denn kein Haus gab es, in dem nicht ein Toter lag. Da berief er Moses und Aaron noch in der Nacht und sprach: »Auf! Fort aus meinem Volke, ihr und die Söhne Israels! Geht! Verehrt den Herrn nach euren Worten! Nehmt auch eure Schafe und Rinder mit, wie ihr gesagt, und zieht fort! Doch segnet mich zuvor!« Auch die Ägypter drängten darauf, das Volk schleunigst aus dem Land zu bringen; denn sie sagten: »Wir sind sonst alle des Todes.« Da nahm das Volk seinen Brotteig, bevor er noch durchsäuert war, und seine Backschüsseln, in seine Mäntel gewickelt, auf die Schulter. Die Israeliten aber hatten nach Mosis Worten getan, und so erbaten sie sich von den Ägyptern Silber- und Goldschmuck und Kleider. Der Herr aber hatte die Ägypter dem Volke günstig gestimmt. Und er ließ sie bitten, und sie gewannen sich die Ägypter. Die Israeliten brachen von Ramses auf, nach Sukkot zu, ungefähr 600.000 Fußgänger, ohne Kinder. Auch viel Mischvolk zog mit ihnen, dazu Schafe und Rinder, eine mächtig große Herde. Sie buken ungesäuerte Brotkuchen aus dem Teige, den sie aus Ägypten mitnahmen; denn er war nicht gesäuert. Sie wurden ja von den Ägyptern verjagt. So konnten sie sich nicht aufhalten und keine Zehrung bereiten. Der Israeliten Bleiben in Ägypten betrug 430 Jahre. Nach Ablauf der 430 Jahre geschah es, daß genau am selben Tage alle Scharen des Herrn aus Ägypten zogen. Eine durchwachte Nacht war das für den Herrn, als er sie aus dem Land Ägypten führte. Dies ist die Nacht, da alle Israeliten zu Ehren des Herrn in jedem Geschlecht Nachtwachen halten. Und der Herr sprach zu Moses und Aaron: »Das ist die Passahordnung: Kein Sohn der Fremde darf mitessen. Aber jeder um Geld gekaufte Sklave darf mitessen, wenn du ihn beschnitten hast. Beisaß und Mietling dürfen nicht mitessen. Im Hause allein soll es gegessen werden. Aus dem Hause darfst du nichts vom Fleisch auf die Straße bringen. Auch kein Bein dürft ihr daran abbrechen. Die ganze Gemeinde Israels soll es so halten! Ist ein Gast bei dir und will dem Herrn Passah feiern, so muß alles Männliche bei ihm beschnitten sein. Dann erhält er das Vorrecht, es zu feiern. Er sei dann wie ein Sproß des Landes! Kein Unbeschnittener aber darf davon essen. Ein gleich Gesetz gilt für den Eingeborenen wie für den Gast, der bei euch weilt.« Da taten alle Israeliten so. Wie der Herr dem Moses und Aaron befohlen, so taten sie. An eben jenem Tage führte der Herr die Israeliten aus dem Ägypterland, nach ihren Scharen geordnet, heraus. Zug zum Roten MeerDa sprach der Herr zu Moses also: »Weihe mir alles Erstgeborene! Was bei den Israeliten den Mutterschoß durchbricht, ist mein, Mensch und Vieh.« Und Moses sprach zum Volke: »Feiert zum Gedächtnis diesen Tag, da ihr aus Ägypten, aus dem Sklavenhause, gezogen seid! Mit starker Hand hat euch der Herr von dannen geführt. Also werde nichts Gesäuertes gegessen! Heute ziehet aus, am Neumond des Abib! Bringt dich der Herr in das Land der Kanaaniter, Chittiter, Amoriter, Chiwiter und Jebusiter, er, der einst deinen Vätern zugeschworen, ein Land, von Milch und Honig fließend, dir zu geben, dann übe diesen Brauch an diesem Neumond! Sieben Tage sollst du ungesäuertes Brot essen! Am siebten Tage aber sei ein Fest des Herrn! Ungesäuertes Brot werde die sieben Tage gegessen! Nichts Gesäuertes sei bei dir zu sehen! Kein Sauerteig sei bei dir in deinem ganzen Ortsgebiete zu sehen! Aber deinem Sohne vermelde an diesem Tage also: "Um dessentwillen, was der Herr mir getan beim Auszug aus Ägypten, geschieht dies.« Und es sei dir zum Zeichen an der Hand und zum Merkmal zwischen den Augen, damit in deinem Munde sei die Lehre über den Herrn, daß dich der Herr mit starker Hand aus Ägypten geführt! Und achte diese Satzung zu ihrer Zeit, Jahr für Jahr! Bringt dich der Herr ins Kanaaniterland, wie er dir zugeschworen und deinen Vätern, und gibt er es dir, dann tritt dem Herrn alles ab, was den Mutterschoß durchbricht! Jeder Erstlingswurf des Viehes, das du hast, falls er männlich ist, gehört dem Herrn. Doch jeden Erstlingswurf des Esels sollst du mit einem Schafe auslösen und willst du nicht, dann zerbrich ihm das Genick! Bei deinen Kindern aber mußt du jede männliche Erstgeburt auslösen. Und fragt dich dein Sohn einmal: "Was ist das?" dann sprich zu ihm: "Mit starker Hand hat uns der Herr aus Ägypten geführt, aus dem Frönerhause. Als Pharao sich weigerte, uns freizulassen, tötete der Herr im Lande Ägypten jede Erstgeburt, vom Erstgeborenen des Menschen bis zum Erstlingswurf des Viehs. Darum opfere ich dem Herrn jeden männlichen Erstlingswurf und löse jeden Erstgeborenen meiner Söhne aus. Und dir sei es zum Zeichen an der Hand und zur Marke zwischen den Augen, daß uns der Herr mit starker Hand aus Ägypten geführt hat!"« Als Pharao das Volk entließ, führte es Gott nicht den Weg nach dem Philisterland, der doch der nächste war. Denn Gott sprach: »Daß es nicht das Volk gereue, wenn es Kämpfe sähe, und dann nach Ägypten wieder wollte!« So ließ Gott das Volk auf dem Wege zur Wüste am Schilfmeer einschwenken. Die Israeliten aber zogen geordnet aus dem Ägypterland fort. Und Moses nahm Josephs Gebeine mit sich. Denn dieser hatte die Israeliten eidlich beschworen: »Bedenkt euch einstens Gott, dann nehmt meine Gebeine mit euch!« Und sie zogen von Sukkot ab und lagerten sich in Etam am Rand der Wüste. Der Herr aber zog vor ihnen einher, des Tags in einer Wolkensäule, sie den Weg zu leiten, und des Nachts in einer Feuersäule, ihnen zu leuchten, so daß sie Tag und Nacht wandern konnten. Nicht wich vor dem Volke die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule nicht bei Nacht. Untergang der ÄgypterUnd der Herr sprach zu Moses: »Befiehl den Söhnen Israels, daß sie umkehren und sich vor Pihachirot ("Wiesenort") lagern, zwischen Migdol ("Turm") und dem Meere vor Baalsephon ("Warteplatz"). Ihm gegenüber sollt ihr am Meere lagern! Dann sagt Pharao von den Israeliten: "Verirrt haben sie sich im Land. Die Wüste hält sie umschlossen.« Und ich verhärte Pharaos Herz, daß er sie verfolge. So räche ich mich an Pharao und all seiner Heeresmacht. Die Ägypter sollen dann wissen, daß ich der Herr bin.« Und sie taten so. Da ward es Ägyptens König klar, daß das Volk entwichen sei. Und Pharaos wie seiner Diener Herz ward anders gegen das Volk, und sie sprachen: »Was haben wir da gemacht, daß wir Israel aus unserem Dienst entlassen haben?« Und er schirrte seinen Wagen und nahm sein Volk mit sich. Sechshundert erlesene Wagen nahm er mit und was sonst an Wagen in Ägypten war, auf ihnen allen Streiter. Und der Herr verhärtete Pharaos, des Ägypterkönigs, Herz, und so verfolgte er die Israeliten. Die Israeliten aber waren in dichter Schar ausgezogen. So setzten ihnen die Ägypter nach und erreichten sie in dem Lager am Meer, mit allen Rossen der Wagen Pharaos, mit seinen Reitern und dem übrigen Heere, bei Pihachirot vor Baalsephon. Wie nun Pharao nähergekommen war, erhoben die Israeliten die Augen. Da waren ihnen die Ägypter nachgezogen, und so erschraken sie heftig. Da schrien die Israeliten zum Herrn. Und sie sprachen zu Moses: »Fehlte es an Gräbern in Ägypten, daß du uns zum Sterben in der Wüste mitgenommen hast? Was hast du uns da getan, uns aus Ägypten zu führen? Ist es nicht das gewesen, was wir zu dir in Ägypten gesagt: "Laß uns in Ruhe! Wir wollen den Ägyptern dienen.« Ja, besser wäre es für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben.« Da sprach Moses zum Volke: »Fürchtet euch nicht! Haltet stand! Dann erlebt ihr des Herrn Hilfe, die er euch heute schaffen wird. Denn so, wie ihr heute die Ägypter seht, seht ihr sie in alle Ewigkeit nicht wieder. Der Herr wird für euch streiten, und ihr dürft ruhig zusehen.« Und der Herr sprach zu Moses: »Was schreist du zu mir? Heiße die Söhne Israels aufbrechen! Du aber heb deinen Stab empor, streck die Hand übers Meer und spalte es! Mitten durchs Meer sollen die Israeliten auf dem Trockenen ziehen. Ich aber verhärte der Ägypter Sinn. Sie sollen ihnen nachziehen. Ich räche mich so an Pharao und seiner ganzen Kriegermacht, an seinen Wagen und Reitern. Die Ägypter sollen dann erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich mich räche an Pharao und seinen Wagen und Reitern.« Gottes Engel aber, der vor Israels Heer einherzog, erhob sich und trat hinter sie. Auch die Wolkensäule vor ihnen zog weg und stand hinter ihnen. So kam sie zwischen das ägyptische und das israelitische Lager. Da war nun die Wolke und die Finsternis da, und sie vermehrte die Nacht, so daß keines dem anderen während der ganzen Nacht zu nahe kam. Dann streckte Moses seine Hand über das Meer. Und der Herr trieb das Meer zurück durch einen starken Ostwind während der ganzen Nacht und machte das Meer zum Sandgrund. Und das Wasser ward geteilt. Die Israeliten gingen nun mitten durch das Meer im Trockenen. Und die Wasser standen als Mauer zu ihrer Rechten und Linken. Aber die Ägypter setzten nach und gingen hinter ihnen mit allen Rossen Pharaos, seinen Wagen und Reitern, mitten in das Meer hinein. In der Morgenwache geschah es; da neigte sich der Herr in der Feuer- und Wolkensäule über den Zug der Ägypter und verwirrte den ägyptischen Zug. Er hemmte ihre Wagenräder und ließ sie nur mit Beschwer vorwärts kommen. Da sprach Ägypten: »Fliehen will ich vor Israel.« Denn der Herr stritt für sie gegen Ägypten. Da sprach der Herr zu Moses: »Streck deine Hand über das Meer! Zurückfluten sollen die Wasser über die Ägypter, ihre Wagen und Reiter!« Da streckte Moses seine Hand über das Meer. Und das Meer flutete um die Morgenwende zu seinem Boden zurück, indes die Ägypter ihm entgegenflohen. So trieb der Herr die Ägypter mitten in das Meer. Zurückfluteten da die Wasser und bedeckten die Wagen und Reiter in Pharaos ganzem Heere, das ihnen nachgezogen war ins Meer. Nicht einer von ihnen blieb übrig. Die Israeliten aber waren auf dem Trockenen mitten durch das Meer gezogen, und die Wasser standen als Mauer zu ihrer Rechten und Linken. So befreite der Herr an jenem Tage Israel aus der Hand Ägyptens, und Israel sah die Ägypter tot am Ufer des Meeres. Da sah Israel die Großtat, die der Herr an Ägypten getan. Und das Volk fürchtete den Herrn und vertraute dem Herrn und seinem Diener Moses. Moses SiegesliedDamals sang Moses mit den Israeliten dieses Lied dem Herrn. Sie sprachen also: »Dem Herrn will ich lobsingen. Er hat gesiegt, / ins Meer gestürzt das Roß und seinen Reiter. Dem Herrn mein Lobgesang! / Zur Rettung ward er mir. / So ist mein Gott; ihn preise ich. / Ich rühme meines Vaters Gott. Der Herr ein Kriegsheld, sein Name Herr. Die Wagen Pharaos und seine Mannen hat er ins Meer geworfen. / Ins Schilfmeer tauchten die besten seiner Streiter. Abgründe deckten sie; / sie fuhren in die Strudel wie ein Stein. Herr, Deine Rechte, an Kraft so herrlich, / Herr, Deine Rechte zerschmettert Feinde. Mit Deines Zornes Fülle zerschlägst Du Deine Gegner; / ausschickst Du Deinen Grimm, er frißt sie wie das Stroh. Durch Deines Zornes Hauch schwoll an das Wasser. / Wallgleich die Fluten standen, und Abgründe gerannen in Meeres Herzen. Es sprach der Feind: "Ich jage nach und hole ein und teile Raub. / An ihnen meine Gier sich letze! / Mein Schwert zück ich. Sie tilge meine Hand!" Du bliesest nur mit Deinem Hauche; / schon bedeckte sie das Meer. / Sie wirbelten wie Blei in die gewaltigen Gewässer. Wer gleicht Dir bei den Göttern, Herr? / Wer gleicht Dir, Du Erhabener im Heiligtum, / Furchtbarer, Schrecklicher, Du Wunderwirker? Du streckst die Rechte aus, / und sie verschluckt die Erde. Du lenkst mit Deiner Huld das Volk, das Du erlöst. / Du leitest es in Deiner Kraft zu Deiner heiligen Wohnstatt hin. Die Völker hören's, zittern, / und Angst packt die Bewohner Philistäas. Zusammenschrecken Edoms Fürsten, / und Moabs Edelinge faßt Erbeben, / und Kanaans Insassen alle zagen. Entsetzen, Schrecken stürzt auf sie; / ob Deines Armes Größe erstarren sie zu Stein, / bis daß hindurchzieht, Herr, Dein Volk, / bis daß hindurchzieht dies Dein Volk, das Du erkauft. Herbei bringst Du sie selbst / und pflanzest sie an jener Stätte ein, / die Du zu Deinem Sitze, Herr, bereitet, / im Heiligtum, mein Herr, das Deine Hände selbst erstellt. Der Herr ist König immerdar und ewig.« - Pharaos Rosse waren ja samt seinen Wagen und Reitern ins Meer geraten, und der Herr brachte über sie des Meeres Gewässer zurück. Die Israeliten aber waren im Trockenen mitten durchs Meer gezogen. Da nahm die Prophetin Mirjam, Aarons Schwester, die Pauke zur Hand, und alle Frauen folgten ihr mit Pauken und Reigentänzen. Da sang ihnen Mirjam zu: »Lobsingt dem Herrn! Er ist so hoch und hehr, / der Rosse und Reiter gestürzt ins Meer.« Moses ließ nun Israel vom Schilfmeer aufbrechen. Sie zogen in die Wüste Sur ("Mauer") hinein. Drei Tage gingen sie durch die Wüste; sie fanden aber kein Wasser. So kamen sie nach Mara; aber sie konnten in Mara kein Wasser trinken, weil es bitter war; daher hieß es Mara ("Bitternis"). Da murrte das Volk gegen Moses und sprach: »Was sollen wir trinken?« Er aber rief zum Herrn. Und der Herr wies ihn auf einen Baum. Davon warf er ins Wasser, und das Wasser ward süß. Dort gab er ihm Gesetz und Recht, und dort prüfte er es. Er sprach: »Hörst du gehorsam auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, und tust, was recht ist vor ihm, dann horchst du auf seine Weisungen und hältst all seine Satzungen, dann lege ich dir keines der Leiden auf, die ich Ägypten auferlegt. Ich, der Herr, bin dein Arzt.« Und sie kamen nach Elim. Dort waren zwölf Quellen und siebzig Palmen. Und sie lagerten dort am Wasser. Manna und WachtelnVon Elim brachen sie auf und kamen, die ganze Gemeinschaft Israels, in die Wüste Sin zwischen Elim und Sinai am fünfzehnten Tage des zweiten Monats nach ihrem Auszuge aus Ägypterland. Da murrten sie, die ganze israelitische Gemeinschaft, gegen Moses und Aaron wegen der Wüste. Und die Israeliten sprachen zu ihm: »Wären wir doch im Ägypterland durch des Herrn Hand gestorben! Da saßen wir beim Fleischtopf und aßen uns satt an Brot. Ihr habt uns in diese Wüste geführt, diese ganze Gemeinde durch Hunger zu töten.« Da sprach der Herr zu Moses: »Ich lasse euch nun Brot vom Himmel regnen. Das Volk gehe hinaus! Doch lese es jeden Tag nur den Tagesbedarf! Damit prüfe ich es, ob es meiner Weisung folgt oder nicht. Messen sie dann am sechsten Tage, was sie einbringen, so wird es das Doppelte sein von dem, was sie tagtäglich lesen.« Da sprachen Moses und Aaron zu allen Israeliten: »Am Abend erkennt ihr, daß der Herr euch aus Ägypterland geführt hat. Und am Morgen schaut ihr des Herrn Majestät, hat er doch euer Gemurr gegen den Herrn vernommen. Was sind wir, daß ihr gegen uns murrt?« Und Moses sprach: »Der Herr gibt euch am Abend Fleisch zu essen und zur Genüge Brot am Morgen, hat doch der Herr euer Gemurr wider ihn vernommen. Was sind wir? Nicht gegen uns geht euer Gemurr, sondern gegen den Herrn!« Und Moses sprach zu Aaron: »Sag der ganzen Gemeinschaft der Söhne Israels: "Tritt vor den Herrn! Er hat euer Gemurr vernommen."« Als Aaron dies der ganzen Gemeinschaft der Israeliten verkündigte und sie sich der Wüste zuwandten, da erschien des Herrn Majestät in der Wolke. Und der Herr sprach zu Moses also: »Der Israeliten Gemurr habe ich vernommen. Sag ihnen dies: Ihr werdet Fleisch am Abend essen und morgen früh euch am Brote sättigen. Da möget ihr erkennen, daß ich der Herr, euer Gott, bin.« Und Abend war's, da zog ein Wachtelschwarm heran und bedeckte das Lager. Und am Morgen lag eine Tauschicht rings um das Lager. Dann stieg die Tauschicht auf, und auf der Wüstenfläche lag etwas Dünnes, Schuppiges, fein wie der Reif auf der Erde. Die Israeliten sahen es und sprachen zueinander: »Was ist das?«, denn sie wußten nicht, was es war. Da sprach Moses zu ihnen: »Dies ist das Brot, das euch der Herr zu essen gibt. Das ist es, was der Herr mir geboten: "Leset davon auf, jeder nach Bedarf. Je ein Maß auf den Kopf nach eurer Seelenzahl hole jeglicher für die in seinem Zelt!"« Und die Israeliten taten so. Sie lasen auf, der eine viel, der andere wenig. Da maßen sie mit dem Maß. Wer viel geholt, hatte nicht mehr, wer wenig geholt, nicht weniger gehabt. Jeder hatte für seinen Bedarf gelesen. Und Moses sprach zu ihnen: »Niemand hebe davon bis zum Morgen auf!« Aber sie hörten nicht auf Moses; sondern einige Männer hoben davon bis zum Morgen auf. Da ward es voller Würmer und roch übel. Moses aber ward auf sie zornig. So lasen sie es Morgen für Morgen auf, jeder nach seinem Bedarf. Wenn aber die Sonne heiß brannte, schmolz es. Aber am sechsten Tage lasen sie doppelte Speise, zwei Maß für einen. Da kamen alle Fürsten der Gemeinschaft und meldeten es Moses. Er sprach zu ihnen: »Dies ist es, was der Herr gemeint: Der heilige Ruhetag des Herrn ist morgen. Was ihr backen wollt, backet jetzt! Kochet jetzt, was ihr kochen wollt! Was übrigbleibt, verwahrt bis zum Morgen!« Und sie legten es bis zum anderen Morgen zurück, wie Moses befohlen. Nichts roch übel, und kein Wurm war darin. Und Moses sprach: »Eßt es heute! Denn heute ist ein Ruhetag des Herrn. Ihr findet nichts auf dem Felde. Sechs Tage könnt ihr es sammeln. Aber am siebten Tage ist Sabbat; an dem gibt es nichts.« Doch am siebten Tage gingen vom Volke etliche zum Lesen hinaus; sie fanden aber nichts. Da sprach der Herr zu Moses: »Wie lange wollt ihr meine Vorschriften und Gebote nicht halten? Seht! Der Herr hat euch den Sabbat gegeben. Darum gibt er euch am sechsten Tag Speise für zwei Tage. So bleibe jeder daheim! Am siebten Tage aber gehe niemand von seinem Platz!« So ruhte am siebten Tage das Volk. Das Haus Israel aber nannte es Manna ("Was ist das"). Es war wie Koriandersamen, weißlich, und sein Geschmack wie Honigkuchen. Und Moses sprach: »Das ist es, was der Herr geboten: "Füllt ein Maß davon zum Verwahr für eure Geschlechter, damit sie sehen das Brot, mit dem ich in der Wüste euch gespeist, als ich euch aus Ägypterland geführt!"« Und Moses sprach zu Aaron: »Nimm einen Krug und tu ein ganzes Maß Manna hinein und lege ihn nieder vor dem Herrn zum Verwahr für eure Geschlechter!« Und wie der Herr dem Moses befohlen, so legte ihn Aaron vor der Gesetzeslade nieder zum Verwahr. Die Israeliten aber aßen das Manna vierzig Jahre, bis sie in bewohntes Land kamen. Das Manna aßen sie, bis sie an die Grenze des Landes kamen. Ein Maß aber ist das Zehntteil eines Scheffels. Wassermangel - Sieg über AmalekSie nun, die ganze Gemeinschaft der Israeliten, zogen von der Wüste Sin weiter, in Tagesmärschen nach des Herrn Befehl. Sie lagerten zu Raphidim ("Ebenen"). Da war aber kein Trinkwasser für das Volk. Das Volk aber haderte mit Moses und sprach: »Gebt uns Wasser zum Trinken!« Und Moses sprach zu ihnen: »Weshalb zankt ihr mit mir? Was prüft ihr den Herrn?« Das Volk aber dürstete dort nach Wasser. Und so murrte das Volk gegen Moses und sprach: »Wozu hast du uns aus Ägypten geführt? Mich, meine Kinder und mein Vieh durch Durst zu töten?« Da rief Moses zum Herrn und sprach: »Was fange ich mit diesem Volk noch an? Nur wenig, und sie steinigen mich.« Der Herr sprach zu Moses: »Übergehe das Volk und nimm dir von den Ältesten in Israel nur ein paar mit! Auch deinen Stab, mit dem du den Nil geschlagen, nimm mit und geh! Siehe! Ich stehe dort vor dir auf dem Felsen am Horeb. Schlägst du an den Felsen, so fließt Wasser heraus, und das Volk kann trinken.« Und Moses tat so vor den Augen der Ältesten Israels. Und er nannte die Stätte Massa ("Versuchung") und Meriba ("Zank"), weil die Israeliten gezankt und den Herrn versucht hatten mit den Worten: »Ist der Herr unter uns oder nicht?« Da kam Amalek und wollte mit Israel zu Raphidim kämpfen. Und Moses sprach zu Josue: »Wähle uns Männer! Alsdann ziehe aus und kämpfe mit Amalek! Ich aber stelle mich morgen auf des Hügels Spitze, den Gottesstab in der Hand.« Und Josue tat, wie ihm Moses gesagt, bei dem Kampfe mit Amalek. Moses aber, Aaron und Hur waren auf den Gipfel des Hügels gestiegen. Wie nun Moses seinen Arm erhob, siegte Israel, und wie er seinen Arm sinken ließ, siegte Amalek. Aber Mosis Arme wurden steif. So nahmen sie einen Stein und legten ihm diesen unter, und er setzte sich darauf. Aaron aber und Hur stützten seine Arme, der eine hier, der andere dort. So blieben seine Arme fest bis zum Sonnenuntergang. So überwand Josue Amalek und sein Volk mit des Schwertes Schärfe. Da sprach der Herr zu Moses: »Schreibe dies zum Gedächtnis ins Buch und schärfe es Josue ein: "Wegwischen will ich Amaleks Gedenken unterm Himmel!"« Und Moses erbaute einen Altar und nannte ihn »Mein Banner ist der Herr.« Er sprach: »Im stillen kämpft der Herr mit Amalek seit alter Zeit.« Einsetzung von RichternMidians Priester Jetro aber, Mosis Schwiegervater, hörte alles, was Gott an Moses und seinem Volk Israel gewirkt, daß der Herr Israel aus Ägypten geführt hatte. Da nahm Jetro, Mosis Schwiegervater, die Sippora, Mosis Weib, das er heimgeschickt hatte, und ihre beiden Söhne. Der eine hieß Gersom, weil er gesagt: »Ich ward in fremdem Lande Fremdling.« Der andere hieß: Eliezer. Denn: »Meines Vaters Gott war meine Hilfe, und er befreite mich vor Pharaos Schwert". So kam Mosis Schwiegervater Jetro mit seinen Söhnen und seinem Weibe zu Moses in die Wüste; er aber lagerte am Gottesberge. Da ließ er Moses sagen: »Ich, Jetro, dein Schwiegervater, komme zu dir mit deinem Weibe und ihren beiden Söhnen.« Da ging Moses seinem Schwiegervater entgegen, neigte sich und küßte ihn. Dann fragten sie einander nach dem Befinden. Hierauf gingen sie in das Zelt. Da erzählte Moses seinem Schwiegervater alles, was der Herr an Pharao und Ägypten getan um Israels willen, alles Ungemach, das sie unterwegs getroffen, und wie sie der Herr gerettet hatte. Und Jetro freute sich all des Guten, das der Herr an Israel getan, als er es aus Ägyptens Gewalt erlöst. Und Jetro sprach: »Gepriesen sei der Herr, der euch befreit aus Ägyptens und Pharaos Hand und der das Volk aus Ägyptens Hand befreit hat! Nun sehe ich, daß der Herr größer ist als alle Götter; denn merkwürdig ist es, wie man sie verspottet hat.« Dann weihte Mosis Schwiegervater Jetro Gott Brand- und Schlachtopfer. Und Aaron kam mit allen Ältesten Israels, mit Mosis Schwiegervater ein Mahl vor Gott zu halten. Am anderen Morgen setzte sich Moses, das Volk zu richten, und das Volk stand vor Moses vom Morgen bis zum Abend. Als Mosis Schwiegervater sah, wieviel er dem Volke tat, sprach er: »Was ist das, wie du es mit dem Volke machst? Warum sitzest du allein, und alles Volk steht vom Morgen bis zum Abend vor dir?« Da sprach Moses zu seinem Schwiegervater: »Das Volk kommt zu mir, Gott zu fragen. Haben sie eine Rechtssache, so kommt sie vor mich, und ich richte zwischen ihnen und künde Gottes Rechtssprüche und seine Weisungen.« Da sprach Mosis Schwiegervater zu ihm: »Nicht gut ist's, wie du es treibst. Du reibst dich auf und das Volk bei dir. Es ist zu schwer für dich. Du kannst es allein nicht machen. Hör auf mich! Ich rate dir, und Gott sei mit dir! Vertritt du das Volk gegenüber Gott! Und bring du die Sachen vor Gott! Erkläre ihnen die Gesetze und Weisungen! Zeig ihnen den Weg, den sie gehen, und das Werk, das sie tun sollen! Aber du selbst sollst dir aus dem ganzen Volke Männer ersehen, tüchtig, gottesfürchtig, Männer, vertrauenswürdig, vorteilhassend! Setze sie über sie als Führer von Tausendschaften, Hundertschaften, Fünfzigschaften und Zehnschaften! Sie sollen jederzeit das Volk richten! Alle wichtigen Sachen sollen sie vor dich bringen! Die geringeren aber sollen sie alle selber entscheiden! Entlaste dich und laß sie mit dir tragen! Tust du so, dann kannst du bestehen bei dem, was Gott dir befiehlt. Und dies ganze Volk geht befriedigt heim.« Und Moses hörte auf seines Schwiegervaters Rat und tat ganz so, wie er gesagt hatte. Moses wählte aus ganz Israel tüchtige Männer aus und stellte sie an die Spitze des Volkes, als Führer von Tausendschaften, Hundertschaften, Fünfzigschaften und Zehnschaften. Sie sprachen dem Volke jederzeit Recht. Die schwierigen Sachen aber brachten sie vor Moses; die geringfügigen entschieden sie alle selbst. Dann ließ Moses seinen Schwiegervater heimziehen, und er ging heim in sein Land. Ankunft am SinaiAm dritten Neumond nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, genau auf den Tag, waren sie in die Wüste Sinai gekommen. Sie brachen nämlich von Raphidim auf und kamen so in die Wüste Sinai. Und sie lagerten sich in der Wüste. Und Israel lagerte dort gegenüber dem Berge. Moses aber stieg zu Gott hinauf. Da rief ihm der Herr vom Berge zu: »Sprich also zu dem Jakobshaus und kündige den Söhnen Israels: "Ihr selber habt gesehen, was ich an Ägypten getan und wie ich euch auf Adlerflügeln trug und euch zu mir herbrachte. Nun sollt ihr auf meine Stimme hören: Haltet ihr meinen Bund, dann seid ihr mir aus allen Völkern ein Sondergut. Denn mein ist die ganze Erde. Ihr aber sollt mir sein ein Königreich von Priestern, ein heilig Volk." Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst.« Da kam Moses, berief des Volkes Ältesten und trug ihnen alle diese Worte vor, die der Herr ihm aufgetragen. Und das ganze Volk erwiderte einhellig und sprach: »Alles, was der Herr befiehlt, wollen wir tun.« Und Moses überbrachte die Worte des Volkes dem Herrn. Da sprach der Herr zu Moses: »Ich komme zu dir in dichter Wolke, damit das Volk höre, wenn ich mit dir rede, und daß sie für immer auch dir vertrauen.« Moses aber berichtete die Worte des Volkes dem Herrn. Und der Herr sprach zu Moses: »Geh zum Volk! Bereite es vor, heute und morgen! Sie sollen saubere Kleider tragen! Für übermorgen seien sie bereit! Denn übermorgen fährt der Herr vor des ganzen Volkes Augen nieder auf den Sinaiberg. Das Volk aber schranke du ringsum ein und sprich: "Hütet euch, auf den Berg zu steigen oder nur an seinen Fuß zu rühren! Wer den Berg berührt, erleidet Todesstrafe.« Nicht soll eine Hand an ihn rühren! Gesteinigt oder durchstochen werde, ob Vieh oder Mensch! Nicht dürfen sie am Leben bleiben. Erst wenn das Lärmhorn tönt, dürfen sie den Berg hinaufsteigen.« Da stieg Moses von dem Berge zum Volke hinab und bereitete das Volk vor. Sie legten saubere Gewänder an. Dann sprach er zum Volke: »Für übermorgen haltet euch bereit! Berührt kein Weib!« Als es am dritten Tage Morgen ward, brachen Donner los und Blitze. Eine schwere Wolke hing auf dem Berge, und mächtiger Hörnerschall ertönte. Da bebte alles Volk im Lager. Dann führte Moses das Volk Gott entgegen aus dem Lager, und am Fuße des Berges stellte es sich auf. Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der Herr auf ihn im Feuer niedergefahren war. Und sein Rauch stieg auf, wie des Schmelzofens Rauch. Und der ganze Berg erbebte heftig. Der Hörnerschall aber ward immer stärker. Und Moses redete; die Gottheit aber antwortete ihm nur in einem Schall. Der Herr fuhr also auf den Berg Sinai, auf den Gipfel des Berges, nieder. Da berief der Herr den Moses auf den Gipfel des Berges, und Moses stieg hinan. Und der Herr sprach zu Moses: »Steig hinab! Schärfe dem Volke ein, daß sie nicht vorwärtsdringen, den Herrn zu schauen! Sonst würden viele aus ihnen fallen. Die Priester selbst, die sonst dem Herrn nahen dürfen, müssen stehenbleiben, daß der Herr nicht gegen sie losfahre.« Da sprach Moses zum Herrn: »Das Volk kann nicht den Sinaiberg besteigen; du hast ja selbst uns eingeschärft: "Umschranke den Berg! Umhege ihn!"« Da sprach der Herr zu ihm: »Geh hinab und komm mit Aaron wieder! Aber die Priester und das Volk dürfen nicht stürmisch zum Herrn heraufsteigen, daß er nicht gegen sie losfahre.« Da stieg Moses zum Volke hinab und sprach mit ihm. Die zehn GeboteUnd Gott redete all diese Worte; er sprach: »Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Ägypterland, aus dem Frönerhaus geführt. Du sollst keinen anderen Gott gleich mir haben! Du sollst kein Bild dir machen, noch eine Abform dessen, was im Himmel droben ist oder auf Erden unten oder in dem unterirdischen Gewässer! Du sollst dich nicht vor solchen niederwerfen und nimmer sie verehren! Ein eifersüchtiger Gott bin ich, der Herr, dein Gott, der da die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, Enkeln und Urenkeln derer, die mich hassen, doch Huld erweist den Tausenden von denen, die mich lieben und die meine Gebote halten. Du sollst nicht des Herrn, deines Gottes, Namen eitel nennen! Der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen eitel nennt. Gedenke, den Sabbattag zu heiligen! Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk verrichten! Ein Ruhetag, dem Herren, deinem Gott, zu Ehren, ist jedoch der siebte Tag. An ihm verrichte kein Geschäft, nicht du und nicht dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, und nicht dein Vieh und nicht dein Gast in deinen Toren! Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was darin, gemacht. Am siebten Tage aber ruhte er. Deswegen hat der Herr den Ruhetag gesegnet, und also heiligte er ihn. Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebest auf dem Erdboden, den dir der Herr, dein Gott, verleiht! Du sollst nicht morden! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht gegen deinen Nächsten falsches Zeugnis ablegen! Du sollst nicht deines Nächsten Haus begehren! Du sollst nicht deines Nächsten Weib begehren, noch seinen Knecht, noch seine Magd, und nicht sein Rind, noch seinen Esel, nichts, was deines Nächsten ist!« Und alles Volk ward inne der Donnerschläge, der Blitze, des Hörnerschalls und des rauchenden Berges. Und das Volk sah es, lief zurück und stand fern. Dann sprachen sie zu Moses: »Rede du mit uns! Dann wollen wir zuhören. Aber nicht rede Gott mit uns! Sonst sterben wir.« Da sprach Moses zum Volke: »Habt keine Furcht! Die Gottheit ist gekommen, euch zu prüfen und damit die Furcht vor ihr in euch bleibe, auf daß ihr nicht sündiget.« So stand das Volk fern. Moses aber trat zu dem Wolkendunkel, in dem Gott war. Da sprach der Herr zu Moses: »So sollst du sprechen zu den Israeliten: "Ihr selber habt gesehen, daß ich mit euch vom Himmel aus geredet habe. Ihr sollt mich nicht als einen Gott aus Silber oder Gold machen. Das dürft ihr euch nicht machen. Du sollst aus Erde mir einen Altar anfertigen und darauf deine Brand- und Mahlopfer und deine Schafe und Rinder opfern. Wo immer meinen Namen ich ausspreche, da komme ich zu dir, und alsdann segne ich dich. Machst du mir aber aus Steinen einen Altar, dann sollst du ihn nicht mit behauenen Steinen bauen! Denn du entweihest sie, schwingst du dein Eisen über sie. Und nicht auf Stufen sollst du zu meinem Altar emporsteigen, damit nicht deine Blöße vor ihm offenbar werde!"« Rechtssatzungen»Dies sind die Rechtssatzungen, die du ihnen vorlegen sollst: Kaufst du dir einen hebräischen Knecht, so diene er dir sechs Jahre! Im siebten aber gehe er frei und ledig aus! Kam er mit seinem Bündel, so gehe er mit seinem Bündel; hatte er ein Weib, so gehe sein Weib mit ihm! Gab ihm sein Herr ein Weib und gebar sie ihm Söhne oder Töchter, so bleibe das Weib mit seinen Kindern bei seinem Herrn. Er selber aber gehe mit seinem Bündel weg! Erklärt aber der Knecht: "Ich liebe meinen Herrn, mein Weib und meine Kinder" und mag nicht frei weggehen, dann bringe ihn sein Herr vor die Gottheit und stelle ihn an die Tür oder den Türpfosten! Und dann steche ihm sein Herr mit seinem Pfriemen durch das Ohr: Und nun sei er für immer sein Knecht! Verkauft jemand seine Tochter als Magd, dann darf sie nicht wie Knechte fortgehen. Mißfällt sie ihrem Herrn, der sie sich bestimmt hatte, dann lasse er sie loskaufen! Sie fremdem Volk zu verkaufen, hat er keine Macht, wenn er sie gehen läßt. Bestimmt er sie aber seinem Sohne, dann tue er ihr nach der freien Mädchen Recht! Nimmt er sich noch eine andere, dann schmälere er ihr nicht Fleisch, Kost, Gewand und Umarmung! Tut er ihr von diesen dreien keines, dann gehe sie ohne Entgelt, umsonst weg! Wer einen anderen totschlägt, soll des Todes sterben! Hat er aber nicht aufgelauert, sondern Gott hat es seiner Hand widerfahren lassen, dann bestimme ich dir eine Stätte, wohin er fliehen kann. Wenn aber jemand wider den Genossen brütet, ihn mit List zu töten, dann hole ihn von meinem Altar weg, daß er getötet werde! Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, soll des Todes sterben! Wer einen Menschen raubt, er habe ihn verkauft oder er finde sich noch in seiner Hand, soll des Todes sterben! Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, soll des Todes sterben! Wenn Männer streiten und einer schlägt den anderen so mit einem Steine oder mit der Faust, daß er zwar nicht stirbt, aber aufs Lager fällt, so bleibe der Schläger frei, wenn er wieder aufsteht und im Freien an seiner Krücke umhergeht! Nur sein Feiernmüssen ersetze er und lasse ihn ausheilen! Wenn jemand seinen Knecht oder seine Magd mit dem Stocke schlägt, und es stirbt eines unter seiner Hand, so werde es gesühnt! Übersteht es aber noch einen oder zwei Tage, dann werde es nicht gesühnt; denn um sein eigen Geld geht es! Wenn sich Männer raufen und stoßen ein schwangeres Weib, so daß es eine Fehlgeburt gibt, aber kein weiterer Schaden entsteht, so werde der Schuldige mit soviel bestraft, wie ihm der Gatte des Weibes auflegt! Er gebe es als Buße! Entsteht jedoch ein Schaden, dann wende an: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Beule um Beule! Schlägt jemand seinem Knecht oder seiner Magd ins Auge und zerstört es, so lasse er ihn für sein Auge frei! Schlägt er seinem Knecht oder seiner Magd einen Zahn aus, so lasse er ihn für seinen Zahn frei! Und stößt ein Rind einen Mann oder ein Weib tot, so werde das Rind gesteinigt! Sein Fleisch werde nicht gegessen. Des Rindes Besitzer aber sei straffrei! War aber das Rind lange zuvor stößig und war sein Besitzer schon verwarnt, er aber hütete es nicht und nun tötet es einen Mann oder ein Weib, so werde das Rind gesteinigt, und auch sein Besitzer soll des Todes sterben! Wird ihm aber ein Sühnegeld auferlegt, so zahle er für sein Leben soviel Lösung, wie man ihm auflegt! Gleichviel, ob es einen Sohn oder eine Tochter stößt, werde ihm dann nach diesem Recht getan! Stößt aber das Rind einen Knecht oder eine Magd, dann zahle er ihrem Herrn dreißig Silberlinge! Das Rind aber werde gesteinigt Läßt jemand einen Brunnen offen oder gräbt er einen Brunnen und überdeckt ihn nicht und fällt ein Rind oder Esel hinein, dann zahle der Brunnenbesitzer! Den Geldwert erstatte er seinem Besitzer; das Tote aber sei sein! Wenn jemandes Rind des anderen Rind totstößt, dann sollen sie das lebende Rind verkaufen und seinen Erlös teilen, und auch das tote sollen sie teilen! Ist es aber bekannt gewesen, daß dieses Rind schon lange stößig war und sein Eigentümer behütete es nicht, so ersetze er das Rind durch ein anderes! Das tote aber sei sein! VerordnungenWenn jemand ein Rind oder ein Schaf stiehlt und dann es schlachtet oder es verkauft, dann gebe er für das Rind fünf und für das Schaf vier andere! Wird ein Dieb beim Einbruch ertappt und dann totgeschlagen, so entsteht seinetwegen keine Blutschuld. Hat dabei aber schon die Sonne geschienen, dann ist seinethalben Blutschuld. Ersatz muß der Dieb leisten. Hat er nichts, dann werde er für seinen Diebstahl verkauft. Wird bei ihm das Gestohlene, Rind, Esel oder Schaf noch lebend gefunden, dann leiste er nur doppelte Buße! Läßt jemand ein Feld oder einen Weinberg abweiden und läßt er das Vieh laufen, daß es ein anderes Feld abweidet, dann gebe er zum Ersatz das Beste von seinem Feld und Weinberg! Wenn Feuer auskommt und Gestrüpp ergreift und ein Getreidehaufen wird dabei verbrannt oder das Korn auf dem Halm oder das Feld, dann ersetze, wer den Brand entzündet hat! Wenn jemand seinem Genossen Geld gibt oder Geräte zum Aufheben und dies ist aus dem Hause des Mannes gestohlen worden, dann ersetze der Dieb doppelt, falls er entdeckt wird! Wird aber der Dieb nicht entdeckt, dann trete der Hausherr vor die Gottheit, wenn er sich nicht an des anderen Habe vergriffen hat! Bei Unterschlagung eines Rindes, eines Esels, eines Schafes, eines Mantels, bei allem, was abhanden gekommen und wovon man sagt: "Das ist es", komme vor die Gottheit der beiden Sache! Wen Gott schuldig spricht, der ersetze dem anderen doppelt! Wenn jemand einem anderen Esel oder Rinder oder Schafe oder sonst ein Tier zu hüten gibt und es stirbt oder wird verstümmelt oder verschleppt und keiner sieht es, dann entscheidet zwischen beiden der Schwur beim Herrn, er habe nicht seine Hand an des anderen Habe gelegt. Das nehme der Besitzer an, und jener hat nichts zu ersetzen! Ward es aber in seinem Beisein gestohlen, dann ersetze er dem Eigentümer! Und wenn es zerrissen ward und er kann des zerrissenen Tieres Fell vorlegen, dann ersetze er nichts! Wenn aber jemand eins vom anderen entlehnt und es wird verstümmelt oder stirbt, dann ersetze er, wenn sein Besitzer nicht zugegen war! War aber der Besitzer da, dann ersetze er nichts! War es gemietet, bekommt er dafür den Mietpreis. Betört jemand eine noch nicht verlobte Jungfrau und wohnt er ihr bei, dann mache er sie durch Morgengabe zum Weib! Weigert sich aber ihr Vater, sie ihm zu geben, so zahle er nach der Brautgabe der Jungfrauen! Du sollst nicht eine Verführerin aufziehen! Wer einem Tier beiwohnt, sterbe des Todes! Wer den Göttern opfert, sei im Banne! Einzig und allein dem Herrn! Einen Fremdling sollst du nicht drücken noch quälen! Auch ihr seid Fremdlinge im Land Ägypten gewesen. Ihr sollt nie Witwen und Waisen bedrücken! Drückst du sie, dann schreit sie zu mir, und ich höre ihr Schreien. Aufflammt mein Zorn, und mit dem Schwerte töt ich euch, und eure Weiber werden Witwen, und Waisen eure Kinder. Leihst du Geld meinem Volk, dem Armen bei dir, sei ihm nie wie ein Wucherer! Zins sollt ihr ihm nicht auferlegen! Pfändest du des Genossen Mantel, gib ihn zurück bis zum Sonnenuntergang! Denn er ist seine einzige Hülle, für seine Haut sein Kleid. Worin soll er sich schlafen legen? Schreit er zu mir, dann höre ich darauf. Denn ich bin mitleidsvoll. Du sollst Gott nicht lästern. Du sollst keinem Fürsten deines Volkes fluchen! Hinterziehen sollst du nicht deine Fülle noch dein Tröpflein! Gib mir deiner Söhne Erstgeborenen! So sollst du auch mit deinem Rinde und deinem Schafe tun! Bei seiner Mutter bleibe es sieben Tage! Am achten magst du es mir bringen. Heilige Männer sollt ihr mir sein! Zerrissenes Wildfleisch sollt ihr nicht essen! Den Hunden sollt ihr es vorwerfen! VorschriftenDu sollst kein Luggerücht annehmen! Reiche nicht die Hand dem Schuldigen, daß du unrecht Zeugnis gäbest! Du sollst nicht einer Mehrheit zum Schlechten folgen! Du sollst nicht über einen Streitfall so abstimmen, daß du dich der Mehrheit beugest und das Recht biegest! Den Reichen sollst du nicht in seinem Rechtsstreit beschönigen. Triffst du deines Feindes Rind oder Esel verlaufen an, dann sollst du sie ihm zuführen! Und siehst du deines Widersachers Esel unter seiner Last erliegen und bist du fertig mit seinem Absatteln, dann sollst du mit ihm noch rasten! Du sollst nicht deines Armen Recht in seinem Rechtsstreit beugen! Fern sollst du dich von lügenhafter Aussage halten! Wer ohne Schuld und im Recht ist, den bringe nicht ums Leben! Ich lasse den Schuldigen nicht ungestraft. Du sollst kein Geschenk annehmen! Denn das Geschenk blendet Sehende und verdreht der Gerechten Sache. Du sollst keinen Fremdling bedrücken! Ihr wißt ja selbst, wie es Fremdlingen zumute ist; ihr seid ja selbst Fremdlinge im Ägypterland gewesen! Sechs Jahre sollst du dein Land besäen und seine Ernte heimsen! Im siebten aber laß es brach liegen und gib es dann frei, daß deines Volkes Arme essen können! Und was sie übriglassen, soll das Tier des Feldes aufzehren! So sollst du auch mit deinem Weinberge und deinem Ölgarten tun! Sechs Tage sollst du deine Werke wirken! Am siebten aber sollst du feiern, damit dein Rind und dein Esel ruhe und aufatme das Kind deiner Magd und der Fremdling! In allem, was ich euch befehle, sollt ihr euch in acht nehmen! Der falschen Götter Namen sollt ihr nicht anrufen! Er soll aus deinem Munde nicht gehört werden! Dreimal im Jahr sollst du mir Feste feiern! Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du halten! Sieben Tage sollst du nur ungesäuertes Brot essen, wie ich dir geboten, zur Zeit des Neumonds im Abib. An ihm bist du aus Ägypten fortgezogen. Mein Antlitz aber soll man nicht gabenleer schauen! Und das Fest der Ernte, der Erstlinge deines Ertrages, dessen, womit den Acker du besätest, und am Jahresschluß das Fest der Lese, wenn du vom Felde deinen Ertrag erntest. Dreimal im Jahre lasse sich alles Männliche bei dir vor dem Herrn, dem Herrn, sehen! Du sollst nicht meines Opfers Blut mit Gesäuertem zusammen opfern! Nicht soll von meinen Festopfern das Fett bis zum Morgen noch da sein! Von deines Ackers Erstlingen den ersten Abhub sollst du zum Hause des Herrn, deines Gottes, bringen! Du sollst kein Böckchen im Fett seiner Mutter braten! Nun sende ich einen Engel vor dir her, dich auf dem Wege zu hüten und dich zur Stätte zu bringen, die ich bestimmt habe. Nimm dich vor ihm in acht und hör auf seine Stimme! Sei gegen ihn nicht widerspenstig! Er kann euren Frevel nicht ertragen, weil mein Name in ihm ist. Hörst du aber gehorsam auf seine Stimme und tust du alles, was ich sage, dann befeinde ich deine Feinde und dränge deine Dränger. Geht mein Engel vor dir her und bringt er dich dann zu den Amoritern und Chittitern, Perizitern, Kanaanitern, Chiwitern und den Jebusitem, die ich ausrotte, dann sollst du nicht ihre Götter anbeten und ihnen nicht dienen! Auch sollst du keine Abbilder von ihnen machen! Du sollst sie vielmehr niederreißen und zerschmettern ihre Denksteine! Dient ihr aber dem Herrn, eurem Gott, dann segnet er dein Brot und dein Wasser, und Krankheit halte ich dir ferne. Keine Fehlgebärende und Unfruchtbare wird in deinem Lande sein. Deiner Tage Zahl erfülle ich. Und mein Grauen sende ich vor dir her, und dann erschrecke ich alle Völker, zu denen du gelangst, und mache, daß vor dir alle deine Feinde fliehen. Vor dir her sende ich Hornissen, und sie vertreiben vor dir Chiwiter, Kanaaniter und Chittiter. Aber nicht in einem Jahre will ich sie vor dir vertreiben, sonst würde das Land zur Wüste, und die wilden Tiere nähmen zu deinem Schaden überhand. Nach und nach vertreibe ich sie vor dir, bis du zahlreich wirst und dann das Land besetzen kannst. Und ich stecke dir die Gebiete vom Schilfmeer bis zum Philistermeer und von der Wüste bis zum Strome ab. Denn ich gebe in eure Hand des Landes Einwohner, daß du sie vor dir vertreibest. Du darfst keinen Bund mit ihnen und ihren Göttern schließen. Sie dürfen nicht in deinem Lande bleiben, daß sie dich nicht zur Sünde gegen mich verleiten. Denn dientest du ihren Göttern, so würde dir dies zum Falle. Verpflichtung auf das GesetzbuchZu Moses aber hatte er gesprochen: »Steig zum Herrn empor, du, Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten Israels und betet aus der Ferne an! Moses allein trete zum Herrn! Die anderen dürfen nicht näher treten. Auch das Volk darf nicht mit ihm hinaufsteigen.« Und Moses kam und kündete dem Volke alle Worte des Herrn und alle Rechtssatzungen. Da antwortete das Volk einstimmig und sprach: »All die Worte, die der Herr gesprochen, wollen wir befolgen.« Und Moses schrieb alle Worte des Herrn nieder. Am anderen Morgen früh aber baute er einen Altar unten am Berge und zwölf Denksteine für die zwölf Stämme Israels. Dann sandte er die Jungmänner der Israeliten hin, und sie brachten Brandopfer und schlachteten Stiere zu Dankopfern für den Herrn. Moses aber nahm den einen Teil des Blutes und goß es in die Becken; den anderen Teil des Blutes sprengte er an den Altar. Dann nahm er das Bundesbuch und las es dem Volke laut vor. Sie sprachen: »Alles, was der Herr geredet, wollen wir tun und darauf hören.« Da nahm Moses das Blut, sprengte es auf das Volk und sprach: »Dies ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch schließt auf alle diese Worte hin.« Dann stiegen Moses empor und Aaron, Nadab, Abihu mit siebzig der Ältesten Israels. Da sahen sie Israels Gott, zu seinen Füßen etwas wie ein Werk aus Saphirplatten und wie der Himmel selbst so rein. Aber an die Edlen der Israeliten hatte er nicht seine Hand gelegt. So schauten sie die Gottheit, konnten aber wie sonst essen und trinken. Da sprach der Herr zu Moses: »Steig auf den Berg zu mir und bleibe hier! Ich will dir Steintafeln mit dem Gesetze und dem Gebote geben, das ich zu ihrer Weisung geschrieben habe.« Da stand Moses auf und sein Diener Josue. Und Moses stieg zu dem Berge der Gottheit empor. Zu den Ältesten aber hatte er gesagt: »Wartet hier auf uns, bis wir zu euch zurückkehren! Bei euch sind ja Aaron und Hur. Wer einen Rechtsstreit hat, wende sich an sie!« Und Moses stieg auf den Berg. Da verhüllte die Wolke den Berg. Und des Herren Majestät ließ sich herab auf den Berg Sinai. Und die Wolke hüllte ihn sechs Tage ein. Am siebten Tage aber rief er Moses mitten aus der Wolke an. Die Erscheinung der Majestät des Herrn aber war wie ein fressendes Feuer auf dem Bergesgipfel vor den Augen der Söhne Israels. Und Moses kam mitten in die Wolke und stieg auf den Berg. Und dann weilte Moses auf dem Berge vierzig Tage und vierzig Nächte. BundesladeDer Herr aber sprach zu Moses also: »Sprich zu den Söhnen Israels, sie sollen für mich beisteuern! Von jedem, den sein Herz dazu treibt, sollt ihr Beisteuer für mich erheben! Dies sei die Beisteuer, die ihr von ihnen erheben sollt: Gold, Silber, Kupfer, Purpur, blau und rot, Karmesin, Linnen, Ziegenhaar, gegerbte Widderfelle, Seekuhhäute, Akazienholz, Öl für den Leuchter, Spezereien zum Salböl und zum Räucherwerk, dem köstlich duftenden, Onyxsteine und andere Edelsteine zum Besatz des Schulterkleides und der Tasche! Ein Heiligtum sollen sie mir machen, daß ich in ihrer Mitte wohne! Genau nach dem, was ich dir zeige, nach dem Muster der Wohnung und dem Muster all ihrer Geräte, so sollt ihr es machen! Sie sollen demnach von Akazienholz eine Lade machen, zweieinhalb Ellen lang, anderthalb hoch und breit! Überziehe sie mit reinem Gold! Überziehe sie ganz von innen und von außen! Und mach einen goldenen Kranz ringsum an ihr! Vier goldene Ringe gieße für sie. An den vier Füßen bringe sie an, zwei Ringe auf der einen Seite, zwei auf der anderen! Mache Stangen von Akazien und überziehe sie mit Gold! Paß diese Stangen in die Ringe an der Seite der Lade, die Lade daran zu tragen! Die Stangen seien in den Ringen der Lade also, daß sie nicht herausschlüpfen! In diese Lade leg das Zeugnis, das ich dir geben werde! Mach aus reinem Gold eine Deckplatte zweieinhalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit! Mach zwei Cherube, aus Gold getrieben, an beiden Enden der Deckplatte! Festige den einen Cherub an dem einen Ende, den anderen am anderen Ende! Auf der Deckplatte sollst du die Cherube an ihren beiden Enden aufstellen! Nach oben sollen die Cherube die Flügel breiten, mit ihren Flügeln die Deckplatte schirmend, das Antlitz einander zugekehrt! Nach der Deckplatte hin seien der Cherube Gesichter gerichtet! Lege die Deckplatte oben auf die Lade! In die Lade sollst du das Zeugnis legen, das ich dir geben werde! Ich bezeuge mich dir dort und rede mit dir von dieser Deckplatte zwischen den beiden Cheruben auf der Zeugnislade, sooft ich dir Befehle an die Israeliten gebe. Mach dann aus Akazienholz einen Tisch zwei Ellen lang, eine -Elle breit und anderthalb hoch! Überziehe ihn mit reinem Gold! Mach ihm einen goldenen Kranz ringsum! Mach ihm eine Leiste, handbreit, ringsum und einen goldenen Kranz an seiner Leiste ringsum! Mach ihm vier goldene Ringe und bringe die Ringe an die vier Ecken bei seinen Füßen! Dicht an der Leiste seien diese Ringe als Stangenhalter, um den Tisch zu tragen! Die Stangen mache aus Akazienholz und überziehe sie mit Gold! An ihnen werde der Tisch getragen! Mach für ihn Schüsseln, Schalen, Kannen und Becher zum Darbringen des Trankopfers! Aus reinem Gold stelle sie her! Und auf dem Tisch lege Schaubrote beständig vor mich hin! Dann mach aus reinem Gold einen Leuchter! Der Leuchter und sein Fußgestell samt seinem Schaft seien ganz gediegene Arbeit! Blumenkelche, Knospen und Blüten daraus seien an ihm! Sechs Röhren gehen von seinen Seiten aus, drei Röhren auf der einen Seite des Leuchters und drei auf der anderen Seite des Leuchters. Drei Blumenkelche, mandelförmig, seien an jeder Röhre, mit Knospen und mit Blüten, auf der einen und der anderen Seite; so an den sechs Röhren, die von dem Leuchter ausgehen. Am Leuchter selbst seien vier Blumenkelche, mandelförmig, mit Knospen und mit Blüten! Und zwar sei eine Knospe unter jedem der drei Röhrenpaare an ihm, an den sechs Röhren, die von dem Leuchter ausgehen! Aus einem Stück sollen ihre Knospen und ihre Röhren mit ihm sein, aus feinem Gold getrieben! Mach sieben Lampen für ihn! Man setze ihm diese Lampen so auf, daß er die ihm zugekehrte Seite beleuchte! Aus reinem Gold seien seine Lichtscheren und Pfannen! Einen Barren feinen Goldes sollst du an ihn samt allen jenen Stücken verwenden! So schau! So baue genau nach dem Muster, das auf dem Berge dir gezeigt worden ist!« Bundeszelt»Die Wohnung aber sollst du aus zehn Teppichen von gezwirntem Linnen, Purpur, blau und rot, und Karmesin fertigen! Mit Cheruben nach Kunstwirkers Art sollst du sie machen! Jeder Teppich sei achtundzwanzig Ellen lang, vier Ellen breit! Ein Maß für alle Teppiche! Je fünf der Teppiche seien zusammengeheftet! Mach von blauem Purpur Schleifen am Saume des letzten Teppichs der einen Fläche, desgleichen am Saume des letzten Teppichs der anderen Fläche! An dem einen Teppich sollst du fünfzig Schleifen machen und fünfzig Schleifen an dem Rande des Teppichs der anderen Fläche, daß sich die Schleifen gegenüberstehen! Mach fünfzig goldene Haken und hefte die Teppiche damit zusammen, daß die Wohnung ein Ganzes werde! Mach Teppiche aus Ziegenhaar zu einem Zelt über der Wohnung! Dazu sollst du elf der Teppiche verwenden! Jeder Teppich sei dreißig Ellen lang, vier Ellen breit! Ein Maß für alle elf Teppiche! Hefte fünf der Teppiche für sich zusammen, ebenso die anderen sechs! Den sechsten Teppich aber an des Zeltes Vorderseite nimm doppelt! Mach fünfzig Schleifen an dem einen Saume des letzten Teppichs der einen Fläche, desgleichen fünfzig an dem Rande des Teppichs der zweiten Fläche! Mach fünfzig Kupferhaken! Ziehe die Haken durch die Schleifen und füge so das Zelt zusammen, daß es ein Ganzes werde! Von dem überschüssigen Überhange an den Zeltteppichen sollst du die eine Hälfte über die Rückseite der Wohnung hängen! Auf beiden Seiten hänge je eine, Elle am Überschuß in der Länge der Zeltteppiche über die Seiten der Wohnung und hülle sie auf beiden Seiten! Mach für das Zelt eine Überdecke aus gegerbten Widderfellen und aus Seekuhhäuten eine weitere Überdecke darüber! Die Bretter zur Wohnung mache aus Akazienholz, standfest! Zehn Ellen lang sei jedes Brett, anderthalb Ellen breit! Zwei Zapfen habe jedes Brett zur gegenseitigem Versprießung! So sollst du es mit allen Brettern für die Wohnung machen! An Brettern für die Wohnung stelle zwanzig Bretter für die Südseite her! Vierzig Fußgestelle aus Silber sollst du unter die Zwanzig Bretter machen! Zwei Füße unter jedes Brett für seine beiden Zapfen! Desgleichen für die andere Seite der Wohnung gegen Norden zwanzig Bretter! Und vierzig Silberfüße, zwei Füße unter jedes Brett! Und für die Westseite der Wohnung mach sechs Bretter! Zwei Bretter mach für die Winkel an der Wohnung auf der Rückseite! Sie seien unten doppelkantig und am Kopfende kreisrund! So sei es für beide! Sie sollen die beiden Winkel bilden! Acht Bretter seien es somit und dazu ihre Silberfußgestelle, somit sechzehn Fußgestelle, je zwei als Fußgestell für jedes Brett! Dann mach fünf Riegel aus Akazienholz für die Bretter auf der einen Seite der Wohnung sowie fünf Riegel für die Bretter auf der anderen Seite und fünf für die Bretter an der westlichen Hinterseite der Wohnung! Der mittlere Riegel laufe in der Bretter Mitte von einem Ende zum anderen durch! Die Bretter sollst du mit Gold überziehen und aus Gold die Ringe zur Aufnahme für die Riegel machen. Dann überziehe die Riegel mit Gold! So erstelle die Wohnung nach ihrer Ordnung, wie sie dir auf dem Berge gezeigt worden ist! Mach einen Vorhang aus blauem und aus rotem Purpur, aus Karmesin und aus gezwirntem Linnen! In Kunstwirkarbeit mache man ihn mit Cheruben! Hänge ihn an vier Säulen aus Akazienholz, mit Gold überzogen, mit goldenen Stiften und vier Silberfüßen! Den Vorhang hänge an die Haken! Hinter diesen Vorhang bringe die Lade des Zeugnisses! So scheide euch der Vorhang das Heilige und das Allerheiligste! Und auf die Lade des Zeugnisses setze im Allerheiligsten die Deckplatte! Den Tisch stelle außerhalb des Vorhanges, den Leuchter dem Tisch gegenüber, auf der Wohnung Südseite! Den Tisch sollst du auf die Nordseite stellen! Mach einen Vorhang für des Zeltes Öffnung aus blauem und aus rotem Purpur, Karmesin und aus gezwirntem Linnen in Buntwirkarbeit. Und für den Vorhang mach fünf Säulen aus Akazienholz! Überziehe sie mit Gold und gieße für sie fünf Kupferfußgestelle! Altar und VorhofMach aus Akazienholz den Altar, fünf Ellen lang, fünf Ellen breit! Viereckig sei der Altar und drei Ellen hoch! An den vier Ecken bringe seine Hörner so an, daß die Hörner von ihm ausgehen! Überziehe ihn mit Kupfer! Mach seine Töpfe für die Fettasche und seine Schaufeln, Becken, Gabeln, Pfannen, alle seine Sachen sollst du aus Kupfer herstellen! Mache für ihn ein Gitter, Netzwerk aus Kupfer! Bringe an dem Netz vier Kupferringe an, an den vier Ecken des Altares! Befestige dies unten so am Altargesims, daß das Netz noch bis zur Mitte des Altares reiche! Mach für den Altar Stangen aus Akazienholz und überziehe sie mit Kupfer! Man bringe seine Stangen in die Ringe, damit sie in den Ringen bleiben zu beiden Seiten des Altares, wenn man ihn trägt! Aus Brettern sollst du ihn machen, daß er hohl sei! Wie man dir auf dem Berge zu schauen gegeben, so sollen sie es machen! Der Wohnung Vorhof mach so: Vorhofumhänge für die Südseite aus gezwirntem Linnen, für diese eine Seite hundert Ellen lang! Dazu zwanzig Säulen nebst ihren zwanzig Kupferfüßen! Der Säulen Nägel seien, wie ihre Ringe, silbern! Desgleichen für die Langseite des Nordens Umhänge von hundert Ellen Länge, dazu die zwanzig Säulen mit ihren zwanzig Kupferfüßen! Der Säulen Nägel seien, wie ihre Ringe, silbern! Des Vorhofes westliche Breitseite habe Umhänge von fünfzig Ellen, dazu zehn Säulen nebst ihren zehn Füßen! Des Vorhofes östliche Breitseite habe fünfzig Ellen! Fünfzehn Ellen Umhänge sollen auf die eine Seite kommen, dazu drei Säulen nebst drei Füßen! Desgleichen auf die andere Seite fünfzehn Ellen Umhänge, dazu drei Säulen mit drei Füßen! Des Vorhofes Tor habe einen Vorhang, zwanzig Ellen breit, von blauem und von rotem Purpur, Karmesin, gezwirntem Linnen, bunt gewirkt, dazu vier Säulen nebst vier Füßen! Des Vorhofes Säulen alle seien mit Silberringen ringsumher versehen! Auch ihre Nägel seien silbern, ihre Füße aber kupfern! Des Vorhofes Länge sei hundert Ellen, die Breite fünfzig, die Höhe fünf, aus gezwirntem Linnen! Die Füße aber seien kupfern! Aus Kupfer seien alle die Geräte in der Wohnung nebst ihrem ganzen Zubehör, desgleichen alle ihre Pflöcke und des Vorhofes Pflöcke! Du aber sollst den Israeliten befehlen, dir lauteres Öl aus zerstoßenen Oliven für den Leuchter zu holen, um die ewige Lampe anzuzünden! Im Festgezelt außerhalb des Vorhangs, vor dem Zeugnis, richte ihn Aaron mit seinen Söhnen zu, daß er vom Abend bis zum Morgen vor dem Herrn sei! Als ewige Verpflichtung sei dies den Israeliten für alle Geschlechter auferlegt!« Priestergewandung»Berufe deinen Bruder Aaron und nächst ihm seine Söhne aus all den Söhnen Israels zu dir, daß er mir Priester sei! Aaron, Nadab, Abihu, Eleazar und Itamar, die Söhne Aarons! Mach deinem Bruder Aaron Kleider für das Heiligtum, für den Anstand und die Würde! Du sollst dich mit allen Leuten weisen Sinnes besprechen, wen ich mit weisem Geiste erfülle, auf daß sie Aarons Kleider machen, um ihn zu weihen, daß er mir Priesterdienste tue! Dies sind die Kleider, die sie machen sollen: Die Tasche, das Schulterkleid, das Oberkleid und den Leibrock aus gewürfeltem Stoff, den Kopfbund und den Gürtel. So sollen sie deinem Bruder Aaron mit seinen Söhnen heilige Kleider machen, daß er mir Priesterdienste tue! Und dazu nehmen sollen sie Gold, blauen und roten Purpur, Karmesin und Linnen! Das Schulterkleid sollen sie aus Gold machen, aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und Linnen in kunstgewirkter Arbeit! Zwei Schulterstücke, unter sich verbunden, soll es haben! Auf seinen beiden Enden werde es geknüpft! Das Band zum Umbinden sei von gleicher Arbeit. Ein Stück mit ihm, aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Linnen! Nimm zwei Onyxsteine und grabe darein der Söhne Israels Namen! Sechs ihrer Namen auf den einen Stein, die übrigens sechs Namen auf den zweiten Stein, nach ihrer Geburtsfolge! In Steinschneideart, in Siegelstich sollst du in die beiden Steine der Söhne Israels Namen graben und sie in goldenes Geflecht fassen! Setze die beiden Steine auf die Schulterstücke des Schulterkleides als Steine des Gedenkens an die Söhne Israels! Im Dienst des Herrn trage Aaron ihre Namen auf den Schultern zum Gedächtnis! Sodann mach Goldgeflechte und aus reinem Gold zwei Kettchen! Du sollst sie in gedrehten Schnüren herstellen! Befestige an den Goldgeflechten die Schnurkettchen! Dann mach in Kunstwirkarbeit eine Lostasche! Wie das Schulterkleid sollst du sie machen! Aus Gold, aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Linnen sollst du sie machen! Viereckig sei sie, doppelt gelegt, je eine Spanne lang und breit! Besetze sie mit Edelsteinbesatz in vier Steinreihen! Karneol, Topas und Smaragd sei die erste Reihe! Die zweite Reihe Rubin, Saphir und Jaspis. Die dritte Reihe Hyazinth, Achat und Amethyst. Die vierte Reihe Chrysolith, Onyx und Beryll. In ihrer Einfassung seien sie goldumflochten! Die Steine sollen für der Söhne Israels Namen da sein, zwölf nach ihren Namen. In jeden sei der Name eines der zwölf Stämme eingegraben! Mach an die Tasche rein goldene Schnurkettchen! Bringe an der Tasche auch zwei goldene Ringe an! Befestige die beiden Ringe an den Enden der Tasche! Befestige die beiden goldenen Schnüre in den beiden Ringen an den Enden der Tasche! Der beiden Schnüre beide Enden sollst du an die zwei Geflechte befestigen und diese an die Schulterstücke vorn am Schulterkleid! Mach zwei goldene Ringe und setze sie an die beiden Enden der Tasche, an ihren Rand, nach innen dem Schulterkleid zu! Mach noch zwei goldene Ringe und befestige sie an den beiden Schulterstücken des Schulterkleides, unten an der Vorderseite, bei der Knüpfung, doch oberhalb der Schulterkleidbinde! Man soll die Tasche samt den Ringen an die Ringe des Schulterkleides mit blauen Purpurschnüren ketten, daß sie über der Schulterkleidbinde sei und sich die Tasche nicht vom Schulterkleide trenne! Aaron trage in der Tasche auf der Brust der Söhne Israels Namen, wenn er ins Heiligtum geht, zur ständigen Erinnerung des Herrn! Und in die Tasche lege die Urim ("Die Klaren") und Tummim ("Die Wahren"), daß sie auf Aarons Brust seien, wenn er vor den Herrn tritt! Also trage Aaron für die Söhne Israels die Tasche vor dem Herrn beständig auf der Brust! Das Obergewand zum Schulterkleid mache aus blauem Purpur! In seiner Mitte sei seine Kopföffnung! Und diese Öffnung habe einen Saum ringsum in Webart! Wie eine Panzeröffnung soll es eine solche haben, daß es nicht zerreiße! Mach an dem Saum Granatäpfel von blauem und rotem Purpur und Karmesin, rings an seinem Saum, und goldene Glöckchen mitten darin ringsum! Goldene Glöckchen sollen mit Granatäpfeln am Saum des Oberkleides ringsum abwechseln! Beim Dienste trage es Aaron, und sein Geräusch werde gehört, wenn er vor den Herrn ins Heiligtum geht und wenn er herausgeht, daß er nicht sterbe! Dann mach aus reinem Gold ein Blatt und grabe darauf in Siegelstich: "Heiligtum des Herrn"! Befestige dies mit blauer Purpurschnur am Kopfbunde! Vorn am Kopfbunde sei es! Es sei auf Aarons Stirn! So ersetze Aaron die Fehler an heiligen Gaben, die Israels Söhne darbringen, bei all ihren heiligen Opfergaben! Auf seiner Stirn sei es beständig, daß ihnen Wohlgefallen vor dem Herrn werde! Den Leibrock webe aus Linnen, würfelförmig ausgemustert! Einen Kopfbund mach aus Linnen! Und einen Gürtel in buntgewirkter Arbeit sollst du machen! Für Aarons Söhne sollst du Leibröcke herstellen; mach auch Gürtel, und hohe Mützen sollst du ihnen für den Anstand und die Würde machen! Kleide darein deinen Bruder Aaron und seine Söhne bei ihm! Dann salbe sie, fülle ihre Hand und weihe sie, daß sie mir Priesterdienste tun! Fertige ihnen Linnenbeinkleider zur Verhüllung der Blöße! Von den Hüften bis zu den Schenkeln sollen sie reichen! Aaron und seine Söhne sollen sie tragen, wenn sie zum Festgezelt eingehen oder an den Altar treten, um Dienst im Heiligtum zu tun! Sonst würden sie Schuld auf sich laden und sterben. Dies gelte ihm und seinem Stamm als ewige Verpflichtung!« Priesterweihe»Dies ist der Hergang, den du beachten sollst, wenn du sie zum Priesterdienst für mich weihst: Nimm einen jungen Stier und zwei fehlerlose Widder, ungesäuertes Brot, ungesäuerte, ölbestrichene Kuchen und ungesäuerte, ölbestrichene Fladen! Aus Weizenmehl sollst du sie machen! Leg sie in einen Korb und bringe sie in dem Korbe her! Dazu den Farren (=junger Stier) und die beiden Widder! Dann führe Aaron mit den Söhnen an des Bundeszeltes Eingang und bade sie in Wasser! Dann nimm die Gewänder! Bekleide Aaron mit dem Leibrock und mit dem Oberkleid zum Schulterkleid, mit dem Schulterkleid selbst und mit der Tasche und binde ihm des Schulterkleides Binde um! Setze ihm den Kopfbund auf sein Haupt! Befestige am Kopfbunde das heilige Diadem! Dann nimm das Salböl, gieße es auf sein Haupt und salbe ihn! Alsdann sollst du seine Söhne kommen lassen; bekleide sie dann mit Leibröcken! Umgürte sie mit einem Gürtel, Aaron wie seine Söhne! Setz ihnen Mützen auf! So stehe ihnen kraft ewiger Ordnung das Priesteramt zu! Nun fülle Aarons und seiner Söhne Hand. Dann bringe den Farren zu dem Festgezelt her, und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf des Farren Kopf legen! Dann schlachte vor dem Herrn den Farren an dem Eingang zum Festgezelt! Nimm von dem Farrenblut und tu es mit deinem Finger an die Altarhörner! Das andere Blut sollst du ganz auf den Altarsockel gießen! Nimm alles Fett der Eingeweidedecke, den Leberlappen und die beiden Nieren samt dem Fett daran und laß es auf dem Altar verrauchen! Das Fleisch des Farren, sein Fell und seinen Mist sollst du außer Lagers verbrennen! Ein Sündopfer ist dies. Dann sollst du den einen Widder nehmen; Aaron aber und seine Söhne sollen ihre Hände auf des Widders Kopf legen! Dann schlachte den Widder, nimm sein Blut und sprenge es rings um den Altar! Dann sollst du den Widder zerstückeln; hierauf wasche seine Eingeweide und Beine und lege sie zu seinen Rumpfstücken und seinem Kopf! Dann laß den ganzen Widder auf dem Altar verrauchen! Brandopfer ist es für den Herrn, ein süßer Duft. Ein Mahl ist es für den Herrn. Dann nimm den zweiten Widder, und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf des Widders Kopf legen! Dann schlachte den Widder, nimm von seinem Blut und bring es an das rechte Ohrläppchen Aarons und seiner Söhne und an den rechten Daumen und die rechte große Zehe! Das andere Blut sprenge rings um den Altar! Dann nimm von dem Blut am Altar und von dem Salböl! Besprenge damit Aaron und seine Gewänder, sodann die Aaronssöhne und ihre Gewänder, daß er und seine Gewandung sowie seine Söhne und ihre Gewandung geweiht werden! Dann nimm des Widders Fett, den Fettschwanz und das Fett der Eingeweidedecke, den Leberlappen und die beiden Nieren, das Fett davon und die rechte Keule, weil es ein Weihewidder ist, und einen Brotlaib, einen ölgebackenen Kuchen und einen Fladen aus dem Korb der ungesäuerten Brote vor dem Herrn! Und leg das Ganze dem Aaron und den Söhnen auf die Hände und bringe es vor dem Herrn als Abgabe dar! Dann nimm es aus ihrer Hand und laß es auf dem Brandopferaltar aufdampfen zu süßem Duft vor dem Herrn! Ein Mahl für den Herrn ist es. Dann nimm die Brust vom Weihewidder, der für Aaron gilt, und bringe sie vor dem Herrn als Abgabe dar! Dann sei sie dein Teil! Weihe die Brust der Abgabe und die Weihegabekeule, von denen die eine sonst geopfert, die andere abgeliefert wird, vom Weiheopferwidder, zum Unterschied von dem, was sonst Aaron und seine Söhne bekommen! Dies falle sonst Aaron und seinen Söhnen zu, kraft einer für die Israeliten ewig geltenden Verpflichtung; denn dies ist eine Abgabe. Eine Abgabe der Söhne Israels sei es von ihren Mahlopfern, ihre Abgabe für den Herrn! Aarons heilige Gewänder sollen seinen Söhnen nach ihm zufallen, um sie darin zu salben und ihre Hand darin zu füllen! Wer von seinen Söhnen an seiner Statt Priester ist, der soll sie sieben Tage anziehen, wenn er ins Festgezelt zum Dienst im Heiligtum kommt! Den Weiheopferwidder aber sollst du nehmen, und dann koche sein Fleisch an heiliger Stätte! Das Widderfleisch verzehre Aaron mit seinen Söhnen samt dem Brot im Korb am Eingang zum Festgezelt! Dies sollen die verzehren, um deretwillen dieses Sühneopfer vollzogen wird, um ihre Hand zu füllen und sie zu weihen. Ein Unbefugter esse nicht davon, weil es heilige Dinge sind! Und bleibt vom Fleisch des Weiheopfers und vom Brot bis zum Morgen etwas übrig, verbrenne, was übrigbleibt! Man darf es nicht essen, weil es ein heilig Ding ward. Tu so mit Aaron und seinen Söhnen, ganz so, wie ich dir gebiete! Fülle ihnen sieben Tage die Hand! Und einen Sündopferstier sollst du bereiten für jeden Tag zum Sühnevollzug! Entsündige den Altar durch dein Sühnewerk und salbe ihn, um ihn zu weihen! Sieben Tage lang sollst du die Sühnehandlungen am Altar vollziehen; so weihe ihn ein! Dann wird der Altar hochheilig. Wer den Altar berührt, wird selber heilig. Das ist es, was du auf dem Altar herrichten sollst: Zwei einjährige Lämmer Tag für Tag als Regel! Am Morgen sollst du das eine Lamm bereiten, das zweite gegen Abend! Zum einen Lamm komme ein Zehntel Feinmehl, gemengt mit einem Viertelkrug Öl aus zerstoßenen Oliven, dazu ein Trankopfer aus einem Viertel Wein! Das andere Lamm sollst du gegen Abend bereiten! Dabei sollst du, wie beim morgendlichen Speise- und Trankopfer tun, zu süßem Duft! Ein Mahl für den Herrn ist es, das stetige Brandopfer für eure Geschlechter, am Eingang zum Festgezelt vor dem Herrn, wo ich mich euch offenbare, dort mit dir redend. Ich will mich daselbst den Söhnen Israels offenbaren. Durch meine Herrlichkeit wird es geweiht. So weihe ich das Festgezelt und den Altar. Auch Aaron weihe ich und seine Söhne, daß sie mir Priesterdienste tun. Ich wohne mitten unter Israels Söhnen und diene ihnen als Schutzgott. Und sie erfahren dann, daß ich der Herr, ihr Gott bin, der sie aus dem Ägypterland geführt, um unter ihnen zu verweilen, ich, der Herr, ihr Gott.« Rauchaltar»Mach einen Rauchaltar! Mach ihn aus Akazienholz! Viereckig sei er, eine Elle lang und eine breit, zwei hoch! Seine Hörner sollen von ihm ausgehen! Überziehe ihn mit reinem Gold, seine Platte, seine Wände ringsum und seine Hörner und mach ihm einen goldenen Kranz ringsum! Zwei goldene Ringe sollst du unterhalb des Kranzes an den beiden Seiten machen! An seinen Seiten sollst du sie machen, daß sie Gehäuse der Stangen seien, ihn daran zu tragen! Die Stangen mach aus Akazienholz und überzieh sie mit Gold! Stelle ihn vor den Vorhang vor der Lade des Zeugnisses und vor den Deckel über dem Zeugnis, wo ich mich dir offenbaren werde! Aaron räuchere darauf wohlriechendes Räucherwerk! Er soll es alle Morgen räuchern, wenn er die Lampen richtet! Und wenn Aaron abends die Lampen aufsteckt, dann soll er räuchern! In euren Geschlechtern sei vor dem Herrn ein stetig Rauchopfer! Ihr sollt auf ihm kein fremdes Räucherwerk darbringen, nicht Brand-, nicht Speiseopfer! Ihr sollt darauf kein Trankopfer ausgießen! Einmal im Jahr verrichte Aaron an seinen Hörnern die Sühnehandlung! Einmal im Jahr soll er daran durch das Versöhnungssündenopferblut die Sühne in euren Geschlechtern vornehen! Dem Herrn ist er hochheilig.« Und der Herr redete mit Moses also: »Erhebst du der Söhne Israels Zahl bei ihrer Musterung, dann sollen sie dem Herrn ein Lösegeld für ihr Leben geben, Mann für Mann, wenn man sie mustert! Dann befällt sie keine Plage, wenn man sie mustert. Wer der Musterung unterliegt, der soll die Hälfte des heiligen Ringes zahlen! Zwanzig Korn sind ein gemeiner Ring; dieser gilt nur als halber Ring bei einer Abgabe für den Herrn. Wer der Musterung unterliegt, von zwanzig Jahren und darüber, soll für den Herrn die Abgabe geben! Der Reiche gebe nicht mehr, der Arme nicht weniger als einen halben Ring, wenn sie die Abgabe für den Herrn entrichten, um euer Leben zu lösen! Nimm von den Söhnen Israels das Sühnegeld und gib es für den Dienst am Festgezelt! So wirke es den Söhnen Israels beim Herrn ein Gedenken und ihres Lebens Lösung!« Der Herr sprach zu Moses: »Mach dir ein Kupferbecken mit kupfernem Gestell zum Waschen und stelle es zwischen Festgezelt und Altar und gieße Wasser darein! Daraus sollen sich Aaron und die Söhne Hände und Füße waschen! Wenn sie zum Festgezelt kommen, sollen sie sich waschen, daß sie nicht sterben, oder wenn sie beim Dienst zum Altare treten, ein Mahl für den Herrn aufdampfen zu lassen, dann sollen sie Hände und Füße waschen, daß sie nicht sterben! Dies sei ihnen ewige Pflicht, ihm sowie seinem Stamm für ihre Geschlechter!« Der Herr sprach zu Moses also: »Nimm dir Balsamessenz und reine Myrrhe fünfhundert, und Zimt halb soviel, zweihundertfünfzig, Gewürzrohr, zweihundertfünfzig, und Kassia, fünfhundert nach dem heiligen Ring, und einen Krug voll Olivenöl! Und mache es zu heiligem Salböl, zu würziger Salbe, zu eines Salbenmischers Werk! Ein heilig Salböl soll es werden! Salbe damit das Festgezelt und die Lade des Zeugnisses, den Tisch und alle seine Geräte, den Leuchter und sein Zubehör, den Rauchaltar, den Brandopferaltar und alle seine Geräte, das Becken und sein Gestell! So weihe sie, daß sie hochheilig seien! Wer sie berührt, wird gleichfalls heilig. Auch Aaron und seine Söhne sollst du salben; so weihe sie, daß sie mir Priester seien! Sprich zu den Söhnen Israels: "Ein heilig Salböl sei mir dies für eure Geschlechter! Auf keines Menschen Leib darf es gegossen werden! Ihr dürft in seiner Mischung für euch nichts Gleiches machen. Ein heilig Ding ist es. Ein heilig Ding bleibe es euch. Wer solches mischt und davon an einen Unbefugten bringt, werde aus seinem Volke gestrichen!"« Der Herr sprach zu Moses: »Nimm Spezereien, Tropfharz, Räucherklaue, wohlriechendes Harz und reinen Weihrauch, alles zu gleichen Teilen! Mach daraus ein Räucherwerk, eine würzige Mischung, eines Salbenmischers Werk, scharf, rein, ein heilig Ding! Verreibe davon staubfein und bringe davon vor das Zeugnis ins Festgezelt, wo ich mich dir offenbaren werde! Hochheilig sei es euch! Das Räucherwerk, das du machst, dürft ihr für euch nicht mehr nachmachen. Ein heilig Ding für den Herrn sei es dir! Wer gleiches macht, daran zu riechen, werde aus seinem Volke gestrichen!« Berufung der Künstler - SabbatgebotDer Herr sprach zu Moses: »Sieh! Ich berufe Besalel, des Uri Sohn, den Enkel Hurs, vom Stamme Juda. Ich erfülle ihn mit Gottesgeist, mit Weisheit, Einsicht und Wissen um jeglich Werk, um Pläne zu ersinnen und sie in Gold, Silber und Kupfer auszuführen, im Schnitt von Steinen zu Füllungen und im Schnitt von Hölzern, in vielgestaltiger Ausführung. Oholiab, den Sohn Achisamaks, vom Danstamme gebe ich ihm bei und verleihe Weisheit allen anderen Künstlern, daß sie alles machen, was ich dir befehle. Das Festgezelt und die Lade des Zeugnisses, die Deckplatte darüber und die anderen Geräte im Zelt, den Tisch und seine Geräte, den reinen Leuchter mit all seinen Geräten, den Rauchaltar, den Altar für Brandopfer und alle seine Geräte, das Becken mit seinem Gestell, die feineren Schutzdecken und die Gewänder für das Heiligtum, für Aaron, den Priester, und die Gewänder seiner Söhne für den priesterlichen Dienst, das Salböl und das würzige Rauchwerk für das Heiligtum. Ganz wie ich es dir befehle, sollen sie es machen!« Und der Herr sprach zu Moses: »Sag dies den Söhnen Israels: "Beobachtet doch meine Ruhetage! Ein Zeichen zwischen mir und euch ist ein solcher in euren Geschlechtern, auf daß man wisse, daß ich, der Herr, euch heilige. Haltet auch den Sabbat! Er sei euch ein heilig Ding! Wer ihn entweiht, sterbe des Todes! Wer an ihm Arbeit tut, solch Wesen werde getilgt aus seinem Volke! Sechs Tage werde Arbeit getan! Am siebten Tage aber ist der rechte Ruhetag, ein heilig Ding dem Herrn! Wer am Sabbat Arbeit tut, sei des Todes!" So sollen die Söhne Israels den Sabbat halten! Zum ewigen Bunde sollen sie den Sabbat in ihren Geschlechtern machen! Er sei ein Zeichen zwischen mir und den Söhnen Israels für immer! Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht. Am siebten Tage aber hat er aufatmend geruht.« Und er übergab Moses, nachdem er mit ihm auf dem Berg Sinai zu Ende geredet, die beiden Tafeln des Zeugnisses, steinerne Tafeln, vom Finger Gottes beschrieben. Goldenes KalbAls das Volk sah, daß Moses säumte, vom Berg herabzusteigen, rottete sich das Volk wider Aaron und sprach zu ihm: »Auf! Mach uns Götter, die vor uns herziehen! Denn also ist es mit Moses, dem Manne, der uns aus Ägypterland geführt: Wir wissen nicht, was aus ihm geworden ist. Da sprach Aaron zu ihnen: »Dann reißt die goldenen Ringe ab, die in den Ohren eurer Weiber, Söhne und Töchter hängen, und bringt sie mir!« Da riß sich alles Volk seine goldenen Ohrringe ab und brachte sie zu Aaron. Er nahm sie aus ihrer Hand und formte sie in einer Gußform. So machte er ein Gußkalb daraus. Da sprachen sie: »Dies sind, Israel, deine Götter, die dich aus Ägypterland herausgeführt.« Als aber Aaron dies wahrnahm, baute er vor ihm einen Altar. Dann rief Aaron und sprach: »Morgen ist ein Fest des Herrn.« Da opferten sie frühmorgens Brandopfer und brachten Mahlopfer. Dann setzte sich das ganze Volk, zu essen und zu trinken. Hierauf erhob es sich zu scherzen. Da sprach der Herr zu Moses: »Geh hinab! Verkehrtes tut dein Volk, das du aus Ägypterland geführt. Rasch sind sie vom Pfade gewichen, den ich ihnen geboten. Sie haben sich ein Gußkalb gemacht. Dies beten sie an, opfern ihm und sprechen: "Dies sind, Israel, deine Götter, die dich aus Ägypterland geführt."« Und der Herr sprach zu Moses: »Ich sehe, woran ich mit diesem Volke bin. Ein widerspenstiges Volk ist es. Nun laß mich, daß mein Zorn wider sie entbrenne und ich sie vernichte! Dich aber mache ich zu einem großen Volke.« Da begütigte Moses den Herrn, seinen Gott. »Warum willst du, Herr, so heftig deinem Volke zürnen, das du aus Ägypterland mit großer Kraft und starkem Arm geführt? Warum sollen die Ägypter sagen dürfen: Zur Unheilsstunde hat er sie herausgeführt, sie in den Bergen umzubringen und von der Erde zu tilgen? Laß von deiner Zornesglut! Laß dich gereuen des Unheils über dein Volk! Gedenke deiner Knechte Abraham und Isaak und Israel, was du ihnen bei dir geschworen hast! Du versprachest: "Mehren will ich euren Stamm wie des Himmels Sterne, und dies ganze Land, von dem ich gesprochen, gebe ich eurem Stamm, daß es ihm auf ewig eigen sei."« Da ließ sich der Herr des Unheils gereuen, das er seinem Volke zu tun gedroht. So wandte sich Moses und stieg vom Berg, die zwei Tafeln des Zeugnisses in der Hand. Die Tafeln waren auf beiden Seiten beschrieben. Vorne und hinten waren sie beschrieben. Die Tafeln aber waren Gotteswerk, und die Schrift Gottesschrift, gegraben auf die Tafeln. Da hörte Josue den Lärm des zügellosen Volkes und sprach zu Moses: »Kriegslärm ist im Lager.« Er aber sprach. »Das ist kein Siegesjubel und kein Fluchgeschrei. Gemeines Schreien höre ich.« Als er dem Lager näherkam, sah er das Kalb und Tänze. Da loderte Mosis Zorn empor, und er warf die Tafeln weg und zerschlug sie unten am Berge. Dann nahm er das Kalb, das sie gemacht, verbrannte es im Feuer und zerstieß es zu Staub. Dann streute er ihn auf das Wasser und gab ihn den Israeliten zu schlucken. Dann sprach Moses zu Aaron: »Was hat dir dieses Volk getan, daß du solch schwere Schuld darüber gebracht hast?« Da sprach Aaron: »Nicht zürne mein Herr! Du selber weißt, wie zügellos das Volk sein kann. Sie sprachen zu mir: "Mach du uns Götter, die vor uns herziehen! Denn also ist es mit Moses, dem Manne, der uns aus Ägypterland geführt: Wir wissen nicht, was aus ihm geworden ist.« Ich sprach zu ihnen: "Wer hat Gold?" Da rissen sie es ab und gaben es mir. Ich warf es ins Feuer. Da kam dies Kalb heraus.« Moses aber sah, daß das Volk ausgelassen war. Denn Aaron hatte es laufen lassen, hatte sich doch ihr Widerspruchsgeist hervorgedrängt. Da trat Moses ins Lagertor und rief: »Wer für den Herrn ist, her zu mir!« Da sammelten sich bei ihm alle Levisöhne. Er sprach zu ihnen: »So spricht der Herr, Israels Gott: "Es lege jeder sein Schwert an seine Hüfte! Geht im Lager von einem Tor zum anderen und tötet, jeder selbst den eigenen Bruder, Freund und Anverwandten!"« Und die Levisöhne taten nach Mosis Wort. Vom Volke fielen an jenem Tage um 3.000 Mann. Und Moses sprach: »Tut für den Herrn das Höchste, was ihr tun könnt! Denn auch bei Sohn und Bruder ist es euch möglich, ihnen heute Segen zu vermitteln.« Am anderen Morgen sprach Moses zu dem Volke: »Schwer habt ihr euch versündigt. Nun steige ich zum Herrn empor. Vielleicht kann ich euch Verzeihung für eure Sünde erwirken.« So kehrte Moses zum Herrn und sprach.- »Sieh, dieses Volk hat schwer gesündigt. Goldene Götter machte es sich. Wenn du ihnen diese Sünde verzeihen wolltest! Wo nicht, so streiche mich lieber aus deinem Buche, in das du schreibst!« Da sprach der Herr zu Moses: »Wer sich gegen mich versündigt, nur den streiche ich aus meinem Buche. Nun aber gehe hin und führe das Volk, wohin ich dir gesagt! Fürwahr, mein Engel zieht vor dir her. Am Tage meiner Ahndung aber ahnde ich an ihnen ihre Sünde.« Und der Herr schlug das Volk dafür, daß sie das Kalb hatten machen lassen, das Aaron gefertigt hatte. Aufrichtung des BundeszeltesUnd der Herr sprach zu Moses: »Geh, zieh hinauf von hier, du und das Volk, das du aus Ägypterland geführt, in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen mit den Worten: "Deinem Stamme gebe ich es!" Ich sende aber einen Engel vor dir her und vertreibe die Kanaaniter und die Amoriter, Chittiter, Periziter, Chiwiter und Jebusiter. Denn in das Land, von Milch und Honig fließend, ziehe ich nicht in deiner Mitte hinauf; weil du ein widerspenstiges Volk bist. Ich müßte dich sonst unterwegs vernichten.« Als das Volk diese schlimme Botschaft vernahm, trauerte es, und niemand legte seinen Schmuck an. Und der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu den Söhnen Israels: "Ihr seid ein widerspenstiges Volk. Zöge ich nur einen Augenblick in deiner Mitte mit, so müßte ich dich vertilgen. Lege keinen Schmuck mehr an, sonst wüßte ich, was ich dir täte!"« Da ließen die Israeliten vom Berge Horeb an ihren Schmuck weg. Moses aber nahm das Zelt; dann schlug er es dort außerhalb des Lagers auf, entfernt vom Lager. Er nannte es Festgezelt. Wer den Herrn suchte, ging zum Festgezelt außerhalb des Lagers. Sooft Moses zum Zelte hinausging, erhob sich alles Volk. Jeder stellte sich unter seine Zelttür, und so schauten sie Moses nach, bis er zum Zelte gekommen war. Sooft Moses zum Zelte kam, senkte sich die Wolkensäule herab und stand an der Zelttür und redete mit Moses. Sah nun das ganze Volk die Wolkensäule am Zelteingang stehen, dann begann es, jeder an seinem Zelteingang, sich niederzuwerfen. Der Herr aber redete mit Moses von Angesicht zu Angesicht, wie jemand mit seinem Freunde spricht. Kehrte er ins Lager zurück, so wich sein Diener Josue, Nuns Sohn, als Lediger, nicht aus dem Zelte. Moses sprach zum Herrn: »Du sagst zu mir: "Führe dieses Volk hinauf!" Aber du tust mir nicht kund, wen du mit mir senden willst. Und doch sagst du: "Ich kenne dich mit Namen. In meinen Augen hast du Gnade gefunden.« * Nun, habe ich in deinen Augen Gnade gefunden, dann laß mich deine Art erkennen, daß ich dich recht verstehe und mich deiner Gnade würdig zeige! Bedenke! Dein Volk ist dies Volk.« Er sprach: »Ginge mein Angesicht mit, beruhigte ich dich damit?« Da sprach er zu ihm: »Zieht nicht dein Angesicht mit, dann führe uns nicht von hier hinauf! Woran denn würde sonst erkannt, daß ich mit deinem Volk in deinen Augen Gnade gefunden, wenn nicht daran, daß Du mit uns ziehst? Dadurch sind wir ja, ich und dein Volk, vor allen Erdenvölkern ausgezeichnet.« Da sprach der Herr zu Moses: »Auch dies, was du erbittest, will ich tun. Du hast ja Gnade in meinen Augen gefunden. Ich kenne dich mit Namen.« Er sprach: »Laß mich deine Herrlichkeit schauen!« Da sprach er: »Ich führe an dir vorüber all meine Herrlichkeit und nenne vor dir des Herrn Namen: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, wem barmherzig, dem barmherzig.« Dann sprach er: »Mein Angesicht kannst du nicht schauen. Kein Mensch schaut mich und lebt.« Und der Herr sprach: »Hier bei mir ist Platz. Stell dich auf diesen Felsen! Fährt meine Herrlichkeit vorüber, dann stelle ich dich in die Felsenritze und lege meine Hand auf dich, bis ich vorüber bin. Ziehe ich dann meine Hand weg, dann schaust du meine Rückseite. Aber mein Angesicht bleibt unsichtbar.« Erneuerung der GesetzestafelnUnd der Herr sprach zu Moses: »Behaue dir zwei Steintafeln, wie die ersten! Ich schreibe dann auf die Tafeln die Worte, die auf den ersten Tafeln standen, die du zerbrochen hast. Sei bereit für morgen und steige in der Frühe auf den Sinaiberg und tritt vor mich auf den Bergesgipfel! Aber niemand steige mit dir hinauf! Am ganzen Berge lasse sich niemand blicken! Auch Schafe und Rinder dürfen nicht nach diesem Berg zu weiden.« So hieb er zwei Steintafeln wie die ersten zurecht. Und früh morgens stand Moses auf und bestieg den Berg Sinai, wie ihm der Herr befohlen, und nahm die zwei Steintafeln in seine Hand. Da fuhr der Herr im Gewölke herab und stellte sich dort neben ihn; dann nannte er den Namen des Herrn. Der Herr zog nämlich an ihm vorüber und rief: »Herr, Herr! Ein Gott, barmherzig und gnädig, langmütig, reich an steter Güte. Tausenden wahrt er die Treue und verzeiht Schuld und Fehl und Missetat. Aber straffrei läßt er nicht, sondern ahndet der Väter Schuld an Kindern und an Enkeln, am dritten und am vierten Gliede.« Dann neigte sich Moses eilends zu Boden und warf sich nieder und sprach: »Habe ich, Herr, in deinen Augen Gnade gefunden, dann ziehe der Herr mit uns! Wohl ist es ein widerspenstiges Volk. Doch verzeihe unsere Schuld und Sünde! Mach uns zu den ewig Deinen!« Und er sprach: »So schließe ich denn einen Bund: Vor all deinem Volke will ich Wunder tun, wie sie nirgends auf Erden und bei keinem Volke gewirkt worden sind. Schauen soll das ganze Volk, in dessen Mitte du weilst, wie schauervoll das Herrenwerk ist, das ich an dir tun will! Merk dir, was ich dir heute gebiete! Sieh! Ich vertreibe vor dir die Amoriter, Kanaaniter, Chittiter, Periziter, Chiwiter und Jebusiter. Hüte dich vor einem Bunde mit den Insassen des Landes, in das du kommst, daß er nicht zum Falle in deiner Mitte werde! Ihre Altäre sollt ihr zerstören, ihre Steinmale zerbrechen, ihre heiligen Pfähle fällen! Du sollst dich nicht vor einem anderen Gott niederwerfen! Der Herr heißt eifersüchtig. Ein eifersüchtiger Gott ist er. Daß du keinen Bund mit des Landes Insassen schließest Wenn sie ihren Göttern nachhuren und ihren Göttern opfern und man dich einlade, iß nichts von ihren Opfern! Nimm von ihren Töchtern kein Weib für deine Söhne. Ihre Töchter huren ja ihren Göttern nach, und so würden sie deine Söhne zur Götterhurerei verleiten! Du sollst dir kein Göttergußbild machen! Das Fest der ungesäuerten Brote halte! Sieben Tage sollst du ungesäuertes Brot essen, wie ich es dir geboten, zur Zeit des Neumonds im Abib Du bist ja aus Ägypten gezogen an dem Neumond des Abib. 19 Ein jeder Erstlingswurf ist mein, und zwar ist all dein Zuchtvieh hier gemeint: der erste Wurf von Rindern und von Schafen. Den ersten Wurf vom Esel sollst du mit einem Schafe auslösen! Lösest du ihn nicht aus, dann brich ihm das Genick! All deine erstgeborenen Söhne sollst du auslösen! Nicht schaue man gabenleer mein Angesicht! Sechs Tage magst du arbeiten: am siebten aber sollst du ruhen! Selbst zur Zeit des Pflügens und Erntens sollst du ruhen! Du sollst dir ein Wochenfest zur Zeit der Erstlinge der Weizenernte halten und dein Herbstfest an der Jahreswende! Dreimal im Jahr erscheine vor dem Herrn, dem Herrn, dem Gotte Israels, alles, was bei dir ist! Ich tilge viele Völker vor dir und weite dein Gebiet. Und so wird niemand dein Land begehren, solange du hinaufziehst, vor dem Herrn, deinem Gott, dreimal im Jahre zu erscheinen. Du sollst meines Opfers Blut nicht mit Gesäuertem zusammen schlachten! Über Nacht soll nichts vom Passahfestopfer bis zum Morgen noch da sein! Von deines Ackers Erstlingen den ersten Abhub sollst du zum Hause des Herrn, deines Gottes, bringen! Du sollst kein Böckchen in seiner Mutter Fett braten!« Und der Herr sprach zu Moses: »Schreib diese Worte dir auf! Denn laut dieser Worte schließe ich mit dir und mit Israel einen Bund.« Und er weilte dort beim Herrn vierzig Tage und vierzig Nächte. Er aß kein Brot und trank kein Wasser. Auf die Tafeln aber schrieb er die Worte des Bundes, die zehn Worte. Als Moses vom Berge Sinai niederstieg - die beiden Zeugnistafeln in Mosis Hand -, als er vom Berge niederstieg, wußte Moses nicht, daß seine Gesichtshaut von der Unterredung mit ihm strahlte. Aaron und alle anderen Israeliten schauten Moses, wie seine Gesichtshaut strahlte. Da fürchteten sie sich, ihm nahe zu kommen. Da rief ihnen Moses zu, und Aaron und alle Fürsten in der Gemeinschaft wandten sich ihm zu. Dann redete Moses mit ihnen. Hernach traten alle Israeliten herzu, und er gebot ihnen alles, was der Herr mit ihm auf dem Berge gesprochen hatte. Als Moses seine Unterredung mit ihnen beendigt hatte, legte er auf sein Antlitz einen Schleier. Sooft Moses vor den Herrn kam, mit ihm zu reden, entfernte er den Schleier, bis er wieder heraustrat. Trat er heraus und meldete den Israeliten, wozu er entboten ward, dann sahen die Israeliten an Moses Antlitz, daß Moses Gesichtshaut strahlte. Dann aber legte Moses den Schleier wieder über sein Antlitz, bis er hineinkam, mit ihm zu reden. Beisteuer zum BundeszeltMoses versammelte nun die ganze israelitische Gemeinschaft und sprach zu ihnen: »Dies sind die Worte, die der Herr zu tun befiehlt: "Gearbeitet darf nur sechs Tage werden! Der siebte Tag soll euch ein heilig Ding, ein rechter Ruhetag des Herrn sein! Wer an ihm irgendeine Arbeit tut, soll getötet werden! Ihr dürft in keiner eurer Siedlungen am Sabbattage Feuer machen!"« Und Moses sprach zu der ganzen israelitischen Gemeinschaft also: »Dies ist es, was der Herr befiehlt: Liefert von euch aus eine Gabe für den Herrn! Wen dazu sein Herz treibt, der bringe für den Herrn eine Gabe an Gold, Silber, Kupfer, an blauem und rotem Purpur, Karmesin und Linnen, Ziegenhaar, gegerbten Widderfellen, Seekuhhäuten und Akazienholz, Öl für den Leuchter und Spezereien zum Salböl und zum würzigen Räucherwerk und Onyx- sowie andere Edelsteine zum Besatze des Schulterkleides und der Tasche! Dann sollen alle, die kundigen Sinnes bei euch, kommen und alles machen, was der Herr befiehlt, die Wohnung und das Zelt mit seiner Hülle und seinen Haken, Brettern, Riegeln, Säulen, Füßen, die Lade, ihre Stangen, ihre Deckplatte, den verhüllenden Vorhang, den Tisch mit seinen Stangen und all seinen Geräten, das Schaubrot, den Leuchter zur Beleuchtung, alle seine Geräte, seine Lampen und das Leuchteröl, den Rauchaltar und seine Stangen, das Salböl und das würzige Räucherwerk, den Vorhang für der Wohnung Tür, den Brandopferaltar, das Kupfergitterwerk daran und seine Stangen, seine Geräte, den Kessel und sein Gestell, des Vorhofs Umhänge mit seinen Säulen und Fußgestellen, des Vorhoftores Vorhang, der Wohnung Pflöcke, die des Vorhofes, ihre Stricke, die Schongewänder zum Dienste im Heiligtum, des Heiligtums Gewänder für den Priester Aaron und seiner Söhne Kleider für den Priesterdienst.« Da gingen sie, die ganze israelitische Gemeinschaft von Moses weg. Dann kam jeder, den sein Sinn bewegt, und jeder, den sein Herz angetrieben; sie brachten eine Gabe dem Herrn für die Arbeit am Festgezelt, für all seinen Dienst darin und für die heiligen Gewänder. Die Männer kamen neben den Weibern; alle, die ihr Herz antrieb, brachten Spangen, Ohr- und Fingerringe und Geschmeide, lauter goldene Sachen, jeder, der an Gold eine Weihegabe dem Herrn geweiht hatte. Jeder, bei dem sich blauer und roter Purpur, Karmesin, Linnen, Ziegenhaar, gegerbte Widderfelle und Seekuhhäute vorgefunden, brachte es. Jeder, der eine Gabe an Silber und Kupfer geben wollte, brachte diese Gabe für den Herrn, ebenso wer Akazienholz für allerlei Verwertung hatte. Jedes kunstfertige Weib, das auf gewöhnliche Art spann, brachte das Gespinst, blauen und roten Purpur, Karmesin und Linnen. Alle die Weiber, die ihr Sinn in Weisheit bewegt hatte, verspannen Ziegenhaar. Die Fürsten brachten Onyx- und andere Edelsteine zum Besatz des Schulterkleides und der Tasche, dazu die Spezereien und das Öl für den Leuchter, zum Salböl und zum wohlduftenden Räucherwerk. Jeder Mann und jedes Weib brachte, was sie ihr Herz zu bringen trieb, für alle Arbeit, deren Anfertigung der Herr durch Moses geboten hatte. Die Söhne Israels brachten es freiwillig dem Herrn. Moses aber sprach zu den Israeliten: »Seht! Mit Namen hat der Herr den Besalel berufen, des Uri Sohn, den Enkel Hurs, vom Stamme Juda. Mit Gottesgeist erfüllte er ihn, mit Kunstsinn, Einsicht und Wissen um ein jeglich Werk, und um Pläne zu ersinnen, um in Gold, Silber oder Kupfer sie auszuführen, in Steinschnitt zu Füllungen und im Holzschneiden, um sie vielgestaltig auszuführen. Auch die Gabe, Anregungen zu geben, hat er in sein Herz gelegt. Ihn selber und Oholiab, den Sohn Achisamaks, vom Stamme Dan, sie beide hat er mit weisem Sinne erfüllt, jegliche Arbeit zu machen, die des Schmiedes und des Kunstwebers, des Buntwirkers in blauem und rotem Purpur, in Karmesin und Linnen und die des Webers. So machten sie jegliche Arbeit und ersannen Kunstwerke.« Anfertigung des Bundeszeltes»So mache es Besalel, Oholiab und jeder Kunstverständige, dem der Herr Weisheit und Einsicht verliehen, alle Arbeit zur Fertigung des Heiligtumes zu verstehen, Weisheit und Einsicht für alles, was der Herr befohlen hat!« Hierauf berief Moses den Besalel und Oholiab und jeden kunstverständigen Mann, dem der Herr Weisheit verliehen, jeden, den sein Sinn bewegt hatte, an die Ausführung des Werkes zu gehen. Sie empfingen unter Mosis Aufsicht alle Gaben, die die Israeliten für die Arbeit der Fertigstellung des Heiligtums gebracht, um sie zu verarbeiten. Aber noch brachten sie ihm jeden Morgen freiwillige Gaben. Da gingen alle Weisen, die alle Arbeit am Heiligtume machten, Mann für Mann von ihrer Arbeit weg, die sie machten, und sprachen zu Moses: »Das Volk bringt viel mehr, als zur Fertigung der vom Herrn gebotenen Arbeiten nötig ist.« Da gab Moses Befehl, und man ließ im Lager den Ruf ergehen: »Nicht Mann noch Weib mehr mache etwas zu einer Gabe für das Heiligtum!« So ward dem Volke weiteres Bringen verwehrt. Stoff genug war da, um alle Arbeit auszuführen, ja übergenug. So machten all die Kunstverständigen unter den am Werk Beschäftigten die Wohnung aus zehn Teppichen von gezwirntem Linnen, blauem und rotem Purpur und Karmesin. Mit Cheruben, nach Kunstwirkers Art, hatte man sie gemacht. Jeder Teppich war achtundzwanzig Ellen lang und vier breit. Alle Teppiche hatten einerlei Maß. Fünf Teppiche heftete man zusammen. Man machte blaue Purpurschleifen am Saume des äußersten Teppichs der einen Naht, ebenso am Saum des äußersten Teppichs der anderen Naht. Fünfzig Schleifen hatte man an dem einen Teppich gemacht und fünfzig am Rand des Teppichs der anderen Naht, so daß die Schleifen einander gegenüberstanden. Dann machte man fünfzig goldene Haken und heftete die Teppiche mittels der Haken zusammen. So ward die Wohnung ein Ganzes. Dann machte man Teppiche aus Ziegenhaar zu einem Zelt über der Wohnung. Elf Teppiche nahm man dazu. jeder Teppich war dreißig Ellen lang und vier breit. Alle elf Teppiche hatten einerlei Maß. Dann heftete man fünf Teppiche für sich zu einem Ganzen, ebenso die sechs Teppiche für sich. Dann machte man fünfzig Schleifen am Saum des äußersten Teppichs der einen Naht und fünfzig an dem der anderen Naht. Dann machte man fünfzig Kupferhaken, um das Zelt zu einem Ganzen zusammenzuheften. Dann machte man eine Zeltdecke aus gegerbten Widderfellen und oben darüber eine Decke aus Seekuhhäuten. Dann machte man gerade Bretter zur Wohnung aus Akazienholz. Jedes Brett zehn Ellen lang und anderthalb breit, an den einzelnen Brettern zwei Zapfen unter sich verbunden. So machte man alle Bretter der Wohnung. Und zwar machte man an Brettern für die Wohnung zwanzig Bretter für die Südseite. Unter die zwanzig Bretter machte man vierzig silberne Füße, je zwei Füße unter jedem Brett für seine zwei Zapfen. Ebenso für die andere Seite der Wohnung gegen Norden zwanzig Bretter mit ihren vierzig silbernen Füßen, je zwei Füße unter jedem Brett. Für die Westseite machte man sechs Bretter und zwei Bretter für die Winkel der Wohnung auf der Rückseite. Sie waren unten doppelkantig und am Kopfende kreisrund. So machte man es mit beiden in den beiden Winkeln. Somit waren es acht Bretter mit sechzehn silbernen Füßen; je zwei Füße unter jedem Brett. Dann machte man fünf Akazienholzriegel für die Bretter der einen Wohnseite, fünf Riegel für die Bretter der anderen Wohnseite und fünf Riegel für die Bretter der westlich gelegenen Wohnseite. Den mittelsten Riegel ließ man in der Brettermitte von einem Ende zum anderen durchlaufen. Die Bretter überzog man mit Gold. Aus Gold fertigte man auch die Ringe zur Aufnahme der Riegel; die Riegel überzog man gleichfalls mit Gold. Dann stellte man den Vorhang her aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Linnen, mit Cheruben in Kunstwirkerarbeit. Man machte für ihn vier Akaziensäulen und überzog sie mit Gold. Auch ihre Stifte waren aus Gold, und man goß für sie vier silberne Füße. Dann machte man einen Vorhang für die Zeltöffnung aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Linnen in Buntwirkerarbeit nebst seinen fünf Säulen und ihren Stiften. Ihre Köpfe und ihre Ringe überzog man mit Gold; ihre fünf Füße aber waren kupfern. Anfertigung der BundesladeUnd Besalel machte die Lade aus Akazienholz, zwei und eine halbe Elle lang, anderthalb breit und hoch. Er überzog sie in- und auswendig mit reinem Gold und machte ihr einen goldenen Kranz ringsum. Dann goß er für sie vier goldene Ringe für die vier Füße, zwei Ringe auf der einen Seite und zwei auf der anderen. Dann fertigte er Akazienstangen und überzog sie mit Gold. Diese Stangen zog er durch die Ringe an den beiden Seiten der Lade, um die Lade zu tragen. Dann machte er aus reinem Gold eine Deckplatte, zweieinhalb Ellen lang und anderthalb breit. Auch machte er zwei goldene Cherube. Er machte sie in getriebener Arbeit für die beiden Enden der Deckplatte. Den einen Cherub an dem einen Ende, den anderen am anderen Ende. An beiden Enden der Deckplatte brachte er die Cherube an. Die Cherube breiteten nach oben ihre Flügel, mit ihren Flügeln die Deckplatte deckend, die Gesichter sich zugekehrt. Die Cherubsgesichter aber schauten nach der Deckplatte hin. Dann machte er aus Akazienholz einen Tisch, zwei Ellen lang, eine breit und anderthalb hoch. Er überzog ihn mit reinem Gold und machte ihm einen goldenen Kranz ringsum. Dann machte er ihm eine handbreit große Leiste ringsum, und daran machte er wieder einen goldenen Kranz ringsum. Er goß für ihn vier goldene Ringe und befestigte diese Ringe an den vier Ecken seiner vier Füße. Dicht an der Leiste waren die Ringe zur Aufnahme der Stangen, um den Tisch zu tragen. Die Stangen machte er aus Akazienholz und überzog sie mit Gold, um den Tisch zu tragen. Er machte die Geräte für den Tisch, seine Schüsseln, Schalen, Becher und Kannen zur Trankopferspende, aus reinem Gold. Aus reinem Gold machte er auch den Leuchter; in getriebener Arbeit machte er den Leuchter, sein Fußgestell und seinen Schaft; seine Kelche, Knospen und Blüten gingen aus ihm hervor. Von seinen Seiten gingen sechs Röhren aus, je drei auf jeder Leuchterseite. An jeder Röhre waren drei Mandelblütenkelche, je eine Knospe samt der Blüte. So an allen sechs von dem Leuchter ausgehenden Röhren. Am Leuchter selbst waren vier Mandelblütenkelche, mit Knospen und Blüten, jedesmal eine Knospe unter jedem der drei Röhrenpaare, der sechs von ihm ausgehenden Röhren. Ihre Knospen und Röhren waren aus einem Stück mit ihm, alles getriebene Arbeit aus einem Stück, von reinem Gold. Dann machte er seine sieben Lampen nebst seinen Lichtscheren und Pfannen von reinem Gold. Aus einem Barren Feingold machte er ihn und seine Geräte. Dann machte er aus Akazienholz den Räucheraltar, eine Elle lang, eine breit, viereckig und zwei Ellen hoch. Seine Hörner gingen aus ihm hervor. Er überzog mit reinem Gold ihn, seine Platte und seine Wände ringsum sowie seine Hörner und machte ihm einen goldenen Kranz ringsum. Unterhalb des Kranzes machte er seinen beiden Ecken beiderseitig je zwei goldene Ringe zur Aufnahme der Stangen, um ihn daran zu tragen. Die Stangen machte er aus Akazienholz und überzog sie mit Gold. Dann machte er das heilige Salböl sowie das reine, wohlriechende Räucherwerk nach Salbenmischer Art. Anfertigung des BrandopferaltarsDann machte er den Brandopferaltar aus Akazienholz, fünf Ellen lang, fünf breit, viereckig und drei Ellen hoch. Er machte an seinen vier Ecken seine Hörner so, daß seine Hörner an ihm ausliefen. Er überzog sie mit Kupfer. Dann machte er alle Altargeräte, Töpfe, Schaufeln, Becken, Gabeln und Pfannen. Aus Kupfer machte er alle seine Geräte. Für den Altar machte er ein Gitterwerk, ein kupfernes Netzwerk, unterhalb seines Gesimses bis zu seiner halben Höhe. Er goß vier Ringe für die vier Ecken des Kupfergitterwerkes zur Aufnahme der Stangen. Die Stangen machte er aus Akazienholz und überzog sie mit Kupfer. Die Stangen zog er durch die Ringe an den Seiten des Altares, um ihn daran zu tragen. Er machte ihn aus Brettern, so daß er hohl war. Das Becken machte er aus Kupfer, ebenso sein Gestell aus Kupfer von den Spiegeln der Mädchen, die den Eingang zum Festgezelt schmückten. Dann machte er den Vorhof. Die Vorhofumhänge aus gezwirntem Linnen für die Südseite waren hundert Ellen lang, dazu zwanzig Säulen mit ihren zwanzig Kupferfüßen. Die Säulenstifte und ihre Ringe waren silbern. Für die Nordseite hundert Ellen, dazu zwanzig Säulen mit ihren zwanzig Kupferfüßen. Die Säulenstifte und ihre Ringe waren silbern. Für die Westseite Umhänge von fünfzig Ellen, dazu zehn Säulen mit ihren zehn Füßen. Die Säulenstifte und ihre Ringe waren silbern. Für die Ostseite fünfzig Ellen-, Umhänge von fünfzehn Ellen für die eine Seite, dazu drei Säulen mit ihren drei Füßen, für die andere Seite, zu beiden Seiten des Vorhoftores, Umhänge von fünfzehn Ellen, dazu drei Säulen mit ihren drei Füßen. Alle Vorhofumhänge ringsum waren von gezwirntem Linnen. Die Säulenfüße kupfern, die Säulenstifte und ihre Ringe silbern, ebenso der Überzug ihrer Köpfe silbern. Alle Vorhofsäulen waren mit Silberringen versehen. Des Vorhoftores Vorhang war Buntwirkerarbeit aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Linnen, zwanzig Ellen lang und fünf Ellen hoch in der Breite, entsprechend den Vorhofsumhängen. Seine vier Säulen mit ihren vier Füßen waren kupfern, ihre Stifte silbern und der Überzug ihrer Köpfe und ihrer Ringe silbern. Alle Pflöcke an der Wohnung und am Vorhof ringsum waren kupfern. Dies sind die Verordnungen für die Wohnung, die Zeugniswohnung, wie sie auf Mosis Befehl als Dienst der Leviten unter dem Priester Itamar, dem Aaronssohn, verordnet wurden. Besalel, Uris Sohn und Hurs Enkel vom Stamm Juda, machte alles, was der Herr dem Moses geboten, und mit ihm Oholiab, Achisamaks Sohn, vom Stamm Dan als Schmied, Kunstwirker und Buntwirker in rotem und blauem Purpur, Karmesin und Linnen. Alles Gold, das bei der Arbeit, bei aller Arbeit am Heiligtum, verwendet ward, das Gold der Spende, betrug 29 Barren und 730 Ringe nach der Währung des heiligen Ringes, das Silber aus der Musterung der Gemeinde hundert Barren und 1.775 Ringe nach der Währung des heiligen Ringes, je die Hälfte von jedem Kopf, ein Halbring nach der Währung des heiligen Ringes, von allen, die der Musterung von zwanzig Jahren und darüber unterlagen, 603.550 Mann. Die hundert Barren Silber wurden zum Gießen der Fußgestelle des Heiligtums und der Vorhanggestelle verwendet, hundert Barren zu hundert Füßen, zu jedem Fuß ein Barren. Aus den 1.775 Ringen machte man Säulenstifte, überzog ihre Köpfe und versah sie mit Ringen. Das Kupfer der Weihegabe betrug 70 Barren 2.400 Ringe. Daraus machte man die Füße der Tür des Bundeszeltes, den kupfernen Altar, das kupferne Gitterwerk an ihm, alle Altargeräte, die Füße im Vorhof ringsum, die Füße des Vorhoftores alle Pflöcke der Wohnung und alle Pflöcke des Vorhofes ringsum. PriestergewänderAus blauem und rotem Purpur und Karmesin machten sie die Überwürfe als Schutzdecken für das Heiligtum; ebenso die Heiligtumsgewänder für Aaron, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Das Schulterkleid machte man aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Linnen. Man schlug Goldplatten breit; dann zerschnitt man sie in Fäden, um sie in blauen und roten Purpur, Karmesin und Linnen mittels Kunstwirkerarbeit einzuarbeiten. Man brachte daran Schulterstücke, unter sich verbunden, an; an beiden Enden ward es verknüpft. Das Band zum Umbinden an ihm war ein Stück mit ihm von gleicher Arbeit aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Linnen, wie der Herr dem Moses befohlen. Dann richtete man Onyxsteine her, um sie mit goldenem Netzwerk einzufassen und mittels Siegelstich darin die Namen der Söhne Israels einzugraben. Man setzte sie auf die Schulterstücke des Schulterkleides als Steine des Gedenkens an die Söhne Israels, wie der Herr es dem Moses befohlen hatte. Die Tasche aber machte man in Kunstwirkerarbeit nach Art des Schulterkleides aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Linnen. Viereckig, gedoppelt hatte man die Tasche gemacht, je eine Spanne lang und breit, gedoppelt. Man besetzte sie mit vier Reihen Edelsteinen: Karneol, Topas und Smaragd war die erste Reihe. Die zweite Reihe war Rubin, Saphir und Jaspis. Die dritte Hyazinth, Achat und Amethyst. Die vierte Chrysolith, Onyx und Beryll; in ihrer Einfassung waren sie goldumflochten. Die Steine waren nach den Namen der Söhne Israels zwölf, mittels Siegelstich jeder für einen Namen der zwölf Stämme. An die Tasche machte man reingoldene Schnurkettchen. Dann machte man zwei goldene Geflechte und zwei goldene Ringe. Die Ringe befestigte man an den beiden Enden der Tasche. Die zwei goldenen Schnüre befestigte man an den beiden Ringen am Ende der Tasche. Die zwei Enden der beiden Schnüre befestigte man an die zwei Geflechte und diese an die Schulterstücke des Schulterkleides. Dann machte man zwei goldene Ringe und setzte sie an die zwei Enden der Tasche am Rand nach innen, dem Schulterkleid zu. Man machte noch zwei goldene Ringe und befestigte sie an den beiden Schulterstücken des Schulterkleides unten an der Vorderseite bei der Knüpfung, doch oberhalb der Schulterkleidbinde. Dann kettete man die Tasche mit ihren Ringen an die Ringe des Schulterkleides mit blauen Purpurschnüren, daß sie über der Schulterkleidsbinde blieb und sich die Tasche nicht vom Schulterkleide trennte, wie der Herr dem Moses geboten. Das Oberkleid des Schulterkleides machte man in Webarbeit, ganz aus blauem Purpur. Des Obergewandes Öffnung in seiner Mitte glich der eines Panzers, mit einem Saume um seine Öffnung, daß es nicht zerreiße. An den Saum des Obergewandes machte man Granatäpfel aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Linnen. Aus reinem Gold machte man Glöckchen und setzte die Glöckchen zwischen die Granatäpfel hinein, rings um den Saum des Obergewandes, daß immer ein Glöckchen mit einem Granatapfel abwechselte, rings um den Saum des Obergewandes, wie es der Herr dem Moses geboten hatte. Die Leibröcke machte man aus Linnen in Webarbeit für Aaron und seine Söhne, den Kopfbund aus Linnen, ebenso die Mützen, die Beinkleider aus gezwirntem Linnen, den Gürtel aus gezwirntem Linnen, blauem und rotem Purpur und Karmesin in Buntwirkerarbeit, wie der Herr dem Moses geboten. Das Blatt des heiligen Diadems machte man aus reinem Gold und schrieb darauf in Siegelstecherschrift: »Heiligtum des Herrn". Man befestigte es mit einer blauen Purpurschnur oben am Kopfbund, wie der Herr dem Moses geboten. So wurde alle Arbeit für die Wohnung des Festgezeltes vollendet. Die Israeliten taten ganz, wie der Herr dem Moses geboten hatte. So brachten sie zu Moses die Wohnung, das Zelt und all seine Geräte, seine Haken, Bretter, Riegel, Säulen und Füße, die Oberdecke aus gegerbten Widderfellen sowie die Überdecke aus Seekuhhäuten und den verhüllenden Vorhang, die Zeugnislade, ihre Stangen, die Deckplatte, den Tisch mit all seinen Geräten, die Schaubrote, den Leuchter aus reinem Gold mit seinen Lampen, den Lampen in einer Reihe, und all seinen Geräten, sowie das Öl für den Leuchter, den goldenen Altar, das Salböl, das wohlriechende Räucherwerk und den Vorhang für die Zelttür, den kupfernen Altar mit dem kupfernem Gitterwerk daran, seine Stangen mit all seinen Geräten, das Becken und sein Gestell, die Umhänge des Vorhofs, seine Säulen und Füße, den Vorhang für das Vorhoftor, seine Stricke und Pflöcke, sowie alle Geräte zum Dienste in der Wohnung des Bundeszeltes, die Überwürfe als Schutzdecken für das Heiligtum, die Heiligtumsgewänder für den Priester Aaron und die Gewänder seiner Söhne zum Priesterdienste. Wie alles der Herr dem Moses geboten, so hatten die Israeliten die gesamte Arbeit getan. Da besah Moses die ganze Arbeit, und sie hatten sie so getan. So wie es der Herr befohlen, hatten sie es gemacht. Da segnete sie Moses. Einweihung des BundeszeltesUnd der Herr sprach zu Moses: »Am ersten Tage des ersten Monds sollst du des Festgezeltes Wohnung aufschlagen. Dann stelle die Zeugnislade darein und verhülle die Lade mit dem Vorhang! Bring den Tisch hinein! Leg die Schichten (der Schaubrote) auf! Dann bringe den Leuchter hinein und setze seine Lampen auf! Den goldenen Rauchaltar stelle vor die Zeugnislade und hänge den Türvorhang der Wohnung auf! Und vor die Tür der Festgezeltwohnung stelle den Brandopferaltar! Das Becken stelle zwischen Bundeszelt und Altar auf und gieße Wasser darein! Lege ringsum den Vorhof an und hänge den Vorhang zum Vorhoftore auf! Nimm Salböl! Salbe die Wohnung und alles, was darin, und weihe sie und alle ihre Geräte, daß sie ein Heiligtum werde! Salbe auch den Brandopferaltar und alle seine Geräte und weihe den Altar, so daß dieser Altar hochheilig werde! Salbe auch das Becken mit seinem Fußgestell und weihe es! Führe Aaron mit seinen Söhnen zu des Festgezeltes Tür und wasche sie mit Wasser! Bekleide Aaron mit den Kleidern für das Heiligtum! Salbe ihn und weihe ihn, daß er mir Priesterdienste tue! Auch seine Söhne sollst du herbeiführen! Bekleide sie mit Leibröcken! Und salbe sie, wie du ihren Vater gesalbt, daß sie uns Priesterdienste tun! Die Salbung zum ewigen Priestertum gelte für sie über ihre Geschlechter hin!« Und Moses tat so. Wie ihm der Herr geboten, tat er. Am ersten Tag des ersten Monats im zweiten Jahre ist die Wohnung aufgeschlagen worden. Und Moses erstellte die Wohnung. Er setzte ihre Fußgestelle hin, setzte ihre Bretter darauf, fügte ihre Riegel ein und stellte ihre Säulen auf. Er spannte das Zelt über die Wohnung und legte über das Zelt die Überdecke, wie der Herr dem Moses geboten. Er nahm auch das Zeugnis, legte es in die Lade, steckte an die Lade die Stangen und setzte oben auf die Lade die Deckplatte. Die Lade aber brachte er in die Wohnung, hängte den verhüllenden Vorhang auf und verhüllte so die Zeugnislade, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Den Tisch stellte er in das Festgezelt auf der Wohnung Nordseite außerhalb des Vorhangs. Er legte darauf die Schichten der Brote vor dem Herrn zurecht, wie der Herr dem Moses geboten. Den Leuchter stellte er ins Bundeszelt gegenüber dem Tisch auf die Südseite der Wohnung. Er setzte die Lampen vor den Herrn, wie der Herr dem Moses gebot. Den goldenen Altar stellte er ins Festgezelt vor den Vorhang und zündete darauf wohlriechendes Räucherwerk an, wie der Herr dem Moses geboten. Dann hängte er den Türvorhang der Wohnung auf. Den Brandopferaltar aber stellte er an den Eingang des Festgezeltes; man opferte darauf das Brand- und Speiseopfer, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Das Becken aber stellte er zwischen dem Festgezelt und dem Altare auf und goß Waschwasser hinein. Daraus wuschen sich Moses, Aaron und seine Söhne Hände und Füße. Sooft Sie zum Festgezelt kamen und sich dem Altare nahten, wuschen sie sich, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Den Vorhof aber legte er rings um die Wohnung und den Altar an und hängte den Vorhang des Vorhoftores auf. So vollendete Moses sein Werk. Da verhüllte eine Wolke das Festgezelt, hatte doch die Herrlichkeit des Herrn die Wohnung erfüllt. Und Moses konnte nicht ins Festgezelt eingehen; denn die Wolke hatte sich darauf gelagert und die Herrlichkeit des Herrn die Wohnung erfüllt. Wenn sich die Wolke von der Wohnung hob, zogen die Israeliten fort, auf all ihren Zügen. Hob sich aber die Wolke nicht, so zogen sie nicht fort, bis sie sich hob. Denn eine Wolke lag tagsüber auf der Wohnung. Des Nachts aber war Feuer darüber vor den Augen des ganzen Hauses Israel auf allen ihren Zügen. BrandopferUnd der Herr rief Moses und redete mit ihm vom Festgezelt aus: »Sprich zu den Söhnen Israels und sage ihnen: "Will jemand von euch ein Opfer dem Herrn darbringen, so könnt ihr eure Tieropfer nur vom Rind und Schaf darbringen. Ist sein Opfer ein Rinderbrandopfer, dann soll er ein männliches, fehlerloses Tier zum Opfer bringen! Er soll es an des Festgezeltes Pforte bringen, daß ihm Wohlgefallen vor dem Herrn werde! Er lege auf den Kopf des Brandopfers seine Hand. So wird es ihm angerechnet und wird ihm Sühne schaffen.  Dann schlachte er vor dem Herrn das junge Rind! Und die Priester, Aarons Söhne, sollen das Blut hintragen und mit dem Blute ringsum den Altar besprengen, der vor der Pforte des Festgezeltes ist! Dann häute er das Brandopfer und zerstückle es! Die Priester, Aarons Söhne, sollen Feuer auf dem Altar machen und auf das Feuer Holzscheite schichten! Dann sollen Aarons Söhne, die Priester, auf den Holzscheiten des Altarfeuers die Stücke und den Kopf samt dem Fett auflegen!  Seine Eingeweide aber und Beine soll er mit Wasser waschen; dann lasse der Priester alles auf dem Altar aufdampfen als Brandopfer, als Mahl süßen Duftes für den Herrn!  Stammt sein Opfer für das Brandopfer vom Kleinvieh, von Lämmern oder Ziegen, dann soll er ein männliches, fehlerloses Tier zum Opfer bringen! Er schlachte es auf der Nordseite des Altares vor dem Herrn! Die Priester aber, Aarons Söhne, sollen mit seinem Blut ringsum den Altar besprengen! Dann zerlege er es in seine Teile! Mit seinem Kopf und Fett lege sie der Priester auf die Scheite des Altarfeuers! Die Eingeweide und die Beine soll er im Wasser waschen! Dann bringe der Priester alles dar und lasse es auf dem Altar aufdampfen! Ein Brandopfer ist es, ein Mahl süßen Duftes für den Herrn. Ist ein Vogelbrandopfer seine Opfergabe für den Herrn, dann bringe er von Turtel- oder jungen Tauben sein Opfer dar!  Der Priester bringe es zum Altar und drücke ihm den Kopf ab und lasse es auf dem Altar aufdampfen! An des Altares Wand werde sein Blut ausgepreßt! Er trenne dem Vogel den Kropf samt seinem Unrat ab und werfe ihn neben den Altar ostwärts auf den Aschenhaufen! Dann zerknicke er ihn an seinen Flügeln, ohne ihn zu teilen! Dann lasse ihn der Priester auf dem Altar aufdampfen auf Holzscheiten über dem Feuer! Ein Brandopfer ist es, ein Mahl süßen Duftes für den Herrn."« Speiseopfer»Bringt jemand ein Speiseopfer dem Herrn dar, dann sei aus Feinmehl sein Opfer! Er gieße Öl darauf und gebe Weihrauch daran! Dann bringe er es den Priestern, Aarons Söhnen! Und deren einer hebe eine Handvoll davon ab, von seinem Feinmehl, seinem Öl mit all seinem Weihrauch! Dann lasse der Priester auf dem Altar sein Brandteil aufdampfen, ein Mahl süßen Duftes für den Herrn. Was vom Speiseopfer übrigbleibt, gehöre Aaron sowie seinen Söhnen als Hochheiliges von den Mählern des Herrn!  Willst du als Speiseopfer Backwerk bringen, dann seien es Feinmehlkuchen, ungesäuert und mit Öl bereitet, und Fladen, ungesäuert und mit Öl bestrichen! Ist dein Opfer ein Speiseopfer in der Pfanne, dann sei es aus ungesäuertem, mit Öl bereitetem Feinmehl!  Zerbrich es in Einzelbissen. Gieße Öl darüber! Ein Speiseopfer ist es. Ist dein Opfer ein Topfspeiseopfer, so werde es mit Öl aus feinem Mehl bereitet!  Dies Speiseopfer, daraus bereitet, bring dem Herrn dar! Man gebe es dem Priester, und er bringe es zum Altar! Vom Speiseopfer nehme der Priester seinen Brandteil und lasse ihn auf dem Altar aufdampfen als ein Mahl süßen Duftes für den Herrn! Was vom Speiseopfer übrigbleibt, gehöre Aaron und seinen Söhnen als Hochheiliges von den Mählern für den Herrn! Wollt ihr dem Herrn ein Speiseopfer bringen, so darf es nicht aus Gesäuertem gemacht werden. Ihr dürft ja keinen Sauerteig und keinen Honig als Mahl für den Herrn aufdampfen lassen.  Als des ersten Abhubs Gabe sollt ihr sie dem Herrn darbringen! Aber auf den Altar dürfen sie nicht kommen zu süßem Duft. Alle deine Speiseopfer sollst du salzen! Nicht sollst du deines Gottesbundes Salz bei deinem Speiseopfer fehlen lassen! Zu all deinen Opfern sollst du Salz bringen!  Bringst du dem Herrn ein Speiseopfer von den Erstlingsfrüchten, dann sollst du Ähren bringen, am Feuer geröstet, frische Graupen als Frühfruchtspeiseopfer! Tu Öl daran und lege Weihrauch darauf! Ein Speiseopfer ist es. Der Priester lasse von den Graupen und dem Öl mit seinem ganzen Weihrauch den Brandteil aufdampfen! Ein Mahl ist es für den Herrn.« Dankopfer»Ist seine Opfergabe ein Dankopfer und will er von Rindern sie darbringen, so sei es ein fehlerloses männlich oder weiblich Tier, das man dem Herrn darbringt! Er lege auf den Kopf seiner Opfergabe die Hand und schlachte sie vor der Pforte des Festgezeltes! Die Priester, Aarons Söhne, sollen mit dem Blut den Altar ringsum besprengen! Dann bringe er von dem Dankopfer dem Herrn ein Mahl, das Fett der Eingeweidedecke sowie alles Eingeweidefett, die beiden Nieren und das Fett daran und das an den Lenden und an den Leberlappen! Bei den Nieren soll er es abtrennen! Die Aaronssöhne sollen es auf dem Brandopferaltar aufdampfen lassen, auf den Holzscheiten im Feuer, als ein Mahl süßen Duftes für den Herrn! Kommt aber ein Opfer als Dankopfer für den Herrn vom Kleinvieh her, dann sei es ein fehlerloses männlich oder weiblich Tier, das man darbringt! Will man ein Lamm als Opfer bringen, so bringe man es vor den Herrn und lege auf den Kopf seines Opfers die Hand und schlachte es vor dem Festgezelt! Die Aaronssöhne sollen mit dem Blut den Altar ringsum besprengen! Dann bringe man von dem Dankopfer dem Herrn ein Mahl: das Beste, den ganzen Fettschwanz, - dicht am Schwanzbein trenne man ihn ab! - sowie das Fett der Eingeweidedecke und alles andere Eingeweidefett, die beiden Nieren und das Fett daran und das an den Lenden und den Leberlappen! Bei den Nieren trenne man es ab! Der Priester lasse es auf dem Altar aufdampfen als Mahl für den Herrn! Ist aber eine Ziege seine Opfergabe, so bringe er sie vor den Herrn und lege die Hand auf ihren Kopf und schlachte sie vor dem Festgezelt! Die Aaronssöhne sollen mit dem Blute den Altar ringsum besprengen! Dann bringe er von seinem Opfer als Mahl für den Herrn das Fett der Eingeweidedecke und alles andere Fingeweidefett, die beiden Nieren und das Fett daran und das an den Lenden und an den Leberlappen! Bei den Nieren soll man es abtrennen! Der Priester lasse es auf dem Altar aufdampfen als Mahl zum süßen Duft! Dem Herrn gehört jedwedes Fett. Für eure Geschlechter in all euren Siedlungen gilt allzeit dies Gebot: Fett und Blut dürft ihr nicht genießen.«  SündopferUnd der Herr sprach zu Moses: »Sage dies zu den Söhnen Israels, wenn sich jemand unvorsätzlich gegen irgendein Gebot des Herrn verginge in Dingen, die man nicht tun darf, und handelte doch gegen eines von ihnen: Sündigt der gesalbte Priester, wodurch Schuld auch auf das Volk kommt, dann bringe er für seine Sünde, die er getan, einen fehlerlosen jungen Stier dem Herrn zur Entsündigung dar! Den Stier bringe er an die Pforte des Festgezeltes vor den Herrn und lege auf den Stierkopf die Hand und schlachte den Stier vor dem Herrn! Dann nehme der gesalbte Priester vom Farrenblut und bringe es ins Festgezelt! Der Priester tauche seinen Finger in das Blut und sprenge von dem Blut vor den Herrn siebenmal gegen des Heiligtumes Vorhang hin! Und der Priester streiche von dem Blut an die Hörner des Altares für würziges Rauchwerk vor dem Herrn im Festgezelt! Alles andere Farrenblut soll er an den Sockel des Brandopferaltares vor der Tür des Festgezeltes gießen! Er soll alles Fett vom Sündopferfarren abheben, das Fett der Eingeweidedecke und das Fett der Eingeweide, die beiden Nieren und das Fett daran und das an den Lenden und den Leberlappen! Bei den Nieren soll er es abtrennen! Wie es abgehoben wird vom Dankopferrinde, so lasse es der Priester auf dem Brandopferaltar aufdampfen! Die Haut des Farren, all sein Fleisch samt Kopf und Beinen, Eingeweiden und Mist, den ganzen Farren schaffe man vor das Lager an einen reinen Ort auf den Aschenhaufen! Dann verbrenne man ihn auf Holzscheiten im Feuer! Auf dem Aschenhaufen werde er verbrannt! Irrt aber die ganze Versammlung Israels und ist es der Gemeinschaft nicht bewußt, daß sie etwas getan, was man nach des Herrn Geboten nicht tun darf, und werden sie so schuldig, und wird die Sünde erkannt, durch die sie gesündigt, dann bringe die Gemeinschaft einen jungen Stier als Sündopfer dar! Sie bringe ihn vor das Festgezelt! Die Ältesten der Gemeinschaft sollen auf den Farrenkopf die Hände vor dem Herrn legen! Dann schlachte man den Farren vor dem Herrn! Dann bringe der gesalbte Priester vom Farrenblut ins Festgezelt! Der Priester benetze seinen Finger mit dem Blut und sprenge es an den Vorhang vor dem Herrn siebenmal! Er soll von dem Blute etwas an die Hörner des Altares vor dem Herrn im Festgezelt tun, und alles andere Blut soll er an des Brandopferaltares Sockel vor dem Festgezelt gießen! Auch soll er all sein Fett abheben; dann lasse er es auf dem Altare aufdampfen! Er tue mit dem Farren, wie er mit dem Sündenopferstier getan hat! So soll er auch mit ihm tun! So entsühne sie der Priester und suche ihnen Vergebung zu erwirken! Den Farren schaffe man vors Lager und verbrenne ihn, wie man den vorigen Farren verbrannt hat! Das ist der Gemeinschaft Sündopfer. Sündigt ein Fürst und tut unvorsätzlich etwas, was man nach des Herrn, seines Gottes, Geboten nicht tun darf, und wird er schuldig,  und wird ihm seine Sünde, durch die er gesündigt, bewußt, dann bringe er einen fehlerlosen Ziegenbock als ein Opfer dar! Er lege auf des Bockes Kopf die Hand und schlachte ihn am Ort, wo man vor dem Herrn das Brandopfer sonst schlachtet! Ein Sündopfer ist es. Der Priester nehme vom Sündopferblut etwas mit dem Finger und tue es an des Brandopferaltares Hörner, und an des Brandopferaltares Sockel soll er sein übriges Blut gießen. All sein Fett soll er auf dem Altar aufdampfen lassen wie das Fett des Dankopfers! So entsühne ihn der Priester von seiner Sünde und suche ihm Verzeihung zu erwirken! Sündigt unvorsätzlich eine einzelne Seele vom Volk des Landes, indem sie etwas tut, was man nach den Geboten des Herrn nicht tun darf, und wird sie schuldig und wird ihr ihre Sünde, die sie getan, bewußt, dann bringe sie eine fehlerlose Ziege dar als Opfer für ihre Sünde, die sie getan! Sie lege auf den Kopf des Sündopfers ihre Hand und schlachte an dem Ort des Brandopfers das Sündopfer! Der Priester nehme von seinem Blute etwas mit dem Finger und tue es an des Brandopferaltares Hörner, und an den Sockel des Altares soll er sein Blut ausgießen! All sein Fett soll er wegnehmen, wie man es vom Dankopfer wegnimmt! Der Priester lasse es auf dem Altar aufdampfen zum süßen Duft für den Herrn! So entsühne ihn der Priester und suche ihm Verzeihung zu erlangen! Bringt er ein Lamm als Opfergabe für seine Sünde dar, so bringe er ein weibliches, fehlerloses Tier! Er lege auf des Sündopfers Kopf die Hand und schlachte das Sündopfer an dem Ort, wo man das Brandopfer zu schlachten pflegt! Der Priester nehme von des Sündopfers Blut etwas mit dem Finger und tue es an des Brandopferaltares Hörner, und an den Sockel des Altares soll er sein übriges Blut gießen! All sein Fett soll er wegnehmen, wie das Fett des Lammes beim Dankopfer weggenommen wird! Der Priester lasse es aufdampfen auf dem Altar, der sonst für des Herren Mahl bestimmt ist! So entsühne ihn der Priester wegen der vollbrachten Sünde und suche ihm Verzeihung zu erwirken!« Sünd- und Schuldopfer»Sündigt jemand, der ein Fluchwort hört, und könnte er Zeuge sein als Augenzeuge oder als einer, der Beweise liefern kann, macht aber keine Anzeige, so lädt er Schuld auf sich. Oder jemand berührt Unreines oder das Aas eines unreinen Wildes oder eines unreinen Haustieres oder das Aas eines unreinen Gewürms, ist sich aber dessen nicht bewußt, so ist er dennoch unrein und schuldig. Oder rührt jemand an die Unreinheit eines Menschen, irgendwelche Unreinheit, wodurch man unrein wird, ist sich aber dessen nicht bewußt, so wird er schuldig, wenn er dessen bewußt wird. Oder jemand schwört recht unbesonnen, er wolle Schlechtes oder Gutes tun, was eben ein Mensch beim Schwören unbesonnen sprechen kann, ist sich aber dessen nicht bewußt, dann wird er an einem davon schuldig, wenn er sich dessen bewußt wird. Fühlt sich jemand dieser Dinge schuldig, so erkenne er, daß er darin gefehlt, und bringe dem Herrn als Buße für die vollbrachte Sünde zum Sündopfer ein Weibchen vom Kleinvieh, ein Schäfchen oder eine Ziege! So entsühne ihn der Priester von seiner Sünde! Reicht sein Vermögen nicht für ein Schaf hin, dann bringe er zur Buße für seine Sünde dem Herrn ein Paar Turtel- oder junge Tauben, die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer! Er bringe sie zum Priester! Und dieser bringe an erster Stelle die zum Sündopfer bestimmte dar! Er knicke ihren Kopf dicht vor dem Genick ein, ohne ihn abzutrennen! Dann sprenge er von dem Blute des Sündopfers etwas an die Altarwand! Der Rest des Blutes aber werde am Altarsockel ausgepreßt! Ein Sündopfer ist es. Die zweite soll er nach Gebühr fürs Brandopfer herrichten! So entsühne ihn der Priester von seiner Sünde, die er getan, und suche ihm Verzeihung zu erwirken! Reicht sein Vermögen nicht für ein paar Turtel- oder junge Tauben hin, dann bringe er für seine Sünde nur ein Zehntel Scheffel Feinmehl als seine Sündopfergabe dar! Er soll aber kein Öl darauftun noch Weihrauch darüberstreuen! Ein Sündopfer ist es ja. Er bringe es zum Priester! Der Priester nehme davon eine Handvoll als sein Brandteil und lasse es aufgehen auf dem Altar für des Herrn Mähler! Es ist ein Sündopfer! So entsühne ihn der Priester wegen seiner Sünde, die er bei einem dieser Anlässe getan, und suche ihm Verzeihung zu erwirken! Dem Priester falle es zu wie das Speiseopfer!« Und der Herr sprach zu Moses: »Wenn jemand pflichtvergessen handelt und sündigt, so bringe er als seine Buße dem Herrn vom Kleinvieh einen fehlerlosen Widder zur Buße im Wert von zwei Silberringen nach dem Ring des Heiligtums! Was er am Heiligen gesündigt, muß er zahlen, und er soll ein Fünftel des Betrages darauflegen; dann gebe er es dem Priester! So soll ihn der Priester durch den Schuldopferwidder entsühnen, und er suche ihm Verzeihung zu erlangen! Wenn jemand sündigt und tut, was man nach den Geboten des Herrn nicht tun darf, ist sich aber dessen nicht bewußt, dann ist er dennoch schuldig und muß seine Verschuldung tragen. Er bringe zur Buße vom Kleinvieh einen fehlerlosen Widder nach deiner Schätzung zum Priester! So entsühne ihn der Priester wegen des Versehens, das er unwissentlich tat, und suche ihm Verzeihung zu erwirken! Es ist ein Schuldopfer. Er hat sich an dem Herrn verschuldet.« Und der Herr sprach zu Moses also. »Jemand sündigt und handelt pflichtvergessen am Herrn, wenn er seinem Volksgenossen Anvertrautes oder ein Darlehen oder einen Diebstahl ableugnet oder seinem Nächsten vorenthält oder das Verlorene findet und verhehlt, und er beschwört eine Lüge, eines von all dem, wodurch ein Mensch sündigen kann. Sündigt er so und ist schuldig, so erstatte er das von ihm Geraubte oder das von ihm Vorenthaltene oder das Anvertraute oder das Verlorene, das er gefunden, oder all das, worüber er falsch geschworen hat! Er erstatte den Betrag; dazu lege er ein Fünftel darauf! Er soll es dem Eigentümer am Tage seines Schuldopfers geben! Als seine Buße soll er dem Herrn einen fehlerlosen Widder bringen, vom Kleinvieh nach deiner Schätzung, für den Priester als Buße! So entsühne ihn der Priester vor dem Herrn und suche ihm Verzeihung zu erwirken für alles, wodurch er sich verschuldet!« Verschiedene OpfervorschriftenUnd der Herr sprach zu Moses: »Gebiete Aaron und seinen Söhnen also: "Dies ist die Lehre über das Brandopfer, das ist das, was hinaufkommt in seinen Brand die ganze Nacht bis zum Morgen, und das Feuer des Altars werde darauf in Brand erhalten! Der Priester kleide sich in sein Linnenkleid und lege ein Linnenbeinkleid an sein Fleisch und nehme vom Altar die Asche weg, worin das Feuer das Brandopfer verzehrt hat, und lege sie neben den Altar! Dann ziehe er seine Kleider aus und lege andere Kleider an und trage an einen reinen Ort die Asche vor das Lager! Auf dem Altar brenne unterdessen das Feuer! Es darf nicht verlöschen. Alle Morgen entzünde der Priester darauf Holzscheite und schichte das Brandopfer darauf und lasse darauf die Fettstücke der Dankopfer aufdampfen! Auf dem Altar soll stets Feuer brennen und nie verlöschen! Und dies ist die Lehre über das Speiseopfer: Die Aaronssöhne sollen es vor den Herrn an die Vorderseite des Altars bringen! Dann nehme einer eine Handvoll von dem Feinmehl und von dem Öl des Speiseopfers und allen Weihrauch auf dem Speiseopfer und lasse es auf dem Altar zu süßem Duft als Brandteil für den Herrn verdampfen! Sein Übriges soll Aaron samt den Söhnen essen! An heiliger Stätte werde es ungesäuert gegessen. Im Vorhofe des Festgezeltes sollen sie es essen! Mit Sauerteig darf es nicht gebacken werden. Als ihren Anteil an meinen Mählern habe ich es bestimmt. Hochheilig ist es, wie das Sünd- und Schuldopfer. Wer von den Aaronskindern männlich ist, darf es essen. Ewige Gebühr für eure Geschlechter ist es von des Herren Mählern. Wer daran rührt, wird heilig."« Und der Herr sprach zu Moses: »Dies sei Aarons und seiner Söhne Opfer, das sie dem Herrn an seinem Salbungsfesttag bringen sollen: ein Zehntel Scheffel feines Mehl als ständiges Speiseopfer, die eine Hälfte davon am Morgen, die andere am Abend. Auf einer Pfanne werde es mit Öl bereitet! Du sollst es eingerührt darbringen. Als halbgebackenes Bissenspeiseopfer sollst du es dem Herrn zu süßem Dufte darbringen! Auch der Priester, der an seiner Statt aus seinen Söhnen gesalbt wird, soll es bereiten! Als ewige Gebühr lasse man es für den Herrn als Ganzopfer aufdampfen! Ganzopfer seien alle Priesterspeiseopfer! Sie dürfen nicht gegessen werden.« Und der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu Aaron und zu seinen Söhnen: "Dies ist die Lehre über das Sündopfer: An dem Orte, wo das Brandopfer geschlachtet wird, werde vor dem Herrn das Sündopfer geschlachtet! Es ist hochheilig. Der Priester, der es als Sündopfer darbringt, soll es essen! An heiliger Stätte werde es gegessen, im Vorhof des Festgezeltes. Wer sein Fleisch berührt, wird heilig, und spritzt etwas von seinem Blut an ein Kleid, so sollst du das Bespritzte an heiligem Ort waschen! Ein irdenes Gefäß, in dem es gekocht wird, werde zerbrochen, und wird es in einem kupfernen Gefäß gekocht, so werde dies gescheuert und mit Wasser ausgespült! Wer bei den Priestern männlich ist, darf davon essen. Hochheilig ist es. Aber nicht gegessen werde irgendein Sündopfer, von dem ein Teil des Blutes in das Festgezelt gebracht wird, um in dem Heiligtum die Sühne zu vollziehen! Im Feuer werde es verbrannt!"« Opfervorschriften»Und dies ist die Lehre über das Schuldopfer: Es ist hochheilig. Am Orte, wo man das Brandopfer schlachtet, soll man auch das Schuldopfer schlachten! Sein Blut soll man an den Altar ringsum sprengen! Man soll von ihm all sein Fett darbringen, den Fettschwanz und das Fett der Eingeweidedecke, die beiden Nieren und das Fett daran und das der Lenden und den Leberlappen! Von den Nieren soll man es abtrennen! Der Priester lasse es auf dem Altare aufdampfen als Mahl für den Herrn! Es ist ein Schuldopfer. Wer bei den Priestern männlich ist, darf es essen. An heiliger Stätte soll man es verzehren! Es ist hochheilig. Wie das Sündopfer, so das Schuldopfer! Ein Gesetz gilt für beide: Dem Priester, der damit die Sühne vollzieht, soll es zufallen! Dem Priester, der eines anderen Brandopfer darbringt, gehöre die Haut des Brandopfers, das er darbringt! Dem Priester soll sie gehören! Und jedes Speiseopfer, das im Ofen gebacken wird, und alles, was im Topf und in der Pfanne bereitet wird, soll dem Priester gehören, der es darbringt! Ihm soll es gehören! Und jedes Speiseopfer, mit Öl bereitet und trocken, soll allen Aaronssöhnen gehören, einem wie dem anderen! Und dies ist die Lehre über die Dankopfer, die man dem Herrn darbringt: Bringt er sie als Dankopfer dar, dann bringe er zu dem Dankopfer noch ungesäuerte, mit Öl bereitete Kuchen und ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen und feines Mehl zu Kuchen, mit Öl vermengt! Zu Kuchen von gesäuertem Brote soll er sein Opfer bei seinem Lobdankopfer darbringen! Zu jeder Art von Opfer bringe er davon je einen dar als Weihegabe für den Herrn! Dem Priester, der das Blut des Dankopfers aussprengt, soll es gehören! Das Fleisch des Lobdankopfers soll am Tag seiner Darbringung gegessen werden! Man soll nichts davon bis zum Morgen hinlegen! Ist seiner Opfergabe Opfer ein Gelübde oder eine freie Leistung, dann werde es am Tag der Opferung verzehrt! Den Rest davon mag man am Tag darauf essen. Was vom Opferfleisch noch am dritten Tag übrig ist, werde verbrannt! Wird von dem Fleisch des Dankopfers am dritten Tage gegessen, so gereicht dies dem Darbringer nicht zum Segen; ihm wird es nicht zugerechnet. Es gilt als verdorben, und wer davon genießt, muß seine Schuld tragen. Das Fleisch, das irgend etwas Unreinem zu nahe kam, werde nicht gegessen! Es ist zu verbrennen. Das Fleisch sonst darf jeder Reine essen. Wer Fleisch von einem Dankopfer des Herrn genießt und ist mit Unreinheit behaftet, der werde aus seinem Volke gestrichen! Wer etwas Unreines berührt, sei es Unreines an einem Menschen oder an einem unreinen Tier oder ein unreines Gewürm, und ißt vom Fleisch des Dankopfers des Herrn, dieser werde aus seinem Volke gestrichen!« Und der Herr redete mit Moses: »Sprich also zu den Söhnen Israels: "Ihr sollt kein Fett von Rindern, Schafen und Ziegen essen! Das Fett gefallener und zerrissener Tiere kann zu allerlei verwendet werden; aber essen dürft ihr es nicht. Jeder, der Tierfett ißt, wie man es dem Herrn als Mahl bringt, wer davon ißt, dieser werde aus seinem Volke gestrichen! Ihr sollt keinerlei Blut in irgendeiner eurer Siedlungen genießen, nicht von Vögeln und nicht von Vieh! Wer irgendwie Blut genießt, soll aus seinem Volke gestrichen werden!"« Und der Herr redete zu Moses: »Sprich also zu den Söhnen Israels: "Wer dem Herrn sein Dankopfer bringt, soll von seinem Dankopfer dem Herrn seine Opfergabe bringen! Seine eigenen Hände sollen des Herrn Mahl darbringen! Er bringe das Fett samt der Brust! Die Brust, um sie als Gabe vor den Herrn zu bringen! Der Priester lasse das Fett auf dem Altar aufdampfen! Die Brust gehöre Aaron und den Söhnen! Die rechte Keule sollt ihr von euren Dankopfern dem Priester als Weihegabe geben! Wer von den Aaronssöhnen Blut und Fett der Dankopfer darbringt, dem soll die rechte Keule als Anteil gehören! Ich selber habe ja von den Söhnen Israels bei ihren Dankopfern die Brust der Abgabe genommen und die Keule der Weihegabe und sie dem Priester Aaron und seinen Söhnen gegeben als ewige Gebühr von seiten der Israeliten."« Dies ist der Rechtsteil des Aaron und seiner Söhne an den Mählern des Herrn, seitdem er sie herangezogen hatte, dem Herrn Priesterdienste zu leisten, hatte doch der Herr am Tage, da man sie salbte, geboten, man solle ihnen dies geben von seiten der Israeliten als ewige Gebühr für ihre Geschlechter. Dies ist die Lehre über das Brandopfer, das Speiseopfer, das Sünd- und Schuldopfer, das Einsetzungsopfer und das Dankopfer, die der Herr dem Moses auf dem Berg Sinai geboten, als er den Israeliten befahl, ihre Opfer dem Herrn in der Wüste Sinai darzubringen. Aarons WeiheUnd der Herr sprach zu Moses also: »Nimm Aaron und seine Söhne, die Gewänder und das Salböl, den Sündopferfarren und die beiden Widder sowie den Korb mit Ungesäuertem! Versammle die ganze Gemeinschaft vor der Pforte des Festgezeltes!« Da tat Moses, wie ihm der Herr befohlen. Die Gemeinschaft versammelte sich vor der Tür des Festgezeltes. Da sprach Moses zur Gemeinschaft: »Dies ist es, was der Herr zu tun geboten hat.« Dann ließ Moses Aaron und seine Söhne herantreten und ließ sie ein Wasserbad nehmen. Er legte ihm den Leibrock an, umgürtete ihn mit dem Gürtel, bekleidete ihn mit dem Obergewand, legte ihm das Schulterkleid an, band ihm die Schulterkleidbinde um und befestigte sie fest daran. Dann befestigte er die Tasche daran und legte in die Tasche die Urim ("Die Klaren") und Tummim ("Die Wahren"). Aufs Haupt setzte er ihm den Kopfbund und befestigte vorn am Kopfbund das goldene Blatt, das heilige Diadem, wie es der Herr dem Moses geboten hatte. Dann nahm Moses das Salböl, salbte die Wohnung und alles darin und weihte es. Davon sprengte er siebenmal auf den Altar, salbte den Altar, alle seine Geräte sowie das Becken und sein Gestell, um sie zu weihen. Dann goß er vom Salböle auf Aarons Haupt und salbte ihn, um ihn zu weihen. hierauf ließ Moses die Söhne Aarons herantreten, bekleidete sie mit Leibröcken, umgürtete sie mit einem Gürtel und setzte ihnen Mützen auf, wie es der Herr dem Moses befohlen. Er holte dann den Sündopferfarren. Und Aaron mit seinen Söhnen legten die Hände auf den Kopf des Sündopferfarrens. Moses aber schlachtete ihn, nahm das Blut und tat es mit dem Finger ringsum an die Altarhörner und entsündigte den Altar; das übrige Blut aber hatte er an den Altarsockel gegossen. So weihte er den Altar durch Vollzug der Sühnehandlungen daran. Dann nahm man alles Eingeweidefett, den Leberlappen und die beiden Nieren mit ihrem Fett. Und Moses ließ es auf dem Altar aufdampfen. Den Farren, seine Haut, sein Fleisch und seinen Mist hatte man außerhalb des Lagers verbrannt, wie es der Herr dem Moses befohlen hatte. Dann ließ er den Brandopferwidder bringen, und Aaron mit seinen Söhnen legten die Hände auf den Widderkopf. Moses schlachtete ihn und sprengte das Blut rings um den Altar. Den Widder aber hatte er in seine Rumpfstücke zerlegt. Den Kopf, die Rumpfstücke und den Schmer ließ nun Moses aufdampfen. Die Eingeweide aber und die Beine hatte er mit Wasser gewaschen. Dann ließ Moses den ganzen Widder auf dem Altar aufdampfen. Ein Brandopfer von süßem Duft war es, ein Mahl für den Herrn, wie es der Herr dem Moses befohlen hatte. Dann ließ er den anderen Widder bringen, den Einsetzungswidder, und Aaron mit seinen Söhnen legten die Hände auf den Widderkopf. Moses schlachtete ihn, nahm von seinem Blute und tat es an Aarons rechtes Ohrläppchen, an seinen rechten Daumen und seine rechte große Zehe. Dann ließ Moses die Aaronssöhne herantreten und tat vom Blute an ihr rechtes Ohrläppchen, ihren rechten Daumen und ihre rechte große Zehe. Das übrige Blut sprengte Moses ringsum an den Altar. Er nahm das Fett, den Fettschwanz und alles Eingeweidefett, die Leberlappen, die beiden Nieren mit ihrem Fett und die rechte Keule. Aus dem Korbe mit Ungesäuertem, der vor dem Herrn stand, hatte er einen ungesäuerten Kuchen genommen, einen mit Öl bereiteten Brotkuchen und einen Fladen; dann legte er sie zu den Fettstücken und zu der rechten Keule. Dann gab er alles Aaron und seinen Söhnen in die Hände und weihte es so als Abgabe vor dem Herrn. Hierauf nahm es Moses ihnen aus den Händen und ließ es auf dem Brandopferaltar aufdampfen. Ein Einsetzungsopfer von süßem Duft, ein Mahl für den Herrn war es. Dann nahm Moses die Brust und brachte sie vor dem Herrn als Abgabe dar. Sie fiel vom Einsetzungswidder Moses als Anteil zu, wie es der Herr dem Moses geboten. Und Moses nahm vom Salböl und vom Blute auf dem Altar und sprengte es auf Aaron, seine Gewänder, ebenso auf seine Söhne und seiner Söhne Gewänder. So weihte er Aaron und seine Gewänder, ebenso seine Söhne und seiner Söhne Gewänder. Dann sprach Moses zu Aaron und seinen Söhnen: »Kocht vor des Festgezeltes Pforte das Fleisch! Dort sollt ihr es essen samt dem Brot im Korbe des Weiheopfers, wie mir geboten ward: "Aaron soll es mit seinen Söhnen essen!" Was an Fleisch und Brot übrigbleibt, müßt ihr verbrennen! Nicht weichen sollt ihr sieben Tage von des Festgezeltes Pforte bis zu dem Tage, da eure Weihezeit vorüber ist! Sieben Tage lang soll er euch weihen! Wie man heute getan, so hat der Herr auch weiterhin zu tun geboten, wenn es gilt, euch zu entsühnen. Sieben Tage sollt ihr an des Festgezeltes Pforte Tag und Nacht bleiben! Befolgt des Herrn Geheiß, sonst müßt ihr sterben. Denn so ist mir geboten worden.« Aaron und seine Söhne taten alles, was der Herr durch Moses befohlen hatte. Aarons OpferAm achten Tage berief Moses Aaron und seine Söhne sowie Israels Älteste. Er sprach zu Aaron: »Nimm dir ein junges Kalb zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer, beide fehlerlos, und bringe sie vor dem Herrn dar! Und zu den Söhnen Israels sollst du folgendes sprechen: "Holt einen Ziegenbock für das Sündopfer! Ein Kalb und ein Schaf, beide noch nicht jährig und fehlerlos, für das Brandopfer, und ein Rind mit einem Widder für das Dankopf er, zur Schlachtung vor dem Herrn, und ein mit Öl bereitetes Speiseopfer! Denn heute erscheint euch der Herr."« Sie holten nun, was Moses verlangt hatte, zum Festgezelt, und die ganze Gemeinschaft kam und trat vor den Herrn. Da sprach Moses: »Was euch der Herr befiehlt, sollt ihr tun, daß euch des Herrn Herrlichkeit erscheine!« Und Moses sprach zu Aaron: »Tritt an den Altar! Besorge dein Sünd- und Brandopfer und schaffe für dich und für das Volk Sühne! Dann besorge des Volkes Opfergabe und schaffe ihnen Sühne, wie der Herr befohlen hat!« Und Aaron trat an den Altar und schlachtete das Sündopferkalb für sich selbst. Und Aarons Söhne reichten ihm das Blut. Er tauchte seinen Finger ins Blut und tat es an die Altarhörner. Das übrige Blut aber hatte er an den Altarsockel gegossen. Das Fett, die Nieren, die Leberlappen vom Sündopfer hatte er auf dem Altar aufdampfen lassen, wie der Herr dem Moses geboten. Das Fleisch aber und die Haut hatte er außerhalb des Lagers verbrennen lassen. Dann schlachtete er das Brandopfer. Die Aaronssöhne reichten ihm das Blut, und er sprengte es ringsum an den Altar. Das Brandopfer reichten sie ihm in Stücken samt dem Kopfe. Er ließ es auf dem Altar aufdampfen. Die Eingeweide und die Beine wusch er mit Wasser und ließ sie zu dem Brandopfer hin auf dem Altar aufdampfen. Dann brachte er das Opfer des Volkes dar. Er nahm den Sündopferbock, der für das Volk war, schlachtete ihn und brachte ihn als Sündopfer dar wie den ersten. Dann brachte er das Brandopfer dar und machte es nach Vorschrift. Hierauf brachte er das Speiseopfer dar. Er nahm davon eine Handvoll und ließ es auf dem Altar aufdampfen, außer dem Morgenbrandopfer. Dann schlachtete er das Rind und den Widder als Dankopfer für das Volk. Die Aaronssöhne reichten ihm das Blut, und er sprengte es ringsum an den Altar. Des Rindes Fettstücke und die des Widders, den Fettschwanz, die Decke, die Nieren und den Leberlappen, die Fettstücke legten sie auf die Bruststücke. Dann ließ er die Fettstücke auf dem Altar aufdampfen. Die Bruststücke aber und die rechte Keule brachte Aaron als Abgabe vor dem Herrn dar, wie es Moses befohlen hatte. Dann streckte Aaron die Hand über das Volk und segnete es. Nach Vollzug des Sünd-, des Brand- und des Dankopfers stieg er herab. Moses und Aaron traten nun ins Festgezelt. Dann gingen sie hinaus und segneten das Volk. Da erschien des Herrn Majestät dem ganzen Volk. Feuer aber ging vom Herrn aus und verzehrte auf dem Altar das Brandopfer und die Fettstücke. Alles Volk sah es. Sie jubelten und fielen dabei auf ihr Angesicht. Der Aaronssöhne VersündigungDie Aaronssöhne Nadab und Abihu aber nahmen ein jeder seine Kohlenpfanne, taten Feuer hinein, legten Weihrauch darauf und brachten vor den Herrn ein ungehöriges Feuer, das er ihnen nicht geboten hatte. Da ging Feuer von dem Herrn aus und verzehrte sie. So starben sie vor dem Herrn. Da sprach Moses zu Aaron: »Dies ist es, was der Herr sagen will: "An denen, die mir nahestehen, zeige ich mich als heilig und als herrlich vor dem ganzen Volke."« Aaron aber schwieg. Da rief Moses nach Misael und Elsaphan, den Söhnen Uziels, des Oheims von Aaron, und sprach zu ihnen: »Kommt her und tragt eure Brüder fort vom Heiligtum hinaus vor das Lager!« Da kamen sie her und trugen sie in ihren Leibröcken vor das Lager, wie Moses gesagt hatte. Und Moses sprach zu Aaron, Eleazar und Itamar, seinen Söhnen: »Löst nicht euer Haupthaar! Zerreißt nicht eure Kleider, daß ihr nicht sterbet! Er würde über die ganze Gemeinschaft ergrimmen, wenn eure Brüder, das ganze Haus Israels, den Brand beweinten, den der Herr gemacht. Weicht nicht von der Pforte des Festgezeltes, daß ihr nicht sterbet! Das Salböl des Herrn ist an euch.« Sie aber taten nach dem Wort des Herrn. Da sprach der Herr zu Aaron: »Trink weder Wein noch Bier, weder du noch deine Söhne, wenn ihr das Festgezelt betretet, daß ihr nicht sterbet! Für eure Geschlechter sei es ewig geltende Vorschrift! Unterscheidet zwischen Heiligem und Nichtheiligem, Unreinem und Reinem! Unterweiset die Israeliten in all den Gesetzen, die ihnen der Herr durch Moses verkündet hat!« Und Moses sprach zu Aaron, Eleazar und Itamar, seinen übriggebliebenen Söhnen: »Nehmt das Speiseopfer, das von des Herrn Mählern übrig ist, und esset es ungesäuert neben dem Altar! Es ist hochheilig. Eßt es an heiliger Stätte! Es ist die Gebühr, die dir mit deinen Söhnen von des Herrn Mählern zufällt. So ist es mir geboten worden. Der Abgabe Brust sowie der Weihegabe Keule sollt ihr an reinem Orte essen, du, deine Söhne und deine Töchter! Sie sollen dir und deinen Söhnen von den Dankopfern der Israeliten als Gebühr zufallen! Der Weihegabe Keule und die Brust der Abgabe soll man zu den Mählern der Fettstücke bringen, um sie vor dem Herrn darzubringen! Sie sollen dir und deinen Söhnen, wie der Herr befohlen, als ewige Gebühr zufallen!« Moses aber hatte besorgt nach dem Sündopferbock gefragt. Da war er schon verbrannt. Daraufhin zürnte er auf Eleazar und Itamar, Aarons Söhne, und sprach: »Warum habt ihr das Sündopfer nicht an heiliger Stätte gegessen? Hochheilig ist es ja. Er hat es euch gegeben, um die Schuld der Gemeinschaft wegzunehmen und für sie vor dem Herrn Sühne zu erwirken. Ist doch sein Blut nicht in das Innere des Heiligtums hineingebracht worden! Darum mußtet ihr es im Heiligtum ganz verzehren, wie es mir geboten ward.« Da sprach Aaron zu Moses: »Sie haben heute ihr Sünd- und Brandopfer vor dem Herrn dargebracht, und doch traf mich solches. Hätte ich heute ein Sündopfer verzehrt, gefiele dies dem Herrn?« Dies hörte Moses, und es war recht vor seinen Augen. Reine und unreine TiereDer Herr redete mit Moses und Aaron und sagte zu ihnen folgendes: »Sprecht zu den Söhnen Israels: "Dies sind die Tiere, die ihr essen dürft von allem Vieh auf Erden: Was gespaltene Klauen hat, ganz durchgespaltene, und was wiederkäut, das dürft ihr essen. Dagegen dürft ihr von den Wiederkäuern nicht die genießen, die gespaltene Klauen haben: das Kamel; denn es hat, wenn auch Wiederkäuer, doch keine ganz gespaltenen Klauen. Unrein sei es euch! Auch nicht den Klippdachs; denn er hat, obschon Wiederkäuer, keine ganz gespaltenen Klauen. Unrein sei er euch! Auch nicht den Hasen; denn er hat, obschon Wiederkäuer, keine ganz gespaltenen Klauen. Unrein sei er euch! Auch nicht das Schwein! Es hat zwar ganz gespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer. Unrein sei es euch! Ihr dürft ihr Fleisch nicht essen und ihr Aas nicht berühren. Sie seien euch unrein! Von allem, was im Wasser ist, dürft ihr dies verzehren: Was im Gewässer, in den Meeren und in Bächen Flossen und Schuppen hat, dürft ihr essen. Was aber im Meer und in den Bächen weder Flossen noch Schuppen hat von allem, was im Wasser wimmelt, von allen Lebewesen, die im Wasser sind, sei euch ein Greuel! Sie seien euch ein Greuel! Von ihrem Fleische dürft ihr nichts genießen. Ihr Aas müßt ihr verabscheuen. Greuel sei euch, was im Wasser keine Flossen und keine Schuppen hat. Und von den Vögeln sollt ihr folgende verabscheuen! Sie dürfen, als Greuel, nicht gegessen werden: Adler, Bartgeier und Geier, Weihe und Falken, je in ihrer Art, alle Raben, je in ihrer Art; Strauß, Schwalbe, Möve, Habicht, je in ihrer Art, Käuzchen und Sturzpelikan, Uhu, Eule und Pelikan, Erdgeier, Storch, Regenpfeifer, je in ihrer Art, Wiedehopf, Fledermaus. Und alles geflügelte Gewimmel, das auf Vieren geht, sei euch ein Greuel! Von allem geflügelten Gewimmel, das auf Vieren geht, dürft ihr nur die verzehren, die über ihren Füßen ein Schenkelpaar haben, um damit auf der Erde zu hüpfen. Von diesen dürft ihr folgende verzehren: Die Heuschrecke in ihrer Art, die Freßheuschrecke in ihrer Art, das Heupferd in seiner Art, die Springheuschrecke in ihrer Art. Die anderen kleinen Flügeltiere, die vier Füße haben, seien euch ein Greuel! Durch folgendes könnt ihr euch unrein machen: Wer ihr Aas berührt, bleibt bis zum Abend unrein. Wer eines ihrer Äser trägt, soll seine Kleider waschen! Er bleibt bis zum Abend unrein. Jedes Tier, das Klauen hat, die zwar gespalten, aber nicht ganz durchgespalten sind, und das nicht wiederkäut, gelte euch als unrein! Wer es berührt, wird unrein. Alles, was auf Tatzen geht, sei euch von allen Vierfüßlern unrein! Wer ihr Aas berührt, bleibt bis zum Abend unrein. Wer ihr Aas anfaßt, wasche seine Kleider! Er bleibt bis zum Abend unrein. Sie seien euch unrein! Die für euch unrein sind, sind folgende von dem Gewimmel, das auf Erden wimmelt: das Wiesel, die Maus und die Eidechsen in ihrer Art, die Spitzmaus, das Chamäleon, der Gecko, die Eidechse und der Salamander. Diese seien euch von allem Gewimmel unrein! Wer sie in ihrem Tod berührt, sei bis zum Abend unrein! Alles das, worauf von ihnen eines im Tode fällt, wird unrein. Alles Holzgerät oder Gewand oder Fell oder Tuch, all die Gefäße, die zum Gebrauch dienen. Ins Wasser werde es verbracht! Es bleibt bis zum Abend unrein. Dann ist es wieder rein. Fällt davon eines in ein irdenes Gefäß, so wird alles, was darin ist, unrein. Ihr müßt es zerschlagen. Alle Speise, an die zum Genießen Wasser kommt, wird unrein, und alles trinkbare Getränk wird in jedem Gefäß unrein. Alles, worauf eines ihrer Äser fällt, wird unrein. Backofen und Kochherd müssen abgebrochen werden, wenn sie unrein sind. Auch sie seien euch unrein! Nur Quellen, Brunnen und Wasserbecken bleiben rein. Nur wer ihr Aas berührt, wird unrein. Fällt eines ihrer Äser auf irgendeinen Samen einer Aussaat, die man säen will, so bleibt er rein. Bringt man aber Wasser an den Samen und eines ihrer Äser fällt darauf, so sei er euch unrein! Fällt ein Stück von dem Vieh, das euch zum Essen dient, dann wird bis zum Abend unrein, wer sein Aas berührt. Und wer von seinem Aase ißt, soll seine Kleider waschen! Er bleibt bis zum Abend unrein. Wer sein Aas anfaßt, soll seine Kleider waschen! Er bleibt bis zum Abend unrein. All das Gewimmel, das auf Erden wimmelt, ist als Greuel nicht genießbar. Was auf dem Bauche kriecht und was auf Vieren geht, bis zu allem Vierfüßigen, von allem Gewimmel, das auf Erden wimmelt, eßt sie nicht! Sie sind ein Greuel. Ihr sollt euch nicht selbst durch irgendein Kriechtier abscheulich machen! Verunreinigt euch nicht durch sie, daß ihr dadurch unrein würdet! Denn ich, der Herr, bin euer Gott. Nun, so zeigt euch als heilig und seid heilig! Denn ich bin heilig. Ihr sollt euch nicht selbst durch irgendein Gewimmel verunreinigen, das auf Erden wimmelt! Ich bin der Herr, der euch aus Ägypterland geführt, um euch Gott zu sein. So werdet heilig! Denn ich bin heilig. Dies ist die Lehre über das Vieh, das Geflügel und alle Lebewesen, die im Wasser tummeln und alle Wesen, die auf Erden wimmeln, damit man scheide zwischen Unreinem und Reinem und zwischen eßbaren Lebewesen und ungenießbaren Lebewesen."« WöchnerinnenDer Herr sprach zu Moses also: »Sprich zu den Söhnen Israels: "Schenkt ein Weib einem Knaben im Wochenbett das Leben, so ist sie sieben Tage unrein, so wie sie in den Tagen ihrer monatlichen Unreinheit unrein ist. Am achten Tage werde seines Gliedes Fleisch beschnitten! Dreiunddreißig Tage soll sie im Reinigungsblute bleiben! Sie darf nichts Heiliges berühren und darf nicht in das Heiligtum kommen, bis daß die Tage ihrer Reinigung vorüber sind! Schenkt sie aber einem Mädchen das Leben, so sei sie zwei Wochen unrein wie bei ihrer monatlichen Unreinheit, und sechsundsechzig Tage soll sie im Reinigungsblute bleiben! Sind die Tage ihrer Reinigung vorüber bei einem Sohn oder einer Tochter, so soll sie ein noch nicht einjähriges Lamm zum Brandopfer bringen und eine junge Taube oder eine Turteltaube zum Sündopfer an des Festgezeltes Pforte zu dem Priester! Er bringe sie vor dem Herrn dar und schaffe ihr Sühne! So werde sie rein von ihrem Blutflusse! Dies ist die Lehre über Kindbetterinnen, sei es bei Knaben oder Mädchen. Reicht aber ihr Vermögen nicht für ein Schaf hin, so nehme sie zwei Turteltauben oder sonst zwei junge Tauben, die eine für das Brandopfer, die andere für das Sündopfer, und so verschaffe ihr der Priester Sühne, daß sie rein werde!" AussatzDer Herr sprach zu Moses und Aaron also: »Zeigt sich auf jemandes Haut ein Mal oder ein Grind oder ein Fleck und bildet sich auf seiner Haut ein Aussatzschaden, dann bringe man ihn vor den Priester Aaron oder einen seiner Priestersöhne! Sieht nun der Priester den Schaden an der Haut und ist das Haar in dem Schaden weiß geworden und ist der Schein des Schadens tiefer als die Haut seines Fleisches, so ist es Aussatzschaden. Sieht dies der Priester, dann erkläre er ihn für unrein! Ist ein weißer Fleck an der Haut seines Fleisches und ist sein Schein nicht tiefer als die Haut und ist das Haar daran nicht weiß geworden, dann sondere der Priester sieben Tage den Schaden ab! Beschaut ihn der Priester am siebten Tage und blieb der Schaden bei seiner Farbe, griff der Schaden auf der Haut nicht weiter um sich, dann sondere der Priester weitere sieben Tage den Schaden ab! Beschaut ihn der Priester abermals am siebten Tage und wurde der Schaden blässer und griff der Schaden auf der Haut nicht weiter um sich, dann erkläre ihn der Priester für rein! Ein Grind ist es. Er wasche seine Kleider! Dann ist er rein. Greift aber auf der Haut der Grind immer weiter um sich, nachdem er vom Priester zu seiner Reinsprechung beschaut war, und zeigt er sich abermals dem Priester und sieht der Priester, daß auf der Haut der Grind um sich griff, dann erkläre der Priester ihn für unrein! Aussatz ist es. Ist an einem Menschen ein Aussatzschaden, so bringe man diesen Fall vor den Priester! Sieht der Priester, daß ein weißes Mal an der Haut ist, und das Haar daran ist weiß geworden und in dem Mal wuchert wildes Fleisch, dann ist an der Haut seines Fleisches ein unheilbarer Aussatz. Der Priester erkläre ihn für unrein! Er soll ihn aber nicht absondern! Er ist unrein. Blüht aber der Aussatz auf der Haut und bedeckt der Aussatz vom Kopf bis zu den Füßen die ganze Schadenhaut im ganzen Schaubereich des Priesters und sieht der Priester, daß der Aussatz seinen ganzen Leib bedeckt, dann erkläre er den Schaden für rein! Ganz weiß geworden, ist er rein. Wenn sich aber wildes Fleisch an ihm zeigt, dann wird er unrein. Und sieht der Priester das wilde Fleisch, dann erkläre er ihn für unrein! Das wilde Fleisch ist unrein. Aussatz ist es. Verschwindet freilich das wilde Fleisch und er wird weiß und kam er zum Priester und besah ihn der Priester und wurde der Schaden weiß, dann erkläre der Priester den Schaden für rein! Er ist rein. Ist an der Haut ein Geschwür und heilt es wieder und entsteht an Stelle des Geschwüres ein weißes Mal oder ein weißrötliches, ein Fleck, so zeige er sich dem Priester! Und sieht der Priester, daß die Gestalt des Fleckes tiefer als die Haut ist, und ist daran sein Haar weiß geworden, dann erkläre ihn der Priester für unrein! Aussatzschaden ist es, im Geschwür ausgebrochen. Beschaut es der Priester und kein Haar ist daran weiß geworden, auch ist es nicht tiefer als die Haut, nur blasser, dann sondere ihn der Priester sieben Tage ab! Greift es dann weiter auf der Haut um sich, dann erkläre ihn der Priester für unrein! Ein Schaden ist es. Bleibt aber der Fleck an der gleichen Stelle und breitet er sich nicht aus, so ist es die Narbe des Geschwürs. Dann erkläre ihn der Priester für rein! Oder ist eine Brandwunde an der Haut und ist das Fleisch an der Brandwunde ein weißroter oder weißer Fleck und der Priester beschaut ihn, und das Haar ist an dem Fleck weiß geworden und seine Gestalt ist tiefer als die Haut, so ist der Aussatz in der Brandwunde ausgebrochen. Der Priester erkläre ihn für unrein! Es ist der Aussatz. Beschaut ihn der Priester und ist kein weißes Haar am Fleck und ist er nicht tiefer als die Haut, nur blässer, dann sondere ihn der Priester sieben Tage ab! Beschaut ihn der Priester am siebten Tag, dann erkläre ihn der Priester für unrein, falls es auf seiner Haut weiter um sich griff! Dann ist es Aussatz. Blieb aber der Fleck auf der gleichen Stelle und griff er nicht auf der Haut um sich und ward er nur blässer, so ist es das Mal der Brandwunde. Für rein erkläre ihn der Priester! Nur Brandwundnarbe ist es. Ist bei einem Manne oder Weib ein Schaden am Kopf oder Bart und der Priester beschaut den Schaden und ist er tiefer als die Haut und goldgelbes dünnes Haar daran, dann erkläre ihn der Priester für unrein! Krätze ist es, Aussatz des Kopfes oder Bartes. Besichtigt der Priester den Krätzeschaden und ist er nicht tiefer als die Haut, fehlen aber schwarze Haare, dann sondere der Priester den Krätzeschaden sieben Tage ab! Besichtigt der Priester am siebten Tag den Schaden und griff die Krätze nicht um sich und war darin kein goldgelbes Haar und ist die Krätze nicht tiefer als die Haut, So lasse er sich scheren, aber nicht die Krätze! Dann sondere der Priester die Krätze nochmals sieben Tage ab! Besichtigt am siebten Tag der Priester die Krätze und griff die Krätze nicht auf der Haut um sich und ist ihre Gestalt nicht tiefer als die Haut, so erkläre ihn der Priester für rein. Er wasche seine Kleider! Dann ist er rein. Greift aber die Krätze auf der Haut um sich nach seiner Reinerklärung und besichtigt ihn der Priester und hat die Krätze weiter auf der Haut um sich gegriffen, so braucht der Priester nicht nach dem goldgelben Haar zu suchen. Er ist unrein. Bleibt sich aber die Krätze im Aussehen gleich und wächst schwarzes Haar daran, so ist die Krätze geheilt. Er ist rein. Für rein erkläre ihn der Priester! Sind bei einem Manne oder Weibe Flecken auf der Haut, mattweiße Flecken und bemerkt ein Priester, daß auf der Haut ihres Fleisches verblaßte, weiße Flecken sind, so sind es Flechten, die auf der Haut ausbrachen. Ein solcher ist rein. Wird jemandes Haupt kahl und ist es ein Hinterglatzkopf, so ist er rein. Wird aber vorn sein Kopf kahl, so ist es ein Vorderglatzkopf. Er ist rein. Zeigt sich aber an der hinteren oder vorderen Glatze ein weißlichroter Schaden, so ist es der Aussatz, der an seiner hinteren oder vorderen Glatze ausbricht. Besichtigt ihn der Priester und ist ein weißlichrotes Schadenmal an seiner hinteren oder vorderen Glatze, das aussieht wie der Aussatz auf der Haut des Fleisches, so ist er ein aussätziger Mann. Er ist unrein. Der Priester soll ihn für unrein erklären! An seinem Kopfe ist sein Schaden. Der Aussätzige, der den Schaden an sich hat, soll sein Gewand zerreißen und soll das Haupthaar fliegen lassen, den Bart verhüllen und rufen »Unrein! Unrein!« Er bleibe die ganze Zeit, da er den Schaden hat, unrein! Er soll abgesondert wohnen! Sein Bleiben sei außerhalb des Lagers! Ist an einem Tuche ein Aussatzschaden, an Woll- oder Leintuch, oder an Leinen- oder Wollgewebe oder Einschlag, oder auch an Leder oder an Lederware, und ist der Schaden grünlich oder rötlich am Tuch oder am Leder oder am Gewebe oder am Einschlag oder an der Lederware, so ist es Aussatzschaden. Er werde vom Priester beschaut! Besichtigt der Priester den Schaden, so sondere er den Schaden sieben Tage ab! Am siebten Tage beschaue er den Schaden! Hat auf dem Tuche, dem Gewebe, dem Einschlag, dem Leder oder an der Lederware der Schaden um sich gegriffen, dann ist der Schaden ein fressender Aussatz. Er ist unrein. Man verbrenne das Tuch oder das Gewebe oder den Einschlag in Wolle oder Leinen oder jede Ledertasche, woran der Schaden ist! Denn fressender Aussatz ist es. Im Feuer soll es verbrannt werden! Besichtigt es der Priester, und der Schaden griff nicht um sich auf dem Tuch oder Gewebe oder Einschlag oder auf irgendwelchen Ledersache, dann gebiete der Priester, daß man wasche, an denen der Schaden ist, und sondere es nochmals sieben Tage ab! Beschaut es dann der Priester, nachdem der Schaden gewaschen wurde, und hat sich die Farbe des Schadens nicht verändert und hat der Schaden nicht um sich gegriffen, so ist es unrein. Im Feuer sollst du es verbrennen, sei es eine Einfressung an seiner hinteren oder vorderen Seite! Besieht es aber der Priester, und ist der Schaden verblaßt, nachdem man ihn gewaschen hat, so schneide man ihn aus dem Tuche oder Leder oder Aufzug oder Einschlag! Erscheint er nochmals am Tuch oder Gewebe oder Einschlag oder an irgendeiner Ledersache, so ist es ein frisch ausbrechender. Du sollst im Feuer das verbrennen, woran der Schaden ist! Das Tuch, das Gewebe, der Einschlag oder die Lederwaren aller Art, die du wuschest und von denen der Schaden gewichen, müssen wiederum gewaschen werden. Dann erst sind sie rein. Dies ist die Lehre über den Aussatzschaden an wollenem oder linnenem Tuch oder an Gewebe oder Einschlag oder irgendeiner Ledersache, inwiefern sie für rein oder unrein zu erklären sind.« Reinigung AussätzigerUnd der Herr sprach zu Moses also: »Dies ist das Gesetz über den für aussätzig Erklärten am Tage seiner Reinigung: Man bringe seinen Fall vor den Priester! Dann gehe der Priester vor das Lager! Beschaut es der Priester und ist der Aussatzschaden am Aussätzigen geheilt, dann gebiete der Priester, daß man für den zu Reinigenden zwei lebende, reine Vögel und Zedernholz und Karmesinwolle und Ysop hole! Dann gebiete der Priester, daß man den einen Vogel in ein Tongefäß über frischem Wasser schlachte! Den anderen lebendigen Vogel soll er nehmen und das Zedernholz, die Karmesinwolle und den Ysop und tauche sie und den lebendigen Vogel ins Blut des über frischem Wasser abgeschlachteten Vogels. Dann besprenge er den vom Aussatz zu Reinigenden siebenmal und reinige ihn so! Den lebenden Vogel aber lasse er aufs freie Feld! Dann wasche der sich zu Reinigende seine Kleider und schere sein ganzes Haar und bade sich, so wird er rein. Danach darf er ins Lager kommen, bleibe aber noch sieben Tage vor seinem Zelte! Am siebten Tage soll er all sein Haar scheren, seinen Kopf und seinen Bart und seine Augenbrauen! All sein Haar soll er scheren! Dann wasche er seine Kleider und bade seinen Leib! So wird er rein. Am achten Tage soll er zwei fehlerlose Lämmer nehmen und ein noch nicht einjähriges, fehlerloses, weibliches Lamm sowie drei Zehntel feines Mehl, mit Öl bereitet, für das Speiseopfer und eine Kanne Öl! Der Priester, der reinigt, stelle den Mann, der sich reinigen läßt, und diese Sachen vor den Herrn an des Festgezeltes Tür! Dann nehme der Priester das eine Lamm und bringe es als Schuldopfer mit der Kanne Öl dar und weihe beides vor dem Herrn! Und er schlachte an dem Orte, wo das Sünd- und Brandopfer geschlachtet wird, das Lamm an heiliger Stätte! Dem Priester gehöre das Schuldopfer wie das Sündopfer! Es ist hochheilig. Dann nehme der Priester vom Blut des Schuldopfers! Der Priester streiche es dem zu Reinigenden an das rechte Ohrläppchen, an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes! Dann nehme der Priester aus der Kanne etwas Öl und gieße es in die priesterliche Linke! Dann tauche der Priester seinen rechten Finger in das Öl in seiner Linken und sprenge vor dem Herrn vom Öl mit seinem Finger siebenmal! Vom Öl, das auf seiner Hand noch übrigbleibt, soll der Priester dem zu Reinigenden etwas an das rechte Ohrläppchen und an den Daumen seiner rechten Hand streichen und an die große Zehe seines rechten Fußes oben auf das Blut des Schuldopfers! Was dann noch übrig ist von dem Öle auf der Hand des Priesters, soll er auf das Haupt des zu Reinigenden tun! So schaffe ihm der Priester vor dem Herrn Sühne! Dann richte der Priester das Sündopfer her und schaffe so Sühne dem zu Reinigenden wegen seiner Unreinheit! Danach soll er das Brandopfer schlachten! Dann bringe der Priester auf dem Altar das Brand- und das Speiseopfer dar! Schafft ihm so der Priester Sühne, dann wird er rein. Ist er aber arm und unvermöglich, dann nehme er ein Lamm als Schuldopfer zur Darbringung und Sühneschaffung sowie ein Zehntel feines Mehl, mit Öl bereitet, mit einer Kanne Öl für das Speiseopfer Sowie zwei Turtel- oder ein Paar junge Tauben, wie er es eben vermag! Die eine sei Sündopfer, die andere Brandopfer! Er bringe sie am achten Tage nach seiner Reinigung zum Priester an des Festgezeltes Tür vor den Herrn! Der Priester nehme mit der Kanne Öl das Lamm des Schuldopfers! Dann bringe der Priester sie vor dem Herrn als Abgabe dar! Dann schlachte man das Lamm des Schuldopfers! Der Priester nehme vom Blut des Schuldopfers und streiche es dem zu Reinigenden an das rechte Ohrläppchen und an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes! Von dem Öle soll der Priester etwas in die priesterliche Linke gießen! Dann sprenge der Priester mit seinem rechten Finger etwas von dem Öl in seiner Linken vor den Herrn siebenmal! Dann tue der Priester etwas von dem Öl in seiner Hand an des zu Reinigenden rechtes Ohrläppchen und an den Daumen seiner Rechten und an die große Zehe seines rechten Fußes, wo sich das Blut des Schuldopfers befindet! Was vom Öl auf des Priesters Hand noch übrig ist, soll er an des zu Reinigenden Kopf tun! So schaffe er ihm vor dem Herrn Sühne! Dann richte er von den Turteltauben oder jungen Tauben, die er sich leisten kann, die eine als Sündopfer her, die andere als Brandopfer samt dem Speiseopfer! So schaffe der Priester dem zu Reinigenden Sühne vor dem Herrn! Das ist die Weisung für den, der den Aussatzschaden hat und der bei seiner Reinigung unvermöglich ist.« Und der Herr redete mit Moses und Aaron also: »Kommt ihr in das Kanaaniterland, das ich euch zu eigen gebe, und schlage ich mit dem Aussatzschaden ein Haus in eurem eigenen Lande, so komme der Hausbesitzer und melde es dem Priester mit den Worten: "Wie ein Schaden dünkt es mir am Hause!" Da gebiete der Priester, das Haus zu räumen, bevor der Priester kommt, den Schaden zu besichtigen, damit nicht alles im Haus unrein werde! Dann soll der Priester kommen, das Haus zu besichtigen! Besichtigt er den Schaden und ist an den Hauswänden der Schaden in Gestalt von grünen oder roten Grübchen, die tiefer als die Wand zu liegen scheinen, dann gehe der Priester aus dem Haus an die Haustür und verschließe auf sieben Tage das Haus! Kommt der Priester am siebten Tag wieder und sieht er, daß der Schaden an den Hauswänden weiter um sich griff, dann gebiete der Priester, daß man die Steine, an denen der Schaden ist, ausbreche und draußen vor der Stadt an einen unreinen Ort werfe! Dann lasse er das Haus ringsum inwendig abkratzen, und draußen vor der Stadt schütte man den abgekratzten Lehm an einen unreinen Ort! Dann nehme man andere Steine und bringe sie an den Platz jener Steine! Dann soll man anderen Lehm nehmen und das Haus tünchen! Kehrt der Schaden am Haus wieder, nachdem jene Steine weggenommen und das abgekratzte Haus getüncht, dann komme der Priester, und sieht er, daß im Haus der Schaden weiter um sich griff, so ist ein fressender Aussatz am Haus. Es ist unrein. Man schleife das Haus mit seinen Steinen und Balken und den gesamten Lehm des Hauses und bringe es hinaus vor die Stadt an einen unreinen Ort! Wer das verschlossene Haus betreten hat, gelte bis zum Abend für unrein! Wer im Haus geschlafen hat, der soll seine Kleider waschen! Wer im Haus gegessen hat, der soll seine Kleider waschen! Kommt der Priester und besichtigt es und hat der Schaden im Haus nicht um sich gegriffen nach dem Tünchen des Hauses, dann erkläre der Priester das Haus für rein! Der Schaden ist geheilt. Zwei Vögel nehme er zur Entsündigung des Hauses und Zedernholz und Karmesinwolle mit Ysop! Dann schlachte er den einen Vogel in ein Tongefäß über frischem Wasser und nehme das Zedernholz, den Ysop, die Karmesinwolle und den lebenden Vogel, tauche sie in das Blut des geschlachteten Vogels und in das frische Wasser und besprenge siebenmal das Haus! So entsündigt er das Haus mit Vogelblut und frischem Wasser, mit dem lebenden Vogel, dem Zedernholz, dem Ysop und der Karmesinwolle! Dann lasse er den lebenden Vogel vor die Stadt ins freie Feld entkommen! So schaffe er dem Hause Sühne! Dann ist es rein. Das ist die Weisung für die verschiedenen Arten des Aussatzschadens und der Krätze, des Aussatzes an Tüchern und Häusern, der Hautmale, des Schorfes und der Flecken, um danach zwischen Rein oder Unrein zu entscheiden. Dies ist das Gesetz über den Aussatz.« Unreine LeidenUnd der Herr sprach zu Moses und Aaron also: »Redet mit den Söhnen Israels und sprecht zu ihnen: Wer einen Fluß an seinem Fleische hat, dessen Ausfluß ist unrein. Dies ist eine Unreinheit durch seinen Fluß: Mag sein Fleisch seinen Fluß ausscheiden oder mag sein Fleisch so verstopft sein, daß nichts fließt, bei ihm ist es Unreinheit. Das ganze Lager, auf dem der Flüssige liegt, ist unrein, ebenso alles Gerät, auf dem er sitzt. Wer sein Lager anrührt, soll seine Kleider waschen, dann bade er sich! Er bleibt bis zum Abend unrein. Wer sich auf das Gerät setzt, auf dem der Flüssige saß, soll seine Kleider waschen; dann bade er sich! Er bleibt bis zum Abend unrein. Wer das Fleisch des Flüssigen berührt, soll seine Kleider waschen; dann bade er sich! Er bleibt bis zum Abend unrein. Speit der Flüssige auf den Reinen, so wasche dieser seine Kleider und bade sich! Er bleibt bis zum Abend unrein. Alles Reitzeug, auf dem der Flüssige reitet, ist unrein. Wer etwas, was unter ihm war, anrührt, bleibt bis zum Abend unrein. Wer es fortträgt, soll seine Kleider waschen; dann bade er sich! Er bleibt bis zum Abend unrein. Wen der Flüssige mit ungewaschenen Händen berührt, der wasche seine Kleider und bade sich! Er bleibt bis zum Abend unrein. Ein Tongefäß, das der Flüssige berührt, werde zerbrochen und alles Holzgerät mit Wasser abgespült! Wird der Flüssige rein von seinem Fluß, dann zähle er von seinem Reinwerden sieben Tage! Dann wasche er seine Kleider und bade sein Fleisch in frischem Wasser! Dann ist er rein. Am achten Tage soll er zwei Turtel- oder junge Tauben nehmen; dann komme er an des Festgezeltes Pforte vor den Herrn und gebe sie dem Priester! Der Priester richte sie her, die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer! So schaffe ihm der Priester wegen seines Flusses Sühne vor dem Herrn! Entgeht einem Mann der Same, so bade er seinen ganzen Leib! Er bleibt bis zum Abend unrein! Und jedes Tuch und jedes Lederzeug, an die Samen kommt, werde gewaschen! Bis zum Abend bleibt es unrein. Und schläft jemand bei einem Weibe, daß Samenfluß erfolgt, so müssen sie sich baden und sind bis zum Abend unrein. Wird ein Weib durch seines Leibes Blutfluß flüssig, so haftet sieben Tage an ihr die Unreinheit. Wer sie berührt, wird bis zum Abend unrein. Alles, worauf sie während ihrer Unreinheit liegt, und alles, worauf sie sitzt, wird unrein. Wer ihr Lager anrührt, der soll seine Kleider waschen; dann bade er sich! Er bleibt bis zum Abend unrein. Wer irgendein Gerät berührt, auf dem sie saß, der soll seine Kleider waschen; dann bade er sich! Er bleibt bis zum Abend unrein. Wer auf dem Lager oder dem Gerät, auf dem sie saß, etwas berührt, wird bis zum Abend unrein. Wenn einer bei ihr liegt, kommt er in ihre Unreinheit und bleibt sieben Tage unrein. Das ganze Lager, auf dem er liegt, wird unrein. Fließt eines Weibes Blutfluß viele Tage außer der Zeit ihrer gewöhnlichen Unreinheit, oder wenn sie über ihre Unreinheit hinaus noch flüssig bleibt, so gelten alle Tage des Flusses ihrer Unreinheit als Tage ihrer Unreinheit. Sie ist unrein. Das ganze Lager, auf dem sie alle Tage ihres Flusses sitzt, gelte ihr wie das Lager ihrer gewöhnlichen Unreinheit, und alles Gerät, auf dem sie sitzt, wird unrein, wie bei ihrer gewöhnlichen Unreinheit. Und unrein wird jeder, der diese Dinge berührt. Er wasche seine Kleider und bade sich! Er bleibt bis zum Abend unrein. Ist sie aber von ihrem Flusse rein geworden, so zähle sie noch sieben Tage! Dann ist sie rein. Am achten Tage soll sie zwei Turtel- oder junge Tauben nehmen; dann bringe sie diese zum Priester an des Festgezeltes Pforte! Der Priester richte die eine als Sündopfer her, die andere als Brandopfer! Und so verschaffe der Priester ihr vor dem Herrn Sühne, des Flusses wegen, der sie unrein machte! Ihr sollt die Söhne Israels ob ihrer Unreinheit verwarnen, auf daß sie nicht durch ihre Unreinheit sterben, indem sie meine Wohnung in ihrer Mitte unrein machen! Das ist das Gesetz über den Flüssigen und den, dem der Same entgeht, wodurch er unrein wird, und über die, die an ihrer Unreinigkeit leidet, und über den, der seinen Fluß hat, über Männer wie über Weiber, und über den, der bei einer Unreinen liegt."« Tempelweihe und VersöhnungstagUnd der Herr redete zu Moses nach dem Tode der beiden Aaronssöhne, als sie dem Herrn zu nahe traten und sterben mußten. Der Herr sprach zu Moses: »Sag deinem Bruder Aaron, er dürfe nicht zu jeder Zeit ins Heiligtum und hinter den Vorhang vor der Lade Deckplatte kommen, sonst müsse er sterben! Denn in der Wolke erscheine ich über der Deckplatte. Nur so soll Aaron ins Heiligtum kommen, daß er einen jungen Stier als Sündopfer darbringt und einen Widder als Brandopfer! Er soll einen heiligen Linnenleibrock anziehen! Über seinem Fleisch sollen linnene Beinkleider sein! Er soll sich mit einem Linnengürtel gürten und einen Linnenkopfbund umbinden! Dies sind heilige Gewänder. Darum wasche er sein Fleisch! Dann ziehe er sie an! Und von der israelitischen Gemeinschaft soll er zwei Ziegenböcke zum Sündopfer nehmen und einen Widder zum Brandopfer! Alsdann hole Aaron seinen Sündopferfarren und schaffe so sich und seinem Hause Sühne! Dann nehme er die beiden Böcke und stelle sie an des Festgezeltes Tür vor den Herrn! Und Aaron lege die Lose auf die beiden Böcke! Ein Los gelte für den Herrn, ein Los für Azazel! Dann nehme Aaron jenen Bock, auf den das Los gefallen "Für den Herrn", und bereite ihn als Sündopfer! Den Bock, auf den das Los gefallen "Für Azazel", soll er lebend vor den Herrn stellen, um an ihm die Sühne zu vollziehen und ihn dem Azazel in die Wüste zuzuschicken! Aaron bringe seinen Sündopferfarren her und schaffe sich und seinem Hause Sühne! Er schlachte seinen Sündopferfarren! Dann nehme er die Pfanne voller Feuerkohlen vom Altare vor dem Herrn weg und zwei Hände feines, würziges Räucherwerk und bringe es hinter jenen Vorhang! Dann tue er das Räucherwerk aufs Feuer vor dem Herrn und hülle mit der Räucherwerkwolke die Deckplatte auf dem Zeugnis ein, daß er nicht sterbe! Dann nehme er vom Farrenblut und sprenge es mit seinem Finger an die Vorderseite der Deckplatte! Vor die Deckplatte soll er siebenmal von dem Blute mit seinem Finger sprengen! Dann schlachte er des Volkes Sündopferbock und bringe sein Blut hinter jenen Vorhang und tue mit seinem Blute so wie mit dem Farrenblut und sprenge es auf die Deckplatte und vor sie hin! So entsündige er das Heiligtum, wegen der Unreinheiten der Söhne Israels und wegen ihrer Frevel bei all ihren Sünden. So soll er mit dem Festgezelte dessen tun, der bei ihnen wohnt inmitten ihrer Unreinheit! Im Festgezelt darf aber niemand sein, wenn er kommt, im Heiligtum die Sühnebräuche zu tun, bis zu seinem Austritt. So schaffe er sich und seinem Hause und der Gesamtgemeinde Israels Sühne! Dann gehe er hinaus zum Altar, der vor dem Herrn ist, und entsündige ihn! Er nehme vom Farrenblut und vom Bocksblut und bringe dieses an die Altarhörner ringsum! Er sprenge auf ihn vom Blute mit seinem Finger siebenmal! So reinige und heilige er ihn von den Unreinheiten der Söhne Israels. Und hat er die Entsündigung des Heiligtums, des Festgezeltes und des Altares vollendet, dann bringe er den lebenden Bock herbei! Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes und bekenne über ihm die Schuld all der Söhne Israels und alle ihre Frevel bei all ihren Sünden und lege sie auf den Kopf des Bockes und lasse ihn durch einen blöden Menschen in die Wüste führen! So trage der Bock auf sich all ihre Schuld in eine abgelegene Gegend fort! In die Wüste treibe er den Bock hinaus! Aaron aber komme wieder zum Festgezelt! Hernach ziehe er die Linnenkleider aus, die er sich angelegt, als er das Heiligtum betreten, und lege sie dort nieder! Dann wasche er an heiligem Ort sein Fleisch mit Wasser, ziehe seine Kleider an, gehe hinaus und richte sein und des Volkes Brandopfer her! So schaffe er sich und dem Volke Sühne! Des Sündopfers Fett soll er auf dem Altar aufdampfen lassen! Wer aber den Bock zu Azazel hinausschafft, soll seine Kleider waschen; dann bade er sein Fleisch in Wasser! Dann darf er ins Lager kommen. Den Sündopferfarren und den Sündopferbock, deren Blut man hineinbrachte, um im Heiligtum die Sühnebräuche zu tun, soll man vor das Lager bringen, und hier verbrenne man ihre Haut, ihr Fleisch und ihren Mist! Wer sie verbrennt, soll seine Kleider waschen; dann bade er sein Fleisch in Wasser! Alsdann darf er ins Lager kommen. So sei es euch zu ewiger Satzung: Am zehnten Tag des siebten Monats sollt ihr euch kasteien und keine Arbeit tun, weder der Eingeborene noch der Fremdling, der bei euch weilt! Denn an diesem Tage schafft man euch zu eurer Reinigung Sühne. Von all euren Sünden sollt ihr euch vor dem Herrn reinigen! Ein Tag völliger Ruhe sei es für euch, und kasteit euch kraft ewiger Satzung! Und die Entsündigung vollziehe der Priester, der gesalbt und eingekleidet ward, um Priesterdienst an seines Vaters Statt zu tun! Er lege die linnenen Gewänder an, die Kleider für das Allerheiligste! Und er entsündige das Allerheiligste, das Festgezelt und den Altar! So soll er den Priestern und der ganzen Volksgemeinde Sühne schaffen! Dies sei euch ewige Satzung, daß man den Söhnen Israels von allen ihren Sünden einmal im Jahre Sühne schaffe!« Und er tat, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Opferstätte und OpferblutUnd der Herr sprach zu Moses also: »Rede mit Aaron, seinen Söhnen und mit allen Söhnen Israels und sprich zu ihnen: "Dies ist es, was der Herr gebietet: Jeder vom Hause Israel, der ein Rind, ein Lamm oder eine Ziege im Lager schlachtet oder außerhalb des Lagers schlachtet und sie nicht an des Festgezeltes Pforte bringt, um vor des Herrn Wohnung sie dem Herrn als Opfergabe darzubringen, dem werde es als Blutschuld angerechnet, hat er doch Blut vergossen! Dieser Mann werde aus seinem Volke gestrichen, auf daß die Israeliten ihre Schlachtopfer, die sie auf freiem Feld schlachteten, zum Priester an des Festgezeltes Pforte dem Herrn bringen und sie als Dankopfer dem Herrn schlachten! Der Priester besprenge mit dem Blut den Altar an des Festgezeltes Pforte und lasse das Fett aufdampfen zu süßem Duft für den Herrn! Sie sollen aber ihre Schlachtopfer nicht mehr den Bocksgestalten opfern, denen sie nachhuren! Dies sei ihnen ewige Satzung in ihren Geschlechtern.« Und du sollst ihnen sagen: "Wer vom Hause Israel und von den Fremden, die in seiner Mitte weilen, Brand- oder Schlachtopfer darbringt und es nicht vor des Festgezeltes Pforte bringt, es für den Herrn zu bereiten, ein solcher werde aus seinem Volke gestrichen! Und gegen jeden vom Hause Israel und von den Fremdlingen bei ihnen, der irgend Blut genießt, will ich mein Antlitz richten und ihn aus seinem Volke streichen! Des Fleisches Leben ist im Blute. Für den Altar habe ich es euch gegeben, um euch selbst Sühne zu schaffen. Denn Blut schafft Sühne durch das Leben. Darum sage ich zu den Söhnen Israels: Von euch darf niemand Blut genießen, auch nicht der Fremde unter euch. Und jeder Israelit und jeder ihrer Fremdlinge, der sich ein Wild erlegt oder eßbares Geflügel, lasse sein Blut auslaufen und bedecke es mit Erde! Denn jedes Fleisches Leben ist sein Blut kraft seines Lebensodems. Darum sage ich zu den Söhnen Israels: Von keinem Fleische dürft ihr das Blut genießen. Denn jedes Fleisches Leben ist sein Blut. Jeder werde ausgestrichen, der es genießt! Und jegliche Person, die Gefallenes oder Zerrissenes ißt, Eingeborener oder Fremdling, wasche ihre Kleider und bade sich in Wasser! Er bleibt bis zum Abend unrein. Wäscht er nicht und badet er nicht seinen Leib, dann zieht er sich Schuld zu."« Ehe- und KeuschheitsgesetzeUnd der Herr sprach zu Moses also: »Rede mit den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: "Ich, der Herr, bin euer Gott! Ihr sollt nicht nach dem Treiben des Ägypterlandes tun, in dem ihr gesessen, und nicht nach dem Treiben des Landes Kanaan, in das ich euch bringe! Ihr sollt nicht nach ihren Satzungen wandeln. Meine Satzungen sollt ihr befolgen und meine Vorschriften halten, danach zu wandeln! Ich, der Herr, bin euer Gott. Wahret meine Vorschriften und Satzungen! Wer sie tut, wird durch sie leben. Ich bin der Herr. Niemand soll sich seinen nächsten Blutsverwandten nahen, die Blöße zu enthüllen! Die Blöße deines Vaters und deiner Mutter darfst du nicht enthüllen. Deine Mutter ist es. Du darfst nicht ihre Blöße enthüllen. Die Blöße deines Vaterweibes darfst du nicht enthüllen. Deines Vaters Blöße ist es. Die Blöße deiner Schwester, deines Vaters Tochter oder deiner Mutter Tochter, daheim geboren oder auswärts, darfst du nicht enthüllen. Die Blöße deiner Sohnestochter oder deiner Tochtertochter darfst du nicht enthüllen. Sie sind deine Blöße. Die Blöße der Tochter eines Weibes deines Vaters, als deinem Vater geboren, darfst du nicht enthüllen. Sie ist deine Schwester. Die Blöße der Schwester deines Vaters darfst du nicht enthüllen. Sie ist deines Vaters Leib. Die Blöße der Schwester deiner Mutter darfst du nicht enthüllen. Sie ist deiner Mutter Leib. Die Blöße deines Vaterbruders darfst du nicht enthüllen, noch nahe dich seinem Weib! Sie ist deine Tante. Die Blöße deiner Schwiegertochter darfst du nicht enthüllen. Sie ist deines Sohnes Weib. Die Blöße deines Brudersweibes darfst du nicht enthüllen. Sie ist deines Bruders Blöße. Die Blöße eines Weibes und seiner Tochter darfst du nicht enthüllen. Die Tochter ihres Sohnes und die Tochter ihrer Tochter darfst du nicht nehmen, ihre Blöße zu enthüllen. Sie sind nächste Blutsverwandte. Unzucht ist es. Du darfst nicht ein Weib zu seiner Schwester hinzunehmen als Nebenweib, um neben ihm zu seinen Lebzeiten ihre Blöße zu enthüllen. Du darfst dich nicht einem Weib zur Zeit der Unreinheit nahen, ihre Scham zu enthüllen. Mit dem Weibe eines anderen aus deinem Volke darfst du keinen Beischlaf haben, auf daß du dich dadurch nicht unrein machst. Von deinen Nachkommen darfst du keinen hergeben zur Weihe an den Moloch. Du darfst nicht Gottes Namen entweihen. Ich bin der Herr. Einem Manne darfst du nicht beiliegen wie einem Weibe. Ein Greuel ist es. Du darfst dich nicht fleischlich mit einem Tiere vermischen, dich dadurch unrein zu machen. Nicht darf sich ein Weib vor ein Tier hinstellen, sich zu paaren. Schwere Schandtat ist es. Versündigt euch nicht durch derartiges! Denn durch all das haben sich die Heiden versündigt, die ich vor euch vertreibe. Das Land ward unrein, und ich suchte seine Missetaten an ihm heim. Und das Land spie seine Einwohner darum aus. So haltet meine Vorschriften und Satzungen! Ihr dürft nichts von all diesen Greueln tun, weder Eingeborene noch Fremde, die bei euch weilen. Denn alle diese Greuel haben im Lande die Leute getan, die vor euch waren, und das Land ward dadurch unrein. Daß nicht das Land euch ausspeie, wenn ihr es verunreinigt, wie es das Volk ausgespieen hat, das vor euch war! Wer einen dieser Greuel tut, ausgestrichen müssen aus dem Volke Leute werden, die solches tun. So folgt meiner Anordnung, daß ihr keine dieser Greuelsitten, die vor euch getan worden sind, übet und euch dadurch unrein machet! Ich, der Herr, bin ja euer Gott."« EinzelvorschriftenUnd der Herr redete mit Moses also: »Rede mit der ganzen Gemeinschaft der Söhne Israels und sprich zu ihr: "Seid heilig! Denn heilig bin ich, der Herr, euer Gott. Ihr sollt jeder seine Mutter und seinen Vater fürchten und meine Ruhetage beobachten. Ich, der Herr, bin euer Gott! Wendet euch nicht den Götzen zu! Ihr sollt euch keine gegossenen Götter machen! Ich, der Herr, bin euer Gott. Und schlachtet ihr dem Herrn ein Dankopfer, so sollt ihr es zu eurer Begnadigung opfern! Am Tage, da ihr es darbringt, und am Tage darauf muß es gegessen werden. Was bis zum dritten Tage übrigbleibt, soll verbrannt werden! Würde es am dritten Tage gegessen, so wäre es Verdorbenes, das nicht zu Gnaden geachtet wird. Wer es genießt, lädt Schuld auf sich. Denn er entheiligt das dem Herrn Geweihte. Aus seinem Volke werde diese Seele gestrichen! Wenn ihr euer Land aberntet, dann darfst du dein Feld nicht bis zum letzten Rande abernten. Du sollst nicht nach deiner Ernte Nachlese halten! Auch deinen Weinberg sollst du nicht nachlesen! Du sollst in deinem Weinberge nicht die zerstreuten Beeren auflesen! Du sollst sie dem Armen und dem Fremdling überlassen! Ich, der Herr, bin euer Gott. Ihr sollt nicht stehlen! Ihr sollt nicht hehlen! Ihr sollt einander nicht betrügen. Ihr sollt nicht bei meinem Namen falsch schwören, daß du den Namen deines Gottes entweihest! Ich bin der Herr. Du sollst nicht deinen Nächsten drücken! Du sollst nicht rauben! Nicht soll bei dir des Lohnarbeiters Lohn bis zum Morgen nächtigen! Du sollst nicht einem Tauben fluchen! Du sollst nicht vor den Blinden einen Anstoß legen! Fürchte dich vor deinem Gott! Ich bin der Herr. Ihr sollt keine Verdrehung beim Rechtsprechen machen! Du sollst nicht den Niederen abweisen! Du sollst nicht auf einen Großen Rücksicht nehmen! Du sollst deinen Nächsten recht richten! Du sollst nicht als Ohrenbläser beim Volk umhergehen! Du sollst nicht dem Blute deines Nächsten nachstellen! Ich bin der Herr. Du sollst nicht deinen Bruder in deinem Herzen hassen! Mit Freimut sollst du den Angehörigen deines Volkes zurechtweisen und nicht seinetwegen Schuld auf dich laden! Du sollst nicht rachgierig sein und nicht deines Volkes Söhnen grollen! Liebe deinen Nächsten wie einen deinesgleichen! Ich bin der Herr. Ihr sollt meine Satzungen beobachten! Du sollst nicht zweiartig dein Vieh paaren! Du sollst nicht zweiartig dein Feld besäen! Nicht soll an dich ein Kleid, zweiartig gewebt, kommen! Wohnt ein Mann einem Weibe bei und sie ist als Sklavin mit einem anderen Manne verbunden, ist aber noch nicht losgekauft oder noch nicht freigelassen, so soll man eine Unterscheidung machen! Sie soll nicht den Tod erleiden, weil sie keine Freigelassene war. Er aber bringe dem Herrn als Buße an des Festgezeltes Pforte zum Schuldopfer einen Widder! Der Priester schaffe ihm vor dem Herrn durch den Schuldopferwidder Sühne wegen seiner Sünde, die er getan, und suche ihm Verzeihung zu erwirken von seiner Sünde, die er tat! Kommt ihr in das Land, dann pflanzt allerlei Fruchtbäume, aber scheuet das, was daran zu scheuen ist, ihre Frucht! Drei Jahre sollt ihr sie scheuen! Sie darf nicht gegessen werden! Im vierten Jahre sei all ihre Frucht heilig, dem Herrn geweiht! Im fünften Jahr dürft ihr ihre Früchte genießen, daß ihre Ernte euer Gut mehre. Ich, der Herr, bin euer Gott. Ihr sollt nichts mit Blut essen! Ihr sollt nicht wahrsagen! Ihr sollt nicht zaubern! Ihr sollt nicht eures Haupthaares Ecken runden! Du sollst nicht deines Bartes Ecken verderben! Ihr sollt euch nicht wegen einer Leiche an eurem Leibe ritzen. Ihr sollt keine Schriftzeichen euch einätzen! Ich bin der Herr. Entweihe deine Tochter nicht, daß du sie zur Unzucht führst, auf daß nicht das Land unzüchtig werde und sich das Land mit grober Unzucht fülle! Ihr sollt meine Ruhetage halten! Ihr sollt vor meinem Heiligtum Ehrfurcht haben! Ich bin der Herr. Wendet euch nicht an die Totengeister! Befragt nicht die Wahrsagegeister, daß ihr dadurch unrein würdet! Ich, der Herr, bin euer Gott. Vor einem grauen Haupte sollst du aufstehen! Ehre die Person des Greises! Fürchte dich vor deinem Gott! Ich bin der Herr. Weilt in eurem Lande bei euch ein Fremder, dann dürft ihr ihn nicht drücken. Der Fremdling soll euch sein wie ein Eingeborener aus euch! Liebe ihn wie deinesgleichen! Ihr seid Fremdlinge im Lande Ägypten gewesen. Ich, der Herr, bin euer Gott. Ihr sollt keine Verdrehung beim Rechtsprechen, beim Längenmaß, Gewicht und Gefäß machen! Richtige Waage, richtige Gewichtsteine, richtiger Scheffel und richtige Kanne sollen bei euch sein! Ich, der Herr, bin euer Gott, der euch aus Ägypterland geführt hat. So beachtet alle Vorschriften und Satzungen und erfüllet sie, bin ich doch der Herr!"« StrafgesetzeUnd der Herr sprach zu Moses also: »Sprich zu den Söhnen Israels: Wer aus den Söhnen Israels und aus den Fremdlingen in Israel von seinen Kindern eines dem Moloch gibt, soll den Tod erleiden! Das Volk des Landes soll ihn steinigen! Ich selber richte mein Antlitz wider diesen Mann und streiche ihn aus seinem Volke, weil er von seinen Kindern eines dem Moloch gibt und so mein Heiligtum unrein macht und meinen heiligen Namen entweiht. Und wollte vor einem solchen Manne das Volk des Landes seine Augen schließen, wenn er von seinen Kindern eines dem Moloch gibt, und wollten sie ihn nicht töten, dann richte ich mein Antlitz gegen einen solchen Mann und seine Sippe. Ich streiche ihn aus seinem Volke, ihn samt allen, die ihm in Unzucht mit dem Moloch nachfolgen. Und gegen die Person, die sich an Toten- und an Wahrsagegeister wendet, ihnen nachzuhuren, richte ich mein Angesicht und streiche sie aus ihrem Volke. Zeigt euch als heilig, daß ihr heilig werdet! Ich bin der Herr, euer Gott. Beachtet und befolget meine Satzungen! Ich bin der, der euch heiligt, ich, der Herr. Wer Vater und Mutter grob beleidigt, soll den Tod erleiden! Weil er Vater und Mutter grob beleidigt, bleibt seine Blutschuld auf ihm. Buhlt ein Mann mit eines anderen Mannes Weib, buhlt ein Mann mit seines Nächsten Weib, so leide der Ehebrecher und die Ehebrecherin den Tod! Liegt jemand bei dem Weibe seines Vaters, hat er des Vaters Blöße enthüllt, so sollen beide den Tod leiden, und ihre Blutschuld bleibt bei ihnen. Liegt jemand bei der eigenen Schwiegertochter, so sollen beide den Tod leiden. Sie haben eine schwere Schandtat ausgeübt, und ihre Blutschuld bleibt bei ihnen. Liegt jemand bei einem Manne, wie man bei einem Weibe liegt, so haben beide eine Greueltat getan. Den Tod sollen sie leiden, und ihre Blutschuld bleibt bei ihnen! Nimmt jemand ein Weib und ihre Mutter dazu, so ist dies grobe Unzucht. Man soll ihn und sie verbrennen, auf daß nicht Unzucht unter euch im Schwange seil Wer sich mit einem Tiere vermischt, soll den Tod leiden! Auch das Tier sollt ihr umbringen! Naht sich ein Weib einem Tiere, sich mit ihm zu paaren, so töte Weib und Tier! Den Tod sollen sie leiden, und ihre Blutschuld bleibt bei ihnen! Nimmt jemand seines Vaters Tochter oder seiner Mutter Tochter, seine Schwester, und schaut er ihre Blöße und sie schaut seine Blöße, so ist dies Verruchtheit. Sie sollen angesichts ihres Volkes ausgestrichen werden, hat er doch die Blöße seiner Schwester enthüllt; er lädt Schuld auf sich. Liegt jemand bei einem Weibe in ihrem Unwohlsein und enthüllt er ihre Blöße und deckt er ihren Quell auf und enthüllt sie den Quell ihrer Blutungen, so sollen beide aus ihrem Volke gestrichen werden! Enthülle nicht die Blöße deiner Mutterschwester noch der Vaterschwester! Wer seine eigenen Verwandten entblößt, ihre Schuld sollen sie büßen. Liegt jemand bei der Tante, so hat er seines Oheims Blöße enthüllt. Sie laden ihre Schuld auf sich. Kinderlos werden sie sterben. Nimmt jemand seines Bruders Weib, so ist es Blutschande. Er hat seines Bruders Blöße enthüllt. Kinderlos werden sie bleiben. Haltet alle meine Vorschriften und Satzungen! Tut sie, daß euch das Land nicht ausspeie, in das ich euch bringe, darin zu siedeln! Ihr sollt nicht nach den Satzungen der Heiden wandeln, die ich vor euch vertreibe! Denn all das haben sie getan, daß es mich vor ihnen ekelte. Ich sprach zu euch: Ihr sollt ihr Land zu eigen haben. Ich gebe es euch zum Besitz, ein Land, von Milch und Honig fließend. Ich, der Herr, bin euer Gott, der euch von den anderen Völkern gesondert hat. So scheidet zwischen reinem und unreinem Vieh, reinem und unreinem Geflügel! Ihr sollt euch selbst nicht abscheulich machen durch das Vieh, das Geflügel oder durch das, was auf dem Boden kriecht und was ich für euch als unrein ausgesondert habe! Seid mir heilig! Denn ich, der Herr, bin heilig. Ich sondere euch von den Völkern, daß ihr mein seiet. Ist in einem Mann oder Weib ein Toten- oder Wahrsagegeist, so sollen sie den Tod leiden! Man soll sie steinigen! Ihre Blutschuld bleibt bei ihnen."« PriestervorschriftenUnd der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu den Priestern, zu den Söhnen Aarons, sage ihnen: "An keiner Leiche aus seiner Verwandtschaft darf er sich unrein machen. Nur an den nächsten Blutsverwandten, an seiner Mutter, seinem Vater, seinem Sohn, seiner Tochter, seinem Bruder und an seiner jungfräulichen Schwester, die ihm nahesteht und die noch keines Mannes ist, darf er sich unrein machen. Er darf sich nicht als Gatte an seinen anderen Verwandten unrein machen. Sie sollen auf ihrem Kopf keine Glatze machen, nicht ihres Bartes Rand scheren und in ihr Fleisch keine Einschnitte machen. Heilig seien sie ihrem Gott und sie sollen ihres Gottes Namen nicht entweihen! Sie bringen ja die Mähler für den Herrn, die Speise ihres Gottes, dar. Deswegen seien sie heilig! Sie dürfen keine Dirne noch eine Vergewaltigte heiraten, noch ein von seinem Manne verstoßenes Weib. Denn heilig ist er seinem Gott. Heilig halte ihn! Er bringt deines Gottes Speise dar. Heilig sei er dir! Denn heilig bin ich, der Herr, der euch heiligt. Entweiht sich eine Priestertochter durch Hurerei, so entweiht sie ihren Vater. Im Feuer werde sie verbrannt! Der Hohepriester unter seinen Brüdern, auf dessen Haupt das Salböl ausgegossen und der eingekleidet ward durch Anlegen der Gewänder, lasse nie sein Haupthaar offen fliegen! Nicht soll er seine Kleider zerreißen! Er soll zu keiner Leiche gehen! Selbst nicht des Vaters oder der Mutter wegen darf er sich unrein machen. Er soll nicht aus dem Heiligtum gehen und nicht seines Gottes Heiligtum entweihen! Die Weihe durch seines Gottes Ölsalbung ruht auf ihm. Ich bin der Herr. Er soll eine Jungfrau heiraten! Er soll keine Witwe nehmen, noch Verstoßene, noch Vergewaltigte, noch Dirne, sondern eine Jungfrau aus der Verwandtschaft, daß er nicht durch seine Verwandten seinen Stamm entweihe! Denn ich, der Herr, bin es, der ihn heiligt."« Und der Herr sprach zu Moses also: »Sprich so zu Aaron: "Hat einer aus deinem Stamme ein Gebrest, dann darf er nicht herantreten, Speise seinem Gott darzubringen. Denn niemand darf herantreten, der ein Gebrest hat, kein Blinder oder Lahmer oder Entstellter oder Überlanger, oder wer einen Beinbruch hat oder einen Armbruch, oder ein Buckliger oder ein Zwerg oder ein Fleckäugiger oder ein Krätziger oder ein Grindiger oder einer mit zerriebenen Hoden. Kein Mann, der ein Gebrest hat, vom Stamm des Priesters Aaron darf herantreten, die Mähler für den Herrn darzubringen. Hat er ein Gebrest, dann darf er nicht herantreten, die Speise seines Gottes darzubringen. Die Speise seines Gottes, von den hochheiligen und selbstverständlich von den heiligen Gaben, darf er essen. Nur soll er nicht zum Vorhang kommen und sich nicht dem Altare nähern, weil er ein Gebrest hat! Sonst entweiht er meine Heiligtümer. Denn ich, der Herr, bin es, der sie heiligt."« Und Moses redete so zu Aaron und seinen Söhnen und zu allen Söhnen Israels. OpfergenußUnd der Herr redete zu Moses also: »Sag dem Aaron und seinen Söhnen, sie sollen wegen der heiligen Gaben der Israeliten enthaltsam sein, auf daß sie meinen heiligen Namen nicht entweihen, wenn sie mir, dem Herrn, Gaben weihen! Sprich zu ihnen: "Für eure Geschlechter! Wer von all euren Nachkommen je den heiligen Gaben naht, die dem Herrn die Israeliten weihen, solange an ihm Unreinheit ist, diese Person werde vor meinem Angesichte weggestrichen! Ich bin der Herr. Wer von dem Aaronsstamm aussätzig oder flüssig ist, soll nichts von den heiligen Gaben essen, bis er wieder rein ist! Wer einen, der durch eine Leiche unrein ward, berührt, oder wem der Same entgeht, wer ein Gewürm berührt, wodurch man unrein wird, oder einen Menschen, an dem man unrein wird durch irgendeine Unreinheit an ihm, diese Person, die das berührt, sei bis zum Abend unrein! Sie soll nichts von heiligen Gaben essen, bevor sie ihren Leib gebadet hat! Sobald die Sonne untergeht, ist er rein. Hernach mag er von heiligen Gaben essen. Denn das ist sein Brot. Gefallenes und Zerrissenes darf er nicht essen, daß er nicht dadurch unrein werde. Ich bin der Herr. Sie sollen meine Vorschrift befolgen, daß sie nicht deswegen Sünde auf sich laden; sie würden sterben, wenn sie es entweihen. Ich bin es, der Herr, der sie heiligt. Kein Unbefugter darf Heiliges genießen. Der Beisaß des Priesters und der Lohndiener dürfen nichts Heiliges essen. Erwirbt ein Priester für Geld einen Sklaven, so darf er mitessen, ebenso ein Hausgeborener. Sie dürfen von seiner Speise essen. Aber eine Priestertochter, die einen Nichtpriester geheiratet hat, darf von der Weihegabe der heiligen Gaben nichts genießen. Dagegen eine Priestertochter, die Witwe ist oder verstoßen und kinderlos und wieder in ihr Vaterhaus zurückkehrt, wie in der ledigen Zeit, darf von der Speise ihres Vaters essen. Ein Unzugehöriger darf aber nicht davon essen. Wenn jemand aus Versehen Geheiligtes ißt, so lege er ein Fünftel des Betrages darauf und gebe es dem Priester samt der heiligen Gabe! Sie sollen nicht entweihen der Israeliten heilige Gaben, die sie dem Herrn als Weihegabe darbringen! Sonst würden sie ihnen Schuldverfehlungen aufladen, wenn sie ihre heiligen Gaben essen. Denn ich, der Herr, bin es, der sie heiligt."« Und der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu Aaron, seinen Söhnen und zu allen Israeliten und sage zu ihnen: "Bringt vom Hause Israels oder von den Fremdlingen in Israel jemand sein Opfer dar, sei es versprochen oder freiwillig, das er dem Herrn als Brandopfer darbringen will, so sei es zu eurer Begnadigung ein fehlerloses männliches Tier von Rindern, Lämmern oder Ziegen! Was einen Makel an sich hat, dürft ihr nicht darbringen. Es würde euch nicht zur Begnadigung sein. Will jemand dem Herrn ein Dankopfer darbringen, als besonderes Opfer für Gelobtes oder als freiwillige Gabe von Rindern oder Schafen, so sei es für die Begnadigung fehlerlos! Keinen Makel darf es an sich haben. Was blind ist oder gebrochen oder verstümmelt oder geschwürig oder krätzig oder grindig, das dürft ihr dem Herrn nicht darbringen und nicht als Mahl für den Herrn auf den Altar legen. Ein Rind oder ein Schaf, überdeckt oder verkrüppelt, darfst du als freie Gabe herrichten. Aber als Gelübdeopfer wird es nicht angerechnet. Zerquetschtes oder Zerstoßenes oder Abgerissenes oder Verschnittenes dürft ihr dem Herrn nicht darbringen. Ihr dürft in eurem Lande solches nicht machen. Auch von Ausländern dürft ihr nichts von alledem als Speise eures Gottes darbringen. Ihr Verderb ist an ihnen. Gebrest ist daran. Solches wird euch nicht angerechnet."« Und der Herr redete zu Moses also: »Wenn ein Rind, ein Lamm oder ein Zicklein geworfen wird, soll es sieben Tage unter seiner Mutter sein! Vom achten Tage ab und weiterhin kann es als Opfer, als Mahl für den Herrn, angesehen werden. Ihr dürft weder Rind noch Schaf an einem Tag mit seinem Jungen schlachten. Wollt ihr dem Herrn ein Lobesopfer opfern, so sollt ihr es zu eurer Begnadigung opfern! Am selben Tage noch werde es gegessen! Ihr dürft davon nichts bis zum Morgen übriglassen! Ich bin der Herr. Beachtet meine Vorschriften! Tut sie! Ich bin der Herr. Ihr sollt nicht meinen heiligen Namen entweihen! Ich will geheiligt sein bei den Söhnen Israels. Ich, der Herr, bin es, der euch heiligt, der euch aus dem Ägypterland geführt, um euch Gott zu sein. Ich bin der Herr.« FestgesetzeUnd der Herr sprach zu Moses also: »Rede mit den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: "Des Herrn Feste, die ihr als heilige Vorlesungstage feiern sollt, dies sind meine Feste: Sechs Tage soll Arbeit getan werden. Der siebte aber ist ein Tag unbedingter Ruhe, ein heiliger Vorlesungstag. Da dürft ihr keine Arbeit tun. Ein Ruhetag des Herrn ist er in allen euren Siedlungen. Dies sind des Herrn Feste, die heiligen Vorlesungstage, die ihr zu ihrer Zeit begehen sollt. Am vierzehnten des ersten Monats gegen Abend ist Passah für den Herrn. Am fünfzehnten desselben Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote für den Herrn. Ihr sollt sieben Tage ungesäuertes Brot genießen. Am ersten Tage habt ihr heilige Vorlesung abzuhalten. Ihr dürft keinerlei Dienstarbeit tun. Sieben Tage bringet dem Herrn ein Mahl dar! Am siebten Tage ist heilige Vorlesung. Ihr dürft keinerlei Dienstarbeit tun."« Und der Herr redete zu Moses: »Rede mit den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: "Kommt ihr in das Land, das ich euch gebe, und haltet ihr darin die Ernte, so bringt eurer Ernte erste Abhubsgarbe dem Priester! Er bringe die Garbe vor den Herrn, euch zur Begnadigung! Am Morgen nach dem Sabbat soll sie der Priester darbringen! Bereitet an dem Tage, da ihr die Garbe bringt, für den Herrn ein fehlerloses, noch nicht einjähriges Lamm zum Brandopfer! Dazu als Speiseopfer zwei Zehntel feines Mehl, mit Öl bereitet, als ein Mahl süßen Duftes für den Herrn, dazu einen vierter Krug Wein als Trankopfer! Brot, geröstete, zerstoßene Körner, dürft ihr bis zu eben dem Tage nicht essen, bis ihr für euren Gott die Opfergabe dargebracht. Dies ist ewige Satzung für eure Geschlechter in all euren Siedlungen. Dann zählt für euch von dem Tage nach dem Sabbat, vom Tage, wo ihr die Garbe dargebracht, sieben volle Wochen ab! Bis zum Tage nach dem siebten Sabbat sollt ihr fünfzig Tage abzählen! Dann bringt dem Herrn ein neues Speiseopfer dar! Aus euren Siedlungen sollt ihr zwei Weihebrote aus zwei Zehntel feinem Mehl bringen, mit Sauerteig gebacken, als Erstlingsopfer für den Herrn! Und zu dem Brote bringt noch sieben fehlerlose Lämmer, noch nicht ein Jahr alt, einen jungen Stier und zwei Widder! Sie sollen ein Brandopfer dem Herrn sein, nebst ihren Speis- und Trankopfern, als ein Mahl süßen Duftes für den Herrn! Dann bereitet einen Ziegenbock zum Sündopfer sowie zwei Lämmer, nicht ein Jahr alt, zum Dankopfer! Der Priester bringe sie mit den Erstlingsbroten vor dem Herrn samt den beiden Lämmern dar! Zu des Priesters Nutzen seien sie dem Herrn geweiht! An eben diesem Tage haltet eine Vorlesung ab! Heilige Vorlesung sei es euch! Ihr dürft keinerlei Dienstarbeit verrichten. Dies ist ewige Satzung in allen euren Siedlungen für eure Geschlechter. Und wenn ihr euer Land aberntet, so sollst du dein Feld nicht bis zum Rande abernten und nach deiner Ernte keine Nachlese halten! Dem Armen und dem Fremdling sollst du es lassen! Ich, der Herr, bin euer Gott."« Der Herr redete mit Moses: »Sprich also zu den Söhnen Israels: "Der erste im siebten Monate soll euch ein Ruhetag sein, ein freudiges Gedächtnis, eine heilige Vorlesung! Ihr dürft keinerlei Dienstarbeit tun. Dagegen bringt dem Herrn ein Mahl dar!"« Und der Herr redete mit Moses: »Genau der zehnte Tag desselben siebten Monats ist der Sühnetag. Da sollt ihr eine heilige Vorlesung abhalten und euch kasteien und dem Herrn ein Mahl darbringen! Aber keinerlei Arbeit dürft ihr an eben diesem Tage tun. Ein Sühnetag ist es, um euch Sühne zu schaffen vor dem Herrn, eurem Gott. Denn alle die Personen, die sich nicht an eben diesem Tage kasteien, sind aus den Reihen ihres Volkes zu streichen. Und alle die Personen, die an eben diesem Tag irgendeine Arbeit tun, raffe ich aus ihrem Volke weg. Ihr dürft keinerlei Arbeit tun. Dies ist ewige Satzung in allen euren Siedlungen für eure Geschlechter. Er sei für euch ein strenger Ruhetag! Kasteiet euch! Am neunten Tage des Monats abends, vom Abend bis zum Abend, sollt ihr Sabbatruhe halten!« Und der Herr redete mit Moses: »Sprich also zu den Söhnen Israels: Am fünfzehnten desselben siebten Monats feiere man dem Herrn sieben Tage lang das Laubhüttenfest! Am ersten Tage ist heilige Vorlesung. Ihr dürft keinerlei Dienstarbeit tun. Ihr sollt sieben Tage dem Herrn ein Mahl bringen! Am achten Tage haltet heilige Vorlesung ab und bringt dann dem Herrn ein Mahl! Tag der Festversammlung ist es. Ihr dürft keinerlei Dienstarbeit tun. Dies sind des Herrn Feste, an denen ihr heiligen Vorlesungen obliegen sollt, dabei dem Herrn ein Mahl darbringend, Brand-, Speise-, Schlacht- und Trankopfer je nach Erfordernis des Tages, abgesehen von den Sabbaten des Herrn und euren Gaben, allen euren gelobten Opfern und euren freien Spenden, die ihr dem Herrn geben werdet. Genau am fünfzehnten des siebten Monats, wenn ihr des Landes Ernte einheimset, sollt ihr das Fest des Herrn sieben Tage feiern! Ein Ruhetag ist der erste Tag, ebenso der achte. Am ersten Tage holt euch Zweige vom Myrtenbaum, Palmfächer und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden! Und freut euch vor dem Herrn, eurem Gotte, sieben Tage! So feiert es im Jahre sieben Tage als Fest des Herrn, ewiges Gesetz für eure Geschlechter! Im siebten Monat sollt ihr es feiern. Sieben Tage sollt ihr in den Lauben wohnen! Jeder Eingeborene in Israel soll in den Lauben wohnen, damit eure Geschlechter wissen, daß ich die Söhne Israels in Lauben habe siedeln lassen, als ich sie aus Ägypterland geführt! Ich, der Herr, bin euer Gott.« Und Moses verkündete die Feste den Söhnen Israels. Leuchter und Schaubrote - Gotteslästerung und MordUnd der Herr redete mit Moses also: »Befiehl den Söhnen Israels, sie sollen dir lauteres Öl aus zerstoßenen Oliven für den Leuchter liefern, um ein stetes Licht zu haben! Draußen vor des Zeugnisses Vorhang im Festgezelt mache es Aaron zurecht für die Zeit vom Abend bis zum Morgen vor dem Herrn! Eine ewige Satzung für eure Geschlechter! Auf dem reingoldenen Leuchter soll er die Lichter zurechtmachen, ständig vor dem Herrn! Nimm feines Mehl und backe daraus zwölf Kuchen! Zwei Zehntel soll auf einen Kuchen kommen! Lege sie in zwei Reihen, je sechs für einen Teil, vor dem Herrn auf einen Tisch von reinem Gold! Und jedem Teile gib reinen Weihrauch bei, damit er dem Brot als Brandteile diene, ein Mahl für den Herrn! Er soll es jedesmal am Sabbat stets vor dem Herrn aufschichten, von den Söhnen Israels aus eine ewige Verpflichtung! Es gehöre Aaron und seinen Söhnen! Sie sollen es an heiliger Stätte verzehren! Denn ihm gehört es als Hochheiliges von des Herrn Mählern, ein ewiges Anrecht.« Da war eines israelitischen Weibes Sohn mit ausgezogen, dessen Vater ein Ägypter war, unter den Israeliten. Nun rauften im Lager der Sohn der Israelitin und ein israelitischer Mann. Da schmähte des israelitischen Weibes Sohn den Namen und lästerte. Da brachten sie ihn zu Moses. Seine Mutter aber vom Stamme Dan hieß Selomit, Dibris Tochter. Sie führten ihn in den Gewahrsam, bis aus des Herrn Mund ihnen Weisung käme. Und der Herr redete mit Moses: »Führe den Lästerer vor das Lager! Alle, die es hörten, sollen die Hände auf sein Haupt legen! Dann soll ihn die gesamte Gemeinde steinigen! Und zu den Söhnen Israels sprich also: "Wer seinen Gott lästert, lädt Schuld auf sich. Wer aber des Herrn Namen schmäht, leide den Tod! Ihn soll die Gesamtgemeinde steinigen. Sei es Fremdling oder Eingeborener! Weil er den Namen geschmäht, muß er sterben. Wer ein Menschenwesen erschlägt, soll den Tod erleiden! Wer ein Tierwesen erschlägt, soll es ersetzen! Wesen um Wesen. Wenn jemand seinem Nächsten einen Leibesschaden zufügt, dem werde getan, wie er getan! Bruch um Bruch! Aug" um Aug'! Zahn um Zahn! Der gleiche Leibesschaden, den er einem anderen zufügt, werde ihm zugefügt! Wer ein Stück Vieh erschlägt, soll es ersetzen! Wer einen Menschen erschlägt, soll getötet werden. Einerlei Recht sei euch, dem Fremdling wie dem Einheimischen! Ich, der Herr, bin euer Gott."« Und Moses berichtete so den Israeliten. Da führten sie den Lästerer vor das Lager und steinigten ihn. Die Israeliten taten also, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Sabbat- und JubeljahrDer Herr aber hatte zu Moses auf dem Berge Sinai also gesprochen: »Rede mit den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: "Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch gebe, so halte das Land für den Herrn eine Ruhezeit! Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen! Sechs Jahre sollst du deinen Weinberg beschneiden, dann heimse seine Ernte! Im siebten Jahre aber soll das Land volle Ruhe haben, als Ruhezeit für den Herrn! Du darfst dein Feld nicht besäen, noch deine Weinberge beschneiden! Den Nachwuchs deiner Ernte sollst du nicht beschneiden! Die Trauben deines unbeschnittenen Weinstocks sollst du nicht lesen. Ein Ruhejahr soll es für das Land sein. Während eurer Bodenruhe diene zur Nahrung dir, deinem Knechte, deiner Magd, deinem Lohnarbeiter, deinem Beisaß unter deinem Schutze, deinem Vieh und dem Wilde in deinem Lande all sein Ertrag. Zähle dir sieben Jahrwochen ab, siebenmal sieben Jahre! So seien dir die Tage der sieben Jahrwochen neunundvierzig Jahre! Dann laß im siebten Mond das Lärmhorn erschallen, am zehnten Tage des Monats! Am Sühnetage sollt ihr in eurem Lande das Horn ertönen lassen! Heiligt das fünfzigste Jahr und ruft Freiheit im Land für alle seine Insassen aus! Jubeljahr sei es euch! Da kehrt ein jeder zu seinem Besitz und jeder zu seiner Sippe zurück! Jubeljahr sei euch das fünfzigste Jahr! Nicht säen dürft ihr noch den Nachwuchs einernten und nicht von unbeschnittenen Traubenstöcken lesen! Ein Jubeljahr soll euch heilig sein! Vom Felde weg sollt ihr seinen Ertrag verzehren! In diesem Jubeljahr kommt ihr jeder wieder zu seinem Besitz. Verkauft ihr etwas einem Angehörigen eures Volkes oder kauft ihr es von einem solchen, so plage keiner den anderen! Nach der Zahl der Jahre nach dem Jubeljahr sollst du den Angehörigen deines Volkes abkaufen! Nach der Zahl der Erntejahre soll er dir verkaufen! Für eine größere Zahl von Jahren sollst du einen höheren Kaufpreis zahlen und einen kleineren für eine kleinere Zahl von Jahren! Wenn er dir eine Anzahl Ernten verkauft, dann sollt ihr nicht einander plagen, einer den anderen Angehörigen seines Volkes! Fürchte dich vor deinem Gott! Denn ich, der Herr, bin euer Gott. Tut meine Vorschriften! Meine Satzungen sollt ihr wahren! Erfüllt sie! Dann wohnet ihr im Lande sicher. Und dann gibt das Land seine Frucht. Satt könnt ihr euch essen und sicher darin siedeln. Und sprächet ihr: »Was sollen wir im siebten Jahre essen? Wir dürfen ja nicht säen und keinen Vorrat sammeln«, so entbiete ich im sechsten Jahre meinen Segen für euch, daß es für drei Jahre Ertrag gibt. Sät ihr im achten Jahr, so könnt ihr noch Altes vom Ertrag genießen. Bis zum neunten Jahre, bis seine Ernte kommt, könnt ihr Altes essen. Nicht soll das Land endgültig verkauft werden! Denn mein ist das Land. Ihr seid nur Gäste und Beisassen bei mir. Ihr sollt überall in eurem eigenen Lande Wiedereinlösung für das Land gestatten Verarmt dein Bruder und verkauft von seinem Besitz, so gehe sein nächster Verwandter zu ihm als Löser und löse den Verkauf seines Bruders aus! Hat jemand keinen Löser, aber ist er zur Wiedereinlösung vermöglich, so bringe er die Jahre seit dem Verkauf in Anrechnung! Was darüber ist, erstatte er seinem Käufer, damit er wieder zu seinem Besitz komme! Ist er aber zur Rückerstattung unvermögend, dann bleibe sein Verkauf im Besitz des Käufers bis zum Jubeljahr! Im Jubeljahr aber falle es heim, daß er wieder zu seinem Besitz kommt! Verkauft jemand in einer ummauerten Stadt ein Wohnhaus, so währe sein Einlösungsrecht bis zum Tage des Jahres seines Verkaufes! Sein Einlösungsrecht soll auf den Tag währen! Wird es aber bis zum Ablauf eines vollen Jahres nicht eingelöst, dann verfalle das Haus in der Stadt mit Mauern endgültig seinem Käufer und seinen Nachkommen! Im Jubeljahr fällt es nicht heim. Die Häuser in Dörfern ohne Ringmauern sind zum Ackerfelde zu rechnen. Für sie gibt es ein Einlösungsrecht; sie fallen im Jubeljahre heim. Bei den Levitenhäusern, bei ihren eigenen Häusern in den Städten, gibt es stets ein Einlösungsrecht. Wer von den Leviten nicht einlösen kann, dessen verkauftes Haus falle in der eigenen Stadt im Jubeljahr zurück. Denn der Levitenstädte Häuser sind ihr Eigentum inmitten der Söhne Israels. Aber ihrer Städte Weideland darf nicht verkauft werden. Für alle Zeit gehört es ihnen. Verarmt dein Bruder, zittert seine Hand neben dir, dann halte ihn fest! Als Gast und Beisasse, so lebe er bei dir! Nimm keinen Wucherzins von ihm! Fürchte deinen Gott! Dein Bruder lebe neben dir! Du sollst ihm dein Geld nicht gegen Zins geben und nicht um Zinsen deine Speise. Ich, der Herr, bin euer Gott, der aus Ägypterland euch geführt, euch das Land von Kanaan zu geben und euch Gott zu sein. Verarmt dein Bruder neben dir und verkauft er sich dir, so sollst du ihn keine Sklavendienste tun lassen! Er soll bei dir wie ein Lohnarbeiter sein, ein Beisasse! Er soll bei dir bis zum Jubeljahr dienen! Dann verlasse er samt seinen Söhnen dich und kehre zu seiner Sippe! Zum Besitz seiner Väter kehre er wieder! Sie sind ja meine Knechte, die ich aus Ägypterland geführt. Sie dürfen nicht wie Sklaven verkauft werden. Du sollst nicht mit Härte über ihn herrschen! Fürchte dich vor deinem Gott! Dein Sklave und deine Sklavin, die dein sind: von den Heidenvölkern rings um euch möget ihr Sklaven und Sklavinnen erwerben. Auch von den Kindern der Beisassen neben euch möget ihr kaufen sowie aus ihrer Sippe bei euch. Die sie in eurem Land gezeugt, sie mögen euer Besitz werden. Vererbet sie nach euch auf eure Söhne als ihren Besitz! Ihr möget sie dauernd zu Sklaven haben. Aber über eure israelitischen Brüder dürft ihr gegenseitig nicht mit Härte walten. Kommt bei dir ein Fremder oder Beisaß zu Besitz, dein Bruder aber wird neben ihm arm und verkauft sich einem Beisassen bei dir oder einem Abkömmling aus des Fremdlings Sippe, so gibt es nach seinem Verkauf für ihn Auslösung. Einer seiner Brüder soll ihn lösen, oder sein Oheim oder seines Oheims Sohn, oder einer seiner nächsten Blutsverwandten seiner Sippe, oder reicht sein Vermögen zu, so löse er sich aus! Er rechne mit seinem Käufer die Zeit vom Jahre seines Verkaufs bis zum Jubeljahr! Der Preis seines Verkaufs sei nach der Jahre Zahl! Wie ein Lohnarbeiter soll er eine bestimmte Zeit bei ihm sein! Sind es noch viele der Jahre, dann soll er dementsprechend seine Lösungssumme von seinem Kaufgeld erstatten! Fehlen aber nur wenige Jahre bis zum Jubeljahr, so berechne er sie ihm! Nach seinen Jahren soll er seine Lösungssumme erstatten! Gleich dem, der Jahr für Jahr um Lohn arbeitet, soll er neben ihm sein! Er soll aber nicht mit Härte über ihn walten vor deinen Augen! Wird er nicht auf diese Weise ausgelöst, dann gehe er im Jubeljahr samt seinen Söhnen frei aus! Denn die Söhne Israels sind mir Knechte. Meine Knechte sind sie, die ich aus dem Ägypterland herausgeführt. Ich, der Herr, bin euer Gott."« Verbote, Segen und Fluch»Ihr sollt keine Götzen machen! Ihr sollt euch kein Schnitzbild errichten und kein Steinmal! Ihr sollt keinen Klagestein in eurem Lande setzen, um euch darauf hinzuwerfen! Denn ich, der Herr, bin euer Gott. Meine Ruhetage sollt ihr beobachten! Vor meinem Heiligtume sollt ihr Ehrfurcht haben! Ich bin der Herr. Wandelt ihr nach meinen Satzungen und haltet ihr meine Vorschriften und tut ihr nach ihnen, alsdann gebe ich eure Regen zu ihrer Zeit. Das Land gibt seine Ernte und des Feldes Baum seine Frucht. Dann reicht euch die Dreschzeit bis zur Weinlese und die Weinlese bis zur Saatzeit. Ihr eßt bis zum Sattsein euer Brot und sitzt in Sicherheit in eurem Lande. Dem Land gebe ich Frieden. Ihr legt euch nieder, und niemand schreckt euch. Böses Getier schaffe ich aus dem Lande. Kein Schwert zieht mehr durch euer Land. Verfolgt ihr eure Feinde, dann verfallen sie vor euch dem Schwerte! Eurer fünf verfolgen hundert und eurer hundert zehntausend. So verfallen eure Feinde vor euch dem Schwert. Ich wende mich euch zu und mehre euch und mache euch zahlreich. Meinen Bund errichte ich mit euch. Essen könnt ihr Altes, Gelagertes. Das Alte aber müßt ihr erst hinausschaffen vor dem Neuen. Ich nehme meinen Wohnsitz bei euch, und meine Seele wird euch nicht verabscheuen. Ich wandle unter euch und bin euch Gott. Ihr aber sollt mir zum Volke sein! Ich, der Herr, bin euer Gott, der aus Ägypterland euch geführt, damit ihr nicht länger ihnen Sklaven wäret. Ich zerbrach die Stangen eures Joches und ließ euch aufrecht gehen. Hört ihr aber nicht auf mich und tut ihr nicht nach allen den Geboten, verwerft ihr meine Vorschriften und verabscheut eure Seele meine Satzungen, daß alle meine Gebote ungetan bleiben, daß ihr meinen Bund brechet, dann tu ich Ähnliches an euch. Ich verhänge über euch plötzlich Schwindsucht und Brand, die die Augen vernichten und die Seele verkümmern. Umsonst sät ihr euren Samen. Eure Feinde verzehren ihn. Ich kehre mein Antlitz wider euch. Von euren Feinden werdet ihr geschlagen, und eure Hasser unterjochen euch. Ihr flieht, wo keiner euch verfolgt. Gehorcht ihr mir auf dies hin nicht, dann züchtige ich euch noch siebenmal härter für eure Sünden. Ich breche euren frechen Übermut und lasse euren Himmel wie Eisen werden, euer Ackerfeld wie Erz. Umsonst verzehrt sich eure Kraft. Ertraglos bleibt euer Ackerfeld. Des Feldes Bäume geben keine Frucht. Und geht ihr dann mit mir noch unschicklich um, und wollt ihr mir nicht gehorchen, dann schlage ich euch nach euren Sünden siebenfach. Ich sende gegen euch des Feldes Wild, damit es euch entvölkere und euer Vieh würge und euch mindere, damit eure Straßen veröden. Und nehmt ihr dann noch keine Zucht von mir an, dann gehe auch ich mit euch unschicklich um und schlage euch siebenfach um eurer Sünde willen. Ich bringe über euch ein Schwert, das den Bundesbruch rächt. Bergt ihr euch in euren Städten, dann sende ich unter euch die Pest. In Feindeshände werdet ihr gegeben. Zerbreche ich euch des Brotes Stütze, dann können euer Brot zehn Weiber in einem einzigen Ofen backen. Sie werden euch das Brot zuwägen. Dann esset ihr und werdet nicht satt. Und hört ihr trotzdem nicht auf mich, und geht ihr mit mir unschicklich um, dann gehe auch ich in meinem Grimm mit euch unschicklich um und züchtige euch meinerseits um eurer Sünden willen siebenfach. Dann eßt ihr eurer Söhne Fleisch, und eurer Töchter Fleisch werdet ihr essen. Und ich verwüste eure Höhen, zerstöre eure Rauchaltäre und werfe auf eure Götzen eure Leichen. So ekelt sich meine Seele vor euch. Ich mache zu Trümmern eure Städte und lasse eure Heiligtümer unbewohnt und nicht mehr rieche ich euren süßen Duft. Ich verwüste das Land, und eure Feinde entsetzen sich darob, wenn sie in ihm siedeln. Euch aber zerstreue ich unter die Heiden und ich zücke hinter euch ein Schwert. Zur Wüste soll euer Land werden, zu Trümmern eure Städte! Dann zahlt das Land seine Sabbate mit all der Zeit der Verödung, indessen ihr im Lande eurer Feinde seid. Dann feiert das Land und zahlt so seine Sabbate. Ruhe hat es die ganze Zeit der Verödung, die Ruhe, die es nicht gehabt, als ihr bei euren Ruhezeiten darin noch wohntet. Die von euch übrigbleiben, mache ich verzagt in ihrer Feinde Länder. Verwehten Blattes Rauschen schlägt sie in die Flucht. Sie fliehen wie auf Schwertes Flucht und stürzen, obwohl sie niemand verfolgt. Sie fallen wie vor einem Schwerte, der eine über den anderen, obschon von niemandem verfolgt. Ihr haltet vor euren Feinden nicht stand. Und bei den Heiden schwindet ihr, und eurer Feinde Land frißt euch. Die von euch übrigbleiben, siechen ob ihrer Sündenschuld in eurer Feinde Ländern hin. Sie siechen obendrein ob ihrer Väter Sünden hin. Bekennen sie dann ihre Schuld und die der Väter, in ihrem Trug, mit dem sie mich betrogen, auch daß sie mit mir unschicklich umgegangen und daß auch ich mit ihnen unschicklich gehandelt und sie in ihrer Feinde Land verbracht, wenn sich dann ihr unbeschnitten Herze beugt und wenn sie dann ihre Sündenschuld aufzählen, dann gedenke ich meines Jakobbundes und meines Isaakbundes und meines Abrahambundes und des Landes gedenke ich. Das Land muß aber von ihnen verlassen werden und seine Sabbate abzahlen, indes es wüste liegt und jene fort sind. Sie selber müssen ihre Sündenschuld aufzählen, weil sie meine Satzungen verworfen und meine Vorschriften mißachtet haben. Trotzdem verwerfe ich sie nicht, wenn sie im Lande ihrer Feinde sind, und ich verabscheue sie nicht, so daß ich sie ganz vertilgt und meinen Bund mit ihnen aufgelöst hätte. Ich, der Herr, bin ihr Gott. Ich gedenke zu ihrem Besten des Bundes mit den Ahnen, die ich aus Ägypterland vor der Heiden Augen weggeführt, um ihnen Gott zu sein, ich, der Herr.« Dies sind die Gebote, Satzungen und Lehren, die der Herr zwischen sich und den Söhnen Israels auf dem Berge Sinai durch Moses aufgestellt hat. Gelübde und ZehntenUnd der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu den Söhnen Israels und sage ihnen: "Wenn jemand Personen nach dem Schätzungswert dem Herrn gelobt, dann sei Schätzungswert des Männlichen von zwanzig bis zu sechzig Jahren nach heiligem Gewicht fünfzig Silberringe! Ist es ein Weibliches, sei der Wert dreißig Ringe! Ist es von fünf bis zu zwanzig Jahren, so sei der Wert des Männlichen zwanzig Ringe, der des Weiblichen zehn! Ist es von einem Monat bis zu fünf Jahren, so sei der Wert des Männlichen fünf Silberringe, der des Weiblichen drei Silberringe! Ist es von sechzig Jahren und darüber, so sei der Wert des Männlichen fünfzehn Ringe und der des Weibes zehn! Ist es aber zu arm für den Schätzungswert, dann bringe man es vor den Priester, und der Priester werte es! Nach dem, was der Gelobende zahlen kann, soll ihn der Priester werten! Und ist es Vieh, von dem man dem Herrn ein Opfer bringen will, dann soll alles, was einer davon gibt, dem Herrn geheiligt sein! Er soll es nicht auswechseln und nicht Gutes für Schlechtes vertauschen oder Schlechtes für Gutes, und tauscht er doch das eine Vieh mit dem anderen, so sei das eine geheiligt; aber auch das andere soll es sein! Ist es aber irgendein unreines Tier, das man dem Herrn nicht als Opfer darbringen darf, so stelle er das Vieh dem Priester vor! Der Priester werte es zwischen gut und schlecht! Wie es der Priester wertet, so soll es bleiben! Löst er es aber ein, so lege er ein Fünftel auf den Schätzungswert! Weiht jemand dem Herrn sein Haus als heilige Gabe, so werte es der Priester zwischen gut und schlecht! Wie es der Priester schätzt, dabei soll es bleiben! Will jemand, der sein Haus geweiht hat, es einlösen, so lege er ein Fünftel des Wertes darauf, und es sei wieder sein! Weiht jemand etwas von seinem Besitz dem Herrn, so sei der Wert nach seiner Aussaat! Ein Malter Gerstenaussaat zu fünfzig Silberringen. Weiht er vom Jubeljahre ab sein Feld, so soll es nach dem Richtwerte zu stehen kommen! Weiht er aber nach dem Jubeljahr sein Feld, so berechne der Priester den Silberpreis mit Rücksicht nach den Jahren, die bis zum Jubeljahre fehlen! Dies werde vom Richtwert abgezogen! Will aber der, der das Feld geweiht, es einlösen, dann lege er ein Fünftel des Wertes darauf, und es sei wieder sein! Löst er aber das Feld nicht ein und hat man das Feld an einen anderen verkauft, so kann es nicht mehr eingelöst werden. Vielmehr ist dies Feld, wird es im Jubeljahre frei, etwas, was dem Herrn geweiht ist, wie ein dem Bann verfallenes Feld. Dem Priester soll sein Besitz zufallen. Weiht er jedoch dem Herrn ein Feld, das er sich selbst gekauft und das nicht zu seinem Erbbesitz gehört, so berechne ihm der Priester den Betrag des Richtwertes bis zum Jubeljahr! Er gebe den Wert an demselben Tag als heilige Gabe für den Herrn! Im Jubeljahre kommt das Feld an den zurück, von dem er es gekauft und dem es als Erbbesitz gehört hat. Nach heiligem Gewicht geschehe jede Schätzung! Zwanzig Korn seien ein Ring! Erstgeburten aber, die beim Vieh als erstgeworfen des Herrn sind, darf niemand opfern, weder Rind noch Schaf. Dem Herrn gehören sie ohnehin. Bei unreinem Vieh löse man es nach dem Schätzungswert und lege ein Fünftel des Betrags darauf! Wird es nicht eingelöst, so werde es nach dem Wert verkauft! Keinerlei Banngut, das ein Mann dem Herrn bannt, nichts, was ihm gehört, Mensch oder Vieh oder Erbgrundstück, darf verkauft oder eingelöst werden. Alles Banngut ist dem Herrn hochheilig. Was von Menschen gebannt wird, darf nicht losgekauft werden. Es soll getötet werden! Aller Zehnte vom Boden, der Saatfrucht und der Baumfrüchte sind des Herrn. Sie sind dem Herrn geheiligt. Löst aber jemand einen Teil von seinem Zehnten ein, so soll er ein Fünftel des Betrages darauflegen! Bei allem Zehnten von Rind und Schaf, von allem, was unterm Hirtenstabe durchgeht, soll das zehnte Stück dem Herrn geheiligt werden. Man soll nicht zwischen gut und schlecht untersuchen! Man soll es nicht vertauschen! Tauschte man es doch, dann sei das eine dem Heiligtum verfallen, ebenso soll es mit dem anderen sein! Es darf nicht eingelöst werden."« Dies sind die Gebote, die der Herr dem Moses für die Israeliten auf dem Berge Sinai gegeben hat. VolkszählungUnd der Herr redete mit Moses in der Wüste Sinai im Festgezelt am ersten Tage des zweiten Monats im zweiten Jahre nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten: »Erhebt die Gesamtzahl der israelitischen Gesamtgemeinde nach ihren Sippen und Familien, in Namenszählung, alles Männliche aber nach der Kopfzahl! Von zwanzig Jahren an und darüber sollt ihr in Israel alle Kampffähigen nach ihren Scharen mustern, du und Aaron! Euch zugesellt soll für jeden Stamm je einer sein, und zwar sei es das Familienoberhaupt! Dies sind die Namen der Männer, die euch beistehen sollen: für Ruben: Elisur, Sedeurs Sohn; für Simeon: Selumiel, Surisaddais Sohn; für Juda: Amminadabs Sohn Nachson; für Issakar: Suars Sohn Netanel; für Zabulon: Chelons Sohn Eliab; für die Josephssöhne: von Ephraim Elisama, Ammihuds Sohn, von Manasse Pedahsurs Sohn Gamliel; für Benjamin: Gidonis Sohn Abidan; für Dan: Ammisaddais Sohn Achiezer; für Asser: Okrans Sohn Pagiel; für Gad: Reuels Sohn Eljasaph; für Naphtali: Enans Sohn Achira.« Dies waren die Berufenen der Gemeinde, die Fürsten ihrer väterlichen Stämme, die Häupter der Sippen Israels. So nahm Moses mit Aaron diese namentlich bezeichneten Männer. Die Gesamtgemeinde aber versammelten sie am ersten des zweiten Monats. Da trugen sie sich nach der Geburt in ihren Sippen familienweise ein, in Namenszählung, Kopf für Kopf, von zwanzig Jahren und darüber. Wie der Herr dem Moses befohlen, so musterte er sie in der Wüste Sinai. Die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels, entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung, Kopf für Kopf, alles Männliche, von zwanzig Jahren und darüber, alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Ruben Ausgemusterten, 46.500. Von den Söhnen Simeons entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien die Gemusterten unter schriftlicher Namensaufnahme, Kopf für Kopf, alles Männliche, von zwanzig Jahren und darüber, alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Simeon Ausgemusterten, 59.300. Von den Söhnen Gads entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber, alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Gad Ausgemusterten, 45.650. Von den Söhnen Judas entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Juda Ausgemusterten, 74.600. Von den Söhnen Issakars entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Issakar Ausgemusterten, 54.400. Von den Söhnen Zabulons entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Zabulon Ausgemusterten, 57.400. Von den Josephssöhnen, von den Söhnen Ephraims entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Ephraim Ausgemusterten, 40.500. Von den Söhnen Manasses entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Manasse Ausgemusterten, 32.200. Von den Söhnen Benjamins entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Benjamin Ausgemusterten, 35.400. Von den Söhnen Dans entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Dan Ausgemusterten, 62.700. Von den Söhnen Assers entsprachen in ihren Geschlechtern, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Asser Ausgemusterten, 41.500. Von den Söhnen Naphtalis entsprachen in ihren Geschlechtem, Sippen und Familien in Namenszählung von zwanzig Jahren und darüber alle Wehrpflichtigen, ihre aus dem Stamme Naphtali Ausgemusterten, 53.400. Dies sind die Ausgemusterten, die Moses und Aaron gemustert haben, sowie die Fürsten Israels, zwölf Mann, je einer für seine Familie. Alle, familienweise von zwanzig Jahren und darüber gemusterten Israeliten wurden sämtlich in Israel wehrpflichtig. Aller Gemusterten waren es 603.550. Die Leviten aber waren nach ihrem väterlichen Stamme nicht mit ihnen gemustert worden. Der Herr hatte nämlich zu Moses gesagt: »Du darfst den Levitenstamm in keiner Weise mustern. Ihre Gesamtzahl sollst du bei Israels Söhnen nicht aufnehmen! Dagegen beauftrage du die Leviten über die Wohnung des Zeugnisses, über alle ihre Geräte und alles, was dazu gehört! Sie sollen die Wohnung und alle ihre Geräte tragen! Pflegen sollen sie diese! Darum sollen sie rings um die Wohnung lagern! Setzt sich die Wohnung in Bewegung, dann sollen die Leviten sie auseinandernehmen, und lagert sich die Wohnung, dann sollen die Leviten sie erstellen! Ein Fremder, der hinzutritt, soll des Todes sterben! Die anderen Israeliten sollen lagern, jeder in seinem Lager und jeder bei seiner Fahne, nach ihren Scharen! Die Leviten aber sollen um die Wohnung des Zeugnisses lagern, daß kein Zorn über die israelitische Gemeinschaft komme! Darum sollen die Leviten die Wache an der Wohnung des Zeugnisses übernehmen!« Die Israeliten taten so. Genau so wie der Herr dem Moses geboten, also taten sie. LagerordnungUnd der Herr sprach zu Moses und Aaron: »Jeder soll sich bei seiner Fahne lagern, bei den Abzeichen seiner Familie! So sollen die Israeliten lagern! Dem Festgezelt gegenüber ringsum sollen sie lagern! Nach vorne, nach Osten zu, sollen lagern die Fahne des Lagers Juda nach seinen Scharen und der Fürst der Judasöhne Nachson, Amminadabs Sohn, und seine Schar mit ihren Ausgemusterten, 74.600! Neben ihm lagere der Stamm Issakar und der Fürst der Issakarsöhne Netanel, Suars Sohn, und seine Schar mit seinen Ausgemusterten, 54.400! Ferner der Stamm Zabulon und der Fürst der Zabulonsöhne Eliab, Chelons Sohn, und seine Schar mit seinen Ausgemusterten, 57.400! Alle in Judas Lager Ausgemusterten zählen 186.400 nach ihren Scharen. Sie haben zuerst zu ziehen. Die Fahne des Lagers Rubens sei nach Süden zu, nach ihren Scharen, und Fürst der Rubensöhne sei Elisur, Sedeurs Sohn, und seine Schar mit seinen Ausgemusterten, 46.500! Daneben lagere der Stamm Simeon und der Fürst der Simeonsöhne Selumiel, Surisaddais Sohn, und seine Schar mit ihren Ausgemusterten, 59.300! Dann der Stamm Gad und der Fürst der Gadsöhne Eljasaph, Reuels Sohn, und seine Schar mit ihren Ausgemusterten, 45.650! Alle in Rubens Lager Ausgemusterten zählen 151.450 nach ihren Scharen. Sie haben an zweiter Stelle zu ziehen. Das aufgeschlagene Festgezelt und das Levitenlager seien in der Mitte der anderen Lager! Wie sie lagern, so sollen sie ziehen, jeder von seinem Platze bei ihren Fahnen! Die Fahne des Lagers Ephraims nach seinen Scharen sei gegen Westen, und Fürst der Ephraimsöhne sei Elisama, Ammihuds Sohn, und seine Schar mit ihren Ausgemusterten, 40.500! Daneben der Stamm Manasse, und Fürst der Manassesöhne sei Gamliel, Pedahsurs Sohn, und seine Schar mit ihren Ausgemusterten, 32.2001 Dann der Stamm Benjamin und Fürst der Benjaminsöhne Abidan, Gidonis Sohn, und seine Schar mit ihren Ausgemusterten, 35.400! Alle im Lager Ephraims Ausgemusterten, 108.100 nach ihren Scharen, sollen an dritter Stelle ziehen. Die Fahne des Lagers Dans sei gegen Norden, nach ihren Scharen, und Fürst der Söhne Dans sei Achiezer, Ammisaddais Sohn, und seine Schar mit ihren Ausgemusterten, 62.700! Daneben lagere den Stamm Asser, und Fürst der Assersöhne sei Pagiel, Okrans Sohn, und seine Schar und ihre Ausgemusterten, 41.500! Dann der Stamm Naphtali, und Fürst der Naphtalisöhne sei Achira, Enans Sohn, und seine Schar mit ihren Ausgemusterten, 53.400! Alle im Lager Dans Ausgemusterten, 157.600, sollen zuletzt nach ihren Fahnen ziehen.« Dies sind die Ausgemusterten der Israeliten nach ihren Familien; sämtliche Ausgemusterten der Lager nach ihren Scharen, 603.550. Die Leviten aber waren unter den Israeliten nicht mitgemustert worden, wie der Herr dem Moses befohlen. Die Israeliten taten alles, wie der Herr dem Moses befohlen. So lagerten sie nach ihren Fahnen. Und also zogen sie aus, jeder nach seiner Sippe und bei seiner Familie. Levitenmusterung - Auslösung ErstgeborenerDies sind die Geschehnisse Aarons und Mosis zur Zeit, da der Herr mit Moses auf dem Berge Sinai geredet hat. Dies sind die Namen der Aaronsöhne: der Erstgeborene Nadab, Abihu, Eleazar und Itamar. Dies sind die Namen der Söhne Aarons, der gesalbten Priester, die man zum Priesterdienste eingesetzt hatte. Nadab und Abihu aber waren vor dem Herrn gestorben, weil sie vor dem Herrn ungehöriges Feuer darbrachten in der Wüste Sinai. Sie hatten keine Söhne gehabt, und so verwalteten Eleazar und Itamar bei ihres Vaters Lebzeiten das Priesteramt. Und der Herr sprach zu Moses: »Bringe den Levistamm her und stelle ihn dem Priester Aaron vor, daß er ihm Dienste leiste! Sie sollen seiner und der Gesamtgemeinde vor dem Festgezelt warten im Dienst an der Wohnung! Des Festgezeltes sämtlicher Geräte sollen sie warten und sonst der Söhne Israels im Dienste an der Wohnung! Die Leviten übergib Aaron und seinen Söhnen! Beigegeben sind sie ihm aus den Söhnen Israels. Aaron mit seinen Söhnen sollst du bestellen, daß sie an dem Festgezelt ihres Priesteramtes warten! Der Unbefugte, der herantritt, soll des Todes sterben!« Und der Herr sprach zu Moses: »Ich selber nehme die Leviten aus der Israeliten Mitte anstatt aller erstgeborenen Israeliten, die zuerst den Mutterschoß durchbrechen. So seien die Leviten mein! Denn mein ist alle Erstgeburt. An dem Tage, da ich alle Erstgeburt im Land Ägypten geschlagen, habe ich mir alle Erstgeburt in Israel geweiht. Vom Menschen bis zum Vieh. Sie gehören mir, dem Herrn!« Und der Herr sprach zu Moses in der Steppe Sinai: »Mustere die Levisöhne nach ihren Sippen und Familien! Alles Männliche von einem Monat aufwärts sollst du mustern!« Da musterte sie Moses, nach des Herrn Befehl, wie ihm geboten ward. Dies sind Levis Söhne nach ihren Namen: Gerson, Kehat und Merari. Dies sind die Namen der Söhne Gersons nach ihren Sippen: Libni und Simi. Die Söhne Kehats nach ihren Sippen sind Amram, Jishar, Chetron und Uzziel. Die Söhne Meraris nach ihren Sippen sind Machli und Musi. Dies sind die Sippen der Leviten nach ihren Familien. Von Gerson stammt das Geschlecht der Libniter und das der Simiter. Dies sind die Sippen der Gersoniter. Die Zahl ihrer Ausgemusterten, aller Männlichen von einem Monat und darüber, betrug 7.500. Die Sippen der Gersoniter sollen hinter der Wohnung gen Westen lagern! Das Familienhaupt der Gersoniter war Laels Sohn Eljasaph. Die Wartung der Gersonsöhne sei im Festgezelt die Wohnung und das Zelt seine Hülle, der Vorhang vor der Tür des Festgezeltes, die Vorhofumhänge, der Vorhang vor der Vorhoftür um Wohnung und Altar und seine Stricke mit seinem ganzen Zubehör! Von Kehat stammt das Geschlecht der Amramiter, der Ishariter, der Chetroniter und der Uzzieliter. Dies sind die Geschlechter der Kehatiter. Nach der Zählung alles Männlichen, von einem Monat an gerechnet, sind es 8.300, die des Heiligtums warten. Die Sippen der Kehatsöhne sollen neben der Wohnung gen Süden lagern! Familienhaupt der Kehatitersippen ist Uzziels Sohn Elisaphan. Ihre Sorge sei die Lade, der Tisch, der Leuchter, die Altäre, die heiligen Geräte, mit denen man amtet, und der Vorhang, mit all ihrem Zubehör! Das Oberhaupt der Levihäupter ist Eleazar, der Sohn des Priesters Aaron, Aufseher derer, die des Heiligtums warten. Von Merari stammt das Geschlecht der Machliter und Musiter. Das sind die Sippen Meraris. Ihrer Ausgemusterten, in der Zählung alles Männlichen von einem Monat aufwärts, sind es 6.200. Familienhaupt der Sippen Meraris ist Suriel, Abichails Sohn; sie lagerten neben der Wohnung gegen Norden. Die Merarisöhne haben die Aufgabe, die Bretter der Wohnung zu besorgen, ihre Riegel, Säulen, Füße und alle ihre Geräte, kurz ihr gesamtes Zubehör, ferner die Vorhofsäulen ringsum und ihre Füße, Pflöcke und Stricke. Vor der Wohnung nach vorne, vor dem Festgezelt gen Osten, lagerten Moses, Aaron und seine Söhne, die den Dienst am Heiligtum besorgten, den Dienst für die Israeliten. Der Unbefugte, der sich naht, soll des Todes sterben. Aller Ausgemusterten der Leviten, die Moses und Aaron nach des Herrn Befehl nach ihren Sippen gemustert hatten, alles Männliche von einem Monat aufwärts, sind es 22.000. Und der Herr sprach zu Moses: »Mustere alle männliche Erstgeburt der Söhne Israels von einem Monat aufwärts! Erhebe die Zahl ihrer Namen! Für mich, den Herrn, nimm die Leviten anstatt aller israelitischen Erstgeburt und der Leviten Vieh anstatt aller Erstlingswürfe unter dem Vieh der Israeliten!« Da musterte Moses nach des Herrn Befehl alle Erstgeburt unter den Söhnen Israels. Und die Zahl der Namen aller männlichen Erstgeburt von einem Monat aufwärts, nach ihren Ausgemusterten, war 22.273. Und der Herr sprach zu Moses: »Nimm die Leviten anstatt aller erstgeborenen Israeliten und der Leviten Vieh anstatt ihres Viehes! Die Leviten sollen mir, dem Herrn, gehören! Und für die Auslösung der 273 israelitischen Erstgeborenen, die über die Leviten überschüssig sind, erhebe für jeden Kopf fünf Ringe! Erhebe sie nach heiligem Gewicht! Den Ring zu zwanzig Korn. Und gib das Geld dem Aaron und seinen Söhnen zur Ablösung ihrer Überschüssigen!« Und Moses erhob das Ablösungsgeld von denen, die überschüssig waren über die durch die Leviten Abgelösten. Er erhob das Geld von den israelitischen Erstgeborenen, 1.365 (Ring) heiliges Gewicht. Und Moses übergab das Ablösungsgeld dem Aaron und seinen Söhnen nach des Herrn Wort, wie es der Herr dem Moses befolgen hatte. LevitenUnd der Herr sprach zu Moses und Aaron: »Erhebt der Kehatsöhne Kopfzahl aus den anderen Levisöhnen, nach ihren Sippen und Familien von dreißig Jahren aufwärts bis zu fünfzig Jahren, alles, was zum Dienste kommt, an dem Festgezelt Arbeit zu tun! Dies ist der Dienst der Kehatsöhne an dem Festgezelt, in hochheiligen Dingen: Beim Abzug des Lagers sollen Aaron und seine Söhne kommen und den hüllenden Vorhang abnehmen und die Zeugnislade mit ihm verhüllen! Darüber sollen sie eine weiche Lederdecke legen und oben darauf ein blaues Purpurtuch breiten und ihre Tragstangen einstecken! Über den Schaubrottisch sollen sie ein blaues Purpurtuch breiten und darauf die Schüsseln, Schalen, Becher und Trankopferkannen stellen! Das stets aufgelegte Brot sei auch darauf! Darüber sollen sie Karmesintuch breiten, dies mit einer weichen Überdecke einpacken und die Tragstangen hineinstecken! Dann sollen sie ein blaues Purpurtuch nehmen und damit den Leuchter, seine Lampen, seine Lichtscheren und Pfannen und all die Ölgefäße bedecken, mit denen man daran amtet! Dann sollen sie ihn und alle seine Geräte in eine Hülle aus weichem Leder tun und ihn auf eine Tragbahre legen! Ein blaues Purpurtuch sollen sie über den goldenen Altar breiten, ihn in eine weiche Lederdecke packen und seine Tragstangen hineinstecken! Dann sollen sie alle dienstlichen Geräte nehmen, mit denen man im Heiligtum amtet, in ein blaues Purpurtuch wickeln, sie in eine weiche Lederdecke packen und auf die Tragbahre legen! Dann sollen sie den Altar von seiner Asche reinigen und über ihn ein rotes Purpurtuch breiten und alle die Geräte darauflegen, mit denen man darauf amtet, die Pfannen, Gabeln, Schaufeln, Becken, kurz alle die Altargeräte! Sie sollen eine weiche Lederdecke darüber breiten und seine Tragstangen hineinstecken! Sind Aaron und seine Söhne mit dem Einpacken des Heiligen und des ganzen Zubehörs des Heiligen fertig beim Aufbruch des Lagers, dann sollen die Kehatsöhne kommen, sie zu tragen! Sie dürfen aber das Heilige nicht berühren, sonst müßten sie sterben. Das ist das Trägeramt der Kehatsöhne am Festgezelt. Zum Aufsichtsamt des Aaronsohnes und Priesters Eleazar gehört das Leuchteröl, das würzige Räucherwerk, das regelmäßige Speiseopfer und das Salböl, die Aufsicht über die ganze Wohnung und alles, was darin an Heiligem ist, und sein Zubehör.« Und der Herr redete zu Moses und Aaron. »Laßt nicht der Kehatitersippen Stamm aus den Leviten ausgerottet werden! Tut dies für sie, daß sie leben und nicht sterben, wenn sie an das Hochheilige treten! Dann komme Aaron mit den Söhnen und stelle jene, Mann für Mann, an das, was sie zu leisten und zu tragen haben, daß sie nicht hineinkommen und sehen, wie man das Heiligtum zerlegt, und sterben!« Und der Herr sprach zu Moses: »Du sollst auch der Gersonsöhne Kopfzahl aufnehmen, familienweise nach ihren Sippen! Von dreißig Jahren aufwärts bis zu fünfzig mustere sie, alle, die antreten, am Festgezelt Dienst zu tun! Dies ist der Dienst der Gersonitersippen an Leistung und Tragen: Sie sollen die Teppiche der Wohnung tragen, des Festgezeltes Decke und die weiche Lederdecke obendrauf, den Vorhang der Festgezelttür, die Vorhofumhänge, den Vorhang vor der Toröffnung des Vorhofes rings um die Wohnung und den Altar, die Stricke und alle ihre anderen Dienstgeräte! Was daran zu tun ist, sollen sie dienstwillig tun! Auf Aarons und seiner Söhne Geheiß erfolge der Gersonitersöhne Dienstleistung nach all ihrem Tragen und ihrer sonstigen Leistung! Ihr sollt ihnen all ihr Tragen zuordnen! Dies ist der Dienst der Gersonitersöhnesippen am Festgezelt. Ihre Aufsicht stehe unter Itamar, dem Aaronsohn und Priester! Die Söhne Meraris sollst du nach ihren Sippen und Familien mustern! Von dreißig Jahren aufwärts bis zu fünfzig sollst du sie mustern, alle, die antreten, am Festgezelt Dienst zu tun! Was ihre Pflicht zu tragen ist bei ihrem ganzen Dienst am Festgezelt, sind die Bretter der Wohnung, ihre Riegel, Säulen, Füße, die Vorhofsäulen ringsherum und ihre Füße, Pflöcke, Stricke samt allem Zubehör und allem, was es dabei zu besorgen gibt. Mit Namen sollt ihr die Geräte ihres pflichtigen Trägers angeben! Dies ist der Dienst der Sippen der Merarisöhne bei ihrer Dienstleistung am Festgezelt unter Aufsicht Itamars, des Aaronssohnes und Priesters.« Und Moses und die Fürsten der Gemeinde musterten die Kehatitersöhne nach ihren Sippen und Familien von dreißig Jahren aufwärts bis zu fünfzig, alle, die antraten, am Festgezelt Dienst zu tun. Ihrer Ausgemusterten waren es nach ihren Geschlechtern 2.750. Das sind die aus den Kehatitersippen Ausgemusterten, alle, die am Festgezelt Dienste taten und die Moses und Aaron, auf des Herrn Befehl an Moses, gemustert hatten. Die Ausgemusterten der Gersonsöhne nach ihren Sippen und Familien, von dreißig Jahren aufwärts bis zu fünfzig, alle, die antraten, am Festgezelt Dienst zu tun, ihrer Ausgemusterten waren nach Sippen und Familien 2.630. Dies sind die Ausgemusterten der Sippen der Gersonsöhne, alle, die am Festzelt Dienste taten und die Moses und Aaron nach des Herrn Befehl gemustert hatten. Die Ausgemusterten der Sippen der Merarisöhne nach Sippen und Familien von dreißig Jahren aufwärts bis zu fünfzig, alle, die antraten, am Festzelt Dienst zu tun, ihrer Ausgemusterten waren nach Sippen 3.200. Das sind die Ausgemusterten der Sippen der Merarisöhne, die Moses und Aaron nach des Herrn Befehl an Moses gemustert hatten. All die Ausgemusterten, die Moses, Aaron und die Fürsten Israels bei den Leviten musterten, nach ihren Sippen und Familien, von dreißig Jahren aufwärts bis zu fünfzig, alle, die antraten, Dienst zu tun und das Trägeramt am Festzelt auszuüben, ihrer Ausgemusterten waren 8.580. Nach des Herrn Befehl stellte man sie unter Mosis Aufsicht, Mann für Mann bei ihrem Dienst und Trägeramt an, und die man anstellte, waren die, die der Herr dem Moses befohlen. GesetzesvorschriftenUnd der Herr redete also mit Moses: »Befiehl den Söhnen Israels, sie sollen aus dem Lager jeden Aussatzverdächtigen entfernen, jeden Flüssigen und jeden an einer Leiche Verunreinigten! Männer und Weiber sollt ihr fortschaffen und vor das Lager sollt ihr sie schaffen, damit sie nicht ihr Lager unrein machen, weil ich unter ihnen wohne!« Und die Israeliten taten so. Sie schafften sie vor das Lager. Wie der Herr zu Moses gesprochen, so hatten die Israeliten getan. Und der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu den Israeliten: "Tut jemand, Mann oder Weib, irgendeine Menschensünde, in Untreue gegen den Herrn, und fühlt sich dieser schuldig, dann soll er seine Sünde, die er getan, bekennen! Er gebe den veruntreuten Betrag zurück und darauf soll er ein Fünftel legen und er gebe es dem, gegen den er sich verschuldet hat! Fehlt aber dem Mann ein Verwandter, dem man die Buße entrichten könnte, so fällt die schuldige Buße dem Herrn zum Besten der Priester zu, abgesehen vom Sühnewidder, mit dem man ihm Sühne schafft. Jede Weihegabe von all den heiligen Gaben, dem Priester von den Israeliten dargebracht, soll ihm gehören! Die ihm zustehenden Opfer sollen ihm gehören! Was jemand dem Priester gibt, soll ihm gehören!"« Und der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu den Söhnen Israels und sage ihnen: "Ist eines Mannes Weib ausschweifend und übt Trug an ihm, und ein anderer wohnt ihr bei, und dies bleibt ihrem Manne verborgen, weil sie unentdeckt bleibt, so verunreinigt sie sich. Ein Zeuge aber fehlt gegen sie, und sie ward nicht ertappt. Nun kommt ein Geist der Eifersucht aber ihn, und er eifert auf sein Weib, die sich verunreinigt hat, oder ein Geist der Eifersucht kommt über ihn, und er eifert auf sein Weib, obschon sie sich nicht verunreinigt hat; dann führe der Mann sein Weib zum Priester und bringe ihr Opfer für sie mit, ein Zehntel Scheffel Gerstenmehl! Er soll aber kein Öl darüber gießen noch Weihrauch darauf tun! Es ist ein Eifersuchtsspeiseopfer, ein Offenbarungsspeiseopfer zum Offenbaren der Sünde. Der Priester führe sie nun herbei und stelle sie vor den Herrn! Dann hole der Priester heiliges Wasser in einem Tongefäß! Auch etwas Staub vom Boden der Wohnung soll der Priester nehmen; dann tue er ihn in das Wasser! Der Priester stelle dann das Weib vor den Herrn, bringe des Weibes Haupthaar in Unordnung und lege in ihre Hände das Offenbarungsspeiseopfer, das Eifersuchtsspeiseopfer! Aber in des Priesters Hand soll das fluchbringende Bitterwasser bleiben! Dann beschwöre sie der Priester! Er spreche zum Weibe: Hat dir kein Mann beigewohnt und hast du dich nicht vergangen und verunreinigt, bist du vielmehr unter deinem Manne gewesen, dann schade dir nicht das fluchbringende Bitterwasser! Wenn du dich aber hast vergangen, obwohl deinem Manne unterstehend, und bist du unrein geworden dadurch, daß ein Mann dir beigewohnt, von deinem Manne abgesehen, so beschwöre der Priester das Weib mit dem Fluchschwure! Und der Priester spreche so zu dem Weibe: Dich soll der Herr inmitten deines Volkes zum Fluche und zur Verwünschung machen! Der Herr gebe dir Fehlgeburten bei willigem Leibe! Dies fluchbringende Wasser komme in dein Eingeweide, den Leib willig zu machen, aber Fehlgeburten zu bewirken! Das Weib spreche: Amen! Amen! Dann schreibe der Priester die Verwünschungen auf eine Tafel, wische sie in das Bitterwasser und lasse das Weib das fluchbringende Wasser trinken! So komme das fluchbringende Wasser in sie zu bitterem Wehe! Dann nehme der Priester dem Weibe das Eifersuchtsspeiseopfer aus der Hand, weihe das Speiseopfer vor dem Herrn und bringe es zum Altar! Der Priester nehme vom Speiseopfer eine Handvoll als sein Teil und lasse es auf dem Altar verrauchen! Dann soll er das Weib das Wasser trinken lassen! Und so er sie das Wasser trinken läßt, kommt, ist sie unrein und ihrem Marine untreu gewesen, das fluchbringende Wasser in sie zu bitterem Wehe. Ihr Leib wird zwar empfänglich sein; doch wird sie Fehlgeburten haben. So wird das Weib zum Fluche bei seinem Volke werden. Ist aber das Weib nicht unrein, sondern rein, so bleibt es unversehrt und bringt ein lebend Kind zu Welt. Dies ist das Gesetz über die Eifersuchtsfälle: Vergeht sich ein Weib, ihrem Mann unterstehend, und wird es unrein, oder kommt über einen Mann ein Geist der Eifersucht und eifert er auf sein Weib, so stelle er das Weib vor den Herrn, und der Priester tue an ihm genau nach diesem Gesetz! Der Mann bleibt dann von Verschuldung frei. Ein solches Weib aber lädt Schuld auf sich."« Nasiräer und PriestersegenUnd der Herr sprach zu Moses: »Rede mit den Söhnen Israels und sage ihnen: "Will jemand, Mann oder Weib, ein Nasiräergelübde ablegen, um sich dem Herrn zu weihen, so soll er sich des Weines und des Bieres enthalten! Auch soll er keinen Essig von Wein oder Bier trinken! Er soll keinen Traubensaft trinken und keine Trauben essen, weder frisch noch getrocknet! Alle Tage seiner Weihe soll er nichts trinken, was vom Weinstock gemacht wird! Von den Kernen bis zur Hülse soll er nichts essen! Die ganze Zeit seiner Weihe soll kein Schermesser über sein Haupt kommen, bis die Zeit erfüllt ist, für die er sich dem Herrn geweiht! Er ist dem Herrn heilig. Er lasse sein Haupthaar wachsen! Die ganze Zeit, die er sich dem Herrn geweiht, darf er zu keiner Leiche kommen. Er darf sich nicht unrein machen, weder an Vater noch Mutter noch Bruder noch Schwester, wenn sie sterben. Denn die Weihe an seinen Gott ist auf seinem Haupte. Alle Tage seiner Weihe ist er dem Herrn geweiht. Wenn aber neben ihm ganz plötzlich jemand stirbt und er macht seines Diadems Haupt unrein, dann schere er sein Haupt an dem Tage, an dem er wieder rein wird! Am siebten Tage soll er es scheren! Am achten Tage soll er zwei Turtel- oder junge Tauben zum Priester bringen an des Festgezeltes Pforte! Der Priester bereite die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer und schaffe ihm dafür Sühne, daß er sich an der Leiche verschuldet hat! Dann heilige er wieder sein Haupt am selben Tage, weihe sich weiter für die Tage seiner Weihe dem Herrn und bringe ein noch nicht jähriges Lamm als Schuldopfer dar! Die früheren Tage aber fallen weg, weil er sein Diadem entweiht hat. Dies ist das Gesetz über den Nasiräer: Wenn die Tage seiner Weihe erfüllt sind, soll man ihn an des Festgezeltes Pforte bringen! Er bringe dazu als seine Opfergabe dem Herrn ein noch nicht jähriges, fehlerloses Lamm zum Brandopfer, ein noch nicht jähriges, weibliches, fehlerloses Lamm zum Sündopfer, einen fehlerlosen Widder zum Dankopfer, einen Korb ungesäuerter Kuchen von Feinmehl, mit Öl bereitet, ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen sowie Speise- und Trankopfer! Der Priester bringe es vor den Herrn und bereite sein Sünd- und Brandopfer! Den Widder soll er als Dankopfer für den Herrn bereiten samt dem Korb mit dem Ungesäuerten! Auch sein Speise- und Trankopfer bereite der Priester! Dann schere der Nasiräer vor des Festgezeltes Pforte sein geweihtes Haupt, nehme seines geweihten Hauptes Haar und werfe es in das Feuer, unter dem Dankopfer! Dann nehme der Priester vom Widder den gekochten Bug und aus dem Korb einen ungesäuerten Kuchen sowie einen ungesäuerten Fladen und gebe es dem Nasiräer in die Hände, nachdem er sein Geweihtes abgeschoren! Dann weihe sie der Priester als Abgabe vor dem Herrn - eine zufallende heilige Gabe ist es für Priester - samt der Weihebrust und der Gabenkeule! Danach darf der Nasiräer Wein trinken. Das ist das Gesetz über den Nasiräer, der ein Gelübde macht, sein Opfer für den Herrn seiner Weihe wegen, außer dem, was er noch leisten kann. Gemäß seinem gemachten Gelübde soll er also tun, nach dem Gesetz seiner Weihe!"« Und der Herr sprach zu Moses also: »Sprich so zu Aaron und den Söhnen: "So sollt ihr die Israeliten segnen und so zu ihnen sprechen: Dich segne der Herr und behüte dich! Sein Antlitz lasse leuchten über dich der Herr und sei dir gnädig! Zuwende dir der Herr Sein Angesicht und schaffe dir so Frieden!" So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen! Dann werde ich sie segnen.« Gaben der FürstenNachdem Moses die Wohnung erstellt hatte, salbte er sie und weihte sie, ebenso alle ihre Geräte sowie den Altar und seine Geräte. Er salbte sie und weihte sie. Da brachten Israels Fürsten, ihre Familienhäupter, das sind die Stammesfürsten, Vorstände der Gemusterten, Opfer dar. Sie brachten vor den Herrn als ihre Opfergaben sechs Dachwagen und zwölf Rinder, je einen Wagen von zwei Fürsten und je ein Rind von jedem. Sie brachten sie vor die Wohnung. Da sprach der Herr zu Moses: »Nimm sie von ihnen an! Sie sollen dem Dienst am Festgezelt dienen! Übergib sie den Leviten, jedem für seinen Dienst!« Da nahm Moses die Wagen und die Rinder und gab sie den Leviten. Zwei der Wagen und vier Rinder gab er den Söhnen Gersons für ihren Dienst. Vier der Wagen und acht Rinder gab er den Söhnen Meraris für ihren Dienst unter Leitung des Priesters Itamar, des Aaronssohnes. Den Söhnen Kehats gab er nichts. Denn ihnen lag die Besorgung des Heiligtums ob, das sie auf der Schulter tragen mußten. Die Fürsten brachten ferner die Einweihungsgabe für den Altar an dem Tage, an dem er gesalbt ward. Die Fürsten brachten ihre Opfergabe vor den Altar. Und der Herr sprach zu Moses: »Je ein Fürst soll je an einem Tag seine Opfergabe zur Altarweihe bringen!« Der am ersten Tage seine Gabe brachte, war Amminadabs Sohn Nachson vom Stamm Juda. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, ein Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nicht jährige Lämmer. Das war die Opfergabe Nachsons, des Amminadabsohnes. Am zweiten Tage hatte Suars Sohn Netanel geopfert, der Fürst von Issakar. Er hatte als seine Opfergabe eine Silberschüssel gebracht, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Netanels, des Suarsohnes. Am dritten Tage der Fürst der Zabulonsöhne Eliab, Chelons Sohn. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Gabe Eliabs, des Chelonsohnes. Am vierten Tage der Fürst der Rubensöhne, Elisur, Sedeurs Sohn. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Elisurs, des Sedeursohnes. Am fünften Tage der Fürst der Simeonsöhne, Selumiel, der Sohn Surisaddais. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Selumiels, des Sohnes des Surisaddai. Am sechsten Tage der Fürst der Gadsöhne, Eljasaph, Deuels Sohn. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Eljasaphs, des Sohnes Deuels. Am siebenten Tage der Fürst der Ephraimsöhne, Elisama, Ammihuds Sohn. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Elisamas, des Sohnes Ammihuds. Am achten Tage der Fürst der Manassesöhne Gamliel, Pedahsurs Sohn. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Gabe Gamliels, des Sohnes Pedahsurs. Am neunten Tage der Fürst der Benjaminsöhne, Abidan, Gideonis Sohn. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Abidans, des Gideonisohnes. Am zehnten Tage der Fürst der Dansöhne, Achiezer, der Sohn Ammisaddais. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Achiezers, des Sohnes des Ammisaddai. Am elften Tage der Fürst der Assersöhne, Pagiel, Okrans Sohn. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Pagiels, des Okransohnes. Am zwölften Tage der Fürst der Naphtalisöhne, Achira, Enans Sohn. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, 130 Ringe schwer, ein Silberbecken, 70 Ringe schwer, nach heiligem Gewicht, beide mit Feinmehl gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, eine Schale, 10 Goldringe schwer, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein noch nicht jähriges Lamm für das Brandopfer, einen Ziegenbock für das Sündopfer und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf noch nichtjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Achiras, des Enansohnes. Dies war von seiten der Fürsten der Israeliten die Altarweihegabe an dem Tage seiner Salbung, zwölf Silberschüsseln, zwölf Silberbecken und zwölf Goldschalen, jede Schüssel 130 Silberringe, jedes Becken 70 Ringe schwer; das gesamte Silber der Gefäße betrug 2.400 Ringe nach heiligem Gewicht. Zwölf Goldschalen, mit Räucherwerk gefüllt, jede Schale 10 Ringe schwer nach heiligem Gewicht; das gesamte Gold der Schalen betrug 120 Ringe. Rinder zum Brandopfer waren es zusammen zwölf Farren, zwölf Widder, zwölf noch nicht jährige Lämmer nebst ihrem Speiseopfer und zwölf Ziegenböcke zum Sündopfer. Rinder zum Dankopfer waren es zusammen 24 Farren, 60 Widder, 60 Böcke und 60 noch nicht jährige Lämmer. Das war die Altarweihegabe nach seiner Salbung. Als Moses zum Festgezelt kam, mit ihm zu reden, hörte er die Stimme zu sich reden von der Deckplatte aus, die auf der Zeugnislade war, vom Orte zwischen den beiden Cheruben. So redete er zu ihm. Leuchterdienst und LevitenweiheUnd der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu Aaron und melde ihm: "Wenn du die Lampen anzündest, so sollen zum Leuchterschaft hin die sieben Lampen leuchten!"« Und Aaron tat so. Er setzte seine Lampen gegen den Leuchterschaft hin, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Die Arbeit am Leuchter war aus Gold getrieben. Der Schaft und seine Blüten waren getriebene Arbeit. Wie es dem vom Herrn dem Moses gezeigten Bild entsprach, so hatte er den Leuchter gemacht. Und der Herr sprach zu Moses: »Nimm die Leviten aus den Söhnen Israels und reinige sie! Bei ihrer Reinigung sollst du also tun: Besprenge sie mit Entsündigungswasser! Sie sollen über ihren ganzen Leib ein Schermesser führen und ihre Kleider reinigen und sich so reinigen! Dann sollen sie einen jungen Stier nehmen und ein Speiseopfer, Feinmehl mit Öl angemacht! Und zum Sündopfer sollst du einen zweiten jungen Stier nehmen. Dann führe die Leviten vor das Festgezelt und versammle die israelitische Gesamtgemeinde! Dann führe die Leviten vor den Herrn! Die Israeliten sollen dann auf die Leviten ihre Hände legen! Und Aaron weihe die Leviten vor dem Herrn als heilige Gabe der Söhne Israels! So seien sie fähig, den Dienst des Herrn zu tun! Die Leviten sollen ihre Hände auf den Farrenkopf legen! Den einen bereite zum Sündopfer, den anderen für den Herrn zum Brandopfer, um den Leviten Sühne zu schaffen! Dann stelle die Leviten vor Aaron und seine Söhne und verpflichte sie für den Herrn! So sondere aus der Israeliten Mitte die Leviten aus! Die Leviten sollen mir gehören! Hernach mögen die Leviten zum Dienst am Festgezelt kommen! Du hast sie ja gereinigt und verpflichtet. Sie sind aus der Israeliten Mitte mir als Diener gegeben. An Stelle alles dessen, was jeden Mutterschoß durchbricht, aller Erstgeburt, nehme ich sie mir aus den Söhnen Israels. Denn mir gehört alle Erstgeburt der Söhne Israels, Mensch und Vieh. An dem Tage, da ich im Lande Ägypten alle Erstgeburt geschlagen, habe ich sie mir geheiligt. An Stelle aller Erstgeburt der Israeliten nahm ich die Leviten an. Als Diener gab ich die Leviten aus der Israeliten Mitte dem Aaron und seinen Söhnen, um am Festgezelt der Israeliten Dienst zu tun und so die Israeliten zu entsühnen, daß die Israeliten keine Plage befalle, wenn sich die Israeliten dem Heiligtum nahen.« Moses, Aaron und die israelitische Gesamtgemeinde taten so mit den Leviten. Genauso, wie der Herr dem Moses für die Leviten geboten hatte, taten die Israeliten mit ihnen. Die Leviten ließen sich entsündigen und reinigten ihre Kleider. Dann weihte sie Aaron vor dem Herrn. So schaffte ihnen Aaron zu ihrer Reinigung Sühne. Hernach kamen die Leviten, ihren Dienst am Festgezelt zu tun vor Aaron und seinen Söhnen. Wie der Herr dem Moses für die Leviten geboten, so haben sie mit ihnen getan. Und der Herr redete mit Moses: »Das ist es, was für den Leviten gilt: Von fünfundzwanzig Jahren aufwärts soll er eintreten, Dienste bei des Festgezeltes Besorgung zu tun! Von fünfzig Jahren ab soll er der Dienstpflicht ledig sein und nicht mehr dienen! Er sei zwar seinen Brüdern im Festgezelt bei der Wartung des Amtes behilflich! Aber Dienste soll er nicht mehr tun! Also sollst du mit den Leviten bei ihren Ämtern tun!« Passah - WolkensäuleUnd der Herr redete mit Moses in der Wüste Sinai, im zweiten Jahre nach ihrem Auszuge aus Ägypterland, am ersten Neumond also: »So sollen die Israeliten zu seiner Zeit das Passah feiern! Am vierzehnten des Monats gegen Abend sollt ihr es zu seiner Zeit feiern! Nach all seinen Satzungen und Ordnungen sollt ihr es feiern!« Moses sagte nun den Israeliten, sie sollten das Passah feiern. Da feierten sie das Passah am vierzehnten Tag des ersten Monats gegen Abend in der Wüste Sinai. Genauso, wie der Herr dem Moses geboten hatte, taten die Israeliten. Da waren aber Männer, die durch eine menschliche Leiche unrein geworden waren. So konnten sie am selben Tag das Passah nicht feiern. Sie kamen nun vor Moses und Aaron an jenem Tag. Und die Männer sprachen zu ihnen: »Wir sind durch eine menschliche Leiche unrein geworden. Warum sollen wir verkürzt werden, wenn wir die Opfergabe für den Herrn inmitten Israels nicht zu seiner Zeit darbringen dürfen?« Moses sprach zu ihnen: »Wartet, bis ich höre, was der Herr für euch verordnet!« Und der Herr sprach zu Moses: »Sag den Söhnen Israels: "Wird jemand bei euch oder euren Nachkommen durch eine Leiche unrein oder ist er auf fernem Wege, so feiere er dennoch dem Herrn Passah! Am vierzehnten des zweiten Monats gegen Abend sollen sie es feiern! Zu ungesäuertem Brote und bitteren Kräutern sollen sie es essen! Sie dürfen bis zum Morgen nichts übriglassen! Sie dürfen auch kein Gebein an ihm brechen. Nach aller Passahsatzung sollen sie es feiern! Der Mann, der rein und nicht auf Reisen ist und die Passahfeier versäumt, ein solcher werde aus den Reihen des Volkes gestrichen! Denn er bringt nicht die Opfergabe für den Herrn zu seiner Zeit dar. Ein solcher Mann lädt Schuld auf sich. Weilt bei euch ein Fremdling und feiert er dem Herrn Passah, so soll er es nach der Passahordnung und Passahsatzung feiern. Nur eine Satzung soll bei euch für Fremde wie für Landeseingeborene gelten!"« An dem Tage aber, da man die Wohnung erstellte, hüllte die Wolke die Wohnung des Zeugniszeltes ein. Am Abend aber war es über der Wohnung wie ein Feuerschein bis zum Morgen. So war es stets. Die Wolke hüllte sie bei Tage ein und ein Feuerschein bei Nacht. Sooft die Wolke vom Zelt aufstieg, zogen danach die Israeliten fort. Und an dem Ort, an dem sich die Wolke niederließ, dort lagerten die Söhne Israels. Nach des Herrn Geheiß zogen die Israeliten fort und nach des Herrn Befehl lagerten sie. Alle Tage, da die Wolke auf der Wohnung ruhte, lagerten sie. Verblieb auch die Wolke viele Tage auf der Wohnung, so fügten sich die Israeliten doch der Fügung des Herrn und zogen nicht. Manchmal aber blieb die Wolke wenige Tage über der Wohnung; doch nach des Herrn Geheiß lagerten sie und nach des Herrn Geheiß zogen sie weiter. Manchmal blieb die Wolke nur vom Abend bis zum Morgen. Stieg die Wolke am Morgen auf, dann zogen sie weiter. Oder nur einen Tag und eine Nacht; stieg dann die Wolke auf, dann zogen sie weiter. Oder nur ein paar Tage oder einen Monat oder noch längere Zeit; wenn die Wolke über der Wohnung länger verzog, dann lagerten die Israeliten und zogen nicht weiter. Stieg sie aber auf, dann zogen sie weiter. Nach des Herrn Geheiß lagerten sie und nach des Herrn Geheiß zogen sie. So hatten sie sich der Fügung des Herrn gefügt, nach dem Geheiß des Herrn an Moses. Aufbruch vom SinaiUnd der Herr sprach zu Moses: »Mach dir zwei silberne Trompeten! In getriebener Arbeit sollst du sie machen! Sie sollen dir zur Einberufung der Gemeinschaft dienen und zum Abbruch der Lager! Bläst man sie, dann sammle sich die Gesamtgemeinde bei dir an des Festgezeltes Pforte! Bläst man nur eine, dann sollen sich bei dir die Fürsten, die israelitischen Stammeshäupter, sammeln! Blast ihr Lärm, dann sollen die Lager, die gen Osten lagern, ausziehen! Blast ihr zum zweitenmal Lärm, dann sollen die Lager, die gen Süden lagern, ausziehen! Sie sollen Lärm blasen, wenn sie aufbrechen! Wenn man aber die Gemeinschaft sammelt, sollt ihr blasen, aber nicht schmettern! In die Trompeten sollen nur die Priester, Aarons Söhne, stoßen! Sie seien euch zum ewigen Gebrauch für eure Geschlechter! Wenn ihr Krieg bekommt in eurem Lande mit dem Feind, der euch drängt, und wenn ihr in die Trompeten schmettert, dann wird euer vor dem Herrn, eurem Gott, gedacht, und ihr werdet von euren Feinden befreit. An eurem Siegestag, an euren Festtagen und Neumonden stoßt zu euren Brandopfern in die Hörner sowie zu euren Dankopfern, daß sie von eurem Gott euch angerechnet werden! Ich, der Herr, bin euer Gott.« Im zweiten Jahre, am zwanzigsten des zweiten Monats, stieg die Wolke von der Zeugniswohnung auf. Da zogen die Israeliten zugweise aus der Wüste Sinai fort. Die Wolke aber ließ sich in der Wüste Paran nieder. So zogen sie erstmals auf das Geheiß des Herrn an Moses weiter. Zuerst zog das Lagerbanner der Judasöhne aus, Schar für Schar, an der Spitze seiner Schar Nachson, Amminadabs Sohn. An der Spitze der Stammesschar der Issakarsöhne war Netanel, Suars Sohn. An der Spitze der Stammesschar der Zabulonsöhne war Eliab, Chelons Sohn. Dann ward die Wohnung abgebrochen. Da zogen die Söhne Gersons und Meraris, die Träger der Wohnung, ab. Dann brach das Lagerbanner Rubens auf, Schar für Schar. An der Spitze seiner Schar war Elisur, Sedeurs Sohn. An der Spitze der Stammesschar der Simeonsöhne war Selumiel, Surisaddais Sohn. An der Spitze der Stammesschar der Dansöhne war Eljasaph, Deuels Sohn. Dann zogen die Kehatiter, die Träger des Heiligtumes, ab. Sie erstellten die Wohnung bis zu ihrer Ankunft. Dann brach das Lagerbanner der Ephraimsöhne auf, Schar für Schar. An der Spitze seiner Schar Elisama, Ammihuds Sohn. An der Spitze der Stammesschar der Manassesöhne war Gamliel, Pedahsurs Sohn. An der Spitze der Stammesschar der Benjaminsöhne war Abidan, Gideonis Sohn. Dann brach das Lagerbanner der Dansöhne auf. Dies war die Nachhut für alle Lager, Schar für Schar. An der Spitze der Schar war Achiezer, Ammisaddais Sohn. An der Spitze der Stammesschar der Assersöhne war Pagiel, Okrans Sohn. An der Spitze der Stammesschar der Naphtalisöhne war Achira, Enans Sohn. Dies sind die Auszüge der Israeliten, Schar für Schar. So zogen sie dahin. Da sprach Moses zu Reuels Sohn Chobab, dem Midianiter, Mosis Schwiegervater: »Wir ziehen nach dem Ort, von dem der Herr gesagt: "Ich geb ihn euch.« Zieh mit uns! Wir wollen dir Gutes tun. Der Herr hat ja Israel alles Gute verheißen.« Er sprach zu ihm: »Ich gehe nicht mit. Ich gehe wieder in mein Land und zu meiner Verwandtschaft.« Da sprach er: »Verlaß uns doch nicht! Du weißt am besten, wo wir in der Wüste uns lagern können. Sei uns Auge! Gehst du mit uns, dann tun wir dir Gutes mit all dem, was der Herr uns geben wird.« So zogen sie von dem Berge des Herrn drei Tagereisen weiter, und die Bundeslade des Herrn zog vor ihnen her, einen Ruheort für sie zu erkunden. Die Wolke des Herrn aber stand über ihnen bei Tage, als sie aus dem Lager zogen. Als die Lade auszog, sprach Moses: »Auf! Herr! Zerstieben sollen Deine Feinde und Deine Hasser vor Dir fliehen!« Und als sie ruhte, sprach er: »Heimkehre, Herr, der unermeßlich Israel liebt!« WachtelnAls aber das Volk Wehklagenden glich, war es übel in des Herrn Ohren. Der Herr hörte es nämlich. Da entbrannte sein Zorn. Und des Herrn Feuer flammte in sie und fraß am wichtigsten Teile des Lagers. Da schrie das Volk zu Moses. Und Moses betete zum Herrn. Da versank das Feuer. Den Ort aber nannte er Tabera, weil des Herrn Feuer in sie geflammt war. Aber das Gesindel unter ihnen hatte ein heftiges Gelüste bekommen. Da weinten auch die anderen Israeliten wieder und sprachen: »Wer gibt uns Fleisch zu essen? Vergebens gedenken wir der Fische, die wir in Ägypten aßen, der Gurken und Melonen, des Lauchs, der Zwiebeln und des Knoblauchs. Jetzt aber ist unsere Seele kraftlos. Nichts ist da, und wir sehen nichts als das Manna.« Das Manna aber war wie Koriandersame und sah aus wie Edelharz. Das Volk lief umher und las es auf, zerrieb es in der Handmühle oder zerstieß es im Mörser. Dann kochten sie es im Topf und machten Fladen daraus. Es schmeckte wie Ölkuchen. Fiel der Tau nachts auf das Lager, dann fiel das Manna darauf herab. Moses hörte nun das Volk sippenweise weinen, jeden vor seiner Zelttür. Da entbrannte fürchterlich des Herrn Zorn. Dies aber mißfiel Moses. Und Moses sprach zum Herrn: »Warum tust Du übel an Deinem Knechte? Warum erregte ich Dein Mißfallen, daß Du des ganzen Volkes Last auf mich legst? Bin ich etwa mit all diesem Volke schwanger gegangen? Habe ich es geboren, daß Du mir sagen könntest: "Trag es an deinem Busen, wie die Wärterin den Säugling in das Land, das du seinen Vätern einst zugeschworen?" Woher nehme ich Fleisch, um es all dem Volk zu geben? Sie weinen mich ja an und sagen: "Gib uns Fleisch zu essen!" Ich kann allein die Last dieses ganzen Volkes nicht tragen. Sie ist zu schwer für mich. Willst Du mir solches antun, dann töte mich lieber, wenn ich noch Gnade in Deinen Augen finde, daß ich nicht mein Elend ansehen muß!« Da sprach der Herr zu Moses: »Rufe mir siebzig Männer aus den Ältesten Israels, die du als Volksälteste und Beamte kennst! Nimm sie mit dir zum Festgezelt! Hier sollen sie neben dich treten! Dann steige ich hinab und rede dort zu dir und nehme von dem Geist auf dir etwas weg und lege es auf sie. So können sie mit dir an des Volkes Last tragen, und du mußt sie nicht allein tragen. Zum Volke aber sollst du sprechen: "Bereitet euch für morgen! Ihr bekommt Fleisch zu essen. Ihr habt vor des Herrn Ohren geweint: Wer gibt uns Fleisch zu essen? Wir hatten es in Ägypten besser gehabt.« So gibt euch der Herr Fleisch und ihr sollt es essen. Nicht einen Tag bekommt ihr es zu essen, nicht zwei, nicht fünf, nicht zehn, nicht zwanzig Tage. Nein! Einen vollen Monat lang, bis es euch zur Nase herausfährt und euch zum Ekel wird. Weil ihr den Herrn in eurer Mitte so mißachtet und weinend vor ihm gerufen habt: "Wozu doch sind wir aus Ägypten weggezogen?"« Da sprach Moses: »Das Volk in dessen Mitte ich weile, zählt sechshunderttausend rüstige Leute, und Du sagst: "Ich gebe ihnen Fleisch, daß sie einen vollen Monat essen können.« Kann man so viele Schafe und Rinder für sie schlachten, daß es für sie reicht, oder soll man im Meer alle Fische für sie fangen, daß es ihnen reicht?« Da sprach der Herr zu Moses: »Ist des Herrn Hand verkürzt? Du wirst bald sehen, ob mein Wort bei dir eintrifft oder nicht.« Da ging Moses hinaus und berichtete des Herrn Worte dem Volk. Dann holte er siebzig Männer aus den Ältesten des Volkes und stellte sie rings um das Zelt. Da fuhr der Herr nieder im Gewölk und redete mit ihm. Dann nahm er von dem Geiste auf ihm etwas weg und legte es auf die siebzig Ältesten. Und wie der Geist über ihnen ruhte, weissagten sie, ohne etwas hinzuzufügen. Zwei Männer aber waren im Lager geblieben. Der eine hieß Eldad, der andere Medad. Auch auf sie ließ sich der Geist nieder. Sie waren nämlich unter den Aufgeschriebenen, waren aber nicht zum Zelt gegangen. So weissagten sie im Lager. Da lief der Diener hin und meldete es Moses und sprach: »Eldad und Medad weissagen im Lager.« Josue, Nuns Sohn und Mosis Diener von Jugend auf, hob an und sprach: »Herr! Moses! Wehr es ihnen!« Da sprach Moses zu ihm: »Ereiferst du dich für mich? Bestände doch des Herrn ganzes Volk aus Propheten, daß seinen Geist der Herr auf sie legte!« Darauf zog sich Moses ins Lager zurück, er und die Ältesten Israels. Da kam vom Herrn her ein Wind. Und er trieb Wachteln vom Meere herüber und ließ sie auf das Lager fallen, eine Tagereise nach jeder Richtung rings um das Lager, bis zu zwei Ellen hoch über dem Boden. Da machte sich das Volk daran, jenen ganzen Tag, die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag die Wachteln zu sammeln. Wer nur wenig sammelte, kam auf zehn Malter. Sie aber breiteten sich um das Lager aus. Das Fleisch aber war noch zwischen ihren Zähnen unverkaut, als schon des Herrn Zorn in das Volk brannte. Und der Herr schlug in das Volk mit einem sehr großen Schlag. Daher hieß man jenen Ort »Gräber des Gelüstes«, weil man dort das Volk der Lüsternen begraben hatte. Von den »Gräbern des Gelüstes« zog das Volk nach Chaserot. In Chaserot aber blieben sie. Aaron und MirjamMirjam und Aaron aber sprachen über Moses wegen des kuschitischen Weibes, das er genommen, daß er überhaupt ein kuschitisches Weib geheiratet habe. Sie sprachen: »Hat denn der Herr bloß mit Moses geredet? Hat er nicht auch mit uns geredet?« Der Herr aber hörte es. Der Mann Moses aber war überaus tugendhaft, mehr als alle anderen Menschen auf Erden. Da sprach der Herr plötzlich zu Moses, zu Aaron und zu Mirjam: »Geht alle drei hinaus zum Festgezelt!« Und die drei gingen hinaus. Da fuhr der Herr in einer Wolkensäule nieder und trat unter die Zelttür mit dem Rufe: »Aaron! Mirjam!« Und sie kamen beide heraus. Da sprach er: »Hört meine Worte! Ist euer einer ein Prophet des Herrn, dann offenbare ich mich durch das Gesicht und rede zu ihm im Traume. Nicht so bei meinem Diener Moses! Er ist mit meinem ganzen Hauswesen vertraut. Von Mund zu Munde rede ich mit ihm. Des Herrn unverschleiertes Bild und des Herrn Gestalt schaut er. Warum habt ihr euch nicht gescheut, über meinen Diener Moses zu sprechen?« So entbrannte der Zorn des Herrn gegen sie, und er ging weg. Wie aber die Wolke vom Zelte wich, war Mirjam aussätzig wie Schnee, und als Aaron Mirjam betrachtete, war sie wirklich aussätzig geworden. Da sprach Aaron zu Moses: »Ach, mein Herr! Laß uns nicht dafür büßen, daß wir so töricht gewesen und gesündigt haben! Sei sie doch nicht wie eine Tote! Wir entstammen demselben Mutterleibe, und so würde schon unseres Fleisches Hälfte verzehrt.« Und Moses schrie zum Herrn mit den Worten: »Ach Gott! Heile sie doch!« Und der Herr sprach zu Moses: »Hätte ihr Vater ihr ins Gesicht gespieen, müßte sie sich nicht sieben Tage schämen? So bleibe sie sieben Tage aus dem Lager ausgesperrt! Danach werde sie zurückgeholt!« Und Mirjam ward sieben Tage aus dem Lager ausgesperrt; das Volk aber zog nicht weiter, bis Mirjam zurückgeholt ward. Danach zog das Volk von Chaserot hinweg und lagerte in der Wüste Paran. Aussendung der KundschafterUnd der Herr redete mit Moses also: »Entsende Männer, daß sie das Land von Kanaan auskundschaften, das ich den Söhnen Israels geben will! Je einen aus dem Stamm seiner Väter sollt ihr senden, jeder unter ihnen ein Fürst!« So entsandte sie Moses aus der Wüste Paran nach des Herrn Befehl, lauter Männer, die Häupter der Israeliten waren. Dies sind ihre Namen: vom Stamme Ruben: Sammua, Zakkurs Sohn; vom Stamme Simeon: Saphat, Choris Sohn; vom Stamme Juda: Kaleb, Jephunnes Sohn, Vom Stamme Issakar: Igal, Josephs Sohn; vom Stamme Ephraim: Hosea, Nuns Sohn; vom Stamme Benjamin: Palti, Raphus Sohn; vom Stamme Zabulon: Gaddiel, Sodis Sohn; vom Stamme Joseph: vom Stamme Manasse Gaddi, Susis Sohn; vom Stamme Dan: Ammiel, Gemallis Sohn; vom Stamme Asser: Setur, Michaels Sohn; vom Stamme Naphtali: Nachbi, Wophsis Sohn; vom Stamme Gad: Geuel, Makis Sohn. Dies sind die Namen der Männer, die Moses zur Auskundschaftung des Landes, ausgesandt hat. Moses aber nannte Hosea, Nuns Sohn, Josue. So sandte sie Moses aus, das Land Kanaan auszukundschaften. Er sprach zu ihnen: »Zieht in das Südland hier hinauf! Ersteigt das Gebirge! Beschauet das Land wie es ist und seht zu, und ob das Volk darin stark oder schwach, wenig oder zahlreich ist, und wie die Gegend, in der es wohnt, ob schön oder häßlich, und wie die Städte sind, die es bewohnt, ob sie in Dörfern oder festen Städten wohnen, und wie der Boden ist, ob mager oder fett, ob Bäume daraufstehen oder nicht! So gebt euch Mühe und nehmt aus dem Lande ein paar Früchte mit!« Es war nämlich gerade die Zeit der ersten Weintrauben. Da zogen sie hinauf und durchforschten das Land von der Wüste Sin bis Rechob, Chamat zu. Dann zogen sie in das Südland bis Chebron hinauf. Dort waren Achiman, Sesai und Talmai, die Enaksprößlinge. An Chebron aber war sieben Jahre, vor Tanis in Ägypten, gebaut worden. Sie kamen nun in das Traubental und schnitten dort eine Rebe mit einer einzigen Traube ab und trugen sie zu zweien an einer Stange, auch Granatäpfel und Feigen. Jenen Ort nannte man das Traubental wegen der Traube, die dort die Israeliten geschnitten hatten. Nach vierzig Tagen kehrten sie von der Auskundschaftung des Landes zurück. Sie zogen heim und kamen zu Moses, Aaron und der israelitischen Gesamtgemeinde in die Wüste Paran nach Kades. Sie brachten ihnen und der ganzen Gemeinschaft Bescheid und zeigten ihnen des Landes Früchte. Und sie erzählten ihnen und sprachen: »Wir sind in das Land gekommen, in das du uns gesandt hast. Wahr ist es: Es fließt von Milch und Honig, und dies sind seine Früchte. Nur, daß das Volk im Lande trotzig und die Städte fest und sehr groß sind. Auch haben wir dort die Enaksprößlinge erblickt. Im Südland wohnt Amalek, auf dem Gebirge die Chittiter, Jebusiter und Amoriter, am Meer und am Jordan die Kanaaniter.« Da drängte sich Kaleb durch das Volk zu Moses und sprach: »Wir wollen dennoch hinaufziehen und es erobern. Wir können es gut bewältigen.« Aber die Männer, die mit ihm hinaufgezogen, sprachen: »Wir können gegen dieses Volk nicht ziehen. Es ist für uns viel zu stark.« Und sie berichteten den Israeliten Schlimmes über das Land, das sie ausgekundschaftet hatten, und sprachen: »Das Land, das wir zur Erkundung durchzogen haben, überfüttert seine Einwohner. Alle Leute, die wir darin gesehen, sind ungewöhnlich groß. Wir haben dort die Riesen geschaut, die Enaksöhne unter den Riesen. Wir kamen uns vor wie Heuschrecken. Auch ihnen sind wir so vorgekommen.« Des Volkes StrafeDa erhob die ganze Gemeinde ihre Stimme und ließ sie erschallen. Und das Volk weinte in jener Nacht, und alle Israeliten murrten wider Moses und Aaron, und die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: »Wären wir doch im Ägypterlande oder in der Wüste hier gestorben! Warum bringt uns der Herr in dieses Land? Damit wir durch das Schwert fallen? Zur Beute werden unsere Weiber und unsere Kinder. Wäre es für uns nicht besser, nach Ägypten zurückzukehren?« Und sie sprachen zueinander: »Laßt uns den Kopf daran setzen und kehren wir nach Ägypten zurück!« Da fielen Moses und Aaron auf ihr Antlitz vor der ganzen versammelten israelitischen Gemeinde. Josue aber, Nuns Sohn, und Jephunnes Sohn, Kaleb, die zu den Kundschaftern des Landes gehörten, hatten ihre Kleider zerrissen. Sie sprachen zur ganzen israelitischen Gemeinde also: »Das Land, das wir durchzogen, es auszuspähen, ist ein treffliches Land. Ist uns der Herr geneigt, dann bringt er uns in dieses Land und gibt es uns, ein Land von Milch und Honig fließend. Empört euch doch nicht gegen den Herrn! Das Volk des Landes aber fürchtet nicht! Wir werden sie aufzehren. Von ihnen ist ihr Schutz gewichen; mit uns aber ist der Herr. Habt keine Furcht vor ihnen!« Aber die ganze Gemeinde besprach sich schon, sie zu steinigen. Da erschien des Herrn Herrlichkeit am Festgezelt allen Israeliten. Und der Herr sprach zu Moses: »Wie lange höhnt mich dieses Volk? Wie lange schenkt es mir keinen Glauben, trotz aller Zeichen, die ich unter ihm getan? Ich schlage es mit der Pest und vertilge es. Dich aber mache ich zu einem Volke, größer und zahlreicher als jenes.« Da sprach Moses zum Herrn: »So? Daß Ägypten davon hört! Hast Du doch dieses Volk in Deiner Kraft aus seiner Mitte heraufgeführt! Daß dieses Landes Bewohner davon reden! Sie, die gehört, daß Du, der Herr, inmitten dieses Volkes weilst, daß Du Auge in Auge erscheinst und daß Deine Wolke über ihnen schwebt und daß Du in einer Wolkensäule vor ihnen herschreitest bei Tag und des Nachts in einer Feuersäule. Tötest Du nun dies Volk wie einen Mann, so werden die Heiden die Kunde von Dir vernehmen und sagen: "Weil der Herr nicht mehr imstande ist, dies Volk in jenes Land zu bringen, das er ihnen zugeschworen, darum metzelt er sie in der Wüste hin." Nun zeige sich groß, Herr, Deine Langmut, wie Du verheißen: "Zum Zorne ist der Herr langsam, aber reich an Huld und verzeiht Missetat und Sünde; doch läßt er nicht ganz ungestraft. Er ahndet Väterschuld noch an den Kindern, am dritten und am vierten Gliede." Vergib doch dieses Volkes Missetat nach der Größe Deiner Gnade! So, wie Du diesem Volke von Ägypten bis auf heute hast vergeben.« Da sprach der Herr: »Ich verzeihe nach deinem Worte. So wahr ich aber lebe! Die ganze Erde wird voll vom Ruhme des Herrn. Denn die Männer alle, die meinen Ruhm und meine Zeichen, die ich in Ägypten und in der Wüste gewirkt, geschaut und dennoch mich zehnmal versucht und nicht auf meine Stimme gehört haben, werden nimmermehr das Land sehen, das ich euren Vätern zugeschworen. Nicht einer von all denen, die mich verhöhnt, soll es je schauen! Doch meinen Diener Kaleb, mit dem ein anderer Geist gewesen und der mir Ehrfurcht zollte, bringe ich in das Land, in das er gekommen. Er soll es auf seine Nachkommen vererben! In der Niederung und auf dem Gebirge aber bleiben die Amalekiter und die Kanaaniter. Morgen wendet euch und zieht in die Wüste, dem Schilfmeer zu!« Und der Herr redete zu Moses und Aaron also: »Wie lange soll dies der bösen Gemeinde eigen sein, daß sie gegen mich murrt? Der Israeliten Gemurr gegen mich habe ich vernommen. Sage ihnen: "So wahr ich lebe", ein Spruch des Herrn, "wie ihr es laut vor mir ausgesprochen, so tue ich euch! Eure Leichname sollen in dieser Wüste niedersinken, alle eure Gemusterten, die ganze Zahl von zwanzig Jahren aufwärts, wie ihr mir gegenüber gemurrt habt! Nie kommt ihr in das Land, das ich euch zum Wohnsitz eidlich angewiesen. Nur Kaleb, Jephunnes Sohn, und Josue, der Sohn des Nun! Doch eure kleinen Kinder, von denen ihr gesagt, sie werden zur Beute, die bringe ich hinein. Sie werden das Land kennenlernen, das ihr verschmäht habt. Aber eure Leichen bleiben hier in dieser Wüste liegen. Und eure Söhne werden in der Wüste vierzig Jahre lang weiden müssen und so für euer Murren büßen, bis eure Leiber in der Wüste aufgerieben sind, nach der Zahl jener vierzig Tage, da ihr das Land ausgespäht habt. Je einen Tag für ein Jahr sollt ihr eure Sünden vierzig Jahre lang büßen, daß ihr erfahret meine Entfremdung. Ich sage es, der Herr: Ich tue wahrlich so mit dieser ganzen bösen Gemeinde, die sich gegen mich zusammengerottet. In dieser Wüste sollen sie hinschwinden! Hier sollen sie sterben! Und die Männer, die Moses zur Erkundung des Landes entsandt hatte und die nach der Rückkehr die ganze Gemeinde zum Murren wider ihn aufhetzten, da sie Schlimmes gegen das Land vorbrachten, diese Männer, die Schlimmes gegen das Land vorgebracht, werden vor dem Herrn am Schlage sterben. Josue, Nuns Sohn, aber und Jephunnes Sohn Kaleb, sollen von diesen Männern, die zur Erkundung des Landes ausgezogen, am Leben bleiben!"« Als Moses alle diese Worte sämtlichen Israeliten verkündete, ward das Volk sehr traurig. Und sie zogen am anderen Morgen in der Frühe auf den Kamm des Gebirges und sprachen: »Nun ziehen wir doch hinauf in das Gebiet, von dem der Herr geredet. Wir haben ja gesündigt.« Da sprach Moses: »Warum wollt ihr des Herrn Befehl jetzt übertreten? Das kann nicht gelingen. Zieht nicht hinauf! Der Herr ist nicht in eurer Mitte. Ihr werdet sonst vor eure Feinde hingestoßen werden. Dort stehen ja die Amalekiter und die Kanaaniter euch gegenüber. Ihr fallt durch das Schwert. Denn ihr habt euch vom Herrn abgewandt. Darum ist der Herr nicht mit euch.« Doch sie vermaßen sich, zum Kamme des Gebirges zu ziehen. Aber die Bundeslade des Herrn und Moses waren nicht aus dem Lager gewichen. Da stiegen die Amalekiter herab und die Kanaaniter, die auf jenem Gebirge saßen, schlugen sie und zersprengten sie bis Chorma. Opfer - Sabbatschänder - KleiderquastenUnd der Herr redete also mit Moses: »Sprich zu den Söhnen Israels und sag zu ihnen: Kommt ihr in eurer Siedlungen Land, das ich euch gebe, und wollt ihr ein Mahl für den Herrn bereiten, Brand- oder Schlachtopfer, um ein Gelübde zu erfüllen oder als freie Gabe oder bei euren Festen, um von den Rindern oder Schafen dem Herrn einen süßen Duft zu bereiten, dann bringe der, der dem Herrn seine Opfergabe bringt, als Speiseopfer ein Zehntel feines Mehl dar, mit einem Viertel Krug Öl zubereitet! Einen Viertelkrug Wein sollst du zum Trankopfer bei Brand- und Schlachtopfer für je ein Lamm herrichten! Für einen Widder richte als Speiseopfer her zwei Zehntel feines Mehl, mit einem Drittel Krug Öl zubereitet, an Wein zum Trankopfer einen Drittelkrug! So kannst du dem Herrn einen süßen Duft darbringen. Willst du einen jungen Stier als Brand- oder als Schlachtopfer herrichten, um ein Gelübde zu erfüllen oder als ein Dankopfer für den Herrn, dann bringe man zu dem jungen Rind als Speiseopfer drei Zehntel Feinmehl dar und mache es mit einem halben Krug Öl an! An Wein sollst du zum Trankopfer einen halben Krug bringen, als ein Mahl süßen Duftes für den Herrn! Bei jedem Rinde oder Widder oder jedem Lamme von Schafen oder Ziegen tue man also! Entsprechend der Zahl, die ihr herrichtet, sollt ihr bei jedem einzelnen also tun! Jeder Eingeborene soll diese so bereiten, will er dem Herrn ein Mahl süßen Duftes darbringen! Weilt ein Fremdling bei euch, oder wer bei euch sei in euren Geschlechtern, und will er dem Herrn ein Mahl süßen Duftes bereiten, so soll er so tun, wie ihr tut! Für euch wie für den Fremdling gelte eine Gemeindesatzung! Auch euren Nachkommen gelte diese ewige Satzung. Wie ihr, so soll auch der Fremdling vor dem Herrn sein! Ein Gesetz und eine Ordnung sollen für euch und für den Fremdling, der bei euch weilt, gelten!"« Und der Herr sprach also zu Moses: »Sprich zu den Söhnen Israels und sag zu ihnen: Kommt ihr in dieses Land, in das ich euch bringe, und eßt ihr von dem Korne des Landes, dann sollt ihr eine Weihegabe dem Herrn darbringen! Von eures Teiges erstem Abhub sollt ihr einen Kuchen als Gabe abgeben. Wie eine Tennengabe sollt ihr sie darbringen! Von eures Teiges erstem Abhub sollt ihr dem Herrn eine Abgabe machen von Geschlecht zu Geschlecht! Vergeht ihr euch ohne Vorsatz und erfüllt ihr eines der Gebote nicht, die der Herr dem Moses gegeben, irgend etwas von dem, was durch Moses der Herr euch geboten, von dem Tage an, da der Herr Gebote gegeben, und weiterhin, für die Geschlechter, so sei es: Ist das Versehen von seiten der Gemeinde erfolgt, dann bereite die Gesamtgemeinde einen jungen Stier zum Brandopfer, zu süßem Dufte für den Herrn, und nach Gebühr sein Speise- und Trankopfer und einen Ziegenbock zum Sündopfer! So schaffe der Priester der ganzen israelitischen Gemeinde Sühne! Dann wird ihnen vergeben werden. Ein Versehen ist es, und sie sollen ihre Opfergabe als Mahl für den Herrn darbringen und wegen des Versehens vor dem Herrn ihr Sündopfer! So werde der ganzen israelitischen Gemeinde vergeben sowie dem Fremdling in ihrer Mitte; denn er gehört zu dem Volk im Falle einer Irrung! Sündigt aber eine einzelne Person unvorsätzlich, so bringe sie eine noch nicht jährige Ziege als Sündopfer dar! Und der Priester schaffe Sühne der Person, die sich durch ein Versehen unvorsätzlich vor dem Herrn vergeht, durch Vollzug der Sühnegebräuche! So werde ihr vergeben! Für den Eingeborenen Israeliten und den Fremdling in eurer Mitte gilt ein Gesetz für euch, wenn jemand unvorsätzlich handelt. Die Person aber, die vorsätzlich sündigt, eingeboren oder fremd, lästert den Herrn. Diese Person soll aus ihrem Volke gestrichen werden! Denn sie hat das Wort des Herrn verspottet und sein Gebot zerrissen. Diese Person werde unerbittlich gestrichen! Ihre Schuld komme auf sie!"« Als die Israeliten in der Wüste waren, ertappten sie einen Mann, der am Sabbattage Holz las. Da brachten ihn die Leute, die ihn beim Holzlesen ertappt, zu Moses und Aaron und zu der ganzen Gemeinde. Und sie legten ihn in Gewahrsam, weil noch nicht entschieden war, was ihm zu tun sei. Da sprach der Herr zu Moses: »Der Mann soll den Tod erleiden! Die Gesamtgemeinde steinige ihn außerhalb des Lagers!« Da führte ihn die ganze Gemeinde vor das Lager, und sie steinigten ihn zu Tode, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Und der Herr sprach zu Moses: »Sprich zu den Söhnen Israels! Sag zu ihnen: Sie sollen sich Quasten an ihre Kleiderzipfel machen, sie und ihre Nachkommen, und sollen eine blaue Purpurschnur an jeder Zipfelquaste anbringen! So sollt ihr also Quasten haben! Seht ihr sie an, dann denkt an all die Gebote des Herrn und tut sie! Ihr sollt nicht eurem Herzen und eurem Auge nachgeben, daß ihr durch sie die Treue brechet! Dadurch bleibt eingedenk all meiner Gebote und tut sie und seid heilig eurem Gott! Nur ich, der Herr, bin euer Gott, der aus Ägypterland euch geführt, um euch zum Gott zu sein. Nur ich, der Herr, bin euer Gott."« Die Rotte KorachsDa erfrechte sich Korach, Ishars Sohn, der Enkel des Levisohnes Kehat, mit den Rubeniten Datan und Abiram, Eliabs Söhnen, und mit On, Pelets Sohn. Und sie traten vor Moses hin, ebenso 250 Männer von den anderen Israeliten, Gemeindevorsteher, Ratsherren und Vornehme. So scharten sie sich gegen Moses und Aaron zusammen und sprachen zu ihnen: »Genug mit euch! Denn die Gesamtgemeinde, alle miteinander, sind heilig, und in ihrer Mitte ist der Herr. Warum erhebt ihr euch über des Herrn Gemeinde?« Als Moses es hörte, fiel er auf sein Angesicht. Dann sprach er zu Korach und seiner ganzen Rotte: »Der Herr tut morgen kund, wer sein ist und wer geweiht und wer mit ihm verkehren darf, wer ihm genehm, daß er ihn mit sich verkehren läßt. Tut dies: Nehmet euch Räucherpfannen, Korach und seine ganze Rotte, tut Feuer darein und legt darauf morgen vor dem Herrn Räucherwerk! Zu wem sich der Herr bekennt, der ist geweiht. Ihr Levisöhne, dies genüge euch!« Und Moses sprach zu Korach: »Hört dies, ihr Levisöhne! Ist es euch zu wenig, daß euch Israels Gott aus der israelitischen Gemeinde ausgesondert hat, daß ihr mit ihm verkehren dürft, um an des Herrn Wohnung Dienst zu tun und vor der Gemeinde mit ihrem Dienst zu stehen? Dich ließ er mit sich verkehren und mit dir alle deine Brüder, Levis Söhne, und nun verlangt ihr auch Priesterrechte? Darum rottest du dich mit deiner Rotte gegen den Herrn zusammen. Was ist denn Aaron, daß ihr über ihn murret?« Dann sandte Moses und ließ Datan und Abiram, Eliabs Söhne, rufen. Sie aber sprachen: »Wir kommen nicht. Ist es zu wenig, daß du uns aus einem Land, von Milch und Honig fließend, heraufgeführt, um uns in der Wüste umzubringen, daß du auch noch selbstherrlich über uns herrschen Willst? Nicht wahr? Du hast uns in ein Land, von Milch und Honig fließend, gebracht, und Feld und Weinberg gabst du uns zu Erbe. Darfst du die Augen dieser Leute blenden? Wir kommen nicht.« Da wurde Moses sehr zornig und sprach zum Herrn: »Kehre Dich nicht an ihr Gerede! Nicht einen Esel habe ich ihnen jemals weggenommen. Nicht einem unter ihnen ein Leid getan!« Und zu Korach sprach Moses: »Du und deine ganze Rotte sind morgen vor dem Herrn; du, sie und Aaron. Nehme jeder seine Räucherpfanne mit, tue Räucherwerk darauf und bringe vor den Herrn jeder seine Räucherpfanne, 250 Räucherpfannen, auch du und Aaron, jeder seine Räucherpfanne!« Da nahmen sie jeder seine Räucherpfanne, taten Feuer darein, legten Räucherwerk darauf und stellten sich an die Pforte des Festgezeltes, ebenso Moses und Aaron. Und Korach versammelte die ganze Gemeinde wider sie an der Pforte des Festgezeltes. Da erschien der ganzen Gemeinde die Herrlichkeit des Herrn, Und der Herr redete mit Moses und Aaron also: »Sondert euch von der Gemeinde hier ab, daß ich sie im Nu vertilge!« Da fielen sie auf ihr Antlitz und sprachen: »Gott, Du Gott des Lebensodems alles Fleisches! Ein Mann sündigt, und Du willst gegen die Gemeinde ohne Ausnahme wüten?« Da sprach der Herr zu Moses also: »Sprich so zu der Gemeinde: "Verzieht euch rings von der Wohnstätte Korachs, Datans und Abirams."« Da stand Moses auf und ging zu Datan und Abiram; ihm folgten die Ältesten Israels. Und er sprach zur Gemeinde: »Weicht von den Zelten dieser schlimmen Männer! Berührt nichts, was ihrer ist, damit ihr nicht, um all ihrer Sünden willen, mit hinweggerafft werdet!« So verzogen sie sich rings von der Wohnstätte Korachs, Datans und Abirams. Datan und Abiram aber waren herausgetreten und hatten sich vor ihre Zelttüren gestellt, samt ihren Weibern, großen und kleinen Kindern. Da sprach Moses: »Daran sollt ihr erkennen, daß der Herr mich gesandt, alle diese Taten zu tun, und daß ich solche nicht von mir aus tue! Wenn diese sterben, wie alle Menschen sterben, und ihnen nur das widerfährt, was allen Menschen begegnet, dann hat der Herr mich nicht gesandt. Aber tut der Herr ein Werk, und öffnet die Erde ihren Schlund und verschlingt sie mit allem, was ihrer ist, und fahren sie lebend in die Unterwelt, dann erkennet, daß diese Männer den Herrn gelästert haben!« Wie er nun all diese Reden beendet hatte, spaltete sich der Erdboden unter ihnen, und die Erde öffnete ihren Schlund und verschlang sie und ihre Behausungen sowie alle Leute, die Korach gehörten, und alle Habe. Und sie fuhren mit all ihrer Habe lebend zur Unterwelt, und die Erde schloß sich über ihnen, und sie verschwanden aus der Gemeinde. Ganz Israel aber, das sie rings umstand, war eilends geflohen; denn sie sagten: »Die Erde könnte auch uns verschlingen.« Ein Feuer war nämlich vom Herrn ausgegangen und fraß die 250 Männer, die das Räucherwerk gebracht hatten. Des Volkes Strafe - Aarons StabUnd der Herr sprach zu Moses: »Sprich zum Aaronsohn, dem Priester Eleazar, er soll die Räucherpfannen von der Brandstatt nehmen und das Feuer von da zerstreuen! Weil die Frevler diese Räucherpfannen mit dem Verlust ihres Lebens geheiligt, so mache man aus ihnen Bleche und überziehe damit den Altar! Sie hatten sie ja vor den Herrn gebracht, und so heiligten sie sie. Sie seien den Söhnen Israels ein Wahrzeichen!« Da nahm der Priester Eleazar die kupfernen Räucherpfannen, die die Verbrannten hergebracht hatten, und man schlug sie breit zu einem Altarüberzug, ein Merkzeichen für die Israeliten, daß kein Unbefugter, der nicht zu Aarons Nachkommen gehört, das Recht hat, vor dem Herrn Räucherwerk darzubringen. Sonst geht es ihm wie Korach und seiner Rotte, wie ihm der Herr durch Moses angedroht hatte. Da murrte die ganze israelitische Gemeinde am anderen Morgen wider Moses und Aaron und sagte: »Ihr habt das Volk des Herrn bestürzt gemacht.« Als sich nun die Gemeinde gegen Moses und Aaron zusammenrottete, wandten sich diese nach dem Festgezelt. Und schon hatte es die Wolke bedeckt. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn. Moses und Aaron betraten das Festgezelt. Und der Herr sprach zu Moses: »Hebt euch weg aus der Gemeinde hier, daß ich sie im Nu vertilge!« Da fielen sie auf ihr Antlitz. Und Moses sprach zu Aaron: »Nimm die Räucherpfanne, tu vom Altar Feuer darein, lege Räucherwerk darauf und trag es schleunigst in die Gemeinde und schaff ihnen Sühne! Denn schon geht vom Herrn der Grimm ans. Die Pest hat begonnen.« Da nahm es Aaron, wie Moses gesagt, und lief mitten unter die Gemeinde. Schon aber hatte die Pest unter dem Volke begonnen. Da räucherte er und schaffte dem Volk Sühne. Also stellte er sich zwischen die Toten und die Lebenden, und der Pest ward Einhalt getan. Aber der Pestleichen waren es 14.700, außer den um Korachs willen Umgekommenen. Aaron kehrte nun zu Moses an die Pforte des Festgezeltes zurück; der Pest war nämlich Einhalt getan worden. Und der Herr sprach zu Moses: »Rede mit den Söhnen Israels und nimm von ihnen je einen Stab von allen ihren Fürsten nach Familien, zwölf Stäbe! Und schreibe eines jeden Namen auf seinen Stab! Den Namen Aaron aber schreibe auf den Levistab! Denn ein besonderer Stab gehört dem Haupte der Familie. Dann leg sie im Festgezelt vor dem Zeugnis nieder, wo ich mich euch zu offenbaren pflege! Dann sproßt der Stab des Mannes, den ich auserwähle. So schlage ich von mir aus der Israeliten Murren wider euch nieder.« Da redete Moses mit den Israeliten. Und alle ihre Fürsten, Stamm für Stamm, übergaben ihm für ihre Familien zwölf Stäbe, jeder Fürst einen Stab. Unter ihren Stäben war auch der Stab Aarons. Da legte Moses die Stäbe vor dem Herrn im Zeugniszelt nieder. Als aber am anderen Morgen Moses zum Zeugniszelt kam, hatte der Stab Aarons vom Hause Levi ausgeschlagen; er trieb Sprossen und Blüten und wies reife Mandeln auf. Da brachte Moses alle Stäbe vom Herrn weg zu allen Israeliten. Da sprach der Herr zu Moses: »Leg Aarons Stab vor dem Zeugnis nieder zur Verwahrung, den Widerspenstigen ein Zeichen, daß er von mir aus ihr Murren beende! Sonst müssen sie sterben.« Moses tat so. Wie ihm der Herr befohlen, so hat er getan. Da sprachen die Israeliten zu Moses: »Wehe! Wir vergehen; wir schwinden; wir schwinden alle hin. Jeder, der herantritt, stirbt, wenn er des Herrn Wohnung nahekommt. Sollen wir ganz und gar umkommen?« Priester und LevitenDa sprach der Herr zu Aaron: »Du, deine Söhne und die Familie bei dir, ihr sollt die Verfehlung am Heiligtum auf euch nehmen! Du und deine Söhne sollt die Verfehlung an euren Priesterpflichten auf euch nehmen. Doch laß auch den Levistamm, deinen väterlichen Stamm, deine Brüder, mit dir herantreten! Sie sollen sich dir anschließen und dich bedienen! Du aber und deine Söhne mit dir sollen vor dem Zeugniszelt Dienste tun! Sie sollen deines Dienstes warten und des Dienstes am ganzen Zelte! Nur nicht den heiligen Geräten und nicht dem Altar dürfen sie nahekommen; sonst müßten sie, wie auch ihr, sterben. Sie sollen sich dir anschließen und an dem Festgezelt Dienste tun, den ganzen Dienst am Zelte! Kein Unbefugter darf euch nahekommen. Wartet des Dienstes am Heiligtum und am Altar! Dann kommt hinfort kein Zorn mehr über die Söhne Israels. Ich habe also eure Brüder, die Leviten, aus den Söhnen Israels genommen; denn als Geschenk von euch sind sie dem Herrn gegeben, um den Dienst am Festgezelt zu verrichten. Du aber und deine Söhne sollt eures Priesteramtes warten für alle Sachen des Altars und darin hinter dem Vorhang! So dienet! Ich mache euer Priesteramt zu einem Amt, gar einträglich. Aber der Unbefugte, der herantritt, soll den Tod leiden.« Und der Herr sprach zu Aaron: »Ich gebe dir also das Amt, dem meine Abgaben zufließen. Von allen heiligen Gaben der Söhne Israels überweise ich sie dir zum Einziehen, ebenso deinen Söhnen als ewige Gebühr. Von den hochheiligen Gaben soll dir, nach Abzug meines Mahles, ihr ganzes Opfer eigen sein bei all ihrem Speiseopfer, Sünd- und Schuldopfer, die sie mir erstatten! Dir und deinen Söhnen gehört es als Hochheiliges. Du sollst sie als Hochheiliges verzehren. Nur alles Männliche darf sie verzehren. Dir ist es geweiht. Dies ist dein als Abgabe ihrer Gaben. Ich überweise dir, deinen Söhnen und deinen Töchtern bei dir alle Weihegaben der Israeliten als ewige Gebühr. Wer in deinem Hause rein ist, darf es essen. Alles Frische von Öl, Most und Korn, den ersten Abhub von dem, was sie dem Herrn geben, überweise ich dir. Die Erstlinge von allem, was in ihrem Lande ist, und die sie dem Herrn darbringen, sollen dir gehören. Wer in deinem Hause rein ist, darf es essen. Und alles Banngut in Israel soll dir gehören! Und was von allem Fleisch den Mutterschoß durchbricht, und was man dem Herrn zu bringen pflegt, Mensch oder Vieh, soll dir gehören! Die Menschenerstgeburt mußt du jedoch abgelten lassen, auch den ersten Wurf der unreinen Tiere. Und seine Abgeltungen sind: Vom Monatskind an mußt du abgelten lassen nach dem Werte; fünf Ringe heiliges Gewicht sind zwanzig Korn. Aber den ersten Wurf des Rindes oder Schafes oder einer Ziege darfst du nicht abgelten lassen. Sie sind geweiht. Mit ihrem Blute sollst du den Altar besprengen und ihr Fett verrauchen lassen als ein Mahl süßen Duftes für den Herrn! Ihr Fleisch gehöre dir! Wie die Abgabebrust und wie die rechte Keule soll es dir gehören! Alle Weihegaben heiliger Gaben, die die Israeliten dem Herrn weihen, verleihe ich dir, deinen Söhnen und deinen Töchtern bei dir als ewige Gebühr. Dies ist ein ewiger Salzbund vor dem Herrn für dich und deine Nachkommen bei dir.« Und der Herr sprach zu Aaron: »Du sollst in ihrem Lande nichts zu eigen haben und keinen Anteil unter ihnen! Ich bin dein Anteil und dein Eigentum bei den Söhnen Israels. Den Söhnen Levis übergebe ich jeden Zehnten in Israel als Eigentum, als Entschädigung für ihren Dienst, den sie tun, den Dienst am Festgezelt. Nicht dürfen die Israeliten fortan an das Festgezelt herantreten, um nicht todeswürdige Schuld auf sich zu laden. Vielmehr tue der Levite den Dienst am Festgezelt! Diese haben ihre Verschuldung selbst zu tragen kraft ewiger Satzung für eure Geschlechter. Bei den Israeliten dürfen sie kein Eigentum haben. Ich überweise der Israeliten Zehnten, den sie dem Herrn als Weihegabe geben, zum Eigentum den Leviten. Darum habe ich von ihnen gesagt, sie sollen kein Eigentum bei den Söhnen Israels haben.« Der Herr sprach zu Moses: »Zu den Leviten sprich und sag zu ihnen: "Nehmt ihr von den Israeliten den Zehnten, den ich von jenen euch als Eigentum gebe, so gebt davon eine Weihegabe dem Herrn, den Zehnten von dem Zehnten! Dann wird euch eure Weihegabe so angerechnet, wie sonst die des Kornes von der Tenne und die der Abfüllung aus der Kelter! So sollt auch ihr die Weihegabe für den Herrn von all euren Zehnten weihen, die ihr von den Söhnen Israels einnehmt! Ihr sollt davon die Gabe für den Herrn dem Priester Aaron übergeben! Von allen euch zufallenden Abgaben sollt ihr die ganze Weihegabe an den Herrn abliefern, von allem Fett, das ihm geweiht!" Und sprich zu ihnen: "Gebt ihr das Fett davon ab, so wird es den Leviten angerechnet, wie der Ertrag der Tenne und der Kelter. Ihr dürft es an jedem Ort verzehren, ihr und euer Haus. Euer Lohn ist es ja für euren Dienst am Festgezelt. Ihr ladet seinetwegen keine Schuld auf euch, wenn ihr das Beste davon abhebt. Ihr entweiht nicht der Israeliten heilige Gaben und müßt nicht sterben."« ReinigungswasserUnd der Herr sprach zu Moses: »Dies ist die Gesetzesbestimmung, von welcher der Herr folgendes verordnet: "Sag den Söhnen Israels, sie sollen dir eine rote Kuh bringen, an der kein Makel ist und auf die noch kein Joch gekommen! Gebt sie dem Priester Eleazar! Man führe sie vor das Lager und schlachte sie vor ihm! Und der Priester Eleazar nehme von ihrem Blut mit seinem Finger und sprenge an des Festgezeltes Vorderseite siebenmal von ihrem Blut! Dann verbrenne man die Kuh vor seinen Augen! Ihre Haut, ihr Fleisch und ihr Blut soll man verbrennen mitsamt dem Mist! Dann nehme der Priester Zedernholz, Ysop und Karmesinwolle und werfe es in den Kuhbrand! Dann wasche der Priester seine Kleider und bade seinen Leib in Wasser! Dann darf er wieder in das Lager kommen. Doch bleibt der Priester unrein bis zum Abend. Auch wer sie verbrennt, soll seine Kleider im Wasser waschen! Er bade auch seinen Leib in Wasser! Auch ist er unrein bis zum Abend. Ein reiner Mann sammle die Kuhasche und lege sie draußen vor dem Lager an einen reinen Ort hin, um sie für die israelitische Gemeinde zum Reinigungswasser aufzuheben! Ein Sündopfer ist es. Der Sammler der Kuhasche wasche gleichfalls seine Kleider! Er ist unrein bis zum Abend. Den Israeliten und dem Fremdling bei ihnen gelte es als ewige Satzung! Wer einen Toten, eine Menschenleiche, berührt, wird für sieben Tage unrein. Er soll sich damit am dritten und am siebten Tage entsündigen, dann wird er wieder rein. Entsündigt er sich aber nicht am dritten und am siebten Tage, dann bleibt er unrein. Wer einen Toten, eines toten Menschen Leiche, berührt und sich nicht entsündigt, verunreinigt die Wohnstätte des Herrn. Gestrichen aus Israel werde diese Person. Weil man kein Reinigungswasser auf sie gesprengt hat, bleibt sie unrein. Ihre Unreinheit bleibt weiter an ihr. Auch dies Gesetz gilt: Stirbt jemand in einem Zelte, so wird, wer das Zelt betritt und wer im Zelte ist, für sieben Tage unrein. Und jedes offene Gefäß, dem kein Deckel aufgebunden ist, wird unrein. Wer im Freien einen Ermordeten oder sonst Verstorbenen oder ein Gerippe oder ein Grab berührt, wird sieben Tage unrein. Für den Unreinen nehme man Asche vom verbrannten Sündopfer und gieße darüber frisches Wasser in ein Gefäß! Dann nehme ein reiner Mann Ysop und tauche ihn ins Wasser und besprenge das Zelt samt allen Geräten und Personen darin sowie den, der das Gerippe oder den Ermordeten oder sonst Gestorbenen oder eine Grabstätte berührt hat! Am dritten und am siebten Tage besprenge der Reine den Unreinen und entsündige ihn am siebten Tage! Dann wasche er seine Kleider und bade sich in Wasser! So wird er am Abend rein. Wird aber jemand unrein und entsündigt sich nicht, so ist eine solche Person aus der Volksgemeinde zu streichen. Denn sie verunreinigt das Heiligtum des Herrn. Sie ward nicht mit Reinigungswasser besprengt. Darum ist sie unrein. Dies gelte ihnen als ewige Satzung! Wer Reinigungswasser sprengt, muß seine Kleider waschen. Und unrein bis zum Abend wird, wer Reinigungswasser anrührt. Was der Unreine berührt, ist unrein. Wer ihn berührt, ist auch unrein bis zum Abend."« Mirjams und Aarons TodUnd die Söhne Israels, die ganze Gemeinde, kamen am ersten Neumond in die Wüste Sin. Und das Volk blieb in Kades. Hier starb Mirjam und ward hier begraben. Die Gemeinde aber hatte kein Wasser. Da rotteten sie sich wider Moses und Aaron zusammen. Und das Volk haderte mit Moses und schrie: »Ach, wären wir auch umgekommen, als unsere Brüder vor dem Herrn umkamen! Warum habt ihr des Herrn Gemeinde in diese Wüste geführt, hier mit unserem Vieh zu sterben? Warum habt ihr aus Ägypten uns geführt, uns an diesen schlimmen Ort zu bringen, an einen Ort, wo es nicht Korn, noch Feige, noch Weinstock, noch Granatapfel, noch Trinkwasser gibt?« Da kamen Moses und Aaron von der Gemeinde zu der Pforte des Festgezeltes und fielen auf ihr Antlitz. Da erschien ihnen die Herrlichkeit des Herrn. Und der Herr sprach zu Moses: »Hol den Stab, versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet vor ihren Augen mit dem Felsen, daß er sein Wasser hergebe! Laß für sie Wasser aus dem Felsen sprudeln und tränke die Gemeinde und ihr Vieh!« Da holte Moses den Stab vom Herrn, wie ihm der Herr befohlen. Dann versammelten Moses und Aaron die Gemeinde vor dem Felsen. Er sprach zu ihnen: »Hört, ihr Widerspenstigen! Vermögen wir aus diesem Felsen Wasser für euch zu locken?« Dann hob Moses seine Hand und schlug zweimal an den Felsen mit seinem Stabe. Da kam viel Wasser heraus, und die Gemeinde trank samt ihrem Vieh. Der Herr aber sprach zu Moses und Aaron: »Weil ihr mir nicht geglaubt und mich vor den Israeliten nicht gerechtfertigt habt, darum dürft ihr diese Gemeinde nicht in das Land führen, das ich ihnen gegeben habe.« Das ist das Zweifelwasser, wo die Israeliten am Herrn zweifelten und er sich ihnen gegenüber rechtfertigte. Und Moses sandte Boten von Kades zum König von Edom. »So spricht dein Bruder Israel: "Du kennst all das Ungemach, das uns betroffen, wie unsere Väter nach Ägypten zogen und wir lange in Ägypten saßen, wie die Ägypter uns und unsere Väter hart bedrückten, wie wir zum Herrn schrien und er unser Flehen erhörte und einen Engel sandte und uns aus Ägypten führte. Jetzt sind wir in Kades, einer Stadt an deines Reiches Grenze. Laß uns doch durch dein Land ziehen! Wir wollen nicht durch Feld und Weinberg ziehen. Wir wollen kein Wasser aus den Brunnen trinken. Wir ziehen auf dem Königsweg und biegen weder rechts noch links ab, bis daß wir dein Gebiet durchzogen haben."« Da ließ ihm Edom sagen: »Du darfst bei mir nicht durchziehen; sonst trete ich dir mit dem Schwert entgegen.« Da ließ ihm Israel sagen: »Auf der Straße wollen wir hinziehen. Trinken wir deine Wasser, ich und meine Herden, dann bezahle ich es; ich will nichts weiter, als einfach durchziehen.« Da ließ er sagen: »Du darfst es nicht.« Und Edom zog ihm mit zahlreichem Kriegsvolk und bewaffneter Hand entgegen. So verweigerte Edom den Durchzug Israels durch sein Gebiet. Und Israel bog von ihm seitwärts ab. Dann brachen sie von Kades auf, und so kamen die Israeliten, die ganze Gemeinde, zum Berge Hor. Da sprach der Herr zu Moses und Aaron am Berge Hor, an der Grenze des Landes Edom: »Aaron soll zu seinen Stammesgenossen aufgenommen werden! Er darf das Land, das ich den Israeliten gebe, nicht betreten, weil ihr am Zweifelwasser widerstrebt habt dem, was ich befohlen. Nimm Aaron und Eleazar, seinen Sohn, und fahre sie auf den Berg Hor! Dann nimm dem Aaron seine Kleider ab und bekleide damit seinen Sohn Eleazar! Dann wird Aaron weggenommen und dort sterben.« Und Moses tat, wie ihm der Herr befohlen. Sie stiegen auf den Berg Hor vor den Augen der ganzen Gemeinde. Dann nahm Moses Aaron seine Gewänder ab und bekleidete damit seinen Sohn Eleazar. Dann starb Aaron dort auf der Spitze des Berges. Hernach stiegen Moses und Eleazar den Berg hinab. Da sah die ganze Gemeinde, daß Aaron verschieden war, und das ganze Haus Israel beweinte Aaron dreißig Tage. Eherne SchlangeDa hörte der Kanaaniter, König von Arad, der im Südland saß, daß Israel auf dem Weg der Kundschafter komme. Da griff er Israel an und nahm von ihm einige gefangen. Da machte Israel dem Herrn ein Gelübde und sprach: »Gibst Du dies Volk in meine Hand, dann banne ich ihre Städte.« Und der Herr erhörte Israel und gab den Kanaaniter preis. Und es bannte sie und ihre Städte. Die Stätte nannte man Chorma ("Öde"). Sie zogen nun vom Berge Hor den Weg zum Schilfmeer, das Land Edom zu umgehen. Aber das Volk ward der Wanderung überdrüssig. Und das Volk redete wider Gott und Moses: »Warum habt ihr uns aus Ägypten hergeführt, daß wir in der Wüste sterben? Kein Brot gibt es und kein Wasser. Wir sind der ärmlichen Kost überdrüssig.« Da sandte der Herr gegen das Volk die Schlangen, Brandnattern. Sie bissen die Leute, und viel Volk starb aus Israel. Da kam das Volk zu Moses und sprach: »Wir haben gesündigt, daß wir gegen den Herrn und dich geredet haben. Bete zum Herrn, daß er die Schlangen von uns nehme!« Da betete Moses für das Volk. Und der Herr sprach zu Moses: »Mach dir eine Brandnatter und hänge sie an eine Stange! Jeder Gebissene schaue sie an und bleibe am Leben!« Da machte Moses eine eherne Schlange und hängte sie an die Stange. Bissen dann die Schlangen jemand, so blickte er auf die eherne Schlange und blieb am Leben. Die Israeliten zogen nun weiter und lagerten in Obot ("in den Hohlwegen"). Von Obot zogen sie weiter und lagerten in Ijje Haabarim ("auf den Randhügeln") in der Wüste, die östlich an Moab stößt, gegen Osten. Von dort zogen sie weiter und lagerten sich im Bachtal Zared ("Weidenbach"). Von da zogen sie weiter und lagerten jenseits des Arnon, der in der Wüste ist und aus dem Amoritergebiet kommt. Denn der Arnon ist die Grenze Moabs zwischen Moabitern und Amoritern. Daher heißt es im Buche der Kriege des Herrn: »Waheb in Supha und die Bachtäler des Arnon und der Bachtäler Abhang, der sich bis zur Gegend von Ar erstreckt und sich an Moabs Grenze lehnt.« Von dort nach Beer ("Brunnen"), das ist der Brunnen, von dem der Herr zu Moses gesagt: »Hol das Volk her, damit ich ihm Wasser gebe!« Damals sang Israel dies Lied und fiel mit dem Kehrvers »Aufspringe, Quell!« ein: »Du Brunnen, von Fürsten gegraben, gebohrt von des Volkes Edlen mit Zeptern, ihren Stäben.« Aus der Wüste ging es nach Mattana, von Mattana nach Nachaliel, von Nachaliel nach Bamot, von Bamot nach dem Tale in Moabs Gefilde beim Gipfel des Pisga, der auf das Ödland herabschaut. Da sandte Israel Boten zu dem Amoriterkönige Sichon und ließ sagen: »Ich möchte dein Land durchziehen. Wir wollen weder auf Felder noch in Weinberge abbiegen. Wir wollen kein Wasser aus den Brunnen trinken. Wir ziehen auf dem Königswege hin, bis wir dein Gebiet durchzogen haben.« Aber Sichon verweigerte Israel den Durchzug durch sein Gebiet; Sichon zog vielmehr sein ganzes Volk zusammen und rückte gegen Israel in die Wüste vor. So kam er nach Jahas und griff Israel an. Israel aber schlug ihn mit dem Schwerte und eroberte sein Land vom Arnon bis zum Jabbok und bis zu den Ammonitern hin. Denn Jazer war die Grenze der Ammoniter. Israel nahm alle diese Städte ein. Und Israel besetzte alle Amoriterstädte, Chesbon und alle seine Tochterstädte. Chesbon aber war die Stadt des Amoriterkönigs Sichon. Dieser hatte mit dem früheren Moabiterkönig Krieg geführt; da nahm er ihm sein ganzes Land bis zum Arnon ab. Daher sagten die Spruchdichter: »Kommt nach Chesbon! / Gebaut und wohlbefestigt werde Sichons Stadt!« »Ein Feuer ging von Chesbon aus, / aus Sichons Stadt die Lohe. / Sie fraß bis Moab hin und glomm bis auf des Arnon Höhen.« »Weh, Moab, dir! Du bist verloren, Volk des Kamos. / Er läßt gefangennehmen seine Söhne, / und seine Töchter werden Kriegsgefangene des Amoriterkönigs Sichon.« »Gerade sie beschossen wir. / Zugrund ging Chesbon bis nach Dibon, / und wir verwüsteten bis Nophach hin, bei Medeba.« So besetzte Israel das Amoriterland. Dann ließ Moses Jazer auskundschaften. Sie nahmen seine Tochterstädte, und man vertrieb die Amoriter darin. Dann wandten sie sich und zogen gen Basan hinauf. Da rückte Basans König Og mit seinem ganzen Volke ihnen bis Edreï entgegen zum Kampfe. Der Herr aber sprach zu Moses: »Hab keine Furcht vor ihm! Ich gebe ihn und all sein Volk und Land in deine Hand. Tu mit ihm so, wie du mit dem Amoriterkönig Sichon getan, der zu Chesbon saß!« Da schlugen sie ihn, seine Söhne und all sein Volk, daß kein Entronnener ihm blieb. Und sie besetzten sein Land. Bileams EselinDann zogen die Israeliten weiter und lagerten in den Steppen Moabs jenseits des Jordans von Jericho. Balak, Sippors Sohn, aber sah alles, was Israel den Amoritern getan hatte. Da geriet Moab in große Furcht vor dem Volke, weil es so zahlreich war. Und Moab graute es vor den Söhnen Israels. Da sprach Moab zu den Ältesten Midians: »Jetzt wird die Gemeinde alles um uns abfressen, wie der Stier das Grün des Feldes abfrißt.« Zu jener Zeit war Balak, Sippors Sohn, König über Moab. Da sandte er Boten an Beors Sohn Bileam nach Petor, das am Strome liegt, ihn in das Land seines Volkes zu rufen. Er ließ ihm sagen: »Da ist ein Volk aus Ägypten gezogen. Es deckt des Landes Fläche. Mir gegenüber sitzt es da. Nun geh her! Verfluche mir dieses Volk! Denn es ist mächtiger als ich. Vielleicht kann ich es; wir schlagen es, und ich vertreibe es aus dem Lande. Ich weiß ja. Gesegnet ist, wen du segnest, und verflucht, wen du verfluchst.« Da gingen die Ältesten Moabs und die Ältesten Midians hin, Meister der Wahrsagekunst. Sie kamen zu Bileam und kündeten ihm Balaks Worte. Da sprach er zu ihnen. »Nächtiget hier die Nacht! Dann gebe ich euch Bescheid, wie der Herr zu mir reden wird.« So blieben Moabs Häuptlinge bei Bileam. Gott aber kam zu Bileam und sprach: »Was sind dir diese Männer?« Da sprach Bileam zu Gott: »Der Moabkönig Balak, Sippors Sohn, schickt zu mir: "Das Volk, das aus Ägypten gezogen, deckt des Landes Fläche. Nun geh her! Verwünsche es mir! Vielleicht kann ich es bekämpfen und vertreiben."« Da sprach Gott zu Bileam: »Du sollst nicht mit ihnen gehen! Du sollst das Volk nicht verfluchen! Denn für den Segen ist es bestimmt.« Da machte sich Bileam am anderen Morgen auf und sprach zu Balaks Häuptlingen: »Geht in euer Land! Der Herr verweigert mir die Erlaubnis, mit euch zu gehen.« Da machten sich Moabs Häuptlinge auf, kamen zu Balak und sprachen: »Bileam weigert sich, mit uns zu ziehen.« Da sandte Balak nochmals Häuptlinge, zahlreichere und angesehenere als jene. Sie kamen zu Bileam und sprachen zu ihm: »So spricht Balak, Sippors Sohn: "Laß dich nicht abhalten, zu mir zu ziehen! Denn ich belohne dich auf das reichlichste und tue alles, was du mir sagst. So geh her und verwünsche mir dies Volk!"« Da hob Bileam an und sprach zu Balaks Dienern: »Gäbe Balak mir seines Hauses Fülle an Gold und Silber, so könnte ich doch nicht dem Befehle des Herrn, meines Gottes, zuwiderhandeln, weder im Kleinen noch im Großen. Nun bleibt auch heute Nacht noch hier, daß ich erfahre, was der Herr mir weiter sagt!« Und Gott kam in der Nacht zu Bileam und sprach zu ihm: »Sind diese Männer gekommen, dich zu rufen, so mache dich auf und geh mit ihnen! Doch tu nur, was ich dich heiße!« Da machte sich Bileam am anderen Morgen auf, sattelte seinen Esel und zog mit Moabs Häuptlingen. Aber Gottes Zorn entbrannte, daß er ging, und der Engel des Herrn trat ihm hemmend in den Weg. Er aber ritt auf seiner Eselin, und seine beiden Diener waren bei ihm. Da sah die Eselin den Engel des Herrn auf dem Wege stehen, sein Schwert gezückt in seiner Hand. Und die Eselin bog vom Wege und ging in das Feld. Bileam aber schlug die Eselin, um sie wieder auf den Weg zu bringen. Da trat der Engel des Herrn in den Hohlweg der Weinberge, wo auf beiden Seiten Mauern waren. Die Eselin sah nun den Engel des Herrn und sie drückte sich an die Wand und drückte auch Bileams Fuß an die Wand. Da schlug er sie abermals. Da ging der Engel des Herrn nochmals voraus und stellte sich an eine engere Stelle, wo kein Weg war, nach rechts oder links auszuweichen. Als die Eselin den Engel des Herrn sah, legte sie sich unter Bileam hin. Da entbrannte Bileams Zorn, und er schlug die Eselin mit dem Stock. Der Herr aber öffnete den Mund der Eselin. Und sie sprach zu Bileam: »Was habe ich dir getan, daß du mich schon dreimal geschlagen?« Da sprach Bileam zur Eselin: »Zum Narren hast du mich ja gehabt. Hätte ich doch ein Schwert zur Hand! Denn dann würde ich dich töten.« Da sprach die Eselin zu Bileam: »Bin ich denn nicht deine Eselin, auf der du von jeher bis heute geritten bist? Bin ich je gewohnt gewesen, dir solches zu tun?« Er sprach: »Nein!« Da öffnete der Herr dem Bileam die Augen. Und er sah den Engel des Herrn auf dem Wege stehen, sein Schwert gezückt in seiner Hand. Da verneigte er sich und warf sich auf seine Stirne. Der Engel des Herrn aber sprach zu ihm: »Warum hast du deine Eselin schon dreimal geschlagen? Ich bin es, der ich hemmend ausgezogen bin. Denn diese Reise gefällt mir nicht. Die Eselin aber sah mich und wich vor mir nun schon dreimal aus. Wäre sie nicht vor mir ausgewichen, dann hätte ich dich umgebracht und sie am Leben gelassen.« Da sprach Bileam zum Engel des Herrn: »Ich habe gefehlt. Ich habe ja nicht gewußt, daß du mir den Weg vertrittst. Nun aber, wenn dir die Sache mißfällt, dann kehre ich um.« Da sprach der Engel des Herrn zu Bileam »Geh mit den Männern! Nur sage nichts als das, was ich dir sage!« Da zog Bileam mit Balaks Häuptlingen weiter. Als Balak hörte, daß Bileam komme, ging er ihm entgegen bis Ar Moab, das an der Arnongrenze liegt, an der äußersten Grenzmark. Da sprach Balak zu Bileam: »Habe ich dich nicht geziemend rufen lassen? Warum bist du nicht zu mir gekommen? Vermag ich wahrhaftig nicht, dich zu belohnen?« Da sprach Bileam zu Balak: »Ich bin ja zu dir gekommen. Vermag ich aber wirklich etwas zu reden? Nur das Wort, das Gott mir in den Mund legt, rede ich.« Da ging Bileam mit Balak, und sie kamen nach Kirjat Chusot. Da opferte Balak Rinder und Schafe und schickte davon an Bileam und die Häuptlinge bei ihm. Am anderen Morgen nahm Balak den Bileam und führte ihn zu den Baalshöhen. Von dort sah er des Volkes Umrisse. Bileams SegenDa sprach Bileam zu Balak: »Baue mir der Altäre sieben und bereite mir hier sieben junge Stiere und sieben Widder!« Und Balak tat, wie Bileam verlangt hatte. So brachten Balak und Bileam Stiere und Widder auf den Altären dar. Da sprach Bileam zu Balak: »Bleibe du bei deinem Brandopfer! Ich aber will hingehen. Vielleicht tritt mir der Herr entgegen. Was er mich schauen läßt, melde ich dir.« So ging er in die Einsamkeit. Da begegnete Gott dem Bileam. Und Bileam sprach zu ihm: »Ich habe der Altäre sieben hergerichtet und Stiere und Widder auf den Altären dargebracht.« Da legte der Herr dem Bileam ein Wort in den Mund und sprach: »Zu Balak kehr um und sprich also!« Da kehrte er zu ihm zurück; er aber stand noch bei seinem Brandopfer, er und alle Häuptlinge Moabs. Da hob er seinen Spruch an und sprach: »Aus Aram holt mich Balak, / der König Moabs, aus des Ostlands Bergen: / "Hierher! Verfluch mir Jakob! / Hierher! Beschreie Israel!" Wie soll ich fluchen dem, dem Gott nicht flucht? / Wie den beschreien, den nicht der Herr beschreit? Ich seh' es von den Felsenspitzen; / ich schau es von den Hügeln. / fürwahr, ein Volk, das abgesondert wohnt und unter Heiden sich nicht mischt! Wer zählt denn Jakobs Staub? / Wer mißt denn Israels feinen Staub? / Möcht' ich das Sterben der Gerechten sterben! / Und möcht' mein Ende wie das ihre sein!« Da sprach Balak zu Bileam: »Was hast du mir getan? Meine Feinde zu verwünschen hole ich dich, und nun segnest du sie.« Da antwortete er und sprach: »Muß ich nicht genau aussprechen, was mir der Herr in den Mund legt?« Da sprach Balak zu ihm: »Geh mit mir an einen anderen Ort, von wo du es noch sehen kannst! Nur Umrisse brauchst du zu sehen. Ganz brauchst du es nicht zu sehen. So verwünsche es mir von dort!« So nahm er ihn nach dem Späherfelde zur Höhe des Pisga, baute dort sieben Altäre und opferte Stiere und Widder auf den Altären. Da sprach Bileam zu Balak: »Bleib hier bei deinem Brandopfer! Ich aber gehe dorthin zu der Begegnung.« Da begegnete der Herr dem Bileam, legte ihm ein Wort in den Mund und sprach- »Kehre zu Balak zurück und rede so!« Da kam er zu ihm. Er aber stand noch bei seinem Brandopfer, und die Häuptlinge Moabs bei ihm. Und Balak sprach zu ihm: »Was hat der Herr geredet?« Da hob er seinen Spruch an, also sprechend: »Auf, Balak! Höre / Du, Sohn des Sippor, hör mir zu! Nicht ist Gott wie ein Mann, daß er Sein Wort nicht hielte, / nicht wie ein Menschenkind, daß er bereute. / Soll er nur reden und nichts tun, / verheißen und dann nichts erfüllen? Fürwahr, von Segen habe ich vernommen, / er hat gesegnet. Ich kann's nicht wenden. In Jakob sieht man nichts Verkehrtes; / in Israel schaut man kein Ungemach. / Der Herr, sein Gott, / mit ihm; bei ihm ist Kriegsjubel. Gott hat es aus Ägypten weggeführt. / Wie Wisents Hörner ist er ihm. Denn gegen Jakob hilft nicht Zauberkunst / und nicht Beschwörung gegen Israel. / Schon wird es Israel und Jakob angekündigt, / was Gott im Werke hat. Dies Volk! Wie eine Löwin steht es auf, / erhebt sich einem Löwen gleich, / und legt sich nicht, eh' es den Raub verzehrt / und von Erschlagenen Blut getrunken.« Da sprach Balak zu Bileam: »Verwünschest du es nicht, dann brauchst du es auch nicht zu segnen.« Da antwortete Bileam und sprach zu Balak: »Habe ich dir nicht gesagt: "Ich tue, was der Herr mir sagt"?« Da sprach Balak zu Bileam: »So geh! Ich nehme dich an einen anderen Ort. Vielleicht ist es Gott genehm, daß du es von dort aus mir verfluchst.« Und Balak nahm Bileam auf den Gipfel des Peor, der auf das Ödland herabschaut. Da sprach Bileam zu Balak: »Bau mir hier der Altäre sieben und richte mir hier sieben junge Stiere und sieben Widder her!« Da tat Balak, wie Bileam gesagt, und opferte auf den Altären Stiere und Widder. Bileam segnetBileam aber sah, daß es dem Herrn gefiel, Israel zu segnen. So ging er nicht, wie die vorigen Male, auf Bannsprüche aus, sondern wandte sein Antlitz zur Wüste. Und Bileam erhob seine Augen. Da sah er Israel nach Stämmen gelagert. Und ein Gottesgeist kam über ihn. Er hob seinen Spruch an und sprach: »Der Spruch des Beorsohnes Bileam, / der Spruch des Mannes mit erschloßnen Augen, des Mannes Spruch, der Gottesworte hört / und des Allmächtigen Gesichte schaut, / der niederfällt und doch die Augen öffnet. "Wie schön sind deine Zelte, Jakob, / und Israel, deine Wohnungen! Wie Bachgründe, geweitet, / wie Gärten an dem Strome, / wie Eichen, von dem Herrn gepflanzt, / wie Zedern am Gewässer! Sein Wasser quillt gesund hervor; / an vielen Wassern seine Saat. / Sein Reich ist größer noch als das des Adad, / und seine Herrschaft ausgedehnter. Gott hat es aus Ägypten weggeführt. / Es ist Ihm wie des Wisents Hörner. / Es frißt die Heiden, seine Feinde, / und ihr Gebein zermalmt es und ihre Gliedmaßen zerbricht es. Es kauert, lagert wie ein Löwe, / wie eine Löwin. Wer wagt, sie aufzustören? / Gesegnet, wer dich segnet! / Verflucht, wer dich verflucht!"« Da entbrannte Balaks Zorn wider Bileam, und er schlug die Hände zusammen. Dann sprach Balak zu Bileam: »Meine Feinde zu verwünschen, habe ich dich berufen. Und nun segnest du sie dreimal. Jetzt geh eilends heim! Ich dachte, dich reichlich zu lohnen. Doch der Herr hat dich um den Lohn gebracht.« Da sprach Bileam zu Balak: »Habe ich nicht schon deinen Boten, die du mir gesandt, gesagt: "Gäbe Balak mir auch seines Hauses Fülle an Gold und Silber, ich könnte nicht dem Befehle des Herrn zuwiderhandeln, um von mir aus Gutes oder Schlimmes zu tun. Nur was der Herr sagt, werde ich künden." Nun gehe ich heim zu meinem Volk. Geh her! Ich will dir verraten, was dies Volk deinem Volk in der Zukunft tun wird.« Und er hob seinen Spruch an und sprach: »Der Spruch des Beorsohnes Bileam, / der Spruch des Mannes mit erschloßnen Augen, des Mannes Spruch, der Gottesworte hört / und der des Höchsten Denken kennt, / der des Allmächtigen Gesichte schaut, / der niederfällt und doch die Augen öffnet: "Ich sehe ihn, jedoch nicht jetzt. / Ich schaue ihn, jedoch nicht nahe. / Aufgeht ein Stern aus Jakob; / aufsteigt aus Israel ein Schweifstern, / und er zerschmettert Moabs Hänge; / zu Boden wirft er alle Söhne Sets. Und Edom wird verwüstet, / und das ihm feindliche Seïr zerstört, / und Israel gewinnt an Macht. Aus Jakob geht er aus / und er vernichtet selbst den Rest der Stadt."« Dann sah er Amalek; da hob er seinen Spruch an, also sprechend: »Der Völker Abneigung ist Amalek; / sein Untergang ist gründlich.« Dann sah er die Keniter; da hob er seinen Spruch an, also sprechend: »Urständig ist dein Sitz, / dein Nest in Felsen eingebaut. Und doch wird Kain ein Weideplatz. / Wie lange noch, bis weggeführt dich Assur?« Dann hob er seinen Spruch an, also sprechend: »Weh! Wer will leben bleiben, / wenn Gott dies auferlegt?« »Von Kittim kommen Schiffe her; / sie beugen Assur und beugen Eber. / Auch dies geht unter.« Dann machte sich Bileam auf und kehrte heim. Auch Balak zog seines Wegs. Israels Götzendienst - PinechasIsrael aber saß zu Sittim. Da befleckte sich das Volk durch Unzucht mit den Töchtern Moabs. Diese luden das Volk zu ihren Götteropfern ein. Da aß das Volk und warf sich vor ihren Göttern nieder. Und Israel paarte sich zu Ehren des Baal Peor ("des Herrn der Fruchtbarkeit"). Da ward der Herr über Israel zornig. Und der Herr sprach zu Moses: »Nimm dieses Volkes Rädelsführer und setze sie dem Herrn, im Angesicht der Sonne, aus, daß die Zornesglut des Herrn von Israel lasse!« Da sprach Moses zu den Stämmen Israels: »Töte jeder seine Leute, die sich zu Ehren Baal-Peors gepaart!« Da kam eben ein israelitischer Mann und führte seinen Stammesgenossen eine gewisse Midianiterin zu, unter den Augen des Moses und der ganzen israelitischen Gemeinde, die an ihren Zelttüren ohne Unterlaß weinten. Dies sah Eleazars Sohn Pinechas, der Enkel des Priesters Aaron. Da trat er aus der Gemeinde hervor und nahm einen Speer. Dann ging er dem israelitischen Manne in das innere Gemach nach und durchstach beiden, dem israelitischen Mann und dem Weibe, den Unterleib. Da ward dem Blutbad unter den Israeliten Einhalt getan. Die Zahl der im Blutbad Gefallenen betrug 24.000. Da sprach der Herr zu Moses also: »Pinechas, der Sohn des Eleazar, des Priesters Aaron Enkel, hat von den Israeliten meinen Grimm gewendet, mit meinem Eifer unter ihnen eifernd. Und so habe ich die Israeliten nicht in meinem Eifer aufgerieben. Darum künde! Ich nehme ihn nachträglich in meinen Bund auf. Ihm und seinem Stamme nach ihm soll Priesterrecht für alle Zeit gesichert sein, dafür, daß er für seinen Gott geeifert und den Israeliten Sühne verschafft hat!« Der getötete israelitische Mann aber, der mit der Midianiterin erschlagen worden war, hieß Zimri, der Sohn Salus, des Fürsten einer Familie der Simeoniten. Und das getötete midianitische Weib hieß Kozbi, die Tochter Surs, des Sippenhäuptlings einer midianitischen Familie. Der Herr sprach zu Moses: »Befehdet die Midianiter! Schlagt sie! Denn sie befehden euch durch ihre Ränke, mit denen sie euch durch Peor umgarnt haben, und durch ihre Schwester Kozbi, diese midianitische Fürstentochter, die am Tage des Blutbades getötet ward, das wegen Peor angerichtet wurde.« - Es war nach dem Blutbad. Zweite VolkszählungDa sprach der Herr zu Moses und Eleazar, dem Sohn des Priesters Aaron: »Nehmt die Gesamtzahl der ganzen israelitischen Gemeinde auf, von zwanzig Jahren aufwärts, nach Familien, alle Heerespflichtigen in Israel!« Da ließen Moses und der Priester Eleazar sie in den Steppen Moabs, am Jordan bei Jericho, zur Musterung kommen, Von zwanzig Jahren aufwärts, wie der Herr dem Moses befohlen. Die Israeliten, die aus dem Lande Ägypten ausgezogen waren: Israels Erstgeborener Ruben: Rubens Söhne: Chanok mit der Sippe der Chanokiter, Pallu mit der der Palluiter, Chesron mit der der Chesroniter, Karmi mit der der Karmiter. Das sind die Sippen der Rubeniter; die Zahl ihrer Ausgemusterten betrug 43.730. Pallus Söhne: Eliab. Eliabs Söhne waren Nemuel, Datan und Abiram. Datan und Abiram waren die von der Rotte Berufenen, die wider Moses und Aaron unter der Rotte Korachs gehadert, als sie im Hader mit dem Herrn lagen, worauf die Erde ihren Schlund auftat und sie mit Korach verschlang, während die Rotte umkam, indem das Feuer die 250 Mann verzehrte, so daß sie zu einem Zeichen wurden. Die Söhne Korachs aber kamen nicht um. Simeons Söhne nach ihren Sippen: Nemuel mit der Sippe der Nemueliter, Jamin mit der der Jaminiter, Jakin mit der der Jakiniter, Zerach mit der der Zerachiter, Saul mit der der Sauliter. Dies sind die Sippen der Simeoniter 22.200. Gads Söhne nach ihren Sippen: Sephon mit der der Sephoniter, Chaggi mit der der Chaggiter, Suni mit der der Suniter, Ozni mit der der Ozniter, Eri mit der der Eriter. Arod mit der der Aroditer, Areli mit der der Areliter. Das sind die Sippen der Gadsöhne nach ihren Gemusterten, 40.500. Judas Söhne waren Er und Onan. Er und Onan aber waren im Lande Kanaan gestorben. Judas Söhne nach ihren Sippen waren dies: Sela mit der der Selaniter, Peres mit der der Persiter. Zerach mit der der Zarchiter. Des Peres Söhne waren diese: Chesron mit der Sippe der Chesroniter, Chamul mit der der Chamuliter. Dies sind Judas Sippen nach ihren Gemusterten, 76.500. Issakars Söhne nach ihren Sippen waren: Tola mit der der Tolaiter, Puwwa mit der der Puniter. Jasub mit der der Jasubiter, Simron mit der der Simroniter. Dies sind Issakars Sippen nach ihren Gemusterten, 64.300. Zabulons Söhne nach ihren Sippen: Sered mit der der Serditer, Elon mit der der Eloniter, Jachleel mit der der Jachleeliter. Dies sind die Sippen der Zabuloniter nach ihrem Gemusterten, 60.500. Josephs Söhne nach ihren Sippen: Manasse und Ephraim. Manasses Söhne: Makir mit der Sippe der Makiriter. Makir zeugte Gilead. Von Gilead die Sippe der Gileaditer. Dies sind die Söhne Gileads: Jezer mit der Sippe der Jezriter, Chelek mit der der Chelkiter, Asriel mit der der Asrieliter, Sekem mit der der Sikmiter, Semida mit der der Semidaiter, Chepher mit der der Chephriter. Selophchad, Chephers Sohn, hatte keine Söhne, nur Töchter. Selophchads Töchter hießen Machla, Noa, Chogla, Milka und Tirsa. Dies sind die Sippen Manasses, und ihrer Gemusterten waren es 52.700. Dies sind Ephraims Söhne nach ihren Sippen: Sutelach mit der der Sutalchiter, Beker mit der der Bakriter, Tachan mit der der Tachaniter. Dies sind Sutelachs Söhne: Eran mit der Sippe der Eraniter. Dies sind die Sippen der Söhne Ephraims nach ihren Gemusterten, 32.500. Dies sind die Josephsöhne nach ihren Sippen. Benjamins Söhne nach ihren Sippen: Bela mit der der Baliter, Asbel mit der der Asbeliter, Achiram mit der der Achiramiter, Sephupham mit der der Suphamiter, Chupham mit der der Chuphainiter. Belas Söhne waren Ard und Naaman, Ard mit der Sippe der Arditer, Naaman mit der der Naamaniter. Dies sind Benjamins Söhne nach ihren Sippen, und ihrer Gemusterten waren es 45.600. Dies sind Dans Söhne nach ihren Sippen: Sucham mit der der Suchamiter. Das sind Dans Sippen mit ihren Sippen. Alle Sippen der Suchamiter nach ihren Gemusterten waren es 64.400. Assers Söhne nach ihren Sippen: Jimna mit der des Jimna, Jiswi mit der der Iswiter, Beria mit der der Beriiter. Von den Söhnen Berias: Cheber mit der Sippe der Chebriter, Malkiel mit der der Malkieliter. Assers Tochter hieß Serach. Dies sind die Sippen der Söhne Assers nach ihren Gemusterten, 53.400. Naphtalis Söhne nach ihren Sippen: Jachseel mit der der Jachseeliter, Guni mit der der Guniter, Jeser mit der der Isriter, Sillem mit der Sillemiter. Das sind die Sippen Naphtalis nach ihren Sippen, und ihrer Gemusterten waren es 45.400. Dies sind die Gemusterten der Söhne Israels: 601.730. Und der Herr sprach zu Moses: »Diesen soll das Land als eigen zugeteilt werden nach Namenzahl! Du sollst dem, der viel zählt, viel Besitz geben und dem, der wenig zählt, wenig! Nach den Ausgemusterten werde sein Besitz jedem gegeben! Doch soll das Land durchs Los verteilt werden! Sie sollen es nach den Namen ihrer väterlichen Stämme erhalten. Sein Besitz soll nach dem Los verteilt werden zwischen dem, der viel, und dem, der wenig zählt!« Dies sind die aus Levi Ausgemusterten nach ihren Sippen: Gerson mit der der Gersoniter, Kehat mit der der Kehatiter, Merari mit der der Merariter. Dies sind die Sippen Levis: die der Libniter, die der Chebroniter, die der Machliter, die der Musiter, die der Korchiter. Kehat zeugte Amram. Amrams Weib hieß Jokebed, Levis Tochter, die Levi in Ägypten geboren ward. Sie gebar dem Amram Aaron und Moses sowie ihre Schwester Mirjam. Aaron wurden Nadab, Abihu, Eleazar und Itamar geboren. Nadab aber und Abiram mußten sterben, als sie vor dem Herrn unbefugt Feuer darbrachten. Ihre Ausgemusterten beliefen sich auf 23.000, alles Männliche von einem Monat aufwärts. Denn sie waren nicht mit den anderen Israeliten gemustert worden, weil ihnen kein Besitz inmitten der Israeliten geworden war. Das sind die von Moses und dem Priester Eleazar Gemusterten. Sie hatten die Israeliten in den Steppen Moabs am Jordan bei Jericho gemustert. Unter diesen war keiner mehr von den durch Moses und den Priester Aaron Gemusterten. Diese hatten die Israeliten in der Wüste Sinai gemustert. Denn der Herr hatte zu ihnen gesagt, sie müßten in der Wüste sterben. So war keiner von ihnen mehr übrig, außer Jephunnes Sohn Kaleb und Josue, Nuns Sohn. Erbtöchter - JosueHerzu traten die Töchter Selophchads, des Sohnes Chephers, des Enkels Gileads, des Sohnes Makirs, des Enkels Manasses, von den Sippen Manasses, des Josephsohnes. Seine Töchter hießen Machla, Noa, Chogla, Milka und Tirsa. Sie traten vor Moses und vor den Priester Eleazar, vor die Fürsten und die Gesamtgemeinde vor der Pforte des Festgezeltes mit den Worten: »Unser Vater ist in der Wüste gestorben. Doch er ist nicht bei der Rotte gewesen, die sich gegen den Herrn zusammenrottete, bei der Rotte Korachs. Er ist um seiner eigenen Sünde willen gestorben. Er hatte aber keine Söhne gehabt. Warum soll unseres Vaters Namen aus seiner Sippe getilgt werden, bloß, weil er keinen Sohn hat? Gib uns Besitztum unter unseres Vaters Brüdern" Und Moses brachte ihre Rechtssache vor den Herrn. Da sprach der Herr zu Moses also: »Selophchads Töchter haben recht geredet. Gib ihnen unter ihres Vaters Brüdern einen Besitz und überweise ihnen ihres Vaters Besitz! Und zu den Söhnen Israels sprich so: "Stirbt ein Mann und hat keinen Sohn, dann überweist seiner Tochter seinen Besitz! Hat er aber keine Tochter, so gebt seinen Besitz seinen Brüdern! Hat er aber keine Brüder, so gebt seinen Besitz den Brüdern seines Vaters! Hat aber sein Vater keine Brüder, so gebt sein Besitztum seinem Blutsverwandten in seiner Sippe, daß er es erbe! Das sei den Israeliten Rechtssatzung, wie der Herr dem Moses geboten hat."« Und der Herr sprach zu Moses: »Steig auf die Uferberge hier! Beschaue das Land, das ich den Söhnen Israels gebe! Hast du es gesehen, dann wirst du zu deinen Stammesgenossen aufgenommen, wie dein Bruder Aaron aufgenommen worden ist, weil ihr meinem Worte in der Wüste Sin widersprochen habt, als die Gemeinde haderte und ihr mich vor ihren Augen durch das Wasser hättet rechtfertigen sollen. Das ist das Haderwasser bei Kades in der Wüste Sin.« Und Moses sprach zum Herrn: »Der Herr, der Gott der Geister in allem Fleisch, bestelle über die Gemeinde einen Mann, der vor ihnen ausziehe und vor ihnen heimkomme und sie aus- und heimführe, daß des Herrn Gemeinde nicht sei wie Schafe ohne Hirten!« Da sprach der Herr zu Moses: »Wähle dir Josue, den Sohn des Nun! Das ist ein Mann, in dem Geist ist. Leg deine Hand auf ihn! Stelle ihn dem Priester Eleazar und der Gemeinde vor und bestelle ihn vor ihren Augen! Leg von deiner Würde auf ihn, damit die ganze israelitische Gemeinde gehorche! Vor den Priester Eleazar trete er, daß dieser vor dem Herrn die Entscheidung der Lose für ihn befrage! Auf sein Geheiß sollen sie ausziehen und auf sein Geheiß heimkommen, er und alle Söhne Israels, die Gesamtgemeinde!« Da tat Moses, wie ihm der Herr befohlen hatte. Er wählte Josue und stellte ihn dem Priester Eleazar und der ganzen Gemeinde vor. Dann legte er ihm seine Hände auf und setzte ihn ein, wie es der Herr durch Moses angeordnet hatte. OpfergesetzeUnd der Herr sprach zu Moses: »Befiehl den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: "Ihr sollt mir pünktlich meine Opfergabe bringen, meine Speise, als Mahl süßen Duftes zu seiner Zeit!" Und sprich zu ihnen: "Das ist das Mahl, das ihr dem Herrn darbringen sollt: Zwei fehlerlose, noch nichtjährige Lämmer Tag für Tag als stetig Brandopfer! Das eine Lamm sollst du am Morgen bereiten, das andere zwischen den Abendstunden! Dazu ein Zehntel Scheffel feines Mehl, mit einem vierter Krug Öl zerstoßener Oliven angemacht, zum Speiseopfer! Das stetige Brandopfer, das am Berge Sinai eingesetzt ward, zum süßen Duft als Mahl für den Herrn! Ein vierter Krug sei sein Trankopfer für jedes Lamm! Spende dem Herrn das Bieropfer im Heiligtum! Das zweite Lamm sollst du zwischen den Abendstunden bereiten! Du sollst es mit dem gleichen Speiseopfer, wie am Morgen, bereiten, und mit seinem Trankopfer als Mahl süßen Duftes für den Herrn! Am Sabbattage zwei fehlerlose, noch nicht jährige Lämmer sowie zwei Zehntel feines Mehl, mit Öl bereitet, zum Speiseopfer und zu seinem Trankopfer! Das ist das stetige Sabbatbrandopfer neben dem stetigen Brandopfer und seinem Trankopfer. Je am ersten Tage eurer Monde sollt ihr als Brandopfer dem Herrn zwei junge Stiere bringen, einen Widder, sieben fehlerlose, noch nicht jährige Lämmer, dazu drei Zehntel feines Mehl, mit Öl bereitet, für das Speiseopfer auf jeden Stier, zwei Zehntel feines Mehl, mit Öl bereitet, für das Speiseopfer auf jeden Widder, ein Zehntel feines Mehl, mit Öl bereitet, für das Speiseopfer auf jedes Lamm, als Brandopfer von süßem Duft, als Mahl für den Herrn! Bei ihren Trankopfern soll ein halber Krug auf jeden Farren kommen, ein dritter Krug auf jeden Widder, ein Viertel Wein auf jedes Lamm! Das ist das Opfer, das an jedem Neumond des ganzen Jahres darzubringen ist. Als Sündopfer diene dem Herrn ein Ziegenbock! Man soll ihn und sein Trankopfer zum stetigen Brandopfer bereiten! Am vierzehnten des ersten Monds ist Passah für den Herrn. Am fünfzehnten desselben Monds ist Festfeier. Sieben Tage soll nur ungesäuertes Brot gegessen werden! Am ersten Tag ist Vorlesung im Heiligtum. Da dürft ihr keine Werktagsarbeit tun. Als Opfermahl für den Herrn bringt zwei junge Stiere, einen Widder, sieben noch nicht jährige Lämmer! Sie sollen bei euch fehlerlos sein! Dann sollt ihr als ihr Speiseopfer feines Mehl herrichten, mit Öl bereitet, drei Zehntel zum Stier, zwei Zehntel zum Widder! Zu dem der sieben Lämmer nur ein Zehntel! Und einen Bock zum Sündopfer, um euch Sühne zu schaffen! So sollt ihr diese bereiten, ganz abgesehen vom Morgenbrandopfer, das ein stetiges Brandopfer ist! Die gleichen sollt ihr Tag für Tag sieben Tage lang bereiten, als Mahl für den Herrn von süßem Duft! Man soll sie neben dem stetigen Brandopfer und dem dazu gehörenden Trankopfer noch bereiten! Am siebten Tage sollt ihr Vorlesung am Heiligtum abhalten! Da dürft ihr keine Werktagsarbeit tun. Am Tage der Erstlinge bringt dem Herrn ein neues Speiseopfer dar! An eurem Wochenfeste haltet Vorlesung im Heiligtum ab! Da dürft ihr keine Werktagsarbeit tun. An Brandopfern zu süßem Duft für den Herrn bringt zwei junge Stiere, einen Widder, sieben noch nicht jährige Lämmer! Und als ihr Speiseopfer feines Mehl, mit Öl bereitet, drei Zehntel zum Stier, zwei Zehntel zum Widder, ein Zehntel für jedes dieser sieben Lämmer, und einen Ziegenbock, um Sühne euch zu schaffen! Abgesehen vom stetigen Brandopfer und seinem Speiseopfer sollt ihr diese bereiten! Sie sollen bei euch fehlerlos sein, ebenso ihre Trankopfer!"« Opfergesetze»"Am ersten Tage des siebten Mondes sollt ihr Vorlesung am Heiligtum halten! Da dürft ihr keine Werktagsarbeit tun. Er sei euch ein Tag des Jubels! Als Brandopfer zu süßem Duft für den Herrn bereitet einen jungen Farren, einen Widder, sieben fehlerlose, noch nicht jährige Lämmer! Dazu als Speiseopfer feines Mehl, mit Öl bereitet, drei Zehntel für den Stier, zwei Zehntel für den Widder, ein Zehntel für jedes der sieben Lämmer! Und einen Ziegenbock als Sündopfer, um euch Sühne zu schaffen, abgesehen vom Neumondbrandopfer und seinem Speiseopfer sowie vom stetigen Brandopfer und seinem Speiseopfer und ihren Trankopfern, wie es sich gebührt, zu süßem Duft als Mahl für den Herrn! Am zehnten Tage desselben Mondes sollt ihr am Heiligtum Vorlesung hatten und euch kasteien! Keinerlei Arbeit dürft ihr tun. Als Brandopfer dem Herrn zu süßem Duft bringt einen jungen Farren, einen Widder, sieben noch nicht jährige Lämmer dar! Sie sollen bei euch fehlerlos sein! Und als ihr Speiseopfer feines Mehl, mit Öl bereitet, drei Zehntel für den Stier, zwei Zehntel für den Widder, ein Zehntel für jedes der sieben Lämmer! Und einen Bock als Sündopfer noch zum Sündopfer für Entsündigung und zum stetigen Brandopfer und zu seinem Speise- und Trankopfer. Am fünfzehnten des siebten Monats sollt ihr Vorlesung am Heiligtum halten! Da dürft ihr keine Werktagsarbeit tun! Feiert ein Fest dem Herrn sieben Tage lang! Als Opfermahl süßen Duftes für den Herrn bringt dreizehn junge Stiere dar, zwei Widder und vierzehn noch nichtjährige, fehlerlose Lämmer! Und als ihr Speiseopfer feines Mehl, mit Öl bereitet, je drei Zehntel zu jedem der dreizehn Farren, je zwei Zehntel für die beiden Widder, ein Zehntel für jedes der vierzehn Lämmer, und einen Ziegenbock als Sündopfer außer dem stetigen Brandopfer und seinem Speise- und Trankopfer. Am zweiten Tage zwölf junge Stiere, zwei Widder und vierzehn noch nicht jährige, fehlerlose Lämmer, dazu ihre Speise- und ihre Trankopfer zu diesen Farren, Widdern, Lämmern nach ihrer Zahl, wie es sich gebührt, und einen Ziegenbock als Sündopfer noch außer dem stetigen Brandopfer und seinem Speise- und Trankopfer. Am dritten Tage elf junge Stiere, zwei Widder und vierzehn noch nicht jährige, fehlerlose Lämmer, dazu ihre Speise- und ihre Trankopfer zu diesen Farren, Widdern, Lämmern nach ihrer Zahl, wie es sich gebührt, und einen Ziegenbock als Sündopfer noch außer dem stetigen Brandopfer und seinem Speise- und Trankopfer. Am vierten Tage zehn junge Stiere, zwei Widder und vierzehn noch nicht jährige, fehlerlose Lämmer, dazu ihre Speise- und ihre Trankopfer zu diesen Farren, Widdern, Lämmern nach ihrer Zahl, wie es sich gebührt, und einen Ziegenbock als Sündopfer noch außer dem stetigen Brandopfer und seinem Speise- und Trankopfer. Am fünften Tage neun junge Stiere, zwei Widder und vierzehn noch nicht jährige, fehlerlose Lämmer, dazu ihre Speise- und ihre Trankopfer zu diesen Farren, Widdern, Lämmern nach ihrer Zahl, wie es sich gebührt, und einen Ziegenbock als Sündopfer noch außer dem stetigen Brandopfer und seinem Speise- und Trankopfer. Am sechsten Tage acht junge Stiere, zwei Widder und vierzehn noch nicht jährige, fehlerlose Lämmer, dazu ihre Speise- und ihre Trankopfer zu diesen Farren, Widdern, Lämmern nach ihrer Zahl, wie es sich gebührt, und einen Ziegenbock als Sündopfer noch außer dem stetigen Brandopfer und seinem Speise- und Trankopfer. Am siebten Tage sieben junge Stiere, zwei Widder und vierzehn noch nicht jährige, fehlerlose Lämmer, dazu ihre Speise- und ihre Trankopfer zu diesen Farren, Widdern, Lämmern nach ihrer Zahl, wie es sich gebührt, und einen Ziegenbock als Sündopfer noch außer dem stetigen Brandopfer und seinem Speise- und Trankopfer. Am achten Tage haltet Festversammlung ab! Da dürft ihr keine Werktagsarbeit tun! An Brandopfern als ein Mahl süßen Duftes für den Herrn bringt einen Farren, einen Widder, sieben fehlerlose noch nicht jährige Lämmer dar, sodann ihr Speise- und ihr Trankopfer zum Farren, zum Widder und zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, wie es sich gebührt, und einen Bock als Sündopfer außer dem regelmäßigen Brandopfer, sowie sein Speise- und Trankopfer! An euren Festen sollt ihr sie für den Herrn bereiten, abgesehen von den Brand- und Speiseopfern, die ihr gelobet oder freiwillig darbringt, sowie den Trank- und Dankopfern!"« Und Moses redete zu den Israeliten so, wie der Herr dem Moses geboten hatte. GelübdeUnd Moses redete mit den Stammeshäuptern der Israeliten also: »Das ist es, was der Herr befiehlt: "Macht einer ein Gelübde dem Herrn oder schwört er einen Eid, wodurch er seiner Seele eine Bindung aufbindet, so darf er sein Wort nicht brechen! So, wie er es ausgesprochen, soll er handeln! Macht aber ein Weib dem Herrn ein Gelöbnis und bindet sich in ihres Vaters Haus im Ledigstand eine Bindung auf und ihr Vater hört vom Gelöbnis und der Bindung, die sie ihrer Seele aufgebunden, und schweigt ihr Vater dazu, dann gelten all die Gelübde, und jede Bindung, die sie auf ihre Seele gebunden, gilt. Wenn aber ihr Vater am Tage, an dem er es hört, ihr wehrt, dann gelten all die Gelübde und Bindungen nicht, die sie auf ihre Seele gebunden. Der Herr vergibt ihr, weil ihr Vater ihr gewehrt. Sollte sie aber eines Mannes werden, solange die Gelübde oder sonst ein unbedacht gesprochen Wort, das sie auf ihre Seele gebunden, auf ihr lasten und ihr Mann hört davon und schweigt, nachdem er es gehört, dann gelten die Gelübde, ebenso die Bindung, die sie ihrer Seele aufgebunden. Doch wehrt ihr Mann es ihr, wenn er davon hört, so zerreißt er ihr Gelübde, das ihr obliegt, sowie das unbedacht gesprochene Wort, das sie auf ihre Seele gebunden. Der Herr verzeiht es ihr. Das Gelübde einer Witwe und einer Verstoßenen, überhaupt alles, was sie auf ihre Seele gebunden, gilt für sie. Macht sie aber im Hause ihres Mannes ein Gelübde oder bindet sie durch Eid eine Bindung auf ihre Seele und hört ihr Mann davon, doch schweigt er dazu, ohne ihr zu wehren, dann sind alle ihre Gelübde gültig, ebenso gilt jede Bindung, die sie auf ihre Seele gebunden. Zerreißt ihr Mann sie aber an dem Tage, an dem er davon hört, so gilt nichts von dem, was sie ausgesprochen, sei es Gelöbnis oder Bindung. Ihr Mann hat sie zerrissen. Der Herr wird ihr verzeihen. Jedes Gelübde und allen Bindungsschwur zur Beugung der Seele bestätigt ihr Mann und ihr Mann zerreißt es. Schweigt aber ihr Mann dazu von Tag zu Tag, so bestätigt er alle Gelübde oder all ihre Bindungen, die ihr obliegen. Er bestätigt sie; denn er hat dazu geschwiegen an dem Tage, an dem er es gehört. Zerreißt er sie dann noch, nachdem er davon gehört, so lädt er ihre Schuld auf sich."« Das sind die Gesetze, die der Herr dem Moses gab für das Verhältnis zwischen Mann und Weib, zwischen dem Vater und seiner ledigen Tochter im Vaterhaus. Gegen MidianDer Herr sprach zu Moses: »Nimm Rache an den Midianitern für Israels Söhne! Danach wirst du zu deinen Stammesgenossen aufgenommen werden.« Und Moses sprach zu dem Volke: »Wählt unter euch die tüchtigsten der Männer zu einem Kriegszug! Sie sollen über Midian kommen, um an Midian die Unbill am Herrn zu rächen! Je tausend von allen Stämmen Israels sendet zum Heer!« Da wurden aus den Geschlechtern Israels je tausend von jedem Stamm aufgerufen, 12.000, die Auslese des Heeres. Moses sandte sie nun, je tausend von jedem Stamm, zum Zuge aus und Eleazars Sohn Pinechas als Feldpriester. Er hatte die heiligen Geräte, die Lärmtrompeten, bei sich. So zogen sie gen Midian zu Feld, wie der Herr dem Moses befohlen, und schlugen alles Männliche. Auch schlugen sie Midians Könige zu den anderen von ihnen Geschlagenen, Ewi, Rekem, Sur, Chur und Reba, die fünf Könige Midians. Auch Beors Sohn Bileam hatten sie mit dem Schwert geschlagen. Dann führten die Israeliten die Weiber und Kinder Midians gefangen fort, und all ihre Lasttiere und all ihr Herdenvieh erbeuteten sie, ihre ganze Habe. Und alle ihre Gehöfte in ihren Siedlungen und alle ihre Zeltlager steckten sie in Brand. Dann nahmen sie allen Raub und alle Beute an Mensch und Vieh und brachten sie zu Moses und dem Priester Eleazar und zur israelitischen Gemeinde, die Gefangenen, die Beute und den Raub zum Lager in Moabs Steppen am Jordan bei Jericho. Da gingen Moses und der Priester Eleazar mit allen Edlen der Gemeinde ihnen entgegen vor das Lager hinaus. Moses aber ward über die Heerführer zornig, über die Hauptleute der Tausend und der Hundert, die vom Kriegszug kamen. Und Moses sprach zu ihnen: »Habt ihr alles Weibliche am Leben gelassen? Gerade sie haben den Söhnen Israels, nach Bileams Wort, dazu gedient, um Peors willen dem Herrn die Treue zu brechen, daß ein Gemetzel in des Herrn Gemeinde ward. Nun tötet alles Männliche unter den Kindern! Und jedes Eheweib tötet! Dagegen laßt für euch am Leben alle noch unverehelichten Mädchen! Ihr selbst bleibt sieben Tage außerhalb des Lagers, jeder, der eine Person tötet, und jeder, der Erschlagene berührt hat. Ihr müßt am dritten und siebten Tage euch entsündigen samt euren Mannen. Ebenso müßt ihr jedes Gewand und jedes Lederzeug und jedes Ziegenhaarwerk und alles Holzgerät entsündigen.« Und der Priester Eleazar sprach zu den Kriegsleuten, die in den Kampf gezogen waren: »Dies ist die Weisung des Gesetzes, das der Herr dem Moses geboten: Gold und Silber, Kupfer, Eisen, Zinn und Blei, alles, was in das Feuer kommen kann, sollt ihr durchs Feuer gehen lassen! Dann ist es rein. Jedoch muß es mit Reinigungswasser entsündigt werden. Was aber nicht ins Feuer kommen kann, laßt durchs Wasser gehen! Wascht eure Kleider am siebten Tage! Dann seid ihr rein. Hernach dürft ihr ins Lager kommen.« Der Herr sprach zu Moses: »Die Hauptbeute an Menschen und Vieh nimm auf, du und der Priester Eleazar und die Familienhäupter der Gemeinde, und gib von der Beute eine Hälfte denen, die gekämpft und ins Feld gezogen sind, die andere der Gesamtgemeinde! Dann erhebe eine Abgabe für den Herrn von den Kriegern, die ins Feld gezogen, ein Stück von je fünfhundert, von Menschen, Rindern, Eseln, Schafen! Von ihrer Hälfte sollt ihr sie nehmen! Gib sie als Abgabe für den Herrn dem Priester Eleazar! Und von der Hälfte der Söhne Israels sollst du immer eins von fünfzig dir herausgreifen aus Menschen, Rindern, Eseln, Schafen und allem anderen Vieh! Gib sie den Leviten, die des Dienstes an der Wohnstätte des Herrn warten!« Moses und der Priester Eleazar taten, wie der Herr dem Moses befahl. Da belief sich der Gewinn, nach Abzug der Beute, die das Kriegsvolk für sich erbeutete, auf 675.000 Schafe, 72.000 Rinder und 61.000 Esel. Von Menschenwesen betrug die Zahl der weiblichen ledigen Personen insgesamt 32.000 Seelen. Der halbe Anteil, der den ins Feld Gezogenen zufiel, betrug 337.500 Schafe, die Abgabe von den Schafen für den Herrn 675, ferner 36.000 Rinder, die Abgabe davon für den Herrn 72, ferner 30.500 Esel, die Abgabe hiervon für den Herrn 61, und 16.000 menschliche Personen, die Abgabe davon für den Herrn 32 Seelen. Und Moses überwies die Abgabe der Weihegabe des Herrn dem Priester Eleazar, wie der Herr dem Moses befahl. Aus der für die Israeliten bestimmten Hälfte, die Moses von der der Kriegsleute aussonderte - die der Gemeinde bestimmte Hälfte betrug 337.500 Schafe, 36.000 Rinder, 30.500 Esel und 16.000 Menschen -, aus der den Israeliten bestimmten Hälfte also griff Moses immer eins von fünfzig heraus, aus Menschen und Tieren, und übergab sie den Leviten, die des Dienstes an des Herrn Wohnung warteten, wie der Herr dem Moses befohlen. Da traten zu Moses die Anführer der Tausendschaften des Heeres, die Hauptleute der Tausendschaften und die der Hundertschaften und sprachen zu Moses: »Deine Diener haben die Gesamtzahl aller Leute für den Kriegszug aufgenommen, der unter unserer Führung geschehen ist, und nicht ein Mann wird von uns vermißt. So bringen wir als Opfergabe für den Herrn, was jeder gefunden hat an goldenen Geräten, Armketten und Spangen, Fingerringen, Ohrringen und Geschmeide, um uns vor dem Herrn zu entsühnen.« Da nahmen Moses und der Priester Eleazar von ihnen das Gold, lauter Gefäße kunstvoller Arbeit. Alles Gold der Weihegabe, die sie dem Herrn darbrachten, belief sich auf 16.750 Korn Ringe von den Hauptleuten der Tausendschaften und den der Hundertschaften. Die gemeinen Krieger aber hatten jeder für sich die Beute behalten. So nahmen Moses und der Priester Eleazar das Gold von den Hauptleuten der Tausendschaften und der Hundertschaften und brachten es ins Festgezelt, zum Andenken für die Israeliten vor dem Herrn. Besiedlung des OstjordanlandesRubens und Gads Söhne aber hatten einen großen, überreichen Herdenstand. Sie sahen nun das Land Jazer und das Land Gilead. Die Gegend aber war eine Herdengegend. So kamen Gads und Rubens Söhne und sprachen zu Moses und dem Priester Eleazar, sowie zu den Edlen der Gemeinde: »Atarot, Dibon, Jazer, Nimra, Chesbon, Elale, Sebam, Nebo, Beon, das Land, das der Herr vor der israelitischen Gemeinde niedergeworfen, ist ein Herdenland, und deine Knechte haben Herden.« Und sie sprachen: »Finden wir in deinen Augen Gnade, so werde dieses Land zum Besitz deinen Knechten verliehen! Siedle uns nicht über dem Jordan an!« Da sprach Moses zu Gads und Rubens Söhnen: »Sollen eure Brüder in die Schlacht ziehen, und ihr wollt hier bleiben? Warum hindert ihr das Herz der Söhne Israels, hinüberzuziehen in das Land, das ihnen der Herr gegeben? So haben eure Väter getan, als ich sie von Kades Barnea zur Besichtigung des Landes gesandt. Sie kamen bis zum Traubental hinauf und besahen das Land. Dann hinderten sie das Herz der Söhne Israels, ins Land zu kommen, das ihnen der Herr gegeben. Da geriet der Herr an jenem Tage in Zorn und tat den Schwur: »Die Männer, die aus Ägypten gezogen, von zwanzig Jahren aufwärts, sollen nie die Gegend sehen, die ich dem Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe! Denn sie sind mir nicht voll ergeben gewesen. Nur der Keniziter Kaleb, Jephunnes Sohn, und Josue, der Sohn des Nun, sind mir voll ergeben gewesen.« Da ward der Herr zornig über Israel und ließ sie in der Wüste vierzig Jahre umherirren, bis daß ausgestorben war dies Geschlecht, das Böses in des Herrn Augen getan. Ihr steht nun an eurer Väter Stelle, eine Brut sündiger Menschen, nur um des Herrn Zornesglut über Israel noch zu steigern. Und wendet ihr euch von ihm ab, so beläßt er es noch länger in der Wüste. So stürzt ihr dies ganze Volk ins Verderben.« Da drangen sie auf ihn ein und sprachen: »Hier wollen wir für unseren Herdenstand Schafhürden bauen und für unsere kleinen Kinder Städte. Wir selbst aber wollen als Vortrupp den Israeliten voranziehen, bis daß wir sie an ihren Ort gebracht. Doch unsere kleinen Kinder sollen vor des Landes Insassen in festen Städten sitzen. In unsere Häuser kehren wir nicht zurück, bis von den Israeliten jeder zu seinem Besitz gelangt ist. Denn wir wollen nicht mit ihnen zusammen über dem Jordan und weiterhin Besitz bekommen, wenn uns unser Besitz östlich über dem Jordan zufällt.« Da sprach Moses zu ihnen: »Wollt ihr das tun, wollt ihr vor dem Herrn sturmbereit zum Kampf voranschreiten und überschreitet ihr vor dem Herrn, jeder von euch sturmbereit, den Jordan, bis daß er seine Feinde vor sich vertilgt hat, und wird dieses Land vor dem Herrn niedergeworfen, und kehrt ihr danach heim, dann seid ihr dem Herrn und Israel gegenüber unsträflich, und dieses Land falle euch vom Herrn aus als Besitztum zu! Doch tut ihr nicht so, dann sündigt ihr an dem Herrn. Wisset dann, daß eure Sünden euch finden werden. Baut euch also Städte für eure kleinen Kinder und Hürden für eure Schafe! Doch tut, was ihr ausgesprochen habt!« Da sprachen Gads und Rubens Söhne zu Moses: »Deine Knechte werden so tun, wie unser Herr befiehlt. Unsere kleinen Kinder, unsere Weiber, unser Herdenstand und all unser Vieh bleibe hier in Gileads Städten! Doch deine Knechte ziehen hinüber, jeder sturmbereit, vor dem Herrn in den Krieg, wie es der Herr gesagt.« Da gab Moses dem Priester Eleazar und Nuns Sohn, Josue, sowie den väterlichen Stammhäuptern der Israeliten ihretwegen Anweisung. Und Moses sprach zu ihnen: »Überschreiten mit euch vor dem Herrn die Söhne Gads und Rubens den Jordan, jeder sturmbereit, und wird das Land erobert und es stellt euch frei, dann gebt ihnen zu eigen das Land Gilead! Ziehen sie aber nicht mit euch sturmbereit hinüber, so müssen sie bei euch im Lande Kanaan siedeln.« Da antworteten Gads und Rubens Söhne: »Wir tun so, wie der Herr von deinen Knechten verlangt. Wir ziehen vor dem Herrn sturmbereit ins Land Kanaan hinüber und so kommen wir in unseren Besitz jenseits des Jordans.« So gab Moses ihnen, den Söhnen Gads und Rubens, und dem halben Stamme Manasses, des Josephsohnes, das Reich des Amoriterkönigs Sichon und das des Basankönigs Og, das Land mit seinen Städten nach Gemarkungen, die Städte des Landes ringsum. So bauten Gads Söhne Dibon, Atarot und Aroer wieder auf, ebenso Aterot Sophan, Jazer, Jogbeha, Bet Nimra und Bet Haran, feste Städte und Schafhürden. Rubens Söhne aber bauten Chesbon, Elale, Kirjataim, Nebo und Baal Meon mit verändertem Namen wieder auf und Sibma, und sie gaben ihren Namen den Städten, die sie aufbauten. Die Söhne Makirs, des Manassesohnes, zogen nach Gilead, eroberten es und vertrieben den Amoriter, der darin war. Und Moses verlieh Gilead dem Makir, Manasses Sohn, und er wohnte darin. Manasses Sohn Jair zog aus, eroberte ihre Zeltdörfer und nannte sie Zeltdörfer Jairs. Nobach zog aus, eroberte Kenat mit seinen Tochterorten und benannte es nach seinem Namen Nobach. Die LagerstättenDies sind der Israeliten Züge, auf denen sie aus Ägypterland nach ihren Scharen unter Mosis und Aarons Führung gezogen sind. Moses schrieb ihre Ausfahrten zu ihren Zügen nieder auf des Herrn Befehl. Dies sind ihre Züge zu ihren Ausfahrten: Sie zogen von Ramses weg am fünfzehnten Tage des ersten Monats. Am Tage nach dem Passah zogen die Israeliten aus, in dichter Schar vor ganz Ägyptens Augen, während die Ägypter verkündeten, daß der Herr bei ihnen jede Erstgeburt erschlagen und daß der Herr an ihren Göttern Strafgerichte vollzogen habe. Die Israeliten zogen nun von Ramses fort und lagerten in Sukkot. Von Sukkot zogen sie fort und lagerten in Etam am Rande der Steppe. Von Etam zogen sie fort und wandten sich nach Pihachirot vor Baalsephon und lagerten vor Migdol. Sie zogen von Pihachirot fort und schritten mitten durch das Meer in die Wüste. Sie wanderten drei Tagereisen und lagerten in Mara. Sie zogen von Mara fort und kamen nach Elim. In Elim waren zwölf Quellen und siebzig Palmbäume, und sie lagerten dort. Sie zogen von Elim fort und lagerten am Schilfmeer. Sie zogen vom Schilfmeer fort und lagerten in der Wüste Sin. Von der Wüste Sin zogen sie fort und lagerten in Dophka. Sie zogen von Dophka fort und lagerten in Alus. Von Alus zogen sie fort und lagerten in Raphidim. Da war kein Wasser für das Volk zum Trinken. Von Raphidim zogen sie fort und lagerten in der Wüste Sinai. Von der Wüste Sinai zogen sie fort und lagerten bei den Gelüstegräbern. Von den Gelüstegräbern zogen sie nach Chaserot, von Chaserot nach Ritma, von Ritma nach Rimmon Peres, von Rimmon Peres nach Libna, von Libna nach Rissa, von Rissa nach Kehela, von Kehela zum Berge Sepher, vom Berge Sepher nach Charada, von Charada nach Makhelot, von Makhelot nach Tachat, von Tachat nach Tarach, von Tarach nach Mitka, von Mitka nach Chasmon, von Chasmon nach Moserot, von Moserot nach Bene Jaakan, von Bene Jaakan nach Chor Hagidgad ("Schluchthöhle"), von Chor Hagidgad nach Jotba, von Jotba nach Abron, von Abron nach Esiongeber, von Esiongeber in die Wüste Sin, das ist Kades, von Kades zum Berge Hor an der Grenze des Landes Edom. Und der Priester Aaron stieg auf den Berg Hor nach des Herrn Befehl und starb hier, im vierzigsten Jahre nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypterland, am ersten des fünften Monats. Aaron aber war 123 Jahre alt, als er auf dem Berge Hor starb. Da hörte der Kanaaniter, Arads König, der im Süden des Landes Kanaan saß, vom Anmarsch der Israeliten. Sie zogen dann vom Berge Hor fort und lagerten in Salmon. Von Salmon ging es nach Punon, Von Punon nach Obot, Von Obot nach Ijje Haabarim im Gebiete Moabs, von Ijjim nach Dibon Gad, von Dibon Gad nach Almon Diblataim, von Almon Diblataim zum Ufergebirge von Nebo. Vom Ufergebirge zogen sie fort und lagerten in den Steppen Moabs am Jordan bei Jericho, und zwar lagerten sie am Jordan von Bet Hajesimot ("Wüstenort") bis Abel Hasittim ("Akazienwiese") in Moabs Steppen. Und der Herr sprach zu Moses in Moabs Steppen am Jordan bei Jericho: »Rede mit den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: "Zieht ihr über den Jordan ins Land Kanaan, dann müßt ihr alle Insassen des Landes vor euch vertilgen und alle ihre Bilder vernichten. Auch alle ihre Gußbilder sollt ihr vernichten und alle ihre Höhen verwüsten! Vom Lande ergreift Besitz und siedelt darin! Denn euch gebe ich das Land zum Besitz. Verteilt das Land nach euren Stämmen durch das Los! Dem, der viel zählt, sollt ihr seinen Besitz vermehren und dem, der wenig zählt, einen kleineren geben! Was jemandem durchs Los zufällt, soll ihm gehören! Nach euren väterlichen Stämmen sollt ihr es verteilen! Vertreibt ihr aber nicht vor euch des Landes Insassen, dann werde, was ihr davon übriglaßt, euch zu Dornen in den Augen und zu Stacheln in den Seiten! Sie sollen euch bedrängen in eurem Lande, in dem ihr siedelt! Dann tue ich mit euch, was ich jenen zugedacht."« Kanaans VerlosungUnd der Herr sprach zu Moses: »Befiehl den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: Kommt ihr in das Land Kanaan, dann ist dies das Land, das euch als Eigentum zufällt, das Land Kanaan nach seinen Grenzen. Der Südsaum sei euch von der Wüste Sin an Edom entlang, und zwar sei euch Südgrenze das Ende des Salzmeeres im Osten. Dann wende sich euch die Grenze südlich von der Skorpionensteige und gehe weiter nach Sin hinüber, bis sie südlich von Kades Barnea endet! Dann laufe sie nach Chasar Addar aus und gehe weiter nach Asmon! Die Grenze wende sich von Asmon zum Bach Ägyptens, bis sie am Meer endet! Westgrenze sei euch das große Meer und seine Küste! Das soll eure Westgrenze sein! Nordgrenze soll euch dies sein: Vom großen Meere sollt ihr sie euch bis zum Berge Hor ziehen! Vom Berge Hor sollt ihr sie euch bis Chamat ziehen! Endpunkt der Grenze sei Sedad! Dann laufe die Grenze nach Siphron und weiter bis Chasar Enan als ihrem Endpunkt! Dies soll eure Nordgrenze sein! Als Ostgrenze setzet euch fest die Strecke von Chasar Enan bis Sepham! Die Grenze senke sich von Sepham nach Rebel, östlich von Ain! Dann senke sich die Grenze und stoße auf den Bergrücken östlich vom See Genesareth! Dann senke sich die Grenze an den Jordan, bis sie am Salzmeer endet! Das sollen ringsum des Landes Grenzen sein!"« Und Moses gebot den Israeliten: »Das ist das Land, das ihr euch durch das Los zueignen sollt und das der Herr den neuneinhalb Stämmen zu geben befohlen hat.« Denn die Familien des Stammes der Rubensöhne und die Familie des Stammes der Gadsöhne und der halbe Stamm Manasse hatten ihren Besitz schon erhalten. Die zweieinhalb Stämme hatten ihren Besitz jenseits des Jordan, auf der Ostseite des Jordan bei Jericho erhalten. Und der Herr sprach zu Moses: »Dies sind die Namen der Männer, die euch das Land zuteilen sollen: der Priester Eleazar und Josue, des Nun Sohn. Zieht von jedem Stamme je einen Fürsten bei der Landesverteilung hinzu! Dies sind die Namen der Männer: vom Stamme Juda Kaleb, Jephunnes Sohn, vom Stamme der Simeonsöhne Semuel, Ammihuds Sohn, vom Stamme Benjamin Elidad, Kislons Sohn, vom Stamme der Dansöhne als Fürst Bukki, Joglis Sohn, von den Josephsöhnen, vom Stamme der Manassesöhne, als Fürst Channiel, Ephods Sohn, vom Stamme der Ephraimsöhne als Fürst Kemuel, Siphtans Sohn, vom Stamme der Zabulonsöhne als Fürst Elisaphan, Parnaks Sohn, vom Stamme der Issakarsöhne als Fürst Paltiel, Azzans Sohn, vom Stamme der Assersöhne als Fürst Achihud, Selomis Sohn, von Stamme der Naphtalisöhne, als Fürst Pedahel, Ammihuds Sohn. Das sind die, denen der Herr befohlen, den Israeliten im Lande Kanaan ihren Besitz auszuteilen.« Leviten- und AsylstädteUnd der Herr redete mit Moses in Moabs Steppen am Jordan bei Jericho: »Befiehl den Söhnen Israels, daß sie von ihrem Besitze den Leviten Städte zum Siedeln geben! Auch die Weidetrift rings um die Städte sollt ihr den Leviten geben! Die Städte seien ihnen zum Besiedeln, die Weidetriften aber seien für ihr Vieh, ihre Habe und all ihren Lebensbedarf! Der Städte Weidetriften, die ihr den Leviten geben sollt, seien ringsum tausend Ellen weit von der Stadtmauer! Meßt außerhalb der Stadt zweitausend Ellen auf der Ostseite ab, desgleichen südlich, westlich, nördlich, so daß die Stadt in die Mitte kommt! Das soll ihnen Weidetrift bei den Städten sein! Und den Städten, die ihr den Leviten geben sollt, sechs Freistädten, die ihr abtretet, daß der Totschläger dahin fliehe, sollt ihr noch zweiundvierzig andere hinzufügen! All der Städte, die ihr den Leviten gebt, sind es achtundvierzig samt den Weidetriften. Die Zahl der Städte, die ihr vom Besitz der Söhne Israels abtretet, sollt ihr bei den Größeren größer bemessen und bei den kleineren kleiner! Jeder soll entsprechend dem Besitz einige seiner Städte den Leviten geben!« Und der Herr sprach zu Moses: »Sag den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: "Wenn ihr, den Jordan überschreitend, in das Land Kanaan kommt, dann wählt Städte, die euch so gelegen sind, daß sie euch Freistädte seien! Dorthin fliehe jeder Totschläger und jeder, der einen Menschen unvorsätzlich erschlagen hat! Die Städte seien euch Zuflucht vor Bluträchern, daß nicht der Totschläger den Tod leide, bis er vor der Gemeinde zum Gericht gestanden! Der Städte, die ihr dazu hergebt, seien es sechs! Sie sollen euch Freistädte sein! Drei der Städte sollt ihr über dem Jordan abtreten und drei Städte im Lande Kanaan! Freistädte seien es! Den Söhnen Israels sowie dem Gast und dem Beisassen bei euch sollen die sechs Städte eine Zuflucht sein, daß jeder dorthin fliehe, der unvorsätzlich einen Menschen erschlagen! Hat er ihn aber mit einem eisernen Gerät geschlagen, daß er starb, dann ist er ein Mörder. Der Mörder leide den Tod! Und hat er ihn mit einem handlichen Steine getroffen, wodurch jemand sterben kann, und er starb, dann ist er ein Mörder. Der Mörder leide den Tod! Und hat er ihn mit einem handlichen Holzgerät getroffen, wodurch jemand sterben kann, und er starb, dann ist er ein Mörder. Der Mörder leide den Tod! Der Bluträcher soll selber den Mörder töten! Wo er auf ihn trifft, soll er ihn töten! Und hat dieser jemandem aus Haß einen Stoß gegeben, oder hat er nach ihm hinterlistig geworfen, daß er starb, oder hat er ihn aus Feindschaft mit der Hand niedergeschlagen, daß er starb, dann leide der, der ihn geschlagen, den Tod! Er ist ein Mörder. Der Bluträcher soll den Mörder töten, wo er ihn trifft! Hat er von ungefähr jemanden gestoßen, ohne Feindschaft, oder hat er irgendein Gerät auf ihn geworfen, ohne daß er zielte, oder hat er irgendeinen Stein, wodurch einer sterben kann, unversehens auf ihn fallen lassen, daß er starb, ist ihm aber kein Feind gewesen und hat ihm nichts Böses tun wollen, dann richte die Gemeinde zwischen dem Totschläger und dem Bluträcher nach diesen Satzungen! Den Totschläger beschütze die Gemeinde vor der Hand des Bluträchers! Die Gemeinde bringe ihn in seine Zufluchtsstadt, in die er fliehen will! Er bleibe dort bis zum Tode des Hohenpriesters, den man mit heiligem Öl gesalbt hat! Verläßt aber der Totschläger die Gemarkung seiner Zufluchtsstadt, in die er sich gerichtet, und trifft ihn der Bluträcher außerhalb der Gemarkung seiner Zufluchtsstadt und tötet der Bluträcher den Totschläger, dann ist kein Mord an ihm verübt worden. Er soll ja bis zum Tode des Hohenpriesters in der Zufluchtsstadt verbleiben! Doch nach des Hohenpriesters Tod darf der Totschläger zu seines Besitzes Boden zurückkehren. Dies sei euch Rechtssatzung für eure Geschlechter in allen euren Siedlungen! Wenn jemand einen Menschen umbringt, so soll man den Mörder nach dem Mund von Zeugen hinrichten! Ein einziger Zeuge aber soll nicht aussagen gegen jemand, daß er sterbe! Ihr sollt kein Lösegeld für das Leben eines Mörders annehmen, der des Todes schuldig ist! Er muß den Tod leiden. Ihr sollt auch keine Gegengabe dafür nehmen, daß einer in seine Zufluchtsstadt flieht und dann heimkehrt, bevor der Priester gestorben ist! Ihr dürft das Land, in dem ihr wohnt, nicht entweihen. Denn Blut entweiht das Land. Sühne wird dem Land für das darin vergossene Blut nur durch das Blut dessen, der es vergossen hat. Ihr sollt also nicht das Land unrein machen, in dem ihr siedelt, weil auch ich darin wohne! Denn ich, der Herr, wohne mitten unter Israels Söhnen."« ErbtöchterDa kamen die Familienhäupter der Sippe der Söhne Gileads, des Sohnes Makirs, des Enkels Manasses, von den Sippen der Josephsöhne und brachten vor Moses und die Fürsten, die israelitischen Familienhäupter, ein Anliegen. Sie sprachen: »Der Herr hat meinem Herrn befohlen, das Land durchs Los zum Besitze den Söhnen Israels zu geben; und meinem Herrn ward vom Herrn befohlen, das Erbe unseres Bruders Selophchad seinen Töchtern zu geben. Heiraten diese einen der Söhne aus den anderen israelitischen Stämmen, dann wird ihr Besitz dem ihrer Väter entzogen und zu dem Besitze des Stammes geschlagen, dessen Angehörigen sie heiraten. So wird der Besitz, der durch das Los uns zugefallen, geschmälert. Selbst wenn das Jubeljahr für Israels Söhne kommt, dann bleibt ihr Besitz bei dem Stamme, dessen Angehörigen sie heiraten. So wird der Besitz dem unseres väterlichen Stammes entzogen.« Da gebot Moses den Israeliten nach des Herrn Befehl folgendes: »Der Josephsöhne Stamm hat recht. Das ist es, was der Herr für Selophchads Töchter verordnet: "Sie mögen sich verheiraten, mit wem sie wollen. Nur müssen sie einen ihres Vaterstammes heiraten, daß nicht ein Besitz der Söhne Israels von einem Stamme zum andern übergehe. An des Vaterstammes Besitz sollen alle Israeliten festhalten! Und jede Tochter, die in einem israelitischen Stamme zum Besitz gelangt, hat einen ihres Vaterstammes zu heiraten, damit bei den Israeliten jeder den väterlichen Besitz behauptet und nicht ein Besitz von einem Stamme zum andern übergehe. Jeder der israelitischen Stämme soll an seinem Erbbesitze festhalten!"« Wie der Herr dem Moses befohlen, so taten Selophchads Töchter. Machla, Tirsa, Chogla, Milka und Noa, Selophchads Töchter, heirateten die Söhne ihrer Oheime. Sie heirateten Angehörige aus den Sippen der Söhne Manasses, des Josephsohnes. Und so verblieb ihr Besitz bei dem Stamme ihrer väterlichen Sippe. Dies sind die Gebote und Satzungen, die der Herr durch Moses den Israeliten in Moabs Steppen am Jordan bei Jericho geboten hat. RückblickDies sind die Worte, die Moses zu ganz Israel gesprochen jenseits des Jordans in der Wüstensteppe gegenüber Suph zwischen Paran, Tophel, Laban, Chaserot und Dizahab. Elf Tage vom Horeb ab währte der Zug zum Gebirge Seïr bis nach Kades Barnea. Im vierzigsten Jahre, am ersten Tage des elften Monats, kündete Moses den Israeliten alles, was ihm der Herr für sie entboten hatte, nach seinem Siege über den Amoriterkönig Sichon, der in Chesbon und Edreï saß, und über den König von Basan, Og, der in Astarot saß. Jenseits des Jordans im Lande Moab begann Moses diese Lehre zu erläutern. »Der Herr, unser Gott, hat am Horeb also zu uns geredet: "Genug sei eures Weilens an diesem Berge! Geht weiter und zieht geradewegs auf das Gebirge der Amoriter und zu allen ihren Nachbarn in der Steppe, auf dem Gebirge, in der Niederung, im Südland und an der Meeresküste, ins Land der Kanaaniter und zum Libanon bis zum großen Strome, dem Euphratstrom! Seht! Ich gebe euch das Land. Zieht hinein und nehmt das Land, das der Herr euren Vätern Abraham, Isaak und Jakob und ihrem Stamme zugeschworen hat!" Zu jener Zeit sprach ich zu euch: "Ich kann für euch nicht allein sorgen. Der Herr, euer Gott, hat euch gemehrt, und ihr seid heute wie des Himmels Sterne an Menge. Möge der Herr, der Schutzgott eurer Väter, euch tausendfach hinzutun und euch segnen, wie er euch verheißen hat! Wie soll ich allein tragen eure Last, eure Bürde und euren Hader? Wählt euch aus euren Stämmen weise, kluge und erfahrene Männer, damit ich sie zu euren Häuptern mache!" Da antwortetet ihr mir und sprachet: "Gut ist, was du zu tun gedenkst." Da nahm ich eure Stammeshäupter, weise und erfahrene Männer, und machte sie zu euren Vorgesetzten als Oberste über Tausend, Hundert, Fünfzig und Zehn und als Beamte für eure Stämme. Ich gebot zu gleicher Zeit euren Richtern: "Verhört eure Brüder und richtet gerecht zwischen einem Manne und seinem Bruder und bei einem Fremdling! Seid unparteiisch im Gericht und hört den Kleinen wie den Großen an! Scheut euch vor niemand! Denn das Gericht ist Gottes. Nur die Sache, die für euch zu schwierig ist, bringt vor mich, und ich will sie anhören!" Und so belehrte ich euch damals über alles, was ihr tun solltet. Dann zogen wir vom Horeb weg und gingen nach des Herrn, unseres Gottes, Befehl auf den Weg zum Amoritergebirge durch jene ganz große, schaurige Steppe, die ihr geschaut habt. Und so kamen wir nach Kades Barnea. Da sprach ich zu euch: "Ihr seid zum Amoritergebirge gekommen, das uns der Herr, unser Gott, geben will. Siehe! Der Herr, dein Gott, gibt dir das Land. Steig hinan! Besetze es, wie der Herr, deiner Väter Gott, dir zugesagt! Seid furchtlos und unverzagt!" Da tratet ihr alle vor mich und spracht: "Wir wollen Männer vor uns hersenden, damit sie uns das Land erkunden und uns bescheiden über den Weg, auf dem wir hinaufziehen sollen, und über die Städte, in die wir kommen werden!" Der Vorschlag gefiel mir, und so wählte ich aus euch zwölf Männer, je einen für jeden Stamm. Sie gingen weiter und zogen ins Gebirge und kamen bis ins Traubental und spähten es aus. Sie nahmen von des Landes Früchten und brachten sie uns herüber. Sie gaben uns Bescheid und sprachen: "Das Land ist schön, das uns der Herr, unser Gott, gibt.« Aber ihr wolltet nicht hinaufziehen und widerstrebtet dem Geheiß des Herrn, eures Gottes. Ihr murrtet in euren Zelten und spracht: "Aus Haß gegen uns hat der Herr uns aus Ägypten herausgeführt, um uns in die Hand der Amoriter zu geben, daß sie uns vertilgen. Wohin wollen wir ziehen? Unsere Brüder schmolzen unser Herz; sie sprachen: »Leute, größer und stärker als wir, und Städte, groß und himmelhoch umwehrt, selbst Enakiter sahen wir dort.«" Ich sprach zu euch: "Entsetzt euch nicht und fürchtet euch nicht vor ihnen! Der Herr, euer Gott, zieht euch voran. Er streitet selbst für euch, wie er mit euch in Ägypten vor euren Augen getan und wie in der Steppe, die du verkostet, wo dich der Herr, dein Gott, getragen, wie ein Mann sein Kindlein trägt, auf dem ganzen Wege, den ihr gegangen, bis zu eurer Ankunft hier.« Aber trotzdem trautet ihr nicht dem Herrn, eurem Gott. Und doch zog er euch auf dem Wege voran, euch ein Lager zu erkunden, des Nachts im Feuer, daß ihr auf dem Wege sehen konntet, den ihr zoget, und tagsüber in der Wolke. Und der Herr hörte eure lauten Reden. Da ward er zornig und schwur: »Nicht einer dieser Männer aus diesem schlimmen Geschlechte soll das schöne Land erblicken, das ich euren Vätern zugeschworen. Nur Kaleb, der Sohn des Jephunne, soll es sehen. Ihm und seinen Kindern gebe ich das Land, das er betreten hat, weil er dem Herrn voll ergeben war.« Auch auf mich zürnte euretwegen der Herr, daß er sprach: Auch du sollst nicht dorthin kommen. Nur Josue, Nuns Sohn, dein ständiger Diener, wird dorthin kommen. Sprich ihm Mut zu! Denn er wird es Israel zu eigen geben. Doch eure Kleinen, von denen ihr gesagt: »Zur Beute werden sie«, ja eure Kinder, die heute noch nicht Gut und Böse kennen, kommen hinein. Ich gebe es ihnen, und sie nehmen es zu eigen. Ihr aber macht kehrt und zieht in die Steppe, dem Schilfmeere zu!" Da antwortetet ihr und spracht zu mir: "Wir haben an dem Herrn gesündigt. Wir ziehen hinauf und kämpfen, wie uns der Herr, unser Gott, gebot." Ihr umgürtetet jeder seine Waffen und erkühntet euch, ins Gebirge zu ziehen. Da sprach der Herr zu mir: "Sag ihnen: »Zieht nicht hinauf und kämpft nicht! Ich bin nicht bei euch. Sonst werdet ihr von euren Feinden geschlagen." Ich redete euch zu; aber ihr hörtet nicht, sondern widerstrebtet des Herrn Befehl und zoget dreist ins Gebirge. Da rückten die Amoriter auf jenem Gebirge euch entgegen, verfolgten euch wie Bienen und zersprengten euch von Seïr bis Chorma. Da kehrtet ihr wieder heim und weintet vor dem Herrn. Aber der Herr achtete nicht auf euer Klagen und hörte nicht auf euch. So saßet ihr zu Kades lange Zeit, ebenso lange, wie ihr dort gesessen habt.« Rückblick»Wir machten kehrt, zogen nach der Steppe auf das Schilfmeer zu, wie der Herr zu mir gesagt, und kreisten lange Zeit um das Gebirge Seïr. Da sprach der Herr zu mir: "Genug eures Kreisens um dieses Gebirge! Wendet euch nach Norden! Dem Volke befiehl also: »Ihr wollt durch das Gebiet der Söhne Esaus ziehen, eurer Brüder, die in Seïr wohnen. Sie werden euch fürchten. Aber nehmt euch in acht! Befehdet sie nicht! Ich gebe euch keinen Fußbreit von ihrem Land; denn ich habe Esau das Gebirge Seïr zum Besitz verliehen. Ihr sollt ihnen für Geld Speise abkaufen, die ihr eßt, und Wasser von ihnen erhandeln, das ihr trinkt!" Der Herr, dein Gott, hat dich ja gesegnet in all deinem Händewerk. Er sorgt für deinen Marsch durch diese große Steppe. Vierzig Jahre ist der Herr, dein Gott, mit dir. Dir hat nichts gefehlt. Wir zogen vorüber an unseren Brüdern, den Söhnen Esaus zu Seïr, auf der Arabastraße ("Steppenstraße"), vorüber an Elat und Esiongeber. Wir wandten uns und zogen auf Moabs Steppe zu. Da sprach der Herr zu mir: "Befehde nicht die Moabiter! Stürze dich in keinen Kampf mit ihnen! Ich gebe dir ja von ihrem Lande nichts zu eigen; denn ich habe Ar den Söhnen Lots zum Besitz verliehen.« Vordem wohnten die Emiter darin, ein Volk, so groß, zahlreich und hochgewachsen wie die Enakiter. Auch sie gelten als Rephaiter, wie die Enakiter. Die Moabiter nennen sie Emiter. In Seïr saßen vordem die Choriter. Die Esausöhne aber besiegten und vertilgten sie und siedelten an ihrer Stelle, wie Israel mit dem Land getan, das ihm der Herr zu eigen gegeben. »Nun auf! Setzt über den Zaredbach!« Da überschritten wir den Bach Zared. Wir sind achtunddreißig Jahre unterwegs gewesen, von Kades Barnea bis zur Überschreitung des Zaredbaches. Bis dahin war das ganze Geschlecht der Kriegsmänner aus dem Lager weggestorben, wie es ihnen der Herr geschworen hatte. Die Hand des Herrn war aber gegen sie gewesen, um sie voll aus dem Lager zu vertilgen. Als alle Kriegsmänner aus dem Volke weggestorben waren, sprach der Herr zu mir: »Du ziehst heute durch die Grenzmark Moabs und an Ar vorüber und näherst dich den Ammonitem. Befehde und befeinde sie nicht! Ich gebe dir ja vom Ammoniterlande nichts zu eigen; denn ich habe es den Söhnen Lots zu eigen gegeben.« Es gilt auch als Rephaiterland. Vordem wohnten darin Rephaiter, von den Ammonitern Samsummiter genannt. Leute waren es, so groß, zahlreich und hochgewachsen wie die Enakiter. Der Herr aber vertilgte sie vor ihnen. Und so nahmen sie ihr Land und siedelten an ihrer Stelle. So hatte er auch für die Esausöhne zu Seïr getan. Vor ihnen vertilgte er die Choriter. So nahmen sie ihr Land und wohnten an ihrer Stelle bis auf den heutigen Tag. Auch die Awwiter, die in Gehöften bis nach Gaza wohnten, waren vernichtet worden durch die Kaphtoriter, die aus Kaphtor auswanderten, und diese siedelten an ihrer Stelle. "Auf! Zieht hin und setzt über den Arnonbach! Siehe! Ich gebe in deine Hand den Amoriter Sichon, Chesbons König, mit seinem Lande. Fang an mit dem Erobern! Greif sie an! Von jetzt an breite ich Furcht und Schrecken vor dir auf die Völker unter dem ganzen Himmel. Sobald sie von dir hören, sollen sie vor dir zittern und beben.« Da sandte ich von der Steppe Kedemot Boten an Chesbons König Sichon mit friedlichen Worten: »Ich möchte dein Land durchziehen, will aber nur auf der Straße bleiben und weder rechts noch links abbiegen. Speise sollst du mir um Geld verkaufen, damit ich esse, und Wasser um Geld mir geben, damit ich trinke! Ich will nur durchziehen.« Dies haben mir die Esausöhne zu Seïr und die Moabiter zu Ar gestattet, bis ich über den Jordan in das Land ziehe, das der Herr, unser Gott, uns geben will. Doch Chesbons König, Sichon, wollte uns nicht durchziehen lassen; denn der Herr, dein Gott, hatte seinen Sinn verhärtet und sein Herz verstockt, um ihn in deine Hand zu geben, wie es jetzt ist. Da sprach der Herr zu mir: "Siehe! Ich mache den Anfang damit, daß ich dir Sichon und sein Land preisgebe. Fang an, sein Land zu besetzen!" Und Sichon zog uns mit seinem gesamten Volke zum Streite nach Jahas entgegen. Da gab ihn der Herr, unser Gott, uns preis. Wir schlugen ihn samt seinen Söhnen und seinem ganzen Volke. Damals nahmen wir auch alle seine Städte und bannten jede Stadt, selbst schwächliche Männer, Weiber und Kinder. Niemanden haben wir entrinnen lassen. Nur das Vieh und das Plündergut der von uns eroberten Städte haben wir für uns erbeutet. Von Aroër am Ufer des Arnonflusses und von der Stadt im Tale bis nach Gilead ist keine Feste uns zu steil gewesen. Alles hat der Herr, unser Gott, uns preisgegeben. Nur dem Ammoniterlande bist du nicht genaht, allem, was seitwärts vom Jabbokflusse liegt, samt den Städten im Gebirge, wie der Herr, unser Gott, befohlen hatte.« Rückblick»Wir gingen weiter und zogen nach Basan. Da zog uns Basans König Og mit seinem gesamten Volk entgegen zur Schlacht bei Edreï. Der Herr sprach zu mir: " Fürchte ihn nicht! Ich gebe ihn nebst seinem ganzen Volk und Land in deine Hand. Tu mit ihm, wie du getan mit dem Amoriterkönig Sichon zu Chesbon!" So gab der Herr, unser Gott, in unsere Hand auch den Basanskönig Og mit all seiner Mannschaft. Wir schlugen ihn, daß kein Flüchtling übrigblieb. Damals eroberten wir alle seine Städte. Da war keine Feste, die wir ihnen nicht genommen hätten: sechzig Städte, alles, was zum Bezirk Argob und zu Ogs Königreich in Basan gehörte. All dies waren Städte mit hohen Mauern, Toren und Riegeln umwehrt, außerdem zahlreiche offene Landstädte. Wir bannten sie, wie Chesbons König Sichon, jede Stadt, selbst schwächliche Männer, Weiber und Kinder. Alles Vieh aber und das Plündergut aus den Städten haben wir für uns genommen. So nahmen wir damals von den beiden Amoriterkönigen das Land jenseits des Jordans, vom Arnonflusse bis zum Hermongebirge - die Sidonier heißen den Hermon Sirjon, die Amoriter Senir -, alle Städte der Ebene, ganz Gilead und ganz Basan bis Salcha und Edreï, die zum Reich Ogs gehörenden Städte in Basan. Denn der Basanskönig Og war der letzte Rest der Rephaiter gewesen. Sein Bett aus Basalt ist noch in der Ammoniterstadt Rabba zu sehen. Nach gewöhnlicher Elle war es neun Ellen lang und vier breit. Dieses Land haben wir damals uns zu eigen gemacht. Von Aroër am Ufer des Arnonflusses habe ich es nebst dem halben Gebirge Gilead und seinen Städten den Rubeniten und Gaditen verliehen. Dem Halbstamm Manasse aber habe ich den Rest von Gilead und ganz Basan, Ogs Königreich, verliehen. Der ganze Argobbezirk samt ganz Basan heißt Rephaiterland. Jair, Manasses Sohn, hatte den ganzen Argobbezirk bis zum Gebiet der Gesuriter und Maakatiter erobert, und man nannte Basan nach seinem Namen »Jairs Dörfer« bis auf diesen Tag. Dem Makir habe ich Gilead verliehen. Den Rubeniten und den Gaditen habe ich von Gilead bis zum Arnonfluß, den Fluß selbst und das Uferland bis an den Jabbokfluß, die Grenze der Ammoniter, verliehen, ferner die Steppe mit dem Jordan und seinem Uferland vom See Genesareth bis zum Meer der Steppe, dem Salzmeer, am Fuß der Abhänge des Pisga. Damals gebot ich euch: "Der Herr, euer Gott, gibt euch dieses Land zu eigen. Aber sturmgerüstet zieht, all ihr wehrhaften Männer, euren israelitischen Brüdern voran! Nur eure Weiber und Kinder und euer Vieh - weiß ich doch, daß ihr viel Vieh habt - sollen in euren Städten bleiben, die ich euch gab, bis der Herr euren Brüdern Ruhe schafft wie euch und auch sie das Land einnehmen, das ihnen der Herr, euer Gott, jenseits des Jordans gibt. Dann kehre jeder heim in seinen Besitz, den ich euch verliehen habe!" Und ich habe damals Josue geboten: "Du hast mit eigenen Augen alles gesehen, was der Herr, euer Gott, an diesen beiden Königen getan hat. Also tut der Herr mit allen Königreichen, wohin du ziehst. Fürchtet sie nicht! Denn der Herr, euer Gott, streitet selbst für euch.« Ich flehte damals zum Herrn und sprach: »Herr! Herr! Du hast Deinem Knechte bereits gezeigt Deine Größe und Deine starke Hand. Wo ist im Himmel und auf Erden ein Gott, der solche Werke tut und Heldentaten, wie Du? Laß mich doch hinüberziehen, damit ich schaue das schöne Land jenseits des Jordans und das schöne Gebirge und den Libanon!« Aber der Herr zürnte mir euretwegen, und so hat er mich nicht erhört. Der Herr sprach zu mir: »Genug! Rede nichts weiter zu mir in dieser Sache! Steig auf des Pisga Gipfel! Hebe deine Augen gen Westen, Norden, Süden und Osten und schaue mit deinen Augen! Denn den Jordan hier wirst du nicht überschreiten. Bestelle Josue! Ermutige und stärke ihn! Denn er zieht vor diesem Volke voran. Und er verteilt ihnen das Land, das du schaust.« So blieben wir im Tale, Bet Peor ("Peorshaus") gegenüber.« Ermahnungen und Warnungen»Nun höre, Israel, auf die Gesetze und Gebräuche, die ich euch befolgen lehre, auf daß ihr lebet und kommet und das Land besetzet, das der Herr, euer Gott, euch gibt! Ihr sollt nichts zu den Geboten, die ich euch gebe, hinzutun und nichts davon streichen! Befolgt nur des Herrn, eures Gottes, Gebote, die ich euch gebe! Mit eigenen Augen habt ihr gesehen, was der Herr wegen des Baal Peor getan. Denn jeden, der dem Baal Peor nachlief, hat der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte getilgt. Ihr aber, die ihr am Herrn, eurem Gotte hinget, seid alle heute noch am Leben. Seht, Ich gewöhne euch an Gesetze und Gebräuche, wie mir der Herr, mein Gott, geboten, daß ihr danach tut in dem Lande, das einzunehmen ihr kommt. Haltet und tut sie! Denn das ist eure Weisheit und Klugheit in den Augen der Völker. Hören sie von all diesen Satzungen, so werden sie sprechen: "Jedenfalls ist dieses große Volk eine weise, kluge Nation.« Ja, wo ist ein so großes Volk, dem Gott so nahe ist wie der Herr, unser Gott, sooft wir rufen! Wo wäre ein so großes Volk, das solch gerechte Gesetze und Gebräuche hätte, wie diese ganze Lehre, die ich euch heute vorlege? Nur hüte dich und nimm dich in acht, daß du nicht vergessest, was du mit eigenen Augen gesehen, und daß es dir zeitlebens nicht aus dem Herzen weiche! Tu sie vielmehr deinen Kindern und Enkeln kund! Auch den Tag, den du am Horeb vor dem Herrn, deinem Gott, gestanden, als mir der Herr befahl: "Versammle mir das Volk! Ich lasse sie meine Worte hören, daß sie mich fürchten lernen alle Tage, die sie auf Erden leben, und daß sie auch ihre Kinder lehren.« Da tratet ihr her und standet am Fuße des Berges. Der Berg aber brannte im Feuer bis ins Innere des Himmels hinein und bis in Finsternis, Gewölk und Wolkendunkel. Der Herr aber redete zu euch aus dem Feuer. Den Schall der Worte hörtet ihr, aber nur den Schall. Keine Gestalt sahet ihr. So kündete er euch seinen Bund, den er euch zu halten geboten, die Zehn Worte. Er schrieb sie auf zwei Steintafeln. Mir aber hat der Herr damals geboten, euch Gesetze und Gebräuche zu lehren, damit ihr sie tut in dem Lande, in dessen Besitz ihr kommt. So nehmt euch in acht, gilt es doch euer Leben! Denn ihr habt damals keinerlei Gestalt gesehen, als der Herr am Horeb aus dem Feuer zu euch redete, damit ihr nicht entartet und euch ein Bild macht, das Abbild irgendeiner Götzengestalt, die Form eines Mannes oder Weibes, die Form irgendeines Tieres auf Erden oder eines beschwingten Vogels, der am Himmel fliegt, die Form irgendeines Kriechtieres auf Erden, die Form irgendeines Fisches, der im Wasser unter der Erde ist. Damit du nicht deine Augen gen Himmel hebest und Sonne, Mond und Sterne betrachtest, das ganze Himmelsheer, und dich nicht verleiten lässest, dich davor hinzuwerfen und ihnen zu dienen! Sie hat der Herr, dein Gott, für alle Völker unter dem ganzen Himmel geschaffen. Euch aber hat der Herr ergriffen; dann führte er euch aus dem ägyptischen Eisenschmelzofen, damit ihr ein Volk würdet, ihm eigen, wie es heute ist. Mir aber hat der Herr um euretwillen gezürnt, und so schwur er, ich dürfe nicht den Jordan überschreiten und nicht das schöne Land betreten, das der Herr, dein Gott, dir zu eigen gibt. Ich sterbe vielmehr in diesem Land und ziehe nicht über den Jordan. Ihr aber zieht hinüber und nehmt dies schöne Land zu eigen. Hütet euch, daß ihr nicht den Bund vergesset, den der Herr, euer Gott, mit euch geschlossen! Macht euch kein Bild, kein Abbild von irgend etwas, wie es dir der Herr, dein Gott, geboten! Denn der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifernder Gott. Wenn ihr Kinder und Enkel bekommt und wenn ihr im Land eingelebt seid, und wenn ihr entartet und Bilder macht, Abbilder von irgend etwas, und tut das, was böse ist in den Augen des Herrn, deines Gottes, um ihn zu erzürnen, so nehme ich jetzt schon Himmel und Erde zu Zeugen wider euch, daß ihr schleunigst aus dem Lande schwindet, das einzunehmen, ihr den Jordan überschreitet. Ihr bleibt dann nicht lange darin, sondern ihr werdet völlig vertilgt werden. Und der Herr zerstreut euch unter die Völker, und nur ein winzig Häuflein bleibt von euch unter den Nationen übrig, in die euch der Herr treiben wird. Dort dient ihr Göttern, Werken von Menschenhänden, Holz und Stein, die nicht sehen, noch hören, noch essen, noch riechen. Von dort ab suchst du den Herrn, deinen Gott. Und du findest ihn, wenn du ihn suchst von ganzem Herzen und ganzer Seele, in deiner Not, wenn dich all dies trifft in späterer Zeit. Dann kehrst du zum Herrn, deinem Gott, zurück und hörst wieder auf seine Stimme. Denn der Herr, dein Gott, ist ein barmherziger Gott. Er läßt dich nicht los und läßt dich nicht verderben. Er vergißt nicht den Bund mit deinen Vätern, den er ihnen beschworen hat. Ja, frage doch die alten Zeiten, die vor dir gewesen, seit der Zeit, da Gott auf Erden Menschen geschaffen, und von einem Ende des Himmels bis zum anderen, ob je so Großes geschehen oder ob je dergleichen vernommen worden ist, ob ein Volk vernehmlich Gott aus dem Feuer reden gehört hat, wie du es gehört, und es blieb leben? Oder ob je ein Gott versucht hat, zu kommen und sich ein Volk aus einem anderen herauszuholen mit Proben, Zeichen und Wundern, mit Krieg, mit starker Hand und gerecktem Arm und großen Schauern, wie der Herr, euer Gott, vor deinen Augen in Ägypten mit euch getan? So bist du überzeugt worden: Der Herr ist Gott, sonst keiner. Vom Himmel her hat er dich seine Stimme hören lassen, zu deiner Zucht. Und auf Erden hat er dich sein großes Feuer sehen lassen. Und aus dem Feuer hast du seine Worte vernommen. Weil er deine Väter geliebt hat, erwählte er ihre Nachkommen und führte dich selbst mit seiner großen Kraft aus Ägypten, wollte er doch Völker vor dir vertreiben, größer und stärker als du, und dich in ihr Land bringen und es dir zu eigen geben, wie es jetzt ist. So erkenne heute! Nimm es dir zu Herzen! Der Herr ist Gott im Himmel droben und auf Erden unten, sonst keiner. Halte seine Gesetze und Gebräuche, die ich dir heute gebe, daß es dir wohlergehe und deinen Kindern nach dir und du lange lebest auf dem Boden, den dir der Herr, dein Gott, gibt, zu allen Zeiten!« Damals schied Moses drei Städte aus in dem Land jenseits des Jordans gegen Osten, damit ein Totschläger dahin fliehen könnte, der seinen Nächsten ohne Absicht getötet hatte und nicht aus altem Hasse. Er soll in eine dieser Städte fliehen und leben bleiben! Beser in der Steppe auf der Hochebene für die Rubeniten, Ramot in Gilead für die Gaditen und Golan in Basan für die Manassiten. Dies ist die Lehre, die Moses den Israeliten vorlegte. Dies sind die Gebote, Gesetze und Gebräuche, die Moses den Israeliten verkündet hat nach ihrer Fahrt aus Ägypten, jenseits des Jordans im Tale gegenüber von Bet Peor ("Peorshaus"), im Lande des Amoriterkönigs Sichon, der zu Chesbon saß, und den Moses mit den Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten besiegt und dessen Land sie, wie das Land des Basanskönigs Og, erobert haben, die Länder der beiden Amoriterkönige, jenseits des Jordans gegen Osten, von Aroër am Ufer des Arnonflusses bis zum Berge Sirjon, das ist der Hermon, samt der ganzen Steppe auf der Ostseite des Jordans bis zum Steppenmeer am Fuße der Abhänge des Pisga. Die zehn GeboteMoses berief ganz Israel und sprach zu ihnen: »Höre, Israel, die Gesetze und Gebräuche, die ich heute vor euren Ohren vortrage! Macht euch damit vertraut und habt acht, sie zu tun! Der Herr, unser Gott, hat mit uns am Horeb einen Bund geschlossen. Nicht mit unseren Vätern hat der Herr diesen Bund geschlossen, sondern mit uns selber, mit diesen hier, die heute mit uns leben. Der Herr hat mit euch auf dem Berge von Angesicht zu Angesicht aus dem Feuer geredet. Ich selber stand damals zwischen dem Herrn und euch, des Herrn Wort euch zu künden; denn ihr habt euch vor dem Feuer gefürchtet und seid nicht auf den Berg gestiegen. Er sprach: "Ich der Herr, bin dein Gott, der dich aus dem Ägypterland geführt, aus dem Sklavenhause. Du sollst mir zum Trotze keine anderen Götter haben! Du sollst dir kein Bild machen irgendwelcher Gestalt, die am Himmel droben und unten auf Erden oder unter der Erde im Wasser ist! Du sollst dich nicht vor solchen niederwerfen, du sollst ihnen nicht dienen! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Schuld der Väter an den Kindern ahndet, an den Enkeln und Urenkeln derer, die mich hassen, aber Huld erweist dem tausendsten Gliede derer, die mich lieben und meine Gebote halten. Du sollst nicht des Herrn, deines Gottes, Namen eitel nennen! Der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen eitel nennt. Wahre den Sabbattag, daß du ihn heilig haltest, wie der Herr, dein Gott, dir befohlen! Sechs Tage sollst du arbeiten, und so tu all dein Werk! Der siebte Tag aber ist ein Sabbat zu des Herrn, deines Gottes, Ehren. Du sollst kein Werk tun, weder du noch dein Sohn, noch deine Tochter und nicht dein Knecht noch deine Magd und nicht dein Rind noch dein Esel noch eines deiner Lasttiere und nicht der Fremdling, der in deinen Toren weilt! Dein Knecht und deine Magd sollen ruhen wie du! Denk daran, daß du selbst Knecht warst im Ägypterlande, und daß der Herr, dein Gott, dich mit starker Hand und gerecktem Arm von dort weggeführt! Deshalb befiehlt der Herr, dein Gott, den Sabbat zu halten. Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie dir der Herr, dein Gott, geboten, damit du lange lebest und es dir wohlergehe auf dem Boden, den dir der Herr, dein Gott, gibt! Du sollst nicht morden! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht als falscher Zeuge gegen deinen Nächsten aussagen! Begehre nicht deines Nächsten Weib! Hab keine Gelüste nach deines Nächsten Haus und Feld, Knecht oder Magd, nicht nach seinem Rind oder Esel und nicht nach irgend etwas, was deines Nächsten ist!" Diese Worte hat der Herr mit lauter Stimme zu eurer Gesamtgemeinde geredet auf dem Berge aus dem Feuer, dem Gewölk und Dunkel heraus, nichts weiter. Dann schrieb er sie auf zwei Steintafeln und gab sie mir. Als ihr aus dem Dunkel die Stimme hörtet und der Berg im Feuer brannte, tratet ihr zu mir her, alle eure Stammeshäupter und Ältesten, und spracht: "Der Herr, unser Gott, zeigt uns seine Herrlichkeit und Größe. Wir hören aus dem Feuer seine Stimme. So erfahren wir heute, daß Gott mit einem Menschen redet und dieser bleibt leben. Aber warum sollen wir sterben? Dies große Feuer frißt uns noch. Wenn wir noch länger des Herrn, unseres Gottes, Stimme anhören, so sterben wir noch am Ende. Wo ist ein sterblich Wesen, das die Stimme des lebendigen Gottes aus dem Feuer hat reden hören wie wir, und blieb leben? Tritt du hin und höre alles, was der Herr, unser Gott, sprechen will! Sage uns dann alles, was der Herr, unser Gott, dir sagt! Wir hören es und tun danach." Und der Herr hörte eure lauten Reden bei eurer Unterredung mit mir. Da sprach der Herr, unser Gott, zu mir: »Ich habe dieses Volkes laute Reden gehört, die sie mit dir geführt haben. Sie haben recht mit allem, was sie sagen. Daß doch ihr Herz so bliebe, mich allzeit zu fürchten und alle meine Gebote zu halten, auf daß es ihnen und ihren Kindern immer wohlergehe! Geh! Sag ihnen: Kehrt zu euren Zelten wieder! Du aber bleib hier bei mir, daß ich dir alle Gebote, Gesetze und Gebräuche künde, die du sie lehren sollst, daß sie danach tun in dem Land, das ich ihnen zu eigen gebe!" Seid also bedacht zu tun, wie euch der Herr, euer Gott, befahl! Weicht nicht rechts und nicht links ab! Genau den Weg geht, den der Herr, euer Gott, euch vorschreibt, auf daß ihr lebet, glücklich werdet und lange lebet in dem Land, das ihr erobert!« Gottes Liebe»Das ist das Gesetz mit den Satzungen und Rechten, die der Herr, euer Gott, euch zu lehren geboten, auf daß ihr sie tut in dem Lande, in das ihr zieht, es zu besetzen, auf daß du den Herrn, deinen Gott, fürchtest und alle seine Satzungen und Gebote haltest, die ich dir befehle, du, dein Sohn und dein Enkel, all deine Lebenstage, und daß du lange lebest. Höre, Israel, und wahre sie, um danach zu tun, auf daß es dir wohlergehe und ihr gar zahlreich werdet, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir ein Land verhieß, das von Milch und Honig fließt! Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft! Diese Worte, die ich dir heute vorlege, seien in deinem Herzen! Schärfe sie deinen Kindern zur Lebensregel ein und sprich davon, wenn du in deinem Hause weilst und auf dem Wege bist, wenn du dich legst und wenn du dich erhebst! Binde sie als Denkzeichen auf deine Hand und trage sie als Marken zwischen deinen Augen! Schreibe sie auf deines Hauses Pfosten und an deine Tore! Bringt dich der Herr, dein Gott, in das Land, das er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen, und gibt er dir große und schöne Städte, die du nicht gebaut, und Häuser, voll jeglichen Gutes, das du nicht angehäuft, gehauene Brunnen, die du nicht ausgehauen, Wein und Ölgärten, die du nicht gepflanzt, und du issest dich satt, dann hüte dich, des Herrn, deines Gottes, zu vergessen, der dich aus dem Ägypterlande führte, aus dem Sklavenhaus! Den Herrn, deinen Gott, sollst du fürchten! Ihm sollst du dienen und schwören bei seinem Namen! Ihr dürft keinem anderen Gott nachgehen von den Göttern der Völker, die rings um euch sind. Denn der Herr, dein Gott, ist ein eifernder Gott in deiner Mitte. Daß nicht der Herr, dein Gott, über dich zornig werde und dich tilge vom Erdboden! Ihr sollt den Herrn, euren Gott, nicht mehr versuchen, wie ihr ihn zu Massa versucht habt! Haltet des Herrn, eures Gottes, Gebote, Gesetze und Gebräuche, die er dir geboten. Tu, was recht und gut ist in den Augen des Herrn, auf daß es dir wohlergehe und du kommest und das treffliche, vom Herrn deinen Vätern zugeschworene Land besetzest, wenn alle deine Feinde vor dir verjagt werden, wie der Herr verheißen hat! Wenn dich dein Sohn künftig fragt: "Was ist es um diese Gebote, Gesetze und Gebräuche, die der Herr, unser Gott, euch geboten?", so sprich zu deinem Sohne: "Wir sind des Pharao Sklaven in Ägypten gewesen. Aber der Herr führte uns mit starker Hand aus Ägypten. Der Herr tat vor unseren Augen große und schlimme Zeichen und Wunder an Ägypten, an Pharao und seinem ganzen Hause. Uns aber hat er von dort weggeführt, uns hierher zu bringen und uns das Land zu geben, das er unseren Vätern zugeschworen. Der Herr befahl uns, all diese Gebräuche zu tun, und den Herrn, unseren Gott, zu fürchten, uns zum Heil für alle Zeiten und zur Erhaltung unseres Lebens, wie es jetzt ist. Wir haben ein Verdienst beim Herrn, unserem Gott, wenn wir darüber wachen, dies ganze Gesetz zu tun, wie er uns hieß."« Ausrottung der Kanaaniter»Bringt dich der Herr, dein Gott, in das Land, in das du zu seiner Besetzung kommst, und treibt er viele Völker vor dir aus: die Chittiter, Girgasiter, Amoriter, Kanaaniter, Periziter, Chiwiter und Jebusiter, sieben Völker, zahlreicher und mächtiger als du, gibt der Herr, dein Gott, sie dir preis und schlägst du sie, dann sollst du sie bannen! Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen! Du sollst keine Gnade an ihnen üben! Du sollst dich nicht mit ihnen verschwägern! Du sollst deine Tochter keinem ihrer Söhne zum Weibe geben! Du sollst keine ihrer Töchter für deinen Sohn zum Weibe nehmen! Denn sie könnte deinen Sohn mir abspenstig machen, und er könnte anderen Göttern dienen. Dann aber zürnte der Herr über euch und tilgte dich schnell. Tut so mit ihnen: Ihre Altäre sollt ihr zerstören, zertrümmern ihre Steinmale, ihre heiligen Bäume fällen und ihre Gottesbilder verbrennen! Denn ein heilig Volk bist du dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, zum eigenen Volke erkoren aus allen Völkern auf dem Erdboden. Nicht weil ihr zahlreicher seid als die anderen Völker, hat euch der Herr begehrt, so daß er euch erkor; denn ihr seid das kleinste aller Völker, sondern weil der Herr euch liebt und den Schwur hält, den er euren Vätern geleistet hat. So hat euch der Herr mit starker Hand hinweggeführt und so befreite er dich aus dem Sklavenhaus, aus der Hand des Ägypterkönigs Pharao. So wisse, daß der Herr, dein Gott, der Gott ist, der unvergängliche Gott. Er bewahrt den Bund und die Huld bis ins tausendste Geschlecht denen, die ihn lieben und seine Gebote halten. Aber seinen Hassern vergilt er öffentlich durch Vernichtung. Er gibt seinem Hasser keinen Aufschub, sondern vergilt ihm öffentlich. Darum befolge das Gesetz, die Gebote und Gebräuche, die ich dir heute zu tun gebiete! Zum Lohne dafür, daß ihr diesen Vorschriften gehorchet, sie beobachtet und befolget, wahrt dir der Herr, dein Gott, den Bund und die Huld, die er deinen Vätern zugeschworen. Er liebt dich, segnet dich und mehrt dich. Er segnet deine Leibesfrucht und deine Feldfrucht, dein Korn, deinen Wein und dein Öl, den Wurf deiner Rinder und die Zucht deiner Schafe in dem Land, das er deinen Vätern zugeschworen, dir zu geben. Gesegnet bist du dann vor allen Völkern. Bei dir ist nichts Unfruchtbares weder beim Manne noch beim Weibe noch beim Vieh. Der Herr hält dir jede Krankheit fern und legt dir keine der bösen ägyptischen Seuchen auf, die du kennst. Er belegt damit alle deine Hasser. Vertilge die Völker alle, die der Herr, dein Gott, dir preisgibt! Du sollst nicht auf sie schauen! Du sollst nicht ihren Göttern dienen! Denn das wäre dir ein Fallstrick. Denkst du aber: "Diese Völker sind größer als ich, wie könnte ich sie besiegen?", so sollst du dich nicht vor ihnen fürchten! Du sollst bedenken, was der Herr, dein Gott, dem Pharao und ganz Ägypten getan, die großen Proben, die du mit eigenen Augen gesehen, die Zeichen und Wunder, die starke Hand und den gereckten Arm, womit dich der Herr, dein Gott, befreit hat! Also wird der Herr, dein Gott, mit all den Völkern tun, vor denen du dich fürchtest. Ja, selbst Hornissen sendet der Herr, dein Gott, wider sie, bis vernichtet sind die Übriggebliebenen, die sich vor dir versteckten. Du sollst dich nicht vor ihnen entsetzen! Denn der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Gott, groß und furchtbar. Der Herr, dein Gott, vertreibt diese Völker nur allmählich vor dir. Du darfst sie aber nicht zu rasch vertilgen, sonst wüchse über dich das Wild des Feldes. Der Herr, dein Gott, gibt sie dir preis und setzt sie in gewaltigen Schrecken, bis sie vernichtet sind. Er gibt auch ihre Könige in deine Hand, und du tilgst ihren Namen unterm Himmel. Niemand hält vor dir stand, bis du sie vertilgt hast. Ihre Götterbilder sollt ihr verbrennen. Nach dem Silber und Gold daran soll dich nicht gelüsten; nimm es dir nicht! Sonst wirst du dadurch umgarnt. Denn das ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel. Du sollst keinen Greuel in dein Haus bringen, daß du nicht gleich ihm gebannt würdest! Du sollst es verabscheuen und Grauen davor haben! Denn es ist gebannt.« Pflicht der Dankbarkeit»Ihr sollt das ganze Gesetz, das ich dir heute gebiete, mit Bedacht erfüllen, auf daß ihr leben bleibet, euch mehret und das Land besetzet, das der Herr euren Vätern zugeschworen! Gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott, seit vierzig Jahren in der Steppe geführt hat, dich zu demütigen und zu prüfen, um zu erfahren, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten wirst oder nicht! Er beugte dich und ließ dich hungern; aber dann speiste er dich mit Manna, das dir und deinen Vätern unbekannt gewesen, um dich zu lehren, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebe, sondern daß der Mensch von allem lebt, was durch des Herrn Mund entsteht. Dein Kleid ist nicht an dir zerfallen, und dein Fuß nicht geschwollen, diese vierzig Jahre. So erkenne in deinem Herzen, daß dich der Herr, dein Gott, so erzieht, wie jemand seinen Sohn erzieht! Halte die Gebote des Herrn, deines Gottes, auf seinen Wegen wandelnd und ihn fürchtend! Denn der Herr, dein Gott, bringt dich in ein treffliches Land, in ein Land mit Wasserbächen, Quellen und Seen, die im Tal und auf dem Berg entspringen, in ein Land mit Weizen und Gerste, Weinreben, Feigen und Granaten, in ein Land mit Oliven und Honig, in ein Land, wo du nicht kümmerlich Brot essen mußt, sondern keinen Mangel hast, in ein Land, dessen Steine Eisen sind und aus dessen Bergen du Erz gräbst. Du wirst essen und satt werden. Preise dann den Herrn, deinen Gott, für das treffliche Land, das er dir gegeben! Hüte dich, daß du nicht des Herrn, deines Gottes, vergäßest und seine Gesetze, Gebote und Gebräuche nicht mehr hieltest, die ich dir heute gebiete! Issest du dich satt und baust schöne Wohnhäuser, mehren sich deine Rinder und Schafe, wird dir Silber und Gold in Menge zu eigen, mehrt sich all das Deine, dann werde nicht dein Herz hochmütig! Vergiß nicht des Herrn, deines Gottes, der dich aus Ägypterlande geführt, aus dem Sklavenhause, der dich geleitet durch die große schreckliche Wüste, wo Schlangen, Nattern und Skorpione sind und Dürre, wo kein Wasser ist; der dir Wasser quellen ließ aus Kieselfelsen, der dich in der Wüste mit Manna speiste, das deine Väter nicht gekannt, der dich beugte und prüfte, damit er dir Gutes tun könnte in deiner Zukunft! Denke nicht: "Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir diesen Reichtum verschafft!" Bedenke, daß der Herr, dein Gott, dir Kraft gibt, Reichtum zu schaffen, damit er seinen Bund bekräftige, den er deinen Vätern zugeschworen, wie es heute ist! Vergissest du aber des Herrn, deines Gottes, folgst du anderen Göttern, dienst ihnen und wirfst dich vor ihnen hin, so erkläre ich euch zum voraus aufs feierlichste, daß ihr umkommen werdet. Wie die Völker, die der Herr vor euch vertilgt, so werdet ihr umkommen, zur Strafe dafür, daß ihr nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, hört.« Israels Unwürdigkeit»Höre, Israel! Du ziehst jetzt über den Jordan, Herr zu werden über Völker, größer und stärker als du, über Städte, groß und himmelhoch umwehrt, über ein Volk, groß und hochgewachsen, die Enakiter, die du selbst kennst und von denen du selbst sagen hörtest: "Wer hält den Enakitern stand?" So wisse zum voraus: Der Herr, dein Gott, zieht dir voran als ein verzehrendes Feuer. Er vertilgt sie und wirft sie vor dich hin. Du wirst sie leicht vertreiben und vernichten, wie dir der Herr verhieß. Denke nicht, wenn sie der Herr, dein Gott, vor dir verjagt: "Um meines Verdienstes willen hat mich der Herr in den Besitz dieses Landes gebracht!" Der Herr vertreibt vor dir diese Völker doch nur um ihres Frevels willen. Nicht wegen des Verdienstes und deines lauteren Herzens kommst du in den Besitz dieses Landes, sondern der Herr, dein Gott, vertreibt vor dir diese Völker wegen ihrer Frevelhaftigkeit und zur Erfüllung des Schwures, den der Herr deinen Vätern, Abraham, Isaak und Jakob, geleistet hat. Bleib dir bewußt, daß dir der Herr, dein Gott, dieses schöne Land nicht wegen deines Verdienstes zu eigen gibt! Denn du bist ein halsstarrig Volk. Denk daran! Vergiß nicht, wie du den Herrn, deinen Gott, in der Wüste erzürnt hast! Vom Tag an, an dem du aus Ägypterland gezogen, bis zu eurer Ankunft an diesem Ort seid ihr widerspenstig gegen den Herrn gewesen. Besonders am Horeb habt ihr den Herrn erzürnt, und der Herr ergrimmte über euch und wollte euch vertilgen. Ich stieg auf den Berg, die Steintafeln zu empfangen, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen, und ich blieb vierzig Tage und Nächte auf dem Berg. Brot habe ich nicht gegessen und Wasser nicht getrunken. Der Herr gab mir die beiden Steintafeln, vom Finger Gottes beschrieben. Darauf waren genau die Worte, die der Herr am Versammlungstag auf dem Berg aus dem Feuer zu euch redete. Nach vierzig Tagen und Nächten hat mir der Herr die beiden Steintafeln gegeben, die Tafeln des Bundes. Da sprach der Herr zu mir: "Auf! Rasch von hier hinab! Schlimm handelt dein Volk, das du aus Ägypten führtest. Sie sind schnell vom Weg gewichen, den ich ihnen gebot. Sie haben sich ein Gußbild gemacht.« Und der Herr sprach zu mir: "Ich habe dies Volk beobachtet; es ist ein hartnäckig Volk. Laß mich in Ruhe, daß ich sie vertilge und ihren Namen unter dem Himmel lösche! Dich will ich zum Ahnherrn eines Volkes machen, stärker und größer als dieses.« Ich wandte mich und stieg vom Berge, und der Berg brannte noch im Feuer. Die beiden Gesetzestafeln hielt ich in meinen Händen. Da sah ich hin. Wahrhaftig! Ihr hattet euch an dem Herrn, eurem Gott, versündigt. Ihr hattet euch ein gegossenes Kalb gemacht. So seid ihr schnell von dem Wege gewichen, den der Herr euch vorgeschrieben hatte. Da faßte ich die beiden Tafeln, warf sie weg und zerschlug sie vor euren Augen. Dann warf ich mich nieder vor dem Herrn, wie das erstemal, vierzig Tage und Nächte. Ich habe kein Brot gegessen und kein Wasser getrunken wegen all eurer Sünde, die ihr getan, indem ihr etwas dem Herrn Mißfälliges tatet, daß es ihn kränken mußte. Denn mir ist bange geworden vor dem Zorn und Grimm, womit der Herr über euch gezürnt, so daß er daran war, euch zu vertilgen. Und der Herr erhörte mich auch diesmal. Auch über Aaron hatte der Herr so sehr gezürnt, daß er ihn vertilgen wollte. Ich flehte damals auch für Aaron. Euer Sündenwerk aber, das ihr gemacht, das Kalb, habe ich genommen; dann verbrannte ich es, zerstieß und zerrieb es zu feinem Staub, und diesen Staub warf ich in den Bach, der vom Berg herabfließt. Auch zu Tabera, Massa und an den Gelüstegräbern habt ihr den Herrn erzürnt. Auch als euch der Herr von Kades Barnea aussandte und sprach: "Zieht hinauf und erobert das Land, das ich euch gebe!", waret ihr widerspenstig gegen des Herrn, eures Gottes, Befehl; ihr habt ihm nicht getraut und nicht auf seine Stimme gehört. Widerspenstig seid ihr gegen den Herrn gewesen, seitdem ich euch kenne. Ich lag vor dem Herrn die vierzig Tage und Nächte, als ich bestürzt war, weil der Herr euch vernichten wollte. Ich betete zum Herrn: "Herr! Herr! Vertilge nicht dein ureigen Volk, das du erlöst durch deine große Macht und mit starkem Arm aus Ägypten geführt hast! Gedenke deiner Knechte Abraham, Isaak und Jakob! Kehre dich nicht an des Volkes Halsstarrigkeit, an seine Bosheit und Sünde! Damit man nicht in dem Land, aus dem du uns geführt, sage: »Aus Unvermögen des Herrn, sie in das zugesagte Land zu bringen, und aus Abneigung gegen sie führte er sie hinweg, sie in der Wüste sterben zu lassen!« Und doch sind sie dein ureigen Volk, das du mit deiner großen Kraft und deinem gereckten Arm hast herausgeführt."« Rückblick»Damals sprach der Herr zu mir: "Haue dir zwei Steintafeln aus wie die ersten, und steige zu mir auf den Berg! Auch mach dir einen Schrein von Holz! Ich will auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln gestanden, die du zerbrochen hast. Lege sie in die Lade!" Da machte ich eine Lade aus Akazienholz und hieb zwei Steintafeln aus, wie die ersten. Dann stieg ich auf den Berg, die beiden Tafeln in der Hand. Da schrieb er in der gleichen Schrift wie zuvor auf die Tafeln die Zehn Worte, die er am Versammlungstag auf dem Berg aus dem Feuer zu euch geredet. Dann gab sie mir der Herr. Ich wandte mich und stieg vom Berg herab und legte die Tafeln in die Lade, die ich gemacht hatte. Sie blieben darin, wie mir der Herr befohlen hatte. Die Israeliten waren nun von den Brunnen der Söhne Jaakan nach Mosera gezogen; dort starb Aaron und ward dort begraben. An seiner Statt ward sein Sohn Eleazar Priester. Von da zogen sie nach Gudgoda, von Gudgoda nach Jotba, einer Gegend mit Wasserbächen. Damals schied der Herr den Stamm Levi aus, die Bundeslade des Herrn zu tragen, vor dem Herrn zu stehen, ihm zu amten und mit seinem Namen zu segnen, bis auf diesen Tag. Darum ward Levi kein Besitzteil unter seinen Brüdern. Der Herr ist sein Erbgut, wie der Herr, dein Gott, ihm verheißen. Ich aber bin wie zuvor vierzig Tage und Nächte auf dem Berge geblieben. Und der Herr erhörte mich auch diesmal. Der Herr hatte dich nicht vernichten wollen. Und der Herr sprach zu mir: "Auf! Geh vor dem Volke her, daß sie das Land einnehmen, das ich ihren Vätern zugeschworen habe!" Nun, Israel! Weshalb fordert der Herr, dein Gott, von dir, daß du den Herrn, deinen Gott, fürchtest und immerdar auf seinen Wegen wandelst, daß du ihn liebst und dem Herrn, deinem Gott, von ganzem Herzen und aus ganzer Seele dienst, daß du des Herrn Gesetze und Gebote befolgst, die ich dir heute gebe? Doch nur zu deinem Besten! Des Herrn, deines Gottes, sind die Himmel und die Himmel der Himmel und die Erde und alles, was darauf ist. Aber nur zu deinen Vätern allein hat sich der Herr in Liebe geneigt und euch, ihre Nachkommen, aus allen Völkern erkoren, wie es jetzt ist. So beschneidet die Vorhaut eures Herzens und seid nicht ferner halsstarrig! Denn der Herr, euer Gott, ist der Götter Gott und der Herr der Herren, der große, mächtige und furchtbare Gott, der kein Ansehen kennt und keine Bestechung nimmt, der Recht den Waisen und Witwen schafft und den Fremdling liebt und ihm Brot und Gewandung spendet. Liebet also den Fremdling! Denn ihr seid Fremdlinge im Ägypterland gewesen. Den Herrn, deinen Gott, sollst du fürchten! Ihm sollst du dienen! An ihm sollst du hängen und mit seinem Namen schwören Er ist dein Ruhm. Er ist dein Gott, der an dir jenes Große und Furchtbare getan, das du mit eigenen Augen gesehen. In der Zahl von siebzig Seelen sind deine Väter nach Ägypten gezogen, und jetzt hat dich der Herr, dein Gott, an Menge gleich gemacht den Sternen des Himmels.« Ermahnung und Gebotserfüllung»So liebe den Herrn, deinen Gott, und warte seines Amtes, seiner Gesetze, Gebote und Gebräuche! Beachtet, daß dies jetzt nicht euren Kindern gilt! Sie haben die Zucht des Herrn, eures Gottes, nicht erlebt und nicht erfahren seine Größe, seine starke Hand und seinen ausgereckten Arm, seine Zeichen und Taten, die er in Ägypten an Ägyptens König Pharao und seinem ganzen Land getan, und was er getan an Ägyptens Heer, seinen Rossen und Wagen. Über sie hat der Herr des Schilfmeeres Wasser fluten lassen, als sie euch nachjagten; so vertilgte sie der Herr bis auf diesen Tag. Und was er an euch in der Wüste getan bis zu eurer Ankunft an diesem Ort, und was er getan an Datan und Abiram, den Söhnen des Rubensohnes Eliab, wie die Erde ihren Schlund aufgetan und sie dann verschlang inmitten von ganz Israel samt ihren Behausungen und Zelten und ihrem ganzen Gefolge. Ihr dagegen sahet mit eigenen Augen all die Großtaten, die der Herr getan. So achtet aller Gebote, die ich euch heute gebiete, damit ihr stark seid und das Land betretet und es einnehmt, das zu besetzen ihr hinüberschreitet, und damit ihr lange lebet in dem Lande, das der Herr euren Vätern und ihrem Stamme zugeschworen, in dem Lande, das von Milch und Honig fließt! Denn das Land, in das du ziehst, es zu besetzen, gleicht nicht dem Lande Ägypten, aus dem du gezogen, das du mit deiner Saat besätest und das du, wie einen Gemüsegarten, mit deinem Fuß bewässert hast. Das Land, in das ihr hinüberzieht, es zu besetzen, ist ein Land mit Bergen und Tälern; vom Regen des Himmels trinkt es Wasser, ein Land, für das der Herr, dein Gott, sorgt. Beständig ruhen des Herrn, deines Gottes, Augen auf ihm, vom Anfang bis zum Schluß des Jahres. Gehorchet ihr treulich meinen Geboten, die ich euch heute gebiete, den Herrn, euren Gott, zu lieben und ihm von ganzem Herzen und aus ganzer Seele zu dienen, dann gebe ich eurem Lande zur rechten Zeit Regen, Frühregen und Spätregen, daß du dein Korn, deinen Wein und dein Öl einheimsest. Ich gebe auf deiner Flur Gras für dein Vieh, daß du essest und satt werdest. Hütet euch, daß euer Herz nicht betört werde und ihr abfallet, anderen Göttern dienet und euch davor hinwerfet! Sonst entbrennt des Herrn Zorn gegen euch, und er sperrt den Himmel. Kein Regen fällt, und die Scholle gibt ihre Ernte nicht mehr. Dann schwindet ihr rasch aus dem schönen Lande, das der Herr euch gibt. Nehmt euch diese meine Worte zu Herzen und zu Gemüt! Bindet sie als Denkzeichen an eure Hand! Tragt sie als Marken zwischen euren Augen! Lehrt sie eure Kinder, indem ihr davon redet, wenn du in deinem Hause weilst oder auf Reisen gehst, wenn du dich legst und wenn du aufstehst! Schreibe sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore, auf daß sich eure und eurer Kinder Tage mehren in dem vom Herrn euren Vätern zugeschworenen Land, wie die Tage des Himmels über der Erde! Achtet ernstlich darauf, all diese Gebote, die ich gebiete zu tun, den Herrn, euren Gott, zu lieben, auf seinen Wegen zu wandeln und ihm anzuhängen! Dann rottet der Herr all diese Völker vor euch aus, und ihr besiegt Völker, die größer und stärker als ihr. Jeder Ort, den eure Fußsohle betritt, wird euer sein. Von der Wüste bis zum Libanon, vom Strome, dem Euphratstrom, bis ans Westmeer, das wird euer Gebiet sein. Niemand besteht vor euch. Furcht und Schrecken legt vor euch der Herr, euer Gott, über das ganze Land, das ihr nach seiner Verheißung betretet. Seht! Ich lege euch heute Segen und Fluch vor. Den Segen, falls ihr gehorchet des Herrn, eures Gottes, Geboten, die ich euch heute gebiete. Den Fluch, wenn ihr nicht gehorcht den Geboten des Herrn, eures Gottes, wenn ihr abweicht von dem Weg, den ich euch heute gebiete, und anderen Göttern nachlauft, die ihr nicht kanntet. Bringt dich der Herr, dein Gott, in das Land, in das du ziehst, es zu besetzen, so erteile den Segen auf dem Berge Garizim und den Fluch auf dem Berge Ebal! Liegen sie nicht jenseits des Jordans, westlich der Straße des Sonnenuntergangs, im Land der Kanaaniter, in der Steppe gegenüber Gilgal bei den Maulbeerbäumen? Denn ihr überschreitet den Jordan, um vorzudringen und das Land zu besetzen, das euch der Herr, euer Gott, gibt. Habt ihr es besetzt und besiedelt, dann achtet, all die Gesetze und Gebräuche zu halten, die ich euch heute vorlege!« Die Stätte der Gottesverehrung»Dies sind die Gebote und Gebräuche. Achtet darauf, sie zu tun in dem Lande, das dir der Herr, deiner Väter Gott, zu eigen gibt, solange ihr im Lande lebt. Vernichten sollt ihr all die Stätten, wo die von euch besiegten Völker ihren Göttern gedient, auf den hohen Bergen und den Hügeln und unter jedem immergrünen Baume! Stürzt ihre Altäre! Zertrümmert ihre Steinmale! Verbrennen sollt ihr ihre heiligen Bäume! Fällen sollt ihr ihre Götterbilder! Tilgen sollt ihr ihren Namen von jenen Stätten! Nicht also sollt ihr dem Herrn, eurem Gott, tun! Besuchen sollt ihr die Stätte, die der Herr, euer Gott, aus irgendeinem eurer Stämme aussucht, seinen Namen dort einzusetzen: Kommt dorthin! Dorthin bringt eure Brand- und Schlachtopfer, eure Zehnten und die Weihegabe eures Feldes, eure Gelübde, eure freiwilligen Gaben und die Erstlingswürfe eurer Rinder und Schafe! Dort esset vor dem Herrn, eurem Gott, und tut euch gütlich samt euren Familien an allem Erwerb eurer Hände, mit dem dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat! Ihr sollt nicht so tun, wie wir jetzt hier tun! Jeder nämlich tut nach seinem Gutdünken. Denn ihr seid noch nicht zur Ruhe gelangt und nicht zu dem Besitz, den dir der Herr, dein Gott, gibt. Habt ihr aber den Jordan überschritten und wohnt in dem Lande, das euch der Herr, euer Gott, zu eigen gibt, und schafft er euch vor all euren Feinden ringsum Ruhe, und wohnt ihr sicher, dann sollt ihr an den Ort, den der Herr, euer Gott, erwählt, seinen Namen dort wohnen zu lassen, alles bringen, was ich euch gebiete; eure Brand- und Schlachtopfer, eure Zehnten, die Weihegaben eures Feldes und alle eure erlesenen Gelübdeopfer, die ihr dem Herrn gelobet! Seid fröhlich vor dem Herrn, eurem Gott, ihr, eure Söhne, Töchter, Knechte und Mägde samt dem Leviten, der in euren Ortschaften wohnt, weil er kein Erbteil hat wie ihr! Hüte dich, deine Brandopfer an beliebigem Ort darzubringen! Nur an dem Ort, den der Herr in irgendeinem deiner Stämme wählt, dort darfst du deine Brandopfer darbringen und dort all das tun, was ich dich heiße! Aber nach Herzenslust darfst du in all deinen Ortschaften schlachten. Iß Fleisch nach des Herrn, deines Gottes, Segen, den er dir gibt! Der Unreine wie der Reine können es essen, wie den Hirsch und das Reh. Nur das Blut darfst du nicht genießen. Du sollst es auf die Erde gießen wie Wasser! Nicht darfst du in deinen Toren den Zehnten deines Korns, Weins und Öls verzehren, noch deiner Rinder oder Schafe erste Würfe, noch eines deiner versprochenen Gelübde, noch deine freiwilligen Gaben, noch die Weihegabe deines Feldes. Nur vor dem Herrn, deinem Gott, kannst du es verzehren an dem Ort, den der Herr, dein Gott, erwählt, du, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht und deine Magd samt dem Leviten, der in deinen Toren ist. Sei fröhlich mit allem Erwerb deiner Hand vor dem Herrn, deinem Gott! Hüte dich, daß du den Leviten nicht verlässest, alle deine Tage in deinem Lande! Erweitert der Herr, dein Gott, dein Gebiet, wie er dir verheilen, und du sprichst: "Ich möchte Fleisch essen", weil dich nach Fleischgenuß gelüstet, so magst du Fleisch nach Herzenslust essen. Ist dir der Ort zu entlegen, den der Herr, dein Gott, erwählt, seinen Namen dort einzusetzen, so schlachte, wie ich dir geboten, von deinen Rindern und Schafen, die dir der Herr gibt, und iß in deinen Toren nach Herzenslust! Nur sollst du es essen, wie Hirsch und Reh gegessen werden! Der Unreine mag so gut wie der Reine davon essen. Nur sei stark, daß du nicht das Blut genießest! Denn das Blut ist die Seele, und du darfst nicht mit dem Fleisch die Seele verzehren. Du sollst es nicht genießen, sondern es auf die Erde gießen wie Wasser! Du sollst es nicht genießen, auf daß es dir und deinen Kindern wohlergehe, wenn du tust, was recht ist in des Herrn Augen! Nur deine heiligen Gaben und deine Gelübde darfst du nehmen; dann komm zu dem Ort, den der Herr erwählen wird! Bereite auf dem Altar des Herrn, deines Gottes, deine Brandopfer, das Fleisch und das Blut! Das Blut deiner Schlachtopfer aber werde an den Altar des Herrn, deines Gottes, gegossen! Das Fleisch magst du essen. Beobachte aufmerksam all diese Gebote, die ich dir gebiete, auf daß es dir und deinen Kindern ewig wohlergehe, wenn du tust, was gut und recht ist in des Herrn, deines Gottes, Augen! Vertilgt der Herr, dein Gott, vor dir die Völker, die zu besiegen du dorthin ziehst, und hast du sie besiegt und dich in ihrem Lande angesiedelt, so hüte dich und laß dich nicht von ihnen umgarnen, nachdem sie von dir vertilgt sind! Kümmere dich nicht um ihre Götter und frage nicht: "Wie dienen diese Völker ihren Göttern? Also will auch ich tun.« Du sollst nicht so tun mit dem Herrn, deinem Gott! Denn alles, was dem Herrn ein Greuel ist und was er haßt, tun sie ihren Göttern, verbrennen sie doch ihren Göttern sogar ihre Söhne und Töchter.« - - - Verbot des GötzendienstesTritt bei dir ein Prophet auf oder einer, der Träume hat, und bietet dir ein Zeichen oder Wunder an, und das Zeichen oder Wunder trifft ein, das er dir vorausgesagt, und er spricht: "Wir wollen anderen Göttern folgen, die du nicht kennst, und ihnen dienen", so sollst du nicht auf die Worte jenes Propheten oder Träumers hören! Denn der Herr, euer Gott, versucht euch, um zu erkennen, ob ihr den Herrn, euren Gott, liebt von ganzem Herzen und aus ganzer Seele! Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr folgen! Ihn sollt ihr fürchten! Seine Gebote sollt ihr halten! Auf seine Stimme sollt ihr hören! Ihm sollt ihr dienen und ihm anhangen! Jener Prophet oder Träumer soll des Todes sein! Denn geraten hat er zum Abfall vom Herrn, eurem Gott, der euch aus Ägypterland geführt und dich aus dem Sklavenhaus befreit. Er wollte dich vom Weg lenken, auf dem der Herr, dein Gott, dir zu wandeln geboten. So tilge den Bösen aus deiner Mitte! Will dein Bruder, deiner Mutter Sohn, dich heimlich bereden oder dein Sohn oder deine Tochter oder dein liebes Weib oder dein Freund, der dir ist wie dein Leben, mit den Worten: "Laßt uns gehen und anderen Göttern dienen!", die dir und deinen Vätern unbekannt sind, von den Göttern der Völker rings um euch her, den dir nahen oder fernen, von einem Ende der Erde bis zum anderen, so sollst du ihm nicht willfahren noch ihm Gehör geben! Du sollst keinen Blick des Mitleids für ihn haben, noch seiner schonen, noch seine Schuld verheimlichen! Nein! Du sollst ihn umbringen! Deine Hand soll zuerst gegen ihn sein, ihn zu töten, danach die Hand des ganzen Volkes! Steinige ihn zu Tode! Denn er hat dich absprengen wollen vom Herrn, deinem Gott, der dich aus Ägypterland geführt, aus dem Sklavenhaus. Ganz Israel soll es hören und sich fürchten, daß niemand mehr solch Schlimmes tue in deiner Mitte! Hörst du in einer deiner Städte, die dir der Herr, dein Gott, zur Siedlung gibt: Nichtswürdige Leute sind in deiner Mitte aufgekommen und haben die Insassen ihrer Stadt verführt mit den Worten: "Laßt uns gehen und anderen Göttern dienen!", die ihr nicht kennt, dann untersuche, forsche und frage genau! Und ist es wahr, ist die Sache richtig, ist in deiner Mitte solcher Greuel verübt worden, dann sollst du die Insassen jener Stadt mit des Schwertes Schärfe töten! Banne sie und alles darin und ihr Vieh mit des Schwertes Schärfe! All ihren Plunder sollst du auf ihren Markt tragen! Verbrenne die Stadt samt all ihrem Plunder gänzlich, wegen des Herrn, deines Gottes! Sie bleibe ewig ein Schutthügel und soll nimmer aufgebaut werden! Nichts von dem Banngut soll an deiner Hand kleben, auf daß der Herr von seinem grimmen Zorn lasse, dir Erbarmen spende und dich erbarmend mehre, wie er deinen Vätern zugeschworen, falls du auf des Herrn, deines Gottes, Stimme hörst, alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, hältst und tust, was recht ist in den Augen des Herrn, deines Gottes!« Verbot heidnischer Gebräuche - Zehnten»Kinder seid ihr dem Herrn, eurem Gott. Ihr sollt euch wegen eines Toten keine Einschnitte machen und euch keine Glatze scheren zwischen den Augen! Denn du bist dem Herrn, deinem Gott, ein heiliges Volk. Dich erkor der Herr aus allen Völkern auf Erden zu seinem Eigenvolke. Du sollst nichts Abscheuliches genießen. Dies sind die Tiere, die ihr essen dürft: Rind, Schaf, Ziege, Hirsch, Gazelle, Damhirsch, Steinbock, Antilope, Büffel und Rehbock. Alle Vierfüßler, die gespaltene Klauen haben, und zwar beide Klauen ganz durchgespalten, und die zugleich unter den Vierfüßlern wiederkäuen, dürft ihr essen. Dagegen dürft ihr von den Wiederkäuern mit ganz durchgespaltenen Klauen folgende nicht essen: das Kamel, den Hasen und den Klippdachs; denn sie sind zwar Wiederkäuer, haben aber keine durchgespaltenen Klauen. Sie seien euch unrein! Ferner das Schwein. Es hat zwar gespaltene Klauen und sogar ganz durchgespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer. Unrein sei es euch! Ihr dürft ihr Fleisch nicht essen und ihr Aas nicht berühren. Von allen im Wasser lebenden Tieren dürft ihr folgende essen: Ihr dürft essen alles, was Flossen und Schuppen hat. Dagegen dürft ihr keines von denen essen, die weder Flossen noch Schuppen besitzen. Unrein seien sie euch! Alle reinen Vögel dürft ihr essen. Ihr dürft aber nicht von folgenden essen: von dem Adler, dem Bartgeier, dem Geier, von der Weihe und dem Geschlechte der Falken, dem ganzen Rabengeschlechte von dem Strauß, der Schwalbe, der Möve und dem Habichtgeschlechte, von dem Käuzchen, dem Uhu, der Eule, von dem Pelikan, dem Erdgeier, dem Sturzpelikan, von dem Storch, dem Regenpfeifergeschlechte, dem Wiedehopf, der Fledermaus! Auch alles geflügelte Gewimmel sei euch unrein! Es darf nicht gegessen werden. Alles reine Geflügel dürft ihr essen. ihr dürft aber keinerlei Aas genießen. Dem Fremden in deiner Siedlung magst du es zu essen geben oder an einen Ausländer verkaufen. Denn du bist ein dem Herrn, deinem Gott, geheiligtes Volk. Du sollst nicht ein Böckchen in seiner Mutter Milch kochen. Verzehnten sollst du Jahr für Jahr gewissenhaft deinen ganzen Ernteertrag, den das Feld hervorbringt! Verzehre vor dem Herrn, deinem Gott, an der Stätte, die er auserwählt, um seinen Namen dort einwohnen zu lassen, den Zehnten deines Getreides, Weins und Öls und die Erstlingswürfe deiner Rinder und Schafe, auf daß du lernst, allzeit den Herrn, deinen Gott, zu fürchten! Ist dir aber der Weg zu weit, daß du es nicht tragen kannst, weil die vom Herrn, deinem Gott, zur Einsetzung seines Namens erwählte Stätte zu weit von dir entfernt ist, und hat dich der Herr, dein Gott, gesegnet, dann mach es zu Geld und nimm das Geld mit! Zieh nach der vom Herrn, deinem Gott, erwählten Stätte! Kaufe für das Geld das, was du begehrst, Rinder und Schafe, Wein und Bier, alles, wozu dich dein Herz auffordert! Und genieße dort vor dem Herrn, deinem Gott, und sei fröhlich mit deinem Hause! Den Leviten in deiner Siedlung solltest du nicht verlassen! Denn er hat bei dir kein Erbteil. Jedes dritte Jahr sollst du den gesamten Zehnten aus deinem Ertrag ausscheiden! Dann leg ihn in deiner Siedlung nieder! Dann kommen die Leviten, die weder Teil noch Erbe bei dir haben, die Fremdlinge, Waisen und Witwen in deine Siedlung und essen sich satt. Und dann segnet dich der Herr, dein Gott, in all deiner Händearbeit, die du tust.« Erlaßjahr»In jedem siebten Jahre sollst du Erlaß üben! Mit dem Erlaß ist es so: Kein Gläubiger darf ein Darlehen eintreiben, das er seinem Nächsten geliehen hat. Er soll es nicht eintreiben bei seinem Nächsten und Bruder, wenn man einen Erlaß von seiten des Herrn ausruft! Beim Ausländer magst du es eintreiben. Aber was du bei deinem Bruder hast, sollst du nicht eintreiben! Wohl sollte bei dir kein Armer sein, da der Herr dich reichlich segnet in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, zu eignem Besitze gibt, falls du nur der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchest und darauf achtest, all diese Gebote zu tun, die ich dir heute gebiete. Denn der Herr, dein Gott, segnet dich, wie er dir verheißen, daß du vielen Völkern leihen kannst, selbst aber nichts entlehnen mußt, und daß du über viele Völker herrschest, über dich aber keines herrscht. Ist aber ein Armer bei dir, so sollst du nicht hartherzig sein gegen deinen Bruder in irgendeinem deiner Tore in deinem Lande, das der Herr, dein Gott, dir gibt! Verschließen sollst du nicht deine Hand vor deinem armen Bruder! Öffnen sollst du ihm deine Hand und ihm genug leihen für seinen Mangel, was ihm gebricht! Hüte dich, daß in deinem Herzen nicht der nichtsnutzige Gedanke entstehe: "Das siebte Jahr, das Erlaßjahr, naht", und daß dein Auge mißgünstig sei auf deinen armen Bruder und du ihm nichts gebest! Denn sonst schreit er über dich zum Herrn, und dann ruht Sünde auf dir. Geben sollst du ihm und nicht verdrießlich sein, wenn du ihm gibst! Denn um dessentwillen segnet dich der Herr, dein Gott, bei all deinem Tun und allem deinem Unternehmen! Weil es nie in deinem Lande an Armen fehlt, darum gebiete ich dir also: Öffnen sollst du deine Hand deinem Bruder, dem Dürftigen und Armen in deinem Lande! Verkauft sich dir einer deiner Brüder, Hebräer oder Hebräerin, diene er dir sechs Jahre! Im siebten Jahre sollst du ihn freilassen! Und läßt du ihn frei, dann darfst du ihn nicht leer ziehen lassen. Geben sollst du ihm gehörig von deinem Obst, deiner Tenne und deiner Kelter, womit dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat! Davon sollst du ihm geben! Gedenke, daß du Sklave gewesen im Ägypterlande und daß dich der Herr, dein Gott, befreit hat! Darum gebiete ich dir heute solches. Sagt er aber zu dir: "Ich gehe nicht von dir", da er dich und dein Haus liebt, weil ihm bei dir wohl ist, dann nimm den Pfriemen und durchbohre ihm sein Ohr an der Tür! So wird er für immer dein Knecht! So sollst du auch mit deiner Magd tun! Nicht schwer soll es dir fallen, wenn du ihn freiläßt! Denn er hat dir sechs Jahre ohne Taglöhners Lohn gedient. Dann segnet dich der Herr, dein Gott, in allem, was du tust. Jeden männlichen Erstlingswurf unter deinen Rindern und Schafen sollst du dem Herrn, deinem Gott, weihen! Du sollst nicht mit dem Erstlingswurf deiner Rinder arbeiten und nicht den deiner Schafe scheren! An der vom Herrn erwählten Stätte sollst du sie Jahr für Jahr mit deinem Hause essen vor dem Herrn, deinem Gott! Sind sie aber bemakelt, sind sie lahm oder blind oder haben sie sonst einen schlimmen Makel, so darfst du sie nicht dem Herrn, deinem Gott, opfern. In deinen Toren darfst du solche essen, ob du unrein oder rein bist, wie Reh und Hirsch. Nur ihr Blut darfst du nicht genießen. Du sollst es auf die Erde wie Wasser gießen!« Die Jahresfeste»Achte auf den Ährenmonat, daß du dem Herrn, deinem Gott, Passah haltest! Denn im Ährenneumond hat dich der Herr, dein Gott, bei Nacht aus Ägypten geführt. Schlachte als Passahopfer für den Herrn, deinen Gott, Schafe und Rinder an der Stätte, die der Herr erwählt, um seinen Namen dort wohnen zu lassen! Du sollst nichts Gesäuertes dazu essen! Du sollst sieben Tage darum ungesäuerte Brote, gemeine Kost essen! Denn in Hast bist du aus dem Ägypterland gezogen. Daß du des Tages deines Auszuges aus Ägypterland all dein Leben gedenkest! Sieben Tage darf in deinem ganzen Bereich kein Sauerteig bei dir gesehen werden. Von dem am Abend des ersten Tages geopferten Fleisch darf nichts über die Nacht bis zum Morgen bleiben. Du darfst nicht das Passah in einer deiner Ortschaften feiern, die dir der Herr, dein Gott, gibt. Nur an der vom Herrn, deinem Gott, zur Wohnung seines Namens erwählten Stätte sollst du das Passah schlachten, am Abend bei Sonnenuntergang, um die Zeit deines Auszuges aus Ägypten! Koch und iß es an der vom Herrn, deinem Gott, erwählten Stätte! Am anderen Morgen reise ab und gehe zu deinen Zelten! Sechs Tage noch sollst du ungesäuerte Brote essen! Am siebten sei Festversammlung zu Ehren des Herrn, deines Gottes! Da darfst du keine Arbeit tun. Abzählen sollst du dir sieben Wochen! Vom Anlegen der Sichel an die Halme sollst du anfangen, sieben Wochen zu zählen! Dann halte dem Herrn, deinem Gott, das Wochenfest mit den freiwilligen Gaben, die deine Hand spendet, je nachdem dich der Herr, dein Gott, segnete Sei fröhlich vor dem Herrn, deinem Gott, du, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levite in deiner Siedlung, der Fremdling, die Waise und die Witwe bei dir an der vom Herrn, deinem Gott, zur Wohnung seines Namens erwählten Stätte! Gedenke, daß du in Ägypten Sklave gewesen bist! Halte sorgsam diese Gebote! Das Laubhüttenfest sollst du sieben Tage feiern, wenn du den Ertrag deiner Tenne und Kelter einheimst! Sei an diesem Feste fröhlich, du, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levite, der Fremdling, die Waise und die Witwe in deinen Toren! Sieben Tage sollst du feiern ein Fest dem Herrn, deinem Gott, an der vom Herrn erwählten Stätte! Denn der Herr, dein Gott, segnet dich in all deinem Ertrag und bei allem Tun deiner Hände. Darum sei nur froh! Dreimal im Jahr erscheine all dein Mannsvolk vor dem Herrn, deinem Gott, an der von ihm erwählten Stätte: am Fest der ungesäuerten Brote, am Wochenfest und am Laubhüttenfest! Man darf aber nicht leer vor dem Herrn erscheinen. Jeder spende, was er geben kann, je nach dem Segen, den der Herr, dein Gott, dir gegeben! Richter und Beamte sollst du dir einsetzen in all deinen Toren, die dir der Herr, dein Gott, gibt! Sie sollen das Volk gerecht richten! Beugen darfst du nicht das Recht, noch parteiisch sein! Du darfst keine Geschenke annehmen. Denn das Geschenk blendet der Weisen Augen und verdreht die Worte der Gerechten. Nur das Recht sollst du im Auge haben, auf daß du lebest und das Land besitzest, das der Herr, dein Gott, dir gibt! Du sollst dir nicht als heiligen Pfahl irgendwelchen Baum einpflanzen neben des Herrn, deines Gottes, Altar, den du dir machen wirst! Errichten sollst du dir kein Steinmal, was der Herr, dein Gott, haßt!« Rechtspflege - Königsgesetz»Du darfst dem Herrn, deinem Gott, weder ein Rind noch ein Schaf opfern, an dem ein Makel, etwas Schlimmes ist! Denn das ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel. Findet sich bei dir in einem deiner Tore, die der Herr, dein Gott, dir gibt, ein Mann oder ein Weib, die tun, was dem Herrn, deinem Gott, mißfällt, und die seinen Bund übertreten, die hingehen, anderen Göttern dienen und sich vor ihnen hinwerfen und vor der Sonne oder dem Mond oder dem ganzen Himmelsheer, was ich verbiete, und wird es dir angezeigt und hörst du davon, dann untersuche es gründlich, und ist es wahr, ist die Sache richtig, ist dieses in Israel verübt worden, dann führe jenen Mann oder jenes Weib, die so Schlimmes getan, zu deinen Toren hinaus, den Mann oder das Weib, und steinige sie zu Tode! Auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen soll den Tod erleiden, der sterben muß, nicht aber auf die Aussage nur eines Zeugen! Die Zeugen sollen zuerst Hand an ihn legen, um ihn zu töten, danach das ganze Volk! So tilge das Schlimme aus deiner Mitte! Fällt dir ein Urteil schwer bei einem Mord, einer Streitsache oder einem Schaden, überhaupt bei Streitsachen in deinen Toren, so mach dich auf und reise an die vom Herrn, deinem Gott, erwählte Stätte! Geh zu den levitischen Priestern und zu dem Richter, der zu jener Zeit da ist! Befrage sie, daß sie dir den Urteilsspruch kundgeben! Tu nach dem Spruch, den sie dir geben an der vom Herrn erwählten Stätte! Tu genauso, wie sie dich unterweisen! Tu gemäß der Weisung, die sie dir geben und nach dem Rechtsspruch, den sie dir sagen! Weiche nicht von dem, den sie dir künden, nicht nach rechts und nicht nach links! Wäre einer so vermessen, daß er auf den Priester nicht hörte, der dort im Dienst des Herrn, deines Gottes, steht, oder nicht auf den Richter hörte, der soll sterben! So tilge das Böse aus Israel, auf daß es alles Volk höre und sich fürchte und fortan niemand vermessen handle! Kommst du in das Land, das dir der Herr, dein Gott, gibt, und besetzest es und siedelst darin und sprichst du: "Ich setze einen König über mich wie all die Völker rings um mich", so sollst du zum König über dich nur den setzen, den der Herr, dein Gott, erwählt! Aus deiner Bruder Mitte sollst du über dich einen König setzen! Einen Fremden, der nicht dein Bruder ist, darfst du nicht über dich setzen. Nur soll er sich nicht viele Rosse halten und nicht das Volk nach Ägypten zurückführen, um sich viele Rosse anzuschaffen! Der Herr hat euch gesagt: "Ihr sollt nie wieder auf diesem Weg zurückkehren!" Auch soll er sich nicht viele Weiber halten, damit sein Herz nicht abweiche! Auch Silber und Gold soll er sich nicht in Masse anhäufen! Sobald er auf dem Königsthrone sitzt, mache er eine Abschrift dieser Lehre mit Erlaubnis der levitischen Priester in ein Buch! Er habe es bei sich und lese sein Leben lang darin, auf daß er lerne, den Herrn, seinen Gott zu fürchten und alle Worte dieser Lehre und dieser Gesetze zu achten und zu tun, auf daß sich sein Herz nicht über seine Brüder erhebe und nicht von diesem Gebote weiche, weder nach rechts noch nach links, damit er und seine Söhne lange in Israel regieren!« Priesterrecht - Prophetentum»Den levitischen Priestern, dem ganzen Levitenstamm, soll kein Erbteil sein, wie dem anderen Israel! Sie sollen die Mähler des Herrn und das ihm Zugeeignete essen! Aber Erbteil soll ihm nicht werden inmitten seiner Brüder! Der Herr ist sein Erbteil, wie er ihm verheißen hat. Dies sind die Gebühren der Priester vom Volke, von denen, die Opfer bringen. Sei es Rind oder Schaf, so gebe man dem Priester den Bug, die Kinnbacken und den Magen! Den ersten Abhub deines Kornes, Weines und Öles sowie den ersten Abhub deiner Schafschur sollst du ihm geben! Denn ihn hat der Herr, dein Gott, aus all deinen Stämmen erwählt, damit er und seine Söhne allzeit dastehen, im Namen des Herrn zu amten. Kommt ein Levite aus einem deiner Tore aus ganz Israel, wo er weilt, im Drange seines Herzens an die vom Herrn erwählte Stätte und amtet er im Namen des Herrn, seines Gottes, so gut wie alle seine Brüder, die Leviten, die dort vor dem Herrn stehen, dann soll er den gleichen Teil genießen wie sie, ungeachtet der Gaben seiner Bekannten! Kommst du in das Land, das dir der Herr, dein Gott, gibt, so darfst du nicht lernen, die Greuel jener Völker nachzuahmen! Bei dir darf sich niemand finden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, niemand, der Wahrsagerei oder geheime Künste oder Zauberei treibt, kein Geisterbanner, niemand, der einen Toten- oder Wahrsagergeist befragt, kein Totenbeschwörer! Denn wer solches tut, ist dem Herrn ein Greuel, und der Herr, dein Gott, wird sie vor dir ob dieser Greuel vertreiben. Sei ungeteilt bei dem Herrn, deinem Gott! Denn diese Völker, die du besiegst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager. Dir aber gestattet der Herr, dein Gott, das nicht. Einen Propheten wie mich läßt der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, erstehen. Auf diesen sollt ihr hören! Du hastja vom Herrn, deinem Gott, am Versammlungstag am Horeb verlangt: "Nicht weiter will ich des Herrn, meines Gottes, Stimme hören und dies große Feuer nicht mehr sehen, daß ich nicht sterbe.« Damals sprach zu mir der Herr: "Gut ist, was sie reden. Ich lasse aus ihrer Brüder Mitte einen Propheten wie dich erstehen und lege ihm meine Worte in den Mund. Er kündet ihnen alles, was ich ihm befehle. Hört aber jemand nicht auf meine Worte, die er in meinem Namen kündet, den ziehe ich zur Rechenschaft. Doch der Prophet, der sich vermißt, in meinem Namen etwas zu künden, was ich ihm nicht zu künden aufgetragen, und der im Namen anderer Götter redet, ein solcher Prophet sei des Todes!" Und denkst du: "Wie sollen wir wissen, welches Wort der Herr nicht geredet hat?", So wisse: Wenn ein Prophet in des Herrn Namen redet, und das Wort erfüllt sich nicht und trifft nicht ein, das ist ein Wort, das der Herr nicht gesprochen hat. Vermessentlich hat es der Prophet gesprochen. Davor sollst du nicht bangen.« Totschlag, Mord und andere Verbrechen»Rottet der Herr, dein Gott, die Völker aus, deren Land dir der Herr, dein Gott, gibt, besiegst du sie und siedelst du in ihren Städten und Häusern, dann sollst du dir drei Städte aussondern in deinem Land, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt! Du sollst dir den Weg herrichten; dann teile in drei Kreise das Gebiet deines Landes, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt, daß dorthin jeder Totschläger fliehe! So sei es mit dem Totschläger, der dorthin flieht und leben bleibt: Wer seinen Nächsten unabsichtlich tötet, und er hat ihn früher nicht gehaßt, geht er etwa mit seinem Nächsten in den Wald, Holz zu fällen, und seine Hand holt mit der Axt aus, den Baum zu fällen, und das Eisen fährt vom Stiele und trifft seinen Nächsten tödlich, der soll in eine dieser Städte fliehen und leben bleiben! Damit nicht der Bluträcher erhitzten Gemütes dem Totschläger nachsetzen ihn einhole, weil der Weg zu weit ist, und ihn totschlage! Und doch ist er nicht des Todes schuldig, weil er ihn früher nicht gehaßt hat. Deshalb gebiete ich dir: Aussondern sollst du dir drei Städte! Erweitert der Herr, dein Gott, dein Gebiet, wie er deinen Vätern zugeschworen, und gibt er dir das ganze Land, das er deinen Vätern verheißen, dann füge dir zu diesen dreien noch drei Städte, sofern du dies ganze Gesetz beachtest und tust, was ich dir heute gebiete, den Herrn, deinen Gott, allzeit zu lieben und in seinen Wegen zu wandeln! Daß in deinem Lande, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt, kein unschuldig Blut vergossen werde, und daß keine Blutschuld auf dir laste! Haßt aber jemand seinen Nächsten, lauert er ihm auf, überfällt ihn und schlägt ihn, daß er stirbt, und flieht er in eine dieser Städte, dann sollen die Ältesten seiner Stadt ihn von dort abholen und dem Bluträcher ausliefern, damit er sterbe! Dein Auge soll kein Mitleid mit ihm kennen: Schaffe des Unschuldigen Blut aus Israel, damit es dir wohlergehe! Verrücken sollst du nicht deines Nächsten Grenzen, die die Vorfahren gezogen, auf deinem Besitze, den du bekommst in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt! Ein Zeuge allein darf nicht gegen jemanden auftreten bei einem Verbrechen oder einem Vergehen oder bei einer Verfehlung, die er tut! Erst auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen wird eine Sache bestätigt. Tritt ein frevelhafter Kläger gegen jemanden auf, ihn fälschlich anzuklagen, dann sollen die beiden streitenden Männer hintreten vor den Herrn, die Priester und die Richter, die in jenen Tagen da sind! Die Richter sollen genau nachforschen! Ist der Kläger ein lügnerischer Kläger, der Lügen gegen seinen Bruder aussagt, dann tut ihm, was er seinem Bruder zu tun gedacht! So tilge das Böse aus deiner Mitte! Dann hören es die übrigen, fürchten sich und tun fortan nicht mehr so Schlimmes in deiner Mitte. Dein Auge soll kein Erbarmen kennen! Person um Person! Aug" um Aug'! Zahn um Zahn! Hand um Hand! Fuß um Fuß!« Kriegsgesetze»Ziehst du gegen deinen Feind zu Felde und siehst du Rosse und Wagen und Fußvolk, zahlreicher als du, dann sollst du dich nicht vor ihnen fürchten! Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir, der dich aus dem Ägypterland geführt. Zieht ihr in den Kampf, dann trete der Priester vor, rede zum Volk und spreche zu ihnen: "Höre, Israel! Ihr beginnt jetzt den Kampf mit euren Feinden. Nicht werde euer Herz weich! Fürchtet euch nicht! Erschrecket nicht vor ihnen! Der Herr, euer Gott, zieht mit euch, streitet gegen eure Feinde für euch und gibt euch den Sieg.« Die Ordner aber sollen zum Volke sprechen: "Wer hat ein neues Haus gebaut und noch nicht eingeweiht? Er trete ab und gehe heim, damit er nicht in der Schlacht falle und ein anderer es einweihe! Wer hat einen Weinberg gepflanzt und ihn nicht genossen? Er trete ab und gehe heim, damit er nicht in der Schlacht falle und ein anderer ihn genieße! Wer hat sich ein Weib verlobt und noch nicht heimgeführt? Er trete ab und gehe heim, damit er nicht in der Schlacht falle und ein anderer sie heimführe!" Dann sollen die Ordner weiter zu dem Volke sprechen: "Wer ist furchtsam und weichen Herzens? Er trete ab und gehe heim, damit er nicht seiner Brüder Herz verzagt mache wie das seine!" Sind die Ordner mit ihrer Ansprache an das Volk fertig, dann soll man Truppenführer an die Spitze des Volkes stellen! Gehst du an die Belagerung einer Stadt, dann biete ihr den Frieden! Und antwortet sie dir friedfertig und öffnet sie dir, dann soll dir alles Volk darin fronpflichtig und dienstbar werden! Ergibt sie sich aber nicht, sondern kämpft sie mit dir, dann belagere sie! Gibt sie der Herr, dein Gott, in deine Hand, dann töte alles an Männern darin mit der Schärfe des Schwertes! Die Weiber aber, die Kinder, das Vieh und was sonst in der Stadt, all ihr Beutegut, darfst du plündern. So genieße deiner Feinde Beute, die dir der Herr, dein Gott, gibt! Also sollst du mit all den Städten tun, die weit weg von dir sind und nicht zu den Städten dieser Völker gehören! Doch in den Städten dieser Völker, die dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt, sollst du keinen Hauch leben lassen! Du sollst sie bannen! Die Chittiter, Amoriter, Kanaaniter, Periziter, Chiwiter und Jebusiter, wie dir der Herr, dein Gott, befiehlt, damit sie euch nicht lehren, nach all ihren Greueln zu tun, die sie zu Ehren ihrer Götter tun! Ihr würdet gegen den Herrn, euren Gott, sündigen. Belagerst du eine Stadt lange Zeit und brennst du sie und willst du sie erobern, dann darfst du nicht ihre Bäume vernichten, indem du die Axt daran legst. Du darfst vielmehr davon essen. Sie selbst aber darfst du nicht fällen! Sind die Bäume des Feldes Menschen, daß sie von dir belagert werden mußten? Nur Bäume, von denen du weißt, daß sie keine eßbaren Früchte tragen, darfst du roden und fällen, um Belagerungswerke zu bauen gegen die Stadt, die mit dir streitet, bis sie fällt.« Sühnung eines Mordes und andere Vorschriften»Wird in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt, jemand erschlagen auf dem Felde liegend gefunden, und man weiß nicht, wer ihn erschlagen, dann sollen deine Ältesten, und zwar deine Richter, hinausgehen und bis zu den Städten messen, die rings um den Erschlagenen sind! Aus der Stadt, die dem Erschlagenen zunächst liegt, sollen die Ältesten dieser Stadt eine junge Kuh nehmen, mit der noch nicht gearbeitet worden ist und die noch an keinem Joch gezogen hat! Dann sollen die Ältesten dieser Stadt die junge Kuh in einen steinigen Bachgrund führen, wo nicht geackert und gesät wird! Und sie sollen dort in dem steinigen Bachgrunde der jungen Kuh das Genick brechen! Darauf sollen die Priester, die Levitensöhne, herantreten; denn sie hat der Herr, dein Gott, erwählt, ihm zu amten und mit des Herrn Namen zu segnen, und nach ihrem Ausspruche soll über jeden Streit und Schaden entschieden werden! Aus jener Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten ist, sollen alle Ältesten über der jungen Kuh, der in dem steinigen Bachgrunde das Genick gebrochen worden, ihre Hände waschen und sollen laut sprechen: "Nicht haben unsere Hände dieses Blut vergossen, und unsere Augen haben es nicht gesehen! Vergib, Herr, Deinem Volke Israel, das Du erlöst, und lege nicht Deinem Volke Israel unschuldig Blut auf!" So wird die Blutschuld ihnen gesühnt. So sollst du selbst unschuldig vergossenes Blut tilgen aus deiner Mitte! Denn du sollst tun, was recht ist in den Augen des Herrn! Ziehst du gegen deinen Feind zu Feld, und gibt der Herr, dein Gott, ihn in deine Hand, und machst du von ihm Gefangene und erblickst du unter den Gefangenen ein Weib, schön von Gestalt, und wirst du von Liebe zu ihr ergriffen und möchtest du sie dir zum Weibe nehmen, dann bringe sie in dein Haus, daß sie ihr Haupt enthülle, ihre Nägel schneide, ihre Gefangenentracht ablege, in deinem Haus bleibe und Vater und Mutter einen Monat betrauere! Dann darfst du zu ihr eingehen und sie ehelichen, daß sie dein Weib sei. Gefällt sie dir aber nicht mehr, dann gib sie ganz frei! Keinesfalls darfst du sie um Geld verkaufen. Du darfst gegen sie nicht roh sein, weil du sie geschwächt hast. Hat ein Mann zwei Frauen, die eine bevorzugt, die andere zurückgesetzt, und gebären ihm beide Söhne, die bevorzugte und die zurückgesetzte, und stammt der erstgeborene Sohn von der zurückgesetzten, und setzt der Mann seine Söhne zu Erben ein über alles, was sein ist, dann darf er nicht dem Sohne der Bevorzugten vor dem Sohne der Zurückgesetzten, dem Erstgeborenen, die Rechte des Erstgeborenen geben. Er muß den Erstgeborenen, den Sohn der Zurückgesetzten, anerkennen und ihm von allem, was sich bei ihm findet, zwei Drittel geben. Denn dieser ist der Erstling seiner Kraft. Ihm gehört das Erstgeburtsrecht. Hat jemand einen mißratenen und widerspenstigen Sohn, der nicht die Stimme des Vaters und der Mutter hört, wenn sie ihn zurechtweisen, und der ihnen nicht gehorcht, so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und vor die Ältesten seiner Stadt führen, zum Tor seines Ortes! Sie sollen zu den Ältesten seiner Stadt sagen: "Dieser unser Sohn ist mißraten und widerspenstig, er hört nicht auf unsere Stimme; er ist ein Schlemmer und Säufer!" Dann sollen ihn alle Männer seiner Stadt zu Tode steinigen! So tilge das Böse aus deiner Mitte! Ganz Israel soll es hören und sich fürchten! Liegt auf jemand eine Schuld, ein todeswürdiges Verbrechen, und wird er hingerichtet und hängst du ihn an einen Baum, so darf sein Leichnam nicht über Nacht an dem Baume bleiben; du mußt ihn begraben noch am gleichen Tage. Denn ein Gehängter ist ein Gottesfluch. Du darfst dein Land nicht verunreinigen, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt.« Pflichten der Nächstenliebe»Nicht sollst du mit ansehen, wie deines Bruders Rind oder Schaf irreläuft! Stiehl dich nicht davor beiseite! Du sollst sie deinem Bruder zurücktreiben! Wohnt dein Bruder nicht nahe bei dir oder ist er dir nicht bekannt, so nimm es in dein Haus und behalt's bei dir, bis es dein Bruder sucht! Dann gib es ihm zurück! Ebenso sollst du mit seinem Esel tun, mit seinem Gewande und mit allem, was deinem Bruder abhanden gekommen und was du gefunden hast! Nicht darfst du dich davor beiseitestehlen. Siehst du deines Bruders Esel oder Rind auf dem Wege zusammenbrechen, so darfst du dich ihm nicht versagen. Du mußt sie ihm aufrichten. Ein Weib soll keine Männertracht tragen! Ein Mann keine Weiberkleider anziehen! Wer solches tut, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel. Triffst du auf der Wanderung auf einem Baume oder am Boden ein Vogelnest mit Jungen oder Eiern, und sitzt die Mutter auf den Jungen oder Eiern, dann darfst du nicht die Mutter mitsamt den Jungen nehmen. Die Mutter sollst du fliegen lassen, die Jungen aber kannst du dir nehmen, auf daß es dir wohlergehe und du lange lebest! Baust du ein neues Haus, so mach deinem Dach ein Geländer, daß du nicht Blutschuld auf dein Haus ladest, wenn jemand herabfiele. In einen Weinberg sollst du nicht zweierlei pflanzen! Sonst wird der volle Ertrag, die Anlage, die du machst, und der Weinbergsertrag, etwas Geweihtes. Pflügen sollst du nicht mit Rind und Esel zusammen! Du sollst kein Zeug anlegen, Gewebe aus Wolle und Flachs! Quasten sollst du dir an die Zipfel deines Mantels machen, in den du dich hüllst! Führt jemand ein Weib heim und wohnt ihr bei, und spürt er Widerwillen gegen sie, tut ihr Unbill durch Worte an und bringt sie in üblen Ruf und sagt: "Ich habe dieses Weib heimgeführt; dann nahte ich mich ihr. Ich habe sie aber nicht als Jungfrau erfunden", da sollen des Mädchens Eltern die Zeichen der Jungfrauschaft des Mädchens nehmen und vor die Ältesten der Stadt zum Tor bringen! Der Vater des Mädchens sage zu den Ältesten: "Ich habe meine Tochter diesem Manne zum Weibe gegeben, und da er Widerwillen gegen sie spürt, tut er ihr Unbill durch Worte an und sagt: »Ich habe deine Tochter nicht als Jungfrau erfunden«, hier aber sind die Jungfernzeichen meiner Tochter!" Dann sollen sie das Bettuch vor den Ältesten der Stadt ausbreiten! Daraufhin sollen die Ältesten jener Stadt den Mann nehmen und ihn züchtigen! Auch sollen sie ihn um hundert Silberlinge büßen und sie dem Vater des Mädchens geben! Denn er hat eine Jungfrau Israels in bösen Ruf gebracht. Sie soll sein Weib bleiben! Er kann sich im ganzen Leben nicht von ihr scheiden. Ist aber solche Nachrede wahr und kann die Jungfrauschaft des Mädchens nicht erwiesen werden, dann führe man das Mädchen vor ihres Vaterhauses Tür, und die Leute aus ihrer Stadt sollen sie zu Tode steinigen! Denn sie hat eine Schandtat in Israel getan. Sie hat Unzucht getrieben in ihres Vaters Haus. So tilge das Böse aus deiner Mitte! Wird ein Mann bei einer verheirateten Frau liegend betroffen, so sollen beide sterben, der Mann, der dem Weibe beiwohnt, und das Weib! So tilge das Böse aus Israel! Trifft ein Mann eine verlobte Jungfrau innerhalb der Stadt und wohnt ihr bei, so führt beide zum Tor jener Stadt und steinigt sie zu Tod, das Mädchen, weil es in der Stadt nicht geschrieen, und den Mann, weil er seines Nächsten Weib geschwächt hat! So tilge das Böse aus deiner Mitte! Trifft aber der Mann die verlobte Jungfrau auf freiem Felde, und der Mann packt sie und wohnt ihr bei, so soll der Mann allein sterben, der ihr beigewohnt! Dem Mädchen sollst du nichts tun! Am Mädchen haftet kein todeswürdiges Vergehen. Es ist so, wie wenn jemand seinen Nächsten überfällt und totschlägt. Denn da er sie auf freiem Felde getroffen, kann die verlobte Jungfrau geschrieen haben; aber niemand ist ihr zu Hilfe gekommen. Trifft jemand eine unverlobte Jungfrau, ergreift sie, wohnt ihr bei, und er wird ausfindig gemacht, So gebe der Mann, der ihr beigewohnt, dem Vater des Mädchens fünfzig Silberlinge! Sie aber soll sein Weib sein, weil er sie geschwächt hat! Sein ganzes Leben lang kann er sie nicht entlassen.« »Niemand darf seines Vaters Weib heiraten, noch seines Vaters Laken aufheben. Ausschluß aus der Gemeinde und andere VorschriftenIn des Herrn Gemeinde darf nicht eintreten, wer durch Zerquetschung verstümmelt ist oder durch Abschneiden der Röhre. In des Herrn Gemeinde darf kein Bastard eintreten. Auch nicht das zehnte Glied von einem solchen darf in des Herrn Gemeinde eintreten. Kein Ammoniter noch Moabiter darf in des Herrn Gemeinde eintreten. Auch das zehnte Glied von ihnen darf nicht in des Herrn Gemeinde eintreten. Denn, als ihr aus Ägypten gezogen, sind sie euch nicht mit Brot und Wasser entgegengekommen. Auch hat man gegen dich den Beorsohn Bileam aus Petor in Mesopotamien verdingt, dich zu verfluchen. Aber der Herr, dein Gott, hat nicht auf Bileam hören wollen. Dir verwandelte der Herr, dein Gott, den Fluch in Segen. Denn der Herr, dein Gott, liebt dich. Niemals sollst du ihr Wohl und ihr Glück fördern, solange du lebst! Die Edomiter sollst du nicht verabscheuen! Denn sie sind deine Brüder. Auch die Ägypter sollst du nicht verabscheuen! Denn Gast bist du in ihrem Lande gewesen. Kinder, die ihnen geboren werden, dürfen im dritten Gliede in des Herrn Gemeinde eintreten. Ziehst du gegen deine Feinde, so hüte dich vor allem Ungehörigen! Ist einer unter dir, der unrein wäre durch nächtlichen Zufall, so gehe er vor das Lager! Er darf nicht in das Lager hereinkommen. Erst wenn er sich gegen Abend gewaschen hat, darf er um Sonnenuntergang in das Lager kommen. Dir soll ein Platz außerhalb des Lagers sein! Dort tritt aus! In deinem Gürtel sollst du einen Spaten tragen! Grabe damit ein Loch, wenn du draußen niederkauern mußt, und bedecke wieder deinen Kot! Denn der Herr, dein Gott, schreitet mitten durch dein Lager, dich zu schützen und dir deine Feinde preiszugeben. Darum sei dein Lager heilig, auf daß er nichts Widerliches an dir bemerke und sich nicht von dir wende! Einen Sklaven, der vor seinem Herrn sich zu dir rettet, sollst du seinem Herrn nicht ausliefern! Er soll bei dir bleiben, in deiner Mitte, an dem Orte, den er wählt in einem deiner Tore, wo es ihm gefällt! Du sollst ihn nicht plagen! Bei Israels Mädchen darf es keine Geweihte geben und bei den israelitischen Knaben keinen Geweihten. Du sollst nicht eines Gelübdes wegen Hurenlohn oder Hundegeld in das Haus des Herrn, deines Gottes, bringen! Denn beides ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel. Du sollst von deinen Brüdern keinen Zins nehmen, weder Zins für Geld noch für Speise noch Zins für irgend etwas Leihbares! Vom Ausländer darfst du Zins nehmen, aber von deinen Brüdern nicht fordern, auf daß dich der Herr, dein Gott, in all deiner Hände Werk segne in dem Lande, in das du kommst, es zu besetzen. Machst du dem Herrn, deinem Gott, ein Gelübde, so sollst du nicht zögern, es zu erfüllen! Denn sonst fordert es der Herr von dir, und du wärest einer Sünde schuldig. Meidest du das Geloben, so bist du keiner Sünde schuldig. Was aber über deine Lippen kommt, sollst du halten! Tu also, wie du dem Herrn, deinem Gott, freiwillig gelobt und was du mündlich versprochen hast! Kommst du in deines Nächsten Weinberg, so iß dich satt an Trauben nach Herzenslust! Aber du darfst nichts in dein Gefäß tun! Kommst du in die Halmfrucht deines Nächsten, so pflücke Ähren mit der Hand! Aber du darfst nicht die Sichel über deines Nächsten Halmfrucht schwingen.« Ehescheidung und anderes»Ein Mann nimmt ein Weib und heiratet sie. Sie findet aber nicht Gunst in seinen Augen, weil er an ihr etwas Abstoßendes entdeckt. So schreibt er ihr einen Scheidebrief, händigt ihn ihr aus und entläßt sie aus seinem Hause. Sie aber geht nach dem Weggang aus seinem Hause hin und wird eines anderen Mannes. Dieser zweite Mann aber schreibt ihr auch einen Scheidebrief, weil er ihr abgeneigt ist, händigt ihn ihr aus und entläßt sie aus seinem Hause, oder der zweite Mann stirbt, der sie zum Weib nimmt. Nun kann sie ihr erster Mann, der sie entlassen, nicht wieder zum Weibe nehmen, nachdem sie unrein geworden ist. Denn ein Greuel ist das vor dem Herrn. Du aber sollst das Land nicht beflecken, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt! Nimmt jemand ein neues Weib, so braucht er nicht mit dem Heere auszuziehen. Er gehört nicht dazu. Er soll ein Jahr für sein Haus frei sein, damit er sein Weib erfreue, das er genommen! Man soll nicht die Handmühle, und zwar den oberen Mühlstein, pfänden; denn damit pfändet man das Leben! Wird einer dabei ertappt, wie er einen seiner Brüder, einen Israeliten, stiehlt, ihn versklavt und verkauft, so soll ein solcher Dieb sterben! Tilge das Böse aus deiner Mitte! Nimm dich in acht bei der Plage des Aussatzes, daß du genau all die Weisungen achtest und sie befolgst, die euch die levitischen Priester lehren! Wie ich ihnen befohlen, so sollt ihr sorgfältig verfahren! Bedenke, was der Herr, dein Gott, unterwegs an Mirjam tat, auf eurem Zuge aus Ägypten! Borgst du deinem Nächsten, dann darfst du nicht sein Haus betreten, um von ihm ein Pfand zu erheben. Draußen sollst du stehenbleiben! Der Mann, dem du geborgt, soll dir das Pfand herausbringen! Ist es ein armer Mann, dann lege dich nicht schlafen mit seinem Pfande! Du sollst ihm das Pfand bei Sonnenuntergang zurückgeben, damit er sich in seinem Mantel schlafen lege und dich segne! Dann hast du ein Verdienst vor dem Herrn, deinem Gott. Einen armen und bedürftigen Taglöhner sollst du nicht drücken, sei er von deinen Brüdern oder von den Fremdlingen in deinem Land und in deinen Toren bei dir! Du sollst ihm seinen Lohn noch am selben Tage geben, bevor die Sonne darüber untergeht! Denn er ist arm und verlangt sehnlich danach. Sonst ruft er den Herrn gegen dich an, und Sünde ist an dir. Väter sollen nicht wegen der Kinder getötet werden und Kinder nicht wegen der Väter! Jeder sterbe nur für seine Schuld! Das Recht eines Fremdlings und einer Waise sollst du nicht beugen! Du sollst nicht das Kleid einer Witwe pfänden! Bedenke, daß du in Ägypten Sklave gewesen und daß dich der Herr, dein Gott, daraus befreit hat! Darum gebiete ich dir, so zu tun. Hältst du auf dem Felde deine Ernte und vergißt du eine Garbe auf dem Felde, dann sollst du nicht zurückkehren, sie zu holen! Sie soll den Fremdlingen, Waisen und Witwen gehören, auf daß dich der Herr, dein Gott, bei allem Tun deiner Hände segne! Schüttelst du deine Ölbäume, dann sollst du nicht die Zweige hinterher abklopfen! Den Fremdlingen, Waisen und Witwen sollen sie eigen sein! Hältst du Lese in deinem Weinberg, dann sollst du nicht hinterher Nachlese halten! Den Fremdlingen, Waisen und Witwen soll es eigen sein! Bedenke, daß du in Ägypten Sklave gewesen! Darum gebiete ich dir, also zu tun.« Leibesstrafe, Leviratsehe und anderes»Ist Streit zwischen Männern, und treten sie vor Gericht, dann richte man sie! Den Unschuldigen spreche man frei und verurteile den Schuldigen! Verdient der Schuldige Schläge, dann lasse ihn der Richter hinlegen und ihm vor ihm Schläge geben seines Frevels wegen zur Genüge an Zahl. Vierzig Hiebe lasse er ihm geben, aber nicht mehr, damit dein Bruder nicht vor deinen Augen zerfleischt würde, versetzte man ihm noch mehr Hiebe. Du sollst einem Rinde beim Dreschen keinen Maulkorb anlegen! Leben Brüder beisammen und stirbt einer von ihnen, ohne daß er einen Sohn gehabt, so soll die Frau des Verstorbenen nicht nach auswärts eines fremden Mannes werden! Ihr Schwager soll zu ihr eingehen! Er nehme sie sich zum Weibe und leiste ihr die Schwagerpflicht! Der Erstgeborene, den sie gebiert, komme auf den Namen seines verstorbenen Bruders, daß nicht sein Name in Israel erlösche! Hat aber der Mann keine Lust, seine Schwägerin zu heiraten so gehe seine Schwägerin an das Tor zu den Ältesten und spreche: "Mein Schwager weigert sich, seines Bruders Namen in Israel zu erhalten! Er will mir die Schwagerpflicht nicht leisten.« Da sollen ihn die Ältesten seiner Stadt vorladen und ihm zureden! Bleibt er aber dabei und sagt: "Ich habe keine Lust, sie zu nehmen", so trete seine Schwägerin in Gegenwart der Ältesten zu ihm, ziehe ihm den Schuh vom Fuße, speie ihm ins Angesicht, hebe an und sage: "Also ergehe es jedermann, der seines Bruders Haus nicht aufbauen will!" Und sein Name heiße in Israel: "Elender Barfüßer"! Raufen zwei Brüder miteinander, und eilt das Weib des einen herbei, ihren Mann zu befreien aus der Hand dessen, der ihn schlägt, und packt sie ihn mit der Hand an den Schamteilen, dann haue ihr schonungslos die Hand ab! In deiner Tasche sollst du nicht zweierlei Gewichtssteine tragen, einen größeren und einen kleineren! In deinem Hause sollst du nicht zweierlei Scheffel haben, einen größeren und einen kleineren! Nur volles und richtiges Gewicht sollst du haben, vollen und richtigen Scheffel, auf daß du lange lebst in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, gibt! Denn ein Greuel für den Herrn, deinen Gott, ist jeder, der solches tut und solche Unredlichkeit verübt. Bedenke, was dir die Amalekiter unterwegs getan, auf deinem Zuge aus Ägypten, wie sie dich unterwegs überfallen und all deine ermatteten Nachzügler von dir abschnitten, als du erschöpft und müde geworden, und wie sie Gott nicht gefürchtet haben! Darum sollst du in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt, des Amalekiters Namen unter dem Himmel auslöschen, wenn dir der Herr, dein Gott, vor all deinen Feinden ringsum Ruhe schafft! Du sollst es nicht vergessen!« Ablieferung der Erstlinge und Zehnten»Kommst du in das Land, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen gibt, nimmst du es in Besitz und siedelst du darin, dann nimm einen Teil des ersten Abhubs all der Feldfrüchte, die du aus deinem Lande einbringst, das dir der Herr, dein Gott, gibt, lege sie in einen Korb und gehe zu der Stätte, die der Herr, dein Gott, erwählt, um seinen Namen dort wohnen zu lassen! Tritt zu dem Priester hin, der zu jener Zeit Dienste tut, und sprich zu ihm: "Hiermit zeige ich heute dem Herrn, deinem Gott, an, daß ich in das Land gekommen bin, das uns zu geben der Herr unseren Vätern zugeschworen!" Dann nehme der Priester den Korb aus deiner Hand und stelle ihn vor den Altar des Herrn, deines Gottes! Dann heb an und sprich also vor dem Herrn, deinem Gott: "Ein Aramäer, stammgetrennt, ist mein Ahn gewesen. Er zog mit einem geringen Häuflein nach Ägypten, war dort zu Gast und ward daselbst zu großem, starkem und zahlreichem Volke. Die Ägypter aber Behandelten uns und bedrückten uns und legten uns harte Arbeit auf! Da schrieen wir zum Herrn, dem Gott unserer Väter. Und der Herr erhörte unser Rufen und sah auf unser Elend, unsere Mühsal und Qual. Dann führte der Herr uns aus Ägypten mit starker Hand und ausgerecktem Arme, mit furchtbarer Macht und unter Zeichen und Wundern. Er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, von Milch und Honig fließend. Und hier bringe ich den ersten Abhub der Früchte aus dem Lande, das Du mir gegeben, Herr!" Damit laß sie beim Herrn deinem Gott, wirf dich nieder vor dem Herrn, deinem Gott, und freue dich an all dem Segen, den dir und deinem Haus der Herr, dein Gott, geschenkt, du selbst, der Levite und der Fremdling bei dir! Lieferst du vollständig im dritten Jahre, dem Zehntjahre, den ganzen Zehnten deiner Erträgnisse ab, dann gib ihn den Leviten, Fremdlingen, Waisen und Witwen, damit sie ihn in deinen Toren verzehren und sich sättigen! Dann erkläre vor dem Herrn, deinem Gott: "Ich habe das Heilige aus dem Haus geschafft und es den Leviten, Fremdlingen, Waisen und Witwen gegeben, genau nach Deinem Gebote, das Du mir geboten. Ich habe keines Deiner Gebote übertreten und keines vergessen. Ich habe nichts davon im Tempel genossen und nichts davon beseitigt in unfrommer Weise und habe nichts davon einem Toten gegeben. Ich gehorche der Stimme des Herrn, meines Gottes, und tue alles, was Du mir befahlst. Neige Dich von Deiner heiligen Wohnung, vom Himmel, und segne Dein Volk Israel und die Scholle, die Du uns gegeben, wie Du unseren Vätern zugeschworen, ein Land, von Milch und Honig fließend!" Heute befiehlt dir der Herr, dein Gott, diese Gebote und Gebräuche zu tun. So befolge sie sorgfältig von ganzem Herzen und aus ganzer Seele! Du erklärst heute von dem Herrn, er soll dein Gott sein und du wollest in seinen Wegen wandeln, seine Gesetze, Gebote und Gebräuche halten und seiner Stimme gehorchen. Und der Herr erklärt heute von dir, du sollest ihm ein Sondervolk sein, wie er dir verheißen, wenn du all seine Gebote befolgst. Er wolle dich hoch über alle Völker setzen, die er geschaffen, zu Preis, Ruhm und Ehre, und du sollst dem Herrn, deinem Gott, ein heiliges Volk sein, wie er zugesagt hat.« Denkmal am Jordan - Segen und FluchDa geboten Moses und die Ältesten Israels dem Volk: »Merkt genau auf das Gebot, das ich euch heute gebiete! Zieht ihr über den Jordan in das Land, das dir der Herr, dein Gott, gibt, so errichte dir große Steine, tünche sie mit Kalk und schreibe darauf alle Worte dieser Lehre, sobald du hinüberziehst, damit du in das Land kommest, das dir der Herr, dein Gott, gibt, in ein Land von Milch und Honig fließend, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir verheißen! Sobald ihr den Jordan überschritten habt, sollst du diese Steine errichten, nach meinem heutigen Befehl, auf dem Berge Ebal, und tünche sie mit Kalk! Auch baue dort einen Altar dem Herrn, deinem Gott, einen Altar aus Steinen! Aber kein Eisen sollst du darüber schwingen! Aus unbehauenen Steinen sollst du den Altar des Herrn, deines Gottes, bauen! Und bring darauf dem Herrn, deinem Gott, Brandopfer dar! Schlachte auch Mahlopfer und iß dort und sei fröhlich vor dem Herrn, deinem Gott! Auf die Steine schreibe deutlich und klar alle Worte dieser Lehre!« Da sprachen Moses und die levitischen Priester zu Gesamtisrael also: »Merk auf und höre, Israel! Heute wirst du das Volk des Herrn, deines Gottes. So höre auf des Herrn, deines Gottes, Stimme und halte seine Gebote und Gebräuche, die ich dir heute gebiete!« Am selben Tage gebot Moses dem Volke: »Habt ihr den Jordan überschritten, so sollen sich die einen auf dem Berge Garizim aufstellen, daß man das Volk segne: Simeon, Levi, Juda, Issakar, Joseph und Benjamin! Die anderen sollen sich auf dem Berge Ebal gegen den Fluch aufstellen: Ruben, Gad, Asser, Zabulon, Dan und Naphtali! Und die Leviten sollen anheben und sprechen zu allen Männern Israels mit hocherhobener Stimme: "Verflucht, wer ein Schnitz- oder Gußbild macht, ein Werk von Künstlerhand, ein Greuel für den Herrn, und es insgeheim aufstellt!" Das ganze Volk antworte und spreche: So sei es!" "Verflucht, wer Vater oder Mutter verunehrt!" Das ganze Volk spreche: "So sei es!" "Verflucht, wer seines Nächsten Grenze rückt!" Das ganze Volk spreche: "So sei es!" "Verflucht, wer einen Blinden auf dem Wege irreführt!" Das ganze Volk spreche: "So sei es!" "Verflucht, wer das Recht des Fremdlings, der Waise und der Witwe beugt!" Das ganze Volk spreche: "So sei es!" "Verflucht, wer seines Vaters Weibe beiwohnt! Denn er deckt seines Vaters Laken auf.« Das ganze Volk spreche: "So sei es!" "Verflucht, wer irgendeinem Tier beiwohnt!" Das ganze Volk spreche: "So sei es!" "Verflucht, wer seiner Schwester, Vater- oder Muttertochter beiwohnt!" Das ganze Volk spreche: "So sei es!" "Verflucht, wer seiner Schwiegermutter beiwohnt!" Das ganze Volk spreche: "So sei es!" "Verflucht, wer seinen Nächsten heimlich erschlägt!" Das ganze Volk spreche:So sei es!" "Verflucht sei, wer sich bestechen läßt, um unschuldig Blut zu vergießen!" Das ganze Volk spreche: "So sei es!" "Verflucht, wer nicht die Worte dieser Lehre aufrechthält und sie tut!" Das ganze Volk spreche: "So sei es!" Verheißungen und Drohungen»Hörst du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, und hältst du sorgsam alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, dann stellt dich der Herr, dein Gott, hoch über alle Völker der Erde. Alle diese Segnungen kommen dir zu und treffen dich, hörst du auf des Herrn, deines Gottes, Stimme. Gesegnet wirst du sein in der Stadt und gesegnet auf dem Feld. Gesegnet die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Feldes und die Zucht deines Viehs, der Wurf deiner Rinder und die Tracht deiner Schafe. Gesegnet dein Korb und deine Backschüssel. Gesegnet bist du bei deinem Eingang und deinem Ausgang. Der Herr streckt deine Feinde nieder, die gegen dich aufstehen. Auf einem Weg ziehen sie gegen dich; auf sieben fliehen sie vor dir. Der Herr entbietet bei dir den Segen in all deine Speicher und bei allem Unterfangen deiner Hand. Er segnet dich in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt. Der Herr bereitet dich zu einem heiligen Volke für sich, wie er dir zugeschworen, falls du des Herrn, deines Gottes, Gebote hältst und in seinen Wegen wandelst. Dann sehen alle Völker der Erde, daß du des Herrn Namen trägst, und sie fürchten sich vor dir. Dann gibt dir der Herr im Überflusse die Frucht deines Leibes, deines Viehs und deines Bodens auf der Scholle, die dir zu geben der Herr deinen Vätern zugeschworen hat. Der Herr öffnet für dich sein reiches Schatzhaus, den Himmel, um deinem Lande Regen zur rechten Zeit zu spenden und alles Tun deiner Hand zu segnen. Dann kannst du vielen Völkern leihen, mußt aber selbst nichts entlehnen. So macht dich der Herr zum Haupte und nicht zum Schweife. Du steigst immer höher und kommst nicht nach unten, falls du des Herrn, deines Gottes, Gebote befolgst, die ich dir heute gebe, und sie sorgsam hältst. Weiche weder nach rechts noch nach links in all dem, was ich dir heute gebiete! Folge nicht, dienend, anderen Göttern! Hörst du nicht auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, und befolgst du nicht all seine Gebote und Gebräuche, die ich dir heute vorlege, dann kommen alle diese Flüche über dich und treffen dich. Verflucht wirst du sein in der Stadt und auf dem Felde. Verflucht dein Korb und deine Backschüssel. Verflucht die Frucht deines Leibes und deines Bodens, der Wurf deiner Rinder und die Tracht deiner Schafe. Verflucht bist du bei deinem Eingang und deinem Ausgang. Der Herr sendet gegen dich den Fluch, Zerrüttung und Verwünschung bei allen deinen Geschäften, die du tust, bis du vertilgt bist und bald untergehst wegen der Schlechtigkeit deiner Werke, weil du mich verlassen. Der Herr heftet die Pest an dich, bis sie dich aus dem Land vertilgt, in das du ziehst, es zu besetzen. Der Herr schlägt dich mit Auszehrung, Fieber, Entzündung und Hitze, mit Dürre, Getreidebrand und Meltau. Sie jagen dich, bis du untergehst. Der Himmel über deinem Haupte wird von Erz und der Boden unter dir zu Eisen. Der Herr wandelt den Regen deines Landes in Staub und Sand. Vom Himmel fällt er auf dich, bis du vertilgt bist. Der Herr wirft dich vor deine Feinde hin. Auf einem Wege ziehst du gegen ihn; auf sieben fliehst du vor ihnen. Du wirst allen Königreichen der Erde zum Entsetzen. Dein Leichnam wird ein Fraß allen Vögeln des Himmels und dem Getier der Erde, und niemand verscheucht sie. Der Herr schlägt dich mit Ägyptens Geschwür, mit Beulen, Krätze und Grind, unheilbar. Der Herr schlägt dich mit Irrsinn, Blindheit und Geistesverwirrung. Du tappst am hellen Mittag wie der Blinde im Dunkeln und hast kein Glück auf deinen Wegen. Du bist allzeit nur gedrückt und vergewaltigt, und niemand hilft dir. Du verlobst dir ein Weib, und ein anderer beschläft sie. Du baust ein Haus und wohnst nicht darin. Du pflanzest einen Weinberg und genießest nicht seine Früchte. Dein Rind wird vor deinen Augen geschlachtet. Du aber kannst nicht davon essen. Dein Esel wird vor deinem Angesicht geraubt und kehrt nicht mehr zu dir. Deine Schafe werden deinen Feinden gegeben, und niemand hilft dir. Deine Söhne und Töchter werden einem fremden Volke verkauft. Deine Augen sehen es und schmachten nach ihnen allzeit. Aber du bist machtlos. Deiner Scholle Frucht und all deine Mühen verzehrt ein Volk, dir unbekannt. Du bist allzeit nur unterdrückt und zertreten. Du wirst irrsinnig von dem, was deine Augen sehen. Der Herr schlägt dich mit bösem Geschwür an Knien und Schenkeln, daß du nicht geheilt werden kannst, von der Sohle bis zum Scheitel. Der Herr führt dich und deinen König, den du über dich setzest, zu einem Volke, das dir und deinen Vätern unbekannt. Dort mußt du anderen Göttern dienen, Holz und Stein. Du wirst zum Entsetzen, Spott und Hohn bei all den Völkern, zu denen dich der Herr führt. Vielen Samen bringst du auf das Feld und erntest wenig. Denn die Heuschrecken fressen es ab. Du pflanzest Weinberge und bebauest sie. Doch trinkst du nicht Wein und lagerst nichts ein. Denn der Wurm frißt ihn ab. Überall in deinem Gebiete hast du Ölbäume. Aber du salbst dich nicht mit Öl. Denn deine Oliven fallen ab. Du zeugst Söhne und Töchter. Aber sie bleiben nicht bei dir. Denn sie wandern in Gefangenschaft. All deine Bäume und deines Bodens Frucht verdirbt das Ungeziefer. Der Fremdling unter dir steigt immer höher über dich. Du aber sinkst immer tiefer. Er leiht dir. Du aber leihst ihm nichts. Er wird das Haupt, du der Schweif. Alle diese Flüche kommen über dich, jagen dich und treffen dich, bis du vertilgt bist, weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht gehorchst und seine Gebote und Gesetze, die er dir auferlegt, nicht beachtest. Sie haften als Zeichen und Wunder an dir und deinem Stamme für immer. Dafür, daß du dem Herrn, deinem Gott, nicht gedient hast in Freude und in Herzensfröhlichkeit trotz des Überflusses an allem, sollst du deinen Feinden dienen, die der Herr gegen dich sendet, in Hunger, Durst, Blöße und Mangel an allem. Er legt dir ein Eisenjoch auf den Hals, bis er dich vertilgt hat. Der Herr holt gegen dich von ferne, vom Ende der Erde, ein Volk, das wie ein Adler schwebt, ein Volk, dessen Sprache du nicht verstehst, ein Volk wilden Blickes, rücksichtslos gegen Greise, erbarmungslos gegen Knaben. Es verzehrt die Frucht deines Viehs und deines Bodens, bis du vernichtet bist. Nichts läßt es dir übrig von Korn, Wein und Öl, vom Wurf deiner Rinder und der Tracht deiner Schafe, bis es dich vertilgt hat. Es belagert dich in all deinen Toren, bis deine hohen und festen Mauern fallen, auf die du vertraust, überall in deinem Lande. Und es belagert dich in all deinen Toren, überall in deinem Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt. In der Angst und Not, in die dich dein Feind bringt, verzehrst du deine Leibesfrucht, das Fleisch deiner Söhne und Töchter, die dir der Herr, dein Gott, schenkt. Der Weichlichste und Verzärtelste bei dir ist mißgünstig gegen seinen Bruder, sein liebes Weib und die Kinder, die er übrigbehielt. Keinem von ihnen gibt er von seiner Kinder Fleisch, das er verzehrt, weil ihm nichts übrigbleibt in Angst und Not, in die dich dein Feind in all deinen Toren bringt. Die Weichlichste und Üppigste bei dir, die vor Verzärtelung und Weichlichkeit nie versucht hat, ihren Fuß auf die Erde zu setzen, ist mißgünstig gegen den lieben Mann, ihren Sohn und ihre Tochter, bei ihrer Nachgeburt, die ihren Schoß verläßt, und bei den Kindern, die sie zur Welt bringt. Denn beim Mangel an allem ißt sie diese insgeheim in Angst und Not, in die dich dein Feind in all deinen Toren bringt. Achtest du nicht darauf, alle Worte dieser Lehre, die in diesem Buche geschrieben sind, zu tun, fürchtest du nicht "den Herrn, deinen Gott", diesen glorreichen und furchtbaren Namen, dann verhängt der Herr über dich und deine Nachkommen außerordentliche Plagen, gewaltige und andauernde Plagen und böse anhaltende Krankheiten. Er bringt über dich Ägyptens ganzes Siechtum, vor dem dir graut. Dir haftet es an. Auch jede Krankheit und Plage, von denen in diesem Buch der Lehre nichts geschrieben steht, bringt der Herr aber dich, bis du vernichtet bist. Nur wenig Männer werden von euch übrigbleiben, statt daß an der Menge ihr gleich wäret den Sternen des Himmels, weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht gehorchst. Und wie sich der Herr über euch freut, euch wohlzutun und euch zu mehren, so freut sich der Herr darüber euch, euch zu vernichten und zu tilgen. Ihr werdet herausgerissen aus dem Lande, in das du ziehst, es zu besetzen. Der Herr zerstreut dich unter alle Völker von einem Ende der Erde bis zum anderen. Dort wirst du anderen Göttern dienen müssen, dir und deinen Vätern unbekannt, Holz und Stein. Du rastest nicht bei jenen Völkern. Keine Ruhestatt ist deiner Fußsohle gegönnt, Vielmehr gibt dir der Herr ein bebend Herz, verschmachtende Augen und verzagtes Gemüt. Dein Leben ist dir in der Schwebe. Du zitterst bei Tag und Nacht und traust deinem Leben nicht. Am Morgen denkst du: "Wär's doch Abend!"; am Abend denkst du: "Wär's doch Morgen!", in Herzensangst vor dem, was deine Augen schauen. Der Herr bringt dich wieder nach Ägypten, auf dem Wege, von dem ich zu dir gesprochen: Du sollst ihn nie wieder sehen. Dort werdet ihr feilgeboten deinen Feinden als Sklaven und Sklavinnen. Aber niemand mag euch kaufen.« Ermahnung zur GesetzestreueDas sind die Worte des Bundes, den der Herr dem Moses aufgetragen hat, mit den Israeliten im Lande Moab zu schließen, abgesehen von dem Bunde, den er mit ihnen am Horeb geschlossen hatte. Und Moses berief ganz Israel und sprach zu ihnen: »Ihr habt alles gesehen, was der Herr vor euren Augen im Ägypterland getan an Pharao und all seinen Dienern und seinem ganzen Lande, die großen Machterweise, die deine Augen sahen, jene großen Zeichen und Wunder. Aber bis auf den heutigen Tag hat euch der Herr noch nicht den Sinn zum Begreifen gegeben, noch nicht Augen zum Sehen, noch nicht Ohren zum Hören. Ich führte euch vierzig Jahre in der Wüste. Eure Kleider haben sich an euch nicht abgetragen, und dein Schuh ist nicht an deinem Fuße zermürbt. Ihr habt kein Brot gegessen und weder Wein noch Bier getrunken, auf daß ihr erkennet, daß ich, der Herr, euer Gott, bin. So kamt ihr an diese Stätte. Da zogen wider uns der König von Chesbon, Sichon, und Og, der König von Basan. Wir aber besiegten sie, nahmen ihr Land und gaben es den Rubeniten, den Gaditen und dem Halbstamm Manasse zu eigen. So habt denn acht auf die Worte dieses Bundes und tut sie, auf daß ihr Glück habt in allem, was ihr tut! Ihr steht heute alle vor dem Herrn, eurem Gott, eure Häupter, eure Richter, eure Ältesten und Amtleute, alle Männer Israels, eure Kinder, Weiber und dein Fremdling, der in deinem Lager weilt, von deinen Holzhauern bis zu deinen Wasserschöpfern. Du sollst eintreten in den Bund mit dem Herrn, deinem Gott, und in seinen Vertrag, den der Herr, dein Gott, heute mit dir eingeht. Er möchte dich heute zu seinem Volke bestellen und dein Gott werden, wie er dir verheißen und wie er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat. Aber nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und diesen Vertrag, sondern auch mit dem, der heute hier bei uns ist und vor dem Herrn steht, sowie mit dem, der heute nicht mit uns hier ist. Ihr selber wißt, wie wir im Ägypterland geweilt und wie wir mitten durch die Völker gezogen, die ihr durchzogen habt. Ihr schautet ihre Scheusale und ihre Götzen von Holz und Stein, Silber und Gold bei ihnen. Möchte es doch nicht bei euch einen Mann geben oder ein Weib oder eine Sippe oder einen Stamm, dessen Herz sich heute wendet vom Herrn, unserem Gott, und hingeht und den Göttern jener Völker dient! Möchte sich unter euch keine Wurzel finden, die Schierling und Wermut treibt! Daß nicht jemand beim Anhören dieser Fluchworte in seinem Herzen fröhlich denke: "Mir geht es gut; ich kann in meines Herzens Härte wandeln", um Hinterlist und Wollust zu vereinen! Einem solchen verziehe der Herr nicht, sondern des Herrn Zorn und Eifer loderte gegen einen solchen Menschen auf. Der ganze in diesem Buch aufgezeichnete Fluch lastete auf ihm, und der Herr löschte seinen Namen unter dem Himmel. Der Herr schiede einen solchen zum Verderben aus allen Stämmen Israels, nach allen Bundesflüchen, die in diesem Buch der Lehre aufgezeichnet sind. Das spätere Geschlecht, eure Kinder, die nach euch aufwachsen, und der Ausländer, der aus fernem Lande kommt, würden fragen, wenn sie in jenem Lande die Plagen und Krankheiten sehen, mit denen der Herr es erschöpft. Sein ganzer Boden wird Schwefel, Salz und Brandstatt sein. Er kann nicht mehr besät werden und läßt nichts sprossen, und kein Gewächs geht darin auf. Eine Verwüstung wird es, wie die auf Sodoma und Gomorrha, Adma und Seboim, die der Herr in seinem Zorn und Grimm umgekehrt hat. Und alle Völker werden fragen: "Warum hat der Herr also mit diesem Lande getan? Wofür diese gewaltige Zornesglut?" Dann antwortet man: "Weil sie den Bund verlassen haben, den der Herr, der Gott ihrer Väter, mit ihnen geschlossen, als er sie aus Ägypterland führte, weil sie hingingen, anderen Göttern dienten und sich vor ihnen hinwarfen, vor Göttern, die ihnen unbekannt waren und die er ihnen nicht zugeteilt hatte. Darum entbrannte des Herrn Zorn über das Land, daß er darüber den ganzen Fluch brachte, der in diesem Buche geschrieben steht. Der Herr riß sie in Zorn und Grimm und großer Wut aus ihrem Boden und schleuderte sie in ein anderes Land, wie es heute ist.« Das Verborgene ist des Herrn, unseres Gottes. Das Enthüllte aber gehört uns und unseren Kindern immerdar, damit wir alle Worte dieser Lehre tun.« Segen und Fluch»Kommen über dich alle diese Worte, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt, und nimmst du es zu Herzen unter all den Völkern, wohin dich der Herr, dein Gott, verstößt, und bekehrst du dich samt deinen Kindern von ganzem Herzen und aus ganzer Seele zum Herrn, deinem Gott, und gehorchst du seiner Stimme in allem, was ich dir heute gebiete, dann wendet der Herr, dein Gott, dein Geschick, erbarmt sich deiner und sammelt dich aus allen Völkern, unter die dich der Herr, dein Gott, verstreut hat. Mögen deine Versprengten am Ende des Himmels sein, so sammelte dich der Herr, dein Gott, auch dort und holte dich von dort. Und der Herr, dein Gott, brächte dich in das Land, das deine Väter besessen, und du wirst es besitzen. Er beglückte und mehrte dich reichlicher als deine Väter. Der Herr, dein Gott, beschneidet dann dir und deinen Nachkommen das Herz, daß du den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen und aus ganzer Seele liebest, um deines Lebens willen. Und der Herr, dein Gott, legt all diese Flüche auf deine Feinde und Hasser, die dich gejagt. Du aber gehorchst wieder der Stimme des Herrn, deines Gottes, und befolgst alle seine Gebote, die ich dir heute gebe. Und der Herr, dein Gott, gibt dir Überfluß bei jedem Tun deiner Hand, bei der Frucht deines Leibes und bei dem Wurf deines Viehs und bei der Ernte deines Bodens. Denn dann hat der Herr wieder Freude an dir, wie er sich an deinen Vätern gefreut, wenn, du der Stimme des Herren, deines Gottes, gehorsam, seine Gebote und Satzungen beachtest, die in diesem Buch der Lehre aufgezeichnet sind, und dich von ganzem Herzen und aus ganzer Seele zum Herrn, deinem Gott, bekehrst. Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebe, übersteigt nicht deine Kraft und ist nicht unerreichbar. Nicht ist es im Himmel, daß du sprächest: "Wer steigt für uns in den Himmel und holt es uns herab und kündet es uns, daß wir danach tun?" Auch ist es nicht jenseits des Meeres, daß du sprächest: "Wer fährt uns über das Meer und holt es uns und kündet es uns, daß wir danach tun?" Nein! Sehr nahe ist dir das Wort in deinem Munde und in deinem Herzen, es zu tun. Siehe! Ich lege dir heute vor: das Leben und das Glück, den Tod und das Böse. Wenn ich dir heute befehle, den Herrn, deinen Gott, zu lieben, auf seinen Wegen zu wandeln und seine Gebote, Gesetze und Gebräuche zu beachten, dann bleibst du leben und mehrst dich. Und der Herr, dein Gott, segnet dich in dem Lande, in das du ziehst, es zu besetzen. Wird aber dein Herz abtrünnig, bist du ungehorsam und läßt du dich verführen, dich vor anderen Göttern hinzuwerfen und ihnen zu dienen, dann verkünde ich euch heute: Ihr geht zugrunde. Ihr lebt nicht lange auf dem Boden, zu dessen Besetzung du über den Jordan ziehst. Ich nehme heute Himmel und Erde zu Zeugen gegen euch, daß ich dir Leben und Tod, Segen und Fluch vorlegte. So wähle das Leben, auf daß du lebest, du und deine Nachkommen, wenn du den Herrn, deinen Gott, liebst, seiner Stimme gehorchst und ihm anhängst! Denn das ist dein Leben und dein langes Siedeln auf dem Boden, den ihnen zu geben der Herr deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat.« Josues BestellungDa ging Moses daran, diese Worte zu ganz Israel zu sprechen. Er sprach zu ihnen: »Ich bin heute hundertzwanzig Jahre alt. Ich kann nicht mehr ausrücken und heimziehen. Auch hat mir der Herr gesagt: "Du wirst nicht den Jordan überschreiten.« Der Herr, dein Gott, zieht vor dir hinüber. Er vertilgt diese Völker vor dir, daß du sie besiegest. Josue zieht vor dir hinüber, wie der Herr gesagt. Der Herr tut an ihnen, wie er an den Amoriterkönigen Sichon und Og und ihrem Land getan, und die er vertilgt hat. Der Herr gibt sie euch preis, tut an ihnen genau nach dem Befehle, den ich euch gegeben. Seid mutig und stark! Fürchtet euch nicht! Bangt nicht vor ihnen! Denn der Herr, dein Gott, ist es, der mit dir zieht. Er läßt und verläßt dich nicht.« Dann berief Moses Josue und sprach zu ihm vor ganz Israel: »Sei mutig und stark! Denn du bringst dieses Volk in das Land, das ihnen zu geben der Herr ihren Vätern zugeschworen hat. Verteilen sollst du es unter sie! Der Herr selbst zieht vor dir her. Er ist mit dir. Er läßt dich nicht und verläßt dich nicht. Du sollst furchtlos und unverzagt sein!« Dann schrieb Moses diese Lehre auf und gab sie den Priestern, den Levisöhnen, die die Bundeslade des Herrn trugen, und allen Ältesten Israels. Und Moses gebot ihnen also: »Nach sieben Jahren, um die Zeit des Erlaßjahres, am Laubhüttenfest, wenn ganz Israel kommt, vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen, an der von ihm erwählten Stätte, dann lies diese Lehre ganz Israel laut vor! Berufe das Volk, die Männer, Weiber, Kinder und deine Fremdlinge in deinen Toren zu einer Versammlung, auf daß sie hören und lernen, den Herren, euren Gott, zu fürchten, und alle Worte dieser Lehre beachten und tun! Ihre Kinder, die es noch nicht kennen, sollen hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten alle Zeit, die ihr auf dem Boden lebt, zu dessen Besetzung ihr über den Jordan zieht.« Und der Herr sprach zu Moses: »Deine Tage nahen dem Ende. Rufe Josue! Tretet dann ins Festgezelt, daß ich ihn einsetze!« Da gingen Moses und Josue hin und betraten das Festgezelt. Darauf erschien der Herr im Zelt in einer Wolkensäule. Die Wolkensäule aber stand an der Pforte des Zeltes. Da sprach der Herr zu Moses: »Du wirst dich bald zu deinen Ahnen legen. Dann steht dieses Volk auf und buhlt in seiner Mitte mit den fremden Göttern des Landes, in das du bald ziehst. Es verläßt mich und bricht den Bund, den ich mit ihm geschlossen habe. Dann entbrennt mein Zorn über sie. Ich lasse sie im Stich und berge mein Antlitz vor ihnen. Dann wird es zum Fraße. Und viele Nöte und Übel treffen es. Dann spricht es zu jener Zeit: "Treffen mich nicht diese Übel, weil mein Gott nicht mehr in meiner Mitte ist?" Ich aber berge zu jener Zeit mein Antlitz wegen all des Bösen, das es tut, weil es sich anderen Göttern zuwendet. So schreibt euch dieses Lied auf! Lehre es die Israeliten! Lege es ihnen in den Mund, daß mir dieses Lied zum Zeugen gegen die Söhne Israels diene! Ich bringe das Volk allerdings in das Land, das ich seinen Vätern zugeschworen und das von Milch und Honig fließt. Es ißt, wird satt und fett, wendet sich aber anderen Göttern zu und dient ihnen. Mich aber schmähen sie und brechen den Bund mit mir. Wenn es dann viele Nöte und Übel treffen, dann sei dieses Lied vor ihm ein Zeuge, es bleibt im Munde seiner Nachkommen unvergessen. Dafür, daß ich im voraus gewußt habe, wohin bei ihm die Neigung geht, bevor ich es in das Land gebracht, das ich zugeschworen habe.« Und Moses schrieb an jenem Tage dieses Lied nieder und ließ es die Israeliten einüben. Dann gebot er Josue, Nuns Sohn: »Sei mutig und sei stark! Du führst die Israeliten in das Land, das ich ihnen zugeschworen habe. Ich werde mit dir sein.« Und Moses schrieb die Worte dieser Lehre im ganzen Umfang in ein Buch. Dann gebot Moses den Leviten, den Trägern der Bundeslade des Herrn: »Nehmt dieses Buch der Lehre und legt es neben die Bundeslade des Herrn, eures Gottes! Dort sei es als Zeuge gegen dich! Denn ich kenne deine Widerspenstigkeit und Halsstarrigkeit. Jetzt, wo ich noch unter euch lebe, seid ihr widerspenstig gegen den Herrn. Wie erst nach meinem Tode! Beruft mir alle Ältesten eurer Stämme und eure Amtleute zu einer Versammlung, daß ich ihnen diese Worte laut verkünde und Himmel und Erde gegen sie zum Zeugen nehme! Denn ich weiß: Nach meinem Tode artet ihr aus und weicht von dem Wege, den ich euch gewiesen. So trifft euch in der Folgezeit das Unglück, wenn ihr tut, was dem Herrn mißfällt, und wenn ihr ihn durch euer Tun erzürnt.« Und Moses sprach vor der ganzen Gemeinde Israels die Worte dieses Liedes bis zum Schlusse. Moses Lied»Ihr Himmel, lauscht! Denn ich will reden. / Die Erde höre meines Mundes Aussprüche! Dem Regen gleich ergieße meine Botschaft sich! / Wie Tau, so träufle meine Rede, / wie Regengüsse auf das junge Grün, / wie Regentropfen auf das Gras! Denn ich verkündige des Herren Ruhm: / Gebt unserem Gott die Ehre! Ein Fels ist er; sein Tun ist vollkommen. / Denn recht sind alle seine Wege. / Er ist ein Gott der Treue, sonder Trug, / gerecht und redlich. Doch Schweres tut ihm seiner Unkinder Verderbnis, / des ganz verkehrten und verdorbenen Geschlechtes. Dürft ihr dem Herrn dies antun, törichtes, unweises Volk? / Ist er denn nicht dein Vater, der dich schuf? / Er, der dir Dasein und Bestand verlieh? Gedenke doch der Vorzeit Tage! / Betrachte der vergangenen Geschlechter Zeit! / Befrage deinen Vater, daß er dir es künde, / die Greise unter dir, daß sie dir's sagen! Als einst der Höchste Völker siedelte, / wie er die Menschenkinder sonderte, / bestimmte er der Stämme Grenzen / genau der Zahl der Söhne Israels gemäß. Ist doch des Herren Teil sein Volk, / Jakob sein zugemessen Eigentum. Er fand's im Wüstenland, / am Ort des Grauens und der öden Einsamkeit. / Er warb darum und nahm's in seine Hut, / beschützte es wie seinen Augapfel. Dem Adler gleich, der seine Brut sich auflädt / und seine Jungen schwebend trägt, / so spannte er die Flügel aus, / nahm's auf und trug's auf seinen Schwingen. Der Herr war einzig und allein sein Führer. / Ein fremder Gott war nicht mit ihm. Er hob es auf des Landes Höhen. / Es aß die Früchte des Gefildes. / Er ließ es Honig aus dem Felsen saugen / und Öl aus hartem Felsgestein. Dickmilch von Kühen, Milch von Ziegen, / dazu das Fett von Lämmern und von Widdern, / Basansstiere mitsamt dem Nierenfett verzehrtest du, / und Traubenblut, ein feuriges Getränke, trankest du. Und Jeschurun ward fett, schlug aus. / Du wurdest fett und dick und feist. / Und es verstieß den Gott, der es gemacht, / verachtete den Felsen seines Heiles. Durch Fremde machten sie ihn eifersüchtig / und kränkten ihn durch Greuel. Sie opferten den Dämonen, Ungöttern, / den Göttern, die sie nie gekannt, / den Neulingen, die jüngst erst aufgekommen, / vor denen euren Vätern nicht gegraut. Den Fels, der dich erzeugt, verließest du, / vergaßest Gott, der dich geboren. Der Herr erschaute es und zürnte, / gekränkt durch seine Söhne, seine Töchter. Er sprach: Vor ihnen berge ich mein Angesicht, / will sehen, was ihr Ende wird. / Denn ein verlogenes Geschlecht sind sie, / sind Kinder ohne Treue. Sie haben mich durch Ungötter geärgert, / durch ihre nichtigen Götzen mich gekränkt. / Nun will ich selbst sie durch ein Unvolk ärgern, / sie selbst durch eine gottlose Nation erbittern. Ein Feuer loht in meiner Nase / und lodert bis zu Höllentiefen, / versengt das Land und sein Gewächs, / es brennt die Grundfesten der Berge an. Erschöpfen will ich dran die Übel / und alle meine Pfeile wider sie verbrauchen. Von Hungersnot entkräftet, / ausgesaugt von Pest und schlimmen Seuchen, sind sie es, / auf die ich hetze noch den Zahn der wilden Tiere, / mitsamt dem Gifte der im Staube Schleichenden. Von außen rafft das Schwert sie hin und drin der Schrecken, / den Jüngling und die Jungfrau, den Säugling und den alten Mann. Ich hätte gern gesagt: Ich werde sie zerschlagen / und ihr Gedächtnis bei den Menschen tilgen, befürchtete ich nicht der Feinde Schadenfreude, / daß ihre Dränger es verkannten und so sprächen: / "Siegreich ist unsere Hand gewesen, / und nicht der Herr hat alles das gewirkt.« Ein ratverloren Volk sind sie, / und keine Einsicht ist bei ihnen. Wenn sie nur weise wären, daß sie dies begriffen, / so würden sie ihr Ende wohl bedenken. Wie könnte einer Tausend jagen / und zwei Zehntausende vertreiben, / wenn jene nicht ihr Fels verkauft, / der Herr sie preisgegeben hätte? Denn nicht wie unser Felsen ist der ihrige, / und unsere Feinde selbst sind Schiedsrichter darüber. Vom Weinstock Sodomas stammt ihr Gewächs / und von Gomorrhas Fluren. / Gifttrauben ihre Trauben / mit gallenbitteren Beeren. Ihr Wein ist Drachengeifer / und grauses Natterngift. Ist solches nicht bei mir verwahrt, / in meinen Schatzkammern versiegelt? Mein ist die Rache und Vergeltung, / zur Zeit, da wankt ihr Fuß. / Nah schon ist ihres Sturzes Tag, / und ihre Zukunft eilt herbei. Der Herr bestraft sein Volk, / doch rächt er sich für seine Diener; / er sieht, wie schon die Schuld ist abgezahlt, / und doch die Hilfe zögert, auf sich warten läßt. Er fragt: "Wo sind nun ihre Götter? / Und wo der Fels, bei dem sie Zuflucht suchten? Sie, deren Opferfett sie ehedem verzehrten / und deren Opferwein sie tranken, / sie mögen aufstehn und euch helfen! / Sie mögen euch zum Schirme sein! Seht nun, daß ich es bin! / Ich bin's und kein Gott neben mir. / Ich töte und belebe, / verwunde wiederum und heile. / Und niemand reißt's aus meiner Hand. Wenn ich zum Himmel meine Hand erhebe / und spreche ich: So wahr ich ewig lebe, und schärfe ich mein blitzend Schwert / und lange nach dem Pfeile, / dann nehme ich an meinen Drängern Rache, / vergelte meinen Hassern. Ich tränke meine Pfeile mit dem Blute, / mein Schwert frißt Fleisch. / Besudelt ist die Lanze von dem Blute, / das aus der Feindeführer Herzen quillt. Sein Volk preist hoch, ihr Völker, / daß seiner Knechte Blut er rächt, / daß er an seinen Gegnern Rache nimmt, / sein Land und Volk entsündigt!"« Und Moses begann, alle Worte dieses Liedes vor dem Volke vorzutragen, er und Hosea, Nuns Sohn. Als Moses ganz Israel all diese Worte vorgetragen hatte, sprach er zu ihnen: »Richtet euer Herz auf all die Worte, die ich euch heute feierlich einschärfe, daß ihr sie euren Kindern anbefehlet, auf daß sie alle Worte dieser Lehre beachten und tun! Denn es ist euch kein leeres Wort, sondern gilt euer Leben. Durch dieses Wort lebt ihr lange in dem Lande, zu dessen Besetzung ihr über den Jordan zieht.« Am selben Tage sprach der Herr zu Moses: »Steig auf das Abarimgebirge hier, auf den Berg Nebo im Moablande östlich von Jericho! Besieh das Land Kanaan, das ich den Israeliten zu eigen gebe! Dann stirb auf dem Berge, den du bestiegen! Und komm so zu deinen Stammesgenossen, wie dein Bruder Aaron auf dem Berge Hor gestorben und zu seinen Stammesgenossen gekommen ist! Ihr habt an mir übel getan inmitten der Söhne Israels beim Haderwasser von Kades in der Wüste Sin, weil ihr mich nicht gerechtfertigt habt bei den Söhnen Israels. Nur von gegenüber darfst du das Land schauen, aber nicht in das Land kommen, das ich den Söhnen Israels gebe.« Moses SegenDies ist der Segen, mit dem Moses, der Mann Gottes, die Söhne Israels vor seinem Tode gesegnet hat. Er sprach: »Vom Sinai kam her der Herr, / erstrahlte ihnen von Seïr. / Er glänzte auf von Pharans Bergen / und kam von Kades' Randgebieten, / des Haderwassers Randgebirge. Ja, Freund des Volkes! / Bei dir sind alle seine heiligen Geheimnisse; / sie sind dir anvertraut; / man lernt von deinen Weisungen. Die Lehre hat uns Moses übergeben / zum Erbe der Gemeinde Jakobs. Ein König wurde er in Jeschurun, / als sich des Volkes Häupter sammelten, / in eins die Stämme Israels. Es lebe Ruhen, sterbe nimmer aus! / Doch seine Wichte seien gezählt!« Dies sprach er über Juda: »Auf Judas Stimme höre, Herr! / Zu seinem Volke bringe ihn! Kampfscharen hat er eine Menge, / und Du bist Hilfe wider seine Dränger.« Über Levi sprach er: »Der Dir geweihte Mann hat Deine heiligen Lose, / er, den Du einst zu Massa prüftest, / auszanktest an dem Haderwasser. Er aber sprach von Vater und von Mutter: / "Ich kenne diese nicht", der seine Brüder nicht mehr ansah / und seine Kinder nicht mehr kannte. / Sie hielten sich an Dein Gebot / und wahrten Deinen Bund. Sie lehrten Jakob Deine Rechte / und Deine Lehre Israel. / Sie legen Rauchwerk vor Dein Angesicht, / auf Deinen Altar Ganzopfer. Herr! Segne seinen Wohlstand! / Laß seiner Hände Tun Dir wohlgefallen! / Zerschmettere die Lenden seiner Gegner, / daß seine Hasser nimmer sich erheben!« Über Benjamin sprach er: »In Ruhe wohnt durch ihn des Herren Liebling; / er schützt ihn allezeit, / wohnt er doch zwischen seinen Schultern! - Über Joseph sprach er: »Sein Land sei von dem Herrn gesegnet! / das Köstlichste vom Himmel droben / und drunten von der Wasserflut / sei ihm zuteil! Das Köstlichste, was je die Sonne lockt / und was die Monde sprossen lassen, das Beste, was die Ahnen hatten, / das Köstlichste der alten Hirten, das Köstlichste des Bodens, seiner Fülle: / die Gnade dessen, der im Dornbusch wohnt, / es komme auf das Haupt des Joseph, / auf des Geweihten Scheitel unter seinen Brüdern! Sein Erstgeborner, stiergleich, habe Hoheit, / und Wildstierhörner seien seine Hörner! / Mit ihnen stoße er die Völker nieder / bis zu der Erde Enden allzumal! / Das sind des Ephraim Zehntausende / und des Manasse Tausende.« Über Zabulon sprach er: »Erfreue dich an deinen Fahrten, Zabulon, / und deinen Zelten, Issakar! Mit Völkern in dem Bergland stoßen sie zusammen; / sie opfern Siegesopfer dort. / Sie schleppen fort der Meere Schätze / und fremder Küsten Abgaben.« Über Gad sprach er: »Gepriesen ist der herdenreiche Gad. / Er lagert wie ein Löwe, / zerschmettert Speer und Schild und Helm. Und er ersah sich einen Edelsitz; / denn er zerteilte eines Feindesfürsten Land. / Des Volkes Häupter feuerte er an / und tat mit Israel, was recht dem Herrn und billig war.« - Und über Dan sprach er: »Dan ist ein Löwenjunges, / das sich aus Basan gut versorgt.« Und über Naphtali sprach er: »Zufrieden satt ist Naphtali, / des Herren Segens voll, / wenn er See und Südland sich zu eigen nimmt.« Und über Asser sprach er: »Der Söhne meistgesegneter sei Asser! / Er sei der Liebling seiner Brüder! / Er bade seinen Fuß in Öl! - Dein Schutz ist Erz und Eisen, / und deine Waffen sind dein Stolz. Wie Jeschuruns Gott, gibt es keinen. / Er fuhr am Himmel hin in seiner Hoheit in den Wolken, / als deine Hilfe. Bis jetzt war Gott voll Liebe, gütig gegen seine Treuen. / Er hat den Feind vor dir verjagt / und hat gesagt: Vertilge! Er läßt im Sichern wohnen Israel, / unnahbar Jakobs Quell / in einem Land voll Korn und Wein; / sein Himmel träufelt Tau. Heil dir, du Israel! Wer ist wie du? / Ein Volk, so siegreich durch den Herrn! / Er ist der Schild, der dich beschützt, / und er das Schwert, das Siege dir erkämpft. / Vor dir sich beugen deine Feinde, du schreitest über ihre Höhen hin.« Moses TodMoses stieg aus Moabs Steppen auf den Berg Nebo, auf die Spitze des Pisga, Jericho gegenüber. Da zeigte ihm der Herr das ganze Land, Gilead bis Dan, ganz Naphtali und das Gebiet Ephraims und Manasses sowie das ganze Gebiet Judas bis zum Westmeer, das Südland und die Au, die Ebene der Palmenstadt Jericho bis nach Soar. Und der Herr sprach zu ihm: »Das ist das Land, das ich dem Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen mit den Worten: "Ich gebe es deinen Nachkommen.« Ich lasse es dich nur schauen; aber hinüber darfst du nicht.« Also starb des Herrn Diener Moses, dort im Lande Moab nach des Herrn Befehl. Er begrub ihn im Tale im Lande Moab, Bet Peor gegenüber. Aber niemand kennt sein Grab bis auf diesen Tag. Moses war hundertzwanzig Jahre alt, als er starb. Sein Auge war nicht getrübt, und seine Frische nicht geschwunden. Die Söhne Israels beweinten Moses in Moabs Steppen dreißig Tage. Erst dann war die Zeit des Weinens und Klagens um Moses voll. Josue ward nun vom Geist der Weisheit erfüllt; denn Moses hatte ihm seine Hände aufgelegt. Die Israeliten gehorchten ihm und taten, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Seitdem ist in Israel kein Prophet mehr erstanden wie Moses, mit dem der Herr von Angesicht zu Angesicht verkehrt hat, mit all den Zeichen und Wundem, die zu tun der Herr ihn nach Ägypterland sandte, zu Pharao und all seinen Dienern und seinem ganzen Lande, und mit all der starken Macht und mit all dem großen Furchtbaren, das Moses vor den Augen von ganz Israel gewirkt hat. Befehl zur JordanüberschreitungUnd nach dem Tode Mosis, des Dieners des Herrn, sprach der Herr zu Josue, Nuns Sohn und Mosis Diener, also: »Mein Diener Moses ist tot. Auf! Ziehe hier über den Jordan, du und dieses ganze Volk, in das Land, das ich den Söhnen Israels gebe! Wie ich Moses versprochen, gebe ich euch jeden Platz, den euer Fuß betritt. Hier von der Wüste und dem Libanon bis zum großen Strom, dem Euphratstrom, bis zum ganzen Chittiterland und bis zum großen Meer im Westen erstreckt sich euer Reich! Vor dir hält niemand stand, solange du lebst. Wie ich mit Moses gewesen bin, bin ich mit dir. Ich lasse dich nicht und verlasse dich nicht. Sei stark und fest! Denn du sollst dieses Volk in das Land führen, das ihnen zu geben ich ihren Vätern zugeschworen habe. Nur sei stark und fest entschlossen, darauf zu achten, ganz nach der Lehre zu tun, die dir mein Diener Moses geboten! Weiche nicht davon ab, weder nach rechts noch nach links, daß du Glück habest in allem, woran du gehst! Dies Buch der Lehre soll nie von deinem Munde weichen! Sinne darüber Tag und Nacht, daß du mit Vorbedacht ganz nach dem, was darin geschrieben, handelst! Dann führst du deinen Weg durch und hast Glück. Habe ich dir nicht geboten: Sei mutig und entschlossen? Zage nicht und zittere nicht! Mit dir ist der Herr, dein Gott, überall, wo du gehst.« Da gebot Josue den Amtleuten des Volkes: »Schreitet durch das Lager und gebietet dem Volke: "Besorgt euch Zehrung! Denn nach drei Tagen zieht ihr hier über den Jordan, und besetzt das Land, das der Herr, euer Gott, euch zu eigen gibt."« Zu den Rubeniten aber, zu den Gaditen und dem Halbstamme Manasse sprach Josue: »Gedenket dessen, was euch der Diener des Herrn, Moses, geboten mit den Worten: "Der Herr, euer Gott, hat euch an euer Ziel gebracht und euch dies Land gegeben.« Eure Weiber, eure kleinen Kinder und euer Vieh mögen in dem Lande bleiben, das Moses diesseits des Jordan euch gegeben hat. Ihr aber, alle Wehrtüchtigen, sollt geordnet euren Brüdern voranschreiten! So helft ihnen, bis der Herr eure Brüder an ihr Ziel bringt wie euch und auch sie das Land besetzen, das der Herr, euer Gott, ihnen geben will! Dann kehrt in euer eigenes Land zurück und besetzt es, das euch der Diener des Herrn, Moses, diesseits des Jordan im Osten gegeben hat.« Da antworteten sie Josue: »Alles, was du uns heißest, wollen wir tun, und wohin du uns schickst, gehen wir. Wie wir auf Moses gehört, so wollen wir auch auf dich hören. Nur möge der Herr, dein Gott, mit dir sein, wie er mit Moses gewesen" Wer deiner Weisung widerspricht und nicht auf deine Worte hört, was du ihm irgendwie gebietest, der sei des Todes! Sei nur mutig und entschlossen!« Rettung der KundschafterUnd Josue, Nuns Sohn, sandte von Sittim heimlich zwei Männer aus als Kundschafter und sprach: »Geht! Beseht die Gegend, besonders Jericho!« Sie gingen und kamen zum Hause einer Wirtin namens Rachab. Hier kehrten sie ein. Da ward dem König von Jericho gemeldet: »Heute nacht sind Männer von den Söhnen Israels hierher gekommen, das Land auszuspähen!« Da sandte Jerichos König zu Rachab und ließ sagen: »Gib die Männer heraus, die zu dir gekommen und dein Haus betreten haben! Sie sind nur gekommen, die ganze Gegend auszuspähen.« Das Weib aber nahm die beiden Männer und verbarg sie. Dann sprach sie: »Gewiß! Die Männer sind zu mir gekommen. Aber ich habe nicht gewußt, woher sie waren. Um die Zeit des Torschlusses, beim Dunkelwerden, sind die Männer fortgegangen. Ich weiß nicht, wohin die Männer gegangen sind. Jagt ihnen schnell nach! Dann könnt ihr sie einholen.« Sie hatte sie aber aufs Dach geführt und unter Flachsstengeln versteckt, die sie auf dem Dache ausgebreitet hatte. Die Männer aber jagten ihnen nach, dem Jordan zu, an die Furten. Das Tor schloß man zu, sobald ihre Verfolger draußen waren. Sie hatten sich aber noch nicht hingelegt, da kam sie zu ihnen auf das Dach und sprach zu den Männern: Ich weiß: Der Herr gibt euch das Land. Der Schrecken vor euch hat uns befallen, und alle Insassen des Landes zagen vor euch. Denn wir haben gehört, wie der Herr das Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat bei eurem Auszug aus Ägypten und was ihr den beiden Amoriterkönigen jenseits des Jordan getan, Sichon und Og, wie ihr sie gebannt habt. Wir hörten dies; da verzagte unser Herz, und in niemandem hat sich ein Mut wider euch geregt. Denn der Herr, euer Gott, ist droben im Himmel und auf Erden unten Gott. Und nun schwört mir beim Herrn, daß ihr auch dem Hause meines Vaters Gutes tun wollt, wie ich euch Gutes getan! Gebt mir ein Zeichen der Gewähr dafür, daß ihr meinen Vater, meine Mutter, meine Brüder und Schwestern und all die Ihrigen leben lasset und unser Leben vom Tode rettet!« Da sprachen die Männer zu ihr: »Wir bürgen mit unserem eigenen Leben für das eurige, wenn ihr diese unsere Verabredung nicht verratet. Gibt uns der Herr das Land, dann wollen wir dir in Treue Gutes tun.« Sie ließ sie darauf an einem Seil durchs Fenster hinab. Denn ihr Haus war in die Stadtmauer eingebaut, und so wohnte sie an der Stadtmauer. Sie sprach zu ihnen: »Geht ins Gebirge, daß die Verfolger euch nicht treffen! Verbergt euch dort drei Tage, bis die Verfolger heimgekehrt sind! Dann geht eures Weges!« Da sprachen die Männer zu ihr: »Wir wollen frei von deinem Eidfluche bleiben, den du uns hast aussprechen lassen. Kommen wir in das Land, so sollst du die rote Tuchfahne hier an das Fenster knüpfen, durch das du uns heruntergelassen, und Vater, Mutter, Brüder und dein ganzes Vaterhaus zu dir ins Haus nehmen! Wer dann vor die Tür deines Hauses auf die Straße geht, dessen Blut fällt auf sein Haupt. Wir aber sind schuldfrei. Legt aber jemand Hand an irgendeinen, der bei dir im Hause ist, dann fällt sein Blut auf unser Haupt. Verrätst du aber unsere Verabredung, so sind wir deines Eidfluches frei, den du uns hast aussprechen lassen.« Sie sprach: »So sei es, wie ihr sagt!« Sie entließ sie, und sie gingen weg. Sie aber band die rote Fahne an das Fenster. Sie gingen nun weg und kamen ins Gebirge. Dort blieben sie drei Tage, bis die Verfolger zurück waren. Die Verfolger aber hatten den Weg überall abgesucht, aber sie nicht gefunden. Dann stiegen die beiden Männer wieder vom Gebirge herab, setzten über und kamen zu Josue, Nuns Sohn. Und sie erzählten ihm alles, was ihnen begegnet war. Sie sprachen zu Josue: »Wahrhaftig! Der Herr gibt uns das ganze Land die Hand; denn alle Insassen des Landes haben Angst vor uns.« Überschreitung des JordansUnd Josue stand frühmorgens auf; da zogen sie von Sittim ab. Sie kamen dann an den Jordan, er und alle Israeliten, und sie nächtigten dort, bevor sie übersetzten. Nach drei Tagen gingen die Amtsleute durch das Lager und befahlen dem Volke: »Seht ihr die Bundeslade des Herrn, eures Gottes, von den levitischen Priestern getragen, dann sollt ihr von eurem Standorte abziehen! Und folgt ihr nach - nur sei zwischen euch und ihr ein Raum von etwa zweitausend Ellen! Kommt aber nicht näher -an sie -, damit ihr den Weg wisset, den ihr gehen sollt! Denn ihr seid ihn bisher noch nie gegangen.« Da sprach Josue zu dem Volke: »Haltet euch rein! Denn morgen wirkt der Herr euch Wunder.« Zu den Priestern aber sprach Josue: »Nehmt die Bundeslade und schreitet dem Volke voran!« Da nahmen sie die Bundeslade und zogen dem Volke voran. Da sprach der Herr zu Josue: »Heute beginne ich, dich in den Augen von ganz Israel zu verherrlichen, damit sie daran erkennen, daß ich mit dir bin, wie ich mit Moses gewesen. Du sollst nun den Priestern, den Trägern der Bundeslade, befehlen: "Kommt ihr zum Rande des Jordanwassers, dann sollt ihr am Jordan stehenbleiben!"« Und Josue sprach zu den Israeliten: »Tretet her und höret das Vorhaben des Herrn, eures Gottes!« Und Josue sprach: »Daran sollt ihr erkennen, daß in eurer Mitte ein lebendiger Gott ist und daß er vor euch vertreibt die Kanaaniter, Chittiter, Chiwiter, Periziter, Girgasiter, Amoriter und Jebusiter: Die Bundeslade des Herrn der ganzen Erde zieht vor euch durch den Jordan. Wählt euch inzwischen zwölf Männer aus Israels Stämmen, je einen Mann aus einem Stamm! Sobald die Füße der Priester, der Träger der Lade des Herrn, des Herrn der ganzen Erde, in das Jordanwasser tauchen, wird das Wasser des Jordan verschwinden; das Wasser aber, das von oben fließt, wird dastehen wie ein Wall.« Das Volk zog nun aus seinen Zelten, den Jordan zu überschreiten. Vor dem Volke die Priester, die Träger der Bundeslade. Wie die Träger der Lade an den Jordan kamen und die Füße der Priester, der Träger der Lade, kaum ins Wasser tauchten - der Jordan aber war voll in all seinen Nebenflüssen während der ganzen Erntezeit -, da stand das Wasser, das von oben floß, hatte es sich doch wie ein Wall erhoben, in großer Weite bei der Stadt Adam seitwärts von Saretan. Das Wasser aber, das zu dem Steppenmeere, dem Salzmeere floß, verschwand völlig. So zog das Volk hinüber auf Jericho zu. Die Priester, die Träger der Bundeslade des Herrn, standen im Trockenen genau in der Mitte des Jordan, während ganz Israel im Trockenen hinüberzog, bis das ganze Volk den Jordan vollends überschritten hatte. Aufrichtung von GedenksteinenSobald das ganze Volk den Jordan vollends überschritten hatte, sprach der Herr zu Josue: »Wählt euch aus dem Volke zwölf Männer, je einen Mann aus einem Stamme, und weiset sie also an: "Nehmt euch zwölf Steine von hier, gerade aus des Jordans Mitte, von diesem Platz, auf dem der Priester Füße stehen, schafft sie mit euch hinüber und legt sie an den Ort, wo ihr heute nächtigen wollt!"« Da berief Josue die zwölf Männer, die er aus den Israeliten bestellt hatte, je einen Mann aus einem Stamm. Und Josue sprach zu ihnen: »Geht vor die Lade des Herrn, eures Gottes, mitten in den Jordan und ladet euch jeder einen Stein auf seine Schulter nach der Zahl der Stämme Israels. Dies sei ein Merkzeichen unter euch! Fragen später eure Kinder: "Was bedeuten euch diese Steine?" dann sagt ihnen: "Sie bedeuten, daß das Jordanwasser vor der Bundeslade des Herrn verschwunden ist, als sie in den Jordan kam. Das Wasser des Jordan ist verschwunden, und diese Steine dienen den Israeliten zum ewigen Gedenken."« Die Israeliten taten so, wie Josue befahl. Sie nahmen zwölf Steine mitten aus dem Jordan, wie der Herr zu Josue gesagt, nach der Zahl der israelitischen Stämme, schafften sie mit sich in das Nachtlager hinüber und legten sie dort nieder. Zwölf andere Steine hatte Josue mitten im Jordan niederlegen lassen an der Stelle, wo die Füße der Priester stehen sollten, der Träger der Bundeslade. Sie blieben dort bis auf diesen Tag. Die Priester aber, die Träger der Lade, standen mitten im Jordan, bis alles ausgeführt war, was der Herr den Josue geheißen hatte, dem Volke zu sagen, gemäß dem Befehle Mosis an Josue. Das Volk aber zog rasch hinüber. Erst als das ganze Volk vollends hinüber war, zog auch die Lade des Herrn hinüber, und die Priester stellten sich an die Spitze des Volkes. Die Rubeniten, die Gaditen und der Halbstamm Manasse zogen geordnet vor den Israeliten hinüber, wie ihnen Moses befohlen hatte. An 40.000 kriegsbereite Männer zogen vor dem Herrn nach Jerichos Steppe in den Kampf. An jenem Tage hatte der Herr den Josue verherrlicht in ganz Israels Augen, und sie fürchteten ihn sein Leben lang, wie sie Moses gefürchtet hatten. Der Herr aber sprach zu Josue: »Befiehl den Priestern, den Trägern der Lade des Zeugnisses, sie sollen aus dem Jordan steigen.« Da befahl Josue den Priestern: »Steigt aus dem Jordan!« So stiegen die Priester, die Träger der Bundeslade des Herrn, aus dem Jordanbett. Kaum aber berührten der Priester Fußsohlen das Trockene, so nahm das Wasser des Jordan wieder den natürlichen Lauf und trat wie vorher über all seine Ufer. Das Volk aber stieg am zehnten Tage des ersten Monats aus dem Jordan und lagerte im Gilgal ("Steinkreis") an Jerichos Ostgrenze. Jene zwölf Steine aber, die sie aus dem Jordan genommen, stellte Josue im Gilgal auf. Er sprach zu den Israeliten: »Fragen später eure Kinder ihre Väter: "Was bedeuten diese Steine?", so Iehret eure Kinder: "Israel ist hier trockenen Fußes über den Jordan gezogen", weil der Herr, euer Gott, das Jordanwasser vor euch hatte vertrocknen lassen, bis ihr hinüber waret, wie der Herr, euer Gott, mit dem Schilfmeer getan, das er vor uns vertrocknen ließ, bis wir hinüber waren, damit alle Völker der Erde einsehen, daß des Herrn Hand stark ist, und daß sie so den Herrn, euren Gott, allzeit fürchten.« Passah im GilgalSobald die Amoriterkönige alle jenseits des Jordan im Westen und alle Kanaaniter am Meere hörten, wie der Herr das Wasser des Jordan vor den Israeliten hatte vertrocknen lassen, bis sie hinüber waren, verzagte ihr Herz, und sie hatten keinen Mut mehr gegen die Israeliten. In jener Zeit gebot der Herr dem Josue: »Mach dir Steinmesser! Beschneide zum zweitenmal die Söhne Israels!« Da machte sich Josue Steinmesser und beschnitt die Israeliten wieder an der Spitze der Glieder. Dies war der Grund, weshalb Josue beschnitten hatte: Das ganze Volk, das aus Ägypten zog, die Männer, alle Kriegsleute, waren unterwegs in der Wüste gestorben nach ihrem Auszuge aus Ägypten. Denn das ganze Volk, das aus Ägypten auszog, war beschnitten gewesen. Dagegen hatte man niemand von dem Volke beschnitten, das nach dem Auszug aus Ägypten unterwegs in der Wüste geboren ward. Denn vierzig Jahre zogen die Israeliten in der Wüste umher, bis das ganze Geschlecht weggestorben war, die Kriegsleute, die aus Ägypten gezogen, aber des Herrn Weisung nicht gehorcht hatten und denen der Herr geschworen, daß er sie das Land nicht sehen lasse, das uns zu geben der Herr ihren Vätern zugeschworen, ein Land von Milch und Honig fließend. Ihre Söhne aber hatte er an ihrer Statt aufkommen lassen, und sie hatte Josue beschnitten. Denn sie waren unbeschnitten gewesen, weil man sie unterwegs nicht beschnitten hatte. Als alles Volk zu Ende beschnitten war, blieben sie an ihrer Stelle im Lager bis zu ihrer Genesung. Und der Herr sprach zu Josue: »Heute habe ich Ägyptens Schande von euch gewälzt.« Daher heißt der Ort Gilgal ("Wälzer") bis auf diesen Tag. Die Israeliten lagerten im Gilgal, und sie hielten am vierzehnten Tage des Monats am Abend in Jerichos Steppe das Passah. Sie aßen am nächsten Tage nach dem Passah von den Früchten des Bodens, ungesäuerte Brote und geröstetes Korn noch am selben Tage. Am nächsten Tage aber blieb das Manna aus, als sie von den Früchten des Bodens aßen. Für die Israeliten gab es kein Manna mehr. So aßen sie in jenem Jahr von dem Ertrag des Landes Kanaan. Als aber Josue bei Jericho war, schaute er auf. Da sah er sich gegenüber einem Mann mit gezücktem Schwert in der Hand. Josue ging auf ihn zu und sprach zu ihm: »Bist du für uns oder für unsere Feinde?« Er sprach: »Nein! Ich bin der Führer der Kriegsschar des Herrn. Eigens bin ich gekommen.« Da fiel Josue auf sein Antlitz zur Erde, huldigte und fragte ihn. »Was hat mein Herr seinem Sklaven zu sagen?« Da sprach der Anführer der Kriegsschar des Herrn zu Josue: »Zieh deine Schuhe aus! Denn heilig ist der Ort, worauf du stehst.« Und Josue tat so. Jerichos EroberungJericho aber war eine Sperrfestung. Nun wurde es von den Israeliten eingeschlossen. Und niemand konnte aus noch ein. Da sprach der Herr zu Josue: »Jetzt gebe ich Jericho in deine Hand nebst seinem König und den Kriegern. Zieht um die Stadt, ihr Streiter all! Zieht einmal um die Stadt! So sollst du sechs Tage tun. Und sieben Priester sollen sieben Lärmhörner vor der Lade tragen! Am siebten Tage sollt ihr siebenmal um die Stadt ziehen, und die Priester sollen in die Hörner stoßen! Wenn das Lärmhorn anhaltend ertönt und wenn ihr den Hörnerschall hört, dann soll das ganze Volk ein gewaltiges Geschrei erheben! Dann stürzt die Stadtmauer in sich zusammen, und das Volk kann einziehen, jeder, wo er steht.« Josue, Nuns Sohn, berief nun die Priester und sprach zu ihnen: »Tragt die Bundeslade! Sieben Priester sollen sieben Lärmhörner vor des Herrn Lade tragen!« Und sie sprachen zum Volke: »Zieht rings um die Stadt! Die Vorhut soll vor des Herrn Lade herziehen!« Es geschah, wie Josue zum Volke gesagt hatte. Die sieben Priester, die die sieben Lärmhörner vor dem Herrn trugen, zogen einher und stießen in die Hörner, und die Bundeslade des Herrn kam hinter ihnen. Die Vorhut aber ging vor den in die Hörner stoßenden Priestern, und die Nachhut ging hinter der Lade, fort und fort in die Hörner stoßend. Dem Volke aber gebot Josue: »Ihr sollt nicht lärmen und eure Stimme nicht hören lassen! Kein Laut soll aus eurem Mund kommen, bis ich euch sage: "Schreit!" Dann erhebt das Kriegsgeschrei!« So ließ er die Lade des Herrn einmal rings um die Stadt gehen. Dann gingen sie ins Lager und nächtigten im Lager. Josue aber stand früh am Morgen auf; da nahmen die Priester die Lade des Herrn. Die sieben Priester, die Träger der sieben Lärmhörner vor des Herrn Lade, zogen hin und stießen fort und fort in die Hörner. Die Vorhut ging vor ihnen her, und die Nachhut folgte der Lade des Herrn, fort und fort in die Hörner stoßend. Sie zogen auch am zweiten Tage einmal um die Stadt und kehrten dann ins Lager zurück. So taten sie sechs Tage. Am siebten Tage aber erhoben sie sich bei Anbruch der Morgenröte und zogen nach dieser Ordnung siebenmal um die Stadt. Nur an diesem Tage umzogen sie siebenmal die Stadt. Beim siebtenmal stießen die Priester in die Hörner, und Josue rief dem Volke zu: »Macht ein Geschrei! Denn der Herr gibt die Stadt in eure Hand. Die Stadt aber und alles, was darin ist, sei dem Herrn gebannt! Nur die Wirtin Rachab soll am Leben bleiben nebst allen, die bei ihr im Hause sind! Denn sie hat die Boten versteckt, die wir gesandt. Hütet euch aber vor dem Banngut, daß ihr es nicht verschiebt und von dem Banngut nehmt! Ihr brächtet damit das Lager Israels in den Bann und stürztet es ins Unglück. Alles Silber und Gold, alles eherne und eiserne Gerät sei dem Herrn geweiht! In den Schatz des Herrn soll es kommen!« Da erhob das Volk ein Geschrei, und sie stießen in die Hörner. Als das Volk nämlich den Hörnerschall vernahm, erhob das Volk ein gewaltiges Geschrei. Da stürzte die Mauer in sich zusammen. Und das Volk zog in die Stadt, wo jeder gerade stand. So nahmen sie die Stadt ein. Und sie bannten alles in der Stadt, Mann und Weib, jung und alt, Rinder, Schafe und Esel mit des Schwertes Schärfe. Den beiden Männern aber, die die Gegend erforscht hatten, hatte Josue gesagt: »Geht in das Haus jener Wirtin und holt das Weib mit all den Seinigen von da heraus, wie ihr ihr geschworen habt!« Da gingen die jungen Männer, die Kundschafter, hin und führten Rachab, ihren Vater, ihre Mutter, ihre Brüder und all die Ihrigen heraus. Ihre ganze Sippe führten sie heraus; dann brachten sie diese außerhalb des Lagers Israels. Die Stadt aber und alles, was darin, steckten sie in Brand. Nur das Silber und Gold, die ehernen und eisernen Geräte gaben sie in den Schatz des Herrn. Die Wirtin Rachab aber, ihr Vaterhaus und all die Ihrigen hatte Josue leben lassen. Und so blieb sie unter den Israeliten bis auf diesen Tag, weil sie die Boten versteckt hatte, die Josue gesandt, Jericho auszuspähen. Zu jener Zeit aber sprach Josue den Fluch aus: »Verflucht sei vor dem Herrn der Mann, der es wagt, diese Stadt Jericho wiederaufzubauen! Auf seinen Erstgeborenen soll er sie gründen und auf seinen Jüngsten ihre Pforten setzen!« Und der Herr war mit Josue, und sein Ruf ging durch das ganze Land. Achans DiebstahlDie Israeliten aber vergriffen sich am Banngut. Achan nämlich, Karmis Sohn und Zabdis Enkel und Urenkel Zerachs, vom Stamme Juda, nahm vom Banngut. Da entbrannte des Herrn Zorn über die Söhne Israels. Nun sandte Josue Männer von Jericho nach Ai bei Bet Awen östlich von Betel. Er befahl ihnen: »Geht hinauf und erkundet die Gegend!« Und die Männer gingen hinauf und erkundeten Ai. Dann kehrten sie zu Josue zurück und berichteten ihm: »Nicht das ganze Volk braucht hinaufzuziehen. Zwei- oder dreitausend Mann mögen hinziehen, Ai zu erobern. Bemühe nicht das ganze Volk dorthin! Denn ihrer sind wenige.« Da zogen vom Volke an dreitausend Mann dorthin. Aber sie flohen vor Ais Leuten. Die Leute von Ai erschlugen an sechsunddreißig Mann, verfolgten sie vor dem Tore bis zu den Steinbrüchen und schlugen sie am Abhang. Da zerfloß das Herz des Volkes und ward zu Wasser. Josue aber zerriß seine Kleider und warf sich auf sein Antlitz zu Boden vor des Herrn Lade bis zum Abend, er und Israels Älteste, und sie streuten Staub auf ihr Haupt. Und Josue sprach: »Ach Herr, Herr! Warum hast Du dies Volk aber den Jordan geführt, wenn Du uns den Amoritem zur Vernichtung preisgeben willst? Wären wir lieber jenseits des Jordan geblieben! Bitte, Herr! Was soll ich sagen, nachdem Israel seinen Feinden den Rücken gezeigt? Hören dies die Kanaaniter und alle anderen Insassen des Landes, so kreisen sie uns ein und tilgen unseren Namen aus der Welt. Was willst Du für Deinen großen Namen tun?« Da sprach der Herr zu Josue: »Steh auf! Wozu liegst du auf deinem Angesicht? Gesündigt hat Israel, ja, meinen Bund übertreten, den ich ihnen auferlegt habe. Ja, genommen haben sie vom Banngut, ja, gestohlen, ja, verhehlt, ja, unter ihre Geräte getan! So können die Söhne Israels vor ihren Feinden nicht mehr standhalten. Den Rücken werden sie den Feinden zeigen, sind sie doch dem Banne verfallen. Ich werde künftig nicht mit euch sein, wenn ihr nicht den Bann aus eurer Mitte tilget. Auf! Bereite das Volk zur Reinigung! Verkünde: "Sorgt dafür, daß ihr morgen rein seid! Denn also spricht der Herr, Gott Israels: Etwas Gebanntes ist bei dir, Israel! Du kannst vor deinen Feinden nicht mehr standhalten, bis ihr das Banngut aus eurer Mitte tilgt. Tretet morgen stammweise an! Der Stamm, den der Herr herausgreift, soll sippenweise antreten, und die Sippe, die der Herr herausgreift, familienweise! Von der Familie, die der Herr herausgreift, sollen die Männer einzeln antreten. Wer aber mit dem Gebannten getroffen wird, den soll man mit all seiner Habe verbrennen! Er hat ja den Bund des Herrn übertreten und Schändliches in Israel getan."« Und Josue ließ am anderen Morgen früh Israel stammweise herantreten. Da wurde der Stamm Juda herausgegriffen. Darauf ließ er Judas Sippen antreten. Da wurde die Sippe der Zerachiter getroffen. Dann ließ er die Sippe der Zerachiter Mann für Mann antreten. Da ward Zabdi getroffen. Hierauf ließ er seine Familie Mann für Mann antreten. Da ward Achan, Karmis Sohn, Enkel Zabdis und Urenkel Zerachs, aus dem Stamme Juda getroffen. Da sprach Josue zu Achan: »Mein Sohn! Gib dem Herrn, dem Gott Israels, Ehre und gib ihm Lob! Sage mir, was du getan! Verhehle mir nichts.« Da erwiderte Achan dem Josue und sprach: »Wahrhaftig! Ich habe gegen den Herrn, den Gott Israels, gesündigt. Das und das habe ich getan. Ich sah unter der Beute einen schönen Mantel aus Sinear, zweihundert Ring Silber und eine Goldzunge, fünfzig Ringe schwer. Mich gelüstete danach, und ich nahm sie. Sie liegen in meinem Zelt im Boden vergraben, das Silber darunter.« Da sandte Josue Boten, und sie liefen in das Zelt. Wirklich war es in seinem Zelt vergraben, das Silber darunter. Sie nahmen die Sachen aus dem Zelt, brachten sie zu Josue und allen Israeliten und legten sie vor dem Herrn hin. Da nahm Josue Achan, Zerachs Sohn, das Geld, den Mantel und die Goldzunge, seine Söhne, seine Töchter, seine Rinder, Esel und Schafe, sein Zelt und all das Seine, und ganz Israel zog mit ihm, und sie brachten sie in das Tal Achor. Dort sprach Josue: »Warum hast du uns ins Unglück gebracht? Dafür bringe dich der Herr jetzt ins Unglück.« Da steinigte ihn ganz Israel. Und sie verbrannten ihn und bewarfen ihn mit Steinen. Dann errichteten sie über ihm einen großen Steinhaufen, der noch heute da ist. Und der Herr ließ von seinem heftigen Zorne. Daher heißt jene Stätte Achortal ("Kummertal") bis auf diesen Tag. Eroberung von AiDa sprach der Herr zu Josue: »Sei ohne Furcht und zage nicht! Nimm alles Kriegsvolk mit dir! Auf! Zieh gegen Ai hinauf! Siehe! Ich gebe Ais König, sein Volk, seine Stadt und sein Land in deine Hand. Tu mit Ai und seinem König, wie du mit Jericho und seinem König getan! Doch dürft ihr seine Beute und sein Vieh euch aneignen. Lege der Stadt einen Hinterhalt auf ihrer Westseite!« Da erhob sich Josue mit allem Kriegsvolk, gegen Ai zu ziehen. Und Josue wählte nun dreißigtausend Mann aus, tapfere Leute, sandte sie des Nachts ab und befahl ihnen: »Seht, daß ihr euch gegen die Stadt in einen Hinterhalt legt, westlich der Stadt! Nicht zu weit von der Stadt! Seid alle bereit! Ich und alles Volk bei mir rücken gegen die Stadt. Kommen sie heraus, uns entgegen, wie zuvor, so fliehen wir vor ihnen. Ziehen sie uns nach, dann locken wir sie von der Stadt fort, weil sie denken: "Sie fliehen vor uns, wie zuvor.« Während wir vor ihnen fliehen, sollt ihr euch aus dem Hinterhalte erheben! Dann besetzt die Stadt! Der Herr, euer Gott, gibt sie in eure Hand! Habt ihr die Stadt genommen, dann sollt ihr Feuer an die Stadt legen! So sollt ihr nach des Herrn Wort tun! Seht! Das befehle ich euch!« Und Josue schickte sie ab, und sie legten sich in den Hinterhalt zwischen Betel und Ai, westlich von Ai. Josue aber nächtigte damals unter dem Volke. Am anderen Morgen früh musterte Josue das Volk. Dann zog er mit den Ältesten Israels vor dem Volke nach Ai hinauf. Und alles Kriegsvolk bei ihm zog hinauf. So kamen sie nahe bis vor die Stadt und lagerten nördlich von Ai, das Tal zwischen ihnen und Ai. Dann nahm er an fünftausend Mann und legte sie in den Hinterhalt zwischen Betel und Ai, westlich der Stadt. Und sie stellten das Volk, das ganze Heer, in eine Höhle nördlich der Stadt und seine Nachhut westlich davon. In jener Nacht nächtigte Josue mitten in dem Talgrund. Als dies der König von Ai sah, eilten die Leute der Stadt in der Frühe wider Israel zum Kampfe, er und sein ganzes Volk zeitig gegen die Steppe zu. Er aber wußte nicht, daß ihm westlich der Stadt ein Hinterhalt drohte. Josue und ganz Israel ließen sich nun von ihnen schlagen und flohen der Wüste zu. Da ward alles Volk in der Stadt aufgeboten, sie zu verfolgen. Und sie verfolgten Josue und ließen sich von der Stadt fortlocken. Zu Ai und Betel war kein Mann mehr übriggeblieben, der nicht hinter Israel hergezogen wäre. Die Stadt aber ließen sie offen und verfolgten Israel. Da sprach der Herr zu Josue: »Recke den Speer in deiner Hand gegen Ai! Ich gebe es in deine Hand.« Da reckte Josue den Speer in seiner Hand gegen die Stadt. Der Hinterhalt aber hatte sich eilends von seinem Platz erhoben, sobald er die Hand ausstreckte; dann drang er in die Stadt ein, besetzte sie und zündete eilends die Stadt an. Die Leute von Ai aber wandten sich um. Da sahen sie, wie der Rauch der Stadt zum Himmel stieg. Da hatten sie keinen Raum mehr, hierhin oder dorthin zu fliehen. Denn das zur Wüste geflohene Israel hatte sich gegen den Verfolger gewandt. Als aber Josue und ganz Israel sahen, daß der Hinterhalt die Stadt erobert hatte und daß der Rauch der Stadt aufstieg, machten sie kehrt und schlugen Ais Leute. Die anderen aber waren ihnen von der Stadt entgegengezogen. So bekam Israel sie in die Mitte, die einen vor sich, die anderen hinter sich. Und sie schlugen sie, daß von ihnen kein Entronnener und kein Flüchtling mehr übrigblieb. Den König von Ai aber ergriffen sie lebendig; dann führten sie ihn vor Josue. Und Israel erschlug alle Insassen Ais im Felde, in der Steppe, wohin sie sie verfolgt hatten. So fielen alle vollzählig durch des Schwertes Schärfe. Dann wandte sich ganz Israel gegen Ai und schlug es mit des Schwertes Schärfe. Aller, die an jenem Tage fielen, Männer und Weiber, waren es zwölftausend, sämtlich Leute von Ai. Josue aber hatte seine Hand, ausgereckt mit dem Speere, nicht eingezogen, bis er alle Bewohner Ais gebannt hatte. Nur das Vieh und die Beute dieser Stadt nahm Israel für sich, nach dem Worte des Herrn, der so dem Josue geboten hatte. Und Josue verbrannte Ai und machte es zum ewigen Schutthügel, zur Öde bis auf diesen Tag. Den König von Ai aber hängte er bis zum Abend an den Pfahl. Erst nach Sonnenuntergang ließ Josue seinen Leichnam vom Pfahl nehmen. Dann warf man ihn vor den Eingang des Stadttores und errichtete darüber einen großen Steinhaufen, bis auf den heutigen Tag. Damals baute Josue dem Herrn, Israels Gott, auf dem Berg Ebal einen Altar, wie Moses, des Herrn Diener, den Israeliten befohlen und wie es im Buche der Lehre Mosis geschrieben steht, einen Altar aus unbehauenen Steinen, über die man mit keinem Eisen gefahren. Sie brachten darauf dem Herrn Brandopfer dar und schlachteten Mahlopfer. Auf die Steine schrieb er dort eine Abschrift der Lehre Mosis, der sie den Söhnen Israels vorgeschrieben hatte. Ganz Israel mit seinen Ältesten, Amtsleuten und Richtern stand zu beiden Seiten der Lade, den levitischen Priestern gegenüber, den Trägern der Bundeslade des Herrn, Fremde und Einheimische, die eine Hälfte gegen den Berg Garizim, die andere gegen den Berg Ebal hin, wie des Herrn Diener, Moses, zur Segnung des Volkes befohlen hatte. Dies war das Erste. Hernach las er alle Worte der Lehre vor, den Segen und den Fluch, ganz wie im Buche der Lehre geschrieben steht. Kein Wort von all dem, was Moses geboten, gab es, das Josue nicht der ganzen Gemeinde Israel vorgelesen hätte, auch den Weibern, Kindern und den mit ihnen zugezogenen Fremden. Der Gibeoniten ListAls davon alle Könige jenseits des Jordan hörten, auf dem Gebirge und in der Niederung, an der ganzen Küste des großen Meeres gegen den Libanon, die Chittiter, Amoriter, Kanaaniter, Periziter, Chiwiter und Jebusiter, vereinigten sie sich, um einmütig gegen Josue und Israel zu kämpfen. Auch Gibeons Einwohner hörten, was Josue an Jericho und Ai getan. Da handelten auch sie, aber listig. Sie gingen und versahen sich mit Reisekost, nahmen aber alte Säcke auf ihre Esel und alte, zermürbte und geflickte Weinschläuche. Sie zogen auch alte geflickte Schuhe an und alte Kleider, und ihr Brot für die Reise war hart und zerkrümelt. So gingen sie zu Josue in das Lager im Gilgal und sprachen zu ihm und den Männern Israels: »Wir kommen aus fernem Lande. Schließt mit uns ein Bündnis!« Da sprachen die israelitischen Männer zu dem Anführer: »Vielleicht wohnst du in unserer Nähe? Wie könnten wir mit dir ein Bündnis schließen?« Da sprachen sie zu Josue: »Wir sind deine Sklaven.« Da fragte sie Josue: »Wer seid ihr und woher kommt ihr?« Sie sprachen zu ihm: »Deine Sklaven kommen aus fernstem Lande, auf den Ruhm des Herrn, deines Gottes, hin. Denn wir haben gerüchtweise gehört von ihm und von allem, was er in Ägypten getan, und alles, was er an den beiden Amoriterkönigen jenseits des Jordan getan, an Chesbons König Sichon und an Og, dem Basankönig zu Astarot. Da sagten unsere Ältesten und unseres Landes Insassen alle zu uns: Nehmt Zehrung auf den Weg mit! Geht ihnen entgegen und sprecht zu ihnen: "Wir sind eure Sklaven!" Und nun schließt mit uns ein Bündnis! So ist es mit unserem Brote. Noch warm haben wir es zu Hause für die Reise mitgenommen, als wir zu euch ziehen wollten. Nun ist es hart und zerkrümelt. Die Weinschläuche da sind neu gewesen, als wir sie gefüllt haben. Nun sind sie geborsten. Unsere Kleider und Schuhe da sind durch die weite Reise abgenutzt.« Da beurteilten die Männer sie nach ihrer Zehrung; aber den Mund des Herrn hatten sie nicht befragt. So machte Josue mit ihnen Freundschaft und schloß mit ihnen ein Bündnis, sie leben zu lassen. Und die Fürsten der Gemeinde schwuren ihnen dies zu. Drei Tage nach Abschluß des Bündnisses aber hörte man, sie seien aus der Nähe, und zwar ganz nahe bei ihnen. Da brachen die Israeliten auf und kamen am dritten Tage zu ihren Städten. Ihre Städte waren Gibeon, Kephira, Beerot und Kirjat-Jearim. Die Israeliten aber schlugen sie nicht, weil ihnen die Fürsten der Gemeinde beim Herrn, Israels Gott, dies zugeschworen hatten. Da murrte die Gemeinde wider die Fürsten. Da sagten alle Fürsten zur Gesamtgemeinde: »Wir haben ihnen beim Herrn, Israels Gott, geschworen: somit dürfen wir sie nicht antasten. Das aber wollen wir an ihnen tun: Wir wollen ihnen das Leben schenken, damit nicht ein Zorn über uns komme wegen des Eides, den wir ihnen geschworen.« Und so sprachen die Fürsten von ihnen: »Sie sollen am Leben bleiben; jedoch für die ganze Gemeinde Holzhauer und Wasserträger werden, wie ihnen die Fürsten vorgeschlagen hatten.« Und Josue berief sie und sprach zu ihnen: »Warum habt ihr uns betrogen mit den Worten: "Wir wohnen sehr weit von euch", und ihr wohnt doch in unserer Nähe? Nun seid ihr verflucht. Nicht soll es bei euch an Sklaven, Holzhauern und Wasserträgem für meines Gottes Haus mangeln!« Da antworteten sie Josue und sprachen: »Deinen Sklaven ist berichtet worden, was der Herr, dein Gott, seinem Diener Moses geboten, ihr sollet alle Insassen des Landes vor euch vertilgen, wenn er euch das ganze Land gebe. Da fürchteten wir von euch um unser Leben und taten so. Nun sind wir in deiner Hand. Tu mit uns, wie es dir gut und recht dünkt!« Da tat er mit ihnen so und schützte sie vor den Israeliten, und so haben sie sie nicht umgebracht. Damals machte sie Josue zu Holzhauern und Wasserträgern für die Gemeinde und für den Altar des Herrn, für die Stätte, die er erwählen würde, bis zu diesem Tage. Schlacht bei GibeonDer König von Jerusalem nun, Adonisedek, hörte, daß Josue Ai erobert und es gebannt habe. Wie er Jericho und seinem König getan, so habe er auch Ai und seinem König getan, und Gibeons Einwohner hätten mit Israel Frieden geschlossen und gehörten zu ihnen. Da fürchteten sie sich sehr. Denn Gibeon war eine große Stadt wie irgendeine Reichsstadt. Sie war größer als Ai, und alle ihre Männer waren tapfere Leute. Da sandte Jerusalems König Adonisedek zu Hebrons König, Hoham, zu dem von Jarmut, Piram, zu dem von Lachis, Japhia, und zu Eglons König, Debir, und ließ sagen: »Zieht zu mir herauf und helft mir! Wir wollen Gibeon schlagen dafür, daß es mit Josue und den Israeliten Frieden geschlossen.« Da taten sich die fünf Amoriterkönige zusammen und zogen heran, der König von Jerusalem, der von Hebron, der von Jarmut, der von Lachis und der von Eglon, mit ihren ganzen Heeren. Und sie lagerten gegen Gibeon und bestürmten es. Da sandten die Gibeoniter zu Josue ins Lager nach dem Gilgal und ließen sagen: »Zieh deine Hand nicht von deinen Sklaven! Komm schnell zu uns und hilf uns! Denn alle Amoriterkönige auf dem Gebirge scharen sich wider uns.« Da zog Josue mit dem ganzen Kriegsvolk, lauter tapferen Männern, vom Gilgal aus. Und der Herr sprach zu Josue: »Hab keine Furcht vor ihnen! Ich gebe sie in deine Hand. Nicht einer von ihnen hält dir stand.« Und Josue überfiel sie plötzlich. Denn er war die ganze Nacht vom Gilgal heraufgezogen. Und der Herr verwirrte sie vor Israel, und dieses schlug sie bei Gibeon schwer, verfolgte sie gegen die Steige von Bet Choron und schlug sie bis Azeka und Makeda. Als sie, vor Israel fliehend, auf dem Abhang von Bet Choron waren, warf der Herr auf sie große Steine vom Himmel bis nach Azeka, daß sie starben. Und durch Hagelsteine starben mehr, als die Israeliten mit dem Schwert umgebracht hatten. Damals sprach Josue zum Herrn an dem Tage, da der Herr die Amoriter den Israeliten preisgab. Er sprach in der Israeliten Gegenwart: »Sonne, steh still zu Gibeon; du Mond, im Tale Ajalon!« Und still stand der Lauf des Mondes und der Sonne, bis über seine Feinde ein Volk den Sieg gewonnen. Steht es nicht so geschrieben im Buche des Richtigen? Die Sonne stand still mitten am Himmel und eilte nicht unterzugehen, den ganzen Tag. Wie dieser Tag ist keiner zuvor noch nachher gewesen, daß der Herr der Stimme eines Menschen gefolgt hätte. Denn der Herr hatte für Israel gestritten. Dann kehrte Josue mit ganz Israel ins Lager zurück nach dem Gilgal. Jene fünf Könige aber flohen und versteckten sich in der Höhle bei Makeda. Da ward Josue gemeldet: »Die fünf Könige hat man in der Höhle bei Makeda versteckt gefunden.« Da befahl Josue: »Wälzt große Steine vor den Eingang der Höhle und stellt Männer als Wache dabei auf! Ihr anderen aber bleibt nicht stehen! Verfolgt eure Feinde! Vernichtet ihre Nachhut! Laßt sie nicht in ihre Städte kommen! Denn der Herr, euer Gott, gibt sie in eure Hand.« So schlugen Josue und die Israeliten sie sehr schwer bis zur Vernichtung. Einige von ihnen aber waren entkommen, und sie gelangten in die festen Städte. Das ganze Volk kehrte nun zu Josue ins Lager nach Makeda unangefochten zurück. Niemand wagte es, gegen Israel auch nur leise etwas zu sagen. Da befahl Josue: »Öffnet den Höhleneingang und bringt mir aus der Höhle jene fünf Könige!« Sie taten so und brachten ihm jene fünf Könige aus der Höhle, den König von Jerusalem, den von Hebron, den von Jarmut, den von Lachis und den von Eglon. Als man jene Könige zu Josue brachte, rief Josue alle Männer Israels herbei und sprach zu den Obersten der Kriegsleute, die mit ihm gezogen: »Kommt heran und setzt diesen Königen den Fuß auf den Nacken.« Da kamen sie heran und setzten ihnen den Fuß auf den Nacken. Und Josue sprach zu ihnen: »Seid ohne Furcht und unverzagt! Seid fest und mutig! So tut der Herr mit all euren Feinden, gegen die ihr streitet.« Hierauf schlug sie Josue und tötete sie. Dann hängte er sie an fünf Pfähle. Und sie hingen an den Pfählen bis zum Abend. Gegen Sonnenuntergang befahl Josue, sie von den Pfählen zu nehmen. Man warf sie in die Höhle, in der sie sich versteckt hatten. Dann legte man große Steine vor der Höhle Eingang, bis zu diesem Tage. Und Makeda eroberte Josue am gleichen Tage; er schlug es samt seinem König mit des Schwertes Schärfe. Er hatte sie gebannt und alle anderen Menschen darin. Er hatte keinen einzigen übriggelassen. Und mit Makedas König tat er so, wie er mit Jerichos König getan. Und Josue zog mit ganz Israel von Makeda nach Libna und stritt wider Libna. Der Herr gab auch dieses samt dem König in Israels Hand, und Israel schlug es mit des Schwertes Schärfe, sowie alle anderen Leute darin. Keinen einzigen hat es übriggelassen. Und mit seinem Könige tat es so, wie es mit Jerichos König getan. Und Josue zog mit ganz Israel von Libna nach Lachis, lagerte davor und stritt dawider. Und der Herr gab Lachis in Israels Hand. Es nahm es am zweiten Tage ein und schlug es mit des Schwertes Schärfe, sowie alle anderen Menschen darin, ganz so, wie es bei Libna getan. Damals zog Gezers König, Horam, heran, Lachis zu helfen. Aber Josue schlug ihn und sein Volk so, daß von ihm niemand übrigblieb, der hätte entrinnen können. Und Josue zog mit ganz Israel von Lachis nach Eglon. Sie lagerten davor und stritten dawider. Sie nahmen es am selben Tag und schlugen es mit des Schwertes Schärfe, und alle Leute darin bannten sie an jenem Tage, ganz so, wie sie bei Lachis getan. Und Josue zog mit ganz Israel von Eglon nach Hebron hinauf, und sie stritten dawider. Sie nahmen es und schlugen es mit des Schwertes Schärfe, auch den König und alle seine Städte und alle Leute darin. Keinen einzigen haben sie entkommen lassen, ganz so, wie sie bei Eglon getan. Die Stadt und alle Leute darin bannten sie. Dann wandte sich Josue mit ganz Israel gegen Debir und griff es an. Er nahm es samt seinem König und alle seine Städte. Sie schlugen sie mit des Schwertes Schärfe und bannten alle Leute darin. Keinen einzigen hatte er entkommen lassen. Wie er mit Hebron getan und wie mit Libna und seinem König, so tat er mit Debir und seinem König. So bezwang Josue das ganze Land, das Bergland, das Südland, die Niederung und das Hügelland mit all ihren Königen. Keinen hatte er entkommen lassen. Alles Lebende hatte er gebannt, wie der Herr, Israels Gott, befohlen hatte. Und Josue bezwang sie von Kades Barnea bis Gaza und das ganze Land Gosen bis Gibeon. Alle jene Könige und ihr Land nahm Josue auf einmal. Denn der Herr, Israels Gott, hatte für Israel gestritten. Hierauf kehrten Josue und ganz Israel ins Lager nach dem Gilgal zurück. Besiegung kanaanitischer KönigeAls aber Jabin, der König von Chasor, davon hörte, sandte er zu Madons König, Johab, zum König von Simron und zum König von Achsaph, sowie zu den Königen im Norden, im Bergland, in der Steppe südlich von Kinerot, in der Niederung und auf dem Höhenzug von Dor am Meere, zu den Kanaanitern im Osten und Westen, den Amoritern, Chittitern, Perizitern und Jebusitern auf dem Gebirge und zu den Chiwitern am Fuße des Hermon im Lande der Mispa ("Warte"). Sie zogen mit all ihren Heeren aus, ein starkes Volk, zahlreich wie der Sand am Meeresstrande, und mit sehr viel Rossen und Wagen. Und alle Könige kamen einhellig zusammen und lagerten insgesamt beim Wasser von Merom, wider Israel zu streiten. Aber der Herr sprach zu Josue: »Furchte dich nicht vor ihnen! Morgen um diese Zeit lege ich sie alle erschlagen vor Israel hin. Ihre Rosse sollst du lähmen und ihre Streitwagen verbrennen! - Da kam Josue mit dem ganzen Kriegsvolk unvermutet über sie beim Wasser von Merom, und sie überfielen sie. Und der Herr gab sie in Israels Hand. Sie schlugen sie und verfolgten sie bis Groß-Sidon und bis Misrephot Maim ("Kalkwerke") sowie bis in die Talebene von Mispa ("Warte") im Osten. Und sie schlugen sie. Keinen einzigen von ihnen hat er entkommen lassen. Josue tat an ihnen, wie ihm der Herr gesagt. Ihre Rosse lähmte er und verbrannte ihre Streitwagen. Dann kehrte Josue um und eroberte Chasor. Seinen König aber hatte er mit dem Schwerte geschlagen. Chasor war vordem die Vormacht aller jener Königreiche gewesen. Und sie schlugen darin alle Leute mit des Schwertes Schärfe und bannten sie. Kein Hauch war mehr übriggeblieben. Chasor selbst hatte er verbrannt. All jene Königsstädte mit all ihren Königen nahm Josue und schlug sie mit des Schwertes Schärfe, hatte er sie doch gebannt, wie es des Herrn Diener, Moses, befohlen hatte. Aber von all den Städten, die auf ihrem Hügel saßen, verbrannte Israel keine; allein Chasor hatte Josue verbrannt. Die Israeliten aber nahmen die ganze Beute aus jenen Städten und das Vieh für sich. Nur die Menschen alle hatten sie mit des Schwertes Schärfe bis zur Vernichtung geschlagen. Keinen Hauch hatten sie übriggelassen. Wie der Herr seinem Diener Moses befohlen, so hatte dieser dem Josue geboten, und so hatte Josue getan. Nichts unterließ er von allem, was der Herr dem Moses geboten. So eroberte Josue dieses ganze Land, das Bergland, das ganze Südland, das ganze Land Gosen, die Niederung und die Steppe sowie das Bergland von Israel und seine Niederung, vom kahlen Gebirge an, das gegen Seïr ansteigt, bis Baal Gad in der Libanonebene am Fuß des Hermon. Alle ihre Könige hatte er gefangen; dann schlug er sie und tötete sie. Lange Zeit führte Josue mit all jenen Königen Krieg. Keine Stadt ergab sich den Israeliten friedlich, außer die zu Gibeon wohnenden Chiwiter. Sonst hatten sie alles durch Kampf genommen. Denn vom Herrn war es gefügt worden, ihr Herz zu verstocken zum Kampfe gegen Israel, daß man sie bannte, damit ihnen keine Schonung zuteil würde, sondern Ausrottung, wie der Herr dem Moses befohlen. Damals kam Josue und vertilgte die Enakiter auf dem Gebirge, zu Hebron, Debir und Anab, auf dem ganzen Gebirge Juda und Israel. Sie und ihre Städte hatte Josue gebannt. So blieben keine Enakiter mehr im Lande der Israeliten. Nur in Gaza, Gat und Asdod blieb ihrer ein Rest. Josue nahm das ganze Land, wie es der Herr dem Moses geboten. Und Josue gab es Israel zu eigen nach ihrer Stammeseinteilung. Und das Land ruhte vom Kriege. Verzeichnis aller besiegten KönigeDies sind des Landes Könige, die die Israeliten geschlagen und deren Land sie eingenommen haben: Jenseits des Jordan im Osten vom Arnonflusse bis zum Hermongebirge und die ganze Steppe im Osten. Der Amoriterkönig Sichon, der zu Chesbon wohnte und der das Land beherrschte von Aroër am Ufer des Arnonflusses an und die Mitte des Tales sowie die eine Hälfte Gileads bis zum Jabbokfluß, die Grenze der Ammoniter, sowie die Steppe bis zum See Genesareth im Osten und bis zum Meer der Steppe, dem Salzmeer, im Osten gegen Bet Hajesimot ("Wüstenhaus") und südlich am Fuße der Zusammenflüsse des Pisga und das Uferland. Ferner der König von Basan, Og, der zu den Rephaiterresten gehörte und zu Astarot und Edreï wohnte und herrschte über das Hermongebirge, Salka und ganz Basan bis zur Grenze der Gesuriter und Maakatiter sowie über Gileads andere Hälfte bis zu dem Gebiete Sichons, des Königs von Chesbon. Des Herrn Diener, Moses, und die Israeliten hatten sie besiegt, und Moses, des Herrn Diener, hatte es den Rubeniten, Gaditen und dem Halbstamm Manasse zu eigen gegeben. Dies sind des Landes Könige, die Josue und die Israeliten jenseits des Jordan besiegt haben, westlich von Baal Gad im Libanontale bis zum glatten, gegen Seïr ansteigenden Gebirge, und das Josue den Stämmen Israels nach ihren Abteilungen zu eigen gab, auf dem Gebirge, in der Niederung, in der Steppe, an den Zusammenflüssen, in der Wüste und im Südland, das Land der Chittiter, Amoriter, Kanaaniter, Periziter, Chiwiter und Jebusiter. Ein König von Jericho, einer von Ai neben Betel, einer von Jerusalem, einer von Hebron, einer von Jarmut, einer von Lachis, einer von Eglon, einer von Gezer, einer von Debir, einer von Geder, einer von Chorma, einer von Arad, einer von Libna, einer von Adullam, einer von Makeda, einer von Betel, einer von Tappuach, einer von Chepher, einer von Aphek, einer von Saron, einer von Madon, einer von Chasor, einer von Simron Meron, einer von Achsaph, einer von Taanak, einer von Megiddo, einer von Kedes, einer von Jokneam am Karmel, einer von Dor bei Naphat Dor, einer von den Heiden im Gilgal, einer von Tirsa; zusammen 31 Könige. Verlosung des WestjordanlandesAls Josue alt und hochbetagt war, sprach der Herr zu ihm: »Du bist jetzt alt und hochbetagt. Noch aber bleibt ein großer Teil des Landes zu erobern. Dies ist das Gebiet, das noch fehlt: alle Philisterbezirke und das ganze Gesur. Von dem Sichor östlich von Ägypten bis zur Nordgrenze Ekrons, das zum Gebiet der Kanaaniter gerechnet wird: die fünf Fürsten der Philister, der von Gaza, der von Asdod, der von Askalon, der von Gat und der von Ekron, dazu die Awiter im Süden, das ganze Kanaaniterland und die sidonische Höhle bis Aphek und bis an die Amoritergrenze und das giblitische Land, sodann der ganze Libanon im Osten, von Baal Gad am Fuße des Hermongebirges bis ganz Chamat. Alle Gebirgsbewohner vom Libanon bis Misrephot Maim, sämtliche Sidonier. Ich selbst vertreibe sie vor den Israeliten. Verlose es an Israel zum Erbbesitz, wie ich dir befohlen habe! Verteile nun dies Land als Erbbesitz an die neun Stämme und an den Halbstamm Manasse!« Mit ihm haben die Rubeniten und Gaditen ihren Erbbesitz erhalten, den ihnen Moses jenseits des Jordan angewiesen, wie ihn des Herrn Diener, Moses, ihnen angewiesen hat: von Aroër am Ufer des Arnonflusses und von der Stadt mitten im Tale, dazu die ganze Ebene von Medeba bis Dibon sowie alle Städte des Amoriterkönigs Sichon zu Chesbon bis zur Ammonitergrenze, ferner Gilead und das Gebiet der Gesuriter und Maakatiter sowie das Hermongebirge und ganz Basan bis Salka, das ganze Königreich Ogs zu Basan, der zu Astarot und Edreï herrschte. Dieser war von den Rephaiterresten noch da. Diese besiegte Moses und vertrieb sie. Nicht vertrieben haben die Israeliten die Gesuriter und Maakatiter, und so blieben Gesur und Maakat unter Israel bis auf diesen Tag wohnen. Nur dem Levitenstamm hat er kein Erbe gegeben, weil des Herrn, des Gottes Israels, Mähler sein Erbe sind, wie er ihm verheißen hat. Und Moses gab den Sippen des Rubenitenstammes Land. Sie bekamen das Gebiet von Aroër am Ufer des Arnonflusses und die Stadt mitten im Tal, dazu die ganze Ebene bei Medeba, Chesbon und alle seine Städte in der Ebene, Dibon, Bamot Baal, Bet Baal Meoti, Jahsa, Kedemot, Mephaat, Kirjataim, Sibma, Seret Hasachar auf dem Berge der Talebene, Bet Peor, die Zusammenflüsse des Pisga, Bet Hajesimot und alle anderen Städte in der Ebene sowie das ganze Königreich des Amoriterkönigs Sichon, der zu Chesbon herrschte und das Moses besiegthat samt den Midianiterfürsten Ewi, Rekem, Sur, Chur und Reba, den im Lande ansässigen Vasallen Sidions. Auch den Wahrsager Bileam, Beors Sohn, haben die Israeliten mit dem Schwert getötet wie die anderen, die sie erschlagen hatten. Das Gebiet der Rubeniten ward der Jordan und das Uferland. Das ist der Erbbesitz der einzelnen Rubenitensippen, die Städte und ihre Dörfer. Moses begabte auch den Stamm Gad, die einzelnen Sippen der Gaditen, und zwar erhielten sie folgendes Gebiet: Jazer, alle Städte Gileads und die Hälfte des Ammoniterlandes bis Aroër östlich von Rabba, und zwar von Chesbon bis Ramat Hamispe und Betonim sowie von Machanaim bis zum Gebiet von Debir, ferner in der Talebene Bet Haram, Bet Nimra, Sukkot und Saphon, den Rest des Königreiches Sichons, des Königs von Chesbon, mit dem Jordan und dem Uferland bis zum Ende des Genesarethsees, jenseits, östlich des Jordan. Das ist der Erbbesitz der einzelnen Gaditensippen, die Städte und ihre Dörfer. Moses gab auch dem Halbstamm Manasse Land. Die einzelnen Sippen des Halbstammes Manasse erhielten folgendes Gebiet: Ihr Gebiet umfaßte von Machanaim ganz Basan, das ganze Königreich des Basankönigs Og, und sämtliche Zeltdörfer Jairs in Basan, sechzig Städte, dazu halb Gilead, sowie Astarot und Edreï, die Städte des Königreichs Og in Basan. Dies bekamen die Söhne Makirs, des Manassesohnes, und zwar die einzelnen Sippen der einen Hälfte der Makirsöhne. Das ist es, was Moses in Moabs Steppen, jenseits, östlich des Jordan bei Jericho, zu eigen gegeben hat. Dem Levitenstamm hat Moses kein Erbe gegeben; der Herr, Israels Gott, ist ihr Erbe, wie er ihnen verheißen hat. Kalebs ErbbesitzDies ist es, was die Israeliten im Lande Kanaan zu eigen bekommen und was ihnen der Priester EIeazar, Josue, Nuns Sohn, und die Stammeshäupter der israelitischen Stämme durch das Los als ihren Erbbesitz verteilt haben, wie der Herr dem Moses für die neuneinhalb Stämme befohlen. Denn den zweieinhalb Stämmen hatte Moses jenseits des Jordan ihren Erbbesitz gegeben, den Leviten aber keinen unter ihnen. Denn die Josephsöhne waren zwei Stämme, Manasse und Ephraim. Aber den Leviten hat man im Lande kein Teil gegeben, außer Städte zum Wohnen und ihre Weidetriften für allerhand Herden. Wie der Herr dem Moses befohlen, so haben die Israeliten getan und das Land verteilt. Da traten die Judäer im Gilgal zu Josue, und der Keniziter Kaleb, Jephunnes Sohn, sprach zu ihm: »Du kennst das Wort, das der Herr zu Moses, dem Mann Gottes, meiner- und deinetwegen zu Kades Barnea gesprochen hat. Ich war vierzig Jahre alt, als des Herrn Diener, Moses, mich von Kades Barnea aussandte, das Land zu erforschen. Ich brachte ihm Bescheid, wie es mir ums Herz war. Meine Brüder aber, die mit mir hinaufgezogen, haben das Herz des Volkes verzagt gemacht. Ich aber bin hinter den Herrn, meinen Gott, getreten. An jenem Tage versprach Moses feierlich: "Wahrlich, dir selbst und deinen Nachkommen sei das Land, das dein Fuß betritt, für immer Erbbesitz; denn du bist hinter den Herrn, meinen Gott, getreten.« Nun hat mich der Herr, wie er gesagt, volle fünfundvierzig Jahre leben lassen seit der Zeit, da der Herr dies zu Moses gesagt und da Israel in der Wüste umhergezogen. So bin ich jetzt fünfundachtzig Jahre alt. Noch immer bin ich so rüstig wie damals, als mich Moses ausgesandt hat. Meine Kraft von heute gleicht meiner Kraft von damals im Kampfe, bei Auszug und Heimkehr. So gib mir jetzt dieses Bergland, von dem der Herr an jenem Tage gesprochen! Denn du hast selbst damals gehört, daß es dort Enakiter mit großen, festen Städten gibt. Vielleicht ist der Herr mit mir, daß ich sie vertreiben kann, wie der Herr versprochen hat.« Da segnete ihn Josue und gab Hebron dem Jephunnesohne Kaleb zum Erbe. Deshalb hatte der Keniziter Kaleb, Jephunnes Sohn, Hebron zum Erbe bekommen bis auf diesen Tag, weil er hinter den Herrn, den Gott Israels, getreten war. Hebron hieß vormals die Stadt des Arba; dieser war der bedeutendste Mann bei den Enakitern. Und das Land ruhte vom Kriege. Der Stamm JudaDie Sippen des Judastammes erhielten ihr Los nach der Grenze Edoms hin, südwärts nach der Wüste Sin zu, im äußersten Süden. Ihre Südgrenze beginnt mit dem Ende des Salzmeeres, von der nach Süden gerichteten Zunge, und geht südlich von der Skorpionensteige hinüber nach Sin und läuft südlich von Kades Barnea aufwärts nach Chesron hinüber. Dann geht sie aufwärts nach Adar und wendet sich nach Karka. Dann geht sie nach Asmon hinüber und geht bis zum Bache Ägyptens, bis die Grenze am Meer endigt. Das sei eure Südgrenze! Die Ostgrenze ist das Salzmeer bis zur Jordanmündung. Die Nordgrenze beginnt mit der Meereszunge und der Jordanmündung. Dann läuft die Grenze aufwärts nach Bet Chogla ("Elsternhaus") und hinüber bis nördlich von Bet Haaraba ("Wüstenhaus"). Dann läuft die Grenze aufwärts zum Steine Bohans, des Rubensohnes. Dann zieht sich die Grenze aufwärts nach Debir vom Achortale her und wendet sich nördlich nach dem Gilgal, gegenüber der Steige von Adummim südlich vom Bache. Sodann läuft die Grenze hinüber nach dem Wasser der Sonnenquelle und weiter bis zur Rogelquelle ("Walkerquelle"). Sodann läuft die Grenze aufwärts ins Tal Ben Hinnom südlich vom Bergrücken der Jebusiter, das ist Jerusalems. Dann läuft die Grenze aufwärts auf den Gipfel des Berges westlich vor dem Hinnomtal und am nördlichen Ende der Rephaimebene. Vom Gipfel des Berges biegt die Grenze zur Quelle des Nephtoawassers um und geht zu den Städten des Ephrongebirges. Dann biegt die Grenze nach Baala, das ist Kirjat Jearim, um. Voll Baala wendet sich die Grenze westwärts zum Berge Seïr, läuft hinüber nördlich vom Rücken des Waldberges, das ist Kesalon ("Viehhof"), zieht sich nach Bet Semes ("Sonnenhaus") hinab und nach Timna hinüber. Dann geht die Grenze nördlich weiter bis zum Bergrücken von Ekron. Dann biegt die Grenze nach Sikron um, geht hinüber nach dem Berg von Baala und läuft weiter bis Jabneel. So endet die Grenze am Meer. Die Westgrenze ist das große Meer mit dem Küstenland. Das ist das Gebiet der Judäer ringsum nach ihren Sippen. Dem Jephunnesohn Kaleb aber gab er unter den Judäern ein Teil nach dem Befehle des Herrn an Josue, nämlich die Stadt Arbas, des Enakvaters, das ist Hebron. Und Kaleb vertrieb von da die drei Enaksöhne Sesai, Achiman und Talmai, die Sprößlinge Enaks. Von dort zog er gegen Debirs Einwohner. Debir hieß früher Kirjat Sepher. Und Kaleb versprach: »Wer Kirjat Sepher bezwingt und erobert, dem gebe ich meine Tochter Aksa zum Weibe.« Und Otniel, der Sohn des Kenaz, des Bruders Kalebs, eroberte es. Da gab er ihm seine Tochter Aksa zum Weibe. Als sie hinzog, überlistete sie ihren Vater, da sie von ihm ein Feld wollte. Sie neigte sich nämlich vom Esel, so daß Kaleb sie fragte: »Was ist dir?« Sie aber sprach: »Gib mir doch eine Abschiedsgabe! Du vergibst mich ja nach dem Südlande. So gib mir Wasser!« Da gab er ihr oberirdische und unterirdische Wasserstellen. Das ist der Erbbesitz des Stammes der Judäer nach ihren Sippen: Die Städte für den Judäerstamm, alles mitgerechnet, waren gegen Edoms Grenze hin im Südland: Kabseel, Eder, Jagur, Kina, Dimona, Adada, Kedes, Chasor und Jitnan, Siph, Telem, Bealot, Chasor Chadatta ("Neuhof") und Kerijot Chesron, das ist Chazor ("Hof"), Amam, Sema, Molada, Chasar Gadda, Chesmon, Bet Pelet, Chasar Sual, Beer Seba und seine Tochterstädte, Baala Ijim, Esem, Eltolad, Kesil, Chorma, Siklag, Madmanna, Sansanna, Lebaot, Silchim, En-Rimmon ("Granatapfelquelle"), zusammen neunundzwanzig Städte mit ihren Dörfern. In der Niederung: Estaol, Sora, Asna, Zanoach, En Gannim, Tapuach und Enam, Jarmut, Adullam, Soko, Azeka, Saaraim, Aditaim, Gedera und seine Gehöfte; vierzehn Städte mit ihren Dörfern. Senan, Chadasa, Migdal Gad ("Gads Turm"), Dilan, Hamispe, Jokteel, Lakis, Boskat, Eglon, Kabbon, Lachmas, Kitlis, Gederot, Bet Dagon ("Dagons Tempel"), Naama und Makeda, sechzehn Städte mit ihren Dörfern. Libna, Eter, Aasan, Jiphtach, Asna, Nesib, Kegila, Akzib und Maresa, neun Städte mit ihren Dörfern. Ekron mit seinen Ortschaften und Dörfern. Von Ekron bis zum Meer alles, was neben Asdod und seinen Dörfern lag. Asdod mit seinen Ortschaften und Dörfern, Gaza mit seinen Ortschaften und Dörfern bis zum Bache Ägyptens. Das große Meer bildete die Grenze. Auf dem Gebirge: Sanir, Jattir, Soko, Danna, Kirjat Sanna, das ist Debir, Anab, Estemo, Anim, Gosen, Cholon, Gilo, elf Städte und ihre Dörfer. Arab, Duma, Esan, Janum, Bet Tappuach ("Apfelhaus"), Aphekal, Chumta, Kirjat Arba, das ist Hebron, und Sior, neun Städte und ihre Gehöfte. Maon, Karmel, Ziph, Juta, Jezreel, Jokneam und Zanoach, Hakain ("Schmiede"), Gibea und Timma, zehn Städte mit ihren Dörfern, Chalchul, Bet Sur ("Felsenhaus") und Gedor, Maarat, Bet Anot ("Haus des Widerhalls") und Eltekon, sechs Städte mit ihren Dörfern. Kirjat Baal, das ist Kirjat Jearim, und Rabba, zwei Städte mit ihren Dörfern. In der Steppe: Bet Haaraba, Middin, Sekaka, Nibsan und die Salzstadt sowie Engeddi, sechs Städte mit ihren Dörfern. Die Jebusiter, Jerusalems Bewohner, hatten die Judäer nicht vertreiben können. Und so blieben die Jebusiter mit den Judäern in Jerusalem bis auf diesen Tag beisammen. Der Stamm EphraimDas Los der Söhne Josephs ging vom Jordan bei Jericho an Jerichos Gewässern im Osten, gegen die Steppe zu, die von Jericho zum Gebirge Betels hinaufzieht. Dann lief die Grenze von Betel, dem alten Luz, nach dem Arkitergebiete nach Atarot hinüber, senkte sich westlich nach dem Japhletitergebiet bis zum Gebiet des unteren Bet Choron ("Höhlenhaus") und bis Gezer. Sie endigte am Meer. Auch Josephs Söhne, Manasse und Ephraim, erhielten Erbbesitz. Das Gebiet der Ephraimiten nach ihren Sippen war folgendes: Im Osten war ihres Erbbesitzes Grenze Aterot Adar bis zum oberen Bet Choron. Dann lief die Grenze bis zum Meer, im Norden nach Mikmetat. Dann wandte sich die Grenze östlich nach Taanat Silo und zog östlich von Janoach vorüber. Von Janoach lief sie nach Atarot und Naarat hinab, stieß an Jericho und endete am Jordan. Von Tappuach lief die Grenze westwärts bis zum Kanabach und endete am Meer. Das ist der Erbbesitz des Ephraimitenstammes nach seinen Sippen. Dazu die ephraimitischen Städte, die abgesondert inmitten des Erbbesitzes der Manassiten lagen, sämtliche Städte mit ihren Dörfern. Sie hatten aber die Kanaaniter zu Gezer nicht vertrieben. So blieben die Kanaaniter inmitten Ephraims bis auf diesen Tag und wurden zu dienstbaren Sklaven. Der Stamm ManasseAuch der Stamm Manasse bekam sein Los; denn er war Josephs Erstgeborener. Dem Erstgeborenen Manasses, Makir, dem Vater Gileads, fielen Gilead und Basan zu; denn er war ein Kriegsmann. Auch die übrigen Nachkommen Manasses erhielten nach ihren Sippen ihr Teil: die Söhne Abiezers, Cheleks, Asriels, Sekems, Chephers und Semidas. Das sind die männlichen Nachkommen Manasses, des Josephsohns, nach ihren Sippen. Selophchad, Chephers Sohn und Gileads Enkel, Urenkel des Sohnes Makirs, des Manassesohnes, hatte keine Söhne, sondern nur Töchter. Seine Töchter hießen Machla, Noa, Chogla, Milka und Tirsa. Sie traten nun vor den Priester Eleazar und vor Josue, Nuns Sohn, und vor die Fürsten mit den Worten: »Der Herr hat Moses geheißen, uns unter unseren Brüdern einen Erbbesitz zu geben.« Da gab er ihnen nach des Herrn Befehl einen Erbbesitz unter ihres Vaters Brüdern. So fielen auf Manasse zehn Teile, abgesehen vom Lande Gilead und Basan, jenseits des Jordan, weil Manasses Töchter unter seinen Söhnen Erbbesitz erhalten hatten. Das Land Gilead aber fiel den anderen Manassesöhnen zu. Manasses Grenze ging von Asser nach Mikmetat östlich von Sichem. Dann lief die Grenze nach rechts zu den Insassen von En Tappuach. Die Landschaft Tappuach gehörte Manasse, Tappuach aber an Manasses Grenze den Ephraimiten. Dann lief die Grenze zum Kanabach hinab. Südlich vom Bache gehörte diese Stadt den Ephraimiten inmitten der Manassestädte. Sodann ging die Grenze Manasses nördlich vom Bach und endete am Meer. Was südwärts lag, gehörte zu Ephraim, was nordwärts, zu Manasse, und das Meer war die Grenze. Im Norden grenzten sie an Asser, im Osten an Issakar. In Issakar und Asser gehörten zu Manasse Bet Sean mit seinen Dörfern, Ibleam mit den seinigen, die Bewohner Dors mit seinen Dörfern, ebenso die von En Dor mit seinen Dörfern und die von Megiddo mit den seinigen, die drei Höhenzüge. Die Manassiten konnten aber die genannten Städte nicht erobern. So bequemten sich die Kanaaniter dazu, in dieser Gegend zu bleiben. Als aber die Israeliten erstarkten, machten sie die Kanaaniter fronpflichtig. Aber ganz vertrieben hatten sie sie nicht. Da sprachen die Josephsöhne zu Josue: »Warum hast du mir nur ein Los und ein Teil zum Erbbesitz gegeben? Und doch habe ich viele Leute, weil mich darin der Herr gesegnet hat.« Josue sprach zu ihnen: »Hast du viele Leute, so steige ins Waldgebirge und rode dir dort etwas im Periziter- und Rephaiterlande! Das Gebirge Ephraim ist in eurer Nähe!« Da sprachen die Josephsöhne: »Das Gebirge reicht für uns nicht. Alle Kanaaniter aber, die in der Ebene wohnen, haben eiserne Wagen, so die zu Betsean und die in seinen Dörfern und die in der Jezreelebene wohnen.« Da sprach Josue zum Josephshause, zu Ephraim und Manasse: »Du hast viel Leute und große Macht. So bleibt es für dich nicht bei einem Lose. Ein Bergland wird dir aber von Wert sein, weil es Wald ist. Wenn du ihn rodest, fallen dir seine Einkünfte zu. Du mußt aber auch den Kanaaniter vertreiben, obschon er eiserne Wagen hat und stark ist.« Der Stamm BenjaminDie ganze israelitische Gemeinde versammelte sich nun zu Silo. Und dort stellten sie das Festgezelt auf. Das Land aber lag unterworfen vor ihnen. Unter den Israeliten waren aber noch sieben Stämme übrig, die noch keinen Erbbesitz erhalten hatten. Da sprach Josue zu den Israeliten: »Wie lange zögert ihr noch, hinzugehen und das Land zu besetzen, das euch der Herr, eurer Väter Gott, gegeben? Bringet drei Männer aus jedem Stamm, so sende ich sie aus, und sie sollen sich aufmachen, das Land durchziehen und es aufschreiben nach der Größe ihres Besitzes! Dann sollen sie zu mir kommen! Hierauf sollen sie es in sieben Teile teilen! Juda behält sein Gebiet im Süden, das Josephshaus im Norden. Ihr aber zeichnet das Land in sieben Teilen auf und berichtet mir hierher! Dann werfe ich hier vor dem Herrn, unserem Gott, das Los für euch. Denn die Leviten haben kein Teil bei euch; vielmehr ist des Herrn Priestertum ihr Erbe. Gad aber und Ruben sowie der Halbstamm Manasse haben jenseits, östlich des Jordan ihren Erbbesitz erhalten, den ihnen des Herrn Diener, Moses, angewiesen hat.« Da machten sich die Männer auf und gingen. Die Ausziehenden hieß Josue das Land aufzeichnen, indem er sprach: »Geht hin! Durchzieht das Land! Zeichnet es auf! Dann kommt wieder zu mir! Ich werfe dann hier vor dem Herrn zu Silo für euch das Los!« Da gingen die Männer, durchzogen das Land und zeichneten es Stadt für Stadt in sieben Teilen in ein Buch. Dann kamen sie zu Josue in das Lager nach Silo. Da warf Josue zu Silo vor dem Herrn für sie das Los. So verteilte Josue dort den Israeliten das Land nach ihren Abteilungen. Da kam das Los des Stammes der Benjaminsöhne für seine Sippen heraus. Das Gebiet ihres Loses lag zwischen den Judäern und den Josephsöhnen. Ihre Grenze ging nördlich vom Jordan aus. Dann zog sich die Grenze aufwärts zu dem Bergrücken nördlich von Jericho und weiter hinauf auf das Gebirge nach Westen zu und lief nach der Steppe von Bet Awen ("Haus der Nichtigkeit") aus. Von da ging die Grenze nach Luz hinüber, auf die Südseite des Bergrückens von Luz, das ist Betel. Dann stieg die Grenze nach Aterot Addar hinab, dann auf den Berg südlich vom unteren Bet Choron. Dann bog die Grenze um und wandte sich auf ihrer Westseite nach Süden, von dem Berg aus, der südlich von Bet Choron liegt, und endete bei Kirjat Baal, das ist die judäische Stadt Kirjat Jearim. Das ist die Westseite. Die Südgrenze lief von der Stadtgrenze Kirjat Jearims aus. Dann ging die Grenze westwärts bis zur Quelle des Nephtoachwassers. Dann lief die Grenze hinab bis ans Ende des Berges, östlich vom Ben-Hinnomstal und nördlich der Rephaimebene. Dann lief sie ins Hinnomstal hinab südlich vom Bergrücken der Jebusiter und weiter hinab zur Rogelquelle. Dann bog sie nach Norden und lief auf die Quelle von Semes ("Sonnenquelle") zu. Dann lief sie zu den Gelilot ("Steinkreise"), gegenüber der Steige von Adummim, und zog sich zum Felsen des Rubensohnes Bohan hinab und hinüber zu dem Bergrücken, nördlich der Steppe gegenüber. Dann lief sie in die Steppe hinab. Dann ging die Grenze hinüber bis nördlich vom Bergrücken von Bet Chogla ("Elsternhaus"). Die Grenze endete an der Nordspitze des Salzmeeres, am Südende des Jordan. Das ist die Südgrenze. Auf der Ostseite war der Jordan ihre Grenze. Das sind die Grenzen rings um den Erbbesitz der Benjaminitensippen. Die Städte der Sippen des Benjaminitenstammes waren: Jericho, Bet Chogla, Kesistal, Bet Haaraba ("Steppenhaus"), Semaraim, Betel, Awim, Happara ("Die Grube"), Ophra, Kephar Haammoni ("Ammoniterdorf"), Haophni ("Ophnitendorf") und Geba, zwölf Städte mit ihren Dörfern. Gibeon, Harama ("Höhe"), Beerot ("Brunnen"), Hammispe ("Die Warte"), Hakkephira ("Kleindorf"), Hammosa ("Quell"), Rekem, Irpeel, Tarala, Sela, Haeleph ("Die Sippe") und die Jebusiterstadt, das ist Jerusalem, Gibeat und Kirjat Arim, ("Waldstadt"), vierzehn Städte mit ihren Dörfern. Das ist der Erbbesitz der Benjaminitensippen. Die übrigen StämmeDas zweite Los kam für Simeon heraus, für die Sippen des Stammes der Simeoniten. Ihr Erbbesitz lag mitten im judäischen Erbbesitz. Sie bekamen als Erbbesitz: Beerseba, Sema, Molada, Chasar Sual ("Fuchshof"), Bala, Esem, Eltolad, Betul, Chorma, Siklag, Bet Hammarkabot ("Wagenhaus"), Chasar Susa ("Stutenhof"), Bet Lebaot ("Löwenhaus") und Saruchen, dreizehn Städte mit ihren Dörfern, Ain, Rimmon, Eter und Asan, vier Städte mit ihren Dörfern, dazu all die Dörfer rings um diese Städte bis Baalat Ber, dem Rama ("Höhe") des Südlandes. Das ist der Erbbesitz der Sippen des Stammes der Simeoniten. Aus dem judäischen Anteil stammte der Erbbesitz der Simeoniten. Denn das Teil der Judäer war für diese zu groß. So bekamen die Simeoniten ihr Land mitten in deren Erbbesitz. Das dritte Los kam für die Zabuloniten heraus für ihre Sippen. Ihres Erbbesitzes Bereich erstreckte sich bis Sarid. Nach Westen ging ihre Grenze aufwärts nach Marela, berührte Dabbeset und stieß an den Bach östlich von Jokneam. Nach Osten, nach Sonnenaufgang, wandte sie sich von Sarid nach dem Gebiet von Kislot Tabor, lief nach Haddaberat ("Triften") und stieg nach Japhia. Von da ging sie nach Osten gegen Sonnenaufgang hinüber nach Gat Chepher, Et Kasin, lief nach Rimmon und bog nach Hannea ("Siedlung") um. Dann wandte sich die Grenze herum auf der Nordseite von Chanaton und endete im Tal von Iphtach El. Kattat, Naphalal, Simron, Idala und Bethlehem, zwölf Städte mit ihren Dörfern. Das ist der Erbbesitz der Zabulonitensippen: diese Städte mit ihren Dörfern. Für Issakar kam das vierte Los heraus, für die Issakaritensippen. Ihr Gebiet erstreckte sich über Jezreel, Hakkesullot ("Viehhöfe"), Sunem, Chapharaini, Sion, Anacharat, Harrabbit ("Großdorf »), Kisjon, Ebes, Reemer, En Gannim ("Gartenquell"), En Chadda ("Freudenquell") und Bet Passes ("Verteilungshaus"). Die Grenze berührte Tabor, Sachasima und Bet Semes. Ihre Grenze endete am Jordan; sechzehn Städte mit ihren Dörfern. Das ist der Erbbesitz der Sippen des Issakaritenstammes, die Städte mit ihren Dörfern. Das fünfte Los kam für die Sippen des Asseritenstammes heraus. Ihr Gebiet erstreckte sich über Chelkat, Chali, Beten, Aksaph, Allammelek, Amad und Misal. Es stieß an den Karmel am Meer und an den Sichor von Libna. Dann wandte es sich gen Sonnenaufgang nach Bet Dagon, berührte Zabulon und das Tal Iphtach El im Norden, Bet Haemek ("Talhaus") und Negiel und ging nordwärts nach Kabul, Ebron, Rechob, Chammon und Kana bis zum großen Sidon. Dann wandte sich die Grenze zurück nach Harannt ("Höhe") und bis zur festen Stadt Tyrus. Dann wandte sich die Grenze nach Chos und endete am Meer, Machaleb, Akzib, Akko, Aphek und Rechebot, zweiundzwanzig Städte mit ihren Dörfern. Das ist der Erbbesitz der Sippen des Asseritenstammes: diese Städte mit ihren Dörfern. Für die Naphtaliten kam das sechste Los heraus, für die Naphtalitensippen. Ihre Grenze lief von Cheleph, von der Eiche bei Saanannim, Adami, Hannekeb ("Hohlweg") und Jabneel bis Lakkum und endete am Jordan. Dann wandte sich die Grenze westwärts nach Aznot Tabor, lief von da nach Chukkok, stieß im Süden an Zabulon, nach Westen an Asser, nach Osten in Juda an den Jordan. Feste Städte waren Hassidim, Ser, Chammat, Rakkat, Kinneret, Adma, Harama ("Höhe"), Chasor, Kedes, Edreï, En Chasor, Ireon, Migdal El ("Gottesturm"), Chorem, Bet Anat ("Anathaus") und Bet Semes ("Sonnenhaus"), neunzehn Städte mit ihren Dörfern. Das ist der Erbbesitz der Sippen des Naphtalitenstammes: die Städte mit ihren Dörfern. Für die Sippen des Danitenstammes kam das siebente Los heraus. Der Bereich ihres Erbbesitzes erstreckte sich über Sora, Estaol, Ir Semes ("Sonnenstadt"), Saalabin, Ajjalon, Itla, Elon, Timnat, Ekron, Elteke, Gibbeton, Baalat, Jehud, Bene Berak, Gat Rimmon, Me Hajjarkon ("Gelbwasser") und Harakkon ("Gestade") samt der Küste bei Joppe. Das Gebiet der Daniten aber ging ihnen verloren. So zogen die Daniten hinauf und kämpften gegen Lesem, eroberten es und schlugen es mit des Schwertes Schärfe. Sie besetzten es, siedelten darin und nannten es Lesem Dan nach ihres Ahnherrn Dan Namen. Das ist der Erbbesitz der Sippen des Danitenstammes: diese Städte mit ihren Dörfern. So beendeten sie die Verteilung des Landes nach seiner Ausdehnung. Die Israeliten aber gaben in ihrer Mitte dem Sohne Nuns, Josue, einen Erbbesitz. Nach des Herrn Geheiß hatten sie ihm die Stadt gegeben, die er erbeten hatte. Timnat Zerach auf dem Gebirge Ephraim. Er befestigte die Stadt und siedelte darin. Dies sind die Erbteile, die der Priester Eleazar und Nuns Sohn, Josue, mit den Stammhäuptern der israelitischen Männer zu Silo verlost haben vor dem Herrn an des Festgezeltes Pforte. So beendigten sie des Landes Verteilung. ZufluchtsstädteUnd der Herr redete also mit Josue: »Sprich zu den Söhnen Israels: Bestimmt euch die Zufluchtsstädte, von denen ich durch Moses zu euch gesagt habe, daß ein Totschläger, der unvorsätzlich, unversehens einen Menschen totschlug, dorthin fliehe! Sie seien euch Zuflucht vor dem Bluträcher! Er (der Totschläger) fliehe in eine dieser Städte, trete an des Stadttores Eingang und berichte seine Sache den Ältesten der Stadt! Dann sollen sie ihn zu sich in die Stadt nehmen und ihm einen Platz anweisen, und er bleibe bei ihnen! Verfolgt ihn der Bluträcher, so dürfen sie ihm den Totschläger nicht ausliefern, weil er seinen Nächsten unwissentlich getötet und ihn nicht von früher her gehaßt hat. Er bleibe in dieser Stadt, bis er vor der Gemeinde zum Gerichte gestanden, bis zum Tode des jeweiligen Hohenpriesters! Dann soll der Totschläger heimkehren; er gehe in seine Stadt und sein Haus, in die Stadt, aus der er geflohen ist."« Da bestimmten sie Kedes in Galiläa auf dem Gebirge Naphtali, auf dem Gebirge Ephraim Sichern und Kirjat Arba, das ist Hebron auf dem Gebirge Juda. Jenseits des Jordan bei Jericho im Osten bestellten sie Beser in der Steppe, auf der Hochebene vom Stamme Ruben, Ramot in Gilead vom Stamme Gad und Golan in Basan vom Stamme Manasse. Dies waren die Freistädte für alle Israeliten und die Fremdlinge unter ihnen, daß dorthin alle fliehen sollten, die einen Menschen unvorsätzlich töteten, damit sie nicht durch einen Bluträcher stürben, bevor sie vor der Gemeinde gestanden hätten. LevitenstädteNun traten die Familienoberhäupter der Leviten zu dem Priester Eleazar und zu Josue, Nuns Sohn, sowie zu den Stammhäuptern der israelitischen Stämme und sprachen zu ihnen in Silo im Lande Kanaan: »Der Herr hat durch Moses befohlen, uns Städte zu Siedlungen und ihre Weiden für unser Vieh zu geben.« Da gaben die Israeliten auf des Herrn Befehl von ihrem Erbbesitz den Leviten folgende Städte mit ihren Weiden: Das Los fiel auf die Kehatitensippen, und so erhielten bei den Leviten die Söhne des Priesters Aaron vom Judastamme, vom Simeonitenstamme und vom Stamme Benjamin durch das Los dreizehn Städte. Die anderen Kehatiten aber erhielten von den Sippen des Ephraimstammes, dem Stamme Dan und von dem Halbstamme Manasse durch das Los zehn Städte. Die Gersoniten erhielten von den Sippen des Issakarstammes, vom Asserstamme, vom Stamme Naphtali und vom Halbstamme Manasse in Basan durch Los dreizehn Städte. Die Sippen der Merariten erhielten vom Stamme Ruben, vom Stamme Gad und vom Zabulonstamme zwölf Städte. Und die Israeliten übergaben den Leviten diese Städte samt ihren Weiden durch das Los, wie der Herr durch Moses befohlen hatte. Vom Stamme der Judasöhne und der Simeoniten trat man diese Städte ab, die man jetzt mit Namen nennt. Von den Sippen der Kehatiter unter Levis Söhnen bekamen die Aaronsöhne, weil auf sie zuerst das Los fiel, die Stadt Arbas, des Vaters Enaks, das ist Hebron, auf dem Gebirge Juda samt ihren Weiden ringsum. Die Markung der Stadt mit ihren Dörfern aber hatte man Kaleb, Jephunnes Sohn, zu seinem Erbbesitze gegeben. Den Söhnen des Priesters Aaron hatte man Hebron gegeben, die Zufluchtsstadt der Totschläger, samt ihren Weiden, ebenso Libna, Jattir, Estemona, Cholon, Debir, Ajin, Juta, Bet Semes je mit ihren Weiden, neun Städte von seiten jener beiden Stämme. Und vom Stamme Benjamin Gibeon samt seinen Weiden, ebenso Geba, Anatot und Almon, vier Städte. Somit bekamen die Söhne des Priesters Aaron insgesamt dreizehn Städte mit ihren Weiden. Den Sippen der übrigen levitischen Kehatsöhne wurden ihre Losstädte vom Stamm Ephraim abgetreten. Man gab ihnen Sichem als Zufluchtsstadt der Totschläger, mit ihren Weiden auf dem Gebirge Ephraim, ebenso Gezer, Kibsaim und Bet Choron je mit ihren Weiden, vier Städte. Vom Stamme Dan Elteke, Gibbeton, Ajjalon und Gat Rimmon je mit ihren Weiden, vier Städte. Vom Halbstamme Manasse Taanak und Gat Rimmon mit je ihren Weiden, zwei Städte. Somit bekamen die Sippen der übrigen Kehatsöhne insgesamt zehn Städte Mit ihren Weiden. Die Gersoniten unter den Levitensippen bekamen vom Halbstamme Manasse Golan als Zufluchtsstadt der Totschläger, in Basan und Astarot, je mit ihren Weiden, zwei Städte. Vom Issakarstamme Kisjon, Daberat, Jarmut und En Gannim je mit ihren Weiden, vier Städte. Vom Asserstamme Misal, Abdon Chelkat und Rechob je mit ihren Weiden, vier Städte. Vom Naphtalistamme Kedes als Zufluchtsstadt der Totschläger in Galiläa, Chammot Dor und Kartan je mit ihren Weiden, drei Städte. Somit bekamen die Gersonitensippen insgesamt dreizehn Städte mit ihren Weiden. Die übrigen levitischen Meraritensippen bekamen vom Zabulonstamme Jokneam, Karta, Dimna und Nahalal mit ihren Weiden, vier Städte. Vom Rubenstamme Beser, Jahsa, Kedemot und Mephaat je mit ihren Weiden, vier Städte. Vom Stamme Gad Ramot als Zufluchtsstadt der Totschläger in Gilead, Machanaim, Chesbon und Jazer je mit ihren Weiden, insgesamt vier Städte. So bekamen die von den Levitensippen übrigen Meraritensippen als ihr Los zwölf Städte. Es waren also achtundvierzig Städte samt ihren Weiden inmitten des israelitischen Erbbesitzes Levitenstädte. Diese Städte bestanden jedesmal aus einer Stadt und ihrer Weide ringsum. So war es bei all diesen Städten. So gab der Herr Israel das ganze Land, das zu geben ihren Vätern er zugeschworen. Sie besetzten es und siedelten darin. Und der Herr gab ihnen ringsum Ruhe, wie er ihren Vätern geschworen hatte. Von all ihren Feinden hatte keiner gegen sie standgehalten. Der Herr hatte all ihre Feinde in ihre Hand gegeben. Von all den Verheißungen, die der Herr dem Haus Israel gegeben, war keine ausgeblieben. Alle waren in Erfüllung gegangen. Die ostjordanischen StämmeDamals berief Josue die Rubeniten, die Gaditen und den Halbstamm Manasse und sprach zu ihnen: »Ihr habt alles befolgt, was euch des Herrn Diener, Moses, befohlen hat. Ihr gehorchtet meiner Stimme in allem, was ich euch geheißen. Ihr habt eure Brüder diese lange Zeit hindurch nicht verlassen. Bis auf diesen Tag beobachtet ihr treulich die gebieterische Verpflichtung des Herrn, eures Gottes. Nun hat der Herr, euer Gott, euren Brüdern Ruhe verliehen, wie er ihnen verheißen hat. Kehrt nun heim, dahin, wo euer Erbbesitz liegt, den euch des Herrn Diener, Moses, jenseits des Jordan gegeben! Nur seid bemüht, das Gebot und die Weisung zu tun, die euch des Herrn Diener, Moses, gegeben. Ihr sollt den Herrn, euren Gott, lieben, immer auf seinen Wegen wandeln, seine Gebote befolgen, ihm anhangen und ihm von ganzem Herzen und aus ganzer Seele dienen!« Und Josue segnete und entließ sie. So kehrten sie heim. Der einen Hälfte des Manassestammes aber hatte Moses Besitz in Basan gegeben, der anderen Hälfte aber Josue bei ihren Brüdern westlich des Jordan. Auch sie hatte Josue mit Segenswünschen zu ihren Zelten entlassen. Er sprach zu ihnen: »Kehrt mit viel Schätzen zu euren Zelten zurück, mit sehr viel Herden, mit Silber und Gold, Kupfer und Eisen und Gewändern in großer Menge! Teilet die Beute eurer Feinde mit euren Brüdern!« So kehrten die Rubeniten heim, die Gaditen und der Halbstamm Manasse, und zogen von den Israeliten weg aus Silo im Lande Kanaan. Sie wollten in das Gileadland ziehen, in ihr Erbbesitzland, wo sie nach dem Befehl des Herrn an Moses angesiedelt waren. So kamen sie am Jordan zu den Steinkreisen, die im Lande Kanaan waren. Da bauten dort die Rubeniten, Gaditen und der Halbstamm Manasse am Jordan einen weithin sichtbaren Altar. Da hörten die Israeliten die Kunde, die Rubeniten, Gaditen und der Halbstamm Manasse hätten den Altar gebaut gegenüber dem Lande Kanaan an den Steinkreisen des Jordan jenseits der Söhne Israels. Als die Israeliten dies hörten, versammelte sich die israelitische Gesamtgemeinde zu Silo, jene zu bekriegen. Und die Israeliten sandten an die Rubeniten, Gaditen und den Halbstamm Manasse in das Land Gilead den Sohn des Priesters Eleazar, Pinechas, nebst zehn Fürsten, je einen aus jedem Stamme Israels. Jeder war ein Oberhaupt israelitischer Stammesfamilien. So kamen sie zu den Rubeniten, Gaditen und dem Halbstamm Manasse ins Land Gilead und sprachen zu ihnen: »So spricht die ganze Gemeinde des Herrn: "Was bedeutet diese Untreue, die ihr am Gott Israels tut, euch heute vom Herrn abzuwenden, euch heute einen Altar zu bauen und so euch gegen den Herrn zu empören? Ist uns der Peorfrevel zu gering? Davon haben wir uns bis heute noch nicht gereinigt, und deshalb kam über die Gemeinde des Herrn die Plage. Und ihr wendet euch heute vom Herrn ab? So ist es: Heute empört ihr euch gegen den Herrn, und Morgen entlädt sich sein Zorn über die ganze Gemeinde Israels. Ist aber euer Erbbesitzland unrein, dann zieht in das Erbbesitzland des Herrn hinüber, wo des Herrn Wohnung aufgeschlagen ist, und laßt euch bei uns nieder! Doch empört euch nicht gegen den Herrn! Aber auch uns verwickelt nicht in eure Empörung, wenn ihr außer dem Altar des Herrn, unseres Gottes, noch einen anderen bauet! Ist nicht über die ganze Gemeinde ein Zorn gekommen, als sich Akan, Zerachs Sohn, am Banngut vergriffen hatte, und doch war er nur ein einzelner? Hat er nicht seiner Sünde wegen sterben müssen?"« Da sprachen die Rubeniten, Gaditen und der Halbstamm Manasse zu den Stammeshäuptern Israels: »Beim Gott der Götter, dem Herrn! Der Götter Gott, der Herr, weiß es, und Israel selbst wisse es! Geschah es in Untreue und Empörung, dann hilf uns heute nicht! Bauten wir einen Altar, um vom Herrn abzufallen und um darauf Brand- und Speiseopfer zu opfern und um darauf Mahlopfer zu machen, dann soll es der Herr selbst ahnden! Ob wir dies nicht aus Sorge vor etwas getan? Wir dachten nämlich, eure Söhne könnten später zu unseren Söhnen sprechen: "Was geht euch der Herr, Israels Gott, an? Hat doch der Herr den Jordan zur Grenze zwischen uns und euch gesetzt, ihr Rubeniten und Gaditen. Ihr habt am Herrn kein Teil.« So könnten eure Söhne die unsrigen so weit bringen, daß sie nicht mehr den Herrn fürchten. Darum sagten wir: "Wir wollen uns durch den Bau des Altares vorsehen. Nicht für Brand- und Schlachtopfer, sondern zum Zeugen sei er uns und euch und unseren Nachkommen, daß wir vor ihm den Dienst des Herrn tun wollen durch unsere Brand-, Schlacht- und Dankopfer, und daß künftig nicht eure Söhne zu den unsrigen sprechen: »Ihr habt kein Teil am Herrn.«" Wir sagten: "Sollten sie künftig so zu uns oder unseren Nachkommen sprechen, dann sagen wir: »Schaut die Bauart des Herrnaltares, den unsere Väter gebaut! Gemacht nicht für Brandopfer noch für Schlachtopfer, sondern nur zum Zeugen für uns und euch.« Ferne sei es uns, gegen den Herrn uns zu empören und heute vom Herrn abzufallen und für Brand-, Speise- und Schlachtopfer vor seiner Wohnung noch einen anderen Altar zu bauen, außer des Herrn, unseres Gottes, Altar."« Als der Priester Pinechas und die Fürsten der Gemeinde, die Häupter der israelitischen Stämme bei ihm, die Worte hörten, die die Rubeniten, Gaditen und Manassiten redeten, gefiel es ihnen. Und Pinechas, der Sohn des Priesters Eleazar, sprach zu den Rubeniten, Gaditen und Manassiten: »Heute erfahren wir, daß der Herr in unserer Mitte weilt, weil ihr keine Untreue gegen den Herrn getan. Damit habt ihr die Israeliten vor der Hand des Herrn bewahrt.« Dann kehrten Pinechas, der Sohn des Priesters Eleazar, und die Fürsten aus dem Lande Gilead von den Rubeniten und Gaditen ins Land Kanaan zu den Israeliten zurück und brachten ihnen Bescheid. Und die Sache gefiel den Israeliten. Da priesen die Israeliten Gott und dachten nicht mehr daran, sie zu bekriegen und das Land, in dem die Rubeniten und Gaditen saßen, zu verwüsten. Die Rubeniten und Gaditen aber rühmten von dem Altar: »Er ist unter uns Zeuge, daß der Herr Gott ist.« Josues AbschiedsredeGeraume Zeit, nachdem der Herr Israel vor all seinen Feinden ringsum Ruhe verschafft und Josue alt und hochbetagt geworden, berief Josue ganz Israel, seine Ältesten, Häupter, Richter und Amtleute und sprach zu ihnen: »Ich bin alt und hochbetagt. Ihr habt alles selbst geschaut, was der Herr, euer Gott, all diesen Völkern euretwegen getan. Denn der Herr, euer Gott, hat selbst für euch gestritten. Seht, ich überweise euch diese übriggebliebenen Heidenvölker durchs Los zum Eigentum für eure Stämme, vom Jordan an bis zum großen Meer im Westen, wie all die Heiden, die ich schon ausgerottet habe. Der Herr, euer Gott, selbst verjagt sie vor euch und vertreibt sie vor euch, daß ihr ihr Land besetzet, wie euch der Herr, euer Gott, verheißen. So tut euer Möglichstes, zu beachten und zu tun alles, was im Buch der Lehre Mosis geschrieben steht, ohne davon nach rechts oder links zu weichen! Geratet nicht unter diese Heidenvölker, die bei euch übrig sind! Die Namen ihrer Götter sollt ihr nicht in den Mund nehmen und nicht bei ihnen schwören! Ihr sollt ihnen nicht dienen und euch nicht davor niederwerfen! Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr anhangen, wie ihr es bis heute getan! Deshalb vertrieb der Herr vor euch große und starke Heidenvölker, und niemand hielt bis heute vor euch stand. Ein Mann von euch jagt tausend vor sich her. Denn der Herr, euer Gott, streitet selbst für euch nach seiner Verheißung. So gebt sorgfältig acht - gilt's doch euer Leben! -, daß ihr den Herrn, euren Gott, liebet! Denn tut ihr anders und haltet ihr es mit dem Reste dieser Heidenvölker, die bei euch übrig sind, und verschwägert und vermischt ihr euch gegenseitig, dann wisset, daß der Herr, euer Gott, diese Heidenvölker nicht mehr vor euch vertreiben wird! Sie werden euch dann zur Schlinge und zum Fallstrick, zu Geißeln in euren Seiten und zu Stacheln für eure Augen, bis ihr verdrängt seid aus diesem schönen Lande, das euch der Herr, euer Gott, gibt. Ich gehe dieser Tage den Weg alles Irdischen. Dann seid von ganzem Herzen und aus ganzer Seele euch bewußt, daß von all den Verheißungen, die der Herr euch gegeben, keine seinerseits ausgeblieben ist! Alle sind für euch in Erfüllung gegangen. Keine davon ist ausgeblieben! Aber wie sich alle Verheißungen erfüllt haben, die der Herr, euer Gott, euch gegeben, so wird der Herr auch alle Drohungen an euch erfüllen, bis er euch aus diesem schönen Land verdrängt hat, das euch der Herr, euer Gott, gegeben. Übertretet ihr den Bund, den der Herr, euer Gott, euch geboten, und geht ihr hin, falschen Göttern zu dienen und euch vor ihnen hinzuwerfen, so wird des Herrn Zorn gegen euch entbrennen, und ihr werdet rasch aus dem schönen Land verdrängt, das er euch gegeben hat.« Josues TodJosue versammelte nun alle Stämme Israels nach Sichem. Er berief dazu die Ältesten Israels sowie ihre Oberhäupter, Richter und Amtleute, und sie stellten sich vor Gott auf. Da sprach Josue zum ganzen Volke: »So spricht der Herr, Israels Gott: "In grauer Vorzeit haben eure Ahnen in dem Lande jenseits des Stromes gewohnt, der Vater Abrahams und Nachors, Terach, und sie dienten anderen Göttern. Da wählte ich mir euren Ahnherrn Abraham aus dem Gebiete jenseits des Stromes und führte ihn im ganzen Lande Kanaan umher, vermehrte seinen Stamm und gab ihm Isaak. Und Isaak schenkte ich Jakob und Esau, und Esau gab ich das Gebirge von Seïr zu eigen. Doch Jakob zog mit seinen Söhnen nach Ägypten. Da sandte ich Moses und Aaron. Und ich schlug Ägypten durch das, was ich darin getan. Dann habe ich euch weggeführt. Ich führte eure Väter aus Ägypten. Und so kamet ihr an das Meer. Die Ägypter aber verfolgten eure Väter mit Wagen und mit Reitern bis an das Schilfmeer. Da riefen sie zum Herrn. Er aber setzte zwischen euch und die Ägypter tiefe Finsternis und brachte über sie das Meer, daß es sie bedeckte. Und eure Augen sahen, was ich Ägypten getan. Dann weiltet ihr in der Wüste lange Zeit. Hierauf brachte ich euch in das Land der Amoriter, jenseits des Jordan, und diese kämpften gegen euch. Ich aber gab sie in eure Hand. So nahmt ihr ihr Land weg, und ich tilgte sie vor euch. Dann trat Balak auf, des Sippors Sohn und Moabs König, und stritt mit Israel. Er sandte hin und ließ Bileam, des Beor Sohn, rufen, euch zu verfluchen. Ich aber wollte nicht auf Bileam hören. So gab er euch den Segen, und ich befreite euch aus seiner Hand. Dann überschrittet ihr den Jordan und kamt nach Jericho. Da kämpften mit euch die Bürger Jerichos, die Amoriter, Periziter, Kanaaniter, Chittiter und Girgasiter, Chiwiter und Jebusiter. Und ich gab sie in eure Hand. Ich sandte vor euch die Hornissen her. Sie vertrieben sie vor euch, zwei Könige der Amoriter, nicht durch dein Schwert und nicht durch deinen Bogen. Ich gab euch ein Land, um das du dich nicht bemüht, und Städte, die ihr nicht gebaut, und ihr siedeltet darin. Weinberge und Olivengärten, die ihr nicht gepflanzt, genießet ihr. So fürchtet den Herrn und dient ihm aufrichtig und treu! Schafft die Götter ab, denen eure Vorfahren jenseits des Stromes und in Ägypten gedient! Dient dem Herrn! Mißfällt es euch aber, dem Herrn zu dienen, so wählt für euch heute, wem ihr dienen wollt, ob den Göttern, denen eure Ahnen jenseits des Stromes gedient, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen."« Da antwortete das Volk und sprach: »Ferne sei es uns, den Herrn zu verlassen und anderen Göttern zu dienen! Denn der Herr ist unser Gott. Er hat uns und unsere Väter aus Ägypten, wo wir Sklaven waren, hergeführt und vor unseren Augen diese großen Wunder getan und uns überall behütet auf dem Weg, den wir gegangen, und unter all den Völkern, durch die wir mitten durchgezogen. So vertrieb der Herr vor uns alle Völker, auch die Amoriter, des Landes Insassen. Auch wir wollen dem Herrn dienen. Denn er ist unser Gott.« Josue sprach zum Volke: »Ihr könnt dem Herrn nicht dienen. Denn er ist ein heiliger Gott. Er ist ein eifersüchtiger Gott. Er vergibt euch nicht euren Frevel und eure Sünden. Verlasset ihr den Herrn und dienet ihr ausländischen Göttern, so wird er anders werden. Er tut euch dann Übles und reibt euch auf, nachdem er euch wohlgetan.« Und das Volk sprach zu Josue: »Nein! Wir wollen doch dem Herrn dienen.« Da sprach Josue zum Volk: »Ihr seid Zeugen wider euch selbst, daß ihr euch für den Dienst des Herrn entschieden habt.« Sie sprachen: »Jawohl!« »So schafft nun die ausländischen Götter bei euch weg und neigt euer Herz dem Herrn, dem Gott Israels, zu!« Und das Volk sprach zu Josue: »Dem Herrn, unserem Gott, wollen wir dienen und auf seine Stimme hören.« Da schloß Josue an jenem Tage einen Bund mit dem Volke und gab ihm zu Sichem Satzung und Recht. Und Josue schrieb dies in das Buch der Lehre Gottes. Dann nahm er einen großen Stein und stellte ihn dort unter die Eiche im Heiligtum des Herrn. Josue aber sprach zum ganzen Volke: »Wohlan, dieser Stein sei Zeuge wider uns! Denn er hat all die Worte angehört, die der Herr mit uns gesprochen hat. Darum sei er Zeuge gegen euch, daß ihr euren Gott nicht verleugnet!« Dann entließ Josue das Volk, jeden in sein Besitztum. Hernach starb Josue, Nuns Sohn, des Herrn Diener, hundertzehn Jahre alt. Sie begruben ihn im Bereiche seines Erbes zu Timnat Serach auf dem Gebirge Ephraim, nördlich vom Berg Gaas. Und Israel diente dem Herrn alle Tage Josues und der Ältesten, die noch lange nach Josue lebten und die noch jedes Werk kannten, das der Herr für Israel getan hatte. Josephs Gebeine aber, die die Israeliten aus Ägypten heraufgebracht hatten, hatten sie zu Sichem begraben, auf dem Feldstück, das Jakob von den Söhnen Chamors, des Vaters Sichems, um hundert Beutel gekauft hatte und das die Söhne Josephs als Erbe besaßen. Auch Aarons Sohn Eleazar starb. Und sie begruben ihn auf seines Sohnes Pinechas Hügel, der ihm auf dem Gebirge Ephraim verliehen worden war. Kanaans EroberungUnd nach Josues Tode fragten die Söhne Israels den Herrn: »Wer von uns soll zuerst in den Kampf wider die Kanaaniter ziehen?« Da sprach der Herr: »Juda soll hinziehen! Ich gebe das Land in seine Hand.« Da sprach Juda zu seinem Bruder Simeon: »Zieh mit mir in mein Losteil! Wir wollen wider die Kanaaniter streiten. Dann ziehe auch ich mit dir in dein Losteil.« Und Simeon zog mit ihm. Juda zog nun hin, und der Herr gab die Kanaaniter und die Periziter in seine Hand. Sie schlugen diese bei Bezek, 10.000 Mann. In Bezek stießen sie auf den Zepterträger, kämpften mit ihm und schlugen die Kanaaniter und Periziter. Der Zepterträger jedoch floh. Sie aber jagten ihm nach, griffen ihn und hieben ihm die Daumen und die großen Zehen ab. Da sprach der Zepterträger: »Siebzig Könige mit abgehauenen Daumen und Zehen haben unter meinem Tische aufgelesen. Wie ich getan, so hat mir Gott vergolten.« Dann brachten sie ihn nach Jerusalem, und er erlitt dort den Tod. Judas Söhne kämpften nämlich gegen Jerusalem, eroberten es und schlugen es mit des Schwertes Schärfe und steckten die Stadt in Brand. Danach zogen Judas Söhne zum Kampfe gegen die Kanaaniter hinab, die das Gebirge, das Südland und die Niederung bewohnten. Und Juda zog gegen die Kanaaniter in Hebron. Hebron aber hieß vormals Kirjat Arba ("Vierstadt"). Sie schlugen Sesai, Achiman und Talmai. Von dort zogen sie gegen Debirs Einwohner. Debir hieß vormals Kirjat Sepher ("Schreiberstadt"). Und Kaleb sprach: »Wer Kirjat Sepher bezwingt und einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Aksa zum Weibe.« Da nahm es des Kenaz Sohn Otniel, Kalebs jüngerer Bruder. Da gab er ihm seine Tochter Aksa zum Weibe. Als sie hinzog, überlistete sie ihren Vater, da sie von ihm ein Feld wollte. Sie neigte sich nämlich vom Esel, so daß Kaleb sie fragte: »Was ist dir?« Sie aber sprach zu ihm: »Gib mir doch eine Abschiedsgabe! Du vergibst mich ja nach dem Südland. So gib mir Wasser!« Da gab ihr Kaleb oberirdische und unterirdische Wasserstellen. Die Söhne des Keniters, des Schwiegervaters Mosis, waren aus der Palmenstadt zu den Söhnen Judas nach der Wüste Juda im Rücken Arads hinauf gezogen. Diese aber zogen ab und verpflanzten das Volk. Auch Juda zog mit seinem Bruder Simeon weiter. Sie schlugen die Kanaaniter zu Sephat und bannten es. Daher nannte man die Stadt Chorma ("Bannung"). Dann eroberte Juda Gaza, Askalon und Ekron je mit ihrem Gebiet. Und der Herr war mit Juda, und es besetzte das Gebirge; die Talbewohner nämlich konnte es nicht vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten. Sie gaben nun Hebron dem Kaleb, wie es Moses befohlen. Und er vertrieb daraus die Enaksöhne. Auch die Benjaminiten konnten die Jebusiter, Jerusalems Insassen, nicht vertreiben. So blieben die Jebusiter bei den Söhnen Benjamins bis auf diesen Tag. Auch die vom Hause Josephs zogen gegen Betel, und der Herr war mit ihnen. Die vom Hause Josephs ließen nun Betel ausspähen. Die Stadt aber hieß vordem Luz. Die Kundschafter sahen nun einen Mann aus der Stadt kommen und sagten zu ihm: »Zeig uns den Zugang zur Stadt! Wir erweisen dir dafür Gutes.« Da zeigte er ihnen den Zugang zur Stadt. Und sie schlugen die Stadt mit des Schwertes Schärfe. Den Mann aber ließen sie mit seiner ganzen Familie ziehen. Da ging der Mann in das Chittiterland, baute eine Stadt und nannte sie Luz ("Mandelbaum"). So heißt sie bis auf diesen Tag. Auch Manasse vertrieb nicht die Bewohner von Bet Sean, Taanak, Ibleam, Megiddo und ihren Dörfern. Den Kanaanitern nämlich gelang es, in diesem Lande zu bleiben. Als aber Israel erstarkte, machte es die Kanaaniter zinsbar, vertrieb sie aber nicht ganz. Auch Ephraim vertrieb nicht die kanaanitischen Insassen von Gezer. So blieben die Kanaaniter mitten unter ihm zu Gezer. Auch Zabulon vertrieb nicht die Insassen von Kitron noch die von Nahalol. So blieben die Kanaaniter mitten unter ihm, wurden aber zinsbar. Asser vertrieb nicht die Insassen von Akko und die von Sidon, Achlab, Akzib, Helba, Aphik und Rechob. So wohnten Assers Söhne mitten unter Kanaanitern, die im Lande blieben, weil man sie nicht vertrieb. Naphtali vertrieb nicht die Insassen von Bet Semes noch die von Bet Anat. So wohnte es mitten unter den Kanaanitern, die im Lande blieben. Doch wurden die Einwohner von Bet Semes und Bet Anat ihnen zinsbar. Die Amoriter aber drängten Dans Söhne auf das Gebirge; denn sie ließen sie nicht in die Ebene ziehen. So gelang es den Amoritern, in Har Cheres, Ajjalon und Saalbin zu bleiben. Als aber die Macht des Josephhauses erstarkte, wurden sie zinsbar. Das Amoritergebiet aber erstreckte sich von der Skorpionensteige, von dem Felsengebirge, weiter hinauf. Zustände der RichterzeitDes Herrn Bote aber zog von Gilgal nach Bokim und sprach: »Ich führte euch aus Ägypten und brachte euch in dies Land, das ich euren Vätern zugeschworen. Ich sprach: "Ich breche nie mein Bündnis mit euch. Aber auch ihr dürft mit den Bewohnern dieses Landes kein Bündnis schließen. Zerstören sollt ihr ihre Altäre!" Ihr habt aber nicht auf meine Stimme gehört. Wie habt ihr solches tun können?« So sage auch ich: »Ich will sie nicht vor euch vertreiben. Sie seien euch zur Schlinge, und ihre Götter seien euch zur Falle!« Des Herrn Bote sprach nun diese Worte zu allen Söhnen Israels. Da erhob das Volk seine Stimme und weinte. Und so nannte man einen Ort Bokim ("Weinende"). Und sie opferten dort dem Herrn. - Josue entließ nun das Volk. Da gingen die Israeliten, jeder nach seinem Erbbesitz, das Land zu besetzen. Und das Volk diente dem Herrn alle Tage Josues und all der Ältesten, die Josue überlebt und die noch geschaut hatten jede Großtat des Herrn, die er für Israel getan. Da starb Josue, Nuns Sohn, des Herrn Diener, hundertzehn Jahre alt. Man begrub ihn im Bereiche seines Erbes zu Timnat Cheres auf dem Gebirge Ephraim, nördlich vom Berge Gaas. Auch dies ganze Geschlecht ward zu seinen Vätern versammelt. Danach kam ein anderes Geschlecht, das den Herrn nicht kannte, noch das Werk, das er für Israel getan. Und die Israeliten taten, was dem Herrn mißfiel, und dienten den Baalen. Sie verließen den Herrn, ihrer Väter Gott, der sie aus Ägypten geführt, und liefen anderen Göttern nach, solchen aus den Göttern der Völker rings um sie. Sie beteten sie an und kränkten den Herrn. Sie verließen also den Herrn und dienten den Baalen und den Astarten. Da entbrannte des Herrn Zorn wider Israel. Er gab sie in die Hand der Plünderer, die sie ausraubten. So verkaufte er sie in die Hand ihrer Feinde ringsum, und sie konnten nicht ihren Feinden widerstehen. Wohin sie zogen, war des Herrn Hand gegen sie zum Unheil, wie der Herr gesagt, und wie der Herr ihnen zugeschworen. Aber ihre Not ward zu groß. So ließ der Herr Richter erstehen, und diese retteten sie aus ihrer Plünderer Hand. Aber auch ihren Richtern gehorchten sie nicht, sondern buhlten hinter anderen Göttern her und beteten sie an. So wichen sie schnell von dem Wege ab, den ihre Väter gegangen, als sie des Herrn Geboten gehorchten. Sie aber taten nicht so. Ließ ihnen der Herr Richter erstehen, so war der Herr mit dem Richter und bewahrte sie vor ihrer Feinde Hand alle Tage des Richters. Denn der Herr änderte seinen Sinn ob ihrer Klage über ihre Bedränger und Bedrücker. Starb aber der Richter, so trieben sie es wieder schlimmer als ihre Väter. Sie liefen anderen Göttern nach, dienten ihnen und beteten sie an. Sie ließen nicht von ihren Missetaten und ihrem verkehrten Wandel. Dann entbrannte des Herrn Zorn gegen Israel, und er sprach: »Weil dieses Volk mein Bündnis übertritt, das ich ihren Vätern befohlen, und nicht auf meine Stimme hört, so vertreibe ich vor ihnen nicht einen Mann mehr aus jenen Heidenvölkern, die Josue bei seinem Tode hinterlassen hat, um Israel durch sie zu prüfen, ob sie des Herrn Wandel achteten und danach wandelten, wie ihre Väter darauf geachtet, oder nicht.« So ließ der Herr jene Heidenvölker, ohne sie rasch zu vertilgen; er hatte sie nicht in Josues Hand gegeben. Die ersten RichterDies sind die Heidenvölker, die der Herr dagelassen hat, um durch sie Israel zu erproben in all dem, was sie noch nicht gekannt, in den Kämpfen mit Kanaan, - nur damit die Geschlechter der Israeliten das Kriegshandwerk zu erlernen verstünden, einzig das, was sie vormals nicht gekannt haben - die fünf Philisterfürsten, alle Kanaaniter, Sidonier und die Chiwiter, die auf dem Libanongebirge vom Berge Baal Hermon bis gegen Hamat saßen. Sie waren da, um Israel an ihnen zu prüfen und zu erfahren, ob sie des Herrn Gebot gehorchten, das er ihren Vätern durch Moses gegeben hatte. So saßen die Israeliten mitten unter den Kanaanitern, Chittitern, Amoritern, Perizitern, Chiwitern und Jebusitern. Sie nahmen sich ihre Töchter zu Weibern, und ihre Töchter gaben sie ihren Söhnen und dienten ihren Göttern. Die Israeliten nun taten, was dem Herrn mißfiel, vergaßen des Herrn und dienten den Baalen und den Ascheren. Da entbrannte des Herrn Zorn gegen Israel, und er verkaufte sie in die Hand des Kuschan Rischataim, des Königs von Mesopotamien. Und so dienten die Israeliten dem Kuschan Rischataim acht Jahre. Da schrien die Israeliten zum Herrn, und der Herr ließ den Israeliten einen Retter erstehen, der sie befreite, Otniel, des Kenaz Sohn, Kalebs jüngeren Bruder. Der Geist des Herrn kam auf ihn, und so richtete er Israel. Er zog zu Felde, und der Herr gab Arams König, Kuschan Rischataim, in seine Hand. Seine Hand lag schwer auf Kuschan Rischataim. So rastete das Land vierzig Jahre. Da starb des Kenaz Sohn Otniel. Die Israeliten aber taten aufs neue, was dem Herrn mißfiel. Da gab der Herr dem Moabkönig Eglon Macht über Israel, weil sie getan, was dem Herrn mißfiel. Und er verband sich mit den Ammonitern und mit Amalek. So zog er hin, schlug Israel, und sie besetzten die Palmenstadt. Die Israeliten dienten dem König Moabs, Eglon, achtzehn Jahre. Da schrien die Israeliten zum Herrn, und der Herr ließ ihnen einen Retter erstehen, Ehud, den Sohn Geras, den Benjaminiten, einen Linkshänder. Durch ihn sandten die Israeliten an Moabs König, Eglon, eine Spende. Da machte sich Ehud ein Schwert, zweischneidig und eine Spanne lang. Er gürtete es unter seinem Gewand an seine rechte Seite. So brachte er die Spende dem Eglon, Moabs König. Eglon aber war sehr beleibt. Er war eben von den Götzenbildern im Gilgal heimgekehrt. Als er die Spende überreicht hatte, entließ er die Leute, die Träger der Spende. Er sprach: »König! Ein geheimes Wort habe ich an dich.« Da sprach dieser: »Still!« Darauf gingen alle fort, die ihn umstanden. Ehud war nun an ihn herangetreten. Er aber saß in seinem kühlen Söller allein da. Ehud sprach nun: »Ich habe an dich ein Gotteswort.« Da stand er vom Throne auf. Ehud aber streckte seine Linke aus, nahm das Schwert von seiner rechten Hüfte und stach es ihm in den Leib. Und er stieß nach der Klinge das Heft hinein, und das Fett umschloß die Klinge; denn er hatte das Schwert nicht aus seinem Leibe gezogen; dann verließ er den Flur. Hierauf ging Ehud durch den Mittelbau, verschloß die Türen des Obergemachs hinter sich und riegelte ab. Eben war er fortgegangen, da kamen seine (Eglons) Diener und fanden die Tür des Söllers verriegelt. Sie sprachen: »Er begießt wohl in der kühlen Kammer seine Füße.« So warteten sie endlos. Aber niemand öffnete die Tür des Söllers. Da holten sie den Schlüssel und schlossen auf. Ihr Herr lag tot am Boden. Ehud aber war während ihres Wartens entkommen und hatte die Götzenbilder umgestürzt, dann entkam er in den Busch. Wie er nun heimkam, stieß er auf dem Gebirge Ephraim in das Horn. Da stiegen mit ihm die Israeliten vorn Gebirge herab, er an ihrer Spitze. Er sprach zu ihnen: »Folgt mir schnell! Denn der Herr gibt eure Feinde, Moab, in eure Hand.« Da stiegen sie hinab, ihm nach, besetzten die Jordanfurten gegen Moab und ließen niemand hinüber. Sie schlugen damals Moab, etwa zehntausend Mann, Lauter starke und streitbare Leute; und niemand entrann. Damals ward Moab unter Israels Hand gebeugt, und das Land hatte achtzig Jahre Ruhe. Nach ihm trat Anats Sohn, Samgar, auf. Er schlug die Philister, sechshundert Mann, mit einem Ochsenstecken. Auch er befreite Israel. DeboraUnd wieder taten die Israeliten, was dem Herrn mißfiel. Ehud aber war gestorben. So verkaufte sie der Herr in die Hand des Königs von Kanaan, Jabin, der zu Chasor regierte. Sein Feldherr war Sisera, der zu Charoset Haggojim ("Heidenwerkstatt") saß. Da schrien die Israeliten zum Herrn. Denn er hatte neunhundert eiserne Wagen und bedrückte die Israeliten zwanzig Jahre gewaltig. In jener Zeit richtete Lapidots Weib, die Prophetin Debora, Israel. Sie saß unter der Bienenpalme zwischen Rama und Betel auf dem Gebirge Ephraim, und die Israeliten zogen zum Gericht zu ihr hinauf. Sie sandte nun hin und berief Abinoams Sohn, Barak, aus Kedes Naphtali. Sie sprach zu ihm: »Befiehlt nicht der Herr, Israels Gott? Auf! Zieh auf den Taborberg! Nimm mit dir zehntausend Mann aus Naphtalis und Zabulons Söhnen! Dann locke ich zu dir an den Kisonbach Sisera, Jabins Heerführer, samt seinen Wagen und seinem Heereshaufen und gebe sie in deine Hand.« Barak aber sprach zu ihr: »Gehst du mit mir, dann gehe ich. Wenn nicht, dann gehe ich auch nicht.« Sie sprach: »Ich ziehe mit dir. Doch wird der Ruhm nicht dein werden auf dem Weg, den du gehst. Denn der Herr verkauft dann in eines Weibes Hand den Sisera.« Darauf erhob sich Debora und zog mit Barak nach Kedes. Barak entbot nun Zabulon und Naphtali nach Kedes. Zehntausend Mann folgten ihm auf dem Fuße hinauf. Auch Debora zog mit ihm hinauf. Der Keniter Cheber aber hatte sich getrennt von Kain, einem der Söhne Chobabs, des Schwiegervaters Mosis, und zeltete an der Eiche zu Saanim bei Kedes. Nun meldete man Sisera, Barak, Abinoams Sohn, sei auf den Berg Tabor gezogen. Da entbot Sisera alle seine Wagen, neunhundert eiserne Wagen und das gesamte Kriegsvolk bei sich aus Charoset Haggojim an den Kisonbach. Da sprach Debora zu Barak: »Auf! Das ist der Tag, in dem der Herr den Sisera in deine Hand gibt. Zieht der Herr nicht vor dir her?« Da stieg Barak vom Taborberge herab, und zehntausend Mann hinter ihm her. Da verwirrte der Herr den Sisera, alle Wagen und das ganze Heer durch des Schwertes Schärfe vor Barak. Und Sisera stieg vom Wagen und floh zu Fuß. Barak aber jagte den Wagen und das Heer bis Charoset Haggojim, und Siseras ganzes Heer fiel durch des Schwertes Schärfe. Auch nicht einer blieb übrig. Sisera aber floh zu Fuß zum Zelte Jaëls, der Frau des Keniters Cheber. Denn zwischen Chasors König, Jabin, und dem Haus des Keniters Cheber war Frieden. Da trat Jaël heraus, dem Sisera entgegen und sprach zu ihm: »Kehr ein, Herr! Kehre bei mir ein! Fürchte dich nicht!« Da kehrte er im Zelt bei ihr ein, und sie bedeckte ihn mit einer Decke. Er sprach zu ihr: »Gib mir ein wenig Wasser! Mich dürstet.« Da öffnete sie den Milchschlauch und ließ ihn trinken. Dann bedeckte sie ihn wieder. Er aber sprach zu ihr: »Stell dich an des Zeltes Eingang! Kommt jemand und fragt dich und spricht: "Ist jemand hier?" so sag: "Nein!"« Jaël, Chebers Weib, aber ergriff einen Zeltpflock, nahm den Hammer in die Hand und trat leise zu ihm; dann schlug sie ihm den Pflock durch die Schläfe, daß er in die Erde drang. Jener war nämlich eingeschlafen. Da zuckte er und starb. Da kommt Barak, der Sisera nachjagt. Jaël tritt heraus, ihm entgegen, und spricht zu ihm: »Komm! Ich zeige dir den Mann, den du suchst.« Er trat bei ihr ein. Da lag Sisera tot da, mit dem Zeltpflock in der Schläfe. So demütigte Gott an jenem Tage Kanaans König, Jabin, vor den Israeliten. Und die Hand der Israeliten wuchtete immer schwerer auf Jabin, Kanaans König, bis sie Kanaans König, Jabin, vernichtet hatten. DeboraliedDa sang Debora mit Abinoams Sohn, Barak, an jenem Tage also: »Stimmt an in Israel, ihr Führer! / Fall ein, du Volk, beim Loblied auf den Herrn! Ihr Könige, hört! / Horcht auf, ihr Herren! / Ich bin des Herrn; ich will lobsingen; / ich weih dem Herrn, dem Gotte Israels, ein Lied. Herr! Als Du ausgezogen von Seïr, / als Du von Edoms Fluren hergekommen, / da zitterte die Erde, / und die Himmel troffen; / von Wasser troffen Wolken. Vorm Herrn, dem Herrn, die Berge bebten, / vorm Herrn, vor Israels Gott, am Sinai. Gefeiert haben Straßen / zur Zeit des Anatsohnes Samgar, in Jaëls Tagen. / Denn die, die sonstens auf den Straßen zogen, / betraten jetzt nur Seitenpfade. In Israel gemangelt haben Schwerter, ja gemangelt, / bis daß du aufgestanden bist, Debora, / bis daß du dich in Israel erhoben hast als Mutter. Dies wählte neue Führer, die sich damals einten. / Schild aber sah man nicht, noch Speer / bei vierzigtausend Mann in Israel. Die Hochgemuten bei den Führern Israels, / die sich dem Volke hingegeben, / sie hatten hoch den Herrn gepriesen. Die ihr auf weißen Eselinnen rittet, / die auf den Wagen fuhren, / die auf dem Weg marschierten, sie stießen Rufe aus, anstimmend den Gebetsgesang: / Des Herren Siegestaten priesen sie, / die Siegestaten seines Schwertes in Israel! / Dann zogen sie herab mit Planken, das Volk des Herrn. "Auf! Auf, Debora! / Auf! Auf! Stimm an das Lied!" / "Auf, Barak! / Gefangene mach dir, du Sohn des Abinoam!" Voll Kraft stieg da herab die kleine Schar. / Das Volk des Herrn griff an voll Wut, ganz eng vereint. Ephraims Stamm zog aus in Kühnheit, / und hinter ihm mit seinen Leuten Benjamin. / Auszog Makir; herab die Edlen stiegen. / Hinzogen die aus Zabulon Gemusterten. Und bei Debora blieben Issakars Anführer, / und unter Barak stellt sich Issakar / und wird zu Tal gesandt mit seinen Truppen. / In Rubens Sippen waren Große bitteren Gemütes. "Was bleibst du unschlüssig da sitzen? / Um der Gemeinen Hohn zu hören?" / In Rubens Sippen waren Große zornigen Gemütes. "Warum bleibt Gilead über dem Jordan? / Warum weilt bei den Schiffen Dan? / Bleibt Asser an dem Meeresufer sitzen, / an seinen Buchten wohnen?" Sein Leben hat das Volk von Zabulon bis in den Tod mißachtet, / und Naphtali ward wild bis auf das äußerste. Da kamen Könige und kämpften; / da kämpften kampfesfroh die Könige von Kanaan / zu Taanak an den Gewässern von Megiddo; / doch sie errangen nicht den Silberpreis. Vom Himmel kämpften, / von ihren Bahnen kämpften selbst mit Sisera die Sterne. Fort raffte sie der Kisonbach, / der Kisonbach die Überraschten; / des Frostes Kälte lähmte seine Starken. Geschlagen hatten die zu Fuß die Reiterei, / verjagt die Führer der Rossewagen. "Verfluchet, die bei Seite sind gestanden!" / spricht des Herren Bote / "verfluchet, die zu ihnen hielten! / Gekommen sind sie nimmer zu den Vorkämpfern des Herrn, / zu des Herren Vorkämpfern mit Kriegern.« Gesegnet sei die Jaël / vor den Weibern des Cheber, des Keniters Weib! / Sie sei im Zelt gesegnet vor den Weibern! Um Wasser bittet er. / Sie spendet Milch; / in einer Ehrenschale reicht sie Sahne. Doch ihre Linke streckt sich nach dem Pflock, / und ihre Rechte nach dem Schmiedehammer. / Sie hämmerte auf Sisera, durchschlug sein Haupt, / zerschmetterte durchbohrend seine Schläfe. Zu ihren Füßen sank er hin, fiel nieder und blieb liegen. / Zu ihren Füßen sank er nochmals hin und stürzte nieder; / wo er zusammenbrach, da blieb er liegen, hingestreckt. Durchs Fenster lehnte sich die Mutter Siseras / und rief durchs Gitter: / "Warum enttäuscht sein Wagen mit der Heimkehr? / Warum verziehn sich der Gespanne Tritte?" Die Klügste ihrer Fürstinnen gab ihr zur Antwort; / sie war es auch, die ihr erwiderte. "Sie fanden sicher Beute und verteilten sie, / ein doppelt Maß für jeden Krieger; / Beute mancher Art hat Sisera, / Beute, mannigfaltig, prächtig; / mannigfaltig, zierlich, herrlich ist die Beute.« "So müssen alle, die dem Herren feind, zugrunde gehen! / Doch die ihn lieben, / sie gleichen einem Sonnenaufgange in seiner Pracht."« - Und das Land hatte vierzig Jahre Ruhe. Gideons BerufungDie Israeliten aber taten wieder, was dem Herrn mißfiel. Da gab sie der Herr für sieben Jahre in die Hand Midians. Und Midians Hand wuchtete auf Israel. Da benützten Midians wegen die Israeliten die Schluchten, Höhlen und Festen im Gebirge. Wenn Israel gesät hatte, dann zogen die Midianiter, wie sonst Amalek und des Ostens Söhne, herauf und zogen dawider. Sie lagerten wider sie und grasten des Landes junge Saat ab, bis Gaza hin. Sie ließen in Israel kein Futter übrig für Schafe, Rinder und Esel. Denn sie kamen mit ihrem Vieh und brachten ihre Zelte mit. Sie kamen wie die Heuschrecken an Menge. Ihrer und ihrer Kamele war keine Zahl. So kamen sie in das Land, es abzugrasen. Da verkümmerte Israel gewaltig durch Midian. So schrien die Israeliten zum Herrn. So kam es, daß die Israeliten wegen Midian zum Herrn schrien. Und der Herr sandte zu den Israeliten einen Propheten. Er sprach zu ihnen: »So spricht der Herr, Israels Gott: "Ich habe euch aus Ägypten hergebracht und euch aus dem Sklavenhause geführt. Ich befreite euch aus Ägyptens Hand und aus der Hand eurer Dränger. Ich vertrieb sie vor euch und gab euch ihr Land. Ich sprach zu euch: »Ich bin der Herr, euer Gott. Ihr sollt nicht die Götter der Amoriter fürchten, in deren Land ihr siedelt!« Ihr aber habt nicht auf meine Stimme gehört."« Da kam des Herrn Engel und setzte sich unter die Terebinthe zu Ophra, das dem Abiezriter Joas gehörte. Sein Sohn Gideon drosch eben in der Kelter Weizen, um ihn vor Midian zu bergen. Da erschien ihm des Herrn Engel und sprach zu ihm: »Du tapferer Held! Der Herr ist mit dir.« Da sprach Gideon zu ihm: »Mit Vergunst, mein Herr! Ist der Herr mit uns, warum trifft uns all dies? Wo bleiben all seine Wundertaten, von denen unsere Väter uns also erzählt: Hat uns nicht der Herr aus Ägypten heraufgeführt? Aber jetzt verstößt uns der Herr und gibt uns in Midians Faust.« Da wandte sich der Herr ihm zu und sprach: »Geh in dieser deiner Kraft! Rette Israel aus Midians Hand! Sende ich dich nicht?« Er sprach zu ihm: »Mit Vergunst, mein Herr! Womit soll ich Israel retten? Ist doch meine Sippe die schwächste in Manasse, und bin doch ich der geringste in meines Vaters Haus.« Da sprach der Herr zu ihm: »Bin ich mit dir, dann schlägst du Midian wie einen Mann.« Er sprach zu ihm: »Habe ich in Deinen Augen Gnade gefunden, so gib mir ein Zeichen, daß Du mit mir redest! Weiche nicht von hier, bis ich zu Dir komme, meine Gabe hole und Dir vorsetzen Er sprach: »Ich bleibe, bis du wiederkommst.« Da ging Gideon weg und bereitete ein Ziegenböckchen und einen ungesäuerten Kuchen von einem Maß Mehl. Das Fleisch aber hatte er in den Korb gelegt und die Brühe in den Topf getan. So brachte er es ihm unter die Terebinthe und setzte es vor. Da sprach zu ihm der Engel Gottes: »Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Brote! Und lege sie drüben auf den Felsen! Die Brühe aber gieße weg!« Und er tat so. Da streckte der Engel des Herrn die Spitze des Stabes in seiner Hand aus und berührte das Fleisch samt den ungesäuerten Broten. Da schlug Feuer aus dem Felsen und verzehrte das Fleisch samt den ungesäuerten Broten. Des Herrn Engel aber entschwand aus seinen Augen. Da merkte Gideon, daß es der Engel des Herrn war. Und Gideon sprach: »Wehe, Herr, Herr! Leider habe ich des Herrn Engel von Angesicht zu Angesicht gesehen.« Da sprach der Herr zu ihm: »Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht! Du wirst nicht sterben.« Da baute Gideon dort einen Altar dem Herrn und nannte ihn: »Des Herren Heil.« Bis auf diesen Tag steht er noch im abiezritischen Ophra. In jener Nacht sprach der Herr zu ihm: »Nimm deines Vaters Leitbullen, den zweigehörnten Stier von sieben Jahren, und zertrümmere den Baalsaltar deines Vaters! Die Aschera (hl. Pfahl) daneben aber sollst du fällen! Dann baue einen Altar dem Herrn, deinem Gott, auf dieses Felsens Höhe mit einem Feuerherd und nimm den zweigehörnten Stier und bringe ihn als Brandopfer dar mit dem Holz des heiligen Pfahles, das du zerschlagen sollst!« Da nahm Gideon aus seinen Sklaven zehn Männer und tat, wie ihm der Herr geboten. Weil er sich aber vor seines Vaters Haus und den Leuten der Stadt fürchtete, es bei Tag zu tun, so tat er es bei Nacht. Als nun die Leute der Stadt am anderen Morgen aufstanden, war der Baalsaltar niedergerissen und der heilige Pfahl daneben umgehauen, und der zweigehörnte Stier geopfert auf dem neuerbauten Altar. Die Leute fragten einander: »Wer hat dies getan?« Als sie so fragten und forschten, hieß es: »Des Joas Sohn Gideon hat dies getan.« Da sprachen die Leute der Stadt zu Joas: »Gib deinen Sohn heraus, daß er sterbe. Denn er hat den Baalsaltar eingerissen und den heiligen Pfahl daneben umgehauen.« Da sprach Joas zu all den Umstehenden: »Wollt ihr für den Baal streiten? Wollt ihr ihm helfen? Wer für ihn streitet, soll bis zum Morgen getötet werden! Ist er ein Gott, so streite er für sich selbst, weil man seinen Altar eingerissen hat!« So nannte man ihn an jenem Tag Jerubbaal, weil man sagte: "Der Baal streite mit ihm, weil er seinen Altar eingerissen hat!" Nun hatte sich ganz Midian, wie sonst Amalek und des Ostens Söhne, verbündet, war herübergekommen und lagerte in der Jezreelebene. Da fuhr der Geist des Herrn in Gideon. Und er stieß in das Horn. So ward Abiezer zur Heeresfolge aufgerufen. Danach sandte er Boten zu ganz Manasse. Auch dies ward zur Heeresfolge aufgerufen. Dann sandte er Boten nach Asser, Zabulon und Naphtali. Auch diese zogen ihnen entgegen. Da sprach Gideon zu Gott: »Willst Du wirklich durch meine Hand die Israeliten retten, wie Du gesagt, dann lege ich ein Schafvließ auf die Tenne. Ist der Tau allein auf dem Vließ und sonst überall der Boden trocken, dann weiß ich, daß Du durch meine Hand Israel rettest, wie Du gesagt.« Und so geschah es. Als er am anderen Morgen das Vließ auswand, preßte er aus dem Vließ Tau, eine Schale voll Wasser. Da sprach Gideon zu Gott: »Ach! Möge nicht Dein Zorn über mich entflammen, wenn ich nur diesmal noch rede! Ich möchte es nur noch diesmal mit dem Vließ versuchen. Das Vließ allein bleibe trocken; aber sonst sei überall Tau auf dem Boden!« Und Gott tat so in jener Nacht. Das Vließ allein blieb trocken; sonst aber lag überall auf dem Boden Tau. Gideons MidianitersiegJerubbaal, das ist Gideon, machte sich nun früh auf mit allem Volke bei ihm, und sie lagerten bei der Quelle Charod, Midians Lager aber war nördlich davon, von dem Hügel des Maulbeerbaumes bis in die Ebene. Da sprach der Herr zu Gideon: »Zuviel ist des Volkes bei dir, als daß ich Midian in deine Hand gäbe. Sonst könnte sich Israel wider mich brüsten und sagen: "Ich habe mir selbst geholfen.« So ruf denn laut zum Volke: "Wer bangt und bebt, kehre um und schleiche vom Gileadgebirge fort!" Da kehrten vom Volke zweiundzwanzigtausend um; nur zehntausend blieben zurück. Da sprach der Herr zu Gideon: »Noch ist es des Volkes zuviel. Führe sie zum Wasser, daß ich sie dir dort sichte! Von wem ich dir sage: "Er begleite dich!", der soll dich begleiten! Von wem ich aber zu dir sage: "Er begleite dich nicht!", der darf nicht mitziehen.« Da führte er das Volk ans Wasser, und der Herr sprach zu Gideon: »Wer mit der Zunge Wasser schlürft, wie die Hunde schlürfen, den stelle besonders! Ebenso jeden, der zum Trinken niederkniet!« Da war die Zahl derer, die das Wasser mit dem Munde aus der Hand schlürften, dreihundert. Der ganze Rest des Volkes aber war zum Wassertrinken hingekniet. Da sprach der Herr zu Gideon: »Mit den dreihundert Mann, die Wasser schlürften, rette ich euch und gebe Midian in deine Hand. All das andere Volk soll heimgehen, jeglicher an seinen Ort!« Da bekamen sie des Volkes Vorrat in ihre Hand und seine Hörner. Dann entließ er alle Israeliten, jeden in seine Heimat; nur die dreihundert Mann hatte er behalten. Midians Lager aber war unter ihm in der Ebene. In jener Nacht sprach der Herr zu ihm: »Auf! Steige hinab ins Lager! Ich gebe es in deine Hand. Hast du aber Angst hinabzusteigen, so steige mit deinem Diener Pura zum Lager hinab! Belausche, was sie darin sprechen! Dann werden deine Hände stark, und du wirst das Lager angreifen.« Da stieg er mit seinem Diener Pura hinab bis ganz nahe an die Gewappneten im Lager. Midian aber, wie sonst Amalek und alle Söhne des Ostens, lag in der Ebene wie Heuschrecken an Masse, und ihre Kamele waren zahllos wie die Sandmenge am Meeresufer. Und Gideon kam. Da erzählte eben ein Mann dem anderen einen Traum und sprach: »Ich habe geträumt: Ein Stück Gerstenbrot rollte in Midians Lager, kam bis zum Zelt, traf es, daß es fiel, und drehte es nach oben, als das Zelt umfiel.« Da antwortete der andere und sprach: »Das ist nichts anderes, als des Joassohnes Gideon Schwert. Gott gibt einem Israeliten Midian mit dem ganzen Lager in seine Hand.« Als aber Gideon die Erzählung und die Auslegung des Traumes hörte, warf er sich anbetend nieder; dann kehrte er in Israels Lager zurück und sprach: »Auf! Der Herr gibt Midians Lager in eure Hand.« Darauf teilte er die dreihundert Mann in drei Heerhaufen und gab allen Hörner und leere Krüge in die Hand. In den Krügen aber waren Fackeln. Dann sprach er zu ihnen: »Seht auf mich und tut ebenso! Komme ich bis zum Rande des Lagers, dann tut das gleiche, was ich tue! Stoße ich in das Horn und alle bei mir, dann stoßt auch ihr in die Hörner um das Lager und ruft: "Für den Herrn und Gideon!"« So kam Gideon mit den hundert Mann, die bei ihm waren, bis zum Lagerrand bei Beginn der mittleren Nachtwache. Eben hatten sie die Wachen ausgestellt. Da stießen sie in die Hörner und zerschlugen die Krüge in ihrer Hand. So stießen die drei Heerhaufen in die Hörner, zerbrachen die Krüge, nahmen die Fackeln in die linke und die Hörner zum Blasen in die rechte Hand und riefen durchdringend: »Für den Herrn und Gideon!« Dabei blieb jeder auf seinem Platze rings um das Lager. Im Lager aber rannte alles hin und her. Sie lärmten und flohen. Jene aber stießen in die dreihundert Hörner, und der Herr wandte des einen Schwert gegen den anderen. Was im Lager war, floh bis nach Bet Sitta ("Akazienhaus") gegen Zereda hin, bis an das Ufer von Abel Mechola ("Tanzwiese") bei Tabbat. Da ward Israels Mannschaft aus Naphtali, Asser und ganz Manasse aufgeboten, und sie verfolgten Midian. Auch sandte Gideon Boten auf das ganze Gebirge Ephraim und ließ sagen: »Zieht hinab Midian entgegen und besetzt ihre Wasserstellen bis Bet Bara ("Furthaus") und bis an den Jordan!« Da ward Ephraims gesamte Mannschaft aufgeboten, und sie besetzten die Wasserstellen bis Bet Bara und an den Jordan. Und sie fingen zwei Midianiterfürsten, Oreb ("Rabe") und Zeeb ("Wolf"). Den Oreb erschlugen sie am Rabenfelsen und den Zeeb bei der Wolfskelter. Dann jagten sie weiter Midian nach. Orebs und Zeebs Köpfe aber brachten sie zu Gideon über den Jordan. Gideons TodDa sprach Ephraims Mannschaft zu ihm: »Was hast du uns angetan, daß du uns nicht riefst, als du in den Kampf wider Midian gezogen bist?«, Und sie machten ihm heftige Vorwürfe. Er sprach zu ihnen: »Was habe ich im Vergleich zu euch getan? Ist nicht Ephraims Nachlese besser als Abiezers Lese? In eure Hand hat Gott die Midianiterfürsten Oreb und Zeeb gegeben. Was habe ich im Vergleich mit euch tun können?« Da legte sich ihr Zorn gegen ihn, als er so sprach. Dann zog Gideon an den Jordan. Er und die dreihundert Mann bei ihm zogen hinüber. Sie waren zwar matt, setzten aber die Verfolgung fort. Da sprach er zu Sukkots Männern: »Gebt den Leuten, die ich befehlige, Brotkuchen! Denn sie sind matt. Ich aber jage den Midianiterkönigen Zebach und Salmunna nach.« Da sagten Sukkots Oberste: »Hast du schon Zebach und Salmunna in deiner Hand, daß wir deiner Heerschar Brot geben sollten?« Da sprach Gideon: »Nun gut! Gibt der Herr Zebach und Salmunna in meine Hand, dann zerdresche ich euch mit Wüstendornen und Disteln.« Von da zog er nach Penuel hinauf und sprach zu diesem ebenso. Aber Penuels Männer erwiderten ihm, wie die Männer Sukkots erwidert hatten. Da sprach er zu Penuels Männern: »Komme ich heil zurück, dann schleife ich diesen Turm.« Zebach und Salmunna aber waren in Karkor mit ihrem Heer, etwa fünfzehntausend Mann. Das war alles, was vom ganzen Heer der Söhne des Ostens übriggeblieben war. Der Gefallenen waren es 120.000 Mann Schwertgerüstete. Gideon zog nun den Weg gegen die Zeltleute östlich von Nobach und Jogbeha und überfiel das Lager; das Lager aber lag sorglos da. Zebach und Salmunna flohen. Er aber jagte ihnen nach, fing die beiden Midianskönige Zebach und Salmunna und vernichtete das ganze Lager. Hierauf kehrte Gideon, des Joas Sohn, an der Sonnensteige vom Kriegszug um. Da griff er einen jungen Mann aus Sukkots Männern und fragte ihn aus. Und er schrieb ihm Sukkots Oberste und Älteste auf, siebenundsiebzig Mann. So kam er zu den Männern von Sukkot und sprach: »Hier sind Zebach und Salmunna, deretwegen ihr mich gehöhnt habt mit den Worten: "Hast du schon Zebach und Salmunna in deiner Hand, daß wir deinen hungrigen Männern Brot geben sollten?"« Dann nahm er die Ältesten der Stadt sowie Wüstendornen und Stacheln und verurteilte Sukkots Männer. Ebenso schleifte er Penuels Turm und metzelte die Männer der Stadt nieder. Dann sprach er zu Zebach und Salmunna: »Wie sind die Männer gewesen, die ihr am Tabor erschlagen habt?« Sie sprachen:"Ganz so wie du. Jeder nach Aussehen ein Königssohn.« Er sprach: »Das sind meine Brüder gewesen, meiner Mutter Söhne. So wahr der Herr lebt! Hättet ihr sie leben lassen, ich brächte euch nicht um.« Dann rief er seinen Erstgeborenen Jeter: »Auf! Schlag sie nieder!« Aber der Knabe zog sein Schwert nicht, weil er sich scheute. Denn er war noch zu jung. Da sprachen Zebach und Salmunna: »Auf! Stoß du uns nieder! Denn wie der Mann, so seine Kraft!« Da stand Gideon auf und erschlug Zebach und Salmunna. Er nahm auch die kleinen Monde an den Hälsen ihrer Kamele. Da sprach Israels Mannschaft zu Gideon: »Walte über uns, du, dein Sohn und dein Enkel! Denn du hast uns aus Midians Hand befreit.« Da sprach Gideon zu ihnen: »Weder will ich über euch walten, noch mein Sohn. Der Herr walte über euch!« Dann sprach Gideon zu ihnen: »Ich will mir von euch etwas anderes erbitten: Gebt mir jeder aus seiner Beute einen Ring!« Jene hatten nämlich goldene Ringe, weil sie Ismaeliter waren. Da sagten sie: »Gern geben wir dir sie.« Und sie breiteten einen Mantel aus, und jeder warf seinen Beutering darauf. Das Gewicht der Goldringe, die er erbeten hatte, betrug 1.700 Ring Gold, außer den Monden, Ohrgehängen und Purpurkleidern, die die Midianskönige getragen, und den Halsbändern ihrer Kamele. Gideon machte daraus ein Ephod ("Scheusal") und stellte es in seiner Stadt Ophra auf. Und ganz Israel hurte ihm dort nach. So ward es Gideon und seinem Hause zum Fallstricke. Also ward Midian von den Israeliten gedemütigt, daß es nicht wieder das Haupt erhob. Und das Land hatte in Gideons Tagen vierzig Jahre Ruhe. Und Jerubbaal, des Joas Sohn, zog ab und blieb fortan zu Hause. Gideon aber besaß siebzig Vollsöhne. Denn er hatte viele Weiber. Sein Nebenweib zu Sichem aber hatte ihm auch einen Sohn geboren, und er legte ihm den Namen Abimelek bei. Gideon, des Joas Sohn, starb in hohem Alter und ward in seines Vaters Joas Grab begraben, im Ophra der Abiezriten. Als aber Gideon tot war, hurten die Israeliten wieder mit den Baalen. Sie nahmen sich den Bundesbaal zum Schutzgott. Und die Israeliten gedachten nicht mehr des Herrn, ihres Gottes, der sie aus der Hand all ihrer Feinde ringsum befreit hatte. Auch erwiesen sie keine Liebe der Familie Jerubbaals, vormals Gideon genannt, trotz dem Guten, das er Israel getan hatte. Abimeleks HerrschaftJerubbaals Sohn Abimelek nämlich ging nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter. Er sprach zu ihnen und zu der ganzen Sippe des Vaterhauses seiner Mutter also: »Befragt alle Sichemsbürger eindringlich: "Was frommt euch mehr? Daß siebzig Männer über euch walten, all die Jerubbaalssöhne, oder nur ein Mann?" Bedenkt auch, daß ich euer Fleisch und Bein bin!« Da redeten die Brüder seiner Mutter seinetwegen eindringlich mit allen Bürgern von Sichem alle diese Worte. Da neigte sich ihr Sinn Abimelek zu; denn sie sagten: »Er ist unser Bruder.« Und sie gaben ihm siebzig Silberstücke aus dem Haus des Bundesbaal. Damit dingte Abimelek arme und gewissenlose Männer, die ihm folgten. Dann ging er in seines Vaters Haus zu Ophra und erschlug seine Brüder, Jerubbaals Söhne, siebzig Mann, auf einem Steine. Nur Jerubbaals jüngster Sohn Jotam blieb übrig; denn er hatte sich versteckt. Nun versammelten sich alle Bürger Sichems und das ganze Haus der Burg. Sie gingen hin und machten Abimelek zum König bei der Bildsäule, die in Sichem aufgestellt war. Als man dies Jotam erzählte, ging er hin und stellte sich auf eine Höhe des Berges Garizim. Dann erhob er seine Stimme, rief und sprach zu ihnen: »Hört mich an, ihr Bürger von Sichem, auf daß euch Gott anhöre! Die Bäume sind darangegangen, zu salben einen König über sich. Sie sprachen zu dem Ölbaum: "Sei du ein König über uns!" Der Ölbaum sprach zu ihnen: "Habe ich mein Fett verloren, mit dem man Götter ehrt und Menschen, daß ich für die anderen Bäume zittern sollte?" So sprachen denn zum Feigenbaum die Bäume: "Wohlan! Sei du ein König über uns!" Da sprach der Feigenbaum zu ihnen: "Habe ich denn meine Süßigkeit verloren und meine edle Frucht, daß ich für die anderen Bäume zittern sollte?" Die Bäume sprachen zu dem Weinstock: "Wohlan! Sei du ein König aber uns!" Der Weinstock sprach zu ihnen: "Habe ich denn meinen Wein verloren, der fröhlich Götter macht und Menschen, daß ich für die anderen Bäume zittern sollte?" Da sprachen zu dem Stechdorn all die Bäume: "Wohlan! Sei du ein König über uns!" Da sprach der Stechdorn zu den Bäumen: "Wollt ihr im Ernst mich über euch zum König machen, dann kommt und berget euch in meinem Schatten! Wo nicht, dann gehe Feuer von dem Stechdorn aus, und dies verzehre auf dem Libanon die Zedern!" Nun denn! Habt ihr ehrlich und redlich gehandelt, als ihr Abimelek zum König machtet? Habt ihr an Jerubbaal und seinem Hause schön gehandelt und ihm vergolten, was seine Hände für euch getan? Ihr, für die mein Vater kämpfend sein Leben gewagt und die er aus Midians Hand gerettet hat? Und ihr habt euch gegen meines Vaters Haus erhoben, seine Söhne, siebzig Mann, auf einem Stein ermordet und seiner Sklavin Sohn Abimelek zum König gemacht, ihr Bürger von Sichem, weil er euer Bruder sei. Habt ihr also ehrlich und redlich an Jerubbaal und seinem Haus gehandelt, dann freut euch Abimeleks, und auch er freue sich eurer! Wenn aber nicht, dann soll von Abimelek Feuer ausgehen und die Bürger Sichems verzehren und das Haus der Bastei! Und von den Bürgern Sichems und von dem Basteihause soll Feuer ausgehen und Abimelek verzehren!« Hierauf entwich Jotam, floh und ging nach Beer. Dort saß er in Sicherheit vor seinem Bruder Abimelek. Abimelek herrschte nun über Israel drei Jahre. Da sandte Gott einen bösen Geist zwischen Abimelek und die Bürger Sichems, und die Bürger Sichems fielen treulos von Abimelek ab. Dadurch sollte der Frevel an Jerubbaals siebzig Söhnen und ihr Blut über ihren Bruder Abimelek kommen, der sie ermordet hatte, ebenso auf Sichems Bürger, die ihm geholfen hatten, seine Brüder zu ermorden. Die Bürger Sichems stellten jetzt auf der Berge Höhen Wegelagerer auf, und diese plünderten jeden, der an ihnen vorüberzog. Dies ward Abimelek gemeldet. Da kam Gaal, Ebeds Sohn, mit seinen Brüdern und ließ sich in Sichem nieder. Auf ihn verließen sich nun Sichems Bürger. Sie gingen auf das Feld hinaus, hielten in ihren Weinbergen Lese und kelterten. Dann feierten sie ein Dankfest, gingen in ihres Gottes Haus, aßen und tranken und lästerten Abimelek. Und Gaal, Ebeds Sohn, sprach: »Wer ist Abimelek und was ist Sichem, daß wir ihm dienen sollen? Sollten nicht Jerubbaals Sohn und sein Statthalter Zebul den Männern Chamors, des Vaters von Sichem, dienen? Warum sollten wir ihm dienen? Gäbe nur einer dieses Volk in meine Hand, dann wollte ich Abimelek absetzen! Man würde zu Abimelek sagen: "Dein Dienst hat lange genug gedauert. Nun geh fort!"« Der Befehlshaber der Stadt, Zebul, aber hörte von den Reden Gaals, des Ebedsohnes, und ergrimmte darüber: Er sandte heimlich Boten an Abimelek und ließ sagen: »Gaal, Ebeds Sohn, ist mit seinen Brüdern nach Sichem gekommen. Nun wiegeln sie die Stadt wider dich auf. Mach dich also bei Nacht auf, du und das Kriegsvolk bei dir, und lege dich im Feld in einen Hinterhalt! Am Morgen, wenn die Sonne aufgeht, brich auf und überfalle die Stadt! Rückt er dann mit dem Kriegsvolk bei ihm gegen dich, dann tu mit ihm, wie du es vermagst!« Da machte sich Abimelek mit dem ganzen Kriegsvolk bei ihm des Nachts auf, und sie legten sich in vier Scharen gegen Sichem in den Hinterhalt. Nun kam Gaal, Ebeds Sohn, heraus und stellte sich an den Eingang des Stadttores. Da brach Abimelek mit dem Kriegsvolk bei ihm aus dem Hinterhalt auf. Gaal sah das Kriegsvolk. Da sprach er zu Zebul: »Kriegsvolk kommt von der Berge Höhen.« Zebul sprach zu ihm: »Du siehst der Berge Schatten für Männer an.« Gaal hob noch einmal an und sprach: »Fürwahr! Kriegsvolk steigt von des Landes Mitte. Eine Schar kommt von der Zauberereiche.« Da sprach Zebul zu ihm: »Wo ist jetzt dein Maul, daß du sprachst: "Wer ist Abimelek daß wir ihm dienen sollen?" Ist das nicht das Kriegsvolk, das du verachtet hast? Rück doch jetzt aus und streit mit ihm!« Da zog Gaal an der Spitze der Bürger von Sichem aus und stritt wider Abimelek. Abimelek aber verfolgte ihn, und er floh vor ihm, und viele Erschlagene fielen bis vor das Stadttor. Dann kehrte Abimelek nach Aruma zurück. Zebul aber vertrieb den Gaal mit seinen Brüdern, daß für sie in Sichem keines Bleibens war. Am anderen Morgen ging das Volk ins Freie. Dies meldete man Abimelek. Da nahm er das Kriegsvolk, teilte es in drei Scharen und legte sich im Freien in den Hinterhalt. Sobald er das Volk aus der Stadt kommen sah, rückte er gegen es und schlug es. Abimelek war nämlich mit den Scharen bei ihm losgebrochen: Dann stellten sie sich vor das Stadttor; die beiden anderen Scharen aber hatten alle im Freien draußen überfallen, und so schlugen sie sie. Abimelek aber berannte die Stadt jenen ganzen Tag. Schließlich eroberte er die Stadt. Nachdem er das Volk darin erschlagen, zerstörte er die Stadt und streute Salz darauf. Dies hörten alle Bürger des Sichemturmes. Da gingen sie in den Söller im Hause des Bundesgottes. Das wurde Abimelek gemeldet: "Alle Bürger des Sichemturmes sind beisammen.« Da stieg Abimelek auf den Salmonberg mit dem ganzen Volke bei ihm. Hier nahm Abimelek die Axt in die Hand, hieb einen Busch ab, hob ihn auf und legte ihn auf die Schulter. Dann sprach er zu dem Volke bei ihm. »Was ihr mich tun sehet, macht mir schleunigst nach!« Da hieb das ganze Volk, Mann für Mann, Büsche ab. Dann folgten sie Abimelek, warfen sie um den Söller und steckten über ihnen den Söller in Brand. So starben alle Insassen des Sichemturmes, an tausend Männer und Weiber. Abimelek zog nun nach Tebes. Er belagerte Tebes und eroberte es. Inmitten der Stadt aber war ein starker Turm. Dorthin flohen alle Männer und Weiber sowie alle Edlen der Stadt. Sie riegelten hinter sich zu und stiegen auf das Dach des Turmes. Abimelek kam nun bis an den Turm und berannte ihn. Er trat an die Turmtür, sie in Brand zu stecken. Da warf ein Weib einen oberen Mühlstein dem Abimelek auf den Kopf und zerschmetterte ihm den Schädel. Da rief er eilends den Burschen, der seine Waffen trug, und sprach zu ihm: »Ziehe dein Schwert und töte mich, daß sie nicht von mir sagen: "Ein Weib hat ihn umgebracht!"« So durchbohrte ihn sein Bursche, und er starb. Als Israels Mannschaft sah, daß Abimelek tot war, ging ein jeder heim. So vergalt Gott Abimeleks Freveltat, die er an seinem Vater verübt hatte, als er seine siebzig Brüder erschlug. Ebenso vergalt Gott alle Schlechtigkeit der Männer von Sichem auf ihr Haupt. So traf sie der Fluch des Jerubbaalsohnes Jotam. AmmoniterplageNach Abimelek kam zu Israels Rettung Tola, Puas Sohn und Dodus Enkel, aus Issakar. Er saß zu Samir auf dem Gebirge Ephraim. Er richtete Israel 2Jahre. Dann starb er und ward in Samir begraben. Nach ihm kam der Gileadite Jair und richtete Israel 22 Jahre. Er hatte dreißig Söhne, die auf dreißig Eselsfüllen ritten und dreißig Städte besaßen. Diese nennt man Jairs Zeltdörfer bis auf diesen Tag. Sie sind im Lande Gilead. Jair starb und ward in Kanon begraben. Und wieder taten die Israeliten, was dem Herrn mißfiel, und sie dienten den Baalen und Astarten und den Göttern Syriens, Sidons, Moabs und den Göttern der Ammoniter und der Philister. So verließen sie den Herrn und dienten ihm nicht mehr. Da entbrannte des Herrn Zorn wider Israel, und er verkaufte sie in die Hand der Philister und der Ammoniter. Und diese quälten und plagten die Israeliten zehn Jahre lang, alle Israeliten jenseits des Jordans im Amoriterlande, in Gilead. Dann zogen die Ammoniter über den Jordan, um auch mit Juda, Benjamin und dem Hause Ephraim zu streiten. Und Israel kam in große Not. Da schrien die Israeliten zum Herrn und sprachen: »Wir haben wider Dich gesündigt; denn wir haben in der Tat unseren Gott verlassen und den Baalen gedient.« Da sprach der Herr zu den Israeliten: »Haben nicht Leute der Ägypter und Amoriter, der Ammoniter und Philister, Sidonier, Amalek und Maon euch bedrängt? Da schriet ihr zu mir, und ich befreite euch aus ihrer Hand. Da verließet ihr mich und dientet anderen Göttern. Darum helfe ich euch nicht länger. Geht und ruft zu den Göttern, die ihr erwählt habt! Sie mögen euch in euren Nöten helfen!« Da sprachen die Israeliten zum Herrn: »Wir haben gesündigt. Tu mit uns, wie es Dir gefällt! Nur rette uns jetzt!« Und sie schafften des Auslands Götter aus ihrer Mitte und dienten dem Herrn. Da ward er über Israels Elend ungeduldig. Die Ammoniter aber wurden wieder aufgeboten und lagerten in Gilead. Da kamen auch die Israeliten zusammen und lagerten in der Mispa ("Warte"). Da sprach das Volk in Gileads Städten zueinander: »Wer ist der Mann, der mit den Ammonitern zu streiten beginnt? Er soll das Haupt aller Insassen Gileads werden!« JephteDer Gileaditer Jephte nun war ein tapferer Held, aber Sohn eines Kebsweibes. Als Gilead den Jephte erzeugt hatte, gebar Gileads Frau ihm gleichfalls Söhne. Herangewachsen, vertrieben die Söhne dieser Frau den Jephte. Sie sprachen zu ihm: »Du darfst in unseres Vaters Haus nicht miterben; denn du bist der Sohn eines anderen Weibes.« Da entwich Jephte vor seinen Brüdern und weilte im Lande Tob. Da scharten sich um Jephte arme Männer und zogen mit ihm aus. Nach einiger Zeit stritten die Ammoniter mit Israel. Als nun die Ammoniter mit Israel stritten, gingen die Ältesten Gileads hin, Jephte aus dem Lande Tob zu holen. Sie sprachen zu Jephte: »Komm! Sei unser Anführer! Dann wollen wir gegen die Ammoniter streiten.« Da sprach Jephte zu Gileads Ältesten: »Habt ihr mich nicht gehaßt, so daß ihr mich aus meines Vaters Haus vertriebet? Warum kommt ihr jetzt zu mir, wo ihr in Not seid?« Da sprachen Gileads Älteste zu Jephte: »Trotz alledem! Wir sind jetzt anderer Gesinnung gegen dich. Gehst du mit uns und streitest gegen die Ammoniter, dann sollst du uns Haupt sein, allen Insassen Gileads!« Da sprach Jephte zu Gileads Ältesten: »Wenn ihr mich zurückholt, gegen die Ammoniter zu streiten, und der Herr gibt sie mir preis, werde ich dann euer Haupt?« Die Ältesten Gileads sprachen zu Jephte: »Der Herr hört, was zwischen uns vorgeht; wir tun, wie du verlangst.« Da zog Jephte mit Gileads Ältesten, und das Volk machte ihn zum Haupt und Führer über sich. Jephte aber wiederholte all seine Forderungen vor dem Herrn auf der Mispa. Dann sandte Jephte an den Ammoniterkönig Boten mit der Anfrage: »Was hast du mit mir, daß du zu mir kommst, in meinem Lande zu streiten?« Da sprach der Ammoniterkönig zu Jephtes Boten: »Israel hat mein Land weggenommen vom Arnon bis zum Jabbok und Jordan, als es aus Ägypten zog. Gib es gutwillig zurück!« Da sandte Jephte nochmals Boten an den Ammoniterkönig und ließ ihm sagen: »So spricht Jephte: "Israel hat das Land Moab und das Ammoniterland nicht weggenommen. Als Israel aus Ägypten kam und in der Wüste zum Schilfmeer zog und nach Kades kam, sandte Israel Boten an den Edomiterkönig mit der Bitte: » Ich möchte durch dein Land ziehen.« Aber Edoms König gab ihm kein Gehör. Auch an Moabs König hatte es gesandt; aber auch er wollte nicht. So saß Israel in Kades. Dann zog es durch die Wüste, umging das Land Edom und das Moabland und lagerte jenseits des Arnon. So haben sie kein Moabitergebiet betreten. Denn der Arnon ist Moabs Grenze. Dann sandte Israel Boten an den Amoriterkönig Sichon, den König zu Chesbon. Israel sprach zu ihm: »Wir möchten durch dein Land an unsere Stätte ziehen.« Aber Sichon hatte Israels Durchzug durch sein Gebiet nicht getraut. Und so sammelte Sichon sein ganzes Volk. Und sie lagerten zu Jahsa. Dann stritt er mit Israel. Aber der Herr, Israels Gott, gab Sichon mit seinem ganzen Volk in Israels Hand, und sie schlugen sie. So bekam Israel das ganze Land der Amoriter, die in diesem Lande saßen. Sie besetzten das ganze Amoritergebiet vom Arnon bis zum Jabbok und von der Wüste bis zum Jordan. Nun denn! Der Herr, Israels Gott, hat die Amoriter wegen seines Volkes Israel enteignet, und da willst du in ihren Besitz treten? Nicht wahr! Wen dein Gott Kasmos enteignet, den verdrängst du. Wen also der Herr, unser Gott, unseretwegen enteignet, den verdrängen wir. Nun, bist du viel stärker als Sippors Sohn, Balak, Moabs König? Hat er mit Israel gestritten oder mit ihm gekämpft? Israel saß doch in Chesbon und seinen Tochterorten, in Aroër und den seinigen und in all den Städten am Arnon dreihundert Jahre. Warum habt ihr sie nicht in dieser Zeit entrissen? Ich habe dir nichts zuleid getan. Du aber tust Unrecht, wenn du mich beschimpfst. Der Herr richte heute als Richter zwischen den Israeliten und den Ammonitern!"« Der Ammoniterkönig aber hörte nicht auf Jephtes Worte, die er ihm entboten hatte. Da kam der Geist des Herrn über Jephte. Er zog nach Gilead und Manasse. Dann zog er nach Gileads Mispa ("Gileads Warte"); von Gileads Mispa aber zog er wider die Ammoniter. Und Jephte tat dem Herrn ein Gelübde und sprach: »Gibst Du mir die Ammoniter in meine Hand, dann sei das, was mir aus meines Hauses Tür entgegenkommt, des Herrn, falls ich heil von den Ammonitem kehre! Ich will es als Brandopfer darbringen.« So zog Jephte, wider die Ammoniter zu streiten. Und der Herr gab sie in seine Hand. Er schlug sie ganz gewaltig, von Aroër bis gegen Minnit, zwanzig Städte, und bis Abel ("Wiese"), zwanzig Städte. So wurden die Ammoniter vor den Israeliten gebeugt. Jephte kehrte nach der Mispa zurück. Da kam ihm seine Tochter entgegen mit Pauken und im Reigentanz. Sie war gerade der Liebling. Für ihn gab es weder Sohn noch Tochter. Als er sie sah, zerriß er seine Kleider und sprach. »Ach meine Tochter! Du beugst mich nieder. Du selbst bist unter meinen Unglücksbringern. Denn ich habe meinen Mund vor dem Herrn aufgetan. Ich kann nicht zurück.« Da sprach sie zu ihm: »Mein Vater! Hast du vor dem Herrn deinen Mund aufgetan, so tu an mir, wie es aus deinem Munde kam, nachdem der Herr dir Rache verschafft an deinen Feinden, den Ammonitern!« Und sie sprach zu ihrem Vater: »Dies sei mir gewährt! Laß mir noch zwei Monate, daß ich hingehe und in den Bergen weile und mein Jungfrauenalter beweine, ich und meine Gespielinnen!« Er sprach: »Geh hin!« Und er entließ sie für zwei Monate. Da ging sie mit ihren Gespielinnen und beweinte auf den Bergen ihr Jungfrauenalter. Nach Verlauf zweier Monate kehrte sie zu ihrem Vater heim. Und er vollzog an ihr sein Gelübde, das er gelobt. Sie hatte noch keinen Mann erkannt. In Israel ward es Sitte, daß alljährlich Israels Töchter hingingen, des Gileaditers Jephte Tochter jedes Jahr vier Tage zu beklagen. Jephtes TodDa ward Ephraims Mannschaft aufgeboten. Und sie zog gen Saphon. Und sie sprachen zu Jephte: »Warum bist du in den Kampf wider die Ammoniter gezogen und hast uns nicht gerufen, mit dir zu ziehen? Wir wollen dein Haus über dir anzünden.« Da sprach Jephte zu ihnen: »Ich und mein Volk haben einen schweren Kampf mit den Ammonitern gehabt. Ich rief euch; aber ihr habt mich nicht aus ihrer Hand befreit. Als ich sah, daß du mir nicht halfest, da wagte ich mein Leben und zog aus gegen die Ammoniter. Und der Herr gab sie in meine Hand. Was zieht ihr heute wider mich, mit mir zu streiten?« Dann bot Jephte alle Männer Gileads auf und stritt mit Ephraim. Da schlugen Gileads Männer Ephraim. Denn dieses pflegte zu sagen: »Ihr seid Flüchtlinge aus Ephraim.« Gilead liegt ja zwischen Ephraim und Manasse. Und Gilead besetzte die Jordanfurten nach Ephraim. Sagten nun die Flüchtlinge von Ephraim: »Ich möchte hinüber«, so fragten ihn die Männer Gileads: »Bist du ein Ephratiter?« Sagte er: »Nein!« Dann sagten sie zu ihm- »Sag doch Schibbolet ("Ähre")! Sagte er Sibbolet, weil er nicht richtig sprechen konnte, dann griffen sie ihn und metzelten ihn an den Jordanfurten. So fielen damals aus Ephraim 42.000. Und Jephte richtete Israel sechs Jahre. Dann starb Jephte, der Gileaditer, und ward in einer der Städte Gileads begraben. Nach ihm richtete Ibsan aus Bethlehem Israel. Er hatte dreißig Söhne. Dreißig Töchter gab er auswärts und dreißig Töchter führte er seinen Söhnen von auswärts zu. Er richtete Israel sieben Jahre. Ibsan starb und ward zu Bethlehem begraben. Nach ihm richtete der Zabulonite Elon Israel. Er richtete Israel zehn Jahre lang. Dann starb der Zabulonite Elon und ward zu Ajjalon im Lande Zabulon begraben. Nach ihm richtete der Piratonite Abdon, Hillels Sohn, Israel. Er hatte vierzig Söhne und dreißig Enkel, die auf siebzig Eselsfüllen ritten. Er richtete Israel acht Jahre. Dann starb der Piratonite Abdon, Hillels Sohn, und ward zu Piraton im Land Ephraim auf dem Arnalekitergebirge begraben. Simsons GeburtUnd wieder taten die Israeliten, was dem Herrn mißfiel. Und der Herr gab sie in der Philister Hand vierzig Jahre. Da war ein Mann aus Sora, vom Geschlechte der Daniten, namens Manoach. Sein Weib aber war unfruchtbar und hatte nicht geboren. Da erschien des Herrn Engel dem Weib und sprach zu ihr: »Du bist unfruchtbar und hast nicht geboren. Aber du sollst in Hoffnung kommen und einen Sohn gebären. Dann nimm dich in acht! Trink weder Wein noch Bier und iß nichts Unreines! Denn du kommst in Hoffnung und gebierst einen Sohn. Auf sein Haupt darf aber kein Schermesser kommen! Denn ein Gottgeweihter soll der Knabe schon im Mutterleibe sein. Er wird anfangen, Israel aus der Philister Hand zu befreien.« Da ging das Weib und erzählte ihrem Mann also: »Ein Gottesmann ist zu mir gekommen. Er war wie ein Engel Gottes, überaus ehrwürdig anzusehen. Ich habe ihn aber nicht gefragt, woher er sei. Auch er hat mir seinen Namen nicht genannt. Er sagte aber zu mir: "Du kommst in Hoffnung und gebierst einen Sohn. Trink jetzt weder Wein noch Bier und iß nichts Unreines! Denn ein Gottgeweihter wird der Knabe sein vom Mutterleibe bis zu seinem Todestage."« Da betete Manoach zum Herrn und sprach: »Mit Vergunst, Herr! Der Gottesmann, den Du gesandt, möge nochmals zu uns kommen und uns belehren, was wir mit dem Knaben tun sollen, der geboren wird!« Und Gott hörte auf Manoachs Stimme. Und so kam der Gottesengel nochmals zu dem Weibe. Sie weilte eben auf dem Felde. Ihr Mann Manoach war aber nicht bei ihr. Eilends lief das Weib hin und meldete es ihrem Manne und sprach zu ihm: »Eben ist mir der Mann erschienen, der damals zu mir gekommen.« Da stand Manoach auf, folgte seinem Weibe, kam zu dem Mann und sprach zu ihm: »Bist du der Mann, der mit dem Weibe gesprochen?« Er sagte: »Ja!« Da sprach Manoach: »Wenn deine Worte eintreffen, wie soll des Knaben Weise sein und wie sein Tun?« Da sprach des Herrn Engel zu Manoach: »Vor all dem, was ich dem Weibe genannt, soll sie sich hüten! Sie genieße gar nichts, was vom Weinstock kommt! Sie trinke weder Wein noch Bier, noch esse sie etwas Unreines! Alles, was ich ihr geboten, soll sie beobachten!« Da sprach Manoach zu des Herrn Engel: »Wir möchten dich aufhalten und dir ein Ziegenböckchen vorsetzen.« Da sprach des Herrn Engel zu Manoach: »Wolltest du mich auch aufhalten ich koste doch nicht von deiner Speise. Willst du aber ein Brandopfer bereiten, dann bringe es dem Herrn dar!« Manoach nämlich wußte nicht, daß es des Herrn Engel war. So fragte Manoach den Engel des Herrn: »Wie heißst du? Denn trifft dein Wort ein, möchten wir es dir lohnen.« Da sprach des Herrn Engel zu ihm: »Wozu fragst du nach meinem Namen? Ist es doch ein Wunder des Herrn.« Da nahm Manoach das Ziegenböckchen und das Speiseopfer und brachte es auf dem Felsen dem Herrn dar. Er aber tat Wunderbares. Manoach und sein Weib schauten zu. Als die Flamme vom Altar zum Himmel stieg, fuhr des Herrn Engel in der Flamme auf. Manoach und sein Weib sahen es. Da fielen sie zur Erde auf ihr Angesicht. Des Herrn Engel aber erschien Manoach und seinem Weibe nicht wieder. Da erkannte Manoach, daß es der Engel des Herrn war. Und Manoach sprach zu seinem Weibe: »Wir müssen sterben; denn wir haben einen Gott gesehen.« Da sprach sein Weib zu ihm: »Hätte uns der Herr töten wollen, so hätte er nicht Brand- und Speiseopfer von uns angenommen und uns nicht jetzt solches schauen und hören lassen.« Und das Weib gebar einen Sohn. Sie hieß ihn Simson. Der Knabe wuchs heran, und der Herr segnete ihn. Und der Geist des Herrn begann, ihn anzutreiben in Dans Lager zwischen Sora und Estaol. Simsons Hochzeit und RätselSimson aber ging nach Timnat hinab und sah zu Timnat ein philistäisches Weib. Da ging er hinauf und erzählte es Vater und Mutter. Er sprach: »Ich habe zu Timnat ein philistäisches Weib gesehen. Freit mir sie jetzt zum Weibe!« Da sprachen zu ihm Vater und Mutter: »Gibt es unter den Töchtern deiner Brüder und in meinem ganzen Volke kein Weib, daß du bei den unbeschnittenen Philistern ein Weib freien willst?« Simson aber sprach zu seinem Vater: »Freie mir sie! Denn diese gefällt mir.« Sein Vater und seine Mutter aber wußten nicht, daß es vom Herrn kam, daß er einen Anlaß gegen die Philister suchte. Zu jener Zeit herrschten nämlich die Philister über Israel. So ging Simson mit Vater und Mutter nach Timnat hinunter. Sie kamen zu den Weinbergen Timnats. Und da brüllte ihm ein junger Löwe entgegen. Da kam der Geist des Herrn über ihn, und er schlitzte ihn auf, wie man ein Böckchen aufschlitzt. Er hatte dabei nichts in der Hand. Seinem Vater und seiner Mutter aber sagte er nicht, was er getan. Dann ging er hinab und warb um das Weib, und sie gefiel Simson. Nach einiger Zeit kam er wieder, sie heimzuholen. Da bog er ab, das Aas des Löwen zu schauen. Da war in dem Körper des Löwen ,ein Bienenschwarm und Honig. Er nahm diesen in seine Hände und aß im Gehen. Und als er zu Vater und Mutter kam, gab er ihnen davon, und sie aßen. Er verriet ihnen aber nicht, daß er den Honig aus dem Körper des Löwen geholt hatte. Dann ging er selber wegen des Weibes hinab. Und Simson veranstaltete dort ein Gelage. Denn so machten es die jungen Leute. Als sie ihn sahen, wählten sie dreißig Genossen aus, und diese blieben bei ihm. Zu diesen sprach Simson: »Ich will euch ein Rätsel aufgeben. Löst ihr es mir in den sieben Tagen des Gelages, und findet ihr es, dann gebe ich euch dreißig Unterkleider und dreißig Festgewänder. Könnt ihr es mir aber nicht lösen, dann gebt ihr mir dreißig Unterkleider und dreißig Festgewänder.« Sie sprachen zu ihm: »Gib dein Rätsel auf, daß wir es vernehmen!« Er sprach zu ihnen: »Fraß ist vom Fresser gekommen, Süßes vom Herben.« Sie aber konnten während dreier Tage das Rätsel nicht lösen. Am vierten Tage sprachen sie zu Simsons Weib: »Berede deinen Mann, daß er uns des Rätsels Lösung gibt! Sonst verbrennen wir dich und das Haus deines Vaters. Habt ihr uns nur eingeladen, um uns arm zu machen? Oder nicht?« Da weinte Simsons Weib ihm vor und sprach: »Nicht anders ist's: Du bist mir abgeneigt. Du liebst mich nicht. Hast du nicht meinen Landsleuten ein Rätsel aufgegeben? Und mir sagst du es nicht.« Er sprach zu ihr: »Weder Vater noch Mutter habe ich es verraten und dir sollt ich es verraten?« Da weinte sie ihm die sieben Tage vor, die das Gelage dauerte. Am siebten Tage aber verriet er es ihr, weil sie ihn gequält hatte. Und sie verriet das Rätsel ihren Landsleuten. Am siebten Tage sagten die Leute der Stadt zu ihm, bevor er ins Brautgemach ging: »Was ist süßer als Honig, und was ist herber als ein Löwe?« Er sprach zu ihnen: »Hättet ihr nicht mit meinem Kalbe gepflügt, so hättet ihr mein Rätsel nicht gelöst.« Dann überkam ihn der Geist des Herrn. Er stieg nach Askalon hinab und erschlug von ihnen dreißig Mann. Diesen nahm er die Gewandung und gab die Festgewänder den Rätsellösern. Doch ward er darüber zornig und ging zu seines Vaters Haus hinauf. Simsons Weib aber ward seinem Gesellen zuteil, der sein Nebenbuhler gewesen war. Simsons RacheNach einiger Zeit, in den Tagen der Weizenernte, besuchte Simson sein Weib mit einem Ziegenböckchen. Er sprach: »Ich will zu meinem Weibe in die Kammer gehen.« Aber ihr Vater ließ ihn nicht eintreten. Ihr Vater sagte nämlich: »Ich habe gedacht, du seiest ihr abgeneigt, und so gab ich sie deinem Nebenbuhler. Aber ist nicht ihre jüngere Schwester für dich passender als jene? Sie sei dein an ihrer Statt!« Da sprach Simson zu ihnen: »Diesmal bin ich schuldfrei an den Philistern, wenn ich ihnen Schlimmes antue.« Und Simson ging, fing dreihundert Füchse, nahm Fackeln, band Schweif an Schweif und tat je eine Fackel zwischen zwei Schweife in die Mitte. Dann steckte er die Fackeln in Brand und ließ sie los in die Saaten der Philister. So verbrannte er Garben, Halme,Weinberge und Olivenbäume. Die Philister fragten: »Wer hat dies getan?« Man sagte: »Des Timniters Eidam Simson. Er hat ihm ja sein Weib genommen; dann gab er es seinem Nebenbuhler. Da zogen die Philister hinauf und verbrannten sie und ihren Vater. Da sprach Simson zu ihnen: »Wenn ihr so tut, dann räche ich mich ein für allemal an euch.« Und er schlug sie ganz gewaltig auf Hügeln und in Tälern. Dann stieg er hinab und weilte in der Felsenkluft von Etam. Da zogen die Philister herauf, lagerten wider Juda und ließen sich in dem Engpasse nieder. Da fragte Judas Mannschaft: »Warum zieht ihr gegen uns herauf?« Da sagten sie: »Wir ziehen herauf, Simson zu fesseln und ihm zu tun, wie er uns getan.« Da zogen dreitausend Mann aus Juda nach der Felsenkluft von Etam hinab und sprachen zu Simson: »Weißt du nicht, daß die Philister über uns herrschen? Warum tust du uns dies an?« Er sprach zu ihnen: »Wie sie mir getan, so habe ich ihnen getan.« Und sie sprachen zu ihm: »Wir sind herabgekommen, dich zu fesseln und dich den Philistern auszuliefern.« Simson sprach zu ihnen: »Schwört mir, daß ihr mich nicht erschlagt!« Sie sprachen zu ihm: »Nein! Wir wollen dich nur fesseln und dich in ihre Hand geben. Aber töten wollen wir dich nicht.« So fesselten sie ihn mit zwei neuen Stricken und führten ihn aus der Felsenschlucht herauf. So kam er in den Engpaß, und die Philister jauchzten ihm entgegen. Da kam der Geist des Herrn über ihn. Und die Stricke an seinen Armen wurden wie Fäden, vom Feuer versengt, und die Fesseln glitten ihm von den Händen. Er fand auch in dem Eselspaß einen Pfahl, streckte seine Hand aus, griff ihn und schlug damit 1.000 Mann. Und Simson sprach: »Im Eselspaß habe ich sie gründlich geschunden. Im Eselspaß habe ich 1.000 Mann erschlagen.« Als er ausgeredet, warf er ihn in den Paß. Man nannte jenen Ort Ramat Lechi ("Riegel der Schlucht"). Da ward er sehr durstig. Und er rief zum Herrn und sprach: »Du hast durch Deines Dieners Hand diesen großen Sieg geschaffen. Nun werde ich vor Durst sterben und falle dann in der Unbeschnittenen Hand.« Da ließ Gott die Höhle in der Eselsschlucht überquellen, und Wasser floß heraus. Er trank, und sein Geist lebte auf. Daher nannte man sie »Des Rufers Quelle in der Schlucht« bis auf diesen Tag. Und er richtete Israel zur Zeit der Philister zwanzig Jahre. Simsons EndeSimson ging nun nach Gaza. Da sah er dort eine Dirne und ging zu ihr. Bei den Leuten von Gaza hieß es nun: »Simson ist hierhergekommen.« Da stellten sie sich ringsum auf und lauerten ihm ganz heimlich am Stadttor auf. Sie blieben aber die ganze Nacht ruhig, weil sie sagten: »Erst wenn der Morgen tagt, erschlagen wir ihn.« Simson aber schlief bis Mitternacht. Um Mitternacht aber stand er auf, packte die Stadttorflügel samt den beiden Pfosten, hob sie samt dem Riegel aus, legte sie auf seine Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges gegenüber Hebron. Später liebte er ein Weib am Bache Sorek ("Traubenbach"). Sie hieß Delila. Da kamen die Philisterfürsten zu ihr herauf und redeten ihr zu: »Berede ihn und sieh zu, wodurch seine Kraft so groß ist und womit wir ihm beikommen können, daß wir ihn fesseln und bezwingen! Dann geben wir, Mann für Mann, dir elfhundert Silberringe.« Da sprach Delila zu Simson: »Sag mir doch, wodurch deine Kraft so groß ist und womit du gefesselt werden mußt, daß man dich bezwinge!« Simson sprach zu ihr: »Bände man mich mit sieben frischen, feuchten Saiten, dann würde ich schwach und würde wie ein anderer Mensch.« Da brachten die Philisterfürsten sieben frische, feuchte Saiten, und sie band ihn damit. Bei ihr im Gemache aber saß der Aufpasser. Da sprach sie zu ihm: »Simson! Die Philister sind über dir.« Da zerriß er die Saiten, wie ein Wergfaden zerreißt, wenn er Feuer spürt. So blieb seine Kraft unerkundet. Da sprach Delila zu Simson: »Du hast mich genarrt und mir Lügen vorgeredet. Sag mir jetzt, womit du gefesselt werden mußt!« Er sagte ihr: »Bände man mich mit neun neuen Stricken, mit denen noch keine Arbeit getan worden, dann würde ich schwach und wie ein anderer Mensch.« Da nahm Delila neue Stricke und fesselte ihn damit. Dann sprach sie zu ihm: »Die Philister sind über dir, Simson.« Der Aufpasser aber saß im inneren Gemach. Da riß er sie von seinen Armen wie einen Faden. Da sprach Delila zu Simson: »Bisher hast du mich genarrt und mir Lügen vorgeredet. Sag mir doch, womit du gefesselt werden mußt!« Da sagte er ihr: »Wenn du die sieben Locken meines Hauptes mit der Decke verflöchtest.« Da klopfte sie an den Pflock und sprach zu ihm: »Simson! Die Philister sind über dir.« Da erwachte er aus seinem Schlaf und riß den Pflock, das Geflecht und die Decke aus. Da sagte sie zu ihm: »Wie kannst du behaupten, du liebest mich? Dein Herz ist nicht bei mir. Dreimal hast du mich genarrt und mir nicht gesagt, wodurch deine Kraft so groß ist.« So setzte sie ihm mit ihren Reden unaufhörlich zu und quälte ihn. Da ward seine Seele zum Sterben ungeduldig. Und so entdeckte er ihr sein ganzes Herz und sprach zu ihr: »Auf mein Haupt ist noch nie ein Schermesser gekommen. Denn ich bin vom Mutterleibe an ein Gottgeweihter. Würde ich geschoren, so wiche meine Kraft von mir. Ich würde schwach und wäre wie jeder andere Mensch.« Da sah Delila, daß er ihr sein ganzes Herz verraten hatte. Sie sandte hin und ließ die Philisterfürsten rufen und ihnen sagen: »Kommt diesmal! Er hat mir sein ganzes Herz verraten.« Da kamen die Philisterfürsten zu ihr und brachten das Geld mit. Nun ließ sie ihn auf ihrem Schoße einschlafen. Dann rief sie nach einem Schermesser und schnitt ihm die sieben Locken seines Hauptes ab. Da ward es mit ihm immer schwächer, und seine Kraft wich von ihm. Sie sprach: »Simson! Die Philister sind über dir.« Da wachte er aus seinem Schlafe und dachte: »Ich will hinaus wie sonst und mich aufraffen.« Er wußte aber nicht, daß der Herr von ihm gewichen war. Da griffen ihn die Philister und stachen ihm die Augen aus. Dann führten sie ihn nach Gaza hinab und schlugen ihn in eherne Fesseln. Da mußte er die Mühle im Gefängnis drehen. Sein Haupthaar aber begann wieder zu wachsen, so wie es abgeschoren war. Nun kamen die Philisterfürsten zusammen, ihrem Gott Dagon ein großes Opferfest zu bereiten und sich zu freuen; denn sie sagten: »Unser Gott hat unseren Feind Simson in unsere Hand gegeben.« Auch das Volk hörte von ihm, und sie priesen ihren Gott; denn sie sagten: »Unser Gott hat unseren Feind in unsere Hand gegeben, den Verwüster unseres Landes, ihn, der so viele von uns erschlagen hat.« Als sie nun guter Dinge wurden, sprachen sie: »Ruft Simson herbei, daß er uns belustige!« Da rief man Simson aus dem Gefängnis, und er mußte sie belustigen. Sie stellten ihn zwischen die Säulen. Da sprach er zu dem Knaben, der ihn an der Hand hielt: »Laß mich die Säulen betasten, auf denen das Haus ruht! Ich möchte daran lehnen.« Das Haus aber war voller Männer und Weiber. Auch alle Philisterfürsten waren hier zugegen, und auf dem Dache waren an 3.000 Männer und Weiber, die Simsons Spiele zusahen. Da rief Simson zum Herrn und sprach: »Herr, ach Herr! Gedenke meiner und stärke mich nur diesmal, o Gott! Ich will für meine beiden Augen einmalige Rache an den Philistern nehmen.« Dann umschlang Simson die beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, und drückte darauf, auf die eine mit dem rechten, auf die andere mit dem linken Arm. Dann sprach Simson: »Nun sterbe ich mit den Philistern.« Und er neigte sich mit Macht, und das Haus fiel auf die Fürsten und alles Volk darin. So wurden es der Toten, die er getötet hatte, bei seinem Tode mehr als derer, die er bei Lebzeiten getötet. Dann kamen seine Brüder und sein ganzes Vaterhaus herab, holten ihn hinauf und begruben ihn zwischen Sora und Estaol in seines Vaters Manoach Grab. Er hatte Israel zwanzig Jahre gerichtet. Michas BilderdienstAuf dem Gebirge Ephraim war ein Mann namens Micha. Dieser sprach zu seiner Mutter: »Die elfhundert Silberringe, die dir entwendet worden sind und derentwegen du geflucht und es laut vor mir gesagt hast, dies Geld ist bei mir. Ich habe es entwendet.« Da sprach seine Mutter »Mein Sohn! Sei vom Herrn gesegnet!« Da gab er die elfhundert Silberringe seiner Mutter zurück. Seine Mutter aber sprach: »Ich weihe dieses Geld dem Herrn aus meiner Hand für meinen Sohn, um daraus ein Bildnis mit Umhang zu machen. Als solches gebe ich es dir wieder.« Da brachte er das Geld seiner Mutter. Seine Mutter aber nahm zweihundert Silberringe und gab sie einem Goldschmied. Dieser machte daraus ein Bildnis mit Umhang. Dies kam in Michas Haus. Und dieser Mann, Micha, machte sich ein Gotteshaus, fertigte Ephod und Teraphim und weihte einen seiner Söhne, und der ward ihm Priester. Zu jener Zeit war kein König in Israel. Jeder tat, was ihm gut dünkte. Nun war ein junger Mann aus Bethlehem in Juda aus Judas Sippe. Er war Levite und dort zu Gast. Nun ging der Mann aus der Stadt Bethlehem in Juda, irgendwo zu Gaste zu sein. So kam er auf das Gebirge Ephraim zu Michas Haus und sprach hier vor. Micha fragte ihn: »Woher kommst du?« Er antwortete ihm: »Ich bin ein Levite aus Bethlehem in Juda. Ich bin auf der Reise, mich irgendwo niederzulassen.« Da sprach Micha zu ihm: »Bleib bei mir und sei mir Vater und Priester! Ich gebe dir jährlich zehn Silberringe und Kleidung und deinen Lebensunterhalt.« Und der Levite ging darauf ein. So entschloß sich also der Levite, bei dem Manne zu bleiben. Und der junge Mann war bei ihm wie einer seiner Söhne. Und Micha weihte den Leviten. Und der junge Mann ward sein Priester und blieb in Michas Haus. Da sprach Micha: jetzt weiß ich, daß der Herr mir wohltun wird, weil ich den Leviten zum Priester habe.« Der Zug der DanitenZu jener Zeit gab es keinen König in Israel. Damals suchte sich der Danitenstamm einen Erbbesitz zur Siedlung. Denn ihm war bis dahin inmitten der Stämme Israels kein Erbbesitz zugefallen. So schickten die Daniten fünf Männer aus ihrer Sippe, aus ihren Beamten, die tüchtigsten Männer aus Sora und Estaol aus, das Land zu erkunden und auszuforschen. Sie sprachen zu ihnen: »Zieht hin! Erforscht das Land!« So kamen sie auf das Gebirge Ephraim zu Michas Haus und übernachteten hier. Sie waren eben bei Michas Haus. Da hatten sie die Mundart des jungen Leviten erkannt. Und sie kehrten hier ein und fragten ihn: »Wer hat dich hierher gebracht? Was tust du da? Was hast du hier?« Er sprach zu ihnen: »So und so hat es Micha mit mir gemacht. Er dingte mich, und ich ward sein Priester.« Da sprachen sie zu ihm: »Befrag doch Gott, damit wir wissen, ob unser Weg gelingt, auf dem wir sind!« Da sprach der Priester zu ihnen: »Geht getrost! Dem Herrn ist euer Weg genehm, auf dem ihr seid.« So zogen die fünf Männer fort und kamen nach Lais. Sie fanden das Volk darin ruhig wohnen, nach Art der Sidonier, sorglos und ruhig. Keiner, der im Lande Macht besaß, tat etwas Schimpfliches. Auch waren sie fern von den Sidoniern und hatten mit niemandem eine Verabredung. So kamen sie wieder zu ihren Brüdern nach Sora und Estaol, und ihre Brüder fragten sie: »Was sagt ihr?« Sie sprachen: »Auf! Laßt uns gegen jene ziehen! Wir haben das Land beschaut, und es ist ganz passend. Seid ihr noch unschlüssig? Zögert nicht, hinzuziehen und das Land zu besetzen! Kommt ihr hin, so kommt ihr zu einem sorglosen Volk, und das Land ist weitläufig, und der Herr gibt es in eure Hand: ein Ort, wo an nichts, was es auf Erden gibt, Mangel ist.« So zogen von dort aus der Danitensippe sechshundert waffengerüstete Männer aus Sora und Estaol. Sie stiegen hinan und lagerten sich zu Kirjat Jearim in Juda. Daher nennt man jenen Ort »Dans Lager« bis auf diesen Tag. Er liegt hinter Kirjat Jearim. Von dort zogen sie nach dem Gebirge Ephraim. So kamen sie zu Michas Haus. Da hoben die fünf Männer an, die ausgezogen waren, das Land von Lais zu erkunden, und sprachen zu ihren Brüdern: »Wißt ihr, daß in diesen Häusern Ephod und Teraphim sind und ein Bildnis mit Umhang? Seht jetzt zu, was ihr tut!« Sie bogen dorthin ab und kamen in das Haus des jungen Leviten, zu Michas Haus, und fragten ihn nach dem Befinden. Die sechshundert Mann von den Daniten aber standen kriegsgerüstet am offenen Tor. Die fünf Männer nun, die das Land zu erkunden ausgezogen und hierher gekommen waren, gingen hinauf und holten das Bildnis, den Ephod, die Teraphim und den Umhang. Der Priester aber stand am offenen Tor, ebenso die sechshundert bewaffneten Männer. Jene gingen also in Michas Haus und holten das Bildnis, den Ephod, die Teraphim und den Umhang. Da sprach der Priester zu ihnen: »Was macht ihr?« Sie sprachen zu ihm: »Schweig still! Leg die Hand auf den Mund! Geh mit uns und werde uns Vater und Priester! Willst du lieber Priester für das Haus eines Mannes sein oder Priester für einen Stamm und eine Sippe in Israel?« Dies gefiel dem Priester. Er nahm den Ephod, die Teraphim und das Bildnis und trat in die Mitte der Leute. Sie wandten sich nun und zogen ab. Die Kinder aber, das Vieh und die Sklaven stellten sie voran. Kaum hatten sie sich von Michas Haus entfernt, als die Männer in den Häusern um Michas Haus aufgeboten wurden. Und sie holten die Daniten ein. Dann riefen sie die Söhne Dans an. Diese wandten sich und sprachen zu Micha: »Was ist dir, daß du das Aufgebot gemacht hast?« Er sprach: »Ihr nehmt meinen Gott weg, den ich gemacht, samt dem Priester und geht davon. Was bleibt mir noch? Wie könnt ihr fragen: "Was ist dir?"« Da sprachen Dans Söhne zu ihm: »Laß uns nichts weiter hören! Sonst könnten Männer erbitterten Gemüts euch anfallen. Und dann kannst du dich und dein Haus zusammensuchen.« So zogen die Daniten ihres Wegs. Micha aber sah, daß sie ihm zu stark waren und kehrte heim. Sie nahmen also mit, was Micha hatte machen lassen, samt dem Priester, den er besaß. So zogen sie bis Lais, gegen ein ruhig und sorglos lebendes Volk, schlugen sie mit des Schwertes Schärfe und verbrannten die Stadt. Niemand aber half; denn sie lag zu weit von Sidon und hatte mit niemandem Verabredung. Sie lag in der Ebene von Bet Rechob ("Haus der Weite"). Sie bauten die Stadt wieder auf und siedelten darin. Und sie nannten die Stadt »Dan« nach dem Namen ihres Ahnen Dan, der Israel geboren ward. Früher hieß die Stadt Lais. Die Daniten stellten nun das Bildnis auf, und Jonatan, der Sohn Gersoms und Enkel Manasses, er und seine Söhne wurden Priester für den Stamm der Daniten bis zur Wegführung aus dem Lande. Sie hatten das Bildnis, das Micha gemacht hatte, die ganze Zeit aufgestellt, solange das Gotteshaus in Silo war. Die Schandtat von GibeaIn jener Zeit, als es keinen König in Israel gab, war ein levitischer Mann auf der Rückseite des Gebirges Ephraim zu Gast. Er nahm sich ein Mädchen aus Bethlehem in Juda zum Nebenweib. Sein Nebenweib aber betrog ihn und ging von ihm in ihres Vaters Haus nach Bethlehem in Juda. Dort lebte sie vier Monate. Da machte sich ihr Mann auf und ging ihr nach, ihr zuzureden und sie zurückzugewinnen. Er aber hatte seinen Burschen und ein paar Esel bei sich. Sie führte ihn nun in ihres Vaters Haus. Da sah ihn des Mädchens Vater und freute sich über seine Ankunft. Und sein Schwiegervater, des Mädchens Vater, gab ihm die Hand, und er blieb drei Tage bei ihm. Sie aßen und tranken und blieben über Nacht. Am vierten Tage standen sie früh auf, und er erhob sich zu gehen. Da sprach des Mädchens Vater zu seinem Schwiegersohn: »Stärke dein Herz mit einem Bissen Brot! Hernach mögt ihr reisen.« Sie setzten sich, aßen beide zusammen und tranken. Dann sprach des Mädchens Vater zu dem Mann: »Entschließe dich und bleibe über Nacht und sei guter Dinge!« Der Mann aber stand auf, um zu gehen. Aber sein Schwiegervater drang in ihn, und er blieb nochmals über Nacht da. Am fünften Tage stand er früh auf, um zu gehen. Da sprach des Mädchens Vater: »Stärke doch dein Herz und verweilet bis zur Neige des Tages!« So aßen sie miteinander. Dann stand der Mann auf, um zu gehen, er, sein Nebenweib und sein Diener. Da sprach sein Schwiegervater, des Mädchens Vater, zu ihm: »Der Tag neigt sich zum Abendwerden. Bleibt doch über Nacht! Der Tag geht zur Neige, bleibe hier über Nacht und sei guter Dinge! Morgen früh zieht eures Wegs, daß du zu deinem Zelte kommst!« Aber der Mann wollte nicht mehr übernachten. Er stand auf, zog fort und kam bis vor Jebus, das ist Jerusalem. Er hatte ein Paar gesattelter Esel bei sich und sein Nebenweib. Sie waren eben bei Jebus, als es spät am Tage wurde! Da sprach der Bursche zu seinem Herrn: »Komm! Laßt uns in dieser Jebusiterstadt einkehren und hier übernachten!« Aber sein Herr sprach zu ihm: »Wir wollen nicht in einer fremden Stadt einkehren, in der kein Israelite ist. Wir ziehen weiter bis Gibea.« Dann sprach er zu seinem Burschen: »Komm! Wir wollen nach einer der Ortschaften gehen! Wir übernachten in Gibea oder in Rama.« So zogen sie des Weges weiter. Da ging die Sonne unter bei Gibea in Benjamin. Hier bogen sie nun vom Wege ab, um in Gibea zu übernachten. Als er ankam, setzte er sich auf den Marktplatz der Stadt. Aber niemand nahm sie ins Haus zum Übernachten. Da kam ein alter Mann abends von seiner Feldarbeit. Der Mann war vom Gebirge Ephraim und selber Fremdling zu Gibea. Die Leute des Ortes aber waren Benjaminiten. Er hob nun seine Augen und sah den Wandersmann auf dem Marktplatz der Stadt. Da fragte der alte Mann: »Wohin gehst du? Woher kommst du?« Er sprach zu ihm: »Wir ziehen von Bethlehem in Juda nach der Rückseite des Gebirges Ephraim. Ich bin von dort. Ich reiste nach Bethlehem in Juda. Ich bin nun unterwegs nach dem eigenen Hause. Aber niemand nimmt mich in sein Haus. Wir haben Stroh und Futter für unsere Esel. Auch Brot und Wein für mich und deine Magd und für den Burschen sind bei deinem Sklaven. Es fehlt an nichts.« Da sprach der alte Mann: »Friede sei mit dir! Mir obliege all dein Mangel allein! Nur auf der Straße darfst du nicht übemachten.« Dann führte er ihn in sein Haus und fütterte die Esel. Sie aber wuschen sich die Füße, aßen und tranken. Sie taten eben ihrem Herzen gütlich. Da umringten die Männer der Stadt, Teufelsbuben, das Haus, klopften an die Tür und sprachen zu dem alten Mann, dem Herrn des Hauses: »Gib den Mann heraus, der in dein Haus gekommen, daß wir ihn erkennen!« Da ging der Mann, der Hausherr, zu ihnen hinaus und sprach zu ihnen: »Nicht doch! Meine Brüder! Tut doch nichts Böses! Nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen, dürft ihr keine solche Schandtat tun. Da ist meine jungfräuliche Tochter und ihre Dienerin. Ich will sie herausgeben. Ihnen tut Gewalt an! Mit ihnen tut nach eurer Laune! Aber diesem Manne dürft ihr keine solche Schandtat antun.« Aber die Männer wollten nicht auf ihn hören. Da ergriff der Mann sein Nebenweib und brachte sie ihnen auf die Straße. Und sie erkannten sie und trieben Mutwillen mit ihr die ganze Nacht bis zum Morgen. Sie ließen sie erst los beim Anbruch der Morgenröte. Bei der Morgenwende aber kam das Weib und fiel nieder vor der Haustür des Mannes, bei dem ihr Herr war, und lag so bis zum lichten Tage. Ihr Herr aber stand am Morgen auf, öffnete die Haustür und trat hinaus, um seines Weges zu ziehen. Da lag das Weib, sein Nebenweib, vor der Haustür, die Hände auf der Schwelle. Er sprach sie an: »Steh auf! Wir wollen fort.« Aber keine Antwort! Da lud er sie auf den Esel. Und der Mann machte sich auf und zog nach seiner Heimat. Als er heimkam, nahm er das Messer, faßte sein Nebenweib, zerstückelte es völlig in zwölf Stücke und sandte sie umher im ganzen Bereiche Israels. Da rief jeder, der es sah: »Solches ist nicht geschehen und nicht gesehen worden seit der Zeit, da Israels Söhne aus Ägypterland gezogen, bis auf diesen Tag. Denkt darüber nach! Ratet und sprechetl" BürgerkriegDa zogen alle Söhne Israels aus, und die Gemeinde sammelte sich wie ein Mann von Dan bis Beerseba, dazu das Land Gilead, vor dem Herrn auf der Mispa ("Warte"). Und die Vorkämpfer des ganzen Volkes, alle Stämme Israels, stellten sich ein in der Gemeinde des Gottesvolkes, 400.000 Mann zu Fuß, Schwertträger. Die Benjaminiten aber hörten, die Söhne Israels seien nach der Mispa gezogen. Die Söhne Israels hatten nämlich sagen lassen: »Sagt an! Wie ist diese schlimme Tat geschehen?« Da antwortete der levitische Mann, der Mann des gemordeten Weibes, und sprach: »Ich bin mit meinem Nebenweibe nach Gibea in Benjamin gekommen zu übernachten. Da erhoben sich Gibeas Bürger gegen mich und umringten meinetwegen nachts das Haus. Mich umzubringen, sind sie bedacht gewesen, und mein Nebenweib haben sie so vergewaltigt, daß es starb. Da nahm ich mein Nebenweib, zerstückelte es und sandte es im ganzen Bereiche des israelitischen Eigenbesitzes umher. Denn sie haben in Israel Niedertracht und Schandtat begangen. Wohlan! Ihr Söhne Israels insgesamt! Schafft hier Bescheid und Rat!« Da erhob sich das ganze Volk wie ein Mann und sprach: »Keiner gehe in sein Zelt! Keiner nach Hause! Nun denn! Das ist es, was wir mit Gibea tun wollen: "Nach dem Lose über sie her!" Wir nehmen zehn Mann von hundert aus allen Stämmen Israels, hundert von tausend und tausend von zehntausend. Sie sollen Zehrung für das Kriegsvolk schaffen, auf daß das Volk gegen Gibea in Benjamin ziehe, nach der Schandtat, die es in Israel verübte!« Da brachte alle Mannschaft Israels wie ein Mann Zehrung in die Stadt. Dann sandten die Stämme Israels Männer zum ganzen Benjaminstamm mit der Botschaft: »Welch eine Untat ist bei euch geschehen? Gebt die Männer heraus, die Teufelsbuben, in Gibea, daß wir sie töten und das Schlimme aus Israel tilgen!« Aber die Benjaminiten wollten nicht auf die Stimme ihrer israelitischen Brüder hören. Und die Benjaminiten aus den anderen Städten versammelten sich in Gibea, gegen die Israeliten in den Kampf zu ziehen. Und die Benjaminiten aus den Städten wurden an jenem Tag gemustert, 26.000 Schwertbewaffnete, außer Gibeas Einwohnern. Dann wurden 700 Auserlesene gemustert. Von all diesem Volk waren 700 Auserlesene linkshändig. Jeder von ihnen schleuderte mit Steinen haarscharf, ohne zu fehlen. Auch Israels Mannschaft ward gemustert. Ohne Benjamin waren es 400.000 Schwertbewaffnete, lauter Kriegsleute. Sie erhoben sich nun und zogen nach Betel hinauf und befragten Gott. Die Israeliten fragten: »Wer von uns zieht zuerst zum Kampfe wider die Benjaminiten hinauf ?« Der Herr sprach: »Juda zuerst!« Am Morgen erhoben sich die Israeliten und lagerten gegen Gibea. Da zog Israels Mannschaft zum Kampfe gegen Benjamin bei Gibea. Israels Mannschaft aber bot ihnen den Kampf an. Da rückten die Benjaminiten aus Gibea und streckten an jenem Tage von Israel 22.000 Mann nieder. Da ermannte sich das Kriegsvolk, Israels Mannschaft, und bot ihnen nochmals den Kampf an, am selben Platze, wo sie ihn am ersten Tage angeboten hatten. Dann gingen die Israeliten hinauf und weinten vor dem Herrn bis zum Abend. Dann befragten sie den Herrn und sprachen: »Soll ich noch einmal zum Kampf gegen meinen Bruder Benjamin ausrücken?« Der Herr sprach: »Zieht gegen sie!« Am zweiten Tage nun zogen die Israeliten gegen die Benjaminiten. Und am zweiten Tage zog ihnen Benjamin aus Gibea entgegen und streckte von den Israeliten abermals 18.000 Mann nieder, lauter Schwertbewaffnete. Da gingen alle Israeliten, und zwar das gesamte Kriegsvolk, hinauf. Sie kamen nach Betel und weinten und saßen dort vor dem Herrn und fasteten an jenem Tage bis Abend. Dann brachten sie Brand- und Mahlopfer vor dem Herrn dar. Darauf befragten die Israeliten den Herrn. Denn dort war zu jener Zeit die Bundeslade Gottes. Zu jener Zeit diente ihm Pinechas, Eleazars Sohn und Aarons Enkel. Sie sprachen: »Soll ich noch einmal zum Kampf gegen meinen Bruder Benjamin ziehen oder soll ich es lassen?« Der Herr sprach: »Zieht aus! Denn morgen gebe ich ihn in deine Hand.« Nun legte Israel einen Hinterhalt rings um Gibea. Dann zogen die Israeliten gegen die Benjaminiten am dritten Tage und stellten sich wider Gibea wie die vorigen Male auf. Da rückten die Benjaminiten dem Kriegsvolk entgegen. Sie ließen sich aber von der Stadt weglocken und begannen, wie die vorigen Male, einige vom Kriegsvolk zu erschlagen auf den Straßen, deren eine nach Betel und die andere nach Gibea führt, auf freiem Felde, gegen dreißig Mann von Israel. Da dachten die Benjaminiten: »Sie werden von uns geschlagen wie das erstemal.« Die Israeliten aber hatten gesagt: »Laßt uns fliehen, daß wir sie von der Stadt nach den Straßen locken.« Da erhob sich Israels ganze Mannschaft aus ihrem Ort und stellte sich bei Baal Tamar ("Palmenort") auf. Dann brach Israel aus seinem Standort im Hinterhalt hervor, aus einer Waldlichtung bei Geba. So kamen, Gibea gegenüber, 10.000 aus ganz Israel erlesene Männer heran. Und der Kampf ward heftig. Sie wußten aber nicht, daß das Verderben ihnen nahte. So schlug der Herr durch Israel Benjamin. Und die Israeliten schlugen an jenem Tag von Benjamin 25.100 Mann, lauter Schwertbewaffnete. Die Benjaminiten sahen nun, daß sie geschlagen waren. Israels Mannschaft aber gab Benjamin Raum, weil sie sich auf den Hinterhalt verließen, den sie bei Gibea gelegt hatten. Nun brach plötzlich der Hinterhalt vor und schwärmte gegen Gibea aus. Und der Hinterhalt rückte vor und schlug die ganze Stadt mit des Schwertes Schärfe. Die Mannschaft Israels aber hatte mit dem Hinterhalt, der einfallen sollte, eine Abmachung getroffen, er solle eine starke Rauchsäule aus der Stadt aufsteigen lassen. Nun wandte Israels Mannschaft sich im Kampf, und Benjamin begann, schon etliche der Mannschaft Israels, etwa dreißig Mann, zu erschlagen; denn sie dachten: Sie erliegen uns wie in der ersten Schlacht. Da begann der Brand, und aus der Stadt stieg eine Rauchsäule auf. Als Benjamin zurückschaute, war die ganze Stadt himmelhoch in Flammen aufgegangen. Israels Mannschaft aber hatte kehrt gemacht; so ward Benjamins Mannschaft verwirrt. Denn sie sahen, daß sie das Verderben ereilt hatte. So wandten sie sich vor Israels Mannschaft auf den Weg zur Wüste. Der Kampf hatte sich an sie geheftet, und die aus der Vorhut setzten ihnen zu. Inzwischen hatten sie Benjamin umzingelt, verfolgt und mühelos niedergekämpft bis östlich Gibea gegenüber. Dabei fielen von Benjamin 18.000 Mann, lauter tapfere Männer. Sie wandten sich zur Flucht nach der Wüste gegen den Rimmonfelsen ("Granatfelsen") hin. Jene aber hielten auf den Straßen unter ihnen eine Nachlese von fünftausend Mann und verfolgten sie bis zur Vernichtung und schlugen von ihnen noch zweitausend Mann. So waren aus Benjamin an jenem Tag insgesamt 25.000 Schwertbewaffnete gefallen, lauter tapfere Männer. Sie wandten sich nun und flohen nach der Wüste gegen den Rimmonfelsen hin, sechshundert Mann. Und sie blieben beim Rimmonfelsen vier Monate. Israels Mannschaft aber kehrte zu den anderen Benjaminiten zurück und schlug sie mit des Schwertes Schärfe, außerhalb der Städte, von den Männern bis zum Vieh, alles, was sich vorfand. Auch alle vorgefundenen Städte steckten sie in Brand. Friede mit BenjaminIsraels Mannschaft aber hatte auf der Mispa geschworen: »Keiner von uns darf seine Tochter Benjamin zum Weibe geben.« Und das Volk kam nach Betel und saß dort bis zum Abend vor Gott. Und sie erhoben ihre Stimme, weinten laut und sprachen: »Warum, Herr, Gott Israels, ist dies in Israel geschehen, daß heute aus Israel ein Stamm vermißt wird?« Das Volk aber baute am anderen Morgen früh dort einen Altar und brachte Brand- und Dankopfer dar. Dann fragten die Israeliten: »Wer von allen Stämmen Israels ist es, der nicht mit der Gemeinde zum Herrn heraufgezogen ist?« Denn der große Schwur war gegen den ausgesprochen worden, der nicht zum Herrn nach der Mispa käme: »Er soll des Todes sterben!« Da tat es den Israeliten leid um ihren Bruder Benjamin, und sie sprachen: »Heute ist ein Stamm aus Israel ausgerissen. Wie können wir den Übriggebliebenen zu Weibern verhelfen? Wir haben ja beim Herrn geschworen, daß wir keine unserer Töchter an sie verheiraten wollen?« Da sprachen sie: »Welcher von Israels Stämmen ist nicht zum Herrn nach der Mispa gezogen?« Da fand sich, daß aus Jabes in Gilead niemand ins Lager zur Versammlung gekommen war. Da ward das Volk gemustert, und wirklich war aus Jabes in Gilead niemand da. Da sandte die Gemeinde 12.000 der tapfersten Männer dahin und befahl ihnen: »Geht hin und schlagt die Einwohner von Jabes in Gilead mit des Schwertes Schärfe, Weiber und Kinder! Und so sollt ihr es machen: Bannt alle Mannsbilder und alle Weiber, die männliches Beilager erkannt!« Da fanden sich unter den Einwohnern von Jabes in Gilead 400 jungfräuliche Mädchen, die noch keinen Mann in männlichem Beilager erkannt hatten. Diese brachten sie ins Lager zu Silo im Lande Kanaan. Dann sandte die ganze Gemeinde hin und verhandelte mit den Benjaminiten beim Rimmonsfelsen. Und sie entboten ihnen Frieden. Da kehrten die Benjaminiten in jener Zeit zurück, und man gab ihnen Weiber, die man von den Weibern zu Jabes in Gilead am Leben gelassen hatte. Aber sie reichten ihnen nicht. Da tat es dem Volk um Benjamin leid, daß der Herr einen Riß in die Stämme gemacht hatte. So sprachen die Ältesten der Gemeinde: »Wie können wir den Übriggebliebenen zu Weibern verhelfen? Sind doch aus Benjamin die Weiber ausgerottet!« Sie sprachen: »Eine Möglichkeit der Rettung gäbe es für Benjamin! Kein Stamm aus Israel darf doch getilgt werden. Wir aber können ihnen keine Weiber aus unseren Töchtern geben; denn die Israeliten haben geschworen: "Verflucht sei, wer Benjamin ein Weib gibt!"« Dann sprachen sie: »Das Fest des Herrn ist jedes Jahr zu Silo, nördlich von Betel, östlich der Straße von Betel nach Sichem und südlich von Lebona.« Sie rieten nun den Benjaminiten: »Geht und lauert in den Weinbergen! Seht ihr, daß Silos Töchter herauskommen, Reigen zu tanzen, dann brecht aus den Weinbergen hervor und raubt euch jeder aus Silos Töchtern ein Weib! Dann geht heim ins Land Benjamin! Kommen dann ihre Väter oder Brüder, bei uns zu klagen, dann sagen wir ihnen: "Seht es ihnen nach! Haben wir nicht im Krieg jeden seines Weibes beraubt? Hättet ihr sie ihnen gegeben, dann wäret ihr jetzt schuldig."« Die Benjaminiten taten so und holten sich aus den Tänzerinnen die nötige Zahl Weiber, die sie raubten. Dann kehrten sie in ihren Erbbesitz heim, bauten die Städte wieder auf und siedelten darin. Von dort gingen die Israeliten zu jener Zeit auseinander, jeder zu seinem Stamm und seiner Sippe. So zogen sie von dort ab, jeder in seinen Erbbesitz. Zu jener Zeit gab es in Israel keinen König, und jeder tat, was ihm gut dünkte. Noemi und RuthAls einst die Richter noch regierten, kam eine Hungersnot ins Land. Da machte sich ein Mann aus Bethlehem in Juda auf, in das Gefilde von Moab auszuwandern, er und sein Weib und seine beiden Söhne. Der Name des Mannes war Elimelek, der seines Weibes Noëmi. Machlon und Kiljon hießen seine beiden Söhne, aus Bethlehem in Juda, Ephratiter. Und sie gelangten ins Gefilde Moabs und ließen sich dort nieder. Da starb Elimelek, der Gatte Noëmis. Sie aber blieb mit ihren beiden Söhnen dort. Und diese nahmen moabitische Weiber. Orpa hieß die eine, die andere Ruth. Sie weilten ungefähr zehn Jahre dort. Da starben auch die beiden, Machlon und Kiljon. So blieb das Weib allein von ihren beiden Söhnen und ihrem Manne übrig. Darauf erhob sie sich mit ihren Schwiegertöchtern, um aus dem Moablande heimzukehren. Im Lande Moab nämlich hatte sie vernommen, der Herr habe heimgesucht sein Volk und abermals ihm Brot gespendet. So zog sie von dem Ort, wo sie gewesen, und das Geleit gaben ihr die beiden Schwiegertöchter. So zogen sie des Wegs, um wieder in das Judaland zurückzukehren. Und Noëmi sprach da zu ihren beiden Schwiegertöchtern: »Geht! Kehrt um, eine jede zu ihrer Mutter Haus! Der Herr erweise euch nur Liebe, so, wie ihr an den Toten und an mir getan! Der Herr verleihe euch, daß ihr jetzt eine Heimat wieder findet, im Hause ihres Mannes eine jede!« Dann gab sie ihnen Küsse. Doch sie begannen laut zu weinen. Sie sprachen: »Nein! Wir wollen auch mit dir zu deinem Volke gehen.« Darauf sprach Noëmi: »Nein, meine Töchter, kehrt um! Was wollt ihr mit mir gehen? Könnte ich noch Söhne wohl in meinem Schoße hegen, die eure Männer werden könnten? Nein, meine Töchter, kehrt um! Ich bin zu alt für einen Mann. Selbst wenn ich dächte: Ich habe immerhin noch Aussicht und würde diese Nacht noch eines Mannes werden und sogar Söhne gebären, ja, wolltet ihr auf diese warten, bis sie erwachsen wären? Ja, wolltet ihr an sie gebunden sein und nicht bis dahin heiraten? Nein, meine Töchter! Ich bin viel schlimmer dran als ihr, ist ja die Hand des Herrn gegen mich gewesen.« Da weinten sie aufs neue laut. Darauf gab Orpa ihrer Schwiegermutter einen Abschiedskuß. Ruth aber hängte sich an sie. Sie aber sprach: »Siehe, deine Schwägerin ist zurückgekehrt zu ihrem Volk und ihrem Gott. Dem Beispiel deiner Schwägerin folge!« Ruth sprach: »Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, von dir fortzugehen! Wohin du gehst, dahin gehe auch ich; und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk mein Volk. Dein Gott mein Gott! Und wo du stirbst, will auch ich sterben. Da will auch ich begraben sein. Tue mir der Herr an, was er nur will! Der Tod allein scheide zwischen mir und dir!« Als sie nun sah, daß jene fest entschlossen war, mit ihr zu gehen, da sprach sie ihr nicht weiter zu. So gingen diese zwei des Wegs, bis sie nach Bethlehem gelangten. Als sie nun Bethlehem betraten, geriet die ganze Stadt ihretwegen in Aufruhr. Sie fragten: »Ist dies Noëmi?« Sie sprach zu ihnen: »Nennt mich nicht Noëmi ("Die Holde")! Nein, nennt mich Mara ("Die Bittere")! Denn der Allmächtige hat über mich viel Bitteres verhängt. Voll bin ich ausgezogen, und leer bringt mich der Herr zurück. Was wollt ihr Noëmi mich heißen? Gezeugt hat gegen mich der Herr. Es hat der Allerhöchste Leid mir zugefügt.« So kehrte Noëmi nach Hause in der Begleitung Ruths, der Moabitin, ihrer Schwiegertochter, die aus dem Lande Moab kam. Und sie betraten Bethlehem gerade zu Beginn der Gerstenernte. Boaz sorgt für RuthNun aber hatte Noëmi noch einen Verwandten ihres Mannes, der gar sehr vermöglich war, aus dem Geschlecht Elimeleks, mit Namen Boaz. Nun sprach die Moabitin Ruth zu Noëmi: »Ich will aufs Feld hinaus und Ähren lesen hinter dem, in dessen Augen ich wohl Gnade finde.« Sie sprach zu ihr: »Geh, meine Tochter!« Da ging sie hin und sammelte dort auf dem Felde hinter Schnittern her. Da traf es sich zufällig, daß jenes Feld Eigentum des Boaz war, der aus Elimeleks Geschlecht stammte. Und da kam eben Boaz her, aus Bethlehem, und redete die Schnitter an: »Es sei der Herr mit euch!« Da sprachen sie zu ihm. »Es segne dich der Herr!« Da fragte Boaz seinen Diener, der über seinen Schnittern stand: »Wem gehört dies Mädchen da?« Da sprach der Diener, der über seinen Schnittern stand, und sagte: »Es ist ein Moabitermädchen, das aus dem Moabiterland mit Noëmi zurückgekehrt. Sie fragte: "Darf ich wohl lesen und bei den Garben hinter diesen Schnittern sammeln?" Dann kam sie her und ist jetzt auf den Beinen seit dem frühen Morgen schon und hat inzwischen nur ein Weilchen Ruhe sich gegönnt.« Und Boaz sprach zu Ruth: »Hör, meine Tochter, höre wohl: Geh nicht auf eines anderen Feld zum Ährenlesen! Geh nicht von hier hinweg! Nein! Halte dich an meine Mädchen! Behalte nur im Auge das Feld, das sie abernten, und folge ihnen! Hab ich ja doch den Knechten den Befehl gegeben, sich keine Freiheiten mit dir je zu erlauben. Und hast du Durst, so geh hin zu den Gefäßen und trinke auch von dem, was meine Knechte schöpfen!« Da warf sie sich auf ihr Gesicht und neigte sich zu Boden und sprach zu ihm: »Warum erweisest du mir Gnade, mich anzublicken, da ich doch eine Fremde bin?« Darauf gab Boaz ihr zur Antwort: »Man hatte mir erzählt, was du an deiner Schwiegermutter tatest nach deines Mannes Tod, daß du den Vater und die Mutter, dein Heimatland verließest und daß du dann zu einem Volke zogst, das du niemals vorher gekannt. Der Herr vergelte dir dein Tun! Es wird dir voller Lohn zuteil vom Herrn, Israels Gott, von ihm, in dessen Fittichen Zuflucht zu suchen du gekommen bist.« Sie sprach: »Ich danke, Herr. Denn du hast mich getröstet und deiner Magd gar freundlich zugesprochen, obwohl ich selbst nicht einer deiner Mägde gleiche.« Und Boaz sprach zur Essenszeit zu ihr: »Komm her und iß hier von dem Brot und tauche deinen Bissen in den Essig!« Da setzte sie sich zu den Schnittern. Dann gab er ihr geröstet Korn in Fülle, so daß sie satt sich essen konnte und selbst noch übrigließ. Als sie zum Sammeln wieder sich erhob, sprach Boaz zu den Knechten: »Sie mag auch zwischen Garben lesen. Ihr dürft ihr nichts zuleide tun! Zieht aus den ungebundenen Garben für sie noch einiges heraus und laßt es liegen, daß sie es auflesen kann! Ihr dürft sie niemals anfahren.« So las sie auf dem Felde bis zum Abend. Dann klopfte sie, was sie gesammelt hatte, aus. Da war es ein Scheffel Gerste. Sie hob es auf, betrat die Stadt und zeigte ihrer Schwiegermutter, was sie gesammelt hatte. Sie zog hervor und schenkte ihr, was sie nach ihrer Sättigung noch erübrigte. Und ihre Schwiegermutter sprach zu ihr: »Wie hast du heute gesammelt? Wo hast du heute geweilt? Gesegnet sei, der dich beachtet hat!« Da sagte sie ihrer Schwiegermutter, bei wem sie war, und sprach: »Der Mann, bei dem ich heute geweilt, heißt Boaz.« Darauf sprach Noëmi zu ihrer Schwiegertochter: »Er sei vom Herrn gesegnet, der sein Erbarmen nicht versagt den Lebenden und nicht den Toten!« Darauf sprach Noëmi zu ihr: »Der Mann steht uns auch nahe. Er ist mit uns gewissermaßen noch verwandt.« Da sprach die Moabitin Ruth zu ihrer Schwiegermutter: »Ich muß noch beifügen, daß er zu mir gesprochen: "An meine Knechte halte dich, bis diese mit der ganzen Ernte fertig sind, die mir gehört!"« Da sagte Noëmi zu ihrer Schwiegertochter Ruth: »Meine Tochter! Gut ist es, wenn du mit seinen Mädchen hinausgehst. Dann kann dir niemand etwas Schlimmes tun auf eines anderen Feld.« So hielt sie sich beim Lesen zu des Boaz Mädchen, bis daß die Gerstenernte und die Weizenernte fertig waren. Alsdann blieb sie bei ihrer Schwiegermutter. Der Noemi RatDarauf sprach ihre Schwiegermutter Noëmi zu ihr: »Meine Tochter! Ich will dir eine Heimat schaffen, die dir gefällt. Nun, ist denn Boaz nicht mit uns verwandt, bei dessen Mädchen du gewesen? Er worfelt heute nacht die Gerstentenne. So wasche dich und salbe dich! Leg deine Kleider an und geh hinab zur Tenne! Doch gib dich nicht dem Manne zu erkennen, bis er mit Essen und mit Trinken fertig ist! Wenn er sich niederlegt, dann merke dir den Ort, wo er sich niederlegt! Geh hin! Deck dann den Platz zu seinen Füßen auf und lege dich dort nieder! Er wird dir sagen, was du tun sollst.« Da sagte sie zu ihr: »Was immer du mir sagst, das will ich tun.« Sie ging zur Tenne und tat, wie ihre Schwiegermutter sie geheißen. Und Boaz aß und trank und wurde guter Dinge. Dann ging er hin, sich hinter den Getreidehaufen hinzulegen. Sie aber ging ganz leise herzu und deckte nun den Platz zu seinen Füßen auf und legte sich hier nieder. Und da geschah es um Mitternacht. Der Mann fuhr voller Schrecken auf, und als er tastete, da lag das Weib an seinem Fußende. Er sprach: »Wer bist denn du?« Da sagte sie: »Ruth, deine Magd! Heirate deine Magd! Du bist verwandt.« Er sprach: »Gesegnet seist du, meine Tochter, von dem Herrn! Du hast später deine Liebe schöner noch gezeigt als je zuvor. Du liefst nicht jungen Männern nach, ob arm, ob reich. Nun, -eine Tochter, sei getrost! Ich werde ganz nach deinen Worten an dir tun. Denn jede Sippe meines Volkes weiß: Du bist ein wackeres Weib. Nun ist es so: Ich bin verwandt. Doch gibt es einen, der noch näher ist verwandt als ich. Bleib diese Nacht nur hier! Freit er dich morgen, gut! So mag er freien. Doch hat er keine Lust dazu, so will, so wahr der Herr lebt, ich dich freien. Jetzt schlafe bis zum Morgen!« So lag sie bis zum Morgen früh an seinem Fußende. Alsdann erhob sie sich, bevor noch irgendwer den anderen erkennen konnte. Sie sprach: »Nicht ruchbar werde es, daß auf die Tenne hier ein Weib gekommen ist.« Da sagte er: »So nimm den Überwurf, den du da trägst, und halte ihn her!« Sie hielt ihn hin. Da maß er sechs Maß Gerste ab und lud es ihr auf. So kam sie in die Stadt. Sie kam zu ihrer Schwiegermutter, und diese fragte: »Wie steht's mit dir, du meine Tochter?« Und sie erzählte ihr, was ihr der Mann erwiesen hatte. Sie sagte: »Die sechs Maß Gerste schenkte er mir. Er sprach: "Du darfst nicht leer zu deiner Schwiegermutter kommen."« Da sagte sie: »Verhalt dich ruhig, meine Tochter, bis du weißt, wie diese Sache endet! Der Mann wird ja nicht ruhen, bis er die Sache heute noch zu Ende bringt.« Boaz heiratet RuthInzwischen war zum Tore Boaz aufgestiegen und hatte sich dort hingesetzt. Da ging gerade der Verwandte dort vorüber, von dem Boaz gesprochen. Er sprach. »Komm her und setze dich hier nieder, du, so und so!« Er kam herbei und setzte sich. Dann nahm er von den Ältesten der Stadt zehn Männer und sprach: »Setzt euch nieder hier!« Da setzten sie sich hin. Dann sprach er zum Verwandten: »Das Grundstück, das einst unserem Bruder Elimelek gehörte, setzt Noëmi jetzt dem Verkaufe aus, die wieder aus dem Moabland zurückgekehrt. Nun dachte ich: Ich will es dir zu Ohren bringen. So kauf's in Gegenwart der Männer hier, der Ältesten in meinem Volk! Willst du es lösen, dann löse es ein! Wenn nicht, so melde es mir, daß ich es weiß! Denn außer dir ist niemand da, der es einlösen könnte. Ich aber komme nach dir.« Er sprach: »Ich will es einlösen.« Da sagte Boaz: »Damit, daß du von Noëmi das Grundstück jetzt erwirbst, erwirbst du auch die Moabitin Ruth, das Weib des Toten, um so des Toten Namen auf seinem Eigentum wiederum erstehen zu lassen.« Darauf sprach der Verwandte: »Dann kann ich es nicht für mich einlösen. Ich würde meinen Erbbestand schädigen. Was ich zu lösen hätte, lös du ein! Ich kann es nicht einlösen.« Nun war in Israel vor Zeiten folgendes Brauch bei einer Lösung, einem Tausch, um irgend etwas fest zu machen: Es zog da einer seinen Schuh ab und reichte ihn dem anderen. Das war in Israel die Form für die Bestätigung. So sprach zu Boaz der Verwandte: »Kauf es für dich!« und zog den Schuh ab. Darauf sprach Boaz zu den Ältesten und zu dem ganzen Volk: »Ihr seid jetzt Zeugen, daß ich das ganze Eigentum Elimeleks von Noëmi kaufe, sowie das ganze Eigentum von Kiljon und von Machlon. Dazu erkaufe ich die Moabitin Ruth, die Gattin Machlons, mir zum Weibe, um so des Toten Namen auf seinem Erbbesitze wiederum erstehen zu lassen, damit des Toten Namen aus seiner Brüder Kreise und aus dem Tore seines Orts nicht ausgerottet werde. Ihr seid jetzt meine Zeugen.« Darauf rief alles Volk im Tore und die Ältesten: »Wir sind des Zeugen: Möge nur der Herr das Weib, das in dein Haus einzieht, wie Rachel und wie Lea machen, die beide einst das Haus von Israel begründet! Üb Macht in Ephrat aus; verbreite Ruhm zu Bethlehem! Dein Haus, das werde wie das Haus des Peres, den Tamar Juda einst geboren, durch jenen Stamm, den dir der Herr aus diesem Mädchen schenke!« Und Boaz nahm die Ruth. Sie ward sein Weib. Und als er zu ihr ging, gewährte Segen ihr der Herr. Sie schenkte einem Sohn das Leben. Da sprachen die Frauen zu Noëmi: »Gepriesen sei der Herr, der einen Löser heut dir nicht versagt! Sein Name werde in Israel genannt!« Er möge dich am Leben auch erhalten und so Versorger deines Alters werden! Denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn geboren, sie, die dir mehr wert ist als sieben Söhne.« Darauf nahm Noëmi das Kind und legte es auf ihren Schoß und ward ihm eine Wärterin. Da gaben ihm die Nachbarinnen einen Namen: »Ein Sohn ist Noëmi geboren.« Sie nannten seinen Namen also Obed. Das ist der Vater Isais; der ist der Vater Davids. Das ist des Peres Stammbaum: Peres zeugte Hezron. Und Hezron zeugte Ram, und Ram zeugte den Aminadab. Aminadab zeugte Nachson, und Nachson zeugte Salmon. Und Salmon zeugte Boaz, und Boaz zeugte Obed. Und Obed zeugte Isai, und Isai zeugte David. Samuels GeburtUnd zu Ramataim ("Doppelhügel") war ein Mann, ein Sufite vom Gebirge Ephraim namens Elkana, Jerochams Sohn und Elihus Enkel, Tochurs Urenkel und Ururenkel Suphs, ein Ephratiter. Er hatte zwei Frauen. Die eine hieß Anna, die andere Peninna. Peninna aber hatte Kinder, Anna nicht. Dieser Mann nun zog alljährlich aus seiner Stadt hinauf, zu Silo anzubeten und dem Herrn der Heerscharen zu opfern. Priester des Herrn aber waren dort die beiden Söhne Elis, Chophni und Pinechas. Eines Tages nun opferte Elkana. Dabei gab er seinem Weibe Peninna und all ihren Söhnen und Töchtern mehrere Stücke. Anna aber gab er verdrossen nur ein Stück; denn er liebte Anna, aber der Herr hatte ihren Schoß verschlossen. Dazu kränkte ihre Nebenbuhlerin sie, um sie zu reizen, weil der Herr ihren Schoß verschlossen hatte. Und so geschah es Jahr für Jahr. Sooft sie zum Hause des Herrn zog, kränkte jene sie so, daß sie weinte und nicht aß. Einst sprach ihr Mann Elkana zu ihr: »Anna, warum weinst du? Warum issest du nicht? Warum bist du so verstimmt? Bin ich dir nicht inniger zugetan, als wenn du schon zehn Kinder hättest?« Da stand Anna auf, nachdem man das Gekochte gegessen und hernach getrunken hatte: Der Priester Eli aber saß auf dem Stuhle an den Pfosten des Herrntempels. Sie war aber betrübten Gemüts. So betete sie zum Herrn und weinte in einem fort. Dabei machte sie ein Gelübde und sprach: »Herr der Heerscharen! Wenn du das Elend deiner Magd ansiehst und meiner gedenkst und deiner Magd nicht vergissest, sondern deiner Magd einen Mannessprossen verleihst, dann schenke ich ihn für sein ganzes Leben dem Herrn. Und auf sein Haupt soll nie ein Schermesser kommen!« So betete sie lange vor dem Herrn; Eli aber ward aufmerksam auf ihren Mund. Anna aber redete innerlich. Nur ihre Lippen bewegten sich. Da nun ihre Stimme nicht gehört ward, hielt Eli sie für betrunken. Und Eli sprach zu ihr: »Wie lange willst du trunken sein? Werde deinen Weinrausch los!« Da erwiderte Anna und sprach: »Nein, mein Herr! Ich bin ein tief bekümmertes Weib, und doch habe ich weder Wein noch Bier getrunken. Ich schüttete nur mein Herz vor dem Herrn aus. Halte deine Magd nicht für eine Nichtswürdige! Denn nur aus der Fülle meines Kummers und meiner Kränkung habe ich so lange geredet.« Da antwortete Eli und sprach: »Zieh hin in Frieden! Israels Gott gebe dir, was du von ihm erbeten hast!« Sie sprach: »Möge deine Magd Huld in deinen Augen finden!« Dann ging das Weib seines Wegs und aß. Und sie war nicht mehr wie vordem Am anderen Morgen früh beteten sie vor dem Herrn. Dann kehrten sie nach der Rama ("Höhe") heim. Da erkannte Elkana sein Weib, und der Herr gedachte ihrer. Das Jahr ging vorüber. Anna hatte inzwischen empfangen und einen Sohn geboren. Sie nannte ihn Samuel, das heißt »Vom Herrn habe ich ihn erbeten". Der Mann Elkana aber zog mit seinem ganzen Hause hinauf, dem Herrn das jährliche Opfer und sein Gelübde darzubringen. Anna aber zog nicht mit hinauf, sie hatte nämlich zu ihrem Manne gesagt: »Erst wenn der Knabe entwöhnt ist, bringe ich ihn hin, daß er vor dem Herrn erscheine und dort für immer bleibe.« Da sprach ihr Mann Elkana zu ihr: »Tu, was dir gut dünkt! Bleib da, bis du ihn entwöhnt hast! Möge der Herr sein Wort bestätigen!« So blieb das Weib daheim und stillte ihren Sohn, bis sie ihn entwöhnt hatte. Dann brachte sie ihn nach seiner Entwöhnung mit sich hinauf, dazu ein dreijähriges Rind, einen Scheffel Mehl und einen Schlauch Wein. So brachte sie ihn in das Haus des Herrn nach Silo. Der Knabe aber war halbwüchsig. Dann schlachteten sie das Rind und brachten den Knaben zu Eli. Sie sprach: »Mit Vergunst, mein Herr! Bei deinem Leben, Herr! Ich bin das Weib, das hier bei dir gestanden, zum Herrn zu beten. Um diesen Knaben habe ich gebetet. Und der Herr gewährte mir meine Bitte, das, was ich von ihm erbeten habe. So leihe auch ich dem Herrn all seine Lebenstage. Er ist der vom Herrn Erbetene.« Dann beteten sie dort den Herrn an. Annas Lobgesang - Der Elisöhne FrevelAnna betete und sprach: / Aufjauchzt mein Herz im Herrn; / groß wurde meine Stärke durch den Herrn. / Kühn spricht mein Mund mit meinen Feinden; / ich freue mich ob Deiner Hilfe. So heilig wie der Herr ist keiner; / denn außer Dir ist keiner sonst. / Kein Fels gleicht unserem Gott. Nicht sprechet soviel Übermütiges! / Vermessenheit entschwinde eurem Munde! / Es ist der Herr ein Gott des Wissens! / Und böse Taten sind nie recht. Der Starken Bogen ward geknickt; / doch Strauchelnde behalten ihre Kraft. Um Brot verdingen müssen sich, die vordem satt, / und Hungrige erquicken sich. / Die Unfruchtbare hat der Kinder sieben; / die Kinderreiche welkt dahin. Der Herr kann töten und beleben, / zum Grabe führen und davor bewahren. Der Herr macht arm und reich, / erniedrigt und erhöht. Er richtet auf vom Staub den Bettler, / erhebt den Armen aus dem Kot / und heißt sie setzen neben Fürsten, / weist ihnen einen Ehrensitz für immer an. / Des Herren sind der Erde Säulen; / den Erdkreis stellte er darauf. Die Schritte seiner Frommen hütet er; / in Finsternis vergehn die Frevler; / denn nicht durch eigne Kraft wird jemand Herr. Zerschmettert werden so des Herren Widersacher, / und er vernichtet Himmelsstürmer. / Der Erde Enden richtet selbst der Herr, / gibt Stärke seinem König, / erhöht seines Gesalbten Macht.« Dann ging Elkana nach der Rama heim. Der Knabe aber diente dem Herrn unter des Priesters Eli Augen. Die Söhne Elis aber waren Teufelsbuben. Sie kümmerten sich nicht um den Herrn und um der Priester Gerechtsame gegenüber dem Volke. Sooft nämlich jemand ein Opfer schlachtete, kam des Priesters Bursche, während das Fleisch kochte, mit einer dreizackigen Gabel und stach damit in den Kessel oder Topf oder Tiegel oder in die Pfanne. Alles, was die Gabel heraufbrachte, nahm der Priester für sich. So taten sie mit ganz Israel, das dorthin nach Silo kam. Sogar bevor man das Fett verbrannte, kam des Priesters Bursche und sagte zu dem opfernden Mann: »Gib Fleisch zum Braten für den Priester! Er will von dir kein gekochtes Fleisch haben, sondern rohes.« Sagte dann der Mann zu ihm: »Man muß auf der Stelle das Fett verbrennen. Danach nimm dir, was du gerne magst!«, so sprach er zu ihm: »Nein! Gib sofort! Wenn nicht, dann nehme ich es mit Gewalt.« So ward die Schuld der jungen Männer vor dem Herrn sehr groß. Denn sie, die Menschen, hatten das Opfer des Herrn verächtlich behandelt. Samuel aber diente vor dem Herrn, als Knabe schon mit dem Leibschurz umgürtet. Dazu pflegte ihm seine Mutter einen kleinen Mantel zu machen. Einen solchen brachte sie ihm jedes Jahr, wenn sie mit ihrem Manne hinaufzog, das jährliche Opfer darzubringen. Dann segnete Eli den Elkana und sein Weib und sprach: »Der Herr gebe dir von diesem Weibe Nachwuchs statt des Erflehten, den sie vom Herrn erfleht!« Dann zogen sie heim. Weil der Herr Anna bedacht hatte, ward sie guter Hoffnung und gebar noch drei Söhne und zwei Töchter. Der junge Samuel aber wuchs auf beim Herrn. Eli aber war sehr alt geworden. Er hörte alles, was seine Söhne an ganz Israel taten, und daß sie bei den Weibern lagen, die den Eingang des Festgezeltes verhängten. Er sprach zu ihnen: »Warum treibt ihr solche Dinge, daß ich vom ganzen Volke diese schlechten Dinge über euch hören muß? Nein, meine Söhne, nicht schön ist das Gerücht, das ich über die Verführer des Herrnvolkes hören muß. Sündigt ein Mann gegen den anderen, dann ist dessen Anwalt Gott. Sündigt aber ein Mann gegen den Herrn, wer könnte ihn verteidigen?« Aber sie hörten nicht auf ihres Vaters Worte. Denn dem Herrn gefiel es, sie sterben zu lassen. Der Knabe Samuel aber wuchs immer mehr und nahm zu an Gunst beim Herrn und bei den Menschen. Da kam ein Gottesmann zu Eli und sprach zu ihm: »So spricht der Herr: "Ich habe mich dem Hause deines Vaters einst geoffenbart, als es in Ägypten noch Pharaos Haus gehörte. Und ich erwählte es aus allen Stämmen Israels für mich zu Priestern, daß sie auf meinen Altar steigen und Räucherwerk anzünden und das Ephod ("Los") vor mich hinlegen. Und deinem Vaterhause übertrug ich alle Mahlopfer der Söhne Israels. Warum mißachtet ihr mein Opfer und meine Gabe, die ich zum Unterhalt angewiesen? Weswegen achtest du deine Söhne höher als mich, daß ihr euch mästet von dem ersten Abhub aller Gaben Israels, die meines Volkes sind?" Deshalb ein Spruch des Herrn, des Gottes Israels: "Ich habe freilich ausgesprochen: »Dein Haus und deines Vaters Haus, sie sollen immer vor mir wandeln!« Nun aber" - Spruch des Herrn -, "sei es fern von mir! Denn die mich ehren, ehre ich. Die mich mißachten, leiden Schmach. Es kommt die Zeit, da kürze ich dir einen Arm und deines Vaterhauses Arm, daß nimmermehr ein Greis in deinem Hause sei. Dann blickst du, selber arm, auf jeden, dem es gut in Israel ergeht. Nie sei in deinem Hause mehr ein Greis! Nicht jeden aber tilge ich von meinem Altar, daß deine Augen schmachten und deine Seele vergehe. Doch sterbe deines Hauses ganze Brut hin wie gemeine Leute! Und dies sei dir das Zeichen, das deine beiden Söhne Chophni und Pinechas trifft: An einem Tage sterben beide! Doch ich bestelle mir einen zuverlässigen Priester, der tut nach meinem Sinn und Herzen. Ich baue ihm ein dauernd Haus. Und alle Tage wandelt er vor meinem Hochgesalbten. Wer übrigbleibt von deinem Hause, der kommt und wirft sich nieder, um Geld und Brotlaibe zu betteln, wobei er sagt: »Geselle mich doch einer deiner Priesterschaften bei, damit ich einen Bissen Brot bekomme.«"« Samuels OffenbarungDer Knabe Samuel nun diente vor Eli dem Herrn. Zu jener Zeit aber war das Herrnwort selten. Auch Gesichte waren nicht verbreitet. Eines Tages nun ruhte Eli an seinem Platze. Seine Augen aber begannen sich zu trüben, und er konnte nicht mehr gut sehen. Aber die Gotteslampe erlosch nicht, ruhte doch Samuel in des Herrn Heiligtum, wo die Gotteslade stand. Da rief der Herr: »Samuel!« Er sprach: »Hier bin ich.« Dann lief er zu Eli und sprach: »Hier bin ich. Du hast mich ja gerufen.« Er sprach: »Ich habe dich nicht gerufen. Leg dich nieder!« Da ging er und legte sich nieder. Da rief der Herr noch einmal: »Samuel!« Und Samuel stand auf, ging zu Eli und sprach: »Hier bin ich. Du hast mich doch gerufen.« Er sprach:"Ich habe nicht gerufen, mein Sohn; leg dich nieder!« Samuel aber hatte den Herrn noch nicht erfahren, und noch ward ihm kein Herrnwort geoffenbart. Da rief der Herr den Samuel noch zum drittenmal. Und er stand auf, ging zu Eli und sprach: »Hier bin ich. Du hast mich doch gerufen.« Da merkte Eli, daß der Herr den Knaben rief. Und Eli sprach zu Samuel: »Geh, leg dich nieder! Ruft es dich nochmals, dann sprich: "Rede, Herr! Dein Diener hört."« Da ging Samuel und legte sich an seinem Platze nieder. Da kam der Herr, trat hin und rief wie die vorigen Male: »Samuel! Samuel!« Da sprach Samuel: »Rede! Dein Diener hört.« Da sprach der Herr zu Samuel: »Ich tue etwas in Israel, daß jedem, der es hört, davon die Ohren gellen werden. An jenem Tage erfülle ich an Eli alles, was ich seinem Haus angedroht, von Anfang bis zu Ende. Ich tue ihm kund, daß ich sein Haus strafen will für immer wegen der Sünde, weil er gewußt hat, daß seine Söhne »sich« ("Gott") lästern; er aber hat ihnen nicht gewehrt. So habe ich dem Haus Elis geschworen: "Die Schuld des Elihauses soll niemals durch Schlachtopfer und andere Opfergaben gesühnt werden."« Samuel aber blieb bis zum Morgen liegen. Dann öffnete er die Pforten im Hause des Herrn. Doch scheute sich Samuel, Eli das Gesicht zu künden. Da rief Eli den Samuel und sprach: »Samuel, mein Sohn!« Da sagte er: »Hier bin ich.« Er sprach: »Was war es, das er zu dir geredet hat? Verhehle mir nichts! Gott tue dir dies und das, verhehlst du mir etwas von all dem, was er zu dir gesprochen hat!« Da erzählte ihm Samuel alle Worte und verhehlte ihm nichts. Da sprach jener: »Es ist der Herr. Er tue, was ihm gefällt!« Samuel wuchs nun heran, und der Herr war mit ihm. Und er hatte kein einziges seiner Worte zur Erde fallen lassen. Ganz Israel erkannte, von Dan bis Beerseba, daß Samuel sich als Prophet des Herrn bewährte. Und der Herr erschien auch weiterhin zu Silo. Denn der Herr offenbarte sich Samuel durch das Herrnwort. Israels Niederlage - Elis TodUnd so galt Samuels Wort für ganz Israel. Israel aber zog gegen die Philister in den Kampf. Sie lagerten am Eisstein; die Philister aber lagerten sich bei Aphek. Die Philister nun boten Israel den Kampf an. Da begann der Kampf, und Israel ward von den Philistern geschlagen. Auf dem Kampfplatz auf dem Felde wurden an 4.000 Mann erschlagen. So kam die Mannschaft wieder in das Lager; da sagten die Ältesten Israels: »Warum hat uns heute der Herr vor den Philistern geschlagen? Wir wollen die Bundeslade des Herrn aus Silo zu uns holen. So soll er in unsere Mitte kommen und uns aus unserer Feinde Hand erretten!« Da sandte das Volk nach Silo. Und man holte von dort die Bundeslade des Herrn der Heerscharen, der auf den Cheruben thront. Dabei waren auch die beiden Elisöhne Chophni und Pinechas mit der Bundeslade Gottes. Als die Bundeslade des Herrn ins Lager kam, erhob ganz Israel lauten Jubel, daß der Boden dröhnte. Die Philister aber hörten das schallende Jubelgeschrei und fragten: »Was bedeutet dieser laute Jubel im Lager der Hebräer?« Da erfuhren sie, daß die Lade des Herrn ins Lager gekommen sei. Da fürchteten sich die Philister und sprachen: »Ein Gott ist zu ihnen ins Lager gekommen.« Und sie sprachen: »Wehe uns! So ist es noch nie gewesen. Wehe uns! Wer rettet uns aus der Hand dieser mächtigen Götter? Das sind die gleichen Götter, die Ägypten mit allerlei Plagen verheerend geschlagen haben. Haltet euch tapfer und seid Männer, ihr Philister, daß ihr nicht den Hebräern dienet, wie sie euch gedient haben! Seid denn Männer und kämpfet!« Da kämpften die Philister. Israel aber unterlag und floh, jeder in sein Zelt. Und so ward die Niederlage sehr groß. Von Israel fielen 30.000 Mann, lauter Fußvolk. Auch die Gotteslade ward erbeutet, und die beiden Elisöhne Chophni und Pinechas waren gefallen. Da lief ein Mann von Benjamin vom Walplatz und kam am selben Tage nach Silo, die Kleider zerrissen und Staub auf dem Kopfe. Als er ankam, saß Eli auf dem Stuhle nahe am Wege und spähte. Denn sein Herz bangte um die Lade Gottes. Als der Mann aber kam und der Stadt die Kunde brachte, schrie die ganze Stadt. Eli hörte das laute Geschrei und fragte: »Was bedeutet dies Geschrei der Menge?« Da kam der Mann herangeeilt und brachte Eli die Kunde. Achtundneunzig Jahre alt war Eli, und seine Augen waren starr, und er konnte nicht mehr sehen. Der Mann sprach zu Eli: »Ich bin der, der vom Walplatz kommt. Ich bin heute von dem Walplatz geflohen.« Da fragte er: »Wie ist es gegangen, mein Sohn?« . Da antwortete der Bote und sprach: »Israel ist vor den Philistern geflohen. Dazu hat das Volk eine große Niederlage erlitten. Auch deine beiden Söhne Chophni und Pinechas sind gefallen, und die Gotteslade ist genommen worden.« Als er aber die Gotteslade nannte, fiel jener rücklings vom Stuhle durch die Tür, brach das Genick und starb. Denn der Mann war alt und schwer. Er hatte Israel vierzig Jahre gerichtet. Seine Schwiegertochter, des Pinechas Weib, war hochschwanger. Sie hörte nun die Kunde vom Verlust der Gotteslade und vom Tod ihres Schwiegervaters und ihres Mannes. Da sank sie hin und gebar. Denn die Wehen hatten sie überrascht. Als sie zum Sterben kam, sprachen die umstellenden Weiber: »Fürchte dich nicht! Du hast einen Sohn geboren.« Sie aber gab keine Antwort und achtete nicht darauf, sondern nannte den Knaben Ikabod ("Ehrlos"). Sie sagte: »Dahin ist Israels Ehrenpreis«, wegen des Verlustes der Gotteslade, ihres Schwiegervaters und ihres Mannes. So sprach sie also: »Dahin ist Israels Ehrenpreis; denn die Gotteslade ist genommen.« Die Bundeslade im GötzentempelDie Philister hatten also die Gotteslade erbeutet. Sie brachten sie von dem Eisstein nach Asdod. Dann nahmen die Philister die Gotteslade und brachten sie in das Haus des Dagon. Sie stellten sie hier neben Dagon auf. Als aber am anderen Morgen einige Asdoditer kamen, lag Dagon mit seinem Gesicht auf dem Boden vor der Lade des Herrn. Da nahmen sie Dagon und stellten ihn wieder an seinen Platz. Als sie aber am anderen Morgen früh kamen, war Dagon wieder auf sein Gesicht zur Erde gefallen vor der Lade des Herrn. Dagons Kopf und beide Hände lagen abgebrochen auf der Schwelle. Dagon selbst lag neben ihr. Daher dürfen weder die Dagonspriester noch irgendein Besucher des Dagonshauses auf die Schwelle Dagons in Asdod treten bis auf diesen Tag. Die Hand des Herrn aber lag schwer auf den Asdoditern. Er erschreckte sie und schlug sie mit Pestbeulen, Asdod und sein Gebiet. Als die Männer von Asdod sahen, daß es so war, sagten sie: »Die Lade des Gottes Israels darf nicht bei uns bleiben. Denn seine Hand lastet schwer auf uns und unserem Gotte Dagon.« So sandten sie hin und ließen alle Philisterfürsten zu sich kommen und sprachen: »Was sollen wir mit der Lade des Gottes Israels tun?« Da sprachen sie: »Man soll die Lade des Gottes Israels nach Gat schaffen!« So schafften sie die Lade des Gottes Israels dorthin. Nachdem man sie hingeschafft hatte, lag die Hand des Herrn auf der Stadt zu ihrer größten Bestürzung. Er schlug nämlich die Männer der Stadt, klein und groß, daß Beulen an ihnen ausbrachen. Da sandten sie die Gotteslade nach Ekron. Als aber die Gotteslade nach Ekron kam, schrieen die von Ekron: »Man bringt die Lade des Gottes Israels zu mir, um mich und mein Volk zu töten.« Dann sandten sie hin und ließen alle Philisterfürsten kommen und sprachen: »Schickt die Lade des Gottes Israels fort, daß sie an ihren Ort kehre und nicht mich und mein Volk töte.« Denn Todesfurcht war in der ganzen Stadt. Gar schwer lag die Hand Gottes darauf. Und die Leute, die nicht starben, wurden mit Beulen geschlagen. Und das Jammergeschrei der Stadt stieg zum Himmel. Die Rückkehr der LadeSo blieb die Lade des Herrn im Gefilde der Philister sieben Monate. Dann beriefen die Philister die Priester und Wahrsager und fragten: »Was machen wir mit des Herrn Lade? Tut uns kund, wie wir sie an ihren Ort schaffen sollen!« Sie sprachen: »Schickt ihr die Lade des Gottes Israels fort, dann schickt sie nicht leer fort! Ihr sollt ihm vielmehr eine Buße zahlen! Dann werdet ihr geheilt, und es wird euch klar, warum seine Hand nicht von euch wich.« Sie fragten: »Welche Buße sollen wir ihm zahlen?« Sie sprachen. »Nach der Zahl der philistäischen Fürsten fünf goldene Beulen und fünf goldene Mäuse. Denn einerlei Plage hat euch alle und eure Fürsten getroffen. Macht Abbilder eurer Beulen und eurer Mäuse, die das Land verheert haben! Gebt dem Gott Israels die Ehre! Vielleicht nimmt er seine Hand weg von euch, von eurem Gott und eurem Lande. Wozu wollt ihr euer Herz verhärten, wie Ägypten und der Pharao ihr Herz verhärtet haben? Nicht wahr, als er ihnen übel mitgespielt hatte, ließ man sie fortziehen. Nun macht einen neuen Wagen und holt zwei Milchkühe, auf die noch kein Joch gekommen! Dann spannt die Kühe an den Wagen; aber ihre Kälber laßt fern von ihnen im Stalle. Dann nehmt die Lade des Herrn und stellt sie auf den Wagen! Die Goldsachen, die ihr ihm als Buße gebet, sollt ihr in einem Sack zur Seite legen! Dann laßt sie des Wegs ziehen! Seht dann zu: Zieht sie den Weg nach Betsemes hinauf, dann hat er uns dies große Übel angetan. Wenn nicht, dann wissen wir, daß nicht seine Hand uns getroffen hat. Dann ist dies für uns ein Zufall gewesen.« Und die Männer taten so. Sie nahmen zwei Milchkühe und spannten sie an den Wagen. Ihre Kälber aber hatten sie im Stalle behalten. Dann stellten sie die Lade des Herrn auf den Wagen, ebenso den Sack und die goldenen Mäuse und die Bilder ihrer Geschwülste. Die Kühe aber liefen geraden Wegs auf der Straße nach Betsernes. Sie brüllten unaufhörlich, aber bogen nicht nach rechts noch links ab. Die Philisterfürsten aber folgten ihnen bis in das Gebiet von Betsemes. Eben hielt Betsemes im Talgrund die Weizenernte. Als sie ihre Augen erhoben, erblickten sie die Lade. Da freuten sie sich bei ihrem Anblick. Der Wagen aber kam zum Felde Josues aus Betsemes und stand hier still. Hier lag ein großer Stein. Da spalteten sie das Holz des Wagens; die Kühe nämlich opferten sie als Brandopfer dem Herrn. Die Leviten aber hatten die Lade des Herrn und den Sack neben ihr mit den Goldsachen abgeladen; dann stellten sie sie auf den großen Stein. Und die Männer von Betsemes hatten Brandopfer herbeigeschafft, und so schlachteten sie dem Herrn an jenem Tage Schlachtopfer. Als dies die fünf Philisterfürsten gesehen, kehrten sie am selben Tage nach Ekron zurück. Dies aber waren die goldenen Beulen, die die Philister dem Herrn als Buße bezahlten: eine für Asdod, eine für Gaza, eine für Askalon, eine für Gat und eine für Ekron. Auch die Goldmäuse richteten sich nach der Zahl aller Philisterstädte der fünf Fürstentümer. Sie galten für die befestigten Städte und die Bauerndörfer. Noch ist der große Stein da, worauf sie die Lade des Herrn gestellt, bis auf diesen Tag im Felde Josues von Betsemes. Er schlug aber bei den Mannen von Betsemes, weil sie in die Lade des Herrn hineingeschaut hatten, 70 Mann; im Volke schlug er 50.000 Mann. Dann trauerte das Volk, daß der Herr vom Volke so viele geschlagen hatte. Da sprachen die Männer von Betsemes: »Wer kann den Herrn, diesen heiligen Gott, bedienen? Und zu wem soll er von uns hingehen?« Da sandten sie Boten zu den Einwohnern von Kirjat Jearim und ließen sagen: »Die Philister haben die Lade des Herrn zurückgebracht. Kommt herab und holt sie euch herauf!« Befreiung vom PhilisterjochDa kamen die Männer von Kirjat Jearim, holten die Lade des Herrn hinauf und brachten sie ins Haus Abinadabs auf dem Hügel. Seinen Sohn Eleazar aber bestimmten sie dazu, die Lade des Herrn zu hüten. Von dem Tage an, da die Lade in Kirjat Jearim blieb, verging eine lange Zeit. Zwanzig Jahre wurden es, und das ganze Haus Israel klagte vor dem Herrn. Da sprach Samuel zu dem ganzen Volke Israel also: »Wollt ihr von ganzem Herzen zum Herrn zurückkehren, dann schafft die Götter der Fremde aus eurer Mitte, ebenso die Astarten! Richtet euer Herz auf den Herrn und dient ihm allein! Und er entreißt euch der Philister Hand.« Da entfernten Israels Söhne die Baale und Astarten und dienten allein dem Herrn. Da sprach Samuel: »Versammelt ganz Israel nach der Mispa ("Warte")! Dann bete ich für euch zum Herrn.« Da versammelten sie sich auf der Mispa, schöpften Wasser, gossen es vor den Herrn, fasteten an jenem Tag und sprachen dort: »Wir haben gegen den Herrn gesündigt.« Und Samuel richtete Israel auf der Mispa. Die Philister aber hörten, daß sich Israels Söhne auf der Mispa versammelt hatten. Da zogen die Philisterfürsten gegen Israel. Als dies die Söhne Israels hörten, fürchteten sie sich vor den Philistern. Und die Söhne Israels sprachen zu Samuel: »Höre nicht auf, für uns zum Herrn, unserem Gott, zu flehen, daß er uns aus der Philister Hand helfe!« Da nahm Samuel ein Milchlamm und brachte es dem Herrn als ganzes Brandopfer dar. Und Samuel flehte zum Herrn für Israel, und der Herr erhörte ihn. Und Samuel brachte eben das Brandopfer dar. Da griffen die Philister Israel an. Der Herr aber donnerte mit gewaltigem Schalle an jenem Tage gegen die Philister und verwirrte sie, und sie wurden von Israel geschlagen. Da rückten die Männer Israels von der Mispa aus, verfolgten die Philister und schlugen sie bis unterhalb Betkar ("Weidehaus"). Da nahm Samuel einen Stein, stellte ihn zwischen der Mispa und der Spitze auf und nannte ihn »Stein der Hilfe«. Er sprach: »Bis hierher hat der Herr geholfen.« So wurden die Philister gebeugt. Und sie kamen fernerhin nicht mehr in Israels Gebiet. Die Hand des Herrn lag auf den Philistern, solange Samuel lebte. Die Städte aber, die die Philister Israel abgenommen hatten, kamen wieder an Israel, von Ekron bis Gat. Auch ihr Gebiet entriß Israel der Hand der Philister. Ebenso ward Friede zwischen Israel und dem Amoriter. Und Samuel richtete alle Tage seines Lebens Israel. Jahr für Jahr nämlich war er umhergewandert und hatte die Runde gemacht über Betel, das Gilgal und die Mispa. An all diesen Orten hatte er Israel gerichtet. Seine Heimstatt aber war auf der Rama; denn dort war sein Haus, und dort richtete er Israel. Er baute auch dort dem Herrn einen Altar. Der Wunsch nach einem KönigAls Samuel alt geworden, bestellte er seine Söhne zu Richtern für Israel. Sein Erstgeborener hieß Joel, sein Zweiter Abia. Sie richteten zu Beerseba. Aber seine Söhne waren nicht auf seinen Wegen gewandelt; sie gingen vielmehr auf Gewinn aus. Sie ließen sich bestechen und beugten das Recht. Da traten die Ältesten Israels zusammen und kamen zu Samuel auf die Rama. Sie sprachen zu ihm: »Du bist alt geworden. Deine Söhne aber wandeln nicht auf deinen Wegen. Deshalb setze über uns einen König, daß er uns richte, wie es bei allen anderen Völkern ist.« Samuel aber mißfiel es, daß sie gesprochen hatten: »Gib uns einen König, daß er uns richte!« Und Samuel beklagte sich beim Herrn. Da sprach der Herr zu Samuel: »Hör auf des Volkes Stimme in allem, was sie zu dir sagen! Nicht dich verwerfen sie, sondern mich, damit ich nicht mehr über sie König sei. Gerade so, wie sie getan von dem Tage an, da ich sie aus Ägypten geführt, bis auf diesen Tag, da sie mich verließen und anderen Göttern dienten, so tun sie auch dir. So hör auf ihre Stimme! Doch sollst du sie ernstlich verwarnen! Tu ihnen auch die Rechte des Königs kund, der über sie herrschen soll!« Und Samuel verkündete alle Worte des Herrn dem Volk, das von ihm einen König verlangte. Er sprach: »Dies sind die Rechte des Königs, der über euch herrschen wird: Eure Söhne nimmt er und stellt sie an seine Wagen und Rosse, daß sie vor seinem Wagen laufen. Er setzt sich Oberste über Tausende und Oberste über fünfzig. Sie müssen sein Ackerland pflügen, seine Ernte einbringen und seine Kriegs- und Wagengeräte machen. Eure Töchter nimmt er zum Salbenbereiten, Kochen und Backen. Von euren Feldern, Weinbergen und Ölgärten nimmt er die besten und gibt sie seinen Dienern. Von euren Saatländern und Weinbergen erhebt er den Zehnten und gibt ihn seinen Hofleuten und Dienern. Und eure Knechte und Mägde, eure fetten Rinder und eure Esel nimmt er und verwendet sie für seine Wirtschaft. Von euren Schafen erhebt er den Zehnten. Ihr selbst aber werdet seine Knechte sein. Da schreit ihr an jenem Tage wegen eures Königs, den ihr euch erwählt habt. Aber der Herr erhört euch nicht an jenem Tage.« Das Volk aber weigerte sich, auf Samuels Stimme zu hören. Sie sprachen zu ihm: »Nur ein König soll über uns sein! Wir wollen auch so sein wie alle Völker. Unser König richte uns und ziehe vor uns her und führe unsere Kriege!« Samuel hörte aber alles, was das Volk redete, und trug es dem Herrn vor. Da sprach der Herr zu Samuel: »Hör auf ihre Stimme und gib ihnen einen König!« Da sprach Samuel zu den Männern Israels: »Geht, ein jeglicher in seine Stadt!« Saul und SamuelDa war ein Mann aus Benjamin namens Kis, Abiels Sohn, Serors Enkel und Urenkel Bekorats, des Sohnes Aphiachs, ein Benjaminite und vermögender Mann. Er hatte einen Sohn, namens Saul, jung und wohlgestaltet. Keiner der Söhne Israels war so wohlgestaltet wie er. Von seinen Schultern an ragte er über das ganze Volk. Nun verliefen sich dem Kis, Sauls Vater, Eselinnen. Da sprach Kis zu seinem Sohne Saul: »Nimm dir einen von den Knechten; mach dich auf, geh, such die Eselinnen!« Da durchstreifte er das Gebirge Ephraim und durchstreifte die Landschaft Salisa; aber sie fanden nichts. Dann durchstreiften sie die Landschaft Saalim, wieder war nichts zu finden. Dann durchstreifte er das Gebiet Benjamins. Aber auch da fanden sie nichts. Schon waren sie in die Landschaft Suph gekommen. Da sprach Saul zu seinem Diener bei ihm: »Komm, wir kehren um! Sonst könnte mein Vater die Eselinnen aufgeben und sich um uns sorgen.« Da sprach jener zu ihm: »In dieser Stadt ist ein Gottesmann. Und der Mann ist angesehen. Alles, was er sagt, trifft alsbald ein. Laßt uns hingehen! Vielleicht bescheidet er uns über unseren Weg, den wir einzuschlagen haben.« Da sprach Saul zu seinem Diener: »Wenn wir gehen, was bringen wir dann dem Mann? Das Brot in unseren Taschen ist ausgegangen, und ein Schmuckstück kann man dem Gottesmann nicht geben. Was haben wir sonst?« Da erwiderte der Diener nochmals dem Saul und sprach: »Bei mir findet sich ein Viertelsilberling. Den gebe ich dem Gottesmann, daß er uns über unseren Weg bescheide.« Vor alters sagte man in Israel, wenn man Gott befragen ging, also: »Kommt, lasset uns zum Seher gehen!« Denn die jetzt Propheten genannt werden, hießen vor Zeiten Seher. Da sprach Saul zu seinem Diener: »Du hast recht. Auf! Laßt uns gehen!« So gingen sie zur Stadt, wo der Gottesmann war. Sie gingen nun die Steige zur Stadt hinan. Da trafen sie Mädchen, die zum Wasserschöpfen herauskamen. Da sprachen sie zu ihnen: »Ist der Seher daheim?« Da antworteten sie ihnen und sprachen: »Ja, er ist für dich zu haben. Beeile dich jetzt! Denn heute ist er in die Stadt gekommen, weil heute das Volk ein Opfer auf der Höhe hat. Kommt ihr in die Stadt, dann trefft ihr ihn noch an, bevor er auf die Höhe zum Mahle geht. Denn das Volk speist nicht, bis er kommt. Erst segnet er das Opfermahl, dann essen die Geladenen. Geht also hinauf! Denn dort könnt ihr ihn noch treffen.« So gingen sie zur Stadt hinauf. Als sie aber mitten in die Stadt kamen, begegnete ihnen eben Samuel, um zur Höhe hinaufzusteigen. Der Herr aber hatte Samuels Ohr einen Tag vor Sauls Ankunft geöffnet; er sprach: »Morgen um diese Zeit sende ich dir aus dem Lande Benjamin einen Mann. Den salbe zum Fürsten meines Volkes Israel! Er wird mein Volk aus der Philister Hand erretten. Denn ich habe nach meinem Volke gesehen; ist doch sein Hilferuf zu mir gedrungen.« Kaum hatte Samuel den Saul erblickt, hatte ihn schon der Herr beschieden: »Dies ist der Mann, von dem ich dir gesagt: "Er wird mein Volk regieren."« Da trat Saul zu Samuel mitten im Tor und sprach: »Sag mir doch: Wo ist das Haus des Sehers?« Da erwiderte Samuel dem Saul und sprach: »Ich bin der Seher. Gehet vor mir auf die Höhe und esset heute mit mir! Morgen lasse ich dich ziehen und bescheide dich über alles, was du auf dem Herzen hast. Um die Eselinnen, die dir heute vor drei Tagen verloren gingen, sorge dich nicht! Sie haben sich gefunden. Wem aber kommt zu, was Gesamtisrael wünscht? Nicht dir und deinem ganzen Vaterhause?« Da antwortete Saul und sprach: »Bin ich nicht ein Benjaminite aus einem der kleinsten Stämme Israels? Und meine Sippe ist die geringste von allen Sippen des Benjaminstammes. Warum redest du so zu mir?« Samuel aber nahm Saul und seinen Diener, führte sie in die Halle und gab ihnen einen Platz an der Spitze der Geladenen. Deren waren es an dreißig Mann. Und Samuel sagte zum Koch: »Gib das Stück her, das ich dir gegeben und wovon ich dir gesagt: "Leg es beiseite!"« Da nahm der Koch die Keule und legte sie Saul vor. Jener sprach: »Das ist der Rest. Leg dir vor und iß! Denn zu seiner Zeit ward er aufgespart, schon als ich sagte: "Ich habe die Leute eingeladen."« So aß Saul mit Samuel an jenem Tage. Dann stiegen sie von der Höhe in die Stadt hinab, und er redete mit Saul noch auf dem Dache. Sie standen früh auf. Als die Morgenröte anbrach, rief Samuel zu Saul auf das Dach hinauf: »Steh auf, daß ich dich begleite!« Und Saul stand auf, und sie beide, er und Samuel, gingen hinaus. Sie schritten eben dem Ende der Stadt zu. Da sprach Samuel zu Saul: »Heiß den Diener uns weit vorausgehen!« Da ging dieser voraus. »Du aber bleib stehen, daß ich dir ein Gotteswort kundtue!« Sauls KönigsweiheDarauf nahm Samuel die Ölflasche, goß sie auf sein Haupt und küßte ihn. Dann sprach er: »Damit salbt dich der Herr zum Fürsten über sein Eigentum. Gehst du heute von mir weg, so triffst du zwei Männer bei Rachels Grab an der Grenze Benjamins im Glutschatten. Sie sagen zu dir: "Die Eselinnen, die du suchen gegangen, haben sich gefunden. Dein Vater hat die Sache mit den Eselinnen aufgegeben; dafür ist er um euch besorgt und sagt: Was soll ich für meinen Sohn tun?" Gehst du von da weiter und kommst du zur Taboreiche, so stoßen dort drei Männer zu dir. Sie gehen zu der Gottheit nach Betel ("Gotteshaus") hinauf. Der eine führt drei Böcklein mit sich, der andere hat drei Brotlaibe und der dritte einen Schlauch Wein. Sie grüßen dich und geben dir zwei Brote. Nimm sie von ihnen an! Hernach kommst du zu dem Gotteshügel, wo die Philisterposten sind, und wenn du dorthin in die Stadt kommst, dann triffst du einen Trupp Propheten, die von der Höhe kommen; ihnen voraus Harfen, Pauken, Flöten und Zithern; sie selbst aber sind verzückt. Dann kommt über dich der Geist des Herrn, und du wirst mit ihnen verzückt und wandelst dich in einen anderen Menschen. Wenn diese Zeichen bei dir eintreffen, dann tu dein Möglichstes! Denn Gott ist mit dir. Geh vor mir nach dem Gilgal ("Steinkreis") hinab! Ich komme zu dir hinab, Brandopfer darzubringen und Mahlopfer zu schlachten. Warte aber sieben Tage, bis ich zu dir komme und dir kundtue, was du tun sollst!« Als er den Rücken wandte, um von Samuel wegzugehen, da wandelte ihm Gott sein Inneres. Und an jenem Tage trafen alle diese Zeichen ein. Als sie dorthin nach dem Hügel kamen, eilte ihm ein Trupp Propheten entgegen. Auch der Geist Gottes kam über ihn, und er ward mitten unter ihnen verzückt. Und alle, die ihn von früher her kannten und sahen, wie er mit den Propheten verzückt war, diese Leute sagten zueinander: »Was ist mit dem Sohn des Kis geschehen? Ist auch Saul unter den Propheten?« Da erwiderte ein Mann von dort und sprach: »Aber wer ist denn ihr Vater?« Daher entstand das Sprichwort: »Auch Saul unter den Propheten?« Als er aufhörte, verzückt zu sein, kam er auf die Höhe. Da fragte Sauls Oheim ihn und seinen Diener: »Wohin seid ihr gegangen?« Er sprach: »Die Eselinnen zu suchen, und als wir sahen, daß sie nicht da waren, gingen wir zu Samuel.« Da sagte Sauls Oheim: »Sag mir doch, was Samuel zu euch gesprochen hat!« Da sprach Saul zu seinem Oheim: »Er hat uns mitgeteilt, daß die Eselinnen gefunden seien.« Aber die Sache mit dem Königtum, wovon Samuel gesprochen, sagte er ihm nicht. Da entbot Samuel das Volk zum Herrn auf die Mispa. Er sprach zu den Söhnen Israels: »So spricht der Herr, Gott Israels: "Ich habe aus Ägypten Israel herausgeführt und aus der Hand Ägyptens und all der Königreiche euch gerettet, die euch bedrängt haben.« Ihr aber verwerft jetzt euren Gott, der euch Retter war, in all euren Leiden und Nöten half. Ihr sagt: "Nein! Einen König sollst du über uns setzen!" Nun denn! So stellt euch vor dem Herrn auf, nach euren Stämmen und Tausendschaften!« Hierauf ließ Samuel alle Stämme Israels antreten. Da traf es den Stamm Benjamin. Hierauf ließ er den Stamm Benjamin sippenweise antreten. Da traf es die Sippe der Matriter. Dann traf es Saul, des Kis Sohn. Da suchten sie ihn. Er aber war nicht zu finden. Da fragten sie nochmals den Herrn: »Ist der Mann überhaupt hierher gekommen?« Da sprach der Herr: »Ja! Er hält sich beim Gepäck versteckt.« Da liefen sie hin und holten ihn von dort. Als er mitten unters Volk trat, überragte er alles Volk von seiner Schulter an. Da sprach Samuel zum ganzen Volk: »Seht ihr nicht? Der, den sich der Herr erkoren, hat nicht seinesgleichen im ganzen Volk.« Und das ganze Volk jubelte und rief :"Es lebe der König!« Hernach trug Samuel dem Volk die Rechte des Königtums vor. Dann schrieb er sie in das Buch und legte dies vor dem Herrn nieder. Dann entließ Samuel das ganze Volk, jeden in seine Heimat. Auch Saul war in seine Heimat nach Gibea gegangen, und mit ihm ging die Schar, deren Herz Gott gerührt hatte. Bösewichter aber hatten gesagt: »Was kann uns dieser helfen?« Und sie verachteten ihn und sie hatten ihm kein Geschenk gebracht. Er aber stellte sich wie taub. Sauls SiegNun zog der Ammoniter Nachas herauf und belagerte Jabes in Gilead. Da sprachen alle Männer von Jabes zu Nachas: »Schließ mit uns einen Vergleich! Dann unterwerfen wir uns dir.« Da sprach der Ammoniter Nachas zu ihnen: »Ich schließe mit euch einen Vergleich, daß ich euch allen das rechte Auge aussteche und damit ganz Israel einen Schimpf antue.« Da sprachen die Ältesten von Jabes zu ihm: »Laß uns sieben Tage Zeit! Wir wollen Boten durch das ganze Gebiet Israels senden. Hilft uns niemand, dann ergeben wir uns dir.« So kamen die Boten auch nach dem Gibea Sauls und meldeten dem Volk die Lage. Da brach das ganze Volk in lautes Weinen aus. Eben kam Saul hinter den Rindern vom Felde heim. Da fragte Saul: »Was ist dem Volk, daß es weint?« Nun berichteten sie ihm die Lage der Männer von Jabes. Da kam Gottes Geist über Saul, als er diese Dinge vernahm, und sein Zorn erglühte heftig. Dann nahm er ein paar Rinder, zerstückelte sie und sandte sie in Gesamtisrael durch die Boten umher mit dem Aufrufe: »Wer nicht mit auszieht hinter Saul und Samuel her, dessen Nachwuchs soll es ebenso ergehen!« Da befiel das Volk ein Herrnschrecken, und sie zogen aus wie ein Mann. Er musterte sie nun zu Bezek. Da waren es 300.000 Israeliten und 30.000 Judäer. Da sagten sie zu den Boten, die gekommen waren: »So sollt ihr zu den Männern von Jabes in Gilead sagen: "Morgen wird euch Hilfe, wenn die Sonne brennt."« Da gingen die Boten heim und meldeten es den Männern von Jabes. Da wurden diese froh. Und die Männer von Jabes sprachen: »Morgen übergeben wir uns euch. Dann tut mit uns, wie euch gefällt!« Am anderen Morgen nun teilte Saul das Volk in drei Haufen. Und sie drangen in das Lager um die Morgenwache und schlugen Ammon, bis der Tag heiß ward. Was übrigblieb, zerstreute sich; nicht zwei davon blieben beisammen. Da sprach das Volk zu Samuel: »Wer sind die, die gesagt haben: "Saul soll nicht König über uns werden?" Schafft die Männer her, daß wir sie totschlagen!« Da sprach Saul: »An diesem Tage soll niemand den Tod erleiden! Denn heute hat der Herr Israel zum Siege verholfen.« Da sprach Samuel zum Volke. »Kommt! Laßt uns nach dem Gilgal ziehen und dort dem Königtum die Weihe geben!« So zog das ganze Volk nach dem Gilgal. Und sie machten dort Saul vor dem Herrn im Gilgal zum König. Dann schlachteten sie dort Mahlopfer vor dem Herrn. Und Saul und alle anderen Männer Israels waren dort überaus froh. Samuels AbschiedUnd Samuel sprach zu ganz Israel: »Ich habe eurer Stimme in allem gefolgt, was ihr mir gesagt. Ich setzte über euch einen König. Nun führt der König euch an. Ich selbst aber bin alt und grau. Doch meine Söhne sind noch bei euch. Und ich selbst habe euch von meiner Jugend an bis auf diesen Tag angeführt. Hier bin ich. Verklagt mich beim Herrn und seinem Gesalbten! Wessen Ochsen habe ich weggenommen? Wessen Esel fortgeführt? Wen habe ich gedrückt? Wem habe ich Gewalt getan? Von wem habe ich Sühnegeld empfangen, so daß ich mein Auge ihm gegenüber zudrückte? Ich will es euch erstatten.« Sie sprachen: »Du hast uns nicht bedrückt noch Gewalt angetan und nicht das Geringste aus jemandes Hand genommen.« Da sprach er zu ihnen: »Der Herr sei mein Zeuge euch gegenüber, und sein Gesalbter sei heute Zeuge, daß ihr in meiner Hand nicht das Geringste gefunden habt!« Da sprachen sie: »Jawohl!« Da sprach Samuel zum Volk: »Der Herr hat Moses und Aaron eingesetzt und eure Väter aus Ägypterland heraufgeführt. Nun kommt her, daß ich vor dem Herrn mit euch rechte über alle Wohltaten des Herrn, die er an euch und euren Vätern getan! Als Jakob nach Ägypten gekommen war, da schrien eure Väter zum Herrn. Und der Herr sandte Moses und Aaron. Und diese führten eure Väter aus Ägypten und gaben ihnen an dieser Stätte Siedlungen. Aber sie vergaßen den Herrn, ihren Gott. Da verkaufte er sie in die Hand Siseras, des Feldherrn von Chasor, dann in die der Philister und in die des Moabkönigs, und sie bekriegten sie. Da schrien sie zum Herrn und sprachen: "Wir haben gesündigt, daß wir den Herrn verlassen haben und dann den Baalen und Astarten dienten. Nun aber rette uns aus unserer Feinde Hand! Dann wollen wir Dir dienen.« Da erweckte der Herr Jerubbaal, und zwar den Richter, Jephte und Samuel und rettete euch aus eurer Feinde Hand ringsum, so daß ihr sicher wohntet. Als ihr aber sahet, daß der Ammoniterkönig Nachas gegen euch heranrückte, spracht ihr zu mir: "Nein! Ein König herrsche über uns!" Und doch ist der Herr, euer Gott, euer König. Nun denn! Da ist der König, den ihr erwählt und den ihr gefordert habt. Seht! Der Herr hat euch einen König gegeben. Wenn ihr den Herrn fürchtet, dann dienet ihm und hört seine Stimme. Dem Mund des Herrn dürft ihr nicht widersprechen. Ihr selbst und der König, der über euch herrscht, seid dem Herrn, eurem Gott, folgsam! Hört ihr aber nicht auf des Herrn Stimme und widersprecht ihr dem Munde des Herrn, dann ist des Herrn Hand wider euch wie gegen eure Väter. Kommt jetzt her und seht das große Werk, das der Herr vor euch tut! Ist nicht jetzt die Weizenernte? Ich rufe nun zum Herrn, daß er Gewitter und Regen sende. Dann erkennt ihr und seht, daß eure Bosheit groß ist, die ihr vor dem Herrn getan, indem ihr für euch einen König gefordert habt.« Dann rief Samuel zum Herrn, und der Herr sandte an jenem Tag Gewitter und Regen. So kam das Volk in große Angst vor dem Herrn und Samuel. Und das ganze Volk sprach zu Samuel: »Bete zum Herrn, deinem Gott, für deine Knechte, daß wir nicht sterben! Denn wir haben zu all unseren Sünden das Unrecht hinzugefügt, für uns einen König zu fordern.« Da sprach Samuel zum Volke: »Seid ohne Furcht! Ihr habt zwar all dies Böse getan. Aber laßt wenigstens nicht vom Herrn, sondern dient dem Herrn aus eurem ganzen Herzen! Ihr dürft keinesfalls zu den Götzen abfallen, die nichts nützen und nicht retten, weil sie Nichtse sind! Denn der Herr verstößt um seines großen Namens willen nicht sein Volk, hat es doch dem Herrn gefallen, euch zum Volk für sich zu machen. Aber dessen ungeachtet sei es fern von mir, daß ich mich am Herrn versündigte und abließe, für euch zu beten! Vielmehr weise ich euch den guten und geraden Weg. Nur fürchtet den Herrn und dient ihm getreulich aus ganzem Herzen! Denn seht: Was hat er Großes an euch getan! Wenn ihr aber böse handelt, dann werdet ihr samt eurem König weggerafft werden.« PhilisterkriegSaul war fünfzig Jahre alt, als er König ward, und zwei Jahre hatte er über Israel geherrscht. Saul warb nun 3.000 aus Israel an. Bei Saul aber blieben 2.000 zu Mikmas und auf dem Gebirge Betels, 1.000 aber waren bei Jonatan zu Gibea Benjamins ("Benjaminshügel!« ). Den Rest hatte er entlassen, jeden in sein Zeit. Da schlug Jonatan den Philistervogt in Geba. Die Philister aber erfuhren es. Nun hatte Saul im ganzen Land in das Horn stoßen und verkünden lassen: »Hören sollen es die auf der anderen Seite!« So vernahm ganz Israel die Kunde: »Saul hat den Philistervogt geschlagen, und Israel ist bei den Philistern anrüchig geworden.« Da ward das Volk aufgeboten und folgte Saul nach dem Gilgal. Die Philister aber hatten sich zum Kampf gegen Israel versammelt, 30.000 Wagen und 6.000 Reiter sowie Fußvolk, an Menge gleich dem Sand am Meeresufer. So zogen sie herauf und lagerten zu Mikmas, östlich von Bet Awen ("Haus der Nichtigkeit"). Israels Männer aber merkten, daß sie in Not kämen; denn das Volk war bestürzt. So verbarg sich das Volk in Höhlen, Erdlöchern, Felsspalten, Grüften und Gruben. Und zuletzt zogen sie über die Jordanfurten in das Land Gad und Gilead. Saul aber blieb immer noch im Gilgal, obwohl das ganze Volk sich heftig nach ihm sehnte. Er wartete sieben Tage bis zu der Frist, die Samuel bestimmt hatte. Aber Samuel kam nicht nach dem Gilgal. Da verlief sich das Volk. So sprach denn Saul: »Bringt mir das Brandopfer und die Mahlopfer!« Dann vollzog er das Brandopfer. Eben war er mit dem Darbringen des Brandopfers fertig, da kam Samuel. Saul ging ihm nun entgegen, ihn zu begrüßen. Da sprach Samuel: »Was hast du getan?« Saul sprach: »Ich habe gesehen, wie das Volk mir davongelaufen ist, und du bist nicht zur bestimmten Frist eingetroffen, obschon die Philister in Mikmas versammelt sind. Da sprach ich: "Nun werden die Philister gegen mich ins Gilgal ziehen, bevor ich den Herrn begütigt habe.« Und so überwand ich mich und brachte das Brandopfer dar.« Da sprach Samuel zu Saul: »Du hast töricht gehandelt. Hättest du des Herrn, deines Gottes, Befehl, den er dir gegeben, befolgt, dann hätte der Herr dein Königtum über Israel für immer bestätigt. So aber wird dein Königtum keinen Bestand haben. Der Herr hat sich schon einen Mann nach seinem Herzen ausgesucht, und ihn bestellte er zum Fürsten über sein Volk. Denn du hast nicht befolgt, was dir der Herr befohlen hat.« Dann erhob sich Samuel und ging aus dem Gilgal nach Gibea Benjamins hinauf. Da musterte Saul das Volk, das sich bei ihm fand, an 600 Mann. Saul und sein Sohn Jonatan sowie das Volk, das sich bei ihm fand, weilten in Gibea Benjamin. Die Philister aber lagerten in Mikmas. Da zog eine Plündererschar aus dem Philisterlager in drei Haufen. Der eine Haufe wandte sich nach dem Wege von Ophra ins Gebiet von Saul, der andere nach dem von Betchoron und der dritte nach dem Wege über den Hügel, der über das Hyänental auf die Steppe schaut. Im ganzen Lande Israel aber fand sich kein Schmied. Denn die Philister hatten gesagt: »Die Hebräer machen sich sonst Schwerter oder Lanzen!« So mußte ganz Israel zu den Philistern hinabgehen, wenn jemand seine Pflugschar, seinen Karst, seine Axt und seinen Ochsenstachel schmieden lassen wollte. Harte Steine dienten als Schneiden an den Pflugscharen, Karsten, Dreizacken, Äxten und zum Wetzen der Sicheln. So hatte sich am Kampftage weder Schwert noch Lanze beim gesamten Kriegsvolk vorgefunden, das bei Saul und Jonatan war. Nur bei Saul und seinem Sohn Jonatan fanden sich solche. Da rückte ein Philisterposten gegen den Paß von Mikmas vor. Großer SiegEines Tages nun sprach Sauls Sohn Jonatan zu dem Diener, der ihm die Waffen trug: »Auf! Laß uns hinübergehen, gerade zu dem Philisterposten, der dort auf der anderen Seite steht!« Seinem Vater aber hatte er nichts davon gesagt. Saul saß nämlich gerade am Ende von Gibea unter dem Granatbaume bei Migron, und das Volk bei ihm war an 600 Mann. Und Achia, der Sohn Achitubs, des Bruders Ikabods, der Enkel des Pinechas, des Sohnes Elis, des Priesters des Herrn zu Silo, trug das Ephod. Das Volk aber wußte nicht, daß Jonatan fortgegangen war. Zwischen den Pässen, die Jonatan gegen den Philisterposten hin zu überschreiten suchte, war nun hüben und drüben eine Reihe Felszacken. Die eine hieß Boses ("Schlupfwinkel"), die andere Sene ("Steigleiter"). Die eine Zackenreihe steht säulengleich auf der Nordseite, Mikmas gegenüber, die andere auf der Südseite gegenüber Geba. Da sprach Jonatan zu dem Diener, der seine Waffen trug: »Auf! Wir wollen hinübergehen zu dem Posten dieser Unbeschnittenen. Vielleicht tut der Herr etwas für uns. Denn für den Herrn ist es kein Hindernis, durch viel oder wenig zu helfen.« Da sprach zu ihm sein Waffenträger: »Tu, was du in deinem Herzen hast! Reck dich! Sieh, ich bin dir zur Seite nach deinem Wunsch.« Da sprach Jonatan: »Nun gehen wir zu den Männern hinüber und zeigen uns ihnen. Sprechen sie so zu uns: "Haltet, bis wir zu euch kommen!", dann bleiben wir auf unserem Platze stehen und steigen nicht zu ihnen hinauf. Sagen sie aber: "Kommt zu uns herauf!", dann steigen wir hinauf. Dann nämlich gibt sie der Herr in unsere Hand. Dies sei uns das Zeichen!« Beide zeigten sich also dem Philisterposten. Da sprachen die Philister: »Hier kommen Hebräer aus den Löchern, in die sie sich verkrochen haben.« Und die Leute des Postens riefen zu Jonatan und seinem Waffenträger und sprachen: »Kommt zu uns herauf! Wir zeigen euch etwas.« Da sprach Jonatan zu seinem Waffenträger: »Steig mir nach! Der Herr gibt sie in Israels Hand.« Jonatan klomm nun auf Händen und Füßen hinauf, hinter ihm sein Waffenträger. Da fielen sie vor Jonatan, und sein Waffenträger tötete sie hinter ihm her. So traf der erste Schlag, den Jonatan und sein Waffenträger getan, ungefähr zwanzig Mann, auf einer Strecke ungefähr einen halben Morgen lang. Da entstand ein Schrecken im Lager und auf dem Feld und beim ganzen Volk. Auch der Posten und die Plündererschar waren erschrocken. Und die Gegend bebte, und so ward ein Gottesschrecken. Sauls Späher zu Gibea Benjamins sahen nun, daß die Menge hin und her wogte. Da sprach Saul zu dem Volke bei ihm: »Haltet doch Musterung und seht nach, wer von uns fortgegangen ist!« Da hielten sie Musterung. Und Jonatan und sein Waffenträger fehlten. Da sprach Saul zu Achia: »Bring die Gottestasche her!« Denn damals hatten die Israeliten noch die Gottestasche. Solange aber Saul mit dem Priester redete, ward das Getöse in dem Philisterlager immer stärker. Da sprach Saul zum Priester: »Laß es sein!« Und Saul und das ganze Volk bei ihm wurden mutig, und sie kamen auf den Kampfplatz. Da ward eines jeden Schwert gegen den anderen gerichtet. Eine schreckliche Verwirrung! Hebräer aber waren seit langem bei den Philistern und mit ihnen ins Feld gezogen. Auch diese fielen ab, um sich Israel bei Saul und Jonatan anzuschließen. Und als alle anderen israelitischen Männer, die sich auf dem Gebirge Ephraim versteckt hielten, hörten, die Philister seien geflohen, setzten auch sie ihnen nach, sie zu bekämpfen. So half der Herr an jenem Tage Israel. Der Kampf aber hatte sich über Bet Awen ausgedehnt. An jenem Tage aber kasteite sich Israels Mannschaft, hatte doch Saul das Volk schwören lassen: »Verflucht sei der Mann, der Speise vor dem Abend ißt, bevor ich an meinen Feinden Rache genommen!« Und so hatte das ganze Volk keine Speise gekostet. Die ganze Schar aber war auf die Bergeshöhe gelangt. Auf der Hochebene aber gab es Honig. Als das Volk auf die Höhe kam, floß dort der Honig; aber niemand führte die Hand zum Munde, weil sich das Volk vor dem Schwur fürchtete. Jonatan aber hatte nicht gehört, wie sein Vater das Volk beschworen hatte. So streckte er die Spitze des Stabes in seiner Hand aus, tauchte sie in eine Honigwabe und führte seine Hand zum Munde. Da wurden seine Augen wieder hell. Nun erhob ein Mann aus dem Volke seine Stimme und sprach: »Dein Vater hat das Volk schwören lassen: "Verflucht sei der Mann, der heute etwas genießt!"« Das Volk aber war matt. Da sprach Jonatan: »Mein Vater stürzt das Land ins Unglück. Seht doch, wie meine Augen leuchten, weil ich dies bißchen Honig genossen habe! Um wieviel mehr - hätte das Volk heute von seiner Feindesbeute, die es gemacht, tüchtig gegessen! Wäre dann nicht die Niederlage der Philister noch größer geworden?« So schlugen sie an jenem Tage die Philister von Mikmas bis Ajjalon. Das Volk aber war sehr abgemattet. Da machte sich das Volk über die Beute her, nahm Schafe, Rinder und Kälber und wollte sie am Boden schlachten. Dabei wollte das Volk sogar das Blut genießen. Da meldete man es Saul: »Das Volk versündigt sich gegen den Herrn, es will sogar das Blut genießen.« Da sprach er: »Ihr tut Unrecht. Wälzt mir sogleich einen großen Stein her!« Dann sprach Saul: »Zerstreut euch unter das Volk und sagt ihnen: "Bringe jeder sein Rind und sein Schaf zu mir! Dann schlachtet es hier und esset und versündigt euch nicht gegen den Herrn, daß ihr das Blut mitgenießet!"« Da brachte das ganze Volk eigenhändig jeder sein Jungtier, noch in der gleichen Nacht, und sie schlachteten es dort. Und Saul baute für den Herrn einen Altar. Das war der erste Altar, den er dem Herrn baute. Dann sprach Saul: »Laßt uns den Philistern nächtens nachsetzen und sie zusammenhauen bis zum Morgenlicht und keinen von ihnen übriglassen!« Da sprachen sie: »Tu, wie dir gut dünkt!« Da sprach der Priester: »Laßt uns zuerst zu Gott beten!« Da befragte Saul Gott: »Soll ich den Philistern nachsetzen? Gibst du sie in Israels Hand?« Aber er gab ihm jenes Tages keine Antwort. Da sprach Saul: »Tretet her, all ihr Vorkämpfer des Volkes! Forschet und seht nach, durch wen heute diese Schuld geworden! Denn so wahr der Herr lebt, der Israel half! Läge es selbst an meinem Sohne Jonatan, so müßte er sterben!« Aber niemand vom Volk gab ihm Bescheid. Da sprach er zu ganz Israel. »Tretet auf die eine Seite, und ich mit meinem Sohn Jonatan auf die andere!« Da sprach das Volk zu Saul: »Tu, was dir gutdünkt!« Da sprach Saul zum Herrn: »Gott Israels! Gib den richtigen Bescheid!« Da wurden Jonatan und Saul getroffen. Das Volk aber ging frei aus. Da sprach Saul: »Loset zwischen mir und meinem Sohne Jonatan!« Da ward Jonatan getroffen. Da sprach Saul zu Jonatan: »Sag mir, was du getan hast!« Jonatan gestand ihm und sprach: »Ich habe mit der Spitze des Stabes in meiner Hand ein wenig Honig gekostet. Ich bin bereit zu sterben.« Da sprach Saul: »So möge mir Gott antun dies und das! Ja, Jonatan, du mußt sterben.« Da sprach das Volk zu Saul: »Sterben soll Jonatan, der diesen großen Sieg in Israel errungen hat? Das sei ferne! So wahr der Herr lebt! Nicht ein Haar darf von seinem Haupte zu Boden fallen. Denn nächst Gott hat er diesen Tag geschaffen.« So befreite das Volk Jonatan vom Tod. Saul gab nun die Verfolgung der Philister auf. Die Philister aber waren in ihre Heimat gezogen. So errang Saul das Königtum über Israel. Er kämpfte ringsum gegen alle seine Feinde, gegen Moab, die Ammoniter, Edom, den König von Soba und gegen die Philister. Und wohin er sich wandte, brachte er Verheerung- Er bewies Tapferkeit, und so schlug er auch Amalek und rettete Israel aus seines Plünderers Hand. Sauls Söhne aber waren Jonatan, Iswi und Malkisua. Seine Töchter hießen die ältere Merab und die jüngere Mikal. Sauls Weib hieß Achinoam und war des Achimaas Tochter. Sein Heerführer hieß Abner; er war der Sohn des Ner, und dieser Sauls Oheim. Sauls Vater Kis und Abners Vater Ner waren Abiels Söhne. Solange Saul lebte, tobte der Krieg gegen die Philister. Sah Saul einen tapferen kriegstüchtigen Mann, so zog er ihn an sich. Krieg gegen AmalekSamuel sprach zu Saul: »Mich hat der Herr gesandt, dich zum König über sein Volk Israel zu salben. Nun höre auf die Stimme der Worte des Herrn! So spricht der Herr der Heerscharen: "Ich ahnde, was Amalek an Israel getan, dem es feindlich den Weg vertreten hat, als es aus Ägypten zog. Nun geh und schlage Amalek! Bannt es und alles, was ihm eigen ist! Du sollst es nicht schonen! Töte Männer samt Weibern, Kinder samt Säuglingen, Rinder, Schafe, Esel und Kamele!"« Da bot Saul das Volk auf und musterte es zu Telaim, 200.000 Mann Fußvolk und 10.000 Judäer. Dann zog Saul gegen die Amalekiterstadt und stieg in das Bachtal hinab. Und Saul sprach zu den Kenitern: »Auf! Zieht euch zurück und geht aus Amaleks Mitte weg, daß ich euch nicht mit ihm wegraffe! Ihr habt Liebe allen Israeliten auf ihrem Herweg aus Ägypten erwiesen.« Da zog sich der Keniter aus Amaleks Mitte zurück. Saul schlug nun Amalek von Chawila bis gegen Sur, östlich von Ägypten. Er fing auch Amalek lebendig. Das ganze übrige Volk aber bannte er zwar mit des Schwertes Schärfe, doch schonten Saul und das Volk den Agag sowie das Beste der Schafe und Rinder, die vom zweiten Wurfe, und die Lämmer, überhaupt alles Wertvolle. Sie mochten sie eben nicht bannen. Nur, was gering und wertlos war, bannten sie. Da erging des Herrn Wort an Samuel also: »Mich reut, daß ich Saul zum König gemacht habe. Denn er hat sich von mir abgewandt und meine Worte nicht vollzogen.« Dies verdroß Samuel, und er schrie zum Herrn die ganze Nacht. Frühmorgens nun ging Samuel Saul entgegen. Da wurde Samuel gemeldet: »Saul ist in den Garten gegangen und hat dort einen Posten aufgestellt.« Da wandte er sich, zog weiter und stieg ins Gilgal hinab. Als Samuel schließlich zu Saul kam, sprach Saul zu ihm: »Sei gesegnet von dem Herrn! Ich habe das Wort des Herrn vollstreckt.« Da sprach Samuel: »Aber was bedeutet dieses Schafeblöken in meinen Ohren? Und das Rindergebrüll, das ich höre?« Da sprach Saul: »Das haben sie von den Amalekitern heimgebracht, weil das Volk die besten Schafe und Rinder geschont hat, um sie dem Herrn, deinem Gott, zu opfern. Das übrige haben wir gebannt.« Da sprach Samuel zu Saul: »Halt ein, daß ich dir künde, was der Herr zu mir in dieser Nacht gesprochen!« Da sagte er zu ihm: »Sprich!« Da sprach Samuel: »Mochtest du auch klein sein in deinen Augen, du wurdest doch das Haupt der Stimme Israels. Und der Herr salbte dich zum König über Israel. Nun sandte dich der Herr und sprach: "Auf! Banne die Schuldigen, Amalek, und kämpfe gegen sie, bis sie vernichtet sind!" Warum hast du nicht auf des Herrn Stimme gehört? Du stürztest dich vielmehr auf die Beute und tatest, was dem Herrn mißfiel.« Da sprach Saul zu Samuel: »Ich habe ja der Stimme des Herrn gehorcht; zog ich doch auf dem Wege, den mich der Herr gesandt hat. Ich brachte den Amalekiterkönig Agag mit und bannte Amalek. Das Volk aber nahm aus der Beute Schafe und Rinder, den ersten Abhub des Banngutes, um es dem Herrn, deinem Gott, im Gilgal zu opfern.« Da sprach Samuel: »Hat der Herr an Brand- und Schlachtopfern gleiches Gefallen wie am Gehorsam gegen des Herrn Befehl? Gehorsam ist besser als Opfer, Hören besser als Widderfett. Ja, Widerstreben ist ebenso Sünde wie Wahrsagerei, Eigenmächtigkeit soviel wie Missetat und Götzendienst. Weil du des Herrn Wort verworfen, verwirft er dich auch als König.« Da sprach Saul zu Samuel: »Ich habe gesündigt; ich habe ja des Herrn Befehl übertreten und deine Worte. Ich fürchtete eben das Volk und hörte auf seine Stimme. Aber jetzt vergib doch meine Sünde und kehre mit mir um, daß ich den Herrn anbete!« Da sprach Samuel zu Saul: »Ich kehre nicht mit dir um. Weil du des Herrn Wort verworfen, so verwirft auch dich der Herr, daß du nimmer König seiest über Israel.« Dann wandte sich Samuel zum Gehen. Da packte jener den Zipfel seines Mantels, und dieser riß ab. Da sprach Samuel zu ihm: »Heute reißt der Herr das Königtum Israels von dir weg und gibt es deinem Freunde, der besser ist als du. Gott ist immerdar gerade. Er lügt nicht und bereut nicht; denn er ist kein Mensch, daß er bereuen müßte.« Da sprach er: »Ich habe gesündigt. Aber gib mir wenigstens jetzt die Ehre vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel und kehre mit mir um, daß ich den Herrn, deinen Gott, anbete!« Da begleitete Samuel den Saul. Dann betete Saul den Herrn an. Samuel aber sprach: »Bringt mir den Amalekiterkönig Agag!« Da ging Agag freudig auf ihn zu. Und Agag sprach: »So ist also des Todes Bitterkeit gewichen.« Da sprach Samuel: »Wie dein Schwert Weiber kinderlos gemacht, so werde unter den Weibern auch deine Mutter kinderlos!« Und Samuel hieb Agag in Stücke vor dem Herrn im Gilgal. Dann ging Samuel auf die Rama. Saul aber ging in sein Haus nach Gibea Sauls hinauf. Samuel aber sah Saul nicht mehr bis zu seinem Todestag. Doch trauerte Samuel um Saul. Aber den Herrn hatte es gereut, daß er Saul zum König über Israel gesetzt hatte. David zum König gesalbtDa sprach der Herr zu Samuel: »Wie lange willst du um Saul trauern? Ich habe ihn verworfen, daß er nicht mehr König über Israel sei. Fülle dein Horn mit Öl und geh! Ich sende dich zu dem Bethlehemiten Isai. Denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen zum König ersehen.« Da sprach Samuel: »Wie kann ich gehen? Hört es Saul, dann bringt er mich um.« Da sprach der Herr: »Nimm eine junge Kuh zur Hand und sprich: "Dem Herrn zu opfern, komme ich.« Lade zum Opfer Isai ein! Dann lasse ich dich wissen, was du ihm tun sollst. Salbe mir den, den ich dir nenne!« Und Samuel tat, wie ihm der Herr gesagt, und kam nach Bethlehem. Da eilten ihm die Ältesten der Stadt entgegen und sprachen: »Bringt dein Kommen Heil?« Er sprach: »Heil! Ich komme, dem Herrn zu opfern. Heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer!« Dann hieß er auch Isai und seine Söhne sich heiligen und lud sie zum Opfer. Als sie kamen, sah er Eliab und sprach: »Wie der Herr, so sein Gesalbter.« Da sprach der Herr zu Samuel: »Sieh nicht auf sein Aussehen und seinen hohen Wuchs! Denn ich verschmähe ihn, sieht doch kein Mensch auf den Grund. Der Mensch schaut auf das Äußere, der Herr aber schaut auf das Herz.« Da rief Isai den Abinadab und führte ihn Samuel vor. Er aber sprach: »Auch diesen hat der Herr nicht erkoren.« Dann führte Isai den Samma vor. Er aber sprach: »Auch diesen hat der Herr nicht erkoren.« So führte Isai seine sieben Söhne vor Samuel. Aber Samuel sprach zu Isai: »Der Herr hat diese nicht erkoren.« Dann fragte Samuel den Isai: »Sind das die Jünglinge alle? Er sprach: »Noch ist der Jüngste übrig. Dieser hütet eben die Schafe.« Da sprach Samuel zu Isai: »Schick hin und laß ihn holen! Denn wir setzen uns nicht zu Tisch, bis er herkommt.« Da schickte er hin und ließ ihn kommen. Er aber war blond; zugleich hatte er schöne Augen und war wohlgebildet. Da sprach der Herr: »Auf! Salbe ihn! Dieser ist es.« Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn inmitten seiner Brüder. Da kam des Herrn Geist auf David von dem Tag an und weiterhin. Samuel aber brach auf und ging auf die Rama. Des Herrn Geist aber wich von Saul. Ihn verstörte ein böser Geist vom Herrn. Da sprachen Sauls Diener zu ihm: »Dich verstört ein böser Gottesgeist. Unser Herr spreche nur! Deine Diener sind dir zu Willen. Sie suchen einen Mann, der die Zither zu spielen versteht. Sooft ein böser Gottesgeist über dich kommt, spiele er, daß dir besser werde!« Da sprach Saul zu seinen Dienern: »Erkundet für mich einen Mann, der gut zu spielen weiß, und bringt ihn mir!« Da hob einer der Diener an und sprach: »Ich habe einen Sohn des Bethlehemiten Isai gesehen. Er ist des Saitenspiels kundig und ein tüchtiger Krieger, kampferprobt, dazu des Wortes mächtig und ein Mann von Wuchs. Dazu ist der Herr mit ihm.« Da sandte Saul Boten an Isai und ließ sagen: »Schick mir deinen Sohn David, der bei den Schafen weilt!« Da nahm Isai einen Scheffel Brot, einen Schlauch Wein und ein Ziegenböckchen und sandte es durch seinen Sohn David an Saul. So kam David zu Saul und trat in seinen Dienst. Er gewann ihn sehr lieb, und so ward er sein Waffenträger. Da schickte Saul zu Isai und ließ sagen: »Laß David in meine Dienste treten! Denn er gefällt mir.« Sooft nun der Gottesgeist über Saul kam, nahm David die Zither und spielte mit seiner Hand. Da ward es Saul leichter und besser, wich doch der böse Geist von ihm. Kampf gegen GoliatDa versammelten die Philister ihr Heer zum Kampfe. Sie sammelten sich bei Soko in Juda und lagerten zwischen Soko und Azeka zu Ephes Dammim ("am Blutsteinfelsen"). Auch Saul und die Mannschaft Israels hatten sich gesammelt, und sie lagerten im Terebinthentale. Sie rüsteten sich zum Angriff auf die Philister. Die Philister aber standen an dem Gebirge auf der einen Seite, und Israel auf der anderen; das Tal aber lag dazwischen. Da trat ein jüngerer Mann aus den Reihen der Philister. Er hieß Goliat und war aus Gat, sechs Ellen und eine Spanne hoch. Er hatte einen Helm aus Erz auf dem Haupte und trug einen Schuppenpanzer. Der Panzer wog 5.000 Ring Erz. An den Beinen trug er eherne Schienen und zwischen den Schultern einen ehernen Nackenschirm. Sein Speerschaft war wie ein Weberbaum, und seine Lanzenspitze war 600 Ring Eisen schwer. Und vor ihm schritt ein Schildträger. Er stellte sich nun hin, rief Israels Reihen zu und sprach zu ihnen: »Warum zieht ihr kampfgerüstet aus? Bin ich nicht der Philister, und ihr seid Sauls Knechte? Wählt aus euch einen Mann, daß er zu mir herabkomme! Kann er mit mir kämpfen und schlägt er mich, dann wollen wir euch untertan sein. Komme aber ich ihm bei und schlage ihn, dann müßt ihr uns untertan sein und uns dienen.« Weiter sprach der Philister: »Ich höhne heute Israels Reihen. Stellt mir einen Mann, daß wir miteinander kämpfen!« Saul aber und ganz Israel hörten diese Worte des Philisters. Da erschraken sie und fürchteten sich recht. David aber war der Sohn jenes Ephratiters aus Bethlehem in Juda namens Isai. Er hatte acht Söhne. Der Mann aber war in Sauls Tagen schon betagt unter den Männern. So zogen die drei ältesten Söhne Isais, die Saul gefolgt waren, in den Kampf. Und seine drei Söhne, die in den Krieg zogen, hießen Eliab, der Erstgeborene, Abinadab, sein zweiter, und Samma, der dritte. David aber war der jüngste. Die drei ältesten also waren Saul gefolgt. David ging nun öfters von Saul heim, seines Vaters Schafe in Bethlehem zu hüten. Der Philister aber trat früh und spät hervor und stellte sich hin, vierzig Tage lang. Da sprach Isai zu seinem Sohne David: »Nimm doch für deine Brüder ein Maß von diesem gerösteten Korn und diese zehn Brote und bringe sie schnell deinen Brüdern ins Lager! Und diese zehn Milchkäse mögest du dem Obersten der Tausend bringen. Und deine Brüder sollst du begrüßen und ihren Sold mitbringen! Saul und sie und alle andere Mannschaft Israels liegen im Terebinthentale gegen die Philister zu Felde.« Da übergab David frühmorgens die Schafe einem Hüter, nahm die Sachen und ging, wie ihn Isai geheißen hatte. Als er zu dem Wagenkreis kam, rückte das Heer eben zum Kampfe aus und erhob den Schlachtruf. So standen Israel und die Philister kampfbereit, Reihe gegen Reihe. Da übergab David das Gepäck dem Troßwächter und lief zur Schlacht hin. Als er hinkam, begrüßte er seine Brüder. Während er eben mit ihnen redete, kam der junge Mann, der Philister Goliat - so hieß er - aus Gat, aus der Reihe der Philister hervor und führte solche Worte. Und David hörte es. Als aber Israels Mannschaft den Mann sah, flohen sie alle vor ihm und fürchteten sich recht. Da sprach ein Mann aus Israel: »Habt ihr diesen Mann hervortreten sehen? Nur um Israel zu höhnen, tritt er auf. Wer ihn schlüge, den beschenkte der König reichlich und gäbe ihm seine Tochter und machte seines Vaters Haus in Israel steuerfrei.« Da sprach David zu den Mannen, die bei ihm standen: »Was soll dem Manne werden, der diesen Philister schlägt und Schmach von Israel nimmt? Wer ist dieser unbeschnittene Philister, daß er die Kampfscharen des lebendigen Gottes höhnt?« Da sagte ihm das Volk das gleiche: »So wird dem Manne, der ihn schlägt.« Da hörte ihn sein ältester Bruder Eliab mit den Mannen sprechen. Und Eliab geriet in heftigen Zorn über David und sprach: »Wozu bist du herabgekommen? Wem hast du die paar Schafe da in der Steppe überlassen? Ich kenne deinen Übermut und deines Herzens Bosheit. Nur um den Kampf zu schauen, bist du herabgekommen.« Da sprach David: »Was habe ich jetzt getan? War es nicht bloß eine Frage?« Und wandte sich von ihm einem anderen zu und fragte das gleiche. Und das Volk beschied ihn wie das erstemal. Sie vernahmen aber auch die Worte, die David sprach, und meldeten sie Saul. Da ließ er ihn holen. Und David sprach zu Saul: »Niemand verliere seinetwegen den Mut! Dein Sklave geht und kämpft mit diesem Philister.« Da sprach Saul zu David: »Du kannst nicht gegen diesen Philister ziehen und mit ihm kämpfen. Du bist ein Knabe. Er aber ist ein Kriegsmann von Jugend auf.« Da sprach David zu Saul: »Dein Sklave hütet seinem Vater die Schafe. Ist da der Leu zugleich mit dem Bären gekommen und hat ein Schaf aus der Herde fortgetragen, so bin ich ihm nachgelaufen, habe ihn geschlagen und es ihm aus dem Rachen gerissen. Stellte er sich gegen mich, dann habe ich ihn an der Mähne gepackt und ihn totgeschlagen. Den Löwen und den Bären hat dein Sklave erschlagen, und diesem unbeschnittenen Philister geht es wie einem von jenen, weil er die Kampfscharen des lebendigen Gottes höhnt.« Dann sprach David: »Der Herr, der mich aus Löwen- und Bärenpranken gerettet, kann mich auch aus dieses Philisters Hand retten.« Da sprach Saul zu David: »Geh hin! Der Herr ist mit dir.« Und Saul legte David seinen Waffenrock an, setzte ihm einen ehernen Helm aufs Haupt und legte ihm einen Panzer an. Dann gürtete David sein Schwert über seinen Waffenrock und mühte sich zu gehen; denn er war es nicht gewohnt. Da sprach David zu Saul: »Ich kann nicht darin gehen; ich bin es nicht gewohnt.« Und David legte die Rüstung ab. Dann nahm er seinen Stock in die Hand, suchte sich fünf glatte Steine aus dem Bach, tat sie in seine Hirtentasche, die er anhatte, und zwar in die Tasche, und nahm seine Schleuder zur Hand. So trat er gegen den Philister vor. Der Philister aber kam immer näher auf David zu, vor ihm der Mann, der den Schild trug. Da schaute der Philister auf und sah David. Und er nahm ihn nicht ernst, denn er war noch ein Knabe, bräunlich, dazu von schmuckem Aussehen. Dann sprach der Philister zu David: »Bin ich ein Hund, daß du zu mir mit Stecken kommst?« Dann fluchte der Philister dem David bei seinen Göttern. Und der Philister sprach zu David: »Komm her zu mir, daß ich dein Fleisch den Vögeln des Himmels gebe und den Tieren des Feldes!« Da sprach David zum Philister: »Du kommst zu mir mit Schwert und Spieß und Wehr. Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Kampfscharen Israels, die du verhöhnst. Heute liefert dich der Herr in meine Hand, daß ich dich schlage und dir den Kopf abhaue. Die Leichen des Philisterheeres aber gebe ich heute den Vögeln des Himmels und dem Wild der Erde. Und so erkenne die ganze Welt, daß in Israel ein Gott ist! Auch diese ganze Schar erfahre es, daß der Herr hilft, aber nicht durch Schwert und Speer! Denn der Kampf ist des Herrn, und er gibt euch in unsere Hand.« Darauf erhob sich der Philister und ging gegen David zum Nahkampfe vor; da lief David schnell der Philisterschlachtreihe entgegen. Dann fuhr David mit der Hand in die Tasche, nahm daraus einen Stein, schleuderte ihn und traf den Philister an die Stirn. Und der Stein drang in seine Stirn, und er fiel auf sein Antlitz zu Boden. So überwand David mit Schleuder und Stein den Philister und tötete ihn, ohne daß David ein Schwert zur Hand hatte. David lief nun hin, trat neben den Philister, nahm sein Schwert, zog es aus der Scheide und tötete ihn. Dann hieb er ihm den Kopf ab. Als die Philister sahen, daß ihr Held tot war, flohen sie. Jetzt erhoben sich die Männer Israels und Judas, stimmten den Kriegsruf an und verfolgten die Philister bis gegen Gat und vor die Tore Ekrons. Erschlagene der Philister fielen noch auf dem Wege nach Saaraim und bis nach Gat und Ekron. Dann kehrten Israels Söhne von der Verfolgung der Philister zurück und plünderten ihr Lager. David aber nahm des Philisters Kopf und brachte ihn nach Jerusalem. Und seine Waffen legte er in dem Zelte nieder. Als Saul den David dem Philister entgegenschreiten sah, fragte er den Heeresobersten Abner: »Wessen Sohn ist der Jüngling, Abner?« Da sprach Abner: »So wahr du lebst, König, ich weiß es nicht.« Und der König sprach: »Frag du selbst, wessen Sohn der junge Mann ist!« Als David von der Besiegung des Philisters zurückkehrte, nahm ihn Abner und führte ihn vor Saul; er aber hatte noch des Philisters Kopf in der Hand. Da sprach Saul zu ihm: »Wessen Sohn bist du, Knabe?« David sprach: »Deines Sklaven, des Bethlehemiten Isai, Sohn.« David am KönigshofeKaum hatte er sein Gespräch mit Saul beendigt, da band sich Jonatans Seele an die Davids. Und Jonatan liebte ihn wie sich selbst. Saul aber nahm ihn an jenem Tag zu sich und ließ ihn nicht mehr in sein Vaterhaus zurückkehren. Jonatan schloß nun mit David einen Bund, weil er ihn liebte wie sich selbst. Dabei zog Jonatan den Mantel aus, den er trug, und gab ihn David, dazu seinen Waffenrock, sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel. David zog nun überall hin, wohin ihn Saul sandte, und hatte dabei Glück. So setzte ihn Saul über die Kriegsleute. Und er ward beliebt beim ganzen Volke und selbst bei Sauls Dienern. Als sie nun bei Davids Rückkehr nach des Philisters Besiegung heimkamen, gingen die Weiber aus allen Städten Israels dem König Saul entgegen, singend und tanzend, mit Pauken, unter Jubel und mit Zimbeln. Und die spielenden Weiber hoben an und sprachen: »Saul hat seine Tausend erschlagen, David aber Zehntausend.« Da wurde Saul sehr zornig. Denn dies Wort mißfiel ihm. Er sprach: »David geben sie Zehntausend und mir geben sie die Tausend. Nun fehlt ihm nur noch das Königtum.« Und so blickte Saul argwöhnisch auf David von jenem Tag an und weiterhin. Am anderen Morgen kam ein böser Gottesgeist über Saul, und er raste im Innern des Hauses. David spielte nun die Zither wie jeden Tag; Saul aber hielt den Speer in der Hand. Da schwang Saul den Speer und dachte: »Ich will David an die Wand spießen.« David aber wich zweimal vor ihm aus. Saul fürchtete sich nun vor David. Denn der Herr war mit ihm; von Saul aber war er gewichen. Saul aber entfernte ihn von sich und machte ihn zum Obersten von Tausend. So zog er an der Spitze des Volkes aus und ein. David aber hatte Glück auf allen seinen Wegen. Denn der Herr war mit ihm. Als Saul sah, daß er großes Glück hatte, graute es ihm vor ihm. Ganz Israel und Juda aber liebten David; denn er rückte vor ihnen aus und ein. Nun sprach Saul zu David: »Ich gebe dir meine älteste Tochter Merab zum Weibe. Nur sei mir ein Held und führe des Herrn Kämpfe!« Saul aber dachte: Ich selbst mag nicht Hand an ihn legen. Dies mögen die Philister tun! David aber sprach zu Saul: »Wer bin ich und wer ist meine Sippe, meines Vaters Geschlecht in Israel, daß ich des Königs Schwiegersohn würde?« Zu jener Zeit aber, da Sauls Tochter Merab dem David gegeben werden sollte, ward sie dem Mecholatiten Adriel zum Weibe gegeben. Sauls Tochter Mikal aber liebte David. Man sagte es Saul, und die Sache war ihm recht. Saul dachte nämlich: »Ich gebe sie ihm, daß sie ihm zum Fallstrick werde und der Philister Hand über ihn komme.« So sprach Saul zu David: »Du kannst noch heute schnell mein Schwiegersohn werden.« Und Saul befahl seinen Dienern: »Redet mit David im stillen also: "Der König hat an dir Gefallen, und seine Diener lieben dich! So verschwägere dich mit dem König!"« Solches redeten Sauls Diener David vor. Da sprach David. »Dünkt es euch gering, des Königs Schwiegersohn zu werden? Ich bin doch ein armer und geringer Mann.« Da meldeten Sauls Diener ihm: »So und so hat David gesprochen.« Da sprach Saul: »So sollt ihr zu David sagen: "Der König wünscht keinen anderen Brautpreis als hundert Philisterglieder, um sich an des Königs Feinden zu rächen."« Saul aber rechnete damit, durch der Philister Hand David zu stürzen. Seine Diener meldeten nun David diese Worte, und David gefiel die Sache, des Königs Schwiegersohn zu werden. Noch war die Zeit nicht vorüber, da zog David mit seinen Männern aus und schlug unter den Philistern 200 Mann. Und David brachte ihre Glieder und zählte sie dem Könige vor, um des Königs Schwiegersohn zu werden. Da gab ihm Saul seine Tochter Mikal zum Weibe. Saul aber sah und erkannte, daß der Herr mit David war und daß Sauls Tochter Mikal ihn liebte. Da fürchtete sich Saul noch mehr vor David. So ward Saul für alle Zeit der Feind Davids. Die Philisterfürsten zogen nun aus. Sobald sie aber auszogen, hatte David mehr Glück als alle anderen Diener Sauls, und sein Name ward hochgeehrt. Davids FluchtSaul sprach nun zu seinem Sohne Jonatan und all seinen Dienern davon, man solle David töten. Sauls Sohn Jonatan aber liebte David innig. So erzählte Jonatan dem David: »Mein Vater Saul sucht dich zu töten. Nimm dich daher morgen früh in acht! Geh in ein Versteck und verbirg dich! Ich gehe dann hinaus und stelle mich neben meinen Vater auf dem Felde, wo du bist, und rede mit meinem Vater über dich. Erfahre ich etwas, dann sage ich es dir.« Da redete Jonatan über David vor seinem Vater Saul Gutes und sprach zu ihm: »Der König vergehe sich nicht an seinem Knechte David! Denn er hat sich nicht an dir versündigt, sondern seine Taten sind recht gut für dich. Er setzte sein Leben aufs Spiel und schlug den Philister. Der Herr schaffte so für ganz Israel einen großen Sieg. Du hast es gesehen und dann freutest du dich. Warum willst du dich an unschuldigem Blut vergehen und David grundlos töten?« Da schenkte Saul dem Jonatan Gehör. Und Saul schwur: »So wahr der Herr lebt! Er soll nicht getötet werden!« Da rief Jonatan den David. Und Jonatan erzählte ihm all diese Worte. Dann führte Jonatan David zu Saul, und er blieb bei ihm wie zuvor. Als nun wieder Krieg ausbrach, zog David aus und stritt gegen die Philister. Er schlug sie schwer, und sie flohen vor ihm. Über Saul aber kam ein böser Geist des Herrn. Er saß zu Hause, seinen Speer in der Hand. David aber spielte Zither. Da suchte Saul den David mit dem Speer an die Wand zu spießen. Er aber wich vor Saul aus, und so stieß er den Speer in die Wand. David aber floh und entkam. In jener Nacht aber schickte Saul Boten in Davids Haus, um auf ihn aufzupassen und ihn am anderen Morgen zu töten. Aber den David warnte sein Weib Mikal; sie sprach: »Rettest du nicht diese Nacht dein Leben, dann bist du morgen des Todes.« Und Mikal ließ David durchs Fenster hinab. Er ging weg, floh und entkam. Mikal aber nahm den Teraphim, tat ihn ins Bett, legte einen Ziegenpelz zu seinen Häupten und bedeckte ihn mit der Decke. Saul schickte nun Boten, David festzunehmen. Da sprach sie: »Er ist krank.« Da sandte Saul die Boten zurück, nach David zu sehen, und sprach: »Schleppt mir ihn samt dem Bette her, daß ich ihn töte!« Die Boten kamen. Da lag im Bette der Teraphim, zu seinen Häupten der Ziegenpelz. Da sprach Saul zu Mikal: »Warum hast du mich so betrogen, daß du meinen Feind entrinnen ließest und er heil entkam?« Da sprach Mikal zu Saul: »Er sagte zu mir: "Laß mich, oder ich schlage dich tot."« David aber war geflohen, und so entkam er. Da kam er zu Samuel auf die Höhe und erzählte ihm alles, was Saul ihm getan. Da gingen er und Samuel und wohnten in einem Heim. Da ward Saul gemeldet: »David ist in dem Heim auf der Höhe.« Da sandte Saul Boten, David zu holen. Sie sahen den Trupp der Propheten in Verzückung, und Samuel stand dabei als Vorsteher. Da kam über Sauls Boten ein Gottesgeist, und auch sie wurden verzückt. Man meldete dies Saul. Da sandte er andere Boten. Aber auch sie wurden verzückt. Saul sandte zum drittenmal Boten. Da wurden auch sie verzückt. Da ging er selbst nach der Höhe und kam zum großen Brunnen bei Seku. Da fragte er. »Wo sind Samuel und David?« Man sagte: »Sie sind in dem Heim auf der Höhe.« Da ging er von dort zu dem Heim auf der Höhe. Und auch ihn überkam der Gottesgeist. Er ging verzückt, bis er zu dem Heim auf der Höhe kam. Da streifte auch er seine Kleider ab und war vor Samuel verzückt. So lag er nackt da, jenen ganzen Tag und die ganze Nacht. Daher pflegt man zu sagen: »Ist auch Saul unter den Propheten David und JonatanDavid aber floh aus dem Heim auf der Höhe. Er kam und sprach vor Jonatan: »Was habe ich verbrochen? Was ist meine Schuld und meine Sünde gegen deinen Vater, daß er mir nach dem Leben trachtet?« Er sprach zu ihm: »Das sei ferne! Du mußt nicht sterben. Mein Vater tut nichts Wichtiges oder Unwichtiges, ohne es mir vorher zu sagen. Warum sollte mein Vater mir dies vorenthalten? Es ist nichts.« Aber David beteuerte wiederum und sprach: »Dein Vater weiß gut, daß ich mit dir gut stehe. Er denkt: Das soll Jonatan nicht erfahren, daß er sich nicht gräme. Aber so wahr der Herr lebt und du lebst! Nur ein Schritt ist zwischen mir und dem Tod.« Da sprach Jonatan zu David: »Was wünscht deine Seele, daß ich es dir tue?« Da sprach David zu Jonatan: »Morgen ist Neumond. Da sollte ich mit dem König beim Mahle sitzen. Aber entlaß mich, daß ich mich auf dem Feld bis zum dritten Abend verberge! Vermißt mich dein Vater, dann sprich: "David hat sich von mir Urlaub erbeten, um nach seiner Stadt Bethlehem zu eilen; denn das Jahresopfer ist dort für die ganze Sippe!" Spricht er also: "Gut!", so ist Friede deinem Sklaven. Gerät er aber in Zorn, so wisse, daß das Unheil von ihm beschlossen ist! Darin zeige deinem Sklaven Liebe! Du hast ja deinen Sklaven mit dir in einen Herrnbund treten lassen. Ist aber bei mir eine Schuld, dann töte du selbst mich! Aber warum wolltest du mich zu deinem Vater bringen?« Da sprach Jonatan: »Das sei ferne von dir! Würde ich wirklich erfahren, daß von meinem Vater beschlossen ist, Unheil über dich zu bringen, sollte ich es dir nicht melden?« Da sprach David zu Jonatan: »Wer meldet es mir oder was dein Vater dir sonst Schroffes antwortet?« Da sprach Jonatan zu David: »Auf! Laßt uns aufs Feld gehen!« Da gingen beide aufs Feld. Da sprach Jonatan zu David: »Beim Herrn, Israels Gott! Ich forsche meinen Vater aus, übermorgen um diese Zeit, ob es gut um David steht. Wo nicht, dann sende ich zu dir und offenbare es dir. Der Herr tue Jonatan das und das! Wenn meinem Vater das Unheil gegen dich gefiele, so offenbarte ich es dir doch und ließe dich ziehen, und du zögest im Frieden. Der Herr sei mit dir, wie er mit meinem Vater gewesen! Und solange ich noch am Leben bin, mögest du an mir des Herrn Liebe üben, daß ich nicht sterbe! Aber du wirst niemals meinem Hause deine Liebe entziehen, auch dann nicht, wenn der Herr die Feinde Davids ausrottet, Mann für Mann vom Erdboden.« So schloß Jonatan mit dem Hause Davids einen Bund, hatte doch der Herr ihn von der Schar der Feinde Davids ausgenommen. Da schwur Jonatan noch einmal David bei seiner Liebe zu ihm. Denn wie sein eigen Leben liebte er ihn. Dann sprach Jonatan zu ihm: »Morgen ist Neumond. Da wirst du vermißt; denn man wird die Blicke auf deinen Sitz richten. Gehst du nun übermorgen zur Stadt hinab, dann komm am Werktag zu dem Ort, wo du dich verborgen hast, und setze dich neben jenen Stein! Ich schieße dann drei Pfeile nach einer Richtung hin, als schösse ich nach einem Ziele. Dann schicke ich den Knaben: "Auf! Such die Pfeile!" Sage ich nun zum Knaben: "Die Pfeile liegen herwärts von dir", dann nimm es auf und komm! Denn dann ist Friede mit dir und nichts anderes, so wahr der Herr lebt. Sage ich aber zum Jüngling: "Die Pfeile liegen vorwärts von dir", so geh! Dann schickt dich der Herr fort. Für das Wort, das wir, ich und du, gesprochen haben, sei der Herr zwischen mir und dir in Ewigkeit Zeuge!« David verbarg sich nun im Felde. Der Neumond kam. Da setzte sich der König zum Mahle. Und der König saß wie immer auf seinem Sitz, auf dem Wandsitz. Jonatan aber saß vornan, und Abner saß an Sauls Seite. Davids Platz aber fiel auf. Saul sagte nichts an jenem Tage, sondern dachte: »Ein Vorkommnis ist es. Er ist nicht rein, weil er noch nicht gereinigt ist.« Am zweiten Tage nach dem Neumond fiel Davids Platz wieder auf. Da fragte Saul seinen Sohn Jonatan: »Warum ist Isais Sohn weder gestern noch heute zum Mahle gekommen?« Darauf erwiderte Jonatan dem Saul: »David hat sich von mir Urlaub nach Bethlehem erbeten. Er sagte: "Entlaß mich! Denn wir haben in der Stadt ein Familienopfer. Und da hat mein Bruder mich entboten. Und nun, finde ich in deinen Augen Gnade, so möchte ich entschuldigt sein und meine Brüder besuchen.« Deshalb ist er nicht an des Königs Tafel gekommen.« Da ergrimmte Saul über Jonatan und sprach zu ihm: »Du Sohn versuchten Abfalls! Weiß ich nicht, daß du ein Freund des Isaisohns bist, zu deiner und deiner Mutter Schmach und Schande! Denn solange der Isaisohn auf Erden lebt, hast weder du noch hat dein Königtum Bestand. Nun schicke hin und hol ihn mir! Er ist ein Kind des Todes.« Jonatan aber antwortete seinem Vater Saul und sprach zu ihm: »Warum soll er getötet werden? Was hat er verbrochen?« Da schwang Saul die Lanze gegen ihn, um ihn zu ermorden. Da erkannte Jonatan, daß es von seinem Vater beschlossen war, David zu töten. Und Jonatan stand in glühendem Zorn von der Tafel auf. Er hatte aber am zweiten Neumondstage nichts gegessen. Denn er war betrübt um David und weil ihn sein Vater beschimpft hatte. Am Morgen ging Jonatan aufs Feld hinaus, gemäß der Verabredung mit David; ein kleiner Knabe war bei ihm. Da sagte er zu seinem Knaben: »Lauf und such die Pfeile, die ich abschieße!« Der Knabe lief; er selbst aber schoß die Pfeile über ihn hinaus. Als der Knabe an die Stelle der Pfeile kam, die Jonatan abgeschossen hatte, rief Jonatan dem Knaben nach und sprach: »Liegen nicht die Pfeile vorwärts von dir?« Dann rief Jonatan dem Knaben nach: »Rasch! Spute dich! Halt dich nicht auf!« Da hob der Knabe die Pfeile und brachte sie seinem Herrn. Der Knabe aber wußte von nichts. Nur Jonatan und David wußten darum. Und Jonatan gab seine Waffen dem Knaben, der bei ihm war, und sprach zu ihm: »Auf! Bring sie in die Stadt!« Als aber der Knabe fortgegangen war, erhob sich David im Hintergrund, fiel auf sein Antlitz zur Erde und verneigte sich dreimal. Dann küßten sie einander und weinten lange zusammen, David aber noch länger. Dann sprach Jonatan zu David: »Geh im Frieden! Wir haben uns ja beide in des Herrn Namen zugeschworen: "Der Herr ist zwischen mir und dir, meinem und deinem Stamm für alle Zeit."« Da stand er auf und ging. Jonatan aber kehrte in die Stadt zurück. David auf der FluchtDavid kam nun nach Nob zu dem Priester Achimelek. Und Achimelek eilte David entgegen und sprach zu ihm: »Warum kommst du allein? Weshalb ist niemand bei dir?« Da sprach David zum Priester Achimelek: »Der König hat mir einen Auftrag gegeben, sprach er doch zu mir: "Niemand erfahre etwas von der Sache, deretwegen ich dich sende und die ich dir auftrage.« Die Diener aber habe ich an den und den Ort beschieden. Nun aber! Was hast du zur Hand? Gib mir fünf Brote oder was sonst da ist!« Der Priester antwortete dem David und sprach: »Es ist kein gewöhnliches Brot zur Hand. Nur geweihtes Brot ist da. Haben sich die Diener der Weiber enthalten?« Da antwortete David dem Priester und sprach zu ihm: »Ja! Weiber sind uns in letzter Zeit versagt gewesen, als ich fortging. So blieben die Geschlechtsteile der Diener rein, obgleich es ein gewöhnliches Unternehmen war. Wieviel mehr ist man heute am Geschlechtsteil rein!« Da gab ihm der Priester Geweihtes. Denn dort war kein anderes Brot da als Schaubrote, die man vor dem Herrn weggenommen hatte, um frisches Brot aufzulegen, wenn man jenes wegnahm. Nun war dort an jenem Tage ein Mann von Sauls Dienern vor dem Herrn eingeschlossen, namens Doëg, der Edomiter, und Oberster der Hirten Sauls. David sprach nun zu Achimelek: »Ist bei dir nicht eine Lanze oder ein Schwert zu haben? Denn ich habe weder mein Schwert noch meine sonstigen Waffen mitgenommen, weil des Königs Sache drängte.« Da sprach der Priester: »Das Schwert des Philisters Goliat, den du im Terebinthental erschlugst, ist in ein großes Tuch eingehüllt hinter dem Ephod. Willst du es nehmen, so nimm es! Ein anderes sonst ist nicht hier.« Da sprach David: »Keines wie dies! Gib es mir!« David brach nun auf und floh an jenem Tage vor Saul. So kam er zum König Akis von Gat. Da sprachen Akis Diener zu ihm: »Ist das nicht David, des Landes König? Sangen sie nicht ihm zu Ehren im Reigen: "Saul hat seine Tausend erschlagen, David aber seine Zehntausend?"« David aber nahm sich diese Worte zu Herzen und fürchtete sich recht vor dem König Akis von Gat. Und so entstellte er sein Gebaren vor ihnen und tat bei ihnen wie toll. Er schimpfte auf die Torflügel und ließ seinen Speichel in den Bart fließen. Da sprach Akis zu seinen Dienern: »Ihr seht ja: ein toller Mensch! Weshalb bringt ihr ihn zu mir? Fehlt es mir an Tollen, daß ihr diesen bringt, sich bei mir auszutollen? Soll dieser in mein Haus kommen?« Nobs ZerstörungDavid ging nun von dort weg und rettete sich in die Höhle Adullam. Dies hörten seine Brüder und sein ganzes Vaterhaus und sie zogen zu ihm dorthin hinab. Um ihn scharten sich auch allerlei Bedrängte und alle, die einen Gläubiger hatten, und alle Unzufriedenen. So ward er ihr Anführer, und bei ihm waren an 400 Mann. Von da ging David nach der Mispa ("Warte") in Moab; da sprach er zu Moabs König: »Dürften nicht mein Vater und meine Mutter bei euch bleiben, bis ich weiß, was Gott mit mir vorhat?« Also ließ er sie beim König von Moab. Und sie wohnten bei ihm, solange David auf der Bergfeste war. Da sprach der Prophet Gat zu David: »Du darfst nicht auf der Bergfeste bleiben. Auf! Kehr zurück ins Land Juda!« Da machte sich David auf den Weg und kam in den Wald von Cheret ("Buschwald"). Da hörte Saul, daß David und die Leute bei ihm entdeckt seien. Saul aber saß eben auf der Gibea unter der Tamariske auf der Höhe, den Speer in der Hand, und alle seine Diener standen um ihn. Da sprach Saul zu seinen Dienern, die ihn umstanden: »Hört doch, ihr Söhne Benjamins! Schenkt irgendeinem von euch der Isaisohn Felder und Weinberge und macht er irgendeinen von euch zum Hauptmann über Tausend und Hundert, daß ihr euch alle gegen mich verschworen habt und keiner mir angezeigt hat, daß sich mein Sohn mit dem Sohne Isais verbündete, und daß sich keiner von euch meinetwegen härmte und mir anzeigte, daß mein Sohn meinen Sklaven gegen mich zum Lauern aufgehetzt hat, wie es jetzt ist?« Da hob der Edomiter Doëg an - er stand nämlich bei Sauls Dienern -: »Ich habe gesehen, wie der Isaisohn nach Nob zu Achitubs Sohn Achimelek gekommen ist. Und dieser fragte für ihn den Herrn; auch Zehrung hat er ihm gegeben. Ebenso hat er ihm das Schwert des Philisters Goliat gegeben.« Da entbot der König den Priester Achimelek, Achitubs Sohn, und sein ganzes Vaterhaus, die Priester zu Nob. Und sie kamen alle zum König. Da sprach Saul: »Hör einmal, Sohn Achitubs!« Er sprach: »Ja, Herr!« Da sprach Saul zu ihm: »Warum habt ihr euch gegen mich verschworen, du und Isais Sohn? Du gabst ihm Brot und Schwert und befragtest für ihn Gott. So konnte er gegen mich als Lauerer auftreten, wie es jetzt der Fall ist. Da erwiderte Achimelek dem König und sprach: »Aber wer ist unter all deinen Dienern so treu wie David? Dazu des Königs Schwiegersohn und auserwählt für deine Leibwache und geehrt in deinem Hause! Habe ich erst heute angefangen, für ihn Gott zu befragen? Das sei ferne von mir! Lege der König seinem Sklaven und dessen ganzem väterlichen Hause nichts zur Last! Denn dein Sklave hat von all dem nichts gewußt, weder Unwichtiges noch Wichtiges.« Da sprach der König: »Du mußt sterben, Achimelek, du und dein ganzes väterliches Haus.« Und der König sprach zu den Läufern, die ihn umstanden: »Tretet her und tötet die Priester des Herrn! Denn auch sie halten es mit David. Sie haben gewußt, daß er auf der Flucht war, und haben mir nichts angezeigt.« Aber die Diener des Königs weigerten sich, Hand anzulegen und des Herrn Priester niederzustoßen. Da sprach der König zu Doëg: »Tritt du her und stoße die Priester nieder!« Da trat der Edomiter Doëg hinzu. Und dieser stieß die Priester nieder. Er tötete an jenem Tage 85 Männer, die das linnene Ephod trugen. Auch die Priesterstadt Nob schlug er mit des Schwertes Schärfe, Männer und Weiber, Knaben und Säuglinge, ebenso Rinder, Esel und Schafe mit des Schwertes Schärfe. Nur ein Sohn des Achitubsohnes Achimelek, namens Ebjatar, entkam. Er floh zu David. Und Ebjatar meldete David. »Saul hat die Priester des Herrn ermordet.« Da sprach David zu Ebjatar: »Ich habe es damals geahnt, weil der Edomiter Doëg dort war, daß er es Saul verriete. Ich räche jede Seele in deines Vaters Haus. Bleib bei mir! Hab keine Furcht! Denn der sucht wahrlich mein Leben, der das deine sucht. Denn du bist mir ein Ehrenpfand.« Saul verfolgt DavidDa meldete man David: »Die Philister berennen Kegila und plündern die Tennen.« Da fragte David den Herrn: »Soll ich gehen und diese Philister schlagen?« Da sprach der Herr zu David: »Auf! Schlage die Philister und befreie Kegila!« Aber Davids Mannen sprachen zu ihm: »Wir sind hier in Juda schon voller Furcht. Wie erst, wenn wir nach Kegila gegen die Philisterscharen ziehen?« Da fragte David den Herrn noch einmal, und der Herr beschied und sprach: »Auf! Zieh nach Kegila hinab! Denn ich gebe die Philister in deine Hand.« Da zog David mit seinen Leuten nach Kegila, griff die Philister an, trieb ihr Vieh weg und schlug sie gewaltig. So half David den Einwohnern Kegilas. Als Ebjatar, Achimeleks Sohn, zu David nach Kegila floh, kam auch das Ephod mit ihm hinab. Da ward Saul gemeldet: »David ist nach Kegila gekommen.« Da sprach Saul: »Gott liefert ihn mir in die Hand. Jetzt ist er eingeschlossen, da er in eine Stadt mit Tor und Riegel kam.« Und Saul entbot das ganze Volk zum Kampfe nach Kegila hinab, um David und seine Leute zu belagern. David aber erfuhr, daß Saul gegen ihn Unheil schmiede. Da sprach er zum Priester Ebjatar: »Bring das Ephod her!« Dann sprach David: »Herr, Gott Israels! Dein Knecht hört, daß Saul nach Kegila zu kommen strebt und meinetwegen die Stadt vernichten will. Werden mich Kegilas Bürger ihm ausliefern? Kommt Saul herab, wie Dein Knecht gehört hat? Herr, Gott Israels, melde es Deinem Knecht!« Da sprach der Herr: »Ja.« Da sprach David: »Werden Kegilas Bürger mich und meine Leute an Saul ausliefern?« Da sprach der Herr: »Ja!« Da brachen David und seine Leute auf, etwa 600 Mann, und verließen Kegila. Dann streiften sie da und dort herum. Da ward Saul gemeldet: »David ist aus Kegila entkommen.« Daraufhin gab er den Zug auf. David aber weilte in der Wüste, auf Bergeshöhen. Dann saß er im Gebirge in der Wüste Ziph. Saul aber suchte ihn zwar die ganze Zeit; aber Gott gab ihn nicht in seine Hand. David aber hatte Angst, weil Saul ausgezogen war, ihm nach dem Leben zu trachten. Damals war David in der Wüste Ziph im Gehölz. Da stand Sauls Sohn Jonatan auf und ging zu David ins Gehölz. Er ergriff seine Hand voller Herzlichkeit und sprach zu ihm: »Fürchte dich nicht! Denn meines Vaters Saul Hand findet dich nicht. Du wirst König über Israel, und ich werde der Zweite nach dir. Auch mein Vater Saul weiß dies.« Da schlossen beide vor dem Herrn einen Bund. David blieb im Gehölz; Jonatan aber ging heim. Da gingen Ziphiter zu Saul nach der Gibea hinauf und sagten: »Hält sich nicht David bei uns verborgen auf den Berghöhen im Gehölz, auf dem sonnigen Hügel südlich der Einöde? Nun, König, komm herab, sobald es dir beliebt! An uns ist es, ihn in des Königs Hand zu bringen.« Da sprach Saul: »Gesegnet seid ihr vor dem Herrn! Denn ihr habt Mitgefühl mit mir. Wohlan! Paßt noch genauer auf und erkundet den Ort, wo sein Fuß weilt! Wer hat ihn dort gesehen? Man hat mir nämlich gesagt, er übe große Vorsicht. Erkundet also, was an Schlupfwinkeln da ist, wo er sich verstecken kann! Kommt aber zu mir bestimmt zurück! Dann gehe ich mit euch. Ist er noch im Lande, dann suche ich bei allen Sippen Judas.« Da brachen sie auf und gingen Saul voran nach Ziph. David aber und seine Leute waren in der Wüste Maon, in der Steppe südlich der Einöde. So zog Saul mit seinen Leuten auf die Suche. Dies aber ward David gemeldet. Da zog er hinab zum Felsen und blieb in der Wüste Maon. Dies hörte Saul und verfolgte David in der Wüste Maon. Saul zog nun auf der einen Seite des Gebirges, David mit seinen Leuten auf der anderen. David aber floh in Hast. Saul aber und seine Leute umkreisten David mit den Seinigen, um sie zu greifen. Da kam aber ein Bote zu Saul und sagte: »Komm rasch! Die Philister sind ins Land eingebrochen.« Da stand Saul von Davids Verfolgung ab und zog gegen die Philister. Daher nennt man jenen Ort »Fels des Rückzuges". David aber zog von dort hinauf und saß auf Engedis Berghöhen. Davids GroßmutAls Saul von den Philistern zurückkehrte, meldete man ihm: »David ist in der Wüste von Engedi.« Da nahm Saul 3.000 auserlesene Mannen aus ganz Israel und zog hin, um David und seine Leute vorn auf dem Steinbockfelsen zu suchen. So kam er zu den Schafhürden am Wege. Hier aber war eine Höhle. Da ging Saul hinein, seine Füße zu begießen. David aber und seine Leute kauerten im Rückteile der Höhle. Da sprachen Davids Mannen zu ihm: »Das ist der Tag, wovon der Herr zu dir gesprochen: "Ich gebe deinen Feind in deine Hand, daß du mit ihm tust, wie es dir gut dünkt."« Da stand David auf und schnitt heimlich ein Ende von Sauls Mantel ab. Nachher aber schlug David das Herz darüber, daß er dem Saul das Ende abgeschnitten habe. Und er sprach zu seinen Mannen: »Fern sei es von mir des Herrn wegen, daß ich so etwas meinem Herrn, dem Gesalbten des Herrn, tue und meine Hand an ihn lege! Denn er ist der Gesalbte des Herrn.« Und David wies seine Leute mit Worten zurecht und erlaubte ihnen nicht, sich an Saul zu vergreifen. Saul aber verließ die Höhle und zog seines Weges. Da stand David hernach auf, ging aus der Höhle und rief Saul nach: »Mein Herr und König!« Da sah sich Saul um, und David neigte sich mit dem Antlitz zur Erde und huldigte. Dann sprach David zu Saul: »Warum hörst du auf das Gerede der Leute, die sagen: "David sinnt auf dein Verderben?" Heute sehen deine Augen, daß dich der Herr mir heute in der Höhle in die Hand gegeben hat. Man hat gesagt, ich solle dich töten. Aber mir tat es leid um dich, und ich sprach: "Ich strecke meine Hand nicht aus wider meinen Herrn. Denn er ist des Herrn Gesalbter.« Mein Vater! Sieh! Ja, sieh hier das Ende deines Mantels in meiner Hand! Daß ich nur deines Mantels Ende abgeschnitten und dich nicht getötet habe, daran erkenne deutlich, daß ich nicht Bosheit und Verrat im Schilde führe und daß ich mich nicht an dir vergangen habe! Du aber machst Jagd auf mein Leben. Der Herr richte zwischen mir und dir! Der Herr räche mich an dir! Aber meine Hand wird nicht gegen dich sein. Wie das alte Sprichwort sagt: "Von Frevlern kommt Frevel"; aber meine Hand wird nicht wider dich sein. Hinter wem zieht Israels König her? Wen verfolgst du? Einen toten Hund! Einen winzigen Floh! So sei denn der Herr Richter! Er entscheide zwischen mir und dir! Er schaue darein und führe meine Sache! Er schaffe mir Recht vor dir!« Als David diese Worte an Saul geendet hatte, sprach Saul: »Ist das deine Stimme, mein Sohn David?« Und Saul hob laut zu weinen an. Er sprach zu David: »Du bist gerechter als ich. Denn du tust mir Gutes, und ich dir Böses. Du hast heute gezeigt, was du mir Gutes getan, da mich der Herr in deine Hand gegeben und du mich nicht getötet hast. Trifft sonst jemand seinen Feind, läßt er ihn heilen Weges ziehen? Der Herr möge dir also Gutes vergelten für das, was du heute mir getan! Nun weiß ich, daß du König wirst und daß in deiner Hand Israels Königtum Bestand hat. So schwöre mir denn beim Herrn, daß du nicht meine Nachkommen nach mir ausrottest und nicht meinen Namen aus meinem Vaterhaus tilgest!« Und David schwur es Saul zu. Dann zog Saul heim. David aber und seine Leute waren inzwischen auf die Bergeshöhe gestiegen. David und NabalDa starb Samuel. Ganz Israel versammelte sich und trauerte um ihn. Dann begruben sie ihn in seinem Hause auf der Rama. David aber machte sich auf und zog in die anstoßende Wüste hinab. In Maon aber war ein Mann; dieser hatte seine Zucht am Karmel. Der Mann aber war sehr reich. Er besaß 3.000 Schafe und 1.000 Ziegen. Eben war er zur Schur seiner Schafe in Karmel. Der Mann hieß Nabal, und sein Weib Abigail. Das Weib war feingebildet und schön, der Mann aber roh und bösartig; denn er war selbst wie seine Gesinnung. David hörte nun in der Wüste, daß Nabal seine Schafe schor. Da sandte David zehn Diener ab. Und David sprach zu den Dienern: »Zieht zum Karmel hinauf, geht zu Nabal, begrüßt ihn in meinem Namen und sagt ihm zum Gruße also: "Dir und deinem Hause sei Heil, ebenso allem, was dir ist! Ich habe gehört, daß du Schafschur hältst. Nun sind deine Hirten mit uns zusammen gewesen. Wir haben sie nicht gekränkt, und nichts ist von ihnen vermißt worden, solange sie in Karmel waren. Frage deine Diener! Sie bestätigen es dir. So mögen die Knechte Gnade finden in deinen Augen! Wir kommen ja zu einem Festtag. Gib also deinen Knechten und deinem Sohne David, was du vermagst!"« Davids Knechte kamen und redeten mit Nabal also in Davids Namen und warteten. Da erwiderte Nabal den Knechten Davids und sprach: »Wer ist David und wer Isais Sohn? Heute gibt es genug Knechte, die ihren Herren davonlaufen. Soll ich da mein Brot, mein Wasser und mein Schlachtvieh, das ich für meine Scherer schlachte, Leuten geben, von denen ich nicht weiß, woher sie sind?« Da traten Davids Diener den Rückweg an und kehrten um. Sie kamen heim und meldeten ihm jene Worte. Da sprach David zu seinen Männern: »Jeder gürte sein Schwert um!« Da gürtete jeder sein Schwert um. Auch David gürtete sein Schwert um. Dann zogen sie hinter David hinauf, an vierhundert Mann. Zweihundert aber waren beim Gepäck geblieben. Aber schon hatte der Abigail, dem Weibe Nabals, ein Knecht von jenen Knechten gemeldet: »David hat aus der Wüste hergesandt, unseren Herrn zu begrüßen. Er aber fuhr sie an. Und doch waren die Männer gegen uns sehr gut. Wir sind nie gekränkt worden und haben nie etwas vermißt, solange wir bei ihnen umhergezogen sind, wenn wir auf dem Felde waren. Sie waren eine Mauer um uns bei Nacht so gut wie bei Tag, solange wir bei ihnen die Schafe hüteten. Besinne dich nun und sieh, was du tun willst! Denn fertig ist das Unheil über unseren Herrn und sein ganzes Haus. Er selbst ist ein bösartiger Mann, zu dem man nichts sagen darf.« Da nahm Abigail eilends zweihundert Brote, zwei Schläuche Wein, fünf zubereitete Schafe und fünf Maß geröstetes Getreide, hundert Dörrtrauben und zweihundert Feigenkuchen und lud alles auf Esel. Dann sagte sie zu ihren Knechten: »Zieht mir voraus! Ich folge euch sogleich.« Ihrem Manne Nabal aber hatte sie nichts gesagt. So ritt sie auf einem Esel abwärts, vom Berge verdeckt. Da kam David mit seinen Leuten herunter und auf sie zu. So traf sie diese. David aber hatte gesagt: »Rein umsonst habe ich ihm seine ganze Habe in der Wüste gehütet, daß von all seiner Habe nie etwas vermißt worden ist. Und da vergilt er mir Gutes mit Bösem. Dies und das tue Gott den Feinden Davids, wenn ich von all den Seinen bis zum Morgengrauen auch nur einen Wandpisser übriglasse!« Als Abigail David erblickte, stieg sie schnell vom Esel, warf sich bei Davids Anblick auf ihr Antlitz, beugte sich zu Boden, warf sich ihm zu Füßen und sprach: »Auf mir, mein Herr, liegt die Schuld. Möchte deine Magd vor dir reden dürfen! Hör die Worte deiner Magd an! Möchte sich doch nicht mein Herr um diesen bösartigen Menschen kümmern, um Nabal! Denn wie er heißt, so ist er. Tor heißt er, und Torheit ist an ihm. Ich aber, deine Magd, habe meines Herrn Leute, die du gesandt hast, nicht gesehen. Nun denn, mein Herr! So wahr der Herr lebt und so wahr du lebst, den der Herr vor Blutschuld zurückhält und vor Selbsthilfe! Nun denn! Deinen Feinden soll es gehen wie Nabal, denen, die für meinen Herrn Unheil suchen! Nun denn! Dies Geschenk, das deine Sklavin meinem Herrn bringt, gebe man den Dienern, die meinem Herrn auf seinen Zügen folgen! Vergib deiner Magd die Ungeschicklichkeit! Denn der Herr wird meinem Herrn ein dauerndes Haus schaffen. Weil mein Herr die Kämpfe des Herrn kämpft, so darf sich kein Unrecht in deinem Leben an dir finden. Leute standen auf, dich zu verfolgen und dir nach dem Leben zu streben. Aber meines Herrn Leben ist unantastbar in der Schatzkammer des Lebens beim Herrn, deinem Gott. Das Leben deiner Feinde aber legt er in die Schleuderpfanne. Tut dann der Herr an meinem Herrn, wie er Gutes dir verheißen, und bestellt er dich zum Fürsten über Israel, dann wird dir dies nicht zum Anstoß werden und meinem Herrn nicht zur Gewissensnot, daß du grundlos Blut vergossen und daß mein Herr sich selbst geholfen hätte. Tut aber der Herr meinem Herrn Gutes, dann gedenke auch deiner Magd!« Da sprach David zu Abigail: »Gepriesen sei der Herr, Gott Israels, der dich mir heute entgegenschickt! Gepriesen sei deine Klugheit und gepriesen seist du selbst, die mich heute zurückgehalten, in Blutschuld zu kommen und mir selbst zu helfen! Aber so wahr der Herr, Israels Gott, lebt, der mich abgehalten, dir ein Leid zu tun! Wärest du mir nicht schnell entgegengekommen, dann bliebe dem Nabal bis zum Morgengrauen auch nicht ein Wandpisser übrig.« David nahm nun aus ihrer Hand, was sie ihm gebracht hatte. Dann sprach er zu ihr: »Zieh im Frieden heim! Ich schenke dir Gehör und nehme auf dich Rücksicht.« Abigail kam nun zu Nabal. Er hatte eben zu Hause ein Mahl wie ein Königsmahl. Und Nabals Herz war guter Dinge, und so ward er schwer betrunken. Da sagte sie ihm nicht das geringste bis zum Morgengrauen. Am Morgen aber, als der Wein aus Nabal wich, erzählte ihm sein Weib diese Begebnisse. Da stockte sein Herz in seiner Brust und ward wie Stein. Zehn Tage währte es. Da schlug der Herr den Nabal, und er starb. Als David hörte, daß Nabal tot sei, rief er aus: »Gepriesen sei der Herr, der meine Beschimpfung an Nabal gestraft und seinen Knecht vom Unrecht zurückgehalten hat! Der Herr hat Nabals Unrecht auf ihn selbst zurückfallen lassen.« Darauf sandte David hin und warb um Abigail, daß sie sein Weib würde. So kamen Davids Diener zu Abigail nach Karmel und warben um sie mit den Worten: »David sendet uns zu dir; er will dich zum Weibe nehmen.« Da stand sie auf, beugte sich mit dem Antlitz zur Erde und sprach: »Deine Magd will deine Sklavin sein und den Dienern meines Herrn die Füße waschen.« Dann stand Abigail schnell auf und bestieg den Esel; ihre fünf Dienerinnen aber folgten ihr. So ging sie hinter den Boten Davids her und ward sein Weib. Aus Jezreel aber holte David die Achinoam. So wurden beide zumal seine Frauen. Saul aber hatte seine Tochter Mikal, Davids Weib, dem Palti gegeben, dem Sohne des Lais aus Gallim. Davids GroßmutDa kamen die Ziphiter zu Saul nach der Gibea und sagten: »Hält sich David nicht auf dem sonnigen Hügel am Eingang zur Einöde versteckt?« So machte sich Saul auf, ging nach der Wüste Ziph hinab mit 3.000 Mann, auserlesenen Israeliten, um David in der Wüste Ziph zu suchen. Saul nun lagerte sich auf dem sonnigen Hügel am Eingang zur Einöde. David aber saß in der Wüste. Da überkam ihn eine Ahnung, daß Saul ihm in die Wüste nachzöge. Und so sandte David Kundschafter aus und da erfuhr er bestimmt, daß Saul gekommen sei. Da machte sich David auf und kam an den Ort, wo Saul lagerte. Und David sah den Platz, wo sich Saul mit seinem Feldhauptmann Abner, Ners Sohn, niedergelegt hatte. Saul schlief nämlich in einem Wallkreis, und das Volk lagerte rings um ihn. Da hob David an und sprach zu dem Chittiter Achimelek und zu Abisai, Serujas Sohn und Joabs Bruder: »Wer steigt mit mir zu Saul in das Lager hinab?« Da sprach Abisai: »Ich gehe mit dir hinab.« So kam David mit Abisai zu dem Kriegsvolk in der Nacht. Saul aber lag schlafend in dem Wallkreis und sein Speer stak im Boden zu seinen Häupten. Und Abner lag mit dem Volke rings um ihn. Da sprach Abisai zu David: »Gott gibt dir heute deinen Feind in deine Hand. Nun spieße ich ihn mit seiner Lanze durch einen Stoß an den Boden; ich brauche keinen zweiten.« Da sprach David zu Abisai: »Bring ihn nicht um! Wer hätte je den Gesalbten des Herrn angetastet und wäre straflos geblieben!« Dann sprach David: »So wahr der Herr lebt! Entweder schlägt ihn der Herr, oder sein Tag kommt, da er sterben muß, oder er zieht in den Kampf und wird weggerafft. Bewahre mich der Herr davor, daß ich meine Hand an den Gesalbten des Herrn lege! Nimm jetzt den Speer zu seinen Häupten und den Wasserkrug! Laßt uns dann gehen!« So ließ David die Lanze und den Wasserkrug von Sauls Häupten nehmen. Dann gingen sie ihres Wegs. Niemand sah es und niemand merkte es und niemand erwachte. Sie schliefen alle; denn ein Tiefschlaf des Herrn war auf sie gefallen. Dann ging David auf die andere Seite und stellte sich auf die Spitze des Berges von ferne. Der Raum aber zwischen ihnen war groß. Da rief David dem Volke und Abner, Ners Sohn, also zu: »Gibst du nicht Antwort, Abner?« Da erwiderte Abner und fragte. »Wer bist du? Rufst du des Königs wegen?« Da sprach David zu Abner: »Bist du nicht ein Mann? Wer gleicht dir in Israel? Warum aber behütest du nicht den König, deinen Herrn? Jemand vom Volke ist ja gekommen, den König, deinen Herrn, umzubringen. Nicht recht ist, was du getan. So wahr der Herr lebt! Den Tod verdient ihr, die ihr euren Herrn, des Herrn Gesalbten, nicht behütet habt. Schau doch nach des Königs Speer und Wasserkrug zu seinen Häupten!« Da erkannte Saul die Stimme Davids und sprach: »Ist dies deine Stimme, mein Sohn David?« Da sprach David: »Ja, mein Herr und König!« Dann sprach er: »Warum verfolgt der Herr seinen Sklaven? Was tue ich: Was ist bei mir Böses? Möchte doch jetzt mein Herr und König den Worten seines Sklaven Gehör schenken! Hat dich der Herr gegen mich aufgereizt, dann erfreue er sich des Opfers! Wenn aber Menschenkinder, dann seien sie vor dem Herrn verflucht, weil sie mich heute vertreiben, daß ich nicht einmal als Geringster in des Herrn Erbteil leben kann! Sie sprechen: "Auf! Diene anderen Göttern!" Nun denn! Möge mein Blut nicht in des Herrn Augen unbedeutend sein! Denn Israels König macht Jagd auf einen winzigen Floh, wie man im Gebirge das Rebhuhn jagt.« Da sprach Saul: »Ich habe gefehlt. Kehre zurück, mein Sohn David! Ich tue dir nie wieder ein Leid an, dafür, daß dir mein Leben heute so kostbar gewesen ist. Gewiß! Ich habe töricht gehandelt, daß ich mich so stark verging.« Da antwortete David und sprach: »Hier ist des Königs Speer. Einer deiner Diener möge herüberkommen und ihn holen! Der Herr aber vergilt jedem seine Redlichkeit und Treue. So hat dich der Herr heute in meine Hand gegeben. Ich aber habe nicht des Herrn Gesalbten anfassen wollen. So wertvoll heute mir dein Leben gewesen, so kostbar möge auch mein Leben dem Herrn sein! Er möge mich aus aller Not erretten!« Da sprach Saul zu David: »Sei gesegnet, mein Sohn David! Du führst es aus und führst es zu Ende.« Hierauf ging David seines Weges, und Saul kehrte an seinen Ort zurück. David bei den PhilisternDa sprach David bei sich: »Ich werde doch eines Tags durch Sauls Hand umkommen. Für mich ist nichts besser, als nach dem Philisterland zu fliehen. Dann läßt Saul ab, mich ferner im ganzen Gebiete Israels zu suchen. Dadurch bin ich seiner Hand entrückt.« Da machte sich David auf und ging mit den 600 Mann bei ihm zu Akis über, dem König von Gat und Maoks Sohn. David blieb nun bei Akis in Gat, er und seine Leute, jeder mit seiner Familie. David mit seinen zwei Frauen, der Jezreelitin Achinoam und der Karmelitin Abigail, Nabals Witwe. Da ward Saul gemeldet, David sei nach Gat geflohen. Und so verfolgte er ihn nicht weiter. David sprach nun zu Akis: »Finde ich Gnade in deinen Augen, dann möge man mir zur Siedlung einen Platz in einer der Landstädte anweisen! Wozu soll dein Knecht in der Königstadt bei dir wohnen?« Da wies ihm Akis an jenem Tage Siklag an. Daher gehört Siklag den Königen von Juda bis auf diesen Tag. Die Zeit aber, die David im Philistergefilde saß, betrug ein Jahr und vier Monate. Da zog David mit seinen Leuten hinauf, und sie überfielen die Gesuriter, Pereziter und Amalekiter. Denn das waren Siedlungen im Landstrich von Telam bis gegen Sur und Ägypten. Sooft David eine Gegend überfiel, ließ er niemand leben, weder Männer noch Weiber. Er nahm auch Schafe, Rinder, Esel, Kamele und Gewänder; dann brachte er sie zu Akis. Fragte Akis: »Wo seid ihr heute eingebrochen?«, dann sagte David: »Im Südlande Judas oder im Südlande der Jerachmeeliter oder in dem der Keniter.« Aber weder Mann noch Weib ließ David leben, um sie nach Gat zu bringen; er dachte: »Sie sollen uns nicht verraten!« So tat David. Und so war sein Verfahren die ganze Zeit, seit er im Gefilde der Philister saß. Akis aber traute David; er sprach: »Er bringt sich bei seinem Volke Israel in Verruf und bleibt so für immer mein Diener.« Sauls TotenbeschwörungIn jener Zeit sammelten die Philister ihr Heer zu einem Feldzug, um mit Israel zu streiten. Da sprach Akis zu David: »Du weißt, daß du mit mir im Heere ausrücken mußt, du und deine Leute.« Da sprach David zu Akis: »Gut! Du wirst sehen, was dein Knecht leistet.« Da sprach Akis zu David: »Gut! Ich ernenne dich zu meinem Leibwächter für alle Zeit.« Samuel aber war gestorben; da betrauerte ihn ganz Israel und bestattete ihn auf der Rama in seiner Stadt. Saul aber hatte die Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Lande gejagt. Nun sammelten sich die Philister, kamen und lagerten bei Sunem. Da bot Saul ganz Israel auf, und sie lagerten auf dem Gilboa ("Kahlberg"). Als aber Saul das Philisterlager erblickte, geriet er in Angst, und sein Herz bebte gewaltig. Da befragte Saul den Herrn. Aber der Herr gab ihm keine Antwort, weder durch Träume noch durch die Urim noch durch die Propheten. Da sprach Saul zu seinen Dienern: »Sucht mir ein Weib, das einen Totengeist hat! Ich will zu ihr gehen und sie befragen.« Da sprachen seine Diener zu ihm: »Ein Weib, das einen Totengeist hat, ist zu En Dor.« Da vermummte sich Saul, zog andere Kleider an und ging hin, zwei Männer bei sich. So kamen sie des Nachts zu dem Weibe. Er sprach: »Wahrsage mir mit dem Totengeist und laß mir einen erscheinen, den ich dir nennen werde!« Da sprach das Weib zu ihm: »Du weißt selbst, was Saul getan, daß er die Totenbeschwörer und Wahrsager im Lande ausgerottet hat. Warum legst du meinem Leben eine Schlinge, mich zu töten?« Da schwur ihr Saul beim Herrn: »So wahr der Herr lebt! Dich trifft kein Schaden in dieser Sache.« Da sprach das Weib: »Wen soll ich dir erscheinen lassen?« Er sprach: »Laß mir Samuel erscheinen!« Da sah das Weib Samuel. Und sie schrie laut auf. Dann sprach das Weib zu Saul: »Warum betrügst du mich? Du selbst bist Saul.« Da sprach zu ihr der König: »Sei ohne Furcht! Was siehst du?« Da sprach das Weib zu Saul: »Ich sehe etwas Überirdisches aus dem Boden steigen.« Da fragte er: »Wie sieht es aus?« Sie sprach: »Ein alter Mann steigt herauf, in eine Kutte gehüllt.« Da erkannte Saul, daß es Samuel war. Er neigte sich mit dem Antlitz zu Boden und verbeugte sich. Da sprach Samuel zu Saul: »Warum störst du mich, daß du mich erscheinen lässest?« Da sprach Saul: »Mir ist sehr bange. Die Philister kämpfen gegen mich. Nun ist Gott von mir gewichen und antwortet mir nicht mehr, weder durch die Propheten noch durch Träume. So ließ ich dich rufen, daß du mir kündest, was ich tun soll.« Da sprach Samuel: »Was fragst du mich, wenn der Herr von dir gewichen und dein Feind geworden ist? Der Herr tut dir, wie er durch mich verkündet hat: Der Herr reißt dir das Königtum aus der Hand und gibt es deinem Nebenbuhler David. Weil du auf des Herrn Stimme nicht gehört und seinen grimmen Zorn an Amalek nicht vollstreckt hast, deshalb tut dir der Herr dies heute. Der Herr gibt auch Israel samt dir in der Philister Hand. Morgen bist du mit deinen Söhnen bei mir. Auch Israels Heer gibt der Herr in die Hand der Philister.« Alsbald fiel Saul seiner ganzen Länge nach zu Boden, so heftig erschrak er über Samuels Worte. Auch hatte er keine Kraft mehr; denn er hatte den ganzen Tag und die ganze Nacht nichts gegessen. Da trat das Weib zu Saul hin und sah, daß er ganz entsetzt war. Da sprach sie zu ihm: »Deine Sklavin hat deiner Stimme gehorcht. Ich wagte mein Leben und hörte auf deine Worte, die du zu mir gesprochen. Nun höre auch du auf deiner Sklavin Stimme! Ich will dir einen Bissen Brot vorsetzen. Diesen iß, daß Kraft in dir sei, deines Weges zu ziehen.« Er aber weigerte sich und sprach: »Ich esse nichts.« Da drangen seine Diener in ihn, ebenso das Weib, und so hörte er auf ihre Stimme. Er stand vom Boden auf und setzte sich auf das Polster. Nun hatte das Weib ein Mastkalb im Hause. Sie schlachtete es rasch, nahm Mehl, knetete es und buk daraus Brotkuchen. Dann setzte sie es Saul und seinen Dienern vor, und sie aßen. Hernach standen sie auf und gingen in der gleichen Nacht noch fort. Der Philister Mißtrauen gegen DavidDie Philister nun sammelten ihren ganzen Heerbann nach Aphek. Israel aber lagerte an der Quelle bei Jezreel. Als nun die Philisterführer vorüberzogen, mit Schützen und anderen Scharen, und auch David mit seinen Leuten zuletzt an Akis vorüberzog, sprachen die Philisterfürsten: »Was sollen da die Hebräer?« Da sprach Akis zu den Philisterfürsten: »Ist das nicht David, der Diener Sauls, des Königs von Israel? Er ist seit Jahr und Tag bei mir, und ich habe an ihm nicht das geringste seit seinem Übertritt bis heute gefunden.« Aber die Philisterfürsten waren ihm abgeneigt. Und so sprachen die Philisterfürsten zu ihm: »Schick diesen Mann zurück! Er soll an seinen Ort zurückkehren, den du ihm angewiesen! Er soll nicht mit uns in die Schlacht ziehen, daß er nicht an uns zum Verräter im Kampfe werde! Womit könnte er seines Herrn Gunst gewinnen? Nicht mit den Köpfen dieser Leute? Ist das nicht David, dem zu Ehren man im Reigen sang: "Saul schlug seine Tausend. David aber seine Zehntausend?"« Da rief Akis den David und sprach zu ihm: »So wahr der Herr lebt! Du bist ehrlich, und mir wäre es erwünscht, wenn du im Heerbann mit mir aus- und einzögest; denn ich habe an dir nichts Unrechtes gefunden, seitdem du zu mir kamst, bis auf diesen Tag. Aber den Fürsten gefällst du nicht. So kehr um und geh in Frieden! Tu nichts, was den Philisterfürsten mißfällt.« Da sprach David zu Akis: »Was habe ich getan? Was hast du an deinem Knecht gefunden, seitdem ich in deinen Dienst getreten bin, bis heute, daß ich nicht in den Kampf gegen die Feinde meines Herrn, des Königs, ziehen darf?« Da antwortete Akis dem David: »Ich fühle es, daß du mir so lieb bist wie ein Gottesbote. Nur die Philisterfürsten sagen: "Er darf nicht mit uns in den Kampf ziehen.« So mach dich morgen früh auf, samt deines Herrn Knechten, die mit dir gekommen sind! Macht euch also morgen früh auf und zieht ab, sobald es Tag wird.« Da machte sich David mit seinen Leuten auf, am Morgen abzuziehen und ins Philisterland zurückzukehren. Die Philister aber zogen nach Jezreel hinauf. David schlägt AmalekDavid nun kam mit seinen Leuten nach Siklag am dritten Tag. Da waren schon die Amalekiter in das Südland und in Siklag eingefallen. Sie verheerten Siklag und brannten es nieder. Sie nahmen auch die Weiber darin, jung und alt, gefangen. Getötet aber hatten sie niemand. So führten sie sie weg und zogen ihres Weges. David aber kam mit seinen Leuten zur Stadt. Da war sie niedergebrannt, und ihre Weiber, Söhne und Töchter waren verschleppt. Da weinten David und die Leute bei ihm laut auf, bis sie keine Kraft mehr zum Weinen hatten. Auch Davids beide Weiber waren verschleppt worden, die Jezreelitin Achinoam und die Karmelitin Abigail, Nabals Witwe. David ward nun sehr bange; denn das Kriegsvolk hatte davon gesprochen, ihn zu steinigen. So erbittert war das ganze Volk wegen seiner Söhne und Töchter. Aber David ermannte sich im Herrn, seinem Gott. Und David sprach zu dem Priester Ebjatar, Achimeleks Sohn: »Bringe mir doch das Ephod!« Da brachte Ebjatar das Ephod zu David. Dann fragte David den Herrn: »Soll ich diese Horde verfolgen ? Hole ich sie ein"? Da sprach er zu ihm: »Ja! Du holst sie ein und befreist jene.« Da zog David mit den sechshundert Mann, die bei ihm waren, fort, und sie kamen in das Tal des Besor ("Kühlbachtal"). Da blieben die Nachzügler stehen. So setzte David mit vierhundert Mann nach. Zweihundert Mann aber blieben zurück, die zu müde waren, das Tal des Besor zu überschreiten. Da fanden sie einen Ägypter auf dem Felde und brachten ihn zu David. Sie gaben ihm Brot zu essen, und er aß. Dann gaben sie ihm Wasser zu trinken. Hierauf gaben sie ihm ein Stück Feigenkuchen und ein paar Dörrtrauben. Und er aß. Da kam er wieder zu sich. Denn er hatte drei Tage und drei Nächte weder Brot gegessen noch Wasser getrunken. Da sprach David zu ihm: »Wem gehörst du? Woher bist du?« Er sagte: »Ich bin ein ägyptischer Jungmann, Sklave eines Amalekitermannes. Mich gab mein Herr auf; denn ich bin vor drei Tagen krank geworden. Wir sind in das Südland der Karobenbäume eingefallen, in das Gebiet von Juda und in das kalebitische Südland und haben Siklag verbrannt.« Da sprach David zu ihm: »Willst du mich zu dieser Horde führen?« Er sagte: »Schwöre mit bei Gott, daß du mich nicht tötest und mich nicht meinem Herrn auslieferst! Dann führe ich dich zu dieser Horde hinab.« Und er führte ihn hinab. Sie aber waren über die ganze Gegend verstreut. Sie aßen, tranken und feierten ob all der reichen Beute, die sie aus dem Philisterland und aus dem Judaland gebracht hatten. Da schlug sie David vom Nachmittag bis zum Abend, sie verwundend. Keiner entkam außer vierhundert Packknechten, die sich auf die Kamele schwangen und entkamen. So befreite David alles, was die Amalekiter geraubt hatten. Auch seine beiden Weiber befreite David. Nichts vom Kleinsten bis zum Größten ward von ihm vermißt, weder Söhne noch Töchter, weder die Beute noch irgend etwas, was sie ihnen geraubt hatten. Alles brachte David zurück. David nahm auch alle Schafe und Rinder. Und sie führten dies Vieh vorauf und sagten: »Dies ist Davids Beute.« David kam nun zu den zweihundert Mann, die zu müde gewesen waren, um David zu folgen, und die er im Tale des Besor zurückgelassen hatte. Sie gingen David und den Leuten bei ihm entgegen. Da trat David an die Leute heran und begrüßte sie. Aber allerlei böse und mißgünstige Männer unter den Leuten, die mit David gezogen waren, hoben an und sprachen: »Weil sie nicht mit uns ausgezogen sind, so geben wir ihnen nichts von der Beute, die wir zurückgewonnen haben, sondern nur jedem sein Weib und seine Kinder. Diese mögen sie nehmen und gehen!« Da sprach David: »Meine Brüder! So dürft ihr nicht tun für das, was der Herr uns gegeben! Er beschützte uns und gab uns die Horde, die uns überfallen, in die Hand. Wer möchte auf euch hierin hören? Wie der Anteil derer, die in den Kampf gezogen, sei auch der Anteil jener, die beim Gepäck geblieben! Gleich sollen sie teilen.« So blieb es von jenem Tage an. Man machte dies nämlich zur Satzung und zum Brauch in Israel bis auf den heutigen Tag. David kam nun nach Siklag. Da sandte er einen Teil der Beute an Judas Älteste, seine Freunde, mit den Worten: »Hier ist ein Geschenk für euch aus der Beute der Feinde des Herrn", an die in Betel, in Ramot im Südland, in Jattir, Aroër, Siphmot, Estemoa, Karmel, an die in den Gemeinden der Jerachmeliter, an die in den Gemeinden der Keniter, an die in Chorma, Bor, Asan, Atak, an die in Hebron und an all die Orte, wo David mit seinen Leuten umhergestreift war. Sauls TodDie Philister aber stritten unterdes mit Israel. Da flohen die Mannen Israels vor den Philistern. Und auf dem Gebirge des Gilboa lagen Erschlagene. Die Philister aber holten Saul und seine Söhne ein. Dabei schlugen die Philister die Söhne Sauls, Jonatan, Abinadab und Malkisua. So ward der Kampf für Saul immer schwerer. Da trafen ihn die Bogenschützen von ungefähr. Und er ward durch die Bogenschützen schwer verwundet. Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: »Zücke dein Schwert und erstich mich, daß nicht diese Unbeschnittenen kommen, mich erstechen und mit mir ihr Spiel treiben!« Aber sein Waffenträger wollte nicht; denn er scheute sich zu sehr. Da nahm Saul das Schwert und stürzte sich darein. Als aber sein Waffenträger sah, daß Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb neben ihm. So starben Saul und seine drei Söhne und sein Waffenträger, samt allen seinen Mannen zugleich an jenem Tage. Als die Israeliten diesseits des Tales und des Jordan sahen, daß Israels Mannen geflohen und daß Saul und seine Söhne tot waren, verließen sie die Städte und flohen. Da kamen die Philister und siedelten darin. Am anderen Morgen kamen die Philister, um die Erschlagenen zu plündern. Da fanden sie Saul und seine drei Söhne auf dem Gebirge des Gilboa liegen. Sie schnitten ihm das Haupt ab, zogen ihm die Rüstung aus und sandten im Philisterlande umher, in ihren Götzentempeln und bei dem Volke den Sieg zu verkünden. Seine aber Waffen legten sie im Hause der Astarten nieder; seinen Leichnam aber hatten sie an die Mauer von Betsan genagelt. Die Bewohner von Jabes in Gilead aber hörten gleich darauf, was die Philister an Saul getan hatten. Da machten sich alle wehrhaften Mannen auf. Sie zogen die ganze Nacht hindurch und nahmen Sauls Leichnam und die Leichname seiner Söhne von der Mauer zu Betsan. So kamen sie wieder nach Jabes und verbrannten sie dort. Dann nahmen sie ihre Gebeine, begruben sie unter der Tamariske zu Jabes und fasteten sieben Tage. Davids TotenklageUnd erst nach Sauls Tod war David vom Sieg über die Amalekiter heimgekehrt; er weilte nun zwei Tage in Siklag. Da kam am dritten Tag ein Mann aus dem Lager, von Saul her, seine Kleider zerrissen und Staub auf dem Kopfe. Als er zu David kam, neigte er sich bis zur Erde und verbeugte sich. Da sprach David zu ihm: »Woher kommst du?« Er sprach: »Ich bin aus Israels Lager entronnen.« Da sprach David zu ihm: »Wie ging es? Berichte mir!« Er sprach: »Das Kriegsvolk ist aus der Schlacht geflohen, und viele aus dem Volke sind gefallen, so daß sie starben und tot sind. Auch Saul und sein Sohn Jonatan sind tot.« Da sprach David zu dem jungen Manne, der ihm die Botschaft brachte: »Wie weißt du, daß Saul und sein Sohn Jonatan tot sind?« Da sprach der junge Mann, der ihm die Botschaft brachte: »Ich bin zufällig auf das Gebirge des Gilboa gekommen. Da hatte sich Saul auf seinen Speer gelehnt. Die Wagen aber und die Reiterei waren schon dicht hinter ihm her. Da wandte er sich um und sah mich. Er rief mich an, und ich sprach: "Da bin ich!" Dann sprach er zu mir: "Wer bist du?" Ich sprach zu ihm: "Ich bin ein Amalekiter.« Da sprach er zu mir: "Tritt herzu und gib mir den Todesstoß! Mich befällt Ohnmacht; denn ich lebe noch.« Da trat ich zu ihm und gab ihm den Todesstoß. Denn ich wußte, daß er seinen Sturz nicht überleben würde. Ich nahm das Diadem auf seinem Haupte und die Spange an seinem Arm und bringe sie hier meinem Herrn.« Da packte David seine Gewänder und zerriß sie, ebenso alle Männer bei ihm. Und sie trauerten, weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und seinen Sohn Jonatan und um das Volk des Herrn und um das Haus Israel, daß sie durch das Schwert gefallen waren. Dann sprach David zu dem jungen Mann, der ihm die Meldung brachte: »Woher bist du?« Er sprach: »Ich bin der Sohn eines zugewanderten Amalekiters.« Da sprach David zu ihm: »Wie? Du hast dich nicht gescheut, Hand anzulegen, um den Gesalbten des Herrn umzubringen?« Dann rief David einen seiner Knechte und sprach: »Her! Stoß ihn nieder!« Da schlug er ihn nieder, so daß er starb. Und David sprach zu ihm: »Dein Blut über dein Haupt! Dein eigener Mund klagt dich an; du sagtest: "ich habe den Gesalbten des Herrn getötet."« Dann dichtete David dieses Klagelied auf Saul und seinen Sohn Jonatan: Er sprach: »Man lehre es die Söhne Judas auf der Zither!« Aufgezeichnet ist es im »Buche des Richtigen": »Der Adel liegt, o Israel, erschlagen dort auf deinen Höhen. / Wie sind gestürzt die Helden! Verkündet's nicht zu Gat! / Bringt nicht die Botschaft in die Gassen Askalons, / daß der Philister Töchter sich nicht freuen, / nicht jubeln dieser Unbeschnittenen Töchter! Ihr Berge Gilboas! / Nicht Tau, nicht Regen falle mehr auf euch / und nicht auf die Gefilde Dotains! / Dort ward des Helden Schild zuschanden, / der Schild des zwiefach ölgesalbten Saul! Vor der unreinen Sippe, vor Kriegsvolk / ist nie der Bogen Jonatans zurückgewichen. / Nie kehrte leer zurück das Schwert des Saul. Saul und Jonatan, die Lieben und die Holden, / im Leben und im Tode sind sie nicht getrennt, / einst schneller als die Adler / und stärker als die Löwen. Ihr Töchter Israels! Weint über Saul, / der euch in Purpur lieblich kleidete, / Der Goldschmuck eurer Kleidung gab! Wie sind die Helden hingestürzt im Kampfgedränge! / Auf deinen Höhen wurde Jonatan erschlagen. Mein Bruder Jonatan! So leid ist mir um dich. / Du warst mir gar so hold. / Noch wundersamer war mir Wie sind die Helden hingestürzt! / Des Krieges Waffen schwanden hin.« Spaltung in IsraelAls David hernach den Herrn befragte: »Darf ich in eine der Städte Judas ziehen?« sprach der Herr zu ihm: »Ja!« Da fragte David: »Wohin soll ich ziehen?« Er sprach: »Nach Hebron.« David zog nun dorthin, ebenso seine beiden Frauen, die Jezreelitin Achinoam und die Karmelitin Abigail, Nabals Witwe. Auch seine Mannen, die bei ihm waren, brachte David hin, jeden mit seiner Familie. Und so saßen sie in Hebrons Städten. Da kamen die Männer Judas und salbten dort David zum König über das Haus Juda. Da meldete man David: »Die Männer von Jabes in Gilead haben Saul begraben.« Da sandte David Boten zu den Männern von Jabes in Gilead und ließ ihnen sagen: »Seid vom Herrn gesegnet, die ihr diese Liebe eurem Herrn Saul erwiesen und ihn begraben habt! Nun möge auch der Herr euch Liebe und Treue erweisen, und auch ich will euch Gutes tun, wie ihr getan habt. Nun seid mutig! Und seid tapfere Leute! Weil euer Herr Saul starb, so salbten mich die vom Hause Juda zum König über sich.« Abner, Ners Sohn und Sauls Feldherr, hatte nun Sauls Sohn Isboset mitgenommen; dann brachte er ihn nach Machanaim hinüber. Und er machte ihn zum König über Gilead und über Basan sowie über Jezreel, Ephraim, Benjamin und das sonstige Israel. Vierzig Jahre alt war Sauls Sohn Isboset, als er König über Israel ward, und zwei Jahre hat er regiert. Nur das Haus Juda hielt zu David. Die Zeit, die David in Hebron König über das Haus Juda war, betrug sieben Jahre und sechs Monate. Von Machanaim nun zog Abner, Ners Sohn, mit den Knechten des Saulsohnes Isboset nach Gibeon. Auch Serujas Sohn Joab zog mit den Knechten Davids aus. Sie trafen sich nun an dem Teiche von Gibeon. Die einen saßen diesseits, die anderen jenseits des Teiches. Da sprach Abner zu Joab: »Mögen doch die Knechte aufstehen und im Kampfspiel vor uns streiten!« Joab sprach: »Ja!« Da machten sie sich auf und rückten abgezählt aus zwölf von Benjamin und von den Mannen des Saulsohnes Isboset und zwölf von Davids Knechten. Da packten sie einander am Kopf und stießen einander das Schwert in die Seite. So fielen sie allzumal. Man hieß jenen Ort: »Feld der Felsmuscheln«. Er liegt bei Gibeon. Da ward der Kampf an jenem Tage immer ernster. Abner und die Leute Israels aber wurden von Davids Knechten geschlagen. Nun waren dort die drei Serujasöhne, Joab, Abisai und Asahel. Asahel war leichtfüßiger als eine der Gazellen auf der Flur. Und Asahel verfolgte den Abner. Er bog weder nach rechts noch nach links ab hinter Abner her. Da wandte sich Abner und sprach: »Bist du es, Asahel?« Er sprach: »Jawohl, ich bin es.« Da sprach Abner zu ihm: »Bieg nach rechts oder nach links ab! Greif dir einen der Knechte und nimm dir seine Rüstung!« Aber Asahel wollte nicht von ihm lassen. Da sprach Abner nochmals zu Asahel: »Geh hinter mir weg! Wozu soll ich dich zu Boden schlagen? Wie könnte ich dann deinem Bruder Joab unter die Augen kommen?« Er aber weigerte sich, abzulassen. Da stieß ihm Abner die Lanzenspitze in den Leib, daß der Speer rückwärts herauskam. Er fiel dort hin und starb auf der Stelle. Wer an die Stelle gelangte, wo Asahel gefallen und gestorben war, machte Halt. Joab und Abisai verfolgten noch Abner. Als die Sonne unterging, waren sie bis zum Eckhügel bei der Quelle gekommen, an der Straße zur Wüste von Gibeon. Da sammelten sich die Benjaminiten hinter Abner. Sie bildeten eine Schar und stellten sich auf den Gipfel eines Hügels. Da rief Abner dem Joab zu und sprach: »Soll denn ewig das Schwert fressen? Weißt du nicht, daß schließlich Bitteres kommt? Wie lange willst du dem Volke nicht sagen, es soll von seinen Brüdern lassen?« Da sprach Joab: »Beim Leben Gottes! Hättest du nur geredet, dann hätte das Volk schon am Morgen von seinen Brüdern abgelassen.« Dann stieß Joab in das Horn. Und alles machte halt, und sie verfolgten Israel nicht mehr und kämpften nicht weiter. Abner und seine Leute aber waren jene ganze Nacht hindurch nach der Steppe gezogen. Dann setzten sie über den Jordan, durchzogen die ganze Schlucht und kamen nach Machanaim. Joab aber hatte von Abner abgelassen; er sammelte nun das ganze Volk. Da fehlten von Davids Knechten neunzehn Mann und Asahel. Die Knechte Davids aber hatten eine Anzahl von den Benjaminiten und von den 300 Manneu Abners erschlagen: 60 Mann nämlich waren gefallen. Sie hoben nun Asahel auf und begruben ihn in seines Vaters Grab zu Bethlehem. Dann marschierten Joab und seine Leute die ganze Nacht. Bei Tagesanbruch kamen sie in Hebron an. Abners Verrat und TodLange währte der Krieg zwischen Sauls Haus und dem Hause Davids. David aber wurde immer stärker, Sauls Haus immer schwächer. Zu Hebron wurden David Söhne geboren. Sein Erstgeborener war Amnon, der Jezreelitin Achinoam Sohn. Sein nächster war Kilab, der Sohn der Karmelitin Abigail, der Witwe des Nabal. Der dritte war Absalom, der Sohn Maakas, der Tochter Talmais, des Königs von Gesur. Der vierte war Adonia, Chaggits Sohn. Der fünfte war Sephatia, Abitals Sohn. Der sechste war Jitream, der Sohn von Davids Weib Egla. Diese wurden David zu Hebron geboren. Solange der Krieg zwischen Sauls Haus und dem Davidshause währte, hielt Abner fest zum Hause Sauls. Saul aber hatte ein Nebenweib gehabt, Ajas Tochter namens Nispa. Da sprach Isboset zu Abner: »Warum hast du meines Vaters Nebenweib geheiratet?« Da zürnte Abner ob der Worte des Isboset und sprach: »Bin ich ein Hundskopf, der es mit Juda hält? Heute noch erweise ich Gunst dem Hause deines Vaters Saul, seinen Brüdern und Freunden. Ich habe dich nicht in Davids Hand fallen lassen. Und du wirfst mir heute dieses Weib vor? So tue Gott dem Abner, und so mache er es ihm! Was der Herr dem David zugeschworen, das tue ich für ihn. Ich entreiße das Königtum dem Hause des Saul und errichte Davids Thron über Israel und Juda von Dan bis Beerseba.« Da konnte er Abner kein Wort mehr erwidern, aus Furcht vor ihm. Abner schickte aber auf der Stelle Boten an David mit der Botschaft: »Wes ist das Land?« Damit sagte er: »Verbünde dich mit mir! Dann ist meine Hand mit dir, und ich führe dir ganz Israel zu.« Jener sprach: »Gut! Ich verbünde mich mit dir. Nur das eine fordere ich von dir: Du siehst nicht mein Antlitz, außer du bringst Sauls Tochter Mikal mit, wenn du herkommst, mein Antlitz zu sehen.« David sandte auch Boten an Sauls Sohn Isboset und ließ sagen: »Gib mir mein Weib Mikal heraus, die ich mir um hundert Philisterglieder gefreit habe!« Isboset schickte nun hin und ließ sie von ihrem Manne Paltiel, dem Sohn des Lais, holen. Ihr Mann aber ging mit ihr und folgte ihr beständig weinend bis Bachurim. Da sprach Abner zu ihm: »Auf! Kehre um!« Da kehrte er um. Abners Wort aber erging an die Ältesten Israels: »Früher schon habt ihr David zum König über euch begehrt. Nun führt es aus! Denn der Herr hat von David gesprochen: "Durch David, meinen Knecht, rette ich mein Volk Israel aus der Philister Hand und aus der Hand all seiner anderen Feinde."« Ebenso sprach Abner zu Benjamin. Dann ging Abner, um es auch David in Hebron zu melden, was Israel und das ganze Benjaminhaus wünschten. So kam Abner zu David nach Hebron mit zwanzig Mann. Da gab David dem Abner und den Mannen bei ihm ein Gastmahl. Abner sprach nun zu David: »Ich will mich aufmachen und hingehen zu meinem Herrn, dem König, und ganz Israel entbieten, daß sie sich mit dir verbünden. Dann kannst du König sein, wie du nur wünschest.« Da entließ David den Abner. Und er ging in Frieden. Da kamen Davids Leute mit Joab von einem Streifzug und brachten reiche Beute mit. Abner aber war nicht mehr bei David in Hebron. Denn er hatte ihn entlassen, und er war in Frieden gegangen. Joab und die ganze Schar bei ihm war nun heimgekommen. Da meldete man Joab: »Ners Sohn Abner ist zum König gekommen; er aber ließ ihn ziehen, und so ging er in Frieden.« Da kam Joab zum König und sprach: »Was hast du getan? Abner ist ja zu dir gekommen. Warum hast du ihn fortziehen lassen, daß er gehen konnte? Du kennst doch Abner, Ners Sohn. Er ist nur gekommen, dich zu hintergehen, dein Tun und Lassen zu erkunden und alles, was du tust, auszuspähen.« Und Joab ging von David weg und sandte Boten hinter Abner her. Sie holten ihn vom Brunnen der Herberge zurück. David aber hatte nichts davon gewußt. So kam Abner wieder nach Hebron. Da nahm ihn Joab inmitten des Tores beiseite, mit ihm ungestört zu reden. Er stach ihn aber dort in den Leib. So starb er für das Blut seines Bruders Asahel. David hörte es nachher und sprach: »Ich und mein Königtum sind vor dem Herrn allzeit unschuldig am Blute Abners, des Nersohnes. Es falle auf Joabs Haupt und auf sein ganzes Vaterhaus! Niemals fehle es im Hause Joabs an Flüssigen und Aussätzigen, an Spindelführenden, Schwertverfallenen und an Bettlern!« Joab und sein Bruder Abisai aber hatten Abner ermordet, weil er ihren Bruder Asahel zu Gibeon im Kampf getötet hatte. David aber sprach zu Joab und allem Volke bei ihm: »Zerreißt eure Kleider, umgürtet euch mit Bußgewändern und klagt vor Abner her!« Und der König David ging hinter der Bahre. Sie begruben Abner zu Hebron, und der König weinte laut an Abners Grab. Und alles Volk weinte mit. Der König aber dichtete auf Abner einen Sang und sprach: »Sollt' Abner enden, so wie Aberwitzige enden? Die Arme dein, sie waren nicht zu fesseln / und deine Füße nicht zu ketten. / Du bist gefallen so, wie man vor Meuchelmördern fällt.« - Da weinte alles Volk noch mehr. Dann kam das ganze Volk, David zum Essen zu nötigen, solange es noch Tag war. Aber David schwur: »Gott tue mir dies und das, wenn ich vor Sonnenuntergang Brot oder sonst etwas koste!« Dies hatte das ganze Volk wahrgenommen, und es gefiel ihm, wie alles, was der König getan, dem Volke gefiel. Das ganze Volk aber und ganz Israel sahen an jenem Tage klar, daß es nicht vom König ausgegangen war, Abner, den Nersohn, zu töten. Auch sprach der König zu seinen Dienern: »Wißt ihr nicht, daß heute ein Fürst und Großer in Israel gefallen ist? Ich aber bin heute nur ein schwacher und unnützer König. Aber diese Männer, die Serujasöhne, sind für mich zu stark. Vergelte der Herr dem, der den Frevel tat, nach seiner Missetat!« Isbosets ErmordungAls Sauls Sohn hörte, daß Abner zu Hebron gestorben sei, ward er mutlos; ganz Israel aber war bestürzt. Nun hatte Sauls Sohn zwei Häuptlinge. Der eine hieß Baana, der andere Rekab, Söhne des Beerotiters Rimmon, aus den Söhnen Benjamins. Denn auch Beerot wird zu Benjamin gerechnet. Aber die Beerotiter flohen nach Gittim und waren dort zu Gast bis auf diesen Tag. Sauls Sohn Jonatan nun hatte einen Sohn, der an beiden Füßen lahm war. Er war fünf Jahre alt gewesen, als die Nachricht von Saul und Jonatan aus Jezreel kam. Da packte ihn seine Amme und floh. In der Hast ihrer Flucht aber fiel er hin und ward gelähmt. Er hieß Mephiboset. Die Söhne des Beerotiters Rimmon nun, Rekab und Baana, zogen aus und betraten während der Mittagshitze Isbosets Haus. Er hielt eben seinen Mittagsschlaf. So waren sie mitten ins Haus gekommen, als wollten sie Weizen kaufen. Da stachen sie ihn in den Bauch. Dann waren Rekab und sein Bruder Baana entflohen. Sie waren also in das Haus gekommen. Er aber schlief auf dem Bett in seinem Schlafzimmer. Da schlugen sie ihn und töteten ihn. Dann hieben sie ihm das Haupt ab. Sie nahmen nun seinen Kopf und gingen die ganze Nacht die Steppe entlang. Dann brachten sie Isbosets Haupt nach Hebron zu David und sprachen zum König: »Da ist das Haupt des Isboset, des Sohnes deines Feindes Saul, der dir nach dem Leben getrachtet. So gab der Herr meinem Herrn heute Rache an Saul und seinen Nachkommen.« Da antwortete David Rekab und seinem Bruder Baana, den Söhnen des Beerotiters Rimmon, und sprach: »So wahr der Herr lebt, der mein Leben aus aller Not befreit hat! Daß ich den, der mir gemeldet "Saul ist tot" und der sich für einen Glücksboten gehalten, festnahm und in Siklag niederhieb, das ist mein Botenlohn gewesen. Wenn nun ruchlose Menschen einen rechtschaffenen Mann in seinem Haus auf seinem Lager ermordet haben, muß ich da nicht sein Blut von euch fordern und euch vom Erdboden tilgen?« Und David gebot den Knechten, und sie schlugen sie nieder, hieben ihnen Hände und Füße ab und hängten sie am Teich zu Hebron auf. Das Haupt des Isboset aber nahmen sie mit; dann begruben sie ihn in Abners Grab zu Hebron. David König über ganz IsraelDa kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und sprachen: »Wir sind auch dein Fleisch und dein Bein. Schon längst, als noch Saul König über uns war, bist du es gewesen, der Israel aus- und zurückgeführt hat. Auch sprach der Herr zu dir: "Du sollst mein Volk Israel weiden und Fürst über Israel sein!"« Also kamen alle Ältesten Israels zum König nach Hebron. Und der König schloß mit ihnen einen Bund zu Hebron vor dem Herrn. Dann salbten sie David zum König über Israel. Dreißig Jahre alt war David, als er König wurde, und vierzig Jahre hat er regiert. In Hebron hat er über Juda sieben Jahre und sechs Monate regiert. In Jerusalem hat er dreiunddreißig Jahre regiert über ganz Israel und Juda. Der König zog nun mit seinen Mannen nach Jerusalem wider den Jebusiter, der in der Gegend saß. Da sagte man zu David: »Du kommst nur hinein, wenn die Dunklen und die Blonden deine Sklaven sind.« Das sollte heißen: "David kommt nicht hinein.« Aber David erstürmte die Burg Sion, das ist die Davidsstadt. Da sprach David an jenem Tage: »An den Hof kommt jeder, der die Blonden und die Dunklen schlägt, selbst ein Jebusiter.« Sie waren David in der Seele zuwider. Deshalb sagte man: »Kein Dunkler und kein Blonder darf das Haus betreten.« Dann setzte sich David in die Burg und nannte sie Davidsstadt. Und David baute ringsum von der Bastei nach innen. So ward David allmählich immer mächtiger, war doch der Herr, der Gott der Heerscharen, mit ihm. Und so sandte Chiram, König von Tyrus, Boten an David mit Zedernholz und Zimmerleuten und Steinmetzen. Und sie bauten David ein Haus. So erkannte David, daß ihn der Herr als König über Israel bestätigt und daß er wegen seines Volkes Israel sein Königtum hochgebracht hatte. David aber nahm noch mehr Nebenweiber und Weiber von Jerusalem, nachdem er von Hebron gekommen war. Auch wurden David noch Söhne und Töchter geboren. Dies sind die Namen der ihm zu Jerusalem Geborenen: Sammua, Sobab, Natan und Salomo, Ibchar, Elisua, Nepheg, Japhia, Elisama, Eljada und Eliphelet. Die Philister aber hörten, daß man David zum König über ganz Israel gesalbt habe. Da zogen alle Philister hinauf, David zu suchen. David aber hörte es und zog nach der Bergfeste hinab. Die Philister kamen nun und ließen sich in der Rephaimebene ("Ebene der Riesen") nieder. Da befragte David den Herrn: »Soll ich gegen die Philister ziehen? Gibst Du sie in meine Hand?« Da sprach der Herr zu David: »Ja! Ich gebe sicher die Philister in deine Hand.« Da zog David nach Baal Perasim ("Ort der Durchbrüche"). Und dort schlug sie David. Er sprach: »Der Herr hat mir meine Feinde durchbrochen, wie Wasser durchbricht.« Deshalb nennt man jenen Ort Baal Perasim. Sie ließen aber ihre Götzenbilder dort im Stich, und David mit seinen Leuten nahm sie mit. Abermals zogen die Philister herauf und ließen sich in der Rephaimebene nieder. Da befragte David den Herrn. Er sprach: »Du sollst nicht hinaufziehen! Wende dich gegen ihren Rücken und komme über sie von den Geröllhalden her! Hörst du Geräusch von Schritten auf den oberen Rändern der Geröllhalden, dann brich los! Denn dann zieht der Herr vor dir her, im Philisterlager dreinzuschlagen.« Und David tat, wie ihm der Herr befohlen, und schlug die Philister von Geba bis Gezer. Die Bundeslade auf SionDavid versammelte nochmals alle Erlesenen in Israel, 30.000. Dann brach David auf und zog mit dem ganzen Volke bei ihm von Baalat Juda ("Judaburg") aus, von dort die Gotteslade heraufzuholen, wo der Name des Herrn der Heeresscharen, der auf Cheruben thront, angerufen worden war. Sie luden nun die Gotteslade auf einen neuen Wagen und brachten sie aus Abinadabs Haus, das zu Gibea stand. Den neuen Wagen aber lenkten Uzza und Achjo, Abinadabs Söhne. So brachten sie ihn aus Abinadabs Haus zu Gibea samt der Gotteslade fort. Achjo aber schritt vor der Lade. Und David und das ganze Haus Israel tanzten vor dem Herrn unter dem Klange von Zithern, Harfen, Pauken, Schellen und Zimbeln. Als sie aber an ein bebautes Feldstück kamen, griff Uzza nach der Gotteslade und hielt sich daran fest, weil ihn die Rinder ins Wanken gebracht hatten. Da entbrannte des Herrn Zorn über Uzza. Und Gott schlug ihn dort wegen des Vergehens. So starb er dort neben der Gotteslade. Da ward David mißgestimmt, daß der Herr den Uzza geschlagen hatte. Und er nannte jenen Ort »Schlag des Uzza«, wie er jetzt noch heißt. David aber fürchtete sich vor dem Herrn an jenem Tage und sprach: »Wie soll da die Lade des Herrn zu mir kommen?« Und David wollte die Lade des Herrn nicht mehr zu sich in die Davidsstadt bringen. So ließ sie David beiseite führen, in das Haus des Gatiters Obededom. So blieb die Lade des Herrn im Hause des Gatiters Obededom drei Monate. Aber der Herr segnete Obededom und sein ganzes Haus. Da ward dem König David gemeldet: »Der Herr segnete Obededoms Haus und all seinen Besitz um der Gotteslade willen.« Da ging David hin und holte unter Jubel die Gotteslade nach der Davidsstadt. Sooft nun die Träger der Lade des Herrn sechs Schritte gemacht hatten, opferte er ein Rind und ein Mastkalb. Und David tanzte mit aller Kraft vor dem Herrn. David aber war mit einem leinenen Ephod ("Schurz") umgürtet. So führten David und das ganze Haus Israel die Lade des Herrn unter Jauchzen und mit lautem Posaunenschall hinauf. Als aber die Lade des Herrn in die Davidsstadt einzog, hatte sich Sauls Tochter Mikal durch das Fenster gebeugt. Da sah sie den König David vor dem Herrn springen und tanzen. Und sie verachtete ihn in ihrem Herzen. Sie aber brachten die Lade des Herrn und stellten sie an ihren Platz in dem Zelt, das David für sie aufgeschlagen hatte. Dann brachte David vor dem Herrn Brand- und Mahlopfer dar. Als David fertig war, Brand- und Mahlopfer darzubringen, begrüßte er das Volk im Namen des Herrn der Heerscharen. Und er verteilte an alles Volk, für die ganze Menge Israels, Männer und Weiber, je einen Brotkuchen, einen Laib und einen Traubenkuchen. Dann ging ein jeder aus dem Volk in sein Haus. David kehrte nun heim, sein Haus zu begrüßen. Da trat Sauls Tochter Mikal dem David entgegen und sprach: »Wie ehrenvoll hat sich heute Israels König betragen, der sich heute vor den Augen der Mägde seiner Diener entblößt hat, wie sich die Verrückten entblößen!« Da sprach David zu Mikal: »Dies geschah zu Ehren des Herrn, der mich vor deinem Vater und seinem ganzen Haus vorgezogen hat, um mich zum Fürsten über das Volk des Herrn, über Israel, zu bestellen. So habe ich vor dem Herrn gespielt. Und ich erniedrige mich noch mehr als hier und will in deinen Augen klein sein. Bei den Mägden, von denen du gesprochen, bei ihnen möchte ich mir Ehre holen.« Und Sauls Tochter Mikal bekam kein Kind bis zu ihrem Todestag. Verheißung an DavidDavid wohnte nun in seinem Hause, und der Herr hatte ihm Ruhe ringsum vor all seinen Feinden verschafft. Da sprach der König zum Propheten Natan: »Sieh doch! Ich wohne in einem Zedernhause. Die Gotteslade aber weilt in einem bloßen Zelt.« Da sprach Natan zum König: »Tu alles, was du im Sinne hast! Denn der Herr ist mit dir.« Aber noch in der gleichen Nacht erging das Wort des Herrn an Natan: »Gehe hin und sage meinem Knechte David: "So spricht der Herr: Du willst ein Haus mir bauen zu meinem Sitze? Ich habe nie in einem Haus gewohnt seit jener Zeit, da ich die Söhne Israels aus Ägypterland geführt, bis hin zu diesem Tag. Ich zog in einem Wohnzelt umher. Habe ich, solange ich bei all den Söhnen Israels umhergezogen, jemals ein Wort zu einem Führer Israels gesagt, den ich beauftragt, Israel, mein Volk, zu weiden: »Warum baut ihr mir nicht ein Zedernhaus?«" So sage nunmehr zu meinem Knechte David: "So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe von der Weide, aus der Herde dich hinweggeholt, auf daß du meines Volkes Israel Gebieter seiest. Ich war mit dir allüberall, wohin du gingst, und tilgte vor dir alle deine Feinde. Ich habe einen großen Namen dir geschaffen, gleich dem der Großen auf der Erde. Ich habe eine Stätte meinem Volke Israel bestimmt und es dann eingepflanzt, daß es, an seiner Stätte wohnend, nimmer zittere und Ruchlose es nimmer drücken, so wie früher. Seit jenen Zeiten, da ich Richter meinem Volke Israel bestellt, habe ich dir Ruhe verschafft vor allen deinen Feinden. Der Herr hat dir verkündet, daß dir der Herr ein Haus erbauen werde. Sind deine Tage voll geworden, und liegst du dann bei deinen Vätern, alsdann bestimme ich auch deinen Leibessprossen zu deinem Nachfolger und ich bestätige sein Königtum. Er baut ein Haus dann meinem Namen, und ich bestätige seinen Königsthron für alle Zeit. Ich will ihm Vater sein; er wird mir Sohn. Verfehlt er sich, dann strafe ich ihn mit einer Rute, wie für ganz einfache Menschen, mit Schlägen wie für ganz gewöhnliche Leute. Und nie weicht meine Huld von dir, wie ich sie Saul entzogen, den ich vor dir beseitigt habe. Dein Haus mit deinem Königtum wird ewiglich vor mir bestehen. Dein Thron steht fest für alle Zeit."« Genau nach all diesen Worten und diesem ganzen Gesichte hatte Natan zu David gesprochen. Da kam König David, setzte sich vor den Herrn und sprach: »Wer bin ich, Herr, ach Herr? / Was ist mein Haus, daß Du mich bis hierher geführt? Dies war Dir noch zuwenig, Herr, ach Herr. / Du gabst dem Hause Deines Sklaven / Verheißungen auf weit hinaus. / Und dies ist eine Lehre für die Menschen, Herr, Du Herr. Was sollte David weiter zu Dir sagen? / Du selbst kennst Deinen Knecht, Herr, Herr. Für Deinen Sklaven, Deinen Hund, hast Du dies Große all getan, / um Deinem Sklaven es zu zeigen. Deswegen bist Du groß, Herr, Gott. / Denn Dir ist keiner gleich. Kein Gott ist außer Dir, / nach alledem, was wir vernommen. Wo ist ein Volk, gleich Deinem Israel, / ein einzig Volk auf Erden, / das sich zum Volke zu erkaufen, / ein Gott gegangen wäre, / sich einen Namen zu verschaffen, / euch Großes zu erweisen und Wunderbares / Deinem Land, vor Deinem Volke, / das Du Dir aus Ägypten hast erlöst? / Wo ist ein Volk und dessen Gott? Doch Du hast Israel, Dein Volk, / für immer Dir zum Volk bestellt / und Du bist ihnen, Herr, zum Gott geworden. Nun aber, Herr und Gott, / laß jetzt das Wort für alle Zeiten gültig sein, / das Du gesprochen über Deinen Sklaven und sein Haus, / und handle so, wie Du gesagt! Dann ist Dein Name groß für alle Zeiten / und lautet: "Herr der Heeresscharen, / Gott Israels". / Und Deines Sklaven David Haus steht vor Dir fest. Denn Du, der Heeresscharen Herr, Gott Israels, / hast Deinem Sklaven selbst geoffenbart: / "Ich will ein Haus dir bauen.« / Drum faßt Dein Sklave sich ein Herz, / um dies Gebet Dir vorzutragen. Nun denn, Herr, Herr! Du selbst bist Gott, / und Deine Worte, Herr, sind Wahrheit. / Du gabst dies herrliche Versprechen Deinem Sklaven. Nun laß es Dir gefallen / und segne Deines Sklaven Haus, / daß es für alle Zeit vor Dir bestehe! / Herr, Herr! Du hast es selbst gesagt. / So möge auch durch Deinen Segen / auf ewig Deines Sklaven Haus gesegnet sein!« Davids SiegeDanach schlug David die Philister und demütigte sie. David nahm auch die Talsperre den Philistern aus der Hand. Dann schlug er Moab und vermaß es mit der Meßschnur, nachdem er sie zu Boden geworfen hatte. Je zwei Schnüre maß er zur Verwüstung ab und je eine Schnur zur Aufpflanzung. So ward Moab David untertan und steuerpflichtig. Dann schlug David den König von Soba, Hadadezer, Rechobs Sohn, als er auszog, seine Hand nach dem Strom zu strecken. David nahm ihm 1.700 Wagenkämpfer und 20.000 Mann Fußvolk ab. Alle Rosse lähmte David. Nur 100 Pferdewagen ließ er davon übrig. Da kamen die damaszenischen Aramäer dem König von Soba, Hadadezer, zu Hilfe. Aber David schlug von den Aramäern 22.000 Mann. Dann setzte David im damaszenischen Aram Vögte ein. So wurden die Aramäer David untertan und steuerpflichtig. Der Herr half David überall, wohin er zog. David nahm nun die goldenen Schilde der Knechte Hadadezers und brachte sie nach Jerusalem. Aus Tebach und aus Berotai, den Städten des Hadadezers, nahm König David sehr viel Erz. Da hörte Toi, der König von Chamat, David habe die ganze Streitmacht Hadadezers geschlagen. So sandte nun Toi seinen Sohn Hadoram zum König David, ihn zu begrüßen und zu beglückwünschen wegen seines siegreichen Kampfes mit Hadadezer. Denn Hadadezer war Tois Kriegsgegner. Er brachte silberne, goldene und eherne Gefäße. Auch sie weihte König David dem Herrn, samt dem Silber und Gold, das er von all den Völkern geweiht, die er unterjocht hatte, von den Edomitern, Moabitern, Ammonitern, Philistern und Amalekitern und von der Beute des Hadadezer, des Königs von Soba und Sohnes des Rechob. So machte sich David einen Namen nach seiner Rückkehr vom Siege aber die 18.000 Mann Aramäer im Salztale. In Edom bestellte er Vögte, hatte er doch mit ganz Edom ein Abkommen getroffen. So ward ganz Edom David untertan. Der Herr half nämlich David überall, wohin er zog. So regierte David über ganz Israel. Und David übte Recht und Gerechtigkeit an seinem ganzen Volke. Über das Heer war Serujas Sohn Joab gesetzt, und Achiluds Sohn Josaphat war Kanzler. Achitubs Sohn Sadok und Achimelek, Ebjatars Sohn, waren Priester, Seraja Schreiber. Benaja, Jojadas Sohn, war Anführer der Bogenschützen und der Schildträger. Davids Söhne aber waren Landleute. Davids und Sauls FamilieDa fragte David: »Ist noch jemand von Sauls Haus übrig? Ich möchte ihm um Jonatans willen Liebes tun.« Nun war im Hause Sauls ein Diener, namens Siba. Ihn rief man zu David, und der König fragte ihn: »Bist du Siba?« Er sprach: »Ja, dein Sklave.« Da fragte ihn der König: »Ist niemand mehr von Sauls Haus da, daß ich an ihm Gottes Liebe erweise?« Da sprach Siba zum König: »Noch ist ein Sohn Jonatans da, aber mit lahmen Beinen. Da sprach zu ihm der König: »Wo ist er?« Da sprach Siba zum König: »Er ist im Hause Makirs, des Sohnes Ammiels, zu Lodebar.« Da sandte König David hin und ließ ihn aus dem Hause des Ammielsohnes Makir aus Lodebar holen. So kam Mephiboset, der Sohn des Saulssohns Jonatan zu David. Er warf sich auf sein Antlitz und huldigte. Da sprach David: »Mephiboset!« Er sprach: »Hier ist dein Sklave.« Da sprach David zu ihm: »Fürchte nichts. Ich will dir Liebes tun wegen deines Vaters Jonatan. Ich gebe dir das ganze Grundstück deines Ahnherrn Saul zurück, und du selbst magst jederzeit an meinem Tische speisen.« Da verneigte er sich und sprach: »Was ist dein Sklave, daß du dich einem toten Hund zuwendest, wie ich einer bin?« Da rief der König nach Siba, Sauls Diener, und sprach zu ihm: »Alles, was Saul und seinem ganzen Haus gehört hat, gebe ich dem Sohne deines Herrn. Bestelle ihm das Land, du, deine Söhne und deine Sklaven, und heimse es ihm ein, damit das Haus deines Herrn Speise zur Zehrung habe! Deines Herrn Sohn Mephiboset soll jederzeit an meinem Tische speisen!« Siba selbst aber besaß fünfzehn Söhne und zwanzig Sklaven. Da sprach Siba zum König: »Ganz so, wie mein Herr, der König, seinem Sklaven befiehlt, wird dein Sklave tun, obschon Mephiboset an meinem Tisch speisen könnte, wie einer der Königssöhne.« Mephiboset aber hatte einen kleinen Sohn, namens Mika. Alle Insassen in Sibas Haus dienten Mephiboset. Mephiboset nun wohnte zu Jerusalem; denn er speiste ständig an des Königs Tafel, obwohl er an beiden Beinen gelähmt war. Davids KriegeDanach starb der Ammoniterkönig, und sein Sohn Chanun ward an seiner Statt König. Da sprach David: »Ich will dem Chanun, des Nachas Sohn, Liebes tun, wie sein Vater mir Liebes hat getan.« So schickte David hin, ihn durch seine Diener wegen seines Vaters zu trösten. So kamen Davids Diener ins Ammoniterland. Da sprachen die Ammoniterfürsten zu ihrem Herrn Chanun: »Ehrt David nach deiner Ansicht deinen Vater, daß er dir Tröster schickt? Sendet nicht David seine Diener zu dir, die Stadt auszuspähen, auszuforschen und zu erkunden? Da ergriff Chanun Davids Diener, schor ihnen den Bart halb ab und schnitt ihnen die Kleider halb bis ans Gesäß weg. So schickte er sie fort. Als man dies David meldete, sandte er ihnen entgegen. Denn die Männer waren schwer beschimpft. Der König ließ ihnen sagen: »Bleibt in Jericho, bis euch der Bart gewachsen ist! Dann kommt heim!« Die Ammoniter aber merkten, daß sie sich bei David verhaßt gemacht hatten. Da schickten die Ammoniter hin und dingten bei Aram in Bet Rechob und bei Aram in Soba 20.000 Fußtruppen und vom König von Maaka 1.000 Mann und 12.000 Mann von Tob. Als dies David hörte, sandte er Joab und das ganze Heer, die Krieger, aus. Da rückten die Ammoniter aus und stellten sich zum Kampfe vor das Stadttor. Die Aramäer von Soba und Rechob aber und die Mannschaften von Tob und Maaka standen für sich im Gelände. Als Joab sah, daß ihm ein Angriff von vorn und von hinten drohe, wählte er Leute aus allen Erlesenen Israels und stellte sich den Aramäern entgegen. Den Rest des Volkes aber hatte er seinem Bruder Abisai unterstellt. Auch er stellte sich den Ammonitern entgegen. Er sprach: »Werden aber die Ammoniter mir zu stark, dann komm du mir zu Hilfe! Werden aber die Aramäer dir zu stark, dann komme ich dir zu helfen. Sei tapfer! Seien wir mutig für unser Volk und Diener unseres Gottes. Der Herr aber tue, was ihm gefällt!« So rückten Joab und das Volk bei ihm zum Kampfe gegen die Aramäer vor. Da flohen sie vor ihm. Als die Ammoniter sahen, daß die Aramäer flohen, flohen auch sie vor Abisai und zogen sich zurück. Da ließ Joab von den Ammonitern ab und kam nach Jerusalem. Als die Aramäer sahen, daß sie von Israel geschlagen waren, sammelten sie sich. Und Hadadezer sandte hin und ließ die Aramäer jenseits des Stromes ausrücken. Und sie kamen nach Chelam. Hadadezers Feldherr Sobak aber war an ihrer Spitze. Dies ward David gemeldet. Da bot er ganz Israel auf, überschritt den Jordan und kam nach Chelam. Da stellten sich die Aramäer David entgegen und kämpften mit ihm. Aber die Aramäer mußten vor Israel fliehen. Und David schlug von den Aramäern 700 Wagenkämpfer und 40.000 Mann Fußvolk. Auch ihren Feldherrn Sobak schlug er, daß er dort starb. Als alle Könige, Hadadezers Untergebene, sahen, daß sie von Israel geschlagen waren, schlossen sie mit Israel Frieden und waren ihm untertan. Die Aramäer aber hüteten sich, den Ammonitern weiter zu helfen. Der UriasbriefUm die Jahreswende, wenn die Könige ins Feld ziehen, sandte David den Joab und seine Diener mit ihm und ganz Israel hin. Sie verheerten das Land der Ammoniter und belagerten Rabba. David aber blieb in Jerusalem. An einem Abend erhob sich David von seinem Lager und erging sich auf dem Dache des Königshauses. Da sah er vom Dache aus ein badendes Weib. Das Weib aber war sehr schön. David sandte nun hin und erkundigte sich nach dem Weibe. Da sagte man: »Ist das nicht Eliams Tochter Batseba, das Weib des Chittiters Urias?« Da sandte David Boten und ließ sie holen. Sie kam zu ihm und er schlief bei ihr. Sie hatte sich nämlich von ihrer Unreinigkeit befreit. Dann kehrte sie heim. So ward das Weib schwanger. Sie sandte nun hin und meldete David: »Ich bin schwanger.« Da sandte David zu Joab: »Sende mir den Chittiter Urias!« Da sandte Joab den Urias zu David. Urias kam dann zu ihm und David fragte nach Joabs und des Volkes Befinden und nach dem Kriegsglücke. Dann sprach David zu Urias: »Geh in dein Haus hinunter und wasche dir die Füße!« Und Urias ging aus des Königs Haus. Da folgte ihm ein königlicher Wächter. Urias aber schlief im Tore des Königshauses bei all den Dienern seines Herrn. Er ging nicht in sein Haus hinab. Da meldete man David: »Urias ist nicht in sein Haus hinabgegangen.« Da sprach David zu Urias: »Kommst du nicht von der Reise? Warum gehst du nicht in dein Haus hinab?« Da sprach Urias zu David: »Die Lade und Israel und Juda weilen in Hütten. Mein Herr Joab und meines Herrn Diener lagern auf freiem Felde. Da sollte ich in mein Haus gehen, essen und trinken und bei meinem Weibe liegen? Bei deinem Leben und deiner Seele! So etwas tue ich nicht.« Da sprach David zu Urias: »Bleib auch heute noch hier! Morgen entlasse ich dich.« So blieb Urias jenen Tag zu Jerusalem. Am anderen Tage lud ihn David ein. Er aß und trank vor ihm. Schließlich machte er ihn trunken. Am Abend ging er hinaus, auf seinem Lager bei seines Herrn Diener zu schlafen. Aber in sein Haus ging er nicht hinab. Nun schrieb David am anderen Morgen einen Brief an Joab und sandte ihn durch Urias ab. Er schrieb in dem Briefe: »Stellt Urias vorn ins heftigste Kampfgewühl! Dann zieht euch von ihm zurück, daß er erschlagen werde und falle!« Während Joab die Stadt belagerte, stellte er Urias an den Ort, wo, wie er wußte, tapfere Leute stünden. Die Leute der Stadt machten nun einen Ausfall und kämpften mit Joab. Da fielen einige vom Volk, von Davids Dienern. Auch der Chittiter Urias fand den Tod. Da sandte Joab hin und berichtete David den ganzen Verlauf des Kampfes. Er befahl dem Boten: »Berichtest du dem König den ganzen Hergang des Kampfes bis zum Ende und braust der König auf und fragt dich: "Warum seid ihr zum Treffen so nahe an die Stadt gerückt? Wußtet ihr nicht, daß sie von der Mauer herabschießen? Wer hat Jerubosets Sohn Abimelek erschlagen? Hat nicht ein Weib auf ihn einen Mühlstein von der Mauer geworfen, daß er zu Tebes starb? Warum seid ihr so nahe an die Mauer gerückt?", dann sprich: "Auch dein Diener Urias, der Chittiter, ist gefallen."« Der Bote ging, kam und meldete David alles, was ihm Joab aufgetragen hatte. Der Bote sprach zu David: »Die Leute sind uns überlegen gewesen; sie drangen gegen uns ins freie Feld. Wir aber drängten sie bis an das Stadttor. Da schossen die Schützen auf deine Diener von der Mauer, daß von des Königs Dienern etliche den Tod fanden. Auch dein Knecht, der Chittiter Urias, fand den Tod.« Da sprach David zum Boten: »Sprich so zu Joab: "Kränke dich nicht darüber! Denn das Schwert frißt bald so, bald so. Führe wacker deinen Kampf gegen die Stadt und zerstöre sie!" So ermutige ihn!« Des Urias Weib aber vernahm, daß ihr Mann Urias gefallen sei. Da betrauerte sie ihren Gemahl. Als aber die Trauer vorüber war, sandte David und ließ sie in sein Haus holen. So ward sie sein Weib und gebar ihm einen Sohn. Aber dem Herrn mißfiel, was David getan. Davids Reue und BußeSo sandte der Herr den Natan zu David. Er kam zu ihm und sagte ihm: »Zwei Männer waren in einer gewissen Stadt, der eine reich, der andere arm. Der Reiche besaß Schafe und Rinder in großer Zahl. Der Arme aber hatte nichts als ein einziges Lämmchen, das er gekauft hatte. Er zog es auf, und es wuchs bei ihm auf mit seinen Kindern zusammen. Von seinem Bissen aß es, aus seinem Becher trank es und schlief an seinem Busen. Es galt ihm wie ein Kind. Da kam Besuch zu dem reichen Manne. Ihm aber war es leid, eines seiner Schafe und Rinder zu nehmen, um es dem Gast, der zu ihm gekommen, zuzubereiten. So nahm er das Lamm des armen Mannes und bereitete es dem Manne, der zu ihm gekommen war.« Da ward David über den Mann sehr zornig und sprach zu Natan: »So wahr der Herr lebt! Der Mann, der dies getan, ist ein Kind des Todes. Und das Lamm muß er vierfach erstatten, dafür, daß er dies getan und kein Erbarmen geübt hat.« Da sprach Natan zu David: »Du selbst bist der Mann. So spricht der Herr, Israels Gott: "Ich habe dich zum König über Israel gesalbt. Ich habe dich aus der Hand des Saul gerettet. Ich gab dir deines Herrn Haus, die Weiber deines Herrn an deinen Busen. Ich gab dir Israels und Judas Haus. Und wäre das zu wenig, so wollte ich dir noch dies und das geben. Warum hast du des Herren Wort mißachtet und das getan, was ihm mißfällt? Du hast Urias, den Chittiter, mit dem Schwert erschlagen und hast dir seine Frau zum Weib genommen. Du hast ihn durch der Ammoniter Schwert ermordet. Nun weiche nie das Schwert aus deinem eigenen Hause, zur Strafe dafür, daß du mich mißachtet, daß du das Weib Urias´, des Chittiters, dir zum Weibe nahmst!" So spricht der Herr: "Ich lasse einen Nebenbuhler dir aus deinem Haus erstehen. Ich nehme weg vor deinen Augen deine Weiber und gebe diese deinem Nebenbuhler, daß er im Angesichte dieser Sonne deinen Weibern beiwohne. Du hast es heimlich zwar getan. Ich aber tue dies im Angesicht des ganzen Israel und vor der Sonne."« Da sprach David zu Natan: »Ich habe gegen den Herrn gesündigt.« Da sprach Natan zu David: »So sieht der Herr dir auch deine Sünde nach. Du wirst nicht sterben. Weil du aber auf die Feinde des Herrn dabei keine Rücksicht genommen, soll auch der Sohn, der dir geboren ward, sterben.« Und Natan ging nach Hause. Der Herr aber schlug das Kind, das des Urias Witwe dem David geboren hatte. Es ward todkrank. Da suchte David um des Knaben willen Gott auf. Und David fastete streng, hielt Nachtwache und lag über Nacht auf der Erde. Da traten die Ältesten seines Hauses zu ihm, ihn vom Boden aufzuheben. Er aber wollte nicht und genoß keine Speise mit ihnen. Am siebten Tage starb der Knabe. Da fürchteten sich Davids Diener, ihm zu sagen, der Knabe sei tot. Denn sie sagten: »Solange der Knabe lebte, haben wir ihm zugeredet; aber er gab uns kein Gehör. Wie können wir ihm sagen: "Der Knabe ist tot!" Er könnte Unheil anrichten.« David aber sah seine Diener miteinander flüstern. Da erkannte David, daß der Knabe tot war. Und David sprach zu seinen Dienern: »Ist der Knabe gestorben?« Sie sagten: »Ja.« Da stand David vom Boden auf, wusch sich und salbte sich und wechselte sein Gewand. Dann ging er in das Haus des Herrn und warf sich nieder. Hierauf ging er in sein eigen Haus und verlangte etwas. Da setzten sie ihm Speise vor, und er aß. Da sprachen seine Diener zu ihm: »Was für ein Gebaren ist dies, das du zeigst? Als der Knabe noch lebte, hast du gefastet, dazu weintest du. Und nun, da der Knabe tot ist, stehst du auf und genießest Speise?« Da sprach er: »Solange der Knabe lebte, habe ich gefastet und dazu geweint, weil ich gedacht habe: "Wer weiß? Der Herr kann sich meiner erbarmen, daß der Knabe leben bleibt.« Nun ist er aber tot. Wozu sollte ich fasten? Kann ich ihn wieder zurückbringen? Ich gehe zu ihm. Aber er kommt nicht wieder zu mir.« Und David tröstete sein Weib Batseba. Er ging zu ihr und wohnte ihr bei. Da gebar sie einen Sohn und sie nannte ihn Salomo. Und der Herr hatte ihn lieb. Und durch den Propheten Natan ließ er ihn Jedidia ("Des Herrn Liebling") nennen wegen des Herrn. Joab aber bestürmte das ammonitische Rabba und eroberte die Königsstadt. Da sandte Joab Boten zu David und ließ melden: »Ich habe Rabba bestürmt und die Zufluchtsstadt erobert. Nun sammle den Rest des Volkes! Bestürme die Stadt und erobere sie vollends, damit nicht ich die Stadt erobere und mein Name darüber genannt würde!« Da sammelte David alles Volk und zog nach Rabba, bestürmte und eroberte es. Dann nahm er die Krone Milkoms von dessen Kopf. Sie wog ein Talent Gold, dabei war ein Edelstein, und er kam auf Davids Haupt. Die Beute der Stadt führte er in großer Menge heim. Das Volk darin aber hatte er herausgeführt; dann legte er Feuerbrände an und hieb und stach mit Eisen darein; sie selber aber hatte er der Königsfron überwiesen. So tat er mit allen Ammoniterstädten. Dann kehrten David und das ganze Volk nach Jerusalem zurück. Amnons FrevelHernach geschah folgendes: Absalom, Davids Sohn, hatte eine schöne Schwester namens Tamar. In sie verliebte sich der Davidssohn Amnon. Und Amnon quälte sich ganz krank wegen seiner Schwester Tamar. Denn sie war eine züchtige Jungfrau. Und so erschien es dem Amnon unmöglich, mit ihr etwas zu tun. Nun hatte Amnon einen Freund namens Jonadab, Sohn des Sima, eines Bruders Davids, Jonadab aber war ein sehr kluger Mann. Er sprach zu ihm: »Warum bist du, Königssohn, Morgen für Morgen so elend? Willst du es mir nicht sagen?« Da sprach Amnon zu ihm: »Ich liebe Tamar, meines Bruders Absalom Schwester.« Da sprach Jonadab zu ihm: »Lege dich zu Bett und stell dich krank! Und kommt dein Vater, dich zu besuchen, dann sage ihm: "Käme doch meine Schwester Tamar und brächte mir etwas zu essen! Wenn sie vor meinen Augen das Essen bereitete, daß ich es sehe, dann wollte ich gerne von ihrer Hand essen."« So legte sich Amnon nieder und stellte sich krank. Und der König kam, ihn zu besuchen. Da sprach Amnon zum König: »Käme doch meine Schwester Tamar und machte vor meinen Augen ein paar Kuchen, daß ich von ihrer Hand essen könnte!« Da sandte David nach Haus zu Tamar und ließ sagen: »Geh doch in deines Bruders Amnon Haus und bereite ihm das Essen.« Da ging Tamar in ihres Bruders Amnon Haus. Er aber lag zu Bette. Sie nahm den Teig, knetete ihn und bereitete vor seinen Augen die Kuchen und buk sie. Dann nahm sie die Pfanne und stürzte sie vor ihn. Er aber weigerte sich zu essen. Dann sprach Amnon: »Entfernt alle von hier!« Da ging alles von ihm hinaus. Dann sprach Amnon zu Tamar: »Bring das Essen in das innere Gemach! Dann will ich von deiner Hand essen.« Da nahm Tamar die Kuchen, die sie gemacht hatte, und brachte sie ihrem Bruder Amnon ins innere Gemach. Sie bot ihm zu essen. Da faßte er sie und sprach zu ihr: »Komm, leg dich zu mir, meine Schwester!« Da sprach sie zu ihm: »Nicht doch, mein Bruder, entehre mich nicht! Denn so etwas tut man nicht in Israel. Tu nicht solche Freveltat! Wohin sollte ich meine Schande tragen? Du selbst gältest in Israel als einer der größten Missetäter. Sprich doch lieber mit dem König! Er versagt mich dir nicht.« Er aber wollte ihr kein Gehör schenken, sondern überwältigte und vergewaltigte sie. Und so wohnte er ihr bei. Dann aber faßte Amnon eine überaus tiefe Abneigung gegen sie. Ja, die Abneigung, die er gegen sie faßte, war größer als die Liebe, die er zu ihr gehabt hatte. Und so sprach Amnon zu ihr: »Auf! Fort!« Sie sprach zu ihm: »Nein! Dieses große Unrecht, wenn du mich fortjagtest, wäre noch größer als das andere, das du mir angetan!« Er aber wollte nicht auf sie hören. Er rief seinen Burschen und Diener und sprach: »Schaff mir die da fort auf die Straße. Verriegle die Tür hinter ihr!« Sie aber trug einen buntgewirkten Leibrock. Denn solche Obergewänder hatten von alters her die Königstöchter, solange sie Jungfrauen waren. Sein Diener führte sie nun auf die Straße und verriegelte hinter ihr die Tür. Da streute sich Tamar Asche auf das Haupt, zerriß den buntgewirkten Leibrock, den sie trug, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und ging unter beständigem Wehgeschrei davon. Da sprach ihr Bruder Absalom zu ihr: »War dein Bruder Amnon bei dir? Nun, meine Schwester, schweig still! Dein Bruder ist es. Nimm dir diese Sache nicht zu Herzen!« So blieb Tamar, und zwar unvermählt, im Hause ihres Bruders Absalom. Der König aber erfuhr den ganzen Vorgang. Da ward er sehr zornig. Absalom aber redete kein Wort mit Amnon, weder im Bösen noch im Guten. Aber Absalom haßte den Amnon, weil er seine Schwester Tamar entehrt hatte. Nach zwei Jahren hielt Absalom Schafschur in Baal Chasor ("Pferchstätte") bei Ephraim. Dazu lud Absalom alle Königssöhne ein. Absalom kam nämlich zum König und sprach: »Dein Sklave hält heute Schafschur. Möchten doch der König und seine Diener mit deinem Sklaven gehen!« Da sprach der König zu Absalom: »Nicht doch, mein Sohn! Wir wollen nicht alle hingehen, daß wir dir nicht beschwerlich fallen.« Da drängte er ihn. Er aber wollte nicht gehen, sondern segnete ihn. Da sprach Absalom: »Wenn nicht, dann gehe wenigstens mein Bruder Amnon mit uns!« Da fragte ihn der König: »Wozu soll er mit dir gehen?« Absalom aber drang in ihn. Und so sandte er Amnon und alle anderen Königssöhne mit ihm. Absalom aber befahl seinen Dienern: »Wenn Amnon vom Wein guter Laune sein wird, und ich spreche zu euch: "Haut Amnon nieder!" Dann tötet ihn! Fürchtet nichts! Gebe nicht ich euch den Befehl? Seid also mutig und zeigt euch als wackere Mannen!« Absaloms Diener taten an Amnon, wie Absalom geboten hatte. Da sprangen alle anderen Königssöhne auf, jeder schwang sich auf sein Maultier und floh. Noch waren sie unterwegs. Da war schon das Gerücht zu David gedrungen, Absalom habe alle Königssöhne erschlagen; nicht einer von ihnen sei mehr übrig. Da stand der König auf, zerriß seine Gewänder und warf sich zur Erde, und alle seine Diener standen mit zerrissenen Kleidern da. Da hob Jonadab an, der Sohn des Davidsbruders Sima, und sprach: »Mein Herr sage nicht, man habe all die jungen Königssöhne umgebracht! Amnon allein ist tot. Denn so wie Absalom ist, war es geplant seit dem Tage, da jener seine Schwester Tamar entehrt hatte. So setze sich mein Herr und König nicht den Gedanken in den Kopf, alle Königskinder seien tot! Amnon allein ist tot. Absalom aber floh.« Der wachhabende Diener hielt eben Ausschau. Da sah er eine Menge Leute auf der Straße hinter ihm von der Bergseite kommen. Da sprach Jonadab zum König: »Die Königssöhne kommen. Wie dein Sklave sagte, so war es.« Er hatte eben ausgeredet. Da waren die Königssöhne angekommen; sie erhoben ihre Stimme und weinten. Auch der König und all seine Diener hatten überlaut geweint. Absalom aber war geflohen; er ging zu Talmai, dem König von Gesur und Ammichuds Sohn. Jener aber trauerte um seinen Sohn die ganze Zeit. Absalom aber war entflohen; er ging nach Gesur. Dort blieb er drei Jahre. David aber dachte schon daran, Absalom entgegenzukommen. Denn er hatte sich darüber getröstet, daß Amnon tot war. Absaloms BegnadigungJoab, Serujas Sohn, merkte nun, daß sich des Königs Herz Absalom zuneigte! Da schickte Joab nach Tekoa und ließ von dort ein kluges Weib holen. Er sprach zu ihr: »Stell dich trauernd und zieh Trauerkleider an! Salbe dich nicht mit Öl, sondern sei wie ein Weib, das geraume Zeit um einen Toten trauert! Geh zum König und sprich zu ihm dies!« Nun legte ihr Joab die Worte in den Mund. Das Weib von Tekoa kam zum König, warf sich auf ihr Antlitz, huldigte und sprach: »Hilf, König!« Da sprach der König zu ihr: »Was ist dir?« Sie sprach: »Leider bin ich eine Witwe, starb doch mein Mann. Deine Sklavin hatte zwei Söhne. Aber sie stritten miteinander auf dem Felde, und niemand schlichtete zwischen ihnen. So schlug der eine den anderen und tötete ihn. Nun erhebt sich die ganze Sippe gegen deine Sklavin und ruft: "Gib den Brudermörder heraus, daß wir ihn töten für das Leben seines Bruders, den er erschlagen hat. Wir wollen so zugleich den Erben beseitigen.« So wollen sie meine letzte Kohle löschen und meinem Manne nicht Namen noch Nachkommen auf Erden lassen.« Da sprach der König zum Weibe: »Geh heim! Ich werde deinetwegen verfügen.« Da sprach das Weib von Tekoa zum König: »Mich, Herr und König, träfe das Unrecht, und meine Familie. Der König und sein Thron aber bleiben unangetastet.« Da sprach der König: »Wenn jemand so zu dir spricht, dann melde mir ihn! Er soll dich nicht mehr antasten!« Sie sprach: »Möchte doch der König an den Herrn, seinen Gott, denken - sonst könnte der Bluträcher zuviel verderben -, daß sie nicht meinen Sohn umbringen!« Da sprach er: »So wahr der Herr lebt! Nicht ein Haar deines Sohnes soll zu Boden fallen!« Da sprach das Weib: »Dürfte doch deine Sklavin an meinen Herrn und König ein Wort richten!« Er sprach: »Sprich!« Da sprach das Weib: »Warum sinnst du Ähnliches gegen Gottes Volk? Aus dieser Rede des Königs geht hervor, daß es an Sünde grenzt, wenn der König seinen Verbannten nicht zurückruft. Sterben wir, so werden wir wie Wasser, das, auf den Boden geschüttet, nicht mehr gesammelt werden kann. Aber Gott nimmt nicht das Leben weg, sondern faßt Pläne, damit ein Verbannter nicht zu unserem Schaden verbannt bleibe. Daß ich jetzt gekommen bin, dies dem König, meinem Herrn, zu sagen, das kommt davon, daß mir das Volk Angst gemacht hat. Deine Sklavin aber sagte: "Ich will doch mit dem König reden. Vielleicht tut der König, was seine Magd sagt.« Weil der König die Bitte gewährt, seine Magd aus der Hand des Mannes zu retten, der mich und meinen Sohn zugleich aus Gottes Erbe zu tilgen sucht, So dachte deine Sklavin: "Möchte doch das Wort meines Herrn und Königs zur Beruhigung dienen!" Denn wie ein Gottesengel ist mein Herr und König, wenn er Gutes und Böses anhört. Der Herr, dein Gott, sei mit dir!« Da hob der König an und sprach zu dem Weibe: »Verhehle mir nichts von dem, was ich dich frage!« Da sprach das Weib: »Es spreche doch mein Herr und König!« Da sprach der König:"Hat Joab dir bei alldem geholfen?« Da hob das Weib an und sprach: »So wahr du lebst, mein Herr und König! Unmöglich ist es, rechts oder links vorbeizukommen an irgend etwas, was mein Herr und König spricht. Ja, dein Diener Joab selbst hat mir den Auftrag gegeben. Er hat deiner Sklavin alle jene Worte in den Mund gelegt. Um der Sache ein anderes Gesicht zu geben, hat dein Diener Joab dies getan. Aber mein Herr ist weise wie ein Gottesengel; er weiß alles, was im Lande vorgeht.« Da sprach der König zu Joab: »Das hast du getan. So geh und hole den Jüngling Absalom!« Da warf sich Joab auf sein Antlitz zur Erde, huldigte und segnete den König. Dann sprach Joab: »Heute erfährt dein Sklave, daß ich Huld gefunden in deinen Augen, mein Herr und König, weil der König das Wort seines Sklaven erfüllt.« Dann stand Joab auf, ging nach Gesur und brachte Absalom nach Jerusalem. Der König aber sprach: »Er gehe in sein Haus! Mein Antlitz darf er nicht sehen!« So ging Absalom in sein Haus. Aber des Königs Antlitz sah er nicht. So schön aber wie Absalom war in ganz Israel kein Mann, so daß man ihn sehr rühmte. Von der Fußsohle bis zum Scheitel war kein Makel an ihm. Und wenn er sein Haupt schor, und er schor es von Zeit zu Zeit - weil es ihm beschwerlich ward, schor er es -, so wog das ganze Haar seines Hauptes zweihundert Ringe nach königlichem Gewicht. Absalom aber wurden drei Söhne und eine Tochter, namens Tamar, geboren. Diese ward ein schönes Weib. Da saß Absalom zu Jerusalem zwei Jahre. Des Königs Antlitz aber hatte er nicht gesehen. Da sandte Absalom zu Joab, ihn zum König zu schicken; er aber wollte nicht kommen. So schickte er noch ein zweitesmal. Aber er wollte nicht kommen. Da sprach er zu seinen Dienern: »Seht! Joab hat ein Feld neben meinem Grundstück und hat Gerste darauf. Geht und steckt es in Brand!« Und Absaloms Diener steckten das Feld in Brand. Da machte sich Joab auf, ging zu Absalom ins Haus und sprach zu ihm: »Weshalb haben deine Diener mein Feld in Brand gesteckt?« Da sprach Absalom zu Joab: »Ich habe zu dir gesandt und sagen lassen: "Komm her!" Ich möchte dich zum König senden und sagen lassen: "Wozu bin ich von Gesur heimgekommen? Mir wäre wohler, wäre ich noch dort.« Nun aber möchte ich des Königs Antlitz sehen. Liegt eine Schuld auf mir, so töte er mich!« So kam Joab zum König und meldete es ihm. Und er ließ Absalom rufen. So kam er zum König. Da warf er sich auf sein Antlitz zur Erde vor dem König nieder, und der König küßte Absalom. Absaloms EmpörungHernach schaffte sich Absalom Wagen und Pferde an, dazu fünfzig Mann, die vor ihm herliefen. Absalom aber pflegte sich frühmorgens neben den Torweg zu stellen. Und alle Leute, die eine Streitsache vor den König zur Entscheidung bringen wollten, rief Absalom an und fragte: »Aus welcher Stadt bist du?« Und sagte er: »Dein Knecht ist von dem und dem Stamme Israels", dann sagte Absalom zu ihm: »Deine Sache ist gut und recht. Aber beim König hört dich niemand an.« Dann sprach Absalom: »Wer bestellte mich zum Richter im Lande? Zu mir dürfte jeder kommen, der einen Streit und Rechtshandel hat. Ich würde ihn nach Recht entscheiden.« Und trat jemand heran, ihm zu huldigen, so streckte er seine Hand aus, hielt ihn fest und küßte ihn. Also tat Absalom jedem Israeliten, der den König um Entscheidung anging. So bestrickte Absalom das Herz der Männer Israels. Nach einem halben Jahre sprach Absalom zum König: »Ich möchte verreisen und in Hebron mein Gelübde einlösen, das ich dem Herrn gelobt. Denn dein Sklave hat ein Gelübde gemacht, als ich zu Gesur in Aram weilte: "Führt mich der Herr wirklich nach Jerusalem zurück, dann will ich dem Herrn zu Ehren ein Fest feiern."« Da sprach zu ihm der König: »Ziehe hin in Frieden!« Da machte er sich auf und ging nach Hebron. Absalom aber sandte geheime Boten an alle Stämme Israels und ließ sagen: »Hört ihr Hörnerschall, dann sagt: "Absalom ist in Hebron König geworden."« Mit Absalom waren aus Jerusalem 200 Männer gezogen; sie waren eingeladen und zogen arglos mit. Sie wußten nämlich nicht das geringste. Absalom rief auch den Giloniter Achitophel, Davids Ratgeber, aus seiner Stadt Gilo, als er die Opfer darbrachte. So gewann die Verschwörung Kraft, und das Volk ging hin und ward immer zahlreicher bei Absalom. Da kam der Bote zu David mit der Meldung: »Das Herz der Männer Israels hat sich Absalom zugewandt.« Da sprach David zu all seinen Dienern, die bei ihm zu Jerusalem waren: »Auf zur Flucht! Denn für uns gibt es keine Rettung vor Absalom. Schleunigst fort! Sonst kommt er rasch uns nach und bringt über uns das Schlimmste und schlägt die Stadt mit des Schwertes Schärfe.« Da sprachen des Königs Diener zum König: »Wie der Herr und König wünscht! Wir sind deine Sklaven.« So zog der König aus und sein ganzes Haus mit ihm. Der König aber ließ zehn Frauen zurück, das Haus zu hüten. So zog der König fort und alles Kriegsvolk mit ihm. Beim letzten Haus machten sie halt. Und alle seine Diener zogen an ihm vorüber. Ebenso zogen vor dem König alle Bogenschützen und Schildträger vorüber und alle Gatiter, 600 Mann, die ihm aus Gat gefolgt waren. Da sprach der König zum Gatiter Ittai: »Weshalb gehst auch du mit uns? Kehr um und bleib beim König! Du bist ja ein Ausländer und selbst aus deiner Heimat verbannt. Gestern kamst du, und heute schon soll ich dich mit uns auf die Irrfahrt nehmen? Ich gehe doch, wohin ich eben gehe. Kehr um und führe deine Brüder mit dir zurück in Liebe und Treue!« Da hob Ittai an und sprach zum König: »So wahr der Herr lebt, und so wahr mein Herr und König lebt! An dem Orte, wo mein Herr und König sein wird, ob zum Tode, ob zum Leben, dort ist auch dein Sklave.« Da sprach David zu Ittai: »Auf! Zieh vorüber!« Da zog der Gatiter Ittai mit all seinen Leuten und dem ganzen Troß bei ihm vorüber. Die ganze Umgebung aber weinte laut auf, als alles Kriegsvolk vorüberzog. Der König zog nun in das Kidrontal, und alles Kriegsvolk zog auf den Weg zur Steppe. Bei ihm waren auch Sadok und alle Leviten, die des Gottesbundes Lade trugen. Sie stellten die Gotteslade hin, und Ebjatar blieb stehen, bis alles Volk aus der Stadt vorübergezogen war. Da sprach der König zu Sadok: »Bringe die Gotteslade wieder in die Stadt! Finde ich in des Herrn Augen Gnade, dann führt er mich zurück und läßt mich seine Wohnstatt schauen. Spräche er aber so: "Ich habe an dir kein Gefallen", nun, dann bin ich bereit. Er tue mir, wie ihm gefällt!« Dann sprach der König zum Priester Sadok: »Du sollst der Beobachter sein! Kehre ruhig in die Stadt zurück! Dein Sohn Achimaas und Jonatan, Ebjatars Sohn, eure beiden Söhne seien bei euch! Seht! Ich warte an den Furten zur Steppe, bis ein Wort von euch kommt, mir Nachricht zu geben.« Da brachten Sadok und Ebjatar die Gotteslade wieder nach Jerusalem, und sie blieben dort. David aber stieg den Ölberg hinan, im Gehen weinend und das Haupt verhüllt, und er ging barfuß. Auch von allem Kriegsvolk bei ihm verhüllte jeder das Haupt und stieg weinend hinan. Da meldete man David: »Achitophel ist unter den Verschwörern bei Absalom.« Da sprach David: »Herr, betöre Achitophels Rat!« David kam nun auf die Spitze, wo er zu Gott betete. Da trat ihm der Arkiter Chusai entgegen, mit zerrissenem Rock und Staub auf dem Haupt. Da sprach David zu ihm: »Gehst du mit mir weiter, dann bist du mir zur Last. Gehst du aber in die Stadt zurück und sagst du zu Absalom: "Dein Sklave will ich sein, König. Ehedem war ich deines Vaters Sklave. Nun aber bin ich dein Sklave", dann kannst du mir Achitophels Rat zunichte machen. Sind nicht dort bei dir die Priester Sadok und Ebjatar? Was du aus des Königs Hause hörst, melde den Priestern Sadok und Ebjatar! Bei ihnen sind ihre beiden Söhne, Achimaas, Sadoks Sohn und Ebjatars Sohn Jonatan. Schickt durch sie an mich alles, was ihr hört!« So kam Davids Freund Chusai in die Stadt, als Absalom einzog. David auf der FluchtDavid hatte den Gipfel nur wenig überschritten. Da kam Mephibosets Diener Siba ihm entgegen mit einem Paar gesattelter Esel. Sie trugen zweihundert Brote, hundert Dörrtrauben, hundert Obstkuchen und einen Schlauch Wein. Da sprach der König zu Siba: »Was willst du damit?« Siba sprach: »Die Esel sind für das Königshaus zum Reiten, das Brot und das Obst für die Diener zum Essen und der Wein zum Trinken für die in der Wüste Erschöpften.« Da sprach der König: »Wo bleibt aber deines Herrn Sohn?« Siba sprach zum König: »Er bleibt in Jerusalem. Denn er hat gesagt: "Heute gibt mir Israels Haus das Königtum meines Vaters zurück."« Da sprach der König zu Siba: »Dein ist, was Mephiboset gehört.« Siba sprach: »Ich werfe mich nieder. Möchte ich weiter Gnade finden in deinen Augen, mein Herr, König.« Der König David war nun bis Bachurim gekommen. Da trat ein Mann von der Sippe des Saulhauses hervor, Simei, Geras Sohn. Er kam fluchend. Und warf mit Steinen nach David, nach allen Dienern des Königs David, obwohl alles Kriegsvolk und alle Krieger zu seiner Rechten und Linken waren. Und also schrie Simei fluchend: »Fort! Fort, Blutmensch, Ruchloser! Der Herr bringt über dich all das Blut des Hauses Sauls, für den du König geworden bist. Der Herr gab das Königtum deinem Sohne Absalom. Nun bist du in deinem Unglück. Denn du bist ein Blutmensch.« Da sprach Abisai, Serujas Sohn, zum König: »Warum soll dieser tote Hund meinem Herrn und König fluchen? Ich will hinüber und ihm den Kopf abschlagen.« Da sprach der König: »Was habe ich mit euch, ihr Serujasöhne, zu schaffen? Flucht er, so geschieht es, weil der Herr zu ihm gesprochen: "Fluche David!" Wer darf da sagen: "Warum tust du so?"« Dann sprach David zu Abisai und all seinen Dienern: »Mein eigener, leiblicher Sohn stellt mir nach dem Leben. Um wieviel leichter dieser Benjaminite? Laßt ihn! Mag er fluchen. Denn der Herr heißt es ihn. Vielleicht sieht der Herr mein Elend. Dann gibt mir der Herr wieder Glück an Stelle der Verfluchung von heute.« So zog David mit seinen Leuten des Wegs. Simei aber ging an der Bergseite neben ihm und fluchte im Gehen, warf Steine nach ihm und wirbelte Staub auf. Der König und das ganze Volk bei ihm kamen zur Furt. Und dort erholte er sich. Absalom aber und das ganze Kriegsvolk, Israels Mannen, waren nach Jerusalem gekommen. Auch Achitophel war bei ihm. Da kam der Arkiter Chusai, Davids Freund, zu Absalom. Und Chusai sprach zu Absalom: »Es lebe der König! Es lebe der König!« Da sprach Absalom zu Chusai: »Ist das deine Liebe zu deinem Freunde? Warum bist du nicht mit deinem Freunde gegangen?« Da sprach Chusai zu Absalom: »Nein! Nur für den bin ich und bei dem bleibe ich, den der Herr erwählt und dies Volk und alle Mannen Israels. Zweitens: Wem sollte ich dienen? Nicht seinem Sohne? Wie ich deinem Vater gedient, so diene ich auch dir.« Da sprach Absalom zu Achitophel: »Gebt mir euren Rat, was wir tun sollen!« Da sprach Achitophel zu Absalom: »Geh zu deines Vaters Nebenweibern, die er dagelassen, das Haus zu bewachen! Dann hört ganz Israel, daß du dich bei deinem Vater in Verruf gebracht hast, und alle deine Anhänger werden ermutigt.« So schlug man für Absalom auf dem Dache das Zelt auf. Und Absalom ging zu seines Vaters Nebenweibern vor ganz Israel. Achitophels Rat aber, den er gab, galt damals, wie wenn jemand Gottes Wort befragt hätte. So galt jeder Rat Achitophels, wie bei David, so bei Absalom. Absaloms NiederlageDa sprach Achitophel zu Absalom. »Ich möchte 12.000 Mann ausheben, mich aufmachen und noch in der Nacht David nachsetzen. Ich möchte ihn überfallen, solange er matt und mutlos ist. So würde ich ihn erschrecken, und alles Volk bei ihm würde fliehen. So könnte ich den König allein schlagen. Dann brächte ich alles Volk zu dir zurück; und wenn all die Männer, nach denen du Verlangen trägst, zurückkehren, dann ist das ganze Volk befriedigt.« Und die Rede gefiel Absalom und allen Ältesten Israels. Da sprach Absalom: »Ruf mir auch den Arkiter Chusai, daß wir hören, was auch er zu sagen hat!« So kam Chusai zu Absalom. Da sprach Absalom zu ihm: »Solches hat Achitophel gesprochen. Sollen wir sein Wort ausführen? Wenn nicht, so rede du!« Da sprach Chusai zu Absalom: »Diesmal ist der Rat, den Achitophel gibt, nicht gut.« Und Chusai sagte: »Du kennst deinen Vater und seine Leute, daß sie Helden sind und grimmen Mutes, wie eine der Jungen beraubte Bärin auf dem Feld. Dazu ist dein Vater ein Kriegsmann, der mit dem Kriegsvolk keine Nachtruhe hält. Gewiß ist er jetzt in irgendeiner Schlucht oder an irgendeiner Stelle versteckt. Fallen nun anfangs einige von euch, und hört man es, dann sagt man: "Eine Niederlage ist unter dem Volk entstanden, das Absalom anhängt.« Dann zagt selbst der Tapfere, der sonst ein Löwenherz ist. Denn ganz Israel weiß, daß dein Vater ein Held ist und seine Begleiter tapfere Mannen sind. So rate ich dir: Erst sammle sich ganz Israel von Dan bis Beerseba um dich, wie der Sand am Meer an Menge! Dann zieh du selber in den Kampf! Stoßen wir dann auf ihn an einem Platze, wo er sich treffen läßt, dann stürzen wir uns auf ihn, wie der Tau auf den Boden fällt. Von ihm und allen Männern bei ihm bleibt auch nicht einer übrig. Zöge er sich in eine Stadt zurück, so schleppte ganz Israel zu jener Stadt Stricke, und wir schleiften sie ins Tal, bis auch nicht ein Steinchen mehr sich dort fände.« Da sprachen Absalom und alle Männer Israels: »Des Arkiters Chusai Rat ist besser als der des Achitophel.« Der Herr aber hatte es angeordnet, daß Achitophels guter Rat zunichte würde, damit der Herr über Absalom das Unheil bringen konnte. Chusai aber sprach zu den Priestern Sadok und Ebjatar: »So und so hat Achitophel dem Absalom geraten und den Ältesten Israels. Das und das aber habe ich geraten. Nun schickt eilends hin und meldet David: "Übernachte nicht bei den Furten zur Steppe! Mögest du übersetzen, damit nicht dem König und dem ganzen Volk bei ihm Verderben werde!"« Jonatan aber und Achimaas hielten sich am Walkerbrunnen auf. Eine Magd aber war hingegangen und hatte es ihnen gemeldet. Da gingen sie und meldeten es dem König David; denn sie durften sich nicht in der Stadt sehen lassen. Ein Knabe aber sah sie und meldete es Absalom. Die beiden aber liefen eilig weiter und kamen in Bachurim zum Hause eines Mannes; der hatte in seinem Hof einen Brunnen. Da stiegen sie hinab. Das Weib aber nahm eine Decke, breitete sie über den Brunnen und streute Schrotkorn darüber, daß man nichts merkte. Da kamen Absaloms Diener zu dem Weib ins Haus und fragten: »Wo sind Achimaas und Jonatan?« Da sprach das Weib zu ihnen: »Sie sind zum Wasserbächlein gegangen.« Da suchten sie, fanden aber nichts. So kehrten sie nach Jerusalem zurück. Nach ihrem Weggang stiegen sie aus dem Brunnen und gingen weiter. Dann berichteten sie dem König David. Sie sprachen zu David: »Auf! Setzt eilends über das Gewässer! Denn so und so hat Achitophel gegen euch geraten.« Da machte sich David auf und alles Volk bei ihm, und sie überschritten den Jordan. Bis der Morgen tagte, fehlte nicht ein einziger, der nicht den Jordan überschritten hätte. Als Achitophel sah, daß sein Rat nicht befolgt wurde, sattelte er den Esel, machte sich auf und ging nach Hause in seine Stadt. Er bestellte sein Haus und erhängte sich. So starb er und ward in seinem väterlichen Grabe bestattet. David aber war nach Machanaim gekommen. Da überschritt Absalom den Jordan, er und alle Mannen Israels mit ihm. Absalom aber hatte Amasa an Joabs Stelle über das Heer gesetzt. Amasa war der Sohn eines Israeliten namens Itra, der des Nachas Tochter Abigal, Serujas Schwester und Joabs Mutter, geheiratet hatte. Israel aber und Absalom lagerten im Lande Gilead. Als David nach Machanaim kam, brachten Sobi, des Nachas Sohn, aus dem ammonitischen Rabbat, Ammiels Sohn Makir aus Lodebar und der Gileadite Barzillai aus Rogelim Bündel, Schalen, Töpfergeschirr, Weizen, Gerste, Mehl, geröstetes Korn, Bohnen, Linsen und Röstkorn, Honig, Sahne, Schafe und Kuhkäse. Sie reichten es David und dem Volke bei ihm zum Essen. Denn sie hatten gesagt: »Das Volk ist in der Steppe hungrig, matt und durstig.« Absaloms TodDavid musterte nun das Volk bei ihm und stellte an seine Spitze Anführer über Tausend und über Hundert. Dann stellte David das eine Drittel des Volkes unter Joabs Befehl, ein Drittel unter den Befehl des Serujasohnes Abisai, des Bruders Joabs, und ein Drittel unter den Gatiter Ittai. Und David sprach zum Volke: »Auch ich rücke mit euch aus.« Da sprach das Volk: »Du darfst nicht ausrücken. Denn, fliehen wir, so grämt man sich nicht um uns. Fiele von uns auch die Hälfte, so grämte man sich nicht um uns. Du aber bist soviel wie von uns zehn Tausendschaften. Auch ist es besser, wenn du uns von der Stadt Hilfe bringen kannst.« Da sprach der König zu ihnen: »Ich tue, was euch gut dünkt.« Dann stellte sich der König neben das Tor, und das ganze Volk rückte aus, nach Hunderten und Tausenden. Da gebot der König Joab, Abisai und Ittai: »Seid mir milde mit Absalom, dem jungen Manne!« Alles Volk hörte, was der König allen Heerführern Absaloms halber gebot. So zog das Volk gegen Israel ins Feld, und die Schlacht war im Walde von Ephraim. Da ward dort das Volk Israel von Davids Dienern geschlagen, und dort kam es zu einer schweren Niederlage von 20.000 Mann an jenem Tage. Der Kampf aber dehnte sich dort über die ganze Gegend, und der Wald fraß mehr Volk, als das Schwert an jenem Tage gefressen hatte. Absalom aber ward von Davids Dienern angetroffen. Absalom ritt nämlich ein Maultier, und das Maultier kam unter das Geäst einer großen Eiche. Da blieb sein Kopf an der Eiche hängen. Und so schwebte er zwischen Himmel und Erde. Das Maultier aber ging unter ihm durch. Das sah ein Mann und meldete es Joab und sprach: »Ich habe Absalom an einer Eiche hängen sehen.« Da sprach Joab zu dem Mann, der ihm dies meldete: »Du hast es gesehen? Warum hast du ihn dort nicht niedergeschlagen? An mir wäre es dann, dir zehn Silberlinge und einen Gurt zu geben.« Da sprach der Mann zu Joab: »Und wenn ich ein volles Tausend Silberlinge auf der Hand hätte, so werde ich doch nicht den Königssohn antasten. Denn der König befahl dir, Abisai und Ittai, vor unseren Ohren also: "Habt mir acht auf den jungen Mann Absalom!" Oder sollte ich mit Gefahr meines Lebens Ungehorsam üben - dem König bleibt ja nichts verborgen -, du selbst trätest beiseite.« Da sprach Joab: »Mitnichten! Ich würde dich verteidigen.« Da nahm er einen Dreizack in die Hand und stieß ihn Absalom ins Herz. Noch lebte er inmitten der Eiche. Da traten zehn Diener herzu, Joabs Waffenträger, und schlugen Absalom vollends tot. Dann stieß Joab in das Horn, und das Volk ließ von der Verfolgung Israels. Denn Joab schonte das Volk. Dann nahmen sie Absalom, warfen ihn im Wald in eine große Grube und türmten einen mächtigen Steinwall über ihn. Ganz Israel aber war geflohen, jeder in sein Zelt. Absalom aber hatte schon bei Lebzeiten ein Steinmal geholt und es im Königstal aufgestellt. Denn er hatte gesagt: »Ich habe keinen Sohn, um meinen Namen im Andenken zu erhalten.« So nannte er das Steinmal nach seinem Namen. Daher heißt es »Absaloms Denkmal« bis auf diesen Tag. Sadoks Sohn Achimaas aber sprach: »Ich könnte hinlaufen und dem König Botschaft bringen, daß der Herr ihm gegen seine Feinde geholfen hat.« Da sprach Joab zu ihm: »Du bist heute nicht der Mann für solche Botschaft. Ein andermal bring Botschaft! Aber am heutigen Tag darfst du keine bringen, da doch des Königs Sohn tot ist.« Dann sprach Joab zu dem Kuschiten: »Geh und melde dem König, was du gesehen!« Da verneigte sich der Kuschite vor Joab und lief weg. Da redete Sadoks Sohn Achimaas nochmals Joab an: »Mag kommen, was will, ich möchte doch gern dem Kuschiten nachlaufen.« Da sprach Joab: »Warum willst du, mein Sohn, laufen? Für dich gibt's keinen Botenlohn.« Er sprach: »Mag kommen, was will, ich laufe hin.« Da sagte er zu ihm: »Lauf!« Da lief Achimaas den Weg durch die Aue und überholte den Kuschiten. David aber saß eben im Doppeltor. Und der Wächter stieg auf das Tordach an der Mauer. Als er seine Augen erhob, sah er einen Mann allein daherlaufen. Da rief der Wächter und meldete es dem König. Da sprach der König: »Ist er allein, dann bringt er gute Botschaft.« Jener aber lief und kam immer näher. Da sah der Wächter einen zweiten Mann laufen. Dies rief der Wächter dem Torwart zu und sprach: »Noch ein Mann läuft daher.« Der König sprach: »Auch er bringt gute Botschaft.« Da sprach der Wächter: »Soviel ich sehe, gleicht des ersten Gangart der des Sadoksohnes Achimaas.« Da sprach der König: »Das ist ein wackerer Mann. Er kommt mit froher Botschaft.« Da rief Achimaas und sprach zum König: »Heil!« Dann warf er sich vor dem König mit dem Angesicht zu Boden und sprach: »Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der die Männer preisgegeben, die ihre Hand gegen meinen Herrn, den König, erhoben haben!« Der König fragte:"Ist heil der junge Mann Absalom?« Achimaas sagte: »Ich habe wildes Getümmel gesehen, als des Königs Diener Joab schon deinen Sklaven absandte, aber ich weiß nicht, was es gegeben hat.« Da sprach der König: »Tritt beiseite und stell dich hierher!« Er trat beiseite und stand da, als der Kuschite kam. Und der Kuschite sprach: »Mein Herr, der König, lasse sich gute Kunde melden! Denn der Herr hat dir heute geholfen gegen alle, die sich gegen dich empört haben.« Da fragte der König den Kuschiten: »Ist heil der junge Mann Absalom?« Da sprach der Kuschite: »Mögen dem jungen Manne im Unglück gleich werden die Feinde meines Herrn, des Königs, und alle, die sich gegen dich erhoben!« Da erbebte der König, ging in des Tores Obergemach und weinte. Im Gehen rief er: »Mein Sohn Absalom! Mein Sohn! Mein Sohn Absalom! Wäre ich an deiner Statt gestorben! Absalom, mein Sohn! Mein Sohn!« Davids TrauerDa ward es Joab gemeldet: »Der König weint und trauert um Absalom.« Da ward der Sieg an jenem Tage zur Trauer für das ganze Volk, weil das Volk an jenem Tage hörte: »Der König grämt sich um seinen Sohn.« Und das Volk stahl sich an jenem Tage in die Stadt, wie sich das Volk hereinstiehlt, wenn es durch Flucht aus der Schlacht mit Schimpf bedeckt ist. Der König aber hatte sich das Gesicht verhüllt. Und der König schrie laut auf: »Mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn! Mein Sohn!« Da ging Joab zum König und sprach: »Du benimmst dich heute schändlich vor deinen Dienern, die heute dir, deinen Söhnen und Töchtern, deinen Weibern und Nebenweibern das Leben gerettet haben. Du liebst deine Hasser und hassest deine Freunde. Denn du zeigst heute, daß Fürsten und Diener dir nichts sind. Heute bin ich überzeugt: Wäre Absalom am Leben und wir wären heute alle tot, dir wäre es ganz recht. Nun aber auf! Tritt hinaus und sprich freundlich zu deinen Dienern! Denn ich schwöre beim Herrn: Gehst du nicht hinaus, dann bleibt kein Mann diese Nacht bei dir. Und das wäre für dich ein Unglück, schlimmer als alles, was über dich von deiner Jugend bis jetzt gekommen ist.« Da erhob sich der König und setzte sich an das Tor. Dem Kriegsvolke aber war gemeldet worden: »Der König sitzt im Tor.« Da kam alles Volk vor den König, Israel aber floh, jeder in seine Zelte. Das ganze Volk aber lag in Hader. In allen Städten Israels hieß es: »Der König hat uns aus der Philister Hand gerettet. Nun aber ist er aus dem Lande vor Absalom geflohen. Absalom aber, den wir uns gesalbt, ist im Kampfe gefallen. Nun denn! Was zögert ihr, den König zurückzuführen?« Da sandte der König David zu den Priestern Sadok und Ebjatar und ließ sagen: »Sagt den Ältesten Judas: "Warum wollt ihr hintan sein, den König in sein Haus zurückzuführen?"« Das Gerede von ganz Israel war nämlich schon zum König in sein Haus gedrungen. »"Ihr seid meine Brüder, ihr mein Fleisch und Bein. Warum wollt ihr hintan sein, den König zurückzuführen?" Und zu Amasa sollt ihr sagen: "Bist du nicht mein Fleisch und Bein? So und so tue mir Gott, wenn du nicht bei mir fein alle Zeiten Oberfeldherr wirst an Joabs Stelle!"« Da wandte sich der Sinn der judäischen Mannschaft insgesamt, daß sie einmütig zum König sandten: »Kehre mit all deinen Dienern zurück!« Der König kehrte nun zurück und kam an den Jordan. Juda aber kam nach dem Gilgal, dem König entgegen, um den König über den Jordan zu fahren. Da eilte der Benjaminite Simei, Geras Sohn, aus Bachurim herbei und zog mit Judas Mannschaft hinab, dem König David entgegen. Bei ihm waren tausend Mann aus Benjamin. Auch Siba, der Diener des Hauses Saul, hatte mit seinen fünfzehn Söhnen und zwanzig Sklaven den Jordan im Angesichte des Königs durchwatet. Und das Fährboot fuhr hinüber, um das Königshaus überzuführen und zu tun, was ihm gefiele. Da warf sich Geras Sohn Simei vor dem König nieder, als er über den Jordan gefahren war. Und er sprach zum König: »Möge mein Herr mir keine Schuld mehr anrechnen und nicht dessen gedenken, was dein Sklave an jenem Tage verbrochen hat, da mein Herr, der König, aus Jerusalem gezogen, daß es sich der König zu Herzen nähme! Dein Knecht weiß, daß ich mich vergangen habe. Aber ich komme heute als erster vom ganzen Josephshause meinem Herrn, dem König, entgegen.« Da hub Serujas Sohn Abasai an und sprach: »Sollte dafür Simei nicht den Tod leiden? Er hat dem Gesalbten des Herrn geflucht.« Da sprach David: »Was habe ich mit euch, ihr Serujasöhne, zu tun, daß ihr mir heute zum Versucher werdet? Sollte heute jemand in Israel getötet werden? Weiß ich denn nicht, daß ich jetzt erst König über Israel bin?« Und der König sprach zu Simei: »Du sollst nicht sterben!« Und der König schwur es ihm zu. Auch Sauls Enkel Mephiboset ging dem König entgegen. Er hatte aber sein Haupthaar nicht gepflegt noch seinen Bart geordnet und seine Kleider nicht gewaschen seit dem Tage, da der König fortgegangen, bis zu dem Tage, da er im Frieden nach Jerusalem zog. Als er dem König, Jerusalem zu, begegnete, fragte ihn der König: »Warum bist du nicht mit mir gegangen, Mephiboset?« Er sprach: »Mein Herr und König! Mich hat mein Diener betrogen. Denn dein Sklave hatte gesagt: "Ich will mir den Esel satteln, daß ich auf ihm reite und mit dem König ziehe.« Dein Sklave ist ja lahm. Er aber verleumdete deinen Sklaven bei meinem Herrn, dem König. Aber mein Herr, der König, gleicht einem Engel Gottes. Tu, was dir beliebt! Mein ganzes Vaterhaus ist ja bei meinem Herrn, dem König, dem Tode verfallen, du aber setztest deinen Sklaven unter deine Tischgäste. Was für ein Recht hätte ich noch, mich beim König zu beklagen?« Da sprach der König zu ihm: »Warum machst du soviel Worte? Ich sage: Du und Siba sollt das Landgut teilen!« Da sprach Mephiboset zum König: »Er behalte sogar das Ganze, wenn mein Herr, der König, heil in sein Haus einzieht!« Auch der Gileadite Barzillai war von weither gekommen; auch er setzte mit dem König über den Jordan, ihn über den Jordan zu begleiten. Barzillai aber war sehr alt, ein Achtzigjähriger. Er hatte den König bei seinem Aufenthalt zu Machanaim versorgt. Denn er war ein sehr vermöglicher Mann. Da sprach der König zu Barzillai: »Geh du mit mir hinüber, und ich sorge für dich bei mir zu Jerusalem!« Da sprach Barzillai zum König: »Wieviel sind die Tage meiner Lebensjahre, daß ich mit dem König nach Jerusalem zöge? Achtzig Jahre bin ich jetzt alt. Kann ich da noch Gutes und Schlechtes unterscheiden? Schmeckt deinem Sklaven, was ich esse und trinke? Höre ich noch die Stimme der Sänger und Sängerinnen? Wozu fiele dein Sklave meinem Herrn, dem König, noch zur Last? Kaum kann dein Sklave den König über den Jordan begleiten. Aber warum vergilt mir der König also? Dein Sklave möchte lieber umkehren, daß ich in meiner Stadt bei meines Vaters und meiner Mutter Grab stürbe! Aber dein Sklave Kimham möchte mit meinem Herrn, dem König, hinüberziehen! Tu ihm, was dir gut dünkt!« Da sprach der König: »So ziehe Kimham mit mir hinüber! Ich tue ihm, was dir gefällt; aber auch alles, was du von mir wünschst, werde ich dir tun.« Nun setzte alles Volk über den Jordan. Auch der König setzte über. Da küßte der König den Barzillai und segnete ihn. Und er kehrte heim. Dann zog der König nach dem Gilgal; auch Kimham zog mit ihm. So führte der ganze judäische Heerbann den König hinüber, ebenso die Hälfte des Volkes Israel. Dann kam der ganze israelitische Heerbann zum König. Und sie sprachen zum König: »Warum haben dich unsere Brüder entführt, Judas Heerbann? Sie brachten den König samt seinem Hause und alle Mannen Davids bei ihm über den Jordan.« Da erwiderten alle Mannen Judas der Mannschaft Israels: »Der König ist mit uns verwandt. Warum bist du deshalb zornig? Haben wir auf des Königs Kosten gespeist? Hat man uns aufgetragen?« Da hob Israels Mannschaft an und sprach zu der Mannschaft Judas: »Ich habe am König zehn Teile, und auch an David bin ich dir voraus. Weshalb achtest du mich gering? Und stand es nicht mir zuerst zu, meinen König zurückzuführen?« Aber die Rede der Mannschaft Judas war durchschlagender als die der Mannschaft Israels. Neue EmpörungDort aber war zufällig ein nichtswürdiger Mann namens Seba, Bikris Sohn, ein Benjaminite. Er stieß in das Horn und rief: »Wir haben an David keinen Teil und keinen Anteil an dem Isaisohne. Israel, ein jeglicher zu seinen Zelten!« Da fiel Israels gesamte Mannschaft von David zum Bikrisohne Seba ab. Judas Mannschaft aber scharte sich um ihren König vom Jordan bis Jerusalem. So kam David in sein Haus zu Jerusalem. Da nahm der König die zehn Nebenweiber, die er zur Bewachung des Hauses dagelassen hatte und brachte sie in ein besonderes Haus und versorgte sie. Er aber kam nicht mehr zu ihnen. So lebten sie bis zu ihrem Todestage abgeschlossen als lebenslängliche Witwen. Dann sprach der König zu Amasa: »Entbiete mir Judas Mannschaft in drei Tagen! Du selbst stelle dich hier ein!« Da ging Amasa, Juda aufzubieten. Er verzog sich aber über die Frist, die er ihm gesetzt hatte. Da sprach David zu Abisai: »Nun wird Seba für uns noch schlimmer als Absalom. Nimm jetzt deines Herrn Diener und setze ihm nach, daß er nicht feste Städte gewinne und unsere Quellen wegnehme!« So zogen hinter ihm Joabs Leute einher, ebenso die Bogenschützen und die Schildträger und alle anderen Krieger. Sie zogen aus Jerusalem, den Bikrisohn Seba zu verfolgen. Sie waren eben bei dem großen Stein in Gibeon. Da ging Amasa ihnen voraus. Joab aber war mit einem langen Gewande angetan, und darin war ein Schwert, das mit der Scheide an seine Hüfte geknüpft war. Er zog es heraus, verbarg es aber. Da fragte Joab Amasa: »Geht es dir gut, mein Bruder?« Dabei faßte Joab mit der Rechten Amasa am Bart, ihn zu küssen. Amasa aber beachtete nicht das Schwert in Joabs Hand. Und so stieß er ihn damit in den Leib. Da ließ er seine Eingeweide auf den Boden fallen. Jener aber brauchte ihm keinen zweiten Stoß zu geben. Er starb. Joab aber und sein Bruder Abisai setzten Bikris Sohne Seba weiter nach. Einer von Joabs Knechten aber war zu ihm getreten und sprach: »Wer es mit Joab und David hält, folge Joab!« Amasa aber wälzte sich im Blute mitten auf der Straße. Als die Mannschaft sah, wie alles Volk stehenblieb, schob sie Amasa von der Straße auf das Feld und warf auch einen Mantel über ihn; denn sie sah, daß jeder, der an ihm vorüberkam, stehenblieb. Als sie ihn von der Straße weggeschafft hatten, folgte jedermann Joab, um Seba, den Bikrisohn, zu verfolgen. Und er durchzog alle Stämme Israels bis Abel Beth Maaka. Und alle Banden sammelten sich und folgten ihm. So kamen sie, belagerten ihn zu Abel Beth Maaka und schütteten gegen die Stadt einen Wall auf, der auf den Festungsgraben kam. Und das ganze Volk bei Joab unterwühlte die Mauer, um sie zu stürzen. Da rief ein weises Weib aus der Stadt: »Hört! Hört! Sagt doch Joab: "Komm hierher! Ich möchte dich sprechen."« Und er näherte sich ihr. Da fragte das Weib: »Bist du Joab?« Er sagte: »Ja!« Da sprach sie zu ihm: »Höre deiner Sklavin Worte!« Er sprach: »Ich höre.« Sie sprach dann also: »Man pflegte in alter Zeit zusagen: "Man frage über Abel nach", dann sagt man also: "Ich bin die Friedfertigste und Getreueste in Israel." Du aber suchst eine Mutterstadt in Israel zu vernichten. Weshalb vernichtest du des Herrn Eigentum?« Da hub Joab an und sprach: »Ferne, ferne sei dies von mir! Ich will nichts verderben und nichts vernichten. Nicht so ist es, sondern ein Mann vorn Gebirge Ephraim, namens Seba, Bikris Sohn, hat seine Hand gegen den König David erhoben. Ihn allein liefert aus, dann ziehe ich von der Stadt ab.« Da sprach das Weib zu Joab: »Sein Kopf soll dir über die Mauer zugeworfen werden.« Das Weib kam nun mit seiner Klugheit zum ganzen Volk. Da hieben sie Bikris Sohn Seba den Kopf ab und warfen ihn Joab zu. Da stieß er in das Horn, und sie lösten sich auf und zogen von der Stadt weg, jeder zu seinen Zelten, Joab aber zog heim zum König nach Jerusalem. Joab blieb nun Befehlshaber über das ganze Heer Israels, Benaja, Jojadas Sohn, aber über die Bogenschützen und Schildträger und Adoram über den Frondienst. Josaphat, Achiluds Sohn, war Kanzler. Seja war Schreiber, Sadok und Ebjatar waren Priester. Auch der Jairite Ira war bei David Priester. Hungersnot - Rache der GibeonitenIn Davids Tagen war drei Jahre lang, Jahr für Jahr, eine Hungersnot. Da suchte David das Antlitz des Herrn. Der Herr aber sprach: »Auf Saul und seinem Haus ruht eine Blutschuld, weil er die Gibeoniten getötet hat.« Da berief der König die Gibeoniten und sprach zu ihnen. (Die Gibeoniten aber gehörten nicht zu den Söhnen Israels, sondern zu dem Reste der Amoriter. Doch die Söhne Israels hatten sich ihnen eidlich verpflichtet. Saul aber suchte in seinem Eifer für die Söhne Israels und Juda sie auszurotten.) Da sprach David zu den Gibeoniten: »Was soll ich für euch tun? Womit Sühne schaffen? Segnet doch des Herrn Eigentum!« Da sprachen die Gibeoniten zu ihm: »Wir wollen kein Silber und Gold von Saul und seinem Hause. Auch im übrigen Israel gibt es keinen Mann, dessen Tod wir fordern.« Da sprach er: »Was ihr sagt, tue ich für euch.« Da sprachen sie zum König: »Der Mann, der uns aufgerieben und auf unsere Vernichtung gesonnen, daß wir im ganzen Bereich Israels nicht mehr bestünden: aus seinen Söhnen soll man uns sieben Männer geben, daß wir sie dem Herrn aussetzen zu Gibea Sauls, des vom Herrn Erwählten!« Da sprach der König: »Ich gebe Sie.« Der König aber verschonte Mephiboset, den Sohn des Saulssohnes Jonatan, wegen des Herrnschwures, der zwischen David und Sauls Sohn Jonatan bestand. So nahm der König der Rispa, Ajas Tochter, beide Söhne, die sie Saul geboren hatte, Armoni und Mephiboset, sowie der Merab, Sauls Tochter, fünf Söhne, die sie dem Mecholatiter Adriel, Barzillais Sohn, geboren hatte. Diese gab er den Gibeoniten. Und sie setzten sie auf dem Berge vor dem Herrn aus. So kamen die Sieben zusammen um. Und zwar starben sie in den Tagen der Gerstenernte, in den ersten Tagen, zu Beginn der Gerstenernte. Da nahm Ajas Tochter Rispa das Trauergewand und breitete es sich auf den Felsen, vom Beginn der Gerstenernte, bis Wasser vom Himmel auf sie floß. So hatte sie es verhütet, daß des Himmels Vögel bei Tag und des Feldes Tiere bei Nacht über sie herfielen. Da ward David gemeldet, was Rispa, Ajas Tochter und Sauls Nebenweib, getan. Da ging David hin und holte die Gebeine Sauls und die seines Sohnes Jonatan von den Bürgern in Jabes Gilead. Sie hatten sie vom Marktplatz in Betsean entführt, wo sie die Philister aufgehängt hatten an jenem Tage, als sie Saul am Gilboa schlugen. So brachte er Sauls und seines Sohnes Jonatan Gebeine von dort weg. Dann sammelte man die Gebeine der Ausgesetzten und begrub sie mit Sauls und seines Sohnes Jonatan Gebeinen im Lande Benjamin zu Sela im Grabe seines Vaters Kis. So tat man alles, was der König befohlen hatte, und Gott ward danach dem Lande hold gestimmt. - Da war wieder Krieg zwischen den Philistern und Israel. David zog mit seinen Dienern hinab, und sie kämpften mit den Philistern. David aber ward müde. Da nahm ihn Benob gefangen. Dieser gehörte zu den Kindern des Akis, und sein Speer wog 300 Sekel Erz; er hatte erst jüngst den Gurt angelegt. Und schon dachte er daran, David zu erschlagen. Da kam ihm Serujas Sohn Abisai zu Hilfe. Und er schlug den Philister tot. Damals beschworen Davids Leute ihn: »Du darfst nicht mehr mit uns in den Kampf ziehen, daß du nicht Israels Leuchte verlöschest!« Hernach war wieder Krieg zu Gob mit den Philistern. Damals schlug der Chusatiter Sibkai den Saph von den Kindern des Akis. Nochmals war ein Kampf mit den Philistern zu Gob. Da schlug Jairs Sohn Elchanan, ein Weber aus Bethlehem, den Gatiter Goliat, dessen Speerschaft einem Weberbaume glich. Nochmals war ein Kampf bei Gat. Da war ein Kriegsmann, der je sechs Finger an den Händen und je sechs Zehen an den Füßen hatte, zusammen vierundzwanzig, und der ebenfalls von Akis stammte. Er höhnte Israel. Da schlug ihn Jonatan, der Sohn Simis, des Bruders Davids. Diese Vier stammten von Akis zu Gat ab, und sie fielen durch Davids und seiner Diener Hand. Davids DankliedDavid dichtete für den Herrn die Worte dieses Liedes, zu der Zeit, da ihn der Herr aus der Hand aller seiner Feinde und besonders aus der des Saul befreite. Er sprach: »Ein Fels ist mir der Herr und eine Rettungsburg, mein Gott mein Hort, wo ich mich berge, / mein Schild, mein sieghaft Horn und meine Feste. "Gepriesen sei der Herr!" das einzig rufe ich / und bin von meinen Feinden schon erlöst. Schon hatten Todesfluten mich umgeben; / mich schreckten des Verderbens Ströme. Der Hölle Stricke hatten mich umschlungen; / des Todes Schlingen überraschten mich. Da rief ich in der Not zum Herrn / und schrie zu meinem Gott um Hilfe. / Er hört in seinem Tempel meine Stimme, / und mein Geschrei dringt ihm zu Ohren. Die Erde schütterte und bebte; / des Himmels Festen zitterten und wankten. Er war ergrimmt. Aufquoll aus seiner Nase Rauch; / aus seinem Munde sprühte Feuer, / und eine Glut ward von ihm ausgesprüht. Den Himmel neigte er und fuhr herab, / tief Dunkel unter seinen Füßen. Er fuhr auf einem Cherub, / flog einher, auf Windesflügeln schwebend. Zur Hülle nahm er Dunkel rings um sich / und Wasserflut und dicht Gewölk. An seiner Nähe Glanz entzündeten sich Feuerströme. Der Herr im Himmel donnerte; / der Höchste ließ die Stimme dröhnen. Und Pfeile schoß er ab nach allen Seiten / und warf die Blitze hin in regelloser Wahl. Des Meeres Betten zeigten sich; / der Erde Gründe wurden bloßgelegt / vor dem Gedroh des Herrn, / vor seinem Zornesschnauben. Herab griff er und faßte mich / und zog mich aus gewaltigen Gewässern, entriß mich meinen argen Feinden / und meinen überlegnen Hassern, die mich an meinem Unglückstage überfielen. / So wurde mir der Herr zur Stütze. Er führte mich hinaus ins Freie, / befreite mich, weil er an mir Gefallen fand. Der Herr vergalt mir so nach meiner Rechtlichkeit / und lohnte mir nach meiner Hände Reinheit. Denn immer halte ich des Herren Wege / und frevle nimmer gegen meinen Gott, denn alle seine Rechte habe ich vor Augen / und lasse seine Satzungen nicht aus dem Sinn. Ich habe ihm mich ungeteilt ergeben / und mich vor meiner Lieblingssünde wohl gehütet. Darum vergalt der Herr mir auch nach meiner Rechtlichkeit, / nach meiner ihm bekannten Reinheit. Du bist dem Holden hold, / dem Treugesinnten treugesinnt, verfährst mit Reinen rein, / doch böse mit dem Bösen. Dem armen Volke stehst Du bei; / doch auf den Stolzen senkst Du Deine Augen. Du bist mein Licht, Du Herr, / Du Herr, mein Gott, der meine Finsternis erhellt. Mit Dir erstürme ich die Wälle; / und Mauern überspringe ich mit meinem Gott. Truglos ist Gottes Weg; / geläutert ist das Wort des Herrn, / ein Schild für alle, die zu ihm sich flüchten. Denn wer ist Gott, wenn nicht der Herr? / Wer sonst ein Hort als unser Gott? Das ist der Gott, der meine feste Zuflucht ist, / der unbehindert seines Weges eilt, der gleich den Rehen meine Füße macht / und mich auf meine Höhen stellt, der meine Hände kämpfen lehrt / und meine Arme eherne Bogen spannen läßt. Du reichst mir Deinen Siegesschild, und Deine Rechte stützet mich, / und Deine Stärkung macht mich kräftig. Und meinen Schritten gibst Du weiten Raum, / und meine Knöchel wanken nicht. Ich setze meinen Feinden nach und greife sie / und kehre nicht zurück, bis daß ich sie vernichtet habe. Ich schlage sie, daß sie sich nimmermehr erheben, / und daß sie unter meinen Füßen liegen. Du gürtest mich mit Kraft zum Kampfe, / und meine Gegner beugst Du unter mich. Und meiner Feinde Rücken zeigst Du mir, / daß ich vertilge meine Hasser. Sie rufen - niemand hilft - zum Herrn; / er hört sie nicht. Und ich zermalme sie wie Staub vorm Winde; / zerstampfe sie gleich Gassenkot. Du rettest mich vor Tausenden von Kriegervölkern; / zum Haupt von Heiden machst Du mich; / mir unbekannte Leute dienen mir. Des Auslands Söhne schmeicheln mir; / aufs Hörensagen leisten sie mir schon Gehorsam, und andere Fremdlinge verschwinden / und sitzen zitternd in Verstecken. Lebendig ist der Herr und hochgepriesen als mein Hort, / und als mein hilfereicher Gott steht hoch er da. Gott, der Du mir verhilfst zur Rache / und Völker mir zu Füßen legst, der Du vor meinen Feinden mich errettest, / Du machst mich fürder meinen Gegnern unerreichbar / und rettest mich vor Wüterichen. dafür lobpreise ich Dich bei den Heiden, Herr, / und singe also Deinem Namen: "Heilvoller Turm für seinen König, / der David, den er salbte, Huld erweist / und seinem Stamme ewiglich."« Davids letzte Worte - Davids HeldenDies sind Davids letzte Worte, ein Ausspruch des Isaisohnes David und ein Ausspruch des Mannes, der als Gesalbter des Jakobsgottes und als Sänger der Lieder Israels dastand: Es spricht der Geist des Herrn durch mich; / auf meiner Zunge ist sein Wort. Gesprochen hat der Gott von Israel. / Gesprochen hat zu mir der Fels von Israel: / "Wer über Menschen herrscht gerecht, / von Gottesfurcht erfüllt, als Herrscher, der gleicht dem Licht am Morgen, / am wolkenlosen Morgen, wenn hell die Sonne strahlt, / die Gräser aus dem Boden sprossen läßt.« Steht also nicht mein Haus zu Gott? / - Hat er doch einen ewig gültigen Bund mit mir geschlossen, / der festgestellt in allem und gesichert ist. - / Denn all mein Streben und mein Wünschen, / läßt er's denn nicht gelingen? Die Frevler aber sind wie lose Dornen / alle zumal nicht in die Hand zu nehmen. Wer auf sie trifft, der schlägt mit Eisen, / schlägt mit dem Lanzenschaft darein, / sie werden ohne Widerstand verbrannt.« Das sind die Namen der Helden, die David hatte: des Chakmoni Sohn Josabam, das Haupt der Drei. Er stritt mit seinem Speere gegen 800 Unreine auf einmal. Nach ihm kommt der Achochiter Eleazar, Dodis Sohn; er war unter den drei Kriegern bei David; am Blutsteinfelsen ging er gegen die Philister los. Diese hatten sich dort zum Kampfe gesammelt. Da zog sich Israels Mannschaft zurück. Er aber hielt stand und hieb auf die Philister ein, bis seine Hand ermattete und seine Hand am Schwerte kleben blieb. Und der Herr schaffte an jenem Tage einen großen Sieg; das Volk zog ihm nun nach, aber nur um zu plündern. Nach ihm kommt der Harariter Samma, des Age Sohn. Einst sammelten sich die Philister in Lechi. Dort war ein Feld voller Garben. Da aber das Volk vor den Philistern floh, Stellte er sich mitten in das Feld, rettete es und schlug die Philister, und der Herr schaffte einen großen Sieg. Drei von den dreißig Hauptleuten stiegen hinab und kamen zu dem Felsen, zu David in die Höhle von Adullam. Die Philisterschar aber lagerte in der Rephaimebene. David war damals in der Feste, der Philisterposten aber in Bethlehem. Da spürte David ein Gelüste und sprach: »Wer holt mir Trinkwasser aus dem Brunnen in Bethlehem am Tor?« Da schlugen sich die drei Krieger durch das Philisterlager, schöpften aus dem Brunnen in Bethlehem am Tor und brachten es David. Aber er wollte nicht mehr trinken, sondern spendete es dem Herrn. Er sprach: »Ferne sei es mir, Herr, daß ich solches tue! Ist es doch Blut der Männer, die unter Lebensgefahr hingingen.« Und er wollte es nicht trinken. So hatten die drei Helden getan. Der Serujasohn Abisai, Joabs Bruder, war das Haupt der Dreißig. Er schwang seinen Speer gegen 300 Unreine und war bei den Dreien angesehen. Er wurde also von den Dreien ausgezeichnet, und so ward er bei ihnen Hauptmann. Aber an die Drei reichte er nicht heran. Des Jojada Sohn Benaja war der Sohn eines richtigen, tatenreichen Mannes aus Kabseel. Er selber hatte Moabs beide Kämpen erschlagen. Auch er war hinabgestiegen und hatte den Löwen mitten im Brunnen erschlagen, als Schnee fiel. Auch hatte er einen Ägypter erschlagen, einen riesigen Mann. Der Ägypter hatte einen Speer in der Hand. Er aber ging mit einem Stock auf ihn los, entriß dem Ägypter die Lanze und tötete ihn mit seinem eigenen Speer. Dies hatte Benaja, Jojadas Sohn, getan. Auch er hatte einen Namen bei den drei Helden. Unter den Dreißig hatte er sich ausgezeichnet. Aber an die Drei reichte er nicht heran. David stellte ihn bei seiner Leibwache an. Unter den Dreißig waren Joabs Bruder Asahel, ferner Dodos Sohn Elchanan aus Bethlehem, der Charoditer Samma, der Charoditer Elika, der Paltiter Cheles, der Tekoiter Ira, des Ikkes Sohn, der Anatotiter Abiezer, der Chusatiter Mebunnai, der Achochiter Salmon, der Netophatiter Maharai, der Netophatiter Cheleb, Baanas Sohn Ittai aus Gibea in Benjamin, der Piratotiter Benaja, Hiddai aus Nachale Gaas, der Arbatiter Abialbon, der Barchumiter Azmawet, der Saalboniter Eljachba, die Söhne Jasens, Jonatan, der Harariter Samma, der Arariter Achiam, Sarars Sohn, der Maakatiter Eliphelet, Achasbais Sohn, der Giloniter Eliam, Achitophels Sohn, der Karmeliter Chesro, der Arbiter Paarai, Igal, Natans Sohn aus Soba, der Gaditer Bani, der Ammoniter Selek, der Beerotiter Nakarai sowie des Serujasohnes Joab Waffenträger, der Itriter Ira, der Itriter Gareb und Urias, der Chittiter. Zusammen siebenunddreißig. Davids VolkszählungNochmals zürnte der Herr über Israel. Und so reizte er David gegen Israel durch den Befehl: »Auf! Zähle Israel und Juda!« Da sprach der König zu Joabs Heerführern, die bei ihm waren: »Durchwandert alle Stämme Israels von Dan bis Beerseba und zählt das Volk, daß ich die Zahl des Volkes erfahre!« Da sprach Joab zum König: »Mag der Herr, dein Gott, das Volk, wie es ist, hundertfach vermehren, und mag mein Herr, der König, dies selbst erleben! Aber warum verlangt dies mein Herr, der König?« Aber des Königs Befehl zwang Joab und die Heerführer. So gingen Joab und die Heerführer vom König weg, das Volk Israel zu zählen. Sie überschritten den Jordan und machten sich an die Arbeit in Aroër, rechts von der Stadt, im Bachtale, gegen Gad und Jazer hin. So kamen sie nach dem Gilead und in das Land unter dem Hermon. Dann kamen sie nach Dan und in Galiläas Umkreis nach Sidon zu. Dann kamen sie zur Festung von Tyrus sowie zu allen Chiwiter- und Kanaaniterstädten. Dann zogen sie nach Judas Südland, nach Beerseba. So durchstreiften sie das ganze Land und kamen nach neun Monaten und zwanzig Tagen nach Jerusalem zurück. Da gab Joab die Zahl aus der Volkszählung dem Könige an: »Israel zählte 800.000 an waffenfähigen, schwertgerüsteten Mannen und Juda nach seiner Mannschaft 500.000.« David aber schlug das Gewissen nach der Volkszählung. Und so sprach David zum Herrn: »Ich habe schwer gesündigt durch das, was ich getan. Nun aber, Herr, vergib die Schuld Deines Sklaven. Denn ich habe töricht gehandelt.« Als David am Morgen aufstand, war das Wort des Herrn an den Propheten Gad, Davids Seher, also ergangen: »Auf! Sprich zu David: "So spricht der Herr: Ich lege dir dreierlei vor: Eins wähle dir davon, daß ich es dir antue!"« Da ging Gad zu David und verkündete es ihm. Er sprach zu ihm: »Entweder für dich drei Jahre Hungersnot in deinem Land oder drei Monate Flucht vor deinem Feind, wenn er dich verfolgt, oder drei Tage Pest in deinem Land? Nun besinne dich und sieh zu, was ich dem bescheiden soll, der mich sendet!« Da sprach David zu Gad: »Mir ist sehr bange. Laßt uns lieber in des Herrn Hand fallen! Denn sein Erbarmen ist groß. Aber in Menschenhand möchte ich nicht fallen.« So schickte der Herr eine Pest über Israel vom Morgen bis zum Vormittag. Und vom Volke starben 70.000 Mann von Dan bis Beerseba. Und der Engel des Herrn streckte seine Hand gegen Jerusalem aus, es zu vernichten. Da reute den Herrn das Unheil, und er gebot dem Engel, der unter dem Volke würgte: »Genug! Zieh deine Hand jetzt ab!« Des Herrn Engel war eben bei der Tenne des Jebusiters Arauna. Da sprach David zum Herrn, als er sah, wie der Engel das Volk schlug, und sagte: »Ich habe gefehlt und gesündigt. Was aber haben die Schafe getan? Deine Hand sei doch gegen mich und mein Haus!« Da kam Gad zu David an jenem Tage und sprach zu ihm: »Geh hinauf und errichte dem Herrn einen Altar auf der Tenne des Jebusiters Arauna!« Da ging David auf Gads Geheiß hinauf, wie ihm der Herr befohlen. Arauna schaute eben aus. Da sah er den König mit seinen Dienern auf sich zukommen. So trat Arauna hinaus und neigte sein Antlitz vor dem König bis zum Boden. Dann sprach Arauna: »Warum kommt mein Herr, der König, zu seinem Sklaven?« Da sprach David: »Um dir die Tenne abzukaufen und dem Herrn einen Altar zu bauen, daß die Seuche vom Volke abgewehrt werde.« Da sprach Arauna: »Mein Herr, der König, wolle nehmen und opfern, was ihm beliebt! Hier sind die Rinder zum Brandopfer und die Dreschwagen und das Rindergeschirr zum Holz. Dies alles, o König, schenkt Arauna dem König.« Ferner sprach Arauna zum König: »Der Herr, dein Gott, sei dir geneigt!« Da sprach der König zu Arauna: »Nein! Ich will es von dir um Entgelt erwerben! Ich kann dem Herrn, meinem Gott, nicht Brandopfer ohne Entgelt darbringen.« So kaufte David die Tenne und die Rinder für fünfzig Silberlinge. Und David baute dort dem Herrn einen Altar und brachte Brand- und Mahlopfer dar. Und der Herr ward dem Lande hold gestimmt. So ward die Seuche von Israel abgewehrt. Salomo wird KönigUnd König David war alt und hochbetagt. Da hüllte man ihn in warme Kleider. Er konnte aber nicht warm werden. Da sprachen seine Diener zu ihm: »Man suche für meinen Herrn, den König, ein jungfräuliches Mädchen, daß sie dem König aufwarte und ihm Pflegerin sei! Liegt sie an deinem Busen, dann wird es meinem Herrn, dem König, warm werden.« Da suchte man ein schönes Mädchen im ganzen Gebiete Israels. Und man fand die Sunamitin Abisag und brachte sie zum König. Das Mädchen war sehr schön. So ward sie des Königs Pflegerin und bediente ihn. Der König aber erkannte sie nicht. Da meinte Chaggits Sohn Adonias voller Überhebung: »Ich bin es, der König wird.« Er schaffte sich Wagen und Pferde an und fünfzig Mann, die vor ihm herliefen. Sein Vater aber war ihm nie in seinem Leben zu nahe getreten, so daß er ihm gesagt hätte: »Warum tust du das oder das?« Auch er war sehr schön und von Geburt der nächste nach Absalom. Er aber unterhandelte mit Joab, Serujas Sohn, und mit dem Priester Ebjatar. Und sie traten zu Adonias über. Aber der Priester Sadok, Jojadas Sohn Benaja, der Prophet Natan, Simi und Reï sowie Davids Krieger hielten nicht zu Adonias. Nun schlachtete Adonias Schafe, Rinder und Mastkälber bei dem Schlangenstein neben der Walkerquelle. Dazu lud er alle seine Brüder, die Königssöhne, ein, ebenso alle Mannen Judas, des Königs Diener. Aber den Propheten Natan und Benaja, die Krieger und seinen Bruder Salomo hatte er nicht eingeladen. Da sprach Natan zu Salomos Mutter Batseba: »Hörst du nicht, daß Adonias, Chaggits Sohn, König wird? Und unser Herr David weiß nichts davon. Nun komm! Ich will dir raten, wie du dein und deines Sohnes Salomo Leben rettest! Geh zum König David hinein und sprich zu ihm: "Hast du nicht selbst, mein Herr und König, deiner Magd geschworen: »Gewiß! Dein Sohn Salomo wird nach mir König. Er wird auf meinem Throne sitzen«? Warum wird Adonias König?" Solange du dort noch mit dem König sprichst, komme ich nach dir hinein und bestätige deine Worte.« Da ging Batseba zum König in das innere Gemach. Der König aber war sehr alt, und die Sunamitin Abisag bediente den König. Batseba verneigte sich nun und warf sich vor dem König nieder. Da fragte der König: »Was willst du?« Sie sprach zu ihm: »Mein Herr! Du hast beim Herrn, deinem Gott, deiner Magd geschworen: "Dein Sohn Salomo wird nach mir König. Er wird auf meinem Throne sitzen.« Nun aber wird Adonias König, und du, mein Herr und König, weißt nichts davon. Er schlachtete Rinder, Mastkälber und Schafe in Menge und lud alle Königssöhne samt dem Priester Ebjatar und dem Feldhauptmann Joab ein, dagegen nicht deinen Knecht Salomo. Auf dich, mein Herr und König, sind die Augen von ganz Israel gerichtet, daß du ihnen kundtust, wer auf dem Throne meines Herrn und Königs nach ihm sitzen soll! Legte sich aber mein Herr und König zu seinen Vätern, dann stünden ich und mein Sohn Salomo als Verbrecher da.« Sie sprach noch mit dem König; da kam der Prophet Natan. Man meldete dem König: »Der Prophet Natan ist da.« So kam er vor den König und warf sich vor ihm auf sein Antlitz zur Erde. Und Natan sprach: »Mein Herr und König! Hast du bestimmt: "Adonias soll nach mir König sein und er soll auf meinem Throne sitzen"? Denn er ist heute hinabgegangen und hat Ochsen, Mastkälber und Schafe in Menge geschlachtet. Dazu lud er alle Königssöhne ein, sowie die Heeresobersten und den Priester Ebjatar. Nun essen und trinken sie vor ihm und rufen: "Es lebe der König Adonias!" Mich aber, deinen Knecht, den Priester Sadok, Jojadas Sohn Benaja und deinen Knecht Salomo hat er nicht geladen. Ist das von meinem Herrn und König ausgegangen, und hast du deine Diener nicht wissen lassen, wer auf dem Thron meines Herrn und Königs nach ihm sitzen soll?« Da hob der König David an und sprach: »Ruft mir Batseba!« Da kam sie vor den König und trat vor den König hin. Da schwur der König und sprach: »So wahr der Herr lebt, der mich aus aller Not befreit hat! Wie ich dir beim Herrn, Israels Gott, geschworen: "Dein Sohn Salomo wird nach mir König; er soll auf meinem Thron an meiner Statt sitzen", so will ich heute tun.« Da neigte sich Batseba mit dem Antlitz bis zur Erde, fiel vor dem König nieder und sprach: »Lang lebe mein Herr, der König David!« Da sprach der König David: »Ruft mir den Priester Sadok, den Propheten Natan und Benaja, Jojadas Sohn!« Da kamen sie vor den König. Da sprach der König zu ihnen: »Nehmt die Diener eures Herrn mit euch und laßt meinen Sohn Salomo mein eigenes Maultier besteigen! Dann führt ihn zum Gichon ("Sprudel") hinab! Dort salbe ihn der Priester Sadok und der Prophet Natan zum König über Israel! Dann stoßt in das Horn und ruft: "Es lebe König Salomo!" Dann zieht hinter ihm herauf! Er komme dann herein und setze sich auf meinen Thron! Er sei König an meiner Statt! Denn ihn bestelle ich, daß er Fürst über Israel und Juda sei.« Da antwortete Jojadas Sohn Benaja dem König und sprach: »So sei es! So spreche der Herr, der Gott meines Herrn und Königs! Wie der Herr mit meinem Herrn und König gewesen, so sei er mit Salomo und erhöhe seinen Thron noch über den Thron meines Herrn und Königs David!« Da gingen der Priester Sadok, der Prophet Natan und Jojadas Sohn Benaja samt den Bogenschützen und den Schildträgern hinab und ließen Salomo das Maultier des Königs David besteigen. Dann führten sie ihn zum Gichon hinab. Der Priester Sadok aber nahm das Ölhorn aus dem Zelte und salbte Salomo. Dann stießen sie in das Horn, und das ganze Volk rief: »Es lebe der König Salomo!« Dann zog das ganze Volk hinter ihm her. Dabei bliesen die Leute auf Flöten und jauchzten in großer Freude, und die Erde zitterte vor ihrem Geschrei. Das hörten Adonias und alle Geladenen bei ihm. Doch wollten sie das Mahl zu Ende führen. Auch Joab hörte den Hörnerschall und fragte: »Warum ist der Lärm in der Stadt so laut?« Noch sprach er, da kam des Priesters Ebjatar Sohn Jonatan. Da sprach Adonias: »Komm her! Du bist ein wackerer Mann und bringst uns gute Botschaft.« Da hob Jonatan an und sprach zu Adonias: »Leider hat unser Herr, der König David, den Salomo zum König gemacht. Und der König gab ihm den Priester Sadok, den Propheten Natan, den Jojadasohn Benaja und die Bogenschützen und die Schildträger mit. Sie ließen ihn des Königs Maultier besteigen. Dann salbten ihn der Priester Sadok und der Prophet Natan zum König am Gichon und zogen von dort mit Jauchzen hinauf, daß die Stadt von Lärm erfüllt war. Das ist der Lärm, den ihr gehört habt. Schon hat sich Salomo auf den Reichsthron gesetzt. Und schon sind des Königs Diener hineingegangen, unseren Herrn, den König David zu segnen. Sie sprachen: "Dein Gott mache Salomos Name noch herrlicher als den deinen und erhöhe seinen Thron über deinen Thron!" Und der König verneigte sich auf seinem Lager. Weiter sprach der König also: "Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, der es heute gefügt, daß sich einer auf meinen Thron gesetzt und meine Augen es noch sehen dürfen!"« Da erschraken alle, die Adonias eingeladen hatte. Sie brachen auf und gingen jeder seines Wegs. Adonias aber ward voll Furcht vor Salomo, eilte hin und erfaßte die Hörner des Altars. Da meldete man Salomo: »Adonias fürchtet den König Salomo. Er hat die Altarhörner gefaßt und spricht: "Der König Salomo schwöre mir zuvor, daß er seinen Knecht nicht mit dem Schwerte töten lasse!"« Da sprach Salomo: »Zeigt er sich als zuverlässig, dann soll keines seiner Haare auf die Erde fallen! Wird aber Böses an ihm erfunden, dann stirbt er.« Und der König Salomo sandte hin, und sie führten ihn vom Altar herab. Er kam und warf sich vor dem König Salomo nieder. Da sprach Salomo zu ihm: »Geh heim!« Davids TodDie Zeit kam nun heran, daß David sterben sollte. Da gab er seinem Sohne Salomo folgende Weisungen: »Ich gehe den Weg der ganzen Welt. Sei getrost und sei ein Mann! Beobachte die Satzungen des Herrn, deines Gottes! Wandle auf seinen Wegen und halte seine Gebote, Gesetze, Vorschriften und Gebräuche, wie es in der Lehre Mosis geschrieben steht, auf daß du Glück habest bei allem, was du tust und wohin du dich wendest! Auf daß der Herr sein Wort erfülle, das er über mich also gesprochen: "Wenn deine Söhne auf ihren Wandel achten, um treulich vor mir zu wandeln, aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele, so fehlt es dir niemals an einem Mann auf Israels Thron!" Weiter weißt du selbst, was mir Serujas Sohn Joab angetan, was er getan hat den beiden Heeresobersten Israels, Ners Sohn Abner und Amasa, Jeters Sohn. Er ermordete sie. Er vergoß Kriegsblut im Frieden. Er brachte Kriegsblut an den Gurt um seine Hüfte und an seinen Schuh an seinem Fuß. Tu nach deinem weisen Ermessen! Du darfst aber den Graukopf nicht im Frieden in die Unterwelt hinabsteigen lassen. Aber den Söhnen des Gileaditers Barzillai sollst du Huld erweisen! Sie seien unter deinen Tischgenossen! Denn sie sind zu mir gekommen, als ich vor deinem Bruder Absalom floh. Nun ist bei dir noch Simei, der Sohn des Gera und Enkel Hajeminis, aus Bachurim. Er hat mir in schlimmster Weise geflucht, als ich nach Machanaim ging. Später aber ist er mir am Jordan entgegengekommen. Da schwur ich beim Herrn: "Ich werde dich nicht mit dem Schwerte töten.« Nun laß ihn nicht ungestraft! Du bist ein weiser Mann und weißt, was du ihm tun mußt, daß du sein graues Haar mit Blut in die Unterwelt binabsendest.« Dann legte sich David zu seinen Vätern und ward in der Davidsstadt begraben. Die Zeit, die David über Israel geherrscht hatte, betrug vierzig Jahre. Zu Hebron hatte er sieben Jahre regiert und zu Jerusalem dreiunddreißig Jahre. Salomo saß nun auf dem Throne seines Vaters David, und seine Herrschaft ward immer fester. Da kam Chaggits Sohn Adonias zu Salomos Mutter Batseba. Sie fragte: »Kommst du im Frieden?« Er sprach: »Ja.« Dann sprach er: »Ich habe mit dir etwas zu reden!« Sie sprach: »Rede!« Er sprach: »Du weißt selbst, daß das Königtum mein gewesen und ganz Israel erwartet hat, ich würde König; wie es dann anders kam und das Königtum meinem Bruder zufiel. Denn vorn Herrn ist es ihm bestimmt gewesen. Nun habe ich eine einzige Bitte an dich. Weise mich nicht ab!« Sie sprach zu ihm: »Rede!« Er sprach: »Sprich mit dem König Salomo! Dich wird er ja nicht abweisen. Er soll mir die Sunamitin Abisag zum Weibe geben.« Da sprach Batseba: »Gut! Ich will deinetwegen mit dem König sprechen.« Und Batseba kam zum König Salomo, mit ihm wegen des Adonias zu reden. Da stand der König auf, ging ihr entgegen, neigte sich vor ihr und setzte sich auf seinen Thron. Hierauf ließ er für die Königinmutter einen Thronsessel hinstellen und sie setze sich zu seiner Rechten. Dann sprach sie: »Ich habe eine kleine Bitte an dich. Weise mich nicht ab!« Der König sprach zu ihr: »Bitte nur, meine Mutter! Ich werde dich doch nicht abweisen.« Da sprach sie: »Man gebe die Sunamitin Abisag deinem Bruder Adonias zum Weibe!« Da erwiderte der König Salomo und sprach zu seiner Mutter: »Ei, warum bittest du für Adonias bloß um die Sunamitin Abisag? Bitte doch lieber gleich um das Königtum für ihn! Er ist ja mein älterer Bruder, und auf seiner Seite stehen der Priester Ebjatar und Joab, der Serujasohn. Dann schwur der König Salomo also dem Herrn: »Gott tue mir das und das, wenn Adonias aus sich selbst dies Wort gesprochen hat! Nun, so wahr der Herr lebt, der mich erwählt hat und der mich auf meines Vaters David Thron erhob und mir gemäß seiner Verheißung ein Haus gegründet hat! Noch heute sei Adonias des Todes!« Und der König Salomo beauftragte Jojadas Sohn Benaja, und dieser stieß ihn nieder, und er starb. Dem Priester Ebjatar aber befahl der König: »Geh nach Anatot auf dein Landgut! Du verdienst zwar den Tod. Aber ich will dich jetzt nicht töten, weil du die Lade des Herrn, des Herrn, vor meinem Vater getragen und alles, was mein Vater erlitten, miterduldet hast.« So verstieß Salomo den Ebjatar, daß er nicht länger ein Priester des Herrn war, um des Herrn Wort zu erfüllen, das er über Elis Haus zu Silo geredet hatte. Das Gerücht war auch zu Joab gedrungen. Weil sich aber Joab an Adonias angeschlossen hatte, wenn auch nicht an Absalom, so floh Joab zum Zelte des Herrn und ergriff die Altarhörner. Man meldete dem König Salomo: »Joab ist zum Zelte des Herrn geflohen. Er steht neben dem Altar.« Da sandte Salomo Jojadas Sohn Benaja mit dem Befehl hin: »Auf! Stoß ihn nieder!« Benaja kam nun zum Zelte des Herrn und sprach zu ihm- »So spricht der König: "Komm heraus!"« Er aber sprach: »Nein! Ich will hier sterben.« Benaja brachte nun dem König Bescheid und sprach: »So hat Joab geredet und so geantwortet.« Der König sprach zu ihm: »Tu, wie er gesprochen! Stoß ihn nieder! Aber begrabe ihn , daß du das Blut, das Joab ohne Ursache vergossen, von mir und meines Vaters Haus wendest! Der Herr lasse sein Blut auf sein Haupt zurückfallen! Denn zwei Männer, die treuer und tapferer als er gewesen, hat er niedergestoßen und sie mit dem Schwerte getötet, ohne daß mein Vater es gewußt hat. Israels Feldhauptmann Abner, Ners Sohn, und Judas Feldhauptmann Amasa, Jeters Sohn. So komme ihr Blut auf Joabs Haupt und auf das seiner Nachkommenschaft für immer! Immerdar aber sei David, seiner Nachkommenschaft, seinem Hause und Throne Heil vom Herrn!« So ging Jojadas Sohn Benaja hinauf, stieß ihn nieder und tötete ihn. Da ward er in seinem Hause in der Steppe begraben. Und der König setzte Jojadas Sohn Benaja an seiner Statt über das Heer und den Priester Sadok an Ebjatars Stelle. Dann sandte der König hin und ließ Simei rufen. Er sprach zu ihm: »Bau dir ein Haus zu Jerusalem und bleibe hier wohnen! Gehe von hier nirgendwo anders hin! Gehst du aber hinaus und überschreitest du den Kidronbach, dann, merke dir das, bist du dem Tode verfallen. Dein Blut fällt auf dein Haupt.« Simei sprach zum König: »Gut so! Wie mein Herr und König gesagt, wird dein Sklave tun.« Also blieb Simei längere Zeit zu Jerusalem. Aber nach drei Jahren entliefen dem Simei zwei Sklaven zum König von Gat, Akis, Maakas Sohn. Man meldete dem Simei: »Deine Sklaven sind in Gat.« Da machte sich Simei auf, sattelte seinen Esel und ging nach Gat zu Akis, seine Sklaven zu suchen. So ging Simei hin und holte aus Gat seine Sklaven. Da meldete man Salomo: »Simei ist aus Jerusalem nach Gat gegangen und ist wieder zurückgekommen.« Da sandte der König hin, ließ Simei rufen und sprach zu ihm: »Habe ich nicht beim Herrn geschworen und dir beteuert: Sobald du weggehst und irgendwohin gehst, merk dir, bist du dem Tode verfallen, und du hast zu mir gesagt: "Gut so! Ich will gehorchen.« Warum achtest du nicht den Schwur des Herrn und das Gebot, das ich dir gegeben habe?« Dann sprach der König zu Simei: »Du kennst das Böse, um das dein Herz gewußt und das du meinem Vater David angetan. Der Herr bringt deine Bosheit auf dein Haupt zurück. Der König Salomo aber möge gesegnet sein und Davids Thron immerdar vor dem Herrn feststehen!« Und der König beauftragte Jojadas Sohn Benaja. Dieser ging hin und stieß ihn nieder, daß er starb. So war das Königtum in Salomos Hand gesichert worden. Salomons Weisheit - Salomonisches UrteilSalomo verschwägerte sich nun mit Pharao, Ägyptens König. Er nahm Pharaos Tochter zum Weib und brachte sie in die Davidsstadt, bis er mit dem Bau seines Hauses und des Hauses des Herrn sowie der Mauer rings um Jerusalem fertig war. Nur opferte das Volk noch auf den Höhen; denn bis zu jener Zeit war dem Namen des Herrn noch kein Haus gebaut worden. Salomo aber liebte den Herrn und wandelte in seines Vaters David Satzungen. Nur opferte und räucherte er auf den Höhen. Der König ging nun nach Gibeon, dort zu opfern. Denn dies war die größte Höhe. Tausend Brandopfer konnte Salomo auf diesem Altare darbringen. Zu Gibeon aber erschien der Herr dem Salomo nachts im Traum. Und Gott sprach: »Bitte, was ich dir geben soll!« Da sprach Salomo: »Du hast Deinem Knechte David, meinem Vater, große Huld erwiesen. Er ist vor Dir in frommer, echter Treue gegen Dich gewandelt. Du hast ihm diese große Huld bewahrt und hast ihm einen Sohn geschenkt, der jetzt auf seinem Throne sitzt. Nun Herr, mein Gott! Du hast zum König Deinen Knecht gemacht an meines Vaters David Statt. Ich aber bin ein junger Mensch und weiß nicht aus noch ein. Dein Knecht steht mitten in Deinem Volk, das Du erwählt, ein Volk, so zahlreich, daß es nicht gezählt und nicht berechnet werden kann vor Menge. Gib Deinem Knechte ein gehorsam Herz, Dein Volk zu richten und zwischen Gut und Bös´ zu unterscheiden! Wer könnte sonst Dein zahlreich Volk regieren?« Dies gefiel dem Herrn, daß Salomo solches erbeten hatte. Und Gott sprach zu ihm: »Weil du darum gefleht und dir nicht langes Leben hast erbeten, nicht Reichtum und nicht deiner Feinde Tod, nein, nur für dich gebeten hast, recht klug zu werden, um auf Recht zu hören, so tue ich nach deinem Worte. Ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, wie niemand vor dir es besessen hat, noch je besitzen wird. Ich gebe dir auch, was du nicht verlangt hast: den Reichtum und die Pracht, daß dir keiner gleicht unter den Königen für deines Lebens Zeit. Und wandelst du auf meinen Wegen und wahrst du meine Satzungen und Vorschriften, so wie dein Vater David einst gewandelt, dannschenke ich dir langes Leben.« Salomo erwachte. Es war ein Traum gewesen. Dann ging er nach Jerusalem, trat vor des Herrn Bundeslade, opferte und brachte Mahlopfer dar. Dann bereitete er ein Mahl für alle seine Diener. Damals kamen zwei Dirnen zum König und traten vor ihn. Das eine Weib sprach: »Bitte, mein Herr! Ich und dieses Weib wohnen im gleichen Hause. Da gebar ich in ihrer Gegenwart im Hause. Am dritten Tag nach meiner Niederkunft gebar auch dieses Weib. Wir waren allein. Kein Fremdes war bei uns im Hause. Nur wir zwei waren im Hause. Da starb der Sohn dieses Weibes in der Nacht; sie hatte sich auf ihn gelegt. Nun stand sie mitten in der Nacht auf und nahm meinen Sohn von meiner Seite, während deine Magd schlief, und legte ihn an ihren Busen. Ihren toten Sohn aber hatte sie an meinen Busen gelegt. Ich stand nun am Morgen auf, meinen Sohn zu stillen. Da war er tot. Als ich ihn aber am Morgen betrachtete, war es nicht mein Sohn, den ich geboren hatte.« Das andere Weib sprach: »Nein! Mein Sohn ist der lebende, und dein Sohn ist der tote.« Jene sagte: »Nein! Dein Sohn ist der tote, und mein Sohn ist der lebende.« Also stritten sie vor dem König. Der König sprach: »Diese sagt: "Der lebende ist mein Sohn, und dein Sohn ist der tote", und jene sagt: "Nein! Dein Sohn ist der tote, und mein Sohn der lebende."« Dann sprach der König: »Holt mir ein Schwert!« Da brachte man das Schwert vor den König. Da sprach der König: »Zerschneidet das lebende Kind in zwei Teile und gebt die eine Hälfte dieser, die andere jener!« Da sprach das Weib, dessen Sohn der lebende war, zum König - denn ihre Liebe für ihren Sohn regte sich mächtig. Sie sprach: »Bitte, mein Herr! Gebt ihr das lebende Kind; aber tötet es nicht!« Jene aber sprach: »Weder mein noch dein sei es! Zerhaut es!« Da entschied der König und sprach: »Gebt ihr das lebende Kind! Ihr dürft es nicht töten! Sie ist seine Mutter.« Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König fällte. Und sie fürchteten sich vor dem König. Denn sie sahen, daß Gottes Weisheit in ihm war, um Gerechtigkeit zu üben. Salomos BeamteDer König Salomo war also König über Gesamtisrael. Dies sind seine Obersten: Azarja, Sohn des Priesters Sadok. Schreiber waren Elichoreph und Achia, Sisas Söhne. Achiluds Sohn Josaphat war Kanzler. Jojadas Sohn Benaja befehligte das Heer. Sadok und Ebjatar waren Priester. Azarja, Natans Sohn, war über die Vögte gesetzt. Natans Sohn Zabud war des Königs eigener Priester. Achisar war über das Haus gesetzt und Abdas Sohn Adoniram über die Fron. Salomo hatte zwölf Vögte für ganz Israel. Diese versorgten den König und sein Haus. Je einen Monat im Jahre lag jedem ob, ihn zu versorgen. Dies sind ihre Namen: Churs Sohn auf dem Gebirge Ephraim. Dekers Sohn in Makas, Saalbim, Betsemes und Elon Bet Chanan ("Eichenhain des Gnadenortes"). Cheseds Sohn in Arubbot; ihm unterstanden Soko und das ganze Chepherland. Abinadabs Sohn im ganzen Hügelland von Dor. Er hatte Salomos Tochter Taphat zum Weibe. Baana, Achiluds Sohn in Taanak, Megiddo und ganz Betsean, das neben Sartan unterhalb Jezreels liegt, von Betsean bis Abel Mechola und bis jenseits von Jokneam. Gebers Sohn in Ramat Gilead unterstanden die Dörfer Jairs, des Manassesohnes, in Gilead, ebenso der Landstrich Argob in Basan, sechzig große Städte mit Mauern und ehernen Riegeln. Joddas Sohn Achinadab in Machanaim. Achimaas in Naphtali. Auch er nahm eine Tochter Salomos, Basemat, zum Weibe. Chusas Sohn Baana in Asser und in Alot. Paruchs Sohn Josaphat in Issakar. Elas Sohn Simi in Benjamin. Uris Sohn Geber im Lande Gilead, dem Land des Amoriterkönigs Sichon und des Basankönigs Og. Dazu war er Vogt über das Land. Juda und Israel waren zahlreich wie der Meeressand an Menge. Sie aßen, tranken und waren guter Dinge. Salomos GlanzSalomo herrschte über alle Königreiche vom Strom bis zum Philisterland und bis zu Ägyptens Grenze. Sie brachten Abgaben und dienten Salomo alle Tage seines Lebens. Salomos Speisebedarf für einen Tag betrug: dreißig Maß Feinmehl und sechzig Maß anderes Mehl, zehn fette Rinder, zwanzig Weiderinder und hundert Schafe, ohne die Hirsche, Gazellen, Damhirsche, Wasservögel und Wildtauben. Er waltete über alles Land jenseits des Stroms von Tipsach bis Gaza und über alle Könige jenseits des Stroms. So hatte er auf allen Seiten ringsum Frieden. Juda und Jerusalem wohnten ruhig, jeder saß unter seinem Weinstock und Feigenbaum von Dan bis Beerseba, solange Salomo lebte. Und Salomo besaß 40.000 Stuten als Rosse für seine Wagen nebst 12.000 Reitpferden. Jene Vögte versorgten den König Salomo und alle, die zum Tisch des Königs Salomo Zutritt hatten, jeder einen Monat lang. Sie ließen es an nichts fehlen. Auch Gerste und Stroh für die Rosse und Rennpferde brachten sie an den Ort, wo er gerade war, jeder nach seiner Ordnung. Und Gott gab Salomo Weisheit und Einsicht überreichlich sowie Geistesreichtum gleich dem Sand am Meeresufer. Salomos Weisheit ward größer als die Weisheit aller Söhne des Ostens und als die Ägyptens. Er war weiser als alle Menschen, als der Ezrachite Etan und Machols Söhne Heman, Kalkol und Darda. Bei allen Heiden ringsum war er berühmt. Er verfaßte 3.000 Sprüche, und seiner Lieder waren es 1.005. Er redete über die Bäume von der Zeder auf dem Libanon bis zum Ysop, der an der Mauer herauswächst. Er redete auch über das Wild, die Vögel, das Gewürm und die Fische. Aus allen Völkern kamen Leute, Salomos Weisheit zu hören, von allen Erdenkönigen, die von seiner Weisheit hörten. Chiram, der König von Tyrus, sandte seine Diener zu Salomo, weil er gehört, daß man ihn zum König an seines Vaters Statt gesalbt hatte. Chiram war ja immer ein vertrauter Freund Davids gewesen. Und Salomo sandte zu Chiram und ließ sagen: »Du weißt, daß mein Vater David nicht vermocht hat, für den Namen des Herrn, seines Gottes, ein Haus zu bauen wegen der Kriege, mit denen man ihn umringt hat, bis der Herr sie unter seine Fußsohle legte. Nun hat mir der Herr ringsum Ruhe verschafft. Kein Widersacher und kein böser Anstoß ist mehr da. So gedenke ich, dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus zu bauen, wie der Herr zu meinem Vater David gesprochen: "Dein Sohn, den ich an deiner Statt auf deinen Thron setze, baue meinem Namen ein Haus!" Darum lasse mir jetzt Zedern auf dem Libanon schlagen! Meine Diener mögen bei deinen Dienern sein! Ich gebe den Lohn deiner Diener dir so, wie du sagst. Denn du weißt selbst, daß bei uns niemand ist, der Holz zu schlagen weiß wie die Sidonier.« Als Chiram Salomos Botschaft hörte, freute er sich sehr und sprach: »Gepriesen sei der Herr, der dem David einen weisen Sohn über das zahlreiche Volk verliehen hat!« Und Chiram schickte an Salomo und ließ sagen: »Ich habe gehört, was du mir entboten hast. Ich will all deinen Wunsch an Zedern und Zypressenstämmen erfüllen. Meine Knechte sollen sie vom Libanon zum Meer bringen! Ich mache daraus im Meer Flöße bis zu dem Ort, den du mir angibst. Dort nehme ich sie auseinander. Und du kannst sie wegbringen. Du aber mögest meinen Wunsch erfüllen und für mein Haus Speise liefern!« So lieferte Chiram dem Salomo Zedern- und Zypressenstämme ganz nach Wunsch. Dafür gab Salomo dem Chiram 20.000 Maß Weizen als Speise für sein Haus, dazu 20.000 Maß Öl aus zerstoßenen Oliven. Soviel gab Salomo dem Chiram Jahr für Jahr. Und der Herr hatte Salomo Weisheit verliehen, wie er ihm verheißen hatte. Zwischen Chiram und Salomo war Frieden, und sie schlossen ein Bündnis miteinander. Und der König Salomo hob von ganz Israel Fronarbeiter aus. Der Fronarbeiter waren es 30.000 Mann. Er sandte sie auf den Libanon, jeden Monat abwechselnd 10.000 Mann. Einen Monat waren sie auf dem Libanon und zwei Monate zu Hause. Über die Fron war Adoniram gesetzt. Im Gebirge hatte Salomo 70.000 Lastträger und 80.000 Steinhauer, außer den 3.300 Obersten der salomonischen Vögte, die über das Werk gesetzt waren. Diese beaufsichtigten das Volk, das am Werke arbeitete. Der König gebot, und sie brachen große, schwere Steine, um den Grund des Hauses mit Quadersteinen zu legen. So behauten die Bauleute Salomos und Chirams sowie die Gibliter die Stämme und Steine und richteten sie zum Bau des Hauses her. Der TempelbauIm 480. Jahre nach dem Auszug der Israeliten aus dem Lande Ägypten, im vierten Jahre, am Neumondstag des Ziw, das ist des zweiten Monats der Regierung Salomos über Israel, baute er das Haus für den Herrn. Das Haus, das der König Salomo für den Herrn baute, war sechzig Ellen lang, zwanzig breit und dreißig hoch. Die Halle vor dem Heiligtum des Hauses war zwanzig Ellen lang vor des Hauses Breitseite und vor dem Hause zehn Ellen breit. Er machte für das Haus vergitterte und verschließbare Fenster. An der Wand des Hauses baute er ringsum einen Anbau, an den Wänden des Hauses rings um das Heiligtum und den Hinterraum. So stellte er Seitenbauten ringsherum. Der unterste Anbau war fünf Ellen breit, der mittlere sechs und der dritte sieben. Er hatte am Hause ringsum Absätze machen lassen, so daß kein Eingreifen in die Hauswände nötig war. Als man das Haus baute, wurden ganze, beim Brechen fertiggestellte Steine verarbeitet. Weder Hammer noch Meißel, keinerlei eisernes Werkzeug, war im Haus bei seiner Erbauung zu hören. Die Türe zum mittleren Stockwerke lag auf des Hauses Südseite. Auf Wendeltreppen stieg man zum Mittleren und von da zum dritten empor. So baute er das Haus und vollendete es. Er deckte das Haus mit Balken und Bohlen aus Zedernholz. Er baute am ganzen Hause den Anbau fünf Ellen hoch und verband ihn durch Zedernbalken mit dem Hause. Da erging das Wort des Herrn an Salomo also: »Du baust dies Haus. Nun, wandelst du in meinen Satzungen und tust du meine Vorschriften und wahrst du all meine Gebote, darin zu wandeln, alsdann erfülle ich an dir mein Wort, das ich zu deinem Vater David sprach: "Ich werde bei den Israeliten wohnen und niemals Israel, mein Volk, verlassen."« So baute Salomo das Haus und vollendete es. Im Innern fertigte er die Hauswände aus Zedernbrettern. Von des Hauses Fußboden bis zu den Deckenbalken belegte er es im Innern mit Holz. Des Hauses Fußboden belegte er mit Zypressenbrettern. Die zwanzig Ellen auf der hinteren Hausseite fertigte er aus Zedernbrettern vom Fußboden bis zu den Balken. So baute er es im Innern zum Hinterraum, dem Allerheiligsten, aus. Vierzig Ellen maß das Haus, das heißt das Heiligtum vor ihm. Inwendig am Haus war Zedernholz, Koloquintenschnitzwerk und Blumengehänge. Alles war von Zedern. Kein Stein war zu sehen. Innen im Hause errichtete er den Hinterraum, daß man hier des Herrn Bundeslade aufstelle. Und vor dem Hinterraum, der je zwanzig Ellen lang, breit und hoch war, errichtete er einen Altar aus Zedernholz und überzog ihn mit Feingold. Und Salomo bedeckte das Haus innen mit Feingold, sperrte den Hinterraum mit Goldkettchen ab und vergoldete ihn. Das ganze Haus vergoldete er, das ganze Haus vollständig, ebenso den ganzen Altar im Hinterraum. Im Hinterraum machte er zwei Cherube von Olivenholz, je zehn Ellen hoch. Fünf Ellen maß des einen Cherubs Flügel und fünf der des zweiten, somit zehn Ellen von einem Flügelende bis zum andern. Zehn Ellen maß auch der andere Cherub. Beide Cherube hatten einerlei Maß und Gestalt. Die Höhe des einen Cherub war zehn Ellen. Ebenso maß der zweite Cherub. Die Cherube stellte er in das Innerste des Hauses und ließ die Flügel der Cherube sich so ausbreiten, daß der Flügel des einen die eine Wand berührte, der des andere die andere; ihre anderen Flügel stießen inmitten des Hauses aneinander. Er vergoldete die Cherube. Alle Wände des Hauses ringsum versah er mit Schnitzwerk von Cheruben, Palmen und Blumengehängen innen und außen. Auch des Hauses Fußboden vergoldete er innen und außen. Für die Hinterraumtür machte er Türflügel aus Olivenholz. Die Einfassung bestand aus fünfseitigen Pfosten. Auf den zwei Türflügeln aus Olivenholz brachte er Schnitzwerk von Cheruben, Palmen und Blumengehängen an und vergoldete sie. Die Cherube und Palmen ließ er in das Gold ein. Ebenso machte er für den Eingang zum Heiligtum Olivenholzpfosten von viereckiger Gestalt sowie zwei Türflügel aus Zypressenholz. Der eine Flügel bestand aus zwei Drehtüren; ebenso der andere. Er schnitzte Cherube, Palmen und Blumengehänge ein und vergoldete sie passend für die Schnitzereien. Den inneren Vorhof baute er aus drei Quadersteinlagen und einer Lage Zedernbalken. Im vierten Jahre ward der Grund zum Hause des Herrn gelegt, im Monat Ziw. Im elften Jahre im Monat Bul, das ist im achten Monat, vollendete er das Haus in all seinen Stücken und all seinem Zubehör. Er baute sieben Jahre daran. Palastbauten und Bauten auf dem TempelplatzAn seinem eigenen Hause baute Salomo dreizehn Jahre. Auch sein Haus vollendete er. Das Libanonwaldhaus baute er hundert Ellen lang, fünfzig breit und siebzig hoch, auf vier Zedernsäulengängen, mit Zedernbalken auf den Säulen. Die Decke war auch aus Zedernholz oberhalb der Bogen, die auf den fünfundvierzig Säulen, je fünfzehn in einer Reihe, lagen. Die Balken hatten drei Lagen, und so war dreimal ein Fenster dem anderen gegenüber. Alle Türen und Pfosten waren viereckig aus Holzrahmen. Ebenso stand dreimal eine Tür der anderen gegenüber. Die Säulenhalle machte er fünfzig Ellen lang und dreißig breit, davor eine Halle mit Säulen und Dach. Die Thronhalle und Gerichtshalle, die er machte und in der er Recht sprach, war mit Zedern vom Fußboden bis zum Gebälke gedeckt. Sein Haus, in dem er wohnte, im anderen Hof, einwärts von der Halle, war in gleicher Weise gebaut. Auch für Pharaos Tochter, die Salomo geheiratet hatte, machte er ein Haus gleich dieser Halle. Alles dies war aus kostbaren Steinen von Quadergröße, nach innen und außen mit der Säge geschnitten, und zwar vom Fundament bis zu den Kragsteinen. So war es von draußen bis zum großen Vorhof. Fundamentiert war es mit schweren, großen Steinen von zehn und Steinen von acht Ellen. Darüber lagen schwere Steine in Quadergröße und Zedernholz. Der große Vorhof bestand ringsum aus drei Quaderlagen und einer Lage Zedernbalken, ebenso wie der innere Vorhof im Hause des Herrn und des Hauses Säulenhalle. Und der König Salomo sandte hin und ließ Chiram von Tyrus holen. Er war der Sohn einer Witwe aus dem Stamme Naphtali. Sein Vater war ein Erzschmied aus Tyrus. Er war voll Weisheit, Einsicht und Geschick zur Ausführung von allerlei Erzarbeiten. So kam er zu König Salomo und machte alle seine Arbeiten. So bildete er die zwei Säulen aus Erz. Die Höhe der einen Säule war achtzehn Ellen. Ein Faden von zwölf Ellen umspannte die andere Säule. Er machte zwei Knäufe, um sie oben auf die Säulen zu setzen. Sie waren aus Erz gegossen. Die Höhe des einen Knaufes betrug fünf Ellen und fünf die des anderen. Netze, netzartige Arbeit, Kettchen, kettenartige Arbeit, für die Knäufe oben auf den Säulen, sieben für den ersten Knauf und sieben für den zweiten. Er machte Granatäpfel, zwei Reihen rings um das eine Netz, um damit die Knäufe oben an den Säulen zu bedecken. So machte er es auch für den zweiten Knauf. Die Knäufe oben an den Säulen waren lilienförmig, vier Ellen an Umfang. An den Knäufen oben an den zwei Säulen, oben und entlang der Ausbauchung jenseits des Netzwerkes, liefen zweihundert Granatäpfel in Reihen ringsum. Die Säulen stellte er im Vorhofe des Heiligtums auf, zur Rechten eine, die er Jakin hieß, und zur Linken eine, die er Boaz nannte. Oben auf den Säulen war ein lilienartiges Gebilde. So ward das Säulenwerk vollendet. Dann machte er das gegossene Meer, zehn Ellen von einem Rand bis zum anderen, ringsum rund, fünf Ellen hoch. Eine Schnur von dreißig Ellen umspannte es ringsum. Unterhalb seines Randes von zehn Ellen umgaben es Koloquinten. Sie liefen rings um das Meer, zwei Koloquintenreihen, bei seinem Guß mitgegossen. Es stand auf zwölf Rindern. Drei gekehrt nach Norden, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten. Auf ihnen stand das Meer. Ihre Rückseiten waren alle nach innen gerichtet. Seine Dicke betrug eine Handbreite, und sein Rand war wie ein Becherrand, lilienförmig gestaltet. Es faßte 2.000 Bat. Er machte zehn Gestühle aus Erz. Jedes Gestühl war vier Ellen lang, vier breit und drei hoch. Die Gestühle waren so gearbeitet: Sie hatten Leisten, und zwar Leisten zwischen den Sprossen. Auf den Leisten der Sprossen waren Löwen, Rinder und Cherube, ebenso auf den Sprossen. Ober- und unterhalb der Löwen und Rinder waren herablaufende Gewinde gearbeitet. Jedes Gestühl hatte vier eherne Räder und Achsen, an seinen vier Füßen Schulterstücke. Unterhalb des Beckens waren die Schulterstücke von über Mannesgröße angenietet, angegossen die Gewinde. Sein Mundstück war innerhalb des Knaufs eine Elle hoch darüber. Sein Mundstück war rund, anderthalb Ellen groß. Auch an seinem Mundstück befanden sich Reliefs, und seine Leisten bildeten ein Viereck, waren also nicht rund. Die vier Räder waren unterhalb der Leisten. Die Halter der Räder waren am Gestühl. Die Höhe eines jeden Rades betrug anderthalb Ellen. Die Räder waren wie Wagenräder gearbeitet. Ihre Halter, Felgen, Speichen und Naben, alles war gegossen. Vier Schulterstücke waren an den vier Ecken eines jeden Gestühls. Aus dem Gestühl kamen seine Schulterstücke hervor. Oben auf dem Gestühl war ein Aufsatz, eine halbe Elle hoch, rund ringsherum, und oben auf dem Gestühl kamen seine Halter und Leisten aus ihm. Er gravierte auf die Felder, Halter und Leisten Cherube, Löwen und Palmen nach eines jeden Raum, ebenso ringsum Blumengewinde. Also machte er die Gestühle. Sie waren alle aus einem Guß, einerlei Maß und Gestalt. Dann machte er zehn eherne Becken. Jedes Becken faßte vierzig Maß. Jedes Becken hatte vier Ellen. Ein Becken war auf jedem der zehn Gestühle. Er stellte von den Gestühlen fünf auf der Südseite und fünf auf der Nordseite des Hauses auf. Das Meer stellte er auf die Südseite des Hauses nach Osten, dem Süden gegenüber. Chiram machte die Töpfe, Schaufeln und Schalen. Und so vollendete Chiram alle Arbeiten, die er dem König Salomo für das Haus des Herrn fertigen mußte: zwei Säulen und zwei Kugeln der Knäufe oben auf den Säulen, die zwei Netze zur Bedeckung der zwei Knaufkugeln oben auf den Säulen, die vierhundert Granatäpfel für die zwei Netze, zwei Reihen Granatäpfel für jedes Netz zur Bedeckung der zwei Knaufkugeln oben auf den Säulen, die zehn Gestühle, die zehn Becken auf den Gestühlen, das eine Meer, die zwölf Rinder unter dem Meer, die Töpfe, Schaufeln und Schalen. Alle diese Geräte, die Chiram dem König Salomo für das Haus des Herrn gemacht hatte, waren aus poliertem Erz. In der Jordanau, zwischen Sukkot und Sartan, ließ der König sie in Tonformen gießen. Und Salomo stellte alle Geräte auf. Wegen der überaus großen Zahl war das Gewicht des Erzes nicht festgestellt worden. So machte Salomo alle Geräte, die im Haus des Herrn waren: den goldenen Altar, den goldenen Schaubrottisch, die Leuchter, fünf rechts und fünf links vor dem Hinterraum, aus Feingold, die goldenen Blütenlampen und Lichtscheren, die Becken, Messer, Schalen, Schüsseln und Pfannen aus Feingold. Auch die Angeln an der Flügeltür zum innersten Teil des Hauses, zum Allerheiligsten, und an der Flügeltüre des Hauses zum Heiligtum waren aus Gold. So ward das ganze Werk fertig, das König Salomo machen ließ. Salomo brachte auch seines Vaters David Weihegeschenke in das Haus des Herrn. Das Silber, das Gold und die Geräte legte er in die Schatzkammern im Haus des Herrn. TempelweiheDamals berief Salomo die Ältesten Israels und alle Stammeshäupter, die Fürsten der israelitischen Geschlechter, zum König Salomo nach Jerusalem, um des Herrn Bundeslade von der Davidsstadt, das ist Sion, hinaufzuführen. So sammelte sich beim König Salomo die ganze Mannschaft Israels im Monat Etanim, das ist im siebten Monat, am Feste. Da kamen alle Ältesten Israels, und die Priester trugen die Lade. Dann brachten sie die Lade des Herrn zum Festgezelt, ebenso alle heiligen Geräte im Zelt. So brachten sie die Priester und Leviten hinauf. Der König Salomo aber und Israels Gesamtgemeinde, die sich bei ihm eingefunden, standen mit ihm vor der Lade und opferten Schafe und Rinder, daß man sie nicht zählen noch berechnen konnte. Dann brachten die Priester des Herrn Bundeslade an ihren Ort im Hinterraum des Hauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherube. Denn die Cherube breiteten die Flügel über den Ort der Lade. So bedeckten die Cherube die Lade und ihre Stangen von oben her. Die Stangen waren so lang, daß die Stangenspitzen zwar vom Heiligtum gegen den Hinterraum hin gesehen werden konnten, aber von draußen nicht sichtbar waren. Sie blieben dort bis auf diesen Tag. In der Lade war nichts als die zwei steinernen Tafeln, die Moses am Horeb hineingelegt hatte, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit den Israeliten geschlossen, als sie aus Ägypterland zogen. Als aber die Priester das Heiligtum verließen, erfüllte die Wolke das Haus des Herrn. Und die Priester konnten wegen der Wolke nicht zur Dienstleistung hintreten, weil die Herrlichkeit des Herrn das Haus erfüllt hatte. Damals hat Salomo gesprochen: »Im Wetterdunkel hat der Herr gesprochen, er wolle Wohnung nehmen. Nun habe ich ein Haus für Dich zur Wohnung hergestellt, zu Deinem Wohnsitz einen Ort für ewige Zeiten.« Dann wandte sich der König um und segnete die ganze Gemeinde Israels. Die Gesamtgemeinde Israels stand unterdessen. Er sprach: »Gepriesen sei der Herr, Gott Israels, der schon durch seinen Mund mit David, meinem Vater, gesprochen hat und auch durch ihn erfüllt, was er geredet: "Seitdem ich Israel, mein Volk, einst aus Ägypten herausgeführt, habe ich aus keinem Stamme Israels eine Stadt erkoren, ein Haus darin zu bauen, daß dort mein Name sei. Doch ich erwählte David, auf daß er meinem Volke Israel vorstehe." Mein Vater David hatte zwar im Sinn, dem Herrn, dem Gotte Israels, für seinen Namen eine Stätte zu erbauen. Doch sprach der Herr zu meinem Vater David: "Daß du im Sinne hast, ein Haus zu bauen für meinen Namen, an diesem Plane hast du wohlgetan. Doch du sollst nicht dies Haus errichten. Dein Sohn, dein Leibessprosse, baue mir ein Haus für meinen Namen!" Der Herr bestätigte sein Wort, das er gesprochen. Ich trat an meines Vaters David Statt und setzte mich auf Israels Thron, wie es der Herr gesagt. Ich baute dieses Haus dem Herrn, dem Gott Israels, für seinen Namen. Ich machte einen Ort dort für die Lade, darin des Herren Bund sich findet, den er mit unseren Vätern abgeschlossen, als er sie aus Ägypterland geführt.« Dann trat Salomo vor den Altar angesichts der Gesamtgemeinde Israels, breitete seine Hände zum Himmel und sprach: "Herr, Gott Israels! / Kein Gott gleicht Dir, / nicht in dem Himmel droben, nicht auf der Erde unten, / der Du den gnadenvollen Bund bewahrest Deinen Dienern, / die mit dem ganzen Herzen vor Dir wandeln, der Du auch Deinem Knechte, meinem Vater, / gehalten hast, was Du ihm einst versprochen. / Du sprachest es mit Deinem Munde; / mit Deiner Hand ließt Du's erfüllt, wie's heute ist. Nun, Herr, Gott Israels! / Erfülle Deinem Knechte David, meinem Vater, / was Du ihm einst versprochen: / "Nie fehle dir vor mir ein Mann, / der sitzet auf dem Throne Israels, / falls deine Söhne nur auf ihren Weg so achten, / daß sie vor mir ihn wandeln, / so, wie auch du vor mir gewandelt bist.« Nun, Herr, Gott Israels! / Dein Wort bewahrheite sich jetzt, / das Du zu Deinem Knechte, meinem Vater David hast gesprochen. Soll denn in Wahrheit Gott auf Erden wohnen? / Dich fassen nicht der Himmel, noch der Himmel Himmel, / geschweige dieses Haus, das ich erbaut. Doch wende Dich dem Flehgebete Deines Knechtes zu, Du Herr, mein Gott, / daß Du das Rufen und das Beten hörest, / das heute Dein Knecht vor Dir vollzieht! Laß Deine Augen über diesem Hause offenstehen bei Tag und Nacht, / hier über diesem Ort, von dem Du ausgesagt: / "Mein Name wird hier sein", / um das Gebet zu hören, / das hier Dein Knecht verrichtet! Hör auf das Flehen Deines Knechtes und Deines Volkes Israel, / die hier an diesem Orte beten! / Vernimm es an der Stätte, wo Du thronst, im Himmel! / Erhör es dann! Verzeih! Wenn jemand gegen seinen Nächsten fehlt, / und man verlangt von ihm den Eid, / er soll's beschwören, / und kommt er zu dem Eid in dieses Haus vor Deinen Altar, so greife Du, im Himmel hörend, ein! / Schaff Deinen Dienern Recht, / daß Du den Schuldigen bestrafst / und auf sein Haupt sein Tun läßt fallen / und freisprichst den, der ohne Schuld, / und ihm nach seiner Unschuld lohnest! Wird von dem Feinde Israel, Dein Volk, geschlagen, / dieweil es sich an Dir verfehlt, / und sie bekehren sich zu Dir und preisen Deinen Namen / und flehn zu Dir, in diesem Hause betend, hör Du im Himmel! / Vergib die Sünde Deines Volkes Israel! / Laß seßhaft sie verbleiben auf der Scholle, / die ihren Vätern Du verliehen! Und ist der Himmel fest verschlossen / und fällt kein Regen mehr, / weil gegen Dich sie sich verfehlt, / und beten sie alsdann an dieser Stätte / in dem Bekenntnis Deines Namens / und kehren sie von ihrer Sünde, / dieweil Du sie gebeugt, dann hör es, Du im Himmel! / Vergib die Sünde Deiner Knechte / und Deines Volkes Israel Vergehen! / Den guten Weg, auf dem sie wandeln sollen, weise ihnen! / Send Regen Deinem Lande, / das Du zum Erbteil Deinem Volk verliehen! Und wäre Hungersnot im Lande / und wären Pest, Getreidebrand, Vergilbung, Heuschrecken / und sonstig Ungeziefer da, / bedrängte es sein Feind in seiner Tore Pforten / und käme irgendwelche Plage, irgendwelche Krankheit, bei jeder Klage, jeder Bitte, sei's von irgendeinem Menschen, / sei es von Deinem ganzen Volke Israel, / wer je ein Leid in seinem Herzen trägt / und hin nach diesem Hause seine Hände breitet, den hör im Himmel Du! / Vergib an jener Stätte, wo Du thronest! / Gib jeglichem nach seinem ganzen Wandel, / sowie sein Herz Du kennst! / Denn Du allein kennst aller Menschenkinder Herz. Dann fürchten sie Dich alle Zeit, / solang sie auf der Scholle leben, / die unsern Vätern Du verliehen. Doch auch der fremde Mann, der nicht zu Deinem Volke Israel gehört, / wenn er aus fremdem Lande kommt um Deines Namens willen - sie hören ja von Deinem großen Namen, / von Deiner starken Hand und Deinem ausgestreckten Arm - / wenn dieser hergepilgert und bei diesem Hause betet, hör Du im Himmel, Deiner Wohnstatt, / und tu all das, worum der Fremdling zu Dir ruft, / daß alle Erdenvölker Deinen Namen kennenlernen, / daß sie Dich also fürchten, gleich Deinem Volke Israel, / und daß sie inne werden, / daß über diesem Haus, das ich erbaut, / Dein Name ausgerufen ist! Und zieht Dein Volk zum Streite wider Deine Feinde / des Wegs, den Du sie sendest, / und beten sie zum Herrn, hin nach der Stadt, die Du erwählt, / und nach dem Haus, das ich errichtet Deinem Namen, hör Du im Himmel ihr Gebet und Flehen! / Schaff ihnen Sieg! Und wenn sie sich an Dir verfehlt / - kein Mensch ist, der nicht sündigte - / und wenn Du ihnen zürntest und sie dem Feinde überliefertest / und ihre Zwingherrn sie in Feindesland verschleppten, nah oder fern, und gehen sie im Land, wo sie gefangen sind, in sich, / bekehren sich und flehn zu Dir in ihrer Zwingherrn Land / und sprechen: "Gesündigt haben wir und schlecht gehandelt und gefrevelt", und sie bekehren sich zu Dir von ganzem Herzen, ganzer Seele / im Lande ihrer Feinde, die sie weggeschleppt, / und beten sie zu Dir nach ihrem Lande hin, / das ihren Vätern Du verliehen, / hin zu der Stadt, die Du erwählt, / hin zu dem Haus, das ich errichtet Deinem Namen, hör Du im Himmel, Deines Thronens Ort, / ihr Flehen und Gebet! / Schaff ihnen Recht! Verzeih dann Deinem Volk, was es an Dir gefehlt, / und alle ihre Missetaten, / womit sie gegen Dich sich je vergangen! / Laß ihnen Huld von ihren Zwingherrn widerfahren, / daß diese ihrer sich erbarmen! Sie sind Dein Volk, Dein Eigentum, / das Du einst aus Ägypten weggeführt, / dort mitten aus dem Schmelzofen des Eisens. Laß Deine Augen offenstehen für das Flehen Deines Dieners / und für das Flehen Deines Volkes Israel! / Daß Du in allem sie erhörst, worum sie Dich anrufen! Du hast zum Eigentum sie ausgesondert / aus allen Erdenvölkern, / wie Du durch Moses, Deinen Knecht, verheißen, / als Du einst unsre Väter aus Ägypten führtest, Herr, mein Herr!"« Als Salomo all dieses Flehen und Beten zum Herrn beendigt hatte, stand er von dem Platze vor des Herrn Altar auf, wo er auf den Knien gelegen und seine Hände zum Himmel gebreitet hatte. Dann trat er vor und segnete mit lauter Stimme die Gemeinde Israels und sprach: »Gepriesen sei der Herr, der Ruhe seinem Volke Israel geschenkt, / ganz so, wie er's verheißen hat! / Von all den herrlichen Verheißungen, / die er durch seinen Diener Moses einst gegeben, / ist auch nicht eine einzige ausgeblieben. Mit uns sei unser Herr und Gott, / wie er mit unsern Vätern einst gewesen! / Ach, er verlaß uns nicht, verstoß uns nicht! Er lenke unsre Herzen zu sich hin, / daß wir auf allen seinen Wegen wandeln / und seine Vorschriften, Gesetze und Verordnungen beachten, / die er einst unsern Vätern anbefohlen! So mögen diese meine Worte, / die ich vorm Herrn im Flehgebete ausgesprochen, / ganz nahe sein dem Herren, unserm Gott, bei Tag und Nacht, / auf daß er seinem Knecht und seinem Volke Israel / nach eines jeden Tags Bedürfnis Recht verschaffe! So kommen alle Erdenvölker zu der Einsicht, / daß nur der Herr ist Gott und keiner sonst. Und euer Herz sei ganz beim Herren, unserm Gott, / daß ihr nach seinen Rechten wandelt / und das, was er gebietet, haltet, so wie heute!« Dann opferten der König und ganz Israel mit ihm vor dem Herrn Schlachtopfer. Als Dankopfer, das er dem Herrn opferte, brachte Salomo 22.000 Rinder und 12.000 Schafe dar. So weihten sie das Haus des Herrn ein, der König und alle Söhne Israels. An jenem Tag hatte der König den mittleren Teil des Vorhofes vor dem Hause des Herrn eingeweiht. Denn er hatte dort das Brand- und das Speiseopfer bereitet sowie die Fettstücke des Mahlopfers. Der eherne Altar, der vor dem Herrn stand, war nämlich zu klein, um das Brand- und das Speiseopfer sowie die Fettstücke des Mahlopfers zu fassen. So feierte Salomo in jener Zeit das Fest, mit ihm ganz Israel, eine große Gemeinde von da, wo es nach Hamat geht, bis zu Ägyptens Bach, vor dem Herrn, unserem Gott, sieben Tage lang und nochmals sieben Tage, vierzehn Tage. Am achten Tage aber hatte er das Volk entlassen. Sie segneten den König und gingen in ihre Heimat, fröhlich und guten Mutes wegen all des Guten, das der Herr seinem Diener David und seinem Volke Israel getan. Salomos UnternehmungenAls Salomo mit dem Bau des Hauses des Herrn und des königlichen Hauses und mit jedem Plane, den Salomo auszuführen wünschte, fertig war, erschien der Herr dem Salomo zum zweitenmal, wie er ihm zu Gibeon erschienen war. Und der Herr sprach zu ihm: »Dein Flehgebet, das du vor mich gebracht, das habe ich gehört. Ich heilige dieses Haus, das du mir erbaut hast, um meinen Namen hier für immer sein zu lassen. Hier weilen meine Augen und mein Herz für immer. Und wandelst du vor mir so, wie dein Vater David einst gewandelt, in Herzenseinfalt und in Redlichkeit, und tust du, wie ich dir geboten, befolgst du meine Vorschriften und Satzungen, dann stelle ich für immer über Israel deines Königtums Thron so, wie ich deinem Vater David einst verheißen: "Dir soll es auf Israels Thron nie an einem Manne fehlen.« Doch fallt ihr und eure Söhne von mir ab, befolgt ihr nicht meine Vorschriften und Satzungen, die ich euch vorlege, und geht ihr hin und dienet anderen Göttern, sie anbetend, dann tilge ich Israel vom Boden, den ich ihnen einst gegeben, verwerfe dann das Haus, das meinem Namen geweiht, von meinem Angesicht. Zum Sprichwort und zum Hohn wird Israel bei allen Völkern. Dies Haus wird umgestürzt. Wer daran vorüberzieht, entsetzt sich darob und zischt darüber. Und fragt man: "Warum tat diesem Land und diesem Hause so der Herr?", dann wird man sagen: "Weil sie ihren Gott und Herrn verlassen, der ihre Väter aus Ägypten weggeführt, und sich an andere Götter halten, sie anbeten und ihnen dienen, drum hat der Herr all dieses Unheil über sie gebracht."« Volle zwanzig Jahre hatte Salomo an den beiden Häusern gebaut, an dem Hause des Herrn und an dem königlichen Hause. Chiram, der König von Tyrus, hatte Salomo mit Zedern- und Zypressenbalken und Gold unterstützt, soviel er wünschte. Damals gab der König Salomo dem Chiram zwanzig Städte in dem Landstrich Galiläa. Und Chiram kam von Tyrus, die Städte zu besichtigen, die ihm Salomo gegeben hatte. Aber sie gefielen ihm nicht. Und er sprach: »Was sollen diese Städte, die du mir gegeben hast, mein Bruder?« So nannte man sie »Land Kabul« bis auf diesen Tag. Chiram aber sandte dem König hundertzwanzig Talente Gold. Und so verhielt es sich mit der Fron, die der König Salomo erhob, um das Haus des Herrn zu bauen, sein Haus, die Bastei und die Mauern Jerusalems, sowie Chasor, Megiddo und Gezer. Der Pharao, Ägyptens König, war nämlich heraufgezogen, hatte Gezer erobert und eingeäschert, die kanaanitischen Bewohner der Stadt niedergemetzelt und diese dem Weibe Salomos, seiner Tochter, als Mitgift gegeben. Salomo baute nun Gezer wieder auf, ebenso das untere Betchoron, Baalat, Tamar in der bewohnten Steppe, ferner alle Vorratsstädte Salomos, die Wagenstädte, die Rossestädte und was Salomo sonst noch geplant, zu Jerusalem und auf dem Libanon, überhaupt im ganzen Bereiche seiner Herrschaft zu bauen. Alles Volk, das übrig war von den Amoritem, Chittitern, Perizzitern, Chiwitern und Jebusitern, die nicht zu den Israeliten gehörten, ihre Kinder, die nach ihnen im Land waren und die die Israeliten nicht auszurotten vermochten, hob Salomo zum Frondienste aus bis auf diesen Tag. Von den Israeliten aber machte Salomo niemand zum Sklaven. Sie waren seine Krieger, Diener, Obersten und Wagenkämpfer und die Befehlshaber über seine Wagen und Reiter. Es waren 550 Oberste über den Vögten, die über Salomos Werk gesetzt waren und die das Volk beaufsichtigten, das am Werk arbeitete. Kaum war Pharaos Tochter aus der Davidsstadt in ihr Haus gezogen, das er ihr gebaut hatte, so baute er die Bastei. Salomo opferte dreimal im Jahre Brand- und Mahlopfer auf dem Altar, den er dem Herrn gebaut hatte. Auch brachte er Räucherwerk auf ihm dar, der vor dem Herrn stand. Auch besserte er das Haus aus. Auch Schiffe ließ der König Salomo anfertigen in Esiongeber bei Elot am Ufer des Schilfmeeres im Lande Edom. Und Chiram schickte zu Schiff seine Diener, meerkundige Schiffsleute, zusammen mit Salomos Dienern. Sie kamen nach Ophir und holten von dort 420 Talente Gold und brachten es dem König Salomo. Die Königin von SabaDie Königin von Saba nun hörte den Ruhm Salomos, des Geweihten des Herrn. So kam sie, ihn mit Rätseln zu prüfen. Und sie kam mit sehr großem Gefolge nach Jerusalem. Kamele trugen Spezereien und Gold in sehr großer Menge, dazu Edelsteine. So kam sie zu Salomo. Da besprach sie mit ihm alles, was sie auf dem Herzen hatte. Und Salomo gab ihr auf alle ihre Fragen Antwort. Nichts war dem König verborgen, was er ihr nicht beantwortet hätte. Die Königin von Saba sah nun all die Weisheit Salomos, das Haus, das er gebaut hatte, die Speisen seines Tisches, das Sitzen seiner Diener, das Aufwarten seiner Bedienten, ihre Gewandung und seine Mundschenken und seinen Aufzug, in dem er zum Haus des Herrn hinaufzuziehen pflegte. Da war sie außer sich. Sie sprach zum König: »Wahrheit ist es, was ich in meinem Lande von deinen Sachen und deiner Weisheit vernommen habe. Ich habe der Kunde nicht geglaubt, bis ich gekommen bin und es dann mit eigenen Augen sah. Mir ist nicht die Hälfte gesagt worden. Du hast viel mehr Weisheit und Güte, als das Gerücht besagt, das ich vernahm. Glücklich deine Mannen! Glücklich diese deine Diener, die allzeit vor dir stehen und deine Weisheit hören! Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen gefunden, um dich auf Israels Thron zu setzen! Weil der Herr allzeit Israel liebt, hat er dich zum König eingesetzt, um Recht und Gerechtigkeit zu üben.« Und sie gab dem König 120 Talente Gold und sehr viel Spezereien und Edelsteine. Niemals wieder waren Spezereien in solcher Menge hergekommen, wie die Königin von Saba dem König Salomo gab. Auch Chirams Schiff, das Gold aus Ophir holte, brachte aus Ophir Aloëholz und Edelsteine in großer Menge. Und der König machte aus dem Aloëholz Fußsteige für das Haus des Herrn und das königliche Haus sowie Zithern und Harfen für die Sänger. Solches Aloëholz war nicht mehr gekommen und nicht mehr gesehen worden bis auf diesen Tag. Der König Salomo aber erfüllte der Königin von Saba alle ihre Wünsche über das hinaus, was er ihr schenkte, wie es nur König Salomo konnte. Dann kehrte sie um und zog mit ihren Dienern in ihr Land. Das Gewicht des Goldes, das für Salomo in einem Jahr einlief, betrug 666 Goldtalente, ohne die Abgaben der Großkaufleute und den Handelsertrag der Kaufleute und ohne das, was alle abgabepflichtigen Könige und die Statthalter des Landes lieferten. Der König Salomo machte 200 Schilde von geschlagenem Gold. Für jeden Schild belief es sich auf 600 Ring Gold. Bei 300 Schildchen aus geschlagenem Gold belief es sich für ein Schildchen auf drei Minen Gold. Der König tat sie in das Libanonwaldhaus. Ferner machte der König einen großen Elfenbeinthron und überzog ihn mit Gold und Feingold.  Sechs Stufen hatte der Thron. Das Oberteil hinten am Thron war gerundet. Armlehnen waren am Sitzplatz zu beiden Seiten, und neben den Lehnen standen zwei Löwen. Zwölf Löwen standen dort auf sechs Stufen zu beiden Seiten. Solches war für kein anderes Königreich gemacht worden. Alle Trinkgefäße des Königs Salomo waren von Gold. Von feinem Gold waren alle Geräte des Libanonwaldhauses. Silber galt zu Salomos Zeiten für nichts. Denn der König Salomo hatte auf dem Meere ein Tarsisschiff bei Chirams Flotte. Alle drei Jahre kam ein Tarsisschiff, beladen mit Gold und Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen. So übertraf der König Salomo alle Könige der Erde an Reichtum und Weisheit. Alle Welt suchte Salomo zu sehen und seine Weisheit zu hören, die ihm Gott ins Herz gelegt hatte. So brachten sie ein jeder seine Gabe, silberne und goldene Geräte, Gewänder, Waffen, Spezereien, Rosse und Maultiere, Jahr für Jahr. Salomo beschaffte sich auch zahlreiche Wagen und Rosse. Er hatte 1.400 Wagen und 12.000 Reiter. Diese legte er in die Wagenstädte und in die Umgebung des Königs nach Jerusalem. Der König machte das Silber zu Jerusalem den Steinen gleich und die Zedern den Maulbeerbäumen in der Niederung; so viele gab es davon. Die Ausfuhr der Rosse, die Salomo besaß, kam aus Ägypten. Auch aus Kue holten sie die königlichen Händler gegen Bezahlung. Ein Wagen kam bei der Einfuhr aus Ägypten auf sechshundert Silberlinge und ein Roß auf hundertundfünfzig. Ebenso kamen sie durch ihre Vermittlung zu allen chittitischen und aramäischen Königen. Salomos AbgöttereiDer König Salomo aber liebte vielerlei fremdländische Weiber, neben der Pharaotochter Moabitinnen, Ammonitinnen, Edomitinnen, Sidonierinnen, Chittiterinnen, aus den Heidenvölkern, von denen der Herr den Israeliten gebot: »Ihr sollt nicht zu ihnen kommen, noch dürfen sie zu euch kommen! Sonst werden sie euer Herz zu ihren Göttern verführen!« An solchen hing Salomo mit Liebe. Er hatte 700 eigentliche Frauen und 300 Nebenweiber. Und seine Weiber verführten ihn. Als Salomo zu altern begann, verführten seine Weiber sein Herz zu anderen Göttern hin. Und sein Herz war nicht mehr ganz mit dem Herrn, seinem Gott, wie seines Vaters David Herz. So folgte Salomo der sidonischen Göttin Astoret und dem ammonitischen Scheusal Milkom. Und Salomo tat, was dem Herrn mißfiel, und folgte nicht bis zuletzt dem Herrn wie sein Vater David. Damals baute Salomo eine Höhe für Kamos, Moabs Scheusal, auf dem Berge östlich von Jerusalem, und für das ammonitische Scheusal Moloch. So tat er für alle fremdländischen Weiber, die ihren Göttern räucherten und opferten. Da zürnte der Herr über Salomo, weil sich sein Herz abgewandt hatte vom Herrn, dem Gott Israels, der ihm zweimal erschienen war. Und er hatte ihm dies verboten, anderen Göttern nachzugehen. Aber er hatte nicht gehalten, was der Herr ihm geboten hatte. Darum sprach der Herr über Salomo: »Weil du dies im Sinn gehabt und meinen Bund und meine Vorschriften nicht eingehalten, die ich dir aufgetragen, darum entreiße ich dir nun das Königtum und gebe es deinem Knechte. Jedoch bei deinen Lebzeiten tue ich es nicht, um deines Vaters David willen. Doch deinem Sohn entreiße ich es. Doch nicht das ganze Reich entreiße ich ihm. Ich lasse deinem Sohne einen Stamm um meines Dieners David willen und wegen Jerusalems, das ich erwählt.« Und der Herr stellte dem Salomo einen Widersacher auf im Edomiter Hadad aus königlichem Geschlecht zu Edom. Damals als David Edom bestrafte und der Feldhauptmann Joab hinaufzog, die Erschlagenen zu begraben, und alle waffenfähigen Männer in Edom niederhieb - denn Joab blieb sechs Monate dort mit ganz Israel, bis er alle waffenfähigen Männer in Edom ausgerottet hatte -, da floh Hadad zusammen mit einigen Edomitern von seines Vaters Dienern nach Ägypten. Hadad aber war noch ein kleiner Knabe. Sie brachen aus Midian auf und kamen nach Paran. Aus Paran nahmen sie Leute mit sich und kamen nach Ägypten zu Pharao, Ägyptens König. Und er gab ihnen ein Haus und wies ihnen einen Unterhalt an. Auch Land gab er ihnen. Und Hadad fand viel Gunst bei Pharao. So gab er ihm die Schwester seines Weibes, die Schwester der Herrin Tachpenes, zum Weibe. Die Schwester der Tachpenes gebar ihm seinen Sohn Genubat. Und Tachpenes gab ihm die erste Erziehung im Haus des Pharao. So blieb Genubat in Pharaos Haus inmitten der Söhne Pharaos. Hadad hörte nun in Ägypten, David habe sich zu seinen Vätern gelegt und der Feldhauptmann Joab sei tot, da sprach Hadad zu Pharao: »Entlasse mich, daß ich in mein Land ziehe!« Da sprach Pharao zu ihm: »Was fehlt dir denn bei mir, daß du in dein Land zu ziehen suchst?« Er sagte: »Nichts. Aber entlasse mich!« Dann erweckte ihm Gott einen Widersacher in Eljadas Sohn Rezon, der von Hadadezer, seinem Herrn, dem König von Soba, entflohen war. Er sammelte Leute um sich und ward Oberster einer Streifschar, als David jene tötete. Sie zogen nach Damaskus und siedelten hier. Dann herrschten sie in Damaskus. So ward er Widersacher für Israel die ganze Zeit Salomos, wie das Unheil des Hadad. Er war Israel abgeneigt, solange er König über Aram war. Jeroboam, Nebats Sohn, ein Ephratite von Hassereda ("Burg"), dessen Mutter, eine Witwe, Serua hieß, war ein Diener Salomos. Er aber empörte sich gegen den König. Dies ist der Grund, weshalb er die Hand gegen den König erhob. Salomo baute die Bastei und schloß die Lücke in seines Vaters David Stadt. Der Mann Jeroboam aber war sehr tüchtig. Auch Salomo sah, daß der junge Mann ein tätiger Arbeiter war. Da machte er ihn zum Aufseher über allen Frondienst des Hauses Joseph. In jener Zeit ging Jeroboam aus Jerusalem. Da traf ihn unterwegs der Prophet Achia, der Silonite. Er aber war in einen neuen Mantel gehüllt, und die beiden waren allein auf dem Felde. Da faßte Achia den neuen Mantel, den jener anhatte, und zerriß ihn in zwölf Stücke. Dann sprach er zu Jeroboam: »Nimm dir zehn Stücke! Denn also spricht der Herr, Gott Israels: "Siehe! Ich entreiße Salomo die Herrschaft und gebe dir zehn Stämme. Nur ein Stamm wird ihm wegen meines Dieners David bleiben und um Jerusalems willen, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt. Sie haben mich verlassen und Sidons Göttin, die Astoret, angebetet, den Moabitergötzen Kamos sowie den Ammonitergötzen Milkom und sind auf meinen Wegen nicht gewandelt, zu tun, was recht in meinen Augen, das heißt meine Vorschriften und Satzungen, gleich seinem Vater David; ich nehme ihm aber nicht die ganze Herrschaft weg; ich lasse ihn als Fürsten noch, solange er lebt, um meines Dieners David willen, den ich erwählt und der auch meine Vorschriften und Satzungen beachtet hat. Doch seinem Sohne nehme ich das Reich und gebe dir es, die zehn Stämme. Nur einen Stamm noch lasse ich, seinem Sohne, daß meinem Diener David vor mir allezeit eine Leuchte bleibe in Jerusalem, der Stadt, die mir auserwählt, um meinen Namen darein zu setzen. Dich wähle ich. So herrsche ganz nach deinem Wunsche! Sei König über Israel! Gehorchst du in allem, was ich dir gebiete, und wandelst du auf meinen Wegen und tust, was recht in meinen Augen, und wahrst du meine Satzungen und Vorschriften, so wie mein Diener David einst getan, dann bin ich auch mit dir und baue dir ein Haus, so fest, wie ich es David auferbaut. Ich will dir Israel geben. Dem Stamme Davids lege ich dazu Entbehrung auf, doch nicht für immer."« Salomo suchte nun Jeroboam zu töten. Jeroboam aber machte sich auf und floh nach Ägypten zu Ägyptens König Sisak. Und er blieb in Ägypten bis zu Salomos Tode. Ist nicht der Rest der Geschichte Salomos, alles, was er getan, und seine Weisheit, im Buche der Geschichte Salomos aufgezeichnet? Die Zeit, die Salomo in Jerusalem über ganz Israel regierte, betrug vierzig Jahre. Salomo legte sich dann zu seinen Vätern und ward in der Stadt seines Vaters David begraben. Und sein Sohn Rechabeam ward an seiner Statt König. RechabeamRechabeam ging nun nach Sichem. Denn ganz Israel war nach Sichem gegangen, ihn zum König zu machen. Davon hörte Nebats Sohn Jeroboam. Er war noch in Ägypten, wohin er vor dem König Salomo geflohen war. Jeroboam saß also in Ägypten. Nun sandte man hin und ließ ihn rufen. So kam Jeroboam und die ganze Gemeinde Israels. Sie sprachen zu Rechabeam also: »Dein Vater hat uns ein hartes Joch auferlegt. Erleichtere uns deines Vaters harten Dienst und sein schweres Joch, das er uns auferlegt, und wir wollen dir dienen!« Er aber sprach zu ihnen: »Geht und kommt in drei Tagen wieder zu mir!« Und das Volk ging weg. Da beriet sich König Rechabeam mit den Ältesten, die vor seinem Vater Salomo zu seinen Lebzeiten gestanden, und sprach: »Wie ratet ihr, dies Volk zu bescheiden?« Sie sprachen zu ihm: »Bist du heute diesem Volke dienstwillig, fügst dich ihnen und gibst ihnen freundlichen Bescheid, so werden sie dir allzeit Diener sein.« Er aber kehrte sich nicht an den Rat der Alten, die ihn beraten hatten, sondern beriet sich mit den Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren und vor ihm standen. Er sprach zu ihnen: »Wie ratet ihr, dies Volk zu bescheiden, das zu mir gesprochen: "Mach leichter das Joch, das uns dein Vater aufgelegt hat!"« Da sprachen zu ihm die Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren: »Also sprich zu diesem Volke, das zu dir gesprochen: "Dein Vater hat uns ein schweres Joch auferlegt; mach du nun unser Joch leichter!" So sprich zu ihnen: "Mein kleiner Finger ist stärker als meines Vaters Lenden. Nun denn! Mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt. Ich aber will euer Joch noch härter machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt. So will ich euch mit Skorpionen züchtigen."« Am dritten Tage kam nun das ganze Volk zu Rechabeam, wie der König gesagt hatte: »Kommt am dritten Tage wieder zu mir!« Da fuhr der König das Volk hart an; denn er hielt sich nicht an den Rat der Alten, die ihn beraten hatten. Er sprach nach der Jungen Rat zu ihnen: »Mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt. Ich aber mache euer Joch noch schwerer. Mein Vater züchtigte euch mit Peitschen. Ich aber züchtige euch mit Skorpionen.« Also gab der König dem Volk keine Gehör. Denn so war es vom Herrn verhängt worden, damit er sein Wort bestätigte, das der Herr durch den Siloniten Achia zu Nebats Sohn Jeroboam gesprochen hatte. So sah ganz Israel, daß der König ihnen kein Gehör schenkte. Da gab das Volk dem König diesen Bescheid. »Was haben wir gemein mit David? Wir nehmen keinen Anteil mehr am Isaisohne. Zu deinen Zelten, Israel! Nun schau nach deinem Hause, David!« So ging Israel zu seinen Zelten. So blieb Rechabeam nur noch König über die Israeliten, die in Judas Städten wohnten. Da sandte der König Rechabeam den Fronmeister Adoniram hin. Aber ganz Israel steinigte ihn zu Tode. Der König Rechabeam selbst hatte noch rasch auf seinen Wagen springen und nach Jerusalem fliehen können.  So fiel Israel vom Davidshause ab bis auf diesen Tag. Als aber ganz Israel hörte, daß Jeroboam zurückgekehrt sei, sandten sie hin und ließen ihn zur Versammlung rufen. Da machten sie ihn zum König über ganz Israel. Niemand hielt mehr zu Davids Haus als allein der Stamm Juda. Rechabeam kam nun nach Jerusalem. Da sammelte er das ganze Haus Juda und den Stamm Benjamin. 180.000 erlesene Krieger, zum Kampfe gegen das Haus Israel, um das Königtum für Salomos Sohn Rechabeam zurückzugewinnen. Da erging Gottes Wort an den Gottesmann Semaja: »Sprich zu dem Sohne Salomos Rechabeam, dem König von Juda, und zu dem ganzen Hause Juda und zu Benjamin und zu dem übrigen Volke so: "So spricht der Herr: Zieht nicht hinauf und kämpft nicht gegen eure israelitischen Brüder! Kehrt alle heim! Durch mich ist es so gefügt."« Sie hörten auf das Wort des Herrn und kehrten heim nach des Herrn Wort. Jeroboam baute nun Sichem auf dem Gebirge Ephraim aus und wohnte darin. Dann zog er von dort fort und baute Penuel aus. Jeroboam aber dachte bei sich: »Jetzt kann die Herrschaft wieder an Davids Haus zurückfallen. Zieht dieses Volk hinauf, Schlachtopfer im Haus des Herrn zu Jerusalem darzubringen, dann fällt das Herz dieses Volkes wieder ihrem Herrn zu, Rechabeam, dem König von Juda. Dann bringen sie mich um und kehren wieder zum König von Juda Rechabeam zurück. Da beriet sich der König. Dann machte er zwei goldene Kälber und sprach zu jenen: »Lange genug seid ihr nach Jerusalem hinaufgezogen. Hier, Israel, ist dein Gott, der dich aus Ägypterland geführt hat.« Das eine stellte er zu Betel auf. Das andere tat er nach Dan. Dies ward Anlaß zur Sünde. Das Volk zog vor das eine bis nach Dan. Auch machte er ein Höhenhaus und bestellte aus des Volkes Vornehmen Priester, die nicht zu den Levisöhnen gehörten. Auch stiftete Jeroboam am fünfzehnten Tage des achten Monats ein Fest wie das in Juda. Er selbst stieg zum Altar hinauf. Ebenso stiftete er ein solches zu Betel, um den Kälbern zu opfern, die er gemacht hatte. Zu Betel stellte er auch die Priester für die Höhen an, die er gemacht hatte. Er stieg nun zu dem Altar hinauf, den er in Betel gemacht hatte, am fünfzehnten Tage des achten Monats, in dem Monat, den er sich selbst allein erdacht hatte. Und er stiftete für die Israeliten ein Fest. Eben stieg er zum Altar, um zu räuchern. Zwei ProphetenDa kam ein Gottesmann aus Juda auf des Herrn Geheiß nach Betel. Jeroboam stand gerade am Altar, um zu räuchern. Jener rief gegen den Altar auf des Herrn Geheiß und sprach: »Altar! Altar! So spricht der Herr: "Ein Sohn wird einst dem Davidshaus geboren. Josias ist sein Name. Er wird auf dir die Höhenpriester schlachten, die auf dir räuchern, und Menschenknochen wird man dann auf dir verbrennen."« Auch gab er an jenem Tage ein Wahrzeichen an. Er sagte: »Dies ist das Wahrzeichen, das der Herr gibt: Der Altar wird zerbersten und die Fettasche darauf verschüttet werden.« Der König aber hörte des Gottesmannes Wort, das dieser gegen den Altar zu Betel ausgesprochen. Da streckte Jeroboam seine Hand vom Altar herab und sprach: »Ergreifet ihn!« Da verdorrte seine Hand, die er gegen ihn ausgestreckt hatte. Er konnte sie nicht mehr an sich ziehen. Und der Altar barst, und die Fettasche ward vom Altare herab verschüttet, nach dem Wahrzeichen, das der Gottesmann auf des Herrn Geheiß angegeben hatte. Da hob der König an und sprach zum Gottesmann: »Begütige doch den Herrn, deinen Gott, und bete für mich, daß ich wieder meine Hand an mich ziehen kann!« Da begütigte der Gottesmann den Herrn, und des Königs Hand kam wieder zu ihm zurück. Sie ward wie zuvor. Da sprach der König zu dem Gottesmann: »Komm zu mir ins Haus und labe dich! Ich will dir ein Geschenk geben.« Da sprach der Gottesmann zum König: »Gäbest du mir auch die Hälfte deines Hauses, so käme ich nicht mit dir. Ich esse weder Brot, noch trinke ich Wasser an diesem Orte. Denn so hat man mir durch des Herrn Worte befohlen: "Iß kein Brot und trinke kein Wasser und gehe den Weg nicht wieder, den du gegangen bist!"« So ging er auch einen anderen Weg und kehrte nicht auf dem Weg zurück, auf dem er nach Betel gekommen war. Nun wohnte zu Betel ein alter Prophet. Seine Söhne kamen und erzählten ihm alles, was damals der Gottesmann zu Betel getan, und die Worte, die er zum König gesprochen. Als sie das ihrem Vater erzählten, fragte sie ihr Vater: »Welchen Weg ist er von dannen gezogen?« Da wiesen ihm seine Söhne den Weg, den der Gottesmann aus Juda gezogen war. Er sprach zu seinen Söhnen: »Sattelt mir den Esel!« Sie sattelten ihm den Esel, und er bestieg ihn. So ritt er dem Gottesmanne nach und fand ihn unter einer Terebinthe sitzen. Dieser sprach zu ihm: »Bist du der Gottesmann aus Juda?« Er sprach: »Ja.« Da sprach er zu ihm: »Geh mit mir heim und iß Brot!« Er sprach: »Ich kann nicht mit dir umkehren und dich begleiten. Ich esse an diesem Ort kein Brot und trinke bei dir kein Wasser. Denn ein Wort ist an mich ergangen auf des Herrn Geheiß hin: "Du darfst kein Brot essen und dort kein Wasser trinken. Du darfst nicht auf dem Wege, den du gegangen, zurückgehen."« Da sprach er zu ihm: »Auch ich bin ein Prophet wie du. Ein Engel hat eben zu mir auf des Herrn Geheiß hin gesprochen: "Bring ihn wieder mit dir heim, daß er Brot esse und Wasser trinke!"« So belog er ihn. Da kehrte er mit ihm um und aß in seinem Hause Brot und trank Wasser. Sie saßen eben bei Tische. Da erging das Wort des Herrn an den Propheten, der ihn zurückgeholt hatte. Und er rief dem Gottesmanne aus Juda also zu: »So spricht der Herr: "Verletzt hast du des Herrn Befehl, nicht das Gebot befolgt, das dir der Herr, dein Gott, gegeben. Du kehrtest um und aßest Brot und trankest Wasser an dem Ort, von dem er dir gesagt: »Iß weder Brot noch trinke Wasser!« So kommt dein Leichnam nicht in deiner Väter Grab."« Nachdem er Brot gegessen und hernach getrunken hatte, sattelte er ihm den Esel, dem Propheten, den er zurückgeholt hatte. So zog er fort. Da traf ihn unterwegs ein Löwe und tötete ihn. Sein Leichnam lag ausgestreckt auf dem Weg. Und der Esel stand daneben. Auch der Löwe blieb neben dem Leichnam stehen. Da kamen Leute vorüber und sahen den Leichnam auf dem Wege liegen und den Löwen bei dem Leichnam stehen. Da kamen sie und erzählten es in der Stadt, wo der alte Prophet wohnte. Dies hörte der Prophet, der ihn zurückgeholt hatte. Da sprach er: »Das ist der Gottesmann, der des Herrn Befehl verletzt hat. So gab der Herr ihn dem Löwen preis, der ihn zermalmte und tötete gemäß des Herrn Wort, das er zu ihm geredet hatte.« Dann sprach er zu seinen Söhnen: »Sattelt mir den Esel!« Sie sattelten ihn. Da zog er fort und fand den Leichnam auf dem Wege liegen und neben dem Leichnam den Esel und den Löwen stehen. Der Löwe hatte den Leichnam nicht gefressen und den Esel nicht zermalmt. Da hob der Prophet den Leichnam des Gottesmannes auf, legte ihn auf den Esel und brachte ihn zurück. So kam der alte Prophet wieder zurück, die Klage zu halten und ihn zu begraben. Er legte seinen Leichnam in sein eigenes Grab. Und sie hielten um ihn die Klage: »Ach, mein Bruder!« Nachdem er ihn begraben hatte, sprach er zu seinen Söhnen: »Wenn ich sterbe, begrabt mich in dem Grabe, in dem der Gottesmann begraben ist! Neben seine Gebeine legt meine Gebeine! Denn das Wort trifft ein, das er auf des Herrn Geheiß ausgesprochen gegen den Altar zu Betel und alle Höhenhäuser in Samarias Städten.« Trotzdem hatte Jeroboam nicht von seinem schlimmen Wandel gelassen; er bestellte vielmehr wieder von des Volkes Vornehmen Höhenpriester. Jeden, der es wünschte, setzte er als Höhenpriester ein. Er ward dadurch zur Sünde für Jeroboams Haus und Anlaß zur Vernichtung und Vertilgung vom Erdboden. Jeroboam und RechabeamZu jener Zeit ward Jeroboams Sohn Abia krank. Da sprach Jeroboam zu seiner Gemahlin: »Mach dich auf! Verkleide dich aber, daß man nicht merke, daß du Jeroboams Gemahlin bist, und geh nach Silo! Dort ist der Prophet Achia, er, der geweissagt hat, daß ich König über dieses Volk würde. Nimm zehn Brote, Schafskäse und einen Krug Honig mit dir und geh zu ihm! Er wird dir kundtun, wie es dem Knaben gehen wird.« Jeroboams Gemahlin tat so. Sie brach auf, ging nach Silo und kam in Achias Haus. Achia aber konnte nicht mehr sehen; denn seine Augen waren infolge seines Alters starr geworden. Aber der Herr hatte zu Achia gesprochen: »Soeben kommt das Weib Jeroboams, dich wegen ihres Sohnes zu fragen, weil er krank ist. Sprich so und so zu ihr! Wenn sie kommt, ist sie verkleidet.« Als sie zur Türe hereinging, hörte Achia das Geräusch ihrer Tritte. Er sprach: »Komm nur herein, Jeroboams Weib! Wozu verstellst du dich? Ich bin mit Hartem an dich beauftragt. Auf! Sage dem Jeroboam: "So spricht der Herr, Israels Gott: Ich habe dich aus dem Volke erhoben und dich zum Fürsten meines Volkes Israel gemacht! Entrissen habe ich dem Davidshaus die Herrschaft und diese dir gegeben. Du aber bist nicht wie mein Diener David, der das, was ich geboten, auch befolgt und der aus ganzem Herzen mir nachgewandelt ist, zu tun, was recht in meinen Augen. Du tatest Böses, mehr als alle deine Vorgänger; du gingst hin und machtest andere Götter dir, Gußbilder, mir zur Kränkung. Mich aber warfst du hinter deinen Rücken. Drum bringe ich Unheil über Jeroboams Haus und tilge von Jeroboam die Wandpisser, Unmündige und Mündige in Israel. Ich fege so Jeroboams Haus, wie man den Kot wegfegt. Wer von Jeroboam stirbt in der Stadt, den fressen Hunde, und wer im Freien stirbt, den fressen des Himmels Vögel.« So hat der Herr gesprochen. Du aber steh auf und geh heim! Wenn deine Füße dann die Stadt betreten, stirbt der Knabe. Ganz Israel wird ihn betrauern und ihn begraben. Denn er allein kommt von Jeroboam in ein Grab, weil nur an ihm sich etwas findet, was dem Herrn, Israels Gott, an Jeroboams Haus gefällt. Aber dann erweckt der Herr sich über Israel einen König, der Jeroboams Haus ausrottet, das heutige und das spätere. Der Herr schlägt Israel, daß es wie ein Rohr im Wasser schwankt, und reißt Israel aus diesem schönen Lande, das er ihren Vätern einst gegeben, und dann zerstreut er sie jenseits des Stromes, weil sie ihre heiligen Bäume fertigen und so des Herrn Eifersucht wecken. Preis gibt er Israel um der Sünden Jeroboams willen, die er getan, zu denen er Israel verführt hat.« Jeroboams Weib aber stand auf und kam nach Tirsa. Als sie die Hausschwelle betrat, war der Knabe schon tot. Man begrub ihn, und ganz Israel betrauerte ihn nach des Herrn Wort, das er durch seinen Diener, den Propheten Abia, gesprochen hatte. Der Rest der Geschichte Jeroboams, wie er Krieg geführt und regiert hat, ist ja aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige Israels. Die Zeit, die Jeroboam regierte, betrug zweiundzwanzig Jahre. Er legte sich zu seinen Vätern, und sein Sohn Nadab ward König an seiner Statt. Salomos Sohn Rechabeam aber regierte in Juda. Rechabeam war einundvierzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte siebzehn Jahre in Jerusalem, der Stadt, die der Herr aus allen Stämmen Israels erwählt, seinen Namen dort einzusetzen. Seine Mutter war die Ammoniterin Naama. Juda aber tat, was dem Herrn mißfiel, und sie erregten seine Eifersucht mehr als durch alles, was ihre Väter getan, durch ihre Sünden, die sie taten. Sie bauten sich gleichfalls Höhen, Steinmale und heilige Bäume auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum. Selbst Tempeldirnen waren im Lande. So taten sie alle Greuel der Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Im fünften Jahre des Königs Rechabeam zog Ägyptens König Sisak gegen Jerusalem.  Er nahm die Schätze aus dem Hause des Herrn und die Schätze des königlichen Hauses. Alles nahm er mit. Auch die goldenen Schilde, die Salomo gemacht, nahm er mit. An ihrer Statt machte der König Rechabeam eherne Schilde und gab sie in die Obhut der Obersten der Läufer, die an der Pforte des königlichen Hauses Wache hielten. Sooft der König in das Haus des Herrn ging, trugen sie die Läufer und brachten sie hernach in das Gemach der Läufer zurück. Ist der Rest der Geschichte Rechabeams und alles dessen, was er getan, nicht im Buche der Geschichte der Könige Judas aufgezeichnet? Zwischen Rechabeam und Jeroboam aber war allezeit Krieg. Rechabeam legte sich nun zu seinen Vätern und ward bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben. Seine Mutter hieß Naama und war eine Ammoniterin. Und sein Sohn Abia ward an seiner Statt König. Abia, Asa, Nadab und BaësaIm achtzehnten Jahre des Königs Jeroboam, des Nabatsohnes, ward Abia König in Juda. Er regierte zu Jerusalem drei Jahre, und seine Mutter hieß Maaka, des Abisalom Tochter. Er wandelte in allen Sünden seines Vaters, die er vor ihm getan hatte, und sein Herz war nicht ganz beim Herrn, seinem Gott, wie seines Vaters David Herz. Denn nur um Davids willen hatte ihm der Herr, sein Gott, eine Leuchte zu Jerusalem gelassen, daß er seinen Sohn nach ihm erstehen und Jerusalem bestehen ließ. Denn David hatte getan, was recht war in den Augen des Herrn, und war in nichts abgewichen von dem, was er ihm geboten, sein ganzes Leben lang, außer in der Sache des Chittiters Urias. Zwischen Rechabeam und Jeroboam aber war zeitlebens Krieg. Ist der Rest der Geschichte Abias und alles dessen, was er getan, nicht im Buche der Geschichte der Könige Judas aufgeschrieben? Auch zwischen Abia und Jeroboam war Krieg. Alsich Abia zu seinen Vätern legte, begrub man ihn in der Davidsstadt, und sein Sohn Asa ward an seiner Statt König. Im zwanzigsten Jahre des israelitischen Königs Jeroboam ward Asa König in Juda. Er regierte in Jerusalem einundvierzig Jahre. Seine Mutter hieß Maaka, des Abisalom Tochter. Asa tat, wie sein Ahne David, was recht war in des Herrn Augen. So trieb er die Tempeldirnen aus dem Land und beseitigte all die Schandgestalten, die seine Väter gemacht hatten. Auch seine Mutter Maaka setzte er als Herrin ab, weil sie ein Schandbild der Aschera gemacht hatte. Asa hieb ihr Schandbild um und verbrannte es im Kidrontal. Die Höhen aber waren nicht beseitigt worden. Doch blieb Asas Herz ganz beim Herrn sein Leben lang. Er brachte seines Vaters Weihegaben und seine eigenen Gaben in das Haus des Herrn, Silber, Gold und Geräte. Zwischen Asa und Baësa, Israels König, aber war immer Krieg. Israels König Baësa nun zog gegen Juda und baute Rama aus, um dem Judakönig Asa Aus- und Einzug zu versperren. Da nahm Asa alles Silber und Gold in den Schatzkammern des Hauses und die Schätze im königlichen Haus und händigte sie seinen Dienern ein. Dann sandte sie der König Asa zu dem König von Aram, Benhadad, dem Sohn des Tabrimmon und Chesjons Enkel, der zu Damaskus saß, und ließ ihm sagen: »Zwischen mir und dir sei ein Bund, wie zwischen meinem und deinem Vater! Hier sende ich dir ein Geschenk an Silber und Gold. Wohlan! Brich deinen Bund mit Israels König Baësa! Dann zieht er von mir ab.« Benhadad nun hörte auf König Asa und sandte seine Heeresobersten gegen die Städte Israels. Er verheerte ljjon, Dan, Abel Bet Maaka und ganz Kinerot samt dem ganzen Land Naphtali. Als dies Baësa vernahm, ließ er den Ausbau von Rama und blieb in Tirsa. Nun hatte der König Asa ganz Juda aufgeboten; keiner war davon befreit, und sie schafften die Steine und Balken fort, mit denen Baësa Rama ausgebaut hatte. König Asa baute damit Geba in Benjamin und Mispa aus. Ist der Rest der Geschichte Asas und all seine Heldentaten und alles, was er sonst getan, sowie die Städte, die er ausgebaut, nicht im Buche der Geschichte der Könige Judas aufgezeichnet? Im Alter aber litt er an kranken Füßen. Als sich Asa zu seinen Vätern legte, ward er bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben. Sein Sohn Josaphat ward an seiner Statt König. Jeroboams Sohn Nadab war in Israel König geworden im zweiten Jahre des Judakönigs Asa. Er regierte über Israel zwei Jahre. Und er tat, was dem Herrn mißfiel, Und wandelte auf seines Vaters Weg und in seiner Sünde, zu der er Israel verführt hatte. Achias Sohn Baësa vom Hause Issakar aber verschwor sich gegen ihn. Und Baësa erschlug ihn zu Gibbeton, das den Philistern gehörte, als Nadab mit ganz Israel Gibbeton belagerte. So tötete ihn Baësa im dritten Jahre des Judakönigs Asa und ward an seiner Statt König. Sobald er König geworden war, schlug er Jeroboams ganzes Haus. Er ließ von Jeroboam nichts übrig, was Odem hatte, bis er es vertilgt hatte, nach des Herrn Wort, das er durch seinen Diener Achia, den Siloniter, gesprochen hatte, Und zwar wegen Jeroboams Sünden, die er getan und zu denen er Israel verleitet durch das Ärgernis, durch das er dem Herrn, Israels Gott, eine Kränkung bereitet hatte. Ist der Rest der Geschichte Nadabs und alles dessen, was er getan, nicht im Buch der Geschichte der Könige Israels aufgezeichnet? Zwischen Asa und dem König Israels, Baësa, aber war immer Krieg. Im dritten Jahre des Judakönigs Asa ward des Achia Sohn Baësa König über Israels ganzen Rest zu Tirsa für vierundzwanzig Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und wandelte auf Jeroboams Weg und in seiner Sünde, zu der er Israel verführt hatte. Ela, Zimri, Omri und AchabDas Wort des Herrn erging nun an Chananis Sohn Jehu gegen Baësa also: »Ich habe dich aus dem Staub erhoben, dich zum Fürsten meines Volkes Israel gemacht. Du aber gingest auf Jeroboams Pfad, und du verführtest Israel, mein Volk, zur Sünde, so daß sie mich durch ihre Frevel kränkten. So fege ich denn Baësa mit seinem Hause weg. Und ich verfahre so mit deinem Haus, wie mit des Nebatsohnes Jeroboam Haus. Wer da von Baësa stirbt in der Stadt, den fressen die Hunde, und wer im Freien stirbt, den fressen da des Himmels Vögel.« Ist der Rest der Geschichte Baësas, was er getan, und seine tapferen Taten nicht im Buch der Geschichte der Könige Israels aufgezeichnet? Als sich Baësa zu seinen Vätern legte, ward er in Tirsa begraben. An seiner Statt ward sein Sohn Ela König. Beigefügt sei, daß durch den Propheten Jehu, Chananis Sohn, das Wort des Herrn an Baësas und sein Haus ergangen ist, einmal wegen all des Bösen, das er in des Herrn Augen getan, um ihn durch seiner Hände Machwerk zu kränken, so daß er dem Hause Jeroboams gleich ward, sodann, weil er jenen erschlagen hatte. Im sechsundzwanzigsten Jahre des Judakönigs Asa ward Baësas Sohn Ela König über Israel zu Tirsa für zwei Jahre. Gegen ihn verschwor sich sein Diener Zimri, Oberster der einen Hälfte der Streitwagen. Er selbst berauschte sich beim Zechen zu Tirsa im Hause des Arsa, der dem Hause zu Tirsa vorstand. Zimri kam und schlug ihn tot im siebenundzwanzigsten Jahre des Judakönigs Asa. Er ward an seiner Statt König. Als der König auf dem Throne saß, schlug er Baësas ganzes Haus. Er ließ davon nichts übrig, was an die Wand pißt, samt seinen Verwandten und Freunden. So vertilgte Zimri Baësas ganzes Haus nach des Herrn Wort, das er aber Baësa durch den Propheten Jehu gesprochen hatte, wegen all der Sünden Baësas und seines Sohnes Ela Frevel, die sie selbst getan, und zu denen sie Israel verführt hatten, um den Herrn, Israels Gott, durch ihre Nichtigkeiten zu kränken. Ist der Rest der Geschichte Elas und alles, was er getan, nicht im Buch der Geschichte der Könige Israels aufgezeichnet? Im siebenundzwanzigsten Jahre des Judakönigs Asa ward Zimri für sieben Tage zu Tirsa König. Das Kriegsvolk aber lagerte vor Gibbeton, das den Philistern gehörte. Da hörte das Volk im Lager die Kunde, Zimri habe sich verschworen und sogar den König erschlagen. Da machte ganz Israel den Omri, Israels Feldhauptmann, an jenem Tage im Lager zum König. Dann zogen Omri und ganz Israel mit ihm von Gibbeton ab, und sie belagerten Tirsa. Als Zimri sah, daß die Stadt genommen sei, kam er in des königlichen Hauses Hochburg und steckte das königliche Haus über sich in Brand. So starb er wegen seiner Sünden, die er begangen, indem er tat, was dem Herrn mißfällig war. Er wandelte dabei auf Jeroboams Weg und in seiner Sünde, die er getan, um Israel zur Sünde zu verführen. Ist nicht der Rest der Geschichte Zimris und seine Verschwörung im Buch der Geschichte der Könige Israels aufgezeichnet? Damals spaltete sich das Volk Israel in zwei Teile. Die eine Hälfte des Volkes hielt sich an Ginats Sohn Tibni, ihn zum König zu machen, die andere Hälfte an Omri. Das Volk aber, das sich an Omri hielt, überwand das Volk, das sich an den Ginatsohn Tibni hielt. So starb Tibni, und Omri ward König. Im einunddreißigsten Jahre des Judakönigs Asa ward Omri König in Israel für zwölf Jahre. Er regierte sechs Jahre in Tirsa. Dann kaufte er den Berg von Samaria von Semer um zwei Talente Silbers, bebaute den Berg und benannte die Stadt, die er gebaut, nach dem Namen des früheren Besitzers des Berges Semer Samaria. Auch Omri tat, was dem Herrn mißfiel, und trieb es ärger als alle seine Vorgänger. Er ging ganz auf des Nebatsohnes Jeroboam Weg und in seinen Sünden, zu denen er Israel verführt hatte, um den Herrn, Israels Gott, durch ihre Nichtigkeiten zu kränken. Ist nicht der Rest der Taten, die Omri tat, und seine Tapferkeit, die er bewiesen, im Buche der Geschichte der Könige Israels aufgezeichnet? Als sich Omri zu seinen Vätern legte, ward er zu Samaria begraben. Sein Sohn Achab ward an seiner Statt König. Omris Sohn Achab ward über Israel König im achtunddreißigsten Jahre des Judakönigs Asa. Omris Sohn Achab regierte über Israel zu Samaria zweiundzwanzig Jahre. Achab, Omris Sohn, aber tat, was dem Herrn mißfiel, mehr als alle seine Vorgänger. Das war noch das Geringste, daß er in des Nebatsohnes Jeroboam Sünden wandelte. Er nahm auch des Sidonierkönigs Etbaal Tochter Izebel zum Weib, diente dem Baal und betete ihn an. Auch errichtete er dem Baal einen Altar in des Baals Haus, das er zu Samaria erbaut hatte. Sodann stellte Achab die Aschera auf. Noch anderes tat Achab und kränkte den Herrn, Israels Gott, mehr als alle Könige Israels, die vor ihm waren. zu seiner Zeit baute Chiel von Betel Jericho auf. Mit seinem Erstgeborenen Abiram legte er seinen Grund und mit seinem jüngsten Segub setzte er seine Tore ein, nach des Herrn Wort, das er durch Nuns Sohn Josue gesprochen hatte. EliasDer Tisbiter Elias von den Beisassen Gileads aber sprach zu Achab: »So wahr der Herr, Israels Gott, lebt, vor dem ich stehe! In diesen nächsten Jahren fällt weder Tau noch Regen, außer es geschähe auf mein Wort.« Dann erging an ihn des Herrn Wort also: »Geh von dannen und wende dich gen Osten! Verbirg dich an dem Bache Kerit, östlich vom Jordan. Aus dem Bache sollst du trinken, und Raben heiße ich, dich dort zu ernähren!« Er ging und tat nach des Herrn Wort. Er ließ sich am Bache Kerit nieder, östlich vom Jordan. Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch, morgens und abends, und aus dem Bache trank er. Nach einiger Zeit versiegte aber der Bach; denn im Lande war kein Regen gefallen. Da erging an ihn des Herrn Wort also: »Auf! Geh nach Sarepta bei Sidon und bleibe dort! Ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu pflegen.« So brach er auf und ging nach Sarepta. Als er zum Stadttor kam, war dort gerade eine Witwe, die Holz auflas. Er rief ihr zu und sprach: »Hol mir in einem Gefäß ein wenig Wasser, daß ich trinke!«   Sie ging, es zu holen. Da rief er ihr nach und sprach: »Bring mir doch einen Bissen Brot mit!« Sie sprach: »So wahr der Herr, dein Gott, lebt! Ich habe nichts Gebackenes, nur noch eine Handvoll Mehl im Topf und im Krug ein wenig Öl. Eben lese ich ein paar Holzstücke auf. Dann gehe ich heim und bereite es für mich und meinen Sohn. Haben wir es verzehrt, dann wollen wir sterben.« Elias sprach zu ihr: »Sei unbesorgt! Geh heim und tu, wie du gesagt! Doch mache mir davon zuerst einen kleinen Kuchen und bring ihn mir her! Für dich und deinen Sohn mach hernach einen solchen! Denn so spricht der Herr, Israels Gott: "Das Mehl im Topfe geht nicht aus, der Ölkrug wird nicht leer, bis zu dem Tage, da der Herr zur Erde Regen sendet."«  Sie ging und tat, was Elias gesagt. Und sie aßen davon, sie, er und ihr Haus, eine Zeitlang. Das Mehl im Topfe aber ging nicht aus, und der Krug mit Öl ward nicht leer, nach des Herrn Wort, das er durch Elias geredet hatte. Nach diesen Begebnissen erkrankte der Sohn des Weibes, der Hauswirtin, und seine Krankheit steigerte sich, bis daß kein Odem mehr in ihm blieb. Da sprach sie zu Elias: »Was habe ich mit dir zu schaffen, Gottesmann? Du bist zu mir gekommen, meine Schuld zu rügen und meinen Sohn zu töten.«   Er sprach zu ihr: »Gib mir deinen Sohn!« Und er nahm ihn aus ihrem Schoß, trug ihn in das Obergemach, wo er wohnte, und legte ihn auf sein Bett. Dann rief er zum Herrn und sprach: »Herr, mein Gott! Tust Du sogar der Witwe, bei der ich zu Gast bin, so übel, daß Du ihren Sohn sterben lässest?« Dann streckte er sich dreimal über den Knaben, rief den Herrn an und sprach: »Herr, mein Gott! Möge dieses Knaben Seele in sein Inneres zurückkehren!« Und der Herr hörte auf das Rufen des Elias. Und die Seele des Knaben kehrte in sein Inneres zurück, und er ward wieder lebendig. Da nahm Elias den Knaben, brachte ihn vom Obergemach ins Haus hinab und gab ihn seiner Mutter. Und Elias sprach: »Siehe da! Dein Sohn lebt!« Da sprach das Weib zu Elias: »Jetzt weiß ich, daß du ein Gottesmann bist und daß des Herrn Wort in deinem Munde Wahrheit ist.« Elias auf dem KarmelLange Zeit verging. Da erging des Herrn Wort an Elias im dritten Jahre also: »Auf! Zeige dich dem Achab! Ich will Regen auf die Erde senden. Da ging Elias, sich Achab zu zeigen. Die Hungersnot aber war stark in Samaria. Und so rief Achab seinen Hausvorstand Obadja. Obadja aber fürchtete den Herrn sehr. Damals, als Izebel die Propheten des Herrn ausrottete, holte Obadja hundert Propheten und versteckte sie, je fünfzig in einer Höhle, und versorgte sie mit Brot und Wasser. Achab sprach also zu Obadja: »Geh im Lande zu allen Wasserquellen und allen Bächen! Vielleicht finden wir Gras und erhalten damit Roß und Maultiere am Leben und müssen nichts vom Vieh eingehen lassen.« So teilten sie sich in das Land, es zu durchziehen. Achab aber zog auf dem einen Weg allein und Obadja auf dem anderen allein. Als Obadja unterwegs war, kam ihm Elias entgegen. Er erkannte ihn, fiel auf sein Antlitz und sprach: »Bist du es, mein Herr Elias?« Dieser sprach zu ihm: »Ich bin es. Auf! Sag deinem Herrn: "Elias ist da!"« Er sprach: »Was habe ich verschuldet, daß du deinen Sklaven in die Hand des Achab geben willst, daß er mich töte? So wahr der Herr, dein Gott, lebt! Es gibt kein Volk und kein Reich, wohin mich mein Herr nicht geschickt, dich zu suchen. Und sprächen sie: "Er ist nicht hier", dann ließe ich das Reich und das Volk schwören, daß sie dich nicht finden. Und da sprichst du jetzt: "Auf! Sag deinem Herrn: Elias ist da!" Ginge ich von dir weg, so entführte dich des Herrn Geist, ich weiß nicht, wohin, und käme ich, es Achab zu melden, und fände er dich nicht, so erschlüge er mich. Und doch fürchtet dein Sklave den Herrn von Jugend auf. Ist meinem Herrn nicht berichtet worden, was ich getan, als Izebel des Herrn Propheten tötete, daß ich von den Propheten des Herrn hundert Mann, je fünfzig in einer Höhle, versteckte und sie mit Brot und Wasser versorgte? Und da sprichst du jetzt: "Geh und sage deinem Herrn: Elias ist da!" Er bringt mich um.« Elias sprach: »So wahr der Herr der Heerscharen lebt, vor dem ich stehe! Noch heute zeige ich mich ihm.« Da ging Obadja Achab entgegen und sagte es ihm. Und Achab ging Elias entgegen. Als nun Achab den Elias erblickte, sprach Achab zu ihm: »Bist du da, du Unglücksbringer Israels?« Er sprach: »Nicht ich habe Israel ins Unglück gebracht, sondern du und das Haus deines Vaters. Ihr verließet des Herrn Gebote, und du folgtest den Baalen. Nun aber sende hin und versammle zu mir ganz Israel auf dem Berge Karmel und auch die 450 Baalspropheten samt den 400 Ascherapropheten, die an Izebels Tisch essen!« Da sandte Achab zu allen Israeliten und lud die Propheten auf den Berg Karmel. Da trat Elias zum ganzen Volk und sprach: »Wie lange hinket ihr nach beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so folgt ihm. Ist es aber Baal, so folgt diesem!« Das Volk aber erwiderte ihm nichts. Da sprach Elias zum Volk: »Ich bin allein übrig als Prophet des Herrn. Der Baalspropheten dagegen sind es 450 Mann. So gebe man uns zwei Farren! Sie mögen sich einen Farren wählen, zerstückeln und auf das Holz legen, ohne Feuer anzumachen! Ich richte den anderen Farren her und lege ihn auf das Holz, zünde aber auch kein Feuer an. Dann ruft ihr eures Gottes Namen an, und ich rufe den Namen des Herrn an. Der Gott, der mit Feuer antwortet, ist der Gott.« Da antwortete das ganze Volk und sprach: »Der Vorschlag ist gut.« Darauf sprach Elias zu den Baalspropheten: »Wählt euch den einen Farren und richtet ihn zuerst zu! Denn ihr seid die Mehrzahl. Und ruft eures Gottes Namen an! Aber Feuer legt nicht daran!« Da nahmen sie den Farren, den man ihnen gab, und richteten ihn her. Dann riefen sie den Namen des Baal an, vom Morgen bis zum Mittag: »Baal, erhöre uns!« Aber da gab es keinen Laut und keine Antwort. Und sie hinkten um den Altar, den man gemacht hatte. Am Mittag verspottete sie Elias und sprach: »Ruft recht laut! Obgleich er Gott ist, so ist er wohl in Gedanken oder ist beiseite gegangen oder auf Reisen! Vielleicht schläft er gar und wird dann aufwachen.« Da riefen sie noch lauter und machten sich nach ihrem Brauch Einschnitte mit Schwertern und Spießen, bis an ihnen Blut herabrann, Als der Mittag vorüber war, rasteten sie bis zur Zeit der Darbringung des Speiseopfers. Aber kein Laut, keine Antwort! Nichts war zu merken. Da sprach Elias zum ganzen Volke: »Tretet zu mir her!« Da trat alles Volk zu ihm. Da besserte er den eingerissenen Altar des Herrn aus. Elias nahm nämlich zwölf Steine nach der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs, an den des Herrn Wort ergangen: »Israel sei dein Name!« Aus den Steinen baute er einen Altar im Namen des Herrn und machte einen Graben, der an zwei Maß Korn faßte, rings um den Altar. Dann schichtete er das Holz, zerstückte den Farren und legte ihn auf das Holz. Dann sprach er: »Füllt vier Eimer mit Wasser und gießt es auf das Brandopfer und das Holz!« Dann sprach er: »Tut es noch einmal!« Sie taten es noch einmal. Dann sprach er: »Tut es zum drittenmal!« Und sie taten es zum drittenmal. - Und das Wasser floß rings um den Altar, und auch den Graben füllte das Wasser. Um die Zeit der Darbringung des Speiseopfers trat nun der Prophet Elias hin und sprach: »Herr, Du Gott Abrahams, Isaaks und Israels! Heute werde kund, daß Du Gott bist in Israel und ich Dein Knecht und daß ich all dies auf Dein Geheiß getan habe! Erhöre mich, Herr, erhöre mich, daß dies Volk erkenne, daß Du, Herr, der wahre Gott bist! Bekehre ihre Herzen!« Da :fiel des Herrn Feuer herab, verzehrte das Brandopfer, das Holz, die Steine und das Erdreich und leckte das Wasser im Graben auf. Das ganze Volk sah es. Da fielen sie auf ihr Antlitz und riefen: »Der Herr ist der wahre Gott. Der Herr ist der wahre Gott.« Da sprach Elias zu ihnen. »Ergreift die Baalspropheten! Keiner von ihnen entkomme!« Sie ergriffen sie. Elias führte sie an den Kisonbach und schlachtete sie dort ab. Dann sprach Elias zu Achab: »Geh hinauf! Iß und trink! Schon läßt sich das Rauschen des Regens hören.« Da ging Achab hinauf, zu essen und zu trinken. Elias aber stieg auf den Gipfel des Karmel, bückte sich zur Erde und legte sein Antlitz zwischen seine Knie. Dann sprach er zu seinem Diener: »Geh doch hinauf und schaue westwärts!« Er ging hinauf, blickte aus und sprach: »Nichts ist da.« Er sprach: »Gehe noch siebenmal hin!« Beim siebtenmal sprach er: »Eine Wolke, klein wie eine Manneshand, steigt aus dem Meer.« Da sprach er: »Geh hinauf und sage zu Achab: "Spann an und fahr hinab! Daß dich nicht der Regen aufhalte!"« Inzwischen ward der Himmel schwarz von Gewitterwolken, und ein starker Regen fiel. Achab fuhr nun ab und kam nach Jezreel. Über Elias aber kam des Herrn Hand. Er gürtete seine Lenden und lief vor Achab bis Jezreel her. Elias auf dem Berge HorebAchab aber erzählte Izebel alles, was Elias getan, und daß er alle Propheten mit dem Schwert getötet hatte. Da sandte Izebel an Elias einen Boten und ließ ihm sagen: »Die Götter sollen das tun und das beifügen, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dein Leben dem Ihrigen gleich mache!« Da bekam er Angst. Er brach auf und ging, sein Leben zu retten. So kam er nach Beerseba in Juda. Hier ließ er seinen Diener zurück. Er aber ging in die Wüste, eine Tagereise weit hinein. Er kam und setzte sich unter einen Ginsterbusch. Da wünschte er zu sterben. Er sprach. »Es ist genug. Nimm, Herr, jetzt mein Leben! Denn ich bin nicht mehr wert als meine Väter.« Dann legte er sich hin und schlief unter einem Ginsterstrauch. Und siehe, da berührte ihn ein Engel und sprach zu ihm: »Steh auf und iß!« Er schaute. Da war zu seinen Häupten ein gerösteter Kuchen und ein Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin. Da kam des Herrn Engel zum zweitenmal, berührte ihn und sprach: »Steh auf und iß! Sonst ist der Weg für dich zu weit.« Da stand er auf, aß und trank und ging in der Kraft dieser Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb. Dort trat er in eine Höhle und blieb hier über Nacht. Da erging das Wort des Herrn an ihn, und er sprach zu ihm: »Was willst du hier, Elias?« Er sprach: »Ich habe für den Herrn, den Gott der Heerscharen, geeifert. Denn die Söhne Israels haben Deinen Bund verlassen, Deine Altäre niedergerissen und Deine Propheten mit dem Schwerte getötet. Nur ich alleine bin übrig. Nun trachten sie auch mir nach dem Leben.« Er sprach: »Geh hinaus und tritt auf den Berg vor den Herrn!« Da zog der Herr vorüber. Vor dem Herrn zog ein großer, heftiger Sturmwind einher, Berge rüttelnd und Felsen schütternd. Aber der Herr war nicht im Sturme. Nach dem Sturme kam ein Erdbeben. Aber der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam eine leise, feine Stimme. Als Elias dies hörte, hüllte er sein Antlitz in seinen Mantel, ging hinaus und trat an den Eingang der Höhle. Da redete ihn eine Stimme an und sprach: »Was willst du hier, Elias?« Er sprach: »Ich habe für den Herrn, den Gott der Heerscharen, geeifert. Denn die Israeliten haben Deinen Bund verlassen, Deine Altäre niedergerissen und Deine Propheten mit dem Schwerte getötet. Ich allein bin übrig. Aber sie trachten auch mir nach dem Leben.« Da sprach der Herr zu ihm: »Auf! Kehr um auf deinem Weg nach der Wüste von Damaskus! Geh hinein und salbe Chazael zum König über Aram! Auch Jehu, Nimsis Sohn, sollst du zum König über Israel salben! Dann sollst du Elisäus, Saphats Sohn, von Abel Mechola, zum Propheten an deiner Statt salben! Wer dem Schwerte Chazaels entrinnt, den tötet Jehu, und wer Jehus Schwert entrinnt, den tötet Elisäus. Doch lasse ich in Israel 7.000 übrig, alle Knie, die sich nicht vor Baal gebeugt, und jeden Mund, der ihn nicht geküßt hat.« So ging er von dannen und traf Saphats Sohn Elisäus, der pflügte. Zwölf Paare waren bei ihm. Er selber war beim zwölften. Da ging Elias zu ihm hinüber und warf auf ihn seinen Mantel. Da ließ er die Rinder, eilte Elias nach und sprach: »Laß mich Vater und Mutter küssen! Dann folge ich dir.« Er sprach: »Geh und komm wieder! Was habe ich mit dir zu tun?« So ging er von ihm, nahm das Rinderpaar und schlachtete es. Mit dem Geschirr der Rinder kochte er das Fleisch und gab es den Leuten zum Essen. Dann brach er auf, folgte Elias und ward sein Diener. Achabs SiegeBenhadad, Arams König, aber zog sein ganzes Heer zusammen. Zweiunddreißig Könige waren bei ihm samt Rossen und Wagen. So zog er heran, schloß Samaria ein und berannte es. Er sandte zu Achab, Israels König, Boten in die Stadt und ließ ihm sagen: »So spricht Benhadad: "Dein Silber und Gold ist mein. Doch deine Weiber und deine tüchtigen Söhne sollen dir verbleiben."« Da antwortete ihm Israels König: »Nach deinem Worte, mein Herr und König! Dein bin ich und alles, was mein ist.« Die Boten aber kamen wieder und sprachen: »So spricht Benhadad: "Ich habe dir entboten: Dein Silber und Gold, aber auch deine Weiber und deine Söhne sollst du mir geben. Wenn ich morgen um diese Zeit meine Diener zu dir sende, durchsuchen sie dein Haus und deiner Diener Häuser. Dann nehmen sie alles, was dir teuer ist, und tragen es fort."« Da berief Israels König alle Ältesten des Landes und sprach: »Erkennet und sehet, daß dieser Böses vorhat! Denn er schickt jetzt zu mir wegen meiner Weiber und meiner Söhne. Wäre es bloß Silber und Gold, dann versagte ich es ihm nicht.« Da sprachen alle Ältesten und das ganze Volk zu ihm: »Hör nicht darauf und willige nicht ein!« Da sprach er zu Benhadads Boten: »Sagt meinem Herrn, dem König: "Alles, was du zuerst deinem Knecht entboten hast, will ich tun. Aber dies kann ich nicht tun."« Die Boten gingen nun und brachten ihm den Bescheid. Da sandte Benhadad zu ihm und ließ sagen: »Die Götter mögen mir dies und das tun, wenn der Schutt Samarias allen meinen Leuten bei mir die hohlen Hände füllen könnte!« Da erwiderte Israels König und sprach: »Meldet! Wer sich erst wappnet, rühme sich nicht schon gleich dem, der die Rüstung wieder ablegt!« Er hörte diese Antwort, als er eben mit den Königen in den Zelten zechte. Da sprach er zu seinen Dienern: »Greift an!« Da griffen sie die Stadt an. Da trat ein Prophet zu Israels König Achab und sprach: »So spricht der Herr: "Siehst du diesen ganzen großen Haufen ? Ich gebe ihn heute in deine Hand, damit du erkennest, daß ich der Herr bin."« Da sprach Achab: »Durch wen?« Er sprach: »So spricht der Herr: "Durch die Jungmannschaft der Landvögte."« Er sprach: »Wer soll den Kampf eröffnen?« Er sagte: »Du.« So musterte er die Jungmannschaft der Landvögte. Es waren 232. Hernach musterte er das ganze Volk, alle Israeliten, 7.000. Sie rückten nun am Mittag aus. Benhadad zechte eben in den Lauben bis zur Trunkenheit, er und die zweiunddreißig Könige, die ihm beistanden. So rückte die Jungmannschaft der Landvögte zuerst aus. Da sandte man zu Benhadad und ließ ihm melden: »Aus Samaria rückt Mannschaft aus.« Er sprach: »Ziehen sie in Frieden aus, dann fangt sie lebendig! Ziehen sie aber zum Kampf aus, dann fangt sie auch lebendig!« Jene aber zogen aus der Stadt, der Landvögte Jungmannschaft und das Heer, das ihnen nachzog. Da schlugen sie, jeder seinen Mann. Die Aramäer flohen, und Israel verfolgte sie. Arams König Benhadad aber entrann auf einem Reitpferd. Dann zog Israels König aus und schlug die Rosse und die Wagen. So schlug er die Aramäer gewaltig. Da trat der Prophet zum König von Israel und sprach zu ihm: »Wohlan! Verstärke dich und siehe wohl zu, was du tun willst! Denn im nächsten Jahr zieht Arams König wieder gegen dich.« Nun sprachen die Diener des Königs von Aram zu ihm: »Ihre Götter sind Berggötter. Deshalb haben sie uns besiegt. Kämpften wir aber in der Ebene mit ihnen, dann besiegten wir sie sicherlich. Tu dies also: Entsetze die Könige, jeden seiner Stellung, und ersetze sie durch Statthalter! Dann sollst du dir selbst ein Heer zusammenbringen wie das Heer, das dir abhanden gekommen, und Rosse und Wagen wie jene früheren Dann wollen wir sie in der Ebene bekämpfen. Wir werden sie sicherlich besiegen.« Und er hörte auf ihren Rat und tat so. Im nächsten Jahre musterte Benhadad die Aramäer. Dann zog er nach Aphek zum Kampf mit Israel hinauf. Auch die Israeliten wurden gemustert und mit Mundvorrat versorgt. Dann zogen sie jenen entgegen. Die Israeliten aber lagerten ihnen gegenüber wie ein paar erschöpfte Ziegen. Die Aramäer aber füllten das Land. Da trat der Gottesmann herzu und sprach zum König von Israel und sagte: »So spricht der Herr: "Weil die von Aram ausgesagt, ein Berggott sei der Herr, doch nicht ein Gott der Täler, so gebe ich in deine Hand den ganzen großen Haufen hier, auf daß ihr seht: Ich bin der Herr."« So lagerten die einen den anderen sieben Tage gegenüber. Am siebten Tage aber begann die Schlacht, und die Israeliten schlugen von den Aramäern 100.000 Mann Fußvolk an einem Tage. Die übrigen aber flohen nach Aphek in die Stadt. Da fiel die Mauer, als die übriggebliebenen 27.000 Mann darin waren. Auch Benhadad war geflohen; so kam er in die Stadt und verbarg sich in einem Schlupfwinkel. Da sprachen seine Diener zu ihm: »Wir haben gehört, daß die Könige des Hauses Israel milde Könige seien. Wir wollen härene Gewänder um unsere Hüften legen und Stricke an unsere Häupter und so zum König von Israel hinausgehen. Vielleicht läßt er dich leben.« So legten sie um ihre Hüften härene Gewänder und an ihre Häupter Stricke, gingen zum König von Israel und sprachen: »Dein Sklave Benhadad läßt sagen: "Laß mich leben!"« Da sprach er: »Lebt er noch? Er ist mein Bruder.« Die Leute aber faßten dies als gutes Vorzeichen auf. Sie griffen es von ihm schleunigst auf und sprachen. »Dein Bruder ist Benhadad?« Er sprach: »Geht hin und holt ihn!« Da ging Benhadad zu ihm hinaus. Und er ließ ihn auf seinen Wagen steigen. Da sprach er zu ihm: »Die Städte, die mein Vater deinem Vater weggenommen, will ich zurückgeben. Du darfst dir auch in Damaskus Bazare anlegen, wie mein Vater es in Samaria getan. Willst du mich auf Grund eines solchen Vertrages freilassen?« Da schloß er einen Vertrag mit ihm und ließ ihn frei. Da sprach einer von den Prophetensöhnen zu seinem Gefährten auf des Herrn Geheiß: »Schlage mich!« Jener aber weigerte sich, ihn zu schlagen. Da sprach dieser zu ihm: »Weil du dem Befehle des Herrn nicht gehorchst, töte dich ein Löwe, wenn du von mir weggehst.« Und als er von ihm ging, traf ihn ein Löwe und schlug ihn. Dann traf er einen anderen Mann und sprach: »Schlage mich!« Und dieser schlug ihn wund. Nun ging der Prophet hin und stellte sich dem König in den Weg. Dabei machte er sich unkenntlich durch eine Binde über den Augen. Als nun der König vorüberkam, schrie er den König an und sprach: »Dein Sklave war mit in die Schlacht gezogen. Da trat ein Mann heraus, brachte mir einen Mann und sprach: "Bewache diesen Mann! Wenn er vermißt wird, dann haftet dein Leben für das seinige, oder du mußt ein Talent Silber bezahlen.« Nun hatte dein Sklave bald da, bald dort zu tun. Da war jener nicht mehr da.« Da sprach der König von Israel zu ihm: »Da hast du dein Urteil selbst gefällt.« Nun riß jener eilends die Binde von seinen Augen, und der König erkannte, daß er einer der Propheten war. Da sprach jener zu ihm: »So spricht der Herr: "Weil du den mir verfallenen Mann freigelassen, so sei dein Leben für sein Leben, dein Volk für sein Volk!"« Mißmutig und verstört ging der König von Israel in sein Haus. So kam er nach Samaria. Achabs Freveltat an NabotNach diesen Begebnissen geschah folgendes: Der Jezreeliter Nabot besaß zu Jezreel einen Weinberg neben dem Palaste Achabs, des Königs von Samaria. Achab sprach zu Nabot. »Gib mir deinen Weinberg, daß er ein Gemüsegarten werde! Er liegt so nahe bei meinem Haus. Ich gebe dir dafür einen besseren Weinberg. Ist es dir aber lieber, so gebe ich dir Geld in seinem Wert.« Nabot aber sprach zu Achab: »Bewahre mich der Herr davor, daß ich dir meiner Väter Erbe weggäbe!« Da kam Achab in sein Haus, mißmutig und verstört ob der Antwort des Jezreeliters Nabot, der sprach: »Ich gebe dir nicht meiner Väter Erbe.« Er legte sich zu Bett, wandte sein Gesicht ab und aß nichts. Da kam seine Gemahlin Izebel zu ihm und fragte ihn: »Warum bist du mißmutig und issest nichts?« Er sprach zu ihr: »Rede ich da mit dem Jezreeliter Nabot und sage ihm: "Gib mir für Geld deinen Weinberg oder, ist es dir lieber, dann gebe ich dir einen anderen Weinberg dafür", da sagte er: "Ich gebe dir meinen Weinberg nicht."« Da sprach seine Gemahlin Izebel zu ihm: »Nun mußt du das Königtum in Israel wirklich ausüben. Steh auf! Iß Brot und sei guter Dinge! Ich schaffe dir den Weinberg des Jezreeliters Nabot.« Dann schrieb sie in Achabs Namen einen Brief und siegelte ihn mit seinem Siegel. Sie sandte den Brief an die Ältesten und Vornehmen, die mit Nabot zusammen in seiner Stadt wohnten. In dem Brief schrieb sie: »Ruft ein Fasten aus und setzt Nabot obenan unter den Leuten! Setzt ihm aber zwei Bösewichter gegenüber! Sie sollen ihn anklagen und sprechen: "Du hast Gott und den König »gepriesen« (gelästert)!" Dann führt ihn hinaus und steinigt ihn zu Tod!« Die Männer seiner Stadt, die Ältesten und Vornehmen, die in seiner Stadt wohnten, taten, wie Izebel ihnen entboten, und wie geschrieben stand in dem Brief, den sie an sie geschickt hatte. Sie riefen ein Fasten aus und setzten Nabot obenan unter den Leuten! Dann kamen die zwei Männer, Teufelsbuben, und setzten sich ihm gegenüber. Und die Teufelsmänner verklagten Nabot angesichts des Volkes und sprachen: »Nabot hat Gott und den König `gepriesen´« So führten sie ihn vor die Stadt und steinigten ihn zu Tod. Dann ließen sie der Izebel entbieten: »Nabot ist gesteinigt worden; er ist tot.« Sobald Izebel hörte, daß Nabot zu Tod gesteinigt sei, sprach Izebel zu Achab: »Auf! Nimm des Jezreeliters Weinberg, den er für Geld nicht geben wollte. Denn Nabot lebt nicht mehr. Er ist tot.« Sobald Achab hörte, daß Nabot tot sei, stand Achab auf, hinabzugehen zum Weinberg des Jezreeliters Nabot und ihn in Besitz zu nehmen. Da erging des Herrn Wort an den Elias, den Tisbiter: »Auf! Geh hinab, Achab entgegen, dem König Israels zu Samaria! Und sage zu ihm: "So spricht der Herr: "Hast du gemordet, um zu erben?' Dann sprich zu ihm: So spricht der Herr: "Dafür, daß Nabots Blut die Hunde aufgeleckt, sollen die Hunde auch dein Blut auflecken!"«" Da sprach Achab zu Elias: »Hast du mich gefunden, mein Feind?« Er sprach: »Jawohl! Du hast niederträchtig das getan, was dem Herrn mißfällt. So bringe ich Unheil über dich und fege dich hinweg. Ich rotte aus von Achab, was die Wand bepißt, Unmündige und Mündige in Israel. Ich tue so mit deinem Haus, wie mit dem Haus des Nebatsohnes Jeroboam, wie mit dem Haus des Baësa, des Achiasohnes, des Zornes wegen, den du hast erregt und weil du Israel zur Sünde hast verführt.« Auch über Izebel verkündete der Herr: »Die Hunde fressen auf der Flur von Jezreel Izebel. Wer da von Achab in der Stadt verstirbt, den fressen Hunde, und wer im Freien stirbt, den fressen des Himmels Vögel.« Sicherlich gab es niemand mehr, der so niederträchtig das getan hat, was je dem Herrn mißfallen, wie Achab, den sein Weib Izebel dazu verführt. Er handelte ganz abscheulich, als er den Scheußlichkeiten nachging, wie einst die Amoriter sie getan, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hat. Als Achab jene Worte hörte, zerriß er seine Kleider, legte ein härenes Gewand um seinen Leib und fastete. Er schlief auch im Bußgewand und ging barfuß. Da erging des Herrn Wort an Elias, den Tisbiter: »Hast du gesehen, wie Achab sich vor mir verdemütigt? Dieweil er sich vor mir verdemütigt, so bringe ich das Unheil nicht zu seinen Lebzeiten. Erst unter seinem Sohne füge ich das Unheil seinem Hause zu.« Achabs TodDrei Jahre saßen sie ruhig. Da war zwischen Aram und Israel kein Krieg. Im dritten Jahre aber zog Judas König Josaphat zum König von Israel hinab. Da sprach der König von Israel zu seinen Dienern: »Wißt ihr, daß Ramot in Gilead uns gehört? Wir aber sitzen müßig da, anstatt es dem König von Aram zu nehmen.« Dann sprach er zu Josaphat: »Ziehst du mit mir in den Kampf um Ramot in Gilead?« Da sprach Josaphat zum König von Israel: »Ich wie du, mein Volk wie dein Volk, meine Rosse wie deine Rosse!« Dann sprach Josaphat zum König von Israel: »Frage doch erst nach dem Wort des Herrn!« Da versammelte Israels König die Propheten, Ungefähr vierhundert Mann, und sprach zu ihnen: »Soll ich gegen Ramot in Gilead zu Felde ziehen oder es lassen?« Sie sprachen: »Ziehe hin! Der Herr gibt es in des Königs Hand.« Da sprach Josaphat: »Ist hier sonst kein Prophet des Herrn, daß wir ihn befragen könnten?« Da sprach der König von Israel zu Josaphat: »Noch ist einer da, durch den wir den Herrn befragen können. Aber ich hasse ihn. Denn er weissagt über mich nichts Gutes, sondern nur Schlechtes, Mika, Imlas Sohn.« Da sprach Josaphat: »Der König rede nicht so!« Da rief der König Israels einen Kämmerling und sprach: »Hole rasch Imlas Sohn Mika!« Nun saßen der König von Israel und Judas König , Josaphat, jeder auf seinem Thron, in Untergewändern, am Eingang des Tores von Samaria, und alle Propheten weissagten vor ihnen. Und Sidkia, Kenaanas Sohn, machte sich eiserne Hörner und sprach: »So spricht der Herr: "Mit solchen stößt du die Aramäer bis zur Vernichtung."« Auch alle anderen Propheten weissagten so und sprachen: »Ziehe nach Ramot in Gilead und sei glücklich! Der Herr gibt es in des Königs Hand.« Der Bote aber, der gegangen war, Mika zu rufen, sprach zu ihm: »Die Propheten verheißen einstimmig dem König Gutes. Möchte dein Wort einem der Ihrigen gleichen! Sprich nur Gutes!« Da sprach Mika: »So wahr der Herr lebt! Ich rede nur, was der Herr mir sagt.« So kam er zum König. Und der König sprach zu ihm: »Mika! Sollen wir gen Ramot in Gilead zu Felde ziehen oder sollen wir es lassen?« Er sprach zu ihm: »Zieh hin und sei glücklich! Der Herr gibt es in des Königs Hand.« Da sprach der König zu ihm: »Wie oft muß ich dich beschwören, du sollest mir in des Herrn Namen nichts als Wahrheit künden?« Da sprach er: »Ich sehe ganz Israel auf den Bergen zerstreut wie Schafe ohne Hirten. Und also spricht der Herr: "Sie haben keinen Herrn mehr. Doch kehren sie, ein jeder unversehrt, nach Hause."« Da sprach Israels König zu Josaphat: »Habe ich dir nicht gesagt: "Er weissagt über mich nie Gutes, sondern nur Schlimmes?"« Da sprach er: »So hör darum das Wort des Herrn! Ich habe den Herrn auf seinem Throne sitzen sehen, und bei ihm stand das ganze Himmelsheer zur Rechten und zur Linken. Da sprach der Herr: "Wer möchte Achab so betören, daß er zu Felde ziehe und in Gilead zu Ramot falle?" Der eine sagte dies, der andere das. Da trat der Geist hervor und stellte sich vor den Herrn und sprach: "Ich möchte ihn betören.« Da fragte ihn der Herr: "Womit?" Er sprach: "Ich gehe aus und werde Lügengeist im Munde aller seiner Seher.« Er sprach: "Du wirst betören und es auch vermögen. Gehe hin und tue so!" So hat der Herr nun einen Lügengeist dem Munde aller dieser deiner Seher eingegeben. Der Herr plant Unheil über dich.« Da trat Sidkia, Kenaanas Sohn, herzu, schlug Mika auf die Wange und sprach: »Wie, ist des Herrn Geist von mir gewichen, um mit dir zu reden?« Da sprach Mika: »Das siehst du an jenem Tage, wo du kommst, einen Winkel aufzusuchen, um dich zu verstecken.« Da sprach der König von Israel: »Nimm den Mika und übergib ihn dem Obersten der Stadt, Amon, und dem Königssohn Joas! Sag, so spricht der König: "Werft diesen in den Kerker und nährt ihn kärglich mit Brot und Wasser, bis ich heil heimkomme!"« Da sprach Mika: »Kehrst du wirklich heil heim, dann hat der Herr nicht durch mich geredet.« Und er sprach: »Hört dies, all ihr Leute!« So zogen der König Israels und Judas König Josaphat gen Ramot in Gilead. Und der König von Israel sprach zu Josaphat: »Es gilt, sich verkleidet in den Kampf zu stürzen. Du aber behalte deine Gewänder an!« So verkleidete sich Israels König und zog in den Kampf.  Der König von Aram aber befahl den Obersten seiner Streitwagen zwei- oder dreimal: »Kämpft mit niemand anderem, gering oder vornehm, als allein mit dem König von Israel!« Als nun die Obersten der Streitwagen den Josaphat sahen, sprachen sie: »Das kann nur der König von Israel sein.« Und sie lenkten auf ihn zu, ihn anzugreifen. Da schrie Josaphat auf. Als nun die Obersten der Streitwagen sahen, daß es nicht der König von Israel war, ließen sie von ihm. Nun spannte ein Mann von ungefähr den Bogen, da traf er den König von Israel zwischen Ringelgurt und Panzer. Da sprach er zu seinem Wagenlenker: »Wende um und fahre mich aus dem Getümmel! Denn ich bin verwundet.« Aber der Kampf entbrannte an jenem Tage immer stärker, und so blieb der König im Wagen, gestützt, den Aramäern gegenüber. Abends starb er. Das Blut aber ergoß sich aus der Wunde ins Wageninnere. Da erscholl im Lager bei Sonnenuntergang der Ruf: »Jeder in seine Stadt und in sein Land!« So starb der König. Er kam nach Samaria, und zu Samaria begrub man den König. Als man den Wagen an Samarias Teich abspülte, leckten die Hunde sein Blut und reinigten die Riemen nach dem Worte des Herrn, das er gesprochen hatte. Ist nicht der Rest der Geschichte Achabs und alles, was er getan, sowie das Elfenbeinhaus und alle Städte, die er gebaut, im Buch der Geschichte der Könige Israels aufgezeichnet? So legte sich Achab zu seinen Vätern, und sein Sohn Achazja ward König an seiner Statt. König in Juda ward Asas Sohn Josaphat im vierten Jahre Achabs, des Königs von Israel. Josaphat war fünfunddreißig Jahre alt, als er König wurde, und regierte zu Jerusalem fünfundzwanzig Jahre. Seine Mutter hieß Azuba und war des Silchi Tochter. Er wandelte ganz auf seines Vaters Asa Weg und wich nicht von ihm ab. Er tat, was dem Herrn gefiel. Nur die Höhen waren nicht beseitigt worden. Noch opferte und räucherte das Volk auf den Höhen. Josaphat aber hielt mit dem König von Israel Frieden. Ist nicht der Rest der Geschichte Josaphats und seiner tapferen Taten, die er getan, und wie er Krieg geführt, im Buche der Geschichte der Könige Judas aufgezeichnet? Auch tilgte er aus dem Lande den Rest der Tempeldirnen, die aus der Zeit seines Vaters Asa noch übrig waren. In Edom aber war kein König als Herrscher eingesetzt. Josaphat baute auch zu Esiongeber Tarsisschiffe, die nach Ophir zum Goldholen fahren sollten. Aber man kam nicht hin; denn die Schiffe scheiterten. Damals sprach Achabs Sohn Achazja zu Josaphat: »Meine Knechte könnten mit deinen Knechten auf den Schiffen fahren.« Aber Josaphat wollte nicht. Als sich Josaphat zu seinen Vätern legte, ward er bei seinen Vätern in seines Ahnen David Stadt begraben. An seiner Statt ward sein Sohn Joram König. Achabs Sohn Achazja ward König über Israel zu Samaria im siebzehnten Jahr des Judakönigs Josaphat. Er regierte über Israel zwei Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und wandelte auf dem Wege seines Vaters und seiner Mutter sowie auf dem Wege des Nebatsohnes Jeroboam, der Israel zur Sünde verführt hatte. (22:54)Er diente dem Baal und betete ihn an. So kränkte er den Herrn, Israels Gott, ganz wie sein Vater getan hatte. Achazja und JoramUnd nach Achabs Tod fiel Moab von Israel ab. Achazja aber fiel gegen das Gitter in seinem Obergemach zu Samaria und ward verletzt. Da sandte er Boten und sprach zu ihnen: »Geht und befragt den Gott von Ekron, Beelzebub ("Fliegenherr"), ob ich von der Wunde da genesen würde!« Da sprach des Herrn Engel zu Elias, dem Tisbiter: »Auf! Geh hinauf, den Boten des Königs von Samaria entgegen und sprich zu ihnen: "Gibt es in Israel keinen Gott, daß ihr hingeht, den Gott von Ekron, Beelzebub, zu befragen? Darum spricht der Herr: »Vom Bett, auf das du dich gelegt, kommst du nicht mehr herunter, sondern du stirbst.«"« Dann ging Elias weiter. Die Boten kehrten zum König zurück. Er sprach zu ihnen. »Warum kommt ihr wieder?« Sie sprachen zu ihm: »Ein Mann ist heraufgekommen, uns entgegen; er sprach zu uns: "Geht! Kehrt zum König, der euch sendet, zurück und sagt ihm: »So spricht der Herr: Gibt es in Israel keinen Gott, daß du zu Beelzebub, dem Gott von Ekron, sendest, ihn zu befragen? Darum kommst du von dem Bett, auf das du dich gelegt, nicht mehr herunter, sondern du stirbst.«"« Er sprach zu ihnen: »Wie sah der Mann aus, der euch entgegengekommen ist und solches zu euch gesprochen hat?« Sie sagten zu ihm: »Es war ein haariger Mann mit einem Ledergurt um die Hüften.« Er sprach: »Das ist Elias, der Tisbiter.« Da schickte er nach ihm hinauf. Er aber saß oben auf dem Berggipfel. Jener redete ihn an: »Gottesmann! Der König befiehlt: "Komm herab!"« Da antwortete Elias und sprach zu dem Hauptmann der Fünfzig: »Bin ich ein Gottesmann, dann falle Feuer vom Himmel und fresse dich samt deinen Fünfzig!« Da fiel Feuer vom Himmel und fraß ihn samt seinen Fünfzig. Da schickte er wieder einen anderen Hauptmann über Fünfzig nach ihm mit seinen Fünfzig. Er hob an und sprach zu ihm: »Gottesmann! So befiehlt der König: "Komm eilends herab!"« Da erwiderte Elias und sprach zu ihnen: »Bin ich ein Gottesmann, dann falle Feuer vom Himmel und fresse dich samt deinen Fünfzig!« Da fiel Feuer vom Himmel und fraß ihn samt seinen Fünfzig. Da schickte er nochmals einen dritten Hauptmann und seine Fünfzig. Er ging hinauf. Als aber dieser dritte Hauptmann über Fünfzig kam, beugte er seine Knie vor Elias und redete ihn flehend an: »Gottesmann! Laß mein Leben und das dieser fünfzig Knechte dir teuer sein! Feuer ist ja vom Himmel gefallen und hat die beiden ersten Hauptleute über die Fünfzig samt ihren Fünfzig aufgezehrt. Nun laß mein Leben dir teuer sein!« Da sprach des Herrn Engel zu Elias: »Geh mit ihm hinab! Fürchte dich nicht vor ihm!« So stand er auf und ging mit ihm zum König hinab. Er sprach zu ihm: »So spricht der Herr: "Du hast Boten gesandt, Ekrons Gott, Beelzebub, zu befragen. Ist kein Gott in Israel, ihn um sein Wort anzugehen? Deshalb kommst du von dem Bett nicht mehr herab, auf das du dich gelegt, sondern du stirbst."« Also starb er nach des Herrn Wort, das er an Elias gerichtet hatte. Joram ward an seiner Statt König im zweiten Jahre des Judakönigs Joram, des Josaphatsohnes. Er hatte nämlich keinen Sohn. Ist nicht der Rest dessen, was Achazja getan, im Buche der Geschichte der Könige Israels aufgezeichnet? Elias und ElisäusAls aber der Herr den Elias im Sturm himmelwärts fahren lassen wollte, ging Elias mit Elisäus aus dem Gilgal weg. Und Elias sprach zu Elisäus: »Bleib hier! Denn der Herr schickt mich bis Betel.« Da sprach Elisäus: »So wahr der Herr lebt und du lebst! Ich lasse dich nicht.« So gingen sie nach Betel hinab. - Da kamen die Prophetensöhne in Betel zu Elisäus heraus und sprachen zu ihm: »Weißt du, daß heute der Herr deinen Meister über dein Haupt hinweg entrückt?« Er sprach: »Auch ich weiß es. Seid still!« Da sprach Elias zu ihm: »Elisäus, bleib hier! Denn der Herr schickt mich nach Jericho.« Da sprach er: »So wahr der Herr lebt und du lebst! Ich lasse dich nicht.« So kamen sie nach Jericho. Da traten die Prophetensöhne in Jericho an Elisäus heran und sprachen zu ihm: »Weißt du, daß heute der Herr deinen Meister dir über deinem Haupt entrückt?« Er sprach. »Auch ich weiß es. Seid still!« Da sprach Elias zu ihm: »Bleib hier! Denn der Herr schickt mich an den Jordan.« Da sprach er: »So wahr der Herr lebt und du lebst! Ich lasse dich nicht.« So gingen die beiden weiter. Fünfzig Mann aber von den Prophetensöhnen waren mitgegangen. Sie stellten sich abseits von ferne auf. Die beiden aber traten an den Jordan. Da nahm Elias seinen Mantel, rollte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser. Da teilte es sich nach beiden Seiten, und die beiden kamen trocken hinüber. Als sie hinübergegangen waren, sprach Elias zu Elisäus: »Bitte doch um irgend etwas, was ich dir tun soll, bevor ich von dir entrückt werde!« Da sprach Elisäus: »Möchten doch zwei Drittel deines Geistes mir werden!« Da sprach er: »Du bittest um Schweres. Siehst du mich, wie ich von dir entrückt werde, dann wird es dir zuteil. Wenn nicht, dann geschieht es nicht.« Wie sie so im Gehen redeten, erschien ein Feuerwagen mit Feuerrossen. Sie trennten beide. Und Elias fuhr im Sturme himmelwärts. Als dies Elisäus sah, rief er: »Mein Vater, mein Vater! Israels Wagen und Lenker!« Dann sah er ihn nicht mehr. Da faßte er seine Kleider und zerriß sie in zwei Stücke. Dann hob er den Mantel des Elias auf, der diesem entfallen war, kehrte um und trat an das Jordanufer. Er nahm nun des Elias Mantel, der diesem entfallen war, schlug damit auf das Wasser und sprach. »Wo ist der Herr, des Elias Gott?« Als er aber aufs Wasser schlug, teilte es sich nach beiden Seiten, und Elisäus schritt hindurch. Die Prophetensöhne nun sahen ihn in Jericho herüber. Da sprachen sie: »Des Elias Geist ruht auf Elisäus.« Und sie kamen ihm entgegen und neigten sich vor ihm bis zum Boden. Dann sprachen sie zu ihm: »Bei deinen Sklaven sind fünfzig rüstige Männer. Laß sie gehen und deinen Meister suchen, ob ihn etwa ein Sturm des Herrn entführt und ihn auf einen der Berge oder in eines der Täler geworfen hat!« Er sprach: »Sendet sie nicht aus!« Sie aber drangen bis zum äußersten in ihn. Da sprach er: »So sendet eben hin!« Da sandten sie fünfzig Mann aus. Sie suchten ihn drei Tage, fanden ihn aber nicht. Dann kehrten sie zu ihm zurück, da er noch in Jericho war. Er sprach zu ihnen: »Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollet nicht gehen?« Die Männer der Stadt aber sprachen zu Elisäus: »Die Lage der Stadt ist trefflich, wie unser Herr selbst sieht. Aber das Wasser ist schlecht, und die Gegend verursacht Fehlgeburten.« Da sprach er: »Bringt mir eine neue Schale und tut Salz hinein!« Sie brachten sie ihm. Da ging er an den Quellort des Wassers hinaus, warf Salz hinein und sprach: »So spricht der Herr: "Ich mache dies Wasser gesund. Fortan soll nicht Tod noch Fehlgeburt sein."« So ward das Wasser gesund bis auf diesen Tag, nach des Elisäus Wort, das er gesprochen hatte. Von da ging er nach Betel hinauf. Als er den Weg hinaufging, kamen kleine Knaben aus der Stadt. Sie verspotteten ihn und riefen ihm nach: »Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf!« Da wandte er sich um, sah sie an und fluchte ihnen in des Herrn Namen. Da kamen zwei Bärinnen aus dem Wald und zerrissen von ihnen zweiundvierzig Kinder. Von dort ging er auf den Berg Karmel und von hier kehrte er nach Samaria zurück. Krieg gegen MoabJoram aber, Achabs Sohn, ward zu Samaria König über Israel im achtzehnten Jahre des Judakönigs Josaphat. Er regierte zwölf Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, doch nicht so, wie sein Vater und seine Mutter. Er beseitigte den Baaldenkstein, den sein Vater gemacht hatte. Nur an des Nebatsohns Jeroboam Sünden, der Israel zur Sünde verführt hat, hielt er fest und ließ nicht davon. Mesa aber, Moabs König, war Schafzüchter und hatte als Steuer dem König von Israel hunderttausend Lämmer und hunderttausend Wollwidder zu liefern. Als Achab starb, fiel Moabs König von Israels König ab. König Joram aber zog zu jener Zeit von Samaria aus und musterte ganz Israel. Dann ging er hin und sandte an Judas König Josaphat die Botschaft: »Der König von Moab ist von mir abgefallen. Ziehst du mit mir gegen Moab in den Krieg?« Er sprach: Ja! Ich wie du, mein Volk wie dein Volk, meine Rosse wie deine Rosse!« Dann fragte er: »Welchen Weg sollen wir ziehen?« Er sprach: »Den Steppenweg nach Edom.« So zog Israels König mit dem Judakönig und dem König von Edom dahin. Als sie aber sieben Tage auf dem Umgehungsmarsche waren, hatte weder das Heer noch das Vieh, das ihnen folgte, Wasser. Da sprach der König Israels: »Wehe! Der Herr hat diese drei Könige hergerufen, um sie in Moabs Hand zu geben.« Da sprach Josaphat: »Ist hier kein Prophet des Herrn, daß wir durch ihn den Herrn befragen?« Da meinte einer der Diener des Königs von Israel: »Hier ist Saphats Sohn Elisäus, der Wasser über des Elias Hände gegossen hat.« Da sprach er: »Bei ihm ist das Wort des Herrn.« So gingen Israels König und Josaphat und der König von Edom zu ihm hinab. Elisäus fragte nun den König von Israel: »Was habe ich mit dir zu tun ? Geh zu den Propheten deines Vaters und deiner Mutter!« Da sprach zu ihm der König von Israel: »Daß doch nicht der Herr diese drei Könige hergerufen hat, um sie in Moabs Hand zu geben!« Da sprach Elisäus: »So wahr der Herr der Heerscharen, dem ich diene, lebt! Achtete ich nicht auf Judas König Josaphat, so würdigte ich dich keines Blickes. Jetzt aber holt mir einen Saitenspieler!« Als der Saitenspieler spielte, kam die Hand des Herrn auf ihn. Und er sprach: »So spricht der Herr: "Macht in diesem Tale Grube an Grube!" Denn so spricht der Herr: "Ihr seht weder Wind noch Regen, und dennoch füllt sich dieses Tal mit Wasser, daß ihr samt euren Scharen und eurem Vieh zu trinken habt. Das ist aber dem Herrn noch zu wenig. Er gibt auch Moab in eure Hand, daß ihr alle festen Städte zerstöret, alle auserlesenen Städte, alle Fruchtbäume fället, alle Wasserquellen verstopfet und alle guten Äcker durch Steine verderbet."« Am anderen Morgen, zur Zeit der Darbringung des Speiseopfers, kam Wasser vom Weg nach Edom, und die Gegend füllte sich mit Wasser. Als aber Moab hörte, daß die Könige heranzögen, sie anzugreifen, ward alles aufgeboten, vom halbwüchsigen Burschen an und darüber. Und sie stellten sich an der Grenze auf. Frühmorgens nun strahlte die Sonne über dem Wasser auf. Da erschien den Moabitern drüben das Wasser rot wie Blut. Sie sprachen: »Das Blut bedeutet, daß die Könige vernichtet sind. Sie rieben einander auf. Nun auf, Moab, zur Beute!« So kamen sie zu Israels Lager. Da rückte Israel aus und schlug Moab, daß es vor ihm floh. Dadurch wurden sie angereizt, Moab niederzuschlagen. Die Städte rissen sie nieder und auf alle guten Äcker warfen sie Mann für Mann einen Stein und füllten sie damit an. Alle Wasserquellen verstopften sie und fällten alle Fruchtbäume, bis nur die Steine an der Mauer von Kir Charset übrigblieben. Und dies umzingelten die Schleuderer und beschossen es. Als Moabs König sah, daß der Angriff gegen ihn zu stark sei, nahm er siebenhundert schwertbewaffnete Mannen mit sich, um beim König von Edom durchzubrechen. Aber sie vermochten es nicht. Da nahm er seinen erstgeborenen Sohn, der nach ihm König werden sollte, und opferte ihn auf der Mauer als Brandopfer. Nun kam ein großer Zorn über Israel. Sie ließen von ihm und kehrten heim. Des Elisäus WundertatenEines von den Weibern der Prophetensöhne aber schrie Elisäus also an: »Dein Sklave, mein Mann, ist gestorben. Du selbst weißt, daß dein Sklave den Herrn gefürchtet hat. Nun kommt der Gläubiger und will sich meine beiden Knaben zu Sklaven nehmen.« Da fragte sie Elisäus: »Was soll ich für dich tun? Sag mir: Was hast du im Haus?« Sie sprach: »Deine Sklavin hat nichts im Haus als einen Krug Öl.« Da sprach er: »Auf! Borge dir Gefäße draußen, von all deinen Nachbarn leere Gefäße, aber nicht zuwenig! Dann gehe hinein! Schließ die Tür hinter dir und deinen Söhnen und gieß in alle diese Gefäße ein! Ist eines voll, dann stelle es beiseite!« Sie ging von ihm weg. Dann schloß sie die Tür hinter sich und ihren Söhnen. Sie reichten ihr zu, und sie goß ein. Als die Gefäße voll waren, sprach sie zu ihrem Sohn: »Reiche mir noch ein Gefäß!« Da sprach er zu ihr: »Es ist kein Gefäß mehr da.« Da hörte das Öl zu fließen auf. Sie kam und meldete es dem Gottesmann. Er sprach: »Auf! Verkaufe das Öl und bezahle deinen Gläubiger! Vom übrigen magst du mit deinen Söhnen leben.« Eines Tages nun ging Elisäus durch Sunem. Dort war eine reiche Frau. Sie nötigte ihn zu speisen. Sooft er dann vorüberkam, kehrte er dort zum Speisen ein. Da sprach sie zu ihrem Manne: »Ich merke, daß es ein heiliger Gottesmann ist, der stets bei uns vorüberkommt. Wir wollen ein kleines, ummauertes Obergemach bauen und ihm dort Bett, Tisch, Stuhl und Leuchter hineinstellen, damit er hier einkehre, wenn er zu uns kommt.« Eines Tages kam er dorthin. Er kehrte im Obergemach ein und legte sich darin nieder. Dann sprach er zu seinem Diener Gechazi: »Ruf diese Sunamitin!« Da rief er sie, und sie trat vor ihn. Dann sprach er zu ihm: »Sag ihr doch: "Du machst dir unseretwegen all diese Mühe! Was kann ich für dich tun? Brauchst du Fürsprache beim König oder beim Feldhauptmann?"« Da sprach sie: »Ich gehöre zum gewöhnlichen Volk.« Da sprach er: »Aber was ist für sie zu tun?« Da sprach Gechazi: »Leider hat sie keinen Sohn, und ihr Mann ist alt.« Da sprach er: »Ruf sie!« Da rief er sie, und sie trat in die Tür. Er sprach: »Zu dieser Frist zur entsprechenden Zeit wirst du einen Sohn herzen.« Da sprach sie: »Ach nein, mein Herr! Gottesmann! Enttäusche nicht deine Sklavin!« Aber das Weib ward gesegnet und gebar einen Sohn in jener Frist zur entsprechenden Zeit, die ihr Elisäus angegeben hatte. Der Knabe wuchs heran. Eines Tages ging er zu seinem Vater bei den Schnittern hinaus. Da sagte er zu seiner Vater: »Mein Kopf! Mein Kopf!« Da sprach jener zum Diener: »Trag ihn zu seiner Mutter!« Da hob er ihn auf und brachte ihn seiner Mutter. Er saß auf ihrem Schoß bis zum Mittag. Dann starb er. Sie ging hinauf und legte ihn auf das Bett des Gottesmannes, schloß hinter ihm zu und ging hinaus. Dann rief sie ihren Mann und sprach: »Schick mir doch einen der Diener mit einer Eselin! Ich will schnell zum Gottesmann und wieder zurück.« Er sprach: »Weshalb willst du zu ihm? Heute ist doch weder Neumond noch Sabbat.« Sie sagte: »Es hat nichts auf sich.« So ließ sie die Eselin satteln und sprach zu ihrem Diener: »Treib immerfort an! Halt mich nicht im Reiten auf, bis ich es dir sage!« So zog sie hin und kam zum Gottesmann auf den Berg Karmel. Als der Gottesmann sie von ferne sah, sprach er zu seinem Diener Gechazi. »Da ist ja die Sunamitin. Lauf ihr sogleich entgegen und frage sie: "Geht es dir gut? Geht es deinem Manne gut? Geht es deinem Knaben gut?"« Sie sagte: »Alles wohl!« Als sie aber zu dem Gottesmann auf den Berg kam, umfaßte sie seine Füße. Da trat Gechazi hinzu, sie wegzureißen. Da sprach der Gottesmann: »Laß sie! Ihr Gemüt ist bekümmert. Der Herr hat es mir verborgen und es mir nicht kundgetan.« Sie fragte: »Habe ich meinen Herrn um einen Sohn gebeten? Habe ich nicht gesagt: "Mach mir keine falschen Hoffnungen?"« Da sprach er zu Gechazi: »Gürte deine Lenden! Nimm meinen Stab in deine Hand und gehe! Begegnest du jemand, dann grüß ihn nicht, und grüßt dich jemand, dank ihm nicht! Dann lege meinen Stab auf des Knaben Angesicht!« Da sprach die Mutter des Knaben: »So wahr der Herr lebt und du lebst! Ich lasse dich nicht.« Da machte er sich auf und folgte ihr. Gechazi aber ging voraus und legte den Stab auf des Knaben Antlitz. Aber kein Laut kam, und nichts war zu bemerken. Da kehrte er um, ging ihm entgegen und meldete ihm: »Der Knabe ist nicht erwacht.« Elisäus kam nun in das Haus; da lag der Knabe tot auf seinem Bett. Er ging hinein, schloß die Tür hinter ihnen beiden und betete zum Herrn. Dann erhob er sich und legte sich auf das Kind, Mund auf Mund, Augen auf Augen und Hände auf Hände und streckte sich wieder über ihn. Da ward der Körper des Kindes warm. Dann ging er im Hause hin und her, stieg hinauf und streckte sich über ihn. Da nieste der Knabe siebenmal. Danach schlug der Knabe die Augen auf. Da rief er Gechazi und sprach: »Rufe die Sunamitin herbei!« Er rief sie, und sie kam zu ihm. Da sprach er: »Nimm deinen Sohn!« Da trat sie heran, fiel ihm zu Füßen und neigte sich bis zum Boden. Hierauf nahm sie ihren Sohn und ging hinaus. Elisäus aber kehrte nach dem Gilgal zurück. Da ward im Lande eine Hungersnot. Die Prophetensöhne aber saßen vor ihm. Da sprach er zu seinem Diener: »Setze den größten Topf bei und koche für die Prophetensöhne Gemüse!« Da ging einer aufs Feld, Kräuter zu pflücken. Er fand einen Feldweinstock und pflückte Gurken, seinen Mantel voll. Er kam und schnitt sie in den Kochtopf. Er kannte sie aber nicht. Dann schütteten sie es für die Männer zum Essen aus. Aber sobald sie von dem Gekochten aßen, schrien sie und riefen: »Im Topf ist der Tod, Gottesmann.« Sie konnten es nicht essen. Er sprach:"Holt Mehl!« Dann warf er es in den Topf und sprach: »Schütte es den Leuten zum Essen hin!« Da war nichts Schlimmes mehr im Topf. Nun kam ein Mann von Baal Salisa und brachte dem Gottesmann zwanzig Gerstenbrote als Erstlingsbrot und neues Getreide in der Tasche. Er sagte: »Gib es den Leuten zu essen!« Da fragte sein Diener: »Wie kann ich dies hundert Mann vorlegen?« Er sprach: »Gib es den Leuten zu essen! Denn also spricht der Herr: "Sie essen und lassen davon übrig."« Da legte er es ihnen vor. Und sie aßen und ließen nach des Herrn Wort davon übrig. Naamans AussatzDes Aramkönigs Feldherr Naaman aber war groß vor seinem Herrn und hochangeschen. Denn der Herr hatte durch ihn Aram den Sieg verschafft. Der Mann war ein Kriegsheld, aber aussätzig. Nun zogen die Aramäer auf einen Streifzug und raubten dabei aus dem Lande Israel ein junges Mädchen. Sie wurde bei Naamans Weib Dienerin. Sie sprach zu ihrer Herrin: »Ach, stünde mein Herr vor dem Propheten zu Samaria! Er heilte ihn von seinem Aussatz.« Da ging dieser und meldete seinem Herrn : »So und so hat das israelitische Mädchen gesprochen.« Der König von Aram sprach: »Ziehe nur hin. Ich gebe einen Brief mit an den König von Israel.« Da zog er hin und nahm zehn Talente Silber, sechstausend Goldstücke und zehn Festkleider mit. Dann übergab er dem König von Israel den Brief, in dem stand: »Wenn dieser Brief zu dir kommt, sende ich dir meinen Diener Naaman. Befreie ihn vom Aussatz!« Als aber der König von Israel den Brief gelesen hatte, zerriß er seine Gewänder und sprach: »Bin ich denn ein Gott, der töten und beleben kann, daß er zu mir schickt, einen Mann von seinem Aussatz zu befreien? Seht, daß er nur Streit mit mir sucht!« Als aber der Gottesmann Elisäus hörte, der König von Israel habe seine Gewänder zerrissen, sandte er zum König und ließ ihm sagen: »Warum zerreißest du deine Kleider? Er komme nur zu mir, und er wird erfahren, daß es in Israel einen Propheten gibt.« Naaman kam nun mit seinen Rossen und Wagen und hielt vor der Haustür des Elisäus. Elisäus sandte einen Boten zu ihm und ließ sagen: »Geh und bade siebenmal im Jordan! Und dein Leib sei wiederhergestellt! Geh und werde rein!« Da ging Naaman unwillig davon und sprach: »Ich habe gedacht, er käme zu mir, träte hin und riefe den Namen des Herrn, seines Gottes, an und bewegte seine Hand gegen den Ort und entfernte den Aussatz.« Sind nicht Abana und Parpar, die Flüsse von Damaskus, besser als alle Gewässer Israels? Kann ich nicht darin baden und rein werden?« Also wandte er sich und ging zornig davon. Da traten seine Diener heran, sprachen zu ihm und sagten: »Mein Vater! Hätte der Prophet etwas Schwieriges von dir verlangt, würdest du es nicht tun? Wieviel mehr, da er dir sagt: "Bade, und du wirst rein!"« Da stieg er hinab und tauchte siebenmal im Jordan unter, nach des Gottesmannes Wort. Da ward sein Leib wieder wie der eines kleinen Knaben. Und er ward rein. Da kam er zu dem Gottesmann zurück mit seinem ganzen Gefolge. Er kam, trat vor ihn und sprach: »Nun weiß ich, daß auf der ganzen Erde kein Gott ist, außer in Israel. So nimm von deinem Sklaven ein Geschenk!« Er sprach: »So wahr der Herr, dem ich diene, lebt! Ich nehme nichts.« Da drang er in ihn, es zu nehmen. Aber er weigerte sich. Da sprach Naaman »Dann möge deinem Sklaven eine Last Erde gegeben werden, die Last eines Maultiergespanns! Denn dein Sklave bringt fortan ein Brand- und Schlachtopfer nicht anderen Göttern dar als einzig dem Herrn. Aber dies verzeihe der Herr deinem Sklaven! Wenn mein Herr in das Haus des Rimmon geht, dort anzubeten, und sich auf meinen Arm stützt, werfe auch ich mich im Haus des Rimmon nieder. Werfe ich mich dann so im Hause Rimmons nieder, dann verzeihe dies der Herr deinem Sklaven!« Da sprach er: »Ziehe hin in Frieden!« Und er zog von ihm eine Strecke Wegs fort. Da dachte Gechazi, der Diener des Gottesmannes Elisäus: »Mein Herr hat diesen Aramäer Naaman geschont und von ihm nichts genommen, was er hergebracht hat. So wahr der Herr lebt! Ich laufe ihm nach und nehme ihm etwas ab.« Also lief Gechazi dem Naaman nach. Naaman aber sah, daß er ihm nachlief. Er beugte sich vom Wagen herab ihm entgegen und sprach: »Steht es gut?« Er sprach: »Ja! Aber mein Herr sendet mich und läßt sagen: "Soeben sind zu mir zwei junge Leute von den Prophetensöhnen aus dem Gebirge Ephraim gekommen. Gib doch für sie ein Talent Silber und zwei Feierkleider!"« Da sprach Naaman: »Tu den Gefallen und nimm zwei Talente!« Und er drang in ihn, verpackte zwei Talente Silber in zwei Beutel nebst zwei Feierkleidern und gab sie seinen beiden Dienern. Diese trugen sie vor ihm her. Als er zum Hügel kam, nahm er sie ihnen ab und verwahrte sie im Hause. Dann entließ er die Leute, und sie gingen. Er selbst aber kam und trat vor seinen Herrn. Da fragte ihn Elisäus: »Woher, Gechazi?« Er sagte: »Dein Sklave ist nirgends hingegangen.« Da sprach er zu ihm: »Es ist nicht wahr. Mein Herz ist mitgegangen. Als sich ein Mann im Wagen nach dir umgewandt hat, ist das nicht der Augenblick gewesen, da du das Geld genommen hast, um dir dafür Kleider, Ölgärten, Weinberge, Schafe und Rinder, Sklaven und Sklavinnen zu kaufen?« Nun hafte Naamans Aussatz an dir und deinen Nachkommen immerdar! Und er ging von ihm weg, schneeweiß von Aussatz. Des Elisäus WunderwerkeDie Prophetensöhne aber sprachen zu Elisäus: »Der Ort, an dem wir bei dir wohnen, ist uns zu eng. Wir wollen an den Jordan gehen. Dort hole jeder einen Balken! Und wir schaffen uns eine Stätte zum Wohnen.« Er sprach: »Geht hin!« Einer aber sprach: »Sei so gut und gehe mit deinen Dienern!« Er sprach: »Gut! Ich gehe mit.« So ging er mit ihnen. Da kamen sie an den Jordan und fällten Bäume. Als einer an einem Balken hieb, fiel ihm das Eisen ins Wasser. Er schrie und rief: »Ach, mein Herr! Und dazu ist es entlehnt.« Da fragte der Gottesmann: »Wohin ist es gefallen?« Da wies er ihm die Stelle. Nun schnitzte er ein Holz und warf es dorthin. Da schwamm das Eisen herbei. Er sprach: »Hol's dir herauf!« Da streckte er seine Hand aus und holte es. - Der König von Aram fing mit Israel Krieg an. Da beriet er sich mit seinen Dienern und sprach: »An dem und dem Ort sei mein Lager!« Da sandte der Gottesmann zum König von Israel und ließ sagen: »Hüte dich, an diesem Ort vorüberzuziehen! Denn dort liegen die Aramäer im Hinterhalt.« Da sandte der König von Israel an den Ort, den ihm der Gottesmann genannt hatte. So warnte er ihn. Und er beobachtete dort, nicht bloß ein- oder zweimal. Darüber ward der König von Aram aufgeregt. Er rief seine Diener und sagte zu ihnen: »Könnt ihr mir nicht sagen, wer von uns es mit dem König von Israel hält!« Da sprach einer seiner Diener: »Nicht doch! Mein Herr, König! Der Prophet Elisäus in Israel teilt dem König von Israel die Worte mit, die du in deinem Schlafgemach sprichst.« Da sprach er: »Geht und seht, wo er ist, daß ich schicke und ihn holen lasse!« Da ward ihm gemeldet: »Er ist in Dotan.« Da sandte er dorthin Rosse, Wagen und eine starke Kriegerschar. Sie kamen bei Nacht und umzingelten die Stadt. Der Diener des Gottesmannes aber stand in der Frühe auf und trat hinaus. Da lag eine Kriegerschar rings um die Stadt mit Rossen und Wagen. Sein Diener sprach zu ihm: »Wehe, mein Herr! Was sollen wir tun?« Er sprach: »Fürchte nichts! Denn mehr sind der Unsrigen als der Ihrigen.« Und Elisäus betete und sprach: »Herr, öffne ihm die Augen, daß er sehe!« Da öffnete der Herr dem Diener die Augen, und er sah den Berg voll von feurigen Rossen und Wagen rings um Elisäus. Als sie nun gegen ihn anrückten, betete Elisäus zum Herrn und sprach: »Schlage dieses Kriegsvolk mit Blindheit!« Da schlug er sie mit Blindheit nach des Elisäus Wort. Dann sprach Elisäus zu ihnen: »Dies ist nicht der Weg und dies ist nicht die Stadt. Folgt mir! Ich führe euch zu dem Mann, den ihr suchet.« Da führte er sie nach Samaria. Als sie nach Samaria gekommen waren, sprach Elisäus: »Herr, öffne diesen die Augen, daß sie sehen!« Da öffnete ihnen der Herr die Augen, und sie sahen sich mitten in Samaria. Da sprach der König von Israel zu Elisäus, als er sie sah: »Soll ich dreinschlagen lassen, mein Vater?« Da sprach er: »Nein! Willst du solche, die du nicht mit deinem Schwert und Bogen gefangennimmst, niederschlagen? Setz ihnen Brot und Wasser vor, daß sie essen und trinken! Dann mögen sie zu ihrem Herrn ziehen!« Da ließ er für sie ein großes Mahl herrichten, und sie aßen und tranken. Dann entließ er sie, und sie zogen zu ihrem Herrn. Seitdem kamen keine aramäischen Streitscharen mehr ins Land Israel. Hernach zog Arams König Benhadad sein ganzes Heer zusammen. Er zog heran und belagerte Samaria. Da ward eine große Hungersnot in Samaria, als jene es belagerten, bis ein Eselskopf achtzig Silberlinge galt und ein Viertelmaß Vogelmilch fünf Silberlinge. Als nun der König von Israel die Mauern untersuchte, schrie ein Weib ihn an und sprach: »Hilf doch, mein Herr, König!« Er sprach: »Hilft dir der Herr nicht? Woher sollte ich dir helfen können? Von der Tenne oder von der Kelter?« Dann sprach der König zu ihr: »Was hast du?« Da sprach sie: »Das Weib da sprach zu mir: "Gib deinen Sohn her, daß wir ihn heute verzehren! Morgen wollen wir meinen Sohn verzehren.« So kochten wir meinen Sohn und verzehrten ihn. Da sprach ich zu ihr am anderen Tage: "Gib deinen Sohn her, daß wir ihn essen!" Da versteckte sie ihren Sohn.« Als aber der König die Worte des Weibes vernahm, zerriß er seine Kleider. Er untersuchte eben die Mauer. Da sah das Volk, daß er darunter ein Bußgewand auf seinem Leib hatte. Er sprach: »Gott tue mir das und das, wenn des Saphatsohnes Elisäus Haupt noch heute auf ihm bleibt!« Elisäus aber saß in seinem Hause, und die Ältesten saßen bei ihm. Jener aber sandte einen Mann vor sich her. Bevor aber der Bote zu ihm kam, sprach er zu den Ältesten: »Wißt ihr, daß dieser Mördersohn herschickt, mir den Kopf abzuschlagen? Seht zu! Sobald der Bote kommt, schließt die Tür und stemmt euch mit der Tür gegen ihn! Ist nicht der Schall der Tritte seines Herrn hinter ihm zu hören?« Noch redete er mit ihnen, da kam der König zu ihm herab. Er sprach: »Das ist das Schlimmste vom Herrn. Was warte ich noch länger auf den Herrn?« Samarias BefreiungElisäus aber sprach: »Hört des Herrn Wort! So spricht der Herr: "Um diese Zeit morgen gilt ein Maß Feinmehl einen Ring und zwei Maß Gerste gleichfalls einen Ring am Tor in Samaria."« Da entgegnete der Krieger, auf dessen Arm sich der König stützte, dem Gottesmann und sprach: »Selbst wenn der Herr Luken am Himmel machte, könnte solches sein?« Er sprach: »Du darfst es sehen, aber darfst nicht mitessen.« Nun waren vier Männer als Aussätzige vor dem Tore. Sie sprachen zueinander: »Wozu bleiben wir hier, bis wir sterben? Sagten wir: Wir wollen in die Stadt kommen, so stürben wir dort; denn Hungersnot ist in der Stadt. Bleiben wir aber hier, so sterben wir auch hier. So kommt jetzt! Wir laufen ins Aramäerlager über. Lassen sie uns leben, so leben wir. Töten sie uns aber, so sterben wir eben.« So standen sie in der Abenddämmerung auf, um ins Aramäerlager zu gehen. Und sie kamen bis ans Ende des Aramäerlagers. Aber kein Mensch war hier. Der Herr hatte nämlich im Aramäerlager ein Getöse hören lassen, das Getöse von Wagen und Rossen, das Getöse eines großen Heeres, so daß sie zueinander sprachen: »Der König von Israel hat gegen uns die Könige der Chittiter und Ägypter zu einem Überfall auf uns gedungen.« So brachen sie auf und flohen in der Abenddämmerung. Sie ließen ihre Zelte, Rosse und Esel, das Lager, wie es war, im Stich, und flohen um ihr Leben. Da kamen diese Aussätzigen bis an des Lagers Ende. Sie gingen in ein Zelt und aßen und tranken. Dann nahmen sie daraus Silber, Gold und Kleider und gingen, es zu vergraben. Sie kamen wieder und gingen in ein anderes Zelt. Auch hier trugen sie fort und gingen und vergruben es. Dann sprachen sie zueinander: »Wir tun nicht recht. Dieser Tag ist ein Tag froher Botschaft. Wenn wir schweigen und bis zum lichten Morgen warten, dann trifft uns Strafe. So kommt denn! Wir wollen gehen und es im Königshause melden!« So kamen sie und riefen den Stadttorwächter und verkündeten ihnen: »Wir sind ins Aramäerlager gekommen. Da war aber niemand, auch kein menschliches Geräusch. Die Rosse und Esel gesattelt und die Zelte, wie sie waren.« Da brachen die Wächter in Rufe aus und meldeten es im Hause des Königs drinnen. Da stand der König noch in der Nacht auf und sprach zu seinen Dienern: »Ich will euch sagen, was die Aramäer gegen uns vorhaben. Sie wissen, daß wir Hunger leiden. Darum verließen sie das Lager, um sich im Freien zu verstecken. Denn sie denken: "Wenn sie aus der Stadt kommen, dann greifen wir sie lebendig und dringen in die Stadt ein. "« Da erwiderte einer seiner Diener und sprach: »Man nehme doch fünf der übriggebliebenen Rosse! Ihnen geht es dann eben wie Israels Volksmenge, die noch da ist, und wie Israels ganzer Masse, die schon dahin ist. Wir wollen sie aussenden und sehen.« Da holten sie zwei Berittene. Und der König von Israel sandte sie dem Aramäerheere nach und sagte: »Geht und schaut nach!« Sie folgten ihnen bis an den Jordan. Da war der ganze Weg voll von Gewändern und Waffen, die die Aramäer auf ihrer eiligen Flucht weggeworfen hatten. Die Boten kehrten um und meldeten es dem König. Da ging das Volk hinaus und plünderte das Aramäerlager. Und ein Maß Feinmehl galt einen Ring und zwei Maß Gerste auch einen Ring nach des Herrn Wort. Der König aber hatte über das Tor den Krieger bestellt, auf dessen Arm er sich zu stützen pflegte. Da zertrat ihn das Volk im Tor, und er starb, wie es der Gottesmann gesagt hatte, als der König zu ihm hinabkam. Als nämlich der Gottesmann zum König sagte: »Zwei Maß Gerste werden einen Ring gelten und ein Maß Feinmehl gleichfalls einen Ring morgen um diese Zeit in Samarias Tor", gab der Krieger dem Gottesmann zur Antwort und sprach: »Selbst wenn der Herr am Himmel Luken machte, könnte solches sein?« Da sagte er: »Du darfst es sehen, aber darfst nicht mitessen.« Und ihm geschah also. Das Volk zertrat ihn im Tor, und er starb. Joram und AchazjaElisäus aber sprach zu dem Weib, dessen Sohn er lebendig gemacht hatte: »Auf! Zieh mit deinem Hause fort und weile, wo du weilen magst! Denn der Herr ruft eine Hungersnot herbei, und sie kommt für sieben Jahre ins Land.« Da machte sich das Weib auf und tat nach des Gottesmannes Wort. Sie zog mit ihrem Hause von dannen und weilte sieben Jahre im Philisterland. Nach sieben Jahren kehrte das Weib aus dem Philisterland zurück. Da ging sie, den König wegen ihres Hauses und Feldes anzurufen. Der König sprach gerade zu Gechazi, dem Diener des Gottesmannes: »Erzähle mir all die Großtaten, die Elisäus getan hat!« Gerade erzählte er dem König, wie er den Toten lebendig gemacht hatte, da kam das Weib, dessen Sohn er lebendig gemacht hatte, um den König wegen ihres Hauses und Feldes anzurufen. Da sprach Gechazi: »Mein Herr, König! Dies ist das Weib und dies sein Sohn, den Elisäus lebendig gemacht hat.« Da befragte der König das Weib, und sie erzählte es ihm. Da gab ihr der König einen Kämmerer mit und befahl: »Verschaffe ihr all das Ihrige und den ganzen Feldertrag von dem Tage an, da sie das Land verlassen hat, bis heute!« Elisäus kam nun nach Damaskus; Arams König Benhadad aber war gerade krank. Ihm wurde gemeldet: »Der Gottesmann ist hierher gekommen.« Da sprach der König zu Chazael: »Nimm ein Geschenk mit! Geh dem Gottesmann entgegen und befrage durch ihn den Herrn, ob ich von meiner Krankheit genese!« Chazael ging ihm entgegen. Und er nahm ein Geschenk mit, allerlei Köstliches aus Damaskus, vierzig Kamellasten. So kam er, trat vor ihn und sprach: »Dein Sohn, Arams König Benhadad, schickt mich zu dir und fragt: "Werde ich von dieser Krankheit genesen?"« Da sprach Elisäus zu ihm: »Geh und sage ihm: "Du wirst genesen!" Der Herr aber hat mich sehen lassen, daß er sterben werde.« Er aber verzog keine Miene und lehnte lange Zeit auf seinem Stab. Da weinte der Gottesmann. Chazael fragte: »Warum weinst du, mein Herr?« Er sprach: »Weil ich weiß, was du Israels Söhnen Böses tun wirst. Du wirst ihre festen Städte in Brand stecken, ihre Jungmannschaft mit dem Schwerte töten, ihre Kindlein zerschmettern und ihre werdenden Mütter aufschlitzen.« Da sprach Chazael: »Was ist denn dein Sklave, der Hund, daß er dies Gewaltige tun sollte?« Da sprach Elisäus: »Der Herr hat dich mir als König von Aram gezeigt.« Er ging nun von Elisäus weg und kam zu seinem Herrn. Dieser fragte ihn: »Was hat dir Elisäus gesagt?« Er hat mir gesagt: »Du wirst genesen.« Am anderen Morgen aber nahm er einen Schleier, tauchte ihn in Wasser und breitete ihn über sein Gesicht, und er starb. So ward Chazael König an seiner Statt. Im fünften Jahre des Achabsohnes Joram, des Königs von Israel - Josaphat, Judas König, war gestorben -, ward des Judakönigs Josaphat Sohn, Joram, König. Er war zweiunddreißig Jahre alt, als er König wurde, und regierte acht Jahre in Jerusalem. Er wandelte auf dem Weg der Könige Israels, wie die vom Achabshaus getan. Denn er hatte eine Tochter Achabs zum Weibe. So tat er, was dem Herrn mißfiel. Aber der Herr wollte Juda um seines Dieners David willen nicht vernichten, wie er ihm verheißen hatte, daß er ihm und seinen Söhnen allzeit eine Leuchte lasse. In seinen Tagen war Edom von Judas Botmäßigkeit abgefallen; es gab sich einen König. Da zog Joram nach Sair Mit all seinen Wagen. Er erhob sich des Nachts und schlug die Edomiter, die ihn umzingelt hatten, samt den Wagenobersten, und das Volk floh zu seinen Zelten. Aber Edom fiel doch von Juda ab, bis auf diesen Tag. Damals fiel zu gleicher Zeit auch Libna ab. Ist nicht der Rest der Geschichte Jorams und alles, was er sonst getan, im Geschichtsbuch der Könige von Juda aufgeschrieben? Als sich Joram zu seinen Vätern legte, ward er bei seinen Ahnen in der Davidsstadt begraben, und sein Sohn Achazja ward an seiner Statt König. Im zwölften Jahr des Achabsohnes und Israelkönigs Joram ward des Judakönigs Joram Sohn, Achazja, König. Achazja war zweiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte ein Jahr in Jerusalem. Seine Mutter hieß Atalja. Sie war eine Enkelin des israelitischen Königs Omri. Er wandelte auf des Achabhauses Weg und tat, was dem Herrn mißfiel, wie das Haus Achabs; denn er war mit dem Hause Achabs verschwägert. Er zog nun mit dem Achabsohne Joram gegen Arams König Chazael bei Ramot im Gilead zu Felde. Aber die Aramäer verwundeten Joram. Da kehrte der König Joram heim, um sich in Jezreel von den Wunden zu heilen, die ihm die Aramäer in Rama geschlagen hatten, als er mit Arams König Chazael kämpfte. Nun ging der Judakönig Achazja, Jorams Sohn, hinab, den Achabsohn Joram in Jezreel zu besuchen, weil er krank war. JehuDa rief der Prophet Elisäus einen der Prophetensöhne und sprach: »Gürte deine Lenden! Nimm diese Ölflasche mit dir und geh nach Ramot im Gilead! Und kommst du dort an, dann merk auf! Dort ist Jehu, Josaphats Sohn und Nimsis Enkel. Trittst du ein, dann laß ihn aus seiner Brüder Mitte aufstehen und führ ihn in das innerste Gemach! Dann nimm die Ölflasche, gieße daraus auf sein Haupt und sage: "So spricht der Herr: »Ich salbe dich zum König über Israel!«" Dann öffne die Tür und fliehe unverweilt!« Da ging der Jüngling - der Jüngling war ein Prophet - nach Ramot im Gilead. Als er hinkam, saßen die Hauptleute des Heeres da. Er sagte: »Hauptmann! Ich habe dir etwas zu sagen.« Jehu fragte: »Wem von uns allen?« Er sprach: »Hauptmann! Dir!« Da stand er auf und ging ins Haus hinein. Da goß er ihm das Öl aufs Haupt und sagte zu ihm: »So spricht der Herr, Israels Gott: "Ich salbe dich zum König über des Herrn Volk, über Israel. Schlage nieder das Haus Achabs, deines Herrn, damit ich räche meiner Diener, der Propheten, Blut sowie das Blut aller anderen Diener des Herrn an Izebel und an dem ganzen Achabhause! Zugrunde geht das ganze Achabhaus. Von Achab tilge ich die Wandpisser, wie Mündige in Israel. Ich mache so das Achabhaus gleich dem des Nebatsohns Jeroboam und gleich dem Haus des Achiasohnes Baësa. Izebel aber fressen Hunde auf der Flur von Jezreel, und niemand ist, der sie bestattet."« Darauf öffnete er die Tür und floh. Als Jehu nun zu den Dienern seines Herrn hinaustrat, fragte man ihn: »Steht es gut? Weshalb ist dieser Verrückte zu dir gekommen?« Er sprach zu ihnen: »Ihr kennt ja den Mann und sein Geschwätz.« Sie sprachen. »Ausflüchte! Sag es uns!« Da sagte er: »So und so hat er zu mir gesprochen: "So spricht der Herr: »Ich salbe dich zum König über Israel.«"« Da nahmen sie eilends jeder sein Gewand und legten es unter ihn auf die Treppenziegel. Dann stießen sie in das Horn und riefen: »Jehu ist König.« Also verschwor sich Jehu, Josaphats Sohn und Nimsis Enkel, gegen Joram. Joram aber lag auf der Wacht zu Ramot im Gilead mit ganz Israel gegen Arams König Chazael. Der König Joram aber kehrte heim, um sich in Jezreel heilen zu lassen von den Wunden, die ihm die Aramäer schlugen, als er mit Arams König Chazael kämpfte. Jehu sprach: »Ist es euch genehm, dann gehe niemand heimlich aus der Stadt in der Absicht, hinzugehen und es in Jezreel zu melden!« Hierauf bestieg Jehu einen Wagen und fuhr nach Jezreel. Denn dort lag Joram, und der Judakönig Achazja war herabgezogen, Joram zu besuchen. Auf dem Turme zu Jezreel aber stand der Wächter und sah Jehus, Schar herankommen. Er sprach: »Ich sehe eine Schar.« Da sprach Joram: »Hole einen Reiter und schicke ihn jenen entgegen, daß er frage: "In friedlicher Absicht?"« Da ritt der Reiter ihm entgegen und sprach: »So fragt der König: "In friedlicher Absicht?"« Jehu sprach: »Was geht dich der Frieden an? Schwenke hinter mich ein!« Der Wächter meldete es und sprach: »Der Bote ist bei ihnen angelangt, kehrt aber nicht um.« Da sandte er einen zweiten Reiter. Er kam zu ihm und sprach: »So fragt der König: "Friedlich?"« Jehu sprach: »Was geht dich der Frieden an? Schwenke hinter mich ein!« Der Wächter meldete: »Auch er ist bei ihnen angelangt, kehrt aber nicht um. Und das Fahren gleicht dem Fahren des Nimsisohnes Jehu; denn er fährt unsinnig.« Da sprach Joram: »Spanne ein!« Man spannte seinen Wagen ein, und der König von Israel, Joram, fuhr mit dem Judakönig Achazja hinaus, jeder auf seinem Wagen. So fuhren sie Jehu entgegen und trafen ihn auf des Jezreeliters Nabot Grundstück. Als Joram den Jehu erblickte, fragte er: »In friedlicher Absicht, Jehu?« Er sprach: »Was, friedliche Absicht bei deiner Mutter Izebel Hurerei und ihren zahllosen Ränken!« Da lenkte Joram um und floh. Er rief Achazja zu »Verrat! Achazja!« Da spannte Jehu den Bogen bis aufs äußerste und traf Joram zwischen die Arme. Der Pfeil fuhr ihm durchs Herz, und er sank in seinem Wagen nieder. Dann sprach er zu seinem Krieger Bidekar: »Nimm ihn und wirf ihn auf des Jezreeliters Nabot Grundstück! Denk daran, wie ich und du hinter seinem Vater Achab Seite an Seite ritten, als der Herr über ihn diesen Ausspruch tat: »Ich habe gestern Nabots und seiner Söhne Blut gesehen - ein Spruch des Herrn - und ich vergelte es dir auf diesem Grundstück.« Ein Spruch des Herrn. So nimm ihn und wirf ihn auf das Grundstück nach des Herrn Wort!« Dies hatte der Judakönig Achazja mit angesehen; da floh er gegen das Gartenhaus. Jehu jagte ihm nach und rief: »Schlagt auch diesen auf dem Wagen!« Es war auf der Steige von Gur bei Ibleam. Doch er entkam nach Megiddo; dort aber starb er. Dann fuhren ihn seine Diener nach Jerusalem und begruben ihn in seiner Grabstätte bei seinen Ahnen in der Davidsstadt. Im elften Jahr des Achabsohnes Joram war Achazja über Juda König geworden. Nun kam Jehu nach Jezreel. Als Izebel davon hörte, schminkte sie die Augenlider, schmückte ihr Haupt und schaute zum Fenster hinaus. Als Jehu durch das Tor kam, sprach sie: »Geht es Zimri, dem Mörder seines Herrn, gut?« Da blickte er zum Fenster hinauf und rief: »Wer hält es mit mir? Wer?« Da blickten zu ihm zwei oder drei Kämmerlinge herunter. Er rief: »Stürzt sie herab!« Und sie stürzten diese hinab. Von ihrem Blut aber spritzte an die Mauer und an die Rosse, und sie zerstampften sie. Er aber ging hinein und aß und trank. Dann sprach er: »Seht nach dieser Verfluchten und begrabt sie! Sie ist doch eine Königstochter.« Da gingen sie hin, sie zu begraben, fanden aber von ihr nichts mehr als den Schädel, die Füße und Arme. Sie kamen zurück und meldeten es ihm. Er sprach: »Das ist des Herrn Wort, das er durch seinen Diener, den Tisbiter Elias, gesprochen hat: "Das Fleisch Izebels fressen Hunde auf der Flur von Jezreel. Izebels Leichnam wird wie Ackerdünger auf der Flur von Jezreel, daß man nicht sagen kann: »Das ist Izebel.«"« Jehus WerkAchab hatte siebzig Söhne in Samaria. Nun schrieb Jehu einen Brief und sandte ihn nach Samaria an Jezreels Fürsten, an die Ältesten und die Vormünder der Achabsöhne, in dem es hieß: »Gelangt dieser Brief an euch - bei euch sind eures Herrn Söhne und auf eurer Seite die Wagen, Rosse, Festungen und das Zeughaus -, dann wählt den besten und tüchtigsten aus den Söhnen eures Herrn, setzt ihn auf seines Vaters Thron und kämpft für das Haus eures Herrn!« Jene aber fürchteten sich gewaltig und sprachen: »Zwei Könige haben nicht vor ihm standgehalten. Wie könnten wir bestehen?« So schickten die Vorsteher des Hauses und der Stadtoberste sowie die Ältesten und Vormünder zu Jehu und ließen sagen: »Wir sind deine Sklaven, und alles, was du uns befiehlst, wollen wir tun. Wir machen niemanden zum König. Tu, was dir gut dünkt!« Er schrieb zum zweitenmal einen Brief des Inhalts: »Haltet ihr zu mir und hört ihr auf meine Stimme, dann nehmt die Häupter der Männer, der Söhne eures Herrn, und kommt zu mir morgen um diese Zeit nach Jezreel!« Des Königs Söhne, siebzig Mann, aber waren in der Stadt bei den Vornehmen, die sie aufzogen. Als der Brief an sie kam, ergriffen sie des Königs Söhne und schlachteten sie ab, siebzig Mann. Dann legten sie ihre Köpfe in Körbe und schickten sie nach Jezreel. Da kam der Bote und meldete ihm: »Man bringt die Köpfe der Königssöhne.« Er sprach: »Legt sie in zwei Haufen vor den Toreingang bis zum Morgen!« Am anderen Morgen ging er hinaus, trat hin und sprach zum ganzen Volk: »Ihr seid ohne Schuld. Ich habe mich gegen meinen Herrn verschworen und ihn umgebracht. Wer aber hat all diese erschlagen? Erkennet nun, daß nichts zu Boden fällt von des Herrn Wort, das der Herr gegen Achabs Haus gesprochen hat! Der Herr hat getan, was er durch seinen Diener Elias gesprochen hat.« Hierauf erschlug Jehu alle, die von Achabs Haus zu Jezreel übrig waren, ebenso alle seine Verwandten, Vertrauten und Priester. Keinen einzigen von ihm ließ er übrig. Dann erhob er sich und zog nach Samaria. Er war gerade bei dem Schurhaus der Hirten. Da traf Jehu des Judakönigs Achazja Brüder und fragte: »Wer seid ihr?« Sie sprachen: »Wir sind die Brüder des Achazja und kommen herab, die Königssöhne und die Söhne der Königinmutter zu begrüßen.« Da rief er: »Greift sie lebendig!« Sie ergriffen sie lebendig und schlachteten sie in der Grube des Schurhauses ab, zweiundvierzig Mann. Keinen von ihnen ließ er übrig. Von da zog er weiter und traf Rekabs Sohn Jonadab, der ihm entgegenkam. Er grüßte ihn und fragte ihn: »Ist dein Herz zu mir so aufrichtig wie meines zu deinem?« Jonadab sprach: »Jawohl! Gib mir deine Hand!« Da gab er ihm die Hand und hob ihn zu sich auf seinen Wagen. Und er sprach: »Geh mit mir und schaue deine Lust an meinem Eifern für den Herrn!« So fuhren sie auf seinem Wagen. So kam er nach Samaria und erschlug alle, die von Achab zu Samaria übrig waren, bis er sie vertilgt hatte, nach des Herrn Wort, das er zu Elias gesprochen hatte. Dann versammelte Jehu das ganze Volk und sprach zu ihm: »Achab hat dem Baal zuwenig gedient. Jehu wird ihm eifriger dienen. So ruft jetzt alle Baalspropheten, alle seine Diener und alle seine Priester zu mir! Keiner fehle! Denn ich habe ein großes Opferfest für den Baal vor. Wer fehlt, bleibt nicht am Leben.« Jehu aber handelte hinterlistig, um die Baalsdiener umzubringen. Jehu sprach: »Verkündet eine Festversammlung für den Baal!« Und sie riefen diese aus. Dann sandte Jehu in ganz Israel umher. Und alle Baalsdiener kamen. Nicht einer blieb zurück, der nicht gekommen wäre. Also kamen sie in das Haus des Baal, und das Baalshaus ward voll von einer Ecke bis zur anderen. Da sprach er zum Vorstand der Kleiderkammer: »Gib für alle Baalsdiener Gewänder heraus!« Da gab er für sie die Gewänder heraus. Dann kam Jehu mit dem Rekabsohn Jonadab in das Baalshaus. Er sprach zu den Baalsdienern: »Forscht nach und seht, ob nicht bei euch einer von den Dienern des Herrn ist! Nur Baalsdiener allein seien da!« So kamen sie, Schlacht- und Brandopfer herzurichten. Jehu aber stellte draußen achtzig Mann auf. Er sprach: »Wer einen der Männer, die ich euch in die Hände liefere, entkommen läßt, der haftet dafür mit seinem Leben.« Als man mit der Zurichtung des Brandopfers fertig war, sprach Jehu zu den Läufern und den Kriegern: »Kommt und schlagt sie! Keiner darf heraus!« Da schlugen sie sie mit dem Schwerte. Die Läufer aber und die Krieger schafften sie heraus. Dann gingen sie wieder in das Baalshaus. Hier schafften sie die Denksäulen des Baalshauses heraus und verbrannten sie. Dann zertrümmerten sie das Mal des Baal und das Baalshaus und machten daraus Kloaken bis auf diesen Tag. So tilgte Jehu aus Israel den Baal. Aber von des Nebatsohnes Jeroboam Sünden, zu denen er Israel verführt hatte, ließ Jehu nicht, von den goldenen Kälbern in Dan und Betel. Der Herr aber sprach zu Jehu: »Weil du richtig ausgeführt hast, was recht in meinen Augen, und weil du ganz nach meinem Sinn am Achabhaus getan, so sollen deine Nachkommen bis in das vierte Glied auf Israels Thron sitzen!« Aber Jehu hatte nicht acht, im Gesetze des Herrn, des Gottes Israels, von ganzem Herzen zu wandeln. Er ließ nicht von Jeroboams Sünden, zu denen er Israel verführt hatte. Zu jener Zeit begann der Herr Israel zu verringern. Chazael nämlich schlug sie im ganzen Grenzgebiet Israels, vom Jordan östlich das ganze Land Gilead, die Gaditen, Rubeniten und Manassiten von Aroër am Arnonfluß, Gilead und Basan. Ist nicht der Rest der Geschichte Jehus und alles, was er sonst getan, sowie seine ganze Tapferkeit im Geschichtsbuche der Könige Israels aufgezeichnet? Als sich Jehu zu seinen Vätern legte, begrub man ihn zu Samaria, und sein Sohn Joachaz ward an seiner Statt König. Die Zeit, die Jehu über Israel zu Samaria regierte, betrug achtundzwanzig Jahre. AtaljaAls Atalja, Achazjas Mutter, erfuhr, daß ihr Sohn tot sei, erhob sie sich und vertilgte den ganzen Königsstamm. Aber Joseba, des Königs Joram Tochter und Vollschwester Achazjas, nahm den Joas, des Achazja Sohn, und brachte ihn verstohlenerweise mitten aus den Königssöhnen, die getötet werden sollten, mit seiner Amme in die Bettkammer. So verbargen sie ihn vor Atalja, und er ward nicht getötet. Er blieb bei ihr im Hause des Herrn sechs Jahre versteckt. Atalja aber herrschte über das Land. Im siebten Jahre aber sandte Jojada hin und holte die Obersten der karischen Hundertschaften und der Läufer. Und er brachte sie zu sich in das Haus des Herrn. Dann verbündete er sich mit ihnen und ließ sie im Hause des Herrn schwören. Hierauf zeigte er ihnen den Königssohn. Er gebot ihnen: »Dies habt ihr zu tun: Das Drittel, das am Sabbat abzieht, hat die Wache im Königshaus, das andere Drittel am Tor des Ausgangs und das letzte Drittel am Tor hinter den Läufern. Die Wache am Haus aber haltet abwechselnd! Zwei Teile von euch, alle, die am Sabbat zum Dienste kommen, sollen Wache halten am Hause des Herrn beim König! Schart euch um den König, jeder mit seinen Waffen in der Hand! Wer in die Reihen dringt, werde getötet! Bleibt beim König, wenn er aus- und einzieht!« Die Obersten der Hundertschaften taten nun ganz, wie es der Priester Jojada befohlen hatte. Jeder nahm seine Leute mit, die am Sabbat Abziehenden und die am Sabbat Aufziehenden, und sie kamen zum Priester Jojada. Und der Priester gab den Obersten der Hundertschaften die Lanzen und Schilde des Königs David im Hause des Herrn. So standen die Läufer, jeder mit seinen Waffen in der Hand, von des Hauses Südseite bis zur Nordseite, um Altar und Haus, rings um den König. Da führte er den Königssohn heraus und legte ihm das Diadem und die Spange an. So machten sie ihn zum König, salbten ihn, klatschten in die Hände und riefen: »Es lebe der König!« Atalja aber hörte den Lärm der Tanzenden im Volke. So kam sie in das Haus des Herrn zum Volke. Da sah sie, wie der König nach dem Brauch auf der Säule stand und die Fürsten mit den Hörnern beim König, und wie alles Volk des Landes fröhlich war und in die Hörner stieß. Da zerriß Atalja ihre Gewänder und schrie: »Verschwörung! Verschwörung!« Da gebot der Priester Jojada den Obersten der Hundertschaften, den Befehlshabern des Heeres, und sprach zu ihnen: »Führt sie durch die Reihen hinaus! Wer ihr folgt, den tötet mit dem Schwert!« Denn der Priester hatte gesagt: »Sie werde nicht im Haus des Herrn getötet!« Da legten sie Hand an sie, und sie kam durch den Rossegang ins Königshaus. Dort wurde sie getötet. Da schloß Jojada den Bund zwischen dem Herrn, dem König und dem Volk, daß sie ein Volk des Herrn sein wollten, sowie zwischen dem König und dem Volk. Dann kam alles einheimische Volk in das Baalshaus und riß es ein. Seine Altäre und Bilder zerbrachen sie vollständig, und den Priester Mattan töteten sie vor den Altären. Dann stellte der Priester eine Wache vor das Haus des Herrn. Darauf nahm er die Obersten der Hundertschaften, die Karer, die Läufer und das ganze einheimische Volk. Und sie führten den König aus dem Hause des Herrn hinab und kamen durch das Läufertor ins Königshaus. Da setzte er sich auf den Königsthron. Alles Volk des Landes war fröhlich; die Stadt aber war ruhig geblieben, obschon sie Atalja mit dem Schwert im Königshaus getötet hatten. Joas war sieben Jahre alt, als er König wurde. Joas von JudaIm siebten Jahre Jehus ward Joas König, und vierzig Jahre regierte er zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Sibja und war aus Beerseba. Joas tat, was dem Herrn gefiel, solange ihn der Priester Jojada unterwies. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft. Das Volk opferte und räucherte noch immer auf den Höhen. Joas sprach nun zu den Priestern: »Der Weihegaben ganzes Geld, das ins Haus des Herrn als schätzbares Silber gebracht wird, das Geld der Musterungspflichtigen, alles, was jemand freiwillig ins Haus des Herrn bringt, das sollen die Priester für sich nehmen, jeder von seinen Bekannten! Sie sollen dafür den Schaden am Hause ausbessern, alles, woran sich ein Schaden findet !« Im dreiundzwanzigsten Jahre des Königs Joas aber hatten die Priester noch immer nicht den Schaden am Hause ausgebessert. Da berief der König Joas den Priester Jojada samt den anderen Priestern und fragte sie: »Warum bessert ihr nicht am Hause den Schaden aus? Nehmt kein Geld mehr von euren Bekannten an! Ihr sollt es vielmehr zur Ausbesserung am Hause verwenden!« Die Priester willigten ein, kein Geld mehr vom Volke anzunehmen, ohne zugleich am Hause den Schaden auszubessern. Dann nahm der Priester Jojada eine Lade, bohrte ein Loch in den Deckel und stellte sie rechts neben den Altar. Kam nun jemand in das Haus des Herrn, so taten die priesterlichen Schwellenhüter alles Geld hinein, das in das Haus des Herrn gebracht ward. Wenn sie nun sahen, daß in der Lade viel Geld war, kam des Königs Schreiber mit dem Hohenpriester herauf. Sie packten das Geld zusammen und zählten, was sich im Hause des Herrn fand. Dann übergaben sie das abgewogene Geld den Werkführern, die am Hause des Herrn die Aufsicht führten. Diese verausgabten es an die Zimmerleute und Bauleute, die am Hause des Herrn arbeiteten, an die Holzfäller und Steinbrecher, und zum Ankauf von Holz und Bruchsteinen, um am Hause des Herrn den Schaden auszubessern, kurz, zu allem, was die Ausbesserung des Hauses kostete. Doch wurden für des Herrn Haus keine silbernen Becken, Messer, Sprengschalen und Trompeten gemacht noch irgendein anderes goldenes oder silbernes Gerät von dem Gelde, das in das Haus des Herrn gebracht wurde. Man gab es nur den Arbeitern, daß sie das Haus des Herrn davon ausbesserten. Mit den Männern aber, denen man das Geld aushändigte, daß sie es den Arbeitern gäben, rechnete man nicht ab. Sie walteten eben auf Treu und Glauben. Nicht in das Haus des Herrn ward das Geld von Schuld- und Sündopfern gebracht; es gehörte den Priestern. Damals zog Arams König Chazael heran, stritt wider Gar und nahm es ein. Dann machte Chazael Miene, Jerusalem anzugreifen. Da nahm Judas König Joas alle Weihegaben, die Josaphat, Joram und Achazja, seine Väter, Judas Könige, gestiftet hatten, samt den eigenen Weihegaben, sowie alles Geld, das sich in den Schatzkammern im Haus des Herrn und im Königshaus fand, und sandte es Arams König Chazael. Da zog er von Jerusalem ab. Ist nicht der Rest der Geschichte des Joas und alles, was er sonst getan, im Geschichtsbuche der Könige Judas aufgezeichnet? Seine Diener erhoben sich, machten eine Verschwörung und erschlugen Joas im Basteihaus, das zur Steige abfällt. Jozakar, Simats Sohn, und Somers Sohn Jozabad, seine Diener, schlugen ihn tot. Dann begrub man ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt. Und sein Sohn Amasja ward an seiner Statt König. Joachas und Joas von IsraelIm dreiundzwanzigsten Jahre des Judakönigs Joas, des Achazjasohnes, ward Joachaz, Jehus Sohn, König über Israel zu Samaria für siebzehn Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und folgte des Nebatsohnes Jeroboam Sünden, zu denen er Israel verführt hatte. Er ließ nicht davon. Da entbrannte des Herrn Zorn über Israel, und er gab sie in die Hand des Aramkönigs Chazael und in die des Chazaelsohnes Hadad für lange Zeit. Aber Joachaz begütigte den Herrn. Und der Herr erhörte ihn. Denn er hatte Israels Bedrückung gesehen, wie es der König von Aram drückte. Da gab der Herr Israel einen Retter. Und sie entzogen sich Arams Gewalt. So wohnten Israels Söhne wie vorlängst in ihren Zelten. Nur ließen sie nicht von den Sünden des Hauses Jeroboams, zu denen er Israel verführt hatte. Darin wandelten sie, und auch die Aschera ("hl. Pfahl") blieb in Samaria. Denn er ließ dem Joachaz nicht mehr Kriegsvolk als fünfzig Reiter, zehn Wagen und 10.000 Mann Fußtruppen. Arams König nämlich hatte sie vernichtet und dem Staube beim Dreschen gleichgemacht. Ist nicht der Rest der Geschichte des Joachaz und alles, was er sonst getan, sowie seine Tapferkeit im Geschichtsbuche der Könige Israels aufgezeichnet? Als sich Joachaz zu seinen Vätern legte, begrub man ihn zu Samaria, und sein Sohn Joas ward an seiner Statt König. Im siebenunddreißigsten Jahre des Judakönigs Joas ward Joachaz Sohn Joas König über Israel in Samaria für sechzehn Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel. Er ließ in seinem Wandel nicht von des Nebatsohnes Jeroboam Sünden, zu denen er Israel verführt hatte. Ist nicht der Rest der Geschichte des Joas und alles, was er sonst getan, sowie seine Tapferkeit, wie er mit Judas König, Amasja, Krieg führte, im Geschichtsbuche der Könige Israels aufgezeichnet? Als sich Joas zu seinen Vätern legte, bestieg Jeroboam seinen Thron. Joas ward bei den Königen Israels zu Samaria begraben. Elisäus aber verfiel in eine Krankheit, an der er sterben sollte. Da kam Israels König, Joas, zu ihm hinab, weinte über ihn und sprach: »Mein Vater! Mein Vater! Israels Wagen und Reiter!« Da sprach Elisäus zu ihm: »Hol Bogen und Pfeile!« Da holte er ihm Bogen und Pfeile. Da sprach er zum König von Israel: »Spanne den Bogen mit deiner Hand!« Er spannte ihn, und Elisäus legte seine Hände auf die Hände des Königs. Dann sprach er: »Öffne das Fenster nach Osten!« Er öffnete es. Da sprach Elisäus: »Schieße!« Da schoß er. Er sprach: »Ein Pfeil des Sieges vom Herrn! Ein Siegespfeil gegen Aram! Du wirst Aram wie zu Aphek vernichtend schlagen.« Dann sprach er: »Nimm die Pfeile!« Er nahm sie. Dann sprach er zu Israels König: »Schlage auf den Boden!« Da schlug er dreimal. Darauf hielt er inne. Da zürnte der Gottesmann über ihn und sprach: »Bei fünf- oder sechsmaligem Schlagen hättest du Aram vernichtend geschlagen. Nun schlägst du den Aram nur dreimal.« Elisäus starb, und man begrub ihn. Nun fielen moabitische Streifscharen in einem Jahre in das Land ein. Eben wollte man einen Mann begraben, als man die Streifschar erblickte. Da warfen sie den Mann in des Elisäus Grab und gingen davon. Sobald aber der Mann die Gebeine des Elisäus berührte, ward er lebendig und stellte sich auf seine Füße. Arams König Chazael bedrängte Israel alle Tage des Joachaz. Der Herr aber war ihnen gnädig und erbarmte sich ihrer. Er wandte sich ihnen zu, wegen seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Er wollte nicht ihr Verderben und verwarf sie noch nicht von seinem Antlitz. Chazael, Arams König, starb, und sein Sohn Benhadad ward an seiner Statt König. Da entriß des Joachaz Sohn Joas dem Benhadad, Chazaels Sohn, wieder die Städte, die jener seinem Vater Joachaz im Krieg entrissen hatte. Dreimal schlug ihn Joas und gewann Israels Städte wieder zurück. Amasja und Jeroboam II.Im zweiten Jahre des Joachazsohnes Joas, des Königs von Israel, ward des Judakönigs Joas Sohn, Amasja, König. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und fünfundzwanzig Jahre regierte er in Jerusalem. Seine Mutter hieß Joaddan und war aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn gefiel, aber nicht so wie sein Ahn David. Er tat ganz so, wie sein Vater Joas getan. Nur die Höhen waren nicht beseitigt. Das Volk opferte und räucherte noch immer auf den Höhen. Als die Herrschaft fest in seiner Hand war, ließ er seine Diener töten, die den König, seinen Vater, erschlagen hatten. Aber die Söhne der Mörder tötete er nicht, wie im Buche der Lehre Mosis geschrieben steht und was der Herr geboten: »Väter sollen nicht wegen der Kinder getötet werden, noch Söhne wegen der Väter; sondern jeder werde nur wegen seines eigenen Verbrechens getötet.« Er schlug die 10.000 Edomiter im Salztal und nahm Sela im Sturm ein. Er nannte es Jokteel bis auf diesen Tag. Damals sandte Amasja Boten an Joas, des Joachaz Sohn und Jehus Enkel, den König von Israel, und ließ sagen: »Komm! Wir wollen uns ins Angesicht sehen!« Da ließ Israels König Joas dem Judakönig Amasja dies entbieten: »Die Distel auf dem Libanon hat zur Libanonzeder gesandt und sagen lassen: "Gib deine Tochter meinem Sohn zum Weibe!" Aber das Wild auf dem Libanon lief darüber und zertrat die Distel. Weil du Edom geschlagen, überhebt sich gewaltig dein Sinn. Schone deine Ehre und bleib zu Haus! Warum forderst du das Unglück heraus, daß du fällst, du und Juda mit dir?« Aber Amasja hörte nicht darauf. So rückte Israels König Joas heran, und sie maßen sich, er und Amasja, Judas König, zu Betsemes in Juda. Da ward Juda von Israel geschlagen, und sie flohen, jeder in sein Zelt. Den Judakönig Amasja aber, Sohn des Joas und Achazjas Enkel, nahm Israels König Joas zu Betsemes gefangen und brachte ihn nach Jerusalem. Er legte auch in Jerusalems Mauer Breschen vom Ephraimtor bis zum Ecktor, 400 Ellen lang. Dann nahm er alles Gold und Silber, alle Geräte im Hause des Herrn und in des Königshauses Schatzkammern und die Geiseln; hierauf kehrte er nach Samaria zurück. Ist nicht der Rest der Geschichte des Joas und was er sonst getan, sowie seine Tapferkeit, und wie er mit Amasja, Judas König, kämpfte, im Geschichtsbuche der Könige Israels aufgezeichnet? Als sich Joas zu seinen Vätern legte, ward er in Samaria bei den Königen Israels begraben, und sein Sohn Jeroboam ward an seiner Statt König. Judas König Amasja, des Joas Sohn, lebte nach dem Tode des Königs von Israel, Joas, des Joachazsohnes, noch fünfzehn Jahre. Ist nicht der Rest der Geschichte Amasjas im Geschichtsbuche der Könige von Juda aufgezeichnet? Sie verschworen sich aber zu Jerusalem gegen ihn, und er floh nach Lakis. Da schickten sie ihm nach Lakis Leute nach und töteten ihn dort Dann überführten sie ihn auf Rossen, und er ward in Jerusalem bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben. Da nahm das ganze Volk Juda den Azarja, der sechzehn Jahre alt war, und machte ihn zum König an seines Vaters Amasja Statt. Er baute Elat auf und brachte es wieder an Juda, nachdem sich der König zu seinen Vätern gelegt hatte. Im fünfzehnten Jahre des Judakönigs Amasja, des Joassohnes, ward Jeroboam, des Israelkönigs Joas Sohn, König in Samaria für einundvierzig Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel. Er ließ nicht von des Nebatsohnes Jeroboam Sünden, zu denen er Israel verführt hatte. Er brachte das Gebiet Israels von der Gegend um Hamat bis zum Meer der Wüste zurück, nach dem Worte des Herrn, des Gottes Israels, das er durch seinen Diener, den Propheten Jonas, Amittais Sohn, aus Gat Chepher gesprochen hatte. Denn der Herr sah, daß Israels Not gar bitter war, völlig eingeschlossen und verlassen war es, und niemand half Israel. Der Herr aber dachte nicht daran, Israels Namen unter dem Himmel zu tilgen. Und so half er ihnen durch den Joassohn Jeroboam. Ist nicht der Rest der Geschichte Jeroboams und alles, was er sonst getan, sowie seine Tapferkeit, wie er Krieg geführt und Damaskus nebst Hamat durch Israel für Juda zurückgebracht hat, im Geschichtsbuche der Könige Israels aufgezeichnet? Als sich Jeroboam zu seinen Vätern legte, ward er zu Samaria bei Israels Königen begraben, und sein Sohn Sakarja ward an seiner Statt König. Azarja und Jotam von JudaIm siebenundzwanzigsten Jahre des Israelkönigs Jeroboam ward des Judakönigs Amasja Sohn, Azarja, König. Er war sechzehn Jahre alt, als er König wurde, und regierte zweiundfünfzig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jekolja und war aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn gefiel, ganz wie sein Vater Amasja getan hatte. Nur die Höhen waren nicht beseitigt. Noch immer opferte und räucherte das Volk auf den Höhen. Der Herr aber schlug den König, und er ward bis zu seinem Todestage aussätzig. Er wohnte in einem besonderen Hause. Des Königs Sohn Jotam stand dem Hause vor und richtete das Volk des Landes. Ist nicht der Rest der Geschichte Azarjas und alles, was er sonst getan, im Geschichtsbuche der Könige Judas aufgezeichnet? Als sich Azarja zu seinen Vätern legte, begrub man ihn in der Davidsstadt bei seinen Ahnen. Und sein Sohn Jotam ward an seiner Statt König. Im achtunddreißigsten Jahre des Judakönigs Azarja ward Jeroboams Sohn Zakarja König über Israel zu Samaria für sechs Monate. Er tat, was dem Herrn mißfiel, wie seine Väter getan hatten. Er ließ nicht von des Nebatsohnes Jeroboam Sünden, zu denen er Israel verführt hatte. Gegen ihn verschwor sich des Jabes Sohn Sallum, schlug ihn zu Ibleam und tötete ihn. Er ward an seiner Statt König. Ist nicht der Rest der Geschichte Zakarjas im Geschichtsbuche der Könige Israels aufgezeichnet? Dies ist des Herrn Wort, das er zu Jehu gesprochen hat: »Söhne bis ins vierte Glied sollen von dir auf Israels Thron sitzen!« Und so geschah es. Sallum, des Jabes Sohn, ward König im neununddreißigsten Jahre des Judakönigs Uzzia und regierte einen Monat zu Samaria. Da zog Menachem, des Gadis Sohn, von Tirsa heran, kam nach Samaria, schlug Sallum, des Jabes Sohn, zu Samaria und tötete ihn. So ward er an seiner Statt König. Der Rest der Geschichte Sallums und seine Verschwörung, die er anzettelte, sind ja im Buche der Geschichte der Könige Israels aufgezeichnet. Damals verwüstete Menachem Tiphsach und alles, was darin war, und seine Umgebung von Tirsa an. Denn man hatte nicht die Tore geöffnet. Er schlug alle nieder. Ihre Schwangeren aber ließ er aufschlitzen. Im neununddreißigsten Jahre des Judakönigs Azarja ward Menachem, des Gadis Sohn, über Israel König zu Samaria für zehn Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel. Auch er ließ nicht von des Nebatsohnes Jeroboam Sünden, zu denen er Israel all seine Tage verführt hatte. Da kam der Assyrerkönig Phul in das Land. Und Menachem gab dem Phul tausend Talente Silber, daß seine Hand mit ihm sei, um die Herrschaft in seiner Hand zu festigen. Und Menachem legte das Silber auf Israel um, auf alle vermöglichen Leute, um es dem Assyrerkönig zu geben, fünfzig Ringe auf jeden. Da zog der Assyrerkönig ab. Er blieb nicht länger dort im Lande. Ist nicht der Rest der Geschichte Menachems und alles, was er sonst getan, im Buche der Geschichte der Könige Israels aufgezeichnet? Menachem legte sich zu seinen Vätern, und sein Sohn Pekachja ward an seiner Statt König. Im fünfzigsten Jahre des Judakönigs Azarja ward Pekachja, Menachems Sohn, König über Israel zu Samaria für zwei Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel. Er ließ nicht von des Nebatsohnes Jeroboam Sünden, zu denen er Israel verführt hatte. Da verschwor sich gegen ihn Pekach, Remaljas Sohn, sein Adjutant, und schlug ihn zu Samaria in der Burg des Königshauses, samt fünfzig Männern von den Söhnen der Gileaditer aus Argob und Areopolis. So tötete er ihn und ward an seiner Statt König. Ist nicht der Rest der Geschichte Pekachjas und alles, was er sonst getan, im Buche der Geschichte der Könige Israels aufgeschrieben? Im zweiundfünfzigsten Jahre des Judakönigs Azarja ward Pekach, Remaljas Sohn, König über Israel zu Samaria für zwanzig Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel. Er ließ nicht von des Nebatsohnes Jeroboam Sünden, zu denen er Israel verführt hatte. In den Tagen Pekachs, des Königs von Israel, kam der Assyrerkönig Tiglatpileser und nahm Ijjon, Abel Bet Maaka, Janoach, Kedes, Chasor, Gilead, Galiläa und das ganze Land Naphtali und führte sie gefangen nach Assyrien. Hosea, Elas Sohn, aber verschwor sich gegen Pekach, Remaljas Sohn, schlug ihn und tötete ihn. So ward er König an seiner Statt im zwanzigsten Jahre des Uzziasohnes Jotam. Ist nicht der Rest der Geschichte Pekachs und alles, was er sonst getan, im Buche der Geschichte der Könige Israels aufgeschrieben? Im zweiten Jahre Pekachs, des Remaljasohnes und Königs von Israel, ward Jotam, des Judakönigs Uzzia Sohn, König. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und sechzehn Jahre regierte er zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jerusa und war die Tochter Sadoks. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, ganz wie sein Vater Uzzia getan hatte. Nur die Höhen waren nicht abgeschafft. Noch immer opferte und räucherte das Volk auf den Höhen. Er baute das obere Tor am Hause des Herrn. Ist nicht der Rest der Geschichte Jotams und alles, was er sonst getan, im Buche der Geschichte der Könige von Juda aufgezeichnet? In jenen Tagen begann der Herr, gegen Juda Arams König Resin und Pekach, Remaljas Sohn, loszulassen. Als sich Jotam zu seinen Vätern legte, ward er bei seinen Vätern in der Stadt seines Vaters David begraben. Und sein Sohn Achaz ward an seiner Statt König. Achaz von JudaIm siebzehnten Jahre des Remaljasohnes Pekach ward des Judakönigs Jotam Sohn, Achaz, König. Achaz war zwanzig Jahre alt, als er König wurde, und sechzehn Jahre regierte er zu Jerusalem. Er tat aber nicht, was dem Herrn, seinem Gott, gefiel, wie sein Ahn David. Er wandelte auf dem Wege der Könige Israels. Er führte sogar seinen Sohn durchs Feuer, nach Art der Greuel der Heiden, die der Herr vor Israels Söhnen vertrieben hatte. Er opferte und räucherte auf den Höhen, auf den Hügeln und unter jedem grünen Baum. Damals zogen Arams König Resin und Israels König Pekach, Remaljas Sohn, nach Jerusalem zum Angriff, und sie bedrängten Achaz. Aber sie hatten nicht stürmen können. In jener Zeit brachte Arams König, Resin, Elat an Aram zurück; er warf nämlich die Judäer aus Elat. Dann kamen die Edomiter nach Elat und siedelten dort bis auf diesen Tag. Da sandte Achaz Boten an den Assyrerkönig Tiglatpileser und ließ sagen: »Dein Sklave und dein Sohn bin ich. Zieh herauf und rette mich aus der Faust des Königs von Aram und der des Königs von Israel, die mich angreifen!« Und Achaz nahm das Silber und das Gold, das sich im Hause des Herrn und in des Königshauses Schatzkammern fand, und sandte es dem Assyrerkönig als Geschenk. Und der Assyrerkönig willfahrte ihm. So zog der Assyrerkönig nach Damaskus, eroberte es und führte es gefangen nach Kir. Den Resin aber tötete er. Da ging der König Achaz dem Assyrerkönig Tiglatpileser nach Damaskus entgegen. Dabei sah er den Altar, der in Damaskus war. Und der König Achaz sandte an den Priester Uria Maße und Abbild des Altars entsprechend seiner ganzen Anlage. Und der Priester Uria baute den Altar. Genauso, wie König Achaz es aus Damaskus übersandt hatte, tat der Priester Uria, bevor der König Achaz von Damaskus kam. Der König kam nun von Damaskus. Da besah der König den Altar. Dann trat der König an den Altar heran und bestieg ihn. Er ließ sein Brand- und sein Speiseopfer in Rauch aufgehen, goß sein Trankopfer aus und sprengte das Blut seines Mahlopfers an den Altar. Den ehernen Altar aber, der vor dem Herrn stand, rückte er von der Vorderseite des Tempels weg, von der Stelle zwischen dem Altar und dem Hause des Herrn, und stellte ihn an die Nordseite des Altares. Und der König Achaz befahl dem Priester Uria: »Auf dem großen Altar laß in Rauch aufgehen das Morgenbrandopfer, das Abendspeiseopfer und das Königsbrandopfer samt seinem Speiseopfer, sowie das Brandopfer des gesamten Volkes im Lande samt seinem Speise- und Trankopfer und sprenge alles Brandopfer- und Schlachtopferblut an ihn! Der eherne Altar bleibe mir zur Schau!« Und der Priester Uria tat, wie ihm der König Achaz befohlen. Der König Achaz zerschlug die Rahmen an den Gestühlen und nahm von ihnen die Becken. Auch das Meer nahm er von den ehernen Rindern, auf denen es stand, und setzte es auf ein Steinpflaster. Die Sitzempore, die man im Haus gebaut hatte, und den äußeren Eingang für den König verlegte er im Hause des Herrn wegen des Assyrerkönigs.  Ist nicht der Rest der Geschichte des Achaz und alles, was er sonst getan, im Buche der Geschichte der Könige Judas aufgeschrieben? Als Achaz sich zu seinen Vätern legte, ward er bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben, und sein Sohn Ezechias ward an seiner Statt König. Samarias FallIm zwölften Jahre des Judakönigs Achaz ward Hosea, Elas Sohn, zu Samaria König aber Israel für neun Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, aber nicht wie Israels Könige, die vor ihm gewesen waren. Gegen ihn zog der Assyrerkönig Salmanassar heran. Und Hosea ward ihm untertan und lieferte ihm Abgaben. Da fand der Assyrerkönig an Hosea Verrat, weil er Boten an Ägyptens König So gesandt und nicht mehr die jährlichen Abgaben an den Assyrerkönig geleistet hatte. Darum verhaftete ihn der Assyrerkönig und legte ihn gefesselt ins Gefängnis. Und der Assyrerkönig besetzte das ganze Land. Er zog auch gegen Samaria und belagerte es drei Jahre. Im neunten Jahre Hoseas aber eroberte der Assyrerkönig Samaria; er führte Israel nach Assyrien und gab ihm Wohnsitze in Chalach und am Chabor, dem Flusse Gozans, und in Mediens Städten. Die Söhne Israels hatten am Herrn, ihrem Gott, gesündigt, der sie aus Ägypterland, aus des ägyptischen Königs Pharao Hand, weggeführt hatte. Sie verehrten andere Götter und wandelten in den Satzungen der Heiden, die der Herr vor Israels Söhnen vertrieben hatte. Und erst Israels Könige! Was hatten sie getan? Die Söhne Israels führten unwahre Reden über den Herrn, ihren Gott, und bauten sich Höhen in all ihren Städten, vom Wachtturm bis zur befestigten Stadt. Auch setzten sie sich Steinmale und Ascheren ("hl. Pfähle") auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum. Dort räucherten sie auf allen Höhen wie die Heiden, die der Herr vor ihnen weggeführt, und taten böse Dinge, um den Herrn zu kränken. Sie dienten den Götzen, von denen der Herr zu ihnen gesagt: »Tut dies nicht!« Der Herr verwarnte Israel und Juda durch seine Propheten, durch jeden Seher mit den Worten: »Kehrt um von euren bösen Wegen und haltet meine Satzungen und Vorschriften genau der Lehre nach, die ich euren Vätern geboten, nach dem, was ich durch meine Diener, die Propheten, euch entboten habe!« Sie aber hatten nicht gehorcht, sondern waren halsstarrig wie ihre Väter, die dem Herrn, ihrem Gott, nicht vertraut hatten. Sie mißachteten seine Gesetze und seinen Bund, den er mit ihren Vätern geschlossen, ebenso seine Warnungen, durch die er sie gewarnt hatte. Sie gingen dem Nichtigen nach und verfielen der Nichtigkeit wie die Heiden, die rings um sie waren, obgleich der Herr ihnen verboten hatte, zu tun wie jene. Sie verließen alle Gebote des Herrn, ihres Gottes, und machten sich Gußbilder, zwei Kälber. Auch machten sie Ascheren, beteten das ganze Himmelsheer an und dienten dem Baal. Sie führten ihre Söhne und Töchter durch das Feuer, trieben Wahrsagerei und Zeichendeuterei und gaben sich dazu her, zu tun, was dem Herrn mißfiel, um ihn zu kränken. Da zürnte der Herr heftig über Israel und schaffte es von seinem Angesichte weg. Nichts blieb übrig als allein der Stamm Juda. Aber auch Juda hielt nicht die Gebote des Herrn, seines Gottes, sondern wandelte in Israels Satzungen, die es selber gemacht hatte. So verwarf der Herr Israels ganzen Stamm und demütigte ihn. Er gab ihn in die Hand von Plünderern, bis er sie schließlich ganz von seinem Angesicht verstieß. Denn Israel hatte sich vom Davidshause losgerissen und Nebats Sohn Jeroboam zum König gemacht. Jeroboam aber drängte Israel vom Herrn hinweg und verleitete es zu schwerer Sünde. So wandelten Israels Söhne ganz in Jeroboams Sünden, die er getan. Sie ließen nicht davon, bis der Herr schließlich Israel von seinem Antlitz verstieß, wie er durch all seine Diener, die Propheten, gedroht hatte. So wanderte Israel von seiner Heimat in die assyrische Gefangenschaft bis auf diesen Tag. Der Assyrerkönig brachte nun Leute aus Babel, Kuta, Awwa, Hamat und Sepharvaim und siedelte sie in Samarias Städten statt der Söhne Israels an. So nahmen sie Samaria in Besitz und wohnten in seinen Städten. In der ersten Zeit, da sie dort wohnten, fürchteten sie den Herrn nicht. Da sandte der Herr Löwen gegen sie, und diese würgten unter ihnen. Da meldete man dem Assyrerkönig: »Die Völker, die du weggeführt und in Samarias Städten angesiedelt hast, kennen nicht das Recht des Landesgottes. Darum sandte er die Löwen unter sie, und diese würgten sie, weil sie nicht des Landesgottes Recht kennen.« Da befahl der Assyrerkönig: »Führt dorthin einen der Priester zurück, die ihr von dort weggeführt habt! Er gehe und wohne dort und belehre sie über das Recht des Landesgottes!« So kam einer der aus Samaria weggeführten Priester und wohnte in Betel. Und er lehrte sie, wie sie den Herrn zu fürchten hätten. Sie machten sich aber, Volk für Volk, jedes seinen eigenen Gott und stellten ihn in das Haus der Höhen, die die Samariter gemacht hatten, jedes Volk in seinen Städten, wo es wohnte. So machten sich die Leute von Babel Sukkot Benot ("Mädchenzelte"), die Leute von Kuta den Nergal, die Leute von Hamat eine Aschima und die Arriter den Nibchaz und den Tartak. Die Sepharviter verbrannten ihre Kinder im Feuer zu Ehren des Adarmelek und des Anammelek, der Götter von Sepharvaim. Sie fürchteten aber auch den Herrn und bestellten sich aus ihren Vornehmen Leute zu Höhenpriestern, und diese waren für sie im Höhenhaus tätig. Den Herrn fürchteten sie zwar; aber ihren Göttern dienten sie auch nach der Art der Heiden, von denen man sie weggeführt hatte. Bis auf diesen Tag tun sie nach den alten Gebräuchen. Sie fürchten zwar den Herrn, tun aber auch nach ihren Geboten und Rechten, wie nach der Lehre und dem Gebot, das der Herr den Söhnen Jakobs gegeben hat, dem er den Namen Israel beilegte, und mit denen der Herr einen Bund geschlossen und ihnen geboten hatte: »Fürchtet nicht andere Götter! Betet sie nicht an! Dient ihnen nicht! Opfert ihnen nicht! Sondern nur den Herrn, der euch aus Ägypterland mit großer Kraft und ausgestrecktem Arm herausgeführt hat, fürchtet und ihn betet an und ihm opfert! Und die Satzungen und Rechte, die Lehre und das Gebot, das er euch aufgeschrieben, sollt ihr beobachten und allzeit befolgen! Aber andere Götter fürchtet nicht! Den Bund, den ich mit euch geschlossen, sollt ihr nicht vergessen und keine anderen Götter fürchten! Nur den Herrn, euren Gott, sollt ihr fürchten! Dann rettet er euch aus all eurer Feinde Hand.« Aber sie gehorchten nicht, sondern taten nach ihrer alten Art. So fürchteten diese Heidenvölker zwar den Herrn; aber sie dienten auch ihren Schnitzbildern. Und selbst ihre Söhne und Enkel tun, wie ihre Väter bis auf diesen Tag getan haben. Ezechias von Juda und SanheribIm dritten Jahre Hoseas, des Elasohnes, des Königs von Israel, ward des Judakönigs Achaz Sohn, Ezechias, König. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König ward, und neunundzwanzig Jahre regierte er zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Abi und war des Zakarja Tochter. Er tat, was dem Herrn gefiel, ganz wie sein Ahn David getan hatte. Er schaffte die Höhen ab, zertrümmerte die Denksteine, hieb die Aschera ("hl. Pfahl") um und zerschlug die eherne Schlange, die Moses gemacht hatte. Denn bis zu jener Zeit hatten die Söhne Israels ihr geräuchert. Man nannte sie Nechustan. Er vertraute auf den Herrn, Israels Gott. Und nach ihm war unter allen Königen Judas keiner mehr wie er, auch nicht unter denen vor ihm. Er hing dem Herrn an, wich nicht von ihm und hielt seine Gebote, die der Herr dem Moses befohlen hatte. Und der Herr war mit ihm. Bei allem, was er tat, hatte er Glück. Auch ward er dem Assyrerkönig abtrünnig und diente ihm nicht mehr. Er schlug auch die Philister bis nach Gaza hin, und zwar bis zu dessen Grenze, vom Wachtturm bis zur befestigten Stadt. Im vierten Jahre des Königs Ezechias, das ist im siebten Jahre Hoseas, des Elasohnes und Königs von Israel, zog der Assyrerkönig Salmanassar gegen Samaria und belagerte es. Nach drei Jahren eroberte man es. Im sechsten Jahre des Ezechias, das ist im neunten Jahre Hoseas, des Königs von Israel, wurde Samaria erobert.  Der Assyrerkönig führte Israel gefangen nach Assyrien und siedelte sie in Chalach an, am Chabor, auf den Bergen Gozans und in Mediens Bergen. Denn sie hatten auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, nicht gehört, sondern seinen Bund übertreten, alles, was Moses, des Herrn Diener, geboten hatte; sie hatten nicht darauf gehört noch danach getan. Und im vierzehnten Jahre des Königs Ezechias zog der Assyrerkönig Sanherib gegen alle festen Städte Judas heran und nahm sie ein.  Da sandte Judas König Ezechias zum Assyrerkönig nach Lakis und ließ sagen: »Ich habe mich verfehlt. Laß von mir ab! Was du auferlegst, will ich tragen.« Da legte der Assyrerkönig dem Judakönig Ezechias 300 Talente Silber und 30 Talente Gold auf. Ezechias gab alles Silber her, das sich im Hause des Herrn und in den Schatzkammern des Königshauses vorfand. Zu jener Zeit ließ Ezechias von den Türen des Tempels des Herrn und von den Türpfosten, die Judas König Ezechias hatte überziehen lassen, das Gold wegnehmen und gab es dem Assyrerkönig. - Der Assyrerkönig sandte den Tartan, den Rabsaris und den Rabsake von Lakis aus zum König Ezechias mit starker Heeresmacht nach Jerusalem. Sie zogen hinauf und kamen nach Jerusalem. Als sie hinaufzogen und ankamen, stellten sie sich an der Wasserleitung des oberen Teiches auf, an der Straße zum Walkerfeld.  Sie riefen nach dem König. Da kam Eljakim, Chilkias Sohn, des Hauses Vorstand, mit dem Schreiber Sebna und dem Kanzler Joach, Asaphs Sohn, zu ihnen heraus. Rabsake sprach zu ihnen: »Sagt doch dem Ezechias: So spricht der Großkönig, der König von Assyrien: "Was ist es mit dieser Zuversicht, die du hegst? Meinst du, bloßes Reden sei schon Einsicht und Kraft zum Krieg? Auf wen verläßt du dich jetzt, daß du von mir abfällst? Du verläßt dich auf diesen abgebrochenen Rohrstab Ägypten, der jedem, der sich darauf stützt, in die Hand fährt und sie durchbohrt. So ist Pharao, Ägyptens König, für alle, die auf ihn vertrauen. Wenn ihr mir aber sagt: »Wir verlassen uns auf den Herrn, unseren Gott« - ja, ist nicht er es, dessen Höhen und Altäre Ezechias abgeschafft hat, als er Juda und Jerusalem befahl: »Vor diesem Altare sollt ihr zu Jerusalem anbeten!« Nun wette mit meinem Herrn, dem König von Assyrien: Ich gebe dir zweitausend Rosse, kannst du ihnen auch Reiter für dich beschaffen. Wenn du schon einen der geringsten Knechte meines Herrn abweisen mußt, wie kannst du dich auf Ägypten wegen Wagen und Rossen verlassen? Bin ich denn ohne den Herrn gegen diesen Ort heraufgezogen, ihn zu verheeren? Der Herr hat zu mir gesprochen: »Zieh gegen dies Land und verheere es!«"« Da sprachen Eljakim, Sebna und Joach zu Rabsake: »Sprich mit deinen Knechten Aramäisch! Denn wir verstehen es. Aber sprich nicht mit uns judäisch vor den Ohren der Leute auf der Mauer!« Da sprach Rabsake: »Hat mich der Herr nur zu deinem Herrn gesandt und zu dir, solches zu künden, und nicht auch zu den Männern, die auf der Mauer sitzen und die ihren Kot und Harn mit euch essen und trinken müssen?« Und Rabsake trat vor und rief mit lauter Stimme auf judäisch: »Hört die Worte des Großkönigs, des Königs von Assyrien! So spricht der König: "Ezechias täusche euch nicht! Er kann euch nicht retten aus meiner Hand. Laßt euch nicht von Ezechias auf den Herrn vertrösten mit den Worten: »Der Herr rettet uns. Diese Stadt wird nicht in des Assyrerkönigs Hand gegeben!«" Hört nicht auf Ezechias! Denn also spricht der König Assyriens: "Schließt Frieden mit mir und kommt zu mir heraus! Dann dürft ihr jeder von seinem Weinstock und Feigenbaum essen und jeder aus seinem Brunnen Wasser trinken, bis ich komme und euch hole in ein Land wie euer Land, in ein Land voll Korn und Wein, ein Land voll Getreide und Weinbergen, voll Ölbäumen und Honig, daß ihr lebet und nicht sterbet. Hört nicht auf Ezechias, wenn er euch beredet: »Der Herr wird uns retten!« Ja, haben der Heiden Götter ihr Land aus der Hand des Assyrerkönigs gerettet? Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo die Götter von Sepharvaim, Hena und Jova? Haben sie Samaria aus meiner Hand errettet? Wer ist unter all den Göttern dieser Länder, der sein Land aus meiner Hand errettet hätte, daß der Herr Jerusalem aus meiner Hand retten sollte?"« Da schwieg das Volk und gab ihm keine Antwort. Denn so war des Königs Befehl: »Antwortet ihm nichts!« Eljakim aber, Chilkias Sohn und Hausvorstand, der Schreiber Sebna und der Kanzler Joach, Asaphs Sohn, kamen vor Ezechias, die Kleider zerrissen, und berichteten ihm des Rabsake Reden. Sanheribs NiederlageAls der König Ezechias es hörte, zerriß er seine Gewänder, hüllte sich in ein Bußgewand und ging in das Haus des Herrn. Dann sandte er Eljakim, den Hausvorstand, den Schreiber Sebna und die Ältesten der Priester, in Bußgewänder gehüllt, zu dem Propheten Isaias, des Amos Sohn. Sie sprachen zu ihm: »So spricht Ezechias: "Ein Tag der Not und schmählicher Züchtigung ist dieser Tag. Denn Kinder kommen an den Durchbruch; da fehlt die Kraft, sie zu gebären. Vielleicht hört der Herr, dein Gott, auf alle die Reden des Rabsake, den sein Herr, der Assyrerkönig, gesandt, den lebendigen Gott zu lästern, und zeigt durch Worte, daß der Herr, dein Gott, es gehört hat. So leg Fürsprache für den noch vorhandenen Überrest ein!"« Des Ezechias Diener kamen also zu Isaias. Da sprach Isaias zu ihnen: »Sprecht so zu eurem Herrn! So spricht der Herr: "Hab keine Angst der Reden wegen, die du angehört hast, mit denen die Knechte des Assyrerkönigs mich gelästert haben! Ich gebe ihm einen Geist ein, so daß er eine Kunde hört; dann geht er in sein Land zurück. Ich fälle ihn durch das Schwert in seinem Land."« Darauf kehrte Rabsake zurück und traf den Assyrerkönig bei der Belagerung von Libna. Er hatte nämlich gehört, er sei von Lakis aufgebrochen. Und jener hörte von Tirhaka, dem König von Äthiopien: »Er zieht aus, mit dir zu kämpfen.« Da sandte er abermals Boten an Ezechias und ließ ihm sagen: »So sprecht zum Judakönig Ezechias: "Daß dich dein Gott nicht täusche, auf den du vertraust, und so denkst: Jerusalem wird nicht in des Assyrerkönigs Hand gegeben! Du hast selbst gehört, wie die Assyrerkönige allen Ländern getan und sie gebannt haben. Und du willst gerettet werden? Wurden die Heiden, die meine Väter vernichtet haben, von ihren Göttern gerettet? Gozan, Charan, Reseph und die Söhne Edens zu Telassar? Wo ist der König von Hamat, der König von Arpad, der König der Stadt Sepharvaim, der von Hena und von Eva?"« Ezechias nahm den Brief aus der Hand des Boten und las ihn. Dann ging er in das Haus des Herrn. Hier breitete ihn Ezechias vor dem Herrn aus. Dann betete Ezechias also zum Herrn: »Herr der Heerscharen, Gott Israels, der Du thronst über Cheruben! Nur Du allein bist Gott für alle Erdenreiche. Du hast den Himmel und die Erde gemacht. Neige, Herr, Dein Ohr und höre! Herr! Öffne Deine Augen! Schau darein. Merk auf die Worte Sanheribs, die er verlauten ließ, um den lebendigen Gott zu lästern! Wahr ist es, Herr: Die Könige von Assur haben alle Länder stark verheert und ihre Götter in das Feuer geworfen. Denn das waren keine Götter, nur Werk von Menschenhänden, Holz und Stein. So konnte man sie leicht vernichten. Nun aber Herr, Du unser Gott! Errette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde sehen, daß Du allein der Herr bist!« Da sandte Isaias, des Amos Sohn, zu Ezechias und ließ sagen: »So spricht der Herr, Israels Gott: "Was du gebetet wegen Sanherib, des Königs von Assyrien, das habe ich gehört.« Dies ist das Wort, das über ihn der Herr ausspricht: "Es spottet deiner und verachtet dich die Jungfrau, Sions Tochter. Es schüttelt hinter dir das Haupt die Tochter von Jerusalem. Wen lästerst du? Wen schmähst du? Und gegen wen erhebst du deine Stimme? Du schlugst deine stolzen Augen auf, dem Heiligen Israels zum Trotz. Durch deine Knechte sprachest du vermessen von dem Herrn: »Mit meiner starken Reiterei dringe ich hinauf bis zu der Berge höchsten Höhen, selbst auf den höchsten Libanon, und fälle seine höchsten Zedern und seine schönsten Fichten. Ich dringe bis zu seinem höchsten Gipfel, in seine reichsten Waldungen. Firngewässer trinke ich zur Kühlung, mit meinem Fuße trete ich die Gletscherströme alle aus.« Hast du denn nicht gehört, daß ich seit langem dies geplant, von alten Zeiten her bestimmt? Jetzt ließ ich Ähnliches geschehen, und so warst du imstande, feste Städte in Trümmerhaufen zu verwandeln. Und die in ihnen wohnten, für die Verteidigung zu schwach, erzitterten und bebten und wurden wie das Gras des Feldes, wie zartes Grün, wie Hälmchen auf den Dächern und wie vermengtes, unreifes Korn. Bekannt ist mir dein Aufstehen und dein Niedersitzen. Dein Gehen und dein Kommen kenne ich gut, und auch dein Toben gegen mich. Dein Toben und dein Ungestüm kam mir zu Ohren. So lege ich denn meinen Ring in deine Nase und meinen Zaum in deine Lippen und führe dich auf gleichem Wege heim, auf dem du hergekommen bist.« Dies diene dir als Zeichen! In diesem Jahre iß, was von selber wächst! Im zweiten Jahre, was aus den Wurzeln wächst! Im dritten Jahre aber sät und erntet wieder und pflanzet Weinberge! Genießet ihre Früchte!  Der gerettete Rest des Hauses Juda treibt in die Tiefe Wurzeln und trägt oben Früchte. Denn aufblüht in Jerusalem ein Rest und ein gerettet Häuflein auf dem Sionsberg. Der Eifer des Herrn der Heerscharen tut dies. Darum spricht der Herr über den Assyrerkönig so: "Er kommt nicht in diese Stadt und schießt keinen Pfeil hinein, hält ihr keinen Schild entgegen und wirft keinen Wall um sie. Auf dem Wege, den er kam, kehrt er um. Er kommt nicht in diese Stadt.« Ein Spruch des Herrn: "Ich schirme diese Stadt und helfe ihr um meiner selbst und meines Dieners David willen."« In der gleichen Nacht ging des Herrn Engel aus und schlug im Assyrerlager 185.000 Mann. Am anderen Morgen waren sie alle Leichen, Tote.  Der Assyrerkönig Sanherib brach auf und zog ab. Er kehrte heim und blieb in Ninive. Als er im Hause seines Gottes Nisroch betete, schlugen ihn seine Söhne Adarmelech und Sareser mit dem Schwert. Sie flohen ins Land Ararat, und sein Sohn Asarhaddon ward an seiner Statt König. Des Ezechias KrankheitIn jener Zeit war Ezechias todkrank gewesen. Da besuchte ihn der Prophet Isaias, des Amos Sohn, und sprach zu ihm: »So spricht der Herr: "Bestelle dein Haus! Denn sterben mußt du und wirst nicht genesen."«  Da wandte sich Ezechias mit seinem Antlitz zur Wand und betete zum Herrn. Er sprach: »Ach Herr! Gedenke doch, daß ich vor Dir treu und mit ungeteiltem Herzen wandelte und daß ich tat, was Dir gefiel!« Dann brach Ezechias in lautes Weinen aus. Aber noch war Isaias nicht aus dem mittleren Vorhof, da erging das Wort des Herrn an ihn: »Kehre um und künde Ezechias, dem Fürsten meines Volkes: "So spricht der Herr, des David, deines Ahnen, Gott: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen angesehen. So will ich dich denn heilen. Am dritten Tage kannst du schon ins Haus des Herrn gehen. Ich füge deinen Lebenstagen fünfzehn Jahre noch hinzu und rette dich aus des Assyrerkönigs Hand, dich und die Stadt. Ich schirme diese Stadt um meinetwillen und wegen meines Dieners David."« Isaias sprach: »Holt ein Feigenpflaster!« Sie holten es und legten es auf das Geschwür. Da genas er. Ezechias aber sagte zu Isaias: »Was ist das Zeichen, daß mich der Herr heilen wird und daß ich am dritten Tage in das Haus des Herrn gehen kann?« Isaias sprach: »Dies sei dir das Zeichen vom Herrn, daß der Herr tut, was er verspricht: "Soll der Schatten zehn Stufen vorrücken oder zehn Stufen zurückgehen?« Ezechias sprach: »Dem Schatten ist es ein Leichtes, zehn Stufen abwärts zu gehen. Nein! Der Schatten soll um zehn Stufen zurückkehren!« Da rief der Prophet Isaias zum Herrn, und er ließ den Schatten um zehn Stufen zurückgehen an den Stufen des Achaz, die er schon hinabgerückt war. Zu jener Zeit sandte Merodach Baladan, Baladans Sohn, der König von Babel, ein Schreiben mit Geschenken an Ezechias. Denn er hatte gehört, daß Ezechias erkrankt sei. Ezechias freute sich darüber und zeigte ihnen sein ganzes Schatzhaus, das Silber und Gold, die Spezereien, das Feinöl und sein ganzes Zeughaus, überhaupt alles, was sich in seinen Schatzkammern fand. Nichts war in seinem Haus und in seiner Reichsverwaltung, was ihnen Ezechias nicht gezeigt hätte. Da kam der Prophet Isaias zum König Ezechias und sprach zu ihm: »Was haben die Männer gesagt? Woher kommen sie zu dir?« Ezechias sagte: »Aus fernem Lande kommen sie zu mir, aus Babel.« Er fragte: »Was haben sie in deinem Hause gesehen?« Ezechias sprach: »Alles haben sie in meinem Hause gesehen. Nichts ist, was ich ihnen in meinen Schatzkammern nicht gezeigt hätte.« Da sprach Isaias zu Ezechias: »Vernimm das Wort des Herrn! Tage kommen, wo alles, was in deinem Hause ist, was deine Väter bis auf diesen Tag aufgespeichert, nach Babel gebracht wird. Nichts bleibt zurück.« So spricht der Herr: "Auch von deinen Söhnen, die dir entsprossen und die du zeugst, nimmt man einige, daß sie im Palaste des Babelkönigs Kämmerlinge werden."« Da sprach Ezechias zu Isaias: »Heilsam ist das Herrnwort, das du kündest.« Dann sprach er: »Sollte es nicht so sein, wenn Friede und Treue herrschen werden, solange ich lebe?« Ist nicht der Rest der Geschichte des Ezechias und alle seine Tapferkeit, und wie er den Teich und die Wasserleitung hergestellt und das Wasser in die Stadt geleitet hat, im Buche der Geschichte der Könige von Juda aufgezeichnet? Als sich Ezechias zu seinen Vätern legte, wurde sein Sohn Manasse an seiner Statt König. Manasse von JudaManasse war zwölf Jahre alt, als er König wurde, und er regierte fünfundfünfzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Chephsiba. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ähnlich den Greueln der Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Er baute wieder die Höhen auf, die sein Vater Ezechias zerstört hatte, errichtete dem Baal Altäre und machte eine Aschera ("hl. Pfahl"), wie Israels König Achab getan. Auch betete er das ganze Himmelsheer an und diente ihm. Auch hatte er Altäre im Hause des Herrn gebaut, von dem der Herr gesagt: »Jerusalem mache ich zum Sitze meines Namens.« Er baute aber auch dem ganzen Himmelsheere Altäre in beiden Vorhöfen im Hause des Herrn. Ferner führte er seinen Sohn durch's Feuer, trieb Zauberei und Wahrsagerei und befaßte sich mit Totenbeschwörern und Zeichendeutern. So tat er vieles, was dem Herrn mißfiel, um ihn zu kränken. Er stellte der Aschera Bild, das er gemacht, in das Haus, von dem der Herr zu David und seinem Sohne Salomo gesprochen: »Dies Haus und dies Jerusalem, das ich aus allen Stämmen Israels erwählt, das mache ich zum Sitze meines Namens ewiglich. Ich lasse niemals Israels Füße flüchtig gehen vom Boden, den ich ihren Vätern einst gegeben, wenn sie bedacht sind, so zu tun, wie ich es ihnen anbefohlen, ganz nach dem Gesetze, das ihnen einst mein Diener Moses gegeben hat.« Doch sie gehorchten nicht. Manasse verführte sie dazu, Schlimmes zu tun, Schlimmeres als die Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertilgt hatte. Da sprach der Herr durch seine Diener, die Propheten, also: »Manasse, Judas König, der tut diese Greuel. Er tut noch Schlimmeres, als all das war, was die Amoriter einst getan, die vor ihm dagewesen, verführte er doch Juda, daß es sündigte mit seinen Götzen. Darum spricht der Herr, Gott Israels: "Ich bringe Unheil über Juda und Jerusalem, daß allen, die es hören, beide Ohren gellen. Ich bringe an Jerusalem Samarias Meßschnur und des Achabhauses Waage und wische dann Jerusalem so aus, gleichwie man eine Schüssel wischt und sie dann umstürzt. Und so verstoße ich dann den Rest meines Eigentums und gebe sie in ihrer Feinde Hand, daß sie zum Raube und zur Beute allen ihren Feinden werden. Sie tun, was mir mißfällt. Sie reizten mich zum Zorn von dem Tage an, da ihre Väter aus Ägypten zogen, bis auf diesen Tag."« Dazu vergoß Manasse sehr viel unschuldiges Blut, bis er damit Jerusalem von einer Ecke bis zur anderen erfüllte, außer seiner Missetat, daß er Juda verführte, zu tun, was dem Herrn mißfiel. Ist nicht der Rest der Geschichte des Manasse und alles, was er sonst getan, und sein Frevel, den er tat, im Buche der Geschichte der Könige Judas aufgezeichnet? Als sich Manasse zu seinen Vätern legte, wurde er im Garten seines Hauses, in Uzzas Garten, begraben. Sein Sohn Amon ward an seiner Statt König. Amon war zweiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und zwei Jahre regierte er zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Mesullemet und war des Charus Tochter aus Jotba. Er tat, was dem Herrn mißfiel, wie sein Vater Manasse getan. Er wandelte ganz auf dem Weg, den sein Vater gewandelt, und diente den Götzen, denen sein Vater gedient hatte, und betete sie an. Er verließ den Herrn, den Gott seiner Väter, und wandelte nicht auf des Herrn Weg. Da verschworen sich des Amon Diener gegen ihn und töteten den König in seinem Hause. Der eingesessene Volksteil aber erschlug alle, die sich gegen den Amon verschworen hatten. Dann machte der eingesessene Volksteil seinen Sohn Josias an seiner Statt zum König. Ist nicht der Rest der Geschichte Amons, und was er sonst getan, im Buche der Geschichte der Könige Judas aufgeschrieben? Man begrub ihn in seinem Begräbnis in Uzzas Garten, und sein Sohn Josias ward an seiner Statt König. Josias von JudaJosias war achtzehn Jahre alt, als er König wurde, und regierte einunddreißig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jedida und war des Adaja Tochter aus Boskat. Er tat, was dem Herrn gefiel, und wandelte ganz auf seines Ahnen David Weg. Er wich nicht nach rechts noch nach links. Im achtzehnten Jahre des Königs Josias sandte der König den Schreiber Saphan, Asaljas Sohn und Mesullams Enkel, in das Haus des Herrn und sagte: »Geh zu dem Hohenpriester Chilkia hinauf und laß ihn das Geld ganz entnehmen, das in das Haus des Herrn gebracht worden ist und das die Schwellenhüter vom Volk eingesammelt haben! Er gebe es den Werkführern, die am Hause des Herrn angestellt sind! Diese sollen es an die Arbeiter verausgaben, die an des Herrn Haus den Schaden am Haus ausbessern, an die Zimmerleute, Bauleute und Holzfäller und zum Ankauf von Holz und Bruchsteinen für die Ausbesserung des Hauses! Das Geld, das man ihnen gibt, soll mit ihnen nicht verrechnet werden! Denn sie walten nach Treu und Glauben.« Da sprach der Hohepriester Chilkia zu dem Schreiber Saphan: »Ich habe das Buch der Lehre im Hause des Herrn gefunden.« Und Chilkia gab das Buch dem Saphan, und er las es. Dann kam der Schreiber Saphan zum König und berichtete dem König: »Deine Diener haben das Geld herausgenommen, das sich im Hause fand; sie gaben es den am Hause des Herrn angestellten Werkführern.« Dann meldete der Schreiber Saphan dem König: »Der Priester Chilkia hat mir ein Buch gegeben.« Und Saphan las es dem König vor. Als der König die Worte des Buches der Lehre vernahm, zerriß er seine Gewänder. Dann befahl der König dem Priester Chilkia, dem Achikam, Saphans Sohn, dem Akbor, Mikas Sohn, dem Schreiber Saphan und dem königlichen Diener Asaja: »Geht und befragt den Herrn für mich, für das Volk und für den Rest Israels in Juda wegen des aufgefundenen Buches! Denn groß ist des Herrn Grimm, der gegen uns entbrannt ist, weil unsere Väter den Worten dieses Buches nicht gehorcht haben, um alles zu tun, was uns vorgeschrieben ist.« Da ging der Priester Chilkia mit Achikam, Akbor, Saphan und Asaja zu der Prophetin Hulda, dem Weibe des Sallum, des Sohnes Tikwas und Enkels des Charcha, des Kleiderbewahrers. Sie wohnte in Jerusalem im zweiten Bezirk. Da redeten sie mit ihr. Und sie sprach zu ihnen: »So spricht der Herr, Israels Gott: "Sagt jenem Mann, der euch zu mir gesandt: So spricht der Herr: Ich bringe Unheil über diesen Ort und seine Bewohner, den ganzen Inhalt jenes Buches, das der Judakönig las. Weil sie mich verließen und anderen Göttern räucherten, um mich mit allem Machwerk ihrer Hände zu kränken, soll mein Grimm erglühen gegen diesen Ort und nicht erlöschen!" Zum Judakönig, der euch gesandt, den Herrn zu fragen, sollt ihr also sprechen: "So spricht der Herr, Israels Gott: Dies sind die Worte, die du vernommen hast! Weil dein Herz weich geworden und du dich vor dem Herrn verdemütigt, als du vernahmst, was ich gegen diesen Ort und seine Einwohner geplant, daß sie zum Fluch und zum Entsetzen werden sollen, und weil du dein Gewand zerrissen und vor mir geweint, so schenke ich Gehör.« Ein Spruch des Herrn: "Darum will ich dich zu deinen Vätern versammeln. Du sollst im Frieden eingehen in dein Grab, und deine Augen sollen nicht mit ansehen all das Unheil, das ich über diesen Ort bringen werde!"« Sie berichteten es dem König. Reinigung des GottesdienstesDa sandte der König hin, und man versammelte bei ihm alle Ältesten Judas und Jerusalems. Dann ging der König zum Hause des Herrn hinauf, mit ihm alle Männer Judas und alle Einwohner Jerusalems, ebenso die Priester und Propheten sowie das ganze Volk, groß und klein. Nun las er vor ihren Ohren alle Worte des Bundesbuches vor, das im Hause des Herrn gefunden worden. Dann trat der König an die Säule und schloß vor dem Herrn den Bund, dem Herrn nachzufolgen und seine Gebote, Gebräuche und Satzungen von ganzem Herzen und aus ganzer Seele zu beobachten und so dieses Bundes Worte, die in diesem Buch standen, zu erfüllen. Alles Volk trat in den Bund. Der König gebot nun dem Hohenpriester Chilkia, dem zweiten Priester und den Schwellenhütern, aus dem Tempel des Herrn alle Geräte hinauszuschaffen, die für den Baal, die Aschera und das ganze Himmelsheer gemacht waren. Dann verbrannte er sie außerhalb Jerusalems in den Fluren am Kidron. Ihren Staub aber brachte er nach Betel. Auch entfernte er die Götzenpriester, die die Könige Judas eingesetzt hatten und die auf den Höhen in Judas Städten und in Jerusalems Umgebung räucherten, ebenso die, die dem Baal, der Sonne, dem Mond und den Tierkreisbildern räucherten, sowie dem ganzen Himmelsheer. Er schaffte die Aschera aus dem Hause des Herrn vor Jerusalem hinaus ins Kidrontal. Er verbrannte sie im Kidrontale, zermalmte sie zu Staub und warf ihren Staub hier auf die Gräber der gemeinen Leute. Er vernichtete die Geschenke der Tempeldirnen im Hause des Herrn, wo die Weiber Geschenke für die Aschera webten. Dann ließ er aus Judas Städten alle Priester kommen und verunreinigte die Höhen, auf denen die Priester räucherten, von Geba bis Beerseba. Auch riß er die Höhen der Bocksgestalten nieder am Eingang zum Tor des Stadthauptmanns Josue, links am Stadttor. Die Höhenpriester aber hatten keinen Teil mehr an dem Altar des Herrn zu Jerusalem, sondern mußten inmitten ihrer Brüder gewöhnliches Brot essen. Er verunreinigte auch das Tophet ("Feuerstätte") im Hinnomstal, daß keiner mehr seinen Sohn und seine Tochter für den Moloch durchs Feuer führte. Dann beseitigte er die Rosse, die Judas Könige der Sonne aufgestellt hatten, am Eingang ins Haus des Herrn, und zwar bei der Zelle des Kämmerers Netanmelek in den Festungstürmen. Die Wagen der Sonne aber verbrannte er. Die Altäre auf dem Dache am Söller des Achaz, die Judas Könige gemacht hatten, ebenso die Altäre, die Manasse in den beiden Vorhöfen im Hause des Herrn gemacht hatte, brach der König ab und zertrümmerte sie dort. Ihren Schutt warf er in das Kidrontal. Auch die Höhen östlich von Jerusalem und südlich vom Ölberg, die Israels König Salomo dem sidonischen Scheusal Astarte, dem moabitischen Scheusal Kamos und dem ammonitischen Greuel Milkom gebaut, verunreinigte der König. Auch zerbrach er die Steinmale, fällte die Ascheren und füllte ihre Stelle mit Menschengebeinen an. Auch den Altar zu Betel, die Höhe, die Nebats Sohn Jeroboam, der Israel zur Sünde verführt, gemacht hatte, auch diesen Altar samt der Höhe brach er ab. Dann verbrannte er die Höhe, zermalmte sie zu Staub und verbrannte die Aschera. Als sich Josias umsah, erblickte er die Gräber, die dort auf dem Berge waren. Da ließ er die Gebeine aus den Gräbern holen, verbrannte sie auf dem Altar und verunreinigte ihn nach des Herrn Wort, das der Gottesmann kundgetan hatte, der diese Dinge verkündete. Er fragte: »Was für ein Grabmal sehe ich da?« Da sagten die Leute der Stadt zu ihm: »Das ist das Grab des Gottesmannes, der von Juda gekommen ist und dann diese Dinge, die du tust, über den Altar in Betel verkündete.« Er sprach: »Laßt ihn! Niemand beunruhige seine Gebeine!« So retteten seine Gebeine die Gebeine des Propheten, der aus Samaria stammte. Auch beseitigte Josias alle Höhenhäuser, die in Samarias Städten waren und die Israels Könige zur Kränkung gemacht hatten. Er tat mit ihnen ganz so, wie er in Betel getan. Er opferte alle Höhenpriester dort auf den Altären und verbrannte darauf Menschengebeine. Dann kehrte er nach Jerusalem heim. Der König befahl nun allem Volke: »Haltet dem Herrn, eurem Gott, ein Passah, wie es in diesem Bundesbuche geschrieben steht!« Denn ein solches Passah war nicht mehr gehalten worden seit den Tagen der Richter, die Israel gerichtet hatten, noch in irgendeiner Zeit der Könige Israels und Judas. Erst im achtzehnten Jahre des Königs Josias ward dem Herrn zu Jerusalem das Passah gehalten. Auch vertilgte Josias die Totenbeschwörer, Zeichendeuter, Teraphim, Götzen, überhaupt alle Scheusale, die im Lande Juda und in Jerusalem zu sehen waren, um die Worte der Lehre auszuführen, die geschrieben waren in dem Buche, das der Priester Chilkia im Hause des Herrn gefunden hatte. Wie er war vor ihm kein König gewesen, der sich zum Herrn bekehrt hätte, von ganzem Herzen, aus ganzer Seele und aus aller Macht, genau nach Mosis Lehre. Auch nach ihm erstand nicht seinesgleichen. Und dennoch ließ der Herr nicht von seinem heftigen Zorn, der über Juda erglüht war, ob all der Kränkungen, mit denen ihn Manasse gekränkt hatte. Der Herr sprach: »Auch Juda schaffe ich weg von meinem Angesicht, so wie ich Israel hinweggeschafft, und ich verwerfe diese Stadt, die ich erwählt, Jerusalem mitsamt dem Haus, von dem ich sprach: "Mein Name soll dort sein!"« Ist nicht der Rest der Geschichte des Josias und alles, was er sonst getan, im Buche der Geschichte der Judakönige aufgeschrieben? Zu seiner Zeit zog Ägyptens König, Pharao Necho, wegen des Assyrerkönigs zum Euphratstrom. Der König Josias zog ihm nun entgegen. Sobald er ihn aber erblickte, tötete er ihn zu Megiddo.  Da fuhren ihn seine Diener tot aus Megiddo, brachten ihn nach Jerusalem und begruben ihn in seiner Grabstätte. Da nahm das eingesessene Volk des Josias Sohn Joachaz. Und sie salbten ihn und machten ihn an seines Vaters Statt zum König.  Joachaz war dreiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und drei Monate regierte er zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Chamutal und war des Jeremias Tochter aus Libna. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie seine Väter getan. Da entsetzte ihn Pharao Necho der Regierung über Jerusalem zu Ribla in der Landschaft Hamat und legte dem Land eine Geldbuße von hundert Talenten Silber und zehn Talenten Gold auf.  Und Pharao Necho machte des Josias Sohn Eljakim an seines Vaters Josias Statt zum König und änderte seinen Namen in Jojakim. Den Joachaz aber nahm er fest. So kam er nach Ägypten und starb hier.  Das Gold und Silber aber gab Jojakim dem Pharao. Er aber schätzte das Land ein, um das Geld nach des Pharaos Befehl abliefern zu können. Er hatte beim eingesessenen Volk von jedem je nach der Schätzung das Silber und Gold eingetrieben, um es dem Pharao Necho abzuliefern. Jojakim war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und elf Jahre regierte er zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Zebudda und war des Pedaja Tochter aus Ruma. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie seine Väter getan hatten. Jojakim und Jojachin von JudaZu seinen Tagen zog Nebukadrezar, Babels König, heran, und Jojakim ward ihm drei Jahre untertan. Dann fiel er wieder von ihm ab. Da sandte der Herr gegen ihn die Streifscharen der Chaldäer, Aramäer, Moabiter und Ammoniter. Er sandte sie, Juda zu verheeren nach dem Wort des Herrn, das er durch seine Diener, die Propheten, gesprochen hatte. Dies geschah auf Anordnung des Herrn in Juda, um es wegzuschaffen von seinem Antlitz wegen Manasses Sünden, nach all dem, was er getan, zumal wegen des Blutes der Unschuldigen, das er vergoß, wobei er Jerusalem mit unschuldigem Blut anfüllte. Das aber wollte der Herr nicht vergeben. Ist nicht der Rest der Geschichte Jojakims und alles, was er sonst getan, im Buche der Geschichte der Judakönige aufgezeichnet? Als sich Jojakim zu seinen Vätern legte, ward sein Sohn Jojachin an seiner Statt König. Ägyptens König aber zog fortan nicht mehr aus seinem Lande. Denn Babels König hatte vom Bache Ägyptens bis zum Euphratstrom alles erobert, was dem König von Ägypten gehörte. Jojachin war achtzehn Jahre alt, als er König wurde, und drei Monate regierte er zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Nechusta und war des Elnatan Tochter aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie sein Vater getan hatte. Zu jener Zeit zogen die Diener des Babelkönigs Nebukadrezar gegen Jerusalem, und die Stadt wurde eingeschlossen. Babels König Nebukadrezar griff die Stadt an, und seine Diener belagerten sie. Da ging Judas König Jojachin zum Babelkönig hinaus, er und seine Mutter, seine Diener, Obersten und Kämmerer. Da nahm ihn der König von Babel fest, im achten Jahre seiner Regierung. Und er führte von dort alle Schätze des Herrn weg, ebenso die Schätze des Königshauses. Er zerbrach auch alle goldenen Gefäße, die Israels König Salomo im Tempel des Herrn gemacht hatte, wie der Herr gedroht. Ganz Jerusalem, alle Obersten und wehrfähigen Männer, 10.000, führte er gefangen weg, dazu alle Schmiede und Schlosser. Nichts blieb zurück als nur die geringen Leute des eingesessenen Volksteils. Er führte Jojachin nach Babel. Auch die Königinmutter sowie des Königs Weiber, seine Kämmerer und die Vornehmen des Landes führte er als Gefangene von Jerusalem nach Babel. Dazu alle wehrfähigen Männer, 7.000, und die Schmiede und Schlosser, 1.000, lauter kriegstüchtige Leute, brachte der Babelkönig als Gefangene nach Babel. Der König von Babel machte Mattanja, seinen (des Jojachin) Oheim, an seiner Statt zum König und änderte seinen Namen in Sedekias. Sedekias war einundzwanzig Jahre alt, als er König ward, und regierte elf Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Chamutal und war des Jeremias Tochter aus Libna. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie Jojakim getan. Denn nur wegen des Zornes des Herrn war solches mit Jerusalem und Juda geschehen, bis er sie von seinem Antlitz verbannte. Sedekias aber wurde vom Babelkönig abtrünnig. Jerusalems FallIm neunten Jahre seiner Regierung am zehnten Tage des zehnten Monats zog Babels König Nebukadrezar mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem und belagerte es. Und sie bauten dagegen ringsum einen Wall. So wurde die Stadt bis zum elften Jahre des Königs Sedekias belagert. Am neunten Tage des Monats nahm in der Stadt die Hungersnot überhand, und der eingesessene Volksteil hatte nichts mehr zu essen. Da wurde die Stadt erstürmt. Alle Kriegsleute waren in der Nacht auf dem Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern am Königsgarten. Die Chaldäer aber standen noch rings um die Stadt. So zogen jene gegen die Steppe hin. Da jagten die Chaldäertruppen dem König nach. Und sie erreichten ihn in Jerichos Steppen. Sein ganzes Heer aber hatte ihn verlassen und wurde zerstreut. Sie ergriffen nun den König und führten ihn nach Ribla zum Babelkönig. Dieser sprach ihm das Urteil. Da schlachteten sie des Sedekias Söhne vor seinen Augen ab. Den Sedekias selbst aber ließ er blenden und in Ketten legen. So brachte man ihn nach Babel. Am siebten Tage des fünften Monats, das ist im neunzehnten Regierungsjahre des Babelkönigs Nebukadrezar, kam Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter und Diener des Königs, nach Jerusalem. Er verbrannte das Haus des Herrn, das Haus des Königs und alle anderen Häuser Jerusalems. Jedes bedeutendere Haus verbrannte er. Die Chaldäertruppen insgesamt, die beim Obersten der Leibwächter waren, rissen die Mauern um Jerusalem ein. Den Rest des Volkes, die in der Stadt Zurückgebliebenen und die Überläufer, die zum Babelkönig übergelaufen waren, und den Rest des Pöbels führte Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, fort. Von den geringen Leuten des Landes ließ der Oberste der Leibwächter etliche für Weinberge und für Äcker zurück. Die ehernen Säulen am Hause des Herrn, die Gestühle und das eherne Meer im Hause des Herrn zerbrachen die Chaldäer und führten das Erz davon nach Babel. Auch die Töpfe, Schaufeln, Messer, Schalen und alle ehernen Gefäße, mit denen man Dienst getan, nahmen sie mit. Auch die Pfannen und Sprengschalen, die einen golden, die anderen silbern, nahm der Oberste der Leibwächter mit. Von den zwei Säulen, von dem einen Meer und den Gestühlen, die Salomo für das Haus des Herrn gemacht, von all diesen Geräten war das Erz nicht zu wägen. Achtzehn Ellen war die eine Säule hoch. Oben auf ihr ein eherner Knauf. Die Höhe des Knaufes war drei Ellen. Rings um den Knauf war ein Gittergeflecht mit Granatäpfeln, alles aus Erz. Solche hatte auch die zweite Säule am Gittergeflecht. Der Oberste der Leibwächter nun nahm den Oberpriester Seraja fest, den zweiten Priester Sephanja und die drei Schwellenhüter. Aus der Stadt nahm er einen Kämmerer, den Befehlshaber über die Kriegsleute, fünf Männer von denen, die des Königs Antlitz sehen durften und sich in der Stadt befanden, des Feldhauptmanns Schreiber, der die einheimische Bevölkerung aufbot, und von der einheimischen Bevölkerung sechzig Mann, die sich in der Stadt fanden. Und Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, nahm sie und führte sie nach Ribla zum Babelkönig. Der König von Babel ließ sie zu Ribla in der Landschaft Hamat hinrichten. So wanderte Juda von seinem Boden in die Verbannung. Über das Volk, das im Lande zurückblieb und das Nebukadrezar, Babels König, zurückließ, setzte er den Gedalja, den Sohn Achikams und Enkel Saphans. Als alle Heeresobersten samt den Leuten hörten, daß der König von Babel den Gedalja eingesetzt habe, kamen sie nach der Mispa zu Gedalja. Auch Ismael, Netanjas Sohn, ferner Kareachs Sohn Jochana, Tanchumets Sohn Seraja, der Netophatiter und des Maakatiters Sohn Jaazanja samt ihren Leuten. Da schwur Gedalja ihnen und ihren Leuten und sprach zu ihnen: »Fürchtet euch nicht vor den chaldäischen Dienern! Bleibt im Lande und seid dem Babelkönig untertan! Dann geht es euch gut.« Aber im siebten Monate kam Ismael, der Sohn Netanjas und Enkel Elisamas aus königlichem Geschlecht, mit zehn Männern. Sie schlugen Gedalja, daß er starb, ebenso die Juden und Chaldäer, die bei ihm zu Mispa waren. Da brach alles Volk, klein und groß, auf, samt den Heeresobersten, und sie kamen nach Ägypten. Denn sie fürchteten sich vor den Chaldäern. Im siebenunddreißigsten Jahre der Wegführung des Judakönigs Jojachin, am siebenundzwanzigsten Tage des zwölften Monats, entließ der König von Babel, Evilmerodach, in dem Jahre, da er König ward, die Person des Judakönigs Jojachin aus dem Kerker. Er redete gütig mit ihm und setzte seinen Stuhl über die Stühle der anderen Könige, die bei ihm zu Babel waren. Er wechselte seine Gefängniskleider und speiste beständig vor ihm alle Tage seines Lebens. Sein ständiger Bedarf wurde ihm vom König gegeben, jeden Tag, was er benötigte, alle Tage seines Lebens. Ältere GeschichteAdam, Set, Enos. Kenan, Mahalalel, Jered. Chanok, Metuselach, Lemek. Noë, Sem, Cham, Japhet. Japhets Söhne sind Gomer, Magog, Madai, Javan, Tubal, Mosek und Tiras. Gomers Söhne sind Askenaz, Riphat und Togarma. Javans Söhne sind Elisa, Tarsis, Kittim und Rodanim. Chams Söhne sind Kusch und Misraim, Put und Kanaan. Des Kusch Söhne sind Seba, Chavila, Sabta, Regma und Sabteka, Regmas Söhne sind Seba und Dedan. Und Kusch zeugte Nimrod. Dieser fing an, auf Erden ein Held zu werden. Und Misraim zeugte die Luditer, die Anamiter, die Lehabiter, die Naphtuchiter, die Patrusiter und die Kasluchiter sowie die Kaphtoriter, von denen die Philister auszogen.  Und Kanaan zeugte Sidon als seinen Erstgeborenen und Chet, sodann die Jebusiter, Amoriter, Girgasiter, Chiviter, Arkiter, Siniter, Arvaditer, Semariter und Chamatiter Sems Söhne sind Elam, Assur, Arphaksad, Lud, Aram, Us, Chul, Geter und Mesek. Und Arphaksad zeugte den Selach und Selach den Eber. Zwei Söhne wurden Eber geboren. Des einen Name war Peleg. Denn in seinen Tagen ward die Erde zerteilt. Sein Bruder hieß Joktan. Und Joktan zeugte Almodad, Seleph, Chazarmavet, Jerach, Hadoram, Uzal, Dikla, Ebal, Abimael, Seba, Ophir, Chavila und Jobab. All diese sind Joktans Söhne. Sem, Arphaksad, Selach, Eber, Peleg, Rëu, Serug, Nachor, Terach, Abram, das ist Abraham. Abrahams Söhne waren Isaak und Ismael. Dies sind ihre Geschlechtsfolgen: Ismaëls Erstgeborener ist Nebajot. Dann folgen Kedar, Adbeel, Mibsam, Misma, Duma, Massa, Chadad, Tema, Jetur, Naphis und Kedma. Dies sind die Söhne Ismaëls. Keturas, des Nebenweibes Abrahams, Söhne sind Zimran, Joksan, Medan, Midian, Isbak und Suach; diese hat sie geboren. Joksans Söhne sind Seba und Dedan. Midians Söhne sind Epha, Epher und Chanok, Abida und Eldaa. Alle diese sind Söhne der Ketura. Und Abraham zeugte den Isaak. Isaaks Söhne sind Esau und Israel. Esaus Söhne sind Eliphaz, Rëuel, Jeus, Jalam und Korach. Des Eliphaz Söhne sind Teman, Omar, Sephi, Gatam, Kenaz, Timna und Amalek. Rëuels Söhne sind Nachat, Zerach, Samma und Mizza. Und Seïrs Söhne sind Lotan, Sobal, Sibon, Ana, Dison, Eser und Disan. Lotans Söhne sind Chori und Homam. Timna ist Lotans Schwester. Sobals Söhne sind Aljan, Manachat, Ebal, Sephi und Onam. Sibons Söhne sind Ajja und Ana. Anas Söhne sind: Dison. Und Disons Söhne sind Chamram, Esban, Itran und Keran. Esers Söhne sind Bilhan, Zaavan und Jakan. Disans Söhne sind Us und Aran. Dies sind die Könige, die im Lande Edom herrschten, bevor ein König der Israeliten war: Bela, Beors Sohn, und seine Stadt hieß Dinhaba. Als Bela starb, ward des Serach Sohn, Jobab, aus Bosra an seiner Statt König. Als Jobab starb, ward Chusam aus dem Lande der Temaniter an seiner Statt König. Als Chusam starb, ward an seiner Statt König Bedads Sohn, Hadad, der Midian auf Moabs Gefilde schlug. Seine Stadt hieß Avit. Als Hadad starb, ward Samla aus Masreha an seiner Statt König. Als Samla starb, ward Saul aus Rechobot am Strom an seiner Statt König. Als Saul starb, ward Akbors Sohn, Baalchanan, an seiner Statt König. Als Baalchanan starb, ward Hadad an seiner Statt König. Seine Stadt hieß Pai, und sein Weib, Matreds Tochter und Mezahabs Enkelin, hieß Mehetabel. Als Hadad starb, gab es nur noch Häuptlinge in Edom: die Häuptlinge Timna, Alja, Jetet, Oholibama, Ela, Pinon, Kenaz, Teman, Mibsar, Magdiel und Iram. Dies sind Edoms Häuptlinge. Israels StämmeDies sind Israels Söhne: Ruben, Simeon, Levi und Juda, Issakar und Zabulon, Dan, Joseph und Benjamin, Naphtali, Gad und Asser. Judas Söhne sind: Er, Onan und Sela, drei, die ihm von Suas Tochter, der Kanaaniterin, geboren sind. Judas Erstgeborener machte sich dem Herrn mißfällig, und dieser ließ ihn sterben. Seine Schwiegertochter Tamar aber gebar ihm Peres und Zerach. Aller Söhne Judas sind es fünf. Des Peres Söhne sind Chesron und Chamul. Des Zerach Söhne sind Zimri, Etan, Heman, Kalkol und Dara, zusammen fünf. Des Karmi Söhne sind: Akar, der Israel ins Unglück stürzte, da er sich am Geweihten pflichtvergessen vergriff. Etans Söhne sind: Azarja. Chesrons Söhne, die ihm geboren worden, sind Jerachmeel, Ram und Kelubai. Ram zeugte Aminadab und Aminadab den Nachson, den Judäerfürsten. Nachson zeugte Salma und Salma den Boaz. Boaz zeugte Obed und Obed den Isai. Und Isai zeugte als seinen Erstgeborenen Eliab, als zweiten Abinadab, als dritten Sima, als vierten Natanael, als fünften Raddai, als sechsten Osem und als siebten David. Ihre Schwestern sind Seruja und Abigail. Der Seruja Söhne sind Absai, Joab und Asael, drei. Abigail gebar Amasa. Des Amasa Vater ist der Ismaeliter Jeter. Chesrons Sohn Kaleb hat Azuba ("verlassene Hofbesitzerin") geheiratet. Dies sind ihre Söhne: Jeser, Sobab und Ardon. Als Azuba ("die Verlassene") starb, nahm sich Kaleb die Ephrat. Sie gebar ihm den Chur. Chur aber zeugte Uri und Uri den Besalel. Hernach ist Chesron zur Tochter Makirs, des Vaters von Gilead, gegangen und hat sie geheiratet, als er sechzig Jahre alt war, und sie gebar ihm den Segub. Segub aber zeugte Jair. Dieser besaß dreiundzwanzig Städte im Lande Gilead. Aber die Gesuriter und die Aramäer nahmen ihnen Jairs Zeltdörfer weg, Kenat mit seinen Tochterstädten, sechzig Städte. Alle diese waren die Söhne des Gileadvaters Makir. Nach Chesrons Tod ging Kaleb nach Ephrat. Chesrons Weib aber war Abia, und sie gebar ihm Aschur, Tekoas Vater. Jerachmeels, des Erstgeborenen des Chesron, Söhne waren der Erstgeborene Ram, dann Buna, Oren, Osem und Achia. Jerachmeel hatte noch ein anderes Weib mit Namen Atara. Sie war Onams Mutter. Rams, des Erstgeborenen von Jerachmeel, Söhne sind Maan, Jamin und Eker. Onams Söhne sind Sammai und Jada. Sammais Söhne sind Nadab und Abisur. Abisurs Weib hieß Abichail. Sie gebar ihm Achban und Molid. Nadabs Söhne sind Seled und Appaim. Seled starb kinderlos. Appaims Söhne sind Isi, Isis Söhne sind: Sesan, Sesans Söhne sind Achlai. Jadas, Sammais Bruders, Söhne sind Jeter und Jonatan. Jeter aber starb kinderlos. Jonatans Söhne sind Pelet und Zaza. Dies sind Jerachmeels Söhne. Sesan hatte keine Söhne gehabt, sondern nur Töchter. Dagegen besaß Sesan einen ägyptischen Sklaven namens Jarcha. Seinem Sklaven Jarcha aber gab Sesan seine Tochter zum Weibe, und sie gebar ihm den Attai. Attai zeugte Natan und Natan den Zabad. Zabad zeugte Ephlal und Ephlal den Obed. Obed zeugte Jehu und Jehu den Azarja. Azarja hat Cheles gezeugt und Cheles den Elasa. Elasa zeugte Sismai und Sismai den Sallum. Sallum zeugte Jekamja und Jekamja den Elisama. Kalebs, Jerachmeels Bruders, Söhne sind sein Erstgeborener Mesa, das ist Ziphs Vater, und die Söhne Maresas, des Vaters von Chebron. Chebrons Söhne sind Korach, Tappuach, Rekem und Sema. Sema zeugte Jorkams Vater Racham, und Rekem zeugte Sammai. Sammais Sohn ist Maon, und Maon ist der Vater von Bet Sur. Kalebs Nebenweib Epha gebar Charan, Mosa und Gazez. Charan zeugte Gazez. Jahdais Söhne sind Regem, Jotam, Gesan, Pelet, Epha und Saaph. Kalebs Nebenweib Maaka gebar Seber und Tirchana. Sie gebar auch Saaph, den Vater von Madmanna, Seva, den Vater von Makbenna, und den Vater von Giba. Kalebs Tochter war Aksa. Dies sind Kalebs Söhne: Churs, des Erstgeborenen des Ephrat, Söhne sind Sobal, der Vater von Kirjat Jearim, Salma, der Vater von Bethlehem, und Chareph, der Vater von Bet Gader. Sobal, Kirjat Jearims Vater, hatte zu Söhnen Haroeh ("den Seher"), die Hälfte der Menuchot ("der Ruheorte") und die Sippen Kirjat Jearims, die Itriter, Putiter, Sumatiter und Misraiter. Von diesen stammen die Saratiter und die Estauliter. Salmas Söhne sind Bethlehem und die Netophatiter, Aterot, Bet Joab und die Hälfte der Manachtiter und der Sariter und die Sippen der Sopherim ("Schreiber"), die in Jabes ("Zinngießerdorf") wohnen, die Tiratiter ("Lärmbläser"), Simatiter ("Musikanten") und Sukatiter ("Marktleute"). Dies sind die Kiniter, die von Chamot, Bet Rekabs Vater, stammen. Davids HausDies sind Davids Söhne, die ihm zu Hebron geboren sind: der Erstgeborene Amnon von der Achinoam aus Jezreel; ein zweiter Daniel, von der Abigail aus Karmel, der dritte Absalom, von des Königs von Gesur, Talmai, Tochter Maaka, der vierte Adonia, Chaggits Sohn, der fünfte Sephatja von der Abital, der sechste Itram von seinem Weib Egla. Sechs sind ihm zu Hebron geboren. Er regierte hier sieben Jahre sechs Monate, und in Jerusalem regierte er dreiunddreißig Jahre. Folgende sind ihm zu Jerusalem geboren: Sima, Sobab, Natan und Salomo, vier von Ammiels Tochter Batsua, ferner Ibchar, Elisua, Eliphelet, Nogach, Nepheg, Japhia, Elisama, Eljada und Eliphelet, neun, alle Davids Söhne außer den Söhnen seiner Nebenweiber. Ihre Schwester ist Tamar. Salomos Sohn ist Rechabeam, dessen Sohn Abia, dessen Sohn Asa, dessen Sohn Josaphat, dessen Sohn Joram, dessen Sohn Achazja, dessen Sohn Joas, dessen Sohn Amasja, dessen Sohn Azarja, dessen Sohn Jotam, dessen Sohn Achaz, dessen Sohn Ezechias, dessen Sohn Manasse, dessen Sohn Amon, dessen Sohn Josias. Des Josias Söhne sind der Erstgeborene Jochanan, der zweite Jojakim, der dritte Sedekia, der vierte Sallum. Jojakims Söhne sind sein Sohn Jechonja und sein Sohn Sedekia. Die Söhne Jechonjas, des Gefangenen, sind sein Sohn Sealtiel,  Malkiram, Pedaja, Senassar, Jekamja, Hosanna und Nedabja.  Pedajas Söhne sind Zerubbabel und Simei - Zerubbabels Sohn ist Mesullam - sowie Chananja. Ihre Schwester ist Selomit. Ferner Chasubal, Ohel, Berekja, Chasadja, Jusab, Chesed, fünf. Chananjas Söhne sind Pelatja und Jesaja und Rephaias, Arnons, Obadjas und Sekanjas Söhne. Sekanjas Söhne sind: Semaja und Semajas Söhne sind Chattus, Igal, Bariach, Nearja und Saphat, sechs. Nearjas Söhne sind Eljoënai, Chizkia und Azrikam, drei. Eljoënais Söhne sind Hodaiva, Eljasib, Pelaja, Akkub, Jochanan, Dejala und Anani, sieben. Die Stämme Juda und SimeonJudas Söhne sind Peres, Chesron, Karmi, Chur und Sobal. Sobals Sohn Reaja zeugte Jachat und Jachat den Achumai und den Lahad. Dies sind die Geschlechter der Soratiter. Diese haben Etam zum Vater: Jezreel, Sima und Idbas. Ihre Schwester heißt Haslelponi. Ferner Penuel, Gedors Vater, und Husas Vater Ezer. Dies sind die Söhne Churs, des Erstgeborenen Ephrats, des Vaters von Bethlehem. Tekoas Vater Aschur hatte zwei Weiber, Chela und Naara. Naara gebar ihm Achuzam, Chepher, Temni und die Achastariter. Dies sind Naaras Söhne. Der Chela Söhne sind Seret, Ischar und Etnan. Kos zeugte Anub und Sobeba sowie die Sippen des Acharchel, des Harumsohnes. Jabes aber war vornehmer als seine Brüder. Seine Mutter hatte ihn Jabes genannt; sie sprach: »Ich habe ihn ja mit Schmerzen geboren.« Und Jabes rief zu Israels Gott: »Daß Du mich segnest und mein Gebiet vergrößerst und daß Deine Hand mit mir sei und Du Unheil ablenkest, auf daß ich keinen Verdruß habe!« Und Gott erfüllte das, worum er bat. Suchas Bruder Kelub zeugte Mechir. Das ist der Vater von Eston. Eston zeugte Bet Rapha, Paseach und Techinna, den Vater der Stadt Nachas. Dies sind die Männer von Reka. Des Kenat Söhne sind Otniel und Seraja. Otniels Söhne sind: Chatat. Meonotai zeugte Ophra, und Seraja den Joabs den Vater des Tales der Zimmerer. Denn sie waren Zimmerleute. Des Jephunnesohnes Kaleb Söhne sind Ir, Ela und Naam, und der Sohn des Ela ist Kenaz. Des Jehallel Söhne sind Ziph, Zipha, Tirja und Asarel. Ezras Sohn ist Jeter; Mered aber heiratete Jalon. Und sie gebar Mirjam, Sammai und Isbach, des Estemoa Vater. Sein jüdisches Weib aber hat Jered, den Vater Gedors, geboren, ferner Cheber, Sokos Vater, und Jekutiel, den Vater von Zanoach. Dies sind die Söhne der wirklichen Pharaotochter, die Mered geheiratet hat. Die Söhne der Schwester Rachams und der Frau des Hodia sind der Garmiter, Kegilas Vater, und der Maakatiter Estemoa. Simons Söhne sind Ammon, Rinna, Ben Chanan und Tilon. Iseis Söhne sind: Zochet und des Zochet Sohn. Des Judasohnes Sela Söhne sind Er, der Vater von Leka, und Lada, der Vater von Maresa, sowie die Sippen des Hauses der Baumwollarbeiter zu Bet Asbe, ferner Jokim und die Männer von Kozeba, sowie Joas und Saraph, die Moab erobert haben, und Jasubi Lechem. Die Geschichten aber sind alt. Dies sind die Töpfer und Bewohner von Netaim ("Parke") und Gedera ("Gehege"). Sie haben dort beim König in seinem Dienste gewohnt. Simeons Söhne sind Nemuel und Jamin, Jarib, Zerach und Saul, dessen Sohn war Sallum, dessen Sohn Mibsam und dessen Sohn Misma. Mismas Söhne sind: sein Sohn Chammuel, dessen Sohn Zakkur und dessen Sohn Simei. Simei aber besaß sechzehn Söhne und sechs Töchter. Seine Brüder aber hatten nicht viele Söhne. Und ihre ganze Sippe mehrte sich nicht so, daß sie den Judäern gleichgekommen wäre. Sie wohnten in Beerseba, Molada, Chasar Sual ("Fuchshof"), in Bilha, Esem, Tolad, in Betuel, Chorma, Siklag, in Bet Markabot ("Wagenhaus"), Chasar Susim ("Roßhof"), in Bet Biri ("Brunnenhaus") und Saarim ("Schluchten"). Dies waren ihre Städte, bis David König ward. Ihre Dörfer waren Etam, Ajin, Rimmon, Token und Asan, fünf Städte. Dazu all ihre Dörfer rings um diese Städte bis nach Baal hin. Dies waren ihre Wohnsitze. Sie hatten auch ihre eigene Sippenliste. Ferner: Mesobab, Jamlek und des Amasja Sohn Josab. Joel, Jehu, des Josibja Sohn und Enkel des Asielsohnes Seraja, und Eljoënai, Jaakoba, Jesochaja, Asaja, Adiel, Jesimiel, Benaja und Ziza, Siphis Sohn, Allons Enkel und Urenkel des Jedaja, des Sohnes des Simri und Enkels des Semaja. Diese mit Namen Aufgeführten sind in ihren Sippen Fürsten, und das Haus ihrer Väter ist weit verbreitet. Sie zogen vom Zugange nach Gedor, bis östlich vom Tal, um für ihre Herden Weiden zu suchen. Sie fanden auch eine fette und gute Weide. Das Land war geräumig, ruhig und friedlich; denn die früheren Bewohner gehörten zu Cham. Diese namentlich Aufgeführten kamen in den Tagen des Judakönigs Ezechias und schlugen Chams Gezelte und die der Mëuniter, die dort waren, und rotteten sie aus bis auf den heutigen Tag. Dann wohnten sie dort an ihrer Stelle. Denn dort war für ihre Herden Weide. Ein Teil davon aber, von Simeons Söhnen, zog auf das Gebirge Sëir, fünfhundert Mann. An ihrer Spitze Pelatja, Nearja, Rephaja und Uziel, Iseis Söhne. Sie schlugen Amaleks letzten Rest und wohnten dort bis auf diesen Tag. Die Stämme Ruben, Gad und ManasseDie Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels: - er war ja der Erstgeborene. Als er aber seines Vaters Lager entweihte, ist sein Erstgeburtsrecht den Söhnen des Israelsohnes Joseph verliehen worden. Aber die Erstgeburt ist nicht in die Sippenliste eingetragen worden. Denn Juda ist unter seinen Brüdern mächtig geworden und ein Fürst, größer als jener. Das Erstgeburtsrecht gehört aber Joseph. Rubens, des Erstgeborenen Israels, Söhne sind Chanok, Pallu, Chesron und Karmi. Joels Söhne sind sein Sohn Semaja, dessen Sohn Gog, dessen Sohn Simei, dessen Sohn Mika, dessen Sohn Reaja, dessen Sohn Baal, dessen Sohn Beera, den Tilgat Pilneser, Assyriens König, in Gefangenschaft geführt hat. Er ist ein Fürst der Rubeniten. Seine Brüder, nach seinen Sippen, nach der Abstammung verzeichnet, sind das Haupt Jeiel, ferner Zakarja und Bela, des Azaz Sohn, Enkel des Sema und Urenkel Joels. Er wohnte zu Aroër und bis nach Nebo und Baal Meon. Nach Osten hat er bis zum Rand der Wüste vom Euphratstrome an gewohnt. Denn ihre Herden im Lande Gilead sind zahlreich gewesen. In Sauls Tagen stritten sie mit den Hagritern. Diese fielen in ihre Hand, und sie wohnten in deren Zelten auf Gileads ganzer Ostseite. Gads Söhne haben im Lande Basan bis Saleka, ihnen gegenüber, gewohnt: das Haupt Joel, Saphan, der zweite, und Janai und Saphat in Basan. Ihre Brüder sind nach ihren Familien Mikael, Mesullam, Seba, Josai, Jakan, Zi und Eber, sieben. Dies sind die Söhne Abichails, des Churisohns und Enkels des Jaroach, des Sohns Gileads und Enkels des Mikael, des Jesisaisohns und Enkels des Jachda, des Buzsohns. Achi, Abdiels Sohn und Gunis Enkel, war ein Haupt ihrer Familien. Sie wohnten in Gilead, Basan und dessen Tochterstädten, sowie auf allen Weidetriften Sarons bis an ihre Ausgänge. Sie alle sind in des Judakönigs Jotam und des Israelskönigs Jeroboam Tagen aufgezeichnet worden. Die Söhne Rubens und Gads sowie der Halbstamm Manasse, tapfere Männer, die Schild und Schwert trugen, den Bogen spannten und kampfgeübt waren, 440 und zwar leichtbewaffnete, kriegstüchtige Söldner, führten mit den Hagritern Krieg, ebenso mit Jetur, Naphis und Nodab. Ihnen ward gegen sie geholfen, und so wurden die Hagriter in ihre Hand gegeben, ebenso alle, die bei ihnen waren. Denn sie hatten im Kampfe zu Gott geschrieen, und er hatte sich von ihnen erbitten lassen, weil sie auf ihn vertraut hatten. Sie führten deren Herden weg: 50.000 Kamele, 250.000 Schafe, 2.000 Esel und 100.000 Menschenseelen. Denn viele waren durchbohrt gefallen, weil der Krieg von Gott kam. Dann wohnten sie an ihrer Stelle bis zu der Verbannung. Auch die Söhne des Halbstammes Manasse haben im Lande Basan gewohnt bis Baal Hermon, Senir und bis zum Hermongebirge. Sie waren zahlreich. Dies sind ihre Familienhäupter: Epher, Isei, Eliel, Azriel, Irmeja, Hodavja und Jachdiel, tapfere Krieger, berühmte Männer, Häupter in ihren Familien. Sie waren aber gegen den Gott ihrer Väter treulos und buhlten mit den Göttern der Landesvölker, die Gott vor ihnen vertilgt hatte. So reizte Israels Gott die Wut des Assyrerkönigs Pul, ebenso die Wut des Assyrerkönigs Tilgat Pilneser und ließ sie die Rubeniten, Gaditen und den Halbstamm Manasse wegführen und sie nach Chelach und zum Chabor bringen, nach Hara und zum Flusse Gozan bis auf diesen Tag. Levis Söhne sind Gersom, Kehat und Merari. Kehats Söhne sind Amram, Ischar, Chebron und Uzziel. Amrams Kinder sind Aaron, Moses und Mirjam. Aarons Söhne sind Nadab, Abihu, Eleazar und Itamar. Eleazar zeugte Pinechas und Pinechas den Abisu. Abisu zeugte Bukki und Bukki den Uzzi. Uzzi zeugte Zerachja und Zerachja den Merajot. Merajot zeugte Amarja und Amarja den Achitub. Achitub zeugte Sadok und Sadok den Achimaas. Achimaas zeugte Azarja und Azarja den Jochanan, Jochanan zeugte Azarja - das ist der, der im Hause, das Salomo in Jerusalem gebaut, Priesterdienste getan hat. Azarja aber zeugte Amarja und Amarja den Achitub. Achitub zeugte Sadok und Sadok den Sallum. Sallum zeugte Chilkia und Chilkia den Azarja. Azarja zeugte Seraja und Seraja den Josadak. Josadak aber ist fortgezogen, als der Herr Juda und Jerusalem durch Nebukadrezar wegführen ließ. Der Stamm LeviLevis Söhne sind Gersom, Kehat und Merari. Dies sind die Namen der Söhne Gersoms: Libni und Simi. Kehats Söhne sind Amram, Ishar, Chebron und Uzziel. Meraris Söhne sind Machli und Musi. Dies sind die Sippen der Leviten nach ihren Familien: Von Gersom stammt sein Sohn Libni, dessen Sohn Jachat, dessen Sohn Zimma, dessen Sohn Joach, dessen Sohn Iddo, dessen Sohn Zerach und dessen Sohn Jeatrai. Kehats Söhne sind sein Sohn Amminadab, dessen Sohn Korach, dessen Sohn Assir, dessen Sohn Elkana, dessen Sohn Abjasaph, dessen Sohn Assir, dessen Sohn Tachat, dessen Sohn Uriel, dessen Sohn Uzzia und dessen Sohn Saul. Elkanas Söhne sind Amasai und Achimot, dessen Sohn Elkana. Elkanas Söhne sind sein Sohn Sophai, dessen Sohn Nachat, dessen Sohn Eliab, dessen Sohn Jerocham, dessen Sohn Elkana und dessen Sohn Samuel. Samuels Söhne sind der Erstgeborene Joel und der zweite Abia. Meraris Söhne sind Machli, dessen Sohn Libni, dessen Sohn Simei, dessen Sohn Uzza, dessen Sohn Simea, dessen Sohn Chaggia und dessen Sohn Asaja. Diese sind es, die David für den Gesang in des Herrn Haus bestellt hat, nachdem die Lade einen Ruheort gefunden hatte. Sie hatten den Dienst im Gesang vor der Wohnung des Bundeszeltes, bis Salomo das Haus des Herrn zu Jerusalem baute. Und sie taten ihren Dienst nach ihrer Vorschrift. Diese amteten samt ihren Söhnen: von den Söhnen der Kehatiter der Sänger Heman, Joels Sohn und Enkel Samuels, des Sohnes Elkanas und Enkels Jerochams, des Sohnes Eliabs und Enkels Tochis, des Sohnes Suphs und Enkels Elkanas des Sohnes Machats und Enkels Amasais, des Sohnes Elkanas und Enkels Joels, des Sohnes Azajas und Enkels Sephanjas, des Sohnes Tachats und Enkels Assirs, des Sohnes Ebjasaphs und Enkels Korachs, des Sohnes Ishars und Enkels Kehats, des Sohnes Levis und Enkels Israels. Sein Bruder ist Asaph, sein erster Gehilfe. Asaph, Berekjas Sohn und Enkel Simeas, des Sohnes Mikaels und Enkels Baasejas, des Sohnes Malkias, des Sohnes Etnis und Enkels Zerachs, des Sohnes Adajas, des Sohnes Etans und Enkels Zimmas, des Sohnes Simis, des Sohnes Jochats und Enkels Gersoms, des Levisohnes. Meraris Söhne, ihre Brüder, waren ihre zweiten Gehilfen. Etan, Kisis Sohn und Enkel Abdis, des Sohnes Malluks, des Sohnes Chasabjas und Enkels Amasjas, des Sohnes Chilkias, des Sohnes Amsis und Enkels Banis, des Sohnes Semers, des Sohnes Machlis und Enkels Musis, des Sohnes Meraris und Enkels Levis. Ihre Brüder, die Leviten, waren für den ganzen Dienst an der Wohnung des Gotteshauses bestellt. Aaron aber und seine Söhne räucherten an dem Brandopferaltar und an dem Räucheraltar, ebenso bei allen Diensten am Allerheiligsten und bei der Entsühnung Israels, genau nach der Vorschrift, die der Diener Gottes, Moses, gegeben hatte. Dies sind Aarons Söhne: sein Sohn Eleazar, dessen Sohn Pinechas, dessen Sohn Abisu, dessen Sohn Bukki, dessen Sohn Uzzi, dessen Sohn Zerachja, dessen Sohn Merajot, dessen Sohn Amarja, dessen Sohn Achitub, dessen Sohn Sadok und dessen Sohn Achimaas. Dies sind ihre Wohnsitze nach ihren Zeltlagern in ihrem Gebiet: Den Aaronssöhnen, der Kehatitersippe - denn auf sie fiel das Los -, gab man im Lande Juda Hebron und seine Weidetriften ringsumher. Das Feld der Stadt aber und ihre Gehöfte hatte man Jephunnes Sohn Kaleb gegeben. Den Aaronssöhnen aber hatte man die Zufluchtsstädte Hebron und Libna samt ihren Weidetriften übergeben, ferner Jattir und Estemoa mit den Ihrigen, Cholon mit seinen Weidetriften, Debir, Asan und Betsemes je mit seinen Weidetriften. Vom Stamme Benjamin: Geba mit seinen Weidetriften und Anatot mit den seinigen. Die Gesamtzahl ihrer Städte ist dreizehn samt ihren Familien, Die übrigen Kehatsstädte erhielten von den Sippen des Stammes Ephraim, vom Stamme Dan und vom Halbstamme Manasse zehn Städte durch das Los. Gersoms Söhne erhielten nach ihren Sippen vom Stamme Issakar, vom Stamme Asser, vom Stamme Naphtali und vom Manassestamme in Basan dreizehn Städte. Meraris Söhne erhielten nach ihren Sippen vom Stamme Ruben, vom Stamme Gad und vom Stamme Zabulon zwölf Städte durch das Los. So gaben die Israeliten den Leviten die Städte samt den Weidetriften. Man gab durchs Los vom Stamme der Judasöhne, von dem der Simeonsöhne und dem der Söhne Benjamins jene Städte, die namentlich genannt sind. Bei den Sippen der Kehatssöhne rühren die Städte ihres Loses vom Stamm Ephraim her. Man gab ihnen die Zufluchtsstädte Sichem mit seinen Weidetriften auf dem Gebirge Ephraim, Gezer mit den seinigen, Jokmeam, Bet Choron, Ajjalon und Gat Rimmon je mit ihren Weidetriften. Und vom Halbstamm Manasse Aner mit seinen Weidetriften und Bileam mit den seinigen, und zwar den Sippen der übrigen Kehatssöhne. Gersoms Söhne erhielten von der Sippe des Halbstammes Manasse in Basan Golan mit seinen Weidetriften und Astarot mit den Ihrigen und vom Stamme Issakar Kedes mit seinen Weidetriften, Dobrat, Ramot und Anem je mit ihren Weidetriften und vom Stamme Asser Masal mit seinen Weidetriften, Abdon, Chukok und Rechob je mit den Ihrigen, und vom Stamme Naphtali in Galiläa Kedes mit seinen Weidetriften und Chammon und Kirjatim je mit den seinigen. Die übrigen Merarisöhne erhielten vom Stamme Zabulon Rimmon und Tabor je mit ihren Weidetriften, und jenseits des Jordans östlich vom Jordan, vom Stamme Ruben in der Steppe Beser mit seinen Weidetriften Ichsa, Kedemot und Mephaat je mit den Ihrigen und vom Stamme Gad in Gilead Ramot, Machanaim, Chesbon und Jazer je mit ihren Weidetriften. Die übrigen StämmeZu den Söhnen Issakars gehören Tola und Pua, Jasub und Simron, vier. Tolas Söhne sind Uzzi, Rephaja, Jeriel, Jachmai, Ibsam und Samuel, lauter Häupter in Tolas Familien, kriegstüchtige Männer nach ihren Sippen. Ihre Zahl war zu Davids Zeit 22.600. Uzzis Söhne sind: Izrachja. Und IzrachjasSöhne sind Mikael, Obadja, Joel, Issia, fünf Häupter insgesamt. Zu ihnen gehörten nach ihren Sippen, Familien und Kriegerscharen 36.000 Leute. Denn sie hatten viele Weiber und Kinder. Und ihre Brüder, sämtliche Issakarsippen, waren kriegstüchtige Männer. Ihre Sippeliste umfaßte im ganzen 87.000 Mann. Benjamins Söhne waren Bela, Beker und Jediael, drei. Belas Söhne sind Esbon, Uzzi, Uzziel, Jerimot und Iri, fünf, lauter Familienoberhäupter, kriegstüchtige Männer. Ihre Sippenliste umfaßte 22.034 Mann. Bekers Söhne sind Zemira, Joas, Eliezer, Eljoënai, Omri, Jerimot, Abia, Anatot und Alemet. Diese alle sind Söhne Bekers. Ihre Sippenliste nach ihren Sippen, ihren Familienhäuptern und kriegstüchtigen Männern belief sich auf 20.200. Jediaels Söhne sind: Bilhan. Und Bilhans Söhne sind Jëus, Benjamin, Ehud, Kenaana, Zetan, Tarsis und Achisachar. Dies alle sind Jediaels Söhne, Familienhäupter, kriegstüchtige Leute, 17.200 zum Kampf Gerüstete. Suppim und Chuppim sind Irs Söhne, Chusim sind Söhne des Acher. Naphtalis Söhne sind Jachaziel, Guni, Jezer und Sallum, Bilhas Nachkommen. Manasses Söhne sind: Asriel, den sein aramäisches Nebenweib gebar. Sie hat auch Gileads Vater, Makir, geboren. Makir aber hatte für Chuppim und Suppim ein Weib genommen. Seine Schwester hieß Maaka. Der zweite aber hieß Selophchad. Selophchad aber hatte nur Töchter. Makirs Weib aber gebar einen Sohn und nannte ihn Peres. Sein Bruder aber hieß Seres und dessen Söhne Ulam und Rekeni. Ulams Söhne sind: Bedan. - Dies sind die Söhne Gileads, des Sohnes Makirs, des Manassesohnes. Seine Schwester, die Königin, gebar Ishod, Abiezer und Machla. Semidas Söhne sind Achjan, Sekem, Likchi und Aniam. Ephraims Söhne sind Sutelach; dessen Sohn war Bered, dessen Sohn Tachat, dessen Sohn Elada, dessen Sohn Tachat, dessen Sohn Zabad, dessen Sohn Sutelach sowie Ezer und Elad. - Die Männer von Gad aber haben sie, die im Lande geboren waren, getötet, weil sie zum Raub ihres Viehes hinabgezogen waren. Da trauerte ihr Vater Ephraim viele Tage. Es kamen auch seine Brüder, ihn zu trösten. Dann wohnte er seinem Weibe bei. Sie empfing und gebar einen Sohn. Er nannte ihn Beria, weil es geschehen war, als Unglück in seinem Hause war. Seine Tochter aber war Seera. Sie baute das untere und obere Bet Horon ("Höhlenhaus"), ebenso Uzzen Seera. Sein Sohn war Rephach, ebenso Reseph; dessen Sohn war Telach, dessen Sohn Tachan, dessen Sohn Ladan, dessen Sohn Ammihud, dessen Sohn Elisama, dessen Sohn Nun und dessen Sohn Josue. Ihr Besitz und ihre Wohnsitze sind Betel und dessen Tochterorte, nach Osten Naaran und nach Westen Gezer und Sichem je mit ihren Tochterorten bis gegen Gaza mit den zugehörigen Ortschaften. Im Besitze der Manassesöhne sind Betsean mit seinen Tochterorten, Taanak, Megiddo und Dor mit je ihren Tochterorten. Darin wohnten die Söhne Josephs, des Sohnes Israels. Assers Kinder sind Imna, Isva, Isvi und Beria mit ihrer Schwester Serach. Berias Söhne sind Cheber und Malkiel, das ist der Vater von Bir Zait ("Ölbaumbrunnen"). Cheber zeugte Iphlat, Somer und Chotam samt ihrer Schwester Sua. Japhlets Söhne sind Pasak, Bimehal und Asvat. Dies sind die Söhne Japhlets. Semers Söhne sind Achi, Rohga, Chubba und Aram. Seines Bruders Helem Söhne sind Sophach, Imna, Seles und Amal. Sophachs Söhne sind Suach, Charnepher, Sual, Beri, Imra, Beser, Hod, Samma, Silsa, Itran und Beera. Jeters Söhne sind Jephunne, Pispa und Ara. Ullas Söhne sind Arach, Channiel und Risja. Alle diese sind Assers Söhne, auserlesene kriegstüchtige Männer, Häupter der Fürsten. Man verzeichnete sie in den Listen für den Kriegsdienst, und ihre Zahl war 26.000 Mann. Saul HausBenjamin zeugte als seinen Erstgeborenen Bela, als zweiten Asbel, als dritten Achrach, als vierten Nocha und als fünften Rapha. Bela hatte zu Söhnen Addar, Gera, Abihud, Abisu, Naaman, Achoch, Gera, Sephuphan und Churam. Dies sind Achuds Söhne. Diese sind die Familienhäupter der Einwohner Gebas. Man führte sie gefangen nach Manachat. Naaman, Achia und Gera hat er fortgeführt, nachdem jener Uzza und Achichud gezeugt hatte. Sacharaim zeugte in Moabs Gefilde, nachdem er seine Weiber Chusim und Baara entlassen hatte. Er zeugte mit seinem Weibe Chodes den Jobab, Sibja, Mesa, Malkam, Jëus, Sokja und Mirma. Dies sind seine Söhne, Familienhäupter. Mit Chusim hatte er Abitub und Elpaal gezeugt. Elpaals Söhne sind Eber, Misam und Semer. Dieser baute Ono, ebenso Lod mit seinen Tochterorten. Beria und Sema sind die Familienhäupter der Einwohner Ajjalons. Sie haben die Bewohner von Gat vertrieben. Berias Söhne sind Achjo, Sasak, Jeremot, Zebadja, Arad, Ader, Mikael, Ispa und Jocha. Elpaals Söhne sind Zebadja, Mesullam, Chizki, Cheber, Ismere, Izlia und Jobab. Simeis Söhne sind Jakim, Zikri, Zabdi, Elienai, Silletai, Eliel, Adaja, Beraja und Simrat. Sasaks Söhne sind Ispan, Eber, Eliel, Abdon, Zikri, Chanan, Chananja, Elam, Antotia, lphdaja und Penuel. Jerochams Söhne sind Samserai, Secharja, Atalja, Jaaresja, Elia und Zikri. Dies sind in ihren Sippen die Familienhäupter. Als Häupter haben sie zu Jerusalem gewohnt. Zu Gibeon wohnten der Vater Gibeons und sein Weib namens Maaka. Sein erstgeborener Sohn ist Abdon, dann Sur, Kis, Baal, Nadab, Gedor, Achjo und Zeker. Miklot hat Sima gezeugt. Auch sie wohnten in Jerusalem bei ihren Brüdern, diesen gegenüber. Ner zeugte Kis und Kis den Saul und Saul den Jonatan, Malkisua, Abinadab und Esbaal. Jonatans Sohn ist Meribbaal, und Meribbaal zeugte Mika. Mikas Söhne sind Piton, Melek, Tare und Achaz. Achaz zeugte Joadda und Joadda den Alemet, Azmavet und Zimri und Zimri den Mosa. Mosa zeugte den Bina. Dessen Sohn ist Rapha, dessen Sohn Elasa und dessen Sohn Asel. Asel hatte sechs Söhne. Dies sind ihre Namen: Azrikam, sein Erstgeborener, Ismael und Searja, Obadja und Chanan. Alle diese waren Söhne Asels. Seines Bruders Esek Söhne sind sein Erstgeborener Ulam, der zweite Jëus und der dritte Eliphelet. Ulams Söhne waren kriegstüchtige Männer, die den Bogen spannen konnten. Sie hatten auch zahlreiche Söhne und Enkel, 150. Alle diese gehören zu den Söhnen Benjamins. Jerusalems EinwohnerAlle Israeliten sind in den Sippenlisten eingetragen worden. Und sie sind im Buch der Könige Israels aufgezeichnet. Die Judäer sind wegen ihrer Frevel nach Babel fortgeführt worden. Die früheren Einwohner aber, die wieder auf ihrem Eigentum in ihren Städten lebten, waren Israeliten, die Priester, die Leviten und die Tempeldiener. In Jerusalem haben von den Söhnen Judas Benjamins, Ephraims und Manasses gewohnt: Utai, Ammihuds Sohn und Enkel Omris, des Sohnes Imris und Enkels Banis, von des Judasohnes Peres Nachkommen. Von den Siloniten der Erstgeborene Asaja samt seinen Söhnen. Von Zerachs Söhnen Jeuel samt ihren Brüdern, 690. Von Benjamins Söhnen Sallu, des Mesullam Sohn und Enkel Hodavjas, des Sohnes Hassenas, ferner Jerochams Sohn Ibneja und Ela, Uzzis Sohn und Enkel Mikris, und Mesullam, Sephatjas Sohn und Enkel Reuels, des Ibniasohnes, samt ihren Brüdern nach ihren Geschlechtern, 956. Alle diese Männer sind in ihren Familien Familienhäupter. Von den Priestern sind es Jedaja, Jojarib, Jakin und Azarja, der Sohn des Chilkia und Enkel Mesullams, des Sohnes Sadoks und Enkels des Merajot, des Achitubsohnes, des Fürsten am Gotteshaus, und Adaja, Jerochams Sohn und Enkel des Paschur, des Malkiasohnes, und Masai, Adiels Sohn und Enkel des Jachzera, des Sohnes Mesullams und Enkels Mesillemits, des Immersohnes, und ihre Brüder, Häupter in ihren Familien, 1.760, Vorgesetzte der Schar, die den Dienst im Gotteshaus tut. Von den Leviten sind es Semaja, des Chassub Sohn und Enkel Azrikams, des Sohnes Chasabjas, von den Merarisöhnen, und Bakbakkar, Cheres, Galal, Makamja, des Mika Sohn und Enkel des Asaphsohnes Zikri, Obadja, des Semaja Sohn und Enkel des Jedutunsohnes Galal, und Berekja, des Asa Sohn und Enkel des Elkana, der in den Netophatiterdörfern wohnt. Ferner die Torhüter Sallum, Akkub, Talmon und Achiman, sowie ihre Brüder. Sallum ist der Oberste. Bis heute sind am Königstore gegen Osten die Torhüter in den Lagern der Levisöhne. Sallum, Kores Sohn und Enkel des Korachsohnes Ebjasaph, und seine Brüder aus seiner Familie, die Korachiter, liegen dem Dienste ob; sie hüten im Zelt die Schwellen. Schon ihre Väter sind im Lager des Herrn die Hüter des Eingangs gewesen. Vor Zeiten ist Fürst über sie Eleazars Sohn Pinechas gewesen. Der Herr sei mit ihm! Zakarja, Meselemjas Sohn, ist am Bundeszelte Torhüter. Sie alle, die zu Torhütern an den Schwellen auserlesen sind, zählen 212. Sie sind in ihren Dörfern aufgezeichnet. David und der Seher Samuel haben sie in ihre Amtspflicht eingesetzt. Sie, wie auch ihre Söhne, stehen an den Toren im Hause des Herrn, im Zelthaus, auf Wache. Nach den vier Winden stehen die Torhüter gegen Osten, Westen, Norden, Süden. Ihre Brüder in ihren Dörfern haben jeweils für sieben Tage zu kommen, sie zu unterstützen. Denn die vier Obersten der Torhüter stehen in steter Dienstpflicht. Dies sind die Leviten. Sie beaufsichtigen auch die Zellen und Vorratskammern im Gotteshaus. Sie bleiben in der Umgebung des Gotteshauses über Nacht. Denn ihnen liegt die Wache ob, und sie haben jeden Morgen aufzuschließen. Und ein Teil von ihnen beaufsichtigt die Dienstgeräte. Denn sie bringen diese abgezählt hinein und hinaus. Ein anderer Teil von ihnen ist über die Güter bestellt, und zwar über die heiligsten Güter, über das Feinmehl, den Wein, das Öl, den Weihrauch und die Spezereien. Einige der Priestersöhne haben aus den Spezereien Salben zu mischen. Einer der Leviten, Mattitja, des Korachiten Sallum Erstgeborener, ist mit dem Pfannenbackwerk betraut. Etliche der Kehatitersöhne, ihrer Brüder, sind für die reihenweise gelegten Brote bestellt, die sie Sabbat um Sabbat bereiten. Das sind die Sänger, levitische Familienhäupter, die nur in den Zellen dienstfrei sind. Denn sie haben sonst Tag und Nacht Dienst. Dies sind levitische Familienhäupter, auch nach ihren Sippen Häupter. Diese wohnten zu Jerusalem. Zu Gibeon wohnte Jeiel, Gibeons Vater. Sein Weib heißt Maaka. Sein erstgeborener Sohn ist Abdon, ferner Sur, Kis, Baal, Ner, Nadab, Gedor, Achjo, Zakarja und Miklot. Miklot hat Simam gezeugt. Auch sie wohnten zu Jerusalem bei ihren Brüdern, diesen gegenüber. Ner hat Kis gezeugt, Kis den Saul, Saul den Jonatan, Malkisua, Abinadab und Esbaal. Jonatans Sohn ist Meribbaal, und Meribbaal hat Mika gezeugt. Mikas Söhne sind Piton, Melek und Tachre. Achaz hat Jara gezeugt und Jara den Alemet, Azmawet und Zimri. Zimri hat Mosa gezeugt und Mosa den Bina. Sein Sohn ist Rephaja, dessen Sohn Elasa und dessen Sohn Asel. Asel hat sechs Söhne. Dies sind ihre Namen: Azrikam, Bokru, Ismael, Searja, Obadja und Chanan. Dies sind Asels Söhne. Sauls TodDie Philister aber kämpften mit Israel. Da floh Israels Mannschaft vor den Philistern, und Erschlagene lagen auf dem Gebirge Gilboa. Und die Philister hefteten sich an Saul und seine Söhne. Und so erschlugen die Philister Sauls Söhne, Jonatan, Abinadab und Malkisua. So wurde der Kampf für Saul immer schwerer. Da trafen ihn die Bogenschützen in den Leib. So wurde er durch die Bogenschützen verwundet. Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: »Zücke dein Schwert und erstich mich damit, daß nicht diese Unbeschnittenen kommen und mit mir ihr Spiel treiben!« Aber sein Waffenträger wollte nicht. Denn er scheute sich zu sehr. Da zog Saul selbst das Schwert und stürzte sich hinein. Wie aber sein Waffenträger sah, daß Saul tot war, stürzte auch er sich in das Schwert und starb. So starben Saul und seine drei Söhne und sein ganzes Haus; so starben sie miteinander. Als aber Israels gesamte Mannschaft, die im Tale wohnte, sah, daß jene geflohen und daß Saul und seine Söhne tot waren, verließ sie ihre Städte und floh. Da kamen die Philister und siedelten darin. Am anderen Morgen kamen die Philister, um die Erschlagenen zu plündern. Da fanden sie Saul und seine Söhne auf dem Gebirge Gilboa liegen. Sie zogen ihn aus, nahmen sein Haupt und seine Waffen und sandten sie im Philisterlande umher, ihren Götzen und dem Volke die Siegesbotschaft zu künden. Seine Waffen legten sie in dem Hause ihres Gottes nieder. Seinen Schädel aber nagelten sie im Hause Dagons an. Als ganz Jabes in Gilead das alles hörte, was die Philister an Saul getan hatten, machten sich alle wehrfesten Männer auf und holten Sauls Leichnam und die Leichen seiner Söhne und brachten sie nach Jabes. Sie begruben ihre Gebeine unter der Terebinthe zu Jabes und fasteten sieben Tage. So starb Saul wegen seines Abfalls vom Herrn, wegen des Herrnwortes, das er nicht befolgt und auch, weil er einen Totengeist befragt und nicht beim Herrn angefragt hatte. So ließ er ihn sterben und wandte das Königtum dem Isaisohne David zu. Davids HerrschaftNun sammelte sich ganz Israel bei David zu Hebron und sprach: »Wir sind dein Fleisch und Bein. Noch als Saul König war, bist du es gewesen, der Israel ins Feld und heimgeführt hat. Auch sprach der Herr, dein Gott, zu dir: "Du sollst mein Volk Israel weiden und Fürst über mein Volk Israel sein!"« Also kamen alle Ältesten Israels zum König nach Hebron. Und David schloß mit ihnen zu Hebron vor dem Herrn einen Bund. Dann salbten sie David zum König über Israel nach dem Worte des Herrn durch Samuel. Nun zog David mit ganz Israel gegen Jerusalem, das ist Jebus. Dort waren die Jebusiter einheimisch im Lande. Da sprachen die Einwohner von Jebus zu David: »Du kommst nicht hier herein.« David aber erstürmte die Burg Sions, das ist die Davidsstadt. Da sprach David: »Jeder, der zuerst einen Jebusiter erschlägt, sei Hauptmann und Befehlshaber!« Da stieg Joab, der Sohn der Zeruja, zuerst hinauf. So ward er Hauptmann. Hierauf ließ sich David in der Burg nieder. Darum nannte man sie Davidsstadt. Er baute die Stadt ringsum, von der Bastei bis zu der Ringmauer. Und Joab stellte die übrige Stadt her. David aber ward immer größer, und der Herr der Heerscharen war mit ihm. Dies sind der Helden Davids Häupter, die fest zu ihm hielten, als er König ward, um ihn nach des Herrn Wort zum König auch über Gesamtisrael zu machen. Dies ist die Zahl der Davidshelden: Chaknonis Sohn Josebeam, das Haupt der Dreißig. Er ist es, der seinen Speer über dreihundert Erschlagene auf einmal schwang. Nach ihm kommt der Achotiter Eleazar, Dodos Sohn. Er gehörte zu den drei Helden. Er war mit David am Blutsteinfelsen gewesen, als sich die Philister dort zur Schlacht sammelten. Nun war dort ein Feld voll Gerste. Als aber das Volk vor den Philistern floh, stellten sie sich mitten auf das Feldstück, behaupteten es und schlugen die Philister, und der Herr verhalf ihnen zu einem großen Sieg. Drei von den dreißig Hauptleuten stiegen nach dem Felsennest zu David, in die Höhle von Adullam hinab. Das Philisterheer aber lagerte in der Rephaimebene. Damals war David in der Feste, die Philisterbesatzung aber in Bethlehem. Nun spürte David ein Gelüste und fragte: »Wer holt mir Trinkwasser aus dem Brunnen in Bethlehem am Tore?« Da schlugen sich die Drei durch das Philisterlager, schöpften Wasser aus dem Brunnen in Bethlehem am Tore und brachten es David. David aber wollte es nicht mehr trinken, sondern spendete es für den Herrn. Er sprach: »Bewahre mich mein Gott davor, daß ich so etwas tue! Sollte ich dieser Männer Blut samt ihrem Leben trinken? Denn mit Lebensgefahr haben sie es hergebracht.« Und so wollte er es nicht trinken. Solches taten die drei Helden. Joabs Bruder Abisai war das Haupt der Dreißig. Er war es, der seinen Speer gegen dreihundert Unreine schwang. Bei den Dreien war er angesehen. Er wurde schnell von den Dreien ausgezeichnet, und so ward er bei ihnen Hauptmann. Aber an die Drei reichte er nicht heran. Benaja, Jojadas Sohn, war der Sohn eines tüchtigen, tatenreichen Mannes aus Kabseel, ein tapferer Held. Er selber hatte Moabs beide Kämpen erschlagen. Auch war er hinabgestiegen und hatte den Löwen mitten im Brunnen erschlagen, als Schnee fiel. Er ist es auch, der den Ägypter, einen riesigen Mann von fünf Ellen, erschlagen hat. Der Ägypter hatte einen Speer gleich einem Weberbaume in der Hand. Er aber ging mit dem Stocke auf ihn los, entriß dem Ägypter die Lanze und tötete ihn mit dem eigenen Speere. Solches hatte Benaja, Jojadas Sohn, getan. Und er war bei den Dreien angesehen. Er hatte sich unter den Dreißig ausgezeichnet. Aber an die Drei reichte er nicht heran. David setzte ihn über seine Leibwache. Die tapferen Helden sind Joabs Bruder Asael, der Bethlehemite Elchanan, Dodos Sohn, der Haroditer Sammot, der Pelomiter Cheles, der Tekoiter Ira, des Ikkes Sohn, der Anatotiter Abiezer, der Chusatiter Sibkai, der Achotiter Ilai, der Netophatiter Mocharai, der Netophatiter Cheled, Baanas Sohn, Ribais Sohn Itai aus Gibea Benjamins, der Paratoniter Benaja, Churai aus Nachale Gaas, der Asbatiter Abiel, der Bacharumiter Azmavet, der Saalboniter Eljachba, der Gizoniter Hasem, der Harariter Jonatan, des Sage Sohn, der Harariter Achiam, Sakars Sohn, Eliphal, Urs Sohn, der Mekeratiter Chepher, der Peloniter Achia, der Karmeliter Chesro, Naarai, Ezbais Sohn, Joel, Natans Bruder, Mibchar, Chagris Sohn, der Ammoniter Selek, der Berotiter Nachrai, des Serujasohnes Joab Waffenträger, der Istriter Ira, der Istriter Gareb, der Chittiter Uria, Zobad, Achlais Sohn, der Rubenite Adina, Zizas Sohn, ein Häuptling der Rubeniter und Anführer der Dreißig, Chanan, Maakas Sohn, der Mitniter Josaphat, der Astarotiter Uzzia, Sama und Jeiel, die Söhne des Aroëriters Chotam, Jediael, Simris Sohn, und sein Bruder Jocha, der Tisiter, der Machanatiter Eliel, Jeribai und Josavja, Elnaams Söhne, der Moabiter Itma, Eliel, Obed und der Mesobaiter Jaasiel. Davids HeerDies sind die, die zu David nach Siklag kamen, als er von dem Kissohne Saul verjagt war. Auch sie gehörten zu den Helden, als Helfer im Kampfe, bogenbewaffnet, geschickt, mit der Rechten und Linken Steine und Pfeile mit dem Bogen zu schleudern. Von den Benjaminiten, Sauls Brüdern, der Hauptmann Achiezer und Joas, des Gibeatiters Semaa Söhne, ferner Jeziel und Pelet, Azmavets Söhne, Beraka und der Anatotiter Jehu, der Gibeoniter Ismaja, ein Held unter den Dreißig und der Dreißig Anführer, Jeremia, Jachaziel, Jochanan, der Gederatiter Jozabad, Eluzai, Jerimot, Bealja, Semarja, der Chariphiter, Sephatja, Elkana, Issia, Azarel, Joezer und Josbam, die Korachiter, und Joela und Zebadja, Jerochams Söhne aus Gedor. Auch von den Gaditen gingen tapfere Männer zu David auf die Feste in der Wüste, kampfgerüstete Krieger, die Schild und Lanze führten, wie Löwen anzusehen und schnellfüßig wie Gazellen auf den Bergen: Ezer, der Hauptmann Obadia, der zweite, Eliab, der dritte, Mismatina, der vierte, Jerema, der fünfte, Attai, der sechste, Eliel, der siebte, Isanan, der achte, Elzabad, der neunte, Jeremia, der zehnte, Makbannai, der elfte. Diese sind aus Gads Söhnen die Heerführer. Der geringste nahm es mit hundert und der größte mit tausend auf. Diese waren es, die den Jordan im ersten Monat überschritten, als er durch alle seine Nebenzuflüsse voll war. Und sie durchzogen alle Täler in Ost und West. Etliche kamen selbst von Benjamin und Juda zur Feste Davids. Da ging David zu ihnen hinaus und sprach sie an: »Kommt ihr zu mir in Frieden, mir beizustehen, dann vereinige ich mich von Herzen mit euch. Kommt ihr aber, mich an meine Feinde zu verraten, obschon kein Unrecht an meinen Händen klebt, so sehe unserer Väter Gott darein und räche es!« Da hatte ein Geist den Obersten der Drei eingehüllt, Amasai. Er sprach: »Dir, David, und deinem Volke, Isaisohn, sei Heil! Dir sei Heil und deinen Helfern! Denn dein Gott hilft dir.« Da nahm sie David auf und machte sie zu Hauptleuten der Kriegerschar. Auch von Manasse gingen etliche zu David über, als er mit den Philistern gegen Saul in den Kampf zog. Aber diesen half er nicht. Denn die Philisterfürsten hatten ihn absichtlich fortgeschickt; sie sagten: »Er kann mit unseren Köpfen zu seinem Herrn Saul übergehen.« Als er nach Siklag zog, gingen von Manasse zu ihm über: Adnach, Jozabad, Jediael, Mikael, Jozabad, Elihu und Silletai, die Häupter der Tausend Manasses. Diese halfen David bei der Kampfstellung. Denn sie waren alle tapfere Männer. Sie wurden auch Anführer im Heere. Denn Tag für Tag kamen Leute zu David, ihm zu helfen, bis das Heer groß geworden war wie ein Gottesheer. Dies ist die Zahl des Heerbannes, der zu David nach Hebron kam, um ihm Sauls Königtum nach des Herrn Befehl zu übertragen: Judas Söhne, die Schild und Lanze trugen, 6.800 zum Kriegszug Gerüstete, von den Simeonsöhnen 7.100 tapfere Kriegsleute, Von den Levisöhnen 4.600 samt dem Aaronsfürsten Jojada, bei dem 3.700 waren, und samt Sadok, einem tapferen Jüngling, dessen Familie zweiundzwanzig Anführer stellte. Von den Söhnen Benjamins, Sauls Brüdern, 3.000. Bis dahin hatte die Mehrzahl von ihnen den Wachdienst für Sauls Haus gestellt. Von den Söhnen Ephraims 20.800 tapfere, in ihren Familien hochangesehene Männer. Vom Halbstamme Manasse 18.000, die namentlich bezeichnet waren, hinzugeben und David zum König zu machen. Von den Söhnen Issakars, die Einsicht in die Zeitläufte hatten, so daß sie wußten, was Israel tun sollte, 200 Hauptleute, samt allen ihren Brüdern unter ihrem Befehl. Von Zabulon 50.000 Kriegstüchtige, mit allerlei kriegerischen Waffen ausgestattet; bereit, sich einzuordnen. Von Naphtali 1.000 Anführer; sie hatten 37.000 Mann mit Schild und Speer bei sich. Von den Daniten 28.600 Kampfgerüstete. Von Asser 40.000 Kriegstüchtige, bereit, Krieg zu führen, und von jenseits des Jordans, von den Rubeniten, den Gaditen und dem Halbstamme Manasse 120.000 mit allerlei Kriegswaffen. Alle diese Kriegsleute, in Reihen geordnet, kamen einmütig nach Hebron, David zum König über ganz Israel zu machen. Auch das ganze übrige Israel war ungeteilten Herzens dabei, David zum König zu machen. Sie blieben dort bei David drei Tage, aßen und tranken. Denn ihre Brüder hatten für sie zugerichtet. Auch die ihnen nahe wohnten, bis nach Issakar, Zabulon und Naphtali hin, brachten Brot auf Eseln, Kamelen Maultieren und Rindern, Mehlspeisen, Feigen und Rosinenkuchen, Wein, Öl, Rinder und Schafe in Menge; denn Jubel herrschte in Israel. Einholung der BundesladeDavid beriet sich nun mit den Anführern der Tausendschaften und Hundertschaften von jedem Stamme. Und David sprach zur Gesamtgemeinde Israels: »Ist es euch recht und wird es vom Herrn, unserem Gott, gebilligt, dann senden wir zu unseren Brüdern, die übrig sind in allen Landen Israels, und zu den Priestern und den Leviten in den Städten ihrer Weidebezirke, sie sollen sich bei uns versammeln. Wir wollen unseres Gottes Lade zu uns holen. Denn in Sauls Tagen fragten wir nicht nach ihr.« Da sagte die ganze Gemeinde, man solle so tun. Denn die Sache gefiel dem ganzen Volk. So berief David ganz Israel von Ägyptens Schichor bis Hamat, um die Gotteslade aus Kirjat Jearim zu holen. Und David zog mit ganz Israel zur Burg, nach Kirjat Jearim, in Juda, von dort die Lade Gottes zu holen, des Herrn, der auf Cheruben thront, und wo man seinen Namen angerufen hatte. Sie fuhren nun die Gotteslade, vom Hause Abinadabs an, auf einem neuen Wagen. Uzza und Achjo führten den Wagen. David aber tanzte mit ganz Israel vor Gott unter dem Klange von Zithern, Harfen und Pauken, Zimbeln und Trompeten. Wie sie aber an ein gepflegtes Feldstück kamen, streckte Uzza seine Hand aus, die Lade zu fassen, weil die Rinder sie ins Wanken gebracht hatten. Da entbrannte des Herrn Zorn wider Uzza, und er schlug ihn, weil er seine Hand gegen die Lade ausgestreckt hatte. Und er starb dort vor Gott. Da ward David mißgestimmt, daß der Herr Uzza geschlagen hatte. Und er nannte jenen Ort »Schlag des Uzza« bis auf diesen Tag. David aber fürchtete sich vor Gott an jenem Tage und sprach: »Wie kann ich die Gotteslade zu mir bringen?« So ließ David die Lade nicht zu sich in die Davidsstadt bringen, sondern beiseite in das Haus des Gatiters Obededom. So blieb die Gotteslade drei Monate im Hause Obededoms, drei Monate in seinem Hause. Aber der Herr segnete Obededoms Haus und all seine Habe. Davids Bauten, Heiraten und SiegeChiram, der König von Tyrus, sandte nun an David Boten mit Zedernholz, dazu Steinmetzen und Zimmerleute, ihm ein Haus zu bauen. Da erkannte David, daß ihn der Herr als König über Israel bestätigt hatte. Denn hochgeehrt ward sein Königtum wegen seines Volkes Israel. David aber nahm noch weitere Frauen zu Jerusalem. Und David zeugte noch weitere Söhne und Töchter. Dies sind die Namen der Kinder, die ihm zu Jerusalem geboren worden sind: Sammua, Sobab, Natan und Salomo, Ibchar, Elisua, Elpelet, Nogach, Nepheg, Japhia, Elisama, Beeljada und Eliphelet. Die Philister aber hörten, David sei zum König über ganz Israel gesalbt worden. Da zogen alle Philister hinauf, David zu suchen. David aber hörte es. Da zog er ihnen entgegen. Die Philister kamen nun und ließen sich in der Rephaimebene nieder. Da befragte David Gott: »Soll ich gegen die Philister ziehen? Gibst Du sie in meine Hand?« Da sprach der Herr zu ihm: »Zieh hin! Ich gebe sie in deine Hand.« Da zogen sie nach Baal Perasim ("Ort der Durchbrüche") hinauf. Und dort schlug sie David. Und David sprach: »Gott ist durch mich gegen meine Feinde durchgebrochen, wie Wasser durchbricht.« Deshalb nannte man jenen Ort Baal Perasim. Sie ließen dort ihre Götter im Stich, und David hieß sie verbrennen. Die Philister kamen wieder und ließen sich in der Ebene nieder. Da befragte David wiederum Gott, und Gott sprach zu ihm: »Du sollst nicht hinter ihnen hinaufziehen! Wende dich von ihnen ab und komme vom Rücken her über sie, von den Geröllhalden her! Sobald du das Geräusch von Schritten auf den Rändern der Geröllhalden hörst, dann brich los! Denn dann zieht dir Gott voran, das Philisterheer zu schlagen.« David tat so, wie ihn Gott geheißen. Und sie schlugen das Philisterheer von Gibeon bis gegen Gezer. Und Davids Ruhm verbreitete sich in allen Landen, hatte doch der Herr Angst vor ihm auf alle Völker gelegt. Die Bundeslade auf SionUnd David machte sich in der Davidsstadt Häuser; dann bereitete er eine Stätte für die Gotteslade und schlug für sie ein Zelt auf. Damals bestimmte David, daß niemand außer den Leviten die Gotteslade trage. Denn diese hatte der Herr erwählt, die Gotteslade zu tragen und ihm stets zu dienen. So berief David ganz Israel nach Jerusalem, des Herrn Lade an ihren Platz zu bringen, den er ihr bereitet hatte. Und David versammelte die Aaronssöhne und die Leviten, von den Söhnen Kehats den Obersten Uriel und seine 120 Brüder, von den Merarisöhnen den Obersten Asaja und seine 220 Brüder, von den Gersomsöhnen den Obersten Joel und seine 130 Brüder, von den Elisaphansöhnen den Obersten Semaja und seine 200 Brüder, von den Chebronsöhnen den Obersten Eliel und seine 80 Brüder, von den Uzzielsöhnen den Obersten Amminadab und seine 112 Brüder. Dann berief David die Priester Sadok und Ebjatar sowie die Leviten Uriel, Asaja, Joel, Semaja, Eliel und Amminadab. Er sprach zu ihnen: »Ihr seid die Familienhäupter der Leviten. Heiligt euch und eure Brüder und bringt die Lade des Herrn, des Gottes Israels, an den Ort, den ich für sie bereitet habe! Weil ihr das erstemal nicht zugegen gewesen seid, so hat der Herr, unser Gott, unter uns dreingeschlagen. Denn wir kümmerten uns nicht um ihn nach Gebühr.« Da heiligten sich die Priester und die Leviten, um die Lade des Herrn, des Gottes Israels, hinaufzuführen. Und die Levisöhne trugen die Gotteslade mit den Tragstangen auf ihren Schultern, wie Moses nach des Herrn Wort befohlen hatte. Hierauf befahl David den Obersten der Leviten, ihre Brüder, die Sänger, zu bestellen mit Musikinstrumenten, Harfen, Zithern und Zimbeln; sie sollten lauten Jubelschall ertönen lassen. Da bestellten die Leviten Joels Sohn Heman und von seinen Brüdern Berekjas Sohn Asaph und von den Merarisöhnen, ihren Brüdern, den Etan, Kusajas Sohn, und mit ihnen ihre Brüder, die zweiten Ranges waren, Zakarja, Jaaziel, Semiramot, Jechiel, Unni, Eliab, Benaja, Maaseja, Mattitja, Eliphelehu, Miknejahu, Obededom und Jeiel, die Torhüter. Und die Sänger Heman, Asaph und Etan hatten mit ehernen Zimbeln laut zu spielen. Zakarja aber, Aziel, Semiramot, Jechiel, Unni, Eliab, Maaseja und Benaja hatten mit Harfen die Führung, und Mattitja, Eliphelehu, Miknejahu, Obededom, Jeiel und Azazja hatten mit Zithern Lieder zu singen. Kenanja aber war der Oberste der Leviten im Tonangeben. Er sang auch beim Tonangeben. Denn er war kunstfertig. Berikja und Elkana waren die Hüter der Lade. Die Priester Sebanjahu, Josaphat, Netanel, Amasai, Zakarja, Benjahu und Eliezer bliesen vor der Gotteslade Trompeten. Hüter der Lade waren Obededom und Jechia. David aber und die Ältesten Israels und die Obersten der Tausendschaften zogen hin, aus dem Hause Obededoms die Bundeslade des Herrn voller Freude hinaufzubringen. Und Gott stand den Leviten bei, den Trägern der Bundeslade des Herrn. Sie opferten sieben Farren und sieben Widder. David war mit einem Byssusmantel bekleidet, ebenso alle Leviten, die die Lade trugen, desgleichen die Sänger und Kenanja, der Oberste der Sänger im Tonangeben. David trug noch ein linnenes Ephod ("Schurz"). So brachte ganz Israel die Bundeslade des Herrn hinauf unter Jubel und lautem Posaunenschall, mit Trompeten und Zimbeln. Sie ließen Harfen und Zithern ertönen. So kam des Herrn Bundeslade in die Davidsstadt. Sauls Tochter Mikal aber beugte sich durch das Fenster. Da sah sie den König hüpfen und tanzen. Und sie verachtete ihn in ihrem Herzen. Davids DankpsalmSie aber brachten die Gotteslade hinein und stellten sie mitten in das Zelt, das David dafür ausgespannt hatte. Dann brachten sie vor Gott Brand- und Dankopfer dar. Als nun David mit der Darbringung der Brand und Dankopfer fertig war, segnete er das Volk im Namen des Herrn. Dann verteilte er an alle Israeliten, Männer wie Weiber, je einen Brotkuchen, einen Laib und einen Traubenkuchen. Vor die Lade des Herrn aber bestellte er einige Leviten als Diener, daß sie den Herrn, Israels Gott, priesen, ihm dankten und ihn rühmten: Asaph, das Oberhaupt, und Zakarja, den zweiten im Range nach ihm, sodann Jeiel, Semiramot, Jechiel, Mattitja, Eliab, Benajahu, Obededom und Jeiel mit Harfen und Zithern. Asaph aber sollte die Zimbeln ertönen lassen, ebenso die Priester Benajahu und Zachaziel beständig die Trompeten vor der Bundeslade Gottes. Damals übertrug David zuerst Asaph und seinen Brüdern den Lobpreis des Herrn: »Dem Herrn sagt Dank! Verherrlicht seinen Namen! / Kund machet seine Taten den Nationen! Lobsinget ihm! Lobt ihn! / Erzählt von allen seinen Wundern! In seinem heiligen Namen rühmet euch. / Wer da den Herrn sucht, freue sich von Herzen! Verlanget nach dem Herrn und seiner Herrlichkeit! / Sein Antlitz suchet immerfort! Gedenkt der Wunder all, die er gewirkt, / der Zeichen, seiner Richtersprüche! Du, seines Knechtes Israel Geschlecht, / ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten! Der Herr ist unser Gott, / und auf der ganzen Erde gelten seine Urteile. In Ewigkeit gedenkt er seines Bundes / und seines Wortes, das er ausgesprochen, / bis in das tausendste Geschlecht, des Bundes, den er einst mit Abraham geschlossen, / und seines Eides, den er Isaak zugeschworen, den er für Jakob als ein Recht bestätigt, / für Israel als ewigen Bund. Er sprach: "Dir gebe ich der Kanaaniter Land / als euer erblich Eigentum.« Noch klein war damals ihre Zahl; / sie waren wenige und fremd darin. Sie wanderten von einem Heidenvolk zum anderen, / von einem Reich zu einer anderen Nation. Er hat niemand gestattet, sie zu drücken; / er warnte ihretwegen Könige. "Vergreift euch nicht an den von mir Gesalbten! / Nicht füget meinen Sehern Schaden zu!" Dem Herrn lobsinge alle Welt! / Sein Heil tut kund von Meer zu Meer! Verkündet bei den Heiden seinen Ruhm, / bei allen Völkern seine Wunder, ist doch der Herr so groß und hoch zu preisen, / vor allen Göttern ehrfurchtswert! Der Völker Götter alle sind ja Götzen; / des Himmels Schöpfer ist der Herr. Vor ihn mit Glanz und Herrlichkeit! / Mit Macht und Pracht zu seinem Heiligtum! So bringt dem Herrn, ihr Völkerscharen, / herbei bringt Pracht und Macht dem Herrn! So bringt dem Herrn zu seines Namens Ehre Gaben! / Betretet mit Geschenken seine Vorhöfe! / Hinwerft euch vor dem Herrn mit Schmuck fürs Heiligtum! Vor ihm erzittere alle Welt! / Dann steht die Erde ohne Wanken. Der Himmel freue sich, die Erde jauchze; / zurufen sollen sie den Heiden: "Der Herr ist König!" Es brause auf das Meer und seine Fülle; / die Flur und alles, was darin, frohlocke! Des Waldes Bäume sollen jubeln vor dem Herrn! / Er kommt, die Erde jetzt zu richten. So dankt dem Herrn! Denn er ist gütig. / Ja, ewig währet seine Huld. Und sprecht: "Hilf uns, Du unseres Heiles Gott, / und sammle und befreie von den Heiden uns, / auf daß wir Deinem heiligen Namen danken und Deines Lobpreises uns rühmen! Gepriesen sei der Herr, Gott Israels, / von Ewigkeit zu Ewigkeit!"« - Und alles Volk sprach: »Amen« und einen Lobspruch auf den Herrn. Dann übergab er dort vor der Bundeslade des Herrn dem Asaph mit seinen Brüdern für immer den Dienst, vor der Lade zu dienen, Tag für Tag nach Vorschrift, ferner Obededom mit seinen achtundsechzig Brüdern und Jedituns Sohn, Obededom und Chosa als Torhüter, ferner dem Priester Sadok und seinen Brüdern, den Priestern vor des Herrn Wohnung auf der Höhe von Gibeon, dem Herrn auf dem Brandopferaltar regelmäßig jeden Morgen und Abend Brandopfer darzubringen, eben alles, was in der Lehre des Herrn, die er Israel gebot, geschrieben steht. Bei ihnen waren Heman und Jedutun und die übrigen Auserlesenen, die mit Namen genannt sind, um den Herrn zu preisen, daß seine Gnade ewig währe. Bei ihnen waren auch Trompeten und Zimbeln für die Musiker und die Spielgeräte für die Gotteslieder. Jedutuns Söhne waren für die Pforte da. Darauf ging das ganze Volk heim, jeder in ein Haus. David aber wandte sich, sein Haus zu segnen. Verheißung an DavidDavid wohnte nun in seinem Hause. Da sprach David zum Propheten Natan: »Ich wohne in einem Zedernhause, des Herrn Bundeslade aber unter Zelttüchern.« Da sprach Natan zu David: »Tu alles, was du im Sinne hast! Denn Gott ist mit dir.« Aber noch in derselben Nacht erging Gottes Wort an Natan also: »Geh und sage meinem Knechte David: So spricht der Herr: Nicht du sollst mir das Haus zum Wohnen bauen! Ich habe nie in einem Haus gewohnt seit jener Zeit, wo ich einst Israel heraufgeführt, bis hin zu diesem Tag. Ich zog von einem Wohngezelt zum anderen. So lange bin ich in ganz Israel herumgezogen. Habe ich ein Wort zu einem Richter Israels gesagt, die ich bestellt, mein Volk zu weiden: "Warum baut ihr mir nicht ein Zedernhaus?" So sage nunmehr meinem Knechte David: So spricht der Herr der Heeresscharen: Ich habe dich von der Weide aus der Herde hinweggeholt, auf daß du meines Volkes Israel Gebieter seiest. Ich war mit dir allüberall, wohin du gingst, und tilgte vor dir alle deine Feinde. Ich habe einen Namen dir geschaffen, gleich dem der Großen auf der Erde. Ich habe eine Stätte meinem Volke Israel bestimmt und es dann eingepflanzt, daß es, an seiner Stätte wohnend, nicht mehr zittere, und Ruchlose es nimmer drücken so wie früher. Seit jenen Zeiten, da ich Richter meinem Volke Israel bestellt, demütigte ich alle deine Feinde. Nun künde ich dir an: »Der Herr baut dir ein Haus.« Sind deine Tage voll geworden, daß du zu deinen Vätern gehst, alsdann bestimme ich aus deinen Söhnen deinen Nachfolger und festige sein Königtum. Mir baut er dann ein Haus, und ich befestige für alle Zeiten deinen Thron. Ich will ihm Vater sein, er wird mir Sohn. Und ich entziehe nie ihm meine Huld, wie ich sie dem entzog, der vor dir war. Und ich bestelle ihn für mein Haus und für mein Reich auf alle Zeit. Sein Thron hat immerdar Bestand.« Genau nach diesen Worten und nach diesem Gesicht redete Natan zu David. Da ging der König David, setzte sich vor den Herrn und sprach: »Wer bin ich, Herr, Gott? Was ist mein Haus, daß Du mich bis hierher geführt? Dies war Dir noch zuwenig, Gott. Du gabst dem Hause Deines Sklaven Verheißungen auf weit hinaus. Du siehst auf mich, Herr, Gott, als wäre ich gar eine hehre menschliche Gestalt. Was soll denn David Dir noch weiter sagen von Deines Knechtes Ruhm? Du kennst ja selber Deinen Sklaven. Für Deinen Sklaven, Herr, für Deinen Hund, hast Du das Große all getan und alle diese Herrlichkeiten angekündigt. Herr! Dir ist keiner gleich. Kein Gott ist außer Dir nach alledem, was wir vernommen. Wo ist ein Volk wie Dein Volk Israel, ein einzig Volk auf Erden, das sich zum Volke zu erkaufen ein Gott gegangen wäre, Dir einen Namen, groß und furchtbar, zu erwerben; daß Heiden Du vertriebst vor Deinem Volke, das Du aus dem Ägypterland erlöst? Doch Du hast Israel, Dein Volk, für immer Dir zum Volk bestellt, und Du bist ihnen, Herr, zum Gott geworden. Nun aber, Herr! Verwirkliche das Wort für immer, das über Deinen Sklaven und sein Haus Du hast gesprochen! Und tu jetzt, wie Du es gesagt! Dann ist Dein Name wohlbewährt und groß für immer, und er lautet: "Der Herr der Heerscharen, Gott Israels, der Schutzgott Israels.« Und Deines Sklaven David Haus steht fest vor Dir. Denn Du, mein Gott, hast Deinem Sklaven selbst geoffenbart, ein Haus ihm zu erbauen. Drum faßt Dein Sklave sich ein Herz, um dies Gebet Dir vorzutragen. Nun, Herr, Du selbst bist Gott. Du gabst dies herrliche Versprechen Deinem Sklaven. Nun laß es Dir gefallen und segne Deines Sklaven Haus, daß es für alle Zeit vor Dir bestehe! Denn was Du segnest, Herr, das ist für alle Zeit gesegnet.« Davids SiegeDanach schlug David die Philister und demütigte sie. Er nahm Gat mit seinen Tochterorten den Philistern weg. Dann schlug er Moab, und die Moabiter wurden David untertan und brachten Gaben. Hierauf schlug David den König von Soba, Hadarezer, gegen Hamat zu, als er daranging, seine Macht am Euphratstrome aufzurichten. David nahm ihm 1.000 Wagen, 7.000 Reiter und 20.000 Mann Fußvolk weg. Alle Rosse lähmte David. Nur 100 Rossewagen ließ er übrig. Da kamen die damaszenischen Aramäer dem König von Soba, Hadarezer, zu Hilfe. Aber David schlug die Aramäer, 22.000 Mann. Dann setzte David im damaszenischen Aram Vögte ein. So wurden die Aramäer David untertan und steuerpflichtig. Der Herr half David überall, wohin er zog. David nahm auch die goldenen Schilde, die Hadarezers Knechte trugen, und brachte sie nach Jerusalem. Aus Tibchat und Kun, Hadarezers Städten, holte David sehr viel Erz. Daraus machte Salomo das eherne Meer, die Säulen und die ehernen Geräte. Da hörte Hamats König Tou, David habe die ganze Streitmacht Hadarezers, des Königs von Soba, geschlagen. So sandte er nun seinen Sohn Hadoram zu König David, ihn zu begrüßen und zu beglückwünschen wegen seines siegreichen Kampfes mit Hadarezer. Denn Hadarezer war Tous Kriegsgegner. Er sandte auch allerlei goldene, silberne und eherne Gegenstände. Auch sie weihte König David dem Herrn samt dem Silber und Gold, das er von den Heiden weggeführt hatte, von Edom, Moab, den Söhnen Ammons, den Philistern und den Amalekitern. Serujas Sohn, Absai, aber hatte Edom, 18.000 Mann, im Salztal geschlagen. Er setzte in Edom Vögte ein, und ganz Edom ward David untertan. Und der Herr half David überall, wohin er kam. So regierte David ganz Israel und übte Recht und Gerechtigkeit an seinem ganzen Volk. Joab, Serujas Sohn, war über das Heer gesetzt. Achiluds Sohn Josaphat war Kanzler, Sadok, Achitubs Sohn, und Ebjatars Sohn Abimelek waren Priester und Savsa Schreiber. Benjahu, Jojadas Sohn, befehligte die Bogenschützen und die Schildträger. Davids Söhne aber waren die Ersten um den König. Davids KriegeDanach starb der Ammoniterkönig Nachas, und sein Sohn ward König an seiner Statt. Da sprach David: »Ich will dem Chanun, des Nachas Sohn, Liebes tun, weil sein Vater mir Liebes getan hat.« So sandte David Boten, ihn wegen seines Vaters zu trösten. So kamen Davids Diener ins Ammoniterland zu Chanun, ihn zu trösten. Da sprachen die Ammoniterfürsten zu Chanun: »Ehrt David nach deiner Ansicht deinen Vater, daß er dir Tröster schickt? Kommen seine Diener nicht zum Ausforschen, Erkunden und Ausspähen des Landes zu dir?« Da ergriff Chanun die Diener Davids, schor sie und schnitt ihnen die Gewänder halb bis ans Gesäß ab. So schickte er sie fort. Sie gingen. Nun berichtete man David über die Männer. Da sandte er ihnen entgegen. Denn die Männer waren schwer beschimpft. Der König ließ sagen: »Bleibt in Jericho, bis euch der Bart gewachsen ist! Dann kommt heim!« Die Ammoniter aber merkten, daß sie sich bei David verhaßt gemacht hatten. Da schickten Chanun und die Ammoniter tausend Silbertalente, sich bei den Aramäern in Mesopotamien und den Aramäern von Maaka und Soba Wagen und Reiter zu dingen. Sie dingten sich 32.000 Wagen sowie den König von Maaka mit seinem Volk. Dann zogen sie heran und lagerten vor Medeba. Auch die Ammoniter sammelten sich aus ihren Städten und zogen zum Kampf aus. Als David dies hörte, schickte er Joab mit dem ganzen Heer der Krieger aus. Da rückten die Ammoniter aus und stellten sich am Eingang der Stadt zum Kampfe auf. Die Könige aber, die gekommen waren, standen für sich im Gelände. Als Joab sah, daß ihm ein Angriff von vorn und von hinten drohe, wählte er Leute aus allen Erlesenen Israels und stellte sich den Aramäern entgegen. Den Rest des Volkes aber unterstellte er seinem Bruder Absai. Und sie stellten sich den Ammonitern gegenüber. Er sprach: »Werden die Aramäer mir zu stark, dann komm du mir zu Hilfe! Sind aber die Ammoniter dir zu stark, dann helfe ich dir. Sei tapfer! Seien wir mutig für unser Volk und die Diener unseres Gottes! Der Herr aber tue, was ihm gefällt!« So rückte Joab mit dem Volke bei ihm zum Kampfe gegen die Aramäer vor. Da flohen sie vor ihm. Als die Ammoniter sahen, daß die Aramäer flohen, flohen auch sie vor seinem Bruder Absai und zogen sich zurück. Hierauf zog Joab nach Jerusalem. Als die Aramäer sahen, daß sie von Israel geschlagen waren, sandten sie Boten und ließen die Aramäer jenseits des Stromes ausrücken. Und Hadarezers Feldherr Sophak stand an ihrer Spitze. Dies ward David gemeldet. Da bot er ganz Israel auf, überschritt den Jordan, zog gegen sie und stellte sich ihnen zum Kampf. David stellte sich also gegen die Aramäer zum Kampfe auf, und sie stritten mit ihm. Aber die Aramäer mußten vor Israel fliehen, und David schlug von den Aramäern 7.000 Wagenkämpfer und 40.000 Mann Fußvolk. Auch den Feldherrn Sophak tötete er. Als Hadarezers Diener sahen, daß sie von Israel geschlagen waren, schlossen sie Frieden mit David und waren ihm untertan. Und die Aramäer hatten keine Lust mehr, den Ammonitern weiter zu helfen. Davids SiegeZur Zeit der Jahreswende, zur Zeit, wenn die Könige ins Feld ziehen, führte Joab das Heer ins Feld und verheerte das Ammoniterland. Dann zog er hin und belagerte Rabba. David aber blieb in Jerusalem. Dann erstürmte Joab Rabba und zerstörte es. David aber nahm dem Milkom seine Krone vom Kopf und fand, daß sie ein Talent Gold wog. Kostbare Edelsteine waren daran, und sie paßte auf Davids Haupt. Die Beute der Stadt führte er in großer Menge weg. Das Volk aber, das darin war, führte er heraus. Dann legte er Feuerbrände an und hieb und stach mit Eisen darein. So tat David mit all den anderen Ammoniterstädten. Dann kehrte David mit dem ganzen Volk nach Jerusalem zurück. Hernach kam es nochmals mit den Philistern in Gezer zum Kampf. Damals erlegte der Chusatite Sibkai den Sippai, eines der Riesenkinder. So wurden sie gedemütigt. Nochmals war ein Kampf mit den Philistern. Da schlug Jairs Sohn Elchanan den Gatiter Lachmi, Goliats Bruder, dessen Speerschaft einem Weberbaume glich. Nochmals war ein Kampf bei Gat. Da war ein riesenlanger Mensch, der je sechs Finger und Zehen hatte, also vierundzwanzig, und der gleichfalls von den Riesen stammte. Als er Israel höhnte, schlug ihn Jonatan, der Sohn Simeas, des Bruders Davids. Diese stammten von den Riesen zu Gat und fielen durch Davids und seiner Diener Hand. Davids VolkszählungSatan aber trat gegen Israel auf und reizte David zur Zählung Israels. So gebot David Joab und den Volksobersten: »Auf! Zählt Israel von Beerseba bis Dan, und bringt mir Bescheid, daß ich weiß, wieviel ihrer sind!« Da sprach Joab: »Mag der Herr sein Volk, wie es ist, noch hundertfach vermehren! Sind sie nicht alle dem König, meinem Herrn, untertan? Warum verlangt dies mein Herr? Warum soll es Israel zur Schuld werden?« Aber des Königs Befehl zwang Joab. Da zog Joab aus, durchwanderte ganz Israel und kam wieder nach Jerusalem. Und Joab gab David die Zahl aus der Volkszählung an: Ganz Israel zählte 1.100.000 und Juda 470.000 schwertgerüstete Männer. Er hatte aber Levi und Benjamin nicht mitgemustert. Denn des Königs Befehl war Joab ein Greuel. Gott aber mißfiel diese Sache, und so schlug er Israel. Da sprach David zu Gott: »Ich habe schwer gesündigt durch das, was ich getan. Nun aber vergib Deinem Knechte die Schuld! Denn ich habe töricht gehandelt. Da sprach der Herr zu Gad, dem Seher Davids, also: »Auf! Sprich zu David: "So spricht der Herr: Ich lege dreierlei dir vor. Eins wähle dir davon, daß ich's dir antue!"« Da ging Gad zu David und sprach zu ihm: »So spricht der Herr: "Wähledir! Entweder Hungersnot drei Jahre lang oder drei Monate Flucht vor deinen Widersachern, wobei dich deiner Feinde Schwert ereilt, oder drei Tage lang das Schwert des Herrn und Pest im Lande, daß der Engel des Herrn das Gesamtgebiet von Israel wüst macht.« Nun sieh zu, was ich dem bescheiden soll, der mich gesandt!« Da sprach David zu Gad: »Mir ist sehr bange. Doch möchte ich lieber in die Hand des Herrn fallen. Denn sein Erbarmen ist sehr groß. Aber in Menschenhand möchte ich nicht fallen.« So schickte der Herr eine Pest über Israel, und aus Israel fielen 70.000 Mann. Gott sandte auch einen Engel nach Jerusalem, es zu verheeren. Als er es verheerte, sah der Herr darein und ließ sich das Unheil gereuen. Er sprach zum Engel, der die große Verheerung anrichtete: »Zieh deine Hand jetzt ab!« Eben stand des Herrn Engel bei der Tenne des Jebusiters Ornan. Als nun David seine Augen erhob, sah er den Engel des Herrn zwischen Erde und Himmel stehen, in der Hand ein gezücktes Schwert, gegen Jerusalem ausgestreckt. Da fielen David und die Ältesten, mit härenen Gewändern bedeckt, auf ihr Antlitz. Und David sprach zu Gott: »Habe nicht ich befohlen, das Volk zu zählen? Ich bin es also, der gesündigt und übel gehandelt hat. Was aber haben diese Schafe getan? Herr, mein Gott! Deine Hand sei gegen mich und mein Haus, nicht aber gegen Dein Volk zum Schlagen bereit!« Der Engel des Herrn aber hatte Gad angewiesen, David zu melden, David möge hinaufgehen und einen Altar für den Herrn auf der Tenne des Jebusiters Ornan errichten. Da ging David hinauf nach Gads Wort, das er im Namen des Herrn ausgesprochen. Ornan sah wiederholt den Engel. Seine vier Söhne bei ihm aber versteckten sich. Ornan drosch gerade Weizen. So kam David zu Ornan. Ornan aber blickte auf und sah David. Da ging er aus der Tenne und verneigte sich vor David bis zum Boden. Da sprach David zu Ornan: »Gib mir den Tennenplatz, daß ich darauf für den Herrn einen Altar baue! Gib ihn mir für den vollen Betrag! Damit werde die Seuche vom Volk abgewehrt!« Da sprach Ornan zu David: »Nimm ihn dir! Mein Herr, der König, tue, was ihm gefällt! Ich gebe dir die Rinder zu den Brandopfern, die Dreschschlitten zum Holz und den Weizen zum Speiseopfer. All dies gebe ich dir.« Da sprach der König David zu Ornan: »Nein! Ich will ihn um den vollen Betrag käuflich erwerben. Denn ich nehme für den Herrn nicht das weg, was dir gehört, um ein Brandopfer umsonst darzubringen.« So gab David dem Ornan für den Platz die Summe von 600 Goldringen. Dann baute David dort einen Altar für den Herrn und brachte Brand- und Dankopfer dar. Und als er den Herrn anrief, antwortete ihm dieser auf dem Brandopferaltar mit Feuer vom Himmel. Und der Herr befahl dem Engel, sein Schwert wieder in die Scheide zu stecken. Damals, als David wahrnahm, daß ihm der Herr auf der Tenne des Jebusiters Ornan Antwort gab, opferte er dort. Des Herrn Wohnung aber, die Moses in der Wüste gefertigt hatte, und der Brandopferaltar waren damals auf der Höhe von Gibeon. David aber konnte nicht vor ihm erscheinen, Gott zu befragen. Denn er war vor dem Schwerte des Engels des Herrn erschrocken. Vorbereitungen zum TempelbauUnd David sprach: »Dies hier sei das Haus Gottes, des Herrn, und dies der Altar für die Brandopfer Israels.« Dann befahl David, die Fremdlinge im Lande Israel zu sammeln. Hierauf bestellte er Steinmetzen, um Quadersteine zum Bau des Gotteshauses zu behauen. Ferner beschaffte David eine Menge Eisen für die Nägel zu den Torflügeln und für die Klammern und eine solche Menge Erz, daß man es nicht wägen konnte, auch unzählige Zedernbalken. Denn die Sidonier und Tyrier brachten David Zedernbalken in Menge. David sagte nämlich: »Mein Sohn Salomo ist noch jung und zart. Das Haus aber, das für den Herrn zu bauen ist, muß überaus groß werden, daß es als Ruhm und Zier für alle Länder dastehe. So will ich es denn vorbereiten.« Und so beschaffte David vor seinem Tode Vorrat in Menge. Dann rief er seinen Sohn Salomo und gebot ihm, ein Haus dem Herrn, dem Gott Israels, zu bauen. David sprach zu seinem Sohne Salomo: »Ich habe im Sinne gehabt, ein Haus für den Namen des Herrn, meines Gottes, zu bauen. Da erging aber das Wort des Herrn an mich: "Du hast in Menge Blut vergossen und große Kriege unternommen. So darfst du meinem Namen kein Haus erbauen, weil du viel Blut auf Erden vergossen hast. Doch siehe! Ein Sohn wird dir geboren. Er wird ein Mann der Ruhe sein. Und ich verschaffe ihm Ruhe vor all seinen Feinden ringsumher. Er heißt ja Salomo. Und Ruhe und Frieden gebe ich in seinen Tagen Israel. Er baut ein Haus für meinen Namen. Er ist mir Sohn und ich ihm Vater. Ich gründe seinen königlichen Thron für alle Zeiten über Israel.« Nun, mein Sohn! Der Herr sei mit dir, daß es dir gelinge und du das Haus des Herrn, deines Gottes, bauest, wie er dir verheißen hat! Nur gebe dir der Herr Verstand und Klugheit und bestelle dich über Israel, daß du des Herrn, deines Gottes, Lehre beachtest! Dann hast du Glück, wenn du die Satzungen und Rechte einhältst, die der Herr dem Moses für Israel geboten. Sei stark und mutig! Sei nicht furchtsam und nicht ängstlich! Bei meiner Armut habe ich für das Haus des Herrn 100.000 Talente Gold beschafft und eine Million Silber, dazu so viel Erz und Eisen, daß es nicht zu wägen ist; in solcher Masse ist es da. Auch Balken und Steine habe ich beschafft, und du wirst noch mehr dazutun. Auch Werkleute, Steinhauer, Maurer und Zimmerleute sind bei dir in Menge und allerlei Kunstverständige für jegliche Arbeit in Gold, Silber, Erz und Eisen ohne Zahl. Auf! Geh ans Werk! Der Herr sei mit dir!« Dann befahl David allen Fürsten Israels, seinem Sohne Salomo beizustehen: »Ist denn nicht der Herr, euer Gott, mit euch gewesen und hat euch ringsum Ruhe verschafft? Er hat ja in meine Hand des Landes Bewohner gegeben, und das Land hat sich dem Herrn und seinem Volke unterwerfen müssen. So richtet euer Herz und euren Sinn darauf, den Herrn, euren Gott, zu suchen! Auf! Baut Gottes, des Herrn, Heiligtum, daß ihr des Herrn Bundeslade und Gottes heilige Geräte in das Haus hineinbringen könnt, das dem Namen des Herrn erbaut wird!« LevitenordnungAls David alt und lebenssatt geworden war, bestellte er seinen Sohn Salomo zum König über Israel. Er versammelte alle Fürsten Israels, ebenso die Priester und die Leviten. Und die Leviten wurden von dreißig Jahren an und darüber gezählt. Ihre Kopfzahl war 38.000 Mann. »Von diesen sollen 24.000 der Arbeit am Hause des Herrn vorstehen und 6.000 Amtleute und Richter sein! 4.000 seien Torhüter, und 4.000 sollen den Herrn mit den Spielgeräten preisen, die ich zum Lobpreis mache!« David teilte sie in Abteilungen nach den Levisöhnen Gerson, Kehat und Merari. Zu den Gersoniten gehörten Ladan und Simei. Ladans Söhne sind das Oberhaupt Jechiel, Zetam und Joel, drei. Simeis Söhne sind Selomit, Chaziel und Haran, drei. Diese sind die Familienhäupter Ladans. Simeis Söhne waren auch Jachat, Zina, Jëus und Beria. Dies sind die Söhne Simeis, vier. Jachat war das Oberhaupt und Zina der zweite. Jëus aber und Beria hatten nur wenig Kinder, so daß sie bloß eine Familie, eine Amtsklasse bildeten. Kehats Söhne sind Amram, Ishar, Chebron und Uzziel, vier. Amrams Söhne sind Aaron und Moses. Aaron aber wurde ausgesondert, um für immer hochheilig geweiht zu sein, er und seine Söhne, damit sie beständig vor dem Herrn räucherten, ihm dienten und mit seinem Namen segneten. Moses aber war der Mann Gottes. Seine Söhne wurden zum Levitenstamm gerechnet. Mosis Söhne sind Gersom und Eliezer. Gersoms Söhne sind: das Oberhaupt Sebuel. Eliezers Söhne sind: das Oberhaupt Rechabja; andere Söhne hatte Eliezer nicht. Dagegen waren Rechabjas Söhne überaus zahlreich. Ishars Söhne sind: das Oberhaupt Selomit. Chebrons Söhne sind: das Oberhaupt Jeriahu, Amarja, der zweite, Jachaziel, der dritte, und Jekamam, der vierte. Uzziels Söhne sind das Oberhaupt Mika und Isia, der zweite, Meraris Söhne sind Machli und Musi. Machlis Söhne sind Eleazar und Kis. Eleazar starb, ohne Söhne zu hinterlassen. Er hatte nur Töchter. Diese heirateten die Söhne des Kis. Musis Söhne sind Machli, Eder und Jeremot, drei. Dies sind Levis Söhne nach ihren Familien, die Familienhäupter nach ihrer Musterung, nach der Zahl der Namen, Kopf für Kopf, die beim Dienste am Hause des Herrn beschäftigt waren, von zwanzig Jahren und darüber. Denn David sprach: »Der Herr, Israels Gott, hat seinem Volke Ruhe verliehen und wohnt in Jerusalem für alle Zeiten.« So brauchten auch die Leviten die Wohnung nicht mehr zu tragen und keines der zu ihrem Dienst erforderlichen Geräte. Denn nach Davids letzten Befehlen wurde die Zahl der Levisöhne von den Zwanzigjährigen an berechnet. Ihre Amtspflicht bestand in der Unterstützung der Aaronssöhne beim Dienst im Hause des Herrn, als Aufseher über die Vorhöfe und Zellen und über die Reinigung alles Heiligen sowie in den Dienstverrichtungen am Gotteshause, ferner in der Besorgung der reihenweise aufgelegten Brote, des Feinmehls zum Speiseopfer und der ungesäuerten Fladen, der Pfanne und des Eingerührten, eines jeden Hohl- und Längenmaßes, ferner darin, daß sie jeden Morgen hintraten, dem Herrn zu danken und ihn zu preisen, ebenso am Abend, und bei jeder Darbringung von Brandopfern für den Herrn an den Sabbaten, Neumonden und Festen, soviel ihrer nach Vorschrift beständig vor dem Herrn darzubringen waren. So sollten sie die Geschäfte am Bundeszelt tun und die Geschäfte am Heiligtum, ferner die Geschäfte bei ihren Brüdern, den Aaronssöhnen, während des Dienstes am Hause des Herrn. PriesterklassenAuch die Aaronssöhne hatten ihre Abteilungen. Die Aaronssöhne waren Nadab, Abihu, Eleazar und Itamar. Nadab und Abihu aber starben vor ihrem Vater, ohne Söhne zu hinterlassen. So wurden Eleazar und Itamar Priester. David teilte sie mit Sadok von Eleazars Söhnen und mit Achimelek von den Söhnen Itamars je nach ihrem Amt in ihren Dienst ein. Nun waren Eleazars Söhne in den Sippenhäuptern zahlreicher als Itamars Söhne. Sie teilten sich so, daß auf Eleazars Söhne sechzehn und auf die Itamars acht Familienhäupter kamen. Sie teilten sie durch das Los, die einen wie die anderen. Denn es gab Fürsten des Heiligtums und Fürsten Gottes sowohl bei Eleazars als bei Itamars Söhnen. Und Netanels Sohn, Semaja, der Schreiber aus der Levitenzahl, schrieb sie vor dem König, den Fürsten und dem Priester Sadok auf. Je eine Familie wurde dabei von Itamar und je zwei von Eleazar ausgelost. Das erste Los fiel auf Jojarib, das zweite auf Jedaja, das dritte auf Charim, das vierte auf Seorim, das fünfte auf Malkia, das sechste auf Mijjamin, das siebte auf Hakkos, das achte auf Abia, das neunte auf Jesua, das zehnte auf Sekanjahu, das elfte auf Eljasib, das zwölfte auf Jakin, das dreizehnte auf Chuppa, das vierzehnte auf Jeseb, das fünfzehnte auf Bilga, das sechzehnte auf Immer, das siebzehnte auf Chezir, das achtzehnte auf Happisses, das neunzehnte auf Petachja, das zwanzigste auf Jechezkel, das einundzwanzigste auf Jakin, das zweiundzwanzigste auf Gamul, das dreiundzwanzigste auf Delaja und das vierundzwanzigste auf Maazja. Das war ihre Amtsordnung für ihren Dienst, der darin bestand, daß sie des Herrn Haus nach der ihnen von ihrem Vater Aaron gegebenen Vorschrift betraten, wie es ihm der Herr, Israels Gott, geboten hatte. Was die übrigen Levisöhne betrifft, so stammte von Amrams Söhnen Subael her, von Subaels Söhnen Iechdejahu, von Rechabjahu, und zwar den Rechabjahusöhnen, das Oberhaupt Issia, von den Ishariten Selomot, von Selomots Söhnen Jachat. Jerias Söhne sind Amarja, der zweite, Jachaziel, der dritte, und Jekaman, der vierte. Uzziels Söhne sind: Mika, von Mikas Söhnen Samir. Mikas Bruder ist Issia; von den Söhnen Issias Zakarja. Meraris Söhne sind Machli und Musi, die Söhne seines Sohnes Jaazia. Meraris Söhne von seinem Sohn Jaaziahu sind Soham, Zakkur und Ibri. Von Machli stammte Eleazar. Dieser hatte keine Söhne. Von Kis: die Söhne des Kis: Jerachmeel. Des Musi Söhne sind Machli, Eder und Jerimot. Dies sind die Levitensöhne nach ihren Familien. Auch sie warfen Lose, wie ihre Brüder, die Söhne Aarons, vor König David, vor Sadok und Achimelek sowie vor den Familienhäuptern der Priester und Leviten, die Familienhäupter ebenso wie ihre jüngeren Brüder. Die Abteilungen der SängerFerner bestellte David Dienstobere für die Dienstleistung der Söhne Asaphs, Hemans und Jedutuns, die mit Zithern, Harfen und Zimbeln vorspielen sollten. Es erfolgte aber eine Zählung der mit diesem Dienste Beschäftigten. Von Asaphs Söhnen standen Zakkur, Joseph, Netanja und Asarela, Asaphs Söhne, unter Asaph, der nach des Königs Geheiß vorspielte. Von Jedutun standen Jedutuns Söhne Gedalja, Suri, Jesaja, Chasabja und Mattitja, sechs, mit Zithern unter ihrem Vater Jedutun, der beim Danksagen und beim Lobpreise des Herrn vorspielte. Von Heman waren es Hemans Söhne Bukkiahu, Mattanjahu, Uzziel, Sebuel, Jerimot, Chananja, Chanani, Eliata, Giddalti, Romamtiezer, Josbekasa, Malloti, Hotir und Machaziot. Dies alles sind Söhne Hemans, des königlichen Sehers in göttlichen Dingen und Zeichendeuters. Gott schenkte Heman vierzehn Söhne und drei Töchter. Diese alle standen unter ihrem Vater beim Gesang im Hause des Herrn, mit Zimbeln, Harfen und Zithern beim Dienst im Gotteshause unter dem König, Asaph, Jedutun und Heman. Ihre Zahl nebst der ihrer Brüder, die in den Liedern des Herrn wohlerfahren waren, insgesamt Meister, betrug 288. Sie warfen Lose für den Dienst, für den der jüngeren und für den der Älteren, für Meister und Schüler. Das erste Los Asaphs fiel auf Joseph, das zweite auf Gedalja; er, seine Brüder und Söhne waren zusammen zwölf, das dritte auf Zakkur; seine Söhne und Brüder: zwölf, das vierte auf Isri; seine Söhne und Brüder: zwölf, das fünfte auf Netanjahu; seine Söhne und Brüder: zwölf, das sechste auf Bukkiahu; seine Söhne und Brüder: zwölf, das siebte auf Jesarela; seine Söhne und Brüder: zwölf, das achte auf Jesajahu; seine Söhne und Brüder: zwölf, das neunte auf Mattanjahu; seine Söhne und Brüder: zwölf, das zehnte auf Simei; seine Söhne und Brüder: zwölf, das elfte auf Azarel; seine Söhne und Brüder: zwölf, das zwölfte auf Chasabja; seine Söhne und Brüder: zwölf, das dreizehnte auf Subael; seine Söhne und Brüder: zwölf, das vierzehnte auf Mattijahu; seine Söhne und Brüder: zwölf, das fünfzehnte auf Jeremot; seine Söhne und Brüder: zwölf, das sechzehnte auf Chananjabu; seine Söhne und Bruder: Zwölf, das siebzehnte auf Josbekasa; seine Söhne und Brüder: zwölf, das achtzehnte auf Chanani; seine Söhne und Brüder: zwölf, das neunzehnte auf Malloti; seine Söhne und Brüder: zwölf, das zwanzigste auf Eliata; seine Söhne und Brüder: zwölf, das einundzwanzigste auf Hotir; seine Söhne und Brüder: zwölf, das zweiundzwanzigste auf Giddalti; seine Söhne und Brüder: zwölf, das dreiundzwanzigste auf Machaziot; seine Söhne und Brüder: zwölf, das vierundzwanzigste auf Romamtiezer; seine Söhne und Brüder: zwölf. Torhüter, Schatzmeister und VerwalterBei den Torhüterabteilungen war von den Korachiten Meselemjahu, Kores Sohn von den Asaphsöhnen. Und Meselemjahus Söhne sind Zakarja, der Erstgeborene, Iediael, der zweite, Zabadjahu, der dritte, Jatmiel, der vierte, Elam, der fünfte, Jochanan, der sechste, Eljoënai, der siebte. Auch Obededom hatte Söhne: Semaja, den Erstgeborenen, Jozabad, den zweiten, Joach, den dritten, Sakar, den vierten, Netanel, den fünften, Ammiel, den sechsten, Issakar, den siebten, und Pëulletai, den achten. Denn ihn hatte Gott gesegnet. Auch seinem Sohne Semaja waren Söhne geboren worden, die in ihrer Familie Führer waren. Denn sie waren tapfere Männer. Semajas Söhne waren Otnai und Rephael, Obed, Elzabad, Elihu und Semakjahu, seine Brüder, tüchtige Leute. Diese alle stammen von Obededoms Söhnen ab, sie, ihre Söhne und Brüder, tüchtige Leute, zum Dienste wohlbefähigt, zweiundsechzig von Obededom. Auch Meselemja hatte achtzehn Söhne und Brüder, tüchtige Leute. Chosas Söhne, die zu Meraris Söhnen gehörten, waren: das Oberhaupt Simri. Denn kein Erstgeborener war mehr dagewesen, und so machte ihn sein Vater zum Oberhaupt. Chilkiahu war der zweite, Tebaljahu der dritte und Zakarjahu der vierte. Chosas Söhne und Brüder waren insgesamt dreizehn. Diesen Abteilungen der Torhüter, und zwar den Sippenhäuptern, fielen ebenso wie ihren Brüdern die amtlichen Dienstleistungen am Hause des Herrn zu. Man warf das Los für die einzelnen Tore nach Familien, für die Jüngeren wie für die Älteren. Da fiel das Los nach Osten auf Selemjahu. Auch für seinen Sohn Zakarjahu, einen klugen Ratgeber, warf man das Los, und das Los fiel für ihn nach Norden, für Obededom nach Süden und für seine Söhne auf das Vorratshaus, für Suppim und für Chosa nach Westen samt dem Ausgangstor an der aufsteigenden Straße, ein Wachtposten neben dem anderen. Nach Osten zu waren es sechs Leviten, nach Norden zu täglich vier, nach Süden täglich vier, am Vorratshause je zwei, am Festungsturme nach Westen vier für die Straße und zwei für den Festungsturm. Dies sind die Abteilungen der Torhüter von den Söhnen des Korachiten und von den Merarisöhnen. Ihre Brüder aber, die Leviten, beaufsichtigten die Vorräte des Gotteshauses und die heiligen Gaben. Ladans Söhne, die Söhne des Gersoniten Ladan, die Familienhäupter Ladans, des Gersoniters, die Jechieliter, die Söhne der Jechieliter, Zetam und sein Bruder Joel, beaufsichtigten die Vorräte im Hause des Herrn. Bei den Amramiten, Ishariten, Chebroniten und Ozzieliten war Sebuel, Gersoms Sohn und Mosis Enkel, Oberaufseher über die Vorräte. Bei seinen Brüdern von Eliezer her war sein Sohn Rechabjahu, dessen Sohn Jesajahu, dessen Sohn Joram, dessen Sohn Zikri und dessen Sohn Selomit. Dieser Selomit und seine Brüder beaufsichtigten alle Vorräte an heiligen Gaben, die König David und die Familienhäupter der Anführer von Tausend- und Hundertschaften sowie die Heerführer geweiht hatten. Sie hatten sie aus den Kriegen und aus der Beute geweiht, um des Herrn Haus sicherzustellen. Auch alles, was der Seher Samuel, Saul, des Kis Sohn, Abner, Ners Sohn, und Serujas Sohn Joab geweiht hatten, alles Geweihte stand unter Selomits und seiner Brüder Aufsicht. Von den Ishariten waren Kenanjahu und seine Söhne für die Geschäfte draußen in Israel als Amtsleute und Richter bestimmt. Von den Chebroniten standen Chasabjahu und seine Brüder, 1.700 tüchtige Leute, der Verwaltung Israels westlich vom Jordan vor in allen Sachen des Herrn und im Dienste des Königs. Zu den Chebroniten gehörte Jeria, das Oberhaupt der Chebroniter nach ihren Sippen und Familien. Im vierzigsten Regierungsjahre Davids waren sie aufgesucht worden, und unter ihnen waren zu Jazer in Gilead tüchtige Leute. Seine Brüder, tüchtige Leute, 2.700 Familienhäupter, setzte König David über die Rubeniten, Gaditen und den Halbstamm Manasse in allen Sachen Gottes und des Königs. Die BehördenIsraels Söhne nach ihrer Zahl, die Familienhäupter und die Anführer der Tausend- und Hundertschaften, ebenso ihre Amtleute dienten dem König in allen Sachen der Abteilungen, die Monat für Monat, alle Monate des Jahres, antraten und abzogen, jede Abteilung 24.000 Mann stark. Über der ersten Abteilung im ersten Monat stand Zabdiels Sohn Josobeam. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Er stammte von des Peres Söhnen und war das Oberhaupt aller Heerführer im ersten Monat. Über der Abteilung des zweiten Monats stand der Achochiter Dodai, über seiner Abteilung und über der des Fürsten. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Der Obere des dritten Heeres für den dritten Monat war Benajahu, des Priesters Jojada Sohn als Oberhaupt. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Dieser Benajahu war der Held unter den Dreißig und stand den Dreißig vor. Seine Abteilung war die seines Sohnes Ammizadab. Der vierte für den vierten Monat war Joabs Bruder Asahel. Sein Sohn Zabadja war sein Nachfolger. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Der fünfte für den fünften Monat war der Oberste Samhut, der Izrachiter. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Der sechste für den sechsten Monat war der Tekoiter Ira, des Ikkes Sohn. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Der siebte für den siebenten Monat war der Peloniter Cheles von den Söhnen Ephraims. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Der achte für den achten Monat war der Chusatiter Sibbeka aus den Zarechitern. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Der neunte für den neunten Monat war der Anatotiter Eliezer aus den Benjaminiten. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Der zehnte für den zehnten Monat war der Netophatiter Maharai aus den Zarechitern. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Der elfte für den elften Monat war der Piratoniter Benaja von den Söhnen Ephraims. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Der zwölfte für den zwölften Monat war der Netophatiter Cheldai aus Otniel. Bei seiner Abteilung waren 24.000 Mann. Über den Stämmen Israels standen Fürsten: von den Rubeniten Zikris Sohn Eliezer, von den Simeoniten Maakas Sohn Sephatjahu, von Levi Kemels Sohn Chasabja, von Aaron Sadok, von Juda Elihu, einer der Brüder Davids, von Issakar Mikaels Sohn Omri, von Zabulon Obadjahus Sohn Ismajahu, von Naphtali Azriels Sohn Jerimot, von den Ephraimiten Azazjahus Sohn Hosea, vom Halbstamme Manasse Joel, Pedajahus Sohn, vom Halbstamme Manasse in Gilead Zakarjahus Sohn Iddo, von Benjamin Abners Sohn Jaasiel, von Dan Jerochams Sohn Azarel. - Dies sind die Fürsten der Stämme Israels. Die Zahl derer von zwanzig Jahren und darunter hatte David nicht aufgenommen. Denn der Herr hatte gesagt, er mache Israel so zahlreich wie des Himmels Sterne. Serujas Sohn Joab hatte mit der Zählung begonnen; aber er hatte sie nicht zu Ende gebracht. Denn deshalb entstand ein Zorn wider Israel. Die Zählung aber war nicht vollständig in das Buch der Chronik des Königs David aufgenonunen worden. Über den Vorräten des Königs stand Azmavet, Adiels Sohn, und über den Vorräten auf dem Feld, in den Städten, Dörfern und Türmen stand Jonatan, Uzziahus Sohn. Über den Feldarbeitern beim Ackerbau stand Ezri, Kelubs Sohn. Über den Weinbergen stand Simei von Nama. Und über dem, was in den Weinbergen an Weinvorräten war, stand Zabdi von Siphmi. Über den Ölbäumen und Maulbeerfeigen in der Niederung stand Baal Chanan von Gader. Über den Ölvorräten Joas. Über den Rindern, die in Saron weideten, stand Sitri von Saron. Über den Rindern in den Tälern stand Saphat, Adlais Sohn. Über den Kamelen Obil, der Ismaelite, über den Eselinnen Jechdejahu Meronot. Über den Schafen Jaziz, der Hagriter. Diese alle waren Oberbeamte über des Königs David Habe. Jonatan, Davids Oheim, ein kluger und schriftkundiger Mann, war Rat. Jechiel, Hakmonis Sohn, war bei den Söhnen des Königs. Achitophel war Rat beim König, und Chusai, der Arkiter, war der Freund des Königs. Nach Achitophel aber waren es Jojada, Benajahus Sohn, und Ebjatar. Und Feldhauptmann des Königs war Joab. Davids AbschiedEs versammelte David alle Oberen Israels, die Oberen der Stämme und die der Abteilungen, die dem König dienten, die Oberen der Tausend- und Hundertschaften, die Oberaufseher über das gesamte Eigentum und die Herden des Königs und seiner Söhne samt den Kämmerlingen, den Helden und allen kriegstüchtigen Männern nach Jerusalem. Und König David stand da und sprach: »Auf mich hört, meine Brüder und mein Volk, hört mich! Im Sinne habe ich gehabt, ein Haus der Ruhe zu erbauen für des Herrn Bundeslade und für den Schemel der Füße unseres Gottes. Ich hatte schon das Bauen vorbereitet. Gott aber hat zu mir gesprochen: "Du sollst kein Haus für meinen Namen bauen. Du bist ein Kriegsmann und hast Blut vergossen.« Und dennoch wählte mich der Herr, Gott Israels, aus meinem ganzen Vaterhause, auf daß ich König über Israel für immer sei. Denn Juda hatte er zum Fürsten auserwählt und in dem Judahause meine Sippe, und unter meines Vaters Söhnen hat es ihm beliebt, mich über das gesamte Israel zum Könige zu machen. Von allen meinen Söhnen - der Herr hat mir viele Söhne geschenkt - erwählte er meinen Sohn Salomo, auf daß er sitze auf des Herrn königlichem Throne über Israel. Er sprach zu mir: "Mein Haus und meine Vorhöfe erbaue mir dein Sohn Salomo! Denn ihn erwählte ich mir zum Sohne, und ihm bin ich Vater. Und ich bestätige sein Königtum für alle Zeit, wenn er nur standhaft ist, um meine Satzungen und Rechte zu erfüllen, so wie es heute ist.« Nun denn! Vor den Augen des gesamten Israel, vor des Herrn Gemeinde und auch vor unseres Gottes Ohren sei gesagt: Beachtet doch und suchet alle Satzungen des Herrn, eures Gottes, daß ihr dies treffliche Land behaltet und es auf eure Söhne nach euch ewiglich vererbet! Du, Salomo, mein Sohn, hochschätze deines Vaters Gott und diene ihm mit ungeteiltem Herzen und mit williger Seele! Der Herr erforscht ja alle Herzen und kennt alles Dichten und Trachten. Suchst du ihn auf, dann läßt er sich von dir auch finden. Verläßt du ihn, verwirft er dich für immer. Sieh zu! Dich hat der Herr erwählt, ein Haus zum Heiligtum zu bauen. Geh frisch ans Werk!« Hierauf übergab David seinem Sohn Salomo den Plan der Vorhalle und den seiner Räume, seiner Schatzkammern, Obergemächer, inneren Kammern und des Raumes für die Deckplatte, sowie den Plan für alles andere, was er noch im Sinne gehabt, für die Vorhöfe im Hause des Herrn und alle Zellen ringsum, für die Vorratskammern des Gotteshauses und die Schatzkammern für die Weihegaben, für die Abteilungen der Priester und Leviten, für alle dienstlichen Verrichtungen im Hause des Herrn und für alle Geräte für den Dienst im Hause des Herrn. An Gold soviel, wie für die Geräte zu den einzelnen Dienstleistungen nötig war, ebensoviel zu allen silbernen Geräten, ferner den Bedarf für die goldenen Leuchter und ihre goldenen Lampen, nach dem Gewichte eines jeden Leuchters mit seiner Lampe, ferner den für die silbernen Leuchter, nach dem Gewichte eines jeden Leuchters mit seiner Lampe, gemäß der Verwendung der verschiedenen Leuchter, ferner den Goldbedarf für die Schaubrottische, für jeden einzelnen Tisch, sodann das Silber für die einzelnen Tische, ferner für die Gabeln, Becken und Kannen von gediegenem Golde und für die goldenen Becher, soviel jeder Becher wiegen sollte, ebenso für die silbernen Becher, für den Räucheraltar geläutertes Gold nach Bedarf, ebenso für das Muster des Wagens, für die goldenen Cherube, die sich ausbreiten und die Bundeslade des Herrn überdecken. Über all das hatte er ihn durch eine vom Herrn veranlaßte Schrift belehrt, über alle Arbeiten nach dem Plane. Dann sprach David zu seinem Sohne Salomo: »Geh mutig und tapfer ans Werk! Sei nicht furchtsam und nicht bang! Denn der Herr, mein Gott, ist mit dir. Er läßt nicht von dir und verläßt dich nicht, bis alle Arbeiten für den Dienst am Hause des Herrn fertig sind. Schon sind die Abteilungen der Priester und der Leviten für den ganzen Dienst am Gotteshause bereit, und für jedes Geschäft hast du allerlei kunstfertige, zu jedem Dienst bereite Leute. Ebenso stehen dir die Obersten und das ganze Volk stets zu Diensten.« Davids letzte Verfügungen und TodUnd König David sprach zu der ganzen Gemeinde: »Meinen Sohn Salomo allein hat Gott erwählt. Er ist aber noch jung und zart, und das Werk ist gewaltig. Denn nicht für einen Menschen ist die Burg bestimmt, sondern für Gott den Herrn. Und so habe ich mit all meiner Kraft für meines Gottes Haus Gold zu dem goldenen Gerät beschafft, Silber zum silbernen, Erz zum ehernen, Eisen zum eisernen und Holz zum hölzernen, ferner Onyxsteine und glänzende und bunte Steine zu Füllungen, sowie sonstige kostbare Steine und in Menge Alabasterstein. Weiter gebe ich in meinem Eifer für meines Gottes Haus das, was ich an erspartem Gold und Silber besitze, zum Hause meines Gottes, mehr als ich bereits für das heilige Haus beschafft habe, 3.000 Goldtalente Ophirgold und 7.000 Talente geläutertes Silber, um die Wände des Hauses zu überziehen, alles Nötige an Gold und Silber und für jede Arbeit durch Künstlerhand. Wer ist nun bereit, heute für den Herrn mit vollen Händen zu geben?« Da spendeten die Obersten der Familien, die Obersten der Stämme Israels, die Obersten der Tausend- und Hundertschaften und die Obersten im königlichen Dienste. Sie gaben zum Bau des Gotteshauses 5.000 Goldtalente oder 10.000 Dariken, 10.000 Talente Silber, 18.000 Talente Erz und 100.000 Talente Eisen. Wer Steine besaß, gab sie in den Schatz des Hauses des Herrn unter die Obhut des Gersoniters Jechiel. Das Volk aber freute sich über ihre Freigebigkeit; denn mit ungeteiltem Herzen waren sie gegen den Herrn freigebig gewesen. Auch König David hatte sich recht darüber gefreut. Da pries David den Herrn angesichts der ganzen Gemeinde. Und David sprach: »Gepriesen seist Du, Herr, Gott unseres Vaters Israel, / von Ewigkeit zu Ewigkeit! Dein ist die Größe, Macht und Herrlichkeit / und Ruhm und Hoheit, Herr; / denn Dein ist alles, so im Himmel wie auf Erden, Herr, / die Herrschaft und der Vorrang über alle Hochgeborenen. Der Reichtum und die Ehre kommen nur von Dir, / und Du bist Herrscher über alles. / In Deiner Hand steht Kraft und Macht. / Bei Dir steht es, jemanden groß und stark zu machen. Nun, unser Gott! Dir danken wir / und preisen Deinen Namen voller Glanz. Denn wer bin ich? Was ist mein Volk, / daß wir soviel freiwillig spenden können? / Von Dir stammt alles. / Aus Deiner Hand bloß geben wir es Dir, sind wir doch Fremdlinge vor Dir und Beisassen wie alle unsere Väter. / Ein Schatten nur sind unsere Tage auf der Erde, hoffnungslos. Herr, unser Gott! All diese Fülle, die wir jetzt beschafft, / um Dir ein Haus für Deinen heiligen Namen zu erbauen, / aus Deiner Hand stammt sie, und Dein ist alles. Ich weiß, mein Gott, daß Du die Herzen prüfest, / daß Du an Redlichkeit Gefallen hast; / drum habe ich in Redlichkeit des Herzens alles dies gespendet. / Und auch Dein Volk, das hier zugegen, / ich sehe es mit Freuden Dir die Gaben bringen. Herr! Unserer Väter Abraham, Isaak und Jakob Gott! / Bewahre ewig diese guten Triebe im Herzen Deines Volkes / und lenke hin sein Herz zu Dir! Gib meinem Sohne Salomo ein ungeteiltes Herz, / zu wahren Deine Vorschriften, Gebräuche und Verordnungen / und alles dies zu tun / und auch die Burg, die ich jetzt vorbereite, zu erbauen!« Dann sprach David zu der ganzen Gemeinde: »Preist den Herrn, euren Gott!« Da pries die ganze Gemeinde den Herrn, ihrer Väter Gott. Sie neigten sich und warfen sich vor dem Herrn nieder und vor dem Könige. Sie schlachteten für den Herrn Opfer und brachten dem Herrn Brandopfer am anderen Morgen dar: tausend Farren, tausend Widder, tausend Lämmer nebst ihren Trankopfern, dazu in Menge Schlachtopfer für ganz Israel. Dann aßen sie und tranken vor dem Herrn an jenem Tage mit großer Freude. Dann machten sie Davids Sohn Salomo zum zweitenmal zum König und salbten ihn dem Herrn zum Fürsten und Sadok zum Priester. So saß Salomo auf dem Throne des Herrn als König an seines Vaters David Statt, und er hatte Glück. Ganz Israel gehorchte ihm. Auch alle Obersten und Helden sowie alle Söhne des Königs David unterwarfen sich dem König Salomo. Und der Herr machte Salomo überaus groß in den Augen von ganz Israel und legte auf ihn königlichen Glanz, wie ihn vor ihm kein König von Israel besessen hatte. David, Isais Sohn, hatte über ganz Israel geherrscht. Die Zeit, die er über Israel herrschte, betrug vierzig Jahre. Zu Hebron regierte er sieben Jahre und zu Jerusalem dreiunddreißig Jahre. Er starb in schönem Alter, satt an Lebenstagen, Reichtum und Ruhm. Und sein Sohn Salomo ward König an seiner Statt. Des Königs David Geschichte aber, die frühere und die spätere, ist aufgezeichnet in der Geschichte des Sehers Samuel, in der Geschichte des Propheten Natan und in der Geschichte des Sehers Gad, samt seiner ganzen Regierung, seinen Heldentaten und den Zeitläuften, die über ihn dahingegangen sind und über Israel und über all die anderen Reiche der Länder. Salomos RegierungSalomo, Davids Sohn, aber befestigte sein Königtum. Der Herr, sein Gott, war mit ihm und machte ihn überaus groß. Und Salomo sprach zu ganz Israel, zu den Anführern der Tausend- und Hundertschaften, den Richtern und allen Fürsten in ganz Israel, den Familienhäuptern. Und so zogen Salomo und die ganze Gemeinde mit ihm nach der Höhe von Gibeon. Denn dort war Gottes Festgezelt, das Moses, des Herrn Diener, in der Wüste gemacht hatte. Die Gotteslade aber hatte David aus Kirjat Jearim ("Wälderstadt") heraufgebracht, weil David für sie sorgen wollte. Denn er schlug für sie ein Zelt in Jerusalem auf. Auch der eherne Altar, den Besalel, Uris Sohn und Enkel Churs, gemacht, war vor des Herrn Wohnung. Und Salomo und die Gemeinde suchten ihn auf. Dann stieg Salomo dort vor dem Herrn zum ehernen Altar beim Festgezelt hinauf und brachte ihm tausend Brandopfer dar. In jener Nacht aber erschien Gott dem Salomo und sprach zu ihm: »Erbitte das, was ich dir geben soll!« Da sprach Salomo zu Gott: »Große Huld hast Du meinem Vater David erwiesen und mich an seiner Statt zum König gemacht. Jetzt nun bewähre sich, Herr, Gott, Dein Wort an meinem Vater David! Denn Du hast mich zum König eines Volks gemacht, so zahlreich wie der Erde Staub. So gib mir Weisheit auch und Einsicht, vor diesem Volke aus- und einzuziehen Denn wer vermöchte dies Dein großes Volk zu richten?« Da sprach Gott zu Salomo: »Weil du solches im Sinne hast und nicht um Reichtum, Schätze und Ruhm gefleht, noch um das Leben deiner Hasser, auch nicht um langes Leben, vielmehr dir Weisheit und Erkenntnis erfleht hast, um so mein Volk zu richten, über das ich zum König dich gemacht, so sei dir diese Weisheit und Erkenntnis auch geschenkt! Doch auch Reichtum, Schätze, Ruhm verleihe ich dir, dergleichen nie die Könige vor dir besessen, noch nach dir haben werden.« Salomo kam nun von der Höhe zu Gibeon nach Jerusalem vor das Bundeszelt und herrschte über Israel. Und Salomo brachte Wagen und Reiter zusammen, und zwar besaß er 14.000 Wagen und 12.000 Reiter. Er legte sie in die Wagenstädte und in des Königs Umgebung nach Jerusalem. Und der König machte zu Jerusalem Silber und Gold den Steinen gleich, und die Zedern machte er gleich den Maulbeerbäumen in der Niederung. Und die Ausfuhr der Rosse für Salomo erfolgte aus Ägypten und aus Kue. Die Händler des Königs holten sie aus Kue gegen Bezahlung.  Aus Ägypten holten sie einen Wagen um sechshundert Silberlinge und ein Roß um hundertfünfzig. Ebenso führten sie an alle chittitischen und aramäischen Könige durch ihre Vermittlung aus. Salomos BautenUnd Salomo befahl, dem Namen des Herrn ein Haus zu bauen und für sich einen Königspalast. Und Salomo zählte 70.000 Lastträger ab und 80.000 Steinhauer im Gebirge und 3.600 Aufseher darüber. Dann sandte Salomo an den König von Tyrus, Churam, und ließ sagen: »Wie du meinem Vater David getan, als du ihm Zedern sandtest, um sich ein Wohnhaus zu bauen, ... nun baue ich dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus, es ihm zu weihen, vor ihm duftendes Räucherwerk zu verbrennen, ständig Brote darzubringen und jeden Morgen und Abend an den Sabbaten, Neumonden und Festen des Herrn, unseres Gottes, Brandopfer darzubringen. Solches obliegt Israel für ewig. Das Haus, das ich bauen will, wird groß. Denn unser Gott ist größer als alle Götter. Wer aber vermöchte ihm ein Haus zu bauen? Denn der Himmel und die Himmel der Himmel fassen ihn nicht. Wer aber bin ich, daß ich ihm ein Haus baute? Wenn auch nur, um vor ihm zu räuchern. Sende mir nun einen Mann, der in Gold, Silber, Erz, Eisen, Purpurrot, Karmin und Purpurblau zu arbeiten versteht und der es versteht, Bildwerke einzuschneiden im Verein mit Künstlern, die bei mir in Juda und Jerusalem sind und die mein Vater David bestellt hat! Sende mir auch Zedern, Zypressen und Sandelholz vom Libanon! Denn ich weiß, daß deine Leute es verstehen, auf dem Libanon Holz zu fällen. Meine Knechte werden mit deinen Leuten sein. Holz aber muß mir viel beschafft werden. Denn das Haus, das ich baue, soll groß und wunderbar werden. Den Holzhauern, die die Bäume fällen, gebe ich als Zehrung für deine Knechte 20.000 Scheffel Weizen, 20.000 Scheffel Gerste, 20.000 Maß Wein und 20.000 Maß Öl.« Churam aber, der König von Tyrus, antwortete in einem Brief und sandte an Salomo die Botschaft: »Der Herr hat aus Liebe zu seinem Volk dich zum König über es gemacht.« Churam sprach weiter: »Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, der Himmel und Erde gemacht! Er hat König David einen Sohn geschenkt, weise, klug und umsichtig, um für den Herrn ein Haus zu bauen und für sich einen Königspalast! Nun sende ich einen weisen, kunstverständigen Mann, den einheimischen Churam Abi. Er ist der Sohn eines danitischen Weibes und eines tyrischen Vaters. Er versteht zu arbeiten in Gold, Silber, Erz, Eisen Holz, Purpurrot und Purpurblau, Byssus und Karmin, allerlei einzustechen und allerlei Sinnreiches zu ersinnen, das ihm vorgelegt wird, im Verein mit deinen Künstlern und den Künstlern meines Herrn, deines Vaters David. Nun schicke mein Herr den Weizen und die Gerste, das Öl und den Wein seinen Knechten, wie mein Herr gesagt! Wir aber fällen auf dem Libanon Bäume, soviel du bedarfst, und bringen sie dir als Flöße auf dem Meer nach Joppe. Du läßt sie dann nach Jerusalem hinaufschaffen.« Da zählte Salomo alle fremden Männer im Lande Israels nach der Zählung, die sein Vater David gemacht hatte. Es waren 153.600. Von diesen machte er 70.000 zu Lastträgem und 80.000 zu Steinhauern im Gebirge sowie 3.600 zu Aufsehern, um die Leute zum Frondienst anzuhalten. Der TempelbauSalomo begann nun das Haus des Herrn zu Jerusalem zu bauen auf dem Berge Moria ("Ölbaumberg"), der von seinem Vater David ersehen war und wo David Vorbereitungen getroffen hatte, nämlich auf der Tenne des Jebusiters Ornan. Er begann mit dem Bau am zweiten Tage des zweiten Monats im vierten Jahre seiner Regierung. Dies hat Salomo für den Bau des Gotteshauses angeordnet: Die Länge betrug sechzig Ellen nach früherem Maße und die Breite zwanzig Ellen. Die Vorhalle vor der Breitseite des Hauses hatte zwanzig Ellen; ihre Höhe war hundertzwanzig Ellen. Inwendig überzog er sie mit reinem Gold. Das große Haus bedeckte er mit Zypressenbrettern und gutem Gold, und er brachte darauf Palmen und Ketten an. Auch bekleidete er das Haus zum Schmuck mit kostbarem Gestein. Das Gold war Ophirgold. So überzog er das Haus, die Balken, die Schwellen, seine Wände und seine Türen mit Gold und ließ Cherube auf die Wände einschneiden. Dann machte er den Raum des Allerheiligsten. Seine Länge an des Hauses Breitseite war zwanzig Ellen und seine Breite zwanzig Ellen. Er überzog es mit gutem Gold, an sechshundert Talenten. Das Gewicht der Nägel betrug fünfzig Ring Gold. Auch die Obergemächer überzog er mit Gold. Im Raume des Allerheiligsten machte er zwei Cherube, Bildhauerarbeit, und überzog sie mit Gold. Die Cherubsflügel waren zwanzig Ellen lang. Des einen Flügel, fünf Ellen lang, berührte die Wand des Hauses, und der andere Flügel, fünf Ellen lang, berührte den Flügel des anderen Cherubs. Ebenso berührte der eine Flügel des anderen Cherubs, fünf Ellen lang, die Hauswand, und der andere Flügel, fünf Ellen lang, stieß an den Flügel des ersten Cherubs. Die Flügel dieser Cherube breiteten sich zwanzig Ellen aus. Sie selbst standen auf den Füßen, und ihr Antlitz war auf das Haus gerichtet. Den Vorhang machte er aus blauem und rotem Purpur, aus karminfarbigem Zeug und aus Byssus und brachte Cherube darauf an. Vor dem Hause machte er zwei Säulen, fünfunddreißig Ellen lang. Der Knauf an jeder oben maß fünf Ellen. Dann machte er Ketten nach Halskettenform und brachte sie oben an den Säulen an; ferner machte er hundert Granatäpfel und hängte sie an die Ketten. Die Säulen stellte er vor dem Tempel auf, die eine rechts, die andere links. Die zur Rechten nannte er Jakin ("Säule"), die zur Linken Boaz ("Mächtige"). TempelgeräteEr machte auch einen ehernen Altar, zwanzig Ellen lang, zwanzig breit und zehn hoch. Dann machte er das Meer, gegossen von einem Rande bis zum anderen zehn Ellen weit ringsum, rund und fünf Ellen hoch. Eine Schnur von dreißig Ellen umspannte es ringsum. Blumengewinde umgaben es nach unten ringsum, je zehn auf eine Elle. Sie umschlossen das Meer ringsum, zwei Reihen von Gewinden, in einem Guß mit ihm gegossen. Es stand auf zwölf Rindern. Drei wendeten sich gen Norden, drei gen Westen, drei gen Süden und drei gen Osten. Das Meer ruhte oben auf ihnen. All ihre Rückseiten waren nach innen gerichtet. Es war eine Handbreit dick, und sein Rand war wie ein Becherrand lilienförmig. Es faßte dreitausend Maß. Ferner machte er zehn Becken. Fünf stellte er rechts auf und fünf links zum Abwaschen des zum Brandopfer Gehörigen, das man darin abspülte. Das Meer aber diente den Priestern zur eigenen Abwaschung. Ferner machte er vorschriftsmäßig die zehn goldenen Leuchter und stellte sie in den Tempel, fünf rechts und fünf links. Er machte auch zehn Tische und stellte sie im Tempel auf, fünf rechts und fünf links. Ebenso machte er hundert goldene Schalen. Dann machte er den Priestervorhof, den großen Hof und die Tore zum Hof. Ihre Tore überzog er mit Erz. Das Meer stellte er, nach Osten zu, auf der Südseite auf, dem Süden gegenüber. Churam machte auch die Töpfe, Schaufeln und Schalen. So vollendete Churam die Arbeit, die er dem König Salomo im Gotteshause gefertigt hatte: Zwei Säulen und die zwei Kugelknäufe oben auf den Säulen, die vierhundert Granatäpfel für die zwei Gitter zur Bedeckung der zwei Kugelknäufe oben auf den Säulen, die zehn Gestühle mit den zehn Decken auf den Gestühlen, das eine Meer und die zwölf Rinder darunter. Aus poliertem Erz machte Churam Abi dem König Salomo für das Haus des Herrn Töpfe, Schaufeln, Gabeln und all ihre Geräte. Der König goß sie in Erdformen in der Jordansau zwischen Sukkot und Sereda. Salomo machte all diese Geräte in sehr großer Zahl; das Erzgewicht war nicht festgestellt worden. Salomo machte alle Geräte im Gotteshause, den goldenen Altar, die Schaubrottische, die Leuchter mit ihren Lampen zum vorschriftsmäßigen Anzünden vor dem Hinterraume aus feinem Gold, ebenso die Hülsen, Lampen und die goldenen Lichtscheren, die goldenen Zangen, die Messer, Schalen, Schüsseln und Pfannen aus feinem Gold, der Haustür innere Torflügel, die zum Allerheiligsten führten, und des Hauses Torflügel, die zum Tempel führten, aus Gold. TempelweiheSo ward das ganze Werk fertig, das Salomo am Hause des Herrn tat. Und Salomo brachte seines Vaters David Weihegaben hinein. Er legte das Silber und Gold und alle anderen Wertsachen in die Schatzkammern des Gotteshauses. Damals versammelte Salomo die Ältesten Israels und alle Stammhäupter, die Fürsten der Stammhäuser Israels, nach Jerusalem, um des Herrn Bundeslade von der Davidsstadt, das ist von dem Sion, hinaufzubringen. Am Feste, das ist im siebten Monat, versammelten sich beim König alle Männer Israels. So kamen alle Ältesten Israels. Da hoben die Leviten die Lade auf. Sie brachten die Lade samt dem Festzelt hinauf, ebenso alle heiligen Geräte im Zelt. Diese brachten die priesterlichen Leviten hinauf. Der König Salomo aber und die ganze Gemeinde Israels, die sich bei ihm versammelte, standen vor der Lade und opferten Schafe und Rinder ohne Zahl und Maß. So brachten die Priester die Bundeslade des Herrn an ihren Ort, in des Hauses Hinterraum, in das Allerheiligste, unter die Cherubsflügel. Die Cherube aber breiteten die Flügel über den Ort der Lade aus. So bedeckten die Cherube die Lade und ihre Stangen von oben her. Die Stangen waren so lang, daß die Stangenspitzen von der Lade her vor dem Hinterraum gesehen wurden. Draußen konnten sie nicht gesehen werden. Und so blieb sie dort bis auf diesen Tag. In der Lade war nichts als die zwei Tafeln, die Moses am Horeb hineingelegt hatte, wo der Herr einen Bund abgeschlossen mit den Kindern Israels bei ihrem Auszug aus Ägypten. Nun verließen die Priester das Heiligtum. Denn alle Priester, die zugegen waren, hatten sich geheiligt, ohne Rücksicht auf die Abteilungen. Die levitischen Sänger alle aber, Asaph, Heman, Jedutun mit ihren Brüdern und Söhnen, standen, in Linnen gekleidet, mit Zimbeln, Harfen und Zithern östlich vom Altar und bei ihnen hundertzwanzig Priester, die Trompeten bliesen. Die Trompeter aber und die Sänger hoben zugleich einstimmig an, den Herrn zu preisen und ihm zu danken. Und als der Gesang erscholl mit Trompeten, Zimbeln und den anderen Musikgeräten und mit dem Lobpreise des Herrn: »Er ist gütig; denn ewiglich währt seine Huld«, ward das Haus von einer Wolke erfüllt, aber nur das Haus des Herrn. Die Priester aber konnten wegen der Wolke nicht hinzutreten, Dienst zu tun. Denn des Herrn Herrlichkeit hatte das Gotteshaus erfüllt. TempelweiheDamals sprach Salomo: »Im Wetterdunkel hat der Herr gesprochen, er wolle Wohnung nehmen: Nun habe ich ein Haus zur Wohnung Dir erbaut, für ewige Zeiten einen Ort zu Deinem Wohnsitz.« Dann wandte der König sein Antlitz und segnete die ganze Gemeinde Israels. Israels Gesamtgemeinde stand unterdessen. Er sprach: »Gepriesen sei der Herr, Gott Israels, der schon durch seinen Mund mit David, meinem Vater, gesprochen und durch ihn auch erfüllt hat, was er geredet: "Seitdem ich aus Ägypterland mein Volk herausgeführt, habe ich aus keinem Stamme Israels eine Stadt erkoren, ein Haus darin zu bauen, daß dort mein Name sei. Auch habe ich nie einen Mann erwählt, daß er ein Fürst sei meinem Volke Israel. Nun wählte ich Jerusalem, daß dort mein Name sei. Und ich erwählte David, auf daß er meinem Volke Israel vorstände.« Mein Vater David hatte zwar im Sinne, dem Herrn, dem Gotte Israels, ein Haus zu bauen für seinen Namen. Doch sprach der Herr zu meinem Vater David: "Daß du im Sinne hast, ein Haus für meinen Namen zu erbauen, an diesem Plane hast du wohlgetan. Doch du sollst nicht dies Haus erbauen. Dein Sohn, dein Leibessprosse, baue mir ein Haus für meinen Namen!" Der Herr bestätigte sein Wort, das er gesprochen. Ich trat an meines Vaters David Statt und setzte mich auf Israels Thron, wie es der Herr gesagt. Ich baute dieses Haus dem Herrn, dem Gotte Israels, für seinen Namen. Aufgestellt habe ich dort die Lade, in der des Herrn Bund sich befindet, den er mit Israel geschlossen.« - Dann trat er vor den Altar des Herrn angesichts der ganzen israelitischen Gemeinde und breitete seine Hände aus. Salomo hatte nämlich ein ehernes Gestell machen lassen und es mitten in den Hof gestellt, fünf Ellen lang, fünf breit und drei hoch. Auf dieses Gestell stellte er sich und ließ sich angesichts der ganzen israelitischen Gemeinde auf die Knie nieder. Dann breitete er seine Hände gen Himmel aus und sprach: »Herr, Israels Gott! Kein Gott gleicht Dir im Himmel und auf Erden, / der Du den gnadenvollen Bund bewahrst mit Deinen Dienern, / die mit dem ganzen Herzen vor Dir wandeln, der Du auch Deinem Knecht gehalten, meinem Vater David, / was Du ihm einst verheißen hast. / Mit Deinem Mund hast Du's versprochen, / mit Deiner Hand hast Du's erfüllt, wie's heute ist. Nun, Herr, Gott Israels! / Erfülle Deinem Knechte David, meinem Vater, / was Du ihm einst versprochen hast: / "Nie fehle dir vor mir ein Mann, der auf dem Throne Israels regiert, / falls deine Söhne nur auf ihren Weg so achten, / daß sie nach meiner Lehre wandeln, / so, wie auch du vor mir gewandelt bist.« Nun Herr, Gott Israels! / Dein Wort bewahrheite sich jetzt, / das Du zu Deinem Knechte David, meinem Vater, hast gesprochen! Soll denn in Wahrheit Gott auf Erden wohnen? / Dich fassen nicht der Himmel, noch der Himmel Himmel, / geschweige dieses Haus, das ich erbaut! Doch wende Dich dem Flehgebete Deines Knechtes zu, Du Herr, mein Gott, / daß Du das Rufen und das Beten hörest, / das heut vor Dir Dein Knecht vollzieht! Laß Deine Augen über diesem Hause offenstehen, / bei Tag und Nacht hier über diesem Orte, / von dem Du sprachst, Du wollest Deinen Namen allhier wohnen lassen, / um das Gebet zu hören, das jetzt Dein Knecht an diesem Ort verrichtet! Auf Deines Knechtes Flehen hör und Deines Volkes Israel, / die hier an diesem Orte beten! / Vernimm es an der Stätte, wo Du thronest, in dem Himmel! / Erhör es und vergib! Wenn jemand gegen seinen Nächsten fehlt / und man verlangt von ihm den Eid, er soll's beschwören, / und kommt er zu dem Eid in dieses Haus vor Deinen Altar, greif Du, im Himmel hörend, ein, / schaff Deinen Dienern Recht, / daß Du den Schuldigen bestrafst und auf sein Haupt sein Tun läßt fallen, / daß den Unschuldigen Du freisprichst und ihm nach seiner Unschuld lohnest! Wird vor dem Feinde Israel, Dein Volk, geschlagen, / weil es an Dir sich hat verfehlt, / und sie bekehren sich und preisen Deinen Namen / und flehn vor Dir, in diesem Hause betend, dann höre sie vom Himmel her! / Vergib die Sünde Deines Volkes Israel, / und laß sie seßhaft auf der Scholle bleiben, / die ihnen, wie auch ihren Vätern, Du verliehen! Und ist der Himmel fest verschlossen, / und fällt kein Regen mehr, weil sie sich gegen Dich verfehlt, / und beten sie alsdann an dieser Stätte / in dem Bekenntnis Deines Namens / und kehren sie sich ab von ihrer Sünde, weil Du sie gebeugt, dann höre Du im Himmel! / Vergib die Sünde Deiner Knechte und das Vergehen Deines Volkes Israel! / Den guten Weg, auf dem sie wandeln sollen, weise ihnen! / Und sende Regen Deinem Lande, / das Du zum Erbteil Deinem Volk verliehen! Und wäre Hungersnot im Land, / und wären Pest, Getreidebrand, Vergilbung, Heuschrecken und sonstig Ungeziefer da, / bedrängte es sein Feind in seinen Pforten, / und käme irgendwelche Plage, irgendwelche Krankheit, bei jeder Klage, jeder Bitte, / sei es von irgendeinem Menschen, / sei es von Deinem ganzen Volke Israel, / wer je sein Leid und seinen Schmerz verspürt / und hin nach diesem Hause seine Hände breitet, den höre Du im Himmel! / Vergib an jener Stätte, wo Du thronest! / Gib jeglichem nach seinem ganzen Wandel, / so, wie sein Herz Du kennst! / Denn Du allein kennst aller Menschenkinder Herz. Dann fürchten sie Dich alle Zeit / und wandeln auch auf Deinen Wegen, / solang sie auf der Scholle leben, / die unseren Vätern Du verliehen. Doch auch der Fremdling, der zu Deinem Volke Israel nicht gehört, / wenn er aus fremdem Lande kommt, / um Deines großen Namens, Deiner starken Hand / und Deines ausgestreckten Armes willen, / wenn er herpilgert und bei diesem Hause betet, dann höre Du im Himmel, dem Orte, wo Du wohnst, / und tu all das, worum der Fremdling zu Dir ruft, / daß alle Erdenvölker Deinen Namen kennenlernen, / daß sie Dich fürchten, so wie Israel, Dein Volk, / und daß sie inne werden, daß über diesem Haus, / das ich erbaut, Dein Name ausgerufen ist! Und zieht Dein Volk zum Streite wider seine Feinde, / des Wegs, den Du sie sendest, / und beten sie zu Dir nach dieser Stadt hin, die Du Dir erwählt, / und nach dem Hause hin, das ich errichtet Deinem Namen, dann höre Du im Himmel ihr Gebet und Flehen! / Schaff ihnen Sieg! Und wenn sie sich an Dir verfehlten / - kein Mensch ist, der nicht sündigte - / und wenn Du ihnen zürntest, sie dem Feinde überliefertest / und ihre Zwingherrn sie in ferne oder nahe Lande führten, und gehen sie im Land, wo sie gefangen sind, in sich, / und sie bekehren sich und flehn zu Dir / im Lande der Gefangenschaft und sprechen: / "Gesündigt haben wir und schlecht gehandelt und gefrevelt", und sie bekehren sich zu Dir von ganzem Herzen, ganzer Seele / im Lande ihrer Zwingherrn, die sie weggeschleppt, / und beten sie zu Dir nach ihrem Lande hin, / das ihren Vätern Du verliehen, / hin zu der Stadt, die Du erwählt, / hin zu dem Haus, das ich errichtet Deinem Namen, dann höre Du im Himmel, dem Orte Deines Thrones, / ihr Flehen und Gebet! / Verschaffe ihnen Recht! / Verzeihe Deinem Volk, was es an Dir gefehlt! Nun denn, mein Gott! / Laß Deine Augen offenstehen / und Deine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte! Und nun, Herr, Gott, erhebe Dich zu Deiner Ruhestätte hin, / Du und Deine mächtige Lade! / Mit Heil bekleidet seien Deine Priester, Herr und Gott, / und Deine Frommen mögen sich des Glücks erfreuen! Herr, Gott! Weis nimmer ab den Mann, den Du gesalbt! / Sei eingedenk der frommen Taten Deines Dieners David!« EinweihungsfeierAls Salomo ausgebetet hatte, fuhr vom Himmel Feuer herab und verzehrte das Brand- und die Schlachtopfer. Und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus. Die Priester aber konnten das Haus des Herrn nicht betreten. Denn des Herrn Herrlichkeit erfüllte das Haus des Herrn. Alle Israeliten aber sahen das Feuer herabfahren und die Herrlichkeit des Herrn im Hause. Da beugten sie sich mit dem Angesicht zur Erde auf das Steinpflaster, beteten an und priesen den Herrn, daß er so gütig sei, weil seine Huld immer währt. Der König und das ganze Volk opferten vor dem Herrn Schlachtopfer. Der König Salomo brachte 22.000 Rinderschlachtopfer und 120.000 Schafe dar. So weihten der König und das ganze Volk das Gotteshaus ein. Die Priester aber standen auf ihren Posten, ebenso die Leviten mit des Herrn Musikgeräten, die der König David gemacht hatte, um dem Herrn dafür zu danken, daß seine Huld immer währt. So trugen sie Davids Lobpreis vor, und die Priester bliesen die Trompeten, während ganz Israel dabeistand. Und Salomo weihte den mittleren Teil des Vorhofes vor dem Hause des Herrn. Denn er bereitete hier Brandopfer und die Fettstücke der Mahlopfer, weil der eherne Altar, den Salomo gemacht, die Brand- und Speiseopfer und die Fettstücke nicht hatte fassen können. So beging Salomo zu jener Zeit das Fest sieben Tage lang, und ganz Israel mit ihm, eine sehr große Gemeinde, von der Gegend um Hamat bis zum Bach Ägyptens. Am achten Tage feierten sie das Schlußfest. Denn die Altarweihe hatten sie sieben Tage gefeiert. Das Fest aber währte sieben Tage. Am dreiundzwanzigsten Tage des siebten Monats aber entließ er das Volk zu seinen Zelten, fröhlich und guten Mutes über das Gute, das der Herr David und Salomo und seinem Volke Israel erwiesen hatte. Also vollendete Salomo das Haus des Herrn und das Königshaus. Alles, was Salomo im Sinn hatte, im Hause des Herrn und in seinem Hause zu tun, war ihm gelungen. Da erschien der Herr dem Salomo des Nachts und sprach zu ihm: »Ich habe dein Gebet erhört und diesen Ort zur Opferstätte mir erwählt. Verschließe ich den Himmel, daß kein Regen fällt, und schicke ich die Heuschrecken, die Gegend abzufressen, und sende ich zu meinem Volk die Pest, doch wenn mein Volk, das meinen Namen trägt, sich demütigt, und suchen betend sie mein Angesicht, von ihren schlimmen Pfaden lassend, alsdann erhöre ich vom Himmel her, verzeihe ihre Sünde und schaffe Heilung ihrem Lande. Nun sollen meine Augen offenstehen und meine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte. Denn jetzt erwähle ich dies Haus und weihe es, auf daß mein Name hier für immer sei und meine Augen und mein Herz für immer weilen. Und wandelst du vor mir so, wie dein Vater David einst gewandelt, und tust, ganz wie ich dir geboten, und achtest meine Vorschriften und Satzungen, alsdann bestätige ich den Thron deines Königtums, wie ich mit deinem Vater David einen Bund geschlossen: "Nie fehle dir ein Mann, der Israel beherrscht.« Doch fallt ihr ab und verlasset meine Vorschriften und Satzungen, die ich euch vorgelegt, und dienet anderen Göttern und werft euch vor sie hin, dann reiße ich sie weg von meiner Scholle, die ich ihnen einst verliehen, und weg von meinem Angesicht verwerfe ich das Haus, das meinem Namen ich geweiht, und mache es zum Hohn und Spott für alle Völker. Und über dieses Haus, das so erhaben war, entsetzt sich jeder, der daran vorübergeht, und fragt er dann: "Weswegen hat der Herr diesem Land und diesem Hause so getan?" dann sagen sie: "Weil sie den Herrn, ihrer Väter Gott, verlassen, der einst sie aus Ägypterland geführt, und sich alsdann an andere Götter hielten und sie anbeteten und ihnen dienten, deswegen hat der Herr all dieses Unheil aber sie gebracht."« Innere VerwaltungIn zwanzig Jahren hatte Salomo das Haus des Herrn und sein Haus erbaut. Danach baute Salomo die Städte aus, die Churam dem Salomo gegeben, und siedelte Israeliten darin an. Dann zog Salomo nach Hamat bei Soba und eroberte es. Er baute auch Tadmor in der Wüste und alle Vorratsstädte aus, die er in Hamat angelegt hatte. Er baute auch Ober- und Nieder-Bet Choron aus, Festungen mit Mauern, Toren und Riegeln, ferner Baalat und alle Vorratsstädte, die Salomo besaß, alle Wagenstädte, die Städte für die Reiter und alles, was Salomo zu bauen wünschte in Jerusalem, auf dem Libanon und in seinem ganzen Herrschaftsbereich. Aus allem Volk, das von den Chittitern, Amoritern, Perizitern, Chiwitern und Jebusitern übrig war und das nicht aus Israel war, von seinen Söhnen, die nach ihm im Lande geblieben waren und die die Israeliten nicht ausgerottet hatten, hob Salomo zum Frondienst aus bis auf diesen Tag. Aber von den Israeliten machte Salomo keinen zum Knecht für seine Arbeit. Sie wurden Kriegsleute, Befehlshaber seiner Wagenkämpfer und Befehlshaber seiner Wagen und Reiter. Dies waren die Oberen der Vögte des Königs Salomo, 210, die die Leute beaufsichtigten. Salomo aber brachte Pharaos Tochter aus der Davidsstadt in das Haus, das er für sie gebaut hatte. Denn er sprach: »Kein Weib wohne mir im Hause Davids, des Königs von Israel! Denn der Ort ist heilig, weil dahin die Lade des Herrn gekommen ist.« Damals brachte Salomo dem Herrn Brandopfer dar, auf dem Altar des Herrn, den er vor der Vorhalle erbaut hatte. Das Tägliche brachte er dar nach des Moses Gebot an den Sabbaten, Neumonden und Festen und dreimal im Jahre, an dem Feste der ungesäuerten Brote, am Wochenfeste und am Hüttenfeste. Nach seines Vaters David Anordnung bestellte er die Priesterabteilungen zu ihrem Dienste und die Leviten zu ihren Amtsverrichtungen, daß sie lobsangen und bei den Priestern den täglichen Dienst taten, ferner die Torhüter nach ihren Abteilungen für jedes Tor. Denn so war es Befehl des Gottesmannes David. Man war in keinem Stücke abgewichen von des Königs Befehl betreffs der Priester und Leviten und der Schatzkammern. So ward Salomos ganzes Werk fertig, von dem Tage an, an dem das Haus des Herrn gegründet wurde, bis zur gänzlichen Vollendung des Hauses des Herrn. Damals war Salomo nach Esiongeber und Elot am Meeresufer im Lande Edom gezogen. Churam aber sandte ihm durch seine Knechte Schiffe mit meereskundigen Knechten. Und sie kamen mit Salomos Knechten nach Ophir. Von da holten sie 450 Talente Gold und brachten es dem König Salomo. Die Königin von SabaAuch die Königin von Saba hatte den Ruhm über Salomo vernommen. So kam sie nach Jerusalem, Salomo mit Rätseln zu prüfen, mit sehr großem Gefolge und mit Kamelen, beladen mit Spezereien und Gold in Menge und Edelsteinen. So kam sie zu Salomo. Da besprach sie mit ihm alles, was sie auf dem Herzen hatte. Und Salomo gab ihr Antwort auf alle ihre Fragen. Nichts war Salomo verborgen, das er ihr nicht beantwortet hätte. Als die Königin von Saba die Weisheit Salomos sah, den Palast, den er erbaut, die Speisen seines Tisches, die Sitze seiner Diener, das Aufwarten seiner Bedienten, ihre Gewandung, seine Mundschenken und ihre Gewandung und sein Brandopfer, das er im Hause des Herrn darbrachte, da war sie außer sich. Sie sprach zum König: »Wahrheit ist es, was ich in meinem Lande von deinen Sachen und deiner Weisheit vernommen habe. Ich habe ihren Worten nicht geglaubt, bis ich selbst gekommen bin und es dann mit eigenen Augen gesehen habe. Dabei ist mir nicht die Hälfte der Fülle deiner Weisheit gemeldet worden. Du übertriffst den Ruhm, den ich vernommen habe. Glücklich deine Mannen! Glücklich diese deine Diener, die allzeit vor dir stehen und deine Weisheit hören! Gepriesen der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen gefunden, um dich auf seinen Thron als König für den Herrn, deinen Gott, zu setzen! Weil dein Gott Israel liebt und es ewig bestehen lassen will, darum hat er dich über sie zum König gesetzt, um Recht und Gerechtigkeit zu üben.« Sie gab dem König 120 Talente Gold, Spezereien in sehr großer Menge und Edelsteine. Nie hatte es solche Spezereien gegeben wie die, die Sabas Königin dem König Salomo geschenkt hatte. Auch Churam und Salomos Knechte, die Gold aus Ophir holten, brachten Aloeholz und Edelsteine. Und der König machte aus dem Aloeholz Treppen zum Hause des Herrn und zum Königshause und Zithern und Harfen für die Sänger. Der König Salomo aber erfüllte der Königin von Saba all ihre Wünsche, noch über das hinaus, worum sie den König gebeten hatte. Sie kehrte nun heim und zog in ihr Land mit ihren Dienern. Das Gewicht des Goldes, das für Salomo in einem Jahr einging, betrug 666 Goldtalente, außer dem, was die Kaufleute und Händler brachten. Auch alle abgabepflichtigen Könige und die Statthalter des Landes lieferten Salomo Gold und Silber. Der König Salomo machte 200 Schilde aus geschlagenem Golde; auf jeden Schild verwendete er 600 Ring geschlagenes Gold. Dazu 300 Schildchen aus geschlagenem Golde. Auf jedes Schildchen verwendete er 300 Ring geschlagenes Gold. Und der König tat sie in das Libanonwaldhaus. Ferner machte der König einen großen Elfenbeinthron und überzog ihn mit reinem Golde. Sechs Stufen hatte der Thron und eine Thronsessellehne. Sie waren mit Gold gefaßt, ebenso die Armlehnen auf beiden Seiten des Sitzplatzes. Und zwei Löwen standen neben den Lehnen. Zwölf Löwen standen dort auf den sechs Stufen zu beiden Seiten. Solches ward für kein anderes Königreich gemacht. Alle Trinkgefäße des Königs Salomo waren aus Gold und alle Geräte des Libanonwaldhauses von feinem Gold. Silber galt in Salomos Tagen für nichts. Denn der König besaß Schiffe, die mit Churams Knechten nach Tarsis fuhren. Alle drei Jahre einmal kamen die Tarsisschiffe und brachten Gold und Silber, Elfenbein, Affen und Pfaue. So übertraf der König Salomo alle Könige der Erde an Reichtum und Weisheit. Und alle Könige der Erde suchten Salomos Anblick, um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott ins Herz gelegt hatte. Sie brachten jeder seine Gabe, silberne und goldene Geräte, Gewänder, Waffen und Spezereien, Rosse und Maultiere, Jahr für Jahr. Und Salomo besaß 4.000 Gespanne, Rosse und Wagen und 12.000 Reiter. Er legte sie in die Wagenstädte und in die Umgebung des Königs nach Jerusalem. Und er war Herrscher über alle Könige vom Strome bis zum Philisterland und bis zur Grenze Ägyptens. Und der König machte das Silber zu Jerusalem den Steinen gleich und die Zedern gleich den Maulbeerbäumen in der Niederung. Man führte Rosse für Salomo aus Ägypten und aus allen Ländern ein. Ist nicht Salomos übrige Geschichte, die frühere und die spätere, aufgeschrieben in der Geschichte des Propheten Natan, in der Weissagung des Siloniten Achia und in der Offenbarung des Sehers Jedo an Nebats Sohn Jeroboam? Salomo herrschte zu Jerusalem über ganz Israel vierzig Jahre. Alsdann legte sich Salomo zu seinen Vätern, und man begrub ihn in seines Vaters David Stadt. Und sein Sohn Rechabeam ward König an seiner Statt. Die ReichsspaltungRechabeam ging nun nach Sichem. Denn ganz Israel ging nach Sichem, ihn zum König zu machen. Davon hörte Nebats Sohn Jeroboam. Er war noch in Ägypten, wohin er vor dem König Salomo geflohen war. Da kehrte Jeroboam aus Ägypten zurück. Nun sandte man hin und ließ ihn rufen. So kamen Jeroboam und ganz Israel. Sie sprachen zu Rechabeam: »Dein Vater hat uns ein hartes Joch auferlegt. Erleichtere uns deines Vaters harten Dienst und das schwere Joch, das er uns auferlegt, und wir wollen dir dienen!« Er sprach zu ihnen: »Kommt in drei Tagen wieder zu mir!« Und das Volk ging weg. Da beriet sich König Rechabeam mit den Ältesten, die vor seinem Vater Salomo bei seinen Lebzeiten gestanden, und sprach: »Wie ratet ihr, dieses Volk zu bescheiden?« Sie sprachen zu ihm so: »Bist du zu diesem Volke gütig, fügst dich ihnen und gibst ihnen freundlichen Bescheid, dann werden sie dir allzeit Diener sein.« Er aber kehrte sich nicht an den Rat der Alten, die ihn beraten hatten, sondern beriet sich mit den Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren und vor ihm standen. Er sprach zu ihnen: »Wie ratet ihr, dieses Volk zu bescheiden, das zu mir gesprochen: "Erleichtere das Joch, das uns dein Vater auferlegt hat!"« Da sprachen zu ihm die Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren: »Also sprich zu diesem Volke, das zu dir gesprochen: "Dein Vater hat uns ein schweres Joch auferlegt. Erleichtere du unser Joch!" So sprich zu ihnen: Mein kleiner Finger ist stärker als meines Vaters Lenden. Nun denn! Mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt. Ich aber will euer Joch noch härter machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich aber will es mit Skorpionen tun.« Am dritten Tage kamen nun Jeroboam und alles Volk zu Rechabeam, wie der König gesagt hatte: »Kommt am dritten Tage wieder zu mir!« Da fuhr der König sie hart an. Denn der König Rechabeam hielt sich nicht an den Rat der Alten. Er sprach nach der Jungen Rat zu ihnen: »Mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt. Ich aber mache euer Joch noch schwerer. Mein Vater züchtigte euch mit Peitschen, ich aber will es mit Skorpionen tun.« Also schenkte der König dem Volke kein Gehör. Denn so war es von Gott bestimmt, damit der Herr sein Wort bestätigte, das er durch den Siloniten Abia zu Nebats Sohn Jeroboam gesprochen hatte. Als nun ganz Israel sah, daß der König ihnen kein Gehör schenkte, gab das Volk dem König diesen Bescheid: »Was haben wir gemein mit David? Wir nehmen keinen Anteil mehr am Isaisohne. Ein jeglicher gehe zu seinen Zelten, Israel! Nun schau nach deinem Hause, David!« So ging ganz Israel zu seinen Zelten. So blieb Rechabeam nur noch König über die Israeliten, die in Judas Städten wohnten. Da sandte der König Rechabeam den Fronmeister Hadoram hin. Aber die Israeliten steinigten ihn zu Tode. Der König Rechabeam selbst konnte noch rasch auf seinen Wagen springen und nach Jerusalem fliehen. So fiel Israel vom Davidshause ab bis auf diesen Tag. Rechabeam von JudaRechabeam kam nun nach Jerusalem. Da sammelte er das Haus Juda und Benjamin, 180.000 erlesene Krieger, zum Kampfe gegen Israel, um das Königtum dem Rechabeam zurückzugewinnen. Da erging Gottes Wort an den Gottesmann Semaja: »Sprich zu dem Sohne Salomos, dem Judakönig Rechabeam, und zu dem ganzen Israel in Juda und in Benjamin: "So spricht der Herr: Zieht nicht hinauf und kämpfet nicht mit euren Brüdern! Ein jeder kehre heim! Durch mich ist es so gefügt."« Sie hörten auf das Wort des Herrn und ließen den Zug gegen Jeroboam. So blieb Rechabeam in Jerusalem und baute Städte in Juda zu Festungen um. So baute er Bethlehem, Etam, Tekoa, Betsur, Soko, Adullam, Gat, Maresa, Ziph, Adoraim, Lakis, Azeka, Sora, Ajjalon und Hebron, die in Juda und Benjamin lagen, zu festen Städten um. Er verstärkte die Festungen, legte Befehlshaber hinein sowie Vorräte an Speise, Öl und Wein, und in jede Stadt Schilde und Speere. So machte er sie überaus stark. Und so blieben ihm Juda und Benjamin. Die Priester aber und die Leviten in ganz Israel stellten sich bei ihm ein aus all ihren Bezirken. Denn die Leviten verließen ihre Weidetriften und ihren Besitz und gingen nach Juda und Jerusalem; denn Jeroboam mit seinen Söhnen hatte sie aus dem Priesterdienst des Herrn verstoßen und sich eigene Priester bestellt für die Höhen, für die Bocksgestalten und für die Kälber, die er gemacht hatte. Ihnen waren aus allen Stämmen Israels solche gefolgt, die ihren Sinn darauf richteten, den Herrn, Israels Gott, aufzusuchen. Sie waren nach Jerusalem gekommen, dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, zu opfern. So stärkten sie das Königreich Juda und unterstützten Salomos Sohn Rechabeam drei Jahre lang. Rechabeam nahm sich nun zum Weibe Machalat, die Tochter des Davidsohnes Jerimot und der Abichail, die Enkelin des Isaisohnes Eliab. Sie gebar ihm Söhne: Jëus, Semarja und Zaham. Nach ihr heiratete er Absaloms Enkelin Maaka, und sie gebar ihm Abia, Attai, Ziza und Selomit. Rechabeam aber liebte Absaloms Tochter Maaka mehr als alle seine anderen Frauen und Nebenweiber. Er hatte achtzehn Frauen und sechzig Nebenweiber genommen. Er zeugte achtundzwanzig Söhne und sechzig Töchter. Und Rehabeam bestellte Maakas Sohn Abia zum Haupte und Fürsten unter seinen Brüdern, um ihn zum König zu machen. Und er handelte klug und verteilte all seine Söhne in alle Gegenden Judas und Benjamins und in alle festen Städte. Er gab ihnen reichliche Zehrung und gewährte eine Menge Weiber. Jerusalems EroberungAls aber Rechabeams Königtum fest war und er zu Macht kam, verließ er des Herrn Gesetz, und ganz Israel mit ihm. So zog denn im fünften Regierungsjahr Rechabeams Sisak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem, weil sie dem Herrn untreu geworden waren, mit 1.200 Wagen und 60.000 Reitern. Zahllos war das Volk, das mit ihm aus Ägypten zog: Libyer, Troglodyten und Äthiopier. Und er eroberte Judas Festungen und kam bis Jerusalem. Da kam der Prophet Semaja zu Rechabeam und Judas Fürsten, die sich vor Sisak nach Jerusalem geflüchtet hatten, und sprach zu ihnen: »So spricht der Herr: "Mich habt ihr verlassen. So überlasse ich auch euch der Hand des Sisak."« Da demütigten sich Judas Fürsten mit dem König und sprachen: »Der Herr ist gerecht.« Als der Herr sah, daß sie sich verdemütigt hatten, erging des Herrn Wort an Semaja: »Sie haben sich gedemütigt. So will auch ich sie nicht vernichten. Ich gönne ihnen nun ein wenig Heil: Mein Grimm ergießt sich nimmermehr durch Sisak auf Jerusalem. Doch sollen sie ihm dienstbar werden, daß sie kennenlernen meinen Dienst und den der Königreiche anderer Länder.« So rückte Ägyptens König Sisak gegen Jerusalem und nahm die Schätze im Hause des Herrn und die Schätze des Königshauses. Alles nahm er mit. Er nahm auch die goldenen Schilde, die Salomo gemacht hatte. König Rechabeam machte an ihrer Statt eherne Schilde und gab sie in die Obhut der Obersten der Läufer, die den Eingang des Königshauses bewachten. Sooft der König ins Haus des Herrn ging, kamen die Läufer und trugen sie. Dann brachten sie sie ins Gemach der Läufer zurück. Weil er sich verdemütigte, ließ der Zorn des Herrn von ihm und vertilgte ihn nicht. Auch an Juda war manches Gute. König Rechabeam befestigte sich wieder in Jerusalem und regierte weiter. Denn Rechabeam war einundvierzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte siebzehn Jahre zu Jerusalem, in der Stadt, die der Herr aus allen Stämmen Israels wählte, seinen Namen hier einzusetzen. Seine Mutter hieß Naama und war eine Ammoniterin. Er tat das Böse. Denn er richtete sein Herz nicht darauf, den Herrn zu suchen. Ist nicht Rechabeams Geschichte, die frühere und spätere, in der Geschichte des Propheten Semaja und des Sehers Iddo aufgezeichnet? Die Kämpfe Rechabeams und Jeroboams währten die ganze Zeit. Als sich Rechabeam zu seinen Vätern legte, ward er in der Davidsstadt begraben, und sein Sohn Abia ward an seiner Statt König. Abia von JudaIm achtzehnten Jahre des Königs Jeroboam ward Abia König über Juda. Drei Jahre regierte er zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Mikajahu und war Uriels Tochter aus Gibea. Auch zwischen Abia und Jeroboam kam es zum Kriege. Abia begann den Kampf mit einem Heer tapferer Krieger, mit 400.000 erlesenen Leuten. Jeroboam aber stellte sich in Schlachtordnung gegen ihn mit 800.000 erlesenen, tapferen Kriegern. Da stellte sich Abia oben auf den Berg Semaraim im Gebirge Ephraim und sprach: »Hört mich, Jeroboam und ihr, ganz Israel! Müßt ihr nicht wissen, daß einst der Herr, Gott Israels, dem David das Königtum von Israel für alle Zeit verliehen hat, ihm und seinen Söhnen, als einen Salzbund? Nun trat des Nebat Sohn Jeroboam auf, der Knecht des Davidsohnes Salomo, um sich gegen seinen Herrn zu empören. Um ihn scharten sich nichtsnutzige und schlimme Leute, und sie empörten sich gegen Salomos Sohn Rechabeam. Rechabeam war noch jung und schwachmütig und konnte ihnen nicht standhalten. jetzt aber denkt ihr standzuhalten vor des Herren Königtum, das in der Hand der Söhne Davids liegt? Ihr seid ein großer Haufen zwar; bei euch sind auch die goldenen Kälber, die euch Jeroboam zu Göttern gemacht hat. Habt ihr denn nicht des Herren Priester ausgetrieben, die Aaronssöhne und Leviten, und euch selber Priester gemacht, so wie die Völker in den Ländern? Wer da mit einem jungen Stier und sieben Widdern kam, sich weihen zu lassen, der ist schon ein Priester der Ungötter geworden. Der Herr ist aber unser Gott; verlassen haben wir ihn nicht. Als Priester dienen so dem Herrn die Aaronssöhne, und die Leviten sind im Amte. Sie lassen für den Herren jeden Morgen und jeden Abend Brandopfer verrauchen und duftiges Räucherwerk. Sie legen das Brot dem reinen Tische reihenweise auf und zünden auch den goldenen Leuchter mit seinen Lampen jeden Abend an. Denn wir beobachten den Dienst des Herrn, unseres Gottes. Doch ihr habt ihn verlassen. Mit uns ist, an der Spitze, Gott und seine Priester und die Lärmtrompeten, um gegen euch zum Angriff zu blasen. Ihr Söhne Israels! Kämpft doch nicht gegen den Herrn, eurer Väter Gott! Ihr habt kein Glück.« Jeroboam aber ließ den Hinterhalt eine Wendung machen, um ihnen in den Rücken zu fallen. So standen sie Juda gegenüber. In seinem Rücken aber war der Hinterhalt. Nun wandte Juda sich um. Da hatte es den Kampf vorn und hinten. Da schrien sie zum Herrn, und die Priester stießen in die Hörner. Und die Mannen Judas erhoben ein Kriegsgeschrei. Sowie Judas Mannen aber schrien, schlug Gott Jeroboam und ganz Israel vor Abia und Juda. Und die Israeliten flohen vor Juda. Und Gott gab sie in seine Hand. Und Abia und seine Leute schlugen sie gewaltig. Von Israel fielen 500.000 erlesene Leute. So wurden die Israeliten damals gedemütigt. Und Judas Söhne gewannen die Oberhand; denn sie hatten sich auf den Herrn, ihrer Väter Gott, gestützt. Abia aber verfolgte Jeroboam und gewann ihm etliche Städte ab, Betel, Jesana und Ephron je mit ihren Tochterorten. Jeroboam aber war nicht mehr zu Kraft gekommen in Abias Tagen. Ihn schlug der Herr, und er starb. Abia aber wurde mächtig, und er nahm sich vierzig Weiber und zeugte zweiundzwanzig Söhne und sechzehn Töchter. Abias übrige Geschichte, sein Wandel und seine Reden, sind in der Auslegung des Propheten Iddo aufgezeichnet. Asa von JudaAbia legte sich zu seinen Vätern, und man begrub ihn in der Davidsstadt, und sein Sohn Asa ward König an seiner Statt. In seinen Tagen hatte das Land zwanzig Jahre Ruhe. Asa tat, was gut und recht war in des Herrn, seines Gottes, Augen. Er entfernte die ausländischen Altäre und die Höhen, zertrümmerte die Malsteine und fällte die Ascheren ("hl. Pfähle"). Er gebot Juda, den Herrn, ihrer Väter Gott, zu suchen und die Lehre und das Gebot zu üben. Er entfernte aus allen Städten Judas die Höhen und die Rauchaltäre. Durch ihn hatte das Reich Ruhe. Er baute auch feste Städte in Juda. Denn das Land hatte Ruhe. Niemand führte mit ihm in jenen Jahren Krieg, da der Herr ihm Ruhe verschafft hatte. Er sprach nun zu Juda: »Wir wollen diese Städte aufbauen und mit Mauern, Türmen, Toren und Riegeln umgeben. Noch sind wir die Herren des Landes. Denn wir haben den Herrn, unseren Gott, gesucht. Wir haben ihn gesucht, und da schaffte er uns ringsum Ruhe.« So bauten sie und hatten Gelingen. Asa aber hatte ein Heer, das Schild und Speer trug, aus Juda 300.000 Mann und aus Benjamin 280.000 Mann, die Tartschen trugen und den Bogen spannten, lauter tapfere Krieger. Da zog gegen ihn der Kuschite Zerach mit einem Heere von 1.000.000 Mann und dreihundert Wagen. Er kam bis Maresa. Da zog Asa ihm entgegen. Und sie ordneten die Schlacht im Tale nördlich bei Maresa. Da rief Asa zum Herrn, seinem Gott, und sprach: »Herr! Nur Du kannst helfen im Streite zwischen einem Mächtigen und einem Schwachen. Hilf uns, Herr, unser Gott! Wir stützen uns auf Dich. In Deinem Namen ziehen wir gegen diesen Haufen. Herr! Du bist unser Gott. Laß keinen Sterblichen vor Dir aufkommen!« Da schlug der Herr die Kuschiten vor Asa und Juda. Und die Kuschiten flohen. Asa aber und das Volk bei ihm verfolgten sie bis Gerar. Und von den Kuschiten fielen so viele, daß ihrer keiner mehr am Leben blieb. Denn sie waren vor dem Herrn und vor seinem Heere zerschmettert worden. Jene trugen sehr große Beute davon. Und sie schlugen alle Städte rings um Gerar. Denn des Herrn Schrecken war über sie gekommen. So plünderten sie alle Städte. Denn viel Beute war darin. Auch die Zelte mit den Herden hatten sie geschlagen, und so führten sie Schafe in Menge und Kamele fort. Dann kehrten sie nach Jerusalem zurück. Des Volkes ErneuerungDa kam über Azarja, Odeds Sohn, Gottes Geist. Er ging zu Asa hinaus und sprach zu ihm: »Hört mich, du, Asa, und ihr, Leute von ganz Juda und von Benjamin! Der Herr ist dann mit euch, wenn ihr auch mit ihm seid. Sucht ihr ihn auf, läßt er sich von euch finden. Verlaßt ihr ihn, verläßt er euch. Viele Tage schon war Israel ohne wahren Gott und ohne die belehrenden Priester und ohne Lehre. Da kehrte es sich in seiner Not zum Herrn, dem Gotte Israels. Sie suchten ihn; er ließ sich finden. Denn große Unruhe war bei allen Bewohnern dieser Lande. In jenen Zeiten war kein Frieden für die Aus- und Eingehenden. Ein Volk war gegen das andere verhetzt und eine Stadt gegen die andere. Denn Gott hat sie durch allerlei Trübsal verwirrt. Ihr aber! Seid mutig! Laßt eure Hände nimmer sinken! Für euer Tun gibt's einen Lohn.« Als Asa diese Worte hörte und die Weissagung des Propheten Azarja, bekam er Mut, und so entfernte er die Scheusale aus dem ganzen Lande Juda und Benjamin und aus den Städten, die er auf dem Gebirge Ephraim erobert hatte. Er erneuerte auch des Herrn Altar, der vor der Vorhalle des Herrn stand. Dann versammelte er ganz Juda und Benjamin und die Fremdlinge bei ihnen aus Ephraim, Manasse und Simeon. Denn sie waren ihm aus Israel in Menge zugefallen, als sie sahen, daß der Herr, sein Gott, mit ihm war. Sie sammelten sich nun zu Jerusalem im dritten Monat des fünfzehnten Jahres der Regierung des Asa. Und sie opferten dem Herrn an jenem Tage von der Beute, die sie heimgebracht, 700 Rinder und 7.000 Schafe. Dann verpflichteten sie sich, den Herrn, ihrer Väter Gott, aus ihrem ganzen Herzen und ihrer ganzen Seele zu suchen, und wer den Herrn, Israels Gott, nicht suche, solle getötet werden, klein oder groß, Mann oder Weib! So schwuren sie dem Herrn mit lautem Jubelrufe und unter Hörner- und Posaunenschall. Und ganz Juda freute sich über den Schwur. Denn sie hatten ihn mit ganzem Herzen geschworen und ihn mit ihrem ganzen Willen gesucht. Und er ließ sich von ihnen finden. So schaffte ihnen der Herr ringsum Ruhe. Sogar Maaka, die Mutter des Königs Asa, entsetzte er der Würde einer Herrin, weil sie der Aschera ein Schandbild gemacht hatte. Asa fällte ihr Schandbild, zermalmte und verbrannte es im Kidrontale. Die Höhen aber waren aus Israel nicht verschwunden. Nur Asas Herz war all seine Tage ungeteilt geblieben. Er brachte seines Vaters heilige Gaben und die seinigen in das Gotteshaus, Silber, Gold und andere Wertsachen. Krieg aber war nicht mehr bis zu Asas fünfunddreißigstem Regierungsjahre. Asas EndeIm sechsunddreißigsten Jahre Asas zog Israels König Baësa gegen Juda heran. Er baute Rama ("Höhe") aus, um niemanden zu Judas König Asa aus- und eingehen zu lassen. Da nahm Asa Silber und Gold aus den Schatzkammern im Hause des Herrn und im Königshause und sandte es an Arams König Benhadad, der zu Damaskus wohnte, und ließ sagen: »Ein Bund sei zwischen mir und dir, wie zwischen deinem Vater und meinem Vater! Hier sende ich dir Silber und Gold. Wohlan, brich deinen Bund mit Israels König Baësa, daß er von mir abziehe!« Und Benhadad hörte auf den König Asa und sandte seine Heeresobersten gegen Israels Städte. Sie verheerten Ijjon, Dan und Abelmaim ("Wasseraue") und alle Vorratshäuser in Naphtalis Städten. Als dies Baësa vernahm, ließ er vom Ausbau Ramas und stellte seine Arbeit ein. Da zog der König Asa ganz Juda heran, und sie trugen die Steine und die Balken von Rama fort, das Baësa ausgebaut hatte. Er baute damit Geba und Mispa aus. In jener Zeit war der Seher Chanani zum Judakönige Asa gekommen, und so sprach er zu ihm: »Weil du dich auf Arams König gestützt hast und nicht auf den Herrn, deinen Gott, deswegen ist das Heer des Israelkönigs deiner Hand entronnen. Sind denn die Äthiopier und Libyer nicht zahlreicher gewesen an Wagen und an Reitern? Doch weil du auf den Herrn dich gestützt, hat er sie auch in deine Hand gegeben. Die Augen des Herrn durchspähen ja die ganze Erde, um den zu festigen, dessen Herz ungeteilt für ihn ist. Du hast töricht hierin gehandelt. Von jetzt ab gibt's für dich nur Kämpfe.« Da zürnte Asa dem Seher und legte ihn ins Stockhaus. Denn er war ihm böse. Asa tötete auch damals etliche aus dem Volke. Asas Geschichte, die frühere und die spätere, ist im Buche der Könige von Juda und Israel aufgezeichnet. Im neununddreißigsten Regierungsjahr erkrankte Asa an den Füßen, und seine Erkrankung war überaus heftig. Aber auch in dieser Krankheit suchte er nicht den Herrn auf, sondern die Ärzte. Und Asa legte sich zu seinen Vätern, und zwar starb er in seinem einundvierzigsten Regierungsjahr. Man begrub ihn in seiner Grabstätte, die er sich in der Davidsstadt angelegt hatte. Man legte ihn auf ein Lager, das man mit Spezereien und sonstigen kunstvoll bereiteten Gewürzen angefüllt hatte. Dann zündete man ihm einen überaus großen Brand an. Josaphat von JudaSein Sohn Josaphat ward an seiner Statt König. Er aber ward Israel überlegen. Er legte nämlich in alle festen Städte Judas Mannschaften. Er legte auch Besatzungen in das Land von Juda und in Ephraims Städte, die sein Vater Asa erobert hatte. Und der Herr war mit Josaphat. Denn er wandelte auf seines Vaters früheren Pfaden. Er suchte die Baale nicht auf, sondern den Gott seines Vaters. So wandelte er nach seinen Geboten und nicht nach Israels Tun. Daher ließ der Herr unter seiner Hand das Königtum erstarken, und ganz Juda gab Josaphat Geschenke. So hatte er Reichtum und Ehre in Fülle. Und sein Herz ward mutig auf des Herrn Wegen. Er beseitigte auch noch die Höhen und die Ascheren aus Juda. Im dritten Regierungsjahr sandte er seine Obersten Benchail, Obadja, Zakarja, Netanel und Mikajahu aus, in Judas Städten zu lehren, mit ihnen die Leviten Semajahu, Netanjahu, Zebadjahu, Asael, Semiramot, Jonatan, Adonijahu und Tobijahu und die Leviten Tob und Adonia und mit diesen die Priester Elisama und Joram. Sie lehrten in Juda. Dabei hatten sie das Buch der Lehre des Herrn bei sich. Sie zogen in allen Städten Judas umher und lehrten unter dem Volke. Des Herrn Schrecken aber fiel auf alle Reiche der Länder rings um Juda. Und so stritten sie nicht mit Josaphat. Auch von den Philistern brachten etliche Josaphat Geschenke und eine Last Silber. Auch die Araber brachten ihm an Schafen 7.700 Widder und 7.700 Böcke. So ward Josaphat immer mächtiger. Er baute in Juda Burgen und Vorratsstädte. In den Städten Judas besaß er gewaltige Vorräte und in Jerusalem tapfere Kriegsleute. Dies war ihre Amtsordnung nach ihren Familien: Zu Juda gehörten als Oberste von Tausendschaften Adna, der Oberste. Bei ihm waren 300.000 tapfere Leute. Neben ihm war Jochanan Oberster mit 280.000. Neben ihm Amasja, Zikris Sohn, der sich freiwillig dem Herrn geweiht hatte, mit 200.000 tapferen Leuten. Zu Benjamin gehörte der tapfere Krieger Eljada mit 200.000 Leuten, mit Bogen und Schild gerüstet. Neben ihm war Jozabad mit 180.000 Kriegsgerüsteten. Diese waren es, die dem König dienten, außer denen, die der König in die festen Städte in ganz Juda gelegt hatte. Josaphats FeldzugUnd Josaphat besaß Reichtum und Ruhm in Fülle. Und er verschwägerte sich mit Achab. Nach einigen Jahren zog er zu Achab nach Samaria hinab. Da schlachtete Achab für ihn und seine Leute bei ihm Schafe und Rinder in Menge. Dann überredete er ihn, nach Ramot in Gilead zu ziehen. Achab, Israels König, sprach zum Judakönig Josaphat: »Ziehst du mit mir gegen Ramot in Gilead?« Er sprach zu ihm: »Ich wie du, mein Volk wie dein Volk! Ich ziehe mit dir in den Krieg.« Und Josaphat sprach zum König Israels: »Frag doch jetzt nach dem Worte des Herrn!« Da versammelte Israels König die Propheten, 400 Mann, und fragte sie: »Sollen wir gegen Ramot in Gilead zu Felde ziehen, oder soll ich es lassen?« Sie sprachen: »Zieh hin! Gott gibt es in des Königs Hand.« Da sprach Josaphat: »Ist hier kein Prophet des Herrn mehr, daß wir ihn befragen?« Da sprach der König Israels zu Josaphat: »Noch einer ist da, den Herrn durch ihn zu befragen. Aber ich hasse ihn. Denn er weissagt über mich nichts Gutes, sondern allzeit nur Schlimmes. Das ist Imlas Sohn Mikajehu.« Da sprach Josaphat: »Der König sage nicht so!« Da rief der König Israels einen Kämmerer und befahl: »Hol rasch Mikajehu, Imlas Sohn!« Der König Israels aber und Josaphat, Judas König, saßen, jeder auf seinem Throne, in Gewändern da, und zwar saßen sie am Eingang des Tores von Samaria in Untergewändern da, und alle Propheten weissagten vor ihnen. Da machte sich Sidkijahu, Kenaanas Sohn, eiserne Hörner und sprach: »So spricht der Herr: "Mit solchen wirst du die Aramäer stoßen und vernichten."« Ebenso weissagten alle anderen Propheten und sprachen: »Zieh nach Ramot in Gilead und habe Glück! Der Herr gibt es in des Königs Hand.« Der Bote aber, der hingegangen war, Mikajehu zu rufen, sprach zu ihm: »Die Propheten verheißen dem König einstimmig Gutes. Möchte auch dein Wort einem der Ihrigen gleichen! Sprich nur Gutes!« Da sprach Mikajehu: »So wahr der Herr lebt! Ich rede nur, was mein Gott sagt.« So kam er zum König. Und der König sprach zu ihm: »Mika! sollen wir gen Ramot in Gilead zu Felde ziehen, oder soll ich es lassen?« Er sprach: »Zieht hin und habt Glück! Sie werden in eure Hand gegeben.« Da sprach der König zu ihm: »Wie oft muß ich dich beschwören, du sollst mir in des Herrn Namen nur Wahrheit verkünden?« Da sprach er: »Ich sehe ganz Israel auf den Bergen zerstreut, wie Schafe ohne Hirten, und der Herr spricht: "Sie haben keinen Herrn mehr. Sie kehren aber jeder unversehrt nach Hause."« Da sprach der König Israels zu Josaphat: »Habe ich dir nicht gesagt: "Er weissagt über mich nie Gutes, sondern nur Schlimmes?"« Da sprach er: »Hört darum das Wort des Herrn. Gesehen habe ich den Herrn auf seinem Throne sitzen, und bei ihm stand das ganze Himmelsheer zur Rechten und zur Linken. Da sprach der Herr: "Wer möchte Achab, Israels König, so betören, daß er zu Felde zöge und in Gilead zu Ramot fiele?" Der eine sagte dies, der andere jenes. Da tritt der Geist hervor und stellt sich vor den Herrn und spricht: "Ich möchte ihn betören.« Da fragte ihn der Herr: "Womit?" Er sprach: "Ich gehe aus und werde dann zum Lügengeist im Munde aller seiner Seher.« Er sprach: "Du wirst betören und es auch vollbringen. Auf! Handle so!" So hat der Herr nun einen Lügengeist dem Munde all deiner Seher eingegeben. Unheil plant über dich der Herr.« Da trat Sidkia, Kenaanas Sohn, herzu, schlug Mikajehu auf die Wange und sprach: »Auf welchem Wege ist der Geist des Herrn von mir gewichen, um mit dir zu reden?« Da sprach Mikajehu: »Das siehst du an jenem Tage, an dem du kommst, Winkel aufsuchend, um dich zu verstecken.« Da sprach der König von Israel: »Nehmt Mikajehu und bringt ihn zum Stadthauptmann Amon und zum Königssohne Joas und meldet: "So spricht der König: Werft diesen in den Kerker und nährt ihn kärglich mit Brot und Wasser, bis ich heil heimkomme!"« Da sprach Mikajehu: »Kehrst du wirklich heil heim, dann hat der Herr nicht durch mich gesprochen.« Und er sprach: »Hört es, all ihr Leute!« So zog der König Israels mit Judas König Josaphat gen Ramot in Gilead. Und der König von Israel sprach zu Josaphat davon, verkleidet in den Kampf zu ziehen. »Du aber behalte deine Kleider an!« So verkleidete sich der König Israels, und sie zogen in den Kampf. Nun befahl der König von Aram den Obersten seiner Streitwagen: »Kämpft mit niemand anderem, gering oder vornehm als allein mit dem König von Israel!« Wie nun die Obersten der Streitwagen den Josaphat erblickten, dachten sie: »Das ist der König von Israel. Und sie umringten ihn, um ihn anzugreifen.« Da schrie Josaphat, und der Herr half ihm. Gott lockte sie von ihm weg. Wie die Führer der Streitwagen nun merkten, daß es nicht der König von Israel war, ließen sie von ihm. Nun spannte ein Mann von ungefähr den Bogen und traf den König zwischen Ringelgurt und Panzer. Er sprach zum Wagenlenker: »Kehr um und fahre mich aus dem Getümmel! Denn ich bin verwundet.« Aber der Kampf entbrannte an jenem Tage immer stärker, und so blieb der König von Israel, im Wagen gestützt, Aram gegenüber bis zum Abend. Zur Zeit des Sonnenunterganges aber starb er. Josaphats innere RegierungJosaphat, Judas König, aber kam heil nach Jerusalem heim. Da trat zu ihm der Seher Jehu, Chananis Sohn, und sprach zum König Josaphat: »Hast du dem Frevler helfen und die lieben müssen, die den Herrn hassen? Darum lastet von dem Herrn ein Zorn auf dir. Doch etwas Gutes ist an dir erfunden worden. Du hast ja die Ascheren aus dem Land getilgt und hast dein Herz darauf gerichtet, Gott zu suchen.« Josaphat aber blieb in Jerusalem. Dann zog er wieder unter das Volk von Beerseba bis zum Gebirge Ephraim und bekehrte sie zum Herrn, ihrer Väter Gott. Auch bestellte er Richter im Lande in allen festen Städten Judas, Stadt für Stadt. Er sprach zu den Richtern: »Seht zu, was ihr tut! Denn ihr richtet nicht für Menschen, sondern für den Herrn, und er hilft euch beim Rechtsprechen. So sei die Furcht vor dem Herrn auf euch! Seid vorsichtig und genau! Denn bei dem Herrn, unserem Gott, gilt kein Unrecht und kein Ansehen der Person und keine Bestechung.« Auch in Jerusalem bestellte Josaphat etliche von den Leviten und Priestern und Stammhäuptern Israels für das Gericht des Herrn und für zweifelhafte Fälle. Sie hatten zu Jerusalem ihren Sitz. Er befahl ihnen: »Also sollt ihr tun in der Furcht des Herrn, in Treue und mit ungeteiltem Herzen! Bei jedem Rechtshandel, der vor euch kommt von euren Brüdern, die in ihren Städten wohnen, zwischen Blutsverwandten, zwischen der Lehre und den Geboten, den Satzungen und den Rechten, sollt ihr sie belehren, daß sie nicht beim Herrn in Schuld kommen! Sonst kommt ein Zorn über euch und eure Brüder. So sollt ihr tun, daß ihr nicht in Schuld kommt! Der Oberpriester Amarjahu sei euer Vorstand in jeder Angelegenheit des Herrn, ebenso Zebadjahu, Ismaels Sohn, der Fürst des Hauses Juda, in jeder Angelegenheit des Königs! Als Beamte seien euch die Leviten zur Verfügung! Geht also mutig ans Werk! Der Herr sei mit dem Guten!« Josaphats Sieg und TodHernach rückten die Moabiter und die Ammoniter und einige der Mëuniter gegen Josaphat zum Kampfe aus. Man kam und meldete Josaphat: »Ein gewaltiger Haufe zieht von jenseits des Meeres, von Edom, gegen dich heran. Sie sind schon in Chason Tamar, das ist Engedi.« Da fürchtete sich Josaphat und schickte sich an, den Herrn zu suchen. Und er ließ in ganz Juda ein Fasten ausrufen. Da sammelte sich Juda, um den Herrn zu suchen. Auch aus allen Städten Judas waren sie gekommen, den Herrn zu suchen. Josaphat aber trat in die Gemeinde Judas und Jerusalems im Hause des Herrn vor den neuen Vorhof und sprach: »Herr, unserer Väter Gott! / Bist Du nicht in dem Himmel Gott / und herrschest über alle Heidenreiche? / In Deiner Hand ist Kraft und Macht, / und niemand kann Dir widerstehen. Hast nicht Du, unser Gott, / des Landes Insassen vertrieben / vor Deinem Volke Israel / und dies dem Stamme Deines Freundes Abraham / für alle Zeit verliehen? Sie siedelten darin / und bauten Dir darin ein Heiligtum für Deinen Namen. / Sie sprachen: »Wenn uns ein Unheil trifft, / Schwert, Strafgericht, Pest, Hungersnot, / dann treten wir vor dieses Haus, vor Dich. / Ist ja in diesem Haus Dein Name! / Wir rufen dann zu Dir in unserer Not, / daß Du uns hörest und errettest.« Nun sind die Söhne Ammons, Moabs / und die von dem Gebirge Sëir da, / das zu betreten Du einst Israel verboten, / als dieses aus Ägypten kam, / sind sie doch ihnen ausgewichen / und haben sie nicht ausgetilgt. Sie wollen jetzt an uns Vergeltung üben / und uns aus dem Besitz vertreiben, / den Du zum Erbe uns verliehen hast. Willst Du sie denn nicht richten, unser Gott? / Vor dein gewaltig großen Haufen, / der gegen uns heranzieht, / sind wir ja machtlos. / Wir wissen nimmer, wie wir handeln sollen. / Auf Dich allein sehn deshalb unsere Augen.« Ganz Juda stand dabei vor dem Herrn, auch seine Kinder, Weiber und Söhne. Da kam über Jachaziel, des Zakarja Sohn und Enkel des Benaja, des Sohnes des Jeiel und Enkels des Mattanja, einen Leviten aus den Asaphsöhnen, der Geist des Herrn inmitten der Gemeinde. Er sprach: »Merkt auf, ganz Juda und ihr Bewohner Jerusalems und du, König Josaphat! So spricht der Herr zu euch: "Vor dem gewaltig großen Haufen fürchtet euch doch nicht! Erschrecket nicht davor! Der Kampf obliegt nicht euch, vielmehr nur Gott.« Zieht morgen gegen sie! Sie rücken auf der Steige von Sis an. Ihr findet sie darum am Ende des Bachtals, östlich von der Wüste Jeruel. Nicht ihr habt hier zu streiten. Paßt auf, steht still! Dann seht ihr die Hilfe des Herrn für euch, für Juda und Jerusalem! Habt keine Furcht! Erschrecket nicht! Zieht morgen gegen sie! Der Herr ist ja mit euch.« Da neigte Josaphat das Antlitz bis zur Erde, und ganz Juda mit Jerusalems Einwohnern war vor dem Herrn niedergefallen, den Herrn anzubeten. Dann erhoben sich die Leviten von den Kehatiter- und Korachsöhnen, um den Herrn, Israels Gott, mit überlauter Stimme zu preisen. Am anderen Morgen in der Frühe aber zogen sie nach der Steppe von Tekoa. Bei ihrem Auszug trat Josaphat auf; dann sprach er: »Hört mich an, Juda und ihr Bewohner Jerusalems! Vertraut auf den Herrn, euren Gott, und ihr habt Bestand! Vertraut auf seine Propheten, und ihr habt Glück!« Dann beriet er sich mit dem Volke und bestellte für den Herrn Sänger, die im heiligen Schmucke jubelten. Sie sollten vor den Kampfgerüsteten herziehen und sprechen: »Dankt dem Herrn; denn ewig währet seine Huld!« Sobald sie aber mit dem Jubelruf und dem Lobpreis begannen, legte der Herr einen Hinterhalt wider die Ammoniter, Moabiter und die vom Gebirge Sëir, die gegen Juda ausgezogen waren. So wurden sie geschlagen. Auch die Ammoniter und Moabiter standen gegen die Bewohner des Gebirges Sëir auf, sie zu bannen und zu tilgen. Als sie aber mit den Bewohnern Seïrs fertig waren, griffen sie sich gegenseitig an und vernichteten sich. Als nun Juda auf die Höhe kam, nach der Wüste zu, sah es sich nach dem Haufen um. Da lagen lauter Leichen am Boden. Niemand war entronnen. Da kam Josaphat mit seinen Leuten, Beute zu machen. Und sie fanden Vieh in Menge, Fahrnis, Kleider und kostbare Geräte. Und sie nahmen sich mehr, als sie tragen konnten. Drei Tage plünderten sie, so groß war die Beute. Am vierten Tage aber versammelten sie sich im Lobpreistale. Denn dort pries man den Herrn. Deshalb nennt man jenen Ort bis auf diesen Tag Lobpreistal. Dann kehrten alle Männer Judas und Jerusalems mit Josaphat an der Spitze um und zogen voller Freude nach Jerusalem; denn der Herr hatte sie über ihre Feinde mit Freude erfüllt. So kamen sie nach Jerusalem mit Harfen, Zithern und Trompeten zum Hause des Herrn. Ein Gottesschrecken aber fiel auf alle Reiche der Länder, als sie hörten, daß der Herr mit Israels Feinden gestritten habe. Und Josaphats Reich hatte Ruhe. Denn sein Gott schaffte ihm ringsumher Ruhe. Josaphat regierte also über Juda. Er war fünfunddreißig Jahre alt, als er König wurde, und regierte fünfundzwanzig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Azuba und war des Silchi Tochter. Er wandelte auf seines Vaters Asa Weg und wich nicht von ihm. Er tat, was dem Herrn gefiel. Nur die Höhen waren nicht beseitigt. Und das Volk richtete nicht sein Herz auf den Gott seiner Väter. Der Rest der Geschichte Josaphats, der früheren und späteren, ist verzeichnet in Jehus, des Chananisohnes, Geschichte, die man in das Buch der Könige Israels eingefügt hat. Hernach verbündete sich Judas König Josaphat mit Achazja, dem König Israels. Dieser aber lebte und wirkte lasterhaft. Er verband sich nun mit ihm, um Schiffe für die Fahrt nach Tarsis zu bauen. Und so machten sie in Esiongeber Schiffe. Da weissagte Dodawahus Sohn Eliezer aus Maresa wider Josaphat und sprach: »Weil du dich mit Achazja verbündest, wird der Herr dein Werk zertrümmern.« Und die Schiffe scheiterten und vermochten nicht nach Tarsis zu fahren. Joram von JudaJosaphat aber legte sich zu seinen Vätern und ward in der Davidsstadt bei seinen Vätern begraben. Sein Sohn Joram ward an seiner Statt König. Dieser hatte zu Brüdern die Josaphatsöhne Azarja, Jechiel, Zakarjahu, Mikael und Sephatjahu. Sie alle waren Söhne Josaphats, des Königs von Israel. Ihr Vater aber gab ihnen große Geschenke, Silber und Gold, Kleinodien nebst befestigten Städten in Juda. Aber die Königswürde verlieh er Joram. Denn dieser war der Erstgeborene. Joram trat nun die Herrschaft über seines Vaters Reich an. Als er sich stark fühlte, tötete er alle seine Brüder mit dem Schwerte, auch etliche der Fürsten Israels. Joram war zweiunddreißig Jahre alt, als er König wurde, und regierte acht Jahre in Jerusalem. Er wandelte auf dem Wege der Könige Israels, wie es Achabs Haus getan hatte. Denn er hatte eine Tochter Achabs zum Weib und tat, was dem Herrn mißfiel. Aber der Herr wollte nicht das Davidshaus vernichten wegen des Bundes, den er mit David geschlossen, wie er verheißen hatte, ihm und seinen Söhnen allezeit eine Leuchte zu lassen. - - - In seinen Tagen fiel Edom von Juda ab und setzte sich einen eigenen König ein. Dennoch fiel Edom von Juda ab bis auf diesen Tag. Zu jener Zeit fiel auch Libna von ihm ab, weil er den Herrn, seiner Väter Gott, verlassen hatte. Auch machte er Höhen in den Städten Judas und verführte Jerusalems Einwohner zur Untreue und verleitete Juda. Da kam an ihn ein Schreiben vom Propheten Elias, des Inhalts: »So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: "Du wandelst nimmer auf den Wegen deines Vaters Josaphat und nimmer auf des Judakönigs Asa Wegen. Du gingst den Weg der Könige von Israel, und du verführtest die Bewohner Judas und Jerusalems zur Untreue, so wie das Achabhaus zur Untreue verführte; du hast auch deine Brüder, deine Angehörigen, erschlagen, die besser als du gewesen sind. So wird der Herr dein Volk gewaltig schlagen, und deine Söhne, deine Weiber, deine ganze Habe. Du selbst verfällst in schweres Siechtum, in Krankheit deiner Eingeweide, daß dir über Jahr und Tag die Eingeweide durch die Krankheit heraustreten."« Und der Herr erregte gegen Joram die Wut der Philister und Araber, die neben den Äthiopiern wohnten. Sie zogen gegen Juda, brachen ein und führten die ganze Habe im Königshaus weg, dazu seine Söhne und Weiber. So war ihm kein Sohn mehr übriggeblieben als der jüngste seiner Söhne, Joachaz. Nach all dem strafte ihn der Herr an seinen Eingeweiden mit unheilbarer Krankheit. Nach langer Zeit, gegen Ende des Hochsommers, nach zwei Jahren, traten ihm die Eingeweide infolge seiner Krankheit heraus. Er starb unter bösen Schmerzen. Sein Volk aber veranstaltete ihm keinen Brand, wie den Brand bei seinen Vätern. Er war zweiunddreißig Jahre alt, als er König wurde, und regierte zu Jerusalem acht Jahre. Er ging dahin, von niemand bedauert. Man begrub ihn in der Davidsstadt, aber nicht in den Königsgräbern. AchazjaJerusalems Einwohner machten nun seinen jüngsten Sohn Achazjahu an seiner Statt zum König. Denn alle älteren hatte die Horde getötet, die mit den Arabern im Zug gekommen waren. So ward Jorams Sohn Achazjahu König von Juda. Achazjahu war zweiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte ein Jahr zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Ataljahu und war Omris Enkelin. Darum wandelte er auf den Wegen des Achabhauses. Denn seine Mutter war seine Ratgeberin zum Bösen. So tat er, was dem Herrn mißfiel, wie die von Achabs Haus. Denn diese wurden nach seines Vaters Tod seine Berater, zu seinem Verderben. Auch darin ihrem Rate folgend, zog er mit Achabs Sohne Joram, dem König Israels, gegen Chazael, den König von Aram, bei Ramot in Gilead in den Kampf. Dabei schlugen die Aramäer den Joram. Er aber kehrte heim, sich in Jezreel von den Wunden heilen zu lassen, die man ihm zu Rama geschlagen, als er mit Arams König Chazael kämpfte. Judas König aber, Achazjahu, Jorams Sohn, ging hinab, Joram, Achabs Sohn, in Jezreel zu besuchen, weil er krank war. Von Gott aber war es zum Untergange Achazjahus bestimmt, daß er zu Joram kam. Als er nämlich kam, ging er zu Jehu, Nimsis Sohn, hinaus. Diesen aber hatte der Herr gesalbt, um Achabs Haus zu vernichten. Als Jehu am Hause Achabs das Strafgericht vollzog, stieß er auf die Fürsten Judas und Achazjahus Brüdersöhne, die Achazjahu bedienten. Und er tötete sie. Dann suchte er Achazjahu. Und man ergriff ihn, da er sich in Samaria versteckt hielt. Sie brachten ihn zu Jehu. Er aber ließ ihn töten. Dann begruben sie ihn. Denn sie hatten gesagt: »Er ist ein Sohn Josaphats, der den Herrn von ganzem Herzen gesucht hat.« Nun war vom Hause Achazjahus niemand mehr da, der zu regieren vermocht hätte. Als aber Ataljahu, die Mutter des Achazjahu, erfuhr, daß ihr Sohn tot sei, erhob sie sich und vertilgte das ganze königliche Geblüt des Hauses Juda. Aber des Königs Tochter Josabat nahm des Achazjahu Sohn Joas verstohlenerweise mitten aus den Königssöhnen, die getötet werden sollten, und steckte ihn mit seiner Amme in die Bettkammer. So verbarg ihn des Königs Joram Tochter Josabat, das Weib des Priesters Jojada, vor Ataljahu, daß sie ihn nicht umbrachte. Sie war des Achazjahu Schwester. Und er blieb im Gotteshause sechs Jahre versteckt. Ataljahu herrschte unterdessen über das Land. AthaljahuIm siebten Jahre aber ermannte sich Jojada und verbündete sich mit den Obersten der Hundertschaften Azarjahu, Jerochams Sohn, Ismael, Jochanans Sohn, Azarjahu, Obeds Sohn, Maasejahu, Adajas Sohn, und Elisaphat, Zikris Sohn. Diese zogen in Juda umher und sammelten die Leviten aus allen Städten Judas und die Stammhäupter Israels. Dann kamen sie nach Jerusalem. Da schloß die ganze Gemeinde im Gotteshause einen Bund wegen des Königs. Er sprach zu ihnen: »Hier ist der Königssohn. Er soll König sein, wie der Herr den Söhnen Davids verheißen hat! Ihr habt folgendes zu tun: Das Drittel, das von euch am Sabbat abzieht, Priester und Leviten, sei Torhüter an den Schwellen! Das andere Drittel sei beim Königshause und das weitere Drittel am Tor des Ausgangs! Das ganze Volk aber sei in den Vorhöfen im Hause des Herrn! Niemand komme in das Haus des Herrn, als die Priester und die diensttuenden Leviten! Diese dürfen hineingehen; denn sie sind geweiht. Das ganze Volk aber halte die Vorschriften des Herrn! Die Leviten sollen nun den König umgeben, jeder mit der Waffe in der Hand! Wer aber das Haus betritt, werde getötet! Jene sollen bei dem König bleiben, wenn er aus- und eingeht!« Und die Leviten und ganz Juda taten so, wie der Priester Jojada befohlen. Sie nahmen jeder seine Leute, sowohl die, die am Sabbat abzogen, als auch die am Sabbat aufzogen. Denn der Priester Jojada hatte die Abteilungen nicht entlassen. Der Priester Jojada gab nun den Obersten der Hundertschaften die Speere, Schilde und Tartschen des Königs David, die im Gotteshause lagen. Dann stellte er das ganze Volk auf, jeden mit seiner Schleuder in der Hand, von der Südseite des Hauses bis zur Nordseite, bis zum Altar und wieder bis zum Hause rings um den König. Dann führten sie den Königssohn vor, legten ihm das Diadem und die Spange an und machten ihn zum König. Und Jojada und seine Söhne salbten ihn und riefen: »Es lebe der König!« Ataljahu aber hörte das Geschrei des Volkes, das tanzend dem König entgegenjubelte. So kam sie zum Volk in das Haus des Herrn. Da sah sie, wie der König an seiner Säule am Eingang stand, und beim König waren die Sänger und die Trompeter, und wie alles Volk des Landes fröhlich war und in die Trompeten stieß und wie die Sänger mit den Musikgeräten das Zeichen zum Jubilieren gaben. Da zerriß Ataljahu ihre Kleider und rief: »Verschwörung, Verschwörung!« Da gebot der Priester Jojada den Obersten der Hundertschaften, den Heeresbefehlshabern und sprach zu ihnen: »Führt sie durch die Reihen hinaus! Wer ihr folgt, werde mit dem Schwert getötet!« Denn der Priester hatte gesagt: »Tötet sie nicht im Hause des Herrn!« Da legten sie Hand an sie. Und so kam sie zum Eingang des Roßtores am Königshause. Dort töteten sie sie. Hierauf schloß Jojada einen Bund zwischen dem Herrn, dem ganzen Volk und dem König, daß sie ein Volk des Herrn sein wollten. Dann kam das Volk zum Hause des Baal, riß es ein und zerstörte alle seine Altäre und Bilder. Den Baalspriester Mattan aber töteten sie vor den Altären. Hierauf legte Jojada die Ämter für des Herrn Haus in die Hand der levitischen Priester, die David für das Haus des Herrn abgeteilt hatte, um dem Herrn Brandopfer darzubringen nach der Aufzeichnung in der Lehre des Moses, unter Jubelruf und Gesängen nach Davids Anordnung. Auch stellte er die Torhüter an die Tore im Hause des Herrn, daß nicht hineinkomme, wer irgendwie unrein sei. Dann nahm er die Obersten der Hundertschaften, die Vornehmen und die Beamten im Volke sowie das ganze Volk des Landes und führte den König aus dem Hause des Herrn hinab. Sie kamen durch das obere Tor in das Königshaus und setzten den König auf den königlichen Thron. Alles Volk des Landes war fröhlich; die Stadt aber war ruhig geblieben, obschon sie Ataljahu mit dem Schwert getötet hatten. JoasJoas war sieben Jahre alt, als er König wurde, und regierte in Jerusalem vierzig Jahre. Seine Mutter hieß Siba und war aus Beerseba. Joas tat, was dem Herrn gefiel, solange der Priester Jojada lebte. Und Jojada verheiratete ihn mit zwei Weibern, und er zeugte Söhne und Töchter. Danach beschloß Joas, das Haus des Herrn zu erneuern. Er versammelte die Priester und Leviten und sprach zu ihnen: »Geht in die Städte Judas hinaus und sammelt von ganz Israel Geld, um Jahr für Jahr das Haus eures Gottes auszubessern! Beeilt euch dabei!« Aber die Leviten beeilten sich nicht. Da berief der König das Oberhaupt Jojada und sprach zu ihm: »Warum hältst du nicht die Leviten an, daß sie aus Juda und Jerusalem die Steuer einbringen, die Moses, der Diener des Herrn, und die Gemeinde Israel für das Zeugniszelt auferlegt hat?« Denn Atalja, die ruchlos an den Kindern gehandelt, hatte das Gotteshaus verfallen lassen und sogar alle heiligen Gaben für das Haus des Herrn auf die Baale verwendet. Hierauf machte man auf des Königs Befehl eine Lade und stellte sie vor das Tor im Hause des Herrn hinaus. Dann rief man in Juda und Jerusalem aus, man solle dem Herrn die Steuer bringen, die der Diener Gottes, Moses, in der Wüste Israel auferlegt hatte. Da freuten sich alle Obersten und das ganze Volk. Sie brachten sie und warfen sie in die Lade, bis sie voll war. Die Lade brachte man jedesmal durch die Leviten vor das Amt des Königs, wenn man sah, daß viel Geld darin war. Dann kamen des Königs Schreiber und der Beamte des obersten Priesters und leerten die Lade. Dann trugen sie sie wieder an ihren Ort. So taten sie Tag für Tag und sammelten Geld in Menge. Der König und Jojada gaben es den Geschäftsführern bei der Arbeit am Hause des Herrn. Diese dingten Steinhauer und Zimmerleute, um das Haus des Herrn zu erneuern, dazu Eisen- und Kupferschmiede, um des Herrn Haus auszubessern. Die Geschäftsführer sorgten, daß durch sie die Ausbesserung vorwärtsging. So stellten sie das Gotteshaus in seiner Ausdehnung her und setzten es in guten Stand. Als sie fertig waren, brachten sie dem König und Jojada das übrige Geld. Daraus machte man Geräte für das Haus des Herrn, Geräte für den Dienst und für die Opferung und Schalen, goldene und silberne Geräte. Solange Jojada lebte, brachte man beständig im Haus des Herrn Brandopfer dar. Jojada aber ward alt und lebenssatt, dann starb er. Bei seinem Tode war er hundertdreißig Jahre alt. Man begrub ihn in der Davidsstadt bei den Königen. Denn er hatte Gutes getan an Israel und gegen Gott und an seinem Hause. Nach Jojadas Tod aber kamen die Fürsten Judas und warfen sich vor dem König nieder. Und der König hörte auf sie. Und so verließen sie das Haus des Herrn, des Gottes ihrer Väter, und dienten den Ascheren und den Bildern. Da kam ein Zorn über Juda und Jerusalem wegen dieser ihrer Versündigung. So schickte er ihnen Propheten, sie zum Herrn zurückzuführen. Und sie verwarnten sie. Aber jene hörten nicht darauf. Ein Gottesgeist aber hatte den Zakarja eingehüllt, den Sohn des Priesters Jojada. Er trat vor das Volk und sprach zu ihm: »Also spricht Gott: "Warum habt ihr des Herrn Gebote übertreten und bringt euch so um euer Glück? Weil ihr den Herrn verlassen, verläßt er euch."« Da scharten sie sich gegen ihn und steinigten ihn auf des Königs Befehl im Vorhof des Hauses des Herrn. König Joas aber hatte nicht mehr der Liebe gedacht, die sein Vater Jojada ihm erwiesen, sondern tötete dessen Sohn. Dieser aber hatte sterbend gesprochen: »Der Herr sehe es und ahnde es!« Um die Jahreswende zog nun gegen ihn das Heer der Aramäer. Sie kamen nach Juda und Jerusalem und tilgten alle Fürsten des Volkes aus dem Volke und sandten ihre ganze Beute an den König von Damaskus. Das Aramäerheer kam zwar mit weniger Mannschaft. Aber der Herr gab in ihre Hand eine überaus große Schar, weil sie den Herrn, ihrer Väter Gott, verlassen hatten. So vollzogen sie an Joas das Strafgericht. Sie zogen nun von ihm ab. Aber sie ließen ihn schwerkrank zurück. Da verschworen sich seine Diener gegen ihn wegen der Blutschuld an dem Sohne des Priesters Jojada und ermordeten ihn auf seinem Lager. So starb er, und man begrub ihn in der Davidsstadt, aber nicht in den Königsgräbern. Die sich gegen ihn verschworen hatten, waren Zabad, der Sohn der Ammoniterin Simat, und Jozabad, der Sohn der Moabiterin Simrit. Seine Söhne und die Schwere des Angriffs gegen ihn, sowie die Bauarbeit am Gotteshause sind in der Auslegung des Buches der Könige aufgezeichnet. An seiner Statt ward sein Sohn Amasjahu König. Amasjahu von JudaAmasjahu wurde mit fünfundzwanzig Jahren König und regierte neunundzwanzig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Joaddan und war von Jerusalem. Er tat, was dem Herrn gefiel, aber nicht mit ganzem Herzen. Sobald er aber die Herrschaft fest in der Hand hatte, tötete er seine Diener, die seinen Vater, den König, erschlagen hatten. Doch ihre Söhne tötete er nicht, sondern tat, wie geschrieben steht in der Lehre, in dem Buche Mosis, was der Herr geboten: »Nicht sollen Väter wegen der Söhne sterben und nicht Söhne wegen der Väter. Jeder soll nur für eigene Schuld sterben.« Darauf versammelte Amasjahu Juda und stellte es familienweise auf, die Obersten über die Tausend- und die Hundertschaften von ganz Juda und Benjamin. Dann musterte er sie von zwanzig Jahren und darüber. Er fand ihrer 300.000 erlesene Krieger, die Speer und Schild führten. Dazu dingte er aus Israel 100.000 tapfere Krieger um hundert Talente Silber. Aber ein Gottesmann kam zu ihm und sprach: »König! Israels Heer ziehe nicht mit dir! Denn der Herr ist nicht mit Israel, mit keinem der Söhne Ephraims. Gehst du daran, dich für den Kampf zu verstärken, so bringt dich Gott vor dem Feinde zu Falle. Denn Gott hat die Macht zu helfen und zu stürzen.« Da sprach Amasjahu zum Gottesmann: »Was soll dann mit den hundert Talenten geschehen, die ich der israelitischen Schar gegeben habe?« Da sprach der Gottesmann: »Dem Herrn steht es zu, dir weit mehr zu geben.« Da sonderte Amasjahu die Schar aus, die zu ihm aus Ephraim gekommen war, daß sie wieder heimzogen. Sie zürnten aber heftig auf Juda und zogen heim in hellem Grimm. Amasjahu aber hatte Mut gefaßt, und so führte er sein Volk aus, zog in das Salztal und schlug die Söhne Seïrs, 10.000 Mann. Andere 10.000 aber nahmen die Söhne Judas lebendig gefangen. Sie führten sie auf die Spitze des Felsens und stürzten sie vom Felsengipfel, daß sie alle zerschellten. Die Leute der Schar aber, die Amasjahu zurückgeschickt hatte, daß sie nicht mit ihm in den Kampf zögen, überfielen die Städte Judas, von Samaria bis Bet Choron, erschlugen darin 3.000 Mann und machten reiche Beute. Als Amasjahu von dem Sieg aber die Edomiter zurückkehrte, brachte er die Götter der Söhne Seïrs mit und stellte sie sich als Götter auf. Er pflegte vor ihnen zu beten und ihnen zu räuchern. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Amasjahu, und er sandte einen Propheten zu ihm. Dieser sprach zu ihm: »Warum hast du eines Volkes Götter aufgesucht, die ihr Volk nicht aus deiner Hand gerettet haben?« Als er so mit ihm redete, sprach jener zu ihm: »Haben wir dich zum Ratgeber des Königs bestellt? Hör damit auf! Wozu sollte man dich schlagen müssen?« Da aber hörte der Prophet auf. Dann aber sprach er: »Nun weiß ich, daß Gott beschlossen hat, dich zu verderben, weil du dies getan und nicht auf meinen Rat gehört hast.« Judas König Amasjahu ging nun mit sich zu Rate. Dann sandte er an Israels König Joas, des Joachaz Sohn und Enkel des Jehu, und ließ ihm sagen: »Wir wollen uns gegenseitig messen!« Da ließ Israels König Joas dem Judakönig Amasjahu folgendes entbieten: »Die Distel auf dem Libanon hat zu der Libanonzeder gesandt und sagen lassen: "Gib deine Tochter meinem Sohn zum Weibe!" Aber das Wild auf dem Libanon lief über die Distel und zertrat sie. Du denkst, du habest Edom geschlagen, so überhebt sich dein Sinn, Größeres zu tun. Bleib jetzt daheim! Wozu forderst du das Unglück heraus, daß du fällst, du und Juda mit dir?« Aber Amasjahu hatte nicht darauf hören wollen. Denn solches war von Gott verhängt, um sie in andere Hand zu geben, weil sie die Götter Edoms aufgesucht hatten. Da zog Israels König Joas heran, und sie maßen sich, er und Judas König Amasjahu bei Betsemes in Juda. Da ward Juda von Israel geschlagen, und sie flohen, jeder in sein Zelt. Den Judakönig Amasjahu, des Joas Sohn und Enkel des Joachaz, nahm Israels König Joas zu Betsemes gefangen, und brachte ihn nach Jerusalem. Dann schlug er eine Bresche in Jerusalems Mauer vom Ephraimtor bis zum Ecktor, vierhundert Ellen lang. Mit allem Gold und Silber und allen anderen Wertsachen, die sich im Gotteshause bei Obededom fanden, und mit den Schätzen des königlichen Hauses und den Geiseln kehrte er nach Samaria zurück. Amasjahu, des Joas Sohn und König von Juda, lebte nach dem Tode des Königs von Israel, Joas, des Joachazsohnes, noch fünfzehn Jahre. Ist nicht der Rest der Geschichte Amasjas, die frühere und spätere, im Buche der Könige von Juda und Israel aufgezeichnet? Von der Zeit an, wo Amasjahu vom Herrn abgefallen war, verschworen sie sich gegen ihn zu Jerusalem. Er floh nach Lakis. Da sandten sie hinter ihm her nach Lakis und töteten ihn dort. Dann luden sie ihn auf Rosse und begruben ihn bei seinen Vätern in der Stadt Davids. Uzziahu von JudaDarauf nahm das ganze Volk Juda den Uzziahu, der erst sechzehn Jahre alt war, und machte ihn zum König an seines Vaters Amasjahu Statt. Er baute Elot aus und brachte es wieder an Juda, nachdem sich der König zu seinen Vätern gelegt hatte. Uzziahu war sechzehn Jahre alt, als er König ward, und regierte zu Jerusalem zweiundfünfzig Jahre. Seine Mutter hieß Jekolja und war aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn gefiel, ganz wie sein Vater Amasjahu getan hatte. Er war dabei, Gott zu suchen, solange Zakarjahu lebte, der ihn in der Gottesfurcht unterwies. Solange er den Herrn suchte, gab ihm Gott Gelingen. Er zog aus und stritt mit den Philistern. Er stürzte die Mauern von Gat, Jabne und Asdod. Jabne aber gehörte zu den Städten bei Asdod und bei den Philistern. Und Gott half ihm gegen die Philister und die Araber, die zu Gurbaal wohnten, sowie gegen die Mëuniter. Auch die Ammoniter zahlten Uzziahu Tribut. Sein Ruhm erstreckte sich bis nach Ägypten. Denn er war überaus mächtig geworden. Uzziahu baute in Jerusalem Türme auf dem Ecktor, dem Taltor und dem Winkel und befestigte sie. Auch in der Steppe baute er Türme und grub zahlreiche Brunnen. Denn er hatte in der Niederung und Ebene große Herden und Ackerleute und Winzer auf den Bergen und im Fruchtland, weil er den Landbau liebte. Uzziahu hatte auch ein Heer, das Kriegsdienste tat und das in Scharen zu Felde zog. Ihre Musterung durch den Schreiber Jeiel und den Amtmann Maasejahu unter Aufsicht Chananjahus, eines Fürsten des Königs, geschah durch Zählung. Die Gesamtzahl der Stammhäupter der tapferen Helden war 2.600. Unter ihrem Befehl stand eine Heeresmacht von 307.500, die voller Kraft Kriegsdienste taten, um dem König gegen die Feinde zu helfen. Uzzia beschaffte für das ganze Heer Schilde, Speere, Helme, Panzer, Bogen und Schleudersteine. Er machte in Jerusalem künstliche Werke, von Künstlern erdacht, daß sie auf die Türme und Zinnen kämen, um mit Pfeilen und großen Steinen zu schießen. Und sein Ruhm drang in die Ferne. Denn ihm ward wunderbar geholfen, bis er mächtig geworden war. Als er aber mächtig geworden, überhob sich sein Herz zu verderblichem Tun. Er wurde dem Herrn, seinem Gott, untreu. So kam er in den Tempel des Herrn, auf dem Räucheraltar zu räuchern. Da folgte ihm der Priester Azarja nebst achtzig wackeren Priestern des Herrn. Sie traten dem König Uzzia entgegen mit den Worten: »Uzzia! Dir kommt es nicht zu, dem Herrn zu räuchern, sondern nur den Priestern, Aarons Söhnen, die für das Räuchern geweiht sind. Geh aus dem Heiligtum! Denn du versündigst dich und machst dir vor dem Herrn, Gott, keine Ehre.« Uzziahu aber ward zornig. Er hielt dabei ein Rauchfaß zum Räuchern in der Hand. Wie er aber auf die Priester zürnte, brach schon der Aussatz an seiner Stirn hervor, angesichts der Priester im Hause des Herrn neben dem Räucheraltar. Da wandten sich ihm das priesterliche Oberhaupt Azarjahu und alle anderen Priester zu. Er aber war wirklich an der Stirn aussätzig. Da trieben sie ihn schnell von dannen. Auch er selbst stürzte hinaus, da ihn der Herr geschlagen hatte. Der König Uzzia blieb bis zu seinem Todestage aussätzig. Er wohnte als Aussätziger im Hause der Absonderung. Denn er war vom Hause des Herrn ausgeschlossen. Sein Sohn Jotam stand dem Königshause vor und sprach dem Volk des Landes Recht. Den Rest der Geschichte Uzzias, die frühere und die spätere, beschrieb der Prophet Isaias, des Amos Sohn. Uzzia legte sich zu seinen Vätern. Man begrub ihn bei seinen Vätern auf dem Feld bei der Gruft der Könige. Denn man hatte gesagt: »Er war aussätzig.« Sein Sohn Jotam ward König an seiner Statt. Jotam von JudaJotam war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jerusa und war die Tochter des Sadok. Er tat, was dem Herrn gefiel, ganz wie sein Vater Uzziahu getan. Nur kam er nicht in den Tempel des Herrn. Das Volk aber tat noch immer Böses. Er baute auch das obere Tor am Hause des Herrn; auch an der Ophelmauer baute er viel. Dazu baute er Städte auf dem Gebirge Juda. Und in den Forsten baute er Burgen und Türme. Auch kämpfte er mit dem König der Ammoniter und besiegte sie. In jenem Jahre gaben ihm die Ammoniter hundert Talente Silber, zehntausend Maß Weizen und zehntausend Maß Gerste. Dies lieferten ihm die Ammoniter im zweiten und dritten Jahr. So ward Jotam stark; denn er machte sein Leben zu einem Wandel vor dem Herrn, seinem Gott. Der Rest der Geschichte Jotams, all seine Kriege und Handlungen sind im Buche der Könige Israels und Judas aufgezeichnet. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Jotam legte sich zu seinen Vätern. Man begrub ihn in der Davidsstadt. Und sein Sohn Achaz ward König an seiner Statt. Achaz von JudaAchaz war sechsundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Er tat aber nicht, was dem Herrn gefiel, wie sein Ahn David. Er wandelte auf den Wegen der Könige Israels. Dazu machte er Gußbilder für die Baale. Auch räucherte er im Tale Benhinnom und führte seine Söhne durchs Feuer, gemäß den Greueln der Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Er opferte und räucherte auf den Höhen und Hügeln und unter jedem grünen Baume. Da gab ihn der Herr, sein Gott, in die Hand des Königs der Aramäer. Sie schlugen ihn, machten von ihm viele Gefangene und brachten sie nach Damaskus. Auch ward er in die Hand des Königs von Israel gegeben. Dieser schlug ihn gewaltig. Pekach, Remaljahus Sohn, tötete in Juda an einem Tage 120.000 tapfere Männer; denn sie hatten den Herrn, ihrer Väter Gott, verlassen. Der ephraimitische Held Zikri aber tötete den Königssohn Maasejahu, den Hausvorsteher Azrikam und Elkana, den zweiten nach dem König. Und die Israeliten führten von ihren Brüdern 200.000 ab, darunter Weiber, Söhne und Töchter; auch machten sie bei ihnen große Beute. Die Beute brachten sie nach Samaria. Dort aber war ein Prophet des Herrn, namens Oded. Er ging dem Heer entgegen, das nach Samaria zurückkam, und sprach zu ihnen: »Durch des Herrn, des Gottes eurer Väter, Zorn über Juda hat er sie in eure Hand gegeben, so daß ihr unter ihnen getötet habt mit einer Wut, die bis zum Himmel reicht. Nun denkt ihr daran, die Söhne Judas und Jerusalems für euch zu Sklaven und zu Sklavinnen zu machen. Seid denn nur ihr schuldlos vor dem Herrn, eurem Gott? Gebt mir nun Gehör und schickt die Gefangenen heim, die ihr von euren Brüdern weggeführt habt! Sonst käme des Herrn grimmer Zorn auf euch.« Auch einige von den Häuptern der Söhne Ephraims, Azarjahu, des Jochanan Sohn, Berekjahu, Mesillemots Sohn, Chizkiahu, Sallums Sohn, und Amasa, Chadlais Sohn, traten den vom Feldzug Heimkehrenden entgegen. Sie sprachen zu ihnen: »Bringt die Gefangenen nicht hierher! Sonst fügt ihr zu unserer Verschuldung gegen den Herrn eine neue hinzu zu unseren Sünden und Schulden. Groß würde die Schuld für uns und die Zornesglut über Israel.« Da gab die Vorhut in Gegenwart der Obersten und der ganzen Gemeinde die Gefangenen samt der Beute frei. Und die Männer, die mit Namen genannt sind, standen auf und nahmen sich der Gefangenen an. Sie kleideten auch aus der Beute alle Nackten unter ihnen, gaben ihnen Kleider und Schuhe und zu essen und zu trinken, salbten sie und führten alle Müden auf Eseln und brachten sie nach der Palmenstadt Jericho zu ihren Brüdern. Dann kehrten sie nach Samaria zurück. In jener Zeit schickte der König Achaz zu dem König Assyriens, daß er ihm helfe. Denn wieder kamen die Edomiter, schlugen Juda und machten Gefangene. Auch die Philister fielen in die Städte der Niederung und in das Südland von Juda ein und eroberten Betsemes, Ajjalon, Gederot, sowie Soko, Timna und Gimzo je mit ihren Tochterorten und siedelten darin. Denn der Herr demütigte Juda wegen Achaz, des Königs von Israel, weil er Juda zügellos gemacht hatte und gegen den Herrn treulos geworden war. Da kam der Assyrerkönig Tiglat-Pilneser zu ihm. Aber er bedrängte ihn, hatte er ihm doch nicht geholfen. Achaz hatte zwar das Haus des Herrn, das Königshaus und die Häuser der Fürsten geleert und er gab es dem Assyrerkönig. Aber Hilfe ward ihm nicht zuteil. Aber zu der Zeit, wo man ihn bedrängte, ward er dem Herrn noch mehr untreu. So war König Achaz. Er opferte den damaszenischen Göttern, die ihn besiegt hatten. Er sprach: »Die Götter der Aramäerkönige halfen ihnen. Auch ich will ihnen opfern, und sie werden mir helfen.« Aber sie waren ihm und ganz Israel nur zum Falle. Achaz raffte nun die Geräte des Gotteshauses zusammen, zerschlug des Gotteshauses Geräte, schloß die Türen des Gotteshauses und machte sich an jeder Ecke Jerusalems Altäre. Auch in jeder Stadt Judas machte er Höhen, um anderen Göttern zu räuchern. So kränkte er den Herrn, den Gott seiner Väter. Der Rest der Geschichte, all seine Handlungen, die früheren und späteren, sind im Buche der Könige Judas und Israels aufgezeichnet. Achaz legte sich zu seinen Vätern. Man begrub ihn in der Stadt zu Jerusalem. Denn man brachte ihn nicht in die Gräber der Könige Israels. Sein Sohn Ezechias ward König an seiner Statt. EzechiasEzechias ward mit fünfundzwanzig Jahren König und regierte in Jerusalem neunundzwanzig Jahre. Seine Mutter hieß Abia und war die Tochter des Zakarja. Er tat, was dem Herrn gefiel, ganz wie sein Ahnherr David getan hatte. Er öffnete im ersten Regierungsjahr, gleich im ersten Monat, die Tore am Hause des Herrn; dann machte er sie fest. Er ließ die Priester und Leviten kommen und versammelte sie auf dem freien Platz im Osten. Er sprach zu ihnen: »Hört mich an, ihr Leviten! Heiligt euch jetzt! Heiligt auch das Haus des Herrn, des Gottes eurer Väter, und schafft den Unrat aus dem Heiligtum! Denn unsere Väter sind treulos geworden und haben getan, was dem Herrn mißfiel, und so verließen sie ihn. Sie wandten ihr Antlitz von des Herrn Wohnung und zeigen ihr den Rücken. Auch haben sie die Tore der Vorhalle geschlossen; dann löschten sie die Lampen; Räucherwerk haben sie nicht mehr angezündet und im Heiligtum dem Gott Israels kein Brandopfer mehr dargebracht. So kam des Herrn Zorn über Juda und Jerusalem. Er machte sie zu einem Schreckbild und Gegenstand des Entsetzens und Gezisches, wie ihr mit eigenen Augen sehet! Nun! Unsere Väter sind durch das Schwert gefallen, und unsere Söhne, Töchter und Weiber sind deshalb gefangen. Jetzt habe ich im Sinn, mit dem Herrn, Israels Gott, einen Bund zu schließen, auf daß sein grimmer Zorn von uns lasse. Zeigt euch jetzt nicht lässig, meine Söhne! Denn euch hat der Herr erwählt, um vor ihm zu stehen, ihm zu dienen und zu räuchern.« Da erhoben sich die Leviten Machat, Amasais Sohn, und Joel, Azarjahus Sohn, von den Kehatitersöhnen, von den Merarisöhnen Kis, Abdis Sohn, und Azarjahu, Jehallelels Sohn, von den Gersuniten Joach, Zimmas Sohn, und Eden, Joachs Sohn, von den Söhnen Elisaphans Simri und Jeiel, von den Asaphsöhnen Zakarjahu und Mattanjahu, von den Hemansöhnen Jechiel und Simi und von den Söhnen Jedutuns Semaja und Uzziel. Sie versammelten ihre Brüder und heiligten sich. Dann kamen sie, nach des Königs Befehl, auf das Wort des Herrn, das Haus des Herrn zu reinigen. Die Priester gingen in das Innere im Haus des Herrn, es zu reinigen. Sie schafften alles Unreine, das sie in des Herrn Tempel gefunden, in den Vorhof am Hause des Herrn. Die Leviten nahmen es in Empfang und schafften es an den Kidronbach. Sie begannen am ersten Tage des ersten Monats mit der Weihe, und am achten Tage des Monats waren sie bis zu des Herrn Vorhalle gelangt. In weiteren acht Tagen weihten sie das Haus des Herrn, und am sechzehnten Tage des ersten Monats waren sie fertig geworden. Dann kamen sie zu König Ezechias hinein und sprachen: »Wir haben das ganze Haus des Herrn gereinigt, auch den Brandopferaltar und all seine Geräte, sowie den Schaubrottisch und all seine Geräte. Alle Geräte, die der König Achaz während seiner Regierung in seiner Untreue beiseite geworfen, haben wir wieder aufgestellt und sie eingeweiht. Sie stehen jetzt vor dem Altar des Herrn.« Da versammelte der König Ezechias in aller Frühe die Fürsten der Stadt und ging hinauf zum Hause des Herrn. Sie brachten sieben Farren, sieben Widder und sieben Lämmer, dazu sieben Ziegenböcke zum Sündopfer für das Königtum, für das Heiligtum und für Juda. Er befahl den priesterlichen Aaronssöhnen, sie auf des Herrn Altar zu opfern. Da schlachteten sie die Rinder. Die Priester fingen das Blut auf und sprengten es an den Altar. Sodann schlachteten sie die Widder und sprengten das Blut an den Altar. Hierauf schlachteten sie die Lämmer und sprengten das Blut an den Altar. Dann brachten sie die Sündopferböcke vor den König und die Gemeinde, und sie legten ihnen ihre Hände auf. Die Priester schlachteten sie und brachten ihr Blut zur Entsündigung an den Altar, um für ganz Israel Sühne zu schaffen. Denn für ganz Israel hatte der König das Brand- und das Sündopfer bestimmt. Hierauf stellte er die Leviten am Hause des Herrn auf mit Zimbeln, Harfen und Zithern, nach dem Befehle Davids, des königlichen Sehers Gad und des Propheten Natan. Denn von dem Herrn war das Gebot durch seine Propheten ergangen. So standen die Leviten mit Davids Musikgeräten da und die Priester mit Trompeten. Ezechias gebot nun, das Brandopfer auf den Altar zu bringen. Als das Opfern anfing, begannen der Gesang auf den Herrn und die Trompeten, und zwar unter Begleitung der Musikgeräte Davids, des Königs von Israel. Die ganze Gemeinde aber warf sich nieder. Der Gesang erklang, und die Trompeten schmetterten. Das alles, bis das Brandopfer fertig war. Als man mit dem Opfern fertig war, knieten der König und alle bei ihm und beteten an. Dann ließ der König Ezechias samt den Obersten die Leviten dem Herrn lobsingen mit den Gesängen Davids und des Sehers Asaph. Da sangen sie mit Freude den Lobpreis, neigten sich und beteten an. Dann hob Ezechias an und sprach: »Opfert nunmehr reichlich dem Herrn! Kommt herbei und bringt zum Hause des Herrn Schlacht- und Dankopfer!« Da brachte die Gemeinde Schlacht- und Dankopfer und jeder Edelgesinnte Brandopfer. Die Zahl der Brandopfer, die die Gemeinde darbrachte, betrug siebzig Rinder, hundert Widder und zweihundert Lämmer, diese alle als Brandopfer für den Herrn. Die heiligen Gaben betrugen sechshundert Rinder und dreitausend Schafe. Nur waren der Priester zuwenig, und sie konnten nicht allen Brandopfern die Haut abziehen. Da halfen ihnen ihre Brüder, die Leviten, bis die Arbeit fertig war und bis sich die Priester heiligen konnten. Denn die Leviten waren redlich bestrebt, sich mehr zu heiligen als die Priester. Aber es waren auch der Brandopfer sehr viele samt den Fettstücken der Mahlopfer und den Trankopfern für die Brandopfer. So war der Dienst am Hause des Herrn geordnet. Ezechias aber und das ganze Volk freuten sich über das, was Gott dem Volke bereitet hatte; denn die Sache war unerwartet geschehen. PassahfeierHierauf sandte Ezechias an ganz Israel und Juda. Auch schrieb er Briefe an Ephraim und Manasse, sie möchten zum Hause des Herrn nach Jerusalem kommen, das Passah dem Herrn, Israels Gott, zu halten. Und der König beschloß mit seinen Fürsten und der ganzen Gemeinde in Jerusalem, das Passah im zweiten Monat zu feiern. Denn sie hatten es nicht rechtzeitig halten können, weil sich die Priester nicht genügend geheiligt hatten. Auch das Volk war noch nicht in Jerusalem versammelt. Da gefiel es dem König und der ganzen Gemeinde, festzusetzen, daß in ganz Israel von Beerseba bis Dan verkündet werde, man solle kommen, dem Herrn, Israels Gott, zu Jerusalem Passah zu halten. Denn sie hatten es nicht gebührend nach Vorschrift gehalten. Da durchzogen die Läufer mit den Briefen von der Hand des Königs und seiner Fürsten ganz Israel und Juda und kündeten auf des Königs Befehl: »Ihr Israeliten! Bekehrt euch zu dem Herrn, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels, auf daß er sich zu den Entronnenen wende, die euch aus der Hand der Assyrerkönige geblieben sind! Seid nicht wie eure Väter und Brüder, die dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, untreu geworden waren, so daß er sie zum Entsetzen machte, wie ihr seht! Seid jetzt nicht halsstarrig wie eure Väter! Reicht dem Herrn die Hand und kommt in sein Heiligtum, das er für immer geweiht hat. Dient dem Herrn, eurem Gott, daß sich sein grimmer Zorn von euch wende! Denn, kehrt ihr zum Herrn, so finden eure Brüder und Söhne Erbarmen bei ihren Kerkermeistern und dürfen wieder in ihr Land kehren. Denn gnädig und barmherzig ist der Herr, euer Gott. Er verbirgt nicht vor euch sein Antlitz, wenn ihr zu ihm umkehrt.« Die Läufer zogen nun von Stadt zu Stadt durch das Land Ephraim und Manasse und bis nach Zabulon. Aber man verlachte und verspottete sie. Nur ein paar Männer von Asser, Manasse und Zabulon hatten sich gedemütigt, und so kamen sie nach Jerusalem. Aber über Juda kam Gottes Hand. Er gab ihnen einen Sinn, das Gebot des Königs und der Fürsten nach des Herrn Wort zu befolgen. So versammelte sich zu Jerusalem zahlreiches Volk, das Fest der ungesäuerten Brote im zweiten Monat zu feiern, eine überaus große Gemeinde. Sie machten sich auf und beseitigten die Altäre zu Jerusalem. Auch alle Räucheraltäre beseitigten sie, dann warfen sie sie in den Kidronbach. Dann schlachteten sie das Passah am vierzehnten Tage des zweiten Monats. Die Priester aber und die Leviten schämten sich. Und so heiligten sie sich und brachten Brandopfer zum Hause des Herrn. Dann standen sie auf ihrer Stelle nach ihrer Vorschrift, nach der Lehre des Gottesmannes Moses. Und die Priester sprengten das Blut aus der Hand der Leviten. Denn viele in der Gemeinde hatten sich nicht geheiligt. So besorgten die Leviten das Schlachten der Passahlämmer für jeden Unreinen, um sie dem Herrn zu weihen. Denn die große Menge des Volkes, viele aus Ephraim, Manasse, Issakar und Zabulon, hatten sich nicht gereinigt und das Passah nicht nach Vorschrift verzehrt. Ezechias aber hatte also für sie gebetet: »Verzeihen möge jeglichem der Herr, der Gütige, wenn er den Sinn darauf gerichtet, Gott, den Herrn, und seiner Väter Gott, zu suchen, auch ohne Reinheit für das Heiligtum!« Und der Herr erhörte Ezechias und verschonte das Volk. So feierten die Israeliten zu Jerusalem das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage mit großer Freude. Tag für Tag priesen die Leviten und Priester den Herrn mit aller Macht. Ezechias aber sprach zum Herzen aller Leviten, die sich dem Herrn gegenüber gut benahmen. Und sie hielten das Fest sieben Tage durch. Sie schlachteten Mahlopfer und priesen den Herrn, ihrer Väter Gott. Und die ganze Gemeinde beschloß, noch weitere sieben Tage zu feiern. Und so feierten sie sieben Tage ein Freudenfest. Denn Ezechias, Judas König, spendete der Gemeinde tausend Farren und siebentausend Schafe als Gabe; auch die Fürsten spendeten der Gemeinde tausend Farren und zehntausend Schafe. Und die Priester heiligten sich in Menge. So freute sich die ganze Gemeinde Judas, die Priester und Leviten, ebenso die ganze Gemeinde derer, die aus dem Land Israel gekommen waren, sowie die Fremdlinge, die aus dem Land Israel kamen und die in Juda wohnten. Große Freude war in Jerusalem. Denn seit den Tagen Salomos, des Davidsohnes und Königs von Israel, war derartiges nicht mehr in Jerusalem gewesen. Die levitischen Priester standen auf und segneten das Volk. Und ihre Stimme ward erhört. Ihr Gebet kam zu seinem heiligen Wohnsitz, zum Himmel. TempeldienstAls dies alles beendet war, zog ganz Israel, das sich eingefunden, nach den Städten Judas, zertrümmerte die Steinmale, fällte die Ascheren und zerstörte die Höhen und Altäre in ganz Juda und Benjamin, Ephraim und Manasse, bis sie vernichtet waren. Dann kehrten alle Israeliten heim, jeder in seinen Erbsitz, in ihre Städte. Ezechias aber bestellte die Abteilungen der Priester und Leviten, für Brand- und Mahlopfer, um Dienste zu tun, zu danken und zu loben in den Toren als Dienst für den Herrn. Des Königs Beitrag aus seinem Besitz diente für Brandopfer, für Morgen- und Abendbrandopfer und für Brandopfer an den Sabbaten, Neumonden und Festen nach der Vorschrift in der Lehre des Herrn. Er gebot auch dem Volke, den Bewohnern Jerusalems, ihren Teil den Priestern und Leviten zu geben, damit sie festhielten an der Lehre des Herrn. Als dies bekannt wurde, brachten die Israeliten den ersten Abhub von Getreide, Most, Öl, Honig und allem Feldertrag. Sie brachten den Zehnten von allem in Fülle. Die Söhne Israels wie die Judas, die in anderen Städten Judas wohnten, brachten den Zehnten von Rindern und Schafen sowie den Zehnten der Weihegaben, die dem Herrn, ihrem Gott, geweiht wurden. Sie gaben es haufenweise. im dritten Monat begannen sie die Haufen zu legen, und erst im siebten Monat waren sie damit fertig geworden. Da kam Ezechias mit den Fürsten und besah die Haufen. Da priesen sie den Herrn und sein Volk Israel. Ezechias befragte nun die Priester und Leviten über die Haufen. Da sprach zu ihm der Priester Azarja, das Oberhaupt des Hauses Sadok. Er sagte: »Seit man anfing, die Gabe in das Haus des Herrn zu bringen, haben wir gegessen und sind satt geworden, und viel ist noch übriggeblieben. Denn der Herr hat sein Volk gesegnet, und so ist diese Masse übrig. Da ließ Ezechias im Hause des Herrn Zellen herrichten. Als man sie hergerichtet hatte, brachte man die Gabe getreulich hinein, den Zehnten und die Weihegaben. Der Levite Konanjahu führte darüber die Aufsicht, und sein Bruder Simei war der zweite im Range. Jechiel, Azazjahu, Nachat, Asael, Jerimot, Jozabad, Eliel, Ismakjahu, Machat und Benajahu waren Gehilfen des Konanjahu und seines Bruders Simei laut Anordnung des Königs Ezechias und Azarjahus, des Fürsten im Gotteshause. Kore, Imnas Sohn, der Levite und Torhüter gen Osten, beaufsichtigte die freiwilligen Gottesgaben, um die Gabe für den Herrn und die hochheiligen Gaben abliefern zu können. Unter seiner Aufsicht standen Eden, Minjamin, Jesua, Semajahu, Amarjahu und Sekanjahu. Sie sollten in den Priesterstädten gewissenhaft ihren Brüdern ihren Teil geben, abteilungsweise, den Alten und den Jungen. Außerdem trug man in das Geschlechtsregister die Mannspersonen ein, von den dreijährigen und darüber, alle, die zum Hause des Herrn kamen zu ihrem täglichen Dienste, je nach ihren Ämtern und Abteilungen. Auch die Priester trug man in das Geschlechtsregister ein nach ihren Stammhäusern, ebenso die Leviten, von den Zwanzigjährigen an und darüber, nach ihren Ämtern und Abteilungen. Man verzeichnete sie dabei mit all ihren kleinen Kindern, Weibern, Söhnen und Töchtern in jeder Gemeinde. Denn diese wurden durch das lebenslängliche Amt jener geheiligt. Die Aaronssöhne, die Priester, hatten auf den Feldern der Weidetriften ihrer Städte für jede Stadt Leute, die mit Namen genannt waren. Sie mußten jedem Männlichen unter den Priestern seinen Teil geben, ebenso jedem eingetragenen Leviten. So tat Ezechias in ganz Juda. Er tat das Gute, Rechte und Wahre vor dem Herrn, seinem Gott. Bei allem Tun, das er für den Dienst am Gotteshaus, für die Lehre und das Gebot, seinen Gott zu suchen, unternahm, verfuhr er mit ganzem Herzen und hatte Glück dabei. Sanheribs FeldzugNach diesen Begebnissen und solcher Treue kam der Assyrerkönig Sanherib. Er kam nach Juda und belagerte die festen Städte. Er gedachte, sie für sich zu erobern. Als Ezechias sah, daß Sanherib gekommen war und Jerusalem erobern wollte, beschloß er, mit seinen Obersten und Kriegern die Quellwasser außerhalb der Stadt zu verstopfen. Und sie stimmten ihm bei. Da sammelte sich viel Volk und verstopfte alle Quellen und den Bach, der die Gegend durchfließt. Sie sagten: »Wozu sollen die Assyrerkönige kommen und soviel Wasser finden?« Dann rüstete er sich. Er baute die ganze geborstene Mauer auf, errichtete darauf Türme und draußen die andere Mauer. Dann befestigte er die Bastei in der Davidsstadt und machte Schleudern und Schilde in Menge. Dann setzte er Kriegsoberste über das Volk. Und er versammelte sie zu sich auf den Platz am Stadttore. Er redete ihnen freundlich zu und sprach: »Seid mutig und stark! Seid getrost! Erschreckt nicht vor dem Assyrerkönig und nicht vor dem ganzen Haufen, den er mit sich führt! Denn mit uns ist ein Größerer als mit ihm. Mit ihm ist ein fleischerner Arm. Mit uns aber der Herr, unser Gott, um uns zu helfen und unsere Kriege zu führen.« Da verließ sich das Volk auf die Worte des Judakönigs Ezechias. Später hatte der Assyrerkönig Sanherib seine Knechte nach Jerusalem gesandt. Er selbst aber stand vor Lakis mit seiner ganzen Macht. So sandte er zu dem Judakönig Ezechias und zu ganz Juda in Jerusalem und ließ sagen: »So spricht Sanherib, Assyriens König: "Worauf vertraut ihr, daß ihr euch in Jerusalem belagern lasset? Verführt euch nicht Ezechias und läßt euch vor Hunger und Durst sterben, wenn er spricht: »Der Herr, unser Gott, rettet uns aus des Assyrerkönigs Hand?« Hat nicht dieser Ezechias seine Höhen und Altäre beseitigt und zu Juda und Jerusalem gesprochen: »Ihr sollt vor einem Altar anbeten und nur auf ihm räuchern ?« Wißt ihr nicht, was ich und meine Väter allen Völkern der Erde getan haben? Haben der Heiden Götter in den Ländern ihr Land aus meiner Hand retten können? Wer von all den Göttern dieser Heiden, die meine Väter vertilgten, hat sein Volk aus meiner Hand gerettet? Da sollte euer Gott euch aus meiner Hand retten? So betöre euch jetzt nicht Ezechias und verführe euch nicht auf solche Art! Glaubt ihm nicht! Denn kein Gott irgendeines Volkes oder Reiches konnte sein Volk aus meiner und meiner Väter Hand retten. Auch will euer Gott euch aus meiner Hand gar nicht retten."« Solches und noch mehr redeten seine Knechte wider Gott, den Herrn, und gegen seinen Diener Ezechias. Auch einen Brief schrieb er, um den Herrn, Israels Gott zu lästern und wider ihn zu reden: »Sowenig in den Ländern die Heidengötter ihr Volk aus meiner Hand retteten, ebensowenig kann des Ezechias Gott sein Volk aus meiner Hand retten.« Sie riefen auch mit lauter Stimme auf jüdisch zum Volke Jerusalems auf der Mauer, um es in Furcht und Schrecken zu setzen und um so die Stadt zu erobern. Sie redeten von dem Gott Jerusalems wie von der Erdenvölker Göttern, dem Werk von Menschenhänden. Nun beteten der König Ezechias und der Prophet Isaias, des Amos Sohn, dieserhalb und schrien zum Himmel. Da sandte der Herr einen Engel und tilgte alle Krieger, Heerführer und Obersten im Lager des Assyrerkönigs. Schmachbedeckt kehrte er in sein Land. Als er in das Haus seines Gottes ging, fällten ihn einige leibliche Abkömmlinge dort durch das Schwert. So rettete der Herr den Ezechias und Jerusalems Einwohner aus der Hand des Assyrerkönigs Sanherib und aus der Hand aller anderen und gab ihnen ringsum Ruhe. Viele brachten dem Herrn Gaben nach Jerusalem und dem Judakönig Ezechias Kleinodien, und er wurde danach in aller Heiden Augen hochangesehen. Zu jener Zeit wurde Ezechias todkrank. Da betete er zum Herrn. Und er sprach mit ihm und gab ihm ein Wunderzeichen. Aber Ezechias vergalt nicht die Wohltat, die ihm widerfahren war. Denn er ward hochmütig. Darum kam grimmer Zorn über ihn und über Juda und Jerusalem. Dann erst demütigte sich Ezechias in seinem Hochmut, er und Jerusalems Bewohner. So war des Herrn grimmer Zorn nicht über sie in Ezechias Tagen gekommen. Ezechias besaß aber sehr großen Reichtum und Prunk. Er legte sich Schatzkammern an für Silber, Gold, Edelsteine, Spezereien, Schilde und allerlei kostbare Geräte und Speicher für den Ertrag an Korn, Wein und Öl, Ställe für allerlei Vieh und Scharen tüchtiger Leute. Er beschaffte sich Ställe, dazu großen Besitz an Schafen und Rindern. Denn Gott gab ihm überaus viel Habe. Derselbe Ezechias war es auch, der den oberen Ausfluß der Gewässer des Gichon verstopfte und sie westwärts in die Davidsstadt hinableitete. Ezechias hatte bei all seinem Tun Glück. Nur bei den Gesandten der Babelfürsten, die sie zu ihm geschickt hatten, nach dem Wunder, das im Lande geschehen, zu fragen, verließ ihn Gott, um ihn zu prüfen und sein ganzes Herz zu erkunden. Der Rest der Geschichte des Ezechias und seine tapferen Taten sind in dem Gesicht des Propheten Isaias, des Amossohnes, im Buch der Könige von Juda und Israel aufgezeichnet. Ezechias legte sich zu seinen Vätern, und man begrub ihn am Aufstieg zu den Gräbern der Davidsöhne. Ganz Juda und Jerusalems Einwohner erwiesen ihm bei seinem Tode Ehre. Sein Sohn Manasse ward König an seiner Statt. Manasse von JudaManasse war zwölf Jahre alt, als er König wurde, und regierte fünfundzwanzig Jahre zu Jerusalem. Er tat, was dem Herrn mißfiel, nach den Greueln der Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Er baute die Höhen wieder, die sein Vater Ezechias zertrümmert hatte, errichtete Altäre für die Baale und machte Ascheren. Auch betete er das ganze Himmelsheer an und diente ihm. Ferner baute er Altäre in des Herrn Haus, von denen der Herr gesagt hatte: »Mein Name wird allzeit in Jerusalem sein.« Dann baute er Altäre für das ganze Himmelsheer in beiden Vorhöfen im Hause des Herrn. Derselbe führte seine Söhne im Hinnomssohntale durchs Feuer, trieb Zauberei, Wahrsagerei und sonstige geheime Künste und bestellte Totenbeschwörer und Zeichendeuter. So tat er vieles, was dem Herrn mißfiel, um ihn zu kränken. Das Schnitzbild, das er machte, stellte er im Gotteshause auf, von dem Gott zu David und seinem Sohn Salomo gesprochen: »In dieses Haus und in Jerusalem, das ich aus allen Stämmen Israels erwählt, will ich für ewig meinen Namen setzen. Und ich versetze nicht mehr Israels Fuß vom Boden, auf den ich eure Väter hingestellt, vorausgesetzt, daß sie sich auch bemühen, all das, was ich ihnen geboten, zu tun, gemäß der ganzen Lehre Mosis und seinen Satzungen und Rechten.« Doch Manasse verführte Juda und Jerusalems Einwohner, daß sie Böses taten, mehr als die Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertilgt hatte. Und der Herr redete zu Manasse und seinem Volk. Aber sie achteten nicht darauf. Da brachte der Herr über sie die Heerführer des Assyrerkönigs. Diese fingen Manasse mit Haken, legten ihn in Ketten und führten ihn nach Babel. Als er in Not gekommen war, suchte er den Herrn, seinen Gott, zu begütigen, und so demütigte er sich tief vor dem Gott seiner Väter. Er betete zu ihm. Da ließ er sich erbitten. Und er erhörte sein Flehen und brachte ihn wieder nach Jerusalem zurück in sein Reich. Da erkannte Manasse, daß der Herr Gott sei. Danach baute er eine äußere Mauer an der Davidsstadt westlich vom Gichon im Tale und bis da, wo man ins Fischtor geht, und rings um den Ophel. Er machte sie sehr hoch. Auch legte er Heeresoberste in alle festen Städte Judas. Dann beseitigte er die fremden Götter und das Standbild aus dem Hause des Herrn, ebenso alle Altäre, die er auf dem Berge des Hauses des Herrn und in Jerusalem erbaut hatte. Er warf sie zur Stadt hinaus. Den Altar des Herrn aber richtete er wieder auf und opferte auf ihm Mahl- und Lobopfer. Er befahl Juda, dem Herrn, Israels Gott, zu dienen. Doch das Volk opferte noch auf den Höhen, wiewohl nur dem Herrn, ihrem Gott. Der Rest der Geschichte Manasses und sein Gebet zu seinem Gott, wie die Worte der Seher, die zu ihm im Namen des Herrn, des Gottes Israels, gesprochen, stehen in der Geschichte der Könige Israels. Sein Gebet und seine Erhörung, all seine Sünde und Untreue, und die Orte, wo er Höhen gebaut und die Ascheren mit Schnitzbildern aufgestellt, bevor er sich demütigte, sind aufgezeichnet in der Geschichte seiner Seher. Und Manasse legte sich zu seinen Vätern. Man begrub ihn in seinem Hause, und sein Sohn Amon wurde König an seiner Statt. Amon war zweiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte in Jerusalem zwei Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, wie sein Vater Manasse getan. Amon opferte allen Schnitzbildern, die sein Vater gemacht, und diente ihnen. Aber er demütigte sich nicht vor dem Herrn, wie sich sein Vater Manasse verdemütigt hatte, sondern dieser Amon machte die Schuld noch größer. Da verschworen sich seine Diener gegen ihn und töteten ihn in seinem Hause. Doch das Landvolk erschlug alle, die sich gegen den König Amon verschworen hatten. Dann machte das Landvolk seinen Sohn Josias zum König an seiner Statt. Josias von JudaJosias war acht Jahre alt, als er König wurde, und regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn gefiel. Er wandelte auf seines Ahnen David Pfaden und wich nicht davon, weder rechts noch links. Im achten Regierungsjahr, als er noch jung war, fing er an, den Gott seines Ahnen David zu suchen, und im zwölften Jahr begann er, Juda und Jerusalem von den Höhen, den Ascheren, den Schnitz- und Gußbildern zu reinigen. Vor ihm riß man die Altäre der Baale ein. Er selber fällte die Rauchaltäre oben darauf, zerstörte und vernichtete die Ascheren, sowie die Schnitz- und Gußbilder, dann streute er auf die Gräber die, denen man geopfert hatte. Auch die Gebeine der Propheten verbrannte er auf ihren Altären. So säuberte er Juda und Jerusalem. In den Städten Manasses, Ephraims, Simeons und Naphtalis, in ihren Trümmern ringsum, riß er auch die Altäre um, zerschlug und zermalmte die Ascheren und die Schnitzbilder und stürzte alle Rauchaltäre im ganzen Lande Israel um. Darauf kehrte er nach Jerusalem zurück. Im achtzehnten Regierungsjahr, während der Reinigung von Land und Haus, sandte Saphan, Asaljahus Sohn, den Stadthauptmann Maasejahu und den Kanzler Joach, des Joachaz Sohn, das Haus des Herrn, seines Gottes, auszubessern. Sie kamen zu dem Hohenpriester Chilkijahu und übergaben das Geld, das ins Gotteshaus gebracht worden war. Die levitischen Schwellenhüter von Manasse und Ephraim sowie vom ganzen übrigen Israel hatten es aus ganz Juda und Benjamin und von Jerusalems Einwohnern eingesammelt. Sie gaben es den Werkmeistern, die zur Aufsicht am Haus des Herrn bestellt waren, und diese gaben es für die Arbeiter aus, die am Hause des Herrn arbeiteten, um das Haus auszubessern und zu festigen. Sie gaben es auch für die Zimmerleute und Bauleute aus, um Bausteine zu kaufen und Holz für die Verklammerung und Gebälke für die Gebäude, die Judas Könige hatten verfallen lassen. Die Leute arbeiteten gewissenhaft an dem Werk. Zur Aufsicht über sie waren bestellt die Leviten Jochat und Obadjahu von den Merarisöhnen, sowie Zakarjahu und Mesullam von den Kehatssöhnen, um Anweisung zu geben. Leviten, von denen jeder der Musikgeräte kundig war, standen den Lastträgern vor. Überhaupt gab es Aufseher für alle irgendwie Beschäftigten. Etliche der Leviten waren Schreiber, Amtleute und Torhüter. Als sie das Geld herausnahmen, das in das Haus des Herrn gebracht worden war, fand der Priester Chilkijahu das Buch der Lehre des Herrn an Moses. Da hob Chilkijahu an und sprach zum Schreiber Saphan: »Ich habe im Hause des Herrn das Buch der Lehre gefunden.« Chilkijahu gab das Buch dem Saphan. Und Saphan brachte das Buch zum König und erstattete dem König weiteren Bericht. Er sprach: »Alles, was deinen Knechten aufgetragen ward, haben sie getan.« Sie schütteten das Geld aus, das sich im Hause des Herrn vorgefunden, und gaben es den Aufsehern und Arbeitern. Dann berichtete der Schreiber Saphan dem König: »Der Priester Chilkijahu hat mir ein Buch gegeben. Und Saphan las daraus dem König vor.« Wie der König die Worte der Lehre vernahm, zerriß er seine Kleider. Dann gebot der König dem Chilkijahu und dem Achikam, Saphans Sohn, dem Abdon, Mikas Sohn, dem Schreiber Saphan und dem königlichen Leibdiener Asaja: »Geht! Befragt den Herrn für mich und für die in Israel und Juda Übriggebliebenen wegen des Inhalts des Buches, das gefunden worden ist! Denn groß ist des Herrn Grimm, der sich über uns ergießt, weil unsere Väter das Wort des Herrn nicht befolgten und nichts davon taten, was in diesem Buch geschrieben steht.« Da ging Chilkijahu mit des Königs Leuten zu der Prophetin Chulda, dem Weibe Sallums, des Sohnes Tokhats und Enkels Chasras, des Kleiderhüters. Sie aber wohnte in Jerusalem im neuen Stadtviertel. Sie redeten solches mit ihr. Da sagte sie zu ihnen: »So spricht der Herr, Israels Gott: "Sagt nur dem Mann, der euch zu mir gesandt: So spricht der Herr: Fürwahr, ich bringe Unglück über diesen Ort und seine Bewohner, all diese Flüche, die geschrieben sind im Buch, das man dem Könige von Juda vorgelesen. Dafür, daß sie mich schnöd verlassen haben, so daß sie anderen Göttern räucherten und mich mit allem Machwerk ihrer Hände kränkten, ergießt sich mein Grimm über diesen Ort und soll nicht mehr erlöschen.« Zum Judakönig, der euch hergesandt, den Herrn zu befragen, sollt ihr so sprechen: "Der Herr, Gott Israels, hat diese Worte ausgesprochen, die du gehört hast. Doch weil dein Herz so weich und weil du dich vor Gott demütigtest, als du seine Worte gegen diesen Ort und seine Bewohner vernahmst, ja, weil du dich vor mir demütigtest und dein Gewand zerrissest und vor mir weintest, so schenke ich Gehör.« Ein Spruch des Herrn. "Fürwahr, ich sammle dich zu deinen Vätern; im Frieden wirst du in dein Grab gebracht. Und deine Augen müssen nicht ansehen all das Unheil, das ich verhänge über diesen Ort und seine Bewohner."« Also berichteten sie dem König. Hierauf sandte der König hin und versammelte alle Ältesten Judas und Jerusalems. Dann ging der König zum Hause des Herrn hinauf, ebenso alle Männer Judas und Jerusalems Einwohner, die Priester und die Leviten, sowie das ganze Volk, vom Ältesten bis zum Jüngsten, und er las ihnen alle Worte des Bundesbuches vor, das im Haus des Herrn gefunden worden war. Dann trat der König an seinen Standort und schloß vor dem Herrn den Bund, dem Herrn nachzufolgen und seine Gebote, Gebräuche und Satzungen von ganzem Herzen und aus ganzer Seele zu halten und die Bundesworte zu befolgen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und er bestärkte darin alle, die sich in Jerusalem und Benjamin vorfanden. Und so taten die Bewohner Jerusalems nach dem Bunde Gottes, des Gottes ihrer Väter. Und Josias beseitigte alle Greuel aus allen Gebieten der Israeliten und verpflichtete alle in Israel zum Dienste des Herrn, ihres Gottes. Solange er lebte, fielen sie nicht von dem Herrn, ihrer Väter Gott, ab. Passahfeier unter JosiasJosias hielt nun in Jerusalem dem Herrn ein Passah. Am vierzehnten Tage des ersten Monats schlachtete man das Passah. Er stellte die Priester auf ihre Posten und machte ihnen Mut zum Dienste am Hause des Herrn. Er sprach zu den Leviten, die ganz Israel belehren sollten und die dem Herrn geweiht waren: »Belasset die heilige Lade im Hause, das Israels König Salomo, Davids Sohn, erbaut hat! Ihr habt nichts mehr auf der Schulter zu tragen. Dient nunmehr dem Herrn, eurem Gott, und seinem Volk Israel! Haltet euch bereit nach euren Familien, nach euren Abteilungen, nach der Schrift Davids, des Königs von Israel, und nach dem Erlaß seines Sohnes Salomo! Stellt euch im Heiligtum auf, nach den Gruppen der Familien eurer Brüder, der Leute aus dem Volke, und die Abteilung der Familie der Leviten! Schlachtet das Passah, zerlegt es und bereitet es für eure Brüder! Tut nach dem Wort des Herrn an Moses!« Josias lieferte den Leviten aus dem Volke Schafe, Lämmer und junge Ziegen, alles zu Passahopfern für alle Anwesenden; 30.000 an Zahl und 3.000 Rinder, diese aus des Königs Eigentum. Seine Obersten aber lieferten in Menge für das Volk, die Priester und Leviten ab. Die Fürsten des Gotteshauses Chilkia, Zakarjahu und Jechiel gaben für die Priester 2.600 Lämmer und 3.000 Rinder zu Passahopfern. Konanjahu und seine Brüder Semajahu und Netanel sowie die Levitenobersten Chasabjahu, Jeiel und Jozabad gaben für die Leviten 5.000 Lämmer und 500 Rinder. So war der Dienst geordnet. Die Priester traten auf ihren Standort und die Leviten in ihre Abteilungen nach des Königs Befehl. Sie schlachteten das Passah, und die Priester sprengten das Blut, während die Leviten die Haut abzogen. Sie schieden das Brandopfer aus. Dann gaben sie nach Gruppen den Stammeshäuptern der Leute aus dem Volk, damit sie dem Herrn darbrächten, wie geschrieben ist im Buche Mosis. Ebenso taten sie mit den Rindern. Dann brieten sie das Passah nach Vorschrift am Feuer. Die heiligen Gaben aber kochten sie in Kesseln, Töpfen und Schüsseln und brachten diese schnell allen Leuten aus dem Volke. Danach richteten sie für sich und die Priester zu. Denn die Aaronssöhne, die Priester, hatten mit der Darbringung des Brandopfers und der Fettstücke bis in die Nacht hinein zu tun gehabt. So richteten die Leviten für sich und die priesterlichen Aaronssöhne zu. Die Sänger, Asaphs Söhne, waren nach der Anordnung Davids, Asaphs, Hemans und des königlichen Sehers Jedutun auf ihren Posten. Ebenso die Torhüter an den einzelnen Toren. Sie brauchten ihren Dienst nicht zu verlassen, weil ihre Brüder, die Leviten, für sie zurichteten. So ward an jenem Tag der ganze Dienst des Herrn geordnet. Man feierte das Passah und opferte nach des Königs Josias Befehl auf dem Altar des Herrn Brandopfer. Also feierten die anwesenden Israeliten zu jener Zeit Passah, dazu das Fest der ungesäuerten Brote, sieben Tage. So war das Passah in Israel nicht mehr gefeiert worden seit den Tagen des Propheten Samuel. Keiner der Könige Israels hatte ein Passah gefeiert wie dies, das Josias begangen, die Priester und die Leviten und ganz Juda und Israel, soweit es da war, und Jerusalems Bewohner. Dieses Passah war im achtzehnten Regierungsjahre des Josias gefeiert worden. Nach all diesen Begebenheiten, als Josias das Haus wiederhergestellt hatte, zog Ägyptens König Necho heran, bei Karkemis am Euphrat zu kämpfen. Josias aber zog ihm entgegen. Da sandte jener Boten an ihn und ließ sagen: »Was habe ich mit dir, König von Juda? Nicht dir gilt es heute, sondern meinem feindlichen Hausgesinde. Gott heißt mich eilen. Laß ab von Gott, der mit mir ist, daß er dich nicht vernichte!« Josias aber wandte sich nicht von ihm ab, sondern erklärte, mit ihm streiten zu wollen. Er hörte nicht auf Gottes Worte aus Nechos Munde, sondern ging vielmehr hin, in der Ebene von Megiddo zu kämpfen. Die Schützen schossen auf König Josias. Da sprach der König zu seinen Dienern: »Bringt mich weg! Denn ich bin schwer verwundet.« Da hoben ihn seine Diener vom Wagen und trugen ihn in seiner Sänfte weg. So brachten sie ihn nach Jerusalem. Da starb er und wurde in den Gräbern seiner Väter bestattet. Ganz Juda und Jerusalem trauerte um Josias. Jeremias dichtete ein Klagelied auf Josias, und alle Sänger und Sängerinnen besangen in ihren Klageliedern Josias bis auf diesen Tag. Man machte es zu einer Sitte für Israel. Sie sind in den Klageliedern verzeichnet. Der Rest der Geschichte des Josias und seine Frömmigkeit, die in der Lehre des Herrn vorgeschrieben ist, seine frühere und spätere Geschichte, sind im Buche der Könige von Israel und Juda aufgezeichnet. Judas EndeDie eingesessene Bevölkerung nahm nun Josias Sohn Joachaz und machte ihn zu Jerusalem zum König an seiner Statt. Joachaz war dreiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte drei Monate in Jerusalem. Der König von Ägypten setzte ihn zu Jerusalem ab und legte dem Land eine Buße von hundert Talenten Silber und einem Talent Gold auf. Dann machte Ägyptens König seinen Bruder Eljakim zum König über Juda und Jerusalem und änderte seinen Namen in Jojakim. Seinen Bruder Joachaz aber verhaftete Necho; dann führte er ihn nach Ägypten. Jojakim war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte elf Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, mißfiel. Gegen ihn zog der König von Babel, Nebukadrezar, heran; dann legte er ihn in Ketten, um ihn nach Babel zu bringen. Auch einen Teil der Geräte im Haus des Herrn brachte Nebukadrezar nach Babel und tat sie zu Babel in seinen Palast. Der Rest der Geschichte Jojakims und der Greuel, die er verübte, und sein Mißgeschick sind im Buche der Könige von Israel und Juda aufgeschrieben. An seiner Statt ward sein Sohn Jojachin König. Jojachin war acht Jahre alt, als er König wurde, und er regierte drei Monate und zehn Tage zu Jerusalem. Er tat, was dem Herrn mißfiel. Nach Ablauf des Jahres sandte der König Nebukadrezar; dann brachte er ihn nach Babel samt den kostbaren Geräten aus dem Hause des Herrn. Er machte seines Vaters Bruder Sedekia zum König über Juda und Jerusalem. Sedekia war einundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte in Jerusalem elf Jahre. Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, mißfiel. Er demütigte sich nicht vor dem Propheten Jeremias und seinem Worte aus des Herrn Munde. Auch gegen den König Nebukadrezar empörte er sich, der ihn bei Gott hatte schwören lassen. Er war halsstarrig und verstockt und kehrte sich nicht zum Herrn, Israels Gott. Auch alle Obersten der Priester samt dem Volk begingen viel Untreue, entsprechend all den heidnischen Greueln. Sie verunreinigten das Haus des Herrn, das er in Jerusalem hatte weihen lassen. Der Herr, ihrer Väter Gott, sandte zwar durch seine Boten unermüdlich Mahnungen an sie. Denn sein Volk und sein Wohnsitz taten ihm leid. Aber sie verhöhnten Gottes Boten, verachteten ihre Worte und verlachten seine Propheten, bis des Herrn Grimm gegen sein Volk so hoch stieg, daß keine Rettung möglich war. So führte er gegen sie den Chaldäerkönig, und er schlug ihre Jungmannschaft mit dem Schwerte im Hause ihres Heiligtums. Er verschonte weder Jüngling noch Jungfrau, weder Greis noch Hochbetagten. Alles gab er in seine Hand. Alle Geräte des Gotteshauses, groß und klein, samt den Schätzen im Haus des Herrn und denen des Königs und seiner Obersten, alles brachte er nach Babel. Dann verbrannten sie das Gotteshaus und rissen Jerusalems Mauern ein; auch alle seine Paläste äscherten sie ein, und alle ihre kostbaren Geräte gingen zugrunde. Und was dem Schwerte entrann, führte er nach Babel in die Gefangenschaft. Sie wurden ihm und seinen Söhnen untertan, bis das Perserreich zur Herrschaft kam. So wurde erfüllt des Herrn Wort durch des Jeremias Mund: »Bis seine Sabbate das Land gezählt, genießt es Ruhe in den Tagen der Verwüstung insgesamt, um siebzig Jahre zu erfüllen.« Im ersten Jahre des Perserkönigs Cyrus, von da ab gerechnet, wo sich des Herrn Wort durch des Jeremias Mund erfüllte, erweckte der Herr den Geist des Perserkönigs Cyrus, und er ließ in seinem ganzen Reiche folgendes ausrufen und schriftlich bekanntmachen: »So spricht Cyrus, der König von Persien: Alle Reiche der Erde hat mir der Herr, der Gott des Himmels, gegeben. Er selbst hat mir geboten, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem, das in Juda liegt. Wer unter euch zu seinem Volk gehört, mit diesem sei sein Gott! Er ziehe hinauf!« Erlaubnis zur RückkehrIm ersten Jahre des Perserkönigs Cyrus, von da an gerechnet, als sich das Wort des Herrn aus des Jeremias Mund erfüllte, hatte der Herr den Geist des Perserkönigs Cyrus erweckt, so daß er in seinem ganzen Reiche folgendes ausrufen und schriftlich bekanntmachen ließ: »So spricht der Perserkönig Cyrus: Alle Reiche der Erde hat Mir der Herr, der Gott des Himmels, gegeben. Er hat mir auch aufgetragen, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem, das im Judalande liegt. Wer unter euch zu seinem Volk gehört, mit diesem sei sein Gott! Er ziehe nach Jerusalem im Judaland hinauf und baue das Haus des Herrn, des Gottes Israels, das ist der Gottheit zu Jerusalem! Wer übrig ist, dem sollen an allen Orten, wo er weilt, seine Ortsgenossen mit Silber, Gold und sonstiger Habe helfen, auch mit Reittieren samt freiwilligen Gaben für das Haus der Gottheit zu Jerusalem!« Da erhoben sich die Familienhäupter von Juda und Benjamin sowie die Priester und die Leviten, alle, deren Geist die Gottheit erweckt hatte, hinaufzuziehen und des Herrn Haus in Jerusalem aufzubauen. Alle ihre Mitbewohner aber unterstützten sie mit Silber, Gold und sonstiger Habe sowie mit Reittieren und köstlichen Lebensmitteln in Menge, abgesehen von dem, was jeder freiwillig spendete. Der König Cyrus aber gab die Geräte aus dem Hause des Herrn heraus, die Nebukadrezar aus Jerusalem weggeschleppt und in seines Gottes Haus verbracht hatte. Und der Perserkönig gab sie in die Hand des Schatzmeisters Mitredat. Und dieser zählte sie Sesbassar zu, dem Landpfleger von Juda. Dies war ihre Zahl: dreißig goldene Becken, tausend silberne Becken, neunundzwanzig Räucherpfannen, dreißig goldene Becher, vierhundertzehn silberne Doppelbecher, tausend andere Geräte. Im ganzen fünftausendvierhundert goldene und silberne Geräte. All das brachte Sesbassar hinauf, als er aus Babel die Gefangenen nach Jerusalem hinaufführte. Liste der HeimgekehrtenDies sind die Angehörigen des Bezirks, die aus der Exulantenschar heraufgezogen und die Babels König Nebukadrezar nach Babel geführt hatte. Sie kehrten heim nach Jerusalem und Juda, jeder in seine Stadt. Sie, die mit Zerubbabel, Jesua, Nechemja, Seraja, Reelaja, Mordekai, Bilsan, Mispar, Bigwai, Rechum und Baana gekommen waren. Das ist die Zahl der Männer des Volkes Israel: die Söhne des Paros 2.172, die Söhne des Saphatja 372, die Söhne des Arach 775, die Söhne des Tachat Moab, nämlich die Söhne des Jesua Joab, 2.812, die Söhne des Elam 1.245, die Söhne des Zattu 945, die Söhne des Zakkai 760, die Söhne des Bani 642, die Söhne des Bebai 623, die Söhne des Azgad 1.222, die Söhne des Adonikam 666, die Söhne des Bigwai 2.056, die Söhne des Adin 459, die Söhne des Ater von Jechizkija 98, die Söhne des Besai 323, die Söhne des Jora 112, die Söhne des Chasum 223, die Söhne des Gibbar 95, die Söhne von Bethlehem 23, die Männer von Netopha 56, die Männer von Anatot 128, die Söhne des Azmawet 42, die Söhne Kirjat Arim, Kephira undBeerot 743, die Söhne der Rama und von Geba 621, die Männer von Mikmas 122, die Männer von Betel und dem Ai 223, die Söhne des Nebo 52, die Söhne des Maglis 156, die Söhne des Neu-Elam 1.254, die Söhne des Charim 320, die Söhne des Lod, Chadid und Ano 725, die Söhne von Jericho 345, die Söhne Senaas 3.630. Die Priester: die Söhne Jedajas vom Hause Jesua 973, die Söhne des Immer 1052, die Söhne des Paschur 1247, die Söhne des Charim 1017. Die Leviten: die Söhne des Jesua und des Kadmiel vom Hause Hodawja 74. Die Sänger: die Söhne Asaphs, 128. Die Torhüter: die Söhne Sallums, die Söhne Talmons, die Söhne Akkubs, die Söhne Chatitas, die Söhne Sobais, insgesamt 1.391. Die Tempelsklaven: die Söhne des Sicha, die Söhne des Chasupha, die des Tabbaot, die Söhne des Keros, die des Siaha, die des Padon, die Söhne des Lebana, die des Chaguba, die des Akkub, die Söhne des Chagab, die des Samlai, die des Chanan, die Söhne des Giddel, die des Gachar, die des Reaja, die Söhne des Resin, die des Nekoda, die des Gazzam, die Söhne des Uzza, die des Paseach, die des Besai, die Söhne des Asna, die der Mëuniter, die der Nephusiter ("Zerstreute"), die Söhne des Bakbuk, die des Chakupha, die des Charchur, die Söhne des Baslut, die des Mechida, die des Charsa, die Söhne des Barkos, die des Sisera, die des Tamach, die Söhne des Nesiach die des Chatipha. Die Söhne der Sklaven Salomos: die Söhne des Sotai, die der Schreiberin, die des Peruda, die Söhne des Jaala, die des Darkon, die des Giddel, die Söhne des Sephatja, die des Chattil, die Söhne der Pokeret ("Jägerin") der Gazellen, die des Ami, all die Tempelsklaven und Söhne der Sklaven Salomos 393. Und dies sind die, die aus Tel Melach und Tel Charsa, Cherub, Addan und Immer hergezogen waren, aber nicht dartun konnten, ob ihr Haus und ihre Abstammung echt israelitisch seien: Die Söhne des Delaja, die des Tobia und die des Nekoda 652. Und von den Priestersöhnen die Söhne des Chabaja und die des Hakkos, die Söhne Barzillais, der sich eine der Töchter des Gileaditers Barzillai zum Weibe genommen hatte und dann nach ihrem Namen benannt ward. Diese suchten die Schrift ihres Geschlechtsnachweises. Sie fand sich aber nicht vor, und so wurden sie vom Priestertum ausgeschlossen. Der Tirsata sprach zu ihnen, sie dürften vom Hochheiligen nicht essen, bis ein Priester für Urim und Tummim erstünde. Die ganze Gemeinde belief sich auf 42.360, ohne ihre Sklaven und Sklavinnen, an Zahl 7.337. Auch hatten sie 200 Sänger und Sängerinnen. Die Zahl der Pferde betrug 736, die ihrer Maultiere 245, ihrer Kamele 435, ihrer Esel 6.720. Von den Familienhäuptern hatten manche, als sie zum Hause des Herrn in Jerusalem kamen, Spenden für das Gotteshaus gegeben, um es auf seiner Stelle zu errichten. Sie hatten für den Bauschatz je nach ihrer Habe an Gold 61.000 Drachmen gegeben, an Silber 5.000 Minen und 100 Priesterkleider. Die Priester, die Leviten und manche vom Volk, die Sänger, Torhüter und Tempelsklaven siedelten sich darin in ihren Städten an, ebenso das ganze übrige Israel in seinen Städten. FestfeiernSo kam der siebte Mond heran. Die Söhne Israels waren schon in den Städten. Da versammelte sich das Volk wie ein Mann zu Jerusalem. Jesua, der Sohn des Josadak, und seine Brüder, die Priester, und Zerubbabel, der Sohn Sealtiels, und seine Brüder erhoben sich und bauten den Altar des Gottes Israels auf, um Brandopfer darauf darzubringen, wie in der Lehre Mosis, des Gottesmannes, geschrieben steht. So erstellten sie den Altar auf seinen Grundlagen. Denn die Völker der Länder hatten ihn bis auf den Grund zerstört. Sie opferten auf ihm dem Herrn Brandopfer, Morgen- und Abendopfer. Sie feierten auch das Laubhüttenfest nach Vorschrift und brachten Brandopfer Tag für Tag, an Zahl nach Vorschrift, wie es sich für jeden Tag gebührte, und dann das regelmäßige Brandopfer und die der Neumonde und die aller heiligen Festzeiten des Herrn und die eines jeden, der dem Herrn freiwillig Gaben brachte. Vom ersten Tage des siebten Monats an begannen sie dem Herrn Opfer zu bringen obwohl des Herrn Tempel noch nicht aufgebaut war. Sie gaben den Steinmetzen und den Zimmerleuten Geld, den Sidoniern und Tyriern aber Speise und Trank und Öl, damit sie Zedernstämme vom Libanon zur See nach Joppe brächten, gemäß der Vollmacht des Perserkönigs Cyrus an sie. Im zweiten Jahre nach ihrer Ankunft beim Gotteshaus zu Jerusalem, im zweiten Monat, begannen Sealtiels Sohn, Zerubbabel, und Jesua, der Sohn des Josadek, sowie die anderen Brüder, die Priester und die Leviten und alle, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem gekommen waren. Sie stellten die Leviten an, von zwanzig Jahren und darüber, um den Bau des Herrnhauses zu überwachen. Und Jesua und seine Söhne sowie seine Brüder und Kadmiel mit seinen Söhnen und Judas Söhne traten wie ein Mann auf, die Arbeiter am Gotteshaus zu überwachen. Ferner die Söhne Chenadads und ihre Söhne sowie ihre Brüder, die Leviten. Die Bauleute richteten nun den Tempel für den Herrn auf. Dann stellten sich die Priester in Amtstracht mit Trompeten hin. Die Leviten und die Asaphsöhne priesen mit Zimbeln den Herrn in der Weise Davids, des Königs von Israel. In ihrem Lobgesang machten sie den Vers zum Kehrvers: »Lobpreist den Herrn! Denn er ist gut. Ewig währet seine Huld für Israel!« Beim Lob des Herrn jubelte das ganze Volk überlaut, weil das Haus des Herrn errichtet war. Vielen aber von den Priestern und den Leviten und von den Familienhäuptern, von den Alten, die noch das frühere Haus gesehen hatten, erschien das Haus da fremd. Und sie weinten laut. Viele aber erhoben lauten Freudenjubel. So konnte das Volk vor dem lauten Freudenjubel nicht das Weinen der Leute heraushören. Denn das Volk jauchzte laut, und weithin ward der Lärm gehört. Störung des TempelbauesJudas Feinde aber und die Benjamins hörten, daß die Söhne der Gefangenschaft dem Herrn, dem Gotte Israels, einen Tempel bauten. Da traten sie zu Zerubbabel und zu den Familienhäuptern und sagten ihnen: »Wir wollen mit euch bauen; denn wir suchen euren Gott wie ihr. Wir opfern ihm seit den Tagen des Assyrerkönigs Assarhadon, der uns hierher gebracht hat.« Da sprachen Zerubbabel und Jesua und die übrigen Familienhäupter Israels zu ihnen: »Nein! Ihr und wir können kein Haus für unseren Gott bauen. Wir allein bauen es für den Herrn, Israels Gott, wie uns der König Cyrus, der Perserkönig, befohlen hat.« Da machten die Völker der Länder das Volk Juda mutlos und schreckten es vom Bauen ab. Sie dingten wider sie Ratgeber, um ihren Plan zu vereiteln, die ganze Zeit des Perserkönigs Cyrus hindurch bis zur Herrschaft des Perserkönigs Darius. Unter der Regierung des Ahasveros, zu Anfang seiner Herrschaft, schrieben sie eine Klage gegen die Bewohner Judas und Jerusalems. Und in der Zeit des Artachsast schrieben Bislam, Mitredat, Tabel und die anderen seiner Amtsgenossen an Artachsast, den Perserkönig. Das Klageschreiben war nach Schrift und Sprache aramäisch. Rechum, der Ratsherr, und der Schreiber Simsai schrieben einen Brief wider Jerusalem an den König Artachsast, folgenden Inhalts: »Rechum, der Ratsherr, und der Schreiber Simsai und ihre übrigen Amtsgenossen, die Gerichtsvollzieher und die Eparchen aus Tripolis, Babel, Susa, das ist aus Elam, und solche der anderen Nationen, die Osnappar, der Große und Erlauchte, weggeführt und in den Städten Samarias und in dem übrigen Syrien angesiedelt hat usw.« Dies ist eine Abschrift des Briefes, den sie dem König Artachsast sandten: »Deine Sklaven, die Leute von Syrien usw. Dem König sei mitgeteilt, daß die Juden, die aus deiner Nähe zu uns gezogen, nach Jerusalem gelangt sind. Sie bauen die aufrührerische und böse Stadt auf, stellen ihre Mauer her und bessern die Wehren aus. Deshalb sei dem König mitgeteilt: Falls jene Stadt aufgebaut und die Mauern hergestellt werden, entrichten sie keine Steuer, keine Abgabe und keinen Zoll mehr. So wird das Einkommen der Könige geschädigt. Weil wir das Salz des Palastes essen und weil uns des Königs Verunglimpfungen anzusehen nicht ansteht, darum schicken wir her und melden es dem König. Man forsche im Buche der Denkwürdigkeiten deiner Väter! Du findest und erfährst im Buche der Denkwürdigkeiten, daß jene Stadt eine aufrührerische Stadt gewesen ist und daß sie Könige und Provinzen geschädigt und daß man in ihr Empörung seit alter Zeit gestiftet hat. Eben darum ist jene Stadt zerstört worden. Wir melden dem König: Falls jene Stadt aufgebaut und ihre Mauern hergestellt werden, hast du keinen Teil mehr an Syrien.« Dann sandte der König Bescheid an Rechum, den Ratsherrn, an Simsai, den Schreiber, und an die anderen Amtsgenossen, die in Samaria und sonst in Syrien wohnten: »Gruß usw. Das Schreiben, das ihr uns gesandt habt, ist in Übersetzung vor mir verlesen worden. Von mir ist der Befehl ergangen, und man hat nachgeforscht und gefunden, daß sich jene Stadt seit alter Zeit gegen Könige erhob und daß Aufruhr und Empörung darin gestiftet wurden. Mächtige Könige herrschten über Jerusalem und schalteten in ganz Syrien. Ihnen wurde Steuer, Abgabe und Zoll entrichtet. Darum gebt Befehl, daß jenen Männern gewehrt werde! Jene Stadt soll nicht mehr aufgebaut werden, bis von mir Befehl hierzu erteilt wird. Nehmt euch aber in acht, hierin keinen Fehler zu tun, damit nicht ein Schaden zum Nachteil der Könige erwachse!« Sobald nun die Abschrift des Schreibens vom König Artachsast vor dem Ratsherrn Rechum, dem Schreiber Simsai und ihren Amtsgenossen verlesen worden war, zogen sie eilends nach Jerusalem gegen die Judäer und hinderten sie mit Zwang und Gewalt. Damals war die Arbeit am Gotteshaus zu Jerusalem gehindert. Und sie unterblieb bis zum zweiten Regierungsjahr des Perserkönigs Darius. Wiederaufnahme des TempelbauesDamals weissagten die Seher Aggäus und Zacharias, Iddos Sohn, über die Judäer in Jerusalem und Juda im Namen des Gottes Israels. Darauf erhoben sich Zerubbabel, der Sohn Sealtiels, und Jesua, der Sohn des Josadak, und begannen, das Gotteshaus in Jerusalem zu bauen. Und die Propheten Gottes waren mit ihnen und unterstützten sie. Zu jener Zeit kam Syriens Landpfleger Tattenai zu ihnen und Setar Bozenai und ihre Amtsgenossen und sprachen also zu ihnen: »Wer hat euch erlaubt, dies Haus zu bauen und diese Mauer herzustellen?« Auch fragten sie sie: »Wie heißen jene Männer, die dieses Gebäude bauen?« Aber ihres Gottes Augen ruhten auf den Ältesten der Judäer. Und so hinderten jene sie nicht, bis von Darius die Erlaubnis einlief und man hernach das Schreiben hierüber zustellte. Abschrift des Briefes, den Tattenai, Syriens Landpfleger, und Setar Bozenai und seine Amtsgenossen, die Statthalter in Syrien, an den König Darius geschickt hatten. Sie sandten den Bericht an ihn, und so stand darin geschrieben: »Dem König Darius allen Frieden! Dem König sei kundgetan, daß wir in der Provinz Juda zum Hause des Großgottes gekommen sind. Dieses wird aus Quadersteinen gebaut, und die Wände werden mit Holz getäfelt. Die Arbeit wird eifrig betrieben und gedeiht unter ihren Händen. Da haben wirjene Ältesten gefragt und so zu ihnen gesprochen: "Wer hat euch Erlaubnis gegeben, dies Haus zu bauen und diese Mauern herzustellen?" Auch nach ihren Namen haben wir sie gefragt, um sie dir mitzuteilen. Wir schrieben die Namen der Männer an ihrer Spitze auf. Sie haben uns folgenden Bescheid gegeben: "Wir sind Diener des Gottes Himmels und der Erden. Wir bauen dies Haus, das vor vielen Jahren gebaut worden ist. Ein großer König Israels hat es erbaut und vollendet. Weil aber unsere Väter den Himmelsgott erzürnt haben, hat er sie in die Hand des Chaldäers Nebukadrezar, des Königs von Babel gegeben. Er hat dies Haus zerstört und das Volk nach Babel in die Gefangenschaft geführt. Aber im ersten Jahre des Cyrus, des Königs von Babel, hat der König Cyrus den Befehl gegeben, dieses Haus aufzubauen. Auch die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadrezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenonunen und in den Tempel zu Babel verbracht, hat der König Cyrus aus dem Tempel zu Babel geholt, und sie sind dem Sesbassar gegeben worden, der so heißt und den er zum Landpfleger eingesetzt hat. Er hat zu ihm gesagt: »Da hast du die Geräte. Nimm sie, zieh hin und lege sie im Tempel zu Jerusalem nieder! Das Gotteshaus soll an seiner Stätte aufgebaut werden!« Darauf ist jener Sesbassar gekommen und hat dem Gotteshaus zu Jerusalem Wehren gefertigt. Seitdem wird bis jetzt daran gebaut; es ist aber noch nicht fertig.« Falls es dem König beliebt, möge im königlichen Schatzhaus dort zu Babel nachgeforscht werden, ob es so sei, daß vom König Cyrus Befehl ergangen ist, dies Gotteshaus zu bauen! Den Bescheid des Königs in dieser Sache lasse er uns zukommen!« TempelweiheAlso gab König Darius Befehl. Und man forschte im Urkundenhaus nach. Da fand sich zu Ekbatana im Schlosse, das in der Provinz Medien liegt, eine Schriftrolle, und als Denkwürdigkeit stand darin: »Im ersten Jahre des Königs Cyrus hat der König Cyrus Befehl gegeben: Das Gotteshaus zu Jerusalem werde aufgebaut als Stätte, wo man Schlachtopfer schlachtet und wo man ihm seine Feueropfer darbringt! Seine Höhe sei sechzig Ellen und seine Breite sechzig Ellen! Drei Schichten von Quadersteinen seien da, ebenso eine Schicht von Holz! Die Kosten sollen aus dem königlichen Hause bestritten werden. Auch erstatte man die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadrezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen und nach Babel gebracht hat! Sie seien dem Tempel zu Jerusalem eigen! Demnach bleibt fern von dort ihr, Tattenai, Landpfleger von Syrien, Setar Bozenai und seine Amtsgenossen, Statthalter von Syrien! Laßt die Arbeit an diesem Gotteshause gehen! Der Statthalter der Judäer und die Ältesten der Juden sollen jenes Gotteshaus an seiner Stätte aufbauen! Und von mir ergeht der Befehl über das, was ihr jenen Ältesten der Judäer tun sollt, um jenes Gotteshaus aufzubauen. Aus den königlichen Einkünften des Tributs von Syrien werde jenen Männern genau ausbezahlt, um sie nicht zu stören. Und was sonst nötig ist, wie junge Stiere, Widder und Lämmer zu Brandopfern für den Himmelsgott, Weizen, Salz, Wein und Öl, werde ihnen nach Angabe der Priester zu Jerusalem Tag für Tag ungeschmälert geliefert! Sie sollen dem Himmelsgott Wohlgerüche darbringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne beten! Ferner ergeht von mir Befehl: Wer diesen Beschluß ändert, aus dessen Haus werde ein Balken gerissen und er selbst gepfählt daran geschlagen! Sein Haus aber werde deshalb zum Misthaufen gemacht! Der Gott aber, der seinen Namen dort thronen läßt, stürze jeden König und jedes Volk, die es wagen sollten, das Gotteshaus zu Jerusalem zum zweitenmal zu zerstören! Ich, Darius, habe den Befehl gegeben. Er werde genau befolgt!« Da taten Syriens Landpfleger Tattenai, Setar Bozenai und ihre Amtsgenossen genauso, wie es König Darius angeordnet hatte. So bauten die Ältesten der Judäer glücklich weiter nach der Weissagung des Aggäus und des Iddosohnes Zacharias, der Propheten. So hatten sie gebaut und waren fertig geworden auf Geheiß des Gottes Israels und auf Befehl des Cyrus und des Darius sowie des Perserkönigs Artachsast. So vollendeten sie das Haus bis zum dritten Tag des Monats Adar, also im sechsten Regierungsjahr des Königs Darius. Dann feierten die Söhne Israels, die Priester und die Leviten und die anderen Söhne der Gefangenschaft die Einweihung dieses Gotteshauses mit Freude. Und sie brachten bei der Einweihung des Gotteshauses hundert Stiere dar, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer und zwölf Ziegenböcke als Sündopfer für ganz Israel, entsprechend der Zahl der Stämme Israels. Sie bestellten auch die Priester nach ihren Abteilen und die Leviten nach ihren Klassen zum Gottesdienst in Jerusalem nach der Vorschrift des Buches Mosis. Dann feierten die Söhne der Gefangenschaft das Passah am vierten Tage des ersten Monats. Denn die Priester und Leviten hatten sie wie ein Mann gereinigt. Sie alle waren rein. Dann schlachteten sie das Passah für alle Söhne der Gefangenschaft und für ihre Brüder, die Priester und die Leviten. Und die Söhne Israels, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, verzehrten es; aber auch alle, die sich zu ihnen hin von der Unreinheit der Heiden im Land abgesondert hatten, um den Herrn, Israels Gott, zu suchen. Sie feierten das Fest der ungesäuerten Brote in Freuden sieben Tage. Denn der Herr hatte sie erfreut und ihnen des Assyrerkönigs Herz zugewandt, daß er sie unterstützte bei der Arbeit am Gotteshaus des Gottes Israels. Des Esdras HeimkehrHernach zog unter der Regierung des Perserkönigs Artachsast der Sohn Serajas herauf, Esdras (Ezra), der Enkel des Azarja und Urenkel Chilkias, des Sohnes Sallums und Enkels Sadoks und Urenkels des Achitub, des Sohnes des Amarja und Enkels des Ajarja und Urenkels des Merajot, des Sohnes des Zerachja und Enkels Uzzis und Urenkels des Bukki, des Sohnes Abisuas, des Enkels Pinechas und Urenkel Eleazars, des Sohnes des Hohenpriesters Aaron. Eben dieser Esdras zog von Babylon herauf. Er war Schriftgelehrter, bewandert in Mosis Lehre, die der Herr, Gott Israels, gegeben hatte. Ihm gab der König, was er sich wünschte, unter dem Schutze des Herrn, seines Gottes. So zog eine Anzahl von Söhnen Israels, Priester, Leviten, Sänger, Torhüter und Tempelsklaven mit ihm nach Jerusalem im siebten Jahre des Königs Artachsast. Er kam nach Jerusalem im fünften Monat, das ist im siebten Jahre des Königs. Am ersten Tag des ersten Monats, das ist im Nisan, verfügte er den Auszug aus Babylon. Und am ersten Tag des fünften Monats kam er nach Jerusalem unter dem sicheren Schutze seines Gottes. Denn Esdras hatte sein Herz darauf gerichtet, des Herrn Lehre zu erforschen und zu befolgen und Satzung und Recht in Israel zu lehren. Dies ist die Abschrift des Schreibens, das der König Artachsast dem Priester und Schreiber Esdras gegeben hat, dem Ausleger der Gebote und Vorschriften des Herrn für Israel: »Artachsast, der König der Könige, an den Priester Esdras, den Ausleger des Gesetzes des Himmelsgottes usw. Von mir ergeht Befehl: Jeder in meinem Reich von dem Volke Israel und seinen Priestern und Leviten, der sich getrieben fühlt, nach Jerusalem zu ziehen, ziehe mit dir! Du wirst vom König und seinen sieben Ratgebern gesandt, Juda und Jerusalem zu erkunden, nach deines Gottes Gesetz, dessen du kundig bist. Überbringe das Silber und Gold, das der König und seine Räte für Israels Gott gespendet, dessen Wohnung in Jerusalem ist! Ebenso alles Silber und Gold, das du in der ganzen Provinz Babel bekommst als freiwillige Gaben des Volkes und der Priester, die sie für das Haus ihres Gottes zu Jerusalem spenden! Demgemäß kaufe gewissenhaft für das Geld Stiere, Widder und Lämmer und die dazugehörigen Speise- und Trankopfer und opfere sie auf dem Altar des Hauses eures Gottes zu Jerusalem. Und was dir und deinen Brüdern beliebt, mit dem Rest des Silbers und des Goldes zu tun, das tut nach eures Gottes Willen! Liefere auch die Geräte ab, die man für den Gottesdienst im Hause deines Gottes hergegeben, vor Gott in Jerusalem! Den übrigen Bedarf deines Gotteshauses, den du zu decken hast, bestreite aus dem königlichen Schatzhaus! Von mir, König Artachsast, wird Befehl an alle Schatzmeister in Syrien erteilt: Alles, was der Priester Esdras, der Ausleger des Gesetzes des Himmelsgottes, von euch verlangt, werde genau geleistet, an Silber bis zu hundert Talenten, an Weizen bis zu hundert Malter, an Wein bis zu hundert Maß, an Öl bis zu hundert Maß und an Salz unbeschränkt. Alles, was nach dem Befehl des Himmelsgottes ist, werde genau für das Haus des Himmelsgottes geleistet, auf daß kein Zorn über das Reich des Königs und seiner Söhne komme! Ferner sei euch kundgetan: Nicht erlaubt ist es, irgendeinem der Priester, Leviten, Sänger, Torhüter, Tempelsklaven und Knechte dieses Gotteshauses Steuer, Abgabe oder Zoll aufzulegen. Du aber, Esdras, setze nach deiner Gottesgelehrtheit, die du hast, Richter und Gerichtsvollzieher ein, die alles Volk in Syrien richten sollen, und solche, die deines Gottes Gesetze kennen! Wer sie nicht kennt, den sollt ihr belehren! Jeden aber, der deines Gottes Gesetze und das Gesetz des Königs nicht befolgt, den treffe strenge gerichtliche Strafe, entweder Tod oder Verbannung oder Geldstrafe oder Haft!« Gepriesen sei der Herr, der Gott unserer Väter, der dies dem König ins Herz gegeben, um das Haus des Herrn in Jerusalem zu verherrlichen, und der mir die Huld des Königs, seiner Räte und all der mächtigen Beamten zugewandt hat! So faßte ich Mut unter dem Schutze des Herrn, meines Gottes, und sammelte aus Israel eine Anzahl Familienhäupter, mit mir zu ziehen. Des Esdras ReisegefährtenDies sind die Häupter ihrer Familien und ihrer Anverwandten, die mit mir unter der Regierung Artachsasts, des Königs, aus Babylon heraufzogen: von den Söhnen des Pinechas: Gerson, von den Söhnen Itamars: Daniel, von den Söhnen Davids: Chattus, von den Söhnen des Paros: Zekarja und zu ihm gehörend 150 männliche Personen, von den Söhnen Pachatmoabs: Eljehoenai, Zerachjas Sohn, und mit ihm 200 männliche Personen. Von den Söhnen Sekanjas: der Sohn Jachaziels und mit ihm 300 männliche Personen. Und von den Söhnen Adins: Ebed, Jonatans Sohn, und mit ihm 50 männliche Personen. Und von den Söhnen Elams: Jesaja, Ataljas Sohn, und mit ihm 70 männliche Personen. Und von den Söhnen Sepathas: Zebadja, Mikaels Sohn, und mit ihm 80 männliche Personen. Und von den Söhnen Joabs: Obadja, Jechiels Sohn, und mit ihm 218 männliche Personen. Und von den Söhnen Sebmits: der Sohn Josiphjas und mit ihm 160 männliche Personen. Und von den Söhnen Bebais: Zekarja, Bebais Sohn, und mit ihm 28 männliche Personen. Und von den Söhnen Azgars: Jochanan, Hakkatans Sohn, und mit ihm 160 männliche Personen. Und von den Söhnen Adonikams: Eliphelet, Jeiel und Semaja und mit ihnen 60 männliche Personen. Und von den Söhnen Bigwais: Utai und Zabbud und mit ihnen 70 männliche Personen. Ich versammelte sie an dem Flusse, der nach Ahawa kommt. Dort lagerten wir an drei Tage. Ich musterte das Volk samt den Priestern. Da fand ich keinen von den Söhnen Levis dort. So schickte ich Eliezer, Ariel, Semaja, Elnatan, Jarib, Elnatan, Natan, Zekarja und Mesullam als Häupter weg, und Jojarib und Elnatan als Lehrer. Und ich entbot sie an Iddo, das Oberhaupt im Orte Kasiphja, und legte in ihren Mund den Auftrag, den sie Iddo und seinen Brüdern im Ort Kasiphja bestellen sollten, nämlich, sie sollten uns Diener für unser Gotteshaus zuführen. Und sie brachten uns unter dem gütigen Schutz unseres Gottes einen verständigen Mann von den Söhnen Machlis, eines Sohnes Levis, eines Sohnes Israels, namens Serebja, mit Söhnen und Brüdern, 18 Mann. Auch Chasabja und mit ihm Jesaja von den Söhnen Meraris, seine Brüder und ihre Söhne, 20, von den Tempelsklaven, die David und die Fürsten zum Dienste der Leviten gegeben hatten, 220 Tempelsklaven. Sie alle sind mit Namen verzeichnet. Dann rief ich dort am Flusse Ahawa ein Fasten aus, daß wir uns vor unserem Gott demütigten und ihn um gute Reise anflehten, für uns, unsere Kinder und all unsere Habe. Denn ich schämte mich, vom Könige Mannschaft und Reiter zu erbitten, um uns vor den Feinden auf der Reise zu schützen. Denn wir hatten zum König gesagt: »Unseres Gottes Hand ruht auf allen, die ihm zum Besten suchen. Sein mächtiger Zorn dagegen auf allen, die ihn verlassen.« So fasteten wir und erflehten solches von unserem Gott, und er ließ sich von uns erweichen. Dann sonderte ich von den Obersten der Priester zwölf Leute aus, Serebja und Chasabja, mit ihnen zehn von ihren Brüdern. Und ich wog ihnen dar das Silber und Gold und die Geräte, die Spende für unser Gotteshaus, die der König, seine Räte und Beamten gestiftet und ganz Israel, das sich vorgefunden hatte. Ich wog ihnen in die Hand an Silber 650 Talente und 100 silberne Gefäße zu 2 Talenten, an Gold 100 Talente, sodann 20 goldene Becher zu 1000 Dariken und verschiedene Geräte aus feinem Glanzerz, wertvoll wie Gold. Dann sprach ich zu ihnen: »Ihr seid dem Herrn geweiht, und die Geräte sind geweiht. Das Silber und das Gold sind eine Spende für eurer Väter Gott, den Herrn. Darum hütet es sorgfältig, bis ihr es vor den Obersten der Priester, der Leviten und der Familienoberhäupter Israels zu Jerusalem darwäget in den Zellen im Hause des Herrn!« Die Priester und die Leviten übernahmen nun das abgewogene Silber und das Gold und die Geräte, um sie nach Jerusalem in unser Gotteshaus zu bringen. Wir brachen nun vom Flusse von Ahawa auf am zwölften Tage des ersten Monats, um nach Jerusalem zu ziehen. Und unseres Gottes Hand war über uns. Er schützte uns vor Feinden und vor Wegelagerern. So kamen wir nach Jerusalem und weilten dort drei Tage. Am vierten Tage aber wurden das Silber und das Gold und die Geräte in unserem Gotteshause dargewogen in die Hand des Uriassohnes Meremot, des Priesters. Bei ihm war Eleazar, des Pinechas Sohn, bei ihnen auch Jozabad, Jesuas Sohn, und Binnuis Sohn Noadja, die Leviten. Alles stimmte nach Zahl und Gewicht, und das ganze Gewicht ward zugleich aufgeschrieben. Die aus der Gefangenschaft Heimgekehrten, die Söhne der Gefangenschaft, opferten dem Gott Israels 12 Stiere für das ganze Israel, dann 96 Widder, 77 Lämmer, 12 Böcke zum Sündopfer, alles für den Herrn als Brandopfer. Dann übergaben sie des Königs Befehle den Satrapen des Königs und den syrischen Statthaltern. Und sie unterstützten das Volk und das Gotteshaus. MischehenAls dies beendet war, traten die Obersten zu mir und sagten: »Das Volk in Israel, die Priester und die Leviten, halten sich nicht abgesondert von den Völkern der Länder, ungeachtet ihrer Greuel, von den Kanaanitern und Chittitern, Perizzitern, Jebusitern, Ammonitern, Moabitern, Ägyptern und Amoritern. Sie haben von ihnen Töchter für sich und für ihre Söhne zu Weibern genommen, so daß sich der heilige Stamm mit den Völkern der Länder vermischte. Die Fürsten und Vorsteher sind bei diesem Frevel die ersten gewesen.« Als ich das hörte, zerriß ich mein Gewand und meinen Mantel. Dann raufte ich mir das Haar aus Kopf und Bart und saß betäubt da. Zu mir hielten aber alle, welche die Worte des Gottes Israels fürchteten wegen des Frevels der Gefangenschaft. So saß ich betäubt bis zum Abendopfer. Zur Abendopferzeit stand ich von meiner Verdemütigung auf. In meinem zerrissenen Gewande und Mantel beugte ich die Knie, breitete zum Herrn, meinem Gott, die Hände aus und sprach: »Mein Gott, ich schäme mich und scheue mich, zu Dir, mein Gott, das Antlitz zu erheben. Denn unsere Sünden sind uns über unser Haupt gewachsen, und ihre Schuld ist himmelhoch geworden. Seit unserer Väter Tagen bis auf diesen Tag sind wir in großer Schuld, und wegen unserer Sünden sind wir preisgegeben, wir, unsere Könige und Priester, den Königen der Länder, durch Schwert und Gefangenschaft, durch Raub und offene Verhöhnung, so wie es heute ist. Nun ist auf kurzen Augenblick Erbarmung gekommen von dem Herrn, unserem Gott. Er ließ uns einen Rest übrig und gab an seiner heiligen Wohnstatt uns einen Zeltpflock. Aufleuchten ließ uns unser Gott die Augen und schenkte uns ein wenig Lebenskraft in unserer Knechtschaft. Wir sind zwar Knechte, doch hat in unserer Knechtschaft unser Gott uns nicht verlassen. Er wandte uns die Huld der Perserkönige zu und gab uns so viel Lebenskraft, daß wir unser Gotteshaus aufrichten und seine Trümmer wiederherstellen konnten. Er gab uns eine Schutzmauer in Juda und Jerusalem. Was aber sollen wir nach all diesem sagen, unser Gott? Wir haben Deine Vorschriften ganz außer acht gelassen. Du hast sie uns durch Deine Knechte, die Propheten, so gegeben: "Das Land, in das ihr kommt, um es zu erobern, ist ein bedecktes Land durch Unreinheit der Ländervölker, durch ihre Greueltaten, womit sie es von einem Ende bis zum anderen angefüllt in ihrer Unreinheit. Gebt eure Töchter niemals ihren Söhnen, und ihre Töchter nehmt niemals für eure Söhne! Nie sucht ihr Glück und ihren Vorteil! Dann bleibt ihr stark, und ihr genießt des Landes Güter, auf eure Söhne sie vererbend.« Ach, können wir nach alledem, was uns durch unsere bösen Werke, unsere große Schuld getroffen - Du, unser Gott, hast unsere Sünden tief verworfen, und doch hast Du uns diesen Rest gelassen! - ja, dürfen wir aufs neue Deine Anordnungen brechen und uns mit diesen Greuelvölkern gar verschwägern? Wirst Du nicht über uns bis zur Vernichtung zürnen, so daß kein Bleiben wäre, keine Rettung? Du bist gar edelmütig, Herr, Gott Israels. Wir sind ein Rest Geretteter noch heute. Wir sind vor Dir in unserer Schuld. So aber kann man nicht vor Dir bestehen.« VolksbeschlußSo betete Esdras, bekannte, weinte und flehte vor dem Gotteshause. Da scharte sich eine große Menge aus Israel um ihn, Männer, Weiber und Kinder; denn das Volk weinte bitterlich. Da hob Sekanja, Jechiels Sohn, von Elams Söhnen, an und sprach zu Esdras: »Wir sind untreu geworden unserem Gott, daß wir fremde Weiber von des Landes Völkern heimgeführt. Aber noch ist dabei Hoffnung für Israel. Wir wollen jetzt einen Bund schließen mit unserem Gott, daß wir alle unsere Frauen und was aus ihnen geboren worden, nach des Herrn Rat entlassen. Wir wollen unseres Gottes Gebot gewissenhaft beachten. Nach der Lehre soll es geschehen! Steh auf! Denn deine Sache ist es. Wir sind mit dir. Ermanne dich und handle!« Da stand Esdras auf und ließ die Oberen der Priester, die Leviten und ganz Israel schwören, daß sie so tun wollten. Und sie schwuren. Esdras stand nun vor dem Gotteshause auf und ging in die Zelle Jochanans, des Eljasibsohnes. Er ging hinein, aß aber kein Brot und trank kein Wasser, trauernd ob des Frevels der Gefangenschaft. Dann ließen sie einen Ruf ergehen in Juda und Jerusalem an alle Söhne der Gefangenschaft, sie sollten sich in Jerusalem versammeln. Wer nicht am dritten Tage nach dem Beschluß der Oberen und Ältesten komme, dessen ganze Habe solle gebannt werden, und er selbst solle aus der Gemeinde der Gefangenschaft ausgeschlossen sein! Da versammelten sich zu Jerusalem alle Männer aus Juda und aus Benjamin am dritten Tage, das ist am zwanzigsten des neunten Monats. Und das ganze Volk saß auf dem Platze des Gotteshauses, zitternd wegen der Sache und der Regengüsse. Da stand der Priester Esdras auf und sprach zu ihnen: »Ihr habt dadurch gefrevelt, daß ihr heidnische Weiber heimgeführt, um Israels Schuld zu mehren. Nun legt ein Bekenntnis vor dem Herrn, dem Gott eurer Väter, ab, und tut seinen Willen! Trennt euch von den Ländervölkern und von den fremden Weibern!« Die ganze Gemeinde rief mit lauter Stimme: »Wie du zu uns gesagt, ist zu tun. Das Volk aber ist zahlreich. Auch ist Regenzeit. Man kann nicht im Freien weilen. Auch ist es keine Sache für einen oder zwei Tage. Denn wir haben mannigfach in dieser Sache gefrevelt. Unsere Obersten mögen für die ganze Gemeinde tagen! Dann können alle, die in unseren Städten fremde Weiber heimgeführt, zur bestimmten Zeit kommen und mit ihnen die Ältesten und Priester jeder Stadt, um unseres Gottes Zornesglut von uns in dieser Sache abzuwenden.« Nur Jonatan, Azales Sohn, und Jachzela, Tikwas Sohn, traten dagegen auf, und Mesullam und der Levite Sabai standen ihnen bei. Aber die Söhne der Gefangenschaft handelten recht. So sonderte sich der Priester Esdras Männer, Familienhäupter, nach den einzelnen Familien aus, alle namentlich aufgezeichnet. Und sie hielten die erste Sitzung an dem ersten Tage des zehnten Monats, um die Sache zu untersuchen. Und sie wurden mit all den Männern fertig, die fremde Weiber heimgeführt, bis zum ersten Tage des ersten Monats. Da fanden sich auch unter Priestersöhnen solche, die fremde Weiber heimgeführt hatten, von den Söhnen Jesuas, des Sohnes Josadaks, und seiner Brüder Maaseja und Eliezer, Jarib und Gedalja. Sie gaben aber ihre Hand darauf, ihre Weiber zu entlassen. Ihr Schuldopfer war ein Widder für ihre Schuld. Und von den Söhnen Immers: Chanani und Zebadja. Und von den Söhnen Charims: Maaseja, Elia, Semaja, Jechiel und Uzzia. Und von den Söhnen Paschurs: Eljoënai, Maaseja, Ismael, Netanel, Jozabad und Elasa. Und von den Leviten Josabad, Simi und Kolaja, das ist Kelita, Petachja, Jehuda und Eliezer. Und von den Sängern Eljasib und von den Torhütern Sallum, Telem und Uri. Und von Israel, von den Söhnen des Paros Ramja, Izzia, Malkia, Mijjamin, Eleazar, Malkia und Benaja. Und von den Söhnen Elams Mattanja, Zekarja, Zechiel, Abdi, Jeremot und Elia. Und von den Söhnen Zattus Eljoënai, Eljasib, Mattanja, Jeremot, Zabad und Aziza. Und von den Söhnen Bebais Jehochanan, Chananja, Zabbai, Atlai. Und von den Söhnen Banis Messullam, Malluk, Adaja, Jasub, Seal und Ramot. Und von den Söhnen Pachatmoabs Adna und Kelal, Benaja, Maaseja, Mattanja, Besalel, Binnui und Menasse. Und von den Söhnen Charims Eliezer, Isija, Malkija, Semaja, Simon, Benjamin, Malluk, Semarja. Von den Söhnen Chasums Mattenai, Mattatta, Zabad, Eliphelet, Jemai, Menasse, Simi. Von den Söhnen Banis Maadai, Aram und Uël, Benaja, Bedja, Keluhi, Wanja, Meremot, Eljasib, Mattanja, Mattenai und Jaasaw. Und von den Söhnen Binnuis Simi, Selemja, Natan, Adaja, Maknadebai, Sasai, Sarai, Azarel, Selemja, Semaria, Sallum, Amarja, Joseph. Von den Söhnen Nebos Jejel, Mattija, Zabad, Zebina, Jaddai, Joel und Benaja. Alle diese hatten fremde Weiber genommen. Es fanden sich unter ihnen auch Weiber, die Kinder geboren hatten. Des Nehemias HeimreiseDer Bericht des Chakaljasohnes Nehemias. Es war im Monat Kislev im Jahre zwanzig, daß ich zu Susan in der Burg weilte. Da kam einer meiner Brüder, Chanani, mit Männern aus Judäa. Ich fragte sie nach den Judäern, den Entronnenen, die vor der Gefangenschaft bewahrt worden waren, und nach Jerusalem. Sie gaben mir Bescheid: »Die Zurückgebliebenen, die dort vor der Gefangenschaft in den Landstädten verschont geblieben sind, befinden sich in großer Not und Schmach. Die Mauer von Jerusalem liegt in Trümmern, und seine Tore sind verbrannt.« Als ich diese Worte hörte, setzte ich mich hin, weinte und trauerte eine Zeitlang. Ich fastete und betete vor dem Himmelsgott. Dann sprach ich: »Herr, Gott des Himmels! / Du großer, fürchterlicher Gott! / Du hältst den gnadenvollen Bund all denen, die Dich lieben / und Dein Geheiß befolgen. Leih doch Dein Ohr! Laß Deine Augen offen sein, / auf daß Du Deines Knechts Gebet erhörst, / das ich jetzt Tag und Nacht vor Dir verrichte / für Deine Knechte, für die Söhne Israels. / Ich beichte die Verschuldungen der Söhne Israels, / die wir so gegen Dich gesündigt haben, / ich selbst und meines Vaters Haus. Wir haben Dich beleidigt / und nicht gewahrt Gebote und Gesetze, Rechte, / die Du dem Moses, Deinem Diener, aufgetragen. Gedenke doch des Wortes, / das Du dem Moses, Deinem Knecht, befohlen: / "Begeht ihr Untreue, / zerstreu ich euch unter die Nationen. Bekehrt ihr euch jedoch zu mir / und haltet und befolgt, was ich geboten, / dann bringe ich zusammen eure Vertriebenen, / und wenn sie selbst am Himmelsende wären, / und führe sie zur Stätte hin, / die ich zum Wohnsitz meines Namens auserkoren.« Denn sie sind Deine Knechte und Dein Volk, / das Du befreit mit Deiner großen Kraft und Deinem starken Arm. Ach, Herr! Laß doch Dein Ohr vernehmen / das Flehen Deines Dieners und das Flehen Deiner Diener, / die begehren, Deinen Namen zu verehren! / Laß Deinem Diener heute es gelingen! / Und schenke ihm vor diesem Manne Gnade!« - Ich aber war der Mundschenk beim König. Vorbereitungen zum MauerbauIm Nisanmonat, in des Königs Artachsast zwanzigstem Jahr, stand Wein vor ihm. Ich nahm den Wein und gab ihn dem König. Er war mir nicht ungewogen. Da sprach zu mir der König: »Warum bist du betrübt? Du bist doch nicht krank? Wenn nicht, dann hast du Herzenskummer.« Da erschrak ich heftig. Ich sprach zum König: »Lang lebe der König! Wie sollte ich nicht betrübt sein, da die Stadt, meiner Väter Grabstätte, zerstört ist und ihre Tore verbrannt sind?« Da sprach zu mir der König: »Worum bittest du?« Da betete ich zum Himmelsgott. Ich sprach dann zum König: »Gefällt es dem König und ist dein Sklave dir genehm, dann mögest du mich nach Juda zur Stadt der Gräber meiner Väter senden, damit ich sie aufbaue!« Da sprach zu mir der König, und die Gemahlin saß an seiner Seite: »Wie lange währt deine Reise? Wann kehrst du zurück?« Und es gefiel dem König, mich zu entsenden, und ich gab ihm eine Frist an. Dann sprach ich zum König: »Gefällt es dem König, so gebe man mir Briefe an Syriens Statthalter mit, daß sie mich begleiten lassen, bis ich nach Juda komme, und einen Brief an Asaph, den Verwalter der königlichen Waldungen, daß er mir Holz gebe, um an der Burg, die zum Hause gehört, die Tore mit Balken zu versehen; desgleichen für die Stadtmauer und für das Haus, in das ich ziehen werde!« Und der König bewilligte mir dies, dank dem gütigen Schutze meines Gottes über mir. So kam ich zu den Statthaltern von Syrien und gab ihnen des Königs Briefe. Der König aber sandte mit mir Heeresoberste und Reiter. Dies hörten Sanballat von Choronaim und der ammonitische Ansiedler Tobia. Da verdroß es sie stark, daß jemand gekommen sei, das Wohl der Söhne Israels zu fördern. So kam ich nach Jerusalem und blieb hier drei Tage. Dann stand ich nachts mit ein paar Leuten auf. Ich hatte aber keinem Menschen gesagt, was mein Gott für Jerusalem zu tun mir ins Herz gegeben. Auch waren bei mir keine Reittiere, außer dem Tiere, auf dem ich selbst ritt. So zog ich durch das Taltor nachts zur Drachenquelle und dann zum Misttor. Ich besichtigte die Mauern Jerusalems, wie sie in Trümmern lagen und ihre Tore verbrannt waren. Dann zog ich zum Quellentor hinüber und zum Königsteich. Aber das Tier fand dort keinen Platz, um mit mir durchzukommen. Da stieg ich im Tale nachts bergan und besichtigte die Mauer. So kam ich dann wieder an das Taltor und kehrte heim. Die Vorsteher aber wußten nicht, wohin ich gegangen war und was ich vorhatte. Den Judäern, den Priestern, den Adligen und den Vorstehern und den anderen Werkführern hatte ich bis jetzt nichts gesagt. Nun sprach ich zu ihnen: »Ihr seht die Not, in der wir sind. Jerusalem ist zerstört, und seine Tore sind verbrannt. Auf! Laßt uns die Mauern Jerusalems bauen, daß wir nicht länger zum Gespötte seien!« Dann erzählte ich ihnen, wie gütig der Schutz meines Gottes über mir war, und auch des Königs Worte, die er an mich gerichtet. Da sagten sie: »Wir wollen darangehen und bauen.« So ermunterten sie sich zum guten Werke. Dies hörten Sanballat aus Choronaim, der ammonitische Ansiedler Tobia und der Araber Gesem, spotteten unser und äußerten verächtlich: »Was ist das, was ihr tun wollt? Wollt ihr vom König abfallen?« Da gab ich ihnen Bescheid und sprach zu ihnen: »Der Himmelsgott wird uns Gelingen geben. Wir, seine Knechte, wollen uns ans Bauen machen. Ihr aber habt kein Teil und kein Recht und kein Gedächtnis zu Jerusalem.« MauerbauDa standen der Hohepriester Eljasib und die Priester, seine Brüder, auf und bauten das Schaftor, zugleich hatten sie es befestigt; dann setzten sie seine Tore ein, ebenso den Turm Hammea ("Spitzturm"); auch ihn hatten sie umwallt, ebenso den Turm Chananels. Daneben hatten die von Jericho gebaut und neben ihnen Zakkur, Imris Sohn. Das Fischtor bauten Senaas Söhne, zugleich hatten sie es mit Gebälk überdacht; dann setzten sie seine Tore ein und seine Klammern mit den Querriegeln. Daneben besserte Urias Sohn Meremot aus, der Enkel des Hakkos, daneben Mesullam, Berekjas Sohn und Enkel Mesezabels, daneben Sadok, Baanas Sohn. Daneben besserten die Tekoiter aus; ihre Vornehmen aber trugen nichts zu ihrer Herren Leistung bei. Am Altstadttor besserten Paseachs Sohn Jojada aus und Mesullam, Besodjas Sohn. Zugleich hatten sie es mit Gebälk überdacht; dann setzten sie seine Tore ein und seine Klammern mit den Querriegeln. Daneben besserten der Gibeoniter Melatja aus und Jadon, der Meronititer, und die von Gibeon und von der Mispa am Stuhle des Statthalters von Syrien. Daneben besserte Uzziel, ein Glied der Goldschmiedezunft, aus, daneben Chananja von den Salbenmischern. Sie befestigten Jerusalem bis an die breite Mauer. Daneben besserte des Chur Sohn Rephaja aus, der Oberste der einen Hälfte des Bezirks Jerusalem. Daneben besserte Charunaphs Sohn Jedaja aus, und zwar vor seinem eigenen Hause, daneben Chattus, Chasabnejas Sohn. Und eine zweite Strecke besserte Malkia, Charims Sohn, aus, und Chasub, Pachatmoabs Sohn, beim Ofenturm. Daneben besserte des Loches Sohn Sallum aus, der Oberste der anderen Hälfte des Bezirks Jerusalem, er und die Töchter. Das Taltor besserte Chanun mit den Leuten von Zanoach aus, Sie bauten es auf, dann setzten sie seine Tore ein und seine Klammern mit den Querriegeln und weitere tausend Ellen an der Mauer bis zum Misttor. Das Misttor besserte der Rebakssohn Malkia aus, der Oberste im Bezirk von Beth Hakkerem ("Weinberghaus"). Er baute es auf und setzte seine Tore ein und seine Klammern mit den Querriegeln. Das Quelltor besserte des Kol Choze Sohn Sallum aus, der Oberste im Bezirk der Mispa. Er baute es auf, überdachte es und setzte seine Tore ein und seine Klammern und Querriegel, sowie die Mauer an dem Teich für die Schaffelle beim Königsgarten bis zu den Stufen, die von der Davidsstadt herabführen. Danach besserte aus des Azbuk Sohn Nechemja, der Oberste der Hälfte des Bezirkes von Beth Sur ("Felsenhaus"), bis gegenüber von den Davidsgräbern und bis zu dem künstlichen Teich und dann bis zur Kaserne. Danach besserten auch die Leviten aus: Rechum, des Bani Sohn. Daneben besserte Chasabja aus, der Oberste des halben Amts von Keïla, für dieses sein Amt. Daneben besserten ihre Brüder aus, Bawwai, der Sohn des Chenadad, der Oberste des anderen Amts von Keïla. Daneben besserte Ezer, der Sohn Jesaes, der Oberste der Mispa, eine zweite Strecke aus, dem Aufstieg des Zeughauses am Winkel gegenüber. Danach besserte des Zabbai Sohn Baruk eine zweite Strecke aus, vom Winkel bis zum Tor des Hauses Eljasibs, des Hohenpriesters. Danach besserte des Uria Sohn Meremot, der Enkel des Hakkos, eine zweite Strecke aus, vom Tor des Hauses Eljasibs bis ans Ende des Hauses Eljasibs. Danach besserten die Priester, die Männer aus dem Gau, aus. Danach besserte des Maaseja Sohn Azarja aus, der Enkel des Ananja, neben seinem Hause. Danach besserte Binnui, Chenadads Sohn, eine zweite Strecke aus, von des Azarjas Haus bis zum Winkel und bis zur Ecke. Palel, des Uzai Sohn, gegenüber dem Winkel sowie dem Turm, der vom oberen Königshaus, am Gefängnishof hervorspringt, danach des Paros Sohn Pedaja und die Tempelsklaven, die im Ophel wohnten, bis vor dem Wassertor im Osten und vor dem vorspringenden Turm. Danach besserten die Tekoiter eine zweite Strecke aus, dem großen vorspringenden Turm gegenüber bis an die Ophelmauer. Oberhalb des Roßtores besserten die Priester aus, jeder vor seinem Hause. Danach besserte vor seinem Hause Immers Sohn Sadok aus, danach Sekanjas Sohn Semaja, des Osttores Hüter. anach besserten Selemjas Sohn Chananja und Salaphs des Sechsten Sohn Chanun eine zweite Strecke aus. Danach besserte Berekjas Sohn Mesullam vor seiner eigenen Zelle aus. Danach besserte Malkia von den Goldschmieden bis zum Hause der Tempelsklaven und der Krämer aus, dem Wachttor gegenüber und bis zur oberen Zelle der Ecke. Und zwischen dieser oberen Zelle an der Ecke und dem Schaftor besserten die Goldschmiede und die Krämer aus. Des Mauerbaues GegnerSobald Sanballat erfuhr, daß wir die Mauer bauten, kam er in Zorn und großen Ärger. Er spottete der Judäer. Er sprach von seinen Brüdern und der Streitmacht von Samaria: »Was machen die armseligen Judäer? Läßt man sie gewähren? Opfern sie jetzt? Machen sie es fertig? Lassen sie die Steine aus dem Schutthaufen wachsen? Sie sind doch verbrannt.« Neben ihm stand Tobia aus Ammon und sprach: »Mögen sie bauen! Springt ein Fuchs hinauf, reißt er ihre Steinmauer ein.« Höre, unser Gott, wie wir verspottet werden! Bringe ihren Hohn auf ihr eigen Haupt zurück und gib sie im Lande der Gefangenschaft der Schmach preis! Decke nimmer ihre Frevel zu! Nicht ausgelöscht werde ihre Sünde vor Dir! Sie haben die Bauenden gekränkt. Wir aber bauten an der Mauer. Und die ganze Mauer wurde bis zur halben Höhe geschlossen, und das Volk hatte Lust zur Arbeit. Als Sanballat, Tobia und die Araber, die Ammoniter und die Asdoditer hörten, daß die Ausbesserung der Mauern Jerusalems voranging und daß sich die Breschen zu schließen begännen, wurden sie recht zornig. Sie verschworen sich, alle auf einmal zu kommen, Jerusalem zu stürmen und in ihm Verwirrung zu stiften. Wir beteten zu unserem Gott und stellten Wachen Tag und Nacht gegen sie auf. Die Judäer aber sprachen: »Die Kraft des Lastträgers wankt: Des Schuttes ist zuviel. Wir sind nicht mehr imstande, an der Mauer zu bauen.« Unsere Gegner aber sagten: »Sie sollen nichts sehen und nichts merken, bis wir in ihre Mitte dringen und sie töten; so machen wir dem Bau ein Ende.« Aber die Judäer, die in ihrer Nähe wohnten, kamen und sprachen uns zehnmal von all den Orten, wohin »ihr zu uns gehen sollt". Da ließ ich Schleuderer aufstellen in der Gegend hinter der von Truppen entblößten Stadtmauer. Nach Familien ließ ich das Volk antreten mit seinen Schwertern, Lanzen und Bogen. Ich sah auch nach. Dann erhob ich mich und sprach zu den Adligen, den Vorstehern und zum übrigen Volk: »Habt vor ihnen keine Angst! Denkt an den großen, furchtbaren Herrn und kämpft für eure Brüder, Söhne, Töchter, Weiber und Häuser!« Unsere Feinde aber hörten, es sei uns verraten worden. So störte Gott ihren Plan. Und wir kehrten alle zur Mauer zurück, jeder an seine Arbeit. Seit jener Zeit war nur die eine Hälfte meiner Knappen bei der Arbeit tätig. Die andere Hälfte hielt die Lanzen, Schilder, Bogen und Panzer, die Oberen aber standen hinter dem ganzen Hause Juda, das an der Mauer baute. Die Lastträger aber schafften so, daß sie mit einer Hand bei der Arbeit tätig waren, die andere Hand aber die Schleuder hielt. Und von den Bauenden band sich jeder sein Schwert um die Hüften und baute so. Neben mir stand der Hornbläser. Ich sprach nun zu den Adligen, den Vorstehern und zu dem übrigen Volk: »Die Arbeit ist groß und umfangreich. Wir aber sind auf der Mauer verstreut, einer vom anderen entfernt. Woher ihr den Schall des Hornes hört, dort schart euch bei uns zusammen! Unser Gott kämpft für uns.« So schafften wir am Werke. Die eine Hälfte hielt die Lanzen vom frühen Morgen bis zum Erscheinen der Sterne. Zur selben Zeit sprach ich zum Volke: »Jeder bleibe mit seinem Knappen die Nacht in Jerusalem, bei Nacht als Wache, bei Tage am Werk!« Weder ich noch meine Brüder noch meine Knappen noch die Wachtposten in meinem Gefolge legten die Kleider ab. Jeder hatte seinen Regenmantel an. Der Armen NotDamals erhob sich große Klage beim Volk und bei seinen Weibern, gegen ihre Brüder, die Judäer. Die einen sagten: »Wir wurden unserer Söhne und unserer Töchter für verlustig erklärt; dann erst bekamen wir Korn, aßen und blieben leben.« Und andere sagten: »Wir verpfändeten unsere Felder, Weinberge und Häuser; dann bekamen wir Korn für den Hunger.« Und wieder andere sagten: »Wir haben uns Geld für des Königs Steuer auf unsere Felder und Weinberge geliehen. Nun aber ist unser Leib wie der Leib unserer Brüder, und unsere Söhne sind wie ihre Söhne. Und doch müssen wir unsere Söhne und Töchter zum Sklavendienst pressen. Manche unserer Töchter wurden vergewaltigt, und wir können nichts dagegen tun. Unsere Felder und Weinberge gehören anderen.« Da geriet ich in großen Zorn, als ich ihre Klage hörte und diese Worte. Und mein Herz zwang mich, daß ich mit den Adligen und Vorstehern rechtete und zu ihnen sprach: »Ihr treibt ja Wucher miteinander.« Und so hielt ich ihnen eine große Rede. Ich sprach zu ihnen: »Wir haben unsere jüdischen Brüder losgekauft, die an die Heiden verkauft waren, soviel an uns war. Nun verkauft ihr selbst eure Brüder, und sie werden an uns verkauft?« Sie aber schwiegen still und fanden keine Antwort. Ich sprach: »Nichtsnutzig ist, was ihr tut. Solltet ihr nicht in der Furcht vor unserem Gott wandeln, schon aus Scham vor den Heiden, unseren Feinden? Ich, meine Brüder und meine Knappen haben ihnen Getreide und Geld geliehen. Lassen wir doch die Schuldforderung verfallen! Gebt ihnen sogleich ihre Felder, Weinberge, Ölbaumgärten und Häuser zurück, sowie die Zinsen vom Geld, Korn, Most und Öl, die ihr von ihnen fordert!« Da sprachen sie: »Wir geben es zurück und verlangen nichts mehr. Wir wollen tun, wie du gesagt.« Da berief ich die Priester und ließ sie schwören, also zu tun. Ich schüttelte dazu meines Kleides Falten und sprach: »So schüttle Gott all die Männer, die das Versprechen nicht halten, aus Haus und aus Besitz! So leer und ausgeschüttelt werde jeder!« Und die ganze Gemeinde sprach: »So sei es!« Und sie pries den Herrn. Und das Volk tat nach diesem Worte. Von dem Tage an, da er mir den Auftrag gab, Statthalter im Judaland zu sein, vom zwanzigsten bis zum zweiunddreißigsten Jahre des Königs Artachsast, zwölf Jahre, haben weder ich noch meine Brüder die Kost des Landpflegers gegessen. Die früheren Landpfleger, meine Vorgänger, hatten das Volk bedrückt. Sie nahmen von ihnen Brot und Wein, außerdem vierzig Ringe. Auch ihre Knappen hatten das Volk vergewaltigt. Ich aber habe nicht so getan aus Gottesfurcht. Dann habe ich bei diesem Mauerbau mitgeholfen, obwohl wir kein Feld gekauft hatten. Alle meine Knappen waren dort beim Bau versammelt. Judäer und Edle, an hundertfünfzig Mann, und die zu uns kamen von den Heiden rings um uns, waren an meinem Tisch. Was täglich zubereitet wurde, waren ein Stier und sechs auserlesene Schafe. Auch Geflügel war mir zubereitet worden. Und alle zehn Tage Wein in Fülle. Trotzdem habe ich die Kost des Landpflegers nicht beansprucht, weil die Fronarbeit schwer auf diesem Volk gelastet hat. Mein Gott, gedenke meiner und rechne mir zum Besten alles, was ich für dieses Volk getan! Vollendung des MauerbauesSanballat aber, Tobia, dem Araber Gesem und unseren anderen Feinden kam es zu Ohren, daß ich die Mauer aufgebaut und daß keine Bresche darin zurückgeblieben sei. Nur Tore hatte ich bis dahin noch nicht eingesetzt. Da schickten Sanballat und Gesem zu mir und ließen sagen: »Auf! Wir wollen im Tal Ono in Kephirim zusammenkommen.« Sie aber planten, mir Böses zu tun. Ich sandte zu ihnen Boten und ließ melden: »Ich arbeite an einem großen Werk. Darum kann ich nicht hinunterkommen. Warum soll das Werk feiern, wenn ich es ließe und zu euch käme?« So schickten sie zu mir in dieser Weise viermal. Und ich gab ihnen stets die gleiche Antwort. Da schickte Sanballat, auf diese Weise zum fünftenmal, seinen Diener zu mir mit einem offenen Brief in der Hand. Darin stand geschrieben: »Man hört bei den Heiden reden - auch Gasmu sagt es -, du und die Judäer planten Aufruhr. Deshalb bautest du die Mauer auf. Du selbst wolltest, nach diesen Gerüchten, bei ihnen König werden. Sogar Propheten habest du angestellt, um zu Jerusalem von dir zu künden: "In Juda König!" Nun wird dem König solches zu Ohren kommen. Darum auf! Wir wollen zusammen darüber beraten.« Ich aber schickte zu ihm und ließ ihm sagen: »Nichts von all dem, was du sagst, ist geschehen. Aus deinem Herzen erdichtest du es.« Denn sie alle wollten uns bange machen. Sie dachten: »Ihre Hände werden schlaff bei dem Werke, so daß es nicht ausgeführt wird.« Nun hieß es Mut fassen. Ich aber ging in das Haus Semajas, des Delajasohnes und Enkels des Mehetabel. Es war gut verschließbar. Da sprach er: »Treffen wir uns im Gotteshaus, im Innern des Tempels, und schließen wir die Tempeltore zu! Denn sie kommen, dich zu ermorden. Sie kommen bei Nacht, dich zu ermorden.« Ich sprach: »Ein Mann wie ich sollte fliehen? Wer meinesgleichen dächte in den Tempel gehen und leben bleiben? Ich gehe nicht.« Und ich erkannte, daß nicht Gott ihn gesandt hatte, sondern er verkündete mir die Weissagung, weil Tobia und Sanballat ihn gedungen hatten. Er war gedungen worden, daß ich Angst bekäme und also täte und mich versündigte. Dieses hätte ihnen als üble Nachrede gedient, mich zu verlästern. Gedenke, mein Gott, dem Tobia und dem Sanballat nach diesen ihren Taten! Auch Noadja, der Prophetin, und den anderen Propheten, die mir Angst machen wollen! Die Mauer aber ward am fünfundzwanzigsten Elul im Laufe von zweiundfünfzig Tagen fertig. Als unsere Feinde dies hörten, fürchteten sich alle Heiden unserer Nachbarschaft und wurden kleinlaut. Sie erkannten, daß von unserem Gott dies Werk geschehen war. Noch in jenen Tagen kamen Briefe vieler Adliger Judas an Tobia, und solche von Tobia kamen an sie. Denn in Judäa waren viele seiner geschworenen Freunde, weil er der Schwiegersohn des Arachsohnes Sekanja war. Und Jonatan, sein Sohn, hatte die Tochter des Berekjahsohnes Mesullam heimgeführt. Selbst seine guten Absichten besprachen sie vor mir, und meine Worte hinterbrachten sie ihm. Tobia sandte dazu Briefe, mir Angst zu machen. EinwohnerlistenAls die Mauer erbaut war, setzte ich die Tore ein. Dann wurden die Torhüter, die Leviten, für ihr Amt ernannt. Meinen Bruder Chanani, auch Chananja genannt, bestellte ich zum Burgherrn über Jerusalem. Er galt bei vielen als ein zuverlässiger und gottesfürchtiger Mann. Ich sprach zu ihnen: »Man öffne nicht die Tore Jerusalems, bis die Sonne scheint, und bis sie aufgestanden sind, halte man die Tore verschlossen Haltet fest daran! Für die Bewohner Jerusalems stelle man Wachen auf, je einen auf seinen Posten und je einen vor dem Hause.« Nun war die Stadt ausgedehnt und groß. Aber nur wenige Leute waren darin. Noch waren keine Häuser gebaut. Da gab mein Gott mir ins Herz, die Adligen und Vorsteher und das Volk zu versammeln und sie nach ihrer Abkunft aufzuzeichnen. Dabei fand ich das Geschlechterverzeichnis derer, die zuerst heraufgezogen waren. Ich fand geschrieben: Dies sind die Söhne der Landschaft, die aus der Gefangenschaft der Exulanten hergezogen sind, die einstens Babels König Nebukadrezar weggeführt hat, und die nach Jerusalem und Juda zurückkehrten, jeder in seine Stadt, die mit Zerubbabel, Jesua, Nechemja, Azarja, Reamja, Nachamani, Mordekai, Bilsan, Misperet, Bigwai, Nechum und Baana gekommen sind, die Zahl der Männer des Volkes Israel: die Söhne des Paros 2.172, die Söhne Sephatjas 372, die Söhne des Arach 652, die Söhne des Pachatmoab (Moabs Statthalter), nämlich die Söhne des Jesua und Joab 2.818, die Söhne des Elam 1.254, die Söhne des Zattu 845, die Söhne des Zakkai 760, die Söhne des Binnui 648, die Söhne des Bebai 628, die Söhne des Azgad 2.322, die Söhne des Adonikam 667, die Söhne des Bigwai 2.067, die Söhne des Adin 655, die Söhne des Ater von Chizkija 98, die Söhne des Chasum 328, die Söhne des Besai 324, die Söhne des Chariph 112, die Söhne Gibeons 95, die Männer von Bethlehem und Netopha 188, die Männer von Anatot 128, die Männer von Bet-Azmawet 42, die Männer von Kirjatjearim, Kephira und Beerot 743, die Männer der Rama und von Geba 621, die Männer von Mikmas 122, die Männer von Betel und dem Ai 123, die Männer von Neu Nebo 52, die Söhne Neu Elams 1.254, die Söhne Charims 320, die Söhne Jerichos 345, die Söhne des Lod, Chadid und Ono 721, die Söhne Senaas 3930, die Priester: die Söhne Jedajas vom Hause Jesua 973, die Söhne des Immer 1.052, die Söhne des Paschur 1.247, die Söhne des Charim 1.017, die Leviten: die Söhne des Jesua, nämlich Kadmiel, die Söhne Hodewas 74, die Sänger: die Söhne Asaphs 148, die Torhüter: die Söhne Sallums, die Söhne Aters, die Söhne Talmons, die Söhne Akkubs, die Söhne Chatitas, die Söhne Sobais 138, die Tempelsklaven: die Söhne des Sicha, die Söhne des Chasupha, die des Tabbaot, die Söhne des Keros, die des Sia, die des Paddon, die Söhne des Lebana, die des Chazaba, die des Salmai, die Söhne des Chanan, die des Giddel, die des Gachar, die Söhne des Reaja, die des Resin, die des Nekoda, die Söhne des Gazzam, die des Uzza, die des Peseach, die Söhne des Besai, die der Mëuniter, die der Nephisiter ("Zerstreute"), die Söhne des Bakbuk, die des Chakupha, die des Charchur, die Söhne des Baslit, die des Mechida, die des Charsa, die Söhne des Barkos, die des Sisera, die des Temach, die Söhne des Nesiach, die des Chatipha, die Söhne der Sklaven Salomos: die Söhne des Sotai, die Sopherets (der Schreiberin), die des Perida, die Söhne des Jaala, die des Darkon, die des Giddel, die Söhne des Sephatja, die des Chattil, die Söhne der Pokeret ("Jägerin") der Gazellen, die des Amon, alle Tempelsklaven und Söhne der Sklaven Salomos 392. Dies sind die, die aus Tel Melach, Tel Charsa, Cherub, Addon und Immer hergezogen sind, aber nicht haben dartun können, ob ihr Haus und ihre Abstammung israelitisch seien: die Söhne des Delaja, die des Tobia und die des Nekoda 642, und von den Priestern die Söhne des Chabaja, die des Hakkos und die Söhne Barzillais, der eine von den Töchtern des Gileaditers Barzillai sich zum Weibe genommen hatte und dann nach ihrem Namen benannt ward. Diese hatten ihre Geschlechtsurkunde gesucht. Sie fand sich aber nicht vor, und so wurden sie vom Priestertum ausgeschlossen. Da sprach der Tirsata ("Mundschenk") zu ihnen, sie dürften vom Hochheiligen so lange nicht essen, bis daß ein Priester für Urim und Tummim erstünde. Die ganze Gemeinde, alles in allem, belief sich auf 42.360, nicht eingerechnet ihre Sklaven und die Sklavinnen, an Zahl 7.387; auch hatten sie 200 Sänger und Sängerinnen. Und ihrer Pferde waren es 736, ihrer Maultiere 245, ihrer Kamele 435, ihrer Esel 6.720. Und einige von den Familienhäuptern spendeten in den Werkschatz; der Tirsata spendete für den Schatz an Gold 1.000 Drachmen, 50 Sprengschalen, 530 Priesterkleider. Einige von den Familienhäuptern spendeten in den Werkschatz an Gold 20.000 Drachmen und an Silber 2.200 Minen. Und was das übrige Volk gab, betrug an Gold 20.000 Drachmen und an Silber 2.000 Minen und was das übrige Volk gab, betrug an Gold 20.000 Drachmen, an Silber 2.000 und 67 Priesterkleider. Die Priester aber und die Leviten, die Torhüter, die Sänger und die Leute aus dem Volke sowie die Tempelsklaven und ganz Israel wohnten in ihren Städten. Da kam der siebte Monat heran. Die Söhne Israels waren schon in ihren Städten. Gesetzesvorlesung - LaubhüttenfestDa versammelte sich wie ein Mann das ganze Volk auf dem Platz vor dem Wassertor. Sie baten den Schreiber Ezra, das Buch der Lehre Mosis herzubringen, die der Herr Israel gegeben. Der Priester Ezra (das ist Esdras) brachte die Lehre vor die Gemeinde, die Männer und Weiber, vor alle, die zuzuhören verstanden, am ersten Tage des siebten Monats. Er las daraus auf dem Platz vor dem Wassertor von Tagesanbruch bis zum Mittag den Männern, Weibern und allen, die es verstanden, vor. Und das Volk lauschte gespannt dem Buch der Lehre. Der Schreiber Ezra aber trat auf einen hölzernen Turm, den man zum Reden gemacht hatte. Mattia, Sema, Ananja und Uria, Chilkia und Maaseja stellten sich neben ihn zu seiner Rechten, zu seiner linken Seite aber Pedaja, Misael, Malkia, Chasum, Chasladdana, Zekarja und Mesullam. Ezra öffnete nun das Buch vor den Augen des ganzen Volkes; denn er stand höher als das ganze Volk. Als er es öffnete, ward es im ganzen Volke still. Da pries Ezra den Herrn, den großen Gott, und alles Volk sprach unter Händefalten: »Amen.« Dann warfen sie sich nieder und beugten vor dem Herrn das Angesicht zur Erde. Jesua und Bani und Serebja, Jamin, Akkub, Sabtai, sowie Hodia, Maaseja, Kelita, Azaria, Jozabad, Chanan, Pelaja und die Leviten erläuterten dem Volke die Lehre. Das Volk aber stand da. Sie lasen aus dem Buche, aus der Lehre Gottes, in Übersetzung vor und gaben den Sinn an. So verstanden sie das Vorgelesene. Da sprachen Nehemias, das ist der Tirsata, sowie der Priester und Schreiber Ezra und die Leviten, die das Volk belehrten, zum ganzen Volke: »Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig. Trauert nicht und weinet nicht!« Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte der Lehre hörte. Er sprach zu ihnen: »Auf! Esset fette Speisen! Trinkt süße Getränke! Und schickt denen Gaben, die nichts vorrätig haben! Denn heilig ist der Tag unserem Herrn. Seid nicht traurig! Die Freude am Herrn sei eure Zuversicht!« Auch die Leviten beruhigten das ganze Volk mit den Worten: »Seid still! Denn der Tag ist heilig. Seid nicht traurig!« Da ging das ganze Volk daran, zu essen und zu trinken und Gaben zu verschicken und ein großes Freudenfest zu halten. Denn sie verstanden die Worte, die man sie gelehrt hatte. Am zweiten Tage versammelten sich die Stammeshäupter aus dem ganzen Volke, die Priester und die Leviten, bei dem Schreiber Ezra, um weiter den Worten der Lehre zu lauschen. Da fanden sie in der Lehre geschrieben, daß der Herr durch Moses geboten habe, im siebten Monat sollten die Söhne Israels über die Festzeit in Laubhütten wohnen. Sie sollten auch in ihren Städten und in Jerusalem verkünden lassen: »Zieht ins Gebirge und holt Zweige von edlen und wilden Ölbäumen, von Myrten und Palmen und anderen dichtbelaubten Bäumen, um vorschriftsmäßig Hütten zu machen!« Da zog das Volk hinaus, holte es und machte sich Hütten, jeder auf seinem Dach oder im eigenen Hof, und in des Gotteshauses Höfen und auf dem Platz des Wassertores und auf dem Platz des Ephraimtores. So machte die ganze Gemeinde, alle die aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten, Hütten. Sie wohnten auch in den Hütten. Solche hatten seit der Zeit Josuas, des Sohnes Nuns, die Söhne Israels nicht mehr gemacht bis auf diesen Tag. Größte Freude herrschte darüber. Man las aus dem Buche der Lehre Gottes Tag für Tag vor, vom ersten bis zum letzten Tag. So feierten sie das Fest sieben Tage. Am achten Tage aber war nach der Sitte geschlossene Versammlung. Des Volkes SündenbekenntnisAm vierundzwanzigsten in diesem Monat versammelten sich die Söhne Israels, fastend und in Bußgewändern, mit Erde auf dem Haupte. Dann ward der Stamm Israels von allen Fremden abgesondert. Sie traten hin und bekannten ihre Sünden und die Schuld ihrer Väter. Dann erhoben sie sich und lasen aus dem Buche der Lehre des Herrn, ihres Gottes, den vierten Teil des Tages vor. Und ein weiteres Viertel bekannten sie ihre Sünden und warfen sich nieder vor dem Herrn, ihrem Gott. Dann traten Jesua und Banai und Kadmiel, Sebanja, Bunni und Serebja, Bani, Kenani auf die Levitenbühne und flehten laut zum Herrn, ihrem Gott. Dann sprachen die Leviten Jesua und Kadmiel und Bani, Chasabneja, Serebja, Hodia, Sebanja und Petachja: »Auf! Lobpreist den Herrn, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Man preise Deinen wundervollen Namen, erhaben über allen Preis und Ruhm!« Darauf sprach Ezra: »Du, Herr, bist einzig. / Du bist es, der den Himmel schuf, / der Himmel Himmel, all sein Heer, / die Erde, alles, was darauf, / die Meere, alles, was darin. / Du bist's, der alles lebend hält, / vor dem des Himmels Heer sich beugt. Du, Herr, Du bist der Gott, der Abram hat erkoren, / und ihn aus der Chaldäer Ur geführt / und ihm den Namen Abraham gegeben. Du hast sein Herz getreu vor Dir erfunden / und diesen Bund mit ihm geschlossen, / das Land der Kanaaniter und Chittiter, der Ammoniter, Perizziter und Jebusiter, Girgasiter / seinen Nachkommen zu geben. / Du hieltest dies Dein Wort; / Du bist gerecht. Du sahst das Elend unserer Väter in Ägypten, / und an dem Schilfmeer hast Du ihren Hilfeschrei vernommen. Da tatest Zeichen Du und Wunder / an Pharao und allen seinen Dienern / und an dem ganzen Volke seines Landes. / Du hast gewußt, daß diese gegen jene freventlich gehandelt. / Du schufst Dir damit einen Namen bis auf diesen Tag. Gespalten hast Du auch das Meer vor ihnen, / daß sie durchs Meer im Trockenen zogen. / Doch ihre Feinde hast Du in die Wasserstrudel hingeschleudert / wie einen Stein in wilde Wasser. Durch eine Wolkensäule hast Du sie bei Tag geleitet, / durch eine Feuersäule in der Nacht, / den Weg, auf dem sie zogen, ihnen zu beleuchten. Dann bist Du auf den Sinaiberg herabgestiegen / und hast mit ihnen von dem Himmel her gesprochen; / Du gabest ihnen richtige Gesetze, wahre Lehren / und gute Satzungen und Vorschriften. Auch Deinen heiligen Sabbat hast Du ihnen angekündet, / hast ihnen die Gebote / und Satzungen und Lehren / durch Moses, Deinen Diener, aufgetragen. Gespendet hast Du ihnen Brot vom Himmel für den Hunger / und Wasser ihnen für den Durst aus Felsen sprudeln lassen. / Dann hießest Du sie jenes Land besetzen, / das feierlich Du ihnen zugesprochen. Gefrevelt aber haben unsere Väter; / halsstarrig waren sie, / sie haben nicht auf Dein Gebot gehört. Sie haben sich geweigert, zu gehorchen, / und hatten Deiner Wunder nimmermehr gedacht, / die Du für sie gewirkt. / Sie steiften also ihren Nacken. / Sie setzten es sich in den Kopf, / zu ihrem Frondienst heimzukehren nach Ägypten. / Doch der Vergebung Gott bist Du, gar gnädig und barmherzig, / langmütig, reich an Huld. / Du hast sie nicht verlassen. Dann hatten sie sich ein gegossen Kalb verfertigt / und gesagt: "Dies ist dein Gott, der aus Ägypten dich geführt.« / Sie lästerten erschrecklich. Du aber hast sie in der Wüste nicht verlassen / in Deinem Reichtum an Erbarmen. / Nicht wich bei Tag die Wolkensäule je von ihnen, / sie auf dem Weg zu führen, / und nicht die Feuersäule nachts, / zu leuchten auf dem Wege, den sie zogen. Nein! Deinen guten Wind hast Du bestellt, / sie zu belehren. / Und ihrem Munde hast Du Manna nicht versagt, / hast ihnen Wasser für den Durst gespendet. Und vierzig Jahre hast Du in der Wüste sie versorgt; / nie haben Mangel sie gelitten; / zerfallen sind nicht ihre Kleider / und ihre Füße nicht geschwollen. Dann gabst Du ihnen Königreiche, Völker, / und Du verteiltest sie als Lehen. / Und sie eroberten das Land des Sichon / und das des Königs von Hesbon und das des Basankönigs Og. Gemehrt hast Du / des Himmels Sternen ähnlich ihre Kinder; / Du brachtest sie in dieses Land, / dahin zu geh'n Du ihren Vätern anbefohlen, / es zu besetzen. Und ihre Söhne kamen und eroberten das Land. / Du warfst des Landes Insassen vor ihnen nieder, / die Kanaaniter. Du gabst sie hin in ihre Hand, / die Könige mitsamt der Länder Völkern, / mit ihnen nach Belieben zu verfahren. Sie nahmen feste Städte ein und Fruchtgefilde, / gewannen Häuser voll des Guten all / und ausgehauene Zisternen, Weinberge / und Ölbaumgärten, Obstbäume in Menge. / Sie aßen, und sie wurden satt und fett / und schwelgten in der reichen Fülle Deiner Güter. Doch widerspenstig wurden sie. / Sie fielen von Dir ab, verwarfen Deine Lehre, / und Deine Seher haben sie erschlagen, / die sie verwarnt, um sie zu Dir zurückzuführen. / Und sie verübten fürchterliche Lästerungen. Da gabst Du sie in ihrer Dränger Hand, und sie bedrückten sie. / Da schrieen sie zu Dir in ihrer Not, / und Du erhörtest sie vom Himmel her. / Du gabst nach Deiner großen Milde ihnen Retter, / die sie aus ihrer Dränger Hand befreiten. Doch als sie Ruhe hatten, / verübten sie, was Dir mißfiel; / da überließest Du sie ihrer Feinde Hand, / und sie beherrschten sie. / Nun schrien sie wiederum zu Dir, / und Du erhörtest sie vom Himmel her, / befreitest sie nach Deiner großen Huld. Du warntest sie, um sie zu Deiner Lehre wieder hinzuführen. / Auf Deine Vorschrift hatten sie in ihrem Frevelsinne nicht gehört. / Sie hatten gegen Deine Rechte sich verfehlt, / durch die ein Mensch am Leben bleibt, erfüllt er sie. / Sie aber zeigten sich gar störrisch. / Hartnäckig waren sie geworden, ungehorsam. Du aber wartetest mit ihnen viele Jahre, / verwarntest sie durch Deinen Geist, durch Deine Seher. / Sie aber hatten nicht darauf gehört; / da gabst Du sie in die Gewalt der Ländervölker. Jedoch in Deiner großen Huld hast Du sie nicht vertilgt / und nicht im Stich gelassen, / weil Du ein Gott bist, gnädig und barmherzig. Nun, unser Gott, Du großer und gewaltiger, furchtbarer Gott, / der Bund und Huld bewahrt, / nicht gelte Dir als wenig all das Ungemach, / das uns getroffen, unsere Könige und Oberen / und Priester und Propheten und Dein ganzes Volk / seit der Assyrerkönige Zeiten bis auf diesen Tag! Du bist gerecht bei allem, was uns traf. / Du hast im Recht gehandelt. / Doch unser Tun entsprang gar böser Absicht. Und unsre Könige, Oberen und Priester, unsre Väter, / sie haben Deine Lehre nicht befolgt, / und nicht geachtet Deiner Weisung und Ermahnung, / durch die Du sie vermahnt. Trotz ihres eignen Königtums / und trotz der reichen Güterfülle, die Du ihnen hast geschenkt, / und trotz dem weiten, fetten Boden, den Du ihnen hast verliehen, / haben sie doch Dir nicht gedient / und nicht von ihrem schlimmen Treiben abgelassen. Deshalb sind heute wir geknebelt, / und in dem Land, das unsern Vätern Du geschenkt, / damit sie seine Frucht, sein Gut genießen, / darin sind wir jetzt Knechte. Jetzt mehrt sich sein Ertrag den Königen, / die Du ob unseren Sünden über uns gesetzt. / Sie schalten nach Belieben über uns und unser Vieh, / und wir sind selbst in großer Not.« Trotz alledem sind wir bereit, einen festen Bund zu schließen und ihn zu unterzeichnen. Auf der Urkunde sollen unsere Oberen, Leviten und Priester stehen! GesetzesverpflichtungAuf der Urkunde stand: Nehemias, der Tirsata, Chakaljas Sohn, und Sidkja, Seraja, Azarja, Jirmeja, Paschur, Amarja, Malkia, Chattus. Sebanja, Malluk, Charim, Meremot, Obadja, Daniel, Ginneton, Baruk, Mesullam, Abia, Mijjamin, Maazja, Bilgai, Semaja. Dies sind die Priester. Ferner die Leviten: Jesua, Azanjas Sohn, Binnui von Chenadas Söhnen, Kadmiel, und ihre Brüder Sebanja, Hodia, Kelita, Pelaja und Chanan, Mika, Rechob, Chasabja, Zakkur, Serebja, Sebanja, Hodia, Bani, Beninu. Die Häupter des Volkes: Paros, Pachatmoab, Elam, Zattu, Bani, Bunni, Azgad, Bebai, Adonia, Bigwai, Adin, Ater, Chizkia, Azzur, Hodia, Chasum, Besai, Chariph, Anatot, Nebai, Magpias, Mesullam, Chezir, Mesezabel, Sadok, Jaddua, Pelatja, Chanan, Ananja, Hosea, Chananja, Chasub, Halloches, Pilcha, Sobek, Rechum, Chasabna, Maaseja, und Achia, Chanan, Anan, Malluk, Charim, Baana. Die anderen aus dem Volke aber, die Priester, Leviten, Torhüter, Sänger, Tempelsklaven sowie alle, die sich von den Völkern der Länder abgesondert und der Lehre Gottes beigetreten, ihre Frauen, Söhne und Töchter, jeder Kundige und Wissende, schließen sich ihren Brüdern, ihren Adligen, an und treten in Eid und Schwur, nach Gottes Lehre zu wandeln, die durch Moses, den Diener Gottes, gegeben worden ist, und alle Gebote des Herrn, unseres Gottes, zu halten und zu befolgen, ebenso seine Rechte und Gesetze. Wir geben weder unsere Töchter den Völkern des Landes, noch freien wir ihre Töchter unseren Söhnen. Wir nehmen nichts von den Völkern der Länder, die am Sabbat Waren und allerhand Getreide zum Verkauf bringen, am Sabbat und an einem anderen heiligen Tage. Wir verzichten auf den Ertrag des siebten Jahres und auf jedes Darlehen. Wir legen uns als Gesetz auf, jährlich einen Drittelring zum Dienst in unserem Gotteshaus für uns zu geben: Zum Schaubrot, dem täglichen Speiseopfer und dem täglichen Brandopfer, zu den Sabbat- und Neumondopfern, den Festopfern, den Heiligungs- und Sündopfern, um Israel zu Entsündigen, und zu jedem Werke an unserem Gotteshause. Wir haben Lose geworfen, die Priester, Leviten und das Volk, für die Holzspende, um sie in unser Gotteshaus zu bringen, nach Familien zu bestimmter Zeit, Jahr für Jahr. Auf dem Altar des Herrn, unseres Gottes, soll man damit Feuer anzünden, wie es in der Lehre geschrieben ist. Auch die Erstlinge unseres Ackers und die Erstlinge aller Baumfrucht bringe man Jahr für Jahr ins Haus des Herrn! Wir wollen unsere erstgeborenen Söhne und unser Vieh abliefern, wie geschrieben ist in der Lehre, und unser Rindvieh und Kleinvieh an unser Gotteshaus, an die Priester, die in unserem Gotteshause Dienste tun. Und den ersten Abhub unseres Brotteigs und unserer Spenden und der Früchte aller Baumarten, des Mostes und des Öles wollen wir an die Priester in die Gemächer unseres Gotteshauses abliefern und den Zehnten unseres Ackers an die Leviten. Die Leviten sollen den Zehnten auch in all den Städten einsammeln, wo wir unter Fremdherrschaft leben. Der Priester, der Aaronssohn, begleite die Leviten beim Einsammeln des Zehnten für die Leviten! Die Leviten aber sollen den zehnten Teil des Zehnten in unser Gotteshaus in die Gemächer der Schatzkammer bringen! Denn in die Gemächer sollen die Söhne Israels und die Söhne Levis die Abgaben an Korn, Most und Öl bringen! Dort liegen auch die Sachen des Heiligtums und der diensttuenden Priester, der Torhüter und der Sänger. Wir wollen unser Gotteshaus nicht vernachlässigen. EinwohnerlistenIn Jerusalem wohnten die Fürsten des Volkes. Das andere Volk aber warf die Lose, daß je einer von zehn hereinkommen und in Jerusalem, der heiligen Stadt, wohnen solle. Neun Zehntel blieben in den anderen Städten. Und das Volk segnete alle Männer, die freiwillig beschlossen, in Jerusalem zu wohnen. Dies sind die Häupter der Provinz, die in Jerusalem Wohnung genommen. In den Städten Judas aber war jeder in seinem Besitztum und in seiner Stadt geblieben: Israels Priester, Leviten und Tempelsklaven und die Söhne der Sklaven Salomos. In Jerusalem hatten Söhne Judas und Söhne Benjamins Wohnung genommen. Von den Söhnen Judas Ataja, der Sohn Uzzias, der Enkel des Zekarja, des Sohnes Amarja, des Sohnes des Sephatja, des Sohnes des Mahalalel, von den Söhnen des Peres, und Maaseja, der Sohn Baruks, der Enkel des Kol Chozeh, des Sohnes des Chazaja, des Sohnes des Adaja, des Sohnes des Jojarib, des Sohnes des Zekada, des Sohnes des Siloniten. Alle Peressöhne, die zu Jerusalem wohnten, waren 468 Grundbesitzer. Dies sind die Söhne Benjamins: Sallu, der Sohn Mesullams, der Enkel des Joed, des Sohnes des Pedaja, des Sohnes des Kolaja, des Sohnes des Maaseja, des Sohnes des Isiel, des Sohnes des Jesaja, und nach ihm Gabbai und Salai 928. Und Joel, Zikris Sohn, war ihr Aufseher, und Juda, Senuas Sohn, war der zweite Aufseher über die Stadt. Von den Priestern: Jojaribs Sohn Jedaja, Jakin und Seraja, der Sohn Chilkia, Mesullams Enkel und Urenkel Sadoks, des Sohnes der Merajot und Enkels des Achitub, der Fürst des Gotteshauses. Und ihre Brüder, die den Dienst im Haus besorgten, 822, ferner Adaja, der Sohn des Jerocham, der Enkel des Pelaja und Urenkel des Amri, des Sohnes des Zekarja und Enkel des Paschur, des Sohnes des Malkia. Und seine Brüder, die Familienhäupter, 242, ferner Amassai, der Sohn des Azarel, Enkel des Achzi und Urenkel des Mesillemot, des Sohnes des Immer, ferner ihre Brüder, Grundbesitzer, 128, und Aufseher über sie war Zabdiel, der Sohn Haggedolims. Von den Leviten: Semaja, der Sohn Chasubs, der Enkel des Azrikam und Urenkel des Chasabja, des Sohnes des Bunni. Und Sabtai und Jozabad standen dem äußeren Dienst am Gotteshause vor; sie gehörten zu den Häuptern der Leviten. Und Mattanja, der Sohn des Mika, der Enkel des Zabdi und Urenkel des Asaph, der Hauptführer, der beim Gebet den Gesang anstimmte, und Bakbukja, der zweite unter seinen Brüdern, und Abda, der Sohn des Sammua, der Enkel des Galal und Urenkel des Jeditum, sämtliche Leviten in der heiligen Stadt waren es 284. Die Torhüter waren Akkub, Talmon und ihre Brüder, die Wächter bei den Toren, 172. Und das übrige Israel, die Priester, die Leviten, waren in allen Städten Judas, jeder auf seinem Erbbesitz. Und die Tempelsklaven wohnten auf dem Ophel. Sicha und Gispa standen den Tempelsklaven vor. Der Aufseher der Leviten zu Jerusalem war Uzzi, der Sohn des Bani, der Enkel des Chasabja und Urenkel des Mattanja, des Sohnes des Mika, von den Asaphsöhnen, den Sängern, beim Dienst im Gotteshause. Denn ein königlicher Befehl lag für sie vor und eine Verpflichtung für die Sänger auf jeden Tag. Petachja, Mesezabels Sohn, von den Söhnen des Zerach, des Sohnes Judas, stand dem König zur Seite in allen Angelegenheiten des Volkes. In den Ortschaften auf ihren Feldmarkungen wohnten von den Söhnen Judas solche in Kirjatarba ("Vierstadt") und seinen Dörfern, in Dibon und seinen Dörfern, in Jekabzeel und seinen Gehöften, in Jesua, Molada, Betpelet, in Chasarsual und Beerseba und seinen Dörfern, in Siklag und Mekona und seinen Dörfern, in Enrimmon, Sora und Jarmut, in Zanoach, Adullam und ihren Gehöften, in Lakis und seinen Feldmarken, in Azeka und seinen Dörfern. Sie siedelten also von Beerseba bis zum Hinnomstale. Die Söhne Benjamins waren von Geba an zu Mikmas und Ajja, sowie in Betel und seinen Dörfern, in Anatot, Nob, Ananja, in Chasor, Rama, Gittaim, in Chadid, Seboim, Niblat, in Lod, Ono, und in Gehacharasim. Von den Leviten waren Abteilungen in Juda und in Benjamin. Priester- und Levitenlisten - MauerweiheDies sind die Priester und die Leviten, die mit Zerubbabel, dem Sohn Sealtiels und Jesua hergezogen sind: Seraja, Irmeja, Ezra, Amarja, Malluk, Chattus, Sekanja, Rechum, Meremot, Iddo, Ginnetoi, Abia, Mijjamin, Maadja, Bilga, Semaja, Jojarib, Jedaja, Sallu, Amok, Chilkia, Jedaja. Dies sind die Häupter der Priester und ihrer Brüder in Jesuas Tagen. Und die Leviten sind: Jesua, Binnui, Kadmiel, Serebja, Jehuda, Mattanja. Dieser und seine Brüder leiteten den Dankgesang. Und Bakbukja und Unni, ihre Brüder, standen ihnen gegenüber in ihren Abteilungen. Jesua zeugte Jojakim und Jojakim den Eljasib, Eljasib den Jojada. Jojada zeugte Jonatan und Jonatan den Jaddua. In Jojakims Tagen waren Priester die Familienhäupter: für Seraja Merarja, für Irmeja Chananja, für Ezra Mesullam, für Amarja Jehochanan, für Malkia Jonatan, für Sebanja Joseph, für Charim Adna, für Merajot Chalkai, für Iddo Zekarja, für Ginneton Mesullam, für Abia Zikri, für Mijjamin..., für Moadja Piltai, für Bilga Sammua, für Semaja Jehonatan und für Jojarib Mattenai, für Jedaja Uzzi, für Sallai Kallai, für Amok Eber, für Chilkia Chasabja, für Jedaja Netanel. Von den Leviten sind in den Tagen Eljasibs, Jojadas, Jochanans und Jadduas die Familienhäupter verzeichnet worden, ebenso die Priester unter der Regierung des Persers Darius. Die Söhne Levis, die Familienhäupter, sind im Buche der Geschichte bis auf die Zeit Jochanans, des Sohnes Eljasibs, verzeichnet. Die Häupter der Leviten sind Chasabja, Serebja und Jesua, Kadmiels Sohn, und ihre Brüder, die ihnen gegenüberstanden, um die Lob- und Danklieder zu singen nach der Vorschrift Davids, des Gottesmannes, Abteilung neben Abteilung: Mattanja und Bakbukja, Obadja, Mesullam, Talmon, Akkub, Wächter, Torhüter, die bei den Speichern der Tore Wache halten. Diese waren da zur Zeit Jojakims, des Sohnes des Jesua, des Sohnes des Josadak, und zur Zeit Nehemias, des Statthalters, und Ezras, des Priesters und Schreibers. Bei der Einweihung der Mauer Jerusalems suchte man in allen ihren Orten die Leviten, um sie nach Jerusalem zu holen. Sie sollten freudig mit Dankliedern, Gesängen, Zimbeln, Harfen und Liedern das Weihe- und Dankfest feiern. Und die Söhne der Tempelsänger kamen zusammen, die einen aus dem Gau, der Umgebung von Jerusalem, die anderen aus den Gehöften der Netophatiter, aus Bet Haggilgal ("Kreishaus") und aus den Feldmarken von Geba und Azmawet. Denn die Sänger hatten sich Gehöfte rings um Jerusalem gebaut. Dann reinigten sich die Priester und Leviten. Sie reinigten auch das Volk, die Tore und die Mauer. Ich ließ nun die Obersten Judas die Mauer besteigen. Zwei große Chöre stellte ich auf. Der eine zog auf der Mauer rechts hin bis zum Misttor. Ihnen folgte Hosaja, dabei die eine Hälfte der Oberen Judas, sowie Azarja, Ezra, Mesullam, Jehuda, Benjamin, Semaja, Irmeja, und von den Priestern mit Trompeten Zekarja, der Sohn Jonatans, der Enkel Semajas, des Sohnes Mattanjas, des Sohnes Mikajas, des Sohnes Zakkurs, des Sohnes Asaphs, und seine Brüder Semaja, Azarel, Milalei, Gilalei, Maai, Netanel, Jehuda, Chanani mit den Saitenspielen des Gottesmannes David. Der Schreiber Ezra ging vor ihnen her zum Quelltor hin. Sie stiegen dann geradeaus die Stufen zur Davidsstadt hinauf, auf jenem Anstieg an der Mauer oberhalb des Davidshauses bis zum Wassertor im Osten. Der andere Chor zog nach links. Ich selbst folgte ihm mit der Hälfte des Volkes auf der Mauer oberhalb des Ofenturmes bis zur breiten Mauer, dann oberhalb des Tores Ephraim und über das Jesanator, das Fischtor, den Chananelsturm und den Meaturm bis zum Schaftor. Sie stellten sich bei dem Gefängnistor auf. Dann stellten sich beide Chöre am Gotteshause auf. Ich selbst und mit mir die Hälfte der Vorsteher, sodann die Priester Eljakim, Maaseja, Minjamin, Mikaja, Eljoënai, Zekarja und Chananja mit Trompeten und Maaseja und Semaja, Eleazar, Uzzi, Jehonatan, Malkia, Elam und Ezer. Dann ließen sich die Sänger unter Izrachjas Leitung hören. An jenem Tage schlachteten sie große Schlachtopfer und freuten sich, weil ihnen Gott eine große Freude bereitet hatte. Auch die Frauen und Kinder freuten sich. Der Jubel aus Jerusalem ward weithin gehört. An jenem Tage wurden Männer zur Aufsicht über die Gemächer der Vorräte angestellt; sie sollten die Abgaben, den ersten Abhub und Zehnten von den Feldern der Städte, die gesetzlichen Gaben für Priester und Leviten sammeln. Denn Juda hatte Freude an den Priestern und Leviten, wenn sie Dienste taten. Sie besorgten ihren Gottesdienst und den Dienst der Reinigung, ebenso die Sänger und die Torhüter nach dem Geheiß Davids und seines Sohnes Salomo. Denn schon in Davids und Asaphs Zeit im Altertum gab es Sängerhäupter für den Lobgesang und Dank gegen Gott. Ganz Israel gab in den Tagen des Zerubbabel und denen des Nehemias Geschenke an die Sänger und Torhüter Tag für Tag. Sie gaben auch solche den Leviten, und die Leviten gaben solche den Aaronssöhnen. Zweite Rückkehr des NehemiasAn jenem Tage wurde dem Volke aus dem Buche Mosis laut vorgelesen. Man fand da geschrieben, daß nie Ammoniter oder Moabiter in die Gemeinde Gottes kommen dürfen. Sie hatten den Söhnen Israels nicht Brot noch Wasser angeboten, sondern den Bileam gedungen, sie zu verfluchen. Aber unser Gott wandelte den Fluch in Segen. Als sie die Lehre hörten, schieden sie alle Mischlinge aus Israel aus. Vordem war der Priester Eljasib, der über unseres Gotteshauses Zellen gesetzt war, mit dem Tobia verwandt geworden. Er richtete ihm eine große Zelle ein, in der man sonst das Speiseopfer, den Weihrauch und die anderen Sachen tat, sowie den Zehnten von Korn, Most und Öl, Pflichtteil für die Leviten, Sänger und Torhüter und die Gaben für die Priester. Ich bin während alldem nicht in Jerusalem gewesen. Denn im zweiunddreißigsten Jahre des Babelkönigs Artachsast war ich zum König gekommen. Nach einiger Zeit hatte ich mir aber vom König Urlaub genommen. Dann kam ich wieder nach Jerusalem. Dann merkte ich den Frevel, den Eljasib Tobia zulieb verübt hatte, daß er ihm eine Zelle in den Höfen des Gotteshauses eingeräumt hatte. Dies empörte mich aufs tiefste. Und so warf ich alle Sachen aus dem Hause des Tobia, aus jener Zelle, auf die Straße. Dann hieß ich die Zellen reinigen und brachte dorthin die Sachen aus dem Gotteshause, das Speiseopfer und den Weihrauch. Auch erfuhr ich, daß die Gaben an die Leviten nicht abgeliefert worden waren und daß von den Leviten und den Sängern, die den Dienst besorgen sollten, jeder auf sein Landgut gelaufen war. Da schalt ich die Vorsteher und sprach: »Warum ist das Gotteshaus vernachlässigt?« Dann holte ich sie zusammen und stellte sie auf ihre Posten. Nun brachte ganz Juda den Zehnten von Korn, Most und Öl in die Speicher. Dann setzte ich über die Speicher den Priester Selemja, den Schreiber Sadok und von den Leviten Pedaja und als ihren Helfer Chanan, Zakkurs Sohn, den Enkel des Mattanja. Denn sie galten als zuverlässig. Ihre Pflicht war es, für ihre Brüder zu teilen. Gedenke mir dies, mein Gott, und lösche nicht meine guten Werke aus, die ich dem Hause meines Gottes und seinen Abteilungen getan habe! In jenen Tagen hatte ich in Judäa Leute gesehen, die am Sabbat Kelter traten und Korn einfuhren, die Esel beluden und Wein, Trauben, Feigen und allerlei Ware am Sabbattage nach Jerusalem einführten. Ich warnte um des Tages willen, an dem sie die Lebensmittel feilboten. Die Fremden, die darin wohnten, führten Fische und sonstige Ware ein und verkauften sie am Sabbattag den Söhnen Judas zu Jerusalem. Da schalt ich Judas Edle und sprach zu ihnen: »Welcher Frevel ist das, den ihr tut, daß ihr den Sabbattag entweiht? Haben nicht also eure Väter getan? Da brachte unser Gott über uns und diese Stadt all dies Unheil. Wollt ihr über Israel noch mehr Zorn bringen, daß ihr den Sabbattag entweiht?« Sobald nun vor dem Sabbat die Tore Jerusalems dunkelten, hieß ich die Tore schließen. Auch befahl ich, daß man sie vor Sabbatschluß nicht öffne. Ich stellte auch einige von meinen Knappen an die Tore, daß keine Ware am Sabbattag hereinkäme. So übernachteten die Händler und die Verkäufer von allerhand Waren draußen vor Jerusalem, so ein-, zweimal. Ich verwarnte sie und sprach zu ihnen: »Warum übernachtet ihr vor der Mauer? Tut ihr dies nochmals, dann lege ich Hand an euch.« Von dieser Zeit an kamen sie nicht mehr am Sabbat. Dann sagte ich den Leviten, sie sollten sich reinigen, hingehen und die Tore hüten, um den Sabbattag zu heiligen. Auch dies gedenke mir, mein Gott! Erbarm Dich meiner nach Deiner großen Huld! An jenen Tagen sah ich nach den Judäern, die asdoditische, ammonitische und moabitische Weiber heimgeführt hatten. Die Hälfte ihrer Kinder redete asdoditisch; aber jüdisch konnten sie nicht reden, sondern nur in der Sprache irgendeines Volkes. Da schalt ich sie und fluchte ihnen. Einige von ihnen schlug ich und zerzauste sie. Bei Gott beschwor ich sie: »Gebt nicht eure Töchter ihren Söhnen und nicht von ihren Töchtern euren Söhnen und nehmt euch selbst nicht solche! Hat nicht um solcher willen Salomo, Israels König, gesündigt? Obwohl unter den vielen Völkern kein König gewesen wie er und er seines Gottes Liebling gewesen ist, so daß ihn Gott zum König über ganz Israel machte, so haben ihn doch die fremden Weiber zur Sünde verführt. Ist es recht von euch, daß ihr all diesen großen Frevel tut und gegen unseren Gott untreu werdet durch Heimführung fremder Weiber?« Von den Söhnen Jojadas, des Sohnes des Hohenpriesters Eljasib, war einer Schwiegersohn des Sanballat aus Choronaim. Ich jagte ihn von mir fort. Gedenke es ihnen, mein Gott, wie sie das Priestertum befleckt haben, den Bund des Priestertums und der Leviten! Von allem Fremden reinigte ich sie; dann bestellte ich die Posten der Priester und der Leviten, jeden für sein Amt. Auch für die Holzspenden zu bestimmten Zeiten und für die Erstlingsfrüchte. Gedenke mir dies, mein Gott, rechne es mir zum Besten! Der Königin VerstoßungIn der Zeit des Ahasveros - das ist jener Ahasveros, der einst von Indien bis nach Äthiopien über 127 Länder herrschte - trug dies sich zu. In jenen Tagen also, da sich König Ahasveros sicher fühlte auf dem Thron seines Königtums zu Susan in der Burg, im dritten Jahre seines Herrschertums, gab er ein Gastmahl allen seinen Dienern und Beamten, wobei vor ihm zur Schau auslagen die Schätze Persiens und Mediens, der Vornehmen und der Beamten der Provinzen. Er ließ sehen den Reichtum seiner königlichen Herrlichkeit sowie die Kostbarkeiten seiner wundervollen Größe viele Tage, 180 Tage. Als diese Tage nun zu Ende waren, bereitete der König allem Volk zu Susan in der Burg, vom Größten bis zum Kleinsten, ein Gastmahl sieben Tage lang im Vorhofe des königlichen Schloßgartens. Ganz weißes Baumwollzeug und Purpurtuch war da, mit Linnen und mit Purpurschnüren an Silberringen und an Marmorsäulen festgemacht. Polster von Gold und Silber erhoben sich auf Steinpflaster von Alabaster, von weißem Marmor und Perlmutterstein und von geflecktem Marmor. Getränke aber reichte man in goldenen Gefäßen, wobei ein jegliches Gefäß verschieden war, und königlicher Wein war viel vorhanden, entsprechend der Freigebigkeit des Königs. Das Trinken aber richtete sich ganz nach dem Befehl, daß niemand wehren sollte. Denn also hatte es der König für alle Großen seines Hauses zur Regel aufgestellt, daß jeder nach Belieben handeln solle. Ein Mahl gab auch die Königin Vasthi für die Frauen im Haus der Königinnen, die König Ahasveros hatte. Am siebten Tage ward vom Wein des Königs Sinn gar fröhlich, und da befahl er Mehuman, Bizzeta, Charbona, Bigeta, Abageta, Zetar und Karkas, den sieben Kämmerlingen, die vor dem König Ahasveros Dienste taten, sie sollten jetzt die Königin Vasthi im königlichen Diadem vor den König bringen, um den Nationen und Beamten ihre Schönheit öffentlich zu zeigen. Sie war von schönem Aussehen. Die Königin Vasthi aber sträubte sich, auf den durch die Eunuchen übermittelten Befehl des Königs zu erscheinen. Da ward der König zornig. Sein Ingrimm loderte in ihm. Der König sagte zu den Weisen, die auf die Zeiten sich verstehen - denn also pflegte man des Königs Wort all den Gesetzes- und Rechtkundigen vorzulegen -, die Zutritt zu ihm hatten, das waren Karchena, Schetar, Admata, Tarsis, Meres, Marsena, Memukan, der Perser und der Meder sieben Fürsten, die ganz allein des Königs Antlitz sehen durften und die den Vorsitz in dem Reiche führten: »Was ist nach dem Gesetz mit Königin Vasthi zu tun, daß sie den durch Eunuchen übermittelten Befehl des Königs Ahasveros nicht befolgt?« Da sagte vor dem Könige und den Beamten Memukan: »Nicht an dem Könige allein versündigt sich die Königin Vasthi. Nein! Auch an allen Fürsten, allen Völkern, die in allen Landen des Königs Ahasveros wohnen. So endet ja der Fall der Königin für alle Frauen, daß ihnen ihre Ehemänner verächtlich dünken, indem sie sagen: "Der König Ahasveros hat befohlen, die Königin Vasthi vor sich zu bringen, und sie kam nicht.« Von diesem Tag an sagen dann der Perser und der Meder Fürstinnen, die von dem Fall der Königin gehört, zu all den königlichen Fürsten so. Dann gibt's Mißachtung und Verdruß genug. Ist's nun dem König recht, so möge jetzt ein königlicher Erlaß von ihm ausgehen und unter den Gesetzen aufgezeichnet werden, die bei den Persern und bei den Medern sind, daß er nicht aufgehoben werden kann, nie wieder dürfe Vasthi vor den König Ahasveros kommen. Der König gebe ihre königliche Stellung einer anderen, die besser ist als sie! Wird so des Königs Anordnung gehört, die er in seinem ganzen Reich erlassen soll, weil sie so wichtig ist, dann geben alle Frauen ihren Ehemännern abermals die Ehre, vom Größten bis zum Kleinsten.« Und gut gefiel der Rat dem König und den Fürsten. Und also tat der König nach dem Rate Memukans. Er sandte Schreiber aus in alle königlichen Lande, in jegliche Provinz, entsprechend ihrer Schrift zu jedem Volke je nach seiner Sprache: »Ein jeder Mann soll Herr in seinem Hause sein und nach der Sprache seines Volks befehlen!« Esther KöniginDoch später legte sich der Zorn des Königs Ahasveros. Und er gedachte Vasthis und was sie getan und was dann über sie beschlossen ward. Da machten nun des Königs Höflinge und Leibdiener den Vorschlag: »Man suche für den König jugendlich anmutige Jungfrauen", und dann bestellte der König in allen Landen seines Reichs Beamte, damit sie jede jugendlich anmutige Jungfrau in die Burg nach Susan in das Frauenhaus verbrächten, zur Obhut Hegais, eines königlichen Kämmerlings, des Aufsehers der Frauen! Man gebe ihnen nur die rechten Schönheitsmittel! Und jenes Mädchen, das dem König gefällt, soll Königin an Vasthis Stelle werden.« Dem König gefiel der Vorschlag gut. Und also tat er. Da war ein Mann, ein Jude, in der Burg zu Susan mit Namen Mordekai, der Sohn des Jair und Enkel Simeis, des Sohnes des Kis, vom Stamme Benjamin, der aus Jerusalem einstmals weggeführt, zugleich mit den Gefangenen, die mit dem Judakönig Jechonja waren weggeführt worden, die Nebukadrezar, der Babelkönig, wegführte. Er war der Pflegevater Hadossas, das ist der Esther, seines Oheims Tochter, da sie weder Vater noch Mutter mehr hatte. Das Mädchen aber war von herrlicher Gestalt und schönem Aussehen. Und als der Vater und die Mutter starben, nahm Mordekai sie selbst als Tochter an. Nun wurden der Erlaß des Königs und sein Befehl bekanntgegeben. Da brachte man zur Burg nach Susan viele Mädchen zur Obhut Hegais dort zusammen. So ward auch Esther in dem Haus des Königs der Obhut Hegais, des Aufsehers der Frauen, unterstellt. Und ihm gefiel das Mädchen gut, so daß sie Gnade vor ihm fand. Eifrig war er darauf bedacht, die rechten Schönheitsmittel ihr zu liefern, sowie die rechte Kost und ihr die sieben auserwähltesten der Dienerinnen aus dem königlichen Haus zu geben. Er zeichnete sie und ihre Dienerinnen in dem Frauenhause aus. Doch Esther hatte weder ihr Volk noch ihre Herkunft angegeben; denn Mordekai hatte es ihr streng verboten. Und Tag für Tag ging Mordekai vor dem Hof des Frauenhauses auf und ab, zu forschen, ob es Esther wohl ergehe und was mit ihr geschehe. Kam dann die Reihe an ein jedes Mädchen, einzeln sich zu dem König Ahasveros zu begeben, nachdem man so mit ihr gemäß den Vorschriften, die für die Frauen gelten, zwölf Monde lang verfahren hatte - denn soviel Zeit verging schon über ihrer Schönheitspflege, sechs Monde mit Myrrhenöl, sechs Monde mit Balsamen und anderen Schönheitsmitteln für die Frauen -, so kam auf solche Art zum König das Mädchen. Was sie verlangte, wurde ihr gegeben, um sie vom Frauenhause bis zum königlichen Hause zu begleiten. Am Abend ging sie hinein; am Morgen kehrte sie zum Frauenhaus zurück, und zwar ins zweite in die Obhut des Sasgaz, des königlichen Kämmerlings, des Aufsehers der Weiber; sie durfte nimmermehr zum König kommen. Nur wenn der König sollte je an ihr Gefallen finden, dann würde sie mit ihrem Namen aufgerufen. So kam die Reihe auch an Esther, die Tochter Abichails, des Oheims Mordekais, der sie als Tochter angenonunen, zum König zu gehen. Und sie verlangte gar nichts weiter, als was der königliche Kämmerling Hegai, der Aufseher der Frauen, gab. Jedoch erwarb sich Esther Gunst bei allen, die sie sahen. Und so ward Esther zu dem König Ahasveros in das königliche Schloß geholt am zehnten Neumond, das ist im Monat Tebet, im siebten Jahre seiner Herrschaft. Und da gewann der König Esther lieb, mehr als alle anderen Jungfrauen. Und sie erwarb sich Gunst und Huld vor ihm, mehr als die anderen Jungfrauen all. Er setzte ihr ein königliches Diadem aufs Haupt und machte sie an Vasthis Statt zur Königin. Der König gab ein großes Mahl für alle seine Fürsten und für seine Diener, das Gastmahl Esthers. Und den Provinzen gab er Steuernachlaß. Und er gewährte eine Spende, königlich freigebig. Als man die Jungfrauen verschiedener Abstammung zusammenholte - beim Tor des Königs aber wohnte Mordekai -,  gab Esther ihre Herkunft und ihr Volk nicht an, wie Mordekai es ihr befohlen. So folgte Esther dem Befehl des Mordekai wie damals, als sie noch in Pflege bei ihm war. In jenen Tagen, als Mordekai beim Tor des Königs wohnte, erzürnten sich einst Bigetan und Teres, die beiden königlichen Kämmerlinge, die zudem Schwellenhüter waren, und trachteten danach, an König Ahasveros Hand zu legen. Die Sache aber wurde Mordekai bekannt. Und er erzählte es der Königin Esther, und Esther sagte es im Namen Mordekais dem König. Als man der Sache heimlich nachspürte, da wurden sie ertappt und beide an das Holz gehängt. Und dies ward im Buch der Chronik für den König aufgezeichnet. Der Juden TodeslosHernach verlieh der König Ahasveros dem Haman, Hammedatas Sohn, dem Agagiter, eine hohe Stellung und zeichnete ihn aus und setzte seinen Stuhl dem aller Fürsten bei ihm vor. Und alle königlichen Diener in dem königlichen Tore beugten ihre Knie und warfen sich vor Haman nieder. So hatte es der König für ihn angeordnet. Doch Mordekai wollte seine Knie nicht beugen und sich nicht niederwerfen. Die königlichen Diener in dem königlichen Tore fragten Mordekai: »Weswegen übertrittst du das Gebot des Königs?« Als sie's nun täglich zu ihm sagten, er aber niemals auf sie hörte, da zeigten sie's dem Haman an, damit sie sähen, ob Mordekais Ausrede gelte. Er hatte nämlich mitgeteilt, er sei ein Jude. Als Haman sah, daß Mordekai seine Knie nicht vor ihm beugte und sich nicht niederwarf, ward Haman voller Zorn. Doch deuchte es ihm gar verächtlich, an Mordekai allein die Hand zu legen. Man hatte ihm das Volkstum Mordekais auch mitgeteilt. So trachtete Haman danach, die Juden all im ganzen Reich des Ahasveros, die Volksgenossen Mordekais, zu vernichten. Am ersten Neumond, das ist im Monat Nisan, im zwölften Jahr des Königs Ahasveros, warf man das Pur, das ist das Los, vor Haman, von einem Tag zum anderen, von einem Monat zum anderen. Da sagte Haman zum König Ahasveros: »Es gibt ein ganz besonderes Volk, das bei den Völkern da in allen Ländern deines Reiches zerstreut und abgesondert lebt. Verschieden auch sind seine Vorschriften von denen jedes anderen Volkes. Sie folgen nicht den Satzungen des Königs, daß es dem König gar nichts nützt, sie so gewähren zu lassen. Ist es dem König recht, so möge schriftlich angeordnet werden, sie zu vernichten. Dann kann ich zehntausend Talente Silber den Schatzbeamten darwägen, damit sie's in die Schatzkammern des Königs überführen.« Da zog der König seinen Siegelring von seiner Hand und übergab ihn Haman, Hammedatas Sohn, dem Agagiter, dem Feind der Juden. Der König sprach dabei zu Haman: »Das Silber sei dir überlassen sowie das Volk, daß du ihm tust nach Belieben!« Des Königs Schreiber wurden in dem ersten Monat am dreizehnten berufen und so, wie's Haman angeordnet, erging ein schriftlicher Befehl, sowohl an die Satrapen wie an die Statthalter, die über den einzelnen Provinzen standen, an die Beamten all der Völker, der Schriftart einer jeden einzelnen Provinz entsprechend, sowie der Sprache jeder einzelnen Nation. Und der Befehl war in des Königs Ahasveros Namen abgefaßt und mit dem königlichen Siegelring versiegelt. Die Schreiben wurden abgesandt durch Eilboten in alle königlichen Länder mit dem Befehl, die Juden alle zu vertilgen, zu töten und sie zu vernichten, die jungen wie die Alten und Kinder mit den Weibern an einem Tag, am dreizehnten des zwölften Monds, das ist im Monat Adar, und ihre Habe als Beute zu verteilen. Des Schreibens Inhalt ging dahin, es solle ein Gesetz in jeder einzelnen Provinz erlassen werden und allen Völkern kundgetan, daß sie auf diesen Tag gerüstet wären. Eilends zogen Eilboten auf königlich Geheiß hinaus, sobald das Gesetz zu Susan in der Burg erlassen war. Der König aber setzte sich zu einem Trinkgelage mit Haman nieder. Inzwischen aber kam die Stadt Susan in Aufregung. Esthers RettungsversuchUnd Mordekai erfuhr all die Begebnisse. Und Mordekai zerriß die Kleider und nahm ein rauhes Kleid und Asche und ging so mitten in die Stadt hinaus, laut und bitterlich wehklagend. So kam er bis vors königliche Tor. Denn in das königliche Tor darf man mit einem rauhen Kleid nicht treten. In jeder einzelnen Provinz, wohin nur der Erlaß und das Gesetz des Königs kamen, war große Trauer bei den Juden und Fasten, Weinen, Wehklagen. Die meisten breiteten ein rauhes Kleid und Asche unter sich. Da kamen Esthers Dienerinnen und teilten es ihr mit. Da ward die Königin von tiefem, großem Schmerz erfüllt. Sie sandte Kleider, daß man sie Mordekai anlege und er das rauhe Kleid abstreife. Doch nahm er sie nicht an. Danach rief Esther von den königlichen Kämmerlingen Hatak, der ihr zu Diensten stand, und hieß ihn wegen Mordekai erkunden, was dies bedeute, weswegen es geschehe. Darauf besuchte Hatak Mordekai beim städtischen Markte oben, der vor dem Königstore lag. Und Mordekai berichtete ihm alle die Begebnisse, auch die genaue Anordnung wegen des Silbers, das Haman für die königlichen Kammern darzuwägen schon versprach, als Preis für die Vernichtung aller Juden. Er tat ihm auch den Inhalt jener Vorschrift kund, die wegen ihres Untergangs in Susan war erlassen, daß er sie Esther zeige und ihr künde und sie zum Könige zu gehen heiße, ihn um Erbarmen anzuflehen und für ihr Volk Fürbitte bei ihm einzulegen. Und Hatak kam und meldete die Worte Mordekais der Esther. Und Esther redete mit Hatak und sandte ihn zu Mordekai: »Die königlichen Diener alle wissen, wie auch die Leute in den königlichen Landen, daß jedermann, Mann oder Weib, der zu dem König ungerufen in den inneren Vorhof geht, dem Gesetz verfällt, das seine Tötung fordert, den ausgenommen, gegen den der König das goldene Zepter ausstreckt; der bleibt am Leben. Ich aber bin seit dreißig Tagen nicht mehr zum Könige berufen worden.« Man sagte Mordekai die Worte Esthers. Und Mordekai ließ Esther wieder sagen: »Glaube nicht, du kommst davon mit deinem Leben, du ganz allein von allen Juden, in dem königlichen Haus! Nein, schwiegst du still zu dieser Zeit, so käme Befreiung und Errettung für die Juden wohl von anderer Seite. Du aber kommst samt deinem Hause um. Wer weiß, ob du nicht grad für solche Zeit zum Königtum gelangtest?« Darauf ließ Esther Mordekai vermelden: »Geh hin, versammle alle Juden, die sich zu Susan finden, und fastet dann für mich und eßt und trinkt drei Tage lang nichts bei Nacht und nichts bei Tag! Ich will mit meinen Dienerinnen gleichfalls fasten. Und dann geh´ ich zum König, obwohl es dem Gesetz zuwider ist. Doch sollte ich umkommen, so komm ich eben um.« Und Mordekai ging fort und tat, wie Esther ihn geheißen. Esthers GastmahlAm dritten Tage war's, da kleidete sich Esther königlich und stellte sich in den inneren Vorhof im königlichen Haus, dem königlichen Hause gegenüber. Der König aber saß auf seinem Königsthron im königlichen Haus, dem Haupttor gegenüber. Wie nun der König im Vorhofe die Königin Esther stehen sah, da fand sie Huld in seinen Augen, und alsbald streckte der König gegen Esther hin das goldene Zepter, das sich in seiner Hand befand. Und Esther trat heran und rührte an des Zepters Spitze. Da sprach zu ihr der König: »Was hast du, Königin Esther? Was ist dein Begehr? Ja, bis zum halben Königreich soll dir bewilligt sein.« Und Esther sprach: »Ist es dem König recht, so komme der König heute mit Haman zu dem Mahl, das ich ihm richte!« Da sprach der König: »Holt Haman schnell herbei, damit wir Esthers Wunsch erfüllen!« Der König ging mit Haman zu dem Mahl, das Esther hergerichtet. Und bei dem Weingelage fragte sie der König: »Was ist jetzt deine Bitte? Sie sei dir schon gewährt! Was ist dein Begehr? Ja, bis zum halben Reich soll dir bewilligt sein!« Und Esther gab zur Antwort: »Mein Bitten und Begehren ist - fand ich in des Königs Augen Gnade, gefällt es so dem König, meine Bitte zu gewähren und mein Begehren zu bewilligen -, so komme der König wiederum mit Haman zu dem Mahl, das ich für sie bereite! Ich tue morgen nach des Königs Wunsch.« Und Haman ging an jenem Tage froh und guten Muts von dannen. Im Königstor erblickte aber Haman Mordekai, wie dieser weder sich erhob noch überhaupt sich vor ihm rührte. Da wurde Haman über Mordekai voll Zorn. Doch Haman hielt noch an sich. Als er jedoch nach Hause kam, beriet er seine Freunde samt Zeres, seinem Weibe. Und Haman sprach zu ihnen von seinem großen Reichtum und der Menge seiner Söhne, von all dem, wie der König ihn so hoch geehrt und über Fürsten und des Königs Diener ihn erhoben habe. Und Haman sprach: »Ja, Esther selbst, die Königin, hat mit dem König zu dem Mahl, das sie bereitet, gar niemand anders kommen lassen als nur mich. Und auch für morgen wurde ich von ihr mitsamt dem König eingeladen. Doch all dies nützt mir nichts, solang ich noch den Juden Mordekai im Königstore sitzen sehe.« Darauf erwiderten ihm seine Gattin Zeres und alle seine Freunde: »Man richte einen Galgen her, an fünfzig Eilen hoch, und morgen früh sprich mit dem König, daß man daran den Mordekai aufhänge! Alsdann geh mit dem König fröhlich zu dem Mahl!« Und dies gefiel dem Haman wohl. So ließ er einen Galgen machen. Mordekais EhrungDen König floh in jener Nacht der Schlaf. Da ließ er sich das Buch mit den geschichtlichen Denkwürdigkeiten bringen. Man las sie nun dem König vor. Da fand sich aufgezeichnet, wie Mordekai berichtet habe von Bigetan und Teres, zwei königlichen Kämmerlingen, die bei den Schwellenhütern waren, daß sie den König Ahasveros töten wollten. Da sprach der König: »Was ist an Ehren und an Würden deshalb Mordekai erwiesen worden?« Des Königs Diener, die ihm Dienste taten, sprachen: »Nichts.« Da fragte der König: »Wer ist im Vorhof?« Und da betrat den äußeren Vorhof in dem königlichen Hause Haman, um mit dem Könige zu reden, man soll Mordekai an einen Galgen hängen, den er für diesen hergerichtet. Des Königs Diener gaben ihm zur Antwort: »Sieh, Haman steht im Vorhof!« Da sprach der König: »Er trete ein!« Alsdann trat Haman ein. Der König sprach zu ihm: »Was soll dem Mann geschehen, den da der König ehren will?« Und Haman dachte: »Wen wird der König ehren wollen, wenn nicht mich?« Und Haman sprach zum König: »Will schon der König jemand ehren, dann bringe man ein königliches Kleid herbei, mit dem der König sich bekleidet, sowie ein Roß, das einst der König ritt zur Zeit, da man die Königskrone auf sein Haupt gesetzt, und übergebe das Gewand sowie das Roß dann einem von den königlichen Fürsten, von den Edlen, daß man den Mann bekleide, den da der König ehren möchte, und diesen auf dem Rosse auf dem Stadtplatz reiten lasse, und daß man vor ihm ausrufe: "Also geschieht dem Manne, den der König ehren möchte."« Darauf erwiderte der König Haman: »Hol eilends das Gewand sowie das Roß, gerade so, wie du gesagt, und tue so mit Mordekai, dem Juden, der bei dem Königstore wohnt! Doch unterlasse nichts von alledem, was du gesagt!«   Da holte Haman das Gewand sowie das Roß, bekleidete den Mordekai und ließ ihn auf dem Stadtplatz reiten und rief vor ihm: »Also geschieht dem Manne, den der König ehren möchte.« Dann kehrte Mordekai zum Königstor zurück. Doch Haman lief gar schnell nach Haus, ganz traurig, mit verhülltem Haupt. Und Zeres, seinem Weib, und allen Freunden sagte Haman, was ihm begegnet war. Da sprachen seine Weisen samt Zeres, seinem Weib, zu ihm: »Ist von dem Judenstamme Mordekai, vor dem zu fallen du begonnen hast, alsdann vermagst du gegen ihn nichts weiter. Du fällst vor ihm ganz sicher.« Solange Sie noch mit ihm sprachen, erschienen schon des Königs Kämmerlinge und führten Haman eilends zu dem Mahl, das Esther hergerichtet hatte. Hamans SturzDer König trat mit Haman ein, um bei der Königin Esther zu zechen. Der König fragte auch am zweiten Tag beim Weingelage Esther: »Was ist jetzt deine Bitte, Königin Esther? Sie soll dir schon bewilligt sein! Was ist dein Begehr? Ja, bis zum halben Reich soll dir bewilligt sein!« Da gab die Königin Esther diese Antwort: »Fand Gnade ich in deinen Augen, König, und ist's dem König recht, so sei auf meine Bitte hin mein Leben mir geschenkt, sowie auf mein Begehr mein Volk! Sind wir ja doch verkauft, ich und mein Volk, zu gänzlicher Vernichtung, zu Tötung und zu Tilgung. Ja, würden wir als Sklaven und als Sklavinnen verkauft, ich hätte geschwiegen, wiegt doch der Feind des Königs Schaden nimmer auf.« Da sprach der König Ahasveros eilends zu der Königin Esther: »Wer ist doch der, und wo ist der, dem's in den Sinn kam, so zu tun?« Darauf sprach Esther: »Mein Geliebter, der Mann, der Feind und Widersacher, ist Haman da.« Da wurde Haman arg bestürzt vor dem König und der Königin.  Da stand der König stark erregt vom Weingelage auf; er wollte in den Garten des Palastes gehen. Doch Haman blieb zurück; er wollte für sein Leben bei der Königin Esther flehen. Er merkte nämlich, daß von dem König Unheil über ihn beschlossen ward.  Der König kehrte aus dem Garten des Palasts zurück ins Haus des Weingelages. Da warf sich Haman eben auf das Polster, worauf die Esther lag. Da rief der König: »Soll etwa gar der Königin Gewalt geschehen, solang ich noch im Hause bin?« Kaum war das Wort dem königlichen Mund entflohen, als man schon Hamans Angesicht verhüllte. Da sprach Harbona, einer von den Kämmerlingen, vor dem König: »Es steht ja übrigens in Hamans Hause, fünfzig Ellen hoch, der Galgen, den Haman für den Mordekai hat machen lassen, der doch zum Heile für den König einst geredet.« Da sprach der König: »Hängt ihn daran!« So hängte man den Haman an den Galgen, den er für Mordekai hatte herrichten lassen. Dann legte sich des Königs Aufregung. Erlaß zum Schutze der JudenAn jenem Tage gab der König Ahasveros der Königin Esther das Haus des Haman, dieses Judenfeindes, zum Geschenk, und Mordekai erhielt zum König Zutritt. Denn Esther hatte mitgeteilt, wie dieser zu ihr stand. Der König nahm dann seinen Siegelring, den er dem Haman hatte nehmen lassen, und gab ihn Mordekai. Und Esther setzte über Hamans Haus den Mordekai. Und Esther sprach vorm König abermals, fiel ihm zu Füßen, weinend und ihn um Gnade bittend, er möge das Unheil wenden, das von dem Agagiter Haman angerichtet, und seinen Anschlag, den er gegen alle Juden geschmiedet. Der König aber streckte gegen Esther abermals das goldene Zepter aus. Darauf erhob sich Esther und trat mit diesen Worten vor den König: »Ist es dem König recht und fand ich vor ihm Gnade, erscheint es auch dem König angemessen und habe ich sein Wohlgefallen, so möge ein schriftlicher Befehl ergehen, auf daß die Schreiben jetzt zurückgenommen werden - der Anschlag Hamans, Hammedatas Sohns, des Agagiters -, die dieser schreiben ließ, um so die Juden zu vernichten, die in allen Landschaften des Königs sind. Wie könnte ich es nur ertragen, das Unheil, das mein Volk betreffen soll, mitanzusehen? Wie könnte ich es nur ertragen, dem Untergange meines Stammes beizuwohnen?« Da sprach der König Ahasveros zur Königin Esther und zum Juden Mordekai: »Ich habe Hamans Haus der Esther zum Geschenk gemacht. Ihn selber hat man an den Galgen gehängt dafür, daß er die Hände gegen diese Juden ausgestreckt. Ihr mögt den Juden, wie's euch gut erscheint, im königlichen Namen tun und dies mit meinem königlichen Ring besiegeln. Ein Schreiben, in des Königs Namen abgefaßt und mit dem königlichen Ring besiegelt, kann nicht zurückgenommen werden.« So wurden nun die königlichen Schreiber zu jener Zeit im dritten Mond, das ist im Monat Siwan, am dreiundzwanzigsten, berufen. Dann ward geschrieben, wie es Mordekai betreffs der Juden anwies, und zwar an die Satrapen und an die Statthalter und Fürsten der 127 Länder von Indien bis Äthiopien, gemäß der Schriftart einer jeglichen Provinz, sowie der Sprache eines jeden Volkes, und so auch an die Juden, entsprechend ihrer Schrift und Sprache. Er ließ es in des Königs Ahasveros Namen schreiben und siegelte es mit königlichem Ring. Dann sandte er die Schreiben durch berittene Eilboten, die auf Rennpferden aus Gestüten ritten. Danach gestattete der König allen Juden irgendeiner Stadt, sich zu versammeln und ihr Leben zu verteidigen. Wenn die bewaffneten Volkshaufen einer Nation und einer Gegend sie angriffen, so durften sie sie all mit Kindern und mit Weibern vernichten, töten, tilgen und ihre Habe als Beute nehmen an einem Tag in allen Landen, die König Ahasveros eigen waren, am dreizehnten des zwölften Monds, das ist im Monat Adar. Der Inhalt dieses Schreibens war, in jeder einzelnen Provinz soll ein Gesetz erlassen werden; die Juden sollen sich an jenem Tage rüsten, an ihren Feinden sich zu rächen. Eilboten, auf den schnellsten Pferden reitend, zogen schleunigst aus, eilends nach dem Befehl des Königs, sobald zu Susan in der Burg ein solch Gesetz erlassen war. Und Mordekai verließ den König im königlichen Kleide, purpurblau und weiß, mit großem goldenen Diadem und einem Mantel, der von Linnen und von Purpur war. Die Stadt von Susan jubelte und freute sich. Den Juden ward jetzt Glück und Fröhlichkeit zuteil, Jubel und Ehre. In jeglicher Provinz und Stadt, wo immer nur des Königs Wort und sein Gesetz hinkamen, da herrschte Fröhlichkeit und Jubel bei den Juden und Gasterei und Fröhlichkeit, und viele von des Landes Völkern gaben sich für Juden aus. Der Schrecken vor den Juden war auf sie gefallen. Vernichtung der JudenfeindeIm zwölften Mond, das ist im Monat Adar, am dreizehnten, am Tage da des Königs Wort und sein Gesetz vollzogen werden sollten, am selben Tag, an dem die Judenfeinde hofften, sie zu überwältigen, und der sich nun gewandelt hatte und jetzt zu einem solchen ward, an dem die Juden selber ihre Hasser überwinden sollten, da scharten sich die Juden in den Städten in sämtlichen Provinzen, die den König Ahasveros gehörten, um Hand an die zu legen, die ihnen Unheil zuzufügen trachteten. Und niemand hielt vor ihnen stand. Die Furcht vor ihnen fiel auf alle Völker. Und alle Fürsten der Provinzen, Satrapen, Statthalter, des Königs Angestellte halfen nun den Juden, dieweil die Furcht vor Mordekai auf sie gefallen war. Denn groß stand Mordekai im Haus des Königs da. Durch alle Lande lief von ihm die Kunde. Denn Mordekai, der Herr, ward immer größer. Die Juden schlugen alle ihre Feinde fürchterlich mit Schwert und Mord und Tod. Mit ihren Hassern taten sie nach Gutdünken. So töteten die Juden und vertilgten in der Burg von Susan fünfhundert Mann. Parsandata und Dalephon und Aspata, Porata und Adalja, Aridata, Parmasta, Arisai und Aridai und Jezata, zehn Söhne Hamans, des Sohnes des Hammedata, des Judenfeindes, brachten sie ums Leben. Doch nach Beute streckten sie die Hand nicht aus. An jenem Tage kam die Zahl der in der Susanburg Erschlagenen vor den König. Da sprach der König zu der Königin Esther: »Zu Susan in der Burg erschlugen und vernichteten die Juden an fünfhundert Mann sowie zehn Söhne Hamans. Was taten sie da in den anderen königlichen Landen! Doch was ist deine Bitte, damit sie dir bewilligt werde? Und was ist weiter dein Begehr, daß es erfüllet werde?« Und Esther sprach: »Gefällt's dem König, so möge morgen noch den Juden in Susan gestattet sein, zu tun wie heute, und die zehn Söhne Hamans hänge man auch an den Galgen!«   Darauf befahl der König, dies zu tun. Und so ward ein Befehl in Susan ausgegeben. Da hängte man zehn Söhne Hamans auf. Dann scharten sich in Susan auch die Juden am vierzehnten des Monats Adar und töteten dreihundert Mann zu Susan. Doch nach Beute streckten sie die Hand nicht aus. Die anderen Juden in des Königs Landen hatten sich versammelt und waren für ihr Leben eingetreten. Sie schafften Ruhe sich vor ihren Feinden und töteten bei ihren Hassern 75.000. Doch nach Beute streckten sie die Hand nicht aus, am dreizehnten des Monats Adar. Sie ruhten am vierzehnten aus und machten ihn zu einem Tag der Gasterei und Freude. Die Juden, die zu Susan waren, versammelten sich am dreizehnten und vierzehnten Tag und ruhten erst am fünfzehnten. Sie machten diesen Tag zu einem Tag der Gasterei und Freude. So machen denn die Land-Juden, die in den Ortschaften des offenen Landes wohnen, den vierzehnten des Monats Adar zu einem Tag der Freude und der Gasterei, zu einem Festtag mit gegenseitiger Zusendung von Eßportionen. Und Mordekai schrieb diese Dinge auf und sandte Schreiben allen Juden, die in des Königs Ahasveros Landen waren, den nahen und den fernen, um es ihnen zur ständigen Pflicht zu machen, daß sie den vierzehnten des Monats Adar, sowie den fünfzehnten alljährlich feiern sollten, entsprechend jenen Tagen, da einst den Juden Ruhe vor den Feinden ward, sowie dem Monat, der sich für ihn aus Kummer in Fröhlichkeit, aus Trauer in einen Festtag gewandelt hatte. Sie hielten ihn als Tag der Gasterei und Freude und Zusendung von Eßportionen aneinander und von Geschenken an die Armen. Die Juden machten sich zum Brauch, was sie zu tun begonnen und was einst Mordekai an sie geschrieben. Denn Haman, Hammedatas Sohn, der Agagiter, der Widersacher aller Juden, hat einst die Ausrottung der Judenschaft geplant und hat das Pur, das ist das Los, werfen lassen, sie zu vernichten und zu vertilgen. Doch als es vor den König kam, gab er den schriftlichen Befehl. So fiel denn auf sein eigen Haupt zurück sein schlimmer Plan, den er der Judenschaft zu Leide ausgeheckt. Man hängte ihn und seine Söhne an den Galgen. Deshalb hieß man die Tage Purim nach dem Worte Pur, nach der Erzählung dieses Buches, was ihnen einst in Aussicht stand, und wie es ihnen drauf erging. Drum machten es zu fester Pflicht und festem Brauch die Juden für sich und ihre Nachkommen sowie für alle, die sich ihnen anschließen. Unwiderruflich soll es sein: Sie haben diese beiden Tage nach Anordnung und Zeitbestimmung jedes Jahr zu feiern! Sie haben diese Tage als Gedächtnistage zu feiern, daß sie in allen Zeitaltern, Geschlechtern und in Provinzen und in Städten feierlich begangen werden. Nie sollen die Purimstage aus der Juden Mitte schwinden und ihr Gedächtnis nie bei ihren Nachkommen aufhören. Die Tochter Abichails und Mordekais, des Juden, die Königin Esther, verfaßte auch ein Schreiben, um die vollkommene Echtheit dieser zweiten Purimschrift vollauf zu bestätigen. Man sandte Schreiben allen Juden in den 127 Ländern im Reich des Ahasveros mit Grüßen und Gesetzen. Sie sollten diese Purimstage als gesetzlich anerkennen zu ihren Zeiten, so wie sie Mordekai, der Jude, und die Königin Esther einst gesetzlich gemacht, und wie sie für sich selbst und ihre Nachkommen die Fasten und die Weheklage zum Gesetz gemacht hatten. Und der Befehl der Esther machte diese Purimvorschriften gesetzlich. Er ward in einem Buche aufgezeichnet. Mordekais ErhöhungDer König Ahasveros aber ließ vom Land und von des Meeres Inseln die Steuern wieder eintreiben. Sind alle die Erweise seiner Macht und Stärke und die genaueste Beschreibung jener hohen Würde Mordekais, zu der der König ihn erhob, nicht in dem Buche der Geschichte der Könige von Medien und Persien aufgezeichnet? Denn Mordekai, der Jude, besaß den zweiten Rang nach König Ahasveros, und für die Juden war er gar bedeutungsvoll, beliebt bei seiner Brüder Masse, weil er seines Volkes Heil erstrebte und für sein ganzes Geschlecht zum Besten sprach. Jobs Prüfungen durch UnglücksfälleEinst lebte in dem Lande Us ein Mann mit Namen Job, und dieser Mann war fromm und recht gottesfürchtig und dem Bösen feind. Ihm waren sieben Söhne und drei Töchter geboren. Und er besaß an Zuchtvieh 7.000 Schafe, 3.000 Kamele, 500 Joch Rinder und 500 Eselinnen, dazu ein groß Gesinde, und so war dieser Mann der vornehmste von allen Söhnen des Ostens. Die Söhne aber pflegten ein Gelage abzuhalten, und zwar in eines jeden Haus an seinem Tage. Sie luden dazu die drei Schwestern ein, mit ihnen dort zu essen und zu trinken. Und hatten sie die Tage des Gelages die Runde machen lassen, dann sandte Job und ließ sie reinigen, erhob er sich doch früh am Morgen und brachte Opfer dar für jeden einzelnen von ihnen. Denn also dachte Job: »Vielleicht daß meine Kinder sich versündigt und so in ihrem Herzen Gott "gesegnet" haben.« So tat denn Job ein jedesmal. Doch da geschah´s an jenem Tage: Die Gottessöhne kamen und stellten  vor dem Herrn sich auf. Mit ihnen auch der Satan. Da sprach der Herr zum Satan. »Woher kommst du?« Der Satan gab dem Herrn zur Antwort: »Ich komme her von einem Streifzug auf der Erde, von einer Wanderung auf ihr.« Da sprach der Herr zum Satan: »Hast du gemerkt, daß Job, mein Knecht, nicht seinesgleichen auf der Erde hat, ein Mann, so fromm und recht, so gottesfürchtig und dem Bösen feind?« Darauf erwiderte dem Herrn der Satan: »Ist Job umsonst so gottesfürchtig? Hast du nicht ihn, sein Haus und all sein Gut umhegt? Und seiner Hände Arbeit hast du so gesegnet, daß sein Besitz im Land sich mehrte. Doch fahre einmal einen Schlag und triff sein Hab und Gut, ob er nicht ins Gesicht dich "segnet"!« Da sprach der Herr zum Satan: »So sei in deiner Hand jetzt alles, was er hat! Nur rühr ihn selbst nicht an!« Da ging der Satan von dem Herrn hinweg. An einem Tag geschah's: Die Söhne und die Töchter Jobs schmausten im Haus des ältesten Bruders und tranken Wein. Da kam zu Job ein Bote. Er sprach: »Die Rinder pflügten auf dem Felde; die Eselinnen weideten daneben. Da fielen die Sabäer ein und raubten sie und schlugen mit dem Schwert die Knechte. Nur ich allein entkam mit knapper Not, dir's zu vermelden.« Und noch sprach dieser. Da kam ein anderer schon und sprach: »Ein Gottesfeuer fiel vom Himmel, fuhr zündend in die Herden zu den Knechten und fraß sie auf. Nur ich allein entkam mit knapper Not, dir's zu vermelden.« Und noch sprach dieser. Da kam ein anderer schon und sprach: »Chaldäer fielen ein, drei Haufen, und trieben die Kamele weg und schlugen mit dem Schwert die Knechte. Nur ich allein entkam mit knapper Not, dir's zu vermelden.« Und noch sprach dieser. Da kam ein anderer schon und sprach: »Beim Schmause waren deine Söhne und deine Töchter und tranken Wein im Haus des ältesten der Brüder. a kommt ein mächtiger Sturmwind aus der Wüste, erfaßt das Haus an den vier Ecken. Und dies fällt auf die Knechte; sie kommen um. Nur ich allein entkam mit knapper Not, dir's zu vermelden.« Darauf erhob sich Job, zerriß sein Kleid, zerraufte sich sein Haupt und warf sich auf die Erde zum Gebet. Hierauf sprach er: »Ich habe nackt den Mutterschoß verlassen; ich fahre nackt dorthin zurück. Der Herr hat es gegeben. Der Herr hat es genommen. Gepriesen sei des Herrn Name!« Bei alldem hatte Job sich nicht versündigt, noch Haß geäußert gegen Gott. Jobs Prüfung durch KrankheitDoch da geschah's an einem Tage: Die Gottessöhne kamen und stellten vor dem Herrn sich auf; da kam der Satan auch mit ihnen und stellte vor dem Herrn sich auf. Da sprach der Herr zum Satan: »Woher kommst du?« Der Satan gab dem Herrn zur Antwort: »Ich komme her von einem Streifzug auf der Erde, von einer Wanderung auf ihr.« Da sprach der Herr zum Satan: »Hast du bemerkt, daß Job, mein Knecht, nicht seinesgleichen auf der Erde hat, ein Mann, so fromm und recht, so gottesfürchtig und dem Bösen feind, und noch hält er an seiner Frömmigkeit so fest. Du hast mich grundlos aufgereizt, ihn so zu quälen.« Da sprach zum Herrn der Satan: »Ja Leib für Leib! Selbst alles, was ein Mann besitzt, das gibt er für sich selber hin. Doch führe einmal einen Schlag und rühr an sein Gebein und Fleisch, ob er nicht ins Gesicht hinein Dich "segnet"!« Da sprach der Herr zum Satan: »Nun wohl, er sei in deiner Hand! Nur schone mir sein Leben!« Da ging vom Herrn der Satan weg und schlug den Job mit einem schrecklichen Geschwür vom Kopfe bis zum Fuß. Er nahm sich eine Scherbe, um sich damit zu schaben, und saß dabei im Aschenhaufen. Da sprach sein Weib zu ihm: »Noch hältst du fest an deiner Frömmigkeit? Nun "segne" Gott und stirb!« Er aber sprach zu ihr: »Wie unvernünftige Weiber reden, so redest du. Ja, sollen wir allein das Gute von Gott annehmen, dagegen nicht das Schlimmste?« Bei alldem hatte Job mit seinen Lippen nicht gesündigt. Drei Freunde Jobs vernahmen von all dem Unglück, das auf ihn gekommen; da machten sie sich auf, ein jeglicher von seinem Wohnort, von Teman Eliphaz, Bildad von Schuach, von Naama Sophar, und sie bestellten sich zusammen, um zu gehen, ihm ihr Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten. Doch wie sie ihre Augen von ferne erhoben, erkannten sie ihn nicht. Sie fingen laut zu weinen an, zerrissen jeglicher sein Kleid und streuten Staub sich himmelwärts aufs Haupt. Sie saßen auf der Erde so bei ihm wohl sieben Tage, sieben Nächte, und keiner sprach ein Wort zu ihm; sie sahen. Das Leid war furchtbar groß. Jobs KlagenDanach tat Job den Mund auf und fluchte seinem Schicksal. Und Job hob an und sprach: »0 wäre doch der Tag, da ich geboren, nie erschienen und jene Nacht entschwunden, da man den Knaben aufgenommen! Weh jenem Tage! Besser wäre er in Dunkelheit verblieben! Hätte doch der Höchste droben sich nie um ihn gekümmert und nie die Sonne ihm geleuchtet! Die schwarze Urnacht hätte ihn vernichten und Wolkendunkel auf ihm ruhen sollen! Hätte man ihn doch der Verdüsterung überlassen!« »Wenn nur ein Raub der Finsternis die Nacht geworden wäre! Und hätte niemals zu den Jahrestagen sie gezählt und niemals in der Monde Schar gegolten. Wenn jene Nacht nur unfruchtbar geblieben wäre, und wäre nie ein Jubellaut in ihr ertönt! Und die den Tag verfluchen, ach, hätten die doch sie verflucht und jene, die bereit, den Leviatan selbst zu reizen! Verlöschen hätten sollen ihre Morgensterne, sie hätte auf das Licht vergeblich warten müssen! Des Frührots Wimpern hätte sie nicht schauen dürfen! Denn hätte sie einst meines Lebens Tor verschlossen, dann hätte sie auch meinen Augen Leid erspart. Warum bin ich denn nicht im Mutterschoß gestorben, weswegen, kaum geboren, nicht verschieden? Warum denn nahm ein Schoß mich auf und Brüste, daß ich trinken mußte? Dann läge ich zu dieser Zeit und hätte Ruhe. Ich schliefe - wie wär mir so wohl! - bei Königen und Weltregenten, die Trümmerstätten wiederum sich aufgebaut, bei jenen goldberühmten Fürsten, die ihre Schatzhäuser mit Silber füllten! Dann wäre ich nicht mehr; ich gliche einer Fehlgeburt und jenen Kleinen, die das Licht nie schauten. Dort, wo die Sorgen den Geplagten schwinden, wo die durch Obermacht Geknechteten ausruhen,  wo die Gefangenen sorglos gehen und keines Treibers Ruf mehr hören. Vornehm und Nieder ist dort gleich; frei von dem Herrn ist dort der Sklave. Warum nur schenkt man Elenden das Tageslicht und Herzbetrübten Leben, die ausschaun nach dem Tode, der nicht kommt, nach ihm sich sehnen mehr als nach Schätzen, die ob der Grabestür sich freuen, die jauchzen, wenn's zur Grube geht, - dem Manne, dessen Schicksal unbeachtet bleibt, vor dem sich Gott verborgen hält? An Brotes Stelle tritt bei mir das Seufzen; als Wasser strömt mir Klage zu. Und bange ich vor einem Ding, dann trifft es sicher mich, und was mich ängstigt, kommt zu mir. Ich darf nicht ruhen und nicht rasten, kaum aufatmen, und schon kommt neue Pein.« Eliphaz führt das Leiden auf Sünden zurückDa gab ihm Eliphaz aus Teman also Antwort: »Hat man vor dich zur Prüfung je ein Ding gebracht, worüber du den Mut verloren hättest? Wer konnte je den Worten Einhalt tun? Fürwahr, so viele hast du selbst belehrt, so manchen schwachen Arm gestählt. Den Strauchelnden hielt aufrecht deine Rede; die müden Kniee stärktest du. Jetzt kommt's an dich, da wirst du mutlos; wo dich's erfaßt, verzweifelst du. War deine Gottesfurcht nicht dein Vertrauen, und dein unsträflich Leben deine Hoffnung? Bedenke nur: Wer kommt je schuldlos um? Wo gehen Redliche zugrunde? Die Unrecht pflügen, Böses säen, die ernten's auch. So weiß ich es. Durch Gottes Odem gehen sie zugrunde; durch seinen Zornhauch sterben sie. Der Löwen Stimmen selber, das Gebrüll der Leuen, der jungen Löwen Zähne werden ausgetilgt. Der Löwe geht zugrunde aus Beutemangel; der Löwin Junge müssen sich zerstreuen. Zu mir drang ein verstohlen Wort; mein Ohr vernahm davon nur ein Geflüster. Im Wundertraum, bei Nachtgesichten, wenn Tiefschlaf auf die Menschen fällt, da fuhr in mich ein Schrecken und ein Zittern, und Angst ließ mein Gebein erbeben. Und über meinen Rücken lief es kalt; ein Schauder schüttelt' meinen Leib. Das Unbekannte stand vor mir; vor meinem Auge schwebte her ein Schatten. - Ein Säuseln hörte ich und eine Stimme:  "Ist gegen Gott ein Mensch gerecht; vor seinem Schöpfer einer rein?" Er traut dies seinen Dienern selbst nicht zu, und seinen Engeln flößt er Schrecken ein. Nun vollends gar der Lehmhausmensch, der Sterbliche, aus Staub gebaut, noch leichter als die Motten zu zerdrücken! Vom Morgen bis zum Abend werden sie vernichtet; unwiderruflich gehen sie zugrunde. Ja, wird denn nicht ihr Vorzug ihnen weggenommen? Durch Unvernunft nur sterben sie.«   Job soll sich an Gott wenden»Ach, fordere immer vor Gericht! Wer leistet deiner Ladung Folge? Mit Heiligen entzweit, an wen willst du dich wenden? Den Toren wird der Ärger töten, den Dummen wird der Zorn das Leben kosten. Ich selbst sah einen Toren festgewurzelt stehen; da schaut ich seines Hauses raschen Untergang, und seine Kinder standen hilflos da. Sie mußten, ohne Anwalt, im Gerichtstor sich zertreten lassen. Was er geerntet, ißt ein Hungriger, und dieser bringt davon dem Darbenden. Nach ihren Krügen lechzen Durstige. Denn Unheil wächst nicht aus dem Staube; nicht sprießt das Unglück aus dem Boden. Dem Unglück wächst ein Mensch entgegen, so wie empor der Flamme Funken fliegen. An deiner Stelle kehrte ich mich doch zu Gott; ich stellte meine Sache Gott anheim, ihm, der so herrlich, unerforschlich waltet und Wunder wirket ohne Zahl, der selbst der Erde Regen spendet und Wasser auf die Fluren schickt, der Niedrige erhöht, Gebeugte führt zum Heil, der hintertreibt den Plan der Listigen, daß ihre Hände immer Förderliches schaffen, der Kluge übertrifft an List, so daß der Schlauen Plan sich überstürzt, daß sie bei Tag auf Dunkel stoßen, am Mittag tappen wie bei Nacht, der rettet den Verlassenen vor ihrem Rachen, den Armen vor der starken Faust. Drum geht dem Schwachen Hoffnung auf; die Bosheit muß ihr Maul verschließen. Wohl dem, der Gottes Zucht erfährt! Verschmäh daher des Höchsten Mahnung nicht! Denn er verwundet und verbindet; von seiner Hand kommt Schlag und Heil. In sechs der Nöte schont er deiner; in sieben dich kein Unheil trifft. Er rettet dich vom Tod in Hungersnot, im Krieg vor der Gefahr des Schwertes. Und greifen Feuerzungen um sich, so bist du wohl geborgen, hast nichts zu fürchten, wenngleich Verheerung kommt. Des Dämons und der Seuche kannst du lachen; die wilden Tiere brauchst du nicht zu fürchten. Denn mit des Landes Schrecknissen stehst du im Bunde; die wilden Tiere sind dir zugetan. Und du erfährst, daß wohlbehalten bleibt dein Zelt, und musterst du dein Haus, vermißt du nichts. Die Zahl der Kinder siehst du wachsen; wie Gras im Feld ist dein Gesproß. Du gehst zum Grab im hohen Alter ein, wie Garben, eingeführt zur rechten Zeit. So ist's. So haben wir's ergründet. So haben wir's gehört. Zu Herzen nimm es dir!« Job klagt über sein furchtbares LeidenDa gab ihm Job zur Antwort: »Wenn doch mein Gram, mein Leid gewogen würde auf einer Waage, ganz genau, so wär es schwerer als des Meeres Sand. Deshalb sind meine Worte unbedacht. Des Höchsten Pfeile kenne ich zu gut, mein Geist saugt doch ihr Gift in sich hinein. Die Gottesschrecken überfallen mich. Auf grüner Au, schreit da der Esel, und brüllt der Stier bei seinem Futter?  Kann man denn Fades ohne Salz genießen; besitzt das Eiweiß Wohlgeschmack?  So widert es mich an, auch jenes anzurühren, dergleichen gilt mir wie ein Trauerbrot. Ach, daß mein Flehen Gnade fände, daß Gott erfüllte meinen Wunsch! Gefiel es Gott, mich zu zermalmen; zerschnitt er rasch in Großmut meinen Lebensfaden! Dies wäre noch ein Trost für mich; ich tanzte noch im schonungslosen Schmerze, weil ich mit Worten an den Heiligen nicht zurückgehalten. Was ist denn meine Kraft, daß ich noch hoffen, mein Zweck, daß ich mich noch gedulden soll? Ist meine Körperkraft aus Stein? Ist denn mein Fleisch aus Erz? Verdiene ich denn keinen Beistand mehr? Ist jede Hilfe mir zu nehmen? Dem Leidenden gebührt von seinem Freunde Liebe, und muß er selbst die Gottesfurcht beiseite lassen.  Die Brüder aber sind mir untreu wie die Bäche. - Sie zeigen nutzlos sich wie Wasserläufe,  die durch die Kälte trauern und die der Schnee verbirgt,  die ebenso, wenn sie durchglüht, verschwinden, wenn's heiß, getilgt von ihrem Orte sind, und deren Wegeläufe ganz verkehrt. Sie steigen dann als Dunst hinauf und sind nicht mehr zu finden. Die Karawanen Temas schauen danach aus; die Reisezüge Sabas rechnen drauf. Doch ihr Vertrauen täuschet sie; sie kommen hin und sind dann schwer betrogen. - Zu gar nichts nutze seid ihr freilich. Ihr seht das Unglück und verzaget. Ja, habe ich euch gesagt: "Von Eurem gebt mir! Aus eurem mühevoll erworbenen Gute zahlt für mich!  Befreit mich aus der Hand des Drängers! Vom harten Gläubiger erlöset mich!" Belehrt mich eines Besseren, dann schweige ich. Zeigt mir doch meinen Irrtum! Wozu verhöhnt ihr offne Worte, und was beweist denn ein Beweis von euch? Ja, haltet ihr schon bloße Worte für Beweis, die Worte eines Armen aber nur für Wind? Laßt ihr auf Waisen etwas kommen, und sprecht ihr gegen euren Freund?  Nun aber wollet mit Verlaub mir zuhören! Ich täusche eure Aufmerksamkeit mitnichten. Hierher kehrt euch! Kein Unrecht laßt geschehen! Hierher kehrt euch! Im Rechte bin ich noch hierin. Ist denn auf meiner Zunge einzig Unrecht? Verstehe ich denn nicht, was Sünde ist?« Job schildert sein hoffnungsloses Leiden»Ist nicht im Dienst der Mensch auf Erden? Ist nicht sein Los ein Frönerleben? Dem Sklaven gleich, der nur nach Schatten lechzt, dem Fröner, der um seinen Lohn sich sorgt. So hoffte ich auf Ruhemonde; da wurden Kummernächte mir zuteil. Und lege ich mich nieder, frage ich: "Wann darf ich mich erheben?" Und zieht der Abend sich dahin, dann bin ich satt von Unrast bis zur Nachtzeit. Mein Körper kleidet sich in Fäulnis, in erdige Kruste, und meine Haut vernarbt und wird dann wieder flüssig. Weit schneller fliegen meine Tage hin als Weberschiffchen. Sie schwinden ohne Hoffnung hin. Bedenke, daß ein Hauch mein Leben! Nie schaut mein Auge wieder Gutes. Wer später nach mir schaut, des Auge sieht mich nimmer. Mich suchen deine Augen; ich bin nicht mehr. Die Wolke schwindet und zergeht, Und wer zum Totenreiche steigt, der kommt nicht mehr herauf. Nie kehrt er wieder in sein Haus, und seine Heimat sieht ihn niemals mehr. So will ich meinen Mund nicht hemmen, nein, aussprechen, was mir das Herz beklemmt. Ich rede so in meiner Seele Bitternis: "Bin ich ein Meer, bin ich ein Ungeheuer, daß Du Schlaflosigkeit mir auferlegst?" Ich denke, daß mein Bett mich tröstete und daß mit mir mein Lager trüge auch mein Leid. Da scheuchst Du mich durch wirre Träume auf; durch Angstgestalten schreckst Du mich. Erwürgung, Sterben hätte meine Seele lieber als diese meine Schmerzen. Ich habe es jetzt aufgegeben, immerfort zu ]eben. Laß ab von mir! Denn meine Tage sind ein Hauch. Was ist der Mensch für Dich denn Großes, daß Du Dich so mit ihm befassest, ihn untersuchst an jedem Morgen, in jedem Augenblick ihn prüfest? Wie lange ist's, daß Du den Blick nicht von mir wendest, mir keine Ruhe lässest, bis ich nur meinen Speichel schluckte? Und habe ich gesündigt, was tu ich Dir damit, Du Menschenwächter? Was machst Du mich für Dich zur Scheibe? Weswegen diene ich zum Ziele Dir? Kannst Du mir nicht verzeihen, hingehen lassen meine Schuld? Dann läge ich gar bald im Staube, und suchtest Du mich auf, ich wäre nimmermehr.« Bildad verweist auf Gottes Gerechtigkeit und GnadeDarauf erwidert Bildad von Schuach: »Wie lange willst du solches reden und wüten mit der Worte Sturm? Ist Gott etwa ein Rechtsverdreher? Und beugt gerechte Sache der Allmächtige? Wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt und er sie um der Sünde willen in den Tod geschickt, so solltest du an Gott dich wenden und zum Allmächtigen um Gnade flehen. Dann würde er dir Schutz gewähren, falls du nur rein und lauter bist, und stellte auch die Wohnung wieder her, die dir gebührt. Dann würde auch dein früheres Los gering erscheinen, die Zukunft aber herrlich für dich sein. Befrage dich bei den vergangenen Zeiten; gib auf der Väter Weisheit acht! Wir sind von gestern, unerfahren; denn wie ein Schatten sind auf Erden unsere Tage. Doch jene, können sie dich nicht belehren? Sie geben tiefgeschöpftes Wissen. Wird etwa Schilfkraut ohne Sumpf sehr hoch? Wird Gras, wo Wasser fehlt, recht groß? Noch ist's im Trieb, nicht reif zum Schnitt, und schon ist's dürr, grünt alles andere noch. So geht's mit allen Gottvergessenen. So wird des Frevlers Stolz vernichtet, er, dessen Zuversicht nur Sommerfäden und dessen Hoffnung Spinngewebe sind. Er stützt sich auf sein Haus; doch hält's nicht stand. Er hält sich fest daran; doch bleibt's nicht stehen. Wenn er auch in der Sonne grünt und seine Ranken weit in seinen Garten gehen, Verflechten seine Wurzeln sich zuhauf, wie ein Gemäuer anzusehen, wenn er von seinem Ort ihn tilgt, verleugnet dieser ihn: "Ich habe niemals dich gesehen!" Das ist da seines Schicksals "Wonne", und andere steigen aus dem Staub empor. Den Frommen kann Gott nicht verachten; der Übeltäter Hand hält er nicht fest. - Dein Mund wird noch des Lachens voll und voll von Jubel deine Lippen. Und deine Hasser kleiden sich in Schande, und nicht mehr ist der Bösen Zelt.« Job verweist auf Gottes AllmachtDarauf gab Job zur Antwort: »Wahrhaft, ich weiß, daß es so ist. Wie könnte gegen Gott ein Mensch obsiegen?  Hat einer Lust, mit ihm zu streiten, gibt er auf tausend nicht ein Wort zu hören. Ist einer noch so klug und stark, wer trotzte ihm und bliebe heil? Der Berge so versetzt, daß man nicht merkt, daß er im Zorn sie umgestürzt, der zittern macht der Erde Bau, daß ihre Säulen wanken, der nicht mehr scheinen heißt die Sonne, und Sterne unter Siegel legt, der ganz allein den Himmel spannte, auf Wolken schreitet, den Bären und Orion schuf, den Siebenstern, des Südens Kreuz, der groß und unerforschlich waltet und Wunder wirket ohne Zahl: Er macht sich an mich her, bevor ich's sehe, dringt auf mich ein, eh ich's bemerke. Und packt er zu, wer hält ihn ab? Wer sagt zu ihm: "Was tust du da?" Wenn seinem Zorne Gott nicht wehrt, dann winden sich zu seinen Füßen selbst des Ungestüms Gehilfen. Wie kann dann ich ihm Rede stehen, ihm gegenüber meine Worte wählen, ich, der ich nicht Bescheid darf geben, mag ich im Recht auch sein, nein, meinen Richter noch anwinseln muß? Wenn ich ihn riefe, gäbe er mir Antwort? Ich glaub' es nicht, daß er auf meine Stimme hörte, er, der mich für ein Härchen packt, mir grundlos viele Wunden schlägt. Er läßt mich nicht zu Atem kommen, weil er mit Bitterkeit mich sättigt. Wenn's auf die Kraft ankommt, dann ist er stark, und gilt es zu beweisen, wer zeugt für mich? Bin ich im Recht, dann zeiht mich doch sein Mund des Unrechts, bin ich unschuldig, stellt er mich doch als schuldig hin. Und wüßte ich nicht selber, daß ich schuldlos bin, wegwürfe ich mein Leben. Nun ist es so; drum sage ich es offen. Er bringt den Frommen gleich dem Frevler um. Die Geißel tötet blindlings; er lacht ob der Unschuldigen Verzweiflung. Die Welt ist somit ausgeliefert in eines Ungerechten Hand, der seinen Strafgerichten das Gesicht verhüllt. Ist's dem nicht so, wie ist es dann? Und meine Zeit läuft schneller als ein Läufer; sie flieht und sieht das Glück nicht mehr, so flüchtig wie die Binsenschiffe, rasch wie der beutegierige Aar. Nie kann ich sagen: "Ich will mein Leid vergessen, mein Trauern lassen, heiter sein.« Mir graut vor allen meinen Schmerzen; ich weiß: Du sprichst mich nimmer los. Ich soll nun einmal schuldig sein. Wozu mich zwecklos mühen? Und wüsche ich mich weiß wie Schnee und reinigte mit Lauge mir die Hände, dann tauchtest Du mich um so tiefer in den Kot, daß meine Kleider selbst vor mir sich ekelten. Er ist kein Mensch wie ich, dem ich erwiderte: "Gehn wir zusammen vor Gericht!" Wenn einen Schiedsmann zwischen uns es gäbe, der beide unter seine Aufsicht stellte, der seinen Stock von mir fernhielte; daß mich die Angst vor jenem nicht betäubte, dann wollt' ich furchtlos frei aussprechen, daß er - ich weiß es - gegen mich nicht ehrlich ist.« Job verweist auf die Grundlosigkeit seiner Züchtigung»Ich bin, des Lebens überdrüssig; ich lasse meiner Klage freien Lauf. In meiner Seele Bitterkeit will ich jetzt reden. Ich spreche nun zu Gott: "Verurteile mich nicht! Gib an, warum Du mich bekämpfst! Was nützt es Dir, wenn Du verdammst und Deiner Hände Werk verwirfst? Wenn aber zu der Frevler Plan Dein Antlitz leuchtet? Besitzest Du denn Fleischesaugen? Siehst Du so kurz, wie Menschen sehen? Sind Deine Tage wie der Menschen Tage und Deine Jahre wie die Zeit der Sterblichen, daß Du bei mir nach Fehlern fahndest und mich auf Sünde untersuchst, obschon Du weißt, daß ich nicht schuldig bin und mich aus Deinen Händen niemand retten kann? Mich formten kunstvoll Deine Hände; gleichwohl vernichtest Du mich ganz und gar. Bedenke, daß Du mich aus Lehm geschaffen! Und wiederum schickst Du mich in den Staub. Wie Milch hast Du mich hingegossen und mich zur festen Form gemacht, hast mich mit Haut und Fleisch bekleidet, mit Knochen und mit Sehnen mich durchwebt. Ein Leben voller Gnade hast Du mir gegeben, und Deine Fürsorge hat meinen Geist bewacht. Doch im geheimen ist Dein Planen dies; ich weiß es jetzt, was Du gedacht: Wenn je ich fehlte, wolltest Du mir grollen, mir meine Sünde nie verzeihen. Wenn ich in Sünden fiele, wehe mir! Wenn ich rechtschaffen bliebe, ich dürfte dennoch nicht mein Haupt erheben, mit Schmach gesättigt, an Elend und am Leide satt. Ja, machst Du Jagd auf mich gleichwie auf einen Löwen, und zeigst Du dadurch Dich stets unvergleichlich,  daß Du den Angriff auf mich stets erneuerst und Deinen Unmut an mir kühlst, in immer neuen Angriffen auf mich? Warum hast Du mich aus dem Schoß geführt? Ach, wäre ich gestorben, ehe mich ein Auge sah! Als wäre niemals ich gewesen, so hätte ich schon werden mögen, vom Mutterleib sogleich zu Grab getragen! Sind meine Lebenstage nicht so kurz? Laß ab von mir, daß ich ein wenig heiter werde, bevor ich, ohne Rückkehr, geh ins Land der düstern Todesschatten, ins Land, wo tiefste Finsternis das Dunkel bildet, ganz ohne Unterschied, und wo es, wenn es heller scheint, noch immer dunkelt!"« Sophar verweist auf den göttlichen ScharfblickDa fiel Sophar von Naama ein und sprach: »Soll dem Wortreichen keine Antwort werden? Soll wohl der Zungenheld obsiegen? Dummköpfe bringt zum Schweigen dein Geschwätz; da magst du Unsinn reden; da widerlegt dich keiner. Du sprachst: "Es ist doch lauter meine Rede. In Deinen Augen bin ich rein!" Wie aber, wenn Gott reden wollte, den Mund auftäte gegen dich und dir in Weisheit zeigte, daß die geheimen Schändlichkeiten doppelt soviel ausmachen? So wisse: Von deinen Sünden sieht dir Gott noch manche nach. Ergründest du die Tiefen Gottes, und kennst du das vollkommene Bild des Allerhöchsten? Was kannst du Höheres planen als den Himmel? Was kennst du Tieferes als die Hölle, und Breiteres als der Erde Breite und Weiteres als das weite Meer? Wenn er verhaftet und versiegelt und hält Gericht, wer wehrt ihm da ? Er kennt die Menschen, die so gern sich selber täuschen; er sieht die Bosheit; doch er übersieht sie nicht. Und des Verstandes wird der Mann bei Hof beraubt, und der Gemeine wird durch schimpflichen Verkauf gepeinigt.  Wenn aber du dein Herz in Ordnung bringst, und hebst zu ihm die Hände flehend, entfernst den Frevel, der an deinen Händen klebt, vergönnst der Sünde keinen Raum bei dir, dann kannst du makellos dein Antlitz heben, dann stehst du felsenfest und unverzagt. Alsdann vergissest du das Leid, du denkst daran wie an vergangene Zeiten, und heller als der Mittag strahlt das Leben, und Dunkelheit ist wie der helle Morgen. voll Hoffnung schaut dein Blick hinaus; du schaust umher und legst dich sorglos nieder. Du lagerst dich, und niemand schreckt, und viele mühen sich um deine Gunst. Jedoch der Frevler Augen schmachten hin; fort schwindet ihnen Zuflucht, und ihre Hoffnung ist Verhauchen.« Job tadelt die überklugen FreundeDarauf gab Job zur Antwort: »Wahrhaftig, ihr seid Leute; ausstirbt mit euch die Weisheit. Ich habe aber auch Verstand wie euer einer, ich falle gegen euch nicht ab. Wem wären solche Dinge fremd ? - Dem Nächsten diene ich zum Schimpf, dem, der zu Gott ruft und den er erhört, dem vollkommenen Gerechten, zum Gespött. Ich gleiche einer Nessel, gar verachtenswert, nach Ansicht Glücklicher für Fußtritte ausersehen.  Den Räubern aber sind die Zelte sicher, und Sicherheit genießen, die Gott reizen für das, was Gott in ihreHände hat gegeben. Befrage nur die Tiere! Sie können es dir sagen; die Vögel auch beweisen dir's. Schau dir die Erde an! Sie lehrt es dich; die Fische in dem Meer bezeugen dir's: Wer nur in aller Welt weiß nicht, daß Gottes Hand dies hat geschaffen, daß jedes Wesen ist in seiner Hand, der Odem aller Sterblichen? - Ist nicht das Ohr zum Worteprüfen so geschaffen, gerade wie der Gaumen, daß er Speise koste? - Ist Weisheit bei den Alten, Verstand bei langem Leben bloß zu finden, dann muß bei ihm recht große Weisheit, Verstand und kluger Rat zu finden sein. Was er zerstört, das baut man nimmer auf, und nimmt er jemanden gefangen, der wird nicht wieder frei. Wenn er den Wassern wehrt, dann bleiben sie an Ort und Stelle; wenn er sie ledig läßt, aufwühlen sie die Erde. Von ihm kommt Stärke und Erfolg; sein ist der Irrende, sein der Verführer. Er, der da Räte barfuß ziehen läßt und Richtern den Verstand wegnimmt, der Königen die Diademe löst und ihnen Stricke um die Hüften legt, der Priester barfuß ziehen läßt und der Beamte stürzt, der stocken macht geübte Redner und Greisen den Verstand wegnimmt, der Schande ausgießt über Vornehme und Höflingen die Schärpen lockert, der Tiefes aus dem Dunkel zieht und an das Licht das Finstere bringt, der Heiden in die Irre führt und sie vernichtet und Heidenvölker niederstreckt und liegen läßt,  der zagen macht die Landeshäupter und sie in auswegloser Wirrnis irreführt, daß sie in finsterem Dunkel tappen und der sie wie Betrunkene taumeln macht.« Gott braucht keine Lügenanwälte»So ist's. So hat's mein Auge auch gesehen, mein Ohr vernommen und gemerkt. Soviel ihr wisset, weiß ich auch; ich falle gegen euch nicht ab. Nun will ich mit dem Allerhöchsten reden; mit Gott zu rechten ich begehre. Ihr freilich, ihr seid Lügenmeister, unnütze Ärzte insgesamt. Wenn ihr nur endlich schweigen wolltet und das für euch zur Weisheit würde! Auf meine Widerrede hört! Aufmerket auf den Vorwurf meiner Lippen! Wollt ihr für Gott Verkehrtes reden und ihm zuliebe Lügen sprechen?  Wollt ihr für ihn Partei ergreifen, gar Anwalt sein für Gott? Wenn er euch richtet, geht's dann gut? Wollt ihr ihn narren, wie man Menschen narrt? Er gibt euch scharfen Tadel, wenn hinterrücks Partei ihr nehmet. Wird euch nicht seine Hoheit betäuben; befällt euch nicht sein Schrecken? Zerstäubt sind euere Beweise, und euere Bekräftigungen sind gar tönern. Vor mir nur schweigt! Denn ich muß reden. Es komme über mich, was wolle! Warum soll ich mein Fleisch in meine Zähne nehmen? Ich lege auf die flache Hand mein Leben.  Ja, mag er mich auch töten; ich zittere nicht davor; auf jeden Fall will ich vor ihm verteidigen meinen Wandel. Da muß er selber mir zum Sieg verhelfen; vor ihn kommt ja kein Ruchloser. Aufmerksam hört auf meine Rede! Ich will's euch selbst beweisen. Ich lege meinen Rechtsfall vor. Ich weiß gewiß, ich werd's gewinnen. Kann einer etwas gegen mich beweisen, ich würde schweigend willig sterben. Nur zweierlei tu mir nicht an! Sonst muß ich mich vor Deinem Antlitz bergen: Stell Deine Macht vor mir beiseite! Und Deine Furchtbarkeit erschrecke nimmer mich! Dann klage Du, und ich will mich verteidigen. Dann rede ich; Du aber widerlege mich! Wie groß ist meine Schuld und mein Vergehen? Mein ganzes Unrecht laß mich wissen! Warum birgst Du Dein Angesicht, erachtest mich für Deinen Feind? Ein welkes Blatt, das schreckst Du auf. Dem dürren Strohhalm jagst Du nach. Du rechnest mir Vergangenes auf und weisest mir die Jugendsünden nach. Du legst mir meine Füße in den Block, verwahrst mir alle Schritte; um meine Fußgelenke ziehst Du einen Ring. - Er aber gleicht dem Wurmfraß, der in Stücke fällt, und einem Kleid, an dem die Motte zehrt.« Die Kürze des Menschenlebens»Der Mensch, der Weibgeborene, kurzlebig ist er, voller Hast. Wie eine Blume blüht er und verwelkt, und wie ein Schatten fliegt er schnell vorbei. Ja, gegen einen solchen öffnest Du Dein Auge und ziehst mich ins Gericht vor Dich? Wie könnte von dem Unreinen ein Reiner kommen? Nicht einer! Sind seine Tage ihm bestimmt, alsdann ist seiner Monde Zahl nur Dir bekannt. Du setzest ihm ein Ziel, unüberschreitbar. Blick weg von ihm! Laß ab, bis er die Tagesarbeit abgeliefert, dem Fröner gleicht! Ein Baum kann guten Trostes sein. Wird er gefällt, so sproßt er wieder; sein Wurzelsprößling bleibt nicht aus. Wird seine Wurzel in der Erde alt und stirbt sein Stamm im Boden ab, vom Wasserdunste sproßt er neu und treibt gleich einem jungen Reise Zweige. Doch stirbt der Mann, so liegt er kraftlos da, und scheidet hin ein Mensch, wo ist er dann? In Menge mögen aus dem Meere Wasser fließen und Ströme ausgetrocknet werden und versiegen, der Mensch bleibt dennoch liegen und steht nicht wieder auf. Sie wachen nimmer auf, bis daß die Himmel schwinden. Sie werden aus dem Schlafe nicht erweckt. Ach, daß Du mich doch in der Unterwelt verbärgest, verstecktest mich, bis sich Dein Zorn gestillt! Ach, daß Du mir doch eine Zeit bestimmtest und danach mein gedächtest! -  Wenn jemand stirbt, wird er nochmals lebendig? - Ich harrte gerne meine Dienstzeit aus, bis meine Ablösung erschiene. Du riefest, und ich gäbe Antwort Dir, wenn Du nach Deiner Hände Werk verlangtest!  Dann zähltest Du wohl meine Schritte, auf meine Sünden nimmer achtend. Dann würde fest versiegelt mein Vergehn in einem Beutel; mein Schuldregister klebtest Du dann zu. Ein Berg stürzt ein, zerfällt; von seiner Stelle wird ein Fels gerissen.  Alsdann zerreibt das Wasser diese Felsentrümmer, und starke Regegüsse lösen sie zu Erdenstaub. So ganz läßt Du des Menschen Hoffen auch zunichte werden.  Du packst ihn an, daß er auf ewig geht, entstellst sein Antlitz, schickst ihn fort. Die Kinder kommen auf; er weiß es nicht. Sie werden arm; ihn kümmert's nicht. Am eigenen Leid hat er genug; sein Schatten trauert für sich hin.«   Eliphaz verweist auf die allgemeine SündhaftigkeitDarauf erwidert Eliphaz von Teman also: »Kann denn ein Weiser so unsinnige Beweise bringen und sich in solcher Hohlheit blähen? Kann er Beweis mit Reden führen, die nichts taugen, mit Sprüchen, die nichts nütze sind? Du machst die Gottesfurcht zunichte, zerstörst die Andacht vor der Gottheit, wenn deine Schuld dich lehrt, also zu reden, und du Verschmitzter Redeweise wählst. Dein eigener Mund verdammt dich und nicht ich; die eigenen Lippen strafen dich. Warst du als Erstlingsmensch geboren und kamst du vor den Hügeln auf die Welt,  und hörtest du im Rate Gottes zu und holtest Weisheit dir allein? Was weißt du, und wir wüßten's nicht, verstehst, was unbekannt uns wäre? Sind unter uns doch graue Häupter, mehr als betagt genug, um Vater dir zu sein. Ist dir die Gotteströstung zu gering, das Wort, das sanft an dich ergeht?  Warum reißt dich ein Unmut fort? Was blicken deine Augen finster, daß deinen Geist du Gott zurückzugeben trachtest? Nur mit dem Munde freilich hast du das gesagt. Was ist der Mensch, daß rein er wäre, gerecht der Weibgeborene? Selbst seinen Heiligen traut er nicht; der Himmel ist nicht rein in seinen Augen,  geschweige der Abscheuliche, Verdorbene, der Mensch, der Sünde wie das Wasser trinkt. Ich will dich lehren; hör mir zu. Was ich geschaut, will ich dir sagen, was Weise einst verkündet, was ihre Väter ihnen nicht verhehlt,  die noch allein im Lande saßen, zu denen noch kein Fremder kam.  Des Bösen Leben ist voll Angst; nur wenig Jahre sind für den Gewaltmenschen bestimmt. Der Schrecken hallt in seinem Ohr; wiewohl in Sicherheit, wird er vom Räuber überfallen schon. Er gibt den Glauben auf, dem Dunkel zu entrinnen; er ist bestimmt für blutigen Tod und wird ein Fraß der Geier. Er weiß, ihm ist ein finsterer Tag von ihm bestimmt. Ihn schreckt die Not; ihn überfällt die Drangsalszeit gleich einem kampfbereiten Hahn.  Weil gegen Gott die Hand er ausgestreckt und dem Allmächtigen er Trotz geboten, so stürmt er gegen ihn, mit seines rauhen Schildes Wölbung. Er deckt mit dem Visier sein Angesicht, legt einen Panzerschurz um seine Lenden.  Nur in verfemten Städten noch kann jener siedeln, in unbewohnbaren Gebäuden, die schon dem Abbruch sind verfallen. Er wird nicht wieder reich, noch hat Bestand je seine Habe; er schlägt im Boden nimmer Wurzel.  Der Finsternis entgeht er nicht, es dörrt die Hitze seine Zweige, und seine Blüten fallen durch den Sturmwind ab. Zu denen, die auf Nichtiges vertrauen, irrt er hin; sein Entgelt ist das Nichts. Noch vor der Zeit verwelken sie, und seine Zweige grünen nimmer. Er wirft gleich einem Weinstock seine Früchte ab, wirft wie der Ölbaum seine Blüte hin. Des Frevlers Rotte ist ja unfruchtbar, und Feuer frißt des Unrechts Zelte. Sie brüten Unheil, hecken Ungemach, und ihres Leibes Frucht ist Trug.« Job beteuert seine UnschuldDarauf erwidert Job und spricht: »Desgleichen hörte ich schon viel; ihr alle seid mir leidige Tröster. Sind zweckvoll windige Worte? Oder, was zwingt dich, daß du Rede stehst? Wie ihr, so könnte ich auch reden, wärt ihr an meiner Stelle. Ich übertrumpfte euch durch Worte, und schüttelte bloß mit dem Kopfe über euch. Mit meinem Munde tröstete ich euch, doch Mitleid hielte meine Lippen an. Wenn aber ich jetzt rede, so wird mein Schmerz doch nicht gelindert. Und unterlaß ich es, was nur verliere ich? So hat man also mich besiegt. Du hast mir das verwirrt, was für mich zeugt,  hast wehrlos mich gemacht. - Zum Kläger ward er mir und trat mir gegenüber; er sagte mir ins Angesicht, ich löge. Er rümpft die Nase und befeindet mich und knirscht mit seinen Zähnen wider mich, und als mein Feind rollt er die Augen gegen mich. Sie sperren gegen mich den Mund weit auf und schlagen mich gar schmählich auf die Wangen; dabei ergänzen sie sich gegenseitig wider mich. Dem Bösewicht gibt Gott mich preis; durch Frevler Hände macht er meine Wunde aufbrechen. Ich lebte ruhig. Da kam im Sturm er gegen mich, ergriff mich an dem Nacken, warf mich hin und machte mich für sich zur Zielscheibe. Die Pfeile schwirren um mich her. Er spaltet meine Nieren schonungslos und schüttet meine Galle auf den Boden. Er bricht mir Bresche ein um Bresche und rennt gleich einem Kriegsheld wider mich. Da habe ich das Trauerkleid mir angenäht und in den Staub mein Horn gebohrt.  Vom Weinen rot ist mein Gesicht, und meine Augen sind umflort. Und doch war schuldlos meine Hand, aufrichtig immer mein Gebet. Du, Erde, decke nicht mein Blut, und meinem Klageruf sei keine Schranke! Im Himmel gibt's für mich noch Zeugen und Eideshelfer in den Höhen. Fürsprecher sind mir meine Sitten. Mein Auge weint zu Gott, daß er dem Manne Recht verschaffe gegen Gott, so, wie man's bei den Menschen macht und seinesgleichen. Denn wenig Jahre noch, dann walle ich auf einem Pfade ohne Wiederkehr.« Job leidet unsäglich»Dahin ist meine Lebenskraft, und meine Tage, die verflossen, sind für mich ebensoviel Gräber. Wahrhaftig! Tadler sind bei mir; mein Auge muß auf ihrem Hader weilen. - Setz ein! Jedoch Du hast schon meinen Einsatz. Wer gäbe sonst mir Handschlag? Ihr Herz verschlossest Du der Einsicht; drum darfst Du sie nicht triumphieren lassen.  Es hieße, Freunden einen Anteil zuerkennen, die eigenen Kinder aber darben lassen.  Zum Sprichwort macht er mich für alle Welt; wie einer, dem man ins Gesicht speit, bin ich jetzt. Die Augen sind vor Kummer blind; wie Schatten schwindet hin mein Leib. Die "Frommen" staunen drüber, "Unschuldige" jubeln über den Verruchten.  Recht fest an ihrem Wege halten die "Gerechten", aufs neue schöpfen Kräfte diese "Biederen". Wenn ihr auch allesamt herbeikommt, ich finde keinen Weisen unter euch. Hinschwinden meine Tage; dahin sind meine Pläne, die Herzenswünsche. Nacht macht man mir für Tag, das Licht noch dunkler als die Finsternis. Muß ich schon in der Unterwelt auf eine Wohnung rechnen, erhalte ich mein Ruhbett in der Finsternis. Und muß ich "Vater!" zur Verwesung sagen und zum Gewürme "Mutter!", "Schwester!", wo bleibt da meine Hoffnung? Wer kann noch Glück für mich erspähen? Sie steigen in die Unterwelt, wenn wir gemeinsam in dem Staube ruhen.« Bildad weist auf die Bestrafung der Gottlosen hinDarauf erwiderte Bildad von Schuach: »Wie lange steht's noch an, bis daß ihr Schluß mit diesen Worten macht, bis ihr belehrt und wir erwidern können? Warum sind wir wie Vieh geachtet, nach eurer Ansicht wie vernagelt? Der du in deiner Wut dich selbst zerfleischst, soll deinetwegen gar die Welt sich selber überlassen sein? Und soll der Fels von seiner Stelle rücken? Jedoch des Frevlers Licht verlischt; nicht brennt mehr seines Herdes Feuer. Das Licht verfinstert sich in seinem Zelt, und seine Leuchte über ihm erlischt. Im besten Alter lahmt sein Schritt; sein eigener Rat bringt ihn zu Fall. Sein Fuß wird in dem Netz verstrickt, und im Gestrüpp verfängt er sich. Die Ferse hält der Fallstrick fest, und Schlingen klammern sich an ihn. Versteckt am Boden ist das Seil; die Falle liegt am Weg für ihn. Die Schrecken lagern sich um ihn und machen, daß er Angst bekommt. -  Die Kinder sollen Hunger leiden, und Unheil sei bereit für seine Gattin! Die Glieder seines Leibs verzehre, des Todes Erstgeborener verzehre seine Glieder! - Aus seinem Zelte, seinem Glücke wird er fortgerissen; man führt ihn zu dem Schreckenskönig. Man wohnt in seinem Zelte ohne ihn; auf seine Wohnung streut man Schwefel. Von unten dorren seine Wurzeln, und oben welken seine Zweige. Und von der Erde schwindet sein Gedächtnis; kein Name bleibt ihm bei den Leuten draußen. Man stößt ihn aus dem Licht in Nacht und treibt ihn aus der Welt hinaus. Nicht Schoß noch Sproß hat er im Volk; nicht einer bleibt in seiner Wohnung übrig. Ob seines Schicksals starrt der Westen, und die im Osten faßt ein Grauen. Dies ist des Frevlers Los, und dahin kommt's mit dem, der nichts von Gott mehr wissen will. Job weist auf sein reines Gewissen hinDarauf erwidert Job und spricht: »Wie lange peinigt ihr mich noch, zermartert mich mit euren Worten? Wohl dutzendmal versuchtet ihr, mir eine Niederlage zu bereiten. Ihr schämt euch nicht, zum Angriff gegen mich zu schreiten. Ist's wahr, daß wirklich ich geirrt und daß im Irrtum ich verharre? Wollt ihr gar groß tun gegen mich, so müßt ihr meine Schande mir beweisen. So seht doch ein, daß Gott mir Hindernisse legt! Er hat mich in sein Netz verstrickt. Ich schreie: "Ha, Gewalttat"; niemand hört's. Ich rufe, und mein Recht bleibt aus. Er hat mir meinen Weg verbaut, und meinen Pfad in Finsternis gehüllt. Der Ehre hat er mich beraubt, die Krone mir vom Haupt gerissen, zerschmettert mich, daß ich zerfahren und reißt, wie einen Baum, so mir das Hoffen aus. Sein Zorn ist wider mich entbrannt; er achtet mich als seinen Feind. All seine Scharen rücken an, erbauen einen Damm gerade auf mich zu und lagern rings sich um mein Zelt. Mich lassen meine Brüder; Vertraute gehen von mir. Nachbarn und Freunde bleiben aus, und meines Hauses Schützlinge vergessen mich. Die Mägde achten mich für einen Fremden; ein Unbekannter bin ich ihnen. Der Knecht hört nicht, wenn ich ihn rufe; ich muß ihn buchstäblich aufsuchen. Und für mein Weib ist meine Zuneigung ein Ekel und meine Zärtlichkeiten meinen eigenen Kindern. Sogar die Buben, sie verachten mich; sie spotten meiner, wenn ich mich erhebe. Die Mindesten aus meinem Kreis verabscheun mich; es wenden, die ich gerngehabt, sich gegen mich. An meiner Haut, an meinem Fleisch klebt mein Gebein; mit meinen Narben bin ich einzig da. Erbarmet euch! Erbarmet euch, ihr meine Freunde! Denn Gottes Hand hat mich getroffen. Warum verfolgt ihr mich wie Gott? Habt ihr an mir noch nicht genug? Ach, möchten meine Worte aufgezeichnet und in ein Buch geschrieben werden, auf Blei mit Eisenstift, auf ewig in den Fels gehauen! Ich weiß bestimmt, für mich lebt ein Verteidiger, und schließlich tritt er doch auf Erden auf. Dann ändert sich mein Körper hier; ich schaue Gott in meinem Leibe. Den ich für mich ersehne, den sehe ich allein und niemand sonst; mag auch das Herz mir in der Brust hinschwinden. Ihr sprechet ja: "Womit nur wollen gegen ihn wir vorgehen, da doch der Hauptgrund jetzt bei ihm gefunden ist?" Nur hütet euch vor der Verleumdung! Verleumdung ist ja Gift und Sünde, daß ihr erfahrt, was richten heißt.« Sophar tadelt die weisheitsleeren Reden JobsDa antwortete Sophar von Naama und sprach: »Mich bringen die Gedanken wieder auf den gleichen Punkt; mein Eifer wählt in mir. Ich höre schmähliche Belehrung; mir antwortet ein Geist, für den ich kein Verständnis habe. Du weißt das nicht, daß schon von altersher, seit Menschen auf der Erde sind, der Frevler Jubel gar nicht lange währt, die Freude des Verruchten höchstens einen Augenblick? Erhebt er sich bis in den Himmel und streckt sein Haupt bis in die Wolken, mit seinem Unterschlupf verschwindet er für alle Zeit. Die eben ihn gesehen, fragen, wo er sei.  Traumgleich zerfließt er, ohne Spuren, verschwindet wie ein Nachtgesicht. Das Auge, das ihn sah, wird ihn nicht wieder schauen, und seine Heimat sieht ihn nimmer. Ersatz den Armen seine Kinder leisten; die eignen Hände liefern seine Kinder ab. Er stand in voller Lebenskraft; nun muß sie mit ihm in den Staub. Wenn ihm das Böse noch so süß im Munde schmeckt, und birgt er's unter seiner Zunge, und spart er's auf und läßt's nicht los, behält es recht in seinem Gaumen, dann ändert seine Speise sich in seinem Innern, wird Otterngift in seinem Leibe. Er speit das Gut, das er verschlang; aus seinem Leibe treibt es Gott. - Er saugt der Nattern Gift; der Viper Zunge tötet ihn. - Er labt sich nicht an Strömen, an Bächen voll von Honig und von Milch. Er führt zwar sein Erworbenes zum Munde, verschluckt es aber nicht; so, wie's ihm sein Gewinn erlaubt, genießt er's nicht. Weil er der Armen Hütten eingerissen, so darf er nichts auf dem geraubten Baugrund bauen. Er kannte nie für seinen Bauch Zufriedenheit; in seiner Lust bekam er nie genug. Wen zu verzehren er sich vorgenommen, der ist ihm nicht entgangen; drum ist sein Wohlstand nicht von Dauer. In vollem Glück befällt ihn Angst; was Elende an Leid bedrückt, kommt über ihn. Wenn er sich anschickt, seinen Leib zu füllen, entsendet gegen ihn er seines Zornes Glut, und macht er sich ans Essen, beschießt er ihn von oben. Vom eisernen Geschoß wird er durchbohrt; ihn trifft der eherne Bogen. Hinein dringt es und kommt heraus aus seinem Rücken. Ein Strahl von Galle fährt heraus; ein Schrecken lagert sich auf ihn. Den Seinigen, die er geborgen glaubt, ist alles Unheil aufgespart. Sie frißt ein Feuer, das von selber brennt. Wer noch in seinem Zelte übrig ist, dem geht es schlimm. Die Himmel offenbaren seine Schuld; die Erde selbst erhebt sich wider ihn. Hinschwinden seines Hauses Einkünfte und Ausgaben an seinem Zornestag. Das ist des Frevlers Los vor Gott, des Widerspenstigen Geschick vom Höchsten.« Job verweist auf das Glück der GottlosenDarauf erwidert Job und spricht: »Mögt ihr auf meine Rede nochmals hören, und wär's zu eurem Zeitvertreib! Ertragt mich! Laßt mich, reden! Dann scheltet nur, wenn ich geredet! Erhebe ich denn gegen einen Menschen Klage? Oder - warum soll ich nicht ungeduldig werden dürfen? Zu mir kehrt euch, erstarret! Die Hand legt auf den Mund! Ich werde ganz erschüttert, denke ich daran; an Leib und Seele zittere ich. Wie kommt's, daß Frevler leben dürfen und alternd noch an Kräften wachsen? Bei ihnen bleibt ihr Stamm, und er gedeiht, solang sie leben, und stets vor Augen bleiben ihnen ihre Sprößlinge. Und sicher vor Gefahr sind ihre Häuser; die Gottesrute trifft sie nicht. Sein Stier bespringt und läßt es nicht entgleiten, und seine Kuh kalbt leicht und tut nicht eine Fehlgeburt.- Gleich einer Herde lassen sie die Kinderschar hinaus, und munter hüpfen ihre Jungen. Sie spielen froh zu Pauken und zu Zithern und freuen sich beim Flötenschalle. Ihr Leben geht im Glück zu Ende; sie steigen zu der Unterwelt in Frieden und sagen doch zu Gott: "Du bleib uns fern!" "Wir wollen nichts von Deinen Wegen wissen!" "Was soll es, daß wir dem Allmächtigen dienen? Was nützt es uns, ihn bittend anzugehen?" Nun, läge nicht ihr Glück in ihrer Hand, dann wäre mir das Planen dieser Frevler unbegreiflich.  Wie oft erlischt der Frevler Leuchte und überfällt sie ihr Verderben? Wie oft teilt er in seinem Zorne Schmerzen aus? -  Sie sollen werden wie das Stroh vorm Winde, wie Spreu, vom Sturm entführt! "Gott hat sein Unheil eben dessen Kindern aufgespart.« Er zahle ihm es heim, daß er es selber fühle!  Er selber sollte seinen Becher kosten und von dem Grimm des Höchsten trinken müssen! Was braucht ihn denn zu kümmern, wie's seinem Haus nach seinem Tode geht, wenn seiner Monde Zahl zu Ende ist? Kann man denn Gott das Wissen lehren, da er doch von der Höhe aus verfügt?  Der eine stirbt in vollem Glücke, ganz ruhig, wohlgemut. Von Fett sind seine Lenden voll; sein Körper wird mit Mark getränkt. Der andre stirbt verzweiflungsvoll, hat niemals von dem Glück gekostet. Zusammen liegen sie im Staube; Gewürm deckt beide zu. Ich kenne eure Meinung wohl; ihr ziehet an den Haaren Gründe gegen mich herbei. Ihr sagt: "In welcher Lage ist das Haus des edlen Mannes?" "In welcher ist das Wohngezelt der Frevler?"  Befragt ihr nicht die Leute, die auf den Lauf der Welten achten? Und ihre Zeugnisse könnt ihr nicht ablehnen.  Der Frevler bleibt vom Unheilstag verschont, vom Tag, wo Steuern eingetrieben werden. Wer hält ihm seinen Wandel vor, und wer vergilt ihm, was er tat? Er wird zu Grab getragen, und auf dem Grabespolster ruht er ungestört. Des Grabes Schollen sind ihm süß. So lockt er alle Welt sich nach, und vor ihm schreiten Zahllose einher. Wie leer ist euer Trost! Und eure Antworten sind unaufrichtig.« Eliphaz weist auf Gottes Unparteilichkeit hinDarauf erwidert Eliphaz von Teman mit den Worten: »Hat Gott von einem Manne Nutzen? Nein, nur zum eigenen Nutzen ist man fromm. Hat der Allmächtige etwas von deiner Tugend, Gewinn von deiner Lauterkeit? Zeiht er dich etwa deiner Frömmigkeit und zieht dich deshalb vor Gericht? Kann nicht dein Frevel mannigfaltig sein und deine Sünden ohne Maß? Gewiß hast du den Bruder ohne Grund gepfändet und Nackten ihre Kleider ausgezogen. Dem Müden hast du keinen Trunk gespendet und Hungrigen das Brot versagt. "Dem Mann der Faust gehört das Land, und nur der Stolze darf drin wohnen", so dachtest du. So hast du Witwen hilflos ziehen lassen; die Waisen hat dein Arm bedrückt. Deshalb sind Schlingen rings um dich und ängstigt jählings dich der Schrecken. Ist's nicht so, daß du gar nichts siehst, wenn Finsternis und Wasserwolken dich bedecken? Nun, ist nicht Gott so hoch in Himmelshöhen? Schau nur empor, wie hoch der Sterne Haupt! Da denkst du wohl: Wie kann denn Gott etwas bemerken? Kann er denn hinterm Wolkendunkel etwas unterscheiden? Umschleiern ihn doch Wolken, daß er nichts sehen kann, und auch der Himmelskreis ist in Bewegung.' Willst du denn von der Vorzeit Pfaden den betreten, den jene alten Sünder gingen? Sie, die gepackt zur Unzeit wurden, und deren Sein die Wasserflut verschlang, die einst zu Gott gesprochen: "Bleib uns fern!" - Was tat doch ihnen der Allmächtige? Er, der mit Segen ihre Häuser füllte. Der Plan mit diesen Frevlern ist mir unbegreiflich. -  Die Frommen sehen es noch heut und freuen sich; der Schuldlose verspottet sie!  »Ist unser Widersacher nicht vernichtet? Und seinen Rest verzehrte noch das Feuer.«  Vertrau allein auf ihn, so hast du Frieden! Durch jene wird dir reichlicher Gewinn.  Laß dich von seinem Mund belehren! Zu Herzen nimm dir seine Worte! Wenn du gebessert zum Allmächtigen dich kehrst, entfernst aus deinem Zelte unrecht Gut, Golderz für Staub erachtend und für der Bäche Kiesel Ophirgold, daß dir so der Allmächtige zum Goldberg wird, zu einem Silberhaufen, dann kannst du vorm Allmächtigen dich dem verwöhnten Kinde gleich gebärden und kannst dein Angesicht zu Gott erheben. Du bittest ihn, er hört auf dich; was du gelobt, kannst du erfüllen. Was du dir vornimmst, wird dir glücken, und hell vor dir liegt deine Straße. Wenn du in Demut Hochmut eingestanden, dann hilft er auch dem Demutsvollen. So rettet er den Nichtschuldlosen; doch wird er nur gerettet durch deiner Hände Reinigung.« Job klagt über Gottes unglaubliches VerhaltenDarauf erwidert Job und spricht: »Auch heut ist meine Klage bitter; ich lege allen Nachdruck auf mein Seufzen. Ach, daß ich ihn zu finden wüßte, vor seinen Stuhl gelangen könnte und dürfte meine Sache ihm vorlegen und mit Beweisen meinen Mund anfüllen und dürfte seine Antwort hören, vernehmen, was er mir zu sagen weiß! Ob er mit starken Gründen mit mir rechten wollte, ob er in Staunen mich versetzen könnte? Da stünde dann ein braver Mann vor ihm; ich wäre dann für immer meiner Richter ledig. Doch wenn ich ostwärts geh, so läßt er sich nicht finden, und westwärts, so gewahr ich ihn auch nicht. Und wäre er im Norden, ich sähe ihn doch nicht, und böge er nach Süden ab, ich schaute ihn doch nirgends. Mein Weg, auf dem ich stehe, ist ihm wohlbekannt, und prüft er mich, dann würde er wie Gold mich finden. Mein Fuß ging stets in seinen Gleisen; ich wankte nicht von seinem Weg. Von seiner Lippe Lehre wich ich nicht; und seines Mundes Worte hob ich ohnegleichen auf. Er ist nun wahrhaft einzigartig. Wer kann ihm wehren? Was er beschließt, das führt er aus. Er will mein Maß erfüllen, und solcherlei hat er noch viel bei sich. Drum bin ich über ihn erschrocken; mir graut vor ihm, wenn ich dran denke. Gebrochen hat das Herz mir Gott; mit Schrecken hat mich der Allmächtige erfüllt. Denn ob des Dunkels fühle ich mich schon vernichtet, dieweil in Düsterkeit gehüllt ich bin.« Job verweist auf die Ungerechtigkeit in der Welt»Warum sind vom Allmächtigen die Zeiten nimmer eingehalten? Denn seine Tage haben seine Gläubigen niemals erlebt. Man rückt die Grenzen, raubt die Herden und treibt sie offen auf die Weide. Der Waisen Esel treibt man fort und nimmt der Witwe Rind zum Pfande. Die Armen stößt man von dem Wege; die Elenden im Lande müssen sich zumal verstecken. Gleich wilden Eseln müssen sie durch jener Schuld die Zehrung in der Steppe suchen und Brot daselbst für ihre Kinder holen. Auf dem Felde eines Bösewichtes müssen sie als Schnitter schaffen, im Weinberg eines Frevlers Lese halten. Bei Nacht liegen sie nackt, der Kleidung bar, und bar der Hülle in der Kälte. Vom Regenguß auf Bergen triefen sie und schmiegen obdachlos sich an den Fels. Man raubt die Waise von der Mutter Brust und pfändet des Bedrückten Kinder. Die gehen nackt einher, der Kleider bar, und schleppen hungernd Garben. Sie keltern zwischen Gruben Öl und müssen dürsten, wenn sie Keltern treten. Sie stöhnen unter Sklavenangst; um Hilfe schreien diese Opfer; doch Gott zeigt keine Gunst. Und jene sind's doch, die das Licht verachten und seine Pfade nimmer kennen noch seine Wege je betreten. Beim Morgengrauen steht der Mörder auf; er tötet Friedliche und Arme, und in der Nacht schleicht hin der Dieb. Des Ehebrechers Auge lauert auf die Dämmerung; kein Auge, denkt er, wird mich sehen, und legt sich eine Hülle vors Gesicht. Er dringt im Finstern in die Häuser ein. - Bei Tage fürchten sie sich sehr und wollen von dem Licht nichts wissen; denn ihnen allen ist ein Graus der Morgen, der Augenblick ein Höllenschrecken, wo man sie kennen kann. Er schwebet leichthin über den Gewässern. "Verflucht wird ihr Besitz auf Erden.« Er gibt nicht auf den Weg der Sünder acht. Die Dürre und die Hitze nehmen Schneegewässer fort, die Unterwelt die, so gesündigt haben. Mitleid vergißt ihn. Gewürm labt sich an ihm, und man gedenkt nicht seiner mehr. Zerschmettert wie ein Baum so wird der Frevler. Er gibt der Unfruchtbaren, Kinderlosen Hab und Gut; den Witwen aber tut er nimmer Gutes. Lang leben läßt er Mächtige durch seine Macht. Da gibt es einen, deran den Lebenden nicht glaubt, und doch gibt er ihm Sicherheit, auf die er sich verlassen kann. Doch seine Augen wachen über solcher Wege. Hoch stehn sie da. Nur eine kleine Zeit, sie sind nicht mehr. Sie sinken hin, wie alle anderen sterbend. Gleichwie die besten Ähren, also sind sie voll. Wenn's nicht so ist, wer straft mich Lügen und macht mein Wort zunichte?« Bildad verweist auf Gottes Allmacht und HeiligkeitDarauf erwidert Bildad aus Schuach und spricht: »Herrscht er vielleicht in Schrecken? Er, der da Ordnung hält in seinen Höhen? Sind denn nicht zahllos seine Scharen? Und über wen erhebt sich nicht sein Licht? Wie kann nur gegen Gott ein Mensch im Rechte sein und rein erscheinen der vom Weib Geborene? Des Mondes Schimmer selbst erklärt er nicht für hell; die Sterne sind nicht rein in seinen Augen, geschweige denn der Mensch, die Made, der Menschensohn, der Wurm.« Job verspottet den FreundDarauf erwidert Job und spricht: »Wie trefflich hilfst du doch dem Schwachen und stärkst den Arm den Kraftlosen! Welch feinen Rat gibst du der Unweisheit und offenbarst dem Zweifler soviel Kluges! Wen hast du denn belehren wollen? Und wessen Geist geht von dir aus? Die Schatten in der Unterwelt geraten außer sich, die Wasser und die sie bewohnen. -  Die Unterwelt liegt nackt vor ihm und hüllenlos das Totenreich. Er spannt den Bären aus im Leeren und läßt die Erde schweben überm Nichts. Gewässer bindet er in seine Wolken; nicht reißt darunter das Gewölk. Er überzieht des Vollmonds Scheibe, darüber breitend sein Gewölk. Und eine Grenze zieht er über den Gewässern, dort wo sich treffen Licht und Finsternis. Des Himmels feste Säulen schwanken; vor seinem Drohen wanken sie. Durch seine Kraft weckt er den Ozean; sein Ungestüm bricht er durch seine Klugheit. Durch seinen Geist besteht des Himmels Schöne, und seine Hand erschuf die flücht'ge Schlange.  Das sind nur seines Waltens Säume und nur ein Weniges, was wir so von ihm hören. Wer kann da erst die Donnersprache seiner Allgewalt verstehen?« Job beteuert abermals seine UnschuldDarauf fuhr Job im Vortrag seiner Rede fort: »Bei Gott, der mir mein Recht genommen, bei dem Allmächtigen, der mich verzweifeln läßt! Solange noch ein Atem in mir bleibt und Gotteshauch in meiner Nase, solange kommt nichts Falsches her von meinen Lippen, und meine Zunge dichtet keinen Trug. Von mir sei's fern, euch Recht zu geben, bis zum Tode fern, auf meine Unschuld zu verzichten! Ich halte fest an meiner Rechtlichkeit und lasse sie nicht fahren. Ob keinem meiner Tage tadelt mich mein Herz. Mein Feind der soll als Schuldiger erscheinen, mein Widersacher als der Ungerechte! -  Welche Hoffnung hat der Frevler, wird er hinweggerafft, wenn seine Seele Gott verlangt? Wird Gott denn sein Geschrei erhören, wenn Not ihn überfällt? Kann er vor dem Allmächtigen sich wie ein verwöhntes Kind benehmen, daß er zu jeder Zeit Gott rufen dürfte? Ich will euch über Gottes Hand belehren, euch nicht verhehlend, was beim Allmächtigen beschlossen ist. Ihr alle habt es selbst gesehen. Was wollt ihr euch so eitlem Wahn ergeben? Das ist der bösen Menschen Los bei Gott, dies der Tyrannen Erbe, das sie von dem Allmächtigen erhalten:  Hat er viele Kinder, ist's für das Schwert, und seine Sprößlinge bekommen nimmer Brot genug. Wer von den Seinen übrigbleibt, wird durch die Pest begraben, und seine Witwen halten nicht die Totenklage. Wenn Silber er wie Sand aufhäuft und Kleider sich zurücklegt gleich wie Lehm, er legt sie freilich sich zurück; doch der Gerechte kleidet sich damit; das Silber nimmt der Fromme fort. Sein Haus baut er dem leeren Vogelneste gleich, wie eine Hütte, die ein Hüter macht. Er legt als reicher Mann sich hin und hat noch nicht die Füße eingezogen; er blinzelt mit den Augen noch, da ist er schon nicht mehr. Gleich Wassern überraschen ihn die Schreckgestalten; des Nachts nimmt ihn der Sturmwind fort. Der Ostwind hebt ihn auf; er fährt dahin, und jener wirbelt ihn von seiner Stätte fort. Er schießt auf ihn erbarmungslos; von seiner Hand wird er durchbohrt. Und seine Wohnstatt klatscht in ihre Hände über ihn und zischt ihn aus.« Lob der Weisheit»Für Silber gibt es eine Fundstätte und einen Ort fürs Gold, das man hier sieht. Man holt auch Eisen aus der Erde, Gestein, das man zu Erz umschmilzt. Am Ende denkt man an die Finsternis; mit aller Tüchtigkeit durchforscht man das Gestein im Dunkeln und im Finstern. Man läßt sich einen Schacht von fremdem Volke brechen, das so herabgekommen, daß sie nimmer Männer sind, zu tief gesunken, um noch Menschen gleichzustehen, das hingezogen ist nach einem Lande, aus dem zwar Brotkorn sprießt, wo's unten aber wird durch Feuer umgewühlt, nach einem Orte, dessen Steine Saphir sind und der daneben Goldstaub liefert und dessen Zugang Adler selbst nicht kennen und den des Geiers Augen nicht erspähen, den nie die Raubtiere betreten und den der Löwe nie beschreitet. Man legt die Hand dort an das Felsgestein und wühlt von Grund die Berge um. Man schneidet Wasseradern in den Felsen an, und Kostbarkeiten aller Art erblickt das Auge. Der Ströme Quellen unterbindet man und bringt Verborgenes ans Licht. Wo aber findet man die Weisheit? Wo ist der Fundort der Erkenntnis? Kein Mensch kennt ihren Preis; sie findet nimmer sich im Lande der Lebendigen. Der Ozean erklärt: "Ich hab sie nicht"; das Meer sagt: "Ich besitz sie nimmer". Mit gutem Golde kann man sie nicht kaufen; nicht wird ihr Preis mit Silber dargewogen. Sie läßt sich nicht mit Ophirgold aufwiegen; auch nicht mit Onyx und mit Saphirstein. Nicht kommen Gold und Glas ihr gleich; noch tauscht man sie für goldene Geräte, geschweige um Korallen und Kristall. Ein Sack voll Weisheit übertrifft den voller Perlen. Nicht kommen Äthiopiens Topase ihr gleich; mit reinstem Gold wird sie nicht aufgewogen. Woher nun also kommt die Weisheit? Wo ist der Fundort der Erkenntnis? Verhüllt ist sie vorm Blicke aller Lebenden; des Himmels Vögeln selbst ist sie verborgen. Es sprechen Tod und Totenreich: "Wir haben nur von ihr gehört.« Den Weg zu ihr kennt Gott allein; um ihren Wohnort weiß nur er. Bis zu der Erde Grenzen schaut er hin; er sieht, was irgend unterm Himmel ist. Als er des Windes Wucht abwog, sein Maß dem Wasser fest bestimmte, als er des Regens Zeit bestellte und einen Pfad dem Donnerrollen, da sah er sie und warb sie an, nachdem er sie vor sich gestellt und sie durchmustert hatte. Er sprach zum Menschen: "Die Furcht des Herrn ist Weisheit, und Böses meiden heißt: Verständigsein!" Job schildert seine frühere LageDarauf fuhr Job im Vortrag seiner Rede fort: »Ach, daß ich wäre wie in früheren Monden, wie in den Tagen, da mich Gott beschützte, als seine Leuchte über meinem Haupte schwebte und ich bei ihrem Scheine mich ins Dunkel wagte! So, wie ich war, in meiner höchsten Blüte Tagen, da Gott mein Zelt beschirmte, als der Allmächtige noch mit mir war, als meine Dienerschaft mich noch umgab, als meine Gäste sich in Dickmilch badeten, als Bäche Öls bei mir den Boten zur Verfügung standen! Wenn ich zur Stadt hinauf zum Tore ging und auf dem Markte meinen Sitz einnahm, alsdann verkrochen sich die Knaben, sahn sie mich, und Greise standen auf und blieben stehen. Die Ratsherrn hielten ein mit Reden und legten auf den Mund die Hand. Der Edlen Stimme, sie verbarg sich; das Wort blieb ihnen in der Kehle stecken. Wer von mir hörte, pries mich selig; wer mich erblickte, lobte mich. Ich half dem Armen, der um Hilfe schrie, dem Waisenkinde, dem hilflosen. Und armer Menschen Segen kam auf mich; das Herz der Witwe ließ ich jubeln. Gerechtigkeit war mein Gewand, das gut mir stand, und meine Rechtlichkeit war Mantel mir und Diadem. Ich war des Blinden Augenlicht und Fuß dem Lahmen. Den Armen wollte ich ein Vater sein; selbst Fremder Sache führte ich. Des Bösewichts Gebiß zermalmte ich und riß den Raub ihm aus den Zähnen. So dachte ich, in meinem Neste stürbe ich; ich lebte soviel Jahre wie der Phönix. Zum Wasser reichte meine Wurzel tief hinab; in meinen Zweigen nächtigte der Tau, und neu stets würde meine Herrlichkeit an mir; in meiner Hand verjüngte sich der Bogen. Mir hörten sie nur zu und warteten und lauschten schweigend meinem Rat. Wenn ich geredet, sprachen sie nicht mehr; nur meine Rede troff auf sie herab. Sie warteten auf mich wie auf den Regen; sie lechzten nach mir wie auf Lenzesregen. Und lächelte ich ihnen zu, so konnten sie's nicht glauben, und sie verschmähten nicht mein heitres Antlitz. Ich wählte ihren Weg, den sie einschlagen sollten, wie bei der Kriegerschar der König. Ich saß gemächlich obenan wie einer, der den Trauernden Trost spendet.« - Jobs jetzige Lage»Und jetzt verlachen solche mich, die jünger sind als ich, ja solche, deren Väter ich nicht beigesellen möchte meinen Herdenhunden! Was sollte mir selbst ihrer Hände Kraft, denn Rüstigkeit geht ihnen doch verloren! Durch Mangel und durch harten Hunger sollen sie sich Nahrung aus der Wüste holen, dem Lande des Orkans und Sturmes. Sie sollten Melde pflücken am Gesträuche, und ihre Nahrung seien Ginsterwurzeln! Von Wasserstellen sollten sie vertrieben werden! Man schreie über sie wie Diebe, daß sie in schauerlichen Schluchten, in Erdlöchern und Felsenhöhlen siedeln, und daß sie im Gebüsche gröhlen und unter Nesseln sich zusammenkauern! Sie, eine Brut so schlecht und ehrlos, sie sollten tief im Staube liegen! Und jetzt bin ich ihr Spottgesang; ich diene ihnen zum Gerede. Ja, sie verabscheun mich und rücken fern von mir und scheun sich nicht, mir ins Gesicht zu speien. Er löste mir das Diadem und warf mich auf den Boden, daß sie den Zügel vor mir schießen lassen konnten. Zur Prüfung stehn die Gegner auf; sie lähmen mir die Füße und werfen gegen mich die Wege für ihr Unheil auf. Sie reißen meine Pfade auf, verhelfen mir zum Falle, und niemand hindert sie. Sie kommen wie ein breiter Dammbruch her; sie wälzen sich mit Ungestüm heran. Da kommen Schrecken über mich; dem Wind gleich jagt mein Glück davon; fort zieht mein Heil wie eine Wolke. Mein Leben ist in mir zerflossen, und jammervolle Tage halten mich gefesselt. Des Nachts bohrt's mir in dem Gebein; auf meinen bloßgelegten Knochen kann ich nimmer liegen. Mit Allgewalt packt er mich an und schnürt mich in des Unterkleides Schlitze ein. Er wirft mich in den Schmutz; dem Staub, der Asche bin ich gleich. - Ich schreie auf zu Dir. Doch Du hörst nicht auf mich. Ich halte ein; da gibst Du auf mich acht. Du zeigst Dich grausam gegen mich und geißelst mich mit Deiner starken Hand. Du schickst den Wind, mich zu entführen; der Sturm fährt mit mir auf und ab. Ich weiß ja wohl: Du willst zum Tod mich treiben, in das Versammlungshaus für alles Lebende. Auf Wunsch jedoch greift er nicht zu, schreit man in seinem Unglück drob um Hilfe. - Beweinte ich nicht den Unseligen; war nicht mein Herz des Armen wegen sehr betrübt? - Weil ich auf Glück gehofft, doch Unheil kam; auf Licht geharrt, doch Dunkel kam, so ist im Aufruhr ohne Unterlaß mein Inneres. Des Leidens Tage überfielen mich. Tieftraurig wandle ich einher, wo keine Sonne scheint. Ich trete dem Vereine bei, wo ich nur heulen kann. Der Schakale Vereinsbruder bin ich und ein Gesell dem Vogel Strauß. Zu schwarz ward meine Haut, daß sie mir bliebe, und mein Gebein ist mir von Glut verbrannt. So diente meine Harfe mir zum Trauerliede, zu bitterem Schluchzen die Schalmei.« Jobs Reinigungseid»Ich schloß mit meinen Augen einen Bund. Wie sollte ich auf Jungfraun achten? Was ist mein Teil von Gott da droben, mein Lohn von dem Allmächtigen im Himmel? Wahrhaftig, Unheil, wie's dem Bösewicht gebührt, und Ungemach, das nur für Übeltäter paßt. Besieht er denn nicht meine Wege, da er doch alle meine Schritte zählt?« »Wenn ich der Falschheit nachgegangen wäre, verweilte auf dem Weg des Truges gern mein Fuß! Mit rechter Waage möge Gott mich wägen, und ohne Schuld wird er mich finden! Wenn meine Schritte je vom rechten Wege bogen, und wenn mein Herz den Augen folgte, und klebte je ein Makel meinen Händen an, dann zehre nur ein anderer von meiner Saat; entwurzelt werde meine Pflanzung! Wenn's mich zum fremden Weibe zog, und stellte ich dem Eheweib des Freundes nach, dann mahle auch mein Weib für andere, und andere mögen über sie sich beugen! Denn dieses wäre eine Schandtat, ein Verbrechen, vom Richter zu bestrafen, ein Feuer, das bis zu dem Abgrund fräße und meine Habe all entwurzeln müßte. Mißachtete ich meines Sklaven Recht und meiner Magd, wenn sie mit mir im Streite waren, was wollte ich da machen, wenn Gott jetzt Rache nähme, und untersuchte er, was ihm erwidern? Hat er ihn nicht geformt, im gleichen Schoß wie mich und sie geschaffen in dem gleichen Mutterleibe? Versagte ich den Schwachen einen Wunsch und ließ der Witwe Augen schmachten, verzehrt' für mich allein ich meinen Bissen, und durfte nicht die Waise mitessen; - seit meiner Jugend blickte sie zu mir gleich einem Vater auf, vom Mutterschoß an leitete ich sie, - und sah ich einen nackten Bettler und einen Armen hüllenlos, wenn seine Hüften keinen Dank mir wußten und er sich nicht von meiner Lämmer Schur erwärmte, und schwang ich gegen eine Waise meine Faust, weil ich in dem Gerichtstor Beistand für mich sah, dann falle mir die Achsel aus der Schulter, und aus dem Rohr werd' mir der Arm gerissen! - Denn fürchterliches Unheil ist meines Gottes Schrecken; vor seiner Hoheit kann ich nicht bestehen. Und machte ich zu meinem Götzen Gold und hieß ich Mammon meinen Helfer und sonnte mich an meinen Schätzen, daß ich's so weit gebracht, und wenn ich das Gestirn erblickte, wann's sichtbar ward, den lieben Mond, wie er des Weges zog, und ließ' mein Herz sich insgeheim betören und legte meine Hand zum Kusse sich an meinen Mund: auch das wär' ein Vergehn, vom Richter zu bestrafen, weil ich Gott in der Höh' verleugnet hätte. Nie freute mich des Feindes Not, und nie frohlockt' ich, wenn ihn Unheil traf. Nie gab ich meinen Mund der Sünde hin, um seine Seele zum Verfluchen mir zu fordern. In meinem Zelte sagten die Geringsten: "Ach, möchte er mit seiner Rache unersättlich sein!"  Kein Fremdling durfte je im Freien nächtigen, und jedem Wandersmann stand meine Türe offen. Nie habe ich, wie Adam, meine Missetat verheimlicht, im Busen meine Schuld geborgen, weil es mir vor dem Auflauf graute und mich der Sippe Schimpf erschreckte, so daß ich stille mich verhalten und nicht aus meiner Tür gegangen wäre! Wer aber hört mich an? Hier meine Unterschrift! Drauf soll mir der Allmächtige erwidern, aufs Schreiben, das als Kläger ich verfaßt! Ich trüge einen solchen auf der Schulter und wollt' ihn mir als Diadem aufsetzen. Bei jedem meiner Schritte huldigte ich ihm wie einem Fürsten: gleich einem Fürsten träte ich ihm da entgegen. Wenn über mich mein Acker schrie und alle seine Furchen weinten  und ich verzehrte seine Ernte, ohne zu bezahlen, und ließe die, die ihn bebauten, stöhnen, dann sollen Disteln statt des Weizens und statt der Gerste Unkraut sprossen!« - Hier enden Jobs Reden. ElihuredenDa hörten die drei Männer auf, dem Job noch weiter zu erwidern, obwohl er selbst sich für gerecht erachtete. Auf dieses hin geriet in Zorn Elihu, der Sohn des Barachel aus Buz, von Rams Geschlechte. Er wurde über Job sehr aufgebracht, weil er sich gegenüber Gott für ganz gerecht erachtete. Auch über die drei Freunde ward er zornig, weil sie die rechte Antwort nicht gefunden und Job ins Unrecht setzten. Elihu aber hatte nur bei Job gewartet, solange jene redeten, weil sie betagter als er waren. Elihu merkte nun, daß diese drei nichts weiter zu erwidern wußten, und so entbrannte mächtig stark sein Zorn. Nun hob Elihu an, der Sohn des Barachel aus Buz, und sprach: »Ich bin noch jung an Jahren; aber ihr seid Greise; ich war daher zu schüchtern und scheute mich, bei euch mein Wissen anzubringen. Ich dachte: Mag das Alter reden, der Jahre Fülle Weisheit lehren! Allein der Geist im Menschen ist's, der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. Nicht die Betagten sind die Weisesten; noch wissen Greise immer, was das Rechte ist. Drum sage ich: Hört doch auf mich! Ich möchte kundtun, was ich selber weiß. Als ich auf eure Rede wartete, da überlegt ich mir eure Beweise. Bis euch die rechten Worte kämen, solange habe über euch ich nachgedacht. Doch keiner von euch überzeugte Job und widerlegte seine Reden. Sagt nicht: "Wir fanden Weisheit. Nur Gott vermag ihn zu besiegen, nicht ein Mensch!" Nach meiner Ansicht trug er keine treffenden Beweise vor; ich will ihm nicht erwidern mit Worten gleich den eurigen. Sie sind besiegt, antworten nimmer; sie schoben von sich die Beweise. So fange ich denn an, weil sie nicht reden, dieweil sie dastehn ohne jegliche Erwiderung. Ich möchte gleichfalls meine Lehre künden und kundtun, was ich selber weiß. Denn ich bin voll von Worten; mich drängt der Geist in meinem Innern. Mein Inn'res ist wie festverschlossener Wein, der in den neuen Schläuchen Luft sich macht. Ich rede, um mir Luft zu machen, tu meine Lippen auf und spreche. Für keinen Menschen nehme ich Partei und nenne niemandem zulieb die Dinge anders, weil ich es nicht verstehe, die Dinge anders zu benennen. Sonst würde kaum mein Schöpfer mich ertragen.« Job kann widerlegt werden»Nun aber höre, Job, auf meine Rede! All meinen Worten leih' dein Ohr! Ich öffne nunmehr meinen Mund; nach Kräften redet meine Zunge. Geradem Sinn entstammen meine Worte; was meine Lippen wissen, sprechen sie auch lauter aus. Erschaffen hat mich Gottes Geist, und mich belebt der Odem des Allmächtigen. Kannst du's, so widerlege mich! Ja, rüste dich zum Kampfe gegen mich! Fürwahr, ich bin nach deiner Art, mit Gott verglichen; aus gleichem Ton wie du bin ich geschnitten. Nein, Furcht vor mir, die braucht dich nicht zu schrecken, und meine Wucht soll dich nicht niederdrücken. Allein vor meinen Ohren sagtest du; den Wortlaut hörte ich genau: "Rein bin ich, ohne Missetat, und lauter bin ich, ohne Fehl. Wahrhaftig, er erfindet gegen mich nur Vorwände, erachtet mich für seinen Feind, und meine Füße legt er in den Block und gibt auf alle meine Wege acht.« Sieh, darin hast du unrecht und darin widerspreche ich dir auch; denn Gott ist größer als der Mensch. Warum hast du mit ihm gehadert, weil er auf alle deine Worte keine Antwort gibt? Denn Gott spricht auf die eine und die andere Weise; man faßt es nur nicht auf. Im Traume und im Nachtgesichte, wenn Tiefschlaf auf die Menschen fällt im Schlummer auf der Lagerstätte, dann öffnet er der Menschen Ohr und gibt so ihnen Zeichen, um von der Tat den Menschen abzubringen und vor dem Übermut den Mann zu schützen, auf daß er seine Seele vor der Finsternis bewahre, sein Leben vor dem Gang zur Unterwelt. Hernach wird er gezüchtiget durch Schmerz auf seinem Lager; in seinen Gliedern wütet immerfort ein Krampf. Sein Lebenstrieb macht ihm das Brot zum Ekel und seine Seele seine Lieblingsspeise. Sein Fleisch vergeht; man kann es nimmer sehen. Sein dürr Gebein wird unscheinbar, so daß dem Grab sich seine Seele nähert, den Würgern schon sein Leben. Wenn dann ein Fürsprechbote zu ihm tritt, so einer aus dem Freundeskreise, um einem das, was recht, zu melden, und, seiner sich erbarmend, spricht: "Erlöse ihn! Laß ihn doch nicht zur Grube fahren! Ich habe Dank empfangen", dann strotzt sein Leib von Jugendfrische wieder und wird wie einst in seiner Jugendzeit. Er fleht zu Gott, und der erweist ihm Gnade und läßt sein Angesicht ihn unter Jauchzen schauen und gibt zurück dem Armen sein Verdienst. Er singt den Leuten vor und spricht: "Ich hatte schwer gesündigt, das Recht verkehrt; doch ward's mir nicht vergolten. Erlöst hat er jetzt meine Seele, auf daß sie nicht zur Grube fahre. Mein Leben freut sich noch am Tageslicht.« Sieh, Gott tut dieses alles zwei-, dreimal mit einem Manne, um seine Seele so der Grube zu entreißen, daß er des Lichtes der Lebendigen sich freue. Merk auf, Job! Hör mir zu! So schweige! Laß mich reden! Hast du dann Gründe noch, so widerlege mich! Dann sprich! Ich gebe gern dir recht. Wo nicht, so hör mir zu und schweige, damit ich dich jetzt Weisheit lehre!« Gott handelt gerechtUnd wieder hob Elihu an und sprach: »Ihr Weisen, höret meine Worte, und ihr Verständigen, leiht mir das Ohr! Das Ohr prüft ja die Worte, gleichwie der Gaumen Essen kostet. Das Rechte laßt uns wählen und unter uns erkunden: Was ist richtig? Gesagt hat Job: "Ich bin schuldlos, und Gott hat mir mein Recht entzogen. Ich werde um mein Recht betrogen, und meine Qual ist ganz entsetzlich.« Wo ist ein solcher Mann wie Job, der Lästerung wie Wasser trinkt und der Gemeinschaft hat mit Übeltätern, mit Frevlern Umgang? Er spricht: "Der Mann hat nichts davon, wenn er mit Gott in Freundschaft lebt.« Drum hört mir zu, ihr klugen Leute! Fern sei's, daß Frevel Gott begeht und Unrecht der Allmächtige! Nein, nur des Menschen Tun vergilt er ihm, und nach des Mannes Wandel läßt er's ihm ergehen. Wahrhaftig, Gott handelt nicht ungerecht, und der Allmächtige beugt nicht das Recht. Wem nur auf Erden hat er aufgetragen, wem aufgebürdet irgendeinen Teil der Welt? Wenn er auf sich nur achtete und seinen Geist und Odem an sich zöge, verginge alles Fleisch zumal; zu Staube würde dann der Mensch. Hast du Verstand, dann höre dies, leih meiner Worte Laut dein Ohr! Kann denn in Milde, wer das Recht haßt, herrschen? Willst du ihn denn beschuldigen, er sei zu sehr gerecht? Ihn, der zu einem König sprechen kann: "Verworfener!", "Du Frevler!" zu dem Vornehmen, der nicht Partei für Fürsten nimmt und nicht bevorzugt Reiche vor den Armen. Sie alle sind ja seiner Hände Werk. In einem Augenblicke sterben sie, und mitten in der Nacht wird aufgestört ein Volk und muß davon; Tyrannen setzt man ohne alles Zutun ab. Auf eines jeden Weg hinblicken seine Augen, und er sieht eines jeden Schritte. Nicht Finsternis, nicht Dunkel ist, wo sich die Übeltäter bergen könnten. Denn er bestimmt, daß vor Gericht man nicht vor einem Menschen, vielmehr vor Gott erscheinen muß. Er kann die Mächtigen zerschmettern ohne lange Untersuchung; an ihre Stelle setzt er andere. Weil er sie unterscheiden kann von ihren Sklaven, drum stürzt er selbst sie mitten in der Nacht, daß sie vernichtet werden. Er geißelt sie wie Missetäter vor aller Augen, weil sie von ihm gewichen, auf keinen seiner Wege Rücksicht nehmen. Sie lassen das Geschrei des Armen zu ihm kommen, daß er der Elenden Geschrei vernehmen muß. Und ruht er einmal aus, wer möchte dies verdammen? Wenn er das Antlitz birgt, wer sieht ihn dann? Er ordnet an bei einem andern Volke und bei andern Leuten, daß nicht ein frevelhafter Mensch darüber herrsche, daß der Zerstreuung nicht ein Volk verfalle. So sollte man zu Gott wohl sagen: "Ich trage es und will nicht irre werden. Belehre Du mich über das, was ich nicht sehe! Und tat ich Böses, will ich's nimmer tun!" Soll etwa er nach deinem Sinn vergelten, weil da das "Wähle du, nicht ich" so hassest, und du weißt selbst nicht das geringste? Mir werden kluge Leute sagen und weise Männer, die mich hören: »Ganz, ohne Einsicht redet Job, und seinen Worten fehlt die Überlegung.« Als Muster wird sich Job für alle Zeit bewähren bei Schlechten wegen seiner Art zu folgern. Zu seiner schlechten Aufführung fügt er noch einen Frevel; auf uns hier schlägt er ein und redet Freches wider Gott.« Ohne Gebet keine ErhörungUnd wieder hob Elihu an und sprach: »Ja, hältst du das für Recht und meinst du das mit "meinem Rechthaben vor Gott"? Du sagst: "Was nützt es Dir? Was nützt es mir, wenn ich nicht sündige?" Ich will dir drauf die Antwort geben und deinen Freunden hier bei dir. Schau auf zum Himmel; sieh! Blick zu den hohen Wolken über dir empor! Du hast gesündigt. Was tust du ihm damit? Sind deiner Sünden noch so viel, was machst du ihm damit? Und bist du fromm, was schenkst du ihm? Was nur empfängt er da aus deiner Hand? Doch deinesgleichen geht dein Frevel an, die Menschenkinder deine Frömmigkeit. Man schreit wohl über der Bedrückung Menge, führt Klage ob der Großen Macht. Doch niemand fragt: "Wo bleibt da Gott, mein Schöpfer, der in der Nachtzeit spricht, der vor des Feldes Tieren uns belehrt, uns vor des Himmels Vögeln Weisheit schenkt?" Dann schreit man ob des Übermuts der Bösen; doch er schenkt kein Gehör. Zu nichts führt es, so sagst du, nimmer höre Gott, und der Allmächtige seh' dies Treiben nicht, zumal du sagst, du könnest ihn nicht sehen; der Streitfall liege ihm zwar vor, du aber müßtest immer auf ihn warten, und weil er sich nicht zeige, so strafe er im Zorne; er wolle nichts von Urteil wissen. Da redet Job denn doch gar unvernünftig; er macht viel Redens ohne Einsicht.« Gott straft die Sünder zur LäuterungElihu fuhr nun weiter fort: »Ein wenig warte noch, daß ich dich unterweise! Denn noch spricht manches auch für Gott. Ich muß nur meinen Vortrag weiter ausdehnen; doch werde ich mein Tun rechtfertigen. Denn nimmer sollen meine Worte dich enttäuschen, die ich an dich, Rechthaber, richte. Sieh, Gott ist fest und widerspricht sich nicht; er ist durchaus von festem Sinn. Er schenkt dem Frevler nicht das Leben; dem Armen aber gibt er Recht. Von Frommen zieht er nicht die Augen ab; sogar mit Königen läßt er auf dem Thron sie sitzen, in Pracht und Herrlichkeit, und werden sie dann stolz, so legt man sie in Ketten, und sie werden so gefesselt in des Elends Stricken. Dann hält er ihnen vor ihr Treiben, ihre Sünden, daß sie stolz geworden. Und so tut er ihr Ohr der Warnung auf und heißt sie umkehren von Sünden. Gehorchen sie in Unterwürfigkeit, dann fließen ihre Tage in Glückseligkeit, in Wonne ihre Jahre hin. Doch wenn sie nicht gehorchen, rennen sie ins Dunkle und sie sterben in Verblendung. Ruchlose Leute aber wecken Zorn und rufen nicht um Hilfe, wenn er sie fesselt. Hin stirbt so in der Jugendfrische ihre Seele, ihr Leben in der Vollkraft. In seinem Elend rettet er den Armen, dieweil er in der Not ihr Ohr eröffnet. Er lockt auch dich aus der Bedrängnis Rachen. An ihre Stelle träte Freiheit, unbeengt, und deines Tisches Schüssel würde voll von Fett. Bist du von frevelhaftem Urteil aber voll, dann trifft auch dich gerechtes Urteil. Denn Zorn verführe dich nicht zu dem Übermaße, der Streit um Lösung soll dich nicht verleiten. Wird's dein Geschrei in Ordnung bringen? Unnötig sind ja all die Kraftanstrengungen. Nicht wünsche dir die Nacht herbei! An ihre Stelle treten Unruhen. Nimm dich in acht und kehre nimmer dich dem Frevel zu! Du hast dazu mehr Lust als zu dem Leiden. Sieh, Gott ist groß in seiner Macht. Wer ist ein Lehrer gleich wie er? Wer stellt ihn über seinen Weg zur Rede? Wer sagt nur: "Du hast schlecht gehandelt"? Bedenk, daß du sein Tun des Irrtums zeihst, das andere in Lobliedern besingen! Und alle Menschen haben ihre Lust daran; die Sterblichen betrachten es seit fernsten Zeiten. Sieh, Gott ist alt, weit über unsere Begriffe, und unerforschlich seiner Jahre Zahl. Er zählt die Wassertropfen ab, daß sie in seinen Nebel hin als Regen sickern, den Wolken rieseln lassen, auf viele Menschen niederträufelnd. Wer vollends hätte Einsicht in der Wolken Weite, in das Gedröhne seines Wohngezeltes, wenn er darin sein Rollen weithin tönen läßt und dann des Meeres Quellen niederrinnen? Denn damit gibt er Völkern Nahrung, stellt Speise her in großer Menge. Er birgt den Blitzstrahl in den Händen, befiehlt ihm, wo er einzuschlagen hat. Er zeigt ihm seinen Freund; den Frevler aber läßt er ihn durchbohren.« Gottes Walten am Himmel»Darob erzittert mir das Herz und hebt sich weg von seiner Stelle. Auf seine Stimme hört voll Furcht, das Wort, das seinen Mund verläßt! Er sendet's unterm ganzen Himmel hin, dazu sein Licht bis zu der Erde Säumen. Und hintendrein brüllt eine Stimme; mit einer Stimme, allgewaltig, donnert es, und nichts hält sie zurück, wenn sein Befehl sich hören läßt. Gott donnert wunderbar mit seiner Stimme, er, der so Großes tut, so Unbegreifliches. Dem Schnee gebietet er: "Fall auf die Erde!", so zu dem Regenguß, so zu gewaltigen Wolkenbrüchen. Dann mahnt er allgemein, es solle jeder Mensch sein Werk beachten. Da geht das Wild selbst ins Versteck und ruht auf seiner Lagerstatt. Dann kommt der Sturm aus seiner Kammer, und von den rauhen Winden kommt die Kälte. Vor Gottes Odem aber schmilzt das Eis; die Wassermasse kommt in Fluß. Der Nordwind scheucht alsdann die Wolken, und das Gewölk zerstreut sein Sausen. Er dreht sich um sich selbst, von ihm geführt, er tut, was immer er ihn heißt auf dieser ird'schen Welt. Er sendet ihn zur Strafe und zum Fluch, doch auch zum Segen. Vernimm dies, Job! Merk auf, beachte Gottes Wunder! Begreifst denn du, wie Gott bei alldem waltet und seinen Strahl in seiner Wolke zucken läßt? Begreifst du, wenn die Wolken alles überziehen, du Wunder der Allwissenheit, wie dir die Kleider durch die Hitze lästig werden, wenn durch den Süd die Erde stille liegt? -  Kannst du, gleich ihm, die lichten Höhen wölben, die also fest wie ein gegossener Spiegel sind? - Zeig mir doch an, was wir da sagen wollten! Wir finden uns gar nicht zurecht vor Düsterkeit. Wird sie verscheucht auf mein Geheiß? Kann jemand ihr befehlen, zu verschwinden? Nichts Lichtes sieht man mehr, ist's doch so dunkel durch die Wolken. Da streicht ein Wind daher und reinigt sie. Von Norden her erscheint es golden, und Gott, dem Furchtbaren, gebührt der Ruhm davon.  Nie werden wir begreifen den Allmächtigen. Er ist so groß an Macht und Rechtlichkeit, und nicht verschleppt er die gerechte Sache. Drum fürchten ihn die schlichten Leute. Doch die sich weise dünken, die begreifen all das nicht.«   Gottes Walten in der leblosen NaturDarauf antwortete der Herr dem Job nach dem Gewitter also: »Wer ist denn dieser, der mit einsichtslosen Worten so dunkel findet meine Pläne? Auf, gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen; du belehre mich! Wo warst du denn, als ich die Erde gründete? Vermelde es, wenn Einsicht dir bekannt. Wer nur bestimmte ihre Maße? Du weißt es ja. Wer hat die Meßschnur über sie gespannt? Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt? Wer hat für sie den Schlußstein eingesetzt? Wo warst du, als die Morgensterne jubelten, als alle Gottessöhne jauchzten? Wer schloß das Meer mit Toren ein, als dies hervorbrach wie aus einem Mutterschoß, als ich Gewölk zu seinem Kleide machte und dichte Finsternis zu seinen Windeln? Ich gab ihm mein Gesetz, versah mit Riegeln seine Tore und sprach: "Bis hierher und nicht weiter! Hier soll sich brechen deiner Wogen Überschwang!" Hast du in deinem Leben je dem Morgenrot geboten, dem Frührot seine Stätte angewiesen, der Erde Säume zu umfassen, damit die Frevler von ihr schwänden? Sie wandelt sich gleich Siegelton; sie färbt sich gleichwie ein Gewand. Den Frevlern wird ihr Licht entzogen; zerschmettert wird der schon erhobene Arm. Gelangtest du bis zu des Meeres Strudeln? Bist du gewandelt auf der Tiefe Grund? Und öffneten sich dir des Todes Tore, und schautest du des tiefen Dunkels Hüter? Hast du der Erde Breiten überschaut? Vermelde, wenn du dies alles weißt: Wo ist der Weg zur Wohnstätte des Lichtes, wo ist der Ort der Finsternis, auf daß du jenes zum Gebiete dieser führen und ihrer Wohnung Wege zeigen kannst? Du weißt es ja; denn damals wurdest du geboren, und deiner Tage Zahl ist groß. Bist du gekommen zu des Schnees Kammern? Hast du erblickt des Hagels Speicher, den für die Drangsalzeit ich aufgespart, für Kampf- und Fehdetage? Wo ist der Weg dahin, wo sich der Sturm zerteilt, von wo der Ostwind auf die Erde sich verbreitet? Wer hat Kanäle für den Regen hergestellt und einen Weg dem Wetterstrahl, um Regen menschenleerem Land zu geben, der Wüste, in der keine Leute wohnen, um öde Wildnis zu ersättigen, damit sie Pflanzen sprossen lasse? Hat denn der Regen einen Vater? Wer hat die Tautropfen erzeugt? Aus wessen Schoße kommt das Eis? Wer hat des Himmels Reif geboren? Gleich dem Kristall verdichtet sich das Wasser; der Wasserfluten Fläche hält dann fest zusammen. Verknüpfest du die Bande der Plejaden, oder lösest du die Fesseln des Orion? Führst du den Tierkreis aus zu seiner Zeit, und leitest den Bären du samt seinen Jungen? Erkennst du die Gesetze der Himmelshöhn? Bestimmst du ihre Herrschaft für die Erde? Erhebst du zu der Wolke deine Stimme? Bedeckt dich dann ein Wasserschwall? Entsendest du die Blitze, daß sie gehen und zu dir sagen: "Hier sind wir"? Wer legte in die Wolken Weisheit? Oder wer verlieh der Wolkenmasse Klugheit? Wer treibt die Wolken weise fort? Wer legt des Himmels Krüge um, auf daß zu Gußwerk fließt der Staub zusammen und fest die Schollen aneinanderkleben? Erjagst du für die Löwin Beute? Und stillest du die Gier der jungen Leuen, wenn in den Lagerstätten sie sich ducken, im Dickicht auf der Lauer liegen? Wer gibt dem Raben seine Atzung, wenn seine Jungen schrein zu Gott und ohne Nahrung flattern?« Gottes Walten im Tierreich»Vielleicht kennst du der Gemsen Werfen? Acht gibst du auf der Hirschkuh Kreißen? Die Monde zählst du, die sie trächtig gehen? Die Zeit weißt du, da sie gebären? Sie krümmen sich und trennen selber ihre Schnüre und machen ihren Nachwuchs frei. Und ihre Jungen werden stark; im Freien wachsen sie; sie laufen fort und kehren nimmermehr zurück. Wer hat den wilden Esel freigelassen? Wer ließ den Wildfang in die Freiheit, dem ich die Wüste zur Behausung gab, die Salzsteppe zur Wohnung? Er spottet des Getöses in der Stadt; der Treiber Lärmen hört er nicht. Was auf den Bergen er erspäht, ist seine Weide, und allem Grünen spürt er nach. Wird dir der Wildochs willig dienen? Und nächtigt er an deiner Krippe? Kannst du den Wildochsen an einen Zugstrick binden? Wird er, dir folgend, in den Tälern Gründe eggen? Verläßt du dich auf ihn, weil seine Kraft so groß, und überlässest du ihm deine Ernte? Wirst du ihm zutrauen, daß er auch dresche und deine Saaternte heimbringen helfe? Des Straußes Flügel schlägt gar übermütig. Wennschon ein Storch nach Schwingen und nach Federn, so überläßt er doch der Erde seine Eier und läßt sie auf dem Boden wärmen. Und er vergißt, daß sie ein Fuß zertreten, das Wild der Steppe sie zerdrücken könnte. Und er behandelt seine Jungen hart, als ob sie nicht die seinen wären, ganz sorglos, ob umsonst nicht seine Mühe. Denn Gott hat Klugheit ihm versagt und keinen Anteil an Verstand gegeben, sonst würde er an hochgelegenen Orten brüten und so des Rosses und des Reiters spotten. - Verleihst du wohl dem Rosse Heldenkraft, bekleidest seinen Hals mit einer Mähne, bewirkst du, daß es wie ein Rauchfang dampfe? Erschreckend ist sein mächtig Wiehern. Voll Freude springt es in das Tal; voll Kraft stürzt es den Harnischen entgegen. Des Schreckens lacht's, hat keine Angst und macht nicht kehrt vorm Schwerte. Der Köcher klirrt auf ihm, der Speer, der blitzende, die Lanze. Mit Toben und mit Ungestüm scharrt's auf dem Boden, hält nimmer fest, tönt die Trompete. Bei dem Trompetenklang ruft's: "Hui!" Von ferne wittert es den Streit, der Fahrer Donnerruf, das Schlachtgeschrei. Nach deinem Gutdünken zieht wohl der Habicht fort und breitet nach dem Süden seine Flügel aus? Auf dein Geheiß fliegt wohl so hoch der Adler und nistet in der Höhe? Er wohnt und horstet auf dem Felsen, auf Felsenzacken, auf der hohen Wacht. Von dort erspäht er sich den Fraß; in weite Fernen blicken seine Augen. Und seine Brut stürzt sich auf Blut; wo Leichen sind, da ist auch er.« Gott verweist Job, der unbefugt Gottes Gerechtigkeit bestreitetDer Herr erwiderte dem Job und sprach: »Ist nun der Streit mit dem Allmächtigen zu Ende? Wer Gott anklagt, antworte drauf!« Und Job erwiderte dem Herrn und sprach: »Ich bin doch zu gering, daß ich Dir Antwort gebe; ich lege meine Hand auf meinen Mund. Einmal hab ich geredet; ich widerspreche nimmer. Ein zweitesmal tu ich's nicht wieder.« Der Herr erwiderte dem Job nach diesem Wettersturm und sprach: »Auf, gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen; du belehre mich! Willst du mein Recht vielleicht zunichte machen und mich verdammen, daß du Recht behältst? Hast du denn einen Arm wie Gott? Kannst du gleich diesem donnern lassen? Mit Hoheit schmücke dich und mit Erhabenheit. Umkleide dich mit Glanz und Herrlichkeit! Laß deines Zornes Gluten sich ergießen! Und wirf mit deinen Blicken jeden Stolzen nieder! Mit einem Blick demütige jeden Stolzen! An ihrem Orte wirf die Frevler nieder! Verbirg im Staube sie zumal. Und steck ihr Angesicht an den verborgenen Ort! Dann will auch ich dich loben, wenn du dir selber hilfst. Das Nilpferd sieh dir an, das ich geschaffen, im Vergleich zu dir! Gleich einem Rinde frißt es Gras. Betrachte aber doch die Kraft in seinen Lenden und seine Stärke in den Muskeln seines Leibes! Gleich einer Zeder streckt es seinen Schweif hinaus. Die Sehnen seiner Schenkel, dicht verschlungen, und seine Knochen sind wie eherne Röhren, und seine Beine sind wie Eisenstäbe. Es ist dies Gottes Meisterwerk; sein Schöpfer gab ihm eine Sichel. Die Berge liefern ihm das Futter; es spottet aller wilden Tiere. Und unter Lotosbüschen lagert's dort in dem Versteck von Rohr und Schilf. Und Lotosbüschel überdachen es als Schattenspender; des Baches Weiden halten es umfangen. Wenn sich ein Strom ergießt, wird ihm nicht bange. Es bleibt getrost, ergösse sich ein Jordan ihm ins Maul. Kann man's mit seinen Augen bannen? Will man mit Stricken wohl die Nase ihm durchbohren? Gottes unbegreifliche GeschöpfeKannst du das Krokodil mit einer Angel ziehen und seine Zunge mit dem Stricke niederdrücken ? Kannst du ihm durch die Nase eine Binsenschnur durchziehen? Durchbohren mit dem Haken seine Backe? Wird's dir viel Flehens machen; wird's dir wohl gute Worte geben? Mit dir Verträge schließen, daß du's zum Knecht für immer nehmest? Kannst du mit ihm wohl spielen wie mit einem Vöglein? Und bindest du's für deine Mädchen an, die seinetwegen Freundinnen einladen und unter Mägdlein es verlosen? Kannst du mit Stacheln seine Haut ihm spicken und seinen Kopf mit schwirrenden Harpunen? Leg' deine Hand einmal daran! Bedenke, welch ein Kampf! Du tust's nie wieder.« »Ja, seine Hoffnung wird getäuscht; bei seinem bloßen Anblick stürzt er hin. Kein Mensch ist so verwegen, daß er's reizt. "Wer stellt sich vor mich hin? Wer griff mich an, und ich ließ diesen unversehrt entkommen? Mein wär ein solcher unterm ganzen Himmel.« Von seinen Gliedern kann ich nimmer schweigen und nicht von seiner Kraft, vom Ebenmaße seines Baues. Wer kann sein äußeres Kleid beschreiben, und wer sein doppeltes Gebiß abzeichnen? Wer läßt in seines Rachens Doppeltüre sehen? Um seine Zähne lagert Schrecken. Sein Rücken ist aus Rinnen voller Schilde, in engem Anschluß fest verschlossen. Eins reiht sich an das andere; dazwischen gibt es keine Fuge. Ein jedes hängt am anderen fest. Sie schließen unzertrennlich sich zusammen. Sein Niesen läßt das Licht aufleuchten, und seine Augen sind der Morgenröte Wimpern gleich. Aus seinem Rachen fahren Fackeln, sprühen Feuerfunken. Aus seinen Nüstern fährt ein Dampf gleichwie aus einem siedend heißen Topf. Sein Odem zündet Kohlen an; aus seinem Rachen fahren Flammen. In seinem Nacken wohnt die Kraft; ein Sack hängt vorn an ihm herab. Die Wampen seines Fleisches haften fest, ihm angegossen, unbeweglich. Sein Herz fest wie ein Stein, fest wie ein unterer Mühlstein. Wenn's auffährt, zagen Stärkste, sie taumeln ob der Wasserwirbel. Wenn man's mit einem Schwerte trifft, hält dies nicht stand, nicht Lanze, Wurfgeschoß noch Panzer. Das Eisen achtet es für Stroh, für morsches Holz das Erz. Nicht können's Pfeile je durchbohren, und Schleudersteine sind ihm wie Strohhalme. Auch Keulen gelten ihm wie Halme, und übers Lanzenschwirren spottet es. Und unten sind an ihm ganz spitze Scherben. Wie eine Dreschwalze, so fährt es auf dem Schlamm dahin. Wie einen Topf, so läßt's die Tiefe brodeln; es macht das Wasser wie in einem Salbenkessel. Ein Pfad aufleuchtet hinter ihm; man hält die Flut für Silberhaar. Auf Erden ist nicht seinesgleichen; geschaffen ist's, sich nicht zu fürchten. Auf alles Mächtige schaut es voll Stolz, ist's doch ein König über alle stolzen Tiere.« Jobs WiderrufUnd Job erwiderte dem Herrn und sprach: »Ich weiß es, daß Du alles kannst, daß kein Gedanke Dir verschlossen. [»Wer ist nur der, der Pläne dunkel findet, unverständlich?« ] Deshalb, das sehe ich jetzt ein, im Unverstande habe ich gesprochen von Dingen, viel zu wunderbar für mich, und die ich nicht begriffen. [»So höre! Laß mich reden! Ich will Dich fragen, Du unterweise mich!« ] Vom Hörensagen hatte ich von Dir gehört; nun aber hat mein Auge Dich gesehen. Drum widerrufe und bereue ich, auf Staub und Asche.« Nachdem der Herr mit Job also gesprochen, verkündete der Herr dem Eliphaz von Teman: »Mein Zorn ist wider dich entbrannt und deine beiden Freunde hier. Ihr habt nicht recht von mir geredet, so wie mein Diener Job. So nehmet sieben Farren euch und sieben Widder! Und geht zu meinem Diener Job und bringt für euch Brandopfer dar! Mein Diener Job soll für euch beten! Mich hält die Rücksicht auf ihn ab, in übereilter Art an euch zu handeln. Ihr habt nicht recht von mir geredet, so wie mein Diener Job.« Da gingen Eliphaz von Teman, Bildad von Schuach und von Naama Sophar hin und taten, wie sie der Herr geheißen. Der Herr erhob alsdann Jobs Angesicht, er hatte doch Jobs Los gewendet, weil er für andere gebetet hatte. Und doppelt soviel gab der Herr dem Job, als früher er besessen hatte. Da kamen alle seine Brüder zu ihm und die Schwestern und alle seine alten Freunde und speisten dann mit ihm in seinem Hause, bezeugten ihm ihr Mitleid und sprachen ihm Trost zu ob all des Unglücks, das über ihn der Herr gebracht, und jeder schenkte ihm nun einen Beutel und einen goldenen Ring. Der Herr gab Job jetzt noch mehr Glück, als er zuvor besessen; er brachte es auf 14.000 Schafe, 6.000 Kamele, 1.000 Joch Rinder und 1.000 Eselinnen. Und er bekam auch zweimal sieben Söhne, sowie drei Töchter. Die erste nannte er »das Täubchen«, die zweite »Wohlgeruch«, die dritte »Schminkhörnchen". Im ganzen Lande fand man keine solch' schönen Frauen wie die Töchter Jobs. Ihr Vater gab auch ihnen Erbteil mit den Brüdern. Nach diesen Zeiten lebte Job noch hundertvierzig Jahre, sah Kinder noch und Kindeskinder, im ganzen vier Geschlechter. Und Job starb alt und lebenssatt. Heil sei dem Mann, der nach der Frevler Rat nicht wandelt, / nicht auf dem Weg der Sünder bleibt, / nicht in der Spötter Runde weilt,  den nur des Herren Lehre freut, / der seine Lehre Tag und Nacht betrachtet! Er grünet wie der Baum, verpflanzt an Wasserbäche, / der Früchte trägt zur rechten Zeit, / und dessen Laub nicht welkt. / Und was er tut, gerät ihm gut. Nicht so die Frevler! / Sie sind wie Spreu, die jeder Wind verweht. Drum halten Frevler nicht in dem Gerichte stand; / die Sünder sind nicht bei der Frommen Sammlung. Der Frommen Weg: des Herren Sorge; / der Frevler Weg: der Untergang. Was toben denn die Heiden / und schmieden eitle Pläne Nationen? Der Erde Könige verbünden sich, / und Fürsten pflegen Rat, / dem Herrn und dem, den er gesalbt, zum Trotz: »Auf! Laßt uns ihre Fesseln sprengen, / ihr Joch abschütteln!« Der in dem Himmel thront, lacht ihrer; / der Herr verspottet sie. Doch schließlich redet er in seinem Zorn mit ihnen; / mit seinem Grimme schreckt er sie. »Ich selber habe meinen König eingesetzt / zu Sion über meinen heiligen Berg.« -  Des Herrn Entschließung will ich künden; / er sprach zu mir: »Du bist mein Sohn; / ich habe heute dich gezeugt. So fordere von mir! Ich gebe Heidenvölker zum Besitze dir, / der Erde Grenzen dir zum Eigentum. Zerschelle sie mit einem Eisenstocke, / zerschmettere sie gleich irdenem Gefäß.« Nun, Könige! Bedenkt es wohl! / Erdenrichter, laßt euch warnen! In Ehrfurcht dient dem Herrn, / und werft euch zitternd nieder! Und huldigt ohne Falsch, daß er nicht zürne / und ihr auf irrem Weg verderbet! / Ein kleines nur, und schon entbrannt sein Zorn. / Heil allen, die bei ihm sich bergen! Wie sind's, Herr, meiner Dränger viel!Ein Lied Davids auf der Flucht vor seinem Sohne Absalom./ So viel, die aufstehn gegen mich!  Wie mancher sagt von mir: / »Für ihn gibt's keine Hilfe mehr bei Gott!« (Sela.) Du aber, Herr, Du bist um mich ein Schild; / Du bist mein Siegesruhm, und Du erhebst mein Haupt. - Ich rufe laut zum Herrn; / von seinem heiligen Berg erhört er mich. (Sela.) Ich leg mich nieder, schlafe ein, / und ich erwache wieder; der Herr verleiht mir Kraft. -  Ich fürchte mich deswegen nicht vor vielen Tausenden, / die um mich her sich lagern. - Auf, Herr! Mein Gott! Hilf mir! / Oh, schlügest Du doch allen meinen Feinden ins Gesicht, / zerschmettertest Gottlosen ihre Zähne! -  Des Herren ist der Sieg, / Dich hoch zu preisen Deines Volkes Pflicht!  Erhöre mich, Gott meines Heils,Auf den Siegesspender, mit Saitenspiel, ein Lied, von David.dieweil ich rufe! / Verschaffe Luft mir in der Not! / Sei gnädig Herr! Erhöre mein Gebet! -  Wie lang, ihr Männer, / wird geschändet meine Ehre / und liebet ihr den Tand / und jaget nach dem Truge? (Sela.) Bedenkt, daß seine Frommen so der Herr auszeichnet: / »Mich hört der Herr, sobald ich zu ihm rufe.« Wenn ihr euch keine Ruhe gönnet, / dann sündiget doch nicht! / Zerbrecht ihr euch den Kopf auf eurem Lager, / dann schweiget wenigstens! (Sela.) Bringt lieber richtige Opfer dar! / Vertraut dem Herrn! -  Die Masse sagt: »Wer läßt uns Gutes nur genießen?« / Uns aber laß das Licht, Herr, Deines Angesichtes leuchten! Mehr Freude legst Du mir ins Herz, / als wenn sich Korn und Wein vermehrt. Ich kann mich sorglos niederlegen und mich dem / Schlummer überlassen; / denn Du läßt mich ganz ungestört und sicher ruhen, Herr. Hör meine Worte, Herr!Auf den Siegesspender, für den Chor, ein Lied, von David./ Merk auf mein Seufzen! Auf meinen Angstschrei horche, / mein König und mein Gott! / Ich bete ja zu Dir. - In aller Frühe, Herr, erhöre meinen Ruf! / Dein harre ich in aller Frühe / und spähe aus. Du bist ja nicht ein Gott, dem Übermut gefällt; / nicht hat das Böse Reiz für Dich. Vor Deine Augen dürfen Dir nicht Spötter kommen; / Du hassest alle Übeltäter. Und Du vertilgst die Lügenredner. - / Dem Herrn ein Abscheu sind / des Blutes und des Truges Männer. Durch Deine große Güte läßt Du mich Dein Haus betreten; / zu Deinem heiligen Palast gewandt, / sink ich in Ehrfurcht betend vor Dir nieder. -  Führ mich zu der Gerechtigkeit, die Dir gefällt! / Um meiner Feinde willen, Herr, / ebne mir Deinen Weg! -  In keinem Mund von Wahrheit eine Spur! / In ihrem Herzensgrund ist Unheil / und ihre Kehle eine offene Grube! / Mit ihrer Zunge heucheln sie. Gott! Strafe sie! / Durch ihre eigenen Pläne laß sie niedersinken! / Zu Fall bring sie durch ihrer Frevel Menge! / Sie trotzen Dir. Dann freu'n sich alle, die zu Dir sich flüchten, / frohlocken ewiglich, daß Du sie schirmst. / Dann jubeln über Dich, die Deinen Namen lieben. Du selbst, Herr, segnest ja den Frommen, / und wie mit einem Schild umgibst Du ihn mit Huld. Herr! Straf mich nicht in Deinem Zorn!Auf den Siegesspender, mit Saitenspiel, ein Gesang, ein Lied, von David./ In Deinem Grimme züchtige mich nicht!  Herr! Sei mir gnädig! / Ich vergehe, Herr! / Verschone mich! / Erschüttert ist mein Leib.  Die Seele ist mir ganz verwirrt. / Und Du, Herr, ach wie lange noch?  Noch einmal rette mir du Leben, Herr! / Hilf mir um Deiner Gnade willen! Im Tode denkt man Deiner nicht. / Wer lobte Dich im Schattenreich? -  Von meinem Seufzen bin ich müde; / ich bade jede Nacht mein Bett / und netze meine Ruhestatt mit Tränen.  Vor Kummer schlaflos ist mein Auge / beim Blick auf alle meine Widersacher. Weicht, Übeltäter all', von mir! / Mein lautes Weinen hört der Herr.  Mein Flehen hört der Herr; / der Herr nimmt meine Bitte an.  Beschämt, bestürzt sei'n alle meine Feinde! Zurück! / In einem Augenblicke seien sie zuschanden! - Ich suche Schutz bei Dir,Von David, ein Geheimspruch, den er dem Herrn gesungen wegen des ungestümen Benjaminiten.Du Herr, mein Gott. / Komm mir zu Hilfe wider alle, die mir nachstellen! Nicht soll man mich zerfleischen, wie's die Löwen tun, / nicht rettungslos zerreißen! Du befreie mich! Du, Herr, mein Gott, wenn solches ich getan, / wenn Frevel klebt an meiner Hand, wenn ich vergolten Böses meinen friedlichen Gefährten, / wenn ich mich meines Gegners voller Hinterlist entledigt, dann eile mir der Feind auch nach und greife mich! / Zu Boden trete er mein Leben, / daß in den Staub mein Wesen sinke! (Sela.) Auf, Herr, in Deinem Zorne! / Erheb Dich grimmig gegen meine Feinde! / Mein Gott, wach auf! Bestelle das Gericht! Die Völkerschar umringe Dich! / Hoch über ihr nimm Deinen Sitz! Herr, schaff mir Recht, der Du die Völker richtest! / Nach meiner Rechtlichkeit und Lauterkeit geschehe mir, o Herr! - Der Frevler Tücke sei zu Ende! / Richt den Gerechten auf! / Du bist's, der Herz und Nieren prüft, / doch ein gerechter Gott. - Bei Gott steht meine Ehre; / Er hilft den frommen Herzen. Gott führt des Frommen Sache wider den, / der allzeit übermütig ist.  Fürwahr, der schärft sein Schwert schon wieder / und spannt den Bogen, zielt mit ihm. Doch nur für sich bereitet er die mörderischen Waffen / und macht die Pfeile scharf. Also empfängt er Unheil selbst, / ist unheilschwanger und gebiert Enttäuschung. Er gräbt an einem Grab und höhlt es aus / und gleitet selber in die Gruft, die er gemacht. Sein Frevel trifft sein eigen Haupt; / sein Unrecht stürzt auf seinen Scheitel nieder. Den Herrn will ich lobpreisen, daß er so gerecht, / und von dem Ruhm des Herrn, des Höchsten, singen. Herr, unser Herr!Auf den Siegesspender, ein Kelterlied, ein Lied, von David./ Wie glorreich ist Dein Name auf der ganzen Erde! / Wie herrlich ist Dein Ruhm am Himmel! Aus Kindes- und aus Säuglingsmund / hast Du Dir Ruhm geschaffen, zum Trutz den Widersachern Dein, / und machst so Feind und Groller stumm. -  Betrachte ich den Himmel, Deiner Finger Werk, / den Mond, die Sterne, die Du all erschaffen:  Was ist der Mensch, daß seiner Du gedenkst? / Das Menschenkind, daß sein Du achtest?  Nur wenig hast Du ihn der Gottheit nachgesetzt, / mit Glanz und Herrlichkeit gekrönt, ernennest ihn zum Herrn der Werke Deiner Hände / und unterwirfst ihm alles:  die Schafe und die Rinder all, / des Feldes Wild, des Himmels Vögel und des Meeres Fische, / was sonst noch durch die Meeresstraßen zieht. Herr, unser Herr! / Wie glorreich ist Dein Name auf der ganzen Erde! Ich preise Dich von ganzem Herzen, Herr.Auf den Siegesspender, beim Tode eines Kindes, ein Lied, von David./ Ich will erzählen alle Deine Wundertaten. Ich will mich jubelnd Deiner freuen, / besingen Deinen Namen, Höchster, Wenn meine Feinde rückwärts weichen, / durch Sturz vor Dir vernichtet werden. Verschaff mir Recht, Gerechtigkeit / als Richter der Gerechtigkeit auf hohem Throne! Schilt aus die Heiden; Frevler tilge! / Lösch ihren Namen ewig aus! Dahin die Feinde! / Für alle Zeit vergessen ihre Städte und vernichtet! / Und selbst ihr Angedenken sei verschwunden! - In Ewigkeit verbleibt der Herr; / schon läßt er zum Gerichte seinen Thron aufstellen. Gerecht wird er den Weltkreis richten / und nach Gebühr den Völkern Urteil sprechen. So wird der Herr zum Horte den Bedrückten; / ein Hort zur Zeit der Trübsal. Darum vertrauen die Bekenner Deines Namens Dir; / denn Du verläßt die nicht, Herr, die Dich suchen. -  Lobsingt dem Herrn, der auf dem Sion thront! / Tut kund den Völkern seine Schreckenstaten! Der Bluttat rächt, gedenkt auch ihrer noch, / den Klageschrei der Dulder überhört er nicht. Herr! Sei mir gnädig! - Sieh, was ich von meinen Hassern leide! / Du kannst mir aus des Todes Pforten helfen, auf daß ich an der Sions-Tochter Toren / all Deinen Lobpreis künde / und jubelnd mich an Deinem Heil erfreue! - Die Heiden sollen in die Grube stürzen, die sie selbst gegraben; / im Netz, das heimlich sie gelegt, die Füße sich verfangen! Kund tue sich der Herr, vollziehe das Gericht! / In seiner eigenen Hände Werk verstricke sich der Bösewicht! Higajon. (Sela.) Zur Hölle sollen Frevler fahren, / die Heiden all, die Gottvergessenen. Der Arme bleibt nicht ewiglich vergessen. / Nicht ist der Elenden Erwartung immerfort vergeblich. -  Auf, Herr! Laß Menschen nicht obsiegen! / Die Heiden laß vor Dir gerichtet werden! Gib ihnen eine Lehre, Herr, / auf daß die Heiden spüren, daß sie doch nur Menschen sind! (Sela.) Warum stehst Du so ferne, Herr, / entziehst Dich in der Zeit der Not? -  Gequält wird durch des Frevlers Übermut der Arme; / er fängt ihn durch die Ränke, die er sich ersonnen.  Gejubelt hat nach Herzenslust der Frevler, / Gewissenlosigkeit gepriesen und dazu den Herrn geschmäht. Der Frevler spricht in höchstem Stolz: »Man ahndet nichts; / dafür gibt's keinen Gott.« Bestehen bleiben alle seine Pläne. Sein Weg ist stets erfolgreich, / und ferne sind ihm Deine Strafgerichte; / all seine Gegner höhnt er aus.  Er denkt bei sich: »Ich wanke nimmer in der Zukunft Zeit, / in der kein Übel ist.« Voll Meineid, Trug und Arglist ist sein Mund, / und was er spricht, ist Unheil und Verderben. Er liegt auf Lauer hinter Zäunen, / um im Verstecke Wehrlose zu morden; / nach Unglücklichen spähen seine Augen aus. Er lauert im Versteck, dem Löwen gleich im Dickicht; / er lauert, einen Armen zu erhaschen. / Er zieht sein Netz zusanunen, hascht den Armen. Der krümmt und windet sich; / doch schließlich fällt der Unglückselige in seine Klauen. »Gott denkt nicht dran«, spricht er bei sich. / »Er hat sein Angesicht verhüllt und sieht es nicht in Ewigkeit.« - Auf, Herr! Den Arm erhebe, Gott! / Vergiß doch nicht der Elenden! - Was höhnt der Frevler Gott / und denkt bei sich: »Du ahndest nichts"? - Du hast's gesehn, Du schaust ja hin auf Leid und Jammer. / In Deine Hände sich ergebend, / auf Dich verläßt sich, wer in Not. / Verwaisten bist Du ja ein Helfer. Zerbrich des Frevlers Arm; / zerschmettere ihn! Wenn er nach seinem Frevel greift, / dann fasse er ihn nimmermehr! - Der Herr sei König immer und auf ewig! / Aus seinem Lande mögen fort die Heiden schwinden! Den Wunsch der Elenden erhöre, Herr, / und ihres Herzens Sorgen neige hin Dein Ohr, und schaff den Waisen und Bedrängten Recht, / daß sie nie mehr ein Mensch im Lande schrecke! Ich berge mich beim Herrn.Auf den Siegesspender, von David./ Was sagt ihr da zu mir: »Entfliehe wie ein Vöglein in die Berge! Die Frevler spannen schon den Bogen / und legen auf die Sehne ihren Pfeil, / um unsichtbar auf Menschen ohne Schuld ihn abzuschießen. Vernichtet werden ja die Wohnstätten. / Was kann der Fromme da noch tun?«   In seinem heiligen Palaste ist der Herr, / sein Thron im Himmel. / Jedoch sein Auge schaut herab; / sein Blick durchforscht die Menschenkinder.  Gefallen hat der Herr am Frommen; / den Frevler und den Mann, der Unrecht liebt, haßt seine Seele. Hernieder auf die Frevler lasse er des Feuers Glut und Schwefel regnen, / und ihres Bechers Gabe sei der Hauch der Glut!  Gerecht ist ja der Herr; er liebt Gerechtigkeit; / sein Antlitz schauen nur die Redlichen.  Zu Hilfe, Herr! Die Frommen sind dahin;Auf den Siegesspender, ein Gesang, ein Lied, von David./ die treuen Seelen sind verschwunden aus der Menschen Mitte. Mit seinem Nächsten redet jeder falsch / und doppelsinnig reden sie in heuchlerischer Sprache. - Der Herr vertilge all die glatten Lippen / und jede Zunge, die vermessen spricht: »Durch unsere Zunge sind wir stark! / Wenn unser Mund uns Beistand ist, wer meistert uns?« »Ob Elender Bedrückung, ob der Jammerklage Armer / ich mich erhebe«, spricht der Herr, / »Heil bring ich dem, der es begehrt.« Lautere Worte sind des Herren Worte, / ein Silber, gut geläutert, von der Erde siebenfach gereinigt. -  Du, Herr: mögst Du sie halten / und ewig uns vor dem Gelichter schützen! Die Frevler sollen betteln gehen, / der Menschenkinder niedrigste erhöhet werden! Wie lange willst Du mich vergessen, Herr,Auf den Siegesspender, ein Lied von David./ wie lange noch Dein Antlitz mir verhüllen? Wie lange soll ich meinen Geist mit Sinnen, / mein Herz mit Sorgen täglich quälen? / Wie lange noch mein Feind obsiegen über mich? Schau her, erhöre mich, Du Herr, mein Gott! / Erleuchte meine Augen, daß ich des Todes nicht entschlafe, daß nicht mein Feind sich rühme: »Den hab ich bezwungen«, / nicht meine Gegner jubeln, daß ich wanke! Ich baue fest auf Deine Huld. / Mein Herz frohlocke über Deine Hilfe! - Ich will dem Herrn lobsingen, wenn er mir Gutes unverdient getan. -  In seinem Herzen spricht der Tor:Auf den Siegesspender, von David./ »Kein Gott ist da.« / Verkehrt, verrucht sind sie in ihrem Treiben, / und keiner ist, der Gutes täte. Vom Himmel her hat sich der Herr geneigt, / hernieder auf die Menschenkinder sieht er, / ob jemand der Vernunft gehorcht / und Gott aufsucht. Doch alle sind im Frevelwahn verderbt, / und keiner ist, der Gutes täte, nicht einer. -  Erfuhren's nicht die Übeltäter alle, / die meines Volkes Speisen neulich aufgezehrt, / und die den Herrn gelassen außer acht? Ein Schrecken hatte auf der Stelle sie gepackt; / denn Gott war beim Geschlecht der Frommen. -  Ihr werdet Ehrfurcht haben vor der Elenden Gemeinde; / denn ihre Zuflucht ist der Herr. -  Von Sion komme Heil für Israel! / Ach, wendete der Herr doch seinem Volke das Geschick! / Dann würde Jakob fröhlich sein und Israel frohlocken. -  Wer darf in Deinem Zelte wohnen, Herr?Ein Lied, von David./ Wer darf auf Deinem heiligen Berge weilen? Nur wer unsträflich wandelt, tut, was recht ist, / von Herzen Wahrheit redet, mit seiner Zunge nicht verleumdet, / nichts Böses seinem Nächsten tut, / nicht Schmach ob der Verwandten auf sich nimmt. In dessen Blick ein hoffnungslos Verlorener verachtet ist, / der Achtung hat vor denen, die den Herrn fürchten, / zu seinem Schaden schwört und doch nicht ändert, wer nicht sein Geld auf Zinsen leiht / und gegen Unschuld nicht Bestechung nimmt, / wer ohne Schwanken also handelt. -  Beacht mich, Herr,Ein Weihegesang, von David.wie ich bei Dir mich berge! -  Ich spreche zu dem Herrn: »Du Herr! Du bist mein Glück; / nichts geht mir über Dich.« Die Heiligtümer, die im Land, die wundervollen, / sind meine ganze Freude. Die mehren ihre Schmerzen, die einem anderen zueilen. / Ich nehme nimmer teil an ihren Blutspenden / und bringe nicht auf meine Lippen ihre Namen. Der Herr ist ja mein Anteil und mein Becher. - / Du wirfst mein Los. - Die Lose sind für mich aufs Lieblichste gefallen; / der Erbanteil gefällt mir über alle Maßen. Den Herren preise ich, der mich berät, / und auch die Nächte, da mich mein Gewissen mahnte. Ich stelle stets vor mich den Herrn; / ich wanke nicht, wenn er zu meiner Rechten steht. - Drob freue sich mein Herz und juble mein Gemüt! / Und sicher ruht mein Leib. Du läßt nicht meine Seele in der Unterwelt, / und Deinen Frommen läßt Du nicht Verwesung spüren. Du tust mir kund des Lebens Pfad / zur Fülle jener Freuden, die bei Dir nur sind, / zu ewigen Wonnen, die in Deiner Rechten. Gerechte Sache höre, Herr!Ein Gebet, von David./ Mein Flehen merk! / Vernimm mein Beten mit den Lippen sonder Trug! Nur Recht ergeht von Deinem Angesicht; / untrüglich schauen Deine Augen. Wenn Du das Herz mir prüftest, / in der Nacht es überraschtest und gründlich mich durchforschtest, / fändst Du nicht, / daß ich gedacht, was meinen Mund nicht überschreiten durfte. Und bei den Löhnen für die Leute gab ich acht / nach Deines Mundes Worten auf den Lebensunterhalt. Und meine Schritte hielten fest an Deinen Gleisen / nicht wankten meine Tritte. So rufe ich zu Dir, daß Du mich, Gott, erhörest! / Neige Dein Ohr zu mir! Auf meine Rede höre! Erzeige Deine Wundergüte, Retter derer, / die vor ihren Widersachern bei Deiner Rechten Zuflucht suchen! Dem Augensterne gleich behüte mich! / Verbirg mich in dem Schatten Deiner Flügel vor Frevlern, die mich überfallen, / vor meinen Feinden, die mich voller Gier bedrängen! Fühllos verschließen sie ihr Herz; / im Übermute spricht ihr Mund. Sie stürzen sich auf mich, umringen mich; / zu Boden senken sie die Augen. -  Er gleicht dem Löwen, der auf Beute lauert, / dem Jungleu im Verstecke. Auf, Herr! Tritt ihm entgegen! Wirf ihn nieder! / Errette mich vor Bösewichten durch Dein Schwert, vor Leuten, Herr, durch Deine Hand, / vor Leuten, deren Teil im Leben nur die Welt, / ja, durch Dein Schwert vor solchen, die ein Schlemmerleben führen, / und die samt ihren Kindern voll gesättigt sind, / und die, was übrigbleibt, den Enkeln hinterlassen können! Ich aber schaue durch Gerechtigkeit Dein Angesicht / und labe mich an Deinem Anblick voll Begier. »Ich liebe, Herr, Dich herzlich,Auf den Siegesspender, von des Herrn Knecht, von David, der dem Herrn zu Ehren dieses Lied gedichtet, als ihn der Herr aus der Gewalt aller seiner Feinde und besonders Sauls errettet hatte. / Er sprach:meine Stärke.« -  Der Herr ist mir ein Fels und eine Rettungsburg; / mein Gott, mein Hort, wo ich mich berge, / mein Schild, mein sieghaft Horn und meine Feste. »Gepriesen sei der Herr!« darf ich nur rufen / und bin von meinen Feinden schon erlöst. Schon hatten Todesfluten mich umgeben; / mich schreckten des Verderbens Ströme. Der Hölle Stricke hatten mich umschlungen; / des Todes Schlingen überraschten mich. Da rief ich in der Not zum Herrn / und schrie zu meinem Gott um Hilfe. / Er hört in seinem Tempel meine Stimme, / und mein Geschrei dringt ihm zu Ohren. -  Die Erde ward erschüttert und sie bebte; / der Berge Festen zitterten; / sie wankten. Denn er war ergrimmt. Aufquoll' aus seiner Nase Rauch; / aus seinem Munde sprühte Feuer, / und eine Glut ward von ihm ausgesprüht. Den Himmel neigte er und fuhr hernieder, / ein tiefes Dunkel unter seinen Füßen. Er fuhr auf einem Cherub, flog einher, / auf Windesflügeln schwebend. Zur Hülle nahm er Dunkel rings um sich / und Wasserflut und dicht Gewölke. Am Glanze seiner Nähe haben seine Wolken / entzündet Hagel, Feuerströme. Der Herr im Himmel donnerte; / der Höchste ließ die Stimme dröhnen; / da gab es Hagelschauer, Feuergluten. Und seine Pfeile schoß er ab nach allen Seiten / und warf die Blitze hin in regelloser Wahl. Und Wasserströme zeigten sich; / der Erde Gründe wurden bloßgelegt / vor Deinem Drohen, Herr, / vor Deinem Zornesschnauben. -  Mich aber griff er aus der Höhe, faßte mich, / und zog mich aus den mächtigen Gewässern,  entriß mich meinen argen Feinden / und meinen überlegenen Hassern, die mich an meinem Unglückstage überfielen. / So wurde mir der Herr zur Stütze. Er führte mich ins Freie hin, / befreite mich, weil er an mir Gefallen fand, vergalt mir so nach meiner Rechtlichkeit / und lohnte mir nach meiner Hände Reinheit. Denn immer habe ich des Herren Wege eingehalten / und nimmer gegen meinen Gott gefrevelt, behielt ich doch vor Augen alle seine Rechte, / und seine Satzungen ließ ich nie aus dem Sinn. Ich hatte mich ganz ungeteilt ergeben / und suchte mich vor meiner Lieblingssünde zu bewahren. Darum vergalt der Herr mir auch nach meiner Rechtlichkeit, / nach der ihm wohlbekannten Reinheit meiner Hände. - Du bist dem Frommen hold, / dem Treugesinnten treu gesinnt, verfährst mit Reinem rein, / doch böse mit dem Bösen. Dem armen Volke stehst Du bei, / die stolzen Blicke schlägst Du nieder. Du lässest ja mein Lichtlein leuchten, / Du Herr, mein Gott, der meine Finsternis erhellt. Mit Dir anrenne ich die Wälle; / mit meinem Gotte überspringe ich die Mauern. Truglos ist Gottes Weg; / geläutert ist das Wort des Herrn, / ein Schild für alle, die zu ihm sich flüchten. Denn wer ist Gott, / wenn nicht der Herr? / Wer sonst ein Hort als unser Gott? Der Gott, der mich mit Stärke gürtet / und meinen Weg gefahrlos macht, der meine Füße macht wie die der Rehe, / mich sicher stellt auf meinen Höhen, der meine Hände kämpfen lehrt / und meine Arme eherne Bogen spannen läßt. Du reichst mir Deinen Siegesschild, / und Deine Rechte stützt mich, / und Deine Stärkung macht mich kräftig. Und meinen Schritten gibst Du weiten Raum, / und meine Knöchel wanken nicht. Ich setze meinen Feinden nach und greife sie / und kehre nicht zurück, bis daß ich sie vernichtet. Ich schlage sie, daß sie sich nimmermehr erheben; / sie liegen unter meinen Füßen. Du gürtest mich mit Kraft zum Kampfe, / und meine Gegner beugst Du unter mich. Und meiner Feinde Rücken zeigst Du mir, / daß ich vertilge meine Hasser. Sie rufen - niemand hilft - / zum Herrn, er hört sie nicht. Und ich zermalme sie wie Staub vorm Winde, / zerstampfe sie gleich Gassenkot. Du rettest mich vor Tausenden von Kriegervölkern; / zum Haupt von Heiden machst Du mich, / mir unbekannte Leute dienen mir. Des Auslands Söhne schmeicheln mir; / aufs Hörensagen leisten sie mir schon Gehorsam, und andere Fremdlinge verschwinden / und sitzen zitternd in Verstecken. - Lebendig ist der Herr und hochgepriesen als mein Hort, / steht hoch da als mein hilfereicher Gott. -  Gott, der Du mir verhilfst zur Rache / und Völker mir zu Füßen legst, der Du vor meinen Feinden mich errettest, / Du machst mich meinen Gegnern fürder unerreichbar / und rettest mich vor Wüterichen. Dafür lobpreise ich Dich bei den Heiden, Herr, / und singe also Deinem Namen:  Heilvoller Turm für seinen König, / der David, den er salbte, Huld erweist, / und seinem Stamme ewiglich. Die Himmel rühmen Gottes Ehre:Auf den Siegesspender, ein Lied, von David./ das Sterngewölbe kündet seiner Hände Werk. Die Botschaft raunt ein Tag dem andern zu, / und eine Nacht tut sie der andern kund. Nicht Reden sind's, nicht Worte, / die nicht vernehmlich klängen. Ihr Schall durchtönt die ganze Erde, / und ihre Laute dringen bis zum Rand der Welt. / Ein Zelt ist auf ein Jahr dort für den Sonnenball, der, einem Bräutigam gleich, aus seiner Kammer tritt / und freudig, wie ein Krieger, seine Bahn durchläuft, der von dem Rand des Himmels seinen Ausgang hat, / an seinen Grenzen seinen Umschwung nimmt, vor dessen Strahlen nichts verborgen bleibt. Des Herrn Gesetz ist makellos und eine Seelenspeise. / Des Herrn Verordnung ist bewährt und macht die Toren weise. Des Herrn Befehle sind gerecht, / Gemüt und Herz erfreuend. / Des Herrn Gebot ist tadellos und spendet Licht den Augen. Die Furcht des Herrn ist unfehlbar, / auf ewig unvergänglich. / Die Satzungen des Herrn sind wahr, / gerecht befunden allzumal, kostbarer noch als Gold, als feinstes Gold in Menge; / und süßer noch als Honigseim und Waben. Vorsichtig geht Dein Knecht mit ihnen um, / verwendet vielen Fleiß auf ihr Befolgen. Doch wer ist jeden Irrtums sich bewußt? / Von unbewußten Schwächen sprich mich los! Beschütze Deinen Knecht auch vor mutwilligen Verfehlungen! / Sie mögen mich nicht überwältigen! / Dann bin ich ohne Tadel / und bleibe völlig frei von Missetat. Gefallen laß Dir meines Mundes Worte und meines Herzens Sinnen, / mein Hort und mein Erlöser, Du mein Herr! Der Herr erhöre dich noch an dem Tag der Not!Auf den Siegesspender, ein Lied, von David./ Des Gottes Jakobs Name schütze dich! Er sende aus dem Heiligtum dir Hilfe / und stütze dich von Sion her! Er nehme an all deine Opfergaben / und freue sich an deinen Brandopfern! (Sela.) Er gebe dir, was nur dein Herz begehrt; / und lasse alle deine Pläne wohl gelingen! Dann jauchzen wir ob deines Sieges / und jubeln laut in unseres Gottes Namen. / Der Herr erfülle dir die Wünsche all! - jetzt weiß ich es: Der Herr hilft dem, den er gesalbt, / erhört ihn von dem heiligen Himmel her mit hilfereichen Taten seiner Rechten. Sind jene noch so stolz auf Wagen und auf Rosse, / wir sind es auf den Namen unsres Herrn und Gottes. Sie krümmen sich und stürzen hin; / wir aber stehen wieder auf. Herr, hilf dem König / und höre uns, sooft wir rufen! Ein König freut sich über Deine Macht,Auf den Siegesspender, ein Lied, von David./ und wie frohlockt er über Deine Hilfe, Herr! Erfüllt hast Du ihm seinen Herzenswunsch, / ihm nicht versagt, was seine Lippen sich erfleht. (Sela.) Entgegen kamst Du ihm mit reichem Segen / und setztest eine goldene Krone ihm aufs Haupt. Um Leben hat er Dich gebeten; Du hast's ihm geschenkt, / ein langes Leben, unvergänglich. Sein Ruhm wird groß durch Deine Hilfe; / Du hüllest ihn in Glanz und Majestät. Du machst zum Segen ihn für immerdar / und labst ihn mit den Wonnen Deines Angesichtes. - Ja, auf den Herrn vertraut der König / und zweifelt nimmer an des Höchsten Huld. - Gewachsen allen Deinen Feinden zeigt sich Deine Hand, / gewachsen Deine Rechte allen denen, die Dich hassen. Zur rechten Zeit, o Herr, / machst Du Dein Angesicht zur Feueresse, / die sie mit ihrer Glut vernichtet, / und Feuer frißt sie auf. Du tilgst vom Boden ihre Frucht / und aus den Menschenkindern ihren Stamm, Weil sie mit Bösem Dir gedroht und Pläne sich ersonnen, / wie sie es nimmer durften. Denn grausam wirfst Du diese hin / und zielst mit Deinem Bogen auf ihr Angesicht. Erhebe, Herr, Dich wiederum in Deiner Kraft! / Wir möchten Deinen Sieg mit Sang und Spielen feiern. Mein Gott, mein Gott, was hast Du mich verlassen,Auf den Siegesspender bei der Morgenröte, ein Lied, von David./ und stehst so ferne meinen Angst- und Klagerufen? Mein Gott, am Tag erhebe ich den Ruf, / und Du erhörst mich nicht, / und also in der Nacht; / Stillschweigen ist mir nicht vergönnt. Und doch bist Du der Heilige Israels, / Du schrecklich Thronender. Auf Dich vertrauten unsere Väter; / sie hofften, und Du halfest ihnen. Sie schrieen auf zu Dir und fanden Rettung, / und ihr Vertrauen auf Dich ward nicht getäuscht. Ich aber bin ein Wurm, kein Mann, / der Leute Spott, verachtet von dem Pöbel. Mich höhnt, wer mich nur sieht, / verzieht den Mund und schüttelt mit dem Kopf. »Er freut sich an dem Herrn, der rette ihn! / Der helfe ihm! Er ist sein Liebling.« Du halfst mir aus der Mutter Schoß; / Du bargst mich an der Mutter Brust. Auf Dich bin ich vom Mutterschoß her angewiesen; / vom Mutterleibe an bist Du mein Gott. Bleib mir nicht fern! / Die Not ist nah, und niemand hilft. Der Farren viele stehen um mich her, / und mich umringen Basanstiere. Sie sperren gegen mich die Rachen auf, / wie Löwen, die vor Mordlust brüllen. Wie Wasser bin ich hingegossen; / all meine Glieder haben sich gelöst. / Mein Herz ist mir wie Wachs geworden, / in meinem Busen hingeschmolzen. Vertrocknet ist wie Lehm mein Schlund; / am Gaumen haftet mir die Zunge, / und wie mit Todesfarbe überzieht es mich. Denn Hunde haben mich umringt, / der Frevler Rotte mich umgeben; / sie machen Löcher mir an Händen und an Füßen. Ich spüre Pein in allen meinen Gliedern; / sie schauen zu und weiden sich an mir. Sie teilen meine Kleider unter sich / und werfen über mein Gewand das Los. Herr, sei nicht fern! / Zu Hilfe, meine Stärke; schnell! Errette vom Verderben meine Seele, / aus der Gewalt der Hunde jetzt mein Leben! Entreiße mich der Löwen Rachen! / Rett aus den Hörnern der Wildochsen mich! Dann kündige ich meinen Brüdern Deinen Ruhm / und preise Dich in der Gemeinde also: »Die ihr den Herrn fürchtet, preiset ihn! / Von Jakobs Stamm ihr alle, ehret ihn! / Von Israels Geschlecht ihr alle, fürchtet ihn! Denn er verachtet und verschmäht es nicht, / den Armen zu erhören, / verhüllt sein Antlitz nicht vor ihm, / und wenn er zu ihm ruft, erhört er ihn.« Dann trag ich meine Dankesschuld in großer Volksgemeinde ab; / ich bringe dann gelobte Opfer dar vor denen, die ihn fürchten. Dann sollen satt die Armen werden, / den Herrn rühmen, die ihn suchen: / »Auflebe euer Herz für immer!« Dann kehren sich zum Herrn die Erdenenden alle, / und alle Heidenstämme / beten vor Dir dann an, bedenkend, daß nur dem Herrn das Königtum gebührt, / und daß er auch den Heiden Herrscher ist. Nur ihn allein beten auf Erden alle an. / Ihm beugt sich, wer zur Grube fährt / und dessen Seele nicht mehr lebenskräftig. Die Nachwelt derer, die ihm dienen, / sie rühmt den Herrn dem kommenden Geschlecht und kündet einem nachgeborenen Volke seine Liebe / und was er ihm getan. Mein Hirte ist der Herr;Ein Lied, von David./ mir mangelt nichts. Er lagert mich auf grünen Auen; / er leitet mich zu stillen Wassern, lenkt mein Begehr / und leitet mich auf rechten Pfaden zu seines Namens Wohnstatt hin. -  Und walle ich im Tal des Todesschattens, / ich fürchte keinerlei Gefahr; / denn Du begleitest mich. Ein Trost sind mir Dein Stab und Deine Rute, / die mir zur Leitung dienen. Du richtest mir ein Mahl vor meinen Neidern zu. / Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir vollen Becher ein. In meinem Leben folgt mir Glück und Huld, / und immer weile ich im Haus des Herrn. Die Erde ist des HerrnVon David, ein Lied.und was sie füllt; / sein ist die Welt und alles, was da wohnt. Auf Meere hat er sie gegründet, / auf Ströme sie gestellt. Wer darf den Berg des Herrn besteigen? / Wer seinen heiligen Ort betreten? Wer reine Hände hat und lautern Herzens ist, / wer nie nach Falschheit giert, dem Wahn nicht huldigt, wer Segen von dem Herrn empfängt / und Wohlergehn von seines Heiles Gott. Also gesinnt ist das Geschlecht, das sein begehrt, / und das dein Antlitz, Jakob, sucht. (Sela.) Hebt eure Häupter hoch, ihr Tore. / Ihr alten Pforten recket euch! / Einzieht der Völkermenge König. Wer ist der Völkermenge König? / Der Herr ist es, der Starke und Gewaltige, / der Herr, der Kriegsheld. - Hebt eure Häupter hoch, ihr Tore. / Erhebet sie, ihr alten Pforten! / Einzieht der Völkermenge König. Wer ist der Völkermenge König? / Der Herr der Heeresscharen. / Er ist der Völkermenge König. (Sela.) Nach Dir verlangt mich,Von David.Herr. Mein Gott, auf Dich nur hoffe ich. / Laß nimmer mich zuschanden werden! / Laß meine Feinde über mich nicht jubeln! Nicht einer, der auf Dich vertraut, wird je zuschanden. / Doch leer gehn aus die Abgefallenen. Belehre, Herr, mich über Deine Wege! / Gewöhne mich an Deine Pfade! In Deiner Treue leite mich! / Gewöhne mich daran! / Denn Du bist meines Heiles Gott; / stets hoffe ich auf Dich. - Gedenke Deiner Liebe, Herr, / und Güte! Sie sind von Ewigkeit. Gedenk nicht meiner Jugendsünden, meiner Missetaten nicht! / Gedenk mir dessen nur, was Deiner Gnade würdig ist, / um Deiner Güte willen, Herr! - Der Herr ist gütig und wahrhaftig; / drum zeigt er Irrenden die rechte Bahn. Bedrückte leitet er, wie's richtig ist, / gewöhnt an seinen Weg die Dulder. Des Herrn Wege all' sind Lieb' und Treue / für die, die seinen Bund und seine Lehren halten. - Um Deines Namens willen, Herr, / vergib mir meine Schuld, so groß ist sie! - Ist irgendwo ein Mann in Furcht des Herrn, / so zeigt er ihm den Weg, den jener wählen soll. Ihm ist das Glück auch hold; / sein Stamm ererbt das Land. Des Herrn Geheimnis eignet denen, die ihn fürchten; / in seinen Bund weiht er sie ein. Mein Auge schaut stets auf den Herrn; / denn meine Füße kann er vor dem Netz bewahren. Schau her auf mich! Sei gnädig mir! / Verlassen bin ich, elend. Erweitere mein beklemmtes Herz! / Aus meinen Nöten rette mich! Schau meine Pein, mein Elend an! / Vergib mir alle meine Sünden! - Betrachte meine Feinde, welche Menge, / den Haß, wie furchtbar sie mich hassen! Mein Leben schirme, rette mich, / damit ich nicht zuschanden werde! Ich harre Dein. Mir bleibe Unschuld! / Mir bleibe Redlichkeit! Ich harre Dein. Erlöse Israel aus allen seinen Nöten, Gott! Urteile, Herr,Von David./ ob ich in Unschuld nicht gewandelt / und sonder Wanken auf den Herrn vertraut! Prüf mich, erprob mich, Herr! / Rein ist mein Herz und mein Gewissen. Denn Deine Güte schwebte mir vor Augen, / und Dir getreu bin ich gewandelt. Bei schlechten Männern bin ich nie gesessen; / hab nie mit Lichtscheuen Umgang gepflogen. Ich haßte die Zusammenkunft der Bösen, / und bei den Frevlern saß ich nicht. In Unschuld wasche ich die Hände / und schreite gern um Deinen Altar, Herr. Ich lausche Deines Lobes Stimme / und künde alle Deine Wunder. Ich liebe, Herr, den Aufenthalt in Deinem Hause, / das Weilen an der Stätte Deiner Herrlichkeit. Raff meine Seele nicht mit Sündern hin, / mein Leben nicht mit Mordgesellen, in deren Händen Schandtat käuflich ist, / und deren Rechte voll ist von Bestechung! Ich aber wandle hin in meiner Unschuld. / Erlöse mich! Und sei mir gnädig! Betritt mein Fuß dann ebnen Weg, / lobpreise ich Dich, Herr, mit Chören. Der Herr mein Licht, mein Heil!Von David./ Wen soll ich fürchten? / Der Herr mein Lebenshort! / Wen muß ich scheuen? Wenn Übeltäter sich mir nahen, / nach meinem Fleische gierig, / sie, meine Gegner, meine Feinde, / so straucheln sie und stürzen. Und lagert sich ein Heer um mich / mein Herz bleibt unerschrocken. / Erhebt sich gegen mich ein Kampf, / auch dann bin ich getrost. - Um eines bitte ich den Herrn, / Nur dies erflehe ich für mich: / Im Haus des Herrn zu weilen / die Tage alle, die ich lebe, des Herrn Lieblichkeit zu kosten / und sie in seinem Tempel zu betrachten. -  Er birgt in seiner Hütte mich am unglücksvollen Tage / und schirmt mich in dem Schutze seines Zeltes / und sichert mich auf hohen Felsen. Und hebt sich dann mein Haupt empor / hoch über meine Feinde ringsumher, / dann opf're ich in seinem Zelt mit lautem Jubelschalle / und weihe Sang und Spiel dem Herrn. - So hör doch, Herr! Ich rufe laut.- / Sei gnädig mir! Erhöre mich! Dein, spricht mein Herz, ist ja das Wort: / »Ihr sollt mein Antlitz suchen!« / So suche ich Dein Antlitz, Herr. Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir! / Weis nicht im Zorne Deinen Diener ab! / Sei Beistand mir! Verstoß mich nimmer! / Verlaß mich nicht, mein hilfereicher Gott! Es heißt: »Verläßt mich selbst der Vater und die Mutter, / nimmt mich der Herr zu sich.« So zeige Deinen Weg mir, Herr, / und leite mich auf ebner Bahn um meiner Feinde willen! Nicht gib mich meiner Feinde Willkür preis! / Denn gegen mich stehn falsche Zeugen auf / und solche, die Gewalttat schnauben. - Als ob ich nimmer die Gewißheit hätte, / daß ich des Herrn Güte noch erfahre im Lande der Lebendigen! -  Hoff auf den Herrn! Sei nur getrost / und guten Muts und hoffe auf den Herrn! Ich rufe, Herr, zu Dir.Von David./ Sei doch nicht taub vor mir, mein Hort! / Wenn Du vor mir verstummst, / dann gleiche ich ins Grab Gesunkenen. Mein lautes Flehen hör, wenn ich, zu Dir um Hilfe rufend, / zu Deinem Allerheiligsten die Hände breite! Nicht lange laß mich sein bei Frevlern / und nicht bei Übeltätern! / Sie reden freundlich mit dem Nächsten; / doch sinnen sie im Herzen Böses. Vergilt Du ihnen ihrer Tat gemäß, / nach ihrer bösen Art! / Nach ihrer Hände Werk belohne sie! / Behandle sie, wie sie's verdienen! Sie achten nimmer auf des Herren Taten und nicht auf seiner Hände Werk; / sie reißen sie herab und bauen sie nicht auf, - Gepriesen sei der Herr, / wenn er mein lautes Flehen hört! Der Herr ist mir ein Schutz und Schild; / auf ihn vertraut mein Herz. / Mir wird geholfen; mein Herz frohlockt. / Ich danke ihm mit meinem Liede. Der Herr ist seines Volkes Schutzgott, / ein Zufluchtsort, wo sein Gesalbter Hilfe findet. Zuhilfe Deinem Volk! Den ewig Deinen spende Segen! / Und weide sie und sorge ewiglich für sie! Ihr Gottessöhne! Bringet für den Herrn herbei,Ein Lied, von David./ bringt Kostbarkeiten, Schätze für den Herrn! Bringt für den Herrn die Schätze, seines Namens würdig! / Werft vor den Herrn euch hin mit Schmuck fürs Heiligtuni! - Des Herrn Stimme dröhnet über den Gewässern. / Der Gott der Herrlichkeit ließ donnern; / der Herr war über mächtigen Gewässern. Des Herrn Stimme schallt in Kraft; / des Herrn Stimme schallt mit Majestät. Des Herrn Stimme splittert Zedern. / Der Herr zerschmettert Zedern Libanons. Er ließ den Libanon gleich einem Kalbe hüpfen, / den Sirjon wie ein Büffeljunges. Des Herrn Stimme spaltet Feuerflammen. Des Herrn Stimme macht die Wüste beben. / Einst ließ der Herr die Wüste Kades zittern. Des Herrn Stimme macht, daß Rehe werfen, / und daß entblößt die Wälder werden. / Mit ihrer ganzen Kraft bestellt er Schätze in sein Heiligtum. -  Und überm Sintflutregen hatte einst der Herr gethront. / Der Herr war König schon in alten Zeiten. Der Herr verleihe Schätze seinem Volk! / Mit Frieden segne doch der Herr sein Volk! Erheben will ich Dich,Ein Lied. Ein Gesang zur Tempelweihe. Von David.wenn Du mich aus der Tiefe zögest, Herr, / und wenn Du meine Feinde über mich nicht jubeln ließest. Ich rufe, Herr, mein Gott, zu Dir, / Du mögest Heil mir schenken. Der Unterwelt entziehe mich! Mein Leben rette, Herr, / aus denen, die zur Grube fahren. - Lobsingt dem Herrn, ihr seine Frommen! / Lobpreiset seinen heiligen Namen! Sein Zorn währt einen Augenblick, / ein Leben seine Huld. / Und kehrt am Abend Weinen ein, / am Morgen ist schon Jubel da. Ich sage ganz getrost / und zweifle nie daran: »Du, Herr, in Deiner Huld, / Du stehst mir da als fester Berg; / verhüllest Du jedoch Dein Angesicht, dann packt mich Grauen.« - Ich rufe, Herr, zu Dir; / zu meinem Herren flehe ich: Was nützt Dir mein Verstummen, / wenn ich hinab zur Grube stiege? / Kann Dich ein Stäubchen preisen / und Deine Treue künden? Herr! Höre! Sei mir gnädig! / Sei mir ein Helfer, Herr! Verwandle Du in Reigen meine Trauer! / Befrei mich von dem Bußgewand! / Umgürte mich mit Freude! Dann singt ein lebend Wesen Dir und wird nie still. / Dann preise ich Dich, Herr, mein Gott, auf immer. Geborgen hab ich mich bei Dir, o Herr.Auf den Siegesspender, ein Lied, von David./ Nun laß mich nicht zuschanden werden! / In Deiner Güte rette mich! Neig mir Dein Ohr! / Und hilf nur eilends! / Sei Felsenburg und Feste mir zu meiner Rettung! Mein Fels und meine Burg bist Du. / Leit mich, führ mich um Deines Namens willen! Bewahre mich vor diesem Netz, / das sie mir heimlich legen! / Du bist ja meine Schutzwehr. In Deine Hände, Herr, befehl ich meinen Geist; / Du rettest mich, Du treuer Gott. -  Ich hasse die, die sich an eitle Götzen halten; / denn ich vertraue auf den Herrn. Ich möchte jubeln, jauchzen über Deine Huld, / wenn Du mein Elend schautest und merktest meiner Seele Ängste. Der Feindeshand gib mich nicht preis! / Stell mich auf freien Fuß! Herr! Sei mir gnädig! Sieh, mir ist so bange. / Vor Kummer krankt mein Auge, / mein Leib und meine Seele. Denn unter Jammer welkt mein Leben hin / und meine Jahre unter Seufzen. / Durch meine Schuld ist mir die Kraft gelähmt / und die Gesundheit mir zerstört. Ich bin all meiner Gegner Spott geworden. / Und erst bei meiner Nachbarschaft! / Ein Schrecken meinen besten Freunden! / Mich flieht, wer draußen mich erblickt. Vergessen bin ich völlig, wie ein Toter; / wie ein verloren Ding bin ich. Ich höre das Gerede vieler: »Seht, nur Schrecken um ihn her«, / weil alle sich verschwören wider mich / und mich zu morden planen. Ich aber hoffe, Herr, auf Dich; / »Du bist mein Gott«, / so spreche ich. In Deinen Händen liegt mein Schicksal. / Errette mich aus meiner Feinde und Verfolger Hand! Laß über Deinen Knecht Dein Antlitz leuchten! / Errette mich durch Deine Gnade! Herr, laß mich nicht zuschanden werden, da ich zu Dir rufe! / Zuschanden mögen Frevler werden und in die Hölle stumm versinken! Daß sie verstummen, diese Lügenmäuler, / die dem Gerechten Grauenvolles künden, / höhnisch und stolz! - Wie reich ist doch Dein Gut, / das denen Du bewahrest, die Dich fürchten, / das denen Du bereitet, die auf Dich hoffen, / und das für andere Menschen unerreichbar ist! Du birgst im Schutze Deiner Flügel sie vor Menschenhändeln / und wahrst in einem Zelte sie vor Zungenhader. Gepriesen sei der Herr, wenn er mir seine Wundergüte / noch einmal in der Not beweist! Ich denke zwar in meiner Angst: / »Aus Deinen Augen bin ich ganz verstoßen"; / allein Du hörst mein lautes Flehen, / erhebe ich zu Dir den Hilferuf. - So liebt den Herrn, ihr seine Frommen alle! / Die treuen Seelen schützt der Herr. / Doch dem, der Hochmut übt, vergilt er ganz genau nach Maß. So seid getrost und unerschrocken alle, / die auf den Herrn vertrauen! Dem Menschen Heil,Von David; ein Lehrgedicht./ dem seine Missetat vergeben ist / und dessen Sünde zugedeckt! Dem Menschen Heil, / dem seine Schuld der Herr nicht länger anrechnet, / in dessen Geist sich keine Täuschung findet! Solange ich's verschwieg, / verfiel mein Leib durch tägliches Gestöhn. Denn Deine Hand lag schwer auf mir bei Tag und Nacht. / Gewandelt hat sich meine Lebenskraft gleichsam in dürre Sommerfrucht. (Sela.) Doch als ich Dir die Schuld bekannte / und meine Sünde länger nicht verhehlte, / und als ich sprach: »Dem Herrn gesteh ich meine Missetaten«, / da nahmst Du meine Sündenschuld hinweg. (Sela.) Drum sollte jeder Fromme zu Dir flehen, / sobald er etwas findet. / Anstürmen mögen starke Wasserfluten, / sie kommen nicht zu ihm. Du bist mir Schutz, / bewahrst mich vor dem Feinde, / stellst Dich zur Seite mir mit Rettungsrufen. (Sela.) »Ich will dich unterweisen, / will den Weg dir zeigen, auf dem du gehen sollst; / ich möchte, Liebling, dich beraten. Sei nicht dem unverständigen Roß und Maultier gleich! / Ihr Ungestüm muß man mit Zaum und Zügel hemmen. / Zieh nimmer dich zurück!« Den Frevler treffen viele Plagen. / Wer aber auf den Herrn vertraut, / dem ist er überall mit seiner Huld zur Seite. - Ihr Frommen! Freuet euch am Herrn, frohlockt! / Ihr frommen Seelen alle, jauchzet! Ihr Frommen, jauchzt dem Herrn! / Den Redlichen ziemt Lobgesang. Mit Zitherklängen dankt dem Herrn! / Ihm spielt auf Harfen mit zehn Saiten! Ihm singt ein nie gehörtes Lied! / Und schlaget kräftig in die Saiten, daß es schallt! Wahrhaftig ist das Wort des Herrn, / und Treue ist sein ganzes Tun. Er liebt Gerechtigkeit und Recht; / des Herrn Güte ist die Erde voll. Die Himmel sind geworden durch das Wort des Herrn, / durch seines Mundes Hauch ihr ganzes Heer. Er sammelt wie in einen Schlauch ein Meer von Wasser / und legt in Speicher Ozeane. So fürchte alle Welt sich vor dem Herrn! / Vor ihm erschauere jeder Erdbewohner! Denn so er spricht, geschieht's, / gebietet er's, so bleibt es aus. Zunichte macht der Herr der Heiden Plan; / der Völker Absichten vereitelt er. Der Plan des Herrn ist unveränderlich, / und seines Herzens Pläne gelten für und für. Heil sei dem Heidenvolke, dessen Gott der Herr, / der Nation, die er zur ewig Seinen sich erkoren! Vom Himmel schaut der Herr herab / und blickt auf alle Menschenkinder! Von seiner Wohnstatt schaut er nieder auf alle Erdbewohner. Ihm, der geschaffen ihre Herzen allzumal, / dem ist bekannt ihr ganzes Tun. Kein König siegt durch Heeresmacht; / den Riesen rettet nicht die Fülle seiner Kraft. Betrogen, wer vom Roß den Sieg erwartet; / nicht Rettung bringt es ihm trotz großer Stärke. Auf denen, so ihn fürchten, ruht des Herrn Auge, / auf denen, die von seiner Güte hoffen, daß er vor Pest ihr Leben rette / und sie in Hungersnot erhalte. Dem Herrn gilt unserer Seele Harren; / uns ist er Schutz und Schild. So froh wird unser Herz durch ihn; / denn wir vertrauen seinem heiligen Namen. Herr! Deine Gnade walte über uns, / so wie wir sie von Dir erhoffen! Lobpreisen will ich jederzeit den Herrn.Von David, als er seinen Verstand vor Abimelech verstellte und dieser ihn verjagte, worauf er sich entfernte./ Sein Lob sei stets in meinem Munde! Es rühme meine Seele sich im Herrn! / Die Armen sollen's hören und sich freuen! Verherrlichet den Herrn mit mir! / Laßt uns gemeinsam seinen Namen preisen! Den Herrn such ich auf; er hört auf mich, / befreit mich aus den Ängsten all. Mich schauet an und strahlt vor Freude! / Nie röte mehr sich euer Angesicht! Hier ist ein armer Mensch, der einst gerufen. / Der Herr vernahm's und half ihm aus den Nöten all. Des Herrn Engel lagert sich um jene, die ihn fürchten, / er rettet sie. So kostet und erfahrt, wie gut der Herr! / Wie wohl dem Mann, der ihm vertraut! Vorm Herrn habt Furcht, ihr, seine Heiligen! / Denn die ihn fürchten, leiden keinen Mangel. Die Gottesleugner hungern darbend; / doch denen, die den Herrn aufsuchen, mangelt nicht, was ihnen frommt. Her, Kinder, hört mir zu! / Ich lehre euch die Furcht des Herrn. Wer ist der Mann, der Lust zum Leben hat, / der zum Genuß des Glückes leben möchte? Behüte vor dem Bösen deine Zunge, / vor trügerischer Rede deine Lippen! Vom Bösen laß und tu das Gute! / den Frieden such! Ihm jage nach! Des Herrn Augen achten auf die Frommen / und seine Ohren auf ihr Flehen. Des Herrn Antlitz wendet sich den Übeltätern zu / und tilgt ihr Angedenken von der Erde. Die Frommen schreien, und schon hört's der Herr / und rettet sie aus aller Not. Der Herr ist nahe den zerknirschten Herzen; / zerschlagenen Gemütern hilft er auf. In viel Gefahren ist der Fromme; / aus ihnen allen rettet ihn der Herr. Er hütet jedes seiner Glieder; / versehrt wird auch nicht eins davon. Den Frevler rafft ein Unfall weg; / des Frommen Hasser müssen es bereuen. Der Herr erlöst die Seele seiner Diener; / wer auf ihn baut, bereut es nicht. Bekämpfe, Herr, die mich bekämpfen!Von David./ Befehde Du, die mich befehden. Nimm Schild und Wehr! / Steh auf zu meiner Hilfe! Schwing Beil und Lanze gegen die, so mich verfolgen, / und sprich zu mir: »Ich bin dein Heil!« Daß meine Todfeinde voll Scham erröten, / mit Scham zurückgetrieben werden, die auf mein Unheil sinnen! Wie Spreu vorm Winde seien sie! / Des Herrn Engel scheuche sie! Ihr Weg sei finster, schlüpfrig, / und sie verfolge drauf des Herrn Engel! Sie legen ohne Grund mir insgeheim ihr Unglücksnetz; / sie graben für mich grundlos eine Grube. »Ihn überfalle ahnungslos ein Taumel! / Das Netz, das heimlich man für ihn gelegt, verstricke ihn! / Im Taumel falle er hinein!« Dann jauchzt mein Herz des Herrn wegen / und freut sich seiner Hilfe. Dann spricht ein jeder Zoll an mir: / »Wer rettet so wie Du den Schwachen vor dem Starken, Herr, / den Elenden und Armen vor dem Räuber?« Auftreten falsche Zeugen / und zeihn mich dessen, was mir nicht bewußt, Vergelten Arges mir für Gutes; / sie warten auf mein Leben. Und ich? In ihrer Krankheit trage ich ein Bußgewand, / mit Fasten mich abhärmend, / und bete mit gesenktem Haupte. Als wär's mein Freund, mein Bruder, so geh ich einher; / als trauerte ich um die Mutter, / so bin ich gebeugt. Und diese freuen sich bei meinem Sturze, rotten sich zusammen. / Sie rotten sich zusammen wider mich gar hinterlistig, daß ich's nicht merke; / unaufhörlich lästern sie. Des Hohnes, Spottes und der argen Tücke voll, / so fletschen sie die Zähne gegen mich. -  Wie lange, Herr, siehst Du noch zu? / Entreiß mein Leben ihren Schrecknissen, / mein einziges den jungen Leuen! Dann preis ich Dich vor großer Menge / und singe Dir vor vielem Volke. Nicht sollen über mich sich freuen, / die unverdient mir feindlich sind, / nicht mit den Augen zwinkern, / die mich ganz unverschuldet hassen! Sie reden nicht zum Guten von den Kleinen in dem Land; / des Truges Worte sinnen sie sich aus. Sie sperren gegen mich den Mund weit auf / und rufen: »Ha, ha, ha! So sehen wir es gerne.« Du siehst es, Herr. Schweig nicht dazu! / Herr, sei nicht fern von mir! Erwache! Wach zu meinem Rechte auf, / mein Gott und Herr, für meine Sache! Verschaffe, Herr, mein Gott, mir Recht nach Deiner Rechtlichkeit! / Nicht lustig machen dürfen sie sich über mich, nicht denken: »Ha! So war's erwünscht«, / nicht sagen: »Wir vernichten ihn.« Sich schämen und erröten müssen alle, / die sich an meinem Unglück freuen, / in Schande und in Scham sich hüllen, / die großtun gegen mich! Frohlocken, jauchzen sollen aber die, die Heil mir wünschen, / und immerdar soll sprechen: »Hochgepriesen sei der Herr!« / wer Deinem Knecht gewogen ist! Auch meine Zunge kündet alsdann Deine Güte / und Deinen Ruhm den ganzen Tag. Mein Herz weiß einen AusspruchAuf den Siegesspender, von des Herrn Knecht, von David.über Schlechtigkeit von Frevlern: / »Für Nichts gilt Gottesfurcht in seinen Augen. Denn er gefällt sich selbst, / dieweil ihm hassenswerte Missetat gelingt. Sein Mund spricht Lug und Trug; / auf Tugend und Vernunft verzichtet er. Auf Bosheit sinnt er noch auf seinem Lager, / verweilt auf üblem Weg / und scheut sich nicht vor Übeltat.« Herr, Deine Güte reicht bis in den Himmel, / bis in die Wolken Deine Treue. Den höchsten Bergen gleich ist Deine Milde / und die Gerechtigkeit bei Dir ist gleich der tiefsten Tiefe. / Du hilfst selbst den vertierten Menschen, Herr. Wie köstlich, Gott, ist Deine Gnade! / In Deiner Flügel Schatten dürfen sich die Menschen bergen. Sie dürfen sich erlaben an der reichen Fülle Deines Hauses; / und aus dem Borne Deiner Wonnen tränkst Du sie, bei Dir ist ja des Lebens Urquell, / in Deinem Licht erblicken wir das Licht. Laß Deine Liebe immer strömen über die, so Dich bekennen, / und über die geraden Herzen Deine Milde! Nicht komme an mich her des Übermutes Fuß! / Und nicht vertreibe mich des Frevlers Hand! Schon fallen sie, die Übeltäter; / sie stürzen, kommen nimmer auf. Ereifere dich nicht der Bösewichte wegen!Von David./ Beneide nicht die Übeltäter! Sie welken schnell wie Gras, / verdorren wie das grüne Kraut. Vertrau dem Herrn! Tu Gutes! / Verbleib im Land, dich redlich nährend! Wie ein verwöhntes Kind komm zu dem Herrn! / Er gibt dir, was dein Herz sich wünscht. Befiehl du deinen Weg dein Herrn! / Auf ihn vertrau! Er wird's schon machen. Er bringt ans Licht, daß du gerecht, / und an den Tag, daß du im Recht. Und schweig zum Herrn und harre sein! / Ereifere über den dich nicht, der sich Erfolg erzwingt, / nicht über einen Mann, der Schwindel treibt! Gib auf den Ärger! So ereifere dich nicht, / daß selbst du Böses tätest! Denn ausgerottet werden Übeltäter; / die auf den Herrn vertrauen, bleiben im Besitz des Landes. Noch kurze Zeit! Dann ist der Bösewicht dahin! / Du schaust nach seiner Stätte. Er ist nicht mehr. Die Dulder bleiben im Besitz des Landes / an reichem Glücke sich erlabend. Dem Frommen plant zuleid der Frevler Arges / und fletscht die Zähne wider ihn. Der Herr lacht seiner; / schon sieht er seinen Tag sich nahen. Die Frevler zücken zwar ihr Schwert und spannen ihren Bogen, / um Elende und Arme zu erlegen / und hinzuwürgen, die geraden Wandels. Allein ihr Schwert dringt in ihr eigen Herz, / und ihre Bogen splittern. Das Wenige bekommt dem Frommen besser, / als Frevlern großer Reichtum. Zerbrochen werden ja der Frevler Arme; / die Frommen aber stützt der Herr. Der Herr sorgt für die Tage lauterer Menschen, / und ihr Besitztum dauert immerfort. Sie werden nicht in böser Zeit zuschanden; / sie werden satt in Hungertagen. Denn nur die Frevler gehn zugrunde, / des Herrn Feinde gleich der Auen Pracht; / sie schwinden hin wie Rauch; sie schwinden. Der Frevler borgt, / kann's aber nicht zurückerstatten; / freigebig, milde kann der Fromme sein. Denn die von ihm Gesegneten verbleiben im Besitz des Landes; / doch die von ihm Verfluchten werden ausgerottet. Sind eines Mannes Schritte recht im Hinblick auf den Herrn, / dann kümmert dieser sich um seinen Weg. Und wankt er auch, so stürzt er nicht; / ihn stützt der Herr mit seiner Hand. Ich war ein Jüngling, ward ein Greis; / doch ganz verlassen habe ich den Frommen nie gesehen, / noch sein Geschlecht um Nahrung betteln. Stets milde, leiht es allezeit; / zum Segen sät es aus. Dem Laster gram, der Tugend hold, / so bleibst du immerdar. Der Herr liebt ja das Recht; / von seinen Frommen läßt er nicht. / Sie sind für alle Zeit geschützt; / der Frevler Brut wird ausgerottet. Den Frommen wird das Land zu eigen, / sie bleiben ewiglich darin. Des Frommen Mund spricht Weises; / nur Rechtes redet seine Zunge. Im Herzen trägt er seines Gottes Lehre, / und seine Schritte schwanken nie. Der Frevler lauert auf dem Frommen, / begierig, ihn zu morden. Doch überläßt der Herr ihn nimmer seiner Hand, / läßt vor Gericht ihn nicht verdammen. Dem Herrn vertrau! Halt dich an seinen Weg! / Dann gibt er dir das Land zu eigen; / der Frevler Untergang erlebst du noch. Ich habe einen Frevler voller Trotz gesehen, / so kahl gemacht wie Gras im Felde. Man schaute um; er war nicht mehr. / Ich suchte ihn; er war nicht mehr zu finden. Merk auf die Lauteren! Schau auf die Redlichen, wie's jedem gut am Ende geht! Die Missetäter aber werden all vertilgt; / der Frevler Zukunft wird vernichtet. Der Frommen Heil dagegen kommt vom Herrn; / er ist ihr Schutz zur Zeit der Not. Der Herr steht ihnen bei und rettet sie; / er schirmt und schützt sie vor dem Bösen; / denn sie vertraun auf ihn. Bestraf mich nicht in Deinem Zorne, Herr!Ein Lied; von David, zum Erlernen./ In Deinem Grimme züchtige mich nicht noch mehr! Denn Deine Pfeile sind gar tief in mich gedrungen, / und Deine Hand liegt schwer auf mir. An meinem Fleische ist nichts heil ob Deinem Zorn, / nichts unversehrt an meinem Leib ob meiner Sünde. Denn meine Sünden übersteigen mir das Haupt, / sind mir zu schwer, wie eine ungeheure Last. Und eiternd faulen meine Wunden / um meiner Torheit willen. Ich winde mich und krümme mich so heftig / und allzeit gehe ich betrübt einher. In meinem Innern wühlt der Brand; / an meinem Leib ist nichts Gesundes. Ich bin gelähmt, zermalmt und stöhne; / mir klopft das Herz. Vor Dir liegt jeder meiner Wünsche offen, Herr; / mein Seufzen ist Dir nicht verborgen. Mir pocht das Herz und steht mir still, / und meine Kraft, mein Augenlicht versagen mir den Dienst. Die Freunde und Gefährten treten zurück vor meiner Plage; / fern stehen die Verwandten mir. Die auf mein Leben lauern, legen Schlingen, / und die mein Unglück suchen, drohen mit Verderben / und schmieden täglich Ränke. Und ich? Ich bin wie taub und höre nichts, / bin wie ein Stummer, der den Mund nicht öffnet, bin wie ein Mensch, der nichts versteht / und keinen Widerspruch im Munde führt. Denn ich vertraue, Herr, auf Dich; / Du Herr, mein Gott, wirst Rede stehen, Weil ich mir sag, sie dürfen meiner nimmer spotten, / und glitte aus mein Fuß, nicht über mich frohlocken. Schon bin ich ja dem Falle nah, / stets meiner Schwäche mir bewußt. Denn ich bekenne meine Schuld / und gräme mich um meine Sünde. Doch zahlreich sind, die unverschuldet mich befeinden, / und viele, die mich grundlos hassen, und die mit Bösem Gutes mir vergelten, / mich lästern, daß ich nach dem Guten strebe. Verlaß mich nicht, o Herr! / Mein Gott, entfern Dich nicht von mir! Zu meinem Schutze schnell herbei! / Zu Hilfe, Herr! Ich denke: Ich hab acht auf meinen Wandel,Auf den Siegesspender, für Zurückgezogene ein Lied, von David./ daß ich nicht sündige mit meiner Zunge. / Ich will mit einem Zaume meinen Mund verwahren / vor frevler Rede, die sich mir aufdrängt. Ich habe still geschwiegen, nichts von Besserung gesagt. / Verbissen wird mein Schmerz. Geglüht hat mir das Herz im Busen, / und hab ich dran gedacht, so lobte eine Flamme auf. / Ich lasse meine Zunge reden: »Herr! Künde mir mein Ziel, / wie ist's mit meiner Tage Maß! / Ich wüßte gern, woran es bei mir fehlt! Du machst ja spannenlang nur meine Tage, / und meine Lebensdauer ist wie nichts vor Dir. / Nur für das Nichts ist jeder Mensch geschaffen. (Sela.) Mit Schattenbildern geht der Mensch umher. / Sie machen Lärm um eitlen Tand. / Man scharrt zusammen und weiß nicht, wer es bekommt. Doch ich, was hoffe ich nur, Herr? / Mein Hoffen geht auf Dich. Erlöse mich von allen meinen Sünden! / Setz mich dem Spott der Toren nimmer aus!« Ich schweige, tu den Mund nicht auf; / denn Du hast es getan. Nimm Deine Plage fort von mir! / Vom Schlage Deiner Hand vergehe ich. Wenn Du zur Buße für die Sünden / mit Strafen jemand züchtigest, / beschädigst Du sein Teuerstes, als wär's ein leeres Vogelnest. / Ach, jeder Mensch ist nur ein Hauch. (Sela.) Erhöre mein Gebet, Herr, meinen Hilferuf! / Auf meine Tränen merke! Nimmer schweige! / Ein Gast bin ich bei Dir, / ein Beisaß so, wie meine Väter all. Sei freundlich doch zu mir, daß ich noch einmal lächle, / bevor ich scheide und hier nimmer weile! Ich hoffe gläubig auf den Herrn;Auf den Siegesspender, von David, ein Lied./ er schenkt mir auch Gehör und hört mein Rufen. Er wird mich aus der Mördergrube ziehen, / aus Kot und Schlamm, / und stellen meinen Fuß auf Felsengrund / und meine Schritte sichern. Er legt ein neues Lied mir in den Mund / ein Lob auf unsern Gott. / Das sollen viele hören und sich fürchten / und zu dem Herrn Vertrauen fassen. »Dem Manne Heil, der sein Vertrauen auf den Herrn gesetzt, / sich nicht den Frechen beigesellt, / die abgefallen sind zum Truge!« Du tust zahlreiche Wunder, Herr, mein Gott, / und Deine Pläne, die Du mit uns hast, / - Dir ist nichts gleich - wollt ich sie künden, davon redend, / zu viele wären es, sie zu erklären. Du wünschest keine Schlacht- noch Speiseopfer; / feinhörig machst Du mich. / Du heischest keine Brand- noch Sündenopfer. Drum spreche ich: »Bereit bin ich zu dem, / was mir die Buchrolle verzeichnet.« Mein Gott! Wie gerne tu ich Deinen Willen / und trage Dein Gesetz im Herzen. Verkünden möchte ich das Heil vor zahlreicher Gemeinde; / ich täte meinen Lippen keinen Einhalt. / Du weißt es, Herr. Im Herzen will ich Deine Liebe nicht begraben, / von Deiner Treue, Deinem Heile will ich reden / und Deine Huld und Treue nicht verhehlen vor der großen Volksgemeinde. So wehre, Herr, auch Du nicht Deiner Güte gegen mich! / Mich schütze Deine Huld und Treue immerdar! Denn Leiden ohne Zahl umringen mich; / mich treffen meiner Sünden Strafen. / Ich kann sie nimmer überblicken; / mehr als die Haare meines Hauptes sind es ihrer. / So steht mir stille der Verstand. Herr! Schnell herbei zu meiner Rettung! / Zu Hilfe eilends, Herr! Beschämt und schamrot sollen werden alle, / die ernstlich mir nach meinem Leben trachten, / mit Schmach die Flucht ergreifen, die mir übelwollen! Erstarren sollen auf der Stelle, / die mir entgegenrufen: »Ha!« Doch jubeln sollen über Dich vor Freude alle, die Dich suchen, / und allzeit rufen: »Groß der Herr!«, / die Deinen Sieg sich wünschen! Bin ich auch selber arm und elend, der Herr sorgt doch für mich. / Du bist mir Rettung und mein Schutz. / Mein Gott! Nicht säume. Heil dem, der an den Kranken denkt!Auf den Siegesspender, ein Lied, von David./ Am eignen Unglückstag errettet ihn der Herr. Der Herr behütet ihn und fristet ihm das Leben; / auf Erden wird er glücklich sein. / Gib seiner Feinde Wut ihn nimmer preis! Auf eigenem Krankenbette stärke ihn der Herr. / Verwandle seinen ganzen Leib in völlige Gesundheit! Ich spreche: Herr, o sei mir gnädig! / Gib Heilung mir, so sehr ich gegen Dich gesündigt! Nur Böses wünschen meine Feinde mir: / Wann stirbt er denn? Wann geht sein Name unter?« Besucht mich einer, spricht er trügerisch; / im Herzen sammelt er sich Lügen, / und tritt er auf die Straße, dann verbreitet er's. All meine Hasser raunen wider mich / und rechnen auf das Schlimmste, mir zum Schaden: »Fest ist ein Höllenwerk ihm angeschmiedet. / Wer einmal sich gelegt, kommt nicht mehr auf.« Sogar mein Busenfreund, auf den ich mich verlassen habe, / mein Tischgenosse übertreibt die Folgen mir. Du aber, Herr, hilf mir erbarmend auf, / daß ich dem Frieden sie gewinne! Ich merke dran, daß Du mich liebst, / wenn über mich der Feind nicht jauchzt und wenn ich wiederum gesunde, / da Du mich stärkst und vor Dein Angesicht mich allzeit treten läßt. Gepriesen sei der Herr, Gott Israels, / von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen! Amen! Gleich einem Hirsch, nach Wasserbächen schmachtend,Auf den Siegesspender, ein Lehrgedicht, von den Korachiten./ so schmachtet meine Seele, Gott, nach Dir. Nach Gott lechzt meine Seele, dem lebendigen Gott. / Wann darf ich kommen, / daß ich das Antlitz Gottes schaue? Bei Tag und Nacht sind Tränen meine Speise, / weil man mich täglich fragt: / »Wo ist dein Gott?« Mein Sinnen und mein Wünschen wäre dies: / Ich möchte hin zum Zelt, zum Hause Gottes wallen, / mit lautem Jubeldanke, eine Festschar leiten. Was härmst du dich, mein Herz? / Warum ist dir so bang in mir? / Auf Gott vertrau! Ich preise ihn gewißlich noch, / ihn, meines Angesichtes Hilfe, meinen Gott. - Mein Herz härmt sich in mir; / ich denke deshalb Dein im Jordanlande, / beim Hermon und beim kleinen Berge. Hier gibt ein Abgrund an den andern weiter Deiner Wasserfälle Hall. / So sind gestürzt all Deine Wogen / und Deine Wellen über mich. Der Herr entzieht tagsüber seine Huld; / bei Nacht ist er so hart mit mir. / Im Bittgebet zu meines Lebens Gott will ich zu Gott so sprechen. / »Mein Hort, warum vergißt Du mich?« / Warum muß ich in Trauer wandeln, / vom Feind bedrängt? Mich haben meine Widersacher drob verhöhnt, / daß meine Glieder brannten. / Sie haben allzeit mich gefragt: / »Wo ist dein Gott?« Was härmst du dich, mein Herz? / Warum ist dir so bang in mir? / Auf Gott vertrau! Ich preise ihn gewißlich noch, / ihn, meines Angesichtes Hilfe, meinen Gott! Schaff Recht mir, Gott! Und führe meine Sache. / gen solch ein lieblos Heidenvolk! / Von falschen, bösen Leuten rette mich! Mein Schutzgott bist ja Du. / Warum verstößt Du mich? / Warum muß ich in Trauer wandeln, vom Feind gedrängt? Send aus Dein Licht und Deine Wahrheit, / daß sie zu Deinem heiligen Berg mich leiten, / zu Deinen Wohnungen mich führen! - Ich möchte zum Altare Gottes kommen, / zum Gotte meiner höchsten Wonne. / Dann brächte ich Dir mit der Zither Lobpreis dar, / du Gott, mein Gott. -  Was härmst du dich, mein Herz? / Warum ist dir so bang in mir? / Auf Gott vertrau! / Ihn preise ich gewißlich noch, / ihn, meine Hilfe, meinen Gott. Wir wissen's, Gott, vom Hörensagen;Auf den Siegesspender, von den Korachiten, ein Lehrgedicht./ uns haben unsere Ahnen es erzählt: / das Werk, das Du in ihren Tagen, / in alten Zeiten, ausgeführt. Mit Deinem Arme hast Du Heidenvölker ausgetrieben; / dann pflanztest andere Du ein und riebest Nationen auf, / und andere hast Du ausgebreitet. Nicht ihrem Schwerte haben sie das Land verdankt; / ihr Arm hat ihnen nicht den Sieg gebracht. / Nein, Deine Rechte und Dein Arm / und Deines Angesichtes Leuchten; Du bist ihnen hold gewesen. - Du bist mein König, und mein Gott, / der Jakob Sieg entbietet. Mit Dir nur stoßen wir die Gegner nieder, / zertreten unsere Feinde nur in Deinem Namen. Nicht meinem Bogen traue ich; / den Sieg verschafft mir nicht mein Schwert. Nur Du befreist uns von den Gegnern / und machst zuschanden unsere Hasser. Nur Gottes wollen wir uns allzeit rühmen / und Deinen Namen preisen immerdar. (Sela.) Nun hast Du uns verworfen, gar zuschanden uns gemacht: / Du ziehst nicht mehr mit unsere Scharen aus. Du läßt uns vor dem Gegner fliehen, / und unsere Hasser holen Beute sich. Du gibst uns hin wie Schlachtschafe, / zerstreust uns unter Heiden, / und die Nationen schütteln über uns den Kopf. Verkaufst Dein Volk um nichts, / Gewinn aus ihrem Kaufpreis ziehst Du nimmer, Du machst uns unsern Nachbarn zum Gespött, / zum Hohn und Schimpfe allen um uns her. Zum Sprichwort für die Heiden machst Du uns, / die Nationen alle schütteln über uns den Kopf. Mein Schimpf steht täglich mir vor Augen, / und Scham bedeckt mein Angesicht bei dem Geschrei des Spötters und des Lästerers, / vor Feinden und vor Rachegierigen. - All das hat uns getroffen, / obschon wir Deiner nicht vergessen, / an Deinem Bunde nicht gefrevelt haben. Doch unser Herz schreckt nicht zurück; / nicht schwanken unsere Schritte ab von Deinem Pfade. Obschon Du uns in Schrecken bringst an einer Stätte der Schakale, / mit Todesschatten uns umhüllst, Vergessen wir den Namen unseres Gottes? / Und strecken wir nach einem fremden Gott die Hände aus? Erforschte dies nicht Gott? / Er kennt des Herzens Heimlichkeiten. Nein! Deinetwegen mordet man uns täglich / und achtet uns wie Schlachtschafe. Erwache doch! Was schläfst Du, Herr? / Wach auf! Verwirf uns nicht für immer! Warum verhüllst Du denn Dein Angesicht / und denkst nicht mehr an unsere Pein und Not? Gebeugt zum Staub ist unser Körper, / zu Boden unser Leib gedrückt. Auf jetzt zu unserer Hilfe! / Erlöse uns um Deiner Gnade willen! Mein Herz bewegt ein feines Ding;Auf den Siegesspender, für den öffentlichen Gottesdienst, von den Korachiten, ein Lehrgedicht, ein Lied der Liebe./ in meinem Liede singe ich von einem König. Dem schnellsten Schreibegriffel sei meine Zunge dabei ähnlich! / »Du bist so schön wie sonst kein Menschenkind, / und Anmut ist auf deine Lippen ausgegossen, weil Gott dich segnet für und für. / Umgürte, Held, mit deinem Schwert die Hüfte, mit deiner Zierde, deinem Schmuck! Und rüste dich mit deiner Zier! / Besteig ein treues Tier mit Siegesmut / und laß dir deine Rechte Wunder weisen! Geschärft sind deine Pfeile, daß Völker dir zu Füßen fallen, / wenn sie ins Herz der Königsfeinde dringen! Dein Thron ist ewiglich und immerdar ein Gottesthron, / gerechtes Szepter ist das Szepter deines Reiches. Du liebst das Recht; das Unrecht hassest du; / drum salbt dich Gott, dein Gott, mit wonniglichem Öle / mehr als deine Mitgenossen. Mit Myrrhe, Aloë und Kassia erquicken deine Kleider dich / aus elfenbeinernen, minäischen Behältern. Mit Gaben dir zu Ehren kommen Königstöchter; / mit Ophirgold tritt Dir zur Rechten die Gemahlin.« Merk, Tochter, auf, schau her und neig dein Ohr! / Vergiß dein Volk und deines Vaters Haus! Und will der König sich an deiner Schönheit laben, / ist er ja doch dein Ehgemahl, zeig dich ihm wohlgewogen! Du Armutstochter! Mit den Gaben kommen / und huldigen vor dir des Volkes Reichste. Die ganze Pracht der Königstochter ist inwendig; / in Gold gewirkt ist ihr Gewand. Auf bunten Teppichen wird sie zum König hingeführt; / jungfräuliche Gespielinnen sind ihr Gefolge; / sie werden zu ihr hingeleitet. Mit Freudenjubel führt man sie herbei; / sie ziehen in das königliche Schloß. - An deiner Väter Stelle treten deine Söhne; / du machst sie überall im Land zu Fürsten. Ein ewig Denkmal will ich deinem Ruhme stiften, / drum sollen dich die Völker ewig preisen! Gott ist uns Schutz und Zuversicht,Auf den Siegesspender, von den Korachiten, mit verborgenem Sinne ein Gesang./ in Nöten eine Hilfe, leicht zu finden. Drum fürchteten wir uns auch nicht, selbst wenn die Erde wankte, / versänken Berge gar ins Meer, daß seine Wasser tosend schäumten, / daß selbst vor seinem Wüten Berge bebten. (Sela.) Ein Strom ist da. Die Gottesstadt erfreuen seine Arme, / die heiligste der Wohnungen des Höchsten. In ihr ist Gott; sie kann nicht wanken. / Gott steht ihr bei noch vor der Morgenwende. - Die Heidenvölker tobten. Reiche wankten. / Darein gedonnert hat er, daß die Erde bebte. - Der Herr der Heeresscharen ist mit uns; / und eine Burg ist Jakobs Gott für uns. (Sela.) Herbei und schaut des Herrn Taten, / der überaus Erstaunliches im Land getan! Die Kämpfe läßt er ruhn bis an des Landes Grenze. / zerbricht die Bogen und zerschlägt die Speere, verbrennt die Schilde. - »Laßt ab! Bedenket: Ich bin Gott! / Ich will erhaben bei den Heiden sein, / wie ich erhaben bin im eignen Lande.« Der Herr der Heeresscharen ist mit uns; / und eine Burg ist Jakobs Gott für uns. (Sela.) Ihr Stämme all, klatscht in die Hände!Auf den Siegesspender, von den Korachiten, ein Lied.Mit Jubelschall singt eurem Gott! Als Höchster wird der Herr gefürchtet, / als großer König auf der ganzen Erde. Er unterjocht uns Völker / und Nationen legt er uns zu Füßen, bestimmt, daß unser Erbteil uns verbleibe. / der Ruhm für Jakob, den er liebt. (Sela.) Im Jubelsang fährt Gott empor / und mit Trompetenschall der Herr. - Lobsinget unserm König! Singt! / Lobsinget unserm König! Singt! Denn Gott wird König auf der ganzen Erde. / Nun singet herrlich! - Als König zeigt sich Gott den Heiden; / Gott thront auf seinem heiligen Throne. Der Völker Fürsten schwinden hin, du Volk des Gottes Abrahams! / Denn Gott gehört die Macht auf Erden. / Erhaben steht er obenan. Der Herr ist groß und hochzupreisenEin Gesang, ein Lied, von den Korachiten./ ob unserer Gottesstadt, / ob seines heiligen Berges, der herrlich sich erhebt, der ganzen Erde Wonne, / der Berg von Sion, / der im Norden der Stadt des großen Königs. In ihren Burgen hat sich Gott / als Schutzwehr kundgetan. Versammelt haben sich die Könige, / sind allzumal herangezogen. Sie sind erstarrt, kaum daß sie es gesehen, / und sind bestürzt entflohen, Von Schrecken dort erfaßt, / von Angst, gleich der in Kindesnöten, wie wenn der Ostwind Tarsisschiffe stranden läßt. Was vormals wir gehört, das haben wir geschaut / jetzt an der Stadt des Herrn der Heeresscharen, unserer Gottesstadt. / Gott läßt sie ewiglich bestehen. (Sela.) Wir haben Deine Gnade, Gott, / empfangen hier in Deinem Heiligtum. Gleich Deinem Himmel, Gott, erstreckt sich Deine Herrlichkeit bis an der Erde Ende. / Voll von Gerechtigkeit ist Deine Rechte. Der Sionsberg ist voller Freude, / und Judas Töchter jubeln über Deine Strafgerichte. -  Umgeht, umwandert Sion! / Und zählet seine Türme! Betrachtet seinen Wall! / Durchmustert seine Burgen, / daß ihr's dem künftigen Geschlecht verkünden könnt, daß Gott es ist, in alle Ewigkeiten unser Gott, / der selbst uns leitet für und für! Ihr Völker alle, hört!Auf den Siegesspender, von den Korachiten, ein Lied./ Ihr Weltbewohner all, merkt auf! Gemeine Leute, Herrensöhne, / ihr all zusammen, reich und arm! Mein Mund trägt Weisheit vor, / und meines Herzens Dichtung ist voll Einsicht. Ich lausche einem Spruch, / mein Lied mit Zitherspiel beginnend: Warum soll ich in Unglückstagen zagen, / wo meiner Gegner Bosheit mich umgibt, die auf ihr Gut vertrauen, / sich ihres großen Reichtums rühmen? Nicht einer kann sich selbst loskaufen, / nicht einer Gott für sich ein Lösegeld erlegen, zu teuer ist der Loskauf ihrer selbst / und so für alle Zeit unmöglich, daß er für immer lebe / und nicht die Grube sehe. Da sieht man Weise sterben, / wie Tor und Narr vergehn / und andern ihr Vermögen hinterlassen. Für immer ist ihr Grab ihr Haus, / für alle Zukunft ihre Wohnstätte, / sie, deren Namen Weltruf hatten. Der Mensch bleibt nicht im Ansehen, / er gleicht den Tieren, die man würgt. Das ist ihr Lauf; das ist's, was ihrer wartet, / und was nach ihrem Ende wird, das können selber sie erzählen. (Sela.) Sie sind den Schafen gleich, die für die Unterwelt der Tod schon weidet; / der führt sie unparteiisch bald hinab, / zur Unterwelt, zu ihrer Wohnung, / wo ihr Gespenst verschwindet. Doch Gott behütet meine Seele vor der Unterwelt; / er nimmt mich mit. (Sela.) Sei unbesorgt! Wenn einer sich bereichert, / wenn seines Hauses Überfluß sich mehrt, beim Sterben nimmt er doch nicht alles mit; / sein Reichtum folgt ihm nicht hinab. Er schätzte sich dann mit dem bloßen Leben glücklich, / und priese glücklich dich, daß dir's noch gut ergeht. Doch muß er zum Geschlechte seiner Väter gehen, / die nimmermehr das Licht erblicken. Der Mensch bleibt nicht im Ansehen, / er gleicht den Tieren, die man würgt. Gott, Gott der Herr, soll reden;Ein Lied, von Asaph.rufe er die Erde / vom Aufgang bis zum Niedergang! Von Sion her, der Schönheit Krone, / erstrahle Gott! So komme wieder unser Gott und schweige nicht! / Verzehrend Feuer schreite vor ihm her; / gewaltig stürme es um ihn! Dem Himmel droben rufe er / und dann der Erde mit den Worten: »Versammelt mir jetzt meine Frommen, / die einen Bund mit mir geschlossen!«, / daß sie sein Volk der Opfer wegen richten. Der Himmel lege Zeugnis dafür ab: / »Er ist im Recht; er ist ein Gott des Rechtes.« (Sela.) Mein Volk, gib acht und laß mich reden, / Israel! Dich ermahn ich ernstlich: / »Gott, dein Gott, bin ich. Ich tadle dich nicht deiner Opfer wegen, / und deine Brandopfer steht immer mir vor Augen. Doch brauche ich kein Rind aus deinem Hause, / aus deinen Hürden keine Böcke. Denn mein ist alles Wild im Walde, / auf Tausenden von Bergen das Getier. Ich kenne alle Vögel im Gebirge; / mir steht zu Diensten das, was sich im Felde regt. Und sollte je ich hungern, dir sagt' ich es nicht; / mein ist die Welt und was sie füllt. Will ich denn Fleisch von Stieren essen? / Und trinke ich der Böcke Blut? Bring Dank dem Herrn zum Opfer dar / und löse so dem Höchsten dein Gelübde! Und ruf am Tag der Not mich an. / Dann werde ich dich retten. / Aber danken sollst du mir. Zum Frevler aber spreche Gott: / »Was schwatzest du von meinen Satzungen / und führst im Munde meinen Bund! Du hassest doch die Zucht, / und meine Worte schlägst du in den Wind. Kaum siehst du einen Dieb, / so läufst du schon mit ihm. / Mit Ehebrechern gehst du um und lässest deinen Mund in Bosheit sich ergehen, / und deine Zunge paarest du mit Trug. Da setzst du dich und redest gegen deinen Bruder, / verleumdest deiner Mutter Sohn. Das tust du, und ich sollte schweigen? / Du dächtest dann, ich sei wie du. / Zur Rede stelle ich dich jetzt und zeige deutlich dir den Unterschied- Dies merkt, ihr Gottvergessenen! / Sonst raffe ich euch rettungslos dahin. Wer Dank darbringt, der gibt mir Ehre. / Wer gutes Beispiel gibt, den laß' ich göttlich Heil erblicken.« Erbarm Dich meiner, Gott, nach Deiner Huld!Auf den Siegesspender, ein Lied, von David, als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er zu Bathseba gegangen./ Nach Deiner großen Güte tilge meine Missetaten! Wasch meine Schuld mir gründlich ab, / und reinige von meiner Sünde mich! Denn ich erkenne meine Missetaten, / und meine Sünde schwebet stets vor mir. An Dir allein hab ich gesündigt, / was bös in Deinen Augen ist, getan, / daß Du gerecht dastehst bei Deinem Richterspruche / und tadellos mit Deinem Richten. Geboren bin ich in der Sünde; / in Schuld hat meine Mutter mich empfangen. - Du liebst die Wahrheit in unverhüllterweise / und unterrichtest mich in Weisheit auf verborgne Art. Wasch mich mit Ysop rein von Sünden! / Wasch mich, auf daß ich weißer sei als Schnee! Vernehmen laß mich Freud' und Wonne! / Laß die von Dir zerschlagenen Gebeine jubeln! Verbirg Dein Angesicht vor meinen Sünden, / und tilge alle meine Missetaten! Erschaff mir, Gott, ein reines Herz, / und in mir einen rechten Geist erzeuge! Verstoß mich nimmermehr von Deinem Angesicht, / und Deinen heiligen Geist entziehe mir nicht wieder! - Gib wieder mir die Wonne Deines Heils! / Erquicke mich mit frohgemutem Geist! Die Irrenden belehre ich dann über Deine Wege, / und Sünder kehren sich zu Dir. - Gott, ohne Blutopfer, errette mich, Du meines Heiles Gott. / Alsdann wird meine Zunge jubelnd Deine Liebe preisen. Herr, öffne Du mir meine Lippen! / Dann wird mein Mund Dein Lob verkünden. Denn Du verlangst nicht Blutopfer, noch andre Gaben. / Nicht willst Du Brandopfer. Mein Opfer, Gott, ist ein zerbrochener Geist, / ein ganz gebrochen und zerknirschtes Herz, o Gott, / verschmähst Du nie. - In Deiner Gnade fördere Sion! / Erbau die Mauern von Jerusalem! Dann findest Du an echten Opfern Freude / sowie an Brand- und ganzen Opfern. / Auf Deinen Altar kommen dann Gebete. Was rühmst du dich der Bosheit, du Gewaltmensch,Auf den Siegesspender, ein Lehrgedicht von David, als der Edomiter Doeg kam und dem Saul meldete und sprach: »David ist in Achimeleks Haus gekommen.«/ als wär sie eine Gottesgnade immerdar? Du schätzest Frevel hoch, und deine Zunge / gleicht einem scharfen Messer, das mit Trug arbeitet. Du liebst das Böse mehr als Gutes / und redest lieber Unwahrheit als Wahrheit. (Sela.) Du liebst die glatten Reden all / und falsche Zungen. Auch dich wirft Gott für immer nieder; / er packt dich, reißt dich aus dem Zelt, / entwurzelt dich aus der Lebendigen Land. (Sela.) Das sehen die Gerechten voller Furcht, / und sie verlachen ihn: »Da seht den Mann! Er hält nicht Gott für seine Stütze, / vertraut auf seines Reichtums Fülle / und pocht auf seine Bosheit.« Dem grünen Ölbaum in dem Gotteshause gleich, / hab ich mich stets auf Gottes Huld verlassen. Ich danke Dir auf ewig, wenn Du's tust. / Vor Deinen Frommen künd ich, daß so gut Dein Name ist. In seinem Herzen spricht der Tor:Auf den Siegesspender, schon vorhanden, ein Lehrgedicht, von David./ »Kein Gott ist da.« / Verkehrt, verrucht sind sie in ihrem Frevel, / und keiner ist, der Gutes täte. Vom Himmel hat sich Gott geneigt / hernieder auf die Menschenkinder, / zu schaun, ob jemand der Vernunft gehorcht / und Gott aufsucht. Sie alle sind verderbt, wie Schlacken, / und keiner ist, der Gutes täte, auch nicht einer. - Erfuhren's nicht die Übeltäter, / die meines Volkes Speisen neulich aufgezehrt / und Gott gelassen außer acht? Ein Schrecken hatte auf der Stelle sie gepackt. / War's nicht ein Schrecken, / als die Gebeine des Verderbers schimpflich Gott zerstreute? / Gott hat sie ja verworfen. Von Sion komme wieder Heil für Israel! / Ach wendete doch Gott das Schicksal seines Volkes! / Dann wäre Jakob fröhlich und frohlockte Israel. -  Hilf mir, o Gott, durch Deinen Namen!Auf den Siegesspender, bei Saitenspiel, ein Lehrgedicht, von David, als die Ziphiter zu Saul kamen und sagten »HäIt bei uns sich David nicht verborgen?«/ Verschaff mir Recht durch Deine Stärke! Gott! Höre mein Gebet! Vernimm die Worte meines Mundes' Erheben Fremdlinge sich gegen mich / und trachten Mächtige mir nach dem Leben / und stellen Gott sich nicht vor Augen, (Sela.) so ist mir Gott ein Helfer. / Der Herr bleibt der Beschirmer meines Lebens. Auf meine Feinde falle Ungemach zurück! / Vertilge sie nach Deiner Treue! Ein reichlich Opfer bringe ich Dir dar / und rühme Deinen Namen, Herr, daß er so gütig ist. Er rettet mich aus aller Not; / mein Auge weidet sich an meinen Feinden. Gott! Höre mein Gebet!Auf den Siegesspender, bei Saitenspiel, ein Lehrgedicht, von David./ Verbirg Dich nicht vor meinem Flehen! Merk doch auf mich, erhöre mich! / Ich bin verwirrt und zage kläglich, dieweil der Feind so tobt, / der Frevler drängt, / und Unheil wälzen sie auf mich / und sind mir heftig gram. - Mir bebt das Herz in meiner Brust; / mich überfallen Todesängste. Und Furcht und Zittern überkommen mich; / ein Schauder überschauert mich. Ach, hätte ich doch Taubenschwingen, wünschte ich, / ich flöge fort und suchte Rast! In weite Ferne hin, / zur Wüste in die Herberge! (Sela.) Geschwinder eilte ich zu meiner Zufluchtsstatt / als Sturm und Wirbelwind. Herr! Spalte, teile ihre Zunge! / Ich sehe Streit und Frevel in der Stadt. Sie wandeln Tag und Nacht um ihre Mauern, / und Not und Jammer herrscht darin. Verderben herrscht in ihr; / von ihrem Markte weicht nicht Lug noch Trug. Nicht schmäht mich jetzt mein Feind; / denn das ertrüge ich. / Mein Hasser höhnt mich nicht, / sonst bärge ich mich sicherlich vor ihm. Nein! Du, ein Mensch von meinem Rang, / mein Freund, mein Busenfreund! Die wir vertraulich miteinander lebten, / zum Gotteshaus im Zuge wallten! - Sie überliste jetzt der Tod, / daß sie lebendig in die Hölle fahren! / In ihrem Innern nistet Bosheit. Ich ruf' zu Gott, / der Herr mög' mich erretten! Ich klage abends, morgens, mittags, seufzend. / Er möge meinen Ruf erhören.- »Erlöse mich zum Heil aus diesem Kampfe gegen mich! / Sie stehn im Kampf mit mir.« Gott höre es / und beuge sie und stoße sie zurück, (Sela.) / die nicht Versöhnung kennen / und Gott nicht fürchten! Vergriffen hat er sich sogar an meinen Opfern, / an seinem Bund gefrevelt. Sein Mund war glatt, der Butter gleich, / doch stand nach Kampf sein Sinn. / Geschmeidiger als Öl, so waren seine Worte, / und doch gezwickte Dolche: »Befiehl dich doch dem Herrn! / Er hat dich lieb und sorgt für dich / und läßt nicht den Gerechten wanken.« Der Todesgrube übergib sie, Gott! / Blutmenschen und Betrüger sollen nicht zur Hälfte ihrer Lebenstage kommen! / Auf Dich vertraue ich. Gott! Sei mir gnädig!Auf den Siegesspender, für den unschuldigen Zugewanderten in der Ferne, von David, ein Weihegesang, als ihn die Philister zu Gath festhielten.Denn Menschen schnauben wider mich, / und täglich ängstigt mich mein Feind. Ja, meine Feinde schnauben immerfort; / denn viele streiten gegen mich. Jedoch der Tag ist weit entfernt, / da ich mich fürchte; / denn auf Dich vertraue ich. Ich rühme mich der Gotteszusage; / furchtlos vertraue ich auf Gott. / Was können Sterbliche mir tun? Und fechten sie auch täglich meine Worte an, / sind alle ihre Pläne, mir zum Schaden, böse, sie müssen doch sich fürchten und verkriechen / und so auf meine Schritte lauschen, / wie sie's von mir erwartet haben. Verstoße sie des Frevels wegen! / Die Scharen stürze hin im Grimme, Gott! Vermerkst Du schon mein Schwanken, / dann lege meine Tränen auch in Deinen Schlauch, / voll angerechnet! Dann weichen meine Feinde. / Am Tage, da ich rufe, weiß ich, daß ich einen Gott besitze. Ich rühme mich der Gotteszusage; / ich rühme mich der Zusage des Herrn. Furchtlos vertraue ich auf Gott. / Was kann ein Mensch mir antun? - Ich schulde Dir Gelübde, Gott; / ich zahle sie Dir heim mit Dankbarkeit. Denn meine Seele wahrst Du vor dem Tod, nicht wahr? / vorm Sturze meine Füße. / So kann ich länger noch vor Gott im Licht des Lebens wallen. Gott! Sei mir gnädig!Auf den Siegesspender, ein Kunstgesang, von David, ein Weihegesang, als er vor Saul in die Höhle floh.Sei mir gnädig! / Denn meine Seele flieht zu Dir. / Ich fliehe in den Schatten Deiner Flügel, / bis die Gefahr vorübergeht. Zu Gott, dem Höchsten, rufe ich, / zu Gott, der mir nur Gutes tut. Er sendet Hilfe mir vom Himmel, / verhöhnt mich auch mein Gegner, (Sela.) / Gott sendet dennoch seine Huld und Treue. - Ich weile unter Löwen, bei Menschenfressern, / bei Leuten, deren Zähne Spieß und Pfeile / und deren Zungen scharfe Dolche. Erhebe Dich, o Gott, soweit der Himmel, / und Deinen Ruhm, soweit die Erde reicht! Sie stellen meinem Schritt ein Netz; / doch ich umgehe es. / Sie graben eine Grube mir / und fallen selbst hinein. (Sela.) Aus Herzensgrunde, Gott, aus Herzensgrunde / sing ich und juble: »Erwache, du mein Stolz! Wach, Harfe, auf und Zither! / Ich singe wach das Morgenrot.« Ich preise, Herr, Dich bei den Völkern, / und ich besinge Dich bei den Nationen, daß Deine Huld bis an den Himmel reicht, / bis zu den Wolken Deine Treue. Erhebe Dich, o Gott, soweit der Himmel, / und Deinen Ruhm, soweit die Erde reicht! Ihr wollet also wirklich Wahrheit reden,Auf den Siegesspender, ein Kunstgesang, von David, ein Weihelied./ den Menschen richtigen Bescheid erteilen? Nein! Nur auf Unrecht sinnet ihr im Herzen / und laßt im Lande eurer Hände Frevel freien Lauf. Verkehrt vom Mutterleibe an sind Gottlose; / vom Mutterschoß her irren schon die Lügner. Der Schlangenwut gleicht ihre Wut; / sie gleicht der tauben Otter, die ihr Ohr verschließt und nicht auf der Beschwörer Stimme hört, / nicht auf den klugen Zaubermeister. - Schlag ihnen, Gott,die Zähne aus dem Munde! / Zerschmettre das Gebiß der jungen Löwen, Herr! Vergehen sollen sie, wie Wasser sich verlaufen! / Ihr Gift soll man zertreten; also sollen sie verschwinden! Wie Leibesfrucht, nicht ausgetragen, fault, / so mögen sie vergehn wie eine Fehlgeburt, / die Sonne nicht mehr schauen! Bevor sie es noch merken, / verwehe sie ein Sturmwind gleich dem Dorngestrüpp! Der Fromme freut sich bei dem Anblick der Vergeltung / und kann im Blut des Frevlers seine Füße baden. Die Leute sagen dann: / »Gerecht sein, das ist lohnend; / noch ist ein Gott auf Erden Richter.« Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden!Auf den Siegesspender, ein Kunstgesang, von David, ein Weihelied, als Saul hinsandte und sein Haus bewachen ließ, um ihn zu töten./ Befreie mich von meinen Widersachern! Erlöse mich von Übeltätern! / Vor Mordgesellen schütze mich! Denn auf mein Leben lauem Wüteriche; / ganz ohne Schuld von meiner Seite greifen sie mich an, / ganz ohne mein Vergehen, Herr. Sie stürmen grundlos an und zielen. / Wach auf! Blick her, mein Führer! Herr, Gott der Heerscharen, Gott Israels! / Wach auf! Such all die Heiden heim / und schone keinen falschen Übeltäter! (Sela.) Sie sollen jeden Abend wiederkommen, heulend, / und Hunden gleich die Stadt umstreifen! Sieh, wie sie mit dem Munde geifern, / wie sie mit ihren Lippen schwätzen: / »Wer sollte es vernehmen?« Doch Du, Herr, lachst sie aus; / Du spottest aller dieser Heiden. - Du meine Stärke: Dich allein erwarte ich; / denn Gott ist meine Burg. Mein Gott kommt mir mit seiner Huld zuvor; / Gott läßt mich Lust an meinen Feinden sehen. Laß sie nicht sterben, daß mein Volk es nicht vergesse! / Laß sie in Deinen Mauern betteln gehn! / Dann stoß sie aus dem Tore, Herr! Denn ihrer Lippen Wort ist Zungensünde. / So mögen ihrem Übermute sie verfallen / ob der verfluchten Lüge, die sie reden! Vollbring's im Grimm! Vollbring's, daß sie zunichte werden! / Erfahren sollen sie's, daß Herrscher sei in Jakob Gott / bis an der Erde Grenzen! (Sela.) Sie sollen jeden Abend wiederkommen, heulend, / und Hunden gleich die Stadt umstreifen! Ums Essen betteln gehn und heulen sollen sie, / wenn sie nicht satt! Ich aber singe Deiner Macht / und preise Deine Huld in aller Frühe, / daß Du mir eine Burg und Zuflucht bist am Tage meiner Not. »O meine Stärke!« will ich von Dir singen. / Du, Gott, bist meine Burg, mein gnadenvoller Gott. Gott! Du verwirfst uns;Auf den Siegesspender, für den öffentlichen Gottesdienst, ein Weihelied, von David, zum Lehren, als er mit den Syrern von Mesopotamien und den Syrern von Soba kämpfte, und als Joab zurückkehrte und die Edomiter im Salztal schlug, 12.000 Mann.ach, Du schlägst uns; / Du läßt in Deinem Zorn zurück uns weichen. Das Land erschütterst Du und schlägst ihm Wunden. / Heil ihm die Wunden! / Sieh, es wankt. Du bist so hart mit Deinem Volke, / tränkst uns mit Taumelwein und machst, daß, die Dich fürchten, / im Kampfe irre fliehen müssen. (Sela.) Daß Deine Lieblinge gerettet werden, / dazu verhilf mit Deiner Rechten! Höre uns! Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: / »Ich soll im Siegesjubel Sichem jetzt verteilen, / das Sukkot-Tal vermessen. Mein würde Gilead, Manasse mein, / und meine Hauptwehr Ephraim / und Juda mein Regentenstab. Ich zwänge Moab, mir das Waschbecken, / und Edom, mir die Schuhe herzurichten, / und über Philistäa triumphierte ich. Wer bringt mich aber jetzt zur festen Stadt? / Wer führt mich jetzt nach Edom hin? -  Bist Du's nicht, Gott, der uns verstößt, / der nicht mit unsern Scharen auszieht, Gott? Verschaffe Rettung uns aus dieser Not! / Denn Menschenhilfe trügt. Mit Gott verrichten wir dann Heldentaten; / nur er kann unsere Feinde niederwerfen. »Hör, Gott, mein Rufen!Auf den Siegesspender, mit Saitenspiel, von David./ Vernimm mein Flehen! Ich rufe von des Landes Grenze zu Dir in meiner Herzensnot: / Auf einen Felsen führe mich, der sonst für mich zu hoch!« Denn Du bist meine Zuversicht, / ein fester Turm vorm Feinde. In Deinem Zelte laß mich ewig weilen, / mich bergen in dem Schatten Deiner Flügel! (Sela.) Wenn du auf mein Gelübde hörest, Gott, / und denen ihr Begehr erfüllst, die Deinen Namen fürchten, dann füg des Königs Tagen viele andere zu! / Dann seien seine Jahre lang, wie nur in der Geschlechterreihe! Er throne ewiglich vor Gottes Angesicht! / Und Lieb und Treue mögen ihn beschützen! Dann will ich Deinem Namen immerdar lobsingen / und mein Gelübde Tag für Tag einlösen. In Gott allein ist Stille, meine Seele;Auf den Siegesspender, für Zurückgezogene. Ein Lied von David./ von ihm kommt meine Hilfe. Mein Hort und Heil ist er allein und meine Burg. / Ich zweifle nicht daran. Wie lange schreiet einen Mann ihr an / und wollet ihn ums Leben bringen, / ihr alle, die ihr einer schiefen Wand / und einem morschen Zaune gleicht? Sie raten ihm gar eitel, wollen ihn verführen. / Mit ihrem Lügenmunde segnen sie und hegen Fluch im Herzen. (Sela.) Mein Herz, sei still in Gott! / Von ihm allein kommt, was ich hoffe. Mein Hort und Heil ist er allein und meine Burg. / Ich zweifle nicht daran. (Sela.) Auf Gott beruht mein Heil und Ruhm. / Er ist mein starker Hort. / Bei Gott ist meine Zuversicht. Vertraut, ihr Leute, ihm zu jeder Zeit der Trübsal! / Und schüttet vor ihm aus das Herz! / Nur Gott ist unsere Zuversicht. (Sela.) Die Menschenkinder sind ein Nichts, / die Männer Täuschung; / sie schnellen auf der Waage wie ein Nichts empor. Vertrauet nicht auf unrecht Gut! / Auf Raub setzt nicht die eitle Hoffnung! / Und sprosse Reichtum auch daraus, nicht achtet drauf! Ein Wort hat Gott gesprochen, und Zwiefaches entnehme ich daraus: / »Die Macht ist Gottes Eigentum" und »Eigen ist Dir Gnade, Herr, / und jeglichem lohnst Du nach seinem Werke.« Dich such ich, Gott, mein Gott;Ein Lied, von David, als er in der Wüste Juda war./ nach Dir lechzt meine Seele; / nach Dir sehnt sich mein Fleisch. / Wie in dem dürren, trocknen, wasserlosen Lande, so schau ich aus nach Dir, um Deine Pracht zu sehen / und Deine Majestät im Heiligtum. Denn köstlicher ist Deine Huld als Leben. / Dich preisen meine Lippen. So preise ich Dich lebenslang; / in Deinem Namen will ich regen meine Hände. Gleichwie von Fett und Öl wird meine Seele satt; / mit Jubellippen singt mein Mund, wenn ich auf meinem Lager Dein gedenke, / in mitternächtiger Stunde sinne über Dich, Du möchtest Schutz mir sein, / daß ich im Schatten Deiner Flügel jauchze. An Dir hängt meine Seele; / ich klammere mich an Deine Rechte. Die meine Seele gerne in der Wüste wüßten, / sie mögen in der Erde Tiefe fahren! Die sie dem Untergange überliefern wollen, / die mögen der Schakale Beute werden! Der König aber freue sich in Gott, / und wer ihm Treue schwört, der jauchze! / Der Lügner Mund wird zugestopft. Erhör, mein Rufen, Gott!Auf den Siegesspender, ein Lied, von David.Ich klage. / Mein Leben wahre vor des Feindes Schrecken! Verbirg mich vor der Bösen Rotte, / vor dem Gelärm der Missetäter, die ihre Zungen gleich dem Dolche schärfen, / ein giftig Wort zum Pfeile machen, um aus Verstecken auf die Wehrlosen zu schießen, / sie unvermutet zu erschießen, ohne Scheu! Sie machen für sich Schlimmes aus; / sie rühmen sich des Schlingenlegens. / »Wer wird sie sehen?« sagen sie. Sie sinnen auf Verbrechen. / »Wir denken sie nach allen Seiten aus«, / so denken sie bei sich im tiefsten Herzensgrunde. Mit Pfeilen treff' sie Gott! / Ganz unvermutet sollen ihnen Wunden werden! Sie sollen ihnen ihre Zunge lähmen! / Ein jeder schaudere, der dies an ihnen sieht! Dann fürchten sich die andern Menschen alle / und künden es als Gottes Tat / und rechnen als sein Werk es an. Der Fromme freue sich alsdann des Herrn / und baue fest auf ihn, / und alle frommen Herzen triumphieren! Als Lobgesang gebührt Dir Schweigen, Gott;Auf den Siegesspender, ein Lied, von David, ein Gesang./ in Sion will man Dir Gelübde lösen. Erhörer des Gebets! / Wenn alles Fleisches Missetat auch vor Dich käme, an Zahl noch mehr als unsere eigenen Vergehen, / Du bist es, der sie tilgen kann. Heil dem, den Du erwählest und berufst, / daß er in Deinen Höfen weile! / Wir möchten uns am Segen Deines Hauses, / an Deines Tempels Weihe laben. Du mögest uns auf wirklich wunderbare Art erhören, / Du unseres Heiles Gott, / Du Hoffnung aller fernsten Erd- und Meeresgrenzen, der Du die Berge unermüdlich fruchtbar machst, / mit Kraft gegürtet, der Du der Meere Brausen stillst, / das laute Toben ihrer Wogen, das Ungestüm der Völker. Die an den Enden wohnen, / vor Deinen Zeichen werden sie sich fürchten, / wenn Du das Morgen- und das Abendland aufjubeln machst. Wenn Du die Erde heimsuchst, / mögst Du sie bewässern / und segnen reich mit einem Gottesbach voll Wasser / und so ihr Korn bereiten, / wenn Du sie so bestellst! Befeuchte ihre Furchen, ebne ihre Schollen, / und Regengüsse mögen sie erweichen! Du aber segne ihr Gewächs! / Mögst Du das Jahr mit Deinem Segen krönen, / daß Deine Pfade triefen von dem Überfluß! Auf daß der Steppe Auen triefen, / die Hügel sich mit Jubel gürten, die Fluren sich in Früchte kleiden / und Täler sich in Korn einholen / und jauchzend um die Wette singen! Jauchzt Gott zu,Auf den Siegesspender, ein Gesang; ein Lied.alle Lande! Besinget seines Namens Herrlichkeit! / Besinget herrlich seinen Lobpreis! So sprecht von Gott: »Wie wundervoll sind Deine Werke! / Selbst Deine Feinde schlagen sich auf Deine Seite ob Deiner großen Macht. Der ganze Erdkreis betet vor Dir an / und singet Dir, singt Deinem Namen.« (Sela.) Herbei! Schaut Gottes Werke! / Wie hehr sein Walten an den Menschenkindern! In trocken Land verwandelt er das Meer; / zu Fuß durchschreiten sie den Strom. / So wollen wir uns seiner freuen. Der ewig herrscht mit seiner Allgewalt, / er richtet seine Blicke auf die Heiden; / sie können sie nicht von sich abwenden trotz ihrem Sträuben. (Sela.) Ihr Völker, preiset unsern Gott / und lasset laut sein Lob erschallen, der unser Leben immerfort erhält / und unsern Fuß nicht gleiten läßt! Du hast uns freilich, Gott, / geprüft, geläutert uns wie Silber. Du hast in Banden uns gebracht / und Fesseln unsern Hüften angelegt, und Menschen hast Du über uns zu Herren eingesetzt; / in Feuer und in Wasser kamen wir; / doch Du befreitest uns daraus zum Heile. - So walle ich mit Brandopfern zu Deinem Hause, / und mein Gelübde löse ich Dir ein, wozu sich meine Lippen aufgetan, / und was mein Mund in meiner Not versprochen. Brandopfer fetter Tiere bringe ich Dir dar samt Opferduft von Widdern; / ich richte Rinder her und Böcke. (Sela.) Herbei, ihr Gottesfürchtigen alle! / Hört! Ich will euch erzählen, was er mir getan: Mit meinem Munde habe ich zu ihm gerufen / und Großes ihm mit meiner Zunge vorgetragen. Wenn ich mich eines Frevels schuldig je gewußt, / dann hätte mich der Herr nicht angehört. Nun aber hat es Gott gehört / und auf mein laut Gebet geachtet. Gelobt sei Gott, der meine Bitte nicht versagt / und seine Huld mir nicht entzogen! Gott sei uns gnädig, segne uns!Auf den Siegesspender, mit Zithern, ein Lied, ein Gesang./ Er lasse uns sein Antlitz leuchten. (Sela.) Wenn man auf Erden Deine Weise kennenlernt, / bei all den Heiden Deine hilfereiche Art, dann preisen Dich die Völker, Gott, / dann preisen Dich die Völker all. Dann freuen sich und jubeln die Nationen, / daß Du gerecht die Völker richtest, / auf Erden die Nationen leitest. (Sela.) Dann preisen Dich die Völker, Gott; / dann preisen Dich die Völker all. Die Erde spendet ihre Ernte! / Uns segnet Gott ja, unser Gott! Uns segne fürder Gott, / daß sich die Erdenenden alle vor ihm fürchten! Erhebt sich Gott, dann stieben seine Feinde fort,Auf den Siegesspender, von David, ein Lied, ein Gesang./ und seine Hasser fliehn vor ihm. Wie Rauch verschwindet, wenn es stürmt, / wie vor dem Feuer Wachs zerschmilzt, / also vergehn vor Gottes Angesicht die Frevler. Die Frommen aber freuen sich, / vor Gottes Angesicht frohlockend, / in Freude, voller Fröhlichkeit. Lobsinget Gott! Singt seinem Namen! / Die Bahn macht frei für den, der durch die Wüsten fährt! / »Herr« ist sein Name, »der Waisen Vater und der Witwen Anwalt, Gott«. / Vor ihm in seiner heiligen Wohnung freuet euch! Gott bringt Einsame in die Heimat wieder, / wenn er die Eingekerkerten in Freiheit setzt. / Nur Widerspenstige verbleiben in dem dürren Land. Gott, als Du auszogst an der Spitze Deines Volkes / und durch die Wüste schrittest, (Sela) erzitterte die Erde. / Der Himmel selbst zerfloß vor Gott / dort an dem Sinai vor Gott, dem Gott von Israel. Du mögest wieder Regen reichlich niederströmen lassen, Gott, / um so Dein mattes Erbland zu erquicken, / das am verschmachten! Und Deine Leute, die drin wohnen, / mögst Du zur rechten Zeit / durch Deine Güte, Gott, versorgen! Der Herr ließ wieder donnern, / beschloß der Völkerscharen Heer. Die Könige der Völker floh'n in wilder Flucht, / daß Schwächlinge selbst Beute teilten. Hinsanken sie auf Düngerstätten, / in Kot versteckt, mit Schmach bedeckt, / und ihre Reiterscharen in Morast vergraben. Als der Allmächtige die Könige zerstreute, / da fielen sie in Schauern auf dem Salmon, auf diesem hohen Berge, diesem Basansberge. / Ein kuppenreicher Berg ist dieser Basansberg. Warum, ihr kuppenreichen Berge, seid ihr neidisch? / Den einen Berg hat Gott zu seinem Sitze sich gewünscht; / ja, ihn bewohnt der Herr auf ewig. Der Reiter Gottes sind's Zehntausende, gar viele Tausende. / Bei ihnen ist der Herr, wie einst auf Sinai, so jetzt im Heiligtum. -  Du zogst zur Höhe, nahmst Gefangene gefangen, / empfingest Menschen als Geschenk, / die sich gesträubt, an Gott, den Herrn, zu glauben. -  Gepriesen sei der Herr, / der täglich für uns sorgt, / Gott unsere Hilfe! (Sela.) Des Heiles Gott ist Gott für uns. / Der Herr, der Herr, hat manchen Ausweg aus dem Tode. Ja, seiner Feinde Haupt hat Gott zerschmettert, / den Haarbuschhelm des Mannes, der in seinen Sünden wandelt. Verkündet hat der Herr: »Die Ausgeschämten hole ich. / Ich hole her die aufgeblasenen Schurken, daß blutig kann dein Fuß zertreten, die dich lästerten, / in einem Augenblicke die verhaßten Hunde.« Da sah man Deinen Zug, o Gott, / den meines Gottes, meines Königs, in dem Heiligtum. Vorn an der Spitze zogen Sänger, hinten Saitenspieler her / und in der Mitte paukenschlagende Jungfrauen. Israel lobte seinen Gott in Chören / und mit Musik den Herrn. Den Takt gab Benjamin, der jüngste. / Die Fürsten Judas, Zabulons und Naphtalis, / sie klatschten in die Hände. -  Entbiete wiederum, Gott, Deine Macht, / von Deinem Tempel aus, die Macht, / mit der Du bisher, Gott, für uns gewirkt,  daß Könige Dir Gaben / für Jerusalem darbringen! Bedroh die Lanzenschar, / das Rossevolk, das unter Völkern meist verpflanzte, / das zu den Silbergängen sich hinunterläßt! / Zerstreu die Völker, die an Kriegen Freude haben! Gesandte sollen aus Ägypten kommen; / zu Gott soll seine Hände Äthiopien ausstrecken! Dann singt, ihr Erdenreiche, Gottes Lob! / Lobsingt dem Herrn, (Sela) der durch der Himmel Himmel, den uralten, fährt, / der seine Stimme wieder tönen läßt, gar eine mächtige Stimme! Die Ehre gebet Gott, ihm, dessen Hoheit wartet über Israel, / und in den Wolken zeigt sich furchtbar seine Macht. Von alters ist Gott hocherhaben. / Wer gleicht dem Gotte Israels, / der Macht verleiht und Kraft dem Volk, / das würdig ist des Gottessegens? Gott! Rette mich!Auf den Siegesspender, für den öffentlichen Gottesdienst, von David./ Bis an die Kehle geht mir das Gewässer. Ich sinke ohne Halt in tiefen Schlamm / hineingeraten in die Wassertiefen; / mich überströmen Strudel. Vom Rufen bin ich müde, heiser ist mir meine Kehle, / und meine Augen nehmen ab / vom Schaun nach meinem Gott. - Die ohne Grund mich hassen, mehr als meines Hauptes Haare sind sie. / Zuviel für meine Kräfte sind, die mich für nichts befehden. / Erstatten soll ich, was ich nie geraubt. Du wußtest, Gott, von meiner Torheit, / und meine Schuld entging Dir nicht. Laß meinetwegen nicht zuschanden werden, / die auf Dich harren, Herr, / Du Herr der Heeresscharen! / Nicht meinetwegen laß in Schmach geraten, / die nach Dir suchen, Du Gott Israels! Denn Deinetwegen habe ich erduldet Schmach, / hat Scham mein Angesicht bedeckt. Selbst meinen Brüdern bin ich fremd geworden, / ein Fremdling meiner Mutter Söhnen. Denn mich verzehrt der Eifer für Dein Haus; / der Geifer Deiner Schmäher fällt auf mich. Wenn ich durch Fasten mich kasteie, / so wird es mir zum Schimpf. Und mache ich zu meinem Kleid das Bußgewand, / dann bin ich ihnen zum Gespött. Die an den Toren sitzen, reden über mich, / in Liedern voller Spott tun es die Zecher. Ich aber bete, Herr, zu Dir um eine Gnadenzeit. / In Deiner reichen Huld erhöre mich, / o Gott, durch Deine treue Hilfe! Befrei mich aus dem Schlamm, daß ich nicht sinke! / Daß ich befreit von meinen Hassern werde, aus der Wassertiefe! Die Flut laß nicht mich überströmen / und nicht die Tiefe mich verschlingen! / Der Brunnen schließe seinen Schlund nicht über mir! Erhör mich, Herr, nach Deiner Huld, der köstlichen! / Und wende Dich mir zu nach Deiner reichen Liebe! Verhüll Dein Angesicht vor Deinem Knechte nicht! / Mir ist so bang. Erhör mich eilends! Herbei zu meiner Seele! Sie erlöse! / Um meiner Feinde willen rette mich! Du kennst ja meine Schmach und Schande / und meinen Schimpf bei allen meinen Drängern. Die Schmach bricht mir das Herz, / ich bin verzweifelt. / Auf Mitleid hoffe ich, jedoch umsonst, / auf Tröster, doch ich finde keinen. Sie mischen Galle mir ins Essen / und geben Essig mir für meinen Durst. Daß ihre Tafel ihnen eine Falle werde, / für sie zur Schlinge ihr Gelage! Daß ihre Augen finster werden und nichts sehen mehr! / Laß ihre Hüften wanken immerdar! Gieß Deinen Grimm doch über sie, / und Deine Zornglut packe sie! Verödet sei ihr Lager / und ihre Zelte unbewohnt! Denn sie verfolgen, den Du schlägst, / und fügen zu dem Schmerze Deiner Wunden neuen. Schuld füg zu ihrer Schuld hinzu, daß sie nicht schuldlos vor Dir werden! Sie seien aus dem Buch der Lebenden getilgt, / nicht aufgezeichnet mit den Frommen! Mich, der ich arm und leidend bin, / beglücke Deine Hilfe, Gott! In Liedern preise ich den Namen Gottes / und ehre ihn gar hoch durch Lobgesang. Denn dies gefällt dem Herrn viel mehr als Rinder, / mehr als gehörnte und behufte Stiere: Schaut her, ihr frommen Dulder! / Und werdet froh, ihr Gottessucher! / Und euer Herz leb wieder auf! Der Herr erhört die Armen, / verschmäht die Seinen nicht in Banden. Der Himmel und die Erde preise ihn, / das Meer und alles, was darin sich regt! Denn Gott hilft Sion wieder auf; / läßt Judas Städte wiederum ersteh'n / als Wohnstatt und als Erbe. Und seiner Diener Stamm nimmt's in Besitz: / Die seinen Namen lieben, wohnen drin. Gott, eile, mich zu retten,Auf den Siegesspender, von David, zum Erlernen./ Herr, mir zu helfen! Beschämt und schamrot sollen werden die Feinde meines Lebens! / Mit Schmach bedeckt die Flucht ergreifen all, die mir übel wollen! Und auf der Seele sollen ihre Schande tragen, / die höhnisch rufen »Ha! Ha!« Doch jubeln sollen über Dich, / vor Freude alle, die Dich suchen! / Und allzeit sollen rufen: »Gott ist groß«, / die Deinen Sieg sich wünschen! Doch ich bin arm und elend. / Gott, eiligst her zu mir! / Du bist mein Schutz und Retter. / Herr, säume nicht. Auf Dich, Herr, hoffe ich. / Laß nimmer mich zuschanden werden!  Errette mich nach Deiner Liebe! / Du befreie mich! Und neig zu mir Dein Ohr! Errette mich!" Sei mir doch eine Felsenburg, / in die ich jederzeit zu meinem Heile kommen darf. / Mein Fels und meine Burg bist Du. Mein Gott! Befrei mich aus der Hand des Frevlers / und aus der Faust des Ungerechten und Bedrückers! Du meine Hoffnung, Herr, / Du meine Zuversicht von Jugend an! Vom Mutterschoß an hab ich mich auf Dich verlassen, / vom Mutterleibe her bist Du mir Stütze. / Auf Dir hat immer meine Zuversicht beruht. Als Wunder galt ich vielen; / solch großer Schutz bist Du für mich. Mein Mund ist Deines Ruhmes voll, / alltäglich Deines Preises. Verwirf mich nun im Alter nicht! / Verlaß mich nicht beim Schwinden meiner Kräfte! Denn meine Feinde reden über mich; / die auf mein Leben lauem, halten Rat zumal. Sie sagen: »Gott hat ihn verlassen. / Verfolgt ihn! Greift ihn! Nirgends ist ein Retter.« Gott, sei nicht ferne mir! / Mein Gott, zur Hilfe eile mir herbei! In Scham vergehen mögen meiner Seele Feinde! / Mit Schimpf und Schmach bedeckt sein, die mein Unglück suchen! Ich aber harre immerdar / und mehre Deinen Ruhm nach allen Seiten. Mein Mund soll Deine Liebe künden und den ganzen Tag Dein Heil. / Wenn ich geschickt im Schildern wäre und ich erreichte, Herr, das höchste Alter, / ich wollte Deine Liebe, Herr, nur schildern. Du lehrtest mich's in meiner Jugend, Gott, / und bis zur Stunde künd' ich Deine Wunder. Nun, so verlaß mich auch im Alter nicht, / Gott, nicht im Greisenalter, / daß ich der Nachwelt Deine Kraft, / der ganzen Zukunft Deine Macht verkünde! In Deiner Liebe, Gott, so hoch, in der Du Großes tust, / wer gleicht Dir, Gott? Der Du viel Not und Leid mich fühlen ließest, / Du lässest wiederum mich aufleben / und führst mich aus der Erde Schlünden, Du machst mir meine Buße groß / und tröstest mich dann wieder. Ich preise alsdann Deine Treue mit Harfenspiel, mein Gott. / Ich spiele auf der Zither Dir, Du Heiliger Israels. Wenn ich Dir singe, jubeln meine Lippen / und meine Seele, die Du rettest. Auch meine Zunge spricht von Deiner Liebe immerfort; / denn tief beschämt zuschanden werden, die mein Verderben suchen. Gott, gib dem König Deine Ordnungen,Von Salomo./ dem Königssohn Dein Recht, daß er Dein Volk gemäß dem Rechte richte / und Deine Armen nach Gerechtigkeit! Die Berge laß dem Volke Frieden bringen, / Gerechtigkeit die Hügel! Er schaffe Recht den Elenden im Volk / und helfe armer Leute Kindern! / Doch den Bedrücker möge er zermalmen! Er lebe auch, solange Mond und Sonne währen! Er komme wie der Regen auf die abgemähte Flur, / wie Regengüsse auf das Land! In seinen Tagen blühe auf der Fromme, / und Friedensfülle sei, bis nimmer ist der Mond! Von Meer zu Meere herrsche er, / vom Strom bis an der Erde Enden! Seemächte sollen sich vor ihm erniedrigen / und seine Feinde Staub auflecken! Die Könige von Tarsis und die der Inseln sollen Gaben bringen, / Tribut die Könige von Saba und von Seba und alle Könige ihm huldigen! / Ihm sollen alle Heidenvölker dienstbar sein! Den Armen rettet er, wenn er um Hilfe ruft, / den Leidenden, der keinen Beistand hat. Er schont den Armen und Geringen / und rettet der Bedrückten Leben. Von Schaden und Gewalt erlöst er ihre Seele; / denn teuer achtet er ihr Blut. Man rufe alsdann »Lebe hoch!« / Er gibt dafür von Sabas Golde, / damit für ihn bete, ihn beständig segne! Er sei ein Fruchtgefilde auf der Erde! / Auf Bergesgipfeln, gleich dem Libanon, da woge auch noch seine Frucht! / Sie sprosse aus der Stadt wie Pflanzen aus der Erde! Sein Name währe ewiglich! / Solange eine Sonne ist, so währe auch sein Name! / Daß alle Heiden ihn beim Segnen nennen / und glücklich preisen! - Gepriesen sei der Herr und Gott, der Schutzgott Israels, / der einzig Wunder tut! Gepriesen sei der Name seines Herrschertums in Ewigkeit! / Die ganze Erde sei erfüllt von seiner Herrlichkeit! / Amen! Amen! - Zu Ende sind die Gebete Davids, des Isaisohnes. Gewiß! Das höchste Gut für Israel ist Gott,Ein Lied, von Asaph./ für die, die reinen Herzens sind. Ich wäre fast mit meinem Fuß gestrauchelt; / fast hätte einen Fehltritt ich getan. Denn ich beneidete die Übermütigen / und gaffte bei der Frevler Wohlergehen. Denn ihre Sklaven brauchen keine Fesseln, / und kerngesund ist ihr Gesinde. Sie teilen nicht der Menschen Leid / und werden nicht wie andere geplagt. Drum ist ihr Halsgeschmeide Übermut; / Gewalttat heißt das Kleid, das sie umhüllt. Ihr Auge quillt aus Fett hervor; / ausschweifend sind des Herzens Süchte. Sie reden boshaft, voller Hohn, / und drohen mit Gewalt von oben her. Mit ihrem Munde tasten sie den Himmel an, / und ihre Zunge herrscht durchs ganze Land- »Fürwahr! Dahin hat er sein Volk gebracht, / daß sie nicht Wasser zur Genüge fanden.« Sie sprechen: »Ach, wie weiß denn Gott? / Gibt's denn ein Wissen bei dem Höchsten?« Ja, diese sind so frevelhaft / und glücklich in der Welt, vermehren sie ihr Hab und Gut. So hielt ich denn vergeblich rein mein Herz / und wusch in Unschuld meine Hände? Den ganzen Tag bin ich geplagt, / und meine Züchtigung ist jeden Morgen da. Nähm ich mir aber vor, also zu sprechen: / »So geht es dem Geschlechte Deiner Kinder«, / so wär's von mir vermessen. Wenn ich's nachsinnend will verstehen, / da wird's in meinen Augen erst ein Jammer, bis ich in Gottes heilige Pläne dringe. / Da erst begreife ich ihr Ziel: Du stellst sie auf gar schlüpferigen Boden, / daß Du sie ins Verderben stürzest. Wie plötzlich gehen sie zugrunde! / Wie schrecklich werden sie dahingerafft, vertilgt! Wie beim Erwachen einen Traum der Wachende verachtet, / so tust Du's, Herr, mit ihrem Schatten. Wenn voll von Bitternis das Herz mir wäre, / und schnitte durch die Nieren mir der Schmerz, dann wäre ich ein Tier, ganz unverständig, / ein unvernünftig Tier vor Dir. Doch immer bleibe ich Dir treu, / wenn Du mich bei der Rechten fassest und leitest mich nach Deinem Rat / und nimmst zuletzt mich noch zu Besserm mit. Wen habe ich im Himmel? / Und wenn ich Dich besitze, brauche ich auf dieser Welt nichts mehr. Vergeht mein Fleisch, mein Herz, / so bleibt doch meines Herzens Hort, mein Anteil Gott in Ewigkeit. Wer sich von Dir entfernt, kommt um. / Jedweden tilgst Du, der Dir Treue kündigt. Für mich ist's Seligkeit, mich Gott zu nahen. / Ich setze meine Hoffnung auf den Herrn, den Herrn, / daß ich verkünden kann, was immer Du verheißen hast. Warum, ach Gott, verwirfst Du immerfortEin Lehrgedicht, von Asaph./ und lodert über Deiner Herde Deines Zornes Rauch? Bedenke: Die Gemeinde, die Du einst gegründet, / die Du Dir ausgelöst zum Stamme ewigen Besitzes, / der Sionsberg, auf dem Du Wohnung nahmst, den Deine Schritte ausgezeichnet, sind zusammen eine Trümmerstatt! / Gar alles hat der Feind im Heiligtum geschändet. In Deiner Sammlungsstätte wüten Deine Feinde; / sie stellen ihre Flaggen dort als Zeichen auf. So ist's, wie wenn man hohen Schwunges / auf Waldgehölz die Äxte hebt. Und nun sein Schnitzwerk allzumal / zerschlagen sie mit Beil und Hammer. Sie werfen Feuer in Dein Heiligtum, / entweihen in den Staub die Wohnung Deines Namens. In ihrem Herzen sprechen sie: »Wir wollen alle sie zu Heiden machen.« / Im Land verbrennen sie die Gotteshäuser all. Wir sehen unsere Zeichen nimmer; und Propheten gibt es keine mehr, / und niemand weiß bei uns: Wie lange? Wie lange darf der Feind noch höhnen, / der Gegner Deinen Namen immerfort verlästern, Gott? Warum entziehst Du Deine rechte Hand dem Kampfe? / Vollbringe doch, was Dir obliegt! Von altersher ist Gott mein König, / der auf der Erde hilfereiche Werke tut. - In Deiner Macht zerteilst Du ja das Meer, / zerbrichst die Drachenköpfe, zerschlägst des Leviatans Häupter / und gibst ihn hin der Wüstentiere Schar zum Fraße. Du lässest Bach und Quelle sprudeln / und starke Ströme Du versiegen. Dein ist der Tag; Dein ist die Nacht. / Genau bemißt Du Mond und Sonne. Du stellst der Erde Grenzen alle fest; / Du schaffst den Sommer und den Winter. Gedenke dessen, daß der Feind, Herr, höhnt, / daß Deinen Namen lästert ein törichtes Volk! Nicht gib dem Habicht Deiner Taube Leben preis! / Vergiß nicht gänzlich Deiner Dulder Menge! Blick auf den Bund! Das Land ist voller Lug und Trug, / die Wohnungen sind voll Gewalttat. Nicht ziehe der Bedrängte voller Scham dahin, / der Arme nicht, der Elende, der Deinen Namen preist! Auf, Gott! Führ Deine Sache! / Der Schmach gedenke, die von Toren allezeit Dir widerfährt! Vergiß den Aufruhr Deiner Feinde nicht, / das Toben Deiner Gegner nicht, das immer lauter wird. Wir danken, Gott; wir danken Dir.Auf den Siegesspender, ein Kunstgesang; ein Lied, von Asaph, ein Gesang./ Die Deinem Namen nahestehen, künden Deine Wundertaten. »Wenn ich mir auch schon Zeit vergönne, / ich richte dennoch nach dem Rechte. Wenn auch die Erde bebt und was drauf wohnt, / ich stelle ihre Pfeiler wieder fest. Ich spreche zu den Rasenden: / "Rast nicht!" und zu den Frevlern: »Pocht nicht auf eure Stärke!" - Pocht nicht so stark auf eure Stärke, / und redet nicht aus frecher Kehle!« Denn nicht von Ost und nicht von West, / nicht von der Wüste her kommt Widerstand, wenn Gott sich zum Gericht erhebt / und hier erniedrigt, dort erhöht. Der Herr hat einen Becher in der Hand, / voll stark gewürzten Weines. / Er schenkt ihn aus; / der Erde Frevler alle müssen trinken und die Hefe selbst noch schlürfen. Ich aber juble immerdar / und preise Jakobs Gott. Der Frevler Macht zerbreche ich vollständig, / auf daß der Frommen Macht sich hebe. Berühmt ist Juda Gottes wegen,Auf den Siegesspender, mit Zithern, ein Lied, von Asaph, ein Gesang./ und wegen Israels ist groß sein Name. Zu Salem sein Gezelt, / in Sion seine Thronstadt! Des Bogens Blitze ließ er hier zusammenbrechen, / Schild, Schwert und andere Kriegerwaffen. (Sela.) Du bist so herrlich und so schrecklich / auf zweigbedeckten Bergen.  Zur Beute fielen Mutige, als ob sie schliefen, / und all die tapferen Krieger fanden keine Kräfte mehr. Vor Deinem Drohen, Jakobs Gott, / da werden die zu Wagen und zu Roß betäubt. Du bist so furchtbar, Du. / Zürnst Du, wer kann vor Dir bestehen? Vom Himmel lässest Du Vergeltung künden; / die Erde staunt und schweigt, wenn Du Dich zum Gericht erhebst, o Gott, / zu helfen allen Duldern in dem Lande. (Sela.) Dich preist der Menschen Menge; / der Massen Rest hüllt sich in Bußgewänder. - Gelobet nur und löst es ein, dem Herren, eurem Gott! / Wer immer um ihn ist, / soll Gaben ihm, dem Furchtbaren, darbringen. Er bricht der Fürsten Übermut, / und fürchterlich ist er den Königen der Erde. Zu Gott erheb ich meiner Klage Stimme,Auf den Siegesspender, für Zurückgezogene, von Asaph, ein Lied./ zu Gott nur meine Stimme: »Du, mein Gott! Horch auf!« In meiner Notzeit suche ich den Herrn; / mein Ringen währt ohn' Ende in der Nacht, / und meine Seele läßt sich nimmer trösten. Wenn Gottes ich gedenke, muß ich seufzen. / Und überlege ich, verzagt mein Geist. (Sela.) Die Augenlider bannst Du mir; / verstört bin ich und ohne Sprache. Ich überdenke alte Tage, / die Jahre der Vergangenheit. Bedenke ich des Nachts mein Leiden, / erwäge ich's in meinem Sinn, / dann forscht mein Geist: »Verstößt der Herr denn ewiglich? / Ist er denn niemals wieder gnädig? Hat seine Huld für immer aufgehört? / Hat die Verheißung ganz und gar ein Ende? Hat Gott das Gnädigsein verlernt? / Hält er erzürnt sein Mitleid auf?« (Sela.) Da sag ich mir: »Das ist mein Kummer, / daß sich geändert hat des Höchsten Rechte.« Ich bin der Werke eingedenk des Herrn, / betrachte jetzt Dein Wunderwalten in der Vorzeit und überlege all Dein Tun / und sinne Deinen Taten nach. Dein Weg ist heilig, Gott. / Wer ist ein Gott, so groß wie Gott? Du bist der Gott, der Wunder tut. / So offenbare an den Völkern Deine Macht! Erlös mit Macht Dein Volk, / des Jakob und des Joseph Söhne. (Sela.) Die Wasser seh'n Dich, Gott. / Die Wasser sehen Dich und beben; / selbst Meerestiefen zittern. Ausströmen Wolken Wasser, / und das Gewölke donnert, / es fliegen Deine Pfeile hin und her. Zu Deinem Donner, rollend, / krachend, leuchten Deine Blitze. / Der Erdkreis zittert und die Erde bebt. Dein Weg geht durch das Meer, / Dein Pfad durch große Wasser, / doch unkenntlich ist Deine Spur. Du führst Dein Volk gleich einer Herde / an Mosis und an Aarons Hand. Mein Volk! Hab acht auf meine Lehre!Ein Lehrgedicht, von Asaph./ Zu meines Mundes Reden neiget euer Ohr! Ich öffne meinen Mund zu einem Spruch. / Ich künd Gesänge aus der Vorzeit Tagen, die wir vernommen und jetzt wissen, / die unsre Väter uns erzählt. Wir, ihre Kinder, wollen über sie nicht schweigen. / Wir wollen künftigem Geschlecht des Herren Ruhmestaten künden / und seine Macht und Wunder, die er tat. Zum Brauch hat er's in Jakob eingesetzt, / zur heiligen Pflicht in Israel gemacht. / Denn unsern Vätern hat er anbefohlen, / sie ihren Kindern kundzutun, auf daß ein späteres Geschlecht sie kenne, / die Enkel, die geboren würden, / sie ihren Kindern wiederum verkünden. Sie sollten Gott vertrauen / und nicht vergessen Gottes Taten / und seine Vorschriften befolgen und nicht, wie ihre Väter, werden / ein widerspenstig, trotziges Geschlecht, / solch ein Geschlecht von wankendem Gemüt / und ungetreuem Herzen gegen Gott. Ganz unvernünftige Söhne, voller Trug, / das Leben werfen sie hinweg / und wenden sich am Trübsalstage ab; sie halten Gottes Bündnis nicht / und wollen nicht nach seiner Lehre wandeln. Und sie vergessen seine Werke gänzlich / und seine Wunder, die er ihnen zeigt. Vor ihren Vätern tat er Unvergleichliches, / im Land Ägypten, im Gefild von Tanis. Er spaltete das Meer und führte sie hindurch / und ließ das Wasser dammgleich stehen. Er leitete bei Tag sie mit der Wolke, / die ganze Nacht mit Feuerschein, und ließ die Felsen in der Wüste sprudeln / und tränkte sie in Fülle wie mit Fluten. Aus Steinen ließ er Bäche quellen, / wie Ströme Wasser sprudeln. Allein sie sündigten noch weiter gegen ihn / und widersetzten sich dem Höchsten in der Wüste. Und sie versuchten Gott in ihrem Herzen, / für ihre Gelüste Speise heischend. Sie sprachen gegen Gott und fragten: / »Vermag es Gott, selbst in der Wüste einen Tisch zu decken? Den Felsen schlug er zwar; / das Wasser floß, die Bäche strömten. / Vermag er aber Brot zu geben / und seinem Volke Fleisch zu spenden?« Der Herr vernahm's und wurde zornig; / ein Feuer loderte in Jakob auf; / ein Zorn erhob sich gegen Israel, weil sie an Gott nicht glaubten / und nicht auf seine Hilfe bauten. Doch er gebot den Wolken oben / und tat des Himmels Pforten auf, hernieder ließ er Manna auf sie regnen, / um sie zu speisen, / schenkte ihnen Himmelsbrot. Das Brot der Engel konnte jeder essen; / er sandte ihnen Kost in Fülle. Er ließ den Morgenwind am Himmel wehen; / den Südwind führte er durch seine Macht herbei. Dann ließ er Fleisch wie Staub auf sie herniederregnen, / wie Meeressand Geflügel. Er ließ es in ihr Lager fallen, / um seine Wohnstatt ringsumher. Sie aßen, wurden übersatt; / was sie gewünscht, verlieh er ihnen. Noch war nicht ihre Lust gestillt, / noch war die Kost in ihrem Munde, als Gottes Zorn sich gegen sie erhob, / die Feisten unter ihnen würgte, / die junge Mannschaft Israels zu Boden streckte. Bei all dem sündigten sie weiter / und glaubten nicht an seine Wunderkräfte. Da ließ er ihre Tage zwecklos schwinden / und ihre Jahre in Enttäuschung. Zwar fragten sie nach ihm, / wenn er sie würgte, / verlangten wiederum nach Gott, wohl eingedenk, daß Gott ihr Hort, / der höchste Gott ihr Retter sei. Allein sie täuschten ihn mit ihrem Munde, / belogen ihn mit ihrer Zunge. Ihr Herz war unaufrichtig gegen ihn; / mit seinem Bunde meinten sie's nicht ehrlich. Doch er, erbarmungsvoll, / vergab die Schuld, / vertilgte nicht; / oft hielt er seinen Zorn zurück / und ließ nicht seinen Grimm austoben, wohl eingedenk, daß sie nur Fleisch, / ein Windhauch, der verschwindet ohne Wiederkehr. Wie oft erzürnten sie ihn in der Wüste / und reizten ihn im Steppenland, versuchten immer wieder Gott, / erbitterten die Heiligen Israels, gedachten nimmer seiner Macht, / des Tages, da er vor dem Feinde sie gerettet, wie er vor den Ägyptern seine Zeichen tat, / an dem Gefild von Tanis seine Wunder: In Blut verwandelte er ihre Ströme; / untrinkbar ward ihr fließend Wasser. Er sandte Ungeziefer unter sie, das sie verzehrte, / und Frösche ihnen zum Verderben. Der Raupe gab er ihre Früchte preis / und ihre Arbeit der Heuschrecke. Er schlug mit Hagel ihren Weinstock / und ihren Maulbeerbaum durch Reif. Er gab ihr Vieh dem Hagel preis, / den Blitzen ihre Herden. Er ließ die Hitze seines Zornes auf sie los, / nur Grimm und Wut und Angst, von Unglücksboten eine Schar. So ließ er seinem Zorne freien Lauf, / verschonte ihre Seele mit dem Tode nicht. / Er gab der Pest ihr Leben preis, und in Ägypten schlug er alle Erstgeburt, / die Jugendblüte in den Zelten Chams. Er führte, Schäflein gleich, sein Volk heraus / und lenkte sie wie in der Steppe eine Herde. Er leitete sie sicher, daß sie nichts zu fürchten hatten; / das Meer bedeckte ihre Feinde. Er brachte sie zu seinem heiligen Gebiete, / zu jenem Berg, den seine Rechte sich erworben, vertrieb vor ihnen weg die Heiden, / verloste sie als erblichen Besitz / und ließ die Stämme Israels in ihren Zelten wohnen. Und doch versuchten sie und reizten Gott, den Höchsten, / und hielten nimmer seine Satzungen. Wie ihre Väter wichen sie und fielen ab; / sie wurden wie ein schlaffer Bogen. Sie reizten ihn zum Zorn durch ihre Höhen, / zur Eifersucht durch ihre Götzenbilder. Gott hörte dies und wurde zornig, / und Israel verwarf er völlig, verließ zu Silo seinen Sitz, / das Zelt, in dein er unter Menschen wohnte; gab seine Ehre in Gefangenschaft / und seine Zier in Feindeshand und gab sein Volk dem Schwerte preis, / entrüstet über dies sein Eigentum. Die jungen Männer fraß das Feuer, / und seine Jungfraun durften keine Totenklage halten.  Hinfielen seine Priester durch das Schwert, / und seine Witwen weinten nicht dazu. Doch wie vom Schlaf erwachte da der Herr, / gleichwie ein Held vom Weine jauchzend. Im Rücken schlug er seine Feinde, / belegte sie mit ewigem Schimpf. Doch er verschmähte Josephs Zelt; / den Stamm von Ephraim erkor er nicht. Vielmehr erkor er Judas Stamm, / den Sionsberg, der ihm so lieb. Er baute Himmelshöhen gleich sein Heiligtum / und gleich der Erde, die er ewig gründete. Und er erkor sich David, seinen Knecht, / entriß ihn seiner Herde Hürden. Vom Milchvieh nahm er ihn hinweg, / sein Volk zu weiden in Jakob, / in Israel die ewig Seinen. Mit frommem Sinne weidete er sie / und führte sie mit kluger Hand. Gott! Heiden dringen in Dein Eigentum,Ein Lied, von Asaph./ entweihen Deinen heiligen Tempel. / Jerusalem verwandeln sie in Trümmer. Sie geben Deiner Knechte Leichen hin zum Fraß / den Vögeln unterm Himmel / und Deiner Frommen Fleisch den wilden Tieren. Ihr Blut vergießen sie wie Wasser / her um Jerusalem; man läßt sie unbegraben. Zum Hohne sind wir unsern Nachbarn, / zum Spott und Schimpf für unsere Umgebung. Wie lange zürnst Du, Herr, ohn Unterlaß / und brennt dem Feuer gleich Dein Eifer? Gieß Deinen Grimm auf diese Heiden aus, die Dich nicht kennen, / und auf die Reiche, die nicht rufen Deinen Namen! Denn sie verschlingen Jakob / und machen wüste seine Wohnungen. Der Ahnen Sündenschulden rechne uns nicht an! / Schnell komme Dein Erbarmen uns entgegen! / Denn wir sind ganz erschöpft. Gott unseres Heils, komm uns zu Hilfe, / um Deines Namens Ehre! / Befreie uns! / Vergib uns unsere Sünden Deines Namens wegen! Was sollten doch die Heiden sagen: »Wo bleibt denn ihr Gott?« / Er zeige sich vor unsern Augen an den Heiden! / Das sei die Rache jetzt für Deiner Knechte ausgegossen Blut! Das Stöhnen der Gefangenen laß zu Dir dringen! / Durch Deinen starken Arm / befrei des Todes Kinder! Gib unsern Nachbarn siebenfach die Schmach zurück, / mit der sie, Herr, Dich lästern!  Dann wollen wir, Dein Volk, die Schäflein Deiner Weide, / Dir ewig dankbar sein / und künden für und für Dein Lob. Horch auf, Du Hirte Israels,Auf den Siegesspender, für den öffentlichen Gottesdienst, ein Vortrag, von Asaph, ein Lied./ der Du die Herde Josephs leitest / und thronest über Cherubim! Erscheine! Vor Ephraim, Manasse, Benjamin entfalte Deine Macht! / Komm uns zu Hilfe! Bereit uns Heimkehr, Gott, / Dein Angesicht laß leuchten, damit Heil uns werde! - Herr, Gott der Heeresscharen! / Wie lange zürnst Du trotz dem Flehen Deines Volkes? Du speisest sie mit Tränenbrot / und schenkst nur kärglich Maß in Tränen ihnen ein. Du gibst uns preis der Spottsucht unserer Nachbarn, / und unsere Feinde spotten unter sich. - Herr, Gott der Heeresscharen! Führ uns heim / und laß Dein Antlitz leuchten, auf daß Heil uns werde! Du hobst Dir aus Ägypten einen Weinstock aus, / vertriebest Heiden, pflanztest ihn an ihre Stätte. Du gabst ihm Raum, so daß er Wurzeln schlug / und sich im Lande dehnte. Sein Schatten deckte Berge / und sein Gezweig die Zedern Gottes. Er dehnte seine Ranken bis ans Meer / und seine Schößlinge bis zu dem Strom. Warum reißt Du jetzt seine Zäune ein, / daß ihn zerpflückt, was da vorüberzieht? Des Waldes Eber wühlt ihn durch; / abweidet ihn das Wildschwein. - Halt ein, Du Gott der Heeresscharen! / Blick nieder aus dem Himmel, sieh! / Nach Deinem Weinstock schau! Will sagen: nach dem Sprößlinge, den Deine Rechte eingepflanzt, / und nach dem Sohn, den Du Dir aufgezogen! -  Er ist vom Feuer ganz verbrannt, zerwühlt; / vom Dräuen Deines Angesichts kam das Verderben. Auf diesem Manne ruhe Deine Hand / und Deine Rechte auf dem Menschensohn, den Du Dir aufgezogen! Wir lassen nimmermehr von Dir. / Erhalte uns am Leben! / Und wir lobpreisen Deinen Namen. Herr, Gott der Heeresscharen! Bereit uns Heimkehr / und laß Dein Antlitz leuchten, auf daß Heil uns werde! Zujubelt unserer Stärke: Gott!Auf den Siegesspender, beim Kelternfest, von Asaph./ Jauchzt Jakobs Gott. Erschallen lasset Pauken und Gesang, / klangvolle Zithern samt den Harfen! Am Neumond schmettert in das Horn, / am Vollmond zu der Feier unsres Festes! Denn Satzung ist's für Israel, / für Jakobs Zelte ein Gesetz. In Joseph macht er's zum Gebrauch. / Bei seinem Feldzug nach Ägypten hört ich Worte, / wie ich sie nie erfahren: »Von seiner Schulter habe ich die Last genommen; / des Lastkorbs ledig wurden seine Hände. Du riefst in Not, und ich befreite dich / und hörte in der Donnerhülle dich / und prüfte dich am Haderwasser.« (Sela.) »Mein Volk! Horch auf! Ich mahne dich. / Gehorchst du mir, mein Israel, in folgendem: Kein fremder Gott sei je bei dir! / Du darfst nicht einen Auslandsgott anbeten. Ich bin dein Gott, / der Herr, der aus Ägypterlande dich geführt, / dann öffne deinen Mund, daß ich ihn fülle! Doch hört mein Volk auf meine Stimme nicht, / und ist mir Israel nicht willig, dann laß ich sie in ihrem Starrsinn / nach ihrer Willkür wandeln. Ach, möchte mir mein Volk gehorchen / und Israel in meinen Wegen wandeln! Wie wollte bald ich ihre Feinde beugen / und meine Hand an ihre Gegner wieder legen.« Des Herren Hasser müßten sich auf seine Seite schlagen, / und ihr Verhängnis währte ewig! Er würde es mit feinstem Weizen speisen. / »Mit Honig aus dem Felsen würde ich dich sättigen.« Zum Gottesrat begibt sich Gott,Ein Lied, von Asaph./ Gericht bei Göttern abzuhalten: »Wie lange wollt ihr noch das Recht verdrehen, / für Schuldige Partei ergreifen? (Sela.) Den Armen und den Waisen schaffet Recht! / Verteidigt den Geringen und den Dürftigen! Errettet Niedrige und Arme! / Befreit sie aus der Frevler Hand! Sie achten's nicht, verständnislos; / im Finstern wandeln sie umher; / des Landes Stützen wanken all. Ich habe zwar gesprochen: »Ihr seid Götter, / ihr des Höchsten Söhne all.' Jedoch wie andere Menschen sollt ihr sterben, / wie andere Fürsten niedersinken!« -  Auf, Gott! Der Erde halte ihr Gericht! / Du bist der Erbherr aller Heidenvölker. Gott, sei nicht still!Ein Gesang, ein Lied, von Asaph.Schweig nicht! / Bleib nicht so ruhig, Gott! Denn siehe, Deine Feinde sind geschäftig; / das Haupt erheben Deine Hasser. Sie halten, Deinem Volk zuwider, listig Rat, / beraten gegen Deine Schutzbefohlenen. Sie sprechen: »Auf, wir wollen sie als Volk vernichten. / Nie werde mehr des Namen Israels gedacht!« Einmütig halten Rat / und schließen gegen Dich ein Bündnis Edoms und Ismaels Gezelte, / Moabs und die der Agarener, Gebal, Ammon und Amalek, / Philisterland und Tyrier. Auch Assur schließt sich ihnen an; / sie leihen ihren Arm den Söhnen Lots. (Sela.) Behandle sie wie Midian, wie Sisara, / wie Jabin an dem Kisonsbach! Zu Endor wurden sie vertilgt; / sie wurden Dünger für das Ackerfeld. Tu ihren Edlen wie Oreb und Zeeb, / wie Zeba und Salmunna, allen ihren Fürsten! Sie sprechen: »Lasset Gottes Auen uns erobern!« Mein Gott! Mach sie dem Wirbellaube gleich, / den Stoppeln vor dem Winde! Wie Feuer, das den Wald verzehrt, / wie Flammen, Berge sengend, jag ihnen nach mit Deinem Wetter! Und schreckt sie mit Deinem Sturme! Füll an ihr Angesicht mit Schmach, / auf daß sie Deinen Namen fürchten, Herr! Sie sollen schämen sich, für immerdar verwirrt, / mit Schanden untergehen! Dann merken sie, daß Du mit Deinem Namen heißest »Herr«, / daß Du allein der Höchste bist in aller Welt. Wie lieblich ist doch Deine Wohnung,Auf den Siegesspender, zum Kelternfest, von den Korachiten, ein Lied.Herr der Heeresscharen! Mein Geist verlangt und schmachtet / hin nach den Vorhöfen des Herrn; / mit Leib und Seele rufe ich / nach dem lebendigen Gott. Gesichert hat der Vogel eine Stätte sich, / ein Nest die Schwalbe, / wenn diese ihre Jungen birgt bei Deinem Altar, / Du Herr der Heeresscharen, / mein König und mein Gott. Wie selig, die in Deinem Hause weilen, / die immerfort Dich preisen dürfen! (Sela.) Wie selig, der in Dir die Stärke findet, / wenn eine Pilgerfahrt er plant, der, durch das Tränental hinpilgernd, / es macht zu einem Quellort, / zu Teichen, wie sie sonst der frühe Regen füllt, der, alle Kraft zusammennehmend, wallt, / bis er vor Gott in Sion kann erscheinen. Herr, der Heerscharen Gott! / Erhöre mein Gebet! / Vernimm es, Jakobs Gott! (Sela.) Schau her, o Gott, Du unser Schild! / Blick auf den Mann, den Du gesalbt! Weit besser ist ein Tag in Deinen Höfen / als tausend andere. / In meines Gottes Hause stehe ich viel lieber an der Schwelle, / als daß ich in des Frevels Zelten weilte. Denn Schar und Schild ist Gott der Herr, / und Ruhm und Ehre gibt der Herr. / Er geizt bei denen, die in Unschuld wandeln, nimmer mit seinem Segen. Herr der Heerscharen, / wie selig ist, wer Dir vertraut! Du hast Dein Land begnadet,Auf den Siegesspender, von den Korachiten, ein Lied.Herr, / und Jakobs Schicksal umgewandelt, vergeben Deines Volkes Schuld, / bedeckt all ihr Vergehen. (Sela.) Du zogst all Deinen Grimm zurück / und dämpftest Deine Zornesglut. Du, unser hilfereicher Gott, geh weiterhin mit uns! / Und tilge vollends Deinen Unmut wider uns! Willst Du denn ewig auf uns zürnen, / auf alle Zeiten Deinen Zorn ausdehnen? Willst Du uns nicht aufs neu beleben, / auf daß Dein Volk sich Deiner freue? Erzeig uns Deine Gnade, Herr! / Gewähre uns Dein Heil! - Ich möchte hören, was der Herr verheißt: / Er spricht von Frieden für sein Volk und seine Frommen, / für die, die umkehren, von Hoffnung. Schon naht sein Heil sich denen, die ihn fürchten, / auf daß die Herrlichkeit in unserm Lande wieder wohne.  Dann finden sich die Liebe und die Treue; / Gerechtigkeit und Frieden küssen sich. Die Treue reckt auf Erden sich, / und die Gerechtigkeit neigt sich vom Himmel. Der Herr beschert alsdann den Segen, / und unser Land gibt seine volle Ernte wieder. Gerechtigkeit geht vor ihm her, / und auf dem Wege seiner Schritte ist Geradheit. Dein Ohr, Herr, neige!Ein Gebet, von David.Höre mich! / Denn ich bin elend und geplagt. Beachte mich, wie treu ich bin! / Zu Hilfe Deinem Knecht, der auf Dich hofft, mein Gott! Herr! Sei mir gnädig! / Denn täglich rufe ich zu Dir. Erfülle Deines Dieners Wunsch! / Denn meinen Wunsch, Herr, richte ich auf Dich. Du bist so gütig, Herr, versöhnlich / und gegen jeden, der Dich anruft, liebevoll. Herr, merk auf mein Gebet! / Und hör mein lautes Flehen! In meiner Notzeit rufe ich zu Dir, / daß Du mich hörest. Der Götter keiner gleicht Dir, Herr, / nichts Deinen Werken. Die Heiden alle, die Du schufest, / kommen und werfen sich vor Dir, Herr, nieder, / und geben Deinem Namen Ehre. Denn Du bist groß und Wunder wirkend, / Du, Gott allein. Herr! Weis mich Deinen Weg, / daß in der Treue gegen Dich ich wandle! / Mit Deines Namens Furcht vereine sich mein Herz! Ich will Dir danken, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen / und Deinen Namen ewig ehren, errettest Du, großherzig gegen mich, / mein Leben aus der tiefsten Hölle. Gott! Gegen mich stehn Übermütige auf; / mir trachtet nach dem Leben eine Räuberrotte; / sie stellt Dich nicht vor ihre Augen. Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, / langmütig, huldreich, treu. Wend voll Erbarmen Dich mir zu! / Und leihe Deinem Diener Deinen Schutz, / und hilf dem Sohne Deiner Magd! Tu mir zum Heil ein Zeichen: / daß meine Hasser mit Beschämung sehen, / wie Du mein Helfer bist, mein Tröster, Herr! Was er aufVon den Korachiten, ein Lied, ein Gesang.heiligen Bergen hat gegründet das liebt der Herr; / die Sionstore mehr / als alle andern Wohnungen Jakobs. Von dir ist Herrliches zu künden, / du Gottesstadt. (Sela.) Erwähne ich auch Rahab und auch Babel wegen ihrer Weisen, / Philisterland und Tyrus und Äthiopien: / »Es ist dort der geboren", so wird von Sion ausgesagt: »Darin ist Mann um Mann geboren.« / Das sichert ihm den höchsten Rang. Der Herr ist's, der bestätigt, zeichnet er die Völker auf: / »Es ist der dort geboren.« (Sela.) So singt und tanzt, / wer immer in dir wohnt. Du meines Heiles Gott, o Herr!Ein Gesang, ein Lied, von den Korachiten, auf den Siegesspender, eine Zugabe, bei Bußübungen, ein Lehrgedicht, von Heman, dem Ezrachiten./ Ich rufe Tag und Nacht zu Dir. Es komme mein Gebet vor Dich! / Und neige meinem Fleh'n Dein Ohr! Denn meine Seele ist von Leiden voll gesättigt; / der Unterwelt naht sich mein Leben. Zu denen, die zur Grube fahren, zählt man mich; / ich gleiche einem Manne ohne Kraft. Wie Tote bin ich, bloß von allem, / wie die Verblichenen, die im Grabe liegen, / und deren Du nicht mehr gedenkst, / und die Dir fernestehen. Du stößt mich in die tiefste Grube, / in Finsternis, in große Tiefen. Dein Grimm liegt schwer auf mir; / und Deine Fluten führst Du her. (Sela.) Und Du entfremdest mir die Freunde; / zum Ekel machst Du mich für sie. / Ich liege eingekerkert und darf nimmer ausgehn. Matt ist mein Auge mir vom Leiden. / Ich rufe täglich, Herr, Dich an / und breite meine Hände nach Dir aus: »Wirst Du an Taten Wunder tun? / Und stehen Schatten auf, Dir Dank zu sagen? (Sela.) Rühmt man im Grabe Deine Liebe / und Deine Treue in der Unterwelt? Wird in der Finsternis Dein unvergleichlich Wesen kundgetan / und Deine Liebe in dem Lande der Vergessenheit?«   So schreie ich, o Herr, zu Dir; / vor Dich dringt in der Frühe mein Gebet. Warum verschmähst Du meine Seele, Herr, / verbirgst vor mir Dein Angesicht? So elend bin ich, von der Jugendzeit an sterbend, / und wortlos Deine Schrecken tragend. Mich überfallen Deine Zornesgluten, / und Deine Schrecknisse vernichten mich, umfluten täglich mich wie Wasser, / umschließen mich zumal. Du nimmst mir meine Freunde und Gefährten weg, / und meine Liebsten sind entschwunden. Ich singe von des Herrn ewiger Liebe.Ein Lehrgedicht, von Ethan, dem Ezrachiten./ Mit meinem Mund verkündige ich Deine Treue / für künftige Geschlechter. Denn ich erklär: Die Liebe ist auf ewigen Grund gebaut; / dem Himmel gleich befestigest Du Deine Treue. »Mit meinem Auserwählten schloß ich einen Bund; / Ich schwor dem David, meinem Knecht: Auf ewig laß ich deinen Stamm bestehen, / begründe deinen Thron für alle Zeiten.« (Sela.) Dein unvergleichlich Wesen preist der Himmel, Herr, / und Deine Treue mit der heiligen Gemeinde. Wer in den Wolken gleicht dem Herrn? / Wer von den Gottessöhnen ist dem Herrn ähnlich, dem Gott, so schrecklich in der Heiligen Rat / und furchtbar über alle um ihn her? Herr, Gott der Heerscharen! Wer ist, wie Du, so mächtig, Herr? / Wie Deine Treue doch für die, die Dich umgeben? Du bist des stolzen Meeres Herrscher; / nur Du beruhigst seiner Wogen Brandung. Nur Du schlägst Rahab, daß es kampfunfähig wird, / zerstreust mit Deinem starken Arme Deine Feinde. Dein ist der Himmel, Dein die Erde; / die Welt und was sie füllt, hast Du gegründet. Den Norden und den Süden schufest Du; / der Tabor und der Hermon hoben sich in Deinem Namen. Dir ist ein Arm voll Kraft zu eigen, / und stark ist Deine Hand und Deine Rechte hoch erhoben. Gerechtigkeit und Recht sind Deines Thrones Pfeiler, / und Huld und Treue gehen vor Dir her. Dem Volke Heil, / das jauchzend im Lichte Deines Angesichtes wandelt, Herr, das über Deinen Namen stets frohlockt / und das durch Deine Liebe groß dasteht! Die Krone seiner Macht bist Du; / durch Deine Huld wächst unsere Macht. Fürwahr, dem Herrn ist unser Schild zu eigen, / dem Heiligen Israels unser König. - Einst sprachst Du im Gesicht zu Deinem Frommen. / Du sprachst: »Ich habe aufgeholfen einem Helden / und einen Jüngling aus dem Volk erhoben. Ich habe David, meinen Knecht, ergriffen, / mit meinem heiligen Öle ihn gesalbt, daß meine Hand beständig mit ihm sei, / und daß mein Arm ihn stärke. Kein Gegner wird ihn überfallen, / kein Frevler ihn bedrängen. Vor ihm zerschmettere ich seine Feinde, / und seine Hasser schlage ich zu Boden. Begleiten soll'n ihn meine Huld und Treue, / mein Name seine Macht erhöhen! Ich setze seine Hand aufs Meer / und auf die Ströme seine Rechte. Er soll mich anrufen: "Mein Vater Du, / mein Gott und meines Heiles Hort bist Du.« Ich mache ihn zum Erstgeborenen, / zum Höchsten von den Erdenkönigen. Ich will ihm ewig meine Huld bewahren / und unverbrüchlich meinen Bund. Ich mache ewig seinen Stamm / und seinen Thron des Himmels Tagen gleich. Verlassen aber seine Söhne mein Gesetz / und wandeln nicht nach meinen Ordnungen, entweihn sie meine Satzungen / und halten nimmer meine Vorschriften, dann strafe ich mit Ruten ihr Vergehen, / mit Streichen ihre Missetat. Doch ich entziehe ihm nicht meine Gnade, / und meine Treue laß ich ihm nicht fehlen, verletze nimmer meinen Bund / und ändre nicht den Ausspruch meiner Lippen. Ich schwöre ein für allemal bei meiner Heiligkeit: / - Wie sollte ich auch David täuschen? - Sein Stamm soll ewig dauern, / sein Thron, der Sonne gleich nach meinem Willen, und wie der Mond für alle Zeiten währen, / beständig so, wie dieser in den Wolken!« (Sela.) Und doch verwirfst Du / und verschmähst im Zorne den, / den Du gesalbt, vernichtest Deines Knechtes Bund; / wirfst seine Krone in den Staub, durchbrichst all seine Mauern, / zertrümmerst seine Festen. Wer da vorübergeht, der plündert ihn; / für seine Nachbarn ist er nur ein Hohn. Du hebst empor die Rechte seiner Dränger, / erfreuest alle seine Feinde. Du läßt abprallen seines Schwertes Schneide / und ihn im Kampfe nicht bestehn, vernichtest seine Heiligkeit / und stürzest seinen Thron zu Boden, verkürzest seine Jugendzeit, / und deckest ihn mit Schande zu. (Sela.) Wie lange, Herr, verbirgst Du Dich so ganz? / Wie lange brennt Dein Grimm wie Feuer? Bedenk doch, was ich für ein Wesen bin! / Zu welchem Nichts schufst Du die Menschenkinder alle! Wo ist der Mann, der leben bliebe und den Tod nicht schaute, / der vor des Grabes Macht sein Leben wahrte? (Sela.) Wo sind, Herr, Deiner Gnade frühere Beweise, / die Du dem David schwurst bei Deiner Treue? Bedenk den Hohn auf Deine Knechte, Herr, / den ich von all den vielen Völkern her in meinem Busen trage, den Hohn, mit dem Dich Deine Feinde, Herr, verhöhnen, / mit dem sie des von Dir Gesalbten Stamm beschimpfen! Gepriesen sei der Herr in Ewigkeit! Amen! Amen! Ein Obdach bist Du, Herr,für unsEin Gebet, von Moses, dem Gottesmann./ durch alle Menschenalter. Bevor die Berge noch geboren wurden, bevor die Erde und die Welt gezeugt, / bist Du von Ewigkeit zu Ewigkeiten, Gott. Die Menschen wandelst Du in Staub / und sprichst: »Ihr andern Menschenkinder: werdet!« Denn tausend Jahre sind in Deinen Augen gleich einem jüngst vergangenen Tag, / gleich einer Wache in der Nacht. Du lässest sie im Schlaf entstehen; / sie sind wie Gras, das morgens sprießt, das morgens blüht und sprießt, / am Abend welkt und dorrt Vor Deinem Zorn vergehen wir; / zunichte werden wir vor Deinem Grimme, wenn Du Dir unsere Vergehn vor Augen stellst, / vor Deines Angesichtes Leuchte unsere schlimmsten Fehler. Denn alle unsere Tage schwinden unter Deinem Grimme, / und wir verbringen unsere Jahre einem Seufzer gleich. Auf siebzig kommen unsres Lebens Jahre, / bei großer Kraft auf achtzig. / Ihr Stolz ist Mühsal nur und Elend. / Sie eilen schnell dahin, und wir entschwinden. Wer weiß Bescheid mit Deines Zornes Stärke / und wer mit Deinem Grimm, der Furcht vor Dir entsprechend? Dieweil wir also unsere Tage zählen, / zeig doch das Richtige, auf daß wir zur Vernunft gelangen! Laß ab, o Herr! Wie lange noch? / Werd andern Sinnes über Deine Knechte! Erquick uns bald mit Deiner Huld, / damit wir jubelnd lebenslang uns freuen! Erfreu mit so viel Tagen uns, wie wir getrauert, / mit so viel Jahren, wie in Unheil wir gelebt. Dein Wirken zeige sich an Deinen Knechten / und Deine Herrlichkeit an ihren Kindern! Des Herrn, unseres Gottes Gnade walte über uns, / und fördere unsrer Hände Werk bei uns, / ja, fördere unserer Hände Werk! Der du dich in des Höchsten Schutz begibst, / in des Allmächtigen Schatten weilst,  vom Herrn sprich so: / »Mein Schirm und meine Burg, / mein Gott, auf den ich baue!« Aus Jägers Schlinge löst er dich / und vor dem Anschlag voller Tücke. Mit seinen Schwingen deckt er dich; / geborgen bist du unter seinen Fittichen. / Ein Schirm und Schild ist seine Treue. Kein nächtlich Grauen darf dich schrecken, / kein Pfeil, der an dem Tage fliegt, und keine Seuche, die im Finstern schleicht, / und keine Pest, die an dem hellen Mittag wütet. Ob Tausend dir zur Seite fallen, Zehntausende zu deiner Rechten, / dich wird es nicht treffen. Du siehst es nur mit deinen Augen, / wenn du der Übeltäter Strafgericht erlebst. So sprich: »Der Herr ist meine Zuversicht«. / Zu deinem Freunde nimmst du dir den Höchsten. Dir kann kein Unheil widerfahren / und keine Plage deinem Zelte nahen. Denn deinetwegen gibt er seinen Engeln das Gebot, / auf allen deinen Wegen dich zu hüten. Auf Händen sollen sie dich tragen, / daß nicht dein Fuß an Steine stoße. Auf Löwen und auf Nattern reitest du; / du fährst auf jungen Löwen und mit Schlangen. -  Ich rette ihn, dieweil er an mir hängt, / und schirme ihn, dieweil er meinen Namen kennt. Wenn er mich ruft, so höre ich auf ihn / und stehe ihm zur Seite in der Not. / Ich rette ihn und bringe ihn zu Ehren. Ich labe ihn mit langem Leben / und lasse schauen ihn mein Heil. Gar köstlich ist's,Ein Lied, ein Gesang, für den Sabbattag.dem Herrn zu danken / und Deinem Namen, Höchster, Lob zu singen, des Morgens Deine Huld zu künden / und in den Nächten Deine Treue zum Psalter mit zehn Saiten und zur Harfe, / zum Saitenspiele auf der Zither. Du, Herr, erfreust mich durch Dein Tun; / ich juble über Deiner Hände Werk. Wie groß sind Deine Werke, Herr, / und Deine Pläne tief! Der Törichte bemerkt es nimmer; / der Tor beachtet's nicht. Wenn Frevler blühn, so ist's wie mit dem Gras. / Die Übeltäter sprossen alle nur, / damit sie ewig untergehen. Du aber bist der Höchste, Herr, in Ewigkeit. Denn Deine Feinde kommen um, / Herr, Deine Feinde; / die Übeltäter werden allesamt zerstreut. Dem wilden Stiere gleich wächst meine Kraft; / gleichwie von Öl, so ist mein Alter frisch. Mein Auge sieht mit Lust auf meine Gegner; / mit Freuden hört mein Ohr von meiner Widersacher Niederlagen. Der Fromme sproßt wie eine Palme, / und wächst wie eine Zeder auf dem Libanon, ins Haus des Herrn verpflanzt / und in den Höfen unseres Gottes grünend, sie tragen noch im Alter Früchte, / beständig grün und markig bleibend, zur Kunde, daß der Herr gerecht, / daß er mein Hort ist ohne Tadel. Der Herr ist König, angetan mit Hoheit. / Mit Macht bekleidet sei der Herr, gegürtet! / Dann steht die Welt da ohne Wanken.  Dein Thron steht wieder da wie einst. / Du bist dann wie vor alters. Erheben Ströme, Herr, erheben Ströme ihr Gebraus, / erheben Ströme ihr Getöse, viel stärker noch als vieler Wasser Tosen ist die Meeresbrandung; / doch mächtiger der Herr in Himmelshöhen! So bleibt, was Du verordnest, gültig. / Wir wollen in Dein heilig Haus noch lange wallen, Herr. Herr! Als der Rache Gott, / als Gott der Rache zeige Dich! Erhebe Dich als Erdenrichter! / Vergilt den Stolzen nach Verdienst! Wie lange sollen Frevler, Herr, / wie lange sollen Frevler noch frohlocken und geifernd so Vermessenes reden / und alle Übeltäter so sich brüsten Sie treten, Herr, Dein Volk. / Die ewig Deinen quälen sie, erwürgen Fremdlinge und Witwen / und morden Waisen, sprechend: »Der Herr sieht's nicht; / nicht merkt es Jakobs Gott.« Ihr Albernen im Volke werdet klug! / Ihr Törichten! Wann wollt ihr das begreifen? Nicht hören sollte, der das Ohr erschafft? / Nicht sehen, der das Auge hat gebildet? Nicht strafen sollte, der die Heidenvölker züchtigt? / Er, der den Menschen Einsicht schenkt? Die menschlichen Gedanken kennt der Herr, / wie sie so eitel sind. - Dem Manne Heil, den Du erziehst, o Herr, / aus Deiner Lehre ihn belehrst, ihn ob des Bösen Glück beruhigend, / bis daß gegraben ist die Grube für den Frevler: »Der Herr verstößt sein Volk nicht ganz, / verläßt die ewig Seinen nicht.  Noch immer sitzt er zu Gericht; / ihm fallen alle frommen Herzen zu.« Wer steht mir gegen Bösewichter bei? / Wer tritt für mich den Übles Tuenden entgegen? Wenn nicht der Herr mein Beistand wäre, / dann läge meine Seele bald im Reich der Stille. Obschon ich wähnte, daß mein Fuß gewankt, / so hält mich dennoch Deine Gnade aufrecht, Herr. Und streiten sich in meinem Innern die Gedanken, / so labt an Deinen Tröstungen sich meine Seele. Hat schon des Unrechts Stuhl der aufgestellt, / der Unheil dem Gesetz bereitet?  Sie klagen fromme Seelen an; / unschuldig Blut verdammen sie. - Doch eine Burg sei mir der Herr, / mein Gott, mein Zufluchtsfels! Er lohne ihnen auch ihr Unrecht; / er tilge sie in ihrer Bosheit! / Der Herr vertilge sie, er, unser Gott. Wohlan! Laßt uns dem Herrn zujauchzen, / zujubeln unserm hilfereichen Hort! Laßt Uns mit Lobpreis vor sein Antlitz treten, / mit Liedern ihm entgegenjauchzen! Der Herr ein großer Gott, / Großkönig über alle Götter! In seiner Hand der Erde Tiefen, / sein sind der Berge Gipfel. Sein ist das Meer: Er hat's gemacht; / das trockene Land: Er hat mit seinen Händen es gestaltet. Herbei, anbetend laßt uns niederfallen / und niederknieen vor dem Herrn und unserm Schöpfer! Er ist alleinig unser Gott, / und wir sein Weidevolk und seine liebste Herde, / wenn ihr auf seine Stimme heute horcht: »Verhärtet euer Herz nicht, wie zu Meriba, / wie in der Wüste am Versuchungstag,  wo eure Väter mich versucht und mich geprüft, / obschon sie meine Tat gesehen. Ich grollte vierzig Jahre dem Geschlechte; / ich sprach: Es ist ein Volk mit einem irren Geist; / sie achten nicht auf meine Wege. Ich schwur daher in meinem Zorn: / Nie gehen sie zu meiner Ruhstätte ein!« Dem Herrn zu Ehren singt ein neues Lied! / Dem Herrn lobsinge alle Welt! Lobsingt dem Herrn; / lobpreiset seinen Namen! / Von Meer zu Meer tut kund sein Heil! Verkündet bei den Heiden seinen Ruhm, / bei allen Völkern seine Wunder, ist doch der Herr so groß und lobesam, / vor allen Göttern ehrfurchtswert! Der Völker Götter sind ja alle Götzen; / des Himmels Schöpfer ist der Herr. Vor ihn mit Glanz und Herrlichkeit! / Mit Macht und Pracht zu seinem Heiligtum!  So bringt dem Herrn, ihr Völkerscharen, / herbei bringt Pracht und Macht dem Herrn! So bringt dem Herrn zu seines Namens Ehre Gaben! / Betretet mit Geschenken seine Vorhöfe! Werft vor den Herrn euch hin mit Schmuck fürs Heiligtum! / Vor ihm erzittere die ganze Welt! Den Heiden rufet zu: »Der Herr ist König. / Darum steht die Welt und wanket nimmer. Er richtet Völker in Gerechtigkeit.« Der Himmel freue sich! / Die Erde jauchze, / das Meer und was darin, erbrause! Die Flur frohlocke auch mit allem, was darauf! / Die Waldesbäume alle jubeln vor dem Herrn: »Er kommt, er kommt, / der Erde Richter. / Er richtet nach Gerechtigkeit die Welt / und die Nationen unparteiisch.« Der Herr ist König. Erde freue dich! / Und fröhlich sei'n die Inseln, soviel ihrer sind! Gewölk und Dunkel um ihn her; / und seines Thrones Stütze ist Gerechtigkeit und Recht. Auflodere vor ihm ein Feuer / und senge ringsum seine Feinde! Die Welt erhellen sollen seine Blitze; / die Erde schaue es und zittere! Die Berge schmelzen vor dem Herrn wie Wachs, / vor ihm, dem Herrn der ganzen Erde! Die Himmel sollen künden seinen Sieg; / die Völker alle schauen seinen Ruhm! Zuschanden sollen werden alle Bildanbeter, / die stolz auf Götzen sind; / hinsinken sollen in den Staub vor ihm die Götter alle! Mit Freuden hör es Sion, / und Judas Töchter sollen jubeln ob Deiner Strafgerichte, Herr! Für alle Welt bist Du der Höchste, Herr, / hoch erhaben über alle Götter. Die ihr den Herren liebet, haßt das Böse! / Er schirmt die Seelen seiner Frommen / und reißt sie aus der Bösen Hand. Den Frommen wird ein Licht bereitet / und Freude denen, die geraden Herzens. Ihr Frommen, freut euch an dem Herrn! / Preist seinen heiligen Namen! Ein neues Lied singt jetzt dem Herrn,Ein Lied./ dem Wundertäter, / dem seine Rechte hilft, / sein heiliger Arm! Der Herr hat seinen Sieg verkündet, / und vor der Heiden Augen offenbarte er sein Heil, der Huld und Treue eingedenk zum Heil des Hauses Israels. / Der Erde Enden alle sahen unseres Gottes Sieg. Entgegenjauchze alle Welt dem Herrn! / Frohlocket! jubelt! Singt! Lobsingt dem Herrn mit Zitherklang, / mit Zitherklang und mit Gesang! Mit Hörnern und Posaunenschall, / mit Jubel vor dem König, vor dem Herrn! Das Meer und was es füllt, erbrause, / die Welt und die drauf wohnen! Die Ströme sollen Beifall klatschen, die Berge allzumal frohlocken vor dem Herrn, / wenn er die Welt zu richten kommt! / - Er richtet nach Gerechtigkeit die Welt, / nach Billigkeit die Völker. Der Herr ist König. Beben mögen da die Völker! / Der Erdball zittere, wenn er sich auf die Cherubine niederläßt. Groß ist der Herr in Sion, / erhaben über alle Völker! Sie sollen Deinen Namen preisen, / ihn, den großen, schrecklichen! - / Er ist so heilig.  Und ist so mächtig. - / Der Du das Recht liebst, König, / stell die rechte Ordnung her / und schaffe Billigkeit und Recht in Jakob! Den Herrn verherrlicht, unsern Gott! / Vor seiner Füße Schemel betet an! Er ist so heilig. Ein Moses und ein Aaron unter seinen Priestern; / ein Samuel ruft seinen Namen an. / Sie riefen zu dem Herrn, und er erhörte sie. Er spricht zu ihnen wieder in der Wolkensäule, / wenn sie befolgen seine Mahnungen / und das von ihm gegebene Gesetz. Herr, unser Gott! Erhöre sie! / Sei Du für sie ein Gott, / fürsorgend, rächend ihre Unbilden! Den Herrn verherrlicht, unsere Gott! / Werft euch vor seinem heiligen Berge nieder! / Denn unser Gott, der Herr, ist heilig. Entgegen jauchze alle WeltEin Lied, zur Danksagung.dem Herrn! Verehrt den Herrn mit Fröhlichkeit! / Mit Jubel tretet vor sein Angesicht! Bekennt: Der Herr ist Gott! / Erschaffen hat er uns, / wir sind sein Eigen, / sein Volk, die Schäflein seiner Weide. Zu seinen Toren ziehet dankend ein, / mit Lobgesang in seine Höfe! / Ihm dankt! Lobpreiset seinen Namen!  Denn gütig ist der Herr. / Auf immer währet seine Huld / und seine Treue für und für. Von Liebe und von Recht will ich jetzt singen,Von David, ein Lied./ will, Herr, Dir singen. Auf einen frommen Wandel achte ich. / Wann wirst Du zu mir kommen? / In Herzensunschuld wandle ich in meinem Hause.  Mein Auge richt ich nicht auf schlimme Dinge. / Der Abtrünnigen Treiben hasse ich; mir liegt es nicht. Ein falsches Sinnen liegt mir fern; / vom Bösen weiß ich nichts. Wer heimlich andere verdächtigt, den bringe ich zum Schweigen. / den Mann, begabt, doch übermütig, vertrage ich in keiner Weise. Die Treuesten im Land ersehe ich für mich; / nur solche dürfen um mich bleiben. / Wer auf dem Pfad der Tugend wandelt, / der soll mein Diener sein. Wer aber Trug verübt, / der bleibt in meinem Hause nimmer; / wer Lügen spricht, / verweilt nicht lang vor meinen Augen. Verstummen mache ich allmorgendlich des Landes Frevler insgesamt; / denn ich verbanne aus der Stadt des Herrn die Übeltäter alle.  Herr! Höre mein Gebet,Gebet für einen Elenden, wenn er verzagt vor dem Herrn seine Klage ausschüttet./ und laß mein Rufen zu Dir kommen! Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir! / Neig her zu mir Dein Ohr an meinem Trübsalstage! / Erhöre schnell mich, wenn ich rufe! Denn meine Tage schwinden hin wie Rauch; / dem Feuer gleich ist mein Gebein verbrannt. Mein Herz ist dürr, versengt wie Gras; / mein täglich Brot vergesse ich zu essen. Vor meinem lauten Seufzen klebt mein Gebein im Leib zusammen. Dem Pelikan der Wüste gleiche ich, / und Eulen in Ruinen bin ich gleich geworden.  Beim Wachen bin ich wie ein Vöglein, / das einsam auf dem Dache weilt. Mich höhnen täglich meine Feinde, / und die mich reizen, nehmen mich zum Fluchen. Denn Asche esse ich wie Brot / und mische meinen Trank mit Tränen vor Deinem Zorne, Deinem Grimm, / wenn Du mich aufhebst und zu Boden wirfst. Dem langen Schatten gleichen meine Tage; / wie Gras verdorre ich.  Doch Du, Herr, thronest ewiglich; / Dein Name dauert für und für. Du solltest Dich erheben, Dich Sions wieder zu erbarmen. / Ihm Gnade zu erweisen, ist es Zeit; denn die bestimmte Frist ist da. So gerne haben Deine Knechte seine Steine / und hängen selbst an seinem Schutt in Liebe. Die Heiden fürchten dann des Herrn Namen / und alle Könige der Erde Deine Herrlichkeit. Erbaut dem Herrn von neuem Sion / und zeigt er sich in seinem Herrschertum, und achtet auf der Nackten Flehen, / verschmäht er nimmer ihr Gebet, dann schreibe man dies für die Nachwelt auf, / damit ein neugeschaffen Volk den Herrn lobpreise! Von seiner heiligen Höhe schaue er herab; / der Herr vom Himmel auf die Erde blicke, um der Gefangenen Gestöhn zu hören, / des Todes Kinder zu befreien! Dann künden sie des Herren Ruhm in Sion / und zu Jerusalem sein Lob, wenn sich die Völker allzumal versammeln / und Königreiche, um dem Herrn zu dienen. - Ermattet bin ich auf dem Weg; / verkürzt sind meine Tage. Drum flehe ich: »Mein Gott! / Nimm mich nicht weg in meiner Tage Hälfte! / Du, dessen Jahre Ewigkeiten währen.« Die Erde, die Du einst gegründet, / der Himmel, Deiner Hände Werk, sie schwinden hin, Du aber bleibst. / Sie all veralten wie ein Kleid; / Du wechselst sie wie ein Gewand. / Und wechseln sie, so bleibst Du doch derselbe, / und Deine Jahre enden nicht. So mögen auch die Kinder Deiner Knechte bleiben, / ihr Stamm, solang Du selber bist! Den Herrn lobpreise, meine Seele,Von David./ mein ganzes Herz den heiligen Namen sein! Lobpreis den Herrn, du, meine Seele! / Vergiß nicht, was er Gutes dir getan! Er ist's, der alle deine Schuld vergibt, / der alle deine Leiden heilt,  der vor dem Grab dein Leben rettet, / mit Huld und Liebe dich umgibt,  mit Segen dein Verlangen stillt / und dich dem Phönix gleich verjüngt. Gerechtigkeit übt stets der Herr, / schafft allen Unterdrückten Recht. Er zeigt, wie einst dem Moses seine Wege, / den Kindern Israels all seine Taten. Barmherzig ist der Herr und gnädig, / langmütig und von großer Huld. Er zürnt nicht immerfort; / noch trägt er ewig nach. Er tut uns nicht nach unsren Sünden, / vergüt uns nicht nach unsren Missetaten. So hoch der Himmel über dieser Erde, / so überragend seine Liebe über denen, die ihn fürchten. So fern der Morgen von dem Abend ist, / entfernt er unsere Schuld von uns. So innig, wie ein Vater seine Kinder liebt, / so liebt der Herr die, so ihn fürchten.  Er kennt ja unsere Art, / ist eingedenk, daß wir aus Staub. Der Sterbliche! Wie Gras sind seine Tage, / er blüht wie eine Blume auf dem Felde. Wenn sie ein Lüftchen anhaucht, ist sie weg, / und ihre Stätte kennt sie nimmer. Die Huld des Herrn jedoch ruht für und für auf denen, die ihn fürchten, / und seine Liebe auf den Kindeskindern, die seinen Bund bewahren / und seine Vorschriften erfüllen wollen. Der Herr hat seinen Thron im Himmel aufgestellt; / doch seine Herrschaft waltet über alles. Lobpreist den Herrn, ihr, seine Engel, / ihr starken Helden, die ihr seinen Willen tut / und seinem Donnerrufe folgt! Lobpreist den Herrn, all seine Heere! / Ihr Diener, die Vollstrecker seines Willens! Lobpreist den Herrn, all seine Werke / an allen Orten seiner Herrschaft! / Lobpreis den Herrn, du, meine Seele! Lobpreis den Herrn, du, meine Seele! / Du, Herr, mein Gott, gar groß bist Du, / mit Pracht und Herrscherwürde angetan. Du hüllst Dich in das Licht wie in ein Kleid / und spannst den Himmel aus wie ein Gezelt. - Auf Wasser baut er seinen Söller; / zu seinem Wagen macht er Wolken / und fährt auf Windesflügeln. Zu seinen Boten macht er Stürme, / zu seinen Dienern Feuerflammen. Die Erde gründet er auf ihre Pfeiler, / daß sie in alle Ewigkeit nicht wanke. Du deckst den Ozean darüber wie ein Tuch, / daß selbst auf Bergen Wasser stehen.  jedoch vor Deinem Schelten fliehen sie; / vor Deiner Donnerstimme eilen sie davon. Die einen bleiben auf den Bergen; / die andern fließen in die Täler zu dem Ort, von Dir bestimmt Du setzest Grenzen, die sie nimmer überschreiten, / und niemals decken sie die Erde wieder. Du bist's, der Quellen in die Täler sendet; / sie rieseln zwischen Bergen hin. Sie tränken alles Wild des Feldes; / da löschen Zebras ihren Durst. Des Himmels Vögel sitzen drüber / und lassen sich aus dem Gebüsche hören. Die Berge tränkest Du durch Deine Wunderwerke; / an Deines Wirkens Frucht ersättigt sich die Erde.  Du lässest Gras den Tieren sprossen / und Futter für des Menschen Arbeitstiere, / um aus der Erde Brot zu ziehen, auch Wein, der froh der Menschen Herzen macht, / und Öl, das glänzen macht das Angesicht, / und Brot, des Menschen Lebensmark. Des Herren Bäume werden satt getränkt, / die Zedern Libanons, die er gepflanzt, darin die Vögel ihre Nester bauen, / Zypressen, die dem Storch zum Nisten dienen, die hohen Berge, die den Gemsen, / die Felsen, die der Dachse Zuflucht sind. Du schufst den Mond zum Zeiteinteilen / und lehrtest ihren Lauf die Sonne. Wenn Finsternis herab Du senkst / und es wird Nacht, dann regt sich alles Waldgetier. Die jungen Löwen brüllen nach dem Fraß, / von Gott die Nahrung heischend. Geht dann die Sonne auf, / so schleichen sie zurück / und strecken sich auf ihre Lager nieder. Dann geht der Mensch an seine Arbeit, / geht an sein Werkeln bis zum Abend. Wie mannigfaltig, Herr, sind Deine Werke, / so weise sind von Dir sie all geordnet! / Wie ist die Erde voll von Deinen Schöpfungstaten! Da ist das Meer, so groß und weit, / zahlloses Seegetier darin, Geschöpfe klein und groß, sie ziehen hin und her wie Schiffe samt dem Leviatan, / den Du erschaffen, um mit ihm zu spielen.  Sie alle harren Deiner, / daß Du zur rechten Zeit sie speisest. Und gibst Du ihnen etwas, lesen sie es auf, / und wenn Du öffnest Deine Hand, so werden sie des Guten voll. Doch wendest Du Dein Antlitz ab, / dann faßt sie Grauen, / und ziehst Du ihren Lebenshauch zurück, / dann sterben sie und werden, was sie waren, Staub. Du sendest Deinen Odem, andere entstehen, / und so erneuerst Du der Erde Angesicht. - Des Herrn Ruhm bestehe ewiglich! / An seinen Werken freue sich der Herr, der auf die Erde blickt, daß sie erzittert, / und Berge anrührt, daß sie rauchen! Ich sing dem Herrn. / Solang ich lebe, singe ich dem Herrn / und preise meinen Gott, solang ich bin. Mein Loblied möge ihm gefallen! / Ich freue mich des Herrn. Ach, daß die Sünder von der Erde schwänden, / daß keine Frevler mehr vorhanden wären! / Lobpreis' den Herrn, du meine Seele! Alleluja! Dem Herrn sagt Dank! Verherrlicht seinen Namen! / Macht seine Taten den Nationen kund! Lobsingt von ihm! Lobt ihn! / Erzählt von seinen Wundern all! In seinem heiligen Namen rühmet euch! / Von Herzen freue sich, wer nach dem Herrn sucht! Verlanget nach dem Herrn und seiner Herrlichkeit! / Stets sucht sein Angesicht! Gedenkt der Wunder, die er tat, / der Zeichen, seiner Richtersprüche! Geschlecht du, seines Knechtes Abraham, / ihr Söhne Jakobs, seines Auserwählten! - Der Herr ist unser Gott, / und auf der ganzen Erde gelten seine Urteilssprüche. In Ewigkeit gedenkt er seines Bundes / und seines Wortes, das er sprach, ins tausendste Geschlecht, des Bunds, den er mit Abraham geschlossen / für Israel als einen ewigen Bund, den er für Jakob als ein Recht bestätigt, / und seines Eides, den er Isaak zugeschworen. »Dir«, sprach er, »geb' ich Kanaan, / als euer zugemessen Erbe.« - Noch klein war damals ihre Zahl, / noch winzig klein und fremd darin. Sie wanderten von einem Heidenvolk zum andern, / von einem Reich zu einer andern Nation. Er gab nicht zu, daß jemand sie bedrückte; / er warnte ihretwegen Könige: »Vergreift euch nicht an den von mir Gesalbten! / Fügt keinen Schaden meinen Sehern zu!« -  Er rief alsdann ins Land den Hunger, / jedwede Brotesstütze brechend.  Er sandte einen Mann vor ihnen her; / zum Sklaven ward Joseph verkauft. in Fesseln zwang man seine Füße; / in Eisen ward sein Hals gelegt, bis in Erfüllung ging, was er verheißen, / und ihn der Spruch des Herrn bewährte. Da ließ der König ihn entfesseln; / der Völkerherrscher ließ ihn frei. Er machte ihn zum Herrn in seinem Hause / und zum Verwalter über all sein Gut, daß er nach seinem Sinne seine Fürsten lenkte / und seine Ältesten belehrte. - Alsdann kam nach Ägypten Israel, / und Jakob ward ein Gast im Lande Chams. Er machte fruchtbar dort sein Volk, / für seine Feinde allzu zahlreich. Nun wandte er ihr Herz zum Hasse wider Gottes Volk, / zur Arglist gegen seine Diener. Er sandte Moses, seinen Diener, / und Aaron, den er sich erkoren. Sie zeigten ihnen seine Wunder / und taten Zeichen in dem Lande Chams. Er sandte Finsternis, und dunkel ward's; / doch achteten sie nicht auf seinen Wink. Er wandelte in Blut ihr Wasser, / und ihre Fische ließ er sterben. Er ließ ihr Land von Fröschen wimmeln / bis in die Kammern ihrer Könige. Er sprach; da kam ein Fliegenschwarm / und Mücken in ihr ganz Gebiet. Für Regen gab er ihnen Hagel / und Feuerflammen auf ihr Land, schlug ihren Weinstock, ihren Feigenbaum darnieder. / zersplitterte die Bäume all in ihren Grenzen. Er sprach; da kamen Heuschrecken / und Ungeziefer ohne Zahl. Sie fraßen alles Gras in ihrem Land / und fraßen ihre Feldfrucht ab. In ihrem Lande schlug er alle Erstgeburt, / die Erstlinge all ihrer Kraft. - Er führte sie mit Gold und Silber aus dem Lande, / und unter seinen Stämmen war kein Müder. Ägypten ward ob ihres Wegzugs froh; / denn Angst vor ihnen hatte sie befallen. Er breitete zum Schirme eine Wolke aus / und Feuer, um bei Nacht zu leuchten. Auf ihre Bitte ließ er Wachteln kommen / und schenkte ihnen Himmelsspeise zur Genüge. Er öffnete den Fels, daß Wasser flossen, / in dürrem Lande Ströme rieselten. Denn er gedachte seines heiligen Wortes / und seines Dieners Abraham. So führte er sein Volk mit Jubel fort, / mit Jauchzen seine Auserwählten. Der Heiden Länder gab er ihnen, / ließ sie die Frucht des Völkerfleißes erben, - - - (105:46)auf daß sie seine Rechte hielten, / und seine Lehren treu bewahrten. Alleluja! Alleluja! Dem Herrn sagt Dank! Denn er ist gut! / Auf ewig währet seine Huld. Wer redet würdig von des Herren großen Taten, / verkündet all sein Lob? Heil denen, die das Richtige befolgen / und es zu jeder Zeit recht machen! - Gedenke meiner, Herr, begnadigst Du Dein Volk / und kommt Dein Heil, so denk auch meiner, daß Deiner Auserwählten Glück ich noch erlebe / und mich der Freude Deines Volkes freue / und mit den ewig Deinen jubiliere! Gesündigt haben wir mit unsren Vätern, / unrecht und frevelhaft gehandelt. Schon unsere Väter merkten nicht auf Deine Wunder in Ägypten / und dachten nicht an Deine Gnadenfülle. - / Sie haderten am Meer, des Schilfmeers wegen. Um seines Namens willen half er ihnen, / um seine Stärke kundzutun. Er schalt das Schilfmeer; es versiegte. / Er führte sie durch Fluten wie durch eine Trift, entriß sie aus der Hasser Hand, / befreite sie aus Feindes Macht. Das Wasser deckte ihre Dränger; / nicht einer blieb von ihnen übrig. Da glaubten sie an seine Worte / und stimmten einen Lobgesang ihm an. Doch schnell vergaßen sie dann seine Taten / und harrten seines Rates nicht. Sie wurden in der Wüste lüstern, / versuchten Gott im wasserlosen Land. Da gab er ihnen ihr Begehr: / Erbrechen sandte er in ihren Hals.  Im Lager aber wurden sie auf Moses eifersüchtig / und auf den Heiligen des Herrn, auf Aaron. Die Erde tat sich auf, verschlang den Dathan, / begrub die Rotte Abirams. In ihrer Rotte flammte Feuer auf, / und eine Flamme fraß die Frevler. - Am Horeb machten sie ein Kalb / und beteten ein Gußbild an, vertauschten ihres Gottes Herrlichkeit / mit der Gestalt des Stiers, der Gras verzehrt, vergaßen Gott, der sie gerettet, / der Großes in Ägypten hat getan, Erstaunliches im Lande Chams, / Erschreckliches am Roten Meer. Er dachte dran, sie zu vertilgen; / da trat vor ihm sein Auserwählter, Moses, in die Bresche, / um seinen Grimm vom Unheil abzuwenden. - Doch sie verschmähten das ersehnte Land / und glaubten seinem Worte nicht. In ihren Zelten murrten sie, / gehorchten nicht des Herren Stimme. Da schwur er ihnen hoch und teuer, / sie in der Wüste zu vertilgen, den Heiden preiszugeben ihren Stamm / und diesen in die Länder zu versprengen. - Sie paarten sich zu Ehren Baal Peors / und aßen Totenopfer.  Sie reizten ihn durch ihre Taten; / da brach die Pest bei ihnen aus. Und Pinechas stand auf und schlichtete; / da ward die Pest gehemmt.  Ihm ward es zum Verdienst gerechnet / und seinen Enkeln immerfort.  Und sie erzürnten ihn am Haderwasser, / und ihretwegen mußte Moses leiden. Denn sie verbitterten ihm das Gemüt / so daß er unbedacht mit seinen Worten war.  Sie tilgten auch die Völker nicht, / wie's ihnen doch der Herr gebot. Sie mischten sich mit Heiden / und lernten ihre Sitten. Sie dienten ihren Götzen, / und diese brachten sie zu Fall. So opferten sie ihre Söhne / und ihre Töchter den Dämonen. Unschuldig Blut vergossen sie, / das Blut der eigenen Söhne und der Töchter, / die sie den Götzen Kanaans zum Opfer brachten. / So ward das Land durch Mord entweiht. Sie selbst bedeckten sich durch ihre Taten; / durch ihre Werke wurden sie so untreu. Da zürnte seinem Volk der Herr aufs heftigste, / zum Abscheu wurde ihm sein Erbe. Er gab sie in der Heiden Hand, / und ihre Hasser herrschten über sie. Und ihre Feinde drückten sie; / sie mußten ihrer Macht sich beugen. - Zu vielen Malen hat er sie befreit; / sie aber blieben voller Trotz bei ihrem Plan, / verkamen so durch ihre Sünde. Er sah auf ihre Not, / sooft er ihre Klage hörte, dachte er an seinen Bund mit ihnen, / ward andern Sinns in seiner großen Huld und ließ sie Mitleid finden / bei allen ihren Siegern. - Zu Hilfe uns, Herr, unser Gott! - / Bring uns zusammen aus den Heidenvölkern, / auf daß wir Deinem heiligen Namen danken, / uns rühmen Deines Ruhmes! - Gepriesen sei der Herr, Gott Israels, / von Ewigkeit zu Ewigkeit, / und alles Volk soll sprechen: »Amen! / Alleluja!« »Dem Herrn sagt Dank! Denn er ist gut. / Auf ewig währet seine Huld.«   So singen die vom Herrn Erlösten, / die er aus Feindes Hand befreit und aus den Ländern sammelt / von Morgen, Abend, Mitternacht und Süden. - Sie irren in der Steppenwüste / und finden keine Bahn zur Wohnstatt hin.  Sie leiden Durst und Hunger, / und ihre Seele sinkt darob in Ohnmacht. Sie schreien zu dem Herrn in ihrer Not; / Er rettet sie aus ihren Ängsten und leitet sie auf rechtem Wege, / die Wohnstatt zu erreichen. Sie sollen dankbar sein dem Herrn für seine Gnade, / für seine Wunder an den Menschenkindern, daß er ihr Lechzen stillt / und ihren Hunger mit dem Nötigen befriedigt! - In Finsternis und Todesschatten sitzen sie, / gebannt in Elend und in Eisen; denn Gottes Worten widerspenstig, / verschmähen sie des Höchsten Rat. Durch Mühsal beugt er ihren Sinn; / sie werden machtlos; niemand hilft. Sie schrein zum Herrn in ihrer Not; / er rettet sie aus ihren Ängsten. Aus Finsternis und Todesschatten führt er sie, / und ihre Fesseln sprengt er auf. Sie sollen dankbar sein dem Herrn für seine Gnade, / für seine Wunder an den Menschenkindern, daß er zertrümmert eherne Pforten / und Eisenriegel bricht! - Die Kranken leiden schwer ob ihres Sündenwandels / und wegen ihrer Missetaten, daß sie vor jeder Speise ekelt / und sie des Todes Pforten schon berühren.  Sie schreien zu dem Herrn in ihrer Not; / er rettet sie aus ihren Ängsten. Er schickt sein Wort, macht sie gesund / und rettet sie vor ihren Grüften. Sie sollen dankbar sein dem Herrn für seine Gnade, / für seine Wunder an den Menschenkindern, ihm Dankesopfer bringen, / jubelnd seine Taten künden! - Die auf der See in Schiffen fahren / und ihr Geschäft auf großen Wassern treiben, erblicken hier des Herren Werke / und seine Wunder mit der tiefen Flut. Ein Sturm erhebt sich auf sein Wort, / und seine Wellen türmen sich. Sie steigen bis zum Himmel, fahren in die Tiefen. / Ihr Leben ist gefährdet. Sie tanzen, schwanken wie Betrunkene. / Dahin ist ihre ganze Kunst. Sie schrein zum Herrn in ihrer Not; / er rettet sie aus ihren Ängsten. Er macht den Sturm zum Säuselwind; / da legen sich des Meeres Wellen. Sie jubeln, daß sie stille liegen / und er sie an ihr Endziel führt. Sie sollen dankbar sein dem Herrn für seine Gnade, / für seine Wunder an den Menschenkindern und ihn vor allem Volk erheben / und ihn im Kreis der Alten loben! - Er macht zur Wüste Ströme, / zu dürrem Lande Quellenorte, ein fruchtbar Land zum salzigen Grund, / der Bosheit der Bewohner wegen. Er macht zum Wasserteich die Wüste / und dürres Land zum Quellenort; die Hungrigen läßt er hier wohnen; / Sie bauen eine Wohnstatt dort, besäen Felder, pflanzen Weinberge, / die lohnend Früchte tragen. Er segnet sie, daß sie sich riesig mehren, / und läßt ihr Vieh sich nicht vermindern. Vermindern sie sich, werden sie gebeugt / von Druck und Elend und von Jammer, dann gießt auf Fürsten er Verachtung aus / und führt sie in die unwegsame Öde. Doch aus dem Elend hebt er Arme auf / und macht Geschlechter Herden gleich. Das sehen Redliche und freuen sich, / und jeder Frevelmund verstummt. - Wer weise ist, beachtet dies, / und Anerkennung finden so des Herren Gnadentaten. Aus Herzensgrund, o Gott,Ein Gesang, ein Lied, von David./ will ich jetzt singen und frohlocken  Erwache, du mein Stolz! / Erwache, Harfe du und Zither! / Ich singe wach das Morgenrot. Ich preise, Herr, Dich bei den Völkern, / und ich besinge Dich bei den Nationen, daß Deine Huld bis an den Himmel reicht, / bis zu den Wolken Deine Treue. Erheb Dich, Gott, soweit der Himmel, / und Deinen Ruhm, soweit die Erde reicht! Daß Deine Lieblinge gerettet werden, / mit Deiner Rechten hilf dazu! Erhöre uns! -  Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: / »Ich soll im Siegesjubel Sichem jetzt verteilen, / das Sukkot-Tal vermessen. Mein würde Gilead, Manasse mein, / und meine Hauptwehr Ephraim / und Juda wär mein Herrscherstab. Ich zwänge Moab auch, das Waschbecken, / und Edom, mir die Schuhe herzurichten, / und über Philistäa triumphierte ich.« - Wer bringt mich aber jetzt zur festen Stadt? / Wer führt mich jetzt nach Edom hin? - Bist Du's nicht, Gott, der uns verstößt, / der nicht mit unsren Scharen auszieht, Gott? Verschaffe Rettung uns aus dieser Not! / Denn Menschenhilfe trügt. Mit Gott verrichten wir dann Heldentaten; / er nur kann unsere Feinde niedertreten. Mein Gott,Auf den Siegesspender, von David, ein Lied.den ich lobpreise, sei nicht taub!  Sie öffnen gegen mich den frechen, falschen Mund; / mit Lügenzungen reden sie zu nur und überhäufen mich mit Hassesworten / und feinden ohne Grund mich an. Für meine Liebe klagen sie mich an; / ich muß mich gar verteidigen. Für Gutes haben sie für mich nur böse Wünsche, / für meine Liebe Haß: -  »Man möge einen Frevler gegen ihn bestellen, / daß er als Kläger gegen ihn auftrete! Er gehe schuldig im Gericht hervor; / fehlschlage ihm sein Rechten! Nur wenig seien seine Tage; / ein anderer nehme sein Erspartes!  Und seine Kinder sollen Waisen werden / und seine Gattin Witwe! Unstet umherziehen und betteln sollen seine Kinder, / aus ihren leeren Wohnungen verstoßen werden! Ein Wucherer belege seine ganze Habe mit Beschlag, / und Fremde sollen sein Erworbnes plündern! Nicht einer bleibe ihm gewogen! / Nicht einer schenke Mitleid seinen Waisen! Sein Stamm verfalle der Vernichtung; / im zweiten Glied erlösche schon sein Name! Beim Herrn werd seiner Väter Schuld gedacht, / und seiner Mutter Sünde werde nimmer ausgelöscht! Sie seien stets dem Herrn vor Augen, / daß er vertilge ihr Gedächtnis von der Erde. Denn er gedachte nimmer, Liebe zu erweisen, / verfolgte elende und arme Leute / und gab den Todesstoß zerbrochenen Herzen. Weil ihm der Fluch so lieb und ihm sich leicht einstellte, / dieweil das Segnen er nicht mochte, weil's ihm ferne lag, dieweil den Fluch er wie sein eigen Kleid anlegte, / wie Wasser in sein Inneres nahm / und er wie Öl in seine Glieder drang, so sei er ihm wie ein Gewand, das er als Hülle um sich legt, / gleich einem Gürtel, den er ständig trägt!« - Vom Herrn geschehe also meinen Anklägern, / die wider mich gar Schlimmes reden! Du aber, Herr, mein Gott, befasse Dich mit mir um Deines Namens willen! / Errette mich nach Deiner milden Huld! Denn ich bin bettelarm und leidend; / mein Herz bricht mir im Leibe. Gleich einem Schatten, der sich neigt, vergehe ich, / bin hohl gleich einem Rauchfang. Vor Fasten wanken mir die Knie; / mein Leib zehrt ab, wird mager. Ich bin ihr Spott; / sie sehen mich und schütteln ihren Kopf. - Komm mir zu Hilfe, Herr, mein Gott! / Errette mich nach Deiner Huld, damit sie innewerden, Deine Hand sei es, / daß Du, Herr, solches tust! Sie mögen fluchen! Doch Du segne! / So werden meine Widersacher voller Scham, / Dein Diener aber voller Freude. In Schande müssen meine Ankläger sich kleiden, / in ihre Scham sich hüllen wie in einen Mantel! - Dann danke ich dem Herrn mit lautem Munde / und preise ihn inmitten Vieler, daß er dem Armen steht zur Rechten, / zur Hilfe gegen die, die ihn verklagen. Ein Spruch des Herrn an meinen Herrn:Von David, ein Lied./ »Zu meiner Rechten setze dich! / Ich mache deine Feinde / zum Schemel deiner Füße.«   Dein machtvoll Zepter laß der Herr weit über Sions Grenzen reichen! / Steig du hinab in deiner Feinde Mittel Dir huldige dein Volk / an deinem Krönungsfest in heiliger Festesfreude! / Und deiner jungen Männer Schar laß hoch dich leben!  Geschworen hat der Herr / und es gereut ihn nicht: / »Du sollst auf ewig Priester sein, / nach meinem Worte ein Melchisedech!«   Der Herr zu deiner Rechten / zerschmettert Könige an seinem Zornestage. Er gehe mit den frevelschwangern Heiden ins Gericht, / zerschmettre Fürsten auf dem breiten Plane.  Er trinke auf dem Zuge Wasser aus dem Bach / und setze so dem Werk die Krone auf!  Alleluja! / Aus ganzem Herzen danke ich dem Herrn / im Kreis der Frommen und in der Gemeinde.  Des Herren Werke sind gewaltig, / wie ausgesucht für alle ihre Zwecke. Sein Wirken ist nur Pracht und Glanz, / und ewig währet seine Liebe. Er sorgt für seiner Wunder Fortbestand; / / erbarmungsvoll und gnädig ist der Herr. Er spendet Nahrung denen, die ihn fürchten, / auf immer seines Bundes eingedenk. Er zeigte seinem Volke seiner Taten höchstes Maß, / wie er das Eigentum der Heiden ihnen zum Besitze gab. Von Recht und Treue zeugt ja seiner Hände Werk; / was er verfügt, ist alles wohlgemeint. Für alle Zeiten sind sie festgesetzt / und ausgeführt mit Treue und Gerechtigkeit.  Er sandte seinem Volk Erlösung / und schloß auf ewig seinen Bund. / »Furchtbarer«, »Heiliger« ist sein Name. Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn. / Wer also tut, der führt sich gut. / Sein Ruhm besteht für ewige Zeiten. Alleluja! / Wie selig, wer den Herren fürchtet / und freudig tut, was er gebeut!  Sein Stamm ist mächtig auf der Erde; / gesegnet ist der Redlichen Geschlecht. In seinem Haus ist Pracht und Fülle, / und seine Milde währet immerdar. Er strahlt den Frommen auf, ein Licht im Dunkel, / barmherzig, mild und liebevoll ist er. Wohl geht's dem Mann, der schenkt und leiht, / der hierfür seinen Haushalt nach Gebühr einrichtet. Er wankt auf ewig nicht; / in ewigem Gedächtnis bleibt er als Gerechter. Vor Unheilsboten bebt er nicht; / sein Herz ist unverzagt, dem Herrn vertrauend. Sein Herz ist fest und ohne Furcht; / er schaut sogar an seinen Feinden seine Lust. Freigebig ist er, schenkt den Armen, / und alle Zeit währt seine Milde; / durch sein Vermögen ragt er hoch empor. Der Frevler sieht's und ärgert sich, / und zähneknirschend schwindet er dahin; / der Bösen Reiz vergeht. Alleluja! / Des Herren Knechte, preist, / lobpreist des Herren Namen! Des Herren Name sei gepriesen / von nun an bis in Ewigkeit! Vom Sonnenaufgang bis zum Niedergang / sei hochgelobt des Herrn Name! Der Herr sei über alle Heiden hoch erhaben! / Bis in den Himmel reiche seine Ehrung! Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, / der in der Höhe thront, der tief herniederblickt, / im Himmel dort, hier auf die Erde? Aus Staub zieht er den Niedrigen empor / und hebt den Dürftigen aus dem Kot und setzt ihn neben Fürsten, / zu seines Volkes Fürsten. Er läßt die Frau, die nie gebar, im Hause bleiben, / als Kindermutter hochwillkommen. Als Israel Ägypten / und Jakobs Haus das fremde Volk verließ, da ward Juda sein Heiligtum / und Israel sein Reich. Dies sah das Meer und floh; / der Jordan ging zurück.  Die Berge hüpften gleich den Widdern, / die Hügel wie die Lämmer. -  Was ist dir, Meer? Du fliehst. / Was, Jordan, dir? Du gehst zurück. Euch Bergen, daß ihr gleich den Widdern, / euch Hügeln, daß ihr gleich den Lämmern hüpfet; - Erbebe, Erde, vor dem Herrn, / vor Jakobs Gott, der Fels in See / und Kies in Quellgrund wandelt!  Nicht uns, nicht uns, / nein, Deinem Namen gib die Ehre, Herr, / und Deiner Huld und Deiner Treue! Was sollten schon die Heiden sagen: / »Wo ist ihr Gott?« Im Himmel ist er, unser Gott, / der alles, was er will, vollbringt. - Doch ihre Götzen sind von Gold und Silber, / ein Werk von Menschenhänden. Sie haben einen Mund und reden nicht; / Sie haben Augen, doch sie sehen nicht. Nicht hören sie mit ihren Ohren; / nicht riechen sie mit ihrer Nase. Nicht tasten sie mit ihren Händen; / nicht gehen sie mit ihren Füßen; / sie bringen keinen Laut aus ihrer Kehle. Wie sie, so werden ihre Schöpfer / und alle, die auf sie vertrauen. - Hat aber Israel fest auf den Herrn gebaut, / dann ist er ihm ein Schutz und Schild. Baut Aarons Haus fest auf den Herrn, / dann ist er ihnen Schutz und Schild. Und bauen, die den Herren fürchten, auf den Herrn, / dann ist er ihnen Schutz und Schild. So segne unsern Fortbestand der Herr! / Er segne das Haus Israel! / Er segne Aarons Haus! Er segne, die den Herren fürchten, / die Kleinen mit den Großen! Der Herr vermehre euch, / euch selbst und eure Kinder! So seid gesegnet von dem Herrn, / dem Schöpfer Himmels und der Erde! - Der Himmel ist ein Himmel für den Herrn; / die Erde nur gibt er den Menschenkindern. Die Toten loben nicht den Herrn, / nicht die ins stille Reich Gesunkenen. Dagegen wollen wir den Herrn lobpreisen / von nun an bis in Ewigkeit. / Alleluja! Weil auf mein Rufen hört der Herr, / hab ich die Stunden meiner Andacht lieb; er neigt sein Ohr zu mir, / sooft ich rufe. Umfangen mich des Todes Bande, / und überkommt mich Höllenangst, / und komme ich in Not und Jammer, dann rufe ich des Herren Namen an; / »Ach, rette, Herr, mein Leben!« Der Herr ist gnädig und ist mild; / erbarmungsvoll ist unser Gott. Einfältige beschützt der Herr; / bin ich unwürdig schon, / so hilft er dennoch mir. Zu deiner Ruhestätte, meine Seele, wende dich! / Der Herr tut dir ja Gutes unverdient. Du wahrst mein Leben vor dem Tode, / mein Auge vor den Tränen / und meine Füße vor dem Straucheln. So kann ich wandeln vor dem Herrn / im Lande der Lebendigen. Ich kann's bestätigen, was ich jetzt sage: / Ich war so tief gebeugt. Ich sprach in meiner Angst: / »Die Menschenkinder trügen all.« Wie kann ich jetzt dem Herrn vergelten / all das, was er an mir getan ? Des Heiles Kelch ergreife ich; / des Herren Ruhm verkünde ich. -  Was ich dem Herrn gelobt, / das löse ich jetzt ein vor seinem ganzen Volke. Bedeutungsvoll ist in des Herren Augen, / wenn's um das Sterben seiner Frommen geht. - Ach, Herr, ich bin Dein Knecht; / ich bin Dein Knecht, von Deiner Magd geboren. / Wenn Du jetzt meine Bande lösest, dann bringe ich Dir Dankesopfer dar / und künde so des Herren Ruhm. - im Haus des Herrn in seinen Höfen, / Jerusalem, in deiner Mitte. / Alleluja! - - - Ihr Heiden allesamt, lobpreist den Herrn! / Ihr Völker alle, preiset ihn! Für uns ist seine Huld ja viel zu groß; / des Herren Treue währet ewig. / Alleluja! Dem Herrn sagt Dank! Denn er ist gut. / In Ewigkeit währt sein Erbarmen. So spreche Israel: / »In Ewigkeit währt seine Huld!« So spreche Aarons Haus: / »In Ewigkeit währt seine Huld!« So mögen, die den Herren fürchten, sprechen: / »In Ewigkeit währt seine Huld!« -  Aus tiefer Not ruf ich zum Herrn, / und mich erhört der Herr aus weiter Ferne. Ist schon der Herr für mich, / dann fürcht ich nichts. / Was könnten mir die Menschen tun? Und ist der Herr mein Beistand, / dann schau ich meine Lust an meinen Hassern. Viel besser ist es, auf den Herrn zu bauen, / als Menschen zu vertrauen. Viel besser ist es, auf den Herrn zu bauen, / als Fürsten zu vertrauen. - Umringen mich die Heiden all, / ich wehre sie doch in des Herren Namen ab. Umringen sie mich auch, wie sie nur können, / ich wehre sie doch in des Herren Namen ab. Umschwärmen sie mich auch wie ausgestoßene Bienen / und wie das Feuer Dorngestrüpp einhüllt, / ich wehre sie doch in des Herren Namen ab. Und stößt man mich zum Sturz, / dann steht der Herr mir bei. Mein Siegen ist des Herren Lob, / verhilft er mir zur Rettung. - Dann tönen Jubellaut und Siegesruf bei den Gezelten der Gerechten: / Gar Großes tut des Herren Rechte. Ganz überlegen ist des Herren Rechte; / gar Großes tut des Herren Rechte.« Ich sterbe nicht; ich bleibe noch am Leben, / verkündige des Herren Taten. Und züchtigt mich der Herr auch hart, / er gibt mich nicht dem Tode preis. So öffnet mir die Siegespforten! / Ich ziehe ein, dem Herrn zu danken.  Dies ist des Herren Pforte; / die Frommen ziehen durch sie ein. - »Ich danke Dir, daß Du mich hast erhört / und mir zur Rettung bist geworden.« - Der Stein, verworfen von den Bauleuten, / ist jetzt der Eckstein.  Dies ist vom Herrn geschehn, / ganz wunderbar in unsern Augen. Dies ist der Tag, vom Herrn gewährt. / Geweiht sei er dem Jubel und der Freude! - »Wohlan, Herr, spende Heil! / Wohlan, Herr, spende Glück!«   Gesegnet in des Herren Namen sei, wer eintritt! / Wir segnen euch vom Haus des Herrn: »Der Herr ist Gott; er leuchte uns!« / Beginnt den Reigen mit den Zweigen / bis zu den Hörnern des Altars! -  »Du bist mein Gott; ich danke Dir. / Mein Gott, ich preise Dich.« / In Ewigkeit währt seine Huld. Dem Herrn sagt Dank! / Denn er ist gut. Glückselig, die unsträflich leben / und in des Herrn Gesetzen wandeln! Glückselig sind, die seine Bräuche achten / und ihn von ganzem Herzen suchen, die nie ein Unrecht tun / und die auf seinen Wegen wandeln! Du selbst gibst Deine Vorschriften, / daß man genau sie halte. Ach, wäre fest mein Wandel / in der Befolgung Deiner Ordnungen! Dann werde ich niemals zuschanden, / beacht ich alle Deine Satzungen. Ich danke Dir von Herzensgrunde, / wenn ich erlerne Deine so gerechten Weisungen. Genau beachten will ich Deine Vorschriften. / Verlaß mich nicht dabei! Wodurch erhält ein Jüngling seinen Wandel rein? / Wenn er sich hält an Deine Worte. Von ganzem Herzen suche ich Dich auf. / Entfremde mich nicht Deinen Satzungen! In meinem Herzen berge ich Dein Wort, / auf daß ich wider Dich nicht sündige. Gepriesen seist Du, Herr! / Gewöhne mich an Deine Ordnungen! Auswendig sag ich auf / all Deine mündlichen Gebote. Ich freue mich des Weges hin zu Deinen Zeugnissen / weit mehr als über irgendwelche Schätze. Was Du befiehlst, dem sinn ich nach / und schaue hin auf Deine Pfade. Mit Deinen Ordnungen befasse ich mich gern, / vergesse nicht Dein Wort. Gewähre Deinem Knechte, daß ich leben bleibe! / Dann halte ich Dein Wort. Entschleiere mir das Auge, daß ich schaue, / was wunderbar an Deiner Lehre! Ein Fremdling bin ich in dem Lande. / Verbirg mir nimmer Deine Satzungen! In Sehnsucht meine Seele sich verzehrt / nach Deinen Weisungen zu jeder Zeit. Du schiltst die Frechen. / Verfluchst, die Deine Satzungen mißachten! Wend Spott und Hohn von mir; / denn Deine Zeugnisse, ich achte sie! Ob Fürsten auch sich wider mich beraten, / Dein Knecht beherzigt dennoch Deine Ordnungen. Ja, Wonne sind mir Deine Zeugnisse, / Wegweiser sind mir Deine Vorschriften. Am Staube klebe ich. / Erhalte mich nach Deinem Wort am Leben! Ich lege meine Wege dar, / und Du erhörst mich. / Gewöhne mich an Deine Satzungen! Gib Einsicht mir ins Wesen Deiner Vorschriften! / Dann will ich Deine Wunder überdenken. Vor Leid weint meine Seele. / Richt mich nach Deinem Worte auf! Halt fern von mir den Pfad der Untreue! / Zu eigen gib mir Deine Lehre gnädiglich! Den Weg der Treue wähle ich, / befolge Deine Weisungen. Ich hänge fest an Deinen Zeugnissen. / Herr, laß mich nicht zuschanden werden! Ich laufe auf dem Wege Deiner Ordnungen; / Du machst mir weit das Herz. Zeig mir den Weg zu Deinen Vorschriften, o Herr! / Ich will ihn mit Bedacht einhalten. Gib Einsicht mir, daß ich befolge Deine Lehre / und sie mit ganzem Herzen hüte! Laß Deiner Satzung Pfad mich wallen! / Denn Freude habe ich daran. Zu Deinen Bräuchen lenke hin mein Herz / und nicht zur Eigenliebe! Lenk meine Augen ab vom Schielen nach dem Eitlen! / Auf Deinen Wegen laß mich Leben finden! Bewähr an Deinem Knecht Dein Wort, / das zu der Ehrfurcht vor Dir leiten soll! Nimm meine Schmach hinweg, daß ich gezweifelt, / ob Deine Weisungen auch heilsam seien! Nach Deinen Vorschriften verlangt es mich. / In Deiner Liebe laß mich leben! Herr! Deine Gnade komme über mich, / Dein Heil nach Deinem Worte, daß ich entgegne meinem Schmäher! / Denn Deinem Wort vertraue ich. Versag nicht meinem Mund das rechte Wort! / Auf Deine Weisung harr ich sehnsuchtsvoll. Stets will ich Deiner Lehre folgen, / für immer und auf ewig, nach ihr, der überreichen, wandeln. / Nach Deinen Vorschriften verlangt es mich. Vor Königen selbst rede ich / von Deinen Zeugnissen ohn alle Scheu. Ich habe meine Lust an Deinen Satzungen; / ich liebe sie. Ich rege meine Hände eifervoll für Deine so geliebten Satzungen / und sinne über Deine Ordnungen. Gedenke Deinem Diener jenes Wort, / auf das Du mich fest hoffen lässest! Dies ist mein Trost in meinem Leid, / daß Lebensmut Dein Wort mir gibt. So sehr Vermessene meiner spotten, / ich weiche nicht von Deiner Lehre. An Deine Weisungen, die alten, denke ich / und fühle mich getröstet, Herr. Der Frevler wegen packt mich Zornesglut, / die Deine Lehre schnöd verlassen. Zu Lobesliedern sind mir Deine Ordnungen geworden / im Haus, wo ich als Fremdling weile. Ich denke, Herr, an Deinen Namen in der Nacht, / an Deine Lehre selbst in mitternächtiger Stunde. Zum Grundsatz ward mir dies, / weil ich um Deine Vorschriften mich kümmere: »Mein Alles ist der Herr«, das deut ich so: / Ich muß die Worte Dein beachten. Von ganzem Herzen werbe ich um Deine Huld. / Sei gnädig mir nach Deinem Wort! Ich überlege meine Wege / und lenke meine Füß hin zu Deinen Zeugnissen. Ich eile, säume nicht, / zu halten Deine Satzungen. Der Frevler Stricke wollen mich umfangen; / doch ich vergesse nimmer Deine Lehre. Um Mitternacht erhebe ich mich schon / und danke Dir für Deine Weisungen, die so gerecht, im Wetteifer mit allen, die Dich fürchten, / die Deine Vorschriften befolgen. Voll Deiner Gnade ist die Erde, Herr. / Gewöhne mich an Deine Satzungen! Du tust an Deinem Knechte Gutes, / nach Deinem Worte, Herr. So lehre mich heilsame Sitte und Erkenntnis! / Denn Deinen Satzungen vertraue ich. Bevor ich leiden mußte, irrte ich; / nun aber halte ich Dein Wort. Du bist so gut und handelst gut. / Gewöhne mich an Deine Satzungen! Mir dichten Freche Falsches an; / ich aber halte Deine Vorschriften aus ganzem Herzen. Ihr Herz ist stumpf wie Fett; / doch ich ergötze mich an Deiner Lehre. Mir war es heilsam, daß ich litt, / damit ich mich an Deine Ordnungen gewöhnte. Dein mündliches Gesetz gilt mir weit mehr / als tausend Stücke Gold und Silber. Von Deiner Hand bin ich geschaffen und gebildet. / Verleih mir Einsicht, daß ich mich an Deine Satzungen gewöhne! Mit Freuden sehen, die Dich fürchten, / daß ich mich auf Dein Wort verlasse. Ich weiß es, Herr: Gerecht sind Deine Weisungen; / in bester Absicht hast Du mich gezüchtigt. Zum Troste sei mir Deine Huld, / wie Deinem Knechte Du verheißen Laß Dein Erbarmen mich erquicken! / Denn Deine Lehre ist mir Lust. Schmach über diese Frechen, / weil grundlos sie zu Unrecht mich bezichtigen! / Ich sinne über Deine Vorschriften. Sie mögen sich durch mich in solche wandeln, / die fürchten Dich und schätzen lernen Deine Zeugnisse! Unfehlbar sei mein Herz in Deinen Ordnungen, / damit ich nicht erröten muß! Nach Deinem Heile schmachtet meine Seele, / ich harre Deines Wortes. Nach Deinem Worte schmachten meine Augen: / »Wann bringt's mir Trost?« Bin ich auch wie ein Schlauch im Rauche, / vergesse ich doch niemals Deine Ordnungen. Wieviel sind noch der Tage Deines Knechtes? / Wann richtest Du, die mich verfolgen? Mir graben Freche Gruben / in dem, was Deiner Lehre nicht entspricht. Was Du befiehlst, ist lautre Wahrheit; / grundlos verfolgt man mich. Komm mir zu Hilfe! Beinah vertilgten sie mich von der Erde; / doch laß ich nicht von Deinen Vorschriften. Nach Deiner Huld erhalte mich am Leben, / daß Deines Mundes Lehre ich befolge! Dein Wort ist für die Ewigkeiten, Herr; / dem Himmel gleich, so steht es fest gegründet. Durch alle Zeiten währet Deine Treue, / wie Du die Erde für die Dauer hast gegründet. Für Deine Winke steht sie heut bereit; / denn alles ist Dir untertan. Wenn Deine Lehre mir nicht Wonne wäre, / vergangen wäre ich in meinem Leid. Nie will ich Deine Vorschriften vergessen; / denn Du verleihst mir dadurch Lebenskraft. Dein bin ich. Steh mir bei! / Denn ich durchforsche Deine Vorschriften. Mir lauern Frevler auf, mich umzubringen; / doch ich vertiefe mich in Deine Zeugnisse. Bei allem anderen, was enden soll, ersehe ich ein Ende; / doch Dein Gebot ist übergroß. Wie lieb ich Deine Lehre! / Sie ist mein täglich Sinnen. Mich macht weit klüger Deine Satzung, / als meine Feinde sind; denn ich besitze sie für immer. Verständiger noch werde ich als alle meine Lehrer; / denn Deine Zeugnisse sind all mein Sinnen. An Einsicht übertreff ich Greise; / denn ich beachte Deine Satzungen. Ich wehre meinem Fuße jeden bösen Weg, / auf daß ich Deines Wortes pflege. Ich weiche nicht von deinen Weisungen; / denn Du belehrest mich. Wie süß sind meinem Gaumen Deine Worte, / weit süßer meinem Mund als Honigseim! Verständig werde ich durch Deine Vorschriften; / drum hasse ich auch jeden falschen Pfad. Dein Wort ist meines Fußes Leuchte, / ein Licht auf meinem Pfade. Ich hab's mir eidlich vorgenommen, / was Du gerecht befohlen, auch zu halten. Ich bin gar tief gebeugt. / Nach Deinem Worte, Herr, belebe mich! Laß, Herr, Dir meines Mundes Übungen gefallen! / Gewöhne mich an Deine Weisungen! Mein Leben ist beständig in Gefahr; / doch ich vergesse Deine Lehre nicht. Mir legen Frevler Schlingen; / ich irre nimmer ab von Deinen Vorschriften. - Ein ewig Erbgut sind mir Deine Zeugnisse; / ja, Herzenswonne sind sie mir. Ich neige hin mein Herz, zu tun, was Du befiehlst, / für immer auf das eifrigste. Ich hasse Zweifler; / doch Deine Lehre liebe ich.  Mein Schirm und Schild bist Du; / ich harre Deines Wortes. Hinweg von mir, ihr Übeltäter! / Ich will ja meines Gottes Satzungen befolgen. Nach Deinem Worte stärke mich, auf daß ich lebe! / Beschäme mich in meiner Hoffnung nicht! Halt Du mich fest, daß ich gerettet werde! / Ich schaue stets nach Deinen Ordnungen. Die sich vergehn an Deinen Ordnungen, / die wirfst Du weg; denn Trug ist all ihr Sinnen. Die Frevler all auf Erden achtest Du wie Schlacken; / drum liebe ich auch Deine Zeugnisse. Aus Furcht vor Dir erschaudert mir die Haut; / Ich fürchte mich vor Deinen Strafgerichten. Das Rechte tu ich und das Gute. / Gib meinen Drängern mich nicht preis! Vertritt zu seinem Besten Deinen Knecht, / daß nicht die Stolzen mir Gewalt antun! Nach Deiner Hilfe schmachten meine Augen, / nach Deiner Heilsverheißung. Verfahr mit Deinem Knecht nach Deiner Huld! / Gewöhne mich an Deine Ordnungen! Dein Knecht bin ich. Belehre mich, / auf daß ich Deine Bräuche wohl verstehe! "s ist Zeit, sich für den Herrn zu regen; / sie wollen Dein Gesetz abschaffen. Drum liebe ich auch Deine Satzungen viel mehr als Gold, / als selbst das feinste Gold. Drum habe ich all Deine Vorschriften mir auserwählt; / ich hasse jeden falschen Weg. Geheimnisvoll sind Deine Zeugnisse / drum achtet ihrer meine Seele. Dein Wort erschließen spendet Licht; / es macht die Einfalt klug. Begierig öffne ich den Mund; / denn mich verlangt nach Deinen Satzungen. Wend Dich zu mir und sei mir gnädig, / wie's Rechtens ist für die, die Deinen Namen lieben! In Deinem Wort mach meine Schritte fest! / Laß nicht das Böse herrschen über mich! Von Menschendruck befreie mich, / damit ich Deine Vorschriften befolge! Laß Deinem Knecht Dein Antlitz leuchten! / Gewöhne mich an Deine Ordnungen! Aus meinen Augen strömen Wasserbäche / für die, die Deine Lehre nicht befolgen. Gerecht bist Du, o Herr, / und Deine Weisungen sind recht. Ganz recht sind Deine Bräuche, / die Du bestimmst, und lauter Wahrheit. Mein Eifer zehrt mich auf, / daß meine Gegner Deine Worte so vergessen. Dein Wort ist rein geläutert; / Dein Knecht hat's lieb. Gering, verachtet bin ich zwar; / doch ich vergesse nimmer Deine Vorschriften. Dein Recht bleibt ewig Recht; / Wahrheit ist Deine Lehre. Mich treffen Not und Angst; / doch Wonne sind mir Deine Satzungen. Allzeit sind Deine Bräuche richtig. / Gib Einsicht mir, daß ich am Leben bleibe! Von ganzem Herzen rufe ich: / »Herr, höre mich! Ich möchte Deine Ordnungen befolgen!« »Hilf mir!« so rufe ich zu Dir. / »Ich möchte Deine Zeugnisse beachten.« Zur Zeit der Dämmerung erheb ich mich und flehe; / ich harre Deines Wortes. Bevor der Morgen graut, sind meine Augen wach, / Dein Wort zu überdenken. Nach Deiner Huld erhöre mein Gebet! / Wie's Deine Art ist, laß mich leben! Die nach dem Laster jagen, kommen diesem immer näher / und Deiner Lehre immer ferner. Jedoch auch Du bist nahe, Herr; / all Deine Satzungen sind Wahrheit. Von Urzeit her, so weiß ich es von Deinen Zeugnissen, / Du hast sie eingesetzt für immer. Sieh her auf meine Not und rette mich! / Ich habe Deine Lehre nicht vergessen. Zu meiner Rettung führe meine Sache! / Nach Deinem Worte laß mich leben! Den Frevlern ferne ist das Heil, / weil sie nach Deinen Ordnungen nichts fragen. Gar groß ist Dein Erbarmen, Herr. / Laß mich, wie's Deine Art ist, leben! Obschon mich viele drängen und verfolgen, / so weiche ich doch nicht von Deinen Zeugnissen. Erblick ich Treulose, streit ich mit ihnen, / dieweil Dein Wort sie nicht beachten. Wie gerne hab ich Deine Vorschriften! / Erhalte mich nach Deiner Huld am Leben, Herr! Beständigkeit ist Deines Wortes Eigenart; / für immer gelten Deine so gerechten Weisungen. Von Fürsten werd ich ohne Grund verfolgt; / doch nur vor Deinem Worte bebt mein Herz. Ich freue mich ob Deines Wortes, / wie der, so reiche Beute findet. Mit großem Abscheu hasse ich die Falschheit; / nur Deine Lehre liebe ich. Ich preise Dich des Tages siebenmal / für Deine so gerechten Weisungen. Die Deine Lehre lieben, ernten reichen Frieden; / für sie gibt's keinen Anstoß mehr. Ich harre Deines Heiles, Herr, / und Deine Satzungen befolge ich. Auf Deine Zeugnisse hat meine Seele acht / und liebt sie über alle Maßen. Ich achte Deine Vorschriften und Bräuche; / all meine Wege liegen ja vor Dir. Laß vor Dich kommen, Herr, mein Flehen! / Nach Deinem Worte gib mir Einsicht! Mein Flehen komme vor Dein Angesicht! / Errette mich nach Deinem Wort! Ein Loblied ström von meinen Lippen, / gewöhnst Du mich an Deine Ordnungen! Dein Wort besinge meine Zunge! / Denn alle Deine Satzungen sind Recht. Zum Beistand reiche mir die Hand! / Denn Deine Vorschriften hab ich erwählt. Nach Deinem Heil verlangt's mich, Herr, / und Wonne ist mir Deine Lehre. So möge leben meine Seele und Dich preisen, / und dazu mögen mir verhelfen Deine Weisungen! Wie ein verloren Schäflein irre ich umher. / Such Deinen Knecht! / Denn ich vergesse niemals Deine Satzungen. In meiner Drangsal rufe ich zum Herrn.Ein Stufenlied./ Er hört auf mich. Herr! Rette mich von Lügenlippen, / von trügerischer Zunge! Wie liefert Dir / die trügerische Zunge fort und fort geschärfte Pfeile eines Helden / samt Ginsterkohlen! Weh mir, daß ich bei Mesech gaste, / bei Kedars Zelten weile! Zu lange schon weilt meine Seele / bei Friedensfeinden. Ich bin so friedsam. / Doch, wenn ich's auch noch so sehr beteure, / sie wollen Kampf. Erhöb ich zu den Bergen meine Augen,Ein Stufenlied./ von ihrer keinem käm mir Hilfe. Vom Herrn kommt meine Hilfe / von dem Schöpfer Himmels und der Erde. Nie läßt er deine Füße gleiten; / dein Hüter schlummert nicht. O nein! Nicht schläft, nicht schlummert / der Hüter Israels. Dein Hüter ist der Herr. / Dein Schirm zu deiner Rechten ist der Herr. Dir schadet nicht bei Tag die Sonne / und nicht der Mond bei Nacht. Vor allem Leid behütet dich der Herr, / behütet deine Seele. Der Herr behütet so dein Kommen / wie auch dein Gehn, / so jetzt wie alle Zeit. Mich freut es, sagen sie zu mir:Ein Stufenlied, von David./ »Laßt uns zum Haus des Herren wallen! Bald sollen unsere Füße stehen, / Jerusalem, in deinen Toren.« Jerusalem ist wieder aufgebaut als eine Stadt. / Damit verbunden ist die heilige Pflicht für Israel, / daß dorthin ziehn die Stämme, ja, des Herren Stämme, / und dort des Herren Namen preisen. Dort stehen ja die Richterstühle, / des Davidshauses Throne. Begrüßet so Jerusalem: / »Mög's deinen Freunden wohl ergehen! In deinen Mauern herrsche Frieden / und Sicherheit in deinen Burgen!« Um meiner Freunde, meiner Brüder willen, / wünsch ich dir Heil und Segen: Des Hauses unseres Herrn und Gottes wegen / wünsch ich dir Wohlergehen.« Zu Dir erheb ich meine Augen,Ein Stufenlied./ der Du im Himmel thronst. Sieh! Wie der Sklaven Blick auf ihrer Herren Hand gerichtet, / und wie auf ihrer Herrin Hand der Sklavin Auge ruht, / so blicken unsere Augen hin auf unsere Gott und Herrn, / bis daß er unser sich erbarmt. Herr! Sei uns gnädig, gnädig! / Denn der Verachtung sind wir übersatt. Des Spottes der Behäbigen ist unsere Seele übersatt, / der Schmach der Übermütigen. »Wär' nicht der Herr, der mit uns ist«,Ein Stufenlied, von David./ - so spreche Israel - »wär nicht der Herr, der mit uns ist, / wenn gegen uns die Leute sich erheben, dann würden sie uns ungestraft vernichten, / so sehr entflammt ihr Grimm sich gegen uns. Begraben würde uns die Wasserflut; / bis an die Kehle ginge uns ein Strom. Dann ginge bis zum Hals / uns flutendes Gewässer.« Gepriesen sei der Herr, / der nicht zum Raub uns ihren Zähnen preisgibt! Wie Vögel aus des Fängers Netz, / entkommt auch unser Leben. / Das Netz zerreißt, und wir sind frei. Fest ruhet unsere Hilfe in des Herren Namen, / des Schöpfers Himmels und der Erde. Die auf den Herrn vertraun,Ein Stufenlied.sind wie der Sionsberg, / der niemals wankt und ewig steht. Wie Berge um Jerusalem, / so ist der Herr auch um sein Volk / von nun an immerfort. O nein! Des Frevels Zepter ruht nicht mehr auf dem Besitz der Frommen, / dieweil die Frommen nimmermehr nach Frevel ihre Hände strecken. Tu Gutes, Herr, den Guten, / und denen, die geraden Herzens sind! Doch die in ihrem Sinne schwanken, / die läßt der Herr mit denen gehen, / die Frevelhaftes tun. / Heil über Israel! Wenn die Gefangenen der Herr zurück nach Sion führt,Ein Stufenlied./ dann wird es uns, als träumten wir. Voll Lachen ist dann unser Mund / und voll Frohlocken unsre Zunge. / Dann sagt man bei den Heiden: / »Gar Großes wirkt der Herr an diesen.« Ja, Großes wirkt der Herr an uns; / wir sind so fröhlich. Laß unsere Heimkehr, Herr, geschehen, / den Flüssen in dem Südland gleich! Mit Tränen wird gesät; / geerntet wird mit Jubel. Wer Samen trägt im Sack, geht hin und weint; / der Garbenträger kommt und jauchzt. Wenn nicht der Herr das Haus mitbaut,Ein Stufenlied, von Salomo./ so mühen sich die Bauleute vergebens. / Wenn nicht der Herr die Stadt mithütet, / so wacht umsonst der Wächter. Vergeblich steht ihr mit der Morgenröte auf / und legt euch spät am Abend nieder, / der Fronarbeiter Brot verzehrend! / Zur Schlafenszeit gibt er das Rechte seinem Liebling. Seht! Söhne sind des Herren Gabe / und Leibesfrucht Belohnung. Wie Pfeile in des Kriegers Hand / sind diese jugendlichen Söhne. Dem Manne Heil, / der ihrer gar viel im Köcher hat! / Sie werden nicht zuschanden, / wenn sie mit Feinden an dem Tore streiten. Heil jedem, der den Herren fürchtetEin Stufenlied./ und der auf seinen Pfaden wandelt! Wenn du von deiner Hände Arbeit lebst, / wohl dir! Es geht dir gut. Gleich einem Weinstock, früchtereich, / dein Weib im Innern deines Hauses / und deine Söhne Ölbaumsprossen / um deinen Tisch herum! Seht! Also wird der Mann gesegnet, / der fürchtet Gott, den Herrn. So segne dich der Herr von Sion aus! / Erlabe dich am Glück Jerusalems dein Leben lang! Und schau die Kinder deiner Kinder! / Heil über Israel! Sie haben mich schon oft von Jugend an bedrängt.«Ein Stufenlied./ So spreche Israel! »Schon oft von Jugend an bedrängt, / jedoch nicht überwältigt. Mit meinem Rücken pflügten sie / und dehnten ihre Ackerfelder in die Weite.  Der Herr jedoch, gerecht, / zerhaut der Frevler Stränge.« In Schande sollen weichen / all die Hasser Sions. Sie seien wie das Gras auf Dächern, / das vor dem Blühen schon verdorrt! Der Schnitter füllt nicht seine Hand damit, / nicht seinen Schoß der Garbenbinder. Und keiner der Vorübergehenden ruft: / »Des Herren Segen über euch! Wir grüßen euch im Namen des Herrn.« Aus tiefem Grund,Ein Stufenlied.Herr, rufe ich zu Dir: Herr, höre meine Stimme! / Aufmerken mögen Deine Ohren auf mein lautes Flehen! Wenn Du der Sünden achten wolltest, / Ach Herr, wer könnte, Herr, bestehen?  jedoch Vergebung ist bei Dir, / daß man Dich fürchte. -  Des Herren harr ich. Meine Seele harrt; / ich hoffe auf sein Wort, ja, meine Seele harret auf den Herrn / mehr, als den Morgen die Wächter sich ersehnen, / die den Tag erwarten. Israel harre auf den Herrn! / Beim Herrn ist Gnade, / bei ihm ist der Erlösung Fülle. Nur er kann Israel erlösen / von allen seinen Sündenstrafen. Mein Herz, Herr, ist nicht stolz;Ein Stufenlied, von David./ nicht blicken meine Augen übermütig. / Ich gehe nicht mit großen Dingen um, / mit solchen, die mir unerreichbar sind.  Ruhe gebiete ich dem Herzen / und mach's dem Kinde gleich an seiner Mutter Brust, / dem Säugling gleicht mein Herz.  So harre Israel des Herrn / von nun an bis in Ewigkeit! Sei, Herr, zugunsten Davids eingedenkEin Stufenlied./ all dessen, was er gesprochen, wie er dem Herrn geschworen, / dem Starken Jakobs hat gelobt: »Ich gehe nimmer in mein Wohngezelt, / besteige nicht mein Ruhebett, Versage meinen Augen Schlaf / und Schlummer meinen Augenwimpern, bis daß ich eine Stätte finde für den Herrn, / für Jakobs Starken eine Wohnung.« - Nun hörten wir davon zu Ephrat / und fanden sie im Waldgefilde. »Zu seiner Wohnung laßt uns gehen, / vor seiner Füße Schemel niederfallen!« Auf, Herr, zu Deiner Ruhestätte, / Du und die Lade Deiner Herrscherwürde! Mit Heil laß Deine Priester sich bekleiden, / und Deine Frommen mögen jubeln! - Um David, Deines Dieners willen, / weis nicht zurück, den Du gesalbt!« Der Herr schwur David Dauer zu. / Er geht davon nicht ab. / »Auf deinen Thron erheb ich einen / von deiner Leibesfrucht. Bewahren deine Söhne meinen Bund / und meine Zeugnisse, wie ich sie lehre, / dann dürfen ihre Söhne allezeit auf deinem Throne sitzen!« - Der Herr hat Sion sich erkoren, / zum Wohnsitz sich ersehen: »Das sei in Ewigkeit mein Ruhesitz, / ich throne hier; denn hier gefällt es mir. Ich segne seine Jugend / und gebe seinen Armen Brot in Fülle. Mit Heil bekleid ich seine Priester, / und frohe Lust sei seiner Frommen Teil! Ich lasse Davids Macht ersprossen, / dem richt ich eine Leuchte her, den ich gesalbt. In Schande hüll ich seine Feinde, / dieweil auf ihm ein Diadem erglänzt.« Wie lieblich ist's, wie schön,Ein Stufenlied, von David.- schaut nur! / - wenn Brüder beieinander bleiben! Wie köstlich Salböl von dem Haupt / herabließt auf den Bart / und wie der Aaronsbart / auf des Gewandes Borte niederwallt und wie der Tau des Hermon / auf dürre Bergesteile niederströmt, / so spendet Segen dort der Herr, / ein Leben bis in Ewigkeit. Des Herren Diener all - schaut nur!Ein Stufenlied.- ergehen sich im Lob des Herrn. / Zur Nachtzeit noch verweilen sie im Haus des Herrn. -  Erhebt auch eure Hand zum Heiligtum / und preist den Herrn!  Dann segnet dich der Herr, von Sion aus, / der Herr, der Schöpfer Himmels und der Erden. Alleluja! / Lobpreist des Herren Namen! / Lobpreist ihn ihr, des Herren Diener, die ihr im Haus des Herren weilet, / in unseres Gotteshauses Höfen! Singt Alleluja! Denn der Herr ist gut. / Singt seinem Namen! Er ist liebreich, hat doch der Herr sich Jakob auserkoren, / zu seinem Eigentum sich Israel. - Ich weiß, der Herr ist so gewaltig, / daß unser Herr die Götter alle überragt. Der Herr tut, was er will, / im Himmel und auf Erden, / im Meer und in den Tiefen all. Der Du heraufführst Wolken von der Erde Ende / und Blitze für den Regen bildest, / der Du den Wind aus seinen Kammern lässest, der Du die Erstgeburt Ägyptens schlugest, / vom Menschen bis zum Vieh, und in Ägypten wunderbare Zeichen / an Pharao und allen seinen Knechten tatest und große Völker niederschlugst / und starke Könige vertilgtest, den Amoriterkönig Sichon, / den Basankönig Og / und alle Reiche Kanaans und deren Land zum ewigen Besitze machtest, / zum ewigen Besitze Deines Volkes Israel. Dein Name ist auf ewig »Herr«, / für alle Zeiten wirst Du »Herr« genannt. - Der Herr schafft seinem Volke Recht, / erbarmt sich seiner Diener. Der Heiden Götzen sind von Gold und Silber, / der Menschenhände Werk. Sie haben einen Mund und reden nicht / und Augen, doch sie sehen nicht. Nicht hören sie mit ihren Ohren; / kein Odem ist in ihrem Mund. Wie sie, so sollen werden, die sie machen, / und so, wer sich auf sie verläßt! - Lobpreis den Herrn, Haus Israel! / Du Aaronshaus, Lobpreis den Herrn! Du Levis Haus, Lobpreis den Herrn! / Die ihr den Herrn fürchtet, preist den Herrn!  Gepriesen sei der Herr von Sion aus, / der thronet zu Jerusalem! Alleluja! Dem Herrn sagt Dank! Denn er ist gut. / Ja, ewig währet seine Huld. Dem Gott der Götter danket; / denn ewig währet seine Huld! Dem Herrn der Herren danket; / denn ewig währet seine Huld! Ihm, der allein nur große Wunder tut; / denn ewig währet seine Huld! Ihm, der mit Einsicht schuf den Himmel; / denn ewig währet seine Huld! Ihm, der die Erde ausgebreitet auf den Wassern; / denn ewig währet seine Huld!  Ihm, der die großen Lichter schuf; / denn ewig währet seine Huld! Die Sonne als die Königin des Tages; / denn ewig währet seine Huld! Als Nachtbeherrscher Mond und Sterne; / denn ewig währet seine Huld! Der die Ägypter schlug an ihren Erstgeborenen; / denn ewig währet seine Huld! Der Israel aus ihrer Mitte führte; / denn ewig währet seine Huld! Mit starker Hand und ausgestrecktem Arme; / denn ewig währet seine Huld! Ihm, der das Schilfmeer schnitt in Teile; / denn ewig währet seine Huld! Der Israel durch seine Mitte führte; / denn ewig währet seine Huld! Der Pharao und seine Macht ins Schilfmeer stürzte; / denn ewig währet seine Huld! Der seines Volkes Führer durch die Wüste war; / denn ewig währet seine Huld! Der große Könige erschlug; / denn ewig währet seine Huld! Der starken Königen das Leben nahm; / denn ewig währet seine Huld! Den Amoriterkönig Sichon; / denn ewig währet seine Huld! Und Og, den Basankönig; / denn ewig währet seine Huld! Und der ihr Land zum ewigen Besitze machte; / denn ewig währet seine Huld! Zum ewigen Besitz für seinen Diener Israel; / denn ewig währet seine Huld! Der unsere Erniedrigung uns hoch anschrieb; / denn ewig währet seine Huld! Der uns von unseren Bedrängern rettete; / denn ewig währet seine Huld! Der allem Fleische Speise gibt; / denn ewig währet seine Huld! Dem Himmelsgott sagt Dank! / Denn ewig währet seine Huld! An Babels Strömen sitzen wir, jedoch wir weinen, / denken wir an Sion.  Wir hängen in den Weidenbüschen / die Harfen auf. Denn unsere Zwingherrn fordern Lieder dort von uns / und heitre Klänge unsere Peiniger: / »Ein Lied von Sion singet uns!« Wie könnten wir ein Lied dem Herrn zu Ehren / in fremdem Lande singen? - Vergeß ich dein, Jerusalem, / verdorr mir meine Rechte! Die Zunge klebe mir am Gaumen, / wenn ich nicht dein gedächte, / wenn ich in größter Freude selbst / das Los Jerusalems mir nicht zu Herzen nähme! - Gedenke, Herr, den Edomssöhnen / den Tag Jerusalems, / an dem sie riefen: / »Zerstört, zerstört es gründlich!« Du Tochter Babels, du Verwüsterin! / Heil dem, der dir vergilt, was du an uns verübt! Heil dem, der deine Kindlein packt / und an den Felsen schlägt!  Dich preise ich von ganzem Herzen;Von David./ begeistert singe ich Dir zu. In Deinem heiligen Tempel werfe ich mich nieder / und preise Deinen Namen hoch für Deine Huld und Treue. / Denn über allen Deinen Ruhm hinaus / hast Du Dein Wort verherrlicht. Sooft ich zu Dir rufe, hörst Du mich, / und so entlockst Du mir die kühnsten Wünsche. Dich preisen alle Erdenkönige, / wenn Deines Mundes Worte sie vernehmen. - Sie singen von des Herren Wegen; / der Ruhm des Herrn ist groß. Denn hoch erhaben ist der Herr / und blickt doch auf das Niedrige, / und ist er noch so hoch, / so nimmt er doch aus weiter Ferne wahr. - Und wandle ich auch mitten in der Not, / erhältst Du dennoch mich am Leben; / zu meiner Feinde Zorn streckst Deine Hand Du aus / und hilfst mir so mit Deiner Rechten. Der Herr vollführt's für mich. / Herr! Ewig währet Deine Huld. / Laß nicht von Deiner Hände Werk!  Herr, Du erforschestAuf den Siegesspender; von David, ein Lied.und erkennest mich. Du weißt es, ob ich sitze oder stehe, / durchschaust, was ich für ferne Zukunft plane.  Du spürest meinen Pfad, mein Lager aus; / Dir sind vertraut all meine Wege. Dafür fehlt meiner Sprache selbst ein Wort. / Doch Herr! Du weißt dies alles selber. Von hinten und von vorne hältst Du mich umschlossen / und hast mich ganz in Deiner Hand. -  O wunderbares, mir zu hohes Wissen! / Ich kann es nimmer fassen. Wohin soll ich vor Deinem Geiste gehen, / wohin vor Deinem Antlitz fliehen? Wenn ich zum Himmel stiege, bist Du da; / wenn ich zur Hölle führe, bist Du hier. Erwähle ich des Morgens Säume, / und ging ich an das fernste Meer,  auch dort ergriffe Deine Hand mich / und Deine Rechte faßte mich. Und spräche ich: / »Die Finsternis verhüllt mich sicher; / das Licht wird um mich her zur Nacht", so wäre Dir die Finsternis selbst nicht zu finster. / Dir leuchtet Nacht wie Tag und Finsternis wie Licht. - Du schufest meine Nieren / und formtest mich im Mutterschoße. Ich danke Dir, daß ich so wunderbar bin ausgezeichnet. / Ganz wunderbar sind Deine Werke, / und meine Seele fühlt es gut. Mein ganzes Sein ist Dir nicht unbekannt, / obgleich ich im Verborgenen geschaffen ward, / gewirkt in Erdentiefen. Gesehen haben Deine Augen meine umgeformten Glieder. / Sie wurden alle in Dein Buch geschrieben, / die Tage auch, wo sie sich formten, / bevor noch eines davon war. Wie wertvoll sind mir, Gott, doch Deine Pläne! / Wie unschätzbar die wichtigsten von ihnen! Ich zählte eher noch des Meeres Sand als sie. / Und wollte ich ihr Ende gar bestimmen, dann müßte meine Dauer Deiner gleichen. - Daß Du die Frevler niederstrecken wolltest, Gott! / Ja, fort von mir, ihr Blutmenschen, die Dir in Tücke widerstreben / und hinterlistig Deine Städte zu gewinnen trachten!  Soll ich nicht hassen, die Dich hassen, Herr, / vor Deinen Gegnern keinen Abscheu haben? Ich hasse sie mit unbegrenztem Hasse; / sie gelten mir als Feinde. Gott! Du erforsche mich! Mein Herz durchschau! / Mit scharfem Blick prüf meinen Sinn! Sieh zu, ob ich der Kränkung Pfad betreten! / Zurück zum alten Weg mit mir!  Befrei mich, Herr, von bösen Menschen!Auf den Siegverleiher, ein Lied von David./ Behüt mich vor den ungerechten Leuten,  die in dem Herzen Böses sinnen, / alltäglich Händel stiften, die wie die Schlangen züngeln, / und deren Rede Otterngift enthält! (Sela.) Behüt mich, Herr, vor Frevlerhänden! / Bewahre mich vor ungerechten Menschen, / die mir ein Bein zu stellen suchen! - Mir legen Übermütige Schlingen, / und Stricke legen sie als Netz den Pfad entlang; / sie stellen Fallen für mich auf. (Sela.)  Ich aber sag zum Herrn: »Mein Gott bist Du. / Vernimm mein lautes Flehen, Herr!« Herr, Du mein Herr, Du meine mächtige Hilfe! / Mein Haupt beschirme an dem Tag, da Waffen klirren! Erfüll nicht, Herr, der Frevler Wünsche! / Laß ihren Anschlag, zu obsiegen, nicht gelingen! (Sela.) Auf meiner Gegner Haupt herniederfalle / das Unheil, das sie selbst gerufen! Hernieder falle Kohlenglut auf sie! / Man lasse sie in Gruben stürzen, / woraus sie nicht mehr sich erheben! Nicht halte sich im Lande der Verleumder auf! / Den Mann des Frevels soll das Böse jähem Sturz entgegenjagen! - Ich weiß: Der Herr führt der Bedrückten Sache, / den Rechtshandel der Armen. Die Frommen können Deinem Namen danken; / vor Deinem Antlitz dürfen Redliche verweilen. Ich rufe, Herr, zu Dir.Ein Lied, von David.Erhöre mich! / Vernimm doch meine Stimme, wenn ich zu Dir rufe! Laß mein Gebet wie Weihrauch vor Dich kommen / und meine Andacht gleich dem Abendopfer! Setz meinem Mund, Herr, eine Wache! / Verwahre meiner Lippen Tor! - Laß nicht mein Herz, dem Bösen hold, / mit Übeltätern Frevel üben, / daß ich von ihren Leckerbissen koste!  Der Fromme schlage mich! / Nur Wohltat ist es. / Er züchtige mich! / Denn dies ist mir Öl aufs Haupt. / Mein Haupt sträubt nimmer sich dagegen. / Anhaltend ist bei ihren Nöten mein Gebet. Und fallen sie in ihrer Richter harte Hand, / alsdann bekommen sie von mir zu hören, / daß jene es nur gut gemeint.  Wie man die Erde furchend gräbt; / wird unser Leib dem Schlund der Unterwelt entrissen.  Herr! Meine Augen blicken hin auf Dich; / ich suche Schutz bei Dir. / Laß mich nicht ohne Schutz! Behüt mich vor der Schlinge, die sie legen, / und vor der Übeltäter Stricken! In ihren Netzen mögen sich die Frevler fangen / gerade dann, wenn ich vorübergehe! Ich rufe laut zum Herrn;Ein Lehrgedicht, von David, als er in der Höhle war; ein Gebet./ ich flehe laut zum Herrn. Ich schütte meine Klage vor ihm aus / und tu ihm meine Drangsal kund; Wenn sich mein Geist in Ängsten windet. - / Du kennst ja meinen Pfad; / auf diesem Wege, den ich gehen soll, / erstellen sie mir eine Schlinge. Nach rechts hin blicke, schaue! / Kein Mensch will mich erkennen. / Jedwede Zuflucht ist mir abgeschnitten, / und niemand kümmert sich um mich. - Ich schreie, Herr, zu Dir; ich sage: / »Du meine Zuversicht, / mein Alles in dem Lande der Lebendigen.« Auf meine Klage merk! Denn ich bin sehr bedrückt. / Entgehen laß mich den Verfolgern! / Denn allzu mächtig sind sie mir. Befrei aus diesem Kerker meine Seele, / auf daß ich Deinen Namen preise, / wenn sich die Frommen meinetwegen schmücken, / weil Du mir Gutes tust!  Herr, höre mein Gebet!Ein Lied, von David./ Vernimm mein Flehen! / In Deiner Treue, Deiner Liebe, höre mich!  Geh nicht in das Gericht mit Deinem Diener! / Vor Dir ist kein Lebendiger im Recht. Denn es verfolgen Feinde meine Seele / und ziehen in den Staub mein Leben / und werfen mich in finstere Tiefen, / gleich denen, die schon längst verschieden. Mein Geist in mir ist ganz verzagt; / mein Herz erstarrt in meinem Busen. An die vergangenen Zeiten denke ich / und sinne über all Dein Handeln nach, / erwägend Deiner Hände Werk. Ich breite meine Hände nach Dir aus; / wie dürres Land lechzt meine Seele Dir entgegen. (Sela.) Erhör mich schnell, Herr! Fast vergehen will mein Geist. / Verhüll Dein Antlitz nicht vor mir! / Sonst bin ich den ins Grab Gesunkenen gleich. Tu bald mir Deine Gnade kund! / Denn Du allein bist mein Vertrauen. / Bezeichne mir den Weg, darauf ich wandeln soll! / Zu Dir erheb ich meine Seele. Errette mich von meinen Feinden, Herr! / Ich berge mich bei Dir. - Gewöhne mich, daß Deinen Willen ich vollbringe! / Du bist mein Gott; Dein Geist ist gut. / Er führe mich auf ebener Bahn!  Herr! Schenke mir das Leben Deines Namens wegen! / In Deiner Liebe rette meine Seele aus der Not! In Deiner Treue tilge meine Feinde! / Vernichte alle Widersacher meiner Seele! / Ich bin Dein Knecht. Gepriesen sei der Herr, mein Hort,Von David./ der meine Hände streiten lehrt / und meine Finger kämpfen, der meine Wehr ist, meine Burg / und meine Feste, mein Befreier, / der mein Schild und meine Zuversicht, / er, der mir Völker unterwirft! - Was ist der Mensch, daß Du Dich um ihn kümmerst, Herr, / und was das Menschenkind, daß Du es also achtest Der Mensch gleicht einem Hauch, / die Tage sein dem Schatten dessen, was vorüberfliegt. Hernieder neige, Herr, den Himmel! Steig herab! / Und rühre an die Berge, daß sie rauchen! Wirf Blitze! Streue sie! / Schieß Deine Pfeile ab und schrecke sie! Von oben reiche Deine Hand! / Befreie, errette mich aus großen Fluten, / aus der Gewalt der Fremden! Sie reden falsch mit ihrem Munde, / und schwören Meineid mit der Rechten. - Ich singe Dir dann, Gott, ein neues Lied / und spiele Dir auf Harfen mit zehn Saiten:  »Der Königen verleiht den Sieg, / der David, seinen Knecht, dem bösen Schwert entreißt,  der rettet und befreit mich aus der Hand der Fremden, / die falsch mit ihrem Munde reden, / mit ihrer Rechten Meineid schwören.« - Dann sind wie Pfeiler an den Türmen unsere Söhne / in ihrer Jugendkraft, / und unsere Töchter gleichen Säulen, / dem Bildschmuck an Palästen.  Dann werden unsere Scheunen übervoll, / für jede Frucht ein Speicher; / zu Tausenden dann unsere Schafe, / auf unsren Fluren zu Zehntausenden. Und unsere Rinder trächtig; da gibt's Einfall nicht noch Ausfall, / kein Jammer mehr auf unsren Gassen. Dem Volke Heil, dem's also geht! / Dem Volke Heil, des Gott der Herr! Erheben will ich Dich, mein Gott,Ein Loblied, von David.Du König, / und Deinen Namen immerdar und ewig preisen.  Ich will Dich jeden Tag lobpreisen / und immer und auf ewig Deinen Namen rühmen: - »Groß ist der Herr und hoch zu preisen / und unerforschlich seine Größe", daß ein Geschlecht dem andere Deine Werke rühme / und Deine großen Taten künde. Vom wundervollen Glanze Deiner Herrschergröße, / von Deinen Wundertaten will ich singen. Daß man von Deiner Schreckenstaten Größe rede, / will ich von Deinen Großtaten erzählen. Lob Deiner großen Güte ströme aus, / und Jubel preise Deine Liebe! - Der Herr ist gnädig und barmherzig, / geduldig und von großer Güte. Der Herr ist gütig gegen alle, / voll Liebe zu seinen Geschöpfen all. Dich sollen alle Deine Werke loben, Herr, / und Deine Frommen Dich lobpreisen! Von Deines Reiches Glanze sollen sie erzähle / und Deine Macht verkünden und so die andern Deine großen Taten lehren / und Deines Reiches Pracht und Herrlichkeit! Dein Reich ist ja ein Reich für alle Zeiten, / und Deine Herrschaft reicht bis zu den äußersten Geschlechtern. Der Herr stützt alle Wankenden / und richtet alle, die gebeugt sind, auf. Die Augen aller schauen hin auf Dich; / Du speisest sie zur rechten Zeit. Du öffnest Deine Hand / und sättigst alles, was da lebt, mit Lust. - In allen seinen Wegen ist der Herr so gütig, / in allen seinen Werken liebevoll. Der Herr ist allen nahe, die ihn rufen, / ja allen, die mit Recht ihn rufen dürfen, erfüllt die Wünsche derer, die ihn fürchten, / vernimmt ihr Schreien und errettet sie.  Der Herr behütet alle, die ihn lieben, / und rottet alle Frevler aus. So singt mein Mund das Lob des Herrn, / daß alles Fleisch lobpreise seinen heiligen Namen / für immer und auf ewig. Alleluja! / Lobpreis den Herrn, du meine Seele! Solang ich lebe, preise ich den Herrn / und singe meinem Gott, solang ich bin. Verlaßt euch nicht auf einen Fürsten, / auf einen Menschen, der sich nimmer helfen kann! Wenn ihm der Odem ausgeht, kehrt er wiederum zur Erde. / Aus ist's an jenem Tag mit seinen Plänen. - Wohl dem, des Helfer Jakobs Gott, / und dessen Hoffnung ruht auf seinem Herrn und Gott, der Himmel, Erde, Meer / und alles, was darin, erschaffen! / Er, der zu aller Zeit Gerechte, verschafft den Unterdrückten Recht, / gibt Brot den Hungernden. - / Der Herr löst der Gefang'nen Not. Der Herr gibt Blinden Licht; / der Herr hebt die Gebeugten auf; / die Frommen liebt der Herr. Der Herr beschützt die Fremdlinge, / erhält die Waisen und die Witwen; / die Frevler aber läßt er irregehen. Der Herr wird ewig König sein, / dein Gott durch alle Zeiten, Sion. / Alleluja! Lobpreist den Herrn! Weil er so gut, ist unser Gott des Lobes wert; / weil er so liebevoll, des Ruhmes würdig. Der Herr erbaut Jerusalem; / er sammelt die Zerstreuten Israels. Er heilet die gebrochenen Herzen / und lindert ihre Schmerzen Der Sterne Zahl hat er bestimmt / und ruft sie all mit Namen auf. Ja, unser Herr ist groß, gewaltig, / und seine Weisheit unbeschreiblich. Der Herr hebt die Gebeugten auf; / die Frevler aber beugt er in den Staub. - So dankt dem Herrn in Wechselchören! / So singet auf der Zither unserm Gott, ihm, der den Himmel deckt mit Wolken / und so der Erde Regen schafft, / der Gras auf Bergen sprossen läßt, und der dem Wilde Futter gibt, / den jungen Raben das, wonach sie rufen! Er hat nicht Lust an Rosses Stärke; / nicht achtet er des Mannes Kraft. Dem Herrn gefallen, die vor ihm sich fürchten, / und wer auf seine Gnade harrt. -  Lobpreis den Herrn, Jerusalem! / Lobsinge, Sion, deinem Gott!  Er festigt deiner Tore Riegel / und segnet darin deine Söhne, und wieder gibt er deinen Grenzen Frieden / und sättigt dich mit feinstem Weizen.  Zur Erde sendet er sein Wort, / und schnell läuft sein Befehl. Wie Wolle gibt er Schnee / und streut den Reif wie Asche. Er wirft sein Eis wie Brocken hin; / vor seiner Kälte bleibt das Wasser stehen.  Dann sendet er sein Wort; er macht sie schmelzen. / Er gibt mir leis Befehl, und sie zergehn in Wasser. Er, der sein Wort läßt Jakob hören, / Gesetz und Rechte Israel. So hat er keinem Heidenvolk getan, / seine Gebote lehrte er sie nicht. / Alleluja! Alleluja! / Lobpreist den Herrn im Himmel! / Lobpreist ihn in den Höhen! Lobpreist ihn, alle seine Engel! / Lobpreist ihn, alle seine Scharen! Lobpreiset ihn, du Sonne und du Mond! / Lobpreist ihn, all ihr hellen Sterne! Du höchster Himmel, preise ihn / und ihr Gewässer überm Himmel! Des Herren Namen sollen sie lobpreisen! / Denn er gebot; da waren sie geschaffen. Er läßt sie stehn für alle Zeiten / und macht es zum Gesetz, das nimmer kraftlos wird. Lobpreist den Herrn, die ihr auf Erden weilet, / ihr Meerestiere, all ihr Meeresfluten! Du Feuer, Hagel, Schnee und Sturmgewölk, / du Sturmwind, seines Winks gewärtig. Ihr Bergeshöhen, all ihr Hügel, / ihr Fruchtbäume, ihr Zedern all! Du Wild und all ihr zahmen Tiere, / Gewürm und ihr beschwingten Vögel! Ihr Erdenkönige, ihr Völker all, / ihr Fürsten alle und ihr Erdenrichter! Ihr Jünglinge, ihr Jungfrauen, / ihr Greise und ihr Jungen! Lobpreisen sollen sie des Herren Namen! / Denn hoch erhaben ist allein sein Name, / und seine Herrscherwürde ist erhaben über Erd und Himmel. Und seinem Volk verleiht er große Macht. / Lobpreisen dürfen ihn all seine Frommen, / die Kinder Israels, das Volk, das ihm so nahe steht. / Alleluja! Alleluja! / Ein neues Lied singt jetzt dem Herrn, / sein Lob mit seiner Frommen Chor! Froh wäre Israel an seinem Schöpfer. / Ob ihres Königs seien Sions Söhne fröhlich! Mit Reigen sollen seinen Namen sie lobpreisen, / mit Pauken und mit Zithern ihm lobsingen! Denn Wohlgefallen hat der Herr an seinem Volke. / Er krönt mit Sieg die Dulder. Die Frommen jauchzen dann ob all der Herrlichkeit / und tun sich nicht genug in Jubel. In ihrem Mund sei Gottes Lob, / ein scharfes Schwert in ihrer Hand, um Rache zu vollziehen an den Heiden / und an den Völkern Ahndungen zu üben, mit Ketten ihre Könige zu binden, / mit Eisenfesseln ihre Edlen, um zu vollziehen das Gericht, wie's vorgeschrieben! / Für alle seine Frommen ist dies ehrenvoll. / Alleluja!  Alleluja! / Lobpreist den Herrn in seinem Heiligtum! / Lobpreiset ihn in seiner starken Feste! Lobt ihn ob seiner großen Taten! / Lobt ihn gemäß der Größe seiner Majestät! Lobpreist ihn mit Posaunenklang! / Lobt ihn mit Zithern und mit Harfen! Lobt ihn mit Pauken und mit Reigen! / Lobt ihn mit Saitenspiel und Flöten! Lobt ihn mit leisen Zimbeltönen! / Lobt ihn mit lauten Zimbeltönen! Ein jener Atemzug lobpreis den Herrn! / Alleluja! (151:1)Ein Psalm, von David selbst verfaßt, damals, als er mit Goliath stritt. - Der Kleinste war ich unter meinen Brüdern, / der jüngste auch in meines Vaters Haus. / Ich weidete die Schafe meines Vaters. (151:2)Es stellten meine Hände eine Zither her, / und meine Finger formten eine Harfe. (151:3)Wer tat dies meinem Herren kund? / Der Herr hat selber es vernommen. (151:4)Er selber sandte seinen Boten; / der holte mich von meines Vaters Herde / und salbte mich mit seinem Salböl. (151:5)Schön waren meine Brüder, großgewachsen; / doch waren sie dem Herrn nicht wohlgefällig. (151:6)Ich zog zum Kampfe gegen den Philister aus, / und dieser fluchte mir bei seinen Götzen. (151:7)Ich aber zog sein Schwert / und schlug das Haupt ihm ab / und nahm so von den Söhnen Israels die Schmach hinweg. Empfehlung der SprücheDie Sprüche Salomos, des Davidssohnes und Herrschers über Israel, sind dazu da, daß man Charakter und Weisheit würdige und kluge Worte wohl verstehe und Zucht und Anstand lerne, was recht und rechtlich, ehrlich sei, daß Bildung Unerfahrene empfangen und daß die Jugend Lebenskunst erlerne. Vernimmt ein Weiser sie, so kann er seine Rede fesselnder gestalten; ein kluger Mann kann sich die richtige Belehrung sichern. Er kann das Gleichnis und den Sinnspruch faßlicher gestalten, wie auch der Weisen Worte, ihre dunklen Reden. - Die Furcht des Herrn ist Anfang der Erkenntnis, Weisheit, Bildung. Nur Toren sind's, die sie verachten. Der väterlichen Zucht, mein Sohn, gehorche! Der Mutter Mahnung achte nicht gering! Sie zieren wie ein Kranz dein Haupt und deinen Hals wie Kettenschmuck. Mein Sohn, wenn dich Verbrecher locken, folg ihnen nicht! Wenn sie dir sagen: »Halt's mit uns! Wir haben einen Anschlag gegen einen Menschen vor; wir wollen ungefährdet im Versteck Arglosen auflauern. Wir wollen selbst am Leben bleiben und sie verschlingen gleich der Unterwelt, mit Haut und Haar als solche, die zur Grube fahren. Und wir gewinnen alles mögliche kostbare Gut und füllen unsere Häuser mit dem Raub. Du darfst auch mit uns teilen; wir alle haben einen Beutel.« Mein Sohn, geh nicht auf einem Weg mit ihnen! Halt deinen Fuß von ihren Pfaden fern! Denn ihre Füße laufen dem Verderben zu und eilen blutigem Tod entgegen. Vergeblich wird man Netze spannen vor den Blicken der beschwingten Vögel; sie aber lauern auf ihr eigen Blut und stellen sich selbst nach dem Leben. So ist das Schicksal eines jeden, der auf unrechten Gewinn ausgeht. Er bringt ihn um sein Leben. Auf Straßen ruft die Weisheit; auf Plätzen ruft sie laut. Hoch oben auf den Mauern predigt sie, an Stadttoren; vor aller Welt nimmt sie das Wort: »Wie lange liebt ihr Toren noch Betörung, gefällt den Dünkelhaften Spott und hassen Toren Einsicht? Ihr kommt auf meine Mahnrede zurück. Fürwahr, ich sag euch unumwunden, was ich auf dem Herzen habe. Ich tue meine Warnungen euch kund. Ich rief; ihr aber wolltet nicht; ich winkte euch, und niemand gab drauf acht. Ihr schluget meinen Ratschlag in den Wind und mochtet meine Rüge nicht. So lache ich bei eurem Unglück nur und spotte, wenn euch Angst befällt, wenn wie ein Ungewitter euer Schrecken kommt, einherfährt gleich dem Sturmwind euer Unglück und Not und Drangsal euch befällt. Dann rufen sie mich an; ich gebe keine Antwort. Sie suchen, aber finden mich nicht mehr. Erkenntnis haben sie gehaßt und nach der Furcht des Herren nicht gefragt, sie wollten nichts von meinem Rate wissen, und meine Rüge haben sie verschmäht. So mögen sie denn ihres Handels Frucht genießen, sich sättigen mit dem, was sie sich selbst bereitet! Ihr Fehlgehn bringt sie, diese Dummen, um; Sorglosigkeit vernichtet diese Toren. Wer aber mir gehorcht, der kann in Ruhe wohnen und unbesorgt vor Unheilsschrecken sein.« Des Weisheitsstrebens SegenMein Sohn! Nimmst du jetzt meine Worte an und bewahrst du bei dir, was ich geboten, und lauscht dein Ohr auf Weisheit und neigt dein Herz sich zur Vernunft und rufst nach Einsicht du und schreist du nach Verstand und suchst du sie wie Silber und spürst ihr nach gleich wie verborgnen Schätzen, alsdann begreifst auch du die Furcht des Herrn, gewinnst Erkenntnis Gottes, daß Weisheit nur der Herr verleiht, aus seinem Mund Erkenntnis und Vernunft herrühren, und daß er guten Rat für Rechtliche aufspart, ein Schild ist denen, die unsträflich wandeln, die von des Rechtes Bahnen nicht abweichen, jedoch die Wege seiner Frommen gehen, - alsdann wirst du Gerechtigkeit und Recht verstehen, Geradheit, jede Bahn des Guten, denn Weisheit kommt dir in das Herz und die Erkenntnis weilt in deiner Seele. Dann ist die Umsicht dir ein Schutz; Vernunft ist deine Hüterin. Sie rettet dich vor schlimmen Schurken, vor Lügenrednern, die von des Lichtes Pfaden lassen und auf dem Weg des Finstern wandeln, - die freudig Böses tun und ob dem Untergang des Nächsten jubeln, - vor Leuten, deren Pfade krumm und deren Bahnen ganz verkehrt. Sie rettet dich vor andern Weibern, vor einer Fremden voller Schmeichelreden, die den Vertrauten ihrer Jugend läßt und den vor ihrem Gott geschlossenen Bund vergißt. Dem Tode nahe steht ihr Haus, und zu den Schatten führen ihre Bahnen. Wer zu ihr eingeht, kehrt nicht wieder; betritt niemals des Lebens Pfade. Dann kannst du auf dem Weg der Guten wandeln und an der Frommen Pfad dich halten. Denn nur wer recht tut, darf im Lande wohnen; nur wer untadelig, drin übrigbleiben. Die Schlechten aber werden aus dem Land vertilgt und die Betrüger aus ihm ausgerissen. Mahnung zur Gottesfurcht und NächstenliebeMein Sohn, vergiß nicht meine Weisung! Dein Herz beachte mein Gebot! Denn viele Tage, lange Lebensjahre verheißen sie in Fülle dir und Wohlfahrt. Sie mögen dich in treuer Liebe nicht verlassen! Bind um den Hals sie, schreibe sie auf deines Herzens Tafeln! Durch feine Lebensart gewinnst du Gunst in Gottes und der Menschen Augen. Auf Gott vertrau von ganzem Herzen! Stütz dich auf eigene Einsicht nie! Auf allen deinen Wegen denk an ihn! Dann ebnet er dir deine Pfade. Halt dich nicht selbst für weise! Fürchte den Herrn! Halt ferne dich vom Bösen! Erquickung sei dies deinem Leibe und Labsal deinen Gliedern! Ehre den Herrn mit deiner Habe, mit deiner ganzen Ernte erstem Abhub! Dann werden reichlich deine Scheunen voll; vom Moste strömen deine Kufen. Die Zucht des Herrn verachte nicht, mein Sohn, und seufze niemals über seine Strafe! Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er, so wie ein Vater seinen Sohn, an dem er Wohlgefallen hat. Heil sei dem Mann, der Weisheit findet, dem Mann, der Einsicht sich erwirbt! Denn was sie einbringt, übertrifft, was man am Silber haben kann, und was sie abwirft, übertrifft, was man um Gold erwirbt. Sie ist weit köstlicher als Perlen, und gar nichts kommt ihr gleich, was du dir wünschen könntest. In ihrer rechten Hand liegt langes Leben, in ihrer linken Reichtum und Besitz. All ihre Wege sind der Wohlfahrt Wege; all ihre Pfade sind nur Heil. Ein Lebensbaum für den, der sie ergreift, und wer sie festhält, ist beglückt. Durch Weisheit gründete der Herr die Erde; durch Einsicht machte er den Himmel fest. Durch seine Kunst ergießen sich die Ozeane und senden Wolken Tau herab. Mein Sohn! Laß sie nicht aus den Augen! Bewahre Umsicht, klugen Rat! So werden sie für dich zum Leben, für deinen Hals zu anmutsvollem Schmuck. Dann gehst du sicher deines Weges; dein Fuß stößt nirgends an. Wenn du dich niederlegst, dann brauchst du keine Furcht zu haben, und wenn du schläfst, ist süß dein Schlummer. Vor plötzlichem Erschrecken brauchst du dich nicht zu ängstigen, nicht vor dem Unheil für den Frevler, daß es käme. Der Herr ist deine Zuversicht: Er hütet vor Verstrickung deinen Fuß. Versag nicht dem die Wohltaten, der sie verdient, wenn es in deiner Macht steht, sie zu spenden! Sag nicht zu deinem Nächsten: »Geh fort! Komm später! Ich geb dir morgen etwas«, wenn du es heute kannst. Ersinn nicht Böses gegen deinen Nächsten, vor allem nicht, solang er arglos bei dir wohnt! Mit keinem Menschen streite ohne Grund, wenn er dir nichts zuleid getan! Beneide nicht die Herrenmenschen, wähl keinen ihrer Wege! Der Arge ist dem Herrn ein Greuel; ein Freund ist er den aufrichtigen Seelen. Der Fluch des Herrn ruht auf des Frevlers Haus; der Frommen Wohnstatt segnet er. Der Mühe, die sich Spötter machen, spottet er; den frommen Duldern gibt er reichlich. Den Weisen kommt die Ehre zu; die Toren kommen an den Pranger. Die Weisheit als SeelenführerinDie väterliche Mahnung, Söhne, hört! Merkt auf, damit ihr Einsicht kennenlernt! Denn gute Lehre geb ich euch. Laßt meine Unterweisung nimmer außer acht! Als Kind schon war ich meinem Vater teuer, ein Liebling meiner Mutter. Er unterwies mich, sprach zu mir: »Halt fest dein Herz an meinen Worten! Behalt, was ich dich heiße! Und du wirst glücklich sein. Einsicht und Weisheit zu erwerben, nicht vergiß! Weich nicht von meines Mundes Worten: Laß sie nicht außer acht! Und sie behütet dich. Gewinne sie recht lieb! Sie schützt dich wohl. Der Weisheit bester Teil: Erkaufe Weisheit! Mit aller deiner Habe kauf dir Einsicht! Halt dich an sie! Und sie erhöht dich, bringt zu Ehren dich, wenn du sie herzest. Sie windet um dein Haupt der Anmut Kranz, beschert dir eine wunderschöne Krone.« Mein Sohn! Horch auf! Nimm meine Worte an! Dann werden's deiner Lebensjahre viele. Ich lehre dich der Weisheit Weg und lasse dich auf graden Pfaden schreiten. Wenn du einherschreitest, ist nicht dein Schritt beengt; bist du im Lauf, dann stößest du nicht an. Halt fest an dieser Richtschnur! Laß sie nimmer los: Sie ist dein Leben. Nicht wandle auf der Frevler Pfad! Beschreite nicht der Bösen Weg! Vermeide ihn! Begeh ihn nicht! Lenk von ihm weg! Und geh daran vorbei! Sie können gar nicht einschlafen, falls sie zuvor nicht Böses schon getan; geraubt ist ihnen jeder Schlaf, falls sie nicht Ärgernis gegeben. Sie nähren sich vom Brot der Gottlosigkeit und trinken der Gewalttat Wein. Der Frommen Pfad gleicht lichtem Morgenglanz, der immer heller wird, bis daß es Tag geworden. Der Frevlerweg ist wie das Dunkel: Sie merken nicht,was sie zu Falle bringt. Mein Sohn, auf meine Worte merk, und meinen Reden neig dein Ohr! Laß sie nicht aus den Augen! Bewahre sie im Innersten des Herzens! Denn Leben sind sie ja für die, die sie zu schätzen wissen, für ihren ganzen Körper Arzenei. Bewahr vor jeglicher Verstocktheit dir das Herz! Denn davon hängt das Leben ab. Dein Mund soll niemals trügen, und deine Lippen seien keine Lügenlippen. Dann kannst du deinem Gegenüber ruhig ins Auge sehn, ganz offen deinem Nächsten in das Auge blicken. Geh stets geradeaus! Auf deines Fußes Bahn hab acht! Sei deines Ziels gewiß! All deine Wege seien fest bestimmt! Bieg nicht zur rechten noch zur linken Seite ab! Halt fern vom Bösen deinen Fuß!  Warnung vor UntreueMein Sohn! Merk wohl auf meine Weisheit und neige meiner Einsicht hin dein Ohr! Alsdann behältst du Einsicht, und deine Lippen wahren Klugheit. Von Honigseim triefen die Lippen eines fremden Weibes; sein Gaumen ist noch glätter selbst als Öl. Am Ende aber ist sie bitter wie der Wermut und scharf wie ein zweischneidig Schwert. Zum Tode gehn die Füße, die sie besuchen, zur Unterwelt die Schritte, die zu ihr lenken. Geht sie den Weg des Lebens? Irrpfade nur sind ihre Bahnen; sie weiß es nicht. Nun, meine Söhne, hört auf mich! Von meines Mundes Reden weichet nicht! Halt ferne deinen Weg von ihr! Komm nicht der Türe ihres Hauses nahe! Sonst mußt du deine Kraft mit einer Fremden, mit einer Unbarmherzigen dein Lager teilen. Und Fremde werden satt durch deine Arbeit, und deiner Mühen Preis wird einem andern Haus zuteil. Und schließlich mußt du stöhnen, wenn Leib und Fleisch dir schwinden, und mußt bekennen: »Ach, daß ich Zucht gehaßt und daß mein Herz die Warnung hat verschmäht, daß ich der Stimme meiner Lehrer nicht gehorcht und nicht mein Ohr geliehen meinen Lehrmeistern! Fast wäre ich geworden »alles Böse in der Gemeinde und Versammlung". Aus deiner Grube Wasser trink; nur was aus deinem Brunnen quillt! Nicht sollen deine Ströme sich nach außen gießen, nicht auf die freien Plätze deine Wasserbäche! Sie sollen dir allein gehören und nicht den Fremden neben dir! Gesegnet sei dein Born! Erfreu dich an dem Weibe deiner Jugend, an dieser Hindin gar so lieb, an der Gazelle, also fein! Allzeit kann ihre Liebe dich berauschen; du kannst dich ihrem Lieben immerdar ergeben. Warum nur wolltest du, mein Sohn, dich einer anderen ergeben, umarmen einer Fremden Busen? Klar liegen vor des Herren Auge eines jeden Wege; auf alle seine Pfade hat er acht. Den Frevler nimmt gefangen seine Schuld; gebunden wird er mit den Stricken seiner Sünde. Er stirbt aus Mangel an Botmäßigkeit und durch die große Torheit, der er sich ergeben. WarnungenMein Sohn! Hast du für deinen Nächsten dich verbürgt, hast Handschlag du für einen anderen gegeben, bist du verstrickt durch deines Mundes Reden, durch deines Mundes Worte selbst gefangen, dann, Sohn, sieh zu, daß du dich rettest, da du doch in die Hand des Nächsten eingeschlagen: Geh ohne Säumen hin! Bestürme deinen Nächsten! Gönn deinen Augen keinen Schlaf, nicht deinen Augenwimpern Schlummer! Errette dich gleich der Gazelle aus der Schlinge, gleich einem Vogel aus des Fängers Hand! Zur Ameise, du Fauler, geh, schau ihre Art und werde klug durch sie die keinen Fürsten hat, nicht Amtmann, nicht Gebieter, sie, die im Sommer schon ihr Brot bereitet und in der Ernte ihre Speise sammelt! Wie lange, Fauler, willst du liegen? Wann willst du dich vom Schlaf erheben? »Ach noch ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig noch die Hände ineinander legen, um zu ruhen!« Schon kommt die Armut über dich, gleich der des Strolches, und Mangel gleich dem eines Bettlers. Ein Teufelsmann ist der Halunke, der in der Falschheit seines Mundes wandelt, der mit dem Auge blinzelt, mit dem Fuße deutet, mit seinen Fingern Zeichen gibt und der Verkehrtes sinnt im Herzen und allzeit Streitereien anfängt. Das Unheil, das er stiftet, kommt ganz plötzlich; in einem Augenblicke schlägt er unheilbare Wunden. Sechs Dinge sind dem Herrn verhaßt; ein Greuel sind ihm sieben: hochmütige Augen, falsche Zunge, Hände, die unschuldig Blut vergießen, ein Herz, das arge Tücke sinnt, und Füße, die behend zum Schlechten eilen; wer Lügen haucht als falscher Zeuge; wer Händel zwischen Brüdern stiftet. Mein Sohn, beachte das Gebot des Vaters! Verwirf nicht deiner Mutter Mahnung und bind sie dir aufs Herz für alle Zeit! Leg sie um deinen Hals als Schmuck! Bei deinem Gehen möge sie dich leiten, bei deinem Niederlegen dich bewachen, und dich ansprechen, wachst du auf. Denn das Gebot ist eine Leuchte, ein Licht die Weisung; ein Weg zum Leben ist die Mahnung und die Warnung. Denn sie bewahren dich vorm schlimmen Weib und vor der Fremden glatter Zunge. Nach ihrer Schönheit giere nicht in deinem Herzen! Sie fange nicht mit ihren Blicken dich! Für eine Dirne geht ein Brotlaib drauf; doch eine Ehefrau macht Jagd auf teures Leben. Kann jemand Feuer in den Schoß einscharren, und seine Kleider würden nicht dabei versengt? Auf glühende Kohlen sollte jemand treten, und seine Füße würden nicht verbrannt? Also ergeht es dem, der zu des Nächsten Weibe geht; wer sie berührt, der bleibt nicht ungestraft. Verachtet man nicht einen Dieb, auch wenn er stiehlt, bloß um die Gier zu stillen, dieweil ihn hungert? Wird er ertappt, dann muß er siebenfach ersetzen, muß seines Hauses Hab und Gut hingeben. Wer Ehebruch mit einem Weibe treibt, ist unsinnig; nur wer sich selber ins Verderben stürzen will, tut so etwas. Nur Schläge, Schande findet er, und seine Schmach ist unauslöschlich. Des Ehemannes Grimm wird leidenschaftlich aufgeregt; er schont ihn nicht am Tag der Rache. Mit irgendeinem Reuegeld beruhigt er sich nicht; er gibt sich nicht zufrieden, auch wenn du noch soviel Geschenke gibst. Warnung vor VerführungMein Sohn, behalte meine Reden! Bei dir verwahr, was ich dich heiße! Bewahr dir meine Vorschriften, so wirst du leben, und meine Weisung wie den Augapfel! Bind sie an deine Finger! Auf deines Herzens Tafel schreibe sie! Zur Weisheit sprich: »Du bist mir Schwester«, nenn Einsicht deine Freundin, auf daß sie dich vor einem andere Weib bewahre, vor einer Fremden, die einschmeichelnd redet! Durchs Fenster meines Hauses, durchs Gitter schaute ich hinaus. Da sah ich einen Jüngling bei den noch Unerfahrenen, bemerkte bei den jungen Leuten einen Unvorsichtigen, der auf der Gasse nahe einer Ecke ging und in der Richtung meines Hauses schritt in Dämmerung, am Abende des Tags, in stiller Nachtzeit, in der Dunkelheit. Da tritt auf einmal ihm das Weib entgegen im Dirnenanzug mit geschnürter Brust.  Unruhig trieb sie sich herum; zu Hause hatten ihre Füße keine Ruhe. Ein Schritt jetzt auf die Straße und auf den Markt ein Schritt; sie lauerte an jeder Ecke. Jetzt hascht sie ihn, küßt ihn; mit frecher Miene redet sie ihn an: »Schlachtopfer darzubringen, lag mir ob; ich habe heute mein Gelübde nun entrichtet. Deswegen bin ich ausgegangen, um dich zu suchen. Ich habe dich gefunden. Mit Decken habe ich bedeckt mein Lager, mit buntem Linnen aus Ägypten. Mit Myrrhen habe ich besprengt mein Lager, mit Aloë und Zimtgewürz. So komm! Wir wollen bis zum Morgen an der Liebe uns berauschen, in Liebe uns genießen. Der Mann ist nicht daheim; er zog auf Reisen in die Ferne. Er nahm den Beutel samt dem Gelde mit sich; am Vollmondstag erst kehrt er wieder heim.« So bringt sie ihn herum durch ihr verführerisches Reden und reißt ihn fort durch ihre glatten Lippen. Er folgt ihr nach, der Harmlose, gleich einem Stier, den man zur Schlachtbank führt, gleich einem Hund zum Stricke, gleich einem Hirsch dahin, wo ihm ein Pfeil die Leber spaltet, gleich einem Vogel, der zur Schlinge eilt, und merkt es nicht, daß es sein Leben gilt. Nun, Söhne, horcht auf mich! Auf meines Mundes Reden merket! Laß nicht dein Herz zu ihren Wegen biegen! Verirr dich nicht auf ihre Steige! Denn viel sind der Erschlagenen, die sie gefällt, und viele sind's, die sie gemordet. Die Wege, die zu ihrem Hause führen, sind Wege zu der Unterwelt. Sie führen zu des Todes Kammern. Die Weisheit als LehrerinDie Weisheit! Ruft sie nicht? Und Einsicht läßt sich hören am Weg ganz oben auf den Höhen; an Scheidewegen tritt sie auf. Beim Eingang in die Stadt, an ihren Toren, am Eingang zu den Pforten ruft sie aus: »Zu euch, ihr Männer, rede ich; ich spreche zu den Menschenkindern: Ihr Einfältigen, lernet Klugheit! Ihr Toren, kommet zur Vernunft! Hört zu! Denn ich will Rechtes reden, und meiner Rede Inhalt ist, was richtig. Denn Redlichkeit nur spricht mein Gaumen; für meine Lippen ist Unehrlichkeit ein Greuel. Rechtschaffen ist, was immer spricht mein Mund, nichts Hinterlistiges, nichts Falsches ist darin, das Richtige für alle, die da fragen, und recht für die, die suchen nach Erkenntnis. Nimm meine Mahnung lieber an als Silber, Erkenntnis lieber als erlesenes Gold. - Denn besser noch als Perlen ist die Weisheit; und Kostbarkeiten kommen ihr nicht gleich.« »Ich, Weisheit, hab zur Nachbarin die Klugheit; ich kann zu klugem Wissen kommen. Die Furcht des Herrn verträgt sich nicht mit Bösem. Ich hasse Hochmut, Hoffart, schlimmen Wandel sowie verkehrtes Reden. Mein ist der Rat, die Tüchtigkeit; Einsicht ist mein und mein die Stärke. Durch mich regieren Könige, und Fürsten herrschen, wie es rechtens ist. Durch mich befehlen Herrschende und all die hohen Erdenrichter. Wer mich liebt, den liebe ich; mich finden, die mich suchen, Reichtum und Ehre sind bei mir, ein stattlich Gut und Wohlergehen. Weit besser noch als Gold, als feines Gold, ist meine Frucht, und mein Ertrag ist kostbarer als auserlesen Silber. Ich wandle auf dem Pfade der Gerechtigkeit und mitten auf des Rechtes Wegen. Ich gebe denen, die mich lieben, immerdar Besitz und fülle ihre Schatzkammern.« Mich schuf der Herr als Anfang seiner Laufbahn, als erstes seiner Werke, in der Urzeit. Von Ewigkeit her bin ich eingesetzt, im Anfang seit dem Weltbeginne. Die Ozeane waren nicht, da ward ich schon geboren, als es noch keine reichen Wasserquellen gab. Bevor die Berge eingesenkt, da war ich vor den Hügeln schon geboren. Er hatte Land und Flur noch nicht gemacht, noch nicht das Element des Staubes in der Welt,  da war ich schon dabei, als er den Himmel hergestellt, als er die Wölbung überm Ozean festsetzte, als er die Wolken droben mächtig machte, und als des Ozeanes Fluten mächtig wurden, als er dem Meere seine Schranke setzte, daß die Gewässer sein Geheiß nicht überschritten, als er der Erde Gründe legte. Zur Seite war ich ihm als Schülerin und diente zur Ergötzung Tag für Tag und spielte vor ihm jede Zeit und spielte auf dem Erdkreis, den ich liebte, und zur Ergötzung diente ich den Menschenkindern.« »Nun, meine Söhne, hört auf mich! Heil denen, die meine Wege wählen! Auf Mahnung hört, auf daß ihr weise werdet! Schlagt sie nicht in den Wind! Heil sei den Menschen, die mich hören und Tag für Tag an meinen Türen wachen und meiner Tore Pfosten hüten! Denn wer mich findet, findet Leben, und von dem Herrn empfängt er alles Nötige. Wer aber mich verfehlt, der frevelt gegen seine eigene Seele; ja alle, die mich hassen, lieben nur den Tod.« Frau Weisheit und Frau Torheit laden zum MahleDie Weisheit hatte sich ein Haus gebaut und sieben Säulensitze machen lassen. Sie schlachtete ihr Vieh und mischte ihren Wein und deckte ihre Tische. Sie sandte ihre Mägde aus, um auf erhöhten Plätzen in der Stadt zu rufen: »Wer immer töricht ist, der pflege hier der Einkehr!« Wem's an Verstand gebricht, zu dem sag ich: »Kommt her, genießt von meiner Speise und trinkt den Wein, den ich gemischt! Laßt von der Torheit, daß ihr lebet, und schlagt den Weg der Einsicht ein!« Wer einen Spötter schilt, der holt sich selber Schande, wer einen Frevler tadelt, eigene Schmach. So tadle nicht den Spötter, daß er dich nicht hasse! Doch tadle einen Weisen, dieser wird dich lieben! Belehre einen Weisen! Und er wird noch weiser. Den Frommen lehr! Er mehrt sein Wissen. Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn; den Heiligen erkennen, das heißt Einsicht. »Durch mich ja werden deiner Tage viele; die Lebensjahre werden dir sich mehren. Bist du jetzt weise, bist du weise dir zum Besten; bist du ein Spötter, hast du es allein zu tragen.« Das Weib der Torheit schwatzt nur dummes Zeug; unwissend ist es. Sie sitzt an ihres Hauses Pforte, auf einem Sessel, fern dem Herzen ihrer Stadt, um denen zuzurufen, die des Weges ziehen und auf den Pfaden fürbaß schreiten: »Wer immer töricht ist, der pflege hier der Einkehr!« Wem's an Verstand gebricht, zu dem möcht ich jetzt sagen: »Gestohlen Wasser, das ist fein; verboten Brot - ein süßes Brot!« Und er weiß nicht, daß dort die Schatten hausen, daß ihre Gäste in der Hölle Abgrund kommen. LebensweisheitDie Sprüche Salomos sind folgende: Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude; ein törichter ist seiner Mutter Gram. Unnütz sind Schätze, frevelhaft erworben; nur Tugend kann vorm Tode schützen. Der Herr läßt nicht der Frommen Hunger ungestillt; der Frevler Gier stößt er zurück. Die faule Hand schafft Armut; die Hand der Fleißigen schafft Reichtum.  Wer schon im Sommer sammelt, der ist klug, verächtlich, wer die Erntezeit verschläft. Aufs Haupt der Frommen strömen Segnungen; der Frevler Mund bringt Unheil. Des Frommen Name dient zum Segnen; des Frevlers Name schwindet. Wer weisen Herzens ist, nimmt die Gebote an; nur wer ein Narrenmaul besitzt, verwirft sie. Wer in der Unschuld lebt, tritt sicher auf; wer auf verkehrten Wegen wandelt, dem geht's schlimm. Wer mit dem Auge blinzelt, bereitet Kränkung, und wer ein Narrenmaul besitzt, hetzt auf. Des Frommen Mund - ein Lebensborn; des Frevlers Mund nur Unrecht birgt. Der Haß legt Zwistigkeiten bloß; doch alle Sünden deckt die Liebe zu. Gefunden wird durch eines Weisen Lippen Weisheit, doch auch ein Stock für eines Unverständigen Rücken. Die Weisen bergen ihre Wissenschaft; des Toren Mund ist nahendes Verderben. Des Reichen Habe ist ihm eine feste Stadt; den Dürftigen ist ihre Armut ihre schwache Seite. Des Frommen Lohn dient für das Leben, des Frevlers Einkommen für die Verdammnis. Dem Leben geht entgegen, wer auf Mahnung hört; wer aber Rüge nicht beachtet, wandelt irre. Wer Haß mit lügenhaften Lippen will bedecken, ist gerade so ein Tor wie jener, der üble Nachrede verbreitet. Bei vielem Reden geht's nicht ohne Fehler ab; wer aber seine Lippen zügelt, der tut klug. Ein auserlesenes Silber ist des Frommen Zunge; des Gottlosen Verstand ist wenig wert. Gerechte Lippen haben viele Güter; die Toren aber sterben durch den Unverstand. Reich macht des Herren Segen, und nicht bereichert eigene Mühe so wie er. Die Schandtat dünkt dem Toren nur ein Scherz, dem klugen Mann jedoch ein Übermut. Wovor dem Frevler graut, gerade das trifft ihn, und so erfüllet er der Frommen Wunsch. So wie ein Sturm vorüberbraust und nicht mehr ist, so auch der Frevler; der Fromme aber steht auf ewig festem Grund. Was Essig für die Zähne, was Rauch ist für die Augen, das ist der Faule seinem Auftraggeber. Die Furcht des Herrn vermehrt die Lebenstage; der Frevler Jahre aber werden oft verkürzt. Der Frommen Harren wird in Freude enden; der Frevler Hoffnung wird zunichte. Schutzwehr für Redliche, das ist des Herren Walten, für Übeltäter aber Grund zur Furcht. Ein Frommer wird in Ewigkeit nicht wanken; die Frevler aber werden nicht im Lande bleiben dürfen. Des Frommen Mund nimmt zu an Weisheit; dem Untergang verfällt die falsche Zunge. Des Frommen Lippen kennen Gütigkeit, der Mund der Frevler aber Hinterlist. LebensregelnEin Greuel für den Herrn ist falsche Waage; ein richtiges Gewicht gefällt ihm wohl. Kommt auf der Übermut, kommt auch Verachtung; mit den Bescheidenen kommt Weisheit. Der Gerechten Unschuld spendet ihnen Ruhe; der Frevler Falschheit tötet sie. Am Zornestag nutzt kein Besitz; vom Tod errettet Almosen. Die Frömmigkeit der Frommen ebnet ihm den Weg; der Frevler stürzt durch seine Schlechtigkeit. Der Redlichen Gerechtigkeit errettet sie; die Frevler werden durch die Schlechtigkeit gefangen. Jedwede Hoffnung endet mit des Frevlers Tod, und die Erwartung aus den Sünden wird zunichte. Wer Recht erhalten, ist von Not erlöst; an seine Stelle kommt der Gegner. Der Frevler sucht durch Reden seinen Gegner zu vernichten; doch die im Rechte, werden durch die Einsicht auch gerettet. Es jauchzt die Stadt ob ihrer Frommen Glück, und Jubel gibt es bei der Frevler Untergang. Der Staat blüht durch den Segen Redlicher; durch Frevler Mund geht er zugrunde. Der Tor spricht voll Verachtung wider seinen Gegner; der Kluge aber schweigt. Geheimnisse verrät der Neuigkeitenkrämer; der Zuverlässige behält für sich die Sache. Wenn's an der Führung fehlt, dann kommt ein Volk zu Falle; gut aber steht's, wo viele sind der Ratgeber. Sehr schlimm kann's dem ergehen, der sich für einen anderen verbürgt; doch sicher bleibt, wer nicht den Handschlag liebt. Wie ein verführerisches Weib an Schmuck sich klammert, so klammern sich an Reichtum die Gewalttätigen. Wer Gutes tut, der tut sich selber Gutes; wer harten Herzens ist, der schneidet sich ins eigene Fleisch. Der Frevel bringt nur nichtigen Lohn; der Tugend Lohn ist wahrer Lohn. Festhalten an der Tugend führt zum Leben; das frevelhafte Tun bringt sichern Tod. Ein Greuel sind dem Herrn all, die verkehrten Herzens sind; sein Wohlgefallen haben, die unsträflich wandeln. Untrüglich ist's: Nicht straflos bleibt der Böse; doch frei geht das Geschlecht der Frommen aus. Ein goldener Ring im Rüssel eines Schweines ist ein Weib, das schön, doch ohne Scham. Der Frommen Wunsch geht nur aufs Nötige; der Frevler Sehnen ist das Übermaß. Der eine teilt sehr reichlich aus und wird noch reicher; ein andrer spart am Nötigen und wird noch ärmer. Ein dankbares Gemüt wird überhäuft mit Gutem; wer Wohltaten erweist, empfängt auch solche. Wer Korn zurückhält, diesem flucht das Volk; wer aber Korn verkauft, auf dessen Haupt kommt Segen. Wer Gutes anstrebt, zielt auf Wohlwollen; wer aber Böses sucht, auf den kommt's auch. Wer nur auf Reichtum sich verläßt, verwelkt; die Frommen aber grünen so wie grünes Laub. Wer seine eigene Familie darben läßt, wird Wind erwerben; der Tor wird Sklave dessen, der klüger ist als er. Ein Lebensbaum ist des Gerechten Frucht; wer Seelen an sich zieht, ist weise. Wenn schon den Frommen trifft auf Erden die Vergeltung, um wieviel mehr den Frevler und den Sünder! LebensregelnWer Mahnung liebt, liebt auch Erkenntnis; wer aber Rüge haßt, ist töricht. Der gute Mann erhält vom Herrn, was er für's Leben braucht, der Bauernfänger nur erschwindelt es. Kein Mensch kommt zum Bestand durch Frevel; der Frommen Wurzel aber wanket nicht. Ein wackeres Weib ist seinem Gatten eine Krone; ein schändliches ist ihm wie Wurmfraß in den Knochen. Gedanken frommer Leute zielen auf das Recht, der Frevler Pläne auf Betrug. Der Frevler Worte stellen selbst dem Blute nach; der Frommen Mund errettet es. Wenn Frevler stürzen, daß sie nicht mehr sind, dann hat der Frommen Haus Bestand. Gelobt wird nach der Klugheit Maß ein Mann; doch der verschrobenen Verstandes, wird verachtet. Weit besser, wer geringen Stands, doch einen Sklaven halten kann, als wer sich vornehm dünkt und brotlos ist. Der Fromme sorgt sich für sein Vieh, für alles, was ihm not tut; das Herz des Bösen aber ist erbarmungslos. Wer seinen Acker baut, hat Brot in Fülle; wer nichtigen Dingen nachgeht, ist ein Tor. Der Bösen Höhen ist des Frevlers Wunsch; die Frommen aber gründen tief. Durch Widerspruch fängt sich der Frevler; der Not entkommt der Fromme. Der Edelmann labt sich an schönen Reden; entlohnt wird der Gewöhnliche für seiner Hände Werk. Dem Toren scheint sein Weg der richtige; der Weise aber hört auf Rat. Ein Tor läßt seinen Zorn den ganzen Tag durch merken: doch den Verdruß verbirgt der Kluge. Wer Wahrheit meldet, spricht, was sich bewährt: ein falscher Zeuge macht Enttäuschung. Gar manche führen Reden gleich den Stichen eines Schwerts; doch Heilung bringt des Weisen Zunge. Wahrheitsgemäße Rede hat für immer Geltung; nur einen Augenblick behauptet sich die falsche. Enttäuschung kommt ins Herz der Unheilplanenden, doch Freude denen, die das Wohlergehen fördern. Dem Frommen fällt nie Böses ein; die Frevler aber sind voll Bosheit. Ein Greuel für den Herrn sind falsche Lippen; doch die wahrhaftig handeln, sind ihm angenehm. Ein kluger Mann verbirgt sein Wissen; das Herz der Toren sprudelt Törichtes hervor. Die Hand der Fleißigen wird herrschen; die lässige wird fronen müssen. Ein Kummer in des Menschen Herzen drückt es nieder; ein freundlich Wort verwandelt es in Fröhlichkeit. Der Fromme sucht und findet seine Nahrung; der Weg der Frevler führt sie irre. Die Faulheit bringt nicht ihre Nahrung auf, der Fleißige jedoch ein groß Vermögen. Zum Leben kommt man auf der Tugend Pfad; der Weg des Truges führt zum Tode. LebensregelnDer Weise achtet auf die väterliche Mahnung; der Spötter hört auf keinerlei Verweis. Der Gute nährt sich von der Hilfe anderer, die Gier der Bösewichter von Gewalttat. Wer seinen Mund behütet, wahrt sein Leben; wer seine Lippen aufreißt, dem droht Untergang. Der Faule will und will doch nicht; der Arbeitsame aber wird gar reich gelabt. Die Lüge haßt der Fromme; die Sünde bringt nur Schimpf und Schande. Des Weges Sicherheit bewacht die Tugend; das Laster aber läßt zum Fall den Fehltritt führen. Der eine stellt sich reich und hat doch nichts; der andere stellt sich arm und hat ein groß Vermögen. Schon mancher mußte durch viel Geld sein Leben retten; wer arm ist, hört nie eine Drohung. Das Licht der Frommen leuchtet; der Frevler Leuchte muß erlöschen. Im Übermut allein kommt es zu Tätlichkeiten; doch Weisheit findet sich bei Klugen. Vermögen schwindet, das durch nichts erworben wird; doch wer durch Arbeit es erwirbt, vergrößert es. Ein lang dahingezogenes Hoffen macht das Herz erkranken; ein Lebensbaum ist der erfüllte Wunsch. Wer vor Befehlen keine Scheu besitzt, der schädigt sich; wer aber Ehrfurcht vor Geboten hat, wird nicht behelligt. Des Weisen Lehre ist ein Lebensborn, wo's gilt, den Fallstricken des Todes zu entgehen. Ein fein Benehmen bringt in Gunst; der Sünder Wandel führt zum Abgrund. Ein kluger Mann tut alles recht geschickt; der Tor entwickelt Torheit. Der frevelhafte Bote stürzt sich selbst ins Unglück; ein treuer Bote tut sich selber wohl. Armut und Schande werden dem zuteil, der Zucht verwirft; wer auf die Rüge achtet, wird geehrt. Verbotener Genuß ist süß; dem Toren ist's darum ein Greuel, vom Bösen abzulassen. Gehst du mit Weisen um, wirst du weise! Wer's mit den Toren hält, dem geht es schlecht. Unglück verfolgt die Sünder; den Frommen gibt man zur Belohnung Gutes. Ein Guter hinterläßt sein Erbe Kindeskindern; des Sünders Habe ist dem Frommen vorbehalten. Das Prozessieren frißt der Armen mühevoll bestellte Äcker, und mancher stirbt, bevor das Urteil kommt. Wer seine Rute schont, der liebt nicht seinen Sohn; doch wer ihn liebt, der sucht ihn heim mit Züchtigung. Der Fromme ißt, bis daß er satt; der Frevler Bauch hat nie genug. LebensregelnEin Haus baut sich Frau Weisheit; die Torheit reißt's mit ihrer Hand zusammen. Wer in Geradheit wandelt, der hat Furcht vorm Herrn; wer krumme Wege geht, verachtet ihn. Im Torenmund liegt eine Angelrute; den Weisen dienen ihre Lippen zur Bewahrung. Wenn keine Rinder da, so bleibt die Krippe sauber; doch durch der Stiere Kraft wird reichlicher Ertrag. Nicht trügt der Wahrheit Zeuge; doch Lügen spricht der falsche Zeuge. Nach Weisheit sucht der Spötter, doch vergeblich; Erkenntnis ist für Kluge etwas Leichtes. Geh aus dem Weg dem Toren! Dann mußt du nicht Bekanntschaft mit dem Anwalt machen. Des Klugen Vorsicht ist es, auf den Weg zu achten; der Toren Leichtsinn bringt Enttäuschung. Die Schuld vermittelt zwischen Schurken, und zwischen Redlichen der gute Wille. Das Herz kennt seinen Seelenschmerz am besten; und auch in seine Freude kann ein Fremder sich nicht mischen. Das Haus der Frevler wird vertilgt; der Redlichen Gezelt erblüht. Gar mancher Weg dünkt einem Mann gerade; doch schließlich sind es Todeswege. Sogar beim Lachen kann das Herz sich grämen; der Freude Ende ist oft Gram. Der Eingebildete wird satt von seinen Wegen, der Tüchtige von seinen Werken. Der Törichte traut jedem Ding; ein kluger Mann geht einer Sache auf den Grund. Der Weise fürchtet sich und meidet die Gefahr; der Tor geht eine Wette mit ihr ein und fühlt sich sicher. Der Ungeduldige macht Törichtes; ein ränkevoller Mensch wird nur gehaßt. Die Toren haben Torheit im Besitz; der Klugen Diadem ist Einsicht. Vor Gutem müssen sich die Schlechten beugen, und Frevler sitzen an des Frommen Türen. Selbst seinem Freunde ist der Arme widerwärtig; doch derer, die den Reichen lieben, sind es viele. Wer seinen Nächsten nicht beachtet, der versündigt sich; wohl dem, der sich der Elenden erbarmt! Die Böses planen, täuschen sich auch gegenseitig; doch Lieb und Treue herrscht bei denen, die da Gutes planen. Durch Arbeit nur schafft man Gewinn, doch bloßes Reden führt zu nichts. Der Klugen Diadem ist ihre Klugheit; der Toren Diadem ist Torheit.  Ein Lebensretter ist der Wahrheit Zeuge; wer Lügen spricht, bewirkt Enttäuschung. An Gottesfurcht besitzt man eine starke Burg; so kann man Schutz den eigenen Kindern bieten. Die Furcht des Herrn - ein Lebensborn, daß man des Todes Stricke meide. Des Königs Ruhm besteht in seines Volkes Massen; vom Leutemangel kommt des Fürsten Sturz. Wer langmütig, ist reich an Einsicht; wer ungeduldig, steigert seine Torheit. Des Leibes Leben ist gelassener Sinn; wie Wurmfraß im Gebein ist Leidenschaft. Wer den Geringen drückt, der lästert dessen Schöpfer; doch wer des Armen sich erbarmt, der gibt ihm Ehre. Der Frevler wird durch seine Schlechtigkeit gestürzt; der Fromme hat bei seinem Tod noch Hoffnung. In eines Klugen Herzen ruht die Weisheit stille; sie wird verurteilt bei den Toren. Die Tugend führt ein Volk zur Höhe; Krebsschaden der Nationen ist das Laster. Die Huld des Königs sollte einem tüchtigen Diener werden; sein Grimm den Unbrauchbaren treffen! LebensregelnGelinde Rede stillt den Grimm; verletzend Wort erregt den Zorn. Des Weisen Zunge kleidet guten Sinn in schöne Form; der Mund des Toren spricht die nackte Torheit. An jedem Orte sieht des Herren Aug die Bösen und die Guten. Der Zunge Milde ist ein Lebensbaum; doch wenn darauf Verkehrtheit liegt, wirkt sie verstörend auf den Geist. Der Tor verschmäht die väterliche Zucht; wer auf die Rüge achtet, handelt klug.  Im Haus des Frommen findet Vorrat sich in Fülle; doch in des Frevlers Ernte liegt Zerrüttung. Der Weisen Lippen zeugen Wissen, doch nicht das Herz der Toren. Der Frevler Opfer ist ein Greuel für den Herrn; doch das Gebet der Redlichen gefällt ihm wohl. Der Weg der Frevler ist ein Greuel für den Herrn; das Streben nach der Tugend hat er gern. Dem, der vom Pfade weicht, ist Rüge nicht willkommen; wer aber Mahnung haßt, muß sterben. Ganz offen liegen Unterwelt und Abgrund vor dem Herrn; um wieviel mehr der Menschen Herzen! Der Spötter liebt nicht, daß man ihn vermahne; er geht nicht zu den Weisen. Ein fröhlich Herz macht auch das Antlitz freundlich; bedrückt ist das Gemüt bei Herzenskummer. Erkenntnis sucht des Klugen Herz; auf Torheit geht der Toren Miene aus. Wohl sind des Armen Tage alle böse; doch ist er heiteren Gemüts, hat er beständig Festgelage. Viel besser, wenig zu besitzen in der Furcht des Herrn, als reiche Schätze und dabei ein bös Gewissen. Viel besser ein Gericht Gemüse und dabei auch Liebe, als ein fettes Rind und Haß dabei. Ein hitziger Mann erregt den Zank; wer aber sanft ist, stillt den Hader. Der Weg des Furchtsamen gleicht einer Dornenhecke; der Pfad des Aufrechten ist wohl gebahnt. Ein weiser Sohn versorgt den Vater reichlich; ein dummer Mensch vernachlässigt die Mutter. Die Torheit bringt dem Unverständigen Gefahr; doch ebenen Weg geht der Vernünftige. Die Pläne schlagen fehl, wo die Beratung fehlt; sind aber der Berater viel, so kommen sie zustande. Ein jeder hört sich selber gern. Ein Wort zur rechten Zeit, wie selten! Hier oben gibt es für den Klugen einen Lebensweg, damit er fern sich hält dem Abgrund drunten. Wegreißt der Herr der Stolzen Haus; der Witwe Eigentum läßt er bestehen. Ein Greuel für den Herrn sind boshafte Gedanken; doch rein sind Worte, freundlich ausgesprochen. Es läßt der Geizhals die Familien darben; wer auf Vermögen nicht versessen ist, ernährt sie wohl. Die Antwort überlegt des Frommen Herz; des Frevler Mund spricht unumwunden Bosheit. Den Gottlosen ist fern der Herr; doch das Gebet der Frommen achtet er. Ein freundlich Anblicken erfreut das Herz, und frohe Kunde labt den Leib. Ein Ohr, das auf die Mahnung hört, die Leben spendet, weilt gerne mitten unter Weisen. Wer Zucht verachtet, wirft sein Leben weg; doch wer auf Rüge hört, erkauft sich Leben. Die Furcht des Herrn ist Grundlage der Weisheit, der Ehre geht voran die Demut. LebensweisheitDem Menschen mag das Denken eignen; vom Herrn kommt die Beredsamkeit der Zunge. Erklärt für lauter alle seine Wege auch der Mensch, der Herr ist's, der die Geister wägt. Dem Herrn enthülle deine Werke! Rechtschaffen sind dann deine Pläne auch. Für einen, den er strafen will, erschafft der Herr Beliebiges, selbst einen Frevler für den Tag der Strafe. Ein Greuel für den Herrn ist jeder Übermütige. Untrüglich ist's: er bleib nicht ungestraft. Durch treue Liebe wird die Sündenstrafe abgewandt; und in der Furcht des Herrn vermeidet man das Böse. Findet der Herr Gefallen an den Wegen eines Mannes, dann müssen seine Feinde selbst mit ihm in Frieden leben. Viel besser wenig in Gerechtigkeit als großes Einkommen mit Unrecht. Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; doch seine Schritte lenkt der Herr. Des Königs Ausspruch ist Orakelspruch, und so vergreift sich nicht sein Mund beim Urteilsprechen. Die Waage, wie das rechte Wägen, kommt vom Herrn; sein Werk sind die Gewichte all. Ein frevelhaftes Handeln sollte Königen ein Greuel sein; denn durch Gerechtigkeit nur wird der Thron befestigt. Wahrhaftige Lippen sollten einem König wohl gefallen; er sollte lieben, die die Wahrheit reden! Des Königs Grimm: ein Todesbote! Ein weiser Mann versteht's, ihn zu besänftigen. Des Königs freundlich froher Blick schafft Leben; der Frühlingsregenwolke gleicht sein Wohlgefallen. Viel besser Weisheit zu erwerben als feines Gold! Erwerb von Einsicht ist dem Silber vorzuziehen. Der Frommen Bahn besteht im Böses-Meiden; sein Leben wahrt, wer acht auf seinen Wandel hat. Hochmut kommt vor dem Fall und Stolz vor Untergang. Viel besser ist's, betrübt zu sein mit Duldern, als Beute mit den Übermütigen zu teilen. Wer acht gibt auf das Wort, der findet Glück, und wer dem Herrn vertraut: Heil ihm! Ein Denker zieht nur den Gelehrten an; doch wohlberedte Lippen machen groß den Hörerkreis. Ein Lebensborn ist Unterweisung derer, die dafür empfänglich; doch Torheit ist's, die Toren zu belehren. Des Weisen Herz macht seinen Mund gar klug und mehrt auf seinen Lippen die Belehrung. Huldvolle Reden sind wie Honigseim; sie sind der Seele eine Süßigkeit und Labsal für den Leib. So mancher Weg dünkt einem Mann gerade; doch schließlich sind es Todeswege. Des Arbeiters Verlangen schafft für ihn; sein Mund drängt ihn dazu. Der Teufelsmann vergräbt die Absicht; auf seinen Lippen aber lodert Feuersglut. Ein ränkesüchtiger Mann macht Streitigkeiten; ein Ohrenbläser bringt vertraute Freunde auseinander. Gewalttat übt schon, wer den Nächsten nur verführt und ihn auf keinen guten Weg geleitet. Wer seine Augen zukneift, tut's um Lügen zu ersinnen; wer seine Lippen aufeinander preßt, ist fertig mit dem bösen Plan. Ein herrlich Diadem ist graues Haar; nur auf dem Weg der Tugend wird's gefunden. Weit tapfrer sind die Langmutsvollen als des Krieges Helden, und tapfrer die des eigenen Gemütes Herr als die Eroberer von Städten. In des Gewandes Falten wirft man zwar das Los; doch von dem Herrn kommt sein Entscheid. LebensweisheitViel besser ist ein trockner Bissen, dabei Frieden, als voll ein Haus von Fleisch und dabei Zank. Ein guter Knecht wird einem unbrauchbaren Sohne vorgezogen, und unter Brüdern kann er Eigentum verteilen. Der Tiegel dient fürs Silber, für das Gold der Ofen; die Herzen aber prüft der Herr. Der Bösewicht horcht auf heillose Rede; der Lügner lauscht auf der Verderbers Zunge. Wer einen Armen auslacht, lästert dessen Schöpfer; wer sich beim Unglück freut, der bleibt nicht straflos. Der Alten Diadem sind Kindeskinder; der Kinder Ruhm sind ihre Väter. Nicht kommt dem Toren edle Rede zu, noch weniger dem Edlen Lügensprache. Ein Zauberstein ist das Geschenk nach des Empfängers Ansicht; er schaut, wozu er es verwenden könnte. Wem an der Freundschaft liegt, der sucht die Fehler zu verhüllen; doch wer den Fehler wiederholt, entfremdet sich den Freund. Verweis schreckt einen Klugen mehr als einen Toren hundert Schläge. Nur Widersetzlichkeit erstrebt der Schlechte; doch wird ein bitterer Bote gegen ihn gesandt. Begegnet einem eine Bärin, ihrer Jungen jüngst beraubt, noch lieber als ein Törichter in seinem Wahn! Wer Gutes heimbezahlt mit Bösem, von dessen Haus geht nicht das Unglück fort. Wie den Wassern Bahnen öffnen, so der Anfang eines Streites. Bevor der Streit beginnt, laß ab! Wer freispricht den, der Unrecht hat, und den verdammt, der Recht besitzt, ein, Greuel für den Herrn sind diese beiden. Was hilft der Kaufpreis in des Toren Hand? Er könnte Weisheit sich erwerben; doch fehlt ihm der Verstand dazu. Zu jeder andern Zeit liebt der Gefährte dich; doch für die Zeit der Not ist nur der Bruder da. Ein unverständiger Mensch ist der, der Handschlag gibt und seinem Nächsten gegenüber sich verbürgt. Ein blaues Auge hat der gern, der Händel liebt; wer freche Reden führt, sucht Schläge. Nicht findet Glück, wer ein verkehrtes Herz besitzt; wer sich mit seiner Zunge windet, der gerät ins Unglück. Wer einen Toren zeugt, dem bringt es Grämen; der Vater eines Narren freut sich nimmer. Ein fröhlich Herz macht wohlgenährt; den Leib abmagern läßt ein kummervoll Gemüt. Geschenk wird aus dem Busen eines Frevlers angenommen, gilt es, des Rechtes Pfad zu beugen. Dem Klugen steht vor Augen Weisheit; des Toren Augen wandern bis ans Erdenende. Ein dummer Sohn ist Ärger für den Vater, ein bitterer Kummer auch für die, die ihn geboren. Mit Geld den Frommen zu bestrafen, ist schon unrecht. Um wieviel mehr ist's unrecht, Vornehme zu schlagen? Wer mit den Worten an sich hält, ist einsichtsvoll; wer kühlen Sinns, ein kluger Mann. Ein Tor kann durch sein Schweigen für einen Weisen gelten, für einen klugen Mann, verschließt er seine Lippen. LebensweisheitDen Eigenwillen sucht, wer sich absondert; bei jeglicher Gelegenheit beginnt er Streit. Der Tor hat kein Gefallen an Belehrung; er möchte nur die eigene Meinung künden. Wo Frevel auftritt, dort tritt auch Verachtung auf, und Schmähung ist mit Hohn vereint.  Aus eines Mannes Munde tiefe Worte sind Gewässer, ein Strom, der aus dem Born der Weisheit sprudelt.  Daß man Partei für einen Frevler nimmt, daß man das Recht des Frommen beugt, nützt nichts. Des Toren Lippen schaffen Streit; nach Schlägen ruft sein Mund. Des Toren Mund führt seinen Sturz herbei, und seine Lippen sind ein Strick für seinen Hals. Des Ohrenbläsers Worte sind wie Hammerschläge; sie dringen tief ins Herz hinein. Wer lässig bei der Arbeit ist und wer den eigenen Besitz zerstört, sind Brüder. Ein fester Turm des Herren Name; der Fromme läuft zu ihm und ist gesichert. Des Reichen Habe ist ihm eine feste Stadt, wie eine hohe Mauer um ihn her. Stolz geht dem Sturz voran, der Ehre Demut. Gibt jemand Antwort schon, bevor er recht verstanden, so rechnet man es ihm als Torheit und als Schande. Ein männliches Gemüt kann seine Leiden meistern. Ein düsteres Gemüt, wer mag's erträglich finden? Des Klugen Herz erwirbt sich Einsicht; Einsicht sucht auch des Weisen Ohr. Geschenke schaffen ihrem Geber Raum und öffnen ihm den Zutritt zu den Großen. In einem Streite hat der erste Recht; da kommt der andere und untersucht's aufs neue. Den Streitigkeiten macht das Los ein Ende; es trennt die Streitenden. Ein Bruder kann an einer Festung sich vergehen, sind Streitigkeiten doch, was eine Bresche für die Burg.  Mit seines Mundes Frucht ersättigt jeder seinen Magen, von seiner Lippen Ernte kann er satt sich essen.  In dem Bereich der Zunge liegen Tod und Leben, und wer sie gern gebraucht, genießt auch ihre Frucht. Wer je das Weib erforscht, hat einen guten Fund getan, und er erfreut sich der besonderen Huld des Herrn. Der Arme redet weinerlich; der Reiche aber spricht mit Nachdruck. Gefährten gibt's, die gegenseitig sich zugrunde richten; und Freunde gibt's, anhänglicher als Brüder.  LebensweisheitEin Armer, der in Einfalt wandelt, ist viel besser als einer mit gezierter Rede, dazu dumm. Ausruhen ohne Grund ist auch nicht gut; doch wer sich überstürzt, tritt sicher fehl. Zerstört des Menschen eigene Torheit seinen Weg, so zürnt sein Herz dem Herrn. Der Reichtum schafft stets neue Freunde; wer aber arm, von dem trennt sich sein Freund. Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, und nicht entkommt, wer Lügen spricht. Es buhlen viele um des Mannes Gunst, der geben kann; doch keinen Freund besitzt, wer selbst bedürftig. Den Armen mag von seinen Brüdern keiner; selbst seine Freunde bleiben fern von ihm. Wer Worten nachjagt, dem gereichen sie zu nichts. Wer sich Verstand erwirbt, der liebt sein Leben, und wer Vernunft bewahrt, der findet Glück. Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft; wer Lügen vorbringt, geht zugrunde. Wohlleben frommt dem Toren nicht, noch weniger dem Sklaven der Genuß. Langmut zeuget vom Verstande eines Menschen; das Übersehen der Verfehlung ist sein Ruhm. Des Königs üble Laune ist wie Knurren eines jungen Löwen; doch seine Huld, was Tau für Pflanzen. Ein Unglück für den Vater ist ein dummer Sohn; ein zänkisch Weib ist wie der Regen, der eindringt in ein Haus und draus vertreibt. Von seinen Vätern erbt man Haus und Gut; vom Herrn jedoch kommt ein verständig Weib. In tiefen Schlaf versenkt die Faulheit; ein Lässiger wird Hunger leiden. Wer Achtung vor Befehlen hat, bewahrt sein Leben; wer seine Pflicht vernachlässigt, wird mit dem Tod bestraft. Wer sich erbarmt des Armen, leiht dem Herrn, und seine Guttat lohnt er ihm. Straf deinen Sohn! Dann gibt's noch Hoffnung. Bekümmre dich nicht um sein Weinen! »Wer gar zu weit im Zorne geht, der muß es büßen.« Im Gegenteil! Errette ihn und rett ihn immer wieder! Hör auf den Rat! Nimm an die Mahnung, auf daß du in der Zukunft weise seist! Der Pläne in des Mannes Herzen mögen viele sein; der Plan des Herrn allein geht in Erfüllung. Beim Menschen ist begehrenswert Wohltätigkeit; doch besser ist ein Mensch, der nichts besitzt, als der, der lügenhaft verspricht. Zum Leben dient die Furcht des Herrn; der Hochmut murrt, daß nicht das Böse wird bestraft. Wenn seine Hand der Faule in die Schüssel steckt, so mag er sie zum Mund nicht bringen. Wenn du den Spötter schlägst, so kann der Dumme dadurch weise werden. Vermahnst du einen Klugen, kann er dadurch weise werden. Wer seinen Vater elend macht und seiner Mutter Herz durchbohrt, der ist ein Sohn, der schimpflich und erbärmlich handelt! Mein Sohn, laß ab, auf Mahnungen zu hören, die nur geschehn, um gute Lehren in den Wind zu schlagen! Des nichtswürdigen Zeugen spottet die Gerechtigkeit; der Trug verwickelt frevelhaften Mund in Widerspruch. Bereit sind Schläge für die Spötter und Hiebe für des Toren Rücken. LebensweisheitEin Spötter ist der Wein, ein Lärmer Bier; wer davon taumelt, ist nicht klug. Wie eines jungen Löwen Knurren ist des Königs Unwillen; wenn er in Zorn gerät, verwirkt man schon sein Leben. Für einen Mann ist's eine Ehre, einem Streite fernzubleiben, und nur ein Tor tut sich hervor. Im Herbste pflügt der Faule nicht; wenn er dann in der Ernte nachfragt, ist nichts da. Wie Wasser in der Tiefe, ruht der Plan im Herzen eines Mannes; ein kluger Mann weiß es zu schöpfen. Gar mancher muß den Mann herbeirufen, dem Gutes er getan. Denn einen Dankbaren, wer kann ihn finden? Wenn jemand in Gerechtigkeit und Unschuld lebt, den ahmen seine Kinder nach. Ein König auf dem Richterstuhle der Gerechtigkeit soll mit den Augen jeden Übeltäter aufspüren! Wer könnte sagen: »Gereinigt habe ich mein Herz, von meiner Lieblingssünde frei gemacht!« ? Zweifach Gewicht und zweifach Maß, sie beide sind dem Herrn ein Greuel. Ein Knabe schon gibt sich in seinen Taten zu erkennen, ob krumm, ob grade wird sein Tun. Das hörend Ohr, das sehend Auge, sie beide hat der Herr gemacht. Lieb nicht den Schlaf, damit du nicht verarmst! Mach schon die Augen auf, solang du Brot in Fülle hast! »Wie schlecht, wie schlecht!« sagt da ein Käufer; doch ist es sein geworden, rühmt er sich. Hat man auch Gold und Perlen eine Menge, ein gläsernes Gefäß ist eines Anwalts Rede. Wer einem andern bürgt, dem kann sein eigen Kleid genommen werden; gepfändet wird er Fremder wegen. Süß schmeckt dem Mann das Brot der Lüge; doch hintendrein füllt sich sein Mund mit Kieselstein. Die Pläne prüfe durch Beratung! Mit Klugheit führe Krieg! Geheimnisse verrät, wer stets auf Wanderschaft. Drum gib mit Plaudermäulern dich nicht ab! Wer auf den Vater und die Mutter wenig gibt, des Licht verlöscht im Dunkeln. Besitz, zu Anbeginn in Hast erworben, bleibt doch am Ende ohne Segen. Sprich nicht. »Ich muß den bittern Kelch zur Neige trinken.« Nein, hoffe auf den Herrn! Er kann dir helfen. Ein Greuel für den Herrn ist zweierlei Gewicht; nichts nützt die falsche Waage. Des Mannes Schritte sind vom Herrn bestimmt; wie kann ein Mensch sich selber seinen Weg bestimmen? Gefährlich ist's für Menschen, Heiliges vorschnell zu versprechen und nachher das Gelobte wiederum zu überlegen. Ein weiser König späht die Frevler aus, vergilt an ihnen Unordnung. Des Menschen Geist ist vor dem Herren licht, und er durchforscht sein Innerstes. Der König hütet immerwährend Huld; durch Liebe stützt er seinen Thron. Der Ruhm der Jünglinge ist ihre Stärke; der Greise Schmuck ist graues Haar. Wenn eine Wunde schwärt, Umschläge bringen Linderung, so Schläge auch dem Herzensgrunde. LebensweisheitDen Wasserbächen gleich ist in der Hand des Herrn des Königs Herz; Er lenkt's, wohin er will. Dem Mann scheint jeder seiner Wege recht zu sein; jedoch der Herr ist's, der die Herzen wägt. Gerechtigkeit und Recht ausüben liebt der Herr viel mehr denn Schlachtopfer. Ein großer Ehrgeiz und Verstand entflammen Frevler zum Vergehen. Allein des Arbeitsamen Pläne führen zum Gewinn; der Hastige bringt's nur zum Verlust. Wer sich durch Lügenzunge Schätze sammelt, strebt nach verwehtem Hauch, ja, nach dem Tod. Für Frevler hat das Unrecht einen Reiz; sie weigern sich zu tun, was recht. Mag eines Mannes Tun verwickelt sein und schief verlaufen, doch ist er redlich, handelt er doch recht. Viel lieber in dem Winkel eines Daches ruhen, als ein gemeinsam Haus mit einem Weib, das zänkisch! Des Frevlers Seele hat am Bösen ihre Lust, und nicht verhaßt ist ihm die böse Tat. Wenn man den Spötter büßen läßt, dann kann der Dumme dadurch weise werden. Behandelt man den Weisen rücksichtsvoll, kann jener dadurch auch zur Einsicht kommen. Wenn auf des Frevlers Haus der Fromme Rücksicht nimmt, verleitet er den Frevler wiederum zum Bösen. Wer vor des Armen Hilferuf sein Ohr verstopft, der findet kein Gehör dann, wenn er selber ruft. Im stillen eine Gabe kann den Zorn besänftigen, ein heimliches Geschenk den größten Grimm. Dem Frommen ist es eine Freude, wenn ihm nach Recht geschieht; den Bösewichtern ist's ein Schrecken. Ein Mensch, der von der Klugheit Wege irrt, wird Ruhe erst im Schattenreiche finden. Wer Lustbarkeiten liebt, der fühlt sich stets im Mangel; wer Wein und Öl zu gerne hat, wird nimmer reich. Das Sühnegeld des Frommen ist der Frevler; an Stelle der Rechtschaffenen tritt der Verbrecher. Viel besser, einsam in der Wüste leben, als in Gesellschaft eines zank- und händelsüchtigen Weibes! An Öl und köstlichem Getränk ist in des Weisen Haus ein Vorrat; ein Tor läßt sie verderben. Wer nach Gerechtigkeit und Güte strebt, der findet Leben, Rechtlichkeit und Ehre. Der Helden Stadt erstieg ein Weiser; das Bollwerk stürzte ein, dem sie sich anvertraut. Wer seinen Mund und seine Zunge hütet, der schützt sein Leben vor Gefahren. Ein Spötter heißt, wer übermütig und vermessen ist und wer im Übermaß des Stolzes handelt. Den Faulen tötet sein Gelüste; denn seine Hände weigern sich zu schaffen. Den ganzen Tag begehrt nur, wer begehrlich; der Fromme spendet ohne Unterlaß. Des Frevlers Opfer ist ein Greuel und vollends, bringt er es in schnöder Absicht dar. Ein falscher Zeuge geht zugrunde; dagegen redet sieghaft ein glaubwürdiger Mann. Der Frevler macht ein frech Gesicht; der Biedere verbessert seinen Wandel. Nicht Weisheit gibt's, nicht Einsicht, Rat nicht vor dem Herrn. Das Roß ist abgerichtet für den Tag der Schlacht; jedoch der Sieg kommt von dem Herrn. LebensweisheitEin guter Name: wünschenswerter ist er als der Reichtum, ein fein Benehmen mehr als Gold und Silber. Zwar Reich und Arm sind Gegensätze; doch alle beide hat der Herr geschaffen. Der Kluge sieht das Unglück und verbirgt sich; die Toren gehen weiter, kommen aber so zu Schaden. Der Demut Lohn, der Lohn der Furcht des Herrn ist Reichtum, Ruhm und Leben. Dornen und auch Schlingen sind auf eines Falschen Weg. Fern bleibe ihnen, wer sein Leben wahren will! Erziehe einen Knaben nur nach dem für ihn bestimmten Weg! Dann geht er auch im Alter nimmer davon ab. Der Reiche ist der Herr des Armen; wer borgt, ein Sklave dessen, der ihm leiht. Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten, und seines Zornes Rute reibt ihn auf.  Gelobt wird der Leichtlebige; er gibt von seinem eigenen Brot dem Armen. Treib nur den Spötter weg! Dann schwindet auch der Zank. Ein Ende nehmen Streit und Schimpf. Wer Herzensreinheit liebt und anmutsvolle Rede, bekommt zum Freund den König. Des Herren Augen wachen über die Erkenntnis; er bringt des Frevlers Wort zu Falle. Der Faule spricht: »Ein Löwe könnte draußen sein; ich könnte mitten in den Straßen eines Mordes Opfer werden.« Ein frevelhafter Mund ist eine tiefe Grube; wer von dem Zorn des Herrn getroffen, fällt hinein. Die Torheit wurzelt in des Knaben Herzen tief; die Zuchtrute treibt sie ihm aus. Man übervorteilt einen Armen, um sein eigen Gut zu mehren; doch schenkt man einem Reichen, tut man es zu dessen Schaden. Neig her dein Ohr! Hör auf des Weisen Worte! Richt auf meine Lehre deinen Sinn! Gar schön bewahrst du sie in deinem Herzen, wenn sie verwahrt dir auf den Lippen liegt. Auf daß sich dein Vertrauen auf den Herren stütze, belehre ich dich heute selbst. Die Dreißig, hab ich nicht aufgezeichnet sie für dich zu wohlbedachten Überlegungen? Ich lehre dich in Wahrheit nur wahrhaftige Worte und gebe dir auf deine Fragen zuverlässige Antwort. Beraube den Schwächsten nicht, weil man ihm leicht beikommen kann! Zermalme nicht den Armen, weil er wehrlos ist! Denn ihre Sache führt der Herr; die sie betrügen, die betrügt auch er ums Leben. Gesell dich nicht den Zornigen zu! Mit einem Hitzkopf hab nicht Umgang! Sonst lernst du seinen Wandel und bringst sein Leben in Gefahr. Sei nicht bei denen, die da Handschlag geben, bei denen, die für Schulden bürgen! Wenn du nichts hast, um zu bezahlen, wird dir dafür das Bett genommen. Verrücke nicht uralte Satzungen, die deine Väter einst gemacht! Siehst du, wie gar geschickt ein Mann bei seiner Arbeit ist, dann kann er nur bei Königen bestehen, nicht bei Sparsamen. LebensklugheitWenn du beim Mahl bei einem Fürsten sitzest, gib acht auf das, was man dir vorsetzt! Nur wenig leg dir in den Teller, falls du die Gier beherrschen willst! Nach Leckerbissen hege kein Gelüste! Es kann dies eine Speise der Enttäuschung sein. Bemüh dich nicht um Reichtum! Steh ab davon aus Klugheit! Denn, schaust du nach ihm aus, ist er nicht da; er schafft sich Adlerflügel an und fliegt gen Himmel. Mit einem Menschen voller Mißgunst speise nicht! Nach seinen Leckerbissen hege kein Gelüste! Denn wie ein Ekel beim Genuß ist es mit diesem: »Iß doch und trink!« sagt er zu dir; er aber meint's mit dir nicht ehrlich. Den Bissen, den du issest, sollst du wieder ausspeien, verderben dir die guten Sachen. Red nicht vor eines Toren Ohren! Denn er verachtet deiner Rede klugen Sinn. Verrück die Grenze nicht der Kinder! Mach keinen Eingriff in der Waisen Äcker! Denn der sie schützt, ist stark, führt ihre Sache wider dich. Was über Zucht ich sage, merk dir wohl! Auf einsichtsvolle Rede höre! Entzieh nicht deinem Knaben seine Züchtigung! Wenn du ihn mit der Rute schlägst, so stirbt er nicht daran. Du schlägst ihn mit der Rute zwar; doch rettest du sein Leben vor der Hölle. Mein Sohn! Wird weise je dein Herz, dann bin auch ich in meinem Herzen fröhlich. Mein Innerstes frohlockt, wenn deine Lippen reden das, was recht. Es eifere nicht dein Herz den Sündern nach, es streb vielmehr nach Gottesfurcht zu allen Zeiten! Dann hast du eine Zukunft, und nicht zuschanden wird dir deine Hoffnung. Mein Sohn! Horch auf! Und werde weise! Laß nur geraden Weg dein Herz beschreiten! Sei nicht bei Weinsäufern und nicht bei liederlichen Menschen! Der Säufer und der liederliche Mensch verarmen; die Dirne kleidet dich in Lumpen. Auf deinen Vater hör, der dich gezeugt! Mißachte nimmer deine Mutter, weil sie alt geworden! Die Wahrheit kauf! Versäum nicht ihren Einkauf, nicht den von Weisheit, Zucht und Einsicht! Gar laut frohlockt der Vater eines Frommen; wer einen Weisen zeugt, der freut sich über ihn. So freue sich dein Vater über dich! Frohlocken möge die, die dich geboren! Mein Sohn, gib mir dein Herz! Laß deinen Augen meine Wege wohlgefallen! Denn eine tiefe Grube ist das andere Weib; ein enger Brunnen ist die Fremde. ja, wie ein Räuber liegt sie auf der Lauer, verübt an Menschen viel Betrug.  Wer hat nur Ach? Und wer hat Wehe? Wer hat nur Streitereien? Und wer Klagen? Wer Wunden ganz umsonst? Wer hat ein blaues Auge? Die spät beim Weine sitzen, die zu des Mischtranks Probe kommen. Schau nach dem Wein nicht gierig, wie er rötlich schimmert, wie er im Becher funkelnd leicht hinuntergleitet! Zum Schlusse gleicht er einer Schlange, die dich sticht, und einem Basilisken, der sein Gift verspritzt. Und deine Augen blicken schief; dein Herz denkt ganz verkehrte Sachen. Und du gleichst einem Mann, der mitten in dem Meere liegt, ja einem Mann, der oben auf dem Mastbaum sitzt. »Ja, hätt' man mich geschlagen, hätt' es mir nicht weh getan. Und wenn man mich geprügelt, hätt' ich's nicht gemerkt. Sobald ich wieder nüchtern bin, will ich aufs neue mich ihm wiederum ergeben.« Lebensklugheit und WarnungenVerlange nicht nach Boshaften! Trag kein Gelüst, mit ihnen zu verkehren! Denn nur Gewalttat sinnt ihr Herz, und Unheil reden ihre Lippen. Durch Weisheit wird allein ein Haus erbaut, und durch verständig Wesen wird es fest gegründet. Durch Einsicht füllen sich die Kammern mit seltener und wohlverdienter Habe. Ein weiser Mann ist mächtig, ein Kluger voller Kraft. Mit Kunst fuhrst glücklich du den Krieg; der Sieg ist da, wo viele Ratgeber. Dem Toren ist die Weisheit unerreichbar; er fragt nicht auf dem Markt danach. Wer Schlechtigkeit zu tun sich vornimmt, den heißt man einen abgefeimten Schurken. Das Dichten und das Trachten eines Toren ist das Laster, und das des Spötters sind Abscheulichkeiten. Wenn du dich schlaff an schlimmen Tagen zeigst, wird deine Kraft sich mindern. Die man zum Tode führt, die suche zu befreien; verlaß nicht, die man führt zur Hinrichtung hinaus! Denn, wenn du sagst: »Wir haben's nicht gekonnt«, durchschaut's nicht der, der alle Herzen wägt, und wird's nicht inne, der auf deine Seele achtet? Wird nicht dem Mann nach seinem Tun vergolten? Mein Sohn iß Honig! Er ist gut. Und Honigseim! Süß ist er deinem Gaumen. So schätze auch die Weisheit ein für deine Seele! Wenn du sie findest, gibt es eine Zukunft, und deine Hoffnung wird nicht mehr zuschanden. Belaure, Frevler, nicht des Frommen Ruhestätte! Dir soll es nicht gelingen, seine Lagerstätte zu zerstören. Denn fällt auch siebenmal der Fromme, steht er doch immer wieder auf; die Frevler aber sinken in das Unglück. Nicht juble über deines Feindes Fall, und über seinen Sturz frohlocke nicht dein Herz! Sonst sieht mit Mißbehagen es der Herr und wendet seinen Zorn von jenem. Erhitze dich nicht über Bösewichte! Ereifere dich nicht über Frevler! Denn keine Zukunft hat der Böse; des Bösewichtes Leuchte wird erlöschen. Mein Sohn! Fürchte den Herrn und fürcht den König! Mit Aufrührern verkehre nicht! Denn plötzlich kommt ihr Unheil, und dem Mißgeschicke, das von beiden kommt, wer weiß ihm zu begegnen? Auch das sind Aussprüche von Weisen: Bei Gericht Parteilichkeit: ein übel Ding. Wer zu dem Schuldigen spricht: »Du bist im Recht«, ja, den verwünschen Völker und verfluchen Nationen. Doch denen, die gebührend strafen, ergeht es wohl, und über sie kommt Glück und Segen. Die Lippen schließt, wer immer rechte Antwort gibt. Besorge draußen dein Geschäft! Bestell den Acker dir! Setz dein Gebäude gut instand! Sei gegen deinen Nächsten niemals Zeuge ohne Grund! Täusch mit den Lippen nicht! Sprich nicht: »So wie er mir getan, so will auch ich ihm tun; ich will dem Mann nach seinem Tun vergelten!« Den Acker eines faulen Mannes habe ich betrachtet, den Weinberg eines unverständigen Menschen. Da war er ganz in Wicken aufgegangen; das Unkraut deckte seine Fläche, und seine Steinmauer war eingerissen. Ich habe hingeschaut und es beherzigt; ich habe hingeblickt und eine Warnung mir daraus genommen. »Ach noch ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig noch die Hände ineinander legen, um zu ruhen!« Schon kommt die Armut über dich gleich der des Strolches, und Mangel gleich dem eines Bettlers. LebensklugheitAuch dies sind Sprüche Salomos, die aufgezeichnet von den Männern Hizkias, des Herrschers über Juda. Für Gott ist's eine Ehre, geheimnisvolle Worte auszusprechen; dagegen ist es eine Ehre für die Könige, Befehle unzweideutig auszugeben. Gleichwie des Himmels Höhe und der Erde Tiefe, so unerforschlich ist auch eines Königs Herz. Entfernt man Schlacken aus dem Silber, dann gelingt dem Goldschmied ein Gefäß. Entferne Frevler aus des Königs Dienst, dann hat sein Thron Bestand durch die Gerechtigkeit. Vor einem König prunke nicht! Tritt nimmer auf den Platz der Großen! Weit besser, daß man zu dir sagt: »Rück doch herauf, hierher!«, als daß man dich hinunterrücken läßt vor einem Vornehmern, wie du es selber schon gesehen haben magst. Voreilig fange keinen Streit an! Kannst du noch später etwas machen, wenn dich dein Freund beschämt? Hast du mit deinem Freunde Streit, verrate niemals ein Geheimnis einem andern, daß er dich nicht verlästre, falls er's hört! Nicht kehrt ja deine üble Nachrede zurück. Goldenen Äpfeln in Silberschalen gleicht ein Wort, zur rechten Zeit gesprochen. Ein goldener Ring, ein Schmuck aus feinem Gold, das ist ein weiser Mahner für den aufmerksamen Hörer. Wie kühles Eis bei Erntehitze, so kann ein Bote, seinen Auftraggebern treu, das Leben seinem Herrn erhalten. Wie Wolken, Wind und doch kein Regen, so ist ein Mann, der mit Geschenken prahlt und sie nicht gibt. Durch Milde wird ein Fürst begütigt; die sanfte Rede kann selbst Starres brechen. Hast Honig du gefunden, iß soviel, wie du vertragen kannst! Sonst mußt du ihn erbrechen, hast du daran dich übersättigt. Laß deinen Fuß im Hause deines Nächsten selten sein, daß er nicht deiner überdrüssig werde und dich gleichgültig behandle! Was Keule und was Schwert und was ein scharfer Pfeil, das ist der Mensch, der gegen seinen Nächsten auftritt als ein falscher Zeuge. Ein böser Zahn, ein kranker Fuß: das ist ein falscher Freund, auf den man sich verläßt am Tag der Not! Wie einer, der an kaltem Tag den Rock auszieht, wie Essig auf das Natron wirkt, ist einer, der mit Singenden bei traurigem Gemüte singt. Wenn's deinen Hasser hungert, speise ihn mit Brot! Und wenn's ihn dürstet, tränke ihn mit Wasser! - - - Denn damit scharrst du glühende Kohlen auf sein Haupt; der Herr vergilt es dir. Der Nordwind hemmt den Regen, verdrießliches Gesicht die Zunge der Verleumdung. Viel lieber in dem Winkel eines Daches ruhen, als ein gemeinsames Haus mit einem Weib, das zänkisch ist! Was für die durstige Seele frisches Wasser, ist gute Nachricht aus der Ferne. Getrübter Born, verderbte Quelle, das ist ein Frommer, der vor einem Frevler weicht. Nicht gut ist, zuviel Honig zu verzehren; in Menge davon zu erbrechen, eine Buße. (25:29)Was eine offne, mauerlose Stadt, das ist ein Mann, dem Selbstbeherrschung fehlt. LebensklugheitWie Schnee im Sommer, Regen in der Ernte, so ungehörig ist die Ehre für den Toren. Ein Sperling, der fortflattert, eine Schwalbe, die fortfliegt, so ist unverdienter Fluch; er trifft nicht ein. Dem Roß gebührt die Peitsche, ein Zaum dem Esel, dem Rücken eines Toren eine Rute. Antworte nicht dem Toren seiner Torheit nach, damit du selbst dich ihm nicht gleichstellst! Daß seine Rede Torheit sei, sag einem Toren, daß er sich nicht weise dünke! Ein Trinker, der die Füße heftig anstößt, ist einer, der durch einen Toren eine Botschaft sich bestellen läßt. Laßt einen Trunk durch einen Lahmen schöpfen, das ist der Weisheitsspruch im Mund des Toren. Wie einer, der bei einer Steinigung den Stein umwickelt, so handelt, wer dem Toren Ehre gibt. Ein Dornzweig in des Trunknen Hand, das ist ein Weisheitsspruch im Mund des Toren. Viel Weh erleidet jedermann, der einen Toren dingt, wie einer, der in Dienst nimmt einen Wanderer. Gleich einem Hunde, der zu seinem Auswurf kehrt, so ist ein Tor, der seine Torheit wiederholt. Erblickst du einen Mann, der selbst sich weise dünkt, da gibt's für einen Narren eher Hoffnung als für ihn. Der Faule spricht: »Es ist ein Löwe auf dem Wege, ein Löwe innerhalb der Straßen.« Wie sich die Tür dreht in der Angel, genauso auch im Bett der Faule. Wenn seine Hand der Faule in die Schüssel steckt, dann wird's ihm sauer, sie zum Mund zu bringen. Ein Fauler dünkt sich weiser noch als sieben, die die Gottessprüche künden. Gleich dem, der einen Hund beim Springen an den Ohren packen will, ist einer, der in fremden Streit sich mischt. Wie einer, der aus Zeitvertreib Brandpfeile und Geschosse und Verderben schleudert, so ist ein Mann, der seinen Nächsten hintergeht und dann noch sagt. »Ich scherze bloß.« Ist Holz nicht mehr vorhanden, geht das Feuer aus, und ist kein Ohrenbläser da, legt sich der Zank. Zur Glut sind Kohlen da und Holz zum Feuer, und so zum Streitentfachen ein Streitsüchtiger. Des Ohrenbläsers Worte dienen nur dem Zeitvertreib; doch dringen sie gar tief ins Herz. Dem Gefäß mit unecht Silber überzogen, bei Herzeleid ihm gleichen hitzige Worte. Mit seinen Lippen kann der Hasser sich verstellen; in seinem Innern aber hegt er Trug. Und wenn er seine Liebe laut beteuert, glaub ihm nicht! Denn sieben Greuel sind in seinem Herzen. Und mag der Haß durch Heuchelei verborgen werden, es tritt doch seine Bosheit öffentlich zutage. Wer eine Grube gräbt, kann selber in sie fallen; wer einen Stein wegwälzt, auf den kann er zurück auch rollen. Es haßt die lügnerische Zunge ihre Tadler; ein glatter Mund schafft sich Verderben. LebensklugheitFreu dich nicht auf den Morgen! Denn du weißt nicht, was ein Tag gebären mag. - - - Ein anderer Mund, nicht deiner rühme dich, ein fremder, doch nicht deine eigenen Lippen! Der Stein ist schwer; gewichtig ist der Sand; doch der Verdruß, von einem Toren dir bereitet, ist schwerer als die beiden. Die Wut mag grimmig sein; der Zorn mag überschäumen; doch wer kann vor der Eifersucht bestehen? Viel besser Rüge, die enthüllt, als Liebe, die verschleiert. Aufrichtig sind gemeint des Freundes Schläge; des Feindes Küsse sind geheuchelt. Dem satten Gaumen ekelt's vor dem Honigseim; dem Hungrigen ist alles Bittere süß. Ein Vogel, der dem Nest entflieht: so ist ein Mann, der seinen Heimatort verläßt. Salböl und Räucherwerk erheitern das Gemüt; des Freundes Süßigkeit geht über die des Duftgehölzes. Den alten Freund des Hauses übergehe nicht! Klopf nicht an deines Bruders Haus am Tage deiner Not! Viel besser ist ein Nachbar in der Nähe als ein Bruder in der Ferne! Mein Sohn! Sei weise und erfreu mein Herz! Damit ich rechte Antwort einem geben kann, der mich beschimpfen will. Der Kluge sah das Unheil und versteckte sich; die Toren gingen weiter und erlitten Schaden. Wer einem andern bürgt, dem nimm sein Kleid! Pfänd ihn um Fremder willen! Wer seinen Nächsten allzu laut und gar zu früh lobpreist, dem kann's als Fluchen angerechnet werden. Ein triefend Dach zur Zeit des Regenwetters ist ein zänkisch Weib; sie gleichen sich. Der Nordwind ist ein rauher Wind; und er wird doch der »Glückverheißende« genannt. Wie Eisen sich dem Eisen eint, so eint ein Mann sich seinem Freund. Des Feigenbaumes Frucht genießt, wer diesen pflegt, und wer den seines Herren wartet, findet seinen Lohn. Gleichwie beim Wasser sich die Form der Form anpaßt, so auch des Menschen Herz dem Herzen. Der Abgrund und die Unterwelt sind unersättlich; so sind der Menschen Augen gleichfalls nicht zu sättigen. Nach Silber wird der Tiegel eingeschätzt; der Ofen nach dem Gold, ein Mann nach dem, was er bewundert. Zerstießest du den Toren selbst im Mörser, selbst mitten in der Grütze mit der Keule, nicht würde seine Torheit von ihm weichen. Hab acht auf deine besten Schafe, sei wachsam auf die Herden! Denn bares Geld reicht nicht für immer; nicht währt der Zins für alle Zeiten. Sprießt Gras empor, erscheint das frische Grün, und werden auf den Bergen Kräuter eingeheimst, dann hast du Lämmer für die Kleidung und Böcke zum Erwerb von Feldern (27:28)und Ziegenmilch genug für deine und für deines Hauses Nahrung und Lebensmittel für die Mägde. LebensweisheitDer Frevler flieht, obschon ihm niemand auf den Fersen. Doch wie ein junger Löwe, der sich sicher fühlt, so ist der Fromme. Die Sünde eines Landes schafft ihm viele Herrscher; durch einen Klugen, der das Richtige versteht, wird lange Dauer.  Ein Mann, der reich, jedoch Geringe unterdrückt, ist wie ein Regen, der nur wegschwemmt, aber kein Getreide schafft. Die das Gesetz mißachten, rühmen einen Frevler; doch die Gesetzestreuen eifern gegen ihn. Die schlimmen Leute denken nicht an das Gericht; doch die den Herren suchen, achten drauf in jeder Weise. Viel besser ist ein Armer, der in seiner Unschuld lebt, als wer verkehrte Wege geht und dabei reich ist. Wer das Gesetz beachtet, ist ein kluger Sohn. Wer's mit den Liederlichen hält, macht seinem Vater Schande. Wer sein Vermögen mehrt durch Zins und Wucher, der sammelt es für den, der sich der Elenden erbarmt. Wer da sein Ohr wegwendet, weil er das Gesetz nicht hören will, selbst sein Gebet ist Gott ein Greuel. Wer Leute, die den rechten Weg beschritten, auf schlimmen Irrweg führt, der fällt in seine Grube; die Frommen erben Gutes. Ein reicher Mann hält sich für weise; doch ihn durchschaut ein kluger Bettelmann. Erlangen Fromme hohe Stellung, dann zeigt sich vielfach Luxus; gelangen Ungerechte an die Macht, durchsucht man wiederum die Leute. Wer seine Missetaten zu verbergen sucht, der hat kein Glück damit; wer sie bekennt und läßt, der wird Erbarmen finden. Heil sei dem Menschen, der stets auf der Hut! Doch wer sein Herz verhärtet, fällt in Unglück. Ein Leu, der brüllt, ein Bär mit aufgesperrtem Rachen: so ist ein schlimmer Herrscher über ein geringes Volk! Ein Fürst zeigt sich beschränkt, begeht er viel Erpressungen; wer ungerechtes Gut nicht mag, der hat ein langes Leben. Ein Mensch mit Blutschuld auf der Seele eilt zur Grube. Halt ihn nicht! Wer in der Unschuld wandelt, wird gerettet; wer auf verkehrten Wegen wandelt, fällt auf einmal hin. Wer seinen Acker baut, hat Brot in Fülle; doch wer nichtigen Dingen nachjagt, hat in Fülle Armut. Ein Mann mit Zähigkeit wird reich gesegnet; wer aber eilt, sich zu bereichern, bleibt nie ohne Schaden. Parteilichkeit ein übel Ding! Schon wegen eines Bissens Brot kann sich ein Mensch versündigen. Wer Mißgunst hegt, der will in Eile sich bereichern und weiß nicht, daß auch über ihn der Mangel kommen kann. Wer einen Menschen tadelt, der kann hinterher mehr Dank empfangen als der glatte Schmeichler. Wer seine Eltern ausraubt mit den Worten: »Dies ist doch keine Sünde«, der ist ein Spießgesell von Mordbuben. Habgier weckt Unzufriedenheit; wer auf den Herrn vertraut, wird reich gelabt. Wer seinem eigenen Verstand vertraut, der ist ein Tor; wer aber der Erfahrung folgt, der kommt davon. Wer Armen gibt, der leidet keinen Mangel; wer aber seinen Blick verhüllt, wird viel verflucht. Gelangen Ungerechte je zur Macht, verbirgt sich jedermann; verschwinden sie, gelangen Fromme an die Macht. LebensweisheitEin Mann, halsstarrig Rügen gegenüber, verfällt dem Untergange unheilbar und plötzlich. Gelangen Fromme an die Macht, alsdann frohlockt das Volk; wenn Frevler herrschen, seufzt das Volk. Ein Mann, der Weisheit liebt, der sorgt auch für den Vater; doch wer's mit Dirnen hält, vergeudet sein Vermögen. Ein König voll Gerechtigkeit befestigt auch das Land; ein Mann, auf Abgaben erpicht, vernichtet es. Wer einen andern auf das Glatteis führt, bereitet auch Gefahr den eigenen Schritten. In eines bösen Mannes. Frevel liegt ein Fallstrick; der Fromme jauchzt und freut sich dran. Der Fromme achtet auf die Rechte der Geringen; der Frevler aber kümmert sich nicht um Gerechtigkeit. Boshafte Leute bringen eine ganze Stadt in Aufruhr; den Zorn beschwichtigen die Weisen. Mit einem Toren rechtete ein weiser Mann. Es zürnte jener, dieser lachte; so gab es keine Ruhe. Gewissenlose Menschen hassen den Einfältigen; Gerechte suchen ihn am Leben zu erhalten. Ein Tor läßt seinen ganzen Zorn heraus; ein Weiser bändigt ihn im Hinblick auf die Zukunft. Ein Herrscher, der auf Lügenworte hört, hat frevelhafte Diener. Zwar Reich und Arm sind Gegensätze; doch beiden gibt der Herr das Lebenslicht. Der Thron des Königs, der getreulich Recht den Armen schafft, besteht für immer. Weisheit verleihen Stock und Rüge; ein Knabe, selbst sich überlassen, macht der Mutter Schande. Wenn Frevler in die Höhe kommen, nimmt der Frevel überhand; bei ihrem Sturze kommen an die Macht die Frommen. Straf deinen Sohn, und er bereitet ein behaglich Leben dir, reicht deiner Seele Leckerbissen. Wenn Mangel ist an Offenbarungen, dann wird das Volk verwildern; doch hält es das Gesetz, Heil ihm! Mit Worten läßt ein Knecht sich nicht belehren; denn wenn er sie versteht, dann kümmert er sich nicht darum. Erblickst du einen Mann, der mit den Worten viel zu hastig ist: mehr Hoffnung ist für einen Narren als für ihn. Wenn einer seinen Knecht von Jugend auf verzärtelt, dann spielt dieser zuletzt den Sohn.  Ein Mann voll Zorn weckt Zank; ein Hitzkopf macht gar viele Fehler. Des Menschen Hochmut führt ihn zur Erniedrigung; doch Ehre wird der demutsvolle Mann erlangen. Wer mit dem Diebe teilt, der haßt sein eigen Leben; er hört den Fluch; doch zeigt er es nicht an.  Die Angst bringt einen Menschen in Gefahr; wer auf den Herrn vertraut, der wird geschützt. Es suchen viele eines Herrschers Angesicht; doch von dem Herrn kommt eines Mannes Recht. Ein Greuel für den Frommen ist, wer Unrecht tut. Ein Greuel für den Frevler, wer gerade wandelt. Agurs WorteDie Worte Agurs, Sohnes des Jake, aus Massa: Es spricht ein Mann mit Namen Loitiel: »Ich kann Gott nicht begreifen, und dabei bleibt es. Zu töricht bin ich, einen Mann recht zu verstehen, und mir fehlt der Verstand, um einen Menschen zu begreifen. Und wäre ich noch weiser, wie könnte einen Heiligen ich gar begreifen? Ist jemand bis zum Himmel aufgestiegen oder auch von dort herabgekommen? Hat jemand Wind in seine Fäuste eingesammelt oder Wasser in ein Tuch gebunden? Wer hat der Erde Enden hingestellt? Wie heißt doch er? Wie heißt sein Sohn, wenn du es weißt?« Geläutert ist doch jedes Gotteswort; ein Schild ist er für die, die auf ihn bauen. Füg seinen Worten nichts hinzu, auf daß er dich nicht tadeln muß, weil du dich nicht bewährst! Ich bitte zweierlei von dir. Versag mir's nicht, bevor mein Leben ich verwirke! Falschheit und Lügenwort laß ferne von mir sein; Armut und Reichtum gib mir nicht! - Laß mich mein zugemessen Teil an Speise nehmen! - Ich möchte sonst verleugnen, würde ich zu satt, und sagen: »Wer ist denn der Herr?«, und wäre ich ein Bettler, könnt ich stehlen und belasten meines Gottes Namen. Verleumde nicht den Knecht bei seinem Herrn! Sonst flucht er dir, und du bist selber schuld daran. Ja, das Geschlecht, das seinem Vater flucht und nimmer seine Mutter segnet, ja, das Geschlecht, das rein sich dünkt und doch von seinem Unrat nicht gereinigt ist, ja, das Geschlecht, das übermütig schaut, und dessen Blicke hochgetragen, ja, das Geschlecht, des Zähne Schwerter sind und des Gebiß besteht aus Messern, um von der Erde Elende hinwegzufressen und Arme aus der Menschen Mitte, das gleicht dem Vampyr, der die Weiber schwer zerfleischt: »Gib her! Gib her!« Drei sind's, die niemals satt werden, und vier, die sprechen nie: »Genug!« Die Unterwelt, verschlossener Mutterschoß, die Erde, die des Wassers niemals satt, das Feuer, das nie spricht: »Genug!« Ein Auge, das des Vaters spottet, die greise Mutter selbst verächtlich findet, das müssen Raben aus den Höhlen hacken und junge Adler fressen. Drei sind's, die mir zu wunderbar erscheinen, und vier sind's, die ich nicht begreife: des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg auf einem Felsen, des Schiffes Weg inmitten eines Meeres, des Mannes Weg bei einem jungen Weibe. So ist der Weg der Ehebrecherin; sie ißt und wischt den Mund sich ab und spricht: »Ich habe doch nichts Unrechtes getan.« Ein Land kann unter drei erbeben und unter vieren es nicht aushalten: bei einem Sklaven, wenn er König wird, bei einem Narren, wenn er Brot in Fülle hat, bei einer Ungeliebten, wenn in Gunst sie kommt, bei einer Magd, wenn sie an ihrer Herrin Stelle tritt. Vier sind die Kleinsten auf der Erde, und doch sind sie so weise: die Ameisen, ein Volk, das keine Macht besitzt, und doch bereiten sie im Sommer ihre Nahrung vor. Die Klippdachse, ein Volk, dem Stärke nicht zu eigen ist, und dennoch legen sie in Felsen ihre Wohnung an. Heuschrecken haben keinen König, und dennoch zieht der ganze Schwarm geordnet aus. Die Echse kannst du mit den Händen greifen, und doch weilt sie in königlichen Schlössern. Drei sind's, die stattlich schreiten, und vier, die würdevoll einhergehen: der Löwe, Held der Tiere, der nie vor jemand umkehrt, der schmächtige Star, der Ziegenbock, der König, der sein Kriegervolk befehligt. Benahmst du dich im Übermute töricht, oder hast du so etwas geplant, die Hand auf deinen Mund! Schlägt man die Milch, so gibt es Butter; drückt man die Nase, gibt es Blut, und drückt man auf die Zornesader, gibt es Streit. Mahnworte an Lemuel - Das goldene ABCDie Worte an den König Lemuel, ein Spruch, den seine Mutter lehrte: »Was soll ich dir, mein Sohn, was Lemuel, mein Erstgeborener, dir sagen? Nicht doch, du meines Leibes Sohn, nicht doch du Sohn, den durch Gelübde ich erworben! Nicht gib den Weibern deine Kraft, noch deine Liebe Königs Freundinnen! Nicht ziemt den Königen, o Lemuel, nicht ziemt den Königen der Weingenuß, so wenig, wie den Fürsten der des Bieres, daß er nicht zeche und des Rechts vergäße und der Bedrückten Sache ändere. Dem Elenden gebt Bier und dem betrübten Herzen Wein! Er soll nur trinken und des Jammers so vergessen und seines Leids nicht mehr gedenken! Tu deinen Mund für Stumme auf und für die Sache derer, die Vertretung nötig haben! Tu deinen Mund auf als gerechter Herrscher, als Anwalt des Bedrängten und des Armen!« Ah, wem ein wackres Weib zuteil geworden, dem geht sie über Perlenwert.  Bei ihrem Mann genießt sie Zutrauen, und an Gewinn fehlt es ihm nicht. Charitin ist sie ihm; sie tut ihm nie ein Leid ihr ganzes Leben.  Die Arbeit nur ist ihre Lust; sie sieht sich um nach Wolle und nach Flachs. Einem Kauffahrerschiff gleicht sie, von ferne schafft sie sich die Nahrung her. Früh bricht sie in der Nacht den Schlaf, bereitet Speise ihrem Hausgesinde. Gern hätte sie ein Feld; sie kauft es vom Ersparten sich und eines Weinbergs Pflanzung. Hat ihre Lenden fest gegürtet, und rüstig reget sie die Arme. Jetzt sieht sie, wie voran geht alles, und ihre Lampe bleibt des Nachts nicht ausgelöscht. Kommt sie alsdann zum Stoff für's Spinnen, so fassen ihre Hände fest die Spindel. Lädt Arme ein; dem Elenden gibt sie die Hand. Mit Winterschnee nimmt für ihr Hausgesinde sie es auf; in doppelte Gewandung hüllet sie die Ihren. Näht Teppiche für sich aus Linnen und aus dem Purpur Kleider. Obenan steht in den Schulen ihr Gemahl, wenn mit den Ältesten des Landes er zusammensitzt.  Phöniziens Händlern gibt sie Gürtel; ein feines Unterkleid hat sie gefertigt und verkauft es. Reich, prächtig ist ihr Kleid, und so lacht sie des künftigen Tages. Sie spricht, und lautere Wahrheit ist's, und was sie redet, ist nur liebevolle Lehre. Tatkräftig überwacht sie ihres Hauses Ordnung, und Brot der Faulheit läßt sie nicht genießen. Und wo sich ihre Kinder zeigen, preist man sie und rühmt sie, wo ihr Gatte:  »Viel Frauen haben wacker sich gezeigt; du aber übertriffst sie alle. Wie schwinden Anmut hin und Schönheit! Ein Weib, das Furcht hat vor dem Herrn, das soll man rühmen! Zollt ihr, was ihr gebührt! Selbst in den Toren künden ihre Werke ihren Ruhm.« Wissen ist eitelDie Worte des Davidsohnes Kohelet, des Königs von Jerusalem, lauten: »Eitel, Eitelkeit«, so spricht Kohelet, »Eitel, Eitelkeit, 's ist alles eitel.« Was hat der Mensch von seiner Mühe all, mit der er unter dieser Sonne regsam ist;, Geschlechter gehn, Geschlechter kommen; doch ewig bleibt die Erde stehen.  Aufgeht die Sonne, untergeht die Sonne, sie keucht nach ihrem Ort und geht doch wieder auf. Der Wind weht nach dem Süden und kreist zum Norden; er geht im Kreis, und nur zu seinem Kreislauf kehrt der Wind zurück. Die Ströme ziehen all zum Meere; doch wird das Meer nicht voll. Zur Stätte, wo der Ströme Quelle, kehren sie zu neuem Laufe.  Die Worte all versagen; kein Mensch kann es erklären; kein Auge völlig übersehen, kein Ohr erschöpfend es vernehmen.  Was einst gewesen, das ist jetzt, und was geschehen, das geschieht. Nichts Neues gibt es unter dieser Sonne. Ist etwas da, wovon man sagen kann: »Sieh, dies ist neu!« ? Es war schon längst zu einer Zeit, die vor uns liegt.  Von den Verflossenen weiß man nichts; doch auch der Künftigen gedenken die nicht mehr, die später kommen. Ich, Kohelet, war zu Jerusalem ein König über Israel. Ich war bedacht, zu forschen, zu ergründen an der Weisheit Hand, was unterm Himmel sich vollzieht. Ein leidig Ding, was Gott den Menschenkindern zugeteilt zu ihrer Plage.  Ich sah, was unter dieser Sonne je geschehen. Sieh, alles war nur eitel und Geistesspiel,  nur Krummes, das man nie gerade macht, nur Mangelhaftes, das man nicht berechnen kann.  Ich sagte mir: »Fürwahr, ich wurde groß und wuchs an Weisheit über alle, die vor mir zu Jerusalem geherrscht. Viel Weisheit und viel Wissen sah mein Geist.« Doch als ich meinen Sinn darauf gelenkt, herauszubringen, was es um die Weisheit und um Wissen sei, um Torheit und um Tollheit, da kam ich zu der Einsicht: Auch das ist selbst ein Hirngespinst. Denn wo viel Weisheit, ist viel Ärger. Wer Wissen mehrt, der mehrt auch Leid.  Wohlleben ist eitelIch sprach in meinem Herzen: »Wohlan, versuch es mit Vergnügen! Und laß dir's wohlergehen!« Doch sieh, auch dies war eitel. Vom Lachen mußt ich sagen: »Unsinn!« und vom Vergnügen: »Ach, was soll's?« Ich nahm mir vor, dem Weingenuß mich hinzugeben. Mein Geist, der bisher nach der Weisheit sich gerichtet, der sollte Torheit kennenlernen, bis daß ich sähe, was für die Menschenkinder sich empfehle, in ihrem kurzen Lebenslauf zu tun, solang sie unter diesem Himmel weilen. So schuf ich mir denn große Dinge; ich baute Häuser, pflanzte Weinberge zu meiner Lust. Ich legte Gärten mir und Parke an, bepflanzte sie mit Bäumen jeder Frucht. Ich schuf mir Teiche, um aus ihnen junge Parkanlagen zu bewässern. Ich kaufte Sklaven mir und Mägde und hatte Schützlinge; besaß auch Schaf- und Rinderherden, viel mehr als alle, die vor mir zu Jerusalem gelebt. Ich sammelte mir Gold und Silber und Schätze, königliche, fürstliche; verschaffte Sänger mir und Sängerinnen, dazu der Menschenkinder Lust, Knaben und Mädchen. So ward ich groß und reich, weit mehr als alle, die vor mir zu Jerusalem gelebt. Dabei blieb mir doch meine Weisheit. Was meine Augen sich nur wünschten, verweigerte ich ihnen nicht, und meinem Herzschlag schlug ich keine Freude ab; es sollte ja mein Herz aus aller meiner Mühe Freude schöpfen. Dies sollt mein Anteil sein aus aller meiner Mühe. Ich überprüfte alle meine Werke, die meine Hände je geschaffen, dazu die Müh', die ich zum Schaffen aufgewandt. Sieh, alles war nur eitel Geistesspiel; kein bleibender Gewinn ist unter dieser Sonne. Alsdann ging ich daran, die Weisheit mit der Tollheit und der Torheit zu vergleichen. Was ist der Mensch, daß er nachspüren könnte dem Zwecke dessen, was man früher tat?  Da sah ich, daß die Weisheit vor der Torheit den gleichen Vorzug hat wie Licht vor Finsternis. Der Weise hat im Kopfe Augen; der Tor muß wandeln in der Finsternis, und doch bemerkte ich: Ein Los trifft alle beide. Da dachte ich bei mir: Wenn mich das gleiche Schicksal wie den Toren trifft, wozu ward ich so überflüssig weise? Da dachte ich bei mir. Auch dies ist eitel. Für immer denkt man grad so wenig an den Weisen wie den Toren, weil ja in künftigen Tagen alles längst vergessen ist. Wie aber stirbt der Weise gleich dem Toren? Da ward das Leben mir verhaßt; denn als ein Übel dünkt mir das Geschehen, das unter dieser Sonne sich vollzieht. Ja, alles ist nur eitel Geistesspiel. Ich haßte alle meine Mühe, die ich mir unter dieser Sonne gab. Ich muß ja alles einem Menschen hinterlassen, der nach mir kommt. Wer weiß, ob dieser klug ist oder dumm? Und dennoch schaltet er mit allem, was ich so mühsam und so weise unter dieser Sonne mir erworben habe. Auch das ist eitel. Und so verzweifelte ich schließlich über alle Mühe, mit der ich unter dieser Sonne mich gemüht. Da müht ein Mensch sich ab mit Weisheit, Einsicht, Tüchtigkeit, und gibt's dann einem Menschen, der sich nicht drum müht, als Erbteil. Ja, das ist eitel und sehr übel. Was hat der Mensch von aller seiner Mühe, von seines Geistes Sinnen, mit dem er unter dieser Sonne sich bemüht? All seine Tage sind nur kummervoll; ihr Inhalt ist Verdruß; sein Herz hat selbst bei Nacht nicht Ruhe. Auch das ist eitel. - Kein größeres Glück gibt's für den Menschen, als daß er ißt und trinkt und sich an seiner Mühe freut. Doch sah ich auch, daß dies nur von der Gottheit kommt. Wer kann denn essen und wer fasten, wenn sie nicht will? Wer gut in ihren Augen, dem verleiht sie Weisheit, Wissen, Freude. Doch dem Mißfälligen teilt sie die Mühe zu, zu sammeln und zu häufen, um es dem zu geben, der der Gottheit wohlgefällt. Das erst ist eitle Geistesplage. Alles ist bestimmtFür alles gibt es eine Zeit, und jedes Vorhaben hat seine Stunde unterm Himmel. Für das Geborenwerden gibt es eine Zeit und eine Zeit fürs Sterben, fürs Pflanzen eine Zeit und eine Zeit, Gepflanztes auszureuten. Fürs Töten gibt es eine Zeit und eine Zeit fürs Heilen, fürs Niederreißen eine Zeit und eine Zeit fürs Aufbauen. Fürs Weinen gibt es eine Zeit und eine Zeit fürs Lachen, fürs Klagen eine Zeit und eine Zeit fürs Tanzen. Fürs Steinewerfen gibt es eine Zeit und eine Zeit fürs Steinesammeln, und fürs Liebkosen eine Zeit und eine Zeit für das Sich-Meiden. Fürs Suchen gibt es eine Zeit und eine Zeit, verloren es zu geben, fürs Aufbewahren eine Zeit und eine Zeit, sich nicht darum zu kümmern. Fürs Reißen gibt es eine Zeit und eine Zeit fürs Nähen, fürs Schweigen eine Zeit und eine Zeit fürs Reden. Fürs Lieben gibt es eine Zeit und eine Zeit fürs Hassen, für Kriege eine Zeit und eine Zeit für Frieden. Was nützt es dem, der etwas tut, daß er sich müht ? - Ich habe nun das Ding erkannt, das Gott den Menschenkindern gab, sich damit zu befassen. Das All hat er zu seiner Zeit so schön gemacht; dazu die Welt in seine Mitte hingestellt; doch nie begreift der Mensch vom Anfang bis zum Schluß das Werk, das Gott einstmals gemacht.  So komme ich zu der Erkenntnis: Nichts Besseres gibt es unter Menschen, als sich zu freun und gütlich sich zu tun im Leben.  Wo immer nur ein Mensch ißt oder trinkt und sich an aller seiner Mühe freut, ist's eine Gottesgabe. Ich weiß, daß alles, was die Gottheit je verhängt, für immer Geltung hat. Man kann dazu nichts tun und auch davon nichts nehmen. Die Gottheit hat das so gemacht, daß man sich vor ihr fürchte. Was ist, war längst, was sein wird, ist bereits gewesen. Die Gottheit sucht verwehte Spuren auf. -  Und weiter sah ich unter dieser Sonne: An der Gerichtsstatt herrscht die Ungerechtigkeit, am Ort der Frömmigkeit der Frevel. - Da denke ich bei mir: Den Frommen wie den Frevler wird dereinst die Gottheit richten; denn sie hat eine Zeit für jedes Ding und Werk gesetzt. -  Nach andrer Leute Weise hatte ich gedacht, Gott habe sie erwählt. Da sah ich nun, daß sie nur Tiere sind.  Denn Menschenlos und Los der Tiere: Ein und dasselbe Los besitzen beide. Wie diese sterben, sterben jene; sie haben alle einen und denselben Geist. Der Mensch hat keinen Vorzug vor dem Tier. Es ist ja alles eitel. Sie alle beide gehn an e i n e n Ort; sie alle beide sind aus Staub, und alle beide werden wieder Staub. Wer weiß vom Geist der Menschenkinder, ob er nach oben steigt, und von der Tiere Geist, ob er nach unten niedersinkt zur Erde? - So sah ich denn: Nichts Besseres gibt's, als daß der Mensch ob seiner Werke fröhlich sei; denn dies ist sein bestimmtes Teil. Wer gibt ihm je Gelegenheit, an dem, was nachher sein wird, sich zu laben? Leben und Arbeiten ist eitel - Segen der Eintracht und der WeisheitUnd wiederum sah ich all die Bedrückungen, die's unter dieser Sonne gibt. Da sind die Tränen der Bedrückten, und niemand tröstet sie. Gewalttat geht von ihren Drängern aus, und niemand gibt es, der sie rächt. Drum preis ich glücklicher die Toten, die schon gestorben, als die Lebendigen, die noch am Leben, und glücklicher als beide den, der noch nicht ist. Er sieht das böse Treiben nicht, das unter dieser Sonne sich vollzieht. Auch sah ich das: jedwede Mühe und alle Tüchtigkeit des Schaffens ist gegenseitige Eifersucht; auch das ist eitel und ein Geistesspiel. -  Der Tor legt seine Hände ineinander; dann muß er aber von dem eignen Fleische essen. Und doch viel besser eine Handvoll, dabei Ruhe, als beide Hände voll und dabei Müh' und Geistesplage. - Und wieder sah ich unter dieser Sonne Eitles: Da ist ein einzelner kein zweiter neben ihm, kein Sohn, kein Bruder, und doch kein Ende aller seiner Mühe, und seine Augen schauen nicht genug des Reichtums: »Für wen nur mühe ich mich ab, versag' mir jeglichen Genuß?« Auch das ist eitel und ein böses Ding. -  Zu zweit ist besser als allein; dann hat man von den Mühen guten Lohn. Wenn einer fällt, dann kann ihm sein Geselle helfen. Doch weh dem einzelnen! Wenn dieser stürzt, kann ihm kein zweiter auf die Beine helfen. Und weiter: Schläft man zu zweit, gibt man sich gegenseitig warm; wie aber will ein einzelner erwärmen? Und wenn man einzeln unterliegt, dann hält man stand zu zweit. Dreifacher Faden reißt nicht schnell. Viel besser ist ein Jüngling, arm, doch klug, als so ein alter, dummer König, der nicht verstand, auf Warnungen zu achten. Denn jener kam aus dem Gefängnis auf den Thron, wenngleich er unter dessen Herrschaft ohne Ansprüche geboren ward. Ich habe all die Lebenden gesehen, die unter dieser Sonne einst mit jenem Jüngling gingen, der als der zweite auf ihn folgte. Kein Ende all des Volks, all derer, denen er vorangezogen; doch später freuten sie sich seiner nimmermehr. Ja dies ist wirklich eitel und ein Geisteskummer. Empfehlung der Frömmigkeit und Zufriedenheit - Reichtum ist eitelBehüte deinen Fuß, wenn du der Gottheit Haus besuchst, und wenn in seiner Nähe du vernimmst, daß Toren Opfer bringen! Denn diese wissen nicht, daß Ungehöriges sie tun.  Mit deinem Munde sei nicht vorschnell! Nicht eilig sei dein Herz, ein Wort zu äußern vor der Gottheit! Denn in dem Himmel ist die Gottheit, und du auf Erden. Deshalb mach wenig Worte!  Bei Vielgeschäftigkeit kommt es zu Träumerei, zu Torenrede bei viel Worten. Wem du der Gottheit ein Gelübde machst, dann säume nicht, es zu erfüllen! Denn kein Gefallen hat sie an den Säumigen. Was du gelobt, erfülle! Weit besser ist es, daß du nichts gelobst, als daß du ein Gelübde machst und es nicht hältst. Verfehl dich nicht mit deinem Munde, sag nimmer vor dem Boten: »Nur Übereilung ist's gewesen"! Sonst zürnt die Gottheit über dein Gerede und pfändet deiner Hände Werk. Denn wo viel Träume sind, gibt's auch viel eitle Worte. Die Gottheit fürchte! Siehst du die Armen unterdrückt, das Recht und die Gerechtigkeit dem Land entzogen, dann staune nicht darüber! Ein Höherer beobachtet die Hohen, noch Höhere alle beide. In jeder Hinsicht ist von Vorteil ein Stück Land: im Vorteil der Besitzer eines wohl bestellten Feldes.  Wer Geld liebt, hat niemals genug. Wer's haufenweise liebt, dem geht davon genug nie ein. Ja, das ist eitel. - Das Gut mehrt sich; dann mehren sich, die es verzehren. Was hat davon dann sein Besitzer mehr als bloßes Anschaun? - Der Arbeiter hat einen süßen Schlaf, ob wenig oder viel er ißt. Den Reichen läßt der Überfluß nicht schlafen. Ein arges Übel gibt's; ich sah es unter dieser Sonne: ein Reichtum, der von seinem Herrn zu seinem Schaden aufgespart. Und dieser Reichtum geht durch Mißgeschick verloren, und hat er einen Sohn, so bleibt nichts mehr in seiner Hand. - Wie er aus seiner Mutter Schoße kam, so nackt muß er auch gehen, so, wie er kam, und nichts von dem, was er erworben, nimmt er mit, wenn er dahingeht. Auch dies ist arges Übel: Genauso, wie er kam, so muß er gehen. Was hat er dann davon, daß er sich für den Wind hat abgemüht? Genießt man doch sein Leben lang nur spärlich bei viel Ärger, Kummer und Verdruß!  Fürwahr, was ich erfahren, ist: Vortrefflich ist's, zu essen und zu trinken, sowie durch alles, was man unter dieser Sonne tut, Genuß sich zu verschaffen in seinen knappen Lebenstagen, die ihm die Gottheit schenkt. Dies ist sein Alles. Ist doch für jeden Menschen, dem die Gottheit Reichtum gibt und Schätze, und dem sie Fälligkeit verleiht, davon zu essen und sich sein Teil zu nehmen und sich an seiner Mühe zu erfreuen, dies eben eine Gottesgabe. Dann macht er sich nicht viel Gedanken über seine Lebenstage, dieweil die Gottheit sich in seiner Herzensfreude offenbart. Mangel an Lebensgenuß ist schlimmEin Übel gibt's; ich sah es unter dieser Sonne. Das lastet auf den Menschen: Da ist ein Mann, dem gibt die Gottheit Reichtum, Schätze, Luxus. Nichts fehlt ihm mehr, was sich sein Herz nur wünscht; doch gibt die Gottheit ihm nicht Macht, es zu genießen. Ein fremder Mann genießt davon. Ja, dies ist eitel und ein böses Leiden. Wenn jemand hundert Kinder hätte und viele Jahre lebte, je länger dieser lebte und würde Gutes nicht genießen und würde ihm kein Grab zuteil, so sage ich: »Die Fehlgeburt ist besser dran als er.« Denn kommt sie auch in Nichtigkeit und geht sie hin in Dunkel, und Dunkelheit deckt ihren Namen, und erblickt sie auch die Sonne nicht und weiß von nichts, viel wohler ist ihr doch als jenem, selbst wenn er tausend Jahre zweimal lebte, jedoch das Gute nicht genösse! Begibt sich denn nicht alles hin an einen Ort? Doch könnte auch von aller Müh der Mensch mit seinem Mund genießen, so würde seine Seele nicht davon erfüllt. - Was ist der Vorzug eines Weisen vor dem Toren? Was hat der Arme nur davon, daß er versteht, im Gegensatz zu andern Lebenden zu wandeln? Beschaulichkeit ist besser als der Zweifel; doch ist auch jenes eitel und ein Geistesspiel. -  Was ist, war längst schon namentlich bestimmt, bekannt, was mit dem Menschen wird. Mit dem darf er nicht rechten, der stärker ist als er,  obwohl es viel der Worte sind, die immer wiederholen: »Das ist eitel"; und: »Welchen Nutzen hat der Mensch davon?« -  Wer weiß, was für den Menschen gut im Leben bei seinen knappen, nichtigen Lebenstagen, die er dem Schatten gleich verbringt? Wer kündet doch dem Menschen, was unter dieser Sonne späterhin geschieht? Tugend und Gottesfurcht bringen wahres GlückWeit besser fein Gerücht als Feingeruch, der Todestag als die Geburtsstunde. Viel besser ist's, ins Trauerhaus zu gehen als in ein Haus der Gasterei. Dort zeigt sich ja das Ende jedes Menschen, und wer noch lebt, kann sich's zu Herzen nehmen. Viel besser Ernst als Scherz! Das Herz kann wohlgemut bei ernster Miene sein. Der Weisen Herz weilt in dem Trauerhause, der Toren Herz im Haus der Freude. Viel besser ist's, des Weisen Tadel zu vernehmen als auf der Toren Loblied hinzuhören; denn wie der Dornen Knistern unterm Kessel, ist eines Toren Beifall. Ja, der ist eitel. Der Geldeinzug kann einen weisen Mann betören; dem Herzen schadet die Bestechung. Viel besser ist der Ausgang einer Sache als ihr Anfang; viel besser Langmut als der Übermut. - Laß dich nicht schnell zum Unmut reizen; denn Unmut wohnt nur in der Brust von Toren! Sprich nicht: »Wie kommt es nur, daß jene früheren Tage besser waren als die jetzigen?« Denn nicht aus Weisheit fragst du so. - Die Weisheit ist so gut wie Eigentum. Für alle ist sie Vorteil, die die Sonne schauen. Die Weisheit ist ein Schutz, ein Schutz das Geld. Des Wissens Vorzug aber ist, daß Weisheit ihrem Herrn das Leben wahrt. - Durchlebe nur der Gottheit Schickung! Denn wer kann grade machen, was sie krümmt? Am guten Tag sei guter Dinge! Am Unglückstag schau hin, - die Gottheit macht ja diesen ebenso wie jenen, - auf diesen Sachverhalt, wonach der Mensch nicht die geringste Spur davon noch später findet! - Das alles schaute ich in meinen eitlen Lebenstagen: Da geht zugrunde ein Gerechter trotz seiner Rechtlichkeit. Da lebt ein Frevler lang mit seiner Bosheit. - Sei nicht zu sehr gerecht! Nicht überklug erzeig dich, daß du nicht in Trübsinn fallest!  Sei nicht zu zügellos, und sei kein Tor, damit du nicht zur Unzeit sterbest! Gut, wenn du dich zu einem hältst und von dem anderen nicht läßt. Wer wirklich gottesfürchtig ist, der übertrifft sie alle. Die Klugheit gibt dem Klugen viel mehr Stärke, als in der Stadt zehn Machthaber besitzen. Kein Mensch ist so gerecht auf Erden, daß er immer richtig handelte und niemals fehlte. Acht nicht auf jegliches Gerede, damit du nicht vernimmst, wie dich dein Knecht beschimpft! Dein Herz weiß selber ja, daß du auch andere geschmäht. - All dies durchforschte ich nach Weisheit. Ich sprach, ich möchte weise werden; doch blieb's mir fern. Was ist, das ist so fern und tief. So tief! Wer kann's erfassen? Und immer wieder richte ich den Sinn darauf, es zu erkennen und auszuforschen und zu suchen Weisheit und ein richtiges Ergebnis und zu sehn der Torheit Fehler und der Tollheit Unvernunft. Da fand ich bittrer als den Tod das Weib; ein Fangnetz ist's, sein Herz ein Garn und seine Arme Fesseln. - Nur wer der Gottheit wohlgefällt, schützt sich vor ihr; doch der Verworfne wird durch es verstrickt. - Sieh da, dies fand ich, spricht Kohelet, indem ich eins zum andern fügte, um ein Ergebnis zu erlangen, das immer wieder ich gesucht und niemals habe finden können. Schon manchen Menschen traf ich lehrend an, doch unter allen diesen fand ich nie ein Weib. Nur dies, sich, habe ich gefunden: Dies, daß die Gottheit einst die Menschen voller Einfalt schuf; doch diese werfen viele Fragen auf.  Lob der Klugheit - Unbegreiflichkeiten im MenschenlebenWer gleicht dem Weisen? Wer kennt der Dinge Deutung? - Die Klugheit macht des Menschen Antlitz hell und wandelt seines Angesichtes Trotz.  Ich sag: Beachte das Geheiß des Königs, des Gotteseides wegen! Nicht vorschnell falle von ihm ab! Tritt keiner bösen Sache bei! Denn was er will, das tut er auch. Dem Königswort ist Macht. Wer sagt zu ihm: »Was tust du da?« Wer das Gebot befolgt, erfährt nichts Schlimmes. Die rechte Zeit erfährt ein weises Herz. Für jeglich Ding gibt es die rechte Zeit. - Gar schwer liegt auf dem Menschen dieses Übel, daß er nicht weiß, was wird. Wer zeigt ihm an, wie's werden wird? Kein Mensch ist Herr des Lebensodems, daß er den Lebenshauch behalten könnte. Kein Machtgebot gilt für den Sterbetag, im Todeskampf hilft keine Kriegerschar. - Doch hilft auch nicht der Frevel seinem Herrn. - Dies habe ich genau gesehn, weil ich den Sinn auf alles Tun gerichtet, das unter dieser Sonne wird vollbracht zu einer Zeit, wo Menschen über andere zum Unheil herrschen. Ich sah, wie Frevler sich hervordrängten und kamen, wie aber die, die recht gehandelt, fort von heiliger Stätte mußten und in der Stadt vergessen wurden. Auch das ist eitel. Weil böser Tat das Urteil nicht sogleich gesprochen wird, schwillt Mut den Menschenkindern, Böses zu verüben, weil hundertmal der Sünder Böses tut und trotzdem lange lebt. Doch weiß ich auch: Den Gottesfürchtigen allein geht's gut, weil sie vor Ihm sich fürchten. Dem Frevler aber geht's nicht gut, ob er auch, einem Schatten gleich, die Lebensfrist verlängert, weil er sich vor Gott nicht fürchtet. - Auf Erden gibt's noch etwas Eitles. Gerechte gibt's und diesen geht's, wie's Frevlern gehen sollte, und Frevler gibt's, und diesen geht's, wie's Frommen gehen sollte. Ich sprach: »Auch dies ist eitel.« - Da pries ich laut die Freude, weil's für den Menschen gar nichts Besseres unter dieser Sonne gibt, als daß er esse, trinke und sich freue, und er verbinde dies mit seiner Arbeit während seiner Lebenszeit, die ihm die Gottheit unter dieser Sonne schenkt! Als ich mein Herz darauf gerichtet, die Weisheit zu erkennen Und zu betrachten all das Treiben, das auf Erden vor sich geht, wie man dabei den Schlaf nicht sieht, am Tage nicht und nicht bei Nacht, da sah ich ein: Der Gottheit Walten ganz und gar kann nie ein Mensch ergründen, das Walten nämlich, das unter dieser Sonne vor sich geht. Wie sehr der Mensch sich müht, es aufzusuchen, er kann es nicht ergründen. Selbst wenn der Weise meint, es zu erkennen, er kann es nicht ergründen. Alles ist unbegreiflich - Lebensgenuß empfehlenswertAll dies hab ich bedacht, all dies studiert genau. Die Frommen und die Weisen und ihre Werke sind in Gottes Hand. Ob liebens- oder hassenswert, das weiß deshalb kein Mensch. All das geht über ihr Begreifen. - Denn ein Geschick kommt allen zu, den Frommen wie den Frevlern, den Guten, Reinen wie den Unreinen, dem Opfernden wie dem, der gar nicht opfert, dem Guten wie dem Sünder, dem Schwörenden wie dem, der vor dem Eid sich scheut. Das ist das Schlimmste doch von allem, was unter dieser Sonne sich vollzieht, daß allen ein Geschick beschieden, ist doch das Herz der Menschenkinder voller Leid, und Sorge ist in ihrem Herzen lebenslang, und nachher geht es zu den Toten! Wo einer zu Lebendigen sich zählen kann, da ist noch Hoffnung. Denn selbst ein Hund ist besser dran, wenn er lebendig, als ein toter Löwe. Das eine wissen doch, die leben, daß einmal sie auch sterben müssen; die Toten aber wissen gar nichts mehr. Sie werden auch nicht mehr mit Lohn bedacht: denn ihr Gedächtnis ist vergessen. Ihr Lieben und ihr Hassen, ihr Neiden ist schon längst dahin. Sie haben keinen Teil in Ewigkeit an irgendeinem Werk, das unter dieser Sonne sich vollzieht. - Auf! Iß dein Brot mit Freude, trink heitern Sinnes deinen Wein, wenn schon die Gottheit Wohlgefallen hat an deinen Werken! Stets seien deine Kleider weiß! Und deinem Haupte mangle nicht das Öl! Genieß das Leben mit dem Weibe, das du liebgewonnen, all deine eitlen Lebenstage, die er dir unter dieser Sonne gibt! Denn dies ist ja dein Teil am Leben in allen deinen eitlen Lebenstagen, sowie an deiner Mühe, die unter dieser Sonne du dir machst. Was du dir leisten kannst mit deiner Kraft, vollbringe! Denn weder Schaffen, noch Berechnen, nicht Wissen und nicht Weisheit gibt es in der Unterwelt, wohin du gehst. Und wieder sah ich unter dieser Sonne: Den Lauf gewinnen nicht die Schnellen und nicht den Krieg die Helden und nicht die Weisen Brot und nicht die Klugen Reichtum und nicht die Künstler Dank. Auf Zeit und Glück kommt es bei ihnen allen an. Der Mensch kennt nimmer seine Zeit; wie Fische sich im Unglücksnetze fangen, wie Vögel in der Schlinge festgehalten werden, so werden auch die Menschenkinder all verstrickt zur Unglückszeit, die plötzlich sie befällt. Auch dies sah ich als Weisheit unter dieser Sonne, und als bedeutungsvoll erschien es mir: Da gab es eine kleine Stadt und wenig Männer drin. Ein großer König zog vor sie und schloß sie ein und baute große Türme wider sie. Nun traf er einen armen, aber klugen Mann darin, und dieser rettete die Stadt durch seine Klugheit. Kein Mensch gedachte aber später mehr des armen Mannes. Da sagte ich: »Die Klugheit ist weit besser als die Stärke; doch eines Armen Klugheit wird verkannt, und seine Worte werden nicht gehört.« -  Der Weisen Worte, ruhig ausgesprochen, finden mehr Beachtung als des Narrenkönigs Brüllen. Viel besser Klugheit als des Krieges Waffen! Ein einziger, der Fehler macht, kann vieles Gute selbst verderben. Lob der Weisheit - UnbegreiflichesVertilgt man giftige Fliegen, läßt man duftend Öl vergießen. So kann ein wenig Torheit auch begehrter sein als Weisheit und als Würde. -  Der Weise hat zur Rechten den Verstand, der Tor zur Linken. Selbst auf der Reise, die ein Tölpel unternimmt, zeigt sein Verstand sich als beschränkt und sagt es jedem, er sei ein Narr. Wenn gegen dich des Herrschers Unmut sich erhebt, verlaß nicht deine Stellung! Gelassenheit kann große Frevel unterdrücken. - Doch kaum ein Übel ist - ich sah es unter dieser Sonne - so groß wie das Versehen eines Herrschers. Die Torheit wird zu hohen Stellungen erhoben, und Edle müssen in der Niedrigkeit verweilen. Zu Pferde sah ich Sklaven, und Fürsten gingen Sklaven gleich zu Fuß. Wer eine Grube gräbt, fällt leicht hinein. Wer eine Mauer einreißt, den sticht leicht die Schlange. Wer Steine bricht, verletzt sich leicht daran. Wer Holz zerspaltet, bringt dabei gar leicht sich in Gefahr. - Hat man das Eisen stumpf gemacht und schleift man nicht die Schneide, dann muß man seine Kräfte mehr anstrengen. Ein Vorteil ist's, die Klugheit richtig anzuwenden. Wenn eine Schlange sticht, bevor es zur Beschwörung kommt, dann nützt es nichts, ist man ein Meister im Beschwören. Die Worte aus des Weisen Mund sind anmutsvoll; in Widerspruch verwickeln sich des Toren Lippen. Der Anfang seiner Worte ist schon Torheit; das letzte Wort aus seinem Munde schlimmste Tollheit. Der Narr macht nämlich viele Worte: »Der Mensch weiß nicht, was kommen wird. Was späterhin geschieht, wer kündet's ihm?« Die Arbeit mit den Toren macht ihn müde, ihn, der es nicht versteht, in Heiterkeit zu wandeln. - Weh dir, du Land, des König ist ein Unfreier und dessen Fürsten schon am Morgen schmausen! - Heil dir, du Land, des König ist ein freier Mann und dessen Fürsten tafeln stets zur rechten Zeit, als Helden, aber nicht als Zecher! Da, wo man faulenzt, senkt sich das Gebälk, und wo die Hände lässig, trieft das Haus. - In Ausgelassenheit verwandeln sie die Speisen und den Wein, der sonst die Lebenden erquickt, und alles offenbart das Geld. - Auch nicht in deinem Zimmer fluch dem König je! In deinem Schlafgemach beschimpfe keinen Reichen! Des Himmels Vögel könnten ja den Laut entführen und die Gefiederten das Wort verbreiten. - LebensvorsichtDein Brotkorn sende übers Wasser, damit du es nach vielen Tagen wieder findest! Zerleg' es sieben- oder achtmal! Du weißt ja nicht, was für ein Unglück übers Land noch kommt. Wenn Wolken sich mit Regen füllen, so gießen sie ihn auf die Erde. Doch fällt ein Baum im Süden oder Norden, dort an dem Ort, wohin der Baum auch fällt, da bleibt er liegen. -  Wer auf den Wind achtgibt, der kommt niemals zum Säen. Wer nach den Wolken schaut, der erntet nicht. Wie du nicht weißt, auf welche Weise Lebensgeist im Leib der Mutter in den Körper kommt, so kennst du auch der Gottheit Walten nicht, das alles macht. - Am Morgen säe deinen Samen! Laß ruhen deine Hand nicht bis zum Abend! Du weißt nicht, was gedeiht, ob dies, ob das, ob beiderlei gleich gut gerät. Das Licht ist süß. Den Augen tut es wohl, das Sonnenlicht zu schauen. Doch wenn der Mensch auch viele Jahre lebt und sich an ihnen insgesamt ergötzt, so soll er wohl bedenken, daß viele Tage sind in Finsternis! Auch das Vergangene ist eitel. - Freu dich an deiner Jugend, Jüngling! Dein Herz erlabe sich in deinen Jünglingstagen! Wohin dein Herz dich lockt und dich dein Auge ladet, geh nur froh! Doch wisse wohl, daß dich nach alledem die Gottheit ins Gericht wird ziehen! Verscheuche Gram vom Herzen! Und Leiden halt vom Leibe dir! Denn Jugendzeit und schwarzes Haar sind eitel.  Lebensklugheit - Alter - NachwortGedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugend, bevor die bösen Tage kommen und Jahre nahen, von denen du erklärst: »Ach, sie gefallen mir nicht",  bevor die Sonne mit dem Lichte sich verfinstert und mit dem Mond die Sterne, bevor die Wolken nach dem Regen wiederkehren;  zu einer Zeit, da schon des Hauses Wächter zittern und sich die starken Männer krümmen und die Müllerinnen feiern, weil ihrer wenige geworden sind, und da die durch die Fenster Blickenden sich trüben  und da die Türen nach dem Markte zu sich schließen, und wenn der Mühle Lärm geringer wird, wenn man beim Schrei des Vogels sich erhebt, wenn jegliche Musik gedämpft ertönt;  auch fürchtet man sich vor den Höhen; Ohnmachten gibt es auf dem Weg; der Mandelbaum erblüht, und mühevoll schleppt sich die Heuschrecke; die Klapper platzt; zu seinem ewigen Haus geht ja der Mensch, und auf der Straße gehn die Trauernden umher;  bevor der Silberstrick zerreißt, bevor die goldne Kugel ganz zerschellt, bevor der Krug am Brunnen wird zerbrochen, bevor das Rad zertrümmert fällt in die Zisterne. -  Zur Erde kehrt der Staub, so wie er war. Es kehrt der Geist zur Gottheit, die ihn gab. »Eitel Eitelkeit!« spricht der Kohelet, »Alles ist nur eitel.« Noch bleibt zu sagen: Kohelet war ein Weiser, der lange Zeit das Volk Erkenntnis lehrte und prüfend und nachdenkend viele Sprüche hat verfaßt. -  Kohelet suchte anziehende Worte aufzufinden. Die Verbesserungen aber enthalten das Richtige.  Der Weisen Worte gleichen Ochsenstacheln; doch Nägel, eingetrieben mit dem Hammer, sind die Zusätze. Sie stammen von einem Hirten.  Jedoch vor dem, was darüber hinausgeht, hüte dich, mein Sohn! Bücherschreiben ist nicht reif; so ist das Lesen eine körperliche Anstrengung. Als Schlußwort des Ganzen ist zu vernehmen: »Die Gottheit fürchte! Halte ihre Vorschriften!« Um alle Menschen ist's ja so bestellt: »Mit allem Tun geht ins Gericht die Gottheit, mit allem, auch mit dem Verborgenen, mag's gut sein oder böse.« Der Liebe KeimenDas Hohe Lied von Salomo. -  »An seines Mundes Küssen lasse er mich trinken!« - »Ja lieblicher als Wein ist deine Liebe.«   »An Wohlgeruch sind deine Öle einzig gut; dein Name selber aber ist das feinste Öl. Drum haben dich die Jungfrauen so lieb.« -  »Lock mich an dich! Wir wollen eilends kommen.« »Der König führe mich in seine Kammern!« »Da wollen jubelnd wir uns deiner freuen, dein Kosen höher preisen als den Wein.« »Sie lieben dich mit vollem Recht.« -  »Ich bin wohl schwarz und dennoch schön, ihr Töchter von Jerusalem, wie Kedars Zelte, wie Salmas Zeltdecken.  Nicht darauf schaut, wie schwarz ich bin, weil mich die Sonne so verbrannt! Die Söhne meiner Mutter zürnten mir und machten mich zur Hüterin von andern Weinbergen. So konnte ich denn meinen eigenen Weinberg nicht behüten.« - »Sag mir, du, den ich liebgewonnen! Wo weidest du, wo lagerst du zur Mittagszeit, daß ich nicht als Verdächtige erscheinen muß bei deiner Freunde Herden?« - »Weißt du es nicht, du schönste aller Frauen? Geh den Herden nach, und weide deine Zicklein bei den Hütten ihrer Hirten!  Dich muß ich jetzt vergleichen mit den Stuten vor dem Wagen Pharaos, du, meine Freundin.  Gehänge stünden deinen Wangen lieblich und deinem Halse Schnüre.« »Drum wollen wir dir goldene Gehänge machen zu silbernen Zieraten hin.«   »Bis dorthin, wo der König ruht auf seinem Polster, da würde meine Narde ihren Duft noch senden. -  Ich habe nur ein Myrrhensträußchen, Lieber, das hier an meinem Busen ruht.  Ich habe eine Zyperntraube, Lieber, in den Weinbergen von Engaddi.« - »Fürwahr, du bist so schön, du, meine Freundin! Fürwahr, du bist so schön mit deinen Augen, Tauben gleich.« -  »Fürwahr, du bist so schön, Geliebter, so holdselig! So sei das Grüne unser Lager, und unsres Hauses Balken seien Zedern, Zypressen unsre Laubengänge!« Der Liebe Wachstum»Ich bin nur wie ein Veilchen auf der Saronsflur, wie eine Lilie der Täler.« »Was eine Lilie im Vergleich zur Distel, ist meine Freundin bei den Mädchen.« - »Und was ein Apfelbaum ist bei des Waldes Bäumen, das ist mein Liebster bei den Knaben. Mit Lust will ich in seinem Schatten sitzen, und seine Frucht wird meinem Gaumen süß sein.  Er bringt mich jetzt zum Weinhaus hin und richtet über mir der Liebe Flagge auf. Mit Traubenkuchen stärket mich! Erquicket mich mit Äpfeln! Denn ich bin krank vor Liebe. Wenn seine Linke unter meinem Haupte wäre und seine Rechte herzte mich!« »Ihr Töchter von Jerusalem, ach, ich beschwöre euch bei den Gazellen oder bei den Hindinnen der Flur: Nicht wecket auf! Nicht stört die Liebe, bis es selber ihr gefällt!« »Horch! Mein Geliebter war soeben angekommen, hinspringend über Berge, über Hügel hüpfend. Schon glich da einem Reh mein Liebster oder einem jungen Hirsch. Er stellt sich hinter unsere Mauer und späht durchs Fenster, blickt durchs Gitter. Dann hob mein Liebster an und sprach zu mir: "Auf, meine Freundin! Du, meine Schöne, komm! Vorüber ist die Winterzeit; der Regen ist vorbei. Die Blumen zeigen sich auf Erden, und der Gesänge Zeit ist da. Der Turteltaube Ruf, der läßt in unserm Land sich hören. Schon reifen an dem Feigenbaum die Früchte; Duft haucht die Rebenblüte aus. Auf, meine Freundin! Du, meine Schöne, komm! Du meine Taube in den Felsenspalten, in dem Versteck der Klüfte! Laß deinen Anblick mich genießen! Laß deine Stimme mich vernehmen! Denn deine Stimme ist so süß, dein Anblick lieblich.« Die Füchse fanget uns, die kleinen Füchse, die die Weinberge verderben! Denn jetzt schon tragen reife Beeren unsere Weinberge. Ja, mein soll mein Geliebter werden wie ich sein. Bei Lilien soll er weiden, bis daß der Tag schon luftig wird und bis die Schatten fliehen! Dann streife, du Geliebter, abermals, dem Reh vergleichbar oder einem jungen Hirsch, umher auf klüftereichen Bergen!« Des Bräutigams Aufzug»Ich sehnte mich auf meinem Lager eines Nachts nach dem, den meine Seele liebt. Ich sehnte mich nach ihm und fand ihn nicht. So will ich aufstehen, die Stadt durchstreifen, auf Märkten und auf Straßen suchen ihn, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. Da trafen mich die Wächter, die in der Stadt umgehen: "Habt ihr ihn wohl gesehen, den meine Seele liebt?" An ihnen kaum vorüber, fand ich den, den meine Seele liebt. Ich halte ihn nun fest und will von ihm nicht lassen, bis daß ich ihn in meiner Mutter Haus gebracht, hin zu der Kammer jener Frau, die mich geboren. "Ihr Töchter von Jerusalem!" so rufe ich. "Ach, ich beschwöre euch bei den Gazellen oder bei den Hindinnen der Fluren: Weckt nicht auf! Stört nicht die Liebe, bis es selber ihr gefällt!" Was ist's, was dort heraufkommt aus der Wüste, Rauchessäulen gleich, im Duft von Myrrhen und von Weihrauch, von Spezereien aller Art?« »Fürwahr, das ist die Sänfte Salomos, um sie herum der Helden sechzig, genommen aus den Helden Israels. Sie alle kriegstüchtig, im Kampf erprobt, jedweder mit dem Schwert an seiner Hüfte, um der Gefahr zur Nachtzeit willen.« »Der König Salomo, der ließ sich einen Tragstuhl fertigen aus Holz vom Libanon. Aus Silber ließ er seine Säulen machen, aus Gold die Lehne, seinen Sitz aus Purpurzeug. Sein Innres ist bedeckt mit Bildern aus dem Liebesleben der Töchter von Jerusalem. Wohlan, ihr Sionstöchter! So weidet euch am Anblicke des Königs Salomo, am Kranz, den seine Mutter ihm gewunden an seinem Hochzeitstag, am Tage seiner Herzensfreude!« Lob der Braut»Du bist so schön, du, meine Freundin, so schön, und deine Augen sind wie Täubchen, und hinter deinem Schleier gleicht dein Haar wohl einer Ziegenherde, die sich herab am Gileadberge lagert.  Und deine Zähne gleichen einer Herde, die sich zur Schur bereithält, die aus der Schwemme steigt, die allesamt Zwillinge trägt, und deren keines ohne Junges ist. Und deine Lippen gleichen einem Scharlachfaden, und lieblich ist dein Mund, und deine Schläfe schimmert hinterm Schleier vor gleichwie die Scheibe des Granatapfels. Dein Hals gleicht Davids Turm, mit Zinnen wohlbewehrt, und tausend Schilde hängen dran, sie alle Heldenschilde. Dein Busen gleicht zwei Rehkälbchen, Gazellenzwillingen, die in den Lilien weiden.« »So lange, bis der Tag ganz luftig wird und bis die Schatten fliehen, will ich zu diesem Myrrhenberg hingehen, zu diesem Weihrauchhügel.« »An dir ist alles schön, du, meine Freundin, und kein Makel ist an dir. Du brächtest mich vom Libanon, du meine Braut, ja von dem Libanon zurück. Du führtest mich zurück vom Gipfel des Amana, vom Gipfel des Sanir und Hermon, von Löwenwohnungen sogar, von Pantherbergen her.  Du hast mich des Verstands beraubt, du, meine Schwester, meine Braut. Du hast mich des Verstands beraubt, allein durch einen einzigen Blick, durch eine einzige Wendung deines Halses. Wie süß ist deine Liebe, meine Schwester, meine Braut! Um wieviel köstlicher denn Wein ist deine Liebe und deiner Öle Duft als alle Wohlgerüche! Es träufeln deine Lippen, Braut, von Honigseim, und deine Zunge, sie birgt Milch und Honig; dem Duft des Libanon gleicht deiner Kleider Duft. Ein Garten, der verschlossen, ist meine Schwester Braut, ein Born, verschlossen; ein Quell, versiegelt. Dein Schoß ist ein Granatenhain mit Früchten, wunderköstlich, mit Zyperntrauben, Narden. Ja, Narde, Safran, Kalmus, Zimt mit allerlei Weihrauchgehölz und Myrrhen, Aloë, mit allerlei Balsamessenzen. Ein Brunnen mit lebendigem Wasser und Bäche, die vom Libanon herniederrieseln, sind meine Gartenquelle.« »Erwache, Nord! Komm, Süd! Durchwehe meinen Garten, daß sein Balsamduft hinströme! - In seinen Garten komme mein Geliebter, genieße seine Früchte, die so köstlich!«   Der Liebe Leiden»So komme ich in meinen Garten, du, meine Schwester Braut. Ich pflücke meine Myrrhe samt dem Balsam. Ich esse meine Wabe samt dem Honig. Ich trinke meinen Wein mitsamt der Milch. Ihr Freunde, jetzt sollt ihr zu essen haben und viel zu trinken, ihr Vertrauten!«   »Ich schlief; jedoch mein Herz war wach. Da horch! Mein Liebster klopft !« "Du, meine Schwester, meine Freundin, öffne mir! Du meine Taube, meine Reine! Mein Haupt ist voller Tau und meine Locken voller Tropfen dieser Nacht.«   »Ich habe mein Gewand schon abgelegt. Wie sollte ich es wieder anziehn? Auch meine Füße schon gewaschen, wie soll ich nochmals sie beschmutzen?« - Da zog mein Liebster seine Hand zurück vom Eingang; nun wallte auf in mir mein Herz. Ich stand jetzt auf, um meinen Liebsten einzulassen. Da wurden meine Hände feucht von Myrrhe, die auf des Riegels Griffe lag. Ich mache meinem Liebsten auf; doch mein Geliebter war entwichen und blieb verschwunden. Mein Leben hätte ich gegeben um ein Wort von ihm; ich suchte ihn und fand ihn nicht. Ich rief ihn an; er gab mir keine Antwort mehr. Da fanden mich die Wächter, die in der Stadt umgehen. Sie schlugen mich und machten Wunden mir; es rissen mir den Schleier weg die Wächter unserer Stadtmauern. - »Ihr Töchter von Jerusalem! Ach, ich beschwöre euch, wenn je ihr meinen Liebsten finden solltet, daß ihr ihm alsdann sagt, ich sei vor Liebe krank.« - »Was ist dein Liebster als Geliebter, du schönste aller Frauen? Was ist dein Liebster als Geliebter, daß du uns so beschwörst?« -  »Mein Liebster, er ist blendend weiß und rot, aus Tausenden hervorragend.  Sein Haupt von Gold und seiner Locken eine große Menge, schwarz wie Rabenfedern. Und seine Augen gleichen Tauben an den Wasserbächen, milchweiß gewaschen, dasitzend in Behaglichkeit. Und seine Wangen sind wie Balsambeete und Schreine voll von Wohlgerüchen, und seine Lippen sind wie rote Lilien, von feiner Myrrhe überfließend.  Und seine Arme sind wie goldne Walzen, mit Tarsissteinen eingefaßt, sein Leib ein Werk aus Elfenbein, bedeckt mit Saphirstein. Und seine Beine gleichen Marmorsäulen, gestützt auf Feingoldfüße. Sein Anblick ist wie der des Libanon, großartig wie die Zedern. Sein Gaumen ist ganz Süßigkeit, und er ganz Lieblichkeit. So ist mein Liebster, so mein Freund, ihr Töchter von Jerusalem.« Der Liebe Freuden»Wohin pflegt dein Geliebter sonst zu gehen, schönste aller Frauen? Wohin pflegt dein Geliebter sich zu wenden, daß wir ihn mit dir suchen?«   »Mein Liebster pflegt zu gehn in seinen Garten, zu den Balsambeeten, sich recht an meinem Garten zu erlaben und Lilien zu pflücken.  Ach, ich gehöre meinem Liebsten. Mein Liebster, er ist mein, der in den Lilien weiden soll.« - »Du bist so schön, du, meine Freundin, gerade so wie Tirsa, so lieblich wie Jerusalem und dennoch schrecklich wie die Löwen.  Wend deine Augen ab von mir! Sie setzen mich in Flammen. Dein Haar gleicht einer Ziegenherde, die an dem Gilead herab sich lagert, und deine Zähne sind wie eine Herde Mutterschafe, die aus der Schwemme steigt, die allesamt Zwillinge tragen, und deren keines ohne Junges ist. Und deine Wange hinter deinem Schleier gleicht der Scheibe des Granatapfels. Sind's auch der Königinnen sechzig und achtzig Nebenfrauen und Jungfraun ohne Zahl, so ist nur eine meine Taube, meine Reine, die Lieblingstochter ihrer Mutter, die kindlich der, die sie gebar, ergeben ist. Die Mädchen sehen sie und preisen sie. Die Königinnen und die Nebenfrauen müssen, sie bewundernd, sprechen: "Wer ist's, die da herabblickt wie die Morgenröte, schön wie der Mond, rein wie die Sonne, und dennoch schrecklich wie die Löwen?"« - »Zum Nußgarten wollt' ich hinab, mich an der Palmen frischen Trieben zu erfreun, zu sehen, ob der Weinstock sproßt, ob die Granaten blühen.  Da haben gänzlich unvermutet Wagen eines fürstlichen Gefolges in Verwirrung mich gebracht.«   »Sulamith! Du! Halt, Halt! Daß wir dich anschaun können, halt! Halt!« »Wozu begaffet ihr die Sulamith wie eine öffentliche Tänzerin?« -  Der Liebe Probe»Wie schön doch wären deine Füße in Sandalen, du Prinzessin! Es gleicht die Wölbung deiner Hüften einem Schmuck, dem Werk von Künstlerhänden. Dein Schoß ist ein gerundet Becken, dem Mischwein nimmer fehlen darf, dein Leib ein Weizenhaufen, von Lilien umsäumt. Dein Busen gleicht zwei Rehkälbchen, Gazellenzwillingen. Dein Hals ist wie ein Elefantenturm, und deine Augen wie die Teiche dort zu Hesbon an dem Tor der Völkerreichen, und deine Nase gleicht dem Turme auf dem Libanon, der nach Damaskus schaut. Dem Karmel gleicht dein Haupt auf dir, und deines Hauptes Haar sind Purpurlocken, in Gitterwerk gebunden. Wie schön mußt du dann sein, wie lieblich, wenn vollends Liebe sich mit diesen Wonnen eint! Dein Wuchs ist so, daß er der Palme gleicht; den Trauben gleicht dein Busen. Drum nehme ich mir vor, die Palme zu ersteigen und ihre Früchtezweige zu ergreifen. Dein Busen gleicht den Trauben an dem Weinstock und deiner Nase Duft den Äpfeln, dem besten Wein dein Gaumen, der glatt in meinen Becher fließen soll, einschläfernd über meine Lippen gleiten!« -  »Ich aber bin zu eigen meinem Liebsten, und ihm mich hinzugeben, ist mir Pflicht.  Nun komm, Geliebter! Wir wollen auf das Feld hinaus und unter Zyperntrauben uns verweilen. Wir gehen zu den Weinbergen in aller Früh und sehen, ob der Weinstock sproßt und ob sich seine Beeren bilden, ob die Granaten blühen. Dort möchte ich dir meine Liebe schenken. Dort spenden Liebesäpfel ihren Duft. Dort sind vor unserer Türe Früchte, köstlich, mannigfaltig. Ganz frische, samt den alten habe ich dir dort, Geliebter, aufbewahrt.« Die Heimholung der Braut»Ach, daß du mir doch Bruder wärst, den meiner Mutter Brust gesäugt Bin ich mit dir im Freien, möchte ich dich küssen. Ich würde darum nicht verachtet. Jetzt führe ich dich hin, geleite dich zu meiner Mutter Haus, die mich erzogen. Ich gebe dir gewürzten Wein zu trinken, Granatenmost. Alsdann sei seine Linke unter meinem Haupt, und seine Rechte herze mich! Ihr Töchter von Jerusalem! Ach, ich beschwör euch: Weckt nicht auf! Stört nicht die Liebe, bis ihr's selbst gefällt!« - »Wer ist's, der dort heraufkommt aus der Wüste, gestützt auf ihren Liebsten?« - »Ich hab dich einen Apfelbaum genannt. Daran hat deine Mutter dich gebunden, daran gebunden, die das Dasein dir geschenkt.« -  »So drücke mich gleich einem Siegel auf dein Herz, auf deinen Arm gleich einem Siegel!« »Stark wie der Tod, so ist die Liebe, fest wie die Unterwelt die Liebesleidenschaft und ihre Flammengluten, Feuergluten.  Viel Wasser können nicht die Liebe löschen, und Ströme sie nicht überfluten. Wenn einer alle Habe seines Hauses für die Liebe gäbe, man würde ihn doch bloß verachten.« - »Wir haben eine kleine Schwester, noch ohne Busen. Was machen wir mit unsrer Schwester an dem Tage, da man um sie freit?  Wenn sie dann einer Mauer gleicht, errichten wir ein silbern Pfahlwerk um sie her. Ist sie dagegen eine Tür, dann wollen wir durch Zedernbohlen sie verwahren.«   »Nun bin ich eine Mauer, und Türmen gleicht mein Busen. In seinen Augen freilich bin ich einer gleich, die schon vollzogen hat die Übergabe.«   »Zu Baal Hamon war Salomo ein Weinberg eigen. Er hat den Weinberg Hütern übergeben, von denen jeder seine Frucht abliefern mußte im Wert von tausend Silberlingen.« »Mit meinem Weinberg, der mein eigen, ist's nach meiner Ansicht ebenso: Die tausend, Salomo, gehören dir; zweihundert dann den Hütern seiner Früchte.« »Die du in Gärten wohnst, auf deine Stimme lauschen die Gefährten. Laß mich sie hören!« -  »Mein Liebster, flieh, dem Reh gleich oder jungen Hirschen, auf die Balsamberge!«   Klage über das VolkEin Gesicht des Amossohnes Isaias, der über Juda und Jerusalem Gesichte geschaut in den Tagen des Ozias, Jotam, Achaz und Ezechias, der Könige von Juda. -  Lausch auf, o Himmel! Erde, horche auf! So spricht der Herr: »Ich ziehe Kinder groß und bringe sie empor; doch schlimm betragen sie sich gegen mich. Ein Ochse kennt seinen Besitzer, ein Esel weiß die Krippe seines Herrn. Nur Israel kennt nichts; nur mein Volk will nichts kennenlernen.« -  Ein Wehe über eine sündhafte Nation, ein Volk, so reich an Schuld! Unartige Brut! Verderbte Kinder! Den Herrn verlassen sie; den Heiligen Israels mißachten sie, verachten ihn. - Worauf wollt ihr denn noch geschlagen werden? Wo denn noch weiter schwären? Das Haupt ist völlig krank, das Herz ganz elend. -  Kein heiler Fleck ist von der Sohle bis zum Kopfe, nur Beulen, Striemen, frische Wunden, nicht ausgedrückt und nicht verbunden und nicht mit Öl gekühlt. -  Verwüstet wurde euer Land, und ausgebrannt sind eure Städte. Von eurem Fruchtgefilde nährten sich vor euren Augen Fremde. Verödet war's wie der Barbaren Felder. So stand die Sionstochter ganz verlassen wie im Weinberg eine Hütte. Der Wächterhütte gleich im Gurkenfeld, so ganz einsam die Stadt.  Ja, hätte uns der Heeresscharen Herr nicht einen Rest gelassen, so wären wir beinah wie Sodoma geworden und glichen jetzt Gomorrha. Ihr Sodomsfürsten, hört das Wort des Herrn! Horch auf die Mahnung unseres Gottes, du Gomorrhavolk! - »Was soll mir«, spricht der Herr, »die Menge eurer Schlachtopfer? Satt habe ich die Widderopfer und satt das Fett der Mastkälber. Ich mag nicht Farrenblut, nicht Blut der Lämmer und der Böcke. Wenn ihr mein Angesicht zu schauen kommt, ja, wer verlangt von euch, ihr sollet meine Vorhöfe zertrampeln? Bringt mir kein eitles Speiseopfer dar! Ein Greuelwerk ist es für mich. Am Neumond und am Sabbat Festversammlung! Ein Fest mit Frevel ist mir unerträglich.  Ich hasse eure Neumondsfeste, eure Feiertage; sie sind mir eine Last, mir unausstehlich. Wenn ihr die Hände ausbreitet, vor euch verhüll ich mir die Augen, und betet ihr auch noch so viel, ich höre nicht. Voll Blut sind eure Hände. Wascht euch und macht euch rein! Hinweg aus meinen Augen mit eurer Werke Schlechtigkeit! Hört auf mit Freveltat. - Lernt Guttat! Suchet Recht! Die Schwachen stärkt! Verschafft den Waisen Recht! Für Witwen streitet!« - »Herbei! Wir wollen uns vergleichen!« So spricht der Herr: »Sind eure Sünden scharlachrot, sie werden weiß wie Schnee, und sind sie purpurrot, sie werden sein wie weiße Wolle. Vergönnt ihr mir ein williges Gehör, dann esset ihr des Landes Gut. Doch wollt ihr nicht und trotzet ihr, dann werdet ihr vom Schwert verzehrt. Der Mund des Herrn hat es gesprochen.« Wie konnte nur zur Dirne werden die getreue Stadt, so voll des Rechts, darinnen die Gerechtigkeit zu Hause war, jetzt aber Mörder. - Dein Silber ward zur Schlacke; dein Trunk verwässert. Abtrünnige sind deine Fürsten, Diebsgesellen, verliebt ist alles in Bestechung und auf der Jagd nach Entgelt. Den Waisen schaffen sie nicht Recht; der Witwen Klagen dringen nicht vor sie. Deshalb, so lautet jetzt ein Spruch des Herrn der Heeresscharen, des Starken Israels: - »Ein Wehe, wenn ich meine Gegner rüge und mich an meinen Feinden räche! Mit dir befasse ich mich gründlich und schmelze deine Schlacken wie mit Lauge aus, entferne alle deine Bleiklumpen. Dann gebe ich dir wieder Richter wie zu Anbeginn, Berater wie am Anfang. Dann nennt man dich "Gerechte Stadt", "Getreue Bürgerschaft".« Allein durch Rechtlichkeit ist Sion noch zu retten, die sich darin bekehren, durch Gerechtigkeit. Vernichtung aber trifft die Abgefallenen, die Sünder allzumal! Ausrottung jene, die den Herrn verlassen! - Zuschanden werden sie der Terebinthen wegen, die euch bezaubern, erröten ob der Haine, nach denen ihr so giert, wenn ihr entlaubten Terebinthen gleicht und einem Garten ohne Wasser. - Der Starke wird zu Werg, sein Werk zum Funken, und beide brennen miteinander, niemand löscht. Das EndgerichtDer Dinge Zustand, den Isaias, des Amos Sohn, in Juda und Jerusalem geschaut: In ferner Zukunft wird der Berg, auf dem das Haus des Herrn gebaut ist, an der Spitze aller Berge stehen; er übertrifft die andern Hügel, und alle Heidenvölker strömen freudig zu ihm hin.  Und große Völker kommen, also sprechend: »Auf! Wallen wir zum Berg des Herrn, zum Haus des Jakobsgottes! Belehre er uns über seine Wege! Auf seinen Pfaden laßt uns wandeln.« Weit über Sion geht die Lehre dann hinaus, und aus Jerusalem das Wort des Herrn. Und bei den Heiden hält das Jakobshaus Gericht und spricht bei großen Völkern Recht. Zu Pflügen schmieden sie die Schwerter, zu Winzermessern ihre Lanzen. Kein Heidenvolk zückt gegen andere das Schwert; das Kriegshandwerk hat keine Schüler mehr. - O Jakobshaus! Auf! Wandeln wir im Licht des Herrn.  Du hast, fürwahr, dein Volk, du Jakobshaus, darniedersinken lassen. Denn voll sind sie von Geistersehern und von Gauklern, wie die Philister, und ihr Ergötzen haben sie an fremden Kindern. -  Sein Land ist angefüllt von Silber und von Gold, kein Ende seiner Schätze. Sein Land von Rossen voll, kein Ende seiner Wagen! Sein Land ist voller Götzen. Man betet an das Machwerk seiner Hände, das ihre Finger selbst gemacht. Die Menschen beugen sich; es beugen sich die Leute tief davor. - Verzeih es ihnen nicht! Sie sollen auf die Felsen klettern und sich im Staub verkriechen vor dem Schrecken des Herrn, vor seiner hoheitsvollen Herrscherwürde! Dann sinkt der Menschen stolzer Blick; der Leute Hochmut wird erniedrigt. Erhaben ist allein der Herr an jenem Tage. Der Herr der Heeresscharen hat einen Tag bestimmt für jeden Stolzen, Hohen, für jeden Hocherhabenen und Wohlbestellten. Für alle Zedern Libanons, die hohen und die stolzen, für alle Basanseichen, für alle hohen Berge, für alle Hügel, die hochragenden, für jeden hohen Turm, für jede feste Mauer, für alle Tarsisschiffe und alle andern Schiffe in der Welt. Da wird der Menschen Stolz gebeugt; der Leute Hochmut wird erniedrigt. Erhaben ist allein der Herr an jenem Tage. Fort müssen alle Götzen. In Felsenhöhlen kriechen sie und in der Erde Löcher vor des Herren Schrecken, vor seiner hoheitsvollen Herrscherwürde, erhebt er sich, der Erde Schrecken einzuflößen. - An jenem Tage schleudert jeder fort die silbernen und goldnen Götzen, die er zur Anbetung gefertigt, in die Löcher der Ratten und der Fledermäuse. In Bergesklüfte, Felsenrisse verkriechen sie sich vor des Herrn Schrecken, vor seiner hoheitsvollen Herrscherwürde, erhebt er sich, der Erde Schrecken einzuflößen. - Sagt euch deswegen von den Menschen los, in deren Nase nur ein Hauch! Wofür sind sie zu achten? Kommende NotJa sieh! Der Herr, der Heeresscharen Herr, nimmt aus Jerusalem und Juda den Stab und Stock hinweg, jedwedes Stärkungsbrot, jedwedes Labewasser: die Ritter, Krieger, Richter und Propheten, Wahrsager, Älteste, Anführer, Angesehene, Ratsherren, Baukundige und Redefertige. - »Ich aber gebe Knaben ihnen zu Beamten, und Kinder sollen ihrer walten. -  In harten Druck gerät das, Volk, der eine durch den anderen, der Nachbar durch den Nachbarn. Frech fährt den Greis der Knabe an, der Niedere den Angesehenen.« - Wenn einer seinen Blutsverwandten anhält mit den Worten: »Du hast noch ein Stück Tuch. Werd unser Oberhaupt, und untertan sein diese Trümmer dir!« ,  so ruft er laut an jenem Tage - »Ich kann nicht Helfer sein. In meinem Hause gibt es weder Brot noch Tuch. Bestellt mich nicht zum Oberhaupt des Volkes!« - Jerusalem zerfällt in Trümmer, und Juda stürzt; denn ihre Reden, ihre Taten sind dem Herrn zuwider und reizen seine Hoheit. - Parteilichkeit zeugt wider sie. Von ihren Sünden sprechen sie wie Sodom unverhohlen. Ein Wehe über sie! Sie tun sich selber Böses an. Bedenket, daß die Frommen Gutes, daß ihrer Taten Früchte sie genießen! Doch wehe über einen Frevler! Ihm wird Schlimmes, ihm wird jetzt seiner Taten Lohn zuteil. - Mein Volk! Sein Herrscher ist ein Kind, und Weiber walten seiner. Mein Volk! Verführer sind die Führer dein, verwirrend deiner Wege Lauf.  Der Herr tritt auf, um Recht zu schaffen; er steht, das Volk zu richten, da. So geht der Herr denn ins Gericht mit seines Volkes Ältesten und Amtspersonen: - »Ihr habt den Weinberg abgeweidet. In euren Häusern ist geraubtes Armengut. Was fällt euch ein, mein Volk zu treten, der Armen Antlitz zu zermalmen?« - Ein Spruch des Herrn, des Herrn der Heeresscharen. So spricht der Herr: - »Weil Sions Töchter hochgetragen tun, gereckten Halses gehn und freche Blicke werfen und tänzelnd trippeln, mit den Füßen klirren, - so macht der Herr der Sionstöchter Scheitel kahl; der Herr macht sie ganz bloß.« - An jenem Tage nimmt der Herr hinweg die wunderbaren die Schleier, Fußspangen, Stirnbänder, Halbmonde, Ohrtropfen, Armketten, die Schleier, Kopfbinden, die Schrittkettchen und Schleifen, Riechfläschchen, Amulette, Fingerringe, Stirnreifen , die Feierkleider, Mäntel, Überwürfe, Taschen, die Spiegel und die Linnentücher, Turbane samt den Schleiern. Anstatt des Balsams gibt es Moderduft und statt des Gürtels einen Strick und statt des Lockenwerkes kahle Köpfe, anstatt des Prunkgewandes Sackumgürtung, Brandmale statt der Schönheitsmittel. So fallen deine Schwächlinge durchs Schwert und deine gute Mannschaft in dem Kampf. - Und seine Tore seufzen trauernd; am Boden sitzt es, ausgeplündert. Not - VerheißungUnd sieben Weiber hängen sich an einen Mann an jenem Tag und sagen ihm: »Wir wollen unser eignes Brot verzehren, in unser eigenes Gewand uns kleiden. Nur laß uns deinen Namen führen! Hinweg nimm unsere Schmach.«   An jenem Tage dient der Sproß des Herrn zu Schmuck und Preis, des Landes Frucht zum Stolz und Ruhm dem Reste Israels, der noch gerettet wird. Und wer in Sion übrigbleibt und in Jerusalem noch übrig ist, der heißt ein Heiliger, der in Jerusalem gebucht zum Leben. Hat erst der Herr der Sionstöchter Unflat abgewaschen, die Blutschuld aus Jerusalem hinweggeschafft durch des Gerichtes Sturmflut und durch Feuerguß, dann schafft der Herr ob jedem Platz des Sionsberges und über allen den Zusammenkünften daselbst Gewölk und Rauch bei Tag und lichten Feuerglanz bei Nacht. Denn über aller Herrlichkeit ist da die Decke eines Baldachins  bei Tag zum Schatten vor der Hitze, und zum Versteck und Schutz vor Guß und Regen. Lied vom WeinbergIch komme meinem Lieblinge mit meinem alten Lied von seinem Weinberg. Mein Liebling hatte einen Weinberg auf dem fetten Bergesrücken.  Man hatte ihn behackt und ihn entsteint und ihn mit Edelreben angepflanzt und einen Turm in ihm erbaut. Man hieb auch eine Kelter darin aus. Man hoffte, daß er Trauben brächte; er brachte aber böse Früchte. Nun, ihr Bewohner von Jerusalem, ihr Männer Judas! Jetzt richtet zwischen mir und meinem Weinberg! Was gab's an meinem Weinberg noch zu tun, das ich ihm nicht getan? Warum nur hoffte ich auf Trauben; Er aber brachte böse Früchte. So mache ich euch kund, was ich mit meinem Weinberg tue: Weg da mit seinem Zaun! Er werde abgefressen! Hinweg mit seiner Mauer! Zertreten werde er! Ich lasse ihn zur Wüste werden. Er werde nicht beschnitten, nicht behackt! In Dorn und Distel soll er schießen! Den Wolken untersage ich, mit Regen ihn zu netzen. Das Haus von Israel, der Weinberg ist's des Herrn der Heeresscharen und Judas Männer seine Lieblingspflanzung. Er wartete auf Rechtsspruch, und sieh da: Rechtsbruch! Auf Guttat hoffte er. Doch sieh da: Bluttat! Ein Wehe denen, die sich Haus an Haus anrücken und Feld an Felder reihen, bis daß kein Platz mehr ist und ihr des Landes einzige Bewohner seid! Beim Herrn, dem Herrn der Heeresscharen! Zur Öde sollen viele Häuser werden, die großen, schönen menschenleer! - Zehn Morgen Weinberg geben einen Eimer nur, ein Malter Aussaat einen einzigen Scheffel. Ein Wehe denen, die am frühen Morgen sich dem Bier ergeben, die sich bis in die späte Nacht hinein mit Wein erhitzen,  die Zithern, Harfen, Pauken, Flöten und Wein vereinen zum Gelage, doch um des Herren Wirken sich mitnichten kümmern und nicht auf seiner Hände Werke blicken! Fortwandert so mein Volk infolge der Unwissenheit; sein Adel wird dem Hunger preisgegeben, dem Durste seine Menge. Weit reißt die Unterwelt den Schlund auf, sperrt den Rachen unermeßlich auf. Hinabstürzen Vornehm und Masse. Ihr Schrei ist schrecklich. - Dann beugen sich die Menschen; die Männer werden sich demütigen. Der Stolzen Blicke senken sich. Der Heeresscharen Herr, erhaben zeigt er sich durch das Gericht und heilig durch Gerechtigkeit der heilige Gott. Dann weiden Lämmer wiederum auf ihrer Trift; die fetten Jungen käuen wieder.  Ein Wehe denen, die die Schuld mit Ochsenstricken herziehn und die Sündenstrafen wie mit Wagenseilen,  die sagen: »Er beschleunige sein Werk, vollziehe es in Eile, daß wir's noch erleben! Herbei mit der Erfüllung, mit dem, was über uns der Heilige Israels beschloß, daß wir es kennenlernen!« Ein Wehe denen, die das Böse gut und bös das Gute nennen, die Finsternis zu Lichte machen und Licht zu Finsternis, und Bitteres zu Süßem, süß zu bitter! - Ein Wehe denen, die in ihren eigenen Augen klug und vor sich selber weise sind! - Ein Wehe denen, die im Weintrunk Helden sind und in des Bieres Zubereitung wackere Männer! Die für Bezahlung Schuldige freisprechen, der Unschuld ihre Unschuld streitig machen! - Drum, wie des Feuers Zunge Stoppeln frißt und dürres Gras im Feuer flammt, so wird auch ihre Wurzel wie zu Moder. Wie Staub fliegt ihre Blüte auf. Denn sie verwarfen das Gesetz des Herrn der Heeresscharen und lästerten das Wort des Heiligen Israels. Deshalb ist gegen seine Nation der Zorn des Herrn entbrannt; er streckte seine Hand aus wider sie und schlug sie nieder. Die Berge zitterten, und ihre Leichen lagen wie der Unrat auf den Gassen. Bei all dem legte sich sein Zorn noch nicht, und seine Hand blieb ausgestreckt!  Und für ein Volk aus fernem Land erstellte er ein Banner, und pfiff es von der Erde Rand herbei. Behende kommt es und in Eile. -  Kein Müder und kein Matter ist darunter, und keiner schläft, und keiner schlummert, und keiner öffnet seiner Lenden Gürtel, und keiner löst die Riemen seiner Schuhe. - Geschärft sind seine Pfeile; alle seine Bogen sind gespannt. Den Kieseln gleichen seiner Rosse Hufe, dem Wirbelsturme seine Räder. - Gleich einem Löwen brüllt es; gleich einem jungen Leuen brüllt's und knurrt und packt und sichert seinen Rauh, und niemand wehrt ihm. - Das knurrt an jenem Tage über ihm wie Meerestoben, und wer hineinschaut in dies Land, der sieht nur bange Finsternis. Kein Lichtstrahl dringt mehr in sein Dunkel. Des Propheten BerufungIm Todesjahr des Königs Ozias, da habe ich den Herrn geschaut, auf hohem und erhabnem Throne thronend; sein Schleppgewand erfüllte ganz das Heiligtum. Seraphe standen um ihn her; sechs Schwingen hatte jeder. Mit zweien deckte er sein Angesicht, mit zweien seine Füße; mit zweien schwebte er. Und einer rief dem andern zu und sprach: »Der Heilige, der Heilige, der Heilige, der Herr der Heeresscharen! Sein Ruhm der ganzen Erde Fülle!« Da zitterten sogar die Schwellenlager von diesem lauten Rufen; das Haus ward voller Rauch.  Da sprach ich: »Wehe mir! Ich bin verloren. Ich bin ein Mann unreiner Lippen und lebe auch inmitten eines Volks unreiner Lippen. Und dennoch schaue ich den König selbst mit meinen Augen, den Herrn der Heeresscharen.« Da schwebte einer von den Seraphim zu mir mit einem Glühstein in der Hand, den er mit einer Zange vom Altar genommen. Damit berührt' er meinen Mund und sprach: »So dies an deine Lippen rührt, hinweg ist deine Missetat, und deine Sünde ist gesühnt.«   Da hörte ich des Herren Stimme sprechen: - »Wen soll ich senden? Wer von uns mag gehen?« - Ich sprach: »Ich bin bereit; mich sende!« Er sprach: »So geh und sprich zu diesem Volk: "Zuhören sollt ihr stets und dennoch nichts verstehn! Zusehen stets und dennoch nichts erkennen!" Verstocke dieses Volkes Herz! Verhärte seine Ohren! Verklebe seine Augen! Dann sieht es nichts mit seinen Augen und hört nichts mehr mit seinen Ohren und faßt nichts mehr mit seinen Sinnen, und so bekehrt sich's nicht und findet keine Heilung.« - Ich fragte: »Herr! Bis wann?« Er sprach: »Bis daß verheert die Städte sind und unbewohnt und menschenleer die Häuser, und bis das Ackerland zur Wüstenei verheert.« - Die Menschen schickt der Herr in weite Ferne, und eine große Leere wird im Lande sein. Wenn auch ein Zehntel noch darin verblieben, von neuem würde dieses abgeweidet. Doch so, wie bei gefällten Eichen oder Terebinthen ein Stumpf vorhanden bleibt, wird auch sein Stumpf ein heiliger Sprößling werden. Ankündigung des EmanuelZur Zeit des Achaz; der ein Sohn des Jotam war, wie der ein Sohn Ozias', des Judakönigs, zogen Resin, Syriens König, und Israels König Pekach, des Remalja Sohn, hin vor Jerusalem, es zu erstürmen. Doch er vermochte nicht, sie zu bekämpfen.  Gemeldet ward dem Davidshause: »Verbündet hat sich Syrien mit Ephraim«, da bebte sein und seines Volkes Herz, so, wie des Waldes Bäume vor dem Sturme beben. Der Herr sprach zu Isaias: »Geh jetzt zu Achaz, du und Searjasub, dein Sohn, dort an das Ende der Rinne aus dem obern Teiche, dort an die Straße nach dem Walkerfelde zu!  Und sprich zu ihm: Sei völlig ruhig, ohne Furcht! Laß deinen Mut nicht sinken vor diesen beiden Fackelstummeln, die durch den fürchterlichen Zorn Resins und Syriens und des Remaljasohnes also qualmen! Zwar sinnen Syrien und Ephraim und der Remaljasohn gar Schlimmes wider dich: »Wir wollen gegen Juda ziehn, es hart bedrängen und für uns erobern und dann zum Könige darin den Tabelsohn einsetzen!«"«  Dagegen spricht der Herr, der Herr: »Daraus wird nichts. Das gibt es nicht. Damaskus, Syriens Haupt, und Resin von Damaskus wird ebenso wie Ephraim vernichtet, - und dies nach fünfundsechzig Jahren, daß es kein Volk mehr ist, -  Samaria auch, das Haupt von Ephraim, und von Samaria Remaljas Sohn. Wenn ihr nicht glaubt, dann bleibt ihr nicht.« Dann ließ der Herr zu Achaz weiter sagen: »Nun fordere ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gott, sei's unten in der Gruft, sei's oben in der Luft!« Achaz entgegnete: »Ich stelle keine Bitte; ich will den Herrn doch nicht versuchen.« Da sagte er: »So hört, die ihr zum Davidshaus gehört! Ist's euch zuwenig, Menschen zu ermüden, daß ihr auch meinen Gott ermüdet? Trotzdem gibt euch der Herr von selbst ein Zeichen: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und ihn Immanuel benennen - Gott mit uns.  Er wird genießen Milch und Honig, wenn er das Böse zu verschmähen, das Gute zu erwählen lernt.  Bevor der Knabe nämlich Böses zu verschmähen und Gutes zu erwählen lernt, wird schon das Land verlassen sein, wovor du bangst der beiden Könige wegen.  Doch läßt auch über dich, dein Volk und deines Vaters Haus der Herr noch Zeiten kommen, wie sie noch nie gewesen, seitdem sich Ephraim von Juda trennte, mit Hilfe des Assyrerkönigs.« An jenem Tage pfeift der Herr den Bremsen, die an dem Ende der ägyptischen Ströme sitzen, sowie den Wespen im Assyrerlande.  Sie kommen allesamt und lagern sich in Tälerschluchten, in Felsenspalten, in allen Dorngestrüppen, an allen Wasserplätzen. An jenem Tage läßt der Herr mit einem Messer, das jenseits des Stroms gedungen war, dem König von Assyrien, euch Haupt und Beine scheren und selbst den Bart nimmt's weg. -  Wer dann an jenem Tag sich eine junge Kuh noch halten kann und ein paar Schafe, der kann von lauter Sahne leben beim Überfluß der Milch; von Sahne lebt und Honig dann ein jedes, das im Lande ist. -  Geschehen wird's an jenem Tag, daß jeder Platz, wo tausend Reben stehn im Wert von tausend Silberlingen, zu Dorn und Distel wird.  Mit Pfeil und Bogen muß man ihn betreten: denn alles Land wird Dorn und Distel. Und all die Berge, ehedem behackt, die suchst du nicht mehr auf, aus Furcht vor Dorn und Distel. Die Rinder treibt man hin; von Schafen läßt man sie zertreten. Gegen Juda's Feinde und gegen Juda selbstDann sprach der Herr zu mir: »Nimm her dir eine große Tafel und schreib in Volksschrift also drauf: "Her stürzt die Plünderung.« "Her rast der Raub!"« -  Glaubwürdige Männer stellte ich als Zeugen auf, Urias, einen Priester, und Zacharias, Jeberechjas Sohn. Dann nahte ich mich der Prophetin; sie wurde guter Hoffnung und schenkte einem Sohn das Leben. Dann sprach der Herr zu mir: »Benenne ihn mit Namen: "Her stürzt die Plünderung.« "Her stürzt der Raub!" Denn ehe noch der Knabe rufen kann: "Mein Vater! Meine Mutter!", wird schon der Reichtum von Damaskus vor dem König der Assyrer hergetragen sein sowie die Beute von Samaria.«   Dann sprach der Herr zu mir: »Verächtlich denkt dies Volk vom sanften Bach Siloa und von dem Wassergraben gegen den Remaljasohn und Resin.«   So läßt der Herr deswegen aber sie herfluten das mächtige, gewaltige Gewässer aus dem Strom - den König von Assyrien und seine ganze Wucht -, und über seine Dämme steigt es allenthalben, und über alle seine Ufer tritt es aus. -  In Juda dringt es ein und überschwemmt und überströmt es; es reicht ihm bis zum Halse. - Und seiner Flügel Spanne bedeckt dein Land, so breit es ist, Immanuel. Weint, Völker, bebt! Horcht auf, ihr fernen Gegenden der Erde all! Zum Kampfe rüstet euch! Erbebt! Zum Kampf rüstet euch! Erbebt! Auf Schmiedet Pläne! Sie werden doch vereitelt. Faßt nur Beschlüsse! Sie werden doch nicht durchgesetzt. Mit uns ist Gott. -  Ja, also sprach der Herr zu mir, und seine Hand lag schwer auf mir, um mich zu warnen, die Wege dieses Volkes zu betreten: »Ihr sollt nicht Hochverrat es nennen, was dieses Volk als Hochverrat bezeichnet! Habt keine Furcht vor seiner Furcht-, erschauert nicht!  Für hehr und heilig sehet an den Herrn der Heeresscharen! Nur der sei eure Furcht! Nur der sei euer Schrecken!  Er wird wie ein Gewicht, ein Stein des Anstoßes, ein Block des Strauchelns für beide Häuser Israels, wie eine Schlinge, eine Falle für die Einwohner Jerusalems. Dort stoßen viele sich, zerschmettern sich im Fall; hier werden viele in das Garn verwickelt und gefangen. Verschnüre die Vermahnung! Versiegle die Verkündigung mit Siegelwachs!« Doch ich vertraue auf den Herrn. Er hat zwar seinen Blick dem Jakobshaus entzogen; und doch, ich hoffe fest auf ihn. Fürwahr, ich selber samt den Söhnen, die mir der Herr geschenkt, sind Zeichen jetzt und Vorbilder in Israel, geschenkt vom Herrn der Heeresscharen, der auf dem Sionsberge wohnt. Und wenn man zu euch sagt: »Befragt die Totengeister und die Wahrsaggeister, die piependen, die murmelnden!« Dann sage ich: »Soll nicht ein Volk nur seinen Gott befragen? Soll man die Toten fragen für die Lebenden?« - Doch stimmen sie in Mahnung und Verwarnung nicht überein mit jenem Spruch, in dem kein Dunkel ist,  dann zieht man darob hin, gebeugt und hungernd, und weil man Hunger leidet, gerät man in Verzweiflung und flucht dann seinem Könige und seinen Göttern. Wenn man nach oben schaut  und blickt man auf die Erde, nur ängstigendes Dunkel und jämmerliche Finsternis! - Der MessiasDoch nimmer kennt Ermüdung, der sich ergießt darüber. Zuerst eilt er ins Land von Zabulon und Naphtali. Zuletzt bedrückt er auch den Meeresweg, am Jordan das Gelände samt dem Heidengau.  Das Volk, das da im Dunkel wallt, es sieht ein mächtig Licht, und über den Bewohnern finstern Landes wird es hell. -  Viel schaffst Du frohen Jubels, und groß machst Du die Freude; man freut sich unter Deinen Augen wie bei Erntefreuden, wie bei der Beuteteilung jauchzen sie. Die Last des Jochs, das Holz auf seinem Nacken, des Treibers Stock zerbrichst Du wie am Midianstage.  Denn jeder Schuh, der dröhnend stampft, der Mantel, blutbefleckt, verfällt dem Brand, dem Fraß des Feuers. Ein Kind wird uns geboren; ein Sohn wird uns geschenkt, das Herrscherzeichen auf der Schulter; sein Name lautet: »Wunderbarer Rater, Gott und Held, ein ewiger Vater, Friedensfürst".  Das Reich wird groß, endlos der Friede. Er nimmt Besitz von Davids Thron und Reich, errichtet dies aufs neue, festigt es durch Recht und durch Gerechtigkeit von nun an bis auf ewig. Dies wirkt des Herrn der Heeresscharen Eifer.  Der Herr entsandte aber gegen Jakob einst ein Wort; es ging auf Israel.  Sein ganzes Volk erfuhr's, ganz Ephraim und die Bewohner von Samaria, weil sie in Übermut und stolzem Sinne sprachen: »Stürzten Ziegelsteine ein, mit Quadern bauen wir es auf. Und hieb man Sykomoren ab, ersetzen wir's mit Zedern.«   Da ließ der Herr des Resin Haß dawider lodern: Er stachelt seine Feinde an,  die Syrer hier im Osten, im Westen die Philister. Sie fressen Israel an jeder Seite an. Und dennoch konnte sich sein Zorn nicht legen; noch immer blieb sein Arm gereckt. Es kehrte sich das Volk nicht um zu ihm, der es geschlagen, und frug nichts nach dem Herrn der Heeresscharen. Drum hieb der Herr von Israel den Kopf und Schweif, Palmzweig und Binse ab, an einem Tage. -  Der Alte und der Angesehne sind der Kopf, der lügenlehrende Prophet der Schweif. Irrleiter sind die Leiter dieses Volkes, verleitet die Geleiteten. Drum freut der Herr sich seiner jungen Männer nicht und ist den Waisen und den Witwen nimmer gnädig. Sie alle waren ruchlos, Bösewichte, und jeder Mund sprach frevelhaft. Und also konnte sich sein Zorn nicht legen; noch immer blieb sein Arm gereckt. Wie Feuer brannte Schlechtigkeit, verzehrte Dorn und Distel und loderte im dicht verwachsenen Wald empor, im Rauche wirbelnd. Verfinstert ward das Land beim Zorn des Herrn der Heeresscharen; das Volk ward wie des Feuers Fraß; der eine schonte nicht des andern.  Sie fraßen, was zur rechten Seite, verschlangen hungernd, was zur Linken, und wurden doch nicht satt. Ein jeglicher fraß seines Armes Fleisch. Manasse Ephraim und Ephraim Manasse, sie miteinander Juda. Und dennoch konnte sich sein Zorn nicht legen; noch immer blieb sein Arm gereckt.  Gegen Juda und AssurEin Wehe denen, die verderbliche Gesetze machen! Ein Wehe jenen Schreibern, die Plackereien schreiben, die von dem Rechtsweg die Geringen drängen und meines Volkes Arme ihres Rechts berauben! Die Witwen werden ihre Beute, und Waisen plündern sie. Was wollt denn ihr am Tag der Strafe machen, wenn die Verheerung aus der Ferne kommt? Zu wem flieht ihr um Hilfe rufend? Wo laßt ihr eure Schätze?  Wer sich dem Kerkermeister nicht ergibt, verfällt dem Henker. - Und dennoch konnte sich sein Zorn nicht legen; noch immer blieb sein Arm gereckt. -  Doch wehe dem Assyrer. Meines Zornes Stock! In seiner Hand ist meines Grimmes Rute. Ich send ihn gegen ein unheilig Volk; ich biete gegen eine Nation ihn auf, mit der ich zürne, sie zu berauben, sie zu plündern, sie zu zertreten gleich dem Straßenkot. Er aber meint's nicht so; dies hat er nicht im Sinn. Gesonnen ist er zu vertilgen, nicht wenige Völker auszurotten.  So sagt er ja: »Sind meine Obersten nicht alle Könige? Erging's nicht Kalno so wie Karkemis? Nicht Hamat so wie Arpad? Samaria wie Damaskus?  Wie meine Hand der Götter Königreiche traf, und ihrer Götzenbilder waren's mehr als die Jerusalems und die Samarias, - da sollte ich, was ich Samaria und seinen Götzen angetan, nicht auch Jerusalem und seinen Götzen tun?« Hat nur der Herr sein ganzes Werk erst an dem Sionsberg und an Jerusalem vollzogen, - »so strafe ich kopfüber auch des Assurkönigs stolzen Sinn und unverhofft sein übermütiges Geschau".  Er sagt: »Durch meinen starken Arm und meine Weisheit hab ich's ausgeführt; denn ich bin klug. Der Völker Grenzen habe ich verrückt und ihre Schätze ausgeplündert und die Bewohner fürchterlich geschwächt. Und meine Hand griff in der Völker Reichtum wie in Nester. Wie man verlassene Eier sammelt, so habe ich die ganze Erde eingesteckt. Da gab's kein Flügelschlagen, kein Schnabelsperren und kein Zwitschern.« Rühmt sich die Axt denn vor dem Fäller, und protzt die Säge vor dem Säger? - Als ob ein Stab den schwänge, der ihn schwingt! Als höb ein Stock den auf, der nicht von Holz!  Der Herr, der Heeresscharen Herr, schickt Abzehrung deswegen seinen Starken, und seiner Pracht entbrannt ein Brand wie Feuerbrand. In Feuer wandelt sich das Licht von Israel, sein Heiliger in eine Flamme. Sie sengt und frißt an einem Tag sein Dorngebüsch und seine Disteln  und seines Waldes Pracht samt seinem Fruchtgefilde; die Seele samt dem Leib vernichtet er, wie wenn dahin ein Krankes siecht!  Der Bäume Rest in seinem Wald wird zählbar sein; ein Kind vermag sie aufzuschreiben. Was übrigbleibt von Israel und was von Jakobs Haus entrinnt, verläßt sich nimmermehr an jenem Tag auf einen Büttel. Aufrichtig baut es auf den Herrn, den Heiligen Israels.  Ein Rest kehrt um, der Jakobsrest zum starken Gott. - Wenn Israel, Dein Volk, wie Sand am Meere wäre, allein ein Rest davon bekehret sich. Ein Garaus, festbeschlossen, bricht mit gerechter Strenge ein. Verheerung, wenn auch abgekürzt, verhängt der Herr, der Heeresscharen Herr, für alle Teile dieses Landes. »Trotzdem«, so spricht der Heeresscharen Herr, »hab keine Furcht, mein Volk, das hier in Sion wohnt, vor dem Assyrer, der dich mit dem Stocke schlägt und seine Rute gegen dich erhebt nach Art Ägyptens!  Denn nur noch eine kleine Weile, dann ist der Zorn vorüber und geht mein Grimm zu Ende.« Dann schwingt der Heeresscharen Herr die Peitsche über ihn zu Streichen, wie Midian sie am Rabenfelsen spürte; er streckt dann seine Rute aus, wie einstens übers Meer auf dem Ägypterwege. -  An jenem Tage schwindet seine Last von deinem Nacken, sein Joch von deinem Halse. Zunichte wird der Fremden Joch. - Er geht auf Ajat los und zieht durch Migron. Zu Michmas läßt er sein Gepäck. -  Sie ziehen durch den Paß; zu Geba sind die Nachtquartiere. Da zittert Rama; Sauls Gibea flieht. - Schrei laut auf, Gallims Tochter! Horch auf, Laisa! Gib weiter, Anatot, den Schrei! Madmena schwankt von dannen; Gebims Bewohner fliehen. In Nob steht er noch heute und macht dem Berg der Sionstochter eine Faust, dem Hügel von Jerusalem. Doch seht! Der Herr, der Heeresscharen Herr, entästet schrecklich das Gezweige. Die hohen Wipfel werden abgeschlagen, und Ragendes fällt ab.  Er fällt des Waldes Dickicht mit der Axt; der Libanon stürzt hin mit Macht. Des Messias FriedensreichDann sprießt ein Reis aus Jesses Stumpf; ein Schößling bricht hervor aus seinen Wurzeln. -  Auf ihn läßt sich der Geist des Herrn hernieder, der Geist der Weisheit, des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Kenntnis und der Furcht des Herrn. Sein Scharfsinn ruht nur auf der Furcht des Herrn; er richtet nicht nach seiner Augen Sicht und urteilt nicht nach dem Verhör. Er richtet in Gerechtigkeit die Armen und spricht in Redlichkeit Bescheidenen im Land das Urteil. Er schlägt den Bösewicht mit seines Mundes Stock; den Frevler tötet er mit seiner Lippen Hauch. Sein Hüftgurt ist Gerechtigkeit, und Treue seiner Lenden Gürtel. Der Wolf ist bei dem Lamm zu Gast, der Panther lagert bei dem Böcklein, und Kalb und Löwe fressen miteinander; ein kleiner Knabe treibt sie aus. -  Und Kuh und Bär befreunden sich und werfen beieinander ihre Jungen, und Stroh frißt gleich dem Rind der Löwe. - An Otternhöhlen spielt der Säugling; ans Natternauge strecken die Entwöhnten ihre Hand. Nicht wirken Böses sie und nicht Verderb auf meinem heiligen Berg, soweit er reicht. - Denn wie den Meeresboden Wasser decken, so wird das Land voll von des Herrn Erkenntnis. Da steht an jenem Tage Jesses Wurzelsproß als aufgestecktes Banner für die Völker da und wird von Heidenvölkern aufgesucht, und wo er weilt, der Ort ist herrlich. -  An jenem Tag erhebt der Herr zum zweitenmal die Hand, um seines Volkes Rest sich zu erwerben, der übrig ist aus Assur und Ägypten, aus Patros und aus Äthiopien, aus Elam, Sinear und Hamat und aus den Küstenländern.  Er steckt ein Banner für die Heidenvölker auf und sammelt die Verstoßnen Israels und die Versprengten Judas. Er sammelt sie aus den vier Gegenden der Erde. Dann schwindet Ephraims Neid, und ausgerottet wird die Feindschaft Judas, und Ephraim beneidet Juda nimmermehr, und Juda ist auf Ephraim nicht weiter eifersüchtig. - Sie stürzen stürmisch sich am Meer auf die Philister; verbündet plündern sie des Ostens Söhne. Die Hände legen sie an Edom und an Moab und machen Ammons Söhne hörig. - Der Herr ließ einst die Zunge des ägyptischen Meeres schwinden. So zeigt er nunmehr seine Faust dem Strom in seinem Damm; in sieben Bäche schlägt er ihn und macht ihn gangbar selbst für Schuhe.  So gibt es nunmehr eine Straße für seines Volkes Überrest, für die, die aus Assyrien noch übrig, wie einst für Israel bei seinem Auszug aus Ägypterland. Dank für ErrettungAn jenem Tage wirst du sprechen: »Ich danke Dir, o Herr, Du hast auf mich gezürnt; Dein Zorn hat sich gelegt, und nun bist Du mein Tröster. Fürwahr, Du bist mein hilfereicher Gott, auf den ich furchtlos mich verlasse. Dem Herren gelten meine Ruhmeslieder, ward er doch mir zum Heile.« Schöpft jubelnd aus des Heilborns Wasser  und ruft dabei an jenem Tage: »Dem Herrn sei Dank!« Mit Stolz nennt seinen Namen! Tut Völkern seine Taten kund! Verkündet, daß sein Name hoch erhaben! Lobsingt dem Herrn! Denn große Dinge hat er ausgeführt!. Dies werde aller Welt bekannt!  Frohlocke, juble, du Bewohnerschaft von Sion! Denn groß in deiner Mitte ist der Heilige Israels. Babels SturzEin Ausspruch über Babel, worüber ein Gesicht Isaias, Amos' Sohn, empfangen hat: -  Auf freiem Berge hißt ein Banner! Ruft ihnen zu mit lauter Stimme! Winkt mit der Hand, auf daß der Fürsten Heerbann komme!  »Ich selber biete meine Scharen auf; für meinen Zorn berufe ich die Helden mein, ja, meine siegesfrohen Leute.« - Horch! Getümmel auf den Bergen wie von großem Volke! Horch! Gelärm von Königreichen, von Heidenvölkern dort vereint. Jetzt mustert der Heerscharen Herr ein Kriegsheer aus. Von fernem Lande kommen sie, vom Himmelsrande her. Sie sind des Herren Rachediener zum Untergang der ganzen Erde. - Heult auf! Der Tag des Herrn ist nah; Lawinen aus dem Hochgebirge gleich kommt er heran. Die Hände aller werden schlaff darob; ein jeglich Menschenherz zergeht. Betäubt werden sie sein, und Krämpfe, Wehen packen sie; sie winden sich gleich den Gebärenden. Sie sehen starr einander an; wie Flammen glüht ihr Angesicht. Jetzt kommt der Tag des Herrn, so fürchterlich, mit Grimm und Zornesglut. In Öde wandelt er die Erde, und ihre Sünder tilgt er draus. Des Himmels Sterne leuchten nimmer, noch seine Sternbilder in ihrem Glanz. Verdunkelt geht die Sonne auf; nicht glänzt der Mond in seinem Lichte. »Ich suche an der Welt die Bosheit heim und an den Frevlern ihre Missetaten. Dem Stolz der Übermütigen bereite ich ein Ende; der Wüteriche Hochmut beuge ich. Die Menschen mach ich seltener als Gold, die Sterblichen noch teurer als das Ophirgold. Deshalb erschüttre ich den Himmel. Die Erde bebt von ihrer Stätte bei dem Grimm des Herrn der Heerscharen am Tage seiner Zornesglut. - Und wie verscheuchte Rehe, wie Schafe ohne Hirten kehrt ein jeder zu seinem Volk zurück, in seine Heimat flieht ein jeder. -  Und wer sich finden läßt, der wird durchbohrt; wer aufgegriffen wird, der fällt durch's Schwert. - Vor ihren Augen werden Säuglinge zerschmettert, geplündert ihre Häuser, geschändet ihre Weiber. - Ich biete gegen sie die Meder auf, die nicht des Silbers achten und nach Gold nicht gieren. Die Bogenschützen strecken junge Männer nieder; sie schonen keine Leibesfrucht und schauen nicht auf Kinder mitleidsvoll. - Und Babylon, der Königreiche Krone, der stolzen Zierde der Chaldäer, ergeht's wie Sodom und Gomorrha, die Gott vernichtet hat. Auf ewig bleibt es unbewohnt, durch alle Zeiten unbesiedelt. Kein Araber schlägt sein Gezelt dort auf, und keine Hirten lagern sich darin. - Nur wilde Katzen haben dort ihr Lager und Uhus füllen ihre Häuser, und Strauße hausen da; Bocksgeister tanzen dort. - * In ihren Burgen werden die Schakale und in Luftschlössern Hyänen das Geschrei erwidern. Der Anbruch seiner Zeit ist nah, und seine Tage zögern nicht.« Der Verbannten Heimkehr - Gegen Babel, Assur und PhilisterlandErbarmt der Herr sich Jakobs abermals, erwählt von neuem Israel und bringt sie heim, dann schließen Fremdlinge sich ihnen an, gesellen sich zu Jakobs Haus.  Sie nehmen mit sich von den Völkern Leute und führen sie in ihre Siedlung. Israels Haus macht auf dem Boden seines Herrn sie sich zu Knechten und zu Mägden. So werden sie nun ihrer Fänger Fänger und schalten über ihre Treiber. Verschafft der Herr dir Ruh von deinem Kummer, deiner Angst und von dem schweren Dienst, worunter du gelitten, dann stimme auf den Babelkönig dieses Spottlied an und rufe: »Wie muß der Treiber feiern und feiern das Gelärme? Zerbrochen hat der Herr der Frevler Stock und der Tyrannen Zepter, das Völker grimmig schlug mit Schlägen ohne Ende, im Zorne Heidenvölker niedertrat mit Tritten mitleidslos. Nun ruht und rastet alle Welt; sie jubelt auf. Selbst die Zypressen freun sich über dich, die Zedern auf dem Libanon: "Seitdem du dich gelegt, kein Fäller kommt mehr, uns zu fällen.« Die Schattenwelt dort unten zittert dann bei deinem Kommen; die Schatten jagt sie auf, der Erde Führer insgesamt. Sie heißt von ihren Thronen sich erheben die Könige der Heidenvölker allesamt.  Sie alle heben an und sagen dir: "Auch du bist hingesiecht wie wir; du bist uns gleich geworden.« Hinab ins Totenreich ist deine Pracht gestürzt, mit dem Getöne deiner Harfen. Das Lager unter dir sind Maden, und Gewürm ist deine Decke.  Wie bist vom Himmel du gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie auf die Erde hingeworfen, du Völkersieger! Du freilich hast bei dir gedacht: "Ich steige auf zum Himmel und stelle über Gottes Sterne meinen Thron und setze mich auf den Versammlungsberg im hohen Norden.  Zu Wolkenhöhen steige ich empor und mache mich dem Höchsten gleich.« Nun stürzest du ins Schattenreich, zur allertiefsten Grube. Die einstens dich gesehen, blicken dich voll Spannung an, betrachten dich und sagen: "Ist das der Mann, der einst die Erde zittern ließ, in Schrecken Königreiche setzte? Und der die Welt zur Wüste machte und ihre Städte niederriß, nicht losgab seine Häftlinge nach Hause? Die Könige der Heidenvölker insgesamt, in Ehren ruhen sie: ein jeder ruht in seiner Gruft. Doch du wirst weggeworfen ohne Grab wie ein verächtlich Ding, umgeben von Erwürgten, Schwertdurchbohrten, die zur Vergessenheit der Grube fahren. Wie ein zertreten Aas wirst du im Grab jenen nicht beigesellt. Du hast dein Land verwüstet, dein eigen Volk erwürgt. Nicht werde mehr der Missetäter Brut gedacht! - So richtet eine Schlachtbank her für seine Söhne, ob ihrer Ahnen Missetat! Sie sollen nicht mehr auferstehen, die Erde zu erobern!" - Dann wird die Welt von Städten wieder Voll.« »Aufstehen will ich wider sie«, ein Spruch des Herrn der Heeresscharen. - »Ich rotte Namen, Nachkommen und Schoß und Sproß aus Babel aus und mache es zum Sumpf, mit Rohr bewachsen, in tiefen Schlamm versunken.« - Ein Spruch des Herrn der Heeresscharen. Geschworen hat der Heeresscharen Herr: »Wie ich's beschlossen, soll's geschehen. Wie ich mir's vorgenommen, soll's auch werden.  In meinem Land zerschmettere ich den Assyrer, zertrete ihn auf meinen Bergen, auf daß sein Joch von ihnen schwinde und seine Last von ihrem Nacken weiche.«   Das ist der Plan, geplant für alle Welt, und das der Arm, der über alle Heidenvölker ausgestreckt. Der Heeresscharen Herr beschließt es. Wer will es hindern? Ist ausgestreckt sein Arm, wer biegt ihn rückwärts? Im Todesjahr des Königs Achaz erfolgte dieser Ausspruch:  »Freu dich, Philisterland, nicht allzu sehr, daß jetzt die Rute, die dich schlug, zerbrochen ist! Dem Schlangenstamm entspringt ja eine Natter; ein Flügeldrache ist ihr Junges.  Die Ärmsten aber können auf die Weide gehen, und Elende in Sicherheit sich lagern; dagegen töte ich durch Hunger deinen Stamm; er mordet deinen Rest.  Ihr Tore, wimmert! Klaget, Städte! Erbebe, ganz Philisterland! Denn qualmgleich kommt es aus dem Norden; nicht einer bleibt zurück bei seinen Scharen.  Was wird man dann den Heidenboten sagen? "Der Herr hat Sion fest gegründet, und dort besitzen die Armen seines Volkes eine Zufluchtsstatt."«  Gegen MoabEin Ausspruch aber Moab: »Gewiß! Schon in der Angriffsnacht ist's aus mit Kir Moab. Gewiß! Schon in der Angriffsnacht ist's aus mit Ar Moab. Zum Tempel schreitet Dibon weinend auf die Höhen; zu Nebo und zu Medeba heult Moab. Auf allen Häuptern sieht man Glatzen, und jedes Kinn ist ausgerauft. Auf seinen Straßen schreitet man im Trauerkleide; auf seinen Dächern, seinen Plätzen in Tränenfluten alles klagt. Sie schreien, Hesbon und Elale; bis Jahaz hört man ihr Geschrei. Dort schlottern Moabs Hüften; bis in die Seele zittert es. Ich muß von Herzen über Moab jammern; bis Soar ziehen seine Flüchtlinge und bis zur dritten Furt. Hinan steigt man die Steige von Luchit mit Weinen; den Weg herab nach Horonaim füllen sie mit Jammerklagen.  Die Wasser Nimrims sind verschüttet. Das Gras verdorrt; das Kraut verwelkt, nichts Grünes mehr. Drum tragen sie, was sie erspart, und das, was sie gerettet, hin zum Weidenbach. Doch rings um Moabs Grenzen schallt Geschrei; bis Eglaim tönt sein Geheul und bis zum Elimbrunnen sein Geschrei: - Denn Dimons Wasser sind voll Blut. Bei Dimon schwelle ich sie wieder an; ich fülle sie mit Flüchtlingen der Moabiter an und auch den letzten Rest vernichte ich.« Gegen MoabVon Sela schickt zum Sionsberg den Sohn des Landesfürsten durch die Wüste!  »Die Moabstöchter an den Arnonfurten gleichen«, so soll er sprechen, »aus dem Nest verscheuchten Vögeln. Helft mit gutem Rat! Erfüllt die Bitte: Mach am hohen Mittag deine Schatten gleich der Nacht! Verstecke die Vertriebenen! Die Flüchtigen verrate nicht!  Ach! Dürften die Versprengten Moabs bei dir weilen! Sei ihnen Schutz vor dem Verwüster, bis vorüber die Bedrückung und die Verwüstung überstanden und die Zerstörer aus dem Land verschwunden sind! Durch solche Güte wird der Thron befestigt; dann thront in Davids Zelt gewiß ein Richter, der des Rechtes sich befleißt und willig ist zum Edelmut.« »Wir haben es vernommen«, wird man sagen. -"Die Frechheit Moabs war stets groß, sein Stolz, sein Übermut, sein herrisches Gehaben, sein ungeziemendes Geschwätz.  Drum mag auch Moab über Moab jammern; das ganze Land mag jammern über Kir Charesets Traubenkuchen! Mögt ihr nur mutlos werden, ganz zerschlagen!  Ja! Die Gefilde Hesbons sind gewesen; gewesen Sibmas Weinstock, dessen Edelreben bis zum Heidenbaala reichten und bis nach Jazer langten, sich durch die Wüste schlangen, und dessen Ranken sich noch weiter dehnten und übers Meer selbst gingen.  Ich weine deshalb um den Weinstock Sibmas, daß man's in Jazer hört. Ich weine, Hesbon und Elale, heftig über dich. In deinen Sommer und in deinen Herbst ist ein gar rauher Klang gedrungen. Weg aus dem Gartenland ist Freud und Jubel, und in den Weinbergen wird nicht gesungen, nicht gejauchzt. Nicht keltert Wein, wer sonst gekeltert. Verstummen lasse ich das Kelterlied. Mein Inneres seufzt deshalb einer Zither gleich; mein Herz seufzt über Kir Chareset. Mag Moab offenkundig sich zur Höhe müde laufen, in seinen Tempel zum Gebete gehn, es richtet doch nichts aus.« Das ist das Wort, das über Moab einst der Herr geredet. Jetzt aber redet so der Herr: - »In noch drei Jahren, gerechnet nach Taglöhners Jahren, wird Moabs Adel zugleich verringert mit der ganzen großen Masse. Was übrigbleibt, wird unbedeutend wenig, wird ohnmächtig sein.«   Gegen Damaskus, Israel und AssurEin Ausspruch über Damaskus: »Die Stadt Damaskus wird verschwinden; es wird aus einer Stadt ein Trümmerhaufen. Verlassen werden sein der Steppe Städte, den Herden überlassen. Sie lagern sich daselbst, und niemand scheucht sie auf.  Ein Bollwerk Ephraims hört auf zu sein, das Reich der damaszenischen und andern Aramäer, die Israel wie eine Glorie umstrahlen.« Ein Spruch des Herrn der Heeresscharen. Doch wird an jenem Tag auch Jakobs Herrlichkeit gemindert; sein wohlgenährter Körper schwindet. Und so wird's sein, wie wenn ein Schnitter Halme rafft und mit der Hand die Ähren schneidet, wie bei der Ährenlese im Tal Rephaim. »Nachlese bleibt von ihm nur soviel übrig, gleichwie wenn man Olivenbäume klopft; so zwei, drei Beeren bleiben an des Astes Spitze, so vier und fünf in seinem Fruchtgezweig.« - Ein Spruch des Herrn, des Gottes Israels: »An jenem Tage schaun die Leute wieder auf zu ihrem Schöpfer, und ihre Augen blicken zu dem Heiligen Israels. Und niemand schaut sich weiter um nach den Altären, seiner Hände Werk, und niemand blickt mehr hin zu dem, was seine Finger einst gemacht, zu Pfählen, Rauchaltären. An jenem Tag sind seine festen Städte so verlassen wie einst der Amoriter und Hiwiter Städte, die vor den Söhnen Israels im Stich sie ließen, und die zur Wüste wurden. Denn deines Heiles Gott hast du vergessen; du dachtest an den Felsen nicht, nicht an dein Bollwerk. Magst du auch Liebesgärtchen anlegen und fremde Reiser einpflanzen, und bringst du sie, kaum eingepflanzt, zum Sprossen, am andern Morgen dein Gewächs zum Blühen, die Ernte schwindet doch dahin am Tag der Trauer und des bittern Schmerzes. Ha! Welch ein Tosen vieler Völker! Wie Meerestosen tosen sie. Ein Brausen von Nationen! Wie starker Wasser Brausen brausen sie. Wie großer Wasser Brausen brausen die Nationen. Er schilt auf sie; sie fliehen in die Ferne, gejagt wie Spreu auf Bergen vor dem Sturm, wie vor der Windsbraut Wirbelstaub. Zur Abendzeit Bestürzung! Vor Morgenanbruch sind sie nicht mehr da. Das ist das Schicksal unsrer Plünderer und unserer Berauber Los.« Gegen ÄthiopienHör, Land der Segelschiffe, Zugang zu Äthiopiens Strömen, das Boten auf dem Meere sendet in den Papyruskähnen übers Meer! Ihr schnellen Boten, eilt, zum Volke, hochgereckt und blank, zum Volke, fürchterlich, seitdem es ist, zum Heidenvolke wundersamen Wohlstands und Behagens, des Land von Flüssen wird durchquert! All ihr Bewohner rings des Erdenrundes, die ihr auf Erden wohnt! Schaut auf, wenn ein Panier auf Bergen aufgerichtet wird! Horcht auf, wenn die Posaune tönt! Denn also spricht der Herr zu mir: »Ich schaue hin auf meine Stätte wie Strahlenglut bei Sonnenschein, wie Taugewölk zur Erntezeit.  Noch vor der Ernte, wenn die Blütezeit vorüber und wenn die Blume sich zur reifen Traube bildet, wenn man die Reben mit den Winzermessern schneidet, die Ranken wegnimmt und zerknickt,  da werden allesamt den Vögeln auf den Bergen, dem Wild des Feldes preisgegeben. Im Sommer sind die Raubvögel bei ihnen; im Winter haust alles Getier des Feldes bei ihnen.« - Zu jener Zeit bringt man dem Herrn der Heeresscharen Gaben von einem Volke, hochgereckt und blank, von einem Volke, fürchterlich, seitdem es ist, von einem Heidenvolke wundersamen Wohlstands und Behagens, dessen Land durch Flüsse wird durchquert, zum Ort hin für des Herrn der Heeresscharen Namen, bis zum Sionsberg. Gegen ÄgyptenEin Ausspruch über Ägypten: »Auf schneller Wolke fährt der Herr daherund kommt nach dem Ägypterland. Vor ihm erbeben die ägyptischen Götter, und der Ägypter Herz verzagt in ihrer Brust. - Ich stachle den Ägypter gegen den Ägypter auf, daß Bruder kämpfe gegen Bruder und Nachbar gegen Nachbar, Stadt gegen Stadt, Reich gegen Reich.  Gespalten wird Ägyptens Ratschluß schon in seiner Brust; denn ich verwirre seinen Plan. Dann mögen sie die Götzen, die Gespenster fragen, die Totengeister, die Wahrsagegeister! Ich geb Ägypten einem harten Herrn preis, ein strenger König soll's beherrschen.« - Ein Spruch des Herrn, des Herrn der Heeresscharen. Das Wasser schwindet aus dem Meere; der Strom versandet und versiegt. Die Flüsse faulen; seicht und sandig werden die Kanäle in Ägypten, und Rohr und Schilf verwelken. Die grünen Triften an dem Nil und an des Niles Mündung und alle Saaten an dem Nil verdorren und zerstieben und verschwinden. Die Fischer seufzen; alle trauern, die im Nile angeln, und mutlos werden, die ins Wasser Netze senken. Es schämen sich die Flachsarbeiter des Gehechelten, die Weber des Gewobenen. Und seine Wasserträger stehn geschlagen, bekümmert alle seine Bierbrauer. Nur Toren sind die Oberen von Tanis; den Pharao beraten seine Weisen dumm. Wie könnt zum Pharao ihr sagen: »Ich bin ein Glied der Zunft der Weisen, du Sohn uralter Könige"? Wo sind sie? Wo sind deine Weisen? Sie mögen, falls sie's wissen, dir's kundtun, was zum Untergang Ägyptens beschlossen hat der Heeresscharen Herr! Als Toren stehn die Oberen von Tanis da; einfältig sind die Oberen von Memphis. Ägypten führen ins Verderben, die seiner Gaue Oberste. Der Herr bereitet einen Schwindelgeist darin. So bringen sie Ägypten in allem seinem Tun zum Taumeln, wie der Betrunkene unsichern Schritts in sein Erbrochenes taumelt. Zum Heil Ägyptens dient kein Unternehmen. Was sich's zum Kopfe macht, das wird zum Schweife, und was zum Palmenzweig, zur Binse. - An jenem Tage gleichen die Ägypter Weibern. Sie zittern und erbeben vor dem erhobenen Arm des Herrn der Heeresscharen, den wider sie er reckt. Und Judas Land wird dem Ägypterland zum Schrecken. Sooft es jemand dran erinnert, erschrickt es über den Beschluß des Herrn der Heeresscharen, den er dawider faßt. - Fünf Städte reden im Ägypterland an jenem Tag die Sprache Kanaans, und sie bekennen sich zum Herrn der Heeresscharen. Die »Gästestadt« heißt eine unter ihnen.  An jenem Tag steht ein Altar des Herrn inmitten von Ägypten, an seiner Grenze für den Herrn ein Denkstein. Das wird zum Zeichen und zum Zeugnis für der Heeresscharen Herrn in dem Ägypterland: Wenn sie zum Herrn vor den Bedrängern schreien, dann schickt er ihnen einen Retter, der für sie streitet und sie rettet. Und den Ägyptern wird der Herr sich offenbaren, und die Ägypter lernen an jenem Tag den Herrn erkennen und bringen Schlacht- und Speiseopfer dar; sie lösen ein, was sie dem Herrn gelobt. So schlägt der Herr Ägypten. Er schlägt und heilt es, sie bekehren sich zum Herrn. Er läßt sich auch erbitten, sie zu heilen. - An jenem Tag ist eine Straße von Ägypten bis Assyrien. Assyrien kommt zu Ägypten, Ägypten zu Assyrien. Und mit Assyrien hält Ägypten Gottesdienste ab. An jenem Tag gesellt sich Israel als drittes Ägypten und Assyrien bei, ein Segensquell auf Erden. - Den Segen spricht der Heeresscharen Herr mit diesen Worten: »Gesegnet sei mein Volk Ägypten, du Schöpfung meiner Hand, Assyrien, und Israel, mein Eigentum!« Ägypten und ÄthiopienIm Jahre, da Tartan nach Asdod kam - der König der Assyrer, Sargon, hatte ihn gesandt, und er belagerte Asdod und nahm es ein -,  zu dieser Zeit, sprach so der Herr durch Amos' Sohn, Isaias: »Auf! Bind das grobe Tuch von deinen Hüften los. Zieh deine Schuhe von den Füßen!« - Und er tat so und ging entblößt und barfuß.  Da sprach der Herr: »So, wie mein Knecht Isaias bloß und barfuß geht, drei Jahre als ein Zeichen und als Vorbereitung für Ägypter und Äthiopier,  so führt Assyriens König die gefangenen Ägypter und die verschleppten Äthiopier hinweg, die jungen und die Alten, bloß und barfuß, und das Gesäß entblößt, zur Schmach Ägyptens.« - Bestürzt sind sie, von Äthiopien enttäuscht, nach dem sie ausgeblickt, und am Ägypterland, mit dem sie sich gebrüstet. Und die Bewohner dieser Küste sagen jenes Tages: »Wenn's denen so erging, nach denen wir Ausschau gehalten, wohin wir uns der Hilfe wegen flüchteten, um vor dem Könige Assyriens uns zu retten, wie können wir uns retten?«   Babels Fall - Duma und ArabienEin Ausspruch über die Verheerung der Gebieterin: »Wie Stürme aus dem Süden brausen, so kommt es aus der Wüste, aus fürchterlichem Lande.  Ein hart Gesicht wird mir vermeldet: "Der Räuber raubt, der Tilger tilgt!"- Herauf, Elam! Dräng nach, du Medien! All dem Gestöhne mache ich ein Ende. Darüber zittern meine Hüften; mich packen Schmerzen gleich den Wehen einer Kreißenden. Mir wendet's das Gehör, und das Gesicht verstört es mir. Das Herz pocht mir; ein Beben bebt durch mich. Die Dämmerung, mir sonst so lieb, zum Grauen hat man sie für mich gemacht. - Auf! Deckt die Tische! Breitet Teppiche! Nun schmaust und zecht! - Ihr Fürsten, auf! Greift nach den Schilden! -  Denn also spricht der Herr zu mir: "Auf denn! Bestell mir einen Wächter! Er melde, was er sieht! Und sieht er Wagen, die bespannt mit Rossen, auf Eseln Reiter, Reiter auf Kamelen, dann horche er, was er nur horchen kann!"  Da rief er aus: "Ich stehe auf der Wache meines Herrn, tagsüber immerzu; auf Posten bin ich all die Nächte. Da kommt ein Mann auf einem Wagen, bespannt mit Rossen. Da hebt er an und spricht: »Gestürzt, gestürzt ist Babel. All seine Götterbilder hat man auf die Erde hingeschmettert.«" O mein zermalmtes und zerdroschenes Volk! Was ich erhorcht vom Herrn der Heeresscharen, dem Gotte Israels, das kündige ich euch.«   Ein Ausspruch über Duma: »Von Seïr ruft's mir zu: "Du Wächter, ach! Wie spät ist's in der Nacht? Du Wächter, ach! Wie spät ist's in der Nacht?" Der Wächter spricht: "Gekommen ist der Morgen, und doch ist es noch Nacht. Wollt ihr noch mehr erfragen, könnt ihr's tun. Dann kommt nur wieder."« -  Ein Ausspruch über Arabien: »Im Steppenbusche nächtigt, Karawanen Dedans!  Den Durstigen bringt Wasser zu, Einwohner aus dem Lande Taima, und bietet Brot den Flüchtigen!  Vor Schwertern sind sie auf der Flucht, vor wohlgeschärften Schwertern, vor wohlgespannten Bogen, vor Kampfeswut. Denn also spricht der Herr zu mir: "Schon binnen Jahresfrist, gerechnet nach Taglöhnersjahren, ist's mit der ganzen Herrlichkeit von Kedar aus.«  Der Rest der Bogenzahl der Krieger bei Kedars Söhnen wird gering. Der Herr, Gott Israels, er sagt es.« Sturm gegen Jerusalem - Gegen Sebna, den KanzlerEin Ausspruch über die Scherbenschlucht: »Was ist dir doch, daß insgesamt du auf die Dächer steigst?  Du lärmerfüllter Ort! Du Stadt, so voll Getöse, du ausgelassene Feste! Die Deinen, die durchbohrt, nicht Schwertdurchbohrte sind's, nicht Kampfgefallene.  All deine Führer fliehen miteinander. Sie werden alle ohne Bogenschuß gefangen, die von dir angeworben waren. Gefangen werden allesamt, die aus der Ferne sich hierher geflüchtet.  Drum sage ich: Laßt mich! Ich muß gar bitter weinen. Dringt nicht in mich mit Tröstungen ob der Gewalt an meines Volkes Tochter! Denn jetzo ist der Tag des Herrn, des Herrn der Heeresscharen, Tag der Bestürzung, der Verheerung und Verwirrung. Da in der Scherbenschlucht durchsticht man Quell und Damm am Berge. Das sandige Ufer trägt man ab und schleift die Stufenhöhe. Der Mauer mangeln Wehren. Mit Kriegerwagen werden deine schönsten Täler voll, und Reiter stellen sich dem Tore gegenüber auf. Da wird die Decke Judas weggezogen. - An jenem Tag schaust du im Waldhaus nach dem Rüstzeug.  Und ihr bemerket große Risse in der Davidsstadt; da sammelt ihr des untern Teiches Wasser.  Ihr zählt die Häuser von Jerusalem und schleift die Häuser zur Befestigung der Mauer. Ihr macht ein Sammelbecken in dem Zwischenraum der beiden Mauern für die Wasser aus dem alten Teiche. Doch schaut ihr nicht nach dem, der es geplant, ihr seht nicht den an, der es schon seit langer Zeit beschlossen. Wohl ruft an jenem Tag der Herr, der Heeresscharen Herr, zum Weinen und zum Klagen, zum Haarausraufen und zu Trauerkleidung. Doch da ist eitel Lust und Lachen und Rinderwürgen, Schafeschlachten und Fleischverzehren, Weinvertilgen. "Gegessen und getrunken! Denn morgen sind wir tot!" Der Herr der Heeresscharen hat es mir ins Ohr geoffenbart: "Solch eine Missetat wird nimmer euch verziehen, bis daß ihr sterbet", spricht der Herr, der Heeresscharen Herr.« So spricht der Herr, der Heeresscharen Herr: »Auf! Hin zu diesem Pfleger, des Hauses Vorstand, Sebna!  Was hast du hier? Und wen? Daß du ein Grab hier auszuhaun bestimmst? Du, der auf einer Höhe sich ein Grab aushaut, in Felsen eine Grabkammer sich meißelt! Hinschleudert, Mannsbild, dich der Herr der Länge nach. Zusammen rollt er dich. Er wickelt dich zu einem Wickel und wirft wie einen Ball dich in die weite Welt. Dort sollst du sterben, und dorthin sollen kommen deine wunderschönen Wagen, du Schandfleck in dem Hause deines Herrn.  Ich stürze dich von deinem, Amte und jage dich von deinem Posten. Ich ruf an jenem Tage meinen Diener - den Eljakim, Hilkias' Sohn -,  ihm lege ich dein Amtskleid an, umbinde ihn mit deiner Schärpe und übergeb ihm deine Vollmacht. Er sei Jerusalems Bewohnern Vater und dem Judahause! Ihm übergebe ich des Davidshauses Schlüssel. Er öffnet, niemand schließt. Er schließt, und niemand öffnet. Als Nagel schlage ich an einen festen Ort ihn ein, zum Ehrensitze wird er seinem Vaterhause. Was alles seines Vaters Haus zur Zierde dient, das wird man an ihn hängen, die Helme und die Schilde, auch alles kleine Hausgerät von Bechern bis zu Krügen aller Art. An jenem Tag«, ein Spruch des Herrn der Heeresscharen, »wird der bisher am festen Orte eingeschlagene Nagel weichen. Er wird herabgeschlagen und fällt nieder; was er getragen, ist dahin.« - Der Herr hat's ja gesprochen. Über TyrusEin Ausspruch über Tyrus: »Die Tarsisschiffe jammern: "Vernichtet ist der Landungsplatz der Siedlungen.« Aus dem Kittiterlande wird es ihnen kundgetan. Verstummt sind die Bewohner ihrer Küste, die Kaufleute aus Sidon. Dich füllten an, die auf den mächtigen Gewässern fuhren, dich, die des Sichors Saat einführte, des Niles Ernte, und die der Stapelplatz der Heidenvölker war.  Erröte, Sidon! Das Meer sagt ja: "Du liegst nicht mehr in Wehen, Meeresfeste, gebierst nicht mehr; du ziehst nicht Jünglinge mehr groß; bringst keine Jungfrauen mehr auf.« Wie bei der Kunde von Ägypten, so bebt man bei der Kunde über Tyrus. Nach Tarsis ziehet hin! Küstenbewohner, heult! Ist dies denn eure sonst so frohe Stadt mit ihrem Ursprung in der Vorzeit Tagen? Die Füße trugen weithin sie zu Siedlungen. Wer nur verhängte dieses Schicksal über Tyrus, das gekrönte, wo Handelsleute Fürsten, Kaufleute die Geehrtesten im Lande waren? Der Heeresscharen Herr hat es beschlossen, den ganzen hohen Glanz zu dunkeln und die Geehrtesten im Land herabzuwürdigen. Setz unter Wasser gleich dem Nil dein Land! Du Tarsistochter; keine Mutterstadt gibt's mehr. Er streckt den Arm aus übers Meer, erschüttert Königreiche. Der Herr gibt wider Kanaan Befehl, zu tilgen seine Festen. Er spricht: "Du sollst nicht mehr frohlocken, geschändete Jungfrau, du Sidonstochter! Auf! Auf, hinüber nach Kittim! Auch dort wird dir nicht Ruhe!"  Sieh! Des Chaldäerlandes Volk, das nicht assyrisch ist, gibt jenes wilden Katzen preis, errichtet Türme, stürmt seine Schlösser und wandelt sie in Trümmer. Ihr Tarsisschiffe! Heult! Denn eure Feste ist zerstört. An jenem Tag kommt Tyrus in Vergessenheit wohl an die siebzig Jahre, gerechnet wie bei einem König. Nach siebzig Jahren geht es Tyrus wieder, wie's in dem Liede von der Dirne heißt: "Die Zither nimm! Die Stadt durchstreife, du vergeß'ne Dirne! Spiel rührend! Singe Lied auf Lied, damit man wieder dein gedenke!" Nach siebzig Jahren wird der Herr ja Tyrus abermals heimsuchen, damit zu seinem Buhlerlohn es kehre; mit allen Königreichen auf der Erde buhlt es wieder. Doch sein Gewinn, sein Dirnenlohn, wird eine heilige Gabe für den Herrn, nicht aufgespart und nicht gehortet. Denn jenen, die da siedeln vor dem Herrn, wird sein Gewinn zur Ehrengabe, zur Sättigung und zur Gewandung.« WeltgerichtDer Herr reißt auf die Erde, bricht sie um und macht das Oberste auf ihr zum Untersten, zerstreut, die sie bewohnen.  Dem Priester geht es wie dem Volk, dem Herrn wie seinem Knechte, der Frau wie ihrer Magd, und dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Borger wie dem Ausleiher, dem Schuldner wie dem Gläubiger. Geleert, geplündert wird die Erde. Der Herr hat dies ihr angedroht. Hintrauernd stirbt die Erde ab; hinwelkend stirbt die Welt. Hinwelken wird in hohem Maß der Erde Volk. Entartet ist die Erde deretwegen, die sie bewohnen: Sie übertreten die Gesetze und überschreiten die Verordnungen. Sie brechen einen ewigen Bund. Drum frißt ein Fluch die Erde, wer sie bewohnt, der muß es büßen. Drum nehmen ab die Erdensiedler; von Sterblichen bleibt nur ein winziger Rest. Hintrauert auch der Wein, der neue; die Rebe welkt. Wer frohen Muts gewesen, seufzt. Der der Pauken froher Schall verhallt; der Lärm der Jubelnden hört auf, der Zitherklang verhallt. Man trinkt nicht Wein mehr bei Gesang; den Zechern schmeckt das Bier gar bitter. In Trümmern liegt die Neue Stadt, ein jedes Haus wird für den Zugang abgesperrt.  Und um den Wein Gejammer auf den Straßen! Versiegt ist jeder Freudenquell und aller Frohsinn aus dem Land gezogen. Nur öde Plätze sind der Stadt verblieben; in Stücke wird das Tor geschlagen. So geht es nämlich auf der Erde bei den Völkern wie beim Olivenschlagen, wie nach der Ernte bei der Nachlese. Die einen jubeln laut, und ob des Herren Größe jauchzen sie im Westen.  Sie singen in den Binnenländern darob dem Herrn, das Lob des Herrn, des Gottes Israels, auf Meeresinseln. Vom Saum der Erde her vernehmen wir Gesang: »Der Frommen Teil ist Herrlichkeit.« Die andere aber sprechen: »Unsagbar ist's für mich, unsagbar. Wehe mir! Die Räuber rauben; die Räuber rauben Raub.« -  Du Erdensiedler! Dich überkommen Grauen, Grube, Garn. Wer flieht vor greulichem Geschrei, der fällt in eine Grube, und wer nicht in die Grube fällt, verfängt sich in dem Garn. Der Höhe Gitter öffnen sich; der Erde Gründe schüttern.  Die Welt zerbricht, zerkracht; die Welt zerspringt, zerreißt; die Erde wankt und schwankt. Die Erde wankt wie ein Betrunkener; sie schwankt wie eine Hängematte. Ihr Frevel wuchtet schwer auf ihr; sie stürzt und steht nicht wieder auf. An jenem Tage straft der Herr das Heer der Feste in der Feste wie schon die Könige des Binnenlandes in dem Binnenland. In Haufen wirft man sie gebunden ins Verließ und schließt sie in den Kerker ein und zieht sie für die lange Frist zur Rechenschaft. Der Mond verbleicht; die Sonne staunt, weil wiederum der Heeresscharen Herr die Königsherrschaft antritt auf dem Sionsberg und zu Jerusalem mit einem Himmelsglanz vor seinen Ältesten. Israels Heil - Moabs SturzDich muß ich loben, Herr, mein Gott, lobpreisen Deinen Namen, wenn Unvergleichliches Du wirkst und ferne Pläne wahr werden. Die Stadt mögst Du in Schutt verwandeln, die Burg in Trümmer! Der Fremden Feste keine Stadt mehr, sie soll nicht mehr aufgerichtet werden! Ein starkes Volk wird Dich deswegen ehren, das Reich der mächtigen Heiden wird Dich fürchten. Für den Geringen sei Du eine Burg und für den Armen eine Burg zur Zeit der Not, ein Zufluchtsort im Ungewitter, ein Schatten bei der Hitze! Der Wüteriche Toben sei wie schneller Wirbelsturm und Hitze bei der Dürre! Der Fremden Wüten dämpfe Du! Wie Hitze durch die Wolkenschatten, so dämpfe man der Wüteriche Jubel! Der Heeresscharen Herr bereite für die Völker all auf diesem Berg ein fettes Mahl, ein Mahl bei starkem Wein, ein fettes Mahl von Mark, ein Mahl bei altem, abgeklärtem Wein! Und er zerreißt auf diesem Berg den Schleier vorne, der die Völker all verhüllt, die Hülle, ausgebreitet über alle Heiden.  Den Tod vernichtet er für immer. Der Herr wischt Tränen ab von jedem Angesicht und macht der schimpflichen Behandlung seines Volks ein Ende überall auf Erden. Der Herr hat's ja versprochen. An jenem Tage wird man sprechen: »Seht! Da ist unser Gott. Von ihm erhofften wir, daß er uns rette. Das ist der Herr, auf den wir hoffen. So laßt uns jubeln und frohlocken über seine Hilfe!« Die Hand des Herrn ruht ja auf diesem Berge. - Doch Moab wird an seinem Ort hinabgepreßt gleich einem Strohbund, eingestampft in Jauche. Und breitet es darinnen seine Hände aus gleich einem Schwimmer wie beim Schwimmen, dann drückt man seinen Körper nieder trotz der Bewegung seiner Arme. Ja, deine festen, hohen Mauern reißt man ein und wirft sie nieder und stürzt sie in den Staub der Erde. Hilfe in der NotAn jenem Tage singt man dieses Lied im Judalande. »Wir haben eine feste Stadt, und Hilfe schaffen Mauern und das Bollwerk. Macht auf die Tore! Ein frommes, treuergebenes Volk zieht ein. Die festgebaute Stadt machst Du zum Frieden, zum Frieden, weil sie sich auf Dich verläßt. Verlaßt euch immer auf den Herrn, ja, auf den Herrn! Der Herr ein Fels der Ewigkeit! Zu Boden hat er die Hochthronenden geworfen, hinabgestürzt die hochgelegene Stadt, darnieder bis zur Erde und sie in den Staub gestoßen! Dann sollen Füße drüber wandeln, die Füße Armer und geringer Leute Tritt! - Frommen wird ein ebener Pfad zuteil; den Weg des Frommen ebnest Du, Gerechter. Wir hoffen, Herr; auf Dich vertraun wir, Herr, daß Du vollziehest Deine Strafen; nach Deinem Ruhme, Deinem Preis verlangt die Seele. - Nach Dir verlangt es mich des Nachts. Nach Dir sehnt sich mein Geist in mir; wenn Deine Strafen träfen, dann lernten auch die Weltbewohner das, was recht. - Wird so ein Bösewicht begnadigt, dann lernt er nie das Rechte. Im Land, wo Recht und Tugend herrschen, verübt er nur Verkehrtes, und nicht beachtet er des Herren Herrscherhoheit. - Herr! Hocherhoben ist Dein Arm; sie schauen nicht darauf. So sollen sie voll Scham nur schauen den Eifer für das Volk, wenn Feuer Deine Feinde fressen wird! Du wirst uns Heil verschaffen, Herr. Denn alles, was uns traf, hast Du an uns getan. Herr, unser Gott! Uns meistern andere Herrn als Du; doch rühmen möchten wir nur Dich allein. Sie sollen sterben, ohne wieder aufzuleben; sie seien Gespenster, ohne wieder aufzustehen! Drum strafe sie, vertilge sie, und ihr Gedächtnis lösche aus! Herr! Nimm ein Heidenvolk, ein Heidenvolk ums andre vor, erwirb Dir Ruhm bis weithin zu der Erde Grenzen! Da sollen sie Dich suchen, Herr, in ihrer Not, ergießen sich in der Beschwörung Deiner Züchtigung, die ihnen werden soll. Wie eine Mutter, der Entbindung nahe, sich windet und in ihren Wehen schreit, so sind wir, Herr, vor Dir.  Wir gehen schwanger, haben Wehen; wenn wir gebären, ist's nur Wind. Der Erde können wir kein Glück verschaffen, und Weltbewohner kommen nicht ans Licht. Doch Deine Toten mögen leben und meine Leichen auferstehen! Erwachet! Jubelt! Staubbewohner! Dein Tau ist ein heilsamer Tau, wenn Du ihn auf das Land der Schatten fallen lässest.« -  Wohlan, mein Volk, geh nun in deine Kammern! Verschließe hinter dir die Tür! Verbirg dich eine kleine Weile, bis daß der Zorn vorübergeht!  Denn seht! Der Herr bricht schon von seinem Orte auf, die Missetat der Erdbewohner zu bestrafen. Die Erde deckt Blutströme auf, bedeckt nicht länger die auf ihr Erwürgten.  Des Volkes TrostAn jenem Tage straft der Herr mit seinem scharfen, großen, starken Schwert den Leviatan, diese flüchtige Schlange, den Leviatan, eine krumme Schlange, und tötet in dem Meer den Drachen.  An jenem Tage singt von ihm: »Du Weinberg, gar so lieblich!  »Ich selbst, der Herr, behüte ihn und tränke ihn das eine um das andere Mal. Daß niemand ihn zertrete, behüte ich ihn nachts und tags.«  Um mich ist keine Mauer. Ach, hätte ich in diesem Kriege Pfahl und Wall, wo es doch heißt: "Ich will es brennen, wegbrennen will ich alles"!  Oder wäre er mein starker Schutz; er sorgte für mein Wohl; mein Wohl besorgte er!« - In Bälde schlüge Jakob Wurzel und triebe Knospen und sproßte Israel, die Weit mit Früchten füllend. Wird er es also schlagen, wie er die schlägt, die es geschlagen, und würgen, wie er dessen Würger würgt? Wenn Du's vertreibst und fortschickst, im Streit mit ihm, dann wird es seufzen über seinen unbeugsamen Geist, wie man's am Tag des Ostwinds tut. Nur dadurch könnte Jakobs Sünde Sühne finden, und daraus könnte seiner Sündenschulden Tilgung folgen, wenn es die Steine aller der Altäre zerschlagnem Kalkgesteine gleich machte und wenn die Pfähle und die Rauchaltäre nicht mehr stünden. Jedoch die feste Stadt wird ganz verödet sein, ein Platz, verödet und verlassen wie die Wüste. Dort weiden Rinder; dort lagern sie und fressen ihre Zweige ab.  Die dürrgewordenen Zweige werden abgebrochen; dann kommen Weiber und verfeuern sie. Ein Volk ganz ohne Einsicht ist's; sein Stifter konnte kein Erbarmen mit ihm haben, sein Bildner ihm nicht gnädig sein. An jenem Tage drischt der Herr bis zu Ägyptens Bache von des Stromes Wellen. Ihr werdet alsdann einzeln aufgelesen, Söhne Israels.  Gestoßen wird an jenem Tage in ein mächtig Horn. Da kommen alle die herbei, die im Assyrerland sich einst verloren und die verstoßen waren nach Ägypterland, und beten auf dem heiligen Berge in Jerusalem zum Herrn. Samarias Fall und Sions GeschickEin Wehe jener stolzen Krone der Trunkenbolde Ephraims, dem wohlbesprengten Blumenkranz und seinem wunderschönen Schmuck, der auf dem Haupt des früchtereichen Tales liegt, der auf dem Haupte der vom Weine Trunkenen ist! Einen Mächtigen und Starken hält der Herr gleich Hagel und Verderbens Sturm bereit. Gleichwie ein Schwall gewaltiger Wassergüsse, so wirft er rücklings sie zu Boden.  Mit Füßen wird getreten die stolze Krone dieser Trunkenbolde Ephraims. Dem wohlbesprengten Blumenkranz und seinem wunderschönen Schmuck, der auf dem Haupt des früchtereichen Tales ist, ergeht es wie der frühen Feige vor dem Sommer. Wer sie erblickt, der pflückt sie ab und hat sie schon verschlungen. Kaum hat er sie in seiner Hand, verschlingt er sie. - An jenem Tage ist der Heeresscharen Herr selbst eine schmucke Krone, ein wundervolles Diadem dem Reste seines Volkes. Und mit dem Geiste der Gerechtigkeit beseelt er den, der auf dem Richterstuhle sitzt, mit Tapferkeit die Männer, die den Kampf zum Tor zurückdrängen. Doch diese wanken auch vom Wein und taumeln von dem Biere. Vom Biere wanken Priester und Propheten; vom Weine werden sie verwirrt. Sie taumeln von dem Biere; beim Schauen wanken sie; schwanken beim Schlichten.  Die Tische alle voller Unrat, voll Unflat bis zum letzten Platze! Wen kann man da Erkenntnis lehren und wem die Offenbarung deuten? Allein noch den der Milch Entwöhnten, nur den der Brust Entwachsenen! »Saw lasaw, saw lasaw, kaw lakaw, kaw lakaw«, das heißt: »Nichts als Befehlen und nichts als Warten!« - Kurzformen hier und dort.  Jawohl! In solch unschöner Rede, in einer fremden Sprache wird er zu diesem Volke reden, er, der zu ihm gesprochen hat: »Kriegsruhe ist nur dies: Den Müden gönnet Ruhe! Nur dann gibt's Friedenszeit.« Sie aber wollen nimmer hören. An sie ergeht deshalb des Herren Wort: »Saw lasaw; saw lasaw, kaw lakaw, kaw lakaw«, »Schon angeordnet! Nur warten, warten!« - Kurzformen hier und dort, - daß sie auf ihrem Wege strauchelnd rücklings fallen und sich zerschmettern und, verstrickt, gefangen werden. Des Spottes Männer, hört daher das Wort des Herrn, Gebieter dieses Volks, die zu Jerusalem ihr weilt! Zwar saget ihr: »Wir schließen mit dem Tode einen Bund und machen mit der Unterwelt Verträge. Wenn des Verderbens Flut hier einbricht, uns erreicht sie nicht. Denn Lügen machen wir zu unsrer Burg, verstecken uns in Trug.« Dagegen spricht der Herr: »Schon gründe ich in Sion einen Stein, solch einen Stein, gar wohl erprobt, solch einen Eckstein, köstlich für die Gründung, ein fester Grund, der sich nicht ändert.  Und ich bestimme Recht zur Meßschnur, Gerechtigkeit zur Waage. Die Lügenburg schlägt Hagel nieder, und Wasser überschwemmt den Unterschlupf.« Und euer Bündnis mit dem Tod wird aufgehoben, und eure Übereinkunft mit der Unterwelt, sie gilt nicht mehr. Wenn des Verderbens Flut herflutet, werdet ihr davon vernichtet. Wenn sie herströmt, schwemmt sie euch fort, sei's morgens, dann am Morgen. Wenn sie bei Tag, bei Nacht herflutet, nur mit Schauder hört man diese Kunde. - Zu kurz ist dann das Bett, euch darin auszustrecken, zu schmal die Decke, euch dareinzuwickeln. -  Wie einst am Berge Perasim, wird sich der Herr erheben. Wie in der Ebene von Gibeon, so wird er donnern, um seine Tat zu tun, sein so befremdlich Werk, um so sein Werk zu wirken, sein seltsam Unterfangen.  Deswegen spöttelt nicht darüber. Sonst werden eure Fesseln sich verstärken. Verheerung, wenn auch kurze, vernahm ich von dem Herrn, der Heeresscharen Herrn, für dieses ganze Land. Horcht auf! Auf meine Stimme hört! Merkt auf! Hört meine Rede! Pflügt einer denn beim Saatgeschäft den ganzen Tag? Umbricht er nur und eggt sein Ackerland? Nicht wahr? Hat er die Fläche eingeebnet, dann streut er Dill, sät Kümmel aus, bestimmt dem Weizen und dem Dinkel, der Gerste und der Hirse sowie dem Emmer jedem seine Felder. So unterweist Er ihn im Rechten, sein Gott belehrt ihn so. Denn Dill wird nicht mit Schlitten ausgerieben; auf Kümmel dreht sich nicht das Wagenrad. Der Dill wird mit dem Stecken ausgeklopft, der Kümmel mit dem Stocke. Brotkorn wird ausgetreten; doch immerfort drischt man nicht bloß drauf los. Nicht immer drehen sich darauf die Wagenräder; nicht immer treten's seine Rosse aus. Auch dieses geht vom Herrn der Heeresscharen aus. In Plänen ist er wunderbar und groß in ihrer Ausführung.  Jerusalems Belagerung und ErrettungAch Ariel! O Ariel! Du Stadt, die David einst belagert! Ein Jahr nur laßt vorüber, den Festeskreis zu Ende sein! Dann will ich Ariel bedrängen, daß Klage, Weheklage werde: »Mir geht's wie Ariel.« Ich lagere wider dich wie David und schließe dich mit einem Walle ein und baue Schanzen gegen dich. Dann sprichst du demütig vom Boden her und lässest aus dem Staub die Rede tief gedämpft ertönen. Wie eines Erdgeists Stimme wird die deine, und aus dem Staube flüsterst du die Worte. Doch wird dem dünnen Staube gleich die Menge deiner Feinde, wie Spreu, die hinfährt, wird der Wüteriche Schar. Und plötzlich wird's, urplötzlich. Gezüchtigt wird sie von dem Herrn der Heeresscharen bei Donnern, Dröhnen, lautem Schall, bei Sturmgebraus und Wirbelwind und bei gefräßiger Feuerlohe. So wird zum Traum, zum nächtlichen Gesicht die Menge aller Heidenvölker, die Ariel bekämpfen, und alle ihre Posten, ihre Schanzen, ihre Stürmer. So wird's, wie wenn dem Hungrigen es träumt, er esse, und wacht er auf, ist seine Gier noch ungestillt. Wie wenn der Durstige träumt, er trinke, und wacht er auf, dann ist er matt, und seine Gier noch lechzend. So geht's dem Schwarme aller Heidenvölker, die gegen Sions Berg sich scharen. Nur still und starr! Erblindet und verblendet euch! Seid trunken, aber nicht vom Wein, und taumelt, aber nicht vom Biere.  Es gieße über euch der Herr den Geist der Schlafsucht aus und drücke eure Augen, die Propheten, zu und hülle eure Häupter ein, die Seher! Doch das Gesicht von alledem sei euch gleich einem Buch mit sieben Siegeln. Gib's einem Mann, der lesen kann, und sag dabei: »Da, lies dies doch!«, dann sagt er drauf: »Das kann ich nicht; es ist versiegelt.  Doch gibst du einem, der nicht lesen kann, das Buch, und sagst dabei: »Lies dies!«, dann sagt er drauf: »Ich kann ja überhaupt nicht lesen.« So spricht der Herr: »Im Munde nur führt mich dies Volk; nur mit den Lippen ehrt es mich; doch fern hält es von mir sein Herz, und die Verehrung, die sie mir erweisen, besteht in angelernten Menschenformeln. Drum handle ich an diesem Volke noch einmal rätselvoll und wundersam. Die Weisheit seiner Weisen soll dran scheitern, die Klugheit seiner Klugen sich verbergen!« Ein Wehe denen, die so tief die Pläne vor dem Herrn verbergen wollen und die ihr Werk im Finstern treiben, sprechend: »Wer beachtet uns? Wer merkt auf uns?«   Verderben komme über euch. Ist denn dem Lehm der Töpfer gleich zu achten? Darf eine Arbeit sagen über den, der sie getan: »Der hat mich nicht getan?« Und ein Gebilde von dem Bildner: »Der hat mich nicht ersonnen?« Ist's nicht noch eine kurze, kleine Weile? Dann wird der Libanon zu einem Garten, und für Gestrüpp gehalten wird der Garten.  An jenem Tag verstehen selbst die Tauben die vorgelesenen Worte. Der Blinden Augen können sehen, von Dunkelheit und Finsternis befreit. Die Dulder aber freuen sich des Herrn aufs neue; der Menschen Ärmste jubeln ob des Heiligen Israels, wenn fort die Wüteriche sind und wenn es aus ist mit den Spöttern und wenn getilgt wird, wer auf Bosheit lauert, und ausgerottet, wer mit Worten schlecht die Leute macht, dem Richter im Gerichtstor Schlingen legt, Unschuldige durch falsche Gründe ins Unrecht setzt.  Drum spricht der Herr zu Jakobs Haus, er, der den Abraham befreit: »Fortan wird Jakob nimmermehr sich schämen, sein Antlitz nimmermehr erblassen. Wenn es in seiner Mitte die Kinder, meiner Hände Werk, erblickt, so heiligen sie meinen Namen. - Sie heiligen Jakobs Heiligen, erschauern vor dem Gotte Israels. Zur Einsicht kommen Geistesirre, und Murrende erlernen Einsicht.« Gegen Ägypten und Arabien - Gegen Juda - Des Volkes Begnadigung»Ein Wehe über diese widerspenstigen Söhne«, ein Spruch des Herrn, »die Pläne machen ohne mich, die Bünde schließen ohne meinen Willen, um Missetat auf Missetat zu häufen!  Die nach Ägypten reisen, doch meinen Mund darüber nicht befragen. Sie fliehen in den Schutz des Pharao und suchen Zuflucht in Ägyptens Schatten. Der Schutz des Pharao wird euch Enttäuschung, die Zuflucht in Ägyptens Schatten Schmach bereiten. Sind seine Fürsten auch in Tanis, und kommen schon bis Chanes seine Boten,  enttäuscht wird alles durch ein Volk, das ihnen nicht zu Nutzen ist. - Sie dienen ihnen nicht zu Nutz und Frommen, nein, zur Schmach nur und zur Schande.« - Ein Ausspruch über des Südens Tiere: »Im Land voller Angst und Not, wo Löwen und wo Löwinnen auf Raub ausgehn, wo Ottern und wo Drachen fliegen, da laden sie auf Eselsrücken ihre Güter und ihre Schätze auf den Höcker der Kamele und bringen sie zu einem Volke, das nichts nützt.  Ägypten ist ein Nichts und nichtig seine Hilfe. Drum künde ich von ihm: "Die Leute sind nur Stillesitzer.« Nun geh und schreib's auf eine Tafel dort bei ihnen, und zeichne in ein Buch es ein! So diene es fortan für künftige Zeit als Zeuge!« -  Ein widerspenstig Volk ist's ja, verlogene Söhne, Söhne, die des Herrn Gesetz nicht halten wollen, die zu den Sehern sprechen: »Nein! Ihr sollt nicht sehen!«, und zu den Zukunftsschauern: »Tut uns die nackte Wahrheit ja nicht kund! Uns sagt nur Dinge, die gefallen! Verkündet uns Gesichte, die uns schmeicheln! Weicht ab vom Weg! Biegt ab vom Pfade! Und laßt uns mit dem Heiligen Israels in Ruhe!« Deshalb spricht so der Heilige Israels: »Ihr habt dies Wort verworfen, auf Falsches und auf Sündiges vertraut und euch darauf verlassen. So werde dieser Frevel euch ein Riß, zum Einsturz führend, ein Bruch an hoher Mauer, die plötzlich unversehens niederstürzt, die man zerbricht, wie man ein irdenes Gefäß zerbricht, zertrümmert ohne jegliches Bedauern, und unter dessen Stücken keine Scherbe bleibt, um Feuer aus dem Herd zu holen und Wasser aus dem Born zu schöpfen. Denn also spricht der Herr, der Herr, der Heilige Israels: "In Umkehr und Gelassenheit liegt euer Heil. In Stillesein und in Vertraun ruht eure Stärke.« Das aber wollt ihr nicht.  Ihr sagt vielmehr: "Ach nein! Auf Rossen wollen wir fliegen!" Darum sollt ihr fliehen! "Auf Rennern wollen wir reiten!" Darum werden eure Hetzer rennen.  Vor eines einzigen Drohung beben Tausend, und vor der Drohung von nur fünfen sollt ihr rennen, bis daß von euch nur übrigbleibt, was einer Stange auf dem Bergesgipfel gleicht und einem Banner auf dem Hügel.« - Und doch verlangt's den Herrn nach euerer Begnadigung; er wünscht, sich euer zu erbarmen. Ein rechter Gott ist ja der Herr. Heil dem, der ihn ersehnt! Du, Sionsvolk, das in Jerusalem verweilt! Du sollst nicht länger weinen. Um deines Schreiens willen wird er dich begnadigen; wenn er's, vernimmt, erhört er dich.  Wenn euch der Herr auch kärglich Brot und Wasser gibt, so wird dir doch der Lehrer nicht entzogen: denn abermals mit eignen Augen schaust du deinen Lehrer.  Und deine Ohren hören hinter dir den Ruf: »Hier! Diesen Weg da geht!«, wenn ihr nach rechts wollt oder links. Dann nennt ihr unrein eure Götzen, die mit Silber sind beschlagen, und eure goldbezogenen, gegossenen Bilder. Du wirfst sie fort wie Ekelhaftes. »Nur fort damit!«, sprichst du davon. Dafür benetzt er deine Saat mit Regen, wenn du sie auf die Felder säst, und das Getreide, das der Acker trägt, wird voller Saft und Kraft. An jenem Tage wird dein Vieh auf weitem Anger weiden. Des Feldbaus Helfer, Ochs und Esel, fressen dann gesalz'nes Futter, mit Schaufeln und mit Gabeln gut geworfelt.  Von allen hohen Bergen, von allen hocherhabenen Hügeln strömen Bäche; Wasserläufe rinnen. - Am großen Würgetag, wenn Türme stürzen,  dann gleicht dem Sonnenlichte das des Mondes; das Sonnenlicht wird aber siebenfach und gleicht dem Licht von sieben Tagen, wenn der Herr die Wunde seines Volkes dann verbindet und die von ihm geschlagenen Striemen heilt. Seht! Fernher kommt des Herren Name. Aufloht sein Zorn, gewaltig seine Rauchwolke; vom Grolle schäumen seine Lippen, ein fressend Feuer seine Lippen, ein fressend Feuer seine Zunge. Sein Hauch ein ausgetretner Strom, der bis zum Halse reicht, wenn er die Heiden sichtet mit der Schwinge des Verderbens, und wie ein Zaum an Kinnladen die Völker mit Gewalt fortreißt. Dann singet ihr, wie in der Nachtzeit, wenn das Fest beginnt, vor Fröhlichkeit im Herzen wie bei dem, der unter Flötenklang hinwallt, um auf den Berg des Herrn zu ziehn zum Felsen Israels.  Der Herr läßt seiner Stimme lauten Schall ertönen und seines Armes Wucht mit fürchterlichem Zorne schauen, und mit gefräßiger Feuerlohe, bei Sturm, Gewitter, Hagelschlag. Denn Assur soll erschrecken vor des Herren Donner, wenn er es mit dem Stocke schlägt. Das Feldgepäck wird dann zur Ruhebank, darauf der Herr sich niederläßt mit Pauken und mit Zithern und mit den Siegespreisen, die er sich erstritten.  Schon längst ist eine Feuerstätte hergerichtet; so tief und breit gemacht, gilt sie dem König. Des Feuers mächtigen Scheiterhaufen setzt in Brand des Herren Odem gleich einem Schwefelstrome.  Gegen Ägypten und AssyrienEin Wehe denen, die der Hilfe halber nach Ägypten ziehen, die sich auf Rosse stürzen und auf mächtig viele Reiter, doch auf den Heiligen Israels nicht blicken, den Herrn nicht fragen! Und doch ist er ein Weiser, und bringt er Unglück, nimmt er seine Drohung nicht zurück. Und sie erfüllt sich an der Frevler Haus und an der Übeltäter Spießgesellen. Ägypter sind ja auch nur Menschen, nicht Gott, und ihre Rosse Fleisch, nicht Geist. Wenn seine Hand der Herr ausstreckt, dann fällt der Helfer, und der Unterstützte stürzt. Sie alle kommen miteinander um. Dagegen spricht zu mir der Herr: »So ist's, wie wenn ein Löwe knurrt, ein Jungleu über seiner Beute. Man bietet gegen ihn der Hirten Vollzahl auf. Doch er erschrickt vor ihrem Schreien nicht; ihr Lärmen läßt ihn unberührt. So kommt der Herr der Heeresscharen herab zum Kampfe um den Sionsberg und seine Höhe. Wie Schwingen die Gefiederten, so hüllt der Herr der Heeresscharen Jerusalem, beschirmt und rettet, schont, befreit. So kehrt zu dem zurück, von dem ihr gänzlich abgefallen, ihr Söhne Israels! An jenem Tag wirft jeder seine silbernen und goldenen Götzen von sich, die eure Hände euch zur Sünde angefertigt, wenn Assur fällt durch eines Nichtmanns Schwert, gefressen wird durchs Schwert von einem Nichtmenschen. Dann flieht es vor dem Schwerte, und seine besten Krieger werden Sklaven.  Vorüber eilt's an seiner Felsenburg aus Furcht und seine Führer an dem Banner, voller Angst.« Ein Spruch des Herrn, der auf dem Sion seinen Feuerherd besitzt und seinen Feuerofen zu Jerusalem. MessiaszeitRegiert gerecht ein König, dann walten die Beamten auch dem Recht entsprechend.  Ein jeder ist ein Schutz vor Sturm und ein Versteck vor Regen, wie Wasserbäche in dem heißen Lande, wie eines wuchtigen Felsens Schatten in ausgedorrtem Lande.  Wer sehen soll, drückt nimmer seine Augen zu. Wer hören soll, horcht nunmehr auf. Bedächtig wird das Herz der Vorlauten. Der Stotterer Zunge redet hurtig. Der Schurke heißt nicht mehr ein edler Mann, der Schleicher nimmermehr ein Ehrlicher. Der Schurke redet Schurkereien, sein Herz sinnt nur auf Böses, er tut Vermessenes und redet irrig von dem Herrn, daß »er den Hungrigen nur darben lasse, dem Durstigen den Trunk entziehe". Des Schleichers Waffen sind gar böse, er schmiedet schlimme Pläne, um Elende durch trügerische Reden zu verderben, selbst wenn der Arme auch sein Recht beweist. Der Edle aber sinnt auf Edles, beharrt bei edlen Taten. Steht auf, ihr sorgenfreien Weiber! Auf meine Stimme hört! Sorglose Töchter, hört auf meine Rede! Leichtsinnige! Ihr werdet über Jahr und Tag erbeben; denn dann ist's mit der Weinlese zu Ende und kommt kein Ernten mehr.  Leichtsinnige, erbebt! Erzittert, Sorglose! Streift das Gewand ab! Entkleidet euch! Um eure Hüften Trauergürte! Die Brust zerschlage der schönen Felder halber, der früchtereichen Reben wegen, der Scholle meines Volkes wegen, wo Dorn und Distel wachsen, ob all der lustigen Häuser in der frohgemuten Stadt! Das Schloß verlassen! Der Stadtlärm weg! Der Hügel und die Warte kahle Höhn für immer, der Wildesel Ergötzen, der Herden Weideplatz!  Bis aus der Höhe über uns ein Geist wird ausgegossen. Dann wird zum Fruchtgefilde die Wüste, und Fruchtgefilde gilt als Wald.  Und in der Wüste wohnt das Recht, und in dem Fruchtgefilde siedelt die Gerechtigkeit. Die Wirkung der Gerechtigkeit ist Friede, und der Gerechtigkeit Ertrag ist ewige Sicherheit und Ruhe. In einer Friedensaue wohnt alsdann mein Volk, in sichern Wohnungen, an stillen Ruheplätzen. Und stürzen Wälder nieder, werden Städte Ebenen gleich gemacht.  Heil euch, die ihr an allen Wassern säen dürft, freilaufen lassen könnet Rind und Esel!  Jerusalems ErrettungDir, Räuber, wehe! Noch nie beraubt! Dir, Plünderer, weh! Noch nie geplündert! Hast du genug geraubt, wirst du beraubt. Hast du genug geplündert, dann wirst du geplündert. -  Herr! Sei uns gnädig! Auf Dich, Herr, harren wir. Sei unser Arm allmorgendlich, ja, unsere Hilfe in der Zeit der Not! Die Völker mögen fliehen vor der Donnerstimme, vor Deiner Hoheit selbst die Heiden auseinanderstieben! Dann sei das Beutemachen wie das Tun der Heuschrecken, so falle man darüber her! Erhaben ist der Herr; er wohnt ja in der Höhe; er füllt mit Recht und mit Gerechtigkeit in reichem Maße Sion. - In deinen Unglückszeiten Sicherheit, und deines Glückes reichster Quell sei Weisheit und Erkenntnis! - Die Furcht des Herrn ein reicher Schatz! Jetzt aber schreien Führer draußen, und Friedensboten weinen bitterlich.  Die Straßen sind verödet, die Wanderer verschwunden; man bricht den Bund und gibt auf die Gemeinde nichts und achtet nicht der Menschen.  In Trauer steht das hingewelkte Land, der Libanon steht fahl und welk, und Saron gleicht der Wüste; Basan und Karmel sind entlaubt. »Jetzt will ich aufstehn«, spricht der Herr, »jetzt mich erheben, mich ermannen. Ihr geht mit dürrem Grase schwanger; gebären sollt ihr dürre Halme. Ein Hauch, ein Feuerhauch soll euch verzehren!  Dann werden Völker wie zu Kalk verbrannt, wie abgehackte Dornen in des Feuers Brand.  Ihr fernen Völker, höret, was ich tue! Erkennt, ihr nahen, meine Heldenkraft!« In Sion werden sich die Sünder ängstigen, und Beben wird die Frevler packen. »Wer kann von uns verweilen hier bei diesem Feuer, das so frißt? Wer weilt von uns bei ewigem Brande?« Wer redlich wandelt und Gerades spricht und wer Gewinn von Ausbeutung verschmäht und wer die Hände schüttelt, um Bestechung abzulehnen, und wer sein Ohr verstopft, damit er nicht von einem Mordplan höre, wer seine Augen schließt, damit er seine Lust nicht an dem Bösen habe, der wohnt auf sicheren Höhen, und seine Burg sind Felsenschlösser. Dem wird sein Brot zuteil, dem bleibt sein Wasser sicher. Dann laben deine Augen sich an der Pracht des Königs; ein Land der Ferne sehen sie. Dein Herz besinnt sich auf die Schreckenszeit: »Wo ist jetzt der, der ehedem gezählt? Wo der, der abgewogen? Wo der, der schon die Türme abgezählt?« Ja, jenes wilde Volk siehst du nicht mehr, das Volk mit dunkler Rede, unverständlich, mit stammelnder, sinnloser Sprache.  Auf Sion, unsrer Festgezeiten Stadt, schau hin! Hinblicken mögen deine Augen auf Jerusalem, die sichre Heimat! Ein unverrückbar Zelt! Kein Pflock wird fernerhin mehr ausgezogen; kein Strick reißt mehr darin. Denn weil für uns ein Mächtiger dort weilt, der Herr, so ist es nun ein Ort, von Flüssen, breiten Strömen rings umflossen, darauf kein Ruderschiff sich wagt; kein stolzes Schiff durchschneidet sie. -  Der Herr wird unser Richter sein, der Herr nur unser Fürst, der Herr nur unser König, der uns helfen wird. Wohl hingen deine Taue schlaff hernieder; sie konnten nicht den Mast in dem Gestelle halten und nicht das Segel spannen. Nunmehr wird reiche Beute ausgeteilt; selbst Lahme können Beute machen.  Und kein Bewohner sagt: »Ich fühle mich erkrankt.« Dem Volke, das darinnen wohnt, ist seine Missetat vergeben.  Gegen EdomHerbei, ihr Heidenvölker! Horchet auf! Merkt auf, ihr Nationen! Die Erde horche auf und was sie füllt, der Erdkreis und was ihm entsproßt!  Der Herr ist über alle Heiden schwer ergrimmt und zornig über all ihr Heer. Er hat sie mit dem Bann belegt und sie der Schlachtbank preisgegeben. Da liegen ihre Abgeschlachteten. Der Dunst von ihren Leichen steigt hoch auf; von ihrem Blute triefen Berge. Die ganze Himmelsschar verschwindet. Der Himmel rollt sich wie ein Buch zusammen. Sein ganzes Heer verschwindet wie Laub vom Weinstock welkt, wie von dem Feigenbaum unreife Früchte fallen. »Hat sich berauscht mein Schwert im Himmel, dann saust es auf die Erde nieder, auf das von mir gebannte Volk, zur Strafe.«   Das Schwert des Herrn wird dann voll Blut und trieft von Fett, vom Blut der Lämmer und der Böcke, vom Nierenfett der Widder. Zu Bosra gibt der Herr ein Opferfest, ein großes Schlachtfest in dem Edomlande.  Wildstiere stürzen dort mit Büffeln, mit jungen Rindern Stiere. Vom Blute wird ihr Land berauscht; ihr Boden starrt von Fett. So feiert einen Rachetag der Herr und der Vergeltung Jahresfrist bei Sions Feinden. Da wandeln seine Bäche sich in Pech, sein Staub in Schwefel; sein Land wird brennend Pech.  Bei Nacht sowie bei Tag verlischt es nicht. Auf ewig steigt sein Qualm empor. Durch alle Zeiten bleibt es öde; nie zieht ein Wandersmann hindurch. Dort hausen Pelikan und Rohrdommeln; Nachteulen wohnen dort und Raben, und drüber wird der Öde Schnur, der Leere Senkblei ausgespannt. Und keiner seiner Edlen ist mehr da, den man zur Herrschaft rufen könnte. All seine Fürsten sind dahin.  Von Dornen werden seine Schlösser überwuchert, von Nesseln, Disteln seine Burgen. Zum Lager dient es den Schakalen, zum Tummelplatz den Straußen. Mit Wölfen streiten wilde Katzen sich um Plätze; Bocksgeister treffen dort einander. Dort herrscht der Nachtgeist, und er findet eine Ruhestatt für sich. Dort heckt die Pfeilschlange; sie legt und brütet aus und hegt es im Versteck. Und Geier sammeln sich daselbst, zu seinesgleichen jegliches Getier. Befragt das Buch des Herrn und lest! Keins wird von diesen fehlen, kein Spruch vermißt den andern. Der Mund des Herrn hat so befohlen. Sein Geist hat sie versammelt. Dies gibt er ihnen nun als Los, und seine Hand mißt's ihnen mit der Meßschnur zu. Auf ewig werden sie dies Land behalten, durch alle Zeiten darin wohnen.  Des Volkes HeimkehrAuf, Wüste, Öde, jauchze auf! Die Steppe juble auf! Wie Veilchen blühe sie!  Aufblühe sie! Sie juble, jauchze, jubiliere! Die Pracht des Libanon wird ihr geschenkt, der Schmuck vom Karmel und von Saron, und diese schauen jetzt des Herren Herrscherhoheit und unseres Gottes Herrlichkeit. So stärkt die schlaffen Hände, und stützt die schwanken Knie!  Den angsterfüllten Herzen rufet zu: »Getrost jetzt! Laßt die Furcht! Seht! Euer Gott ist da. Die Rache kommt und die Vergeltung Gottes; er selber kommt und rettet euch.« Dann öffnen sich der Blinden Augen, erschließen sich der Tauben Ohren.  Dann springt der Lahme wie ein Hirsch; des Stummen Zunge jubelt. Es quellen Wasser in der Wüste auf und Bäche in der Steppe. Der Glutsand wird zum Wasserteich und dürstend Land zu Wasserquellen, und wo Schakale Junge warfen, dort gedeiht das Gras wie Rohr und Schilf. Dort wird ein Straßendamm entstehen; den heiligen Weg benennt man ihn. Wer unrein ist, betritt ihn nicht. Wegweiser ist er selber, und so verirren sich Unkundige nie darauf. Kein Löwe wird dort sein, und nicht betritt ihn je ein reißend Tier; keins wird dort mehr gefunden. Ihn gehen nur Erlöste. Und die der Herr befreit hat, kehren heim. Mit Jauchzen kommen sie nach Sion, und um ihr Haupt schwebte ewige Freude. Freude und Wonne geben ihnen das Geleit, und weit entfliehen Schmerz und Leid. Sanherib vor JerusalemIm vierzehnten Jahre des Königs Ezechias zog Sanherib, Assyriens König, gegen Judas feste Städte, sie einzunehmen.  Der König von Assyrien sandte den Rabsake von Lachis nach Jerusalem zum König Ezechias mit einer starken Heeresmacht; er stellte sich an des obern Teiches Wasserleitung auf, an der Straße nach dem Walkerfelde.  Darauf ging Eljakim, Hilkias Sohn, des Hauses Vorstand, zu ihm hinaus, ebenso der Kanzler Sebna und der Ratsherr Joach, Asaphs Sohn. Da sprach Rabsake zu ihnen: »Berichtet Ezechias: So spricht der Großkönig, der König von Assyrien: "Was ist es mit der Zuversicht, die du noch hegst? Du meinst vielleicht, ein bloßes Wort genüge schon für Kriegsplan und für Kriegerstärke? Auf wen verläßt du dich denn jetzt, daß du dich gegen mich empörst? Sieh, du verlässest auf Ägypten dich, auf diesen abgebrochenen Rohrstab, der jedem in die Hand fährt, der sich darauf stützt, und sie durchbohrt. So geht's mit Pharao, Ägyptens König, allen, die auf ihn vertrauen. Sagt ihr mir aber. »Nur auf den Herrn, auf unsern Gott, vertrauen wir,«, ja ist nicht eben er es, dessen Höhen und Altäre Ezechias abgeschafft, als er Jerusalem und Juda anempfohlen: »Ihr sollt allein vor diesem Altar beten!«? Auf! Wette doch mit meinem Herrn, dem König von Assyrien! Ich wollte dir zweitausend Rosse geben, bist du imstande, für sie zu diesem Dienste Reiter zu beschaffen. Wie willst du auch nur einen der geringsten Knechte meines Herrn zum Abzug bringen, und du verlässest dich auf dies Ägypten, um seiner Rosse, seiner Wagen willen? Sodann! Bin ich ohne den Herrn verderbenbringend gegen dieses Land herangezogen? Der Herr hat selbst zu mir gesagt: »Zieh gegen dieses Land, verheere es!«"« Da sprachen Eljakim, Sebna und Joach zu Rabsake: »Sprich doch mit deinen Knechten aramäisch! Denn dies verstehen wir. Doch rede nicht judäisch mehr mit uns vor diesen Leuten auf der Mauer!« Da sprach Rabsake: »Hat mich mein Herr zu deinem Herrn allein und nur zu dir gesandt, dies zu verkünden? Gilt's nicht für diese Männer auf der Mauer? Sie haben ihren Kot zu essen und ihren Harn mit euch zu trinken.« Und Rabsake gab nicht nach. Vielmehr rief er mit lauter Stimme auf judäisch und sprach: »Vernehmt die Worte des Großkönigs, des Assyrerkönigs! So spricht der König: "Ezechias soll euch nicht betören! Er kann euch ja nicht retten.« Und laßt euch doch von Ezechias nicht vertrösten auf den Herrn, indem er sagte: "Der Herr wird uns gewißlich retten; die Stadt fällt nicht in des Assyrerkönigs Hand.« Hört nicht auf Ezechias! Denn also spricht der König von Assyrien: "Schließt mit mir doch Frieden und kommt zu mir heraus! Dann dürfet ihr, ein jeglicher, von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaume essen und jeder seines Brunnens Wasser trinken, bis daß ich komme, euch in ein Land zu holen, das dem euren gleicht, zu einem Land voll Korn und Wein, zu einem Land voll Korn und Weinbergen.« Will aber Ezechias euch verführen, indem er spricht: "Der Herr kann uns erretten" - ja, haben denn die Heidengötter, ein jeglicher sein Land, aus des Assyrerkönigs Hand errettet? Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo sind die Götter von Sepharvaim? Und wo die Götter von Samaria? Ja, haben sie vielleicht Samaria aus meiner Hand befreit? Wer ist doch unter all den Göttern dieser Länder, der sein Land aus meiner Hand errettet hätte? Jetzt sollte gar der Herr Jerusalem aus meiner Hand befreien?« Da schwiegen sie und sie erwiderten ihm nichts; denn des Königs Befehl lautete. »Ihr sollt ihm nichts erwidern!« Hierauf kamen Eljakim, Hilkias Sohn, des Hauses Vorstand, und Sebna, der Kanzler, und der Ratsherr Joach, Asaphs Sohn, zu Ezechias mit zerrissenen Kleidern und berichteten ihm des Rabsake Reden. Ezechias und SanheribAls König Ezechias dies vernahm, zerriß er seine Kleider, legte an ein Bußgewand und ging in's Haus des Herrn. Dann sandte er Eljakim, des Hauses Vorstand, und Sebna, den Kanzler, und die Ältesten der Priester, in Bußgewänder gehüllt, zu Isaias, dem Amossohne, dem Propheten. Und sie sollten zu ihm sprechen: »So spricht Ezechias: "Ein Tag der Not, der Drangsal und der Schmach ist dieser Tag; denn Kinder wollen durchbrechen; doch fehlt die Kraft, sie zu gebären. Vielleicht hört doch der Herr, dein Gott, auf des Rabsake Reden, den sein Herr, der König von Assyrien, hergesandt, zu lästern den lebendigen Gott und ihn mit Worten zu beschimpfen; dies hat der Herr, dein Gott, vernommen. So leg Fürsprache ein für diesen Rest, der noch vorhanden!"« Als des Königs Ezechias Diener zu Isaias kamen, sprach Isaias zu ihnen: »Sprecht zu so eurem Herrn: So spricht der Herr: "Hab keine Angst der Reden wegen, die du hörtest, mit denen mich die Knechte des Assyrerkönigs gelästert haben! Ich setze einen Geist ihm jetzt entgegen. Er wird dann eine Kunde hören und heim nach seinem Lande ziehen. Ich fälle ihn in seinem Lande durch das Schwert."« Darauf kehrte Rabsake zurück und traf den König der Assyrer bei der Belagerung von Libna an. Er hatte nämlich schon gehört, er sei von Lachis aufgebrochen. Da hörte er vom Äthiopierkönig Tirhaka: »Er zieht heran, mit dir zu kämpfen.« Da sandte er auf diese Nachricht hin an Ezechias Boten und ließ sagen: »Sagt so zu Ezechias, Judas König! Laß dich von deinem Gotte nicht betören, auf den du baust wegen des Spruches: "Jerusalem fällt nicht in des Assyrerkönigs Hand!" Du hast ja selbst vernommen, wie die Assyrerkönige mit allen Ländern sind verfahren, an denen sie den Bann vollstreckt. Da wolltest du gerettet werden? Ja, haben wohl die Götter all der Heidenvölker, die meine Ahnen einst vernichtet, sie retten können? Gozan und Charan und Reseph sowie Edens Söhne in Telassar? Wo ist der König von Hamat und wo der König von Arpad? Wo ist der König der Stadt Sepharvaim, von Hena und von Avva?« Als Ezechias diesen Brief der Boten Hand entnommen und ihn gelesen hatte, ging er in das Haus des Herrn. Und Ezechias breitete ihn vor dem Herrn dort aus. Dann betete Ezechias also zu dem Herrn: »Du Herr der Heeresscharen, Israels Gott, der über Cherubinen thront! Nur Du allein bist Gott für alle Erdenreiche; Du schufst den Himmel und die Erde. Neig, Herr, Dein Ohr und höre! Herr! Öffne Deine Augen! Sieh her und höre alle Worte Sanheribs, die er verlauten ließ zum Hohn auf den lebendigen Gott! Wahr ist's ja, Herr.- Die Könige Assyriens verheerten alle Länder und das ihrige dazu. Sie warfen deren Götter selbst ins Feuer. Denn diese waren keine Götter, nur Menschenmachwerk, Holz und Stein; so konnte man sie gut vernichten. Nun aber, Herr, Du unser Gott! Errette uns aus seiner Hand! Der Erde Reiche sollen insgesamt erkennen: Du bist allein der Herr.« Da sandte Isaias, des Amos Sohn, zu Ezechias und ließ sagen: »So spricht der Herr, Gott Israels, zu dem du betest, jetzt über Sanherib, den König von Assyrien: Dies ist das Wort, das über ihn der Herr gesprochen: "Die Jungfrau, Sions Tochter, spottet deiner und verachtet dich. Die Tochter von Jerusalem, sie schüttelt hinter dir das Haupt. Wen lästerst du? Wen schmähst du, gegen wen erhebst du deine Stimme? - Du tatest deine stolzen Augen auf, dem Heiligen Israels zum Trotz. Durch deine Knechte sprachest du vom Herrn vermessen: »Mit der Menge meiner Wagenzüge dringe ich hinauf bis zu der Berge höchsten Höhen, selbst auf den höchsten Libanon, und fälle seine höchsten Zedern und seine schönsten Fichten. Ich dringe bis zu seinem höchsten Gipfel in seine reichsten Waldungen. Zur Kühlung trinke ich die Firngewässer und trete mit den Füßen all die Gletscherströme aus.« Hast du denn nicht gehört, daß ich seit langem dies geplant, von alten Zeiten her bestimmt? Jetzt ließ ich Ähnliches geschehen. So wurden beste Städte ja durch Schleifung bis zum Grund verheert. Und die in ihnen wohnten, für die Verteidigung zu schwach, erzitterten und bebten. Sie wurden wie des Feldes Kraut, wie grünend Gras, wie Hälmchen auf den Dächern, wie unreifes, vermengtes Korn Bekannt ist mir dein Aufstehn und dein Niedersitzen; dein Gehen und dein Kommen kenne ich sehr gut und auch dein Toben gegen mich. Zu Ohren kam dein Toben mir, dein Ungestüm. So lege ich in deine Nase meinen Ring und meinen Zaum in deine Lippen und führ' dich auf dem selben Wege heim, auf dem du hergekommen bist.« Dies sei zum Zeichen: In diesem Jahre iß den Altwuchs! Im zweiten Jahr den Brachwuchs! Im dritten Jahre aber sät und erntet wieder! Pflanzt Weinberge! Genießet ihre Früchte! Und was dem Untergang entronnen und was im Hause Juda übrig ist, bewurzelt in der Tiefe sich, und oben trägt es Früchte. Denn aus Jerusalem wird das, was übrig ist und was dem Untergang entging, vom Sionsberge sich verbreiten. Die Eifersucht des Herrn der Heerscharen tut dies.« So spricht der Herr zum König von Assyrien: »Er dringt in diese Stadt nicht ein, schießt keinen Pfeil hinein; mit keinem Schild berennt er sie, und keinen Wall erstellt er gegen sie. Denselben Weg, auf dem er kam, muß er zurück; die Stadt jedoch betritt er nicht.« Ein Spruch des Herrn. »Ich schirme diese Stadt und helfe ihr um meiner selbst und meines Dieners David willen.« Darauf ging der Engel des Herrn aus und schlug im Assyrerlager 185.000 Mann, und als man sich frühmorgens aufmachen wollte, waren sie allesamt leblose Leichname. Da brach Sanherib, Assyriens König, auf und zog ab. Und er blieb in Ninive. Während er einmal im Hause Nisrochs, seines Gottes, betete, ermordeten ihn seine Söhne Adramelech und Sareser mit dem Schwert. Sie flohen ins Land Ararat. Da wurde sein Sohn Asarhaddon an seiner Statt König. Des Ezechias KrankheitZu jener Zeit ward Ezechias todkrank. Da besuchte ihn der Prophet Isaias, des Amos Sohn, und sprach zu ihm: »So spricht der Herr: Bestell dein Haus! Denn sterben mußt du, ohne zu genesen.« -  Da wandte sich Ezechias mit seinem Angesicht zur Wand und betete zum Herrn und sprach: »Ach Herr, denk doch daran, daß ich vor Dir gewandelt, treulich und mit ungeteiltem Herzen, und daß ich tat, was Dir gefiel!« Darauf brach Ezechias in lautes Weinen aus. Da erging das Wort des Herrn an Isaias, also lautend: »Auf! Sprich zu Ezechias: Also spricht der Herr, des Davids, deines Vaters, Gott: "Ich hörte dein Gebet und schaute deine Tränen. So lege ich denn deinen Tagen noch fünfzehn Jahre zu. Ich rette dich aus des Assyrerkönigs Hand samt dieser Stadt; ich schirme diese Stadt! Dies diene dir vom Herrn als Zeichen, daß wirklich auch der Herr das tut, was er verspricht! Die Schatten von den Stufen laß ich soviel rückwärtsgehen, wie schon die Sonne an des Achaz Sonnenzeiger sank, zehn Stufen."« Da stieg die Sonne um zehn Stufen wieder, So viele Stufen sie gesunken war. Ein Gedicht von Ezechias, dem Judakönig, als er krank war und von seiner Krankheit dann genas: »Ich spreche: In meines Lebens voller Kraft soll ich das Tor der Unterwelt betreten und mich beraubt des Restes meiner Jahre sehen. Schon habe ich gesprochen: Ich soll den Herrn nicht wiedersehn im Lande der Lebendigen und Menschen nicht mehr schauen dort bei des Totenreichs Bewohnern. Mein Zelt soll abgebrochen werden und eingerollt. Aufrollen willst Du, einem Weber gleich, mein Leben, abschneiden mich vom Faden. Bevor die Nacht dem Tage folgt, bist Du schon mit mir fertig. Du handelst richtig wie ein Löwe; so wird all mein Gebein zermalmt. Bevor die Nacht dem Tage folgt, bist du mit mir schon fertig. Wie eine Schwalbe ächze ich und seufze wie die Drosseln. Zur Höhe tränen meine Augen: Ich bin so hart bedrückt, Herr! Tritt Du doch für mich ein! Wo soll ich Worte finden? Was er mir angekündigt, tut er auch. All meine Jahre ende ich in Bitternis. Herr, deshalb mögen sie noch weiter dauern, und möge doch mein Geist in ihnen allen lebend sein! Mach mich gesund und laß mich weiter leben! Zum Heile dient mir dann die bittre Bitternis, bewahrst Du meine Seele vor dem sichern Untergange, weil hinter Deinen Rücken Du all meine Sünden wirfst. Die Unterwelt lobpreist Dich nicht; Dich lobt auch nicht der Tod. Die rühmen Deine Treue nicht, die in die Grüfte sinken. Nur wer noch lebt, nur wer noch lebt, der kann Dich loben so wie ich's heute möchte tun. Der Vater kündete alsdann den Söhnen Deine Treue an. Zu Hilfe, Herr! Wir wollen alle unsere Lebenstage im Haus des Herrn die Saitenspiele rühren.« - Isaias befahl hierauf, ein Feigenpflaster herbeizubringen und dies auf das Geschwür zu streichen, auf daß er genese. Da sprach Ezechias: »Was ist das Zeichen, daß ich wieder in das Haus des Herrn eingehen kann?« Ezechias und BabelZu jener Zeit sandte Merodoch Baladan, Baladans Sohn, der Babelkönig, Schreiber mit Geschenken zu Ezechias, auf die Nachricht hin, daß er krank gewesen und wieder zu Kräften gelangt sei. Ezechias freute sich darüber und zeigte ihnen sein Schatzhaus, das Silber und das Gold, die Spezereien und das Feinöl und sein ganzes Zeughaus und alles andere in seinen Schatzkammern. Nichts gab es in seinem Hause und in seinem ganzen Herrschaftsgebiete, was ihnen Ezechias nicht gezeigt hätte. Da kam der Prophet Isaias zum König Ezechias und sprach zu ihm: »Was haben diese Männer denn gesprochen? Woher kommen sie zu dir?« Da sprach Ezechias: »Aus fernem Lande kommen sie zu mir, aus Babel.« Da sprach er: »Was haben sie in deinem Hause sich besehen?« Ezechias sprach: »Alles haben sie in meinem Hause sich besehen. Nichts gibt es, was ich ihnen in meinen Schatzkammern nicht vorgewiesen hätte.« Da sprach Isaias zu Ezechias: »Vernimm das Wort des Herrn der Heerscharen! "Einst kommen Tage, da alles, was in deinem Hause ist, was deine Väter bis auf diesen Tag sich aufgespeichert, nach Babel fortgebracht wird. Nichts läßt man übrig", spricht der Herr. Und auch von deinen Leibessöhnen, die du noch zeugst, wird man dann einige nehmen, damit sie Kämmerlinge im Palast des Babelkönigs werden.« Da sprach Ezechias zu Isaias. »Das Herrnwort, das du angekündigt hast, ist recht.« Dann sprach er. »Ein dauerhafter Friede herrsche noch in meinen Tagen!« Heilsbotschaft»Nun tröstet, tröstet mir mein Volk!« so läßt sich euer Gott vernehmen. Zu Herzen sprecht Jerusalem und ruft ihm zu, sein Sklavendienst sei aus und seine Schuld gebüßt! - Denn aus der Hand des Herrn hat es für seine Sünden insgesamt das Doppelte empfangen.« Horch! Einer ruft: »Bahnt in der Wüste einen Weg des Herrn! Für unsern Gott bereitet in der Steppe grade Straßen!  Erheben soll sich jedes Tal, und jeder Berg und Hügel soll sich senken! Das Krumme werd gerade und eben alles Höckerige!  Denn sichtbar werden will des Herren Lichter Glanz, und sehen soll ihn alle Welt zusammen! Der Mund des Herrn hat es gesprochen.«   Horch! Einer spricht: »Verkünde!« »Was denn«, fragt ein andrer, »soll ich künden?« »Die ganze Welt ist Gras, all ihre Pracht ist wie die Blume, des Feldes Blume. Das Gras verdorrt, die Blume welkt, wenn sie der Hauch des Herren trifft. Wahrhaftig, Gras nur sind die Leute.  Das Gras verdorrt: die Blume welkt. Doch unseres Gottes Wort besteht in Ewigkeit.«   Ersteige einen hohen Berg als Freudenbotin! Erhebe mächtig deine Stimme als Freudenbotin, du Jerusalem! Furchtlos erhebe sie und rufe Judas Städten zu: »Seht! Da ist euer Gott.  Der Herr, der Herr kommt als der Sieger; sein Arm allein hat ihm den Sieg erkämpft. Sein Sold ist auch bei ihm; sein Kampfpreis geht vor ihm einher.  Er weidet seine Herde wie ein Hirt; in seinen Arm nimmt er die Lämmer. An seinem Busen trägt er sie und leitet sanft die Mutterschafe.« Wer mißt mit seiner Faust die Wasser und wer den Himmel mit der Spanne? Wer faßt denn in ein Drittelmaß der Erde Staub und wägt die Berge mit der Waage, in ihren Schalen ihre Hügel?  Wer mißt den Geist des Herrn? Und wer ist sein Berater, der ihn unterwiesen Wen zieht er je zu Rat, daß er ihn weise machte und ihn den Pfad der Ordnung lehrte und ihn in Einsicht weiterbrächte und ihm die Weisheitsbahn entdeckte? Die Heidenvölker sind ein Tropfen an dem Eimer und gelten, was ein Flöckchen an der Waage gilt. Die Inseln fallen ins Gewicht nur wie ein Stäubchen. Kein Libanon reicht hin zum Feuer, zum Opfer nicht sein Wild. Die Heidenvölker alle sind wie nichts vor ihm, sind weniger als nichts in seinen Augen. Wem wollt ihr also Gott vergleichen und unter welchem Bild ihn darstellen? Ein Götzenbild, das gießt der Künstler; der Goldschmied überzieht's mit Gold und schließt's mit Silberkettchen an. Und wer zu arm für solche Stiftung, wählt ein Holz aus, das nicht fault. Dann sucht er einen guten Künstler, ein Götzenbild ihm anzufertigen, das nicht aus den Fugen geht. Wißt ihr es nicht Wollt ihr's nicht hören? Ward's nicht schon längst euch kundgetan? Kennt ihr denn nicht der Erde Gründungsart? Er, der da thronet überm Erdenrund; seine Bewohner sind wie Heuschrecken. Er, der wie einen Flor den Himmel ausgebreitet und wie ein Wohngezelt ihn ausgespannt, er, der die Fürsten in ein Nichts verwandelt, der Erde Mächtige in leere Luft. Kaum sind sie eingepflanzt, kaum ausgesät, kaum wurzelt ein ihr Stamm im Boden, da bläst er sie schon an, und sie verdorren, und fort trägt sie der Sturm wie Spreu. »Wem also wollt ihr mich vergleichen?« So fragt der Heilige. Zur Höhe hebet eure Augen! Und haltet Umschau! Wer ist ihr Schöpfer? Wer führt ihr Heer gezählt hervor und ruft sie all mit Namen auf? Und vor dem Starken und dem Mächtigen bleibt nicht eines aus. Weswegen sagst du, Jakob, und sprichst du, Israel: »Mein Schicksal ist dem Herrn verborgen, und meinem Gott entgeht mein Recht"? Weißt du denn nicht? Hast du's nicht gehört? Ein ewiger Gott, das ist der Herr, und wandert er bis an der Erde Säume, wird er nicht müde und nicht matt, und sein Verstand ist unbegrenzt. Den Müden gibt er Stärke und den Erschöpften neue Kraft.  Mag müd und matt die Jugend werden und mögen Rüstige zusammenbrechen, doch die des Herren harren, gewinnen neue Kraft; sie zeigen Schwingen gleich den Adlern. Sie laufen und ermüden nicht und gehn und werden nimmer matt. Die Einzigkeit des Herrn»Hört still mir zu, ihr Inseln! Und stärken sollen sich Nationen und dann zur Unterredung kommen! Zum Entscheid wollen wir zusammentreten. Wer ruft von Osten her den Falken, der auf dem Fuß ihm folgt? Wer gibt ihm Heidenvölker preis und treibt die Könige in Flucht, und wessen Schwert jagt sie wie Staub davon, und wessen Bogen wie verwehte Spreu? Und er verfolgt sie, sicher wandelnd, auch auf Pfaden, die noch nie sein Fuß betreten. Wer wirkt und waltet es? Ich, der von Anfang an ruft die Geschlechter. Ich, der Herr, der Erste und bei den Letzten noch derselbe.« Voll Furcht vernehmen es die Inseln; die Erdenenden beben. Sie kommen näher her. Und einer sucht dem anderen zu helfen und ruft ihm zu: »Nur Mut!«   Der Schnitzer muntert einen Goldschmied auf; der mit dem Hammer schafft, den Blasbalgtreter, der von der Lötung sagt: »Die ist jetzt gut«, und es mit Nägeln dann befestigt, damit's nicht wackle. - »Du aber, Israel, mein Knecht, du Jakob, den ich auserkoren, du Sproß von meinem Freunde Abraham!  Du, den ich vor den Vornehmsten der Welt erwählt, vor ihren Edelsten berufen habe! Ich sage dir: "Mein Knecht bist du; dich habe ich erkoren und nicht abgelehnt.« Sei ohne Furcht! Ich bin mit dir. Sei ohne Angst! Ich bin dein Gott. Ich stärke dich; ich helfe dir und stütze dich mit meiner sieggewohnten Rechten. Mit Schimpf und Schande wird bedeckt, wer dich beschimpft. Vernichtet wird und untergeht, wer mit dir streitet. Du suchst alsdann und findest sie nicht mehr, die mit dir streiten. Vernichtet werden und vergehn, die dich bekriegen. Denn ich, der Herr, ich bin dein Gott, der deine rechte Hand ergreift, der zu dir spricht: "Sei ohne Furcht! Ich bin es, der dir hilft.« Sei ohne Furcht, mein Würmlein Jakob! Ihr armen Männer Israels! Ich bin es, der ihm hilft.« Ein Spruch des Herrn. »Ja, dein Erlöser ist der Heilige Israels. Ich mache dich zu einem Dreschschlitten, so scharf und neu, mit vielen Schneiden. Du wirst die Berge dreschen und zermalmen und Hügel wie in Spreu verwandeln. Du worfelst sie; der Wind trägt sie hinweg, der Sturm reibt sie zu Staub. Du jubelst dann über den Herrn und rühmest dich des Heiligen Israels. Die Elenden und Armen suchen Wasser; doch keins ist da. Vor Durst ist ihre Zunge ausgetrocknet. Doch ich, der Herr, bekümmere mich um sie; ja ich, der Schutzgott Israels, verlasse nimmer sie. Ich lasse Ströme fließen auf den kahlen Höhen und Quellen mitten in den Gründen. Zu Wasserteichen mache ich die Wüsten und dürres Land zu Wassersprudeln; ich lasse in der Wüste Zedern und Akazien und Myrten und Oliven wachsen und pflanze in die Steppe ein Zypressen, Ulmen, Fichten allzumal. Sie sollen sehen und erkennen, drauf achten und sich merken, daß dies die Hand des Herrn getan, daß dies der Heilige des Herrn getan, daß dies der Heilige Israels geschaffen.« »Bringt eure Sache vor!« So spricht der Herr. »Legt vor eure Beweise!« So spricht der König Jakobs.  »Sie mögen nähertreten und uns künden, was sich ereignen wird! Was war es mit dem Früheren? So sagt es, daß wir es vermerken und uns erkundigen nach dem Eintritt! Oder macht uns doch die Zukunft kund!  Ja, kündet uns die Zeichen schon im voraus an! Dann werden wir es anerkennen, daß in der Tat ihr Götter seid, und daß ihr nützen könnt und schaden. Dann wollen wir uns alle voller Staunen fürchten.  Ihr seid ja weniger als nichts, und euer Tun ist weniger als null. Abscheulich ist, wer euch erwählt. Von Norden ruf ich, und er kommt; vom Sonnenaufgang den, der meinen Namen ruft, und in Satrapen tritt er wie in Lehm, so wie ein Töpfer stampft den Ton. Wer zeigte solches schon zum voraus an, daß wir's erfahren hätten, im voraus, daß wir hätten sagen können: "Richtig!"? Doch keiner hat je so etwas verkündet, und keiner solches kundgetan. Kein Mensch bekommt von euch ein Wort zu hören. Nur ich bestelle Boten für Sion als Erster - sie sind, fürwahr, schon da - und Freudenboten für Jerusalem. Ich schaue rings umher, und keiner tritt hervor. Von ihnen zeigt sich keiner als Berater, daß ich sie bitten könnte, mir Auskunft zu erteilen. - Seht! Nichtig sind sie alle und nichtig ist ihr Tun, und ihre Bilder, die gegossenen, sind Tand und leerer Schein.« Der Gottesknecht»Hier ist mein Knecht, dem ich als Stütze diene, der von mir Auserkorene, der meinem Herzen wohlgefällt! Ich lege meinen Geist auf ihn; den Heidenvölkern wird er Wahrheit künden. Er macht nicht Geschrei und ruft nicht laut; nicht läßt er sich in Gassen hören.  Geknicktes Rohr zerbricht er nicht; zerdrückt den Docht nicht, den verlöschenden! Hinaus trägt er in Treue Wahrheit. Er wird nicht müde und nicht matt, bis er auf Erden Wahrheit durchgeführt; die Inseln warten ja auf seine Weisung.« - So spricht der Gott, der Herr, des Himmels Schöpfer, der ihn ausgebreitet und der die Erde festigt und ihr Gewächs, der Lebenshauch dem Volk darauf verleiht und Atem denen, die drauf wandeln: »Ich rufe dich in Gnaden, ich, der Herr; ich fasse dich bei deiner Hand, beschütze dich und mache dich zum Ruhme für das Volk, zum Licht für Heidenvölker.  Sollst blinde Augen öffnen, Gefang'ne aus dem Kerker führen, und aus dem Kerker, die im Finstern sitzen. Mein Name ist, "der Herr", und meine Ehre trete ich nicht einem andere ab und meinen Ruhm nicht Götzenbildern. Das Frühere, seht, es ist erschienen. Und nun verkünde ich euch Neues; bevor es keimt, laß ich's euch hören.« -  Dem Herren singt ein neues Lied, sein Lob bis an der Erde Rand, ihr Fahrer auf dem Meer und seiner Fülle, ihr Inseln und die sie besiedeln!  Die Wüste juble auf mit ihren Triften, den Dörfern, darin Kedar wohnt! Die auf den Felsen siedeln, sollen jauchzen und von der Berge Gipfel her laut jubilieren! Dem Herren sollen sie die Ehre geben und auf den Inseln seinen Ruhm verkünden! Der Herr zieht aus als Held; als Kriegsmann weckt er seinen Eifer; er schreit, er brüllt, und mannhaft geht er gegen seine Feinde vor.  »Urlang geschwiegen habe ich, und mich gehüllt in Schweigen. Jetzt schreie ich wie eine Kreißende und stöhne, schnaube allzumal. Ich dörre Berg und Hügel aus und lasse all ihr Grün verwelken und wandle Ströme um in dürres Land und lege Sümpfe trocken. Auf unbekanntem Wege führe ich die Blinden; ich leite sie auf unbekannten Steigen. Vor ihnen mache ich die Finsternis zum Licht, zur ebenen Fläche Schluchten! Das sind nun Dinge, die ich früher schon getan und die ich noch nicht aufgegeben. Es sollen rückwärts prallen und beschämt sich fühlen, die auf geschnitzte Bilder sich verlassen, die zu gegossenen Bildern sprechen: "Ihr seid unsere Götter.« Ihr Tauben, horchet auf! Ihr Blinden, schauet auf und seht!  Wer war je blind, wenn nicht mein Knecht? Wer taub, wenn nicht mein Bote, den ich senden will? - Wer je so blind wie der Knecht des Herrn? Viel sahst Du, doch behieltest nichts. Du hattest offene Ohren, hörtest aber nichts. Dem Herrn gefiel's, um seines Heiles willen, die Lehre groß und wundervoll zu machen. Da wurden sie ein Volk, beraubt, geplündert. In Löchern lagen sie gefesselt alle; in Kerkerhäuser waren sie gesteckt; zum Raub geworden, ohne Retter, zur Beute, und niemand sprach: "Gib's wieder her!"« Wer unter euch wohl, der dies hört, wird aufmerksam das Folgende vernehmen? Wer gab zur Beute Jakob preis und Israel den Räubern? War's nicht der Herr, an dem wir uns versündigt, auf dessen Wegen sie nicht wandeln und dessen Lehre sie nicht hören wollten?  So goß er seinen Grimm darüber aus, des Krieges Härte. Rings um sie flammte es. Man achtete des aber nicht, und so verbrannt' es sie. Doch nicht zu Herzen nahm man es. Des Volkes ErlösungNun aber spricht der Herr, dein Schöpfer, Jakob, dein Bildner, Israel: »Sei ohne Furcht! Denn ich erlöse dich. Ich rufe dich beim Namen; du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehen mußt, bin ich bei dir, durch Ströme, doch sie schwemmen dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehen mußt, verbrennst du nicht; die Flamme sengt dich nicht. Denn ich, der Herr, ich bin dein Gott, der Heilige Israels dein Retter. Zum Lösegeld für dich geb ich Ägypten hin, für dich auch Äthiopien und Saba. Weil teuer du in meinen Augen bist und wertgeachtet, mir so lieb, drum gebe ich auch andre Leute für dich hin und andre Völker für dein Leben. Sei ohne Furcht! Ich bin mit dir. Von Osten bring ich dein Geschlecht herbei, von Westen dich zuhauf. Ich sage zu dem Norden: "Gib heraus!" Zum Süden: "Halt sie nicht zurück! Bringt aus der Ferne meine Söhne her und meine Töchter von der Erde Rand!", sie alle, die genannt nach meinem Namen: ich schaffe es um meiner Ehre willen und mache es und führe es auch aus.« »Das Volk! Heraus mit ihm, das blind und dennoch Augen hat, die taub und dennoch Ohren haben!  Zusammenstehen sollen all die Heidenvölker und die Nationen sich zusammenscharen! Wer kann bei jenen solches melden? Sie sollen Früheres uns hören lassen! Sie sollen ihre Zeugen bringen, daß sie Recht bekommen, auf daß man's höre und dann sage: "Richtig"! Ihr seid nun meine Zeugen«, ein Spruch des Herrn, »mein Knecht, den ich erwählt, daß ihr gewißlich an mich glaubt und merkt, daß ich es bin, daß nicht ein Gott vor mir gebildet ward, und daß es nach mir keinen anderen gibt. Ich, ich nur bin der Herr, und außer mir gibt's keinen Helfer. Ich habe es verkündet und alsdann geholfen. Als ich's verkünden ließ, war unter euch kein Fremder. Das müßt ihr mir bezeugen.« Ein Spruch des Herrn. »So bin ich also Gott. Von jeher war ich stets derselbe. Aus meiner Hand ist niemand zu erretten. Was ich beginne, wer will's hindern?« So spricht der Herr, der euch erlöst, der Heilige Israels: »Um euretwillen habe ich nach Babel hingesandt. Die Segelschiffe ließ ich alle sie besteigen und die Chaldäer ihre schnellen Schiffe. Ich bin der Herr und euer Heiliger, der Schöpfer Israels und euer König.« So spricht der Herr, der einen Weg gab durch das Meer, durch starke Wasser eine Straße und Roß und Wagen sie betreten ließ und Heerestroß und Krieger abzumal. - Da liegen sie und stehen nicht mehr auf, erloschen, wie ein Docht verglommen: »Denkt nicht der früheren Taten! Achtet des Vergangenen nicht! Ich schaffe etwas Neues. Es keimt schon auf. Merkt ihr es nicht? Ich bahne durch die Wüste einen Weg; ich lasse Ströme fließen durch die Öden. Des Feldes Wild preist mich, Schakale, Strauße, daß in der Wüste Wasser ich jetzt spende und Ströme in den Öden, um mein erkornes Volk zu tränken. Das Volk, das ich mir selbst erschaffen, muß meinen Ruhm verkünden. Mich hast du, Jakob, nicht gerufen, nicht dich um mich bemüht, du Israel. Du brachtest mir kein Lamm zum Opfer; nicht ehrtest du mich je mit deinen Schlachtopfern. Mit Speiseopfern war ich dir nicht lästig, mit Weihrauch nicht beschwerlich. Du kauftest nicht für mich um Geld Gewürzrohr und labtest nimmer mich durch deine fetten Schlachtopfer. Wohl aber wurdest du durch deine Sünde mir beschwerlich; durch deine Missetaten fielst du mir zur Last. Ich selber tilge nur um meinetwillen deine Missetaten, und deiner Sünden denke ich nicht mehr. Verbessere mich nur! Wir wollen miteinander rechten. So bringe irgend etwas vor, damit du recht behaltest! Dein erster Vater hat gesündigt, und deine Mittler brachen mir die Treue. Die heiligen Fürsten mußte ich entweihen, dem Banne Jakob überliefern und Israel dem Hohne überlassen.« Der Gottesknecht und sein Gott»Nun, Jakob, höre, du mein Knecht, und Israel den ich erkoren!« So spricht der Herr, der dich gemacht und dich im Mutterschoß gebildet hat, dein Helfer. »Jakob, mein Knecht, sei ohne Furcht, und Jeschurun, den ich erkoren! Ich gieße Wasser auf ein durstig Land und auf ein ausgedorrtes Wasserbäche. Ich gieße meinen Geist auf deinen Stamm und meinen Segen über deine Sprößlinge. Sie sprießen wie im Sumpf das Gras, wie Weiden an den Wasserbächen. Der sagt: "Dem Herrn gehöre ich", und der nennt stolz den Namen Jakobs, und der schreibt sich auf seine Hand "dem Herrn gehörig" und gibt den Namen Israel den Kindern.« So spricht der Herr, der König Israels und sein Erlöser, Herr der Heerscharen: »Ich bin der Erste, ich der Letzte, und außer mir gibt's keinen Gott. Wer ist wie ich, der sage es, vermelde es und lege mir nur irgend etwas vor, seit ich ein ewig Volk erschaffen! Das Künftige, das kommen wird, das zeige er zu seinem Ruhme an! Seid ohne Furcht und ohne Sorgen! Ja, habe ich nicht längst zuvor die Dinge kundgemacht und angezeigt? Ihr müßt es mir bezeugen, ob's einen Gott gibt außer mir. Von einem andern Felsen weiß ich nichts. Die Götzenbilder allesamt sind nichts, und ihre schönsten Werke helfen nichts. Bezeugen müssen sie dies selbst; sie sehen nichts und merken nichts. So muß sich schämen, wer einen Götzen bildet und ein unnütz Bild sich gießt. Sich schämen müssen alle die Gesellen. Die Meister selber werden rot, und stehen sie versammelt beieinander, geraten sie in Angst und Scham zumal. Der Schmied schlägt Eisen ab und tut's in Kohlenglut und formt es mit den Hämmern und schlägt mit seinem starken Arm darauf. Doch hungert's ihn, dann wird er matt, und trinkt er Wasser nicht, dann wird er kraftlos. Der Tischler spannt die Meßschnur aus und zeichnet's mit dem Stifte auf und gibt durch Hobeln ihm Gestalt und formt es nach dem Zirkel. Er macht's zu einer Mannsfigur, zum schönen Menschenbild; in einem Hause soll es wohnen. Ein andrer wählt beim Zedernfällen Fichten oder Eichen aus. Ein dritter zieht sich Waldesbäume groß, sich Fichten pflanzend, die durch Regen wachsen. Dem Menschen dient es dann zum Heizen; er nimmt davon und wärmt sich auf; auch heizt er ein und backt sich Brot. Auch einen Gott macht er davon und betet an ein Götzenbild, vor dem er niederfällt. Im Feuer hat er einen Teil davon verbrannt, und über seinen Kohlen buk er Brot, und über einem andern Teile briet er Fleisch und aß den Braten, wurde satt und wärmte sich, rief endlich aus: "Eija, ich bin durchwärmt, ich habe an dem Feuer mich erquickt.« Den Rest davon hat er zu einem Gott, zu seinem Götzenbild gemacht, davor sich bückend, fällt er nieder, fleht zu ihm und spricht: "Errette mich! Mein Gott bist du!" So unverständig sind sie, so gedankenlos. Verklebt sind ihre Augen; sie sehen nichts, und ihre Herzen merken nichts. Nichts kommt ihm in den Sinn. Nicht soviel Einsicht hat er und Verstand, so daß er spräche: "Im Feuer habe ich doch einen Teil verbrannt und Brot in seiner Glut gebacken und Fleisch gebraten und verzehrt. Den Rest davon soll ich zum Greuelbilde machen und einen Holzklotz anbeten?" Der Asche freut er sich, betört sein leicht betörbar Herz. Er rettet seine Seele nicht, so daß er spräche: "Ist dies in meiner Rechten hier nicht Tand?" - Denk daran, Jakob, und Israel, daß du mein Diener bist, daß ich dich mir zum Knecht erzogen! Du bleibst mir unvergessen, Israel! Ich wische wie ein Wölkchen deine Missetaten aus, wie eine Wolke deine Sündenstrafen. Zurück zu mir! Denn ich erlöse dich!« Ihr Himmel, jauchzet! Denn der Herr vollbringt's. Frohlocket laut, ihr Erdenklüfte! Ihr Berge, brecht in Jubel aus, du Wald und alle Bäume drin! Jakob erlöst der Herr und prangt mit Israel. So spricht der Herr, der dich erlöst, der dich im Mutterschoß gebildet. »Ich bin der Herr, der alles macht und der allein den Himmel ausgespannt und selbst die Erde hingebreitet, der eitel macht der Schwätzer Zeichen, Wahrsager zu Toren, zum Rückzug Weise bringt, der ihre Künste narrt, doch seiner Knechte Wort bestätigt, seiner Boten Plan vollbringt und von Jerusalem so spricht: "Besiedelt werde es!" und von den Städten Judas: "Sie werden wieder aufgebaut. Herstellen will ich ihre Trümmer", der spricht auch zu der Tiefe: "Versiege! Austrocknen will ich deine Fluten", der spricht von Cyrus: "Erfüllen soll er meinen Plan und meinen Wunsch vollauf."« Er spreche von Jerusalem: »Es werde wieder aufgebaut; der Tempel werde neu gegründet!« CyrusSo spricht der Herr zu dem, den er gesalbt, zu Cyrus: »Du, den ich an der rechten Hand gefaßt, um Heidenvölker vor ihn hinzuwerfen! Der Könige Hüften werde ich entgürten und Türen vor ihm öffnen, daß Pforten nicht verschlossen bleiben. Ich ziehe vor dir her und werfe Wälle nieder, zertrümmre eherne Tore, ich zersprenge Eisenriegel. Ich gebe dir auch Schätze aus dem Dunkel, verborgene Kleinodien. Du sollst erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der dich beim Namen rief, der Schutzgott Israels, zugunsten meines Dieners Jakob und meines Auserkorenen, Israel, der dich beim Namen rief und einen Ehrennamen dir verlieh, obschon du mich nicht kanntest. Ich bin der Herr und keiner sonst; und außer mir ist keiner Gott. Ich habe dich gegürtet, obschon du mich nicht kanntest. Vom Sonnenaufgang bis zum Abend wisse man, daß keiner neben mir vorhanden ist! Ich bin der Herr und keiner sonst, der Licht macht, Finsternis erschafft, der Heil bewirkt und Unheil schafft. Ja, ich, der Herr, ich mach dies alles. Von oben taut, ihr Himmel! Ihr Wolken gießet Segen aus! Die Erde öffne sich! Sie sollen Heil zum Reifen bringen! Aufkeime Segen allzumal! Ich, ich, der Herr, ich schaffe dies. - Wie? Hadert denn ein Topf mit seinem Töpfer und eine Scherbe mit dem Künstler, der in Ton arbeitet? Der Lehm, spricht er zu seinem Bildner: "Was du da machst, hat keine Handhabe?" Ein Wehe über den, der zu dem Vater sagt: "Was zeugest du?", zum Weibe: "Was gebärest du?"« So spricht der Herr, der Heilige Israels, sein Bildner: »Ihr stellet wegen meiner Söhne mich zur Rede und gebet mir Gesetze über meiner Hände Werk? Die Erde habe ich gemacht, die Menschen drauf erschaffen. Nur meine Hände breiteten den Himmel aus, und seinem ganzen Heer erteile ich Befehl. Ich habe ihn erweckt zum Heile und ebne alle seine Wege. Er soll aufs neue bauen meine Stadt und die Gefangenen mir loslassen, umsonst und unentgeltlich.« So spricht der Herr der Heerscharen. So spricht der Herr: »Ägyptens Arbeit, Äthiopiens Handel und die Sabäer, diese hochgewachsenen Männer, sie sollen auf dich übergehn, die deinen werden! Sie folgen dir und ziehen unentwegt dahin, und vor dir niederfallend, beten sie vor dir: "Bei dir allein ist Gott, und weiter gibt es keinen andern Gott."« Fürwahr, Du bist ein Gott, der Schutz gewährt, ein Helfer, Du Gott Israels. Sie alle schämen sich und sind mit Schmach bedeckt; sie gehen schmachvoll weg, die Bildermacher. Doch Israel wird durch den Herrn befreit auf ewige Zeiten. Nicht Schmach mehr, nicht mehr Schande über euch durch alle Ewigkeiten! Ja, also spricht der Herr: »Wer da den Himmel schafft, der ist der wahre Gott. Und wer die Erde formt und macht, erhält sie auch. Nicht schuf er sie zum Ödland; zur Siedlung bildete er sie. Ich bin's, der Herr, und keiner sonst. Nicht im geheimen habe ich geredet, im finstern Erdenwinkel, und zum Geschlechte Jakob sprach ich nicht: "Mich sucht in's Leere!" Ich bin der Herr, der Wahrheit spricht, der Richtiges verkündet. Auf! Allesamt herbei Nur näher her, der Heidenvölker Rest! Sie schleppen unverständig sich mit ihres Götzenbildes Holz und flehn zu einem Gotte, der nicht hilft. Fragt an! Herbei mit ihnen! Sie mögen alle miteinander sich beraten! Wer tat dergleichen jemals kund? Wer zeigte je dergleichen an? War ich, der Herr, es nicht? Ja, außer mir gibt's keinen Gott. Kein wahrer Gott und Helfer außer mir! Zu mir nur wendet euch und laßt euch helfen, all ihr Erden-Enden! Denn ich bin Gott und keiner sonst. Bei mir geschworen habe ich. Nur Wahrheit kommt aus meinem Munde, nur Worte ohne Widerruf; ein jeglich Knie beugt sich vor mir, und jede Zunge schwört: »Wahrhaftig! Nur beim Herrn", so wird man sprechen, "ist Wahrheit und ist Kraft für mich". Sie kommen voller Scham zu ihm, sie alle, die einst gegen ihn geeifert. Im Herrn dagegen siegt und triumphiert die ganze Nachwelt Israels.« Babels SturzGebeugt ist Bel; geduckt ist Nebo. Und ihre Götzenbilder sind den Tieren und dem Lastvieh aufgeladen, sie, die euch tragen sollten, als Last dem Vieh, dem abgematteten. Geduckt, gebeugt sind sie zumal; sie können ihre Würde nimmer schützen; sie wandern selbst in die Gefangenschaft. »Hör mir zu, Jakobshaus, du ganzer Rest des Hauses Israel, ihr, die ihr seid vom Mutterleib an aufgeladen, vom Mutterschoß an aufgenommen! Selbst bis in euer Alter bleibe ich derselbe, und bis zum grauen Alter trage ich. Ich hab's getan und hebe weiter; ich trage und behüte es. Mit wem vergleicht ihr mich, wem wollt ihr mich gleichsetzen? Nach wem mich bilden, daß wir uns glichen? Die zählen aus dem Beutel Goldstücke und wägen Silber auf der Waage. Sie dingen einen Goldschmied, und dieser macht's zum Gott; sie bücken sich und beten an. Sie heben ihn auf ihre Schultern und schleppen ihn, und wenn sie ihn an seinen Platz zurückstellen, dann bleibt er stehen, wo er ist, kann sich nicht von der Stelle rühren. Und ruft jemand zu ihm, erteilt er keine Antwort, befreit aus seiner Not ihn nicht. Bedenket dies! Errötet! Abtrünnige! Nehmt's zu Herzen. Ersehet aus dem Früheren von alten Zeiten her, daß ich allein Gott bin und keiner sonst. Schutzgott, und nichts ist je mir gleich, der ich von Anfang auch das Ende angekündigt, das Ungeschehene in der Vorzeit, der spricht: "Mein Wille soll geschehen!" Was mir gefällt, das schaffe ich, der ich von Osten einen Adler rufe, aus fernem Land den Mann für meinen Plan. Kaum habe ich's gesagt, vollführ ich's auch. Wie ich's geplant, mach ich's zur Tat. Verstockte! Hört auf mich, die ihr euch fern vom Heile glaubet! Ich bring mein Heil herbei, das nicht mehr ferne, und meine Hilfe wird sich nicht verzögern. Ich spende Sion Hilfe und meine Herrlichkeit an Israel.« Jubellied auf Babels FallHerunter! In den Staub! Du Jungfrau, Babels Tochter! Setz dich zur Erde! Entthronte! Du Chaldäertochter! Man nennt dich nimmermehr »die Feine und die Zarte". Die Mühle nimm und mahle Mehl! Deck deinen Schleier auf! Die Schleppe hoch! Das Bein entblößt! So wate durch die Flüsse! Dein Schoß wird aufgedeckt, und angegafft wird deine Blöße. »Ich nehme Rache und bitte niemand um Erlaubnis.« - Der uns erlöst, der »Herr der Heerescharen« heißt, der Heilige Israels, spricht also: »Sitz ruhig hin! Ins Dunkel schleiche, du Chaldäertochter! Denn fortan nennt dich niemand mehr "der Königreiche Herrin". Ich hatte auf mein Volk gezürnt; die ewig Meinen hatte ich entweiht und sie in deine Hand gegeben. Kein Mitleid hattest du für sie; den Alten machtest du dein Joch gar schwer. Du sprachst: "Ich bleibe Herrin immerdar" und überlegtest nicht und dachtest nicht an seine Folgen. Nun höre dies, Verzärtelte, die da im Sichern thront, die bei sich spricht: "Ich bin's und keine sonst; ich sitze nicht als Witwe da und kenne keine Kinderlosigkeit". Und dennoch trifft dich beides plötzlich: an e i n e m Tage Kinderlosigkeit und Witwenschaft. Sie treffen dich in ihrer ganzen Schwere, dies trotz der Menge deiner Zauberkniffe und trotz der Masse der Beschwörungen. Auf deine Schlechtigkeit vertrautest du und sprachst: "Nicht einer mich durchschaut.« Doch deine Weisheit, deine Klugheit haben dich berückt. "Ich bin's ja", dachtest du, "sonst keine.« Doch über dich kommt Unheil, und du weißt nicht, wie du es beschwören sollst. Dich überfällt Verderben; du kannst es nimmer bannen. Urplötzlich überkommt dich Schwindel, daß dir vergehn die Sinne. Bleib nur bei deines Bannes Sprüchen, bei deinen vielen Zauberkniffen! Du mühtest dich mit ihnen schon von Jugend an. Vielleicht kannst du dir helfen; vielleicht verscheuchst du es. Wenn du das Spiel verlorengibst trotz deiner vielen Pläne, dann mögen diese Himmelskundigen zu deiner Hilfe kommen, die nach den Sternen sehn und an den Neumonden verkünden, was dir begegnen wird! Sie sind nur Stoppeln, die das Feuer frißt. Sie können sich nicht aus der Flamme retten, und das ist keine Kohlenglut zum Wärmen, kein Feuer, um davor zu sitzen. Das aber sind sie dir, die Zauberer. Mit ihnen hast du es von Jugend auf gehalten. Ein jeder taumelt seinem Untergange zu, und keiner steht dir bei.« Mahnung zur UmkehrDies höre, Jakobshaus! Sie, die nach Israel sich nennen, aus Judas Born entsprungen, die bei des Herren Namen schwören, die Gottheit Israels im Munde führen, doch unaufrichtig, ohne jedes Recht! An sie kam aus der heiligen Stadt der Ruf; doch sie erfanden einen Vorwand gegenüber dem Gott Israels, der »Herr der Heerscharen« genannt. »Längst habe ich das Frühere verkündigt; aus meinem Munde ist's gekommen. Ich tat es kund; ich ließ es plötzlich kommen. Denn weil ich wußte, daß du harten Sinnes bist, dein Nacken eine Eisensehne und deine Stirne Erz, so tat ich alles dir von alten Zeiten kund. Bevor es eintraf, ließ ich dich drum wissen, daß du nicht sagen könntest: "Mein Götze hat's getan, mein Schnitzbild und mein Gußbild es gefügt.« Du hast dies alles doch gehört. Müßt ihr's nicht selbst bekennen? Von jetzt an aber offenbare ich dir Neues, Verborgenes, das du nicht weißt. Jetzt ist es erst im Werden, und früher war es nicht. Vor dieser Zeit vernahmst du nichts davon, daß du nicht sagst: "Mir war's bekannt.« Nein! Nichts hast du gehört und nichts gewußt; dein Ohr hat's früher nicht vernommen. Ich wußte, wie du treulos warst, und treulos hieß man dich vom Mutterleibe an. Um meines Namens willen hemme ich den Zorn, um meiner Ehre willen, und zügle ihn zu deinem Besten, um dich nicht zu vertilgen. Ich habe dich geläutert; du warst kein reines Silber; ich habe in des Leidens Ofen dich geprüft. Um meinetwillen, meinetwillen will ich's tun. Wie würde sonst gelästert werden! Ich gebe meine Ehre keinem andere preis! Hör zu, Jakob, und Israel, du mein Berufener! Ich bleibe stets derselbe. Der Erste bin ich und der Letzte, hat meine Hand die Erde doch gegründet und meine Rechte ausgespannt den Himmel; ich rufe ihnen, und sie stehen still. Zuhauf, ihr alle hört! Wer unter ihnen tat dergleichen kund? "Der, den der Herr hat lieb, vollstreckt an Babel seinen Willen. Sein Arm tut dies an den Chaldäern.« Ich, ich allein nur habe es gesagt. Ich rufe ihn und führe ihn, daß ihm sein Weg gelinge. -  Heran zu mir! Vernehmet dies! Von Anfang an sprach ich nicht insgeheim. Wenn etwas ward, war ich dabei.« So hat mich denn der Herr, der Herr, gesandt, mit seinem Geiste. So spricht der Herr, dein Retter und der Heilige Israels: »Ich bin dein Gott, der Herr, der dich belehrt zu deinem Nutzen, dich leitet auf dem Wege, den du gehen sollst: Wenn du nur achtetest auf mein Gebot, dann würde wie ein Strom dein Glück, dein Wohlstand gleich den Meereswellen und dein Geschlecht dem Sande gleich, wie seine Körner deine Leibesfrucht. Sein Name würde nimmer ausgerottet, nie vertilgt vor meinem Angesicht.« Heraus aus Babel! Fort aus Chaldäa! Mit Jubelschall verkündet's! Laßt es hören! Bis zu dem Erdenrand laßt es erschallen! Sprecht: »Der Herr hat Jakob, seinen Knecht, erlöst!« Sie dürsten in den Wüsten nicht, durch die er sie geleitet. Er läßt aus Felsen Wasser ihnen rieseln. Er spaltet Felsen, und es rauschen Wasser. -  »Kein Friede«, spricht der Herr, »für Frevler!« Der GottesknechtIhr Inseln, hört auf mich! Von fern her lauscht, ihr Nationen! Der Herr hat mich vom Mutterleib berufen, im Mutterschoße meinen Namen schon genannt. Er machte meinen Mund zu einem scharfen Schwert; im Schatten seiner Hand verbarg er mich. Er machte mich zu einem blanken Pfeile, versteckte mich in seinem Köcher. »Du sollst«, sprach er, »mein Diener sein, und Israel soll's sein, an dem ich mich durch dich verherrliche.« Ich aber mußte sprechen: »Umsonst hab ich mich abgemüht und meine Kraft an Nichtigkeiten und an Dunst vertan. Und doch steht bei dem Herrn mein Recht, bei meinem Gott mein Lohn.« Darauf erwiderte der Herr, der mich vom Mutterschoß für sich zum Knecht erzog, um Jakob wiederum zu sich zu bringen und Israel zu sich zu sammeln. Ich bin ja in des Herren Augen vieles wert, und meine Stärke ist mein Gott. Er sprach: »Zuwenig wäre es dafür, daß du mein Knecht geworden, wärst du nur so mein Diener, daß du die Stämme Jakobs wiederherstellen und Israels Geschlecht heimführen würdest. Ich mache dich vielmehr zum Licht der Heidenvölker, auf daß mein Heil bis an der Erde Ende reiche.« So spricht der Herr, der Retter Israels, sein Heiliger, von dem, den alle Welt verachtet, vom Spott der Heidenvölker, vom Knecht der Wüteriche: »Könige stehen auf, wenn sie es schauen, und Fürsten fallen nieder, des Herren, des getreuen, wegen, des Heiligen Israels, der dich erwählt.« So spricht der Herr: »Ist mir's gefällig, so bewillige ich dir Gehör und helfe dir, ist's Zeit zur Hilfe. Ich schütze dich und mache dich zum Ruhm des Volkes. So helfe ich dem Lande auf, besiedle wieder öde Plätze. Ich sage zu den Häftlingen: "Heraus!" - zu denen, die im finstern Kerker: "Kommt ans Licht!" An Straßen sollen sie die Weiden finden, auf allen Hügeln ihre Trift. Nicht hungern werden sie, nicht dürsten. Nicht sticht sie Glutwind, nicht die Sonne. Denn ihr Erbarmer leitet sie; zu Wassersprudeln führt er sie. Ich mache gangbar alle meine Berge, und meine Straßen heben sich. Aus weiter Ferne kommen sie. Die da vom Norden, die vom Westen und diese aus Siniterland.« Ihr Himmel jauchzt! Frohlocke, Erde! Ihr Berge brecht in lauten Jubel aus! Der Herr nimmt an sich seines Volkes, erbarmt sich seiner Armen. Doch Sion spricht: »Der Herr hat mich verlassen; der Herr hat mich vergessen.«   Vergißt denn eine Mutter ihres Kindes, des eigenen Leibessprossen die Gebärerin? Und könnten Mütter sie vergessen, so vergesse ich dich nicht. In meinen Händen trage ich dich eingezeichnet, und deine Mauern stehen allezeit vor mir. Es eilen deine Kinder schneller her als die, die dich verlassen, als die, die dich verwüstet und vernichtet haben. Erhebe ringsum deine Augen! Schau! Sie alle kommen dir zuhauf. So wahr ich lebe« - ein Spruch des Herrn -, »sie alle legst du dir wie ein Geschmeide an, gleich einem Brautschmuck um. Denn deine Trümmer, deine Öden, dein zerschunden Land, zu enge wird's für die, die Wohnung suchen, wenn deine Todfeinde erst fort. Vor deinen eignen Ohren sagen dann die Kinder, dir in deiner Einsamkeit geboren: "Der Platz ist mir zu eng. Rück weg, daß ich hier auch noch sitzen kann!" Du fragst dich dann: "Wer hat sie mir geboren? Ich war doch kinderlos und unfruchtbar, gefangen und verbannt! Wer hat mir diese aufgezogen? Ich war allein noch übrig. Was ist's mit ihnen?"« Dann spricht der Herr, der Herr, also: »Bis zu den Heidenvölkern hin erhebe ich die Hand und richte unter den Nationen meine Flagge auf, damit sie im Gewandbausch deine Söhne bringen, herbei auf ihren Schultern deine Töchter tragen. Und deine Wärter sollen Könige und ihre Fürstinnen für dich die Ammen sein. Sie fallen auf ihr Angesicht zur Erde vor dir nieder, den Staub von deinen Füßen küssend. Dann wirst du sehn, daß ich der Herr bin, und daß nicht zuschanden werden, die auf mich vertrauen. Kann denn der Raub dem Starken abgejagt, dem Wüterich der Fang entrissen werden?  O ja. So spricht der Herr. »Dem Starken kann der Fang entrissen, dem Wüterich die Beute abgenommen werden. Wer mit dir kämpft, mit diesem kämpfe ich; ich selber rette deine Söhne. Ich gebe deinen Peinigern ihr eigen Fleisch zu essen. Sie müssen sich an ihrem eignen Blut berauschen wie am Wein, und alle Welt soll wissen, daß ich, der Herr, dein Retter bin, der Starke Jakobs, dein Erlöser. Der GottesknechtSo spricht der Herr: »Wo ist nur eurer Mutter Scheidebrief, mit dem ich sie verstoßen hätte? Wer ist mein Gläubiger, an den ich euch verkauft? Für eure Missetaten wurdet ihr verkauft; um eurer Sünden willen wurde eure Mutter fortgeschickt. Warum war niemand da, als ich erschien? Warum gab niemand Antwort, als ich rief 2 Ist meine Hand zu kurz zum Helfen? Bin ich zu schwach zum Retten? Mit meinem Machtwort trockne ich das Meer aus, in Steppen wandle ich die Ströme, und ihre Fische faulen, weil das Wasser mangelt, und sterben hier vor Durst. Den Himmel kleide ich in Düsternis und hüll' ihn in ein Bußgewand.« Der Herr, der Herr verlieh mir eine Jüngerzunge, damit den Müden ich durch Zuspruch anzuregen wüßte. An jedem Morgen weckt er mich durch's Ohr, daß ich aufhorche wie ein Schüler. Der Herr, der Herr macht offen mir das Ohr; ich widerstrebe nicht und weiche nicht. Den Schlagenden biet ich den Rücken dar und meine Wangen meinen Quälern, mein Angesicht verhüll ich nicht vor Schmähung und Bespeiung. Der Herr, der Herr steht selbst mir bei; ich werde deshalb nicht zuschanden. Drum mache ich mein Antlitz kieselgleich; ich weiß, ich werde nicht zuschanden. Der mir zu meinem Recht verhilft, ist nahe. Wer ist's, der mit mir streiten will? So treten wir zusammen vor. Wer ist's, der mich verklagen will? Er trete her zu mir! Der Herr, der Herr verteidigt mich. Wer könnte mich bezichtigen? Fürwahr! Sie allesamt zerfallen, den Kleidern gleich, die Motten fressen. Ist einer unter euch, der vor dem Herrn sich fürchtet und noch auf seines Dieners Stimme hört? Nur einer, der des Herren Namen traut und sich auf seinen Gott verläßt, wenn er im Finstern wandelt und keinen Lichtstrahl sieht? - Ihr alle wollt euch selber Feuer schlagen, um Fackeln anzuzünden. So wandelt denn bei eures Feuers Licht und bei den Fackeln, die ihr angezündet! Von meiner Hand wird euch dies zubereitet: Ihr müßt an einem Ort der Qualen wohnen. Heilsverkündigung»Horcht ihr doch wenigstens auf mich, die ihr dem Heil nachjagt, die ihr den Herren sucht! Schaut auf den Felsen hin, aus dem ihr seid gehauen, und auf den Born, aus dem ihr seid geflossen! Schaut hin auf euren Vater Abraham, auf Sara, eure Mutter! Denn ihn nur habe ich berufen und ihn gesegnet und gemehrt.« So sei der Herr auch Sion wieder gnädig, erbarme sich all seiner Trümmer, und seine Öde mache er zu einem Paradies und seine Wüste zu des Herren Garten, in dem sich Lust und Wonne finden und Dank und Liederklänge! - »Ihr Völker, horcht auf mich, und ihr Nationen, hört mich an! Von mir geht Weisung aus, und meine Wahrheit mache ich zum Licht für Völker. Mein Heil kommt näher; meine Hilfe zieht schon aus. Denn meine Arme bringen Völker zu dem Recht; die Inseln harren schon auf mich, und sie vertraun auf meinen Arm. Zum Himmel hebet eure Augen auf! Und schauet auf die Erde unten! Zerflattert auch der Himmel gleich dem Rauch, zerfällt die Erde wie ein Kleid, auf gleiche Weise auch ihre Bewohner, so bleibt doch meine Hilfe ewiglich bestehen. Mein Heil wird nicht zunichte. So hört mir zu, die ihr das Rechte kennt! Du Volk, das meine Lehre in dem Herzen trägt! Habt keine Angst vor Menschenschimpf! Zagt nicht vor ihrem Hohn! Wie ein Gewand frißt sie die Motte; wie Wolle wird die Schabe sie verzehren. Mein Heil dagegen bleibt in Ewigkeit bestehn und meine Hilfe bis zum äußersten Geschlecht.« Hervor! Hervor! Leg Kraft an, Arm des Herrn! Hervor, wie einstens in der Urzeit Tagen! Bist Du's nicht, der das Ungetüm zerhauen, den Drachen einst durchbohrt? Bist Du's nicht, der das Meer einst ausgetrocknet, das Wasser jener großen See? Der durch des Meeres Tiefe eine Straße bahnte, Erlöste durchzuführen? So mögen auch des Herrn Erkaufte wiederkehren nach Sion unter Jubelrufen, auf ihrem Haupte ewige Freude. Freude und Wonne mögen ihnen das Geleite geben, und weithin fliehen Schmerz und Leid. »Ich selber bin es, der euch tröstet. Wer bist du doch, daß du vor Menschen, sterblichen, dich fürchtest? Vor Menschenkindern, die zu Grase werden? Du dachtest nimmer an den Herrn, den Schöpfer, der einst den Himmel ausgespannt, der Erde Grund gelegt. Du bebtest vielmehr allezeit den ganzen Tag vor des Bedrückers Grimm, als hätte er schon zum Vertilgen Macht gehabt. Wo ist nun des Bedrückers Grimm? Der Kluge ist bereit für die Befreiung; dann stirbt er nicht im Kerker, und nimmer mangelt ihm das Brot. Ich bin der Herr, dein Gott, der selbst das Meer zur Ruhe zwingt, wenn seine Wellen brausen, der "Herr der Heeresscharen" heißt. Ich lege mein Versprechen dir in deinen Mund, mit meiner Hand dich deckend, ich werde einen andern Himmel schaffen und eine andere Erde gründen und dann zu Sion sprechen: "Mein Volk bist du."« Empor! Empor! Auf! Du Jerusalem, das aus des Herren Hand den Becher seines Zorns getrunken, den schaumgefüllten Taumelbecher bis zum letzten Tropfen ausgeschlürft. Kein Führer ist ihm mehr geblieben von all den Söhnen, die's geboren, keiner, der's an seiner Hand genommen, von all den Söhnen, die es großgezogen. Getroffen hat dich Zwiefaches: Wer nur hat Leid um dich getragen? Verheerung und Vernichtung, Hungersnot und Schwert. Wer spricht zu dir ein Wort des Trostes? Berauscht an allen Straßenecken liegen deine Söhne, wie Antilopen in dem Netz, gefüllt vom Grimm des Herrn, von deines Gottes Zorne. So höre dies, du Ärmste, du Trunkene, doch nicht von Wein! So spricht der Herr, Herr und Gott, der für sein Volk jetzt kämpft: »Ich nehme dir den Taumelbecher aus der Hand; denn meines Grimmes schäumenden Pokal sollst du nicht weiter trinken. Ich gebe diesen deinen Quälern in die Hand, die dir befehlen: "Beuge dich, daß wir darüber gehen", so daß du deinen Rücken mußt zum Bogen machen, zur Straße für die Wandersleute.« Wunderbare RückkehrAuf! Sion! Auf! Dein Festkleid angelegt! In deine Prachtgewänder hülle dich, Jerusalem, du heilige Stadt! Kein Unbeschnittener, kein Unreiner betritt dich fernerhin.  Schüttle den Staub ab! Auf! Gefangenes Jerusalem! Lös dir die Fesseln deines Halses, gefangene Sionstochter! Ja, also spricht der Herr: »Umsonst seid ihr verkauft; so werdet ihr auch unentgeltlich freigegeben.« Denn also spricht der Herr, der Herr: »Mein Volk zog damals nach Ägypten und wollte dort nur gasten, Assur bedrückte es um nichts. Nun aber, wie geschieht mir hier?« Ein Spruch des Herrn: »Mein Volk ist ohne Grund gefangen, und seine Fürsten klagen wehe.« Ein Spruch des Herrn: »Mein Name wird noch immerfort gelästert. Drum soll mein Volk es noch erfahren, wie ich heiße, jawohl an diesem Tag, daß ich es bin, der da gesagt: "Seht! Ich bin da."« Wie hochwillkommen eilen über das Gebirge des Freudenboten Füße, der Frieden ausruft, Glück verkündet und Heil verlauten läßt, der Sion meldet: »Dein Gott ist wieder König!« Horch! Deine Wächter rufen laut; sie jubeln alle. Sie sehen ganz genau den Herrn zurück nach Sion kehren. Jauchzt auf! Im Chore jubelt, Trümmer von Jerusalem! Der Herr erbarmt sich seines Volkes, befreit Jerusalem. Der Herr entblößt den heiligen Arm vor aller Heidenvölker Augen. Alle Enden der Erde schaun die Hilfe unseres Gottes. Hinweg! Hinweg! Heraus von da! Berührt nichts Unreines! Zieht fort aus seiner Mitte! Doch reinigt euch, die ihr des Herrn Gefäße tragt! Doch euer Auszug sei nicht eilig und eure Reise nicht fluchtartig! Der Herr geht euch voran, und eure Nachhut bildet wieder Israels Gott. Fürwahr! Mein Knecht hat Glück; groß wird er, hochgeachtet, hochgeehrt. Wie viele seinetwegen sich entsetzten, - so sehr entstellt war er, so wenig sah er andern Menschen ähnlich, so wenig andern Menschenkindern gleich -, so setzt er viele Heidenvölker über sich in Staunen, und Könige verschließen ihren Mund. Denn nie Erzähltes schauen sie, und nie Gehörtes hören sie. Des Gottesknechts leidenWer glaubte unserer Botschaft? Wem wird der Arm des Herrn enthüllt?  Er wächst für sich so, wie ein Reis, so, wie aus dürrem Erdreich eine Wurzel, ist ohne Schönheit und Gestalt; er zieht auf sich nicht unsere Blicke; ist ohne Ansehn, aller Reize für uns bar. Er ist verachtet und von aller Welt verlassen, ein Schmerzensmann, dem Krankheit wohlbekannt, verachtet so wie einer, der sein Angesicht vor uns verhüllen muß. Wir rechnen nimmermehr mit ihm. Und dennoch trägt er unsere Leiden, erduldet unsere Schmerzen, wiewohl er uns, als ein von Gott Getroffener, nur Schläge zu verdienen scheint und Qualen.  So ist er denn durch unsre Schuld zerfleischt, durch unsere Verschuldung so zerschlagen. Zu unsrer Wohlfahrt nur fällt er der Züchtigung anheim, durch seine Striemen wird uns Heilung. Wir sind wie Schafe allesamt verlaufen; ein jeder folgt nur seinem Wege. So läßt der Herr all unsere Schuld ihn treffen. Er wird mißhandelt, beugt sich nieder, tut den Mund nicht auf gleich einem Lamm, das man zur Schlachtbank führt. Gleich einem Mutterschaf, verstummt vor seinen Scherern, tut er den Mund nicht auf. Man schleppt ihn aus Gefängnis und Gericht zum Tode. Wer überlegt sein Schicksal? Aus der Lebendigen Land soll er gerissen werden. Aus meines Volkes Schuld fließt ihm das Unheil zu. Schon gibt man ihm sein Grab bei Missetätern und seine Grabstätte bei Armen, obwohl er nicht Gewalttat ausgeübt und kein Betrug in seinem Mund gewesen.  Der Herr verwundet ihn; in Leiden wissen will er ihn, daß, hat er erst gebüßt, er Nachwuchs sehe, lange lebend, und daß durch ihn des Herren Wunsch gelinge. Nach seiner Seele Leid wird er, erfüllt mit seiner Kenntnis, sie genießen. Selbst glücklich, macht mein Diener viele glücklich, nachdem er ihre Schuld getragen. Drum mache ich ihn auch zum Herren über Große und gebe ihm zur Beute Mächtige, weil er dem Tod sich stellen, sich unter Missetäter zählen läßt. Er, der die Sünde vieler trägt, tritt noch für Übeltäter ein. Des neuen Bundes HerrlichkeitDu Unfruchtbare, jauchze, die du nicht geboren! Brich aus in Jubel, jauchze du, die nicht in Wehen hat gelegen! »Denn der Verstoßnen Kinderzahl ist größer als jene der Vermählten.« - So spricht der Herr. Mach weit den Raum in deinem Zelte! Man spanne weiter deiner Wohnungen Behänge und spare nicht! Verlängere deine Stricke, schlage fester deine Pflöcke ein!  Nach rechts und links dehnst du dich aus, und Heidenvölker unterjocht sich dein Geschlecht, besiedelt wieder Städte. Sei ohne Furcht! Du brauchst dich nicht zu schämen. Sei frohen Muts! Du brauchst nicht zu erröten. Die Schande deiner Kinderlosigkeit vergissest du; der Schande deiner Witwenschaft gedenkst du nimmer. Dein Gatte ist ja der, der dich erschaffen; »der Heeresscharen Herr« heißt er. Der Heilige Israels ist dein Befreier; »Gott aller Welt« heißt er. Wie ein verlassnes, tiefbetrübtes Weib ruft dich der Herr zurück. »Ein Weib der Jugendliebe, kann es denn verworfen werden?« So spricht dein Gott. »Nur einen kleinen Augenblick verließ ich dich; mit starker Liebe hole ich dich wieder ein. In großem Zorn verbarg ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir. Ich hege nunmehr dich mit ewiger Zärtlichkeit«, so spricht, der dich erlöst, der Herr. »Wie in des Noë Tagen tu ich; so, wie ich damals schwur: "Nie sollen Noës Fluten die Erde wieder überschwemmen", so schwöre ich, nie wieder dir zu grollen, nie wieder dich zu schelten. Selbst Berge mögen weichen, Hügel wanken, doch meine Liebe weicht nicht mehr von dir, nie wieder wankt mein Friedensbund«, so spricht der Herr, der dich so zärtlich liebt. »Du Arme, Sturmgepeitschte, Trostberaubte! Ich will in Malachit einbetten deine Steine und in Saphire deine Grundfesten. Ich mache aus Rubinen deine Zinnen und deine Tore aus Karfunkel und deinen ganzen Wall aus Edelstein. - Und alle, die dich bauen, werden von dem Herrn selbst unterrichtet, und groß ist die Geschicklichkeit bei denen, die dich bauen. Kunstfertig, fest erbaut, so wisse dich von jedem Überfalle fern! Du brauchst ihn ja nicht mehr zu fürchten, auch nicht den Untergang. Er darf dir nicht zu nahe kommen. - Wer angreift, wird von mir vernichtet. Wer mit dir kämpft, fällt deinetwegen. Ich schuf den Schmied, der in das Kohlenfeuer bläst und der nach seiner Weise Waffen schmiedet. Ich selber schaffe auch das Werkzeug zur Vernichtung. Kein Kriegsgerät, gen dich geschmiedet, hat Glück, und jede Zunge, die im Streit ums Recht dich anficht, kannst du widerlegen. Das ist das Erbteil für des Herren Knechte und das, worauf sie bei mir Anspruch haben.« Ein Spruch des Herrn. Heilsgüter»Auf! All ihr Dürstenden, geht hin zum Wasser! Auch ihr, die ihr kein Silber habt! Auf! Kaufet, esset! Auf! Kauft ohne Geld umsonst jetzt Wein und Milch! Was zahlt ihr Geld für das, was keine Nahrung ist, und was ihr euch gespart, für das, was nimmer sättigt? Auf mich nur hört, dann habt ihr feine Kost und labt euch an dem Fett. So gönnt mir euer Ohr und kommt zu mir! Hört zu und euer Geist, er lebe wieder auf! - Ein ewig Bündnis schließe ich mit euch, gleich Davids Gnaden, die für immer währen. Fürwahr! Zu einem Völkerrichter setze ich ihn ein, zum Völkerherrscher und Gebieter.  Fürwahr! Auch du rufst Heidenvölker her, die du nicht kennst, und Heidenvölker, die von dir nichts wissen. Sie eilen zu dir her, des Herren, deines Gottes, wegen, dem Heiligen Israels zu Ehren, weil er dich verherrlicht.« Suchet den Herrn, da er sich finden läßt! Ihn ruft, da er so nahe ist!  Der Frevler lasse sein Beginnen, der Mann des Unrechts seine Pläne! Zurück zum Herrn, daß er sich seiner wiederum erbarme, zu unserm Gott; denn im Vergeben ist er reich!  »Meine Gedanken sind nicht eurige Gedanken. Nicht eure Wege meine Wege.« Ein Spruch des Herrn. »Soviel der Himmel höher als die Erde, sind meine Wege höher als die eurigen, meine Gedanken höher als eure Gedanken. Wie Schnee und Regen vom Himmel fallen und nicht mehr dorthin kehren, vielmehr die Erde tränken, befruchten und mit Grün bedecken, dem Sämann Samen geben und Brot dem Essenden, so ist's mit meinem Wort, das meinen Mund verläßt. Nicht leer kehrt es zu mir zurück, es habe denn getan, was ich gewünscht, mit Glück vollführt, wozu ich's ausgesandt.«   Zieht aus mit frohem Mut! Ihr werdet ja in Sicherheit geleitet. Die Berge und die Hügel jubeln vor euch her, des Feldes Bäume alle klatschen in die Hände. Zypressen wachsen statt des Dorngestrüpps und statt der Nesseln Myrten. - Ein Denkmal ist es für den Herrn und eine ewige Inschrift, die nicht schwindet. MahnungenSo spricht der Herr:"Befolgt, was recht ist! Und tut,was vorgeschrieben! Denn meine Hilfe ist dem Anbruch nah, mein Heil will sich jetzt offenbaren.  Heil sei dem Menschen, der so handelt, dem Menschenkind, das dabei bleibt, das seinen Sabbat hält, ihn nicht entweiht, und seine Hand bewahrt vor Übeltat!« Der Fremdling sage nicht, der sich dem Herrn anschließen will: »Der Herr schließt mich aus seinem Volke sicher aus"! Auch sage der Entmannte nicht: »Ich bin ein dürrer Baum".  Denn also spricht der Herr:"Entmannten, die meine Sabbattage feiern und wählen, was mir wohlgefällt, und fest an meinem Bunde halten, auch diesen geb ich einen Platz in meinem Haus, in meinen Mauern und einen Namen trefflicher als Söhne und als Töchter. Ich gebe ihnen einen ewigen Namen, der nimmermehr erlischt. Die Fremden, die sich an den Herrn anschließen, um ihm zu dienen und um des Herren Namen Liebe zu erweisen und Knechte ihm zu sein, falls sie den Sabbat halten, ihn nicht entweihen und fest an meinem Bunde hängen, laß ich betreten meinen heiligen Berg und heiße sie in meinem Bethaus hochwillkommen. Ich nehme ihre Brand- und Schlachtopfer auf meinem Altar wohlgefällig an. Mein Haus soll "aller Nationen Bethaus" heißen.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn, der Israel aus der Zerstreuung sammelt: »Zu ihnen, die ich schon gesammelt, will ich noch andere hinzuversammeln.« Ihr wilden Tiere insgesamt! Jetzt kommt zum Fraß herbei! Ihr Tiere alle aus dem Wald! All seine Wächter sind ja blind; sie passen nimmer auf, sind alle stumme Hunde, die nicht bellen mögen. Sie träumen, liegen ausgestreckt und schlafen gern. Als heißhungrige Hunde sind sie nicht zu sättigen; als Hirten wissen sie von keiner Achtsamkeit. Sie alle sehen nur auf ihren Nutzen, auf seinen Vorteil jeder bis zum letzten Mann: »Herbei! Ich hole Wein. Wir wollen Bier zusammen zechen! Und morgen soll's wie heute gehn, großartig über alle Maßen!«   Des Volkes SündenDer Fromme stirbt, und niemand nimmt's zu Herzen. Die guten Männer sterben aus, und keiner merkt darauf, daß vor der Bösen Zeit der Fromme stirbt. Er geht zum Frieden ein und ruht in seiner Lagerstätte als Redlicher von tadellosem Wandel. Doch ihr, ihr tretet vor, ihr Hexensöhne, du Brut der Ehebrecher und der Dirnen! Wen höhnt ihr? Gegen wen reißt euren Mund ihr auf und streckt die Zunge aus? Seid ihr nicht eine Sündenbrut, ein treuloses Geschlecht? Die ihr in Brunst kommt unter Eichen, unter jedem grünen Baume; die ihr an Bächen Kinder schlachtet und unter Felsenhängen! Die glatten Kiesel aus den Bächen bilden dein Geschick; sie dienen dir zum Losen. Du gießest Opferwein zu ihren Ehren aus, bringst ihnen Speiseopfer dar. Damit soll ich mich wohl zufriedengeben?  Auf hohen, steilen Bergen schlägst du dein Ruhelager auf. Du steigst hinauf, um dort Schlachtopfer darzubringen. Und hinter Tür und Pfosten stellst du dein Zeichen auf. Mir untreu, deckest du dich auf, besteigst dein ausgebreitet Bett, bedingst für dich von ihnen ihres Lagers Liebe, und erfreust dich ihrer Liebesgunst. Du schaust nach Öl dich für den Moloch um, häufst deine Wohlgerüche an, schickst deine Boten in die Ferne und sendest sie bis in das Totenreich.  Obgleich ermüdet durch dein langes Treiben, bekennst du nicht. »Vergeblich!« Du findest neue Stillung deiner Gier; deshalb wirst du nicht matt. Wovor ist dir denn bange? Worum bist du besorgt, daß du so untreu wirst und meiner nicht gedenkst und keine Acht mir schenkst? Nicht wahr, ich schweige, zeige mich nicht offen; so fürchtest du dich nicht vor mir. Ich aber künde dir, daß dieses Handeln, das dir recht erscheint, und deine Werke dir nicht helfen können. Dich mögen die erretten, die du zusammenbringst, wenn du zu heulen hast! Sie alle aber führt ein Lüftchen in die Weite und ein Windhauch trägt sie fort. Nur wer auf mich vertraut, ererbt das Land und darf auf meinem heiligen Berge wohnen. Ich rufe: »Auf! Nun bahnet, bahnet, ebnet jetzt den Weg! Und räumet allen Anstoß meinem Volke aus dem Wege!« So spricht der, dessen Name ist »der Hohe, der Erhabene, der Ewiglebende, der Heilige": »Ich wohne hoch und heilig; doch bin ich auch bei den Bedrückten und Demütigen, um so den Geist der Demutsvollen zu beleben und zu beleben der Gedrückten Herz. Nicht immer will ich streiten, nicht auf die Dauer grollen, weil sonst der Geist vor mir verschmachtete, und ich erschaffe doch die Lebensgeister. Ich zürne ihm ob seiner frevelhaften Gier und strafe es mit abgewandtem Angesicht und grolle, weil es störrisch seinen Lüsten folgt. Ich sehe diese seine Wege, und dennoch wünsche ich, ihm wohlzutun, ihm Ruh zu gönnen, Trost zu spenden, ihm selbst und seinen Trauemden. Der Lippen Ruf laß ich ins Dasein treten für Ferne und für Nahe: Friede, Friede.« So spricht der Herr: »Ich heile ihn.« Die Bösen aber gleichen einem aufgewühlten Meer, das nicht zur Ruhe kommt und dessen Wasser Kot und Schlamm aufwühlen. »Kein Friede«, spricht mein Gott, »für Gottlose!« Mahnung und Verheißung»Ruf ungehemmt aus vollem Halse! Posaunen gleich erhebe deine Stimme! Vermelde meinem Volke seinen Frevel, dem Hause Jakobs seine Sünden! Zwar fragen sie mich Tag für Tag und möchten meine Wege gerne kennen. Als wären sie ein Volk, das täte, was da recht, und die Gesetze seines Gottes nie verließe, so fordern sie von mir Behandlung, die gerecht sein soll verlangen eine göttliche Kundgebung: » "Wozu nur fasten wir? Du achtest nicht darauf. Kasteien uns? Du merkst es nicht.« Seht! Fastet ihr, dann tut ihr nur, was euch gefällt. Ihr hetzet alle eure Arbeitsleute ab. Bei Streit und Zanken fastet ihr, beim Dreinhaun mit der frevlen Faust. Ihr solltet vorerst nicht so fasten. Sonst hört man euren Lärm sogar im Himmel. Soll etwa das ein Fasttag sein, wie ich ihn liebe, wenn jemand leibliche Genüsse sich versagt und seinen Kopf wie Schilf läßt hängen und sich auf rauhes Tuch und Asche bettet? Ja, willst du das ein Fasten heißen und einen Tag, dem Herrn gefällig? Ist nicht erst das ein Fasten, wie ich es liebe: des Unrechts Bande öffnen, des Joches Knoten lösen, Geknechtete befreien und daß du jeglich Joch zertrümmerst?  Nicht das: den Hungrigen dein Brot mitbrechen und obdachlose Arme in dein Haus einführen, und siehst du einen nackt, daß du ihn kleidest und dich nicht deinem Fleisch entziehst? Dann bricht dein Licht hervor wie Morgenrot, und schnell vernarben deine Wunden. Dein Heil zieht vor dir her, und deine Nachhut ist die Herrlichkeit des Herrn. Du rufst; der Herr gibt Antwort. Du schreist um Hilfe, und er spricht: "Ich bin schon da.« Entferne nur von dir Bedrückung, den abgefeimten Trug, das Unheilreden! Und teilst du mit dem Hungrigen dein Brot, und sättigst du den Schmachtenden, dann strahlt in Dunkelheit dein Licht, und deine Finsternis wird gleich dem Mittag hell. Beständig leitet dich der Herr und stillt in dürren Landen deinen Hunger, und dein Gebein füllt er mit Mark. Du gleichst dann einem Garten, wohlgetränkt, und einem Wasserborne, unversieglich. Der Vorzeit Trümmer bauen deine Leute auf: Grundsteine legst du für die spätesten Geschlechter. Du heißt "Rissevermaurer", heißt "der Pfade Neubeleber". - "Für den Sabbat". Wenn du zurückhältst deinen Fuß des Sabbats wegen und nicht an meinem heiligen Tag Geschäfte treibst, und wenn du eine Lust den Sabbat nennst und ehrenwert den, der dem Herrn geheiligt, und ehrst ihn dadurch, daß du keine Gänge machst, nicht dein Geschäft betreibst und nicht Verträge schließest, dann hast du deine Freude an dem Herrn. Auf Landes Höhen lasse ich dich wandeln, ich gebe dir das Erbe deines Vaters Jakob.« - Gesprochen hat's der Mund des Herrn. Des Volkes Schuld und StrafeDer Arm des Herrn ist nicht zu kurz zum Helfen; sein Ohr ist nicht zu taub zum Hören. Nur eure Missetaten trennen euch und euren Gott. Nur eure Sünden zwingen ihn, vor euch das Antlitz zu verhüllen, um euch nicht anzuhören. Denn eure Hände sind mit Blut befleckt, mit Übeltaten eure Finger, und eure Lippen reden Trug, und eure Zunge flüstert Unerlaubtes. Gerechterweise klagt kein Mensch, und niemand ist, der ehrlich sich verteidigt. Man baut auf Trug und redet falsch, und mit Gewalttat geht man schwanger und zeugt dann Unheil. Sie brüten Basiliskeneier aus und weben Spinngewebe. Wer von den Eiern ißt, muß sterben; als Otter quillt das Ausgebrütete hervor. Zum Kleid taugt ihr Gewebe nicht; mit ihrer Arbeit kann man sich nicht decken. Denn Unheilswerk sind ihre Werke; Gewalttat ist in ihren Händen. Zum Bösen rennen ihre Füße und eilen, Blut der Unschuld zu vergießen. Und ihre Pläne sind nur Unheilspläne, nur Stoß und Sturz auf ihren Bahnen. Ein Friedensweg ist ihnen unbekannt; auf ihren Pfaden ist kein Recht. Sie bahnen krumme Steige sich; wer sie betritt, weiß nichts von Frieden. Drum bleibt das Richtige uns fern; kein Glück wird uns zuteil. Jetzt hoffen wir auf Licht; doch bleibt es finster; auf Lichtstrahlen, jedoch im Dunkeln wandeln wir. Wir tappen wie die Blinden nach der Wand; wie ohne Augen tasten wir. Am hellen Mittag straucheln wir, als ob es Dämmerung wäre, und in der Dunkelheit sind wir wie Tote. Wir murren alle wie die Bären und gurren seufzend wie die Tauben. Wir harren auf das Richtige, doch fort bleibt es; auf Glück, fern bleibt es uns. Denn unsre Missetaten stehn in großer Zahl vor Dir, und unsre Sünden zeugen gegen uns. Ja, unsre Missetaten stehen neben uns, und unsere Sünden kennen wir. Abfall, Untreue an dem Herrn, Aufgabe der Nachfolge unseres Gottes! Wir raten zu Gewalt und Abfall; mit Bosheit gehn wir schwanger und sinnen recht mit Fleiß auf trügerische Worte. Das Recht zieht sich zurück, und die Gerechtigkeit steht ferne. Die Wahrheit kommt auf freiem Platz zu Fall, und Biedersinn darf sich nicht zeigen. Vermißt wird Redlichkeit, und vorenthalten bleibt das Bösesmeiden. Dies sieht der Herr, und ihm mißfällt, daß nirgends Recht zu finden ist. Er sieht, kein rechter Mensch ist da, und staunt darüber, daß kein Mensch vermittelt. Da hilft ihm denn sein eigner Arm; sein Beistand ist die eigene Gerechtigkeit, Gerechtigkeit sein Panzer! Der sieggewohnte Helm auf seinem Haupt! Der Rache Kleid sein Alltagskleid! Sein Mantel Eiferzorn! Drum nach Verdienst vergilt er nunmehr. Glutzorn seinen Widersachern! Vergeltung seinen Feinden! Vergeltung übt er also an den Inseln: Den Ruhm des Herrn erschauen die im Westen und die im Osten seine Herrlichkeit, wenn er erscheint, dem Strome gleich, der aufschäumt, hergejagt vom Sturm des Herrn. »Für Sion aber kommt ein Retter, für die in Jakob, die von Sünden lassen.« - Ein Spruch des Herrn. »Nur dies ist die Bedingung, die ich ihnen mache«, so spricht der Herr: »Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, dir in den Mund gelegt, sie dürfen nicht aus deinem Munde weichen und nicht von deiner Kinder Munde und nicht von deiner Enkelkinder Munde«, so spricht der Herr, »von nun an bis in Ewigkeit.« Des neuen Sion HerrlichkeitAuf! Werde Licht! Dein Licht will kommen; die Herrlichkeit des Herrn strahlt über dir. Denn Finsternis bedeckt die Erde und Wolkendunkel die Nationen. Doch über dir erstrahlt der Herr, und über dir strahlt seine Herrlichkeit. Bei deinem Lichte wandeln Heidenvölker und Könige im Glanze deines Strahlens. Auf, erhebe deine Augen! Schau ringsumher! Sie alle sammeln sich und kommen zu dir her. Aus weiter Ferne kommen deine Söhne, und deine Töchter werden auf der Hüfte hergetragen. Du siehst es und erstrahlst; dein Herz erbebt und regt sich freudig; denn plötzlich strömt zu dir des Meeres Reichtum und kommen zu dir her der Heidenvölker Schätze. Dann deckt dich der Kamele Schwall, von Midian und Epha junge Tiere. Von Saba kommen sie zuhauf und tragen Gold und Weihrauch her und künden froh des Herren Ruhmestaten. Dir werden alle Schafe Kedars zugetrieben, und Nabatäas Widder stehen dir zu Diensten. Auf meinen Altar kommen sie zum Wohlgefallen, und also schmücke ich mein herrlich Haus. -  Wer sind doch jene, die herbei wie Wolken fliegen, wie Tauben schnell zu ihren Schlägen? Die Küstenländer mühen sich für mich, voran die Tarsisschiffe, und bringen aus der Ferne deine Söhne heim, - mit ihnen auch ihr Silber und ihr Gold, zu Ehren deines Herrn und Gottes, des Heiligen Israels, der dich verherrlicht. Und deine Mauern bauen Ausländer, und ihre Könige bedienen dich. Ich habe dich in meinem Groll geschlagen; nun tue ich dir wieder wohl in meiner Liebe. Beständig stehen deine Tore offen, unverschlossen Tag und Nacht, daß man der Heiden Reichtum bei dir einführe mit ihren Königen, umgeben von Geleiten. Denn Volk und Reich, das dir nicht dienen will, wird untergehn, und Heidenvölker werden völlig ausgerottet. Die Pracht des Libanon kommt zu dir her, Zypressen, Fichten, Ulmen allzumal, um meine heilige Stätte auszuschmücken und meiner Füße Schemel zu verherrlichen. Dir nahen sich, gebückt, die Söhne deiner Unterdrücker und werfen sich zu deinen Füßen nieder, sie alle, die dich einst verhöhnt. Sie heißen dich »Die heilige Stadt des Herrn«, »Sion des Heiligen Israels". Wie du verlassen warst, gehaßt und unbesucht, so mache ich dich jetzt zum ewigen Stolz, zur Wonne kommender Geschlechter. Du trinkst der Heidenvölker Milch und nährst dich gar an königlicher Brust. Du sollst erfahren, daß ich, der Herr, dein Helfer bin und dein Befreier Jakobs Held. An Erzes Statt will ich dir Gold bescheren und statt des Eisens Silber, Erz statt der Hölzer, statt der Steine Eisen. Ich setze als Regierung dir den Frieden ein, als deinen Obern die Gerechtigkeit. Nicht weiter hört man von Gewalt in deinem Land, in deinen Grenzen nichts von Druck und Drangsal; du heißest deine Mauern »Sieg« und deine Tore »Ruhm«. Zum Tageslichte dient dir nicht die Sonne; noch braucht des Mondes Schimmer dir zu leuchten. Ein ewig Licht ist dir der Herr, dein Gott dein Strahlenkranz. Nie mehr geht deine Sonne unter; dein Mond verschwindet nicht. Ein ewig Licht ist dir der Herr; denn deine Trauertage sind vorbei. Dein Volk - nur Fromme! Auf ewig werden sie das Land besitzen, als Sprößlinge von mir gepflanzt, als meiner Hände ehrenvolles Werk. Der Kleinste wird zu einer Tausendschaft, zum starken Volke der Geringste. Ich bin der Herr, und ich beschleunige es plötzlich. Der MessiasDer Geist des Herrn, des Herrn, ruht über mir, weil mich der Herr gesalbt, den Elenden gar Freudiges zu künden, und mich gesandt, um zu verbinden, deren Herz gebrochen, um den Gefangenen die Freiheit anzukünden, Gefesselten die Fessellösung, ein Gnadenjahr vom Herrn zu künden und einen Tag der Ahndung unseres Gottes, um alle Trauernden zu trösten, und um den Trauernden in Sion statt des Schmutzes Schmuck zu geben und Freudenöl statt Trauerflor, an Stelle des verzagten Geistes Festgewänder. Sie sollen dann »Des Heiles Eichen« heißen, »Des Herren ehrenvolle Pflanzung". Sie bauen auf der Vorzeit Trümmer, sie stellen wieder her der alten Zeiten öde Orte, erneuern abermals zerstörte Städte und langer Zeiten Wüsteneien. Dann kommen Fremdlinge und weiden eure Herden; Ausländer dienen euch als Ackerer und Winzer. Ihr aber heißt »Des Herren Priester"; euch nennen sie »Die Diener unseres Gottes«. Und ihr verzehrt der Heiden Reichtum, verfüget völlig über ihre Schätze. Für eure doppelt schmähliche Beschimpfung erhalten sie ein freudig Los. Drum erben sie in ihrem Land ein Doppelmaß; zuteil wird ihnen ewige Freude. Denn ich, der Herr, ich liebe Recht und hasse frevlen Raub; ich gebe ihnen vollen Lohn und schließe einen ewigen Bund mit ihnen. Ihr Stamm sei bei den Heiden hochberühmt und ihr Geschlecht inmitten der Nationen! Wer sie erblickt, der merkt an ihnen, daß sie ein Stamm sind, den der Herr gesegnet: »Ich freue innig mich des Herrn. Und meine Seele jauchze über meinen Gott! Denn er bekleidet mich mit Heilsgewändern und hüllt mich in des Glückes Mantel, so wie ein Bräutigam sich würdig schmückt, wie eine Braut sich anlegt ihr Geschmeide.« Denn wie die Erde ihre Pflanzen wachsen und wie ein Garten seine Sämereien sprossen läßt, so läßt der Herr, der Herr, aus allen Heidenvölkern Glück und Heil ersprießen. Das neue SionIch schweige nicht um Sions willen. Aus Liebe zu Jerusalem bin ich nicht still, bis daß sein Glück hervorbricht wie das Morgenlicht, sein Heil wie Fackelschein.  Die Heiden schaun dein Heil und alle Könige deine Herrlichkeit; sie geben dir nun einen neuen Namen, den selbst bestimmt der Mund des Herrn. Du bist ein Prachtkranz in der Hand des Herrn, ein königliches Diadem in deines Gottes Hand. »Verlassen« nennt dich niemand mehr, dein Land nicht mehr »Verstoßen«. Man nennt dich »Meine Lust«, dein Land »Vermählt«. Denn seine Lust hat wiederum an dir der Herr; dein Land wird abermals gefreit. Dem Jüngling gleich, der eine Jungfrau freit, so freit um dich, der dich aufbaut; und wie ein Bräutigam sich seiner Braut erfreut, also erfreut sich deiner auch dein Gott. Jerusalem! Ich stelle Wächter hin auf deine Mauern, die Tag und Nacht nie schweigen dürfen: »Die ihr den Herrn erinnern sollt, ihr dürft nicht ruhen!« Und laßt ihm keine Ruhe, bis er hergestellt Jerusalem und für die Welt zum Jubelklang gemacht. Geschworen hat der Herr bei seiner Rechten, seinem starken Arm: »Ich gebe niemals deinen Weizen mehr zur Speise deinen Feinden, und Fremde dürfen deinen Wein nicht trinken, den du dir gebaut. Nein! Die ihn ernten, sollen ihn verzehren, den Herrn lobpreisend. - Die ihn gekeltert, sollen selbst ihn trinken in meinen heiligen Höfen.« Zieht ein! Durchzieht die Tore! Dem Volke bahnet einen Weg! Die Straße ebnet, ebnet! Entsteinet sie! Errichtet eine Flagge für die Stämme! - Der Herr tut's kund bis an der Erde Enden. Vermeldet es der Sionstochter: »Sieh! Deine Rettung kommt!« Mit ihm kommt auch sein Lohn; sein Sold liegt ihm bereit. Sie heißen »Heiliges Volk«, »Des Herrn Erlöste«. Du jedoch wirst heißen: »Vielbegehrte«, »Die Stadt, die nie verlassen wird". Der furchtbare Kelterer - Gebet um Rettung»Wer ist's, der da gerötet kommt? Und seine Kleider sind besprengt, mehr als die Winzerkleider. Der dort, behindert durch sein Kleid, mit vieler Mühe schreiten kann?« - »Ich bin's, der gütig im Verheißen ist und stark genug zum Helfen.« -  »Warum an deinem Kleid die roten Flecken? Warum dein Kleid wie das des Keltertreters?« - »Die Kelter habe ich allein getreten; bei mir war niemand von den Völkern. In meinem Zorn zertrat ich sie, zermalmte sie in meinem Grimme. Ihr Saft bespritzte meine Kleider, und ich besudelte all mein Gewand. Der Ahndung Tag lag mir im Sinne, und der Erlösung Jahr war mir gekommen. Ich blickte um; da war kein Helfer. Ich staunte, daß mich niemand stützte. So half mir denn mein eigener Arm, und meine Grimmglut stützte mich. Und so zermalmte ich in meinem Zorne Völker; in meinem Grimm zertrat ich sie, und ihren Saft ließ ich zur Erde rinnen.« - Ich denke an des Herren Gnadentaten, des Herren Ruhmeswerke, nach allem, was der Herr an uns getan, nach seiner Güte Fülle für das Haus von Israel, die er in seiner Huld und seiner großen Gnade ihnen hat erzeigt.  Er sprach: »Sie sind ja doch mein Volk, sind Kinder, die nicht pflichtvergessen handeln«, und so ist er ihr Helfer. Bei allem Drang gibt es kein Bangen; des Angesichtes Engel unterstützt sie ja. Er rettet selber sie in seiner Liebe, seiner Milde. Durch alle früheren Zeiten hob und trug er sie. Doch sie verbitterten im Trotze seinen heiligen Geist. Da ward er ihnen selbst zum Feinde: er selbst bekämpfte sie. Sein Volk gedachte drauf der alten Zeiten unter Moses: »Wo ist doch der, der aus dem Meer sie steigen ließ, den Hirten und die Herde? Wo der, der in sein Inn'res seinen heiligen Geist gelegt? Er, der den Moses an der rechten Hand geführt mit seinem wundervollen Arme? Er, der vor ihnen die Gewässer spaltete und sich auf solche Weise einen ewigen Namen schuf? Er, der sie durch die Fluten führte wie Rosse durch die Wüste?« Sie mögen nimmer straucheln! So, wie ein Tier ins Tal herniedersteigt, vom Geist des Herrn geleitet, so führtest Du Dein Volk, Dir einen hehren Namen schaffend! Vom Himmel sieh herab! Aus Deiner heilig hehren Wohnung blick hernieder! Wo ist Dein Eifer, Deine Wunderkraft? Hat sich Dein mitleidig Erbarmen mir entzogen? Du bist doch unser Vater. Denn Abraham weiß nichts von uns, und Israel erkennt uns nimmer an. Du, Herr, bist unser Vater; von jeher war Dein Name »Unser Retter".  Warum machst Du uns irre, Herr, an Deinen Wegen, verhärtest unser Herz vor Deiner Furcht? Werd andern Sinns um Deiner Knechte willen, der Stämme, die Dein eigen sind! Seit kurzem haben sie Dein heilig Volk in ihrer Macht, und unsere Feinde treten jetzt Dein Heiligtum mit Füßen. Und schon ist's uns, als hättest Du nie über sie geherrscht, als wär Dein Name über ihnen nie genannt gewesen. Gebet um VergebungZerrissest Du doch jetzt den Himmel und stiegest nieder, daß die Berge abermals vor Dir erbebten! So, wie beim Feuerbrand das Feuer Wasser wallen macht, so laß, um Deinen Namen Deinen Feinden kundzutun, die Heidenvölker vor Dir beben! Furchtbares tu, was wir gar nicht erwarten, und komm herab, daß Berge vor Dir beben! Nie höre man von einem Gott, und nie vernehme man dergleichen, und nie erblicke außer Dir ein Auge einen, der also wirkt für die, die seiner harren! Komm dem entgegen, der des Rechten sich erfreuend, es tut und Deiner eingedenk, auf Deinen Wegen bleibt! Doch jetzt bist Du's, der grollt, und wir versündigten uns stets dagegen und waren ungehorsam. Wir wurden alle wie befleckt, und wie ein unrein Tuch, so waren alle unsere Werke der Gerechtigkeit. Wir alle welkten hin wie Laub; doch sturmesgleich wird unsere Missetat uns fortreißen. Doch Deinen Namen ruft nicht einer an, und keiner ist, der sich aufrüttelte, um sich an Dich zu klammern; denn Du verbirgst vor uns Dein Angesicht und gibst uns unsern Missetaten preis. Und doch bist Du, Herr, unser Vater. Wir sind der Lehm, Du unser Bildner, wir alle Deiner Hände Werk. Zürne nicht maßlos, Herr! Ach, denk nicht immer an die Sünde! Schau her! Wir sind doch alle Deines Volkes Glieder. Verheert sind Deine heiligen Städte, und Sion ist zur Wüste, Jerusalem zur Wüstenei geworden. Ach, unser heilig, prachtvoll Haus, wo unsere Väter Dich gepriesen, ist ein Raub der Flammen! All unsere Augenweide ward ein Trümmerhaufen. Kannst Du darob noch an Dich halten, Herr? Kannst Du so lange schweigen? Kannst Du so lange uns hinhalten? Gericht über die Abtrünnigen - Heil der Gemeinde»Ich werde also aufgesucht von denen, die mich sonst nicht fragen. Ich soll mich also finden lassen von denen, die mich sonst nicht suchten. "Da, da bin ich", soll ich zu einem Volke sprechen, das meinen Namen sonst nicht angerufen. Ich breite meine Hände ja den ganzen Tag nach einem widerspenstigen Volke aus, das unheilvolle Wege geht, das seinem eigenen Dünkel folgt, nach einem Volk, das stets mich reizt, ganz ohne Scheu vor mir, das in den Gärten opfert und auf Ziegelsteinen räuchert, das in den Gräbern hockt und in Verließen ganze Nächte weilt, das Schweinefleisch genießt und in Gefäßen Greuelbrühe trägt, das ruft: "Bleib, wo Du bist! Rühr mich nicht an! Sonst mache ich Dich noch gebannt.« Sie müssen Rauch in meinem Grimme werden, ein immer lodernd Feuer. Vor mir liegt's aufgeschrieben, und ich ruhe nicht, bis ich es heimgezahlt. Vergelten muß ich ihnen  jetzt ihre Sünden und die ihrer Väter allzumal«, so spricht der Herr, »die auf den hohen Bergen räucherten und auf den Hügeln meiner spotteten. Erst muß ich denen ihren Lohn in ihren Busen messen.« Doch sagt der Herr auch dies: »Wenn in der Traube Saft sich zeigt, so heißt's: "Zertritt sie nicht! Ein Segen ist ja drin.« So mache ich es auch um meiner Diener willen, daß ich das Ganze nicht verderbe. Aus Jakob bringe ich ein anderes Geschlecht hervor, aus Juda andre Erben meiner Berge, und meine Auserwählten sollen sie besitzen. Dort sollen meine Diener wohnen! Und Saron soll zur Schaftrift werden und Achors Tal zum Rinderlager diesem meinem Volk, das nach mir fragt!  Für euch jedoch, die ihr den Herrn verlassen, für euch, die meinen heiligen Berg vergessen und die dem Glück den Tisch gedeckt, dem Schicksalsgott den Mischtrank eingeschenkt,  für euch bestimme ich das Schwert. Zur Schlachtung müsset ihr euch ducken, weil ich rief und ihr nicht Antwort gabet, weil ich redete und ihr nicht hörtet, und weil ihr tatet, was mir nicht gefiel, und das gewählt, was ich nicht wollte.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: »Seht! Meine Diener essen; doch ihr hungert. Und meine Diener trinken; ihr aber dürstet. Und meine Diener sind von Herzen fröhlich, ihr aber seid mit Schmach bedeckt. Laut jubeln meine Diener auf vor Herzensfreude; ihr aber schreit vor Herzeleid und heult beim Niederbruch des Lebensmutes. Und euren Namen hinterlaßt ihr meinen Auserwählten zum Fluchen: "Also töte dich der Herr, der Herr!" - Bei seinen Dienern aber braucht man neue Namen. Wer sich im Lande Segen wünscht, der wünscht ihn sich vom Gott der Treue, und wer im Lande schwört, der schwört alsdann beim Gott der Treue. - Die früheren Leiden werden all vergessen, verschwunden sein aus meinen Augen. Seht! Ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, und an das Frühere wird nicht gedacht, und keinem kommt es weiter in den Sinn. Nein! Jauchzet immerdar, frohlocket über das, was ich erschaffe. Denn seht! Jerusalem, das schaffe ich zum Jubel um, sein Volk zur Freude. Über Jerusalem frohlock' ich selbst und freue mich an meinem Volk. Kein Schluchzen hört man mehr darin und kein Geschrei. Nicht mehr gibt's dort frühzeitig alte Männer, die ihre Lebenstage nicht erreichen. Der Jüngste stirbt vielmehr als Hundertjähriger; wer hundert Jahre dann verfehlt, gilt als verflucht. Sie bauen Häuser und bewohnen sie, und pflanzen Reben und genießen deren Frucht. Sie bauen nicht, auf daß ein andrer es bewohne, sie pflanzen nicht, auf daß ein andrer es verzehre. Der Bäume Alter wird mein Volk erreichen, und ihrer Hände Werk verbrauchen meine Auserwählten selbst. - Ihr Schaffen soll nicht mehr vergeblich sein; sie sollen nicht umsonst sich Mühe geben. Ein Stamm, gesegnet von dem Herrn, sind sie samt ihren Kindern. Bevor sie rufen, werde ich willfahren; sie reden noch, und ich erhöre schon. Einträchtig weiden Wolf und Lamm zusammen, und Stroh verzehrt der Löwe gleich dem Rinde. Von Staub nährt sich die Schlange. Sie schaden und verletzen nicht auf meinem heiligen Berg, soweit er reicht.« So spricht der Herr. Gericht über die abtrünnige Gemeinde - Die neue ZeitSo spricht der Herr: »Der Himmel ist mein Thron, die Erde meiner Füße Schemel. Was für ein Haus ist das, das ihr mir bauen könntet? Was für ein Ort, der mir zur Ruhestätte paßt? Die ganze Welt hat meine Hand gemacht; mein ist das alles.« - Ein Spruch des Herrn: »Ich sehe gnädig nur auf den, der demutsvoll ist und zerknirscht, der gegen meine Vorschrift Ehrfurcht hegt. Wer Stiere schlachtet, der erschlägt auch Männer; wer Schafe opfert, bricht auch Hunden das Genick. Wer Speiseopfer darbringt, tut es auch mit Schweineblut. Verbrennt er Weihrauch, tut er's auch zu Ehren eines Abgotts. Ja, diese haben ihre eignen Wege sich erwählt, ergötzen sich an ihren Scheusalen. Und so gefällt es mir, auch ihnen übel mitzuspielen. Ich laß sie treffen, was sie fürchten. Ich rief, und niemand gab mehr Antwort; ich sprach, und niemand hörte, und sie verübten, was mir nicht gefiel. Was ich nicht wollte, wählten sie.« Nun hört auch ihr des Herren Wort, ihr, die ihr Ehrfurcht hegt vor seinem Worte! »So sprechen eure Brüder, die euch hassen und euch um meines Namens willen ächten: "Mög sich der Herr verherrlichen, daß wir auch eure Freude miterleben!" Die werden recht beschämt.« Horch! Aus der Stadt Getöse! Vom Tempel her Getöse! Horch nur! Der Herr zahlt seinen Feinden heim. Bevor noch Wehen kommen, ist schon die Geburt erfolgt; bevor noch Schmerzen kommen, ist der Knabe da. Wer hörte je, wer sah dergleichen? Dauern Wehen für ein Land nur einen Tag? Wird sonst ein Volk in einem Augenblick geboren? Doch kaum ist Sion wehe, sind seine Kinder da. »Ja, sollte ich nicht zur Geburt verhelfen und gebären lassen?« So spricht der Herr. »Ja, sollte ich, der ich gebären lasse, selbst das Gebären hemmen?« So spricht dein Gott. Erfreut euch mit Jerusalem! Frohlocket mit ihm allesamt, die ihr es liebt! In großer Freude freuet euch mit ihm, die ihr darüber trauert! Denn satt dürft ihr an seines Trostes Mutterherz euch trinken. Ihr dürfet trinken, euch erlabend, an seiner schweren Brust. Denn also spricht der Herr: »Ich lenke stromgleich Wohlfahrt zu ihm hin und einem Wildbach gleich der Heiden Schätze. Ja, trinken sollet ihr, getragen werden auf den Hüften und auf den Knien spielen. Wie einen Knaben, den die Mutter tröstet, so werde ich euch trösten, und in Jerusalem sollt ihr getröstet sein.« Erfahrt ihr dies, alsdann erfreut sich euer Herz. Mark strömt in die Gebeine ein wie Saft in grünes Gras. Des Herren Macht wird offenbar an seinen Dienern, sein Zorn an seinen Feinden. Denn seht! Im Feuer kommt der Herr und seine Wagen wie im Sturme, in Hitze auszuhauchen seinen Zorn und seinen Grimm in Feuerflammen. Denn richten wird der Herr mit Feuer, mit seinem Schwerte alles Fleisch, und zahlreich sind des Herrn Erschlagene. »Die sich in Gärten, hinter einem in der Mitte, reinigen und heiligen, die Schweinefleisch verzehren und Ungeziefer, Mäuse, sollen miteinander enden.« Ein Spruch des Herrn. »Ich kenne ihre Taten, ihre Pläne. Die Zeit erscheint, wo alle Heiden, alle Zungen sich versammeln. Sie kommen her und schauen meine Herrscherwürde. Ich stelle dann ein Beispiel auf an jenen und schicke einige von ihnen, die noch übrig, zu den Heidenvölkern nach Tarsis, Phul und Lud, und zu den Bogenspannern, Tubal und zu Javan nach fernen Küstenländern, die nie etwas von mir gehört, die meine Herrlichkeit noch nie geschaut. Sie sollen meine Herrlichkeit auch bei den Heiden künden. Dann bringt man alle eure Brüder aus allen Heidenvölkern her als Opfergabe für den Herrn auf Rossen, Wagen und in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren zu meinem heiligen Berge nach Jerusalem«, so spricht der Herr, »so wie die Söhne Israels das Speiseopfer in reinem Topf nur in das Haus des Herrn eintragen. Ich nehme einige von ihnen selbst zu Priestern und Leviten«, so spricht der Herr. Solang der neue Himmel und die neue Erde stehn, die ich erschaffe, solange ich bestehe«, ein Spruch des Herrn, »soll euer Stamm und euer Name dauern. An jedem Neumond und an jedem Sabbat erscheint zur Anbetung vor mir die ganze Welt«, so spricht der Herr. »Und gehen sie hinaus, dann schauen sie die Leichen derer, die mir untreu wurden, sie, deren Wurm nicht stirbt und deren Feuer nicht erlischt. Für alle Welt sind sie ein Schauder.« Des Propheten BerufungAussprüche des Chelkiassohnes Jeremias, eines Mitgliedes der Priesterschaft, die zu Anatot im Lande Benjamin saß, an den das Wort des Herrn erging in den Tagen des Amonsohnes Josias, des Judakönigs, in seinem dreizehnten Regierungsjahre. Dies geschah auch in den Tagen des Josiassohnes Jojakim, des Judakönigs, bis zum Schluß des elften Jahres des Josiassohnes Sedekias, des Judakönigs, bis zur Wegführung aus Jerusalem im fünften Monat. Das Wort des Herrn erging an mich: »Bevor ich dich im Mutterleib gebildet, habe ich dich schon gekannt; bevor du deinen Mutterschoß verlassen, habe ich dich schon geweiht und zum Propheten über Heiden dich bestellt.« - Ich sprach darauf: »Ach Herr, Du Herr! Ich kann nicht reden; ich bin zu jung.« Da sprach der Herr zu mir: »Sprich nicht: "Ich bin zu jung!" Wohin ich dich auch sende, wirst du gehen. Was ich dir anbefehle, wirst du künden. Hab keine Furcht davor! Ich bin mit dir, um dich zu schützen.« - Ein Spruch des Herrn. Dann reckte seine Hand der Herr, berührte meinen Mund. Dann sprach der Herr zu mir: »Ich lege meine Worte in deinen Mund. Ich geb dir heute Vollmacht über Heidenvölker und Königshäuser zum Ausreißen, zum Einreißen und zum Verheeren, zum Verderben, zum Bauen und zum Pflanzen.« Darauf erging das Wort des Herrn an mich: »Was siehst du, Jeremias?« Ich sprach: »Ich sehe eines Wachbaums Zweig. Da sprach der Herr zu mir: »Ganz recht! Ich wache über meinem Wort, es zu erfüllen.« Zum zweitenmal erging das Wort des Herrn an mich: »Was siehst du da?« Ich sprach: »Ich sehe einen Kessel überkochen, und seine Öffnung schaut von Norden her.« Da sprach der Herr zu mir: »Im Norden wird gebraut das Unheil über alle, die im Lande wohnen. Ja, sieh! Ich bin's, der alle Horden jener Reiche dort im Norden aufruft«, ein Spruch des Herrn, »auf daß sie kommen, und jeder seinen Sitz hinstelle vor die Tore von Jerusalem und alle seine Mauern rings umher und wider alle Städte Judas. Ich ziehe sie zur Rechenschaft für alle ihre Bosheit, daß sie mich verließen und andern Göttern opferten, anbetend ihrer Hände Machwerk. Du aber gürte deine Lenden! Tritt hin und sprich zu ihnen, was immer ich dich heiße! Erschrick vor ihnen nicht, damit ich dich nicht öffentlich erschrecke! Ich selbst mach heute dich zur festen Burg, zum Eisenturm, zur ehernen Mauer gegen alle hierzulande, die Könige von Juda, seine Fürsten und seine Priester und des Landes Volk. Und wenn sie dich bekämpfen, übermannen sie dich nicht. Ich bin mit dir, um dich zu schützen.« - Ein Spruch des Herrn. Des Volkes UndankDas Wort des Herrn erging an mich: »Auf! Künde laut Jerusalem: So spricht der Herr: "Ich denke, dir zulieb, an deiner Jugend Minne, an deiner Brautzeit Liebe, wie du mir in die Wüste folgtest, in saatenloses Land.« Ein heilig Gut ist Israel dem Herrn, sein Erstlingsteil. Die davon essen, müssen's büßen.« Ein Spruch des Herrn: »Das Unheil trifft sie.« Vernehmt das Wort des Herrn, ihr von dem Jakobshaus, all ihr Geschlechter des Hauses Israel! So spricht der Herr: »Was fanden eure Väter an mir Übles, daß sie von mir sich trennten, dem Nichts nachliefen und selber nichtig wurden und nimmer fragten: "Wo ist der Herr, der aus Ägypterland uns weggeführt, der uns den Weg gewiesen durch die Wüste, durch Steppen und durch Schluchten, durch dürres, düsteres Land, ein Land, nicht zu betreten, in dem kein menschlich Wesen wohnt?" Ich brachte euch in Fruchtgefilde, daß seine Frucht und seine Güter ihr genösset. Ihr zoget auch hinein. Da machtet unrein ihr mein Land, mein Eigentum zum Greuel. Die Priester fragten nicht: "Wo ist der Herr?" Und des Gesetzes Wächter kümmerten sich nicht um mich. Die Hirten wurden von mir abtrünnig, und die Propheten waren vom Baal begeistert und liefen denen nach, die doch nichts halfen. Drum muß ich mit euch selber hadern«, ein Spruch des Herrn, »und selbst mit euren Kindern noch. Geht hin zu der Kittiter Küsten! Seht nach! Zieht hin nach Kedar! Gebt acht! Seht zu, ob so etwas schon vorgekommen! Hat je ein Heidenvolk Gottheiten umgetauscht? Und dabei sind das keine Götter. Mein Volk jedoch hat seine Herrlichkeit vertauscht mit etwas, was nichts nützen kann. Entsetzt euch drob, ihr Himmel! Erstarrt vor Schauder!« Ein Spruch des Herrn. »Denn zwiefach Böses hat mein Volk getan: Mich haben sie verlassen, mich, den Quell lebendigen Wassers, und Brunnen sich gegraben, geborstene Brunnen, die kein Wasser halten. Ist Israel ein Sklave, ein Sklavensohn? Warum verfällt's dem Raube? Ihm brüllen Löwen zu; sie lassen ihre Stimme schallen und machen sein Gebiet zur Wüste. Vernichtet seine Städte, ganz entvölkert! Auch die von Memphis und Tachpanches, sie grollen dir gar heftig. Der Grund dafür, daß dir dies zugefügt, ist's nicht, daß du Gott, deinen Herrn, verlassen? Er wollte auf dem Wege dich zur rechten Zeit geleiten. Was hast du von dem Wege nach Ägypten, du des Niles Wasser trinkst? Was hast du von Assyriens Weg, wenn du des Stromes Wasser trinkst? -  Dein Unglück möge dich belehren und deinen Abfall dir zu Herzen führen! So wisse und erfahre, wie arg es ist, wie bitter, deinen Gott, den Herrn, im Stich zu lassen! - Wenn keine Furcht vor mir mehr bei dir ist!« Ein Spruch des Herrn, des Herrn der Heerscharen. »Seit langem hast du ja dein Joch zerbrochen, zerrissen deine Fesseln und gesagt: "Ich diene Dir nicht mehr.« Auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum liegst buhlerisch du hingestreckt. Ich pflanzte dich als Edelrebe ein, ein völlig echt Gewächs. Wie hast du dich mir umgewandelt in eines Wildlings Nebentriebe? Ja, wenn du dich mit Laugensalz auch wüschest, viel Seife dran verschwendetest, so bliebe deine Sünde doch für mich ein Blutfleck.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Wie kannst du sagen: "Besudelt habe ich mich nicht, ich bin den Baalen nicht nachgelaufen?" Besieh dir deinen Weg ins Tal hinab! Bedenke, was du dort getan, du ganz erregte Stute, überbrünstig! -  Die wilde Eselin, gewöhnt an Wüsten, erschnappt sie Witterung in ihrer Brunst, wer kann ihre Begierde dämpfen? Wer sie sucht, der braucht nicht müde sich zu laufen; er find sie in ihrem Monat.  Lauf dir doch nicht die Sohlen ab! Erspare deiner Kehle das Verdursten! Du aber sagst: "Vergebens! Nein! Die Fremden liebe ich einmal und laufe ihnen nach.« Wie ein ertappter Dieb in Schmach gerät, so kommen sie vom Hause Israel in Schmach, sie selbst mit ihren Königen und Fürsten und ihren Priestern und Propheten, sie, die zum Holze sagen: "Du bist mein Vater", und zu dem Steine: "Unsere Mutter.« Den Rücken kehren sie mir zu, nicht das Gesicht, und sagen doch zur Zeit der Not: "Auf! Rette uns!" Wo bleiben deine Götter, die du dir selbst gemacht? Sie sollen aufstehn! Ob sie dir wohl in deiner Notzeit helfen? So viele Städte, so viele Götter hast du, Juda. Warum nur hadert ihr mit mir? Ihr allesamt seid von mir abgefallen.« Ein Spruch des Herrn. »Vergeblich schlug ich eure Söhne. Ihr nahmet keine Zucht mehr an, hat euer Schwert doch meine Seher aufgefressen, dem wilden Löwen gleich. Die Brut, die ihr schon seid! Erwägt das Wort des Herrn: Bin ich denn eine Wüstenei für Israel, ein durstig Land? Warum nur spricht mein Volk: "Wir laufen fort; wir kommen nicht mehr zu Dir"? Vergißt die Jungfrau ihres Schmuckes und ihrer Bänder eine Braut? Und doch hat mich mein Volk vergessen schon seit zahllosen Tagen. Wie fein verstehst du's anzustellen, dir eine Liebschaft zu erwerben! Fürwahr, du kannst die schlimmsten Weiber deine Künste lehren. An deinen Kleidersäumen finden sich Blutspuren armer, unschuldiger Leute. Nicht bei der Reinigung bekamst du sie, vielmehr durch alle diese. Du aber sprichst: "Ich bin jetzt schuldlos, hat sich sein Zorn doch von mir weggewandt.« Ich aber gehe ins Gericht mit dir, weil du gesagt: "Ich habe nicht gesündigt.« Wie gehst du doch daran, den Weg zu wechseln! Doch von Ägypten wirst du so enttäuscht, wie du von Assur warst enttäuscht. Von dort auch kommst du weg, die Hände überm Kopf. Der Herr verwirft die, denen du vertraust. Du hast kein Glück mit ihnen.« Mahnung zur Einkehr und Umkehr»Gesetzt den Fall: Ein Mann entläßt sein Weib, und diese geht von ihm, wird eines andern Mannes - wird jener wohl sich wieder zu ihr kehren? Ist nicht dies Weib entweiht? Du aber hast mit vielen Buhlen schon gebuhlt und willst dich wieder zu mir wenden?« Ein Spruch des Herrn. »Erhebe zu den Hügeln deine Augen; sieh! Wo hast du dich nicht schänden lassen? Du saßest an den Wegen für sie da, gleich einem Araber der Wüste. Und du entheiligtest das Land durch deine Buhlerei und deine Bosheit. Und wurden Regengüsse vorenthalten, und fiel kein später Regen mehr - du hattest dennoch eine unverschämte Stirn; du wolltest dich nicht schämen. Nicht wahr, jetzt rufst du mir: "Ach, Du mein Vater, meiner Jugend Freund bist Du! Wird der denn immerwährend grollen und ewig nachtragen?" So sprachst du und du tatest dabei Schlechtes; du brachtest beides fertig.« Einst sprach der Herr zu mir zur Zeit des Königs Josias. »Hast du gesehen, was die Abgekehrte, Israel, getan? Sie ging auf jeden hohen Berg, zu jedem grünen Baum und buhlte dort. Ich dachte: Wenn sie alles das verübt, dann kehrt sie um zu mir. Sie aber tat es nicht. Das sah die ungetreue Schwester Juda. Sie hatte zwar gesehn, wie ich die Abgekehrte, Israel, verstieß und ihr den Scheidebrief gegeben, weil sie die Ehe brach. Doch ihre ungetreue Schwester Juda hat sich nicht gescheut; sie ging und buhlte ebenso. Und ihre Unzucht war ganz unaussprechlich, und sie entheiligte das Land und buhlte mit dem Stein und mit dem Baum. Trotz alldem kehrte ihre ungetreue Schwester Juda in Heuchelei zu mir zurück und nicht von ganzem Herzen.« - Ein Spruch des Herrn. Nun spricht der Herr zu mir: »Unschuldig ist ja Israel, die Abgekehrte, verglichen mit der Ungetreuen, Juda. Auf! Ruf nach Norden diese Worte hin und sprich: "Kehr um, du Abgefallene, Israel!" Ein Spruch des Herrn. "Ich will auf euch nicht finster blicken, bin ich doch gütig.« Ein Spruch des Herrn. "Ich grolle nicht auf ewig. Erkenne doch nur deine Schuld, daß du vom Herren, deinem Gott, bist abgefallen, daß du mit deiner Liebe gegen Fremde freigebig gewesen unter jedem grünen Baum! Auf meine Stimme aber habt ihr nicht gehört."« Ein Spruch des Herrn. »So kehrt zurück, ihr abgefall'nen Söhne!« Ein Spruch des Herrn. »Denn ich, ja ich bin euer Herr. Ich nehme euch, aus einer Stadt je einen, je zwei aus einem Hause, und bringe euch nach Sion hin. Nach meinem Herzen gebe ich euch Hirten, die euch mit Einsicht und mit Klugheit weiden. Und habt ihr euch durch Fruchtbarkeit vermehrt im Land zu jenen Zeiten«, ein Spruch des Herrn, »dann spricht man nicht mehr von des Herren Bundeslade. An sie denkt niemand mehr; kein Mensch erinnert sich an sie, vermißt sie nicht und fertigt niemals wieder eine an. In jener Zeit nennt man Jerusalem den Thron des Herrn, und dorthin kommen alle Heidenvölker in Scharen zu des Herren Namen nach Jerusalem. Sie folgen nimmermehr dem Trotze ihres argen Herzens. In jenen Tagen einen die vom Judahause sich mit dem Hause Israel und kommen miteinander aus dem Land des Nordens in das Land, das ich zum Eigentum an eure Väter gab. Ich dachte, wie ich dich als ein Kind behandelte und dir ein lieblich Land verlieh, den herrlichsten Besitz der Heiden. Ich dachte: "Mein Vater" wirst du zu mir sagen und wirst mich nicht verlassen. Doch wie ein Weib dem Mann die Treue brechen kann, so habt auch ihr, vom Hause Israel, die Treue mir gebrochen. » Ein Spruch des Herrn. Horch! Von den Hügeln hernieder kann man bei den Söhnen Israels sie weinen hören, klagen, daß krumme Pfade sie gewandelt, und daß des Herren, ihres Gottes, sie vergessen haben. »Kehrt um, ihr abgefallenen Söhne! Ich will die Strafe eures Abfalls euch erlassen.« - »Da sind wir, sind zu Dir gekommen; denn Du, der Herr, bist unser Gott. Vergebens ist von Hügeln, von Bergen Segen zu erwarten. Nur bei dem Herren, unserm Gott, ist Heil für Israel. Gefressen hat die Schande das Vermögen unsrer Väter von unsrer Jugend an; wie ihre Schafe, ihre Rinder, so ihre Söhne, ihre Töchter. Wir wollen uns in unsere Schande legen. Zudecken soll uns unsere Schmach! Wir haben ja am Herrn, an unserm Gott, gesündigt, wir selbst, wie unsre Väter auch, von unserer Jugend bis auf diesen Tag, und haben nicht gehorcht dem Wort des Herrn, unseres Gottes.« Des Volkes Verderbnis und Strafe»Ja, wenn du umkehrst, Israel«, ein Spruch des Herrn, »zu mir umkehrst, entfernst du meinetwegen deine Scheusale, ganz ohne Zaudern, und wenn du schwörst den Schwur "Beim Herrn!" aufrichtig, schlicht und rückhaltlos, dann segnen sich mit ihm die Heiden, sich seiner rühmend.« Nun also spricht der Herr zu Judas Männern und zu denen aus Jerusalem: »Brecht euch ein Neuland um und sät nicht unter Dornen! Beschneidet euch dem Herrn zulieb! Weg mit der Vorhaut eures Herzens, ihr Männer Judas, ihr Bewohner von Jerusalem! - Sonst fährt mein Grimm wie Feuer aus und brennt, und niemand löscht, ob eurer Taten Schlechtigkeit!« Verkündet es in Juda, und in Jerusalem ruft aus und redet, und bei Trompetenschall verkündigt es im Land und ruft aus vollem Hals und sprecht: »Zuhauf! Wir müssen in die festen Städte ziehen.« »Die Flagge schwinget gegen Sion hin! Fort! Bleibt nicht stehen! Denn Unheil bringe ich von Norden her, gewaltigen Niederbruch. Aus seinem Dickicht steigt der Löwe, der Völkerwürger. Nun bricht er auf, läßt seine Stätte hinter sich. Dein Land macht er zur Wüstenei und deine Städte wüst und menschenleer. Legt deshalb Trauerkleider an! So klaget! Heult: "Daß sich des Herren Zornesglut von uns nicht wendet!" - An jenem Tage aber«, ein Spruch des Herrn, »entsinkt das Herz dem König und den Fürsten. Die Priester sind verstört, entsetzt die Seher!« Ein Klagelied: »Ach Herr, o Herr! Gar gründlich hast Du dieses Volk getäuscht, mitsamt Jerusalem. Du sprachst: "Der Friede wird euch sein!" Nun geht das Schwert an ihre Kehle.« »Zu jener Zeit wird für dies Volk und für Jerusalem, zur Tochter meines Volkes hin bestellt ein Sturmwind, der die Wüstenhöhen sengt, zum Worfeln nicht geeignet noch zum Säubern. Ein Wind, zu scharf dafür, erscheint auf mein Geheiß. Ich spreche jetzt das Urteil aber sie. Wie Meergewölk zieht es heran. Gleichwie ein Sturmgebrause sind seine Wagen, und seine Rosse schneller als der Aar: "Ach wehe uns! Wir sind verloren."« So wasche rein dein Herz von Missetat, Jerusalem, daß Heil dir werde! Wie lange haust in deiner Brust dein heillos Gieren? Aus Dan, horch, eine Meldung! Ein Unheilsbote vom Gebirge Ephraim! »Heidnische Völker bietet auf und ruft sie gen Jerusalem zusammen! Aus fernem Lande kommen Krieger; ihr Kriegsgeschrei gilt Judas Städten. Wie Feldhüter umlagern sie es ganz. Es war ja widerspenstig gegen mich.« Ein Spruch des Herrn. Dein Wandel, deine Taten, die tragen dir dies ein. Das kommt von deiner Schlechtigkeit, daß es so bitter hart ans Herz dir greift. Mein Inneres, mein Inneres! Ich muß mich krümmen. Ach, meines Herzens Kammern! Mein Herz! Es pocht; ich kann's nicht stillen. - Ich höre schon des Lärmhorns Schall - des Krieges Lärmgetümmel. Verheerung auf Verheerung wird gemeldet. Verloren ist das ganze Land, im Nu vernichtet mein Gezelt, im Augenblicke meine Hütte! Wie lange muß ich Kriegspaniere schauen, das Lärmhorn hören? »Ach, töricht ist mein Volk; sie wollen mich nicht kennen. Einfältige Kinder sind's, so unvernünftig, nur klug, um Schlechtes zu verüben. Dagegen schlicht zu handeln, das verstehn sie nicht.« Ich schaue auf die Erde hin; nur Irr- und Wirrsal. Empor zum Himmel blicke ich: Fort Ist sein Licht. Ich seh die Berge an: Sie zittern, und alle Hügel beben. Ich schaue hin: Da gibt es keine Menschen mehr, und alle Himmelsvögel sind davon. Ich schaue hin: das Fruchtgefilde eine Wüste; verheert all seine Städte vor dem Herrn, vor seiner Zornesglut. Denn also spricht der Herr: »Das ganze Land soll eine Wüste werden; nur ganz vernichten will ich's nicht. Darüber trauere das Land! Der Himmel droben schwärze sich! Drum rede ich von meinem Plan und lasse ihn mich nicht gereuen; ich gehe nimmer davon ab.« - Doch vor dem Rufe »Reiter! Schützen!« sind alle Städte auf der Flucht. Die schlüpfen in Gebüsche, und die erklettern Felsen; die Städte alle sind verlassen, und niemand siedelt mehr darin. - Du Elende, was willst du tun? Ob du dich auch in Scharlach kleidest, ob du dich schmückst mit goldnem Schmuck, ob du mit Bleiglanz deine Augen schminkst, du machst umsonst dich schön. Die Buhlen haben dich jetzt satt; nach deinem Leben trachten sie. -  Ich höre Schreie wie von einer Kreißenden, Angstrufe wie von einer Erstgebärenden. Horch, wie die Sionstochter stöhnt und ihre Hände breitet: »O wehe mir! Dem Henkerstod bin ich verfallen.« Des Volkes UnverbesserlichkeitDurchstreift die Gassen von Jerusalem und seht euch um! Erkundet! Sucht auf ihren Plätzen, ob ihr nur einen findet, einen, der gerecht verfährt und sich der Redlichkeit befleißt! Dann will ich ihm verzeihen. Und sagen sie auch »Bei dem Herrn!«, ein Meineid ist es. - Herr, sind nicht Deine Augen auf Ehrlichkeit gerichtet? Du schlugest sie; sie aber bebten nicht. Du warst versöhnlich gegen sie; sie mochten keine Zucht annehmen. Sie machten härter als Gestein ihr Angesicht; sie weigerten sich umzukehren. Ich dachte zwar: So ist wohl nur der Pöbel, der töricht sich gebärdet. Er kennt ja nicht des Herren Weg, die Satzung seines Gottes. Ich will mich an die Großen wenden und mit ihnen sprechen; die kennen doch des Herren Weg, die Satzung ihres Gottes. - Erst recht zerbrachen die das Joch und rissen Fesseln durch. Dafür schlägt sie der Löwe aus dem Wald und würgen sie die Steppenwölfe. An ihren Städten lauern Pardel. Wer sie verläßt, der wird zerrissen. Denn ohne Zahl sind ihre Missetaten und zahlreich ihre Sünden. »Weswegen soll ich dir verzeihen? Mich haben deine Söhne aufgegeben; bei Aftergöttern schwören sie. Ich habe feierlich mit ihnen mich verbunden, und dennoch brechen sie die Ehe und sind im Hurenhaus zu Gast. Sie gleichen hitzigen, genährten Hengsten; ein jeder wiehert nach des andern Weib. Dafür soll ich sie nicht bestrafen?« Ein Spruch des Herrn. »An einem Volk wie diesem soll ich keine Rache nehmen? Auf! Zerstöret ihre Rebenhänge! Tilgt sie! Doch ganz sollt ihr sie nicht vernichten! Haut ihre Ranken ab! Denn sie gehören nicht dem Herrn. Verraten haben sie mich ja, das Haus von Israel und Judas Haus.« Ein Spruch des Herrn. Den Herrn verleugnen sie und sagen: »Es ist nichts mit ihm. Uns trifft kein Unglück. Wir spüren weder Schwert, noch Hunger. Die Seher sind nur Luft. Durch sie spricht niemand. So muß man sie behandeln.« Deswegen spricht der Herr, der Gott der Heerscharen: »Dieweil ihr solche Reden führt, bin ich's, der meine Worte nun zu Feuer macht in deinem Munde und dieses Volk zu Holz, daß jenes sie verzehre. Ich bringe über euch ein Volk aus fernem Land, Haus Israel!« Ein Spruch des Herrn. »Ein unverwüstlich Volk, ein uralt Volk, ein Volk, von dessen Sprache du nichts weißt, von dem du nicht verstehst, was es dir sagt. Dem offenen Grabe gleicht sein Rachen; Helden sind sie alle. Und wie dein Brot verzehrt es deine Ernte, verzehrt dir Söhne samt den Töchtern,verzehrt dir Schafe samt den Rindern, verzehrt dir Weinstock samt dem Feigenbaum, zerstört dir feste Städte mit dem Schwerte, und doch verläßt du dich auf diese. Doch auch in jenen Tagen«, ein Spruch des Herrn, »Will ich nicht gänzlich euch vernichten. - Und fraget ihr: "Wofür tut uns der Herr und unser Gott dies alles?", so sprich zu ihnen: "So wie ihr mich verlaßt und fremden Göttern dient in eurem Lande, so sollt ihr auch der Fremden Sklaven sein in einem Land, das nicht das eure ist!"« Nun kündet dies dem Jakobshause! Ruft aus in Juda: »Vernimm dies, Volk, so töricht, unverständig, das Augen hat und doch nicht sieht, und Ohren und nicht hört! Mich wollt ihr nimmer fürchten?« Ein Spruch des Herrn. »Ihr wollt vor mir nicht zittern? Der ich dem Meer den Sand als Grenze setze, die es nach ewigem Gesetz nicht überschreitet. Sie branden zwar, doch sie vermögen nichts, und brausen seine Wogen noch so sehr, sie überschreiten's nicht. Doch dieses Volk besitzt ein widerspenstig, arges Herz; sie fallen ab und gehen fort. Sie sprechen nicht in ihrem Herzen: "Laßt vor dem Herren, unserm Gott, uns fürchten, der Regen gibt zu seiner Zeit, Herbstregen, Lenzesschauer; der uns der Erntefrüchte Fülle sichert!" Doch Störung brachten eure Sünden, und eure Frevel beraubten dieser Wohltat euch. Ja, Frevler finden sich in meinem Volk, die, Fallen stellend, Menschen fangen, so wie man Vogelstellerstangen stellt. Gleich einem Korbe voller Vögel, sind ihre Häuser voll von ungerechtem Gut. Sie werden davon groß und reich. Sie werden fett und feist und übertreffen selbst darin die wüsten Dinger. Sie mögen keine Sache richten und nicht der Waisen Handel schlichten, den Armen nicht zu ihrem Recht verhelfen. Und solches sollt ich nicht bestrafen?« Ein Spruch des Herrn. »Soll ich an solcher Art von Volk nicht Rache nehmen?« Entsetzliches und Gräßliches geschieht im Lande. Die Seher weissagen durch Trug; die Priester aber klatschen in die Hände, und dies erringt den Beifall meines Volks. Was aber tut ihr dann zuletzt? StrafgerichtIhr Söhne Benjamins! Flieht aus Jerusalem! Stoßt in das Lärmholz zu Tekoa! Und schwingt die Flagge auf Betkerem! Denn Unheil lugt von Norden her, ein schwerer Schlag. Mit einer wohlgepflegten Au vergleiche ich die Sionstochter. Mitsamt den Herden kommen Hirten über sie; sie schlagen ihre Zelte ringsum auf; sie weiden, jeder seine Schar. Zum Kampfe gegen sie! »Vorwärts! Wir stürmen noch zur Mittagszeit. Weh uns! Schon neigt sich dieser Tag. Die abendlichen Schatten strecken sich. Vorwärts! Wir stürmen dann bei Nacht und brechen ihre Burgen!« Denn also spricht der Herr der Heerscharen: »Haut Bäume um und schüttet einen Wall auf gen Jerusalem! Das ist die Stadt, in der erpreßtes Gut wird allenthalben aufbewahrt. Wie seine Wasser frisch der Brunnen hält, genauso hält sich ihre Bosheit frisch. "Gewalt und Raub!" hört man in ihr; vor meinem Antlitz sind stets Qual und Schlag. Ach, bessere dich, Jerusalem! Sonst reißt sich meine Seele von dir los; ich mache dich zur Wüste, zum unbewohnten Land.« So spricht der Herr der Heerscharen: »Man halte gründlich Nachlese wie an dem Weinstock, so am Reste Israels! Streck deine Hand aus wie ein Winzer nach den Reben! Zu wem soll ich noch reden und wen beschwörend mahnen, daß sie hören? Fürwahr, ihr Ohr ist unbeschnitten; sie können nichts vernehmen. Das Wort des Herrn wird ihnen zum Gespött; sie haben kein Gefallen dran. Nun bin ich voll vom Grimm des Herrn, des Anmichhaltens müde; ich gieß ihn auf den Straßen über Kinder aus und auf den frohen Kreis der Jugend. Sie werden kriegsgefangen, Mann und Weib, der Greis samt dem im besten Alter. An andre kommen ihre Häuser, Felder, Weiber insgesamt, wenn gegen die Bewohner dieses Landes ich meine Hand ausstrecke.« Ein Spruch des Herrn. »Denn Groß und Klein bei ihnen, alle wollen Geld. Und die Propheten und die Priester schaffen Trug. Sie möchten meines Volkes Schaden schnellstens heilen. Nur Heil auf Heil verheißen sie, und doch ist nirgends Heil. Scham über sie, daß sie so Greuliches verübt! Für sie jedoch gibt's kein Erröten mehr; das Schämen haben sie verlernt. Drum werden sie bei den Erschlagnen liegen. Wenn ich sie strafe, kommen sie zu Fall.« So spricht der Herr. So spricht der Herr: »Verweilet bei den Wegen, seht doch nach! Fragt früheren Pfaden nach: "Wo ist der Weg zum Guten?" Und geht ihr den, dann findet ihr für eure Seele Ruhe. Sie aber sagen: "Nein! Den gehn wir nicht.« Ich stelle für euch Wächter auf. "Auf der Trompete Schall gebt acht!" Doch sie erwidern: "Nein! Wir geben nimmer acht.« So hört, ihr Heidenvölker! Vernehmt es, Nationen, was aus ihnen wird! Horch auf, du Land! Ich bringe Unheil über dieses Volk, die Früchte ihres Planens. Auf meine Worte mögen sie nicht hören, und mein Gesetz verwerfen sie. Wozu mir da der Weihrauchduft aus Saba und Würzrohr aus dem fernen Land? Nicht wohlgefällig sind mir eure Brandopfer; und eure Schlachtopfer sind mir nicht angenehm.« Darum spricht so der Herr: »Ich gebe diesem Volk zum Sturz den Anstoß. Die Väter und die Söhne stoßen sich daran, ein Nachbar nach dem andern geht zugrunde.« So spricht der Herr: »Schon kommt ein Volk vom Nordland her; ein großes Heidenvolk erhebt sich von der Erde Enden. Den Bogen und den Wurfspieß führen sie, und hart sind sie, erbarmungslos; ihr Lärmen gleicht den Meer, dem tosenden, wenn sie auf Rossen jagen. Gerüstet Mann für Mann zum Kampf, so geht es wider dich, du Tochter Sions.« »Wir hören, wie sie kommen; erschlafft sind unsere Hände. Uns packen Angst und Zittern wie bei einer Kreißenden.« - Geh nicht ins Freie! Nicht auf die Straße! Des Feindes Schwert ist da. Entsetzen ringsumher! Du, meines Volkes Tochter! Umgürte dich mit einem Bußgewand! In Asche wälze dich! Und traure wie um einen Liebling, und klage bitterlich. »Im Nu kommt der Verwüster über uns!« »Zum unerschrocknen Scheidemeister bestelle ich dich für mein Volk, auf daß du seinen Wandel untersuchend prüfest.« Sie alle sind Empörer und verleumdungssüchtig, sind Kupfer bloß und Eisen, grundverdorben allesamt. Der Blasbalg ist versengt vom Feuer; das Blei ist unversehrt. Vergeblich schmolz man es; die Schlacken gehn nicht ab. »Verworfnes Silber« nennt man sie; der Herr hat sie verworfen. Des Volkes VerkommenheitDas Wort, das an Jeremias von seiten des Herrn erging: »Betritt das Tor am Haus des Herrn! Und künde dort dies Wort und sprich: Vernehmt das Wort des Herrn, Judäer all, die ihr durch diese Tore kommt zur Anbetung des Herrn! So spricht der Heeresscharen Herr, der Schutzgott Israels: "Verbessert euer Wesen, euren Wandel, dann lasse ich euch hier an dieser Stätte wohnen. Dem Lügenworte trauet nicht! "Des Herren Heiligtum! Des Herren Heiligtum! Des Herren Heiligtum ist das!" Ja, bessert ihr Wandel und Handel, und bringet ernstlich ihr das Recht zur Geltung beim Streit des einen mit dem andern, bedrückt ihr keine Fremden, Waisen, Witwen, vergießt ihr kein unschuldig Blut an dieser Stätte, und laufet ihr nicht andern Göttern nach zu eurem Schaden, dann bleibe ich bei euch an dieser Stätte allezeit, im Land, das euren Vätern ich von alters her verliehen. Doch seht! Ihr trauet diesen Lügenworten ohne Nutzen. Wie? Stehlen, morden, ehebrechen, falsch schwören und dem Baal räuchern und anderen Göttern folgen, die ihr gar nicht kennt! Dann kommt ihr, tretet vor mich hin in diesem Haus, das meinen Namen trägt, und sprecht: »Wir sind geborgen.« Und bald tut ihr all diese Greuel wieder. Ist denn dies Haus, das meinen Namen trägt, in euren Augen eine Räuberhöhle? Doch ich, fürwahr, ich habe es bemerkt."« Ein Spruch des Herrn. »Geht nur nach Silo hin, zu meiner Stätte, wo ich im Anfang meinen Namen wohnen ließ! Und seht dort, was ich wegen der Verruchtheit meines Volkes Israel ihr angetan. Weil ihr nun ganz das gleiche tut«, ein Spruch des Herrn, »weil früh und spät ich zu euch rede, ihr aber mich nicht hört, weil ich euch anrufe, ihr aber keine Antwort gebt, so tue ich an diesem Haus, das meinen Namen trägt, auf das ihr euch verlaßt, und diesem Ort, den ich euch gab und euren Vätern, so, wie ich einst an Silo hab getan. Fortstoßen will ich sie von meinem Angesicht, so, wie ich alle eure Brüder auch verstoßen, den ganzen Stamm von Ephraim. Verrichte kein Gebet für dieses Volk! Kein klagend Wort und kein Gebet sprich aus für sie und dringe nicht in mich! Ich höre dich doch nicht. Ja, siehst du nicht ihr Treiben in den Städten Judas und in den Straßen von Jerusalem? Die Kinder sammeln Holz; die Väter zünden Feuer an. Die Weiber kneten Teig, um Kuchen für die Himmelskönigin zu backen und andern Göttern Opferschalen auszugießen. Sie wollen mir Verdruß bereiten. Bin ich's, dem sie Verdruß bereiten?« Ein Spruch des Herrn. »Und nicht vielmehr sich selbst zu ihrer eigenen Schande?« Darum spricht so der Herr, der Herr: »Fürwahr, mein Zorn, mein Grimm ergießt sich wegen dieser Stätte über Menschen, über Vieh, des Feldes Bäume und des Landes Frucht. Er brennt und ist nicht auszulöschen.« So spricht der Herr der Heerscharen, der Schutzgott Israels: »Bringt eure Brand- und Schlachtopfer in Menge dar! Das Fleisch eßt selber! Denn euren Vätern hab ich nichts gesagt und ihnen nichts geboten, als ich sie aus Ägypterland hinweggeführt, von Brand- und Schlachtopfern. Nur das befahl ich ihnen: "Auf meine Stimme hört! Dann bin ich für euch Gott, und ihr mein Volk. Den Weg, den ich euch weise, geht! Dann geht's euch gut.« Sie aber hörten nicht, noch neigten sie ihr Ohr. Sie wandelten im Trotze ihres bösen Herzens mit Absicht; statt vorwärts, gingen sie zurück. Wohl sandte ich vom Tag, da eure Väter aus Ägypterland gezogen, bis heute alle meine Knechte, die Propheten, zu euch vom frühen Morgen an. Sie aber hörten nicht auf mich, noch neigten sie ihr Ohr. Sie steiften ihren Nacken und trieben's ärger noch als ihre Väter. Wenn du das alles ihnen sagst, und hören sie dich nicht, und rufst du ihnen zu, und geben sie nicht Antwort, dann sprich zu ihnen: "Das ist das Volk, das auf die Stimme seines Herrn und Gottes nicht mag hören und keine Zucht annimmt. Verschwunden ist die Treue, aus ihrem Mund entwichen."« Scher deine Locken ab! Wirf sie hinweg! Stimm auf den Höhn ein Klaglied an: »Verworfen hat der Herr, verstoßen das Geschlecht, auf das er zürnt!« »Denn Judas Söhne haben das getan, was mir mißfällt.« Ein Spruch des Herrn. »Sie stellten ihre Greuelgötzen in dem Hause auf, das meinen Namen trägt, und sie entweihten es. Und sie errichteten des Tophet Höhen im Tal Ben Hinnom, um ihre Söhne, ihre Töchter zu verbrennen. Nie hab ich solches je geboten; nie ist mir solches in den Sinn gekommen. Fürwahr, deswegen sollen Zeiten kommen«, ein Spruch des Herrn, »da spricht man nicht mehr von dem Tophet und vom Hinnomstal, nur noch vom Würgetal. Im Tophet wird man euch begraben: sonst ist kein Platz mehr da. Doch dienen auch die Leichen dieses Volks den Vögeln unterm Himmel und den wilden Tieren zum Fraß; kein Mensch verscheucht sie. Aus den Städten Judas und aus den Straßen von Jerusalem laß ich verstummen Wonneruf und Freudenjubel, Gesang von Braut und Bräutigam. Zur Wüste wird das Land.« Die Schrecken des Gerichtes»Zu jener Zeit«, ein Spruch des Herrn, »holt man aus ihren Grüften die Gebeine der Könige von Juda und die seiner Fürsten und die der Priester und Propheten und der Bewohner von Jerusalem und breitet sie der Sonne und dem Monde hin mitsamt dem ganzen Himmelsheer, gerade jenen, die sie so geliebt und denen sie gedient und nachgelaufen, die sie befragt und angebetet. Nie liest man sie mehr auf, begräbt sie nicht; als Dünger dienen sie dem Acker. Und lieber ist das Sterben als das Leben dem ganzen Rest, der übrigbleibt von dieser bösen Sippe, an all den Orten übrigbleibt, wohin ich sie verstoße.« Ein Spruch des Herrn der Heerscharen. Sprich das zu ihnen: »So spricht der Herr: Wer fällt denn hin und will nicht wieder sich erheben? Wer geht denn fort und kehrt nicht wieder? Warum fiel dieses Volk, warum Jerusalem auf immer? Weswegen hält es fest am Trug und sträubt sich, umzukehren? Ich horche hin und lausche; sie aber reden nicht, was recht. Kein Mensch hat heute Reue über seine Schlechtigkeit, so daß er spricht: "Was habe ich getan?" Denn sie verharren insgesamt bei ihrem Lauf, dem Rosse gleich, das in den Kampf sich stürzt. Sogar die Störche unterm Himmel kennen ihre Zeit, und Turteltaube, Schwalbe, Drossel kehren pünktlich wieder. Mein Volk jedoch kennt nicht des Herren Ordnung.« Wie mögt ihr sagen: »Wir sind so weise. Wir haben ja des Herren Lehre inne"? Fürwahr, in Lügen arbeitet der Lügengriffel eurer Schriftgelehrten. Schande über diese Weisen! Bestürzt, betroffen werden sie. Verworfen haben sie das Wort des Herrn. Was nützt nun ihnen ihre Weisheit? »Ich gebe deshalb ihre Weiber andern und ihre Felder den Eroberern. Denn groß und klein, sie alle wollen Geld, und die Propheten und die Priester schaffen Trug. Sie möchten gern den Schaden der Tochter meines Volkes auf das schnellste heilen. Nur Heil auf Heil verheißen sie, und doch ist nirgends Heil. Drum Schande über sie, daß sie so Greuliches verübt! Indes für sie gibt's kein Erröten mehr; - das Schämen haben sie verlernt. Drum werden sie bei den Erschlagnen liegen. Wenn ihrer Strafe Zeit erscheint, stürzen sie hin.« - So spricht der Herr. »Ich will bei ihnen Ernte halten.« Ein Spruchdes Herrn. »Am Weinstock keine Trauben! Am Feigenbaume keine Feigen, und selbst das Laub verwelkt! Ich bringe ihnen ihren Tod.« Weswegen sitzen wir herum? Zuhauf! Wir wollen in die festen Städte ziehen, daß wir dort schweigend harren. Denn unser Gott, der Herr, hüllt uns in Schweigen; mit bittrem Wasser tränkt er uns, weil wir uns an dem Herrn vergangen. Auf Frieden hoffen wir, jedoch nichts Gutes kommt, auf Ruhezeit kommt das Entsetzen. Von Dan her hört man schon das Schnauben seiner Rosse vom lauten Wiehern seiner Hengste bebt das ganze Land. Sie fallen ein; das Land und seine Fülle fressen sie, die Stadt samt den Bewohnern. - »Giftschlangen schick ich euch, dawider jeder Zauber fehlt. Sie beißen euch«, ein Spruch des Herrn. »Dafür gibt's keine Heilung.« Der Jammer faßt mich an; mein Herz in mir ist krank. Horch auf! Die Tochter meines Volkes schreit aus wüstem Land. »Ist denn der Herr nicht mehr in Sion? Ist denn sein König nicht mehr dort?« - »Weswegen reizten sie durch ihre Bilder mich zum Zorn, durch fremde Nichtse?« »Vorbei der Sommer, und der Herbst vorüber, uns wird keine Hilfe.« Dieweil gebrochen meines Volkes Tochter, bin ich gebrochen, übertraurig; mich packt Entsetzen. Gibt's keinen Balsam mehr in Gilead? Ist denn kein Arzt mehr da? Warum vernarbt sich nicht die Wunde der Tochter meines Volkes? Judas EndeWenn doch mein Haupt voll Wasser wäre, ein Tränenquell mein Auge! Ich wollte Tag und Nacht beweinen die Erschlagenen der Tochter meines Volkes. Wenn ich nur in der Wüste eine Ruhestatt besäße, verlassen wollte ich nein Volk, fortgehn von ihnen. Sie sind ja alle Ehebrecher und eine Rotte treuloser Gesellen. »Sie spannen ihre Zunge, ihren Lügenbogen; 's ist ihnen nicht zu trauen, sind sie stark im Land. Von einer Bosheit geht's zur andern. Von mir nur wollen sie nichts wissen.« Ein Spruch des Herrn. Ein jeder hüte sich vor seinem Nachbarn! Und keiner traue seinem Bruder! Denn Hinterlist übt jeder Bruder, und jeder Nachbar gibt sich mit Verleumdung ab. Und einer hintergeht den andern, betrügt, gewöhnt ans Lügen seine Zunge und frevelt ohne Rast und Ruhe. - »Du wohnest mitten unter Lug und Trug; Sie wollen mich vor lauter Trug nicht kennen.« Ein Spruch des Herrn. Darum spricht so der Herr der Heerscharen: »Fürwahr, ich will sie schmelzend prüfen. Wie kann ich anders handeln an der Tochter meines Volkes? Ein spitzer Pfeil ist ihre Zunge, das Reden trügerisch. Man redet freundlich zum Genossen mit dem Munde; im Innern legt man einen Hinterhalt für ihn. Dafür soll ich sie nicht bestrafen?« Ein Spruch des Herrn. »An einem Volk, wie dieses, keine Rache nehmen?« Ich heb ein Weinen an, ein Klagen um die Berge, und um der Steppe Fluren stimm ich an ein Trauerlied. Denn so verheert sind sie, daß sie kein Wandersmann durchzieht. Sie hören nimmermehr der Herde Blöken. Vom Vogel unterm Himmel bis zum Wild ist alles weggezogen, fortgezogen. »Jerusalem, das mache ich zu einem Steinhaufen und zur Behausung für Schakale. Zu einer Wüste mache ich die Städte Judas, worin kein Mensch mehr wohnt.« Wer ist so weise, daß er dies verstünde? Und daß er künden könnte, was der Mund des Herrn zu ihm geredet? Weswegen geht das Land zugrunde, der Wüste gleich versengt, durch die kein Wandrer zieht? So spricht der Herr: »Weil mein Gesetz sie schnöd verlassen, das einst ich ihnen vorgelegt, und weil sie nicht auf meine Stimme hören und ihr nicht folgen mögen, vielmehr starrsinnig ihrem eigenen Sinn und den Baalen folgen, die ihre Väter sie gelehrt", deshalb spricht so der Herr der Heerscharen, Gott Israels: »Ich gebe Wermut diesem Volk zu essen und tränke es mit bitterem Wasser, und unter Völker streue ich sie hin, die weder sie noch ihre Väterje gekannt, und sende hinter ihnen drein das Schwert, bis daß ich sie vernichtet habe.« So spricht der Heeresscharen Herr: »Besinnt euch! Ruft die Klageweiber, daß sie kommen! Zu weisen Frauen schickt, auf daß sie eilends kommen!« Sie sollen über uns ein Trauerlied anstimmen, auf daß von Tränen unsere Augen fließen und von Wasser unsere Wimpern triefen! Ja, horch! Ein Klagelied ertönt aus Sion: »Wie sind wir zugerichtet! Voll Schmach! Verlassen müssen wir das Land, und unsere Wohnungen zerfallen.« - Ja, Weiber, hört das Wort des Herrn, und euer Ohr erfasse seines Mundes Worte! Dann lehret eure Töchter Wehgesänge, ein Weib das andere den Grabgesang: »Durch unsre Fenster stieg der Tod; in unsre Burgen drang die Pest und würgte Kinder auf der Straße und auf dem Markte junge Männer.« Sprich so! Ein Spruch des Herrn: »Der Leute Leichen liegen da gleich Dünger auf dem Ackerfeld, wie hinterm Schnitter Ähren, die niemand sammelt.« So spricht der Herr: »Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit! Der Starke rühme sich nicht seiner Stärke! Der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums! Vielmehr, wer sich da rühmen will, der rühme sich, daß er so klug ist, mich zu kennen, daß ich, der Herr, es bin, der Gnade, Recht, Gerechtigkeit auf Erden schafft; an solchen habe ich Gefallen.« Ein Spruch des Herrn. »Es kommen Tage«, ein Spruch des Herrn, »wo ich die Unbeschnittenen heimsuche, Ägypten so wie Midian, Edom, die Ammonssöhne, Moab und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen. Die Heiden all sind unbeschnitten; doch Israels gesamtes Haus ist unbeschnittnen Herzens.« Der Götzen NichtigkeitVernehmt den Ausspruch, den der Herr an euch vom Hause Israel gerichtet! So spricht der Herr: »Gewöhnet euch nicht an der Heiden Wege und erschreckt nicht vor den Himmelszeichen, wenn schon die Heiden sich vor solchen fürchten! Der Völker Satzungen sind eitler Wahn, nur Holz das man im Walde fällt, durch Künstlerhand gefertigt mit dem Meißel, mit Silber und mit Gold verziert, mit Nägeln und mit Hämmern festgemacht, daß es nicht wackle. Sie gleichen einer Vogelscheuche im Gurkenfeld. Sie reden nicht. Man muß sie tragen. Sie schrecken nicht. Habt keine Angst vor ihnen! Sie können niemals schaden. Doch Gutestun ist auch nicht ihre Sache.« Nicht Deinesgleichen gibt es, Herr; Du bist gar groß, durch Deine Stärke ist Dein Name groß. Wer sieht Dich nicht als Völkerkönig an? Für Dich geziemt sich dies. Denn unter allen Weisen bei den Heiden ist Deinesgleichen nicht in ihrem ganzen Göttersaal. Sie spalten, schaben allzumal am Kern der Nichtse, der aus Holz und Silberblech, aus Tarsis eingeführt, und Gold aus Ophir, des Tischlers und des Goldschmieds Machwerk, mit blauem oder rotem Purpurkleid, ein Werk gelernter Meister insgesamt. In Wirklichkeit ist nur der Herr ein Gott, lebendiger Gott und ewiger König. Die Erde bebt vor seinem Zorn, und Völker halten seinen Grimm nicht aus. Von jenen sollt ihr also sprechen: »Die Götter, die den Himmel und die Erde nicht erschaffen, verschwinden von der Erde unterm Himmel.« Er ist es, der durch seine Kraft die Erde schuf, durch seine Weisheit einst den Erdkreis gründete, durch seine Einsicht auch dem Himmel seine Weite gab. Läßt er am Himmel Wasserbrausen hörbar werden, und führt er Wolken von der Erde Rand herauf, und schafft er Blitze, daß es regnet, führt den Wind aus seinen Kammern, dann muß ein jeder Unverständige sich für töricht halten, weil er merkt, und jeder Künstler muß verblüfft dastehen, weil er sieht: Sein Gußbild ohne Geist ist Trug. Nur Wahn sind sie, nur Possenspiel. Wenn sie ein Unglück trifft, ist's aus mit ihnen. Doch solchen gleicht nicht Jakobs Teil. Er ist des Weltalls Schöpfer, und sein besonderer Stamm ist Israel, und »Herr der Heeresscharen«, ist sein Name. Vom Boden nimm die Matte auf, die du im Elend sitzest! Denn also spricht der Herr: »ich schieße dieses Mal auf die Bewohner hier des Landes, ich treib sie in die Enge; sie sollen gut getroffen werden.« Weh mir, meiner Wunde wegen! Unheilbar ist der Schlag, der mich getroffen. Ich aber dachte, eine Krankheit sei es, die ich überstünde. Mein Zelt ist umgeworfen, und alle meine Seile sind zerrissen. Entführt sind mir die Kinder, und meine Schäflein sind nicht mehr. Mein Zelt spannt niemand auf und niemand richtet meine Decken her. Weil Hirten unverständig sind und nach dem Herrn nichts fragen, schon deshalb haben sie kein Glück, und ihre Herde stiebt nach allen Seiten. Horch! Eine Kunde! Her kommt's, gewaltiges Getöse aus dem Nordland, das Judas Städte öde macht, zum Wohnsitz für Schakale. Ich weiß jetzt, Herr: Der Mensch ist niemals seines Weges Herr. Dem Manne ist es nicht gegeben, im Gange seine Schritte zu bestimmen. So züchtige mich, Herr, doch nur mit Maß! Und nicht in Deinem Zorn, daß Du mich nicht zermalmst! Gieß über jene Heiden, die Dich nicht anerkennen, Deinen Grimm und über jene Sippen, die Deinen Namen nicht anrufen! Denn sie verschlingen Jakob, verschlingen's ganz und gar, und seine Au verheeren sie. Des Volkes UntreueDas Wort, das an Jeremias von seiten des Herrn erging: »Die Worte dieses Bundes hört! Verkündet sie den Leuten Judas und den Bewohnern von Jerusalem! Und sprich zu ihnen: Also spricht der Herr, Gott Israels: "Verflucht der Mann, der nicht auf dieses Bundes Worte hört, den euren Vätern ich befohlen, als ich sie aus Ägypterland, dem Eisenschmelzofen, geführt. Ich sprach: Hört meine Stimme! Zur Tat macht alles, was ich euch gebiete! Dann sollt ihr mir zum Volke sein und ich für euch zum Gott. Ich will den Eidschwur halten, den ich euren Vätern zugeschworen, ich würde ihnen gern ein Land verleihen, wie es heute ist, von Milch und Honig fließend."« Ich gab darauf zur Antwort: »So sei es, Herr.« Da sprach der Herr zu mir: »Ruf alle diese Worte in den Judastädten aus und in den Straßen von Jerusalem verkünde: "Hört die Worte dieses Bundes an und richtet euch danach! Ich schärfte euren Vätern bis auf diese Stunde ein, seit ich sie aus Ägypterland geführt, ich schärfte schon am frühen Morgen ein: Hört meine Stimme! Sie aber hörten nicht, noch neigten sie ihr Ohr. Ein jeder folgte nur dem Trotze seines argen Herzens. So ließ ich über sie nun all die Worte dieses Bundes kommen, den ich zu halten ihnen anbefohlen, und den sie nicht gehalten."« So sprach der Herr zu mir: »Treubruch ward aufgedeckt bei Judas Leuten und bei Jerusalems Bewohnern. Zu Missetaten ihrer Ahnen sind sie umgekehrt, die sich geweigert, meine Worte anzuhören. Sie gehen andere Göttern nach, sie zu verehren. Gebrochen hat Israels Haus und Judas Haus den Bund, den ich mit ihren Vätern schloß" Deshalb spricht so der Herr: »Von mir kommt Unheil über sie, aus dem sie keinen Ausweg finden. Sie schrein zu mir; ich aber will sie nicht erhören. Und schreien auch die Städte Judas und die Bewohner von Jerusalem ein übers andremal zu Göttern, zu ihnen, denen sie jetzt räuchern, sie helfen ihnen nicht in ihrer Not. So viele Städte, soviel Götter hast du, Juda, und nach der Zahl der Gassen von Jerusalem habt ihr Altäre für den Schandgott aufgestellt, Altäre, um dem Baal zu räuchern. Verrichte kein Gebet für dieses Volk! Kein klagend Wort und kein Gebet sprich über sie! Denn ich hör nicht darauf, wenn sie ob ihrem Unglück zu mir rufen. Was fällt denn meinem Liebling ein, in meinem Hause eine Menge Frevel zu verüben? Mag heilig Fleisch von dir die Bosheit nehmen, daß du so jubelst!« Der Herr nennt einen frischen Ölbaum dich, durch prächtige Früchte ausgezeichnet; doch legt er wegen seines mächtigen Rauschens Feuer an, daß seine Äste krachen. Der Herr der Heerscharen hat Schlimmes dir angedroht, als er dich eingepflanzt, der Schlechtigkeit des Hauses Israel wegen, und wegen der des Judahauses, das Dinge bei sich treibt, die mich zum Zorne reizen müssen, weil es dem Baal Räucheropfer bringt. - Der Herr hat mich's erfahren lassen; ich habe es verkostet. Du hast mir damals aufgedeckt, wozu sie fähig waren. Ich selber aber, einem zarten Lamme gleich, das man zur Schlachtbank schleppt, ich ahnte nicht, daß wider mich sie Pläne hegten: »Im Safte wollen wir den Baum verderben und aus dem Lande der Lebendigen ihn tilgen, und seines Namens werde nimmermehr gedacht!« Du Herr der Heerscharen, gerechter Richter! Du Herz- und Nierenprüfer! Ich schaue Deine Rache noch an ihnen; denn ich befehle meine Sache Dir. So spricht der Herr betreffs der Männer Anatots, die deinem Leben nachgestellt und dir befohlen haben: »Du darfst nicht in des Herren Namen prophezeien; sonst leidest du den Tod durch unsre Hand!« So spricht der Herr der Heerscharen: jawohl, ich will sie strafen. Die jungen Männer sterben durch das Schwert, durch Hunger ihre Söhne samt den Töchtern. Kein Rest verbleibe ihnen! Das Unheil bringe ich den Männern Anatots im Jahre der Heimsuchung.« Des Propheten KlageHerr, Du bist's, der immer Recht behält, sooft ich mit Dir hadre; ich möchte dennoch Dich zur Rede stellen: Weswegen glückt der Weg der Frevler und leben ruhig alle treulos Handelnden?  Du pflanzest sie; schon wurzeln sie. Sie schlagen aus; schon tragen sie auch Frucht. Geläufig bist Du ihrem Mund, doch ihrem Herzen fremd. Du aber kennst mich, Herr, durchschaust mich, hast erprobt, wie sich mein Herz zu Dir verhält. So schlepp sie fort wie Schafe, fort zum Schlachten! Dem Würgetage weihe sie! Wie lange soll das Land noch trauern, des Feldes ganzes Gras verdorren? Das Vieh mitsamt den Vögeln schwindet, der Bosheit derer wegen, die drin siedeln. Sie sagen ja: »Von unsrer Zukunft weiß er nichts.«   »Wirst du im Wettlauf mit den Fußgängern schon müde, wie wolltest du mit Rennpferden Wettrennen? Bist du im sichern Land schon ängstlich, was tust du erst im Jordandickicht? Denn deine Brüder, deines Vaters Haus, auch sie sind treulos gegen dich gesinnt. Auch diese rufen hinter deinem Rücken: "Voll das Maß!" Trau ihnen nicht, auch wenn sie freundlich mit dir reden!  Ich will von meinem Hause nichts mehr wissen; mein Eigen geb ich preis und überliefere mein Liebstes in die Hand der Feinde.  Was mein, benahm sich gegen mich wie in dem Wald ein Löwe; es brüllte wider mich. Daher mag ich es nimmer leiden. Sieht denn mein Eigentum wie ein entstellter Vogel aus, um den die andern Vögel fliegen? Herzu! Zuhauf des Feldes Tiere! Herbei zum Fraße! Zahlreiche Hirten machen meinen Weinberg wüst, zertreten meinen Grund und Boden; in wüste Öde wandeln sie mein Eigentum. Zur Wüste machen sie's, verwüstet trauert es vor mir. Verwüstet ist das ganze Land, weil niemand sich's zu Herzen nimmt. - Auf allen Höhen in der Wüste treten die Verwüster auf. Der Herr hat ja ein Schwert, das von des Landes einem Ende bis zum andern würgt. Kein Mensch bleibt heil. - Sie säen Weizen, ernten aber Dornen; und ohne Nutzen quälen sie sich ab. - Seid über eure Ernte recht enttäuscht! Aufdampft der Zorn des Herrn.« So spricht der Herr: »All meine schlimmen Nachbarn, die an das Eigentum angrenzen, das ich zu eigen meinem Volke Israel gegeben, entwurzle ich aus ihrem Land. Nicht länger lasse ich das Judahaus in ihrer Mitte weilen. Danach, wenn ich sie weggerissen, erbarme ich mich ihrer wiederum und leite jeden abermals in sein Besitztum und jeden in sein Land zurück. Gewöhnen sie sich an die Weise meines Volks, daß sie bei meinem Namen schwören "Bei dem Herrn", so wie sie einst mein Volk daran gewöhnt, beim Baal zu schwören, dann werden Sie inmitten meines Volkes ein Stätte haben. Doch wollen sie nicht hören, dann will ich solch ein Heidenvolk ausreißen und vertilgen.« Ein Spruch des Herrn. Mahnung zur UmkehrSo sprach der Herr zu mir: »Auf! Kauf dir einen Leinengürtel! Leg ihn um deine Hüften! Doch bring ihn nicht ins Wasser!« Da kaufte ich den Gürtel nach des Herrn Geheiß und legte ihn um meine Hüften. Hierauf erging das Wort des Herrn an mich zum zweitenmal: »Den Gürtel, den du dir gekauft und an den Hüften hast, nimm mit! Auf! Zieh zum Euphrat hin! Verbirg ihn dort in einer Felsenspalte!« Ich ging und barg ihn dort am Euphrat, wie mir der Herr geboten. Und es geschah nach vielen Tagen; da sprach der Herr zu mir: »Auf! Zieh zum Euphrat hin und hol daselbst den Gürtel, den ich dich dort verbergen hieß!« Ich zog zum Euphrat hin und suchte nach und nahm den Gürtel von der Stelle, wo ich ihn versteckt, und siehe da, der Gürtel war verdorben; zu nichts mehr tauglich. Darauf erging das Wort des Herrn an mich. Der Herr sprach also: »Auf gleiche Art vernichte ich auch Judas Glanz und den Jerusalems, so groß er ist. Dem bösen Volk, das sich jetzt weigert, meine Worte anzuhören, und das im Trotze seines Herzens wandelt und hinter anderen Göttern läuft, sie zu verehren und sie anzubeten, ihm soll's genau so gehn wie diesem Gürtel, der zu nichts mehr taugt. Wie sich der Gürtel schmiegt an eines Mannes Hüften, ließ ich an mich das ganze Haus von Israel sich schmiegen und das von Juda«, ein Spruch des Herrn, »damit es mir zum Volk, zum Lob und Ruhm und Schmucke diene. Sie aber hörten nicht. So sage ihnen dieses Wort: So spricht der Herr, Gott Israels: "Mit Wein wird jedes Weingefäß gefüllt"; und sagen sie zu dir: "Ja, dürfen wir nicht wissen, weshalb man jeden Krug mit Wein soll füllen?", dann sage ihnen - Also spricht der Herr: "Erfüllen will ich wirklich alle, die dieses Land bewohnen, die Könige, die auf dem Davidsthrone sitzen, die Priester und Propheten und alle Einwohner Jerusalems mit Trunkenheit, und ich zerschlage sie, den einen an dem andern, die Väter und die Söhne allzumal"; ein Spruch des Herrn: "Ich schone nicht, bedaure nicht, und kein Erbarmen hält mich ab, sie zu vernichten."« So hört! Merkt auf! Seid doch nicht stolz! Der Herr hat ja geredet. Die Ehre gebet eurem Gott, dem Herrn, bevor es dunkel wird, bevor sich eure Füße an den finstern Bergen stoßen. Ihr sehnet euch nach Licht; er macht's zu tiefem Dunkel und hüllt's in dichte Nacht. Doch hört ihr nicht darauf, dann muß ich herzlich still beweinen euren stolzen Sinn. Und unaufhörlich weint mein Auge; es zerfließt in Tränen, weil des Herren Herde gefangen wird hinweggeführt. So sprich zum König und zur Herrin: »Zu unterst setzt euch hin! Herab von eurem Haupt ist eure Krone voller Pracht gesunken. Des Südlands Städte sind umschlossen, und niemand ist, der sie befreit. Ganz Juda wird jetzt weggeführt, hinweggeführt bis auf den letzten Mann.« Heb deine Augen auf und sieh, wie sie von Norden kommen! Wo bleibt die Herde, die dir anvertraut, wo deine schmucken Schafe? Was sagst du, stellt er dich jetzt unter Aufsicht? Du selber hast sie an die Herrschaft über dich gewöhnt, als erste Lieblinge. Ja, packen dich dann nicht die Wehen, gleich einem Weibe, das gebiert? Und fragst du dich: »Warum geschieht mir dies?« Bei deiner großen Schlechtigkeit war deine Schleppe immer aufgedeckt, und deine Fersen waren wund gerieben. Kann wohl ein Neger seine Haut, ein Pardel seine Flecken ändern? Nur dann könnt ihr auch besser werden, die ihr gewohnt seid, schlecht zu handeln. »Und ich zerstreue euch wie Stoppeln, die vor dem Wüstenwind verfliegen. Das sei dein Los, dies sei dein Teil, von mir dir zugemessen!« Ein Spruch des Herrn. »Weil du vergessen mich, auf Lüge dich verlassen, will ich dir dein Gewand bis ins Gesicht aufdecken, daß deine Schande sichtbar werde. Dein Ehebrechen, dein Gewieher und deine unverschämte Buhlerei, auf Hügeln und im freien Feld hab ich gesehen deine Greuel. Weh dir, Jerusalem! Du bist nicht rein. Wie lange noch?« Die große DürreWas einst als Wort des Herrn an Jeremias der Dürre wegen erfolgte: »In Juda Trauer! Und öde seine Pforten! Am Boden trauernd liegen sie. Jerusalems Geschrei schallt in die Lüfte. Die Großen senden ihre Knechte nach dem Wasser; sie kommen an die Brunnen, finden keins. Sie kehren leer zurück, bestürzt, enttäuscht, das Haupt verhüllt. Dieweil zu Staub das Ackerland geworden - im Lande fällt kein Regen mehr -, drum lassen ihren Mut die Ackersleute mit verhülltem Haupte sinken. Sogar das Reh gebiert auf freiem Feld und geht davon; denn nirgends gibt's mehr Gras. Wildesel stehen auf den Höhen, nach Atem schnappend gleich den Drachen. Sie sehen sich die Augen aus; denn nirgends grünes Futter.« »Klagen uns an auch unsere Missetaten, so handle doch entsprechend Deiner Ehre, Herr! Zahlreich sind freilich unsere Übertretungen, durch die wir uns an Dir versündigt. Du Hoffnung Israels, sein Heiland in der Zeit der Not! Warum tust Du so fremd im Land, gleich einem Wandersmann, der nur zur Nachtzeit bleibt? Warum gleichst Du jetzt einem Manne, der erschrocken, dem Schwächling, der nicht helfen kann? Und doch bist Du in unsrer Mitte, Herr. Wir sind Dein Eigentum. Laß uns nicht untergehen!« Von diesem Volke sprach der Herr: »So hin und her, das lieben sie und schonen ihre Füße nicht. An ihnen kann der Herr sich aber nicht erfreuen, und so gedenkt er ihrer Schuld und ahndet ihre Sünden.« Dann sprach der Herr zu mir: »Verrichte kein Gebet für dieses Volk um Heil! Selbst wenn sie fasten, hör ich nimmer auf ihr Flehn, und wenn sie Brand- und Speiseopfer bringen, nehme ich sie nicht zu Gnaden an. Durch Schwert und Hunger und durch Pest, so räume ich gewaltig unter ihnen auf.« Da sprach ich: »Herr, ach Herr! Propheten sagen ja zu ihnen: "Von Schwertern werdet ihr nichts sehen, und Hungersnot kommt nicht zu euch. Nein, ich verleihe sichern Frieden euch an dieser Stätte hier."« Da sprach der Herr zu mir: »Nur Lügen prophezein in meinem Namen die Propheten. Ich habe sie ja nicht gesandt und nicht geheißen und nie zu ihnen je gesprochen. Erlogene Gesichte, eitle Wahrsagung und selbsterdachten Trug, das prophezein sie euch.« Deshalb spricht so der Herr: »Die Seher, die in meinem Namen prophezeien und die künden: "Kein Schwert kommt in dies Land, kein Hunger", - obwohl ich sie doch nicht gesandt, - durch Schwert und Hunger enden diese Seher. Die Leute aber, denen sie weissagen, liegen in den Gassen von Jerusalem am Boden, vom Hunger und vom Schwerte hingestreckt, und niemand ist, der sie bestatten könnte, sie selbst mit ihren Weibern, Söhnen, Töchtern. Ich gieße ihre Bosheit über sie. Das sag zu ihnen: "Von Tränen rinnen meine Augen Tag und Nacht und werden nimmer trocken. Mit tiefen Wunden wird die Jungfrau, meines Volkes Tochter, ganz unheilbar geschlagen. Wenn ich hinaus ins Freie gehe, da liegen Schwertdurchbohrte. Betrete ich die Stadt, da toben Hungersqualen. Propheten samt den Priestern wälzen sich besinnungslos am Boden."« Hast Du denn Juda ganz verworfen? Hast Du an Sion Ekel? Warum schlägst Du uns so, da uns die Mittel, uns zu heilen, fehlen? Genesung hoffen, ohne daß es besser wird! Statt Heilung Rückfall! Wir kennen unsern Frevel, Herr, und unserer Väter Schuld, daß wir an Dir gesündigt. Verschmäh doch nicht die Wohnstatt Deines Namens, entehre nicht den Thronsitz Deiner Herrlichkeit! An Deinen Bund mit uns erinnere Dich und kündige ihn nimmer auf! Gibt's bei den Heidennichtsen Regenspender, und spendet denn der Himmel selber Regenschauer? Bist Du es nicht, Herr, unser Gott? So wollen wir auf Dich vertrauen; denn Du hast alles das gemacht. Des Volkes VerwerfungSo sprach der Herr zu mir: »Wenn Moses auch und Samuel vor mich hinträten, so wäre meine Seele doch nicht mehr bei diesem Volke. Schaff es fort aus meinen Augen! Laß sie gehen! Und sprechen sie zu dir: "Wohin denn sollen wir uns wenden?", so spricht zu ihnen: Also spricht der Herr: "Zur Seuche, wer der Seuche ist! Zum Schwerte, wer des Schwertes! Zum Hunger, wer des Hungers! Zum Kerker, wer des Kerkers ist!" Vier Sippen will ich gegen sie bestellen.« Ein Spruch des Herrn. »Das Schwert zum Morden, die Hunde zum Verschleppen, des Himmels Vögel und der Erde Wild zum Fressen und Vertilgen. Ich mache sie zum Schreckensbild für alle Königreiche auf der Erde, um Manasses, des Ezechiassohns und Judakönigs willen für alles, was er in Jerusalem verübt.« Wer hat, Jerusalem, mit dir Erbarmen? Wer klagt mit dir? Wer biegt vom Wege ab, nach deinem Wohl zu fragen? »Du selbst hast mich verstoßen«, Spruch des Herrn, »und mir den Rücken zugekehrt. Nun strecke ich die Hand aus gegen dich, vernichte dich; was ich beschlossen, ändere ich nicht. Ich worfle diese an des Landes Pforten mit der Gabel und mache bis zum Untergange kinderlos mein Volk. Von seinen Wegen läßt es nicht. Zahlreicher werden seine Witwen als der Sand am Meer. Ich bringe über sie im Übermaße junge Männer, die am hellichten Tage rauben. Aufregung, Schrecken lasse ich sie jäh befallen. Die siebenmal geboren, welkt dahin, verhaucht ihr Leben. Am lichten Tag geht ihre Sonne unter. Sie wird zuschanden und mit Scham bedeckt. Was dann von ihnen übrig, gebe ich dem Schwert vor ihren Feinden preis.« Ein Spruch des Herrn. - Weh mir, ach Mutter, daß du mich geboren, mich, einen Mann des Haders und des Streits für alle Welt. Ich habe nicht verborgt und nicht geborget und dennoch flucht mir alle Welt. Da sprach der Herr. »Zum Glücke löse ich dich aus und trete für dich ein beim Feind zur Zeit des Unglücks und der Not. Läßt Eisen sich zerschlagen, das Eisen aus dem Norden und das Erz? Dein Hab und Gut und deine Schätze gebe ich der Plünderung ganz ohne Entgelt preis für alle deine Sünden, deine Missetaten. Ich will dich dienen lassen deinen Feinden in einem Land, das du nicht kennst. Durch meinen Zorn entzündet sich ein Feuer, das über euch zusammenschlägt.« Du weißt es, Herr. Gedenke meiner! Schau her auf mich! Und räche mich an meinen Widersachern! Laß mich durch Deine Langmut nicht zugrunde gehen! Wenn's von Dir Worte gab, verschlang ich sie. Dein Wort war Freude für mein Herz und Wonne. Ich trage Deinen Namen. Herr, Du Gott der Heeresscharen. Ich sitze nie in heiterm Kreis voll Fröhlichkeit; ich sitze ganz abseits, von Deiner Hand berührt, sooft Du mich mit Grimm erfüllst. Warum ist meine Kümmernis so dauernd und meine Wunde unheilbar und tödlich? Du gleichst mir einem trügerischen Bach, Gewässern, auf die kein Verlaß. - »Nicht so!« Es sprach der Herr. »Wofern du andern Sinnes wirst, bediene ich mich deiner Dienste wieder, und trägst du Edles lieber vor als Häßliches, dann darfst du mir zum Munde wieder dienen. Sie wenden sich zu dir; du aber sollst dich nicht zu ihnen kehren! Ich mache dich für dieses Volk zu einer steilen, ehernen Mauer. Und greifen sie dich an, so werden sie dich nicht bezwingen. Ich bin bei dir, um schirmend dich zu schützen.« Ein Spruch des Herrn. »Ich will dich retten aus der Hand der Bösen und aus der Wüteriche Faust.« Des Propheten MahnungDas Wort des Herrn erging an mich: »Du sollst nicht heiraten und weder Sohn noch Tochter an diesem Orte haben.« Denn also spricht der Herr von jenen Söhnen und den Töchtern, die hier geboren werden, und von den Müttern, die das Leben ihnen geben, und von den Vätern, die in diesem Land sie zeugen: »Sie sterben jammerwürdig, unbetrauert, unbegraben. Zum Dünger werden sie dem Acker. Durch Schwert und Hunger schwinden sie; zum Fraße dienen ihre Leichen den wilden Tieren und des Himmels Vögeln.« So spricht der Herr: »Betritt kein Haus zum Totenmahl! Geh nicht zum Trauern! Dein Beileid drücke niemand aus! Denn meine Freundschaft hab ich diesem Volk entzogen«, ein Spruch des Herrn, »die Huld und die Barmherzigkeit. Und nun stirbt Groß und Klein in diesem Lande, unbegraben, unbetrauert. Man ritzt sich nicht, man schert sich nicht um ihretwillen. Man bricht kein Trauerbrot mit ihnen und tröstet keinen um des Toten willen. Man läßt ihn nicht des Trostes. Becher trinken um seines Vaters oder seiner Mutter willen. Besuche nicht ein Festgelagehaus, bei Schmaus und Trunk mit ihnen dort zu liegen!« Denn also spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: »Aus diesem Ort verbanne ich vor euren Augen und in euren Tagen das Gejohl des Lachens und der Lust, den Sang des Bräutigams, das Lied der Braut. Und tust du diesem Volke all dies kund, und sagen sie zu dir: "Warum hat uns der Herr all dieses große Unheil angedroht? Was ist denn unsere Schuld, was unsere Sünde, wodurch wir uns verfehlt an unserm Gott und Herrn?" Dann sprich zu ihnen: "Weil eure Väter mich verlassen", ein Spruch des Herrn, "und weil sie andern Göttern nachgelaufen und sie verehrt und angebetet und mich im Stich gelassen und mein Gesetz nicht mehr gehalten. Und ihr habt noch viel Schlimmeres getan als eure Väter; ihr folgtet, jeder, dem Trotze seines argen Herzens und hörtet nicht auf mich. So schleudre ich euch fort aus diesem Land in jenes Land, das ihr so wenig kennt wie eure Väter. Dort mögt ihr andern Göttern dienen Tag und Nacht, dieweil ich kein Erbarmen mehr euch schenke."«  »Doch kommen Tage«, ein Spruch des Herrn, »da sagt man nicht mehr: "Bei dem Herrn, der aus Ägypterland die Söhne Israels heraufgeführt!" Nein! Bei dem Herrn, der aus dem Nordland hergeführt die Söhne Israels und ebenso aus all den Ländern, in die er sie verstoßen: Ich bringe sie in ihre Heimat wieder, die ich verliehen ihren Vätern. Ich lasse viele Fischer holen«, ein Spruch des Herrn, »die fischen sie heraus; danach entbiet ich viele Jäger; die jagen sie von jedem Berg und Hügel und aus den Felsenklüften. Denn meine Augen schauen alle ihre Wege; sie können nicht vor mir verheimlicht werden, und ihre Missetat bleibt nicht verborgen meinen Blicken. Ich ahnde einmal, zweimal ihre Missetat und Sünde. Durch ihrer Greuel Schändlichkeit entweihten sie mein Land, und ihre Greueltaten füllten ganz mein Eigen.« Herr, meine Kraft und Feste! Und meine Zuflucht in der Zeit der Not! Bis von der Erde Enden kommen Völker zu Dir her und sprechen: »Nur Trug besaßen unsre Väter zum Besitz, nur Nichtse, die nichts nützen können.« Kann wohl ein Mensch sich Götter machen? Drum sind sie keine Götter. »Ich zeige ihnen daher diesmal meine Macht und meine Stärke, damit sie es erfahren, daß mein Name "Herr".« Mahnung zur SabbatheiligungMit Eisengriffel ist die Sünde Judas auf ihres Herzens Tafel eingetragen, mit diamantener Spitze euren Altarhörnern eingegraben. Wie voll von ihren Kindern sind bei ihnen die Altäre! Und unter grünen Bäumen stehen ihre Götzensäulen auf den hohen Hügeln! »Ach, du mein Berg im Felde! Ich geb dem Raub all deine Schätze preis für deine Höhen, für die Missetat in deinem ganzen Lande. Verzichten mußt du auf dein Erbe, das ich dir eingeräumt. Ich mache dich zum Knechte deiner Feinde, in jenem Land, das du nicht kennst. Ein Feuer habt ihr ja durch meinen Zorn entzündet, das lange, lange brennt.« So spricht der Herr: »Dem Manne, der auf Menschen baut, sei Fluch, der Fleisch zu seinem Arme macht und dessen Herz vom Herrn nichts wissen will! Er gleicht dem Strauche in der Steppe, erlebt nie bessere Zeiten. Er siedelt auf der Wüste Flammengründen, in unwirtlichem Lande. Gesegnet ist der Mann, der auf den Herrn vertraut, und dessen Zuversicht der Herr. Er gleicht dem Baum, gepflanzt am Wasser. Ist er am Bache eingewurzelt, so spürt er nicht, wenn Hitze kommt; sein Laub bleibt frisch und grün. In einem trocknen Jahre hat er keine Not, und unaufhörlich trägt er Früchte. Das Herz ist hinterhältiger als alles, ist heillos. Wer kann's ergründen? Nur ich, der Herr, erforsch' das Herz, prüfe die Nieren und lohne jedermann nach seinem Wandel, ganz nach seiner Taten Frucht.« Ein Rebhuhn, das bebrütet, was es nicht gelegt, ist, wer sich Reichtum sammelt, aber nicht auf rechte Weise. In seiner Tage Hälfte wird der ihn verlassen; er steht an seinem Ende da als Narr. Ein Thron der Herrlichkeit, von alten Zeiten hoch erhaben, ist die Stätte unsres Heiligtums. Herr, Hoffnung Israels! Wer Dich verläßt, der wird zuschanden. Die von mir weichen, werden in den Staub geschrieben. Sie haben ja den Quell des Lebenswassers, den Herrn, verlassen. - Herr, heile mich! Dann bin ich heil. Befreie mich! Dann bin ich frei. Mein Ruhm bist einzig Du. Sie sagen jetzt zu mir: »Wo bleibt das Wort des Herrn? Es treffe ein! » Ich habe niemals mich an Dich herangedrängt zum Bösen. Nie wünschte ich den unheilvollen Tag herbei. Das weißt Du selbst. Was über meine Lippen kam, lag offen da vor Dir. So werde mir zum Sturze nicht, Du meine Zuflucht an dem Unheilstag! Die mich verfolgen, möge Schande treffen, nicht mich! Erschrecken mögen sie, nicht ich! Den Unheilstag bring über sie! Mit zwiefacher Zerschmetterung zerschmettere sie! So spricht der Herr zu mir: »Stell dich ins Benjaminstor, durch das die Könige von Juda einziehn, durch das sie ausziehen, hierauf an alle andern Tore in Jerusalem! Und sprich zu ihnen: "Vernehmt das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda, du, Juda insgesamt, all ihr Bewohner von Jerusalem, die ihr in diese Tore kommt! So spricht der Herr: «Um eures Lebens willen hütet euch! Am Sabbat traget keine Last, daß ihr sie in die Tore von Jerusalem verbrächtet! Am Sabbat tragt aus euren Häusern keine Last! Kein Tagwerk dürft ihr da verrichten! Den Sabbat heiligt so, wie ich es euren Vätern vorgeschrieben!»" Sie aber hörten nicht, noch neigten sie ihr Ohr. Halsstarrig wollten sie nicht hören und nicht Zucht annehmen. Wenn ihr nun auf mich hören wollt«, ein Spruch des Herrn, »daß ihr am Sabbat keine Last hier in die Tore dieser Stadt verbringt, vielmehr den Sabbat heiligt, keinerlei Geschäfte an ihm tut, dann ziehen durch die Tore dieser Stadt die Könige und Fürsten ein, die auf dem Davidsthrone sitzen, auf Wagen und auf Rossen, samt ihren Fürsten, die Männer Judas und Jerusalems Bewohner, und diese Stadt bleibt immerdar besiedelt. Aus Judas Städten, aus Jerusalems Umgebung, aus dem Lande Benjamin und aus der Ebene und vom Gebirge, vom Südland her bringt Brand- und Schlacht- und Speiseopfer und Weihrauch samt den Dankesopfern zu dem Haus des Herrn! Gehorchet ihr mir aber nicht und heiligt nicht den Sabbat und tragt ihr Lasten und bringt sie in die Tore von Jerusalem am Sabbattage, dann leg ich Feuer an die Tore, und dieses frißt die Burgen von Jerusalem, und niemand löscht.« Des Töpfers Tun Sinnbild des göttlichen WaltensDas Wort, das einst an Jeremias vom Herrn ergangen ist, des Inhalts: »Auf! Geh zum Töpferhaus hinab! Dort lasse ich dich meine Worte hören.« Da ging ich zu des Töpfers Haus; er machte eben eine Arbeit auf der Töpferscheibe. Doch das Gefäß mißlang, das er mit Töpferhand aus Lehm sich fertigte. Da machte er daraus ein anderes Gefäß, so, wie zu fertigen dem Töpfer es beliebte. Darauf erging das Wort des Herrn an mich: »Vermag ich nicht, wie dieser Töpfer, auch mit euch zu tun? Ihr aus dem Hause Israel!« Ein Spruch des Herrn. »Fürwahr, was in des Töpfers Hand der Lehm, das seid ihr aus dem Hause Israel in meiner Hand. Ich drohe einem Volke, einem Reich, es auszurotten, zu vernichten, zu verheeren. Wenn aber dieses Volk von seiner Bosheit läßt, um deretwillen ich's ihm angedroht, dann lasse ich des Unheils mich gereuen, das ich ihm zuzufügen plante. Und einem Volk und einem Reich verheiße ich, es aufzubauen, einzupflanzen; tut es jedoch, was mir mißfällt, mißachtet meine Stimme, dann lasse ich des Guten mich gereuen, das ihm zu tun ich einst verheißen. Nun aber sprich zu Judas Männern und zu Jerusalems Bewohnern: So spricht der Herr: "Ich schaffe Unheil wider euch, und einen Plan entwerf ich gegen euch. Ein jeder lasse seinen schlimmen Weg! Und bessert euren Wandel, eure Werke!" Nun aber sagen sie: "Das ist vergebens. Wir folgen lieber unseren Gedanken und folgen jeder nur dem Trotze seines argen Herzens."« Deshalb spricht so der Herr: »Fragt bei den Heiden nach! Wer hörte schon dergleichen? Gar Schauerliches tat die Jungfrau Israel. Verläßt der Gletscher wohl den Berg, der Schnee den Libanon? Versickern wohl der Firne kühlfließende Gewässer? Mich aber hat mein Volk vergessen; dem Nichtse räuchern sie. Denn man verführte sie auf ihren Wegen, auf altgewohnten Pfaden, daß sie auf andern Steigen gingen, auf ungebahnten Wegen, und so ihr Land zum Schrecken machten, zum immerwährenden Gespött. Wer dies durchwandert, hebt sein Haupt und schüttelt es verwundert. Ich jage sie, dem Ostwind gleich, vorm Feinde her. Den Rücken zeig ich ihnen, aber nicht das Angesicht am Tage ihrer Not.« Sie sprachen: »Auf! So laßt uns gegen Jeremias Pläne schmieden! Die Lehre läßt den Priester nicht im Stich und nicht der Rat den Weisen und nicht das Wort den Seher. Auf! Laßt uns ihn für sein Gerede niederschlagen, auf keines seiner Worte achten!« Auf mich, Herr, achte! Erhöre meine laute Klage! Vergilt man denn mit Bösem Gutes, daß sie mir eine Grube graben? Denk doch daran, wie ich vor Dich getreten, Fürbitte für sie einzulegen, um Deinen Grimm von ihnen abzuwenden! So gib dafür dem Hunger ihre Kinder preis! Laß sie dem Schwert verfallen! Mach ihre Weiber kinderlos, zu Witwen! Laß ihre Männer von der Seuche hingewürgt und ihre Jünglinge im Kampf vom Schwert erschlagen werden! Aus ihren Häusern töne Wehgeschrei, wenn Kriegerscharen plötzlich über sie Du bringst! Sie graben eine Gruft, um mich zu fangen, und legen meinen Füßen heimlich Schlingen. Du aber, Herr, kennst alle ihre Todespläne gegen mich. Laß ihre Schuld nicht ohne Sühne, und ihre Sünde wische nimmer vor Dir aus! Sie seien Dir zum Anstoß! Bist Du im Zorn, gib Dich mit ihnen ab! Der zerschmetterte KrugSo sprach der Herr: »Auf! Kauf dir einen Tonkrug von dem Töpfer! Und von den Ältesten des Volkes und der Priester nimm dir ein paar mit! Und zieh ins Hinnomstal, dort vor dem Scherbentor; dort ruf die Worte aus, die ich dir sage! So sprich zu ihnen: "Vernehmt das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda, und ihr Bewohner von Jerusalem! So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: «Ich bringe Unheil über diesen Ort, daß jedem, der davon vernimmt, die Ohren gellen.»" Sie lassen mich im Stich, verfremden diesen Ort und räuchern andern Göttern hier, die weder sie, noch ihre Väter, noch Judas Könige zuvor gekannt, und füllen diese Stätte mit dem Blut Unschuldiger und bauen Höhen für den Baal, verbrennen ihre Söhne als Opfer für den Baal dort im Feuer. Das hab ich nie geboten, nie befohlen. Dies kam mir niemals in den Sinn. Deshalb, fürwahr, erscheinen Tage«, ein Spruch des Herrn, »wo dieser Ort nicht mehr Tophet, nicht Tal Ben Hinnoms heißt, nein: "Würgetal". Da will ich Judas Rat und den Jerusalems an diesem Ort zerschmettern und sie durchs Schwert vor ihren Feinden fällen, durch ihre Todfeinde, und ihre Leichen gebe ich zum Fraße hin den Vögeln unterm Himmel,den Tieren auf dem Felde. Ich mache diese Stadt zur Öde, zum Gespött. Wer sie durchzieht, erstaunt und spottet aller ihrer Schläge. Ich gebe ihnen ihrer Söhne Fleisch zu essen und ihrer Töchter Fleisch. Ein jeder ißt des andere Fleisch in Drang und Not, bedrängt von ihren Gegnern, ihren Todfeinden. Darauf zerbrich den Krug im Beisein jener Männer, die mit dir gegangen! Und sprich zu ihnen: Also spricht der Heeresscharen Herr: "Zerschmettern will ich dieses Volk und diese Stadt, wie man das irdene Gefäß zerschlägt; man kann's nicht mehr zusammensetzen. Im Tophet selbst wird man begraben aus Mangel an Begräbnisplatz. Also verfahre ich mit diesem Ort", ein Spruch des Herrn, "mit denen, die darinnen wohnen. Ich mache diese Stadt zum Tophet. Unrein sind dann die Häuser von Jerusalem und die der Könige von Juda wie des Tophets Stätte unrein, ja, all die Häuser, auf deren Dächern sie geräuchert dem ganzen Himmelsheer und andern Göttern Trankopfer gespendet."« Als Jeremias von dem Tophet kam, zu dem der Herr zum Weissagen ihn ausgesandt, betrat er in dem Haus des Herrn den Vorhof und sprach zum ganzen Volke. »So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: "Ich bringe über diese Stadt und über alle ihre Nebenstädte all jenes Unheil, das ich ihr angedroht. Denn sie versteifen ihren Nacken, auf meine Worte nicht zu achten."« Des Propheten KlageDa hörte Paschur, Immers Sohn, der Priester, der Oberaufseher im Haus des Herrn, den Jeremias diese Worte künden. Da ließ Paschur den Propheten Jeremias stäupen und ihn legen in den Block, der bei dem oberen Tore Benjamins im Haus des Herrn gestanden. Am andern Morgen aber, als Paschur Jeremias aus dem Block entließ, sprach Jeremias so zu ihm: »Nicht "Freudenreich" heißt dich der Herr mehr, sondern "Grauenvoll". Denn also spricht der Herr: "Ich mache dich zum Grauen für dich und alle deine Freunde. Sie fallen durch die Schwerter ihrer Feinde, und du mußt zusehen. Ganz Juda gebe ich dem Babelkönig preis, daß er nach Babel sie verschleppe und mit dem Schwerte schlage. Und allen Reichtum dieser Stadt hier geb ich preis und all ihr Gut und ihre Kostbarkeiten. Den ganzen Schatz der Könige von Juda geb ich in ihrer Feinde Hand, daß sie ihn plündern, rauben und hin nach Babel bringen. Du, Paschur, mußt mit allen deinen Hausgenossen in Gefangenschaft wegziehen. Du kommst nach Babel. Dort endest du, und dort wirst du begraben, samt allen deinen Freunden; denn Lügen hast du ihnen prophezeien lassen."« Du locktest mich, o Herr: Ich ließ mich locken. Du packtest mich und bliebest Sieger. Nun bin ich täglich zum Gespött, und alles spottet über mich. Sooft ich rede, muß ich schreien: »Unbill!«, »Gewalt!« ausrufen. Das Wort des Herrn bringt Schimpf und Spott mir ein den ganzen Tag. Und nehme ich mir vor: »Ich denke nicht daran und rede nimmermehr in seinem Namen«, dann ist's in meinem Innern wie ein lodernd Feuer, ein körperlicher Zwang. Ich quäle mich, es auszuhalten und kann es nicht. Ich höre viele zischeln: »Grauenvoll!« »Sagt's nur, dann zeigen wir ihn an!« - All meine Freunde lauern nur, ob ich nicht falle: »Vielleicht läßt er sich locken; wir übermannen ihn und können Rache an ihm nehmen.« Doch ist der Herr mit mir, ein kühner Held. Die mich verfolgen, straucheln drum, und sie vermögen nichts. Mit großer Schande werden sie bedeckt, mit ewiger Schande unvergeßlich, weil es ihnen nicht gelingt. Du, Herr der Heeresscharen, Du gerechter Prüfer, der Du auf Herz und Nieren schaust! An ihnen schaue ich noch Deine Rache; ich habe meine Sache nur auf Dich gestellt. Lobsingt dem Herrn! Lobpreist den Herrn! Er rettet aus der Übeltäter Hand der Armen Leben. Verflucht der Tag, da ich geboren! Der Tag, da meine Mutter mich gebar, sei nicht gesegnet! Verflucht der Mann, der Kunde meinem Vater brachte: »Geboren wurde dir ein kräftig Knäblein«, und ihn dazu beglückwünschte! Wär's diesem doch ergangen wie den Städten, die schonungslos der Herr vernichtet hat! Er hätte schon am Morgen ein Geschrei vernehmen sollen und Kriegslärm um die Mittagszeit! Er ließ mich nicht im Mutterleibe sterben, daß meine Mutter mir mein Grab geworden, und immer hätte mich ihr Leib getragen. Warum ging aus dem Mutterschoße ich hervor? Doch nur, um Gram und Kummer zu erleben und um in Schmach mein Leben zu beenden! Ankündigung des Falles von JerusalemDas Wort, das einst vom Herrn an Jeremias erging, als König Sedekias den Paschur, Malkias Sohn, und den Priester Sephania, Maasejas Sohn, mit diesem Auftrag zu ihm sandte: »Befrage doch den Herrn für uns! Nebukadrezar Babels König, belagert uns. Ob wohl der Herr an uns nach seinen sonstigen, so wunderbaren Taten handeln wird, daß jener wiederum von uns abzöge?« Da sprach zu ihnen Jeremias: »Meldet Sedekias: So spricht der Herr, Gott Israels: "Ich wende um das Kriegsgerät in eurer Hand, mit dem ihr gegen Babels König und gegen die euch drängenden Chaldäer kämpfet, weg von der Mauer und schaffe jenen Einlaß in das Innere dieser Stadt. Ich selber kämpfe gegen euch mit ausgereckter Hand und starkem Arm in Zorn, im Grimm und in gewaltiger Wut. Ich schlage dieser Stadt Bewohner nieder, die Menschen wie das Vieh durch fürchterliche Pest, daß sie dem Tod verfallen. Dann geb ich Sedekias, Judas König, preis", ein Spruch des Herrn, "und seine Diener und das Volk, die in der Stadt verschont geblieben sind von Pest und Schwert und Hunger, dem Babelkönige Nebukadrezar und ihren Gegnern, ihren Todfeinden. Er soll sie mit dem Schwerte niedermetzeln, des Mitleids, des Erbarmens und der Schonung bar.« Zu diesem Volke aber sprich: So spricht der Herr: "Ich stelle euch zur Wahl den Weg zum Leben und den Weg zum Tode. Wer hier in dieser Stadt verbleibt, stirbt durch das Schwert, den Hunger und die Pest. Wer aber geht und übertritt zu den Chaldäern, die euch bedrängen, der wird leben; zur Beute wird ihm so sein Leben. Ich richte gegen diese Stadt mein Angesicht zum Unheil, nicht zum Heil.« Ein Spruch des Herrn. "Sie fällt dem Babelkönig in die Hände, daß er sie niederbrenne.« Zum Königshaus von Juda aber sprich: Vernimm das Wort des Herrn, du Davidshaus! So spricht der Herr: "An jedem Morgen richtet in Gerechtigkeit! Und rettet den Beraubten vor dem Dränger! Sonst bricht mein Grimm wie Feuer los und brennt, und niemand löscht, der Bosheit eurer Taten wegen. Fürwahr, ich will an dich, Bewohnerin des hohen, steilen Felsens!" Ein Spruch des Herrn. "Ihr, die ihr sprecht: »Wer kann uns überfallen? Wer kann in unsre Wohnungen eindringen?« Ich zahle euch den Lohn für eure Taten", ein Spruch des Herrn, "und ihren Wald verbrenne ich mit Feuer, und dies frißt alles ringsumher."« Gegen das KönigshausSo spricht der Herr: »Ins Haus des Judakönigs steig hinab! Dort rede dieses Wort  und sprich: Vernimm das Wort des Herrn, du Judakönig, der du auf Davids Throne sitzest, samt deinen Dienern, deinem Volke, die ihr durch diese Tore geht! So spricht der Herr: "Tut Recht und handelt nach Gerechtigkeit und rettet den Beraubten vor dem Dränger! Bedrängt nicht Fremde, Waisen, Witwen! Tut keine Grausamkeit! Unschuldig Blut vergießet nicht an diesem Ort! Nur wenn ihr solches tut, betreten dieses Hauses Tore Könige, die auf dem Davidsthrone sitzen, zu Wagen und zu Roß, er selbst wie seine Diener und sein Volk. Doch, hört ihr nicht auf diese Worte, dann schwör ich bei mir selbst", ein Spruch des Herrn: "Ein Trümmerort wird dieses Haus.« Ja, also spricht der Herr vom königlichen Hause Juda: "Bist du mir auch ein Gilead und wie ein Fürst des Libanon, so mach ich dennoch dich zur Wüste mit unbewohnten Städten. Verderber werde ich herrufen gegen dich, jeden mit seinem Beile, auf daß sie deine allerschönsten Zedern fällen und sie ins Feuer werfen. Und ziehn an dieser Stadt vorüber viele Völker und fragen sie einander: »Warum tat so der Herr mit dieser großen Stadt?«, so wird man sagen: »Sie hat den Bund des Herren, ihres Gottes, aufgegeben und andere Götter angebetet und verehrt.« Beweinet nicht den Toten! Klagt nicht um ihn! Beweinet den, der fortgezogen! Denn er sieht nimmermehr das Land, wo er geboren.« Denn also spricht der Herr von Sallum, einem Sohn des Judaköniges Josias, der an Stelle des Josias, seines Vaters, König ward: "Der fort von diesem Ort gezogen, kommt nicht wieder her; er stirbt vielmehr an jenem Ort, wohin sie ihn verschleppt, und dieses Land sieht er nicht mehr."« Weh dem, der sich sein Haus mit Ungerechtigkeit erbaut, mit Unrecht seine Söller; der seinen Nächsten ohne Entgelt fronen läßt und seinen Lohn ihm vorenthält, der spricht: »Ich baue mir ein massig Haus und luftige Gemächer«, der Fenster darin ausbricht, es mit Zedernholz verbälkt und rot bemalt. Hast dazu du das Königtum, daß du in Zedern wetteiferst? Hat nicht dein Vater, wie er aß und trank, geradeso Gerechtigkeit und Recht geübt? Da ging's ihm gut. Er schaffte Armen und Bedrückten Recht: Da ging's ihm wohl. »Gilt dies bei mir nicht für vernünftig?« Ein Spruch des Herrn. Doch deine Augen und dein Sinn sind einzig auf Gewinn gerichtet und aufs Vergießen von unschuldigem Blut, aufs Drücken und aufs Knicken. Darum spricht so der Herr von Jojakim, dem Sohn des Judakönigs Josias: »Ihn wird man nicht bejammern: "Ach mein Bruder! Der Brüderlichkeit wehe!" Ihn wird man nicht bejammern: "Ach Gebieter! Wehe seiner Herrschergröße!" Wie einen Esel man begräbt, wird er begraben; man schleppt ihn fort und wirft ihn hin weit draußen vor den Toren von Jerusalem.« Besteig den Libanon! Klag laut! In Basan laß die Stimme schallen! Schrei von den Uferbergen her! Dahin sind deine Lieblinge. Ich warnte dich in deiner Blütezeit. Du sprachst: »Ich mag nichts hören«. Dies war dein Weg von Jugend an; du hörtest nie auf meine Stimme. All deine Freunde tilgt ein Sturm, und wer dich liebt, der wird verschleppt. Beschämt wirst du, beschimpft wegen der Schlechtigkeit all deiner Taten. Du wohnst auf einem Libanon, in Zedern eingenistet. Wie sinkst du hin, wenn Wehen dich befallen, ein Zittern, wie bei Kreißenden! »So wahr ich lebe«, ein Spruch des Herrn, »wenn auch Konjahu, Sohn des Jojakim, der Judakönig, ein Siegelring an meiner Rechten wäre, ich risse dich doch weg von da. Ich liefre dich an deinen Todfeind aus, vor dem dir graut, an Nebukadrezar, den Babelkönig, und an die Chaldäer. Ich schleudre dich samt deiner Mutter fort, die dich geboren, in ein fremdes Land, in dem ihr nicht geboren seid. Dort sollt ihr sterben. Sie aber kehren niemals wieder in das Land zurück, in das sie gerne möchten.« Ist ein so armselig, gewöhnlich Ding der Mann Konjahu da? Ein Ding, das niemandem gefällt? Weswegen wurden er und sein Geschlecht weit fortgeschleudert in ein Land, das sie nicht kannten? Land! Land! Land! Vernimm das Wort des Herrn! So spricht der Herr: »Schreibt diesen Mann als Kinderlosen auf, als einen Menschen, der kein Glück im Leben hat! Denn niemals wird es einem seines Stammes glücken, auf Davids Thron zu sitzen und über Juda wiederum zu herrschen.« Ungetreue Hirten»Ein Wehe jenen Hirten, die meine anvertraute Herde verwahrlosen und sich verlaufen lassen!« Ein Spruch des Herrn. Darum spricht so der Herr, Gott Israels, von diesen Hirten, die mein Volk so weiden: »Ihr habt die Schafe mein zerstreut, versprengt. Ihr habt euch nicht darum gekümmert. Ich aber kümmere mich um euch und eurer Werke Schlechtigkeit.« Ein Spruch des Herrn. »Ich sammle selber meiner Herde Rest aus all den Ländern, in die ich sie zerstreut, und führe sie auf ihre Auen wieder, auf daß sie wachsen und gedeihen, und stelle Hirten über sie, um sie zu weiden. Nicht Furcht, nicht Schrecken fällt auf sie; man braucht sie nicht mehr aufzusuchen.« Ein Spruch des Herrn. »Fürwahr, es kommen Tage«, ein Spruch des Herrn, »wo ich für David einen echten Sproß erwecke. Als König herrscht er weise und hält im Lande auf Gerechtigkeit und Recht. In seinen Tagen fühlt sich Juda glücklich, und Israel wohnt sicher. So ist sein Name: "Der Herr ist unser Heil". Jawohl, es kommen Tage«, ein Spruch des Herrn, »da sagt man nicht mehr "Bei dem Herrn, der aus Ägypterland die Söhne Israels herausgeführt!" Vielmehr "Beim Herrn, der die Zerstreuten des Hauses Israels herausgeführt und hergebracht hat aus dem Land des Nordens und aus den andern Ländern all, in die ich sie verstoßen habe.« Sie siedeln abermals auf ihrer Scholle.« Der Seher wegen bricht das Herz in mir; alle Gebeine schlottern. Ich gleiche einem trunkenen Mann, solch einem, den der Wein bezwang, vorm Herrn, vor seinen heiligen Worten. Das Land ist voll von Ehebrechern; denn ihretwegen schmachtet hin das Land und sind der Steppe Auen ausgedörrt. Ihr Streben war nur Schlechtigkeit und ihre Stärke Unwahrhaftigkeit. »Die Seher wie die Priester sind gleicherweise ruchlos; sogar in meinem Hause finde ich ihr wüstes Treiben.« Ein Spruch des Herrn. »So sei denn auch ihr Weg gleich schlüpferigen Pfaden in der Dunkelheit! Sie sollen stolpern drauf und fallen; denn Unheil bring ich über sie im Jahre ihrer Heimsuchung.« Ein Spruch des Herrn. »Recht Albernes sah ich schon bei Samarias Propheten. Sie weissagten beim Baal und führten irre Israel, mein Volk. Doch bei den Sehern von Jerusalem sah ich Abscheuliches. Die Ehe brechen und mit Lüge handeln den frevlen Mut bestärken, daß keiner sich von seiner Schlechtigkeit bekehre! Sie alle gelten mir wie Sodoma und wie Gomorrha und wie die dortigen Bewohner.« Drum spricht der Herr der Heeresscharen wider die Propheten: »Zur Speise geb ich ihnen Wermut und Bitterwasser zum Getränk. Denn von Jerusalems Propheten ging die Gemeinheit aus durchs ganze Land.« So spricht der Heeresscharen Herr: »Nicht auf die Worte der Propheten hört, die euch weissagen! - Sie schmeicheln eurer Eitelkeit und künden selbstersonnene Gesichte, durchaus nicht aus dem Mund des Herrn. Sie sprechen immerfort zu denen, die von mir nichts wissen wollen: "Der Herr hat es gesagt: Ihr werdet Frieden haben", und jedem, der in seines Herzens Trotze wandelt, dem sagen sie: "Euch trifft nichts Schlimmes.« Wer steht im Rat des Herrn, daß er Gesichte hätte, seine Worte hörte? Wer achtet auf mein Wort und wer vernimmt es? Der Sturm des Herrn, ein heißer Wind, bricht los, ein Sturm, ums Haupt der Frevler wirbelnd. Der Zorn des Herrn gibt keine Ruhe, bis er vollführt hat und vollbracht, was er geplant. Am Schluß der Tage werdet ihr das klar erkennen. Ich habe die Propheten nicht gesandt, und dennoch haben sie es eilig. Zu ihnen hab ich nie gesprochen, und dennoch prophezeien sie. Wenn sie in meinem Rat gestanden, dann brächten sie auch meine Worte meinem Volke zu Gehör und führten es von seinem schlimmen Wege heim, von seinen schlechten Taten. Bin ich denn Gott nur für die Nähe?« Ein Spruch des Herrn. »Und nicht ein Gott auch für die Ferne? Verbärge sich ein Mann im tiefsten Winkel, ich sollt ihn nicht bemerken?« Ein Spruch des Herrn. »Erfülle ich denn nicht den Himmel und die Erde?« Ein Spruch des Herrn. »Was die Propheten sagen, höre ich, die unter meinem Namen Lüge prophezeien: "Mir hat geträumt. Mir hat geträumt.« Wie lange noch? Ist's in der Absicht der Propheten, Lug zu künden und selbstersonnenen Betrug zu prophezeien? Ob sie wohl planen, aus dem Gedächtnis meines Volkes meinen Namen auszumerzen durch ihre Träume, die sie sich erzählen, wie ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergaßen? Der Seher, dem ein Traum bekannt, erzähle seinen Traum, und wem mein Wort zuteil geworden, berichte es getreu als Wort von mir! Was soll das Stroh beim Korn?« Ein Spruch des Herrn. »Ist denn mein Wort nicht feuergleich?« Ein Spruch des Herrn. »Zerschlägt es nicht gleich einem Hammer Felsgestein? Darum will ich an die Propheten,« ein Spruch des Herrn, »die meine Worte voneinander stehlen. Ich will an die Propheten«, ein Spruch des Herrn, »die ihre Zunge nehmen und Gottessprüche murmeln. Ich will an die Propheten trügerischer Träume,« ein Spruch des Herrn, »die sie erzählen und in die Irre führen durch ihre Lügen mein Volk, durch ihr Geflunker. Ich aber hab sie nie gesandt und ihnen nichts befohlen. Sie können diesem Volk nichts nützen.« Ein Spruch des Herrn. »Und fragt dich dieses Volk, sei's Priester, sei's Prophet: "Was ist das lästige Zeug des Herrn?" - so sprich zu ihnen: "Ihr seid das lästige Zeug. Wegwerfen will ich euch,"« ein Spruch des Herrn. »Propheten, Priester und das Volk, wer immer redet von dem lästigen Zeug des Herrn, den strafe ich samt seinem ganzen Hause. So sollt ihr zueinander sagen, der eine zu dem andern so: "Was gab der Herr zur Antwort? Was hat der Herr gesprochen?" Vom lästigen Zeug des Herrn sollt ihr nicht weiter sprechen! Sonst wird sein Wort zu lästigem Zeug für jeden, verdreht ihr doch die Worte des lebendigen Gottes, des Herrn der Heeresscharen, unseres Gottes. So sollst du zum Propheten sagen: "Was hat zur Antwort dir der Herr gegeben?" Und "Was der Herr gesprochen?" Doch sprechet ihr vom lästigen Zeug des Herren, dann spricht also der Herr: "Weil ihr den Ausdruck »Lästiges Zeug des Herrn« gebraucht, obschon ich euch entbieten ließ: »Ihr sollt vom lästigen Zeug des Herrn nicht reden!« Deswegen hebe ich euch in die Höhe und schleudere euch hinweg mitsamt der Stadt, die euch und euren Vätern ich gegeben habe, hinweg von meinem Angesicht. Mit ewiger Schmach beleg ich euch, mit ewigem Schimpf, der nie vergessen wird."« Gesicht von den FeigenkörbenDa ließ der Herr mich schauen: Zwei Feigenkörbe standen da, bezeichnet, vor des Herren Tempel, nachdem Nebukadrezar, der Babelkönig, den Jechonias, Sohn des Jojakim, den Judakönig, und Judas Fürsten samt den Schmieden und den Schreinern fort von Jerusalem geführt und sie nach Babel hingebracht. Der eine Korb enthielt sehr gute Feigen, den frühen Feigen gleich; der andre Korb sehr schlechte Feigen, ganz ungenießbar, weil verdorben. Da sprach der Herr zu mir: »Was siehst du, Jeremias?« Ich sagte: »Feigen! Die guten Feigen sind sehr gut, die schlechten äußerst schlecht, ganz ungenießbar, weil verdorben.« Darauf erging das Wort des Herrn an mich: »So spricht der Herr, Gott Israels: Wie diese guten Feigen hier, so will ich die Verschleppten Judas gutheißen, die ich von diesem Orte ins Chaldäerland geschickt. Auf diese richte ich mein Auge freundlich und bringe sie zurück in dieses Land. Denn bauen will ich, nicht vernichten, einpflanzen und nicht ausreißen. Ich schenke ihnen Einsicht, daß sie merken, daß ich der Herr bin. Sie dienen mir alsdann zum Volk und ich zum Schutzgott ihnen, wenn sie aus ganzem Herzen sich zu mir bekehren. Doch gleich den schlechten Feigen, die verdorben, ungenießbar sind«, so spricht der Herr, »will ich den König Judas, Sedekias, seine Fürsten, sowie den Rest Jerusalems behandeln, die noch in diesem Lande übrig sind, samt denen im Ägypterland. Ich mache sie zu bösem Schreckensbild für alle Reiche auf der Erde. Dem Schimpf und Spott, dem Hohn und der Verwünschung geb ich preis sie überall, wohin ich sie verstoße. Ich sende unter sie das Schwert, den Hunger und die Seuche, bis sie vertilgt vom Boden, den ich ihnen wie ihren Vätern einst verliehen habe.« GerichtsdrohungDas Wort, das an Jeremias über das ganze Volk Juda erging im vierten Jahre des Judakönigs Jojakim, des Josiassohns, das ist im ersten Jahre des Babelkönigs Nebukadrezar,  das Jeremias, der Prophet, dem ganzen Volke Juda und an alle Einwohner Jerusalems verkündet: »Vom dreizehnten Jahr des Ammonssohns und Judakönigs Josias bis auf diesen Tag, nun dreiundzwanzig Jahre lang, erging das Wort des Herrn an mich. Und ich sprach unermüdlich zu euch; ihr aber hörtet nicht darauf. All seine Diener, die Propheten, hat unablässig euch der Herr gesandt. Ihr aber hörtet nicht darauf, noch neigtet ihr das Ohr zum Hören: "Kehrt um, ein jeglicher von seinem schlimmen Weg, von eurem bösen Treiben! Dann dürft ihr in dem Land für alle Zeit verbleiben, das euch und euren Vätern einst der Herr verliehen. - Lauft nicht den andern Göttern nach, sie zu verehren, sie anzubeten! Verdrießt mich nicht mit eurer Hände Werk! Dann will ich euch nicht wehe tun. Ihr aber höret nicht auf mich," ein Spruch des Herrn, "verdrießet mich durch eurer Hände Werk euch zum Verderben.« Deshalb spricht so der Herr der Heeresscharen: "Weil ihr auf meine Worte nicht gehört, hol ich des Nordens Sippen alle her", ein Spruch des Herrn, "zum Babelkönig, meinem Knecht Nebukadrezar. Ich laß sie gegen dieses Land, seine Bewohner und gegen alle Völker ringsum ziehen und banne sie und mache sie zum Spott und Schrecken und zu ewiger Verödung. Aus ihnen banne ich des Lachens und der Lust Gejohle, den Sang des Bräutigams, den Brautgesang, der Mühle Lärm, der Lampe Licht. So wird dies ganze Land zur Wüste und zur Öde, und diese Völker müssen Babels König dienstbar sein an siebzig Jahre. Doch sind erfüllt die siebzig Jahre, dann such ich heim den Babelkönig und auch jenes Volk", ein Spruch des Herrn, "und strafe ihre Missetat an der Chaldäer Land und mache es zur ewigen Wüste. Ich lasse kommen über dieses Land all meine Drohungen, die ich dawider ausgesprochen, alles, was in diesem Buch geschrieben steht, was über alle Völker Jeremias prophezeit. Auch diese werden großen Völkern untertan und großen Königen, und so vergelte ich auch ihnen je nach ihrem Tun und ihrer Hände Werk."« Denn also sprach der Herr, Gott Israels, zu mir: »Aus meiner Hand nimm diesen Zornweinbecher und reiche ihn zum Trinken allen Völkern, zu denen ich dich sende! Sie sollen trinken, taumeln, tollen im Angesicht des Schwertes, das ich mitten unter sie entsende.« Ich nehme aus der Hand des Herrn den Becher und reiche ihn zum Trinken all den Völkern, zu denen mich der Herr gesandt, Jerusalem und Judas andern Städten und ihren Königen und Fürsten, um diese der Verwüstung und Verheerung, dem Hohn und der Verwünschung preiszugeben, wie es heute ist. Hernach dem Pharao, Ägyptens König, seinen Dienern und seinen Fürsten, seinem ganzen Volke und ganz Arabien und allen Königen des Landes Us und allen Königen des Landes der Philister Und Askalon und Gaza, Akkaron, dem Reste Asdods und Edom, Moab und den Ammonitern und allen Königen von Tyrus und allen Königen von Sidon und allen Königen der Küstenländer, die überm Meere lagern, Dedan, Tema, Bus und allen mit gestutztem Haar und allen Königen Arabiens und all den Königen Arabiens, die in der Wüste wohnen, und allen Königen von Gamir und allen Königen von Elam und allen Königen von Medien und allen Königen des Nordens, den nahen wie den fernen, kurz allen Königreichen auf der Welt, die auf der Erde sind. Nach ihnen aber muß der König Sesaks trinken. »Zu ihnen sprich dabei: So spricht der Heeresscharen Herr, Gott Israels: "Trinkt doch! Berauscht euch! Speit! Stürzt hin! Steht nimmer auf vorm Schwert, das ich in eure Reihen sende!" Und sollten sie sich weigern, aus deiner Hand den Kelch zum Trinken anzunehmen, dann sprich zu ihnen: Also spricht der Heeresscharen Herr: "Ihr müsset trinken! Ich mache bei der Stadt, die meinen Namen trägt, den Anfang mit den Strafen. Ihr aber wolltet frei ausgehen? Nein! Ich rufe gegen alle Erdbewohner ein Schwert auf."« Ein Spruch des Herrn der Heeresscharen. »Künd ihnen alles dies! So sprich zu ihnen: "Von oben brüllt der Herr; von seinem heiligen Sitze donnert er. Gar furchtbar brüllt er über sein Gefilde, er jauchzt wie Keltertreter, singt wider alle Erdbewohner. Bis an den Erdrand dringt das Tosen; der Herr hat mit den Heidenvölkern Streit. Mit allem Fleische geht er ins Gericht; dem Schwert gibt er die Frevler preis."« Ein Spruch des Herrn. So spricht der Heeresscharen Herr: »Von Volk zu Volk schreitet das Unheil, erwacht ein großer Sturm vom Rand der Erde.« An jenem Tage liegen die vom Herrn Erschlagenen von einem Erdrand bis zum andern da; sie werden nicht beklagt, nicht aufgehoben, nicht begraben; dem Acker dienen sie als Dünger. »Ihr Hirten, weinet! Schreit! Im Staube wälzt euch, ihr, der Herde Führer! Denn eure Tage sind erfüllt zur Schlachtung; zerstückelt werdet ihr. Ihr liegt in Scherben wie ein zerbrechliches Gefäß. Und für die Hirten gibt es keine Zuflucht mehr und kein Entrinnen für die Führer. Horch, wie die Hirten schreien, die Herdenführer heulen! Der Herr verwüstet ihren Weideplatz. Vernichtet sind die friedlichen Gefilde vor diesem Flammenzorn des Herrn. Wie hat der Löwe seinen Schlupf verlassen? Denn eine Wüste ward ihr Land vom Zorn des Fürchterlichen, vor seinem Flammenzorn.« Jeremias in LebensgefahrAm Anfang der Regierung Jojakims, des Sohnes des Josias, des Judakönigs, ist dieses Wort vom Herrn ergangen: So spricht der Herr: »Betritt den Vorhof in dem Haus des Herrn und sprich zu all den Leuten aus den Städten Judas, die in das Haus des Herrn zur Anbetung gekommen sind, all diese Worte, die ihnen zu verkünden ich dir anbefehle! Kürze nicht ein Wort! Sie hören doch vielleicht und kehren um, ein jeglicher von seinem schlimmen Weg; dann laß ich mich des Unheils auch gereuen, das ich beschlossen, ihnen anzutun, um ihrer bösen Taten Willen. Nun sprich zu ihnen: Also spricht der Herr: "Ihr höret nicht auf mich und lebet nicht nach meiner Lehre, die ich euch vorgelegt. Ihr hört nicht auf die Worte der Propheten, meiner Diener, die ich euch sende und unermüdlich sandte, und doch wollt ihr nicht hören. Drum mache ich dies Haus hier dem zu Silo gleich, und gebe allen Völkern auf der Erde diese Stadt hin zur Verwünschung.« Die Priester und Propheten und die ganze Menge waren Zeuge, wie Jeremias diese Worte in dem Haus des Herrn verkündete. Und Jeremias trug all das, was ihn der Herr geheißen, dem ganzen Volke vor. Da packten ihn die Priester und Propheten und das Volk und schrien: »Jetzt mußt du sterben. Warum weissagst du also in des Herren Namen: "Wie dem zu Silo soll es diesem Haus ergehen" und "Diese Stadt soll wüst und ganz entvölkert werden"?« So rottete sich alles Volk zusammen wider Jeremias in dem Haus des Herrn. Als aber Judas Fürsten davon hörten, gingen sie vom Haus des Königs in das Haus des Herrn und ließen sich am Eingange des neuen Herrentores nieder. Da sprachen die Propheten und die Priester zu den Fürsten und zum gesamten Volke so: »Des Todes schuldig ist der Mann, hat er doch gegen diese Stadt geweissagt, wie ihr es selbst gehört.« Doch Jeremias sprach zu all den Fürsten wie zum ganzen Volke so: »Mich hat der Herr gesandt, um gegen dieses Haus und diese Stadt all jene Worte, die ihr vernommen habt, zu weissagen. So bessert euren Wandel, eure Werke! Hört auf des Herren, eures Gottes, Stimme, daß sich der Herr das Unheil mög gereuen lassen, das er euch angedroht! Was mich betrifft, so bin ich hier in eurer Hand. Verfahrt mit mir, wie's gut und billig euch erscheint! Nur wißt, falls ihr mich tötet, daß ihr unschuldig Blut bringt über euch und diese Stadt und ihre Einwohner! In Wahrheit sandte mich der Herr zu euch, in eurer Gegenwart all diese Worte zu verkünden.« - Da sprachen nun die Fürsten und das ganze Volk zu den Propheten und den Priestern: »Der Mann ist keineswegs des Todes schuldig, sprach er zu uns doch in des Herren, unseres Gottes, Namen.« Da traten von den Ältesten des Landes Männer auf und sprachen zu der ganzen Volksgemeinde: »Michaeas, der aus Maresa stammte, trat als Prophet zur Zeit des Judakönigs Ezechias auf und sprach zum ganzen Volk von Juda so: "So spricht der Heeresscharen Herr: Zum Feld wird Sion umgepflügt, Jerusalem ein Trümmerhaufen, Gestrüpp der Berg des Hauses.«  Hat Judas König Ezechias und das gesamte Juda ihn zum Tod geführt? Hat man sich nicht vielmehr vorm Herrn gefürchtet und sich bemüht, ihn zu versöhnen, so daß der Herr des Unheils, das er ihnen angedroht, sich wiederum gereuen ließ? Und wir sind im Begriff, ein großes Unrecht zu verüben, uns selbst zum Leid?« Auch noch ein andrer prophezeite in des Herrn Namen, Urias, des Semaja Sohn, aus Kirjatjearim, und zwar weissagte dieser gegen diese Stadt und dieses Land im Einklang mit des Jeremias Reden. Der König Jojakim und alle seine Krieger und all die Fürsten hörten seine Reden. Da wollte ihn der König töten lassen. Als nun Urias dies erfuhr, ward er von Furcht erfüllt, ergriff die Flucht und kam so nach Ägypten. Da sandte König Jojakim von seinen Leuten nach Ägypten, Elnatan, Akbors Sohn, und andre mit ihm nach Ägypten. Sie holten den Urias aus Ägypten und brachten ihn zum König Jojakim, und dieser ließ ihn mit dem Schwerte richten und seinen Leichnam in das Grab der Findlinge wegbringen. Doch Saphans Sohn, Achikam, schützte Jeremias; so gab man ihn dem Volke nicht zur Tötung preis. Warnung vor Abfall von BabelIm vierten Jahre der Regierung des Judakönigs Sedekias, des Josiassohnes, erging das Wort des Herrn an Jeremias: So sprach der Herr zu mir: »Verschaff dir Stricke und Jochhölzer und leg sie auf den Hals! Dann schicke etliche davon an Edoms und an Moabs König und an den Ammoniterkönig, an Sidons König und an den von Tyrus, durch Gesandte, die den Juda König Sedekias in Jerusalem besuchen! Trag ihnen auf, daß ihren Herrn sie folgendes berichten: "So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: So sollt ihr euren Herren sagen: »Ich schuf die Erde und die Menschen und das Vieh auf Erden durch meine große Kraft und schenkte sie an den, der mir gefiel. So schenk ich jetzt all diese Länder dem Babelkönig, Nebukadrezar, meinem Diener, und selbst das Wild des Feldes schenk ich ihm zu seinen Diensten. Die Völker sollen alle dienstbar sein ihm, seinem Sohn und Enkel, bis auch die Zeit für sein Land kommt und starke Völker, große Könige ihn dienstbar machen. Das Volk und Reich, das nicht dem Babelkönig Nebukadrezar dienen will und seinen Hals nicht in das Joch des Babelkönigs steckt, dies Volk bestrafe ich mit Schwert, mit Hunger und mit Pest«, ein Spruch des Herrn, »bis ich's durch ihn vernichtet habe.« Ihr aber, hört doch nicht auf eure Propheten, Wahrsager, Traumausleger, Zeichendeuter, Zauberer, die euch verkünden: "Dient nicht dem Babelkönig!" Denn Lüge prophezeien sie; so kommt's dahin, daß sie um euer Land euch bringen, daß ich euch wegschleppe zu eurem Untergang. Das Volk indes, das seinen Hals ins Joch des Babelkönigs steckt zu seinem Dienst, das lasse ich in seinem Lande.« Ein Spruch des Herrn. "Es soll das Land bebauen und bewohnen."« Das gleiche sagte ich zu Judas König Sedekias: »Ins Joch des Babelkönigs stecket eure Hälse! Ihm dient und seinem Volke! Darin bleibet ihr am Leben. Warum wollt ihr denn sterben, du und dein Volk, durch Schwert, durch Hunger und durch Pest? Hat solches doch der Herr dem Volke angedroht, das nicht dem Babelkönig dienen will. Hört nicht auf der Propheten Reden, die also zu euch sprechen: "Ihr müßt dem Babelkönige nicht dienen"! Denn Lügen prophezein sie euch. "Denn ich habe sie nicht gesandt", ein Spruch des Herrn, "und Lügen prophezeien sie in meinem Namen, damit ich euch versprenge und die Seher, die euch prophezeien."« Den Priestern aber sagte ich sowie dem ganzen Volke: »So spricht der Herr: Auf eurer Seher Reden höret nicht, die so euch prophezeien: "In aller Bälde werden die Geräte für das Haus des Herrn zurückgebracht aus Babel". Nur Lüge prophezein sie euch. Hört nicht auf sie! Dem Babelkönig dienet! Dann bleibet ihr am Leben. Warum soll diese Stadt zur Wüste werden? Sind sie jedoch Propheten, steht ihnen zu Gebot das Wort des Herrn, dann mögen sie zum Herrn der Heeresscharen flehen, daß die Geräte, die im Haus des Herrn und in dem Haus des Judakönigs und in Jerusalem vorhanden, nicht nach Babel kommen. Denn solches spricht der Herr der Heerscharen von Säulen, Meer und Stühlen, vom Reste der Geräte, die in dieser Stadt verbleiben, und die der Babelkönig Nebukadrezar noch nicht weggeführt. Den Jojachin, den Sohn des Jojakim, den Herrscher über Juda, verschleppte er nach Babel aus Jerusalem, samt allen Edlen Judas und Jerusalems. So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels, jetzt über die im Haus des Herrn verbliebenen Geräte und über die im Haus des Königs über Juda und Jerusalem: "Nach Babel werden sie gebracht. Dort bleiben sie bis zu dem Tag, da ich sie aufsuche", ein Spruch des Herrn, "und wieder herfahre und sie an diesen Ort verbringe."« Jeremias und AnaniasIm selben Jahr geschah es, im Anfang der Regierung des Judakönigs Sedekias, im vierten Jahr, im fünften Monat, daß Ananias, Azzurs Sohn, der Seher, der aus Gibeon stammt, im Haus des Herrn so zu mir sprach, in Gegenwart der Priester und des ganzen Volkes: »So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: "Zerbrechen werde ich das Joch des Babelkönigs. Nur noch ein Jahrespaar, dann bringe ich an diesen Ort zurück all die Geräte für das Haus des Herrn, die einst Nebukadrezar, Babels König, von diesem Orte fort nach Babel bringen ließ. Auch Judas König Jojachin, den Sohn des Jojakim, und die nach Babel abgeführte Mannschaft Judas bring ich heim an diesen Ort", ein Spruch des Herrn; "des Babelkönigs Joch zerbreche ich."« Darauf sprach Jeremias, der Prophet, zu Ananias, dem Propheten, in Gegenwart der Priester und des ganzen Volks, das in dem Haus des Herren stand. Sprach Jeremias, der Prophet: »So sei's! So tue nur der Herr! Der Herr erfülle deine Worte, die du geweissagt hast! Ach, brächte er aus Babel die Geräte für das Haus des Herrn und alle die Gefangenen an diesen Ort zurück! Doch hör dies Wort! Ich sag es laut vor dir und allem Volke aus: Die Seher, die vor mir und dir, von alters her gelebt, weissagten vielen Ländern, großen Reichen von Krieg und Not und Pest. Doch der Prophet, der Heil weissagt, kann erst als Seher sich ausweisen, als ein vom Herrn in Wahrheit Ausgesandter, wenn sich das Seherwort erfüllt.« Darauf nahm Ananias, der Prophet, das Jochholz von dem Hals des Jeremias, des Propheten, und zerbrach es. Darauf sprach Ananias in Gegenwart des ganzen Volkes: »So spricht der Herr: "Also zerbreche ich das Joch Nebukadrezars, des Babelkönigs, noch vor dem Ablauf eines Jahrespaares und nehme es vom Nacken aller Völker weg."« Doch Jeremias, der Prophet, ging seines Wegs. Darauf erging das Wort des Herrn an Jeremias, dem der Seher Ananias das Jochholz von dem Hals zerbrochen hatte. »Auf! Sprich zu Ananias! So spricht der Herr: "Ein hölzern Joch hast du zerbrochen, an seine Stelle setzest du ein eisernes.« Denn also spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: "Ich leg ein eisern Joch dem Halse aller dieser Völker auf. Sie müssen dienstbar sein und bleiben dem Nebukadrezar, Babels König; ich gebe ihm auch noch des Feldes Tiere."« Darauf sprach Jeremias, der Prophet, zu dem Propheten Ananias: »Hör, Ananias! Hör! Der Herr hat niemals dich gesandt, und doch hast du dies Volk verleitet, auf Lüge zu vertrauen. So spricht deshalb der Herr: "Ich schaffe dich von dieser Erde weg. Du stirbst noch dieses Jahr, weil du empfohlen, sich dem Herrn zu widersetzen."« Und noch im selben Jahr, im siebten Monat, starb Ananias, der Prophet. Jeremias an die VerbanntenDas ist der Inhalt des Schreibens, das Jeremias, der Prophet, von Jerusalem aus an den Rest der Ältesten in der Verbannung, an Priester und Propheten und an das ganze Volk absandte, das Nebukadrezar aus Jerusalem nach Babel weggeführt, nachdem der König Jojachin, sowie die Herrin und die Kämmerer, die Fürsten Judas und Jerusalems, die Schmiede und die Schreiner Jerusalem verlassen hatten, durch Vermittlung Elasas, des Sohnes Saphans, und Gemarjas, Chelkias' Sohn, die Judas König Sedekias zu Nebukadrezar, Babels König, nach Babel sandte: »So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels, zu allen den Gefangenen, die ich nach Babel aus Jerusalem verpflanzt: "Baut Häuser! Wohnt darin! Legt Gärten an! Eßt ihre Früchte! Heiratet! Zeugt Söhne, Töchter! Auch für eure Söhne nehmet Weiber! Gebt Männern eure Töchter, daß sie von Söhnen und von Töchtern Mütter werden und ihr daselbst euch mehret und nicht mindert! Ein Wohlergehen wünscht der Stadt, in die ich euch verpflanzt, betet zum Herrn für sie! Ihr Wohl ist euer Wohl." So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: "Laßt nimmer euch verführen von euren Sehern unter euch, von euren Wahrsagern! Auf eure Traumerzähler höret nicht, die ihr zum Träumen aufgestellt! Denn Lüge prophezein sie euch in meinem Namen. Ich habe sie ja nicht gesandt." Ein Spruch des Herrn. Vielmehr spricht so der Herr: "Verfließen volle siebzig Jahre erst für Babel, dann suche ich euch heim, und ich erfülle dann mein freundlich Wort an euch und bring euch noch einmal an diesen Ort zurück. Ich kenne selbst die Pläne, die ich plane über euch." Ein Spruch des Herrn. "Heilspläne sind es, nicht zum Leide, euch hoffnungsvolle Zukunft zu gewähren. Wenn ihr mich anruft, oftmals zu mir betet, so will ich euch erhören. Ihr findet mich, falls ihr mich suchet. Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen suchet, dann lasse ich mich von euch finden." Ein Spruch des Herrn. "Ich wende euer Schicksal und sammle euch aus allen Völkern, allen Orten, wohin ich euch verstoßen", ein Spruch des Herrn, "und laß euch wieder an den Ort heimkehren, von dem ich euch verschleppt." Ihr saget wohl: "Propheten hat der Herr zu Babel uns erweckt". Dagegen spricht der Herr vom König, der auf Davids Throne sitzt, vom ganzen Volk, das diese Stadt bewohnt, von euren Brüdern, die nicht mit euch in die Verbannung zogen: So spricht der Herr der Heerscharen: "Fürwahr, zu ihrem Schaden lasse ich das Schwert, den Hunger und die Seuche los, behandle sie wie haarige Feigen, die, weil verdorben, ungenießbar sind. Mit Schwert, mit Hunger und mit Pest verfolge ich und mache sie zu einem Schreckensbild für alle Reiche auf der Erde, zum Fluch und zum Entsetzen, zum Spott und Hohn bei allen Völkern, unter die ich sie versprenge. Dafür, daß sie auf meine Worte nicht gehört", ein Spruch des Herrn, "mit denen meine Diener, die Propheten, ich vom frühen Morgen zu ihnen ausgesandt. Ihr aber hörtet nicht auf sie." Ein Spruch des Herrn. "Nun aber hört das Wort des Herrn, all ihr Gefangenen, die ich nach Babel von Jerusalem gesandt! So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels, von Achab, des Kolaja Sohn, und von dem Sohn des Maaseja, dem Sedekias, die euch in meinem Namen Lügen prophezeien: Ich gebe sie Nebukadrezar preis, dem König Babels. Vor euren Augen läßt er sie hinrichten. Von ihnen nimmt man das Verwünschungswort bei allen den Gefangenen Judas, die zu Babel leben: "Der Herr, der mache dich wie Sedekias und wie Achab, die Babels König rösten ließ im Feuer!" In Israel verübten sie Ruchlosigkeit und buhlten mit den Weibern ihrer Nachbarn und redeten in meinem Namen Lügenworte. Doch dazu gab ich ihnen keinen Auftrag. Ich selbst bin Mitwisser und Zeuge.« Ein Spruch des Herrn. Und zu Semaja, dem Nechelamiten, rede: "So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: Weil du in deinem Namen einen Brief gesandt an all das Volk, das zu Jerusalem sich findet, und an den Priester Sophonias, Maasejas Sohn, und alle Priester mit dem Inhalt "Der Herr hat dich zum Priester eingesetzt an Stelle Jojadas, des Priesters, daß du im Haus des Herrn die Aufsicht führest über jeden, der in Begeisterung spricht und prophezeit, und daß du einen solchen in den Block kannst legen und ins Halseisen. Nun also! Warum straftest du nicht Jeremias, den Anatotiter? Prophetenwahn hat ihn bei euch ergriffen. Sonst hätte er nicht eine Botschaft uns nach Babel hergesandt, die also lautet: Noch lange währt's. Erbauet Häuser! Wohnt darin! Legt Gärten an! Eßt ihre Früchte!"« Der Priester Sophonias las dieses Schreiben dem Propheten Jeremias laut und deutlich vor. Darauf erging das Wort des Herrn an Jeremias: "Allen Gefangenen laß diese Botschaft zukommen: "So spricht der Herr über Semaja, über den Nechelamiten: Weil auch Semaja prophezeite, obwohl ich niemals ihn gesandt, und zum Vertraun auf Lüge euch verleitete", drum spricht der Herr: "Ich will das an Semaja, dem Nechelamiten, ahnden wie an seinen Nachkommen. Er soll niemanden haben, der unter diesem Volke wohnen bliebe, noch Anteil an dem Glücke haben, das meinem Volk ich schaffen will. Hat er doch Abfall von dem Herrn gepredigt."« Israels ZukunftDas Wort, das einst vom Herrn erging an Jeremias: So spricht der Herr, Gott Israels: »Schreib alle diese Worte auf, die ich zu dir geredet, in ein Buch! Denn siehe, Tage kommen«, ein Spruch des Herrn, »da wende ich das Schicksal meines Volkes Israel und Juda«, so spricht der Herr, »und führe sie ins Land, das ihren Vätern ich zu eigen gab, zurück.« Dies aber sind die Worte, die der Herr von Israel und Juda geredet hat: So spricht der Herr: »Horch auf! Schon hören wir von Schrecken, von Grausen, unheilvoll. Befragt euch! Seht, ob Männer auch gebären können? Weswegen sehe ich die Männer all mit Händen an den Hüften, wie Kreißende, und jedes Antlitz wandelt sich in Todesblässe? Weh! Groß ist jener Tag. Nicht gibt es seinesgleichen. Drangsalszeit für Jakob! Doch wird es darauf wiederum befreit. An jenem Tag geschieht's«, ein Spruch des Herrn der Heerscharen, »daß ich sein Joch auf deinem Nacken zerbreche und deine Fesseln aufreiße, und Fremde sollen sie nicht länger knechten. Dann dienen sie Gott, ihrem Herrn, und David, ihrem König, den ich für sie erwecke. Du aber fürcht dich nicht, mein Diener Jakob!« Ein Spruch des Herrn. »Erschrick nicht, Israel! Denn sieh, ich rette dich aus fernem Lande, aus dem Lande der Verbannung deinen Stamm, daß Jakob wieder ruhig wohne und niemand mehr ihn schrecke. Ich bin mit dir«, ein Spruch des Herrn, »dich zu befreien. Denn ich vernichte gänzlich alle Völker, unter die ich dich zerstreut. Dir mache ich den Garaus nicht; ich strafe dich mit Maß. Doch straflos kann ich dich nicht lassen.« Ja, also spricht der Herr: »Dein Schaden ist unheilbar und deine Wunde bösartig. Nach aller Urteil ist die Schwäre unheilbar; Vernarbung gibt es nicht für dich. All deine Buhlen haben dich vergessen; sie kümmern sich nicht mehr um dich. Mit argen Schmerzen schlug ich dich, mit scharfer Züchtigung ob deiner vielen Sünden, der Menge deiner Missetaten. Was schreist du denn, ob deines Schadens, und ob der Menge deiner Missetaten sei so schlimm dein Schmerz? Ob deiner vielen Sünden und ob der Menge deiner Missetaten tat ich dir dies an. Jedoch sie alle, die dich aufgefressen, sie werden gleichfalls aufgefressen, und deine Dränger sollen insgesamt in die Gefangenschaft abziehen, und die dich ausgeplündert, selbst geplündert werden, und alle, die dich ausgeraubt, die gebe ich dem Raube hin. Vernarben laß ich deine Wunde und heile dich von deinen Plagen«, ein Spruch des Herrn, »weil sie dich die "Verstoßene" nennen, und Sion "die, um die kein Mensch sich kümmert".« So spricht der Herr: »Ich wende das Geschick der Zelte Jakobs, und gnädig bin ich seinen Wohnungen. Die Stadt wird wiederum auf ihrem Hügel aufgebaut; am rechten Platze steht die Burg. Aus ihr klingt Lobgesang und froher Leute Jubel. Ich mehre sie, daß sie nicht kleiner werden, und ehre sie, daß sie nicht minder werden. Wie vordem sind mir seine Söhne lieb und wert, und seine Volksgemeinde steht vor mir geschlossen da. Doch Heimsuchung bereite ich all seinen Bedrückern. Sein Herrscher wird ihm selbst entstammen, und sein Gebieter kommt aus seiner eigenen Mitte. Zutritt gewähre ich auch ihm, daß er mir nahe. Wen gäb' es sonst, der dran sein Leben wagen wollte, zu mir herzutreten?« Ein Spruch des Herrn. »Dann seid ihr mir zum Volk, und ich, zu eurem Gotte werde ich.« Der Sturm des Herrn, ein Grimm, ganz außerordentlich, ein Wirbelsturm, ganz ungewöhnlich, der auf das Haupt der Frevler wirbelt. Der Flammenzorn des Herrn kehrt nicht zurück, bevor er ihn austoben ließ, und bis er seine Pläne ausgeführt. Am Schluß der Tage sehet ihr das ein. Heilsverkündigung»Zu jener Zeit«, ein Spruch des Herrn, »da werde ich zum Gott für alle die Geschlechter Israels, und diese werden mir zum Volk.« So spricht der Herr: »Das Volk der Schwertentronnenen erlangte in der Wüste Gnade, und Israel zog seiner Ruhestatt entgegen.« Von fernher gab der Herr sich mir zu schauen. »Ich liebe dich mit ewiger Liebe, deswegen ziehe ich in Liebe dich an mich. Ich bau dich wieder auf; dann bleibst du aufgebaut, du Jungfrau Israel. Richt nochmals deine Pauken her! Zieh aus im Reigen Frohgesinnter! Und pflanze nochmals auf Samarias Bergen Weingärten! Die Winzer sollen sie bepflanzen und in Nießbrauch setzen! Dann kommt die Zeit, da Wächter rufen im Gebirge Ephraim: "Auf, lasset uns nach Sion ziehn, zum Herrn, zu unserm Gott!"« Ja, also spricht der Herr: »Erfreuet euch an Jakob! Jubelt ob des trefflichsten der Völker auf! Ruft laut und sprecht: "Befrei Dein Volk, o Herr, den Rest von Israel!" Ich bringe sie vom Nordland her und sammle sie vom Erdenrand, die Stummen, Blinden, Lahmen, Schwangeren und Wöchnerinnen allzumal; sie gehn zurück in großer Schar. Mit Weinen kommen sie; mit Tröstung führe ich sie her. Ich leite sie an Wasserbäche auf ebener Bahn, daß sie nicht straucheln. Denn Vater bin ich jetzt für Israel; mein Erstgeborener ist Ephraim.« Vernehmt das Wort des Herrn, ihr Heidenvölker! Verkündet auf den Inseln in der Ferne! Sprecht so: »Der Israel zerstreut hat, sammelt's wieder und hütet's wie ein Hirte seine Herde. Denn Jakob hat der Herr befreit, aus der Gewalt des Stärkern ihn erlöst.« Sie kommen jubelnd auf die Höhe Sions; vor Freude strahlen sie ob ihres Herren Güte, des Kornes, Mostes, Öles halber, und der Lämmer und der Rinder wegen. Und ihre Seele wird ein Garten, wohl erquickt; hinschmachten sie fortan nicht mehr. Am Reigen freuen sich die Jungfraun mit den Jünglingen und Greisen allzumal. »Ich kehre ihre Trauer um in Wonne und schenke ihnen Trost und Freude nach dem Leid. Den Gaumen ihrer Priester labe ich mit Fett; an meiner Güte sättigt sich mein Volk.« Ein Spruch des Herrn. So spricht der Herr: »In Rama hört man Klage. Horch! Bitterliches Weinen. Um ihre Söhne weinet Rachel! Sie läßt sich nimmer trösten; denn ihre Söhne sind nicht mehr.« So spricht der Herr: »Das Weinen wehre deiner Stimme, die Tränen deinen Augen! Für deine Mühsal gibt es einen Ausgleich.« Ein Spruch des Herrn. »Sie kehren heim aus Feindesland. Für deine Zukunft gibt's noch Hoffnung.« Ein Spruch des Herrn. »Denn deine Söhne kehren in ihr Heim zurück. Ich höre Ephraim wehklagen: "Gezüchtigt hast Du mich. Und ich empfing die Zucht, wie jungen Rindern es geschieht, die noch nicht eingeübt. Führ heim mich! Heim will ich, bist Du doch, o Herr, mein Gott. Nach meiner Heimkehr reut es mich. Zur Einsicht jetzt gelangt, schlag ich an meine Hüfte. Ich schäme mich, bin ganz zerknirscht; denn meiner Jugend Schande muß ich büßen.« Ist Ephraim mir ein so teurer Sohn, ein Lieblingskind? Wie oft ich gegen ihn auch spreche, muß ich doch immer wieder an ihn denken. Drum schlägt mein Herz ihm zu: Ich muß mich sein erbarmen.« Ein Spruch des Herrn. - »Wegzeiger stell dir auf und Wegmarken errichte dir! Hab auf die Straße acht und auf den Weg, den du gegangen! Kehr heim, du Jungfrau Israel! Kehr heim zu diesen deinen Städten. Wie lange, ungetreue Tochter, zauderst du? Ein Neues schafft der Herr im Lande: Den Mann umwirbt ein Weib.« So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: »Aufs neu gebraucht man dieses Wort im Lande Juda und in seinen Städten, wenn ich wende ihr Geschick: "Es segne dich der Herr, du Aue der Gerechtigkeit, du Berg der Heiligkeit!" Drin weilt in Eintracht Juda mit allen seinen Städten, die Ackersleute und die Herdenführer. Erquicken will ich jeden Gaumen, der lechzt, und jeden Mund, der darbt, den sättige ich Ich wach darüber, schaue drein; mein Schlaf ist mir vergangen. Die Zeit trifft ein«, ein Spruch des Herrn, »und gut besäe ich das Haus Israels und Judas Haus mit Menschen- und mit Tiersamen. Ich wachte über ihnen zum Ausreuten, Einreißen, Vernichten, Tilgen und Verderben. So wache ich jetzt über ihnen zum Bauen und zum Pflanzen.« Ein Spruch des Herrn. In jenen Tagen heißt's nicht mehr: »Die Väter aßen Herlinge, und erst der Söhne Zähne werden stumpf.« Nein! Jeder stirbt um seiner eigenen Sünde willen. Wer Herlinge genießt, dem werden stumpf die Zähne. »Die Zeit trifft ein«, ein Spruch des Herrn, »da schließe ich mit Israels und Judas Haus ein neues Bündnis, nicht wie den Bund, den ich mit ihren Vätern abgeschlossen, als ich sie bei der Hand ergriff und aus dem Lande der Ägypter führte. Mein Bündnis aber brachen sie, obwohl ich sie mir angetraute Ein Spruch des Herrn. »Das ist der Bund, den ich nun mit dem Hause Israels nach diesen Tagen schließe.« Ein Spruch des Herrn. »Ich lege in ihr Innres mein Gesetz und schreib es ihnen in ihr Herz. Alsdann bin ich ihr Gott, sie sind mein Volk. Nicht mehr belehren sie sich so: "Erkennt den Herrn!" Denn alle werden sie mich kennen vom Kleinsten bis zum Größten.« Ein Spruch des Herrn. »Denn ihre Sündenschuld vergebe ich, und ich gedenke nimmer ihrer Missetat.« So spricht der Herr, der leuchten heißt die Sonne am Tag, dem Mondlicht und den Sternen weist, bei Nacht zu scheinen, das Meer aufwühlt, daß seine Wogen brausen; sein Name ist »Der Heeresscharen Herr": »Wie diese Ordnungen nie vor mir schwinden«, ein Spruch des Herrn, »so hört Israels Stamm nicht auf, ein ewig Volk vor mir zu sein.« So spricht der Herr: »Erst wenn der Himmel droben ausgemessen, erforscht der Erde Felsen drunten wären, dann erst verwerf ich Israels ganzen Stamm um dessentwillen, was sie einst getan.« Ein Spruch des Herrn. »Die Zeit trifft ein«, ein Spruch des Herrn, »da wird die Stadt dem Herrn aufs neue aufgebaut vom Turme Ananels bis zu dem Tor der Ecke. Und weiter zieht die Meßschnur geradeaus sich hin bis zu dem Grabeshügel und wendet sich nach Goah. Das ganze Tal der Äser und der Asche, das ganze Gartenland bis zu dem Kidronsbach und bis zur Ecke östlich von dem Roßtor ist ganz dem Herrn geweiht. Nie wird es mehr geschleift, nie mehr verwüstet.« Der AckerkaufDas Wort, das einst vom Herrn an Jeremias ging im zehnten Jahr des Judakönigs Sedekias, das ist im achtzehnten des Nebukadrezar. Damals lag vor Jerusalem das Heer des Babelkönigs, und Jeremias, der Prophet, war eingekerkert im Wachthof in dem Haus des Judakönigs. Ihn hatte Judas König, Sedekias, eingekerkert, indem er sagte: »Was prophezeiest du: So spricht der Herr: "Fürwahr, ich gebe diese Stadt dem Babelkönig zum Erobern. Und Judas König, Sedekias, entschlüpft mitnichten den Chaldäern. Er wird dem Babelkönig ausgeliefert. Der spricht von Mund zu Mund mit ihm, sieht ihm ins Auge. Nach Babel bringt er Sedekias, wo er bleibt, bis ich ihn heimsuche.« Ein Spruch des Herrn. "Wenn ihr mit den Chaldäern kämpft, wird euch das Glück nicht lächeln."« Darauf erzählte Jeremias: »Das Wort des Herrn erging an mich: "Chanamel, deines Oheims Sallum Sohn, erscheint vor dir in kurzer Zeit und sagt zu dir: »Kauf meinen Acker, den zu Anatot! Du hast das Vorkaufsrecht.«" Da kam zu mir Chanamel, meines Oheims Sohn, ganz nach des Herren Worten, in den Wachthof. Er sprach zu mir: "Kauf meinen Acker, der zu Anatot, in Benjamins Gebiet! Dir steht das Erbrecht samt dem Vorkaufsrechte zu! So kauf ihn doch!" Und ich sah ein, es war des Herren Wort. Da kaufte ich den Acker von Chanamel, dem Sohne meines Oheims zu Anatot,und zahlte ihm den Preis von siebzehn Silberlingen. Dann brachte ich es zu Papier und siegelte, zog Zeugen bei und wog das Silber auf der Waage dar. Ich nahm darauf den Kaufbrief, den nach Vorschrift und Gesetz gesiegelten, sowie den offenen, und übergab den Kaufbrief Baruch, dem Sohn des Neria, Maasejas Enkel, in Gegenwart Chanamels, meines Vetters, sowie in Gegenwart der Zeugen, die diesen Kaufbrief unterzeichnet hatten, in Gegenwart all der Judäer, die im Wachthof weilten. Ich trug in ihrer Gegenwart dem Baruch auf: "So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: Hier diese Briefe nimm, sowohl den Kaufbrief, den gesiegelten, als diesen offenen Brief, und gib sie in ein irdenes Gefäß, damit sie viele Jahre sich erhalten!" Ja, also sprach der Herr der Heerscharen, Gott Israels: "Es sollen wieder Häuser-, Äcker-, Weinbergskäufe im Lande abgeschlossen werden.« Da betete ich zu dem Herrn, nachdem ich dem Neriasohne Baruch den Kaufpreis zugestellt: Herr! Herr! Du schufst den Himmel und die Erde durch Deine große Macht und Deinen ausgestreckten Arm. Kein Ding ist Dir unmöglich. Du schenkest Gnade Tausenden, doch zahlst Du später erst der Väter Sünden heim den Söhnen, Du großer, Du gewaltiger Gott; Dein Name "Herr der Heerscharen". So groß an Rat, an Tat so mächtig, Du, dessen Augen auf aller Menschenkinder Wege blicken, um jeglichen nach seinen Wegen zu entlohnen, gemäß den Früchten seiner Taten, Du, der Du wunderbare Zeichen im Ägypterland gewirkt, bis heute noch in Israel und bei den andern. So schufest Du Dir Deinen jetzigen Namen. Du hast doch Israel, Dein Volk, aus dem Ägypterland geführt mit Zeichen und mit Wundern, mit starker Hand und ausgestrecktem Arm und unter großem Schrecken, gabst ihnen dieses Land, das ihren Vätern zu verleihen Du geschworen, ein Land, von Milch und Honig fließend. Sie zogen ein und nahmen's in Besitz; sie aber hörten nicht auf Deine Stimme und lebten nicht nach Deiner Lehre und taten nichts von alldem, was Du sie geheißen. Da ließest Du sie treffen all dies Unheil. Nun reichen schon die Wälle an die Stadt, sie zu bezwingen, und preisgegeben wird die Stadt in der belagernden Chaldäer Hand, durch Schwert, durch Hunger und durch Pest. Was Du gedroht, geschieht, und ruhig schaust Du zu. Und doch hast Du zu mir gesprochen, Herr: "Den Acker kaufe dir um Geld! Dazu nimm Zeugen!", obschon die Stadt in der Chaldäer Hand gerät.« Darauf erging das Wort des Herrn an Jeremias: »Fürwahr! Ich bin der Herr, der Gott der Fleischeswesen insgesamt. Ist irgend etwas mir unmöglich?« Deshalb sprach so der Herr: »Ich gebe diese Stadt in der Chaldäer Hand und in die Hand Nebukadrezars, des Babelkönigs; er nimmt sie ein. Und die Chaldäer, die die Stadt belagern, werden eindringen und diese Stadt anzünden und verbrennen, und zwar die Häuser, auf deren Dächern sie dem Baal einst geräuchert und andern Göttern Trankspenden gegossen, mich zu verdrießen. Die Söhne Israels und Judas taten ja von ihren Jugendzeiten an nur das, was mir mißfiel. Die Söhne Israels verdrossen immer mich durch ihrer Hände Werk.« Ein Spruch des Herrn. »Zum Zorn und Grimm ward diese Stadt mir schon vom Tage an, da man sie aufgebaut, bis auf den heutigen Tag. Aus meinem Antlitz muß ich sie hinwegräumen ob all der Bosheit bei den Söhnen Israels und Judas, die sie verübt mich zu verdrießen, sie, ihre Könige und Fürsten und ihre Priester und Propheten, die Männer Judas wie Jerusalems Bewohner. Sie kehrten mir den Rücken zu, nicht das Gesicht. Ich lehrte sie und lehrte sie vom frühen Morgen an; sie aber hörten nicht, daß Zucht sie angenommen hätten. Sie stellten vielmehr ihre Greuelgötzen in dem Hause auf, das meinen Namen trägt, und machten's dadurch unrein. Sie bauten Baalshöhlen im Ben Hinnomstale und brachten Sohn und Tochter selbst dem Moloch dar. Nie hab ich dies geboten; nie ist's mir in den Sinn gekommen, sie sollten solche Greuel tun und Juda so mit Schuld beladen.« Nun aber spricht aus diesem Grund der Herr, Gott Israels, von dieser Stadt, von der ihr sagt, sie sei dem Babelkönig preisgegeben durch Schwert, durch Hunger und durch Pest: »Ich bin's, der aus den Ländern sie versammelt, in die ich sie in meinem Zorn und Grimm verstoßen in großem Ärger. Ich führte sie zu diesem Orte heim und lasse sie allhier in Ruhe wohnen. Sie werden mir zum Volk und ich zum Schutzgott ihnen. E i n Herz und e i n e n Weg verleih ich ihnen, daß sie mich fürchten alle Zeit zum Heil für sie und ihre Söhne später. Ich schließe einen ewigen Bund mit ihnen; dann kann ich ihnen allzeit Gutes tun und lege ihnen meine Furcht ins Herz, und nimmer weichen sie von mir. Voll Freude über sie erweis ich ihnen Gutes nur und pflanze sie in diesem Lande auf die Dauer ein, mit meinem ganzen Herzen und mit meiner ganzen Seele ihnen zugetan.« So spricht der Herr: »So wie ich über dieses Volk all dieses schwere Ungemach gebracht, so bring ich ihnen auch das Gute all, wie ich es ihnen hab versprochen. In diesem Lande kauft man wieder Äcker, und doch sagt ihr von ihm: "Jetzt ist es eine Wüste ohne Mensch und Vieh und den Chaldäern preisgegeben". Für Silber wird man Äcker kaufen, Kaufbriefe schreiben und versiegeln mit Beiziehung von Zeugen im Lande Benjamin, rings um Jerusalem, in Judas Städten und in denen des Gebirges und in den Städten in der Niederung und in des Südlands Städten; ich wende ihr Geschick«. Ein Spruch des Herrn. VerheißungenDas Wort des Herrn erging zum zweitenmal an Jeremias, als er noch im Wachthof eingeschlossen war. So spricht der Herr, der es ersonnen, der Herr, der es entworfen, um es auszuführen, - »Der Herr« - sein Name: »Frag mich, ich will dir Antwort geben und Großes dir verkünden, das ihr nicht kennt.« So spricht der Herr, Gott Israels, im Hinblick auf die Häuser dieser Stadt und die der Könige von Juda, die für die Wälle eingerissen wurden und für die Kriegsmaschinen: »Sie zogen in den Kampf mit den Chaldäern und füllten sie mit Menschenleichen, die ich in meinem Zorn und Grimm erschlug. Mein Angesicht verhüllte ich vor dieser Stadt all ihrer Schlechtigkeiten wegen. Jetzt laß ich völlig sie genesen und gesunden, eröffne ihnen eine Fülle von Frieden und Beständigkeit. Ich wende das Geschick von Juda und Israels Geschick und stelle sie wie vormals wieder her und reinige sie von aller ihrer Schuld, durch die sie gegen mich gefehlt, vergebe alle ihre Sünden, durch die sie gegen mich gesündigt und sich an mir vergangen. Sie sollen mir zu Ruhm und Wonne, zu Preis und Ehre dienen bei allen Erdenvölkern. Vernehmen sie von all dem Guten, das ich ihnen tue, alsdann erbeben sie und zittern ob all dem Guten, all dem Frieden, den ich für sie bewirke.« So spricht der Herr: »An diesem Ort, von dem ihr sagt: "Verödet ist er, ohne Mensch und Vieh", und in den Städten Judas und in den Straßen von Jerusalem, jetzt Öde, menschenleer, ganz der Bewohner bar und ohne Vieh, vernimmt man noch einmal des Jubels und der Freude Stimme, den Sang des Bräutigams, den Brautgesang, den Jubel derer, die da sprechen: "Lobpreist den Herrn der Heerscharen! Gut ist der Herr, und ewig währet seine Huld.« Dankopfer bringt man wieder in das Haus des Herrn. Ich wende das Geschick des Landes so, wie es zuvor gewesen.« So spricht der Herr. So spricht der Herr der Heerscharen: »An diesem Orte, öde, ohne Mensch und Vieh, und auch in allen seinen Städten gibt es wieder eine Au für Hirten, die Schafe lagern lassen. Auch in den Städten des Gebirges und der Niederung, im Südland und im Lande Benjamin, rings um Jerusalem und in den Städten Judas entschlüpfen wieder dem die Schafe, der sie zählt.« So spricht der Herr. »Fürwahr! Die Zeit erscheint«, ein Spruch des Herrn, »wo ich mein freundlich Wort erfülle, das ich dem Hause Israel und Juda gab. In jenen Tagen und zu jener Zeit laß ich für David einen rechten Sprossen sprießen, der Recht im Lande und Gerechtigkeit verwaltet. In jenen Tagen fühlt sich Juda glücklich; in sicherer Ruhe ist Jerusalem. Dies ist sein Name: "Der Herr ist unser Heil".« So spricht der Herr: »Nie soll es David an den Männern fehlen, die sitzen auf dem Thron des Hauses Israel. Den Priestern aber, den Leviten, wird nie ein Mann vor meinem Angesichte fehlen, der Brandopfer darbringt und Speiseopfer läßt in Rauch aufgehen und allzeit Schlachtopfer bereitet.« Darauf erging das Wort des Herrn an Jeremias also: So spricht der Herr: »Falls ihr mein Bündnis mit dem Tag und mit der Nacht aufheben könnt, daß Tag und Nacht zu ihrer Zeit ausblieben, dann könnte auch mein Bund mit David, meinem Knechte, aufgehoben werden, so daß er keinen Sohn auf seinem Thron mehr hätte, und auch der Bund mit den Leviten, mit den Priestern, daß sie mich nimmermehr bedienten. Gleichwie das Heer des Himmels nicht zu zählen und der Sand des Meeres nicht zu messen ist, so will ich Davids, meines Knechtes, Geschlecht vermehren und die Leviten, die in meinen Diensten stehen.« Und es erging das Wort des Herrn an Jeremias, also lautend: »Bemerkst du nicht, was diese Leute sprechen? "Die beiden Häuser, die der Herr einst auserwählt, die hat er jetzt verworfen.« So denken sie von meinem Volk verächtlich, daß sie es nicht als Volk mehr gelten lassen. So spricht der Herr: "Wenn ich mein Bündnis mit dem Tag und mit der Nacht, des Himmels und der Erde Ordnungen, nicht festhielte, nur dann verwürfe ich auch Jakobs Stamm und David, meinen Knecht, und nähme keine Herrscher mehr aus seinem Stamm für das Geschlecht des Abraham, des Isaak und des Jakob. Ich wende ihr Geschick und neige ihnen mich erbarmend zu."« Während der Belagerung JerusalemsDas Wort, das einst an Jeremias von dem Herrn ergangen, als Nebukadrezar, Babels König, und sein ganzes Heer samt allen seiner Herrschaft unterworfenen Reichen und allen andern Völkern Jerusalem belagerten, mit allen seinen Städten: »So spricht der Herr, Gott Israels: Geh hin! Sprich zu dem Könige von Juda, Sedekias: Verkünde ihm: So spricht der Herr: "Ich gebe diese Stadt dem Babelkönig preis, daß er mit Feuer sie verbrenne. Auch du entrinnst ihm nicht; du wirst ergriffen und ihm ausgeliefert. Den Babelkönig schauen deine Augen; von Mund zu Munde redet er mit dir. Nach Babel wirst du kommen.« Doch hör das Wort des Herrn, du Sedekias, Judas König! So spricht der Herr von dir. "Du stirbst im Frieden, und wie die Leichenbrände deiner Väter waren, der früheren Könige vor dir, so zündet man auch dir ihn an und klagt um dich »Ach, du Gebieter!« Das hab ich zu sagen."« Ein Spruch des Herrn. So meldete der Seher Jeremias dem Judakönig Sedekias all diese Worte zu Jerusalem. Das Heer des Babelkönigs aber kämpfte gen Jerusalem und alle Städte Judas, die noch übrig waren, Lachis und Aseka; sie waren doch die einzigen von Judas festen Städten, die noch standhielten. Das Wort, das einst an Jeremias von dem Herrn erging, nachdem der König Sedekias einen Bund mit allem Volke zu Jerusalem geschlossen hatte, bei ihnen die Freilassung zu verkünden, daß jeder seinen Sklaven und jeder seine Sklavin, Hebräer und Hebräerin, freilasse, daß kein Volksgenosse mehr bei ihnen noch einem andern Juden Sklavendienste leiste. Da gehorchten alle Fürsten und das ganze Volk. Sie schlossen diesem Abkommen sich an, daß jeder seinen Sklaven und seine Sklavin freilasse, um sie nicht länger mehr im Dienst zu halten. Sie schenkten ihnen demgemäß die Freiheit. Inzwischen aber, andern Sinns geworden, holten sie die freigelassenen Sklaven samt den Sklavinnen zurück und zwangen mit Gewalt sie abermals zum Sklavendienst. Darauf erging das Wort des Herrn an Jeremias, also lautend: »So spricht der Herr, Gott Israels: Ich selber schloß mit euren Vätern einen Bund, als ich sie aus Ägypterlande führte, aus ihrem Sklavenstand, und sprach: "Nach sieben Jahren lasse jeder frei den Bruder, der Hebräer ist und der sich dir verkauft! Sechs Jahre soll er dir ein Sklave sein! Dann laß ihn wieder frei!" Doch eure Väter hörten nicht auf mich, noch neigten sie ihr Ohr. Doch neuerdings seid andern Sinnes Ihr geworden und tatet, was in meinen Augen richtig war, und habt einander Freiheit ausgerufen. Ihr schlosset einen Bund vor mir im Haus, das meinen Namen trägt. Doch ihr entweiht aufs neue meinen Namen. Ein jeder holt den Sklaven und die Sklavin wieder, die ihr aus eignem Willen freigelassen. Ihr unterwerft sie mit Gewalt zu Sklaven und zu Sklavinnen für euch.« Darum spricht so der Herr: »Bewilligt ihr aus Ungehorsam gegen mich einander keine Freiheit, dann künde ich euch Freiheit an«, ein Spruch des Herrn, »für Schwert, für Pest und Hunger. Ich mache euch zu einem Schreckensbild für alle Reiche auf der Erde. All die Männer, die meinen Bund gebrochen und die Worte des vor mir geschlossenen Bundes nicht gehalten haben, die mache ich zum Kalb, das sie entzweigeschnitten und zwischen dessen Stücken sie hindurchgeschritten. Die Fürsten Judas und Jerusalems, die Kämmerer, die Priester, des Landes ganzes Volk, das mitten durch des Kalbes Stücke hindurchgeschritten, gebe ich in ihrer Gegner Hände und in die Hände ihrer Todfeinde. Zum Fraße sollen ihre Leichen des Himmels Vögeln dienen, dem Getier des Feldes. Ich gebe Judas König, Sedekias, wie seine Fürsten auch jetzt ihren Gegnern preis und ihren Todfeinden, in die Gewalt des Heers des Babelkönigs, das von euch abgezogen ist. So ordne ich es an«, ein Spruch des Herrn, »und bringe wieder sie zu dieser Stadt zurück. Sie streiten gegen sie, erobern und verbrennen sie. Auch Judas Städte mache ich zur unbewohnten Wüste.« Die RekabiterDas Wort, das von dem Herrn erging an Jeremias, zur Zeit des Judakönigs Jojakim, des Sohnes des Josias. »Ins Haus der Rekabiter geh und sprich mit ihnen! Führ sie ins Haus des Herrn hinein, in eine seiner Zellen, und setze ihnen Wein zum Trinken vor!« Ich holte Jajanja, Jeremias Sohn und Habasankjas Enkel, samt seinen Brüdern, seinen Söhnen allen, sowie das ganze Rekabiter-Haus und führte sie ins Haus des Herrn in das Gemach der Söhne Hanans, eines Sohns des Gottesmanns Igdalja. Neben dem Gemach des Fürsten lag es über der Zelle des Sallumsohns und Schwellenhüters Maaseja. Hier setzte ich den Söhnen aus dem Rekabiterhause mit Wein gefüllte Krüge und Becher vor und sprach zu ihnen. »Trinket Wein!« Da sprachen sie: »Wir trinken keinen Wein. Denn Jonadab, des Rekab Sohn und unser Ahnherr, schrieb folgendes uns vor: "Wein sollet weder ihr noch eure Söhne trinken, noch Häuser bauen, noch Samen säen, noch Weinberge bepflanzen, noch besitzen! Vielmehr sollt ihr die ganze Lebenszeit in Zelten wohnen! So bleibt ihr viele Tage in dem Land, in dem ihr nur als Wandrer lebt.« Wir folgten dem Befehl des Rekabsohnes und unseres Ahnen Jonadab in allem, was er uns geheißen. Wir tranken keinen Wein in unserm Leben, wir nicht noch unsere Weiber, noch unsere Söhne, noch unsere Töchter; auch bauten wir keine Wohnhäuser. Wir hatten weder Weinberge noch Äcker. Wir wohnten unter Zelten und taten aus Gehorsam alles, was unser Ahnherr Jonadab uns vorgeschrieben. Als aber Babels König, Nebukadrezar, in das Land einfiel, da sprachen wir: "Kommt! Laßt uns nach Jerusalem verziehen vor dem Heere der Chaldäer und vor dem Heer der Aramäer!" So nahmen wir Jerusalem zum Wohnsitz.« Darauf erging das Wort des Herrn an Jeremias, also lautend: »So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: Geh hin und sprich zu Judas Männern und zu Jerusalems Bewohnern! Wollt ihr's euch nicht zum Beispiel nehmen, daß ihr auf meine Worte hört?« Ein Spruch des Herrn. »Des Jonadab, des Rekabsohns, Befehle werden ausgeführt. Verboten hat er seinen Söhnen, Wein zu trinken. Sie trinken keinen bis auf diesen Tag. Denn sie gehorchen dem Befehle ihres Ahnherrn. Nun sprech auch ich zu euch, und zwar vom frühen Morgen an: Ihr aber höret nicht auf mich. All meine Diener, die Propheten, sandte ich zu euch. Ich sandte sie am frühen Morgen schon, zu künden: "Kehrt doch, ein jeglicher, von seinem schlimmen Wege um! Befleißt euch guter Taten! Den andern Götzen geht nicht nach, sie zu verehren! Dann bleibet ihr in diesem Land, das ich euch gab und euren Vätern.« Ihr aber neiget euer Ohr nicht her und höret nicht auf mich. Die Söhne Jonadabs, des Rekabsohns, befolgen treulich ihres Ahnherrn Vorschrift, die er ihnen gab. Doch kein Gehör schenkt mir dies Volk.« So spricht deshalb der Herr der Heerscharen, Gott Israels: »Fürwahr, ich bringe über Juda und alle Einwohner Jerusalems das ganze Unheil, das ich ihnen angedroht. Ich sprach zu ihnen; sie aber hörten nicht; ich rief sie an, sie aber gaben keine Antwort.« Dagegen sprach zum Haus der Rekabiter Jeremias: »So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: "Ihr seid dem Worte eures Ahnherrn Jonadab gehorsam, beachtet alle seine Forderungen und tut, was er euch vorgeschrieben!" Deshalb spricht so der Herr der Heerscharen, Gott Israels: "Nie soll es Jonadab, dem Rekabsohne, an einem mangeln, der mir Dienste tut."« Die verbrannte RolleIm vierten Jahr des Judakönigs Jojakim, des Sohnes des Josias, erging vom Herrn das Wort an Jeremias: »Nimm eine Buchrolle! Drauf schreibe all die Worte, die ich zu dir geredet gegen Israel und Juda und gegen alle andern Völker, seitdem ich zu dir sprach von des Josias Zeiten bis auf diesen Tag! Vielleicht vernimmt das Judahaus das ganze Ungemach, das ich ihm anzutun gedenke. Wenn dann ein jeglicher von seinem schlimmen Wege läßt, dann schenke ich auch ihnen Schuld und Missetat.« Darauf rief Jeremias Baruch, des Neria Sohn, herbei, und Baruch schrieb in eine Buchrolle aus Jeremias' Munde all die Herrenworte auf, die er zu ihm gesprochen. Darauf trug Jeremias dem Baruch auf: »Ich selber bin verhindert am Besuch im Haus des Herrn. Geh du jetzt hin! Lies aus der Rolle, die du meinem Munde abgeschrieben, die Herrenworte laut dem Volk am Festtag vor im Haus des Herrn! Lies sie auch vor den Ohren von ganz Juda, das aus seinen Städten kommt! Vielleicht wird ihr Gebet dem Herren unterbreitet, wenn jeglicher von seinem schlimmen Wege läßt. Gewaltig ist der Zorn und Grimm, mit dem der Herr dies Volk bedroht.« Und Baruch, des Neria Sohn, tat alles, was Jeremias, der Prophet, ihm anbefohlen. Er las im Haus des Herrn die Herrenworte aus dem Buche vor. Im fünften Jahr des Judakönigs und Josiassohnes, Jojakim, am neunten Neumond, da geschah, daß man zu einem Fasten vor dem Herrn das ganze Volk Jerusalems berief, desgleichen alles Volk, das aus den Städten Judas nach Jerusalem gekommen war. Dabei las Baruch aus dem Buche des Jeremias Worte laut vor allem Volke vor, im Haus des Herrn, im Raum des Schreibers und Saphansohns, Gemarja, im oberen Hof, am neuen Tor am Haus des Herrn. Michaja, des Gemarja Sohn und Saphans Enkel, auch er vernahm die Herrenworte aus dem Buche alle. Da ging er zu dem Haus des Königs in den Raum des Schreibers; dort saßen eben alle Fürsten beieinander, der Schreiber Elisama und Delaja, des Semaja Sohn, und Elnatan, der Sohn des Akbor, und Gemarja, Saphans Sohn, und Sedekias, des Ananja Sohn, und alle andern Fürsten. Da meldete Michaja ihnen alle Worte, die er vernommen, als Baruch aus dem Buch dem Volk laut vorgelesen hatte. Da schickten alle diese Fürsten zu Baruch Jehudi, Netanjas Sohn und Enkel des Selemja, des Kusisohnes, und ließen sagen: »Bring die Rolle, aus der dem Volke du laut vorgelesen, mit und mach dich auf den Weg!« Da nahm Nerias Sohn, nahm Baruch, die Rolle mit und kam zu ihnen. Da sprachen sie zu ihm: »Lies sie noch einmal auch uns vor mit lauter Stimme!« Darauf las Baruch ihnen sie laut vor. Doch wie sie alle diese Worte hörten, da sahen sie erschrocken einander an und sprachen dann zu Baruch: »Das alles müssen wir dem König melden.« Den Baruch aber baten sie: »Teil uns doch mit: Wie schriebst du alle diese Worte für uns aus seinem Munde nieder?« Da sprach zu ihnen Baruch. »Er trug mir auswendig all diese Worte vor; dann schrieb ich sie mit Tinte in das Buch.« Die Fürsten sprachen nun zu Baruch: »Geh hin! Verbirg dich samt dem Jeremias! Und niemand wisse, wo ihr seid!« Dann gingen eilends sie zum König, nachdem sie in des Schreibers Elisama Kammer die Rolle hinterlegt, und meldeten dem König selbst all diese Dinge. Der König sandte den Jehudi hin, die Rolle beizubringen; der holt' sie aus des Schreibers Elisama Kammer; Jehudi las sie laut dem König vor und allen Fürsten um den König. Der König aber saß im Winterhaus im neunten Monat, vor ihm ein brennend Kohlenbecken. Sooft Jehudi drei, vier Spalten vorgelesen, schnitt er sie mit dem Federmesser ab und warf sie in das Feuer im Kohlenbecken, bis die ganze Rolle ins Feuer in dem Kohlenbecken kam. Sie aber zeigten keinen Schrecken und zerrissen ihre Kleider nicht, weder der König noch ein einziger seiner Diener, die alle diese Worte angehört. Doch gleichwohl hatten Elnatan und Delaja und Gemarja den König flehentlich gebeten, er möge doch die Rolle nicht verbrennen; er aber hörte nicht auf sie. Vielmehr befahl der König Jerachmeel, dem Königssohne, dem Sohne Azriels, Seraja und Adeels Sohne, Selemja, den Schreiber Baruch zu verhaften samt Jeremias, dem Propheten; der Herr jedoch hielt sie verborgen. Darauf erging das Wort des Herrn an Jeremias, nachdem der König jene Rolle mit den Worten verbrannt, die Baruch aus des Jeremias Munde aufgeschrieben hatte. Dies war sein Inhalt: »Jetzt nimm dir eine andre Rolle und schreib darauf die früheren Worte alle, die auf der ersten Rolle standen und die der König Judas, Jojakim, verbrannt! Auch gegen Jojakim, den Judakönig, sollst du sprechen: So spricht der Herr: "Du hast die Rolle verbrannt mit diesen Worten: »Was schriebst du da hinein: Ganz sicher kommt der Babelkönig, verheert das Land und tilgt daraus so Mensch wie Vieh?«" Dafür spricht gegen Jojakim, den Judakönig, so der Herr: "Nicht soll er einen Erben auf dem Throne Davids haben! Sein Leichnam soll bei Tag der Hitze, bei Nacht der Kälte preisgegeben sein! Ich such an ihm und seinem Stamm und seinen Dienern ihre Sünde heim. Ich bringe über sie und die Bewohner von Jerusalem und alle Männer Judas all dies Unheil, das ich ihnen angedroht. Sie aber hören nicht darauf."« Da nahm sich Jeremias eine andre Rolle und gab sie dem Neriasohn und Schreiber Baruch. Er schrieb darauf aus Jeremias' Munde den ganzen Inhalt jenes Buches, das ihm der Judakönig Jojakim verbrannt. Sie ward vermehrt mit vielen Reden gleicher Art. Jeremias im GefängnisUnd Sedekias, des Josias Sohn, ward König, anstelle Jojachins, des Sohnes Jojakims, den Nebukadrezar, Babels König, einst zum König über das Land Juda eingesetzt. Doch weder er noch seine Diener noch die Bevölkerung des Landes hörten auf das Wort des Herrn, das er durch den Propheten Jeremias, redete. Nun sandte König Sedekias den Jehukal, Sohn des Selemia, dazu den Priester Sophonjas, Maasejas Sohn, zu Jeremias, dem Propheten, mit der Weisung: »Fleh doch für uns zum Herrn, zu unsrem Gott!« Und Jeremias ging noch immer unterm Volk umher, weil man ihn noch nicht eingekerkert hatte. Inzwischen brach das Heer des Pharao aus Ägypten auf. Als die Chaldäer, die Jerusalem belagerten, die Kunde davon hörten, zogen sie sich von Jerusalem zurück. Darauf erging das Wort des Herrn an den Propheten Jeremias also lautend: »So spricht der Herr, Gott Israels: Zum Judakönig sprecht, der euch zu mir gesandt, mich zu befragen, also: "Fürwahr, das Heer des Pharao, das euch zu Hilfe ausgezogen, kehrt wieder in sein Land zurück, in das Ägypterland! Dann kommen die Chaldäer wieder, belagern abermals die Stadt, erobern und verbrennen sie.« So spricht der Herr: "Ah! Täuscht euch nicht und wähnet nicht, es ziehen die Chaldäer wirklich von uns ab. Sie sind nicht weggezogen. Und schlüget ihr die ganze Heeresmacht der euch belagernden Chaldäer, und blieben nur noch einige Verwundete davon in ihren Zelten einzeln übrig, sie ständen auf, und sie verbrannten diese Stadt."« Als nun die Heermacht der Chaldäer von Jerusalem abzog, wegen der Heermacht Pharaos, ging von Jerusalem auch Jeremias, um ins Gebiet von Benjamin sich zu begeben und dort im Stamme eine Erbschaft anzutreten. Als er ins Benjaminstor trat, war auf der Wache dort ein Mann mit Namen Jeria, Selemjas Sohn und Enkel des Ananja. Da hielt er den Propheten Jeremias mit den Worten an: »Du läufst zu den Chaldäern über.« Doch Jeremias sprach: »Es ist nicht wahr. Nie laufe ich zu den Chaldäern über«, und achtete nicht mehr auf ihn. Jeria aber nahm den Jeremias fest und führte ihn den Fürsten vor. Die Fürsten aber wurden über Jeremias zornig; sie stäupten ihn und brachten ihn in das Gefängnis, in das Haus des Schreibers Jonatan; denn dieses hatten sie zum Kerker ausgestattet. So kam denn Jeremias in das Brunnenhaus, und zwar in das Gewölbe. Dort mußte Jeremias viele Tage bleiben. Einmal ließ ihn der König Sedekias holen. In seinem Haus befragte ihn der König heimlich: »Gibt's von dem Herrn ein Wort zu künden?« Da sagte Jeremias: »Ja!« Er sprach sodann: »Dem Babelkönig wirst du ausgeliefert werden.« Dann sagte Jeremias zum König Sedekias: »Womit habe ich's an dir und deinen Dienern, an diesem Volk verschuldet, daß ihr mich ins Gefängnis werft? Wo sind nun die Propheten, die euch prophezeien: "Der Babelkönig kommt nicht über euch und dieses Land?" Nun hör, mein Herr und König! Laß meine Bitte vor dich kommen! Schick mich nicht abermals ins Haus des Schreibers Jonatan, damit ich dort nicht sterben muß!« Der König Sedekias gab darauf Befehl. So brachte man Jeremias im Wachthof in Gewahrsam und gab ihm einen Brotlaib täglich aus der Bäckergasse, bis alles Brot der Stadt zu Ende war. Seitdem saß Jeremias nun im Wachthof. Jeremias aus Lebensgefahr gerettetDa hörten Mattans Sohn Sephatja, Gedalja, Paschurs Sohn, und Jukar, des Selemja Sohn, und Paschur, des Malkia Sohn, die Worte, die Jeremias sprach zum ganzen Volke: »So spricht der Herr: "Wer hier in dieser Stadt verbleibt, der stirbt durchs Schwert, den Hunger und die Pest; wer den Chaldäern sich ergibt, erbeutet seine Seele und bleibt am Leben.« So spricht der Herr: "Gewiß wird diese Stadt dem Heer des Babelkönigs überliefert, der sie erobert."« Da sprachen die Fürsten zum König: »Der Mann müßte getötet werden, weil er die Krieger, die in der Stadt noch übrig sind, wie auch das ganze Volk entmutigt, weil er vor ihnen solche Reden führt; denn dieser Mann ist nicht aufs Heil für unser Volk bedacht, nein, nur auf Unheil.« Da sprach der König Sedekias: »Wohlan, er sei in eurer Hand! Denn gegen euch vermag der König nichts.« Da nahmen sie den Jeremias und warfen ihn in die Zisterne des Prinzen Malkias im Wachthof. Sie ließen ihn hinab an Stricken. In der Zisterne war kein Wasser, sondern Schlamm, und Jeremias sank in diesen Schlamm. Da hörte der Äthiope Ebedmelech, ein Eunuche, der eben in des Königs Hause war, man habe den Jeremias in den Brunnen geschafft; der König aber weilte unterdes im Tore Benjamins. Darauf ging Ebedmelech aus dem Haus des Königs und sprach zum König: »Mein Herr und König! Gar übel taten jene Männer an dem Propheten Jeremias, da sie ihn in den Brunnen warfen, daß er dort Hungers stürbe, weil's in der Stadt kein Brot mehr gibt.« Da wies der König den Äthiopen Ebedmelech an: » Nimm dir von hier drei Männer mit und holet den Propheten Jeremias aus dem Brunnen, bevor er stirbt.« Da nahm Ebedmelech die Männer mit, ging in das Haus des Königs oben in die Kleiderkammer, nahm dorten Lumpen von zerrissenem und zerschlissenem Zeug und ließ an Stricken sie zu Jeremias in den Brunnen. Dann sprach der Äthiope Ebedmelech zu Jeremias: »Leg diese Lumpen von zerrissenem und zerschlissenem Zeug dir unter deine Achseln und um diese Stricke!« Und Jeremias tat so. Sie zogen nunmehr Jeremias an den Stricken hoch und holten ihn so aus dem Brunnen. Und Jeremias blieb fortan im Wachthof. Der König Sedekias ließ jedoch sich den Propheten Jeremias holen zum dritten Eingange im Haus des Herrn. Der König sprach zu Jeremias: »Ich will dich etwas fragen. Verhehl mir nichts!« Da sprach zu Sedekias Jeremias: »Verkünde ich es dir, läßt du mich töten. Geb ich dir aber einen Rat, so hörst du nicht auf mich.« Da schwur der König Sedekias Jeremias insgeheim: »So wahr der Herr lebt, der es macht, daß uns jetzt so zu Mute ist: Ich lasse dich nicht töten und gebe dich nicht preis den Leuten, die dir nach dem Leben trachten.« Und Jeremias sprach zu Sedekias: »So spricht der Herr, der Heeresscharen Gott, Gott Israels: "Ergibst du dich den Obersten des Babelkönigs, dann bleibt dein Leben ungefährdet, und diese Stadt wird nicht verbrannt. Du bleibst samt deinem Haus am Leben. Ergibst du aber dich den Obersten des Babelkönigs nicht, dann fällt die Stadt in der Chaldäer Hand; sie werden sie verbrennen. Auch du entrinnst nicht ihren Händen.'" Der König Sedekias sprach zu Jeremias: »Ich sorge mich der Juden wegen, die schon zu den Chaldäern überliefen, daß sie mich diesen überlassen, um ihren Spott mit mir zu treiben.« Darauf sprach Jeremias: »Sie liefern dich nicht aus. Folg doch dem Wort des Herren nach dem, was ich dir künde! Dann geht's dir gut, und du bleibst so am Leben. Doch sträubst du dich, dich zu ergeben, so ist es dies, was mir der Herr gezeigt: "Fürwahr, die Weiber all, die in des Judakönigs Haus noch übrig sind, sie werden vorgeführt den Obersten des Babelkönigs und sprechen: "Betrogen haben dich und überredet deine guten Freunde. Sie lockten deine Füße in den Sumpf und ließen dich im Stich.' Denn alle deine Weiber, deine Söhne wird man hinaus zu den Chaldäern führen; auch du entrinnst nicht ihren Händen; du wirst vielmehr dem Babelkönig überliefert, und diese Stadt wird man verbrennen.'" Da sprach zu Jeremias Sedekias: »Kein Mensch darf von der Unterredung wissen; sonst mußt du sterben. Doch sollten je die Fürsten es erfahren, daß ich mit dir geredet, und kämen sie zu dir und sagten: "Teil uns doch mit, was du zum Könige gesprochen! - Verhehle uns aber nichts davon, sonst bringen wir dich um! - und was der König dann zu dir gesagt', so sage ihnen: "Ich bat den König flehentlich, mich nicht mehr in das Haus des Jonatan zurückzuschicken, daß ich dort stürbe.'" Und wirklich kamen alle Fürsten zu Jeremias und fragten ihn. Doch gab er ihnen so Bescheid, wie ihm der König anbefohlen. Da ließen sie ihn gehen, weil von dem Vorgang weiter nichts bekannt geworden war. Und Jeremias blieb im Wachthof bis zum Tage, da Jerusalem erobert ward. Er blieb am Leben bei Jerusalems Eroberung. Jerusalems EroberungIm neunten Jahr des Judakönigs Sedekias, im zehnten Monat, zog Babels König Nebukadrezar mit seinem ganzen Heere vor Jerusalem, um dieses einzuschließen. Im elften Jahre des Sedekias, am neunten Tage des vierten Monats, ward Bresche in die Stadt gelegt. Da kamen alle Obersten des Babelkönigs und ließen sich am Mitteltore nieder, Nergalsareser, Samgar Nebo, Sarsekim, der Oberkämmerer, der Obermagier Nergalsareser und alle anderen Obersten des Babelkönigs. Als aber Sedekias, Judas König, sowie das ganze Kriegsvolk sie erblickten, ergriffen sie die Flucht und gingen aus der Stadt zur Nachtzeit auf dem Weg zum Königsgarten, durch das Tor, das zwischen den zwei Mauern liegt, und zwar ging er hinaus der Jordansteppe zu. Darauf verfolgten die Truppen der Chaldäer sie und holten in den Steppen Jerichos den Sedekias ein, ergriffen ihn und führten ihn zum Babelkönig Nebukadrezar, nach Ribla in dem Land von Hamat, und er sprach ihm das Urteil. Des Sedekias Söhne ließ der Babelkönig zu Ribla selbst vor seinen Augen schlachten. Auch alle Edlen Judas ließ der Babelkönig abschlachten. Den Sedekias aber ließ er blenden und in Ketten legen und mit nach Babel nehmen. Das Königshaus sowie den Tempel verbrannten die Chaldäer, und sie zerstörten auch die Mauern von Jerusalem. Des Volkes Rest, der in der Stadt verblieb, sowie die Überläufer, die ihm zugelaufen waren, des Volkes Rest, der übrig blieb, die führte Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, nach Babel weg. Von den geringen Leuten aber, die nichts hatten, ließ Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, noch etliche im Judaland zurück und schenkte ihnen an jenem Tage Weingärten und Äcker. Für Jeremias gab der Babelkönig Nebukadrezar dem Nebuzaradan, dem Obersten der Leibwächter, Befehl: »Hol ihn; trag für ihn Sorge! Laß ihm kein Leid geschehen! Wie er dir sagt, so tu mit ihm!« Darauf ließen Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, der Oberste der Kämmerer, Nebusazban, der Obermagier Nergalsareser und alle Obersten des Babelkönigs den Jeremias aus dem Wachthof holen und übergaben ihn Gedalja, dem Sohne Achikams, des Saphansohnes, auf daß er ihn in Freiheit setze und nach Haus entließe. So blieb er mitten unterm Volke. An Jeremias aber war ein Herrenwort ergangen, als er in Haft im Wachthof war: »Geh! Sprich zu Ebedmelech, dem Äthiopen: "So spricht der Heeresscharen Herr, Gott Israels: Fürwahr, Ich lasse meine Worte über diese Stadt zum Unheil, nicht zum Heile, in Erfüllung gehen, und zwar an diesem Tage. Vor deinen Augen wird's geschehen. Dich aber errette ich an jenem Tage.' Ein Spruch des Herrn. "Du fällst nicht in der Männer Hand, vor denen es dir graut. Nein! Ich errette dich gewiß. Du fällst nicht durch das Schwert. Du wirst dein Leben dir erbeuten, weil du auf mich vertraust.'« Ein Spruch des Herrn. Jeremias und GedaljaDas Wort, das von dem Herrn an Jeremias ging, nachdem ihn Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, von Rama hatte gehen lassen. Als er ihn holen ließ, da war mit Ketten er gefesselt, inmitten aller der Gefangenen Jerusalems und Judas, die abgeführt nach Babel werden sollten. Der Oberste der Leibwächter ließ Jeremias holen und sprach zu ihm: »Der Herr, dein Gott, hat diesem Ort dies Unheil angedroht. Der Herr hat es erfüllt. Er tat so, wie er angedroht; denn ihr versündigtet euch an dem Herrn und hörtet nicht auf seine Stimme; drum hat euch dies Geschick getroffen. Doch heute löse ich dich aus den Ketten, die an deinen Händen sind. Beliebt es dir, mit mir nach Babel mitzugehn, dann komm! Ich sorg für dich. Beliebt's dir aber nicht, mit mir nach Babel mitzugehn, dann laß es sein! Das ganze Land steht dir dann offen. Wohin zu gehen es dir gut und recht erscheint, geh hin!« Als er noch immer nichts erwiderte, sprach er: »Geh zu Gedalja, dem Sohn des Achikam und Enkel Saphans! Ihn hat der Babelkönig über Judas Städte eingesetzt. Bleib unterm Volk bei diesem, oder geh, wohin zu gehn es dir beliebt!« Alsdann beschenkte ihn der Oberste der Leibwächter mit Zehrung und mit einer Ehrengabe; hierauf entließ er ihn. Und Jeremias kam so zu Gedalja, dem Sohn des Achikam, nach Mispa und blieb bei ihm dort unterm Volk, das noch im Lande war. Da hörten alle Obersten der Scharen auf dem freien Feld, samt ihren Leuten, daß Babels König den Gedalja, Achikams Sohn, zum Statthalter im Lande eingesetzt und daß er ihm die Männer, Weiber, Kinder unterstellt, und von den armen Leuten im Lande jenen Teil, der nicht nach Babel abgeführt war. Da kam nach Mispa zu Gedalja Ismael, der Sohn Netanjas, mit ihm Jochanan und von Karechs Söhnen Jonatan, Seraja, des Tanchumet Sohn, die Söhne Ephai's, des Netophatiters, sowie Jezanja, des Maakatiters Sohn, und ihre Leute. Da schwur der Sohn des Achikam, Gedalja, ihnen samt ihren Leuten zu: »Habt keine Angst, euch den Chaldäern zu ergeben! Bleibt hier im Land und seid dem Babelkönig untertan! Dann geht's euch gut. Ich selber bleibe hier in Mispa, um euch vor den Chaldäern zu vertreten, die zu uns kommen. Ihr aber erntet ruhig Wein und Obst und Öl und legt es ein und bleibt in euren Städten, die ihr euch erwählt!« Und auch die andern Juden alle, die in Moab bei den Ammonitern und in Edom und in all den andern Ländern waren, hörten, Babels König habe Juda einen Rest gelassen und über sie des Achikam Sohn, Gedalja, den Enkel Saphans, eingesetzt. Da kehrten alle Juden aus den Orten insgesamt zurück, in die sie überall versprengt gewesen, und kamen in das Judaland nach Mispa zu Gedalja. Da ernteten sie Wein und Obst in großer Menge. Da kam Jochanan, Karechs Sohn, samt allen Heeresobersten im freien Felde nach Mispa zu Gedalja und sie sagten ihm: »Weißt du, daß Baalis, der Ammoniterkönig, den Ismael, Netanjas Sohn gesandt, dich zu ermorden?« Gedalja aber, Sohn Achikams, schenkte ihnen keinen Glauben. Jochanan, Karechs Sohn, sprach aber zu Gedalja insgeheim in Mispa: »Ich gehe hin und morde Ismael, Netanjas Sohn. Kein Mensch soll es erfahren. Was soll er dich ums Leben bringen, daß alle, die von Juda sich um dich gesammelt, sich abermals zerstreuen und Judas Rest verlorengehe?« Achikams Sohn jedoch, Gedalja, sprach zu Karechs Sohn, Jochanan: »Tu dies nicht! Du redest über Ismael nur, was nicht wahr. Gedaljas ErmordungAm siebten Neumonde geschah's, daß Ismael, Netanjas Sohn und Elisamas Enkel, von königlicher Abstammung, sowie die königlichen Großen in Begleitung von zehn Männern nach Mispa zu Gedalja, Sohn Achikams, sich begaben. Als sie jedoch in Mispa miteinander speisten, erhob sich Ismael, Netanjas Sohn, und die zehn Männer bei ihm, und sie erschlugen Gedalja, des Achikams Sohn und Saphans Enkel mit dem Schwerte. So mordete er ihn, den Babels König hatte über das Land gesetzt, auch alle die Judäer, die in Mispa bei Gedalja waren, samt den Chaldäern, die dort waren. Sogar die Kriegermannschaft mordete Ismael. Und da geschah's am zweiten Tag nach der Ermordung des Gedalja, als noch kein Mensch es wußte, daß Leute aus Sichem, Silo und Samaria kamen, an achtzig Mann, mit abgeschorenen Bärten, zerrissnen Kleidern und zerfetzter Haut. Sie hatten Speiseopfer und Weihrauch bei sich, um sie in das Haus des Herrn zu bringen. Diesen ging Netanjas Sohn, Ismael, von Mispa aus entgegen, indem er unter Weinen seines Weges zog. Als er sie traf, sprach er zu ihnen: »Kommt zu Achikams Sohn Gedalja!« Sobald sie aber in die Stadt gekommen waren, erschlug Netanjas Sohn, Ismael, sie mitten an dem Brunnen, er und die Leute, die er bei sich hatte. Zehn Männer aber fanden sich darunter, die sprachen zu Ismael: »Töt uns nicht! Wir haben auf dem Feld noch Vorräte an Weizen, Gerste, Öl und Honig.« Da ließ er ab und tötete sie nicht mit ihren Brüdern. Doch die Zisterne, in die Ismael die Leichen aller dieser Männer werfen ließ, die er um des Gedalja willen hat erschlagen, war die Zisterne, die der König Asa gen Baësa, Israels König, einst gegraben hatte. Sie füllte Ismael, Netanjas Sohn, mit den Erschlagenen. Dann führte Ismael den ganzen Rest des Volks in Mispa weg, die Königstöchter und das ganze Volk, das noch in Mispa übrig, das Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, dem Sohn des Achikam Gedalja übergeben hatte. Sie führte Ismael, Netanjas Sohn, gefangen fort. So zog er hin und wollte zu den Ammonitern übergehen. Als Jochanan, des Karech Sohn, und alle Heeresobersten bei ihm, von all dem Unheil hörten, das Ismael, der Sohn Netanjas, angestiftet, nahmen alle Leute sie und zogen hin, mit Ismael, Netanjas Sohn, zu kämpfen. Sie trafen ihn am großen Wasser zu Gibeon. Wie dann das ganze Volk bei Ismael den Karechsohn Jochanan und alle Heeresobersten bei ihm erblickte, ward es froh. Das ganze Volk, das Ismael gefangen aus Mispa weggeführt, machte nun kehrt und ging zum Karechsohn Jochanan über. Doch Ismael, Netanjas Sohn, entkam mit noch acht Männern dem Jochanan, und er gelangte zu den Ammonitern. Da nahm des Karech Sohn, Jochanan, und alle Heeresobersten bei ihm den ganzen Rest des Volkes, den er dem Ismael, Netanjas Sohn, aus Mispa abgenommen, als er Achikams Sohn, Gedalja, schnöd ermordet hatte, die Männer, Krieger, Weiber, Kinder und Eunuchen, die er von Gibeon zurückgebracht. Sie zogen ab und hielten Rast in Kimhams Herberge seitwärts von Bethlehem; sie wollten nach Ägypten, aus Furcht vor den Chaldäern. Sie fürchteten sich nämlich vor diesen, weil Ismael, Netanjas Sohn, Gedalja, Achikams Sohn, ermordet hatte; ihn aber hatte Babels König eingesetzt über das Land. Jeremias warnt vor ÄgyptenDa kamen alle Heeresobersten mitsamt Jochanan, Karechs Sohn, sowie Asarja, Maasejas Sohn, und allem Volk vom Kleinsten bis zum Größten und sprachen zum Propheten Jeremias: »Möge unsre Bitte Erhörung bei dir finden; bete du für uns zum Herrn, deinem Gott, für diesen ganzen Rest! Von vielen sind wir bloß ein kleines Häuflein übriggeblieben, wie du uns vor dir siehst. Möge uns der Herr, dein Gott, den Weg kundtun, den wir betreten, und den Beschluß, den wir jetzt fassen sollen!« Da sprach zu ihnen Jeremias, der Prophet: »Nun gut! Ich will zum Herren, eurem Gotte, nach eurem Wunsche beten und sag euch den Bescheid, den euch der Herr zukommen läßt. Nicht ein Wort werde ich vor euch verschweigen.« Da sprachen sie zu Jeremias: »Der Herr sei gegen uns ein ganz wahrhaftiger und ganz genauer Ankläger, falls wir nicht ganz genau, den Weisungen gemäß, so tun, wie es der Herr durch dich uns anweist, sei's Gutes oder Schlimmes! Nur auf die Stimme unseres Herrn und Gottes, zu dem wir dich entsenden, wollen wir hören. Daß es uns gut ergehe, weil wir auf des Herren, unseres Gottes, Stimme hören wollen!« Und nach zehn Tagen erging das Herrenwort an Jeremias. Da rief er Karechs Sohn, Jochanaan, und alle Heeresobersten bei ihm, sowie das ganze Volk, vom Kleinsten bis zum Größten. Er sprach zu ihnen. »So spricht der Herr, Gott Israels, zu dem ihr mich gesandt, damit ich euer Flehen vor ihn brächte: "Wenn ihr in diesem Lande bleibet, dann baue ich euch auf und reiße es nicht wieder ein und pflanze euch darein und reiße es nicht wieder aus. Denn mich gereut des Unheils, das ich euch angetan. Habt keine Angst vor Babels König, vor dem ihr jetzt in Schrecken seid! Habt keine Angst vor ihm!" Ein Spruch des Herrn. "Ich bin mit euch, um euch zu helfen und euch aus seiner Hand zu retten. Ich lasse euch Erbarmen finden, daß er sich euer erbarmt und euch in eurem Lande wohnen läßt.' Doch wenn ihr denkt: "Wir bleiben nicht in diesem Land,' und achtet ihr nicht auf des Herren, eures Gottes, Stimme und sprechet: »Nein! Nach Ägypten ziehen wir. Dort hören wir vom Krieg nichts mehr und müssen nicht Trompetenschall vernehmen und haben nicht nach Brot zu hungern. Dort lassen wir uns nieder.' Nun denn, so hört für solchen Fall das Wort des Herrn, die ihr von Juda übrig seid! So spricht der Heeresscharen Herr, Gott Israels: Beharrt ihr auf der Reise nach Ägypten, und zieht ihr hin, als Gäste dort zu weilen, dann trifft euch im Ägypterland das Schwert, vor dem ihr bangt; die Hungersnot, vor der ihr zagt, verfolgt euch bis in das Ägypterland. Dort sterbet ihr. Und alle Männer, die darauf beharren, in das Ägypterland zu kommen, um dort als Gäste zu verweilen, erliegen durch das Schwert, den Hunger und die Seuche. Dem Unheil, das ich über sie verhänge, entkommt, entrinnt nicht einer unter ihnen.' So spricht der Heeresscharen Herr, Gott Israels: "Wie sich mein Zorn und meine Wut einst über die Bewohner von Jerusalem ergossen, so wird mein Grimm sich über euch ergießen, wenn ihr nach Ägypten zieht. Ihr werdet zur Verwünschung, zum Entsetzen, zum Fluch und zum Gespött. Ihr sehet diesen Ort nicht wieder.' Gesagt hat's euch der Herr, ihr Rest von Juda: "Zieht mitnichten nach Ägypten! Ihr werdet es erfahren. Ich warne euch im voraus.' Ihr haltet mit Gefahr für euer Leben einen nur zum besten; ihr sandtet mich zum Herren, eurem Gott, und sprachet: "Bete für uns zum Herren, unserm Gott! Was unser Herr und Gott verkündet, dieses melde uns! Wir tun es dann.' Ich hab es heute euch vermeldet. Ihr aber hörtet auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, in nichts, womit er mich für euch beauftragt hat. Nun werdet ihr's erfahren: Durch Schwert, durch Hunger und durch Pest erlieget ihr am Orte, wohin es euch zu ziehn gelüstet, um dort als Gäste zu verweilen.« Flucht nach ÄgyptenJeremias teilte dem gesamten Volk all diese Worte von dem Herrn, ihrem Gotte, mit; denn der Herr, ihr Gott, hatte ihn damit an sie gesandt. Er teilte all diese Worte bis zu Ende mit. Da sprach Azarja, Maasejas Sohn, und Karechs Sohn, Jochanan, und all die Männer sprachen, arg sich überschreiend, zu Jeremias: »Nicht wahr ist, was du sprichst! Dich schickt der Herr, unser Gott, nicht mit der Weisung her: "Ihr sollt nicht nach Ägypten zieh'n, um dort als Gäste zu verweilen!" Nein, Baruch, des Neria Sohn, reizt gegen uns dich auf. Er will uns den Chaldäern überliefern, daß man uns töte oder uns nach Babel bringe.« So hörten denn Jochanan, Karechs Sohn, und alle Heeresobersten, sowie das ganze Volk nicht des Herren Stimme, daß sie im Judaland geblieben wären. Vielmehr nahm Karechs Sohn, Jochanan, und alle Heeresobersten den ganzen Rest von Juda; er war zurückgekehrt aus all den Völkern, wohin sie sich zerstreut, um in dem Judaland zu bleiben, die Männer, Weiber, Kinder, die Königstöchter und alle anderen Personen. Sie hatte Nebuzaradan, der Leibwache Oberster, bei Achikams Sohn und Saphans Enkel, Gedalja, zurückgelassen, auch den Propheten Jeremias, und Nerias Sohn, Baruch. So zogen sie ins Land Ägypten, im Ungehorsam gegen des Herren Stimme. Sie kamen bis Tachpanches. Darauf erging das Wort des Herrn an Jeremias zu Tachpanches, also lautend: »In deine Hand nimm große Steine! Vergrabe sie im Boden, wohl bedeckt, am Eingang zu des Pharaos Haus dort zu Tachpanches in Gegenwart jüdischer Männer! Und sprich zu ihnen: "So spricht der Heeresscharen Herr, Gott Israels: Ich hole her den Babelkönig, Nebukadrezar, meinen Knecht, und stelle seinen Thron auf diese Steine, die ich allhier versenken ließ. Er spannt sein Teppichzelt darüber. Er kommt und schlägt Ägypterland. Wer für die Pest bestimmt, verfällt der Pest, dem Kerker, wer dem Kerker, dem Schwerte, wer dem Schwerte zugewiesen. Ich lasse Feuer an die Häuser der ägyptischen Götter legen, und dies verbrennt sie samt den Tempeln. So säubert er das Land Ägypten, wie sein Gewand der Hirte säubert, und unversehrt zieht er von dannen. Und dann zertrümmert er des Sonnenhauses Obelisken in Ägypten; die Häuser der ägyptischen Götter brennt er nieder.'" Gegen die Flüchtlinge in ÄgyptenDas Wort erging an Jeremias über die Judäer alle, die sich im Land Ägypten, in Migdol, Tachpaneches, in Memphis und in dem Lande Patros niederließen: »So spricht der Heeresscharen Herr, Gott Israels: "Ihr selber habt das ganze Unheil miterlebt, das ich Jerusalem und allen andern Städten Judas zugefügt. Sie sind jetzt eine menschenleere Wüste. Der bösen Taten wegen, die sie trieben, mir zum Verdrusse. Sie räucherten im Dienste unaufhörlich den andern vordem unbekannten Göttern, die euch und euren Vätern unbekannt gewesen. Wohl sandte ich zu euch all meine Diener, die Propheten; ich sandte sie vom frühen Morgen an und ließ sie sprechen: "Treibt doch nicht solchen Greuel, den ich hasse!" Sie aber hörten nicht und neigten nicht ihr Ohr, daß sie von ihrem bösen Tun gelassen und den andern Göttern nicht geräuchert hätten. Und so ergoß sich meine Wut, mein Zorn und loderte in Judas Städten auf und in den Straßen von Jerusalem. Sie wurden eine wüste Öde, wie sie's noch heute sind.« Und nun spricht so der Herr der Heerscharen, Gott Israels: »Was tut ihr selbst euch solch ein großes Unheil an und rottet so aus Juda Mann und Weib und Kind und Säugling aus, laßt keinen Rest für euch mehr übrig? Durch eurer Hände Werk verdrießt ihr mich, wenn andern Göttern im Ägypterland ihr räuchert. Ihr seid dahin zu Gast gezogen, um euch Vernichtung zuzuziehen. So werdet ihr zum Fluch und zum Gespött bei allen Erdenvölkern. Habt ihr vergessen schon die Übeltaten eurer Väter und die der Könige von Juda, die seiner Fürsten und eure eignen Übeltaten, die eurer Weiber auch, die sie im Judaland und in den Straßen von Jerusalem verübt? Sie sind bis heute nicht zerknirscht und haben keine Angst und wandeln nicht nach meiner Lehre, meinen Satzungen, die ich dereinstens euch und euren Vätern vorgeschrieben.« Darum spricht so der Herr der Heerscharen, Gott Israels: »Ich bin zum Unheil gegen euch entschlossen, ganz Juda auszurotten. Und Judas Rest, der drauf besteht, sich zum Agypterlande zu begeben, um dort als Gast zu weilen, soll im Ägypterlande gänzlich aufgerieben werden. Vom Kleinsten bis zum Größten sterben sie durch Schwert und Hunger und werden so zum Fluch und zum Entsetzen, zum Spott und Hohn. Bestrafen will ich, die im Land Ägypten sich niederlassen, so wie ich Jerusalem bestraft, durch Schwert, durch Hunger und durch Pest. So gut wie keiner soll entrinnen und entkommen von Judas Rest, von denen, die gewillt sind, als Gäste im Ägypterland zu weilen, um später in das Judaland zurückzukehren, obwohl sie voller Sehnsucht sind, daselbst sich wieder anzusiedeln. Sie kehren nicht zurück; sie schwinden.« Darauf erwiderten dem Jeremias die Männer all, die wußten, daß ihre Weiber andern Göttern räucherten, und alle Weiber, die in großen Haufen daneben standen, und alles andre Volk, das im Ägypterland in Patros wohnte: »Was du uns in des Herren Namen angekündigt, dem stimmen wir nicht bei. Wir tun vielmehr, was wir gelobt, der Himmelskönigin zu räuchern und Trankopfer ihr zu spenden, wie wir und unsere Väter, unsere Könige und Fürsten in Judas Städten einst getan und in den Straßen von Jerusalem. Denn damals hatten wir noch Brot genug und lebten froh, von keinem Ungemach beschwert. Seitdem wir aber unterließen, der Himmelskönigin zu räuchern und Trankopfer ihr auszugießen, mangelt's uns an allem, und wir wurden durch das Schwert und durch den Hunger aufgerieben. Wenn wir der Himmelskönigin jetzt räuchern und ihr Trankopfer spenden, bereiten wir ihr Kuchen als ihr Bild und gießen ihr Trankopfer aus wohl ohne Wissen unsrer Männer?« Da sprach zum ganzen Volke Jeremias, zu Männern, Weibern und dem ganzen andern Volk, das eine solche Antwort ihm gegeben: »Das Räucherwerk, das ihr verbrannt in Judas Städten und in den Straßen von Jerusalem, ihr selber, eure Väter, eure Könige und eure Fürsten und die Landbevölkerung, ist dies dem Herrn nicht in Erinnerung geblieben? Zu Herzen ging es ihm. Der Herr hielt's länger nicht mehr aus ob eurer Taten Schlechtigkeit, der Greuel wegen, die ihr triebet. Und euer Land ward wüste, öde und verflucht und menschenleer, wie's heut noch ist. Gerade, weil ihr räuchertet und euch damit am Herrn verfehltet, nicht auf des Herren Stimme hörtet und nicht nach seiner Lehre, seinen Satzungen und Überlieferungen lebtet, darum traf euch dies Ungemach.« Alsdann sprach Jeremias zum gesamten Volk und allen Weibern:"Vernehmt das Wort des Herrn, ganz Juda, das im Land Ägypten weilt! So spricht der Herr der Heerscharen, Gott Israels: "Was ihr und eure Weiber offen ausgesprochen, vollbringt ihr auch mit euren Händen, also sprechend: »Wir wollen unsere Gelöbnisse erfüllen, die wir gemacht, der Himmelskönigin zu räuchern und ihr Trankopfer darzubringen.« Und sie erfüllen euere Gelöbnisse, vollziehn getreulich euere Gelübde.« Drum hör' das Wort des Herrn, ganz Juda, das du im Land Ägypten weilst! Fürwahr, bei meinem großen Namen schwöre ich', so spricht der Herr, "mein Name soll nicht fernerhin im Munde irgendeines Judamannes sein, so daß er spräche: »Bei dem Herrn, dem Herrn!« in irgendeinem Teil Ägyptens. Ich wache über sie zum Unheil, nicht zum Heile, und aufgerieben werden sollen alle Männer Judas, die sich im Land Ägypten finden, durchs Schwert und durch den Hunger bis zur Vernichtung! Nur die dem Schwert Entronnenen, sie dürfen aus Ägypterland zum Lande Juda kehren, nur wenige an Zahl, damit der ganze Rest von Juda, der nach Ägypterland zum Aufenthalt gezogen, erkenne, wessen Worte sich erfüllen, die meinen oder ihre. Und dies soll euch zum Zeichen sein", ein Spruch des Herren, "daß ich euretwegen diese Stätte strafe, damit ihr daraus seht, daß meine Worte auch an euch zum Unheil sich erfüllen können.« So spricht der Herr: "Ich liefere Ägyptens König, Pharao Hophra, aus an seine Feinde, seine Widersacher, so wie ich Judas König Sedekias ausgeliefert dem Babelkönige Nebukadrezar, seinem Feind und Widersacher."« An BaruchDas Wort, das Jeremias, der Prophet, zu Baruch, Sohn des Neria, sprach. Er hatte diese Reden in ein Buch geschrieben im vierten Jahr des Judakönigs und Josiassohnes Jojakim, nach Angabe des Jeremias: »So spricht er Herr, Gott Israels, von dir, Baruch: "Du sprachest: Wehe mir! Denn meinen Schmerz vermehrt der Herr durch Kummer; von meinem Seufzen bin ich müde; ich finde keine Ruhe.« So sprich zu ihm: "So spricht der Herr: Was ich gebaut, das reiß ich ein; was ich gepflanzt, das reiß ich aus, das ganze Land, das mir gehört. Und du verlangst für dich so Großes? Verlang es nicht! Ich bringe Unheil über alles Fleisch.« Ein Spruch des Herrn. Dein Leben gebe ich zur Beute dir an jenem Ort, wohin du gehen willst. Gegen ÄgyptenWas als ein Herrnwort an Jeremias, den Propheten, über die Heidenvölker erging: Über Ägypten und des Pharao Necho Heer, das an dem Euphratstrom bei Karkemis gestanden und das Nebukadrezar, Babels König, im vierten Jahr des Judakönigs Jojakim, des Sohnes des Josias, geschlagen hat. »Zurecht macht Schild und Wehr! Zum Kampfe tretet an! Schirrt Rosse an! Sitzt auf, ihr Reiter! Stellt euch auf im Helmschmuck! Ergreift die Lanzen! Legt die Panzer an! Was sehe ich sie so bestürzt? Sie weichen rückwärts. Die Krieger sind geschlagen; sie fliehen, ohne umzuschauen. Von allen Seiten Grauen!« Ein Spruch des Herrn. »Entkommen kann der Schnelle nicht, der Krieger sich nicht retten. Im Norden an dem Euphratstrom stürzen sie hin und fallen.« Wer stieg nur wie der Nil empor, und wessen Wasser brausten so wie die des Stromes? Ägypten stieg dem Nile gleich herauf; die Wasser brausten so wie die des Stromes. Es sprach: »Ich will hinauf, das Land bedecken und Städte samt den Insassen vernichten.« Stürmt her, ihr Rosse! Ihr Wagen, rennt! Rückt aus, ihr Krieger! Kuschiten, ihr von Put, ihr Schildgewappneten! Luditer, ihr erfahrenen Bogenschützen! Dem Herrn, dem Herrn der Heeresscharen, ist dieser Tag ein Rachetag; da rächt er sich an seinen Widersachern. Da frißt ein Schwert und sättigt sich, stillt sich an ihrem Blut. Ein Schlachtfest hält der Herr, der Heeresscharen Herr, im Nordland an dem Euphratstrom. Nach Gilead steig hinauf! Und hole Balsam dir, jungfräuliches Ägypten! Vergebens häufst du Heilungsmittel; Genesung gibt's für dich nicht mehr. Von deiner Schmach erfahren Heidenvölker; denn dein Geschrei erfüllt die Erde. Da straucheln Krieger über Krieger; sie stürzen allesamt zu Boden. Das Wort, das der Herr zu Jeremias sprach über den Zug des Babelkönigs Nebukadrezar zur Niederwerfung des Ägypterlandes: »Verkündet's in Ägypten! Laßt es in Migdol hören! In Memphis und Tachpanches ruft es aus! Und sprechet: Stell dich auf! Leg deine Rüstung an! Schon frißt ein Schwert um dich herum. Weswegen stürzen deine Helden fort, und warum halten sie nicht stand? Der Herr treibt sie dahin und schlägt sie in die Flucht. Da stürzt der eine zu dem andern wankend mit dem Rufe: "Auf! Laßt uns heim zu unserm Volke kehren, in unsere Heimat vor dem mörderischen Schwert!" Jetzt nennt den Pharao, Ägyptens König: "Getümmel bringt die Zeit herbei!" "So wahr ich lebe', ein Spruch des Königs, der Herr der Heeresscharen heißt: "So wie ein Tabor unter Bergen und wie ein Karmel an dem Meere, so zieht's heran. Mach dir zurecht die Reisebündel, Ägyptens Tochter, die so ruhig wohnt! Denn Memphis wird zur Wüstenei, zerstört und menschenleer. Ägypten ist wie eine Kuh mit schönem Maul; von Norden kommen Bremsen gegen sie. Auch seine Söldner, die bei ihm wie Kälber im Stalle stehn, sie kehren um und fliehen allzumal und machen nicht mehr Halt; denn ihres Unterganges Tag ist für sie angebrochen, die Stunde ihrer Heimsuchung. Ein Lärm wie der von Kriegern auf dem Marsche; mit Heeresmacht erscheinen sie und gehen ihm zu Leib mit Äxten, wie die, die Bäume fällen. Legt seinen Wald um!" Ein Spruch des Herrn. "Er ist ja undurchdringlich; mehr sind's ja ihrer als Heuschrecken ohne Zahl. Zu Schanden wird Ägyptens Tochter und ausgeliefert einem Volk des Nordens.' So spricht der Heeresscharen Herr, Gott Israels: "Ich suche heim in Norden Ammon, den Pharao mitsamt Ägypten und seine Götter, seine Könige, den Pharao samt denen, die ihm trauen. Und ihren Widersachern liefere ich sie aus und der Gewalt des Babelkönigs Nebukadrezar und seiner Diener. Hernach ist's wieder so besiedelt wie in alten Tagen.' Ein Spruch des Herrn. "Sei ohne Furcht, mein Diener Jakob! Erschrick nicht, Israel! Ich rette dich aus fernem Land und aus des Kerkers Lande deinen Stamm, daß Jakob wieder ruhig wohne und niemand mehr ihn schrecke. Sei also unbesorgt, mein Diener Jakob!" Ein Spruch des Herrn. "Ich selber bin bei dir. Den Untergang verhäng ich über all die Völker, wohin ich dich vertrieben habe. Nur über dich verhänge ich ihn nimmermehr. Mit Mäßigung will ich dich züchtigen; doch laß ich dich nicht völlig ungestraft.'" Gegen PhilistäaDas Wort des Herrn an den Propheten Jeremias über die Philister, bevor der Pharao Gaza überwand: So spricht der Herr: »Von Norden schwellen Wasser an; zum Wildbach werden sie und überschwemmen dieses Land und was es füllt, die Stadt und ihre Einwohner. Die Menschen schreien, und alle, die im Lande wohnen, heulen beim Schall des Hufschlags seiner Rosse, beim Rasseln seiner Wagen, beim Rollen seiner Räder. Die Väter blicken nicht nach ihren Kindern; erschlafft sind die Hände an jenem Tag, dazu bestimmt, ganz Philistäa zu verwüsten und jeden, der für Tyrus und für Sidon zur Hilfe übrig wäre, auszurotten. Der Herr will die Philister tilgen, den Rest der Insel Kaphtor. Kahlheit bricht über Gaza ein, und Askalon wird kahl gerauft! Du Rest aus ihrem Lande! Wie lang zerfleischest du dich noch? Du Schwert des Herrn! Wie lang noch bist du voller Unrast? Zurück in deine Scheide! Halt ein! Bleib ruhig! Wie aber kannst du rasten? Befehle gab ihm schon der Herr für Askalon und für das Meeresufer. Dorthin hat er's entboten.« Gegen MoabÜber Moab: So spricht der Heeresscharen Herr, Gott Israels: »Weh über Nebo! Verwüstet ist's. Zu Schanden wird jetzt Kirjataim und erobert. Zu Schanden wird gebrochen diese Hochburg. Und Moabs Ruhm erlischt; Unheil wird gegen es zu Hesbon ausgeheckt. "Herbei! Wir streichen Moab aus der Völker Zahl.' Und du, Madmen, wirst auch vernichtet; ein Schwert wird dich verfolgen. Aus Choronaim tönt ein lautes Schreien: "Verwüstung! Gräßliche Verheerung!" "Verheert ist Moab', so rufen schreiend seine Kinder. Zur Steige von Luchit steigt tränenreiches Weinen. Den Weg herab von Choronaim vernimmt man Schreien über Feindesnot. Fort! Rettet euer Leben, dem Dornbusch in der Wüste gleich! Du setzest dein Vertrauen auf deine Festungen und Vorratsmittel. Drum wirst du auch erobert, und Kamos geht in die Verbannung und seine Priester, seine Fürsten miteinander. Zerstörer überfallen jede Stadt; nicht eine Stadt entrinnt. Zugrunde geht das Tal; vernichtet wird die Ebene.« Das ist es, was der Herr gesprochen. »Verfluchet Moab! Bestimmt zieht's fort, und seine Städte werden öde, und niemand wohnt mehr drin. Den träfe ja der Fluch, der in des Herren Auftrag lässig wäre. Der Fluch träf den, der seinem Schwert im Blutvergießen Grenzen setzte. Von Jugend an lag Moab in der tiefsten Ruhe; auf seinen Hefen lag es ungestört, ward niemals umgegossen und zog niemals in Verbannung. Deswegen blieb ihm sein Geschmack, und sein Geruch ward nicht verändert. Jetzt aber kommen Tage«, ein Spruch des Herrn, »da sende ich zu ihm die Küfer, es umzugießen. Sie leeren die Gefäße, und dann zerschmettern sie die Krüge. Da schämt sich Moab über Kamos, gleichwie das Haus von Israel sich über Betel, seine Hoffnung, schämte. Wie könnt ihr sagen: "Wir sind Helden und tapfere Krieger"? Zerstört wird Moab, und seine Städte kommen auf die Schlachtbank, und seine besten jungen Krieger fallen drauf.« Ein Spruch des Königs, der Herr der Heerscharen heißt. »Dem Anfang nah ist Moabs Untergang; sein Unheil bricht gar schnell herein. Beklagt's, ihr seine Nachbarn all! Ihr alle, die von seinem Ruhme wissen, und sprecht: "Wie ward zerbrochen dieser starke Stock, der wunderschöne Stab?" Leg deinen Ruhmesschimmer ab: Zum Staube steig hinab, du Bürgerschaft von Dibon! Denn gegen dich zieht der Verwüster Moabs her, bricht deine Burgen. Heran zum Weg! Späh aus! Herzu, du Bürgerschaft von Aroër! Den Flüchtling frage, den Entronnenen! "Was ist geschehen?" Frage! Zuschanden wurde Moab; besiegt ist es. So heulet! Jammert! Am Arnon macht bekannt: "Verwüstet ist Moab!" Ein Strafgericht traf dieses Flächenland, Cholon, Jachaz und Mephaat, Dibon, Nebo und Bet Diblataim, Kirjataim, Bet Gamul und Bet Meon, Kerijot und Bosra und alle andern Städte in dem Lande Moab, die fernen wie die nahen. Zerbrochen wurde Moabs Horn, sein Arm zerschmettert.« Ein Spruch des Herrn. »Betrunken macht's! Dem Herren gegenüber hat es sich gebrüstet. In sein Gespei soll Moab klatschen und also zum Gespötte werden! Hast du nicht auch mit Israel ein ähnliches Gespött getrieben? Hat man's unter Dieben angetroffen, daß du dich schütteltest, sooft du von ihm sprachst? Fort aus den Städten! In Klüften haust! Bewohner Moabs! Macht's wie Tauben, die an des Abgrunds Rande kundig nisten! Wir hörten von dem übergroßen Hochmut Moabs, von seinem Übermute, seinem Stolz und seiner Anmaßung und Hoffart. Auch mir ist wohlbekannt«, ein Spruch des Herrn, »sein windiges Gebaren, und seine Schwätzer handeln windig. Deswegen klag ich über Moab und jammere um Moab insgesamt. Die Leute von Kircheres sind wohl zu bedauern. Mehr als man über Jaser weinte, bewein ich jetzt den Weinstock Sibmas, dich, dessen Ranken bis zum Meere gehen und bis nach Jaser reichen. In deinen Herbst und deine Lesezeit fällt der Verwüster. Aus Moabs Gartenland und Ackerfeld wird Lust und Jubel weggenommen. Den Wein, den laß ich aus den Kufen schwinden. Man tritt nicht nach dem Kelterliede mehr. Das Kelterlied ist jetzt kein Kelterlied. Von Hesbons Schreien zieht sich ihr Geschrei bis nach Elale und bis Jahas fort, von Soar bis nach Choronaim und bis zum dritten Eglat hin; denn auch die Wasser Nimrims sind verschüttet. Aus Moab will ich die vertilgen«, ein Spruch des Herrn, »die Opfer auf den Altar legen und seinem Gotte Weihrauch streuen. Drum seufzt mein Herz um Moab Trauerflöten gleich, und um die Männer von Kircheres seufzt mein Herz wie Trauerflöten, wenn das Ersparte doch verlorengeht. Ein jedes Haupt ist deshalb eine Glatze und jeder Bart gestutzt, an allen Armen Ritzwunden, an allen Hüften Bußgewänder. Auf allen Dächern Moabs, auf seinen Plätzen nichts als Weheklagen, weil ich Moab so zerschmettere, als wärs ein mißliebig Gefäß.« Ein Spruch des Herrn. »Wie ist's doch zugerichtet! Vergießet Tränen! Wie schimpflich zeigte Moab seinen Rücken! Für seine ganze Nachbarschaft dient Moab zum Entsetzen und Gespött.« So spricht der Herr: »Dem Adler gleich fliegt es heran und breitet seine Flügel über Moab hin. Die Städte werden eingenommen, die Festungen erobert. Das Herz der Helden Moabs gleicht an diesem Tag dem Herzen eines Weibs in Wehen. Getilgt wird Moab aus der Völker Reihe; es brüstet sich dem Herren gegenüber. So kommen Grauen, Grube, Garn, du Bürgerschaft von Moab, über dich.« Ein Spruch des Herrn. »Wer vor dem Grauen flieht, der fällt in eine Grube, und wer nicht in die Grube fällt, verfängt sich in dem Garn. Ich bringe solches über Moab im Jahre seiner Heimsuchung.« Ein Spruch des Herrn. »Sonst blieben die erschöpften Flüchtlinge im Schatten Hesbons stehen. Nun aber geht aus Hesbon Feuer aus und Flammenglut aus Sichon, und sie verzehrt die Schläfen Moabs mitsamt dem Hinterhaupt der Söhne des Gelärms. Weh, Moab, dir! Aus ist es mit dem Volk des Kamos. Gefangen werden deine Söhne fortgeschleppt und deine Töchter in Verbannung. Doch wende ich das Schicksal Moabs am Schluß der Tage.« Ein Spruch des Herrn. - Soweit die Strafgerichte über Moab! Gegen Ammon und andere VölkerÜber die Ammoniter: So spricht der Herr: »Hat Israel denn keine Söhne? Hat es denn keinen Erben? Warum nimmt Milkom Gad für sich und läßt sich dort sein Volk in dessen Städten nieder? Drum kommen, wahrlich, Tage«, ein Spruch des Herrn, »da laß ich gegen Rabbat in der Ammoniter Land ein Kriegsgeschrei ertönen. Zu Trümmerhaufen wird's, und seine Tochterstädte brennen nieder, und Israel beerbt, die selbst es einst beerbt.« So spricht der Herr. »Du, Hesbon, weine! Vertilgt ist Haj. Wehklagt, ihr Töchter Rabbas! Umgürtet euch mit Bußgewändern! Schlagt an eure Brust! Und lauft von Ort zu Ort! In die Gefangenschaft muß Milkom ziehen und seine Priester, seine Fürsten miteinander. Was prahlst du von den Tälern, dein Talgrund fließe immer, verkehrte Tochter du, die sich auf ihre Schätze ganz verläßt: "Wer kommt mir darin gleich?" Führwahr, ich bringe Grauen über dich«, ein Spruch des Herrn, des Herrn der Heerscharen, »von allen Seiten um dich her, daß einer vor sich her den andern treibe und niemand mehr die Flüchtigen sammle. Doch später wende ich der Ammoniter Schicksal.« Ein Spruch des Herrn. Über Edom: So spricht der Heeresscharen Herr: »Ist keine Weisheit mehr in Teman? Kam bei den Klugen Rat abhanden? Ist ihre Weisheit jetzt verschüttet? Fort! Geht davon! Versteckt euch tief, Bewohner Dedans! Denn Not verhäng ich über Esau, die Zeit, da ich ihn strafe. Wenn Winzer über dich gekommen wären, sie hätten keine Nachlese zurückgelassen? Wenn Diebe in der Nacht, dann hätten sie nur soviel Schaden angerichtet, bis sie genügend hatten. Ich selber decke Esau auf und ziehe sein Verstecktestes hervor. Verstecken kann man sich nicht mehr; zugrund geht sein Geschlecht. Um seine Brüder ist's geschehen, seine Nachbarn. Laß deine Waisen, auf daß ich das Leben ihnen wahre! Vertrauen mögen deine Witwen nur auf mich!« So spricht der Herr: »Die's nicht verdient, den Kelch zu trinken, die mußten ihn, wahrhaftig, leeren. Und du willst frei ausgehen? Nein! Du mußt ihn trinken. Ich schwöre bei mir«, ein Spruch des Herrn, »zum Spott und zum Entsetzen, zur Wüste und zum Fluch wird Bosra und alle seine Städte ewig Ödland.« Ich hörte von dem Herrn das Aufgebot. Ein Bote wurde an die Heidenvölker abgesandt: »Versammelt euch! Rückt jetzt dawider! Brecht auf zum Kampfe!« »Ich mache dich zum kleinsten Volke, zu dem verachtetsten der Welt. Die Angst vor dir, dein Übermut hat dich betört, daß du in Felsenhängen wohnst, dich an den steilen Hang anklammerst. Und hättest du dein Nest so hoch wie Adler, ich stürzte dich von dort herab.« Ein Spruch des Herrn. »Und Edom wird zur Öde werden. Ein jeder Wandersmann wird staunend über alle seine Wunden spotten. Wie's war, als Sodoma und Gomorrha mit ihren Nachbarstädten einst vernichtet wurden,« so spricht der Herr, »so wohnt auch dort kein menschlich Wesen mehr, und niemand weilt darin. Wie Löwen aus des Jordans Dickichte in wasserreiche Auen dringen, so laß' ich es im Nu auch daraus stürzen, und wer auch immer ein Erlesener, dem gebe ich Befehl dawider. Wer ist denn so wie ich? Wer stellte mich zur Rede? Wer ist der Hirte, der vor mir bestünde? Drum hört des Herren Plan, den über Edom er gefaßt, und die Gedanken, die über Temans Einwohner er hegt! Die Schäferhunde schleppen sie hinweg. Man wird des Schreckens über sie und ihre Stätte voll. Von ihres Sturzes Dröhnen bebt die Erde; wie das Geschrei am Schilfmeere hört sich ihr Schreien an. Gleich einem Adler steigt es auf, fliegt her und breitet seine Flügel gegen Bosra aus. Das Herz der Krieger Edoms gleicht an jenem Tag dem Herzen eines Weibs in Nöten!« Über Damaskus: »Hamat und Arpad sind bestürzt, verzagen, weil sie unheilvolle Kunde hören, ein Wogen wie im Meer, das niemand stillt. Damaskus ist erschlafft und wendet sich zur Flucht; denn Schrecken hat's gepackt und Angst und Weh erfaßt gleich einer Kreißenden. Warum nur wird sie jetzt verlassen, die hochgepriesene Stadt, die Stadt der Wonnen? Auf ihren Straßen fallen ihre jungen Männer, und an jenem Tage werden alle Krieger hingeopfert.« Ein Spruch des Herrn der Heeresscharen. »Ich lege Feuer an Damaskus' Mauern, daß es die Schlösser Benhadads verzehre.« Von Kedar und dem Reich von Hasor, die Nebukadrezar, der Babelkönig, schlug, spricht so der Herr: »Brecht auf! Zieht gegen Kedar, und greift des Ostens Söhne an! Weg nimmt man ihre Zelte, ihre Herden und ihre Decken, all ihre Sachen. Auch die Kamele führt man ihnen weg. Drob rufen sie: "Ringsum ist Schrecken.' Flieht! Flüchtet eilends! Verbergt euch tief, ihr Bürger Chasors!« Ein Spruch des Herrn. »Denn einen Plan hat Nebukadrezar, der Babelkönig, und einen Anschlag gegen euch ersonnen: Brecht auf! Zieht gegen ein harmloses Volk, das sicher haust«, ein Spruch des Herrn, »das weder Tor noch Riegel hat und einsam wohnt! Zum Raube werden die Kamele, zur Beute ihrer Herden Menge. Die mit gestutztem Haar zerstreue ich in alle Winde, bereite ihnen Untergang von allen Seiten.« Ein Spruch des Herrn. »Schakalen bietet Chasor Unterschlupf, ein ewig Ödland; niemand wohnt mehr darin; kein Menschenkind verweilt daselbst.« Was einst als Wort erging an Jeremias, den Propheten, über Elam im Anbeginne der Regierung des Judakönigs Sedekias: So spricht der Heeresscharen Herr: »Fürwahr! Ich breche Elams Bogen, das erste Werkzeug seiner Kraft, und lasse gegen Elam die vier Winde los; von den vier Gegenden des Himmels, nach allen diesen Winden zerstreue ich sie. Kein Volk soll's geben, zu dem nicht die Versprengten Elams kommen. Verzagen laß ich Elam vor den Feinden, vor denen, die nach seinem Untergange trachten. Und Unheil bringe ich darüber und meines Zornes Glut.« Ein Spruch des Herrn. »Ich laß dem Schwerte hinter ihnen freien Lauf, bis ich sie aufgerieben. In Elam setze ich dann nieder meinen Thron, vernichte dort den König samt den Fürsten.« Ein Spruch des Herrn. »Doch wende ich am Ende jener Tage auch Elams Schicksal.« Ein Spruch des Herrn. Gegen BabelDas Wort, das über Babel und das Chaldäerland der Herr durch Jeremias, den Propheten, einst geredet: »Verkündet's bei den Heidenvölkern! Macht es bekannt! Tut's kund! Laßt's kein Geheimnis bleiben, sprecht: "Erobert wurde Babel, zu Schanden Bel und Merodach gestürzt. Zertrümmert wurden seine Götzenbilder, zerschmettert seine Götzentempel.' Von Norden zieht gen Babel her ein Heidenvolk, das macht sein Land zum Grauen, das künftig niemand mehr bewohnen wird. Denn Mensch und Tiere wandern aus und ziehen fort. In jenen Tagen und zu jener Stunde«, ein Spruch des Herrn, »erscheinen Israels Söhne freiwillig und Judas Söhne miteinander. Sie kommen unter Tränen, nach ihrem Gott und Herrn verlangend. Sie sehnen sich nach Sion, das Antlitz auf den Weg dahin gerichtet. Sie kommen, an den Herrn sich anzuschließen durch einen ewigen Bund, der unvergessen bleibt. Verlorenen Schafen gleicht mein Volk, und ihre Hirten führen diese irre, verleiten sie zum Abfall auf den Bergen. So ziehen sie von Berg zu Hügel, vergessen ihres Ruheortes. Wer auf sie stößt, verzehret sie, und ihre Widersacher sprechen: "Wir laden keine Schuld auf uns', dafür, daß sie am Herren sich vergangen, dem rechten Ruheort; war doch der Herr auch ihrer Väter Hoffnung. Aus Babel flieht! Aus dem Chaldäerland eilt fort! Seid wie die Böcke vor der Herde! Ich reize gegen Babel große Völkerhaufen und laß sie aus dem Nordland kommen. Sie stellen sich gen Babel auf; von dort bedräuen ihre Pfeile, gleich denen eines kriegserfahrenen Helden, der nicht erfolglos heimwärts zieht. So wird Chaldäa eine Beute, und alle, die drin Beute machen », ein Spruch des Herrn, »die machen sie in Fülle. Wie freutest du dich einst und wie frohlocktest du, als du mein Eigentum geplündert! Wie sprangst du, einem Rinde auf der Weide gleich, und wiehertest wie ein Hengst! Doch nun wird eure Mutter elendig zuschanden; die euch geboren, wird voll Scham. Sieh da, der Heidenvölker Ende: "Die Steppe, Öde, Wüste!" Nicht mehr besiedelt wird es durch den Grimm des Herrn; in seinem ganzen Umfang bleibt es eine Wüste. Ein jeder Wandersmann staunt über Babel und pfeift gar höhnisch über alle seine Wunden. Um Babel stellt euch auf, ihr Bogenschützen alle! Und schießt die Pfeile schonungslos darauf! Denn an dem Herren hat sich's versündigt. Erhebet gegen es von allen Seiten ein Geschrei: "Sein Heer hat sich ergeben; die Zinnen sind gefallen, die Mauern eingerissen!" Des Herren Rache ist's. Vollzieht an ihm die Rache! Tut ihm genau so, wie es selbst getan! Vertilgt aus Babel jeden, der das Feld bestellt, jedweden, der zur Erntezeit die Sichel führt! Ein jeder wendet sich vorm Würgeschwert zu seinem Volk, ein jeder flieht in seine Heimat.« Wie eine Herde, die versprengt und von den Löwen ward verjagt, also war Israel. Den einen Teil hat Assurs König aufgefressen; dem andern Teile hat die Knochen Nebukadrezar, Babels König, abgenagt. Deshalb spricht so der Herr der Heerscharen, Gott Israels: »Den Babelkönig und sein Land bestrafe ich, wie ich auch Assurs König strafte, und bringe Israel auf seine Weide wieder, und weiden soll es auf dem Karmel und in Basan. Auf Ephraims Gebirge und in Gilead soll's seinen Hunger stillen. Forscht man in jenen Tagen und zu jener Zeit«, ein Spruch des Herrn, »nach Israels Vergehn, so zeigt sich keines mehr, und nach den Sünden Judas, man findet keine. Denn denen, die ich übrig ließ, verzeihe ich.« »Rück wider Marataimland heran! Zieh doch dagegen, zieh gegen Pekods Leute! Mach sie nieder! Vollstreck den Bann!« Ein Spruch des Herrn. »All das, was ich dir anbefohlen, tu!« Horch auf! Im Land ist Krieg, gewaltiger Zusammenbruch. Wie ist verstümmelt und zerbrochen der Hammer aller Welt! Wie wurde Babel zum Schrecken bei den Völkern! »Ich legte, Babel, dir ein Netz; du hast dich drin verfangen. Und du bemerktest nicht, daß du gepackt und dann verschlungen wurdest, weil mit dem Herren du gekämpft.« Der Herr tat seine Kammer auf und holt' daraus die Waffen seines Grimmes. Denn Arbeit gab's in dem Chaldäerlande für den Herrn, den Herrn der Heerscharen. Zu Leibe geht ihm gründlich! Erbrecht ihm seine Scheunen! Wie Garben schüttet's auf! Vollstreckt an ihm den Bann, auf daß von ihm nichts übrigbleibe! All seine Farren metzelt nieder! Zur Schlachtbank laßt sie wandern! Weh ihnen! Ihr Tag ist angebrochen, die Stunde ihrer Strafe. Horch! Flüchtlinge, die sich aus Babels Land gerettet, um auf dem Sion zu verkünden: »Des Herren, unseres Gottes Rache ist's, die Rache für sein Heiligtum.« Gen Babel bietet Schützen auf, die Bogenschützen all! Und lagert euch herum, damit kein Mensch entkomme! Vergeltet ihm nach seinem Tun! Tut ihm genau so, wie es selbst getan! Denn übermütig war es gen den Herrn, den Heiligen Israels. »Drum fallen seine Jünglinge auf seinen Straßen, und alle seine Krieger werden an jenem Tage ausgerottet.« Ein Spruch des Herrn. »Ich will an dich, du Frechheit«, ein Spruch des Herrn, des Herrn der Heerscharen, »dein Tag ist ja gekommen, die Stunde deiner Strafe. Die Frechheit strauchelt jetzt und fällt, und niemand hilft ihr auf. An ihre Städte lege ich ein Feuer, das alles rings um sie verzehrt.« So spricht der Herr der Heerscharen: »Gleich grausam wurden Israels und Judas Söhne unterdrückt. Die sie gefangen weggeführt, die halten sie noch immer fest und weigern sich, sie loszulassen. Ihr Rächer aber ist ein Starker; er heißt "Der Herr der Heerscharen". Er führt mit Eifer ihre Sache. Er will der Welt zur Ruhe helfen; drum nimmt er Babels Einwohnern die Ruhe. »Ein Schwert komm über die Chaldäer«, ein Spruch des Herrn, »und über Babels Einwohner und seine Fürsten, seine Weisen. Ein Schwert komm über diese Großsprecher, sie sollen Narren werden! Ein Schwert komm über seine Krieger, auf daß sie zittern! Fluch über seine Rosse, seine Wagen und übers ganze Volk in seiner Mitte, auf daß sie Weiber werden! Fluch über seine Schätze, daß sie geplündert werden! Fluch über seine Wasser, daß sie vertrocknen! Ein Land der Götzenbilder ist es ja; sie rühmen sich noch ihrer Götter. Drum sollen wilde Katzen neben den Schakalen hausen und Strauße drinnen wohnen. Nie soll es mehr besiedelt werden, noch je bewohnt in Ewigkeit! Wie's war, als Gott einst Sodom und Gomorrha mitsamt den Nachbarstädten ausgetilgt«, ein Spruch des Herrn, »so wohnt auch dort kein menschlich Wesen mehr, und niemand weilt darin. Von Norden kommt ein Volk und eine ganz gewaltige Nation, und viele Könige erheben sich vom Rand der Erde. Sie führen Bogen, Wurfspieße, sind grausam und erbarmungslos. Ihr Lärmen tost dem Meere gleich; auf Rossen reiten sie, gerüstet wie ein Mann zum Kampfe, her gegen dich, du Tochter Babels. Der Babelkönig hört von ihnen, und seine Hände sinken schlaff. Ihn packt die Angst, ein Zittern wie das der Kreißenden. Wie Löwen aus des Jordans Dickicht in wasserreiche Auen dringen, so lasse ich im Nu ihn daraus stürzen, und wer nur immer ein Erlesener ist, dem geb dagegen ich Befehl. Wer ist denn so wie ich? Wer stellte mich zur Rede? Wer ist der Hirte, der vor mir bestünde?« Drum hört des Herren Plan, den gegen Babel er gefaßt, und die Gedanken, die gegen das Chaldäerland er hegt! Fürwahr, die Schäferhunde schleppen sie hinweg. Man wird voll Schrecken über sie. Vom Rufe »Babel ist erobert« bebt die Welt; die Erde zittert; sein Wehgeschrei tönt bei den Völkern. Gegen BabelSo spricht der Herr: »Sieh! Gegen Babel und die im "Herzen meiner Widersacher" wohnen, erhebe ich den Sturmwind voll Verderbnis und sende gegen Babel Worfler. Sie sollen's worfeln, dann sein Land ausfegen. Von allen Seiten kommen sie darüber am schreckensvollen Tage.« Der Schütze spanne seinen Bogen und lege seinen Panzer an! Schont seiner jungen Männer nicht! Dem Banne übergebt sein Heer! Erschlagne liegen im Chaldäerland und Schwerverwundete in seinen Gassen. Von ihrem Gott sind Israel und Juda nicht verlassen, vom Herrn der Heerscharen, obwohl ihr Land voll Schuld beim Heiligen Israels. Aus dem Bereich von Babel flieht; sein Leben rette jeder, damit ihr nicht um seiner Sünde willen untergeht! Der Rache Zeit ist's für den Herrn; er gibt ihm seinen Lohn. Ein Becher goldenen Weins war Babel in der Hand des Herrn, ein Becher, der die ganze Welt berauschte. Von seinem Weine mußten Heidenvölker trinken; wie toll benahmen sich die Völker. Gestürzt ist plötzlich Babel und zerschmettert. Darüber heult! Für seinen Schmerz holt Balsam her! Vielleicht ist es noch heilbar. »Doch wollten wir auch Babel heilen, es ist unheilbar.« Nun, laßt es! Ziehn wir, jeder hin in seine Heimat. Bis zum Himmel streckt sich sein Verbrechen; bis zu den Wolken steigt's hinan. Der Herr zog unsere gerechte Sache ans Tageslicht. Auf! Laßt in Sion uns erzählen des Herren, unseres Gottes, Wirken! Die Pfeile schärft! Rüstet die Schilde! Der Herr reizt Mederkönige zum Grimm. Denn wider Babel geht sein Sinnen, es zu vernichten. Des Herren Rache ist's, die Rache für sein Heiligtum. Steckt Flaggen aus auf Babels Mauern! Verstärket die Bewachung! Stellt Posten auf! Legt Hinterhalte! Doch was der Herr beschlossen, führt er aus, was einst er Babels Einwohnern gedroht. Die du an vielen Wassern wohnst, so reich an Schätzen! Da ist dein Ende, dein einzig bleibender Gewinn. Der Herr der Heerscharen schwört bei sich selbst: »Wenn ich dich auch mit Menschen wie mit Ungeziefer angefüllt, so jauchzt man dennoch über dich.« Er ist es, der durch seine Kraft die Erde machte, durch seine Weisheit einst den Erdkreis gründete, durch seine Einsicht auch dem Himmel seine Weite gab. Läßt er am Himmel Wasserbrausen hörbar werden, und führt er Wolken von der Erde Rand herauf, und schafft er Blitze, daß es regnet, und führet er den Wind aus seinen Kammern, dann muß ein jeder Laie sich für töricht halten, weil er merkt, und jeder Künstler muß verblüfft dastehen, weil er sieht: Sein Gußbild ist nur Trug, ganz ohne Geist. Nur eitel Wahn sind sie, ein Possenspiel, und wenn ein Unglücksfall sie trifft, ist's aus mit ihnen. Doch solchen gleicht nicht Jakobs Teil. Er ist vielmehr des Weltalls Schöpfer, und sein besonderer Stamm ist Israel, und »Herr der Heeresscharen« ist sein Name.- »Ein Hammer warst du mir, ein Kriegsgerät; mit dir zerhämmerte ich Heidenvölker; mit dir zertrümmerte ich Reiche. Mit dir zerhämmerte ich Roß und Reiter; mit dir zerhämmerte ich Wagen samt den Fahrern. Mit dir zerhämmerte ich Mann und Weib; mit dir zerhämmerte ich Greis und Knabe; mit dir zerhämmerte ich Jünglinge und Jungfrauen. Mit dir zerhämmerte ich Hirt und Herde; mit dir zerhämmerte ich Bauer und Gespann; mit dir zerhämmerte ich Statthalter und Vögte. Nun will ich Babel und allen Bewohnern von Chaldäa vor euren Augen all das Böse lohnen, das sie an Sion ausgeübt. » Ein Spruch des Herrn. »Ich will an dich, du Unheilsberg,« ein Spruch des Herrn, »der alle Welt verheerte. Ich laß dich meine Stärke fühlen und stürze dich hinab von jenen Felsen und mache dich zum ausgebrannten Berge. Kein Mensch holt einen Eckstein mehr von dir, noch einen Stein zum Grunde. Du wirst zur ewigen Wüste.« Ein Spruch des Herrn. Steckt Flaggen auf der Erde aus! Ihr Hörner, stoßet bei den Heidenvölkern, und sammelt Völker gegen dies! Dagegen ruft des Ararats und Minnis Reiche und das von Askenaz herbei! Bestelle Späher gegen es! Dem borstigen Ungeziefer gleich laßt Rosse kommen! Ruft Völker auf dagegen, die Könige Mediens und seine Statthalter und Vögte alle und alle Länder seiner Herrschaft! Die Erde zittert und erbebt. An Babel geht der Plan des Herren in Erfüllung, das babylonische Land zur unbewohnten Wüstenei zu machen. Die Krieger Babels hören auf zu kämpfen und hocken in den Burgen. Versiegt ist ihre Kraft; sie sind jetzt Weiber. Verbrannt sind seine Wohnungen, zerbrochen seine Riegel. Ein Läufer läuft dem Läufer zu, ein Bote jetzt dem Boten, dem Babelkönig zu vermelden, daß seine Stadt an allen Ecken eingenommen. Die Furten sind besetzt, die Schlupfwinkel verbrannt, die Krieger ganz bestürzt. So spricht der Heeresscharen Herr, Gott Israels: »Der Tochter Babels geht's wie einer Tenne. Man stampft sie fest; noch kurze Zeit, dann kommt dafür die Zeit der Ernte.« »Nebukadrezar, Babels König, fraß mich auf, verschluckte mich. Er machte sich ein Nichts aus mir, und er verschlang mich wie ein Drache und füllte seinen Bauch mit meinen Kostbarkeiten und leerte mich dann aus. Es komme über Babel mein mißhandelt Fleisch!«, so spreche Sions Bürgerschaft! »Auch komme über die Bewohner von Chaldäa mein Blut!«, spreche Jerusalem. Deshalb spricht so der Herr: »Fürwahr, ich führe deinen Streit und nehme Rache jetzt für dich. Sein Meer laß ich vertrocknen und versiegen seinen Quell. Und Babel wird ein Trümmerhaufen, die Lagerstätte der Schakale, zum Spott und zum Entsetzen, menschenleer. Noch brüllen sie zusammen, den jungen Löwen gleich, und knurren wie die Löwenkatzen. Doch mache ich für sie recht hitzig ihr Gelage, daß sie berauscht aufspringen und dann in ewigen Schlaf verfallen und nimmermehr erwachen.« Ein Spruch des Herrn. »Wie Lämmer laß ich sie zur Schlachtbank wandern, wie Widder samt den Böcken.« Wie ist doch Sesak eingenommen, der ganzen Erde Ruhm, erobert! Wie wird zum Grauen Babel bei den Heiden! Das Meer stürzt über Babel her; von seiner Wellen Schwall wird es bedeckt. Zur Wüste werden seine Städte, zum dürren Land, zur Steppe, zum Land, darinnen niemand wohnt, durch das kein menschlich Wesen zieht. »Heimsuchen werde ich auch Bel in Babel und reiße ihm aus seinem Maule das Verschluckte. Nie sollen Völker wieder zu ihm strömen! Auch Babels Mauer stürzt zusammen. Zieh fort, mein Volk, aus seiner Mitte! Sein Leben rette jeder vor der Zornesglut des Herrn! Daß euer Herz doch nicht verzage, daß ihr bei dem Gerücht, das man im Land vernimmt, in keine Furcht geratet, wenn in dem einen Jahre dies Gerücht auftritt, im andern das, und wenn Gewalttat in dem Land geschieht und Herrscher gegen Herrscher sich erheben! So seht, es kommen Tage, da ich die Götzenbilder Babels heimsuche. Sein ganzes Land wird übel riechen, weil überall umher Erschlagene liegen. Und über Babel jubelt mit der Erde selbst der Himmel samt allem, was darin, wenn drüber Räuber aus dem Norden kommen.« Ein Spruch des Herrn. Auch Babel fällt, Erschlagene Israels! Sie fallen auch in Babel, Erschlagene der ganzen Welt! Die ihr dem Schwert entronnen, fort! Bleibt nicht stehn! Erinnert euch in weiter Ferne an den Herrn, und euer Sinnen richte auf Jerusalem sich hin: »Wir schämten uns, als wir die Schmähung hörten, und Schande deckte unser Angesicht, daß Fremde in des Herren heilig Haus gedrungen!« »Dafür erscheinen Tage«, Spruch des Herrn, »wo ich selbst seine Götzenbilder heimsuche. In seinem ganzen Lande stöhnen dann Verwundete. Denn steigt auch Babel bis zum Himmel, befestigt's in der Höhe seine Macht, so dringen doch von mir Verwüster ein«. Ein Spruch des Herrn. Horch! Schreien tönt aus Babel. Im Lande der Chaldäer großer Niederbruch! Der Herr verwüstet Babel völlig und tilgt daraus das laute Lärmen. Gleich großen Wassern tosen seine Wogen; gewaltig tobt ihr Lärm. Denn Babel überfällt ein Räuber; gefangen werden seine Krieger. Der Herr zersplittert ihre Bogen. Der Herr ist ein Vergeltungsgott, der ganz genau vergilt. »Berauschen will ich seine Fürsten, seine Weisen und seine Statthalter und Vögte, seine Krieger. Zum ewigen Schlaf entschlummern sie und wachen nimmer auf.« Ein Spruch des Königs, der »Herr der Heeresscharen« heißt. So spricht der Heeresscharen Herr: »Die breite Mauer Babels wird geschleift, und seine hohen Tore werden angezündet. Es haben Völker für ein Nichts geschafft, fürs Feuer sich Nationen abgemüht.« Das Wort, das Jeremias, der Prophet, dem Seraja, Nerias Sohn, Machsejas Enkel, auftrug, als er nach Babel mit dem Judakönige Sedekias zog, im vierten Jahre seines Königtums. Seraja aber war ein Fürst, der für den Frieden war. Nun hatte aber Jeremias all das Unheil, das über Babel kommen sollte, in ein besonderes Buch geschrieben, all diese Reden, die über Babel aufgeschrieben sind. Jeremias sprach zu Seraja: »Kommst du nach Babel, lies dann mit Bedacht all diese Worte vor! Und sprich: "Du selbst bist's, Herr, der diesem Ort Vernichtung angedroht, daß niemand mehr drin weile, nicht Mensch, nicht Tier, denn: "Eine ewige Wüste sollst du werden'.« Und hast zu Ende du dieses Buch gelesen, dann binde einen Stein daran und wirf es mitten in den Euphratfluß und sprich: "Gerade so soll Babel untersinken und nimmer sich erheben ob des Unheils, das ich darüber bringe.' Sie mühen sich ab.« - Bis dahin reichen des Jeremias Worte. Babylonische GefangenschaftAls Sedekias König wurde, war er einundzwanzig Jahre alt, und zu Jerusalem regierte er elf Jahre. Seine Mutter hieß Hamutal und war des Jeremias Tochter aus Libna. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz so wie Jojakim getan. Des Herrenzornes wegen kam er über Juda und Jerusalem, bis daß er sie verstoßen mußte. Und Sedekias fiel vom Babelkönig ab. Im neunten Jahre seines Königtums, am zehnten Tag des zehnten Monats, zog Nebukadrezar, Babels König, mit seinem ganzen Heere gen Jerusalem. Und sie belagerten es und bauten ringsum einen Wall. So ward die Stadt belagert bis zu dem elften Jahr des Königs Sedekias. Am neunten Tag des vierten Monats nahm in der Stadt der Hunger überhand, und auch das Landvolk hatte gar nichts mehr zu essen. Da wurde eine Bresche in die Stadt gelegt, und alle Krieger flohen und gingen aus der Stadt bei Nacht durchs Tor, das zwischen jenen beiden Mauern am Königsgarten liegt, solange die Chaldäer noch die Stadt umzingelten. Und jene zogen nach der Steppe. Die Truppen der Chaldäer aber jagten dem König nach und holten in den Steppen Jerichos den Sedekias ein, nachdem all seine Truppen weit zersprengt. Sie nahmen nun den König fest und führten ihn zum Babelkönige nach Ribla im Land Hamat, und der sprach ihm das Urteil. Der Babelkönig nämlich ließ des Sedekias Söhne vor seinen eigenen Augen niedermachen; dann ließ er auch zu Ribla alle Fürsten Judas töten. Den Sedekias aber ließ er blenden und in Ketten legen. So ließ der Babelkönig ihn nach Babel führen, und er behielt ihn bis zu seinem Todestage im Gefängnis. Am zwölften Tag des fünften Monats - es war das neunzehnte Jahr des Königs Nebukadrezar, des Babelkönigs - kam Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, des Babelkönigs Diener, nach Jerusalem. Und er verbrannte das Haus des Herrn sowie das Haus des Königs und alle andere Häuser zu Jerusalem; die großen Häuser alle brannte er nieder. Sämtliche Mauern um Jerusalem rissen die Truppen der Chaldäer nieder, die beim Obersten der Leibwächter waren. Und abgesehen von den ganz geringen Leuten aus dem Volk, führte Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, den Rest des Volkes, der in der Stadt noch übrig war, gefangen ab mitsamt den Überläufern, die zum Babelkönig übergingen, sowie den Rest der Handwerker. Nur von des Landes ganz geringen Leuten ließ Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, ein paar als Winzer und als Bauern hier zurück. Die ehernen Säulen im Haus des Herrn, die Gestelle und das eherne Meer im Hause des Herrn zerbrachen die Chaldäer und brachten alles Erz davon nach Babel. Die Töpfe, Schaufeln, Messer, Sprengschalen und Schalen sowie die ehernen Geräte, mit denen man den Dienst versah, nahmen sie alle mit fort. Die Becken, Pfannen, Sprengschalen, Töpfe und Leuchter sowie die Schalen und Becher, von Gold die einen und die anderen von Silber, nahm der Oberste der Leibwächter auch mit; und die zwei Säulen, das eine Meer, die zwölf ehernen Rinder darunter, die Gestelle, die König Salomo einst für das Haus des Herrn gemacht. Gar nicht zu wägen war das Erz all der Geräte. Was die Säulen anbelangt, so war die eine Säule achtzehn Ellen hoch, und eine Schnur, zwölf Ellen lang, umspannte sie; sie war vier Finger dick und hohl. Ein Knauf auf ihr war ehern; des einen Knaufes Höhe war fünf Ellen. Ein Flechtwerk von Granatäpfeln war rings um diesen Knauf, ganz ehern. Genau so war es bei der zweiten Säule und so bei den Granatäpfeln. Dieser Granatäpfel waren es nach außen hin sechsundneunzig. Rings ums Flechtwerk waren es hundert Granatäpfel im ganzen. Der Oberste der Leibwächter verhaftete den Oberpriester Seraja sowie den zweiten Priester Sephanja und die drei Schwellenhüter. Und aus der Stadt nahm er noch einen Kämmerer mit, der Kriegsleute befehligte, und sieben Männer aus des Königs Günstlingen, die in der Stadt geblieben, sowie des Feldhauptmannes Schreiber, der zu dem Heeresdienst das Landvolk aufbot, und aus dem Landvolk sechzig Mann, die in der Stadt sich aufhielten. Die nahm der Oberste der Leibwächter, Nebuzaradan, und brachte sie zum Babelkönig nach Ribla. Der Babelkönig aber ließ sie stäupen und zu Ribla im Lande Hamat hinrichten. Also ward Juda weggeführt von seinem Boden. Dies war das Volk, das Nebukadrezar fortführte: im siebten Jahre 3.023 Judäer, im achtzehnten Jahre Nebukadrezars 832 Seelen aus Jerusalem, im dreiundzwanzigsten Jahre Nebukadrezars führte Nebuzaradan, der Oberste der Leibwächter, von den Judäern 745 Seelen fort: zusammen 4.600 Seelen. Im siebenunddreißigsten Jahre der Wegführung des Judakönigs Jojachin, am fünfundzwanzigsten des zwölften Monats geschah es, daß der Babelkönig Evilmerodach im Jahre, da er König ward, Bescheid über den Judakönig Jojachin erhielt und ihn aus dem Gefängnisse entließ. Er redete freundlich mit ihm und stellte seinen Sitz über den der andern Könige, die noch bei ihm zu Babel waren. Er legte seine Kerkerkleider ab und speiste beständig vor ihm alle Tage seines Lebens. Sein ständiger Unterhalt ward ihm vom Babelkönige gewährt, soviel er täglich brauchte, bis zu seinem Todestag, solang er lebte. Jerusalems KLageWie sitzt so einsam da / die Stadt, vordem so reich an Volk! / Wie ward zu einer Witwe, / die einst so groß war unter den Nationen! / Die Königin der Länder muß Sklavendienste tun. Sie weint und weint noch in der Nacht; / die Tränen netzen ihre Wangen. / Nicht einer ihrer Buhlen tröstet sie; / all ihre Freunde brechen ihr die Treue und werden ihre Feinde. Vor Elend schwindet Juda hin / vor hartem Sklavendienst. / Jetzt weilt es bei den Heiden / und findet keine Ruhestatt. / Alle, die es verfolgen, / sie finden es in Nöten. Die Sionswege trauern; / Festpilger fehlen. / All ihre Tore sind verödet, / und ihre Priester seufzen, / und ihre Jungfrauen sind voll Gram, / ihr selbst ist's wehe. Und ihre Feinde kommen obenauf, / und wohlgemut sind ihre Gegner. / Der Herr hat sie mit Gram erfüllt / ob ihrer vielen Sünden; / fortziehen ihre Kinder in Gefangenschaft, / vorm Feinde her. Fortzieht von Sions Tochter / all ihre Herrlichkeit. / Und ihre Fürsten gleichen / Widdern, die keine Weide finden / und so vorm Treiber kraftlos laufen. Jerusalem gedenkt in seines Elends Tagen / und seiner Heimatlosigkeit / all seiner Herrlichkeiten, / die seit der Urzeit ihm beschert gewesen, / wie nun sein Volk durch Feindes Hände fiel / und niemand ihm zu Hilfe eilte / und ihm die Dränger zuschauten / und seines Feierabends wegen lachten. Schwer hat Jerusalem gesündigt; / zum Abscheu ist es drum geworden. / Die einstens es verehrt, / verachten's alle. / Sie schauten seine Blöße, / und selberseufzt es tief, / sich abwendend. Sein Unflat klebt an seinen Säumen; / sein Ende hat es nicht bedacht. / In unerhörter Weise kam's herab; / ihm fehlte jeder Tröster. / »Ach Herr, sieh doch mein Elend an! / Der Feind frohlockt.« Der Feind streckt seine Hände aus / nach allen seinen Schätzen. / Es mußte sehn, / wie in sein Heiligtum die Heiden drangen, / von denen du geboten: / »Sie dürfen nicht in die Gemeinde dein gelangen.« All seine Leute seufzen, / suchen Brot. / Sie geben ihre Schätze hin für Speise, / um so das Leben sich zu fristen. / »Herr, schau und blicke her, / wie ich mißachtet bin!« Nicht stimmt's zu euerer Erfahrung. / »Ihr all, die ihr des Weges zieht! / Schaut her und seht, / ob ist ein Schmerz wie meiner, / der mir ward angetan, / mir, die der Herr mit Gram erfüllte / am Tage seiner Zornesglut! Er sandte aus der Höhe Feuer hin / in mein Gebein und ließ es tief eindringen, / und meinen Füßen stellte er ein Netz; / zurück getrieben hat er mich / und mich gar jammervoll gemacht, / für alle Zeiten siech. Gefertigt ward mein Sündenjoch. / Durch seine Hand ward es geknüpft / und kam auf meinen Nacken. / Er brach mir meine Kraft. / Der Herr hat mich in Hände überliefert, / aus denen ich mich nicht befreien kann Verworfen hat der Herr / all meine Helden in meiner Mitte, / und er beraumte wider mich den Tag, / um meine jungen Männer zu zermalmen. / Der Herr trat selbst die Kelter / der Jungfrau, Judas Tochter. Darüber weine ich. / Mein Auge, ja mein Auge fließt in Wasser. / Denn fern ist mir der Tröster, / der mir die Seele labt. / Verstört sind meine Kinder; / der Feind so stark.« Es streckte Sion seine beiden Hände aus; / doch fand es keinen Tröster. / Der Herr entbot gen Jakob / von allen Seiten seine Feinde. / So ward Jerusalem bei ihnen / zu einem Schimpfwort. »Der Herr ist so gerecht; / denn seinem Worte trotzte ich. / Ihr Völker alle! Hört es! / Seht meinen Schmerz mit an! / Gefangen zogen meine Jungfrauen fort / und meine Jünglinge. Ich rufe meinen Buhlen zu; / sie lassen mich im Stich, / und meine Priester, meine Ältesten, / verschmachten in der Stadt. / Sie suchen für sich Speise, / um so das Leben sich zu fristen. Sie, Herr, wie mir so bange! / Mein Inneres glüht; / im Busen dreht sich mir das Herz; / denn ich bin voll von Bitternissen. / Das Schwert würgt draußen meine Kinder; / drin herrscht die Pest. Sie hören, wie ich seufze; / ich aber habe keinen Tröster. / Von meinem Unglück hören alle meine Feinde; / sie jubeln, daß Du mir es angetan, / daß Du herbeigeführt den Tag, / den Du verkündet, / und waren doch wie ich. Laß ihre Bosheit vor Dich kommen! / An ihnen tu, / wie Du an mir getan / um aller meiner Sünden willen! / Denn ohne Zahl sind meine Seufzer; / mein Herz ist siech.« Jerusalems JammerWie hat umwölkt in seinem Zorn / der Herr die Sionstochter! / So tief gestürzt vom Himmel auf die Erde / die Herrlichkeit von Israel! / Er dachte nicht an seiner Füße Schemel / an seinem Zornestage. Der Herr vertilgte schonungslos / die Auen Jakobs insgesamt. / In seinem Grimme riß er nieder / die Festungen der Tochter Judas / und warf zu Boden / den König und die Fürsten - todeswund; in Zornglut hieb er ab ein jeglich Horn in Israel / und schlug ihm seine Rechte vor dem Feind zurück, / und dieser wütete in Jakob / gleich einer Flammenlohe, / die alles ringsumher verzehrt. Er spannte seinen Bogen wie ein Gegner, / und reckte wie ein Feind die Rechte; / er tötete all ihre Augenlust / im Zelt der Sionstochter / und goß den Grimm wie Feuer aus. Der Herr hat sich als Feind gezeigt / und Israel gestürzt, / all seine Burgen eingerissen / und seine Festungen zerstört / und Jammer über Jammer bei Judas Tochter angehäuft. Und seine Hütte riß er nieder / gleich einer bloßen Gartenhütte, / zerstreute seine Offenbarungsstätte. / Vergessen ließ der Herr in Sion / die Festtage und Sabbate. / Und er verwarf in seinem grimmen Zorn den König und den Priester. Und seinen Altar hat der Herr verschmäht, / sein Heiligtum verworfen, / in Feindeshand gegeben all die Mauern seiner Burgen. / Sie schrieen in dem Haus des Herrn, / als wär's ein Feiertag. Der Herr bot alle seine Künste auf, / der Sionstochter Mauern zu zerstören. / Er zog die Meßschnur drüber her / und hemmte seine Hand nicht im Zerstören. / Da trauerten zusammen Wall und Mauer / und härmten sich zusammen ab. Versunken in die Erde ihre Tore / und ihre Riegel unbrauchbar, zerbrochen. / Ihr König, ihre Fürsten weilen bei den Heiden; / und ein Gesetz gibt's nimmermehr, / und ihre Seher erhalten keine Offenbarung mehr vom Herrn. Am Boden sitzen schweigend / die Ältesten der Sionstochter. / Sie streuen Staub auf ihren Kopf, / mit härenem Gewand gegürtet. / Zu Boden senken ihre Häupter / die Jungfrauen Jerusalems. In Tränen schwinden meine Augen; / mein Inneres glüht, / und meine Leber fließt zu Boden; / denn meines Volkes Tochter ist vernichtet. / Auf öffentlichen Plätzen verschmachten Säuglinge und Kinder. Sie rufen ihren Müttern zu: / »Wo gibt es Brot?« und keins ist da. / Wie todwund schmachten sie dahin auf öffentlichen Plätzen. / In ihrer Mütter Schoß verhauchen sie ihr Leben Was soll ich dir nur gleichstellen, / womit dich nur vergleichen, / du Tochter von Jerusalem? / Wem setze ich dich gleich, / um dich zu trösten, du Jungfrau, Sions Tochter? / Groß wie das Meer ist deine Wunde; / wer kann dich heilen? Dir schauten deine Seher / Lug und Trug. / Sie sagten über deine Sünde nichts, / um dadurch dein Geschick zu wenden. / Sie haben dir erschaut / nur Sprüche zum Betrug und zur Verführung. Die Hände schlugen über dich zusammen / sie alle, die des Weges zogen. / Sie zischten, schüttelten das Haupt / über die Tochter von Jerusalem: / »Ist das die Stadt, von der man sagte, / sie sei der Schönheit Krone, / der ganzen Erde Lust?« All deine Feinde rissen wider dich / den Mund weit auf. / Sie zischten, knirschten mit den Zähnen / und sprachen: »Wir vertilgen es. / Das ist der Tag, den wir erhofft; / wir haben es erreicht, erlebt.« Der Herr hat ausgeführt, was er geplant, / sein Wort erfüllt, das er seit alten Zeiten angedroht. / Er riß zu Boden schonungslos / und ließ den Feind frohlocken über dich / und deiner Gegner Horn emporwachsen. Zum Herrn schreit aus Herzensgrund / die Sionstochter in Bekümmernis. / Laß deine Tränen stromweis rinnen / bei Tag und Nacht! / Gönn keine Ruhe dir! / Nicht rasten soll dein Augenstern! Auf! Jammere laut noch durch die Nacht / bis zum Beginn der Nachtwachen! / Dem Wasser gleich schütte dein Herz aus / vorm Angesicht des Herrn! / Zu ihm erhebe deine Hände / um deiner Kindlein Leben, / die Hungers voll an allen Straßenecken schmachten! »Herr, sieh darein und schau! / Wem hast du solches angetan, / wenn Weiber ihre Leibesfrucht, / die Kinder ihrer Wartung, essen, / wenn selbst im Heiligtum des Herrn / gemordet werden Priester und Prophet? Es liegen auf dem Boden in den Straßen / die Knaben samt den Greisen; / hinfallen meine Jungfrauen / und meine Jungmänner durchs Schwert. / An deinem Zornestage mordest du / und schlachtest schonungslos. Du hast von überall her wie zu einem Fest / in meine Fremdenzimmer eingeladen; / am Tag des Herrenzorns / war niemand, der entronnen / und entkommen wär von denen, / die ich einst gepflegt und aufgezogen. / Mein Feind hat sie vernichtet.« Des Sehers KlageIch bin der Mann, der Elend hat erfahren / durch seines Grimmes Rute. Mich drängte er und führte mich / in Finsternis und tiefes Dunkel. An mir erprobt er immer wieder / seine Macht den ganzen Tag. Er rieb mir auf mein Fleisch und meine Haut, / zerbrach mir mein Gebein. Und eingeschritten ist er gegen mich / mit Gift und Aufhängen, versetzte mich in Finsternis / wie ewig Tote. Er mauerte mich ein, / ließ keinen Ausweg offen, / beschwerte mich mit Ketten. Ob ich auch schreie, rufe, / er weist mein Beten ab, versperrt mit Pfählen meine Wege, / verstört mir meine Pfade. Er ist mir wie ein Bär, der lauert, / ein Löwe in dem Hinterhalt. Er kreist um meine Wege, / umschließt mich, macht mich einsam, dann spannt er seinen Bogen / und stellt als Ziel mich auf für seine Pfeile. Er schießt mir in die Nieren / des Köchers Söhne. Ich wurde meinem ganzen Volke zum Gespött, / ihr Spottlied für den ganzen Tag. Mit Bitternissen machte er mich satt, / berauschte mich mit Wermut, zermalmen ließ er meine Zähne Kiesel / und wälzte mich im Staube. Des Glücks beraubt ward meine Seele, / daß ich des Heiles ganz vergaß und sprach: »Dahin ist meine Lebenskraft / und meine Hoffnung auf den Herrn.« Ja, der Gedanke an mein Elend, meine Irrsale, / ist Wermut mir und Gift. Und doch denkt meine Seele dran / und sinnt in mir. Und ich bedachte dies / und schöpfte daraus meine Hoffnung. Des Herren Huld ist nicht zu Ende / und sein Erbarmen nicht erschöpft. Neu ist's an jedem Morgen; / ja: »Groß ist Deine Treue; mein Anteil ist der Herr«, spricht meine Seele; / »drum hoffe ich auf ihn.« Der Herr ist denen gütig, / die seiner harren, / und einer Seele, die ihn sucht. Drum ist es gut, / schweigend des Herren Hilfe zu erwarten. Gar heilsam ist es für den Mann, / das Joch in seiner Jugend schon zu tragen. Er sitze einsam da und schweige, / weil er's ihm auferlegt! Mit seinem Mund berühre er den Staub! / Vielleicht gibt's dann noch Hoffnung. Er biete seine Wange jenem dar, / der nach ihm schlägt, / und lasse sich mit Schmach ersättigen! Denn nicht auf ewig will der Herr verstoßen. Und fügt er auch Betrübnis zu, / erbarmt er sich auch wieder seiner Gnadenfülle nach. Denn nicht aus Lust erniedrigt er / und beugt die Menschenkinder, damit man mit den Füßen / all die Gefangenen des Landes trete, daß man das Recht der Leute beuge, / das sie beim Allerhöchsten haben. Daß jemandem sein Recht genommen wird, / das kann der Herr nicht billigen. Wer ist's, der sprach, und es geschah, / und nicht befohlen hätte es der Herr? Ja, kommt nicht aus des Höchsten Mund / das Schlimme wie das Gute? Was klagt ein Mensch im Leben, / ein Mann ob seiner Sündenstrafe? Laßt uns doch unsern Wandel prüfen und erforschen / und uns zum Herrn bekehren! Laßt uns die Herzen lieber als die Hände / zu Gott im Himmel heben: »Gesündigt haben wir in Widerspenstigkeit; / Du hast uns nicht vergeben. Du hast mit Zorn uns ganz bedeckt, / verfolgt, gemordet mitleidlos. Du hast Dich in Gewölk gehüllt, / daß kein Gebet hindurch mehr dringe. Zu Kehricht und zum Auswurf hast Du uns gemacht / inmitten jener Völker. Weit rissen über uns den Mund / all unsre Feinde auf. Zu Angst und Furcht ward uns / Verwüstung und Verderben.« Mein Auge weinte Wasserströme / ob der Vernichtung, die getroffen meines Volkes Tochter. Und ohne Ruhe fließt mein Auge / und ohne Rasten, bis daß herniederschaue / und es sehe der Herr vom Himmel. Mein Auge klagt ohn Ende / ob all den Töchtern meiner Stadt. Mich jagten hin und her wie einen Vogel, / die mir so grundlos Feinde waren. Mein Leben wollten sie vernichten in der Grube; / mit Steinen warfen sie auf mich. Dann strömte übers Haupt mir Wasser; / ich sprach: »Ich bin verloren.« Da rief ich Deinen Namen, Herr, / aus tiefster Grube an. Du hörtest meine Stimme: »Ach, verschließe meinem Rufen / und meinem Seufzen nicht Dein Ohr!« Du nahtest, als ich Dich gerufen; / Du sprachst: »Sei nur getrost!« Du führtest meine Sache, Herr; / Du wahrtest mir das Leben. Nun siehst Du, Herr: Bedrückt bin ich. / Verhilf zu meinem Rechte mir! All ihre Rachgier schauest Du, / all ihre Pläne gegen mich, Du hörst ihr Schmähen, Herr, / und all ihr Planen gegen mich, die Reden meiner Widersacher, / ihr stetes Trachten gegen mich. Ihr Sitzen und ihr Aufstehn schau Dir an! / Zum Spottlied bin ich ihnen. Du lohnest ihnen, Herr, / nach ihrer Hände Werk. Verblendung gibst Du ihrem Herzen, / gibst ihnen Deinen Fluch. Im Zorn verfolgst Du sie / und tilgst sie unterm Himmel, Herr. Sions Schuld und StrafeWie unbeachtet ist das Gold / und feines Gold mißachtet! / Wie werden Steine aus dem Heiligtum / an alle Straßenecken hingeworfen! Wie werden, ach, die teuren Sionskinder, / bisher mit Feingold aufgewogen, / jetzt irdnen Töpfen gleich geachtet, / dem Werk von Töpferhänden! Schakale selbst entblößen ihre Brust / und säugen ihre Jungen. / Grausam ward meines Volkes Tochter, / tut wie die Straußenhenne in der Wüste. Des Säuglings Zunge klebt / vor Durst an seinem Gaumen. / Die Kinder flehn um Brot; / doch niemand bricht es ihnen. Die einstens Leckerbissen aßen, / verschmachten auf den Gassen, / die man auf Purpur trug, / umklammern Düngerhaufen.  So ist die Schuld der Tochter meines Volkes größer / als Sodoms Missetat, / das wie im Nu verwüstet ward, / an das sich keine Hände legten. Und reiner waren ihre Nasiräer als der Schnee, / und weißer als die Milch; / ihr Mund war rötlicher als die Korallen / und ihr Geäder wie Saphir.  Da ward ihr Aussehn schwärzer als der Ruß; / unkenntlich sind sie auf den Straßen; / an ihren Knochen klebt die Haut; / wie Holz so trocken. Weit besser waren die vom Schwert getroffenen daran, / als die vom Hungertod gemarterten. / Denn diese schwanden hin, / im Stich gelassen von des Feldes Frucht. Weichherzige Frauen kochten / mit eigenen Händen ihre Kinder; / sie wurden ihre Speise / beim Untergang der Tochter meines Volkes. Der Herr hat seinen Grimm erschöpft / und ausgegossen seine Zornesglut. / In Sion hat ein Feuer er entzündet, / das seine Grundfesten verzehrte. Die Könige auf Erden hätten's nicht geglaubt, / kein Weltbewohner, / daß je Belagerer und Feinde / die Tore von Jerusalem beträten. Doch wegen der Vergehen ihrer Seher, / der Missetaten ihrer Priester, die darin gerechtes Blut vergossen, ziehn diese auf den Gassen blind umher, / mit Blut besudelt. / Sie können sich in ihren Kleidern nicht mehr regen. »Weicht aus, ein Unreiner!« so rufen sie von sich. / »Weicht aus! Weicht aus! Kommt nicht zu nahe!« / Und fliehen sie und wanken sie, / dann sagt man bei den Heidenvölkern: / »Sie dürfen nirgendwo sich aufhalten". Das Antlitz derer, deren Teil der Herr, / er sieht es nicht mehr an. / Auf Priester nimmt man keine Rücksicht mehr, / erbarmt sich nicht der alten Leute. Stets schauen unsere Augen voller Sehnsucht aus / nach unserer Hilfe. / Vergeblich unser Ausblicken! / Wir hofften auf ein Volk, das nimmer hilft. Sie lauerten auf unsere Schritte; / wir konnten unsere Plätze nicht betreten. / Der Untergang naht sich für uns, / undunsere Tage laufen ab,das Ende kommt für uns. Viel schneller waren unsere Verfolger, / als es des Himmels Adler sind. / Sie setzten uns noch in die Berge nach / und lauerten uns in der Wüste auf. Da wurde unser Lebensodem, / des Herrn Gesalbter, / in ihren Gruben eingefangen. / Von diesem dachten wir: / »In seinem Schatten leben wir unter den Völkern.« Freu dich, / sei fröhlich, Edomstochter, / die du das Land von Us bewohnst! / An dich kommt auch der Kelch, / und trunken wirst du dich entblößen. Getilgt wird deine Schuld, du Sionstochter. / Er wird dich nimmermehr verbannen. / Doch deine Schuld, du Edomstochter, sucht er heim; / und deine Sünden deckt er auf. Sions GebetGedenke, Herr, was uns geschehen! / Blick her! Sieh unsere Schmach! Fremden ist unser Erbteil zugefallen / und unsere Häuser Ausländern. Wir wurden wie die Waisen vaterlos / und unsere Mütter wie die Witwen. Wir trinken unser eigen Wasser nur um Geld, / bekommen unser eigen Holz nur um Bezahlung.  Auf unsern Nacken lastet ein gewaltig Joch, / und sind wir matt, gönnt man uns keine Ruhe. Ägypten reichten wir die Hand, / um satt zu werden, Assur. Gesündigt haben unsere Väter; doch sie sind nicht mehr. / Wir tragen ihr Verschulden. Jetzt herrschen Sklaven über uns, / und ihrer Hand entreißt uns keiner.  Wir holen in der Wüste unser Brot / mit Einsatz unsres Lebens vor dem Schwerte. Uns sind gedünstet wie im Ofen / die Glieder von den Hungersgluten. In Sion haben sie die Ehefraun geschändet / und Jungfrauen in Judas Städten. Gehenkt durch ihre Hand die Fürsten, / der Greise Ansehen für nichts geachtet. Die jungen Männer schleppten Lasten, / und Knaben wankten unter Holzbündeln. Verschwunden sind die Greise aus dem Tore / und Jünglinge aus ihrer Schule. Geschwunden ist die Freude unsres Herzens, / in Klage unser Reigen umgewandelt. Die Krone ist vom Haupte uns gefallen. / Weh uns, daß wir gesündigt haben! Deshalb ward unser Herz so krank, / deshalb so trübe unser Auge des wüsten Sionsberges wegen, / auf dem sich Füchse tummeln. Du bist, o Herr, in Ewigkeit; / Dein Thron steht von Geschlechte zu Geschlecht. Warum willst Du uns immerdar vergessen, / uns lebenslang verlassen? Bekehr uns, Herr, zu Dir! / Wir kehren um. / Erneure unsere Tage wie vor alters! Denn wolltest Du uns ganz verwerfen, / dann gingest Du in Deinem Zorne gegen uns zu weit. BerufungsvisionAm fünften Tag des vierten Monds im Jahre dreißig, als ich am Kebarfluß bei den Gefangenen war, hat sich der Himmel aufgetan: Ich schaute göttliche Gesichte. Am fünften Tag des Monats - es war das fünfte Jahr seit König Jojachins Verbannung -  erging das Wort des Herrn tatsächlich an Ezechiel, des Buzi Sohn, den Priester, im Lande der Chaldäer, an dem Kebarfluß. Dort kam die Hand des Herrn auf mich. Ich schaute: Ein Sturmwind kam von Norden her und eine große Wolke und ein Feuerwirbel, um diesen ringsherum ein Glanz und mitten drin wie Silbergold, ja, mitten in dem Feuer. Und mitten drinnen sah man so etwas wie vier lebendige Gestalten; ihr Aussehn hatte Ähnlichkeit mit Menschen. Ein jedes hatte vier Gesichter, vier Flügel jedes. Und ihre Füße standen senkrecht da; gerundet waren ihre Fußsohlen und funkelten wie glänzend Erz. Sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an den vier Seiten; vier Flügel hatten sie wie vier Gesichter. Die Flügel stießen aneinander; sie selber aber drehten sich nicht um bei ihrem Fortbewegen; ein jedes ging gerade vor sich hin. Ihr Antlitz sah dem Menschenantlitz ähnlich, zur Rechten dieser viere dem des Löwen, zur Linken dieser viere dem des Stiers und dem des Adlers. Das war das Antlitz dieser vier. Darüber waren ihre Flügel ausgebreitet; zwei Paare hatte jedes; das eine Paar stieß an das andere, und dies bedeckte ihre Körper. Ein jedes ging gerade vor sich hin. Wohin zu gehn der Geist sie trieb, da gingen sie auch hin. Sie drehten sich nicht um im Gehen. Und diese Lebewesen sahen aus wie Feuerkohlen, die wie Fackeln flammten. Das Feuer flammte zwischen diesen Wesen hin und her; es hatte aber einen hellen Glanz, und aus dem Feuer fuhren Blitze aus. Und diese Wesen liefen hin und her wie Wetterleuchten. Da sah ich mir die Wesen näher an, und je ein Rad ging auf der Erde neben diesen Wesen, entsprechend ihren vier Gesichtern. Die Räder und was sonst daran, glich einem Chrysolith. Sie waren alle vier einander ähnlich und so geformt, als ob ein Rad im andern wäre. Auf jeder der vier Seiten gingen sie, wenn sie sich fortbewegten; beim Gehen drehten sie sich nicht. Doch ihre Felgen konnten sich erheben, und Rührigkeit war ihnen eigen. Auch Sehkraft hatten sie; voll Augen waren nämlich ihre Pflöcke ringsumher bei diesen vieren. Und wenn die Wesen sich bewegten, so gingen auch die Räder neben ihnen mit, und wenn die Wesen von der Erde sich erhoben, erhoben sich zugleich die Räder. Wohin zu gehn der Geist sie trieb, da gingen sie auch hin. Die Räder hoben sich mit ihnen in die Höhe; auch in den Rädern war der Geist der Wesen. Wenn jene gingen, gingen diese auch, und standen jene still, so standen sie auch still. Erhoben jene sich vom Boden, erhoben sich mit ihnen auch die Räder; auch in den Rädern war der Geist des Lebens, und oberhalb der Häupter dieser Wesen war etwas gleich einem Himmel, an Aussehn wie von wunderbarem Eiskristall; ganz weit war's über ihren Häuptern oben. Und unter diesem Himmel waren ihre Flügel grade ausgebreitet, der eine an den andern rührend, und jeder hatte noch zwei Flügel, mit denen sie von beiden Seiten ihren Leib bedeckten. Und ihrer Flügel Rauschen, das ich hörte,war gleich dem Rauschen vieler Wasser und gleich des Hochgebirges Dröhnen, wenn sie sich fortbewegten, und gleich dem Tosen eines Wolkenbruchs, wie Kriegsgetümmel. Doch wenn sie stillestanden, senkten sie die Flügel. Wenn sich dann eine Stimme hören ließ von oberhalb des Himmels über ihren Häuptern, verhielten sie, die Flügel senkend. Denn oberhalb des Himmels über ihren Häuptern war etwas wie ein Saphirthron, und auf dem Throngebilde saß ein menschenähnlich Wesen. Wie Silbergold erschien es mir, als ob es innen ringsum Feuer wäre, beim Anblick seines Oberkörpers. Beim Anblick seines Unterleibes aber sah ich ein Feuer ringsum Glanz verbreiten. So wie der Wolke Bogen, wenn es regnet, so war der Glanz beschaffen ringsherum, ein Anblick gleich der Herrlichkeit des Herrn. Ich sah's; dann fiel ich auf mein Antlitz nieder und hörte eine Stimme sprechen. Des Propheten SendungSie sprach zu mir: »Du Menschensohn! Stell dich auf deine Füße, damit ich mit dir reden kann! Da kam ein Geist in mich, als er zu mir so redete, und er verhalf mir auf die Füße. Nun hörte ich ihn an, der mit mir sprach. Er sprach zu mir: »Du Menschensohn! Ich send dich zu den Söhnen Israels, zu einem Volke von Rebellen, die von mir abgefallen sind. Sie, wie schon ihre Väter, haben bis auf diesen Tag den Abfall von mir fortgesetzt. Die Söhne aber sind noch frecher und verstockter. Zu diesen sende ich dich hin; du sollst zu ihnen sagen: "So spricht der Herr, der Herr", sie mögen's hören oder auch es lassen - sie sind ja doch ein Haus der Widerspenstigkeit -, sie sollen aber wissen, daß unter ihnen ein Prophet verweilt. Du aber, Menschensohn, sei ohne Furcht vor ihnen und ohne Furcht vor ihren Drohungen, obwohl sie Nesseln für dich sind und Dornen und du bei Skorpionen wohnen mußt! Vor ihren Drohungen sei ohne Furcht; vor ihren Blicken zittre nicht, auch wenn sie schon ein Haus der Widerspenstigkeit! Trag ihnen meine Worte vor, sie mögen hören oder nicht! Sie sind der Ungehorsam selbst. Du also, Menschensohn, befolge das, was ich dir sage! Sei doch nicht widerspenstig wie das Haus der Widerspenstigkeit! Tu deinen Mund auf und verzehre, was ich dir jetzt gebe!« Danach sah ich mich um, und eine Hand war zu mir hingestreckt, und sieh, darin lag eine Buchrolle. Er breitete sie vor mir aus, und sie war in- und auswendig beschrieben, mit der Aufschrift: »Klagrufe, Seufzer, Weheklagen". Des Propheten AmtseinsetzungEr sprach zu mir: »Du Menschensohn! Iß, was du findest! Verzehre diese Rolle! Geh hin und sprich zu Israel!« Ich öffnete den Mund; dann gab er diese Rolle mir zu essen und sprach zu mir: »Du Menschensohn! Gib deinem Magen diese Rolle zum Verzehren, die ich dir hiermit gebe, und fülle deinen Leib damit!« Da aß ich sie. Sie ward in meinem Munde honigsüß. Er sprach zu mir: »Du Menschensohn! Zum Hause Israel geh hin und sprich zu ihm mit meinen Worten! Du wirst ja nicht gesandt zu einem Volk von unbekannter Sprache, von schwerer Zunge, nein, zum Hause Israel. Doch wenn ich dich zu vielen Völkern unbekannter Sprachen und schwerer Zungen schickte, zu solchen, deren Worte für dich unverständlich, ja, wenn ich dich zu solchen schickte, sie würden auf dich hören. Das Haus von Israel jedoch hört nicht auf dich. Es hört ja nicht einmal auf mich, ist doch das ganze Israel von harter Stirn und starrem Sinn. Doch sieh, ich mache hart dein Angesicht, gleich ihrem Angesicht, gleich ihrer Stirne deine Stirn. Wie Diamant, noch härter als ein Felsen, mach ich deine Stirn. Du sollst dich nicht vor ihnen fürchten und nicht vor ihnen zittern, obgleich ein Haus der Widerspenstigkeit sie sind!« Er sprach zu mir: »Du Menschensohn! Präg meine Worte, die ich zu dir rede, dir ein, ja, präg sie deinem Herzen ein, horch auf mit deinen Ohren! Nun geh zu den Gefangenen, zu deines Volkes Söhnen! Sag ihnen! Sprich zu ihnen: "Also spricht der Herr: Sie mögen hören und erbeben!"« Ein Geist hob mich empor, und hinter mir vernahm ich eine mächtig starke Stimme: »Gepriesen sei die Majestät des Herrn!«, von seinem Orte her, und dann ein Rauschen, das von der Wesen Flügel kam, die aneinander rührten, und dann ein Rasseln von den Rädern nebenan, ein mächtiges Getöse. So hob mich denn ein Geist empor und riß mich fort. Da schritt ich, bitterer Gefühle voll, dahin, in meinem Innern ganz erregt; schwer lastete die Hand des Herrn auf mir. Nach Tell Abib kam ich zu den Gefangenen, die an dem Kebarflusse saßen, und wo sie wohnten, verblieb ich unter ihnen sieben Tage, starr. Nach dem Verlauf von sieben Tagen erging das Wort des Herrn an mich: »Dich, Menschensohn, bestell ich für das Haus von Israel zum Wächter. Aus meinem Mund vernimm das Wort, mit dem du sie von mir verwarnen sollst! Wenn ich vom Frevler sage: "Du mußt sterben!", und du verwarnst ihn nicht und sagst auch nichts, um einen Frevler vor dem schlimmen Weg zu warnen, daß er am Leben bleibe, dann stirbt der Frevler zwar für seine Missetat; von deiner Hand jedoch verlange ich sein Blut. Verwarnst du aber einen Frevler und läßt er nicht von seinem Frevel und nicht von seinem schlimmen Wege, so muß er selbst für seine Sünde sterben. Du aber hast dich selbst gerettet. Und wendet sich der Fromme weg von seiner Frömmigkeit, und tut er Unrechtes, dann laß ich's ihm zum Fall gereichen, daß er stirbt. Hast du ihn nicht verwarnt, so muß er zwar ob seiner Sünde selber sterben, und der Verdienste, die er sich erworben, wird nicht mehr gedacht. Von deiner Hand jedoch verlange ich sein Blut. Verwarnst du aber einen Frommen in rechter Weise, ohne selbst dich zu verfehlen, und sündigt dieser wirklich nicht mehr, so wird er leben bleiben. Er hat sich warnen lassen, und du hast dich gerettet.« Dort kam die Hand des Herrn auf mich; er sprach zu mir: »Steh auf, geh in das Tal hinaus! Dort will ich mit dir sprechen.« Da stand ich auf und ging ins Tal hinaus. Da stand die Herrlichkeit des Herrn, gleich der, die ich am Kebarfluß geschaut. Da fiel ich auf mein Antlitz nieder. Dann aber kam ein Geist in mich; der stellte mich auf meine Füße; er redete mich an und sprach zu mir: »Sperr dich in deine Wohnung ein! Nun, Menschensohn! Schau hin! Sie werden Stricke um dich legen und dich mit ihnen fesseln, daß du nicht unter sie hinausgehn kannst. Dann laß ich deine Zunge dir am Gaumen kleben, daß du verstummst und ihnen nicht zu einem Manne werdest, der Strafe predigt; sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit. Sobald ich aber zu dir rede, will ich den Mund dir öffnen, daß du zu ihnen sagst: "So spricht der Herr, der Herr.« Wer hören will, der höre; wer nicht, der laß es sein; sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit.« Sinnbildliche Handlungen»Du Menschensohn! Nimm dir jetzt einen Ziegelstein, leg diesen vor dich hin und zeichne drauf die Stadt Jerusalem! Mach einen Wall um sie! Bau einen Turm dawider! Schütt einen Damm dagegen, stell Heere auf dawider! Laß ringsum Sturmböcke angreifen! Dann hol dir eine Eisenpfanne und stell als Eisenwand sie zwischen dich und diese Stadt und richte unverwandt dein Antlitz gegen sie, als wäre sie jetzt in Belagerung und du wärst ihr Belagerer! Ein Zeichen sei dies für das Haus von Israel! Dann aber leg dich auf die linke Seite! Trag so die Sündenschuld des Hauses Israel! So viele Tage, wie du darauf liegst, hast du an ihrer Missetat zu tragen. Ich will dir nämlich auferlegen ihrer Sünden Jahre, in Tage umgewandelt, dreihundertneunzig Tage. So lang trag du die Sündenschuld des Hauses Israel! Bist du damit zu Ende, dann leg zum zweitenmal dich auf die rechte Seite, und trag die Schuld des Hauses Juda vierzig Tage! Ich setze einen Tag für jedes Jahr dir an. Dein Antlitz richte unverwandt auf die Belagerung Jerusalems! Es sei dein Arm entblößt! Weissage so dawider! Ich binde dich mit Stricken, damit du dich nicht umwendest, bis du die Tage überstanden, da du belagert bist. Alsdann nimm Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse, Spelt, tu sie in ein Gefäß zusammen und mach dir Brot daraus! Die ganze Zeit, die du auf deiner Seite liegst, dreihundertneunzig Tage, sollst du's essen! Die Speise, die du essen sollst, beträgt nach dem Gewicht nur zwanzig Ringe für den Tag. Du sollst von einer Stunde bis zur gleichen des andern Tags sie essen. Auch Wasser sollst du abgemessen trinken, ein Sechstel Maß. Du sollst von einer Stunde bis zur gleichen des andern Tags es trinken. Als Gerstenkuchen sollst du es verzehren. Den aber backe du vor ihren Augen auf Ballen Menschenkotes!« Es sprach der Herr: »Genauso essen ekelhaftes Brot die Söhne Israels bei Heidenvölkern, unter die ich sie zerstreue.« Ich aber sprach: »Ach Herr, o Herr! Ich habe niemals mich verunreinigt und nie Gefallenes gegessen, und nie Zerrissenes, niemals von meiner Jugend an bis jetzt. Nie kam in meinen Mund verdorbenes Fleisch.« Er sprach zu mir: »Statt Menschenkots bewillige ich dir Rindermist; mit solchem magst du dir dein Brot bereiten.« Er sprach zu mir:"Du Menschensohn! Sieh! Ich lasse in Jerusalem an Brot es nicht ermangeln, daß man's nur nach Gewicht verzehrt und unter Angst und Wasser trinkt nach zugemessenem Maß mit Schrecken. An Brot und Wasser Mangel leidend, werden sie, einander starr anblickend, zur Strafe ihrer Missetat verschmachten.« Jerusalems Schicksal»Du Menschensohn! Nimm dir ein scharfes Schwert! Gebrauch's als Schermesser! Und führ es über Kopf und Bart! Dann nimm dir eine Waage zum Verteilen!  Ein Drittel sollst du mitten in der Stadt verbrennen, wenn verflossen der Belagerung Tage. Das andere Drittel schneide mit dem Schwert in deiner Nachbarschaft ganz klein. Das letzte Drittel streue in den Wind! Doch halte ich auch hinter diesem noch das Schwert gezogen. Doch nimm zuvor davon ein wenig und bind's in deinen Bausch!  Von diesem nimm noch etwas und wirf's ins Feuer! Verbrenn es drin! Daraus entzündet sich ein anderes Feuer fürs ganze Haus von Israel.« So spricht der Herr, der Herr: »So ist es mit Jerusalem: Ich hab' es in der Heidenvölker Mitte hingestellt und in die Nachbarschaft von Ländern. Weit ungehorsamer als je ein Heidenvolk betrug sich's gegen meine Vorschriften, und schlimmer gegen meine Satzungen als je die Länder seiner Nachbarschaft. So hat es meine Vorschriften verachtet und dem nicht nachgelebt, was ich geboten.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: »Ihr habt ob eures Überflusses, der den der Heidenvölker um euch übertraf, dem nimmer nachgelebt, was ich geboten, und nimmer meine Vorschriften befolgt. Nein! Nach der Art der Heidenvölker rings um euch habt ihr getan.« Darum spricht so der Herr, der Herr: »Fürwahr, so will ich auch an dich. In deiner Mitte halte ich Gericht vor dieser Heidenvölker Augen, und ich verhänge über dich, was ich noch nie verhängt, desgleichen ich auch künftig nicht verhängen werde, um aller deiner Greueltaten willen. Drum sollen Väter ihre Kinder und Kinder ihre Väter bei dir fressen. Ich tu genau nach Recht an dir und streue deinen ganzen Rest in alle Winde. Deshalb, so wahr ich lebe«, ein Spruch des Herrn, »weil du mein Heiligtum entweiht durch alle deine Greuelgötzen und alle deine Schandgottheiten, hau ich erbarmungslos darein und ohne Schonung. Dein dritter Teil stirbt an der Pest und wird durch Hunger in dir aufgerieben. Das andere Drittel fällt durchs Schwert in deiner Nähe; das letzte Drittel streue ich in alle Winde und halte hinter ihm das Schwert gezogen. Mein ganzer Grimm entlädt sich so; ich kühle meinen Zorn an ihnen und nehme Rache. Dann werden sie erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der da im Eifer seines Zornes droht, wenn ich an ihnen meinen Grimm abkühle. Ich mache dich zur Wüstenei, zum Spott der Heidenvölker rings um dich und in den Augen eines jeden, der dich betrachtet. Der Schande fällst du und dem Schimpf anheim, zur Warnung und zum Staunen bei den Heidenvölkern rings um dich, wenn ich in Zorn und Grimm, in Züchtigungen unter Zürnen an dir das Strafgericht vollziehe. Ich, ich, der Herr, ich habe dies gesprochen. Wenn ich des Hungers Pfeile, die verderblichen, auf die abschieße, die zum Verderben sind bestimmt, dann mehre ich zum Schaden noch den Hunger, zerbreche jede Brotesstütze euch, wenn ich zu eurem Untergang sie abgeschossen. Ich sende Hungersnot und wilde Tiere gegen euch, dich kinderlos zu machen. Und Pest und Blutvergießen überfallen dich. Ich bringe über dich das Schwert. Ich, ich, der Herr, ich habe es gesprochen.« Gegen Israels GötzendienstDas Wort des Herrn erging an mich: »Du Menschensohn! Dein Antlitz wende zu den Bergen Israels und prophezeie aber sie und sprich: "Ihr Berge Israels, vernehmt das Wort des Herrn, des Herrn! So spricht der Herr, der Herr, zu diesen Bergen, diesen Hügeln, zu diesen Gründen, diesen Tälern. Ich bringe über euch das Schwert, zerstöre eure Höhen. Zertrümmert werden euere Altäre, zerbrochen eure Rauchaltäre; und euere Erschlagenen werf ich vor eure Götzen. Die Leichname der Söhne Israels leg ich vor ihre Götzen hin, zerstreue euere Gebeine rings um euere Altäre. Soweit sich alle eure Wohnsitze erstrecken, soll'n menschenleer die Städte werden, zerstört die Höhen. Sind dann zertrümmert und verwüstet eure Altäre und eure Götzen ganz zerschlagen und verschwunden und eure Rauchaltäre umgehauen und eure Machwerke vertilgt und wenn bei euch Erschlagne liegen bleiben, dann seht ihr ein: Ich bin der Herr. Doch lasse ich von euch noch einige, dem Schwert Entronnene, bei jenen Heidenvölkern übrig, wenn ihr zerstreut seid in die Länder. Und diese euere Entkommenen gedenken meiner bei den Heiden, zu denen sie gefangen abgeführt, wenn ich zu Boden beuge ihren buhlerischen Sinn, der von mir abgefallen, und ihre buhlerischen, ihren Götzenbildern zugeworf'nen Blicke. Sie werden vor sich selber Abscheu haben ob der vertüten Frevel, ob aller ihrer Greueltaten. Dann sehn sie ein: Ich bin der Herr. Nicht leere Worte waren es, wenn ich gedroht, dies Unheil ihnen anzutun."« So spricht der Herr, der Herr: »Schlag in die Hand! Stampf mit dem Fuße auf und sprich: "Weh über all die argen Greueltaten in dem Hause Israels! Sie sollen dafür fallen durch das Schwert, durch Hunger und durch Pest! Wer fern, stirbt an der Pest; wer nahe, fällt durchs Schwert. Wer noch verschont, der stirbt des Hungers. Ich laß an ihnen meinen Ingrimm aus. Dann seht ihr ein. Ich bin der Herr, wenn die Erschlagenen bei ihren Götzen rings um die Altäre liegen auf jedem hohen Hügel, jedem Bergesgipfel und unter jedem grünen Baum und unter jeder dichtbelaubten Terebinthe, an jedem Ort, wo süßen Opferduft sie allen ihren Göttern spenden. Ich strecke meine Hand aus gegen sie und mache noch verödeter das Land und wüster als Diblas Steppenland, soweit sie wohnen, damit sie wissen: Ich, ich bin der Herr."« Das GerichtDas Wort des Herrn erging an mich, also: »Du Menschensohn! So spricht der Herr, der Herr vom Lande Israel: Ein Ende kommt, das Ende für alle die vier Himmelsgegenden des Landes. Nun kommt das Ende über dich. Ich lasse wider dich dem Zorne freien Lauf und richte dich nach deinem Wandel und bringe über dich all deine Greueltaten. Mein Auge blickt nicht mitleidsvoll auf dich. Ich übe keine Schonung mehr; ich lohne deinen Wandel dir, solange deine Greueltaten noch in dir geschehen, daß ihr erkennt: Ich bin der Herr.« So spricht der Herr, der Herr: »Ein Ungemach kommt nach dem andern. Ein Ende kommt. Das Ende kommt. Schon ist es auf dem Weg zu dir. Fürwahr, es kommt. Verhängnis über dich, Einwohnerschaft des Landes! Die Zeit erscheint; der Tag ist nah. Verwirrung, nur kein Jubelruf! Nun gieße ich in Bälde meinen Ingrimm über dich, erschöpfe meinen Zorn an dir und richte dich nach deinem Wandel und bringe über dich all deine Greuel. Mein Auge blickt nicht mitleidsvoll. Ich übe keine Schonung mehr; ich lohne deinen Wandel dir, solange deine Greuel noch in dir geschehn, daß ihr erkennt: Ich selbst, der Herr, ich bin's, der Schläge führt. Fürwahr, der Tag! Seht her! Er kommt. Verhängnis geht nun aus. Und das Geschwür blüht auf, und die Geschwulst nimmt zu. Gar Schweres droht dem schlimmen Stamm. Nicht um sich selbst und ihre Volksmenge und ihre Kinder trauern sie. Die Zeit ist da. Der Tag ist nah, da selbst der Käufer sich nicht freut und trauert der Verkäufer. Ein Zorn trifft ihre ganze Masse. Denn kein Verkäufer kommt je wieder in Besitz seines verkauften Gutes, falls er noch am Leben bliebe. Denn das Gesicht wird nicht zurückgenommen; es geht auf ihre ganze Masse, und niemand, der in Missetat gelebt, kann sich für sicher halten. Und stieße man in die Posaune, und hätte alles sich gerüstet, es zöge dennoch niemand in den Kampf; es trifft mein Zorn ja ihre ganze Masse. Im freien Feld das Schwert und drinnen Pest und Hunger! Wer auf dem Feld, der stirbt durchs Schwert, wer in der Stadt, den tilgen Hungersnot und Pest. Entrinnen auch ein paar von ihnen, und kommen sie noch in die Berge, so seufzen sie wie Turteltauben, ein jeder über seine Missetat. Schlaff sinken alle Hände nieder; die Knie aller werden naß. Sie legen Trauerkleider an und hüllen sich in Angst. Auf jedem Angesicht Enttäuschung, auf allen Köpfen Glatzen! Ihr Silber werfen sie hin auf die Gassen; ihr Gold erachten sie als Kot. Ihr Silber und ihr Gold kann sie am Tag der Wut des Herrn nicht retten. Sie können sich davon nicht sättigen und ihren Bauch nicht füllen, war's doch ein Reiz zu ihrer Missetat. Aus ihrem Schmuck, dem herrlichen, den sie zu ihrem Ruhm sich hätten machen sollen, verfertigten sie Greuelbilder, ihre Scheusale. Deswegen mache ich's für sie zum Unflat und geb als Beute es den Fremden in die Hände, zum Raub den Wildesten der Erde, daß sie's entweihen. Ich wende ab mein Angesicht von ihnen; denn sie entweihten ja mein tief Geheimnis; nun dringen Räuber ein, entweihen es. Nun schmiede Ketten! Das Land ist voll von Bluturteilen, die Stadt von Grausamkeit. Der Heidenvölker schlimmste laß ich kommen; sie sollen ihre Häuser einnehmen. Dem Übermut der Trotzigen bereite ich ein Ende, und ihre Heiligtümer sollen ihre Heiligkeit verlieren. Wenn dann die Schreckenszeit eintrifft, so suchen sie wohl Rettung; doch sie finden keine. Unfall kommt über Unfall, und eine Unglücksbotschaft folgt der anderen. Gesichte wünschen sie sich von Propheten; doch, wie Belehrung Priestern fehlt, so guter Rat den Ältesten. Der König ist in Trauer; der Fürst hüllt sich in Schrecken. Des Landvolks Hände sind vor Schrecken lahm. Nach ihrem Wandel lohn ich ihnen und richte sie nach dem, was sie verdient, daß sie erkennen: Ich, ich bin der Herr.« Jerusalems GötzendienstAm fünften Tag des sechsten Monds im sechsten Jahr saß ich in meinem Haus und Judas Älteste vor mir. Da senkte sich auf mich die Hand des Herrn, des Herrn. Ich sah. Da war's, wie eine männliche Gestalt. Von dem, was seinen Hüften glich, war's abwärts wie ein Feuer. Von seinen Hüften aufwärts war's wie Strahlenglanz, wie Glanz von Silbergold. Er streckte etwas aus, wie eine Hand, und faßte mich an meines Hauptes Stirnlocke. Dann trug ein Wind mich zwischen Erd' und Himmel fort und brachte nach Jerusalem mich hin, in einem göttlichen Gesichte, zum Eingang in des inneren Hofes Tor, das gegen Norden schaut, wo sich das fürchterliche Bild befand, die Viehgestalt. Da war zu sehn die Herrlichkeit des Gottes Israels gleich dem Gesicht, das ich im Tal geschaut. Er sprach zu mir: »Du Menschensohn! Gen Norden richte deine Augen!« Da richtete ich meine Augen gegen Norden, und siehe, nördlich von dem Tore zum Altar stand jenes fürchterliche Bild am Eingang. Er sprach zu mir: »Du Menschensohn! Siehst du, was jene treiben? Gar große Greuel sind's, die hier das Haus von Israel verübt, um mich aus meinem Heiligtum zu treiben. Du schaust jedoch noch größere Greuel.« Er brachte mich zum Vorhofstore. Da sah ich in der Wand ein Loch. Er sprach zu mir: »Jetzt, Menschensohn! Zwäng dich durch diese Wand!« Da zwängte ich mich durch die Wand und schaute eine Tür. Er sprach zu mir: »Tritt ein und schau die argen Greuel, die sie an diesem Orte treiben!« Ich ging hinein und schaute; da gab es allerlei Gebilde von Gewürm und greuelhaften Tieren, und alle Götzen, die das Haus Israel besaß; sie waren ringsum in die Wand gegraben. Vor ihnen standen siebzig Männer aus den Ältesten des Hauses Israel, darunter auch Jazanja, Saphans Sohn. Sein Rauchfaß hatte jeder in der Hand, und Wohlgeruch in Weihrauchwolken stieg empor. Er sprach zu mir: »Du Menschensohn, siehst du, was da die Ältesten des Hauses Israel im Finstern treiben, ein jeder in der Kammer seines Bildes? Sie sagen ja: "Es sieht der Herr uns nicht.« "Es hat der Herr das Land verlassen.« Er sprach zu mir: »Noch ärgere Greuel, die sie treiben, sollst du schauen.« Er brachte mich zum Eingang in das Tor zum Tempel, der gegen Norden liegt. Da saßen Weiber, die um Tammuz weinten. Er sprach zu mir: »Siehst du dies, Menschensohn? Du sollst noch ärgere Greuel sehn als diese.« Er brachte mich zum Eingang in das Tor zum Tempel. Da waren an dem Eingang zu dem Tempel des Herrn, dort zwischen Halle und Altar, wohl gegen fünfundzwanzig Männer. Ihr Rücken war dem Heiligtum des Herren zugekehrt, ihr Antlitz gegen Osten. So beteten sie dort, nach Osten hin, die Sonne an. Er sprach zu mir: »Siehst du es, Menschensohn? Ist's nicht, als wär's dem Judahaus zu wenig, die hier verübten Greuel selbst getan zu haben, daß sie das Land mit Grausamkeit erfüllen? Sie reizten mich schon wiederholt zum Unmut. Jetzt schau, wie sie die Ranke an die Nase halten! Nun will auch ich im Grimm verfahren; mein Auge soll kein Mitleid haben. Ich kenne keine Schonung mehr. Und schrein sie überlaut mir in die Ohren, ich hör sie nicht.« Jerusalems VernichtungEr rief mir dann mit lauter Stimme in die Ohren: »Herbei jetzt mit den Henkern für die Stadt! Die Mordwaffe in eines jeden Hand!« Da sah ich von dem obern Tor sechs Männer kommen, von dem, das gegen Norden sieht, und jeder hatte in der Hand die Mordwaffe. Bei ihnen war ein Mann, gehüllt in Linnen, mit Schreibgeräte an den Hüften. So kamen sie herein und stellten sich dem ehernen Altare gegenüber. Die Herrlichkeit des Gottes Israels erhob sich von dem Cherub, über dem sie war, begab sich zu des Hauses Schwelle und rief dem Mann im Linnenkleid, der Schreibgeräte an den Hüften trug. Dann sprach der Herr zu ihm: »Zieh mitten durch die Stadt, ja, mitten durch Jerusalem, mach auf der Männer Stirn ein Zeichen, die seufzend jammern all der Greuel wegen, die darin geschehen!« Und zu den übrigen sprach er vor meinen Ohren: »Folgt diesem durch die Stadt! Und schlaget drein! Kein Mitleid habe euer Auge! Gewähret keine Schonung! Die Greise, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder, Weiber bringt um und tilgt sie aus! Doch rührt an keinen, der das Zeichen an sich trägt! Mit meinem Heiligtum beginnt!« Da machten sie den Anfang mit den Ältesten, die vor dem Hause waren. Er sprach zu ihnen: »Dieses Haus macht unrein! Füllt mit Erschlagenen die Höfe an! Dann ziehet weiter!« Sie zogen fort von da und schlugen in der Stadt darein. Nach ihrem Niedermetzeln blieb ich ganz allein zurück; da fiel ich auf mein Antlitz, schrie und sprach: »Ach Herr, o Herr! Vernichtest Du den ganzen Rest von Israel? Ergießest Deinen Grimm Du auf Jerusalem?« Er sprach zu mir: »Die Missetat des Hauses Israel und Juda ist zu groß; das Land ist voll von Blutvergehn, die Stadt voll von Bedrückungen. Sie sagen: "Es hat der Herr das Land verlassen. Der Herr sieht nichts.« So soll denn auch mein Auge ohne Mitleid sein; ich übe keine Schonung mehr, und ich vergelte ihnen ihren Wandel auf den Kopf.« Und siehe da, der Mann, gehüllt in Linnen, mit dem Schreibgerät an seinen Hüften, erstattete hierauf Bericht und sprach: »Ich tat, wie Du mir anbefohlen.« VisionIch sah mich um, und auf dem Himmel, der überm Haupt der Cherube, war etwas wie ein Saphirstein zu sehn. Als wär's ein Throngebilde, sah es aus, was über ihnen sichtbar ward. Und zu dem Mann im Linnenkleide sagte er: »Tritt zwischen diese Räder unterhalb des Cherubs hin! Und mit den Händen nimm dir glühende Kohlen zwischen diesen Cheruben heraus, und streu sie über diese Stadt!« Vor meinen Augen ging er hin. Als er hineinging, standen rechts vom Haus die Cherube, und von der Wolke war der innere Hof erfüllt. Des Herren Herrlichkeit erhob sich aber von dem Cherub, und sie begab sich zu des Hauses Schwelle. Da füllte sich das Haus mit dieser Wolke, und voll vom Glanz der Herrlichkeit des Herrn ward auch der Hof. Das Rauschen jener Cherubsflügel wurde bis zum äußern Hof vernommen, gleich der Stimme des Allmächtigen, wenn er redet. Da er dem Mann im Linnenkleide so geboten:"Nimm Feuer zwischen diesen Rädern und zwischen diesen Cheruben heraus«, ging dieser hin und stellte sich dem Rade gegenüber. Da streckte zwischen diesen Cheruben ein Cherub die Hand nach jenem Feuer aus, das zwischen jenen Cheruben; er nahm davon und gab es dem ins Linnenkleid Gehüllten in die Hände; der nahm's und ging hinweg. Man konnte an den Cheruben so etwas unter ihren Flügeln sehn, was Ähnlichkeit mit einer Menschenhand besaß. Ich sah's genauer an und sah vier Räder neben diesen Cheruben; denn neben jedem Cherub war ein Rad; die Räder sahen aus wie Chrysolith. Und jedes dieser vier sah ganz genau so wie das andere aus, als ob ein Rad im andern wäre. Bei ihrem Gehen gingen sie nach allen den vier Seiten; beim Gehen drehten sie sich nicht. Denn zu dem Orte gingen sie, wohin sich eines jeden Haupt hinwandte; sie drehten sich beim Gehen nicht. Ihr ganzer Leib, ihr Rücken, ihre Hände, ihre Flügel mitsamt den Rädern waren ringsum voller Augen, bei allen den vier Rädern. Die Räder hießen, wie ich's selbst gehört, die »Drehbaren". Und vier Gesichter hatte jedes: Das eine Angesicht, das Angesicht des Cherubs, war ein Stiergesicht; das zweite Antlitz war ein Menschenangesicht; ein Löwenantlitz war das dritte; ein Adlerantlitz war das vierte. Erheben konnten sich die Cherube; das war das Wesen, das ich am Kebarfluß geschaut. Und wenn die Cherube fortgingen, bewegten sich die Räder neben ihnen auch. Wenn aber diese Cherube die Flügel schwangen, um sich vom Boden zu erheben, dann drehten sich die Räder nicht an ihrer Seite. Wenn jene standen, verhielten diese auch; erhoben jene sich, erhoben diese sich mit jenen; denn auch in ihnen war der Geist der Wesen. Da ging des Herren Herrlichkeit fort von des Hauses Schwelle und ließ sich auf die Cherube herab. Da schwangen diese Cherube die Flügel und stiegen von dem Boden auf vor meinen Augen. Wie die sich fortbegaben, machten es in gleicher Weise auch die Räder. Am Eingang blieben sie zum Osttor stehen, das zum Haus des Herren führt, und oben über ihnen war die Herrlichkeit des Gottes Israels. Das war das Wesen, das ich am Kebarfluß geschaut unter dem Gott von Israel; so wußte ich, es seien Cherube. Ein jeder hatte vier Gesichter, vier Flügel jeder, und so etwas wie Menschenhände war unter ihren Flügeln. Und ihre Angesichter sahen aus wie jene, die ich am Kebarfluß geschaut. Sie sahen ihnen gleich und waren es; ein jedes ging gerade vor sich hin. UnglücksweissagungenDa führte mich ein Geist hinweg und brachte mich am Haus des Herrn zum vordern Tor, das gegen Morgen schaut, und an des Tores Eingang standen fünfundzwanzig Männer, und unter ihnen sah ich den Jazanja, Uzars Sohn, und den Pelatja, des Benaja Sohn, die Obersten des Volkes. Er sprach zu mir. »Sieh, Menschensohn! Das sind die Männer, die solch Unheil sinnen und schlimmen Rat in dieser Stadt abhalten; die sprechen: "Heißt es jetzt nicht, Häuser zu erstellen?" "Sie ist der Topf". "Wir sind das Fleisch". Weissage darum gegen sie! Ja weissage, du Menschensohn!« Da senkte sich auf mich der Geist des Herrn; er sprach zu mir: »Verkünde! Es spricht der Herr: "Ihr habt doch so gesprochen, du Haus Israel. Was euch in eurem Geiste aufsteigt, weiß ich wohl. In dieser Stadt sind's eurer Opfer viel; mit solchen Opfern füllt ihr ihre Straßen an.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: "Ja eure Todesopfer, die ihr in ihrer Mitte habt vollbracht, die sind das Fleisch. Sie ist der Topf. Euch aber schleppe ich hinweg von ihr. Vorm Schwerte habt ihr Angst; ich bringe über euch das Schwert.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Ich führe euch aus ihr hinweg und geb euch in die Hand von Fremden, und ich vollstrecke so an euch die Strafe. Ihr fallet durch das Schwert; so richte ich euch an der Grenze Israels, daß ihr erkennt: Ich bin der Herr. Sie soll euch nicht zum Topfe dienen, ihr werdet darin nicht das Fleisch mehr sein. Ich richt euch an der Grenze Israels, daß ihr erkennt, daß ich der Herr bin, nach dessen Satzungen ihr nicht gewandelt und dessen Vorschriften ihr nicht erfüllt. Nein, nach der Heiden Sitten rings um euch, danach habt ihr gehandelt."« Als ich so weissagte, geschah's, daß den Pelaja, des Benaja Sohn, der Tod ereilte. Da fiel ich auf mein Angesicht und rief mit lauter Stimme: »Ach Herr, ach Herr! Willst Du denn jetzt den Rest von Israel vertilgen?« Darauf erging das Wort des Herrn an mich: »Hör, Menschensohn! Zu deinen Brüdern, zu deinen Brüdern, deinen Blutsverwandten, zum ganzen Haus von Israel, zu denen die Bewohner von Jerusalem nun sagen: "Laßt doch den Herrn! Uns ist das Land zum Eigentum gegeben", sprich deshalb: "Also spricht der Herr, der Herr: Zwar habe ich sie zu den Heiden abgeführt; zwar habe ich sie in die Länder hin zerstreut. Doch dien ich ihnen auch für diese kurze Zeit zur Schutzwehr in den Ländern, die sie jetzt betreten.« Sprich deshalb: "Also spricht der Herr, der Herr: Ich will euch aus den Völkern sammeln und aus den Ländern euch zusammenbringen, worin ihr seid zerstreut. Ich gebe euch das Land Israel wieder.« Und kommen sie dahin, so werden sie daraus all seine Scheusale und seine Greuel all entfernen. Ich gebe ihnen ja ein anderes Herz und gebe in ihr Inneres einen neuen Geist. Ich nehme weg ein steinern Herz aus ihrem Leibe und schenke ihnen dann ein Herz von Fleisch. Dann wandeln sie in meinen Satzungen, befolgen meine Vorschriften genau und werden mir zum Volke, ich ihr Gott. Elender Götzen Greuel haben nun ihr Herz verführt; und denen lohne ich den Wandel auf den Kopf.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Die Cherube erhoben ihre Flügel; desgleichen hoben sich die Räder, und oben über ihnen war die Herrlichkeit des Gottes Israels. Die Herrlichkeit des Herrn verließ die Stadt und ließ sich auf dem Berge nieder, der östlich von der Stadt gelegen. Mich aber hob ein Geist empor und brachte nach Chaldäa mich zu den Gefangenen in einem göttlichen Gesicht. Doch das Gesicht, das ich geschaut, verschwand vor mir. Und ich erzählte den Gefangenen dies alles, was der Herr mich hatte schauen lassen. Sinnbild der Wegführung ins ExilDas Wort des Herrn erging an mich: »Hör, Menschensohn! Du wohnst im Haus der Widerspenstigkeit bei solchen, die zum Sehen Augen haben und doch nicht sehen, zum Hören Ohren, die jedoch nicht hören. Sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit. Du aber, Menschensohn, mach dir ein Reisebündel und zieh bei Tag vor ihren Augen weg! Vor ihren Augen sollst du dann von einem Ort zum andern ziehen! Vielleicht, daß sie dabei zur Einsicht kommen, was für ein Haus der Widerspenstigkeit sie sind. Trag deine Habe als ein Reisebündel fort bei Tag vor ihren Augen, wie man's beim Auszug macht! Vor ihren Augen grab dir durch die Wand ein Loch, und trag es so hindurch Vor ihren Augen nimm's dann auf die Schulter und bring's im Dunkeln fort! Verhüll dein Angesicht dabei, daß du das Land nicht siehst! Zu einem Wahrzeichen des Hauses Israel mache ich dich.« Ich tat, wie mir befohlen ward. Ich trug als Reisebündel meine Habe fort bei Tag, und ich ich durchgrub am Abend mit der Hand die Wand. Im Dunkeln trug ich's fort und nahm's vor ihren Augen auf die Schulter. Darauf erging das Wort des Herrn an mich am andern Morgen: »Du Menschensohn! Hat dich nicht das Haus Israel, das Haus der Widerspenstigkeit, gefragt: "Was machst du da?" Sag ihnen: Also spricht der Herr, der Herr: "Dies Schleppen gilt dem Fürsten in Jerusalem sowie dem ganzen Hause Israel, das drinnen wohnt.« Dann sprich: "Ich muß zum Wahrzeichen euch dienen. Wie ich getan, so geht's auch ihnen. Sie müssen in Verbannung ziehen und Gefangenschaft. Der Fürst in ihrer Mitte aber zieht im Dunkeln mit dem Bündel auf der Schulter fort. Zu seinem Abzug läßt man ihm die Wand durchbrechen. Dabei verhüllt er sein Gesicht. Er schaut das Land mit seinen Augen nimmer wieder.' Denn ich umstricke ihn mit meinem Netz; in meinem Garn soll er sich fangen. Ich bringe ihn nach Babel ins Chaldäerland. Das soll er zwar nicht sehen, aber dennoch in ihm sterben. Was um ihn ist, all seine Dienerschaft und alle seine Scharen zerstreue ich in alle Winde und halte noch das Schwert gezogen hinter ihnen. Dann wissen sie, daß ich der Herr bin, wenn ich sie unter diese Heiden hab' zerstreut und in die Länder sie versprengt. Nur wenige laß ich von ihnen übrig, verschont vom Schwert, vom Hunger, von der Pest. Sie sollen alle ihre Greuel den Heiden eingestehn, wohin sie kommen, und dann erkennen, daß ich der Herr."« Darauf erging das Wort des Herrn an mich: »Ach, Menschensohn! Nun iß dein Brot mit Zittern! Dein Wasser trink in Angst und Sorgen und sprich zum Volk des Landes: "So spricht der Herr, der Herr, von denen, die Jerusalem im Lande Israel bewohnen: In Sorgen werden sie ihr Brot verzehren, mit Angst ihr Wasser trinken. Von Grund aus wird ihr Land verwüstet um des Frevels willen, den die verübt, die es bewohnt. Und die bewohnten Städte werden öde; das Land wird eine Wüste, daß ihr es erkennt: Ich bin der Herr."« Das Wort des Herrn erging an mich: »Sag, Menschensohn! Was habt ihr da für einen Spruch im Lande Israel: "Die Zeit verzieht sich; doch kein Gesicht trifft ein.« Drum sag zu ihnen: "Also spricht der Herr, der Herr: Ich mache diesem Spruch ein Ende, daß sie in Israel ihn länger nicht gebrauchen.« So sag zu ihnen: "Die Tage kommen schon heran mit der Erfüllung jeglichen Gesichtes! Denn fürderhin heißt kein Gesicht mehr falsch und keine Prophezeiung trügerisch im Hause Israel. Denn ich, der Herr, ich werde sprechen, und was ich spreche, wird geschehn. Nicht lange wird's verschoben. In euren Tagen, Haus der Widerspenstigkeit, vollziehe ich, was ich einst angedroht. Ein Spruch des Herrn, des Herrn."« Das Wort des Herrn erging an mich: »Hör, Menschensohn! Fürwahr, es sagt das Haus von Israel: "Es geht auf späte Tage das Gesicht, das er geschaut; von fernen Zeiten hat er prophezeit.« Drum sprich zu ihnen: "Also spricht der Herr, der Herr: Auf lange Zeit wird keines meiner Worte mehr verschoben; jetzt trifft ein, was ich verkünde."« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Gegen die falschen ProphetenDas Wort des Herrn erging an mich: »So, Menschensohn, so prophezeie gegen Israels Propheten, die Prophezeiungen aussprechen, und sag zu denen, die nur aus sich selbst weissagen: "Vernehmt das Wort des Herrn: Der Herr, der Herr, so spricht er über diese törichten Propheten, die ihrem eignen Geiste folgen, und die doch kein Gesicht gehabt: Den Füchsen in zerstörten Plätzen sind Israels Propheten gleich. Ihr tretet nicht in Breschen ein, und ziehet um das Haus von Israel kein Mauerwerk, daß fest am Herrentage es im Kampfe stünde. Sie tragen Truggesichte vor und Lügenprophezeiungen; sie sagen zwar: »Ein Spruch des Herrn«, und doch hat niemals sie der Herr gesandt, und trotzdem hoffen sie, daß sich das Wort erfülle. Sind das nicht Truggesichte die ihr schaut? Nicht Lügenprophezeiungen, die ihr aussprecht? Und dennoch saget ihr: »Ein Spruch des Herrn«, obschon ich nicht geredet habe."« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: »Weil ihr nur Trug verkündet und nur Lügen schaut, deshalb, fürwahr, will ich an euch.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Ja, meine Hand ist gegen die Propheten, die Truggesichte schauen und Lügen prophezeien; sie dürfen nicht zum Kreise meines Volkes mehr gehören, nicht eingetragen bleiben in der Urkunde des Hauses Israel und nicht im Lande Israel geduldet werden, daß ihr erkennet, daß der Herr, der Herr, ich bin. Dafür, und zwar dafür, daß sie mein Volk so täuschen, sie sagen: "Gut steht es", da es übel steht, - so daß er eine lockre Wand sich baut, die sie in kümmerlicher Weise übertünchen, so sprich zu denen, die in solch kümmerlicher Weise übertünchen, daß es zusammenstürzt. "Gesetzt, es käme eine Regenflut, und Hagelsteine ließ ich niederfallen, ein Sturmwind bräche los, gesetzt, die Mauer fiele ein, ja, würde man zu euch nicht sagen: »Wo ist die Tünche, die ihr aufgetragen?«" Deshalb spricht so der Herr, der Herr: "Ich laß in meinem Grimme einen Sturm losbrechen, in meinem Zorne eine Regenflut erfolgen, und Hagelsteine werden sie vernichten. Die Mauer, kümmerlich getüncht von euch, die reiß ich nieder, werfe sie zu Boden, daß sichtbar wird ihr Grund. Bei ihrem Fall kommt ihr darunter um, und so erkennt ihr, daß der Herr ich bin. Wenn ich dann meinen Ingrimm an der Mauer ausgelassen, sowie an denen, die sie kümmerlich getüncht, dann sag ich euch: Die Mauer ist nicht mehr und keiner mehr von denen, die sie überstrichen, von den Propheten Israels, die von Jerusalem weissagten und ihm in Gesichten Glück verhießen, da doch kein Glück vorhanden war.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Du Menschensohn! Dein Antlitz wende hin zu deines Volkes Töchtern, die aus sich selber als Prophetinnen auftreten, und prophezeie wider sie und sprich: "So spricht der Herr, der Herr: Weh denen, die für jede Schulter Kissen richten und Polster für das Haupt zum Schlafen, um Seelen einzufangen! Ihr fangt aus meinem Volke Seelen, um eure eignen Seelen durchzufristen. Bei meinem Volk entweiht ihr mich für eine Handvoll Gerste, für ein paar Bissen Brot, um Seelen so zu morden, die nicht sterben sollten, und Seelen lebend zu erhalten, die nicht leben sollten. Ihr lüget meinem Volk vor, das auf Lügen hört.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: "Fürwahr, ich will an eure Kissen, womit ihr Seelen, lebenskräftige, zu fangen sucht. Ich reiße sie aus euren Armen und mache frei die Seelen, die ihr so umgarnt, die Seelen, die so lebenskräftig. Ich reiße eure Kissen weg und rette so mein Volk aus euren Händen. Sie sollen keine Beute mehr in euren Händen sein, daß ihr erkennet, daß der Herr ich bin. Weil ihr des Frommen Herz betrügerisch in Angst versetzt, das ich doch nicht geängstigt wissen wollte, weil ihr der Frevler Hände kühner macht, daß sie von ihrem bösen Wege sich nicht kehren, um selber glücklich sich zu machen, deshalb dürft ihr nicht länger Truggesichte schauen, nicht länger mehr Orakel geben. Nein! Mein Volk befreie ich aus eurer Hand, daß ihr erkennt: Ich bin der Herr."« Schwere HeimsuchungDa kamen einige der Ältesten aus Israel zu mir und setzten sich mir gegenüber. Darauf erging das Wort des Herrn an mich: »Sieh, Menschensohn! Die Männer denken nur an ihre Götzenbilder und stellen vor sich hin das Ding, mit dem sie sich versündigen. Und ich soll ihnen da zur Rede stehen? Drum sprich sie an und sag zu ihnen: So spricht der Herr, der Herr: "Ein jeder, der im Hause Israel an seine Götzen denkt und vor sich hin den Anlaß seiner Sünde stellt, und dennoch zum Propheten kommt, bei einem solchen antworte ich, Jahve, ich selbst auf seine vielen Götzenbilder. Ich will's dem Hause Israel in seinem Herzen fühlbar machen, daß es durch seine Götzen all sich mir entfremdet hat.« Deshalb sag zu dem Hause Israel: So spricht der Herr, der Herr: "Kehrt um und wendet euch von euren Götzenbildern, von allen euren Greueln wendet euer Antlitz ab! Denn jeder in dem Hause Israel und von den Fremdlingen, die in Jerusalem verweilen, und wer an seine Götzen denkt und wer den Anlaß seiner Sünde vor sich hinstellt und dennoch zum Propheten kommt, um mich durch diesen zu befragen, dem werde ich, Jahve, die Antwort selber geben. Ich wende gegen einen solchen Mann mein Angesicht; ein warnend Beispiel mache ich aus ihm und rotte ihn aus meinem Volke aus, daß ihr erkennet, daß der Herr ich bin. Und läßt sich der Prophet verleiten, ihm eine Antwort zu erteilen, dann habe ich, der Herr, den Seher vorher selbst dazu verleitet. Doch streck ich gegen diesen meine Hand und tilge ihn aus meinem Volke Israel. So müssen beide ihr Vergehen tragen, der Fragende wie der Prophet; sie werden gleicherweise schuldig sein, damit das Haus von Israel von mir nicht Abfall übe und sich durch irgendwelche Freveltat nicht mehr entweihe, daß sie vielmehr zum Volk mir werden und ich für sie zum Gott.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn.« Das Wort des Herrn erging an mich: »Du Menschensohn! Wenn sich an mir ein Land hat schwer versündigt und ich dawider meine Hand ausstreckte und ihm des Brotes Stab zerbräche und Hungersnot ihm schickte und Mensch und Vieh aus ihm vertilgte und drinnen wären die drei Männer, Noë, Daniel und Job, so retteten sie nur sich selbst durch ihre Tugend.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Und brächte ich die wilden Tiere in das Land, und machte ich es menschenleer, zu einer Wüste, die niemand mehr durchwandern möchte, der wilden Tiere wegen, und drinnen wären die drei Männer, so wahr ich lebe«, ein Spruch des Herrn, des Herrn, »sie würden weder Sohn noch Tochter retten. Sie retteten nur sich allein; das Land jedoch würde zur Wüste werden. Und ließe ich das Schwert hingehen über jenes Land und spräche dann: "Ein Schwert soll durch das Land hinfahren!" und ich vertilgte Mensch und Vieh daraus, und drinnen wären die drei Männer, so wahr ich lebe«, ein Spruch des Herrn, des Herrn, »sie würden weder Sohn noch Tochter retten. Sie retteten nur sich allein. Und sendete ich Pest in jenes Land, und gösse blutig meinen Grimm darüber, um Mensch und Vieh daraus zu tilgen, und wären Noë, Daniel und Job darin, so wahr ich lebe«, ein Spruch des Herrn, des Herrn, »sie würden weder Sohn noch Tochter retten; sie retteten durch ihre Tugend nur sich selbst.« Ja, also spricht der Herr, der Herr: »Um wieviel mehr nun sende ich jetzt meine vier Strafübel, Schwert und Hunger, wilde Tiere samt der Pest gegen Jerusalem, um Mensch und Vieh daraus zu tilgen. Und doch bleibt drinnen übrig eine Schar Verschonter. Sie kann selbst Sohn und Tochter noch daraus wegführen. Fürwahr! Sie ziehen dann zu euch; da könnt ihr ihren Wandel, ihre Handlungsweise sehen. Ihr denkt dann anders über dieses Unglück, das für Jerusalem von mir gekommen, all das, was ich darüber brachte. Da lehren sie euch anders denken, beschaut ihr ihren Wandel und ihr Tun. Und ihr seht ein, daß ich nicht ohne Ursache geschehen ließ, was ich an ihm getan.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Jerusalems VerwüstungDas Wort des Herrn erging an mich: »Sag, Menschensohn! Welch einen Vorzug hat das Rebenholz vor all den andern Rankenpflanzen, die zu den Waldbäumen gehören? Kann man aus seinem Holze eine Arbeit machen? Kann man davon etwas zu Pflöckchen brauchen, um allerhand Geräte auf zuhängen? O nein! Man gibt's dem Feuer zum Verzehren. Hat dann das Feuer seine beiden Enden aufgezehrt, und ist die Mitte durchgebrannt, wird's noch zu irgendeiner Arbeit taugen? Man konnte es zu irgendeiner Arbeit nicht gebrauchen, als es noch ganz gewesen. Da sollte es, verzehrt und durchgebrannt vom Feuer, zu irgendwelcher Arbeit brauchbar sein?« Nun also spricht der Herr, der Herr: »Wie's bei den Waldbäumen mit Rebholz ist, das ich zur Feuerung bestimmt, so mache ich es auch mit den Bewohnern von Jerusalem. Ich richte wider sie mein Angesicht, und kommen sie aus einem Feuer, so wird ein andres sie verzehren, daß ihr erkennt, daß ich der Herr, wenn gegen diese ich mein Antlitz richte. Zur Wüste mache ich das Land, weil Treubruch sie verübt.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Jerusalems UntreueDas Wort des Herrn erging an mich - »Geh, Menschensohn, und halt Jerusalem jetzt seine Greuel vor! Und sag: So spricht der Herr, der Herr, jetzt zu Jerusalem: "Dein Ursprung, deine Abkunft weisen auf die Lande der Kanaaniter. Dein Vater war von amoritischem Geschlecht und deine Mutter von chittitischem. Und das ist die Geschichte deines Lebens: Am Tag, da du geboren wurdest, ward deine Schnur nicht abgeschnitten; nicht wurdest du mit Wasser rein gewaschen. Mit Salz wardst du nicht abgerieben, in Windeln nicht gewickelt. Kein Auge sah mit Mitleid auf dich hin, um eines dieser Dinge dir zu tun, aus Mitgefühl mit dir. Du wurdest auf dem freien Feld dir selber überlassen, aus Überdruß an dir, am selben Tage noch, an dem du warst geboren. Ich habe dich gesehn und dich geschaut, wie du in deinem Blut gezappelt hast. Ich sprach zu dir: Trotz deinem Blute bleib am Leben! Aufwachsen ließ ich dich wie das Gewächs des Feldes. So wuchsest du heran und wurdest groß und kamst zur schönsten Blüte deines Leibes; du aber warst noch unvermählt. Da habe ich dich wiederum gemustert und beschaut, und siehe da, die Zeit der Liebe war für dich gekommen. Da breitete ich meines Kleides Zipfel über dich, bedeckte deine Blöße, verband mich dir mit einem Eide und trat mit dir in einen Bund.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "So wurdest du denn mein. Dann badete ich dich in Wasser; ich wusch das Blut von dir hinweg und salbte dich mit Öl und hüllte dich in buntgewirkte Kleider und schenkte dir von Seekuhfell Sandalen. Ich band dir einen Linnengürtel um und hüllte dich in einen Seidenschleier. Ich schmückte dich mit Schmuck und legte Spangen um die Arme, um deinen Hals ein Kettchen. Ich legte einen Ring auf deine Nase, in deine Ohren Ringe und setzte dir aufs Haupt ein prächtig Diadem. In Gold und Silber prangtest du, und dein Gewand war Byssus, Seide, Stickerei. Feinmehl genossest du und Honig und Öl und wurdest unbeschreiblich schön, und so kamst du zu königlicher Würde. Du warst berühmt bei Heidenvölkern deiner Schönheit wegen; denn sie war ganz vollkommen durch den von mir dir angelegten Schmuck.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Da bautest du auf deine Schönheit. Trotz deinem Rufe buhltest du und warst mit deiner Buhlerliebe so verschwenderisch zu jedem, der vorüberzog, dem's gelten sollte.  Du nahmst von deinen Kleidungsstücken und machtest dir davon ein buntes Lager und buhltest dann mit jenen, wie's nimmermehr geschieht und nie geschehen war, nahmst deine Schmucksachen von meinem Gold und Silber, das ich dir geschenkt, und fertigtest dir Männerbilder und triebst mit ihnen Buhlerei. Du nahmst von deinen buntgestickten Kleidern, sie ihnen umzuhängen. Mein Öl und Rauchwerk legtest du vor ihnen nieder. Mein Brot, das ich dir gab, aus Feinmehl, Öl und Honig angefertigt und dir zum Essen überlassen, das legtest du zum süßen Opfer ihnen vor.« Ein Spruch des Herrn. "Dann nahmst du deine Söhne und deine Töchter, die du mir geboren, und schlachtetest zum Fraß sie ihnen. War's nicht genug an deinem buhlerischen Treiben, daß du auch meine Kinder schlachtetest und jenen gabst, und sie für jene durch das Feuer gehen ließest?  Bei allen deinen Greueln, deinen Buhlereien, warst du der Tage deiner Kindheit nimmer eingedenk, da du, ganz nackt und bloß, in deinem Blut gezappelt. Nach aller deiner Bosheit aber, - wehe, wehe über dich!" - ein Spruch des Herrn, des Herrn - "erbautest du dir einen Kegel noch und machtest dir auf jedem Platze Höhen. An jedem Straßeneingang bautest du dir eine Höhe und schändetest hier deine Schönheit und zeigtest jedem, der vorüberzog, dich willfährig und triebst, um mich zu reizen, unaufhörlich Buhlerei. Du hurtest mit Ägyptens Söhnen, deinen leibesstarken Nachbarn, und triebst, um mich zu reizen, unaufhörlich Buhlerei. Doch sieh! Ich streckte meine Hand aus wider dich und minderte dir deinen Unterhalt. Ich gab dich denen, die dich haßten, preis, den Töchtern der Philister, die sich ob deines Lasterlebens schämten. Dann buhltest du mit Assurs Söhnen, nimmer satt. Und durch die Buhlerei mit ihnen nicht gesättigt, erstrecktest du dein Buhlen bis ins Krämerland, bis nach Chaldäa. Auch davon bist du noch nicht satt geworden. Wie liebeskrank muß doch das Herz dir sein", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "da du dies alles tust, was sonst nur Art der ausgeschämten Buhlerin. An jedem Straßeneingang bautest du dir einen Kegel, und deine Höhe machtest du auf jedem freien Platz. Doch du benahmst dich nicht wie eine Buhlerin. Du hast den Lohn verschmäht, du ehebrecherisches Weib, das an der Stelle seines Mannes Fremde zu sich nimmt. Sonst gibt man einer jeden Hure Lohn; du aber gabst Geschenke allen deinen Liebhabern, und du bestachest sie, daß sie von allen Seiten her zum Buhlen mit dir kamen. Bei deinen Buhlereien findet sich an dir ein Widerspiel mit andere Weibern. Nach deinem Beispiel wird nicht Buhlerei getrieben; denn du gibst selber Lohn; dir aber wird kein Lohn gereicht. So bist du denn ein Widerspiel. Drum, Buhlerin, hör nun des Herren Wort!" So spricht der Herr, der Herr: "Du hast die Schande aufgedeckt und deine Scham entblößt bei deiner Buhlerei vor deinen Buhlen, vor allen deinen Greuelgötzen. Darum und wegen deiner Söhne Blut, das du für sie geopfert, will ich zusammenholen alle deine Buhlen, sie, gegen die du so gefällig warst, sie alle, die du, ach, so gern gehabt, samt allen denen, die du nicht gemocht. Zusammenhole ich sie wider dich von allen Seiten und decke deine Blöße auf vor ihnen, damit sie deine ganze Schande sehn, belege dich mit Strafen der Ehebrecherinnen und der Mörderinnen und geb dich preis der blutigen Rache der ergrimmten Eifersucht. Ich überliefre dich in ihre Hand. Sie reißen deine Kegel nieder, zertrümmern deine Höhen und reißen dir vom Leib die Kleider und nehmen dir die Zierat weg und stellen nackt und bloß dich hin. Sie rufen wider dich ein Volksgericht zusammen und steinigen mit Steinen dich, zerstückeln dich mit ihren Schwertern. Sie brennen deine Häuser nieder, vollziehn vor vieler Weiber Augen das Gericht an dir. So mache ich ein Ende deiner Buhlerei; dann gibst du keinen Buhlerlohn mehr her. Ich stille meinen Grimm an dir; dann erst läßt meine Eifersucht von dir. Ich werde ruhig werden und mich nicht fernerhin erzürnen. Uneingedenk der Tage deiner Jugend, hast du durch all das mich gereizt; denn jetzt vergelte ich dir deinen Wandel auf den Kopf", ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Du machtest dir ja nicht Gedanken über alle deine Greueltaten. Wer einen Spottvers auf dich machen wollte, der könnte also sagen: »Wie die Mutter, so die Tochter!« Du bist die wahre Tochter deiner Mutter, die ihres Mannes und ihrer Kinder überdrüssig ward. Du bist die wahre Schwester deiner Schwestern, die überdrüssig ihrer Männer und der Kinder wurden. Chittiterin war eure Mutter und euer Vater Amoriter. Samaria mit ihren Töchtern ist deine ältre Schwester, die nördlich von dir wohnt; und deine jüngre Schwester, die südlich von dir wohnt, ist Sodoma mit ihren Töchtern. Du gingst nicht bloß auf ihren Wegen; du ahmtest nicht bloß ihre Greuel nach; dies war dir bald zuwenig. Noch schlimmer hast du es getrieben als die beiden, in deiner ganzen Lebensart. So wahr ich lebe!", ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Nein, Sodom, deine Schwester, hat samt ihren Töchtern nicht getan, was du getan samt deinen Töchtern. Das war die Sünde Sodoms, deiner Schwester: Übermut. Sie hatte Überfluß an Brot und ungestörte Ruh, sie selbst samt ihren Töchtern; drum blieb der Elende und Arme ohne Unterstützung. Im Übermut verübten sie vor meinem Antlitz Greuel. Da tat ich sie hinweg, nachdem ich es bemerkt. Samaria hat nicht die Hälfte deiner Sünden je getan. Du hast mehr Greuel ausgeübt als jene beiden, hast deine Schwestern rein erscheinen lassen durch alle deine Greuel, die du verübt. Trag selber jetzt die Schmach, die du als recht erkannt für deine Schwestern! Durch deine Sünden, die abscheulicher als ihre, erscheinen sie weit reiner doch als du. Nun schäme du dich selbst, trag deine Schmach! Du hast ja deine Schwestern rein erscheinen lassen. Ich aber bringe ihr verbanntes Volk zurück, ja das verbannte Volk von Sodoma und ihren Töchtern, das von Samaria und ihren Töchtern und zwischen beiden dein verbanntes Volk. Denn du hast deine Schmach getragen und alles dessen dich geschämt, was du verübt, nachdem du jenen einen Trost gegeben. Und deine Schwestern, Sodoma und ihre Töchter, sie werden wieder, was sie waren. Samaria und ihre Töchter wieder, was sie waren. Auch du und deine Töchter wieder, was ihr wart. Und doch kam Sodom, deine Schwester, nicht in deinen Mund zu jener Zeit, da du so stolz gewesen, als deine Schlechtigkeit noch unbekannt geblieben, zu jener Zeit, da Schmach die Töchter Syriens und ihre Nachbarinnen, Philistäas Töchter, drückte. Sie überfallen dich. Abbüßen mußt du deine Unzucht, deine Greuel", ein Spruch des Herrn. Denn also spricht der Herr, der Herr: "Dir sollte ich nun tun, wie du getan, die du den Eidschwur nicht geachtet, dadurch, daß du den Bund gebrochen. Doch ich bin meines Bundes mit dir in den Tagen deiner Jugend eingedenk, und ich errichte einen ewigen Bund mit dir, wenn du mit Scham an deinen Wandel denkst und deine ältere Schwester und deine jüngere zu dir nimmst. Ich will sie dir zu Töchtern geben, doch nicht zufolge deines Bundes. Ich will mit dir mein Bündnis schließen, daß du erkennest, daß der Herr ich bin. Erinnre dich mit Scham daran! Entschuldige dich nimmer ob der Schmach, wenn ich vergebe dir, was alles du getan!" Ein Spruch des Herrn, des Herrn.« Schicksal des KönigshausesDas Wort des Herrn erging an mich: »Geh, Menschensohn! Verkünde einen Rätselspruch, ein Gleichnis von dem Hause Israel und sprich: "So spricht der Herr, der Herr: Der große Adler mit den großen Flügeln und mit der langen Schwungfeder, mit starken Schwingen, die Schnelligkeit besaßen, kam auf den Libanon, ein dünnes Zedernreis zu holen. Von seinen jungen Zweigen brach er eine Spitze ab und brachte sie zu einem Krämerland und pflanzte sie in eine Kaufmannsstadt. Dann nahm er eines von des Landes Setzgewächsen und pflanzt' es in ein Ackerfeld. Er setzte es an reichlich Wasser, pflanzte es an einen Ort, wo Weiden wachsen. Es wuchs heran und ward ein Rebstock von rankendem und niedrem Wuchs, daß seine Ranken, einwärts eingebogen, grad über seinen Wurzeln lagen. Doch wurde er zu einem Weinstock, der Zweige trieb und Laubwerk schob. Noch war ein andrer großer Adler da mit großen Flügeln, starker Schwinge. Zu diesem bog der Weinstock seine Wurzeln und streckte seine Ranken nach ihm aus, daß er ihn tränken möchte mehr, als es seine Pflanzungsstätte tat. Und doch war er in gutes Feld verpflanzt an viele Wasser, damit er Zweige triebe, Früchte brächte und so zu einem schmucken Weinstock würde.« Sprich: "Also spricht der Herr, der Herr: Wird's einen guten Ausgang nehmen? Wird nicht der erste seiner Wurzeln ihn berauben und seine Frucht abreißen, daß alle Zweige seines Triebes dürre werden? Nicht braucht es eine große Kraft, nicht vieles Volk, um diesen seiner Wurzeln zu berauben. Da steht er zwar jetzt umgepflanzt. Wird's einen guten Ausgang nehmen? Wird er, falls ihn ein Ostwind trifft nicht ganz verdorren? Wird er auf seinem Pflanzort nicht verdorren?"« - Das Wort des Herrn erging an mich: »So sprich zum Haus der Widerspenstigkeit: "Versteht ihr nicht, was dies bedeutet?" So sprich: "Es kam der König Babels nach Jerusalem, ließ seinen König, seine Fürsten greifen und sie zu sich nach Babel bringen. Dann nahm er einen von dem königlichen Stamm und machte einen Bund mit ihm und nahm ihm einen Eidschwur ab. Die Mächtigsten des Landes nahm er mit, um so das Reich zu schwächen, daß sich's nicht abermals erhöbe, vielmehr den Bund in Dienstbarkeit einhielte. Doch fiel er von ihm ab und sandte seine Boten nach Ägypten, daß es ihm Rosse und viel Kriegsvolk überlasse. Kann solches einen guten Ausgang nehmen? Kann der sich retten, der dies tut? Kann der entkommen, der ein Bündnis bricht? So wahr ich lebe", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "am Ort des Königs, der ihn zum König eingesetzt, dem er den Eid der Treue nicht gehalten, dem er den Bund gebrochen, bei dem soll er zu Babel sterben! Trotz großem Heer und starker Schar tut Pharao für ihn im Kriege nichts, wenn er auch Wälle schüttet, Türme baut, um viele Leben auszurotten. Er hatte nicht des Eidschwurs acht; er wurde bundesbrüchig, obwohl er ihm die Hand gegeben. Er, der dies alles tat, wird nicht entkommen.« Darum spricht so der Herr, der Herr: "So wahr ich lebe, den mir zugeschworenen Eid, den er mißachtet, und den bei mir geschlossenen Bund, den er gebrochen, den gebe ich ihm auf den Kopf zurück. Ich stelle gegen ihn mein Netz, daß er in meinem Garn sich fange. Dann bringe ich ihn hin nach Babel und halte dort an ihm Gericht, weil er an mir treulos gehandelt hat. Und seine besten Truppen, all seine Kriegerscharen fallen durch das Schwert. Wer sonst noch übrigbleibt, der wird in alle Winde hin zerstreut, daß ihr erkennt: Ich selbst, der Herr, hab es gesagt.« So spricht der Herr, der Herr: "Dann nehme ich etwas vom Wipfel jener hohen Zeder und setz es ein und pflücke von den jungen Trieben eine zarte Spitze ab und pflanze sie auf einen hohen und erhabenen Berg. Auf Israels erhabnen Berg will ich sie pflanzen, auf daß sie Zweige treibe, Früchte trage und so zu einer schmucken Zeder werde, auf daß darunter Vögel aller Art und allerlei Geflügel im Schatten seiner Zweige wohnen. Dann werden alle Bäume auf dem Feld erkennen, daß ich, der Herr, zu niedrigen Gesträuchen hohe Bäume und niedriges Gesträuch zu hohen Bäumen machen kann, daß ich den grünen Baum verdorren, den dürren Baum zum Grünen bringen kann. Ja, ich, der Herr, ich sage es und tue es."« Göttliche VergeltungDas Wort des Herrn erging an mich: »Wie kommt gerade ihr dazu, daß ihr vom Lande Israel das Sprichwort braucht: "Die Väter aßen saure Trauben; doch erst den Kindern wurden ihre Zähne stumpf davon"? So wahr ich lebe!« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Ihr sollt in Israel nicht ferner diesen Spruch gebrauchen. Mir gelten alle Seelen gleich. Der Vater gilt das gleiche wie der Sohn. Und nur wer sündigt, der muß sterben. Ist jemand ein Gerechter und handhabt er Gerechtigkeit und Recht und nimmt er nicht am Mahl auf Bergen teil, erhebt er seine Augen nicht zu Götzenbildern in dem Hause Israel, entehrt er nicht des Nachbarn Weib und naht er nicht dem Weibe sich im Unreinsein und unterdrückt er niemanden, nimmt keine Pfändung vor, begeht nicht Raub und teilt er mit den Hungrigen sein Brot, bedeckt die Nackten mit Gewändern, leiht er kein Geld auf Wucher aus und nimmt nicht Zinsen, hält er vom Unrecht seine Hand zurück und handelt er nach wahrem Rechte gegen seine Nebenmenschen, und lebt er auch nach meinen Vorschriften und hält genau, was ich befohlen: Solch ein Gerechter, der soll leben.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Und hat er einen Bösewicht zum Sohn, der Blut vergießt und etwas derart tut, was jener niemals sich erlaubte, daß er auf Bergen schmaust und seines Nachbarn Weib entehrt, daß er den Dürftigen und Armen unterdrückt und Raub begeht und nicht zurückgibt das Verpfändete, daß er zu Götzen seine Hände hebt und Greueltaten tut, daß er auf Wucher leiht und Zinsen nimmt: Ein solcher sollte leben dürfen? Nein, leben soll er nicht, der solche Greuel tut. Doch er allein verdient den Tod; auf ihm soll seine Blutschuld lasten. Hat dieser wieder einen Sohn, der seinen Vater sieht die vielen Sünden tun, er aber fürchtet sich und tut nicht so; er schmaust nicht auf den Bergen und hebt nicht seine Augen zu den Götzen im Haus Israel, entehrt nicht seines Nachbarn Weib und unterdrückt niemanden, noch nimmt er Pfändung vor, begeht auch keinen Raub und teilt sein Brot mit Hungrigen, bedeckt mit Kleidern Nackte und hält vom Unrecht seine Hand zurück und nimmt nicht Wuchervorteil an, nicht Zins, und tut, was ich befohlen, und lebt nach meinen Satzungen: Ein solcher stirbt nicht wegen seines Vaters Missetat; er soll am Leben bleiben. Sein Vater aber, der Gewalt verübt und Raub getan an seinen Brüdern, der unter seinem Volke Schlechtigkeiten trieb, der muß um seiner Sünden willen sterben. Und saget ihr: Warum büßt nicht der Sohn des Vaters Missetat? Es hat der Sohn Gerechtigkeit und Recht geübt, all meine Vorschriften gehalten und befolgt; er darf am Leben bleiben. Wer sündigt, der allein soll sterben; kein Sohn soll büßen für des Vaters Schuld. Den Frommen soll die Frömmigkeit, den Bösen schlimmes Tun in Rechnung kommen. Doch kehrt der Bösewicht sich ab von allen Sünden, die er tat, und hält, was ich geboten, und übt Gerechtigkeit und Recht, so soll er leben und nicht sterben. Von seinen Sünden all, die er begangen, soll keine einzige ihm angerechnet werden. Er lebe wegen der Gerechtigkeit, die er geübt! Soll ich Gefallen finden an des Sünders Tod?« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Und nicht daran, daß er, von seinem Wandel sich bekehrend, lebe? Wenn sich der Fromme seiner Frömmigkeit entäußert und Schlechtes tut, und treibt er alle Greuel, die der Schlechte treibt, soll er am Leben bleiben? Gedacht wird nicht mehr aller seiner frommen Taten. Er stirbt des Frevels wegen, den er tut. Doch wenn ihr sagt: "Des Herrn Verfahren ist nicht in der Ordnung", so hört doch, ihr vom Hause Israel! Ja, sollte mein Verfahren nicht in Ordnung sein? Ist nicht vielmehr euer Verhalten nicht in Ordnung? Wenn seiner Frömmigkeit der Fromme sich entäußert und übt er Frevel aus und stirbt darüber, so stirbt er wegen seines Frevels, den er tat. Doch kehrt der Schlechte um von seinem schlimmen Wesen, das er trieb, und übt Gerechtigkeit und Recht, sein Leben wird er dann behalten. Weil er zur Einsicht kam und sich von allen den begangnen Sünden wandte, soll er leben und nicht sterben. Und spricht das Haus von Israel: "Des Herrn Verfahren ist nicht in der Ordnung", ja, mein Verfahren wäre nicht in Ordnung, Haus Israel? Ist eures vielmehr nicht in Ordnung? So richte ich denn jeglichen von euch nach seinem Richten, Haus Israel.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Kehrt um! Laßt ab von allen euren Sünden, daß nicht die Sünde euch zum Sturz gereiche! Werft weg von euch all eure Sünden, durch die ihr euch vergangen! Ein neues Herz schafft euch und einen neuen Geist! Warum denn wollt ihr sterben, du Haus Israel? Ich habe kein Gefallen an dem Tode dessen, der ihn verdient«, ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Damit ihr lebet, kehret um!« Klagelied über das Königshaus»Stimm an ein Klagelied, die Klage auf die Fürsten Israels und sprich: "Was war doch deine Mutter? Nicht eine Löwin zwischen Löwen, die unter Jungleu'n ihre Jungen großgezogen? Sie brachte eins von ihren Jungen in die Höhe; dies ward ein Jungleu. Er lernte Beute machen und fraß Menschen. Da rief man Heidenvölker gegen ihn zusammen; in ihrer Grube wurde er gefangen. Man brachte ihn mit Nasenringen ins Ägypterland. Sie sah, daß ihre Hoffnung rettungslos gescheitert. Sie nahm ein andres ihrer Jungen, um es zum Löwen zu erziehen. Und zwischen Löwen ward er selbst ein Löwe; er lernte Beute machen und fraß Menschen, mißhandelte die Witfrauen, verheerte ihre Städte. Das Land und was darin entsetzte sich ob seines lauten Brüllens. Da legten gegen ihn die Heiden aus den Ländern ringsumher die Netze aus und breiteten sie über ihn. Gefangen wurde er in ihrer Grube. Sie zogen ihn mit Ringen in den Käfig und führten ihn zu Babels König. Sie setzten ihn in einen Turm, so daß man nimmer seine Stimme hörte auf den Gebirgen Israels. Wie du war deine Mutter wie ein Weinstock, verpflanzt an Wasserläufe, fruchtbar, zweigereich vom vielen Wasser. Er hatte starke Rebstöcke, die sich zu Herrscherstäben eigneten. Er ragte in dem Laubwerk hoch empor; durch seine Größe, seiner Ranken Menge fiel er auf. Da ward durch einen heißen Wind er ausgerissen und auf den Boden hingeworfen. Der Ostwind machte seine Früchte dürr, und seine starken Stöcke wurden abgerissen und verdorrten; dann fraß sie Feuer vollends auf. Und nun ist er verpflanzt in eine Wüste, in dürres, durstiges Land. Ein Feuer ging von einem rankenreichen Rebstock aus, und seine Frucht verzehrte es. Kein starker Rebstock war an ihm zum Herrscherstabe tauglich. Kläglich ward er so und bot zu einem Klagelied den Stoff."« Gegen der Verbannten GötzendienstAm zehnten Tag des fünften Monds im siebten Jahr, da kamen einige der Ältesten aus Israel, den Herren zu befragen, und setzten sich mir gegenüber. Alsdann erging das Wort des Herrn an mich: »Sprich, Menschensohn! Sprich zu den Ältesten von Israel und sage ihnen: So spricht der Herr, der Herr: "Mich zu befragen kommet ihr? So wahr ich lebe, ich laß von euch mich nicht befragen.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Willst du mit ihnen denn nicht rechten, willst du nicht rechten, Menschensohn? Halt ihnen ihrer Väter Greuel vor! Und sprich zu ihnen: Also spricht der Herr, der Herr: "Am Tage, da ich Israel erwählt und da ich dem Geschlecht des Hauses Israel mich vorgestellt und da ich ihnen im Ägypterland mich kundgetan, und da ich ihnen so mich vorgestellt: Ich bin der Herr, bin euer Gott, an jenem Tage, da ich ihnen schwur mit aufgehobener Hand, sie aus Ägypterland zu führen in das Land, das ich für sie erwählt, das ich von Milch und Honig übervoll gemacht, in dieses Kleinod unter allen Ländern, da sagte ich zu ihnen: Ein jeder werfe fort die Greuelgötter seiner Augen, und es verunreinige keiner sich mit Götzenbildern der Ägypter! Denn ich, der Herr, bin euer Gott. Sie aber waren ungehorsam gegen mich und wollten nimmer auf mich hören, und keiner warf die Greuelgötter seiner Augen weg. Ägyptens Götzenbilder wollte keiner fahren lassen. Ich drohte, meinen Ingrimm über sie zu gießen und im Ägypterlande meinen Zorn an ihnen zu erschöpfen. Ich tat jedoch um meines Namens willen anders, damit er vor den Heiden nicht entheiligt wurde, bei denen sie verweilten. Ich machte mich vor deren Augen ihnen dadurch kenntlich, daß ich sie aus Ägypterlande führte. Ich führte sie ans dem Ägypterland hinaus und leitete sie in die Wüste. Da gab ich ihnen meine Satzungen und offenbarte ihnen meine Vorschriften, daß jeder, der nach ihnen lebe, glücklich werde. Auch gab ich ihnen meine Sabbate zum Zeichen der Verbindung zwischen mir und ihnen und zum Beweis, daß ich, der Herr, sie heiligte. Doch war das Haus von Israel auch in der Wüste ungehorsam gegen mich. Es lebte nicht nach meinen Satzungen und sah verachtungsvoll auf meine Vorschriften, durch die der glücklich werden sollte, der danach lebte, und meine Sabbate entweihten sie gar sehr. Ich dachte meinen Ingrimm über sie zu gießen, sie in der Wüste aufzureiben. Ich tat jedoch um meines Namens willen anders, damit er von den Heiden nicht entheiligt werde, vor deren Augen ich sie einst herausgefordert. Doch schwur ich in der Wüste selbst mit aufgehobner Hand, sie nicht mehr in das Land zu bringen, das ich von Milch und Honig triefen machte, in dieses Kleinod unter allen Ländern, weil sie Verachtung gegen meine Vorschriften bewiesen, nach meinen Satzungen nicht lebten und meine Sabbate entweihten. Ihr Herz ging ihren Götzen nach. Mein Auge aber blickte mitleidsvoll auf sie, daß ich sie nicht verderben konnte und in der Wüste nicht Vernichtung über sie verhängte. Ich sprach zu ihren Söhnen in der Wüste: Lebt nicht nach eurer Väter Sitten! Befolgt nie ihre Bräuche! Befleckt euch nicht mit ihren Götzen! Ich selbst, der Herr, bin euer Gott. So lebt nach meinen Satzungen! Befolget meine Vorschriften; erfüllt Sie, feiert meine Sabbate zum Zeichen der Verbindung zwischen mir und euch und zum Beweise, daß ich selbst der Herr bin, euer Gott! Mir aber waren auch die Söhne ungehorsam. Sie lebten nicht nach meinen Satzungen, befolgten nimmer meine Vorschriften und taten nicht danach, wodurch der glücklich werden sollte, der danach lebte. Und sie entweihten meine Sabbate. Ich drohte, meinen Ingrimm über sie zu gießen und meinen Zorn an ihnen in der Wüste auszulassen. Doch stand ich wieder davon ab und tat um meines Namens willen anders, damit er vor den Heiden nicht entheiligt werde, vor deren Augen ich sie einst herausgefordert. Doch schwur ich in der Wüste selbst mit aufgehobner Hand, sie unter Heidenvölker zu zerstreuen und in die Länder zu versprengen, Weil meine Vorschriften sie nicht befolgten und meine Satzungen verachteten und meine Sabbate entweihten und ihre Augen nach den Götzen ihrer Väter richteten. Nun ließ ich zu, daß sie den schlechtesten Gesetzen und den Bräuchen folgten, wonach sie niemals leben konnten. Ich ließ auch zu, daß sie sich schändeten durch ihre Gaben und daß sie alle Erstgeburt dem Feuer weihten. Dafür vernichte ich sie jetzt, daß sie erkennen lernen, daß ich der Herr.« Deswegen, Menschensohn, sprich zu dein Hause Israel und künde ihm: So spricht der Herr, der Herr: "Auch dieses noch! Mich höhnten eure Väter und brachen mir die Treue. Kaum führte ich sie in das Land, das ihnen einzuräumen einst ich ihnen zugeschworen, da blickten sie nach jedem hohen Hügel und dichtbelaubten Baum und opferten dort ihre Opfer. Dort legten sie auch Gaben nieder mir zum Ärgernis; dort ließen sie die süßen Wohlgerüche wallen; dort gossen sie Trankopfer aus. Obwohl ich ihnen sagte. »Was ist's denn mit der Höhe, zu der ihr euch begeht?«, so wird der Name »Höhe« doch bis auf diesen Tag genannt.« Deshalb sprich zu dem Hause Israel: "So spricht der Herr, der Herr: Befleckt ihr euch nicht selbst nach eurer Väter Weise, und buhlt ihr selbst nicht ihren Götzen nach? Ja, bringt ihr eure Gaben dar und lasset eure Söhne durch das Feuer gehn, so macht ihr euch bis heut befleckt durch alle eure Götzen. Soll ich von euch, Haus Israel, mich noch befragen lassen? So wahr ich lebe", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "ich laß mich nicht von euch befragen. Nach eurem Wunsche soll's nicht gehn! Ihr sagt: "Wir wollen wie die Heidenvölker, wie die Geschlechter in den andern Ländern Holz und Stein verehren.' So wahr ich lebe", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "mit starker Hand und ausgestrecktem Arm, so herrsche ich mit ungehemmtem Grimme über euch. ich will euch aus den Völkern herausführen und aus den Ländern sammeln, wohin zerstreut ihr seid. Mit starker Hand und ausgestrecktem Arm und ungehemmtem Grimme bringe ich euch in der Völker Wüste und gehe mit euch dorten ins Gericht von Angesicht zu Augesicht. Wie über eure Väter in Ägyptens Wüste, so halte ich auch über euch Gericht", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "und laß euch unterm Stab durchgehen; ich zwing euch in des Halfters Fessel. Absondern werde ich von euch die Widerspenstigen und die mir untreu wurden. Ich will sie aus dem Lande führen, wo sie geweilt. Doch in die Heimat Israels kommt keiner, auf daß ihr es erkennt: Ich bin der Herr. Ihr aber, du Haus Israel!" - so spricht der Herr, der Herr - "geht bin und dient ein jeder seinem Götzen! - Nachdem ihr mir nicht mehr gehorchen wollt, entweiht dann nicht noch länger meinen heiligen Namen durch eure Opfergaben, eure Götzen! - Auf meinem beiligen Berg, auf dem erhabenen Berge Israels", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "wird dienen mir das ganze Haus von Israel, ein jeglicher im Lande. Dort heiße ich sie hoch willkommen. Dort frage ich nach euren Hebeopfern und nach den ersten Abhüben. Da heiße ich euch hoch willkommen mit allen euren heiligen Gaben und mit dem süßen Wohlgeruch, wenn ich euch aus den Völkern erst herausgeführt und euch gesammelt habe aus den Ländern, in die ihr seid zerstreut, und mich an euch erwiesen als heilig vor der Heiden Augen. Dann wisset ihr, daß ich der Herr, wenn ich euch in die Heimat Israels zurückversetze, ins Land, das ich mit Eidschwur euren Vätern zuerkannt. Da denket ihr an euren Wandel, an alle eure Taten, mit denen ihr euch habt befleckt. Euch ekelt's vor euch selbst ob all der Schlechtigkeiten, die ihr ausgeübt. Dann seht ihr ein, daß ich der Herr, wenn ich mit euch nach meinem Namen tue und nicht nach eurem schlimmen Wandel und nicht nach euren schlechten Taten, o Haus Israel.« - Ein Spruch des Herrn, des Herrn.« Kommendes StrafgerichtDas Wort des Herrn erging an mich: »Nun, Menschensohn! Wende dein Angesicht nach Süden hin und sprich gen Mittag hin und weissage dem Wald im Süden! Und sprich zum Wald des Südens: Vernimm das Wort des Herrn: "So spricht der Herr, der Herr: Ich zünde an in dir ein Feuer, das alles graue Holz und alles dürre Holz in dir verzehrt. Gelöscht wird nicht die lichterlohe Flamme! Nein! Es werden dadurch alle Seiten angezündet von Süden bis zum Norden. Und alles Fleisch soll sehn, daß ich, der Herr, es angezündet, das nimmermehr erlischt."« Ich sprach: »Ach Herr, o Herr! Sie sagen dann von mir: "Spricht er nicht immerzu in Bilderreden?"« Darauf erging das Wort des Herrn an mich: »Jetzt, Menschensohn! Wende dein Antlitz gen Jerusalem und sprich von Heiligtümern und weissage dem Lande Israel! Sprich zu dem Lande Israel: So spricht der Herr: "Ich will an dich; ich zieh mein Schwert aus seiner Scheide; ich rotte bei dir aus Unschuldige und Schuldige. Weil ich bei dir Unschuldige und Schuldige vernichte, kommt mein Schwert aus seiner Scheide auch wider alles Fleisch vom Süden bis zum Norden. Und alles Fleisch verspürt, daß ich der Herr, mein Schwert aus seiner Scheide zog, unwiderruflich.« Du aber, Menschensohn! In bittrem Schmerze stöhne, daß die Lenden brechen! Vor ihren Augen stöhne! Und sagen sie zu dir: "Worüber stöhnst du denn?", so sprich: "Der Nachricht wegen, die gekommen. Darob schmilzt jedes Herz, und lahm sind alle Hände, und jeder Sinn ist stumpf, und über jedes Knie fließt Wasser. So muß es kommen; ja, so muß es werden.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn.« Alsdann erging das Wort des Herrn an mich: »Sag, Menschensohn! Weissage, sprich: So spricht der Herr: "So sprich: ein Schwert, ein Schwert! Geschärft und blank gemacht! Zum Schlachten wurde es geschärft, zum Blitzen blank gemacht, noch mehr als eines Bildhauers und Zimmermannes Beil, das jeden Baum umlegt. Man ließ es schleifen, auf daß man's mit der Hand ergreife. Geschärft und blank gemacht ward dieses Schwert, um es dem Henker in die Hand zu drücken.« Nun schrei, nun heule, Menschensohn! Denn an mein Volk will es, an alle Fürsten Israels. Sie sind samt meinem Volk dem Schwert verfallen. Schlag dich daher auf deine Hüften! Bestimmt ist es, wenn auch das Beil, das fällende, noch fehlen sollte.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Du, Menschensohn! Weissag und schlag zusammen deine Hände! Das Schwert verdoppelt, ja verdreifacht sich, das Schwert für die zu Mordenden, ist's doch ein Schwert gar groß und mörderisch, so tief einschneidend. Daß man den Mut verliere, daß es zum Sturze vielen Anlaß gebe, stelle ich für das Schwert an alle ihre Tore eine Schlachtbank. Ha! Blank zum Blitzen ist's gemacht; geschliffen ist's zum Schlachten. Wend dich nach Westen, Süden, Ost und Norden, wohin nur deine Schneide ist gerichtet! Die Hände schlage ich dann auch zusammen; ich habe meinen Zorn gekühlt. Ja, ich, der Herr, ich hab es ausgesprochen.« Alsdann erging das Wort des Herrn an mich: »Du Menschensohn, beachte die zwei Wege, darauf das Schwert des Babelkönigs kommen kann! Vom Lande eines Mannes gehn sie aus. Des Zaubrers Hand am Anbeginn der Wege weist auf Städte. Zugänglich macht sie für des Schwertes Kommen Rabbat bei Ammons Söhnen und Juda mit Jerusalem, der festen Stadt. Am Scheidewege stand ja Babels König, am Anbeginn der beiden Wege, um ein Orakel einzuholen, dann schüttelt er die Pfeile, befragt die Teraphim, beschaut die Leber. Dann fällt zum Ende das Orakel nach rechts hin, auf Jerusalem, auf daß die Mauerbrecher angesetzt und Mordbefehle ausgegeben werden, daß lauter Kriegsgeschrei erschalle und daß man Mauerbrecher an die Tore setze und einen Wall aufschütte, Türme baue. Zwar kommt dies ihnen wie ein Trugorakel vor, sie schwören's selbst einander zu. Doch er erinnert sich der Schuld, daß sie bezwungen werden müssen.« Darum spricht so der Herr, der Herr: »Ihr habet mich an eure Schuld erinnert, so offenbar sind eure Sünden, so sichtbar eure Frevel. Ihr steht in solchem Ruf bei allem eurem Tun. Drum werdet ihr bezwungen. Und du, dem Tod verfallener, nichtswürdiger Fürst von Israel, du, dessen Tag erschienen und dessen Sünde jetzt das Ende bringt!« So spricht der Herr, der Herr: »Weg mit dem Diadem! Weg mit der Krone! So soll's nicht weiter bleiben! Empor jetzt mit dem Niedrigen! Herunter mit dem Hohen! Dreifache Umwälzung verhänge ich. Noch nie ist so etwas geschehen, bis daß der kommt, dem Herrschermacht gebührt. Ich geb sie ihm. Du aber, Menschensohn, weissage, sprich: So spricht der Herr, der Herr, von Ammons Söhnen, ihrem schändlichen Betragen. So sprich: "Ein Schwert ist schon gezückt zum Schlachten, schon blank gemacht zum Kommen unter Blitzen. Solang man dir noch Trug erschaut und Lügen prophezeit, wirst du dich selbst zu Missetätern stellen, die jetzt enthauptet werden sollen, für die ihr Tag erschienen ist, die Zeit des Endes ihres Frevels. Steck nur das deine in die Scheide! Am Ort, wo du erschaffen wardst, in deinem Ursprungsland will ich dich strafen. Ich gieße meinen Ingrimm über dich und schnaube dich in meinem Zorne an und gebe dich in wilder Menschen Hände, die im Vernichten wohl erfahren sind. Du wirst des Feuers Nahrung werden; dein Blut ist mitten in der Erde und fällt so der Vergessenheit anheim. Denn ich, der Herr, ich hab's gesprochen."« Anklage gegen JerusalemDas Wort des Herrn erging an mich: »Du, Menschensohn, willst du der blutbefleckten Stadt nicht das Gewissen schärfen und ihre vielen Greuel ihr jetzt vorhalten? So sprich: So spricht der Herr, der Herr: "Du Stadt, die Blut vergießt in ihrer Mitte, daß ihre Zeit erscheinen muß, die Götzenbilder macht für die Entheiligung des Herrn! Ja, durch dein Blut, das du vergossen, bist du schuldbeladen, durch deine Götzen, die du machst, befleckt. Du hast dadurch beschleunigt deine Tage und bist zu deinen Jahren schon gelangt. Drum mach ich dich zum Spott bei Heidenvölkern, zum Schimpf für alle Länder. Die Nahen wie die Fernen rufen, deiner spottend: »Ha! die Berüchtigte, jetzt an Bestürzung reich!« Fürwahr, die Fürsten Israels, ein jeder brauchte seine Macht bei dir zum Blutvergießen. Den Vater und die Mutter achtet man bei dir gering, und mit Gewalt mißhandelt man die Fremdlinge bei dir, bedrückt bei dir die Waisen und die Witwen. Und du verachtest meine heiligen Gebräuche, und meine Sabbate entweihest du. Verleumder stehn in dir bereit zum Blutvergießen, und auf den Bergen hält man Mahlzeiten bei dir. In deiner Mitte treibt man Unzucht. Bei dir deckt man des Vaters Blöße auf; bei dir gesellt man sich zu Weibern, wenn sie unrein. Man treibt mit seines Nachbarn Weibe Greuliches; blutschänderisch entehrt man Schwiegertöchter, und seine Schwester, seines Vaters Tochter, schändet man bei dir. Man nimmt bei dir Geschenke an zum Zweck des Blutvergießens; ja, Wucherzinsen nimmst du an. Gewinn erpressest du vom Nachbarn mit Gewalt, und mich hast du vergessen.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn.« »Doch über den Gewinn, den du gemacht, schlag ich zusammen meine Hände und über deine Blutschuld, die bei dir. Wird wohl dein Mut jetzt standhalten, und bleiben deine Hände fest an jenem Tage, da ich mich mit dir befasse? Ich drohe, ich, der Herr, und ich vollführe es. Ich streu dich unter Heidenvölker hin, zersprenge in die Länder dich und nehme das, was an dir unrein, von dir weg. Du bist dann in der Heiden Augen selber unrein. Da erkennst du an, daß ich der Herr.« Das Wort des Herrn erging an mich: »Hör Menschensohn! Das Haus von Israel gilt mir wie Schlacken. Sie alle zeigen sich als Erz und Zinn, als Eisen und als Blei im Tiegel. Das Silber wurde ja zu Schlacken. Deshalb spricht so der Herr, der Herr: »Weil alle ihr zu Schlacken seid geworden, drum bringe ich euch nach Jerusalem zusammen. So wie man Silber, Erz und Eisen, Blei und Zinn zusammen in den Tiegel tut und Feuer anbläst, es zu schmelzen, sammle auch ich in meinem Zornesgrimme euch und werfe euch zusammen, euch zu schmelzen. Ich sammle euch und fache an mein Zornesfeuer gegen euch, daß ihr darin geschmolzen werdet. Wie man im Tiegel Silber schmelzt, sollt ihr darin geschmolzen werden, daß ihr erkennt, ich bin der Herr. Ich gieße meinen Grimm auf euch.« Das Wort des Herrn erging an mich: »Sprich, Menschensohn! Sprich so zu ihm: "Du bist ein Land, nicht ausgejätet, des Zornestages wegen nicht beregnet. Die unter sich verschworenen Propheten gleichen darin dem Leu, der brüllt, geht er auf Raub. Denn sie verschlingen Menschenleben und nehmen Schätze an und Kostbarkeiten; die Witwenzahl vermehren sie im Lande. Und mein Gesetz verletzen gröblich seine Priester, entweihen meine Heiligtümer und machen zwischen heilig und gemein nicht den geringsten Unterschied und lehren nicht, was rein und unrein. Vor meinen Sabbaten verschließen sie die Augen, und mitten unter ihnen sehe ich mich selbst entweiht. Drum gleichen seine Fürsten drin den räuberischen Wölfen; denn sie vergießen Blut und stürzen Menschenleben ins Verderben des niedrigsten Gewinnes wegen. Und seine Seher streichen ihnen Tünche drüber. Sie schauen Trug und prophezeien ihnen Lügen und sprechen: »Also spricht der Herr, der Herr«, obschon der Herr gar nicht gesprochen. Man vergewaltigt das gemeine Volk und raubt es aus. Die Dürftigen und Armen unterdrücken sie und tun dem Fremdling wider Recht Gewalt an. Ich suchte unter ihnen einen Mann, der sich die Mühe gab, die Mauern auszubessern, der in den Riß sich stellte zu des Landes Bestem. Ich konnte niemand finden. Nun will ich meinen Ingrimm über sie ergießen, in meinem Zornesfeuer sie vertilgen. So gebe ich den Wandel ihnen auf den Kopf zurück.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn.« Samaria und JerusalemDas Wort des Herrn erging an mich: »Hör, Menschensohn! Zwei Weiber lebten einst, die Töchter einer Mutter. Sie buhlten in Ägypten. Sie buhlten dort in ihrer Jugendzeit, und dort berührte man den jugendlichen Busen. Sie hießen Ohola, die ältere, Oholiba, die Schwester. Sie wurden mir verbunden, gebaren dann auch Söhne, Töchter. Samaria wird Ohola, Jerusalem Oholiba genannt. Da buhlte Ohola, obgleich mir angehörend, und wurde gegen ihre Buhlen liebetrunken, die Söhne Assurs, die sie sich aussuchten. Da waren Fürsten und Satrapen, purpurblau gekleidet, und Jünglinge von reizender Gestalt, und Reiter, die zu Pferde saßen. Sie gab sich ihnen preis zur Buhlerei, den auserlesenen Söhnen Assurs insgesamt, und sie befleckte sich mit ihnen allen, mit denen sie der Liebe pflog, mit allen ihren Unreinheiten. Daneben ließ sie nicht von ihren Buhlereien mit Ägypten. Sie lagen bei ihr schon in ihrer Jugendzeit, berührten ihren jugendlichen Busen und lebten so mit ihr in ausschweifendem Genuß. Ich gab sie deshalb ihren Buhlen preis, den Söhnen Assurs, gegen die sie liebetrunken war. Und sie enthüllten ihre Blöße und nahmen ihre Söhne, ihre Töchter fort und töteten sie selber mit dem Schwert. So wurde sie ein Denkmal für die Weiber, nachdem das Strafgericht an ihr vollzogen war. Obschon dies ihre Schwester, die Oholiba, gesehen, trieb sie noch ärger ihre Liebelei als jene und stärker ihre Buhlerei als ihre Schwester. Und sie entbrannte gegen Assurs Söhne, die Fürsten und Satrapen, einen nach dem andern, die auf das prächtigste gekleidet waren, die Reiter, auf den Rossen reitend, und lauter Jünglinge von reizender Gestalt. Ich sah es, wie sie sich befleckte; sie gingen beide einen Weg. Doch trieb sie ihre Buhlerei noch weiter; sie sah da Männer, auf die Wand gemalt, die Bilder von Chaldäern, mit Mennige gemalt, mit einem Gürtel um die Hüften, das Haupt mit einem Turban wohlbedeckt, sie allesamt wie Kriegsgewaltige anzusehen, den Söhnen Babels gleich, nach ihrem Vaterland genannt Chaldäer. Beim ersten Blicke ihrer Augen ward sie schon liebetrunken gegen sie und sandte Boten hin zu ihnen nach Chaldäa. Da kamen Babels Söhne her zu ihr, zum Liebeslager, und sie bedeckten sie mit ihrer Buhlerei. Sie ließ sich gern durch sie beflecken und stillte ihre Lust an ihnen. Da sie so offen Unzucht trieb und ihre Blöße enthüllte, riß ich meine Seele von ihr los, wie meine Seele sich von ihrer Schwester losgerissen. Doch trieb sie ihre Buhlerei noch weiter, und sie gedachte ihrer Jugendtage, da sie gebuhlt im Land Ägypten und da nach solchen Buhlen sie verlangte, die stark wie Esel waren, vollsaftig wie Hengste. Du sahst dich nach der Unzucht deiner Jugend um, wo die Ägypter deine Brust berührten und deinen jugendlichen Busen. Deshalb, Oholiba, spricht so der Herr: "Fürwahr, jetzt reize ich die gegen dich, die mit dir Liebe pflogen, an denen du die Lüste stilltest, und führe sie von überall her gegen dich heran, die Söhne Babels, die Chaldäer all, Pekod und So und Ko, die Söhne Assurs insgesamt dabei, die Jünglinge von reizender Gestalt, die Fürsten und Satrapen insgesamt, Kriegsoberste und Aufgebotene, auf Rossen alle reitend. Dann kommen gegen dich Gewappnete mit Wagen und mit Fahrzeugen, mit einer Schar von Völkern, mit Tartschen, Schilden, Helmen, und lagern rings um dich. Dann überlaß ich ihnen selbst das Urteil, damit sie dich nach ihren eigenen Gesetzen richten. Ich drücke jetzt den Stempel meiner Eifersucht dir auf, so daß sie grimmig dich behandeln dürfen. Sie schneiden dir die Nase und die Ohren ab. Dein Rest stürzt durch das Schwert. Sie schleppen deine Söhne, deine Töchter fort; was übrigbleibt von dir, wird durch das Feuer aufgefressen. Sie ziehen dein Gewand dir aus und nehmen dir die Schmuckgeräte. Ein Ende mache ich so deinem Lasterleben und deiner Buhlerei, die aus Ägypterlande stammt. Du schaust nicht mehr nach ihnen und denkst nicht weiter an Ägypten."« So spricht der Herr, der Herr: »Ich geb dich in die Hände derer, die du heute nicht mehr magst, an denen du die Lüste stilltest. Sie werden dich mit Haß behandeln und dir alles nehmen, was du dir erworben. Sie lassen dich dann nackt und bloß daliegen, mit aufgedeckter Blöße, womit du Unzucht, Buhlerei und Hurerei getrieben. Dies widerfährt dir wegen deiner Buhlerei mit Heiden; mit ihren Abgöttern hast du dich schwer befleckt. Auf deiner Schwester Weg bist du gewandelt; drum gebe ich dir ihren Becher in die Hand.« So spricht der Herr, der Herr: »Den Becher deiner Schwester mußt du leeren, so groß an Umfang und Gehalt, daß du zum Hohn und zum Gelächter wirst. Berauscht wirst du voll schmerzlicher Gefühle. Ein Becher zum Entsetzen und Erstarren ist der Becher deiner Schwester Samaria. Den mußt du trinken, ihn ausschlürfen und seine Scherbe noch belecken, dabei die Brust zerfleischen. Ich droh' dir's an.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Nun also«, spricht der Herr, der Herr, »dieweil du mich vergessen, mich hintangesetzt, so büße du für deine Unzucht, deine Buhlerei!« Da sprach der Herr zu mir: »O Menschensohn! Willst du mit Ohola und mit Oholiba nicht rechten? Halt ihnen ihre Greuel vor, daß Ehebruch sie treiben, daß Blut an ihren Händen klebt, daß sie mit ihren Götzen Ehebruch getrieben, ja, daß sie ihre Söhne, die sie mir geboren, sogar zur Speise ihnen dargebracht! Auch das noch taten sie mir an, daß sie am selben Tag mein Heiligtum entweihten und meine Sabbate entheiligten. Denn schlachteten sie ihre Söhne ihren Götzen, betraten sie am selben Tage noch mein Heiligtum, und so entweihten sie's auf diese Art. So trieben sie's inmitten meines Hauses. Auch schickten sie nach Leuten, die aus der Ferne kommen sollten. Zu ihnen wurden Boten abgesandt; sie kamen, ihretwegen hast du dich gebadet und geschminkt die Augen und Schmuck dir angelegt. Dann setztest du dich auf ein Prachtbett nieder; davor stand ein gedeckter Tisch; auf diesen stelltest du mein Räucherwerk und Öl. Alsdann erscholl daran die Stimme einer frohen Menge; den Männern setzten Weibermassen Trockenweine vor, und diese legten jenen Spangen an die Arme und setzten schmucke Diademe auf ihr Haupt. Da sagte ich von der im Ehebruch Verblühten: Jetzt treiben sie mit ihr noch Buhlerei, wie sie auch selber. Wie man zu einem buhlerischen Weibe geht, so gehen sie zu Ohola und Oholiba, zu den verbuhlten Weibern. Gerechte Männer aber werden über sie erkennen nach dem Gesetz für Ehebrecherinnen und für Mörderinnen. Denn Ehebrecherinnen sind sie ja; an ihren Händen klebt auch Blut.« Denn also spricht der Herr, der Herr: »Man rufe eine Volksversammlung wider sie zusammen und geb' sie der Mißhandlung und Beraubung preis! Die Volksversammlung soll sie steinigen und mit den Schwertern niederhauen und ihre Söhne, ihre Töchter niedermetzeln und ihre Häuser niederbrennen! Der Unzucht mache ich im Land ein Ende, daß alle Weiber sich daraus zur Warnung nehmen, nicht so wie ihr zu buhlen. Und haben sie euch mit der Strafe eurer Buhlerei belegt, und büßet ihr für euren Götzendienst, dann seht ihr ein, daß ich der Herr bin, ich, der Herr.« Jerusalems UntergangDas Wort des Herrn erging an mich am zehnten Tag des zehnten Monds im Jahre neun. »Merk, Menschensohn! Schreib diesen Tag genau dir auf, den heutigen Tag! Heut warf sich Babels König auf Jerusalem. Trag nun dem Haus der Widerspenstigkeit ein Gleichnis vor und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, der Herr: "Setz einen Kessel auf! So setz ihn zu: Gieß Wasser ein! Wirf Stücke Fleisch hinein, die besten Stücke von dem Fettschwanz, von den Lenden und den Schultern, und fülle ihn mit auserles'nen Knochenstücken! Vom schönsten Vieh der Herde nimm! Im Kessel seien auch die Knochen! Laß seine Stücke sieden, daß selbst die Knochen darin kochen!"« Denn also spricht der Herr, der Herr: »Weh dieser Stadt der Blutschulden! Weh diesem Kessel, überdeckt mit Schmutz, aus dem der Schmutz nicht weichen will, der immer mehr an seinen Stücken Schmutz ansetzt! Man braucht ihn nicht mehr zu verlosen. Ihr Blut ist mitten noch in ihr. Sie ließ es ja auf nackte Felsen fließen und goß es auf die Erde nicht, um es mit Staub zu decken. Um Zorn herbeizuführen, Rache zu erwecken, ließ ich ihr Blut auf nackte Felsen fließen, unbedeckt.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: »Weh dieser Stadt der Blutschulden! Nun leg ich selber einen großen Holzstoß aufeinander und schüre durch ein zugelegtes Holz das Feuer, daß sich das Fleisch zerkoche, die Brühe überkoche und selbst die Knochen noch verkohlen. Den leeren Kessel laß ich auf den Kohlen stehen, damit sein Boden von der Hitze glühe, was unrein ist an ihm, zerschmelze, und so sein Schmutz verschwinde. Die Glut erschöpft sich zwar; jedoch sein starker Schmutz weicht nicht aus ihm; sein Schmutz bleibt selbst im Feuer haften. Mit deinem Schmutz ist Störrigkeit gepaart. Ich will dich reinigen; du aber willst gar nicht gereinigt werden. Drum wirst du auch nicht rein von deinem Schmutz, bis Meinen Grimm ich abgekühlt. Ich selbst, der Herr, ich sag's, und es geschieht; ich führe aus und laß nicht nach. Ich bleibe schonungslos, erbarmungslos. Sie richten dich nach deinem Wandel, deinen Taten.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: »Sieh, Menschensohn! Ich nehme deiner Augen Lust durch einen Schlag dir weg; du aber sollst nicht weheklagen und nicht weinen, und Tränen dürfen dir nicht kommen. Im Stillen seufze! Doch stell keine Totenklage an! Bind dir die Kopfbedeckung um! Zieh deinen Füßen Schuhe an! Verhüll den Bart dir nicht und iß kein Brot von andern!« Ich sprach alsdann zum Volk am Morgen; am Abend vorher aber war mein Weib gestorben; am selben Morgen aber tat ich schon, wie mir befohlen ward. Da sprach das Volk zu mir: »Willst du uns nicht erklären, was das bedeuten soll, daß du dich so benimmst?« Ich sprach zu ihnen: »Das Wort des Herrn ist so an mich ergangen: Sprich so zum Hause Israel: "So spricht der Herr, der Herr: »Mein Heiligtum entweihe ich, das Höchste eures Stolzes, und eure Augenlust und euer Kleinod. Und eure Söhne, eure Töchter stürzen hin, die ihr zurücklaßt, durch das Schwert zu Boden. Da tut ihr dann, wie ich getan. Ihr werdet nicht den Bart verhüllen und Brot von anderen nicht essen, auf eurem Kopfe eure Kopfbedeckung, an euren Füßen eure Schuhe anbehalten. Ihr klaget nicht und weinet nicht. Verschmachtend ob der Strafe eurer Missetaten, seufzt ihr nur leise einer zu dem andern. Zum Wahrzeichen dient euch Ezechiel. Ihr werdet alles tun, was er getan, wenn's kommt, und dann erkennen, daß der Herr, der Herr, ich bin.« Du aber, Menschensohn! Sieh, an dem Tag, da ich ihr Bollwerk ihnen raube, ihr herrlichstes Entzücken, ihr Kleinod, ihre Augenweide, die Söhne und die Töchter, an jenem Tage, wenn ein Flüchtling dich besucht, der Schreie hören läßt, an jenem Tage soll dein Mund sich gegen diesen Flüchtling öffnen; du sollst dann sprechen, nicht verschweigen, daß du zum Wahrzeichen für sie gedient, damit sie so erkennen, daß der Herr ich bin."« Gegen HeidenvölkerDas Wort des Herrn erging an mich: »Auf, Menschensohn! Dein Antlitz richte gegen Ammons Söhne und prophezeie gegen sie und sprich: "Über die Söhne Ammons vernehmt ein Wort des Herrn, des Herrn! So spricht der Herr, der Herr: »Weil du im Hohne sprichst von meinem Heiligtum: "Es ist entweiht", vom Lande Israel: "Es ist verwüstet", vom Hause Juda: "In die Verbannung ist's gewandert", drum geb ich dich des Ostens Söhnen zum Besitz, auf daß sie ihre Ringlager in dir errichten und ihre Wohnung in dir nehmen. Sie sollen deine Früchte essen und deine Milch austrinken. Und zur Kameltrift mache ich Rabbat, das Land der Ammonssöhne zum Schaflagerplatz, daß ihr erkennt: Ich bin der Herr.« Denn also spricht der Herr, der Herr: »Du klatschtest in die Hände und stampftest mit dem Fuße. Du freutest dich aus tiefstem Herzen über das Land Israel. Drum strecke ich die Hand aus gegen dich und gebe Heidenvölkern dich zur Beute und rotte aus dem Kreis der Nationen dich aus und laß dich aus den Völkern schwinden. Ich tilge dich, auf daß du innewerdest: Ich bin der Herr.«"« So spricht der Herr, der Herr: »Weil Moab so wie Seïr spricht: "Jetzt geht's dem Judahaus wie allen andern Heidenvölkern", deswegen übergebe ich nun Moabs Hang mit seinen Städten und seinem besten Teile. Das schönste Land, die Landschaft von Bet Jesimot, Baal Meon und Kirjataim verleihe ich des Ostens Söhnen zum Besitz, zum Land der Söhne Ammons noch hinzu, damit der Name der Söhne Ammons bei der Heidenwelt erlösche. So will ich auch an Moab ein Gericht vollziehn, damit sie innewerden, daß der Herr ich bin.« So spricht der Herr, der Herr: »Am Judahaus hat Edom rachgierig gehandelt und sich dadurch verschuldet, weil es Rache an ihm nahm.« »Deshalb«, so spricht der Herr, der Herr, »streck ich jetzt gegen Edom meine Hand aus und tilge Mensch und Vieh daraus und mache es zu einer Wüstenei von Teman bis nach Dedan. Sie stürzen durch das Schwert. Ich gebe meine Rache an Edom in die Hände meines Volkes Israel. Nach meinem Zorn und Grimm tun sie mit Edom, daß es meine Rache fühlt.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. So spricht der Herr, der Herr: »Weil die Philister rachegierig handelten und tief verachtend Rache nahmen aus alter Feindschaft bis zur Ausrottung", darum spricht so der Herr, der Herr, »ich strecke meine Hand aus wider die Philister, um die aus Kreta zu vernichten, den Rest am Meeresstrande zu vertilgen. Ich strafe hart und züchtige im Grimm, damit sie innewerden, daß ich der Herr, wenn ich an ihnen meine Rache nehme.« Gegen TyrusIm elften Jahr, am ersten Tag des Mondes, erging das Wort des Herrn an mich: »Hör, Menschensohn! Weil Tyrus ausrief: "Ha, Jerusalem, Zerschmettert sind der Völker Pforten. Nun wendet sich mir alles zu. Ich blühe auf, weil sie in Trümmern liegt.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: "Fürwahr, ich will an dich, du Tyrus, und führe viele Heidenvölker gegen dich heran, wie sich das Meer erhebt in seinen Wellen. Und Tyrus' Mauern werden sie zerstören und seine Türme niederreißen. Dann fege ich den Schutt von seiner Fläche und mache es zu einem nackten Felsen. Ein Trockenplatz für Fischernetze soll's am Meere werden. Ich sage es", ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Der Heidenvölker Beute soll es werden. Und seine Töchter auf dem festen Land, ermordet werden sie durchs Schwert, damit sie innewerden, daß ich der Herr.« Denn also spricht der Herr, der Herr: "Fürwahr, ich bringe gegen Tyrus Babels König Nebukadrezar, von Norden her den König aller Könige mit Rossen, Wagen, Reitern und vielen Völkerscharen. Er tötet mit dem Schwerte deine Töchter auf dem Lande, erbaut Belagerungstürme gegen dich und schüttet einen Wall auf rings um dich; Schilddächer stellt er gegen dich dann auf und richtet seines Sturmbocks Stöße gegen deine Mauern und wirft mit seinen Kriegsgeräten deine Türme nieder. Der Staub von seiner Rosse Menge deckt dich zu; vom Rasseln seiner Reiter, seiner Wagenräder beben deine Mauern, wenn er in deine Tore dringt, so wie man einzieht in erstürmte Städte. Die Hufe seiner Rosse zerstampfen alle deine Gassen, und mit dem Schwerte tötet er dein Volk, und deine schönen Säulen stürzen auf den Boden. Sie plündern deine Schätze, rauben deine Handelsgüter, legen deine Mauern nieder, reißen deine Prachtgebäude ein und werfen deine Steine, Balken, deinen Schutt ins Wasser. Und deinem Liederklange mache ich ein Ende, und deiner Zithern Ton wird nimmermehr gehört. Ich mache dich zum kahlen Felsen. Du wirst ein Trockenplatz für Fischernetze. Du wirst nie wieder auferbaut. Denn ich, der Herr, ich sage es.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. So spricht der Herr, der Herr, von Tyrus: "Erbeben nicht die Inseln von dem Dröhnen deines Niedersturzes, beim Stöhnen der Durchbohrten, bei dem Gemetzel, das in dir geschieht? Herab von ihren Thronen steigen des Meeres Fürsten alle; sie legen ihre Mäntel ab und ziehen ihre buntgestickten Kleider aus und hüllen sich in Bußgewänder und setzen sich zu Boden und zittern unaufhörlich, entsetzen sich gewaltig über dich. Sie stimmen über dich ein Klaglied an und werden von dir sagen: »Wie bist du doch zugrundgerichtet, Stadt des grauen Altertums, du hochgepriesene Stadt, so mächtig auf dem Meer, samt deinen Bürgern, die alle seine Anwohner erzittern machte.« Am Tage deines Sturzes bebt die Küste; des Meeres Inseln sind ob deines Untergangs bestürzt.« Denn also spricht der Herr, der Herr: "Ich mache dich jetzt zur zerstörten Stadt, den Städten gleich, die unbewohnbar sind. Ich laß die See dich überströmen, daß dich die Wassermassen ganz bedecken. Ich stürze dich hinab zu denen, die zur Grube fuhren, hinab zu Völkern früherer Zeiten. Ich weise in den Tiefen dir der Erde eine Wohnung an bei Trümmern aus der alten Zeit, bei denen, die zur Grube fuhren, daß du nicht weiter lebst. Im Lande der Lebendigen erwecke ich Gejauchze. Ich mache dich zum Schrecken; du bist nicht mehr. Du wirst gesucht, jedoch in Ewigkeit nicht mehr gefunden.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn.« Klagelied über TyrusDas Wort des Herrn erging an mich: »Stimm, Menschensohn, ein Klagelied jetzt über Tyrus an und sprich: "Von Tyrus, das an Meereshäfen liegt, nach vielen Küstenländern mit den Völkern Handel treibend", so spricht der Herr, der Herr: "Du, Tyrus, sprichst: »Ich bin ein wunderschönes Schiff.« Wohl liegt dein Reich im Herzen da des Meeres; schön, vollendet schön erschufen dich, die dich gebaut. Sie machten aus Zypressen vom Senir dir alle Planken. Sie holten Zedern von dem Libanon und machten dir daraus Mastbäume. Und deine Ruder machten sie aus Basanseichen und dein Verdeck aus Elfenbein und Fichtenholz von den Kittiterinseln. Gestickter Byssus aus Ägypten war dein Segel; dir diente blauer Purpur für die Wimpel, und roter von Elisas Inseln war dein Dach, Sidons und Arvads Leute bedienten dich als Ruderer, und deine Steuermänner, Tyrus, waren deine Allertüchtigsten. Die Ältesten und Kunstverständigen aus Gebal, sie besserten dir deine Lecke aus. Die Meeresschiffe all und ihre Führer begaben sich zu dir zum Tausche deiner Waren. In deinem Heere dienten Paras, Lydier und Put als Krieger; sie hängten Schild und Helme bei dir auf, verhalfen dir zum Ruhm. Die Söhne Arvads bildeten dein Heer auf deinen Mauer ringsumher, Kimmerier auf deinen Türmen mit ihren Schilden rings um deine Mauern; sie machten deine Pracht vollkommen. Und Tarsis handelte mit dir all deines großen Reichtums wegen; sie brachten Silber, Eisen, Zinn und Blei auf deinen Markt. Die Griechen, Tibarener, Moscher handelten mit dir; sie lieferten als Ware Menschen dir und eherne Geräte. Die von Togarmas Hause lieferten auf deinen Markt nebst Rossen Reitpferde und Maultiere. Die Söhne Dedans handelten mit dir, und viele Küstenländer waren deinem Handel günstig; sie brachten Elfenbein und Ebenholz zum Umtausch deiner Waren. Auch Edom handelte mit dir, herbeigelockt durch deine zahlreichen Erzeugnisse. Rubinen, Purpur, bunte Stickereien und Byssus und Korallen sowie Jaspis brachten sie auf deinen Markt. Das Land von Israel und Juda trieb mit dir Handel. Den besten Weizen und Gebäck und Honig, Öl und Mastix brachten sie auf deinen Markt. Damaskus handelte mit dir, herbeigelockt durch deine zahlreichen Erzeugnisse und durch die Menge der verschiedenen Güter, in Wein von Helbon und in blendend weißer Wolle. Wedan und Javan brachten aus Uzal für deinen Markt geschmiedet Eisen, Kassia und Zimt für dich als Tauschwaren. Und Dedan handelte mit dir in Pferdesatteldecken. Arabien und alle Kedarfürsten, sie waren deine liebsten Händler, verhandelten dir Lämmer, Widder, Böcke. Die Kaufleute von Seba und von Rema handelten mit dir. Die besten Sorten Balsam, Gold und Edelsteine brachten sie auf deinen Markt. Haran, Kanne und Eden trieben mit dir Handel und Sebas Händler und Assur und Kulmadara. Sie handelten mit dir in Prachtgewändern, in purpurblauen und gestickten Mänteln, mit einem Schatz von Kleidern, die sie, mit Stricken fest gebunden, auf deine Handelsplätze brachten. Die Tarsisschiffe nahmen ersten Rang in deinem Handel ein. So wurdest du mit Schätzen angefüllt, im Meere überreich. Dich brachten auf die hohe See, die deine Ruder führten. Da hat ein Sturmwind auf dem Meere dich zerschmettert. Dein Reichtum, deine Kaufmannsgüter, deine Waren, dein Schiffsvolk, deine Steuermänner, die deine Lecke besserten und deine Waren tauschten, und was zum Volk in dir gehörte, das fiel ins Meer am Tage, da du untergingest. Vom lauten Schreien deiner Steuermänner erdröhnten selbst die Schiffsrippen. Aus ihren Schiffen stiegen alle, die Ruder führten. Das Schiffsvolk, alle Steuermänner, gingen an das Land. Sie ließen laute Klage über dich erschallen, erhoben bitteres Wehgeschrei und warfen Staub auf ihre Häupter und wälzten sich in Asche und schoren sich um deinetwillen Glatzen und legten Trauerkleider an und weinten über dich betrübten Herzens, in bitterer Trauer. Sie stimmten schluchzend über dich ein Klaglied an, wehklagten über dich: »Was gleicht nur Tyrus, mittendrin im Meere liegend?« Als deine Handelswaren aus den Meeren kamen, verschafftest du den vielen Völkern Speise. Durch deine vielen Güter, deine Waren hast du der Erde Könige bereichert. Nun bist du auf dem Meer gescheitert, auf des Wassers Tiefen. Dahin dein Handel und dein ganzes Volk in dir. Und alle, die auf jenen Inseln wohnen, staunen über dich, und ihre Könige befällt ein Schauder, und sie zerschlagen sich das Angesicht. Die bei den Völkern mit dir handelten, sie zischen über dich. Zum Schreckensbild bist du geworden, für alle Zeit dahin."« Gegen den König von Tyrus und gegen SidonDas Wort des Herrn erging an mich: »Sprich, Menschensohn! Sprich so: "Vom Tyrusfürsten spricht der Herr, der Herr, also: Du sagst im Übermut. »Ein Gott bin ich. Auf einem Göttersitz im Herzen des Meeres wohne ich«, obgleich du nur ein Mensch bist und kein Gott. Du meinst, der Weisheit eines Gottes sei die deine gleich. Sieh, du bist weiser noch als Daniel, und kein Geheimnis ist vor dir verborgen. Durch deine Weisheit, deine Klugheit erwarbst du Reichtum dir und schafftest Gold und Silber her in deinen Schatz. Dank deiner Klugheit Fülle mehrtest du durch deinen Handel deinen Reichtum, und übermütig ward dein Sinn durch deine Schätze.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: "Du meintest, eines Gottes Weisheit sei die deine gleich. Drum führ ich über dich jetzt Fremdlinge herbei, der Heidenvölker Wildeste. Die zücken ihre Schwerter gegen deiner Klugheit Wohnstätte, vernichten deinen Glanz und stürzen dich zur Grube, daß du den Tod Erschlagener sterbest. Wirst du vor deinen Henkern dann noch sagen: »Ich bin ein Gott«? Du bist dann nur ein Mensch, kein Gott, wenn du dich in der Mörder Hand erblickst. Den Tod der Nackten sollst du leiden durch fremde Hand. Ich sage es.« Ein Spruch Gottes, des Herrn.« Das Wort des Herrn erging an mich: »Ach Menschensohn! Ein Klagelied heb über Tyrus' König an und sprich: So spricht der Herr, der Herr, von ihm: "Ein Muster bist du und ein Ausbund voller Weisheit, an Schönheit ganz vollkommen. In einem Eden, einem Gottesgarten, wohntest du und warst bedeckt mit mannigfachen Edelsteinen, mit Karneol, Topas, Beryll, mit Goldstein, Onyx und mit Jaspis, mit Saphir und Rubin, Smaragd und Gold, mit Werken deiner Künstler und Metallbearbeiter, die an dem Tage deines Werdens in Bereitschaft standen. Ich machte dich dem Cherub ähnlich, der das Verschlossene behütet. Du warst auf einem Gottesberge und wandeltest inmitten dort von Feuersteinen. Du schienst in deinem Wandel tadellos zu sein vom Tage deines Werdens an, bis daß man schließlich Schlechtigkeit an dir entdeckte. Durch deinen großen Handel sind deine Schatzkammern mit ungerechtem Gut gefüllt. Und du begingst Verfehlungen. Da warf ich dich vom Gottesberg herab, gab dich, den Schutz-Cherub bei Feuersteinen, dem Untergange preis. Hochfahrend war dein Sinn durch deine Schönheit. So hast du deine Weisheit dir verdorben um deines Glanzes willen. Da warf ich dich zu Boden und gab dich Königen zur Augenweide preis. Durch deiner Frevel Menge, durch die VerschuIdungen bei deinem Handel hast du dein Heiligtum entweiht. Ich ließ hervor aus deiner Mitte Feuer brechen; dich fraß es auf. Ich machte auf der Erde dich zu Staub im Angesichte aller, die dich sahen. Und alle, die dich kannten bei den Völkern, staunten über dich. Zum Schreckgespenst bist du geworden und bist für alle Zeit dahin."« Das Wort des Herrn erging an mich: »Nun, Menschensohn! Dein Antlitz richte gegen Sidon! Und weissage dagegen! Und sprich: So spricht der Herr, der Herr: "Ich will an dich, du Sidon; gekränkte Ehre räche ich an dir, damit man innewerde: Ich bin der Herr; an ihm vollziehe ich die Strafgerichte und zeige mich an ihm als Heiligen. Ich sende Pest dawider und Blut in seine Gassen. Erschlagne stürzen darin nieder durch das Schwert, von überall dagegen wütend, auf daß man innewerde, daß ich der Herr bin. Für das Haus Israel gibt's keinen Stachel mehr, der es verwundet, und keine Dornen, die es schmerzen, bei allen seinen Nachbarn, die es anfielen, damit sie innewerden, daß ich der Herr, der Herr.« So spricht der Herr, der Herr: "Wenn ich das Haus von Israel einst aus den Völkern sammle, worunter es zerstreut, dann zeige ich an ihnen vor den Augen der Heiden mich als Heiligen; dann sollen sie ihr Land bewohnen, das ich verliehen habe meinem Knechte Jakob. Sie sollen sicher in ihm wohnen und Häuser bauen, Weinberge anpflanzen. Sie sollen sicher wohnen, wenn ich an allen ihren Nachbarn, die sie angefallen, die Strafgerichte dann vollstrecke, damit sie innewerden: Der Herr, ihr Gott, bin ich."« Gegen ÄgyptenAm zwölften Tag des zehnten Monds im Jahre zehn erging das Wort des Herrn an mich: »Du, Menschensohn! Dein Antlitz richte gegen Pharao, Ägyptens König, und prophezeie gegen ihn und gegen ganz Ägypten! Und sprich: So spricht der Herr, der Herr: "Ich will an dich, du Pharao, Ägyptens König, großes Krokodil, das mitten drin in seinen Strömen lagert und das gesagt: »Mein ist mein Strom; ich schuf ihn mir.« Ich lege Haken jetzt in deine Kinnbacken und lasse deines Stromes Fische sich an deine Schuppen hängen; dann zieh ich dich aus deinem Strome mit all den Fischen deines Stromes, die fest an deinen Schuppen hängen. Ich werfe dich und alle Fische deines Stromes alsdann in die Wüste. Da bleibst du auf dem Felde liegen, nicht weggebracht, nicht aufgehoben. Dem Wild des Feldes und des Himmels Vögeln bestimme ich dich dann zum Fraß, damit, die in Ägypten wohnen, innewerden: Ich bin der Herr. Sie waren für das Haus von Israel ein Rohrstab. Wenn sie an deiner Hand dich faßten, so knicktest du zusammen, zerrissest ihnen ihre Schultern. Wenn sie auf dich sich stützten, gingst du in Stücke und machtest ihnen Schmerzen in der ganzen Hüfte.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: "Ich bringe nun ein Schwert für dich und rotte Vieh und Menschen bei dir aus, daß das Ägypterland zur öden Wüste werde, damit sie innewerden: Ich bin der Herr. Gesagt hat es: »Mein ist der Strom und mein die Flotte, die ich aufgestellt.« Deshalb will ich an dich und deinen Strom und mache das Ägypterland zur öden Wüste, von Migdol bis Syene hin, bis an Äthiopiens Grenzen. Kein Mensch soll's mehr durchwandern, nicht eines Tieres Fuß. Es bleibe vierzig Jahre unbewohnt. Ich mache das Ägypterland zur Wüste im Vergleich mit andern öden Ländern, und seine Städte liegen wie die andern öden Städte vierzig Jahre wüst. Zerstreuen will ich die Ägypter unter Heiden, und in die Länder hin versprenge ich sie jetzt.« Doch also spricht der Herr, der Herr: "Nach vierzig Jahren sammle ich aus jenen Völkern die Ägypter wieder, wo sie in Zerstreuung lebten. Ich führe die gefangenen Ägypter wiederum zurück und bring sie nach dem Patrosland, nach ihrem Ursprungsland. Sie bilden dort jedoch ein schwaches Reich. Den andern Reichen gegenüber ist es schwach, damit sich's nimmer gegen Heidenvölker brüste. Ich mache sie ganz unbedeutend, damit sie nimmer über andere Heidenvölker herrschen. Das Haus von Israel vertraut fortan nicht mehr auf sie, der Schuld gedenkend, daß sie einst sich ihnen angeschlossen. So werden sie erkennen: Ich bin der Herr, der Herr."« Am ersten Tag des ersten Monds im Jahre siebenundzwanzig erging das Wort des Herrn an mich: »Du Menschensohn! Nebukadrezar, Babels König, verlangte gegen Tyrus schweren Dienst von seinem Heer. Ein jeder Kopf ist kahl geworden und jede Schulter abgeschunden. Von Tyrus selbst ward ihm und seinem Heer kein Lohn für den daselbst vollzognen Dienst.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: »Ich übergebe das Ägypterland dem Babelkönig, dem Nebukadrezar, auf daß er seinen Reichtum an sich nehme, raube, plündere, dies zur Belohnung für sein Heer. Als seinen Sold, um den es Dienst getan, will ich ihm das Ägypterland einräumen, weil sie für mich beschäftigt waren.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »An jenem Tage führe ich das Haus von Israel zu neuer Macht und öffne dir bei ihnen wieder deinen Mund, damit sie innewerden: Ich, ich bin der Herr.« Gegen ÄgyptenDas Wort des Herrn erging an mich: »Sprich, Menschensohn! Weissage, sprich: "So spricht der Herr, der Herr: »Wehklaget: ach der Tag! Ein Tag ist nah; ein Tag vom Herrn ist nah, ein trüber Tag und eine Zeit, voll von Verhängnis für die Heiden. Ein Schrecken dringt bis nach Ägypten; und Äthiopien befällt ein Zittern, wenn in Ägypten die Erschlagnen liegen, und wenn man seine Schätze plündert und einreißt seine Grundfesten. Ja, Äthiopien und Put und Lud und alle Araber und Kub, sowie die Söhne von Berytus fallen durch das Schwert mit ihnen.«"«  So spricht der Herr: »Ägyptens Stützen sinken hin, und seine stolze Pracht stürzt nieder; von Migdol bis Syene fallen sie durchs Schwert.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Sie sollen im Vergleich mit andern öden Ländern erst recht verwüstet werden, und seine Städte im Vergleich zu andern öden Städten erst recht öde werden, damit sie innewerden: Ich bin der Herr, wenn ich das Feuer an Ägypten lege und seine Helfer all zerschmettert werden. An jenem Tage reisen Boten nach meiner Anordnung auf Schiffen, um Äthiopien in seiner Ruhe aufzuschrecken. Und Zittern wird daselbst entstehn am Tag Ägyptens. Denn sieh, es kommt!« So spricht der Herr, der Herr: »Die große Volkszahl in Ägypten mindre ich durch Babels König Nebukadrezar. Er und sein Volk mit ihm, die wildesten der Heidenvölker werden hergeführt, um diese Lande zu vernichten. Sie ziehen ihre Schwerter gen Ägypten und füllen mit Erschlagenen das Land. Ich lege Ströme trocken und überliefere das Land in die Gewalt von Schlimmen: Das Land zerstöre ich durch Fremder Hand und was es füllt: Ich sag's dir, ich, der Herr.« So spricht der Herr, der Herr: »Zertrümmern will ich ihre Götterbilder, die Abgötter aus Memphis tilgen. Und einen Fürsten aus Ägypten gibt's nicht mehr. Ich werde Schrecken im Ägypterland verbreiten. Verwüsten will ich Patros, an Tanis Feuer legen und Strafen über No verhängen, und gießen will ich meinen Ingrimm über Sin, Ägyptens feste Stadt; das völkerreiche No vertilge ich. Ich lege an Ägypten Feuer. Erzittre, Sin, und bebe! Erstürmt werd' No! Am hellen Tage komme Schrecken über Memphis! Die Jünglinge von On und von Bubastis fallen durch das Schwert, und ihre Jungfraun wandern in Gefangenschaft. Zu Tachpanches verfinstert sich der Tag, wenn ich Ägyptens Zepter dort zerbreche, wenn dort ein Ende seiner stolzen Pracht bereitet wird. Gewölk bedeckt es, und seine Töchter ziehen in Verbannung. So werde ich Gericht ausüben an Ägypten, damit sie innewerden: Ich bin der Herr.« Am siebten Tag des ersten Monds im Jahre elf erging das Wort des Herrn an mich: »Du Menschensohn! Des Pharao, des Königs von Ägypten, Arm zerbreche ich. Er wird zum Heilen nicht gebunden und kein Verband ihm angelegt, um wieder fest zu werden, daß er das Schwert aufs neue führen könnte.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: »Ich will an Pharao, Ägyptens König; ich breche seine Arme, den gesunden und den gebrochenen, und lasse seiner Hand das Schwert entfallen. Und ich zerstreue unter andre Heiden die Ägypter, und ich zersprenge sie in andre Länder. Dagegen stärke ich des Babelkönigs Arme und drücke diesem in die Hand mein Schwert. Die Arme Pharaos zerbreche ich dagegen, auf daß er vor ihm ächzen möge wie ein Verwundeter. Des Babelkönigs Arme aber stärke ich; die Arme Pharaos dagegen sinken nieder, damit sie innewerden: Ich bin der Herr, wenn ich mein Schwert der Hand des Babelkönigs überlasse, daß er es schwinge gegen das Ägypterland. Und ich zerstreue unter Heiden hin Ägypten, und ich versprenge sie in andre Länder, damit sie innewerden: Ich, ich bin der Herr.« Gegen ÄgyptenAm ersten Tag des dritten Monds im Jahre elf erging das Wort des Herrn an mich: »Sprich, Menschensohn, so sprich nun zu Ägyptens König, Pharao, sowie zu seinem großen Volke: "Wem dünkst du dich in deiner Größe gleich? Assyrien, der Zeder auf dem Libanon, der schöngeästeten, der schattenspendenden, der ragenden, mit hochgerecktem Wipfel zwischen Baumkronen! Das Wasser hatte diese großgezogen, das Meer sie hochgebracht, das seine Ströme rings um ihre Pflanzstatt fließen ließ, das sonst Kanäle bloß zu andern Bäumen auf dem Felde sandte. So überragte denn ihr Wuchs den aller andern Bäume auf dem Feld. So wurden ihre Zweige stark und ihre Äste lang vom reichen Wasser in den Rinnsalen. In ihren Zweigen nisteten des Himmels Vögel alle, und unter ihrer Krone warf auch allerlei Getier des Feldes. In ihrem Schatten wohnten manche starken Heidenvölker. Und schön war sie in ihrer Größe durch ihrer Zweige Länge; denn ihre Wurzel stand an vielem Wasser. Im Gottesgarten kamen andre Zedern ihr nicht gleich; in ihren Zweigen glichen ihr Zypressen nicht. Platanen waren gegen ihre Äste nichts; kein Baum war ihr an Schönheit gleich im Gottesgarten. Gar herrlich hab ich sie gemacht in ihrer Zweige Fülle. Im Gottesgarten neideten sie alle Bäume Edens.« Doch sprach der Herr, der Herr: "Weil sie an Wuchs so hoch geworden, und weil sie ihren Wipfel in die Wolken streckte, und weil sie so auf ihre Größe stolz geworden, drum gab ich sie dem mächtigsten der Heidenvölker preis, daß sie an ihr entsprechend ihrer Schlechtigkeit verfuhren, sie, die ich doch wachsen ließ. Da haben Fremde sie gefällt und hingeworfen, die Wildesten der Heidenvölker. Auf Berge und in Täler fielen ihre Zweige überall. Zerbrochen lagen ihre Äste in allen Bachtälern des Landes, und alle Erdenvölker zogen fort aus ihrem Schatten und ließen sie so liegen. Des Himmels Vögel alle saßen auf ihrem umgeworfnen Stamm; an ihre Äste kamen alle Tiere des Feldes, daß kein Baum am Wasser ferner stolz auf seine Höhe sei und nicht emporstrecke den Wipfel zwischen Baumkronen, daß keiner, der dort Wasser trinkt, um ihre Höhe sie anfeinde. Sie alle sind zum Tode für die Unterwelt bestimmt, gerade so wie andre Menschen, die zur Grube wandern.« So spricht der Herr, der Herr: "Am Tag, da ich sie ließ ins Schattenreich fortziehen, da brachte ich den Ozean in Trauer ihrethalb und ließ ihn sich verhüllen. Und seine Ströme hielt ich an; die vielen Wasser hörten auf zu fließen. Ich hüllte ihretwegen auch den Libanon in Schwarz; des Feldes Bäume all verhüllten sich um sie. Durch ihres Falles Lärm erschreckte ich die Heidenvölker, als ich sie in die Unterwelt versetzte zu denen, die zur Grube fuhren. Und alle Bäume Edens trösteten sich in der Erde Tiefen, die auserlesensten des Libanon, die Wasser tranken. Sie waren jetzt mit ihr zusammen in der Unterwelt bei denen, die durchs Schwert erschlagen wie ihre Helfer aus der Heidenwelt, die einst in ihrem Schatten weilten. Wem glichest du an Pracht und Größe unter Edens Bäumen? Nun fahre selbst hinab zu Edens Bäumen in der Erde Tiefen! Inmitten Nackter sollst du liegen, bei den Schwertdurchbohrten. Das ist des Pharao Geschick und seines großen Volkes.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn.« Gegen ÄgyptenAm ersten Tag des zwölften Monds im Jahre zwölf erging das Wort des Herrn an mich: »Klag, Menschensohn! Ein Klagelied stimm an auf Pharao, Ägyptens König, und sprich zu ihm: "Du hieltest dich für einen Jungleu bei den Heiden und bist doch wie die Drachen in den Meeren. Du stürztest dich in deine Ströme und trübtest das Gewässer mit den Füßen und wühltest seine Strömung auf.« So spricht der Herr, der Herr: "Ich breite über dich mein Netz in einer Schar von vielen Völkern, daß sie dich in meinem Garne in die Höhe ziehen. Dann werfe ich dich auf das Land und strecke dich aufs freie Feld, so lang du bist, und lasse alle Vögel des Himmels auf dir weilen und sich an dir das Wild der ganzen Erde sättigen. Dein Fleisch verstreu ich auf den Bergen überall und fülle Täler an mit deinen Würmern. Das Land, in dem du schwimmst, das tränke ich mit deinem Blut bis zu den Bergen; Rinnsale werden von dir ausgefüllt. Wenn ich dich so erlöschen mache, alsdann verhülle ich den Himmel, und seine Sterne kleide ich in Schwarz. Die Sonne überziehe ich mit Wolken, und nicht mehr gibt der Mond sein Licht. Die Lichter all am Himmel kleide ich in Schwarz um deinetwillen und lasse Finsternis in deinem Land entstehen.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Ich mache vieler Völker Herz bekümmert, wenn ich die Kunde deines Untergangs hin zu den Heiden kommen lasse, in Länder, die du niemals kanntest. Ich setze viele Völker in Erstaunen über dich, und über dich erschauern ihre Könige, wenn ich mein Schwert vor ihrem Antlitz schwinge. Sie zittern immerfort am Tage deines Sturzes.« Denn also spricht der Herr, der Herr: "Das Schwert des Babelkönigs soll dich treffen. Durch Kriegerschwerter werf ich deine große Menge nieder. Die Wildesten der Heiden sind es insgesamt; Ägyptens Glanz vernichten sie. Sein großes Volk geht unter. Vernichten will ich all sein Vieh an großen Wassern; kein Menschenfuß soll sie mehr trüben, nicht trüben eines Rindes Klaue. Dann laß ich ihr Gewässer sinken, und ihre Ströme laß ich fließen wie das Öl.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Wenn ich das Land Ägypten dann verheert, das Land samt seiner Fülle ganz vernichtet, auch alle, die dort wohnen, umgebracht, dann werden sie erkennen: Ich bin der Herr. Dies ist ein Klagelied, das man singt; der Heiden Töchter stimmen's an. Sie singen's auf Ägypten und sein großes Volk. Ein Spruch des Herrn, des Herrn."« Im Jahre zwölf am fünfzehnten des Monds erging das Wort des Herrn an mich: »Klag, Menschensohn! Ein Klagelied stimm auf das große Volk Ägyptens an! Begleite es mitsamt den Töchtern großer Völker zu der Unterwelt, zu denen, die zur Grube fuhren: "Warst du nicht herrlicher als irgendwer, herunter jetzt! Leg dich zu Nackten hin!" Bei den vom Schwert Erschlagenen sollen sie jetzt liegen - ein Schwert ist schon bestimmt -; man schleppt es hin mit seinem ganzen großen Volke. Anreden werden es die ersten Helden aus der Unterwelt samt seinen Helfern, die herabgestiegen und ihr Lager eingenommen, die Nackten, die vom Schwert Erschlagenen. Hier liegt Assyrien; sein zahlreich Volk liegt um sein Grab. Sie alle sind Erschlagene, durchs Schwert Gefallene. Ihm ist sein Grab bereitet in dem innern Teil der Gruft; sein zahlreich Volk liegt um sein Grab herum. Sie alle sind Erschlagene, durchs Schwert Gefallene, die einst Schrecken verbreiteten im Lande der Lebendigen. Hier liegt auch Elam und sein ganzes großes Volk rings um sein Grab. Sie alle sind Erschlagene, durchs Schwert Gefallene. Sie sind zur Unterwelt hinabgefahren nackt, die einstens Schreck verbreiteten im Lande der Lebendigen. Sie tragen nun die Schmach dafür bei denen, die zur Grube fuhren. Inmitten von Erschlagenen ward ihm sein Lager angewiesen mit seinem ganzen, großen Volke; um ihn herum ihr Grab. Sie alle sind nur Nackte, Schwertdurchbohrte. Weil sie im Lande der Lebendigen ein Schrecken waren, so tragen sie die Schmach dafür bei denen, die zur Grube fuhren. Jetzt wird's zu den Erschlagenen gezählt. Hier ist Mesech, Tubal, sein ganzes großes Volk und rings um ihn sind seine Gräber; sie alle sind nur Nackte, Schwertdurchbohrte. Weil sie einst Schrecken um sich her verbreiteten im Lande der Lebendigen, drum liegen sie nicht bei der Vorzeit Helden, die hinter jenen Nackten ruhen, die mit den Waffen in den Händen zur Unterwelt hinabgestiegen, die ihre Schwerter unter ihre Häupter legten, und deren Leib ein Schild bedeckt. Sie waren ja ein Schrecken für die andern Helden im Lande der Lebendigen. Auch du bist unter Nackte hingeworfen und liegst bei Schwertdurchbohrten. Hier ist auch Edom, seine Könige, all seine Fürsten, die zu den Schwerterschlagenen trotz ihrer Tapferkeit geraten sind. Sie liegen bei den Nackten, bei den ins Totenreich Gewanderten. Dort liegen alle Fürsten aus dem Norden und alle die Sidonier, zu den Erschlagenen herabgestiegen, trotz ihrer fürchterlichen Tapferkeit mit Schmach bedeckt. Sie liegen nackt bei jenen Schwertdurchbohrten und tragen ihre Schmach samt andern Schatten. Wenn diese Pharao erblickt, dann tröstet er sich wegen seines ganzen großen Volkes. Denn Schwertdurchbohrte sind der Pharao sowie sein ganzes Heer.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Ja, Schrecken ließ ich über ihn verbreiten im Lande der Lebendigen. Nun liegt er zwischen Nackten hingestreckt und zwischen Schwertdurchbohrten, der Pharao und alle seine Scharen.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Mahnruf zur BußeDas Wort des Herrn erging an mich: »Sprich, Menschensohn! Sprich so zu deines Volkes Söhnen! Und sage ihnen: "Wenn ich Krieg verhänge über eine Gegend und wenn des Landes Volk sich einen Mann aus seinen Tüchtigsten erwählt, den es zum Wächter sich bestellt, und dieser sieht das Schwert dem Lande nahen und stößt ins Lärmhorn, warnt das Volk und dieses hört des Lärmhorns Schall, doch horcht es auf die Warnung nicht; wenn dann das Schwert erscheint und reibt es auf, dann ist's allein an seinem Tode schuld. Des Lärmhorns Schall hat es gehört. Wenn es sich hätte warnen lassen, dann hätte es sich retten können. Wenn zwar der Wächter kommen sieht ein Schwert, doch nicht in die Trompete stößt, wird nicht das Volk gewarnt und kommt alsdann ein Schwert und rafft von ihnen einen weg, so wird zwar dieser wegen seiner Schuld hinweggerafft; doch von dem Wächter fordere ich sein Blut.« Dich aber, Menschensohn, dich habe ich zum Wächter für das Haus von Israel bestellt. Aus meinem Mund hörst du ein Wort. Verwarne sie damit von meiner Seite aus! Wenn ich vom Frevler sage: "Du Frevler, du mußt sterben", und sagst du nichts, um so von seinem Tun den Bösen abzumahnen, so stirbt der Böse selber zwar für seine Sünde; sein Blut jedoch verlange ich von deiner Hand. Hast du den Bösen aber wohl vermahnt, von seinem Wege umzukehren, er kehrt sich aber nicht von seinem Wandel, so stirbt er zwar für seine Sünde; du aber hast dich selbst gerettet. Du, Menschensohn, sprich so zum Hause Israel: "Ihr sagt ganz richtig: »Die Sündenschulden und die Strafen drücken uns; wir schwinden durch sie hin. Wie können wir noch weiter leben?« So sprich zu ihnen! So wahr ich lebe", ein Spruch des Herrn, des Herrn. "ich habe kein Gefallen an des Bösen Tod, nein, daran aber, daß der Böse sich von seinem Wege kehre und dadurch lebe. Kehrt um von euren schlimmen Wegen! Was wollt ihr sterben, Haus von Israel?" Du aber, Menschensohn, so sprich zu deines Volkes Söhnen: "Die Frömmigkeit kann nicht den Frommen retten, sobald er sich vergeht. Das schlimme Leben aber läßt den Bösen nicht am Boden liegen bleiben, sobald er sich von seinem schlimmen Leben wendet. Der Fromme aber kann nicht weiterleben, sobald er sich versündigt. Wenn ich dem Frommen sage, er darf leben bleiben, er aber tut, auf seine Frömmigkeit vertrauend, Böses, dann wird nicht einer seiner frommen Taten mehr gedacht, und er muß sterben für das Böse, das er tat. Wenn ich zum Bösen sage: »Du mußt sterben«, und er bekehrt sich von der Sünde und tut, was Recht ist und Gerechtigkeit, und gibt er ungerechte Pfänder wieder her, erstattet das Geraubte und wandelt nach den lebenspendenden Geboten, und übt er keinen Frevel mehr, darf er am Leben bleiben und braucht nicht zu sterben. Und keine seiner Sünden, die er tat, wird ihm noch angerechnet. Er hat getan, was recht war und gerecht. So darf er weiter leben. Zwar sprechen deines Volkes Söhne: »Des Herrn Verfahren ist nicht in der Ordnung«, und doch ist nur das ihre nicht in Ordnung. Wenn je ein Frommer läßt von seinem frommen Wandel, und er erlaubt sich Frevel, muß er dafür sterben. Und läßt ein Böser ab von seinem schlimmen Wandel und tut, was recht ist und gerecht, so bleibt er gegen jene Ansicht doch am Leben. Da mögt ihr sagen: »Des Herrn Verfahren ist nicht in der Ordnung«; ich richte einfach jeden unter euch nach seinem Wandel, o Haus Israel."« Am fünften Tag des zehnten Monds im zwölften Jahre unserer Verbannung, da kam ein Flüchtling zu mir her mit Kunde aus Jerusalem: »Die Stadt ist eingenommen.« Des Herren Hand kam über mich an jenem Abend, ehe der Entflohene erschien. Er hatte mir den Mund schon aufgeschlossen, als dieser erst am andern Morgen zu mir kam. So ward der Mund mir aufgetan; ich blieb nicht länger stumm. Das Wort des Herrn erging alsdann an mich: »Sieh, Menschensohn! Wer in dem Lande Israel auf diesen öden Trümmern wohnt, der sagt: "Ein einzelner war Abraham, als er das Land zum Eigentum bekam; nun sind es aber unser viele. Drum muß uns um so mehr das Land zum Eigentum gegeben sein.« Deshalb sprich so zu ihnen: Also spricht der Herr, der Herr: "Ihr esset Blutiges und schlagt zu euren Götzenbildern eure Augen auf, vergießet Blut. So wollt ihr im Besitz des Landes bleiben? Ihr stützet euch auf euer Schwert, verübet Greueltaten, beflecket gegenseitig eure Weiber! Da wollt ihr im Besitz des Landes bleiben?" Sprich dann zu ihnen: So spricht der Herr, der Herr: "So wahr ich lebe! Die in den Trümmern wohnen, fallen durch das Schwert. Die auf dem platten Lande wohnen, gebe ich dem Wild zum Fraß, und die auf Felsenklippen und in Höhlen, sterben an der Pest. Zur öden Wüste mache ich das Land. Mit seiner stolzen Hoffart hat's ein Ende, und Israels Gebirge soll kein Wanderer durchziehen, so öde wird es sein. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr, wenn ich das Land zur öden Wüste mache, um aller ihrer Greuel willen, die sie taten.« Du, Menschensohn! In ihren Häusern reden über dich die Söhne deines Volkes, und an den Türen der Häuser redet einer zu dem andern, ein Nachbar zu dem anderen: "Herbei! Und hört, was für ein Ausspruch von dem Herrn ergeht!" So kommen sie zu dir gleich einem Haufen Leute und setzen sich vor dich, als wären sie mein Volk, und hören deine Worte an. Doch tun sie nicht danach; denn sie bewundern sie nur mit dem Mund; ihr Herz läuft aber ihren Lüsten nach. Was so ein Liebessänger ist, der eine schöne Stimme hat und gut die Saiten spielt, das bist du ihnen. Sie hören deine Worte an; doch handeln sie nach ihnen nicht. Wenn's aber kommt, und es kommt sicher, dann werden sie erkennen, daß bei ihnen ein Prophet geweilt hat.« Gott, Israels HirteDas Wort des Herrn erging an mich: »Hör, Menschensohn! Weissage gegen diese Hirten Israels! Weissage, sprich: So spricht der Herr, der Herr, von diesen Hirten: "Weh diesen Hirten Israels, die sich allein geweidet haben! Sollen die Hirten nicht ihre Herde weiden? Ihr aßet Milch und hülltet euch in Wolle. Ihr schlachtetet das Mastvieh; die Schafe aber mochtet ihr nicht hüten. Das Schwache mochtet ihr nicht warten und nicht das Kranke heilen und das Gebrochne nicht verbinden und das Verlorene nicht wiederbringen, nicht suchen das Verirrte, und über die Gesunden habt mit Härte ihr geherrscht. Sie hatten keinen Hirten, deshalb wurden sie zerstreut und, alsobald zerstreut, von allem Wilde auf dem Feld gefressen. Auf allen Bergen irrten meine Schafe, auf jedem hohen Hügel, und meine Schafe wurden auf dem platten Land zerstreut. Doch niemand kümmerte sich drum, und niemand suchte sie. Deshalb, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn! So wahr ich lebe", ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Weil meine Schafe ohne Hirten zur Beute wurden, weil meine Schafe allem Wild des Feldes zum Fraße dienten, weil meine Hirten nicht nach meinen Schafen suchten, weil diese Hirten nur sich selber weideten, nicht aber meine Herde, deshalb, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn": So spricht der Herr, der Herr: "Fürwahr, ich will jetzt an die Hirten; ich fordere aus ihren Händen meine Schafe und mache ihrem Hirtenamt ein Ende. Die Hirten sollen nimmermehr sie weiden. Aus ihrem Munde will ich meine Schafe reißen. Sie sollen ihnen nicht zur Speise dienen.« Denn also spricht der Herr, der Herr: "Gleichwie ein Hirte sich um seine Herde sorgt, am Tage, da er mitten unter der zersprengten Herde ist, so nehme ich mich meiner Schafe an, entreiße sie aus all den Orten, wohin sie sich zerstreut am Tage des Gewölks und Wolkendunkels. Und aus den Völkern führe ich sie weg und sammle aus den Ländern sie und bringe sie zu ihrem Vaterland und weide sie dann auf den Bergen Israels, in Tälern und in allen Wohnstätten des Landes. Ich weide sie auf guter Weide, und auf den hohen Bergen Israels ist ihre Hürde. Dort sollen sie auf guter Weidetrift sich lagern und fette Weide auf den Bergen Israels bekommen. Ich selber weide meine Schafe; ich lasse selbst sie lagern.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Ich suche das Verirrte auf, und das Verlorene führe ich zurück, verbinde das Verwundete. Das Kranke stärke ich und hüte das Gesunde und das Fette. Ich weide sie, wies richtig ist. Ihr, meine Schafe", also spricht der Herr, der Herr. "Ich richte zwischen Schaf und Schaf.« Von jenen Widdern, jenen Böcken spricht der Herr: "War's euch noch nicht genug, die beste Weide abzuweiden? Was ihr von eurer Weide übrigließet, zerstampftet ihr mit euren Füßen. Das klare Wasser trankt ihr selber; was übrig, machtet ihr mit euren Füßen trübe. So mußten meine Schafe weiden, was ihr zertreten habt mit euren Füßen, und trinken, was ihr trüb gemacht mit euren Füßen.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr, zu ihnen: "Seht, ich bin da und richte zwischen diesen fetten Schafen und den mageren. Weil ihr mit Hinter- und mit Vorderfüßen schlagt und mit den Hörnern alle kranken Tiere stoßt, bis daß ihr sie hinausgetrieben, so helf ich meinen Schafen denn, daß sie nicht mehr zu eurer Beute werden. Ich richte zwischen Schaf und Schaf. Und ich bestelle über sie zum Weiden einen einzigen Hirten, den David, meinen Knecht. Er soll sie weiden, soll ihr Hirte sein. Und ich, der Herr, will dann ihr Schutzgott sein, mein Diener David Fürst bei ihnen. Ich sag' es, ich, der Herr. Und ich errichte einen Friedensbund für sie, verbanne aus dem Land die wilden Tiere. Selbst in der Wüste sollen sie dann sicher wohnen, in Wäldern schlafen können. Ich mache sie und was um meinen Hügel liegt, zum Segen. Zur rechten Zeit send ich den Regen; es sollen segensreiche Regengüsse sein. Des Feldes Bäume tragen ihre Früchte, und sein Erträgnis gibt das Land. Auf ihrem Boden wohnen sie so sicher, und sie erfahren, daß ich der Herr, wenn ich ihr lastend Joch zerbrochen und sie entrissen der Gewalt von Leuten, die sie knechteten. Sie sollen nicht mehr eine Beute für die Heiden sein; des Landes Tiere sollen nimmermehr sie fressen; sie sollen sicher wohnen, nicht mehr aufgeschreckt. Vollkommene Pflanzung laß ich ihnen sprießen. In diesem Land soll niemand mehr durch Hunger aufgerieben werden und niemand mehr der Heiden Hohn zu tragen haben. Sie sollen es erfahren, daß ich der Herr, ihr Gott, mit ihnen bin, daß sie, das Haus von Israel, mein Volk.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Ihr, meine Schafe, Schafe meiner Weide! Ihr seid zwar Menschen; aber ich bin euer Gott.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn.« Über EdomDas Wort des Herrn erging an mich: »Auf, Menschensohn! Richt dein Gesicht nach dem Gebirge Seïrs hin und prophezeie ihm und sprich zu ihm: So spricht der Herr, der Herr: "Ich will an dich, Gebirge Seïr, und strecke meine Hand aus wider dich und mache dich zur öden Wüstenei. In Schutt verwandle ich dir deine Städte; du selbst sollst eine Wüste werden, daß du erfährst: Ich bin der Herr. Weil ewige Feindschaft du gehegt, die Söhne Israels dem Schwert entgegentriebst zu ihrer Unglückszeit, zur Zeit, da Missetat zum Ende führte, darum, so wahr ich lebe", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "ich mache dich zu Blut. Blutschuld verfolge dich! Da du nicht feind dem Blutvergießen warst, verfolg' dich selber blutige Schuld! Ich mache das Gebirge Seïr zur öden Wüste, und was da kommt und geht, vertilge ich daraus. Ich fülle deine Berge mit Erschlagnen an. Auf deinen Hügeln und in deinen Tälern, an allen deinen Bächen liegen Schwertdurchbohrte. Ich wandle dich in ewige Wüstenei, und deine Städte bleiben unbewohnt, daß ihr erfahrt, daß ich der Herr. Weil du gesagt: »Zwei Völker und zwei Länder sind jetzt mein. Wir wollen in Besitz sie nehmen«, und doch ist dort der Herr; darum, so wahr ich lebe", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "verfahre ich, wie es dein Zorn verdient und deine Eifersucht, mit der du gegen sie in deinem Haß verfahren. Ich mach mich dadurch kenntlich, daß ich dich strafe. Und du erfährst, daß ich, der Herr, all deine Lästerungen angehört, die gegen Israels Gebirg' du ausgestoßen: »Es ist zur Wüstenei geworden und uns zum Fraße überlassen«. Ihr führtet Prahlereien gegen mich in eurem Mund, und führtet freche Reden wider mich. Ich selber hörte es."« So spricht der Herr, der Herr: »Ich mache dich zur Wüste, aller Welt zur Freude. Wie deine Freude über Israels verwüstetes Gebiet verdient, also verfahre ich mit dir. Zur Wüste soll Seïrs Gebirge werden, in seinem ganzen Umfang Edom, daß man erfährt, daß ich der Herr.« Das zukünftige Israel»Du aber, Menschensohn, weissage über das Gebirge Israels und sprich: "Ihr Berge Israels, vernehmt das Wort des Herrn! So spricht der Herr, der Herr: »Weil über euch die Feinde sprechen: Ha! Die ewigen Höhen sind in unseren Besitz gelangt«", deshalb weissage du und sprich: "So spricht der Herr, der Herr: »Weil zum Verderben man nach euch ringsum begierig schnappte, daß ihr das Eigentum des Rests der Heiden würdet, weil ihr geworden ein Gerede und Gespräch der Völker, darum, ihr Berge Israels, vernehmt das Wort des Herrn, des Herrn!«" So spricht der Herr, der Herr, zu diesen Bergen, diesen Hügeln, zu den Bächen und den Tälern und den öden Wüsten und verlaßnen Städten, die zum Schimpf und Spott dem Rest der Heiden ringsumher geworden. Darum spricht so der Herr, der Herr: "In meinem Feuereifer tu ich jetzo diesen Ausspruch dem Rest der Völker und ganz Edom gegenüber, die sich in wilder Herzensfreude und mit schadenfroher Seele mein Land genommen, es zu verheeren und zu plündern"; weissag deshalb dem Lande Israel und sprich: "Von diesen Bergen, Hügeln, Bächen, Tälern spricht der Herr, der Herr: »In meinem Eifer und im Grimme tu ich nun den Ausspruch, weil ihr den Hohn der Heiden tragen müßt«; darum spricht so der Herr, der Herr: »Ich schwöre mit erhobner Hand: Fürwahr, die Heidenvölker um euch her, sie sollen ihre Schande tragen müssen. Ihr aber, Berge Israels, sollt euer Laub jetzt sprossen lassen und eure Früchte tragen für mein Volk, für Israel. Sie kommen heim in Bälde. Ich will mich abermals zu euch begeben, mich zu euch wenden; ihr sollt bebaut, besäet werden. Die Menschen werde ich auf euch vermehren, das ganze Haus von Israel; die Städte sollen dann bewohnt und aufgebaut die öden Plätze werden. Und Vieh und Menschen mehre ich auf euch; sie sollen zahlreich, fruchtbar werden. Ich lasse euch bewohnt sein wie in eurer letzten Zeit und Gutes euch erweisen mehr als je in eurer allerersten Zeit, daß ihr erfahrt: Ich bin der Herr. Ich lasse wieder Menschen euch betreten, du Israel, mein Volk, und diese werden in Besitz dich nehmen. Du dienst ihnen zum Eigentum, beraubst sie fortan nimmermehr der Kinder.«" So spricht der Herr, der Herr: "Weil man zu euch gesagt: »Du bist ja eine Menschenfresserin und machst selbst kinderlos dein Volk«, deshalb frißt du nicht Menschen mehr und machst dein Volk nicht kinderlos.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Ich lasse dich den Hohn der Heiden nicht mehr hören. Den Spott der Völker sollst du nicht mehr weiter tragen, dein Volk nicht kinderlos mehr machen.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Hör, Menschensohn! Einst wohnte das Haus Israel in seinem Land; doch es befleckte dies durch seinen Wandel, seine Taten. Gleichwie ein unrein Weib, so unrein war vor mir sein Wandel. Da goß ich meinen Ingrimm über sie, des Blutes wegen, das im Lande sie vergossen, und ihrer Götzen wegen, durch die sie sich bedeckten. Und ich versprengte sie unter die Heidenvölker; sie wurden in die Länder hin versprengt. Entsprechend ihrem Wandel, ihren Taten, sprach ich über sie das Urteil aus. Sie kamen zu den Heidenvölkern. Wohin sie aber kamen, entweihten sie dort meinen heiligen Namen, da man von ihnen sagte: »Das Volk des Herrn sind sie, und dennoch mußten sie aus seinem Lande fort.«" Da tat's mir leid um meinen heiligen Namen, den bei der Heidenwelt Israels Haus entweihte, wohin sie immer kamen. Deshalb sprich so zum Hause Israel: So spricht der Herr, der Herr: "Haus Israel, um euretwillen tu ich's nicht, nein, nur um meines heiligen Namens willen, den ihr entweiht habt bei der Heidenwelt, zu der ihr kamt. Nun will ich meinen großen Namen heiligen, der bei den Heiden ward entweiht, den ihr bei ihnen habt entweiht, auf daß die Heidenwelt erkenne: Ich bin der Herr," ein Spruch des Herrn, wenn ich vor ihren Augen mich als Heiligen erzeige. Ich hole aus den Heidenvölkern euch und sammle euch aus allen Ländern und bringe euch wieder in die Heimat. Und ich besprenge euch mit reinem Wasser, daß rein ihr werdet. Von allen euren Unreinheiten und allen euren Götzen mache ich euch rein. Ich gebe euch ein neues Herz und senke einen neuen Geist in euer Inneres. Das Herz von Stein entnehm ich eurem Leib und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich senke ein in euer Innres meinen Geist und mache euch zu Leuten, die nach meinen Satzungen sich richten und meine Vorschriften beachten und befolgen. Dann dürft ihr in dem Lande wohnen bleiben, das euren Vätern ich verliehen. Ihr sollt mein Schutzvolk werden, und ich will euer Schutzgott sein. Und ich befreie euch von allen euren Unreinheiten; ich rufe das Getreide her und mehre es. Ich bringe keine Hungersnot mehr über euch. Ich laß der Bäume Früchte wachsen und in Menge den Ertrag des Feldes, damit ihr bei den Heiden nicht die Schmach des Hungers mehr ertragen müßt. Alsdann erinnert ihr euch eures bösen Wandels und eurer Taten, die nicht gut gewesen. Ihr werdet Ekel vor euch selbst bekommen um eurer Sünden, eurer Greuel willen. Nicht euretwegen tu ich das"; ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Dies sei euch unverhohlen! Schämt euch und werdet rot vor eurem Wandel, Haus Israel!" So spricht der Herr, der Herr: "Wenn ich von allen euren Sünden euch gereinigt, die Städte wieder hab' erbauen lassen, und wenn zerstörte Orte werden neu gebaut und angebaut das Ödland sein wird, statt wie zuvor wüst dazuliegen vor jedes Wandrers Blicken, dann wird man sagen: »Dieses vormals wüste Land ist jetzt dem Garten Edens gleich geworden. Die wüsten, öden und zerstörten Städte werden jetzt bewohnt.« Da sehen rings um euch die Heidenvölker, die übrig sind geblieben, ein, daß ich, der Herr, es bin, der das Zerstörte wieder aufgebaut und das Verheerte wieder angepflanzt, daß ich, der Herr, es bin, der dies versprochen und getan.« So spricht der Herr, der Herr: "Auch darum laß ich mich vom Hause Israel erbitten, und ich erfülle ihnen, daß ich an Menschen sie vermehre, zahlreich wie die Herden. So wie von heiligen Schafen, so wie Jerusalem in Zeiten seiner Feste voll von Schafen ist, so sollen auch die öden Städte voll von Menschenherden werden, daß sie erfahren, daß ich bin der Herr.« Nationale AuferstehungDa senkte sich die Hand des Herrn auf mich. Im Geiste führte mich der Herr hinaus und brachte mich in eine Ebene voller Gebeine. Er ließ mich ringsum sie betrachten; sehr viele lagen auf der Ebene. Sie waren völlig ausgetrocknet. Er sprach zu mir: »Sag, Menschensohn! Sollten wohl die Gebeine abermals lebendig werden können?« Ich sprach: »Herr, Herr, das weißt nur du.« Er sprach zu mir: »So prophezeie über die Gebeine und sprich zu ihnen: "Ihr ausgetrockneten Gebeine, vernehmt das Wort des Herrn! So spricht der Herr, der Herr, zu den Gebeinen: »Ich bringe zur Belebung Geist in euch, und Sehnen lege ich auf euch und lasse Fleisch darüber wachsen und überziehe euch mit Haut und bringe zur Belebung Geist in euch, daß ihr erfahrt, daß ich der Herr.«" Da prophezeite ich, wie mir befohlen wird. Und als ich prophezeite, gab es ein Getöse, und die Gebeine rückten eins ans andere. Ich sah's. Da kamen Sehnen dran, und Fleisch wuchs drüber her. Dann spannte Haut sich oben drüber. Noch aber war kein Geist in ihnen. Er sprach zu mir: »Weissage von dem Geiste! Weissage, Menschensohn, und sprich zum Geiste: So spricht der Herr, der Herr: "Herbei von den vier Winden komm, Geist! Hauch diese Toten an, daß sie lebendig werden!"« Ich prophezeite so, wie er mir anbefohlen. Da kam der Geist in sie. Sie wurden abermals lebendig und stellten sich auf ihre Füße, eine große, große Schar. Er sprach zu mir: »Sieh, Menschensohn! Diese Gebeine sollen das gesamte Haus von Israel bedeuten; sie sind es, die gesprochen: "Fleischlos sind unsere Gebeine, und unsere Hoffnung ist dahin, und unser Lebensfaden ist zerschnitten.« Deswegen weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, der Herr: "Ich öffne eure Gräber und lasse euch, mein Volk, aus euren Gräbern steigen und führe euch in das Land Israel. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch aus diesen Gräbern steigen lasse. Ich senke meinen Geist in euch, daß ihr lebendig werdet und erfahrt: Ich selbst, der Herr, tu das, was ich versprochen."« Ein Spruch des Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: »Du Menschensohn! Ein Holz nimm dir und schreib darauf: "Für Juda und die Söhne Israels, die es mit jenem hielten". Dann nimm dir einen andern Stab und schreib darauf: "Für Joseph ist dies Holz, für Ephraim und für das ganze Haus, das es mit jenem hielt". Und füge eins zum anderen, daß sie zu einem Holze werden, daß sie in deiner Hand zu einem Stücke werden! Und fragen dich die Söhne deines Volks: "Willst du uns nicht erklären, was dies wohl bedeutet?", dann sag zu ihnen: Also spricht der Herr, der Herr: "Ich nehme Josephs Holz, das sich bei Ephraim befindet, und die Stämme Israels, die es mit jenem hielten, und füge es ans Juda-Holz und mache sie zu einem Holze. Sie werden eins durch meine Hand.« Dann nimm die Hölzer, auf die du geschrieben hast, in deine Hand vor ihren Augen und sprich zu ihnen: Also spricht der Herr, der Herr: "Fürwahr, ich hol die Söhne Israels her aus den Heidenvölkern, bei denen sie sich aufgehalten, und sammle sie von allen Seiten und bringe sie ins Vaterland und mache sie zu einem Volk im Lande auf den Bergen Israels. Zum König sollen sie dann alle einen König haben; sie sollen nimmermehr zwei Völker sein, nicht mehr geteilt sein in zwei Königreiche! Sie machen sich nicht weiterhin unrein an ihren Götzen, ihren Scheusalen. Von allen ihren Sünden will ich sie befreien. Von allen ihren Ausgelassenheiten, durch die sie sich versündigt, will ich sie reinigen. Sie sollen dann mein Schutzvolk werden; ich will ihr Schutzgott sein. Mein Diener David soll ihr König werden. Ein Hirte soll er für sie alle sein. Nach meinen Rechten werden sie sich richten und meine Satzungen beachten und sie tun und in dem Lande wohnen, das meinem Diener Jakob einst ich eingeräumt, in dem einst eure Väter wohnten. Auf ewig wohnen sie darin und ihre Kinder, ihre Kindeskinder, und ewig ist mein Diener David Fürst bei ihnen. Mit ihnen schließe ich des Friedens Bund; ein Bund von ewiger Dauer soll er ihnen sein. Ich will sie segnen und sie mehren und nehme meinen heiligen Sitz auf ewig unter ihnen. Mein Wohnsitz wird bei ihnen sein; ich will ihr Schutzgott werden, und sie werden dann mein Schutzvolk sein. Die Heiden werden anerkennen, daß ich, der Herr, mein Israel ganz heilig mache, wenn ewiglich mein heiliger Sitz bei ihnen ist."« Gog und MagogDas Wort des Herrn erging an mich: »Du, Menschensohn! Dein Antlitz richte gegen Gog im Lande Magog, den Großfürsten von Mesech und von Tubal! Weissage gegen ihn und sprich: So spricht der Herr, der Herr: "Fürwahr, ich will an dich, du Gog, Großfürst von Mesech und von Tubal. Ich leite dich mit Haken, die ich in deine Backen lege, und lasse dich mit deinem ganzen Heer ausziehen, mit Rossen und mit Reitern, die alle auf das herrlichste gewandet sind, wohl eine große Schar mit Schild und Wehr, und alle haben Schwerter in den Händen. Mit ihnen Paras, Kusch und Put, sie allesamt mit Schild und Helm, Kimmerier und alle ihre Scharen, Togarmas Haus im hohen Norden und alle seine Scharen; gar viele Völker sind bei dir. Nun rüste dich und mach dich selber fertig und alle deine Scharen, die sich bei dir versammelt, und übernimm du über sie den Kriegsbefehl! Zwar wirst du erst nach vielen Tagen aufgeboten. Am Ende erst der Jahre wirst du in das Land der Schwertentronnenen und derer kommen, die aus vielen Völkern sich gesammelt auf den Bergen Israels, die wiederholt Verödung traf und die bis jetzt in tiefer Sicherheit gewohnt, nachdem sie aus den Völkern weggeführt. Und rückst du an, kommst du dem Sturmwind gleich, bedeckst das Land wie ein Gewölke, du und alle deine Scharen, die vielen Völker, die bei dir.« So spricht der Herr, der Herr: "An jenem Tag geschieht's; da kommen Pläne dir in deinen Sinn, und eine schlimme Absicht wirst du hegen. Du sprichst: »Einfallen will ich in das offne Land, die Friedlichen angreifen, die in Ruhe wohnen, die allesamt in Plätzen ohne Mauern wohnen, die keine Riegel, keine Pforten haben; da will ich Beute machen, plündern.« Du legst die Hand an wiederaufgebaute Trümmer und an ein Volk, das aus den Heiden ist gesammelt, das Vieh und Herden zu erwerben sich befleißt und auf dem Nabel der Erde wohnt. Die Handelsleute von Seba, Dedan und Tarsis und alle seine Händler sprechen dann zu dir: »Kommst du zum Beutemachen, Rauben? Hast du dein Heer versammelt, um Gold und Silber fortzuschleppen, um Vieh und Herden fortzunehmen und große Beute zu erbeuten?«" Drum prophezeie, Menschensohn, und sprich zu Gog: So spricht der Herr, der Herr: "Nicht wahr, du wirst's zu jener Zeit erfahren, wenn Israel, mein Volk, ganz sicher wohnt? Dann wanderst du von deiner Heimat aus, dem hohen Norden, du und die vielen Völker, die bei dir. Sie reiten allesamt auf Rossen, ein großes Volk, ein starkes Heer. Du ziehst gen Israel, mein Volk, heran und deckst das Land wie ein Gewölke. Geschehen wird's am Ende jener Tage, daß ich dich meinem Land zuführe, damit die Heiden kennenlernen, wer ich bin, wenn ich an dir vor ihren Augen, Gog, mich selbst als Heiligen erweise.« So spricht der Herr, der Herr: "Du bist's, von dem ich redete in alten Tagen durch meine Diener, die Propheten Israels, die damals schon die Jahre prophezeiten, die ich jetzt gegen sie heranführe. An jenem Tag, zur Zeit, wann Gog kommt über das Land Israel", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "entbrennt mein Grimm in meinem Zorne. In meinem Eifer, meinem Feuergrimm verordne ich: An jenem Tage sei ein großes Beben im Lande Israel! Vor mir erzittern dann des Meeres Fische und des Himmels Vögel, das Getier des Feldes und alles auf der Erde kriechende Gewürm und alle Menschen in dem Lande. Die Berge werden umgerissen; hinstürzen Felsensteige; zu Boden fällt jedwede Mauer. Ich werde gegen ihn ein Schwert aufbieten auf allen meinen Bergen.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Das Schwert des einen würgt den andern. Durch Pest und Blutvergießen streite ich mit ihm, durch Wolkenbrüche und durch Hagelsteine, und lasse Schwefelfeuer auf ihn regnen, auf ihn und seine Scharen und auf die vielen Völker, die bei ihm. So zeige ich mich groß und heilig. So tu ich kund mich vor den Augen der Heiden, daß sie es erfahren. Ich bin der Herr."« Gog und Magog»Du, Menschensohn! Weissage gegen Gog und sprich. So spricht der Herr, der Herr: "Fürwahr, ich will an dich, du Gog, Großfürst von Mesech und von Tubal. Dich leite ich und bring dich aus dem hohen Norden und führe dich auf das Gebirge Israels. Da schlag ich deinen Bogen dir aus der Linken und lasse deine Pfeile deiner rechten Hand entsinken. Auf Israels Gebirge sollst du fallen, du und all deine Scharen, die Völker um dich her. Raubvögeln, allen möglichen, den wilden Tieren gebe ich zum Fraß dich hin. Auf freiem Felde bleibst du liegen; ich sage es.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Ein Feuer sende ich auf Magog nieder und auch auf die, die auf den Inseln friedlich wohnen, daß sie erfahren, daß ich der Herr. Ich mache meinen heiligen Namen kund inmitten meines Volkes Israel. Ich laß nicht länger meinen heiligen Namen mehr entweihen. Die Heidenwelt soll innewerden, daß ich, der Herr, ein Heiliger in Israel. Fürwahr, es kommt; so gut ist's, wie geschehen.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Das ist der Tag, von dem ich sprach. Dann kommen aus den Städten Israels Bewohner und zünden Feuer an. Mit Rüstungen und Schilden zünden sie es an, mit Tartschen, Bogen, Pfeilen, Keulen, Spießen und unterhalten sieben Jahre lang ein Feuer. Vom Felde holen sie kein Holz und fällen keines in den Wäldern. Sie unterhalten nur mit diesen Rüstungen das Feuer, berauben die, die sie beraubt, und plündern die, die sie geplündert.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Ich gebe Gog dort einen Ort an jenem Tag zum Grab in Israel, das Tal der Wanderer ostwärts vom Meere, und jenes sperrt den Wanderern den Weg. Daselbst begräbt man Gog und seine ganze Schar und heißt es »Tal der Scharen Gogs«. An ihnen hat Israels Haus wohl an die sieben Monde zu begraben, um so das Land zu reinigen. Das ganze Volk des Landes muß begraben helfen. Zum Ruhm dient ihm der Tag, an dem ich mich verherrliche.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Und eigne Männer wählt man aus, die in dem Lande Nachschau halten, zu diesen, die nachsehen, ob noch im Lande jemand übrig sei, die andern zu begraben, um es so zu reinigen. Nach sieben Monden sollen sie mit Nachforschen beginnen. Wenn diese Nachschauhaltenden das Land durchmustern, und sie sehn ein menschliches Gebein, alsdann errichten sie ein Zeichen neben ihm, bis es die Totengräber in dem Tal der Scharen Gogs begraben können. Auch heißt davon Hamona eine Stadt; so reinigt man das Land.« Du aber, Menschensohn«, so spricht der Herr, der Herr: »Ruf jetzt den Vögeln und allen den Beflügelten und allem Wild des Feldes: "Versammelt euch und kommt herbei! Versammelt euch von allen Seiten zu meinem Opfermahl, das ich für euch geschlachtet, ein großes Schlachtfest auf den Bergen Israels!" Da sollt ihr Fleisch zum Fressen und Blut zum Trinken haben. Ja, Fleisch von Kriegern sollt ihr fressen und Blut von Erdenfürsten trinken, von Widdern, Lämmern, Böcken, Farren, Mastvieh von Basan insgesamt. Fett sollt ihr essen bis zur Sättigung und Blut bis zur Berauschung trinken von meinem Opfer, das ich euch geschlachtet. Ihr sollt an meinem Tisch euch sättigen an Rossen und an Zugtieren, an Streitern und allerlei Kriegsleuten.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Da mache ich den Heiden sichtbar meine Herrlichkeit, und alle Heiden schauen die Gerechtigkeit, von mir geübt, und fühlen meine Hand, die ich auf sie gelegt. Das Haus von Israel wird alsdann inne, daß ich, der Herr, ihr Schutzgott bin von diesem Tage an und fernerhin. Auch überzeugen sich die Heiden, daß nur um seiner Sünde willen das Haus Israel in die Verbannung zog, daß ich vor ihnen barg mein Angesicht, sie preisgab ihren Feinden, daß sie durchs Schwert hinstürzten allzumal. So, wie ihr unrein Wesen, ihre Missetaten es verdienten, tat ich ihnen und barg mein Angesicht vor ihnen.« So spricht deshalb der Herr, der Herr: »Ich bringe Jakobs weggeführtes Volk zurück, erbarme mich des ganzen Hauses Israel und eifre so für meinen heiligen Namen. Alsdann verlernen sie ihr schändliches Benehmen und alle ihre Untreue, die sie an mir verübt, wenn sie in ihrem Lande sorglos wohnen, von niemand aufgeschreckt. Wenn ich sie erst zurückgebracht aus jenen Völkern und sie gesammelt aus den Ländern ihrer Feinde, dann will ich mich an ihnen auch erweisen als Heiliger vor vieler Heiden Augen. Und sie erkennen dann, daß ich der Herr, ihr Gott, daß ich sie zu den Heiden in die Verbannung führte und sie in ihre Heimat wieder sammelte, wobei ich keinen dort zurückgelassen. Mein Antlitz berge ich nicht mehr vor ihnen; ich gieße meinen Geist auf das Haus Israel.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Der neue TempelIm Jahre fünfundzwanzig unserer Verbannung, am Anfang dieses Jahres, am zehnten Tag des Monats im Jahre vierzehn nach Eroberung der Stadt, an eben diesem Tage senkte sich die Hand des Herrn auf mich und brachte mich dorthin. In göttlichen Gesichten bringt er mich zum Lande Israel und setzt mich hier auf einem hohen Berge nieder. Dem gegenüber war etwas wie einer Stadt Gebäulichkeiten. Sobald er mich dorthin gebracht, da zeigte sich ein Mann, der aussah wie aus Erz. Er hatte eine Linnenschnur und einen Maßstab in der Hand und stand am Tor. Es sprach der Mann zu mir: »Sieh, Menschensohn, mit deinen Augen! Und hör mit deinen Ohren, gib auf alles acht, was ich dir zeige! Denn hierher wurdest du gebracht, daß ich dir alles zeigen sollte. Verkünde alles, was du siehst, dem Hause Israel!« Nun lief da außerhalb des Hauses eine Mauer ringsherum, und in der Hand des Mannes war ein Maßstab von sechs Ellen, zu einer Elle und noch einer Handbreite gerechnet. Er maß des Baues Breite: eine Rute; die Höhe: eine Rute. Dann trat er in das Tor, das gegen Osten sah, und stieg hinan auf seinen Stufen und maß des Tores Schwelle, in der Breite: eine Rute, die andere Schwelle gleichfalls eine Rute in der Breite. Und jegliches Gemach war eine Rute lang und eine Rute breit, und zwischen den Gemächern betrug der Zwischenraum fünf Ellen. Kam noch des Tores Schwelle an der innern Torhalle mit einer Rute. Er maß des Tores innere Lichtweite mit einer Rute. Die Torweite dagegen maß er mit acht Ellen. Es waren nämlich seine Wandpfeiler zwei Ellen dick, desgleichen an der innere Torweite. Und die Gemächer an dem Tore gegen Osten waren drei auf der einen und drei auf der andern Seite. Die drei besaßen gleiches Maß, desgleichen beiderseits die Wandpfeiler. Er maß die Breite von der Torweite: zehn Ellen; die Torlänge: dreizehn Ellen. Ein freier Raum von einer Elle war vor den Kammern, auf dieser und auf jener Seite. Sechs Ellen hatte jede Kammer auf dieser und auf jener Seite. Er maß das Tor vom Dach der einen Kammer bis zu dem der andern, an fünfundzwanzig Ellen breit; Durchgang stand Durchgang gegenüber. Die Säulen machten sechzig Ellen, den Vorsprung an den Säulen eingerechnet. So war ein jedes Tor ringsum. Vom Torgiebel bis zu der innern Torweite betrug es fünfzig Ellen. Schräg gingen Gitterfenster in die Kammern und auch zu ihren Säulen im Inneren des Tores an allen Seiten. So hatten auch die Vorhallen ringsum nach innen Fenster, und an den Pfeilern waren Palmen. Er brachte mich zum innern Vorhof hin; da waren Zellen. Der Vorhof war ringsum gepflastert und dreißig Zellen an dem Pflaster. Das Pflaster lief zwar nach der Seite der Tore hin; doch war das Pflaster längs der Tore etwas niedriger. Er maß die Breite von dem untern Tor bis an die äußre Wand des innern Hofes; hundert Ellen gegen Osten und gegen Norden. Vom Tor, das gegen Mitternacht des äußern Vorhofs lag, maß er die Länge und die Breite. Drei Kammern hatte es, drei hüben und drei drüben, und seine Pfeiler, seine Bogen besaßen ganz genau das Maß des erstgenannten Tores. An fünfzig Ellen war es lang und fünfundzwanzig Ellen breit. Und seine Fenster, seine Bogen und seine Palmen waren wie beim Tor, das gegen Osten lag. Auf sieben Stufen stieg man zu ihm auf; vor diesen war ein Bogen. Es gingen Tore in den innern Hof, die gleich den Toren gegen Mitternacht und Morgen waren. Er maß von Tor zu Tor: einhundert Ellen. Er brachte gegen Süden mich; da fand ich südlich auch ein Tor. Er maß die Pfeiler und die Bogen; sie hatten ganz das gleiche Maß. Und Fenster hatte es ringsum, gerade wie die Bogen, gleich jenen Fenstern. Es war auch fünfzig Ellen lang und fünfundzwanzig Ellen breit. Auf sieben Stufen stieg man zu ihm auf; vor diesen war ein Bogen. Als Pfeiler dienten Palmen auf dieser und auf jener Seite. Ein Tor zum innern Hof lag gegen Süden; er maß von Tor zu Tor nach Süden hundert Ellen. Durch dieses Südtor brachte er mich zu dem innern Hof. Er maß das Tor; es waren wiederum die gleichen Maße. Auch seine Kammern, Pfeiler, Bogen besaßen gleiches Maß. Es hatte Fenster ringsherum, war fünfzig Ellen lang und fünfundzwanzig Ellen breit. Und Bogen waren ringsherum, an fünfundzwanzig Ellen lang, fünf Ellen breit. Sein Bogen ging dem äußern Vorhof zu, und Palmen waren seine Pfeiler. Acht Stufen stieg man zu ihm auf. Er brachte mich zum innern Vorhof gegen Osten und maß das Tor: die gleichen Maße. Und seine Kammern, Pfeiler, Bogen besaßen gleiches Maß. Es hatte Fenster ringsherum, gerade wie sein Bogen, war fünfzig Ellen lang und fünfundzwanzig Ellen breit. Sein Bogen zog sich nach dem äußeren Vorhof hin, und seine Pfeiler waren palmenförmig auf beiden Seiten. Auf acht Stufen stieg man empor. Er führte mich zum Tore gegen Mitternacht und maß das gleiche Maß. Es hatte Kammern, Pfeiler, Bogen; es hatte Fenster ringsherum, war fünfzig Ellen lang und fünfundzwanzig Ellen breit. Sein Säulengang zog sich zum äußern Vorhof hin, und seine Pfeiler waren palmenförmig auf beiden Seiten. Auf acht Stufen stieg man. Dann gab es eine Zelle, und ihre Tür war in den Torsäulen. Man wusch darin das Brandopfer. Und in des Tores Lichtweite auf beiden Seiten waren jedesmal zwei Tische aufgestellt, um Brand- und Sünd- und Schuldopfer darauf zu schlachten. Und außerhalb, wo man hinaufgeht zu der Tür des Tores gegen Mitternacht, da standen ebenfalls zwei Tische und andere zwei Tische auf der andern Seite der Lichtweite des Tores. Auf dieser Seite vier Tische, vier auf jener Seite bei dem Tor, acht Tische. Auf ihnen sollte man die Opfer schlachten. Die vier Brandopfertische waren aus behauenen Steinen, an ein und eine halbe Elle lang und breit und eine Elle hoch, auf die man die Geräte niederlegte, mit denen man das Brand- und Schlachtopfer schlachtete. Handbreite Doppelhaken waren innen ringsum angebracht zum Aufhängen des Opferfleischs und der Geräte, mit denen man das Brand- und Schlachtopfer schlachtete. Und außerhalb des innern Tores waren Zellen für die Sänger in dem innern Hof, die eine an der Seite des Nordtores, die gegen Süden sah, die andre an der Seite des Osttores, die gegen Norden sah. Er sprach zu mir: »Die Zelle, die nach Süden schaut, gehört den Priestern, die den Tempeldienst verrichten. Die Zelle, die nach Norden schaut, gehört den Priestern, die Altardienste versehen. Dies sind die Sadoksöhne, die von den Levisöhnen bei dem Herrn das Vorrecht haben, ihn zu bedienen. Er maß den Vorhof: hundert Ellen lang und hundert Ellen breit, ein Viereck; doch vor dem Haus war der Altar. Er brachte mich zur Toröffnung des Hauses und maß die Pfeiler der Öffnung, fünf Ellen hüben und fünf Ellen drüben, drei Ellen hier, drei Ellen dort. Der Öffnung Breite waren zwanzig Ellen, elf Ellen seine Tiefe. Man stieg hinan auf Stufen. Auch waren Säulen an den Pfeilern, die eine hüben und die andre drüben. Das TempelhausEr brachte mich zum Tempel hin und maß die Säulen, sechs Ellen breit auf dieser Seite, sechs Ellen breit auf jener, des Zeltes Breite. Es war das Tor zehn Ellen breit, des Tores Wände fünf auf jeder Seite; dann maß er seine Länge: vierzig Ellen, und seine Breite: zwanzig Ellen. Er ging ins Innere und maß der Türe Pfeiler: zwei Ellen; sechs Ellen hatte zwar die Tür; doch war sie sieben Ellen breit. Dann maß er seine Länge: zwanzig Ellen, und seine Breite: zwanzig Ellen von dem, was vor dem Tempel lag; er sprach zu mir: »Das ist das Allerheiligste.« Er maß des Hauses Wand: sechs Ellen, und ein vier Ellen breiter Seitengang lief um das Haus. Es reihte Zimmer sich an Zimmer, dreiunddreißigmal; sie stießen an die Mauer, die für die Zimmer dieses Haus besaß; sie hingen rings mit ihr zusammen, doch ohne in des Hauses eigene Mauer einzugreifen. Die Breite dieser Zimmer nahm nach oben immer zu; man sollte oberhalb des Hauses ringsum gehen können; drum war das Haus nach oben breiter, und aus dem untere Stockwerk ging man durch das mittlere zum obern. Auch sah ich eine Einfassung rings um das Haus, dem Meßgehalt der Zimmer ganz entsprechend eine volle Rute, sechs Ellen oben. Die Außenmauer jener Zimmer war fünf Ellen dick und soviel auch der freie Raum des Zimmerbaus beim Tempelhaus, und zwischen den Gemächern war ein zwanzig Ellen breiter Raum rings um das Haus. Zwei Türen waren in dem freigebliebnen Raum der Zimmer, je eine gegen Nord und eine gegen Süden; des freigebliebnen Raumes Breite war fünf Ellen ringsherum. Und das Gebäude, das gegen Abend an dem Tempelplatze lag, war siebzig Ellen breit und des Gebäudes Wand fünf Ellen ringsum breit und seine Länge neunzig Ellen. Er maß das Haus: gerade hundert Ellen lang, den Tempelplatz samt dem Gebäude und dem Zwischenstück: gerade hundert Ellen lang. Des Hauses Front sowie der Platz nach Osten zu war hundert Ellen breit. Er maß nun des Gebäudes Länge bis zum Platze, der dahinter lag, und die Terrassen auf den beiden Seiten: hundert Ellen, den innern Tempel und des Vorhofs Bogen, die Schwellen und die schrägen Fenster und die Altanen rings an den drei Seiten - und bei den Schwellen, da war alles ringsherum getäfelt -, sodann den Boden bis an jene Fenster; die Fenster aber waren gut verschlossen. Und oberhalb der Türen, innerhalb und außerhalb des Hauses, und an der ganzen Wand herum, im Innern wie auch außerhalb nach festbestimmten Maßen, da waren Cherube und Palmen angebracht. Je eine Palme trennte einen Cherub von dem andern, und jeder Cherub hatte zwei Gesichter. Ein Menschenangesicht sah auf die Palme dort, am ganzen Hause ringsum angebracht. Vom Boden bis hinauf zur Türe waren Cherube und Palmen angebracht, auch an der Tempelwand. Des Tempels Türeinfassung indessen war viereckig. Das Heiligtum bot ganz den gleichen Anblick. Aus Holz war der Altar, drei Ellen hoch, zwei Ellen lang; in Hörnern liefen seine Ecken aus; sein Fußgestell und seine Wände waren hölzern. Er sprach zu mir: »Das ist der Tisch, der vor dem Herren steht.« Zwei Türen waren an dem Tempel und dem Heiligtum. Es waren Doppeltüren mit zwei Blättern, die ganz zusammenlegbar waren; die eine Türe hatte ein Paar Türblätter, desgleichen auch die andere. An ihnen, an den Tempeltüren waren Cherube und Palmen angebracht wie an den Wänden, und vor der Halle war ein hölzern Vordach. Und schräge Fenster und Palmen waren an den beiden Seiten und an den Seitenwänden der Halle, an des Hauses Kammern und den Vordächern. Der TempelbezirkDann führte er mich gegen Norden zum äußern Vorhofe und brachte mich zu den Gemächern, die dem Platz und dem Gebäude gegen Norden vorgelagert waren, derart, daß ihre hundert Ellen lange Seite an dem Nordtor war, und fünfzig Ellen war die Breite. Denn zwanzig Ellen fielen auf den innern Vorhof ab und soviel auf das Pflaster, das im äußern Vorhof war, dazu Altanen auf drei Seiten. Denn vor den Zellen her lief ein zehn Ellen breiter Gang ins Innere. Der eigentliche Weg war eine Elle breit, und ihre Türen gingen gegen Norden. Die oberen Gemächer waren niedriger - denn die Altanen nahmen Raum von ihnen - als die unteren und mittleren des Baus. Sie lagen nämlich dreifach aufeinander und hatten keine Pfeiler wie die Vorhöfe. Drum war die Grundfläche mehr eingezogen als bei den unteren und mittleren. Die Mauer außen, an die Gemächer stießen, die nach dem äußern Hofe vor den Zellen lief, betrug in ihrer Länge fünfzig Ellen. Denn die Gemächer an dem äußern Hofe waren fünfzig Ellen lang, wie die dem Tempel zugekehrte Seite hundert Ellen maß. Von untenher ging man zu diesen Zellen ein, von Osten her für den, der aus dem äußern Vorhof sie betritt. Und an der breiten Vorhofmauer gegen Osten zu, gerade vor dem Platze und dem Bauwerk waren Zellen. Es war ein Gang vor ihnen wie vor den Zellen an der Nordseite, und wie bei jenen waren Länge, Breite, Ausgänge nach Schwellen und nach Türen gleich beschaffen. So waren auch die Türen der nach Süden zu gelegenen Gemächer. Am Anbeginn des Gangs lag eine Tür, des Gangs an der geraden Mauer, die gegen Osten schaut, beim Aufgang. Er sprach zu mir: »Die Zellen gegen Norden und die gegen Süden, die vor dem Platze liegen, sind heilige Gemächer, worin die Priester, die dem Herrn sich nähern dürfen, Hochheiliges verzehren, und wo sie das Hochheilige verwahren sollen, das Speise-, Sünd- und Schuldopfer. Der Ort ist nämlich heilig. Und sind die Priester eingetreten, dann sollen sie nicht aus dem Heiligtum zum äußern Vorhof gehen. Sie sollen vielmehr hier die Kleider niederlegen, in denen sie den Dienst verrichten; denn sie sind heilig. Sie sollen sich in andere Gewänder kleiden, wenn sie zu dem fürs Volk bestimmten Platze gehen.« Er hörte nunmehr auf, das innere Gebäude auszumessen. Dann führte er mich durch das Tor hinaus, das gegen Osten lag, und maß es ringsherum. Er maß die Morgenseite mit dem Maßstabe: fünfhundert Ellen nach dem Maßstab. Dann ging er hin und maß die Nordseite: fünfhundert Ellen nach dem Maßstab. Dann ging er hin und maß die Südseite: fünfhundert Ellen nach dem Maßstab. Dann ging er zu der Westseite und maß: fünfhundert Ellen nach dem Maßstab. Nach den vier Winden maß er's aus. Es hatte aber eine Mauer ringsherum: fünfhundert in der Länge, fünfhundert in der Breite, um so das Heilige von dem Gemeinen abzusondern. TempelweiheEr führte mich zum Tore hin, zum Tor, das gegen Osten sah. Und sieh! Da zog die Herrlichkeit des Gottes Israels von Osten her. Ihr Brausen glich dem Brausen vieler Wasser; die Erde leuchtete von seiner Herrlichkeit. Der Anblick des Gesichtes, das ich sah, war dem Gesichte gleich, das ich gesehn, als er erschien, die Hauptstadt zu zerstören. Und beide glichen dem Gesicht, das ich am Kebarflusse sah. Da fiel ich auf das Antlitz nieder. Die Herrlichkeit des Herrn zog in das Haus, durchs Tor, das gegen Osten sah. Ein Geist hob mich empor und brachte mich so in den innern Hof. Und sieh! Die Majestät des Herrn erfüllte ganz das Haus. Nun hörte ich jemand vom Haus her zu mir reden; dabei stand neben mir der Mann. Er sprach zu mir: »Du Menschensohn! Dies ist der Ort für meinen Thron und dies der Schemel meiner Füße, wo ich für immer bei den Söhnen Israels verweile. Das Haus von Israel entweiht nicht fürderhin mehr meinen heiligen Namen mit seinen Königen durch seine Buhlerei und durch die Leichen seiner Könige in ihrem Grabgewölbe. Sie setzten ihre Schwelle ja an meine Schwelle und ihren Pfosten neben meinen Pfosten, daß zwischen mir und ihnen einzig sich die Wand befand und sie so meinen heiligen Namen unrein machten durch ihre Greuel, die sie übten. Ich mußte sie in meinem Zorn vertilgen. Jetzt aber halten sie ihr Buhlen fern von mir sowie die Leichen ihrer Könige. So kann ich allzeit unter ihnen wohnen. Du aber, Menschensohn, beschreibe jetzt dem Hause Israel das Haus, daß sie sich ihrer Missetaten schämen, wenn sie das Bauwerk messen! Und schämen sie sich alles dessen, was sie taten, dann zeige ihnen die Gestalt des Hauses und seine Einrichtung und seine Aus- und Eingänge, wie alles in ihm eingerichtet ist und alles in ihm festgestellt und alles in ihm angeordnet und alles vorgeschrieben! Und zeichne es vor ihnen auf, damit sie es befolgen, genau so wie es eingerichtet und befohlen ist, und sie sich danach richten! Des Hauses Grundgesetz ist dies: Auf höchster Bergeshöhe sei ganz heilig rings sein voller Umkreis! Sieh! Dies ist des Hauses Grundgesetz," Dies aber sind die Maße des Altars in Ellen, die Elle eine Handbreit länger als die Elle sonst; der Fuß ist eine Elle tief und eine breit; sein Rand ringsum nur eine Spanne breit, und dies ist des Altars Gestell. Und von dem Fuß am Boden bis zum untern Absatz, zwei Ellen hoch und eine breit, von diesem kleinem Absatz bis zum größeren vier Ellen hoch und eine breit. Der Opferherd darauf vier Ellen, und schräg aufwärts vom Opferherd erhoben sich vier Hörner. Der Opferherd war selbst zwölf Ellen lang sowie zwölf Ellen breit, so daß ein Viereck seine Seiten bildeten. Der Absatz vierzehn Ellen lang und vierzehn Ellen breit nach allen den vier Seiten, der eine halbe Elle breite Rand ging ringsherum. Der Fuß war eine Elle hoch, und seine Treppenstufen gingen gegen Osten. Er sprach zu mir: »Hör, Menschensohn! So spricht der Herr, der Herr: "Dies wird für den Altar bestimmt, sobald er fertig ist, daß man Brandopfer auf ihn lege und ihn mit Blut besprenge.« Du sollst den Priestern, den Leviten, die vom Geschlechte Sadoks sind und die allein zum Dienste sich mir nähern dürfen«, ein Spruch des Herrn, des Herrn, »ein Jungrind zum Sündopfer übergeben. Dann nimm etwas von seinem Blut, bestreich damit die vier Altarhörner sowie die Ecken an dem Absatz und die Leisten ringsherum, und so entsühne und entsündige ihn! Dann nimm das Rind, das Sündopfer, damit man es an dem bestimmten Platz des Hauses, ganz außerhalb des Heiligtums, verbrenne! Am zweiten Tage sollst du einen fehlerlosen Ziegenbock als Sündopfer darbringen, daß man den Altar so entsündige, wie man durch Farren ihn entsündigt hat. Und bist du mit Entsühnen fertig, dann hast du einen fehlerlosen jungen Stier zu opfern und einen fehlerlosen Widder aus dem Kleinvieh. Die sollst du vor den Herrn hinbringen! Die Priester sollen sie mit Salz bestreuen und sie dem Herrn als Brandopfer darbringen! Du sollst dann sieben Tage täglich einen Bock zum Sündopfer herrichten, auch einen jungen Stier und einen Widder aus dem Kleinvieh, völlig fehlerlos. Die sollen sie herrichten! Und sieben Tage nacheinander sollen sie entsündigen den Altar und ihn reinigen und einweihen. Und haben sie die Tage so beendigt, so sollen dann am achten Tag und weiterhin die Priester auf dem Altar eure Brand- und Heilsopfer darbringen! Dann nehme ich euch gnädig an.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. PriestertumEr führte mich hierauf zurück zum äußern Tor des Heiligtums, das sich gen Osten wendet; es war verschlossen. Dann sprach zu mir der Herr: »Verschlossen bleibt dies Tor; es wird nicht aufgemacht, und niemand darf's betreten, ist doch der Herr, Gott Israels, durch dieses eingezogen. Darum soll es verschlossen bleiben. Der Fürst allein, nur er, der Fürst, darf drin verweilen, um vor dem Herrn die Mahlzeit einzunehmen. Dann geh er durch die Vorhalle hinein! Doch muß er wieder auf dem selben Weg hinaus.« Er führte mich hierauf zum Nordtor vor dem Hause hin. Und als ich hinsah, füllte schon die Herrlichkeit des Herrn das Haus des Herrn. Da fiel ich auf mein Antlitz nieder. Er sprach: »Hör, Menschensohn! Gib acht und sieh mit deinen Augen und hör mit deinen Ohren, was immer ich jetzt mit dir rede von allen Anordnungen fürs Haus des Herrn und allen seinen Dienstverordnungen! Und merk dir, was das Kommen in das Haus betrifft, und das Herausgehn aus dem Heiligtum! So sprich zu den Unfolgsamen, zum Hause Israel: So spricht der Herr, der Herr: "Haus Israel, genug mit euren Greueln, daß ihr den Fremden, Unbeschnittenen an Herz und Leib den Einlaß in mein Heiligtum gewährtet und mein Haus entweihtet! Ihr ließet meine Speise, Fett und Blut, darbringen. So brach man meinen Bund zu allen euren Greueln hin. Ihr tatet selber nicht den Dienst in meinem Heiligtum. Nein, ihr bestelltet andere, die dann für euch den Dienst in meinem Heiligtum getan.« Deshalb spricht so der Herr, der Herr: "Kein Fremder und kein Unbeschnittener an Herz und Leib darf je mein Heiligtum betreten, kein einziger der Fremdlinge, die bei den Söhnen Israels verweilen. Ja wahrlich, die Leviten, die sich von mir entfernten, als Israel, zum Götzendienste sich verirrend, mich verließ, sie haben auch für ihre Missetat zu büßen. Sie sollen zwar in meinem Heiligtum Dienst tun als Wachen an des Hauses Türen, und andre Dienste in dem Hause. Sie sollen Brand- und Schlachtopfer dem Volke schlachten und ihm bereit zu andern Diensten stehn. Weil sie vor ihren Götzen ihnen Dienst getan und so dem Hause Israel zur Sünde Anlaß wurden, deswegen schwöre ich auch ihnen mit erhobener Hand", ein Spruch des Herrn, des Herrn, "sie sollen ihre Missetat jetzt büßen. Sie dürfen sich nicht mir zu Priesterdiensten nahen, noch irgendeinem meiner Heiligtümer und nicht dem Allerheiligsten. Sie müssen vielmehr ihre Schande büßen und ihre Greuel, die sie ausgeübt. Und ich bestimme sie zur Wache in dem Haus, zu aller Arbeit und zu allem, was darin zu tun. Die Priester, die Leviten, Sadoksöhne, die Dienst an meinem Heiligtum getan, als sich die Söhne Israels von mir verirrten, sie sollen Zutritt zu mir haben und bei mir Dienst tun. Sie dürfen vor mich treten, Fett und Blut mir darzubringen.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Sie dürfen in mein Heiligtum eintreten und meinem Tische sich, mir dienend, nahen und meines Dienstes warten. Und kommen sie dann in des innern Hofes Tore, haben sie sich linnene Gewänder anzulegen. Sie dürfen nichts von Wolle bei der Dienstverrichtung tragen im Haus und in des innern Hofes Toren. Von Leinwand soll die Kopfbedeckung sein, von Leinwand auch die Beinkleider um ihre Lenden, aber nicht zu fest gebunden. Und gehn sie in den äußern Hof zum Volk hinaus, so haben sie die Kleider abzulegen, worin sie Dienst getan, und in die heiligen Gemächer zu verbringen und andre anzulegen, damit sie nicht dem Volk begegnen in ihren Dienstkleidern. Ihr Haupthaar sollen sie nicht kahl abscheren, auch nicht in langen Locken fliegen lassen, nein, nur gestutzt ihr Haupthaar tragen. Ein Priester soll nicht vorher Wein genießen, wenn er den inneren Hof betritt. Sie dürfen keine Witwe noch Verstoßene heiraten, nur Jungfraun aus dem Stamm des Hauses Israel und nachgelassene Priesterwitwen. Sie sollen auch mein Volk belehren, was für ein Unterschied ist zwischen Heilig und Gemein und zwischen Rein und Unrein! Bei einem Streitfall sollen sie die Richter sein, nach meinem Rechte ihn entscheiden, und meine Weisungen sowie Gesetze sollen sie befolgen insgesamt für meine Feste und auch meine Sabbattage heiligen! Zu keinem toten Menschen darf er gehn, damit er nicht unrein werde. Nur bei dem Vater und der Mutter und dem Sohne und der Tochter, dem Bruder und der Schwester, die nicht eines Mannes ist, da dürfen sie sich unrein machen. Und ist er wieder rein geworden, dann zählt man ihm noch sieben Tage ab. Und kommt er dann ins Heiligtum und in den innern Hof, um seinen Dienst im Heiligtum zu tun, so bringe er sein Sündopfer jetzt dar!" Ein Spruch des Herrn, des Herrn. "Auch müssen sie ein Eigentum besitzen; dieses will ich ihnen sein. Ihr braucht daher kein Eigentum in Israel noch ihnen einzuräumen; ich selber will es ihnen sein. Von Speise-, Sünd- und Sühneopfern sollen sie sich nähren, und alles, was in Israel dem Bann verfällt, soll ihnen eigen sein. Der erste Abhub aller Erstlinge von jeder Art und jegliches Geschenk von allen euren Hebeopfern gehören nur den Priestern. Den ersten Abhub eures Teiges sollet ihr den Priestern geben, um so den Segen über euer Haus zu bringen. Doch nichts Gefallenes und nichts Zerrissenes, sei's von den Vögeln, sei's vom Wild, ist Priestern zum Genuß gestattet."« Landverteilung, Fest- und Opferordnung»Verloset ihr das Land zum Erbbesitz, dann sondert von dem Land dem Herren eine heilige Gabe ab, an fünfundzwanzigtausend Ellen lang und zwanzigtausend Ellen breit! In seinem ganzen Umfang sei es ringsum heilig! Fünfhundert im Gevierte sollen davon zu dem Heiligtum gehören; ein freier Platz von fünfzig Ellen ziehe sich ringsum! Von diesem Maß miß fünfundzwanzigtausend in die Länge, zehntausend in die Breite! Drauf komme dann das Heiligtum, das Allerheiligste, zu stehen! Dies von dem Land sei heilig! Den Priestern, die das Heiligtum bedienen, soll's gehören, die Zutritt haben, um dem Herrn zu dienen. Als Platz für Häuser soll es dienen, ein Heiligtum beim Heiligtum! Und fünfundzwanzigtausend in die Länge, zehntausend in die Breite, sie sollen den Leviten, die den Dienst am Hause tun, als Grundbesitz anheimfallen nebst zwanzig Vorratskammern! Der Stadt gebt ihr zum Eigentum fünftausend in die Breite und fünfundzwanzigtausend in die Länge, entsprechend jener heiligen Gabe! Dem ganzen Hause Israel soll es gehören. Dem Fürsten aber sollt ihr geben zu beiden Seiten des dem Heiligtum geweihten Bodens sowie des Eigentums der Stadt, und zwar vor dem dem Heiligtum geweihten Boden und vor dem Eigentum der Stadt im Westen gegen Westen, im Osten gegen Osten, wie eines Stammes Erbteil lang, von seiner Abendgrenze bis zur Morgengrenze! Das Land gehöre ihm als Grundbesitz in Israel, daß meine Fürsten nicht mein Volk mehr weiter drücken! Sie sollen nur das Land dem Hause Israel nach seinen Stämmen lassen!« So spricht der Herr, der Herr: »Laßt's nun genug sein, Fürsten Israels! Laßt von Gewalt und Unterdrückung ab und übt Gerechtigkeit und Recht! Mit dem Verjagen meines Volkes höret auf!« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Nur rechte Waage führt; ein richtiger Scheffel und ein richtiger Eimer soll es sein! Gleich sollen Eimer sein und Scheffel! Den zehnten Teil des Malters soll der Eimer sein, den zehnten Teil des Malters auch der Scheffel! Nach Malter hat sich beider Maß zu richten. Der Ring soll zwanzig Korn betragen! Nur fünfundzwanzig, zwanzig, fünfzehn Ringe sollt ihr haben! Die Gabe, die ihr spenden sollt, ist die: Vom Malter Weizen ist's ein Sechstel eines Scheffels. Vom Malter Gerste nehmt ihr auch ein Sechstel eines Scheffels. Der pflichtgemäße Teil des Öls beträgt vom Maß das Zehntel eines Eimers. Zehn Eimer geben einen Malter; es sind zehn Eimer auch ein Malter. Ein Schaf aus einer Herde von zweihundert von der Tränke Israels, das diene für die Speise-, Brand- und Mahlopfer, um Sühne euch zu schaffen!« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. »Verpflichtet sei das ganze Volk des Landes zu dieser Gabe für den Fürsten Israels! Dem Fürsten aber liegen ob die Brand- und Speise- und Trankopfer an Festen, Neumonden und Sabbaten, bei allen Festen fürs Haus Israel. Er stelle auch das Sünd- und Speiseopfer und das Brand- sowie die Mahlopfer, zur Sühnung für das Haus von Israel!« So spricht der Herr, der Herr: »Am ersten Tag des ersten Monats hol einen fehlerlosen jungen Stier zu der Entsündigung des Heiligtums! Der Priester nehme von dem Blut des Sündopfers und tu dies an des Hauses Pfosten, an die vier Ecken an dem Absatz des Altars und an des Tores Pfosten in dem innern Hof! Tu so am siebten Tag des Monats! Entsündigt so das Haus, der Leute wegen, die aus Irrtum oder Einfalt sündigten! Im ersten Mond, am Tage vierzehn, sollet ihr das Passah feiern, ein Fest von sieben Tagen, da ungesäuert Brot gegessen wird! An jenem Tage soll der Fürst für sich und für das ganze Volk des Landes den Farren stellen für das Sündopfer! Und diese sieben Feiertage stelle er dem Herren Brandopfer, je sieben Farren, sieben fehlerlose Widder, an jedem Tag der sieben Tage, und täglich einen Ziegenbock als Sündopfer! Zum Speiseopfer aber bringe er auf jeden Farren einen Scheffel dar, auf jeden Widder einen Scheffel und auf den Scheffel einen Krug voll Öl! im siebten Mond, am Tage fünfzehn, soll er an dem Fest, wie an den sieben Tagen, die Sünd- und Brand- und Speiseopfer samt dem Öl darbringen!« FürstenopferSo spricht der Herr, der Herr: »Das Tor des innern Hofes, das nach Osten geht, soll fest verschlossen bleiben durch sechs Werktage! Geöffnet wird's am Sabbat; am Neumondstage wird es auch geöffnet. Der Fürst nimmt seinen Eingang durch die äußre Torhalle und bleibt hier an des Tores Pfosten stehen. Die Priester bringen dar sein Brand- und seine Friedensopfer. Er betet an des Tores Schwelle und geht hinaus. Das Tor sei bis zum Abend unverschlossen! Das Volk des Landes aber betet vor dem Herrn am Eingang dieses Tores an Sabbaten und Neumonden. Das Brandopfer, das an dem Sabbat der Fürst dem Herrn darbringt, bestehe aus sechs fehlerlosen Lämmern, einem fehlerlosen Widder nebst einem Speiseopfer! Auf jeden Widder einen Scheffel und auf die Lämmer so viel, wie er geben will, und einen Krug voll Öl auf jeden Scheffel! Am Neumond sei's ein fehlerloser junger Stier sowie sechs fehlerlose Lämmer, dazu ein fehlerloser Widder! Zum Speiseopfer stelle er dann einen Scheffel für den Stier und einen Scheffel für den Widder und für die Lämmer so viel, wie er geben will, und einen Krug voll Öl auf jeden Scheffel! Und geht der Fürst hinein, so nimmt er seinen Eingang durch die äußre Torhalle, und auf demselben Weg geht er hinaus. Erscheint das Volk des Landes an Festen vor dem Herrn, alsdann geht, wer durchs Nordtor anzubeten kam, durchs Südtor wieder fort, und wer durchs Südtor kam, durchs Nordtor; man kehrt nicht durch das Tor zurück, durch das man kam; durchs gegenüberliegende geht man hinaus. Der Fürst sei in des Volkes Mitte beim Ein- und Ausgehn! An Festen und an Feiertagen kommt zum Speiseopfer auf den Stier ein Scheffel sowie ein Scheffel auf den Widder und auf die Lämmer so viel, wie man geben will, und auf den Scheffel ein Krug Öl. Und bringt der Fürst dem Herrn freiwillig, sei es ein Brand-, sei es ein Mahlopfer als freie Gabe für den Herrn, dann schließe man das Tor ihm auf, das gegen Osten schaut! Er bringe dar sein Brand- und seine Mahlopfer, wie er's am Sabbat für gewöhnlich tut! Geht er hinaus, so wird das Tor nach seinem Weggang zugeschlossen. Ein noch nicht jährig, fehlerloses Lamm wirst du dem Herrn an jedem Tag als Brandopfer darbringen. Bring es an jedem Tag dem Herrn als Brandopfer, an jedem Morgen dar! Als Speiseopfer bring jeden Morgen ihm den sechsten Teil des Scheffels, an Öl den dritten Teil des Kruges und träufle dieses auf das Mehl als Speiseopfer für den Herrn nach einer ewig dauernden Verordnung! Das Lamm, das Speiseopfer und das Öl, die bringe man als regelmäßiges Brandopfer alle Morgen dar!« So spricht der Herr, der Herr: »Wenn von dem zugeteilten Land ein Stück der Fürst an einen seiner Söhne schenkt, so hat dies seinen Söhnen zu verbleiben; es wird ihr Erbbesitz. Wenn er von seinem Lande etwas einem seiner Diener schenkt, alsdann gehört es diesem bis zum Freiheitsjahr; hierauf fällt's wieder an den Fürsten. Sein Eigentum geht nur an seine Söhne über. Vom Eigentum des Volkes nehme nie der Fürst etwas hinweg, verdränge niemand aus dem Erbbesitz! Er gebe einzig seinen Söhnen aus seinem Grundbesitz ein Erbe! Denn keiner meines Volkes soll aus dem Erbbesitz vertrieben werden!« Er brachte mich zum Eingang an der Seitenwand des Tors zu den Gemächern in dem Heiligtum, die für die Priester waren und nach Norden lagen. Da war ein Raum an beiden Ecken gegen Westen. Er sprach zu mir: »Dies ist der Raum, in dem die Priester Fleisch der Schuld- und Sündopfer garkochen, wo sie das Speiseopfer backen, so daß man's durch den äußern Hof nicht tragen muß. Sonst wird das Volk dadurch geheiligt.« Er führte mich zum äußern Hof und ließ mich die vier Ecken in dem Hof betrachten, und sieh, in jeder Ecke in dem Hof war ein besondres Höfchen. In den vier Ecken dieses Hofes waren ganz verrauchte Vorhöfe, an vierzig Ellen lang und dreißig breit; von gleichem Maße waren die vier Ecken. Es hatten diese vier ein Mauerwerk ringsum, und Küchen waren unter diesen Mauern angelegt. Er sprach zu mir: »Dies sind die Küchen, wo für das Volk des Hauses Diener das Schlachtopfer garkochen sollen.« TempelquelleEr brachte mich zurück zur Tür des Hauses; siehe, Wasser sprudelte hervor gen Osten unter jenes Hauses Schwelle. Des Hauses Vorderseite sah ja gegen Osten; das Wasser aber floß zur rechten Seite dieses Hauses, auf der Südseite des Altars. Er führte mich zum Nordtore hinaus und auf dem Außenweg herum zum äußern Tor, das gegen Morgen liegt. Da quoll das Wasser an der rechten Seitenwand hervor. Der Mann ging gegen Osten mit einer Schnur in seiner Hand; dann maß er tausend Ellen ab und hieß mich durch das Wasser gehn, das bis zum Knöchel reichte. Er maß aufs neue tausend Ellen ab und hieß mich durch das Wasser gehn. Es ging bis an die Knie. Er maß aufs neue tausend Ellen ab und hieß mich durch das Wasser gehn. Es reichte an die Hüften. Er maß noch tausend Ellen ab, da war's ein Strom, durch den ich nicht mehr schreiten konnte. Das Wasser war zu tief, ein Wasser nur zum Schwimmen, ein Strom, nicht zu durchwaten. Er sprach zu mir: »Hast du's gesehen, Menschensohn?«, und führte zu des Stromes Ufer mich zurück. Bei meiner Rückkehr sah ich an des Flusses Ufer auf beiden Seiten viele Bäume stehn. Er sprach zu mir: »Dies Wasser fließt zur Markung des Ostens hin und läuft hinab zur Ebene und fällt ins Meer. Kommt dieses Wasser in das Meer, dann wird das Wasser dort gesund. Und jedes lebende Geschöpf, das sich bewegt, zu dem die beiden Arme des Stromes kommen, wird mit Lebenskraft erfüllt. Sehr viele werden's sein, denn jenes Wasser kommt dahin. Dann wird ein jegliches gesund, voll Lebenskraft, zu dem sich so der Strom ergießt. An seiner Seite stehen Fischer von Engaddi bis nach Eglaim. Zum Netzetrocknen gibt es einen Platz. Ihr Fischreichtum wird ganz gewaltig groß wie der des Weltmeers sein. Nur seine Tümpel, seine Lachen, werden nimmer süß gemacht, weil sie bestimmt zur Salzgewinnung. Und an des Stromes Ufern auf den beiden Seiten sprießen allerlei Fruchtbäume, und ihre Blätter welken nicht, und ihre Fruchtbarkeit erschöpft sich nicht. In dem bestimmten Monat tragen sie frühzeitig Frucht. Denn aus dem Heiligtum fließt ihr Gewässer her. Zur Nahrung dienen ihre Früchte und ihre Blätter zur Arznei.« So spricht der Herr, der Herr: »Das ist die Grenzbestimmung nun, nach der das Land ihr unter die zwölf Stämme Israels verteilen sollt. Zwei gleiche Teile werden Joseph zugeteilt. Und dann verteilt ihr es, dem einen gleich so viel wie seinem Bruder! Ich schwur mit aufgehobener Hand, es euren Vätern einzuräumen. Nun wird euch dieses Land als Erbbesitz zuteil. Dies sind die Landesgrenzen: Die nördliche geht von dem großen Meer auf Chetlon bis nach Sedad zu, nach Chamat, Berot und Sibraim, das zwischen dem Gebiete von Damaskus und dem von Chamat liegt, und nach dem mittleren Chaser, das an der Grenze Haurans liegt. Die Grenze geht vom Meer bis Chasar Enon. Das Damaszenerland im Norden, gegen Norden das Gebiet von Chamat, das ist die Nordseite. Es zieht die Ostseite sich zwischen Hauran und Damaskus und Gilead, hierauf zum Lande Israel dem Jordan zu. Und von dem Ufer bis zum Ostmeer sollt ihr messen! Dies ist die Ostseite. Die Südseite zieht gegen Mittag zu, von Tamar bis zum Haderwasser bei Kades und nach dem Tal zum großen Meer; das ist die Südseite gen Mittag. Die Westseite wird von dem großen Meer gebildet, von da an bis nach Chamat hin; das ist die Westseite. Dies Land verteilet unter euch, den Stämmen Israels entsprechend! Verlost es unter euch als Erbbesitz und unter jene Fremden, die bei euch geweilt und die auch Kinder unter euch gezeugt! Denn diese seien euch wie Eingeborene Söhne Israels! Sie sollen mit euch losen auch um das Besitztum mitten bei den Stämmen Israels! Und in dem Stamm, in dem ein jeglicher als Fremdling weilt, dort sollt ihr seinen Erbbesitz ihm geben!« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. Des Landes Grenzen und Einteilung»Dies sind der Stämme Namen: Am Nordende am Weg nach Chetlon hin bis da, wo man nach Chamat geht, und von Chasar Enan bis zu der Grenze vor Damaskus gegen Norden und bis Chamat, von Osten bis nach Westen: ein Erbteil: Dan. Und neben dem Gebiet von Dan von Osten bis nach Westen eines: Aser. Und neben dem Gebiet von Aser von Osten bis nach Westen eines: Naphtali. Und neben dem Gebiet von Naphtali von Osten bis nach Westen eins: Manasse. Und neben dem Gebiete von Manasse von Osten bis nach Westen eines: Ephraim. Und neben dem Gebiet von Ephraim von Osten bis nach Westen eines: Ruben. Und neben dem Gebiet von Ruben von Osten bis nach Westen eines: Juda. Und neben dem Gebiet von Juda von Osten bis nach Westen ist der geweihte Landstrich, den ihr abzusondern habt, an fünfundzwanzigtausend Ellen breit und lang, wie alle andern Teile vom Osten bis zum Westen, das Heiligtum in seiner Mitte. Und der geweihte Landstrich, den ihr für den Herrn absondern müßt, hat in der Länge fünfundzwanzigtausend Ellen, zehntausend in der Breite. Und der geweihte Landstrich sei den Priestern eigen, nach Norden fünfundzwanzigtausend Ellen lang, nach Westen hin zehntausend Ellen breit, nach Osten auch zehntausend breit, nach Süden fünfundzwanzigtausend lang! Und in der Mitte liegt das Heiligtum des Herrn. Geweiht ist es den Priestern, jenen Sadoksöhnen, die meinen Dienst getreu besorgt und die sich nicht verirrt wie einst die Söhne Israels und nicht wie die Leviten. Das Beste von dem Land soll ihnen als Hochheiliges eigen sein, an der Leviten Grenze. Was die Leviten anbetrifft, so ist, entsprechend dem Gebiet der Priester, das ihre fünfundzwanzigtausend lang, zehntausend breit, die ganze Länge fünfundzwanzigtausend und zehntausend seine Breite. Sie dürfen nichts davon verkaufen, nichts davon vertauschen. Das beste Stück des Landes darf nicht veräußert werden, weil es heilig ist dem Herrn. Fünftausend Ellen aber, die noch in der Breite übrig, nebst den fünfundzwanzigtausend in der Länge, sind für die Stadt gemeines Land zum Wohnen sowie Weideplätze. Die Stadt sei in der Mitte! Und dies sind ihre Maßverhältnisse: Die Nordseite hat an viertausend und fünfhundert Ellen, die Südseite viertausend und fünfhundert, die Ostseite viertausend und fünfhundert, die Westseite viertausend und fünfhundert. Besitzen soll die Stadt ein Weideland nach Norden an zweihundertfünfzig Ellen, nach Süden zu zweihundertfünfzig, nach Osten auch zweihundertfünfzig, nach Westen ebenfalls zweihundertfünfzig! Und was noch in der Länge übrig ist, von dem geweihten Stück des Heiligtumes abgesehen, zehntausend Ellen gegen Osten, zehntausend gegen Westen, ganz abgesehen vom geweihten Stück des Heiligtums, davon soll der Ertrag zur Nahrung denen dienen, die ihren Dienst der Hauptstadt widmen! Und wer der Hauptstadt Dienste tut, für den soll man aus allen Stämmen Israels gut sorgen! All das geweihte Land an fünfundzwanzigtausend Ellen, zu fünfundzwanzigtausend im Geviert, sollt ihr als heilig Stück zu dem Besitz der Stadt hin aussondern! Was dann noch übrigbleibt, gehört dem Fürsten, zu beiden Seiten des geweihten Stückes und des Eigentums der Stadt, vor jenen fünfundzwanzigtausend Ellen des geweihten Landes bis zu der Grenze gegen Osten und westwärts vor den fünfundzwanzigtausend bis zu der Grenze gegen Westen, entsprechend jenen Teilen. Das sei des Fürsten! Doch das geweihte Land des Heiligtums sowie des Hauses Heiligtum sei mitten drin! Was, abgesehn vom Eigentume der Leviten und der Stadt, inmitten dessen, was des Fürsten ist, in dem Gebiet von Benjamin und Juda liegt, das soll dem Fürsten eigen sein! Was nun die andern Stämme anbetrifft, so liegt für Benjamin ein Teil vom Osten bis zum Westen. Und an der Grenze Benjamins für Simeon ein Teil vom Osten bis zum Westen. Und an der Grenze Simeons für Issakar ein Teil vom Osten bis zum Westen. Und an der Grenze Issakars für Zabulon ein Teil vom Osten bis zum Westen. Und an der Grenze Zabulons für Gad ein Teil vom Osten bis zum Westen. Und an der Grenze Gads nach Süden auf der Mittagsseite soll sich die Grenze hinziehn von Tamar bis zum Haderwasser bei Kades und zu dem Tale bis ans große Meer! Dies ist das Land, das ihr als Erbbesitz den Stämmen Israels verlosen sollt, und das sind ihre Erbteile.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. 30 »Dies sind die Ausgänge der Stadt: viertausend und fünfhundert nach Maßen auf der Seite gegen Norden. Der Hauptstadt Tore heißen nach den Stämmen Israels. Drei Tore liegen gegen Norden: das Tor des Ruben eines, das Tor des Juda eines, das Tor des Levi eines. Und gegen Osten viertausend und fünfhundert; da liegen auch drei Tore: das Tor des Joseph eines, das Benjaminstor eines, das Tor des Dan auch eines. Und gegen Mittag viertausend und fünfhundert nach dem Maß, da liegen auch drei Tore: das Tor des Simeon eines, das Tor des Issakar eines, das Tor des Zabulon auch eines. Und gegen Westen viertausend und fünfhundert; da liegen auch drei Tore: das Tor des Gad eines, das Tor des Aser eines, das Tor des Naphtali auch eines. Im Umkreis sind es achtzehntausend Ellen. Die Stadt heißt von dem Tage an: "Der Herr ist dort."« Daniel und seine Gefährten am Hofe zu BabelIm dritten Jahr der Herrschaft Jojakims, des Judakönigs, kam Nebukadrezar, der Babelkönig, nach Jerusalem und schloß es ein. Da gab der Herr den Judakönig Jojakim mitsamt den besten Stücken aus dem Gotteshaus in seine Hand. Er brachte diese in das Sinearland in seines Gottes Haus. Doch die Geräte brachte er ins Schatzhaus seines Gottes. Und da befahl der König dem Obersten der Kämmerlinge, Aspenaz, er solle von den Söhnen Israels aus königlichem wie aus adligem Geblüt ihm Knaben bringen, an denen gar nichts auszusetzen sei, von schönem Angesicht, in allem Wissen wohl bewandert, kenntnisreich und gut erzogen, die die Fähigkeit besäßen, im Palast des Königs aufzuwarten, damit er sie in der Chaldäer Schrift und Sprache unterrichten lassen könne. Auch wies der König ihnen ihren Unterhalt für jeden Tag vom königlichen Tische an und von dem Weine, den er selber trank, daß sie, drei Jahre lang gut ausgebildet, in die königlichen Dienste treten könnten. Darunter waren Daniel und Ananias, Misael und Azarias aus dem Stamme Juda. Der Oberkämmerer gab ihnen andre Namen. Den Daniel hieß er Baltasar, den Ananias Sidrach, Misach den Misael, Abdenago den Azarias. Doch Daniel nahm sich im Herzen vor, sich weder durch des Königs Speise noch durch den Wein, den jener trank, unrein zu machen. Und so erbat er sich vom Oberkämmerer, daß er sich nicht unrein machen müsse. Und Gott ließ Daniel beim Oberkämmerer Nachsicht und Gnade finden. Doch sprach der Oberkämmerer zu Daniel: »Ich fürchte meinen Herrn, den König, der euch Speis und Trank bestimmte. Fänd er, daß euere Gesichter schmächtiger als die der andern Knaben eures Alters wären, so brächtet ihr beim König mich um meinen Kopf.« Darauf sprach Daniel zum Wächter, den der Oberkämmerer über Daniel und Ananias, Misael und Azarias gesetzt: »Versuch es bitte doch zehn Tage lang mit deinen Knechten. Man gebe nur Gemüse uns zu essen und nur Wasser uns zu trinken! Besieh dann unsere Gesichter und die der andern Knaben, die von der königlichen Kost genießen! Und je nachdem, wie dein Befund ausfällt, magst du mit deinen Knechten dann verfahren!« Auf diese Rede hin versuchte er's zehn Tage lang mit ihnen. Nach Ablauf der zehn Tage aber waren ihre Angesichter sichtlich schöner wie auch voller als die aller andern Knaben, die von der königlichen Speise zu genießen pflegten. So ließ fortan der Wächter ihre Speise wegnehmen samt dem Wein, den sie genießen sollten; er brachte ihnen dafür nur Gemüse. Doch den vier Knaben gab die Gottheit Wissen und Verständnis für jede Schrift und Wissenschaft; dem Daniel Verständnis auch für jederart Gesichte und für Träume. Und nach Verlauf der Zeit, nach der der König ihre Vorstellung befohlen, stellte sie der Oberkämmerer Nebukadrezar vor. Da unterredete der König sich mit ihnen, und unter allen andern fand sich keiner so wie Daniel und Ananias, Misael und Azarias. Sooft der König sie befragte in den Fällen, bei denen es auf Weisheit ankam und auf Einsicht, da fand er sie in zehnfach größerem Maß bei ihnen als bei den Zauberern und Wahrsagern in seinem ganzen Reich. Und Daniel erlebte noch das erste Jahr des Königs Cyrus. Nebukadrezars TraumEs war im zweiten Jahr der Herrschaft Nebukadrezars. Da träumte dem Nebukadrezar. Darüber wurde er in Angst versetzt; sein Schlaf ward ihm versagt. Alsdann befahl der König, Zauberer, Beschwörer, Wahrsager, Chaldäer herzurufen, damit sie ihrem König deuteten, was er geträumt. Als sie nun kamen, stellten sie sich vor dem König auf. Der König sprach zu ihnen: »Ich habe einen Traum gehabt; ich weiß jedoch vor lauter Angst nicht mehr, was ich geträumt.« Da sprachen die Chaldäer syrisch zu dem König:"O König, mögst du ewig leben! Erzähle deinen Traum jetzt deinen Knechten! Dann sagen wir, was er bedeutet.« Da hob der König an und sprach zu den Chaldäern: »Das Wort steht meinerseits ganz fest: Wenn ihr den Traum samt seiner Deutung mir nicht sagt, dann werdet ihr zerstückelt, und eure Häuser werden Trümmerhaufen. Doch kündet ihr den Traum und seine Deutung, empfangt ihr von mir Auszeichnungen, Geschenke, große Ehre. So tut mir nun den Traum samt seiner Deutung kund!« Da hoben sie zum zweiten Male an und sprachen: »Der König möge seinen Knechten doch den Traum erzählen! Dann sagen wir, was er bedeutet.« Da hob der König an und sprach: »Jetzt weiß ich ganz bestimmt, daß ihr nur Zeit gewinnen wollet, weil ihr wißt, daß mir der Traum entfallen ist. Könnt ihr mir demnach nicht den Traum angeben, dann gibt es nur ein Urteil über euch, daß eine falsche, trügerische Deutung ihr ersinnen wollt, um sie mir vorzutragen, bis die Zeit sich ändere. Deshalb sagt mir den Traum, damit ich überzeugt bin, daß ihr mir dessen rechte Deutung geben könnt!« Da hoben die Chaldäer an und sprachen zu dem König: »Auf Erden gibt es keinen Menschen, der leisten könnte, was du, König, forderst. Doch gibt's auch keinen König, noch so groß und mächtig, der solches zu erfahren wünscht von irgendeinem Wahrsager, von Zauberern und von Chaldäern. Was der König will, ist schwer, und niemand wird sich finden lassen, der ihm darüber Aufschluß geben könnte als die Götter. Doch diese haben ihre Wohnung nicht bei Sterblichen.« Auf dies hin ward der König zornig und erbittert und befahl, die Weisen Babels alle hinzurichten. Als der Befehl erlassen war, ging man daran, die Weisen umzubringen. So sollten Daniel und die Gefährten ebenfalls getötet werden. Da wandte Daniel mit Klugheit und Geschick sich an den Obersten der Leibwachen, an Arioch, der ausgegangen war, die Weisen Babels hinzurichten. So hob er an und sprach zu Arioch, dem königlichen Obersten: »Aus welchem Anlaß ist vom König solch ein schrecklicher Befehl ergangen?« Auf dies hin sagte Arioch dem Daniel den Sachverhalt. Da schickte Daniel sich an zu bitten, daß ihm vom König eine Frist gegeben werde, um dem Könige die Deutung kundzugeben. Darauf ging Daniel heim und teilte Ananias, Misael und Azarias diese Sache mit, damit sie bei dem Gott des Himmels wegen des Geheimnisses um Gnade flehten, damit nicht Daniel und die Gefährten mit den andern Weisen Babels hingerichtet würden. Da ward in einem Nachtgesicht dem Daniel das Geheimnis kund. Darauf pries Daniel den Gott des Himmels. Da hob er an und sprach:"Gepriesen sei des Herren Name von Ewigkeit zu Ewigkeit! Sein ist die Weisheit und die Kraft. Er ist's, der Zeiten und Geschlechter anders macht, der Könige einsetzt und sie wieder stürzt, der Weisen Weisheit gibt und Klugheit Klugen. Er ist's, der Tiefes und Verborgenes offenbart, der weiß, was in der Finsternis geschieht, bei dem das Licht verweilt. Ich danke Dir, Gott unserer Väter. Ich preise Dich, weil Du mir Weisheit gabst und Kraft und Du mich wissen lässest, was wir von Dir erfleht. Du offenbartest uns des Königs Traum.« Hierauf ging Daniel zu Arioch, an den der König den Befehl gegeben, Babels Weise hinzurichten. Er ging und sprach zu ihm also: »Laß Babels Weise nicht hinrichten! Führ mich zum König! Ich kann dem König jetzt die Deutung geben.« Da führte Arioch in aller Eile Daniel dem König vor und sprach zu ihm: »Ich fand hier bei den jüdischen Verbannten einen Mann; der will dem König die Traumdeutung geben.« Da hob der König an und sprach zu Daniel, der auch Baltasar geheißen wurde: »Glaubst du imstand zu sein, den Traum, den ich gehabt, und seine Deutung mir zu künden?« Darauf hob Daniel an und sprach zum König: »Die Weisen, Zauberer, Wahrsager sowie Zeichendeuter können dem König das Geheimnis, nach dem der König fragt, nicht kundtun. Dagegen gibt's im Himmel einen Gott, der die Geheimnisse enthüllen kann, und dieser offenbarte dem Könige Nebukadrezar, was am Ende der Tage einst geschehen wird. Mit deinem Traum und den Gesichten deines Hauptes auf deiner Lagerstätte ist es so: Dir, König, stieg auf deinem Lager der Gedanke auf, was wohl hernach geschehen würde. Und der Geheimnisse eröffnet, tat dir kund, was noch geschehen wird. Doch dies Geheimnis ward mir nicht enthüllt durch Weisheit, die ich vor allen andern Menschen hätte. Nein, nur dazu, daß dem Könige die Deutung kund würde und du erführest die Gedanken deines Herzens. Du, König, sahst umher. Da schautest du ein großes Bild. Dies Bild war hoch, und prachtvoll war sein Glanz. Es stand vor dir, und schrecklich war es anzusehen. Des Bildes Haupt war feines Gold, die Brust und Arme Silber, sein Bauch und seine Lenden Erz, und seine Schenkel waren eisern, seine Füße teils von Eisen, teils von Ton. Da sahst du, wie ein Stein sich losriß, ganz ohne menschlich Zutun. Er traf das Bild an seine Füße, die von Eisen teils und teils von Ton gebildet waren. Und er zermalmte sie. Zermalmt ward dann das Eisen insgesamt, das Erz, das Silber und das Gold; sie wurden wie die Spreu auf Sommertennen. Und diese trug der Wind davon, und dann war keine Spur von ihnen mehr zu finden. Der Stein hingegen, der das Bild zertrümmerte, der ward zu einem großen Berg und nahm die ganze Erde ein. Dies ist der Traum. Doch auch die Deutung wollen wir jetzt vor dem König geben. Du, König, bist König der Könige. Dir gab des Himmels Gott Gewalt und Ehre, Reich und Macht. Und alle Welt, wo Menschen wohnen, und des Feldes Tiere und des Himmels Vögel gab er dir in deine Hand, und alles unterwarf er deiner Herrschaft. Du bist das Haupt von Gold. Nach dir ersteht ein andres Reich, geringer als das deinige; darauf ein anderes, ein drittes Reich, von Erz, das alle Welt beherrscht. Ein viertes Reich wird stark wie Eisen sein. Geradeso wie Eisen alles ganz zertrümmert und zerschlägt, ja, so wie Eisen, das zerschmettert, so zertrümmert und zerschmettert's alle jene Reiche. Daß du die Füße und die Zehen zum Teil aus Töpferton, zum Teil aus Eisen sahst, das deutet hin auf ein verschiedenartig Reich. Doch hat es Festigkeit von Eisen, weil du mit dem Töpferton gemischt das Eisen sahst. Die Zehen teils von Eisen, teils von Ton, bedeuten, daß das Reich zum Teil gar stark, zum Teil zerbrechlich ist. Und daß du Eisen sahst gemischt mit Töpferton, bedeutet, daß sie mit dem Menschenstamm sich mischen, doch ohne daß sie fest dadurch zusammenhingen; auch Eisen mischt sich nicht mit Ton. Und in den Tagen dieser Könige errichtet Gott ein Reich, das bis in Ewigkeit nicht mehr in Trümmer geht und dessen Herrschaft keinem andern Volke überlassen wird. Zertrümmern wird es und vernichten alle jene Reiche; selbst aber ewig dauern. Daß du jedoch gesehn, wie sich vom Fels ein Stein losriß, ganz ohne menschliches Zutun, und wie er Eisen, Erz, Ton, Silber, Gold zermalmte, dadurch hat ein großer Gott dem König kundgetan, was danach sich ereignet. Der Traum ist wahr, und zuverlässig seine Deutung.« Da warf der König Nebukadrezar sich aufs Antlitz nieder, verehrte Daniel, und dann befahl er, Opfer ihm und Rauchwerk darzubringen. Dann hob der König an und sprach zu Daniel: »Wahrhaftig! Euer Gott, er ist der Götter Gott, der Herr der Könige, der Offenbarer von Geheimnissen, kannst du doch dies Geheimnis offenbaren.« Hierauf erwies der König dem Daniel große Ehre und gab ihm prächtige Geschenke; er übertrug ihm gänzlich die Verwaltung der Provinz von Babel und ernannte ihn zum Oberhaupt der Weisen Babels insgesamt. Doch Daniel erbat sich von dem König, er möge die Verwaltung der Provinz von Babel Sidrach, Misach und Abdenago verleihen. Und so blieb Daniel am Hof des Königs. Die drei Gefährten Daniels im FeuerofenDa ließ König Nebukadrezar ein golden Bild von sechzig Ellen Höhe und sechs Ellen Breite machen und stellte dieses in der Ebene von Dura auf, in der Provinz von Babel. Dann ließ König Nebukadrezar die Satrapen, Statthalter, Vorgesetzte und Befehlshaber, Schatzmeister, Richter und Beamte sowie die andern Würdenträger der Provinz alle zusammenkommen, damit sie zu der Einweihung des Bildes sich einfänden, das er, König Nebukadrezar, errichten ließ. Und so versammelten sich die Satrapen, Statthalter, Vorgesetzten und Befehlshaber, Schatzmeister, Richter und Beamte, auch all die andern Würdenträger der Provinz zur Einweihung des Bildes, das er, König Nebukadrezar hatte dort erstellen lassen. Sie stellten vor dem Bild sich auf, das dort Nebukadrezar hatte aufzurichten angeordnet. Darauf rief laut der Herold aus: »Euch, Völker, Nationen, Zungen wird hiermit verkündet: Sobald ihr die Trompeten, Pfeifen, Zithern, Harfen, Psalter und Sackpfeifen, auch all die anderen Arten von Musik ertönen hört, dann werft euch nieder zu der Anbetung des goldenen Bildes, das er, König Nebukadrezar, hier errichten ließ. Wer sich jedoch zur Anbetung nicht niederwirft, wird in derselben Stunde noch den Flammen eines Feuerofens übergeben. Sobald nun all die Völkerscharen Trompeten, Pfeifen, Zithern, Harfen, Psalter, auch all die anderen Arten von Musik ertönen hörten, warfen sich auf dies hin alle Völker, Nationen, Zungen nieder zur Anbetung des goldenen Bildes, das er, König Nebukadrezar, hatte dort erstellen lassen. Da traten alsogleich Chaldäer vor, die Juden anzuklagen. Sie huben an und sprachen zu dem König Nebukadrezar: »König, mögst du ewig leben! Du gabst, o König, den Befehl: "Wer die Trompeten, Pfeifen, Zithern, Harfen, Psalter, Sackpfeifen, auch all die anderen Arten von Musik ertönen hört, der soll sich niederwerfen und dies goldene Bild anbeten. Wer aber sich zur Anbetung nicht niederwirft, der soll den Flammen eines Feuerofens übergeben werden.« Nun sind da diese Juden, die du über die Verwaltung der Provinz von Babel eingesetzt, Sidrach, Misach, Abdenago. Die Männer kümmerten sich nicht um dein Gebot, o König. Denn sie verehren deine Götter nicht und beten auch das goldene Bild nicht an, das du errichten ließest.« Darauf befahl Nebukadrezar in Zorn und Grimm, Sidrach, Misach und Abdenago herzuführen. Da brachte man sie vor den König. Da hob Nebukadrezar an und sprach zu ihnen:"Habt ihr absichtlich meine Götter nicht verehrt, Sidrach, Misach und Abdenago, und dieses goldene Bild, das ich errichten ließ, nicht angebetet? Nun wohl, seid ihr bereit dazu, dann werft euch nieder in dem Augenblick, da ihr Trompeten, Pfeifen, Zithern, Harfen, Psalter, Sackpfeifen und all die anderen Arten von Musik ertönen hört, zur Anbetung des Bildes, das ich errichten ließ! Doch betet ihr's nicht an, dann werdet ihr zur selben Stunde den Flammen eines Feuerofens übergeben werden. Und welchen Gott gäb's dann, der euch aus meiner Hand befreien könnte?« Da hoben Sidrach, Misach sowie Abdenago also an und sprachen zu dem König:"Nebukadrezar! Wir brauchen keine Antwort dir zu geben. Denn siehe, unser Gott, den wir verehren, hat die Macht, uns aus des Feuerofens Glut zu retten und aus deiner Hand, o König. Wenn aber nicht, dann werden wir - du König, merk es dir! - doch deine Götter nicht verehren und nicht das goldene Bild, das du gemacht, anbeten.« Da ward Nebukadrezar von Wut erfüllt, und sein Gesicht ward ganz entstellt ob Sidrach, Misach und Abdenago. Er gab Befehl, den Ofen siebenmal so stark, wie es sonst angemessen war, zu heizen. Alsdann gab er Befehl den stärksten Männern seines Heeres, Sidrach und Misach samt dem Abdenago an ihren Füßen fest zu fesseln und in des Feuerofens Glut zu werfen. Da wurden diese Männer festgebunden, samt den Hosen, Hüten, Mänteln und den anderen Gewändern, und in des Feuerofens Glut geworfen. Weil der Befehl des Königs äußerst dringend war, so ward der Ofen übermäßig angeheizt. Da tötete die Feuerflamme jene Männer, die Sidrach, Misach und Abdenago hineingeworfen. Und jene drei, Sidrach, Misach und Abdenago, sie fielen in des Feuerofens Glut in ihren Fesseln. Da ward König Nebukadrezar von Staunen tief ergriffen, stand eilends auf und sprach zu seinen Edlen: »Drei Männer ließen wir gefesselt in das Feuer werfen?« Sie sprachen zu dem König: »Ja, o König.« Da hob er an und sprach: »Vier Männer seh ich frei im Feuer wandeln, und keinerlei Verletzung ist an ihnen zu bemerken; der vierte aber gleicht im Aussehn einem Sohne Gottes.« Darauf trat Nebukadrezar zu der Tür des Feuerofens, und er sprach: »Ihr, Sidrach, Misach und Abdenago, des höchsten Gottes Diener, kommt heraus und tretet her!« Da traten sogleich Sidrach, Misach und Abdenago heraus aus jenem Feuer. Da eilten die Satrapen, Statthalter, die Vorgesetzten und des Königs andere Beamte her und überzeugten sich mit ihren Augen, daß das Feuer den Männern nichts an ihrem Leibe hatte schaden können, daß nicht einmal ein Haar auf ihrem Haupte war versengt, so wenig auch, wie einen Schaden ihre Beinkleider erlitten hatten. Nicht der geringste Feuerschaden hatte sich an sie geheftet. Da hob Nebukadrezar an und sprach: »Gepriesen sei ihr Gott, der Gott des Sidrach, Misach und Abdenago, der seinen Engel hergesandt und seine Diener, die auf ihn vertraut, gerettet hat! Sie übertraten eher den Befehl des Königs und gaben selbst sich preis, damit sie keinen andern Gott verehren und anbeten mußten als nur den ihrigen. Und so ergeht von mir jetzt der Befehl, daß jeder, welchen Volkes, welcher Nation und Zunge er auch sei, wenn gegen den Gott Sidrachs und den des Misach und des Abdenago er eine Lästerung ausstößt, in Stücke soll zerhauen werden, und daß sein Haus in Trümmer soll gelegt werden! Es gibt ja keinen andern Gott, der solche Rettung wirken könnte.« Hierauf beförderte der König Sidrach, Misach und Abdenago in der Provinz von Babel. Nebukadrezars Hochmut und FallKönig Nebukadrezar an alle Völker, Stämme, Zungen, die auf der ganzen Erde wohnen: »Mit euch sei vielmals Frieden! Es hat mir nun gefallen, euch die Zeichen und die Wunder, die der höchste Gott an mir getan, zu künden. Wie groß sind seine Zeichen, wie gewaltig seine Wunderwerke! Es ist sein Reich ein ewig Reich, und seine Macht reicht von Geschlechte zu Geschlecht.« »Ich, der König Nebukadrezar, ich lebte friedlich einst in meinem Hause, in meinem Schlosse glücklich. Da hatte ich ein Traumgesicht, das mich erschreckte. Auf meinem Lager wirrten sich mir die Gedanken, die Gesichte meines Hauptes. Da wurde der Befehl von mir gegeben, alle Weisen Babels vor mich herzubringen, damit sie mir des Traumes Deutung gäben. Da traten die Wahrsager, Zauberer, Chaldäer, Zeichendeuter ein, und ich erzählte ihnen von dem Traum; doch seine Deutung konnte mir nicht einer geben, bis endlich Daniel vor mir erschien, der Baltasar nach meines Gottes Namen heißt und der den Geist des heiligen Gottes in sich hat. Auch ihm erzählte ich den Traum: "O Baltasar, du Größter aller Wahrsager, der du, wie ich wohl weiß, den Geist des heiligen Gottes in dir trägst, dem kein Geheimnis unenthüllbar ist, sag mir den Traum, den ich geschaut, und seine Deutung! Dies war auf meinem Lager meines Hauptes Gesicht: Ich schaute hin, da sah ich mitten auf der Erde einen Baum von außerordentlicher Höhe. Groß war der Baum und stark; sein Gipfel reichte bis zum Himmel, und sichtbar war er bis ans Ende der ganzen Erde. Sein Laubwerk war sehr schön und seine Früchte überreich, und Nahrung gab's an ihm für alle. Es ruhten unter ihm die wilden Tiere; des Himmels Vögel nisteten in seinen Zweigen; und alles Fleisch ernährte sich von ihm. Da schaute ich in dem Gesichte meines Hauptes auf dem Lager; sieh, da kam ein heiliger Wächter aus dem Himmel. Er rief mit lauter Stimme: »Fällt den Baum! Schlagt seine Äste ab und streift das Laub ihm weg! Streut seine Frucht umher! Fort flieh das Wild, das unter ihm geruht, aus seinen Zweigen fort die Vögel! Nur seinen Wurzelstock laßt in der Erde! Man binde ihn jedoch mit eisernen und ehernen Fesseln an im Grase draußen! Laßt ihn benetzt vom Tau des Himmels werden; mit dem Wilde hab er Anteil an des Erdreichs Gras! Sein Menschenherz soll umgewandelt und ein Tierherz ihm gegeben werden; sieben Zeiten sollen über ihn hinziehen! Nach dem Beschluß der Wächter ist es angeordnet. Es ist der Heiligen Wunsch und Wille, daß die Lebenden erkennen, daß der Höchste Macht hat über das Königtum der Menschen und daß er es verleihen kann, wem er es will, und daß er selbst den Niedrigsten darüber setzen kann.« Ich schaute diesen Traum, ich, König Nebukadrezar. Du aber, Baltasar, sag mir, was er bedeutet! Denn keiner von den Weisen meines Reiches vermag mir eine Deutung vorzutragen. Doch du vermagst es; denn du hast den Geist des heiligen Gottes ja in dir."« Darauf ward Daniel, auch Baltasar genannt, für kurze Zeit ganz still, und was er dachte, machte ihn bestürzt; da hob der König an und sprach: »O Baltasar, laß durch den Traum und seine Deutung dich doch nicht verwirren!« Darauf sprach Baltasar: »Mein Herr! Ach, möchte doch der Traum nur denen gelten, die dich hassen, seine Deutung deinen Feinden! Der Baum, den du gesehen hast, der groß und mächtig ist und dessen Gipfel an den Himmel reicht und den man auf der ganzen Erde sehen kann und dessen Laub so wunderschön und dessen Frucht so reichlich ist, an dem es Nahrung gibt für alle und unter dem des Feldes Tiere ruhen, in dessen Zweigen auch des Himmels Vögel nisten, der Baum bist du, o König, der du groß und mächtig bist geworden. Es hat ja deine Größe zugenommen; sie reicht jetzt bis zum Himmel; deine Macht erstreckt sich bis ans Erdenende. Und daß der König sah, wie aus dem Himmel niederstieg ein heiliger Wächter, also sprechend: "So fällt den Baum! Zerstückelt ihn! Doch seinen Wurzelstock laßt in der Erde! Man binde ihn jedoch mit Eisen und mit Erz im Grase draußen an und lasse ihn benetzt vom Tau des Himmels werden; seine Nahrung hab er mit dem Wild gemein, bis sieben Zeiten über ihn dahingegangen sind!" Dies ist die Deutung, König, und ein Beschluß des Höchsten ist's, ergangen gegen meinen Herrn, den König. Man stößt dich aus der Menschenwelt, und bei den wilden Tieren mußt du wohnen. Man gibt dir Gras wie Rindern zu verzehren und läßt dich von dem Tau des Himmels netzen. Und sieben Zeiten gehen über dich dahin, bis du zur Einsicht kommst, daß nur der Höchste Macht hat über das Königtum der Menschen und es verleihen kann, wem er es will. Daß man gebot, den Wurzelstock des Baumes zu belassen, dies bedeutet: Dein Königtum wird weiter für dich fortbestehn, wenn du des Himmels Macht erkannt. Laß deshalb meinen Rat, o König, dir gefallen! Mach deine Sünden wieder gut durch Almosen und deine Missetaten durch Güte gegen Arme! Vielleicht ist deinem Wohlergehen lange Dauer dann beschieden.« All dies kam über König Nebukadrezar. Nach Ablauf von zwölf Monaten erging er sich auf dem Palast zu Babel. Da hob der König an und sprach: »Ist dieses nicht das große Babel, das ich zur königlichen Residenz erbaut kraft meiner Macht und zur Vermehrung meines Ruhmes?« Noch war das Wort im Mund des Königs, als schon vom Himmel eine Stimme kam: »Man kündigt dir, König Nebukadrezar, jetzt an: Das Königtum wird dir entzogen, und aus der Menschheit stößt man dich hinaus. Du mußt bei wilden Tieren hausen. Man gibt dir Gras wie Rindern zu verzehren. Und sieben Zeiten gehen über dich, bis du zur Einsicht kommst, daß nur der Höchste Macht hat über das Königtum der Menschen und es geben kann, wem er es will.« Im selben Augenblick erfüllte sich an Nebukadrezar das Wort: Er wurde aus der Menschheit ausgestoßen, verzehrte Gras gleich einem Rind, und von dem Tau des Himmels ward sein Leib benetzt, bis adlergleich das Haar ihm wuchs und vogelkrallengleich die Nägel wurden. Doch nach Verlauf von vielen Tagen hob ich, Nebukadrezar, meine Augen gegen Himmel. Da ward mir wieder mein Verstand verliehen. Den Höchsten lobte ich und pries und rühmte hoch den ewig Lebenden. Nicht einer, der auf Erden wohnt, kommt in Betracht. Er tut nach seinem Willen mit des Himmels Mächten, geradeso wie mit den Erdbewohnern, und niemand kann, ihm in die Arme fallend, zu ihm sprechen: "Warum hast Du das getan?" Es kehrte mein Verstand zur selben Zeit zu mir zurück, und meine Herrschermacht zur Ehre meines Königtums; auch meine frühere Gestalt erhielt ich wieder. Da suchten meine Edlen und Beamten wiederum mich auf. So ward ich wieder in die Königsherrschaft eingesetzt. Und größere Macht als je zuvor ward mir verliehen. Drum lob und rühme ich und preise ich, Nebukadrezar, des Himmels König. Denn recht sind alle seine Werke, richtig seine Wege, und zu erniedrigen weiß er, die übermütig wandeln.« Belsazars GastmahlDer König Belsazar gab seinen Edlen, tausend an der Zahl, ein großes Mahl. Soviel wie diese Tausend trank er Wein. Als Belsazar betrunken war, befahl er, jene goldenen und silbernen Gefäße, die aus dem Tempel zu Jerusalem sein Vater, der König Nebukadrezar, weggeschleppt, herbeizubringen, damit daraus der König und die Edlen, die Gemahlinnen und seine Nebenweiber tränken. Da wurden hergebracht die goldenen Gefäße, die aus dem Tempel Gottes zu Jerusalem genommen waren. Daraus nun trank der König, seine Edlen, die Gemahlinnen und Nebenweiber. Sie tranken Wein und lobten ihre Götter, die von Gold und Silber, Erz und Eisen, Stein und Holz gefertigt waren. Im selben Augenblick erschienen Finger einer Menschenhand dem Leuchter gegenüber auf dem Kalk des Königsschlosses. Der König aber sah die Hand, die schrieb. Da ward des Königs Angesicht entstellt, und seine Ahnungen verwirrten ihn, und seine Hüftgelenke schlotterten, und seine Kniee schlugen aneinander. Dann rief der König laut, man solle doch die Zauberer, Chaldäer, Zeichendeuter holen. Dann hob der König an und sagte zu den Weisen Babels: »Wer immer diese Schrift da lesen kann und mir zu sagen weiß, was sie bedeutet, der wird mit Purpur angetan, darf an dem Halse eine goldene Kette tragen und soll in meinem Königreich der dritte sein!« Auf dies hin kamen alle königlichen Weisen her. Doch konnten sie die Schrift nicht lesen, noch weniger dem König eine Deutung geben. Da ward der König Belsazar aufs heftigste bestürzt; sein Angesicht entfärbte sich; auch seine Edlen waren ganz verstört. Da trat die Königin, durch das bewogen, was dem König und den Edlen widerfahren, in das Gebäude, wo das Gastmahl war. Die Königin hob an und sprach: »O König, mögst du ewig leben! Es mögen deine Ahnungen dich nicht verstören! Nicht verfärbe sich dein Angesicht! In deinem Reiche gibt es einen Mann, der in sich trägt den Geist der heiligen Götter, bei dem in deines Vaters Tagen Einsicht und Verstand und Weisheit gefunden ward, der Götterweisheit nahezu entsprechend; hat doch König Nebukadrezar, dein Vater, diesen eingesetzt zum Obersten der Zauberer, Beschwörer, Chaldäer und der Zeichendeuter, dein eigner Vater, König, weil ein hoher Geist und Klugheit und Verständnis, Traumdeutung und Enthüllung von Geheimnissen, Aufklärung dunkler Sachen bei Daniel zu finden war, den Baltasar der König zubenannt. Man rufe also Daniel! Er wird die Deutung geben.« Da wurde Daniel dem König zugeführt. Da hob der König an und sprach zu Daniel: »Bist du der Daniel, der zu den jüdischen Gefangenen gehört, die einst mein königlicher Vater aus Judäa hergebracht? Von dir hab ich gehört, daß du den Geist der Götter in dir trägst, daß Einsicht und Verständnis, Weisheit bei dir in hohem Maße gefunden ward. Soeben sind vor mir die weisen Zauberer erschienen, um diese Schrift zu lesen, ihre Deutung mir zu geben. Doch konnten sie mir keinen Aufschluß über diese Sache geben. Da hörte ich von dir, du könntest Dunkles aufklären und Schweres aufhellen. Bist du nun wirklich in der Lage, diese Schrift zu lesen, ihre Deutung mir zu geben, so erhältst du auch ein Purpurkleid, darfst du am Halse eine goldene Kette tragen und sollst der dritte Fürst in meinem Reiche sein.« Darauf sprach vor dem König Daniel: »Behalte dein Geschenk für dich und deine Gaben schenke einem andern! Die Schrift jedoch will ich dem König lesen und auch ihre Deutung geben. Du, König! Der höchste Gott gab Königtum und Königswürde und Ruhm und Ehre deinem Vater, dem Nebukadrezar. Und ob der Herrschergröße, die er ihm gab, erzitterten vor ihm und bebten alle Völker, Stämme, Zungen. Er konnte töten, wen er wollte, am Leben den erhalten, den er wollte, erhöhen, wen er wollte, und erniedrigen, wen er nur wollte. Als aber stolz sein Herz geworden war und bis zum Übermute sich sein Geist verhärtet, ward er von seinem königlichen Thron gestürzt und ihm sein Ruhm genommen. Und aus der Menschheit ward er ausgestoßen und sein Herz Tierherzen gleich gemacht. Er mußte bei den wilden Eseln hausen und wie die Rinder Gras verzehren. Vom Tau des Himmels ward sein Leib benetzt, bis daß er zur Erkenntnis kam, daß nur der Höchste Macht hat über das Königtum der Menschen und, wen er will, darüber setzen kann. Du, Belsazar, sein Sohn, hast gleichfalls nicht dein Herz gedemütigt, obschon du alles dies gewußt. Vielmehr erhobst du dich gegen den Herrn des Himmels. Man hat aus seinem Hause die Gefäße vor dich hergebracht, und du und deine Edlen, die Gemahlinnen und deine Nebenweiber, ihr habt aus ihnen Wein getrunken. Du priesest auch die Götter, die aus Gold und Silber, aus Erz und Eisen, Holz und Stein gefertigt sind, obschon sie doch nicht sehen, hören, fühlen können. Dagegen diesen Gott, der deinen Odem hat in seiner Hand samt allen deinen Wegen, den hast du nicht geehrt. So ward denn eine Hand von ihm gesandt, und so ward diese Schrift hier aufgezeichnet. So heißt die Schrift denn, die hier steht geschrieben: "Mene, mene, Tekel, Pharsin.« Und es bedeuten diese Worte: Mene: Gezählt hat Gott dein Königtum und ihm ein Ende zubestimmt. Tekel: Gewogen wardst du auf der Waage und zu leicht befunden. Pharsin: Es wird dein Reich geteilt und wird den Medern und den Persern übergeben.« Da wurde Daniel auf den Befehl des Belsazar mit Purpur angetan und seinem Halse eine goldene Kette umgelegt; dann riefen über ihn sie aus, daß er als Dritter in dem Reiche herrschen werde. Noch in derselben Nacht ward Belsazar, der König der Chaldäer, umgebracht. Der medische Darius folgte in der Herrschaft nach, schon zweiundsechzig Jahre alt. Daniel in der LöwengrubeUnd da gefiel's Darius, einhunderteinundzwanzig Statthalter in seinem Reiche einzusetzen  und über diese drei Vorsteher, und unter ihnen war auch Daniel. Und ihnen sollten jene Statthalter selbst Rechenschaft ablegen, auf daß der König keinen Schaden leide. Da übertraf nun dieser Daniel weit alle Vorsteher und die Satrapen, weil er Geist in hohem Maße hatte. So ging der König mit dem Plane um, ihn übers ganze Reich zu setzen. Da suchten nun die Vorsteher und die Satrapen einen Anlaß, um gegen Daniel von seiten der Regierung etwas aufzubringen. Doch sie vermochten nichts zu finden, weil er zuverlässig war und weil an ihm sich kein Vergehen und kein verdächtig Zeichen fand. Da sagten jene Männer: »Wir finden keinen Vorwand gegen diesen Daniel, wenn wir ihn nicht in dem Gesetze seines Gottes finden können.« Da liefen diese Vorsteher und die Satrapen bei dem Könige zusammen und sprachen so zu ihm: »Darius, König, mögst du ewig leben! Es haben alle Vorsteher des Reichs, Statthalter und Satrapen und die Richter und die Vorgesetzten den Beschluß gefaßt, es soll der König ein Gebot erlassen und ein Verbot dazu aufstellen, wonach ein jeder in die Löwengrube soll geworfen werden, der dreißig Tage lang an irgendeinen Gott oder an einen Menschen außer dir, o König, eine Bitte richtet. Bestätige nun, o König, den Beschluß! Gib schriftlich den Befehl, damit es nach dem medischen und persischen Gesetz, das niemals abgeändert werden kann, unwiderruflich sei!« So ließ der König, der Darius hieß, das schriftliche Verbot abfassen. Als Daniel erfuhr, daß diese Schrift geschrieben sei, begab er sich in seine Wohnung, die im obern Stockwerk Fenster nach Jerusalem hin hatte. Er kniete dreimal dort am Tage nieder, pries betend seinen Gott, indem er ihn verehrte wie zuvor. Da eilten jene Männer aufgeregt herbei und fanden Daniel vor seinem Gott in Flehen und Gebet. Da gingen sie zum König, über das Verbot ihn zu befragen: »Hast du nicht ein Verbot aufzeichnen lassen, König, daß jeder Mensch in eine Löwengrube soll geworfen werden, der dreißig Tage lang an irgendeinen Gott oder an einen andern Menschen eine Bitte richtet als an dich, o König?« Da hob der König an und sprach: »Es steht die Sache nach dem medischen und persischen Gesetze fest, das niemals aufgehoben werden kann.« Da gaben sie zur Antwort vor dem König: »Daniel, der zu den jüdischen Gefangenen gehört, hat sich um dein Gesetz, o König, nicht gekümmert, auch nicht um das Verbot, das schriftlich du gegeben. Er betet dreimal täglich sein Gebet.« Als dies der König hörte, ward er tief betrübt und mühte sich um Daniels Errettung, und bis zum Sonnenuntergang war er bedacht auf seine Rettung. Doch da bestürmten jene Männer eifervoll den König; sie sprachen zu dem König: »Wisse, König! Es ist ein medisches und persisches Gesetz, daß kein Verbot und kein Gebot, das je der König hat erlassen, darf verändert werden.« Da gab der König den Befehl, den Daniel herbeizubringen. Dann warf man ihn in eine Löwengrube. Der König sprach zu Daniel: »Dein Gott, dem du beharrlich dienst, er möge dich erretten!« Dann ward ein Stein herbeigeholt und oben auf der Grubenöffnung angebracht. Der König aber drückte dann sein Siegel und das der Edlen drauf, damit nichts gegen Daniel unternommen werden konnte. Darauf zog der König sich ins Schloß zurück und legte nüchtern sich zum Schlafe nieder; und er ließ keine Speisen vor sich bringen. Auch so floh ihn der Schlaf. Da stand der König schon in früher Morgenstunde auf und eilte zu der Löwengrube. Und als er sich der Grube näherte, rief er dem Daniel mit lauter Stimme zu. Der König sprach zu Daniel: »O Daniel, du des lebendigen Gottes Diener! Hat dich dein Gott, dem du beharrlich dienst, auch vor den Löwen retten können ?« Sprach Daniel zum König:"O König, ewig mögst du leben! Mein Gott hat seinen Engel hergesandt. Er hat der Löwen Rachen zugeschlossen, daß sie mir kein Leid zufügten. Unschuldig ward ich ja vor Dir erfunden. Doch tat ich, König, auch vor dir nichts Unrechtes.« Da ward der König seinethalben froh erregt und hieß den Daniel aus dieser Grube ziehen. Da wurde aus der Grube Daniel gezogen; es fand an ihm sich keinerlei Verletzung, weil er auf seinen Gott vertraut. Da gab der König den Befehl, nun jene Männer herzubringen, die Daniel verklagt. Sie warf man nun in jene Löwengrube mit den Kindern und den Weibern. Noch hatten sie der Grube Boden nicht erreicht, da waren schon die Löwen über sie gefallen und zermalmten ihnen alle Knochen. Darauf erließ Darius, jener König, an alle Völker, Stämme, Zungen, die auf der ganzen Erde wohnten, ein Schreiben:"Friede sei vielmals mit euch! Von mir ergeht jetzt der Befehl, daß man im ganzen Umkreis meines Königtums vor Daniels Gott erzittern und sich fürchten soll. Er ist ja der lebendige Gott, der bleibt in Ewigkeit. Sein Reich wird nicht zerstört, und seine Herrschaft dauert ewig. Er ist ein Retter und Erlöser, der Zeichen wirkt und Wunder im Himmel und auf Erden, er, der den Daniel aus der Löwengrube errettet hat.« Und dieser Daniel war glücklich unter der Regierung des Darius, wie auch unter der des Persers Cyrus. Die vier Tiere und der MenschensohnIm ersten Jahre Belsazars, des Babelkönigs, schaute Daniel ein Traumgesicht. Es fanden aber die Gesichte seines Hauptes auf seinem Lager statt. Er schrieb den Traum nach seinem wesentlichen Inhalt nieder. So hob nun Daniel an und sprach: »Ich sah des Nachts in meinem Traumgesicht, wie auf das große Meer vier Himmelswinde stürmten. Vier große Tiere stiegen aus dem Meer, ein jegliches verschieden von dem andern. Es glich das erste einer Löwin und hatte Adlerflügel. Doch sah ich, wie ihm seine Flügel ausgerissen wurden und wie's vom Boden sich erhob, gleich einem Menschen auf den Füßen stand, wie ihm ein menschlich Herz gegeben ward. Und sieh! Ein andres zweites Ungeheuer war dem Bären gleich. Es legte sich auf eine Seite; in seinem Maule hatte es drei Rippen zwischen seinen Zähnen. Man rief ihm zu: "Steh auf und friß viel Fleisch!" Ein anderes, dem Panther gleich, sah ich nach diesem. Vier Flügel hatte es auf seinem Rücken. Vier Köpfe saßen auf dem Ungeheuer, und ihm ward Herrschermacht erteilt. Nach diesem sah ich in dem nächtlichen Gesicht ein viertes Ungeheuer, furchtbar, schrecklich und ausnehmend stark. Es hatte große Zähne, die von Eisen waren. Es fraß, zermalmte und zertrat, was übrigblieb, mit seinen Füßen. Es war von allen Ungeheuern vor ihm ganz verschieden und hatte noch zehn Hörner. Als ich die Hörner aufmerksam betrachtete, sah ich, wie da ein andres kleines Horn hervorwuchs zwischen ihnen. Drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen, und an diesem Horne saßen Augen, Menschenaugen gleich. Es hatte ein Maul, das freche Reden führte. Ich sah, wie Throne aufgeschlagen wurden. Ein Hochbetagter setzte sich. Und sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haupthaar rein wie Wolle. Sein Thron bestand aus Feuerflammen; seine Räder waren brennend Feuer. Ein Feuerstrom ergoß sich von ihm aus, und tausendfache Tausende bedienten ihn. Zehntausendfache Hunderttausend warteten ihm auf. Es ließ sich das Gericht nun nieder. Bücher wurden aufgeschlagen. Ich schaute hin und sah, daß für die frechen Worte, die das Horn geredet, das Ungeheuer totgeschlagen, sein Leib verstümmelt und dem Feuerbrande übergeben wurde. Und auch den anderen Tieren wurde ihre Macht genommen und ihnen ihre Lebenszeit auf Zeit und Stunde festgelegt. In meinem nächtlichen Gesichte sah ich noch, daß auf des Himmels Wolken einer wie ein Menschensohn erschien. Er nahte sich dem Hochbetagten und ward ihm zugeführt. Ihm wurde Herrschaft, Ruhm und Reich verliehen; ihm sollten alle Nationen, Völker, Zungen dienen; seine Herrschaft sollte ewige Herrschaft sein, die nicht beendigt werden kann. Sein Reich soll unzerstörbar sein. Mir, Daniel, ward drob mein Herz entsetzt; es ängstigen mich die Gesichte meines Hauptes. Ich trat daher zu einem der Aufwartenden heran und fragte ihn um Auskunft über alles das. Er gab sie mir und tat mir diese Deutung kund: "Die großen Ungeheuer, vier an Zahl, bedeuten: Vier Könige erheben sich auf Erden. Zur Herrschaft kommen dann die Heiligen des Höchsten; diese haben so in alle Ewigkeit die Herrschaft inne.« Darauf erbat ich Auskunft über jenes vierte Tier, das ganz verschieden von den andern war und ganz ausnehmend schrecklich, das Zähne hatte, die von Eisen, dazu eherne Klauen; das fraß, zermalmte und, was übrigblieb, mit Füßen trat, und ferner über die zehn Hörner seines Haupts und dann das andere kleine, das hervorgewachsen und vor dem drei andre ausgerissen wurden, das Augen hatte, ein Maul, das Freches redete, und dessen Aussehen größer war als das der andern. Ich sah, wie dieses Horn des Höchsten Heilige bekriegte und wie es über sie die Oberhand gewann, bis daß der Hochbetagte kam und Recht verliehen ward den Heiligen des Höchsten und bis die Zeit erschien, da Heilige das Reich besitzen sollten. Er gab nun diese Auskunft: "Das vierte Ungeheuer ist das vierte Reich der Erde, das sich von allen Reichen unterscheidet. Es frißt die ganze Erde und zertritt sie und zerstampft sie. Zehn Hörner deuten an: In diesem Reiche folgen sich zehn Könige. Nach ihnen steht ein anderer auf, der von den ersten ganz verschieden ist und drei der Könige zum Falle bringt. Dem Höchsten gegenüber wird er freche Reden führen und die Heiligen des Höchsten hart behandeln. Er wird sich unterfangen, Gesetz und Zeiten abzuändern. Sie werden ihm auch unterliegen bis auf eine Zeit und eine Doppelzeit und eine halbe Zeit. Dann wird Gericht gehalten, um die Herrschaft ihm zu nehmen, zu vernichten und zu tilgen. Und Reich und Macht und Herrschaft über alle Reiche unterm Himmel wird verliehen dem Volk der Heiligen des Höchsten. Sein Reich wird sein ein ewig Reich, und alle andern Mächte werden ihm dann dienen und gehorchen.« Bis hierher dies. Es ist zugleich das Ende des Gesichtes. Mich, Daniel, beängstigen unruhige Gedanken. Mein Aussehn ward ein anderes. Die Sache aber hielt ich fest in meinem Sinn.« Der Ziegenbock und der Widder»Im dritten Jahre der Regierung Belsazars, des Königs, wurde ein Gesicht mir, Daniel, zuteil, das nach dem ersten mir geworden. Ich schaute ein Gesicht. Als es mir ward, befand ich mich zu Susa, in der Burg, die in der Landschaft Elam liegt. Ich schaute aber im Gesicht, daß ich am Tore, das zum Ulai führte, war. Ich schlug nun meine Augen auf und sah: Da stand ein Widder mit zwei Hörnern vor dem Fluß. Die Hörner waren hoch. Doch war das eine höher als das andere. Das höhere aber ragte hinten auf. Ich sah den Widder stoßen gegen Westen, Norden und nach Süden. Kein einzig Tier getraute sich, ihm standzuhalten; keines konnte sich vor seiner Übermacht erretten. Was ihm beliebte, tat er und er wurde übergroß. Noch hing ich der Betrachtung nach; da kam ein Ziegenbock von Westen her, durchlief die ganze Erde; doch berührte er den Boden nicht. Ein ganz beträchtlich Horn stand zwischen seinen Augen. Er kam bis zu dem Widder mit zwei Hörnern, den ich am Flusse hatte stehen sehen; er rannte auf ihn zu mit seinem Ungestüm. Wie er dem Widder nahe war, sah ich ihn wütend nach ihm stoßen. Er brach ihm beide Hörner ab. Der Widder hatte nicht die Kraft zum Widerstand. Der Bock warf ihn zu Boden und trat ihn mit den Füßen, und keinen gab es, der den Widder seiner Wut entriß. Der Ziegenbock ward übermäßig groß. Wie er am höchsten war, zerbrach das große Horn. An seiner Stelle kamen andre vier hervor nach den vier Himmelswinden. An einem jener Hörner brach ein kleines Horn hervor. Doch es erstreckte sich gewaltig hin nach Süd und Ost und nach dem Wunderlande. Es reckte sich empor bis zu dem Himmelsheer und stürzte manche von dem Heer, ja manche Sterne auf die Erde und trat sie da mit Füßen. Es streckte sich empor bis zu des Heeres Fürsten. Sein täglich Opfer ward ihm weggenommen und sein heiliger Sitz entweiht. Der Sünde wegen ward das Heer mitsamt dem Opfer preisgegeben. Was hehr und heilig war, das warf das Horn zu Boden. Es unternahm's und hatte Glück damit. Nun hört' ich einen Heiligen sprechen. Zu einem andern nämlich sprach ein Heiliger: "Bis wann erfüllt sich die in dem Gesicht geschaute Sünde, die in Vernichtung jenes Opfers und des Heiligtums, in der Zertretung jener Schar besteht?" Er sagte zu mir hin: "Bis auf zweitausend und dreihundert Abendmorgen. Dann wird das Heiligtum gereinigt.« Nachdem ich, Daniel, gesehen das Gesicht, wünschte ich mir eine Deutung, und siehe, einer, wie ein Mann gestaltet, stand vor mir. Nun hört' ich eine Menschenstimme zwischen des Ulai Ufern; sie rief: "O Gabriel, erkläre dem da drüben das Gesicht!" Da ging er auf mich zu, und als er näher kam, fiel ich erschrocken auf mein Angesicht. Er sprach zu mir: "Merk auf, du Menschensohn! Denn auf die letzte Zeit geht das Gesicht.« Als er so zu mir sprach, fiel ich betäubt zur Erde auf mein Angesicht. Da rührte er mich an und richtete mich wieder auf. Er sprach: "Ich tu dir kund, was in des Zornes letzter Zeit geschehen wird. Es geht ja auf die Zeit des Endes. Der Widder mit zwei Hörnern, den du sahst, bezeichnet Könige von Medien und Persien. Der Ziegenbock den Griechenkönig, und das große Horn, das zwischen seinen Augen ist, den ersten König. Und daß vier andere, nachdem das Horn zerbrochen war, an seiner Statt erschienen, dies bedeutet, daß vier Reiche aus dem selben Volk hervorgehn, doch nicht von gleicher Stärke. Und gegen ihrer Herrschaft Schluß, wenn die Verschuldungen ihr höchstes Maß erreicht, dann tritt ein unverschämter, ränkevoller König auf, und er verstärkt sich seine Macht, doch nicht durch seine Kraft. Er wird erstaunliche Verwüstungen bewirken und doch glücklich sein bei seinem Unterfangen; Mächtige wird er verderben, auch das Volk der Heiligen. Ist ihm durch seine Schlauheit dann geglückt sein täuschendes Beginnen, so tötet er im Übermute seines Herzens viele unversehens; gegen den Fürsten aller Fürsten steht er auf. Er aber wird zerschmettert durch den Eingriff einer Macht. Und wahr ist das Gesicht von Abendmorgen, wovon die Rede war. Halt aber selber das Gesicht geheim! Es geht auf späte Zeiten.« Ich, Daniel, war dadurch angegriffen und eine Zeitlang krank und, wiederhergestellt, tat ich zwar königlichen Dienst; doch blieb ich voll Erstaunen über das Gesicht, das jedem unverständlich blieb.« Die siebzig Jahrwochen»Im ersten Jahre des Darius, des Sohnes Ahasvers, aus dem Geschlecht der Meder, der Herrscher über der Chaldäer Reich war, im ersten Jahr, da er regierte, dacht ich, Daniel, der Zahl der Jahre in den Büchern nach, wovon der Herr zu Jeremias, dem Propheten, einst geredet, daß erst nach siebzig Jahren die Verwüstung von Jerusalem beendet sei. Ich wandte mich darauf an Gott, den Herrn, und suchte unter Fasten und in Sack und Asche richtiges Gebet zu finden. Ich flehte zu dem Herren, meinem Gott, und legte dies Bekenntnis ab und sprach: "Ach, Herr, Du großer, hehrer Gott, der denen, die ihn lieben und seine Vorschriften befolgen, den Bund und die Barmherzigkeit bewahrt! Gesündigt haben wir und uns empört. Von Deinen Vorschriften und Rechten sind wir abgewichen. Wir hörten nicht auf Deine Diener, die Propheten, die zu unsern Königen und Fürsten, unsern Vätern und zum ganzen Volk im Land in Deinem Namen sprachen. Du bist im Rechte, Herr. Wir aber haben uns zu schämen, wie es jetzt geschieht, die Männer Judas, die Bewohner von Jerusalem, ganz Israel, die Nahen und die Fernen, in allen Ländern dort, wohin Du sie verstoßen hast, der Untreue wegen, die sie an Dir begangen. O Herr, wir haben uns zu schämen, wir selbst und unsere Könige, die Fürsten und die Väter, die wir an Dir uns schwer vergangen haben. Doch bei dem Herrn, bei unserm Gott, ist ja Verzeihung und Vergebung, obschon wir ihm untreu geworden und nicht auf unseres Herrn und Gottes Stimme hörten, daß wir nach den Geboten wandelten, die er uns vorgelegt durch seine Diener, die Propheten. Ganz Israel hat Dein Gesetz verletzt und, widerspenstig, nicht gehört auf Deine Stimme. Da wurden ausgeschüttet über uns der Fluch und die Verwünschungen, die im Gesetze Mosis stehn, des Gottesknechtes. Weil wir an ihm gesündigt, ließ er in Erfüllung gehen seine Drohungen, die er gen uns und unsere Oberhäupter ausgesprochen, daß er ein großes Ungemach uns treffen lasse, wie solches niemals unterm Himmel eingetroffen, so, wie's Jerusalem getroffen hat. Wie es geschrieben steht in dem Gesetze Mosis, so kam all dieses Unglück über uns. Wir suchten nicht den Herren, unsren Gott, so zu begütigen, daß wir von unsern Missetaten abgelassen und auf Dein Wort geachtet hätten. So wurde auf das Ungemach der Herr bedacht und brachte es auch über uns. Denn unser Gott, der Herr, ist ganz gerecht in allem, was er tut, weil wir trotz alledem auf seine Stimme nicht gehört. Und nun, Herr, unser Gott, der Du Dein Volk aus dem Ägypterland mit starker Hand herausgeführt und einen großen Namen Dir gemacht, so wie er jetzt noch dauert! Gesündigt haben wir und uns vergangen. Herr, laß nach Deiner Güte doch von Deinem Grimme ab und Deinem Zorn auf Deine Stadt Jerusalem und Deinen heiligen Berg! Denn wegen unserer Sünden, unserer Väter Missetaten dient Jerusalem und Deine Nation zum Hohne allen unsern Nachbarvölkern. Nun hör, Du unser Gott, das Flehen Deines Dieners, sein Gebet! Laß über deinem öden Heiligtum Dein Antlitz um des Herren willen leuchten! Neig Du, mein Gott, Dein Ohr zu uns und höre! Öffne Deine Augen, blick hin auf unsere Zerstörungen und auf die Stadt, die Deinen Namen trägt! Nicht im Vertraun auf unsere Tugenden mehr legen wir die Bitten vor Dir nieder, nein, nur im Vertraun auf Deine große Huld. Herr, höre! Herr, vergib! Merk auf, Herr, tu es! Zögere nicht um Deinetwillen, Du mein Gott! Nach Deinem Namen ist ja Deine Stadt und Deine Nation benannt.« Noch redete ich so und betete, bekannte meine Sünde und die meines Volkes Israel und legte meine Bitte nieder vor dem Herren, meinem Gott, für meines Gottes heiligen Berg. Noch sprach ich im Gebet, als Gabriel, der Mann, den ich im früheren Gesichte sah, schnell fliegend zu mir kam und um die Zeit des Abendopfers mich berührte. Vernehmlich redete er mich also an. Er sagte: "Daniel! Soeben bin ich ausgegangen, dein Verständnis aufzuschließen. Beim Anfang deines Betens ist Befehl dazu ergangen, und dir Bescheid zu bringen, bin ich da, weil du ein Liebling bist. Merk also auf den Ausspruch wohl und laß dich über das Gesetz belehren! Es sind der Wochen siebzig für dein Volk und deine heilige Stadt bestimmt, um die Verschuldung abzutun, die Sünden abzubüßen, die Missetaten wiedergutzumachen, die alte Gnade wiederherzustellen und um Gesicht und Prophezeiung zu erfüllen und um das Allerheiligste zu weihen. Doch sollst du wissen und beachten: Von dem Erhalten des Befehls bis zu der Wiederherstellung, dem Aufbau von Jerusalem, bis zu des Fürsten Salbung sind es sieben Wochen. Nach zweiundsechzig Wochen aber werden wieder aufgebaut die Plätze und die Gräben, jedoch in arger Not. Nach zweiundsechzig Wochen wird dann der Gesalbte umgebracht, und es wird ihm kein Recht. Und Stadt und Heiligtum zerstört das Volk des Fürsten, der heranzieht und der in einer Wasserflut sein Ende findet. Beschlossen bis zum Kriegsende ist die Verwüstung. Und während einer Woche vergewaltigt er den Bund für viele. Durch eine halbe Woche untersagt er Brand- und Speiseopfer, kommt er doch als Verwüster an der Spitze greulicher Abteilungen, bis Unheil über Unheil sich schließlich über den Abscheulichen ergießt.« Gesichte über die EndzeitIm dritten Jahr des Perserkönigs Cyrus wurde dem Daniel, der auch Baltasar geheißen wurde, etwas geoffenbart. Das Wort ist wahr und geht auf eine lange Zeit. Er hat das Wort ganz richtig aufgefaßt und das Gesicht verstanden. »Ich, Daniel, habe damals drei Wochen lang getrauert. Ich aß nicht ausgesuchte Speisen, und Fleisch und Wein kam nicht in meinen Mund. Auch salbte ich mich nicht, bis die drei Wochen ganz zu Ende waren. Am vierundzwanzigsten des ersten Monats war ich am Ufer jenes großen Flusses Tigris. Ich schlug da meine Augen auf und schaute. Da war ein Mann im Leinenkleide, gegürtet waren seine Hüften mit feinstem Gold. Dem Goldstein glich sein Leib; sein Antlitz strahlte wie der Blitz, und seine Augen glichen Feuerfackeln; seine Arme, seine Füße funkelten wie glänzend Erz, und seiner Worte Klang war wie das Rauschen eines Heeres. Ich, Daniel, allein sah das Gesicht. Die Leute bei mir sahen's nicht; doch kam ein großer Schrecken über sie. Sie flohen, sich zu bergen. Ich blieb allein zurück und sah dies wichtige Gesicht. In mir blieb keine Kraft, so daß sich meine Auszeichnung mir zum Verderben schien zu wenden, und alle Kraft schwand mir. Ich hörte seiner Worte Schall, und als ich ihn vernahm, fiel ich betäubt auf mein Gesicht, und mein Gesicht lag auf dem Boden. Da rührte eine Hand mich an und half mir auf die Knie und die Hände. Er sprach zu mir: "O Daniel, geliebter Mann! Merk auf die Worte, die ich zu dir spreche! Steh auf! Ich bin ja eigens zu dir hergesandt.« Nachdem er dies zu mir gesagt, stand ich mit Zittern auf. Dann sagte er zu mir: "O Daniel, sei ohne Furcht! Am ersten Tag, da du dir vorgenommen hast vor deinem Gott um der Belehrung willen dich zu erniedrigen, ward schon dein Wunsch erhört, und daraufhin ward ich gesandt. Mir aber widersetzte sich der Fürst des Perserreichs wohl einundzwanzig Tage lang. Doch Michael, der ersten Fürsten einer, kam mir zu Hilfe. So ward ich bei dem Perserkönig überflüssig. Nun bin ich da, dir anzuzeigen, was deinem Volke in der letzten Zeit begegnet. Denn das Gesicht geht bis in ferne Tage.« Als er mit mir auf solche Weise redete, schlug ich die Augen nieder und ward sprachlos. Und siehe: Einer, wie ein Mensch gestaltet, berührte meine Lippen. Da öffnete ich meinen Mund und konnte reden, und ich sprach zu dem, der vor mir stand: "Mein Herr, durch die Erscheinung bin ich ganz gelähmt und habe alle Kraft verloren. Wie könnte da der Diener meines Herrn mit meinem Herrn noch reden? Da bleibt mir keine Kraft, und kaum der Atem ist in mir noch übrig.« Und einer, wie ein Mensch gestaltet, rührte mich von neuem an und stärkte mich und sprach: "Sei ohne Furcht, geliebter Mann! Der Friede sei mit dir! Sei mutig, mutig!" Und da er mit mir redete, bekam ich neue Kräfte. Ich sprach: "Es rede nun mein Herr! Ich fühle mich gestärkt.« Er sprach: "Weißt du, warum ich zu dir kam? Gleich muß ich zwar zurück zum Kampfe mit dem Perserfürsten. Hab ich dann ausgekämpft, erscheint der Fürst von Griechenland. Doch tu ich dir zuvor zu wissen, was da schriftlich aufgezeichnet ist, und zwar im wesentlichen. Es unterstützt mich niemand gegen jene als nur Michael, der euer Fürst.« Gesichte der EndzeitIm ersten Jahr des medischen Darius besaß ich schon das Amt, zu helfen und ihm beizustehen. Nun will ich dir's im wesentlichen künden: Noch stehen drei Könige in Persien auf. Der vierte bringt noch größeren Reichtum als die andern all zusammen, und, im Vertraun auf seinen Reichtum, setzt er dem ganzen Griechenreiche zu. Dann steht ein großer König auf, beherrscht ein großes Reich und tut, was ihm gefällt. Steht er auf seiner Höhe, wird sein Reich zertrümmert und nach vier Himmelswinden aufgeteilt, nicht aber unter seine Nachkommen und nicht mehr von der Macht, die er besessen. Wird doch sein Reich zerrissen und verteilt an andere als jene. Und mächtig wird des Südens König. Von seinen Fürsten aber wird noch einer mächtiger als dieser. Er wird ein großes Reich beherrschen. Dann nach Verlauf von Jahren treten sie in engere Verbindung. Des Königs Tochter aus dem Süden kommt zum Könige des Nordens, um die Freundschaft zu festigen. Den starken Beistand wird sie nicht behalten; denn weder er noch seine Macht sind mehr von Dauer. So wird sie hingeopfert, sie und die sie hinbegleitet hatten, ihr Sohn und die ihr in Gefahren Hilfe leisten wollten. Aus ihrem Wurzelschoße steht an seiner Stelle einer auf. Er stellt sich an des Heeres Spitze, zieht gegen des Nordkönigs Festungen und greift sie an und überwältigt sie. Auch ihre Götter samt den Gußbildern, mitsamt den kostbaren Geräten, Gold und Silber bringt er dann als Beute nach Ägypten. Er ist dem Könige des Nordens während ein paar Jahren überlegen. Der kommt ins Reich des Königs in den Süden, kehrt dann aber heim. Doch seine Söhne werden kriegerischer sein und große Heere sammeln. Losbrechen wird der eine, überflutend kommen und bis zu seiner Festung wiederholt den Krieg vortragen. Erbittert zieht darauf des Südens König auch zu Feld, um mit des Nordens König nun zu kämpfen. Er wird ein großes Heer aufstellen, und dies wird seinem eigenen Befehle untergeben sein. Das Heer, begeistert und voll hohen Muts, streckt Tausende zu Boden, und doch behält er nicht die Oberhand. Des Nordens König stellt ein größer Heer auf, als das erste je gewesen, und kommt nach Jahren dann mit einem großen Heer und vielem Kriegsgerät. In jenen Zeiten stehn Irrlehrer wider den König aus dem Süden auf. Aufrührer deines Volkes befördern voll Vermessenheit dann des Gesichts Erfüllung und ihr Ende. Des Nordens König zieht heran und kommt, er wirft dann Dämme auf und nimmt so eine feste Stadt. Des Südens Kräfte werden nichts vermögen, und auch das auserlesene Volk hat nicht die Kraft, sich zu behaupten. So tut, der gegen ihn gezogen, was er will, und niemand kann sich vor ihm halten. Dann rückt er in das Wunderland, und dies fällt ganz in seine Hände. Dann faßt er den Entschluß, mit seines Reiches ganzer Macht zu kommen. Doch muß er mit ihm Frieden machen. Er gibt ihm eine Tochter, damit sie dort verderblich wirke. Doch kommt es nicht zustande, es gelingt ihm nicht. Nun wendet er sich nach den Küstenländern und erobert ihrer viele. Ein Fürst jedoch macht seinem Hohn ein Ende, ja, er gibt ihm seinen Hohn zurück. Er wendet sich zu seines Landes festen Plätzen; dann aber strauchelt er und fällt und ist nicht mehr. An seine Stelle tritt ein anderer, der Gelderpresser durch das herrlichste der Reiche schickt. Nach wenigen Tagen wird er dann vernichtet, doch nicht im Zorn und nicht im Kampf. An seine Stelle setzt sich ein Verworfener, zur Königswürde nicht bestimmt. Er kommt voll List, und so bemächtigt er sich durch Betrug des Reiches. Streitkräfte werden weggeschwemmt vor seinem Angesicht; mitsamt dem Bundesfürsten werden sie vernichtet. Und hat er sich mit ihm verbündet, dann wird betrügerisch er handeln, mit wenig Kriegsvolk einen Angriff wagen und der Sieger sein. In ein friedliches, reiches Land kommt er und tut dort, was die Väter seiner Väter nicht getan. Und Beute, Raub und Güter nimmt er ihnen und richtet auf die festen Plätze seine Pläne, jedoch nur für gewisse Zeit. Dann stärkt er seine Kraft und seinen Mut zum Angriff auf des Südens König durch ein großes Heer. Den Kampf beginnt des Südens König mit großem und sehr starkem Heer. Doch hält er nimmer stand. Geschmiedet werden Ränke gegen ihn, und seine Tischgenossen richten ihn zugrunde. Sein Heer wird alles überschwemmen, und fallen werden viele, die erschlagen. Es sinnen beide Könige auf Böses; an einer Tafel speisend, belügen sie sich gegenseitig. Doch nimmt's kein günstig Ende. Denn erst zu der bestimmten Zeit erfolgt das Ende. Er kehrt nun in sein Land zurück mit großer Habe und richtet auf den heiligen Bund den Sinn. Er führt den Plan auch aus und kehrt dann in sein Land zurück. Zur festgesetzten Zeit zieht er aufs neue in den Süden. Doch ist's das zweitemal nicht so, wie bei dem erstenmal. Aus Cypern kommen mit ihm Schiffe. Doch eingeschüchtert, läßt er seinen Grimm am heiligen Bunde wieder aus und schenkt Beachtung denen, die am heiligen Bund gefrevelt. Streitkräfte seines Heeres treten auf, und sie entweihn das Heiligtum, die Burg und schaffen ab das täglich Opfer und stellen dann das Götzenscheusal auf. Die an dem Bunde freveln, sucht er nun durch Schmeichelei'n zum Abfall zu verleiten. Das Volk jedoch, das seinen Gott noch anerkennt, wird sich zur Tat ermannen. Des Volkes Weise werden viele recht belehren. Doch sind sie eine Zeit durch Schwert und Feuer und durch Gefangenschaft und Plünderungen unterlegen. Wenn diese fallen, werden jene Rettung finden durch eine unscheinbare Hilfe. Dann aber schlagen sich zu ihnen viele auf heuchlerische Weise. Und von den Weisen fallen manche, um die anderen zu läutern und zu reinigen und fleckenlos zu machen bis auf die Zeit des Endes; denn eine Weile dauert's noch bis zu der festbestimmten Zeit. Was ihm beliebt, das tut der König und überhebt sich übermütig gegen jeden Gott; auch gegen Gott, der Götter Gott, führt er vermessene Reden. Er hat Gelingen nur, solange nicht der Zorn wird ausgelassen; denn, was beschlossen, muß geschehen. Er achtet weder seiner Väter Götter, noch achtet er der schönen Weiber, noch irgendeines Gottes achtet er. Denn er erhebt sich gegen jeden. Den Gott der Stärke, den wird er an seiner Statt verehren. Den Gott, den seine Väter nicht gekannt, ehrt er mit Gold und Silber, Edelstein und andern Kostbarkeiten. In feste Stellungen bringt er das Volk des fremden Gottes. Und wer ihn anerkennt, den würdigt er gar großer Ehre. Er wird ihm Herrschaft über viele anvertrauen, und Land wird er zum Lohn verteilen. Zur Zeit des Endes kämpft mit ihm des Südens König. Auf ihn stürmt ein des Nordens König mit Wagen, Rossen, vielen Schiffen, und überströmend, überschwemmend dringt er in die Länder. Er kommt auch in das Wunderland, und viele kommen da zu Fall. Nur diese werden seiner Hand entgehen: Edom, Moab, der Söhne Ammons bester Teil. An Länder legt er seine Hand; auch das Ägypterland entgeht ihm nicht. Er wird der Gold- und Silberschätze sich bemächtigen und aller Kostbarkeiten von Ägypten, und die von Lub und Kusch führt er mit sich hinweg. Dann schrecken ihn Gerüchte aus dem Osten und dem Norden. Er bricht mit großem Grimme auf, um viele zu vernichten und sie zu vertilgen. Er spannt sein Lagerzelt dann aus dort zwischen Meeren an dem heiligen, berühmten Berg. Hier findet er sein Ende, niemand wird ihm helfen.' Das Geheimnis der Endzeit"In jener Zeit erhebt sich Michael, der große Fürst, er, der den Söhnen deines Volkes Beistand leistet. Es gibt ja eine Zeit der Not, dergleichen keine war, seitdem es Völker gab, bis jetzt. Doch wird in jener Zeit dein Volk gerettet, ein jeder, der im Buch verzeichnet wird gefunden. Und viele derer, die im Staub der Erde schlafen, wachen auf, die einen für ein ewig Leben, die andern, um bedeckt zu sein mit ewiger Schmach und Schande. Die Weisen aber leuchten wie des Himmels Glanz und jene, die viele zur Gerechtigkeit geleitet, wie die Sterne ewiglich. Du aber, Daniel, halt das Gesagte ganz geheim! Versiegle du das Buch bis auf die Zeit des Endes! Dann lesen's viele durch, und groß ist dann das Wissen.« Ich, Daniel, ich schaute hin und sah, wie da zwei andere Männer standen, diesseits des Flusses einer und der andere jenseits. Da fragte jener bei dem Mann in Linnenkleidern, der überm Stromgewässer war: "Wann ist das Ende dieser wunderbaren Dinge?" Ich hörte, wie der Mann in Linnenkleidern, der überm Stromgewässer war, die rechte und die linke Hand zum Himmel hebend schwur bei dem, der ewig lebt. In einer Zeit, in einer doppelten und einer halben Zeit, wenn aufhört die Vernichtung an der Macht des heiligen Volkes, geht alles das zu Ende. Dies hört' ich zwar, verstand es aber nicht und sprach daher: "Mein Herr, was ist das für ein Ende?" Er sprach: "Geh, Daniel! Es muß der Worte Sinn verschlossen bleiben und geheim bis zu der Zeit des Endes! Es werden viele bei der Läuterung sich rein und fleckenlos erweisen und als verrucht sich die Verruchten zeigen, und keiner der Verruchten wird den Sinn verstehn; die Weisen aber werden ihn verstehen. Von jener Zeit, da man das täglich Opfer abgeschafft und man den Greuelgötzen aufstellt, sinds zwölfhundertneunzig Tage. Wohl dem, der dreizehnhundertfünfunddreißig Tage dann erreicht, geduldig harrend! Du aber geh dem Ende zu! Ruh aus! Hernach erhebe dich zu deinem Los am Ende jener Tage!"« Israels UntreueDes Herren Wort, das an Hosea, Beeris Sohn, erging zur Zeit der Judakönige Ozias, Jotam, Achaz und Ezechias, sowie zur Zeit des Israelkönigs Jeroboam, des Joassohns. Beginn der Reden, die vom Herrn gerichtet an Hosea: Der Herr sprach zu Hosea: »Auf! Nimm dir ein unfrei Weib! Von ihr bekomme Kinder, gleichfalls unfreie!« Der Herr erklärte ja das Land für unfrei. Da ging er hin und nahm die Gomer, eines Söldners Tochter. Und sie empfing, und sie gebar ihm einen Sohn. Da sprach der Herr zu ihm: »Gib ihm den Namen "Jezrael"! Denn nur noch eine kleine Weile, dann suche ich die Blutschuld Jezraels an Jehus Hause heim und mache seiner Herrschaft über das Haus Israel ein Ende. An jenem Tage nämlich wird's geschehen, daß ich den Bogen Israels im Tale Jezraels zerschmettere.« Und sie empfing ein zweitesmal, und da gebar sie eine Tochter. Er sprach zu ihm: »Gib ihr den Namen "Ungeliebte"! Denn Liebe schenke ich dem Hause Israel nicht mehr. Ich bringe über sie Vernichtung. Ich schenke Liebe nur dem Judahaus und rette sie durch ihren Gott, den Herrn. Doch rette ich sie nicht durch Bogen, nicht durchs Schwert, nicht durch die Schlacht, durch Rosse nicht und nicht durch Reiterscharen.« Und sie entwöhnte dann die »Ungeliebte«. Und sie empfing und schenkte einem Sohn das Leben. Er sprach: »Gib ihm den Namen "Nicht mein Volk"! Denn ihr seid nimmermehr mein Volk, und ich gehöre euch nicht an.« »Einst aber gleicht die Zahl der Söhne Israels dem Sand am Meer, der nicht zu messen noch zu zählen ist. Anstatt daß es von ihnen heißt: "Ihr seid nicht mehr mein Volk", heißt's dann von ihnen: "die,Söhne des lebendigen Gottes". Und Judas Söhne und die Söhne Israels, sie werden sich vereinigen und über sich ein Oberhaupt bestellen und so auf Erden hochansehnlich werden. Bedeutungsvoll wird ja der Tag von Jezrael. Israels Bestrafung und BegnadigungZu euren Brüdern sprecht: "Mein Volk", zu euren Schwestern: "Du Geliebte"! - Zankt nur mit eurer Mutter, zankt! Sie ist mir nicht mehr Eheweib, und ich bin nimmer ihr Gemahl. - Sie tue weg von ihrem Antlitz die unechte Schönheit, weg von ihrem Busen ihren falschen Schmuck! Sonst laß ich sie entkleiden und stelle sie so hin, wie sie an jenem Tage ward, und mache sie gleich einem Menschen in der Wüste und stelle sie so hin, gleich einem, der in dürrem Lande, und lasse sie durch Durst hinsterben. Mit ihren Kindern hab ich kein Erbarmen; unechte Söhne sind sie ja. Denn ihre Mutter brach die Treue; die sie gebar, gab sich der Schande hin. Sie sprach: "Ich folge eben denen, die mich gerne haben und die mir Brot und Wasser geben, Wolle, Flachs und Öl und was mir sonst zur Stärkung dient.« Deswegen sperre ich mit Dornen deinen Weg und schließe sie durch Buschwerk ein, so daß sie ihre Wege nicht mehr findet. - Und sollte sie doch ihren Buhlen folgen können, so wird sie diese nirgends finden. Dann spricht sie endlich: "Auf! Ich gehe heim zu meinem ersten Mann; denn damals ging's mir besser als zu dieser Zeit.« Doch jetzt sieht sie's nicht ein, daß ich es bin, der ihr Getreide, Most und Öl gespendet. Viel Silber gab ich ihr und Gold; doch hat sie dies dem Baal geweiht. Deswegen mache ich es nunmehr anders: Ich gebe mein Getreide nicht zu seiner Zeit, nicht meinen Wein zu seiner Frist. Ich halte meine Wolle, meinen Flachs zurück, womit sie ihre Blöße decken wollte. Und dann entblöße ich vor ihren Buhlen ihre Scham, und niemand soll sie meiner Hand entreißen. Aufheben will ich alles, was sie fröhlich macht, ihr Fest und ihren Neumondstag und ihren Sabbat, all ihre andern Feiertage. Denn ich verheere ihren Weinstock, ihren Feigenbaum, von dem sie sprach: "Das ist mein Lohn, den meine Buhlen mir gegeben.« Ich mach sie zum Gestrüpp; abfressen sollen sie des Feldes Tiere. So will ich sie bestrafen für die Baalsfeste, wo sie räucherte, wo sie, geschmückt mit Ringen und Geschmeide, ihren Buhlen nachlief, aber mich dabei vergaß.« Ein Spruch des Herrn. »Ist's dann soweit, dann locke ich sie wieder an und leite wieder sie im öden Land und rede ihr zu Herzen und gebe dort ihr wieder ihre Rebenhügel und Achors Tal zur Hoffnungspforte. Dann singt sie fröhlich wie in ihrer Jugendzeit, wie damals, als sie aus Ägypterlande zog.« »Und dann geschieht's an jenem Tag«, ein Spruch des Herrn, »da rufst du wiederum: "Mein Ehgemahl" und sprichst nicht mehr zu mir: "Mein Baal" (Herr). Aus ihrem Mund entferne ich die Baalsnamen, daß mit ihren Namen sie nicht länger mehr gepriesen werden. Ich schließe einen Bund an jenem Tag zu ihrem Besten mit des Feldes Tieren, mit des Himmels Vögeln und dem Gewürm der Erde. Und ich vernichte Bogen, Schwert und andere Waffen in dem Land und lasse sie in sicherer Ruhe lagern. - Und ich verlobe mich mit dir für ewig, verlobe mich mit dir rechtskräftig und gesetzlich, in Zärtlichkeit und Liebe. Und ich verlobe mich mit dir für Treue, für das Erkennen ihres Herrn. An jenem Tage wird's geschehn, da werde ich«, ein Spruch des Herrn, »des Himmels Wunsch erfüllen, und dieser den der Erde, die Erde den des Korns, des Weines und des Öls, und diese dann die Wünsche Jezraels. Ich säe sie für mich im Lande aus und zeige Liebe wiederum der "Ungeliebten" und sage dann zu "Nicht mein Volk": "Mein Volk bist du", und dieses spricht: "Mein Gott".« Vorbild der BußfertigkeitUnd wieder sprach der Herr zu mir: »Auf! Geh, mit einem Weibe einen Liebeshandel abzuschließen, das sich von Freunden lieben läßt und sich mit anderen vergeht! So, wie der Herr den Söhnen Israels auch seine Liebe schenkt, obschon sie sich zu andern Göttern wenden und andre Lager lieben!« So ward ich denn mit einer solchen einig für fünfzehn Silberlinge und für anderthalb Maß Gerste. Ich sprach zu ihr: »Du sollst mir viele Tage dasitzen und keine Unzucht treiben, mit keinem andere Manne dich abgeben. Jedoch auch ich will für mich leben.« Denn viele Tage müssen die Söhne Israels dasitzen. Kein König und kein Fürst ist da, kein Opfer und kein Bild, kein Ephod, keine Teraphim. Alsdann bekehren sich die Söhne Israels und suchen nach dem Herren, ihrem Gott, und David, ihrem König. Sie eilen in der Tage letzten Zeit voll Furcht zum Herrn und seinem Segen. Der Priester Schuld am sittlichen ZusammenbruchVernehmt das Wort des Herrn, ihr Söhne Israels: Zu rechten hat der Herr mit den Bewohnern dieses Landes; denn keine Treue, keine Frömmigkeit, keine Erkenntnis Gottes gibt es mehr im Land. Das Schwören und Betrügen, Morden, Stehlen, Ehebrechen nimmt überhand; Bluttat reihet sich an Bluttat. Darüber steht das Land in Trauer, und was darinnen wohnt, verschwindet. Des Feldes Tiere und des Himmels Vögel, selbst des Meeres Fische schwinden hin. »"Man rechte nicht! Man tadle nicht!" Dein Volk, du Priester, dein Volk ist solchen gleich, die mich angreifen. Du gabst am Tage Anstoß deinem Volk und der Prophet zur Nachtzeit. Und ich vertilgte deine Ernte. Hinschwand mein Volk, weil ihm Erkenntnis mangelte. Du hast ja die Erkenntnis weggeworfen, und so verwerfe ich auch dich, daß du mir nimmer Priester seist. Du wolltest nichts von deines Gottes Lehre wissen, so weiß auch ich nichts mehr von deinen Söhnen. Je angesehener sie wurden, um so mehr verfehlten sie sich gegen mich; drum wandle ich in Schmach ihr Ansehen. Sie nähren sich von meines Volkes Sünde; nach seinen Missetaten hungern sie. Drum wie dem Volke so dem Priester! Ich strafe seinen Wandel und vergelte ihm nach seinen Werken.« Sie essen, werden aber nimmer satt; sie buhlen, aber mehren sich nicht mehr, weil sie den Herrn verlassen, um sich der Unzucht zu ergeben. »Der Wein und Most nimmt den Verstand gefangen. Mein Volk befragt nur sein Stück Holz; sein Stab gibt ihm Bescheid.« Ein buhlerischer Geist betört es ja, und sie entfernen buhlend sich von ihrem Gott. »Auf Bergesgipfeln opfern sie; auf Hügeln bringen sie Brandopfer dar und unter Eichen, Pappeln, Terebinthen, weil so lieblich deren Schatten. Drum huren eure Töchter, und eure Bräute brechen hier die Treue. Soll ich an euren Töchtern nicht die Buhlerei bestrafen, an euren Bräuten nicht den Treuebruch? Sie selber haben sich den Buhlerinnen beigesellt und opfern mit geweihten Dirnen, und das gedankenlose Volk wird so geschändet.« Magst du auch buhlen, Israel, so möge Juda sich doch nicht versündigen! »Kommt nicht nach Gilgal! Wallfahrt nicht zum Götzenhaus! nicht "Beim Herrn"!« Beträgt sich Israel wie eine widerspenstige Kuh, kann dann der Herr es weiden lassen auf weiter Flur gleich einem Lamm? Man bringt jetzt Ephraim ins Joch, zur Arbeit angebunden. Ihr Weingelage schwindet hin, bei dem sie so gebuhlt und ihrer Berge Schmach geliebt. Der Atem macht ihm eng in seinen Flanken. Dann schämen sie sich ihrer Opfer. Gegen die Führer des Volkes wegen des Baalsdienstes»Hört dies, ihr Priester! Achte drauf, Haus Israel! Horch auf, du Königshaus! Denn euch obliegt das Recht. Ihr gleicht auf Mispa einer Schlinge und einem ausgespannten Netz auf Tabor. In Grüften haben sie Unschuldige geschlachtet; ich aber ward von ihnen allen abgetan. O Ephraim, ich weiß es gut; o Israel, mir ist es nicht verborgen, daß du noch immer buhlst, daß Ephraim und Israel sich unrein machen.« Nicht lassen ihre Werke zu, daß sie zu ihrem Gott sich kehren, ist doch der Buhlergeist in ihrer Mitte. Sie wollen von dem Herrn nichts wissen. Sein Prunk jedoch zeugt wider Israel, und Israel und Ephraim, sie beide stürzen hin durch ihre Schuld. Auch Juda stürzt mit ihnen. Dann ziehen sie mit ihren Schafen und den Rindern aus, den Herrn zu suchen. Sie aber finden ihn nicht mehr; denn er entzieht sich ihnen. Die Treue brachen sie dem Herrn; unechte Söhne zeugten sie. Ein Zorn verzehrt sie jetzt samt ihren Ländereien. »Auf! Stoßt zu Gibea in die Posaune, zu Rama in Trompeten und schreit beim Götzenhaus: "Nimm dich in acht, du Benjamin!" Zum Schreckensbild wird Ephraim am Tag der Züchtigung. Den Stämmen Israels verkünd ich ganz Gewisses. Die Fürsten Judas gleichen Grenzverrückern; drum gieße ich auch über sie wie Wasser meinen Grimm.« Bedrückt, geknickt wird Ephraim mit Recht, weil es mit Willen Ekelhaftem folgt. »Wie Fieber werde ich für Ephraim, für Judas Haus wie Wurmfraß. Wenn Ephraim dann seine Krankheit merkt und Juda seinen Eiter, dann wendet Ephraim sich an Assyrien und schickt zum mächtigen König. Doch dieser kann euch auch nicht heilen und euch vom Eiter nicht befreien. Ein Löwe werde ich für Ephraim, für Judas Haus ein junger Leu. Ich selber raube, gehe fort und nehm es mit, und niemand kann es mir entreißen. Ich gehe fort und kehre heim zu meinem Lager, bis sie sich schuldig geben und mein Antlitz suchen in der Not, sich ängstlich an mich wendend, sprechen: Des Volkes Unverbesserlichkeit"Auf, auf! Zurück zum Herrn! Zerrissen hat er uns; er wird uns heilen. Geschlagen hat er uns; er wird uns auch verbinden. Schon nach zwei Tagen wird er uns beleben. Am dritten Tag läßt er uns auferstehen, auf daß wir vor ihm leben. So laßt uns klüger werden, laßt uns trachten, den Herren zu erkennen! Gewiß gleicht dann der Morgenröte sein Erscheinen; er kommt zu uns wie milder Regen, wie später Regen, der das Land befruchtet."« »Was soll ich, Ephraim, mit dir jetzt tun? Was soll ich, Juda, nun mit dir beginnen? Ist eure Frömmigkeit doch wie Gewölk am Morgen, nur wie der Tau der Morgenfrühe, der hinschwindet. Ich schlage deshalb drein auf die Propheten und spreche über sie das Todesurteil aus durch meines Mundes Worte; so hell wie Licht geht meine Forderung nun aus, daß ich die Güte lieber habe als die Opfer, Erkenntnis Gottes lieber als den Opferbrand. Zu Adam überschreiten sie den Bund; dort handeln treulos sie an mir. Auch Gilead ist eine Übeltäterstadt, voll blutiger Spuren. Den Menschenfängern, Räuberbanden gleich ist ihre Priesterschaft; zu Sichem morden sie die Pilger; denn Schändliches verüben sie. Zu Betel sah ich Gräßliches. Daselbst hat Ephraim gebuhlt und Israel sich tief befleckt. Dir, Juda, dir steht eine Dürre noch bevor. Sooft ich meines Volkes Schicksal wenden wollte, Gegen das heuchlerische Volksooft ich heilen wollte Israel, zeigt' sich die Sünde Ephraims, Samarias Verbrechen, daß sie unredlich handeln, wie Diebe einbrechen und plündern wie die Räuber draußen. Sie überlegen nicht bei sich, daß ich gedenke aller ihrer Bosheit. Doch sie verraten ihre Taten; sie stehen mir vor Augen.« Voll schlechter Absicht grüßen sie den König im Verein mit ihren Lügenfürsten. »Sie allesamt sind nimmer zuverlässig, sind wie ein Ofen, ungeheizt vom Bäcker, der hört mit seiner Wachsamkeit nur auf vom Anrühren des Teiges bis zu dessen Gärung.« Der Königstag, das ist der Tag, da Fürsten an des Weines Glut erkrankten, und dennoch lockte seine Kraft die Ausgelassenen. Sie kamen ja herbei, mit einem Herzen voller Tücke gleich dem Ofen. »Und diesmal schlief die ganze Nacht der Bäcker; da glühte er am Morgen wie ein Feuerbrand.« Sie glühten insgesamt wie dieser Ofen, verzehrten sie doch ihre Vorgesetzten. »Von allen ihren Königen jedoch, die fielen, hat nicht ein einziger mich angerufen.« - So wurde Ephraim zur Speise bei den Völkern ausgeboten; es wurde Ephraim ein Kuchen, zwiefach ausgebacken. »Sein kräftig Brot verzehrten Fremde; es selber merkte nichts davon. Bei ihm ward auch die Sahne weggetrunken; es selber merkte nichts davon.« So wird der Hochmut Israels durch ihn gebeugt; sie aber kehren nicht zum Herrn, zu ihrem Gott, zurück und suchen ihn trotz alledem nicht auf. »Einfältig, dumm wie eine Taube, so ist Ephraim. Sie rufen nach Ägypten und wenden sich an Assur. Wo sie auch hinziehn, werfe ich mein Netz darüber und hole sie herab, des Himmels Vögeln gleich. Ich strafe sie, sobald nur ihre Reise ruchbar wird. Weh ihnen, daß sie treulos an mir werden! Verderben über sie, daß sie an mir gefrevelt! Selbst wenn ich sie erlöste, würden sie vor mir nur heucheln und nicht aus ganzem Herzen zu mir flehen. Sie wurden nur auf ihrem Lager heulen, nur um Korn und Wein bekümmert, dann aber wieder abfallen von mir. Mag ich sie strafen, mag ich sie stärken, sie sinnen doch nur Schlimmes wider mich.« Sie kehren nimmermehr zurück. Sie gleichen einem Bogen, der versagt. Und ihre Fürsten fallen durch das Schwert ob ihres vielen Schwätzens und ihres gotteslästerlichen Redens im Ägypterland. Gegen Samarias Königtum und BilderdienstSchrei laut, wie mit Trompetenton, dem Adler gleich, über dem Haus des Herrn! »Weil meinen Bund sie übertreten und über meine Lehre sich hinweggesetzt, so sollen sie zu mir noch schreien: "Wir kennen Dich, Gott Israels."« Vom Guten sagte Israel sich los; der Feind wird es verfolgen! »Sie haben Könige berufen, aber ohne mich; sich Fürsten eingesetzt; ich wußte nichts davon. Sie bildeten aus ihrem Silber, ihrem Gold sich Götzenbilder, daß sie vernichtet werden.« Verwerflich ist dein Kalb, Samaria. »Mein Zorn ist gegen sie entbrannt. Wie lange können sie nicht Lauterkeit ertragen?« Denn welcher Stier wär Gott? Ein Künstler hat das Bild gemacht; ein Gott ist's nicht. Es kann in Stücke gehn, das Kalb Samarias. »Sie säen Wind; deswegen ernten sie auch Sturm.« Nicht sproßt ihm eine Saat. Was wächst, das gibt kein Mehl und würde es gedeihen, verzehrten es die Fremden. »Verschlungen wird so Israel. Sie gelten bei den Heiden jetzt als unnütz Ding.« Ja, hin nach Assur laufen sie, zum Wildesel, der nur bedacht auf seinen Nutzen; dort spendet Ephraim der Liebe Gaben. »Doch teilen sie auch solche bei den Heidenvölkern aus, ich lasse dennoch sie zusammenschrumpfen. Und schon beginnen sie, sich zu vermindern, beim Druck des Fürstenkönigs.« Zwar schafft sich Ephraim viele Altäre an zum Sündigen; doch werden die Altäre ihm zur Sünde werden. »Und habe ich ihm vielmals meine Lehre vorgeschrieben, sie achten sie wie fremde Lehre. Die Opfer für mich ausgewählter Böcke mögen für sich selbst sie schlachten und auch das Fleisch verzehren!« Der Herr hat keine Freude dran; vielmehr gedenkt er ihrer Schuld, und ihre Sünden sucht er heim. Sie müssen wieder nach Ägypten ziehen. Nichts wissen will von seinem Schöpfer Israel; Paläste baut es sich. - Auch Juda legte viele feste Städte an. »Ich aber sandte Feuer wider seine Städte, und dies verzehrte seine Burgen.« Israels StrafeDer Freude überlaß dich nimmer, Israel, und juble nicht wie andere Völker! Du hast ja buhlend deinen Gott verlassen und dich am Buhlerlohn erfreut auf allen korngefüllten Tennen. »Die Tenne und die Kelter nähren sie nicht mehr. Der neue Wein läßt sie im Stich.« Sie bleiben nimmermehr im Land des Herrn. Denn Ephraim muß nach Ägypterland zurück; Unreines müssen sie in Assur essen. Sie spenden nicht mehr Wein dem Herrn und bringen ihre Opfer ihm nicht mehr. »Sie haben dann nur, was den Trauerspeisen ähnlich. Wer es genießt, wird dadurch unrein.« Ihr Brot dient nur zur Stillung ihres Hungers; nicht kommt es mehr ins Haus des Herrn. Was wollt ihr am Versammlungstage tun? Und was am Tag des Herrenfestes? Die der Verheerung schon entkommen sind, die hält Ägypten fest, und Memphis wird ihr Grab. Ihr glänzend Schatzhaus wird der Nesseln Erbbesitz, und Disteln sind in ihren Zelten. »Der Strafe Tage sind gekommen, die Tage der Vergeltung angebrochen; sie klagen Israel ob seines Spruches an: "Ein Tor ist der Prophet; der Geistesmann ist aberwitzig", ob der Größe dieser deiner Sünde, ja, groß war deine Anfeindung.« Der Seher ist der Wächter Ephraims, des Volkes meines Gottes. Auf allen seinen Wegen liegt jetzt eine Vogelstellerschlinge; Anfeindung gibt's sogar im Hause seines Gottes. So tief sind sie gesunken wie in den Tagen Gibeas. Drum muß er ihrer Schuld gedenken und ihre Sünde ahnden. »Wie wilde Trauben in der Wüste fand ich Israel. Wie frühe Feigen an dem Feigenbaum, so sah ich eure Väter an ihrem ersten Anfange. Sie aber gingen zu dem Peorsbaal und weihten sich der Schande; das waren Götzen, wie sie sie liebten. Die Menge Ephraims verfliegt nach der Geburt wie Vögel, ja in der Schwangerschaft und schon bei der Empfängnis. Und zögen sie auch ihre Söhne auf, so mache ich sie kinderlos; denn: "Jammer über sie, wenn ich von ihnen weiche!" O Ephraim! Wie sah ich im Gefilde jenen rohen Felsen, wo sich Ephraim bereit gehalten hat, dem Henker seine Kinder zuzuführen!« »Gib ihnen, Herr! Was sollst Du geben? Gib ihnen unfruchtbaren Mutterschoß und welke Brust!« - »All ihre Schlechtigkeit geschah zu Gilgal; deshalb verstoß ich sie aus meinem Hause ob der Verruchtheit ihrer Werke. Ich kann sie nicht mehr lieben. Abtrünnige sind alle ihre Fürsten. Geschlagen wird jetzt Ephraim. Verdorrt ist seine Wurzel. Sie sollen keine Frucht mehr bringen! Und sollten dennoch sie gebären, so geb ich doch die Leibesfrucht, die sie ersehnen, dem Tode preis.« Mein Gott verwirft sie ganz und gar, weil sie ihm nicht gehorchen. Drum sind sie flüchtig bei den Heiden. Gegen Samarias BilderdienstDen Weinstock leerte Israel und nahm sich seine Frucht. Doch mit der Menge seiner Frucht vermehrte es die Anzahl der Altäre. Je reicher seines Landes Ernte, um so schöner machte es die Denksäulen. »Ihr Herz ist unbeständig; jetzt müssen sie es büßen.« Er selbst zerschlägt ihre Altäre, zerschmettert ihre Denksäulen. Sie sagen ferner: »Wir wollen nichts von einem König wissen; wir fürchten uns nicht vor dem Herrn. Was kann uns da der König tun?« »Ja, nichts als Worte machen sie und schwören falsch und schließen Bünde. Das Recht vertilgen sie, als wär es Giftkraut in den Ackerfurchen. Besorgt sind um des Götzenhauses Kälber die Bewohner von Samaria. Schon trauert drob sein Volk, und seine Priester klagen laut darum, weil fortgewandert ist sein Schmuck. Es selber bringt man auch nach Assur, als eine Gabe für den mächtigen König. Dann hüllt sich Ephraim in Schande, und seines Kunstwerks schämt sich Israel. Samaria mit seinem Moloch schwindet hin wie Späne auf dem Wasser. Verwüstet werden auch die Götzenhöhen, die Sündenstätten Israels. Nur Dorngesträuch und Disteln sprossen dort auf den Altären. Sie sprechen zu den Bergen: "Decket uns!", und zu den Hügeln: "Fallet über uns!"« Noch schwerer als dereinst zu Gibea hast du gesündigt, Israel. »Sie meinten freilich, daß ein Krieg, wie er zu Gibea die Söhne der Verruchtheit einst getroffen, sie nicht treffe Doch ich bestrafe sie in meinem Ungestüm. Es sollen Völker gegen sie sich sammeln, um sie zu strafen wegen ihrer beiden Greueltaten. Ein wohlgezähmtes Rind war Ephraim, das Dreschen gerne hatte. Ich prüfte seines Nackens Festigkeit. So spannt' ich Ephraim ins Joch, und Juda pflügte, und Jakob zog die Furchen.« Sät euch Gerechtigkeit und erntet, wie die Liebe es verlangt! Brecht euch ein neues Feld um! Es ist Zeit, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Segen auf euch träufle. »Ihr aber habt die Bosheit eingepflügt und Freveltat geerntet, Lügenfrucht verzehrt. - Weil du auf deine schnellen Rosse, deine vielen Krieger dich verlassen hast, kommt nun Verderben über deine Stämme, und alle deine Festen werden so zerstört, wie Salman einstens Bet-Arbel im Krieg zerstörte, wo mit den Kindern auch zerschmettert ward die Mutter.« Also verfährt er auch mit euch, Haus Israel, infolge eurer Schlechtigkeit. Bald sinkt er hin, hinsinkt der König Israels. Das undankbare Volk»Als Israel noch jung gewesen, hab ich's liebgewonnen, und von Ägypten her schon nenne ich es meinen Sohn.«   Je mehr man aber ihnen rief, nur um so weiter wandten sie sich ab. Sie opferten den Baalen und räucherten den Götzenbildern.  »Ich lehrte Ephraim das Gehen und nahm's auf meinen Arm. Doch sie erkannten nicht, daß ich sie heil bewahrte.  Und wollten je die Leute ihnen wehe tun, umgab ich sie mit dem Gehege meiner Liebe: Ich war auf ihrer Seite, einem gleich, der denen wehrte, die sie auf die Wange schlagen wollten. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm Nahrung.«   Nun muß es wieder nach Ägypterland zurück, und ein Assyrer wird sein König werden. Die Umkehr hat es ja verweigert.  Eintrocknung kommt jetzt über seine Haut, vernichtet seine Gliedmaßen und zehrt an ihren Kräften.  »Mein Volk, verwirrt, weil untreu gegen mich, es läßt sich nicht bewegen, will man es zur Rückkehr rufen.  Was soll ich, Ephraim, dir tun, was über dich verhängen, Israel? Wie? Sollte ich dir so wie Adma tun, das Schicksal Seboims dich teilen lassen? Mein Herz dreht sich in mir; mein ganzes Mitleid ist erregt.  Ich kann nicht meinen heißen Ingrimm in die Tat umsetzen. Ich kann nicht Ephraim wieder vertilgen. Ich bin ja Gott und nicht ein Mensch. In deiner Mitte weile ich als Heiliger: Ich komme nicht im Grimm.«   Dann ziehen sie dem Herren nach, wenn er mit LÖwenstimme brüllt, und brüllt er, alsdann eilen zitternd Söhne aus dem Westen her.  »Sie eilen zitternd wie die Vögel aus Ägypten, wie Tauben aus dem Land Assyrien. Ich bringe sie in ihre Heimat wieder.« Ein Spruch des Herrn.  »Doch jetzt umgibt mich Ephraim mit Lug, mit Trug das Haus von Israel.« Doch Juda geht noch immerhin mit Gott und hält dem Heiligen die Treue. Des Volkes Untreue»Nach Sturm geht Ephraims Verlangen; dem Ostwind jagt es nach. Den ganzen Tag lang häuft es Lüge und Verderben. Bald schließt es einen Bund mit Assur; bald bringt es nachägypten Öl.« Jedoch mit Juda muß der Herr auch rechten. - Nach seinem Wandel aber straft er Jakob, um ihm nach seinen Werken zu vergelten. »Im Mutterschoße schon betrog er seinen Bruder. Er kämpfte gegen einen Engel und obsiegte, nachdem er unter Tränen ihn um Gnade angefleht. Zu Betel hat er wieder ihn gefunden und dort mit ihm geredet.« »Der Herr, Gott der Heerscharen Herr«, das ist sein Name. Doch kehre um zu deinem Gott! Befleiße dich der Tugend und Gerechtigkeit! Und hoffe stets auf deinen Gott! »Falschwaage hält der Kanaaniter in der Hand; er liebt Betrügerei.« Da sagt nun Ephraim: »Auch ich bin reich geworden; ich habe Schätze mir erworben. An allem, was ich mühevoll errang, ist kein Vergehn zu finden, das da Sünde wäre.« »Ich, der Herr, ich bin dein Gott vom Land Ägypten her. In Zelten laß ich wiederum dich wohnen wie in den Tagen der Versammlung. Ich rede abermals zu den Propheten, laß ein Gesicht aufs andere folgen und lehre auch in Gleichnissen durch die Propheten.« Gileads Schandbilder sind eitel Eitelkeit; in Gilgal schlachten sie zum Opfer Knaben; Altäre haben sie so viel wie Haufen Steine auf den Furchen ihrer Äcker. »In Syriens Gefilde floh einst Jakob, und um ein Weib ward Israel ein Knecht, und um ein Weib hat er gehütet.« Durch einen Seher aber hat der Herr einst Israel aus dem Ägypterland herausgeführt; durch einen Seher ward's gehütet. Doch hat ihm bittern Kummer Ephraim bereitet; drum wird er seine Blutschuld auf ihm lassen, und ahnden wird der Herr an ihm die zugefügte Schmach. Des Volkes StrafeAls Ephraim den Schrecken feierte, da war es angesehn in Israel. Doch als es mit dem Baal sich versündigt, starb es hin. Und jetzt noch sündigen sie weiterhin und machen sich aus ihrem Silber Bilder, durch ihre Kunst sich Götzenbilder, die nichts als Schöpfungen von Handwerkern. An jene richten sie das Wort und, Menschen opfernd, küssen sie die Kälber. Drum werden jene wie ein Morgenwölkchen, wie Tau, der früh verschwindet, wie Spreu, die von der Tenne stäubt, wie Rauch, der durch das Fenster zieht. »Ich aber bin der Herr, dein Gott, vom Land Ägypten her. Doch außer mir sollst keinen andern Gott du kennen, noch einen Heiland außer mir. Ich weidete dich in der Wüste, im Land der Trockenheit. Je mehr sie weideten, nur um so satter wurden sie. Sie waren satt; da hob sich stolz ihr Sinn; sie wollten nichts mehr von mir wissen. So will ich gegen sie ein Löwe werden und wie ein Panther auf dem Wege lauem. Ich gehe auf sie los wie ein der Brut beraubten Bär, zerreiße ihren Brustknochen und fresse dort sie wie ein Löwe auf.« Die wilden Tiere werden dich zerfleischen. Verderben bringen sie dir, Israel. »Bei mir allein steht deine Rettung. Wo bleibt dein König? Er sollte dir in allen deinen Städten helfen! Wo deine Richter? Daß du gesagt: "Gib König mir und Fürsten!" In meinem Zorne gebe ich dir einen König: in meinem Grimme nehme ich ihn wieder weg.« Die Sündenliste Ephraims ist nunmehr zugebunden, zugerollt sein Sündenbuch. Ergreifen werden es Geburtswehen. »Doch ist es keine kluge Mutter; denn nicht die rechte Zeit stellt sich zum Kindesdurchbruch ein. Ich könnte sie vom Totenreich befreien, sie vom Tod erretten. Ach, deine Seuchen, Tod; ach, deine Pest, du Totenreich! Vor mir verbirgt sich Trost.« Inzwischen läßt es Gras aufsprossen; da wird ein Ostwind kommen, ein Sturm des Herrn, der aus der Wüste braust, der seinen Quell vertrocknet, seinen Born versiegen macht. Er nimmt ihm aller Kostbarkeiten Schätze mit. Samaria wird es bereuen, daß es widerspenstig gegen seinen Gott gewesen. Sie sinken hin durchs Schwert. Zerschmettert werden ihre Kinder, ihre Wöchnerinnen aufgeschlitzt. Des Volkes Rückkehr und BegnadigungBekehr dich, Israel, zum Herrn, zu deinem Gott! »Durch eigene Schuld kommst du zu Fall.« - Nehmt mit euch Worte, kehrt zum Herrn zurück und sprecht zu ihm: »Vergib die Sünde ganz und gar! Nimm gnädig an, wenn wir einlösen unserer Lippen Rufe. Uns darf nie wieder Assur helfen. Wir wollen nimmermehr auf Rossen reiten und nicht mehr sagen "Unser Gott" vom Machwerk unserer Hände. Wer Gnade bei Dir findet, der ist glücklich.« »Ich will die Folgen ihres Abfalls heilen; ich liebe sie in unverdienter Weise. Von ihm kehrt sich mein Zorn. Ich bin wie Tau für Israel; wie eine Lilie wird es blühen und Wurzeln schlagen gleich der Pappel.« Es breiten seine Sprossen weit sich hin, und eine Krone hat es wie der Ölbaum, und einen Duft gleich wie der Libanon. Und wieder ruhen sie in seinem Schatten. Getreide bauen sie und pflanzen wunderwieviel Reben, und deren Ruhm wird sein wie der des Weins vom Libanon. »Was gehn euch an die Götzen Ephraims? Ich habe es geschwächt und lasse es erstarken. Ich bin wie eine grüne Zeder. Von mir wird dir die Frucht verliehn.« Wer klug, gibt darauf acht, und wer verständig, merkt darauf: »Gerade sind des Herren Wege, und die Gerechten wandeln drauf. Die Schlechten aber kommen drauf zu Fall.« Heuschreckenplage und DürreDas Herrnwort, das an Joel, Petuels Sohn, erging: »Vernehmet dies, ihr Ältesten! Horcht alle auf, die ihr im Lande wohnt! Geschah dergleichen wohl in euren Tagen? Geschah's in eurer Väter Tagen? Davon erzählet euren Kindern, und eure Kinder ihren Kindern, und deren Kinder einem künftigen Geschlecht! Was übrigließ der Nager, fraß die Heuschrecke; was übrigließ die Heuschrecke, das fraß der Fresser, und was der Fresser übrigließ, das fraß der Abschäler.« Ihr Zecher, wachet auf und weinet! Und heult, ihr Weinvertilger alle, um den Wein, daß eurem Munde er entzogen ist! »Ein Volk drang in mein Land, gewaltig, ohne Zahl, und seine Zähne waren Löwenzähne, sein Gebiß das einer Löwin. Es machte meinen Weinstock wüst und meinen Feigenbaum zu Reisig; es hat ihn gänzlich abgeschält und ihn vernichtet, und seine Ranken wurden blaß wie eine Jungfrau, die ihr Trauerkleid sich anlegt wegen des Verlobten ihrer Jugend.« Speise- und Trankopfer im Haus des Herrn gibt's nimmermehr. Die Priester schmachten hin, des Herren Diener. »Verwüstet ist die Flur, in Trauer das Gefilde; denn abgestorben ist das Korn, der Wein versiegt, das Öl vertrocknet.« Die Ackersleute sind enttäuscht; die Bauern klagen um den Weizen und die Gerste. Des Feldes Ernte ist dahin. »Der Weinstock ist verdorrt, der Feigenbaum verwelkt. Granaten, Palmen, Apfelbäume, des Feldes Bäume insgesamt sind dürr. - Beschämt entfloh die Freude von den Menschkindern.« So hüllet euch in Bußgewänder! Klagt, Priester! Wehklagt, Diener des Altars! Geht heim! Verbringt die Nacht in Bußgewändern, ihr, meines Gottes Diener! Versagt sind die Speise- und Trankopfer dem Hause eures Gottes. Ein Fasten ordnet an! Berufet eine Volksversammlung, Älteste! Versammelt alle Einwohner des Landes hin zum Haus des Herren, eures Gottes, und ruft zum Herrn: »Weh, welch ein Tag!« Ja, nahe ist der Tag des Herrn; Lawinen aus dem Hochgebirge gleich kommt er heran. »Ward nicht vor unsern Augen Nahrung weggenommen, aus unseres Gottes Haus die Freude und der Jubel?« »Die Körner sind vertrocknet unter ihren Schollen. Verödet sind die Speicher, entleert die Scheunen; denn das Getreide ist dahin. Wie klagt das Vieh? Die Rinderherden sind verstört; denn nirgends Weide mehr für sie! Zugrunde gehn der Schafe Herden.« Sie schreien, Herr, zu Dir. Denn Feuer zehrt der Steppe Auen auf und Flammenglut des Feldes Bäume all. Des Feldes wilde Tiere schreien selbst zu Dir. Denn ausgetrocknet sind die Wasserbäche; Feuer hat verzehrt der Steppe Auen. Feindesnot, Heuschreckenplage und Dürre»Auf, Sion, stoß in die Posaune! Auf meinem heiligen Berge rufet laut, daß alle Einwohner des Landes zittern: "Gekommen ist der Tag des Herrn!"« Schon ist er nahe, ein Tag der Finsternis und Dunkelheit, ein Tag der finstern Wolkennacht. »Wie tiefes Dunkel, ausgebreitet auf den Bergen, so ist ein Volk, so groß und stark wie keines je gewesen und nach ihm keines kommt bis in der Zukunft fernste Zeiten. Ein Feuer frißt vor ihm, und hinter ihm her lodern Flammen. War auch vor ihm das Land wie Edens Garten, zur öden Wildnis wird's dahinter. Verschont bleibt nicht ein Teil von ihm. Wie Pferde ist es anzuschauen; sie laufen wie die Rosse. Gerade wie mit Wagenrasseln hüpfen sie auf Berges Höhen hin und wie mit dem Geprassel einer Feuerflamme, die Stoppeln frißt, so wie ein ganz gewaltig Volk, das sich zum Kampfe rüstet.« Vor ihm erzittern rings die Völker, und jedes Antlitz ist verzerrt. Gleich Kriegern stürmen sie daher, ersteigen Mauern gleich den Kämpfern, von denen jeder seines Weges zieht, die nimmer ihre Bahnen kreuzen und keiner an den andern stößt, von denen jeder rüstig seine Bahn beschreitet, und die nicht brechen, wenn Geschosse auch einschlagen. Sie schwärmen in der Stadt umher. Die Mauer laufen sie hinauf und steigen in die Häuser und dringen wie die Diebe durch die Fenster. »Die Erde bebt vor ihm; die Himmel zittern. Die Sonne und der Mond verfinstern sich, die Sterne ziehen ihren Glanz zurück.« -  Der Herr läßt seine Stimme vor seinem Heer erschallen; gar groß ist seine Schar. Gewaltig tut es seinen Willen; ist doch der Tag des Herrn so groß und furchtbar. Wer kann ihn bestehen? »Nun denn«, ein Spruch des Herrn, »so kehrt zu mir zurück, mit eurem ganzen Herzen, mit Fasten, Weinen, Klagen!« Zerreißet lieber euer Herz als eure Kleider, und kehrt zurück zum Herrn, zu eurem Gott! Er ist ja sonst so gnädig und barmherzig, zum Zorne langsam, reich an Huld und läßt das Unheil sich gereuen. Wer weiß, ob er sich's nicht gereuen läßt und hinter sich zurückläßt Segen, Speise- und Trankopfer für euren Gott und Herrn? »Auf Sion stoßt in die Posaune! Ein Fasten ordnet an! Berufet eine Volksversammlung! Das Volk versammelt! Versammelt die Gemeinde! Die Greise holt zusammen! Die Kinder bringt herbei, ja selbst die Säuglinge! Der Neuvermählte lasse seine Kammer, die Braut ihr Brautgemach!« Die Priester sollen zwischen Vorhof und Altare knien, des Herren Diener sollen sprechen: »Schone, Herr, Dein Volk! Und gib Dein Erbteil nicht der Schande preis, der Knechtschaft bei den Heiden! Weswegen darf man bei den Völkern sprechen: "Wo bleibt ihr Gott?" Der Herr nehme sich seines Landes an und schone seines Volkes!« Der Herr hob an und sprach zu seinem Volk: »Ich send euch wieder Korn und Wein und Öl, daß ihr daran Genüge habt, und geb euch bei den Heiden nimmermehr der Schande preis. Den Nordfeind aber treibe ich von euch und werf ihn in ein dürres, ödes Land, ins Ostmeer seinen Vortrab und seinen Nachtrab in das Westmeer. Da steigt von ihm Gestank auf; ein übler Duft steigt von ihm auf.« Ja, Großes wird er tun. Du Land, fürcht dich nicht mehr! Nein, jauchze, juble! Denn Großes unternimmt der Herr. »So fürchtet euch nicht mehr, ihr Tiere auf dem Feld! Der Steppe Auen grünen wiederum; die Bäume tragen wieder Früchte; der Feigenbaum und Weinstock zeigen ihre Kraft.« Und ihr, ihr Sionssöhne, jauchzt! Freut euch im Herrn, in eurem Gott! Er gab euch ja ein Warnungszeichen hin zur Frömmigkeit. Jetzt aber läßt er niederrieseln euch den frühen und den späten Regen wie ehedem, damit die Tennen voll Getreide werden, und von Wein und Öl die Keltern überströmen. »Ersetzen will ich euch die Jahre, da die Heuschrecken gefressen haben, die Fresser, Nager und die Abschäler, mein großes Heer, das gegen euch ich ausgesandt. Ihr eßt, bis ihr gesättigt seid, und preist des Herren, eures Gottes, Namen, der wunderbar mit euch verfahren. - Mein Volk wird nicht in Ewigkeit zuschanden. Ihr wisset dann, daß ich inmitten Israels verweile, daß ich der Herr bin, euer Gott, und keiner sonst, und daß mein Volk in Ewigkeit nicht mehr zuschanden wird.« Die letzten Vorzeichen für den Tag des Herrn»Hernach geschieht es, daß ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch, daß eure Söhne, eure Töchter prophezeien und eure Greise Träume haben und eure Jünglinge Gesichte schauen. Selbst über Sklaven und Sklavinnen werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen. - Dann sende ich am Himmel und auf Erden Zeichen, Blut, Feuer, Rauch in hohen Säulen. Die Sonne wandelt sich in Finsternis, der Mond in Blut, bevor der Tag des Herrn erscheint, der große, fürchterliche.« Dann ist in Sicherheit, wer sich zum Herrn bekennt. Denn eine sichere Statt ist auf dem Sionsberge zu Jerusalem zu finden. Der Herr hat's ja verheißen, und zwar für die Entronnenen, die sich der Herr bestimmt. Völkergericht und Israels Erlösung»Denn seht, in jenen Tagen und zu jener Zeit, da wende ich das Schicksal Judas und Jerusalems. Ich sammle alle Heiden und führe sie ins Tal von Josaphat und gehe dort mit ihnen ins Gericht, weil sie mein Volk und Erbteil Israel zerstreuten unter Heidenvölker und mein Land zerteilten. Ja, sie verlosten selbst mein Volk und gaben manchen Knaben hin für eine Dirne und handelten um Wein ein Mädchen ein und soffen. - Wie steht ihr doch zu mir, du Tyrus und du Sidon, und ihr Bezirke Philistäas insgesamt? Ihr wolltet gar Vergeltung an mir üben? In schnellster Eile bring ich euer Tun auf euer Haupt zurück, ihr Räuber meines Silbers, meines Goldes. Und meine herrlichsten Kleinodien brachtet ihr in eure Tempel. Die Söhne Judas und Jerusalems verkauftet ihr den Griechensöhnen, um sie recht weit von ihrer Heimat zu entfernen. Fürwahr, ich lasse sie den Ort verlassen, wohin ihr sie verkauft, und bringe so auf euer Haupt all euer Tun zurück. Und ich verkaufe eure Söhne, eure Töchter durch die Söhne Judas. Und die verkaufen sie an die Sabäer, an ein fernes Volk.« Dies sagt der Herr. - Verkündet bei den Heiden dies: »Bereitet euch zum Krieg! Werbt Streiter an! Heran mit allen Kriegern, die ausziehen wollen! Zu Schwertern schmiedet eure Pflüge um, zu Lanzen eure Winzermesser! Der Schwächling sprech sogar: "Ich bin ein Held."« Ihr Heiden alle, eilt herbei! Kommt her von allen Seiten! Und sind sie dann beisammen, führe Deine Streiter, Herr, dorthin! »Aufbrechen sollen sie! Die Heiden mögen ziehn ins Tal von Josaphat! Dort lasse ich mich nieder, um die ganze Heidenwelt ringsum zu richten. Legt an die Sichel! Reif ist die Ernte. Herbei! Nun tretet! Voll ist die Kelter. Die Kufen laßt auslaufen! Gewaltig ist ihr Schäumen.« Die Scharen! Scharen im Entscheidungstal! In dem Entscheidungstal naht sich der Tag des Herrn. Die Sonne und der Mond verfinstern sich; die Sterne ziehen ihre Strahlen ein. Aus Sion brüllt der Herr, und seine Stimme läßt er aus Jerusalem ertönen. Der Himmel und die Erde zittern. Nur seinem Volke ist der Herr ein Schutz, ein Hort den Söhnen Israels. »So werdet ihr erfahren, daß ich der Herr, ich euer Gott, der ich auf meinem heiligen Berg zu Sion wohne. Jerusalem wird dann ein Heiligtum; kein Fremdling zieht mehr durch.« An jenem Tage dann geschieht es, daß von Wein die Berge triefen, von Milch die Hügel fließen und Judas Bäche all von Wasser strömen. Und eine Quelle quillt vom Haus des Herrn; der Frommen Tal bewässert sie. Ägypten wird zur Wüstenei und Edom öde Steppe wegen der Mißhandlungen der Söhne Judas, daß sie in ihrem Land unschuldig Blut vergossen. Doch Juda bleibt in Ewigkeit bestehen, Jerusalem durch alle kommenden Geschlechter. »Ich räche ihre Blutschuld, und ich lasse sie nicht ungestraft.« Der Herr wohnt wiederum auf Sion. Gegen die HeidenvölkerDie Worte des Amos, der zu Tekoas Viehzüchter gehörte und Gesichte sah zur Zeit des Judakönigs Ozias, sowie zur Zeit des Israelkönigs Jeroboam, des Joassohns, zwei Jahre vor dem Erdbeben, und der zu sagen pflegte. »Aus Sion brüllt der Herr, und seine Stimme läßt er aus Jerusalem erschallen. Dann stehn der Hirten Anger traurig, und Karmels Gipfel ist beschämt.« So spricht der Herr: »Des Frevels von Damaskus wegen, des drei- und vierfach schändlichen, nehm' ich es nicht zurück. Sie zogen über Gilead Eisenwalzen. Nun sende ich ein Feuer in das Haus des Asael, und fressen soll's die Schlösser Benhadads. Die Riegel von Damaskus will ich jetzt zerbrechen. Vertilgen will ich die Bewohner aus dem Sündental, den Zepterträger aus dem Haus der Lust, und wandern soll nach Kir der Aramäer Volk.« So spricht der Herr. So spricht der Herr: »Des Frevels Gazas wegen, des drei- und vierfach schändlichen, nehm' ich es nicht zurück. Sie haben weggeschleppt in voller Zahl Gefangene und sie an Edom ausgeliefert. Ich schleudre Feuer in die Mauern Gazas, und fressen soll es seine Burgen. Aus Asdod tilg ich die Bewohner, aus Askalon, wer dort das Zepter führt, und gegen Akkaron erheb ich wieder meine Hand, und untergehen soll, was von Philistern übrig ist.« So spricht der Herr, der Herr. So spricht der Herr: »Um seines Frevels willen, des drei- und vierfach schändlichen, daß Tyrus das Grenzland Salomos an Syrien ausgeliefert, nehm' ich es nicht zurück, des Bruderbundes nimmer eingedenk. Ich sende Feuer gen die Mauern von Tyrus, fressen soll es seine Burgen.« So spricht der Herr, »Des Frevels Edoms wegen, des drei- und vierfach schändlichen, nehm' ich es nicht zurück, daß dies den Bruder mit dem Schwert verfolgt, sein Mitgefühl erstickt und seinen Zorn für immer festgehalten und ewig hat genährt des Hasses Glut. Ich sende Feuer wider Teman, es fresse Bosras Burgen.« So spricht der Herr: »Des Frevels Ammons wegen, des drei- und vierfach schändlichen, nehm' ich es nicht zurück, daß sie das Bergland Gileads eroberten, um ihre Grenzen zu erweitern, ich sende Feuer gegen Rabatts Mauern, und fressen soll es seine Burgen am Kampftag unter Kriegsgeschrei, im Wettersturm am Tag des Ungewitters. Fort muß ihr König in Gefangenschaft mit seinen Fürsten insgesamt.« So spricht der Herr. Gegen die Heidenvölker, Israel und JudaSo spricht der Herr: »Des Frevels Moabs wegen, des drei- und vierfach schändlichen, nehm' ich es nicht zurück, daß die Gebeine eines Edomiterkönigs es zu Tüncherkalk verbrannt. Ich sende Feuer wider Moab, und fressen soll's die Burgen Kerijots. Und Moab stirbt im Schlachtgetümmel, bei Kriegsgeschrei und bei Trompetenschall. Ich tilge ihm den Herrscher aus der Mitte und würge mit ihm alle seine Fürsten.« So spricht der Herr. - So spricht der Herr. »Des Frevels Judas wegen, des drei- und vierfach schändlichen, nehm' ich es nicht zurück, daß es des Herrn Gesetz verwirft und seine Satzungen nicht hält. Nur ihre Lügen haben sie verführt, die gleichen, denen ihre Väter schon gefolgt. So sende ich ein Feuer wider Juda, und fressen soll's die Burgen von Jerusalem.« So spricht der Herr: »Israels Frevels wegen, des drei- und vierfach schändlichen, nehm' ich es nicht zurück, daß sie Unschuldige um Geld verkaufen und Arme um ein Paar Sandalen. Sie, die um Staubes willen nach der Armen Kopfgeld gieren und Dürftiger Steuern höher schrauben, und dabei geht der Mann mit seinem Vater zu üppigem Mahl, um meinen heiligen Namen zu entweihen. Auf Decken buntgewirkt, so liegen sie zur Seite eines jeglichen Altars und zechen Bier in ihres Gottes Haus. Und doch vertilgte ich vor ihnen einst den Amoriter, hochgewachsen wie die Zedern, stark wie Eichen. Ich tilgte oben seine Frucht und unten seine Wurzeln. Ich war es, der euch aus Ägypterland geführt und euch versorgte vierzig Jahre in der Wüste, daß ihr das Amoriterland erobern konntet. Propheten habe ich für mich erweckt aus euren Söhnen und Nasiräer mir aus euren Jünglingen. Ist dem nicht so, ihr Söhne Israels?« Ein Spruch des Herrn. »Ihr aber gebt den Nasiräern Wein zu trinken, gebietet den Propheten: "Nimmer dürft ihr prophezeien!" Fürwahr so will ich euch zermalmen auf dem Boden, wie volle Garben ein Dreschwagen zermalmt. Die Flucht vergeht alsdann dem Schnellen. Nicht fühlt der Starke Kraft in sich; der Krieger weiß sich nicht zu retten. Und selbst der Bogenschütze tritt nicht an; nicht rettet sich der schnelle Läufer, und auch der Reitersmann vermag sein Leben nicht zu retten. An jenem Tag flieht nackt der Mutigste der Krieger.« Ein Spruch des Herrn. StrafgerichteVernehmet diesen Ausspruch, den wider euch der Herr getan, ihr Söhne Israels, und wider alle die Geschlechter, die ich aus dem Ägypterland geführt! Er lautet so: »Ich lernte euch von allen den Geschlechtern der Erde kennen. Drum strafe ich an euch all eure Missetaten.« Begeben zwei sich zueinander, wenn sie sich nicht zum voraus schon bestellt? Brüllt denn im Wald der Löwe, eh er seine Beute hat? Läßt denn ein junger Leu aus seinem Lager seine Stimme tönen, bevor er einen Fang gemacht? Fällt auf den festen Boden wohl ein Vogel, wenn nicht ein Wurfholz für ihn dagewesen? Springt denn vom Boden eine Falle auf, bevor sie wirklich einen Fang gemacht? Wird die Trompete in der Stadt geblasen, ohne daß die Leute recht erschrecken? Trifft eine Stadt ein Ungemach, das nicht der Herr veranlaßt hat? Nichts tut der Herr, der Herr, er habe denn zuvor schon sein Geheimnis seinen Dienern, den Propheten, offenbart. Ein Löwe brüllt. Wer hätte keine Angst? Der Herr, der Herr spricht. Wer prophezeite nicht ? Vermeldet in den Schlössern von Assyrien, in des Ägypterlandes Schlössern und verkündet: Versammelt euch jetzt auf Samarias Bergen und seht das tolle Treiben an in einer Mitte und die Bedrückungen in seinem Innern! Ja, recht zu tun, verstehn sie nicht«, ein Spruch des Herrn, »sie, die in ihren Schlössern Freveltaten häufen und Gewalttat. Darum«, so spricht der Herr, der Herr, »bedrängt ein Feind dies Land. Mit deinem Glanze geht's zu Ende jetzt, und deine Schlösser werden ausgeplündert.« So spricht der Herr: »Wie aus des Löwen Rachen ein Paar Beine ein Hirte rettet oder bloß ein Ohrläppchen, so werden auch die Söhne Israels sich retten, die in Samaria wohnen, mit einem Bettgestell und einem Damaszener Deckchen. Hört! Zeuget wider Jakobs Haus!« Ein Spruch des Herrn, des Herrn, des Gottes der Heerscharen. »Wenn ich die Frevel Israels an ihm bestrafe, dann nehme ich an den Altären Betels Rache, daß des Altares Hörner, abgehauen, zu Boden fallen. Das Winterhaus zerschlage ich mitsamt dem Sommerhaus, und die mit Elfenbein geschmückten Häuser werden ihrem Untergang verfallen. Große Häuser schwinden gänzlich hin.« Ein Spruch des Herrn. Israel und des Herrn WarnungIhr Basanskühe, hört dies Wort, die ihr verweilt auf Samarias Berg, die ihr die Niedrigen bedrücken und die Armen schinden helft, die ihr zu euren Herren sprecht: »Nur immer her, damit wir trinken können!« Geschworen hat der Herr, der Herr, bei seiner Heiligkeit: »Fürwahr, es kommen Tage über euch, da treibt man euch mit Haken fort, was von euch übrigbleibt mit Stacheln. Da schleppt man euch hinaus mit Ungestüm, die eine nach der anderen, und wirft euch in den Fluß.« Ein Spruch des Herrn. »Nach Betel zieht und sündigt! Nach Gilgal, sündigt dort noch mehr! Bringt morgens eure Opfer dar, am dritten Tage eure Zehnten! Dankopfer bringt von dem Gesäuerten! Ruft auf zu freiwilligen Opfern! Ihr tut es ja so gern, ihr Söhne Israels.« Ein Spruch des Herrn, des Herrn. - »Schon machte ich an allen euren Städten eure Zähne blank und ließ an allen euren Plätzen an Brot es mangeln, und dennoch kamt ihr nicht zu mir zurück.« Ein Spruch des Herrn. »Und ich versagte euch den Regen drei Monde vor der Ernte. Ich ließ auf eine Stadt zwar regnen, doch auf die andre nicht. So ward die eine Gegend zwar beregnet; jedoch die andere, auf die kein Regen fiel, verdorrte. So taumelten die Städte zwei und drei zu einer Stadt, um Wasser dort zu trinken, und wurden nicht gesättigt, und ihr kamet dennoch nicht zu mir zurück.« Ein Spruch des Herrn. »Ich schlug mit Kornbrand euch und Meltau, auf schwere Weise eure Gärten, eure Weinberge. Die Heuschrecke fraß Feigen- und Olivenbäume ab, und dennoch kamt ihr nicht zu mir zurtick.« Ein Spruch des Herrn. »Ich sandte eine Pest zu euch nach Art und Weise der ägyptischen, schlug mit dem Schwerte eure Jünglinge samt euren besten Pferden. Gestank ließ ich von eurem Lager aus euch in die Nase dringen, und dennoch kamt ihr nicht zu mir zurück.« Ein Spruch des Herrn. »Und einen Umsturz bracht' ich über euch, wie Gott einst Sodom und Gomorrha umgestürzt; ihr gleichet einem Scheit, der Glut entrissen, und dennoch kamt ihr nicht zu nur zurück.« Ein Spruch des Herrn. »Drum Israel, will ich mit dir nun so verfahren, und weil ich so mit dir verfahren will, so halte, Israel, dich auch bereit für die Begegnung deines Gottes!« Ja, sieh! Er ist der Berge Bildner und des Windes Schöpfer. Er kann dem Menschen kundtun, was er selber im geheimen denkt. Er macht zum Morgenrot die Finsternis und wandelt auf der Erde Höhen. »Herr, Gott der Heerscharen«, das ist sein Name. Totenklage um IsraelHört dieses Wort, das ich anhebe über euch, ein Trauerlied um das Haus Israel! Es fällt die Jungfrau Israel, steht nicht mehr auf. Sie liegt auf ihrem eignen Boden hingestreckt, und keiner hilft ihr auf. Denn also spricht der Herr, der Herr: »Die Stadt, die einst mit tausend ist ins Feld gezogen, behält nur hundert übrig, die hundert einst gestellt, wird zehn nur übrighaben im Hause Israel.« - So spricht der Herr vom Hause Israel: »Kommt, sucht mich auf, daß ihr am Leben bleibet!« Besucht nicht Betel! Wallfahrt nicht nach Gilgal! Denn Gilgal schwindet; in nichts sinkt Betel.« Den Herrn sucht auf, daß ihr am Leben bleibt! Sonst kommt in Josephs Haus das Feuer und zehrt es auf, und niemand könnte Betels Flammen löschen. - Weh denen, die das Recht in Wermut wandeln und die Gerechtigkeit zu Boden werfen! Er ist's, der die Plejaden schuf und den Orion, und wie er Finsternis in Morgenlicht verwandelt, dunkelt er den Tag in Nacht. Er ruft des Meeres Wasser her und gießt sie auf die Erde. Sein Name ist »Der Herr". Vernichtung bringt er starken Plätzen; als Verwüstung kommt er für die Festungen. Sie hassen den, der vor Gericht Beweise bringt, verabscheun Fürsprecher der Schuldlosen. »Darum, weil ihr auf den Geringen mit Verachtung schaut, doch Kornabgaben von ihm nehmt, drum sollt ihr, mögt ihr auch aus Quadern Häuser bauen, sie dennoch nie bewohnen und, mögt ihr auch die herrlichsten Weingärten pflanzen, dennoch ihren Wein nicht trinken. - Ja, eure vielen Frevel sind mit wohlbekannt und eurer Missetaten Menge; Schuldlose drücket ihr und nehmt Bestechung an und raubt den Armen vor Gericht ihr Recht.« Deswegen schweigt die Weissagung in jener Zeit; denn eine schlimme Zeit ist es. - Dem Guten strebet nach und nicht dem Bösen, daß ihr am Leben bleibt, damit alsdann der Herr, der Heeresscharen Gott, mit euch so sei, wie ihr's euch wünschet! Das Böse hasset, liebt das Gute! Verschafft dem Rechte bei Gerichte Geltung! Vielleicht ist dann der Herr der Gott der Heerscharen, dem Reste Josephs gnädig. Darum spricht so der Herr der Gott der Heerscharen, der Herr: »Auf allen Plätzen Weheklage! In allen Gassen schreit man Wehe, Wehe!" Zur Trauer ruft man Sänger auf, zur Weheklage, die der Totenlieder kundig. Auf allen Lagern Traurigkeit, wenn ich durch deine Mitte ziehe«, spricht der Herr. - Weh denen, die den Tag des Herrn sich wünschen! Wozu soll auch der Tag des Herrn nur dienen? Er ist ja Finsternis, nicht Licht. Wie einer sich vor einem Löwen retten will und stößt auf einen Bären, tritt er ins Haus und stützt sich an die Wand mit seiner Hand, da sticht ihn eine Schlange, ist nicht geradeso der Tag des Herrn von Unheil schwarz, von keinem Strahl erhellt, nur Dunkel, ohne Morgenstrahl? - »Ich hasse und verwerfe eure Feste und achte nicht auf eure Feiertage. Wenn ihr mir Brand- und Speiseopfer bringt, so hab' ich kein Gefallen daran. Nach euren fetten Bundesopfern mag ich gar nicht blicken. Hinweg von mir mit dem Gelärme deiner Lieder! Dein Harfenspiel mag ich nicht hören. Zur Spende werde Recht wie Wasser ausgegossen, Gerechtigkeit wie Ströme Weins! Habt ihr mir Schlacht- und Speiseopfer dargebracht, Haus Israel, einst in der Wüste vierzig Jahre, und habt ihr eures Königs Zelt umhergetragen und eures Gottes Sternbildsäule, die ihr euch angefertigt habt? Darum verschleppe ich euch weiter weg als nach Damaskus.« So spricht der Herr; sein Name ist: »Der Gott der Heerscharen". Weherufe über IsraelWeh denen, die sich dort auf Sion sicher fühlen und die sich auf Samarias Berg verlassen, die da der Heidenvölker Bestes zur Aus- und Einfuhr nehmen für das Haus von Israel! »Nach Kalne geht und schaut euch um! Und zieht von dort her nach dem großen Hamat! Nach Gat in dem Philisterlande geht, ob ihr wohl tapfrer seid als diese Königreiche, ob ihr Gebiet nicht größer als das eure ist! Die ihr den Unglückstag fern wissen möchtet und doch den Sabbat der Gewalt herbeiführt!« Gelagert auf den elfenbeingeschmückten Ruhebetten und hingestreckt auf ihre Ruhelager, verzehren sie der Herde Lämmer, die jungen Rinder aus dem Stall. Sie gröhlen zu der Zither Klang und musizieren wie verrückt. Sie trinken von dem feinsten Wein und salben sich mit bestem Öl. Jedoch um Josephs Schaden kümmern sie sich nicht. Sie ziehen deshalb an der Spitze der Gefangnen fort; zu Ende ist der Schwelger Freudenmahl. Geschworen hat der Herr, der Herr, bei sich - ein Spruch des Herrn, des Gottes der Heerscharen -: »Ein Abscheu ist mir Jakobs Prunk; zuwider sind mir seine Schlösser. Ich geb die Stadt samt allem, was darinnen, preis. Und blieben noch in einem einzigen Haus zehn Männer übrig, auch diese sollen sterben.« Wenn dann der Lieblingssohn und Erbe einen forttragen läßt, um die Gebeine aus dem Haus zu schaffen, und fragt er die, die sich im Hintergrund des Hauses hält: »Ist jemand noch bei dir?« dann sagt sie: »Nein!« und sagt dann noch: »Kein Wort mehr weiter!«, weil man des Herren Namen nicht mehr nennen darf. Denn so, fürwahr, bestimmt's der Herr: Das große Haus schlägt er in Trümmer; das kleine ganz in Stücke. »Ja, laufen Rosse über Felsen? Kann man mit Stieren Felsen pflügen, daß ihr das Recht in Gift verwandelt, die Früchte der Gerechtigkeit in Wermut? Ihr, die ihr über Lodabar euch freut, ihr, die ihr sagt: "Ja, haben wir dem nicht durch unsre Kraft Karnajim uns erobert?" Fürwahr, ich lasse wider euch, du Haus von Israel«, ein Spruch des Herrn, des Gottes der Heerscharen, »ein Volk erstehn, das euch bedrängt vom Weg nach Hamat bis zum Weidenbach.« Drei Gesichte über Israels UntergangSo ließ der Herr, der Herr, mich's schauen: Er führte junge Heuschrecken herbei zu Anbeginn, da Spätgras wuchs, das Gras, das späte, nach des Königs Mahd. Und als sie alles Kraut im Lande fressen wollten, sprach ich: »Herr, o Herr, vergib! Wer hilft nur Jakob auf? Gar schwach ist es.« Der Herr erbarmte sich. »Es soll nicht sein!« so sprach der Herr. Da ließ der Herr, der Herr, mich schauen: Der Herr, der Herr, rief einen Feuerwind herbei; er fraß das große Meer und wollte auch die Flur verzehren. Da sprach ich: »Herr, ach Herr, hör auf! Wer hilft nur Jakob auf? Gar schwach ist es.« Der Herr erbarmte sich. »Auch dies soll nimmer sein«, so sprach der Herr, der Herr. Dann ließ er dies mich schauen: Da stand der Herr auf einem Haufen Hartgestein und hatte einen harten Stein in seiner Hand. Da sprach der Herr zu mir: »Was siehst du, Amos?« Ich sagte: »Einen harten Stein.« Da sprach der Herr: »Ich lege einen harten Stein ins Innere meines Volkes Israel und will ihm weiter nicht verzeihen. Verwüstet sollen nunmehr werden Isaaks Höhen, die Heiligtümer Israels zerfallen, und wider des Jeroboam Haus erheb ich mich mit meinem Schwert.« Da ließ Amasias, der Priester Betels, Jeroboam, dem Könige von Israel, vermelden: »Verschwörung stiftet Amos gegen dich im Hause Israels; das Land kann seine Reden nicht mehr fassen; denn so spricht Amos: "Jeroboam stirbt durch das Schwert, und Israel wird weggeführt aus seiner Heimat."« Zu Amos aber sprach Amasias: »Auf, Seher, fort! Nach Juda flieh! Dein Brot verdiene dort! Weissage dort! Zu Betel darfst du doch nicht länger weissagen; denn es ist königliches Heiligtum und Reichstempel.« Darauf gab Amos Antwort und sprach zu Amasias: »Ich bin doch kein Prophet und kein Prophetensohn. Ein Hirte bin ich nur und Maulbeerfeigenzüchter. Mich hat der Herr gerade von der Herde weggeholt, und also sprach der Herr zu mir: "Auf! Prophezeie gegen mein Volk Israel!" Und nun vernimm das Wort des Herrn! Du hast gesagt: "Du darfst nicht gegen Israel weissagen, nicht gegen Isaaks Haus so predigen!" Deshalb spricht so der Herr: "Dein Weib wird öffentlich entehrt, und deine Söhne mit den Töchtern fallen durch das Schwert. Dein Boden wird durchs Los verteilt. Du selber stirbst auf ungeweihtem Boden, und Israel wird fortgeführt aus seiner Heimat."« Ein viertes GesichtDies ließ der Herr, der Herr, mich schauen: Es war ein Korb mit Erntefrüchten. Er sprach: »Was siehst du, Amos?« Ich sagte: »Einen Korb mit Erntefrüchten.« Da sprach der Herr zu mir: »Das Abernten kommt über mein Volk Israel; ich will ihm nicht verzeihen. Die Glieder werden fürchterlich anschwellen«, ein Spruch des Herrn, des Herrn, »an allen Orten wirft man schweigend Leichenhaufen hin.« Vernehmet dies, die ihr den Armen niedertretet, die Niedrigen im Lande unterdrückt und sprecht: »Wann ist der Neumond um, damit wir Korn verkaufen, der Sabbat, daß wir Korn verhandeln können? Den Scheffel muß man kleiner machen, größer seinen Preis und das Gewicht verfälschen, um Arme für das Geld zu kaufen und Dürftige um ein Paar Schuhe. - Taubes Korn verhandeln wir.« Der Herr schwört wider Jakobs Adel: »In Ewigkeit vergesse ich nicht ihre Taten.« - Soll nicht darob das Land erbeben? Nicht alle trauern, die darinnen wohnen? Wär's gleich dem Euphrat angewachsen, hochgestiegen, so sinkt es dennoch wie Ägyptens Nil. »An jenem Tage wird's gescheh'n«, ein Spruch des Herrn, des Herrn, »da lasse ich die Sonne untergehn am Mittag und wandle für die Erde schon am Tag das Licht in Dunkel. In Trauer ändere ich eure Feste, in Totenklage alle eure Lieder und gürte allen Hüften Bußgewänder um und mache kahlgeschoren jedes Haupt und mach es so wie bei der Trauer um den Einzigen. Und alles endet wie ein bitterer Tag.« - »Es kommen Tage«, Spruch des Herrn, des Herrn, »da sende ich ins Land den Hunger, doch Hunger nicht nach Brot, nicht Durst nach Wasser, vielmehr danach, das Wort des Herrn zu hören. Sie wanken dann von Meer zu Meer, von Mitternacht bis Sonnenaufgang hin. So irren sie umher, ein Herrenwort zu suchen, doch sie finden keines. - An jenem Tage sinken hin die jungen Mädchen, die Jünglinge, vor Durst verschmachtend, die schwören bei Samarias Sünde, und die sprechen: "So wahr dein Gott lebt, Dan! So wahr dein Stammgott lebt, Beetseba!" Sie sinken hin und stehen nicht mehr auf.« Ein fünftes Gesicht - HeilszeitIch sah den Herrn an dem Altare stehn; Er sprach: »Wenn an den Säulenknauf du schlägst, dann beben auch die Schwellen. Das Haupt vernicht ich ihnen allen, dann schlag ich ihr Gefolge mit dem Schwerte nieder. Nicht einer soll entrinnen, von ihnen nicht ein einziger sich retten. Selbst wenn sie in die Unterwelt eindrängen, holte meine Hand sie dort, und stiegen sie zum Himmel auf, dann holte ich sie auch von dort herab. Versteckten sie sich auf des Karmels Gipfel, dort spähte ich sie aus und holte sie hinweg, und wollten sie vor meinen Augen auf dem Meeresgrunde sich verbergen, so böte ich die Schlangen, sie zu beißen, auf. Und wanderten gefangen sie vor ihren Feinden her, auch dort geböt' ich einem Schwerte, sie zu töten. Ich richte meinen Blick auf sie zum Unheil, nicht zum Guten.« Der Herr, der Herr der Heerscharen, der an die Erde rührt, daß sie erbebt, daß alle, die drauf wohnen, trauern und wäre sie dem Euphrat gleich gewachsen, sie wird dem Nil Ägyptens gleich sich wieder senken; der da im Himmel seinen Söller baut und sein Gewölbe auf der Erde gründet, der dem Meerwasser zuruft und auf die Erde es hingießt; sein Name ist: »Der Herr.« »Seid ihr mir nicht geradeso wie die Kuschiten, Söhne Israels?« Ein Spruch des Herrn. »Hab ich nicht aus Ägypterlande Israel geführt? Aus Kreta aber die Philister und aus Kir die Aramäer!« - Fürwahr, des Herrn, des Herren Augen schauen auf das frevelhafte Reich. »Doch tilge ich durchaus nicht also Jakobs Haus, daß ich es von der Erde tilgte.« - Ein Spruch des Herrn. »Fürwahr! Ich gebe Weisung, dann laß ich das Haus Israel bei all den Heiden schütteln, wie man in einer Schütteltrommel schüttelt, daß auf die Erde nicht ein einzig Klümpchen fällt. Dann sterben alle Sünder meines Volkes durch das Schwert, die sprechen: "So bald kommt nicht das Unglück über uns.« Dann aber richte ich an jenem Tag die Hütte Davids, die verfallene, auf, vermaure ihre Risse, stelle ihre Trümmer wieder her und baue neu sie auf wie in der Vorzeit fernen Tagen. Dann nehmen sie den Rest von Edom, wie den von allen andern Völkern die einstens unter seiner Herrschaft standen.« Ein Spruch des Herrn, der dies vollführt. »Fürwahr, dann kommen Tage«, Spruch des Herrn, »da wird der Pflüger gar den Schnitter und der Traubenkelterer den Sämann treiben, von Wein die Berge triefen und alle Hügel von ihm fließen. Da wende ich das Schicksal meines Volkes Israel. Sie bauen die zerstörten Städte auf und wohnen drin. Weinberge pflanzen sie und trinken deren Wein. Sie legen Gärten an und essen deren Früchte. Ich pflanze sie in ihre Heimat ein, daß sie nicht abermals aus ihrem Boden, den ich gab, herausgerissen werden können.« So spricht der Herr, dein Gott. Gegen EdomDas Gesicht des Abdias: Sprach über Edom so der Herr, der Herr. - Vom Herrn ward eine Offenbarung uns zuteil, und zu den Heidenvölkern ward ein Bote hingesandt: »Wohlauf, wir ziehen jetzt gen Edom!« - »Ich mache bei den Heiden dich so klein; du wirst gar sehr verächtlich sein. Betört hat dich jetzt deines Herzens Stolz, dich, das in Felsenhängen wohnt und Höhen hat zum Sitz, und das im Herzen spricht: "Wer könnte mich zu Boden stürzen?" Doch throntest du so hoch wie Adler und hättest zwischen Sternen eingebaut dein Nest, ich stürzte dennoch dich von dort hinab.« Ein Spruch des Herrn. Ja, wären Diebe über dich gekommen oder Räuber bei der Nacht, wie wärest du verwüstet worden ? Nicht wahr, sie hätten nur soviel gestohlen, wie sie grade hätten tragen können ? Und wären Winzer über dich gekommen, hätten sie nicht eine Nachlese zurückgelassen? Doch wie durchwühlt steht nunmehr Esau da, und wie durchsucht sind seine gutversteckten Schätze? Zurück bis zu der Grenze treiben dich all deine Bundesfreunde, und dich betrugen deine guten Freunde; sie überlisten dich, und die dein Brot verzehren, legen Fallen deinen Füßen. - Doch Edom selber merkt dies nicht. »Wird's nicht an jenem Tage sein«, ein Spruch des Herrn, »als hätte ich aus Edom weise Männer, aus dem Gebirge Esaus Einsicht weggenommen? Dann zittern deine Krieger, Teman, weil vom Gebirge Esaus jeder Mann vernichtet wird.« Für grausames Erwürgen deines Bruders Jakob deckt dich Schande und trifft dich immerwährende Vernichtung. - Am Tag, da du dabeigestanden, am Tag, da Fremdlinge sein Heer wegführten, in seine Tore Fremde drangen und um Jerusalem die Lose warfen, da warst auch du wie irgendwer von ihnen. »Du hättest dich nicht freuen sollen an deines Bruders Unglück, an seinem Unglückstage. Du hättest nicht frohlocken sollen über Judas Söhne am Tage ihres Untergangs, nicht harte Worte sprechen sollen am Tage der Bedrängnis. Du hättest nicht in meines Volkes Tore dringen sollen an seinem Unglückstage. Du hättest nicht die Hand an seine Habe legen sollen an seinem Unglückstage. Du hättest dich an seinen Breschen nicht aufstellen sollen, um seine Flüchtlinge zu würgen, und hättest nimmer die Entronnenen am Tag der Not abfangen sollen.« Der Tag des Herrn kommt ja für alle Heidenvölker. - »Wie du getan, wird dir geschehn; dein Tun fällt auf dein Haupt zurück.« - »Ja, so wie ihr den Kelch auf meinem heiligen Berge trinken müßt, so müssen alle Heiden auch der Reihe nach ihn trinken. Sie trinken und beschmutzen sich und sind, als ob sie nie gewesen.« Auf Sions Berg jedoch wird Rettung sein, ein heiliger Sitz, und Jakobs Haus nimmt ihre Güter in Besitz. - Denn Jakobs Haus ist dann ein Feuer, eine Flamme Josephs Haus und Esaus Haus ein Strohbündel, das jene anzünden und aufzehren. Von Esaus Haus entrinnt nicht einer. Der Herr hat's ja gesagt. - »Sie nehmen in Besitz den Süden samt dem Esauberg, die Ebene mit Philistäa und das Gefilde Ephraims und das Gefilde von Samaria und Benjamin samt Gilead. Und jene so verlassene Gefangenschaft der Söhne Israels besetzt der Kanaaniter Land bis nach Sarepta hin, und die Gefangnen aus Jerusalem, die in Sepharad sind, sie nehmen in Besitz des Südens Städte.« - Als Sieger ziehen sie den Sionsberg hinan, um über die vom Esauberg Gericht zu halten. Dann tritt der Herr die Königsherrschaft wieder an. Des Jona Sendung, Flucht und StrafeDas Wort des Herrn erging an Jonas, den Sohn des Amittaj: »Auf! Zieh nach Ninive, der großen Stadt, und predige, daß ihre Bosheit bis vor mich gedrungen.« Doch Jonas machte sich daran, zu fliehen vor dem Herrn nach Tarsis. Er stieg deshalb hinab nach Joppe und traf ein Schiff, das fuhr nach Tarsis. Als er den Preis dafür entrichtet, stieg er ein, um vor dem Herrn mit ihnen nach Tarsis zu gelangen. Der Herr jedoch warf einen starken Wind aufs Meer, ein großer Sturm ward auf dem Meer, so daß das Schiff zu scheitern drohte. Die Schiffer wurden voller Angst; ein jeder schrie zu seinem Gott. Sie warfen das Gepäck ins Meer aus ihrem Schiff, es dadurch zu erleichtern. Doch Jonas war ins Unterteil des Schiffs hinabgestiegen und hatte dort sich hingelegt und war fest eingeschlafen. Da trat der Schiffshauptmann zu ihm und sprach zu ihm: »Was fällt dir ein, zu schlafen? Erheb dich! Fleh zu deinem Gott! Vielleicht nimmt dieser Gott sich unser an, daß wir nicht untergehn.« Sie sprachen alsdann zueinander: »Auf! Laßt uns auch die Lose werfen, damit wir es erfahren, durch wessen Schuld uns dieses Unheil trifft!« Da warfen sie die Lose. Das Los traf Jonas. Da sprachen sie zu ihm: »Sag uns, weshalb uns dieses Unheil trifft! Was hast du für Geschäfte? Wo kommst du her ? Was ist dein Vaterland? Von welchem Volke stammst du denn?« Er sprach zu ihnen: »Ich bin Hebräer und verehre Gott, den Herrn des Himmels, der das Meer geschaffen und das feste Land.« Da überfiel die Leute große Angst; sie fragten ihn: »Was hast du denn getan?« Die Leute wußten nämlich schon, daß er in Furcht war vor dem Herrn, wie er es ihnen angedeutet. Da sprachen sie zu ihm: »Was sollen wir jetzt mit dir tun, damit von uns das Meer ablasse?« Denn immer ärger tobte jetzt die See. Er sprach zu ihnen: »Nehmt und werft mich in das Meer! Dann läßt das Meer von euch. Ich weiß ja, daß nur meinetwegen dieser große Sturm euch überfiel.« Da mühten sich die Leute ab, ans feste Land zurückzukommen. Doch sie vermochten's nicht; denn immer stärker tobte gegen sie die See. Da riefen sie zum Herrn und sprachen: »Herr, laß uns nicht zugrunde gehen um des Lebens dieses Mannes willen! Bring über uns nicht schuldlos Blut! Herr, tu, was Dir gefällt!« Da nahmen sie den Jonas und warfen ihn ins Meer. Nun legte sich des Meeres Ungestüm. So fürchteten sich diese Leute mächtig vor dem Herrn und brachten ihm Schlachtopfer dar und machten ihm Gelübde. Der Herr ersah sich einen großen Fisch, den Jonas zu verschlingen. Und Jonas blieb drei Tage und drei Nächte im Leib des Fisches. Gebet des JonaUnd Jonas betete zu seinem Gott und Herrn, nachdem er wieder außerhalb des Fischleibs war. Er sprach: »Ich hab zum Herrn in meiner Not gerufen; da hat er mich erhört. Ich schrie um Hilfe aus dem Schoß der Unterwelt, und Du vernahmst mein Rufen. Du warfst mich in die Tiefe, in des Meeres Mitte. Und mich umgab die Strömung. All Deine Wogen, Deine Wellen gingen über mich. Da hatte ich gesprochen: Verstoßen bin ich jetzt aus Deinen Augen. Ach, könnte ich doch wieder Deinen heiligen Tempel schauen! Die Wasser gingen mir bis an die Kehle. Der Abgrund hielt mich fest umfangen, und Meergras schlang sich um mein Haupt. Bis zu der Berge Gründen war ich schon hinabgefahren; der Erde Riegel wollten ewig mich verschließen. Da hast Du, Herr, mein Gott, mein Leben vor dem Untergang gerettet. Als meine Lebenskraft in mir zu Ende ging, da habe ich des Herrn gedacht. Mein Flehen kam zu Dir in Deinen heiligen Tempel. Die nichtigen Götzen dienen, verlassen ihre treue Hilfe. Ich aber muß mit lautem Dank Dir opfern. Was ich gelobt, muß ich erfüllen; erschienen ist des Herren Hilfe.« Dem Fische hatte ja der Herr geboten, aufs trockne Land den Jonas auszuspeien. Bußpredigt in NiniveUnd nun erging das Wort des Herrn zum zweitenmal an Jonas: »Auf! Geh nach Ninive, der großen Stadt, und halte ihr die Predigt, die ich dir aufgetragen!« So brach denn Jonas auf und ging nach Ninive gemäß dem Wort des Herrn, und Ninive war eine große Stadt, drei Tagereisen zum Beschauen. Da fing nun Jonas an, in diese Stadt hineinzugehen, eine Tagesreise weit, und predigend zu rufen: »Noch vierzig Tage, dann wird Ninive zerstört". Da glaubten die Bewohner Ninives an Gott und riefen Fasten aus und zogen Bußgewänder an, vom Größten bis zum Kleinsten. Die Kunde kam auch zu dem Könige von Ninive; der stieg von seinem Thron herab und legte seinen Mantel fort, bedeckte sich mit einem Bußgewand und setzte sich in Asche und ließ in seinem und im Namen seiner Großen den Herold ausrufen zu Ninive: »Die Menschen wie das Vieh, die Rinder und die Schafe sollen keinen Bissen kosten, nicht auf die Weide gehen und kein Wasser trinken! In Trauer gehen sollen Mensch und Vieh, und jene sollen Gott mit Macht anrufen! Ein jeder lasse jetzt von seinem schlimmen Wandel ab und von dem Frevel, der an seinen Händen klebt! Vielleicht läßt sich's die Gottheit wiederum gereuen und wendet sich von ihrer Zornesglut, daß wir nicht untergehn.« Da sah die Gottheit, was sie taten, daß sie ihren schlimmen Wandel aufgegeben. So ließ die Gottheit sich des Unheils wiederum gereuen, das ihnen zuzufügen sie gedroht, und führte es nicht aus. Des Jona Unmut und ZurechtweisungDoch dies verdroß den Jonas schwer; er war entrüstet. Er betete zum Herrn und sprach: »Ach, Herr, war das nicht mein Gedanke, als ich noch in meiner Heimat war? Deshalb floh ich zuvor nach Tarsis. Ich wußte wohl, daß Du ein Gott bist, gnädig und barmherzig, zum Zorne langsam, reich an Huld, der sich gereuen läßt des Unheils. Nun, Herr, nimm mir das Leben! Besser ist's für mich, zu sterben als zu leben.« Da sprach der Herr: »Bist du mit Recht erzürnt?« Darauf ging Jonas aus der Stadt und ließ sich nieder, östlich von der Stadt. Er baute sich dort eine Hütte und wollte sich darunter in den Schatten setzen, bis daß er sähe, was mit der Stadt geschehe. Da ließ der Herr Gott einen Wunderbaum erstehen und ihn hoch über Jonas aufwachsen, um durch den Schatten, den er seinem Haupte spendete, ihn seiner üblen Laune zu entreißen. Und Jonas hatte große Freude an dem Wunderbaum. Die Gottheit aber ließ den Tag darauf zur Zeit der Morgendämmrung einen Wurm entstehen. Er stach den Wunderbaum, daß er verdorrte. Und als die Sonne aufgegangen war, bestellte Gott auch einen schwülen Ostwind. Da stach die Sonne Jonas auf das Haupt. So ward er ganz erschöpft und wünschte sich den Tod und sprach: »Zu sterben ist mir besser als zu leben.« Da sprach zu Jonas Gott: »Zürnst du des Wunderbaumes wegen?« Er sprach: »Mit Recht bin ich bis in den Tod erzürnt.« Da sprach der Herr: »Dir ist es schade um den Wunderbaum, um den du dich nicht abgemüht, den du nicht großgezogen hast, der da in einer Nacht entstand und in der anderen Nacht verging. Mir aber sollte es um Ninive nicht leid sein, diese große Stadt, in der mehr als einhundertzwanzigtausend Menschen sind, die nicht die Linke von der Rechten unterscheiden, und eine Menge Vieh?« Des Volkes UnglückDas Wort des Herrn, das in der Zeit der Judakönige Jotam, Achaz und Ezechias, an Michäas aus Maresa erging, der über Samaria und Jerusalem Gesichte hatte: »Ihr Mitbürger des Volkes alle, hört! Du Land, horch auf, und was darin! Der Herr, der Herr, tritt gegen euch als Kläger auf, der Herr aus seinem heiligen Palast. Denn seht! Von seinem Sitze kommt der Herr. Er steigt herab und schreitet auf des Landes Höhen. Die Berge schmelzen unter ihm; die Täler spalten sich wie Wachs am Feuer, wie Wasser, das vom Abhang stürzt. Dies alles wegen Jakobs Missetat und der Versündigung des Hauses Israel. Was ist doch Jakobs Missetat? Ist's nicht Samaria? Was ist denn Judas schlechte Wahl? Ist's nicht Jerusalem?« »Deswegen mache ich Samaria zu einem Feldsteinhaufen an den Weinbergspflanzungen und rolle seine Steine in das Tal, entblöße seinen Grund. Zerschlagen werden alle seine Götzenbilder, verbrannt im Feuer alle seine Weihegaben. Zerstören will ich alle seine Götterbilder; denn was es sammelte an Buhlerlohn, das soll zum Buhlerlohn ihm wieder werden.« »Darüber weine ich und klage ich und gehe nackt und bloß einher; ich stimme an ein Schakalheulen; ich stimme an ein Straußenklagen. Ja, tödlich sind die ihm geschlagnen Wunden; denn bis nach Juda wirken sie noch fort. Sie wirken fort bis an die Pforte meines Volks, bis nach Jerusalem. Vermeldet's nicht in Gat; vergießet keine Tränen! Einwohnerschaft von Ophra, wälze dich im Staube! Zieht fort, Bewohner von Saphir, geht nackt und bloß! Die Schwelle überschreitet, Bewohner von Saanan! Betrübnis um das schwanke Haus erfüllt die ihm Entrissenen. Denn krank vor Kummer sind die Einwohner, der Habe wegen, denn von dem Herrn dringt Unheil an das Tor Jerusalems. Spannt an den Wagen nun das Roß, Bewohner von Lachis! Zur Missetat der Sionstochter gaben sie den ersten Anlaß. Die Sünden Israels sind bei dir eingeführt. Deswegen gibst du Gats Besitztum frei. Doch die Geschenke zeige ich nun auf als Täuschungen der Könige von Israel. Ich führ euch bis zum Bach, Bewohner Maresas. Bis nach Adullam kommt der Reichtum Israels. Scher dir das Haar! Rauf's aus, um deiner Lieblingskinder willen! Und mach dir eine Glatze so breit wie die des Geiers! Sie schwinden vor dir weg.« Der Vornehmen SündenWeh denen, die auf Unheil sinnen, auf ihren Lagern Böses planen! Beim ersten Morgenlicht vollbringen sie's; sie haben ja die Macht dazu. Nach Feldern tragen sie Gelüste und rauben sie, oder nach Häusern, und nehmen sie hinweg. Sie vergewaltigen den Herrn samt seinem Haus, den Mann mit seinem Eigentum. So spricht deshalb der Herr: »Ich plane Unheil gegen dies Geschlecht. Dem könnt ihr euren Nacken nicht entziehn; darin könnt ihr nicht aufrecht gehn. Denn eine schlimme Zeit wird's sein.« An jenem Tag stimmt man auf euch ein Spottlied an; man singt ein Klagelied, das heißt: »Wir sind vollständig ausgeraubt. Vertauscht hat er den Anteil meines Volkes. Wie nimmt er's mir hinweg? Dem Feinde teilt er unsere Felder zu.« Gewiß! Euch spannt die Meßschnur niemand mehr noch weiter in des Herrn Gemeinde aus. »Weissaget nicht!« So geifern sie: »Sie sollen nicht zum Unheil prophezeien! Sonst bleibt nicht die Beschämung aus.« Was wird da ausgesagt in Jakobs Haus? »Ist denn der Geist des Herrn ohnmächtig? Sind seine Werke solcher Art? Gefallen meine Worte nicht mehr: "Ich wandle mit den Redlichen?" Doch schon seit langer Zeit hat sich mein Volk feindselig aufgelehnt. Ihr zieht das Unterkleid mitsamt dem Mantel unbesorgten Wandrern aus, den Krieg erneuernd. Ihr treibt die Weiber meines Volkes aus ihrem Haus, darinnen sie sich wohlgefühlt, und ihren Kindern nehmt ihr weg die Mütter, die sie in ihren Wiegen eingeschläfert. Auf! Fort! Dies ist jetzt keine Ruhstatt mehr. Sie ist entweiht, verschuldet durch ein schreckliches Verschulden. Wenn einer löge, der mit Lug und Trug umgeht: "Ich fordre für dich Wein und Met", dann würde dieses Voll, beistimmen. Dann bringe ich dich, Jakob, insgesamt zusammen, wenn ich den Rest von Israel herhole, und wie die Schafe in die Hürde bringe ich sie ein. Wie eine Herde in dem Stall, so machen sie der Menschenmenge wegen Lärm.« Vor ihnen zieht der Führer her. Sie ziehen aus und schreiten durch das Tor und ziehn hindurch. Ihr König zieht vor ihnen her, der Herr an ihrer Spitze. Pflichtvergessenheit der FührerIch sprach: »Ihr Jakobshäupter, hört, ihr Richter hier im Hause Israel! Ist das nicht eure Pflicht, das Recht zu kennen? Ihr seid diejenigen, die das Gute hassen und das Böse lieben und anderen die Haut abziehen, das Fleisch von ihren Knochen. Ihr seid es, die ihr meines Volkes Fleisch verzehrt und ihm die Haut vom Leibe zieht und seine Knochen so zerhackt und sie zerlegt, wie für den Topf, wie Fleisch im Kessel.« Dann schreien sie zum Herrn; er wird sie nicht erhören. Er birgt zu jener Zeit sein Angesicht vor ihnen, weil sie schlimme Taten ausgeübt. So spricht der Herr jetzt über die Propheten, die mein Volk verführen, von seligen Zeiten sprechend, solange sie mit ihren Zähnen noch zu kauen haben, doch dem, der ihnen in den Mund nichts gibt, den Krieg erklären: »Wahrhaftig, für das Schauen wird euch Nacht und Finsternis, daß ihr nicht prophezeien könnt.« Da geht die Sonne den Propheten unter; der Tag wird finster für sie werden. Voll Scham die Seher und voll Schande die Wahrsager; sie verhüllen allesamt den Bart; denn keine Gottesantwort gibt es mehr. Ich aber bin erfüllt mit Ausdauer wohl durch den Geist des Herrn, mit Rechtsgefühl und Mut und halte Jakob seinen Frevel vor und seine Sünde Israel. »Ihr Häupter in dem Jakobshause, höret dies, ihr Richter im Hause Israel, ihr, denen Recht ein Greuel ist, die alles Richtige verkehren! Ihr baut mit Blutschuld Sion auf, Jerusalem mit Frevel.« Ach, seine Häupter, die Recht sprechen um Geschenke! Ach, seine Priester, die gar für Bezahlung lehren! Ach, seine Seher, die um Geld weissagen, sich auf den Herrn verlassen mit den Worten: »Ist nicht der Herr in unserer Mitte? Uns kann kein Unheil treffen.« Deswegen sei um euretwillen gleich einem Felde Sion umgepflügt, ein Trümmerhaufen werd Jerusalem, der Tempelberg zur waldbewachsenen Höhe. Messianisches FriedensreichIn ferner Zukunft Zeit steht aber an der Berge Spitze der Berg des Hauses, das dem Herrn gehört, und übertrifft die anderen Hügel. Die Völker strömen freudig zu ihm hin. Und große Heidenvölker kommen, also sprechend: »Auf! Laßt uns wallen zu dem Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs! Er möge über seine Wege uns belehren! Wir wollen jetzt auf seinen Pfaden wandeln! Von Sion geht die Lehre aus und von Jerusalem das Wort des Herrn.« Er schlichtet großer Völker Fehden, läßt starke Heidenvölker in der Ferne sich vergleichen. Zu Pflügen schmieden sie die Schwerter um, zu Winzermessern ihre Lanzen. Kein Heidenvolk mehr zückt gegen das andere das Schwert; das Kriegshandwerk hat keine Schüler mehr. Dann sitzt ein jeder unter seinem Rebstock und Feigenbaum, von niemandem mehr aufgeschreckt. So sagt's der Mund des Herrn der Heerscharen. Mag von den anderen Völkern jedes seinen Gott verehren, wir aber, wir verehren ewig unsern Gott, den Herrn. »An jenem Tage sammle ich Ermattetes«, ein Spruch des Herrn, »und bringe das Versprengte wiederum zusammen, das von mir Gestrafte. Zum Überschuß mach ich das Kränkliche, das Schwache zu zahlreicher Nation.« Der Herr ist auf dem Sionsberge König über sie von nun an bis in Ewigkeit. Du, Herdenturm, Hügel der Sionstochter! Zu dir kommt wiederum, zu dir kehrt abermals die alte Herrschaft, der Sitz des Reichs zur Tochter von Jerusalem. Doch jetzt, worüber führst du laute Klage? Ist nicht ein König noch bei dir? Ist dein Berater umgekommen, daß Wehen dich wie eine Kreißende befallen? Ja, zittre, stöhne, Sionstochter, wie eine Kreißende! Du mußt jetzt aus der Stadt hinaus, auf freiem Felde lagern, bis du nach Babel hingelangst. Dort aber findest du Errettung; dort rettet dich der Herr aus deiner Feinde Hand. Jetzt aber stehen große Heidenvölker gegen dich zusammen, also sprechend: »Besudelt soll es werden, auf daß an Sion unser Auge sich erlabe!« Sie aber kennen nicht des Herrn Gedanken; mit seinem Plane sind sie unbekannt, daß er sie selbst wie Garben auf die Tenne bringt. Dann auf und drisch, du Sionstochter! Ich gebe Hörner dir von Eisen und schaffe Klauen dir von Erz. Zermalmen sollst du große Völker und dem Herren ihre Schätze weihen, ihr Gut dem Herrn der ganzen Erde! Jerusalems ErrettungJetzt aber wirst du, Tochter der Absonderung, ganz abgesondert werden. Man schließt uns ein mit einem Wall; man schlägt mit einem Stocke die Richter Israels auf ihre Wange. »Du aber, Bethlehem, einst Ephrata genannt! Du bist ja zu gering, um unter Judas Gauen mitzuzählen. Aus dir entsprießt mir aber Einer, um Herrscher über Israel zu werden. Sein Ursprung stammt aus grauer Zeit, aus alten Tagen.« Nur deshalb gibt man sie so lange hin, bis eine, die gebären soll, gebiert. Und seiner Brüder Rest kehrt zu den Söhnen Israels zurück. Dann tritt er auf und weidet in der Kraft des Herrn, im hoheitsvollen Namen seines Herrn und Gottes. Sie wohnen sicher; groß steht er bis an der Erde Enden da. Er selbst ist Friede. Wenn aber der Assyrer unser Land betritt, wenn er in unsere Berge dringen will, dann stellt er ihm entgegen sieben Hirten, acht Völkerführer. Sie weiden Assurs Landschaft mit dem Schwert und Nimrodland mit offener Klinge. Und so befreit er vom Assyrer uns, wenn dieser unser Land betritt und seinen Fuß in unsere Grenzen setzt. Und Jakobs Rest gleicht mitten unter großen Völkern dann dem Tau, der von dem Herren kommt, den Regentropfen auf dem Gras, die nicht auf Menschen warten müssen und nicht auf Menschenkinder harren. Und Jakobs Rest gleicht bei den Heiden inmitten großer Völker einem Löwen bei des Waldes Tieren, dem jungen Leu bei einer Herde Schafe, der, wenn er sie durchläuft, sie niederwirft und rettungslos zerreißt. Mög Deine Hand obsiegen über alle Deine Widersacher; zugrundegehen sollen alle Deine Feinde! - »An jenem Tag geschieht's«, ein Spruch des Herrn, »da tilge ich aus deiner Mitte deine Rosse, zerbreche deine Wagen, zerstöre deines Landes Städte, schleife alle deine Festen. Aus deiner Hand vertilge ich die Zauberdinge, auf daß nicht Zeichendeuter bei dir seien. Aus deiner Mitte schaff' ich deine Götzenbilder, deine Säulen weg. Dann fällst du nicht mehr hin vor deiner Hände Werk. Aus deiner Mitte reiße ich die Pfähle aus und tilge deine Haine. Ich nehme Rache an den Heiden voller Zorn und Grimm, weil sie nicht hören wollen.« Gott rechtet mit seinem VolkVernehmt, was jetzt der Herr euch sagt: »Auf! Führe Klage vor den Bergen! Die Hügel sollen deine Stimme hören!« So hört des Herren Klage, ihr Berge, und merket auf, ihr festen Gründe dieser Erde! Denn eine Klage hat der Herr wider sein Volk; mit Israel hat er zu rechten. »Mein Volk! Was hab ich dir getan? Und womit hab ich dich gekränkt? Antworte mir! Hab ich dich nicht aus dem Ägypterland geführt und dich befreit aus einem Sklavenhaus und dir vorauf den Moses, Aaron und die Mirjam gesandt? Mein Volk! Bedenk, was Balak, Moabs König, plante, und was ihm Bileam, der Beorsohn zur Antwort gab! - von Sittim bis nach Gilgal hin, damit des Herren Gnadentaten offenkundig werden!« »Womit soll vor den Herrn ich treten, mich beugen vor dem Gott der Höhe? Soll ich vor ihn mit Brandopfern hintreten, mit Kälbern, die noch nicht einjährig? Hat wohl der Herr an Tausenden von Widdern Freude, an ungezählten Bächen Öls? Soll meinen Erstgebornen ich für eine Missetat hingeben und meine Leibesfrucht für meiner Seele Schuld?« Dir hat man, Mensch, was gut ist, kundgetan. Was fordert denn der Herr von dir in Wirklichkeit, als recht zu tun und dich der Güte zu befleißen und deinen Gott demütig zu verehren? Laut spricht der Herr zur Stadt, und eine Offenbarung wird daselbst erlebt! Horcht auf! Wer droht die Rute an? »Noch immer sind des Frevlerhauses Unheil ungerechte Schätze und ein verkleinertes, verwünschtes Maß. Wie aber kann ich weiter heilig dastehn und dabei frevlerische Waage dulden, einen Beutel voll mit falschen Waagesteinen? Weil ihre reichen Leute von Gewalttat voll und ihre Einwohner nur Lügen reden, weil trügerisch in ihrem Mund die Zunge, drum schlag ich dir unheilbar tiefe Wunden und vernichte dich um deiner Sünden willen. Du wirst zwar essen, aber dich nicht sättigen. Und was in dir erzeugt, das bringst du zwar zur Welt; doch hältst du's nicht am Leben. Du willst beiseite schaffen, aber du wirst nichts beiseite bringen; was du am Leben hältst, das gebe ich dem Schwerte preis. Du wirst zwar säen, doch nicht ernten; du wirst Oliven pressen, doch mit dem Öle dich nicht salben, und keltern neuen Wein, doch wirst du ihn nicht trinken. Denn Omris Wesen hat man nachgeahmt, des Achabhauses ganzes Treiben. Ihr folgtet ihren Grundsätzen. Dafür geh ich dich preis dem Untergang und mache zum Gespötte die Bewohner. Der Völker Schmähung müßt ihr tragen.« Klagen über des Volkes VerderbnisWeh mir! Es geht mir wie beim Obsternten, wie bei der Nachlese der Traubenernte! Nicht eine Traube ist zum Essen da, nicht eine frühgereifte Feige, nach der einen gelüstet. Ausgestorben sind die Frommen aus dem Land, und Redliche gibt's nicht mehr bei den Leuten. Sie lauern allesamt aufs Blutvergießen; der eine legt dem andern Netze. Fürs Böse sind die Hände tüchtig. Der Fürst stellt ein Verlangen; der Richter zeigt sich einverstanden. Der Große spricht nur seine Wünsche aus, und jener sucht sie zu erfüllen. Der Beste unter ihnen ist dem Dornbusch gleich, der Redliche noch schlimmer als die Dornenhecke. Am Tag, nach dem du Sehnsucht trägst, wird dich die Strafe treffen. Dann hebt ihr Weinen an. Dem Freunde trauet nicht! Verlaßt euch nicht auf die Vertraute! Vor deinem liebsten Weib verwahre deines Mundes Tor! Der Sohn schmäht seinen Vater; die Tochter lehnt sich gegen ihre Mutter auf; die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter. Des Mannes Feinde sind die Leute seines Hauses. Ich aber will zum Herrn aufschauen, auf meines Heiles Gott die Hoffnung setzen. Mein Gott wird mich erhören. - Du meine Feindin! Jauchze du nicht über mich! Gefallen bin ich zwar; doch steh ich wieder auf. Und wenn ich auch im Finstern sitze, wird der Herr mir doch zum Lichte. Den Zorn des Herrn will ich ertragen, weil ich mich an ihm versündigt, bis daß er meinen Rechtsstreit schlichtet, mir Recht verschafft und mich hinausführt an das Licht, daß ich seine Gerechtigkeit erlebe. Wenn meine Feindin dies erblickt, dann wird Enttäuschung sie einhüllen, die zu mir gesprochen hat: »Wo ist der Herr, dein Gott?« Da laben meine Augen sich an ihr; dann wird sie wie der Gassenkot zertreten. Am Tage, da man deine Mauern wieder baut, an jenem Tage, da die Grenzen schwinden, an jenem Tage kommen sie zu dir von Assur und Ägyptens Städten, von Tyrus bis zum Strom, von Meer zu Meer, von Berg zu Berg. Verwüstet wird die Erde der Bewohner wegen, um ihrer Werke willen. - Mit Deinem Stabe weide Du Dein Volk, die Herde, die Dein Eigen ist, die ganz verlassen im Gestrüpp, jetzt wieder auf dem Fruchtgefilde weilt! In Gilead und Basan soll sie wieder wie vor alters weiden! »Wie einst bei deinem Auszug aus Ägypterland, so lasse ich sie wieder Wunder schauen.« Beschämt erblicken dies die Heiden; zuschanden werden sie an aller ihrer Macht und legen auf den Mund die Hand, und ihre Ohren werden taub. Sie sollen Staub wie Schlangen lecken, jenem gleich, was auf dem Boden kriecht. Aus ihren Winkeln kommen sie und beben. Unserem Gott, dem Herrn, nahn sie sich zitternd und fürchten sich vor Dir. Wer ist ein Gott wie Du, der Missetat vergibt und Sündenschuld verzeiht dem Reste seines Eigentums, der seinen Zorn nicht ewig dauern läßt, vielmehr am Wohltun seine Freude hat? Aufs neue wird er unser sich erbarmen und unsere Schuld abwaschen. Du schleuderst in des Meeres Tiefen alle ihre Sünden. Und Du erfüllst die Treue gegen Jakob und die Huld für Abraham, wie Du geschworen hast zur Urzeit unsern Vätern. Ninives BedrohungEin Ausspruch über Ninive. Das Buch der Weissagung Nahums, des Elkoschiten. Ein eifersüchtiger Gott, ein Rächer ist der Herr, der Herr ein Rächer voller Grimm. Rache an seinen Feinden nimmt der Herr; er trägt es seinen Gegnern nach. Langmütig ist der Herr und voll Geduld; doch läßt er niemals etwas ungestraft. Im Sturm und Wetter ist sein Weg, und Wolken türmen sich wie Staub um seine Füße. Er schilt das Meer und legt es trocken und macht versiegen alle Ströme. Der Basan und der Karmel schmachten hin; die Blüte auf dem Libanon verwelkt. Vor ihm erbeben Berge, zittern Hügel. Es springt die Erde vor ihm auf, der Erdkreis und wer ihn bewohnt. Wer kann vor seinem Zorn bestehn und standhalten vor seiner Zornesglut ? Wie Feuer brennt sein Zorn; vor ihm zerschmelzen Felsen. Der Herr ist gütig und ein Schutz am Tag der Not. Er weiß, wer bei ihm Zuflucht sucht. Durch eine Flut, allüberströmend, zerstört er jenen Ort. Ins Finstre stößt er seine Feinde. Was denkt ihr von dem Herrn? Den vollen Untergang kann er verhängen, daß keine zweite Not zu kommen braucht. Zu Dornen werden sie geballt, wie dürre Stoppeln werden sie verbrannt, wenn sie bei Schmauserei'n betrunken sind. Ist nicht aus dir hervorgegangen, der Schlimmes für den Herrn geplant, ein ganz verruchter Pläneschmied ? So spricht der Herr: »So stark und zahlreich sie auch sind, sie werden dennoch völlig untergehn. Wenn ich dich auch gestraft, so tu ich's nimmermehr. Und nun zerbreche ich sein Joch auf dir, und ich zerreiße dir die Fesseln.« Und wider dich hat den Beschluß der Herr gefaßt: »Dein Name soll sich weiter nicht verbreiten. Aus deinem Gotteshaus vertilge ich die Schnitz- und Gußbilder und richte her die Stätte deines Grabes. Du bist ein Scheusal.« Seht! Über Berge eilt ein froher Bote hin, ein Glücksverkünder. Nun feiere, Juda, deine Feste! Was du gelobt, erfülle! Denn kein Verruchter wird dich mehr durchstreifen. Sie alle sind vernichtet. Ninives SturzDoch jetzt kommt der Zertrümmerer über dich! Betritt die Warte! Den Weg bespähe! Umgürte deine Lenden! Zusammen nimm die ganze Kraft! Mit Jakobs Prachtschmuck kehrt der Herr zurück, so, wie mit dem von Israel. Denn Räuber hatten es geplündert, vernichtet seine Habe. Gerötet sind die Schilde seiner Krieger; die Kämpfer sind in Kot getaucht. Beim hellen Fackelscheine schirren sie die Wagen an und schwingen Feuerspäne. Nun rasen Wagen auf den Straßen hin und rasseln auf den Plätzen, wie Wetterstrahlen anzuschauen, wie Blitze, die daniederfahren. Jetzt ruft man ihre Tapfersten herbei. Sie schlüpfen durch die Laufgräben. Sie hasten zu der Mauer hin; dann wird ein Sturmdach aufgestellt. Die Schleusentore werden aufgebrochen; die Flöße schwanken. Die Sockel werden bloßgelegt, gehoben, und ihre Pfosten ächzen gleich den Tauben, ins Mark getroffen. Und Ninive wird wie ein Sumpfland namenlos. Nun wird die Flucht ergriffen: »Haltet! Haltet!« Doch niemand dreht sich um. »Nun plündert Silber, plündert Gold!« Unzählig sind die kostbaren Geräte, weit wertvoller als alle andern Kostbarkeiten. Jetzt Öde, Leere, Wüstenei, verzagte Herzen, Kniee schlotternd und Krampf in allen Hüften, aller Angesicht verzogen und verzerrt. Wo ist das Löwenlager? Wo jenes Jungleufutter, das herbeizuschaffen der Löwe fortging? Und ungestört verblieben dort die Löwenjungen. Der Löwe holte Raub für seine Jungen, würgte ab für seine Löwinnen und füllte seine Höhlen mit dem Raub, mit Beute seine Lagerstatt. »Jetzt bin ich über dich gekommen«, ein Spruch des Herrn der Heerscharen. »Ich laß in Feuer deine Lagerstatt aufgehen. Das Schwert frißt deine jungen Leuen, und ich vertilge von der Erde deine Jungen, und deines Knurrens Laut soll nimmermehr vernommen werden. Ninives BestrafungWeh dieser blutbefleckten Stadt, ganz Lug und Trug, der Grausamkeiten voll, im Rauben unersättlich! Horch, Peitschenknall! Horch! Räderrasseln! Rennende Rosse und rollende Wagen! Stürmende Reiter und funkelnde Schwerter und blitzende Lanzen, Erschlagene in Menge und Tote haufenweise! Kein Ende mehr der Leichen; man stolpert über ihre Leiber, der vielen Buhlereien wegen dieser Buhlerin, der so berückenden und zauberkundigen, die Heidenvölker heimgesucht mit ihren Buhlereien, mit ihren Zaubereien Völkerstämme. »Fürwahr, ich will an dich"; ein Spruch des Herrn der Heerscharen, »bis über das Gesicht deck ich dir deine Schleppen auf, und deine Schande zeige ich den Völkern, den Königreichen deine Schmach. Zu deinem Schimpf beschmutze ich dich jetzt mit Kot und werfe dich in Schmutz. Wer dich erblickt, der wendet sich mit Ekel von dir ab und spricht: "Mit Ninive ist's aus. Wer mag's bedauern?"« Wo nehme ich nur Leute her, die dich bejammern? - Hast du dich besser als No Ammon eingerichtet, das an den Flüssen lag, von Wasser rings umgeben, zu dessen Wall ein See, zu dessen Mauern Wasser diente? Zahlreiche Äthiopier, Ägypter ohne Zahl und Put und Libyer dienten ihm als Hilfe. Und dennoch mußte es in die Verbannung ziehen, in Gefangenschaft. An allen Straßenecken wurden seine Kinder zerschmettert, über seine Edlen ward das Los geworfen, und allen seinen Großen wurden Ketten angelegt. So wirst auch du berauscht und wirst umnachtet; auch du mußt Zuflucht vor dem Feinde suchen. All deine Festungswerke sind wie Feigenbäume mit frühreifen Feigen. Beim Schütteln fallen sie dem in den Mund, der sie verzehren will. Ja, Weibern gleicht bei dir dein Volk, und deinen Feinden öffnen sich die Pforten deines Landes, und deine Riegel frißt das Feuer. Schöpf Wasser dir für die Belagerung! Verstärke deine Festungswerke! Herbei mit Lehm! Stampf Ton! Und bessere das Ziegelbauwerk aus! Dich frißt das Feuer, und dich fällt das Schwert und frißt dich, wie Heuschrecken tun. - Vermehre dich wie Heuschrecken! Vermehre dich wie Ungeziefer! Mach deine Händler zahlreich wie des Himmels Sterne! Die Heuschrecken entpuppen sich und fliegen fort. Und seien's deiner Streiter auch so viele wie Ungeziefer und deiner Späher so viele wie Heuschrecken, die an den Mauern sich an kalten Tagen aufhalten; wenn dann die Sonne aufgeht, fliegen sie davon, und niemand kennt die Stätte, wo sie waren. Zum Schlafe sinken deine Fürsten hin, Assyrerkönig, und deine Helden ruhen; auf Bergen ist dein Volk zerstreut, und niemand sammelt es. Kein Mittel gibt's für deine Wunde, unheilbar dein Schaden. Ein jeder, der von deinem Schicksal hört, klatscht deinetwegen in die Hände. Denn über wen entlud sich nicht andauernd deine Bosheit? Des Propheten KlageDas Gesicht, das Habakuk, der Prophet, geschaut: Wie lange rufe ich um Hilfe, Herr? Doch Du hörst nicht auf mich. Und schreie ich zu Dir: »Bedrückung!« Du aber rettest nicht. Warum läßt Du mich Unheil sehn und siehst dem Jammer zu? Warum steht Druck und Vergewaltigung mir vor den Augen? Warum erhebt sich Kampf und Krieg? Dadurch hört die Belehrung auf, und nimmer kommt das Glück zum Vorschein. Und weil ein Frevler den Gerechten umgarnt, drum kommt verkehrtes Recht heraus. Schaut auf die Heidenvölker! Blicket hin! Verwundert euch und staunt! In euren Tagen wirkt er eine Tat, die ihr nicht glaubtet, würde sie euch bloß berichtet. »Ich bin's, der die Chaldäer sich erheben läßt, das hitzige, das ungestüme Heidenvolk, das über Erdenweiten zieht, um fremde Wohnsitze sich zu erobern.« So schrecklich ist's, so fürchterlich; sein Urteil und sein Unheil stammt von ihm. Und schneller als die Panther seine Pferde, kühner als die Steppenwölfe, und stolzen Ganges seine Rosse, seine Reiter; aus weiter Ferne kommen sie; sie fliegen wie die Adler, die zum Fraße eilen. Sie alle gehen auf Gewalttat aus, und Gier belebt die Blicke ihnen; wie Sand, so sammelt es Gefangene. Und es verhöhnt die Könige, treibt Spott mit Fürsten. Es lacht auch aller Festungen; es schüttet einfach Erde auf und nimmt sie ein. Dann greift es stürmisch an und zieht hinein und handelt ruchlos. So ist denn seine Macht sein Gott. Bist Du nicht, Herr, von alten Zeiten her mein heiliger Gott, der niemals stirbt? Du hast ihn zum Gerichte, Herr, bestimmt, Du Fels, zum Strafen ihn gebildet. Zu rein sind deine Augen, Böses anzuschauen. Nichts Arges kannst Du sehen. Wie siehst Du nunmehr Räubern schweigend zu, wenn Frevler die Unschuldigen verschlingen? Wie machst Du Menschen Meeresfischen gleich und dem Gewürm, das keinen Herrn besitzt? Sie alle holt es mit den Angeln ein und lockt sie in sein Garn und rafft sie in sein Netz. Darüber freut es sich und jubelt. Deswegen opfert es auch seinem Garn und räuchert seinem Netz. Denn fette Beute schaffen diese ihm und eine wohlbestellte Tafel. Doch sollte es deshalb sein Garn entleeren, beständig Heidenvölker schonungslos abschlachten dürfen? Des Herren Antwort und des Propheten WeherufeIch will auf meine Warte treten, mich auf meinen Wachtturm stellen, um also spähend zu vernehmen, was er mir sagt, was er auf meine Klage mir zur Antwort gibt. Da gibt der Herr mir dies zur Antwort, und er spricht: »Schreib das Gesicht dir auf und zeichne es in Tafeln ein, daß jeder es geläufig lesen kann! Denn noch geht das Gesicht auf die bestimmte Zeit und spricht vom Ende sonder Trug. Und wenn es zögern sollte, harre sein! Es kommt ja sicherlich und bleibt nicht aus. Wenn schon der Aufgeblasne seine Seele nicht glücklich macht, indessen der Gerechte leben bleibt durch seine Redlichkeit, dann um so minder der Gewaltmensch, dieser Räuber, der Mann voll Übermut, der Ungesittete, der gleich der Hölle seinen Mund aufreißt und wie der Tod so unersättlich ist, der diesem alle Heidenvölker überliefert und alle Nationen zu ihm bringt.« Stimmt da nicht alles über ihn ein Spottlied an und einen rätselhaften Spottgesang auf ihn? Man singt: »Ein Wehe dem, der aufgespeichert, was nicht sein, - wie lange noch? - und der das Pfand so schwer gemacht!« Ja, stehen deine Gläubiger nicht plötzlich auf, erwachen deine Peiniger? Zur Beute fällst du ihnen zu. Weil viele Heidenvölker du ausgeplündert hast, so plündert dich der Völker ganzer Überrest für das vergossene Menschenblut und für die Grausamkeit an Stadt und Land und was darin. Weh dem, der schändlichen Gewinn in seinem Hause häuft, um seinen Sitz sich in der Höhe anzulegen und sich vor Unheilshand zu retten! Du hast gar schmählich für dein Haus gesorgt, so vielen Völkern Untergang bereitet, und so versündigst du dich an dir selbst. Denn jeder Stein schreit aus der Wand, und jeder Balken aus dem Holzwerk stimmt ihm bei: »Weh dem, der eine Stadt mit Blutschuld baut und eine Burg mit Frevel!« Ist solches nicht verhängt vom Herrn der Heerscharen, daß sich fürs Feuer Völker mühen und für ein Nichts Nationen sich ermüden? Die Erde sollte von Einsicht in die Herrschergröße des Herrn erfüllt sein, wie den Meeresboden Wasser decken. Weh dem, der seinen Nachbar trinken läßt! Weh dir, der du dem Trunk dein Gift beimischest, um ihre Blöße anzuschaun. Du sättigst dich an Schmach mehr als an Ruhm. Trink selber nun und taumle hin! Zu dir kommt jetzt der Becher in der rechten Hand des Herrn, und deine Ehre wird bespieen. Des Libanon Verwüstung lastet ja auf dir, und die Gewalttat an den Tieren wird für dich zum Schrecken wegen des vergossenen Menschenblutes und der Grausamkeit an Stadt und Land und allen, die dort wohnen. Was nützt ein Schnitzbild, daß es sein Bildner schnitzte? Ein Gußbild, das nur Lüge lehrt, wenn sich des Künstlers Herz darauf verläßt, derweil er stumme Götzen macht? Weh dem, der zu dem Holze spricht: »Erwache!«, »Wach auf!« zum stummen Stein, daß er Bescheid ihm gäbe! Gefaßt ist er in Gold und Silber nur; in seinem Innern aber ist kein Geist. Dagegen vor dem Herrn in seinem heiligen Tempel, vor ihm sei still die ganze Welt! Des Herrn Zweikampf mit dem Herrscher der WeltEin Gebet Habakuks, des Propheten, ein Klagelied. Die Kunde über Dich vernahm ich zitternd, Herr, Dein Werk verwirkliche, o Herr, in ein paar Jahren! In ein paar Jahren zeig es! Doch gib im Zorne dem Erbarmen Raum! Von Teman her kommt Gott, der Heilige vom Berge Pharan. (Sela.) Den Himmel deckt sein Glanz; die Erde ist erfüllt von seinem Schimmer. Sein Schein ist wie das Sonnenlicht, und seiner Hand entsprühen Strahlen. Alsdann verhüllt sich seine Herrlichkeit. Die Pest zieht vor ihm her, und Fieber folgt ihm auf dem Fuß. Und tritt er auf, zertrümmert er die Erde; mit seinem Blick zersprengt er Heidenvölker. Uralte Berge bersten, alte Hügel sinken hin und alte Wege vor ihm nieder. Ich sehe, wie sich Kuschans Zelte ducken; im Lande Midian erzittern Zeltdecken. Ist gegen Fluten, Herr, Dein Zorn entbrannt, ja, gegen Fluten? Befällt das Meer Dein Grimm? Besteigst Du deine Rosse, Deine Kriegswagen? Und wird Dein Bogen ganz enthüllt? Und füllst Du denn mit Pfeilen Deinen Köcher? (Sela.) Und spaltest Du die Erde über alles Maß? Erbebend schauen Berge Dich, und Wasser läßt der Regen strömen. Erdröhnen läßt die Tiefe ihre Stimme; die Höhe reckt die Hände aus. In ihrer Wohnung bleiben Mond und Sonne. Leuchtend fliegen Deine Pfeile hin; Dein Speer blitzt glänzend auf. So schreitest Du voll Grimm durchs Land; im Zorn zertrittst Du Heidenvölker. Du ziehst zu Hilfe Deinem Volk, zu helfen dem, den Du gesalbt. Du schlägst die Spitze ab im Haus des Frevlers; den Grund entblößest Du bis auf das äußerste. (Sela.) Du schlägst dann seines Fürsten Haupt samt seinen Scharen nieder, die da herbeigestürmt, mich zu zerschmettern, die einen Siegesjubel angestimmt, als ob sie unbeachtet Wehrlose verzehren könnten. Du stampfest seine Rosse in das Meer, in viele Wasser den Tyrannen. Ich höre es; mein Herz erbebt, und bei der Rede zittern meine Lippen. In mein Gebein kommt Schwäche, meine Beine sind gelähmt, weil ich den Drangsalstag erwarte, an dem ein Volk uns überfällt, wenn dann die Feigenbäume keine Frucht mehr tragen und keine Frucht mehr an den Reben ist, des Ölbaums Früchte mangeln und die Gefilde keine Nahrung liefern, die Schafe aus den Hürden schwinden und in den Ställen keine Rinder sind. Und dennoch juble ich im Herrn und jauchze über meinen Rettergott. Der Herr, der Herr, ist meine Kraft. Schnellfüßig macht er mich gleich Rehen. Auf meine Höhen führt er mich, daß ich mein Zitherspiel ertönen lasse. (Auf den Siegesspender mit Zithern.) Strafgericht über JudaDas Wort des Herrn erging an Sophonias, Kusis Sohn und Enkel des Gedalja, Urenkel Amarjas, des Ezechiassohnes, zur Zeit des Judakönigs Josias, des Amossohnes. »Fortraffen will ich alles aus dem Land«, ein Spruch des Herrn. »Fortraffen will ich Vieh und Menschen, fortraffen auch des Himmels Vögel samt den Meeresfischen, die Ärgernisse samt den Himmelsgottheiten, ausrotten aus dem Land die Menschen.« Ein Spruch des Herrn. »Nun will ich gegen Juda meine Hand ausstrecken und gegen die Bewohner von Jerusalem. Aus diesem Orte tilge ich den Baal bis auf seinen Rest, der Götzenpriester Namen samt den Priestern. Auch jene, die das Himmelsheer anbeten auf den Dächern, und jene, die sich zum Herrn bekennen und zugleich zu Milkom. - Die abgefallen sind vom Herrn, die nicht den Herrn gesucht, nicht um den Herrn sich mehr gekümmert.« Jetzt stille vor dem Herrn, dem Herrn! Der Tag des Herrn ist nah, hat doch der Herr ein Schlachtfest hergerichtet und seine Gäste schon bestimmt. Am Tag des Schlachtfestes des Herrn wird es geschehen: »Ich suche heim die Fürsten und die Königssöhne und alle, die ausländische Gewänder tragen. Ich suche heim an jenem Tag auch alle, die über Schwellen hüpfen, die ihres Herren Haus mit Unrecht und mit Trug erfüllen. An jenem Tag«, ein Spruch des Herrn, »erschallt ein lautes Wehgeschrei vom Fischtor her und aus der Neustadt Wehgeheul und von dem Hügel großes Angstgeschrei. Es heulen, die im Mörser wohnen; vernichtet wird das ganze Krämervolk, und ausgerottet werden alle Geldabwäger. Wenn dies zu jener Zeit geschieht, alsdann durchsuche ich Jerusalem mit Leuchten. Dann suche ich die Männer heim, die zäh auf ihren Hefen wurden und bei sich sprachen: "Der Herr tut weder wohl noch weh". Nun werden ihre Schätze ausgeplündert und zertrümmert ihre Häuser. Sie haben Häuser sich gebaut und wohnen nicht mehr drin, Weinberge sich gepflanzt und dürfen ihren Wein nicht trinken.« Der große Tag des Herrn ist nahe, voller Eifer. Laut ruft die Stimme: »Der Tag des Herrn ist bitter.« Ein Tag des Zorns ist jener Tag, ein Tag der Angst und Not, ein Tag des Wetterns und des Stürmens, ein Tag der Dunkelheit und Finsternis, ein Tag der Wolken und der Nacht, ein Tag des Blasens und des Kriegsgeschreis vor festen Städten, hohen Zinnen. »Da ängstige ich die Leute, daß sie Blinden gleichen, wenn sie schreiten, weil sie sich am Herrn versündigt; ihr Blut soll in den Staub verschüttet werden, ihr Eingeweide in den Kot.« Ihr Silber nicht, ihr Gold kann sie nicht retten am Zornestag des Herrn. Vom Feuer seines Zorneseifers wird das ganze Land verschlungen, weil er schnellstens Untergang verhängt jetzt über alle, die dies Land bewohnen. Mahnung zur Umkehr - Strafgericht über heidnische VölkerGeh in dich, Volk! Geh in dich, das du dich nicht schämst! Eh ein Befehl erscheint, der Tag soll kommen, rückhaltlos, bevor noch über euch des Herren Zorngrimm sich ergießt, bevor noch über euch der Zornestag des Herrn erscheint! Alle ihr Niedrigen auf Erden, sucht den Herrn! Ihr, die ihr sein Gesetz erfüllt, befleißt euch der Gerechtigkeit! Befleißigt euch der Demut! Vielleicht, daß ihr am Zornestag des Herrn geborgen werden könnt. Verlassen wird ja Gaza, Askalon verödet. Zur Mittagszeit verheert man Asdod, und Akkaron wird ausgetilgt. Weh euch, die ihr am Meeresufer wohnt, du Kretervolk! Das Wort des Herrn an euch ist das an Kanaan vormals ergangene, Philisterland. »Ich mache dich ganz menschenleer.« Der Strich am Meere wird zu Triften, zu Weideplätzen für die Hirten, zu Hürden für die Schafe. Das Ufer fällt dem Rest des Hauses Juda zu; sie treiben dorthin ihre Herden und lagern in den Häusern Askalons am Abend. Es sucht sie wieder heim der Herr, ihr Gott, und wendet ihre Haft. »Ich habe Moabs Schmähung angehört, der Söhne Ammons Lästerworte; sie schmähten auf mein Volk und brüsteten sich stolz mit ihrer Grenze. Darum, so wahr ich lebe«, ein Spruch des Herrn der Heerscharen, des Gottes Israels, »wie Sodom werde Moab und die Ammonssöhne wie Gomorrha, ein Raum voll Disteln, ein Ort, mit Salz bestreut und eine ewige Wüste! Sie plündert meines Volkes Überrest, und meines Volkes Rest verteilt sie unter sich.« Dies ist ihr Teil für ihren Übermut, den sie am Volk des Herrn der Heerscharen ausgeübt. Furchtbar zeigt ihnen sich der Herr, wenn alle Götter auf der Erde er vernichtet. Dann beten alle Inseln der Heiden, Ort für Ort, ihn an. »Mit ihnen werden die Kuschiten Opfer meines Schwertes sein.« Dann streckt er gegen Norden seine Hand, vertilgt Assyrien, verwandelt Ninive in eine Wüste, in einen öden Platz gleich einer Steppe. Drin lagern sich in Rudeln die Scharen wilder Tiere. Auf ihren Säulenknäufen mächtigen die Igel und Nachteulen. Geheul tönt aus den Fenstern und Gebrüll von ihren Schwellen; denn ausgeplündert ist die Burg. Ist das die stolze Stadt, die gar so sicher wohnte, die bei sich sprach: »Ich bin's und keine andere sonst"? Des Wildes Lagerstätte ist sie jetzt. Wie ist sie doch verwüstet worden! Wer immer sie betrachtet, zischt und schlägt in seine Hände. Das Wehe über Jerusalem - Seine LäuterungWeh der abscheulichen, bedeckten Stadt, der quälerischen, die nie auf eine Warnung hört und keine Zucht annimmt, die nimmer auf den Herrn vertraut, die ihrem Gott sich nicht mehr naht! In ihr sind ihre Fürsten brüllende Löwen und ihre Richter ausgezehrte Wölfe, die nicht auf den Morgen warten. Leichtfertig ihre Seher und des Truges Männer; und Heiliges entweihen ihre Priester, freveln an der Lehre. Als ein Gerechter wohnt der Herr in ihr; er tut nichts Unrechtes. Allmorgendlich setzt er sein Rechtsverfahren an; beim Tagesgrauen läßt er sich nicht missen, und dabei weiß er gar nichts von schmachvollem Unrechttun. »Ich habe Heidenvölker ausgerottet; eingerissen wurden ihre Winkel. Verödet hab ich ihre Gassen, daß niemand sie durchzog, und ihre Städte wurden so zerstört, daß niemand mehr drin wohnte. Da dachte ich, du fürchtetest mich jetzt, du nähmest Zucht an, daß nicht Zerstörung ihren Wohnsitz treffe, nicht alles das, womit ich ihr gedroht. Doch um so eifriger verdarben sie all ihre schlimmen Werke. Doch wartet nur auf mich,« ein Spruch des Herrn, »nur auf den Tag, da ich als Kläger mich erhebe! Mein Recht ist es, die Heidenvölker zu versammeln und Königreiche aufzubieten, um über jene meinen Grimm zu gießen, all meine Zornesgluten. Vom Feuer meines Zorneseifers soll das ganze Land gefressen werden. Alsdann verleih ich wieder meinem Volke reine Lippen, daß sie alle den Namen ihres Herrn anrufen und ihn einmütig verehren. Von jenseits her der Flüsse Äthiopiens, von Indien und Medien und Persien wird man mir Wohlgerüche als Geschenk darbringen. Du wirst an jenem Tag dich aller deiner Taten schämen, durch die du dich an mir vergangen; denn dann entferne ich die frechen Sünder aus deiner Mitte. Du bist dann nicht mehr voller Übermut auf meinem heiligen Berg. In deiner Mitte laß ich dann ein Volk noch übrig, demütig und gering. Sie nehmen zu des Herren Namen ihre Zuflucht. Wer übrigbleibt von Israel, der tut kein Unrecht mehr und spricht nicht Lügen. Kein trügerisches Wort ist mehr in ihrem Mund; sie können weiden und sich lagern und niemand schreckt sie auf.« Frohlocke, Sionstochter! Israel, nun jauchze auf! Sei froh! Aus ganzem Herzen juble,Tochter du Jerusalem! Der Herr entfernte deine Richter; verschwinden ließ er deinen Feind. Der Herr ist wieder König über Israel in dir; dir widerfährt nichts Schlimmes mehr. An jenem Tage spricht man zu Jerusalem: »Fürchte dich nicht! Laß deine Hände, Sion, nimmer sinken! In deiner Mitte ist der Herr, dein Gott, der Held, der hilft. Er freut sich deiner wonnevoll, umfaßt mit Liebe dich, frohlockend, und jauchzt und jubelt über dich. Die Possen an dem Feste lasse ich bei dir verschwinden; sie waren eine schimpfliche Zugabe. Zu jener Zeit vernichte ich deine Bedränger alle. Dagegen rette ich das Lahme, sammle das Versprengte und bringe sie zu Ruhm und Ehre in allen Landen ihrer Schmach. In jener Zeit, da bringe ich euch heim. Die Zeit erscheint, da ich euch sammle. Ich bringe euch zu Ruhm und Ehre bei allen Erdenvölkern, wenn ich vor euren eigenen Augen wende eure Haft.« So spricht der Herr. Aufforderung zum TempelbauIm zweiten Jahr des Königs Darius, im sechsten Monat am ersten Monatstag, erging das Wort des Herrn durch den Propheten Aggäus an den Statthalter von Juda, Zorobabel, Salatiels Sohn, sowie an den Hohenpriester Josue, Josadaks Sohn, also lautend: So spricht der Herr der Heerscharen: »Die Leute sagen, die Zeit sei noch nicht da, das Haus des Herrn zu bauen.« Darauf erging das Wort des Herrn durch den Propheten Aggäus, also lautend: »Ist es denn Zeit für euch, in euren Häusern, den getäfelten, zu ruhn, obgleich dies Haus in Trümmern liegt? Nun überlegt einmal«, so spricht der Herr der Heerscharen, »wie's euch bisher ergangen ist! Ihr sät viel aus; doch wenig erntet ihr. Ihr esset, werdet aber nimmer satt; ihr trinket, werdet nimmer froh. Ihr ziehet Kleider an und werdet nimmer warm, und wer um Lohn arbeitet, tut ihn in einen löcherigen Beutel.« So spricht der Herr der Heerscharen: »Überlegt doch, wie es euch bisher erging! Dann steiget auf die Berge! Herbei mit Holz und baut das Haus! Dies wird mich freuen und mich ehren.« So spricht der Herr. »Ihr machtet Platz für viel und seht: Es ward nur weniger. Und was ihr eingeheimst, das blies ich weg. Weshalb?« Ein Spruch des Herrn der Heerscharen. »Um meines Hauses willen, das in Trümmern liegt, und jeder unter euch ist nur geschäftig für sein Haus. Deshalb hält über euch der Himmel seinen Tau zurück, und den Ertrag versagt die Erde. Und ich rief Dürre über Land und Berge und über Korn und Most und Öl herbei und über alles, was der Boden trägt, und über Mensch und Vieh und aller Hände Arbeit.« Da hörten Zorobabel, Salatiels Sohn, und Josue, der Sohn des Josadak, der Hohepriester, sowie der ganze Rest des Volkes auf die Stimme ihres Herrn und Gottes, das heißt auf des Aggäus, des Propheten, Worte, sobald der Herr, ihr Gott, ihn abgesandt. Furcht vor dem Herrn befiel das Volk. Da sprach Aggäus, des Herren Bote, gemäß des Herren Botschaft zu dem Volk: »Ich werde mit euch sein.« Ein Spruch des Herrn. Und da erweckte Gott den Geist Zorobabels, des Sohns Salatiels, des Statthalters von Juda, sowie den Geist des Hohenpriesters Josue, des Sohnes Josadaks, und den des ganzen Volksrestes. Und so begannen sie die Arbeit an dem Haus des Herrn der Heerscharen und ihres Gottes, am vierundzwanzigsten des sechsten Monats, im zweiten Jahr des Königs Darius. Des neuen Tempels HerrlichkeitAm einundzwanzigsten Tag des siebenten Monats erging das Wort des Herrn durch den Propheten Aggäus, also lautend: »Zum Sohn Salatiels, Zorobabel, dem Statthalter von Juda, sowie zum Hohenpriester Josue, dem Sohne Josadaks, und zu des Volkes Rest sprich also: "Wer ist von euch noch übrig, der dies Haus geschaut in seiner ersten Herrlichkeit ? Wie aber seht ihr's jetzt? Ist's nicht wie nichts in euren Augen ? Und doch, faß Mut, Zorobabel!" Ein Spruch des Herrn. "Faß Mut, du Josue, Sohn des Josadak und Hoherpriester! Faß Mut, gesamtes Volk des Landes!" Ein Spruch des Herrn. "Und haltet doch - ich will ja mit euch sein", ein Spruch des Herrn der Heerscharen - "den Bund, den ich bei eurem Auszug aus Ägypten mit euch geschlossen habe! Dann bleibt mein Geist in eurer Mitte, und ihr braucht keine Furcht zu haben!"« »Denn also spricht der Herr der Heerscharen: "Noch einmal eine kleine Weile noch, erschüttre ich den Himmel und die Erde, das Meer sowie das trockene Land. Und ich erschüttre alle Heidenvölker, und aller Heiden Schätze kommen her, und so erfülle ich dies Haus mit Herrlichkeit.« So spricht der Herr der Heerscharen. "Mein ist das Silber, mein das Gold.« Ein Spruch des Herrn der Heerscharen. "Und dieses Hauses künftige Pracht wird größer als die des früheren.« So spricht der Herr der Heerscharen. "An diesem Orte will ich Heil verleihen.« Ein Spruch des Herrn der Heerscharen.« Am vierundzwanzigsten des neunten Monats, im zweiten Jahre des Darius, erging das Wort des Herrn durch den Propheten Aggäus also: »So spricht der Herr der Heerscharen: "Die Priester bitte um Belehrung über dies: Trägt jemand heilig Fleisch in seines Kleides Bausch, und er berührt mit seinem Bausche Brot, Gekochtes oder Wein und Öl und sonst etwas Genieß bares, wird dies dadurch geweiht?"« Die Priester gaben drauf zur Antwort: »Nein!« Da sprach Aggäus: »Berührte aber jene Dinge jemand, der unrein ist durch eine Leiche, so würden sie wohl unrein werden?« Die Priester gaben drauf zur Antwort: »Ja!« Da fuhr Aggäus fort und sprach: »So ist in meinen Augen dieses Volk, so diese Nation beschaffen«, ein Spruch des Herrn, »und so auch alle Arbeit ihrer Hände, wohin sie treten, wird es unrein. Nun denkt vom heutigen Tag in die Vergangenheit zurück, bevor man Stein auf Stein am Heiligtum des Herrn gelegt! Eh dies geschehen war, wenn einer kam zu einem Haufen Gerste, gut zu zwanzig Maß geschätzt, so waren's nur noch zehn. Wenn einer hin zur Kelter kam, um fünfzig Maß zu schöpfen, so waren's nur noch zwanzig. Mit Kornbrand schlug ich euch und mit Vergilbung, mit Hagel alles, was ihr angebaut. Doch wolltet ihr von mir nichts wissen.« Ein Spruch des Herrn. »Nun aber richtet euer Augenmerk von diesem Tag an vorwärts hin, vom vierundzwanzigsten des neunten Monats! Vom Tag an, da man an dem Heiligtum des Herrn den Grundstein legte, gebt acht, ob noch die Saatfrucht in den Speichern schwindet und ob der Weinstock und der Feigenbaum, Granat- und Ölbaum noch nicht tragen! Von diesem Tag an spendete ich Segen.« Zum zweitenmal erging das Wort des Herrn am vierundzwanzigsten desselben Monats an Aggäus, also lautend: »Zum Statthalter von Juda, zu Zorobabel sprich also: Ich werde jetzt den Himmel und die Erde tief erschüttern. Die Königsthrone stürz ich um. Die Rosse samt den Reitern sinken hin, ein jeder durch des andern Schwert. An jenem Tag«, ein Spruch des Herrn der Heerscharen, »da nehm ich dich, Zorobabel, Salatiels Sohn, zu meinem Diener«, ein Spruch des Herrn, »und hüte dich wie einen Siegelring. Dich habe ich erkoren.« Ein Spruch des Herrn der Heerscharen. Acht Nachtgesichte - Erstes GesichtAm achten Neumonde, im zweiten Jahre des Darius, erging das Wort des Herrn an den Propheten Zacharias, des Barachias Sohn und Iddos Enkel, also lautend: »Gar schwer hat über eure Väter sich der Herr erzürnt. Zu ihnen sprich: So spricht der Herr der Heerscharen: "Zu mir kehrt euch", ein Spruch des Herrn der Heerscharen, "dann kehr' auch ich mich zu euch.« So spricht der Herr der Heerscharen. "Seid nicht wie eure Väter, denen einst die früheren Propheten zugerufen: »So spricht der Herr der Heerscharen: Bekehret euch von euren schlimmen Wegen, euren bösen Taten!« Sie aber hörten nicht und hatten keine Acht auf mich.« Ein Spruch des Herrn. "Wo sind nun eure Väter? Wo die Propheten? Leben diese ewig? Doch meine Worte und Beschlüsse, die ich einst meinen Dienern, den Propheten, aufgetragen, haben sie nicht eure Väter in der Tat getroffen? Ja, kämen sie zurück, sie sprächen: »So, wie der Herr der Heerscharen nach unserm Wandel, unsere Taten uns zu tun beschlossen hatte, so hat er wirklich auch an uns getan.«"« Am vierundzwanzigsten des elften Monats, das ist im Monat Schebat, im zweiten Jahre des Darius, erging das Wort des Herrn an Zacharias, Barachias' Sohn und Iddos Enkel, den Propheten: Mir wurde ein Gesicht in letzter Nacht zuteil: Auf einem roten Rosse saß ein Mann. Er hielt mit einem Heer von Tausenden Berittener, und hinter ihm gab's dunkle, rote, weiße Reiter. »Mein Herr«, sprach ich, »was sollen diese?« Und mir erwiderte der Engel, der mit mir zu reden pflegte: »Ich will dir zeigen, was sie sollen.« Und dann begann der Mann, der mit dem Heer der Tausende dastand, zu sprechen: »Dies sind die Leute, die der Herr gesandt, die Erde zu durchstreifen.« Da meldeten sie sich bei dem Herrenengel, der mit dem Heer der Tausende dastand, und sprachen: »Durchzogen haben wir die Erde; die ganze Erde liegt in Ruh und Frieden.« Da hob des Herren Engel an und sprach: »Du Herr der Heerscharen! Wie lang willst Du denn Dich nicht Jerusalems erbarmen, nicht der Städte Judas, denen du schon siebzig Jahre zürnst ?« Da gab der Herr dem Engel, der Mir liebe Worte zugesprochen, Worte voller Trost zu hören. Dann sprach zu mir der Engel, der mit mir redete: »So predige und sprich! So spricht der Herr der Heerscharen: "Für Jerusalem und Sion glühe ich vor übergroßem Liebeseifer. Dagegen zürne ich den satten Heidenvölkern sehr, denn während ich ein wenig nur gezürnt, da halfen sie das Übel noch vergrößern.« Deshalb spricht so der Herr: "Ich wende mich Jerusalem in Gnade wieder zu; errichtet wird darin mein Haus", ein Spruch des Herrn der Heerscharen, "und angelegt die Meßschnur an Jerusalem.« Noch einmal predige: So spricht der Herr der Heerscharen: "Von Segen sollen meine Städte überfließen!" Der Herr wird Sion wieder trösten, Jerusalem sich wiederum erwählen.« Zweites GesichtIch schlug aufs neue meine Augen auf und schaute; da zeigten sich der Hörner vier. Da fragte ich den Engel, der mit mir redete: »Was sollen diese?« Er sprach zu mir: »Dies sind die Hörner, die Israel und Juda und Jerusalem zu Boden stießen.« Alsdann ließ mich der Herr vier Schmiede sehen. Ich sprach: »Was wollen diese tun?« Er sprach zu mir: »Dies sind die Hörner, die zu Boden Juda stießen, daß keiner mehr sein Haupt erheben mochte; da kommen jene, diese zu entfernen, der Heidenvölker Hörner hinzuwerfen, die gegen Judaland das Horn erhoben, es auf den Boden hinzustoßen.« Drittes GesichtAufs neue schlug ich meine Augen auf und schaute, da war ein Mann mit einer Meßschnur in der Hand. »Wohin«, frug ich, »willst du ?« Er sprach zu mir: »Jerusalem zu messen und zu sehn, wie breit und lang es wird.« Nun ging der Engel vorwärts, der mit mir redete; da kam ein andrer Engel ihm entgegen. Er sprach zu ihm: »Lauf! Sag dem jungen Mann: "Jerusalem bleibt ohne Mauern jetzt, der Menge all der Menschen und des Viehes wegen.« "Ich selber diene ihm", ein Spruch des Herrn, "ringsum als Feuermauer, selber ihm zum Glanz.« "Auf! Auf! Flieht aus des Nordens Land!" Ein Spruch des Herrn. "Ich streute euch nach allen den vier Himmelswinden.« Ein Spruch des Herrn. "Auf! Rette dich nach Sion du, die du bei Babels Tochter weilst!" Denn also spricht der Herr der Heerscharen, der mich gesandt, nachdem er seinen Sinn geändert, von jenen Völkern, die euch ausgeplündert: "Wer euch anrührt, der rührt an seines Auges Apfel. Ich schwinge gegen jene meine Hand; sie sollen eine Beute ihrer Sklaven werden.« Da seht ihr ein, daß mich der Herr gesandt. "Du, Tochter Sions, juble und frohlocke! Ich komme, und ich wohne ja in deiner Mitte.« Ein Spruch des Herrn.« Dann schließen sich an jenem Tage viele Völker an den Herrn. »Sie werden mir zum Volke sein. Ich wohne dann in deiner Mitte.« Dann siehst du ein: Der Herr der Heerscharen hat mich zu dir gesandt. So nimmt der Herr sich Juda wiederum zu eigen im heiligen Land, und er erwählt sich wiederum Jerusalem. Vorm Herrn sei alle Welt jetzt still! Er ist in seiner heiligen Wohnung aufgewacht. Viertes GesichtEr ließ mich Josue, den Hohenpriester, sehen, wie dieser vor des Herren Engel stand und wie der Satan sich an seine Rechte stellte, ihn anzuklagen. Da sprach des Herren Engel so zu Satan: »Der Herr bedrohe dich, du Satan! Der Herr bedrohe dich, er, der Jerusalem sich wieder auserwählt Ist dieser nicht ein Scheit, dem Brand entrissen?« Und Josue war angetan mit Kleidern voller Schmutz; so stand er vor dem Engel da. Da hob er an und sprach zu denen, die vor ihm standen: »Zieht ihm die schmutzbedeckten Kleideraus!« Dann sagte er zu ihm: »Ich nehme dir die Schuld hinweg und hülle dich in Festgewänder.« Dann sprach er noch: »Man setze seinem Haupte einen reinen Bund auf!« Da setzten sie ihm einen reinen Kopfbund auf und hüllten ihn in andre Kleider; dann setzte ihn des Herren Engel wieder ein. Des Herren Engel gab dabei dem Josue ein feierlich Versprechen. So spricht der Herr der Heerscharen: »Wenn du auf meinen Wegen gehst und meine Ordnungen befolgst, dann darfst du der Verwalter meines Hauses sein und über meine Vorhöfe die Aufsicht führen; dann laß ich dich zu denen gehen, die hier stehen. Vernimm es, Hoherpriester Josue: Du und auch deine Freunde, die ihre Sitze vor dir haben, ihr selber seid ein Vorzeichen, daß ich herführe meinen Knecht, den Sproß. Und auf dem Steine, den ich Josue aufgelegt, auf diesem e i n e m Stein sind sieben Felder; ich lasse eine Inschrift drauf eingraben:« Ein Spruch des Herrn der Heerscharen. »An einem Tag vergebe ich dem Lande seine Schuld. An jenem Tag«, ein Spruch des Herrn der Heerscharen, »da ladet ihr einander unter Feigenbaum und Weinstock ein.« Fünftes GesichtDa weckte mich der Engel wieder, der mit mir redete, wie einen, den man aus dem Schlafe weckt. Er sprach zu mir: »Was schaust du?« »Ich sehe«, sprach ich, »einen Leuchter, ganz von Gold, mit seinem Ölbehälter drauf, und seiner Lampen sind es sieben. Die sieben Lampen haben sieben Röhrchen. die zur Spitze laufen. Zwei Ölbäume sind neben ihm, der eine rechts, der andre links vom Ölbehälter.« Da hob ich an und sprach zum Engel, der mit mir redete: »Mein Herr, was sollen diese?« Da hob der Engel an, der mit mir redete, und sprach zu mir: »Weißt du das nicht, was sie bedeuten?« - »Nein, Herr!« sprach ich. Da hob er an und sprach zu mir: »Dies ist das Wort des Herren an Zorobabel: "Nicht durch Gewalt und nicht durch Tüchtigkeit! Nein! Nur durch meinen Geist allein!" So spricht der Herr der Heerscharen. Was bist du, großer Berg? Sink nieder vor Zorobabel zur Ebene! Wenn er den Schlußstein herholt, erschallt der Freudenruf: "Heil ihm, Heil ihm!"« Und noch erging das Wort des Herrn an mich: »Den Grund zu diesem Hause legten die Hände des Zorobabel; sie werden's auch vollenden. - Dann siehst du ein: Der Herr der Heerscharen hat mich zu euch gesandt. Wer vormals auf den kleinen Anfang mit Verachtung sah, der ist voll Freude, wenn er in der Hand Zorobabels den Sonderstein erblickt. - Die sieben sind des Herren Augen, die auf die ganze Erde schauen.« Da hob ich an und fragte ihn, was jene beiden Ölbäume bedeuten, rechts und links vom Leuchter. Zum zweiten Male hob ich an und sprach zu ihm: »Was sollen diese beiden jungen Ölbäume, die neben jenen goldnen Röhren sind, die goldnes Öl durchfließen lassen?« Er sprach zu mir: »Weißt du denn nicht, was sie bedeuten ?« - »Nein, Herr!« sprach ich. Er sprach: »Sie deuten zwei Gesalbte an, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehn.« Sechstes und siebtes GesichtIch schlug aufs neue meine Augen auf und schaute; da sah ich eine Rolle fliegen. Er fragte mich: »Was siehst du da?« Ich sprach:"Ich sehe eine Rolle fliegen, zwanzig Ellen lang, zehn Ellen breit.« Er sprach zu mir: »Das ist der Fluch, der übers ganze Land ergeht. Wer stiehlt, der wird dafür bestraft. Wer einen Meineid schwört, wird ebenfalls dafür bestraft.« »Sprech' ich ihn aus«, ein Spruch des Herrn der Heerscharen, »so dringt er in des Diebes Haus und in das Haus des Mannes, der falsch bei meinem Namen schwört, und setzt sich mitten in dem Hause fest, bis er sein Holz und sein Gestein zermalmt hat.« Der Engel ging voraus, der mit mir redete, und sprach zu mir: »Heb deine Augen auf und schau! Was ist's, was da zum Vorschein kommt?« Ich sprach: »Was ist es wohl?« Er sagte: »Eine Tonne ist's, was da zum Vorschein kommt,« und sagte weiter: »Das ist im ganzen Lande ihre Missetat.« Da ward ein Deckel, bleiern, abgehoben, und mitten in der Tonne saß ein Weib. Er sprach: »Das ist die Schlechtigkeit« und stieß sie wieder in die Tonne und warf den bleiernen Deckel auf die Öffnung. Da schlug ich meine Augen wieder auf und schaute. Zwei Weiber wurden sichtbar, mit Wind in ihren Flügeln. Sie hatten nämlich gleich den Störchen Flügel; sie trugen zwischen Erd und Himmel die Tonne fort. Ich sprach zum Engel, der mit mir redete: »Wohin verbringen sie die Tonne ?« Er sprach zu mir: »Ihr baut man in dem Lande Sinear ein Haus. Ist's fertig, wird sie dort auf ihr Gestell gesetzt.« Achtes Gesicht, Verheißung des MessiasIch schlug aufs neue meine Augen auf und schaute; da zeigten sich vier Wagen zwischen den zwei Bergen; die Berge aber waren ehern. Am ersten Wagen waren rote Rosse, am zweiten schwarze, am dritten weiße, am vierten stark gescheckte Rosse. Da hob ich an und sprach zum Engel, der mit mir redete: »Mein Herr, was sollen diese da?« Da hob der Engel an und sprach zu mir: »Die ziehn hinaus nach den vier Himmelsrichtungen; sie holten sich zuvor beim Herrn der ganzen Welt Befehle. Der mit den schwarzen Rossen fährt zum Nordland hin; die weißen fahren nach dem Westen, die gescheckten in des Südens Land. Und auch die roten wollten fahren, und sie versuchten auszufahren, um auf der Erde hin- und herzustreifen. Da sprach er: "Auf! Durchzieht die Erde!" Und nun durchzogen sie die Erde. Er aber rief mir zu und sprach zu mir: "Die nach dem Nordland fahren, bringen in des Nordens Land den Geist des Herrn."« Das Wort des Herrn erging an mich: »Laß doch von den Verbannten dir, von Heldaj, von Tobia und Jedaja Gaben geben! Du selber geh! Am selben Tag noch geh in des Josias, des Sephanjasohnes, Wohnung, der eben angekommen ist aus Babel! Hol Gold und Silber! Laß eine Krone daraus fertigen! Und setze Josue, dem Sohn des Josadak, dem Hohenpriester, sie aufs Haupt und sprich zu ihm: So spricht der Herr der Heerscharen: "Jetzt kommt ein Mann, der Sprosse heißt; aus seiner Tiefe nämlich sproßt er auf. Er baut das Heiligtum des Herren wieder auf. Des Herren Heiligtum baut dieser und verlangt so selber königliche Würde. Er läßt sich auf dem Throne nieder und regiert. An seinem Throne steht ein Priester, und zwischen beiden herrscht ein friedlich Einvernehmen.« Die Krone aber ist ein Zeichen der Erinnerung an Heldaj und Tobia und Jedaja und an die Freundlichkeit des Sohnes des Sephanja; sie bleibt im Heiligtum des Herrn. Dann kommen weit Entfernte und helfen an dem Heiligtum des Herren bauen. Da werdet ihr erkennen: Mich hat der Herr der Heerscharen zu euch gesandt. Und jenes wird geschehn, wenn ihr getreulich hört auf eures Herrn und Gottes Stimme.« Des Herrn Bescheid auf des Volkes AnfrageIm vierten Jahre des Königs Darius erging das Wort des Herrn an Zacharias, am vierten Tag des neunten Monds, im Kislev. Man hatte nämlich in das Gotteshaus Sarezer abgesandt, den königlichen Aufseher, und seine Leute, den Herren zu begütigen und dann die Priester im Haus des Herrn der Heerscharen und die Propheten zu befragen: »Soll ich im fünften Monat weiter weinen, Enthaltsamkeit noch weiter üben, wie ich getan schon viele Jahre?« Damit erging an mich das Wort des Herrn der Heerscharen: »Zum ganzen Landvolk sprich und zu den Priestern: "Wenn ihr gefastet und geklagt im fünften und im siebten Mond, und zwar schon siebzig Jahre lang, habt ihr gefastet mir zu Nutzen? Ja, wenn ihr esset, trinket, seid nicht dann ihr die Essenden und ihr die Trinkenden?"« Hat nicht das gleiche schon der Herr verkünden lassen durch die früheren Propheten, einst, als Jerusalem noch stand und es ihm wohl erging mit seinen Städten ringsumher und noch bewohnt der Süden und die Niederung gewesen? Das Wort des Herrn erging an Zacharias weiter. So sprach der Herr der Heerscharen: »Gerechte Richtersprüche fällt! Ein jeder zeige seinem Bruder Liebe und Erbarmen! Bedränget Witwen nicht und nicht Verwaiste, nicht Fremdlinge, nicht Arme! Und keiner sinne Böses gegen seinen Bruder!« Sie aber weigerten sich, aufzumerken, und machten ihre Nacken widerspenstig, verhärteten dazu die Ohren, daß sie nimmer hörten. Zu einem Diamanten machten sie ihr Herz. Sie hörten nicht auf das Gesetz und auf die Worte, die der Herr der Heerscharen durch seinen Geist einst durch die früheren Propheten ausgesprochen. Darob erhob sich großer Zorn vom Herrn der Heerscharen. Und es geschah: Wie er gerufen, sie jedoch nicht hören wollten, da sprach der Herr der Heerscharen: »So mögen sie nur rufen: Doch ich höre nicht. Zerstreun will ich sie unter alle Heidenvölker, die sie nicht kennen. Nach ihrem Abzug soll das Land so öde werden, daß niemand es zum Hin- und Herweg mehr benützt.« So machten sie ein herrlich Land zur Wüste. Der kommenden Tage GlückUnd es erging das Wort des Herrn: So sprach der Herr der Heerscharen: »Ich habe Sion lieb mit großer, eifersüchtiger Liebe; ich liebe es mit großer Wärme.« So sprach der Herr der Heerscharen: »Nach Sion kehr ich wieder heim und wohne mitten in Jerusalem. Jerusalem heißt "Treue Stadt", der Berg des Herrn der Heerscharen heißt "Heiliger Berg".« So sprach der Herr der Heerscharen: »Im Greisenalter sitzen künftighin auf allen Plätzen von Jerusalem die Männer und die Weiber, ein jedes um der Last der Jahre willen mit dem Stabe in der Hand. Die Plätze in der Stadt sind angefüllt mit Knaben und mit Mädchen, die auf den Plätzen spielen.« So sprach der Herr der Heerscharen: »Dies dünkt dem Reste dieses Volks in diesen Tagen ganz unmöglich. Sollt es auch mir unmöglich dünken?« Ein Spruch des Herrn der Heerscharen. So sprach der Herr der Heerscharen: »Ich helfe meinem Volk heraus aus Ost- und Westlanden und bringe sie auch heim, daß sie, Jerusalem bewohnend, mir zum Volke seien. Und ich bin ihnen Gott in Treue und Gerechtigkeit.« So sprach, der Herr der Heerscharen: »Regt rüstig eure Hände, die ihr in diesen Tagen jene Worte hört aus der Propheten Mund, die von dem Tage reden, da das Haus des Herrn der Heerscharen, der Tempel, zum Wiederaufbau hergestellt sein wird! Vor jenen Tagen gab es keinen Lohn für irgend jemanden und keinen Lohn fürs Vieh. Wer aus- und einzog, war vorm Feind nicht sicher; ich hetzte alle Leute durcheinander. Jetzt aber stehe ich ganz anders als in frühern Zeiten zu des Volkes Rest.« Ein Spruch des Herrn der Heerscharen. »Des Friedens Frucht wird sein: Es trägt der Weinstock seine Frucht; die Erde liefert ihre Ernte, der Himmel seinen Tau. Dies alles gebe ich dem Reste dieses Volks zu eigen. Und so wie ihr, du Haus von Juda und von Israel, den Heiden einst zum Fluch gedient, so helfe ich auch euch, daß ihr zum Segensbeispiel werdet. Habt keine Furcht! Regt rüstig eure Hände!« Denn also spricht der Herr der Heerscharen: »Wie ich beschließen mußte, Übles euch zu tun, weil eure Väter mich erzürnten«, so spricht der Herr der Heerscharen, »und ich mich's nicht gereuen ließ, so faßte ich in diesen Tagen wieder den Beschluß, dem Haus Jerusalem und Juda Gutes zu erweisen. Habt also keine Furcht! Nur müßt ihr dieses tun! Aufrichtig rede jeder mit dem andern! Und richtet ehrlich nach Gerechtigkeit! Und gleicht euch gütlich aus in euren Toren! Nichts Böses sinne einer wider seinen Bruder! Nicht liebet lügenhaftes Schwören! Denn all dies ist mir grundverhaßt.« Ein Spruch des Herrn. Und dann erging das Wort des Herrn an mich. So spricht der Herr der Heerscharen: »Die Fasttage im vierten, fünften, siebten, zehnten Mond, die sollen jetzt dem Judahaus zur Freude und zum Jubel werden, zu frohen Festgezeiten! Doch liebt die Wahrheit und den Frieden!« So spricht der Herr der Heerscharen: »Noch kommen Völker und die Bewohner großer Städte. Der einen Stadt Bewohner ziehen hin zur anderen und rufen: "Laßt uns zusammen gehen, vor dem Herrn die Andacht zu verrichten und dann den Herrn der Heerscharen zu fragen. Auch ich wallfahre hin.« So kommen große Nationen, viele Heidenvölker, und fragen zu Jerusalem den Herrn der Heerscharen und sie verrichten ihre Andacht vor dem Herrn.« So Spricht der Herr der Heerscharen: »In jenen Tagen hängen sich zehn Männer aus allen Heidensprachen an eines Juden Kleiderzipfel mit den Worten: "Wir wollen mit euch ziehn; wir hören: Gott ist jetzt mit euch."« Der Feinde NiederlageWeissagung, des Herren Wort über Hadrachland und seine Residenz Damaskus. Das Eigentum des Herrn wird Arams Auge, wie alle Stämme Israels. Auch Hamat, das angrenzt, mitsamt dem einen Sidon, weil es mit ihm verbündet ist. Und baute Tyrus sich auch eine Feste und häufte Silber auf wie Staub und Gold wie Gassenkot, so nimmt der Herr es dennoch ein und wirft sein Bollwerk in das Meer. Es selber wird vom Feuer aufgezehrt. Dann sieht dies Askalon und fürchtet sich, und Gaza bebt im Innersten, auch Akkaron; denn seine Hoffnung ward zuschanden. Fort muß der Rat aus Gaza, und Askalon bleibt unbewohnt. In Asdod siedeln Mischlinge. »Ich rotte aus den Adel aus Philisterland. Ich reiße ihm aus seinem Maul sein blutig Fleisch, aus seinen Zähnen seinen Greuelfraß.« Wer dann noch übrigbleibt, wird unserm Gott gehören. Er wird geachtet wie ein Fürst aus Juda; der Mann aus Akkaron ist wie ein Jebusiter. »Ich laß bei meinem Hause einen Posten lagern, daß niemand kommt und geht; kein Zwingherr darf es weiter überfallen. Ich habe jetzt sein Elend angesehen.« Du Sionstochter, juble laut! / Frohlocke, Tochter du Jerusalem! / Dein König kommt zu dir, / gerecht und sieghaft, / sanftmütig und auf einem Esel reitend, / dem Füllen einer Eselin. »Kriegswagen lasse ich aus Ephraim verschwinden, Streitrosse aus Jerusalem; Kriegsbogen werden fortgeschafft.« Denn Frieden wird den Heiden er gebieten; von einem Meer zum andern wird er herrschen, vom Strom bis zu der Erde Enden. »Ja, wegen deines Bundesbluts befreie ich auch die Gefangnen aus der wasserleeren Grube. Zurück zur festen Burg, die ihr in Fesseln Hoffnung hegtet! Ich kündige es heute an: Ich will dir Doppeltes ersetzen; denn als gespannten Bogen brauche ich jetzt Juda, als gefüllten Köcher Ephraim. Aufbieten will ich, Sion, deine Söhne zu dem Kampfe mit den Griechensöhnen, und will mich deiner jetzt bedienen als eines Kriegerschwertes.« Der Herr kommt über sie, und gleich dem Blitze fährt sein Pfeil dahin. Der Herr, der Herr, stößt in das Lärmhorn jetzt und schreitet in des Südlands Stürmen her. Der Herr der Heerscharen wird sie mit Schmach bedecken, Schleudersteine werden sie aufreiben und damiederwerfen. Daliegen sie gleichwie vom Wein betrunken und seufzen auf das schrecklichste. Sie stöhnen auf vor Wut. An jenem Tag leistet ihnen Hilfe nur der Herr, ihr Gott, wie einer Herde seinem Volk. In seinem Lande wachsen fromme Kinder. Wie groß ist seine Huld und Güte! Getreide läßt er scheffelweise wachsen, eimerweise Wein. Israels VerherrlichungFleht an den Herrn um Regen in der Frühlingszeit, den Herrn, der Blitzesstrahlen schaffen kann! Ein reicher Regen bringt für Mensch und alles andere im Felde Kräuter. Die Teraphim vertrösten nur mit leeren Worten. Wahrsager haben trügende Gesichte, erzählen falsche Träume und spenden windigen Trost. Deswegen schweifen sie den Schafen gleich umher und gehen ohne Hirten in die Irre. »Den Hirten lodert meine Zornesglut entgegen; Ich such die Böcke heim.« - Jetzt aber sucht der Herr der Heerscharen selbst seine Herde heim, das Judahaus, und er bedient sich seiner im Kampf als seines edlen Rosses. Ihm entstammen die Obersten der Anführer, ihm auch die Unterführer, ihm die Bogenschützen für den Kampf. Aus ihm gehn lauter Angriffslustige hervor. Sie werden Helden dann im Krieg bis in den Kot der Gasse niederstampfen, und sie bestehen Kämpfe, weil der Herr mit ihnen ist; zuschanden machen sie die Rossereiter. »Ich mache stark das Judahaus und helfe auf dem Josephshaus und nehme wiederum sie auf. Ich liebe sie. Sie werden sein, als hätte ich sie nie verstoßen. Ich selbst, der Herr, bin ja ihr Gott, und ich erfülle ihre Wünsche.« Wie Helden sind dann die von Ephraim; ihr Herz wird frohen Mutes, wie von Wein. Und ihre Söhne schauen dies mit Herzensfreude und im Herrn frohlockend. »Ich pfeife sie herbei und sammle sie; ich habe sie erlöst. Sie sollen zahlreich werden, wie sie einst waren. Ich habe unter Völker sie zerstreut; in fernen Landen aber denken sie an mich. Sie kehren mit den Kindern lebend heim. Ich bringe sie aus dem Ägypterland zurück und sammle aus Assyrien sie. Ich fahre sie ins Land von Gilead und an den Libanon. Das aber reicht für sie nicht hin.« Dann schreitet er durch ein gefährlich Meer und schlägt im Meer die Wellen nieder. Vertrocknen werden alle Nilestiefen; das stolze Assur wird gestürzt; Ägyptens Zepter schwindet. »Ich lasse sie an Zahl anwachsen. Sie triumphieren in dem Herrn und seinem Namen.« Ein Spruch des Herrn. Feindlicher Einfall - Der nichtsnutzige HirteSchließ deine Pforten auf, o Libanon, daß Feuer deine Zedern fresse! Zypresse heule! Die Zeder ist gefallen; die starken Fichten sind vernichtet. Ihr Basanseichen weint! Gefallen ist der Wald, der undurchdringliche. Horch! Hirten jammern; ihre Herde ist vernichtet. Horch! Junge Löwen brüllen; des Jordans Pracht dahin! So sprach der Herr, mein Gott: »Schlachtschafe weide, deren Käufer sie bedenkenlos abschlachten, von denen ihr Verkäufer spricht: "Gepriesen sei der Herr! Ich bin jetzt überreich", und deren Züchter sie nicht schonen. Ich habe selber keine Nachsicht mehr mit den Bewohnern dieses Landes«, ein Spruch des Herrn, »ich gebe jeden preis, den einen in des anderen Gewalt, dazu in seines Königs Hand. So richten sie dies Land zugrunde: Aus ihrer Hand befrei ich keinen.« So weidete ich diese Schlachtschafe für Schafhändler. Zwei Stäbe nahm ich mir dazu. Den einen hieß ich »Huld«, den anderen »Verbindung« und weidete die Schafe. Doch da bemerkte ich, daß sie noch mager blieben. Da ward ich ihrer überdrüssig; auch sie bekamen Widerwillen gegen mich. Da sagte ich: »Ich mag euch nicht mehr weiden. Was sterben will, das sterbe, und was zugrunde gehen will, das geh zugrunde. Was dann noch übrig, möge gegenseitig sich auffressen. Dann nahm ich meinen Stab »die Huld« und brach ihn ganz und gar in Stücke, um aufzuheben den Vertrag, den ich mit all den Leuten abgeschlossen. Er ward an jenem Tage aufgehoben. Da konnten diese Schafhändler erkennen, wenn sie nur auf mich achteten, daß es ein Herrenwort gewesen.« Ich sprach zu ihnen: »Beliebt es euch, so gebt mir meinen Lohn! Wenn nicht, dann lasset es!« Sie wogen dreißig Silberlinge mir zum Lohne dar. Da sprach der Herr zu mir: »Zu Füßen wirf ihn hin dem Schatzmeister, den wundervollen Preis, den ich bei ihnen gelte!« Ich nahm die dreißig Silberlinge und warf sie hin dem Schatzmeister im Haus des Herrn. Dann brach ich meinen zweiten Stab entzwei, den »der Verbindung«, um aufzuheben die Verbrüderung, die zwischen Juda und Jerusalem bestand. Da sprach nochmals der Herr zu mir: »Schaff die Ausrüstung eines ungeschickten Hirten an! Ich stelle ja in diesem Lande einen Hirten an, der sich um das Zugrundegehende nicht kümmert und das Verlaufene nicht sucht und das Verwundete nicht heilt, das Heile auch nicht pflegt, vielmehr der Fetten Fleisch verzehrt und selbst noch an den Klauen nagt. Weh diesem ungeschickten Hirten, der seine Herde läßt im Stich! Sein Arm samt seinem guten Auge welk ihm hin! Sein Arm verdorre! Sein gutes Auge soll erblinden!« Jerusalems Rettung aus FeindesnotDer Ausspruch eines Herrenwortes Israel betreffend, ein Spruch des Herren, der den Himmel ausgebreitet und die Erde gründet, des Menschen Geist in seinem Innern bildet. »Zu einem Taumelkelche mache ich Jerusalem für alle Völker ringsumher. Auch über Juda kommt es bei Jerusalems Belagerung. An jenem Tage mach ich einen Stein zum Heben aus Jerusalem für alle Völker. Verwunden wird sich jeder, der ihn heben will, und dennoch sammeln sich dagegen alle Heidenvölker auf der Erde. An jenem Tag«, ein Spruch des Herrn, »da schlage ich mit Scheu ein jedes Roß, mit Wahnsinn seinen Reiter. Des Judahauses Augen öffne ich; mit Blindheit aber schlage ich ein jeglich Roß der Völker. Dann sprechen die Geschlechter Judas so bei sich: "Jerusalems Bewohner sind siegreich durch den Herrn der Heerscharen, durch ihren Gott.« An jenem Tage mach ich die Geschlechter Judas zu einem Feuerherd in einem Holzstoß, zu einer Feuerfackel unter Garben. Sie fressen alle Völker ringsumher zur Rechten und zur Linken. Doch sicher bleibt Jerusalem an seiner Stelle zu Jerusalem.« Erst hilft der Herr den Zelten Judas auf, daß nicht zu groß der Ruhm des Davidshauses werde, und nicht der Ruhm der Einwohner Jerusalems den Judas übertreffe. An jenem Tage schirmt der Herr die Einwohner Jerusalems. An jenem Tage ist der Schwächste unter ihnen David gleich und Davids Haus ein göttlich Wesen, wie des Herren Engel im Vergleich zu ihnen. »Anjenem Tage tracht ich, alle Heiden zu vernichten, die Jerusalem bekriegen. Zuvor jedoch gieß ich aufs Davidshaus und alle. Einwohner Jerusalems den Geist des Mitleids und Erbarmens aus. Sie blicken dann auf den, den man durchbohrt, und sie betrauern ihn, wie man den einzigen Sohn betrauert, und weinen bitterlich um ihn, wie man den Erstgeborenen beweint. Ein großes Klagen tönt an jenem Tage aus Jerusalem, so groß wie über Hadadrimmon in Megiddos Tal. Geschlechterweise trauert ja das Land für sich, so das Geschlecht des Davidshauses für sich, auch seine Frau'n für sich, so das Geschlecht des Natanshauses für sich und seine Frau'n für sich, so das Geschlecht des Levihauses für sich und seine Frau'n für sich, so das Geschlecht der Simeïten für sich und seine Frau'n für sich, und alle übrigen Geschlechter, jegliches Geschlecht für sich und seine Frau'n für sich.« Jerusalems Reue und Läuterung»An jenem Tag wird eine Quelle für das Davidshaus und die Bewohner von Jerusalem entspringen als Mittel wider Sündenschuld und Unreinheit. An jenem Tag wird es geschehn«, ein Spruch des Herrn der Heerscharen, »da rotte ich der Götzen Namen aus dem Land, daß ihrer nimmer wird gedacht. Und aus dem Lande jage ich auch die Propheten samt dem Geist der Unreinheit.« Und tritt dann einer noch als Seher auf, dann sagt zu ihm der Vater und die Mutter, die eignen Eltern: »Du darfst nicht leben bleiben; du redest in des Herren Namen Lügen.« Sogar der Vater und die Mutter, seine eignen Eltern, nageln ihn dann an, wenn er den Seher machen will. An jenem Tage schämen sich die Seher, ein jeder des Gesichts, durch das er den Propheten machen will, und keiner legt mehr einen här'nen Mantel an, um zu betrügen. Ein jeder sagt: »Ich bin kein Seher; ein Ackersmann bin ich; von Jugend auf stammt aus dem Ackerboden mein Erwerb.« Und fragt man ihn: »Woher dann diese Wunden zwischen deinen Armen?«, erwidert er: »Die holte ich mir doch in meiner Freunde Haus.« »Du Schwert! Auf gegen meinen Hirten und gegen den, mit dem ich übereingekommen!« Ein Spruch des Herrn der Heerscharen. »Den Hirten schlag! Alsdann zerstieben auch die Schafe. Ich strecke aus die Hand auch gegen diese Minderwertigen. Im ganzen Lande werden«, ein Spruch des Herrn, »zwei Drittel weggerafft zum Tode, ein Drittel bleibt darin noch übrig. Ins Feuer bringe ich auch dieses Drittel und läutere es so, wie man das Silber läutert, erprobe es, wie man das Gold erprobt, und ruft's nur meinen Namen an, alsdann erhör ich es. "Dies", sage ich, "dies ist mein Volk", und dieses sagt: "Du Herr, Du bist mein Gott".« Jerusalems Erhöhung und HeiligkeitEin Tag kommt für den Herrn; da wird in deiner Mitte Beute ausgeteilt. »Ich hole alle Heiden her zum Kampfe gen Jerusalem, und eingenommen wird die Stadt und ausgeplündert ihre Häuser, entehrt die Weiber. Muß auch die halbe Stadt ins Elend wandern, wird doch ein Rest des Volkes nicht aus dieser Stadt vertrieben.« Der Herr wird ausziehen zum Kampf mit jenen Heidenvölkern, wie er einst am Tag der Schlacht gestritten. Und stehen seine Füße jenes Tages auf dem Ölberg, der vor Jerusalem gen Osten liegt, so trennt der Ölberg sich in seiner Mitte, nach Ost und West, zu einem großen Tal. Des Berges eine Hälfte fällt nach Norden, die andere nach Süden. Dann flieht ihr in der Berge Tal. Das Bergetal reicht bis zum Meer; ihr fliehet so, wie zu der Zeit der Erderschütterung ihr euch geflüchtet habt, zur Zeit des Judakönigs, des Ozias. So pflegt der Herr, mein Gott, zu kommen. Und alle Heiligen sind bei Dir. An jenem Tage gibt es keine Hitze, keinen Frost und keine Kälte. Das ist ein Tag ganz eigenartig; er gibt sich zu erkennen als das Eigentum des Herrn. Und nicht wird's Tag noch Nacht; am Abend ist's noch hell. An jenem Tag strömt von Jerusalem lebendiges Wasser; zur einen Hälfte fließt es ostwärts hin zum Meer, zur andern nach dem Meer im Westen. Im Sommer und im Winter fließt es. Der Herr ist König auf der ganzen Erde; an jenem Tage ist der Herr der einzige, und »Einziger« sein Name. Das ganze Land verwandelt sich zur Niederung von Geba bis nach Rimmon hin im Süden von Jerusalem. Und dies wohnt hoch auf seiner Stätte, wohl besiedelt. Vom Tore Benjamins bis zu dem früheren Tor, bis zu dem Ecktor hin, vom Turme Chananels bis zu den Königskeltern wohnt man drin, nicht mehr vom Untergang bedroht; im Sichern wohnt Jerusalem. Dies wird die Strafe sein, mit der der Herr die Völker alle schlägt, die gen Jerusalem zu Felde ziehn: Ihr Leib wird faulen, während sie noch auf den Füßen stehen, und in den Augenhöhlen faulen ihre Augen, im Munde ihre Zunge. An jenem Tag kommt über sie ein ganz gewaltiger Herrenschrecken, daß dieser Hand an jenen und an diesen jener legt. Da kämpft mit Juda selbst Jerusalem. Da wird der Reichtum aller Heiden ringsumher gesammelt, Gold, Silber und Gewänder überreich. Die gleiche Plage trifft die Rosse, Maultiere und Kamele, die Esel und das andere Vieh, das sich in jenen Landen dort befindet. Doch wer von all den Heiden übrigbleibt, die gen Jerusalem gezogen, der wird von Jahr zu Jahr wallfahren, um dort den Herrn der Heerscharen, den König, anzubeten, das Laubhüttenfest zu feiern. Doch wer von den Familien der Erde nicht wallfahrt nach Jerusalem, um dort den Herrn der Heerscharen, den König, anzubeten, dem fällt kein Regen. Und pilgerte Ägyptens Volksstamm nicht und stellte er sich dort nicht ein, so träfe ihn die gleiche Plage, mit der der Herr die Heiden alle schlägt, weil er zur Feier des Laubhüttenfestes nicht wallfahrte. Dies wird Ägyptens Strafe sein, die Strafe aller Heidenvölker, weil es zur Feier des Laubhüttenfestes nicht wallfahrte. An jenem Tag steht auf den Rosseglöckchen: »Dem Herrn geweiht«. Die Wagen gelten in dem Haus des Herrn soviel wie vorm Altar die Opferschale. Ein jeder Topf ist in Jerusalem und Juda jetzt dem Herrn der Heerscharen geweiht. Und wer da opfern will, der kommt und nimmt sich einen solchen weg und kocht darin. An jenem Tage gibt es keinen Händler mehr im Haus des Herrn der Heerscharen. Gottes Liebe und der Priester UnehrerbietigkeitDer Ausspruch eines Herrenworts an Israel durch Malachias: »Ich liebe euch.« So spricht der Herr. »Ihr aber fragt: "Wodurch zeigst du uns Liebe?" Ja, war nicht Esau Jakobs Bruder?« Ein Spruch des Herrn. »Ich aber zeigte gegen Jakob Liebe, gegen Esau keine. Ich habe seine Berge öd gemacht, sein Eigentum zu Wüsteneien. Und spräche Edom: "Wir sind vernichtet; doch bauen wir Zerstörtes wieder auf"«, so spricht der Herr der Heerscharen: »Und wenn sie bauen, reiße ich es wieder ein; "Verruchtes Land" wird man es nennen. "Das Volk, dem ewig grollt der Herr". Und sehn dies eure Augen, so sprechet ihr: "Der Herr ist groß, weit über Israels Gebiet hinaus.« Ein Sohn ehrt seinen Vater und ein Diener seinen Herrn. Nun, bin ich wirklich Vater, wo bleibt denn meine Ehrung? Und bin ich Herr, wo bleibt vor mir die Ehrfurcht?« So spricht der Herr der Heerscharen zu euch, ihr Priester: »Ihr Verächter meines Namens, ihr fragt dabei: "Wodurch denn haben wir verachtet Deinen Namen?" Auf meinen Altar bringet ihr unreine Speise und fragt dabei: "Wodurch denn haben wir Dich eigentlich gering behandelt?" Durch eure Reden: "Der Tisch des Herrn ist nicht so vornehm.« Wenn ihr ein blindes Vieh zum Opfern bringt, ist das nichts Schlimmes? Bringt ihr ein lahmes oder krankes dar, ist das nichts Schlimmes? Bring solches deinem Statthalter, ob er dich freundlich aufnähme, ob er dich gnädiglich empfinge?« So spricht der Herr der Heerscharen. »Nun sprechet ihr: "Fleht doch zu Gott, daß er uns gnädig sei!" Von eurer Hand geschah ja solches, und da soll er euch freundlich sein?« So spricht der Herr der Heerscharen: »Ach, schlösse jemand unter euch die Türen, damit ihr nicht umsonst mein Altarfeuer zündet! Es liegt mir nichts an euch«, so spricht der Herr der Heerscharen. »Geschenke will ich nicht aus eurer Hand. Vom Sonnenaufgang bis zum Niedergang ist groß mein Name bei den Heiden. So wird an jedem Orte meinem Namen dargebracht ein Räucherwerk, ein reines Speiseopfer. Groß ist mein Name bei den Heiden.« So spricht der Herr der Heerscharen. »Doch ihr entweihet ihn; denn ihr sagt: "Der Tisch des Herrn ist minderwertig. Was von ihm kommt, ist schlechte Speise.« Ihr sagt: "Wozu solch lästige Pflicht?" Ihr schätzet ihn gering«, so spricht der Herr der Heerscharen, »und opfert, was zerrissen, lahm und krank, und opfert gleiches Speiseopfer. Ja, sollte mir denn solcherlei aus eurer Hand gefallen?« So spricht der Herr. »Verflucht sei der Betrüger, der ein gesundes Tier in seiner Herde hat und es gelobt und dann dem Herrn ein minderwertiges opfert. Ein großer König bin ich doch«, so spricht der Herr der Heerscharen, »und bei den Heiden ist mein Name hochverehrt.« Strafandrohung gegen Mischehen und EhescheidungUnd nun ergeht an euch, ihr Priester, folgender Beschluß: »Gehorcht ihr nicht und nehmet ihr es nicht zu Herzen, meinem Namen Ehre zu erweisen«, so spricht der Herr der Heerscharen, »dann sende ich den Fluch auf euch, verfluche euere Geschenke. Ja, ich verfluche sie, weil ihr es nicht zu Herzen nehmt. Fürwahr, ich werde euch die Saat beschreien und Unrat ins Gesicht euch schleudern, den Unrat eurer Festesopfer. Man schafft euch selbst mit ihm hinweg. Dann werdet ihr erkennen, daß ich selbst die Weisung euch gesandt, mein Bund mit Levi soll bestehen bleiben.« So spricht der Herr der Heerscharen. »Mein Bund hat Heil und Leben ihm bedeutet. Dies gab ich ihm; mir zollte er dagegen Ehrfurcht und beugte sich vor meinem Namen. Der Wahrheit Lehre war in seinem Mund, kein Falsch auf seinen Lippen. Er wandelte mit mir unsträflich und gerade und brachte viele von der Sünde ab. Man hängt ja an des Priesters Lippen; aus seinem Mund sucht man Belehrung, Unterweisung. Bote ist er des Herrn der Heerscharen. Ihr aber seid vom Wege abgewichen, habt viele im Gesetz zu Fall gebracht und habt den Bund mit den Leviten aufgelöst.« So spricht der Herr der Heerscharen. »Drum habe ich euch selbst verachtet und geringschätzig gemacht beim ganzen Volk, weil ihr an meine Wege euch nicht haltet und nicht um das Gesetz euch kümmert. "Ach, haben wir nicht alle einen Vater? Hat denn nicht ein Gott uns erschaffen? Warum ist einer zu dem andern ohne Treu gewesen, daß er den Bund verletzte eurer Väter?"« - Juda begehet Treubruch, Greuel werden zu Jerusalem verübt wie einst in Israel. Des Herren Heiligtum, das er so liebt, entheiligt Juda, weil es mit Töchtern fremder Götter sich vermählt. Der Herr vertilge jeden, der dies tut, den Lehrer wie den Schüler aus den Zelten Jakobs, und brächte selbst er Opfer dar dem Herrn der Heerscharen! Und zweitens tut ihr dies: Ihr laßt des Herrn Altar mit Tränen überschwemmen, mit Weinen und mit Schluchzen, wenn er sich nicht mehr zu den Opfern wendet und nichts aus eurer Hand mit Wohlgefallen nimmt. Ihr fragt: »Warum?« Der Herr ist Zeuge zwischen dir und deiner Jugend Weib, das treulos du verlassen hast, obwohl sie dir Gefährtin war, dein angetrautes Eheweib. »Hat's nicht der Eine auch getan beim letzten Rest von Leidenschaft?« Was soll's mit diesem Einen? Er trachtete nach Gottes Stamm; ihr aber hegt nur eure Leidenschaft. So handle doch nicht treulos an dem Weibe deiner Jugend! »Wer haßt, entlasse!« So sprach der Herr, Gott Israels: »So decke man an seinem Kleide Flecken zu!« So spricht der Herr der Heerscharen: »Ihr hegt nur eure Leidenschaft; doch dürft ihr nimmer treulos handeln.« Den Herrn belästigt ihr mit euren Reden. Ihr fragt: »Wieso belästigen wir ihn?« Dadurch, daß ihr gesprochen habt: »Wer Böses tut, gefällt dem Herrn. An solchen hat er seine Freude.« - »Wo bleibt nur der gerechte Gott?« Das nahe Gottesgericht»Ich sende meinen Boten schon, um meinen Weg vor mir zu ebnen. Ganz unvermutet kommt der Herr in seinen Tempel. Er, den ihr vermißt. Dazu des Bundes Bote, dem ihr entgegenharrt. Er kommt«, so spricht der Herr der Heerscharen. Wer hält ihn aus, den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehn, wenn er erscheint? Er gleicht dem Feuer eines Schmelzofens und gleicht der Wäscherlauge. Und die sonst Silber läutert und es reinigt, wird jetzt die Levisöhne reinigen und läutern wie Gold und Silber. So hat der Herr nur solche, die Speiseopfer bringen in Gerechtigkeit. Dem Herrn gefallen abermals die Speiseopfer Judas und Jerusalems wie einst in alten Tagen, in längst vergangenen Jahren. »Ich trete zum Gericht an euch heran; ein schneller Kläger werde ich für Mädchenjäger und für Ehebrecher und für die, die falsche Eide schwören und die entziehn dem Tagelöhner seinen Lohn, die Witwen, Waisen, Fremdlinge bedrücken und keine Ehrfurcht vor mir haben.« So spricht der Herr der Heerscharen. »Ja, ich, der Herr, ich habe niemals mich geändert, und ihr habt auch nicht aufgehört, des Jakobs Söhne immer noch zu sein. Seit eurer Väter Tagen seid ihr von meinen Satzungen gewichen und habt sie nicht befolgt. Zu mir kehrt euch! Dann kehre ich mich auch zu euch.« So spricht der Herr der Heerscharen. »Ihr fragt: "Weswegen müssen wir umkehren?" Darf denn ein Mensch wohl Gott berauben, daß ihr mich selbst beraubt? Ihr fragt: "Wie haben wir Dich nur beraubt?" In Zehnten und in Abgaben! Bei der Verkürzung ziehet ihr nur selbst den kürzeren, und doch beraubt ihr mich, das ganze Volk. Herbei mit allen Zehnten in das Vorratshaus, daß Zehrung sich in meinem Hause finde! Versucht's mit mir einmal auf diese Weise«, so spricht der Herr der Heerscharen, »ob ich euch nicht des Himmels Fenster öffne und Segen über euch ergieße ohne Maß! Der Freßheuschrecke wehre ich dann euretwegen, daß sie euch nicht des Bodens Frucht verderbe und daß der Weinstock auf dem Felde nicht zu eurem Schaden ohne Trauben bleibe.« So spricht der Herr der Heerscharen. »Dann preisen euch die Heiden alle glücklich; ihr seid ja dann ein Land der Lust.« So spricht der Herr der Heerscharen. - »Ihr nehmt euch viel in euren Reden wider mich heraus« So spricht der Herr: »Ihr fragt: "Was reden wir denn gegen Dich?" Ihr sagt: "Umsonst ist's, Gott zu dienen. Was haben wir davon, daß seine Satzung wir befolgen, daß wir in Trauer wandeln vor dem Herrn der Heerscharen? Nun preisen wir Vermeßne glücklich. Nur Lasterhaften geht es gut; sie stellen auf die Probe Gott und kommen ungestraft davon."« Dagegen sprechen so des Herrn Verehrer unter sich: »Der Herr vernimmt es und behält es.« In ein Gedächtnisbuch, das vor ihm liegt, wird eingeschrieben, was alle die betrifft, die vor dem Herrn sich fürchten und die vor seinem Namen Ehrfurcht haben. »Sie werden mir«, so spricht der Herr der Heerscharen, »am Tage, da ich einschreite, zum ganz besonderen Eigentum. Mit ihnen habe ich so Mitleid, wie jemand Mitleid hat mit seinem Sohne, der ihm dient.« Aufs neue werdet ihr den Unterschied erkennen, der zwischen fromm und gottvergessen ist, und zwischen dem, der Gott verehrt, und dem, der ihn nicht ehrt. »Der Tag wird kommen, gleich einem Ofen flammt er auf. Die Frevler und die Missetäter all sind Stoppeln, und sie verzehrt der Tag, der kommt«, so spricht der Herr der Heerscharen. »Von ihnen bleibt nicht Zweig noch Wurzel übrig. Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, strahlt die Sonne der Gerechtigkeit, und Heilung liegt in ihren Strahlen. Ihr kommt hervor und hüpft wie Kälber aus dem Stalle, die Frevler zu zertreten. Sie werden unter euren Füßen Staub an jenem Tag, da ich erscheine.« So spricht der Herr der Heerscharen. »Gedenket also des Gesetzes Mosis, meines Dieners! Am Horeb gab ich für ganz Israel Gebote ihm und Satzungen. Ich sende euch Elias, den Propheten, zu. Bevor der Tag des Herrn erscheint, der große, schreckliche, bemüht er sich, das Herz der Väter für die Kinder, das Herz der Kinder für die Väter wiederzugewinnen. Sonst muß ich, wenn ich komme, das Land zum Untergang verdammen.« Aus der Kindheitsgeschichte - Stammbaum Jesu; Geburt JesuStammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Von Abraham stammt Isaak ab, von Isaak Jakob, von Jakob Juda und dessen Brüder, von Juda und der Thamar Phares und Zara, von Phares Esron, von Esron Aram, von Aram Aminadab, von Aminadab Naasson, von Naasson Salmon, von Salmon und der Rachab Booz, von Booz und der Ruth Obed, von Obed Jesse, von Jesse David, der König. Von David und des Urias Weib stammt Salomon, von Salomon Roboam, von Roboam Abias, von Abias Asa, von Asa Josaphat, von Josaphat Joram, von Joram Ozias, von Ozias Joatham, von Joatham Achas, von Achas Ezechias, von Ezechias Manasses, von Manasses Amon, von Amon Josias, von Josias Jechonias und dessen Brüder zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft. Nach der babylonischen Gefangenschaft ward Jechonias der Vater des Salathiel; von Salathiel stammt Zorobabel, von Zorobabel Abiud, von Abiud Eliakim, von Eliakim Azor, von Azor Sadok, von Sadok Achim, von Achim Eliud, von Eliud Eleazar, von Eleazar Matthan, von Matthan Jakob, von Jakob Joseph, der Mann Marias. Aus dieser ward Jesus geboren, der Christus genannt wird. Es sind demnach im ganzen von Abraham bis David 14 Geschlechter, von David bis zur babylonischen Gefangenschaft vierzehn Geschlechter, von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus vierzehn Geschlechter. Mit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich also: Maria, seine Mutter, war mit Joseph verlobt. Da fand es sich, noch ehe sie zusammenwohnten, daß sie durch den Heiligen Geist empfangen hatte. Indes Joseph, ihr Mann, war rechtlich denkend und wollte sie nicht bloßstellen, und so gedachte er, sie im stillen zu entlassen. Noch trug er sich mit diesen Gedanken, siehe, da erschien ihm im Traum ein Engel des Herrn. Er sprach: »Joseph, Sohn Davids, trage kein Bedenken, Maria, dein Weib, zu dir ins Haus zu nehmen; denn, was in ihr erzeugt ist, stammt vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, dem du den Namen Jesus geben sollst; denn dieser wird sein Volk von seinen Sünden retten". Dies alles aber ist geschehen, damit erfüllt werde, was von dem Herrn durch den Propheten gesprochen ward, wenn er sagt: »Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihn Emmanuel - d.h. "Gott mit uns' - heißen". Joseph stand auf vom Schlaf und tat, wie ihm der Engel des Herrn geboten hatte; er nahm sein Weib zu sich ins Haus. Jedoch erkannte er sie nicht, bis sie ein Kind (das Erstgeborene) geboren hatte; und er gab ihm den Namen Jesus. Die Weisen aus dem Morgenland; Flucht nach Ägypten und RückkehrAls Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da erschienen Weise aus dem Morgenland in Jerusalem. Sie fragten: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufleuchten sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.« Als der König Herodes dies hörte, geriet er in Erregung und ganz Jerusalem mit ihm. Er ließ alle Oberpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und fragte sie aus, wo der Christus geboren werden solle. Sie gaben ihm zur Antwort: »Zu Bethlehem in Judäa. Denn also steht beim Propheten geschrieben: "Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird der Fürst hervorgehen, der mein Volk Israel regieren soll'". Hiernach beschied Herodes die Weisen heimlich zu sich und suchte von ihnen genau die Zeit der Sternenerscheinung zu erfahren. Darauf wies er sie nach Bethlehem und sprach: »Geht, suchet eifrig nach dem Kinde. Und sobald ihr es gefunden habt, sagt es mir, damit auch ich ihm dort huldige.« Als sie dies vom König vernommen hatten, machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie bei seinem Aufleuchten gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Orte stillstand, wo das Kind war. Als sie den Stern erblickten, ward ihre Freude übergroß. Sie traten in das Haus, sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter, fielen nieder und huldigten ihm. Dann öffneten sie ihre Truhen und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. In einem Traumgesicht angewiesen, nicht mehr zu Herodes zu gehen, kehrten sie auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück. Als sie weggegangen waren, da erschien ein Engel des Herrn im Traum dem Joseph. Er sprach: »Auf! Nimm das Kind und seine Mutter und fliehe nach Ägypten. Bleibe dort, bis ich es dir sage. Herodes fahndet nämlich nach dem Kind, um es zu töten.« Er stand auf; nahm das Kind und seine Mutter noch bei Nacht und zog nach Ägypten fort. Dort blieb er bis nach dem Tode des Herodes. So sollte sich erfüllen, was von dem Herrn durch den Propheten gesprochen ward, wenn er sagt: »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn berufen.« . Herodes hatte indessen erkannt, daß er von den Weisen hintergangen worden sei. Er geriet in großen Zorn und ließ in Bethlehem und dessen ganzem Umkreis alle Knäblein töten, die zwei Jahre und jünger waren, genau der Zeit entsprechend, die er von den Weisen erforscht hatte. So wurde damals erfüllt, was durch Jeremias, den Propheten, gesprochen ward, wenn er sagt: »Zu Rama ward eine Stimme vernommen, ein Weinen und ein lautes Klagen: Rachel weint um ihre Kinder, sie will sich nicht trösten lassen, weil sie nicht mehr sind". Als Herodes tot war, siehe, da erschien ein Engel des Herrn im Traum dem Joseph in Ägypten und sprach: »Auf! Nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel. Denn die dem Kinde nach dem Leben strebten, sind gestorben.« Er stand auf, nahm das Kind und seine Mutter und zog in das Land Israel. Doch als er hörte, daß Archelaus König in Judäa sei an Stelle seines Vaters Herodes, da fürchtete er sich, dorthin zu gehen. In einem Traumgesicht angewiesen, zog er in die Landschaft Galiläa, wo er sich in einer Stadt mit Namen Nazareth niederließ. So sollte sich das Prophetenwort erfüllen: »Er wird Nazaräer heißen". Johannes der Täufer; Taufe JesuIn jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf. Er predigte in der Steppe von Judäa und sprach: »Bekehret euch: das Himmelreich ist nahe!« Ihn meint der Prophet Isaias da, wo er sagt: »Eine Stimme ruft in der Steppe: Richtet her den Weg des Herrn, macht eben seine Pfade". Dieser Johannes trug ein Kamelhaarkleid und um die Lenden einen Ledergürtel; seine Nahrung waren Heuschrecken und wilder Honig. Jerusalem zog zu ihm hinaus und ganz Judäa, sowie die ganze Jordansau. Man ließ sich von ihm im Jordanfluß taufen und bekannte dabei seine Sünden. Als er nun viele von den Pharisäern und den Sadduzäern sah, wie sie zu seinem Taufplatz kamen, sprach er zu ihnen: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch eingeredet, ihr würdet dem drohenden Strafgericht entrinnen? Bringt also Frucht würdig der Bekehrung. Glaubt ja nicht, daß ihr denken dürft: Wir haben Abraham zum Vater. Ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen da Kinder für Abraham erstehen lassen. Schon liegt die Axt an der Wurzel der Bäume. Jeder Baum, der keine gute Frucht trägt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch mit Wasser zur Bekehrung; er aber, der nach mir kommt, ist mächtiger als ich; ich bin nicht wert, ihm auch nur die Schuhe zu tragen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hat er seine Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen: Den Weizen wird er in seinen Speicher bringen, die Spreu jedoch verbrennen in einem unauslöschlichen Feuer.« Damals kam Jesus von Galiläa her an den Jordan, um von ihm getauft zu werden. Johannes aber wollte es ihm wehren; er sprach: »Ich sollte doch von dir getauft werden, und du kommst zu mir?« Allein Jesus sprach zu ihm: »Gib dich für jetzt zufrieden! Denn so gehört es sich für uns, all das zu erfüllen, was Rechtens ist.« Da ließ er ihm den Willen. Nach der Taufe stieg Jesus sogleich aus dem Wasser, und siehe, es öffneten sich ihm die Himmel: Er sah den Geist Gottes herniederschweben so wie eine Taube und auf ihn zukommen. Und siehe, eine Stimme rief vom Himmel her: »Dies ist mein geliebter Sohn; an ihm habe ich mein Wohlgefallen.« Versuchung Jesu; Anfang seines WirkensDarauf ward Jesus in die Einsamkeit geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Er hatte vierzig Tage und vierzig Nächte lang gefastet, und nun hungerte ihn. Da trat der Versucher an ihn heran und sprach: »Wenn du der Sohn Gottes bist, so sprich, daß diese Steine hier Brot werden.« Doch er gab ihm zur Antwort: »Es steht geschrieben: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Worte, das aus dem Munde Gottes kommt'". Darauf entführte ihn der Teufel in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: »Wenn du der Sohn Gottes bist, so stürze dich hinab. Denn also steht geschrieben: "Seinen Engeln hat er deinethalben befohlen, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein anstoßest.'" Doch Jesus sprach zu ihm: »Es steht nochmals geschrieben: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen'". Nun entführte ihn der Teufel auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt und deren Herrlichkeit und sprach zu ihm: »All dies will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.« Jetzt aber rief ihm Jesus zu: »Hinweg, Satan! Es steht geschrieben: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen'". Nun verließ ihn der Teufel, und siehe, Engel traten herzu und dienten ihm. Als Jesus hörte, Johannes sei gefangengenommen, begab er sich nach Galiläa zurück. Er verließ jedoch Nazareth und ließ sich in Kapharnaum, das am Meer liegt, nieder, im Grenzgebiet von Zabulon und Nephtalim. So sollte sich erfüllen, was der Prophet Isaias gesprochen, wenn er sagt: »Land Zabulon und Land Nephtalim, du Weg am Meer, jenseits des Jordans, Galiläa, Land der Heiden. Das Volk, das im Finstern sitzt, sah ein großes Licht, und denen, die im Schattenland des Todes weilen, erschien ein Licht". Und jetzt fing Jesus an zu predigen. »Bekehret euch«, rief er, »das Himmelreich ist nahe.« Einst wanderte er am Meere von Galiläa entlang, als er zwei Brüder sah: den Simon, der auch Petrus heißt, und Andreas, dessen Bruder. Sie warfen eben ein Netz ins Meer: sie waren nämlich Fischer. Er sprach zu ihnen: »Kommt! Folget mir! ich werde euch zu Menschenfischern machen.« Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er von da weiterging, sah er zwei andere Brüder, den Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, dessen Bruder. Sie legten in ihrem Boote gerade ihre Netze zurecht mit ihrem Vater Zebedäus. Und er berief sie. Auf der Stelle verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm. Jesus zog durch ganz Galiläa hin. Er predigte in ihren Synagogen, verkündete die frohe Botschaft vom Reich und heilte alle Krankheiten und Plagen im Volke. Sein Ruf drang durch ganz Syrien hin; man brachte zu ihm alle, die an mancherlei Gebrechen litten und mit Krankheiten schwer belastet waren, besonders auch Besessene, Mondsüchtige, Gelähmte, und er heilte sie. Große Scharen folgten ihm aus Galiläa, der Dekapolis, Jerusalem, Judäa und aus der Gegend jenseits des Jordans. Die BergpredigtAls er die Scharen sah, ging er auf einen Berg. Dort setzte er sich nieder, und seine Jünger traten zu ihm. Dann tat er seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: »Selig die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erhalten. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig die Friedensstifter; denn sie werden Söhne Gottes heißen. Selig, die Verfolgung leiden der Gerechtigkeit zulieb; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Schlechte in lügenhafter Weise wider euch aussagt um meinetwillen. Dann freuet euch und jubelt; denn groß ist euer Lohn in den Himmeln! So hat man schon vor euch die Propheten verfolgt Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll man es salzen? Es ist zu nichts mehr zu gebrauchen; man wirft es eben weg, und es wird von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt: Eine Stadt, die oben auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben. Auch zündet man kein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter. Dann leuchtet es allen im Hause. So leuchte euer Licht vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euern Vater preisen, der in den Himmeln ist. Denkt nicht, ich sei gekommen, das Gesetz oder die Propheten abzuschaffen. Ich komme nicht abzuschaffen, vielmehr zu vollenden. Wahrlich, ich sage euch: Eher werden Himmel und Erde untergehen, als daß auch nur ein Jota oder Strichlein vom Gesetz vergeht, bevor nicht alles geschehen ist. Jedoch, wenn einer eines dieser kleineren Gebote nicht beachtet und so die Menschen lehrt, der wird als der Geringste im Himmelreich gelten. Nur wer sie hält und halten lehrt, der wird als Großer im Himmelreich gelten. Nein, ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weitaus besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so kommt ihr überhaupt nicht in das Himmelreich hinein. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesprochen ward: "Du sollst nicht töten'; wer aber tötet, wird dem Gerichte verfallen. Ich aber sage euch: Wer seinem Bruder zürnt, wird dem Gerichte verfallen. Wer seinen Bruder "Raka' schimpft, der wird dem Hohen Rate verfallen. Und wer ihn "gottlos' heißt, verfällt der Feuerhölle. Wenn du zum Beispiel deine Gabe zum Altare bringst, und dort fällt es dir ein, daß dein Bruder etwas gegen dich habe, dann laß deine Gabe dort vor dem Altare liegen, geh hin, versöhne dich zuvor mit deinem Bruder, und dann erst magst du deine Gabe opfern. Sei bereit, dich schnell mit deinem Gegner zu versöhnen, solange du mit ihm noch auf dem Wege bist. Es könnte sonst dein Gegner dich dem Richter übergeben, der Richter dem Kerkermeister, und du könntest in den Kerker geworfen werden. Wahrlich, ich sage dir: Du kämest sicher nicht von da heraus, bevor du nicht den letzten Pfennig bezahlt hast. Ihr habt gehört, es ward gesagt: "Du sollst nicht ehebrechen!" Ich aber sage euch: Jeder, der ein Weib auch nur begehrlich ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Gibt dir dein rechtes Auge zur Sünde Anlaß, so reiß es aus und wirf es weg. Denn besser ist's für dich, eines deiner Glieder gehe zugrunde, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde. Gibt dir deine rechte Hand zur Sünde Anlaß, so haue sie ab und wirf sie weg. Denn besser ist's für dich, eines deiner Glieder gehe zugrunde, als daß dein ganzer Leib zur Hölle fahre. Und weiter ward gesagt: "Wer sein Weib entlassen will, der gebe ihr einen Scheidebrief!" Ich aber sage euch: Jeder, der sein Weib entläßt -auch nicht im Falle des Ehebruchs- ist schuld, daß sie die Ehe bricht, und wer eine Entlassene heiratet, bricht die Ehe. Und wieder habt ihr gehört, daß zu den Alten gesprochen ward: "Du sollst keinen Meineid schwören'; "Du sollst dem Herrn halten, was du geschworen hast.' Ich aber sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, nicht bei dem Himmel; denn er ist der Thron Gottes, Nicht bei der Erde; denn sie ist der Schemel seiner Füße, nicht bei Jerusalem; denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupte sollst du nicht schwören; du kannst ja kein einziges Härchen weiß oder schwarz machen. Ein einfaches Ja, ein einfaches Nein sei eure Rede. Was darüber ist, stammt vom Bösen. Ihr habt gehört, es ward gesagt: "Aug` um Aug` und Zahn um Zahn.' Ich aber sage euch: Leistet dem Bösen keinen Widerstand; vielmehr schlägt dich einer auf die rechte Wange, so halte ihm auch die andere hin. Und wer dir vor Gericht den Rock abstreiten will, dem laß auch noch den Mantel. Wer dich zu einer Meile zwingt, mit dem geh zwei. Dem, der dich bittet, gib; wenn einer von dir borgen will, weise ihn nicht ab. Ihr habt gehört, es ward gesagt: "Du sollst deinen Nächsten lieben'; doch hassen magst du deinen Feind. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde [tut Gutes denen, die euch hassen] und betet für die, die euch verfolgen [und verleumden], auf daß ihr Kinder eures Vaters werdet, der in den Himmeln ist. Er läßt ja seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wolltet ihr nur jene lieben, die euch lieben, auf welchen Lohn könnt ihr dann Anspruch machen? Handeln denn nicht auch die Zöllner ebenso? Und wolltet ihr nur eure Brüder grüßen, was tut ihr da besonderes? Handeln denn nicht auch die Heiden ebenso? Ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.« Bergpredigt»Hütet euch, daß ihr eure Gerechtigkeit vor den Menschen übt, um euch vor ihnen zur Schau zu stellen. Ihr würdet sonst keinen Lohn erhalten von eurem Vater, der in den Himmeln ist. Gibst du also Almosen, posaune es nicht aus, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Straßen machen, um von den Menschen Ruhm zu ernten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn empfangen. Sooft du also Almosen geben willst, soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibe. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Auch wenn ihr betet, sollt ihr es nicht machen wie die Heuchler. Sie beten am liebsten in den Synagogen und an den Straßenecken, um sich den Menschen zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn empfangen. Sooft du also betest, geh in deine innerste Kammer, schließe noch die Türe zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Beim Beten sollt ihr auch nicht plappern wie die Heiden. Diese meinen nämlich, sie würden dann Erhörung finden, wenn sie recht viele Worte machen. Macht es nicht so wie diese. Euer Vater weiß ja, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn gebeten habt. Ihr aber sollt also beten: "Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Zu uns komme Dein Reich. Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.' Wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Vergebet aber ihr den Menschen [ihre Fehler] nicht, so wird euch euer Vater eure Fehler nicht vergeben. Und wenn ihr Fasten haltet, so dürft ihr nicht trübselig erscheinen wie die Heuchler. Sie entstellen nämlich ihr Angesicht, damit die Menschen sehen, daß sie fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn empfangen. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit die Menschen nicht merken, daß du fastest, vielmehr nur dein Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Häufet euch nicht Schätze an auf Erden, wo Motten und Nager sie vernichten, wo Diebe einbrechen und stehlen. Häuft euch Schätze an im Himmel, wo keine Motte und kein Nager sie vernichtet und wo keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Die Leuchte deines Leibes ist das Auge. Ist also dein Auge lauter, so wird dein ganzer Leib erleuchtet sein; Ist dein Auge jedoch krank, dann wird dein ganzer Leib verfinstert sein. Ist aber das Licht in dir zur Finsternis geworden, wie groß muß diese Finsternis dann sein. Niemand kann zwei Herren dienen; entweder haßt er den einen und liebt den anderen, oder er hält es mit dem einen und verachtet den anderen; ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon. So sage ich denn euch: Sorget nicht ängstlich für euer Leben, was ihr essen oder trinken sollet; auch nicht für euern Leib, womit ihr ihn bekleiden sollet. Ist denn das Leben nicht weit mehr wert als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Schaut hin auf die Vögel des Himmels: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Speicher, und doch ernährt sie euer himmlischer Vater. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer aus euch kann denn mit seinem Sorgen seine Lebenszeit auch nur um eine Elle verlängern? Und was seid ihr um die Kleidung so besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen; sie schaffen nicht, sie spinnen nicht. Ich sage euch aber: Nicht einmal Salomon in seiner ganzen Herrlichkeit war so gekleidet wie eine einzige aus ihnen. Wenn Gott das Gras des Feldes, das heute steht und schon morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet, um wieviel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen. So sprechet also nicht in Sorgen: "Was werden wir essen?' Oder: "Was werden wir trinken?' Oder: "Womit werden wir uns kleiden?' Um alles dies bekümmern sich die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß wohl, daß ihr all das braucht. Suchet vor allem das Reich [Gottes] und seine Gerechtigkeit, dann wird euch dies alles dazugegeben werden. Sorgt also nicht ängstlich für morgen. Der morgige Tag wird für sich selber sorgen; genug, daß jeder Tag seine eigene Plage hat.« Bergpredigt; Wirkung der bergpredigt»Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden. Und mit dem Maße, womit ihr messet, wird euch zugemessen werden. Was siehst du zwar den Splitter im Auge deines Bruders; den Balken aber in deinem eigenen Auge siehst du nicht? Oder, wie kannst du zu deinem Bruder sagen: "Laß mich den Splitter dir aus dem Auge ziehen', und sieh, in deinem Auge steckt ein Balken! Du Heuchler! Entferne zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann erst magst du sehen, wie du den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehst. Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werfet eure Perlen nicht den Schweinen vor. Sie würden sie ja nur mit den Füßen zertreten, sich umwenden und euch zerreißen. Bittet und es wird euch gegeben werden; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch aufgetan. Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan. Oder ist etwa einer unter euch, der seinem Kinde, wenn es ihn um Brot bittet, einen Stein darreichen würde? Oder, wenn es um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange geben würde? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euern Kindern doch gute Gaben zu geben wisset, um wieviel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, denen Gutes geben, die ihn bitten. Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, das sollt auch ihr ihnen tun. Denn das ist das Gesetz und die Propheten. Tretet ein durch die enge Pforte. Weit ist ja die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte, wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden. Hütet euch vor den falschen Propheten. Sie kommen zu euch in Schafskleidern; inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten könnt ihr sie erkennen: Erntet man denn Trauben von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So trägt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber trägt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte tragen, ein schlechter Baum wird keine guten Früchte bringen. Jeder Baum, der keine gute Frucht trägt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Also, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Nicht jeder, der zu mir sagt: "Herr, Herr!" wird in das Reich der Himmel kommen, vielmehr wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, [wird ins Himmelreich eingehen]. Viele werden an jenem Tage zu mir sprechen: "Herr, Herr, haben wir denn nicht in deinem Namen prophezeit, in deinem Namen Dämonen ausgetrieben, in deinem Namen viele Wunderzeichen gewirkt?' Ich werde ihnen aber dann versichern: "Ich habe euch niemals gekannt: hinweg von mir, ihr Übeltäter.' Jeder also, der diese meine Worte hört und nach ihnen handelt, ist einem klugen Manne gleich: Er hat sein Haus auf einen Felsen aufgebaut. Platzregen strömte nieder, die Fluten kamen, die Stürme brausten und tobten gegen jenes Haus, doch es fiel nicht ein; denn festgegründet stand es auf dem Felsen. Jeder aber, der diese meine Worte hört und nicht nach ihnen handelt, ist einem törichten Manne gleich: Er hat sein Haus auf Sand gebaut. Platzregen strömte nieder, die Fluten kamen, die Stürme brausten und tobten gegen jenes Haus; es fiel ein und stürzte ganz zusammen.« Als Jesus mit diesen Reden fertig war, da war die ganze Menge von seiner Rede hingerissen. Er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten [und Pharisäer]. Wunder; Nachfolge ChristiJesus stieg vom Berge herab, und große Scharen folgten ihm. Und siehe, ein Aussätziger kam heran und warf sich vor ihm nieder mit den Worten: »Herr! Wenn du willst, kannst du mich rein machen.« Da streckte er die Hand aus, berührte ihn und sprach: »Ich will, sei rein!« Sofort war er von seinem Aussatze rein. Und Jesus sprach zu ihm: »Sag es ja niemand! Geh vielmehr hin, zeig dich dem Priester und opfere die Gabe, die Moses vorgeschrieben hat; sie mögen dies zum Zeugnis nehmen.« Dann ging er nach Kapharnaum hinein. Da trat ein Hauptmann zu ihm mit der Bitte: »Herr, mein Knecht liegt gelähmt zu Hause, er leidet fürchterliche Schmerzen.« Und Jesu sprach zu ihm: »Ich gehe hin und heile ihn.« Darauf erwiderte der Hauptmann: »Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach. Doch sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Untergebener, habe Soldaten unter mir. Wenn ich zu dem da sage: "Geh!" dann geht er; zu einem anderen: "Komm!" dann kommt er; und zu meinem Knechte: "Tu dies!" dann tut er es.« Als Jesus dies hörte, mußte er sich wundern und sprach zu denen, die ihm folgten: »Wahrlich, ich sage euch, solch einen Glauben habe ich bei niemand in Israel gefunden. Doch sage ich euch: Viele werden von Osten und von Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tische sitzen; Die Kinder des Reiches aber werden hinausgeworfen in die Finsternis draußen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.« Und zu dem Hauptmann sprach Jesus: »Geh hin! Wie du geglaubt hast, soll dir geschehen.« Und in derselben Stunde war der Knecht gesund. Dann kehrte Jesus im Hause des Petrus ein. Dort sah er dessen Schwiegermutter fieberkrank darniederliegen. Er nahm sie bei der Hand, und das Fieber wich von ihr. Sie stand auf und diente ihm. Als es Abend geworden war, brachte man viele Besessene zu ihm. Mit einem Worte trieb er die Geister aus und heilte alle Kranken. So sollte sich erfüllen, was der Prophet Isaias gesprochen hat, wenn er sagt: »Er selbst nimmt unsere Schwachheiten auf sich, und er trägt die Krankheiten". Da Jesus eine Menge Volkes um sich sah, befahl er, an das andere Ufer wegzufahren. Da trat ein Schriftgelehrter vor und sprach zu ihm: »Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst.« Doch Jesus sprach zu ihm: »Die Füchse haben Höhlen, die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn jedoch hat keine Stätte, wohin er sein Haupt legen könnte.« Ein andrer seiner Jünger sprach zu ihm: »Laß, Herr, mich zuvor nochmals gehen, um meinen Vater zu begraben.« Doch Jesus sprach zu ihm: »Folge mir; und laß die Toten ihre Toten begraben.« Er stieg in ein Boot, und seine Jünger folgten ihm. Und siehe, ein gewaltiger Sturm erhob sich auf dem Meere, so daß das Boot von den Wellen überflutet ward. Er aber schlief. Da traten sie heran, weckten ihn und riefen: »Herr! Hilf! Wir sind verloren.« Er aber sprach zu ihnen: »Was seid ihr denn so furchtsam, ihr Kleingläubigen?« Alsdann erhob er sich, gebot den Winden und dem Meere, und es ward ganz still. Da sprachen die Menschen voll Verwunderung: »Wer ist doch dieser, daß ihm sogar die Winde und das Meer gehorchen?« Er kam ans andere Ufer in das Land der Gadarener. Da liefen zwei Besessene ihm in den Weg; sie kamen aus den Gräbern und waren sehr bösartig, so daß es niemand wagen durfte, jenen Weg zu gehen. Sie schrien laut und sprachen: »Was willst du von uns, Sohn Gottes? Bist du hierhergekommen, uns vor der Zeit zu quälen?« Etwas entfernt von ihnen war eine große Schweineherde auf der Weide. Da baten ihn die Dämonen und sprachen: »Wenn du uns austreibst, so schicke uns in die Schweineherde.« Er sprach zu ihnen: »Fahret hin!« Sie fuhren aus und in die Schweine hinein, und siehe, die ganze Herde raste am Abhang hin ins Meer hinein; dort kamen sie im Wasser um. Die Hirten flohen und erzählten alles in der Stadt, auch den Vorfall mit den Besessenen. Siehe, da zog die ganze Stadt hinaus, Jesus entgegen. Und als sie ihn erblickten, baten sie ihn dringend, er möchte sich aus ihrem Gebiet entfernen. Wunder; die Berufung des Matthäus; die FastenfrageDann stieg er in ein Boot, fuhr über den See und kam in seine Stadt. Und siehe, da brachte man ihm einen Gelähmten, der auf seinem Bette lag. Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: »Mut, mein Sohn! Deine Sünden sind dir vergeben.« Und siehe, einige der Schriftgelehrten dachten: »Der lästert.« Doch Jesus, der ihre Gedanken durchschaute, sprach: »Warum denkt ihr Arges in euren Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollet aber sehen, daß der Menschensohn Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben.« Dann sprach er zum Gelähmten: »Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause.« Da stand er auf und ging nach Hause. Als die Scharen dies sahen, wurden sie von Furcht ergriffen; sie lobten Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hatte. Von dort ging Jesus weiter. Da sah er einen Mann, der an der Zollstätte saß; er hieß Matthäus. Er sprach zu ihm: »Folge mir!« Und er stand auf und folgte ihm. Als er dann im Hause zu Tische saß, waren auch viele Zöllner und Sünder zu Tische mit Jesus und seinen Jüngern Die Pharisäer sahen dies und fragten seine Jünger: »Warum speist euer Meister mit Zöllnern und mit Sündern?« Jesus hörte es und sprach: »Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, wohl aber die Kranken. Lernet doch, was es bedeutet "Erbarmen will ich, keine Opfer'. Nicht dazu bin ich da, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.« Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm her und fragten: »Warum fasten wir und die Pharisäer [so streng], und deine Jünger fasten gar nicht?« Jesus sprach zu ihnen: »Können die Hochzeitsgäste etwa trauern, solange der Bräutigam bei ihnen weilt? Es werden aber Tage kommen, da ihnen der Bräutigam entrissen ist; dann werden sie fasten. Niemand näht einen Fleck aus ungewalktem Zeug auf einen alten Mantel; sonst reißt der Fleck auch noch vom Mantel etwas ab, und der Riß wird nur noch größer. Auch füllt man neuen Wein nicht in alte Schläuche; sonst platzen die Schläuche, der Wein läuft aus, und die Schläuche sind verdorben. Nein, neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann halten beide miteinander.« Noch sprach er so zu ihnen, siehe, da trat vor ihn ein Vorsteher und warf sich vor ihm nieder mit den Worten: »Meine Tochter ist soeben gestorben; komm, lege ihr deine Hand auf, dann wird sie leben.« Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern. Und siehe, da trat ein Weib, das schon zwölf Jahre am Blufluß litt, von hinten her und rührte den Saum seines Kleides an, denn sie sagte sich: »Wenn ich auch nur sein Kleid berühre, so wird mir geholfen.« Doch Jesus wandte sich um, sah sie an und sprach: »Mut, meine Tochter! Dein Glaube hat dir geholfen.« Und von jener Stunde an war dem Weib geholfen. Als Jesus in das Haus des Vorstehers gekommen war und die Flötenbläser und die aufgeregte Menge sah, sagte er: »Gehet hinaus; das Mädchen ist nicht tot, es schläft.« Doch sie verlachten ihn. Als die Menge hinausgetrieben war, ging er hinein, faßte das Mädchen bei der Hand, und dieses richtete sich auf. Die Kunde hiervon verbreitete sich in jener ganzen Gegend. Von dort ging Jesus weiter; da folgten [ihm] zwei Blinde. Sie riefen laut: »Erbarme dich unser, du Sohn Davids!« Kaum war er in das Haus getreten, da kamen auch die Blinden gleich zu ihm. Und Jesus fragte sie: »Glaubt ihr, daß ich das tun kann?« »Ja, Herr«, erwiderten sie ihm. Und er berührte ihre Augen, wobei er sprach: »Wie ihr geglaubt habt, soll euch geschehen.« Da öffneten sich ihre Augen. Doch Jesus sprach zu ihnen voll Ernst: »Sorgt dafür, daß niemand es erfährt.« Sie aber gingen weg und breiteten die Kunde über ihn in jener ganzen Gegend aus. Diese waren eben weggegangen, da brachte man ihm einen Stummen, der besessen war. Sobald der Dämon ausgetrieben war, konnte der Stumme wieder reden. Die Scharen riefen ganz verwundert: »Noch nie ist so etwas in Israel geschehen.« Allein die Pharisäer sagten: »Durch den Obersten der Dämonen treibt er die Dämonen aus.« Und Jesus zog umher in allen Städten und in den Dörfern; er lehrte in ihren Synagogen, verkündete die frohe Botschaft des Reiches und heilte jede Krankheit und jegliches Gebrechen. Als er die Scharen sah, empfand er mit ihnen ein herzliches Erbarmen; sie waren ja so elend und verwahrlost wie Schafe, die keinen Hirten haben. Damals sagte er zu seinen Jüngern: »Die Ernte ist groß, doch der Arbeiter sind wenige; bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter für seine Ernte sende.« Die zwölf ApostelDann rief er seine zwölf Jünger zu sich her, gab ihnen Macht, unreine Geister auszutreiben und alle Krankheiten und jegliches Gebrechen zu heilen. Dies sind die Namen der zwölf Apostel: An erster Stelle Simon, der auch Petrus heißt, und Andreas, dessen Bruder; Jakobus, des Zebedäus' Sohn, und Johannes, dessen Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, des Alphäus' Sohn, und Thaddäus; Simon, der Eiferer, und Judas Iskariot, der ihn dann verriet. Diese Zwölf sandte Jesus mit der Warnung aus: »Gehet nicht den Weg, der zu den Heiden führt, betretet keine Samariterstadt, geht vielmehr nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. So geht denn hin und verkündet: "Das Himmelreich ist nahe.' Heilet Kranke, wecket Tote auf, Aussätzige machet rein, treibt Dämonen aus. Umsonst habt ihr es empfangen, gebt es umsonst auch wieder her. Verschafft euch weder Gold noch Silber, noch Geld für eure Gürtel; nehmt keinen Bettelsack mit auf den Weg, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, keinen Stab. Denn der Arbeiter ist seines Unterhalts wert. Betretet ihr dann eine Stadt oder ein Dorf, so fraget nach, wer dort würdig sei. Bleibt dort, bis ihr wieder weiterziehet. Betretet ihr das Haus, alsdann entbietet ihm den Gruß [und saget: "Der Friede sei mit diesem Hause']. Ist das Haus es würdig, so komme euer Friede über dieses Haus. Ist es dessen aber unwert, alsdann wird euer Friede zu euch zurückkehren. Doch wo man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören mag, da verlasset jenes Haus oder jene Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. Wahrlich, ich sage euch: Dem Lande Sodoma und Gomorrha wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als jener Stadt. Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe. So seid denn klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben. Doch vor den Menschen hütet euch. Sie werden euch den Gerichten übergeben und in ihren Synagogen geißeln. Auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geschleppt um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis Wenn ihr dann ausgeliefert seid, so macht euch keine Sorge, wie und was ihr reden sollt. es wird euch in jener Stunde eingegeben werden, was ihr zu reden habt. Denn alsdann seid nicht ihr es, die da reden, vielmehr ist es der Geist eures Vaters, der aus euch redet. Der Bruder wird den eigenen Bruder zum Tode überliefern, der Vater das Kind; Kinder werden gegen ihre Eltern auftreten und sie in den Tod bringen. Von allen werdet ihr um meines Namens willen gehaßt werden. Doch wer ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden. Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in die andere. Wahrlich ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels noch nicht zu Ende sein, bis der Menschensohn erscheint. Der Schüler steht nicht über seinem Meister, der Knecht nicht über seinem Herrn. Der Schüler muß zufrieden sein, wenn es ihm ergeht wie seinem Meister, der Knecht, wenn es ihm ergeht wie seinem Herrn. Hat man den Hausherrn "Beezebul' gescholten, um wieviel mehr dann seine Hausgenossen. Fürchtet sie also nicht. Denn es ist nichts geheim, was nicht offenkundig wird [und nichts verborgen, was nicht bekannt wird]. Was ich euch im dunkeln sage, das kündigt im Tageslicht; was ihr nur leis ins Ohr vernommen, das verkündet von den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib zwar töten, aber die Seele nicht töten können. Fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib dem Verderben in der Hölle überliefern kann. Kauft man nicht zwei Sperlinge um ein paar Pfennige? Und doch fällt nicht ein einziger von ihnen auf die Erde, ohne daß euer Vater es so wollte. Bei euch aber sind selbst die Haare eures Hauptes gezählt. Fürchtet euch also nicht. Denn ihr seid weit mehr wert als viele Sperlinge. Wer immer vor den Menschen sich zu mir bekennt, zu dem will ich auch mich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist. Wer aber mich vor den Menschen verleugnet, den will auch ich vor meinem Vater verleugnen, der in den Himmeln ist. Glaubt nicht, ich sei gekommen, Frieden in die Welt zu bringen. Nicht den Frieden wollte ich bringen, vielmehr das Schwert. Ich bin gekommen, den Sohn mit seinem Vater zu entzweien, die Tochter mit ihrer Mutter, die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; Feinde eines Menschen sind also seine eigenen Hausgenossen. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; wer den Sohn oder die Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer sein Kreuz nicht nimmt und mir nicht nachfolgt, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; doch wer sein Leben mir zulieb verliert, der wird es finden. Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Frommen aufnimmt, weil er ein Frommer ist, wird den Lohn eines Frommen erhalten. Wer einem dieser Kleinen hier nur einen Becher frischen Wassers reicht, weil er mein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: er wird seines Lohnes nicht verlustig gehen.« Im Zeichen des WiderspruchsAls Jesus mit seinen Anordnungen an seine zwölf Jünger zu Ende war, zog er von dort weiter, um in ihren Städten zu lehren und zu predigen. Johannes hatte im Gefängnis von den Taten Christi gehört. Da ließ er ihn durch seine Jünger fragen: »Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?« Und Jesus sprach zu ihnen: »Gehet hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird die Heilsbotschaft verkündet. Und selig ist, wer sich an mir nicht ärgert.« Diese gingen weg. Und Jesus sprach zu den Scharen von Johannes: »Was wolltet ihr denn sehen, als ihr in die Steppe ginget? Etwa ein Schilfrohr, das vom Winde hin- und herbewegt wird? Was wolltet ihr sehen, als ihr hinausginget: Wohl einen Menschen, angetan mit weichlichen Gewändern? - Seht, die sich weichlich kleiden, wohnen in Königsburgen. Ja, wozu seid ihr dann hinausgegangen? Einen Propheten zu sehen? Jawohl. Ich sage euch, mehr sogar als einen Propheten. Denn dieser ist es, von dem geschrieben steht: "Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, daß er den Weg vor dir bereite'. Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, die vom Weibe geboren sind, ist nie ein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer. Doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Von den Tagen Johannes des Täufers an bis zu dieser Stunde wird das Himmelreich gestürmt, und nur wer stürmisch drängt, wird es an sich reißen. Alle Propheten und das Gesetz bis auf Johannes haben so geweissagt, und wenn ihr es glauben wollt: Er ist Elias, der da kommen soll. Wer Ohren hat, der höre! Mit wem kann ich wohl dieses Geschlecht vergleichen? Kindern ist es zu vergleichen, die auf dem Marktplatz sitzen und ihren Spielgenossen zurufen: "Wir haben euch auf der Flöte vorgespielt, und ihr habt nicht getanzt; Klagelieder haben wir gesungen, und ihr habt nicht geweint.' Johannes kam: er aß nicht und trank nicht; da hieß es: "Er ist besessen'. Es kam der Menschensohn: Er ißt und trinkt; da heißt es: "Seht den Schlemmer und den Säufer, den Freund der Zöllner und der Sünder.' Indes die Weisheit ward aus ihren Werken doch als gerecht anerkannt.« Er machte alsdann jenen Städten bittern Vorbehalt, in denen die meisten seiner Wunder geschehen waren, weil sie trotzdem nicht Buße taten: »Wehe dir, Chorazain! Wehe dir, Bethsaida!. Denn wenn in Tyrus und in Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan. Jedoch ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als euch. Und du, Kapharnaum, bist du nicht bis in den Himmel erhoben worden? Bis in die Hölle hinab wirst du fahren. Denn wenn in Sodoma die Wunder geschehen wären, die in dir geschehen sind, stünde es heute noch. Jedoch ich sage euch: Dem Lande Sodoma wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als dir.« Damals hob Jesus an und sprach: »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies den Weisen und Klugen verborgen, Einfältigen es jedoch geoffenbart hast. Ja, Vater, so hat deine Güte es gefügt. Mir ist von meinem Vater alles übergeben, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater, und niemand kennt den Vater als allein der Sohn, und wem der Sohn es offenbaren will. Kommt her zu mir alle, die ihr elend und beladen seid, ich werde euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt an mir, wie ich von Herzen sanft und voll Demut bin. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist süß und meine Bürde leicht.« Jesus und die Pharisäer; Jesu wahre VerwandteIn jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Ährenfelder. Seine Jünger waren hungrig; sie rupften Ähren ab und aßen sie. Als die Pharisäer dies sahen, sagte sie zu ihm: »Sieh doch, deine Jünger tun, was am Sabbat verboten ist.« Doch er sprach zu ihnen: »Habt ihr denn nicht gelesen, was David tat, als er und seine Begleiter Hunger hatten? Wie er das Haus Gottes betrat und die Schaubrote aß, die weder er noch seine Begleiter essen durften, sondern nur die Priester? Oder habt ihr nicht im Gesetze gelesen, daß an den Sabbaten die Priester im Tempel auch den Sabbat brechen, und dennoch schuldlos bleiben? Ich sage euch: Hier ist noch etwas Größeres als der Tempel. Wenn ihr es doch verstündet, was es heißt: "Erbarmen will ich, keine Opfer', dann hättet ihr die Unschuldigen nicht verurteilt. Denn Herr des Sabbats ist der Menschensohn!« Von dort ging er weiter und kam in ihre Synagoge. Und siehe, da war ein Mann mit einer verwelkten Hand. Sie fragten ihn: »Darf man am Sabbat heilen?« Sie wollten ihn nämlich verklagen. Er fragte sie: »Wenn einer unter euch ein einziges Schaf besitzt und dieses am Sabbat in eine Grube fällt, wird er nicht sogleich danach langen und es wieder auf seine Füße stellen? Wie viel mehr wert ist aber im Vergleich zu einem Schaf der Mensch. Also darf man auch am Sabbat Gutes tun.« Dann sprach er zu dem Manne: »Strecke deine Hand aus!« Da streckte er sie aus, und sie ward wiederhergestellt, gesund wie die andere. Die Pharisäer aber gingen weg und faßten gegen ihn den Beschluß, ihn umzubringen. Jesus wußte dies und zog sich von dort zurück. Viele folgten ihm, und er machte sie alle gesund. Streng verbot er ihnen, ihn bekannt zu machen. So sollte sich erfüllen, was der Prophet Isaias sprach, der sagt: »Das ist mein Knecht, den ich erwählt, mein Liebling, meines Herzens Wonne. Ich lege meinen Geist auf ihn, er wird den Heiden das Recht verkünden. Er wird nicht zanken und nicht schreien; noch wird man auf den Gassen seine Stimme hören. Geknicktes Rohr zerbricht er nicht, den Docht, der nur noch glimmt, löscht er nicht aus, bis das Recht mit seinem Sieg beendet ist. Auf seinen Namen hoffen auch die Heiden.« Da brachte man ihm einen, der besessen war und blind und stumm zugleich. Er heilte ihn, so daß der Stumme wieder reden und sehen konnte. Die Leute alle kamen außer sich und sprachen: »Sollte der nicht der Sohn Davids sein?« Als dies die Pharisäer hörten, sprachen sie: »Nur durch Beelzebul, den obersten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.« Da er wußte, was sie dachten, sprach er zu ihnen: »Jedes Reich, das in sich uneins ist, zerfällt, und jede Stadt und jedes Haus, das in sich uneins ist, wird nicht bestehen bleiben. Und wenn der Satan den Satan austreiben würde, so wäre er ja in sich selber uneins. Wie könnte da sein Reich bestehen bleiben? Wenn ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben dann eure Söhne sie aus? Deshalb werden diese eure Richter sein. Wenn ich jedoch im Geiste Gottes die Dämonen austreibe, dann ist ja das Reich Gottes schon zu euch gekommen. Oder wie könnte einer in das Haus des Starken eindringen und ihm seine Habseligkeiten rauben, wenn er den Starken nicht zuvor gebunden hat? Dann erst kann er sein Haus ausplündern. Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. So sage ich euch denn: Den Menschen wird jede Sünde und Lästerung vergeben werden; die Lästerung des Geistes jedoch wird nicht vergeben werden. Wer ein Wort sagt gegen den Menschensohn, dem wird vergeben werden; doch wer ein Wort sagt gegen den Heiligen Geist, dem wird nicht vergeben werden, in dieser Welt nicht und nicht in der kommenden. Entweder erklärt ihr den Baum für gut, dann ist auch seine Frucht gut, oder ihr erklärt den Baum für schlecht, dann ist auch seine Frucht schlecht; denn an der Frucht erkennt man den Baum. Ihr Schlangenbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr doch böse seid? Der Mund redet das, wovon das Herz voll ist. Der gute Mensch bringt aus seinem guten Schatze Gutes hervor, der böse Mensch aus seinem bösen Schatze Böses. Indessen sage ich euch: Von jedem unnützen Worte, das die Menschen reden, werden sie am Tage des Gerichtes Rechenschaft ablegen müssen. Aus deinen Worten nämlich wirst du für gerecht erklärt, aus deinen Worten aber auch verurteilt werden.« Da sagten zu ihm einige der Schriftgelehrten und der Pharisäer: »Meister, wir möchten ein Zeichen von dir sehen.« Er gab ihnen zur Antwort: »Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen. Jedoch es wird ihm kein andres Zeichen gegeben als das Zeichen des Propheten Jonas. Wie nämlich Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauche des Seetiers war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoße der Erde sein. Die Niniviten werden sich beim Gerichte zugleich mit diesem Geschlecht erheben und es verdammen. Denn diese haben sich bekehrt, als Jonas ihnen predigte, und siehe, hier ist mehr als Jonas. Die Königin des Südens wird sich beim Gerichte zugleich mit diesem Geschlecht erheben und es verdammen. Sie kam von den Enden der Erde, die Weisheit Salomons zu hören, und siehe, hier ist mehr als Salomon. Wenn der unreine Geist aus dem Menschen ausgefahren ist, dann wandert er durch öde Gegenden, sucht eine Ruhestätte, findet aber keine. Alsdann sagt er: "Ich will in mein Haus zurück, aus dem ich ausgezogen bin.' Er kommt und findet es geleert, rein gefegt und geschmückt. Dann geht er hin, nimmt noch sieben andre Geister mit sich, die schlimmer sind als er; sie ziehen ein und wohnen dort. Mit einem solchen Menschen wird es nachher schlimmer stehen, als vorher. So wird es diesem schändlichen Geschlecht ergehen.« Noch redete er zu den Scharen, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen; sie wollten ihn sprechen. Da sagte zu ihm irgendeiner: »Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen; sie möchten dich gern sprechen.« Er antwortete dem, der es ihm gesagt hatte: »Wer ist denn meine Mutter, wer sind denn meine Brüder?« Dann zeigte er mit seiner Hand auf seine Jünger hin und sprach: »Seht, hier sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mir Bruder, Schwester, Mutter.« Die Gleichnisse Jesu; Jesus in NazarethAn jenem Tag ging Jesus aus dem Hause fort und setzte sich am Meere nieder. Da sammelten sich bei ihm große Scharen, so daß er ein Boot besteigen mußte; dort setzte er sich nieder; die ganze Menge aber stand am Ufer. Er sprach nun viel in Gleichnissen zu ihnen: »Siehe, es ging der Sämann aus zu säen. Und als er säte, fiel ein Teil hin auf den Weg, es kamen die Vögel [des Himmels] und fraßen es. Ein andres fiel auf steinigen Grund, wo nicht viel Erdreich war. Rasch schoß es in den Halm; es hatte nämlich keinen tiefen Boden. Doch als die Sonne aufgegangen war, wurde es versengt, weil es keine Wurzeln hatte. Ein andres fiel unter Dornen. Die Dornen wuchsen auf und erstickten es. Ein andres fiel auf guten Boden und trug Frucht: hundertfältig, sechzigfältig, dreißigfältig. Wer Ohren hat, der höre!« Da traten seine Jünger näher und fragten ihn: »Warum sprichst du in Gleichnissen zu ihnen?« Er sprach zu ihnen: »Euch ist es vergönnt, die Geheimnisse des Himmelreiches zu verstehen, doch jenen ist es nicht vergönnt. Wer nämlich hat, dem wird gegeben werden, und er wird im Überflusse haben, doch wer nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er besitzt. Deshalb rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht hören, noch zur Einsicht kommen. An ihnen wird die Weissagung des Isaias erfüllt, die lautet: "Ihr werdet mit eigenen Ohren hören, aber nicht zur Einsicht kommen, und mit eigenen Augen sehen, aber nicht einsehen. Verstockt ist das Herz dieses Volkes; schwerhörig sind seine Ohren, und seine Augen hält es geschlossen, damit sie mit den Augen nicht sehen und mit den Ohren nicht hören und verständig würden mit den Herzen, damit sie sich bekehrten und ich sie heilen könnte'. Doch selig eure Augen, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte verlangten sehnlichst zu sehen, was ihr sehet, sie sahen es aber nicht, zu hören, was ihr höret, sie hörten es aber nicht. Ihr also sollt das Gleichnis vom Sämann vernehmen: Wer immer das Wort vom Reiche hört, doch nicht zur Einsicht kommt, da kommt der Böse und raubt, was in seinem Herzen gesät ist. Das ist der, bei dem es auf den Weg gesät war. Auf steinigen Grund ist es bei dem gesät, der zwar das Wort anhört und es sofort mit Freuden aufnimmt. Doch hat er in sich keine Wurzel, denn er ist unbeständig; kommt nämlich Trübsal oder Verfolgung um des Wortes willen, dann wird er sogleich irre. Und unter Dornen ist es bei dem gesät, , der zwar das Wort anhört, jedoch die Sorgen dieser Welt sowie der trügerische Reichtum ersticken dann das Wort, und so bleibt es ohne Frucht. Auf guten Boden aber ist es bei dem gesät, der das Wort hört, zur Einsicht kommt und dann auch Frucht bringt: hundertfältig, sechzigfältig, dreißigfältig.« Ein anderes Gleichnis trug er ihnen vor; er sprach: »Das Himmelreich ist einem Manne gleich, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut mitten in den Weizen und ging weg. Als nun die Saat heranwuchs und Frucht ansetzte, zeigte sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte des Hausvaters zu ihm hin und fragten ihn: "Herr! Hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?' Er sprach zu ihnen: "Das hat ein Feind getan.' Die Knechte fragten ihn: "Sollen wir hingehen und es einsammeln?' "Nein!" sprach er. "Ihr könntet sonst, wenn ihr das Unkraut einsammelt, zugleich den Weizen mit herausreißen. Laßt beides zusammen wachsen bis zur Ernte. Zur Zeit der Ernte will ich dann den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Büschel zum Verbrennen; den Weizen aber sammelt ein in meinen Speicher.'" Ein anderes Gleichnis trug er ihnen vor; er sprach: »Das Himmelreich ist einem Senfkorn gleich, das jemand auf seinen Acker säte. Dieses ist zwar das kleinste unter allen Samenkörnern; ist es aber herangewachsen, so ist es das größte unter allen Gartenkräutern und wird zum Baume, so daß die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.« Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: »Das Himmelreich ist einem Sauerteig gleich. Ihn nahm ein Weib und vermengte ihn mit drei Maß Mehl, bis alles ganz durchsäuert war.« All dies sprach Jesus zu den Scharen gleichnisweise; ja, ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen, damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesprochen ward, wenn er sagt: »In Gleichnissen will ich meinen Mund öffnen und will enthüllen, was verborgen war seit Grundlegung der Welt.« Alsdann entließ er die Scharen und ging ins Haus zurück. Da traten seine Jünger zu ihm mit der Bitte: »Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!« Er sprach: »Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn. Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen. Der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel. Die Ernte ist die Vollendung der Welt; die Schnitter sind die Engel. Wie man das Unkraut sammelt und im Feuer verbrennt, so wird es auch bei der Vollendung der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden; sie werden aus seinem Reiche alle zusammenlesen, die Ärgernis gegeben und die Unrecht getan haben, und werden sie in den Feuerofen werfen; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Reiche ihres Vaters. Wer Ohren hat, höre! Das Himmelreich ist einem Schatze gleich, der im Acker verborgen lag. Ihn fand ein Mann, verhehlte ihn jedoch, ging in seiner Freude hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte jenen Acker. Das Himmelreich ist ferner einem Kaufmann gleich, der schöne Perlen suchte. Da fand er eine Perle von gar großem Wert. Er ging hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie. Das Himmelreich ist ferner einem Netze gleich; man warf es ins Meer und fing Fische aller Art. Und als es voll geworden war, zog man es ans Ufer; man setzte sich und sammelte die guten in Behälter, die schlechten aber warf man weg. So wird es auch bei der Vollendung der Welt sein: Die Engel werden ausgehen, die Bösen von den Guten scheiden und jene in den Feuerofen werfen; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.« [Und Jesus fragte sie:] »Habt ihr dies alles verstanden?« »Ja, Herr«, erwiderten sie ihm. Er sprach zu ihnen: »Darum gleicht jeder Lehrer, der in der Schule des Himmelreiches herangebildet ist, einem Hausvater, der aus seiner Vorratskammer Neues und Altes hervorholt.« Als Jesus diese Gleichnisreden beendet hatte, begab er sich von dort hinweg. Er kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge. Voll Staunen fragte man: »Woher hat dieser solche Weisheit und die Wunderkraft; ist er denn nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus, Joseph, Simon und Judas? Und wohnen denn nicht alle seine Schwestern hier bei uns? Woher mag er denn all dies haben?« So nahm man also an ihm Anstoß. Doch Jesus sprach zu ihnen: »Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Vaterstadt und in seinem Vaterhaus!« Er wirkte dort nicht viele Wunder wegen ihres Unglaubens. Enthauptung des Johannes; weitere Wunder JesuIn jener Zeit vernahm Herodes, der Vierfürst, von Jesus. Er sprach zu seinen Höflingen: »Das ist Johannes der Täufer. Er ist von den Toten auferstanden, deshalb wirken in ihm Gottes Kräfte.« Herodes hatte nämlich Johannes gefangennehmen, fesseln und ins Gefängnis werfen lassen der Herodias, dem Weibe Philippus', seines Bruders, zu Gefallen. Denn Johannes hatte ihm vorgehalten: »Es ist dir nicht erlaubt, sie zu besitzen.« Er hätte ihn gern getötet, jedoch er fürchtete das Volk; denn dieses sah ihn als einen Propheten an. Am Geburtsfest des Herodes tanzte die Tochter der Herodias im Kreise der Gäste. Dies gefiel Herodes so, daß er ihr unter einem Eid versprach, ihr zu geben, was immer sie verlangen würde. Von ihrer Mutter angestiftet, sprach sie: »Gib mir hier auf einer Schüssel den Kopf Johannes des Täufers!« Da ward der König tief betrübt; jedoch des Eides und der Gäste wegen befahl er, ihn zu geben. Also ließ er den Johannes im Gefängnis enthaupten. Man brachte seinen Kopf auf einer Schüssel und gab ihn dem Mädchen, und diese brachte ihn ihrer Mutter. Seine Jünger holten dann den Leichnam und begruben ihn. Hierauf erzählten sie es Jesus. Auf diese Nachricht hin zog sich Jesus von da zurück; auf einem Boote ging er allein an einen abgelegenen Ort. Die Scharen merkten dies und folgten ihm zu Fuß von den Städten her. Er stieg aus und sah die große Menge, empfand ein herzliches Erbarmen über sie und heilte ihre Kranken. Als es schon spät geworden war, traten seine Jünger zu ihm hin und sprachen: »Der Ort ist einsam und die Zeit schon vorgerückt. Entlaß daher die Scharen. Sie mögen in die Dörfer gehen und sich Nahrung kaufen.« Doch Jesus sprach zu ihnen: »Sie brauchen gar nicht wegzugehen; gebt ihr ihnen zu essen.« Da sagten sie zu ihm: »Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische hier.« »So bringet sie mir her«, sprach er. Dann hieß er die Scharen sich auf dem Grase zu lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, schaute auf zum Himmel und segnete. Er brach sodann die Brote und gab sie seinen Jüngern; die Jünger gaben sie den Scharen. Und alle aßen und wurden satt; ja, noch zwölf Körbe trugen sie hinweg, voll mit Stücken, die übriggeblieben waren. Es waren derer, die gegessen hatten, an fünftausend Männer; die Frauen und Kinder nicht gerechnet. Und sogleich drängte er die Jünger, in das Boot zu steigen und an das andere Ufer ihm vorauszufahren; er wollte die Scharen inzwischen entlassen. Und er entließ die Scharen und stieg allein auf einen Berg, um dort zu beten. Es war schon spät, und er war dort ganz allein. Das Boot war [schon viele Stadien vom Land entfernt] mitten auf dem Meere von Wellen hart bedrängt; sie hatten nämlich Gegenwind. Da, um die vierte Nachtwache, kam er zu ihnen, auf dem Meere daherwandelnd. Die Jünger sahen ihn, wie er auf dem Meere wandelte; sie erschraken und riefen: »Ein Gespenst!« Sie schrien laut vor Angst. Doch alsbald redete sie Jesus an und sprach: »Nur Mut! Ich bin es. Habt keine Angst.« Und Petrus sprach zu ihm: »Herr, wenn du willst, so heiße mich auf dem Wasser zu dir kommen.« Er sprach: »Komm!« Da stieg Petrus aus dem Boot und schritt über das Wasser hin und ging auf Jesus zu. Als er jedoch den starken Wind verspürte, bekam er Angst; er fing an zu sinken und schrie: »Herr, rette mich!« Sogleich streckte Jesus seine Hand aus, faßte ihn und sprach: »Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?« Darauf stiegen sie ins Boot, und sogleich legte sich der Wind. Die im Boote waren, fielen vor ihm nieder mit den Worten: »Wahrhaftig, du bist der Sohn Gottes.« Sie fuhren vollends über und kamen bei Genesareth ans Land. Sobald die Leute ihn dort erkannten, schickten sie in jener Gegend überall herum, und man brachte alle Kranken zu ihm. Und diese baten ihn, sie möchten nur den Saum seines Kleides berühren. Und alle, die ihn berührten, wurden ganz gesund. Jesus und die Pharisäer; WunderDa kamen aus Jerusalem Pharisäer und Schriftgelehrte zu Jesus mit der Frage: »Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Sie waschen ja ihre Hände nicht, bevor sie essen.« Allein er fragte sie: »Warum übertretet ihr das Gebot Gottes eurer Überlieferung zulieb? Gott hat geboten: "Du sollst Vater und Mutter ehren' und "Wer Vater oder Mutter schmäht, soll sterben'. Ihr aber sagt: "Wer zu Vater oder Mutter spricht: "Was ich dir zu leisten hätte, ist Opfergabe', der braucht Vater und Mutter nicht zu ehren.' Damit entkräftigt ihr das Gesetz Gottes eurer Überlieferung zulieb. Ihr Heuchler! Richtig hat Isaias über euch geweissagt: "Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen; ihr Herz jedoch ist weit von mir; nichtig ist ihr Gottesdienst: Menschensatzungen machen sie zu ihrer Lehre.'" Er rief sodann die Scharen zu sich her und sprach zu ihnen: »Höret und verstehet es wohl: Nicht was zum Munde eingeht, macht den Menschen unrein, sondern was vom Munde ausgeht, das macht den Menschen unrein.« Da traten seine Jünger zu ihm hin und sprachen: »Weißt du, daß die Pharisäer, als sie diese Worte hörten, Anstoß nahmen?« Er erwiderte: »Jede Pflanzung, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, wird ausgerottet werden. Laßt sie! Sie sind ja blinde Blindenführer. Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube.« Petrus sprach zu ihm: »Erkläre uns das Gleichnis" Er sagte: »Seid auch ihr noch so unverständig? Versteht ihr wirklich nicht, daß alles, was durch den Mund eingeht, in den Magen kommt und dann ausgeschieden wird? Was aber aus dem Mund ausgeht, kommt aus dem Herzen, und dies macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen gehen schändliche Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Lästerungen hervor. Das sind Dinge, die den Menschen unrein machen. Jedoch mit ungewaschenen Händen essen, macht den Menschen nicht unrein.« Und Jesus ging von dort hinweg und begab sich in das Land von Tyrus und Sidon. Da kam eine Kanaanäerin aus jener Gegend; diese rief: »Erbarme dich meiner, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon arg geplagt.« Er aber würdigte sie keines Wortes. Da traten seine Jünger vor ihn hin und baten ihn: »Schick sie doch weg; sie schreit hinter uns her.« Doch Jesus sprach zu ihnen: »Ich bin nur zu den verirrten Schafen des Hauses Israel gesandt.« Da kam sie her und fiel vor ihm nieder mit den Worten: »Herr, hilf mir!« Er aber gab zur Antwort: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.« Doch sie entgegnete: »Gewiß, Herr. Doch auch die Hunde fressen von den Brocken, die von dem Tische ihrer Herren fallen.« Da sprach Jesus zu ihr: »O Weib! Dein Glaube ist groß. Es sei dir gewährt, worum du bittest.« Und ihre Tochter war von jener Stunde an geheilt. Von dort begab sich Jesus weiter; er kam an das Meer von Galiläa, stieg auf einen Berg und setzte sich dort nieder. Große Scharen traten zu ihm hin; sie hatten Lahme, Krüppel, Blinde, Stumme und noch andere Kranke bei sich. Sie legten diese vor ihm nieder, und er heilte sie. Die Scharen staunten, da sie sahen, wie Lahme gingen und wie Blinde sehend wurden. Und sie priesen den Gott Israels. Da rief Jesus seine Jünger zu sich her und sprach: »Mich erbarmt des Volkes. Sie harren schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen. Ich kann sie nicht hungrig entlassen; sonst möchten sie auf dem Wege verschmachten.« Die Jünger gaben ihm zur Antwort: »Woher sollen wir in der Steppe so viel Brot bekommen, um eine solche Schar zu sättigen?« Und Jesus fragte sie: »Wie viele Brote habt ihr?« Sie sprachen: »Sieben, dazu noch ein paar kleine Fische.« Nun hieß er die Scharen sich auf den Boden lagern. Dann nahm er die sieben Brote und die Fische, dankte, brach sie und gab sie den Jüngern; die Jünger gaben sie der Menge. Und alle aßen und wurden satt. Ja, sie trugen noch sieben Körbe weg, voll mit Stücken, die übriggeblieben waren. Derer, die gegessen hatten, waren es viertausend Männer, die Frauen und Kinder nicht gerechnet. Und er entließ die Scharen, bestieg das Boot und gelangte in die Gegend von Magadan. Jesus und die Pharisäer; Primat des Petrus; Leidensweissagung; Nachfolge JesuDie Pharisäer und die Sadduzäer traten zu ihm hin. Sie wollten ihn versuchen und verlangten von ihm, er solle sie ein Zeichen vom Himmel sehen lassen. Er aber gab ihnen zur Antwort: »Am Abend sagt ihr: "Es wird schön Wetter, denn der Himmel ist feuerrot.' Am Morgen: "Heute gibt es Sturm, denn der Himmel ist trübrot.' Wie der Himmel aussieht, wisset ihr zu deuten, nicht aber könnt ihr es bei den Zeichen der Zeit. Ein böses und ein ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen. Jedoch wird ihm kein anderes Zeichen gegeben werden, als das Zeichen des Jonas.« Damit ließ er sie stehen und ging weg. Seine Jünger langten am andern Ufer an; sie hatten aber vergessen, Brote mitzunehmen. Und Jesus sprach zu ihnen: »Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer.« Sie dachten hin und her und sprachen schließlich: »Wir haben ja kein Brot bei uns.« Jesus merkte dies und sprach: »Was denkt ihr da bei euch, Kleingläubige, daß ihr kein Brot mitgenommen habt? Begreift ihr denn immer noch nicht? Erinnert ihr euch nicht mehr an die fünf Brote für die Fünftausend und wieviel Körbe ihr noch bekommen habt? Auch nicht mehr an die sieben Brote für die Viertausend und wieviel Körbe ihr noch bekommen habt? Warum begreift ihr denn nicht, daß ich nicht von Broten zu euch gesprochen habe? Doch hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer.« Nunmehr begriffen sie, daß er es nicht so gemeint hätte, als sollten sie sich vor dem Sauerteig des Brotes hüten, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. Und Jesus kam in das Gebiet von Cäsarea Philippi. Er fragte seine Jünger: »Für wen halten die Leute den Menschensohn?« Sie sagte: »Die einen für Johannes den Täufer, andre für Elias, wieder andre für Jeremias oder für den Einen der Propheten.« Er fragte weiter: »Und ihr, für wen haltet ihr mich?« Da antwortete Simon Petrus: »Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.« Darauf sprach Jesus zu ihm: »Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas. Nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Ich sage dir: Du bist Petrus; auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; was immer du auf Erden binden wirst, das wird auch in den Himmeln gebunden sein, was immer du auf Erden lösen wirst, das wird auch in den Himmeln gelöst sein.« Sodann gebot er seinen Jüngern, es niemandem zu sagen, daß er der Christus sei. Von jetzt an begann Jesus, seinen Jüngern klarzumachen, daß er nach Jerusalem gehen müsse und vieles leiden werde von den Ältesten, den Oberpriestern und den Schriftgelehrten, daß er getötet werde müsse, am dritten Tage aber wieder auferstehen werde. Da nahm Petrus ihn beiseite und wollte ihm ernstlich zureden: »Gott bewahre, Herr! Das sei ferne von dir!« Da wandte er sich um und sprach zu Petrus: »Hinweg von mir, du Satan! Du bist für mich ein Ärgernis; du hast nicht Sinn für das Göttliche, sondern für das Menschliche.« Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: »Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben sich erhalten will, der wird es verlieren, wer aber sein Leben meinetwegen verliert, der wird es erhalten. Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, dabei aber doch sein Leben verlieren würde. Oder was möchte auch einer geben als Kaufpreis für sein Leben? Der Menschensohn wird in der Herrlichkeit seines Vaters erscheinen samt seinen Engeln; er wird dann jedem vergelten nach seinen Werken. Wahrlich, ich sage euch: Es stehen solche hier, die den Tod nicht kosten werden, bis sie den Menschensohn in seinem Reiche kommen sehen.« Verklärung Jesu; Wunder; Leidensweissagung; TempelsteuerSechs Tage später nahm Jesus den Petrus, Jakobus und Johannes, dessen Bruder, mit sich und führte sie abseits auf einen hohen Berg. Und er ward vor ihnen verwandelt: Sein Antlitz glänzte wie die Sonne, und seine Kleider wurden leuchtend wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Moses und Elias, die sich mit ihm unterredeten. Und Petrus nahm das Wort und sprach zu Jesus: »Herr, wie schön ist es doch, daß wir hier sind. Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen: Dir eine, dem Moses eine und dem Elias eine.« Noch sprach er so und schon kam der Schatten einer lichten Wolke über sie, und eine Stimme aus der Wolke sprach: »Das ist mein vielgeliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Auf diesen sollt ihr hören.« Als die Jünger dies hörten, fielen sie auf ihr Antlitz nieder und gerieten in gewaltige Furcht. Doch Jesus trat herzu, berührte sie und sprach: »Steht auf, seid ohne Furcht!« Und sie erhoben ihre Augen und sahen niemand mehr als Jesus allein. Während sie vom Berge niederstiegen, befahl ihnen Jesus: »Sagt niemand etwas von dem Gesichte, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.« Da fragten ihn die Jünger: »Wie ist es denn, wenn die Schriftgelehrten sagen, vorher müsse noch Elias kommen?« Er sprach zu ihnen: »Elias kommt allerdings, und er wird alles wiederherstellen; ja, ich sage euch: Elias ist schon gekommen. Doch man hat ihn nicht erkannt und mit ihm angefangen, was man wollte. Geradeso wird auch der Menschensohn durch sie zu leiden haben.« Die Jünger begriffen jetzt, daß er zu ihnen von Johannes dem Täufer gesprochen habe. Als sie zum Volke gekommen waren, da trat ein Mann vor ihn und bat ihn auf den Knien: »Herr, erbarme dich meines Sohnes! Er ist mondsüchtig und hat arg zu leiden. Oft fällt er in das Feuer, oft ins Wasser. Ich brachte ihn deinen Jüngern; doch diese konnten ihn nicht heilen.« Und Jesus sprach: »Du ungläubiges und ganz verkehrtes Geschlecht. Wie lang noch muß ich bei euch bleiben? Wie lang noch muß ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!« Alsdann gebot ihm Jesus, und der Dämon fuhr aus von ihm. So war der Knabe von jener Stunde an geheilt. Da traten die Jünger insgeheim zu Jesus hin und fragten ihn: »Warum konnten wir ihn nicht austreiben?« Und Jesus sprach zu ihnen: »Weil ihr so wenig Glauben habt. Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt so groß nur wie ein Senfkorn, so könnt ihr zu diesem Berge sagen: "Rück weg von hier, dorthin!" Und er wird weggehen. Gar nichts wird euch unmöglich sein. Doch diese Art wird nur durch Beten und Fasten ausgetrieben.« Solange sie in Galiläa wanderten, sprach Jesus zu ihnen: »Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert werden; man wird ihn töten, doch am dritten Tage wird er auferstehen.« Da wurden sie sehr traurig. Als sie dann nach Kapharnaum gekommen waren, traten die Einnehmer der Doppeldrachme zu Petrus hin und fragten ihn: »Bezahlt euer Meister denn die Doppeldrachme nicht?« Er sagte: »Doch.« Kaum war er in das Haus gekommen, als Jesus ihm zuvorkam mit der Frage: »Was meinst du, Simon, von wem nehmen die Könige der Erde Zoll und Steuer, von ihren Söhnen oder von den Fremden?« »Von den Fremden!« gab er zur Antwort. Da sagte Jesus zu ihm: »So sind die Söhne demnach frei. Wir aber wollen ihnen keinen Anstoß geben. Geh an das Meer und wirf die Angel aus und nimm den ersten Fisch, der in die Höhe kommt. Öffne ihm das Maul, darin wirst du einen Stater finden; mit dem bezahle dann für mich und dich.« Vom Kindwerden; Ärgernis; Sünderliebe und BarmherzigkeitIn jener Stunde traten die Jünger vor Jesus mit der Frage: »Wer ist der Größte im Himmelreich?« Da rief Jesus sich ein Kind herbei, stellte es mitten unter sie mit den Worten: »Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr euch nicht bekehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr sicher nicht ins Himmelreich eingehen. Doch wer sich demütig macht wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, nimmt mich auf. Wer aber einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Anlaß zur Sünde gibt, für den wäre es besser, wenn ihm ein großer Mühlstein an den Hals gehängt und er ins tiefste Meer versenkt würde. Wehe der Welt der Ärgernisse wegen. Ärgernisse müssen zwar kommen, doch weh dem Menschen, durch den das Ärgernis kommt. Gibt dir also deine Hand oder dein Fuß zur Sünde Anlaß, so haue sie ab und wirf sie weg. Besser ist es für dich, verstümmelt oder hinkend in das Leben einzugehen, als daß du zwei Hände und zwei Füße habest und in das ewige Feuer geworfen wirst. Gibt dein Auge dir zur Sünde Anlaß, so reiß es aus und wirf es weg.. Besser ist es für dich, mit einem Auge in das Leben einzugehen, als daß du zwei Augen habest und in das Höllenfeuer geworfen wirst. Hütet euch, daß ihr keines dieser Kleinen verachtet. Ich sage euch: Ihre Engel in den Himmeln schauen immerfort das Antlitz meines Vaters, der in den Himmeln ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu retten, was verloren war. Was dünkt euch? Wenn einer hundert Schafe hat und eines sich davon verläuft, läßt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen und macht sich auf, um das verlaufene zu suchen? Und hat er dann das Glück, es aufzufinden, wahrlich, sage ich euch: Er freut sich mehr über dieses, als über jene neunundneunzig, die sich nicht verlaufen hatten. So ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, daß eines dieser Kleinen verlorengehe. Und hat dein Bruder gegen dich gefehlt, geh hin, stelle ihn zur Rede, doch nur unter vier Augen. Hört er alsdann auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Doch hört er nicht, dann nimm noch einen oder zwei mit dir, damit durch zweier oder dreier Zeugen Mund die ganze Sache festgestellt werde. Hört er dann auch auf diese nicht, so sage es der Kirche. Hört er jedoch auf die Kirche nicht, dann gelte er dir wie ein Heide und ein Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: Was immer ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein; was immer ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Wahrlich sage ich euch ferner: Um was immer zwei aus euch einmütig auf Erden bitten werden, das wird ihnen von meinem Vater, der in den Himmeln ist, gegeben werden. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen beieinander sind, da bin ich mitten unter ihnen.« Darauf trat Petrus zu ihm hin und fragte: »Herr, wie oft muß ich meinem Bruder verzeihen, wenn er wider mich gesündigt hat? Etwa bis zu siebenmal?« Und Jesus sprach zu ihm: »Nein, ich sage dir, nicht bis zu siebenmal, vielmehr siebenundsiebzigmal. So ist das Himmelreich einem Könige zu vergleichen, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. Und als er anfing abzurechnen, da brachte man ihm einen mit einer Schuld von zehntausend Talenten. Er hatte nichts, womit er hätte zahlen können, und so befahl sein Herr, ihn, sein Weib und seine Kinder mit der ganzen Habe zu verkaufen, um damit zu zahlen. Da warf sich der Knecht ihm zu Füßen; er bat: "Herr, habe Geduld mit mir; ich will dir alles bezahlen.' Voll Mitleid mit diesem Knechte ließ der Herr ihn frei und schenkte ihm die Schuld. Der Knecht ging hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Zehner schuldig war. Er packte und würgte ihn und schrie: "Bezahle, was du schuldig bist!" Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und bat ihn mit den Worten: "Habe Geduld mit mir; ich werde dich bezahlen.' Allein der wollte nicht, ging vielmehr hin und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt hätte. Dies hatten seine Mitknechte mit angesehen und waren tief betrübt darüber. Sie gingen hin und erzählten ihrem Herrn alles, was sich ereignet hatte. Da ließ ihn sein Herr vor sich kommen und sprach zu ihm: "Du böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir nachgelassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmen müssen, wie ich mich deiner erbarmt habe?' Und sein Herr übergab ihn voll Zorn den Folterknechten, bis er ihm die ganze Schuld abgetragen hätte. So wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn nicht ein jeder seinem Bruder von ganzem Herzen verzeiht.« Unauflöslichkeit der Ehe; Jesus, der KinderfreundAls Jesus diese Reden beendet hatte, zog er aus Galiläa weg und gelangte in die Gegend von Judäa überm Jordan drüben. Und große Scharen folgten ihm, und er heilte sie dort. Da traten Pharisäer zu ihm, versuchten ihn und fragten: »Ist es dem Mann erlaubt, sein Weib aus jedem beliebigen Grund zu entlassen?« Er sprach zu ihnen: »Habt ihr denn nicht gelesen, daß der Schöpfer im Anfang die Menschen als Mann und Weib geschaffen hat und sprach: "So wird der Mann den Vater und die Mutter verlassen und sich seinem Weib verbinden, und diese zwei werden zu einem Fleische werden?' So sind sie also nicht mehr zwei, vielmehr ein einziges Fleisch. Was aber Gott vereinigt hat, das soll der Mensch nicht trennen.« Da sagten sie zu ihm: »Warum hat aber dann Moses geboten, den Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen?« Er sprach zu ihnen: »Weil Moses wegen eurer Herzenshärte es euch gestattet hat, eure Weiber zu entlassen, ursprünglich aber war es nicht so. Ich aber sage euch: Jeder, der sein Weib entläßt - auch nicht im Falle des Ehebruchs - und eine andere heiratet, der bricht die Ehe. [Und wer eine Entlassene heiratet, bricht die Ehe.« ] Da sprachen seine Jünger zu ihm: »Wenn so zwischen Mann und Weib das Rechtsverhältnis ist, dann ist nicht gut zu heiraten.« Er aber sprach zu ihnen: »Nicht alle fassen dieses Wort, vielmehr nur jene, denen es gegeben ist. So gibt es Menschen, die vom Mutterschoße her unfähig sind zur Ehe; dann gibt es solche, die durch Menschen so geworden sind, und auch solche gibt es, die sich von sich aus des Himmelreiches wegen der Ehe enthalten. Wer es fassen kann, der fasse es.« Damals brachte man ihm Kinder, damit er seine Hände auf sie lege und bete. Allein die Jünger fuhren sie hart an. Doch Jesus sprach: »Lasset die Kinder und wehret es ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn ihrer ist das Himmelreich.« Dann legte er ihnen die Hände auf und ging weiter. Siehe, da trat einer auf ihn zu und fragte: »[Guter] Meister, was muß ich Gutes tun, um zum ewigen Leben zu gelangen?« Er sprach zu ihm: »Was fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute [Gott]. Doch willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote.« »Welche?« fragte dieser weiter. Und Jesus sprach: »Zum Beispiel: "Du sollst nicht töten!" "Du sollst nicht ehebrechen!" "Du sollst nicht stehlen!" "Du sollst kein falsches Zeugnis geben!" "Du sollst Vater und Mutter ehren!" "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!"« Da sprach der Jüngling zu ihm: »All dies habe ich [von Jugend an] gehalten. Was fehlt mir noch?« Und Jesus sprach zu ihm: »Willst du vollendet sein, geh hin, verkaufe deine Habe und schenke sie den Armen; du wirst dann einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir.« Als der Jüngling dies hörte, ging er betrübt von dannen; denn er besaß viele Güter. Und Jesus sprach zu seinen Jüngern: »Wahrlich, sage ich euch: Ein Reicher wird nur schwer ins Himmelreich gelangen. Ich wiederhole es: Es geht viel leichter ein Kamel durchs Nadelöhr, als ein Reicher in das Gottesreich.« Als die Jünger dies hörten, wurden sie sehr bestürzt und fragten: »Wer kann da noch gerettet werden?« Da sah sie Jesus an und sprach zu ihnen: »Bei den Menschen ist es freilich unmöglich; jedoch bei Gott ist alles möglich.« Und Petrus nahm das Wort und sprach zu ihm: »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was werden wir dafür erhalten?« Und Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich, sage ich euch: Auch ihr, die ihr mir gefolgt seid, werdet in der neuen Welt, wenn der Menschensohn auf dem Throne seiner Herrlichkeit sitzt, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels regieren. Wer immer Häuser, Brüder, Schwestern, Vater, Mutter oder Kinder und Äcker um meines Namens willen verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und ewiges Leben erben. Viele aber werden aus Ersten Letzte und aus Letzten Erste werden.« Arbeiter im Weinberg; Leidensweissagung; unbillige Forderung; ein Wunder»Das Himmelreich ist nämlich einem Hausherrn gleich, der früh am Morgen ausging, Arbeiter für seinen Weinberg zu dingen. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Als er zur dritten Stunde ausging, da sah er andere müßig auf dem Markte stehen. Und er sprach zu ihnen: "Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich will euch geben, was sich gehört'. So gingen diese hin. Und um die sechste und die neunte Stunde ging er wieder aus und machte es ebenso. Als er nun um die elfte Stunde ausging, da fand er andere dastehen; er fragte sie: "Was steht ihr müßig hier den ganzen Tag?' Sie gaben ihm zur Antwort: "Weil niemand uns gedungen hat.' Er sprach zu ihnen: "So geht auch ihr in meinen Weinberg!" Des Abends sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: "Ruf die Arbeiter und zahle ihnen ihren Lohn, von den Letzten bis zu den Ersten.' Da kamen jene von der elften Stunde, und sie bekamen je einen Denar. Es kamen auch die Ersten; sie meinten, sie würden mehr empfangen. Jedoch auch sie bekamen je nur einen Denar. Sie nahmen ihn, doch murrten sie wider den Hausherrn. Sie sagten: "Nur eine einzige Stunde haben diese Letzten da gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt, die wir die Last und Hitze des Tages ertragen haben.' Da sprach er zu dem einen unter ihnen: "Freund! Ich tue dir kein Unrecht. Hast du dich nicht mit mir auf einen Denar geeinigt? Nimm, was dein ist und geh! Jedoch auch diesem Letzten will ich geben wie dir. Oder kann ich mit meinem Eigentum nicht machen, was ich will? Oder ist dein Auge neidisch, weil ich gut bin?' So werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte. [Denn viele sind berufen, wenige aber erwählt.]" Und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Da nahm er die zwölf [Jünger] auf die Seite, und unterwegs sprach er zu ihnen: »Seht, wir ziehen nach Jerusalem hinauf. Der Menschensohn wird den Oberpriestern und den Schriftgelehrten überliefert werden; sie werden ihn zum Tode verdammen und den Heiden überliefern zum Verspotten, zum Geißeln und zum Kreuzigen. Doch am dritten Tage wird er auferstehen.« Da trat die Mutter der Zebedäussöhne mit ihren Söhnen vor ihn hin, fiel vor ihm nieder und trug ihm eine Bitte vor. Er fragte sie: »Was willst du?« Da gab sie ihm zur Antwort: »Sprich, daß diese meine beiden Söhne in deinem Reiche der eine dir zur Rechten, der andre dir zur Linken sitze.« Doch Jesus gab zur Antwort: »Ihr wisset nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken muß?« Sie sagten zu ihm: »Wir können es.« Er sprach zu ihnen: »Meinen Kelch zwar werdet ihr trinken, die Sitze zu meiner Rechten und zu meiner Linken aber, die kann nicht ich vergeben; denn sie gehören denen, für die sie von meinem Vater schon bestimmt sind.« Als dies die anderen Zehn hörten, wurden sie der beiden Brüder wegen unwillig. Doch Jesus rief sie zu sich her und sprach: »Ihr wißt: Die Fürsten der Heidenvölker wollen den Herrn spielen und lassen ihre Untertanen ihre Macht fühlen. Bei euch aber wird es nicht so sein: Wer unter euch ein Großer werden will, sei euer Diener, und wer unter euch will Erster sein, sei euer Knecht. Wie auch der Menschensohn nicht gekommen ist, bedient zu werden, vielmehr zu dienen und sein Leben als Sühne für viele hinzuopfern.« Sie zogen aus Jericho hinaus, und eine große Menge folgte ihm. Und siehe, am Wege saßen zwei Blinde. Als sie vernahmen: »Jesus kommt vorüber«, da riefen sie mit lauter Stimme: »Herr, erbarme dich unser, du Sohn Davids!« Die Menge aber fuhr sie an, sie sollten schweigen. Sie aber riefen noch lauter: »Herr, erbarme dich unser, du Sohn Davids!« Darauf blieb Jesus stehen, rief sie her und sprach: »Was wollt ihr, daß ich euch tue?« Sie baten ihn: »Herr, daß sich unsere Augen öffnen!« Voll Mitleid rührte Jesus ihre Augen an; und alsbald konnten sie sehen und folgten ihm. Feierlicher Einzug Jesu in Jerusalem; Streitreden mit den PharisäernSie näherten sich Jerusalem und kamen nach Bethphage am Ölberg. Dort sandte Jesus zwei von seinen Jüngern mit dem Auftrag fort: »Geht in das Dorf, das vor euch liegt. Sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und bei ihr ein Füllen. Bindet diese los und bringt sie mir! Und sollte es jemand euch verwehren, so sagt: "Der Herr braucht sie; er wird sie sogleich wieder zurücksenden'" Dies ist geschehen, damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesprochen ward: »Sagt der Tochter Sion: "Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und auf einem Esel reitend, auf einem Füllen, auf dem Jungen eines Lasttiers.'" Die Jünger gingen weg und taten so, wie ihnen Jesus aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin mit ihrem Füllen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Sehr viele aus dem Volke breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Scharen, die vor und hinter ihm herzogen, riefen laut: »Hosanna dem Sohne Davids! Gepriesen sei, der im Namen des Herrn kommt! Hosanna in der Höhe!« Bei seinem Einzug in Jerusalem geriet die ganze Stadt in Aufregung. Man fragte: »Wer ist dieser?« Die Scharen aber sagten: »Das ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa.« Alsdann begab sich Jesus in den Tempel [Gottes] und jagte alle fort, die im Tempel kauften und verkauften. Auch stieß er die Tische der Wechsler und die Bänke der Taubenhändler um und sprach zu ihnen: »Es steht geschrieben: "Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle.'" Dann traten Blinde und Lahme im Tempel vor ihn hin, und er heilte sie. Als die Oberpriester und die Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er wirkte, und die Kinder, die im Tempel riefen: »Hosanna dem Sohne Davids!«, wurden sie unwillig und sprachen zu ihm: »Hörst du, was diese rufen?« Und Jesus entgegnete ihnen: »Gewiß habt ihr noch nie gelesen: "Du läßt dir aus dem Munde von Kindern und Säuglingen lobsingen.'" Damit ließ er sie stehen und verließ die Stadt, ging nach Bethanien hinaus und blieb dort über Nacht. Am frühen Morgen ging er wieder in die Stadt; da empfand er Hunger. Er sah am Weg einen Feigenbaum, ging auf ihn zu, fand aber nichts daran als Blätter. Er sprach zu ihm: »In Ewigkeit sollst du nicht mehr Frucht tragen!« Im Nu war der Feigenbaum verdorrt. Die Jünger sahen dies und sprachen voll Verwunderung: »Wie doch der Feigenbaum augenblicklich verdorrt ist.« Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, werdet ihr nicht allein das zustande bringen, was an dem Feigenbaum geschehen ist; vielmehr, wenn ihr zu diesem Berge saget: "Heb¥ dich hinweg und stürze dich ins Meer', so wird es geschehen. Ja, alles, was ihr im gläubigen Gebet erflehet, werdet ihr empfangen.« Dann ging er in den Tempel. Und während er dort lehrte, traten die Oberpriester und die Ältesten des Volkes vor ihn hin und fragten: »In wessen Vollmacht tust du dies? Wer hat dir denn das Recht dazu gegeben?« Jesus sprach zu ihnen: »Auch ich will euch etwas fragen. Gebt ihr mir Antwort, dann will auch ich euch sagen, in wessen Vollmacht ich dies tue. Woher kam die Johannestaufe? Kam sie vom Himmel oder von den Menschen?« Da überlegten sie bei sich: »Sagen wir "vom Himmel', so wird er uns fragen: "Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?' Und sagen wir "von Menschen', so haben wir das Volk zu fürchten; denn alle halten Johannes für einen Propheten.« Und so erwiderten sie Jesus: »Wir wissen es nicht.« Da sprach er zu ihnen: »Dann sage auch ich euch nicht, in wessen Vollmacht ich dies tue. Jedoch was dünkt euch? Ein Mann hatte zwei Söhne. Da sprach er zu dem einen: "Mein Sohn, geh, arbeite heute im Weinberg!" Der sagte: "Jawohl, Herr.' Doch er ging nicht. Dann sprach er ebenso zum andern. Und dieser gab zur Antwort: "Ich mag nicht.' Doch nachher reute es ihn, und er ging hin. Welcher von beiden hat den Willen des Vaters erfüllt?« »Der Letztere« sagten sie. Und Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich, ich sage euch: Zöllner und Dirnen kommen noch vor euch ins Gottesreich. Johannes kam zu euch auf dem Wege der Gerechtigkeit, und trotzdem habt ihr ihm nicht geglaubt. Die Zöllner und Dirnen aber haben ihm geglaubt. Ihr habt dies gesehen, und dennoch wurdet ihr nicht andern Sinnes, daß ihr ihm wenigstens nachher geglaubt hättet. Vernehmet ein anderes Gleichnis! Es war ein Hausherr; dieser pflanzte einen Weinberg, umgab ihn mit einem Zaune, grub in ihm eine Kelter und erbaute einen Turm. Darauf verpachtete er ihn an Winzer und ging nach auswärts. Es kam die Zeit der Lese. Da schickte er seine Knechte zu den Winzern, um den Ertrag des Weinbergs zu empfangen. Jedoch die Winzer packten seine Knechte, mißhandelten den einen, töteten den andern und steinigten den dritten. Er schickte nochmals andre Knechte, mehr als zuvor. Jedoch sie machten es ihnen ebenso. Zuletzt aber schickte er seinen Sohn zu ihnen, weil er dachte: Vor meinem Sohne werden sie wohl Achtung haben. Als aber die Winzer den Sohn erblickten, sprachen sie unter sich: "Das ist der Erbe. Kommt, lasset uns ihn töten; dann wird sein Erbteil unser sein.' Und sie ergriffen ihn, warfen ihn zum Weinberg hinaus und brachten ihn ums Leben. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er wohl mit jenen Winzern tun?« Sie sagten ihm: »Er wird die Elenden elendig verderben, den Weinberg aber andren Winzern überlassen, die ihm den Ertrag zur rechten Zeit abliefern.« Und Jesus sprach zu ihnen: »Habt ihr noch niemals in der Schrift gelesen: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Schlußstein geworden; dies ist durch den Herrn geschehen, und es ist wunderbar in unsern Augen'? So sage ich euch denn: Das Gottesreich wird euch genommen und einem Volke gegeben werden, das rechte Früchte bringt. Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert werden, auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen.« Die Oberpriester und die Pharisäer, die seine Gleichnisse mitanhörten, erkannten, daß er sie selber meine. Sie hätten sich seiner gern bemächtigt; allein sie fürchteten das Volk, weil es ihn für einen Propheten hielt. Gleichnis vom Hochzeitsmahl; StreitredenUnd Jesus redete nochmals in Gleichnissen zu ihnen: »Das Himmelreich ist einem Könige gleich, der seinem Sohne Hochzeit hielt. Er sandte seine Knechte aus, um die Eingeladenen zum Feste herbeizurufen. Doch diese wollten nicht kommen. Er schickte nochmals andere Knechte mit dem Auftrag aus: "Sagt den Geladenen: "Seht, mein Gastmahl ist bereitet, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet; alles steht bereit; kommt zur Hochzeit!" Doch diese gingen unbekümmert weiter: Der eine auf seinen Acker, ein anderer in sein Geschäft. Der Rest fiel über seine Knechte her, mißhandelte und erschlug sie. Da ward der König zornig. Er schickte seine Heere hin, ließ jene Mörder töten und ihre Stadt in Brand stecken. Darauf sprach er zu seinen Knechten: "Das Hochzeitsmahl ist bereitet; doch die Geladenen waren dessen nicht wert. So geht denn an die Straßenausgänge und ruft zur Hochzeit, wen immer ihr findet.' Die Knechte gingen auf die Straßen und brachten alle, die sie gerade fanden, Böse und Gute; und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen. Der König trat herein, um sich die Gäste anzusehen. Dort sah er einen Menschen, der kein hochzeitliches Gewand anhatte. Er sprach zu ihm: "Freund, wie bist du ohne hochzeitliches Gewand hereingekommen?' Doch dieser schwieg. Darauf gebot der König seinen Knechten: "Bindet ihn an Füßen und an Händen und werft ihn in die äußerste Finsternis hinaus; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.' Denn viele sind berufen, wenige aber auserwählt.« Die Pharisäer gingen darauf hin und überlegten, wie sie ihm mit einer Frage eine Falle stellen könnten. Sie schickten ihre Schüler mit den Herodianern zu ihm mit der Frage: »Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und den Weg Gottes in Wahrheit lehrst; du fragst nach niemand, denn du siehst nicht auf die Person der Menschen. So sage uns denn, was meinst du wohl: Darf man dem Kaiser Steuer zahlen oder nicht?« Doch Jesus erkannte ihre Bosheit und sprach: »Warum versuchet ihr mich, ihr Heuchler? Zeigt mir die Steuermünze!« Da reichten sie ihm einen Denar. Er fragte sie: »Wessen Bild und Aufschrift ist dies?« Sie gaben ihm zur Antwort: »Des Kaisers.« Da sagte er zu ihnen: »So gebet also dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist.« Als sie dies hörten, staunten sie, verließen ihn und gingen weg. Am selben Tage kamen zu ihm Sadduzäer - diese leugnen, daß es eine Auferstehung gibt. Sie sagten: »Meister, Moses hat geboten: "Wenn einer stirbt, ohne daß er Kinder hinterläßt, dann soll sein Bruder dessen Weib heiraten und dem Bruder Nachkommen erwecken.' Nun waren bei uns sieben Brüder. Der erste heiratete und starb. Und weil er keine Kinder hatte, hinterließ er sein Weib seinem Bruder. Und ebenso erging es dem zweiten, dem dritten bis zum siebten. Zuletzt von allen starb das Weib. Wem von den sieben wird sie als Weib bei der Auferstehung angehören; denn alle haben sie gehabt?« Jesus antwortete ihnen: »Ihr seid im Irrtum. Denn ihr versteht weder die Schrift noch die Allmacht Gottes. Die Auferstandenen heiraten nicht und werden auch nicht mehr verheiratet; sie sind vielmehr wie Engel Gottes im Himmel. Und weiter, über die Auferstehung von den Toten habt ihr da den Ausspruch Gottes nicht gelesen: "Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs'? Gott ist doch nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.« Die Scharen hörten dies und staunten über seine Lehre. Als die Pharisäer hörten, daß er so die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie zusammen. Da wollte ihn einer aus ihnen, ein Gesetzeslehrer, versuchen; er fragte ihn: »Meister, welches Gebot im Gesetz ist ein großes?« Er sprach zu ihm: »"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte.' Dies ist das größte und das erste Gebot. Ein anderes aber ist diesem gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.' An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.« Wie nun die Pharisäer beieinander waren, da legte ihnen Jesus die Frage vor: »Was haltet ihr von Christus? Wessen Sohn ist er?« Sie gaben ihm zur Antwort: »Davids Sohn.« Er fragte sie weiter: »Wie kann aber David im Geist ihn "Herr' nennen, da, wo er sagt: "Es sprach der Herr zu meinem Herrn: "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde dir zu Füßen lege'? Wenn David ihn also "Herr' nennt, wie ist er dann sein Sohn?« Und niemand konnte ihm darauf ein Wort erwidern; auch wagte es von jenem Tag an keiner mehr, ihn überhaupt zu fragen. Gegen Heuchelei und VerstockungDarauf sprach Jesus zu den Scharen und zu seinen Jüngern: »Auf dem Stuhle des Moses sitzen die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Tut und haltet alles, was sie euch verkünden; jedoch nach ihren Werken dürft ihr euch nicht richten. Sie reden nämlich nur und handeln nicht danach. Sie binden unerträglich schwere Lasten und legen sie den Menschen auf die Schultern; sie selber aber wollen nicht einmal mit ihrem Finger daran rühren. Sie tun auch alle ihre Werke, um von den Menschen angestaunt zu werden. So machen sie ihre Gebetsriemen breit und ihre Kleiderquasten lang; bei den Mählern lieben sie die Ehrenplätze und die Ehrensitze in den Synagogen, den Gruß auf den öffentlichen Plätzen und lassen von den Leuten gern sich "Rabbi' heißen. Ihr sollt euch nicht "Rabbi' nennen lassen. Nur einer ist ja euer Lehrer, ihr aber seid alle Brüder. Auch sollt ihr auf Erden keinen aus euch "Vater' nennen. Nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch lasset euch nicht Lehrmeister nennen. Nur einer ist euer Lehrmeister: Christus. Der größte unter euch sei euer Diener. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und ihr Pharisäer! Heuchler! Ihr verschließt das Himmelreich den Menschen; ihr selber geht nicht hinein, noch laßt ihr die hineingehen, die gerne möchten. [»Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und ihr Pharisäer! Heuchler! Ihr verzehret die Häuser der Witwen und sagt dafür lange Gebete her. Ihr werdet dafür eine härtere Strafe erhalten.« ] Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und ihr Pharisäer! Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Proselyten zu gewinnen; und ist er es geworden, dann macht ihr ihn zum Sohn der Hölle, noch einmal so schlimm als ihr. Wehe euch, ihr blinden Führer! Ihr sagt, wenn einer beim Tempel schwöre, das gelte nichts; wer aber bei dem Gold des Tempels schwört, der sei dadurch verpflichtet. Ihr Toren und Blinde! Was ist denn wichtiger: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heiligt? Dann sagt ihr, wenn einer beim Altare schwöre, das gelte nichts, wer aber bei der Opfergabe, die darauf liegt, schwört, der sei dadurch verpflichtet. Ihr Blinden! Was ist wichtiger: die Opfergabe oder der Altar, der erst die Gabe heiligt? Wer demnach beim Altare schwört, der schwört bei diesem und bei allem, was auf ihm liegt. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei diesem und bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Throne Gottes und bei dem, der darauf sitzt. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und ihr Pharisäer! Heuchler! Ihr verzehntet Minze, Anis, Kümmel; die wichtigeren Gebote aber übersehet ihr: Gerechtigkeit, Güte, Treue. Das eine soll man tun, das andere jedoch nicht lassen. Ihr blinden Führer! Ihr seiht Mücken und verschlingt Kamele. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und ihr Pharisäer! Heuchler! Ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, das Innere aber laßt ihr strotzen von Raub und Unersättlichkeit. Du blinder Pharisäer! Mach doch zuerst den Becher und die Schüssel innen rein, dann wird ihre Außenseite gleichfalls rein. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und ihr Pharisäer! Heuchler! Ihr gleicht übertünchten Gräbern, die nach außen hin zwar schön erscheinen, inwendig aber voll sind von Totenknochen und jedem anderen Unrat. So erscheint auch ihr nach außen hin den Menschen als gerecht; inwendig aber seid ihr voll von Heuchelei und Schlechtigkeit. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und ihr Pharisäer! Heuchler! Ihr bauet den Propheten Grabdenkmäler und schmücket die Denkstätten der Gerechten. Ihr saget: "Hätten wir zu Zeiten unserer Väter gelebt, wir hätten uns am Blute der Propheten nicht mitschuldig gemacht.' Nun, so bezeuget ihr euch selbst, daß ihr Söhne der Prophetenmörder seid. Ihr macht das Maß eurer Väter voll Schlangen! Natternbrut! Wie werdet ihr der Verdammung zur Hölle entfliehen können? Seht, gerade deshalb sende ich zu euch Propheten, Weisheitslehrer und Schriftgelehrte. Die einen werdet ihr ermorden und kreuzigen, die anderen in euren Synagogen geißeln und sie von Stadt zu Stadt hetzen, damit über euch all das unschuldige Blut komme, das je auf Erden vergossen ward, vom Blute des gerechten Abel an bis auf das Blut des Zacharias, des Sohnes des Barachias, den ihr zwischen Tempel und Altar ermordet habt. Wahrlich, ich sage euch: Alles dies kommt über dieses Geschlecht. Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten mordest und jene steinigst, die zu dir gesandt wurden! Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, allein, ihr habt nicht gewollt. Seht, euer Haus wird euch verwüstet überlassen bleiben. Jedoch ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis daß ihr sprechet: "Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!"« Weissagung vom Ende Jerusalems und der WeltJesus verließ darauf den Tempel und wollte weitergehen. Da traten seine Jünger zu ihm und wiesen auf die Tempelbauten hin. Er aber sprach zu ihnen: »Ihr seht wohl all dies? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird kein Stein auf dem andern bleiben, der nicht wird abgebrochen werden.« Dann setzte er sich auf dem Ölberg nieder. Seine Jünger traten allein vor ihn und baten: »Sage uns, wann wird denn dies geschehen? Welches wird das Zeichen deiner Ankunft sein und das der Weltvollendung?« Und Jesus sprach zu ihnen: »Sehet zu, daß euch niemand verführe. Viele werden unter meinem Namen kommen und behaupten: "Ich bin der Christus.' Und sie werden viele täuschen. Ihr werdet von Kriegen und von Kriegsgerüchten hören. Gebt acht und laßt euch nicht erschrecken. All dies muß geschehen, doch es ist noch nicht das Ende. Denn Volk wird sich gegen Volk erheben und Reich gegen Reich, Pest, Hunger und Erdbeben werden an vielen Orten sein. Dies alles ist aber erst der Anfang der Wehen. Dann wird man euch der Drangsal überliefern und euch töten; bei allen Völkern werdet ihr um meines Namens willen gehaßt sein. Es werden viele daran Anstoß nehmen und sich gegenseitig verraten und sich hassen. Auch viele falsche Propheten werden sich erheben und viele verführen. Und weil die Gesetzlosigkeit übergroß geworden ist, wird in vielen die Liebe erkalten. Doch wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. Auch wird dieses Evangelium vom Reiche in der ganzen Welt verkündet werden zum Zeugnisse für alle Völker. Und dann erst kommt das Ende. Wenn ihr dann den Greuel der Verwüstung, von dem der Prophet Daniel gesprochen, am heiligen Ort herrschen seht, - der Leser möge dies wohl beachten - , dann fliehe ins Gebirge, wer in Judäa ist. Wer auf dem Dache ist, der steige nicht herab, sein Eigentum aus seinem Haus zu holen. Wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um, sein Oberkleid zu holen. Doch wehe den Frauen, die in jenen Tagen ein Kindlein unterm Herzen oder an der Brust tragen. Betet, daß eure Flucht nicht in den Winter oder auf den Sabbat falle. Es wird dann eine solche Trübsal sein, wie sie seit Anbeginn der Welt bis jetzt noch nie gewesen ist, noch jemals sein wird. Ja, wenn jene Tage nicht abgekürzt würden, würde nichts Sterbliches gerettet werden. Doch um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt. Wenn euch dann jemand sagt: "Siehe, hier ist Christus oder dort', glaubet es nicht. Denn falsche Christusse und falsche Propheten werden sich erheben; sie werden große Zeichen und Wunder tun, so daß, wenn es möglich wäre, sogar die Auserwählten irregeführt würden. Seht, ich sage es euch vorher. Wenn man zu euch dann sagt: "Seht, er ist in der Steppe', geht nicht hinaus! "Seht, er ist in den Gemächern', glaubt es nicht! Denn, wie der Blitz im Osten aufflammt und bis zum Westen leuchtet, so wird es auch mit der Ankunft des Menschensohnes sein. Da, wo ein Aas ist, sammeln sich die Geier. Sogleich nach der Drangsal jener Tage wird sich die Sonne verfinstern, der Mond wird seinen Schein nicht mehr geben; die Sterne werden vom Himmel fallen, die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel sichtbar werden; dann werden alle Völker auf derErde wehklagen und den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen mit großer Herrlichkeit. Er wir seine Engel aussenden mit gewaltigem Posaunenschall; sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Richtungen des Windes, von einem Ende des Himmels bis zum anderen. Vom Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn seine Zweige saftig werden und er Blätter treibt, dann wisset ihr: der Sommer ist nahe. So sollt auch ihr, wenn ihr all dies seht, erkennen, daß es dicht vor der Türe steht. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis all dies geschehen wird. Himmel und Erde werden vergehen, doch meine Worte werden nicht vergehen. Von jenem Tag aber und der Stunde weiß niemand etwas, nicht einmal die Engel des Himmels, als allein der Vater. Wie die Zeit des Noe, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein: Gleichwie man in den Tagen vor der Sintflut aß und trank, zur Ehe gab und nahm bis zu dem Tage, da Noe in die Arche ging, und man nicht zur Besinnung kam, bis die Flut hereinbrach und sie alle mit sich fortriß, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein. Da werden zwei auf dem Felde sein: der eine wird mitgenommen, der andre bleibt zurück. Es werden zwei an der Mühle mahlen: es wird die eine mitgenommen, die andre bleibt zurück. So seid denn wachsam; denn ihr wisset nicht, an welchem Tag euer Herr erscheint. Das aber bedenket: Wenn der Hausherr wüßte, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, dann würde er wohl wachen und ihn nicht in sein Haus einbrechen lassen. So seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet. Wer ist der treue und verständige Knecht, den der Herr über sein Gesinde setzt, damit er ihm zur rechten Zeit die Nahrung reiche? Wohl dem Knecht, den der Herr bei seiner Heimkehr also handelnd antrifft. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn zum Verwalter aller seiner Güter machen. Doch würde jener böse Knecht bei sich denken: "Mein Herr bleibt noch länger aus'; und würde er seine Mitknechte verprügeln, wollte er mit Trunkenbolden essen und zechen, alsdann wird der Herr eines solchen Knechtes erscheinen an einem Tage, da er es nicht erwartet, zu einer Stunde, die er nicht kennt. Er wird ihn dann in Stücke hauen und ihm bei den Heuchlern seinen Platz anweisen; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.« Gleichnisse; das Weltgericht»Dann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen gleichen, die mit ihren Lampen dem Bräutigam [und der Braut] entgegengingen. Fünf aus ihnen waren töricht und fünf klug. Die törichten hatten zwar ihre Lampen bei sich, aber ohne Öl; und die klugen trugen in Krügen noch Öl für die Lampen bei sich. Der Bräutigam blieb länger aus, und alle wurden schläfrig und nickten schließlich ein. Da, um Mitternacht, erscholl der Ruf: "Der Bräutigam! Auf! Geht ihm entgegen!" Alle jene Jungfrauen erhoben sich und machten ihre Lampen zurecht. Da baten die törichten die klugen: "Gebt uns von euerm Öl! Unsere Lampen gehen aus.' Die klugen aber sagten: "Das geht nicht an; es möchte sonst für uns und für euch nicht reichen. Geht lieber zu den Krämern und kaufet euch.' Sie gingen hin, um zu kaufen. Da kam der Bräutigam. Die bereit waren, gingen mit ihm zur Hochzeit ein, und die Türe ward geschlossen. Später kamen auch die andern Jungfrauen; sie riefen: "Herr, Herr, mach uns auf!" Doch er erwiderte: "Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.' So seid denn wachsam, weil ihr weder den Tag noch die Stunde wisset. Ferner: Ein Mann wollte in die Fremde ziehen. Da ließ er seine Knechte kommen und übergab ihnen sein Vermögen. Dem einen gab er fünf Talente, dem andern zwei und einem dritten eines, nach seinen Fähigkeiten einem jeden. Dann reiste er ab. Der fünf Talente erhalten hatte, ging sogleich hin, trieb damit Handel und gewann noch fünf weitere dazu. Auch der mit seinen zwei gewann noch zwei andre dazu. Der aber, der nur das eine empfangen hatte, ging hin und vergrub das Geld seines Herrn im Boden. Nach langer Zeit kam der Herr jener Knechte zurück und hielt mit ihnen Abrechnung. Der mit den fünf Talenten kam herein und brachte noch fünf weitere Talente mit. Er sprach: "Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, sieh, weitere fünf habe ich dazugewonnen.' Da sprach sein Herr zu ihm: "Recht so, du guter und getreuer Knecht! In wenigem bist du getreu gewesen, ich will dich über vieles setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn!" Da trat der mit den zwei Talenten ein. Er sprach: "Herr, zwei Talente hast du mir übergeben, sieh, weitere zwei habe ich dazugewonnen.' Da sprach sein Herr zu ihm: "Recht so, du guter und getreuer Knecht! In wenigem bist du getreu gewesen, ich will dich über vieles setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn!" Endlich kam auch der, der ein Talent erhalten hatte. Er sprach: "Herr, ich kenne dich: Du bist ein harter Mann; du erntest, wo du nicht gesät hast, wo du nichts eingesetzt hast, willst du gewinnen. Ich hatte Angst, ging hin und vergrub dein Talent im Boden; sieh, hier hast du wiederum, was dir gehört.' Da sprach sein Herr zu ihm: "Du böser und fauler Knecht! Du wußtest, daß ich ernte, wo ich nicht gesät, gewinnen will, wo ich nichts eingesetzt habe? Da hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, dann hätte ich nach meiner Rückkehr das Meinige mit Zinsen wiederum bekommen. So nehmt ihm das Talent und gebt es dem, der zehn hat. Denn jedem, der hat, wird gegeben werden, und er wird im Überfluß haben. Doch wer nichts hat, dem wird auch das, was er besitzt, genommen werden. Den nichtsnutzigen Knecht aber werft in die Finsternis hinaus; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit erscheint und mit ihm alle seine Engel, dann wird er sich auf dem Throne seiner Herrlichkeit niederlassen. Alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Die Schafe wird er auf seine rechte Seite stellen, die Böcke aber auf die linke. Dann wird der König die zu seiner Rechten anreden: "Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters! Nehmt in Besitz das Reich, das euch seit Grundlegung der Welt bereitet ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mich gespeist; ich war durstig, und ihr habt mich getränkt; ich war Fremdling, und ihr habt mich beherbergt; ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.' Da werden ihn die Gerechten fragen: "Herr, wann sahen wir dich hungrig und haben dich gespeist, oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann sahen wir dich fremd und haben dich beherbergt, oder nackt und haben dich bekleidet? Wann sahen wir dich krank oder im Gefängnis und sind zu dir gekommen?' Da wird ihnen der König antworten: "Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem der geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.' Dann wird er auch zu denen auf der Linken sagen: "Hinweg von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das dem Teufel samt seinen Engeln bereitet ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mich nicht gespeist; ich war durstig, und ihr habt mich nicht getränkt; ich war fremd, und ihr habt mich nicht beherbergt; ich war nackt, und ihr habt mich nicht bekleidet; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht.' Auch diese werden nunmehr fragen: "Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig, wann fremd und nackt und krank und im Gefängnis und hätten dir nicht gedient?' Da wird er ihnen antworten: "Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.' Und diese werden in die ewige Pein eingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.« Letztes Abendmahl. Das Leiden und Sterben JesuAls Jesus alle diese Reden beendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: »Ihr wißt, daß in zwei Tagen Ostern ist; da wird der Menschensohn zur Kreuzigung überliefert werden.« In der gleichen Zeit kamen die Oberpriester und die Ältesten des Volkes zusammen im Palast des Hohenpriesters, der Kaiphas hieß. Sie faßten den Beschluß, Jesus ganz unauffällig zu ergreifen und zu töten. Doch sagten sie: »Nicht am Festtag, es könnte sonst das Volk in Aufruhr kommen.« Als Jesus in Bethanien weilte im Hause Simons des Aussätzigen, da trat ein Weib zu ihm; sie trug ein Gefäß aus Alabaster voll kostbaren Salböls. Dieses goß sie, als er zu Tische lag, über seinem Haupte aus. Als die Jünger dies sahen, wurden sie unwillig und sprachen: »Wozu diese Verschwendung? Man hätte es um teures Geld verkaufen und den Erlös den Armen geben können.« Doch Jesus, der es wohl bemerkte, sprach zu ihnen: »Was kränkt ihr dieses Weib? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Wenn sie dieses Salböl über meinen Leib ausgoß, so tat sie es für mein Begräbnis Wahrlich, ich sage euch: Wo immer in der ganzen Welt dieses Evangelium verkündet wird, da wird man auch erzählen, was sie getan, ihr zum Gedächtnis" Dann ging einer von den Zwölfen, Judas Iskariot mit Namen, zu den Oberpriestern und sprach: »Was wollt ihr mir geben, wenn ich ihn euch verrate?« Sie boten ihm dreißig Silberstücke. Von da an suchte er eine günstige Gelegenheit, ihn zu verraten. Am ersten Tag der Ungesäuerten Brote begaben sich die Jünger zu Jesus mit der Frage: »Wo willst du, daß wir dir das Ostermahl bereiten?« Er sprach: »Geht in die Stadt zu dem bekannten Manne! Zu diesem sagt: "Der Meister spricht: "Es naht sich meine Zeit; bei dir halte ich mit meinen Jüngern das Ostermahl.'« Die Jünger taten so, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte; und sie bereiteten das Ostermahl. So ward es Abend; er setzte sich zu Tische mit den Zwölfen. Beim Mahle sprach er: »Wahrlich, ich sage euch: Einer aus euch wird mich verraten.« Da fragte ihn einer nach dem andern tiefbetrübt: »Bin ich es etwa, Herr?« Er sprach zu ihnen: »Der seine Hand mit mir in die Schüssel tunkt, wird mich verraten. Der Menschensohn geht zwar dahin, so wie es von ihm geschrieben steht; doch wehe dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Besser wäre es für diesen Menschen, wenn er nicht geboren wäre.« Auch Judas, sein Verräter, fragte ihn: »Bin ich es etwa, Rabbi?« Er sprach zu ihm: »Du bist es.« Während sie beim Mahl waren, nahm Jesus Brot, dankte, brach es und gab es seinen Jüngern mit den Worten: »Nehmt hin und esset, das ist mein Leib.« Darauf nahm er den Kelch, dankte und gab ihn diesen mit den Worten: »Trinket alle daraus; denn das ist mein Bundesblut, das für viele vergossen wird zur Nachlassung der Sünden. Ich sage euch aber: Ich werde von jetzt an nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken, bis zu jenem Tage, da ich es mit euch in neuer Weise trinken werde im Reiche meines Vaters.« Sie beteten den Lobgesang und gingen hernach zum Ölberg hinaus. Da sprach Jesus zu ihnen: »Ihr alle werdet heute nacht noch an mir irre werden; steht doch geschrieben: "Ich will den Hirten schlagen; dann werden die Schafe der Herde zerstreut werden.' Nach meiner Auferstehung aber will ich euch nach Galiläa vorausgehen.« Da gab Petrus ihm zur Antwort: »Und mögen alle an dir irre werden, ich werde niemals irre werden.« Jesus sprach zu ihm: »Wahrlich, ich sage dir: Noch heute nacht vor dem Hahnenschrei wirst du mich dreimal verleugnet haben.« Petrus sprach zu ihm: »Und wenn ich mit dir sterben müßte, ich würde dich doch nicht verleugnen.« In gleicher Weise sprachen alle Jünger. Und Jesus ging mit ihnen zu einem Landgut, Gethsemani geheißen. Er sprach zu seinen Jüngern.: »Wartet hier, indes ich dorthin gehe und bete" Nur Petrus und die beiden Zebedäussöhne nahm er mit sich. Dann fing er an, traurig und betrübt zu werden. Er sprach zu ihnen: »Meine Seele ist tief betrübt bis zum Tode; bleibt hier und wacht mit mir!« Er ging ein wenig vorwärts, fiel auf sein Antlitz nieder und betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber. Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.« Dann ging er zu den Jüngern und fand sie schlafend. Er sprach zu Petrus: »So konntet ihr nicht eine einzige Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet. Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach.« Er ging zum zweiten Male hin und betete: »Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht vorübergehen kann, ohne daß ich ihn trinke, dann geschehe dein Wille.« Er kam zurück und fand sie wieder schlafend; denn ihre Augen waren schwer geworden. Da ließ er sie, ging hin und betete zum dritten Male mit den gleichen Worten. Alsdann begab er sich zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: »Noch schlafet ihr und ruhet; sehet, die Stunde ist gekommen, da der Menschensohn in die Hände der Sünder überliefert wird. Steht auf und laßt uns gehen. Seht, mein Verräter naht.« Noch sprach er so, da kam schon Judas, einer aus den Zwölfen, mit ihm ein großer Haufen mit Schwertern und Prügeln im Auftrag der Oberpriester und der Ältesten des Volkes. Sein Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen ausgemacht: »Den ich küssen werde, der ist es, den ergreifet!« So schritt er denn sofort auf Jesus zu und sagte: »Sei gegrüßt, Rabbi!« und küßte ihn gar innig. Und Jesus sprach zu ihm: »Freund, wozu bist du gekommen? »Jetzt traten sie hinzu und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn. Und siehe, einer von denen, die um Jesus waren, streckte seine Hand aus, zog sein Schwert, traf einen Knecht des Hohenpriesters und schlug ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: »Stecke dein Schwert an seinen Ort; denn alle, die das Schwert ergreifen, werden durch das Schwert zugrunde gehen. Oder meinst du, ich könnte nicht meinen Vater bitten, und dieser würde nicht sofort mir mehr als zwölf Legionen Engel senden? Wie würden aber dann die Schriften erfüllt, wonach es also kommen muß?« Und zu dem Haufen sagte Jesus in derselben Stunde: »Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Prügeln, um mich zu ergreifen. Tag für Tag saß ich im Tempel, wo ich lehrte, und ihr habt mich nicht ergriffen.« Dies alles aber ist geschehen, damit die Schriften der Propheten in Erfüllung gehen sollten. Jetzt ließen ihn alle Jünger im Stich und flohen. Die Häscher aber führten Jesus dem Hohenpriester Kaiphas vor. Dort hatten sich die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt. Und Petrus folgte ihm von fern bis zum Palaste des Hohenpriesters. Er ging hinein und setzte sich zu den Dienern, um zu sehen, wie es ausginge. Die Oberpriester und der ganze Hohe Rat suchten nach einem falschen Zeugnis gegen Jesus, um ihn in den Tod zu bringen. Sie fanden aber keines, obwohl viele falsche Zeugen kamen. Zuletzt traten noch zwei vor und sagten: »Er hat behauptet: "Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen.'" Da stand der Hohepriester auf und fragte ihn. »Weißt du nichts zu sagen auf das, was diese gegen dich aussagen?« Doch Jesus schwieg. Da sprach der Hohepriester zu ihm: »Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott: Sag uns: Bist du der Christus, der Sohn Gottes?« Jesus sprach zu ihm: »Ich bin es. Zudem aber sage ich euch: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten des Allmächtigen [Gottes] sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.« Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und rief: »Er hat Gott gelästert. Was brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt ja seine Gotteslästerung gehört! Was dünkt euch?« Da riefen sie: »Er ist des Todes schuldig.« Nun spien sie ihm ins Gesicht und schlugen ihn mit Fäusten; andere gaben ihm Stockschläge; sie höhnten: »Weissage uns , Christus: Wer ist es, der dich geschlagen hat?« Petrus saß indes im Hofe draußen. Da trat eine Magd zu ihm und sprach. »Auch du warst bei Jesus, dem Galiläer.« Er aber leugnete es vor allen ab und sprach. »Ich verstehe nicht, was du sagst.« Er ging zum Tore hinaus; da sah ihn eine andere Magd. Sie sprach zu denen, die dort standen: »Der war [auch] bei Jesus, dem Nazarener.« Und nochmals leugnete er es mit einem Schwur: »Ich kenne den Menschen nicht.« Nach einer kleinen Weile traten die Umstehenden hinzu; sie sagten zu Petrus: »Wahrlich, auch du gehörst zu ihnen, dich verrät ja deine Sprache!« Petrus fing an zu fluchen und zu schwören: »Ich kenne den Menschen nicht.« Da krähte gleich darauf ein Hahn. Und jetzt erinnerte sich Petrus des Wortes Jesu, als er sprach: »Noch vor dem Hahnenschrei wirst du mich dreimal verleugnet haben.« Er ging hinaus und weinte bitterlich. Fortsetzung der LeidensgeschichteAlle Oberpriester und die Ältesten des Volkes faßten in der Morgenfrühe gegen Jesus den Beschluß, ihn hinzurichten. Sie führten ihn gebunden ab und übergaben ihn dem Statthalter [Pontius] Pilatus. Als Judas, sein Verräter, sah, daß er verurteilt sei, überkam ihn Reue. Er brachte die dreißig Silberstücke den Oberpriestern und den Ältesten zurück und sprach: »Ich habe gesündigt; ich habe unschuldiges Blut verraten.« Doch sie erwiderten: »Was geht das uns an? Das ist deine Sache.« Da warf er die Silberstücke in den Tempel; ging weg und henkte sich [mit einem Strick]. Die Oberpriester nahmen das Geld und sagten: »Wir dürfen es nicht dem Tempelschatz überweisen; es ist ja Blutgeld.« Nachdem sie Beschluß gefaßt hatten, erwarben sie damit den Töpferacker zu einer Grabstätte für Fremde. Deshalb heißt dieser Acker bis auf den heutigen Tag Blutacker. Also erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremias ausgesprochen ward, der sagt: »Sie nahmen die dreißig Silberstücke, den Preis des Abgeschätzten, so wie er von den Söhnen Israels geschätzt ward, und gaben sie für einen Töpferacker hin. So hat der Herr mir aufgetragen.« Jesus also stand vor dem Statthalter. Der Statthalter fragte ihn: »Bist du der König der Juden?« Und Jesus sprach: »Das sagst nur du.« Als ihn die Oberpriester und die Ältesten anklagten, erwiderte er nichts. Pilatus sprach zu ihm: »Hörst du denn nicht, was diese alles gegen dich bezeugen?« Er gab jedoch auf keine einzige seiner Fragen Antwort, so daß der Statthalter sich sehr verwunderte. Nun pflegte der Statthalter auf den Festtag dem Volk einen der Gefangenen loszugeben, wen sie wollten. Man hatte damals einen berüchtigten Gefangenen namens Barabbas. Als sie versammelt waren, fragte sie Pilatus: »Wen soll ich euch freilassen: Barabbas oder Jesus, den sogenannten Christus?« Er wußte nämlich, daß sie ihn nur aus Neid überliefert hatten. Noch während der Gerichtssitzung schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: »Laß deine Hand von dem Gerechten da. Denn seinetwegen habe ich heute nacht im Traume vieles ausgestanden.« Die Oberpriester aber und die Ältesten beredeten das Volk, sich den Barabbas auszubitten und Jesus zu verderben. Der Statthalter sprach nun zu ihnen: »Wen von den beiden soll ich euch jetzt freilassen?« »Barabbas!« schrien sie. Da fragte sie Pilatus: »Was soll ich aber dann mit Jesus, dem sogenannten Christus, machen?« »Gekreuzigt soll er werden!« riefen alle. Darauf erwiderte der Statthalter: »Was hat er denn Böses getan?« Da schrien sie noch lauter: »Gekreuzigt soll er werden!« Pilatus sah wohl ein, es sei nichts mehr zu machen, daß der Lärm vielmehr nur größer würde. Da nahm er Wasser, wusch sich die Hände angesichts des Volkes und sprach dabei: »Ich bin unschuldig am Blute dieses Gerechten, verantwortet ihr es.« Und die ganze Menge schrie: »Sein Blut komme über uns und unsre Kinder!« Da gab er ihnen den Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und übergab ihn dann zur Kreuzigung. Hierauf nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich ins Gerichtsgebäude und versammelten um ihn die ganze Abteilung. Sie zogen ihn aus, hängten ihm einen scharlachroten Mantel um, flochten eine Krone aus Dornen, setzten sie ihm auf das Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand. Sie beugten auch zum Spott vor ihm das Knie und sprachen: »Heil dir, du Judenkönig!« Auch spien sie ihn an, nahmen ihm das Rohr und schlugen ihn damit aufs Haupt. Nachdem sie ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab, zogen ihm seine Kleider wieder an und führten ihn zur Kreuzigung hinweg. So zogen sie hinaus; sie trafen einen Cyrenäer namens Simon. Den nötigten sie, ihm das Kreuz nachzutragen. Und so gelangten sie an einen Ort, der Golgotha - d.h. Schädelstätte - heißt. Sie gaben ihm Wein, vermischt mit Galle, zu trinken. Er aber kostete nur davon und wollte ihn nicht trinken. Dann kreuzigten sie ihn, verteilten seine Kleider durch das Los, [damit erfüllt würde, was vom Propheten gesagt worden war: »Sie haben meine Kleider unter sich verteilt und über mein Gewand das Los geworfen"], setzten sich dort nieder und bewachten ihn. Und über seinem Haupte hefteten sie eine Inschrift an mit Angabe seiner Schuld: »Dieser ist Jesus, der Judenkönig.« Zugleich mit ihm wurden auch zwei Räuber an das Kreuz geschlagen, der eine ihm zur Rechten und der andere zur Linken. Die Vorübergehenden überhäuften ihn mit Lästerworten; sie schüttelten den Kopf und sprachen: »Du hast den Tempel Gottes zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen wollen, rette doch dich selbst. Bist du der Sohn Gottes, dann steig vom Kreuz herab.« So ähnlich höhnten auch die Oberpriester mitsamt den Schriftgelehrten und den Ältesten: »Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Er ist König von Israel. So steige er jetzt vom Kreuze herab, dann wollen wir an ihn glauben. Er hat auf Gott vertraut. Der soll ihn erlösen, wenn er ihn wirklich liebt. Er sagte ja: "Ich bin der Sohn Gottes'". In gleicher Weise schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt worden waren. Von der sechsten bis zur neunten Stunde lag auf dem ganzen Land eine Finsternis Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: »Eli, eli, lama sabakthani?« d.h. »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Einige von denen, die dort standen, vernahmen dies und sagten: »Er ruft den Elias.« Da lief sogleich einer aus ihnen hin, füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. Die andern aber sagten: »Wart', wir wollen sehen, ob Elias kommt, ihn zu retten.« Darauf rief Jesus noch einmal mit lauter Stimme und gab den Geist auf. Und siehe, der Vorhang im Tempel riß entzwei von oben bis unten, die Erde bebte, die Felsen spalteten sich; die Gräber öffneten sich, und viele Leiber von entschlafenen Heiligen wurden auferweckt. Sie kamen aus den Grabstätten nach seiner Auferstehung hervor und gingen in die heilige Stadt und erschienen vielen. Als der Hauptmann und die mit ihm bei Jesus Wache hielten das Erdbeben und was sonst geschah gewahrten, gerieten sie in große Furcht und sprachen: »Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn.« Auch viele Frauen waren dort; die schauten von ferne zu. Sie waren Jesus von Galiläa her gefolgt und hatten ihm gedient. Und unter ihnen war Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus und des Joses, sowie die Mutter der Zebedäussöhne. Am Abend kam ein reicher Mann aus Arimathäa namens Joseph; er war auch ein Jünger Jesu. Dieser begab sich zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus befahl, ihm den Leichnam zu geben. Joseph nahm den Leichnam, wickelte ihn in reine Leinwand und legte ihn in sein neues Grab, das er in einen Felsen hatte hauen lassen. Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg. Maria Magdalena und die andere Maria blieben noch dem Grabe gegenüber sitzen. Des andern Tages, also nach dem Rüsttag, begaben sich die Oberpriester und Pharisäer zusammen zu Pilatus. Sie sprachen: »Herr, wir haben uns erinnert, daß jener Betrüger noch bei Lebzeiten gesagt hat: "Ich werde nach drei Tagen auferstehen.' Laß also das Grab bis auf den dritten Tag bewachen, sonst möchten seine Jünger kommen, ihn stehlen und dem Volke sagen: "Er ist von den Toten auferstanden.' Und dieser letzte Betrug würde schlimmer sein als der erste.« Pilatus sprach zu ihnen: »Ihr sollt eine Wache haben! Geht hin und sichert das Grab, wie ihr es versteht.« Sie gingen hin und sicherten das Grab; sie versiegelten den Stein und stellten eine Wache auf. AuferstehungAls der Sabbat vorüber war, am ersten Wochentag beim Morgengrauen, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grabe zu sehen. Und siehe, da entstand ein starkes Erdbeben; ein Engel des Herrn stieg vom Himmel nieder, trat hinzu, wälzte den Stein hinweg und setzte sich darauf. Sein Anblick war wie ein Blitz und sein Gewand so weiß wie Schnee. Die Wächter erzitterten aus Furcht vor ihm und wurden leichenblaß. Der Engel aber redete die Frauen also an: »Habt keine Furcht. Ich weiß, ihr suchet Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, so wie er es gesagt hat. Kommt her und schaut den Ort, wo der Herr gelegen ist. Geht schnell weg und sagt seinen Jüngern, daß er von den Toten auferstanden ist. Seht, ich habe es euch gesagt.« Schnell gingen sie vom Grabe weg mit Furcht und doch zugleich mit großer Freude und eilten, diese Botschaft seinen Jüngern zu verkünden. Und siehe, Jesus trat ihnen in den Weg und sprach: »Seid gegrüßt.« Sie traten zu ihm hin, umfaßten seine Füße und beteten ihn an. Darauf sprach Jesus zu ihnen: »Habt keine Furcht. Geht hin und kündet meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, dort werden sie mich sehen.« Sie gingen weiter. Da kamen einige von der Wache in die Stadt und meldeten den Oberpriestern alles, was geschehen war. Diese kamen mit den Ältesten zusammen und faßten den Beschluß, den Soldaten reichlich Geld zu geben und den Auftrag: »Sagt aus: "Seine Jünger sind nachts gekommen und haben ihn gestohlen, als wir schliefen.' Wenn dies dem Statthalter zu Ohren kommen sollte, so werden wir ihn schon beschwichtigen und euch jede Sorge abnehmen.« Diese nahmen das Geld und taten, wie sie angeleitet worden waren. Und dieses Gerede hat sich bei den Juden bis auf den heutigen Tag erhalten. Die elf Jünger aber begaben sich nach Galiläa auf den Berg, wohin sie Jesus befohlen hatte. Als sie ihn sahen, beteten sie ihn an; andere aber waren noch im Zweifel. Darauf trat Jesus her und sprach zu ihnen: »Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Seht, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt.« Zeugnis des Täufers - Taufe Jesu - Sein erstes WirkenAnfang der frohen Botschaft von Jesus Christus, dem Sohne Gottes. So, wie geschrieben steht bei dem Propheten Isaias: »Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der dir den Weg bereiten soll.« Eine Stimme ruft in der Steppe: "Richtet her den Weg des Herrn, macht seine Pfade eben.« " Johannes trat in der Steppe auf, taufte und verkündete die Taufe der Bekehrung zur Nachlassung der Sünden. Das ganze Land Judäa zog zu ihm hinaus, sowie alle Bewohner Jerusalems. Man ließ sich von ihm im Jordanfluß taufen, wobei man seine Sünden bekannte. Johannes trug ein Kleid aus Kamelhaaren und einen Ledergürtel um die Lenden; er nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Er predigte und sprach: »Nach mir kommt einer, der mächtiger ist als ich; ich bin nicht wert, mich vor ihm hinzubeugen und ihm die Riemen seiner Schuhe loszulösen. Ich habe euch nur mit Wasser getauft. Er aber wird euch mit dem Heiligen Geiste taufen.« In jenen Tagen kam Jesus von Nazareth in Galiläa und ließ sich im Jordan von Johannes taufen. Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie sich die Himmel öffneten und wie der Geist einer Taube gleich auf ihn niederschwebte [und über ihm blieb]. Und eine Stimme kam vom Himmel her: »Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich mein Wohlgefallen.« Und gleich hernach trieb ihn der Geist in die Einsamkeit Vierzig Tage [und vierzig Nächte] war er in der Einsamkeit und ward vom Satan versucht; er lebte bei den wilden Tieren; doch Engel dienten ihm. Nach der Gefangennahme des Johannes begab sich Jesus nach Galiläa und verkündete die frohe Botschaft [vom Reiche] Gottes. Er sprach: »Erfüllt ist die Zeit; das Reich Gottes ist nahe! Bekehret euch und glaubt an die frohe Botschaft!« Einst wanderte er an Galiläas Meer entlang, als er den Simon und Andreas, Simons Bruder, sah. Sie warfen eben ein Netz ins Wasser aus; sie waren nämlich Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: »Kommt, folget mir! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.« Augenblicklich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Er ging ein wenig weiter; da sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder. In ihrem Boote legten sie gerade die Netze sich zurecht. Sogleich berief er sie. Sie ließen ihren Vater Zebedäus im Boot bei den Tagelöhnern und gingen mit ihm fort. Sie gingen nach Kapharnaum hinein. Gleich am Sabbat begab er sich in die Synagoge, wo er lehrte. Man war von seiner Lehre hingerissen; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge war ein Mensch im Banne eines unreinen Geistes. Er schrie laut und rief: »Oho! Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.« Doch Jesus drohte ihm und sprach: »Schweig! Fahr von ihm aus!« Da zerrte ihn der unreine Geist hin und her und fuhr mit gellendem Geschrei von ihm aus. Alle entsetzten sich und stritten miteinander. Sie fragten: »Was ist doch das, die neue Lehre in der Vollmacht Gottes? Gebietet er doch selbst unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm.« Sein Ruf ging überall hinaus ins ganze Gebiet von Galiläa. Dann ging er aus der Synagoge fort und kam ins Haus des Simon und Andreas, in der Begleitung von Jakobus und Johannes. Die Schwiegermutter des Simon lag fieberkrank darnieder, und sie erzählten ihm sofort von ihr. Da trat er zu ihr hin, ergriff sie bei der Hand und richtete sie auf. Da wich von ihr das Fieber, und sie diente ihnen. Als es Abend wurde und die Sonne untergegangen war, brachte man zu ihm alle Kranken und Besessenen. Die ganze Stadt drängte sich vor der Tür zusammen. Er heilte viele Kranke von mannigfachen Leiden und trieb auch viele Dämonen aus; doch ließ er es nicht zu, daß die Dämonen redeten; sie erkannten ihn nämlich. Frühmorgens, als es noch ganz dunkel war, stand er auf, ging fort und kam an einen abgelegenen Ort, wo er betete. Simon und die Seinen gingen ihm rasch nach. Sie fanden ihn und sagten zu ihm: »Alle suchen dich.« Er sprach zu ihnen: »Laßt uns auch anderswohin gehen, in die Flecken da umher, damit ich auch dort predige; dazu bin ich gekommen.« So zog er denn umher und predigte überall in Galiläa in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus. Da kam zu ihm ein Aussätziger; auf den Knien flehte er ihn an und sprach: »Wenn du willst, kannst du mich rein machen.« Voll Erbarmen streckte er seine Hand aus, berührte ihn und sprach: »Ich will, sei rein!« Und sofort wich der Aussatz von ihm, und er war rein. Mit strengen Worten schickte er ihn alsbald fort und sprach zu ihm: »Hüte dich, irgend jemand etwas zu sagen; geh vielmehr hin, zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Moses vorgeschrieben hat; sie mögen dies zum Zeugnis nehmen.« Jener ging hinweg; er wußte vieles zu erzählen und machte die Tat überall bekannt. So kam es, daß Jesus sich nicht mehr offen in einer Stadt zeigen konnte, vielmehr sich außerhalb an abgelegenen Orten aufhielt; jedoch kam man zu ihm von allen Seiten. Heilung des Gelähmten - Berufung des Matthäus - Fasten - SabbatEin paar Tage später kam er wieder nach Kapharnaum. Man erfuhr, daß er im Hause sei. So viele strömten zusammen, daß selbst vor der Tür kein Platz mehr war. Und er legte ihnen das Wort aus. Da kamen einige daher und brachten zu ihm einen Lahmen; vier Männer trugen ihn. Doch des Gedränges wegen konnten sie nicht zu ihm kommen; da deckten sie gerade, wo er stand, das Dach auf und schufen dadurch eine Öffnung und ließen die Bahre, auf welcher der Lahme lag, hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Lahmen: »Mein Sohn, vergeben sind dir deine Sünden.« Es saßen aber einige der Schriftgelehrten dort, die in ihrem Herzen dachten: »Wie kann er nur so reden? Er lästert. Wer kann denn Sünden vergeben als nur der Eine, Gott?« Doch Jesus erkannte sofort in seinem Geiste, daß sie solches bei sich dachten. Er sprach zu ihnen: »Was denkt ihr da in eurem Herzen? Was ist leichter, zu dem Lahmen zu sagen: "Vergeben sind dir deine Sünden' oder zu sagen: "Steh auf, nimm deine Bahre und geh umher?' Ihr aber sollt wissen, daß der Menschensohn die Macht besitzt, auf Erden Sünden zu vergeben.« Dann sprach er zum Gelähmten: »Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Bahre und geh nach Hause!« Und er stand auf, nahm seine Bahre und ging sogleich vor aller Augen weg. Alle waren außer sich, lobten Gott und sprachen: »So etwas haben wir noch nie gesehen.« Dann ging er wieder an das Meer hinaus. Die ganze Menge strömte zu ihm hin, und er lehrte sie. Im Vorübergehen sah er Levi, des Alphäus Sohn, an der Zollstätte sitzen. Er sprach zu ihm: »Folge mir!« Da stand er auf und folgte ihm. Als er in seinem Haus zu Tische saß, waren auch viele Zöllner und Sünder zu Tische mit Jesus und Seinen Jüngern. - Es gab schon viele, die sich ihm angeschlossen hatten. - Die Schriftgelehrten bei den Pharisäern sahen, wie er mit Sündern und Zöllnern aß; sie fragten deshalb seine Jünger: »Warum ißt und trinkt er denn mit Zöllnern und Sündern?« Jesus hörte dies und sprach: »Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Nicht dazu bin ich da, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.« Die Jünger des Johannes und die Pharisäer hatten einmal einen Fasttag. Da kamen sie und fragten ihn: »Warum fasten die Jünger des Johannes und die Pharisäer; deine Jünger aber fasten nicht?« Jesus sprach zu ihnen: »Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen weilt? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da ihnen der Bräutigam entrissen ist; an jenen Tagen werden sie dann fasten. Niemand näht einen Fleck aus ungewalktem Zeug auf einen alten Mantel; sonst reißt der neue Fleck auch noch vom alten Mantel etwas weg, und der Riß wird nur noch größer. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche; sonst sprengt der Wein die Schläuche, und Wein und Schläuche sind verdorben. Nein, neuen Wein muß man in neue Schläuche füllen.« An einem Sabbat ging er durch die Ährenfelder hin. Seine Jünger rupften im Vorübergehen Ähren ab. Da sprachen die Pharisäer zu ihm: »Sieh, wie sie am Sabbat tun, was verboten ist.« Doch er sprach zu ihnen: »Habt ihr noch nie gelesen, was David tat, als er in Not war und er und seine Begleiter Hunger hatten? Wie er das Haus Gottes betrat zur Zeit des Hohenpriesters Abjathar und dort die Schaubrote aß, die nur die Priester essen dürfen, und wie er auch noch seinen Gefährten gab?« Und weiter sagte er zu ihnen: »Der Sabbat ist des Menschen wegen da und nicht der Mensch des Sabbats wegen. Übrigens ist der Menschensohn auch Herr des Sabbats.« Heilung am Sabbat - Wahl der Apostel - Jesu wahre VerwandteDann ging er wieder in die Synagoge. Dort war ein Mann mit einer verwelkten Hand. Da gaben sie nun acht, ob er ihn am Sabbat heile; denn sie wollten ihn verklagen. Da sprach er zu dem Manne mit der verwelkten Hand: »Tritt hierher, in die Mitte!« Dann fragte er sie: »Darf man am Sabbat Gutes oder Böses tun, ein Leben retten oder es zugrunde gehen lassen?« Jedoch sie schwiegen. Voll Zorn sah er einen nach dem anderen an, in Trauer über die Verstocktheit ihres Herzens, und sprach dann zu dem Manne: »Strecke deine Hand aus!« Er streckte sie aus, und seine Hand war wiederhergestellt. Die Pharisäer aber gingen weg und hielten gegen ihn mit den Herodianern Rat, wie sie ihn verderben könnten. Darauf zog sich Jesus mit seinen Jüngern an das Meer zurück. Und große Scharen folgten ihm aus Galiläa und auch aus Judäa, aus Jerusalem, Idumäa und aus der Gegend jenseits des Jordans; von Tyrus und von Sidon strömte man ihm in Scharen zu, weil man hörte, welch große Taten er vollbrachte. Er sprach zu seinen Jüngern, sie sollten wegen dieser Menge ihm ein Boot bereithalten, damit er nicht ins Gedränge komme. Denn er hatte viele geheilt, und so drängten alle Leidenden sich an ihn her, um ihn anzurühren. Und wenn unreine Geister ihn erblickten, so fielen diese vor ihm nieder und schrien: »Du bist der Sohn Gottes.« Er aber fuhr sie heftig an, daß sie ihn nicht offenbaren sollten. Dann stieg er auf den Berg und rief die, die er wollte, zu sich, und sie gingen zu ihm hin. Und er bestimmte zwölf, daß sie stets um ihn seien, die er dann aussenden könnte, um zu predigen, und die auch Macht besäßen, [Krankheiten zu heilen und] die Dämonen auszutreiben. Und er bestimmte die Zwölf. Er gab dem Simon den Namen Petrus; Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, die hieß er Boanerges - d.h. Donnerer -; sodann Andreas und Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas und Jakobus, des Alphäus Sohn, Thaddäus und Simon, den Eiferer, sowie Judas, den Iskariot, der ihn dann verraten hat. Er ging nach Hause. Da strömte wiederum viel Volk zusammen, so daß sie nicht einmal mehr essen konnten. Als dies die Seinen hörten, kamen sie heraus, um ihn mit Gewalt hereinzuholen; denn sie sagten: »Er ist von Sinnen.« Und auch die Schriftgelehrten, die von Jerusalem hergekommen waren, sagten: »Dieser hat den Beelzebul« und »Durch den obersten der Dämonen treibt er die Dämonen aus.« Da rief er sie heran und sprach zu ihnen gleichnisweise: »Wie kann denn Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich in sich uneins ist, kann dieses Reich nicht bestehen bleiben, und wenn ein Haus in sich uneins ist, kann dieses Haus nicht bestehen bleiben. Wenn Satan wider sich selbst auftreten würde und wenn er uneinig wäre, er könnte nicht bestehen; es wäre dann aus mit ihm. Vielmehr kann keiner in das Haus des Starken eindringen und ihm seine Habe rauben, wenn er den Starken nicht zuvor gebunden hat. Dann erst kann er sein Haus ausplündern. Wahrlich, ich sage euch: Alle Lästerungen und Sünden werden den Menschenkindern nachgelassen werden, mögen sie auch noch so schwere Lästerungen ausgestoßen haben; nur wer gegen den Heiligen Geist Lästerungen ausspricht, wird in Ewigkeit nicht Nachlaß finden. Der ewigen Sünde wird er schuldig bleiben.« Sie sagten nämlich: »Dieser hat einen unreinen Geist.« Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben draußen stehen und ließen ihn rufen. Eine große Menge saß um ihn herum; da sagte man zu ihm: »Siehe, deine Mutter, deine Brüder und deine Schwestern suchen dich draußen.« Doch er sprach zu ihnen: »Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder?« Dann sah er alle, die im Kreis um ihn saßen, einen nach dem anderen an und sprach: »Seht, hier sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder, Schwester, Mutter.« Gleichnisse und WunderDann fing er wieder an, am Meer zu lehren. Da sammelten bei ihm sich große Scharen, so daß er ein Boot besteigen mußte und sich draußen auf dem Meer niedersetzte; die ganze Menge aber stand am Meer entlang am Land. Er lehrte sie viel in Gleichnissen. So sprach er in seinem Lehrvortrag zu ihnen: »Höret! Seht: Der Sämann ging aus zu säen. Und als er säte, fiel ein Teil davon auf den Weg; die Vögel [des Himmels] kamen und fraßen es. Anderes fiel auf steinigen Grund, wo es nicht viel Erdreich gab. Rasch schoß es in den Halm, es hatte nämlich keinen tiefen Boden; doch als die Sonne aufgegangen war, wurde es versengt, und es verdorrte, weil es keine Wurzel hatte. Ein anderes fiel unter Dornen; die Dornen wuchsen auf und erstickten es, und so gab es keine Frucht. Ein anderes fiel auf guten Boden; es keimte, wuchs und brachte Frucht; es trug Frucht bis zu dreißig-, sechzig-, hundertfältig.« Er fügte dann noch bei: »Wer Ohren hat zu hören, höre!« Als er allein war, fragten ihn die Leute, die bei ihm waren, sowie die Zwölf über die Gleichnisse. Er sprach zu ihnen: »Euch ist das Geheimnis des Gottesreiches anvertraut; doch jenen, die draußen sind, wird das alles nur in Gleichnissen mitgeteilt, damit sie mit offenen Augen sehen und doch nicht sehen, mit eigenen Ohren hören und doch nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und Vergebung finden.« Und weiter sagte er zu ihnen: »Ihr versteht dieses Gleichnis nicht? Wie wollt ihr alle anderen verstehen? Der Sämann sät das Wort. "Auf dem Wege' liegt es bei denen, wo das Wort gesät wird; doch kaum, daß sie es gehört, kommt der Satan und nimmt das Wort, das in ihnen gesät ward. Und ähnlich ist es "auf steinigen Grund gesät' bei denen, die, wenn sie das Wort gehört haben, es sofort mit Freuden aufnehmen; allein, sie haben in sich keine Wurzeln; denn sie sind unbeständig; kommt nämlich Trübsal oder Verfolgung um des Wortes willen, dann werden sie gleich irre. Andere sind die, wo es "unter Dornen' gesät ward. Das sind die, die das Wort zwar hören; jedoch die Sorgen dieser Welt, der Trug des Reichtums und ähnliche Gelüste drängen sich herein, ersticken das Wort, und so bleibt es ohne Frucht. "Auf guten Boden' ward gesät bei jenen, die das Wort gehört und in sich auf genommen haben und Frucht bringen: dreißig-, sechzig-, hundertfältig.« Des weiteren sprach er zu ihnen: »Läßt man sich wohl ein Licht bringen, um es unter einen Scheffel oder ein Bett zu stellen? Doch wohl, um es auf den Leuchter zu stellen. Nichts ist verborgen, was nicht offenkundig werden, und nichts geheim, was nicht an den Tag kommen wird. Wer Ohren hat zu hören, höre!« Er sprach zu ihnen: »Gebt acht auf das, was ihr jetzt hört: Mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird euch zugemessen werden; ja, wenn ihr hört, wird euch noch dreingegeben werden. Wer nämlich hat, dem wird gegeben werden; aber wer nicht hat, dem wird auch das, was er besitzt, genommen werden.« Dann sprach er: »So ist es mit dem Gottesreich, wie wenn ein Mann den Samen übers Land wirft. Er schläft und wacht wieder auf, so Nacht für Nacht und Tag für Tag. Und die Saat sproßt und wächst; wie, weiß er selber nicht. Von selbst trägt die Erde Frucht; Saatgrün zuerst, dann Ähre und dann in der Ähre volles Korn. Läßt es die Frucht zu, legt er sogleich die Sichel an: Die Erntezeit ist da.« Und weiter sprach er: »Womit sollen wir das Gottesreich vergleichen, oder in welches Gleichnis sollen wir es kleiden? Es ist wie ein Senfkörnlein. Wenn man es in die Erde sät, ist es das kleinste unter allen Samenkörnern auf der Erde. Ist es aber gesät, so geht es auf und wird das größte unter allen Gartenkräutern; es treibt so große Zweige, daß unter seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.« In vielen solchen Gleichnissen verkündete er ihnen das Wort so, wie sie es eben fassen konnten. Ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen; war er dann allein, erklärte er alles seinen Jüngern. Am selben Tage, gegen Abend, sagte er zu ihnen: »Laßt uns hinüberfahren.« Und sie schickten die Menge fort und nahmen ihn, so wie er war, mit in ihr Boot. Auch andere Boote fuhren mit. Doch da erhob sich ein gewaltiger Wirbelsturm; die Wogen schlugen in das Boot, und das Boot begann schon, sich zu füllen. Er befand sich hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Sie weckten ihn und riefen: »Meister, kümmert es dich nicht, daß wir zugrunde gehen?« Und er stand auf, gebot dem Wind und sprach zum Meere: »Schweig! Sei still!« Da legte sich der Wind, und es entstand lautlose Stille. Darauf sprach er zu ihnen: »Was seid ihr denn so furchtsam? Wie? Habt ihr noch immer keinen Glauben?« Und es befiel sie große Furcht; sie sprachen untereinander: »Wer ist wohl dieser, daß ihm Wind und Meer gehorchen?« WunderSo kamen sie übers Meer hinüber in das Land der Gerasener. Kaum war er aus dem Boot gestiegen, da lief ihm sogleich aus den Gräbern ein Mensch entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Er hauste in den Gräbern, und niemand konnte ihn fesseln, auch nicht mit einer Kette. Man hatte ihn zwar oft an Händen und Füßen schon gefesselt, jedoch die Ketten hatte er gesprengt, die Fesseln durchgerieben, und niemand war imstande, ihn zu bändigen. So war er denn beständig, Tag und Nacht, in Gräbern und auf Bergeshöhen, schrie und schlug sich selbst mit Steinen. Da sah er Jesus aus der Ferne; er lief herzu, fiel vor ihm auf den Boden nieder und schrie laut und gellend auf: »Was willst du von mir, Jesus, du Sohn des allerhöchsten Gottes ? Ich beschwöre dich bei Gott: Quäle mich nicht!« Denn schon sprach er zu ihm: »Unreiner Geist, fahr aus von diesem Menschen!« Er fragte ihn: »Wie ist dein Name?« »Mein Name ist Legion«, antwortete er ihm, »denn unser sind gar viele.« Er bat ihn flehentlich, sie doch nicht aus dem Lande zu vertreiben. Nun war am Berge dort eine große Schweineherde auf der Weide. Sie baten ihn und sprachen: »Schick uns zu den Schweinen, auf daß wir in sie fahren!« Er gewährte es ihnen. Da fuhren die unreinen Geister aus und in die Schweine; die Herde raste am Abhang hin und ins Meer hinein, ungefähr zweitausend Stück, und sie ertranken im Meere. Ihre Hirten flohen und erzählten es in der Stadt und auf dem Lande. Und sie kamen, um zu sehen, was vorgefallen war. Sie gingen auch zu Jesus und sahen den Besessenen, der die Legion gehabt, bekleidet und vernünftig dasitzen. Da gerieten sie in Furcht. Die zugesehen hatten, erzählten ihnen, was mit dem Besessenen und den Schweinen vorgefallen war. Da baten sie ihn dringend, er möge sich aus ihren Grenzen entfernen. Als er das Boot besteigen wollte, da bat ihn der Besessene, ob er nicht mit ihm gehen dürfe. Doch er gestattete es nicht; er sprach zu ihm: »Geh heim zu den Deinen; erzähle ihnen, was der Herr an dir Großes getan und wie er sich deiner erbarmt hat.« Da ging er hin und verkündete in der Dekapolis, was Jesus ihm getan hatte; und alle mußten staunen. Und Jesus fuhr im Boot wieder zum anderen Ufer hin, und es versammelte sich bei ihm viel Volk. Er hielt sich immer noch am Meere auf. Da kam einer der Synagogenvorsteher; er hieß Jairus. Er sah ihn und fiel ihm zu Füßen und bat ihn flehentlich: »Mein Töchterchen liegt im Sterben; daß du doch kommen und ihm die Hände auflegen wolltest, damit es gerettet sei und lebe.« Er ging mit ihm. Viel Volk ging hintendrein, und sie umdrängten ihn. Da war ein Weib, das schon zwölf Jahre am Blutfluß litt und von vielen Ärzten schon vieles hatte leiden müssen und seine ganze Habe ohne jeden Nutzen aufgewendet hatte; im Gegenteil, nur immer schlimmer war es gegangen. Sie hatte von Jesus gehört und kam jetzt in der Menge hinterher und berührte sein Gewand. Denn also dachte sie: »Wenn ich auch nur seine Kleider berühre, so ist mir schon geholfen.« Und ihr Blutfluß hörte sogleich auf; sie spürte es an ihrem Leibe, daß sie von ihren Leiden geheilt sei. Doch Jesus merkte alsbald an sich, daß eine Kraft von ihm ausgegangen sei. Deshalb wandte er sich zu der Menge um und fragte: »Wer hat meine Kleider angerührt?« Da sprachen seine Jünger zu ihm: »Du siehst doch, wie die Menge dich umdrängt; da fragst du noch: "Wer hat mich angerührt?'" Jedoch, er schaute nach der um, die es getan hatte. Das Weib, das wußte, was mit ihr geschehen war, kam mit Zittern und Zagen heran, fiel vor ihm nieder und sagte ihm die volle Wahrheit. Er aber sprach zu ihr: »Meine Tochter! Dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin im Frieden und sei von deinem Leiden geheilt!« Noch sprach er so, da kamen Boten vom Hause des Synagogenvorstehers und sagten: »Deine Tochter ist gestorben. Wozu bemühst du noch den Meister?« Jesus, der mitangehört hatte, was da geredet wurde, sprach zum Synagogenvorsteher: »Hab keine Furcht! Glaube nur!« Und niemand durfte ihn begleiten als Petrus, Jakobus und Johannes, der Bruder des Jakobus. Sie kamen in das Haus des Synagogenvorstehers; hier hörte er den Lärm, das Weinen und das laute Klagen. Er ging hinein und sprach zu ihnen: »Was lärmt und weint ihr? Das Mädchen ist nicht tot; es schläft nur.« Da verlachten sie ihn. Er aber schickte alle weg, nahm nur den Vater und die Mutter des Kindes mit sich und die bei ihm waren und ging hinein, wo das Mädchen lag. Dann faßte er das Mädchen bei der Hand und sprach zu ihm: »Talitha kumi!« - d.h. »Mädchen, steh auf!« - Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher; es war zwölf Jahre alt. Sie gerieten vor Staunen ganz außer sich. Er schärfte ihnen streng ein, daß niemand es erfahren dürfe; dann ließ er ihm zu essen geben. Jesus in Nazareth - Aussendung der Apostel - Enthauptung des Täufers - BrotvermehrungEr ging von dort hinweg und kam in seine Vaterstadt, und seine Jünger begleiteten ihn. Als es wieder Sabbat war, lehrte er in der Synagoge, und viele, die ihn hörten, fragten voll Erstaunen: »Woher mag er all dies haben? Welche Weisheit ward ihm verliehen! Welch große Wunder geschehen durch seine Hände! Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder des Jakobus, Joses, Judas und des Simon? Und wohnen denn nicht seine Schwestern hier bei uns?« So nahm man an ihm Anstoß. Doch Jesus sprach zu ihnen: »Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Vaterstadt, bei seinen eigenen Verwandten und in seinem Vaterhause.« Er konnte dort kein einziges Wunder wirken; nur daß er einigen Kranken die Hand auflegte und sie heilte. Und er wunderte sich wegen ihres Unglaubens. Und lehrend zog er durch die Dörfer ringsumher. Alsdann rief er die Zwölf zu sich und begann, sie auszusenden, zu je zweien; auch gab er ihnen Macht über unreine Geister. Weiter gebot er ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als einen Stab, kein Brot und keinen Bettelsack und keine Münze im Gürtel. Doch dürften sie Sandalen tragen, aber nicht zwei Röcke. Ferner sprach er zu ihnen: »Betretet ihr irgendwo ein Haus, dann bleibt dort, bis ihr weiterzieht. Doch wo man euch nicht aufnimmt und auf euch nicht hört, da geht weg von dort und schüttelt den Staub von euren Füßen ihnen zum Zeugnis.« So zogen sie nun hin und predigten, man solle Buße tun. Sie trieben viele Geister aus, salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie. Die Kunde drang auch zum König Herodes; war doch sein Name in aller Mund. Er sprach: »Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden. Darum wirken in ihm Gottes Kräfte.« Doch andere behaupteten, er sei Elias; und wieder andere, er sei ein Prophet, wie einer aus den früheren Propheten. Herodes aber meinte, als er davon hörte: »Johannes, den ich habe enthaupten lassen, ist wieder [von den Toten] auferstanden.« Eben der Herodes hatte nämlich den Johannes gefangennehmen lassen und im Gefängnis ihn verwahrt wegen der Herodias, dem Weibe des Philippus, seines Bruders, die er geheiratet hatte. Denn Johannes hatte dem Herodes vorgehalten: »Es ist dir nicht erlaubt, das Weib deines Bruders zu haben.« Darum war die Herodias auf ihn erbost und hätte ihn gern töten lassen; sie brachte es aber nicht zuwege. Herodes hatte nämlich vor Johannes Ehrfurcht; er wußte, daß er ein gerechter und heiliger Mann war. So nahm er ihn in Schutz. Wenn er ihn anhörte, geriet er oft in Zwiespalt mit sich selbst, und trotzdem hörte er ihn gern. Da kam ein sehr gelegener Tag. An seinem Geburtsfest gab Herodes seinen Würdenträgern, den Obersten und Vornehmsten in Galiläa ein Mahl. Da trat die Tochter eben der Herodias herein und tanzte. Und dies gefiel Herodes und den Gästen so, daß der König zu dem Mädchen sprach: »Erbitte von mir, was du willst; ich werde es dir geben.« Ja, er schwur ihr: »Was du von mir verlangst, will ich dir geben, und sollte es auch die Hälfte meines Reiches sein.« Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: »Was soll ich verlangen?« Und diese sagte: »Den Kopf Johannes des Täufers.« Alsdann trat sie voll Eifer vor den König hin und bat: »Ich will, laß mir sogleich auf einer Schüssel den Kopf Johannes des Täufers geben. Da ward der König tief bestürzt; jedoch seiner Schwüre und der Gäste wegen wollte er sie nicht abweisen. Der König schickte sogleich einen Henker weg mit dem Befehl, seinen Kopf zu bringen. Der ging hinweg und enthauptete ihn im Gefängnis und brachte seinen Kopf auf einer Schüssel, gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn seiner Mutter. Als seine Jünger davon hörten, kamen sie und holten seinen Leichnam und bargen ihn in einem Grabe. Nun kehrten die Apostel wiederum zu Jesus zurück und erzählten ihm alles, was sie gewirkt und gepredigt hatten. Er sprach zu ihnen: »Kommt mit, ihr ganz allein, an einen abgelegenen Ort und ruht euch ein wenig aus.« Denn viele gingen ab und zu, so daß sie nicht einmal Zeit zum Essen hatten. Sie fuhren also für sich allein in einem Boot an einen abgelegenen Ort. Doch viele sahen, wie sie von dannen gingen, und erkannten ihre Absicht. Aus allen Städten strömten sie dorthin zu Fuß zusammen und kamen noch vor ihnen an. Er stieg aus und sah die große Menge, und er empfand ein herzliches Erbarmen über sie; sie waren wie Schafe ohne Hirten. Und er begann, sie mancherlei zu lehren. Als es schon spät geworden war, traten seine Jünger zu ihm hin und sprachen: »Einsam ist der Ort und auch die Zeit schon vorgerückt. Entlaß sie! Sie mögen in die Dörfer und die Flecken hier im Umkreis gehen und Nahrung für sich kaufen.« Er aber sprach zu ihnen: »Gebt ihr ihnen zu essen!« Da sagten sie zu ihm: »Sollen wir denn gehen und Brot für zweihundert Zehner kaufen und ihnen dann zu essen geben?« Er fragte sie: »Wieviel Brote habt ihr? Geht und seht nach!« Sie sahen nach und sagten: »Fünf, und zwei Fische.« Dann ließ er alle in Gruppen auf dem grünen Rasen sich lagern. Sie ließen sich nun Reih' an Reihe nieder, zu je hundert und je fünfzig. Dann nahm er die fünf Brote und die zwei Fische; er sah zum Himmel auf, segnete und brach die Brote und gab sie den Jüngern, um sie ihnen vorzulegen. Auch die zwei Fische ließ er unter alle verteilen. Und alle aßen und wurden satt; ja, noch zwölf Körbe trugen sie hinweg, voll mit Stücken, auch von den Fischen. Derer, die gegessen hatten, waren es fünftausend Männer. Sogleich drängte er die Jünger, in das Boot zu steigen und an das andere Ufer nach Bethsaida weiterzufahren, ihm voraus, während er selbst die Scharen entlassen wollte. Und er entließ sie und stieg auf einen Berg, um zu beten. Es war schon spät; das Boot war mitten auf dem Meer und er allein noch an Land. Er sah, wie sie im Dahinfahren hart bedrängt waren; sie hatten nämlich Gegenwind. Da, um die vierte Nachtwache, kam er zu ihnen auf dem Meer daher. Er wollte an ihnen vorübergehen. Sie sahen ihn, wie er auf dem Meer wandelte, und meinten, es sei ein Gespenst, und schrien laut auf. Denn alle sahen ihn und erschraken. Doch alsbald redete er sie an und sprach zu ihnen: »Nur Mut! Ich bin es. Habt keine Angst!« Dann stieg er zu ihnen ins Boot, und sogleich legte sich der Wind. Jetzt gerieten sie erst recht ganz außer sich; das mit den Broten nämlich hatten sie noch nicht verstanden; ihr Sinn war immer noch verschlossen. Sie fuhren vollends hinüber und kamen bei Genesareth ans Land. Und wie sie aus dem Boote stiegen, ward er sofort erkannt. Man lief die ganze Gegend aus und trug voll Eifer Kranke auf Betten dahin, wo sie hörten, daß er sei. Wo immer er Dörfer, Städte oder Gehöfte betrat, da legte man die Kranken auf die Plätze und bat ihn, sie möchten nur den Saum seines Kleides berühren dürfen. Und alle, die ihn berührten, wurden gesund. Gottesgebot und Menschensatzung - WunderDa kamen zu ihm Pharisäer und einige Schriftgelehrte aus Jerusalem. Und da sie sahen, daß etliche seiner Jünger mit »gemeinen«, das heißt mit ungewaschenen, Händen ihre Mahlzeit hielten (-die Pharisäer und die Juden überhaupt essen nämlich nicht, ehe sie sich die Hände nicht mit einer Handvoll Wasser gewaschen haben, getreu der Überlieferung der Alten. Auch wenn sie von dem Markt kommen, so essen sie nicht, ohne sich gewaschen zu haben. Auch sonst gibt es noch vieles andere, was sie streng nach der Überlieferung beobachten: Abspülung von Bechern, Krügen, Kesseln [Bettgestellen].-), fragten die Pharisäer und die Schriftgelehrten ihn also: »Warum leben deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Alten, sondern essen mit "gemeinen' Händen?« >Da sagte er zu ihnen: »Richtig hat Isaias über euch, ihr Heuchler, schon geweissagt; denn also steht geschrieben: "Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen; ihr Herz jedoch ist weit von mir; nichtig ist ihr Gottesdienst; Menschensatzungen machen sie zu ihrer Lehre.' Ihr gebt das Gebot Gottes preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen; Abspülung von Krügen, Bechern und vieles andere dergleichen tut ihr.« Er fuhr dann fort: »Gar trefflich schiebt ihr das Gebot Gottes beiseite, um eure Überlieferung zu wahren. Moses hat einst geboten: "Du sollst Vater und Mutter ehren!" und "Wer Vater oder Mutter schmäht, soll sterben!" Ihr aber sagt: "Wer zu Vater oder Mutter spricht: Was ich dir zu leisten hätte, ist "korban' - d.h. Opfergabe -, dann laßt ihr ihn für Vater oder Mutter nichts mehr tun. Also entkräftet ihr, was Gott gesprochen hat, durch eure Überlieferung, die ihr überliefert habt. Und dergleichen treibt ihr noch viel.« Er rief sodann die Scharen wieder zu sich her und sprach zu ihnen: »Hört alle und versteht es wohl. Nichts gibt es, was von außen in den Menschen kommt und ihn unrein machen könnte; nein, was vom Menschen ausgeht, das macht den Menschen unrein. Wer Ohren hat zu hören, der höre!« Als er von der Menge weg ins Haus getreten war, da fragten ihn die Jünger nach dem Gleichnis. Er sprach zu ihnen: »Seid denn auch ihr immer noch unverständig? Versteht ihr wirklich nicht, daß, was immer von außen in den Menschen kommt, ihn nicht unrein machen kann, weil es nicht in sein Herz eingeht, sondern in den Magen und den naturgemäßen Ausgang nimmt.« - Alle Speisen erklärte er damit für rein. - »Was aber aus dem Menschen kommt«, so fuhr er fort, »das macht den Menschen unrein. Von innen, aus den Herzen der Menschen, gehen schändliche Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut, Unverstand hervor. Alle diese bösen Dinge kommen aus dem Innern, und sie machen den Menschen unrein.« Dann brach er auf und ging von dort hinweg ins Land von Tyrus und Sidon. Er begab sich in ein Haus, doch wollte er es niemand wissen lassen; allein er konnte nicht verborgen bleiben. Ein Weib, dessen Töchterchen von einem unreinen Geist besessen war, hatte schon von ihm erfahren. Sie kam herzu und fiel ihm zu Füßen. Das Weib war eine Heidin und stammte aus dem syrischen Phönizien. Sie bat ihn, daß er den Dämon aus ihrer Tochter austreibe. Er aber sprach zu ihr: »Laß doch die Kinder erst einmal gesättigt werden! Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.« Doch sie entgegnete und sprach zu ihm: »Gewiß, o Herr! Doch auch die Hunde unterm Tisch fressen, was die Kinder übriglassen.« Da sagte er zu ihr: »Um dieses Wortes willen geh heim! Der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren.« Sie ging nach Hause, fand das Kind auf seinem Bett liegen; der Dämon war wirklich ausgefahren. Und er verließ das Land von Tyrus wieder und begab sich über Sidon mitten in das Gebiet der Dekapolis hinein an das Meer von Galiläa. Da brachte man ihm einen Tauben, der zugleich stumm war, und bat ihn, daß er ihm die Hand auflege. Er nahm ihn aus der Menge weg, abseits, und legte ihm seine Finger in die Ohren, berührte seine Zunge mit Speichel, schaute zum Himmel auf, seufzte und sprach zu ihm: »Effetha!« das heißt: Tu dich auf! Und sogleich waren ihm die Ohren aufgetan; gelöst war das Band seiner Zunge, und er konnte richtig sprechen. Jedoch er verbot ihnen, dies weiter auszusagen; allein je strenger er es ihnen verwehrte, desto weiter machten sie es bekannt. Und man staunte über alle Maßen und sagte: »Er macht alles wohl; die Tauben macht er hören und die Stummen reden.« Brotvermehrung - Petri Bekenntnis - Erste LeidensweissagungIn jenen Tagen war wieder einmal eine große Volksmenge beisammen und hatte nichts zu essen. Da rief er seine Jünger zu sich her und sprach zu ihnen: »Mich erbarmt des Volkes. Schon drei Tage harren sie bei mir aus und haben nichts zu essen. Wenn ich sie hungrig nach Hause gehen lasse, könnten sie auf dem Weg verschmachten, und manche unter ihnen sind weit hergekommen.« Seine Jünger aber gaben ihm zur Antwort: »Wie sollte man sie hier in der Steppe mit Broten sättigen können?« Da fragte er sie: »Wieviel Brote habt ihr denn?« Sie sprachen: »Sieben.« Nun hieß er die Leute, sich auf den Boden lagern. Dann nahm er die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß diese sie austeilen möchten. Sie teilten sie der Menge aus. Auch ein paar Fischlein hatten sie. Er segnete auch diese und ließ auch sie verteilen. Sie aßen und wurden satt; sie trugen auch noch sieben Körbe weg mit Stücken, die übriggeblieben waren. Es waren wohl an viertausend gewesen [die gegessen hatten]; alsdann entließ er sie. Sogleich stieg er mit seinen Jüngern in das Boot, und er gelangte in die Gegend von Dalmanutha. Da kamen auch die Pharisäer, und sie versuchten, sich mit ihm einzulassen. Sie wollten ihn auf die Probe stellen und verlangten von ihm ein Zeichen aus dem Himmel. Da seufzte er aus tiefstem Herzensgrund und sprach: »Wozu verlangt dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Diesem Geschlecht wird kein Zeichen gegeben werden.« Damit ließ er sie stehen, stieg wieder ein und fuhr ans andere Ufer. Sie hatten vergessen, Brote mitzunehmen; nur ein einziges Brot hatten sie bei sich im Boote. Er warnte sie und sprach zu ihnen: »Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes!« Sie besprachen sich und sagten schließlich: »Wir haben ja kein Brot bei uns.« Doch Jesus merkte dies und sprach zu ihnen: »Was besprecht ihr miteinander, weil ihr keine Brote habt; begreift und versteht ihr denn immer noch nicht? Ist euer Herz noch ganz verschlossen? Ihr habt Augen, seht aber nicht, und Ohren habt ihr, hört aber nicht. Erinnert ihr euch denn nicht mehr, daß ich fünf Brote für die Fünftausend brach? Wie viele Körbe, voll mit Stücken, habt ihr noch fortgetragen?« Sie sagten zu ihm: »Zwölf.« »Und bei den sieben für die Viertausend: Wie viele Körbe, voll mit Stücken, habt ihr da noch fortgetragen?« Sie gaben ihm zur Antwort: »Sieben.« Er sprach zu ihnen: »Versteht ihr es denn immer noch nicht?« Sie kamen nach Bethsaida. Dort brachte man ihm einen Blinden; sie baten ihn, er möge ihn nur berühren. Er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn vors Dorf hinaus. Alsdann tat er Speichel in seine Augen, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: »Siehst du etwas ?« Er sah auf und sagte: »Ich sehe die Menschen; ich sehe etwas wie Bäume, daß sie sich bewegen.« Dann legte er ihm die Hände nochmals auf die Augen. Sein Blick drang jetzt ganz durch, er wurde wiederhergestellt und konnte alles deutlich sehen. Dann sandte er ihn heim und sprach: »Geh nicht ins Dorf hinein!« Darauf ging Jesus mit seinen Jüngern in die Ortschaften von Cäsarea Philippi. Auf dem Wege fragte er seine Jünger: »Für wen halten mich die Leute?« Sie gaben ihm zur Antwort: »Für Johannes den Täufer, andere für Elias, wieder andere für irgendeinen Propheten.« Da fragte er sie weiter: »Für wen haltet ihr mich?« Darauf gab ihm Petrus zur Antwort: »Du bist der Christus.« Er aber schärfte ihnen streng ein, sie sollten über ihn zu niemand reden. Nun fing er an, sie zu belehren, daß der Menschensohn vieles leiden müsse; er müsse von den Ältesten, den Oberpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden, er müsse getötet werden, doch nach drei Tagen werde er wieder auferstehen. Er sagte das ganz offen. Da nahm ihn Petrus beiseite und wollte ihm ernstlich zureden. Er aber wandte sich um, und angesichts der Jünger schalt er Petrus mit den Worten: »Hinweg von mir, du Satan! Du hast nicht Sinn fürs Göttliche, sondern nur fürs Menschliche.« Alsdann rief er die Menge samt seinen Jüngern her und sprach zu ihnen: »Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben sich erhalten will, der wird es verlieren, und wer sein Leben mir und dem Evangelium zulieb verliert, der wird es erhalten. Was nützte es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, doch sein Leben dabei verlöre! Was könnte auch einer geben als Kaufpreis für sein Leben? Denn wer sich bei diesem Geschlecht voll Ehebruch und Sünde meiner und meiner Worte schämt, dessen wird auch der Menschensohn sich schämen, wenn er mitsamt den heiligen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommt.« Verklärung Jesu - Lehren - Wunder - Zweite Leidensweissagung - ÄrgernisUnd weiter sprach er zu ihnen: »Wahrlich, ich sage euch: Es stehen solche hier, die den Tod nicht kosten werden, bis sie das Gottesreich in Macht erscheinen sehen.« Sechs Tage später nahm Jesus den Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und führte sie allein auf einen hohen Berg abseits. Und er ward verwandelt vor ihnen. Seine Kleider wurden schimmernd weiß, wie sie kein Walker auf der Erde bleichen kann. Und es erschienen ihnen Elias mit Moses, die sich mit Jesus unterhielten. Petrus nahm das Wort und sprach zu Jesus: »Rabbi, wie schön ist es doch, daß wir hier sind. Laß uns drei Hütten bauen: dir eine, dem Moses eine und dem Elias eine.« Er wußte nicht, was er sprach: sie waren vor Schrecken außer sich. Doch da kam eine Wolke, die ihren Schatten auf sie warf, und eine Stimme aus der Wolke sprach: »Das ist mein vielgeliebter Sohn; auf diesen sollt ihr hören.« Rasch schauten sie umher, sie sahen aber niemand mehr bei sich als Jesus allein. Während sie vom Berge niederstiegen, befahl er ihnen streng, niemand zu erzählen von dem, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. An diesem Worte blieben sie nun hängen und stritten miteinander, was das zu bedeuten habe: das Auferstehen von den Toten. Sie fragten ihn und sprachen: »Es sagen aber doch die [Pharisäer und] Schriftgelehrten, Elias müsse vorher noch kommen?« Er sprach zu ihnen: »Elias kommt allerdings vorher, und er wird alles wieder herstellen. Wie kann dann aber vom Menschensohn geschrieben sein, daß er viel leiden müsse und verkannt werde? Gewiß, ich sage euch: Elias ist schon da. Doch hat man mit ihm angefangen, was man wollte, wie über ihn geschrieben steht.« Sie kamen zu den Jüngern und sahen eine große Menge um sie her, auch Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Sobald ihn die Menge erblickte, geriet sie in Erregung und eilte ihm entgegen, ihn zu grüßen. Er fragte sie: »Worüber streitet ihr mit ihnen?« Da erwiderte ihm einer aus der Menge: »Meister, ich brachte meinen Sohn zu dir, er ist von einem stummen Geiste besessen. Wenn der ihn packt, zerrt er ihn hin und her; dann schäumt er und knirscht mit den Zähnen und liegt starr da. Ich bat deine Jünger, sie möchten ihn austreiben; sie hatten aber nicht die Kraft dazu.« Darauf erwiderte er ihnen: »O du ungläubiges Geschlecht. Wie lang noch muß ich bei euch bleiben ? Wie lang noch muß ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!« Da brachten sie ihn zu ihm. Doch wie der Geist ihn erblickte, riß er den Knaben hin und her; dieser fiel zu Boden und wälzte sich schäumend. Und Jesus fragte seinen Vater: »Wie lang schon hat er das?« Er sprach: »Von Kindheit an. Oft wirft er ihn sogar ins Feuer oder auch ins Wasser, um ihn umzubringen. Wenn du das kannst, so hilf uns; hab Erbarmen mit uns.« Und Jesus sprach zu ihm: »Wenn du das kannst? Wer glaubt, kann alles.« Sofort rief der Vater des Knaben unter Tränen: »Ich glaube [Herr]. Hilf meinem Unglauben!« Als Jesus sah, wie das Volk immer dichter zusammenströmte, bedrohte er den unreinen Geist und rief ihm zu: »Du stummer und tauber Geist, ich befehle dir, fahre aus von ihm und kehre niemals mehr in ihn zurück!« Da schrie er auf, zerrte ihn heftig hin und her und fuhr dann von ihm aus. Der Knabe lag da wie tot, so daß die meisten sagten: »Er ist tot.« Doch Jesus nahm ihn bei der Hand und half ihm auf, und er stand aufrecht da. Er ging darauf ins Haus. Insgeheim fragten ihn seine Jünger: »Warum konnten wir ihn nicht austreiben?« Er aber sprach zu ihnen: »Diese Art kann man nur durch Beten [und Fasten] austreiben.« Sie gingen weg von dort und wanderten durch Galiläa hin; doch wollte er nicht, daß es jemand erfahre. Denn er belehrte seine Jünger und sagte ihnen: »Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert werden; man wird ihn töten; jedoch drei Tage nach seinem Tode wird er auferstehen.« Doch sie begriffen diese Rede nicht; sie scheuten sich indes, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kapharnaum. Zu Hause fragte er sie: »Worüber habt ihr unterwegs gestritten?« Sie aber schwiegen. Sie hatten nämlich unterwegs miteinander gestritten, wer der Größte sei. Er setzte sich und rief die Zwölf zu sich her und sprach zu ihnen: »Wer der Erste sein möchte, der sei der Letzte und der Diener aller.« Darauf nahm er ein Kind, stellte es mitten unter sie, schloß es in die Arme und sprach zu ihnen: »Wer ein solches Kind wie dieses hier in meinem Namen aufnimmt, nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.« Johannes sprach zu ihm: »Meister, wir sahen einen, der in deinem Namen Dämonen austrieb, aber nicht mit uns geht. Wir suchten ihn zu hindern, weil er nicht mit uns geht.« Doch Jesus sprach: »Hindert ihn nicht! Keiner kann in meinem Namen Wunder wirken und gleich nachher wieder Böses von mir reden. Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch in meinem Namen nur einen Becher Wassers zu trinken reicht, weil ihr Christus angehört, ich sage euch: Er wird seinen Lohn nicht verlieren. Wer aber einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Anlaß zur Sünde gibt, dem ist es besser, daß ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ins Meer geworfen wird. Gibt dir deine Hand zur Sünde Anlaß, so hau sie ab! Besser ist es für dich, verstümmelt zum Leben einzugehen, als daß du zwei Hände habest und in die Hölle gehen mußt, ins unauslöschliche Feuer, [wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt]. Gibt dir dein Fuß zur Sünde Anlaß, so hau ihn ab! Besser ist es für dich, hinkend zum Leben einzugehen, als daß du zwei Füße habest und in die Hölle geworfen wirst, ins unauslöschliche Feuer, [wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt]. Gibt dir dein Auge zur Sünde Anlaß, so reiß es aus! Besser ist es für dich, mit einem Auge in das Reich Gottes einzugehen, als daß du zwei Augen habest und in die Hölle geworfen wirst, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Jeder soll mit Feuer gesalzen werden [wie jedes Opfer mit Salz gesalzen wird]. Das Salz ist etwas Gutes. Doch wenn das Salz einmal schal geworden ist, womit wollt ihr es dann würzen? Habt Salz in euch und haltet Frieden mit einander!« Jesus in Judäa - Lehren - Dritte LeidensweissagungEr machte sich auf und zog in die Gegend von Judäa und über den Jordan. Und wieder sammelten sich bei ihm große Scharen, und wie gewöhnlich lehrte er sie wieder. Da traten zu ihm Pharisäer, versuchten ihn und fragten, ob es dem Mann erlaubt sei, daß er sein Weib entlasse. Er sprach zu ihnen: »Was hat euch Moses geboten?« Sie sprachen: »Moses hat erlaubt, einen Scheidebrief zu schreiben und alsdann zu entlassen.« Doch Jesus sprach zu ihnen: »Nur eurer Herzenshärte wegen hat er dieses Gebot für euch geschrieben. Doch im Anfang der Schöpfung schuf sie Gott als Mann und Weib. So wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich seinem Weibe verbinden, und diese zwei werden zu einem Fleische werden. So sind sie also nicht mehr zwei, vielmehr sind sie ein einziges Fleisch. Was aber Gott vereinigt hat, das soll der Mensch nicht trennen.« Zu Hause fragten ihn dann seine Jünger noch einmal darüber. Er sprach zu ihnen: »Wer sein Weib entläßt und eine andere heiratet, bricht ihr die Ehe; und wenn sie ihren Mann entläßt und einen anderen heiratet, bricht sie die Ehe.« Man brachte zu ihm Kinder, damit er sie berühre. Allein die Jünger fuhren jene, die sie brachten, an. Als Jesus dies bemerkte, ward er unwillig und sprach zu ihnen: »Laßt die Kinder zu mir kommen, wehrt es ihnen nicht; für solche ist das Reich Gottes! Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, kommt sicherlich nicht hinein.« Dann schloß er sie in seine Arme, legte ihnen seine Hände auf und gab ihnen den Segen. Er machte sich wieder auf den Weg, da lief einer auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: »Guter Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu erwerben?« Und Jesus sprach zu ihm: »Was nennst du mich "gut'? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: "Du sollst nicht töten!" "Du sollst nicht ehebrechen!" "Du sollst nicht stehlen!" "Du sollst kein falsches Zeugnis geben!" "Du sollst nicht betrügen!" "Du sollst Vater und Mutter ehren!"« Doch dieser sprach zu ihm: »All dies, Meister, habe ich von Jugend auf gehalten.« Und Jesus schaute ihn liebevoll an und sprach zu ihm: »Eines fehlt dir noch. Geh hin, verkaufe, was du hast, und schenke es den Armen; du wirst dann einen Schatz im Himmel haben. Dann komm und folge mir und trage dein Kreuz.« Bei diesen Worten ward er kleinmütig und ging betrübt von dannen, denn er besaß viele Güter. Da schaute Jesus sich um und sprach zu seinen Jüngern: »Wie schwer geht es doch, daß die Reichen in das Reich Gottes gelangen!« Die Jünger waren über seine Worte sehr betroffen. Doch Jesus sprach noch einmal zu ihnen: »Kinder! Wie schwer ist es doch für die, die auf ihr Geld vertrauen, in das Reich Gottes zu kommen! Viel leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in das Reich Gottes.« Darauf erschraken sie noch mehr und sagten zueinander: »Wer kann da noch gerettet werden?« Da sah sie Jesus an und sprach zu ihnen: »Bei den Menschen ist dies freilich unmöglich, doch nicht bei Gott; bei Gott ist alles möglich.« Da nahm Petrus das Wort und sprach: »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.« Und Jesus sprach: »Wahrlich, ich sage euch: Wer immer Haus, Brüder oder Schwestern, Mutter, Vater oder Kinder oder Äcker verläßt um meinetwillen und des Evangeliums wegen, wird es hundertfach zurückerhalten: in dieser Welt an Häusern, an Brüdern, Schwestern, Müttern, Kindern und an Äckern, allerdings unter Verfolgung, und in der anderen Welt das ewige Leben. Viele Erste werden Letzte und viele Letzte werden Erste sein.« Sie befanden sich auf dem Weg nach Jerusalem hinauf, und Jesus war ihnen stets weit voran, so daß sie sich entsetzten; sie folgten ihm, jedoch mit bangem Herzen. Er nahm die Zwölf wieder zu sich und begann mit ihnen über das zu sprechen, was ihm begegnen werde: »Seht, wir ziehen nach Jerusalem hinauf. Der Menschensohn wird den Oberpriestern und den Schriftgelehrten [und Ältesten] ausgeliefert werden, sie werden ihn zum Tod verdammen und ihn den Heiden übergeben. Sie werden ihn verspotten und anspeien, geißeln und töten; doch nach drei Tagen wird er auferstehen.« Da traten Jakobus und Johannes, die Zebedäussöhne, zu ihm hin und sprachen: »Meister, wir möchten, daß du uns gewährst, um was wir dich bitten. Er sprach zu ihnen: »Was soll ich euch tun?« Sie antworteten ihm: »Verleihe uns, daß wir in deiner Herrlichkeit der eine dir zur Rechten, der andere dir zur Linken sitzen.« Doch Jesus sprach zu ihnen: »Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken muß, die Taufe, die ich empfange, auch empfangen?« Sie sagten ihm: »Wir können es.« Doch Jesus sprach zu ihnen: »Den Kelch, den ich trinke, werdet ihr zwar trinken, und auch die Taufe empfangen, die ich empfange, die Sitze zu meiner Rechten und zu meiner Linken aber, die kann ich nicht vergeben; denn sie gehören denen, für die sie schon bestimmt sind.« Als die anderen zehn das hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. Doch Jesus rief sie zu sich her und sprach zu ihnen: »Ihr wißt: Die als Fürsten der Heidenvölker gelten, wollen über ihre Völker den Herrn spielen, und ihre Großen lassen sie ihre Macht fühlen. Bei euch ist es aber nicht so; sondern wer unter euch ein Großer werden will, sei euer Diener, und wer unter euch Erster sein will, sei der Knecht aller, wie auch der Menschensohn nicht gekommen ist, bedient zu werden, vielmehr zu dienen, ja, sein Leben hinzuopfern als Lösegeld für viele.« So kamen sie nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und mit vielem Volke Jericho verließ, saß der Sohn des Timäus, der Bartimäus, ein blinder Bettler, am Wege. Als er vernahm: Jesus von Nazareth ist es, begann er laut zu schreien und zu rufen: »Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner!« Da fuhren ihn viele an, er solle schweigen. Er aber rief nur um so lauter: »Sohn Davids, erbarme dich meiner!« Darauf blieb Jesus stehen und sprach: »Ruft ihn her!« Da riefen sie den Blinden her und sagten ihm: »Sei guten Muts! Steh auf! Er ruft dich.« Da warf er seinen Mantel ab, sprang auf und kam zu Jesus. Und Jesus sprach zu ihm: »Was soll ich dir tun?« Der Blinde sprach zu ihm: »Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.« Und Jesus sprach zu ihm: »Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen.« Und sogleich konnte er sehen und folgte ihm auf dem Wege. Jesu Einzug in Jerusalem - TempelreinigungSie kamen in die Nähe von Jerusalem, nach Bethphage und nach Bethanien am Ölberg. Er sandte zwei von seinen Jüngern mit dem Auftrag fort: »Geht in das Dorf, das vor euch liegt. Gleich am Eingang findet ihr ein Füllen angebunden, auf dem noch niemals jemand saß. Löst es los und bringt es her! Und sollte jemand zu euch sagen: "Was macht ihr da?' dann sagt: "Der Herr braucht es. Er schickt es gleich wieder zurück.« " Sie gingen weg und fanden am Hoftor ein Füllen angebunden, außen nach der Straße zu. Sie lösten es los. Und einige von denen, die dort standen, fragten sie: »Was macht ihr da; ihr bindet ja das Füllen los?« Doch sie erwiderten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte. Da ließ man sie gewähren. Sie brachten das Füllen zu Jesus, legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere als Büschel das, was sie auf den Feldern abgeschnitten hatten. Die vor und hinter ihm einhergingen, riefen: »Hosanna! Gepriesen sei, der im Namen des Herrn kommt! Gepriesen sei das Reich unseres Vaters David, das jetzt erscheint. Hosanna in der Höhe!« So zog er nach Jerusalem hinein in den Tempel. Er schaute alles ringsum an und ging nach Bethanien mit den Zwölfen, weil es schon spät war. Als sie des anderen Tages wieder von Bethanien weggingen, empfand er Hunger. Von weitem sah er einen Feigenbaum, voll mit Blättern, ging auf ihn zu, ob er nicht etwas an ihm fände. Doch wie er hinkam, fand er nichts als Blätter; es war nämlich noch nicht Feigenzeit. Er aber sprach zu ihm: »Nie mehr, in Ewigkeit nicht, soll jemand von dir Frucht essen.« Und seine Jünger hörten das. Sie kamen nach Jerusalem. Da ging er in den Tempel und machte sich daran, die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel auszutreiben. Die Tische der Wechsler und die Bänke der Taubenhändler stieß er um und ließ es nicht geschehen, daß jemand ein Gefäß durch den Tempel trage. Und er belehrte sie und sprach: »Steht denn nicht geschrieben: "Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker, doch ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.« " Als dies die Oberpriester und die Schriftgelehrten hörten, suchten sie, wie sie ihn verderben könnten. Sie fürchteten ihn nämlich; es war ja alles Volk von seiner Lehre überwältigt. Als es dann Abend wurde, entfernten sie sich aus der Stadt. Als sie des anderen Morgens an dem Feigenbaum vorübergingen, da sahen sie, daß er von der Wurzel an ganz verdorrt war. Da erinnerte sich Petrus und sprach zu ihm: »Rabbi, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist ganz verdorrt.« Und Jesus sprach zu ihnen: »Habt Glauben an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wenn einer zu dem Berg da spräche: "Hebe dich hinweg und stürze dich ins Meer!" und er in seinem Innern nicht zweifelt, vielmehr glaubt, daß, was er sagt, geschehen wird, er wird es zustande bringen. So sage ich euch denn: Um was ihr immer im Gebete bittet, glaubt nur, daß ihr es schon habt; dann wird es euch zuteil werden. Und steht ihr zum Beten da, verzeiht, wenn ihr gegen jemand etwas habt, damit auch euer Vater in den Himmeln euch eure Sünden vergeben möge. [Wenn aber ihr nicht verzeiht, wird auch mein Vater, der in den Himmeln ist, euch eure Sünden nicht verzeihen.« ] Sie kamen wieder nach Jerusalem. Und während er im Tempel hin und her ging, näherten sich ihm die Oberpriester und die Schriftgelehrten sowie die Ältesten und fragten ihn: »Mit welcher Vollmacht tust du das? Wer hat dir das Recht gegeben, dies zu tun?« Doch Jesus sprach zu ihnen: »Auch ich will euch nach etwas fragen; gebt ihr mir Antwort, dann will auch ich euch sagen, mit welcher Vollmacht ich dies tue. Kam die Johannestaufe vom Himmel oder von den Menschen? Gebt mir Antwort!« Da überlegten sie miteinander und sprachen: »Sagen wir "vom Himmel', so wird er fragen: "Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?' Oder sollen wir sagen: "Von Menschen?'« Doch dazu fürchteten sie das Volk; denn alle hielten den Johannes für einen wirklichen Propheten. Und so erwiderten sie Jesu: »Wir wissen es nicht.« Darauf erwiderte ihnen Jesus: »Dann sage auch ich nicht, mit welcher Vollmacht ich dies tue.« Gleichnisse - Lehren - Das größte GebotUnd dann begann er, in Gleichnissen zu ihnen zu reden. »Es pflanzte jemand einen Weinberg, umgab ihn mit einem Zaun, grub eine Kelter und baute einen Turm. Darauf verpachtete er ihn an Winzer und ging außer Landes. Als nun die Zeit gekommen war, da schickte er einen Knecht zu den Winzern, um von den Winzern vom Ertrag des Weinbergs zu empfangen. Doch diese packten ihn, schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen heim. Da schickte er ein zweitesmal einen anderen Knecht zu ihnen, doch sie mißhandelten auch diesen und beschimpften ihn. Noch einen dritten schickte er; diesen brachten sie sogar ums Leben; und so noch viele andere, die sie teils mißhandelten, teils ermordeten. Nun hatte er noch einen, seinen vielgeliebten Sohn. Den schickte er zuletzt zu ihnen; er sagte sich: "Vor meinem Sohne werden sie doch Achtung haben.' Doch jene Winzer sprachen zueinander: "Das ist der Erbe; kommt, den töten wir; dann gehört sein Erbteil uns.' Und sie ergriffen ihn und brachten ihn ums Leben und warfen ihn zum Weinberg hinaus. Was wird wohl der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Winzer töten und seinen Weinberg anderen anvertrauen. Habt ihr nie die Stelle in der Schrift gelesen: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Schlußstein geworden; durch den Herrn ist dies geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen?'" Sie hätten sich seiner gern bemächtigt; allein sie fürchteten sich vor dem Volke. Sie hatten nämlich wohl erkannt, daß dieses Gleichnis ihnen gelte. So ließen sie ihn stehen und gingen weg. Sie schickten alsdann einige von den Pharisäern und den Herodianern zu ihm, damit sie ihn mit einer Rede fangen sollten. Sie kamen und sagten zu ihm: »Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist; du fragst nach niemand; du siehst nicht auf die Stellung der Menschen, sondern lehrst den Weg Gottes in Wahrheit: Darf man dem Kaiser Steuer zahlen oder nicht? Sollen wir bezahlen oder nicht?« Doch er erkannte ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: »Warum versucht ihr mich? Zeigt mir einen Denar, damit ich sehe.« Sie reichten einen hin. Er fragte sie: »Wessen Bild und Aufschrift ist das?« »Des Kaisers«, gaben sie ihm zur Antwort. Darauf entgegnete ihnen Jesus: »So gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist.« Und sie staunten über ihn. Jetzt kamen die Sadduzäer zu ihm; - diese leugnen, daß es eine Auferstehung gebe - sie fragten ihn: »Meister, bei Moses steht geschrieben: "Wenn irgend jemands Bruder stirbt und er ein Weib, doch kein Kind hinterläßt, dann soll der Bruder dessen Weib heiraten und seinem Bruder Nachkommen erwecken.' Da waren sieben Brüder. Der erste nahm ein Weib; doch er starb kinderlos. Darauf nahm sie der zweite; allein auch er starb kinderlos und ebenso der dritte; alle sieben blieben kinderlos. Zuletzt von allen starb dann auch das Weib. Wessen Weib wird sie nun bei der Auferstehung sein; - gesetzt den Fall, daß sie wirklich auferstehen - denn alle sieben haben sie zum Weibe gehabt?« Und Jesus sprach zu ihnen: »Liegt nicht schon darin euer Irrtum, daß ihr weder die Schriften noch die Allmacht Gottes kennt? Denn wenn man von den Toten aufersteht, dann heiratet man nicht mehr und wird auch nicht verheiratet; man ist vielmehr so wie die Engel in den Himmeln. Was aber die Auferstehung der Toten betrifft, habt ihr nicht im Buche Mosis gelesen, wie bei der Stelle von dem Dornbusch Gott zu ihm sprach: "Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs'? Gott ist doch nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen. Ihr irrt euch also gewaltig.« Ein Schriftgelehrter, der ihrem Wortstreit zugehört hatte und einsah, daß er ihnen gut erwidert hatte, trat herzu und fragte ihn: »Was ist das erste unter allen Geboten?« Und Jesus sprach: »Das erste ist: "Höre, Israel, der Herr unser Gott ist allein der Herr. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte und deiner ganzen Kraft.' [Dies ist das erste Gebot.] Das zweite lautet: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.' Ein größeres Gebot als diese gibt es nicht.« Da sprach zu ihm der Schriftgelehrte: »Vortrefflich, Meister! Ganz richtig hast du ausgeführt, daß er nur einer ist und daß kein anderer ist außer ihm. Auch das "Ihn lieben aus ganzem Herzen und aus ganzem Gemüte und aus aller Kraft', und das "Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst', ist wertvoller als alle Brand- und anderen Opfer.« Als Jesus vernahm, wie er so verständig Antwort gab, sprach er zu ihm: »Du bist nicht mehr weit vom Reiche Gottes entfernt.« Und keiner wagte mehr, ihn etwas zu fragen. Als Jesus dann im Tempel lehrte, fragte er: »Wie können die Schriftgelehrten sagen, der Christus sei der Sohn Davids? Sagt doch David selbst im Heiligen Geist: "Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde dir als Schemel zu Füßen lege.' So nennt ihn David also selber "Herr': Wie kann er dann sein Sohn sein?« Die große Menge hörte ihm gerne zu. Und weiter sagte er in seiner Lehre: »Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie lieben es, in langen Kleidern einherzugehen, auf den öffentlichen Plätzen gegrüßt zu werden, in der Synagoge die Ehrensitze einzunehmen und bei den Gastmählern die Ehrenplätze. Sie verprassen die Häuser der Witwen und sagen nur zum Schein lange Gebete dafür her. Eine härtere Strafe erwartet diese.« Er saß dem Opferkasten gegenüber und schaute zu, wie das Volk in den Opferkasten sein Geld einwarf, und viele Reiche warfen viel hinein. Auch eine bettelarme Witwe kam herbei und warf zwei Heller ein, das heißt soviel wie einen Pfennig. Da rief er seine Jünger zu sich her und sprach zu ihnen: »Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe gab mehr in den Opferkasten als alle anderen, die etwas hineingeworfen haben. Denn alle warfen von ihrem Überfluß hinein; sie aber gab in ihrer Armut alles, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt.« Untergang Jerusalems und Ende der WeltAls er den Tempel verließ, da redete ihn einer seiner Jünger an: »Schau, Meister, was für Steine, was für Bauten!« Doch Jesus sprach zu ihm: »Siehst du die so gewaltigen Bauten? Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht niedergerissen werden wird.« Dann ließ er sich dem Tempel gegenüber auf dem Ölberg nieder; da fragten ihn Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas im geheimen: »Sag uns: Wann wird das geschehen, und welches wird das Zeichen sein, wann all das sich zu vollenden beginnt?« Da fing Jesus an, ihnen zu erklären: »Seht zu, daß euch niemand irreführe. Viele werden unter meinem Namen kommen und behaupten: "Ich bin es.' Und sie werden viele irreführen. Wenn ihr von Kriegen und von Kriegsgerüchten hört, so laßt euch nicht erschrecken. Denn das muß geschehen, doch es ist noch nicht das Ende. Denn Volk wird sich gegen Volk erheben und Reich gegen Reich; an vielen Orten wird es Erdbeben geben, und Hungersnöte werden sein; doch dies ist erst der Anfang der Wehen. Doch. seht euch für euch selber vor. Man wird euch den Gerichten übergeben und euch in Synagogen geißeln; vor Statthalter und Könige wird man euch um meinetwillen stellen, ihnen zum Zeugnis. Doch zuvor muß bei allen Völkern das Evangelium verkündet werden. Wenn ihr dann den Gerichten ausgeliefert werdet, so macht euch vorher keine Sorge, was ihr reden sollt, vielmehr was euch in jener Stunde eingegeben wird, das saget. Denn alsdann seid nicht ihr es, die da reden; es ist vielmehr der Heilige Geist. Der Bruder wird den eigenen Bruder zum Tode überliefern, der Vater das eigene Kind; Kinder werden gegen ihre Eltern auftreten und sie in den Tod bringen. Von allen werdet ihr um meines Namens willen gehaßt werden, doch wer ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden. Wenn ihr jedoch den Greuel der Verwüstung dort herrschen seht, wo es nicht sein soll - der Leser möge dies wohl beachten -, dann fliehe ins Gebirge, wer in Judäa ist. Wer auf dem Dache ist, der steige nicht in sein Haus hinab; auch gehe er nicht hinein, um irgend etwas aus seinem Hause zu holen. Wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um, sein Oberkleid zu holen. Doch wehe den Frauen, die in jenen Tagen ein Kindlein unterm Herzen oder an der Brust tragen. Betet, daß dies nicht zur Winterszeit geschehe. Jene Tage werden nämlich eine Trübsal bedeuten, wie sie noch nie gewesen, seitdem Gott im Anfang die Schöpfung schuf bis jetzt, noch auch jemals sein wird. Und hätte der Herr die Tage nicht abgekürzt, so würde niemand gerettet werden. Doch um der Auserwählten willen, die er sich auserwählte, hat er die Tage abgekürzt. Wenn dann jemand zu euch sagt: "Siehe, hier ist Christus.' "Siehe, dort.' Glaubt es nicht! Denn falsche Christusse und falsche Propheten werden sich erheben: Sie werden Zeichen und Wunder tun, so daß, wenn es möglich wäre, sogar die Auserwählten verführt würden. So seht euch vor! Seht, ich sage euch alles vorher. Sogleich nach der Trübsal jener Tage wird sich die Sonne verfinstern; der Mond wird seinen Schein nicht geben; die Sterne werden vom Himmel fallen, die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn auf Wolken kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit. Dann wird er seine Engel aussenden und seine Auserwählten sammeln von den vier Richtungen des Windes, von der Erde tiefstem Ende bis zum höchsten Himmel. Vom Feigenbaum aber lernt es im Gleichnis: Wenn seine Zweige einmal saftig werden und er schon Blätter treibt, dann wisset ihr: Der Sommer ist nahe. So sollt auch ihr, wenn ihr dies geschehen seht, erkennen, daß es schon vor der Türe steht. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis all dies geschehen wird. Himmel und Erde werden vergehen, doch meine Worte werden nicht vergehen. Von jenem Tag aber und der Stunde weiß niemand etwas, nicht die Engel des Himmels, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater. So seid denn auf der Hut; seid wachsam [betet]! Ihr wißt ja nicht, wann der Zeitpunkt da ist. Es wird euch ergehen wie einem Manne, der in die Fremde ziehen wollte: Er verließ sein Haus, gab seinen Knechten alle Vollmacht, wies einem jeden seine Arbeit zu; dem Torhüter trug er auf, wachsam zu sein. So seid denn wachsam; ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob spät am Abend oder erst um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder am frühen Morgen. Er könnte unerwartet kommen und euch schlafend finden. Was ich euch sage, gilt allen: Wachet!« Leidensgeschichte - Letztes Abendmahl - TodesbeschlußOstern, das Fest der ungesäuerten Brote, war in zwei Tagen. Die Oberpriester und die Schriftgelehrten suchten nach einer passenden Gelegenheit, wie sie ihn mit List ergreifen und dann töten könnten. Doch sagten sie: »Nur nicht am Fest, es könnte sonst das Volk in Aufruhr kommen.« Als Jesus in Bethanien weilte, im Hause Simons des Aussätzigen, da trat, solange er zu Tische lag, ein Weib herein; sie trug ein Gefäß aus Alabaster voll echten, feinsten Nardenöls. Sie zerbrach das Alabastergefäß und goß das Öl über seinem Haupte aus. Darüber waren einige untereinander sehr erbost: »Wozu die Verschwendung mit dem Salböl? Man hätte die Salbe um mehr als dreihundert Denare verkaufen und den Erlös den Armen geben können.« So ließen sie das Weib hart an. Doch Jesus sprach: »Laßt sie! Was kränkt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Die Armen habt ihr allzeit bei euch und könnt ihnen Gutes tun, wann ihr wollt, mich aber habt ihr nicht allzeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie salbte meinen Leib zum voraus für das Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo immer in der ganzen Welt dieses Evangelium verkündet wird, da wird man auch erzählen, was sie getan hat, ihr zum Gedächtnis.« Alsdann ging einer von den Zwölfen, Judas Iskariot, zu den Oberpriestern, um ihn diesen zu verraten. Wie sie dies hörten, freuten sie sich sehr, und sie versprachen, ihm Geld zu geben. Er ging nun darauf aus, ihn zu gelegener Zeit auszuliefern. Am ersten Tag der Ungesäuerten Brote, an dem man das Osterlamm zu schlachten pflegte, fragten ihn seine Jünger: »Wo willst du, daß wir dir das Ostermahl bereiten?« Da sandte er zwei aus seinen Jüngern ab und sprach zu ihnen: »Geht in die Stadt! Dort wird euch ein Mann mit einem Wasserkrug begegnen; dem folgt. Wo der hingeht, da sagt zu dem Herrn des Hauses: "Der Meister spricht: Wo ist mein Gemach, in dem ich mit meinen Jüngern das Ostermahl halten kann?' Er wird euch ein oberes Gemach anweisen, geräumig, mit Teppichen belegt und hergerichtet; dort bereitet es für uns!« Die Jünger gingen weg und kamen in die Stadt; sie fanden es so, wie er es ihnen gesagt hatte, und sie bereiteten das Ostermahl. So ward es Abend. Da kam er mit den Zwölfen. Während sie bei Tische waren und aßen, sprach Jesus: »Wahrlich, ich sage euch: Einer aus euch wird mich verraten, einer, der mit mir ißt.« Da fragte ihn einer nach dem anderen tief betrübt: »Doch nicht ich?« Er sprach zu ihnen: »Einer aus den Zwölfen, der mit mir aus einer Schüssel ißt. Zwar geht der Menschensohn dahin, wie es von ihm geschrieben steht; doch wehe jenem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Besser wäre es für ihn, wenn dieser Mensch nicht geboren wäre.« Während sie beim Mahle waren, nahm Jesus Brot, segnete, brach es und gab es ihnen mit den Worten: »Nehmt hin, das ist mein Leib.« Darauf nahm er den Kelch, dankte und gab ihnen diesen, und sie tranken daraus alle. Er sprach zu ihnen: »Das ist mein Bundesblut, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch: Ich werde nicht mehr vom Gewächs des Weinstocks trinken bis zu jenem Tage, da ich es im Gottesreiche erneuert trinken werde.« Sie beteten den Lobgesang und gingen hierauf zum Ölberg hinaus. Und Jesus sprach zu ihnen: »Ihr alle werdet [heute nacht] an mir irre werden; denn also steht geschrieben: "Ich will den Hirten schlagen; dann werden die Schafe zerstreut werden.' Nach meiner Auferstehung aber will ich euch nach Galiläa vorausgehen.« Darauf gab ihm Petrus zur Antwort: »Und mögen alle an dir irre werden, ich nicht.« Doch Jesus sprach zu ihm: »Wahrlich, ich sage dir: Heute noch, in dieser Nacht, noch vor dem zweiten Hahnenschrei, wirst du mich dreimal verleugnet haben.« Allein nur um so eifriger sprach er: »Und wenn ich mit dir sterben müßte, ich werde dich nicht verleugnen.« In gleicher Weise sprachen alle. Sie kamen zu einem Landgut, Gethsemani geheißen. Er sprach zu seinen Jüngern: »Wartet hier, indes ich bete.« Nur Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit sich. Da fing er an, zu zittern und zu zagen. Er sprach zu ihnen: »Meine Seele ist bis zum Tod betrübt; bleibet hier und wachet!« Er ging ein wenig vorwärts, fiel auf die Erde nieder und betete, daß, wenn es möglich sei, die Stunde an ihm vorübergehe. Er sprach: »Abba, Vater, dir ist alles möglich; laß diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst.« Dann ging er wieder hin und fand sie schlafend. Er sprach zu Petrus: »Simon, du schläfst? Nicht eine einzige Stunde hast du wachen können? Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet. Der Geist ist willig; doch das Fleisch ist schwach.« Dann ging er wieder hin und betete mit denselben Worten. Er kam zurück und fand sie wieder schlafend; denn ihre Augen waren schwer geworden; sie wußten nicht, was sie zu ihm sagen sollten. Als er zum drittenmal kam, sprach er zu ihnen: »Noch schlafet ihr und ruhet. Nun ist es soweit. Die Stunde ist gekommen, da der Menschensohn in die Hände der Sünder überliefert wird. Steht auf und laßt uns gehen. Seht, mein Verräter naht.« Noch sprach er so, da kam schon Judas, einer aus den Zwölfen, mit ihm ein Haufen mit Schwertern und mit Prügeln im Auftrag der Oberpriester, der Schriftgelehrten und der Ältesten. Sein Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen verabredet: »Der, den ich küssen werde, ist es. Den packt und führt ihn vorsichtig weg.« Er ging sofort auf Jesus zu und sagte zu ihm: [»Sei gegrüßt, ] Rabbi!« und küßte ihn gar innig. Sie aber legten Hand an Jesus und ergriffen ihn. Doch einer von denen, die in der Nähe standen, zog sein Schwert und schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus sprach zu ihnen: »Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen, mit Schwertern und Prügeln, um mich zu ergreifen. Tag für Tag war ich bei euch im Tempel, wo ich lehrte, und ihr habt mich nicht ergriffen. Jedoch es sollen sich die Schriften erfüllen.« Jetzt ließen ihn alle [seine Jünger] im Stich und flohen. Ein Jüngling, der ein Linnentuch auf bloßem Leibe trug, folgte ihm. Da packte man ihn. Er aber ließ das Linnentuch fahren und floh vor ihnen nackt. Sie führten Jesus zum Hohenpriester, bei dem sich alle versammelten, die Oberpriester und die Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus folgte ihm von ferne bis in den Hof des Hohenpriesters hinein. Dort setzte er sich bei den Dienern nieder und wärmte sich am Feuer. Die Oberpriester, das heißt der ganze Hohe Rat, suchten nach einem Zeugnis gegen Jesus, um ihn in den Tod zu bringen. Sie fanden aber keines, obwohl gar viele falsches Zeugnis über ihn abgaben; ihr Zeugnis stimmte nicht zusammen. Dann traten einige noch auf und sagten als falsche Zeugen gegen ihn: »Wir haben diesen sagen hören: "Ich reiße diesen Tempel hier, der mit Händen erbaut wurde, nieder und baue innerhalb drei Tagen einen anderen auf, der nicht mit Händen erbaut wird.'" Doch auch so stimmte, was sie sagten, nicht zusammen. Da trat der Hohepriester mitten hin und fragte Jesus: »Weißt du denn gar nichts zu erwidern? Was bezeugen doch diese gegen dich?« Er aber schwieg und gab ihm keine Antwort. Und wieder fragte ihn der Hohepriester: »Bist du der Christus, der Sohn [Gottes] des Hochgelobten?« Und da sprach Jesus: »Ich bin es. Ihr werdet den Menschensohn zur Rechten des Allmächtigen [Gottes] sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.« Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und rief: »Was brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt die Lästerung gehört. Was dünkt euch?« Und alle sprachen ihn des Todes schuldig. Alsdann begannen einige, ihn anzuspeien, sein Antlitz zu verhüllen, ihm Stockschläge zu geben und ihm zuzurufen: »Weissage!« Und auch die Diener fielen über ihn her. Indes befand sich Petrus im Hofe draußen. Da kam eine von den Mägden des Hohenpriesters; sie sah den Petrus, der sich wärmte, schaute ihm ins Gesicht und sprach: »Auch du warst bei Jesus, dem Nazarener.« Er aber leugnete und sagte: »Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du redest.« Er ging alsdann zur Vorhalle hinaus, und schon krähte der Hahn. Wie ihn die Magd da sah, fing sie noch einmal an und sprach zu denen, die dort standen. »Auch der gehört zu ihnen.« Er leugnete es abermals. Nach einer kleinen Weile sagten die Umstehenden nochmals zu Petrus: »Sicherlich gehörst du auch zu ihnen; du bist ja auch ein Galiläer.« Da fing er an zu fluchen und zu schwören: »Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet.« Da krähte gleich darauf der Hahn ein zweitesmal. Und nun erinnerte sich Petrus des Wortes Jesu, als er zu ihm sprach: »Noch vor dem zweiten Hahnenschrei wirst du mich dreimal verleugnet haben.« Und er brach in Tränen aus. LeidensgeschichteDie Hohenpriester, Ältesten und Schriftgelehrten, das heißt der ganze Hohe Rat, hielten sofort am Morgen eine Sitzung. Sie führten Jesus gefesselt ab und übergaben ihn dem Pilatus. Pilatus fragte ihn: »Bist du der Judenkönig?« Und Jesus sprach zu ihm: »Das sagst nur du!« Die Oberpriester wußten ihn in vielem anzuklagen. Da fragte ihn Pilatus abermals: »Weißt du denn gar nichts zu erwidern? Sieh, was diese alles gegen dich vorbringen.« Doch Jesus gab überhaupt keine Antwort mehr, so daß Pilatus sich verwunderte. Nun pflegte er ihnen auf den Festtag einen Gefangenen loszugeben, den sie sich selbst ausbitten durften. Da lag nun einer im Gefängnis, er hieß Barabbas, und mit ihm andere Aufrührer, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. Das Volk zog hinauf und fing an [unter lautem Schreien] zu fordern, das ihnen zu gewähren, was er immer noch getan. Pilatus fragte sie: »Wollt ihr, daß ich euch den Judenkönig freilasse?« Er wußte nämlich wohl, daß ihn die Oberpriester aus Neid überliefert hatten. Die Oberpriester hetzten die Menge auf, er möge ihnen eher den Barabbas freilassen. Da fragte sie Pilatus noch einmal: »Was soll ich aber dann mit diesem anfangen, den ihr den Judenkönig heißt?« Sie schrien wiederum: »Ans Kreuz mit ihm.« Jedoch Pilatus sprach zu ihnen: »Was hat er denn Böses getan?« Da schrien sie noch lauter: »Ans Kreuz mit ihm!« Pilatus aber wollte sich dem Volk gefällig zeigen, so gab er ihnen den Barabbas frei, Jesus aber überließ er ihnen, daß er gegeißelt und gekreuzigt würde. Die Soldaten führten ihn in den Hof hinein, das heißt in das Gerichtsgebäude, und versammelten um ihn die ganze Abteilung. Sie behängten ihn mit einem scharlachroten Mantel, flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf. Alsdann begannen sie, ihn zu begrüßen: »Heil dir, du Judenkönig!« Sie schlugen ihn mit dem Rohr auf das Haupt, spieen ihn an und beugten huldigend vor ihm die Knie. Nachdem sie ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab und zogen ihm die eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie ihn ab zur Kreuzigung. Sie zwangen einen, der vorüberging, den Simon von Cyrene, der von seinem Landgut kam, den Vater des Alexander und Rufus, ihm das Kreuz nachzutragen. Sie führten ihn nach dem Orte Golgotha, das heißt Schädelstätte, und gaben ihm Wein, vermischt mit Myrrhe. Er nahm ihn aber nicht. Dann kreuzigten sie ihn und verteilten seine Kleider unter sich, indem sie das Los darüber warfen, was ein jeder haben sollte. Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Auch eine Inschrift, die seine Schuld angab, war angeschrieben: »Der Judenkönig.« Zugleich mit ihm kreuzigte man auch zwei Räuber, den einen zu seiner Rechten, den anderen zur Linken. So ward die Schrift erfüllt: »Er wird den Missetätern beigezählt.« Die Vorübergehenden überhäuften ihn mit Lästerworten; sie schüttelten den Kopf und sprachen: »He du, der du den Tempel hast zerstören und ihn in drei Tagen wieder aufbauen wollen, rette dich selbst und steige herab vom Kreuz.« Ähnlich höhnten auch die Oberpriester; sie und die Schriftgelehrten sagten zueinander: »Andere hat er gerettet; sich selbst kann er nicht retten. Christus, der König Israels, steige jetzt herab vom Kreuz, auf daß wir es sehen und glauben.« Selbst die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn. Von der sechsten Stunde an lag auf dem ganzen Land eine Finsternis und dauerte bis zur neunten Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme aus: »Eloi, eloi, lama sabachthani!«, das heißt: » Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Und einige von denen, die dort standen, vernahmen dies und sagten: »Seht, er ruft Elias.« Da lief sogleich einer aus ihnen hin und füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken mit den Worten: »Laßt mich, wir wollen sehen, ob Elias wirklich kommt und ihn herabnimmt.« Doch Jesus stieß noch einen lauten Schrei aus und verschied. Und der Vorhang im Tempel riß entzwei, von oben bis unten. Als der Hauptmann, der ihm gegenüberstand, gewahrte, daß er so verschieden sei, rief er aus: »Wahrlich, dieser Mensch war Gottes Sohn.« Auch Frauen waren dort; die schauten aus der Ferne zu. Unter ihnen waren Maria Magdalena, Maria, die Mutter des jüngeren Jakobus und des Joses, und Salome. Sie waren ihm schon in Galiläa gefolgt und hatten ihm gedient. Noch viele andere waren da, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgegangen waren. Als es Abend war - es war ja Rüsttag, das ist der Tag vor dem Sabbat-, kam Joseph von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, der selber auch das Reich Gottes erwartete. Mutig ging er zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu. Pilatus war erstaunt, daß er schon tot sein sollte, er ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob er schon tot sei. Als er es vom Hauptmann erfahren hatte, schenkte er den Leichnam dem Joseph. Und dieser kaufte Leinwand, nahm ihn ab und wickelte ihn in die Leinwand. Darauf legte er ihn in ein Grab, das aus einem Felsen ausgehauen war, und wälzte vor den Eingang des Grabes einen Stein. Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Joses, sahen zu, wohin er gelegt wurde. Jesu Verherrlichung - Auferstehung und HimmelfahrtAls der Sabbat vorüber war, kauften Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome Spezereien, um hinauszugehen und ihn zu salben. Ganz früh am Morgen des ersten Wochentages, wie die Sonne eben aufgegangen war, kamen sie zum Grabe. Sie sagten zueinander: »Wer mag uns wohl den Stein vom Eingange des Grabes wegwälzen?« Als sie hinblickten, sahen sie, daß der Stein weggewälzt war; er war wirklich sehr groß. Sie gingen in das Grab hinein und sahen zur Rechten einen Jüngling sitzen, angetan mit einem weißen Gewande. Und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: »Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten, er ist auferstanden, er ist nicht mehr hier. Seht den Platz, wohin man ihn gelegt hatte. Doch geht schnell hinweg und sagt seinen Jüngern und dem Petrus, daß er euch nach Galiläa vorangeht. Dort werdet ihr ihn sehen, so wie er es euch gesagt hat.« Sie gingen rasch hinaus und eilten schnell vom Grab hinweg; denn Zittern und Entsetzen hatte sie erfaßt. Sie sagten niemand etwas; denn sie hatten Angst. So war er in der Frühe des ersten Wochentages auferstanden und erschien zuerst der Maria Magdalena, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Und diese ging hin und verkündete es denen, die bei ihm gewesen waren und jetzt trauerten und weinten. Als sie hörten, daß er lebe und ihr erschienen sei, da wollten sie es nicht glauben. Später erschien er noch zwei anderen aus ihnen unterwegs in einer andersartigen Gestalt, als sie über Land gingen. Auch jene gingen hin und erzählten es den übrigen; jedoch auch ihnen wollten sie nicht glauben. Zuletzt erschien er den Elfen selbst, als sie zu Tische saßen. Er rügte ihren Unglauben und ihre Herzenshärte, weil sie denen nicht geglaubt hatten, die ihn als einen von den Toten Auferstandenen gesehen hatten. Hierauf sprach er zu ihnen: »Gehet hin in alle Welt und verkündet die frohe Botschaft der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Und diese Zeichen werden die Glaubenden begleiten: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; sie werden Schlangen aufheben, und sollten sie Tödliches trinken, werden sie nicht Schaden leiden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden.« So sprach der Herr Jesus zu ihnen. Darauf ward er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr wirkte mit ihnen, und er gab ihrer Rede Kraft durch die nachfolgenden Wunderzeichen. Verkündigung der Geburt Jesu - Maria HeimsuchungViele haben es schon unternommen, zusammenhängend zu erzählen, was für Begebenheiten sich unter uns zugetragen haben. Sie haben sich dabei an die Überlieferungen derer gehalten, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. So habe auch ich mich entschlossen, allen Ereignissen von ihren ersten Anfängen an sorgfältig nachzugehen und sie für dich, edler Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. Auf diese Weise kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehren überzeugen, in denen du unterrichtet worden bist. In den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester namens Zacharias, aus der Priesterklasse des Abia. Er hatte eine Frau aus dem Geschlechte Aarons; ihr Name war Elisabeth. Beide waren fromm vor Gott und lebten tadellos in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Doch hatten sie kein Kind; Elisabeth war nämlich unfruchtbar, und beide waren auch schon hochbetagt. Einst versah er seinen Dienst vor Gott, weil seine Priesterklasse an der Reihe war. Weil es in der Priesterschaft Gewohnheit war, ward gelost, und er hatte das Rauchopfer darzubringen. So trat er in den Tempel des Herrn ein, die ganze Volksmenge betete jedoch zur Zeit des Rauchopfers draußen. Da erschien ihm rechts vom Rauchopferaltar ein Engel des Herrn. Zacharias erschrak, als er ihn sah, und es befiel ihn Furcht. Der Engel aber sprach zu ihm: »Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört; Elisabeth, dein Weib, wird dir einen Sohn schenken, und du sollst ihn Johannes nennen. Du wirst darüber freudig jubeln, und viele werden über seine Geburt sich freuen. Denn er wird groß sein durch die Gnade Gottes. Wein und berauschendes Getränk wird er nicht trinken und schon im Mutterschoß voll des Heiligen Geistes sein. Und viele der Kinder Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird vor ihm einhergehen im Geist und in der Kraft des Elias, um den Sinn der Väter den Kindern wieder einzuflößen, Unfolgsame zur Gesinnung Frommer hinzuführen und dem Herrn ein williges Volk zu bereiten.« Doch Zacharias sprach zu dem Engel: »Woran soll ich das erkennen? Ich bin schon alt, und auch mein Weib ist hochbetagt.« Darauf gab ihm der Engel zur Antwort: »Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Siehe, du sollst stumm sein und nicht reden können, bis auf den Tag, da dies eintrifft, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die zu ihrer Zeit in Erfüllung gehen werden.« Das Volk, das auf Zacharias wartete, wunderte sich sehr, daß er so lange im Tempel weilte. Er trat heraus; doch konnte er nicht zu ihnen reden, und sie erkannten, daß er im Tempel ein Gesicht geschaut hatte. Er konnte ihnen nur noch winken und blieb stumm. Als die Zeit seines Dienstes vorüber war, begab er sich nach Hause zurück. Hernach empfing Elisabeth, sein Weib, und zog sich auf fünf Monate zurück. Sie sprach: »So hat der Herr an mir getan; er hat auf mich in diesen Tagen herabgeschaut und vor den Menschen meine Schmach hinweggenommen.« Im sechsten Monat ward der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth gesandt zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Manne namens Joseph. Er stammte aus dem Hause David; der Name der Jungfrau war Maria. Er [der Engel] trat zu ihr hinein und sprach: »Gegrüßet seist du, Gnadenvolle; der Herr ist mit dir.« [Du bist gebenedeit unter den Weibern.] Sie ward verwirrt ob dieser Rede und dachte nach, was dieser Gruß bedeute. Der Engel aber sprach zu ihr: »Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten heißen; Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird herrschen über das Haus Jakob in Ewigkeit, und seines Reiches wird kein Ende sein.« Maria sprach zum Engel: »Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?« Der Engel aber sprach zu ihr: »Der Heilige Geist wird auf dich herabkommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Sohn Gottes heißen. Siehe, auch deine Base Elisabeth hat in ihrem Alter einen Sohn empfangen, und dies ist schon der sechste Monat bei ihr, die für unfruchtbar gehalten wird. Bei Gott ist nichts unmöglich.« Da sprach Maria: »Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort.« Und der Engel schied von ihr. In jenen Tagen machte sich Maria auf und eilte ins Gebirge nach einer Stadt in Juda. Und sie betrat das Haus des Zacharias und grüßte Elisabeth. Sobald Elisabeth den Gruß Marias vernahm, frohlockte das Kind in ihrem Schoße. Da ward Elisabeth vom Heiligen Geiste erfüllt und rief mit lauter Stimme: »Du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes. Womit habe ich verdient, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, sobald der Klang deines Grußes mein Ohr berührte, frohlockte jubelnd das Kind in meinem Schoße. Selig, die geglaubt hat, daß das in Erfüllung gehen werde, was ihr vom Herrn gesagt ward.« Da sprach Maria: »Hoch preist meine Seele den Herrn, mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland, weil er die Demut seiner Magd geschaut; denn siehe, fortan preisen mich selig alle Geschlechter. Denn Großes hat an mir getan der Mächtige; und heilig ist sein Name. Und sein Erbarmen waltet von Geschlecht zu Geschlecht für jene, die ihn fürchten. Er wirket Mächtiges mit seinem Arm; zerstreut, die stolz in ihrem Herzen denken. Herab stürzt er Gewalthaber von Thronen und erhöht Niedrige; mit Gütern sättigt er die Darbenden; doch Reiche läßt er leer ausgehen. Er hat sich angenommen Israels, seines Knechtes, in der Erinnerung an sein Erbarmen - denn so verhieß er's unsern Vätern schon - mit Abraham und seinem Stamm auf ewig.« Maria blieb etwa drei Monate bei ihr. Dann kehrte sie in ihr Haus zurück. Es kam nun für Elisabeth die Zeit der Niederkunft, und sie gebar einen Sohn. Als ihre Nachbarn und Verwandten hörten, daß ihr der Herr so großes Erbarmen gezeigt hatte, da freuten sie sich mit ihr. Am achten Tage kamen sie, um das Kind zu beschneiden, und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Doch seine Mutter sprach: »Nein, Johannes soll es heißen.« Man sprach zu ihr: »In deiner Verwandtschaft ist doch niemand, der diesen Namen trägt.« Nun winkten sie dem Vater, wie er es genannt wissen wolle. Er verlangte eine Schreibtafel und schrieb die Worte darauf: »Johannes ist sein Name.« Da staunten alle. Im selben Augenblick ward sein Mund geöffnet, und seine Zunge ward gelöst; er konnte wieder reden und pries Gott. Da kam Furcht über alle Nachbarn, und im Gebirge von Judäa sprach man überall von allen diesen Dingen. Und alle, die sie hörten, erwogen sie in ihrem Herzen; sie sagten: »Was mag aus diesem Kinde werden?« Und wirklich war die Hand des Herrn mit ihm. Sein Vater Zacharias aber ward vom Heiligen Geist erfüllt und sprach wie ein Prophet: »Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels; heimgesucht hat er sein Volk und ihm Erlösung bereitet, ein Horn des Heils uns aufgerichtet im Hause Davids, seines Knechtes, wie er verheißen hat von alters her durch seiner heiligen Propheten Mund; von unsern Feinden uns zu retten, aus der Hand all derer, die uns hassen; Barmherzigkeit unsern Vätern zu erweisen und seines heiligen Bundes zu gedenken, des Eides, den er unserm Vater Abraham geschworen: Er wolle uns verleihen, daß wir aus unserer Feinde Hand errettet, ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit dank seiner Gnade alle Tage unsres Lebens. Und du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst vor dem Herrn einhergehen, ihm seine Wege zu bereiten, um sein Volk zur Erkenntnis zu führen, daß das Heil in der Vergebung seiner Sünden liege dank des herzlichen Erbarmens unsres Gottes, womit uns heimgesucht das Licht aus der Höhe, um denen aufzuleuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, und unsre Schritte auf des Friedens Pfad zu lenken.« Der Knabe wuchs und ward stark im Geiste. Er lebte in der Einsamkeit bis zu dem Tage, da er Israel sich zeigen sollte. Geburt und Kindheitsgeschichte JesuIn jenen Tagen erging ein Erlaß des Kaisers Augustus, das ganze Land sei aufzunehmen. Dies war die erste Aufzeichnung, die unter dem Statthalter von Syrien, Cyrinus, stattfand. Da gingen alle hin, sich eintragen zu lassen, ein jeglicher in seinen Heimatort. Auch Joseph reiste von Galiläa aus der Stadt Nazareth nach Judäa zur Davidstadt mit Namen Bethlehem, um sich eintragen zu lassen, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war. Mit ihm ging Maria, sein anverlobtes Weib, das guter Hoffnung war. Während sie dort verweilten, kam für sie die Zeit der Niederkunft. Und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn; sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil sich in der Herberge sonst kein Platz für sie fand. In derselben Gegend waren Hirten auf dem freien Felde; sie hielten nachts Wache bei ihrer Herde. Da stand der Engel des Herrn vor ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie. Und sie gerieten in übergroße Furcht. Der Engel aber sprach zu ihnen: »Fürchtet euch nicht: Seht, ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volke zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren; es ist Christus, der Herr. Und dies soll euch zum Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln eingewickelt ist und in einer Krippe liegt.« Und sogleich war bei dem Engel eine ganze Schar des himmlischen Heeres. Sie lobten Gott und sprachen: »Ehre ist Gott in der Höhe und Friede auf der Erde den Menschen seiner Huld.« Die Engel gingen dann von ihnen weg in den Himmel; die Hirten aber sprachen zueinander: »Laßt uns nach Bethlehem gehen und sehen, was dort geschehen ist, was uns der Herr kundgetan hat.« Sie gingen eilends hin und fanden Maria und Joseph und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es gesehen hatten, erzählten sie, was sie über dieses Kind erfahren hatten. Und alle, die davon hörten, verwunderten sich über das, was ihnen von den Hirten gesagt worden war. Maria aber bewahrte alle diese Begebenheiten und überdachte sie in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten heim und lobten und priesen Gott für alles, was sie vernommen und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden mußte, erhielt es den Namen Jesus, den es vom Engel erhalten hatte, noch ehe es im Mutterschoß empfangen war. Als die Tage ihrer Reinigung, entsprechend dem Gesetze des Moses, vorüber waren, brachten sie das Kind nach Jerusalem, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetze des Herrn geschrieben steht: »Jeder erstgeborene Sohn soll dem Herrn geheiligt sein.« Auch wollten sie das Opfer darbringen, wie es im Gesetze des Herrn geboten ist, ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte ein Mann mit Namen Simeon. Er war ein frommer und gottesfürchtiger Mann, der den Trost Israels erwartete; auch war der Heilige Geist in ihm. Ihm war vom Heiligen Geist geoffenbart worden, daß er den Tod nicht schauen werde, bevor er nicht den Gesalbten des Herrn gesehen habe. So kam er auf den Antrieb des Geistes in den Tempel. Als eben die Eltern das Kind Jesus hereintrugen, um die Gesetzesvorschrift an ihm zu erfüllen, nahm er es auf seine Arme, pries Gott und sprach: »Nunmehr entlässest du Deinen Knecht, o Herr, nach Deinem Wort in Frieden; mit eigenen Augen habe ich Dein Heil geschaut, das du bereitet hast vor allen Völkern: Ein Licht zur Offenbarung für die Heiden und eine Ehre für Dein Volk Israel.« Sein Vater und seine Mutter staunten über das, was über ihn gesprochen wurde. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, seiner Mutter: »Siehe, dieser ist bestimmt zum Falle und zur Auferstehung vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem man widersprechen wird - auch deine Seele wird das Schwert durchdringen -, damit die Gedanken vieler Herzen offenkundig werden.« Da war auch Anna, eine Prophetin, eine Tochter Phanuels, aus dem Stamme Aser. Sie war schon hochbetagt; sie hatte nach ihrer Mädchenzeit sieben Jahre mit ihrem Manne gelebt und war nun eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie lebte dauernd im Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Auch diese fand sich zur selben Stunde ein, pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Nachdem sie alles nach dem Gesetze des Herrn erfüllt hatten, begaben sie sich nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth zurück. Das Kind wuchs heran, es erstarkte, ward voll Weisheit; die Liebe Gottes ruhte auf ihm. Seine Eltern pilgerten jährlich nach Jerusalem zum Osterfest. Auch als er zwölf Jahre alt war, reisten sie der Festsitte gemäß hinauf. Am Schluß der Festtage machten sie sich wieder auf den Weg; der Jesusknabe aber blieb in Jerusalem zurück, und seine Eltern wußten nichts davon. Sie glaubten, er sei bei der Karawane, und gingen eine Tagereise weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn aber dort nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn. Erst nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern und hörte ihnen zu und stellte ihnen Fragen. Und alle, die ihn hörten, waren außer sich über sein Verständnis und über seine Antworten. Als sie ihn nun sahen, wunderten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: »Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.« Er sprach zu ihnen: »Warum habt ihr mich gesucht? Wußtet ihr nicht, daß ich im Hause meines Vaters sein muß?« Doch sie verstanden nicht, was er mit diesem Worte ihnen sagen wollte. Alsdann zog er mit ihnen nach Nazareth hinab und war ihnen untertan. Seine Mutter aber bewahrte alle diese Begebenheiten in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Wohlgefallen bei Gott und den Menschen. Johannes der Täufer - Stammbaum JesuIm fünfzehnten Jahre der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter Judäas war, Herodes Vierfürst von Galiläa, sein Bruder Philippus Vierfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis, Lysanias Vierfürst von Abilene; als Annas und Kaiphas Hohepriester waren, erging das Wort des Herrn an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Steppe. Er durchzog die ganze Jordansau und predigte die Taufe der Bekehrung zur Nachlassung der Sünden, wie geschrieben steht im Buche der Reden des Propheten Isaias: »Eine Stimme ruft in der Steppe: Richtet her den Weg des Herrn; machet seine Pfade eben. Jedes Tal soll ausgefüllt, jeder Berg und Hügel abgetragen werden; was krumm ist, soll gerade, was nicht eben, soll zu ebenem Wege werden, und alles Fleisch wird das Heil Gottes schauen.« Zu den Scharen, die hinausgezogen waren, um von ihm die Taufe zu empfangen, sagte er: »Ihr Schlangenbrut, wer hat euch eingeredet, ihr würdet dem drohenden Unheil entrinnen? Bringt Früchte würdig der Bekehrung. Denkt nicht: "Wir haben Abraham zum Vater.' Ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen da Kinder für Abraham erstehen lassen. Schon liegt die Axt an der Wurzel der Bäume. Ein jeder Baum, der keine gute Frucht trägt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.« Die Scharen fragten ihn: »Was sollen wir tun?« Er sprach zu ihnen: »Wer zwei Röcke hat, gebe dem einen, der keinen hat, und wer Speise hat, mache es geradeso.« Auch Zöllner kamen, um die Taufe zu empfangen; sie fragten ihn: »Meister, was sollen wir tun?« Er sprach zu ihnen: »Treibt nicht mehr ein, als was euch vorgeschrieben ist.« Auch Soldaten fragten ihn: »Was sollen wir tun?« Er antwortete ihnen: »Verübet gegen niemand Gewalt und Unbill und seid mit eurem Solde zufrieden.« Das Volk war voll Erwartung, und alle dachten bei sich hin und her, ob Johannes nicht der Messias sei. Indes Johannes sprach zu allen: »Ich taufe euch bloß mit Wasser; doch es kommt einer, der mächtiger ist als ich. Ich bin nicht wert, ihm seine Schuhriemen aufzubinden. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Er hat schon seine Schaufel in der Hand und wird seine Tenne reinigen; den Weizen wird er in seinen Speicher verbringen, die Spreu wird er in einem unauslöschlichen Feuer verbrennen.« Noch viele andere Mahnungen trug er dem Volke als frohe Botschaft vor. Allein Herodes, der Vierfürst, den er zurechtgewiesen hatte wegen der Herodias, des Weibes seines Bruders, und wegen all der Schandtaten, die er verübt hatte, ließ noch zu all dem Johannes ins Gefängnis werfen. Als alles Volk sich taufen ließ und Jesus nach der Taufe betete, da tat sich der Himmel auf; der Heilige Geist stieg auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube nieder. Und eine Stimme kam vom Himmel her: »Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich mein Wohlgefallen.« Als Jesus auftrat, war er etwa dreißig Jahre alt; er war, so glaubte man, ein Sohn des Joseph. Und seine Ahnen waren: Heli, Matthat, Levi, Melchi, Janes, Joseph, Matthathias, Amos, Nahum, Hesli, Nagge, Mahath, Mattathias, Semei, Josech, Joda, Joanna, Resa, Zorobabel, Salathiel, Neri, Melchi, Addi, Kosan, Elmadam, Her, Jesus, Eliezer, Jorim, Matthat, Levi, Simeon, Juda, Joseph, Jona, Eljakim, Melea, Menna, Mattatha, Nathan, David, Jesse, Obed, Booz, Sala, Naasson, Aminadab, Admin, Arni, Esron, Phares, Juda, akob, Isaak, Abraham, Thare, Nachor, Sarug, Ragau, Phaleg, Heber, Sale, Kainan, Arphaxad, Sem, Noe, Lamech, Mathusala, Henoch, Jared, Malaleel, Kainan, Henos, Seth, Adam, und dieser stammt von Gott. Versuchung Jesu - Lehren - WunderVoll des Heiligen Geistes, begab sich Jesus vom Jordan hinweg und ward vom Geiste auf vierzig Tage in die Einsamkeit geführt und vom Teufel versucht. Er aß nichts in jenen Tagen. Als sie vorüber waren, empfand er Hunger. Da sprach der Teufel zu ihm: »Bist du der Sohn Gottes, so sprich zu diesem Stein, er solle sich in Brot verwandeln.« Doch Jesus sprach zu ihm: »Es steht geschrieben: "Der Mensch lebt nicht allein vom Brote'« [sondern von jedem Worte Gottes]. Dann führte er ihn in die Höhe und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche der Welt, und der Teufel sprach zu ihm: »Diese ganze Macht und ihre Herrlichkeit will ich dir geben, mir gehört sie ja, ich kann sie geben, wem ich will. Willst du mich anbeten, dann soll sie ganz dir gehören.« Jesus sprach zu ihm: »Es steht geschrieben: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.'" Jetzt führte er ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: »Bist du der Sohn Gottes, so stürze dich von hier hinab. Denn also steht geschrieben: "Seinen Engeln hat er deinethalben befohlen, dich zu hüten; sie sollen dich auf Händen tragen, damit du nicht den Fuß an einen Stein anstoßest.'" Doch Jesus sprach zu ihm: »Es heißt aber auch: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.'" Als der Teufel mit all seiner Versuchungskunst zu Ende war, ließ er eine Zeitlang von ihm ab. Dann kehrte Jesus in der Kraft des Geistes wiederum nach Galiläa heim. Sein Ruf verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den dortigen Synagogen und ward von allen hochgeehrt. So kam er auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen war. Und wie gewöhnlich ging er am Sabbat in die Synagoge und meldete sich zum Lesen. Man reichte ihm das Buch des Propheten Isaias. Er machte die Rolle auf und traf auf die Stelle, wo es heißt: »Der Geist des Herrn ist über mir; er salbte mich dazu, den Armen frohe Botschaft kundzutun; er sandte mich, [zu heilen, die zerknirschten Herzens sind] Gefangenen Erlösung, Blinden das Augenlicht zu verkünden, Niedergebrochene in die Freiheit zu entlassen, das Gnadenjahr des Herrn zu künden« [und den Tag der Vergeltung]. Dann rollte er das Buch zusammen, gab es dem Diener und setzte sich. Aller Augen in der Synagoge waren gespannt auf ihn gerichtet. Und er begann, zu ihnen also zu sprechen: »Heute ist die Stelle, die ihr soeben gehört habt, erfüllt.« Alle gaben ihm lauten Beifall und wunderten sich über die gnadenvollen Worte, die aus seinem Munde flossen. Sie sagten: »Ist das nicht der Sohn des Joseph?« Er sprach zu ihnen: »Ihr werdet mir wohl das Sprichwort entgegenhalten: "Arzt, heile dich selbst!" Verrichte auch hier in deiner Vaterstadt die großen Taten, die, wie wir hören, in Kapharnaum geschehen sind.« Und er fuhr fort: »Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet gilt etwas in seiner Heimat. Und zum Beweise sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elias, da einst der Himmel drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und im ganzen Lande eine große Hungersnot entstand. Jedoch zu keiner unter ihnen ward Elias gesandt, sondern zu einer Witwe nach Sarepta im Gebiet von Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elisäus; jedoch keiner aus ihnen wurde rein, als Naaman, der Syrer.« Als sie dies hörten, gerieten alle in der Synagoge in große Wut; sie sprangen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und drängten ihn bis an den Rand des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn hinabzustürzen. Doch er schritt mitten hin durch ihre Reihen und zog weiter. Dann ging er nach Kapharnaum hinab, einer Stadt in Galiläa. Dort lehrte er die Leute an den Sabbaten. Man war von seiner Lehre hingerissen; denn mit Vollmacht erging sein Wort. Da war in der Synagoge ein Mensch, der von dem Geist eines unreinen Dämons besessen war. Laut schrie er auf: »Oho, was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, um uns zu verderben? Ich kenne dich, wer du bist, du Heiliger Gottes!« Doch Jesus drohte ihm und sprach: »Schweig; fahre aus von ihm.« Alsdann warf ihn der Dämon mitten hin, und ohne ihm zu schaden, fuhr er von ihm aus. Über alle kam ein Staunen, und sie sprachen zueinander: »Was ist doch das für eine Sache? Mit Vollmacht und Kraft gebietet er den unreinen Geistern, und sie fahren aus.« Und so verbreitete sich sein Ruf in jener ganzen Gegend. Von der Synagoge ging er in das Haus des Simon. Die Schwiegermutter des Simon war von hohem Fieber heimgesucht. Sie baten ihn für sie. Und über sie gebeugt, gebot er dem Fieber, und es wich von ihr. Sofort erhob sie sich und wartete ihnen auf. Gleich nach Sonnenuntergang brachten alle zu ihm ihre Kranken, die an mancherlei Gebrechen litten. Er legte jedem aus ihnen seine Hände auf und heilte sie. Von vielen fuhren auch Dämonen aus. Und diese schrien laut: »Du bist der Sohn Gottes.« Doch er bedrohte sie und ließ sie nicht weiterreden; sie wußten nämlich, daß er der Messias sei. Bei Tagesanbruch begab er sich an einen abgelegenen Ort. Jedoch die Scharen suchten und fanden ihn. Sie wollten ihn hindern weiterzuziehen. Er aber sprach zu ihnen: »Ich muß auch den anderen Städten die frohe Botschaft vom Reiche Gottes künden; dazu bin ich gesandt.« So predigte er in den Synagogen Judäas. Wunder - Berufung des Petrus - LehrenUnd es geschah einmal, - er stand am See Genesareth -, daß sich das Volk an ihn herandrängte, um das Wort Gottes zu hören. Er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Er stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, vom Land ein wenig abzustoßen. Dann setzte er sich nieder und lehrte die Scharen vom Boote aus. Als er zu reden aufgehört hatte, sagte er zu Simon: »Fahr auf die hohe See und werft eure Netze aus zum Fange!« Doch Simon sprach zu ihm: »Meister, die ganze Nacht haben wir uns abgeplagt und trotzdem nichts gefangen. Allein auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.« Sie taten es und fingen eine große Menge Fische; die Netze drohten zu zerreißen. Sie winkten den Gefährten im anderen Boote, sie sollten kommen und mit anfassen. Und diese kamen, und man füllte beide Boote, so daß sie beinahe versanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen mit den Worten: »Herr, geh weg von mir; ich bin ein sündiger Mensch.« Denn Schrecken hatte ihn ergriffen und alle, die bei ihm waren, des Fischfangs wegen, den sie gemacht hatten; desgleichen auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Simons Gefährten waren. Jesus aber sprach zu Simon: »Hab keine Furcht! Von nun an sollst du Menschenfischer sein.« Sie zogen ihre Boote ans Land, verließen alles und gingen mit ihm fort. In einer jener Städte, wo er weilte, war ein Mann ganz vom Aussatz bedeckt. Als er Jesus sah, warf er sich vor ihm auf sein Antlitz nieder und bat: »Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen.« Da streckte er die Hand aus, berührte ihn und sprach: »Ich will: sei rein!« Und sogleich wich von ihm der Aussatz. Er sprach zu ihm: »Sage es niemand! Geh vielmehr hin, zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung die Gabe, wie sie Moses vorgeschrieben hat; sie mögen dies zum Zeugnis nehmen.« Jedoch die Kunde über ihn breitete sich immer weiter aus. In Scharen strömten sie zusammen, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Er aber zog sich zum Gebet in die Einsamkeit zurück. Er lehrte eines Tages, und Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus allen Flecken Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen waren, saßen auch dabei. Die Kraft des Herrn trieb ihn zu Heilungen. Und siehe, Männer brachten auf einer Bahre einen Lahmen her. Und sie versuchten, ihn hineinzubringen und ihn vor ihn hinzulegen. Doch wegen des Gedränges konnten sie ihn nirgends hineinbringen, und so stiegen sie auf das Dach und ließen ihn durch die Ziegel mitsamt dem Bett hinab, mitten hin vor Jesus. Wie er ihren Glauben sah, da sagte er: »Mann, vergeben sind dir deine Sünden.« Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber machten sich Gedanken. Sie sprachen: »Wer ist dieser, der Gotteslästerungen spricht? Wer kann denn Sünden vergeben als Gott allein?« Doch Jesus wußte, was sie dachten, und sprach zu ihnen: »Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Vergeben sind dir deine Sünden, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber sehen, daß der Menschensohn die Macht besitzt, auf Erden Sünden zu vergeben.« Dann sprach er zu dem Lahmen: »Ich sage dir: Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!« Sofort erhob er sich vor ihren Augen, nahm das Bett, auf dem er gelegen hatte, ging nach Hause und pries Gott. Da kamen alle außer sich; sie lobten Gott und sagten voll Furcht: »Heute haben wir Unglaubliches gesehen.« Dann ging er fort; da sah er einen Zöllner namens Levi an der Zollstätte sitzen. Er sprach zu ihm: »Folge mir!« Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm. Danach hielt Levi ihm in seinem Haus ein großes Mahl. Eine große Menge Zöllner und andere saßen mit zu Tische. Da murrten die Pharisäer und die Schriftgelehrten und fragten seine Jünger: »Warum eßt und trinkt ihr denn mit Zöllnern und mit Sündern?« Jesus sprach zu ihnen: »Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; ich bin nicht dazu da, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.« Da sagten sie zu ihm: »Die Jünger des Johannes und die der Pharisäer fasten viel und beten eifrig, die deinen aber essen und trinken.« Doch Jesus sprach zu ihnen: »Könnt ihr die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam noch unter ihnen weilt? Es werden aber Tage kommen, da ihnen der Bräutigam entrissen ist; in jenen Tagen werden sie dann gleichfalls fasten.« Alsdann erzählte er ihnen auch ein Gleichnis: »Niemand reißt ein Stückchen Tuch von einem neuen Kleide ab und näht es auf ein altes Kleid; sonst ist ja das neue Kleid zerrissen, und auch zum alten paßt das Stück vom neuen nicht. Und niemand füllt jungen Wein in alte Schläuche, sonst sprengt der junge Wein die Schläuche, er selbst läuft aus, und auch die Schläuche sind verdorben. Nein, jungen Wein muß man in neue Schläuche füllen [dann hält beides]. Und niemand, der alten Wein getrunken hat, mag gleich daraufhin neuen. Er sagt: "Der alte schmeckt doch besser.'" Sabbat - Apostelwahl - BergpredigtAm [zweitersten] Sabbat ging er durch die Ährenfelder. Und seine Jünger rupften Ähren ab, zerrieben sie in ihren Händen und aßen sie. Da sagten einige der Pharisäer: »Warum tut ihr, was am Sabbat verboten ist?« Doch Jesus sprach zu ihnen: »Habt ihr denn nicht gelesen, was David tat, als er und seine Begleiter Hunger hatten; wie er das Haus Gottes betrat, die Schaubrote nahm und aß, die nur die Priester essen dürfen, und auch noch seinen Begleitern gab?« Und weiter sprach er zu ihnen: »Der Menschensohn ist Herr des Sabbats.« An einem anderen Sabbat ging er in die Synagoge, wo er lehrte. Dort war ein Mensch, dessen rechte Hand verwelkt war. Die Schriftgelehrten und die Pharisäer gaben acht, ob er am Sabbat heile, um einen Grund zur Klage gegen ihn zu finden. Jedoch er wußte, was sie dachten, und sagte zu dem Manne mit der verwelkten Hand: »Steh auf und stell dich in die Mitte!« Da stand er auf und stellte sich dahin. Dann sprach Jesus zu ihnen: »Ich frage euch: Darf man am Sabbat Gutes oder Böses tun, ein Leben retten oder es vernichten?« Er schaute alle, einen nach dem andern, an und sprach darauf zu ihm: »Strecke deine Hand aus.« Er tat es, und seine Hand ward wiederhergestellt. Sie wurden ganz rasend und berieten miteinander, was sie Jesus antun könnten. In jenen Tagen ging er fort auf einen Berg, um dort zu beten. Die ganze Nacht verbrachte er im Gebet mit Gott. Nachdem es Tag geworden war, rief er seine Jünger zu sich her und wählte zwölf aus ihnen aus, die er Apostel nannte: Simon, dem er den Namen Petrus gab, und Andreas, dessen Bruder, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas und Jakobus, des Alphäus Sohn, Simon, der auch der Eiferer heißt, und Judas, des Jakobs Bruder, und den Judas Iskariot; dieser wurde sein Verräter. Er stieg mit ihnen hinab und blieb auf einem ebenen Platze stehen samt einer großen Schar von seinen Jüngern. Und eine gewaltige Menge Volkes war herbeigeeilt aus ganz Judäa und Jerusalem, auch aus dem Küstenland von Tyrus und von Sidon. Sie kamen, um ihn zu hören und um von ihren Krankheiten geheilt zu werden; auch die von unreinen Geistern Heimgesuchten wurden geheilt. Und alles Volk versuchte, ihn zu berühren; denn eine Kraft ging von ihm aus und heilte alle. Dann blickte er seine Jünger an und sprach: »Selig, ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert; denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weinet; ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und verstoßen und schmähen und den guten Namen rauben um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tag und frohlockt; denn seht, euer Lohn ist groß im Himmel. Ihre Väter haben es ja den Propheten ebenso gemacht. - Doch wehe euch, ihr Reichen; ihr habt schon euren Trost. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lachet; ihr werdet trauern und weinen. Wehe, wenn euch alle Menschen loben. Ihre Väter haben es den falschen Propheten ebenso gemacht. Doch euch, die ihr zuhört, sage ich: Liebet eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen, segnet die, die euch verfluchen, betet für die, die euch mißhandeln. Schlägt dich jemand auf die eine Wange, so halte ihm auch die andere hin. Nimmt einer dir den Mantel weg, alsdann versage ihm auch den Rock nicht. Dem, der dich bittet, gib; wer dir das Deine nimmt, von diesem fordere es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das sollt auch ihr ihnen ebenso tun. Wolltet ihr nur jene lieben, die euch lieben, welchen Verdienst habt ihr davon? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes erweisen, welchen Verdienst habt ihr davon? Dasselbe tun ja auch die Sünder. Wenn ihr nur denen leiht, von denen ihr es wieder zu bekommen hofft, welchen Verdienst habt ihr davon? Auch Sünder leihen ja einander, um den gleichen Betrag dafür zu erhalten. Liebt vielmehr eure Feinde, tut Gutes, leihet, ohne etwas zurückzuerwarten. Alsdann wird euer Lohn groß sein, ihr werdet Söhne des Allerhöchsten sein, der selber gütig ist gegen Undankbare und gegen Böse. So seid also barmherzig, wie euer Vater auch barmherzig ist. Richtet nicht, dann werdet ihr nicht gerichtet werden; verdammt nicht, dann werdet ihr nicht verdammt werden; vergebt, und es wird euch vergeben werden; gebt, und es wird euch gegeben werden. Ein gutes, ein gedrücktes und gerütteltes, ein überfließendes Maß wird man euch in den Schoß schütten. Denn mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird euch zugemessen werden.« Dann trug er ihnen ein Gleichnis vor: »Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Der Schüler steht nicht über seinem Lehrer; jeder, der ausgelernt hat, ist wie sein Lehrer. Was siehst du zwar den Splitter im Auge deines Bruders, doch den Balken in deinem eignen Auge siehst du nicht? Oder wie magst du zu deinem Bruder sprechen: "Bruder, laß mich den Splitter dir aus dem Auge ziehen', du, der du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann magst du sehen, wie du den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehst. Kein guter Baum trägt schlechte Frucht, und ebenso: Kein schlechter Baum trägt gute Frucht. Jeden Baum erkennt man an seiner Frucht; denn von den Disteln pflückt man keine Feigen, und von dem Dornbusch liest man keine Trauben. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatze seines Herzens Gutes hervor; der Böse aber bringt aus bösem Schatze Böses hervor; denn aus des Herzens Überfülle redet der Mund. Warum nennt ihr mich: "Herr, Herr' und tut doch nicht, was ich sage? Ich will euch zeigen, wem der gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und nach ihnen handelt: Er gleicht einem Manne, der ein Haus gebaut hat; er grub tief und setzte das Grundgemäuer auf den Felsen. Als nun Hochwasser kam, da prallte die Flut an das Haus, vermochte es aber nicht zu erschüttern, weil es gut gebaut war. Wer aber meine Worte nur hört und nicht nach ihnen handelt, ist einem Manne gleich, der sein Haus ohne Grundgemäuer nur auf den Boden hingebaut hat. Die Flut prallte daran, und es fiel sogleich ein, und dieses Haus stürzte ganz zusammen.« Wunder und LehrenNachdem er alle seine Reden vor dem aufmerksamen Volk beendet hatte, ging er nach Kapharnaum hinein. Der Knecht eines Hauptmanns lag auf den Tod krank darnieder, er war ihm lieb und teuer. Als der Hauptmann von Jesus hörte, ließ er ihn durch angesehene Juden bitten, er möge kommen, um seinen Knecht zu heilen. Sie kamen zu Jesus und baten ihn inständig . Sie sagten: »Er verdient es, daß du ihm dies gewährst; er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut.« Jesus ging mit ihnen. Als er nicht mehr weit vom Haus entfernt war, ließ ihm der Haupt-mann durch Freunde sagen: »Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht würdig, daß du unter meinem Dach Einkehr hältst. Deshalb hielt ich mich selbst auch nicht für wert, zu dir zu kommen. Sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Ich bin zwar nur Untergebener, habe aber doch Soldaten unter mir. Wenn ich zu dem da sage: "Geh!", dann geht er, und zu einem anderen: "Komm!", dann kommt er, und zu meinem Knechte: "Tu dies!", dann tut er es.« Als Jesus dies hörte, mußte er sich über ihn verwundern. Er wandte sich zum Volk, das ihn begleitete, und sprach: »Ich sage euch: Solch einen Glauben habe ich nicht einmal in Israel gefunden.« Die Boten kehrten in das Haus zurück und fanden den Knecht gesund. Er ging weiter und kam in eine Stadt mit Namen Naim. In großer Zahl begleiteten ihn seine Jünger und viel Volk. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man eben einen Toten heraus, den einzigen Sohn seiner Mutter, diese war Witwe. Mit ihr ging eine große Menge aus der Stadt. Als der Herr sie sah, empfand er Mitleid über sie und sprach zu ihr: »Weine nicht!« Dann trat er hin und rührte die Bahre an. Die Träger standen still. Er sprach: »Jüngling, ich sage dir, steh auf!« Da setzte sich der Tote auf und begann zu sprechen. Und Jesus gab ihn seiner Mutter. Furcht ergriff alle; sie priesen Gott und sprachen: ., Ein mächtiger Prophet ist bei uns aufgestanden« und: »Gott hat sein Volk heimgesucht". Die Kunde von dieser seiner Tat verbreitete sich im ganzen Judenland und in den Grenzgebieten. All dies berichteten seine Jünger dem Johannes. Da rief Johannes zwei seiner Jünger zu sich, sandte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: »Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?« Die Männer trafen bei ihm ein und sagten: »Johannes der Täufer schickt uns zu dir und läßt dich fragen: "Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?'" In jener Stunde heilte er gerade viele von Krankheiten, Gebrechen und von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. So gab er ihnen zur Antwort: »Geht hin und meldet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird die Heilsbotschaft verkündet, und selig ist, wer sich an mir nicht ärgert.« Als die Boten des Johannes wieder fortgegangen waren, sprach er zu den Scharen von Johannes: »Was wolltet ihr denn sehen, als ihr in die Steppe ginget? Etwa ein Schilfrohr, vom Winde hin und her bewegt? Was wolltet ihr doch sehen? Wohl einen Menschen, angetan mit weichlichen Gewändern? O, die weichlich gekleidet sind und üppig leben, wohnen in den Königsburgen. Was wolltet ihr also sehen? Etwa einen Propheten? Wahrlich, ich sage euch, mehr sogar als einen Propheten. Dieser ist es, von dem geschrieben steht: "Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, daß er den Weg vor dir bereite.' Ich sage euch: Von denen, die vom Weib geboren sind, gibt es keinen Größeren als Johannes. Der Kleinste im Gottesreich ist aber größer als er. Und alles Volk, das ihn hörte, ja, selbst die Zöllner gaben Gott recht und empfingen die Taufe des Johannes. Die Pharisäer und Gesetzeslehrer aber achteten den für sie bestimmten Ratschluß Gottes nicht und ließen sich von ihm nicht taufen. Wem soll ich die Menschen dieses Geschlechtes vergleichen? Wem sind sie gleich? Sie gleichen Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: "Wir haben euch auf der Flöte vorgespielt, ihr aber habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint.' Johannes der Täufer kam, aß kein Brot und trank keinen Wein, da sagtet ihr: "Er ist besessen.' Es kam der Menschensohn, er ißt und trinkt; ihr aber sagt: "Seht den Schlemmer und den Säufer, den Freund der Zöllner und der Sünder.' Indes die Weisheit ward von allen ihren Kindern doch als gerecht anerkannt.« Ein Pharisäer bat ihn einst zu Tisch. Er ging ins Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch. In jener Stadt lebte nun ein sündiges Weib. Als sie erfuhr, daß er zu Tisch im Hause des Pharisäers sei, brachte sie ein Gefäß aus Alabaster voll Salböl mit, ließ sich hinter ihm zu seinen Füßen nieder und weinte. Dann fing sie an, mit ihren Tränen seine Füße zu benetzen, trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes ab, küßte seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. Als dies der Pharisäer, der ihn geladen hatte, sah, sprach er bei sich: »Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und was für ein Weib dies ist, die ihn berührt, daß sie eine Sünderin ist.« Da wandte Jesus sich zu ihm und sprach: »Simon, ich muß dir etwas sagen.« Er entgegnete: »Sag es, Meister.« Er sprach: »Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner, der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Da sie nicht bezahlen konnten, schenkte er den beiden ihre Schuld. Sag: Welcher von ihnen wird ihn nun am meisten lieben?« Simon gab zur Antwort: »Ich denke, der, dem er das meiste geschenkt hat.« »Du hast recht geurteilt«, sprach er zu ihm. Und zu dem Weib gewendet, sprach er weiterhin zu Simon: »Siehst du dieses Weib? Ich kam in dein Haus, und du gabst mir kein Wasser für die Füße; sie aber hat mit ihren Tränen meine Füße benetzt und sie mit ihren Haaren abgetrocknet. Du gabst mir keinen Kuß; sie aber hat seit meinem Eintritt nicht aufgehört, mir die Füße zu küssen. Du salbtest mein Haupt nicht mit Öl; sie aber hat mir die Füße mit Salböl gesalbt. Deshalb, sage ich dir, sind ihr viele Sünden nachgelassen, weil sie große Liebe hat. Wem aber wenig nachgelassen wird, der liebt auch wenig.« Hierauf sprach er zu ihr: »Deine Sünden sind dir nachgelassen.« Da dachten die Tischgenossen bei sich: »Wer ist doch der, daß er sogar Sünden nachläßt?« Er aber sprach zum Weibe: »Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden!« Wunder und LehrenAlsdann durchwanderte er auch selbst nacheinander Städte und Dörfer. Er predigte und verkündete das Evangelium vom Reiche Gottes. Ihn begleiteten die Zwölf und ein paar Frauen, die Heilung von bösen Geistern und von Krankheiten gefunden hatten: Maria, mit dem Beinamen Magdalena, aus der sieben böse Geister ausgefahren waren, sodann Johanna, Eheweib des Chusa, eines der Verwalter des Herodes, Susanna und noch viele andere, die sie mit ihrer Habe unterstützten. Als eine große Volksmenge zusammenkam und man aus den Städten zu ihm herbeieilte, trug er dieses Gleichnis vor: »Der Sämann ging aus, seinen Samen auszusäen. Und als er säte, fiel einiges auf den Weg; es ward zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen es. Anderes fiel auf steinigen Grund; es ging zwar auf, doch es verdorrte sogleich; denn es fand keine Feuchtigkeit. Wieder anderes fiel unter Dornen; die Dornen wuchsen mit ihm auf und erstickten es. Anderes endlich fiel auf guten Boden; da ging es auf und trug hundertfältige Frucht.« Dann sprach er mit erhobener Stimme: »Wer Ohren hat zu hören, höre!« Seine Jünger fragten ihn, was dieses Gleichnis bedeute. Er sprach: »Euch ist es vergönnt, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen; den anderen aber werden sie nur in Gleichnissen vorgetragen, damit sie sehen und doch nicht sehen, und hören, aber nicht zur Einsicht kommen. Das Gleichnis will dies besagen: Der Same ist das Wort Gottes. "Auf dem Wege' liegt es bei denen, die das Wort hören; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihren Herzen, damit sie nicht glauben und gerettet werden. "Auf steinigem Grunde' liegt es bei denen, die das Wort zwar hören und mit Freuden aufnehmen; sie haben aber keine Wurzeln; sie glauben nur eine Zeitlang, aber in Zeiten der Versuchung fallen sie ab. Was "unter Dornen' fällt, sind die, die zwar hören, aber in Sorgen, Reichtümern und Lebensfreuden aufgehen und also es ersticken, ohne Frucht zu bringen. Doch was "auf guten Boden' fiel, sind die, die das Wort mit gutem und mit frommem Herzen anhören und es bewahren und so Früchte bringen in Beharrlichkeit. Niemand, der ein Licht anzündet, deckt es mit einem Topfe zu oder stellt es unters Bett; vielmehr stellt er es auf den Leuchter, damit man beim Eintritt das Licht erblicke. Nichts ist verborgen, was nicht offenkundig wird, und nichts geheim, was nicht bekannt wird und so an den Tag kommt. Gebt also darauf acht, wie ihr höret. Wer hat, dem wird gegeben werden; doch wer nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er zu besitzen meint.« Da kamen seine Mutter und seine Brüder zu ihm. Doch konnten sie des großen Andranges wegen nicht zu ihm gelangen. Da sagte man zu ihm: »Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen.« Doch er sprach zu ihnen: »Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.« Eines Tages stieg er in ein Boot mit seinen Jüngern und sprach zu ihnen: »Laßt uns ans andere Seeufer hinüberfahren.« Sie stießen vom Lande ab und fuhren so dahin; er aber schlief. Da stürzte ein Sturmwind auf den See hernieder, das Boot füllte sich mit Wasser, und sie gerieten in Gefahr. Sie gingen hin, weckten ihn und riefen: »Meister, Meister, wir sind verloren.« Da stand er auf, gebot dem Winde und den Wasserwogen. Und diese legten sich, und es ward still. Er fragte sie: »Wo ist euer Glaube?« Voll Furcht und voll Verwunderung sprachen sie zueinander: »Wer ist wohl dieser, daß er den Winden und dem Wasser befiehlt, so daß sie ihm gehorchen?« Sie steuerten dem Land der Gergesener zu, das Galiläa gegenüber liegt. Kaum war er ans Land gestiegen, als ihm ein Mann aus dieser Stadt entgegenkam, der von Dämonen besessen war. Er trug schon lange keine Kleidung mehr; auch hielt er sich nicht in einem Hause auf, sondern in den Grabhöhlen. Als er Jesus sah, stieß er einen lauten Schrei aus, fiel vor ihm nieder und rief mit lauter Stimme: »Was willst du von mir, Jesus, du Sohn des höchsten Gottes? Ich bitte dich: quäle mich nicht.« Er hatte nämlich dem unreinen Geist befohlen, aus dem Manne auszufahren. Schon lange hielt er ihn in seiner Macht. Man hatte ihn mit Fesseln und mit Ketten gebunden und ihn gefangengehalten, doch er hatte die Bande immer wieder zerrissen und ward vom Dämon in die Einöde hinausgetrieben. Jesus fragte ihn: »Wie ist dein Name?« »Legion«, sprach er. Es waren nämlich viele Dämonen in ihn gefahren. Sie baten ihn, sie doch nicht in die Hölle zu verweisen. Nun war am Berge dort eine große Schweineherde auf der Weide. Sie baten ihn, er möge ihnen gestatten, in diese einzufahren. Und er gewährte es ihnen. So fuhren die Dämonen denn von dem Menschen aus in die Schweine. Die Herde raste dann am Abhang hin in den See hinein und ertrank. Als die Hirten sahen, was geschehen war, liefen sie davon und erzählten es in der Stadt und auf dem Lande. Man kam zu sehen, was vorgefallen war. Sie kamen auch zu Jesus und sahen den Menschen, von dem die Dämonen gewichen waren, bekleidet und vernünftig zu den Füßen Jesu sitzen; da gerieten sie in Furcht. Die zugesehen hatten, erzählten ihnen, wie der Besessene gesund geworden war. Da bat ihn die Bevölkerung des Bezirks Gergesa insgesamt, er möge sich von ihnen entfernen; denn große Furcht hielt sie gefangen. So stieg er in ein Boot und kehrte heim. Der Mann, von dem die Dämonen gewichen waren, bat ihn, ob er nicht bei ihm bleiben dürfe. Doch er entließ ihn mit den Worten: »Kehre in dein Haus zurück; erzähle, was Gott an dir getan hat.« Da ging er hin und erzählte in der ganzen Stadt, was ihm Jesus getan hatte. Bei seiner Rückkehr nahm die Menge Jesus freudig auf; denn alle warteten auf ihn. Da kam ein Mann mit Namen Jairus; er war Vorsteher der Synagoge. Er fiel zu den Füßen Jesu nieder und bat ihn, in sein Haus zu kommen. Er hatte eine einzige Tochter von zwölf Jahren; diese lag im Sterben. Als er hinging, war er vom Volk umdrängt. Da war ein Weib, das schon zwölf Jahre lang an Blutfluß litt; sie hatte ihr ganzes Vermögen an die Ärzte ausgegeben und konnte doch bei ihnen keine Heilung finden. Sie trat von hinten her und berührte den Saum seines Kleides, und sogleich hörte der Blutfluß auf. Da fragte Jesus: »Wer hat mich angerührt?« Alle leugneten es; Petrus und die bei ihm waren, sprachen: »Meister, die Scharen schieben und drängen dich [und da fragst du noch: "Wer hat mich angerührt?']" Doch Jesus gab zur Antwort: »Es hat mich jemand angerührt; ich habe es gefühlt, wie eine Kraft von mir ausgegangen ist.« Da sah das Weib, daß sie nicht unbemerkt geblieben war. Und zitternd kam sie her, fiel vor ihm nieder und erzählte dann vor allem Volk, weshalb sie ihn berührt und wie sie auch sofort geheilt worden sei. Er aber sprach zu ihr. »Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin im Frieden.« Noch sprach er so, da kam jemand vom Hause des Synagogenvorstehers und sprach zu ihm: »Deine Tochter ist schon tot; bemühe den Meister nicht mehr weiter.« Als Jesus dies vernahm, sprach er zu ihm: »Hab keine Furcht! Glaube nur! Sie wird gerettet werden.« Am Hause angekommen, ließ er niemand mit sich hinein, nur Petrus, Johannes und Jakobus sowie den Vater und die Mutter des Mädchens. Alle weinten und klagten über sie. Er aber sprach: »Weinet nicht! Sie ist nicht tot; sie schläft nur.« Doch sie verlachten ihn; sie wußten ja, daß sie gestorben war. Da faßte er sie bei der Hand und rief: »Mädchen, steh auf!« Da kehrte ihr Geist zurück, und sogleich stand sie auf. Dann ließ er ihr zu essen geben. Ihre Eltern waren außer sich vor Staunen; er aber schärfte ihnen ein, von dem, was geschehen war, mit niemand zu reden. Aussendung der Apostel - Brotvermehrung - Erste Leidensweissagung - NachfolgeEr rief die Zwölf zusammen und verlieh ihnen Kraft und Vollmacht über alle Dämonen und die Gewalt, Krankheiten zu heilen. Dann sandte er sie aus, das Reich Gottes zu verkünden und Kranke zu heilen. Er sprach zu ihnen: »Nehmt nichts mit auf den Weg, nicht Stab, noch Bettelsack, noch Brot, noch Geld; auch sollt ihr nicht zwei Röcke haben. Wo immer ihr ein Haus betretet, da bleibt und zieht von hier dann wieder weiter. Wo man euch aber nicht aufnimmt, da verlaßt die Stadt und schüttelt selbst den Staub von euren Füßen zum Zeugnis wider sie.« So machten sie sich auf den Weg und zogen von Ort zu Ort; sie verkündigten das Evangelium und heilten überall. Von all den Dingen drang die Kunde auch zum Vierfürsten Herodes, und er geriet in Unruhe; denn einige sagten: »Johannes ist von den Toten auferstanden"; andere: »Elias ist erschienen"; wieder andere: »Einer von den alten Propheten ist auferstanden.« Herodes aber sagte: »Johannes habe ich doch enthaupten lassen; wer mag nur der sein, von dem ich solche Dinge höre?« Und er wünschte, ihn zu sehen. Nun kehrten die Apostel wiederum zurück, und sie erzählten ihm, was sie alles vollbracht hatten. Da zog er sich mit ihnen allein in eine Stadt zurück, die Bethsaida heißt. Die Scharen merkten es und kamen hinterher. Und er nahm sie freundlich auf; er redete zu ihnen vom Reiche Gottes und heilte alle, die Heilung nötig hatten. Der Tag ging schon zur Neige. Die Zwölf traten zu ihm hin und sagten: »Entlaß die Scharen, sie mögen in die Dörfer und die Flecken hier im Umkreis gehen, Obdach und Nahrung suchen; denn hier sind wir in der Steppe.« Er aber sprach zu ihnen: »Gebt ihr ihnen doch zu essen!« Sie erwiderten jedoch: »Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische; wir müßten denn hingehen und für diese ganze Menge Speise kaufen.« Es waren nämlich an fünftausend Männer. Da sagte er zu seinen Jüngern: »Laßt sie in Gruppen zu je fünfzig lagern.« Sie taten es und ließen alle sich lagern. Dann nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, sah zum Himmel auf, segnete sie, brach sie und gab sie seinen Jüngern, sie sollten sie dem Volke vorlegen. Und alle aßen und wurden satt; ja, man hob noch zwölf Körbe von den Brocken auf, die übriggeblieben waren. Als er einmal einsam betete und nur die Jünger um ihn waren, da fragte er sie: »Für wen halten mich die Leute?« Sie gaben ihm zur Antwort: »Für Johannes den Täufer, andere für Elias; noch andere sagen, einer der alten Propheten sei wieder auferstanden.« Da fragte er sie weiter: »Ihr aber, für wen haltet ihr mich?« Und Petrus gab zur Antwort: »Für den Gesalbten Gottes.« Darauf verbot er ihnen streng, dies irgend jemand zu sagen. »Der Menschensohn«, sprach er, »muß vieles leiden, er muß von den Ältesten, den Oberpriestern und den Schriftgelehrten verworfen und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.« Zu allen aber sagte er: »Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, jeden Tag nehme er sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben sich erhalten will, der wird es verlieren; und wer sein Leben mir zulieb verliert, der wird es erhalten. Was nützte es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, sich selbst jedoch verlöre oder zugrunde ginge? Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird auch der Menschensohn sich schämen, wenn er in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel kommt. Ich sage euch in Wahrheit: Es stehen solche hier, die den Tod nicht kosten werden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.« Acht Tage ungefähr nach diesen Reden nahm er Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und stieg auf den Berg, um zu beten. Während er betete, veränderte sich der Ausdruck seines Angesichtes, und sein Gewand ward glänzend weiß. Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, Moses und Elias. Sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen über seinen Tod, wie er sich in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus ward mit den Gefährten vom Schlafe übermannt. Beim Erwachen sahen sie ihn in seiner Herrlichkeit und die zwei Männer, die bei ihm waren. Als diese sich entfernen wollten, sprach Petrus zu Jesus: »Wie schön ist es, Meister, daß wir hier sind! Wir möchten gern drei Hütten bauen: Dir eine, dem Moses eine und dem Elias eine.« Er wußte jedoch nicht, was er sagte. Noch sprach er so, als eine Wolke kam und sie in Dunkel hüllte. Sie fürchteten sich sehr, als jene in die Wolke gingen. Und aus der Wolke erscholl eine Stimme: »Das ist mein erwählter Sohn, auf diesen sollt ihr hören.« Während die Stimme erscholl, war Jesus ganz allein. Sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem, was sie gesehen hatten. Des anderen Tags stiegen sie vom Berg hinab, und eine große Menge Volkes kam ihnen entgegen. Und siehe, aus der Menge rief ein Mann: »Meister, ich bitte dich, nimm dich meines Sohnes an, es ist mein einziger. Siehe, ein Geist packt ihn, und alsdann schreit er sogleich auf; er zerrt ihn hin und her, wobei er schäumt. Nur schwer läßt er von ihm ab; er reibt ihn noch ganz auf. Ich hatte deine Jünger gebeten, sie möchten ihn austreiben, doch sie haben es nicht vermocht.« Und Jesus sprach: »O du ungläubiges, verkehrtes Geschlecht! Wie lang noch muß ich bei euch sein und euch ertragen? Bring deinen Sohn hierher!« Noch während er herbeikam, riß und zerrte ihn der Dämon hin und her, und Jesus drohte dem unreinen Geist und heilte so den Knaben und gab ihn seinem Vater wieder. Da staunte alles über die große Macht Gottes. Während alle über alle seine Taten voll Erstaunen waren, sprach er zu seinen Jüngern: »Behaltet diese Worte tief im Gedächtnis: Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert werden.« Sie konnten aber dieses Wort nicht verstehen; es blieb ihnen verborgen, und sie sollten es nicht erfassen. Sie scheuten sich jedoch, ihn danach zu fragen. Einst kam es bei ihnen zur Erörterung, wer unter ihnen wohl der Größte sei. Da nahm Jesus, der die Gedanken ihres Herzens wohl erkannte, ein Kind und stellte dieses neben sich und sprach zu ihnen: »Wer dieses Kind in meinem Namen aufnimmt, nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer so der Kleinste von euch allen ist, nur der ist groß.« Da sagte Johannes: »Meister, wir sahen einen, der in deinem Namen Dämonen austrieb; wir suchten ihn zu hindern, weil er dir nicht mit uns nachfolgt.« Doch Jesus sprach zu ihm: »Hindert ihn nicht; denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.« So kamen die Tage seines Hingangs heran. Da schlug er unverwandten Blicks die Richtung nach Jerusalem ein und sandte Boten vor sich her. Diese machten sich auf den Weg und kamen in ein Dorf der Samariter, um eine Unterkunft für ihn zu suchen. Allein, man nahm ihn nicht auf, weil sein Reiseziel Jerusalem war. Als dies Jakobus und Johannes, seine Jünger, hörten, sagten sie: »Herr, sollen wir nicht Feuer vom Himmel rufen, daß es sie verzehre?« Da wandte er sich um und verwies es ihnen [und sprach: »Ihr wisset nicht, wes Geistes Kinder ihr seid. Der Menschensohn ist nicht gekommen, Menschen zu verderben, sondern zu retten].« Sie gingen dann in eine andere Ortschaft. Und unterwegs sprach zu ihm irgendeiner: »Herr, ich will dir folgen, wohin du gehst.« Doch Jesus sprach zu ihm: »Die Füchse haben Höhlen, die Vögel des Himmels Nester, der Menschensohn jedoch hat keine Stätte, wohin er sein Haupt legen könnte.« Zu einem anderen sprach er: »Folge mir!« Doch der erwiderte: »Herr, laß zuvor mich nochmals gehen, damit ich meinen Vater begrabe.« Er aber sprach zu ihm: »Laß die Toten ihre Toten begraben. Du aber gehe hin, verkündige das Reich Gottes.« Ein anderer sprach: »Ich will dir folgen, Herr; doch laß zuerst mich zu Hause Abschied nehmen.« Doch Jesus sprach zu ihm: »Für das Reich Gottes ist niemand brauchbar, der die Hand an den Pflug anlegt und wieder rückwärts schaut.« Jesus und seine Jünger - LehrenDer Herr bestimmte dann noch andere [zweiund-] siebzig Jünger und sandte sie zu zweien vor sich her in alle Städte und Dörfer, wohin er selbst zu kommen hoffte. Er sprach zu ihnen: »Die Ernte ist groß, jedoch der Arbeiter sind es wenige. Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende. Geht hin! Seht, ich sende euch wie Lämmer mitten unter Wölfe. Nehmt weder Beutel, Bettelsack noch Schuhe mit; grüßt niemand unterwegs. Wo immer ihr ein Haus betretet, da sagt zuerst: "Der Friede sei mit diesem Hause.' Wohnt darin ein Kind des Friedens, so wird euer Friede auf ihm ruhen, wo nicht, wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in dem gleichen Hause und eßt und trinkt, was sich dort findet, der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus zum anderen. Und wo ihr eine Stadt betretet und man euch aufnimmt, da eßt, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind und verkündet ihnen: "Das Reich Gottes hat sich euch genaht.' Wo immer aber ihr in eine Stadt eintretet und man euch nicht aufnimmt, da geht auf ihre Straßen hinaus und sagt: "Sogar den Staub, der sich in eurer Stadt an unsere Füße angehängt hat, schütteln wir auf euch. Doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes hat sich genaht.' Ich sage euch: "An jenem Tage' wird es Sodoma erträglicher gehen als jener Stadt. Wehe dir, Chorozain! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und in Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind, dann hätten sie schon längst in Sack und Asche sitzend Buße getan. Doch Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen im Gericht als euch. Und du, Kapharnaum! Warst du nicht bis in den Himmel erhoben worden? Bis in die Hölle hinab sollst du fahren. Wer auf euch hört, hört auf mich; wer euch abweist, weist mich ab, wer aber mich abweist, weist den ab, der mich gesandt hat.« Voll Freuden kamen die [zweiund-] siebzig wiederum zurück. Sie sagten: »Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan.« Er sprach zu ihnen: »Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel stürzen. Seht, ich habe euch Macht gegeben, über Schlangen und Skorpionen wegzuschreiten und über alle feindlichen Gewalten; nichts soll euch schaden können. Doch nicht darüber freuet euch, daß euch die Geister unterworfen sind, freut euch vielmehr, daß eure Namen in den Himmeln aufgeschrieben sind.« In jener Stunde frohlockte er im Heiligen Geist und sprach: »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du all dies den Weisen und Klugen verhüllt hast, Einfältigen jedoch geoffenbart. Ja, Vater, also fügt es deine Güte. Mir ist von meinem Vater alles übergeben, und niemand versteht es, wer der Sohn ist, als nur der Vater, und niemand, wer der Vater ist, als allein der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will.« Dann wandte er sich seinen Jüngern noch besonders zu und sprach: »Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, sie sahen es aber nicht, und hören, was ihr hört, sie hörten es aber nicht.« Siehe, da erhob sich ein Gesetzeslehrer, um ihn zu versuchen. Er fragte:"Meister, was habe ich zu tun, um das ewige Leben zu erlangen?« Er sprach zu ihm: »Was steht im Gesetz geschrieben? Was liesest du?« Und jener gab zur Antwort: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und allen deinen Gedanken, und deinen Nächsten wie dich selbst.« Er sprach zu ihm: »Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben.« Doch jener wollte sich rechtfertigen und fragte Jesus: »Wer ist mein Nächster?« Und Jesus nahm das Wort und sprach: »Ein Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel Räubern in die Hände. Diese plünderten ihn aus, sie gaben ihm dazu noch Schläge, ließen ihn dann halbtot liegen und verschwanden. Zufällig zog ein Priester jenen Weg hinab; er sah ihn und ging vorüber. Desgleichen kam auch ein Levit an die Stelle; er sah ihn und ging vorüber. Da kam ein Samariter des Wegs gerade zu ihm hin, er sah ihn und ward von Mitleid tief gerührt. Er trat hinzu, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein Reittier und brachte ihn in eine Herberge und sorgte noch für ihn. Des anderen Tags zog er zwei Denare aus dem Beutel, gab sie dem Wirt und sprach: "Sorge für ihn! Was du darüber noch aufwendest, will ich dir nach meiner Rückkehr bezahlen.' Wer von diesen dreien hat sich wohl als Nächster dessen gezeigt, der unter die Räuber gefallen war?« Er sprach: »Der ihm Barmherzigkeit erwiesen hat.« Und Jesus sprach zu ihm: »Geh hin und tu desgleichen.« Einmal kehrte er auf ihrer Wanderung in einem Flecken ein. Und eine Frau mit Namen Martha nahm ihn in ihr Haus auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Und diese setzte sich zu den Füßen des Herrn nieder und lauschte auf sein Wort. Indessen machte sich Martha mit der Bewirtung viel zu schaffen. Sie trat hinzu und sprach: »Herr, kümmert es dich nicht, daß meine Schwester mich allein bedienen läßt? Sage ihr, daß sie mir helfen soll.« Doch der Herr sprach zu ihr: »Martha, Martha, du machst dir Unruhe und Sorge um vielerlei. Wenig ist notwendig, oder nur eins. Maria hat den besseren Teil erwählt, der ihr nicht wird genommen werden.« Das Vaterunser - Lehren - Jesus und die PharisäerEinstmals verweilte er an einem Ort beim Beten. Als er geendet hatte, bat ihn einer seiner Jünger: »Herr, lehre uns beten, gleichwie Johannes seine Jünger es gelehrt hat.« Er sprach zu ihnen: »Wenn ihr betet, sprecht also: "Vater, geheiligt werde dein Name. Es komme dein Reich. Gib uns täglich unser nötig Brot. Und vergib uns unsere Sünden; denn auch wir vergeben jedem, der unser Schuldner ist, und führe uns nicht in Versuchung'.« Dann fuhr er fort: »Einer aus euch hat einen Freund, und dieser kommt mitten in der Nacht zu ihm und bittet ihn: "Freund, leihe mir drei Brote; Ein Freund von mir ist auf der Reise bei mir eingekehrt, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen könnte.' Doch jener gibt von drinnen zur Antwort: "Laß mich in Ruh! Die Tür ist schon geschlossen, und meine Kinder sind mit mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben.' [Und wenn er fortmacht mit Klopfen] Ich sage euch: Wenn er nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil es sein Freund ist, so wird er sich seines Drängens wegen erheben und ihm geben, was er braucht. So sage auch ich euch: Bittet, und es wird euch gegeben werden, suchet, und ihr werdet finden, klopfet an, und es wird euch aufgetan werden. Denn wer bittet, empfängt, wer sucht, findet, wer anklopft, dem wird aufgetan. Wo unter euch gibt es einen Vater, der seinem Kinde, das ihn um Brot anfleht, einen Stein geben würde? Oder wenn es ihn um einen Fisch bittet, ihm dann statt des Fisches eine Schlange reichen würde? Oder wenn es ihn um ein Ei bittet, ihm einen Skorpion gäbe? Wenn ihr nun, die ihr böse seid, doch euren Kindern gute Gaben zu geben wisset, um wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten.« Einst trieb er einen Dämon aus, der stumm war. Und als der Dämon ausgefahren war, da redete der Stumme, die Scharen aber staunten. Doch einige aus ihnen sagten: »Durch Beelzebul, den obersten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.« Andere versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber wußte, was sie dachten, und sprach zu ihnen: »Jedes Reich, das in sich uneins ist, zerfällt; ein Haus stürzt über das andere. Ist nun auch der Satan uneins mit sich selbst, wie sollte dann sein Reich bestehen? Ihr sagt, ich treibe durch Beelzebul die Dämonen aus. Wenn ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben dann eure Söhne sie aus? So werden diese eure Richter sein. Wenn ich jedoch die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes ja schon zu euch gekommen. Und wenn ein Starker wohlbewaffnet seinen Hof bewacht, dann ist sein Eigentum in Sicherheit. Doch kommt ein Stärkerer als er darüber und überwältigt ihn, so nimmt er ihm die Waffenrüstung ab, auf die er sich verlassen hatte, und verteilt, was er bei ihm erbeutet hat. Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut. Wenn der unreine Geist aus dem Menschen ausgefahren ist, wandert er durch öde Gegenden und sucht eine Ruhestätte. Doch weil er keine findet, sagt er: "Ich will in mein Haus zurück, aus dem ich ausgezogen bin.' Er kommt und findet es rein gefegt und ausgeschmückt. Dann geht er hin, nimmt noch sieben andere Geister mit, die schlimmer sind als er; sie ziehen ein und wohnen dort. Mit einem solchen Menschen wird es nachher schlimmer stehen als vorher.« Während er noch so redete, erhob ein Weib im Volke seine Stimme; es sprach zu ihm: »Selig der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die dich genährt haben.« Doch er erwiderte: »Jawohl, selig, die Gottes Wort hören und es befolgen.« Als sich die Scharen an ihn drängten, sprach er: »Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht. Es fordert ein Zeichen; jedoch, es wird ihm kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Jonas. Wie Jonas den Niniviten zum Zeichen ward, so wird es der Menschensohn für dieses Geschlecht sein. Die Königin des Südens wird beim Gericht zugleich mit den Männern dieses Geschlechtes sich erheben und wird sie verdammen. Sie kam ja von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomons zu hören, und siehe, hier ist mehr als Salomon. Die Niniviten werden sich beim Gericht mit diesem Geschlecht erheben und es verdammen. Denn diese haben sich bekehrt, als Jonas ihnen predigte, und siehe, hier ist mehr als Jonas. Niemand, der ein Licht anzündet, stellt es in einen Winkel oder unter einen Scheffel, vielmehr auf einen Leuchter, daß man den hellen Schein beim Eintreten gleich sehe. Die Leuchte des Leibes ist dein Auge. Ist dein Auge gesund, so ist dein ganzer Leib erleuchtet; ist es aber krank, so ist auch dein Leib verfinstert. Sieh also zu, ob nicht das Licht in dir verfinstert sei. Doch wenn dein ganzer Leib erleuchtet ist und gar nichts Finsteres an sich hat, so ist er durch und durch erleuchtet, wie das Licht mit seinem Strahle dich erleuchtet.« Während er noch redete, lud einer von den Pharisäern ihn zum Essen ein. Er ging hin und setzte sich zu Tisch. Wie nun der Pharisäer sah, daß er sich vor der Mahlzeit nicht gewaschen hatte, verwunderte er sich sehr. Da sprach der Herr zu ihm: »Ihr Pharisäer reinigt das Äußere von Bechern und Schüsseln, doch euer Inneres strotzt von Raubgier und Schlechtigkeit. Ihr Toren! Hat er, der das Äußere gemacht hat, nicht auch das Innere gemacht? Gebt lieber das, was drinnen ist, als Almosen, und siehe, alles ist euch rein. Doch wehe euch, ihr Pharisäer! Ihr verzehntet zwar Minze, Raute und ein jedes Gartenkraut, doch um Gerechtigkeit und Gottesliebe kümmert ihr euch nicht. Das eine soll man tun, das andere jedoch nicht unterlassen. Wehe euch, ihr Pharisäer! Ihr liebt den Ehrenplatz in den Synagogen sowie den Gruß auf den öffentlichen Plätzen. Wehe euch! Ihr gleicht unkenntlich gewordenen Gräbern; man geht darüber hin und weiß es nicht.« Da sagte zu ihm ein Gesetzeslehrer: »Mit diesen Worten, Meister, schmähst du auch uns.« Doch er erwiderte: »Wehe auch euch, ihr Gesetzeslehrer! Ihr bürdet den Menschen unerträglich schwere Lasten auf, doch selber rührt ihr mit keinem Finger diese Lasten an. Wehe euch, ihr baut den Propheten Grabdenkmäler, doch eure Väter haben sie gemordet. Also bezeugt und billigt ihr die Taten eurer Väter; jene haben sie gemordet, ihr aber baut [die Grabdenkmäler]. Deshalb hat die Weisheit Gottes auch gesprochen: Ich will ihnen Propheten und Apostel senden, und einige aus ihnen werden sie ermorden und verfolgen. So soll von diesem Geschlecht all das Prophetenblut gefordert werden, das seit Erschaffung der Welt vergossen ward, vom Blute Abels an bis auf das Blut des Zacharias, der zwischen dem Altar und dem Tempelhaus seinen Tod gefunden hat. Ja, ich sage euch: Es wird von diesem Geschlechte gefordert werden. Wehe euch, ihr Gesetzeslehrer: Ihr habt den Schlüssel zur Erkenntnis weggenommen; ihr selber seid nicht eingetreten und habt noch jene ferngehalten, die eintreten wollten.« Und er ging weg von da. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten setzten ihm sehr auffällig zu und überhäuften ihn mit Fragen über vielerlei. Sie lauerten ihm dabei auf, um eine Äußerung aus seinem Munde aufzufangen [und ihn anklagen zu können]. Lehren - Scheidung der Geister - Zeichen der ZeitInzwischen hatten sich so viele Scharen eingefunden, daß man sich gegenseitig auf die Füße trat. Er sprach zunächst zu seinen Jüngern: »Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor Heuchelei. Denn es ist nichts geheim, was nicht offenkundig wird, und nichts verborgen, was nicht bekannt werden wird. Was ihr im Dunkeln gesagt habt, das wird man im Tageslicht hören; was ihr in den innersten Kammern leise geflüstert habt, das wird man laut von den Dächern rufen. Euch, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib zwar töten können, doch weiter nichts vermögen. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der über den Tod hinaus noch in die Hölle stürzen kann. Ja, ich sage euch: Den fürchtet! Verkauft man nicht fünf Sperlinge schon für ein paar Pfennige? Und doch ist keiner aus ihnen bei Gott vergessen. Sogar alle Haare eures Hauptes sind gezählt. So fürchtet euch denn nicht; ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. Ich sage euch: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich der Menschensohn auch vor den Engeln Gottes bekennen. Wer aber mich vor den Menschen verleugnet, der wird vor den Engeln Gottes verleugnet werden. Und wer ein Wort sagt gegen den Menschensohn, dem wird vergeben werden; doch wer den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden. Wenn man euch vor die Synagogen, Obrigkeiten und Behörden schleppt, so macht euch keine Sorge, wie oder womit ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt; der Heilige Geist wird euch in jener Stunde lehren, was ihr sagen sollt.« Da sagte zu ihm einer aus dem Volke: »Meister, sage meinem Bruder, er solle das Erbe mit mir teilen.« Er sprach zu ihm: »Mensch, wer hat denn mich zum Richter oder Erbteiler für euch bestellt?« Dann sprach er zu ihnen: »Habt acht und hütet euch vor jeder Habsucht. Wenn einer auch im Überfluß hat, so hängt sein Leben doch nicht von seinem Vermögen ab.« Dann trug er ihnen ein Gleichnis vor: »Ein Reicher hatte einen Acker voll Frucht. Da dachte er bei sich: "Was soll ich tun? Ich habe keinen Raum, wo ich meine Ernte unterbringen kann.' Er sprach: "Das will ich tun: Ich breche meine Scheunen ab und baue größere; dort will ich meine ganze Ernte und meinen Besitz unterbringen. Ich will dann zu meiner Seele sagen: "Meine Seele, jetzt hast du große Vorräte an Gütern für viele Jahre; nun setze dich zur Ruhe, iß und trink und laß dir's wohl sein.' Gott aber sprach zu ihm: "Du Tor! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du aufgespeichert hast?' So geht es dem, der für sich selber Schätze häuft, jedoch nicht bei Gott reich ist.« Alsdann sprach er zu seinen Jüngern: »Darum sage ich euch, sorgt nicht um das Leben, was ihr essen werdet, noch um den Leib, womit ihr ihn bekleiden sollt. Das Leben ist doch mehr wert als die Nahrung, der Leib mehr als die Kleidung. Betrachtet die Raben: Sie säen nicht, sie ernten nicht; sie haben keine Scheune und keinen Speicher: Gott ernährt sie. Wieviel mehr wert seid ihr als Vögel! Wer aus euch kann seine Lebenszeit mit seinen Sorgen nur um eine Elle verlängern? Wenn also ihr nicht einmal Kleinigkeiten fertigbringt, was seid ihr dann ums Weitere so sehr besorgt? Betrachtet die Lilien [wie sie wachsen], sie spinnen nicht, und sie weben nicht. Doch sage ich euch: Nicht einmal Salomon in seiner ganzen Herrlichkeit war so gekleidet wie eine einzige aus ihnen. Wenn nun Gott das Gras, das heute auf dem Felde steht und morgen schon im Ofen liegt, also kleidet, wieviel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! So fragt denn nicht, was ihr essen oder trinken sollt; laßt euch nicht in Unruhe versetzen. Um all dies bekümmern sich die Heiden in der Welt draußen. Doch euer Vater weiß, daß ihr dies braucht. Nur müßt ihr sein Reich suchen [und seine Gerechtigkeit], dann wird euch jenes dazugegeben werden. Fürchte dich nicht, du kleine Herde; es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben. Verkauft eure Habe und gebt Almosen davon. Verschafft euch Beutel, die sich nicht abnützen, einen unvergänglichen Schatz in den Himmeln, an den kein Dieb kommt und den die Motten nicht zerfressen Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.. Eure Lenden seien umgürtet und eure Lampen brennend; ihr sollt Menschen gleichen, die auf ihren Herrn warten, bis er vom Hochzeitsfest heimkommt, um ihm sofort zu öffnen, wenn er kommt und klopft. Wohl den Knechten, die der Herr bei seiner Ankunft wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich selbst umgürten, sie aber sitzen heißen, herumgehen und sie bedienen. Mag er zu der zweiten oder dritten Nachtwache kommen, trifft er sie also an, wohl ihnen! Doch dies bedenkt: Wenn der Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Dieb kommt, dann würde er [wachen und] nicht in sein Haus einbrechen lassen. So seid auch ihr bereit! Der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet.« Da fragte Petrus: »Beziehst du dieses Gleichnis, Herr, auf uns oder auf alle ?« Der Herr sprach: »Wer ist der treue und verständige Verwalter, den der Herr über sein Gesinde setzen wird, auf daß er ihm zur rechten Zeit den Unterhalt darreiche? Wohl dem Knechte, den der Herr bei seiner Heimkehr also handelnd antrifft. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn zum Verwalter aller seiner Güter machen. Doch würde jener Knecht bei sich denken: "Mein Herr bleibt noch länger aus', und wenn er die Knechte und die Mägde verprügelt, wenn er essen, zechen und sich berauschen würde, alsdann wird der Herr eines solchen Knechtes an einem Tag erscheinen, da er es nicht erwartet, zu einer Stunde, die ihm nicht bekannt ist. Er wird ihn in Stücke hauen und ihm bei den Ungläubigen seinen Platz geben. Und jener Knecht, der den Willen seines Herrn zwar kennt, doch keine Vorbereitung trifft, noch nach dem Willen seines Herrn handelt, wird viele Schläge erhalten. Wer ihn aber nicht kennt und Dinge tat, die Schläge verdienen, wird weniger Schläge erhalten. Wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert werden, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man auch um so mehr verlangen. Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie sehr wünschte ich, es loderte empor!  Doch muß ich eine Taufe empfangen, und wie drängt es mich, bis sie vollendet ist. Glaubt ihr, ich sei gekommen, Frieden in die Welt zu bringen? Nein, ich sage euch, vielmehr Entzweiung. Es werden fortan fünf in ein und demselben Hause uneins sein: Drei gegen zwei und zwei gegen drei; der Vater gegen seinen Sohn, der Sohn gegen seinen Vater; die Mutter gegen ihre Tochter, die Tochter gegen ihre Mutter; die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter, die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter.« Dann sprach er zu den Scharen: »Wenn ihr im Westen eine Wolke aufsteigen seht, dann sagt ihr sogleich: "Nun gibt es Regen.' Und es trifft ein. Und weht der Südwind, dann sagt ihr: "Nun wird es heiß.' Und es trifft zu. Ihr Heuchler! Die Zeichen an Himmel und Erde wißt ihr zu deuten; warum deutet ihr dann nicht die heutige Zeit? Warum entscheidet ihr nicht von euch selbst, was recht ist? Während du mit deinem Gegner noch zur Obrigkeit hingehst, gib dir unterwegs noch Mühe, von ihm loszukommen. Sonst könnte er dich vor den Richter schleppen, der Richter dich dem Gerichtsdiener übergeben und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis werfen. Ich sage dir, du wirst von da nicht herauskommen, bevor du nicht den allerletzten Pfennig bezahlt hast.« Lehren - Wunder - GleichnisseZu eben dieser Zeit kamen einige und erzählten ihm von Galiläern, deren Blut Pilatus vergossen habe, wie sie gerade opferten. Er sprach zu ihnen: »Ihr meint wohl, diese Galiläer seien größere Sünder gewesen als alle anderen Galiläer, weil sie solches erlitten haben? Gewiß nicht, sage ich euch. Vielmehr: Wenn ihr euch nicht bekehrt, so werdet ihr alle ebenso zugrunde gehen. Oder meint ihr, es seien jene achtzehn, die durch den Einsturz des Turmes am Siloe den Tod gefunden, schuldiger gewesen als die anderen Bewohner Jerusalems? Durchaus nicht, sage ich euch. Wenn ihr euch nicht bekehrt, so werdet ihr alle ebenso zugrunde gehen.« Dann trug er ihnen dieses Gleichnis vor: »Jemand hatte einen Feigenbaum in seinem Weinberg stehen. Er kam und suchte daran Frucht, fand aber keine. Da sprach er zum Winzer: "Sieh, schon drei Jahre komme ich hierher und suche auf diesem Feigenbaum Frucht, finde aber keine. Hau ihn heraus! Wozu saugt er den Boden aus?' "Herr', erwiderte ihm jener, "laß ihn dieses Jahr noch stehen, ich will um ihn herum aufgraben und Dung einlegen; vielleicht bringt er in Zukunft doch noch Frucht; wo nicht, magst du ihn heraushauen lassen.'" Er lehrte irgendwo an einem Sabbat in einer Synagoge. Siehe, da war eine Frau, die schon achtzehn Jahre lang einen Krankheitsgeist hatte. Sie war gekrümmt und konnte sich nicht ganz aufrichten. Als Jesus sie erblickte, rief er sie zu sich her und sprach zu ihr: »Frau, du bist von deiner Krankheit befreit.« Er legte ihr die Hände auf, und sogleich richtete sie sich auf und lobte Gott. Doch voll Entrüstung, daß Jesus auch am Sabbat heile, sprach der Synagogenvorsteher zum Volk: »Sechs Tage sind zur Arbeit da; an diesen kommt und laßt euch heilen, doch nicht am Sabbattag!« Der Herr jedoch entgegnete ihm: »Ihr Heuchler, bindet denn nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Doch diese, eine Tochter Abrahams, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hält, sollte nicht am Sabbattag von dieser Fessel befreit werden dürfen?« Bei diesen Worten mußten sich alle seine Gegner schämen. Das ganze Volk jedoch ward voll Freude wegen all der großen Taten, die er vollbrachte. Dann sprach er: »Wem ist das Reich Gottes gleich? Womit soll ich es vergleichen? Es gleicht einem Senfkörnlein, das jemand in seinen Garten säte; es wuchs und ward zu einem großen Baume, so daß selbst die Vögel des Himmels in seinen Zweigen nisteten.« Und weiter sprach er: »Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es gleicht einem Sauerteig. Den nahm ein Weib und mengte ihn mit drei Maß Mehl, bis alles ganz durchsäuert war.« So ging er lehrend durch die Städte und die Dörfer und zog weiter auf dem Wege nach Jerusalem. Da fragte ihn jemand: »Herr, sind es wenige, die gerettet werden ?« Er sprach zu ihnen: »Bemüht euch, durch die enge Tür einzugehen. Ich sage euch: Es werden viele einzugehen suchen, jedoch es nicht vermögen. Wenn sich der Hausherr einmal erhoben und die Tür abgeschlossen hat, so werdet ihr draußen stehen, an die Tür klopfen und rufen: "Herr! Mach uns auf!" Doch er wird euch entgegnen: "Ich weiß nicht, woher ihr seid.' Dann werdet ihr erwidern: "Wir haben doch vor deinen Augen einst gegessen und getrunken; du hast auf unseren Straßen gelehrt.' Er aber wird [euch] erklären: "Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Hinweg von mir, all ihr Übeltäter!" Alsdann wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reiche Gottes, euch selber aber daraus ausgeschlossen seht. Von Osten und von Westen, von Norden und von Süden kommen sie und werden im Reiche Gottes zu Tische sitzen. Seht, es gibt Letzte, die Erste sind, und Erste, die Letzte sein werden.« Am selben Tage noch kamen Pharisäer, die zu ihm sagten: »Geh weg und zieh fort von hier, Herodes will dich töten.« Er aber sprach zu ihnen: »Geht und sagt diesem Fuchs: "Siehe, ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen noch heute und morgen; am dritten Tag erst bin ich fertig. Doch heute, morgen und am nächsten Tag muß ich wandern; es geht ja doch nicht an, daß ein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme.' Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten mordest und jene steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel; allein, ihr habt es nicht gewollt. Seht, euer Haus wird euch verbleiben. Jedoch ich sage euch: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis [die Zeit kommt, da] ihr sprecht: "Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!"« Wunder und Lehren - Echte NachfolgeAn einem Sabbat ging er einmal in das Haus eines angesehenen Pharisäers zum Essen; sie gaben auf ihn acht. Und siehe, da war vor ihm ein Mann, der wassersüchtig war. Und Jesus fragte die Gesetzeslehrer und die Pharisäer: »Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht?« Sie schwiegen. Da faßte er ihn an, heilte ihn und hieß ihn fortgehen. Sodann sprach er zu ihnen: »Wenn einem unter euch sein Sohn oder sein Ochs in einen Brunnen fällt, wird er ihn nicht sofort herausziehen, auch am Sabbattag?« Sie konnten ihm darauf nichts erwidern. Als er nun wahrnahm, wie sich die Geladenen die ersten Plätze suchten, trug er ihnen dieses Gleichnis vor: »Wenn du von jemand zur Hochzeit eingeladen bist, so suche dir nicht den ersten Platz heraus; es könnte ja ein Vornehmerer als du von jenem eingeladen sein. Käme alsdann der, der dich und ihn geladen hat, und sagte zu dir: "Mach diesem Platz!", so müßtest du mit Schande zum letzten Platz gehen. Bist du eingeladen, so gehe hin und setze dich auf den letzten Platz. Kommt dann dein Gastgeber und sagt zu dir: "Freund, rücke höher hinauf!", dann bist du vor allen deinen Tischgenossen geehrt. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.« Er sagte aber auch zu seinem Gastgeber: »Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl bereitest, so lade nicht deine Freunde und deine Brüder ein, auch nicht die Verwandten noch reiche Nachbarsleute; sonst laden sie dich wieder ein und halten so dich schadlos. Wenn du ein Gastmahl gibst, so lade vielmehr Bettler, Krüppel, Lahme, Blinde dazu ein. Alsdann wohl dir; denn diese können dich nicht schadlos halten, und es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.« Als einer von den Tischgenossen dies hörte, sprach er zu ihm: »Ja, selig, wer im Reiche Gottes speisen wird.« Darauf sprach er zu ihm: »Ein Mann bereitete ein großes Gastmahl und lud viele dazu ein. Als die Stunde des Mahles gekommen war, schickte er seinen Knecht aus und ließ den Eingeladenen sagen: "Kommt, es ist schon bereit!" Da fingen sie insgesamt an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: "Ich habe mir ein Gut gekauft und muß nun hin, mir es anzusehen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt!" Ein anderer sprach: "Ich habe fünf Paar Ochsen gekauft und gehe hin, diese zu erproben; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt!" Ein dritter sprach: "Ich habe mir ein Weib genommen und kann deshalb nicht kommen.' Der Knecht kam zurück und sagte dies seinem Herrn. Da ward der Hausherr zornig und befahl dem Knecht: "Gehe eilends auf die Straßen und Gassen der Stadt und hole die Bettler, Krüppel, Blinden, Lahmen hier herein.' "Herr', meldete der Knecht, "dein Befehl ist erfüllt; doch ist immer noch Platz übrig.' Da sprach der Herr zum Knechte: "Dann gehe an die Wege und die Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus ganz voll werde. Doch dies sage ich euch: Nicht einer jener Männer, die geladen waren, soll mein Mahl verkosten.'" Und große Scharen folgten ihm. Er wandte sich an sie und sprach zu ihnen: »Wenn einer zu mir kommt und Vater, Mutter, Weib und Kind, Brüder und Schwestern, ja, selbst sein eigenes Leben ihm nicht gleichgültig erscheinen, der kann nicht mein Jünger sein. Und wer sein Kreuz nicht trägt und mir nicht folgt, der kann nicht mein Jünger sein. Wenn einer von euch einen Turm erbauen will, setzt er sich dann nicht vorher hin, die Kosten zu berechnen, ob er auch die Mittel zur Ausführung habe? Wenn er den Grund legen würde und könnte den Bau nicht vollenden, so würden alle, die es sehen, ihn verspotten und sagen: "Der Mensch hat einen Bau begonnen, ihn aber nicht zu Ende führen können.' Oder, wenn ein König gegen einen anderen König zu Felde ziehen will, setzt er sich dann nicht vorher hin und überlegt, ob er mit Zehntausend dem entgegentreten kann, der mit Zwanzigtausend gegen ihn heranrückt? Vermag er es nicht, so schickt er, solange jener noch fern ist, eine Botschaft ab und bittet um Friedensbedingungen. So kann denn keiner unter euch mein Jünger sein, der nicht all seiner Habe entsagt. Das Salz ist etwas Gutes. Wenn aber sogar das Salz die Kraft verlieren würde, womit soll man es würzen? Es ist weder für den Boden noch für den Düngerhaufen brauchbar; man wirft es eben weg. Wer Ohren hat zu hören, höre!« GleichnisseEs kamen Zöllner und Sünder aller Art zu ihm, um ihn zu hören. Darüber murrten die Pharisäer und die Schriftgelehrten; sie sprachen: »Er nimmt sich der Sünder an und ißt mit ihnen.« Da trug er ihnen folgendes Gleichnis vor: »Wer von euch, der hundert Schafe hat und eins davon verliert, läßt nicht die neunundneunzig in der Steppe und geht dem verirrten nach, bis er es findet? Und hat er es gefunden, so nimmt er es voll Freude auf seine Schultern. Und wenn er dann nach Hause kommt, so ruft er seine Freunde und alle Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: "Freut euch mit mir; ich habe mein verirrtes Schaf wiedergefunden!" Ich sage euch: Geradeso wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die sich nicht zu bekehren brauchen. Oder welches Weib, das zehn Drachmen besitzt und eine davon verloren hat, zündet nicht ein Licht an, kehrt das Haus und sucht mit Sorgfalt, bis sie das Geld gefunden hat? Und hat sie es gefunden, so ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: "Freut euch mit mir; ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte.' Ebenso, sage ich euch, herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt.« Dann fuhr er fort: »Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere sprach zum Vater: "Vater, gib mir den Anteil des Vermögens, der mir zukommt.' Dieser teilte das Vermögen unter sie. Einige Tage später packte der jüngere Sohn all sein Gut zusammen und zog in ein fremdes Land. Dort verschwendete er sein Vermögen durch ein liederliches Leben. Als er alles durchgebracht hatte, entstand überall in jenem Lande schwere Hungersnot, und allmählich litt er bittere Not. Da ging er hin und drängte sich einem Bürger dieses Landes auf. Und dieser schickte ihn auf seine Felder, um dort die Schweine zu hüten. Zu gern hätte er nun seinen Magen mit den Schoten angefüllt, die die Schweine fraßen; doch niemand gab sie ihm. Da kam er wieder zur Besinnung, und er sprach: "Wie viele Taglöhner bei meinem Vater haben Brot im Überfluß, und ich komme hier vor Hunger um! Ich will mich aufmachen, zu meinem Vater gehen und ihm sagen: "Vater, ich habe gesündigt wider den Himmel und vor dir; ich bin nicht wert, dein Sohn zu heißen, halte mich nur wie einen deiner Taglöhner.' Da machte er sich auf und ging zu seinem Vater. Als er noch weit weg war, sah ihn schon sein Vater und ward von Mitleid gerührt. Er eilte ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Da sprach zu ihm der Sohn: "Vater, ich habe gesündigt wider den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.' Jedoch der Vater sagte seinen Knechten: "Holt schnell das beste Kleid und zieht es ihm an; gebt ihm einen Ring an die Hand und Schuhe an die Füße. Holt auch das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser mein Sohn war tot und lebt nun wieder; er war verirrt und ist jetzt wiedergefunden.' Und sie fingen an, ein Freudenmahl zu halten. Sein älterer Sohn war eben auf dem Felde. Als er auf dem Heimweg in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen Knecht herbei und fragte, was dies zu bedeuten habe. Er sagte ihm: "Dein Bruder ist gekommen; dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund zurückerhalten hat.' Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm gütlich zu. Er aber sprach zum Vater: "Sieh, schon so viele Jahre diene ich dir und habe noch niemals einen deiner Befehle übertreten. Doch mir hast du noch nie auch nur ein Böcklein überlassen, damit ich mit meinen Freunden hätte ein Festmahl halten können. Jetzt aber, da dein Sohn, der dein Vermögen mit Huren verpraßt hat, heimkommt, da hast du ihm das Mastkalb schlachten lassen.' Doch er entgegnete ihm: "Mein Sohn, du bist mit bei mir, und all das meinige ist dein. Jedoch wir mußten fröhlich sein und jubeln; denn dieser dein Bruder war tot und lebt jetzt wieder; er war verirrt und ist wieder aufgefunden worden.'" Gleichnisse - Die PharisäerUnd er erzählte weiterhin den Jüngern: »Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Dieser ward bei ihm beschuldigt, er verschleudere seine Güter. Er ließ ihn rufen und hielt ihm vor: "Was muß ich von dir hören? Gib Rechenschaft von deiner Verwaltung; du kannst nicht länger Verwalter sein.' Da dachte der Verwalter bei sich: "Was soll ich nun tun, weil mein Herr mir die Verwaltung nimmt ? Graben kann ich nicht; zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tue, damit die Leute mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich aus der Verwaltung entfernt bin.' Er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem anderen, zu sich kommen. Den ersten fragte er: "Wieviel bist du meinem Herrn schuldig?' Er gab zur Antwort: , Hundert Krüge Öl.' "Da hast du deinen Schuldschein', sagte er zu ihm, "setz dich jetzt hin und flugs schreibe fünfzig.' Einen anderen fragte er: "Wieviel bist du schuldig?' Er gab zur Antwort: "Hundert Malter Weizen.' Zu diesem sagte er: "Da hast du deinen Schuldschein, schreibe achtzig.' Der Herr lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt habe. Sind doch die Kinder dieser Welt klüger als die Kinder des Lichtes, soweit es sich um ihresgleichen handelt. Auch ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit man euch, wenn er zu Ende geht, in die ewigen Wohnungen aufnehme. Wer im Kleinsten getreu ist, ist auch im Großen getreu. Wer aber im Kleinsten ungetreu ist, der ist es auch im Großen. Wenn ihr mit dem ungerechten Mammon nicht getreu gewesen seid, wer wird euch das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr mit dem fremden Gute nicht getreu gewesen seid, wer wird euch dann den eigenen Besitz anvertrauen? Kein Knecht kann zwei Herren dienen: Entweder haßt er den einen und liebt den anderen, oder er hält sich zu dem einen und verachtet den anderen; ihr könnt nicht Gott und zugleich dem Mammon dienen. All dies hörten auch die geldgierigen Pharisäer und verhöhnten ihn. Er sprach zu ihnen: »Ihr gebt euch vor den Menschen als Gerechte aus; Gott aber kennt eure Herzen. Was den Menschen groß erscheint, ist vor Gott ein Greuel. Das Gesetz und die Propheten reichen bis auf Johannes; von da an wird das Gottesreich verkündigt; und jeder dringt mit Gewalt hinein. Eher werden aber der Himmel und die Erde untergehen, als daß auch nur ein Strichlein vom Gesetze fällt. Jeder, der sein Weib entläßt und eine andere heiratet, bricht die Ehe, und wer eine von dem Mann Entlassene heiratet, bricht ebenfalls die Ehe. Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und hielt alle Tage glänzende Gelage. Vor seiner Tür lag ein Armer namens Lazarus, mit Geschwüren ganz bedeckt. Wie gern hätte er mit dem, was vom Tische des Reichen abfiel, sich gesättigt [aber niemand gab es ihm]. Sogar die Hunde kamen und leckten an seinen Geschwüren. Da starb der Arme und wurde von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Doch auch der Reiche starb und ward [in die Hölle] begraben. Als er in der Hölle mitten in den Qualen seine Augen erhob, sah er in der Ferne Abraham und in dessen Schoß den Lazarus. Da rief er: "Vater Abraham! Erbarme dich meiner, sende den Lazarus, damit er seine Fingerspitze ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; ich leide große Qual in dieser Glut.' Abraham jedoch erwiderte: "Kind, bedenke, dir ist es in deinem Leben gut ergangen, dem Lazarus hingegen schlecht. Jetzt wird er hier getröstet, du aber wirst gepeinigt. Zu alledem gähnt zwischen uns und euch eine weite Kluft, damit keiner von hier zu euch hinüber kann und keiner von dort zu uns, selbst wenn er wollte.' Darauf sprach jener: "Dann bitte ich dich, Vater, sende ihn in mein väterliches Haus. Ich habe nämlich noch fünf Brüder. Die soll er warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.' Abraham indes entgegnete: "Sie haben Moses und die Propheten; auf diese sollen sie hören.' Doch er entgegnete: "Nein, Vater Abraham; wenn einer von den Toten zu ihnen käme, dann würden sie sich bekehren.' Er aber sprach zu ihm: "Wenn sie auf Moses und die Propheten nicht hören, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten auferstünde.'" Ärgernisse - Wunder - Das Reich GottesEr aber sprach zu seinen Jüngern: »Unmöglich ist es, daß Ärgernisse ausbleiben; wehe aber dem, durch den sie kommen! Besser ist es für ihn, wenn ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde, als daß er einem dieser Kleinen Anlaß zur Sünde gäbe. Habt aufeinander acht! Verfehlt sich dein Bruder, so stelle ihn zur Rede. Bereut er, vergib ihm! Auch wenn er siebenmal des Tages sich gegen dich verfehlte und siebenmal vor dir erscheinen und vor dir sagen sollte: "Es tut mir leid.' Vergib ihm.« Dann sagten die Apostel zum Herrn: »Vermehre unseren Glauben!« Der Herr jedoch erwiderte: »Wenn ihr nur Glauben hättet so groß wie ein Senfkörnlein, ihr könntet diesem Maulbeerbaum befehlen: "Entwurzle dich und pflanze dich ins Meer'; er würde euch gehorchen. Einer aus euch hat einen Knecht fürs Pflügen oder Hüten. Nun kommt er vom Felde heim; wird er da zu ihm sagen: "Komm doch gleich her und setze dich zu Tisch'? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: "Richte mir die Mahlzeit her, umgürte dich, bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; und danach kannst auch du essen und trinken?' Weiß er dem Knecht etwa Dank dafür, daß er getan hat, was ihm befohlen war? So sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was man euch befohlen hat, sagen: "Wir sind nichtsnutzige Knechte, wir haben nur getan, was wir schuldig waren.'" Auf seinem Wege nach Jerusalem zog er mitten durch Samaria und Galiläa hin. Da kamen ihm beim Eingang in ein Dorf zehn aussätzige Männer entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen laut: »Jesus, Meister, erbarme dich unser!« Als er sie sah, sprach er zu ihnen: »Geht hin und zeigt euch den Priestern!« Und auf dem Wege dahin wurden sie gereinigt. Ein einziger aus ihnen kehrte um, als er sah, daß er geheilt sei, und lobte Gott mit lauter Stimme. Er fiel ihm zu Füßen auf sein Antlitz und dankte ihm. Und dieser war ein Samariter. Da fragte Jesus: »Sind nicht alle zehn rein geworden? Wo sind die neun? So fand sich keiner, der umgekehrt wäre, um Gott die Ehre zu geben, als dieser Fremde?« Alsdann sprach er zu ihm: »Steh auf und geh; dein Glaube hat dich gerettet.« Da fragten ihn die Pharisäer: »Wann kommt das Reich Gottes?« Er sprach zu ihnen. »Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man es berechnen kann; man kann nicht sagen: Hier ist es oder dort. Nein, seht, das Reich Gottes ist mitten unter euch.« Dann sagte er zu seinen Jüngern: »Es werden Tage kommen, da ihr euch danach sehnen werdet, einen einzigen Tag des Menschensohnes zu erleben; doch ihr werdet ihn nicht erleben. Man wird euch sagen: "Siehe, dort ist er! Siehe, hier ist er!" Geht nicht dahin und lauft ihnen nicht nach! Denn wie der Blitzstrahl von einem Ende des Himmels bis zum anderen leuchtet, so wird es auch mit dem Menschensohn an seinem Tage sein. Zuvor jedoch muß er vieles leiden und von diesem Geschlechte verworfen werden. Wie es in den Tagen Noes war, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein. Man aß und trank, man nahm und gab zur Ehe bis zu dem Tage, da Noe in die Arche ging. Da kam die Sintflut und vertilgte alle. Es wird gehen wie zu Zeiten Lots: Man aß und trank, man kaufte und verkaufte, man pflanzte und baute. Am Tage aber, da Lot fortging aus Sodoma, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vertilgte alle. Geradeso wird es an dem Tage sein, an dem der Menschensohn sich offenbart. Wer an jenem Tage auf dem Dach ist und seine Sachen noch im Hause hat, der steige nicht herab, um sie zu holen. Wer auf dem Feld ist, der wende sich nicht rückwärts. Denkt an Lots Weib! Wer sein Leben für sich zu gewinnen sucht, wird es verlieren, und wer es verliert, wird es erhalten. Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei auf einem Lager sein: Der eine wird mitgenommen, der andere zurückgelassen werden. Zwei werden miteinander mahlen: Die eine wird mitgenommen, die andere zurückgelassen werden.« [Zwei werden auf dem Felde sein: Der eine wird mitgenommen, der andere zurückgelassen werden.] Sie fragten ihn: »Wo, Herr?« Er sprach zu ihnen: »Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.« Gleichnisse - Lehren - Wunder - Dritte LeidensankündigungEr zeigte ihnen dann in einem Gleichnis, daß man andauernd beten müsse und nicht nachlassen dürfe. Er sprach: »In einer Stadt lebte einst ein Richter, der Gott nicht fürchtete und nach Menschen nichts fragte. In derselben Stadt lebte auch eine Witwe. Sie ging zu ihm und bat: "Schaffe mir Recht gegen meinen Dränger!" Er wollte eine Zeitlang nicht. Dann sagte er sich: "Ich fürchte zwar Gott nicht und frage auch nichts nach den Menschen; doch dieser Witwe will ich zu ihrem Recht verhelfen, weil sie mir lästig fällt. Am Ende kommt sie noch und fährt mir ins Gesicht.'" Der Herr sprach weiter: »Hört, was der ungerechte Richter sagt! Da sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, nicht zu ihrem Recht verhelfen und sollte sie so lange warten lassen? Ja, ich versichere euch: Plötzlich wird er ihnen Recht verschaffen. Doch wird der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf Erden finden?« Einigen, die sich für gerecht ansahen und die anderen verachteten, trug er dieses Gleichnis vor: »Zwei Menschen gingen in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer und der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich gerade hin und betete also bei sich: "O Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die anderen Menschen, wie die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.' Der Zöllner aber blieb weit hinten stehen und wagte nicht einmal, die Augen zum Himmel zu erheben; er schlug an seine Brust und betete: "Gott, sei mir Sünder gnädig!" Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause, jener nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.« Man brachte zu ihm Kinder, daß er sie berühre. Als dies die Jünger sahen, fuhren sie sie hart an. Doch Jesus rief sie zu sich her und sprach: »Lasset die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht; für solche ist das Reich Gottes! Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, kommt nicht hinein.« Ein Vorsteher richtete an ihn die Frage: »Guter Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu erwerben?« Und Jesus sprach zu ihm: »Was nennest du mich "gut'? Gut ist Gott allein. Du kennst die Gebote: "Du sollst nicht ehebrechen', "du sollst nicht töten', "du sollst nicht stehlen', "du sollst kein falsches Zeugnis geben', "du sollst Vater und Mutter ehren.'" Doch dieser sprach: »All das habe ich von Jugend auf so gehalten.« Als Jesus dies hörte, sagte er zu ihm: »Eines fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es den Armen, du wirst dann einen Schatz im Himmel haben. Dann komm und folge mir!« Als er das vernahm, ward er ganz traurig; war er doch reich. Als Jesus ihn so sah, sprach er: »Wie schwer kommen doch die Reichen in das Reich Gottes. Viel leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Reich Gottes.« Da fragten seine Hörer: »Wer kann da noch gerettet werden?« Er sprach: »Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist möglich bei Gott.« Da sagte Petrus: »Siehe, wir haben unser Eigentum verlassen und sind dir nachgefolgt.« Er sprach zu ihnen: »Wahrlich, ich sage euch: Es gibt keinen, der um des Reiches Gottes willen Haus und Weib, Brüder, Eltern oder Kinder verläßt und nicht viel mehr erhält in dieser Welt und in der anderen Welt das ewige Leben.« Dann rief er die Zwölf zu sich her und sprach zu ihnen: »Seht, wir ziehen nach Jerusalem hinauf, und alles wird in Erfüllung gehen, was die Propheten vom Menschensohn geschrieben haben: Er wird den Heiden ausgeliefert, verspottet, mißhandelt und angespieen werden; sie werden ihn geißeln und ihn töten, doch am dritten Tage wird er auferstehen.« Sie verstanden aber nichts davon; die Rede war für sie dunkel, und sie begriffen nicht, was er damit sagen wollte. Er näherte sich Jericho; am Weg saß ein Blinder und bettelte. Dieser hörte, wie das Volk vorbeizog, und fragte, was dies zu bedeuten habe. Man sagte ihm: »Jesus von Nazareth geht vorüber.« Da rief er: »Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!« Die vorausgingen, fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie nur um so lauter: »Sohn Davids, erbarme dich meiner!« Da blieb Jesus stehen und ließ ihn zu sich führen. Er kam her, und Jesus fragte ihn: »Was soll ich dir tun?« Er bat: »Herr, ich möchte sehen können.« Und Jesus sprach zu ihm: »Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen.« Und er konnte sogleich sehen, pries Gott und folgte ihm. Auch alles Volk, das zugesehen hatte, lobte Gott. Zachäus - Gleichnis - Einzug in Jerusalem - TempelreinigungEr kam nach Jericho und zog hindurch. Da war ein Mann, der Zachäus hieß, er war ein Oberzöllner und reich. Er hätte gern gesehen, wer Jesus sei; allein der Menge wegen war es ihm nicht möglich, denn er war klein von Gestalt. Deshalb lief er voraus, stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn zu sehen; Jesus mußte nämlich dort vorüberkommen. Als Jesus an die Stelle kam, blickte er empor und sprach zu ihm: »Zachäus, steige schnell herab, denn heute muß ich in deinem Hause bleiben.« Da stieg er schnell herab und nahm ihn voll Freude auf. Doch alle, die es sahen, murrten; sie sprachen: »Bei einem Sünder ist er eingekehrt.« Zachäus aber trat vor ihn und sprach zum Herrn: »Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und habe ich jemand übervorteilt, gebe ich es vierfach wieder zurück.« Und Jesus sprach zu ihm: »Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren war.« Und vor denselben Zuhörern fügte er ein Gleichnis an, war er doch nahe bei Jerusalem, und jene meinten, daß jetzt gleich das Reich Gottes erscheinen müsse. Er sagte also: »Ein Mann von edler Abkunft zog in ein fernes Land. Er wollte sich dort die Königswürde erlangen und danach wieder heimwärts ziehen. Er rief seine zehn Knechte zu sich her und gab ihnen zehn Minen und sprach zu ihnen: "Treibt damit Handel, bis ich wiederkomme.' Seine Mitbürger aber waren ihm feind; sie schickten ihm Gesandte nach und ließen sagen: "Den wollen wir nicht zu unserem Könige haben.' Doch als er nach erlangter Königswürde zurückkehrte, ließ er die Knechte, denen er das Geld gegeben hatte, rufen, um zu erfahren, was ein jeder für Geschäfte gemacht habe. Der erste kam und sprach: "Herr, deine Mine hat noch zehn Minen hinzugewonnen.' Er sprach zu ihm: "Recht so, guter Knecht, weil du im Geringen getreu gewesen bist, sollst du Herr sein über zehn Städte.' Der zweite kam und sprach: "Herr, deine Mine hat noch fünf Minen hinzugewonnen.' Zu diesem sprach er gleichfalls: "Auch du sollst über fünf Städte gebieten.' Ein dritter kam und sagte: Herr, siehe, da ist deine Mine; ich habe sie im Schweißtuch aufbewahrt. Ich hatte Angst vor dir; du bist ein strenger Mann, du erhebst, wo du nicht angelegt, und erntest, wo du nicht gesät hast.' Er sprach zu ihm: "Mit deinen eigenen Worten will ich dich verdammen, nichtswürdiger Knecht! Du hast gewußt, daß ich ein strenger Mann bin, daß ich erhebe, wo ich nicht angelegt, und ernte, wo ich nicht gesät habe. Warum hast du mein Geld nicht auf die Bank gebracht? Dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen abheben können.' "Nehmt ihm die Mine', sagte er zu den Umstehenden, "und gebt sie dem, der die zehn Minen hat.' Doch diese sagten zu ihm: "Herr, er hat ja schon zehn Minen.' "Ich sage euch: Jedem, der hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er besitzt. Doch jene, meine Feinde, die nicht wollten, daß ich König sei, bringt her und haut sie vor meinen Augen nieder!"« Nach diesen Worten ging er wiederum voran und zog nach Jerusalem hinauf. So kam er in die Nähe von Bethphage und Bethanien am sogenannten Ölberg. Er sandte zwei von seinen Jüngern mit dem Auftrag fort: »Geht in das Dorf, das vor euch liegt. Am Eingang findet ihr ein Füllen angebunden, worauf noch niemals jemand saß. Bindet dieses los und bringt es her! Und sollte jemand zu euch sagen: "Warum bindet ihr es los?', dann saget: "Weil der Herr es braucht.'" Die Abgesandten gingen hin und fanden es so, wie er es ihnen gesagt hatte. Als sie das Füllen losbanden, da fragte sie dessen Eigentümer: »Warum bindet ihr das Füllen los?« Sie sprachen: »Weil der Herr es braucht.« Sie führten es zu Jesus und legten ihre Kleider auf das Füllen und hoben Jesus hinauf. Und wie er so dahinzog, breiteten sie ihre Kleider auf den Weg. Schon war er nahe der Stelle, wo es am Ölberg abwärts geht, da begann die ganze Jüngerschar voll Freude mit lauter Stimme Gott zu preisen wegen all der Wundertaten, die sie gesehen hatten. Sie riefen: »Gepriesen sei der König, der im Namen des Herrn kommt. Friede ist im Himmel, Ehre in der Höhe.« Doch einige der Pharisäer, die in der Menge waren, sagten ihm: »Meister, wehre deinen Jüngern!« Er aber sprach: »Ich sage euch: Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien.« Als er sich der Stadt näherte und diese vor sich liegen sah, weinte er über sie und sprach: »Wenn doch auch du erkanntest, und zwar an diesem deinem Tage, was dir zum Frieden dient! So aber ist es vor deinen Augen verborgen. Es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde rings um dich her einen Wall aufwerfen, dich ringsum einschließen und dich von allen Seiten bedrängen werden. Sie werden dich und deine Kinder in deinen Mauern auf den Boden schmettern und keinen Stein in dir auf dem anderen lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.« Dann ging er in den Tempel und trieb die Händler hinaus, wobei er ihnen zurief: »Es steht geschrieben: "Mein Haus soll ein Bethaus sein'; "doch ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.'" Er lehrte täglich im Tempel. Die Oberpriester und die Schriftgelehrten und auch die Führer des Volkes trachteten ihm nach dem Leben. Doch konnten sie ihm nichts anhaben; das ganze Volk hing ja an ihm, wenn es ihn hörte. StreitredenUnd eines Tages, als er das Volk im Tempel lehrte und die frohe Botschaft verkündete, näherten sich ihm die Oberpriester und die Schriftgelehrten sowie die Ältesten und fragten ihn: »Sag uns: Mit welcher Vollmacht tust du dies? Oder wer hat dir das Recht dazu gegeben?« Er aber sprach zu ihnen: »Auch ich will euch etwas fragen: Sagt mir: Ist die Taufe des Johannes vom Himmel gekommen oder von den Menschen?« Da überlegten sie bei sich: »Sagen wir: "vom Himmel', so wird er fragen: "Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?' Und sagen wir: "von Menschen', dann wird das ganze Volk uns steinigen; es ist ja überzeugt, daß Johannes ein Prophet war.« Da gaben sie ihm zur Antwort, sie wüßten nicht, woher. Und Jesus sprach zu ihnen: »Dann sage auch ich euch nicht, mit welcher Vollmacht ich dies tue.« Er trug darauf dem Volke dieses Gleichnis vor: »Jemand pflanzte einen Weinberg und gab ihn an Winzer in Pacht. Dann ging er geraume Zeit außer Landes. Als die Zeit gekommen, schickte er einen Knecht zu den Winzern, sie sollten ihm den Anteil vom Ertrag des Weinbergs abliefern. Jedoch die Winzer schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen heim Da schickte er noch einen zweiten Knecht, jedoch auch diesen schlugen sie, beschimpften ihn und jagten ihn mit leeren Händen fort. Er schickte dann noch einen dritten; diesen schlugen sie sogar blutig und warfen ihn hinaus. Da sprach der Herr des Weinbergs: "Was fange ich nun an? Ich will meinen lieben Sohn hinschicken; vor diesem werden sie wohl Achtung haben.' Doch als die Winzer ihn erblickten, besprachen sie sich und sagten: "Das ist der Erbe. Laßt uns ihn töten; dann gehört das Erbe uns.' Sie warfen ihn zum Weinberg hinaus und brachten ihn ums Leben. Was wird nun wohl der Herr des Weinbergs mit ihnen tun? Er wird kommen und die Winzer töten und seinen Weinberg anderen verpachten.« Als sie dies hörten, sagten sie: »Möge solches nimmermehr geschehen.« Er aber blickte sie fest an und sprach: »Was bedeutet denn das Schriftwort: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Schlußstein geworden'? Jeder, der auf diesen Stein auffällt, wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen.« Die Schriftgelehrten und die Oberpriester suchten noch in derselben Stunde Hand an ihn zu legen, allein sie fürchteten das Volk. Sie hatten nämlich erkannt, daß dieses Gleichnis ihnen gelte. Sie ließen ihn nun scharf beobachten und schickten Späher aus, die sich den Schein rechtschaffener Leute geben sollten, damit sie ihn an einem Worte fassen könnten. Dann wollten sie ihn der Obrigkeit und der Gewalt des Statthalters ausliefern. Sie fragten ihn: »Meister, wir wissen, du redest und lehrst recht; du siehst nicht auf die Stellung der Menschen und lehrst Gottes Weg in Wahrheit. Ist es uns erlaubt, daß wir dem Kaiser Steuer zahlen oder nicht?« Doch er durchschaute die Arglist und sprach zu ihnen: [Warum versucht ihr mich?] »Zeigt mir einen Denar! Wessen Bild und Zeichen trägt er?« Sie gaben ihm zur Antwort: »Das des Kaisers.« Da sagte er zu ihnen: »So gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist.« Und so gelang es ihnen nicht, ihn in einem Ausspruch vor dem Volke zu fassen. Und sie schwiegen voll Verwunderung über seine Antwort. Dann kamen einige aus den Sadduzäern - diese leugnen, daß es eine Auferstehung gebe -. Sie fragten ihn: »Meister, bei Moses steht geschrieben: "Wenn der Bruder irgendjemands stirbt, der zwar ein Weib, doch keine Kinder hatte, dann soll der Bruder dessen Weib heiraten und seinem Bruder Nachkommen erwecken.' Da waren sieben Brüder. Der erste nahm ein Weib, doch er starb kinderlos. Darauf nahm sie der zweite und ebenso der dritte, schließlich alle sieben; sie starben alle, ohne daß sie Kinder hinterlassen hätten. Zuletzt starb auch das Weib. Wessen Weib wird sie nun bei der Auferstehung sein? Denn alle sieben haben sie zum Weib gehabt.« Und Jesus sprach zu ihnen: »Die Kinder dieser Welt heiraten und werden verheiratet. Die aber, die jener Welt und der Auferstehung von den Toten gewürdigt werden, heiraten nicht und werden nicht verheiratet. Auch können sie dann nicht mehr sterben, sie sind engelgleich und Kinder Gottes, weil sie Kinder der Auferstehung sind. Daß aber die Toten wirklich auferstehen, das hat auch Moses angedeutet an der Stelle vom Dornbusch, wo er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Gott ist kein Gott der Toten, sondern der Lebendigen; denn alle leben für ihn.« Da sagten einige der Schriftgelehrten: »Meister, du hast gut gesprochen.« Sie wagten es von nun an nicht mehr, ihm eine Frage vorzulegen. Und er fragte sie: »Wie kann man sagen, Christus sei der Sohn Davids? Sagt David selber doch im Buche der Psalmen: "Es sprach der Herr zu meinem Herrn: ´Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel dir zu Füßen lege.' So nennt ihn David also "Herr'; wie kann er alsdann sein Sohn sein?« Und während noch das ganze Volk zuhörte, sagte er zu seinen Jüngern: »Hütet euch vor den Schriftgelehrten. Sie lieben es, in langen Kleidern einherzugehen, auf den öffentlichen Plätzen gegrüßt zu werden, die Ehrensitze in den Synagogen einzunehmen und bei Mählern die Ehrenplätze. Sie verprassen die Häuser der Witwen und sagen nur zum Schein dafür lange Gebete her. Eine furchtbare Strafe erwartet diese.« Weissagung vom Ende der Welt - Wiederkunft ChristiUnd als er aufblickte, sah er, wie Reiche ihre Gaben in den Opferkasten warfen. Er sah auch, wie eine arme Witwe nur zwei Heller einwarf. Er sprach: »Wahrhaftig sage ich euch: Diese bettelarme Witwe hat mehr als alle anderen hineingeworfen. Denn alle anderen warfen nur von ihrem Überfluß zu den Gaben Gottes ein, sie aber gab von ihrer Armut alles, was sie zum Leben hatte.« Als einige vom Tempel sagten, er sei mit kostbaren Steinen und mit Weihgeschenken geschmückt, da sprach er: »Es werden Tage kommen, da von dem, was ihr hier seht, kein Stein mehr auf dem anderen bleibt, der nicht abgebrochen werden wird.« Da fragten sie ihn: »Meister, wann wird dies geschehen, und welches wird das Zeichen sein, wann dies zu geschehen anfängt?« Da sagte er: »Seht zu, daß euch niemand verführe. Viele werden unter meinem Namen kommen und behaupten: "Ich bin es; gekommen ist die Zeit.' Lauft ihnen ja nicht nach! Wenn ihr von Krieg und Umsturz hört, dann laßt euch nicht erschrecken. Denn dies muß zuerst geschehen, jedoch ist das Ende noch nicht gleich da.« Und er fuhr fort: »Volk wird sich gegen Volk erheben und Reich gegen Reich. Gewaltige Erdbeben, Pest und Hunger wird es an vielen Orten geben. Schreckbilder und fürchterliche Zeichen werden am Himmel erscheinen. Vor all dem aber wird man an euch Hand anlegen; man wird euch verfolgen, euch an die Synagogen und Gefängnisse überliefern, vor Könige und Statthalter euch schleppen um meines Namens willen. Doch dies wird euch zum Zeugnis werden. Dann nehmt euch vor, nicht schon im voraus euch zu sorgen, wie ihr euch verteidigen werdet; ich werde euch Beredsamkeit und Weisheit geben, der von allen euren Gegnern keiner widerstehen noch widersprechen kann. Ihr werdet sogar von Eltern und Brüdern ausgeliefert werden und von Verwandten und Freunden, und manche aus euch wird man töten. Von allen werdet ihr um meines Namens willen gehaßt werden. Und doch soll euch nicht ein Haar von eurem Haupte verlorengehen. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr euer Leben gewinnen. Wenn ihr Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann erkennt, daß seine Verödung sich genaht hat. Dann fliehe, wer in Judäa ist, ins Gebirge, wer in der Stadt ist, gehe fort, und wer auf dem Lande ist, gehe nicht in die Stadt. Denn das sind die Tage der Rache, da alles in Erfüllung gehen soll, was geschrieben steht. Doch wehe den Frauen, die in jenen Tagen ein Kindlein unterm Herzen oder an der Brust tragen. Denn große Drangsal wird im Lande herrschen, und ein Gericht des Zornes wird dieses Volk treffen. Sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und in Gefangenschaft zu allen Heidenvölkern geführt werden. Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden abgelaufen sind. An Sonne, Mond und Sternen werden Zeichen sein; auf Erden Angst, Bestürzung bei den Völkern ob des Tosens und Brausens der Meereswogen. Die Menschen werden vergehen vor Bangen in Erwartung dessen, was über den Erdkreis kommen soll. Die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Man wird den Menschensohn auf einer Wolke mit Macht und großer Herrlichkeit kommen sehen. Wenn dieses anfängt zu geschehen, dann richtet euch auf, erhebt eure Häupter: Eure Erlösung naht.« Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: »Betrachtet den Feigenbaum und alle anderen Bäume! Wenn ihr wahrnehmt, daß sie ausschlagen, so wisset ihr von selbst, daß der Sommer nahe ist. So sollt ihr, wenn ihr all dies geschehen seht, auch erkennen, daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis all dies geschehen wird. Himmel und Erde werden vergehen, doch meine Worte werden nicht vergehen. So hütet euch, mit Schwelgen, mit Trunkenheit und mit irdischen Sorgen euer Herz zu belasten, so daß jener Tag unvermutet euch überfalle gleichwie eine Schlinge. Er wird über alle kommen, die irgendwo auf der ganzen Erde wohnen. So seid denn allezeit wachsam und betet, daß ihr imstande seid, all dem, was kommen wird, zu entgehen und vor dem Menschensohn zu erscheinen.« Tagsüber lehrte er im Tempel; des Abends ging er dann hinaus und übernachtete auf dem sogenannten Ölberg. In der Morgenfrühe strömte alles Volk zu ihm in den Tempel, um ihn zu hören. Letztes Abendmahl - Das Leiden JesuDer Festtag der Ungesäuerten Brote, den man Paschah heißt, war nahe. Die Oberpriester und die Schriftgelehrten suchten nach einer passenden Gelegenheit, wie sie Jesus töten könnten; allein sie fürchteten das Volk. Da fuhr Satan in Judas, der Iskariot heißt; er gehörte zu der Zahl der Zwölf. Er ging hin und verhandelte mit den Oberpriestern und den Hauptleuten, wie er ihn an sie überliefern könnte. Und diese freuten sich und wurden einig, ihm Geld zu bieten. Er sagte zu und suchte eine günstige Gelegenheit, ihn unauffällig an sie auszuliefern. Es kam der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem man das Osterlamm zu schlachten hatte. Er sandte Petrus und Johannes mit dem Auftrag fort: »Geht und bereitet uns das Ostermahl, daß wir es essen.« Sie fragten ihn: »Wo willst du, daß wir es bereiten?« Er sprach zu ihnen: »Seht, wenn ihr in die Stadt kommt, wird euch ein Mann mit einem Wasserkrug begegnen. Folgt ihm in das Haus, in das er geht, und sagt zu dem Herrn des Hauses: "Der Meister läßt dich fragen: Wo ist das Gemach, in dem ich mit meinen Jüngern das Ostermahl halten kann?' Er wird euch ein großes Obergemach zeigen, das mit Polstern ausgestattet ist, daselbst bereitet es.« Sie gingen weg und fanden es so, wie er ihnen gesagt hatte, und sie bereiteten das Ostermahl. Als dann die Stunde gekommen war, setzte er sich mit den zwölf Aposteln zu Tisch. Er sprach zu ihnen: »Sehnlichst hat es mich danach verlangt, dieses Ostermahl mit euch zu halten, bevor ich leide. Ich sage euch: Ich werde es nicht mehr essen, bis es erfüllt ist im Reiche Gottes.« Dann nahm er einen Kelch, dankte und sprach: »Nehmt hin und teilt ihn unter euch! Ich sage euch: Von jetzt an werde ich nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt.« Dann nahm er Brot, dankte, brach es und gab es ihnen mit den Worten: »Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Andenken!« Desgleichen nahm er nach dem Mahle auch den Kelch und sprach: »Dies ist der Kelch, der Neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird. Doch seht: Die Hand des Verräters ist mit mir auf dem Tische. Der Menschensohn geht zwar hin, wie es bestimmt ist, doch wehe jenem Menschen, durch den er verraten wird.« Da fragten sie einander, wer aus ihnen der sein könnte, der das tun wolle. Auch gab es bei ihnen Streit darüber, wer unter ihnen der Größte sei. Er sprach zu ihnen: »Die Könige der Heidenvölker wollen über sie den Herrn spielen; ihre Mächtigen lassen sich "Wohltäter' nennen. Bei euch soll es aber nicht so sein; vielmehr der Größte unter euch soll wie der Jüngste, der Vorsteher wie der Diener werden. Wer ist denn größer? Der zu Tische sitzt oder der aufwartet? Doch wohl der, der zu Tische sitzt. Ich aber bin bei euch als Diener. Ihr habt in meinen Prüfungen mit mir ausgeharrt. Und so bestimme ich euch das Reich, so wie mein Vater es mir bestimmt hat. Ihr sollt in meinem Reich an meinem Tisch essen und trinken; ihr sollt auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels regieren.« [Der Herr fuhr fort:] »Simon, Simon, siehe, der Satan hat verlangt, daß er euch sieben dürfe wie Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht versage. Du hinwieder stärke, wenn du dich wiedergefunden hast, deine Brüder.« Dieser sprach zu ihm: »Herr, ich bin bereit, mit dir in den Kerker und in den Tod zu gehen.« Doch er entgegnete: »Ich sage dir, Petrus, heute nacht noch, vor dem Hahnenschrei, wirst du es dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.« Alsdann sprach er zu ihnen: »Als ich euch aussandte ohne Beutel, ohne Sack und Schuhe, habt ihr an irgend etwas Mangel leiden müssen?« Sie erwiderten: »Nein, an nichts.« »Nun aber«, fuhr er fort, »soll der, der einen Beutel hat, ihn an sich nehmen, desgleichen auch, wer einen Sack besitzt; wer aber das nicht hat, verkaufe seinen. Mantel und kaufe sich dafür ein Schwert. Ich sage euch: An mir muß das Schriftwort erfüllt werden: "Er wird den Übeltätern zugerechnet.' Mit mir geht es zu Ende". Da sagten sie: »Sieh, Herr, hier sind zwei Schwerter.« »Genug hiervon«, antwortete er ihnen. Danach ging er hinaus und begab sich wie gewöhnlich an den Ölberg. Und seine Jünger folgten ihm. Als er dort ankam, sagte er zu ihnen: »Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet.« Alsdann ging er von ihnen etwa einen Steinwurf weit hinweg und kniete nieder und betete: »Vater, wenn du diesen Kelch an mir vorübergehen lassen wolltest. - Jedoch nicht mein Wille geschehe, sondern der deine.« Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Als er sodann innerlich mit sich rang, betete er noch inniger. Sein Schweiß glich Blutstropfen, die auf die Erde rieselten. Dann stand er vom Gebet auf und ging zu seinen Jüngern und fand sie vor Traurigkeit schlafend. Er sprach zu ihnen: »Wie, ihr schlaft? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt.« Noch sprach er so, als schon ein Haufe kam, und einer von den Zwölfen, Judas, ging vor ihnen her. Er schritt auf Jesus zu, um ihn zu küssen. Und Jesus sprach zu ihm: »Judas, mit einem Kusse verrätst du den Menschensohn?« Als die, die bei ihm waren, sahen, was da kommen werde, riefen sie: »Herr, sollen wir mit dem Schwerte dreinschlagen?« Und einer aus ihnen schlug nach einem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Doch Jesus sprach: »Laßt ab! Nicht weiter!« Alsdann berührte er das Ohr und heilte es. Und Jesus sprach zu den Oberpriestern und zu den Hauptleuten der Tempelwache und zu den Ältesten, die an ihn herangetreten waren: »Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und mit Prügeln. Tag für Tag war ich bei euch im Tempel, und dennoch habt ihr nicht Hand an mich gelegt. Doch dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.« Sie nahmen ihn gefangen und führten ihn hinweg und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Und Petrus folgte ihm von fern. Man hatte mitten in dem Hof ein Feuer angezündet und sich ringsum gesetzt. Auch Petrus setzte sich hinzu. Da sah ihn, wie er im Lichtschein dasaß, eine Magd; sie blickte ihn scharf an und sprach: »Der da war auch bei ihm.« Er leugnete und sprach: »Weib, ich kenne ihn nicht.« Doch kurz darauf erblickte ihn jemand anders und sagte: »Auch du gehörst zu ihnen.« Und Petrus sprach: »Nein, Mensch!« Nach einer Stunde ungefähr versicherte ein anderer: »Wahrhaftig, der war auch bei ihm; er ist ein Galiläer.« »Mensch, ich begreife nicht, was du sagst«, sprach Petrus. Da, wie er noch am Reden war, krähte schon ein Hahn. Jetzt wandte sich der Herr um und blickte Petrus an. Und nun erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: »Noch vor dem Hahnenschrei wirst du mich heute dreimal verleugnet haben.« Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Die Männer, die ihn gefangenhielten, verspotteten und schlugen ihn. Sie verhüllten ihn und fragten: »Sag an, wer ist es, der dich geschlagen hat?« Sie stießen wider ihn noch viele andere Lästerungen aus. Als es Tag geworden war, versammelten sich die Ältesten des Volkes, die Oberpriester und die Schriftgelehrten; sie ließen ihn in ihren Sitzungssaal bringen und sprachen: »Wenn du der Christus bist, alsdann sage es uns.« Er sprach zu ihnen: »Wenn ich es euch sagen würde, würdet ihr dennoch nicht glauben; wenn ich euch fragen würde, so würdet ihr mir keine Antwort geben und mich nicht freilassen. Von nun an aber wird der Menschensohn zur Rechten des allmächtigen Gottes sitzen.« Da fragten alle: »Also bist du der Sohn Gottes?« Er sprach zu ihnen: »Ihr sagt, daß ich es bin.« Und sie erwiderten. »Wozu brauchen wir ein Zeugnis? Wir selbst haben es aus seinem eigenen Munde vernommen.« LeidensgeschichteDa erhob sich die ganze Schar und führte ihn zu Pilatus und begann, ihn anzuklagen: »Wir fanden, daß er unser Volk aufwiegelt, denn er verbietet, dem Kaiser Steuern zu bezahlen, und gibt sich für den Christus, für den König aus.« Da fragte ihn Pilatus: »Bist du der König der Juden?« Er sprach zu ihm: »Das sagst nur du.« Pilatus sprach zu den Oberpriestern und der Menge: »Ich finde keine Schuld an diesem Menschen.« Da riefen sie noch ungestümer: »Er bringt das Volk in Aufruhr dadurch, daß er im ganzen Judenlande lehrt, von Galiläa an bis hierher.« Als dies Pilatus hörte, fragte er, ob dieser Mensch ein Galiläer sei. Als er vernahm, er sei aus dem Gebiete des Herodes, schickte er ihn zu Herodes, der sich in jenen Tagen gleichfalls in Jerusalem aufhielt. Herodes freute sich sehr, als er Jesus sah. Denn längst hätte er ihn gern gesehen, weil er von ihm gehört hatte und hoffte, eine Wundertat von ihm zu sehen. Er richtete an ihn viele Fragen. Doch Jesus gab ihm keine Antwort. Die Oberpriester aber und die Schriftgelehrten standen nahe dabei und klagten ihn leidenschaftlich an. Herodes aber verhöhnte ihn samt seinem Gefolge. Zum Spott ließ er ihm ein weißes Kleid anziehen und schickte ihn so dem Pilatus zurück. An demselben Tage wurden Herodes und Pilatus Freunde; denn vorher waren sie einander feind gewesen. Pilatus ließ darauf die Oberpriester, die Mitglieder des Hohen Rates und das Volk zusammenrufen und sprach zu ihnen: »Ihr habt mir diesen Mann gebracht, weil er das Volk aufwiegeln soll. Doch seht, ich habe ihn in eurer Gegenwart verhört, allein keine einzige eurer Anklagen gegen diesen Mann begründet gefunden, Herodes gleichfalls nicht; denn er hat ihn wieder zu uns zurückgesandt. Seht, nichts, was den Tod verdienen würde, ward ihm nachgewiesen. So will ich ihn denn züchtigen lassen und dann freigeben.« Er mußte nämlich auf den Festtag ihnen einen Gefangenen freigeben. Doch alsbald schrie der ganze Haufen: »Hinweg mit dem! Gib uns den Barabbas frei!« Dieser lag gefangen wegen eines Aufruhrs in der Stadt und wegen eines Totschlags. Pilatus redete ihnen nochmals zu; denn er wollte Jesus freigeben. Doch diese schrien: »Ans Kreuz! Ans Kreuz mit ihm !« Und er fragte sie zum drittenmal: »Was hat er denn Böses getan? Ich finde nichts an ihm, was den Tod verdienen würde. Ich will ihn also züchtigen lassen und dann freigeben.« Sie aber forderten nur noch ungestümer mit lautem Schreien seine Kreuzigung, und ihr Geschrei drang durch. Darauf entschied Pilatus, ihr Verlangen solle erfüllt werden. Dann gab er ihnen den frei, der des Aufruhrs und des Totschlages wegen im Gefängnis lag, und den sie sich gefordert hatten; Jesus aber gab er ihrem Willen preis. Als sie ihn abführten, hielten sie einen gewissen Simon von Cyrene, der vom Felde kam, an und beluden ihn mit dem Kreuze, daß er es Jesu nachtrage. Eine große Menge Volkes lief hintendrein, auch Frauen, die ihn beweinten und beklagten. Und Jesus wandte sich zu ihnen um und sprach: »Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, weint über euch und eure Kinder! Seht, es kommen Tage, da man sagen wird: "Selig sind die Unfruchtbaren, deren Schoß nicht geboren und deren Brust nicht genährt hat.' Da wird man zu den Bergen sagen: "Fallet über uns!" und zu den Hügeln: "Bedecket uns!" Wenn dies am grünen Holze geschieht, was wird dann am dürren geschehen?« Auch zwei Verbrecher führte man mit ihm zur Hinrichtung hinaus. Als sie an den Ort, der Schädelstätte heißt, gekommen waren, schlugen sie ihn ans Kreuz, desgleichen die Verbrecher, den einen zu seiner Rechten und den anderen zu seiner Linken. Und Jesus betete: »Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.« Alsdann verteilten sie seine Kleider unter sich, indem sie das Los darüber warfen. Das Volk stand da und schaute zu. Da spotteten auch die Mitglieder des Hohen Rates: »Andere hat er gerettet; er rette sich nun selber, wenn er der Christus Gottes, der Auserwählte, ist.« Auch die Soldaten höhnten ihn. Sie traten her, reichten ihm Essig und sagten: »Wenn du der König der Juden bist, so rette dich.« Und über ihm war eine Inschrift in griechischen, lateinischen und hebräischen Buchstaben: »Der Judenkönig.« Auch einer der Verbrecher, die am Kreuze hingen, lästerte ihn: »Bist du nicht der Messias? Rette dich und uns!« Der andere indes verwies es ihm und sprach: »Fürchtest auch du Gott nicht, obwohl du selbst die gleiche Strafe leidest? Wir allerdings mit Recht; denn wir empfangen die gerechte Strafe für unsere Taten, doch dieser hat nichts Böses getan.« Er bat: »Jesus, gedenke meiner, wenn du in deiner Königsherrlichkeit erscheinst.« Er sprach zu ihm: »Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.« Es war ungefähr um die sechste Stunde, da legte sich auf das ganze Land eine Finsternis, die bis zur neunten Stunde dauerte, weil die Sonne sich verfinsterte. Der Vorhang im Tempel riß entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme: »Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.« Nach diesen Worten verschied er. Als der Hauptmann sah, was geschehen war, gab er Gott die Ehre und sprach: »Wahrhaftig, dieser Mensch war gerecht.« Und alles Volk, das bei dem Schauspiel zugegen war und diese Vorgänge mitangesehen hatte, schlug an seine Brust und kehrte heim. In einiger Entfernung standen alle seine Bekannten sowie die Frauen, die ihm aus Galiläa gefolgt waren, und sahen dies mit an. Siehe, ein Ratsherr, namens Joseph, ein edler und rechtschaffener Mann, -er hatte ihrem Plan und Vorgehen nicht zugestimmt; er stammte aus Arimathäa, einer Stadt in Judäa, und erwartete das Reich Gottes- ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Dann nahm er ihn herab und hüllte ihn in Leinwand und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch niemand gelegen war. Es war der Rüsttag, und eben brach der Sabbat an. Die Frauen, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren, gingen mit und sahen sich das Grab, und wie sein Leichnam bestattet wurde, mit an. Dann kehrten sie zurück und richteten sich Spezereien und Salben her. Den Sabbat brachten sie nach dem Gesetz in Stille zu. Auferstehung und HimmelfahrtAm ersten Tage der Woche gingen sie sodann in aller Frühe zum Grabe hinaus und nahmen die Spezereien mit, die sie sich zubereitet hatten. Da fanden sie den Stein vom Grabe weggewälzt; sie gingen hinein, doch fanden sie den Leichnam des Herrn Jesus nicht. Sie waren darüber tief bestürzt. Und plötzlich standen vor ihnen zwei Männer in glänzend weißen Kleidern. Und sie erschraken und senkten ihre Blicke zu Boden. Diese aber fragten sie: »Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Erinnert euch doch, wie er zu euch gesagt hat, als er in Galiläa war: "Der Menschensohn', sagte er, "muß in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert und gekreuzigt werden, am dritten Tage aber auferstehen.'" Da erinnerten sie sich an seine Worte, kehrten vom Grabe zurück und sagten all das den Elfen und allen anderen. Es waren Maria Magdalena und Johanna, Maria, des Jakobus Mutter, und noch andere, die bei ihnen waren; diese brachten den Aposteln diese Nachricht. Doch wie ein leeres Gerede kam ihnen diese Kunde vor; sie glaubten ihnen nicht. Darauf erhob sich Petrus, um zum Grabe zu eilen. Als er sich vorneigte, sah er nur die Linnentücher. Voll Staunen über das, was vorgefallen war, ging er nach Hause. Und siehe, am selben Tage wanderten zwei von ihnen in einen Flecken namens Emmaus. Er liegt etwa sechzig Stadien von Jerusalem entfernt.  Sie unterhielten sich miteinander über alles, was sich zugetragen hatte. Während sie sich so miteinander unterhielten und besprachen, da nahte sich Jesus und ging mit ihnen. Doch ihre Augen waren gebannt, daß sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: »Was sind das für Reden, die ihr auf dem Weg miteinander führet?« Da hielten sie traurig inne. Der eine namens Kleophas gab ihm zur Antwort: »Bist du allein in Jerusalem so fremd, daß du nicht weißt, was dort in diesen Tagen geschehen ist?« Er fragte sie: »Was denn?« Sie sagten zu ihm: »Das mit Jesus von Nazareth. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und vor dem ganzen Volke. Unsere Oberpriester und der Hohe Rat haben ihn der Todesstrafe überliefert und gekreuzigt. Wir aber hatten gehofft, daß er es sei, der Israel erlösen werde. Und heute ist schon der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist. Zwar haben einige von unseren Frauen uns verwirrt. Sie waren schon sehr früh zum Grabe hinausgegangen, doch fanden sie den Leichnam nicht; sie kamen vielmehr und erzählten, es seien ihnen Engel erschienen, die versichert hätten, daß er lebe. Da gingen einige der Unsrigen ans Grab und fanden es so, wie die Frauen gesagt hatten. Ihn selber aber sahen sie nicht.« Darauf sprach er zu ihnen: »Ihr Unverständigen, wie seid ihr doch so schwerfällig, um an das zu glauben, was die Propheten gesagt haben! Mußte denn nicht der Christus solches erleiden und so in seine Herrlichkeit eingehen?« Dann fing er mit Moses an und mit all den Propheten und erklärte ihnen, was in allen Schriften von ihm geschrieben steht. So kamen sie nahe an das Dorf, wohin sie gehen wollten. Er tat, als ob er weitergehen wollte. Jedoch sie nötigten ihn mit den Worten: »Bleibe bei uns; es wird Abend; der Tag hat sich schon geneigt.« Er kehrte ein und blieb bei ihnen. Und wie er mit ihnen am Tische saß, nahm er Brot, segnete, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten ihn. Doch da entschwand er ihnen. Sie sagten zueinander: »Brannte nicht das Herz in uns, wie er unterwegs mit uns redete und uns die Schrift erschloß?« Noch in derselben Stunde machten sie sich auf den Weg und kehrten nach Jerusalem zurück; sie trafen die Elf und die anderen Gefährten beieinander. Diese sagten: »Der Herr ist wahrhaft auferstanden und dem Simon erschienen.« Nun erzählten auch sie, was sich auf dem Wege zugetragen und wie sie ihn am Brotbrechen erkannt hätten. Während sie noch davon erzählten, stand Jesus mitten unter ihnen. Er sprach zu ihnen: »Friede sei mit euch!« [Ich bin es, fürchtet euch nicht.] Vor Angst und Schrecken glaubten sie, ein Gespenst zu sehen. Er aber sprach zu ihnen: »Weshalb seid ihr erschrocken und steigen Zweifel euch im Herzen auf? Seht meine Hände und meine Füße, daß ich es bin. Betastet mich und überzeugt euch: Ein Gespenst hat doch nicht Fleisch und Bein, wie ihr an mir es sehet.« Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Füße. Allein, vor Freude und Staunen konnten sie es immer noch nicht glauben. So fragte er sie dann: »Habt ihr etwas zum Essen da?« Sie reichten ihm ein Stück gebratenen Fisches [und eine Honigwabe]. Er nahm es und aß vor ihren Augen. [Als er vor ihnen gegessen hatte, verteilte er die Überreste unter sie.] Alsdann sprach er zu ihnen: »Das waren meine Worte, die ich zu euch geredet habe, als ich noch bei euch war: Alles muß sich erfüllen, was im Gesetz des Moses, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.« Darauf erschloß er ihren Sinn, damit sie die Schriften verstanden, und fuhr fort: »So steht geschrieben, und so mußte Christus leiden und am dritten Tage von den Toten auferstehen. In seinem Namen soll nun allen Völkern Buße und Vergebung der Sünden verkündet werden. Beginnet mit Jerusalem.  Ihr seid von alledem ja Zeugen. Seht, ich sende den auf euch herab, den mein Vater verheißen hat. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit Kraft von oben umkleidet seid.« Er führte sie sodann bis nach Bethanien hinaus und erhob segnend seine Hände. Und segnend schied er von ihnen und fuhr zum Himmel auf. Sie fielen vor ihm nieder und kehrten dann mit großer Freude nach Jerusalem zurück. Beständig weilten sie im Tempel, lobten Gott und priesen ihn. Prolog - Johannes der Täufer - Erste Wunder JesuIm Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott; alles ist durch es geworden, und nichts von dem, was geworden ist, ward ohne dieses. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen. Da war ein Mensch, ein Gottesbote; Johannes ist sein Name. Der kam als Zeuge, zu künden von dem Lichte, damit alle durch ihn glauben sollten. Er selbst war nicht das Licht; nur künden sollte er vom Lichte. Da kam das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, in diese Welt. Er war in der Welt; die Welt ist ja durch ihn gemacht; und doch hat die Welt ihn nicht erkannt. Er kam in sein Eigentum, die Seinen aber nahmen ihn nicht auf. Doch allen, die ihn aufnahmen, verlieh er Kraft, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blute - aus Fleischeslust nicht, noch aus Manneswollen -, vielmehr aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit wie die eines Eingeborenen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes kündet ihn und ruft: »Der war es, von dem ich sprach: Nach mir kommt einer, der vor mir ist; denn er war eher als ich.« Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen: Gnade um Gnade. Durch Moses ward uns das Gesetz gegeben; doch Gnade und Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Noch nie hat jemand Gott geschaut; ein eingeborener Gott, der am Herzen des Vaters ruht, hat ihn geoffenbart. Dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, damit sie ihn fragen sollten: »Wer bist du denn?« Und er bekannte ohne Leugnen und beteuerte: »Ich bin nicht Christus.« Da fragten sie ihn weiter: »Was nun, bist du Elias?« Er gab zur Antwort: »Nein.« »Bist du der Prophet?« »Nein«, sagte er. Da sprachen sie zu ihm: »Wer bist du denn? Wir müssen denen, die uns sandten, Antwort bringen. Für wen gibst du dich aus?« Er sprach: »Ich bin die Stimme, die in der Steppe ruft: "Macht eben den Weg des Herrn!", wie der Prophet Isaias gesagt hat.« Es waren auch Abgesandte dabei aus den Pharisäern. Sie fragten ihn: »Warum taufst du dann, wenn du nicht der Christus bist, noch Elias, noch der Prophet?« Johannes sagte ihnen: »Ich taufe nur mit Wasser; doch mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt, der nach mir kommt [der vor mir war]: Ich bin es nicht wert, ihm die Riemen seiner Schuhe aufzubinden.« Dies geschah zu Bethanien, jenseits des Jordans, wo Johannes taufte. Am Tag darauf sah er, wie Jesus auf ihn zukam; er sprach: »Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir ist; denn er war eher als ich. Ich kannte ihn auch nicht, damit er jedoch in Israel offenbar würde, trat ich mit meiner Wassertaufe auf.« Und weiter bezeugte Johannes: »Ich sah den Geist wie eine Taube aus dem Himmel niedersteigen und über ihm schweben. Auch ich kannte ihn nicht; doch der, der mich zur Wassertaufe gesandt hat, sagte mir: "Auf den du den Geist niedersteigen und über ihm schweben siehst, der ist es, der mit Heiligem Geiste tauft.' Und das habe ich gesehen und bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes.« Des anderen Tages stand Johannes wieder da, samt zweien seiner Jünger. Und Jesus kam des Weges daher; er richtete seine Augen auf ihn und sprach: »Seht das Lamm Gottes.« Die zwei Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesu nach. Und Jesus wandte sich um und sah, daß sie ihm folgten. Da fragte er sie: »Was suchet ihr?« Sie sagten zu ihm: »Rabbi - d.h. Meister -, wo wohnst du?« Er sagte ihnen: »Kommt und seht!« Sie gingen also mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die dies von Johannes gehört hatten und ihm gefolgt waren. Gleich hernach traf er seinen Bruder Simon und sprach zu ihm: »Wir haben den Messias - d.h. den Christus - gefunden.« Er führte ihn zu Jesus. Und Jesus schaute ihn an und sprach: »Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du wirst Kephas - d.h. Petrus - heißen.« Des anderen Tages wollte er nach Galiläa gehen; da traf er den Philippus. Und Jesus sprach zu ihm: »Komm mit!« Philippus stammte aus Bethsaida, der Heimat des Andreas und des Petrus. Philippus traf den Nathanael und sprach zu ihm: »Den Mann, von dem Moses im Gesetze geschrieben hat und die Propheten, haben wir gefunden: Jesus aus Nazareth, den Sohn des Joseph!« Nathanael gab ihm zur Antwort: »Kann denn aus Nazareth das Heil kommen?« Philippus sagte ihm: »Komm und sieh!« Jesus sah den Nathanael, wie er zu ihm kam, und sprach von ihm: »Seht da, ein echter Israelit, an dem nichts Falsches ist.« Nathanael fragte ihn: »Woher kennst du mich?« Darauf gab ihm Jesus zur Antwort: »Noch ehe dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.« Da sprach Nathanael zu ihm: »Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels.« Und Jesus sprach zu ihm: »Weil ich dir gesagt habe, ich habe dich unter dem Feigenbaum gesehen, glaubst du; noch Größeres als dies wirst du sehen.« Dann sagte er zu ihm: »Wahrlich, wahrlich sage ich euch: Ihr werdet den Himmel offen und die Engel Gottes über dem Menschensohn auf- und niedersteigen sehen.« Selbstoffenbarungen JesuAm dritten Tage fand zu Kana in Galiläa eine Hochzeit statt. Die Mutter Jesu war dabei; auch Jesus war mit seinen Jüngern zur Hochzeit geladen. Als der Wein ausging, da sagte ihm die Mutter Jesu: »Sie haben keinen Wein.« Und Jesus sprach zu ihr: »Was habe ich mit dir zu schaffen, Weib? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Da sagte seine Mutter zu den Dienern: »Tut alles, was er euch sagen mag.« Nun waren dort sechs steinerne Wasserkrüge aufgestellt für Reinigungen, wie sie bei den Juden üblich waren; ein jeder faßte zwei oder drei Maß. Und Jesus sprach zu ihnen: »Füllt die Krüge mit Wasser!« Sie füllten sie bis zum Rande an. Er sprach zu ihnen: »Schöpft jetzt und bringt es dem Speisemeister!« Sie brachten es. Der Speisemeister kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wußte nicht, woher er war; die Diener wußten es, sie hatten ja das Wasser eingeschöpft. Der Speisemeister rief den Bräutigam und sprach zu ihm: »Ein jeder setzt den Gästen zuerst den guten Wein vor, und erst wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.« So machte Jesus zu Kana in Galiläa den Anfang seiner Zeichen. Er offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. Darauf zog er nach Karpharnaum hinab mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern; sie blieben aber nur ein paar Tage dort. Das Osterfest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel traf er solche, die Rinder, Schafe und Tauben zu verkaufen hatten, und Geldwechsler, die sich dort aufhielten. Er flocht eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle, samt den Schafen und den Rindern, aus dem Tempel, verschüttete das Geld der Wechsler und stieß deren Tische um. Und zu den Taubenhändlern sprach er: »Schafft das hinweg und macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!« Da erinnerten sich seine Jünger an das Schriftwort: »Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.«   Die Juden aber traten ihm entgegen mit den Worten: »Mit welchem Zeichen beweist du uns, daß du dies tun darfst?« Jesus sprach zu ihnen: »Reißt diesen Tempel nieder, und in drei Tagen will ich ihn wieder aufrichten.« Da sagten zu ihm die Juden: »Sechsundvierzig Jahre hat man an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?« Er aber sprach vom Tempel seines Leibes. Als er dann von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, daß er davon gesprochen hatte. So glaubten sie der Schrift und auch dem Worte, das Jesus gesprochen hatte. Während er beim Osterfest in Jerusalem weilte, glaubten viele an seinen Namen, weil sie die Zeichen sahen, die er wirkte. Doch Jesus selbst vertraute sich ihnen nicht an; denn er durchschaute sie alle. Er hatte ja nicht nötig, daß ihn jemand über Menschen belehre; er selber wußte, wie es mit Menschen sich verhält. Nikodemus - Jesus in JudäaUnter den Pharisäern war ein Mann mit Namen Nikodemus, ein Ratsherr bei den Juden. Der kam eines Nachts zu ihm und sprach: »Wir wissen, Rabbi, daß du von Gott als Lehrer gekommen bist; denn niemand kann solche Zeichen tun, wie du sie wirkst, wenn Gott nicht mit ihm ist.« Und Jesus sprach zu ihm: »Wahrlich, wahrlich sage ich dir: Wenn jemand nicht von oben geboren ist, kann er das Reich Gottes nicht schauen.« Da sagte Nikodemus zu ihm: »Wie kann ein Mensch geboren werden, der schon alt ist? Er kann doch nicht noch einmal in den Mutterschoß zurück und wiederum geboren werden?« Und Jesus sprach: »Wahrlich, wahrlich sage ich dir: Wer nicht aus Wasser und [Heiligem] Geiste geboren ist, kann nicht in das Reich Gottes eingehen. Was aus dem Fleische geboren ist, ist Fleisch, was aber aus dem Geiste geboren ist, ist Geist. Wundere dich nicht, daß ich dir sagte: Ihr müßt von oben geboren werden. Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt, noch wohin er geht. Geradeso verhält es sich mit dem, der aus dem Geiste geboren ist.« Darauf fragte Nikodemus: »Wie ist das möglich?« Und Jesus sprach zu ihm: »Du bist der Lehrer Israels und begreifst das nicht? Wahrlich, wahrlich sage ich dir: Wir reden, was wir wissen, und wir bezeugen, was wir gesehen haben; ihr aber nehmt unser Zeugnis nicht an. Wenn ich von irdischen Dingen zu euch rede und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr dann glauben, wenn ich von himmlischen zu euch rede? Niemand ist zum Himmel aufgestiegen als der, der vom Himmel kam, der Menschensohn [der im Himmel ist]. Wie Moses in der Wüste die Schlange erhöht, hat, so muß auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, [nicht verlorengehe, sondern] in ihm ewiges Leben habe. So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn hingab, damit, wer immer an ihn glaubt, nicht verlorengehe, vielmehr ewiges Leben habe. Denn Gott hat seinen Sohn nicht dazu in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet werden, wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. Darin besteht ja das Gericht: Das Licht ist in die Welt gekommen, die Menschen aber wollten lieber die Finsternis als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, haßt das Licht und kommt nicht an das Licht, damit seine Werke nicht ans Licht kommen. Doch wer recht handelt, geht zum Lichte, damit so offenkundig werde, daß seine Werke mit Gott vollbracht sind.« Hierauf kam Jesus mit den Jüngern in die Landschaft Judäa, blieb dort mit ihnen und taufte. Auch Johannes taufte noch zu Änon, nahe bei Salim; denn dort gab es reichlich Wasser. Die Leute kamen hin und ließen sich taufen. Noch lag Johannes nicht im Gefängnis. Da entstand ein Streit über Reinigungen zwischen den Jüngern des Johannes und einem Judäer. Sie gingen zu Johannes und sagten ihm: »Rabbi! Jener Mann, der drüben überm Jordan bei dir war und für den du Zeugnis abgelegt hast, sieh, er tauft nun auch, und alles läuft ihm zu.« Johannes sprach: »Ein Mensch kann sich nichts nehmen, was ihm nicht vom Himmel gegeben ist. Ihr selbst müßt mir bezeugen, daß ich gesagt habe: "Ich bin nicht der Christus, ich bin nur vor ihm hergesandt.' Wer die Braut hat, ist Bräutigam; der Freund des Bräutigams indes steht da und hört ihn und freut sich herzlich ob der Stimme des Bräutigams. Diese Freude ist mir in vollem Maße zuteil geworden. Er muß wachsen und ich abnehmen. Wer von oben kommt, steht über allen; wer von der Erde ist, ist irdisch und redet irdisch. Wer vom Himmel kommt, steht über allen. Und er bezeugt, was er gesehen und gehört hat; jedoch sein Zeugnis nimmt ja niemand an. Wer aber sein Zeugnis annimmt, der bestätigt, daß Gott wahrhaftig ist. Denn der von Gott Gesandte redet Gottes Worte; er spendet den Geist nicht kärglich. Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben, wer aber auf den Sohn nicht hört, wird das Leben nicht schauen; es lastet vielmehr Gottes Zorn auf ihm.« Jesus am Jakobsbrunnen - Der Wille des Vaters - WunderAls der Herr erfahren hatte, den Pharisäern sei berichtet worden, daß Jesus mehr Jünger gewinne und mehr taufe als Johannes -doch taufte Jesus nicht selber, sondern seine Jünger- verließ er Judäa und ging nach Galiläa zurück. Er mußte seinen Weg durch Samaria nehmen. So kam er zu einer Stadt Samarias mit Namen Sichar, nahe bei dem Grundstück, das Jakob seinem Sohne Joseph geschenkt hatte. Dort war der Jakobsbrunnen. Ermüdet von der Wanderung, setzte sich Jesus ohne weiteres am Brunnen nieder; es war um die sechste Stunde. Eine Samariterin kam zum Wasserschöpfen. Und Jesus bat sie: »Gib mir zu trinken !«   Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um Nahrungsmittel einzukaufen. Die Samariterin erwiderte ihm: »Wie kannst denn du, ein Jude, von mir, einer Samariterin, einen Trunk erbitten?« - Die Juden haben nämlich keinerlei Verkehr mit Samaritern. - Doch Jesus sprach zu ihr: »Wenn du die Gabe Gottes kenntest und den, der dich gebeten: "Gib mir zu trinken', so hättest du ihn wohl gebeten, und er würde dir fließendes Wasser geben.« »Herr!« sagte das Weib zu ihm, »du hast ja kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn fließendes Wasser? Bist du vielleicht größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst aus ihm getrunken hat, samt seinen Söhnen und Herden?« Jesus sprach zu ihr: »Wer von diesem Wasser trinkt, den wird es wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird es in Ewigkeit nicht dürsten. Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird vielmehr in ihm ein Brunnen werden, dessen Wasser in das ewige Leben weiterfließt.« Darauf bat ihn das Weib: »Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nimmer dürste und nicht mehr zum Wasserschöpfen herzukommen brauche.« Und Jesus sprach zu ihr: »Geh, rufe deinen Mann und komm hierher!« Das Weib gab ihm zur Antwort: »Ich habe keinen Mann.« Und Jesus sprach zu ihr: »Du hast recht, wenn du sagst: "Ich habe keinen Mann.' Fünf Männer hast du schon gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt.« »Herr«, sagte darauf das Weib zu ihm, »ich sehe, du bist ein Prophet.  Unsere Väter haben Gott auf diesem Berge angebetet; ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten müsse.« Und Jesus sprach zu ihr: »Weib, glaube mir: Die Stunde kommt, da ihr weder auf dem Berge dort noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.  Ihr betet an, was ihr nicht kennet; wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Jedoch die Stunde kommt, und sie ist jetzt da, in der die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden. Der Vater sucht solche Anbeter; denn Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihm im Geist und in der Wahrheit anbeten.« Das Weib entgegnete ihm: »Ich weiß, daß der Messias - das ist der sogenannte Christus - kommt. Ist er einmal da, dann wird er alles uns verkünden.«   Da sagte Jesus zu ihr: »Ich bin es, der mit dir redet.« Darüber kamen seine Jünger. Sie wunderten sich sehr, daß er mit einem Weibe rede. Doch fragte keiner: »Was willst du von ihr?« oder »Was redest du mit ihr?«   Das Weib ließ ihren Wasserkrug indessen stehen, eilte in die Stadt und sagte zu den Leuten: »Kommt, seht einen Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Vielleicht ist dieser der Christus.« Da gingen sie zur Stadt hinaus und kamen zu ihm. Inzwischen baten ihn seine Jünger: »Rabbi, iß!« Er aber sprach zu ihnen: »Ich habe eine Speise zum Essen, die ihr nicht kennt.« Die Jünger sprachen zueinander: »Hat ihm denn jemand zu essen gebracht?« Und Jesus sprach zu ihnen: »Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zur Vollendung zu bringen. Sagt ihr denn nicht: Noch vier Monate, und dann kommt die Ernte? Seht, ich sage euch: Erhebt eure Augen und betrachtet die Felder; sie sind weiß zur Ernte. Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, daß Sämann und Schnitter sich zugleich erfreuen. Hier wird das Sprichwort wahr: "Ein anderer sät, ein anderer erntet.' Ich habe euch ausgesandt zu ernten, wo ihr nicht gearbeitet habt; andere taten die Arbeit, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.«   Viele Samariter aus jener Stadt glaubten an ihn, weil das Weib ihnen fest versicherte: »Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.« Die Samariter kamen zu ihm und baten ihn, bei ihnen zu bleiben. Er blieb dort zwei Tage. Noch viel mehr glaubten an ihn um seiner Lehre willen. Dem Weibe aber sagten sie: »Nicht mehr um deines Redens willen glauben wir, nun haben wir ihn selbst gehört, wir wissen: Dieser ist wahrhaft der Heiland der Welt.« Nach den zwei Tagen zog er von dort weiter und ging nach Galiläa. Auch Jesus selbst ist ein Beweis dafür, daß ein Prophet in seiner Heimat keine Anerkennung findet. Doch als er nach Galiläa kam, da nahmen ihn die Galiläer auf; sie hatten alles gesehen, was er in Jerusalem am Feste gewirkt hatte; auch sie waren nämlich zum Feste gekommen. So kam er wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Da war ein königlicher Beamter in Kapharnaum, dessen Sohn krank darniederlag. Als er vernahm, daß Jesus von Judäa her nach Galiläa komme, suchte er ihn auf und bat ihn, er möge kommen und seinen Sohn, der schon im Sterben liege, heilen. Und Jesus sprach zu ihm: »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht.« Da bat ihn der königliche Beamte: »Herr, komm, bevor mein Kind stirbt.« Und Jesus sprach zu ihm: »Geh heim, dein Sohn lebt.« Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus ihm gesagt hatte, und ging heim. Er war noch auf dem Wege, da kamen ihm seine Knechte entgegen mit der Kunde: »Dein Sohn lebt.« Er fragte sie nach der Stunde, in der die Besserung eingetreten sei. Sie sagten ihm: »Gestern um die siebte Stunde hat ihn das Fieber verlassen.« Da erkannte der Vater, daß es genau die Stunde gewesen war, da Jesus ihm gesagt hatte: »Dein Sohn lebt.« Nun wurde er mit seinem Hause gläubig. Das war schon das zweite Zeichen, das Jesus nach der Rückkehr aus Judäa nach Galiläa gewirkt hatte. Wunder - Jesus, Gottes SohnHernach war ein Fest der Juden, und Jesus ging nach Jerusalem hinauf. Am Schaftor zu Jerusalem befindet sich ein Teich, der auf hebräisch Bethesda heißt; er hat fünf Hallen. In diesen lag eine Menge Kranker: Blinde, Lahme und Schwindsüchtige, die warteten, bis das Wasser in Wallung kam. [Stieg doch von Zeit zu Zeit ein Engel /des Herrn/ in den Teich herab und ließ das Wasser aufwallen. Wer zuerst in dieses wallende Wasser stieg, ward gesund, an welchem Übel er auch leiden mochte.] Dort war ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre lang an einer Krankheit litt. Jesus sah ihn daliegen, und er erfuhr, daß er schon lange leide. Er fragte ihn: »Willst du gesund werden?« Der Kranke sprach zu ihm: »O Herr, ich habe ja keinen Menschen, der mich in den Teich brächte, wenn das Wasser in Wallung kommt. Bis ich dann komme, steigt ein anderer schon vor mir hinein.« Und Jesus sprach zu ihm: »Steh auf, nimm dein Bett und geh umher!« Und sogleich ward der Mann gesund; er nahm sein Bett und ging umher. Jener Tag war aber ein Sabbat. Die Juden sagten deshalb zum Geheilten: »Es ist Sabbat; du darfst dein Bett nicht tragen.« Er aber sprach zu ihnen: »Der mich gesund gemacht hat, sprach zu mir: "Nimm dein Bett und geh!"« Sie fragten ihn: »Wer ist der Mensch, der dir gesagt hat: "Nimm dein Bett und geh umher?'« Doch der Geheilte wußte nicht, wer es war; denn Jesus hatte sich entfernt, weil auf dem Platz ein Gedränge herrschte. Später traf ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: »Siehe, du bist gesund geworden; sündige nun nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres widerfahre.« Da ging der Mann weg und sagte es den Juden, daß Jesus es sei, der ihn gesund gemacht habe. Die Juden verfolgten nun Jesus, weil er solches am Sabbat tat. Doch Jesus sprach zu ihnen: »Mein Vater wirkt bis zur Stunde, und ich wirke auch.« Deshalb trachteten ihm die Juden noch mehr nach dem Leben, nicht nur weil er den Sabbat brach, sondern auch weil er Gott seinen Vater nannte und sich so Gott gleichstellte. Doch Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, vielmehr nur das, was er den Vater wirken sieht. Was dieser tut, das tut auf gleiche Weise auch der Sohn. Der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er tut, ja, noch größere Werke als diese wird er ihm zeigen, so daß ihr staunen werdet. Denn wie der Vater Tote auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will. Auch richtet der Vater niemand, vielmehr hat er das Gericht ganz dem Sohn überlassen, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben; er kommt nicht ins Gericht; vielmehr ist er bereits vom Tode zum Leben übergegangen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Die Stunde kommt, und sie ist jetzt da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater in sich selber das Leben hat, so hat er auch dem Sohn verliehen, das Leben in sich selbst zu haben. Auch gab er ihm die Macht, Gericht zu halten; weil er Menschensohn ist. Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, da alle, die in den Gräbern ruhen, seine Stimme hören werden. Die Gutes getan haben, werden auferstehen zur Auferstehung für das Leben, die Böses getan haben, zur Auferstehung der Verdammnis. Aus mir selber kann ich nichts tun; ich richte, wie ich es höre; mein Urteil ist gerecht: ich suche ja nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt, hat. Wenn ich für mich selber Zeugnis geben würde, so wäre mein Zeugnis nicht wahr. Ein anderer legt für mich Zeugnis ab; ich weiß aber, daß das Zeugnis, das er über mich ablegt, wahr ist Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat für die Wahrheit Zeugnis abgelegt. Ich aber brauche das Zeugnis eines Menschen nicht, sondern ich sage das nur, damit ihr Rettung findet. Er war die Lampe, die hell brannte; ihr aber wolltet euch in ihrem Scheine nur eine Zeitlang ergötzen. Nein, ich habe ein Zeugnis, wertvoller als das des Johannes: die Werke, die mir der Vater übertragen hat, damit ich sie vollende; gerade sie, die Werke, die ich vollbringe, bezeugen es von mir, daß mich der Vater gesandt hat. Der Vater, der mich gesandt hat, ist es auch, der selber Zeugnis über mich gegeben hat. Ihr freilich habt seine Stimme nie gehört, seine Gestalt nie gesehen; sein Wort habt ihr nicht in euch bewahrt, weil ihr nicht an den glaubt, den er gesandt hat. Ihr forscht in den Schriften, weil ihr glaubt, darin das ewige Leben zu besitzen; doch gerade diese legen Zeugnis von mir ab. Indes zu mir wollt ihr nicht kommen, um so das Leben zu haben. Mir ist es nicht darum zu tun, von Menschen Ehre zu empfangen. Ich aber habe erkannt, daß ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt. Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und doch, ihr nehmt mich nicht auf. Kommt dann ein anderer in seinem eigenen Namen, den nehmt ihr auf. Wie könnt ihr zum Glauben kommen, da ihr auf Ehre voneinander bedacht seid und die Ehre vor dem einen Gott nicht sucht? Glaubt nicht, daß ich euch beim Vater anklagen werde. Wer euch anklagt, ist Moses, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Denn würdet ihr an Moses glauben, dann würdet ihr auch mir glauben; von mir hat er nämlich geschrieben. Wenn ihr nicht an seine Schriften glaubt, wie solltet ihr dann meinen Worten glauben?« Brotvermehrung - Verheißung des Altarsakramentes - Worte ewigen LebensHierauf fuhr Jesus an das andere Ufer des Galiläischen Meeres, das auch See von Tiberias genannt wird. Eine große Menge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken wirkte. Und Jesus stieg auf den Berg, wo er sich mit seinen Jüngern niedersetzte. Das Hauptfest der Juden, Ostern, war nahe. Als Jesus die Augen erhob und sah, wie eine große Menge auf ihn zukam, da sprach er zu Philippus: »Wo werden wir wohl Brote kaufen, daß diese essen können?« Er sagte dies aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; er wußte ja ganz gut, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: »Brot für zweihundert Denare reicht für diese nicht aus, wenn jeder auch nur ein wenig erhalten soll.« Andreas, einer seiner Jünger, der Bruder des Simon Petrus, sprach zu ihm: »Es ist ein Knabe hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat; allein, was ist das für so viele?« Darauf sprach Jesus: »Lasset die Leute sich setzen..« Viel Gras war nämlich an dem Ort. Es lagerten sich die Männer, etwa fünftausend an der Zahl. Und Jesus nahm die Brote, sprach ein Dankgebet und ließ sie an die Leute, die sich gesetzt hatten, verteilen; ebenso die Fische, soviel sie eben wollten. Als sie nun satt geworden waren, sprach er zu seinen Jüngern: »Sammelt die Brocken, die übriggeblieben sind, damit nichts zugrunde gehe« Sie lasen auf und füllten zwölf Körbe voll mit Brocken der fünf Gerstenbrote; soviel war vom Essen übriggeblieben. Als die Leute sahen, welches Zeichen Jesus gewirkt hatte, riefen sie: »Da ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.« Doch Jesus merkte, daß sie kommen würden und ihn mit Gewalt fortführen wollten, um ihn zum König zu machen. Er zog sich deshalb ganz allein wieder auf den Berg zurück. Als es Abend ward, begaben sich seine Jünger ans Meer hinab. Dort bestiegen sie ein Boot und fuhren übers Meer auf Kapharnaum zu. Es war schon dunkel, und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen. Das Meer war durch einen heftigen Sturm aufgewühlt. Sie waren etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien Welt gerudert; da sahen sie Jesus auf dem Meere wandeln und immer näher auf das Boot zukommen. Und sie erschraken. Er aber redete sie an: »Ich bin es, habt keine Furcht.« Sie wollten ihn nun ins Boot nehmen, doch sogleich war das Boot am Land, auf das sie zuhielten. Des anderen "Tages bemerkte die Menge, die am anderen Meeresufer zurückgeblieben war, daß nur ein einziges Fahrzeug dagewesen, daß Jesus mit seinen Jüngern nicht ins Boot gestiegen sei, daß vielmehr seine Jünger allein abgefahren seien. Indessen kamen andere Schiffe von Tiberias nahe an den Platz, wo sie nach dem Dankgebet des Herrn das Brot gegessen hatten. Als die Menge sah, daß weder Jesus noch seine Jünger dort geblieben seien, bestiegen auch sie die Boote und fuhren nach Kapharnaum und suchten Jesus. Sie fanden ihn am anderen Ufer und fragten ihn: »Rabbi, wann bist du hierher gekommen?«   Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Bemüht euch nicht um die vergängliche Speise, vielmehr um die Speise, die zum ewigen Leben vorhält, die der Menschensohn euch geben wird; ihn hat Gott, der Vater ja besiegelt.« Da sagten sie zu ihm: »Was müssen wir denn tun, um die Werke Gottes zu verrichten?« Und Jesus sprach zu ihnen: »Das ist das Werk Gottes, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.« Sie fragten ihn: »Welches Zeichen wirkst du denn, daß wir es sehen und an dich glauben? Welches Werk vollbringst du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, so wie geschrieben steht: "Brot vom Himmel gab er ihnen zur Speise.'" Und Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Moses gab euch das Himmelsbrot, sondern mein Vater gibt euch das wahre Himmelsbrot; der ist das Gottesbrot, der aus dem Himmel kommt und der Welt das Leben schenkt.« Da riefen sie ihm zu: »Herr, gib uns immerdar dieses Brot!« Und Jesus sprach zu ihnen: »Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird es nicht mehr hungern; wer an mich glaubt, den wird es nie mehr dürsten. Indes, ich habe es euch ja schon gesagt: Ihr habt mich zwar gesehen, doch ihr glaubt nicht. Alles, was mir der Vater gibt, das kommt zu mir, und wer zu mir kommt, den stoße ich nicht zurück. Ich bin vom Himmel herabgestiegen, nicht um meinen eigenen Willen zu vollbringen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Das aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat: Ich soll nichts von dem, was er mir gegeben hat, verlorengehen lassen, vielmehr es auferwecken am Jüngsten Tage. So ist es der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben habe; ich aber werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.« Da murrten die Juden über ihn, weil er gesagt hatte: »Ich bin das [lebendige] Brot, das aus dem Himmel gekommen ist.« Sie sprachen: »Ist das nicht Jesus, der Sohn Josephs? Und kennen wir nicht seinen Vater und seine Mutter? Wie kann er sagen: "Ich bin vom Himmel herabgekommen?'" Doch Jesus sprach zu ihnen: »Murret nicht untereinander! Niemand kann zu mir kommen, wenn ihn nicht der Vater, der mich gesandt hat, zieht; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. Bei den Propheten steht geschrieben: "Sie alle werden Schüler Gottes sein.' Wer immer auf den Vater hört und sich belehren läßt, der kommt zu mir.  Nicht, als ob je einer den Vater gesehen hätte. Nur der, der bei Gott ist, hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und sind gestorben. Das Brot, das aus dem Himmel kommt, ist solcher Art, daß keiner stirbt, der davon ißt. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, wird ewig leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.« Da stritten die Juden untereinander und sagten: »Wie kann uns dieser das Fleisch zu essen geben?« Jesus aber sprach zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich kraft des Vaters lebe, so wird auch, wer mich ißt, durch mich leben. So ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist, nicht wie jenes, das die Väter gegessen haben, die gestorben sind. Wer dieses Brot ißt, wird ewig leben.« Dies sprach er, als er zu Kapharnaum in der Synagoge lehrte. Viele seiner Jünger, die zugehört hatten, erklärten: »Diese Rede ist schwer zu ertragen; wer mag ihn weiter anhören?« Doch Jesus wußte von sich aus, daß seine Jünger darüber murrten, und er sprach zu ihnen: »Ihr nehmt daran Anstoß? Wenn ihr den Menschensohn nun dahin auffahren seht, wo er zuvor war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben. Doch es sind einige unter euch, die nicht glauben.« Denn Jesus wußte von Anfang an, wer die wären, die nicht glauben, und wer der ist, der ihn verraten würde. So fuhr er fort: »Deshalb habe ich zu euch gesagt: Zu mir kann niemand kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.« Von da an zogen sich viele seiner Jünger ganz zurück und gingen nicht mehr mit ihm. Da fragte Jesus die Zwölf: »Wollt vielleicht auch ihr weggehen?« Darauf gab ihm Simon Petrus zur Antwort: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens. Wir glauben und wir wissen, daß du der Heilige Gottes bist.« Und Jesus sprach zu ihnen: »Habe ich nicht euch Zwölf mir auserwählt? Und doch - einer aus euch ist ein Teufel.« Damit meinte er den Judas Iskariot, den Sohn des Simon; denn dieser war daran, ihn zu verraten; einer aus den Zwölfen. Jesus in Jerusalem - Geist und FleischHernach wanderte Jesus in Galiläa umher; denn in Judäa wollte er nicht mehr umherwandern, weil die Juden ihn zu töten suchten. Unterdessen kam das jüdische Laubhüttenfest heran.  Da sagten seine Brüder zu ihm: »Geh fort von hier, begib dich nach Judäa, damit auch deine Anhänger die Werke sehen, die du vollbringst. Denn niemand wirkt im verborgenen, der öffentlich bekannt werden will. Kannst du solche Dinge tun, so zeige dich offen vor der Welt.« Selbst seine Brüder glaubten also nicht an ihn. Deshalb sagte Jesus zu ihnen: »Die Zeit ist für mich noch nicht gekommen; für euch ist freilich die Zeit stets geschickt. Euch kann die Welt nicht hassen; mich aber haßt sie, weil ich ihr bezeuge, daß ihre Werke böse sind. Ihr mögt zum Feste hinaufgehen; ich gehe zu diesem Feste noch nicht hinauf; denn meine Zeit ist noch nicht da.« So sprach er zu ihnen und blieb in Galiläa. Nachdem seine Brüder zum Fest abgereist waren, ging er selbst auch hinauf, aber nicht öffentlich, nur im geheimen. Die Juden suchten ihn beim Fest und fragten: »Wo ist er denn?« Man redete viel von ihm heimlich im Volke. Die einen sagten: »Er meint es gut.« Andere aber sagten: »Nein, im Gegenteil, er verführt das Volk.« Doch offen sprach von ihm keiner aus Furcht vor den Juden. Als nun das Fest schon halb vorüber war, ging Jesus in den Tempel und lehrte. Die Juden wunderten sich und fragten: »Wie kennt er sich in der Schrift aus, da er doch keinen Unterricht gehabt hat.« Jesus sprach zu ihnen: »Ich habe meine Lehre nicht aus mir, vielmehr von dem, der mich gesandt hat. Wer sich Mühe gibt, seinen Willen zu erfüllen, der wird erkennen, ob meine Lehre von Gott ist, oder ob ich aus mir selber rede. Wer aus sich selber redet, sucht seine eigene Ehre; doch wer die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, ist ehrlich, und kein Unrecht ist in ihm. Hat euch nicht Moses das Gesetz gegeben? Und dennoch hält keiner aus euch das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten?« Die Menge rief: »Du bist verrückt. Wer trachtet dir denn nach dem Leben?« Jesus entgegnete: »Ein einziges Werk habe ich getan, und ihr seid alle befremdet darüber. Moses gab euch die Beschneidung - nicht als ob sie von Moses käme, sie stammt schon von den Vätern - und ihr nehmt die Beschneidung auch am Sabbat vor. Wenn jemand auch am Sabbat beschnitten werden darf, damit das Gesetz des Moses nicht übertreten wird, wie könnt ihr mir dann zürnen, wenn ich am Sabbat einen ganzen Menschen gesund gemacht habe? Urteilt doch nicht nach dem Augenschein, nein, richtet nach dem wahren Sachverhalt.« Da sagten einige aus Jerusalem: »Ist das nicht der, den man zu töten sucht? Seht, er redet ja ganz offen, und man sagt nichts dagegen. Ja, sollten wirklich die Vorsteher einsehen, daß er der Christus ist? Wir aber wissen, woher er stammt. Wenn aber einmal der Christus kommt, weiß niemand, woher er stammt«. Da rief Jesus, der im Tempel lehrte: »Ihr kennt mich, und ihr wißt, woher ich stamme. Ich bin nicht von mir selbst gekommen, vielmehr, der mich gesandt hat, ist der Wahrhaftige. Ihr freilich kennt ihn nicht. Ich aber kenne ihn: Ich stamme ja von ihm, und er hat mich gesandt.« Da suchten sie ihn zu ergreifen; doch niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Aus dem Volk glaubten viele an ihn und sprachen: »Wird der Christus, wenn er einmal kommt, wohl mehr Zeichen wirken als dieser?« Die Pharisäer wurden inne, daß man über ihn so im Volk sprach. Da sandten die Pharisäer und die Oberpriester Diener aus, ihn zu ergreifen. Und Jesus sprach: »Nur noch kurze Zeit bin ich bei euch; dann gehe ich zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich zwar suchen, aber nicht finden, und wo ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen.« Da fragten sich die Juden: »Wohin will er denn gehen, daß wir ihn nicht finden sollen? Will er vielleicht in die Diaspora zu den Heiden gehen und die Heiden lehren? Was soll denn das bedeuten, wenn er sagt: "Ihr werdet mich zwar suchen, aber nicht finden', und "wo ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen'?« Am letzten Tag, dem »großen Festtag« stand Jesus da und rief: »Wer dürstet, komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, aus dessen Innern werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.« Er meinte damit den Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glauben, denn es gab noch keinen Geist, weil Jesus noch nicht in seine Herrlichkeit eingegangen war. Einige in der Menge, die diese Worte hörten, sagten: »Er ist wahrhaftig der Prophet.« Andere sagten: »Er ist der Christus.« Doch einige meinten: »Kommt der Christus denn aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift: Er kommt aus dem Geschlechte Davids; aus Bethlehem, dem Flecken, wo David war, kommt der Christus.« Und so entstand um seinetwillen ein Zwiespalt in der Menge. Einige aus ihnen wollten ihn ergreifen, doch niemand mochte an ihn Hand anlegen. Die Diener kehrten also zu den Oberpriestern und den Pharisäern zurück. Sie fragten: »Warum habt ihr ihn nicht mitgebracht?« Die Diener sagten: »Noch nie hat jemand so wie dieser Mensch gesprochen.« Die Pharisäer hielten ihnen entgegen: »Habt auch ihr euch schon verführen lassen? Glaubt etwa einer von den Ratsherren an ihn oder einer von den Pharisäern? Nein, nur dieser Pöbel - er sei verflucht -, der vom Gesetze nichts versteht.« Da sprach zu ihnen Nikodemus, derselbe, der früher schon einmal [des Nachts] zu ihm gekommen und der einer aus ihrer Mitte war: »Verurteilt bei uns das Gesetz einen Menschen, bevor man ihn gehört und untersucht hat, was er getan hat?« Da sagten sie zu ihm: »Bist vielleicht auch du aus Galiläa? Sieh nach [in der Schrift] und wisse, daß kein Prophet aus Galiläa kommt.« Damit gingen sie auseinander, ein jeder in seine Wohnung. Die Ehebrecherin - StreitredenDarauf ging Jesus auf den Ölberg.  Am frühen Morgen kam er wieder in den Tempel; alles Volk strömte ihm zu. Er setzte sich und lehrte sie. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer ein Weib daher, das beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie vor ihn hin und sprachen zu ihm: »Meister, dieses Weib ward beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Nun hat Moses im Gesetz geboten, solche zu steinigen. Was sagst du dazu?« Sie fragten dies aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen, damit sie Grund zur Anklage bekämen. Doch Jesus bückte sich und schrieb mit seinem Finger auf den Boden. Und als sie weiterhin mit Fragen in ihn drangen, da richtete er sich auf und sprach zu ihnen: »Wer von euch keine Sünde hat, der werfe den ersten Stein auf sie!« Dann bückte er sich wieder und schrieb weiter auf den Boden. Als sie dies hörten, schlichen sie sich, die Ältesten voran, einer nach dem anderen weg. Jesus blieb allein zurück mit dem Weib, das vor ihm stand. Da richtete sich Jesus auf und fragte sie: »Weib, wo sind sie [die dich angeklagt haben]? Hat keiner dich verurteilt?« »Keiner, Herr, » gab sie zur Antwort. Darauf sprach Jesus zu ihr: »So will auch ich dich nicht verurteilen. Geh hin und sündige fortan nicht mehr!« Und Jesus sprach weiterhin zu ihnen: »Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.« Da sagten die Pharisäer zu ihm: »Du zeugst für dich selbst; dein Zeugnis hat keinen Wert.« Jesus erwiderte ihnen: »Auch wenn ich für mich selbst zeuge, so hat mein Zeugnis dennoch Wert; ich weiß, woher ich komme und wohin ich gehe. Ihr freilich wißt nicht , woher ich komme noch wohin ich gehe. Ihr urteilt nach dem Äußeren, ich urteile über niemand. Wenn ich aber ein Urteil fälle, so ist mein Urteil wahr; ich stehe ja nicht allein, der Vater, der mich gesandt hat, ist mit mir. In eurem Gesetze steht geschrieben, daß zweier Menschen Zeugnis beweiskräftig ist. Nun zeuge ich für mich, und es zeugt für mich der Vater, der mich gesandt hat.« Da fragten sie ihn: »Wo ist dein Vater?« Und Jesus sprach: »Ihr kennt weder mich noch meinen Vater. Ja, würdet ihr mich kennen, dann würdet ihr auch meinen Vater kennen.« Er sprach diese Worte an der Schatzkammer, als er im Tempel lehrte. Doch es ergriff ihn niemand, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Dann sprach er weiter zu ihnen: »Ich gehe fort; ihr werdet mich zwar suchen, aber doch in eurer Sünde sterben. Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen.« Die Juden sagten: »Will er sich etwa selber töten, daß er sagt: "Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen'?« Er sprach zu ihnen: »Ihr stammt von unten, ich stamme von oben; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. Ich habe euch gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben; wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben« Sie fragten ihn: »Wer bist du denn?« Doch Jesus sprach zu ihnen: »Daß ich überhaupt noch mit euch rede! Ich hätte über euch noch vieles zu sagen und zu richten. Doch der, der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und ich verkünde der Welt das, was ich von ihm gehört habe.« Sie merkten nicht, daß er vom Vater zu ihnen sprach. Jesus fuhr dann fort: »Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet Ihr erkennen, daß ich es bin und nichts aus mir selber tue, daß ich vielmehr nur das verkünde, was der Vater mich gelehrt hat. Der mich gesandt hat, ist immer mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allzeit tue, was ihm wohlgefällig ist.« Auf diese Rede hin glaubten viele an ihn. Darauf sprach Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: »Wenn ihr euch an mein Wort haltet, dann seid ihr meine echten Jünger. Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.« Sie antworteten ihm: »Wir sind doch Kinder Abrahams und waren niemals bei irgend jemand Knecht. Wie magst du sagen: "Ihr werdet frei werden'?« Und Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer immer die Sünde begeht, ist ein Knecht der Sünde. Der Knecht bleibt nicht für immer im Hause; der Sohn dagegen bleibt für immer. Wenn der Sohn euch frei macht, so seid ihr in Tat und Wahrheit frei. Wohl weiß ich, ihr seid Kinder Abrahams; doch ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort in euch nicht Boden findet. Was ich beim Vater geschaut habe, rede ich; ihr aber tut, was ihr bei eurem Vater gehört habt.« Da sagten sie zu ihm: »Unser Vater ist Abraham.« Jesus sprach zu ihnen: »Wenn ihr Abrahams Kinder seid, so vollbringt auch die Werke Abrahams. So aber sucht ihr mich zu töten, der ich euch die Wahrheit gesagt, die ich bei Gott vernommen habe. Abraham hat solches nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters.« Sie sagten ihm: »Wir stammen nicht aus einem Ehebruch; wir haben nur einen Vater, Gott.« Jesus erwiderte ihnen: »Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben; ich bin von Gott ausgegangen und gekommen. Ich bin nicht aus eigener Sendung da; nein, jener hat mich gesandt. Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr habt den Teufel zum Vater und wollt nach den Gelüsten eures Vaters handeln. Dieser war ein Menschenmörder von Anbeginn her und stand nicht in der Wahrheit, weil in ihm keine Wahrheit ist. Wenn er eine Lüge spricht, alsdann spricht er so recht aus seinem Eigenen; er ist ein Lügner und der Vater der Lüge. Weil ich jedoch die Wahrheit rede, so glaubt ihr mir nicht Wer aus euch kann mich einer Sünde überführen? Wenn ich euch also die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes; ihr hört nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.« Die Juden gaben ihm zur Antwort: »Haben wir nicht recht, wenn wir sagen, daß du ein Samariter und von Sinnen bist?« Und Jesus sprach: »Ich bin nicht von Sinnen; ich ehre meinen Vater, doch ihr entehrt mich. Ich suche nicht meine eigne Ehre; doch es gibt einen, der auf sie bedacht ist und richtet. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort bewahrt, der wird in Ewigkeit den Tod nicht schauen.« Da sagten zu ihm die Juden: »Nun wissen wir, daß du von Sinnen bist. Abraham und die Propheten sind gestorben, und du behauptest: "Wer mein Wort bewahrt, der wird in Ewigkeit den Tod nicht kosten.' Stehst du etwa höher als unser Vater Abraham, der doch gestorben ist, und als die Propheten, die auch gestorben sind? Was machst du aus dir selbst?« Und Jesus sprach: »Wenn ich mich selbst ehren würde, so wäre meine Ehre nichts; nun ist es jedoch mein Vater, der mich ehrt, von dem ihr sagt, er sei euer Gott. Ihr kennt ihn nicht; ich aber kenne ihn. Würde ich sagen: Ich kenne ihn nicht, so wäre ich, was ihr seid, ein Lügner. Ich aber kenne ihn und bewahre sein Wort. Abraham, euer Vater, hat gejubelt, daß er meinen Tag schauen sollte; er sah ihn und frohlockte.« Da sagten ihm die Juden: »Du bist noch keine fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?« Da sagte Jesus zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich.« Da griffen sie nach Steinen, um auf ihn zu werfen. Doch Jesus verbarg sich und ging aus dem Tempel. Der Blindgeborene - Schlichter GlaubeIm Vorübergehen sah er einen Mann, der von Geburt an blind war. Seine Jünger fragten ihn: »Rabbi, wer hat gesündigt, er oder seine Eltern, daß er blind geboren ward?« Jesus antwortete: »Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, es sollten vielmehr die Werke Gottes sich an ihm offenbaren. Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.« So sprach er, spuckte auf den Boden, machte mit Speichel einen Teig, strich den Teig auf die Augen des Blinden und sprach zu ihm: »Geh, wasche dich im Teiche Siloe!« - d.h. »Gesandter«. Und er ging und wusch sich und kam sehend wieder. Die Nachbarn und die ihn vorher als Bettler gesehen hatten, sagten: »Ist das nicht der, der da gesessen und gebettelt hat?« Die einen sagten: »Ja, er ist es.« Die anderen: »Nein, er sieht ihm nur ähnlich.« Er selber sagte: »Doch, ich bin es.« Sie fragten ihn: »Wie wurden dir die Augen geöffnet?« Er gab zur Antwort: »Der Mann, der Jesus heißt, hat einen Teig gemacht, mir die Augen bestrichen und zu mir gesagt: "Geh hin zum Siloe und wasche dich.' So bin ich hingegangen, habe mich gewaschen, und jetzt kann ich sehen.« Sie fragten ihn: »Wo ist jener?« Er sprach: »Ich weiß es nicht.« Da brachten sie den Blindgewesenen zu den Pharisäern, weil es Sabbat war am Tage, da Jesus den Teig bereitet und ihm die Augen geöffnet hatte. Nun fragten ihn die Pharisäer noch einmal, wie er denn sehend geworden sei. Und er erzählte ihnen: »Er hat auf meine Augen einen Teig gestrichen, ich habe mich gewaschen und kann sehen.« Da sagten einige aus den Pharisäern: »Dieser Mensch ist nicht aus Gott; er hält den Sabbat nicht.« Doch andere sagten: »Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun?« Und so entstand ein Zwiespalt unter ihnen. Sie fragten deshalb noch einmal den Blinden: »Was sagst denn du von ihm; er hat dir ja die Augen aufgetan?« Er sprach: »Er ist ein Prophet.« Nun wollten die Juden von ihm nicht glauben, daß er blind gewesen und jetzt sehend geworden sei, bevor sie nicht die Eltern des Geheilten vorgeladen hätten. Sie fragten diese: »Ist dies euer Sohn, der, wie er sagt, blind geboren ist? Wie kommt es denn, daß er jetzt sehen kann?« Seine Eltern sprachen: »Wir wissen: Das ist unser Sohn; er wurde blind geboren. Wie es kommt, daß er jetzt sehend ist, wissen wir nicht, noch wissen wir, wer ihm die Augen aufgetan hat. Fragt ihn nur selbst, er ist ja großjährig und kann über sich selber Auskunft geben.« So sprachen seine Eltern. Sie hatten nämlich Angst vor den Juden; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als Christus bekennen würde, aus der Synagoge auszuschließen. Deshalb sagten seine Eltern: »Er ist großjährig, fragt ihn nur selbst.« Sie ließen den Mann, der blind gewesen, nochmals rufen und sagten zu ihm: »Gib Gott die Ehre. Wir wissen, daß jener Mensch ein Sünder ist.« Er aber sprach: »Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eins aber weiß ich, daß ich blind gewesen bin und jetzt sehe.« Da fragten sie ihn noch einmal: »Was hat er denn mit dir gemacht? Wie hat er dir die Augen aufgetan?« Da antwortete er ihnen: »Ich habe es euch doch schon gesagt, habt ihr es nicht gehört; warum wollt ihr es nochmals hören? Wollt ihr vielleicht auch seine Jünger werden?« Da schmähten sie ihn sehr und sagten: »Du magst sein Jünger sein; wir sind Jünger des Moses. Wir wissen, daß Gott zu Moses geredet hat; wir wissen aber nicht, woher der kommt.« Da sprach der Mann zu ihnen: »Das ist aber doch merkwürdig, daß ihr nicht wißt, woher er ist, und doch hat er mir meine Augen aufgetan. Man weiß doch, daß Gott Sünder nicht erhört; wenn aber einer gottesfürchtig ist und Gottes Willen tut, den erhört er. Solange die Welt steht, hat man noch nie gehört, daß jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan hätte. Wäre dieser nicht aus Gott, so könnte er nichts ausrichten.« Da sagten sie zu ihm und riefen: »Ganz und gar in Sünden bist du geboren, und du willst uns belehren?« Und sie schlossen ihn aus. Jesus hörte, daß sie ihn ausgeschlossen hätten. Als er ihm begegnete, da fragte er ihn: »Glaubst du an den Menschensohn?« Er sprach: »Herr, wer ist es, daß ich an ihn glaube?« Und Jesus sprach zu ihm: »Du siehst ihn; der mit dir redet, ist es.« Da rief er aus: »Herr, ich glaube!« und fiel vor ihm nieder. Und Jesus sprach: »Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen: Die Blinden sollen sehend werden und die Sehenden erblinden.« Das hörten einige der Pharisäer, die in seiner Nähe standen, und sie fragten: »Sind vielleicht auch wir blind?« Und Jesus sprach: »Wäret ihr blind, so hättest ihr am Ende keine Sünde; nun aber sagt ihr: "Wir sehen.' Sonach bleibt eure Sünde.« Der gute Hirt - Fest der Tempelweihe»Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in den Schafstall geht, vielmehr woanders einsteigt, ist ein Dieb und Räuber. Wer aber durch die Tür eingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Torhüter, und auch die Schafe kennen seine Stimme. Er ruft seine Schafe bei Namen und führt sie heraus. Hat er dann alle, die ihm gehören, hinausgelassen, so geht er vor ihnen her; die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden aber werden sie nie folgen, vielmehr vor ihm fliehen, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen.« Dieses Gleichnis trug Jesus ihnen vor. Doch sie verstanden nicht, wen er damit meinte. Darauf sprach Jesus zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber. Deshalb haben auch die Schafe nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, der wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu verderben. Ich komme, damit sie Leben haben, ja, damit sie es überreichlich haben. Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt setzt sein Leben für seine Schafe ein. Der Mietling aber, der kein Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht, wie der Wolf kommt; er läßt die Schafe im Stich und entflieht, und der Wolf fällt die Schafe an und versprengt sie. Der Mietling flieht, weil er Mietling ist und ihm nichts an den Schafen liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meiner, kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne. Ich setze mein Leben ein für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstall sind. Auch diese muß ich führen; sie werden meine Stimme hören, dann wird es eine Herde und ein Hirt sein. Deshalb liebt mich auch der Vater, weil ich mein Leben einsetze, um es wiederzugewinnen. Niemand entreißt es mir; freiwillig setze ich es ein. Ich habe Macht, es hinzugeben, und habe Macht, es wiederzugewinnen. Das ist der Auftrag, den ich von meinem Vater erhalten habe.« Wiederum entstand ein Zwiespalt bei den Juden wegen dieser Rede. Viele von ihnen sagten: »Er ist besessen und von Sinnen. Was hört ihr ihm noch zu?« Andere sagten: »Das sind nicht Reden eines Besessenen; kann denn ein Dämon Blinden die Augen öffnen?« Man feierte das Fest der Tempelweihe in Jerusalem. Es war Winter. Und Jesus ging im Tempel, in der Halle Salomos, hin und her. Da umringten ihn die Juden und fragten ihn: »Wie lange läßt du uns im Ungewissen? Wenn du der Christus bist, so sag es uns offen heraus!« Und Jesus sprach zu ihnen: »Ich habe es euch ja schon gesagt, doch ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, zeugen für mich. Allein ihr glaubt nicht, weil ihr nicht aus meinen Schafen seid. Denn meine Schafe hören meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und in Ewigkeit gehen sie nicht verloren, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins.« Da hoben die Juden wiederum Steine auf, um ihn zu steinigen. Da sprach Jesus zu ihnen: »Viele gute Werke ließ ich euch in der Macht meines Vaters sehen. Um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen?« Die Juden sagten zu ihm: »Nicht eines guten Werkes wegen wollen wir dich steinigen, sondern der Gotteslästerung wegen, da du, der du nur ein Mensch bist, dich zu Gott machst.« Und Jesus sprach zu ihnen: »Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: "Ich sagte: Ihr seid Götter?' Wenn schon jene Götter heißen, an die das Wort Gottes erging, und da die Schrift nicht aufgehoben werden kann, wie könnt ihr von dem, den der Vater geweiht und in die Welt gesandt hat, sagen: "Du lästerst Gott, " weil ich gesagt habe: Ich bin der Sohn Gottes? Wenn ich die Werke meines Vaters nicht vollbringe, dann braucht ihr mir auch nicht zu glauben. Vollbringe ich sie aber und wollt ihr trotzdem mir nicht glauben, so glaubt doch wenigstens meinen Werken, auf daß ihr klar erkennt, daß der Vater in mir ist und ich im Vater bin.« Da suchten sie ihn wieder zu ergreifen; doch er entzog sich ihren Händen. Dann überschritt er wiederum den Jordan und ging an den Ort, wo Johannes vormals getauft hatte. Dort blieb er. Und viele kamen zu ihm und sagten: »Johannes hat kein Zeichen gewirkt; doch alles, was Johannes von diesem gesagt hat, hat sich als wahr erwiesen.« Und viele glaubten dort an ihn. Vollendeter UnglaubeDa war jemand krank, Lazarus aus Bethanien, dem Flecken der Maria und ihrer Schwester Martha. Maria war es gewesen, die den Herrn mit Öl gesalbt und die mit ihren Haaren seine Füße abgetrocknet hatte. Ihr Bruder Lazarus lag krank darnieder. Da ließen ihm die Schwestern sagen: »Herr, sieh, der, den du liebst, ist krank.« Auf diese Botschaft hin sprach Jesus: »Diese Krankheit führt nicht zum Tode, sie dient zur Ehre Gottes; der Sohn Gottes soll durch sie verherrlicht werden. Jesus liebte Martha, deren Schwester [Maria] und den Lazarus. Nachdem er nun erfahren hatte, Lazarus sei krank, blieb er trotzdem noch zwei Tage an dem Orte, wo er sich gerade befand. Alsdann erst sagte er zu den Jüngern: »Laßt uns wieder nach Judäa gehen!« Die Jünger sagten zu ihm: »Rabbi, eben wollten dich die Juden steinigen; nun gehst du wiederum dorthin.« Und Jesus sprach: »Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Wer am Tage seines Weges geht, der strauchelt nicht, er sieht ja das Licht dieser Welt. Doch wer bei Nacht dahingeht, strauchelt, weil ihm das Licht fehlt.« So sprach er; alsdann fügte er hinzu: »Lazarus, unser Freund, liegt im Schlafe; ich gehe aber hin, ihn aufzuwecken.« Da sagten die Jünger zu ihm: »Herr, wenn er schläft, wird er gesund werden.« Doch Jesus sprach von seinem Tode; sie aber meinten, er rede von der Ruhe des Schlafes. Da sagte ihnen Jesus offen heraus: »Lazarus ist gestorben. Ich freue mich aber euretwegen, daß ich nicht dort war, damit ihr glaubt. Doch laßt uns jetzt zu ihm gehen!« Da sagte Thomas, der auch der Zwilling heißt, zu den anderen Jüngern: »Laßt uns mitgehen, damit wir mit ihm sterben.« Als Jesus ankam, fand er ihn bereits vier Tage im Grabe liegen. Bethanien lag nahe bei Jerusalem, ungefähr fünfzehn Stadien davon entfernt. So waren viele Juden zu Martha und Maria gekommen, um sie ihres Bruders wegen zu trösten. Sobald Martha hörte, Jesus komme, ging sie ihm entgegen; Maria aber blieb zu Hause. Und Martha sprach zu Jesus: »Herr, wärest du dagewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben. Doch auch so weiß ich, daß Gott dir alles gibt, was du von Gott erbittest.« Und Jesus sprach zu ihr: »Dein Bruder wird auferstehen.« Martha sprach zu ihm: »Ich weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tage.« Und Jesus sprach zu ihr: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. Wer aber lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?«   »Ja, Herr«, sprach sie, »ich glaube, daß du der Christus bist, der Sohn des [lebendigen] Gottes, der in die Welt kommen soll.« So sprach sie, ging weg und rief Maria, ihre Schwester, und sagte zu ihr leise: »Der Meister ist da und ruft dich.« Kaum hatte sie dies gehört, stand sie schnell auf und eilte zu ihm hin. Jesus hatte den Flecken noch nicht betreten; er war noch an der Stelle, wo Martha ihn getroffen hatte. Als die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, gesehen hatten, daß Maria sich eilends erhoben hatte und weggegangen war, folgten sie ihr in der Meinung, sie gehe zum Grabe, um dort zu weinen. Als Maria an die Stelle kam, wo Jesus war, und sie ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen mit den Worten: »Herr, wärst du dagewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben.« Als Jesus sah, wie sie so weinte und wie die Juden, die mit ihr gekommen waren, gleichfalls weinten, ward er innerlich tief ergriffen und erschüttert; er fragte: »Wohin habt ihr ihn gelegt?« Sie sagten ihm: »Herr, komm und sieh!« Und Jesus weinte. Die Juden sagten: »Seht, wie lieb er ihn hatte.« Doch einige aus diesen meinten: »Hätte dieser, der dem Blinden die Augen aufgetan hat, nicht machen können, daß er nicht starb?« Und Jesus, wiederum innerlich tief erschüttert, ging zum Grabe. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Und Jesus sprach: »Nehmt den Stein hinweg!« Da sagte Martha, die Schwester des Verstorbenen, zu ihm: »Herr, er riecht schon; es ist bereits vier Tage her.«   Doch Jesus sprach zu ihr: »Habe ich dir nicht gesagt, daß, wenn du glaubst, du die Herrlichkeit Gottes sehen würdest?« Nun hoben sie den Stein hinweg. Und Jesus hob die Augen himmelwärts und betete: »Ich danke dir, Vater, daß du mich erhört hast. Ich wußte zwar, daß du mich jederzeit erhörst. Jedoch ich sagte es des Volkes wegen, das hier steht, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast.« Nach diesen Worten rief er mit lauter Stimme: »Lazarus, komm heraus!« Und der Tote kam heraus, an Händen und Füßen mit Binden eingewickelt und das Angesicht mit einem Schweißtuch bedeckt. Und Jesus sprach zu ihnen: »Macht ihn frei und laßt ihn gehen!« Viele Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was er getan hatte, glaubten an ihn. Doch einige aus ihnen gingen zu den Pharisäern und erzählten ihnen, was Jesus getan hatte. Die Oberpriester und die Pharisäer riefen nun den Hohen Rat zusammen und sagten: »Was sollen wir tun, da dieser Mensch so viele Zeichen wirkt? Denn lassen wir ihn weiter gewähren, so werden alle an ihn glauben; dann aber kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute weg.«   Einer aber unter ihnen, Kaiphas, der Hohepriester jenes Jahres, sprach zu ihnen: »Ihr versteht nichts, bedenkt auch nicht, daß es für euch besser ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als daß das ganze Volk zugrunde gehe.« Das sagte er indes nicht aus sich selbst; vielmehr, weil er in jenem Jahre Hoherpriester war, weissagte er, daß Jesus für das Volk sterben werde,  ja, nicht für das Volk allein, sondern auch, um die zerstreuten Kinder Gottes zu einem Volk zu vereinen. Von diesem Tage an waren sie entschlossen, ihn zu töten. Darum wandelte Jesus nicht mehr öffentlich bei den Juden, sondern zog sich von dort zurück in eine Gegend nahe der Steppe, in eine Stadt mit Namen Ephrem. Dort verweilte er mit seinen Jüngern. Nun war das Osterfest der Juden nahe. Da zogen viele vom Lande vor dem Osterfest nach Jerusalem hinauf, um sich zu reinigen. Sie suchten Jesus und fragten einander im Tempel: »Was meint ihr? Wird er wohl zum Feste kommen?« Die Oberpriester und die Pharisäer hatten nämlich den Befehl erlassen, jeder, der von seinem Aufenthalt wisse, müsse es anzeigen, damit man ihn festnehmen könne. Einzug in Jerusalem - Heiden und JudenSechs Tage vor dem Osterfest kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus wohnte, den Jesus von den Toten auferweckt hatte. Dort bereitete man ihm ein Gastmahl. Martha wartete auf; Lazarus war einer seiner Tischgenossen. Maria aber nahm ein Pfund von echtem, kostbarem Nardenöl und salbte die Füße Jesu und trocknete die Füße Jesu mit ihren Haaren ab. Das Haus ward vom Duft der Salbe ganz erfüllt. Da sagte einer von den Jüngern, Judas Iskariot, der ihn verraten sollte: »Warum hat man dieses Salböl nicht um dreihundert Denare verkauft und es den Armen gegeben?« Das sagte er indessen nicht, weil ihm an den Armen etwas gelegen wäre, vielmehr weil er ein Dieb war und die Kasse hatte und das, was einging, auf die Seite brachte. Doch Jesus sprach: »Laßt sie in Ruhe, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses aufbewahre. Die Armen habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.« Da hörte eine große Anzahl Juden, daß er dort sei. Sie kamen nicht bloß Jesu wegen, vielmehr auch, um den Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Oberpriester beschlossen nun, auch Lazarus zu töten, weil seinetwegen viele Juden hingingen und an Jesus glaubten. Am Tag darauf erfuhr die Volksmenge, die zum Fest gekommen war, daß sich Jesus auf dem Wege nach Jerusalem befinde. Sie nahmen Palmzweige und zogen ihm entgegen und riefen: »Hosanna! Gepriesen sei, der kommt im Namen des Herrn! Du König Israels!« Und Jesus traf auf einen jungen Esel und setzte sich darauf, so wie geschrieben steht: »Fürchte dich nicht, du Tochter Sion, siehe, dein König kommt; er sitzt auf dem Füllen eines Esels.«   Zuerst verstanden seine Jünger es nicht; hernach aber, als Jesus verherrlicht war, erinnerten sie sich, daß dies über ihn geschrieben stand und daß sie dabei mitgewirkt hatten. Die Volksmenge, die bei ihm gewesen war, als er den Lazarus aus dem Grabe gerufen und von den Toten auferweckt hatte, legte Zeugnis ab. Darum zog ihm auch das Volk entgegen, weil es vernommen hatte, daß er dieses Wunder gewirkt habe. Die Pharisäer aber sagten zueinander: »Da seht ihr nun, daß ihr nichts ausrichtet. Seht: alle Welt läuft ihm nach.« Unter denen, die hinaufgepilgert waren, um am Fest anzubeten, befanden sich auch einige Heiden. Diese wandten sich an Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa war, und baten ihn: »Herr, wir möchten Jesus sehen.« Philippus ging und besprach sich mit Andreas, dann trugen es Andreas und Philippus Jesus vor. Und Jesus sprach zu ihnen: »Die Stunde ist gekommen, da der Menschensohn verherrlicht wird. Wahrlich, wahrlich sage ich euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es für sich allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; doch wer sein Leben in dieser Welt haßt, der wird es für das ewige Leben bewahren. Wer mir dienen will, folge mir; denn wo ich bin, soll auch mein Diener sein. Und wer mir dient, den wird mein Vater ehren. Jetzt ist meine Seele tief erschüttert. Jedoch, was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde. Ist doch deshalb gerade diese Stunde über mich gekommen. Vater, verherrliche Deinen Namen!« Da erscholl eine Stimme vom Himmel: »Ich habe verherrlicht, und ich will weiterhin verherrlichen.« Das Volk, das dastand und es hörte, sprach: »Es hat gedonnert.« Andere indes behaupteten: »Ein Engel hat mit ihm geredet.« Jesus sprach: »Nicht meinethalben ertönte diese Stimme, sondern euretwegen. Denn jetzt vollzieht sich das Gericht in dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen.  Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.« Mit diesen Worten wollte er andeuten, welch einen Tod er sterben werde. Da sprach das Volk zu ihm: »Wir haben aus dem Gesetz erfahren, daß der Christus ewig bleibt. Wie kannst du sagen: "Der Menschensohn muß erhöht werden'? Wer ist denn dieser Menschensohn?« Und Jesus sprach zu ihnen: »Nur noch kurze Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt darin, solange ihr das Licht habt. Sonst möchte euch die Finsternis ergreifen. Wer im Finstern wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.« So sprach Jesus, ging weg und hielt sich vor ihnen verborgen. Obwohl er vor ihnen so viele Zeichen gewirkt hatte, glaubten sie doch nicht an ihn. Es sollte sich das Wort des Propheten Isaias erfüllen: »Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt? Wem ward der Arm des Herrn offenbar?« Darum konnten sie nicht glauben, wie es Isaias wiederum vorhergesagt: »Er machte ihre Augen blind und hart ihr Herz, auf daß sie mit den Augen nicht sehen, mit ihrem Herzen nicht verstehen und sie sich bekehren und ich sie heilen könnte.«   So sagte Isaias, als er seine Herrlichkeit schaute und von ihm sprach. Trotz alldem glaubten an ihn auch viele von den Ratsherren; nur wagten sie es der Pharisäer wegen nicht, sich offen zu bekennen, damit sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden. Die Ehre vor den Menschen galt ihnen eben mehr als die Ehre vor Gott. Und Jesus rief mit lauter Stimme: »Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, vielmehr an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich hin als Licht in die Welt gekommen, damit keiner, der an mich glaubt, im Finstern bleibe. Wenn jemand meine Worte hört, aber nicht befolgt, den richte nicht ich. Ich bin nicht gekommen, die Welt zu richten, sondern die Welt zu retten. Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, hat seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, wird ihn am Jüngsten Tage richten. Nicht von mir aus habe ich geredet; der Vater, der mich gesandt hat, hat mir geboten, was ich sagen und verkünden soll. Ich weiß, sein Gebot bedeutet ewiges Leben. Was ich also sage, sage ich so, wie mir es der Vater geboten hat.« Fußwaschung - Entlarvung des Verräters - Jesu Verherrlichung - Das neue GebotEs war vor dem Osterfest. Jesus wußte, daß die Stunde für ihn gekommen sei, aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, bewies er ihnen seine Liebe bis zum äußersten. Es war während eines Mahles. Der Teufel hatte schon dem Judas, dem Sohn des Simon, dem Iskariot, ins Herz gegeben, ihn zu verraten. Obwohl er wußte, daß der Vater ihm alles in die Hände gelegt, daß er von Gott ausgegangen sei und wiederum zu Gott zurückkehre, erhob er sich vom Mahle, legte seine Oberkleider ab, nahm ein Linnentuch und legte es sich um. Dann goß er Wasser in das Becken und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Linnentuch, das er sich umgebunden hatte, abzutrocknen. So kam er auch zu Simon Petrus. Und dieser sprach zu ihm: »Herr, du willst mir die Füße waschen?« Jesus sprach zu ihm: »Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; nachher wirst du es begreifen.« Da sagte Petrus zu ihm: »In Ewigkeit sollst du mir die Füße nicht waschen.« Jesus aber sprach zu ihm: »Wenn ich dich nicht wasche, dann hast du keinen Teil an mir.« Da gab ihm Simon Petrus zur Antwort: »Dann, Herr, nicht nur die Füße, auch die Hände und das Haupt.« Doch Jesus sprach zu ihm. »Wer gebadet hat, der braucht nur noch die Füße zu waschen; sonst ist er ganz rein. Auch ihr seid rein, aber nicht alle.« Er kannte nämlich den, der ihn verraten wollte; deshalb sprach er: »Ihr seid nicht alle rein.« Nachdem er ihnen die Füße gewaschen, seine Oberkleider angelegt und sich wieder zu Tisch gesetzt hatte, sprach er zu ihnen: »Versteht ihr, was ich euch getan habe?  Ihr nennt mich "Meister' und "Herr', und ihr habt recht; ich bin es. Wenn ich euch nun die Füße gewaschen habe, ich, euer Herr und Meister, dann müßt auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit ihr so tut, wie ich an euch getan habe. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht steht nicht höher als sein Herr, und der Gesandte nicht höher als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies versteht und danach handelt, dann seid ihr selig. Doch von euch allen gilt dies nicht. Ich weiß, wen ich erwählt habe. Allein, es muß die Schrift erfüllt werden: "Der mit mir das Brot ißt, hat die Ferse gegen mich erhoben.' Schon jetzt sage ich es euch, bevor es eintrifft, damit ihr, wenn es eintrifft, glaubt, daß von mir die Rede ist. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer den aufnimmt, den ich sende, der nimmt mich auf, wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.« Nach diesen Worten wurde Jesus im Geiste erschüttert, und unverhüllt sprach er es aus und sagte: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer aus euch wird mich verraten.« Da sahen sich die Jünger gegenseitig an; sie wußten nicht, wen er meinte. Einer seiner Jünger, der, den Jesus liebte, lag an der Brust Jesu. Simon Petrus winkte diesem zu und sprach zu ihm: »Frage, wen er damit meint.« Da lehnte sich dieser so an die Brust Jesu und fragte: »Herr, wer ist es?« Und Jesus gab zur Antwort: »Der ist es, dem ich den Bissen eintunken und reichen werde.« Er tunkte den Bissen ein und reichte ihn dem Judas, dem Sohn des Simon, dem Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Jesus sprach dann noch zu ihm: »Was du tun willst, tu bald!« Doch verstand keiner der Tischgenossen, weshalb er das zu ihm sagte. Weil Judas die Kasse hatte, so meinten einige, Jesus wollte ihm sagen: »Kaufe, was wir auf das Fest brauchen«, oder er solle den Armen etwas geben. Als jener den Bissen zu sich genommen hatte, ging er sofort hinaus. Und es war Nacht. Als er hinausgegangen war, sprach Jesus: »Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird Gott ihn auch bei sich verherrlichen; und er wird ihn bald verherrlichen. Kinder! Nur noch eine kleine Weile bin ich bei euch. Ihr werdet mich suchen; doch was ich den Juden gesagt habe: Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht gehen, das sage ich jetzt auch euch. Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebet einander! So, wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran sollen alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe zueinander habt.« Simon Petrus fragte ihn: »Herr, wohin gehst du?« Jesus sprach zu ihm: »Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst mir aber später folgen.« Petrus erwiderte ihm: »Herr, warum kann ich dir denn jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben.« Jesus antwortete: »Dein Leben willst du für mich hingeben? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Noch vor dem Hahnenschrei wirst du mich dreimal verleugnet haben.« Abschiedsreden»Euer Herz sei nicht bange! Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich!  Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Und wäre es nicht so, dann hätte ich es euch gesagt; ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Wenn ich dann hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, dann komme ich wieder und hole euch zu mir, damit auch ihr da seid, wo ich bin. Den Weg kennt ihr, wohin ich gehe.« Da sagte Thomas zu ihm: ., Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollten wir da den Weg kennen?« Jesus sprach zu ihm: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich. Wenn ihr mich kenntet, so würdet ihr auch meinen Vater kennen. Jedoch von nun an kennt ihr ihn, ihr habt ihn ja gesehen.« Da sprach Philippus zu ihm: »Herr, zeige uns den Vater, und das ist uns genug.« Und Jesus sprach zu ihm: »So lange schon bin ich bei euch, und du kennst mich immer noch nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat auch den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: "Zeige uns den Vater?' Glaubst du denn nicht, daß ich im Vater bin und daß der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, sage ich nicht aus mir selber; der Vater, der in mir bleibt, vollbringt die Werke selber. Glaubt mir, daß ich im Vater bin und daß der Vater in mir ist. Wenn nicht, so glaubt wenigstens der Werke wegen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke, die ich vollbringe, ebenso vollbringen; ja, noch größere wird er vollbringen; ich gehe ja zum Vater. Um was immer ihr in meinem Namen [den Vater] bitten werdet, das will ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht werde. Um was ihr mich in meinem Namen bitten werdet, das will ich tun. Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand verleihen, damit er in Ewigkeit bei euch bleibe:  den Geist der Wahrheit. Die Welt kann ihn nicht empfangen, weil sie ihn weder sieht noch kennt. Ihr aber kennt ihn; er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich lasse euch nicht als Waisen zurück; ich komme zu euch. Nur noch eine kleine Weile, dann sieht die Welt mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und ihr leben werdet. An jenem Tage werdet ihr verstehen, daß ich in meinem Vater bin und daß ihr in mir seid und ich in euch bin. Wer meine Gebote hat und sie bewahrt, der ist es, der mich liebt. Wer mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich will ihn lieben und mich ihm offenbaren.« Da fragte ihn Judas, nicht der Iskariot: »Herr, wie kommt es denn, daß du dich uns und nicht der Welt offenbaren willst?« Und Jesus sprach zu ihm: »Wer mich liebt, der wird mein Wort bewahren; ihn wird mein Vater lieben; zu diesem kommen wir und nehmen bei ihm Wohnung. Wer aber mich nicht liebt, bewahrt auch meine Worte nicht. Jedoch das Wort, das ihr vernehmt, ist nicht das meinige, vielmehr ist es das Wort dessen, der mich gesandt hat, des Vaters. Dies habe ich zu euch gesagt, da ich noch bei euch weile. Jedoch der Heilige Geist, der Beistand, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz sei nicht bange und verzage nicht. Ihr habt gehört, daß ich zu euch gesagt habe: Ich gehe, doch ich komme wiederum zu euch. Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. Ich habe es euch jetzt gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, sobald es einmal eingetroffen ist. Ich werde nicht mehr vieles zu euch reden; denn es kommt der Fürst der Welt. Er hat zwar kein Anrecht an mich; die Welt jedoch soll erkennen, daß ich den Vater liebe und so handle, wie mir der Vater aufgetragen hat. Wohlan, laßt uns von hier weggehen!« Abschiedsreden»Ich bin der wahre Weinstock; mein Vater ist der Weingärtner. Er schneidet jeden Rebzweig an mir ab, der keine Frucht bringt; jeden aber, der Frucht trägt, reinigt er, damit er noch mehr Frucht trage. Ihr seid schon rein des Wortes wegen, das ich zu euch gesprochen habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie der Rebzweig aus sich selbst keine Frucht bringen kann, wenn er nicht am Weinstock bleibt, also auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock; ihr seid die Rebzweige. Wer in mir bleibt, und der, in dem ich bleibe, bringt viel Frucht; getrennt von mir, könnt ihr nichts tun.  Wer nicht in mir bleibt, wird wie ein Rebzweig weggeworfen und verdorrt; man sucht sie dann zusammen, wirft sie ins Feuer und verbrennt sie. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so mögt ihr bitten, um was ihr wollt, es wird euch zuteil werden. Dadurch wird mein Vater verherrlicht, daß ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet. Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, dann bleibt ihr in meiner Liebe, so wie auch ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Das habe ich zu euch gesagt, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollendet werde. Das ist mein Gebot: Liebet einander, so wie ich euch geliebt habe. Niemand hat eine größere Liebe, als wer sein Leben einsetzt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Freunde habe ich euch genannt; denn ich habe euch alles geoffenbart, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch bestellt, damit ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht von Dauer sei, damit euch der Vater alles gebe, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Nur dies ist mein Gebot: Liebet einander! Wenn die Welt euch haßt, bedenket, daß sie mich vor euch gehaßt hat. Ja, wäret ihr aus der Welt, so würde die Welt ihr Eigenes lieben. Da ihr aber nicht aus der Welt seid, vielmehr ich euch aus der Welt auserwählt habe, so haßt euch die Welt. Denkt an das Wort, das ich zu euch gesprochen habe: Ein Knecht ist nicht höher als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, so werden sie auch euch verfolgen; und haben sie mein Wort bewahrt, so werden sie auch das eurige bewahren. Doch all dies werden sie um meines Namens willen euch antun, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat. Wäre ich nicht gekommen und hätte nicht zu ihnen gesprochen, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie für ihre Sünde keine Entschuldigung. Wer mich haßt, haßt auch meinen Vater. Hätte ich nicht Taten unter ihnen vollbracht, wie sie kein anderer vollbracht hat, dann hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie gesehen, und dennoch hassen sie mich und meinen Vater. Aber das Wort, das in ihrem Gesetze steht, mußte in Erfüllung gehen: "Sie haßten mich ganz ohne Grund.' Wenn dann der Beistand kommt, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er Zeugnis über mich ablegen. Auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid, » Abschiedsreden»Das habe ich euch gesagt, damit ihr nicht Anstoß nehmet. Man wird euch aus der Synagoge ausschließen; es kommt sogar die Stunde, da jeder, der euch tötet, meint, Gott einen Dienst zu erweisen. Sie werden so handeln, weil sie weder den Vater noch mich verstanden haben. Dies habe ich euch gesagt, damit, wenn einmal die Stunde kommt, ihr euch an das erinnert, was ich euch gesagt habe. Ich habe bis jetzt nichts davon gesagt; ich war ja noch bei euch. Nun gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner aus euch fragt mich: "Wohin gehst du?' Weil ich euch dies gesagt habe, hat Trauer euer Herz erfüllt. Jedoch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, wenn ich jetzt hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, wird auch der Beistand nicht zu euch kommen. Doch gehe ich hin, so werde ich ihn euch senden. Wenn alsdann jener kommt, wird er der Welt es zum Bewußtsein bringen, was Sünde, was Gerechtigkeit, was Gericht ist. Sünde, weil sie nicht an mich geglaubt hat; Gerechtigkeit, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr sehen werdet; Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Noch vieles hätte ich euch zu sagen, doch ihr könnt es jetzt noch nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, der wird euch in alle Wahrheit einführen. Er wird nicht von sich aus reden; er wird reden, was er hört, und euch die Zukunft künden. Er wird mich dann verherrlichen; er wird ja von dem Meinen empfangen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein. Deshalb habe ich gesagt: Er wird von dem Meinigen empfangen und es euch verkünden. Noch eine kleine Weile, dann sehet ihr mich nicht mehr, und nochmals eine kleine Weile, dann sehet ihr mich wieder [denn ich gehe zum Vater].« Da sprachen einige seiner Jünger zueinander: »Was soll das heißen, daß er sagt: "Noch eine kleine Weile, dann sehet ihr mich nicht mehr, und wieder eine kleine Weile, dann sehet ihr mich wieder'; sowie: "Ich gehe zum Vater'?« Sie fragten also: »Was meint er mit der kleinen Weile; denn wir verstehen nicht, was er sagt?« Jesus merkte, daß sie ihn fragen wollten; er sprach zu ihnen: »Ihr fragt einander, weil ich sagte: Noch eine kleine Weile, dann sehet ihr mich nicht mehr, und nochmals eine kleine Weile, dann sehet ihr mich wieder? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und wehklagen, allein, die Welt wird sich freuen. Ihr werdet trauern, doch eure Trauer wird sich in Freude verwandeln. So hat das Weib, wenn es gebiert, sein Leid, weil seine Stunde da ist; hat es jedoch das Kind geboren, so denkt es nicht mehr an die Angst aus Freude, daß ein Mensch zur Welt geboren ist. So habt auch ihr jetzt Leid. Doch ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen. An jenem Tage werdet ihr mich nichts mehr fragen. Wahrlich, wahrlich sage ich euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet, so wird er es meines Namens wegen euch geben. Bisher habt ihr um nichts in meinem Namen gebeten. Bittet, und ihr werdet empfangen, und eure Freude wird vollendet sein. Dies habe ich in Gleichnissen zu euch geredet. Es kommt die Stunde, da will ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch sprechen, vielmehr euch offen vom Vater Kunde geben. An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten; ich sage euch nicht: Ich will den Vater für euch bitten. Der Vater selber liebt euch, weil ihr mich geliebt und weil ihr geglaubt habt, daß ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen, ich verlasse wiederum die Welt und gehe zum Vater.« Da sagten seine Jünger: »Siehe, jetzt sprichst du offen und gebrauchst kein Gleichnis mehr. Jetzt wissen wir, daß du alles weißt und niemand dich zu fragen braucht. Deshalb glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist.« Und Jesus sprach zu ihnen: »Jetzt glaubt ihr. Seht, es kommt eine Stunde, ja, sie ist schon da, da ihr euch zerstreuen werdet, ein jeder in sein Haus, und mich allein lasset. Doch ich bin nicht allein; der Vater ist mit mir. Das habe ich zu euch gesagt, auf daß ihr Frieden in mir habet. In der Welt leidet ihr Drangsal; doch seid getrost: Ich habe die Welt überwunden.« Das Hohepriesterliche Gebet JesuSo sprach Jesus. Alsdann erhob er seine Augen gegen Himmel und betete: »Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche Deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche.  Du hast ihm Macht verliehen über alles Fleisch, damit er allen, die du ihm anvertraut hast, ewiges Leben schenke. Das aber ist das ewige Leben: dich zu erkennen, den einzig wahren Gott, und den, den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich auf Erden verherrlicht; ich habe das Werk vollbracht, das du mir aufgetragen hast, daß ich es vollenden soll. Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt entstand. Ich habe deinen Namen den Menschen kundgetan, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und du hast sie mir anvertraut, und sie haben dein Wort bewahrt. Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt, daß ich die Worte, die du mir anvertraut hast, ihnen gegeben habe. Sie haben diese angenommen und haben wirklich erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, daß du mich gesandt hast. Für sie bitte ich. Nicht für die Welt bitte ich; für die vielmehr, die du mir gegeben hast; sie sind ja dein. Denn alles Meinige ist dein, und all das Deinige ist mein. In ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin zwar nicht mehr in der Welt - sie sind noch in der Welt -, ich gehe zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien so wie wir. Solange ich bei ihnen war, habe ich sie in deinem Namen bewahrt, den du mir gegeben hast. Ich wachte, und kein einziger aus ihnen ist verlorengegangen, als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt würde. Nun komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit sie meine Freude vollkommen in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben; die Welt jedoch hat sie mit Haß verfolgt; denn sie sind nicht von dieser Welt, so wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht: Nimm sie aus der Welt hinweg! sondern: Bewahre sie vor dem Bösen! Sie sind nicht von der Welt, so wie auch ich nicht von der Welt bin. Weihe sie in Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt. Für sie weihe ich mich selbst, auf daß auch sie in Wahrheit geweiht seien. Doch nicht für sie allein bitte ich, sondern auch für die, die durch ihr Wort den Glauben an mich finden, damit alle eins seien: so wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, daß sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind:  Ich in ihnen und du in mir, auf daß sie völlig eins seien, damit die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie geliebt hast. Vater, ich will, laß, die du mir gegeben hast, bei mir sein, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir verliehen hast. Du hast mich ja vor der Grundlegung der Welt geliebt. Gerechter Vater! Die Welt hat dich nicht verstanden. Ich aber habe dich verstanden, auch diese haben verstanden, daß du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn ferner kund tun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.« LeidensgeschichteSo betete Jesus. Dann überschritt er mit seinen Jüngern den Bach Cedron. Hier war ein Garten, wohin er sich mit seinen Jüngern begab. Auch Judas, sein Verräter, wußte den Ort, weil Jesus oft mit seinen Jüngern dort zusammen war. Und Judas nahm eine Abteilung Soldaten und Knechte von den Oberpriestern und den Pharisäern und ging dorthin mit Fackeln, Laternen und Waffen. Jesus aber, der alles wußte, was ihn treffen sollte, trat her und fragte sie: »Wen suchet ihr?« Sie sagten zu ihm: »Jesus von Nazareth.« Jesus erwiderte ihnen: »Ich bin es.« Auch Judas, sein Verräter stand dabei. Als er zu ihnen sagte: »Ich bin es«, wichen sie zurück und stürzten zu Boden. Noch einmal fragte er sie: »Wen suchet ihr?« Und sie antworteten: »Jesus von Nazareth.« Jesus sprach: »Ich habe es euch schon gesagt, daß ich es bin; wenn ihr also mich sucht, so lasset diese gehen.« So sollte das Wort erfüllt werden, das er gesprochen hatte: »Ich habe von denen, die du mir anvertraut hast, nicht einen einzigen verloren.« Und Simon Petrus, der ein Schwert hatte, zog es heraus und schlug damit auf den Knecht des Hohenpriesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab. Der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: »Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater dargereicht hat?« Die Abteilung mit ihrem Hauptmann und den Knechten der Juden ergriffen Jesus, fesselten ihn und führten ihn zunächst zu Annas. Er war der Schwiegervater des Kaiphas, der in jenem Jahre Hoherpriester war. Kaiphas war es auch gewesen, der den Juden einst geraten hatte, es sei am besten, wenn ein Mensch für das Volk sterbe. Simon Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus. Dieser Jünger war dem Hohenpriester wohl bekannt und konnte so mit Jesus in den Hof des Hohenpriesters gehen. Doch Petrus blieb vor dem Tore draußen stehen. Da ging der andere Jünger, der mit dem Hohenpriester bekannt war, hinaus, sprach mit der Türhüterin und holte Petrus herein. Die Türhüterin, eine Magd, fragte den Petrus: »Gehörst etwa auch du zu den Jüngern dieses Menschen?« Er sagte: »Nein.« Die Knechte und Gerichtsdiener hatten ein Kohlenfeuer angezündet und standen daran herum und wärmten sich; denn es war kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich. Der Hohepriester fragte Jesus nach seinen Jüngern und nach seiner Lehre. Jesus sprach zu ihm: »Ich habe offen zur Welt geredet; ich habe allerorten gelehrt, in Synagogen und im Heiligtum, wohin alle Juden kommen; nichts habe ich im Verborgenen geredet. Was fragst du mich? Frage jene, die gehört haben, was ich ihnen gesagt habe. Die wissen es ja, was ich geredet habe.« Auf diese Worte hin schlug einer der Knechte, der daneben stand, ihn mit einem Stock ins Gesicht und rief: »So antwortest du dem Hohenpriester?« Darauf entgegnete ihm Jesus: »Habe ich unrecht geredet, so beweise das Unrechte; doch habe ich recht geredet, warum schlägst du mich?« Dann schickte ihn Annas gefesselt zum Hohenpriester Kaiphas. Simon Petrus stand noch da und wärmte sich. Da sagte man zu ihm: »Bist nicht auch du einer aus seinen Jüngern?« Er leugnete und sagte: »Nein.« Da sagte einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: »Habe ich dich nicht bei ihm im Garten gesehen?« Und Petrus leugnete es wieder. Da krähte gleich darauf ein Hahn. Von Kaiphas führten sie Jesus ins Gerichtsgebäude. Es war noch früh am Morgen. Sie selbst betraten das Gerichtsgebäude nicht, damit sie nicht unrein würden und noch das Paschamahl essen könnten. Deswegen ging Pilatus zu ihnen hinaus und fragte: »Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen?« Sie gaben ihm zur Antwort: »Wenn dieser kein Verbrecher wäre, so hätten wir ihn dir nicht ausgeliefert« Pilatus sprach zu ihnen: »Dann nehmt ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz.« Darauf erwiderten ihm die Juden: »Wir dürfen niemand hinrichten.« So sollte sich das Wort Jesu erfüllen, mit dem er seine Todesart angekündigt hatte. Pilatus trat wieder ins Gerichtsgebäude, ließ Jesus kommen und fragte ihn: »Bist du der König der Juden?« Jesus gab zur Antwort: »Fragst du das aus dir selbst, oder haben es dir andere von mir behauptet?« Pilatus sprach: »Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Oberpriester haben dich mir übergeben; was hast du verbrochen ?« Und Jesus sprach: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Anhänger gekämpft, auf daß ich nicht den Juden ausgeliefert würde. So aber ist mein Reich nicht von hier.« Da sagte Pilatus zu ihm: »So bist du also doch ein König?« Jesus erwiderte: »Du sagst, ich sei ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Wer immer aus der Wahrheit stammt, der hört auf meine Stimme.« Da sprach Pilatus zu ihm: »Was ist Wahrheit?« Nach diesen Worten ging er wieder zu den Juden hinaus und sprach zu ihnen: »Ich finde keine Schuld an ihm. Jedoch bei euch besteht der Brauch, daß ich euch am Osterfest einen freigebe. Soll ich euch den König der Juden freigeben?« Da schrien sie wiederum laut: »Nein, den nicht, sondern den Barabbas.« Barabbas war aber ein Räuber. LeidensgeschichtePilatus behielt Jesus und ließ ihn geißeln. Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie ihm auf das Haupt und legten ihm einen Purpurmantel um. Dann traten sie vor ihn hin und riefen: »Heil dir, du König der Juden!« und gaben ihm Stockschläge. Pilatus ging jetzt wiederum hinaus und sprach zu ihnen: »Seht her, ich führe ihn euch vor, daß ihr es erkennt, daß ich keine Schuld an ihm finde.« Und Jesus kam heraus; er trug die Dornenkrone und den Purpurmantel. Pilatus sprach zu ihnen: »Seht da den Menschen.« Doch als die Oberpriester und die Knechte ihn so sahen, schrien sie: »Ans Kreuz, ans Kreuz!« Pilatus sprach zu ihnen: »Dann nehmt ihn und kreuzigt ihn! Ich finde keine Schuld an ihm.« Darauf entgegneten ihm die Juden: »Wir haben ein Gesetz; nach dem Gesetz muß er sterben; er hat sich selbst zum Sohne Gottes erklärt!« Als Pilatus diese Worte hörte, befiel ihn noch größere Furcht. Er ging wieder ins Gerichtshaus und fragte Jesus: »Woher bist du?« Doch Jesus gab ihm keine Antwort. Pilatus sprach zu ihm: »Mir gibst du keine Antwort? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich freizulassen, und auch Macht, dich kreuzigen zu lassen?« Jesus sprach zu ihm: »Du würdest über mich keine Macht besitzen, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre. Deshalb hat der die größere Sünde, der mich dir preisgegeben hat.« Auf dies hin suchte Pilatus ihn freizugeben. Die Juden aber schrien: »Wenn du diesen freigibst, dann bist du kein Freund des Kaisers; jeder, der sich für einen König ausgibt, der lehnt sich gegen den Kaiser auf.« Als Pilatus diese Worte hörte, ließ er Jesus herbeiführen und setzte sich auf dem Platz, der Lithostrotos, hebräisch Gabbatha, genannt wird, auf den Richterstuhl. Es war der Rüsttag des Osterfestes, um die sechste Stunde. Da sprach er zu den Juden: »Seht euren König.« Doch diese schrien: »Hinweg, hinweg; ans Kreuz mit ihm!« Da fragte sie Pilatus: »Euren König soll ich kreuzigen?« Die Oberpriester aber schrien: »Wir haben keinen König, nur den Kaiser.« Da übergab er ihnen Jesus zur Kreuzigung. Sie übernahmen Jesus [und führten ihn hinaus]. Er trug sein Kreuz und ging hinaus zum Ort, der Schädelstätte heißt; hebräisch heißt er Golgotha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm noch zwei andere rechts und links, Jesus aber in der Mitte. Pilatus hatte eine Inschrift schreiben und ans Kreuz anheften lassen. Sie lautete: »Jesus von Nazareth, der König der Juden.« Diese Inschrift lasen viele von den Juden - der Ort, wo Jesus gekreuzigt worden war, lag nämlich nahe bei der Stadt -; sie war hebräisch, römisch und griechisch abgefaßt. Die Oberpriester der Juden sprachen zu Pilatus.- »Schreibe nicht: "Der König der Juden', vielmehr: "Er hat gesagt, ich bin der König der Juden'.« Pilatus sprach: »Was ich geschrieben habe, bleibt geschrieben.« Als die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil; dazu den Leibrock. Der Leibrock war aber ohne Naht, von oben her in einem Stück gewebt. Sie sprachen zueinander: »Wir wollen ihn nicht zerteilen, vielmehr um ihn losen, wem er gehören soll.« So sollte in Erfüllung gehen, was in der Schrift geschrieben steht: »Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen über mein Gewand das Los.« Dies taten denn auch die Soldaten. Beim Kreuze Jesu standen seine Mutter, sowie die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Kleophas, und Maria Magdalena. Als Jesus seine Mutter und den Jünger, den er liebte, dastehen sah, sprach er zu seiner Mutter: »Weib, siehe dein Sohn.« Dann sprach er zu dem Jünger: »Siehe, deine Mutter.« Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger bei sich auf.  Weil Jesus wußte, daß jetzt alles vollbracht war, sprach er, damit die Schrift erfüllt würde, weiter: »Mich dürstet.« Nun stand ein Gefäß voll Essig da. Man steckte einen Schwamm voll Essig auf einen Hysopstengel und hielt ihm diesen an den Mund. Und Jesus kostete den Essig; alsdann sprach er: »Es ist vollbracht.« Dann neigte er das Haupt und gab den Geist auf. Es war Rüsttag. Da sollten die Leichen nicht über den Sabbat am Kreuze bleiben; denn jener Sabbat war ein ganz besonders hoher Tag. Deswegen baten die Juden den Pilatus, man möchte jenen ihre Gliedmaßen zerschlagen und sie herabnehmen. So kamen die Soldaten und zerschlugen dem einen seine Glieder und auch dem anderen, der mit ihm gekreuzigt worden war. Als sie zu Jesus kamen, sahen sie, daß er schon tot war, und so zerschlugen sie ihm die Glieder nicht. Doch stieß ihm einer der Soldaten seine Lanze in die Seite, und sogleich floß Blut und Wasser heraus.  Dies erzählt ein Augenzeuge, dessen Zeugnis durchaus wahr ist, und er weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubet. Dies ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde: »Ihm soll kein Bein zerbrochen werden.« sowie die andere Schriftstelle: »Sie blicken auf zu dem, den sie durchbohrt haben.«   Joseph von Arimathäa, ein Jünger Jesu - nur im geheimen freilich; er hatte vor den Juden Angst -, bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen. Pilatus gab ihm die Erlaubnis. Er ging hin und nahm den Leichnam ab. Auch Nikodemus, der einst zur Nachtzeit bei ihm war, kam und brachte eine Mischung Myrrhe und Aloe mit, an hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und wickelten ihn samt den Spezereien in Linnentücher ein, so wie es bei den Juden beim Bestatten Brauch ist. An dem Ort, wo er gekreuzigt worden war, war ein Garten, und in dem Garten ein neues Grab, in das noch niemand gelegt worden war. Dorthin legten sie Jesus des Rüsttags der Juden wegen und weil das Grab so nahe war. Auferstehung JesuAm ersten Tag der Woche ging Maria Magdalena zum Grabe früh am Morgen, als es noch dunkel war; sie sah, daß der Stein vom Grab weggewälzt war. Sie lief zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, zu dem, den Jesus liebte, und sprach zu ihnen: »Man hat den Herrn aus dem Grabe weggenommen, wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hin und kamen zum Grabe. Sie beide liefen miteinander hin; aber der andere Jünger lief schneller als Petrus und kam zuerst am Grab an. Er beugte sich vor und sah die Linnentücher daliegen, ging aber nicht hinein. Darauf kam Simon Petrus nach ihm an und ging ins Grab hinein. Er sah die Linnentücher daliegen und auch das Schweißtuch, das auf seinem Haupte gelegen hatte. Dieses lag nicht bei den Linnentüchern; vielmehr lag es gefaltet für sich besonders. Jetzt ging der andere Jünger, der zuerst am Grabe angekommen war, auch hinein, er sah und glaubte. Denn noch hatten sie die Schrift nicht verstanden, daß er von den Toten auferstehen müsse. Die Jünger gingen dann nach Hause. Maria aber stand am Grabe draußen und weinte. Wie sie so weinte, neigte sie sich in das Grab hinein. Und da erblickte sie zwei Engel dasitzen in weißen Kleidern, den einen zu Häupten und den anderen zu Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte. Sie fragten sie: »Weib, was weinst du?« Sie sprach zu ihnen. »Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.« Dann wandte sie sich um und sah, wie Jesus vor ihr stand; sie wußte aber nicht, daß es Jesus war. Und Jesus sprach zu ihr: »Weib, was weinst du? Wen suchst du?« Im Glauben, es sei der Gärtner, gab sie ihm zur Antwort: »Herr, wenn du ihn fortgetragen hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast; alsdann will ich ihn holen.« Jesus sprach zu ihr: »Maria.« Da wandte sie sich um und sprach zu ihm hebräisch: »Rabboni« - d.h. Meister. Doch Jesus sprach zu ihr: »Halte mich nicht fest: noch bin ich nicht zum Vater aufgefahren. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: "Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.'" Da ging Maria Magdalena hin und verkündete den Jüngern, sie habe den Herrn gesehen, und das habe er zu ihr gesagt. Es war schon spät an diesem ersten Wochentag. Die Jünger hatten an dem Ort, wo sie versammelt waren, aus Furcht vor den Juden die Türen fest verschlossen. Da kam Jesus, er trat mitten unter sie und sprach: »Friede sei mit euch!« Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Die Jünger freuten sich, als sie den Herrn sahen. Und abermals sprach Jesus zu ihnen: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.« Nach diesen Worten hauchte er sie an und sprach: »Empfanget den Heiligen Geist!  Welchen ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachgelassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.« Thomas, der »Zwilling«, einer aus den Zwölfen, befand sich nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: »Wir haben den Herrn gesehen.« Er aber sprach zu ihnen: »Wenn ich an seinen Händen nicht das Mal der Nägel sehe und meine Finger nicht in die Wundmale legen kann und meine Hand in seine Seite, kann ich nicht glauben.« Acht Tage später waren die Jünger wieder in dem Haus versammelt; auch Thomas war bei ihnen. Jesus kam bei verschlossenen Türen, trat mitten unter sie und sprach: »Friede sei mit euch!« Dann sagte er zu Thomas: »Lege deinen Finger her und sieh meine Hände; reiche deine Hand und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.« Und Thomas rief: »Mein Herr und mein Gott!« Und Jesus sprach zu ihm: »Weil du mich gesehen hast [Thomas], deshalb glaubst du. Selig, die nicht sahen und dennoch glaubten.« Jesus hat vor den Augen seiner Jünger noch viele andere Zeichen getan, die nicht in diesem Buche aufgezeichnet sind.  Diese hier sind aber aufgezeichnet, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen. Erscheinungen JesuSpäter offenbarte sich Jesus noch einmal seinen Jüngern am Meere von Tiberias, und zwar offenbarte er sich auf diese Weise: Simon Petrus, der »Zwilling« Thomas, Nathanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger waren beieinander. Und Simon Petrus sprach zu ihnen: »Ich gehe fischen.« Sie sagten zu ihm: »Wir gehen auch mit.« Da gingen sie hinaus und stiegen in das Boot, sie fingen aber nichts in jener Nacht. Schon dämmerte der Morgen, da stand Jesus am Ufer. Die Jünger wußten aber nicht, daß es Jesus war. Und Jesus sprach zu ihnen: »Kinder, habt ihr keinen Fisch?« »Nein«, sagten sie zu ihm. Hierauf sprach er zu ihnen: »So werft das Netz aus, rechts vom Boote, dann werdet ihr etwas bekommen.« Sie warfen es aus und vermochten es vor der Menge der Fische nicht heraufzuziehen. Da sprach der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: »Es ist der Herr.« Als Simon Petrus hörte: »Es ist der Herr«, legte er sich das Oberkleid über - er war nämlich unbekleidet - und sprang ins Meer. Die anderen Jünger kamen im Boote nach; sie waren nicht weit vom Land entfernt, etwa zweihundert Ellen. Sie zogen das mit Fischen angefüllte Netz hinter sich her. Sie stiegen ans Land und sahen ein Kohlenfeuer angelegt, darüber einen Fisch und Brot dabei. Und Jesus sprach zu ihnen: »Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt.« Und Simon Petrus stieg ins Boot und zog das Netz ans Land, mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen angefüllt. Obwohl es so viele waren, zerriß das Netz doch nicht. Und Jesus sprach zu ihnen: »Kommt her und frühstückt!« Und keiner von den Jüngern wagte zu fragen: »Wer bist du?« Sie wußten ja, daß es der Herr sei. Und Jesus nahm sogleich das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Das war bereits das dritte Mal, daß Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten sich seinen Jüngern geoffenbart hatte. Nach jenem Frühstück fragte Jesus den Simon Petrus: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?« Er sprach zu ihm: »Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe.« Da sagte er zu ihm: »Weide meine Lämmer!« Und er fragte ihn ein zweites Mal: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?« Er sprach zu ihm: »Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe.« Er sprach zu ihm: »Weide meine Schafe!« Er fragte ihn noch ein drittes Mal: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich ?« Da wurde Petrus traurig, daß er ihn zum drittenmal fragte: »Liebst du mich?« Er sprach zu ihm: »Herr, du weißt alles, du weißt auch, daß ich dich liebe.« Und Jesus sprach zu ihm: »Weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und bist gegangen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, dann wirst du deine Hände ausstrecken; ein anderer wird dich gürten und dich dahin führen, wohin du nicht willst.« Mit diesen Worten deutete er an, durch welche Todesart er Gott verherrlichen werde. Dann sagte er zu ihm: »Folge mir!« Und Petrus wandte sich um und sah, wie der Jünger, den Jesus liebte, ihm folgte. Es war derselbe, der beim Abendmahl, an seine Brust gelehnt, gefragt hatte: »Herr, wer ist es, der dich verrät?« Als Petrus ihn sah, sprach er zu Jesus: »Herr, was ist mit diesem?« Und Jesus sprach zu ihm: »Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht das dich an? Du sollst mir folgen.« Daher kam das Gerede bei den Brüdern auf, jener Jünger sterbe nicht. Doch Jesus hatte nicht zu ihm gesagt: »Er stirbt nicht«, sondern: »Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht das dich an?« Das ist der Jünger, der dies bezeugt und geschrieben hat. Wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist. Noch gibt es vieles andere, was Jesus getan hat. Wollte man das alles einzeln niederschreiben, so könnte, meine ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die dann zu schreiben wären. Vorrede - Zwischen Himmelfahrt und PfingstenLieber Theophilus! In meiner ersten Schrift habe ich von allem erzählt, was Jesus tat und lehrte bis zu jenem Tage, da er [in den Himmel] aufgenommen ward, nachdem er den Aposteln, die er sich durch den Heiligen Geist auserwählt hatte, seinen Willen kundgetan. Diesen hatte er sich auch nach seinem Leiden als lebendig dargestellt durch vielerlei Beweise: Vierzig Tage hindurch erschien er ihnen, wobei er ihnen über alles Aufschluß gab, was das Reich Gottes betrifft. Als er mit ihnen noch zusammen war, befahl er ihnen, von Jerusalem nicht wegzugehen, sondern abzuwarten, was der Vater verheißen hat: »Was ihr von mir gehört habt [so sprach er]: »Johannes hat zwar mit Wasser getauft, ihr aber sollt in eben diesen Tagen mit dem Heiligen Geiste getauft werden.« Die zusammengekommen waren, fragten ihn: »Herr, wirst du in dieser Zeit die Königsherrschaft in Israel wiederherstellen?« Doch er sprach zu ihnen: »Nicht eure Sache ist es, Zeit und Stunde zu erfahren die der Vater in seiner Machtvollkommenheit festgesetzt hat. Ihr werdet jedoch Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch herabkommt, und ihr werdet für mich zu Zeugen werden in Jerusalem, in ganz Judäa und in Samaria, ja, bis an die Grenzen der Erde.« Nach diesen Worten ward er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke entrückte ihn ihren Blicken. Unverwandten Auges schauten sie gen Himmel, während er emporfuhr. Doch siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen. Sie sprachen: »Ihr Galiläer! Was steht ihr da und schaut zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel aufgenommen ward, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen.« Darauf kehrten sie von dem Berge, der Ölberg heißt und nahe bei Jerusalem liegt, einen Sabbatweg entfernt, nach Jerusalem zurück.  Dort angekommen, begaben sie sich in das Obergemach, wo sie blieben: nämlich Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Eiferer, und Judas, der Bruder des Jakobus. Sie alle verharrten einmütig im Gebet mit den Frauen, mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern. In jenen Tagen erhob sich Petrus inmitten der Brüder - es war eine Menge von ungefähr einhundertzwanzig Personen beisammen - und sprach: »Liebe Brüder! Das Schriftwort mußte in Erfüllung gehen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids über Judas vorhergesagt, der den Häschern Jesu den Weg gezeigt hatte. Er gehörte einst zu uns und hatte teil an diesem Amt erhalten. Um seinen Sündenlohn erwarb er sich einen Acker, fiel dann kopfüber ab und barst entzwei, und alle seine Eingeweide quollen hervor. Und dies erfuhren alle Einwohner Jerusalems; darum nannten sie in ihrer Sprache jenen Acker: Hakeldama, d.h. Blutacker. Heißt es doch im Buch der Psalmen: "Seine Wohnstatt werde öde, und niemand sei, der darin wohne!" Und dann: "Sein Amt soll ein anderer erhalten!"  So muß denn einer von den Männern, die bei uns waren in der ganzen Zeit, da der Herr Jesus bei uns ein- und ausging, angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tage, da er von uns hinweg aufgenommen ward, es muß von diesen einer mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden.« Sie stellten zwei vor: Joseph, genannt Barsabas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Und sie beteten: »O Herr, Du kennst die Herzen aller, zeige an, wen von diesen beiden Du erwählt hast, die Stelle dieses Dienstes und Apostelamtes zu erhalten, von dem Judas abgefallen war, um an seinen Ort zu gehen.« Dann warfen sie das Los für sie, und das Los fiel auf Matthias. Er wurde den elf Aposteln beigezählt. PfingstenSo war das Pfingstfest herangekommen. Alle waren an demselben Ort beisammen. Plötzlich erhob sich vom Himmel her ein Brausen, als ob ein gewaltiger Wind daherkäme, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Es erschienen ihnen Zungen, wie von Feuer, die sich verteilten und sich auf jeden einzelnen unter ihnen niederließen. Alle wurden voll des Heiligen Geistes und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der [Heilige] Geist ihnen verlieh zu sprechen. In Jerusalem wohnten aber Juden, gottesfürchtige Männer, aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich nun dieses Brausen erhob, lief die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil ein jeder sie in seiner Muttersprache reden hörte. Außer sich vor Verwunderung riefen sie: »Sind denn nicht alle, die da reden, Galiläer? Wie mag es denn geschehen, daß jeder aus uns sie in seiner Muttersprache reden hört? Wir Parther, Meder und Elamiter, und wir, die wir Mesopotamien bewohnen. Judäa und Kappadozien, Pontus und Asien. Phrygien und Pamphilien, Ägypten und den Landstrich Lybiens bis nach Cyrene hin, wir Pilger aus Rom, Juden und Proselyten, wir Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.« Alle waren außer sich vor Staunen und sprachen zueinander: »Was mag das wohl sein?« Andere dagegen spotteten und sagten: »Sie sind voll süßen Weines.« Da trat Petrus samt den Elfen vor, erhob seine Stimme und redete sie begeistert an: »Ihr Männer von Judäa und ihr alle, die ihr in Jerusalem zu Hause seid! Dies sei euch kundgetan! Vernehmet meine Worte! Die da sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde des Tages. Vielmehr erfüllt sich hier, was der Prophet Joel vorhergesagt hat: "Ich werde in den letzten Tagen, " so spricht Gott, "von meinem Geist über alles Fleisch ausgießen. Da werden eure Söhne und eure Töchter prophezeien; eure Jünglinge werden Gesichte schauen und eure Greise Traumgesichte haben. Sogar über meine Sklaven und meine Sklavinnen will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden prophezeien. Ich werde Wunder tun am Himmel droben, und auf der Erde unten Zeichen: Blut, Feuer, Qualm und Rauch. Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln, der Mond in Blut, bevor der große und erhabene Tag des Herrn kommt. Doch wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.« Ihr Männer Israels! Vernehmet diese Worte: Jesus von Nazareth, ein Mann, der von Gott für euch durch Taten voll Allmacht, durch Wunder und durch Zeichen beglaubigt ward, die Gott - das wißt ihr ja selbst - durch ihn mitten unter euch vollbracht hat, ihn, der durch Gottes festgesetzten Ratschluß und Vorherwissen ausgeliefert ward, ihn habt ihr durch die Hände der Gesetzeslosen ans Kreuz geschlagen und getötet. Gott aber hat die Wehen des Todes gelöst und ihn auferweckt; wie es ja auch nicht möglich war, daß der Tod über ihn die Macht behielt. Sagt doch schon David mit Bezug auf ihn: "Allzeit schaue ich den Herrn vor mir; er steht zu meiner Rechten, auf daß ich nicht wanke. Darum frohlockte laut mein Herz, und meine Zunge jubelte, und auch mein Fleisch wird voller Hoffnung ruhen; denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben und deinem Heiligen nicht die Verwesung zu schauen geben. Du lehrst mich des Lebens Wege, erfüllst mich vor deinem Angesicht mit Wonne."« »Meine Brüder! Ganz offen darf ich über unseren Patriarchen David vor euch reden; er starb und ward begraben; sein Grabmal ist hier bei uns bis auf den heutigen Tag. Er war ja ein Prophet und hat gewußt, daß Gott mit einem Eid ihm verheißen hatte, er werde einstens einen seiner Nachkommen auf seinen Thron erheben [das heißt, daß Christus leiblich auferstehen werde]. So schaut und kündet er zum voraus Christi Auferstehung; dieser wird nicht im Totenreich verbleiben noch wird sein Fleisch Verwesung erfahren. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Er ward erhöht durch Gottes Rechte, empfing vom Vater den verheißenen Heiligen Geist, den er ausgegossen hat, wie ihr jetzt seht und hört. Denn nicht David stieg zum Himmel auf, und doch sagt er: "Es sprach der Herr zu meinem Herrn; setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.« So soll denn das ganze Haus Israel mit aller Sicherheit erkennen, daß Gott gerade diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat. Als sie dies hörten, ging ein Stich ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: »Liebe Brüder, was sollen wir tun?« Petrus sprach zu ihnen: »Bekehret euch! Jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi für die Vergebung eurer Sünden, damit ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfanget. Die Verheißung gilt euch und euren Kindern und all denen, die noch ferne sind, so viele auch der Herr unser Gott berufen wird.« Noch mit vielen weiteren Worten beschwor und ermahnte er sie: »Laßt euch erretten von diesem ganz verdorbenen Geschlecht.« Die nun sein Wort bereitwillig annahmen, wurden getauft, und an jenem Tage kamen gegen dreitausend Seelen hinzu. Sie hielten fest an der Lehre der Apostel und an der Gemeinschaft, am Brotbrechen und am Gebet. Furcht ergriff alle Herzen; denn viele Wunder und Zeichen geschahen durch die Apostel [in Jerusalem, so daß große Furcht auf allen lag]. Alle Gläubigen hielten zusammen und betrachteten all ihre Habe als gemeinsames Eigentum; auch verkauften sie dann und wann ihr Hab und Gut und verteilten den Erlös an alle, je nach Bedürfnis. Täglich verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in den einzelnen Häusern das Brot und genossen ihre Speisen in stolzer Freudigkeit und Einfalt des Herzens; Sie priesen Gott und waren beim ganzen Volk beliebt. Täglich führte der Herr ihnen neue zu, die gerettet werden sollten. Wirken des heiligen PetrusPetrus und Johannes gingen zum Tempel hinauf; es war um die neunte Gebetsstunde. Da trug man eben einen Mann daher, der von Geburt an lahm war. Tag für Tag setzte man ihn an das sogenannte »Schöne Tor« des Tempels, damit er sich von den Tempelbesuchern ein Almosen erbetteln solle. Als er Petrus und Johannes sah, wie sie eben in den Tempel hineingehen wollten, bat er sie um ein Almosen. Petrus und [zugleich Johannes] sah ihn scharf an und sprach: »Schau auf uns her!« Er sah gespannt auf sie in der Meinung, etwas von ihnen zu bekommen. Petrus aber sprach: »Silber und Gold habe ich nicht, doch was ich habe, gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth [steh auf und] geh umher!« Damit faßte er ihn an seiner rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich kam Kraft in seine Füße und Knöchel; er sprang auf und konnte stehen; er wandelte umher und begab sich mit ihnen in den Tempel, lief, sprang umher und lobte Gott. Alles Volk sah, wie er umherging und Gott lobte. Sie erkannten ihn als denselben, der des Almosens halber am »Schönen Tor« des Tempels gesessen hatte, und wurden voll von Staunen und Verwunderung über den Vorfall. Er hielt sich zu Petrus und Johannes, und alles Volk lief außer sich vor Staunen zu ihnen in die sogenannte Halle Salomons. Als Petrus dies sah, sprach er zum Volke: »Ihr Männer Israels! Was wundert ihr euch über diesen hier, oder was seht ihr uns so staunend an, als hätten wir es aus eigener Kraft und Frömmigkeit soweit gebracht, daß dieser gehen kann? Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat Jesus, seinen Knecht, verherrlicht. Ihr freilich habt ihn ausgeliefert und vor Pilatus verworfen, als dieser ihn freilassen wollte. Den Heiligen und Gerechten habt ihr verworfen und verlangt, man solle euch den Mörder schenken; den Fürsten des Lebens aber habt ihr gemordet. Doch Gott hat ihn von den Toten erweckt; dessen sind wir Zeugen. Sein Name hat jetzt diesem da, den ihr seht und kennt, auf Grund des Glaubens an diesen seinen Namen Kraft verliehen. Und dieser Glaube, der durch ihn zustande kommt, gab ihm auch die volle Gesundheit zurück, wie ihr jetzt alle seht. Wohlan denn, meine Brüder, ich weiß, ihr habt es nur aus Unwissenheit getan, so wie auch eure Obern. Gott aber hat auf diese Art erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten vorherverkündet hat, daß sein Christus werde leiden müssen. So tut denn Buße und bekehret euch, damit eure Sünden nachgelassen werden. Dann werden Zeiten der Erquickung durch die Gnade des Herrn kommen, er wird Christus Jesus senden, der für euch vorherbestimmt ist. Ihn mußte zwar der Himmel erst aufnehmen, bis daß die Zeit gekommen wäre, da alles soll wiederhergestellt werden, wovon Gott durch den Mund seiner uralten heiligen Propheten geredet hat. Moses ist es, der da sagte: "Einen Propheten wird für euch der Herr und unser Gott erwecken aus der Mitte eurer Brüder wie mich. Hört auf ihn in allem, was immer er euch sagen wird. Wer aber nicht auf den Propheten hört, der soll aus dem Volke ausgerottet werden.«  Auch alle anderen Propheten von Samuel an und später, so viele ihrer auch geredet haben, haben eben diese Tage verkündet. Ihr seid die Söhne der Propheten, und ihr gehört dem Bund an, den Gott mit euren Vätern einst geschlossen hat, als er zu Abraham sprach: "Alle Geschlechter der Erde sollen sich in deinem Stamme segnen.«  Für euch vor allem hat Gott seinen Knecht auferweckt und gesandt, daß er euch segne unter der Bedingung, daß sich ein jeder von seiner Schlechtigkeit bekehre.« Verfolgung der ApostelWährend sie noch so zum Volke redeten, traten die Priester, der Hauptmann der Tempelwache und die Sadduzäer auf sie zu. Sie waren unwillig, weil sie das Volk lehrten und unter Hinweis auf Jesus die Auferstehung der Toten verkündeten. Sie legten Hand an sie und gaben sie in Gewahrsam bis zum anderen Tage; denn es war bereits Abend. Viele aber von denen, die die Rede gehört hatten, wurden gläubig, und so stieg die Zahl der Männer auf ungefähr fünftausend. Am folgenden Morgen versammelten sich die Obersten, die Ältesten und die Schriftgelehrten in Jerusalem, auch der Hohepriester Annas, Kaiphas, Johannes und Alexander und wer sonst noch zum Priesteradel gehörte. Man ließ Petrus und Johannes vorführen und fragte sie: »Mit welcher Vollmacht und in wessen Namen habt ihr dies getan?« Da sprach Petrus, erfüllt vom Heiligen Geiste, zu ihnen: »Oberste des Volkes und Älteste [höret!! Wenn wir heute wegen einer Wohltat, die wir einem kranken Mann erwiesen haben, jetzt darüber vernommen werden, durch wen er gesund geworden sei, so sei euch allen und dem ganzen Volke Israel kund: Im Namen Jesu Christi, des Nazareners, den ihr gekreuzigt habt, den aber Gott von den Toten erweckt hat, in ihm steht dieser hier gesund vor euren Augen. Er ist der Stein, der von euch, den Bauleuten, verworfen ward, jedoch zum Schlußstein geworden ist. In keinem anderen gibt es Rettung; denn es gibt keinen anderen Namen unter dem Himmel, der uns Menschen gegeben wäre, in dem wir selig werden müssen. Als sie den Freimut des Petrus und Johannes gewahrten und merkten, daß es ungelehrte und ungebildete Leute waren, verwundenen sie sich. Auch stellten sie fest, daß sie ehemalige Jünger Jesu seien. Da sie zugleich den Mann, der geheilt war, bei ihnen stehen sahen, wußten sie nichts zu entgegnen. Man ließ sie aus dem Sitzungssaal abführen, und sie beratschlagten miteinander und sagten: »Was sollen wir mit diesen Menschen machen? Denn daß ein offenkundiges Wunder durch sie geschehen ist, ist allen in Jerusalem bekannt; wir können es nicht leugnen. Doch damit die Sache sich nicht weiter mehr im Volke verbreite, wollen wir ihnen unter Drohungen einschärfen, zu keinem Menschen mehr in diesem Namen zu reden.« Man rief sie wieder herein und verbot ihnen, je wieder im Namen Jesu zu reden oder zu predigen. Petrus und Johannes aber erwiderten ihnen: »Ob es vor Gott berechtigt ist, mehr auf euch als auf Gott zu hören, darüber urteilt selber. Unmöglich ist es uns, von dem nicht zu reden, was wir gesehen und gehört haben.« Jene aber drohten ihnen noch einmal und entließen sie. Denn sie fanden keinen Grund, sie zu bestrafen, schon des Volkes wegen nicht; denn alle priesen Gott ob des Geschehenen. War doch der Mann, an dem dieses Wunder geschehen war, schon über vierzig Jahre alt. Nach ihrer Freilassung kamen sie zu den Ihrigen und berichteten alles, was die Hohenpriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Sie vernahmen es und erhoben alle zumal ihre Stimme zu Gott und beteten. »Herr! Du hast den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was darinnen ist, gemacht. Du hast durch den Heiligen Geist aus dem Munde unseres Vaters David, Deines Knechtes, gesprochen: "Warum toben die Heiden und planen die Völker Nichtiges? Die Könige der Erde stehen auf, und Herrscher scharen sich zusammen, dem Herrn und seinem Gesalbten zum Trotz.« Wahrhaftig, es haben sich in dieser Stadt vereinigt Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels gegen Jesus, Deinen heiligen Knecht, den Du gesalbt hast, um auszuführen, was Deine Hand und was Dein Ratschluß festgesetzt hat, daß es geschehen solle. Und jetzt o Herr, sieh hin auf ihre Drohungen. Verleihe Deinen Knechten, Dein Wort mit allem Freimut zu verkünden, wenn Du Deine Hand ausstreckst, um zu heilen und Zeichen und Wunder zu vollbringen im Namen Deines heiligen Knechtes Jesus.« Während sie so beteten, erbebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und verkündeten freimütig das Wort Gottes. Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Niemand betrachtete etwas von seiner Habe als sein Eigentum; sie hatten alles miteinander gemeinsam. Mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus [Christus]. Große Liebe herrschte unter ihnen allen. So gab es keinen Darbenden unter ihnen; denn wer immer Grundstücke oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte den Erlös des Verkauften und stellte ihn den Aposteln zur freien Verfügung. Einem jeden wurde davon nach Bedarf zugeteilt. So besaß Joseph, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas, das heißt »Tröster«, erhalten hatte, ein Levit, aus Cypern stammend, einen Acker; er verkaufte ihn, brachte das Geld und stellte es den Aposteln zur Verfügung. Ananias und Saphira - VerfolgungenAuch ein Mann namens Ananias verkaufte mit seinem Weibe Saphira ein Grundstück. Mit Wissen seines Weibes behielt er von dem Verkaufspreis einen Teil zurück und brachte nur den anderen und stellte ihn den Aposteln zur Verfügung. Da sprach Petrus: »Ananias, warum hat der Satan dir das Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist belogest und einen Teil des Erlöses aus deinem Acker für dich zurückbehieltest? Blieb er denn nicht dein eigen, wenn du ihn nicht verkaufen wolltest, und auch, nachdem du ihn verkauft hast, hast du nicht frei verfügen können? Wie konntest du nur solcherlei Gedanken in deinem Herzen fassen? Nicht Menschen hast du angelogen, sondern Gott.« Als Ananias diese Worte hörte, fiel er zu Boden und war tot. Große Furcht ergriff alle, die es hörten. Junge Männer standen auf, deckten ihn zu, trugen ihn hinaus und begruben ihn. Es vergingen ungefähr drei Stunden, da kam auch sein Weib herein, ohne von dem Vorgefallenen etwas zu wissen. Petrus sprach zu ihr: »Sage mir: Habt ihr den Acker nur um soviel verkauft?« »Ja«, sagte sie, »nur um soviel.« Da sprach Petrus zu ihr: »Was seid ihr übereingekommen, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, stehen vor der Tür, um auch dich hinauszutragen.« Im selben Augenblick fiel sie vor seinen Füßen nieder und war tot. Die Jünglinge kamen herein, fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie an der Seite ihres Mannes. Gewaltige Furcht kam über alle, die davon hörten. Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volke. Einmütig versammelten sie sich alle in der Halle Salomos. Von den anderen aber wagte niemand, sich zu ihnen zu gesellen; das Volk jedoch schätzte sie hoch. Immer mehr wuchs die Zahl der Männer und Frauen, die den Glauben an den Herrn annahmen. Man trug die Kranken sogar auf die Straße und legte sie auf Betten und Bahren, damit, wenn Petrus vorübergehe, wenigstens sein Schatten auf den einen oder anderen aus ihnen falle [und sie von ihren Krankheiten befreit wurden]. Auch aus den umliegenden Städten strömte das Volk nach Jerusalem zusammen und brachte Kranke und von unreinen Geistern geplagte mit, und alle wurden geheilt. Da erhoben sich der Hohepriester und alle seine Anhänger, nämlich die Sekte der Sadduzäer, voll Eifersucht; sie ließen die Apostel festnehmen und ins Stadtgefängnis werfen. Ein Engel des Herrn aber öffnete in der Nacht die Tore des Gefängnisses, führte sie heraus und sprach: »Gehet hin und tretet im Tempel auf und redet zu dem Volk alle Worte dieses Lebens.« Daraufhin gingen sie mit Tagesanbruch in den Tempel und lehrten. Nun erschienen der Hohepriester und seine Anhänger; sie beriefen den Hohen Rat, das heißt alle Ältesten der Söhne Israels. Sie schickten zum Gefängnis, um die Apostel vorführen zu lassen. Die Diener gingen hin [öffneten das Gefängnis], fanden sie aber nicht im Gefängnis. Sie kehrten zurück mit der Meldung: »Wir fanden das Gefängnis in aller Ordnung fest verschlossen, die Wachen standen an den Toren, doch als wir öffneten, fanden wir niemand mehr darin.« Als der Tempelhauptmann und die Oberpriester diese Kunde vernahmen, fragten sie sich ratlos, was denn daraus noch werden solle. Da kam jemand mit der Meldung: »Die Männer, die ihr gefangengenommen habt, sind im Tempel und lehren dort das Volk.« Da begab sich der Hauptmann mit den Dienern hin und holte sie herbei; doch nicht mit Gewalt; denn sie fürchteten, sie möchten vom Volk gesteinigt werden. Sie führten sie also herbei und stellten sie vor den Hohen Rat. Der Hohepriester hielt ihnen vor: »Wir haben euch doch streng verboten, in diesem Namen da zu lehren. Und doch habt ihr Jerusalem mit eurer Lehre angefüllt und wollt das Blut dieses Menschen auf uns bringen.« Petrus aber und die übrigen Apostel antworteten: »Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Denn der Gott unserer Väter hat Jesus, den ihr ans Holz gehängt und gemordet habt, auferweckt. Ihn hat nun Gott durch seine Rechte zum Fürsten und zum Heiland erhöht, um Israel Bekehrung und Sündennachlaß zu gewähren. Und wir sind Zeugen dieser Dinge, wie auch der Heilige Geist, den Gott denen verliehen hat, die ihm gehorsam sind.« Bei diesen Worten gerieten sie in Wut und wollten sie töten. Da erhob sich im Hohen Rat ein Pharisäer namens Gamaliel, ein beim ganzen Volke angesehener Gesetzeslehrer. Er hieß die Männer auf kurze Zeit hinausführen; dann sprach er zu ihnen: »Ihr Männer Israels, seht euch wohl vor, wie ihr mit diesen Leuten verfahren wollt. Vor einiger Zeit trat Theudas auf und gab vor, etwas Besonderes zu sein. Es schlossen sich ihm gegen vierhundert Leute an. Doch er wurde getötet, und alle, die sich ihm angeschlossen hatten, zersprengt und schließlich ganz vernichtet. Nach ihm erhob sich in den Tagen der Schätzung der Galiläer Judas und verführte viel Volk zum Abfall. Auch dieser ging zugrunde, und alle, die ihm angehangen hatten, wurden weit zersprengt. Was aber diesen Fall betrifft, so sage ich euch: Laßt ab von diesen Leuten, gebt sie frei! Denn geht dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen aus, dann wird es ein Ende nehmen; doch kommt es von Gott, so werdet ihr ihnen kein Ende bereiten können; ja, ihr könntet gar als Widersacher gegen Gott erfunden werden.« Sie stimmten ihm bei. Dann ließen sie die Apostel rufen, ließen sie geißeln und verboten ihnen, im Namen Jesu zu reden. Darauf entließen sie dieselben. Sie aber gingen voll Freude vom Hohen Rat hinweg, weil sie gewürdigt worden waren, um des Namens [Jesu] willen Schmach zu leiden. Und sie hörten nicht auf, Tag für Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und die frohe Botschaft von Christus Jesus zu verkünden. Die Diakonen - StephanusIn jenen Tagen, da die Jünger sich mehrten, entstand ein Murren der Hellenisten gegen die Hebräer, daß ihre Witwen bei der täglichen Almosenverteilung zurückgesetzt würden. Da beriefen die Zwölf eine Versammlung der Jünger und erklärten: »Es geht nicht an, daß wir das Wort Gottes hintansetzen, um die Tische zu besorgen. So sucht euch denn, ihr lieben Brüder, bei euch sieben Männer aus, die ein gutes Zeugnis haben und voll des [Heiligen] Geistes und voll Weisheit sind; die wollen wir für diese Sache bestellen. Wir aber werden weiter dem Gebete sowie dem Dienste des Wortes uns widmen.« Der Vorschlag fand den Beifall der ganzen Versammlung. Sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glauben und Heiligen Geistes, den Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochien. Diese stellte man den Aposteln vor. Sie legten ihnen unter Gebet die Hände auf. Und das Wort Gottes verbreitete sich, und die Zahl der Jünger ward in Jerusalem groß, sogar eine große Anzahl von Priestern unterwarf sich dem Glauben. Stephanus, voll Liebe und Kraft, tat große Zeichen und Wunder unter dem Volke. Da erhoben sich einige aus der sogenannten Synagoge der Libertiner, Cyrenäer und Alexandriner und derer aus Cilizien und Asien und stritten mit Stephanus. Sie vermochten aber der Weisheit und dem Geiste, mit dem er sprach, nicht zu widerstehen. Sie stifteten Männer an, die aussagen mußten: »Wir haben gehört, wie er Lästerworte gegen Moses und Gott ausstieß.« Sie hetzten das Volk, die Ältesten und die Schriftgelehrten auf, überfielen ihn, schleppten ihn fort und führten ihn vor den Hohen Rat. Auch stellten sie falsche Zeugen auf, die aussagen mußten: »Dieser Mensch hört nicht auf, gegen die heilige Stätte und gegen das Gesetz Reden auszustoßen. Haben wir ihn doch sagen hören: "Der bekannte Jesus von Nazareth wird diesen Ort zerstören und die Bräuche ändern, die Moses uns überliefert hat."« Alle, die im Hohen Rat saßen, richteten ihre Blicke auf ihn, und sein Antlitz erschien ihnen wie das Antlitz eines Engels. Verteidigungsrede des Stephanus - Seine SteinigungDer Hohepriester aber fragte: »Verhält sich das so ?« Stephanus antwortete: »Meine Brüder! Väter! Höret! Der hocherhabene Gott erschien einst unserem Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien lebte, bevor er sich in Charran niederließ, und sprach zu ihm: "Zieh weg aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde.«  Da machte er sich aus dem Lande der Chaldäer auf und zog nach Charran. Nach dem Tode seines Vaters versetzte ihn Gott von dort in dieses Land, wo ihr jetzt wohnt. Doch gab er ihm darin kein Erbe, nicht eines Fußes Breite, sondern er versprach ihm nur, er werde später ihm und seinem Stamm es als Besitztum geben, obwohl er damals noch kein Kind besaß. Also sprach nämlich Gott: "Seine Nachkommen werden als Fremdlinge in fremdem Lande wohnen; man wird sie knechten und sie vierhundert Jahre lang hart bedrücken. Das Volk jedoch, dem sie als Knechte dienen, werde ich richten", so sprach Gott. "Doch später werden sie von dannen ziehen und mir an diesem Orte dienen.« Dann gab er ihnen das Bundeszeichen der Beschneidung. Kraft desselben zeugte er den Isaak und beschnitt ihn am achten Tage. Isaak zeugte weiterhin den Jakob, und dieser die zwölf Patriarchen. Die Patriarchen waren eifersüchtig gegen Joseph und verkauften ihn nach Ägypten. Indes war Gott mit ihm. Er rettete ihn aus allen seinen Drangsalen, und er verlieh ihm Gunst und Weisheit vor Pharao, dem König von Ägypten. Dieser machte ihn zum Herrn Ägyptens und seines ganzen Hauses. Doch eine Hungersnot kam über ganz Ägypten und Kanaan; groß war das Elend, und unsere Väter konnten keine Lebensmittel finden. Da hörte Jakob, daß es in Ägypten noch Getreide gebe; er sandte unsere Väter ein erstesmal dorthin. Beim zweitenmal gab sich dann Joseph seinen Brüdern zu erkennen, und so ward dem Pharao die Abstammung des Joseph bekannt. Hierauf ließ Joseph seinen Vater Jakob und alle Verwandten kommen; es waren fünfundsiebzig Seelen. So zog Jakob nach Ägypten, wo er starb, er und unsere Väter. Man brachte sie nach Sichem; sie wurden in dem Grabe beigesetzt, das Abraham einst um eine Summe Geldes von den Söhnen Hemors in Sichem gekauft hatte. Wie nun die Zeit für die Verheißung nahte, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, da mehrte sich das Volk in Ägypten und wurde zahlreich, bis in Ägypten ein anderer König zur Herrschaft kam, der nichts von Joseph wußte. Und er verfuhr mit unserem Geschlechte hinterlistig: er bedrückte unsere Väter, die ihre Kinder aussetzen mußten, damit sie nicht am Leben blieben. In dieser Zeit kam Moses auf die Weit: er war Gott wohlgefällig. Drei Monate hindurch ward er im Vaterhause auferzogen; dann setzte man ihn aus. Die Tochter Pharaos nahm ihn indessen an sich und zog ihn für sich auf als den eigenen Sohn. Und Moses ward in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet; mächtig in Wort und Tat. Als er vierzig Jahre alt war, kam ihm das Verlangen, sich nach den Israeliten, seinen Brüdern, umzusehen. Da sah er, wie irgendeinem Unrecht getan ward. Er setzte sich zur Wehr und schaffte dem Mißhandelten sein Recht und schlug den Ägypter tot. Er meinte, seine Brüder würden wohl verstehen, daß Gott ihnen Rettung durch seine Hand verschaffen wolle; doch sie verstanden es nicht. Des anderen Tags kam er zu ihnen, als sie gerade miteinander stritten. Er wollte zwischen ihnen Frieden stiften mit den Worten: "Ihr seid doch Brüder, Männer! Warum tut ihr einander Unrecht an?" Doch der, der seinem Nächsten unrecht tat, stieß ihn zurück und sagte: "Wer hat denn dich zum Herrn und Richter über uns gemacht? Willst du etwa mich töten, so wie du gestern den Ägypter totgeschlagen hast?" Auf diese Worte hin brachte Moses sich in Sicherheit und lebte im Lande Madian als Fremdling, wo er Vater von zwei Söhnen wurde. Vierzig Jahre waren schon vorüber, da erschien ihm in der Wüste bei dem Berge Sinai ein Engel in der Flamme eines brennenden Dornbusches. Voll Verwunderung sah Moses die Erscheinung. Als er hinzutrat, um sie zu betrachten, erging die Stimme des Herrn: "Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.« Moses zitterte und wagte nicht, dorthin zu schauen. Und also sprach der Herr zu ihm: "Ziehe deine Schuhe aus! Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land. Ich habe die Bedrückung meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Seufzen gehört; ich bin herabgekommen, damit ich es befreie. So komm denn, ich will dich nach Ägypten senden.« Denselben Moses, den sie verworfen hatten, indem sie sprachen: "Wer hat denn dich zum Herrn und Richter eingesetzt?", den hat Gott als Herrn und Befreier gesandt unter dem Schutz eines Engels, der ihm im Dornbusch erschienen war. Und dieser führte sie heraus, vollbrachte Wunder und Zeichen im Lande Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre lang. Es ist derselbe Moses, der den Söhnen Israels gesagt hatte: "Einen Propheten wie mich wird Gott euch erwecken aus der Mitte eurer Brüder.« Er ist es auch, der bei der Gemeinde in der Wüste mit dem Engel verkehrte, der auf dem Berge Sinai mit ihm und mit unseren Vätern redete, und er empfing die Worte des Lebens, um sie euch mitzuteilen. Doch unsere Väter wollten ihm nicht gehorsam sein; sie lehnten ihn vielmehr ab und wandten sich in ihren Herzen wieder Ägypten zu. So sprachen sie zu Aaron: "Verschaffe uns Götter, die vor uns herziehen; wir wissen nicht, was aus dem Moses da geworden ist, der uns aus Ägypten herausgeführt hat.« Sie machten sich in jenen Tagen ein Kalb, brachten diesem Götzenbild Opfer dar und ergötzten sich an dem Gebilde ihrer Hände. Da wandte Gott sich von ihnen ab und ließ sie dem Himmelsheer dienen, wie es geschrieben steht im Buche der Propheten. "Habt ihr mir etwa Schlachttiere und Opfer dargebracht die vierzig Jahre in der Wüste, Haus Israel? O nein, das Zelt des Moloch und das Sternbild eures Gottes Rempham habt ihr herumgeführt, die Bilder, die ihr selbst verfertigt habt, um sie anzubeten. Ich werde euch noch über Babylon hinaus verbannen.«  Unsere Väter hatten in der Wüste das Bundeszelt, wie der es angeordnet hatte, der zu Moses sprach: "Er soll es machen nach dem Vorbilde, das er gesehen hat.« Und dieses übernahmen unsere Väter und brachten es mit sich, als sie dann unter Josue das Land der Heiden zum Besitz erhielten, die Gott vor unseren Vätern hernach vertrieb. So blieb es bis auf Davids Zeit. Dieser war Gott wohlgefällig und bat, ob er für den Gott Jakobs nicht eine Wohnung machen dürfe. Jedoch erst Salomo erbaute ihm ein Haus. Allein der Allerhöchste wohnt nicht in Stätten, die von Menschenhand gemacht sind. Sagt doch schon der Prophet: "Der Himmel ist mein Thron, die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir bauen", spricht der Herr, "oder wo ist der Ort, an dem ich ständig wohnen kann? Hat denn nicht meine Hand all dies geschaffen?"  O ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allzeit dem Heiligen Geiste, wie eure Väter, so auch ihr.  Gibt es einen Propheten, den eure Väter nicht verfolgt haben? Sie haben die ermordet, die das Kommen des Gerechten vorherverkündigt haben; ihr selbst seid nun seine Verräter und Mörder geworden, ihr, die ihr das Gesetz auf Anordnung von Engeln zwar erhalten, aber nicht gehalten habt.« Bei diesen Worten ergrimmten sie in ihrem Innersten und knirschten mit den Zähnen gegen ihn. Stephanus aber, voll des Heiligen Geistes, blickte zum Himmel empor und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehend zur Rechten Gottes  und rief aus: »O schaut! Ich sehe die Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.« Da erhoben sie ein wüstes Geschrei und hielten sich die Ohren zu. Alle miteinander stürzten sie auf ihn los, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen gaben ihre Kleider einem jungen Manne namens Saul in Verwahrung. So steinigten sie den Stephanus. Er betete: »Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!« Dann sank er in die Knie und rief mit lauter Stimme: »Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!« Damit entschlief er. Verfolgung - PhilippusSaul aber war mit seiner Ermordung einverstanden. Noch am selben Tage brach über die Kirche in Jerusalem eine erbitterte Verfolgung herein. Alle, mit Ausnahme der Apostel, zerstreuten sich in die Gegenden von Judäa und Samaria. Den Stephanus aber bestatteten gottesfürchtige Männer und hielten eine große Totenklage um ihn. Saul hingegen wütete furchtbar gegen die Kirche; er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und warf sie ins Gefängnis. Die Versprengten zogen umher und verkündeten das Wort [Gottes]. Philippus kam in die Stadt Samaria und verkündete dort Christus. Einmütig horchte die Volksmenge aufmerksam auf das, was Philippus predigte, und sah die Zeichen, die er wirkte. Denn von vielen, die unreine Geister hatten, fuhren diese mit lautem Geschrei aus; auch viele Lahme und Krüppel wurden geheilt. Es herrschte deshalb eine große Freude in jener Stadt. Ein Mann namens Simon lebte schon seit geraumer Zeit in jener Stadt. Er trieb Zauberei und betörte die Bewohner von Samaria, indem er sich für etwas Höheres ausgab. Alle, klein und groß, hielten zu ihm; sie sagten: »Er ist die Kraft Gottes, die "die Große" heißt.« Sie hielten aber nur deswegen zu ihm, weil er sie längere Zeit mit seiner Zauberei betört hatte. Als sie aber dem Philippus, der ihnen die frohe Botschaft vom Reiche Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündet hatte, glaubten, ließen sich Männer und Frauen taufen. Simon selber glaubte ebenfalls, ließ sich taufen und schloß sich dem Philippus an. Als er sah, welch große Zeichen und Wunder geschahen, kam er ganz außer sich. Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, daß Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie den Petrus und Johannes dorthin. Diese zogen hinab, beteten für sie, daß sie den Heiligen Geist empfangen möchten. Denn er war noch auf keinen aus ihnen herabgekommen, sondern sie waren nur auf den Namen des Herrn Jesus getauft. Nun legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist. Als Simon sah, daß durch die Handauflegung der Apostel der [Heilige] Geist verliehen wurde, brachte er ihnen Geld und sagte: »Gebt auch mir so große Macht, daß jeder, dem ich die Hand auflege, den Heiligen Geist empfange.« Petrus aber sprach zu ihm: »Dein Geld fahre samt dir ins Verderben, weil du geglaubt hast, du könntest dir die Gabe Gottes um Geld kaufen. Du hast nicht teil noch Recht daran; dein Herz ist ja vor Gott nicht ehrlich. Bekehre dich von dieser deiner Bosheit und bitte den Herrn, ob dir vielleicht das Sinnen deines Herzens vergeben werde. Denn wie ich sehe, bist du voll bitterer Galle und liegst in den Fesseln der Bosheit.« Simon aber erwiderte: »Betet ihr für mich zum Herrn, damit nichts von dem, was ihr gesagt habt, mich treffe.« Als sie nun Zeugnis gegeben und das Wort des Herrn verkündet hatten, kehrten sie nach Jerusalem zurück und verkündeten dabei noch in vielen Ortschaften der Samariter die frohe Botschaft. Ein Engel des Herrn aber gab Philippus den Auftrag: »Mache dich auf und geh um die Mittagszeit auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza führt; sie ist ganz unbelebt.« Er machte sich auf und ging hin. Ein Äthiopier, ein Eunuch und Würdenträger der Königin Kandake von Äthiopien, ihr oberster Schatzmeister, war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. Er befand sich auf der Heimreise und las auf seinem Wagen den Propheten Isaias. Es sprach aber der Geist zu Philippus: »Tritt hin und halte dich bei diesem Wagen!« Philippus lief hin und hörte ihn den Propheten Isaias lesen. Er sprach zu ihm: »Verstehst du, was du liesest?« Er erwiderte: »Wie sollte ich auch, wenn mich niemand anleitet?« Und er bat den Philippus, einzusteigen und sich neben ihn zu setzen. Die Schriftstelle, die er gerade las, war folgende: »Wie ein Schaf ward er zur Schlachtbank geführt; wie ein Lamm, das vor dem, der es schert, verstummt, so tut auch er den Mund nicht auf. Um seiner Demut willen ward das Gericht über ihn aufgehoben. Wer wird sein Geschlecht beschreiben? Denn weggenommen von der Erde wird sein Leben.« Der Eunuch wandte sich an Philippus und fragte: »Bitte, von wem sagt dies der Prophet? Von sich oder von irgendeinem anderen?« Da öffnete Philippus seinen Mund, und, ausgehend von dieser Schriftstelle, verkündigte er ihm die frohe Botschaft von Jesus. Während sie nun des Weges dahinzogen, kamen sie an ein Wasser. Der Eunuch sprach: »Siehe, hier ist Wasser, was hindert, daß ich getauft werde?« [Philippus sprach: »Wenn du aus ganzem Herzen glaubst, so kann es geschehen.« Er antwortete und sprach: »Ich glaube, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist.« ]  Er ließ den Wagen halten, und beide stiegen zum Wasser hinab, Philippus und der Eunuch. Dort taufte er ihn. Als sie aus dem Wasser herausgestiegen waren, da entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Eunuch sah ihn nicht mehr. Voll Freude zog er seines Weges weiter. Philippus aber fand sich in Azot wieder. Er zog umher und verkündete in allen Städten bis nach Cäsarea hin die frohe Botschaft. Bekehrung des Saul - Petrus in Lydda und JoppeNoch immer brannte Saul von Wut und Mordgier gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohenpriester und erbat sich von ihm Schreiben an die Synagogen in Damaskus. Er wollte etwaige Anhänger dieser Lehre, Männer und Weiber, gefesselt nach Jerusalem bringen. So machte er sich auf den Weg und kam in die Nähe von Damaskus. Da umstrahlte ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er stürzte zu Boden und vernahm eine Stimme, die ihm zurief: »Saul, Saul, warum verfolgst du mich?« »Wer bist du, Herr?« so fragte er. »Ich bin Jesus, den du verfolgst«, sprach er [»es wird dir schwer sein, gegen den Stachel auszuschlagen"]. [Zitternd und bebend fragte er: »Herr, was willst du, daß ich tun soll?« ] »Steh auf; geh in die Stadt! Dort wird man dir sagen, was du tun sollst.« Die Männer, die mit ihm gekommen waren, standen sprachlos da; denn obwohl sie die Stimme hörten, konnten sie doch niemand sehen. Saul erhob sich vom Boden. Als er die Augen aufschlug, konnte er nicht sehen. Da nahmen sie ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus hinein. Drei Tage lang war er blind und aß und trank nicht. In Damaskus lebte ein Jünger namens Ananias. Zu diesem sprach der Herr in einem Gesichte: »Ananias!« Er antwortete: »Hier bin ich, Herr!« Und der Herr gebot ihm: »Mache dich auf, geh in die Straße, die die "Gerade" heißt, und frage im Hause des Judas nach einem Manne namens Saul aus Tarsus. Siehe, er betet!« In einem Gesichte sah Saul einen Mann namens Ananias eintreten und ihm die Hände auflegen, damit er wieder sehend würde. Ananias antwortete: »O Herr, von diesem Manne habe ich von vielen Seiten schon gehört, wieviel Böses er deinen Heiligen zu Jerusalem angetan hat. Und auch hier hat er die Vollmacht von den Oberpriestern, alle zu fesseln, die deinen Namen anrufen.« Doch der Herr erwiderte ihm: »Geh nur hin! Denn dieser ist für mich ein auserwähltes Werkzeug, um meinen Namen vor Heiden, Könige und die Kinder Israels zu tragen. Ich will ihm zugleich zeigen, wieviel er um meines Namens willen leiden muß.« Ananias machte sich auf und ging in das Haus. Er legte ihm die Hände auf und sprach: »Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege, den du kamst, erschienen ist, damit du wieder sehend und voll des Heiligen Geistes werdest.« Sofort fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, und er konnte wieder sehen. Er stand auf und wurde getauft. Dann nahm er Nahrung zu sich und erholte sich wieder. Er blieb noch einige Tage bei den Jüngern in Damaskus und predigte sofort in den Synagogen, daß Jesus der Sohn Gottes ist. Alle, die es hörten, wunderten sich und sprachen: »Ist das nicht derselbe, der in Jerusalem die zugrunde richtete, die diesen Namen anriefen? Kam er nicht eben deshalb auch hierher, um sie gefesselt vor die Oberpriester zu schleppen?« Saul aber trat immer wirksamer auf und brachte die Juden in Damaskus in Verwirrung durch den Nachweis: »Er ist der Christus.« Nach einiger Zeit faßten die Juden den Plan, ihn umzubringen. Ihr Anschlag wurde jedoch dem Saul bekannt. Sie bewachten aber Tag und Nacht die Tore, um ihn ermorden zu können. Seine Jünger aber ließen ihn bei Nacht in einem Korb über die Mauer hinab. Er kam nach Jerusalem. Dort suchte er sich den Jüngern anzuschließen; alle aber hatten Furcht vor ihm und konnten nicht glauben, daß er ein Jünger sei. Barnabas aber nahm sich seiner an und führte ihn zu den Aposteln. Er erzählte ihnen, wie er auf dem Wege den Herrn gesehen, wie er mit ihm geredet und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu gepredigt habe. So ging er denn bei ihnen in Jerusalem ein und aus und predigte freimütig im Namen des Herrn. Er redete und stritt auch mit den Hellenisten. Diese aber trachteten danach, ihn zu töten. Das erfuhren die Brüder, und sie geleiteten ihn hinab nach Cäsarea und entließen ihn nach Tarsus. Die Kirche hatte jetzt Frieden in ganz Judäa, Galiläa und Samaria. Sie baute sich auf und wandelte in der Furcht des Herrn, sie mehrte sich durch den Trost des Heiligen Geistes. Nun geschah es, daß Petrus auf einer Rundreise bei allen auch zu den Heiligen kam, die in Lydda wohnten. Dort traf er einen Mann namens Äneas. Schon seit acht Jahren lag er zu Bette; denn er war gelähmt. Petrus sprach zu ihm: »Äneas, Jesus Christus heilt dich! Steh auf und mach dir selbst dein Bett!« Und sofort stand er auf. Alle Bewohner von Lydda und der Saronebene sahen ihn und bekehrten sich zum Herrn. In Joppe lebte eine Jüngerin namens Tabitha, das heißt Dorkas /= Gazelle/. Sie war reich an guten Werken und gab viel Almosen. Eben damals geschah es nun, daß sie krank wurde und starb. Man wusch sie und bahrte sie im Obergemach auf. Da Lydda nahe bei Joppe liegt und die Jünger erfahren hatten, daß sich Petrus dort aufhalte, sandten sie zwei Männer zu ihm mit der Bitte: »Säume nicht und komm zu uns herüber!« Petrus machte sich auf und ging mit ihnen. Als er angekommen war, führte man ihn in das Obergemach. Alle Witwen standen um ihn herum und zeigten ihm unter Tränen die Unter- und Oberkleider, die Dorkas gemacht hatte, da sie noch unter ihnen weilte. Petrus aber wies sie alle hinaus, kniete nieder und betete. Dann wandte er sich zu der Leiche und sprach: »Tabitha, steh auf!« Sie öffnete ihre Augen, und, als sie den Petrus erblickte, setzte sie sich aufrecht hin. Er reichte ihr die Hand und half ihr auf. Dann rief er die Heiligen und die Witwen herein und stellte sie ihnen lebend vor. Dies ward in ganz Joppe bekannt, und viele glaubten an den Herrn. Er blieb dann noch geraume Zeit in Joppe bei einem Gerber namens Simon. KorneliusIn Cäsarea lebte ein Mann namens Kornelius, Hauptmann in der so genannten Italischen Kohorte. Er war samt seinem ganzen Hause fromm und gottesfürchtig, gab dem Volke reichlich Almosen und betete unablässig zu Gott. Es war um die neunte Tagesstunde, da sah er ganz deutlich in einem Gesichte, wie ein Engel Gottes zu ihm hereinkam und zu ihm sprach: »Kornelius!« Er aber schaute ihn starr an und fragte voll Furcht: »Was, o Herr?« Er antwortete ihm: »Deine Gebete und deine Almosen sind emporgestiegen zu Gott als Gedächtnisopfer. Doch jetzt sende Männer nach Joppe und laß den Simon holen, der auch Petrus heißt. Er ist zu Gast bei einem Gerber namens Simon, der am Meer ein Haus besitzt« [Der wird dir sagen, was du tun sollst]. Der Engel, der mit ihm geredet hatte, verschwand. Er rief zwei seiner Sklaven und einen gottesfürchtigen Soldaten aus seiner ständigen Umgebung, setzte ihnen alles auseinander und schickte sie nach Joppe. Am anderen Tag, während jene noch unterwegs waren und sich der Stadt näherten, stieg Petrus auf das Dach, um zu beten. Es war um die sechste Stunde. Er war hungrig und wünschte zu essen. Während man zurichtete, kam über ihn eine Verzückung: Er schaute den Himmel offen und ein Behältnis wie ein großes Linnentuch herabkommen, das an den vier Enden auf die Erde herabgelassen wurde. In ihm befanden sich alle vierfüßigen und kriechenden Tiere der Erde und Vögel des Himmels. Eine Stimme rief ihm zu: »Steh auf, Petrus, schlachte und iß!« Petrus erwiderte: »Nein, Herr! Noch nie habe ich etwas Gemeines und Unreines gegessen.« Zum zweitenmal rief es ihm zu: »Was Gott gereinigt hat, sollst du nicht gemein heißen.« Das geschah dreimal. Gleich darauf wurde das Behältnis wieder in den Himmel emporgehoben Während Petrus noch überlegte, was das Gesicht, das er gesehen hatte, zu bedeuten habe, standen die Leute, die Kornelius abgesandt und die sich zum Hause des Simon bereits durchgefragt hatten, am Tore. Sie riefen und fragten, ob hier ein Simon mit dem Beinamen Petrus wohne. Petrus dachte immer noch über das Gesicht nach. Da sprach der Geist zu ihm: »Drei Männer suchen dich. Steh auf und geh hinab und zieh mit ihnen ohne irgendein Bedenken; denn ich habe sie gesandt.« Da ging Petrus zu den Leuten hinunter und sprach zu ihnen: »Ich bin es, den ihr suchet. Was führt euch hierher?« Sie antworteten ihm: »Kornelius, der Hauptmann, ein rechtlicher und gottesfürchtiger Mann, der bei der ganzen jüdischen Bevölkerung in gutem Rufe steht, ward von einem heiligen Engel angewiesen, dich in sein Haus zu holen und von dir Belehrung zu empfangen.« Da lud er sie ein und beherbergte sie. Am folgenden Tage machte er sich auf und zog mit ihnen fort; einige der Brüder aus Joppe begleiteten ihn. Am anderen Tag langte er in Cäsarea an. Kornelius erwartete sie und hatte seine Verwandten und vertrauten Freunde eingeladen. Als Petrus eintrat, ging ihm Kornelius entgegen, fiel ihm zu Füßen und begrüßte ihn. Petrus aber hob ihn auf und sprach: »Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch.« Im Gespräch mit ihm trat er ein und fand viele Leute versammelt. Da sprach er zu ihnen: »Ihr wisset wohl, daß es einem Juden nicht erlaubt ist, mit einem Nichtjuden näher zu verkehren oder zu ihm zu gehen. Doch mir hat Gott gezeigt, daß man keinen Menschen gemein und unrein nennen darf. Ich bin deshalb ohne irgendein Bedenken mitgegangen, als ihr mich rufen ließet. Ich möchte aber doch nun wissen, warum ihr mich habt rufen lassen.« Kornelius erwiderte: »Gerade vor vier Tagen, auf die Stunde hin, da betete ich in meinem Hause um die neunte Stunde. Und siehe, da stand ein Mann vor mir in glänzend weißem Kleide und sprach: "Kornelius! Dein Gebet ist erhört und deiner Almosen ward vor Gott gedacht. Schick hin nach Joppe und laß Simon rufen, der auch Petrus heißt; er weilt als Gast im Hause des Gerbers Simon dicht am Meer.« Und sogleich sandte ich zu dir, und du hast recht getan, daß du gekommen bist. Jetzt sind wir alle hier vor Gott versammelt, um zu hören, was dir vom Herrn aufgetragen ist.« Da tat Petrus seinen Mund auf und sprach: »Nunmehr begreife ich in Wahrheit, daß Gott nicht auf die Person sieht, daß ihm vielmehr in jedem Volke der angenehm ist, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt. Das Wort hat er den Kindern Israels gesandt, indem er Frieden verkündigte durch Jesus Christus; dieser ist der Herr aller. Ihr kennt die Begebenheiten, die sich im ganzen Judenland zugetragen haben: In Galiläa fing er an nach der Taufe, die Johannes verkündete; ich meine Jesus von Nazareth, den Gott mit dem Heiligen Geist und mit Wunderkraft gesalbt hat, der dann umhergezogen ist, Wohltaten spendete und alle vom Teufel Besessenen geheilt hat; Gott war ja mit ihm. Wir sind von all dem Zeugen, was er im Judenland und in Jerusalem gewirkt hat. Man hat ihn zwar getötet, indem man ihn ans Holz gehängt hat. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und sichtbar werden lassen, zwar nicht dem ganzen Volke, doch den von Gott vorbestimmten Zeugen, uns, die wir nach seiner Auferstehung von den Toten mit ihm zusammen gesessen und getrunken haben. Er hat uns aufgetragen, dem Volke zu verkünden und zu bezeugen, daß er der von Gott bestellte Richter über Lebendige und Tote ist. Von ihm bezeugen alle Propheten, daß jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Nachlaß der Sünden empfangen wird.« Während Petrus noch so redete, kam der Heilige Geist auf alle herab, die die Predigt hörten. Die Gläubigen aus der Beschneidung, die mit Petrus gekommen waren, wunderten sich, daß auch über die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; denn sie hörten, wie sie in Sprachen redeten und Gott lobpriesen. Da sprach Petrus: »Kann man das Wasser der Taufe denen versagen, die gleich uns den Heiligen Geist empfangen haben?« So ließ er sie denn im Namen Jesu Christi taufen. Hierauf baten sie ihn, noch einige Tage dazubleiben. Petrus in Jerusalem - Die Gemeinde in AntiochienDie Apostel und die Brüder in Judäa erfuhren, daß auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hätten. Als nun Petrus nach Jerusalem hinaufkam, stritten die aus dem Judentum mit ihm und sagten: »Du bist bei Unbeschnittenen eingekehrt und hast mit ihnen Mahl gehalten.« Petrus aber hob an und setzte ihnen den ganzen Hergang der Reihe nach auseinander. Er sprach: »Ich war in der Stadt Joppe und wollte eben mein Gebet verrichten. Da hatte ich in der Verzückung ein Gesicht: Ein Behältnis wie ein großes Linnentuch kam herab und hing an den vier Enden aus dem Himmel her und kam gerade auf mich zu. ich sah genau hin und sah die vierfüßigen Tiere der Erde und die wilden Tiere und die Kriechtiere und auch die Vögel des Himmels. Auch hörte ich eine Stimme, die mir zurief: "Petrus, steh auf, schlachte und iß!" Doch ich erwiderte: "Nein, Herr! Noch nie kam etwas Gemeines oder Unreines in meinen Mund.« Jedoch zum zweitenmal sprach die Stimme vom Himmel her: "Was Gott gereinigt hat, darfst du nicht gemein nennen.« Und das geschah ein drittes Mal. Dann wurde alles wieder in den Himmel hinaufgezogen. Im selben Augenblick standen drei Männer vor dem Hause, in dem wir uns befanden; sie waren zu mir aus Cäsarea hergesandt. Der Geist hieß mich mit ihnen gehen ohne irgendein Bedenken. Und mit mir reisten die sechs Brüder da; so kamen wir in das Haus des Mannes. Und er erzählte uns, wie er in seinem Hause den Engel habe stehen sehen, der zu ihm sprach: "Sende hin nach Joppe und laß den Simon holen, der auch Petrus heißt. Und er wird Worte zu dir sprechen, kraft deren du samt deinem ganzen Hause gerettet werden wirst.« Kaum hatte ich zu reden angefangen, da kam der Heilige Geist auf sie herab, wie damals auf uns. Und da gedachte ich des Herrenwortes, das er einstens sprach: "Johannes hat nur mit Wasser getauft; ihr aber werdet mit dem Heiligen Geiste getauft werden.« Wenn Gott nun ihnen die gleiche Gnade gab wie uns, die wir schon an den Herrn Jesus Christus glaubten, woher hätte ich mir die Macht nehmen sollen, Gott zu hindern?« Als sie dies gehört hatten, gaben sie sich zufrieden; sie lobten Gott und sprachen: »Also hat Gott auch den Heiden die Sinnesänderung verliehen, die zum Leben führt.« Durch die Verfolgung, die des Stephanus' wegen ausgebrochen war, wurden viele versprengt und kamen bis nach Phönizien, Cypern und Antiochien. Sie verkündigten aber niemand das Wort als allein den Juden. Jedoch einige aus ihnen, Männer aus Cypern und der Cyrenaika, verkündeten, als sie in Antiochien angekommen waren, auch den Heiden die frohe Botschaft vom Herrn Jesus. Die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine beträchtliche Anzahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn. Die Kunde davon kam zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem. Man entsandte den Barnabas nach Antiochien. Als er ankam und die Gnade Gottes sah, freute er sich; er ermahnte alle, so wie sie es sich in ihrem Herzen vorgenommen hätten, beim Herrn zu bleiben. War er doch ein trefflicher Mann, voll Heiligen Geistes und Glaubens. Es wurde auch eine große Anzahl für den Herrn hinzugewonnen. Er reiste dann nach Tarsus, um den Saulus aufzusuchen; er traf ihn und nahm ihn nach Antiochien mit. Dort wirkten sie noch ein ganzes Jahr in der Gemeinde zusammen und unterrichteten eine ansehnliche Menge. In Antiochien nannte man die Jünger zum erstenmal »Christen". In dieser Zeit kamen von Jerusalem her Propheten nach Antiochien. Einer aus ihnen, namens Agabus, stand auf und kündigte durch den Geist an, daß eine große Hungersnot über den ganzen Erdkreis kommen werde. Sie trat dann unter Claudius wirklich ein. Die Jünger aber faßten den Beschluß, daß ein jeder von ihnen je nach Vermögen den Brüdern in Judäa eine Unterstützung zukommen lassen solle. Dieses taten sie auch und sandten das Geld an die Presbyter durch Barnabas und Saul. Verfolgung durch HerodesUm dieselbe Zeit legte der König Herodes Hand an einige Angehörige der Gemeinde, um sie zu mißhandeln. Er ließ Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwerte hinrichten. Da er sah, daß dies den Juden gefiel, ließ er auch den Petrus ergreifen. Es war in den Tagen der Ungesäuerten Brote. Er ließ ihn also festnehmen und ins Gefängnis werfen und durch eine vierfache Wache von je vier Soldaten bewachen. Nach Ostern wollte er ihn dann dem Volke vorführen. Petrus wurde im Gefängnis bewacht, von der Gemeinde aber wurde ohne Unterlaß für ihn zu Gott gebetet. In der Nacht, bevor Herodes ihn vorführen lassen wollte, schlief Petrus mit zwei Ketten gefesselt zwischen zwei Soldaten. Wachtposten vor der Türe bewachten das Gefängnis. Siehe, da erschien ein Engel des Herrn, Licht erstrahlte in dem Gelaß; er stieß den Petrus in die Seite, weckte ihn und sprach: »Schnell, auf!« Da fielen ihm die Ketten von den Händen. Der Engel gebot ihm weiter: »Gürte dich und ziehe deine Schuhe an!« Er tat es. Weiter sprach er: »Wirf deinen Mantel um und folge mir!« Er ging hinaus und folgte ihm, wußte aber nicht, daß es Wirklichkeit war, was durch den Engel geschah; er meinte vielmehr, ein Gesicht zu schauen. Sie schritten an der ersten und zweiten Wache rasch vorüber und kamen an das eiserne Tor, das in die Stadt hineinführt; dieses tat sich ihnen von selbst auf. Sie traten ein und gingen in eine gewisse Straße, und plötzlich schied der Engel von ihm. Da kam Petrus, zu sich und sprach: »Jetzt weiß ich in Wahrheit, der Herr hat seinen Engel gesandt und mich aus der Hand des Herodes gerissen, und aus dem, was das Judenvolk erwartete.« Und als er sich das klargemacht hatte, ging er zum Hause der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus. Hier waren viele versammelt und beteten. Er klopfte an die Tür des Hoftors. Eine Magd mit Namen Rhode kam herbei, um zu horchen. Als sie die Stimme des Petrus erkannte, öffnete sie vor lauter Freude das Tor nicht, sondern lief hinein und meldete, Petrus stehe vor dem Tore. Die aber sagten zu ihr: »Du bist von Sinnen.« Doch sie bestand fest darauf, daß es so sei. Da meinten sie: »Es ist sein Engel.« Petrus aber fuhr fort zu klopfen; man öffnete, sah ihn und staunte. Er aber winkte ihnen mit der Hand, daß sie schweigen möchten, und erzählte ihnen dann, wie ihn der Herr aus dem Gefängnis herausgeführt habe. Er sagte noch: »Meldet dies dem Jakobus und den anderen Brüdern!« Dann ging er weg und begab sich an einen anderen Ort. Als es Tag geworden war, entstand unter den Soldaten eine nicht geringe Aufregung, was aus Petrus geworden war. Herodes, der ihn holen lassen wollte, aber nicht vorfand, verhörte die Wächter und ließ sie dann zur Hinrichtung abführen. Hierauf begab er sich von Judäa nach Cäsarea hinab und hielt sich dort auf. Gegen die Bewohner von Tyrus und von Sidon war er sehr erzürnt. Diese erschienen nun einmütig vor ihm, und nachdem sie den königlichen Kammerherrn Blastus für sich gewonnen hatten, baten sie um Frieden; denn ihr Land bezog von dem des Königs die Lebensmittel. An dem bestimmten Tage setzte sich Herodes in königlichem Gewand auf seinen Thron und hielt eine Ansprache an sie. Das Volk brach in den Ruf aus: »Eines Gottes, nicht eines Menschen Stimme.« Auf der Stelle schlug ihn ein Engel des Herrn dafür, daß er nicht Gott die Ehre gegeben hatte. Und von Würmern zerfressen starb er. Das Wort des Herrn aber breitete sich immer weiter aus. Barnabas und Saul kehrten aus Jerusalem zurück, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatten; sie nahmen Johannes mit dem Beinamen Markus mit sich. Erste Missionsreise des heiligen Paulus: Cypern - AntiochienIn der Gemeinde zu Antiochien gab es Propheten und Lehrer: Barnabas, Symeon, genannt Niger, Lucius von Cyrene, Manahen, ein Milchbruder des Vierfürsten Herodes, und Saul. Während sie dem Herrn den heiligen Dienst verrichteten und fasteten, sprach der Heilige Geist: »Sondert mir den Barnabas und Saul für die Aufgabe aus, zu der ich sie berufen habe.« Hierauf fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und entließen sie. Ausgesandt vom Heiligen Geiste, wanderten sie nach Seleuzia hinab, segelten von da nach Cypern und kamen dann nach Salamis. Dort verkündeten sie das Wort Gottes in den jüdischen Synagogen. Als Gehilfen hatten sie Johannes bei sich. Sie durchwanderten die ganze Insel bis nach Paphus, wo sie einen jüdischen Zauberer und Lügenpropheten mit dem Namen Barjesus trafen. Er war in der Umgebung des Prokonsuls Sergius Paulus, eines ganz verständigen Mannes. Dieser ließ Barnabas und Saul zu sich kommen und verlangte danach, das Wort Gottes zu hören. Doch Elymas, der Zauberer - so wird sein Name übersetzt -, trat ihnen entgegen und suchte den Prokonsul vom Glauben abzuhalten. Saul aber, der auch Paulus heißt, ward erfüllt vom Heiligen Geiste, blickte ihn scharf an und sprach: »O du, voll Bosheit und Arglist jeder Art, du Sohn des Teufels, Feind jeglicher Gerechtigkeit. Willst du nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn zu verwirren? Siehe, die Hand des Herrn kommt jetzt über dich; du sollst blind sein und die Sonne eine Zeitlang nicht mehr sehen können.« Sogleich umfing ihn Dunkel und Finsternis, er tastete umher und suchte nach jemand, der ihn führen würde. Als der Prokonsul den Vorfall sah, wurde er gläubig, ganz ergriffen von der Lehre des Herrn. Von Paphus fuhren Paulus und seine Gefährten nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. Sie zogen von Perge aus weiter und kamen nach Antiochien in Pisidien. Am Sabbat gingen sie in die Synagoge und nahmen Platz. Nachdem aus dem Gesetz und den Propheten vorgelesen war, ließen ihnen die Synagogenvorsteher sagen: »Liebe Brüder! Wenn ihr einige erbauliche Worte an das Volk zu richten habt, so redet!« Da erhob sich Paulus, winkte mit der Hand und sprach: »Ihr Männer Israels und ihr, die ihr Gott fürchtet, höret! Der Schutzgott unseres Volkes Israel hat unsere Väter auserwählt und hat das Volk in der Fremde, im Ägypterland, vermehrt; mit hocherhobenem Arme hat er sie von dort herausgeführt. An vierzig Jahre ertrug er sie in der Wüste. Sieben Völker vernichtete er im Lande Kanaan und gab ihnen deren Land zum Besitze nach ungefähr vierhundertfünfzig Jahren. Dann gab er ihnen Richter bis auf den Propheten Samuel. Alsdann begehrten sie sich einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kis, den Mann vom Stamme Benjamin, auf vierzig Jahre. Nachdem er ihn verworfen hatte, erweckte er ihnen David als König. Von ihm bezeugte er: "Gefunden habe ich David, Jesses Sohn, einen Mann nach meinem Herzen; er wird in allem meinen Willen treu erfüllen.« Aus dessen Nachkommen ließ Gott, so wie es verheißen war, einen Retter für Israel auferstehen, Jesus. Johannes hatte schon vor seinem Auftreten dem ganzen Volke Israel die Bußtaufe verkündigt. Bevor jedoch Johannes seinen Lauf vollendete, sprach er: "Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Erst nach mir kommt er; ich bin's nicht wert, ihm die Schuhe von den Füßen aufzubinden.« Liebe Brüder, Söhne aus dem Geschlechte Abrahams, sowie ihr anderen, die ihr Gott fürchtet! An uns ist diese Heilsbotschaft ergangen. Denn die Bewohner von Jerusalem und ihre Vorsteher erkannten ihn [Jesus] nicht: sie brachten vielmehr die Stimmen der Propheten, die jeden Sabbat verlesen werden, durch ihren Richterspruch zur Erfüllung. Obgleich sie keine Todesschuld an ihm gefunden hatten, verlangten sie doch von Pilatus, daß er getötet werden solle. Als sie dann all das, was über ihn geschrieben stand, erfüllt hatten, nahm man ihn vom Holze ab und legte ihn ins Grab. Doch Gott erweckte ihn [am dritten Tage] von den Toten. Und er erschien durch eine Reihe Tage denen, die mit ihm von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren; sie sind jetzt seine Zeugen vor dem Volke. Und wir verkünden euch die frohe Botschaft, daß Gott jetzt die Verheißung, die er einst den Vätern gegeben hatte, an uns, den Kindern, erfüllt hat, dadurch, daß er Jesus auferweckte. So steht es auch im zweiten Psalm geschrieben: "Mein Sohn bist Du, heute habe ich Dich gezeugt.« Und daß er ihn von den Toten auferweckte, damit er nicht der Verwesung überliefert würde, das sprach er also aus: "Die unverbrüchlichen Heilsgüter Davids will ich euch verleihen.« So sagte er auch an einer anderen Stelle: "Du wirst Deinen Heiligen nicht erfahren lassen die Verwesung.« Doch David starb, nachdem er dem Willen Gottes in seiner Zeit gedient hatte. Er ward zu seinen Vätern versammelt und erfuhr an sich die Verwesung. Der aber, den Gott [von den Toten] auferweckte, hat die Verwesung nicht erfahren. So wisset denn, ihr Brüder, daß euch durch diesen Nachlaß der Sünden verkündet wird. Von allem, wovon ihr durch das Gesetz des Moses nicht habt gerechtfertigt werden können, wird in diesem jeder, der da glaubt, gerechtfertigt. Darum seht wohl zu, daß über euch nicht das komme, was bei den Propheten gesagt ist: "Seht, ihr Verächter, staunt und vergeht; ein Werk vollbringe ich in euren Tagen, ein Werk, das ihr nicht glauben würdet, wenn einer es euch nur erzählte.« Als sie hinausgingen, bat man sie, sie möchten am nächsten Sabbat wieder über diesen Gegenstand reden. Dann löste sich die Versammlung auf. Viele Juden und gottesfürchtige Proselyten folgten dem Paulus und dem Barnabas. Diese redeten ihnen eindringlich zu, in der Gnade Gottes zu verharren. Am folgenden Sabbat fand sich fast die ganze Stadt ein, um das Wort Gottes zu hören. Da nun die Juden die Scharen sahen, wurden sie voll Eifersucht; sie widersprachen dem, was Paulus sagte, und stießen Schmähungen aus. Paulus und Barnabas aber erklärten voll Freimut: »Euch mußte das Wort Gottes zuerst gepredigt werden. Doch weil ihr es zurückweist und euch des ewigen Lebens selbst nicht würdig achtet, so wenden wir uns an die Heiden. Denn also hat der Herr uns anbefohlen: "Ich habe dich zum Lichte für die Heiden bestimmt, daß du zum Heile seist bis an die Grenzen der Erde."« Als dies die Heiden hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn. Alle, die für das ewige Leben bestimmt waren, wurden gläubig. Die Juden indessen hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die angesehensten Männer der Stadt auf, erregten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet. Diese aber schüttelten den Staub von ihren Füßen gegen sie und begaben sich nach Ikonium. Die Jünger aber waren voll Freude und voll Heiligen Geistes. - - - Erste Missionsreise des heiligen Paulus: Ikonium - Lystra und Derbe - AntiochienIn Ikonium gingen sie ebenfalls in die jüdische Synagoge und predigten, So daß eine große Menge von Juden und Heiden gläubig wurde. Die Juden aber, die ungläubig blieben, reizten und erbitterten die Heiden gegen die Brüder. Trotzdem konnten Sie dort noch eine Zeitlang bleiben und predigten freimütig im Vertrauen auf den Herrn, der für das Wort seiner Gnade Zeugnis gab durch Zeichen und Wunder, die er durch ihre Hände geschehen ließ. Da spaltete sich die Bevölkerung der Stadt; die einen hielten es mit den Juden, die anderen mit den Aposteln. Als aber bei Heiden und Juden unter Anführung ihrer Vorsteher eine Bewegung entstand, sie zu mißhandeln und zu steinigen, brachten sie sich, sobald sie das merkten, in den Städten Lykaoniens in Sicherheit: in Lystra, Derbe und in deren Umgegend. Dort verkündigten sie nun das Evangelium. In Lystra saß ein Mann da, kraftlos an seinen Füßen von Geburt an; er hatte niemals gehen können. Dieser hörte der Predigt des Paulus aufmerksam zu. Der aber blickte ihn an, sah, daß er Glauben hatte, um geheilt werden zu können, und sprach zu ihm mit lauter Stimme: »Stell dich aufrecht auf deine Füße!« Und er sprang auf und ging umher. Als die Volksscharen sahen, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimmen und riefen auf lykaonisch: »Götter in Menschengestalt sind zu uns herabgestiegen.« Den Barnabas nannten sie Zeus, den Paulus Hermes, weil er das Wort führte. Der Priester des Zeus vor der Stadt ließ Stiere und Kränze an das Tor bringen und wollte samt den Volksscharen opfern. Als die Apostel Barnabas und Paulus dies erfuhren, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen unter das Volk und riefen laut: »Ihr Männer! Was macht ihr da? Auch wir sind schwache Menschen wie ihr. Wir bringen euch die frohe Botschaft, damit ihr von diesen nichtigen Götzen euch bekehren sollt zu dem lebendigen Gott, der Himmel, Erde, Meer und alles, was darinnen ist, erschaffen hat. In den vergangenen Zeiten ließ er alle Völker ihre eigenen Wege gehen. Gleichwohl hat er sich nicht unbezeugt gelassen: Er spendete Wohltaten: Vom Himmel her gibt er euch Regen und fruchtbare Zeiten, er schenkt euch Nahrung und erfüllt eure Herzen mit Frohsinn.« Nur mit Mühe konnten sie durch diese Worte die Volkscharen abhalten, ihnen Opfer darzubringen. Dann kamen aber Juden von Antiochien und Ikonium her und brachten das Volk auf ihre Seite. Sie steinigten den Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus, weil sie ihn für tot hielten. Wie nun die Jünger um ihn herum standen, erhob er sich und kehrte in die Stadt zurück. Am folgenden Tage ging er mit Barnabas weiter nach Derbe. Sie verkündeten in dieser Stadt das Evangelium und gewannen viele Jünger. Dann kehrten sie über Lystra und Ikonium wieder nach Antiochien zurück. Sie stärkten dabei die Herzen der Jünger, ermahnten sie, im Glauben zu beharren, und wiesen sie darauf hin, daß wir durch viele Drangsale in das Reich Gottes eingehen müßten. Sie stellten in jeder Gemeinde unter Handauflegung mit Gebet und Fasten Presbyter für sie auf und empfahlen sie dem Herrn, dem sie sich gläubig zugewandt hatten. Sie kamen dann über Pisidien nach Pamphylien und verkündeten das Wort [des Herrn] in Perge. Von da reisten sie nach Attalia hinab. Hier gingen sie nach Antiochien in See. Dort hatte man sie ja der Gnade Gottes übergeben zu dem Werke, das sie nun vollendet hatten. Nach ihrer Ankunft versammelten sie die Gemeinde und erzählten, welch große Dinge Gott durch sie gewirkt und daß er den Heiden die Tür des Glaubens geöffnet habe. Sie verweilten geraume Zeit bei den Jüngern. Das Apostelkonzil - Zweite Missionsreise des heiligen Paulus: Antiochien - TroasDa kamen einige aus Judäa herab und wollten die Brüder belehren: »Wenn ihr euch nicht nach dem Brauche des Moses beschneiden lasset, so könnt ihr das Heil nicht erlangen.« Es entstand eine Aufregung, und Paulus und Barnabas hatten nicht wenig gegen sie zu streiten. Da beschloß man, Paulus und Barnabas, sowie einige andere aus ihrer Mitte, sollten wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und Presbytern nach Jerusalem hinaufgehen. Von der Gemeinde eine Strecke Weges begleitet, zogen sie durch Phönizien und Samarien hindurch, erzählten, wie die Heiden sich bekehrt hätten, und sie bereiteten allen Brüdern große Freude. In Jerusalem angekommen, wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Presbytern empfangen. Sie berichteten, welch große Dinge Gott durch sie gewirkt habe. Einige aus der Sekte der Pharisäer, die gläubig geworden waren, standen aber auf und erklärten: »Sie müssen sich beschneiden lassen und das Gesetz des Moses halten.« Da versammelten sich die Apostel und die Presbyter, um über die Forderung zu beraten. Nach langem Hin- und Herreden erhob sich Petrus und sprach zu ihnen: »Liebe Brüder! Ihr wißt, daß schon vor Zeiten Gott unter euch den Ratschluß kundgetan hat, daß die Heiden durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und gläubig werden sollen. Gott, der Herzenskenner, hat für sie Zeugnis abgelegt, indem er ihnen, wie auch uns, den Heiligen Geist verliehen hat. Er machte keinen Unterschied mehr zwischen uns und ihnen, da er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. Weshalb wollt ihr jetzt Gott versuchen und den Jüngern ein Joch auf den Nacken legen, das weder unsere Väter noch wir ertragen konnten? Wir glauben vielmehr, zum Heile zu kommen durch die Gnade des Herrn Jesus [Christus] in gleicher Weise wie auch sie.« Die ganze Versammlung schwieg. Sie lauschten dem Barnabas und Paulus, die erzählten, welch große Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden gewirkt habe. Als sie zu Ende waren, ergriff Jakobus das Wort und sprach: »Liebe Brüder! Schenkt mir Gehör! Symeon hat erzählt, wie Gott erstmals darauf gesehen hat, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen zu gewinnen. Es stimmen damit auch die Worte der Propheten überein wie geschrieben steht: "Ich komme danach wieder, um das zerfallene Zelt Davids wieder aufzurichten und, was zerstört war, wiederherzustellen und dieses wieder hinzustellen, damit auch die anderen Menschen den Herrn suchen, ja, alle Völker, über die mein Name genannt wird; so spricht der Herr, der solches tut.« Dies ist seit Ewigkeit kund. So meine ich nun, man solle denen, die vom Heidentum sich zu Gott bekehren, keine weiteren Lasten aufbürden, vielmehr ihnen jetzt nur ein Schreiben senden, sie sollen von Befleckung durch die Götzen, von Unzucht, von dem Genusse des Erstickten und des Blutes sich enthalten. Denn Moses hat von alters her in jeder Stadt schon seine Prediger, da in den Synagogen an allen Sabbaten aus ihm vorgelesen wird.« Hierauf beschlossen die Apostel und Presbyter samt der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte Männer auszuwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu senden. Es waren: Judas mit dem Beinamen Barsabbas und Silas, Männer, die unter den Brüdern eine führende Stellung einnahmen. Man gab ihnen folgendes Schreiben mit: »Die Apostel und die Presbyter entbieten als Brüder ihren Brüdern aus dem Heidentum in Antiochien, Syrien und Cilizien ihren Gruß. Wir haben erfahren, daß einige aus unserer Mitte euch mit ihren Reden in Verwirrung und Unruhe gebracht haben. Wir hatten ihnen keinen Auftrag dazu gegeben. So haben wir uns denn versammelt und beschlossen, Männer auszuwählen und sie zugleich mit unserem geliebten Barnabas und Paulus zu euch zu senden, Männern, die ihr Leben eingesetzt haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus. Wir haben demnach den Judas und den Silas abgesandt, die euch mündlich dasselbe zu verkünden haben: Es hat dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weiteren Lasten aufzubürden außer folgenden notwendigen Stücken: Ihr sollt euch vom Götzenopfer enthalten, von Blut, von Ersticktem und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, werdet ihr recht handeln. Lebt wohl!« Also wurden sie entlassen und zogen nach Antiochien hinab. Sie versammelten die Gemeinde und übergaben das Schreiben. Man las es und freute sich aber die beruhigenden Worte. Judas und Silas, die zugleich Propheten waren, stärkten und ermunterten die Brüder durch viele Ansprachen. Erst nachdem sie längere Zeit verweilt hatten, wurden sie von den Brüdern mit Friedensgrüßen zu ihren Auftraggebern entlassen. [Silas entschloß sich, dort zu bleiben; Judas indessen kehrte allein nach Jerusalem zurück.] Paulus und Barnabas aber blieben in Antiochien, lehrten und verkündeten mit noch vielen anderen das Wort des Herrn. Nach einiger Zeit sprach Paulus zu Barnabas: »Wir wollen nachsehen, wie es den Brüdern in all den Städten geht, in denen wir das Wort des Herrn verkündet haben.« Barnabas wollte noch den Johannes, der Markus genannt wird, mitnehmen. Paulus aber wollte den, der sie in Pamphylien verlassen und an ihrem Wirken nicht teilgenommen hatte, nicht um sich wissen. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung, so daß sie sich voneinander trennten. Barnabas fuhr mit Markus nach Cypern; Paulus aber wählte sich den Silas und reiste ab, von den Brüdern der Gnade des Herrn empfohlen. Er durchzog Syrien und Cilizien und stärkte die Gemeinden [indem er befahl, die Vorschriften der Apostel und der Ältesten zu beobachten]. Zweite Missionsreise: Derbe und Lystra - PhilippiEr kam auch nach Derbe und Lystra. Hier war ein Jünger namens Timotheus, der Sohn einer gläubig gewordenen Jüdin und eines heidnischen Vaters. Die Brüder in Lystra und Ikonium stellten ihm ein gutes Zeugnis aus, und Paulus wünschte, ihn als Begleiter mitzunehmen. Mit Rücksicht auf die Juden, die in jenen Gegenden lebten, beschnitt er ihn; denn alle wußten, daß sein Vater ein Heide war. Als sie nun durch die Städte wanderten, übergaben sie ihnen die von den Aposteln und Presbytern in Jerusalem gefaßten Beschlüsse zur Beachtung. Die Gemeinden wurden im Glauben gestärkt und nahmen täglich an Zahl zu. Sie zogen dann durch Phrygien und die Landschaft von Galatien, weil ihnen vom Heiligen Geiste verwehrt wurde, das Wort [Gottes] in Asien zu verkünden. Sie kamen gegen Mysien hin und wollten nach Bithynien weitergehen, doch der Geist Jesu gestattete es ihnen nicht. So zogen sie denn an Mysien vorbei und kamen nach Troas hinab. Hier hatte Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein Mazedonier stand vor ihm und bat: »Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!« Nach dieser Erscheinung suchten wir alsbald nach Mazedonien hinüberzufahren, weil wir daraus schlossen, daß Gott uns gerufen habe, um dort das Evangelium zu verkünden. Wir fuhren von Troas ab, geradewegs nach Samothrake, am folgenden Tag nach Neapolis und dann von da nach Philippi. Dies ist die erste Stadt in diesem Bezirk von Mazedonien, eine Kolonie. Wir hielten uns in dieser Stadt einige Tage auf. Am Sabbat gingen wir vors Tor hinaus an einen Fluß, wo wir eine Gebetsstätte vermuteten. Wir setzten uns und sprachen zu den Frauen, die da zusammengekommen waren. Auch eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, namens Lydia, eine gottesfürchtige Frau, hörte zu. Ihr schloß der Herr das Herz auf, daß sie der Predigt des Paulus Aufmerksamkeit schenkte. Sie ließ sich samt ihrer Familie taufen und bat: »Wenn ihr die Überzeugung habt, daß ich eine Jüngerin des Herrn bin, so kommt in mein Haus und wohnt dort.« Und sie nötigte uns. Auf dem Wege zur Gebetsstätte begegnete uns eines Tages eine Magd, die einen Wahrsagegeist hatte. Sie brachte durch ihre Wahrsagekunst ihrer Herrschaft großen Gewinn. Sie lief hinter Paulus her und schrie: »Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes; sie verkünden euch den Weg zum Heile.« So machte sie es viele Tage lang. Paulus ward sehr unwillig darüber, wandte sich um und sprach zu dem Geiste: »Ich befehle dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren.« Und er fuhr aus von ihr in derselben Stunde. Als nun ihre Herrschaft sah, daß die Aussicht auf Gewinn dahin sei, ergriffen sie Paulus und den Silas und schleppten sie auf den Marktplatz vor die Obrigkeit. Man führte sie vor die Stadtrichter und sprach:"Diese Menschen bringen unsere Stadt in die größte Verwirrung. Sie sind Juden und verkünden Gebräuche, die wir als Römer nicht annehmen noch ausüben dürfen.« Auch die Volksmenge erhob sich gegen mit sie. Die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider herunterreißen und sie mit Ruten schlagen. Nachdem sie ihnen viele Streiche hatten geben lassen, warfen sie beide ins Gefängnis und gaben dem Kerkermeister den Befehl, sie in sicherem Gewahrsam zu halten. Auf diese Weisung hin brachte er sie in das innere Gefängnis und spannte zur Sicherheit ihre Füße in den Block. Um Mitternacht sangen nun Paulus und Silas betend Gott ein Loblied. Die Gefangenen hörten ihnen zu. Da entstand plötzlich ein gewaltiges Erdbeben, so daß die Grundmauern des Gefängnisses erschüttert wurden. Im Nu waren alle Tore offen, und die Fesseln fielen von allen ab. Als der Kerkermeister erwachte und die Tore des Gefängnisses offenstehen sah, zog er sein Schwert und wollte sich das Leben nehmen in der Annahme, die Gefangenen seien entflohen. Paulus aber rief mit lauter Stimme: »Tu dir kein Leid an; wir sind alle noch hier.« Er ließ sich Licht bringen, trat ein und fiel Paulus und Silas zitternd zu Füßen. Er führte sie heraus und fragte: »Ihr Herren, was muß ich tun, damit ich das Heil erlange?« Sie antworteten: »Glaube an den Herrn Jesus, alsdann wirst du samt deinem Hause das Heil erlangen.« Dann verkündeten sie ihm und seiner ganzen Familie das Wort des Herrn. Noch in derselben Nachtstunde nahm er sie zu sich und wusch ihnen die Striemen ab. Auch ließ er sich sogleich samt den Seinigen taufen. Dann führte er sie in sein Haus und ließ ihnen ein Mahl bereiten voll Freude, daß er mit seiner Familie zum Glauben an Gott gekommen war. Als es Tag geworden war schickten die Stadtrichter Amtsdiener mit dem Befehle: »Laß diese Leute frei!« Der Kerkermeister berichtete diesen Befehl dem Paulus: »Die Stadtrichter haben hergeschickt, man solle euch freilassen; so geht denn hinaus und zieht im Frieden weiter.« Paulus jedoch sagte zu ihnen: »Ohne Untersuchung haben sie uns, die wir doch römische Bürger sind, öffentlich schlagen und ins Gefängnis bringen lassen; und nun wollen sie uns heimlich ausweisen. Nein, sie sollen selber kommen und uns herausführen.« Die Amtsdiener berichteten dies den Stadtrichtern. Als diese hörten, daß sie römische Bürger seien, gerieten sie in Furcht. Sie gingen hin, entschuldigten sich und führten sie heraus mit der Bitte, sie möchten die Stadt verlassen. Sie verließen das Gefängnis und begaben sich zu der Lydia. Dort trafen sie Brüder, ermunterten sie und zogen danach weiter. Zweite Missionsreise: Thessalonich - Beröa - Athen / Rede auf dem AreopagÜber Amphipolis und Appolonia gelangten sie nach Thessalonich, wo die Juden eine Synagoge hatten. Nach seiner Gewohnheit ging Paulus zu ihnen hinein und sprach an drei Sabbaten zu ihnen, wobei er von der Heiligen Schrift ausging. Er gab ihnen Aufschluß und legte dar, daß Christus leiden und von den Toten auferstehen mußte und: »dieser ist der Christus, Jesus, den ich euch verkünde". Einige aus ihnen ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an, ebenso eine Anzahl gottesfürchtiger Heiden und nicht wenige vornehme Frauen. Hierüber wurden die Juden aufgebracht. Sie holten Marktgesindel herbei, erregten einen Auflauf und brachten die Stadt in Aufruhr. Sie zogen vor das Haus des Jason und suchten sie, um sie dem Volke vorzuführen, fanden sie aber nicht. So schleppten sie den Jason und einige Brüder vor die städtische Behörde und schrien: »Die Menschen, die die ganze Welt in Aufruhr bringen, sind auch hier. Jason hat sie aufgenommen. Sie alle handeln den Verordnungen des Kaisers zuwider; sie sagen nämlich, ein anderer sei König, Jesus.« So reizten sie das Volk und die Behörden auf, die das mitanhörten. Diese ließen sich von Jason und den übrigen Bürgschaft geben und entließen sie dann. Noch in derselben Nacht schickten die Brüder den Paulus und den Silas nach Beröa weiter. Nach ihrer Ankunft begaben sie sich in die Synagoge der Juden. Diese waren edler gesinnt als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit an und forschten täglich in den Schriften, ob es sich auch so verhalte. Viele von ihnen wurden gläubig und auch viele von den vornehmen heidnischen Frauen und Männern. Als aber die Juden in Thessalonich erfuhren, daß das Wort Gottes von Paulus auch in Beröa verkündet werde, kamen sie auch dahin und brachten das Volk in Erregung und in Aufruhr. Deshalb geleiteten die Brüder den Paulus sogleich scheinbar bis ans Meer, während Silas und Timotheus dort zurückblieben. Die Begleiter des Paulus brachten ihn bis nach Athen. Von dort nahmen sie den Auftrag mit, Silas und Timotheus möchten so schnell wie möglich nachkommen; dann reisten sie ab. Während Paulus in Athen noch auf sie wartete, ward er innerlich tief erregt, da er sah, wie die Stadt voll von Götterbildern war. Er redete in der Synagoge mit den Juden und den Gottesfürchtigen und auf dem Markt tagtäglich zu denen, die gerade dorthin kamen. Dabei gerieten einige epikuräische und stoische Weltweise mit ihm zusammen, und manche sagten: »Was mag wohl dieser Schwätzer sagen wollen?« Andere: »Er scheint ein Herold fremder Gottheiten zu sein.« Er verkündete nämlich die frohe Botschaft von Jesus und die Auferstehung. Da nahmen sie ihn mit sich und führten ihn auf den Areopag und fragten, »Dürfen wir wohl wissen, was das für eine neue Lehre ist, die du verkündest? Du gibst uns ja seltsame Dinge zu hören; wir möchten nun gern wissen, welche Bewandtnis es damit habe.« Alle Athener und auch die Fremden, die dort wohnten, haben für nichts anderes Zeit, als das Allerneueste zu erzählen oder zu hören. Da trat Paulus mitten im Areopag auf und sprach: »Ihr Männer von Athen! Ich finde, daß ihr durchaus gottesfürchtig seid. Denn als ich umherging und eure Götterbilder genau ansah, da fand ich einen Altar mit der Inschrift: "Dem unbekannten Gott". Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, gerade das verkündige ich euch. Gott, der die Welt und alles, was in ihr ist, erschaffen hat, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhänden gemacht sind; auch läßt er sich nicht von Menschenhänden bedienen, als ob er irgend etwas brauche; er selber spendet allem Leben, Odem und gar alles. Er hat aus einem Menschen das ganze menschliche Geschlecht entstehen lassen, damit es auf der ganzen Oberfläche der Erde wohne; er setzte auch die Zeiten fest und die Grenzen ihrer Wohnsitze. Sie sollen Gott suchen, ob sie ihn herausfühlten und fänden, ihn, der ja keinem aus uns ferne ist. In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie es ja auch einige eurer Dichter sagen: "Sind wir doch seines Geschlechtes". Sind wir nun so göttlichen Geschlechtes, dann dürfen wir nicht meinen, die Gottheit sei dem Golde, dem Silber und dem Steine, Erzeugnissen der bildenden Kunst und menschlicher Erfindung gleich. Über die Zeiten der Unwissenheit hat Gott hinweggesehen; doch jetzt tut er den Menschen kund, daß alle allenthalben anderen Sinnes werden sollen, wie er denn einen Tag festgesetzt hat, an dem er die Welt in Gerechtigkeit richten wird. Und dazu hat er einen Mann bestimmt, den er vor allem dadurch beglaubigte, daß er ihn von den Toten auferweckt hat.« Als sie von einer Auferstehung von den Toten hörten, spotteten einige, andere aber sagten: »Hierüber wollen wir dich ein andermal hören.« So ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg. Doch einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig, unter ihnen Dionysius, ein Mitglied des Areopags, und eine Frau namens Damaris und noch einige andere mit ihnen. Paulus in Korinth - Rückkehr - Dritte MissionsreiseHierauf schied Paulus von Athen und begab sich nach Korinth. Dort traf er einen Juden mit Namen Aquila, der aus Pontus gebürtig und kurz zuvor aus Italien angekommen war, und dessen Frau Priszilla. Claudius hatte nämlich angeordnet, daß alle Juden Rom verlassen müßten. Zu ihnen begab er sich, und weil sie das gleiche Handwerk hatten, blieb er bei ihnen und nahm dort Arbeit; sie waren nämlich von Beruf Zeltweber. Jeden Sabbat sprach er in der Synagoge [wobei er den Namen des Herrn Jesus einflocht] und suchte Juden und Heiden zu überzeugen. Als jedoch Silas und Timotheus von Mazedonien her eingetroffen waren, widmete sich Paulus ganz der Predigt und wies den Juden nach, daß Jesus der Messias ist. Da sie sich aber dagegen auflehnten und Lästerungen ausstießen, schüttelte er seine Kleider aus und sprach zu ihnen: »Euer Blut komme über euer Haupt. Mich trifft keine Schuld; von nun an will ich zu den Heiden gehen.« Er ging von da weg und begab sich in das Haus eines gottesfürchtigen Mannes, Titius Justus mit Namen; sein Haus stieß an die Synagoge. Der Synagogenvorsteher Krispus nahm mit seiner ganzen Familie den Glauben an den Herrn an. Auch viele andere Zuhörer in Korinth wurden gläubig und ließen sich taufen. Es sprach aber bei Nacht der Herr in einem Gesicht zu Paulus: »Fürchte dich nicht! Rede weiterhin und schweige nicht! Ich bin mit dir, und niemand soll dir weiterhin ein Leid zufügen; denn viel Volk in dieser Stadt ist mein.« Paulus blieb dort ein Jahr und sechs Monate und predigte unter ihnen das Wort Gottes. Als Gallio Prokonsul von Achaia war, traten die Juden einmütig gegen Paulus auf, führten ihn vor den Richterstuhl  und erhoben die Anklage: »Der verführt die Leute, Gott in einer Weise zu verehren, die gegen das Gesetz verstößt. Schon war Paulus im Begriffe zu erwidern, da sagte Gallio zu den Juden: »Würde es sich um eine Freveltat oder um ein Bubenstück handeln, ihr Juden, so würde ich eure Klage annehmen, so wie es sich gehört. Handelt es sich aber um Streitigkeiten über Lehre, Namen oder über euer Gesetz, da möget ihr selbst zusehen. In solchen Dingen will ich nicht Richter sein.« Und er ließ sie von seinem Richterstuhl fortjagen. Nun fielen alle Heiden über den Synagogenvorsteher Sosthenes her und schlugen ihn vor dem Richterstuhle. Gallio aber kümmerte sich nicht darum. Paulus verblieb noch geraume Zeit. Hierauf nahm er Abschied von den Brüdern und fuhr nach Syrien. Bei ihm waren Priszilla und Aquila. In Kenchreä ließ er sich das Haupt scheren, denn er hatte ein Gelübde gemacht. Sie kamen nach Ephesus, wo er sie zurückließ. Er selbst ging in die Synagoge und predigte den Juden. Obwohl sie ihn baten, längere Zeit zu bleiben, ging er doch nicht darauf ein, sondern nahm Abschied mit den Worten: »So Gott will, werde ich wieder zu euch kommen.« - Dann reiste er von Ephesus weg und kam nach Cäsarea. Von dort ging er [nach Jerusalem] hinauf, begrüßte die Gemeinde und begab sich dann nach Antiochien. Nach einiger Zeit brach er wieder auf. Er durchwanderte nacheinander die Landschaft von Galatien und Phrygien und bestärkte alle Jünger. Es war nun ein Jude namens Apollos, aus Alexandrien stammend, ein gelehrter und schriftkundiger Mann, nach Ephesus gekommen. Er war in der Lehre des Herrn unterrichtet, redete mit glühender Begeisterung und lehrte genau über Jesus, obwohl er nur die Johannestaufe kannte. Mit großem Freimut redete er in der Synagoge. Als Priszilla und Aquila ihn gehört hatten, nahmen sie ihn zu sich und setzten ihm die Lehre Gottes genauer auseinander. Da er nach Achaia zu reisen wünschte, ermunterten ihn die Brüder und schrieben an die dortigen Jünger, sie möchten ihn gut aufnehmen. Nach seiner Ankunft leistete er den Gläubigen vortreffliche Dienste durch seine Begabung. Denn schlagend widerlegte er öffentlich die Juden und wies aus der Schrift nach, daß Jesus der Christus sei. Dritte Missionsreise: Paulus in EphesusWährend Apollos in Korinth weilte, kam Paulus, nachdem er das Hochland durchwandert hatte, nach Ephesus. Dort traf er einige Jünger und fragte sie: »Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?« Sie antworteten ihm: »Nein, wir haben nicht einmal gehört, daß es einen Heiligen Geist gebe.« Er fragte weiter: »Welche Taufe habt ihr denn empfangen?« Sie antworteten: »Die Taufe des Johannes.« Paulus erwiderte: »Johannes taufte zur Buße und mahnte das Volk, an den zu glauben, der nach ihm komme, nämlich Jesus.« Da sie dies gehört hatten, ließen sie sich auf den Namen des Herrn Jesus taufen. Als Paulus ihnen dann die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie herab, sie redeten in Sprachen und weissagten. Es waren im ganzen ungefähr zwölf Männer. Er ging sodann in die Synagoge, predigte mit großem Freimut drei Monate hindurch und redete überzeugungsvoll vom Reiche Gottes. Da aber einige in ihrem Unglauben hartnäckig verharrten, ja vor dem Volke die Lehre [des Herrn] lästerten, trennte er sich von ihnen und sonderte die Jünger ab. Er hielt nun täglich seine Lehrvorträge in dem Hörsaal eines gewissen Tyrannus. Das währte zwei Jahre lang, so daß alle Bewohner von Asien, Juden und Heiden, Gelegenheit hatten, das Wort des Herrn zu hören. Auch wirkte Gott durch die Hand des Paulus ungewöhnliche Wunder. Sogar Schweißtücher und Schürzen legte man von seinem Leib weg auf die Kranken, und die Krankheiten wichen von ihnen, und die bösen Geister fuhren aus. Einige der herumziehenden jüdischen Teufelsbeschwörer versuchten, über die von bösen Geistern Besessenen den Namen des Herrn Jesus anzurufen indem sie sagten: »Ich beschwöre euch bei Jesus, den Paulus verkündet.« Es waren die sieben Söhne des jüdischen Oberpriesters Skeuas, die es taten. Aber der böse Geist erwiderte ihnen: »Jesus kenne ich, auch Paulus ist mir wohlbekannt; wer aber seid denn ihr?« Damit stürzte sich der Mensch, in dem der böse Geist war, auf sie, überwältigte alle miteinander und ließ seine Macht an ihnen derart aus, daß sie nackt und wund aus jenem Hause flohen. Dies wurde allen Juden und Heiden, die in Ephesus wohnten, bekannt, und Furcht kam über sie alle; der Name des Herrn Jesus aber kam hoch zu Ehren. Viele Gläubige kamen, bekannten und offenbarten, was sie getan hatten. Viele aber, die Zauberkünste getrieben hatten, trugen ihre Bücher zusammen und verbrannten sie vor aller Augen. Man schätzte ihren Wert insgesamt auf fünfzigtausend Silberdrachmen. So breitete sich das Wort des Herrn kräftig aus und erwies sich sehr wirksam. Hierauf faßte Paulus den Plan, über Mazedonien und Achaia nach Jerusalem zu reisen. »Wenn ich dort gewesen bin«, sprach er, »muß ich auch Rom sehen.« Er sandte zwei seiner Gehilfen, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien. Er selbst blieb noch einige Zeit in Asien. Es entstand aber um jene Zeit ein ganz gewaltiger Aufruhr wegen der Lehre [des Herrn]. Ein Silberschmied namens Demetrius verschaffte nämlich durch Anfertigung von silbernen Artemistempelchen den Handwerkern großen Verdienst. Nun rief er diese und auch die anderen Arbeiter, die dasselbe Geschäft hatten, zusammen und sprach: »Ihr Männer, wie ihr wißt, fließt unser Wohlstand aus diesem Gewerbe. Nun aber seht und hört ihr, wie nicht allein in Ephesus, sondern fast im ganzen Asien dieser Paulus durch seine Überredungskunst viel Volk abwendig gemacht hat. Er behauptet nämlich, das seien gar keine Götter, die mit Händen gemacht sind. Es droht aber nicht nur die Gefahr, daß unser Erwerbszweig zu Schaden komme, auch das Heiligtum der großen Göttin Artemis selbst wird in Verachtung kommen; ja, sie selbst verliert an ihrer Majestät, sie, die doch ganz Asien, ja, alle Welt verehrt.« Da sie dies hörten, gerieten sie in Wut und schrien: »Groß ist die Artemis von Ephesus!« Die Aufregung teilte sich der ganzen Stadt mit: Alles stürmte ins Theater, und man schleppte die Mazedonier Gaius und Aristarchus, Reisegefährten des Paulus, mit dahin. Paulus wollte in die Volksversammlung gehen, aber die Jünger ließen ihn nicht fort. Auch einige mit ihm befreundete höhere Beamte ließen ihn dringend bitten, sich nicht ins Theater zu begeben. Hier schrien nun die einen dies, die anderen das; denn es herrschte in der Versammlung eine heillose Verwirrung, und die meisten wußten gar nicht, weshalb sie zusammengekommen waren. Da beredete man aus der Menge einen Alexander, den die Juden vorschoben. Alexander winkte mit der Hand und wollte sich vor dem Volke verteidigen. Als man aber erkannte, daß er ein Jude war, schrien sie alle wie aus einem Munde fast zwei Stunden lang: »Groß ist die Artemis von Ephesus!« Endlich beschwichtigte der Stadtschreiber die Menge und hielt folgende Ansprache: »Epheser! Wer in aller Welt wüßte nicht, daß die Stadt Ephesus die Hüterin ist des Tempels der großen Artemis und ihres Bildes, das vom Himmel gefallen ist? Dies ist unbestritten. Also müßt ihr Ruhe bewahren und dürft nichts Übereiltes tun. Ihr habt diese Männer vorgeführt, die weder Tempelräuber noch Lästerer unserer Göttin sind. Wenn Demetrius und seine Zunftgenossen Klage wider jemanden zu führen haben, so werden dafür Gerichtstage abgehalten und sind Gerichtsherren da; dort mögen sie einander verklagen. Habt ihr aber noch eine weitere Beschwerde, so mag sie in einer regelrechten Volksversammlung erledigt werden. Wir laufen nämlich noch Gefahr, wegen der heutigen Vorkommnisse des Aufruhrs angeklagt zu werden, da gar kein Anlaß vorhanden ist, mit dem wir diesen Auflauf rechtfertigen können.« Nach diesen Worten löste er die Versammlung auf. - - - Dritte Missionsreise: Über Griechenland nach Troas - MiletAls der Aufruhr sich gelegt hatte, beschied Paulus , die Jünger zu sich und gab ihnen Ermahnungen. Dann verabschiedete er sich und zog fort nach Mazedonien. Er durchzog jene Gegend, ermahnte eindringlich die Jünger und begab sich nach Griechenland. Dort war er drei Monate lang. Als er nach Syrien fahren wollte, planten die Juden einen Anschlag gegen ihn. Deshalb entschloß er sich, den Rückweg über Mazedonien zu nehmen. Es begleiteten ihn bis nach Asien: Sopater, der Sohn des Pyrrhus, aus Beröa, Aristarch und Sekundus aus Thessalonich, Gaius aus Derbe, ferner Timotheus sowie Tychikus und Trophimus aus Asien. Diese reisten voraus und erwarteten uns in Troas. Wir aber fuhren nach den Tagen der Ungesäuerten Brote von Philippi ab und trafen sie fünf Tage später in Troas. Dort hielten wir uns sieben Tage auf. Als wir nun am ersten Tage der Woche zum Brotbrechen versammelt waren, redete Paulus zu den Versammelten. Da er schon tags darauf weiterreisen wollte, dehnte er seine Rede bis Mitternacht aus. Zahlreiche Lampen brannten in dem Obergemach, wo wir versammelt waren. Ein Jüngling namens Eutychus saß auf der Fensterbank. Da die Predigt des Paulus sich länger hinzog, war er in tiefen Schlaf gesunken, stürzte, vom Schlaf überwältigt, vom dritten Stockwerk hinab und wurde tot aufgehoben. Paulus ging hinab, beugte sich über ihn, umfaßte ihn und sagte: »Beunruhigt euch nicht, es ist noch Leben in ihm.« Dann ging er wieder hinauf, brach das Brot und aß. Er redete noch lange, bis zum Tagesanbruch; darauf reiste er ab. Den Jüngling aber führten sie lebend herbei, und sie fühlten sich nicht wenig getröstet. Wir gingen voraus auf das Schiff und segelten nach Assus weiter in der Absicht, dort den Paulus an Bord zu nehmen. So hatte er es nämlich selbst bestimmt; er selbst wollte zu Fuß dahin kommen. Er traf mit uns in Assus zusammen, wir nahmen ihn an Bord und kamen nach Mytilene Von dort fuhren wir weiter und gelangten anderen Tags auf die Höhe von Chios; am nächsten Tag liefen wir Samos an [übernachteten in Trogyllion] und gelangten tags darauf nach Milet. Paulus hatte sich nämlich entschlossen an Ephesus vorbeizufahren, um in Asien keine Zeit zu verlieren. Denn er hatte Eile, um womöglich zu Pfingsten in Jerusalem zu sein. Von Milet sandte er nach Ephesus und beschied die Presbyter der Gemeinde zu sich. Als sie bei ihm eingetroffen waren, sprach er zu ihnen: »Ihr wißt, wie ich vom ersten Tag an, da ich Asien betrat, die ganze Zeit bei euch verweilte. Ich habe dem Herrn gedient in aller Demut unter Tränen in Prüfungen, die mir widerfahren sind durch die Nachstellungen der Juden. Ich habe nichts versäumt und habe euch alles verkündigt und gelehrt, was euch zuträglich sein könnte, öffentlich, wie auch von Haus zu Haus. Und ich beschwor die Juden wie die Heiden, sie möchten sich zu Gott bekehren und an unseren Herrn Jesus glauben. Und jetzt fühle ich mich in meinem Innern genötigt, nach Jerusalem zu reisen. Was mir daselbst begegnet, weiß ich nicht, nur das versichert mir der Heilige Geist von Stadt zu Stadt, daß Bande und Trübsal [in Jerusalem] meiner warten. Allein, ich halte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und meine Aufgabe erfülle, die ich vom Herrn Jesus erhalten habe: das Evangelium von der Gnade Gottes zu verkünden. Seht, ich weiß, was mich anbetrifft, daß ihr mich nicht mehr von Angesicht zu Angesicht sehen werdet, ihr alle, bei denen ich als Prediger des Reiches wandelte. Darum versichere ich es euch am heutigen Tage: Ich bin vom Blute aller rein. Ich habe es gewiß nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluß Gottes zu verkünden. Habt acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, die Kirche Gottes zu weiden, die er für sich erworben hat mit dem Blute eines, der sein eigen ist. Ich weiß: Nach meinem Weggang dringen wilde Wölfe bei euch ein und schonen nicht die Herde; Ja, selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die mit verkehrten Reden die Jünger auf ihre Seite ziehen wollen. So seid denn wachsam und denkt stets daran, wie ich drei Jahre lang bei Tag und Nacht nicht aufgehört habe, mit Tränen einen jeden einzeln zu mahnen. Und nun empfehle ich euch Gott und dem Worte seiner Gnade. Er nur vermag es, euch aufzubauen und euch inmitten aller Heiligen das Erbe zu verleihen. Silber, Gold oder Kleider habe ich von keinem einzigen begehrt. Ihr wißt, daß diese meine Hände selber sorgten für das, was ich und meine Begleiter brauchten. In allem habe ich euch gezeigt, daß man durch Arbeit sich der Schwachen annehmen soll, der Worte des Herrn Jesus eingedenk, wie er selbst gesagt hat: "Geben ist seliger als Nehmen."« Nach diesen Worten kniete er mit allen nieder und betete. Alle brachen in lautes Weinen aus; sie fielen Paulus um den Hals und küßten ihn. Am meisten betrübten sie sich über das Wort, als er gesagt hatte, daß sie ihn nicht mehr von Angesicht sehen würden. Sodann gaben sie ihm das Geleit bis ans Schiff. Dritte Missionsreise: Milet - Tyrus - Jerusalem / Gefangennahme in JerusalemAls wir uns von ihnen losgerissen hatten, fuhren wir ab. In gerader Richtung kamen wir nach Kos; tags darauf nach Rhodos und von da nach Patara. Wir fanden ein Schiff, das nach Phönizien fuhr, bestiegen es und fuhren ab. Wir bekamen Cypern in Sicht, ließen es links liegen, steuerten auf Syrien zu und gelangten nach Tyrus. Dort sollte das Schiff seine Fracht löschen. Wir suchten die Jünger auf und blieben daselbst sieben Tage. Auf Eingebung des Geistes rieten sie dem Paulus, er solle nicht nach Jerusalem hinaufgehen. Dennoch machten wir uns nach Ablauf dieser Tage auf den Weg, wobei uns alle mit Weib und Kind das Geleit gaben bis vor die Stadt hinaus. Am Strande knieten wir nieder und beteten. So nahmen wir Abschied voneinander. Wir bestiegen das Schiff, jene aber kehrten nach Hause zurück. Wir legten den letzten Teil unserer Seefahrt zurück und kamen von Tyrus nach Ptolemais. Dort begrüßten wir die Brüder und blieben einen Tag bei ihnen. Am folgenden Tage reisten wir nach Cäsarea weiter. Wir gingen in das Haus des Evangelisten Philippus, eines der Sieben, und blieben bei ihm. Dieser hatte vier Töchter, Jungfrauen, die weissagten. Als wir einige Tage dort waren, kam ein Prophet namens Agabus von Judäa herab. Dieser fand sich bei uns ein, nahm den Gürtel des Paulus, band sich damit Füße und Hände und sagte. »Also spricht der Heilige Geist: "Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem auf solche Weise binden und den Heiden überliefern."« Als wir das vernahmen, baten wir und die Einheimischen ihn inständig, er möge doch nicht nach Jerusalem hinaufgehen. Paulus erwiderte: »Warum weint ihr und macht mir das Herz schwer? Ich bin bereit, mich nicht allein fesseln zu lassen, vielmehr auch in Jerusalem zu sterben für den Namen des Herrn Jesus.« Da er sich nicht überreden ließ, gaben wir nach und sprachen: »Der Wille des Herrn geschehe.« Nach Ablauf dieser Tage machten wir uns reisefertig und zogen nach Jerusalem hinauf. Auch einige Jünger aus Cäsarea gingen mit uns und brachten uns zu einem gewissen Mnason aus Cypern, einem Jünger aus der ersten Zeit, bei dem wir gastliche Aufnahme finden sollten. Als wir in Jerusalem angelangt waren, nahmen uns die Brüder mit Freuden auf. Am folgenden Tage ging Paulus mit uns zu Jakobus; alle Presbyter fanden sich ein. Er begrüßte sie und erzählte im einzelnen, was Gott durch seinen Dienst unter den Heiden gewirkt hatte. Als sie das vernommen hatten, priesen sie Gott. Dann aber sprachen sie zu ihm: »Du siehst, lieber Bruder, wie viele Tausende bei den Juden gläubig geworden sind, und doch sind alle noch eifrige Anhänger des Gesetzes. Nun haben sie von dir gehört, du lehrest alle Juden in der Heidenwelt, von Moses abzufallen, und weisest sie an, ihre Kinder nicht zu beschneiden und überhaupt nicht nach den Gesetzesbräuchen zu leben. Was ist da nun zu machen ? [Sie werden jedenfalls in großer Zahl zusammenströmen.] Sie werden ja erfahren, daß du angekommen bist. So tu denn, was wir dir anraten. Bei uns sind jetzt vier Männer, die ein Gelübde auf sich haben. Nimm sie zu dir, laß dich mit ihnen weihen und zahle für sie, damit sie sich das Haupt scheren lassen können. Dann werden alle einsehen, daß nichts an den Gerüchten ist, die über dich verbreitet worden sind, daß du vielmehr getreulich das Gesetz beachtest. Was aber die Gläubigen aus der Heidenwelt betrifft, so haben wir den schriftlichen Bescheid gegeben, sie sollen sich enthalten von Götzenopferfleisch, von Blut, Ersticktem und von Unzucht.« Paulus nahm darauf die Männer zu sich, ließ sich am folgenden Tage mit ihnen weihen und ging in den Tempel. Dort meldete er den Ablauf der Weihezeit an, damit für jeden aus ihnen das Opfer dargebracht werde. Als die sieben Tage zu Ende gingen, erblickten ihn Juden aus Asien im Tempel. Sie brachten das ganze Volk in Aufruhr, legten Hand an ihn und schrien: »Ihr Männer von Israel! Zu Hilfe! Das ist der Mensch, der überall und bei allen gegen das Gesetz und gegen diesen Ort lehrt, der sogar Heiden in den Tempel eingeführt und dadurch diese heilige Stätte entweiht hat.« Sie hatten nämlich vorher den Trophimus aus Ephesus mit ihm zusammen in der Stadt gesehen und meinten nun, Paulus habe ihn auch mit in den Tempel genommen. Die ganze Stadt geriet in Aufruhr, und es entstand ein Volksauflauf. Sie ergriffen den Paulus und schleppten ihn aus dem Tempel, und sogleich wurden die Tore geschlossen. Schon wollten sie ihn töten, da wurde dem Befehlshaber der Besatzung gemeldet, ganz Jerusalem sei in Aufruhr. Dieser zog eiligst Soldaten und Hauptleute heran und eilte zu ihnen hinab. Als sie aber den Befehlshaber und die Soldaten sahen, hörten sie auf, den Paulus zu mißhandeln. Der Befehlshaber trat hinzu, ließ ihn ergreifen und mit zwei Ketten fesseln. Er fragte, wer er sei und was er verbrochen habe. Es rief aber in der Volksmenge alles durcheinander. Weil er vor lauter Lärm nichts Sicheres erfahren konnte, ließ er ihn auf die Burg bringen. Als er an die Treppe kam, mußte er von den Soldaten getragen werden wegen des Ungestüms der Menge. Denn die Volksmenge drängte nach und schrie: »Nieder mit ihm!« Als Paulus eben in die Burg hinaufgeführt werden sollte, fragte Paulus den Befehlshaber: »Darf ich etwas zu dir sagen?« Jener entgegnete: »Du verstehst Griechisch? So bist du also nicht der Ägypter, der neulich die viertausend Meuchelmörder aufgewiegelt und in die Wüste hinausgeführt hat?« Paulus erwiderte: »Ich bin ein Jude aus Tarsus, ein Bürger dieser nicht unberühmten Stadt Ciliziens. Ich bitte dich also, gestatte mir, zum Volke zu reden.« Er erlaubte es. Paulus trat auf die Stufen und winkte dem Volke mit der Hand. Da trat tiefe Stille ein, und er hielt auf hebräisch folgende Ansprache: Verteidigungsrede des Paulus»Ihr Brüder und Väter! Vernehmt, wie ich mich vor euch verteidige.« Als sie hörten, daß er hebräisch zu ihnen sprach, wurden sie noch ruhiger. Er fuhr fort: »Ich bin ein Jude, zu Tarsus in Cilizien geboren, hier in dieser Stadt erzogen zu den Füßen Gamaliels, streng nach dem väterlichen Gesetz unterrichtet. Ich war ein Eiferer für Gott, so wie ihr es alle heute seid. Als solcher verfolgte ich diese Lehre bis auf den Tod und legte Männer und Frauen in Fesseln und brachte sie ins Gefängnis. Das kann der Hohepriester und der ganze Rat der Ältesten mir bezeugen. Von ihnen erhielt ich Briefe an die Brüder in Damaskus und zog dorthin, um auch jene, die sich dort befanden, gefesselt nach Jerusalem zu führen, damit sie gestraft würden. Als ich dahinzog und mich Damaskus näherte, umstrahlte mich plötzlich zur Mittagszeit vom Himmel her ein grelles Licht. Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die mir zurief: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" Ich erwiderte: "Wer bist du, Herr?" Er sprach zu mir: "Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst.« Meine Begleiter sahen zwar das Licht, doch hörten sie die Stimme nicht, die mit mir sprach. Ich fragte weiter: "Was soll ich tun, o Herr?" Da sprach der Herr zu mir: "Steh auf und geh nach Damaskus, und dort wird man dir alles sagen, was du tun sollst.« Da ich nicht mehr sehen konnte wegen jenes Lichtglanzes, führten mich die Begleiter an der Hand, und also kam ich nach Damaskus. Und ein gesetzestreuer Mann mit Namen Ananias, der bei allen Juden, die dort wohnen, in gutem Rufe stand, kam zu mir, trat herzu und sprach zu mir: "Bruder Saul, blicke auf!" Im selben Augenblick sah ich ihn. Dann fuhr er fort: "Der Gott unserer Väter hat dich dazu bestimmt, daß du seinen Willen erkennst und den Gerechten schauest und die Stimme seines Mundes vernehmest; du sollst ihm Zeuge sein vor allen Menschen von dem, was du gesehen und vernommen hast. Und nun, was zögerst du noch? Steh auf, laß dich taufen und dich von deinen Sünden waschen, nachdem du seinen Namen angerufen hast.« Als ich mich nach Jerusalem zurückbegeben hatte und im Tempel betete, geriet ich in Verzückung. Ich sah ihn, und er sprach zu mir: "Verlasse eilends Jerusalem; sie werden dein Zeugnis über mich nicht annehmen.« Ich sprach: "O Herr, sie wissen doch, daß ich es war, der deine Gläubigen ins Gefängnis werfen und in den Synagogen geißeln ließ. Als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen ward, da war es wieder ich, der mit Wohlbehagen dabeistand und die Kleider seiner Mörder verwahrte.« Er aber sprach zu mir: "Zieh fort; ich will dich zu den Heiden in die Ferne senden."« Bis hierher hatten sie ihm zugehört. Nun aber schrien sie laut: »Weg von der Erde mit einem solchen Menschen. Er darf nicht mehr länger leben.« Als sie so schrien, ihre Kleider von sich warfen und Staub in die Höhe schleuderten, befahl der Befehlshaber, den Paulus in die Burg hinaufzuführen. Zugleich gab er Befehl, ihn unter Anwendung der Folter zu verhören, um herauszubringen, warum sie so gegen ihn tobten. Schon wollte man ihn in die Riemen spannen, da fragte er den Hauptmann, der dabeistand: »Ist es euch erlaubt, einen römischen Bürger, dazu noch ohne Richterspruch, zu geißeln?« Als der Hauptmann das hörte, ging er zum Befehlshaber und meldete ihm: »Was hast du vor? Der Mensch dort ist römischer Bürger.« Der Befehlshaber trat heran und fragte ihn: »Sage mir: Bist du römischer Bärger?« Er antwortete: »Ja.« Der Befehlshaber entgegnete: »Ich mußte mir dieses Bürgerrecht um vieles Geld erwerben.« Paulus entgegnete: »Ich besitze es schon durch Geburt.« Alsdann stand man davon ab, ihn zu foltern. Der Befehlshaber war sogar in Furcht, da er jetzt wußte, daß er römischer Bürger war und er ihn trotzdem hatte fesseln lassen. Er wollte aber doch sicher wissen, weswegen er von den Juden angeklagt sei. Darum ließ er ihm am folgenden Tage die Fesseln abnehmen und berief die Oberpriester und den ganzen Hohen Rat. Dann ließ er Paulus hineinführen und vor sie hinstellen. Prozeß des heiligen PaulusFesten Blickes sah Paulus auf den Hohen Rat und sprach: »Brüder! Mit dem besten Gewissen bin ich vor Gott gewandelt bis zum heutigen Tage.« Da befahl der Hohepriester Ananias den neben ihm Stehenden, ihn auf den Mund zu schlagen. Paulus aber sprach zu ihm: »Gott wird dich schlagen, du übertünchte Wand. Du sitzest da, um mich nach dem Gesetz zu richten, und du befiehlst, mich gegen das Gesetz zu schlagen.« Die Umstehenden warnten: »Du beschimpfst den Hohenpriester Gottes?« Paulus entgegnete: »Brüder, ich wußte nicht, daß er der Hohepriester ist; es steht ja allerdings geschrieben: "Du sollst einen Vorsteher deines Volkes nicht schmähen."« Nun wußte aber Paulus, daß der eine Teil Sadduzäer, der andere Pharisäer waren. Und so rief er laut in die Versammlung hinein: »Ich bin ein Pharisäer, Brüder, und stamme aus einer pharisäischen Familie. Der Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten wegen stehe ich vor Gericht.« Als er dies sagte, brach ein Streit aus zwischen den Pharisäern und Sadduzäern; die Versammlung spaltete sich. Die Sadduzäer leugnen nämlich, daß es eine Auferstehung, Engel und Geister gebe, die Pharisäer dagegen nehmen all dies an. Es erhob sich ein großer Lärm; einige Schriftgelehrte von der Partei der Pharisäer erhoben sich, stritten heftig und erklärten: »Wir finden nichts Böses an diesem Manne. Wie, wenn ein Geist oder ein Engel zu ihm gesprochen hätte?« Bei der gewaltigen Aufregung, die entstand, befürchtete der Befehlshaber, Paulus möchte von ihnen zerrissen werden. Deshalb ließ er seine Soldaten herabkommen, den Paulus aus ihrer Mitte reißen und auf die Burg führen. In der folgenden Nacht erschien ihm der Herr und sprach: »Sei guten Muts! Wie du in Jerusalem Zeugnis für mich abgelegt hast, so mußt du auch in Rom Zeugnis ablegen.« Als es Tag geworden war, rotteten sich die Juden zusammen und verschworen sich, weder zu essen noch zu trinken, bis sie den Paulus getötet hätten. Es waren mehr als vierzig, die diesen Schwur getan hatten. Sie gingen zu den Oberpriestern und Ältesten und sagten: »Wir haben uns heilig verschworen, nichts zu genießen, bis wir Paulus umgebracht haben. So werdet jetzt zusammen mit dem Hohen Rat beim Befehlshaber vorstellig, er möge ihn zu euch herunterführen lassen, als wolltet ihr seine Sache noch genauer untersuchen. Wir aber halten uns bereit, ihn zu töten, bevor er noch bei euch angekommen ist.« Allein der Schwestersohn des Paulus erfuhr von diesem Anschlag. Er verschaffte sich Eintritt in die Burg und meldete es Paulus. Da ließ Paulus einen der Hauptleute kommen und bat ihn: »Führe diesen jungen Mann zum Befehlshaber; er hat ihm etwas zu melden.« Dieser brachte ihn zum Befehlshaber und sagte: »Der Gefangene Paulus ließ mich rufen und bat mich, diesen jungen Mann zu dir zu führen, da er dir etwas zu melden habe.« Der Befehlshaber nahm ihn bei der Hand, ging mit ihm auf die Seite und fragte: »Was hast du mir zu melden?« Er berichtete: »Die Juden haben sich verabredet, dich zu bitten, du möchtest morgen den Paulus vor den Hohen Rat führen lassen, angeblich, um seine Angelegenheit genauer zu untersuchen. Willfahre ihrer Bitte nicht. Denn über vierzig Männer aus ihnen lauern ihm auf; sie haben sich verschworen, weder zu essen noch zu trinken, bis sie ihn getötet hätten. Schon stehen sie bereit und erwarten nur noch deine Zusage.« Der Befehlshaber entließ den jungen Mann und schärfte ihm ein: »Sage niemand etwas davon, daß du mir dies angezeigt hast.« Er rief zwei von seinen Hauptleuten zu sich und befahl ihnen: »Haltet von der dritten Nachtwache an zweihundert Mann, die nach Cäsarea abmarschieren sollen, bereit, dazu noch siebzig Reiter und zweihundert Schützen.« Auch Reittiere sollen sie bereitstellen, um den Paulus daraufzusetzen und ihn so wohlbehalten zum Statthalter Felix zu bringen. [Er befürchtete nämlich, die Juden möchten ihn ergreifen und töten, und er selbst hätte nachher die üble Nachrede zu fürchten, als hätte er sich bestechen lassen.] Dann schrieb er einen Brief folgenden Inhaltes: »Claudius Lysias entbietet dem edlen Statthalter Felix seinen Gruß. Dieser Mann wurde von den Juden ergriffen und war nahe daran, von ihnen umgebracht zu werden. Da schritt ich mit meiner Mannschaft ein und befreite ihn, nachdem ich erfahren hatte, daß er ein römischen Bürger sei. Da ich nun wissen wollte, weswegen sie gegen ihn Anklage erhoben hatten, ließ ich ihn vor ihren Hohen Rat bringen. Da fand ich, daß er wegen Streitfragen über ihr Gesetz angeklagt war, daß aber keine Anklage gegen ihn vorliege, die Tod oder Gefängnis verdiente. Es wurde mir nun angezeigt, es solle von ihnen ein Anschlag gegen den Mann ausgeführt werden. Darum sende ich ihn zu dir. Zugleich habe ich die Ankläger angewiesen, bei dir ihre Anklage gegen ihn vorzubringen. Lebe wohl!« Die Soldaten brachten den Paulus ihrem Befehl gemäß in der Nacht nach Antipatris. Tags darauf ließen sie die Reiter mit ihm weiterziehen und kehrten in die Burg zurück. Nach ihrer Ankunft in Cäsarea überreichten sie dem Statthalter den Brief und führten ihm auch den Paulus vor. Jener las den Brief und fragte den Paulus, aus welcher Provinz er stamme. Nachdem er erfahren hatte, daß er aus Cilizien sei, sprach er: »Ich will dich verhören, wenn auch deine Ankläger eingetroffen sind.« Dann ließ er ihn im Schlosse des Herodes in Gewahrsam halten. Paulus vor dem Statthalter FelixFünf Tage später kam der Hohepriester Ananias mit etlichen Ältesten und einem Anwalt, namens Tertyllus, um beim Statthalter die Klage gegen Paulus vorzubringen. Dieser wurde vorgeladen, und Tertyllus begann mit seiner Anklagerede: »Durch dich erfreuen wir uns tiefen Friedens, deiner Fürsorge verdankt dieses Volk mannigfaltige Verbesserung. Das erkennen wir allzeit und überall mit großer Dankbarkeit an, edler FeIix. Um aber dich nicht länger hinzuhalten, so bitte ich dich: Schenk uns gütigst für kurze Zeit Gehör. Wir haben diesen Mann als eine Pest und einen Unruhestifter unter allen Juden auf der Welt erfunden sowie als einen der Hauptführer der Nazarenersekte. Ja, er hat versucht, selbst den Tempel zu entweihen. Deshalb haben wir ihn festgenommen [und wollten ihn nach unserem Gesetz richten. Da kam der Tribun Lysias dazwischen, entriß ihn mit großer Gewalt unseren Händen und erklärte, die Ankläger möchten zu dir kommen]. Du selber wirst von ihm genauere Auskunft erhalten, wenn du ihn über alles verhörst, weswegen wir ihn anklagen.« Diesen Angaben schlossen sich die Juden an und versicherten, daß es sich so verhalte. Auf einen Wink des Statthalters ergriff Paulus das Wort zur Entgegnung: »Weil ich weiß, daß du seit langen Jahren schon Richter über dieses Volk bist, deshalb verteidige ich guten Mutes meine Sache. Wie du feststellen lassen kannst, sind es nicht mehr als zwölf Tage her, seitdem ich meine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht habe. Doch weder im Tempel noch in den Synagogen, noch in der Stadt hat man mich angetroffen, daß ich mit jemandem gestritten oder einen Volksaufruhr angestiftet hätte. Sie können dir auch keinerlei Beweise für das vorbringen, wessen sie mich jetzt anklagen. Doch das bekenne ich dir: Ich diene nach der Lehre, die sie eine Sekte nennen, dem Gott meiner Väter. Ich glaube alles, was im Gesetz und bei den Propheten geschrieben steht, und hege zu Gott die Hoffnung, die diese hier auch teilen, daß es einstens eine Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten geben wird. Deshalb befleißige ich mich auch selbst, vor Gott und den Menschen durchweg mir ein reines Gewissen zu bewahren. Nach Verlauf mehrerer Jahre bin ich hinaufgezogen, um meinem Volk Almosen auszuteilen und Opfer [und Gelübde] darzubringen. Als ich im Tempel mich dabei einer Weihe unterzog, doch ohne Lärm und Auflauf, da trafen mich einige Juden aus Asien an. Die hätten vor dir erscheinen und klagen müssen, wenn sie etwas gegen mich wüßten. Oder die hier mögen doch angeben, welches Vergehen sie an mir fanden, als ich vor dem Hohen Rate stand. Es müßte denn dies eine Wort nur sein, das ich, als ich vor ihnen stand, laut ausrief: "Der Auferstehung von den Toten wegen stehe ich heute vor euch als Angeklagter."« Obwohl Felix eine genaue Kenntnis der in Frage stehenden Lehre hatte, vertagte er doch die Sache und sagte: »Wenn der Befehlshaber Lysias herabkommt, werde ich euren Fall genauer untersuchen.« Er gab dem Hauptmann die Weisung, ihn in milder Haft zu halten und keinen von den Seinigen zu hindern, ihm Dienste zu leisten. Einige Tage später kam Felix mit seiner Gemahlin Drusilla, einer Jüdin; er ließ den Paulus rufen und hörte ihn an über den Glauben an Christus Jesus. Da er aber von Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit und dem künftigen Gerichte sprach, ward Felix betroffen und sagte: »Für jetzt kannst du gehen; wenn ich einmal Zeit habe, werde ich dich wieder rufen lassen.« Zugleich hoffte er auch, von Paulus Geld zu erhalten. Deshalb ließ er ihn auch öfters kommen und unterhielt sich mit ihm. Volle zwei Jahre später erhielt Felix in Porzius Festus einen Nachfolger. Felix wollte sich die Juden zum Dank verpflichten und ließ darum Paulus in der Gefangenschaft zurück. Paulus vor FestusFestus übernahm die Verwaltung der Provinz und begab sich drei Tage später von Cäsarea nach Jerusalem hinauf. Die Oberpriester und die Angesehensten der Juden brachten ihm ihre Klagen gegen Paulus vor. Sie erbaten sich die gegen ihn gerichtete Vergünstigung, er möge ihn nach Jerusalem kommen lassen. Sie stellten ihm nämlich nach, um ihn unterwegs zu töten. Festus entgegnete, Paulus werde in Cäsarea verwahrt bleiben; doch gedenke er selbst, bald wieder dorthin abzureisen. »Dann können«, so fügte er hinzu, »Bevollmächtigte aus eurer Mitte mit hinabziehen und eine Klage gegen ihn vorbringen, wenn der Mann ein Verbrechen begangen haben sollte.« Er hielt sich bei ihnen nicht länger als acht bis zehn Tage auf und ging dann wieder nach Cäsarea hinab. Gleich am folgenden Tage hielt er eine Gerichtssitzung, ab und ließ den Paulus vorführen. Kaum war dieser erschienen, da umringten ihn die Juden aus Jerusalem und brachten eine Menge schwerer Beschuldigungen gegen ihn vor, die sie aber nicht zu beweisen vermochten. Paulus dagegen sagte zu seiner Verteidigung: »Weder gegen das Gesetz der Juden noch gegen den Tempel , noch gegen den Kaiser habe ich mich irgendwie verfehlt.« Festus aber, der sich den Juden gefällig erweisen wollte, fragte den Paulus: »Willst du nach Jerusalem hinaufgehen und dich dort in dieser Sache von mir richten lassen?« Paulus erwiderte: »Ich stehe vor dem Richterstuhl des Kaisers; da habe ich mein Urteil zu empfangen. Den Juden habe ich nichts zuleid getan; das weißt auch du ganz gut. Bin ich im Unrecht und habe ich ein Verbrechen begangen, das den Tod verdient, so weigere ich mich nicht zu sterben. Ist aber nichts an den Anklagen, die diese gegen mich erheben, so darf kein Mensch mich ihnen preisgeben. Ich lege Berufung an den Kaiser ein.« Hierauf besprach sich Festus mit seinem Beirat und erklärte dann: »Du hast Berufung an den Kaiser eingelegt; du sollst zum Kaiser gehen.« Einige Tage später fanden sich der König Agrippa und Berenike zur Begrüßung des Festus in Cäsarea ein. Da sie dort mehrere Tage verweilten, berichtete Festus dem König über Paulus. Er erzählte ihm: »Hier ist noch ein Gefangener aus der Zeit des Felix. Bei meinem Besuch in Jerusalem wurden die Oberpriester und Ältesten der Juden seinetwegen bei mir vorstellig und forderten, daß er verurteilt würde. Ich erwiderte ihnen, es sei nicht Sitte bei den Römern, jemand preiszugeben, ehe der Angeklagte nicht seinen Anklägern Aug' in Aug' gegenüber gestanden und Gelegenheit gehabt habe, sich gegen die Anklage zu verteidigen. Als sie dann hier eintrafen, da habe ich gleich am anderen Tag ohne Aufschub Gerichtssitzung gehalten und den Mann vorführen lassen. Die Ankläger traten auf, sie brachten aber keine solchen Anschuldigungen über Verbrechen vor, wie ich sie vermutete. Nur einige Streitfragen über ihre Religion hatten sie gegen ihn sowie über einen gewissen verstorbenen Jesus, der aber, wie Paulus sagt, noch leben soll. Da ich dieser Streitfrage gegenüber ratlos dastand, fragte ich ihn, ob er nicht nach Jerusalem gehen und dort in dieser Sache gerichtet werden Wolle. Doch da legte Paulus Berufung ein und verlangte, für die Entscheidung des Kaisers aufbewahrt zu werden. So befahl ich, ihn in Haft zu halten, bis ich ihn zum Kaiser schicken würde.« Da sagte Agrippa zu Festus: »Ich möchte den Mann gern einmal hören.« »Morgen schon«, erwiderte er, »kannst du ihn hören.« Am anderen Tag erschienen Agrippa und Berenike mit großem Prunk. Sie betraten mit den Obersten und Vornehmen der Stadt den Gerichtssaal. Auf Befehl des Festus wurde Paulus vorgeführt. Und Festus sprach: »König Agrippa und ihr alle, die ihr hier mit anwesend seid! Hier seht ihr den Mann, um dessentwillen mich die ganze Judenschaft in Jerusalem und hier mit der lauten Forderung bestürmt, ihn nicht länger mehr am Leben zu lassen. Ich habe aber festgestellt, daß er kein Verbrechen begangen hat, das den Tod verdient. Weil er aber Berufung an den Kaiser eingelegt hat, habe ich beschlossen, ihn dahin zu schicken. Nun weiß ich aber meinem Herrn nichts Bestimmtes über ihn zu berichten. So habe ich ihn euch und vor allem dir, König Agrippa, vorführen lassen, damit ich nach dem Verhör weiß, was ich schreiben soll. Denn es erscheint mir unvernünftig, einen Gefangenen wegzuschicken, ohne die Anklagepunkte gegen ihn anzugeben.« Verteidigung des Paulus vor König AgrippaAgrippa sprach zu Paulus: »Du darfst dich jetzt verteidigen.« Da streckte Paulus seine Hand aus und begann seine Verteidigungsrede. »König Agrippa, ich schätze mich glücklich, daß ich mich wegen all der Anklagen, die die Juden gegen mich erheben, heute vor dir verteidigen darf. Du bist ja ein vorzüglicher Kenner aller jüdischen Gebräuche und Streitfragen. Ich bitte deshalb, mich in Geduld zu hören. Alle Juden kennen meinen Lebenswandel unter meinem Volke von meiner Jugend an und in Jerusalem. Sie kennen mich von früher her und können, wenn sie wollen, es bezeugen, daß ich gemäß der strengsten Richtung unserer Religion gelebt habe, nämlich als Pharisäer. Und nun stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die Verheißung, die von Gott an unsere Väter ergangen ist. Ihrer teilhaftig zu werden, hofft unser Zwölfstämmevolk mit Sehnsucht und dient unablässig Gott bei Tag und Nacht. Um dieser Hoffnung willen, König, bin ich von den Juden angeklagt. Warum wird es bei euch für unglaubhaft gehalten, daß Gott Tote auferweckt? Freilich, einstens glaubte auch ich, gegen den Namen Jesus von Nazareth viel Feindseliges verüben zu müssen. Das tat ich in Jerusalem; auch verschaffte ich mir Vollmacht von den Oberpriestern und ließ viele Heilige ins Gefängnis bringen und, wo es sich darum handelte, sie hinzurichten, gab ich meine Zustimmung. In allen Synagogen suchte ich sie durch Strafen oftmals zur Lästerung zu zwingen; ja, in meiner maßlosen Wut gegen sie verfolgte ich sie auch bis in die auswärtigen Städte. So zog ich mit Vollmacht und im Auftrag der Oberpriester auch nach Damaskus. Da sah ich, König, wie am Mittag auf dem Wege vom Himmel her ein Licht, noch glänzender als die Sonne, mich selbst umstrahlte und auch die, die bei mir waren. Wir alle stürzten zu Boden. Und da vernahm ich eine Stimme, die in hebräischer Sprache mir zurief: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein, gegen den Stachel auszuschlagen.« Ich aber fragte: "Herr, wer bist du?" Er gab zur Antwort: "Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch nun steh auf und stelle dich auf deine Füße! Denn dazu bin ich dir erschienen, um dich zum Diener und zum Zeugen dessen zu bestellen, was du gesehen hast und was ich dir noch offenbaren werde. Ich will dich aus dem Volke retten und auch aus den Heiden, zu denen ich dich sende. Du sollst ihnen die Augen öffnen, damit sie sich aus der Finsternis zum Licht und aus der Macht des Satans zu Gott bekehren, damit sie Verzeihung ihrer Sünden und Anteil mit den Heiligen erhalten dadurch, daß sie an mich glauben.« Sonach konnte ich, König Agrippa, der himmlischen Erscheinung nicht ungehorsam sein. Ich predigte zuerst denen in Damaskus und in Jerusalem, dann in der ganzen Landschaft Judäa und endlich bei den Heiden, sie sollten sich bekehren und sich Gott zuwenden und Werke tun entsprechend der Bekehrung. Deshalb ergriffen mich die Juden im Tempel und suchten mich zu töten. Doch da mir bis auf diesen Tag Gott seine Hilfe lieh, so lege ich aufrecht vor klein und groß mein Zeugnis ab, daß ich nichts anderes sage als was schon die Propheten und Moses geweissagt haben: Der Messias werde leiden, als Erster von den Toten auferstehen und dem Volke wie den Heiden das Licht verkünden.« Da Paulus dies zu seiner Verteidigung sagte, rief Festus laut aus: »Du bist von Sinnen, Paulus! Das viele Studieren bringt dich ganz um den Verstand.« Paulus erwiderte: »Edler Festus, ich bin nicht von Sinnen; nein, wahr und wohlbedacht sind meine Worte. Der König kennt sich in diesen Dingen sehr wohl aus, weshalb ich mit allem Freimut vor ihm rede; denn ich kann nicht glauben, es sei ihm etwas davon unbekannt geblieben, die Sache trug sich ja nicht in einem abgelegenen Winkel zu. König Agrippa, glaubst du den Propheten? Ich weiß, du glaubst.« Agrippa erwiderte dem Paulus: »Fast überredest du mich, Christ zu werden.« Paulus entgegnete: »Wollte Gott, daß über kurz oder lang nicht nur du allein, nein alle, die mich heute hören, so würden, wie ich bin, nur abgesehen von diesen Ketten da.« Da erhoben sich der König, der Statthalter, Berenike und die übrigen Anwesenden. Im Weggehen sprachen sie zueinander: »Dieser Mensch hat nichts getan, was Tod oder Gefängnis verdiente.« Und Agrippa sagte zu Festus: »Man könnte den Mann freilassen, hätte er nicht Berufung an den Kaiser eingelegt.« Paulus auf der Fahrt nach Rom über KretaAls unsere Abfahrt nach Italien festgesetzt war, wurde Paulus mit noch einigen anderen Gefangenen einem Hauptmann der kaiserlichen Kohorte, namens Julius, übergeben. Wir bestiegen ein adramyttenisches Schiff, das die asiatischen Küstenplätze anlaufen sollte, und fuhren ab. Mit uns fuhr noch Aristarch aus Thessalonich in Mazedonien. Am folgenden Tage landeten wir in Sidon. Julius behandelte den Paulus rücksichtsvoll und gestattete ihm, die Freunde aufzusuchen und sich mit dem Nötigen versehen zu lassen. Von da segelten wir ab und fuhren an Cypern hin, weil wir widrigen Wind hatten. So durchfuhren wir das Meer bei Cilizien und Pamphylien und kamen nach Myra in Lykien. Dort fand der Hauptmann ein alexandrinisches Schiff, das sich auf der Fahrt nach Italien befand, und brachte uns hinüber. Nach vielen Tagen langsamer Fahrt kamen wir mit Mühe gegen Knidos hin, und da der Wind uns dort nicht anlegen ließ, fuhren wir an Kreta hin, auf der Höhe von Salmone. Nach mühevoller Fahrt längs der Küste kamen wir an einen Ort Kaloi Limenes in der Nähe der Stadt Lasäa. Unterdessen war geraume Zeit verstrichen, und die Schiffahrt wurde bereits gefährlich; der Fasttag war ja schon vorüber. Darum warnte sie Paulus: »Ihr Männer, ich sehe, daß die Schiffahrt mit großem Ungemach und großem Schaden nicht bloß für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben vor sich gehen wird.« Der Hauptmann gab aber auf die Worte des Steuermanns und des Schiffsherrn mehr als auf die des Paulus. Da der Hafen zum Überwintern nicht günstig war, beschloß die Mehrzahl, von da ins offene Meer zu fahren, um womöglich Phönix zu erreichen und dort zu überwintern. Dieser Hafen Kretas ist gegen Südwest und Nordwest geschützt. Da ein schwacher Südwind aufkam, glaubten sie, mit ihrem Vorhaben sicher zum Ziel zu kommen; sie lichteten die Anker und fuhren dicht an der Küste Kretas hin. Doch nach kurzer Zeit brach von der Insel her ein Sturmwind los, ein sogenannter Ostnordost. Das Schiff wurde von ihm erfaßt und konnte dem Sturm nicht standhalten; so gaben wir es preis und ließen uns treiben. Wir kamen an einer kleinen Insel, Klauda, vorbei. Dort gelang es uns mit vieler Mühe, des Rettungsbootes habhaft zu werden. Man zog es herauf und wandte Schutzmittel an, indem man das Schiff untergürtete. Aus Furcht, in die Syrte zu geraten, zog man die Segel ein und ließ sich so dahintreiben. Der Sturm setzte uns furchtbar zu. Deshalb warf man am folgenden Tag einen Teil der Ladung über Bord; am dritten Tage schleuderten die Leute eigenhändig das Schiffsgerät hinaus. Mehrere Tage sah man weder Sonne noch Sterne; der Sturm tobte ungeschwächt weiter; alle Hoffnung auf Rettung war geschwunden. Schon lange hatten die Leute nichts mehr zu sich genommen, da trat Paulus mitten unter sie und sagte: »Ihr Männer, man hätte mir folgen und nicht von Kreta in das offene Meer hinausfahren sollen, dann wären uns dieses Ungemach und dieser Schaden erspart geblieben. Für jetzt jedoch ermahne ich euch, guten Mutes zu sein. Kein Menschenleben aus uns wird verlorengehen, sondern nur das Schiff. Denn heute nacht erschien mir ein Engel des Gottes, dem ich zu eigen bin und dem ich diene, und sprach: "Fürchte dich nicht, Paulus! Du mußt vor den Kaiser treten. Siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren.« Darum seid guten Mutes, ihr Männer! Denn ich vertraue auf Gott, daß es so kommen wird, wie es mir verheißen ward. Wir müssen auf irgendeine Insel verschlagen werden.« Als wir schon die vierzehnte Nacht im Adriatischen Meer umhertrieben, vermuteten um Mitternacht die Schiffsleute Land in der Nähe. Sie warfen das Senkblei und warfen eine Tiefe von zwanzig Faden. Als sie nach kurzer Zeit wiederum das Senkblei warfen, fanden sie nur noch fünfzehn. Aus Furcht, wir möchten auf Klippen auflaufen, warfen sie vom Hinterteil des Schiffes vier Anker aus und erwarteten sehnlichst den Anbruch des Tages. Da machte die Besatzung den Versuch, vom Schiffe zu fliehen. Sie ließen das Rettungsboot ins Meer nieder unter dem Vorwand, sie wollten auch vom Vorderteil aus Anker auswerfen. Paulus aber sagte dem Hauptmann und den Soldaten: »Wenn diese nicht auf dem Schiffe bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden.« Da hieben die Soldaten die Taue des Rettungsbootes ab und ließen es ins Meer fallen. Sobald der Morgen dämmerte, ermahnte Paulus alle, Nahrung zu sich zu nehmen. Er sprach: »Heute werden es vierzehn Tage, daß ihr ohne Nahrung in einem fort nur wartet, ohne etwas zu genießen. Darum rate ich euch, jetzt Nahrung zu euch zu nehmen; das dient zu eurer Rettung. Keinem von euch wird auch nur ein Haar von seinem Haupte verlorengehen, Nach diesen Worten nahm er Brot, dankte Gott vor aller Augen, brach es und fing an zu essen. Da bekamen alle Mut und nahmen ebenfalls Nahrung zu sich. Im ganzen waren wir zweihundertsechsundsiebzig Personen an Bord. Als sie sich gesättigt hatten, erleichterten sie das Schiff, indem sie die Getreideladung ins Meer warfen. Endlich ward es heller Tag, doch sie erkannten das Land nicht. Sie bemerkten aber eine Bucht mit einem flachen Strande. Dorthin gedachten sie, wenn möglich, das Schiff auflaufen zu lassen. Sie machten also die Anker los und ließen sie ins Meer fallen; zugleich lösten sie die Riemen von den Rudern, stellten das Vordersegel nach dem Wind und hielten auf den Strand zu. Sie gerieten auf eine Landzunge, wo sie das Schiff auflaufen ließen. Das Vorderteil bohrte sich tief ein und saß fest; das Hinterteil jedoch wurde durch den Anprall der Wogen zerschellt. Die Soldaten waren nun willens, die Gefangenen zu töten, damit keiner durch Schwimmen entkomme. Allein der Hauptmann, der Paulus retten wollte, hinderte sie an ihrem Vorhaben. Er befahl, wer Schwimmen könne, solle zuerst hinausspringen und ans Land gehen, die übrigen teils auf Brettern, teils auf sonstigen Schiffstrümmern. So gelang es, alle unversehrt ans Land zu retten. Paulus auf Malta und in RomAls wir gerettet waren, erfuhren wir, daß die Insel Malta hieß. Die Eingeborenen erwiesen uns eine ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit. Sie zündeten ein Feuer an und holten uns alle heran, denn Regen setzte ein, und es war kalt. Paulus raufte einen Haufen Reisig zusammen und warf ihn ins Feuer. Da schnellte infolge der Hitze eine Natter heraus und heftete sich an seine Hand. Als die Eingeborenen das Tier an seiner Hand hängen sahen, sprachen sie zueinander: »Gewiß ist dieser Mensch ein Mörder. Wenn er auch dem Meer entronnen ist, die Rache läßt ihn dennoch nicht am Leben.« Er aber schüttelte das Tier ins Feuer, ohne daß er Schaden erlitten hatte. Die Leute warteten nun darauf, daß er anschwellen oder plötzlich tot zusammensinken werde. Lange warteten sie. Als sie sahen, daß ihm nichts Schlimmes widerfuhr, änderten sie ihre Ansicht und sagten, er sei ein Gott. In jener Gegend besaß der oberste Beamte der Insel, namens Publius, ein Landgut. Dieser nahm uns auf und gewährte uns drei Tage lang liebevolle Gastfreundschaft. Der Vater des Publius lag gerade an fiebriger Ruhr krank danieder. Paulus ging zu ihm hin, betete, legte ihm die Hand auf und machte ihn gesund. Daraufhin kamen auch die anderen Kranken der Insel herbei und wurden geheilt. Dafür überhäufte man uns mit Ehrenbezeigungen und versah uns bei unserer Abfahrt mit allem, was wir nötig hatten. Nach drei Monaten fuhren wir auf einem alexandrinischen Schiff ab. Dieses hatte auf der Insel überwintert und führte das Zeichen der Dioskuren. Wir liefen Syrakus an, wo wir drei Tage blieben. Von dort fuhren wir der Küste entlang und kamen nach Rhegium. Da tags darauf ein Südwind einsetzte, kamen wir in zwei Tagen nach Puteoli. Dort trafen wir Brüder, die uns baten, sieben Tage bei ihnen zu bleiben. Und dann kamen wir nach Rom. Die Brüder hatten von uns gehört und kamen uns von dort entgegen bis Forum Appii und Tres Tabernae. Bei ihrem Anblick dankte Paulus Gott und schöpfte neuen Mut. Nachdem wir in Rom angekommen waren [übergab der Hauptmann die Gefangenen dem Befehlshaber des Lagers], wurde es dem Paulus gestattet, unter Aufsicht eines Soldaten eine eigene Wohnung zu beziehen. Nach drei Tagen rief er die Angesehensten der Juden zu sich. Als sie versammelt waren, sprach er zu ihnen: »Brüder, ohne mich gegen das Volk oder die Vätersitte je verfehlt zu haben, bin ich von Jerusalem aus als Gefangener den Römern überliefert worden. Sie wollten mich nach einer Untersuchung in Freiheit setzen, weil kein todeswürdiges Verbrechen bei mir vorlag. Jedoch die Juden legten Einspruch ein, und so war ich genötigt, Berufung an den Kaiser einzulegen, jedoch nicht, als wollte ich mein Volk selbst verklagen. Aus diesem Grunde also habe ich euch zu mir gebeten, um euch zu sehen und zu sprechen; denn um der Hoffnung Israels willen bin ich mit dieser Kette umschlossen.« Sie erwiderten ihm-. »Wir haben weder schriftliche Nachricht aus Judäa über dich erhalten, noch kam einer von den Brüdern und berichtete oder erzählte uns etwas Nachteiliges über dich. Doch möchten wir deine Ansicht näher kennenlernen. Denn von dieser Sekte ist uns nur bekannt, daß sie überall Widerspruch findet.« Sie bestimmten ihm einen Tag und fanden sich an ihm in größerer Anzahl in seiner Wohnung ein. Er erklärte und bezeugte ihnen das Reich Gottes und suchte sie im Anschluß an das Gesetz des Moses und an die Propheten vom frühen Morgen bis zum Abend für die Sache Jesu zu gewinnen. Ein Teil glaubte seinen Worten, der andere blieb ungläubig. In Uneinigkeit miteinander gingen sie weg. Paulus sagte nur noch das eine Wort: »Treffend hat der Heilige Geist zu euren Vätern durch Isaias, den Propheten, gesagt: "Tritt hin vor dieses Volk und sprich »Ihr werdet hören und nicht verstehen, ihr werdet sehen und nicht einsehen; verstockt ist das Herz dieses Volkes; seine Ohren sind schwerhörig, und seine Augen sind verschlossen, damit es mit den Augen ja nicht sehe und mit den Ohren nicht höre, in seinem Herzen nicht verständig werde und sich bekehre und Heilung bei mir finde.«" So sei es denn euch kund, daß das Heil Gottes den Heiden gebracht wird, und diese werden darauf hören.« [Nachdem er dies gesagt hatte, verließen ihn die Juden, wobei sie viele Streitfragen unter sich hatten.] Er blieb zwei volle Jahre in seiner Mietwohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen. Er verkündete das Reich Gottes und lehrte vom Herrn Jesus Christus ganz offen und ungehindert. Gruß - Beziehungen zu der römischen Gemeinde / Sündhaftigkeit der HeidenPaulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel und auserkoren für das Evangelium Gottes, das er durch seine Propheten in den heiligen Schriften verheißen hat, [für das Evangelium] von seinem Sohne Jesus Christus, unserem Herrn. Dieser kommt dem Fleische nach aus dem Stamme David, war aber als Sohn Gottes kundgetan mit Macht seinem heiligen Geiste nach seit der Auferstehung von den Toten. Von ihm empfingen wir die Gnade des Apostelamtes, um für die Ehre seines Namens bei allen Heidenvölkern für den Gehorsam im Glauben zu wirken. Zu ihnen gehört auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen seid. Euch allen in Rom, Lieblingen Gottes, berufenen Heiligen, werde Gnade und Friede von Gott, unserem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus. Vor allem danke ich meinem Gott durch Jesus Christus euer aller wegen dafür, daß euer Glaube in der ganzen Welt gerühmt wird. Gott, dem ich mit ganzer Seele diene, da ich das Evangelium von seinem Sohne verkünde, ist mir Zeuge, daß ich, sooft ich bete und flehe, unablässig euer dabei gedenke, ob ich nicht endlich einmal doch das Glück hätte, so Gott will, zu euch zu kommen. Ich sehne mich so sehr danach, euch zu sehen, damit ich euch irgendeine Geistesgabe gebe, um euch dadurch zu stärken; das heißt, um gegenseitig uns aufzumuntern, wenn ich bei euch bin, durch unser beider Glauben, den euren und den meinen. Ich will euch, meine Brüder, nicht verhehlen, daß ich mir oft schon vorgenommen hatte, zu euch zu kommen; doch bisher bin ich immer wieder abgehalten worden. Ich möchte eben auch bei euch manche Früchte ernten wie bei den anderen Völkern. Griechen und Barbaren, Menschen mit und ohne Bildung, fühle ich mich verpflichtet. Soweit es auf mich ankommt, bin ich gern bereit, auch euch in Rom die frohe Botschaft zu verkünden. In keiner Weise nämlich schäme ich mich des Evangeliums; denn es ist eine Gotteskraft zum Heile für jeden, der glaubt, vor allem für die Juden, jedoch auch für die Heiden. Gottes Gerechtigkeit, die aus dem Glauben stammt, wird ihm enthüllt zum Glauben hin; wie geschrieben steht: »Der aus dem Glauben Gerechte wird leben.« Wird doch enthüllt, wie Gott vom Himmel her zürnte über alle frevelhaften und ungerechten Menschen, die die Wahrheit niederhalten mit ihrer Ungerechtigkeit. Denn was an Gott erkennbar ist, ist ihnen wohlbekannt. Gott selber hat es ihnen ja geoffenbart. Denn was an ihm unsichtbar ist, wird in den Geschöpfen durch Nachdenken seit Erschaffung der Welt erkannt: seine ewige Allmacht und Göttlichkeit. Darum sind sie unentschuldbar. Denn sie erkannten zwar Gott, verherrlichten ihn aber nicht als Gott und dankten ihm auch nicht. Vielmehr gerieten sie mit ihrem Denken auf Torheiten, und ihr unverständiges Herz ward verfinstert. Sie gaben sich als Weise aus und waren doch Toren geworden; sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit einem Abbild der Gestalt eines vergänglichen Menschen, von Vögeln, von vierfüßigen und kriechenden Tieren. Darum gab Gott sie der Lasterhaftigkeit preis, entsprechend den bösen Lüsten ihres Herzens, so daß sie ihre Leiber gegenseitig schändeten, Sie, die den wahren Gott mit der Lüge tauschten und den Geschöpfen Ehre und Anbetung erwiesen anstatt dem Schöpfer, der hochgelobt ist in Ewigkeit. Amen. Gott gab sie deshalb auch schmachvollen Leidenschaften preis: Ihre Weiber tauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen. Und ähnlich gaben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit dem Weibe auf und entbrannten gegeneinander in ihrer wilden Gier, und Männer taten so die größten Schändlichkeiten aneinander. Dafür empfingen sie an ihrem eigenen Leib auch die Strafe, wie es sich für ihre Verirrungen geziemte. Wie sie es ablehnten, den Gedanken an Gott mit sich zu tragen, so überließ Gott sie auch ihrer schändlichen Gesinnung, so daß sie taten, was sich nicht ziemte, erfüllt von aller Ungerechtigkeit, Bösartigkeit [Unzucht], Habsucht und Verkommenheit, voll Neid und Mordlust, Streitsucht, Bosheit, Tücke; sie wurden Ohrenbläser, Verleumder, Gotteshasser, Spötter, eingebildet und prahlerisch, erfinderisch im Bösen, gegen Eltern unfolgsam, unverständig, treulos, ohne Mitleid und Erbarmen. Sie, die doch die Rechtsordnung Gottes kennen, daß, wer solches treibt, des Todes schuldig ist, tun dies nicht nur selber, sie spenden auch noch denen Beifall, die solches treiben. Sündhaftigkeit der JudenDarum bist du unentschuldbar, Mensch, und magst du sein, wer du willst, im Falle du richten wolltest. Dadurch, daß du den Nächsten richtest, verurteilst du dich ja selbst; denn du, der du den Richter spielst, treibst ja genau dasselbe. Wir wissen aber, daß das göttliche Gericht ohne Ansehen der Person ergeht über die, die solches treiben. Meinst du denn wirklich, Mensch, der du die richtest, die solches treiben, und trotzdem dasselbe tust, gerade du würdest dem göttlichen Gericht entrinnen? Oder denkst du vermessen von seiner überreichen Güte, seiner Geduld und Nachsicht? Weißt du wirklich nicht, daß dich die Güte Gottes nur zur Bekehrung führen will? Mit deinem Starrsinn aber und deinem unbußfertigen Herzen häufst du dir Zorn auf für den Tag des Zornes und der Offenbarung des Gerichtes von seiten des gerechten Gottes, »der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken": Ein ewiges Leben denen, die durch Beharrlichkeit im Guten Verherrlichung, Ehre und Unvergänglichkeit erstreben; dagegen Zorn und Grimm für die, die widerspenstig sind, die sich der Wahrheit nicht beugen, der Ungerechtigkeit dagegen folgen. Trübsal und Angst über die Seele eines jeden Menschen, die böse Werke tut; vor allem über den Juden, jedoch auch über den Heiden. Verherrlichung, Ehre und Friede aber einem jeden, der gute Werke tut, vor allem dem Juden, jedoch auch dem Heiden. Denn es gibt kein Ansehen der Person bei Gott. Alle, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden verlorengehen ohne Gesetz; die aber gesündigt haben unter dem Gesetze, werden durch das Gesetz gerichtet werden. Denn nicht die Hörer des Gesetzes sind gerecht vor Gott; nur wer das Gesetz auch gehalten hat, wird für gerecht erklärt. Wenn so zum Beispiel Heiden, die das Gesetz nicht haben, aus Antrieb der Natur die Forderungen des Gesetzes erfüllen, so sind sie, ohne das Gesetz zu haben, sich selbst Gesetz. Denn sie beweisen, daß der Kern des Gesetzes in ihr Herz eingezeichnet ist. Zeuge dafür ist ihnen ihr Gewissen: die Gedanken, mit denen sie sich gegenseitig anklagen oder auch verteidigen am Tage, da Gott das heimliche Tun der Menschen richten wird meinem Evangelium entsprechend durch Jesus Christus. Wenn du dich einen Juden heißen lässest, der sich auf das Gesetz versteift, und dich rühmst in Gott - du kennst ja seinen Willen, und als treuer Schüler des Gesetzes weißt du ganz genau, worauf es ankommt. Du traust dir zu, Führer zu sein für Blinde, Licht für die, die im Finstern sind, ein Erzieher der Unverständigen, Lehrer der Unmündigen, der im Gesetz die Verkörperung des Wissens und der Wahrheit hat. - Du zwar belehrst andere, dich selber aber lehrst du nicht? Du predigst, man dürfe nicht stehlen, und stiehlst doch selber? Du sagst, man dürfe nicht die Ehe brechen, und brichst doch selbst die Ehe? Du verabscheust wohl die Götzenbilder, verübst selber aber Tempelraub? Du rühmst dich des Gesetzes, entehrst aber Gott durch deine Übertretung des Gesetzes? Denn »durch eure Schuld wird der Name Gottes gelästert von den Heiden«, heißt es in der Schrift. Nur dann ist die Beschneidung nämlich etwas wert, wenn du das Gesetz beachtest. Doch übertrittst du immer wieder das Gesetz, dann ist deine Beschneidung zur Vorhaut geworden. Wenn dagegen die Vorhaut die Rechtsforderungen des Gesetzes hält, wird ihr dann die Vorhaut nicht als Beschneidung angerechnet werden? Ja, die von Natur aus unbeschnitten sind, die aber das Gesetz erfüllen, werden dich verdammen, der du trotz Gesetzesvorschriften und Beschneidung dich gegen das Gesetz verfehlst. Denn ein wahrer Jude ist nicht der, der es nur nach außenhin ist, und nicht das ist die wahre Beschneidung, die äußerlich am Fleische vorhanden ist; nein, der nur ist ein Jude, der es im Innern ist, und eine richtige Beschneidung ist nur die des Herzens, dem Geiste nach, und nicht nur nach den Gesetzesvorschriften. Ein solcher freilich findet bei Menschen keine Anerkennung, sondern nur bei Gott. Juden und Heiden - Gesetz und GlaubeDoch welchen Vorzug hat dann der Jude? Oder was nützt die Beschneidung? In jeder Hinsicht viel. Vor allem wurden ihnen die Worte Gottes anvertraut. Doch wie? Wenn einige nicht mehr glauben, hebt ihr Unglaube dann nicht die Treue Gottes auf? In keiner Weise. Gott soll stets wahrhaftig erwiesen werden, jeder Mensch aber als Lügner, wie geschrieben steht: »Du sollst in deinen Worten gerecht erfunden werden und recht behalten, wenn man dich richtet.« Wenn aber unsere Ungerechtigkeit die Gerechtigkeit Gottes ins Licht stellt, was folgt daraus? Gott ist doch nicht - rein menschlich angesehen - ungerecht, wenn er in seinem Zorne straft? In keiner Weise. Wie könnte dann sonst Gott die Welt noch richten? Doch wenn Gott im Hinblick darauf, daß ich so unwahrhaftig bin, nur um so herrlicher als der Wahrhaftige erscheint und dadurch verherrlicht wird, warum soll ich dennoch als Sünder gerichtet werden? Und sollen wir - einige behaupten verleumderisch, daß wir dies lehren - etwa Böses tun, damit Gutes daraus entspringe? Die Verdammung solcher ist berechtigt! Was folgt also aus alledem? Sind etwa wir besser daran? Nicht ganz. Wir haben eben dargetan, daß alle, Juden und Heiden, der Sünde verfallen sind. So steht es ja geschrieben: »Kein einziger ist gerecht, auch nicht einer, verständig keiner, und keiner fragt etwas nach Gott; sie alle sind auf falscher Bahn, verdorben alle miteinander, und keiner ist, der Gutes täte, auch nicht einer. Ein offenes Grab ist ihre Kehle. Trug üben sie mit ihren Zungen, und Natterngift findet sich auf ihren Lippen, und ihr Mund ist voll von Fluch und Bitterkeit, schnell sind sie da, wo Blut vergossen wird. Verderben und Unglück ist auf ihren Wegen; sie kennen nicht den Weg des Friedens, und Gottesfurcht ist nicht vor ihren Augen.« Wir wissen aber, daß alles, was das Gesetz befiehlt, für jene gilt, die unter dem Gesetze stehen, damit jeder Mund verstumme und die ganze Welt vor Gott schuldig werde. Denn durch Gesetzeswerke wird kein Mensch vor ihm gerecht; man lernt ja durch das Gesetz erst die Sünde kennen. Jetzt aber ist unabhängig vom Gesetze Gottes Gerechtigkeit geoffenbart; - Gesetz sowie Propheten haben auf sie hingewiesen - Gottes Gerechtigkeit durch den Glauben an Jesus Christus für alle [sowie über alle], die glauben. Da gibt es keinen Unterschied; alle haben ja gesündigt und sind der Herrlichkeit Gottes verlustig gegangen. Gerechtfertigt doch werden sie ohne eigenes Zutun durch seine Gnade dank des Loskaufs in Christus Jesus. Ihn hat Gott als Versöhnungsopfer in seinem eigenen Blute durch den Glauben dargestellt, um seine Gerechtigkeit zu zeigen. In seiner Langmut hatte Gott die Sünden, die früher geschehen waren, ungestraft gelassen; er wollte nämlich seine Gerechtigkeit jetzt erst erweisen, auf daß er selber gerecht sei, und auch den gerecht machen, der an Jesus [Christus] glaubt. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ganz ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. Denn wir nehmen an, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne die Werke des Gesetzes. Oder ist Gott etwa nur ein Gott der Juden und nicht auch der der Heiden? Doch wohl auch der der Heiden! Es ist ja doch derselbe Gott, der rechtfertigt: auf Grund ihres Glaubens die Beschnittenen, die Vorhaut vermittels ihres Glaubens. So heben wir also das Gesetz des Glaubens wegen auf? Im Gegenteil! Wir bringen das Gesetz erst recht zur Geltung. Der Glaube im alten BundWie steht es nun nach unserer Behauptung bei unserem Stammvater dem Leibe nach, bei Abraham? Ward Abraham aus Werken gerechtfertigt, so mag er sich rühmen; doch nicht vor Gott. Was steht denn in der Schrift? »Abraham glaubte Gott, und es ward ihm angerechnet als Gerechtigkeit.« Dem, der Werke tut, wird der Lohn nicht aus Gnade, vielmehr nach Verdienst berechnet. Wer aber keine Werke tut und doch an den glaubt, der den Gottlosen zum Gerechten macht, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet [nach dem Ratschluß der Gnade Gottes]. So spricht David auch sein »Selig« über den Menschen, dem Gott Gerechtigkeit anrechnet ohne Werke: »Selig, deren Missetaten verziehen und deren Sünden bedeckt sind; selig der Mann, dem der Herr die Sünden nicht anrechnet.« Gilt nun dieses »Selig« nur von den Beschnittenen oder auch von der Vorhaut? Wir sagen: »Der Glaube ward dem Abraham als Gerechtigkeit angerechnet.« Wann wurde er ihm angerechnet? Nach der Beschneidung oder vor der Beschneidung? Nicht nach der Beschneidung, vielmehr in der Vorhaut. Das Zeichen der Beschneidung erhielt er ja als Besiegelung der Gerechtigkeit, die er durch den Glauben in der Vorhaut hatte. Er sollte der Vater aller sein, die in der Vorhaut glauben, damit [auch] ihnen die Gerechtigkeit angerechnet würde. Er sollte aber auch der Vater der Beschnittenen sein, soweit sie nicht allein Beschnittene sind, vielmehr getreulich unserem Vater Abraham in seinem Glauben folgen, den er schon in der Vorhaut hatte. Dem Abraham oder seinen Nachkommen ward die Verheißung, er würde einst die Welt zum Erbe erhalten, nicht durch das Gesetz, sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens. Denn wenn nur die, die das Gesetz besitzen, Erben wären, dann wäre der Glaube eitel und die Verheißung nichtig. Denn das Gesetz bewirkt Zorn; wo es aber kein Gesetz gibt, da gibt es auch keine Übertretung. Und deshalb geschieht es durch den Glauben, damit die Gerechtigkeit aus Gnade komme und die Verheißung allen Nachkommen gesichert sei; nicht nur denen, die aus dem Gesetze kommen, sondern auch denen, die dem Glauben Abrahams entstammen, der unser aller Vater ist gemäß dem Schriftwort: »Zum Vater vieler Völker habe ich dich gemacht.« Er ist dies vor Gott, an den er glaubte, der die Toten auferweckt und das, was nicht ist, ins Dasein ruft. Er hat gegen alle Hoffnung vertrauensvoll geglaubt, daß er Vater vieler Völker werde, wie zu ihm gesprochen ward: »So wird dein Stamm sein.« Auch ward er nicht im Glauben wankend, als er seinen schon erstorbenen Leib betrachtete - er war ja beinahe hundert Jahre alt - und den gleichfalls erstorbenen Schoß der Sara. Er hegte keinen ungläubigen Zweifel an der Verheißung Gottes, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre, durchaus überzeugt, daß er, der die Verheißung gab, sie auch erfüllen könne. Darum »ward es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet.« Es steht nun aber nicht nur seinetwegen da: »Es ward ihm angerechnet«, sondern auch unseretwegen, denen es erst angerechnet werden soll, uns, die wir an den glauben, der unseren Herrn Jesus von den Toten auferweckt hat, der um unserer Sünden willen hingeopfert ward und auferweckt wurde zu unserer Rechtfertigung. Wert der GnadeGerechtfertigt aus dem Glauben leben wir also mit Gott im Frieden durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir kraft des Glaubens den Zutritt zu der großen Gnade erlangt, in der wir uns befinden, und rühmen uns der Hoffnung, die göttliche Verklärung zu erlangen. Doch nicht darob allein wollen wir uns rühmen, nein, auch der Trübsal. Wir wissen: Die Trübsal macht starkmütig; der Starkmut schafft Bewährung, Bewährung führt zur Hoffnung. Die Hoffnung aber beschämt nicht; denn die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, der uns verliehen wurde. Ist doch Christus, weil wir kraftlos waren, für uns, die Gottlosen, zur rechten Zeit gestorben. Kaum stirbt jemand für einen Gerechten; für einen Freund bringt man es vielleicht noch über sich zu sterben. Gott aber zeigt uns seine Liebe dadurch, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren. Wir werden demnach um so mehr, da wir in seinem Blute jetzt gerechtfertigt sind, durch ihn vor dem Zorne gerettet werden. Denn wurden wir mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt, als wir noch Feinde waren, so werden wir noch viel mehr Rettung finden als Versöhnte in seinem Leben. Und nicht nur dies: Wir wollen uns auch in Gott rühmen durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben. Wie also durch einen Menschen die Sünde in die Welt kam und durch die Sünde der Tod und so der Tod auf alle Menschen überging, weil alle ja gesündigt hatten, - auch vor dem Gesetze gab es schon Sünde in der Welt; nur war die Sünde nicht angerechnet, als das Gesetz noch nicht gegeben war. Gleichwohl beherrschte von Adam bis auf Moses der Tod auch die, die nicht gesündigt hatten, wie Adam es getan, der ein Vorbild des »Kommenden« ist. Jedoch verhält es sich mit der Begnadigung nicht so wie mit dem Sündenfall. - Wenn also durch den Fall des einen Menschen die vielen dem Tode verfallen waren, so ist viel mehr noch Gottes Gnade sowie die Gnadengabe des einen Menschen Jesus Christus vielen überreichlich zugeströmt. Auch mit der Gnadengabe verhält es sich nicht so wie mit der Sünde, die von einem Menschen kommt. Denn das Gericht kam wegen einer Übertretung und führte zur Verdammung, die Begnadigung aber führte aus vielen Sünden zur Rechtfertigung. Denn wenn durch die Sünde des einen der Tod eben wegen dieses einen herrschte, dann werden um so mehr die, die den Überfluß der Gnade und des Geschenkes der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen Jesus Christus. Wie also durch den Fall des einen über die gesamte Menschheit die Verdammung kam, so kommt auch durch die rechtfertigende Tat des »Einen« über die gesamte Menschheit die lebenspendende Rechtfertigung. Wie durch des einen Menschen Ungehorsam die Vielen Sünder wurden, so werden durch den Gehorsam des »Einen« die Vielen Gerechte werden. Das Gesetz kam nur deswegen dazu, damit sich die Sünde häufe. Doch als die Sünde sich gehäuft hatte, ward die Gnade noch viel mächtiger, damit, wie die Sünde ihre Herrschaft im Tode gezeigt hatte, nun auch die Gnade ihre Herrschaft zeige durch die Rechtfertigung zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. Wert der GnadeWas folgt daraus? Sollen wir in der Sünde etwa verharren, damit die Gnade um so reichlicher werde? Keineswegs! Wie sollten wir, nachdem wir der Sünde abgestorben sind, noch in ihr leben? Solltet ihr das wirklich nicht wissen, daß wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, auf seinen Tod getauft sind? Wir sind also durch die Taufe auf den Tod mit ihm begraben, damit auch wir in einem durchaus neuen Leben wandeln, wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt ward. Denn wenn wir durch ein Sterben, das dem seinigen ähnlich ist, schon in lebendige Verbindung mit ihm gekommen sind, so werden wir durch die ähnliche Auferstehung darin verbleiben. Wir wissen: Unser alter Mensch ward mitgekreuzigt, damit der Leib, der der Sünde preisgegeben ward, zugrunde gehe und wir fernerhin der Sünde nicht dienen; Wer gestorben ist, ist gerechtgesprochen von der Sünde. Wenn wir mit Christus gestorben sind, so glauben wir, daß wir mit ihm auch leben werden. Wir wissen ja, daß Christus nicht mehr stirbt, nachdem er einmal von den Toten auferweckt ist; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Durch seinen Tod ist er der Sünde ein für allemal gestorben. Er aber, der lebt, lebt nur für Gott. So müßt auch ihr euch als solche betrachten, die der Sünde abgestorben sind, jedoch für Gott durch Christus Jesus leben. So soll also nicht die Sünde in eurem sterblichen Leibe herrschen, so daß ihr seinen Lüsten folget; noch sollt ihr eure Glieder der Sünde zur Verfügung stellen als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern tretet ganz entschieden auf die Seite Gottes als solche, die von den Toten zum Leben auferweckt sind; betrachtet eure Glieder als Werkzeuge der Gerechtigkeit für Gott. Die Sünde darf euch in keiner Weise beherrschen. Ihr steht ja nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. Doch wie? Dürfen wir nun sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade stehen? Nein, niemals. Wisset ihr denn nicht, daß ihr als Sklaven jenem folgen müßt, dem ihr euch selbst als Sklaven zur Verfügung stellt mit der Verpflichtung zum Gehorsam: sei es der Sünde für den Tod oder der Unterwürfigkeit für die Gerechtigkeit? Gott sei Dank! Wohl waret ihr Sklaven der Sünde, doch ihr habt euch von ganzem Herzen der Lehre unterworfen, der man euch anvertraut hat. Der Sünde ledig, wurdet ihr der Gerechtigkeit dienstbar. Ich rede ganz verständlich, weil ihr noch schwache Menschen seid. Wie ihr einstens eure Glieder wie Sklaven der Unlauterkeit und der Zuchtlosigkeit überlassen und ganz gesetzlos gelebt habt, so überlasset jetzt eure Glieder, ebenfalls als Sklaven, der Gerechtigkeit zur Heiligung. Solange ihr Sklaven der Sünde waret, hattet ihr an der Gerechtigkeit nicht teil. Was habt ihr damals von jenen Dingen denn geerntet, deren ihr euch nunmehr schämt? Sie brachten eben schließlich euch den Tod. Jetzt aber, da ihr, der Sünde ledig, Gott dient, erhaltet ihr als eure Frucht die Heiligung, die zum ewigen Leben führt. Der Sünde Sold ist der Tod, die Gnade Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn. Gesetz und GnadeOder wißt ihr, meine lieben Brüder, wirklich nicht - zu solchen rede ich, die das Gesetz verstehen -, daß das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt? So ist eine Ehefrau an das Gesetz gebunden, solange ihr Mann noch lebt; ist der Mann tot, so ist sie frei vom Gesetz, das sie an den Mann gebunden hat. Wollte sie also, solange ihr Mann noch lebt, einem anderen Mann gehören, so würde sie als Ehebrecherin gelten. Ist aber ihr Mann gestorben, so ist sie vom Gesetze frei und keine Ehebrecherin, wenn sie einem anderen Manne angehört. Auch ihr, meine lieben Brüder, seid durch den Leib Christi für das Gesetz gestorben, so daß ihr einem anderen angehören dürft, dem, der von den Toten erweckt ward, damit wir fortan für Gott fruchtbar seien. Solange wir nämlich noch im Fleische lebten, wirkten die durch das Gesetz geweckten sündhaften Leidenschaften in unseren Gliedern, so daß wir für den Tod fruchtbar waren. Nun aber sind wir des Gesetzes ledig, weil wir dem, was uns in Banden hielt, gestorben sind. Wir dienen also in einem neuen Geist und nicht in veralteten Gesetzesvorschriften. Was weiter? Ist das Gesetz etwa Sünde? Durchaus nicht. Aber wenn das Gesetz nicht wäre, dann wäre ich mit der Sünde nicht bekannt geworden. Ich wüßte auch nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht sagte: »Du sollst nicht begehren!« Die Sünde nahm das Gebot zum Anlaß und weckte jede Gier in mir; denn ohne das Gesetz ist die Sünde tot. Einst lebte ich selber ohne das Gesetz; es kam das Gebot, und da lebte auch die Sünde auf. Ich starb. Es zeigte sich zu meinem Schaden, daß eben das Gesetz, das zum Leben führen sollte, den Tod gebracht hatte. Die Sünde hatte im Gebot ja einen Anlaß; sie hatte mich getäuscht und mich dadurch gemordet. Nun ist aber doch das Gesetz heilig; auch das Gebot ist heilig und gerecht und gut. So wäre das Gute für mich zum Tode geworden? Durchaus nicht. Es war die Sünde. Sie sollte als Sünde offenkundig werden dadurch, daß sie mir den Tod schuf durch das, was an sich gut war; die Sünde sollte über alle Maßen sündhaft erwiesen werden durch das Gebot. Wir wissen: Das Gesetz ist geistig, ich aber bin fleischlich und an die Sünde verkauft. Das, was ich tue, ist mir nicht verständlich; denn ich tue nicht, was ich will, sondern was ich hasse. Doch, wenn ich tue, was ich nicht will, so gebe ich damit zu, daß das Gesetz gut ist. Dann aber handle ja nicht ich, vielmehr handelt die Sünde, die in mir wohnt. Ich weiß: In mir, das heißt in meiner Sinnlichkeit, wohnt nichts Gutes. Es fällt mir zwar leicht, das Gute zu wollen, doch nicht in gleicher Weise, es zu tun. Tue ich doch nicht das Gute, das ich will; ich tue, was ich nicht will, das Böse. Doch wenn ich das, was ich nicht will, tue, dann bin nicht ich es, der handelt, vielmehr ist es die Sünde, die in mir wohnt. Ich finde somit das Gesetz: Wenn ich das Gute tun möchte, liegt mir das Böse näher. Dem inneren Menschen nach habe ich ja Freude am Gesetz Gottes. Ich sehe aber auch ein ganz davon verschiedenes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich im Gesetz der Sünde gefangenhält, das in meinen Gliedern wohnt. Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich aus einem Leib erlösen, der solches Sterben in sich trägt? Dank sei Gott - durch Jesus Christus, unseren Herrn. Also bin auch ich selbst in meinem Verstande zwar dem Gesetz Gottes unterworfen, mit meinem Leib aber dem Gesetz der Sünde. Wert der GnadeSo gibt es also in jenen, die in Christus Jesus sind [und nicht nach dem Fleische wandeln], jetzt nichts mehr, was zur Verdammung führte. Das Gesetz des Geistes, das Leben spendet, hat mich befreit in Christus Jesus von der Macht der Sünde und des Todes. Was das Gesetz nicht fertigbrachte, wozu es wegen der Sinnlichkeit der Menschen viel zu schwach gewesen war, hat Gott vermocht. Er sandte seinen eigenen Sohn, dem sündigen Fleische ähnlich und um der Sünde willen, und er verurteilte an seiner menschlichen Natur die Sünde. Es sollte demnach die Rechtsforderung des Gesetzes an uns vollendet werden, die nicht mehr sinnlich, vielmehr geistig wandeln. Denn wer sinnlich lebt, denkt an die Forderungen des Fleisches, wer aber geistig lebt, an die des Geistes. Des Sinnenmenschen Sinnen führt zum Tode, doch das des geistigen zum Leben und zum Frieden. Darum bedeutet auch des Sinnenmenschen Sinnen Feindschaft gegen Gott; es ordnet sich ja keinesfalls dem Gesetze Gottes unter, und es vermag es auch nicht. Die aber sinnlich leben, können Gott nicht gefallen. Ihr aber lebt nicht mehr im Machtbereich der Sinnlichkeit, vielmehr in dem des Geistes, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber den Geist Christi nicht hat, gehört ihm auch nicht an. Ist aber Christus in euch, so ist der Leib zwar dem Tode verfallen durch die Sünde, der Geist jedoch bestimmt für das Leben infolge der Rechtfertigung. Wenn weiter der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber erwecken durch seinen Geist, der in euch wohnt. So sind wir es also, Brüder, keineswegs der Sinnlichkeit schuldig, in Sinnlichkeit zu leben. Denn wenn ihr sinnlich lebt, dann müßt ihr sterben. Doch wenn ihr durch den Geist die Werke des Leibes tötet, werdet ihr leben. Alle, die sich vom Geiste Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes. Ihr habt doch nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, so daß ihr euch von neuem fürchten müßtet. Nein! Ihr habt den Geist der Annahme als Kind empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater. Der Geist bezeugt es selbst mit unserem Geist zusammen, daß wir Kinder Gottes sind. Und sind wir Kinder, alsdann sind wir auch Erben: Erben Gottes und zugleich mit Christus Erben; nur müssen wir mit ihm auch leiden, um mit ihm verherrlicht zu werden. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, daß die Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen sind mit der Herrlichkeit, die an uns offenbar wird. Und so erwartet auch die ganze Schöpfung in heißer Sehnsucht die Offenbarung der Kinder Gottes. Ist doch die Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern um des willen, der sie unterwarf, mit der Hoffnung, daß einst auch sie, die Schöpfung, von der Knechtschaft der Vergänglichkeit erlöst wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Wir wissen ja, daß die ganze Schöpfung voll Seufzen und Wehen ist bis auf diesen Tag. Und nicht nur sie allein; auch wir, die wir als Erstlingsgabe den Geist besitzen, seufzen in unserem Innern in der Erwartung dieser Annahme an Kindes Statt, nämlich der Erlösung unseres Leibes. Denn auf Hoffnung hin wurden wir gerettet. Nun ist eine Hoffnung, die man sieht, keine Hoffnung mehr. Wie könnte man noch hoffen, was man schon sieht. Doch hoffen wir auf das, was wir nicht sehen, dann müssen wir eben in Geduld warten. Ebenso nimmt sich der Geist auch unserer Schwachheit an; wir wissen ja nicht, um was wir richtig beten sollen. Da tritt der Geist selbst für uns ein mit wortlosen Seufzern. Und er, der die Herzen erforscht, weiß, was der Geist begehrt, daß er so, wie es Gottes Wille ist, für die Heiligen betet. Wir wissen, daß jenen, die Gott lieben, alles zum Heile zusammenwirkt, weil sie nach seinem Ratschluß [zu Heiligen] berufen sind. Denn die, die er vorhererkannte, hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleich zu werden, der dadurch der Erstgeborene unter vielen Brüdern wird. Die er vorherbestimmt hat, hat er auch berufen; die er berufen hat, hat er gerecht gemacht, und die er gerecht gemacht hat, hat er verklärt. Was sollen wir zu alldem sagen? Wenn Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns? Er, der seines eigenen Sohnes nicht geschont, vielmehr ihn für uns alle hingegeben hat, wie sollte dieser uns nicht alles auch mit ihm in Gnaden schenken? Wer sollte gegen Gottes Auserwählte klagen? Etwa Gott, der sie gerecht gemacht hat? Wer verurteilt? Etwa Christus Jesus, der starb, oder besser, der auferweckt wurde, der nun zur Rechten Gottes ist und auch für uns bittet? Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal, Bedrängnis und Verfolgung, Hunger oder Blöße oder Todesgefahr oder das Schwert? So steht es ja in der Schrift: »Stets sind wir deinetwegen in der Todesgefahr; Opferschafen sind wir gleichgeachtet.« Doch über all dies kommen wir siegreich hinweg durch ihn, der uns geliebt hat. Ich lebe der Überzeugung: Weder Tod noch Leben, nicht Engel und nicht Herrschaften, nicht Gegenwärtiges noch Kommendes, nicht Mächte, nicht Höhe oder Tiefe noch sonst ein anderes Geschöpf wird uns scheiden können von der Liebe Gottes, die da ist in Christus Jesus, unserem Herrn. Israels BerufungIch sage die Wahrheit in Christus; ich lüge nicht; zudem bezeugt es mir auch mein Gewissen im Heiligen Geiste, daß ich in großer Trauer bin und daß der Kummer meines Herzens nicht vergeht. Ich wollte ja, ich selbst, von Christus fern und verflucht sein an Stelle meiner Brüder, die dem Leibe nach meine Stammesgenossen sind. Israeliten sind sie; die Gotteskindschaft gehört ihnen, die Gottesherrlichkeit sowie die Bundesschlüsse, das Gesetz, der Tempeldienst und die Verheißungen. Auch die Väter gehören ihnen, aus denen dem Leibe nach Christus stammt, der Gott ist über allem, hochgelobt in Ewigkeit. Amen. Dabei ist es aber nicht so, als ob das Wort Gottes vereitelt worden wäre. Denn nicht alle, die von Israel abstammen, sind auch echte Israeliten. Auch sind nicht alle, weil sie von Abraham stammen, seine Kinder, sondern: »Nur in Isaak sollen dir Nachkommen angerechnet werden!« Das will besagen: Nicht ohne weiteres sind schon die leiblichen Kinder Kinder Gottes; es werden vielmehr nur die Kinder der Verheißung als Nachkommen gerechnet. Denn also lautet das Verheißungswort: »Ich werde wieder zur gegebenen Zeit kommen, und Sara wird dann einen Sohn besitzen.« So aber war es nicht nur in diesem Falle, vielmehr auch bei Rebekka, die nur von einem Manne, unserem Vater Isaak, Kinder hatte. Sie waren noch nicht geboren und hatten weder gut noch bös gehandelt, da ward ihr schon gesagt, damit der Ratschluß Gottes nach freier Wahl bleibe: - doch nicht auf Grund von Werken, sondern durch Berufung - »Der Ältere wird dem Jüngeren dienstbar sein.« So steht es auch geschrieben: »Ich liebte den Jakob, doch Esau war mir gleichgültig.« Was werden wir nun sagen? Ist nicht Ungerechtigkeit bei Gott? In keiner Weise. Sagt er doch zu Moses: »Erbarmen will ich mich, wessen ich mich erbarmen will, und ich schenke mein Mitleid dem, mit dem ich Mitleid haben will.« So kommt es also nicht aufs Wollen an, auch nicht aufs Rennen, viel mehr allein auf das Erbarmen Gottes. So sagt die Schrift zu Pharao: »Gerade dazu habe ich dich aufgerufen, damit ich meine Allmacht an dir zeigen kann und mein Name in der ganzen Welt gepriesen werde.« Und so erbarmt er sich dessen, den er will, und er verstockt auch, wen er will. Du wirst mir nun entgegenhalten: »Was hat er dann noch zu tadeln? Wer kann denn seinem Willen widerstehen?« O Mensch! Wer bist du denn, daß du mit Gott hadern willst? Darf das Geschöpf zum Schöpfer sagen: Warum hast du mich so gemacht? Oder verfügt nicht der Töpfer über seinen Ton, so daß er aus derselben Masse Prunkgefäße, aber auch Gefäße zu niedrigem Gebrauche machen könnte? Wenn Gott, obwohl er seinen Zorn erzeigen und seine Stärke kundtun wollte, mit großer Langmut doch die Gefäße des Zornes, die schon zum Verderben bestimmt waren, ertragen hat, nur um an den Gefäßen der Erbarmung den Reichtum seiner Herrlichkeit zu zeigen ... Sie hat er zur Verklärung vorbereitet, zu der er auch uns berufen hat nicht nur aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Bei Osee sagt er ja: »Das "Nicht-Mein-Volk" will ich "Mein Volk" nennen, die "Nicht-Geliebte" die "Geliebte" [und die "Nichtbegnadigte" "Begnadigte"].« Wo man zu ihnen sprach: »Ihr seid nicht mehr mein Volk, gerade dort wird man sie "Söhne des lebendigen Gottes" nennen.« Isaias ruft über Israel: »Wäre auch die Zahl der Kinder Israels wie der Sand am Meere, der Rest nur wird gerettet werden; der Herr wird sein Wort schnell und gründlich [in Gerechtigkeit, weil ein schnelles Wort] in der Welt vollenden.« Isaias hat auch vorhergesagt: »Wenn nicht der Herr der Heerscharen uns einen Rest gelassen hätte, wir wären wie Sodoma geworden, ähnlich wie Gomorrha.« Was werden wir nun weiter sagen? Daß Heiden, die die Rechtfertigung nicht anstrebten, Rechtfertigung erlangt haben, und zwar Rechtfertigung aus dem Glauben, daß aber Israel, das nach einer Lebensregel lebte, die Rechtfertigung bewirken sollte, sie nicht erreicht hat. Warum? Weil es nicht aus Glauben danach strebte, sondern sozusagen nur aus Werken. Sie stießen sich am Stein des Anstoßes, wie auch geschrieben steht: »Siehe, ich setze in Sion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« Israels SchuldLiebe Brüder! Meines Herzens Wunsch und mein Gebet zu Gott gilt ihnen, daß sie gerettet werden. Denn ich bezeuge ihnen, daß sie zwar Eifer für Gott haben, doch nicht in rechter Einsicht. Sie verkannten die Gerechtigkeit aus Gott und suchten ihre eigene aufzustellen und unterwarfen sich so nicht der Gerechtigkeit aus Gott. Mit Christus hat das Gesetz ein Ende, so daß ein jeder gerecht wird nur durch Glauben.  Schreibt Moses doch von der Gerechtigkeit aus dem Gesetze: »Wer dies tut, wird dadurch leben.« Doch die Gerechtigkeit des Glaubens sagt: »Sprich nicht in deinem Herzen: "Wer wird zum Himmel steigen?"« - nämlich um Christus von dort herabzuholen. Oder - »Wer wird in den Abgrund steigen?« - nämlich um Christus von den Toten zurückzurufen. Nein! Wie spricht sie vielmehr? »Nahe bei dir ist das Wort, in deinem Mund und in deinem Herzen«, das Wort des Glaubens nämlich, das wir verkünden. Wenn du also mit deinem Mund bekennst: Jesus ist der Herr, und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden. Denn mit dem Herzen glaubt man, um gerecht zu werden; doch mit dem Munde bekennt man, um Rettung zu erlangen. So sagt ja auch die Schrift: »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« Da gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Heiden; derselbe Herr ist der Herr aller, der reichlich allen gibt, die zu ihm rufen. »Wird doch jeder, der den Namen des Herrn anruft, gerettet werden.« Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie noch nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie können sie hören, wenn ihnen nicht gepredigt wird? Wie können sie denn predigen, wenn sie nicht gesandt sind? So steht es ja auch geschrieben: »Wie lieblich sind die Füße derer, die [den Frieden verkünden] eine frohe Botschaft verkünden!« Jedoch nicht alle wollen jener frohen Botschaft Folge leisten, sagt doch Isaias: »Herr, wer glaubt unserer Predigt?« So kommt der Glaube aus dem Hören; was aber gehört wird, kommt durch das Wort Christi. Vielleicht vernahmen sie aber nichts davon? O doch! »Ihr Schall drang in die ganze Welt, ihr Wort bis an die Enden der Erde.« Vielleicht, frage ich, verstand es Israel nicht? Zunächst sagt Moses: »Ich will euch eifersüchtig machen auf ein "Nicht-Volk", zum Zorn euch reizen auf ein unverständiges Volk.« Isaias getraut sich sogar zu sagen: »Auffinden ließ ich mich von solchen, die mich nicht suchten, und offenkundig ward ich denen, die nicht nach mir fragten.« Jedoch von Israel spricht er: »Ich streckte allzeit meine Hände aus nach einem ungläubigen und widerspenstigen Volke.« Israels RettungIch frage weiter: Hat Gott sein Volk etwa verstoßen? Gewiß nicht. Denn auch ich bin Israelit, aus Abrahams Geschlecht, vom Stamme Benjamin. Gott hat sein Volk, das er sich auserwählte, nicht verstoßen. Oder wißt ihr denn nicht, was die Schrift in der Geschichte des Elias sagt, als er sich bei Gott über Israel beklagte: »O Herr, sie haben deine Propheten gemordet, Deine Altäre verwüstet; nur ich allein bin übrig, und auch mir trachten sie nach dem Leben.«   Was sagt ihm dann der Gottesspruch ? »Ich habe mir siebentausend Männer aufbewahrt, die ihre Knie vor Baal nicht gebeugt haben.« So ist auch in unserer Zeit ein Rest geblieben, den die Gnade sich auserwählt hat. Hat ihn die Gnade sich auserwählt, dann geschah es nicht auf Grund von Werken; sonst wäre ja die Gnade keine Gnade mehr. Was nun ? Was Israel erstrebte, hat es nicht erreicht. Nur der auserwählte Teil hat es erreicht, die anderen wurden verstockt, wie geschrieben steht: »Gott gab ihnen den Geist der Betäubung, Augen, damit sie nicht sehen, und Ohren, damit sie nicht hören bis auf diesen Tag.« Und David sagt: »Ihr Tisch soll ihnen zur Schlinge werden, zur Falle, zum Anstoß und zur Vergeltung; ihre Augen sollen finster werden, so daß sie nicht mehr sehen. Für immer beuge ihren Rücken.« Ich frage nun: Sind sie gestrauchelt, so daß sie nun verloren sind? Gewiß nicht. Vielmehr kam zu den Heiden das Heil erst durch ihr Verderben, um dadurch ihre Eifersucht zu wecken. Ist aber ihr Verderben für die Welt zum Reichtum und ihr Versagen zum Reichtum für die Heidenwelt geworden, um wieviel mehr dann erst, wenn sie vollzählig werden. Jedoch, ich rede ja zu euch, den Heiden. Soweit ich Apostel für die Heiden bin, will ich meinem Amt Ehre machen. Vielleicht kann ich meine Stammesbrüder zur Eifersucht verleiten und dadurch einige aus ihnen retten. Denn wenn schon ihre Verwerfung Versöhnung für die Welt bedeutet, was mag dann erst die Aufnahme bedeuten? Nichts anderes als ein Leben aus den Toten. Denn ist die Erstlingsgabe heilig, dann ist es auch die ganze Masse, und ist die Wurzel heilig, so sind es auch die Zweige. Wenn einige der Zweige ausgebrochen wurden, und du, der du ein Wildling bist, zwischen ihnen eingesetzt warst und also Anteil an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums bekamst, alsdann erhebe dich doch nicht über die Zweige. Wenn du dich rühmen wolltest, so bedenke: Nicht du bist es, der die Wurzel trägt, vielmehr trägt die Wurzel dich. Du magst nun sagen: »Es mußten aber Zweige ausgebrochen werden, damit ich eingepflanzt würde.« Gut! Sie wurden wegen ihres Unglaubens ausgebrochen, und du bist deines Glaubens wegen eingepflanzt. So werde also nicht stolz; bleibe vielmehr in der Furcht. Wenn Gott schon die gewachsenen Zweige nicht verschont hat, so wird er deiner auch nicht schonen. Also beachte Gottes Güte wie auch seine Strenge: die Strenge gegen die Verworfenen, die Güte Gottes gegen dich, Solange du seiner Güte treu bleibst. Sonst wirst auch du noch ausgehauen werden. Jedoch auch jene werden wieder eingepflanzt, wenn sie nicht im Unglauben verharren; denn Gott hat Macht genug, sie wieder einzupflanzen. Wenn du aus dem gewachsenen Wildling, abgeschnitten und gegen den sonstigen Brauch einem edlen Ölbaum eingepflanzt wurdest, um wie viel leichter können diese, die gewachsenen Zweige, dann ihrem eigenen Baume wieder eingepflanzt werden! Liebe Brüder! Ich will euch folgendes Geheimnis nicht verbergen, auf daß ihr euch selbst vor euch ja nicht weise dünket: Die Verstocktheit eines Teils von Israel wird nur solange dauern, bis die Vollzahl der Heiden eingetreten ist. Alsdann wird das gesamte Israel das Heil erlangen, wie geschrieben steht: »Von Sion wird ein Retter kommen; wegschaffen wird er die Gottlosigkeit aus Jakob; und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden tilge.« Im Hinblick auf das Evangelium sind diese euretwegen Feinde, im Hinblick aber auf die Auserwählung um der Väter willen seine Lieblinge. Unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Erwählung Gottes. Wie ihr einst Ungehorsam gegen Gott bewiesen, doch jetzt durch ihren Ungehorsam Erbarmen gefunden habt, so sind auch diese jetzt ungehorsam geworden, um durch eben das Erbarmen, das ihr gefunden habt, jetzt auch Erbarmen zu erlangen. So hat Gott alle zusammen ungehorsam werden lassen, damit er sich aller erbarme. O Abgründe des Reichtums und der Weisheit und der Einsicht Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte, wie unerforschlich seine Wege! »Wer erkennt den Ratschluß des Herrn? Oder wer will ihn beraten? Oder wer gibt ihm zuerst etwas, so daß er ihm vergelten müßte?« Denn alles ist aus ihm, durch ihn und zu ihm hin; ihm sei die Ehre für die Ewigkeit. Amen. Früchte der RechtfertigungLiebe Brüder, ich beschwöre euch bei den göttlichen Erbarmungen, bringt eure Leiber als ein lebendiges, heiliges und Gott gefälliges Opfer dar. Dies sei euer geisterfüllter Gottesdienst. Werdet dieser Welt nicht ähnlich; sondern wandelt euch um durch einen neuen Geist, so daß ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, was gut, wohlgefällig und vollendet ist. Kraft der mir geschenkten Gnade sage ich einem jeden aus euch: Denkt nicht höher von euch, als recht ist, denkt vielmehr bescheiden, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugemessen hat. Denn wie wir an einem Leibe viele Glieder haben, nicht alle Glieder aber demselben Zwecke dienen, so sind wir viele ein Leib in Christus, einzeln betrachtet aber Glieder, mit Gaben ausgestattet, die sich unterscheiden je nach der Gnade, die uns verliehen ward. Ist es die gotterfüllte Redegabe, so laßt sie uns gebrauchen entsprechend unserem Glauben. Ist es ein Amt in der Gemeinde, so bleibe er bei dem Amte. Ist es die Unterweisungsgabe, so unterweise er. Und wer die Gabe des Trostes hat, der tröste. Wer Almosen ausspendet, tu es schlichten Sinnes. Der Vorsteher sei es mit allem Eifer. Und der Barmherzige sei es in Freudigkeit. Die Liebe sei ohne Falsch. Haßt das Böse. Haltet fest am Guten. In brüderlicher Liebe seid einander innig zugetan. Zeichnet euch in Achtung voreinander aus. Erlahmt nicht im Eifer. Seid feurigen Geistes. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Trübsal, beharrlich im Gebet. Nehmt teil an den Bedürfnissen der Heiligen. Pflegt eifrig die Gastfreundschaft. Segnet die, die euch verfolgen; segnet sie, verflucht sie nicht. Freut euch mit den Fröhlichen, weinet mit den Weinenden. Seid eines Sinnes miteinander. Seid nicht stolzen Sinnes, vielmehr befaßt euch auch mit niedrigeren Diensten. Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemand Böses Mit Bösem. Seid »vor allen Menschen [nicht nur vor Gott] auf das Gute bedacht.« Soweit es möglich ist und es auf euch ankommt, haltet mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selber, Geliebteste, laßt vielmehr Raum für [Gottes] Zorn. Denn so steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.« Im Gegenteil - »Wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen, und wenn ihn dürstet, gib ihm zu trinken. Denn wenn du solches tust, wirst du glühende Kohlen ihm auf das Haupt sammeln.« Laß dich vom Bösen nicht überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute. Pflichten gegen die Obrigkeit - NächstenliebeEin jeder sei untertan der obrigkeitlichen Gewalt; gibt es doch keine Obrigkeit, sie wäre denn von Gott. Wo immer eine ist, da ist sie von Gott eingesetzt. Wer sich also der Obrigkeit widersetzt, der widersetzt sich der Anordnung Gottes, und alle, die sich widersetzen, ziehen ihr Strafgericht sich selber zu. Die Beamten sind kein Grund zur Furcht für die, die das Gute tun, sondern für die, die Böses tun. Du möchtest keinen Anlaß haben, die Obrigkeit zu fürchten? Tu, was recht ist, dann wirst du von ihr Lob erhalten. Sie ist für dich eine Gehilfin Gottes für das Gute. Doch wenn du Böses tust, dann fürchte dich. Sie trägt das Schwert nicht zwecklos; ist sie doch die Gehilfin Gottes, um rächend an denen seine Strafe zu vollziehen, die Böses tun. So muß man also sich ihr unterwerfen nicht allein der Strafe wegen, vielmehr auch des Gewissens halber. Deshalb bezahlt ihr auch Steuern; sind sie doch Diener Gottes, die gerade dazu angestellt sind. So gebt denn jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, wem Steuer, Zoll, wem Zoll; Ehrfurcht, wem Ehrfurcht, Ehre, wem Ehre gebührt. Bleibt niemand etwas schuldig; außer, daß ihr einander liebet. Denn wer den Nächsten liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: »Du sollst nicht ehebrechen«, »Du sollst nicht töten«, »Du sollst nicht stehlen«, [Du sollst kein falsches Zeugnis geben], »Du sollst nicht begehren« und all die anderen Gebote sind in dem einen Gotteswort zusammengefaßt: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« Die Liebe fügt dem Nächsten in keiner Weise Böses zu; die Liebe ist also die Vollendung des Gesetzes. So handelt denn danach in richtiger Erkenntnis der Zeit, daß jetzt die Stunde für euch da ist, vom Schlafe aufzustehen. Unser Heil ist jetzt viel näher als damals, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorangeschritten, der Tag hat sich genaht. So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis, die Waffen des Lichtes aber anlegen. Wir wollen ehrbar wandeln wie am hellen Tage, nicht in Schwelgereien und Gelagen, nicht in Wollust und Ausschweifung, nicht in Streit und Eifersucht. Zieht vielmehr den Herrn Jesus Christus an und pflegt nicht das Fleisch, so daß es lüstern wird. Gegenseitige RücksichtnahmeNehmt euch um den an, der im Glauben schwach ist, doch nicht, um mit ihm wegen Meinungsverschiedenheiten zu streiten. Der eine hat genügend Glauben, so daß er alles essen kann; ein anderer, der noch schwach ist, ißt eben nur Gemüse. Wer alles essen kann, soll den nicht verachten, der nicht ißt, und wer nicht ißt, soll den, der ißt, nicht verdammen; Gott hat ihn ja aufgenommen. Wer bist denn du, daß du einen fremden Knecht richtest? Er steht und fällt nur seinem eigenen Herrn. Doch wird er stehen; denn der Herr hat Macht genug, ihn aufzurichten. Und wieder einer macht einen Unterschied zwischen Tag und Tag; ein anderer nimmt alle Tage gleich. Jeder soll in seinem eigenen Innern voll überzeugt sein. Wer den Tag beobachtet, beobachtet ihn für den Herrn; wer ißt, ißt für den Herrn; denn er dankt Gott. Und wer nicht ißt, der ißt nicht für den Herrn; denn er dankt Gott. Und überhaupt lebt keiner aus uns für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst; sondern wenn wir leben, so leben wir für den Herrn, und wenn wir sterben, so sterben wir für den Herrn; wir mögen also leben oder sterben, wir sind des Herrn. ist Christus doch gerade deshalb gestorben und wieder lebendig geworden, damit er über Lebende und Tote herrsche. Warum richtest du deinen Bruder? Oder warum verachtest du deinen Bruder? Werden doch wir alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen. Es steht ja geschrieben: »"So wahr ich lebe", spricht der Herr, "vor mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott preisen."« - So muß denn jeder aus uns für Sich selbst vor Gott Rechenschaft ablegen. Darum wollen wir einander nicht mehr richten, sondern richtet eher darauf euer Augenmerk, daß ihr eurem Bruder nicht Anstoß gebt noch Ärgernis. Ich weiß und bin davon im Herrn Jesus überzeugt, daß an sich nichts unrein ist. Wenn aber einer meint, es sei etwas nicht rein, für den ist es dann unrein. Fühlt sich daher dein Bruder durch dein Essen verletzt, so wandelst du nicht mehr der Liebe entsprechend. Bring durch dein Essen nicht den ins Verderben, für den Christus gestorben ist. Laßt euren Vorzug doch nicht zum Ärgernis werden. Im Reiche Gottes handelt es sich nicht um Essen oder um Trinken, sondern um Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiste. Wer auf solche Weise Christus dient, der ist vor Gott wohlgefällig und anerkannt bei den Menschen. So laßt uns auf das sinnen, was dem Frieden und der gegenseitigem Erbauung dient. Vernichte doch nicht einer Speise wegen Gottes Werk. Es ist zwar alles rein, doch Sünde ist es dem, der durch sein Essen Anstoß gibt. Es ist auch recht, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken noch sonst etwas zu tun, woran dein Bruder Anstoß nimmt [oder Ärgernis nimmt oder schwach wird]. Doch du behalte die Überzeugung, die du hast, für dich vor deinem Gott. Wohl dem, der sich bei seiner Entscheidung nicht selbst zu verdammen braucht. Wer aber zweifelt und dann trotzdem ißt, ist schon gerichtet, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles, was nicht aus Glauben kommt, ist Sünde. Ermahnungen - Zukunftspläne des ApostelsWir nun, die Starken, müssen die Gebrechen der Schwachen tragen, doch ohne Selbstgefälligkeit. Ein jeder aus uns sei gefällig gegen seinen Nächsten, so daß das Gute zur Erbauung werde. Auch Christus lebte nicht sich zu Gefallen, sondern wie geschrieben steht: »Die Lästerungen derer, die dich lästern, sind auf mich gefallen.« Was immer vormals geschrieben ward, ist geschrieben, um uns zu belehren, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schriften uns die Hoffnung bewahren. Der Gott der Geduld und des Trostes aber möge euch verleihen, nach der Lehre Christi Jesu eines Sinns zu sein, damit ihr einmütig mit einem Mund Gott und den Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlichet. So nehme sich denn der eine des anderen an, wie sich Christus eurer zur Ehre Gottes angenommen hat. Ich sage: Christus wurde der Diener der Beschneidung, um zu erweisen, daß Gott treu ist, und um die Verheißungen zu erfüllen, die einst den Vätern gegeben wurden. Die Heiden aber preisen Gott um des Erbarmens willen. Es heißt ja in der Schrift: »Deshalb will ich Dich preisen bei den Heiden und Deinem Namen jubeln.« Und wieder heißt es: »Freuet euch samt seinem Volke, ihr Heiden.« Und noch einmal: »Ihr Heiden alle, lobt den Herrn! Alle Völker sollen ihn preisen.« Und weiter sagt Isaias: »Es kommt die Wurzel Jesse und ihr Schößling, die Heiden zu beherrschen; auf diesen hoffen auch die Heiden.« Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, damit ihr überströmt an Hoffnung in Kraft des Heiligen Geistes. Liebe Brüder! Ich selbst bin überzeugt, daß ihr voll guten Willens seid, erfüllt mit aller Erkenntnis und wohl imstande, einander zu ermahnen. Vielleicht zu freimütig habe ich zum Teil euch geschrieben, um durch die Gnade, die mir von Gott zuteil geworden ist, euer Gedächtnis aufzufrischen. Ich soll ja für die Heiden der Diener Christi Jesu sein, der am Evangelium Gottes heiligen Dienst verrichtet, damit die Heiden ein Gott wohlgefälliges Opfer werden, geheiligt im Heiligen Geiste. So darf ich mich in Christus Jesus auch der Sache Gottes rühmen. Ich möchte mich ja nicht erkühnen, von etwas anderem zu reden als von dem, was Christus, um die Heiden zum Gehorsam zu bewegen, in Wort und Tat durch mich vollbracht hat, in Kraft der Zeichen und der Wunder, in Kraft des Geistes Gottes. So konnte ich, angefangen von Jerusalem, im großen Bogen bis nach Illyrien das Evangelium Christi überall verkünden. Ich setzte meine Ehre dabei darein, das Evangelium nicht da zu verkündigen, wo der Name Christi schon bekannt war. Ich wollte nicht auf fremdem Grundstein weiterbauen, sondern wie geschrieben steht: »Die werden es sehen, denen von ihm noch nichts verkündet ward, und die verstehen, die noch nichts vernommen haben.« Deshalb ward ich auch immer wieder abgehalten, zu euch zu kommen. Jetzt aber, da ich kein Arbeitsfeld in diesen Gegenden mehr habe, dagegen schon seit vielen Jahren das Verlangen in mir trage, zu euch zu kommen, wenn ich nach Spanien reise, hoffe ich, euch auf der Durchreise zu sehen und euer Geleit dorthin zu erhalten, nachdem ich vorher mich bei euch erfreut habe, sei es auch nur für kurze Zeit. Zunächst jedoch gehe ich nach Jerusalem, um den Heiligen zu Dienste zu sein. Mazedonien und Achaia faßten nämlich den Beschluß, eine Sammlung zu veranstalten für die Armen bei den Heiligen in Jerusalem. Sie taten es gerne, sind sie doch in deren Schuld. Denn wenn sie den Heiden Anteil an ihren geistigen Gaben gegeben haben, so müssen diese dafür ihnen mit leiblichen Gütern dienen. Wenn ich dann damit fertig bin und ihnen den Ertrag der Sammlung treulich übergeben habe, will ich auf meiner Fahrt nach Spanien zu euch kommen. ich weiß, daß, wenn ich zu euch komme, ich in der Segensfülle Christi komme. Liebe Brüder, bei unserem Herrn Jesus Christus und bei der Liebe des Geistes bitte ich euch: Steht mir im Kampfe bei durch eure Fürbitte für mich bei Gott, damit ich vor den Ungläubigen in Judäa gerettet werde und daß dann meine für Jerusalem bestimmte Dienstleistung von den Heiligen gut aufgenommen werde. Dann kann ich auch zu euch in Freude kommen und mich, so Gott will, am Verkehr mit euch erquicken. Der Gott des Friedens sei mit euch allen! Amen. Grüße an die Mitarbeiter des Apostels und MahnungenUnd nun empfehle ich euch unsere Schwester Phöbe; sie ist in Kenchreae im Dienste der Gemeinde. Nehmt sie im Herrn auf, so wie es sich für Heilige geziemt. Steht ihr in all den Anliegen bei, in denen sie euch etwa braucht. Sie ist ja vielen beigestanden, auch mir selbst. Grüßt Priska und den Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus. Sie haben ihren Nacken für mein Leben dargeboten. Nicht bloß ich bin ihnen dafür dankbar, auch alle Heidengemeinden. Grüßt besonders ihre Hausgemeinde. Grüßt meinen vielgeliebten Epänetus, ist er doch die Erstlingsgabe Asiens für Christus. Grüßt Maria, die so vieles unter euch gewirkt hat. Grüßt Andronikus, sowie Junias, meine Landsleute und Mitgefangenen, bei den Aposteln hochberühmt und länger schon als ich Christen. Grüßt meinen Ampliatus, vielgeliebt im Herrn. Grüßt unseren Mitarbeiter in Christus, Urbanus, und meinen geliebten Stachys! Grüßt Apelles, den in Christus wohlbewährten! Grüßt die Hausgenossen des Aristobul! Grüßt den Herodion, meinen Landsmann! Grüßt die Hausgenossen des Narzissus, die im Herrn leben. Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die sich im Herrn abgemüht haben. Grüßt die geliebte Persis, die sich so sehr im Herrn gemüht hat. Grüßt Rufus, den im Herrn Auserwählten, und seine Mutter, die auch mir zur Mutter ward. Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder, die dort sind. Grüßt Philologus und Julia, Nereus und seine Schwester, Olympias und seine Heiligen, die bei ihnen sind. Grüßt mit heiligem Kuß euch gegenseitig. Alle Gemeinden Christi grüßen euch. Ich bitte euch aber, liebe Brüder, daß ihr die im Auge behaltet, die Spaltungen und Ärgernisse erregen im Widerspruch zur Lehre, die ihr vernommen habt. Haltet euch von ihnen fern! Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauche. Mit ihren frommen, schönen Reden verführen sie die Herzen Argloser. Überall ist euer Gehorsam wohlbekannt, und darum freue ich mich über euch. Ich wünsche nur, daß ihr im Guten weise seid, dem Bösen aber gegenüber unverdorben. Der Gott des Friedens wird schnell den Satan unter euren Füßen zermalmen. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! Timotheus, mein Mitarbeiter, grüßt euch, ebenso meine Landsleute Luzius, Jason und Sosipater. Auch ich, Tertius, der diesen Brief im Herrn geschrieben hat, grüße euch. Es grüßt euch Gajus, mein sowie der ganzen Gemeinde Gastgeber. Es grüßt euch Erastus, der Stadtpfleger, sowie der Bruder Quartus. [Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.] Ihm aber, der es vermag, euch zu bekräftigen in meinem Evangelium sowie in der Predigt Jesu Christi - dadurch ward das Geheimnis ja enthüllt, das von ewigen Zeiten her geheimgehalten war; jetzt aber wird es durch Prophetenschriften im Auftrag des ewigen Gottes bei allen Völkern verkündet für den Glaubensgehorsam -, ihm, dem allein weisen Gott, sei durch Jesus Christus [Preis und] Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Einleitung - Zustände in Korinth - Weltweisheit und EvangeliumPaulus, berufen zum Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Sosthenes, der Bruder, an die Gemeinde Gottes in Korinth. An die, die in Christus Jesus geheiligt und als Heilige berufen sind, samt allen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Orte, bei ihnen und bei uns. Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott, unserem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus! Ich danke immerwährend meinem Gott um euretwillen wegen der Gnade Gottes, die euch verliehen ward in Christus Jesus. Durch ihn seid ihr in allem reich geworden; in jedem Wort und in jeglicher Erkenntnis. So machtvoll ist das Zeugnis Christi unter euch geworden, daß ihr an keiner Gnadengabe Mangel habt, die ihr auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet. Er wird euch bis ans Ende stärken, daß ihr am Tage [der Wiederkunft] unseres Herrn Jesus Christus ohne Tadel seid. Treu ist ja Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohne, unserem Herrn Jesus Christus. Ich ermahne euch, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus: Führt alle dieselbe Sprache und duldet keine Spaltungen bei euch; seid vielmehr einig im gleichen Sinnen und im gleichen Denken. Von den Angehörigen der Chloe ward mir nämlich über euch, meine Brüder, mitgeteilt, daß bei euch Streitigkeiten herrschen. Ich meine damit dies, daß der eine von euch sagt: »Ich halte mich an Paulus.« Ein anderer: »Ich gehöre zu Apollos!« Und wieder einer: »Ich zu Kephas«, oder: »Ich zu Christus.« Ist Christus denn geteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden; oder seid ihr auf des Paulus Namen hin getauft? Gott sei Dank, daß ich niemand aus euch getauft habe als den Krispus und den Gajus. So kann niemand sagen, daß ihr auf meinen Namen getauft seid. Doch, auch das Haus des Stephanas habe ich getauft; sonst wüßte ich aber niemand mehr, den ich getauft hätte. Christus hat mich nämlich nicht gesandt zu taufen, vielmehr das Evangelium zu predigen, und dies nicht in geschwätziger Weisheit, sonst würde das Kreuz Christi ja seine Kraft verlieren. Das Wort vom Kreuz ist nämlich denen Torheit, die verlorengehen, doch Gotteskraft für uns, die wir gerettet werden. Steht doch geschrieben: »Vernichten will ich der Weisen Weisheit und den Verstand Verständiger verwerfen.« Wo bleibt der Weise, wo der Schriftgelehrte und wo der Wortfechter dieser Welt? Hat Gott denn nicht die Weisheit der Welt zur Torheit werden lassen? Nachdem die Welt Gott in der Weisheit Gottes mit ihrer Weisheit nicht erkannte, hat es Gott gefallen, gerade durch die Torheit der Predigt die, die da glauben wollen, zu retten. Die Juden fordern Wunder, die Griechen suchen Weltweisheit, wir aber verkünden einen Christus, den man gekreuzigt hat: den Juden zwar ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit, doch allen, die berufen sind, ob Jude oder Grieche, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Ist doch die Torheit Gottes weiser als die Menschen, die Schwachheit Gottes stärker als die Menschen. Meine lieben Brüder, schaut doch hin, was für Leute unter uns berufen sind. Da gibt es nicht viele, die weise sind im Sinne der Welt, nicht viele Mächtige und Vornehme. Sondern was der Welt als töricht gilt, hat Gott erwählt, um die Weisen zu beschämen; und was die Welt als schwach bezeichnet, hat Gott erwählt, um die Starken zu beschämen, und was der Welt als niedrig und verächtlich gilt, ja, was ihr gar nichts gilt, hat Gott erwählt, um das, was etwas gilt, zu nichts zu machen. So sollte kein Sterblicher vor Gott sich rühmen können. Aus ihm aber habt ihr das Sein in Christus Jesus, der uns von Gott zur Weisheit wurde, zur Rechtfertigung, Heiligung und Erlösung. Es sollte, wie es auch geschrieben steht, »wer sich rühmen will, im Herrn sich rühmen.« Die "Torheit" Gottes - Die christliche Weisheit / Göttliche OffenbarungAuch ich, meine Brüder, bin, als ich zu euch kam, nicht mit hoher Rede oder mit Weisheit aufgetreten, als ich euch Zeugnis gab von Gott. Denn ich glaubte, ich dürfte unter euch kein anderes Wissen zeigen als Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten. So kam ich denn zu euch in Schwachheit und in Furcht sowie in großem Zagen. Mein Reden und der Inhalt meiner Predigt waren nicht Worte der Überredung voll Menschenweisheit, sondern es waren Beweise von Geist und Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit ruhe, sondern auf Gottes Kraft. Wir künden zwar bei den Vollendeten auch Weisheit, doch nicht die Weisheit dieser Welt, noch die der Mächtigen dieser Welt, die zugrunde gehen. Im Gegenteil, wir verkünden als Geheimnis Gottes Weisheit, die zwar verborgen war, die aber Gott vor aller Zeit zu unserer Verherrlichung bestimmt hat. Keiner der Mächtigen dieser Welt hat sie verstanden, denn wenn sie sie verstanden hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Gilt doch hier das Schriftwort: »Was kein Auge gesehen und was kein Ohr gehört und was in keines Menschen Herz gedrungen ist, das hat Gott für die bereitet, die ihn lieben.« Gott hat es durch den Geist uns geoffenbart; der Geist ergründet nämlich alles, selbst die Tiefen der Gottheit. Wer von den Menschen kennt das Wesen des Menschen, außer der Geist des Menschen, der in seinem Innern ist? Und so erkennt auch niemand das Wesen Gottes, außer der Geist Gottes. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, vielmehr den Geist aus Gott, damit wir erkennen, was uns von Gott in Liebe geschenkt ward. Und davon reden wir, und zwar nicht in Worten, wie sie Menschenweisheit lehrt, sondern wie der Geist sie eingibt: Geistiges erklären wir den Geisterfüllten. Der naturhafte Mensch nimmt nicht an, was vom Geiste Gottes kommt; als Torheit kommt es ihm vor; er kann es auch nicht begreifen, denn geistig will es verstanden sein. Der geisterfüllte Mensch versteht dagegen alles, während er selbst von niemand verstanden wird. »Wer hätte auch den Ratschluß des Herrn begriffen, daß er ihn belehren könnte?« Wir aber haben den Geist Christi. Verwerflichkeit der SpaltungenMeine lieben Brüder! Auch ich konnte zu euch nicht reden wie zu Geisterfüllten, sondern nur wie zu Fleischesmenschen, zu solchen, die noch nicht mündig sind in Christus. Mit Milch ernährte ich euch und nicht mit fester Speise; denn diese konntet ihr noch nicht ertragen. Allein auch jetzt könnt ihr es noch nicht. Denn ihr seid noch fleischlich. Solange nämlich Eifersucht und Streit sich bei euch finden, seid ihr da nicht noch fleischlich und lebt nach der Art der anderen Menschen? Denn wenn der eine sagt: »Ich halte mich an Paulus«, ein anderer: »Ich gehöre zu Apollos«, seid ihr da nicht so recht noch Menschen? Was ist denn Apollos? Was ist denn Paulus? Diener sind sie, die euch zum Glauben verholfen haben, und dies ein jeder so, wie es ihm der Herr verliehen hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat es begossen; Gott aber hat das Wachstum gegeben. So kommt es denn nicht auf den an, der pflanzt, und nicht auf den, der begießt, sondern auf den, der das Gedeihen gibt, auf Gott. Wer pflanzt und wer begießt, gehört zusammen; ein jeder wird je nach seiner Arbeit seinen Lohn erhalten. Sind wir doch Gottes Mitarbeiter, ihr aber Gottes Ackerland und Gottes Bauwerk. Entsprechend der Gnade Gottes, die mir verliehen ward, legte ich den Grund als kluger Baumeister; ein anderer baut darauf weiter; jeder aber sehe zu, wie er weiterbaue. Doch einen anderen Grund, als den bereits gelegten, kann niemand legen: Jesus Christus. Ob einer nun auf diesem Grunde mit Gold und Silber oder Edelstein weiterbaut oder mit Holz und Heu und Stroh, das wird sich bei dem Bauwerk eines jeden zeigen. Der »Tag« wird es offenbaren, weil er sich im Feuer kundgibt. Wie das Bauwerk eines jeden ist, das wird das Feuer erweisen. Ist das Bauwerk, das einer auferbaute, von Bestand, alsdann empfängt er Lohn; doch brennt sein Bauwerk nieder, wird er zu Schaden kommen. Er selbst wird zwar gerettet werden, jedoch so wie durch Feuer. Wißt ihr denn nicht, daß ihr Tempel Gottes seid, daß der Geist Gottes in euerm Innern wohnt? Wer den Tempel Gottes zugrunde richtet, den wird Gott auch zugrunde richten; denn heilig ist der Tempel Gottes, und der seid ihr. Daß sich doch keiner täusche! Wer unter euch für diese Welt sich weise dünkt, der werde doch zuerst ein Tor und so erst weise. Die Weisheit dieser Welt gilt ja vor Gott als Torheit; so steht geschrieben: »Er fängt die Weisen mit ihrer eigenen Schlauheit.« Und wieder heißt es: »Der Herr weiß, daß der Weisen Denken eitel ist.«   So soll sich also niemand über Menschen rühmen; alles ist ja euer: Sei es Paulus, sei es Apollos oder Kephas; sei es Welt, sei es Leben oder Tod; sei es Gegenwart oder Zukunft; all das ist euer. Ihr aber gehört Christus an und Christus Gott. Apostelschicksal - Gegen Stolz und ÜberheblichkeitMan halte uns sonach für Diener Christi und für Verwalter der Geheimnisse Gottes. Das Mindeste, was man von den Verwaltern fordert, ist, daß sie treu erfunden werden. Ich mache mir sehr wenig daraus, von euch oder von einem menschlichen Gericht mein Urteil zu erhalten; ich richte aber auch mich selber nicht. Ich bin mir nichts bewußt, jedoch darum noch nicht gerechtfertigt. Der mich richtet, ist der Herr. So richtet denn in keiner Weise vor der Zeit, bevor der Herr kommt. Er bringt ans Licht, was im Finstern verborgen ist, und macht die Absichten des Herzens offenbar. Und dann wird jedem sein Lob von Gott zuteil. Dies, liebe Brüder, habe ich auf mich und auf Apollos angewandt um euretwillen. Lernt so an uns den Grundsatz: »Nicht mehr, als was geschrieben steht.« So möge keiner sich zugunsten eines anderen und zum Schaden eines dritten überheben. Wer zeichnet dich denn aus? Was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich, wie wenn du es nicht empfangen hättest? Ihr seid schon gesättigt. Ihr seid reich geworden. Ihr seid Könige geworden ohne uns. O daß ihr doch schon Könige wäret, dann wären wir es mit euch. Ich glaube fast, Gott hat uns, den Aposteln, das letzte Plätzchen angewiesen, als wären wir zum Tode verurteilt. Zum Schauspiel sind wir geworden der Welt, den Engeln und den Menschen. Wir sind um Christi willen Toren, doch ihr gar klug in Christus; wir sind schwach, doch ihr stark; ihr seid geehrt und wir dagegen ehrlos. Und bis zu dieser Stunde hungern wir und dürsten, sind entblößt, müssen uns mißhandeln lassen, sind heimatlos. Wir quälen uns mit unserer Hände Arbeit ab; man flucht uns, wir segnen; man verfolgt uns, wir erdulden es; man verleumdet uns, wir spenden Trost; gleich wie der Auskehricht der Welt sind wir geworden, wie der Auswurf aller bis zur Stunde. Ich schreibe euch dies, nicht um euch zu beschämen, sondern um euch zu mahnen als meine vielgeliebten Kinder. Denn hättet ihr auch viele Tausende Erzieher in Christus, so habt ihr doch nicht viele Väter. Ich ward euer Vater in Christus Jesus durch das Evangelium. Deshalb ermahne ich euch: Werdet meine Nachahmer [wie ich Nachahmer Christi bin]. Gerade deshalb sende ich euch den Timotheus, mein vielgeliebtes und getreues Kind im Herrn, damit er euch an meine Lehre in Christus erinnere, wie ich sie überall in jeder Gemeinde verkünde. Doch einige erheben sich bei euch, als ob ich gar nicht zu euch käme. Ich werde aber in aller Bälde zu euch kommen, wenn der Herr es will. Dann möchte ich aber nicht die Worte der Aufgeblasenen kennenlernen, sondern ihre Kraft. Denn das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft. Was wollt ihr? Soll ich mit dem Stock zu euch kommen oder in Liebe und im Geist der Sanftmut? BlutschandeÜberhaupt hört man unter euch von Unzucht, und zwar von solcher, wie sie nicht einmal bei Heiden vorkommt: daß einer mit dem Weibe seines Vaters lebt. Und dabei überhebt ihr euch noch, anstatt daß ihr vielmehr getrauert hättet, daß der, der diese Tat vollbracht hat, aus eurer Mitte entfernt würde. Obwohl ich leiblich von euch fern bin, bin ich dem Geiste nach doch unter euch und bin mit meinem Urteil genau so, wie wenn ich bei euch wäre, schon fertig über den, der solches tat: Ihr und mein Geist sollen sich im Namen unseres Herrn Jesus mit der Kraft unseres Herrn Jesus versammeln, und dann übergebt diesen Menschen dem Satan zum Verderben seines Fleisches, damit sein Geist gerettet werde am Tage des Herrn [Jesus]. Nicht schön ist es, wie ihr euch selbst rühmt! Wißt ihr denn nicht, daß schon ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? So schafft den alten Sauerteig fort, dann seid ihr neuer Teig. Ihr seid ja ungesäuert. Ist doch Christus, unser Osterlamm, geschlachtet worden. Wir dürfen also nicht mit dem alten Sauerteig feiern, auch nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und der Schlechtigkeit, sondern mit dem Ungesäuerten der Lauterkeit und Wahrheit. In meinem Briefe habe ich euch geschrieben: Verkehret nicht mit Unzüchtigen! Damit meinte ich nun nicht die Unzüchtigen dieser Welt an sich, die Habsüchtigen, die Räuber oder Götzendiener; sonst müßtet ihr ja diese Welt verlassen. Jetzt aber schreibe ich euch: Verkehret nicht mit einem, der sich Bruder nennt, doch unzüchtig wäre, oder ein Habsüchtiger, ein Götzendiener, ein Lästerer, ein Trunkenbold, ein Räuber; mit einem solchen pflegt keine Tischgemeinschaft. Was hätte ich auch die Außenstehenden zu richten? Sollt ihr denn nicht die richten, die zu uns gehören? Die draußen sind, wird Gott schon richten. Entfernt darum den Bösen aus eurer Mitte! Verhalten bei Streitsachen - UnzuchtWagt es wirklich einer unter euch, der einen Rechtsstreit mit einem andern hat, sein Recht bei den Ungerechten zu suchen, und nicht vielmehr bei den Heiligen? Wißt ihr denn nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Wenn also schon die Welt von euch gerichtet wird, solltet ihr da nicht würdig sein, auch Gerichte über Kleinigkeiten abzuhalten? Wißt ihr denn nicht, daß wir Engel richten werden? Um wieviel mehr denn Vermögensangelegenheiten! Wenn ihr nun über Vermögensangelegenheiten zu Gericht sitzt, dann bestellt ihr die zu Richtern, die in der Gemeinde am wenigsten Ansehen haben. Euch zur Beschämung sage ich dies. Gibt es keinen einzigen Weisen unter euch, der zwischen seinen Brüdern als Richter walten könnte? Nein, Bruder geht gegen Bruder vor Gericht, und dies auch noch zu Ungläubigen. Überhaupt ist dies schon ein Fehler an euch, daß ihr Streitigkeiten miteinander habt. Warum leidet ihr nicht lieber Unrecht? Warum laßt ihr euch nicht lieber übervorteilen? Doch ihr selber übt ja Unrecht und Übervorteilung, und dies sogar an Brüdern! Wißt ihr denn nicht, daß Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Gebt euch keiner Täuschung hin! Unzüchtige, Götzendiener, Ehebrecher, Lüstlinge, Knabenschänder, Diebe, Habsüchtige, Trunkenbolde, Lästerer, Räuber werden keinen Teil am Reiche Gottes haben. Und so etwas seid ihr zum Teil gewesen. Doch ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesus Christus und im Geist unseres Gottes. Alles ist mir erlaubt, jedoch ist nicht alles von Nutzen; alles ist mir erlaubt, doch ich soll mich von nichts beherrschen lassen. Die Speisen sind für den Magen da, der Magen für die Speisen; doch Gott wird beide einst vernichten. Der Leib dagegen ist nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott aber, der den Herrn auferweckt hat, wird auch uns durch seine Macht auferwecken. Wißt ihr denn nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind? Soll ich die Glieder Christi also nehmen und sie zu Gliedern einer Hure machen? Nein, nimmermehr! Oder wißt ihr nicht, daß, wer mit einer Hure Umgang hat, ein Leib ist? Es heißt ja: »Die zwei werden zu einem Fleische werden.« Wer aber mit dem Herrn Umgang hat, ist ein Geist mit ihm. Flieht die Unzucht! Denn jede Sünde, die ein Mensch begeht, bleibt außerhalb des Leibes; der Unzüchtige dagegen sündigt an seinem eigenen Leibe. Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott empfangen habt, und daß ihr euch nicht mehr selbst angehört? Um einen Preis seid ihr erkauft. Verherrlicht [und traget] also Gott in eurem Leibe! Ehe und JungfräulichkeitIch komme auf das, weswegen ihr geschrieben habt: Es ist besser für den Mann, sich mit dem Weibe nicht einzulassen. Doch wegen der Gefahr der Unzucht soll jeder sein Weib und jedes Weib ihren Mann haben. Der Mann soll dem Weibe die eheliche Pflicht leisten und ebenso das Weib dem Manne. Das Weib hat kein Verfügungsrecht mehr über seinen Leib, sondern der Mann; desgleichen hat der Mann auch kein Verfügungsrecht mehr über seinen Leib, sondern das Weib. Verweigert euch einander nicht, außer auf Grund von gegenseitiger Übereinkunft eine Zeitlang, um für das Gebet Zeit zu haben und dann wieder zusammenzuleben, damit euch der Satan nicht versuche wegen eures Mangels an Selbstbeherrschung. Ich sage dies nur ab Zugeständnis, nicht als Gebot. Ich wollte aber, alle Menschen wären so wie ich; indes hat jeder von Gott seine eigene Gabe, der eine so, der andere anders. Den Ledigen und Witwen sage ich: Viel besser ist es für sie, wenn sie so bleiben wie ich. Doch können sie sich nicht enthalten, so sollen sie heiraten. Denn besser ist heiraten als brennen. Den Verehelichten aber befehle ich, das heißt nicht ich, es ist der Herr: Das Weib darf sich vom Manne nicht trennen. Sollte es sich aber dennoch trennen, so muß es unverehelicht bleiben oder sich wiederum mit seinem Manne versöhnen. Und auch der Mann darf sein Weib nicht entlassen. Den übrigen sage ich, nicht der Herr: Hat ein Bruder ein ungläubiges Weib und dieses will mit ihm noch weiterleben, so soll er es nicht entlassen. Und hat ein [gläubiges] Weib einen ungläubigen Mann und dieser will mit ihm noch weiterleben, so soll sie den Mann nicht entlassen. Geheiligt wird der ungläubige Mann im Weib und das ungläubige Weib wird im Bruder heilig; sonst wären ja auch eure Kinder unrein, so aber sind sie heilig. Will aber der ungläubige Teil sich scheiden lassen, so mag er es tun; ein Bruder oder eine Schwester ist in solchen Fällen nicht gebunden; vielmehr hat Gott euch zum Frieden berufen. Denn weißt du wirklich, Weib, ob du deinen Mann retten wirst? Mann, weißt du denn, ob du dein Weib retten wirst? Jeder lebe so, wie der Herr es ihm verliehen, wie Gott ihn berufen hat. Diese Weisung gebe ich überall in den Gemeinden. Ward einer als Beschnittener berufen, so suche er dies nicht zu verbergen; ward er als Unbeschnittener berufen, dann lasse er sich nicht beschneiden. Es kommt nicht darauf an, ob man beschnitten sei, und nicht darauf, ob man unbeschnitten sei, vielmehr ob man die Gebote Gottes halte. Ein jeder bleibe in dem Stande, in dem er berufen ward. Du wurdest vielleicht als Sklave berufen? Das soll dir keine Sorge machen. Selbst wenn du frei werden kannst, bleibe erst recht dabei. Ein Sklave, der im Herrn berufen ist, ist ja ein Freigelassener des Herrn, so wie auch, wer als Freier berufen ward, ein Sklave Christi ist. Um einen Preis seid ihr erkauft. Werdet nicht zu Menschensklaven! Meine Brüder! Jeder soll vor Gott in dem Stande verbleiben, in dem er berufen ward. Was dann die Jungfrauen betrifft, so habe ich kein Gebot vom Herrn; doch einen Rat will ich erteilen als einer, der durch die Gnade des Herrn als zuverlässig erwiesen ward. Ich meine nun, der gegenwärtigen Bedrängnis wegen sei es gut, daß sie so bleiben; wie es auch für jeden anderen gut ist. Du bist an eine Frau gebunden? Suche keine Lösung! Du bist ledig? Suche keine Frau ! Doch wenn du dennoch heiratest, sündigst du nicht. Auch wenn die Jungfrau heiratet, sündigt sie nicht. Doch werden solche irdische Bedrängnis haben, und davor möchte ich euch bewahren. Doch das, Brüder, muß ich sagen: Die Zeit ist kurz bemessen. Daß doch künftighin Verheiratete so leben, als wären sie nicht verheiratet, die Weinenden, als weinten sie nicht, die Fröhlichen, als wären sie nicht fröhlich, die Kaufenden, als behielten sie nichts, und die mit der Welt verkehren, als hätten sie nichts davon; denn die Gestalt dieser Welt vergeht. Ich möchte aber, daß ihr ohne Sorgen seid. Wer ledig ist, sorgt für die Sache des Herrn: er möchte gern dem Herrn gefallen. Doch der Verehelichte sorgt sich um Weltliches: er möchte gern dem Weib gefallen, er ist geteilt. Die unverheiratete Frau und die Jungfrau sorgt sich um die Sache des Herrn: daß sie an Leib und Seele heilig sei; doch die Verheiratete sorgt sich ab um Weltliches: sie möchte gern dem Mann gefallen. Das sage ich aber nur zu eurem eigenen Nutzen, nicht, um euch eine Schlinge überzuwerfen, sondern damit ihr wohlanständig und beharrlich, ohne Ablenkung beim Herrn aushaltet. Wenn aber einer an seiner Jungfrau ungeziemend zu handeln glaubt, wenn diese über ihrer Reife ist, und es kommt so zu einem Muß, dann tue er, was er mag; er sündigt nicht; sie mögen heiraten. Doch wer in seinem Innern gefestigt ist und keinerlei Notwendigkeit zu folgen braucht und Gewalt über seine Begierlichkeit hat, wenn nun ein solcher sich in seinem Inneren dafür entschieden hat, seine Jungfrau zu behalten, der tut wohl daran. Wer also seine Jungfrau verheiratet, der handelt gut; doch wer sie nicht verheiratet, der handelt besser. Das Weib ist gebunden, solange sein Mann noch lebt; ist nun sein Mann entschlafen, dann ist es frei und kann heiraten, wen es will; es soll jedoch im Herrn geschehen. Sie ist indessen seliger, wenn sie so bleibt. Dies ist zwar nur meine eigene Meinung; ich glaube jedoch, auch den Geist Gottes zu haben. GötzenopferfleischWas weiter das Götzenopferfleisch betrifft, so nehme ich an, wir alle wissen, um was es sich handelt. - Die Erkenntnis bläht auf; die Liebe aber erbaut. Wenn einer meint, etwas erkannt zu haben, so weiß er doch noch lange nicht, wie man erkennen muß. Wenn aber einer Gott liebt, so ist er von ihm erkannt. - Was also den Genuß von Götzenopferfleisch betrifft, so wissen wir, es gibt keine Götzen in der Welt, und es ist kein Gott, als allein der Eine. Mag es auch im Himmel oder auf Erden sogenannte Götter geben - es gibt ja so viele Götter und so viele Herren -, für uns gibt es doch nur einen Gott, den Vater, aus dem alles ist, für den wir sind, und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alles ist und durch den auch wir sind. Allein nicht alle haben die Erkenntnis; manche essen noch mit ihrer alten Göttervorstellung das Fleisch als Götzenopferfleisch, und ihr Gewissen, schwach wie es ist, wird befleckt. An sich stellt uns die Speise nicht vor den Richterstuhl Gottes: Wir gelten um nichts weniger, wenn wir nicht essen, und um nichts mehr, wenn wir essen. Doch seht zu, daß diese eure Freiheit den Schwachen nicht zum Anstoß werde. Denn sieht dich, der du Erkenntnis hast, einer an einem Tempelmahl teilnehmen, wird sein Gewissen, weil es schwach ist, nicht dadurch »auferbaut werden«, nun Götzenopferfleisch als solches zu genießen? So kommt der Schwache durch dein Wissen ins Verderben, der Bruder, für den Christus gestorben ist. Wenn ihr in dieser Weise an den Brüdern euch versündigt und so ihr schwaches Gewissen verletzt, dann sündigt ihr gegen Christus. Gibt darum eine Speise meinem Bruder Ärgernis, so wollte ich lieber in Ewigkeit kein Fleisch mehr essen, nur, um nicht meinem Bruder Ärgernis zu geben. Christliche Freiheit und RücksichtBin ich nicht frei? Bin ich denn nicht Apostel? Habe ich nicht unseren Herrn Jesus gesehen? Seid denn nicht ihr mein Werk im Herrn? Wenn ich für andere nicht Apostel bin, so bin ich es doch mindestens für euch. Ihr seid das Siegel meines Amtes als Apostel im Herrn. Meine Antwort meinen Tadlern gegenüber lautet so: Haben wir denn nicht das Recht, zu essen und zu trinken? Haben wir nicht das Recht, eine Schwester als Frau mitzunehmen wie die anderen Apostel, die Brüder des Herrn und selbst Kephas? Oder haben ich und Barnabas allein kein Recht, die Handarbeit ganz aufzugeben? Wer leistet denn Kriegsdienst auf eigene Kosten? Wer pflanzte einen Weinberg und wollte nicht von seinem Ertrag essen? Oder wer weidet eine Herde und genießt nicht von der Milch der Herde? Ist es nur Menschenmeinung, was ich da behaupte, oder lehrt denn das Gesetz nichts hierüber? Im Gesetze Moses heißt es: »Du sollst dem Ochsen beim Dreschen das Maul nicht verbinden«. Kümmert denn Gott sich um Ochsen? Oder sagt er das nicht gerade unsererwegen? Ja, unseretwegen ward es aufgeschrieben: Der Pflügende muß auf Hoffnung pflügen und in der Hoffnung auf den Anteil auch der Drescher seine Arbeit tun. Wenn wir bei euch nun Geistiges gesät haben, ist es dann etwas Besonderes, wenn wir bei euch Irdisches ernten? Wenn anderen schon ein Recht auf euch zusteht, so doch ganz sicher uns noch mehr. Doch machen wir von diesem Rechte nicht einmal Gebrauch; wir nehmen vielmehr alles ganz auf uns, um dem Evangelium Christi ja kein Hindernis zu bereiten. Wißt ihr denn nicht, daß, wer den heiligen Dienst verrichtet, auch vom Heiligtum essen darf ? Daß, wer an dem Altare dient, auch am Altar Anteil haben darf? So hat es auch der Herr geboten, daß, wer das Evangelium verkündet, vom Evangelium auch leben soll. Von keinem dieser Rechte habe ich indes Gebrauch gemacht. Ich schreibe dies nun nicht, damit es in Zukunft so mit mir gehalten werde; nein, lieber sterben, als ... Meinen Ruhm soll mir keiner schmälern! Wenn ich das Evangelium nur verkünde, ist dies kein Ruhm für mich; es liegt dies ja als Muß auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünden wollte. Tu ich es aber aus freiem Willen, dann habe ich ein Verdienst; wenn unfreiwillig, dann bin ich eben nur mit der Verwaltung eines Amtes betraut. Wovon hängt mein Verdienst ab? Davon, daß ich das Evangelium ohne Unterhaltsanspruch verkünde, so daß ich von meinem Anspruch an das Evangelium keinen Gebrauch mache. Obwohl in jeder Hinsicht frei, machte ich mich doch zum Sklaven aller, um so recht viele zu gewinnen. Den Juden ward ich wie ein Jude, um so die Juden zu gewinnen; für die, die unter dem Gesetze stehen, ward ich wie einer, der selber unter dem Gesetze steht, obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetze stehe, um so die zu gewinnen, die unter dem Gesetze stehen. Für die, die vom Gesetze frei sind, ward ich wie einer, der vom Gesetze frei ist - natürlich nicht frei vom Gesetze Gottes, vielmehr an das Gesetz Christi gebunden -, um so die zu gewinnen, die nicht unter dem Gesetze stehen. Den Schwachen ward ich schwach, um die Schwachen zu gewinnen: So ward ich allen alles, um überhaupt nur einige zu retten. Das alles aber tue ich des Evangeliums wegen, um teil daran zu haben. Wißt ihr denn wirklich nicht, daß zwar alle Wettläufer in der Rennbahn laufen, jedoch nur ein einziger den Siegespreis erhält? Lauft so, daß ihr ihn erhaltet. Jeder Kämpfer ist in allem enthaltsam, jene, um einen vergänglichen Kranz zu erhalten, wir aber einen unvergänglichen. Ich laufe also, aber nicht ins Ungewisse; ich führe Fausthiebe, jedoch nicht in die Luft, sondern ich züchtige meinen Leib und unterwerfe ihn, damit ich nicht selbst einst unbewährt erfunden werde, nachdem ich anderen gepredigt habe. Gnade und Heil - Götzenmahl und AbendmahlIch möchte nämlich, meine Brüder, daß ihr wohl beachtet, daß alle unsere Väter unter der Wolke waren, alle durch das Meer hindurchgingen, alle die Taufe auf Moses hin empfingen in der Wolke und im Meer, alle auch die gleiche geistige Speise aßen, alle auch denselben geistigen Trank genossen - sie tranken nämlich aus dem geistigen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus -, doch an den meisten unter ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen; und so wurden sie in der Wüste hingestreckt. Das sind nun Vorbilder für uns, damit es uns nicht nach Bösem gelüste, wie es jene einst gelüstete. Werdet auch nicht Götzendiener, wie manche aus ihnen, wie geschrieben steht: »Das Volk ließ sich nieder, um zu essen und zu trinken, und es erhob sich wieder, um zu tanzen.« Wir wollen auch keine Unzucht treiben, wie es manche aus ihnen trieben, so daß an einem Tage dreiundzwanzigtausend fielen. Auch wollen wir den Herrn nicht versuchen, wie manche aus ihnen ihn versuchten und dann durch Schlangen starben. Murrt auch nicht, wie so manche unter ihnen murrten, die von dem Würgengel weggerafft wurden. Dies alles ist jenen widerfahren als ein Vorbild; doch aufgeschrieben ward es uns zur Warnung, die wir das Ende der Zeiten erleben. Deshalb, wer zu stehen meint, der sehe zu, daß er nicht falle. Nur eine menschliche Versuchung hat euch jetzt gepackt; Gott aber ist getreu: Er wird nicht zulassen, daß ihr über eure Kräfte versucht werdet, vielmehr mit der Versuchung auch den guten Ausgang geben, so daß ihr es ertragen könnt. So fliehet denn, Geliebteste, den Götzendienst! Ich rede, wie man mit verständigen Menschen redet; beurteilt selber, was ich sage. Ist denn der Kelch der Segnung, den wir segnen, nicht Gemeinschaft mit dem Blute Christi? Und ist das Brot, das wir brechen, nicht Gemeinschaft mit dem Leibe Christi? Weil nur ein Brot ist, so sind wir viele ein Leib; denn wir alle nehmen an dem einen Brote teil. Seht hin auf Israel dem Fleische nach! Haben die, die vom Opfer essen, nicht mit dem Altare Gemeinschaft? Was will ich denn nun damit sagen? Vielleicht, daß ein Götzenopfer etwas sei? Oder daß solch ein Götze etwas sei? Gewiß nicht! Wohl aber, daß das, was die Heiden opfern, den Dämonen und nicht Gott geopfert wird. Ich will nun aber nicht, daß ihr mit den Dämonen in Gemeinschaft tretet. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und zugleich den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tische des Herrn teilhaben und zugleich am Tische der Dämonen. Oder wollen wir den Herrn herausfordern? Sind wir denn mächtiger als er? Alles ist erlaubt; doch es nützt nicht alles; alles ist erlaubt; doch nicht alles ist erbaulich. Niemand suche sein eigenes Wohl, vielmehr das Wohl des Nächsten. Alles, was auf dem Markte verkauft wird, esset es, ohne des Gewissens wegen nachzufragen. »Dem Herrn gehört ja die Erde und das, was sie erfüllt.« Wenn nun ein Ungläubiger euch zu Tische bittet, und ihr möchtet gern dorthin gehen, so eßt alles, was euch vorgesetzt wird, ohne des Gewissens wegen nachzufragen. Sagt aber einer zu euch: »Es ist Götzenopferfleisch.« Dann eßt es nicht, und zwar um dessentwillen, der euch gewarnt hat und um des Gewissens willen. Ich meine aber nicht das eigene Gewissen, sondern das des anderen. Warum soll ich aber meine Freiheit von dem Gewissen eines anderen richten lassen? Wenn ich mit Dank teilnehme, warum soll ich mich schmähen lassen wegen etwas, wofür ich Dank sage? Ihr möget essen oder trinken oder irgend etwas anderes tun - tut alles zur Ehre Gottes! Erregt keinen Anstoß weder bei Juden noch bei Heiden noch in der Kirche Gottes, wie auch ich in allen Stücken euch allen zu Gefallen bin und in keiner Weise meinen eigenen Vorteil suche, sondern den Vorteil der vielen, damit sie Rettung finden. Beim GottesdienstFolgt meinem Beispiel, wie ich dem Beispiel Christi folge. Ich finde es lobenswert an euch, daß ihr in allem an mich denkt und an den Vorschriften festhaltet, wie ich sie euch gegeben habe. Ihr sollt indes wissen, daß Christus das Haupt jeden Mannes ist, des Weibes Haupt der Mann, Gott aber das Haupt Christi. Jeder Mann, der betet oder prophezeit und dabei etwas auf dem Haupte trägt, entehrt sein Haupt. Jedes Weib, das betet oder prophezeit und dabei unverhüllten Hauptes ist, entehrt sein Haupt; es ist ja dann geradeso wie eine kahl Geschorene. Wenn ein Weib sich nicht verhüllen will, so lasse sie sich doch die Haare ganz scheren. Ist es aber für das Weib schimpflich, sich die Haare abschneiden oder ganz abscheren zu lassen, dann möge sie sich verhüllen. Der Mann braucht sein Haupt nicht zu verhüllen, weil er Abbild und Abglanz Gottes ist. Das Weib jedoch ist ein Abglanz des Mannes; denn der Mann stammt nicht vom Weibe ab, sondern das Weib vom Manne. Auch wurde nicht der Mann dem Weibe zulieb geschaffen, sondern das Weib dem Manne zulieb. Darum muß das Weib einen Schleier auf dem Haupte tragen, um der Engel willen. Sonst aber ist das Weib im Herrn nichts ohne seinen Mann, noch der Mann etwas ohne Weib; denn wie das Weib vom Manne stammt, so stammt ja auch der Mann vom Weibe; und schließlich kommt alles von Gott her. Urteilt doch selber: Ist es wirklich passend für ein Weib, unverhüllt zu Gott zu beten? Lehrt euch denn nicht schon die Natur, daß es für den Mann eine Unehre ist, wenn er sein Haar lang trägt, dagegen für das Weib ein langes Haar als Zierde gilt? Das Haar ward ihr als Schleier verliehen. Will aber einer durchaus recht behalten, so wißt: Wir kennen eine solche Sitte nicht, und die Gemeinden Gottes auch nicht. Bei folgender Ermahnung kann ich euch nicht loben; ihr kommt ja nicht zur Besserung, sondern zur Verschlechterung zusammen. Fürs erste muß ich hören, daß, wenn ihr euch als Gemeinde versammelt, Spaltungen bei euch zutage treten. Und zum Teil möchte ich es glauben. Es muß ja bei euch auch Spaltungen geben, damit die Erprobten unter euch sich offenbaren. Wenn ihr also zusammenkommt, so heißt das nimmermehr das Herrenmahl feiern. Jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg; der eine ist dann hungrig, der andere betrunken. Habt ihr denn keine Häuser zum Essen und Trinken? Oder verachtet ihr die Kirche Gottes, macht ihr die Mittellosen schamrot? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch gar noch loben? In diesem Punkte kann ich euch nicht loben. Vom Herrn nämlich habe ich empfangen, was ich euch auch überliefert habe: In jener Nacht, da er verraten ward, nahm der Herr Jesus Brot, dankte, brach es und sprach: »Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird; dies tut zu meinem Andenken!« Desgleichen nahm er nach dem Mahl auch den Kelch und sprach: »Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blute; tut dies, sooft ihr trinket, zu meinem Andenken!« Sooft ihr dieses Brot esset und aus dem Kelche trinket, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt. Wer deshalb unwürdig das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, vergeht sich am Leib und Blut des Herrn. So prüfe man sich also selbst und esse dann von dem Brot und trinke aus dem Kelch. Denn wer nur ißt und trinkt, der ißt und trinkt ein Strafgericht in sich hinein, weil er den Leib nicht richtig einschätzt. Darum sind bei euch so viele schwach und krank, und viele sind auch schon entschlafen. Wenn wir uns selber richtig beurteilten, dann würden wir nicht gerichtet werden. Wenn wir jedoch vom Herrn gerichtet werden, dann werden wir gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verdammt werden. Wenn ihr also zum Essen zusammenkommt, meine Brüder, so wartet aufeinander. Hat einer Hunger, dann esse er zu Hause, damit eure Zusammenkunft euch kein Strafgericht einbringe. Das andere will ich anordnen, wenn ich komme. Die GeistesgabenWas sodann die Geistesgaben betrifft, meine lieben Brüder, so will ich euch nicht im unklaren lassen. Ihr wißt: Solange ihr noch Heiden waret, da ließt ihr euch zu den stummen Götzen führen, sooft man euch eben führte. So tue ich euch kund, daß keiner, der im Geiste Gottes redet, sagt: »Verflucht sei Jesus!« Es kann auch keiner sagen: »Der Herr ist Jesus«, außer im Heiligen Geiste. Es gibt verschiedene Zuteilungen von Geistesgaben, doch nur einen Geist; es gibt verschiedene Dienste, doch nur einen Herrn; es gibt verschiedene Wirkungen, jedoch nur einen Gott, der alles in allen wirkt. Die Offenbarung des Geistes wird einem jeden zum Nutzen verliehen: Dem einen nämlich wird das Wort der Weisheit durch den Geist verliehen, dem anderen das Wort der Erkenntnis in eben diesem Geiste, und wieder einem anderen der Glaube in demselben Geiste, noch einem anderen die Heilungsgabe in dem einen Geiste, und einem weiteren die Wirkungen der Kräfte; die Prophezeiungsgabe diesem und dem die Geisterunterscheidungsgabe, und dem die Sprachengabe, und dem die Auslegung der Sprachen. Das alles aber wirkt der eine und derselbe Geist, der einem jeden seine Gaben zuteilt, wie er will. Wie der Leib zwar nur einer ist und dennoch viele Glieder hat und alle Glieder des Leibes, soviel es deren sind, nur einen Leib ausmachen, so ist es auch mit Christus. In einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft, ob wir nun Juden oder Heiden sind, ob Sklaven oder Freie. Wir alle sind mit einem Geiste getränkt. Besteht doch auch der Leib nicht nur aus einem Gliede, vielmehr aus vielen. Und spräche auch der Fuß: »Weil ich nicht Hand bin, so gehöre ich nicht zum Leibe«, würde er deshalb nicht zum Leibe gehören? Und spräche auch das Ohr: »Weil ich nicht Auge bin, gehöre ich nicht zum Leibe«, würde es deshalb nicht zum Leibe gehören? Und wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Und wäre der ganze Leib nur Ohr, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott einem jeden Glied am Leibe seinen Platz gegeben, so, wie er wollte; wäre aber alles nur ein einziges Glied, wo bliebe dann der Leib? So gibt es also viele Glieder, doch nur einen Leib. Das Auge darf nicht zur Hand sagen: »Ich brauche dich nicht.« Und der Kopf nicht zu den Füßen: »Ich brauche euch nicht.« Im Gegenteil, die scheinbar schwächeren Glieder des Leibes sind notwendig, und das, was wir am Leib für weniger ehrbar halten, umgeben wir mit größerer Ehre; die unanständigen Teile werden ja mit größerem Anstande behütet, was die anständigen nicht brauchen. Gott aber hat den Leib so eingerichtet, daß er den Gliedern, die für geringer gelten, nur um so größere Ehre zuerteilte, damit sich keine Spaltung im Leib ergebe, vielmehr die Glieder füreinander in Eintracht Sorge tragen. Leidet ein Glied, so leiden alle Glieder mit, und wird ein Glied geehrt, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr seid nun Christi Leib und Glieder, wenn als Teile angesehen. Die einen in der Kirche bestimmte Gott fürs erste zu Aposteln, und andere zu Propheten, zu Lehrern dritte und weitere zu Wundertaten und andere zu Heilungsgaben, zu Hilfeleistungen, Verwaltungen und für verschiedene Sprachenarten [und Auslegung der Sprachen]. Sind etwa alle Apostel? Sind alle Propheten? Sind alle Lehrer? Sind alle Wundertäter? Haben alle die Heilungsgabe? Reden alle in Zungen? Legen alle etwa aus? Erstrebt aber immerhin die höchsten Geistesgaben! Indes, ich will euch einen weit besseren Weg zeigen. Das Hohelied der LiebeWenn ich mit Menschen-, ja mit Engelszungen redete, doch hätte ich die Liebe nicht, dann wäre ich nur ein tönendes Erz, nur leeres Klingeln einer Schelle. Hätte ich Prophetengabe, ja, wüßte ich alle Geheimnisse, besäße ich alle Erkenntnis, hätte ich allen Glauben, um Berge zu versetzen, doch hätte ich die Liebe nicht, dann wäre ich ein Nichts. Gäbe ich mein ganzes Gut dahin und meinen Leib zum Verbrennen, doch hätte ich die Liebe nicht, es würde mir nichts nutzen. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig; sie ist nicht eifersüchtig, die Liebe ist nicht prahlerisch; sie ist nicht aufgeblasen; nicht unanständig; sie sucht nicht den eigenen Vorteil; sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet nicht mit dem Bösen, sie frohlockt nicht über das Unrecht; sie freut sich aber über die Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, übersteht alles. Die Liebe hört nimmer auf. Prophetengaben nehmen ein Ende, Sprachen werden aufhören, Erkenntnis wird vergehen. Unsere Erkenntnis ist ja Stückwerk, und Stückwerk unser Prophezeien; kommt aber das Vollendete, dann hört das Stückwerk auf. Als ich noch ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind. Doch als ich Mann geworden war, da habe ich, was kindisch, abgelegt. Wir schauen jetzt im Spiegel rätselhaft; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich bruchstückweise, dann aber werde ich klar erkennen, wie auch ich bin erkannt worden. Jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe: diese drei; das Größte aber unter ihnen ist die Liebe. Trachtet nach der Liebe! Die besten GeistesgabenHabt eifriges Verlangen nach den Geistesgaben, vor allem, daß ihr prophezeien könnt. Denn wer in einer Sprache redet, spricht nicht für Menschen, sondern für Gott; ihn versteht ja niemand, weil er geheimnisvoll im Geiste redet. Wer aber prophezeit, spricht für Menschen Worte der Ermahnung, der Erbauung und des Trostes. Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst; wer aber prophezeit, erbaut die Gemeinde [Gottes]. Ich wollte, daß ihr insgesamt in Sprachen reden könntet, mehr aber, daß ihr prophezeit. Wer prophezeit, steht nämlich höher, als wer in Sprachen redet, es sei denn, daß er auch die Auslegung noch gebe, damit die Gemeinde erbaut werde. Meine Brüder, was würde es euch nützen, wenn ich zu euch käme und in Sprachen reden wollte, wenn ich nicht zugleich zu euch auch redete in Offenbarung oder in Erkenntnis, in Prophezeiung oder Lehre? Wenn unbeseelte Instrumente, wie Flöte oder Laute, nur klingen, aber keine Töne unterscheiden ließen, wie soll man da erkennen, was auf der Flöte oder auf der Laute gespielt wird? Wenn die Trompete nur undeutlich klingt, wer wird zum Kampf antreten? So ist es auch mit der Sprachengabe: Ist eure Rede, die ihr vorbringt, nicht verständlich, wie soll man dann verstehen, was gesprochen wird? Ihr würdet ja in den Wind reden. Es gibt wer weiß wie viele Sprachen in der Welt; nichts ist ja ohne Sprache doch kenne ich den Sinn der Sprache nicht, so bleibe ich für den, der spricht, ein Fremdling, und mir erscheint der Sprechende gleichfalls als Fremdling. So sollt auch ihr, die ihr so sehr euch Gnadengaben wünscht, doch danach trachten, in reicher Fülle solche zu besitzen, die zur Erbauung der Gemeinde dienen. So möge denn, wer in einer Sprache redet, auch um das Auslegen der Sprache bitten. Wenn ich in einer Sprache bete, so betet zwar mein Geist; doch bleibt mein Verstand ohne Frucht. Was folgt daraus? Ich will zwar im Geiste beten; doch will ich auch mit dem Verstande beten, und mit dem Geiste will ich lobsingen, doch will ich auch mit dem Verstande lobsingen. Und wenn du bloß im Geiste dankst, wie soll denn der, der die Stellung eines Nichtchristen einnimmt, zu deiner Danksagung das »Amen« sprechen? Er versteht ja gar nicht, was du sagst. Dein Dankgebet mag ganz vortrefflich sein, doch der andere wird nicht erbaut. Gott sei Dank! Die Sprachengabe habe ich besser als ihr alle; doch will ich lieber in der Gemeinde mit meinem Verstand fünf Worte reden, um andere zu belehren, als zehntausend Worte in einer Sprache. Brüder! Seid doch keine Kinder an Verständnis, wohl aber Kinder an Bosheit, Erwachsene jedoch an Verständnis. Im Gesetze steht geschrieben: »In fremden Sprachen und in fremden Lippen will ich zu diesem Volke reden; doch werden sie auch so nicht auf mich hören, spricht der Herr.« So ist die Sprachengabe auch kein Zeichen für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen. Die Prophezeiung aber ist nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. Wenn die Gemeinde sich versammelt und alle in Sprachen reden und es kommen dann Nichtchristen oder Ungläubige herein, werden diese dann nicht sagen: »Ihr seid verrückt.« Wenn aber alle prophezeien und tritt dann ein Ungläubiger oder Nichtchrist herein, so wird ihm von allen ins Gewissen geredet; von allen wird er auch überführt: Das Verborgene seines Herzens wird geoffenbart; er fällt dann auf sein Antlitz nieder und betet Gott an und bekennt: »Wahrlich, Gott ist in euch.« Was folgt daraus, meine lieben Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, mag jeder [von euch] einen Lobgesang besitzen, eine Lehre, eine Offenbarung, eine Sprache sowie eine Auslegung; doch alles soll zur Erbauung dienen. Wenn man in Sprachen redet, so sollen es nur zwei tun oder höchstens drei, und diese nacheinander, und einer soll die Auslegung geben. Ist aber keiner da, der auslegt, so schweige er in der Versammlung. Er mag dann zu Hause und mit Gott reden. Propheten sollen nur zwei oder drei reden; die anderen sollen prüfen. Wird aber einem anderen, der noch dasitzt, eine Offenbarung zuteil, so soll der erstere schweigen; ihr könnt ja alle miteinander prophezeien, damit alle lernen und alle belehrt werden. Prophetengeister haben sich den Propheten zu fügen; denn Gott ist nicht für Unordnung, sondern für den Frieden. Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen in der Versammlung schweigen. Es steht ihnen nicht zu, zu reden, vielmehr sich unterzuordnen; so steht es ja auch im Gesetze. Doch wenn sie etwas lernen wollen, sollen sie zu Hause ihre Männer fragen; es paßt sich nicht für eine Frau, in den Versammlungen zu reden. Oder ging wohl von euch das Gotteswort hinaus, oder kam es zu euch allein? Wenn einer meint, er sei ein Prophet oder sonst ein Geistbegabter, so soll er anerkennen, daß das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist. Erkennt er dies nicht an, so soll auch er nicht anerkannt werden. So trachtet denn, meine Brüder, nach der Prophetengabe; doch hindert nicht das Sprachenreden. Alles aber möge mit Anstand und Ordnung geschehen. Die Auferstehung der TotenMeine Brüder! Ich mache euch das Evangelium kund, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; ihr steht fest in ihm. In ihm liegt euer Heil, wenn ihr es festhaltet, wie ich es euch verkündet habe; ihr hättet sonst den Glauben ja vergeblich angenommen. Vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe, daß nämlich Christus, der Schrift entsprechend, für unsere Sünden gestorben ist, daß er begraben wurde und daß er, der Schrift entsprechend, am dritten Tage auferweckt ward, daß er dann dem Kephas erschien und darauf den Zwölfen. Sodann erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich, von denen noch die meisten leben bis auf den heutigen Tag; nur einige sind schon entschlafen. Alsdann erschien er dem Jakobus, darauf allen Aposteln. Zu allerletzt erschien er dann auch mir, gewissermaßen wie einer Fehlgeburt. ich bin ja der geringste der Apostel nicht wert, Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und seine mir verliehene Gnade ist nicht unwirksam geworden. Im Gegenteil, ich habe mehr gearbeitet als alle diese, das heißt nicht ich, vielmehr die Gnade Gottes in mir. Sei es also ich oder seien es jene, so predigen wir, und so habt ihr es auch geglaubt. Wenn aber nun gepredigt wird, daß Christus von den Toten auferweckt ward, wie können dann einige unter euch sagen: »Es gibt gar keine Auferstehung der Toten.« Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ward auch Christus nicht erweckt. Ward aber Christus nicht erweckt, dann ist unsere Predigt ohne Inhalt, ohne Inhalt ist dann auch euer Glaube. Dann stehen wir sogar als falsche Zeugen über Gott da, weil wir es wider Gott bezeugt haben, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt haben kann, wenn die Toten wirklich nicht auferweckt würden. Wenn nämlich Tote nicht erweckt werden, dann ward auch Christus nicht erweckt; ward aber Christus nicht erweckt, dann ist euer Glaube nichtig, und ihr seid noch in euren Sünden. Dann sind auch die verloren, die in Christus schon entschlafen sind. Wenn wir nur für dieses Leben auf Christus hoffen dürften, dann wären wir die beklagenswertesten unter allen Menschen. Nun wurde aber Christus von den Toten auferweckt, und zwar als Erstling der Entschlafenen. Weil ja der Tod durch einen Menschen kam, so kam durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle auch das Leben haben, ein jeder, wenn die Reihe an ihm ist: Christus ist der Erstling; dann die, die Christus bei seiner Ankunft angehören. Dann kommt der Rest, wenn er das Reich Gott und dem Vater übergibt, nachdem er alle Herrschaft, Gewalt und Macht vernichtet hat. Denn er muß herrschen, »bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.« Als letzter Feind wird dann der Tod vernichtet: »denn alles hat er unter seine Füße gelegt.«. Und wenn er sagt: »Alles ist unterworfen«, so ist doch offenbar der ausgenommen, der ihm alles unterworfen hat. Ist ihm alles unter unterworfen, dann wird auch der Sohn sich selbst dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei. Was wollen die denn tun, die sich für die Toten taufen lassen? Wenn Tote überhaupt nicht auferweckt werden, wozu dann lassen sie für sie sich taufen?  Wozu setzen wir uns zu jeder Stunde Gefahren aus? Ich schwebe Tag für Tag in Todesgefahr, so wahr ihr, meine Brüder, mein Ruhmestitel seid, den ich in Christus Jesus, unserem Herrn, besitze. Wenn ich in Ephesus nur als ein Mensch mit wilden Tieren einen Kampf bestanden hätte, was würde es mir nützen? Ja, wenn die Toten nicht erweckt werden, dann »laßt uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot.« Täuscht euch nicht! Schlechter Umgang ist verderblich für gute Sitten. Kehrt aufrichtig zur Besinnung wieder und sündigt nicht; denn einige haben keine Erkenntnis Gottes; zur Beschämung sage ich es euch. Jedoch es könnte jemand fragen: »Wie werden die Toten auferweckt ?« »Mit was für einem Leibe werden sie kommen?« Du Tor! Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht gestorben ist. Und was du säst, ist nicht der Körper, der entstehen soll, vielmehr ein einfaches Korn, etwa vom Weizen oder einer anderen Pflanzenart. Gott aber gibt ihm eine Form, so wie er will, jedem Samenkorn seine eigene Form. Nicht jedes Fleisch ist von derselben Art: Ein anderes ist das der Menschen, ein anderes das der Haustiere, ein anderes das der Vögel und wieder anders das der Fische. Auch gibt es himmlische und irdische Körper. Ganz anders ist der Glanz der himmlischen Körper und anders der der irdischen; anders ist der Glanz der Sonne und anders der des Mondes und wieder anders der der Sterne; und bei den Sternen selber unterscheidet sich der eine von dem anderen an Glanz. So verhält es sich auch mit der Auferstehung von den Toten: Gesät wird in Verweslichkeit und auferweckt in Unverweslichkeit; gesät wird in Unehre und auferweckt in Herrlichkeit; gesät wird in Schwäche und auferweckt in Kraft; gesät wird ein Sinnenleib, auferweckt ein vergeistigter Leib. Gibt es einen Sinnenleib, dann gibt es auch einen vergeistigten. So steht ja auch geschrieben: »Der erste Mensch, Adam, ward ein lebendiges Wesen.« Der letzte Adam ward ein geistiges, lebenspendendes Wesen. Zuerst kommt aber nicht das Vergeistigte, sondern das Sinnliche; alsdann erst kommt das Vergeistigte. Der erste Mensch stammt von der Erde, ist aus Lehm; der zweite Mensch stammt aus dem Himmel [ist himmlisch]. Wie der aus Lehm Gebildete, also auch die aus Lehm Gebildeten, und wie der Himmlische, so auch die Himmlischen. Wie wir das Abbild des aus Lehm Gebildeten an uns getragen haben, so werden wir an uns auch das Bild des Himmlischen tragen. Das aber sage ich, meine Brüder: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erhalten, und das Verwesliche wird nicht die Unverweslichkeit erlangen. Seht, ich sage euch ein Geheimnis. Wir werden zwar nicht alle entschlafen, doch werden wir alle verwandelt werden, und dies plötzlich, in einem Augenblick, beim Schall der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune ertönen; die Toten werden alsdann unverweslich auferweckt, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit. Wenn aber dieses Verwesliche die Unverweslichkeit angezogen hat und dieses Sterbliche die Unsterblichkeit, dann geht das Schriftwort in Erfüllung: »Verschlungen ist der Tod im Siege. Wo ist, o Tod, dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?« Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz. Dank sei Gott, der uns den Sieg verleiht durch unseren Herrn Jesus Christus. Also, meine lieben Brüder! Steht fest und unerschütterlich allzeit voll Eifer im Werke des Herrn und überzeugt, daß eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn. Ermahnungen - GrüßeMit den Sammlungen für die Heiligen haltet es ebenso, wie ich es für die galatischen Gemeinden angeordnet habe: Am ersten Tage jeder Woche lege jeder aus euch zu Hause zurück, soviel er vermag, damit die Sammlung nicht erst dann gehalten werde, wenn ich anwesend bin. Bin ich dann da, so will ich die, die ihr erprobt habt, mit Empfehlungsschreiben nach Jerusalem senden, um eure Liebesgabe hinzubringen. Wenn es aber sich verlohnte, daß ich auch hinreise, so werden sie mich begleiten. Ich komme zu euch, sobald ich Mazedonien durchwandert habe; denn Mazedonien will ich nur durchwandern, bei euch jedoch womöglich noch länger verweilen, vielleicht sogar den ganzen Winter; ihr solltet mir dann das Geleit geben, wohin ich eben reise. Gerade jetzt möchte ich euch nicht nur so vorübergehend sehen, ich hoffe vielmehr, bei euch geraume Zeit zu bleiben, wenn der Herr es gestattet. In Ephesus bleibe ich bis Pfingsten; denn eine weite, einflußreiche Tür steht mir offen, doch sind es auch viele Gegner. Kommt dann Timotheus, so sorgt dafür, daß er sich ohne Furcht bei euch aufhalten kann. Er arbeitet ja am Werke des Herrn wie ich. So soll ihn niemand geringschätzen. Gebt ihm vielmehr im Frieden das Geleit, auf daß er zu mir komme. Denn ich erwarte ihn mitsamt den Brüdern. Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihn dringend gebeten, er möge mit den Brüdern zu euch kommen; er hatte aber keineswegs die Absicht, jetzt schon zu gehen. Doch wird er kommen, sobald sich eine günstige Gelegenheit findet. Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mannhaft und seid stark! Was immer ihr tut, sei in Liebe getan. Brüder, ich flehe euch an: Ihr wißt: Das Haus des Stephanas [und das des Fortunatus und Achaikus] ist die Erstlingsfrucht Achaias und hat dem Dienste der Heiligen sich gewidmet. Auch ihr sollt solchen ganz ergeben sein, wie auch jedem anderen, der mitarbeitet und sich müht. Ich freue mich, daß Stephanus gekommen ist und Fortunatus und Achaikus: denn sie ersetzen eure Abwesenheit, und sie erquicken meinen und auch euren Geist. Erweist solchen Männern eure Hochachtung! Die Gemeinden Asiens senden euch Grüße; es grüßen euch vielmals im Herrn Aquila und Priska samt der Gemeinde in ihrem Hause [bei denen ich als Gastfreund wohne]. Es grüßen euch alle Brüder! Grüßt auch ihr einander mit heiligem Kusse! Hier mein eigenhändiger Gruß: Paulus. Wenn einer den Herrn [Jesus Christus] nicht liebt, der soll verflucht sein! Marana tha! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch! Mit euch allen ist meine Liebe in Christus Jesus [Amen]. Einleitung - Verteidigung des ApostelsPaulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, und der Bruder Timotheus an die Gemeinde Gottes in Korinth und an alle Heiligen, die in ganz Achaia sind. Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott, unserem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus. Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und der Gott alles Trostes. Er tröstet uns in all unserer Bedrängnis, damit auch wir andere in jeglicher Bedrängnis trösten können durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden. Denn wie die Leiden Christi uns in überreichem Maß getroffen haben, so wird durch Christus uns auch überreicher Trost zuteil. Und mögen wir auch in Bedrängnis kommen, alsdann geschieht es zu eurem Trost und Heil, und mögen wir getröstet werden, alsdann geschieht es zu eurem Troste [und mögen wir ermuntert werden, dann geschieht es zu eurer Ermunterung und zu eurem Heil], so daß ihr gleiche Leiden, wie wir sie dulden, geduldig ertragen könnt. So steht denn unsere Hoffnung für euch fest begründet, weil wir wissen, daß ihr am Leiden ebenso teilhabt wie am Troste. Wir möchten nämlich euch, ihr Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Bedrängnis, die wir in Asien zu erdulden hatten. Sie traf uns ungewöhnlich schwer, ja, über unsere Kraft, so daß wir am Leben selbst verzweifelten; wir trugen unser Todesurteil schon in uns. Wir sollten eben das Vertrauen nicht auf uns selbst setzen, vielmehr auf Gott, der die Toten auferweckt. Er hat uns auch aus dieser großen Todesnot gerettet und rettet uns noch immer und wird, so hoffen wir, auch fernerhin uns retten, wenn nur ihr durch euer Beten für uns mithelft, damit aus vieler Mund von vielen für uns gedankt werde für die an uns erzeigte Gnade. Unser Ruhm ist das Zeugnis unseres Gewissens, daß wir in Gottes Heiligkeit und Lauterkeit in der Welt gewandelt sind und nicht in irdischer Weisheit, vielmehr in der Liebe Gottes, zumal wenn es dabei sich um euch handelt. Denn unsere Schreiben wollen nichts anderes bedeuten, als was ihr lest und versteht. Ich hoffe, daß ihr es bis ans Ende verstehen werdet, wie ihr zum Teil uns schon verstanden habt, daß nämlich wir euer Ruhm sind, wie auch ihr der unsrige am Tag unseres Herrn Jesus. Erfüllt von solcher Zuversicht hatte ich im Sinne, zunächst zu euch zu kommen, damit ihr eine zweite Gnade hättet. Von euch wollte ich sodann nach Mazedonien weiterreisen und wiederum von Mazedonien zu euch zurück, um mir von euch dann das Geleit nach Judäa zu erbitten. War es nun Leichtsinn, der mich bei diesem Plane geleitet hat? Oder fasse ich Entschlüsse nur nach Laune, daß es bei mir zugleich »ja, ja« und »nein, nein« heißt? So wahr Gott getreu ist: Nicht Ja und Nein zugleich ist unser Wort an euch. Denn Jesus Christus, der Sohn Gottes, der euch durch uns verkündigt ward, durch mich, Silvanus und Timotheus, war auch nicht Ja und Nein; sondern in ihm ist »Ja« zur Wirklichkeit geworden. In ihm ist alles das bejaht worden, was Gott verheißen hat. Darum dient auch in ihm das »Amen« Gott zum Lobe durch uns. Der uns mit euch in Christus gegründet und gesalbt hat, ist Gott; er hat uns auch das Siegel aufgedrückt sowie den Geist als Unterpfand in unser Herz gegeben. Ich rufe Gott zum Zeugen auf, bei meinem Leben, daß ich nur deshalb noch nicht nach Korinth gekommen bin, um euch zu schonen. Nicht so, als wollten wir euren Glauben meistern, sondern wir möchten euch zur Freude verhelfen; im Glauben steht ihr ja fest. Verteidigung des ApostelsIch nahm mir aber vor, nicht mehr zu euch zu kommen, wenn ich betrüben müßte. Denn wenn ich euch betrübe, wer sollte mir dann Freude machen, wenn nicht gerade der von mir Betrübte? Darum habe ich die Angelegenheit durch einen Brief erledigt, damit, wenn ich komme, ich nicht an denen Trauer erleben mußte, von denen ich doch Freude haben sollte. Ich habe das Vertrauen zu euch allen, daß meine Freude auch die von euch allen ist. Aus großer Drangsal nämlich und aus Herzensangst habe ich mit vielen Tränen euch geschrieben, doch nicht etwa, damit ihr betrübt würdet, vielmehr, damit ihr die übergroße Liebe erkennt, die ich zu euch habe. Hat einer aber Betrübnis verursacht, so hat er mich zwar nicht betrübt, jedoch zum Teil - ich will nicht übertreiben - euch alle. Die Strafe, die die Mehrzahl über ihn verhängt hat, mag ihm genügen. So wollt ihm jetzt eher wiederum verzeihen und ihn trösten, damit er nicht in seiner übergroßen Traurigkeit untergehe. So mahne ich euch denn, ihm Liebe zu erweisen. Habe ich doch gerade deshalb geschrieben, um euch zu prüfen, ob ihr in allem durchaus gehorsam seid. Wem aber ihr irgend etwas verzeihst, dem verzeihe auch ich; denn habe ich verziehen - sofern ich überhaupt etwas zu verzeihen hatte -, so tat ich es um euretwillen vor dem Antlitz Christi. Wir wollen uns doch nicht vom Satan überlisten lassen; wir kennen seine Schliche nur zu gut. Als ich nach Troas kam, um das Evangelium Christi zu verkünden, da tat sich mir im Herrn eine Türe auf. Doch hatte ich in meinem Innern keine Ruhe, weil ich meinen Bruder Titus nicht antraf. Ich nahm deshalb dort Abschied und ging nach Mazedonien. Gott sei Dank, der uns allzeit in Christus triumphieren und den Duft seiner Erkenntnis überall durch uns verbreiten läßt. Denn Christi Wohlgeruch sind wir für Gott bei denen, die Rettung finden, und bei denen, die verlorengehen: den einen ein Geruch des Todes, der den Tod bewirkt, und für die andere ein Wohlgeruch des Lebens, der Leben schafft. Und wer ist dazu fähig? Wir freilich machen es nicht so, wie es so viele tun, daß wir das Gotteswort verschachern würden; wir reden vielmehr nur aus Lauterkeit, wie aus Gott so vor Gott in Christus. Das apostolische AmtFangen wir schon wieder an, uns selber zu empfehlen? Oder brauchen wir, wie andere, etwa Empfehlungsschreiben wie an euch, so auch von euch? Unser Empfehlungsbrief seid ihr, in unser Herz hineingeschrieben, verständlich und für jedermann zu lesen. Ganz offensichtlich seid ihr selber Christi Brief, von uns besorgt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geiste des lebendigen Gottes, und nicht auf steinerne Tafeln, vielmehr auf fleischerne Herzenstafeln. Ein solches Vertrauen haben wir auf Gott durch Christus. Nicht als ob wir aus uns selbst, aus eigener Kraft schon fähig wären, auch nur einen Gedanken zu fassen; nein, unsere Fähigkeit dazu stammt aus Gott, der uns zu Dienern des Neuen Bundes befähigt hat. Es ist kein Bund des Buchstabens, vielmehr des Geistes; denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendige Wenn nun schon der Dienst des Todes, der mit Buchstaben auf Stein gegraben war, mit solcher Herrlichkeit erfolgte, daß die Kinder Israels dem Moses nicht ins Antlitz schauen konnten wegen des Glanzes seines Angesichtes, der doch verging, um wieviel mehr wird dann der Dienst des Geistes in Herrlichkeit bestehen. Wenn der Dienst der Verdammung schon so herrlich war, dann ist der Dienst der Rechtfertigung noch viel reicher an Herrlichkeit. Ja, die Verherrlichung in diesem Falle schwindet hin vor dieser übergroßen Herrlichkeit. Denn wenn schon das Vergängliche durch Herrlichkeit geoffenbart ward, um wieviel mehr wird dann das Bleibende noch viel herrlicher sein. Im Besitz einer solchen Hoffnung treten wir mit großem Freimut auf. Wir machen es nicht wie Moses, der sein Angesicht verhüllte, damit die Kinder Israels das Ende des Vergänglichen nicht sehen sollten. Jedoch ihr Sinn ward verhärtet; denn bis zum heutigen Tage bleibt die gleiche Hülle unaufgedeckt bei der Lesung des Alten Testamentes, da nicht enthüllt wird, daß es in Christus seine Wirksamkeit verliert. Im Gegenteil, bis zum heutigen Tage, wenn Moses vorgelesen wird, liegt auf ihrem Herzen eine Hülle. Doch wenn es sich zum Herrn bekehrt, dann wird die Hülle weggenommen. Der Herr ist der Geist; wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber schauen die Herrlichkeit des Herrn mit unverhülltem Angesicht wie im Spiegel und werden in dasselbe Bild umgestaltet werden, zu immer größerer Herrlichkeit gerade durch den Geist des Herrn. Gottes Kraft und der Menschen SchwachheitWeil wir durch Erbarmung diesen Dienst besitzen, werden wir nicht müde. Wir haben schandvolle Heimlichkeit abgewiesen, wir gehen nicht mit Ränken um, noch fälschen wir das Wort Gottes, vielmehr empfehlen wir vor Gott uns jedem menschlichen Gewissen durch offene Verkündigung der Wahrheit. Sollte aber unser Evangelium auch verhüllt sein, so ist es nur für die verhüllt, die verlorengehen, bei Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Verstand geblendet hat, damit der Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, der Gottes Abbild ist, nicht aufleuchte. Denn nicht uns selbst künden wir, sondern Christus Jesus als den Herrn, uns aber Jesu wegen als eure Diener. Denn Gott, der sprach: »Aus Finsternis soll Licht aufleuchten«, ist es, der in unseren Herzen aufgeleuchtet ist, damit die Einsicht in die Herrlichkeit Gottes auf [Jesu] Christi Antlitz aufleuchte. Wir tragen diesen Schatz in irdenen Gefäßen, auf daß das Übermaß an Kraft von Gott und nicht von uns herkomme. Von allen Seiten werden wir bedrängt, doch nicht erdrückt; wir sind ratlos, aber nicht mutlos, verfolgt, doch nicht verlassen, unterdrückt, doch nicht vernichtet. Wir tragen allezeit an unserm Leibe das Todesleiden Jesu, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe sichtbar werde. Beständig sind wir, obschon noch lebend, um Jesu willen dem Tod ausgeliefert, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Leibe sichtbar werde. So wirkt in uns der Tod, in euch jedoch das Leben. Da wir den gleichen Geist des Glaubens haben wie in der Schriftstelle: »Ich glaube, darum rede ich«, so glauben wir und reden deshalb auch. Wir wissen ja, daß der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und mit euch darstellen wird. All dies geschieht um euretwillen, damit die Gnade, vermehrt durch so viele, den Dank überreich mache zur Ehre Gottes. Darum verzagen wir auch nicht; denn mag auch unser äußerer Mensch aufgegeben werden, der innere verjüngt sich von Tag zu Tag. Denn unsere jetzige erträgliche Drangsal verschafft uns eine über alle Maßen große und ewige Fülle an Herrlichkeit, wenn wir nur unsere Blicke nicht aufs Sichtbare, sondern aufs Unsichtbare richten. Das Sichtbare ist zeitgebunden, das Unsichtbare aber bleibt ewig. Hoffnung auf die Ewigkeit - Grundsätze apostolischer ArbeitWir wissen, wenn unsere irdische Zeltwohnung abgebrochen wird, haben wir ein Haus von Gott, eine nicht von Händen hergestellte ewige Wohnung in den Himmeln. Wir seufzen in der Tat voll Verlangen, unsere himmlische Behausung darüber anzuziehen. - Nur wenn wir diese angezogen haben, dann werden wir nicht nackt erfunden werden. - Solange wir also in diesem Zelt sind, seufzen wir beklommen, weil wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden möchten, damit das Sterbliche vom Leben verschlungen werde. Gott, der uns gerade dazu instand setzt, ist es auch, der uns als Unterpfand den Geist gibt. Wir sind darum stets guten Mutes, obschon wir wissen, daß, solange wir im Leibe weilen, wir fern vom Herrn sind. Denn noch wandeln wir im Glauben, nicht im Schauen. Wir sind aber guten Mutes und wünschen, lieber aus unserem Leib auszuziehen und beim Herrn daheim zu sein. Darum setzen wir auch unsere Ehre darein, ihm zu gefallen, sei es im Leib oder außerhalb des Leibes. Wir alle müssenja vor dem Richterstuhl Christi erscheinen, damit jeder empfange, was er, sei es Gutes oder Böses, in seinem Leibesleben getan hat. Durchdrungen also von der Furcht des Herrn, versuchen wir, die Menschen zu gewinnen. Von Gott sind wir ganz klar durchschaut, und so hoffe ich, daß wir auch in eurem Gewissen klar durchschaut sind. Wir wollen damit nicht uns wieder selbst empfehlen, vielmehr euch nur Gelegenheit verschaffen, unseretwegen euch zu rühmen, damit ihr jenen entgegnen könnt, die sich ins Antlitz nur und nicht im Herzen rühmen. Wenn wir von Sinnen sind, dann ist es für Gott; sind wir bei Verstand, so ist es für euch. Die Liebe Christi hält uns fest in der Erwägung: daß, wenn einer für alle gestorben ist, alle gestorben sind. Und er ist für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich selber leben, vielmehr für den, der für sie gestorben ist und auferweckt wurde. So kennen wir von jetzt an niemand mehr dem Fleische nach. Und wenn wir früher Christus dem Fleische nach gekannt haben, so kennen wir ihn jetzt nicht mehr so. Wer in Christus ist, ist eine neue Schöpfung; das Alte ist dahin; seht, es wurde Neues. Das alles aber kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und den Dienst der Versöhnung uns verliehen hat. Gott war es, der durch Christus die Welt mit sich versöhnt und ihre Sünden ihr nicht angerechnet und das Wort der Versöhnung in uns gelegt hat. Wir sind also Gesandte Christi; denn Gott mahnt durch uns; an Christi Stelle bitten wir: Versöhnet euch mit Gott! Er machte den, der von der Sünde nichts gewußt hat, für uns zur Sünde, auf daß wir durch ihn vor Gott Gerechte würden. Mahnungen zur TreueAls Mitarbeiter mahnen wir: Empfangt die Gnade Gottes nicht vergeblich! So heißt es ja: »Zur Gnadenzeit erhörte ich dich; am Tage des Heiles half ich dir«. Seht, jetzt ist die reichste Gnadenzeit, jetzt ist der Tag des Heiles. Wir wollen niemand irgendwelchen Anstoß geben, damit unseren Dienst kein Vorwurf treffe. In allem möchten wir vielmehr als Diener Gottes uns erweisen, in viel Geduld, in Drangsalen, Nöten und Ängsten; bei Schlägen, in Gefängnissen und Unruhen, in Mühen, Nachtwachen und Fasten, in Reinheit und Erkenntnis, in Langmut und Güte, im Heiligen Geist und in ungeheuchelter Liebe, im Wort der Wahrheit und in Gottes Kraft und durch die Waffen der Gerechtigkeit zum Schutz und Trutz, bei Ehre und bei Schmach, bei Schmähung und bei Lob. Wir gelten als betrügerisch und sind doch ehrlich, als unbekannt und sind doch wohlbekannt, als dem Tod Geweihte, und siehe da, wir leben, als Gezüchtigte, und wir sind doch nicht tot, als Betrübte und sind immer fröhlich, als Bettler, und wir machen viele reich, als Besitzlose, und wir besitzen alles. Korinther! Unser Mund hat sich vor euch geöffnet, weit unser Herz sich aufgetan. Ihr nehmt keinen kleinen Platz darin ein; klein aber ist der Platz, den ihr in eurem Herzen habt. Vergeltet Gleiches doch mit Gleichem: - ich rede wie zu Kindern - macht euer Herz auch weit! Zieht nicht am gleichen Strange mit den Ungläubigen! Was hat Gerechtigkeit mit Unglauben zu schaffen ? Was haben Licht und Finsternis gemein? Worin stimmt Christus mit Beliar zusammen? Und welchen Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? Und wie verträgt der Tempel Gottes sich mit Götzen? Wir sind ja der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesprochen hat: »Ich will in ihnen wohnen und wandeln; Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mir mein Volk sein.« Deshalb »zieht fort aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der Herr, und Unreines berührt nicht! Alsdann will ich euch aufnehmen, will euch Vater sein, und ihr sollt mir Söhne sein und Töchter, so spricht der Herr, der Allbeherrscher.« Trost durch TitusGeliebteste, da wir derartige Verheißungen besitzen, so wollen wir uns von jeder fleischlichen und geistigen Befleckung rein halten und unsere Heiligkeit in Gottesfurcht vollenden. Gebt uns Platz! Wir haben niemand Unrecht getan, niemand geschädigt noch übervorteilt. Nicht um euch zu verdammen, sage ich dies; sagte ich eben doch schon, daß ihr in unserem Herzen auf Tod und Leben mit uns verbunden seid. Ich bin euch gegenüber voll Freimut, voll Stolz bin ich über euch. Ich bin auch voll des Trostes; ich fließe über vor lauter Freude bei all unserer Bedrängnis. Als wir nämlich nach Mazedonien gekommen waren, da hatte unser Leib keine Ruhe, nur allerlei Bedrängnis: von außen Kämpfe und im Innern Furcht. Doch Gott, der die Gebeugten tröstet, hat uns getröstet durch die Ankunft des Titus. Und nicht allein durch seine Ankunft, viel mehr noch durch den Trost, den er bei euch erfahren hat. Berichtete er uns doch von eurer Sehnsucht, von eurer Trauer, eurem Eifer meinetwegen, was meine Freude noch vermehrte. Habe ich in meinem Brief euch also auch betrübt, so reut es mich doch nicht, selbst wenn es mich auch retten wollte. Ich sehe ja, daß jener Brief euch betrübt hat, wenn auch nur für kurze Zeit. Jetzt aber freut es mich, nicht, daß ihr betrübt wurdet, vielmehr weil die Betrübnis euch zur Bekehrung geführt hat. Ihr wurdet ja betrübt, wie es Gott wohlgefällig ist, so daß ihr unseretwegen in keiner Weise Schaden leidet. Bewirkt doch die gottgefällige Betrübnis Bekehrung, die heilsam ist und darum nicht bereut wird. Die Betrübnis der Welt aber wirkt den Tod. Seht doch, welchen Eifer diese gottgefällige Betrübnis in euch gewirkt hat: Entschuldigung, Bedauern, Furcht, Sehnsucht, Eifer, Sühne. In jeder Hinsicht habt ihr so bewiesen, daß ihr in dieser Sache ganz schuldlos seid. Wenn ich euch also geschrieben habe, geschah es nicht dem zuleid, der jenes Unrecht tat, noch dem zulieb, der dieses Unrecht erlitten hat, vielmehr damit euer Eifer unseretwegen unter euch vor Gott sich offenbare. Und darum sind wir auch getröstet worden. Bei unserem Trost aber freuten wir uns noch viel mehr darüber, wie sich Titus freut, daß seine Seele von euch allen erquickt ward. Wenn ich mich eurer irgendwie vor ihm je rühmte, so bin ich nicht zuschanden worden. Wie alles, was wir zu euch sagten, Wahrheit war, so ist dem Titus gegenüber unser Rühmen gleichfalls wahr geworden. Sein Herz ist euch nur noch mehr gewogen in der Erinnerung an den Gehorsam von euch allen, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern aufgenommen habt. Ich freue mich, daß ich in allem mich auf euch verlassen kann. MildtätigkeitWir geben euch, liebe Brüder, Kunde von der Gottesgabe, die in den mazedonischen Gemeinden abgeliefert worden ist. In Trübsal reichlich erprobt, hat sich aus der Fülle ihrer Freude und aus der Tiefe ihrer Armut ein reicher Strom zum Reichtum ihrer opferfrohen Gäste ergossen. Nach Vermögen, ja, ich kann es bezeugen, über ihr Vermögen, so baten sie uns flehentlich von sich aus, sich an den Liebesgaben beteiligen zu dürfen und am Dienste für die Heiligen. Nicht bloß so, wie wir gehofft hatten, sie gaben vielmehr sich selber zuerst dem Herrn und dann auch uns nach Gottes Willen. Infolgedessen baten wir den Titus, er möge so, wie er begonnen hat, bei euch auch dieses Liebeswerk vollenden. Wie ihr in jeder Art euch auszeichnet: im Glauben und im Wort, in der Erkenntnis und in jedem Eifer und auch in der von uns in euch geweckten Liebe, so zeichnet euch auch in diesem Liebeswerk aus. Nicht als ob ich euch befehlen wollte, sage ich dies; ich möchte am Eifer anderer nur die Echtheit eurer Liebe prüfen. Ihr kennt ja die Liebe unseres Herrn Jesus Christus; obgleich er reich war, ward er euretwegen arm, damit ihr durch seine Armut reich würdet. Nur einen Rat möchte ich in dieser Sache geben. Das ist für euch von Nutzen, die ihr nicht allein mit der Ausführung, vielmehr auch mit dem rechten Wollen letztes Jahr begonnen habt. Führt es jetzt vollends durch, damit wie eure Bereitschaft für das Wollen so auch die Ausführung dem Vermögen entspreche. Denn ist der gute Wille da, so ist er Gott gefällig schon nach dem, was er besitzt, und nicht nach dem, was er nicht hat. Es soll nicht anderen Erleichterung geschaffen werden, euch aber nur Bedrängnis; vielmehr um einen Ausgleich herzustellen, Soll jetzt euer Überfluß dem Mangel jener zukommen, damit auch der Überfluß von jenen eurem Mangel abhelfe. So soll ein Ausgleich stattfinden, so wie geschrieben steht: »Wer viel sammelte, der hatte keinen Überfluß, und wer nur wenig sammelte, hatte keine Not.« Doch Dank sei Gott, der dem Titus den gleichen Eifer für euch ins Herz gegeben hat. Er nahm meine Bitte an und reiste voll Eifer aus eigenem Antrieb zu euch. Mit diesem senden wir den Bruder, dessen Lob im Evangelium durch alle Gemeinden geht. Doch nicht nur dies; er ward von den Gemeinden auch zu unserem Begleiter für dieses Liebeswerk bestellt, das wir unternehmen zur Ehre des Herrn und zum Beweise unseres guten Willens. Wir möchten nämlich verhüten, daß bei der Fülle dieser Gaben, die wir besorgen, uns jemand übel nachrede. Denn wir sind auf das bedacht, was recht ist nicht bloß vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen. Mit ihm senden wir auch unseren Bruder, den wir in vielen Angelegenheiten oftmals eifrig fanden, der aber jetzt, da er soviel auf euch vertraut, noch größeren Eifer zeigen wird. Mag es sich um Titus handeln - er ist mein Gefährte, bei euch mein Mitarbeiter - oder um unsere Brüder - sie sind Abgesandte der Gemeinden, Christi Ruhm -, gebt ihnen die Beweise eurer Liebe und auch von der Wahrheit dessen, was wir von euch so Rühmliches vor den Gemeinden sagten. Wert der MildtätigkeitDoch euch noch mehr betreffs der Hilfeleistung für die Heiligen zu schreiben, erachte ich für überflüssig. Ich kenne ja euren guten Willen und rühmte ihn den Mazedoniern gegenüber: »Achaja ist nun schon seit Jahresfrist bereit.« Euer Eifer spornte viele andere an. Trotzdem sende ich die Brüder, damit das, was wir zu eurem Ruhm gesagt, nicht gerade hier inhaltslos würde und damit ihr, wie ich immer wieder sage, wirklich vorbereitet seid. Sonst könnten, kämen Mazedonier mit mir und träfen sie euch unvorbereitet an, wir, um nicht zu sagen ihr, in dieser Zuversicht beschämt werden. Ich hielt es darum für notwendig, die Brüder zu bitten, sie möchten doch schon vorher zu euch reisen und eure früher schon angekündigte Segensgabe in Ordnung bringen, so daß sie schon bereit liege, und zwar als eine Segensgabe und nicht als ein Geschenk des Geizes. Noch eins! Wer spärlich sät, wird spärlich ernten; doch wer auf Segensfülle sät, wird Segensfülle ernten. Jeder gebe, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat, doch nicht in Unlust noch mit Zwang; denn den freudigen Geber hat Gott lieb. Gott kann jede Gabe für euch zur Fülle werden lassen, damit ihr in allem allezeit euer volles Auskommen habt und noch zu jedem guten Werk überreich erübrigt. So steht es ja auch geschrieben: »Er streut aus und gibt den Armen; sein Almosen währt ewiglich.« Doch er, der dem Sämann Samen reicht und Brot zur Speise, der wird auch euch das Saatgut geben und es vermehren und die Früchte eures Almosens gedeihen lassen. So werdet ihr in allem reich zu jeder Art von Güte, die Gott durch uns zum Lobe gereicht. Denn diese Dienstleistung hilft nicht allein der Not der Heiligen ab; sie bringt auch reiche Früchte durch so viele Dankgebete Gott zu Ehren. Sie preisen Gott, daß ihr in diesem Liebesdienst euch bewährt, daß ihr dem Bekenntnis des Evangeliums Christi so ergeben seid, und ebenso für die opferfrohe Güte, in der ihr die Gemeinschaft pflegt mit ihnen und mit allen anderen. Wenn sie für euch Gebete darbringen, so werden sie nach euch sich sehnen um jener übergroßen Liebe willen, die Gott euch erwiesen hat. Dank sei Gott für seine unbeschreiblich große Gabe. ApostelwürdeIch selbst aber, Paulus, mahne euch bei der Sanftmut Christi und bei seiner Milde, ich, der ich zwar bei euch ins Angesicht hinein bescheiden bin, doch aus der Ferne mutig, ich bitte, daß ich bei meiner Ankunft nicht aufzutreten brauche mit jenem Mut und jenem Selbstbewußtsein, wie ich gegen ganz Bestimmte vorzugehen gedenke, die meinen, daß wir nach dem Fleische wandeln. Wir wandeln wohl im Fleische, doch kämpfen wir nicht nach dem Fleische. Die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlich, sondern stark für Gott, um selbst Bollwerke einzureisen. Trugschlüsse reißen wir damit nieder und jeden Hochmut, der wider die Erkenntnis Gottes sich erhebt; auch nehmen wir jeglichen Gedanken gefangen und machen ihn Christus gehorsam. Wir sind bereit, jeden Ungehorsam zu bestrafen, sobald nur eure Folgsamkeit vollendet ist. Beachtet das, was klar vor Augen liegt. Wenn einer sich darauf etwas einbildet, daß er Christus angehört, so möge er doch andererseits bei sich bedenken, daß, wie er, auch wir Christus angehören. Und habe ich mich noch darüber hinaus gerühmt ob unserer Gewalt, die uns der Herr verliehen hat zu eurer Auferbauung, nicht zu eurer Zerstörung, so werde ich deshalb nicht zuschanden werden. Doch ich mag nicht den Anschein erwecken, als wollte ich durch die Briefe sozusagen euch nur einschüchtern. »Die Briefe«, sagt man ja, »sind wuchtig und kräftig, doch sein persönliches Auftreten ist schwächlich, und gar nichts ist sein Vortrag.« Wer so spricht, möge doch bedenken, daß wir genau so, wie wir abwesend durch das geschriebene Wort uns zeigen, uns durch die Tat auch anwesend erweisen werden. Wir wagen es nun freilich nicht, uns auf eine Linie zu stellen, oder uns mit solchen zu vergleichen, die sich selbst zu empfehlen wissen. Sie messen sich nur an sich selbst und stellen sich selber nur sich selbst gleich und zeigen damit ihren Unverstand. Wir aber rühmen uns nicht ins Ungemessene, vielmehr nur nach Maßgabe des Arbeitsfeldes, das Gott uns als Maß zugeteilt hat und das bis zu euch hinreicht. Wir dehnen uns nicht übermäßig aus, als wären wir nicht bis zu euch gelangt. Sind wir doch wirklich mit der Predigt des Evangeliums Christi bis zu euch gekommen. Wir rühmen uns nicht ins Ungemessene fremder Arbeit, wohl aber hegen wir die Hoffnung, daß wir, wenn euer Glaube wächst, dann bei euch groß dastehen werden, wie es ja auch unserem Arbeitsfeld entspricht. Dann können wir auch in Gebieten, die über euch hinaus liegen, das Evangelium verkünden und brauchen uns dabei nicht der Arbeiten auf fremdem Felde zu rühmen. »Wer sich rühmen will, der rühme sich im Herrn.« Denn nicht der ist bewährt, der sich selber empfiehlt, sondern wen der Herr empfiehlt. Uneigennützigkeit und Leiden des ApostelsO möchtet ihr ein wenig Torheit von mir hinnehmen! Nehmt es von mir hin! Mit einer göttlichen Eifersucht bin ich für euch ja eifersüchtig; ich habe euch einem Manne verlobt, um euch als keusche Jungfrau Christus zuzuführen. Ich fürchte nur, wie einst die Schlange mit ihrer Arglist die Eva verführt hat, so könnte auch euer Denken verdorben werden weg von der schlichten Hingabe an Christus. Wenn einer kommt und euch einen anderen Jesus verkündigt als den, den wir verkündet haben, oder wenn ihr einen anderen Geist bekämet, den ihr bis jetzt nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, wie ihr es nicht erhalten habt, so laßt ihr euch dies gefallen. Ich denke, daß ich in nichts den »Überaposteln« nachstehe. Mag ich auch ein Stümper im Ausdruck sein, so doch nicht an Erkenntnis, die wir bei euch in allem durchaus kundgetan haben. Habe ich denn eine Sünde damit getan, daß ich mich selbst erniedrigte, nur um euch zu erhöhen, weil ich euch das Evangelium Gottes unentgeltlich verkündigt habe? Andere Gemeinden habe ich beraubt und Unterstützung angenommen, damit ich euch dienen könnte. Als ich bei euch war und in Not geriet, fiel ich niemand zur Last. Denn was mir mangelte, ergänzten die Brüder, die aus Mazedonien kamen. So habe ich mich peinlich gehütet, euch zur Last zu fallen, und werde mich auch ferner hüten. So gewiß die Wahrheit Christi in mir ist: der Ruhm soll in den Gegenden Achaias mir nicht geschmälert werden. Weshalb? Vielleicht, weil ich euch nicht liebe? Weiß Gott! Was ich jetzt tue, werde ich auch ferner tun, um denen, die einen Vorwand suchen, diesen wegzunehmen, damit sie bei ihrem Rühmen so wie wir erfunden würden. Solche Menschen sind Lügenapostel, heimtückische Arbeiter, die sich als Apostel Christi ausgeben. Doch das ist nicht verwunderlich, verwandelt sich doch Satan selbst in einen Lichtengel. Da ist es nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich als Diener der Gerechtigkeit ausgeben. Ihr Ende wird sein wie ihre Werke. Ich wiederhole: Niemand halte mich für töricht. Und wenn schon, nun, so nehmt mich eben hin als einen Toren, damit auch ich mich ein wenig rühmen kann. Was ich in diesem Punkte des Rühmens rede, das rede ich nicht im Sinne des Herrn, sondern sozusagen nur im Unverstand. Nachdem so viele sich dem Fleische nach rühmen, so muß auch ich mich selbst doch rühmen. So kluge Leute wie ihr seid, ertragen ja gerne Toren. Denn ihr ertragt es auch, wenn man euch knechtet, aussaugt, übervorteilt, sich überhebt, euch in das Antlitz schlägt. Zu meiner Schande muß ich es gestehen: In diesem Stücke sind wir schwach gewesen. Worauf nun einer pocht - ich rede im Unverstand -, darauf poche ich auch. Sie sind Hebräer? Ich auch. Israeliten sind sie? Ich auch. Abrahams Nachkommen sind sie? Ich auch. Und Diener Christi sind sie? - Ich rede wie ein Tor: ich noch mehr. Und dies in Mühsal ohne Zahl, in überreicher Kerkerhaft, in Mißhandlungen mehr als schwer, oft in der Gefahr des Todes. Fünfmal erhielt ich von den Juden vierzig Schläge weniger einen, dreimal ward ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch. Eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See umher. Dazu eine große Zahl von Wanderungen, Gefahren durch Flüsse, Gefahren von den Räubern, Gefahren von meinem eigenen Volke, Gefahren von den Heiden, Gefahren in der Stadt, Gefahren in den Einöden, Gefahren auf dem Meere, Gefahren von falschen Brüdern. Mühsale und Beschwerden, viele Nachtwachen. Hunger und Durst, vieles Fasten, in Kälte und in Blöße. Ganz abgesehen von weniger Wichtigem: der tägliche Besuchsandrang bei mir, die Sorge um alle Gemeinden. Wo ist einer schwach und ich nicht auch? Wo wird einer zur Sünde verleitet, und mir geht es nicht brennend nahe? Wenn doch gerühmt sein muß, so will ich mich auch meiner schwachen Seiten rühmen. Der Gott und Vater des Herrn Jesus - in Ewigkeit sei er gepriesen! - weiß, daß ich nicht lüge: Der Statthalter des Königs Aretas zu Damaskus ließ die Stadt der Damaszener scharf bewachen, er wollte mich gefangennehmen. Da wurde ich in einem Korbe durch ein Fenster an der Mauer hinabgelassen, und so entkam ich seinen Händen. Die Begnadungen des ApostelsWenn schon gerühmt sein muß - es nützt zwar nichts -, so will ich zu den Gesichten und den Offenbarungen des Herrn übergehen. Ich weiß einen Menschen in Christus, es ist jetzt vierzehn Jahre her, der ward - ob im Leibe, ich weiß es nicht, oder außerhalb des Leibes, ich weiß es nicht, Gott weiß es - bis in den dritten Himmel entrückt. Ich weiß von diesem Menschen - ob im Leibe oder außerhalb, ich weiß es nicht, Gott weiß es -, er ward ins Paradies entrückt, und da vernahm er unaussprechliche Worte, die auszusprechen keinem Menschen je verstattet ist. Und darob will ich mich rühmen. Doch meiner selbst rühme ich mich nicht; es sei denn meiner Schwächen. Ich wäre zwar kein Tor, wenn ich mich rühmen wollte; ich spräche ja die Wahrheit. Doch ich unterlasse es, damit niemand von mir mehr halte, als was er an mir sieht oder von mir hört. Damit ich mich bei dem Übermaß von Offenbarungen nicht überhebe, ward mir ein Stachel ins Fleisch gegeben, ein Satansengel, der mir Fausthiebe versetzen soll, damit ich mich nicht überhebe. Um seinetwillen flehte ich dreimal zum Herrn, daß er von mir ablasse. Er aber sprach zu mir: »Genügen muß dir meine Gnade; die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung.« So will ich denn mit Freuden mich lieber meiner Schwächen rühmen, damit sich die Kraft Christi auf mir niederlasse. Darum habe ich Schwächen gern, Mißhandlungen, Nöte, Verfolgungen, Bedrängnisse um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. Ich bin ein Tor geworden, ihr selbst habt mich dazu gezwungen. Ich hätte eigentlich von euch empfohlen werden sollen; ich stehe ja in nichts den » Überaposteln« nach, wenngleich ich selbst nichts bin. Die Kennzeichen für mein Apostolat sind unter euch in jeglicher Geduld gegeben worden durch Zeichen, Wunder und kraftvolle Taten. Worin wurdet ihr den anderen Gemeinden gegenüber benachteiligt? Es sei denn, daß ich allein euch nicht zur Last fiel. Verzeiht mir dieses Unrecht. Seht, zum drittenmal bin ich bereit, zu euch zu kommen, und auch diesmal werde ich euch nicht zur Last fallen. Ich suche ja nicht das Eurige, sondern euch selbst. Die Kinder müssen doch nicht für die Eltern sparen, vielmehr die Eltern für die Kinder. Doch will ich gern Opfer bringen, ja, selbst mich aufopfern für eure Seelen. Wenn ich euch im Übermaß liebe, soll ich dann weniger geliebt werden? Nun gut! Ich bin euch nicht zur Last gefallen. Doch »da ich ein schlauer Mann sei, so hätte ich euch überlistet.« Habe ich vielleicht euch ausgebeutet durch irgendeinen, den ich dann und wann zu euch sandte? Ich bat den Titus, und ich sandte noch den Bruder mit. Hat euch nun Titus übervorteilt? Sind wir nicht in demselben Geiste gewandelt, in den gleichen Spuren? Schon lange denkt ihr wohl, daß wir uns vor euch verteidigen wollen. O nein! Wir reden nur vor Gott in Christus. Doch alles, Geliebte, nur zu eurer Erbauung. Ich fürchte nur, ich möchte bei meiner Ankunft euch nicht so finden, wie ich es wünsche, und ihr könntet mich so finden, wie ihr es nicht wünscht; es könnten Zwistigkeiten herrschen und Eifersüchteleien, Zorn, Zwietracht, Verleumdungen, Ohrenbläserei, Anmaßung und Unordnung. Ich fürchte, Gott könnte bei meiner Wiederkehr mich bei euch verdemütigen; ich müsse nämlich über viele trauern, die früher gesündigt und nicht Buße getan haben der Unzucht, Unreinheit und Ausschweifungen wegen, die sie verübt haben. SchlußermahnungenZum drittenmal komme ich jetzt zu euch: »Jede Streitsache soll durch Aussage zweier oder dreier Zeugen entschieden werden.« Ich habe es früher schon gesagt und sage es jetzt wieder vorher, wie als ich zum zweitenmal anwesend war und jetzt abwesend bin, denen, die früher gesündigt haben, und auch zu allen anderen: Wenn ich komme, gibt es zum zweitenmal keine Schonung. Ihr verlangt den Beweis, daß Christus in mir redet, er, der in euch nicht schwach, vielmehr mächtig ist bei euch. Infolge seiner Schwachheit konnte er zwar gekreuzigt werden, durch die Allmacht Gottes aber lebt er wieder. Also sind auch wir zwar schwach in ihm; wir werden aber auch mit ihm aus Gottes Allmacht für euch leben. Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid. Erprobt euch selbst! Oder erkennt ihr an euch nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Wenn nicht, dann seid ihr unbewährt. Doch ich hoffe, ihr werdet finden, daß wir nicht unbewährt sind. Wir beten aber zu Gott, ihr möchtet nichts Böses tun, und nicht, daß wir bewährt erscheinen, sondern daß ihr das Gute tut, wenn auch wir selber nicht bewährt sein sollten. Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, vielmehr nur für die Wahrheit. So freuen wir uns denn, wenn wir schwach sind, ihr aber stark seid; so beten wir auch um eure Vollendung. Ich schreibe euch dieses aus der Ferne, um nicht, wenn ich dort bin, streng sein zu müssen in Kraft der Vollmacht, die mir der Herr zum Aufbauen und nicht zum Niederreißen verliehen hat. Im übrigen, meine Brüder, freut euch, laßt euch wieder zurechtbringen, ermuntert euch und lebt in Einigkeit und haltet Frieden; der Gott der Liebe und des Friedens wird dann mit euch sein. Grüßt einander mit heiligem Kusse. Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade des Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes seien mit euch allen. Gruß - Das paulinische EvangeliumPaulus, Apostel nicht von Menschen noch durch Menschen, vielmehr durch Jesus Christus und durch Gott den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat, und alle Brüder, die bei mir sind, an die Gemeinden in Galatien. Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott, unserem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden hingegeben hat, um uns aus dieser bösen Welt[-zeit] zu retten. So ist auch der Wille unseres Gottes und Vaters, dem Ehre ist von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Amen. Ich wundere mich, daß ihr so schnell euch abwendig machen laßt von dem, der euch in der Gnade Christi berufen hat, zu einem anderen Evangelium. Es gibt doch kein anderes. Allein, manche wollen euch verwirren und das Evangelium Christi verfälschen. Doch wenn wir selbst oder sogar ein Engel vom Himmel das Evangelium euch anders verkündeten, als wir es euch verkündet haben, der sei verflucht! Ich wiederhole, was ich eben sagte: Wer euch das Evangelium anders predigt, als ihr es empfangen habt, der sei verflucht! Rede ich jetzt Menschen oder Gott zulieb? Suche ich etwa Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen zu gefallen suchte, dann wäre ich nicht Christi Knecht. Liebe Brüder, ich versichere euch: Das Evangelium, das ich verkünde, ist nicht Menschenwerk. Denn nicht von einem Menschen habe ich es übernommen, auch nicht durch Unterricht gelernt, sondern durch Offenbarung Jesu Christi. Ihr habt von meinem früheren Wandel im Judentum gehört, wie ich die Gemeinde Gottes über die Maßen verfolgte und sie zugrunde zu richten suchte. Ich zeichnete mich an jüdischer Gesinnungstüchtigkeit vor vielen meiner Altersgenossen in meinem Volke aus und eiferte ganz übertrieben für die väterlichen Überlieferungen. Doch da gefiel es dem, der mich vom Mutterschoß an ausersehen und mich kraft seiner Gnade berufen hat, in mir seinen Sohn zu offenbaren, damit ich ihn der Heidenwelt verkünde. Von Anfang an zog ich nicht Fleisch und Blut zu Rate, noch ging ich nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren; nein, ich ging fort nach Arabien und kam dann wieder nach Damaskus. Erst dann, drei Jahre später, ging ich nach Jerusalem, um dort Kephas persönlich kennenzulernen. Ich hielt mich vierzehn Tage bei ihm auf. Sonst sah ich keinen der anderen Apostel, den Jakobus, den Bruder des Herrn, ausgenommen. Was ich da schreibe - ich bezeuge es vor Gott -, ist keine Lüge. Darauf kam ich in die Gegenden von Syrien und Cilizien. Den Christengemeinden in Judäa blieb ich also persönlich unbekannt. Sie hatten nur gehört: Der einstens uns verfolgt hat, verkündet jetzt den Glauben, den er vorher zu vernichten suchte. Und sie priesen Gott um meinetwillen. Echtheit des paulinischen EvangeliumsVierzehn Jahre später ging ich wieder nach Jerusalem hinauf mit Barnabas; auch Titus nahm ich mit. Ich unternahm die Reise auf eine Offenbarung hin. Ich legte ihnen das Evangelium vor, das ich bei den Heiden verkündige. Ganz besonders tat ich es vor den Maßgebenden; ich wollte nämlich nicht vergeblich laufen oder gelaufen sein. Doch nicht einmal mein Begleiter Titus, ein Grieche, ward zum Empfang der Beschneidung angehalten, obwohl sich falsche Brüder eingeschlichen und eingedrängt hatten. Die lagen auf der Lauer gegen unsere Freiheit, die wir in Christus Jesus besitzen; sie wollten uns zu Sklaven machen. Doch gaben wir ihnen nicht einen Augenblick nach, daß wir uns etwa unterworfen hätten, damit bei euch das echte Evangelium bleibe. Von den Maßgebenden - wie immer sie waren, ist mir gleichgültig; vor Gott gibt es kein Ansehen der Person -, die Maßgebenden also haben mir nichts weiter mitgeteilt. Im Gegenteil, sie haben eingesehen, daß ich mit dem Evangelium für die Unbeschnittenen betraut bin, wie Petrus mit dem für die Beschnittenen. Denn der dem Petrus seinen Beistand lieh zu dem Apostelwirken unter den Beschnittenen, stand auch mir zur Seite bei den Heiden. Als sie erkannten, daß mir eine ganz besondere Gnade verliehen ward, da gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die doch als »Säulen« gelten, mir und dem Barnabas die rechte Hand zum Zeichen der Gemeinschaft. Wir sollten zu den Heiden, sie wollten darin zu den Beschnittenen gehen; nur sollten wir der Armen gedenken. Das habe ich auch gewissenhaft getan. Als Kephas nach Antiochien kam, trat ich ihm Aug' in Aug' entgegen; denn er war schon gerichtet. Bevor nämlich einige aus der Umgebung des Jakobus gekommen waren, pflog er Tischgemeinschaft mit den Heiden. Nach ihrer Ankunft aber zog er sich zurück und sonderte sich von ihnen ab, weil er sich vor den Beschneidungsmännern fürchtete. Mit ihm verstellten sich dann auch die anderen Juden, ja, Barnabas sogar ließ sich durch ihre Verstellung mitreißen. Als ich nun sah, daß ihre Handlungsweise dem echten Evangelium nicht entspräche, da sagte ich vor allen anderen zu Kephas: »Wenn du als Jude nach heidnischer und nicht nach jüdischer Gewohnheit lebst, wie magst dann du die Heiden zwingen, die jüdische Gewohnheit anzunehmen?« Wir sind Juden von Geburt und nicht Sünder aus der Heidenwelt. Wir wissen aber, daß der Mensch gerecht wird nicht auf Grund von Werken des Gesetzes, sondern durch den Glauben an Jesus Christus. Wir haben ja den Glauben an Christus Jesus angenommen, damit wir gerecht wurden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Gesetzeswerke wird kein Mensch gerecht. Doch würden wir bei unserem Streben, in Christus gerecht zu werden, doch also Sünder erfunden, wäre dann nicht Christus Diener der Sünde? Nein, nimmermehr! Denn wenn ich das, was ich eingerissen habe, von neuem wieder aufbaue, dann erweise ich mich selbst als Übertreter. Denn durch Gesetz bin ich dem Gesetz abgestorben, um nur für Gott zu leben; mit Christus bin ich an das Kreuz geheftet. Ich lebe, aber nicht mehr ich, Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch im Fleische lebe, lebe ich im Glauben an den Gottessohn, der mich geliebt und sich selbst für mich geopfert hat. Ich tue der Gnade Gottes keinen Eintrag; denn wenn Rechtfertigung durch das Gesetz käme, dann wäre Christus umsonst gestorben. Gesetz und GlaubeIhr unverständigen Galater! Wer hat euch denn behext [der Wahrheit nicht zu gehorchen], euch, denen Jesus Christus vor Augen gezeichnet ward als der Gekreuzigte? Nur dieses eine möchte ich von euch wissen: Habt ihr den Geist empfangen durch Werke des Gesetzes oder durch die Botschaft des Glaubens? Seid ihr denn so unverständig? Ihr habt im Geiste begonnen und wolltet nun im Fleisch enden? So Schweres wolltet ihr umsonst erduldet haben? Wahrlich, umsonst! Der euch den Geist verleiht und Wunder bei euch wirkt, tut er das der Gesetzeswerke wegen oder aus dem Hören des Glaubens? Es ist so wie bei Abraham: »Er glaubte Gott, und dies ward ihm als Gerechtigkeit angerechnet.« So wisset denn: die aus dem Glauben stammen, sind Kinder Abrahams. Da nun die Schrift vorausgesehen hat, daß Gott die Heiden rechtfertige aus dem Glauben, so verkündet sie von vornherein dem Abraham die frohe Kunde: »Alle Völker sollen in dir gesegnet werden.« So werden also die, die aus dem Glauben kommen, mit Abraham, dem Glaubenden, gesegnet. Denn alle, die sich an Gesetzeswerke halten, stehen unter dem Fluche. Denn also steht geschrieben: »Verflucht sei jeder, der nicht alles treulich hält, was im Buche des Gesetzes vorgeschrieben ist, damit es gehalten werde.« Daß aber niemand durch das Gesetz vor Gott gerecht wird, ist klar, denn: »Der aus dem Glauben Gerechte wird leben.« Das Gesetz jedoch stammt nicht aus dem Glauben, denn also heißt es: »Wer das tut, wird dadurch leben.« Von dem Fluche des Gesetzes hat uns Christus erlöst dadurch, daß er unseretwegen selbst zum Fluche ward, wie denn geschrieben steht: »Verflucht sei jeder, der am Holze hängt.' So sollte denn der Segen Abrahams auf die Heiden übergehen in Christus Jesus: wir sollten durch den Glauben den verheißenen Geist empfangen. Liebe Brüder, ich will ein Gleichnis aus dem Leben bringen: Ein Testament, das rechtsgültig ist, stößt niemand um, noch fügt man ihm einen Zusatz an. Die Verheißungen wurden aber dem Abraham und seinem Nachkommen zugesagt. Nun heißt es nicht: »den Nachkommen« in der Mehrzahl, vielmehr in der Einzahl: »deinem Nachkommen"; damit ist Christus gemeint. Ich denke nun, ein Testament, das früher schon durch Gott rechtskräftig ward, kann nicht durch das Gesetz, das erst vierhundertdreißig Jahre später kam, noch umgestoßen werden, so daß die Verheißung dadurch nichtig würde. Denn würde das Erbe durch Gesetz erlangt, dann käme es nicht mehr durch die Verheißung; dem Abraham jedoch hat Gott es durch Verheißung in Gnaden geschenkt. Welchen Zweck hat aber dann das Gesetz? Es kam der Sünden wegen dazu, bis der Nachkomme auftreten würde, dem die Verheißung gilt. Durch Engel angeordnet, kam es aus der Hand eines Mittlers. Ein Mittler ist aber nicht für einen allein da; Gott jedoch ist nur Einer. So stünde also das Gesetz im Widerspruch zu dem, was Gott verheißen hat? Gewiß nicht. Wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das Leben hätte schaffen können, dann käme in der Tat die Rechtfertigung aus dem Gesetze. Allein die Schrift hat alles unter Sünde eingeschlossen, damit die Verheißung den Gläubigen gegeben werde auf Grund des Glaubens an Jesus Christus. Denn bevor der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz eingeschlossen, im Gewahrsam für den Glauben, der erst geoffenbart werden sollte. So ward uns das Gesetz ein Erzieher zu Christus, damit wir gerecht würden durch den Glauben. Da aber jetzt der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dem Erzieher. Denn ihr alle seid Kinder Gottes durch den Glauben an Christus Jesus. Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Jetzt gibt es nicht mehr Juden oder Heiden, nicht mehr Sklaven oder Freie, nicht mehr Mann noch Weib; denn ihr alle seid Einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber Christus angehört, dann seid ihr Nachkommen Abrahams und Erben, wie es verheißen ward. Leben nach dem paulinischen Evangelium - Gesetz oder FreiheitIch sage nun: Solange der Erbe noch nicht mündig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Sklaven, obgleich er Herr von allem ist. Er steht vielmehr unter Vormündern und Verwaltern bis auf die vom Vater festgesetzte Zeit. So war es auch bei uns: Solange wir noch nicht mündig waren, lebten wir geknechtet unter den Weltgeistern. Da kam die Fülle der Zeit, und Gott sandte seinen Sohn, der, vom Weib geboren, dem Gesetz unterworfen war. Er sollte die, die unter dem Gesetze standen, loskaufen, und wir sollten die Annahme an Sohnes Statt erhalten. Weil ihr nun Söhne seid, so sandte Gott in unsere Herzen den Geist seines Sohnes, und dieser ruft:"Abba!« »Vater!« So bist du also nicht mehr Sklave, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann Erbe durch Gott. Damals freilich, als ihr Gott nicht kanntet, da dientet ihr den Göttern, die es in Wirklichkeit doch gar nicht gibt. Jetzt aber erkennt ihr Gott, vielmehr, ihr seid von Gott erkannt. Wie könnt ihr euch wiederum den schwachen und armseligen Geistern zuwenden und ihnen noch einmal von neuem dienstbar werden? Ihr beobachtet ja Tage, Monate, Festzeiten und Jahre. Ich fürchte für euch, ob ich mich nicht vergeblich unter euch abgemüht habe. Liebe Brüder, ich bitte euch, werdet wie ich! Auch ich bin euch gleich geworden, ihr habt mir nichts zuleid getan. Ihr wißt, wie ich in körperlicher Schwachheit euch damals das Evangelium verkündet habe. Jedoch trotz der Prüfung, die für euch in meinem schwachen Zustande lag, habt ihr mich nicht verachtet noch vor mir ausgespuckt, vielmehr mich aufgenommen wie einen Engel Gottes, ja wie Christus Jesus selbst. Wo ist jetzt eure freudige Begeisterung? Ich kann es euch bezeugen: Ihr hättet, wenn es möglich wäre, euch die Augen ausgerissen und sie mir gegeben. Bin ich denn nunmehr euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit Sage? Jene werben um euch nicht in guter Absicht. Sie möchten euch abwendig machen, damit ihr sie alsdann umwerbet. Es ist ja schön, wenn man umworben wird, allerdings nur in einer guten Sache und allezeit und nicht bloß, solange ich bei euch bin. Liebe Kinder! Von neuem liege ich mit euch in Wehen, bis Christus in euch Gestalt gewonnen hat. Ich möchte jetzt bei euch sein und einen anderen Ton anschlagen können; in großer Sorge bin ich euretwegen. Sagt mir, ihr, die ihr so gern unter dem Gesetz stehen möchtet: Hört ihr das Gesetz nicht? Es steht geschrieben: »Abraham hatte zwei Söhne, den einen von der Magd, den anderen von der Freien. Der Sohn der Magd war natürlich geboren worden; der Sohn der Freien aber durch Verheißung.« Das ist bildlich zu verstehen: Diese (Frauen) sind die beiden Testamente; das eine das Testament vom Berge Sinai, das nur Knechte gebiert, das ist die Agar. Agar bedeutet nämlich den Berg Sinai in Arabien. Es entspricht dem jetzigen Jerusalem, das samt den Kindern in der Knechtschaft ist. Doch frei ist das Jerusalem dort oben, und das ist unsere Mutter. Es steht ja auch geschrieben: »Freu dich, du unfruchtbare, die du nicht geboren hast, o juble laut du, die du keine Wehen kennst! Zahlreicher sind die Kinder der Vereinsamten als die der Vermählten.« Ihr aber, liebe Brüder, seid, wie Isaak, Kinder der Verheißung. Wie aber damals der natürlich Geborene den nach dem Geiste Geborenen verfolgte, so ist es auch heute noch. Was sagt jedoch die Schrift? »Verstoße die Magd und ihren Sohn; der Sohn der Magd darf nicht mit dem Sohn der Freien erben!« So sind wir also, meine lieben Brüder, nicht Kinder der Magd, sondern der Freien. Die christliche FreiheitFür die Freiheit hat Christus uns befreit. So steht denn fest und laßt euch nicht wieder das Joch der Sklaverei aufbürden. Seht! Ich, Paulus, sage euch:Wenn ihr euch beschneiden laßt, dann nützt euch Christus nichts. Und noch einmal versichere ich jedem, der sich beschneiden läßt: Er ist dann verpflichtet, das ganze Gesetz zu halten. Ihr seid von Christus losgetrennt, wenn ihr euch durch das Gesetz Rechtfertigung zu verschaffen sucht; ihr geht dann der Gnade verlustig. Denn wir erwarten die Rechtfertigung, auf die wir hoffen, durch den Geist in Kraft des Glaubens. In Christus Jesus nützt die Beschneidung nichts noch das Unbeschnittensein, sondern Glaube, der durch die Liebe wirkt. Ihr waret in so gutem Lauf. Wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht mehr folgen wollt? Die Umstimmung kommt nicht von dem, der euch berufen hat. Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ich habe zu euch das Vertrauen im Herrn, daß ihr nicht anderen Sinnes werdet. Doch wird sein Urteil ertragen müssen, mag sein, wer es will, wer bei euch Verwirrung stiftet. Wenn ich aber, liebe Brüder, noch die Beschneidung predigte, warum werde ich dann noch verfolgt? Dann ist ja das Ärgernis des Kreuzes aus der Welt geschafft. Möchten doch die, die euch verwirren, sich gleich entmannen lassen. Zur Freiheit seid ihr berufen worden, liebe Brüder. Mißbraucht aber die Freiheit nicht als einen Vorwand für ein Leben nach dem Fleische; nein, dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz ist mit dem einen Wort erfüllt: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« Wenn ihr jedoch einander beißt und auffreßt, seht dann nur zu, daß ihr nicht voneinander aufgefressen werdet. Ich sage: Wandelt im Geiste, dann werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht mehr vollbringen. Das Fleisch gelüstet es ja gegen den Geist, des Geistes Begehren widerspricht dem Fleische; sie liegen in Streit miteinander, so daß ihr das nicht tut, was ihr möchtet. Laßt ihr euch aber vom Geiste leiten, dann steht ihr nicht unter dem Gesetze. Offenkundig sind die Werke des Fleisches, zum Beispiel Unzucht, Unkeuschheit [Schamlosigkeit], Wollust, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zwietracht, Spaltungen, Parteien, Neid [Mord], Trunkenheit, Schlemmerei und anderes dergleichen. Was ich euch früher schon gesagt habe, das wiederhole ich: Die solches treiben, werden das Reich Gottes nicht erben. Des Geistes Frucht dagegen ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Wohlwollen, Güte, Vertrauen, Sanftmut [Keuschheit] und Enthaltsamkeit. Dem steht das Gesetz auf keinen Fall entgegen. Die aber Christus Jesus angehören, haben ihr Fleisch mitsamt den Leidenschaften und den Lüsten ans Kreuz geschlagen. Wenn wir nun durch den Geist das Leben haben, dann laßt uns auch im Geiste wandeln. Laßt uns nicht nach eitlem Ruhme trachten und nicht einander reizen und gegenseitig uns beneiden! Ermahnungen zur Nachsicht gegen Fehlende - SchlußLiebe Brüder! Wenn einer in der Übereilung einen Fehltritt tut, dann weist ihn, die ihr Geistesmänner seid, im Geiste der Sanftmut zurecht. Doch achte dabei auf dich selbst, damit nicht auch du in Versuchung kommst. Der eine trage die Last des anderen. Also erfüllt ihr das Gesetz Christi. Denn wer sich schmeichelt, er habe etwas zu bedeuten, während er doch nichts ist, betrügt sich selbst. Jeder prüfe nur sein eigenes Handeln, dann wird er seinen Ruhm für sich behalten und andere damit verschonen. Hat doch ein jeder an seiner eigenen Last zu tragen. Wer in der Lehre Unterricht erhält, der soll dem Lehrer Teil an all seiner Habe geben. Täuscht euch nicht: Gott läßt seiner nicht spotten. Was der Mensch sät, wird er ernten. Wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleische Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geiste das ewige Leben ernten. Laßt uns im Gutestun nicht müde werden! Denn schließlich werden wir doch einmal ernten, wenn wir nicht nachlassen. So lasset uns denn allen Gutes tun, solange wir noch Gelegenheit dazu haben, besonders aber unseren Glaubensgenossen. Seht, mit was für großen Buchstaben ich euch eigenhändig schreibe. Alle, die bei den Menschen eine Rolle spielen möchten, wollen euch die Beschneidung aufnötigen, nur damit sie um des Kreuzes Christi willen nicht verfolgt werden. Und dabei halten sie, obwohl beschnitten, nicht einmal selber das Gesetz. Nur deshalb wollen sie euch ja beschneiden, damit sie sich mit eurem Fleische rühmen können. Mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, es sei denn im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. Durch ihn ist mir die Welt gekreuzigt und ich der Welt. Denn [in Christus Jesus] weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein hat Wert, vielmehr nur eine Neuschöpfung. Über alle, die nach diesem Grundsatz wandeln, komme Friede und Erbarmen und über das Israel Gottes. In Zukunft mache mir keiner Unannehmlichkeiten; ich trage ja die Male [des Herrn] Jesu an meinem Leibe. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste, liebe Brüder. Amen. Gruß - Lobeshymnus - Würde des GlaubensPaulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, den Heiligen und Gläubigen in Christus Jesus [in Ephesus]. Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott, unserem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus! Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er, der uns im Himmel gesegnet hat in Christus mit aller Art von Geistessegen, So wie er uns in ihm vor Grundlegung der Welt erwählt hat, auf daß wir heilig seien vor ihm und tadellos. Er, der uns in Liebe zu seinen Kindern vorherbestimmte durch Jesus Christus, weil so sein Wohlgefallen es gewollt hat, damit wir jubeln ob der Herrlichkeit seiner Gnade, die er in seinem Liebling gnädig uns verliehen hat. In ihm besitzen wir Erlösung durch sein Blut, Vergebung unserer Sünden dank seiner überreichen Gnade, die er reichlich auf uns überströmen ließ samt aller Weisheit und Erkenntnis. Er tat uns kund, was er geheimnisvoll gewollt, wie er es sich in seiner Liebe in ihm vorgenommen hat: Er wollte es in der Zeiten Fülle erreichen, daß alles wieder unter einem Haupte, unter Christus, stünde, was im Himmel und auf Erden ist. In ihm sind wir als Erben gleichfalls reich bedacht, die wir vorausbestimmt gewesen nach dem Plane dessen, der alles nach dem Ratschluß seines Willens wirkt. So sollten wir zum Lobe seiner Herrlichkeit gereichen, nachdem wir längst zuvor auf Christus unsere Hoffnung aufgebaut. Als ihr das Wort der Wahrheit, die frohe Botschaft eures Heils, vernommen und als ihr dann geglaubt habt, seid auch ihr in ihm mit dem verheißenen Heiligen Geiste besiegelt worden. Ist er doch unseres Erbes Unterpfand, das uns den Loskauf seines Eigentums verbürgt zum Lobe seiner Herrlichkeit. Seitdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus hörte sowie von eurer Liebe zu allen Heiligen, sage ich um euretwillen unablässig Dank, bei meinem Beten euer eingedenk. Möge der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Verherrlichung, den Geist der Weisheit und der Offenbarung euch verleihen, damit ihr ihn erkennet. Möge er die Augen eures Herzens hell erleuchten, damit ihr so begreift, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid, wie herrlich reich sein Erbe bei den Heiligen, wie überwältigend groß seine Macht an uns ist, die wir gläubig wurden auf Grund der großen Wirkung seiner Kraft, die er erwiesen hat an Christus, als er ihn von den Toten auferweckte und ihn in Himmelshöhen zu seiner Rechten sitzen hieß, hoch über alle Macht und Kraft und über Herrschaft und Gewalt, ja, über jedes Wesen, das es in dieser Welt und in der Welt der Zukunft gibt. Er legte ihm das ganze All zu Füßen, ihn aber machte er zum Haupte der Kirche, das alles überragen sollte, der Kirche, die sein Leib ist, die ganze Fülle dessen, der das All allüberall erfüllt. Würde der ChristenIhr waret tot infolge eurer Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst nach dem Zeitgeist dieser Welt gewandelt seid, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der noch immer in den Kindern des Ungehorsams wirksam ist. Darunter wandelten auch wir einst alle mit unseren fleischlichen Gelüsten. Wir taten, was das Fleisch und Herz begehrte, und waren von Natur Kinder des Zornes, genau so wie die anderen. Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat auch uns in seiner großen Liebe, in der er uns so sehr geliebt hat, obwohl wir unserer Sünden wegen tot waren, dennoch mit Christus zusammen wieder auferweckt zum Leben. Aus Gnade seid ihr gerettet. Er hat in Christus Jesus uns auch miterweckt und mit ins Himmelreich versetzt, Um in den Zeiten, die da kommen werden, den übergroßen Reichtum der Gnade aufzuzeigen, aus lauter Güte gegen uns in Christus Jesus. Durch Gnade seid ihr kraft des Glaubens gerettet, und zwar nicht als euer eigenes Verdienst; Gottes Gabe ist es. Nicht aus Werken, damit sich keiner rühmen könne. Wir sind ja sein Geschöpf, in Christus Jesus für gute Werke geschaffen, die Gott bereitet hat im voraus, damit wir eifrig in ihnen wandeln. Darum bedenkt, daß ehemals ihr, die Heiden von Geburt - die »Beschnittenen«, die am Leibe von Menschenhänden beschnitten sind, heißen euch »Unbeschnittene« - in jener Zeit ohne Christus gelebt habt, ausgeschlossen aus Israels Gemeinde, ohne Anteil am Bunde der Verheißung, ohne Hoffnung, ohne Gott in dieser Welt. Doch jetzt seid ihr, die ihr einst ferne wart, in Christus Jesus nahe geworden durch Christi Blut. Denn er selbst ist unser Friede, der die beiden zu Einem gemacht hat und dadurch, daß er die Scheidewand, das heißt den Zaun, die Feindschaft in seinem Fleische abgebrochen hat, das Gesetz der Gebote in seinen Anordnungen außer Kraft gesetzt hat, damit er die beiden in sich zu einem einzigen, neuen Menschen schuf und so Frieden stiftete. Die beiden wollte er in einem Leibe durch das Kreuz mit Gott versöhnen, indem er die Feindschaft dort vernichtete. So trat er auf und verkündete Frieden euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. Wir beide haben also durch ihn in einem Geiste den Zutritt zum Vater. So seid ihr denn nicht mehr Fremde und Beisassen, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten, indessen Christus Jesus selbst der Schlußstein ist. In ihm fügt sich der ganze Bau zusammen und wächst zu einem Tempel aus, heilig im Herrn, auf dem auch ihr zu einer geistigen Gotteswohnung miterbaut seid. Das Christusgeheimnis und der ApostelUm dessentwillen bin ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu, für euch, ihr Heidenchristen. Ihr habt doch sicherlich gehört, wie die Gnade Gottes waltete, die mir für euch gegeben ward. Durch eine Offenbarung wurde mir aber das Geheimnis kundgetan, wie ich es kurz beschrieben habe. Beim Lesen könnt ihr daraus erkennen, welchen Einblick ich in das Geheimnis Christi habe. Dieses ward zu anderen Zeiten den Menschenkindern nicht so geoffenbart, wie es durch den Geist jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten enthüllt ward. Die Heiden sind in Christus Jesus Miterben, Mitglieder und Mitgenossen der Verheißung durch das Evangelium. Sein Diener wurde ich nach Gottes Gnadengabe, die mir durch seine Machtwirkung verliehen ward. Mir, dem geringsten unter den Heiligen, ist diese große Gnade zugefallen, der Heidenwelt den unergründlich tiefen Reichtum Christi zu verkünden und es bei allen in das Licht zu stellen, wie das Geheimnis verwirklicht ward, das seit den ewigen Zeiten in Gott verborgen war, der das Weltall schuf, damit den Mächten und den Kräften in den Himmelshöhen jetzt durch die Kirche die mannigfache Weisheit Gottes kundgetan werde  nach jenem ewigen Beschluß, den er in Christus Jesus, unserem Herrn, verwirklicht hat. Durch ihn sind wir voll Zuversicht und können, da wir an ihn glauben, jetzt voll Vertrauen nahetreten. So bitte ich euch denn: Verzaget nicht bei meiner Drangsal, die ich für euch leide; denn sie gereicht euch zur Ehre. Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater [unseres Herrn Jesus Christus], nach dem sich jede Gemeinschaft im Himmel und auf Erden nennt. Möge er euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit verleihen, daß ihr durch seinen Geist am innern Menschen mit Kraft gefestigt werdet, damit Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in Liebe festgewurzelt und gegründet seid. Dann werdet ihr mit allen Heiligen erfassen können die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe. Dann werdet ihr die Liebe Christi erkennen, die jede Erkenntnis weit überragt, und werdet übervoll von Gottes Fülle werden. Ihm aber, der durch die Kraft, die in uns wirksam ist, mehr, über alle Maßen mehr, zu tun vermag, als was wir bitten und ersinnen können, ihm sei die Verherrlichung in der Kirche und in Christus Jesus für alle Zeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Das Leben aus dem GlaubenAls der Gefangene im Herrn ermahne ich euch: Wandelt würdig des Berufs, der euch zuteil geworden ist, in aller Demut, Sanftmut, Geduld. Ertragt einander in Liebe; seid eifrig darauf bedacht, die Einheit des Geistes zu erhalten durch das Band des Friedens. Es ist nur ein Leib und ein Geist, wie ihr ja auch, als ihr berufen wurdet, zu einer Hoffnung berufen worden seid. Es ist auch nur ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen wirkt. Jedem aus uns wurde die Gnade verliehen je nach dem von Christus ausgeteilten Maß. Darum heißt es auch: »Er stieg zur Höhe auf und führte die Gefangenen mit sich und gab den Menschen seine Gaben.« Was setzt das Hinaufsteigen anderes voraus, als daß er vorher unter die Erde hinabgestiegen ist? Der herabkam, ist derselbe, der über alle Himmel aufstieg, um so das Weltall zu erfüllen. Und er bestimmte die einen zu Aposteln, die anderen zu Propheten, noch andere zu Evangelisten, zu Hirten und zu Lehrern. Sie sollen so die Heiligen zur Ausübung des Amtes bilden, zum Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle zur Einheit im Glauben kommen und zur vollen Erkenntnis des Sohnes Gottes und zum vollendeten Manne, zum Maß der Reife der Christusfülle. Dann sind wir nicht mehr unmündige Kinder, die sich schaukeln und tragen lassen durch jeden Windhauch irgendeiner Lehre, durch der Menschen Trugspiel und durch die Arglist in der Kunst der Irreführung. Nein, an die Wahrheit wollen wir uns halten, in Liebe ganz und gar in den hineinwachsen, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus fügt und schließt sich der ganze Leib zusammen - und jedes der Gelenke leistet seinen Dienst dabei -, und jedem Teil ist sein ganz bestimmtes Maß der Arbeit zugemessen, und so vollzieht sich das Wachstum des Leibes, bis er sich auferbaut in Liebe. So sage ich denn und beschwöre euch im Herrn: Wandelt nicht mehr gleich den Heiden, die nach ihrem verkehrten Sinne wandeln! Sie sind in ihrem Denken verfinstert, entfremdet einem Leben in Gott; Unwissenheit hält sie umfangen, weil ihr Herz verhärtet ist. Und unempfindlich wurden sie und gaben sich selbst der Ausschweifung hin, um unersättlich jeder Unreinheit zu frönen. Ihr aber habt Christus nicht in solcher Weise kennengelernt, Soweit ihr von ihm gehört habt und über ihn unterrichtet worden seid, so wie es in Jesus Wahrheit ist. Legt ab den alten Menschen nach eurem früheren Wandel, der seiner trügerischen Lüste wegen untergeht. Ihr sollt euch vielmehr durch den Geist in eurem Sinn erneuern und anziehen den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. So leget denn die Lüge ab; ein jeder rede mit seinem Nächsten die Wahrheit. Wir sind ja Glieder untereinander. »Wenn ihr zürnt, dann sündigt nicht«. Die Sonne gehe nicht unter über eurem Groll. Gebt dem Teufel nicht Raum. Der Dieb soll nicht mehr stehlen; vielmehr verschaffe er sich durch seiner Hände Arbeit ehrlichen Verdienst, damit er davon dem Bedürftigen noch geben könne. Aus eurem Munde komme keine schlechte Rede, sondern nur gute, die, wo nur immer möglich, zur Erbauung dient und so den Hörern Segen bringt. Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr für den Tag der Erlösung besiegelt seid. Und jede Bitterkeit und jeder Zorn und Groll und alles Lärmen, alles Lästern samt aller Bosheit soll euch ferne bleiben. Seid vielmehr gütig und barmherzig gegeneinander, vergebt einander, so wie Gott in Christus euch vergeben hat! Christliche HaustafelIhr sollt Nachahmer Gottes sein, als vielgeliebte Kinder. Wandelt in der Liebe, wie auch Christus euch geliebt und sich für uns an Gott als ein köstlich duftendes Opfer hingegeben hat. Unzucht und jede Art von Unreinheit und Habsucht werde unter euch nicht einmal erwähnt. So ziemt es sich für Heilige. Auch nicht Zoten, Possenreißerei, leichtfertiges Geschwätz; all das geziemt sich nicht. Dagegen um so mehr Lobpreisung. Denn dies müßt ihr wissen und verstehen: Kein Unkeuscher oder Unreiner oder Habgieriger - ein solcher wäre ein Götzendiener - hat Erbteil am Reiche Christi und Gottes. Niemand täusche euch durch eitles Schwätzen. Um solcher Dinge willen kommt ja der Zorn Gottes auf die, die ungehorsam bleiben. Habt nichts mit solchen gemein. Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. So wandelt als Kinder des Lichtes! Die Frucht des Lichtes zeigt sich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn gefällig ist. Laßt euch nicht mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis ein; stellt sie vielmehr ans Licht. Was jene im Verborgenen treiben, das ist zu schändlich, um es auch nur auszusprechen. Doch alles, was man ans Licht stellt, wird vom Licht erhellt; was aber hell erleuchtet wird, das ist ja selbst Licht. Darum heißt es auch: »Wach auf, du Schläfer; steh auf von den Toten, und Christus wird dir aufleuchten.« So gebt denn peinlich acht, wie ihr wandelt. Nicht als Unverständige. Nein, wie Verständige. Kauft die Zeit aus! Bös sind die Tage. Deswegen werdet nicht unvernünftig, sucht vielmehr zu verstehen, was der Wille des Herrn ist. Berauscht euch nicht im Weine; das führt nur zur Ausschweifung. Werdet vielmehr voll des [Heiligen] Geistes. In Psalmen, Hymnen und in frommen Liedern redet zueinander, singt und jubelt dem Herrn in eurem Herzen! Dankt allezeit für alles Gott, dem Vater, im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Ordnet in der Ehrfurcht Christi euch einander unter. Die Frauen seien ihren Männern untergeben wie dem Herrn. Der Mann ist ja das Haupt der Frau, wie Christus das Haupt der Kirche ist, er als Erlöser des Leibes. Wie die Kirche Christus untergeben ist, so seien auch die Frauen ihren Männern untertan in allem. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt und sich für sie dahingegeben hat, um sie zu heiligen. Er machte sie rein in der Wassertaufe durch das Wort [des Lebens], um sich die Kirche herrlich zu gestalten ohne Flecken, ohne Runzel und dergleichen; denn heilig sollte sie sein und ohne Makel. So müssen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich ja nur selbst. Es hat noch niemand sein eigenes Fleisch gehaßt; er hegt und pflegt es vielmehr. So machte es auch Christus mit der Kirche, weil wir Glieder seines Leibes sind [von seinem Fleisch und von seinem Bein]: »Darum verläßt der Mann Vater und Mutter, verbindet sich mit seinem Weibe, und diese beiden werden dann zu einem Fleische.« Dieses Geheimnis ist groß; ich meine es aber in seiner Beziehung zu Christus und zur Kirche. So geht es denn nicht anders, als daß ein jeder einzelne auch bei euch seine Frau liebe wie sich selbst. Die Frau indessen soll vor dem Mann Ehrfurcht haben. Ermahnungen - SchlußIhr Kinder, seid euren Eltern untertan im Herrn, denn so gehört es sich. »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren«. Dies ist das erste der Gebote, dem eine Verheißung beigegeben ist: »damit es dir wohlergehe und du lange lebest auf Erden". Ihr Väter aber reizt eure Kinder nicht zum Zorne; erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn. Ihr Sklaven, gehorcht euren Herrn auf Erden mit Furcht und Zittern und in der Lauterkeit eures Herzens, wie Christo. Seid nicht Augendiener, die nur den Menschen zu gefallen suchen. Seid vielmehr Sklaven Christi, die den Willen Gottes aus ganzem Herzen tun. Dient willig, als gälte es dem Herrn und nicht dem Menschen. Ihr wißt ja, daß jeder für das Gute, das er tut, vom Herrn seinen Lohn empfängt, sei er nun Sklave oder Freier. Doch auch ihr, Herren, handelt ihnen gegenüber ebenso. Lasset das Schelten! Ihr wißt ja: Geradeso wie sie habt ihr im Himmel einen Herrn; bei diesem gibt es kein Ansehen der Person. Im übrigen: Erstarkt im Herrn und in seiner mächtigen Kraft. Zieht Gottes volle Waffenrüstung an, damit ihr den Ränken des Teufels widerstehen könnt! Denn unser Kampf geht nicht gegen Fleisch und Blut, vielmehr gegen die Mächte und die Kräfte, die Weltbeherrscher dieser Finsternis, die bösen Geister in den Himmelshöhen. So legt denn die volle Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am bösen Tage widerstehen könnt und nach erkämpftem vollem Siege das Feld behauptet. So steht da, umgürtet an den Lenden mit der Wahrheit, bekleidet mit dem Panzer der Gerechtigkeit, beschuht an euren Füßen mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. Zu all dem nehmt noch den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Geschosse des Bösen löschen könnt. Ergreift sodann den Helm zum Schutz und auch das Schwert des Geistes, das heißt das Wort Gottes. Mit lauter Bitten und mit Flehen betet allezeit im Geiste; wacht noch dazu in anhaltendem Gebete für alle Heiligen, und auch für mich, damit mir das rechte Wort verliehen werde, wenn ich meinen Mund auftun soll, um freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden, dessen Botschafter ich trotz der Fesseln bin, damit ich freimütig darüber rede, wie die Pflicht mir es gebietet. Doch sollt auch ihr erfahren, wie meine Lage ist, wie es mir geht. Dies alles wird euch Tychikus erzählen, der liebe Bruder und treue Diener im Herrn. Gerade deshalb sende ich ihn zu euch, damit ihr erfahret, wie es um uns steht, und damit er eure Herzen tröste. Den Brüdern werde Friede zuteil und Liebe samt dem Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Die Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus in [seiner] Unvergänglichkeit lieben! Gruß - Aus dem Leben des ApostelsPaulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus zu Philippi mitsamt den Bischöfen und Diakonen. Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott, unserem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus. Ich danke meinem Gott, sooft ich an euch denke, und flehe allezeit bei all meinem Beten mit Freude für euch alle. Ich danke ihm wegen eurer regen Anteilnahme, die ihr für das Evangelium vom ersten Tage bis jetzt bewiesen habt. Darum habe ich auch die Überzeugung, daß er, der in euch das gute Werk begonnen hat, es auch vollenden werde bis zum Tage Christi Jesu. Nur billig ist es, daß ich so von euch allen denke; trage ich euch doch in meinem Herzen eingeschlossen. Ihr nahmt ja alle teil an meiner Gnade, sowohl als ich gefangen lag als auch da, wo ich das Evangelium verteidigt und bekräftigt habe. Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne in der Liebe Christi Jesu. Und dies erbitte ich, daß eure Liebe immer reicher und reicher werde an Erkenntnis und an jeglicher Erfahrung, damit ihr das Richtige zu wählen wisset, damit ihr lauter seid und tadellos für den Tag Christi und reich an Frucht der Gerechtigkeit, die aus Jesus Christus stammt, zu Gottes Herrlichkeit und Ruhm. Liebe Brüder! Ich möchte euch wissen lassen, daß meine Lage eher zur Förderung des Evangeliums dient. Es ist ja bei der ganzen Leibwache und sonst noch überall bekannt geworden, daß ich meine Fesseln um Christi willen trage. Auch ward die Mehrzahl der Brüder im Herrn durch meine Fesseln ermutigt und wagt es um so mehr, ganz furchtlos Gottes Wort zu verkünden. Es verkündigen zwar einige Christus nur aus Neid und Eifersucht, doch andere auch wieder guten Sinnes: Die einen künden Christus aus Liebe, wohl wissend, daß ich zur Rechtfertigung des Evangeliums bestimmt bin; die anderen aus Streitsucht, nicht in reiner Absicht und sie gedenken, mir in meinen Banden Trübsal zu bereiten. Doch was liegt daran? Wenn nur auf jede Art und Weise, aufrichtig oder hinterhältig, Christus verkündet wird. Dies dient mir zur Freude. Es wird mich auch weiter freuen. Ich weiß ja, daß es mir zum Heile dienen wird durch euer Beten und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi. Und dem entsprechen auch mein Hoffen und mein Harren, daß ich in nichts zuschanden werde, daß vielmehr, wie schon immer, so auch jetzt an meinem Leibe frei und offen Christus verherrlicht werde, sei es durch mein Leben, sei es durch mein Sterben. Denn für mich ist das Leben Christus, das Sterben Gewinn. Ist es nämlich mir bestimmt, noch im Fleische zu leben, so heißt das für mich Arbeit und Erfolg, und also weiß ich wirklich nicht, was ich vorziehen soll. Nach beiden Seiten zieht es mich hin: Ich habe das Verlangen, aufgelöst zu werden und mit Christus zu sein; und das wäre bei weitem schon das Beste - im Fleische zu bleiben aber ist viel nötiger um euretwillen. In dieser Überzeugung weiß ich, daß ich am Leben bleiben und bei euch allen ausharren werde zu eurem Fortschritt wie zu eurer Glaubensfreudigkeit. Dann könnt ihr euch um meinetwillen Christi Jesu noch mehr rühmen, wenn ich wiederum zu euch komme. Wollet doch des Evangeliums Christi würdig wandeln, damit, sollte ich kommen und euch sehen dürfen oder fernbleiben müssen, ich von euch höre, daß ihr feststeht in einem Geiste, in Eintracht für den Glauben an das Evangelium kämpft und euch in keiner Weise von Widersachern zaghaft machen laßt. Dies ist für sie ein Zeichen, daß sie verlorengehen, ihr aber Rettung finden werdet, und dieses Zeichen kommt von Gott. Ward doch euch die Gnade verliehen, an Christus nicht allein zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden. Ihr habt ja denselben Kampf, den ihr an mir gesehen habt, von dem ihr jetzt von mir hört. Sorge um den religiösen Stand der GemeindeWenn ihr also auf christliche Ermahnung etwas haltet, auf liebevolles Zureden, auf die Gemeinschaft im Geist, auf herzliches Erbarmen, so macht meine Freude voll und seid ein Herz in gleicher Liebe, im Sinnen und im Sorgen einig und fern von Streit und eitler Ruhmsucht. In Demut achte jeder den anderen höher als sich selbst, keiner sei auf den eigenen Vorteil aus, vielmehr ein jeder auch auf den des Nächsten. Hegt in euch dasselbe Sinnen, wie es Christus Jesus hatte. Obwohl er sich in der Gestalt Gottes befand, wollte er dennoch nicht gewaltsam an seiner Gottesgleichheit festhalten, vielmehr entäußerte er sich, nahm Knechtsgestalt an und ward den Menschen ähnlich. Im Äußeren als Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tod am Kreuze. Darum hat ihn Gott auch so hoch erhoben und ihm den Namen gnädiglich verliehen, der über alle Namen ist: Im Namen Jesus sollen sich alle Knie beugen im Himmel, auf der Erde und in der Unterwelt, und jede Zunge soll laut bekennen zu Gottes, des Vaters, Herrlichkeit: Jesus Christus ist der Herr. Wohlan denn, meine Vielgeliebten! So wie ihr allezeit gehorsam waret, so wirkt nicht bloß, wenn ich zugegen bin, sondern noch viel mehr, solange ich fern bin, euer Heil mit Furcht und Zittern. Gott ist es ja, der in euch das Wollen und auch das Vollbringen zustande bringt nach seinem Wohlgefallen. Tut alles ohne Murren und Bedenken, damit ihr untadelig und unverdorben seid und Gotteskinder inmitten eines ganz verkehrten und verdorbenen Geschlechts, in dem ihr leuchtet wie die Sterne im Weltall. Haltet fest am Worte des Lebens, mir zum Ruhm am Tage Christi, damit ich nicht vergeblich gelaufen sei und mich nicht vergeblich abgemüht habe. Doch wenn ich auch mein Blut vergießen muß zum Opfer und zur Weihe eures Glaubens, so bin ich dennoch froh und freue mich mit euch allen. Seid auch ihr darüber froh und freut euch mit mir! Im Herrn Jesus hoffe ich, daß ich euch den Timotheus bald senden kann. Dann werde ich wieder guten Mutes werden, sobald ich weiß, wie es um euch steht. Ich habe sonst keinen, der diesem gleichgesinnt und so aufrichtig für euch besorgt gewesen wäre. Alle anderen denken nur an sich und nicht an die Sache Christi Jesu. Ihr wisset, wie er sich bewährt hat; gleich wie ein Sohn dem Vater, so hat er mit mir dem Evangelium gedient. Ihn also hoffe ich zu senden, sobald ich meine eigene Lage überschauen kann. Ich habe indessen die Zuversicht im Herrn, daß ich auch selbst bald kommen kann. Doch hielt ich es für nötig, den Epaphroditus zu euch zu senden. Er ist mein Bruder, Mitarbeiter und mein Mitkämpfer; für euch ist er Apostel und Diener für alles, was ich brauche. Er war in Sehnsucht nach euch allen und in banger Sorge, weil ihr von seiner Krankheit gehört hattet. Er war tatsächlich todkrank; doch Gott erbarmte sich seiner, und nicht nur seiner, sondern auch meiner, damit ich nicht Trauer über Trauer hätte. Um so mehr beeile ich mich, ihn abzusenden, auf daß ihr die Freude des Wiedersehens habt und ich so einer Sorge ledig bin. So nehmt ihn denn im Herrn in aller Freude auf und haltet solche Männer wohl in Ehren. Denn um des Werkes Christi willen kam er dem Tode nahe, und mutig wagte er sein Leben, um im Dienste für mich das zu ersetzen, was ihr nicht leisten konntet. Mahnungen und Warnungen an die GemeindeIm übrigen, o meine lieben Brüder, freuet euch im Herrn! Das Gleiche euch zu schreiben, ist keine Last für mich, für euch bedeutet es aber Sicherheit. Nehmt euch vor den Hunden in acht, nehmt euch in acht vor schlechten Arbeitern, nehmt euch in acht vor der Zerschneidung! Die richtige Beschneidung sind doch wir, die geistigen Gottesdiener, die wir uns in Christus Jesus rühmen und nicht dem Fleische vertrauen, obwohl ich auch dem Fleische vertrauen könnte. Wenn irgendeiner meint, er könne auf das Fleisch vertrauen, so könnte ich erst recht dies tun. Ich bin am achten Tage beschnitten, bin aus dem Volke Israel und aus dem Stamme Benjamin und ein Hebräer von hebräischen Ahnen; ich war gesetzestreuer Pharisäer, voll Eifer verfolgte ich die Kirche [Gottes], von tadellosem Wandel, was die Gerechtigkeit betrifft, die aus dem Gesetze stammt. Doch was mir einstens als Gewinn erschien, das habe ich um Christi willen für wertlos erachtet. Ich erachte übrigens gar alles für wertlos; denn weit wertvoller ist die Erkenntnis meines Herrn Christus Jesus, für den ich alles preisgegeben habe. Geradezu für Kehricht halte ich es, um Christus dadurch zu gewinnen, damit ich in ihm gefunden werde, und dies nicht mit meiner Gerechtigkeit aus dem Gesetze, vielmehr mit der Gerechtigkeit aus dem Glauben an Christus, die aus Gott stammt, ruhend auf dem Glaubensgrund. So werde ich ihn erkennen und die Macht seiner Auferstehung sowie die Gemeinschaft mit seinen Leiden dadurch, daß ich ihm im Tod ähnlich werde, in dem Gedanken, zur Auferstehung von den Toten zu gelangen. Nicht, als hätte ich es bereits erreicht oder als ob ich schon vollendet wäre, jedoch ich jage ihm nach und möchte es ergreifen, wie auch ich von Christus Jesus ergriffen ward. Brüder! Ich bilde mir nicht ein, es schon erreicht zu haben; eins aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir ist, und strecke mich nach dem, was vor mir liegt; das Ziel im Auge jage ich dem Kampfpreis nach: der Berufung von droben, von Gott durch Christus Jesus. Wir alle, die wir schon vollendet sind, wollen doch so denken. Doch solltet ihr in einem Punkte anders denken, so wird euch Gott auch dies offenbaren; nur müssen wir auf dem betretenen Wege weitergehen. Ahmt mich nach, liebe Brüder, und achtet sehr auf die, die nach unserem Vorbild wandeln. Denn viele wandeln, wie ich euch schon oft gesagt habe, jetzt aber unter Tränen wiederhole, als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott der Bauch, sie setzen ihren Ruhm in ihre Scham; ihr Sinnen geht nur aufs Irdische. Doch unser Staat ist im Himmel, woher wir unseren Erlöser, den Herrn Jesus Christus, erwarten. Er wird dann unseren armseligen Leib verwandeln und seinem verklärten Leibe gleichgestalten mit der Macht, mit der er auch das All sich unterwerfen kann. Ermahnungen - DankDaher, meine lieben, teuren Brüder, meine Freude und mein Kranz, steht fest im Herrn, Geliebte! Ich mahne die Evodia und mahne die Syntyche, in Eintracht im Herrn zu sein. Ich bitte, trauter Freund, auch dich: Nimm dich ihrer an! Sie haben sich mit mir fürs Evangelium gemüht, zusammen mit Klemens und den andern Mitarbeitern; ihre Namen stehen im Buche des Lebens. Freuet euch allezeit im Herrn! Ich wiederhole es:, Freuet euch! Eure Güte werde allen Menschen kund! Der Herr ist nahe. Habt keine Sorge, bringt vielmehr alle eure Anliegen in innigem Gebete mit Dank vor Gott. Der Friede Gottes, der jedes Begreifen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus behüten. Endlich, Brüder, trachtet nach dem, was wahr, was würdig, was recht, was heilig, was liebenswürdig, was rühmlich, was tugendhaft ist oder sonstwie löblich. Was ihr gelernt und überkommen, gehört und auch an mir gesehen habt, das tut! Der Gott des Friedens wird mit euch sein. Eine große Freude war es mir im Herrn, weil ihr endlich einmal wiederum in der Lage wart, für mich zu sorgen. Ihr seid zwar immer so besorgt gewesen, doch hattet ihr nicht die Gelegenheit dazu. Nicht so, als wollte ich jetzt von Entbehrungen sprechen; ich habe es ja gelernt, mit den Verhältnissen mich abzufinden. Ich kann in Armut und ich kann im Überflusse leben. Mit allem und mit jedem bin ich wohl vertraut, mit Sattsein und mit Hungerleiden; mit Reichsein und mit Darben. Ja, ich vermag alles, in dem, der mir die Kraft dazu gibt. Ihr habt gleichwohl gut daran getan, daß ihr euch meiner Not angenommen habt. Auch ihr wißt es, meine lieben Leute von Philippi: Als ich Mazedonien zu Anfang der Verkündigung des Glaubens verließ, stand keine der Gemeinden mit mir im Verhältnis des Gebens und Empfangens als ihr allein. Schon nach Thessalonich habt ihr mehr als einmal mir etwas für meine Not geschickt. Nicht als ob ich die Gabe suchen würde; ich suche die Frucht in reichster Fülle, die euch gutgeschrieben werden wird. Ich habe alles empfangen, und dies im Überfluß; ich bin so reich, seitdem ich eure Gabe durch Epaphroditus empfangen habe. Es war ein lieblicher Duft, ein angenehmes, Gott wohlgefälliges Opfer. Mein Gott wird alle eure Wünsche auf das herrlichste erfüllen in Christus Jesus nach seinem Reichtum. Gott, unserm Vater, sei Preis in Ewigkeit der Ewigkeiten. Amen. Grüßt jeden Heiligen in Christus Jesus! Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Es grüßen euch die Heiligen alle, besonders die vom Hause des Kaisers. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste! Amen. Gruß - Paulus und ChristusPaulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, und Timotheus, der Bruder, an die heiligen und christusgläubigen Brüder zu Kolossae. Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott, unserem Vater [und dem Herrn Jesus Christus]. Wir danken Gott und dem Vater unseres Herrn Jesus Christus allezeit, wenn wir für euch beten. Wir hörten ja von eurem Glauben in Christus Jesus sowie von eurer Liebe gegen alle Heiligen. Ihr übet diese um der Hoffnung willen, die für euch in den Himmeln hinterlegt ist, von der ihr schon durch das wahre Wort des Evangeliums vernommen habt. Dieses ist ja auch zu euch gelangt, wie es in der ganzen Welt zu finden ist und Früchte trägt und wächst, wie bei euch von dem Tage an, da ihr es gehört und Gottes Gnade in Wahrheit erkannt habt, Sowie ihr von unserem lieben Mitknecht Epaphras unterrichtet worden seid. Er ist für euch ein treuer Diener Christi; er ist es auch, der uns von eurer Liebe im Geiste berichtet hat. So hören wir auch seit dem Tage, da wir dies vernommen haben, nicht auf, für euch zu beten und zu flehen, ihr möchtet voll Erkenntnis seines Willens werden in aller Weisheit und in geistigem Verständnis; ihr möchtet dann in allen guten Werken Früchte bringen und so durch die Erkenntnis Gottes wachsen, mit aller Kraft begabt, entsprechend seiner so erhabenen Macht. Dann werdet ihr alles mit Geduld und Langmut ertragen und auch dem Vater freudig dafür danken, daß er uns fähig machte, am Erbe seiner Heiligen im Lichte teilzunehmen. Er hat uns der Gewalt der Finsternis entrissen und in das Reich seines vielgeliebten Sohnes versetzt. In ihm haben wir Erlösung [durch sein Blut], die Nachlassung der Sünden. Er ist das Abbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung; denn in ihm ist alles erschaffen, was in den Himmeln und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es nun Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Kräfte. Das alles ist durch ihn und für ihn erschaffen; er selber ist jedoch vor allem, und alles hat in ihm Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Kirche; er ist der Anfang und der Erstgeborene von den Toten, um so den Vorrang in allem zu besitzen. Und Gott gefiel es, daß die ganze Fülle in ihm wohne, und er durch ihn das All auf ihn hin versöhne, was auf Erden und im Himmel ist, indem er durch sein Blut am Kreuze Frieden stiftete. Auch euch, die ihr einst Gott entfremdet, ihm feindlich gesinnt wart durch eure bösen Werke, hat er in seinem Fleischesleib jetzt durch den Tod versöhnt, um euch heilig, fehlerlos, untadelig vor ihm darzustellen. Doch müsset ihr im Glauben unverrückbar fest gegründet sein und dürfet von der Hoffnung des Evangeliums nicht lassen. Ihr habt es vernommen; es ist ja in der ganzen Schöpfung unterm Himmel schon verkündet worden, und ich, Paulus, ward sein Diener. So freue ich mich der Leiden für euch, und ich ergänze an meinem Leibe für seinen Leib, die Kirche, was den Leiden Christi mangelt. Ich ward ihr Diener kraft des Amtes, das mir Gott zu eurem Nutzen übertragen hat. Ich sollte Gottes Wort durchweg verkünden, das Geheimnis, das seit Zeit und Ewigkeit verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist. Gott wollte ihnen zu wissen tun, wie wunderreich dieses Geheimnis bei den Heiden ist: Christus in euch als Hoffnung der Verklärung. Ihn künden wir, indem wir jeden Menschen mahnen, in aller Weisheit jeden Menschen lehren, um so jeden in Christus vollendet darzustellen. Dafür nun leide ich und streite ich in seiner Kraft, die mächtig in mir wirkt. Warnung vor IrrlehrenIch möchte euch zu wissen tun, welch große Sorge ich um euch habe, um die in Laodizea, wie überhaupt um alle, die mich persönlich noch nicht kennen. Ich möchte, daß ihre Herzen gefestigt werden, daß sie, vereint in Liebe, zur ganzen reichen Fülle der Einsicht kämen, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, das heißt Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und des Wissens verborgen liegen. Das sage ich, damit niemand euch durch blendende Gespräche in Verwirrung bringe. Denn mag ich körperlich auch ferne sein, geistig bin ich doch bei euch und sehe mit Freuden, wie es gut um euch bestellt, wie euer Christusglaube so gefestigt ist. Wie ihr den Herrn Christus Jesus kennengelernt habt, so wandelt auch in ihm! In ihm faßt Wurzel, baut auf ihm euch auf und festigt euch im Glauben, wie man es euch gelehrt hat; von Dankbarkeit strömt über. Nehmt euch in acht, damit keiner euch einfange durch Weltweisheit und leere Täuschung, die auf Menschenüberlieferung beruht, auf Weltgeistern, aber nicht auf Christus; wohnt doch in ihm die ganze Fülle der Gottheit wesenhaft. Ihr habt teil an dieser Fülle in ihm, dem Haupte jeder Macht und Kraft. In ihm seid ihr auch beschnitten worden, nicht mit einer Beschneidung, die mit der Hand gemacht ward, sondern durch die Ablegung des Fleischesleibes, die Beschneidung in Christus. Mit ihm seid ihr begraben worden in der Taufe, mit ihm auch auferweckt durch den Glauben an die Macht Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. Euch, die ihr durch eure Missetaten und durch euer unbeschnittenes Fleisch tot waret, hat er mit ihm zusammen auferweckt zum Leben. Er hat uns alle Missetaten gnädig vergeben und hat den gegnerischen Schuldschein, der mit seinem Inhalt gegen uns lautete, vernichtet und gelöscht, indem er ihn ans Kreuz geheftet hat. Er hat die Mächte und Gewalten entwaffnet und öffentlich zum Spott gemacht und durch ihn über sie triumphiert. So soll euch niemand wegen Speise oder Trank oder wegen eines Festes, Neumondes oder Sabbats verurteilen. Dies ist ja nur der Schatten dessen, was erst kommen soll; die Wirklichkeit ist Christus. Und keiner soll euch um den Siegespreis betrügen, der sich in Kasteiung und in Engeldienst gefällt, der sein Leben nach Erscheinungen einrichtet, ganz ohne jeden Grund in seinem Fleischessinn aufgeblasen ist und nicht am Haupte festhält. Von ihm aus fügt sich der ganze Leib zusammen, mit Sehnen und mit Bändern ausgestattet, und wächst so immer mehr in Gott hinein. Wenn ihr mit Christus den Weltgeistern abgestorben seid, warum laßt ihr euch dann Satzungen aufdrängen, als lebtet ihr noch in der Welt? »Faß das nicht an!« »Koste auch nicht davon!« »Berühre es nicht!« Alle diese Dinge werden durch den Verbrauch vernichtet; Menschensatzungen und Menschenlehren. Sie haben zwar den Ruf von Weisheit in ihrer selbstgemachten Frömmelei, Demütigung und Kasteiungen des Leibes; jedoch sie haben keinen Wert und dienen nur der Befriedigung des Fleisches. Das christliche LebenWenn also ihr mit Christus auferweckt seid, dann suchet, was droben ist, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes. Denkt an das, was droben ist, und nicht an das, was irdisch ist. Ihr seid ja gestorben, und euer Leben ist mit Christus in Gott verborgen. Erscheint dann einmal Christus, unser Leben, dann werdet ihr gleichfalls mit ihm in Herrlichkeit erscheinen. So ertötet denn die irdischen Glieder: Unzucht, Unkeuschheit, Leidenschaftlichkeit, böse Lust und Habsucht, die Götzendienst sind. Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes auf die Kinder des Ungehorsams. Auch ihr waret diesen Dingen einstens untertan, als ihr noch unter ihnen lebtet. Jetzt aber sollt auch ihr das alles ablegen: Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lästerung und Zoten aus eurem Munde. Belügt einander nicht! Ihr habt ja den alten Menschen samt seinen Werken völlig ausgezogen und den neuen angezogen, der nach dem Bilde seines Schöpfers ständig erneuert wird zur vollen Erkenntnis. Da heißt es dann nicht mehr Heide und Jude, Beschnittener und Unbeschnittener; Barbar und Skythe; Sklave und Freier; nein, nur mehr Christus in jeder Beziehung und bei allen. Kleidet euch als Gottes Auserwählte, als Heilige und Geliebte mit herzlichem Erbarmen, mit Güte, Demut, Sanftmut und Geduld. Ertragt einander und verzeiht euch gegenseitig gern, wenn einer ob des anderen zu klagen hat. Wie der Herr gnädig euch vergeben hat, so sollt ihr auch tun. Doch über all dies legt die Liebe an; das ist das Band der Vollendung. Der Friede Christi herrsche in euren Herzen; zu ihm seid ihr berufen als ein einziger Leib. Und seid dankbar. Christi Wort wohne bei euch in seiner ganzen Fülle. Belehrt und ermuntert euch in aller Weisheit! Lobsingt in Dankbarkeit des Herzens Gott mit Psalmen, Hymnen und geistlichen Gesängen. Was immer ihr tut in Wort und Werk, das alles tut im Namen des Herrn Jesus und dankt durch ihn Gott, dem Vater. Ihr Frauen, seid euren Männern untertan. So ziemt es sich im Herrn. Ihr Männer, liebet eure Frauen und laßt euch nicht gegen sie erbittern. Ihr Kinder, gehorchet in allem euren Eltern; denn daran hat der Herr sein Wohlgefallen. Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden. Ihr Sklaven, seid euren irdischen Herrn in allem untertan, nicht als Augendiener, die den Menschen gefallen wollen, sondern mit aufrichtigem Herzen in der Furcht des Herrn. Was immer ihr tut, das tut von Herzen gern, wie wenn es für den Herrn geschähe und nicht für Menschen. Ihr wisset ja, daß ihr das Erbe vom Herrn als Lohn erhalten werdet. Dient dem Herrn Christus! Wer Unrecht tut, wird für sein Unrecht bestraft; da gilt kein Ansehen der Person. Ermahnungen - SchlußIhr Herren, gewähret euren Sklaven, was recht und billig ist. Bedenkt, daß auch ihr einen Herrn im Himmel habt. Seid beharrlich im Gebete; verbindet damit Wachsamkeit und Dankbarkeit. Betet auch für uns, Gott möge unserer Predigt eine Tür auftun, damit ich das Geheimnis Christi künden könne, um dessentwillen ich gefangen liege, daß ich es so kundtue, wie es mir die Pflicht gebietet. Wandelt weise bei den Außenstehenden und kauft die Zeit gut aus. Allzeit sei eure Rede liebenswürdig, mit Salz gewürzt, so daß ihr wißt, was ihr einem jeden zur Antwort geben sollt. Wie es mir geht, wird euch Tychikus berichten, der vielgeliebte Bruder, treue Diener und Mitknecht im Herrn. Gerade deshalb schicke ich ihn ja zu euch, damit ihr erfahret, wie es mit uns steht, und er eure Herzen aufmuntere. Onesimus, der treue und geliebte Bruder, euer Landsmann, begleitet ihn. Sie werden euch alles von hier berichten. Es grüßt euch Aristarch, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas. Ihr habt ja über ihn schon Anweisung erhalten. Nehmt ihn auf, wenn er zu euch kommt. Es grüßt euch ferner Jesus, mit dem Beinamen Justus. Das sind die einzigen aus der Beschneidung, die mir als Mitarbeiter am Reiche Gottes zum Troste geworden sind. Es grüßt euch euer Landsmann Epaphras, Knecht Christi Jesu. In seinem Beten ringt er allezeit für euch, daß ihr vollendet dastehen möget und durchaus das erfüllet, was Gottes Wille ist. Ich kann es ihm bezeugen, daß er um euch und um die Brüder in Laodizea und um die in Hierapolis sich viele Mühe gibt. Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas. Grüßt die Brüder in Laodizea, besonders Nymphas und die Gemeinde in seinem Hause. Sobald dieser Brief bei euch vorgelesen ist, dann sorgt dafür, daß er in der Gemeinde von Laodizea gleichfalls vorgelesen werde und daß ihr den aus Laodizea auch zum Lesen bekommt. Sagt dem Archippus: Hab acht, daß du das Amt, das du vom Herrn erhalten hast, gut verwaltest. Mein eigenhändiger Gruß: Paulus. Seid meiner Bande eingedenk! Die Gnade sei mit euch! Gruß - Lob der Thessalonicher und AnerkennungPaulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und im Herrn Jesus Christus. Gnade werde euch zuteil und Friede. Wir danken Gott allezeit für euch alle, sooft wir bei unseren Gebeten euer gedenken. Vor Gott und unserem Vater denken wir unablässig an euren Glauben, der sich in Werken kundgibt, an eure Liebe, die solche Opfer bringt, an eure feste Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus. Wir sind auch überzeugt, von Gott geliebte Brüder, daß ihr erwählt seid. Denn unser Evangelium ist nicht bloß in Worten zu euch gekommen, sondern auch in Macht und im Heiligen Geiste und mit großer Überzeugungskraft. Ihr wisset ja, wie wir um euretwillen bei euch aufgetreten sind. Und ihr seid unsere sowie des Herrn Nachahmer geworden, da ihr das Wort, trotz vieler Not, doch mit der Freude des Heiligen Geistes angenommen habt. Ihr wurdet so ein Vorbild für alle Gläubigen in Mazedonien und in Achaia. Von euch aus ist das Wort des Herrn erklungen nicht bloß in Mazedonien und Achaia, überall ist euer Glaube an Gott kund geworden. Darüber brauchen wir nichts weiter mehr zu sagen. Die Leute selbst erzählen es, welch eine Aufnahme wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen  und seinen Sohn, den er von den Toten auferweckt hat, vom Himmel zu erwarten, Jesus, der vor dem kommenden Zorngericht uns errettet. Apostel und GemeindeIhr selber wißt ja, meine Brüder, daß unser Auftreten bei euch nicht vergeblich war. Obgleich wir, wie ihr wisset, schon vorher in Philippi Leiden und Mißhandlungen zu dulden hatten, so haben wir doch im Vertrauen auf unseren Gott den Mut gefunden, euch in heißem Bemühen das Evangelium Gottes zu verkünden. Unsere Predigt hat ja nichts zu tun mit trügerischer oder mit unlauterer Absicht oder gar mit Arglist; wir reden vielmehr so, wie wir von Gott gewürdigt wurden, mit dem Evangelium betraut zu werden. Wir reden nicht, um Menschen zu gefallen, vielmehr Gott, der unser Herz durchschaut. Gar nie, ihr wißt es, sind wir mit Schmeichelreden noch mit versteckter Habsucht aufgetreten - Gott ist unser Zeuge -, noch suchten wir Ruhm bei den Menschen, bei euch nicht, noch bei anderen. Wir hätten als Apostel Christi zwar gewichtig auftreten können, doch traten wir in eurer Mitte milde auf wie eine Mutter, die ihre Kinder pflegt. Ja, so sehr fühlten wir uns zu euch hingezogen und waren gern bereit, nicht bloß das Evangelium Gottes euch zu bringen, sondern auch unsere Lebenskraft für euch zu opfern; so sehr wart ihr uns lieb geworden. Brüder, ihr erinnert euch an unsere Mühe und Beschwerde. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, um keinem aus euch zur Last zu fallen; so haben wir euch das Evangelium Gottes verkündet. Ihr und Gott seid dafür Zeugen, wie lauter und gerecht und tadellos wir uns gegen euch, ihr Gläubigen, benommen haben. Ihr wißt auch, wie wir jeden einzelnen aus euch, gleichwie ein Vater seine Kinder, ermahnt und aufgemuntert und beschworen haben, ihr möchtet Gottes würdig wandeln, der euch zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit berufen hat. Darum danken wir unablässig Gott dafür, daß ihr unsere Predigt vom Worte Gottes aufgenommen habt, nicht als ein Menschenwort etwa habt ihr sie aufgenommen, vielmehr als das, was sie in Wahrheit ist, als Wort Gottes. Dieses ist auch in euch, den Gläubigen, wirksam. Ihr, meine Brüder, seid ja Nachahmer geworden der Gemeinden Gottes in Judäa, die in Christus Jesus sind. Von euren Volksgenossen hattet ihr die gleichen Leiden zu erdulden, wie jene von den Juden. Sie haben sogar den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns verfolgt. Sie sind Gott mißfällig Und allen Menschen feind; sie wollen uns hindern, zu den Heiden zu sprechen, damit auch sie gerettet werden. So machen sie das Maß ihrer Sünden ganz und gar voll. Doch der Zorn hat sich schon völlig an ihnen ausgewirkt. Brüder! Wir waren fern von euch, äußerlich, nicht aber dem Herzen nach. Da hatten wir lebhaft und voll Sehnsucht das Verlangen, euch wiederum zu sehen. Deswegen hatten wir uns vorgenommen, zu euch zu kommen, ich, Paulus, sogar wiederholt; doch Satan hat uns daran gehindert. Denn wer ist unsere Hoffnung, unsere Freude und unser Ruhmeskranz vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft, wenn nicht gerade ihr? Ja, ihr seid unser Ruhm und unsere Freude. Paulus und die ThessalonicherAls wir nicht länger uns gedulden konnten, entschlossen wir uns, in Athen allein zurückzubleiben, und entsandten den Timotheus, unseren Bruder und Diener Gottes für das Evangelium Christi. Er sollte euch im Glauben stärken und ermuntern, damit niemand im Glauben sich irremachen lasse in den gegenwärtigen Bedrängnissen. Ihr wißt: Dazu sind wir da. Schon damals, als wir bei euch waren, sagten wir euch zum voraus, daß wir Drangsale erdulden mußten. Ihr wißt jetzt, daß es auch so kam. Deshalb also, weil ich es länger nicht ertragen konnte, habe ich hingesandt, um zu erfahren, wie es um euren Glauben stehe, ob doch nicht etwa der Versucher euch in Versuchung geführt habe und unsere Arbeit vergeblich gewesen sei. Jetzt aber ist Timotheus von euch zu uns zurückgekehrt und hat von eurem Glauben und von eurer Liebe uns frohe Kunde gebracht und uns berichtet, daß ihr uns stets in gutem Andenken behaltet voll Sehnsucht, uns noch einmal zu sehen, gleichwie auch wir euch sehen möchten. Deswegen, Brüder, sind wir voll des Trostes euretwegen durch euren Glauben, all unserer Not und Drangsal zum Trotz. Wir leben aber jetzt auf, wenn ihr im Herrn feststeht. Wie könnten wir Gott euretwegen genug für all die Freude danken, die wir von unserem Gott um euch empfinden? Wir beten Tag und Nacht mit übervollem Herzen um die Gnade, euch zu sehen und das zur Vollendung zu bringen, was noch an eurem Glauben fehlt. Er selbst aber, unser Gott und Vater, und Jesus, unser Herr, lenke unsern Weg zu euch. Euch aber lasse der Herr zunehmen und überreich an Liebe werden zueinander und zu allen Menschen, so wie wir euch lieben. Er möge eure Herzen stärken, daß sie untadelig und heilig vor Gott und unserem Vater seien bei der Ankunft Jesu, unseres Herrn mit allen seinen Heiligen. Mahnungen und LehrenIm übrigen, meine Brüder, bitten und ermahnen wir euch im Herrn Jesus: Wie ihr es von uns überliefert bekommen habt, wie ihr leben und Gott wohlgefallen sollt, lebt auch wirklich so. Dann werdet ihr immer vollkommener werden. Ihr wißt ja, welche Vorschriften wir euch in der Kraft des Herrn Jesus gegeben haben. Denn das ist der Wille Gottes: eure Heiligung. Ihr sollt der Unzucht euch enthalten. Ein jeglicher aus euch soll es verstehen, in heiliger Zucht und Ehrbarkeit sein Weib sich zu gewinnen und nicht in leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen. Es soll sich keiner einen Übergriff erlauben und seinen Bruder geschäftlich hintergehen; denn alle diese straft der Herr, wie wir ja früher schon es euch gesagt und versichert haben. Gott hat uns nicht zur Unlauterkeit berufen, vielmehr zur Heiligung. Wer demnach dies mißachtet, mißachtet nicht Menschen, sondern Gott, der euch seinen Heiligen Geist gegeben hat. Von brüderlicher Liebe braucht man euch nicht zu schreiben: Ihr habt von Gott selbst es gelernt, einander zu lieben; ihr tut dies ja in ganz Mazedonien an allen Brüdern. Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder, darin immer noch mehr zuzunehmen. Setzt eure Ehre darein, ein stilles Leben zu führen, eure Angelegenheiten zu besorgen und eurer Hände Arbeit zu verrichten, wie wir euch angewiesen haben. So wandelt ihr in Ehren vor den Außenstehenden und braucht niemand in Anspruch zu nehmen. Meine Brüder, wir wollen euch über die Entschlafenen nicht im Ungewissen lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott ebenso auch die Entschlafenen durch Jesus zugleich mit ihm herbeiführen. Das sagen wir euch nach einem Worte des Herrn: Wir, die wir noch am Leben sind, die wir noch für die Ankunft des Herrn übrig sind, wir werden vor den Entschlafenen nichts voraus haben. Der Herr wird ja, wenn der Befehl ergeht, beim Schalle der Stimme des Erzengels und der Posaune Gottes vom Himmel niedersteigen. Zuerst erstehen die in Christus Verstorbenen. Dann werden wir, die wir noch am Leben und noch übrig sind, vereint mit jenen auf den Wolken in die Luft entrückt werden, dem Herrn entgegen, und werden so immerdar in Gemeinschaft mit dem Herrn sein. Mit diesen Worten also tröstet einander. Ermahnungen und SchlußVon den Zeiten und von den Fristen, meine Brüder, braucht man euch nicht zu schreiben. Ihr wißt selbst recht wohl: Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn man noch von Frieden und von Sichersein spricht, bricht plötzlich das Verderben über einen her, gleichwie die Wehen über eine Schwangere; sie werden sicher nicht entrinnen. Ihr aber, liebe Brüder, bleibt nicht in Finsternis, damit jener Tag euch nicht einem Diebe gleich überrasche. Ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir gehören nicht der Nacht an und nicht der Finsternis. So laßt uns also nicht schlafen, wie die übrigen; wir wollen vielmehr wachsam sein und nüchtern. Wer schläft, der schläft bei Nacht, wer trunken ist, der ist bei Nacht betrunken. Wir aber, die wir dem Tage angehören, wir wollen nüchtern sein, wir wollen mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe uns bewaffnen und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. Denn Gott hat uns nicht zum Zorne bestimmt, sondern daß wir das Heil erlangen durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir, mögen wir wachen oder entschlafen sein, mit ihm vereinigt leben. Darum ermahnt und erbaut einander, so wie ihr es ja auch bisher schon tut. Wir bitten euch, Brüder, zollt denen Anerkennung, die sich bei euch abmühen und eure Vorsteher und Seelsorger im Herrn sind. Schätzt sie in liebevollem Sinne ganz besonders hoch um ihres Wirkens willen. Lebt im Frieden miteinander. Liebe Brüder, wir ermahnen euch, weist Unbotmäßige zurecht und tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an und habt Geduld mit allen. Seht zu, daß keiner Böses mit Bösem vergelte; strebt vielmehr allezeit danach, euch gegenseitig und allen anderen Gutes zu erweisen. Freut euch allezeit. Betet ohne Unterlaß. Seid in jeder Lage dankbar. Denn das will Gott von euch in Christus Jesus. Löscht den Geist nicht aus. Weist prophetische Rede nicht verächtlich zurück. Prüft alles; das, was gut ist, behaltet. Haltet euch fern jeder schlechten Art. Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch in vollem Maße. Euer Geist und eure Seele und euer Leib bleibe makellos bis zur Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Getreu ist, der euch berufen hat; er wird es auch vollenden. Liebe Brüder, betet auch für uns. Grüßt mit heiligem Kusse alle Brüder! Ich beschwöre euch beim Herrn: Laßt allen [heiligen] Brüdern diesen Brief vorlesen. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch. [Amen.] Gruß und Dank - Sinn der LeidenPaulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott und unserem Vater und im Herrn Jesus Christus. Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Meine Brüder! Wir fühlen uns Gott zu stetem Dank euretwegen verpflichtet. Also gehört es sich auch; denn euer Glaube nimmt stets überreichlich zu, und auch die gegenseitige Liebe ist bei euch allen übergroß. Darum rühmen wir uns euer vor den Gemeinden Gottes ob eurer Geduld und eures Glaubens, trotz all der Verfolgungen und Drangsale, die ihr auszustehen habt. Darin zeigt sich eben das gerechte göttliche Gericht: Ihr sollt würdig befunden werden des Reiches Gottes, für das ihr jetzt zu leiden habt. Es ist ja nur gerecht von Gott, wenn er mit Bedrängnis euren Bedrängern heimzahlt, euch Bedrängten aber mit Erquickung lohnt samt uns, wenn sich der Herr Jesus vom Himmel her mit seinen Engelscharen offenbart in Feuerflammen und Vergeltung übt an denen, die Gott nicht kennen, und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorchen. Mit ewigem Verderben werden sie es büßen, fern vom Angesicht des Herrn und seiner großen Herrlichkeit, wenn er an jenem Tage kommt, um sich in seinen Heiligen zu verherrlichen und wunderbar in allen seinen Gläubigen zu erscheinen; denn bei euch hat unser Zeugnis Glauben gefunden. Darum beten wir auch allzeit für euch, daß unser Gott euch der Berufung würdig mache und jede Freude am Guten in Kraft vollende wie auch das Werk des Glaubens. Der Name unseres Herrn Jesus wird dann in euch verherrlicht werden und ihr in ihm in Kraft der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus. Die Ankunft ChristiMeine Brüder! Was die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unsere Vereinigung mit ihm betrifft, so bitten wir euch: Laßt euch nicht gleich aus der Fassung bringen und in Furcht jagen, weder durch einen Geist, noch durch einen Ausspruch, auch nicht durch einen Brief, der von uns stammen soll, als ob der Tag des Herrn schon da wäre. Laßt euch von niemand auf keine Weise irremachen. Zuerst muß ja der Mensch der Sünde offenbar werden, der Mensch des Verderbens, der Widersacher, der über alles sich erhebt, was Gott heißt oder Heiligtum, so daß er sich selbst in den Tempel Gottes setzt und sich damit zum Gott erklärt. Erinnert ihr euch denn nicht mehr, daß ich euch dieses gesagt habe, als ich noch bei euch war? Ihr wißt, was ihn jetzt aufhält, bis er zu gegebener Zeit offenbar werden Soll. Wohl ist ja das Geheimnis der Gottlosigkeit schon am Werke; nur muß noch der, der es noch aufhält, erst aus dem Wege sein. Dann wird der Gottlose offenbar werden. Doch der Herr Jesus wird ihn mit dem Hauche seines Mundes vernichten und ihn verderben durch den Lichtglanz seiner Ankunft. Des anderen Ankunft ist vom Satan bewirkt mit allen trügerischen Machterweisen und mit Wunderzeichen und allerlei Verführung zur Schlechtigkeit für die, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit, die sie retten sollte, nicht angenommen haben. Gott sendet ihnen deshalb die Macht der Verführung, damit sie der Lüge glauben und so alle dem Gerichte verfallen, die der Wahrheit nicht glaubten, vielmehr an der Ungerechtigkeit ihr Wohlgefallen hatten. Wir aber, vom Herrn geliebte Brüder, müssen allzeit danken um euretwillen. Denn Gott hat euch vom Anfang an zum Heil erwählt durch die Heiligung des Geistes und durch den Glauben an die Wahrheit. Dazu hat er euch durch unser Evangelium berufen, um an der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus teilzunehmen. So steht denn fest, meine Brüder! Haltet euch an die Überlieferungen, die ihr mündlich oder schriftlich von uns empfangen habt. Er aber, Jesus Christus, unser Herr und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns steten Trost und gute Hoffnung gnädiglich verliehen hat, ermuntere eure Herzen und stärke sie zu jedem Werk und gutem Wort. Ermahnungen - SchlußUnd endlich, meine Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn dahineile und verherrlicht werde, wie dies bei euch der Fall gewesen ist. Betet, damit wir der schlimmen, bösen Menschen ledig werden; nicht alle sind empfänglich für den Glauben. Der Herr jedoch ist treu; er wird euch stärken und vor dem Bösen behüten. Wir hegen das Vertrauen zu euch im Herrn, daß ihr, was wir anbefehlen, jetzt und auch in Zukunft tun werdet. Der Herr aber lenke eure Herzen hin auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi. Liebe Brüder, wir gebieten euch im Namen unseres Herrn Jesus Christus: Haltet euch von jedem Bruder fern, der einen ungeordneten Lebenswandel führt und sich nicht an die Lehre hält, die ihr von uns empfangen habt. Ihr wißt ja gut, wie ihr uns nachahmen sollt: Wir haben kein unordentliches Leben unter euch geführt; wir ließen uns von niemand unser Brot schenken; wir haben vielmehr bei Tag und Nacht schwer gearbeitet, um keinem einzigen aus euch zur Last zu fallen. Nicht, als ob wir nicht dazu ein Recht besäßen, sondern um euch ein Beispiel zu geben, das ihr euch zur Nachahmung nehmen solltet. Noch als wir bei euch waren, gaben wir euch den Grundsatz: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Nun hören wir doch, daß einige bei euch ein ungeordnetes Leben führen und nichts schaffen, sondern nur geschäftig tun. Solchen sagen und gebieten wir im Herrn Jesus Christus: Sie sollen sich in stiller Arbeit ihr eigenes Brot verdienen. Ihr aber, meine Brüder, ermüdet nicht beim Gutestun. Doch wollte einer dem nicht folgen, was wir brieflich anordnen, so merkt ihn euch und meidet jeglichen Verkehr mit ihm, damit er beschämt werde. Behandelt ihn aber keineswegs als Feind, sondern weiset ihn zurecht wie einen Bruder. Er aber, der Herr des Friedens, schenke euch Frieden immerdar und auf alle Weise. Der Herr sei mit euch allen! Ich, Paulus, schreibe eigenhändig diesen Gruß. Das ist in jedem Briefe das Erkennungszeichen: So schreibe ich. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen. [Amen.] Gruß - Die SeelsorgePaulus, Apostel Christi Jesu, gemäß dem Auftrag Gottes, unseres Heilandes und Christi Jesu, unserer Hoffnung, an Timotheus, sein echtes Kind im Glauben. Gnade, Barmherzigkeit und Friede werde dir zuteil von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Herrn. Als ich nach Mazedonien reiste, bat ich dich, in Ephesus zu bleiben. Du solltest da gewissen Leuten einschärfen, sie möchten nicht anders lehren, auch nicht mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern sich abgeben. Derlei Dinge fördern mehr Grübeleien als Gottes Heilsordnung, die auf dem Glauben ruht. Das Ziel der Predigt ist aber Liebe aus reinem Herzen, aus trefflichem Gewissen, aus ungeheucheltem Glauben. Doch eben davon sind gewisse Leute abgekommen und auf eitle Schwätzereien verfallen. So wollen sie Gesetzeslehrer sein; doch sie verstehen nicht, was sie sagen, noch was sie so kühn behaupten. Wir wissen: Gut ist das Gesetz, nur muß man es richtig anwenden und sich dabei bewußt bleiben, daß es nicht dem Gerechten gilt, sondern für Frevler, Unbotmäßige, Gottlose, Sünder, Unheilige, Gemeine, für Vatermörder und Muttermörder, Totschläger, für Huren, Knabenschänder, Menschenhändler, Lügner und Meineidige und was sonst noch der gesunden Lehre widerstrebt. So lehrt das Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, mit dem ich beauftragt bin. Dank weiß ich Christus Jesus, unserem Herrn, der mir Kraft gegeben hat, daß er mich für vertrauenswürdig hielt und mich zum Dienst bestellte, mich, der ich früher selbst Lästerer, Verfolger und Bedrücker war. Allein, ich fand Erbarmen, weil ich unwissend gehandelt hatte, als ich noch nicht gläubig war. Doch überreichlich ward die Gnade unseres Herrn mit Glaube und mit Liebe in Christus Jesus. Dieses Wort ist wahr und wohl wert, daß es überall angenommen werde: Christus Jesus kam in die Welt, die Sünder zu erretten. Von ihnen bin ich der erste. Gerade darum fand ich auch Erbarmen, damit an mir, als an dem ersten, Jesus Christus seine ganze Langmut zeige, ein Vorbild derer, die an ihn glauben und dadurch zum ewigen Leben gelangen werden. Dem Könige der Ewigkeiten, dem unsterblichen, unsichtbaren, einzigen Gott sei Ruhm und Herrlichkeit in Ewigkeit der Ewigkeiten. Amen. Ich lege dir nun diese Predigt ans Herz, mein Kind Timotheus, entsprechend den Weissagungen, die auf dich hinzielten, daß du in ihrer Kraft den guten Kampf durchkämpfest. Halte dabei fest den Glauben und ein gutes Gewissen, das einige schon weggeworfen haben und so am Glauben Schiffbruch litten. Darunter sind Hymenäus und Alexander. Ich habe sie dem Satan überantwortet, damit sie das Lästern verlernen. Öffentliche Gebete - Männer und Frauen in der GemeindeVor allen Dingen dringe ich darauf, daß Gebete, Bitten, Fürbitten sowie Danksagungen verrichtet werden für alle Menschen, für Könige und jede Obrigkeit, damit wir ein stilles und ruhiges Leben führen in jeglicher Gottseligkeit und Ehrbarkeit. So ist es gut und wohlgefällig vor unserem Heiland-Gott, der will, daß alle Menschen Rettung finden und zur Einsicht in die Wahrheit kommen. Es gibt nur einen Gott und einen Mittler zwischen Gott und Menschen, den Menschen Christus Jesus. Er gab sich selbst als Lösegeld für alle hin; zur rechten Zeit ein Zeugnis. Dafür bin ich zum Herold und Apostel aufgestellt - ich sage die Wahrheit und lüge nicht -, in ewiger Treue zum Völkerlehrer. Ferner will ich, daß, wo immer die Männer beten, sie heilige Hände erheben ohne Zorn und zweifelnde Bedenken. Desgleichen, daß die Frauen in sittsamer Haltung mit Zucht sich schmücken und mit edlem Anstand und nicht mit Haargeflecht, Gold, Perlen oder mit kostbaren Gewändern, sondern, wie es sich für Frauen ziemt, die fromm sein wollen, mit guten Werken. Das Weib soll in aller Unterwürfigkeit und Ruhe lernen. Zu lehren gestatte ich dem Weibe nicht; auch nicht, dem Manne zu befehlen; sie soll sich zurückhaltend zeigen. Denn Adam ward zuerst erschaffen und dann erst Eva. Auch ließ nicht Adam sich betören; wohl aber ließ sich das Weib völlig betören und kam zu Fall. Das Heil erlangt sie aber durch Kindergebären, wenn sie ausharrt im Glauben, in der Liebe und in der Heiligung ihrer selbst in einem sittsamen Betragen. Die kirchlichen ÄmterEs ist ein wahres Wort - Wer nach dem Bischofsamt strebt, begehrt ein herrliches Ding. Doch muß der Bischof untadelig sein, nur einmal verheiratet, nüchtern, besonnen, sittsam, gastfreundlich und lehrtüchtig, nicht dem Trunk ergeben, nicht gewalttätig, im Gegenteil gefällig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig. Er muß imstande sein, dem eigenen Hause wohl vorzustehen und seine Kinder im Gehorsam und in aller Sittsamkeit zu halten. Denn wer sein eigenes Haus nicht zu verwalten weiß, wie sollte der für die Kirche Gottes Sorge tragen können? Er darf kein Neugetaufter sein, damit er nicht hochmütig werde und ins Gericht des Teufels falle. Endlich muß er ein gutes Zeugnis haben von den Außenstehenden, damit er nicht in üble Nachrede komme und in die Schlinge des Teufels. Auch die Diakone müssen ehrbar sein, nicht doppelzüngig, sie dürfen nicht reichlichem Weingenuß und schändlichem Verdienst ergeben sein. Sie müssen das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren. Auch diese sollen vorher der Prüfung unterzogen werden und erst dann das Amt ausüben, wenn sie unbescholten sind. Ebenso sollen die Frauen ehrbar sein und nicht verleumderisch, sondern nüchtern und in allem zuverlässig. Die Diakone dürfen nur einmal verheiratet sein; sie sollen ihren Kindern und dem Hauswesen gut vorstehen. Denn solche, die das Amt des Diakons gut verwaltet haben, erwerben sich eine schöne Stellung und viel Zuversicht im Glauben an Christus Jesus. Das schreibe ich dir, voll Hoffnung, recht bald zu dir zu kommen. Doch sollte meine Ankunft sich verzögern, so sollst du wissen, wie man sich im Hause Gottes zu benehmen hat; denn die Kirche des lebendigen Gottes ist eine Säule und Grundfeste der Wahrheit. Groß ist, wie jeder zugesteht, das Geheimnis der Frömmigkeit: Er, der im Fleische geoffenbart wurde, / ward im Geiste gerechtfertigt; / er wurde kundgetan den Engeln, / verkündet bei den Völkern, / in der Welt geglaubt, / hinaufgenommen in Herrlichkeit. Echtes Vollkommenheitsstreben - Vorbildlicher Lebenswandel des SeelsorgersDer Geist sagt bestimmt, daß in den künftigen Zeiten manche vom Glauben abfallen und Irrgeistern und Lehren von den Dämonen sich hingeben werden, Menschen, die mit heuchlerischem Sinne Lügen reden und die an ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind, Menschen, die das Heiraten verbieten und den Genuß gewisser Speisen, die Gott geschaffen hat, damit sie von den Gläubigen, die die Wahrheit erkannt haben, mit Danksagung genossen würden. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts verwerflich, wenn es nur mit Danksagung genossen wird. Geheiligt wird es ja durch das Wort Gottes und durch Gebet. Wenn du dies den Brüdern ans Herz legst, dann wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, der sich an den Worten des Glaubens und an der rechten Lehre nährt; sie hast du dir ja zur Richtschnur genommen. Altweiberfabeln aber und Albernheiten weise ab; übe dich vielmehr für die Frömmigkeit. Die Leibesübung bringt wenig Nutzen, die Frömmigkeit dagegen ist zu allem nützlich, weil sie die Verheißung hat für dieses Leben und für das künftige. Dies Wort ist wahr und wohl wert, daß es allgemein angenommen werde. Denn dafür mühen wir uns ab und kämpfen wir, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, den Retter aller Menschen, vor allem der Gläubigen. Dies sollst du einschärfen und lehren. Niemand schätze dich deiner Jugend wegen gering. Sei vielmehr ein Vorbild für die Gläubigen im Wort, im Wandel, in Liebe, im Glauben, in der Reinheit. Bis ich komme, widme dich der Vorlesung, dem Ermahnen und dem Lehren. Achte die Gnadengabe in dir nicht gering, die dir verliehen ward zufolge Weissagung und unter der Handauflegung des Presbyteriums. Nimm dies zu Herzen, gehe ganz darin auf, damit dein Fortschritt allen offenkundig sei. Achte auf dich selbst und auf die Lehre, halte daran fest. Denn wenn du dies tust, wirst du dich selbst und deine Hörer retten. Anweisungen für die SeelsorgeEinen alten Mann sollst du nicht schroff anfahren, sondern rede ihm wie einem Vater zu; den jüngeren Männern rede zu wie Brüdern; den älteren Frauen wie Müttern; den jüngeren in aller Ehrbarkeit wie Schwestern. Witwen, die echte Witwen sind, ehre ! Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so sollen diese es zunächst lernen, die eigene Familie liebevoll zu behandeln und so sich den Vorfahren dankbar zu erweisen; denn das ist vor Gott wohlgefällig. Die wahre Witwe, die vereinsamt ist, hat ihre Hoffnung in Gott und verharrt in Gebet und Flehen Tag und Nacht. Lebt aber eine ausschweifend, so ist sie lebend tot. Dies schärfe ein, damit sie untadelig seien. Wer aber für die Seinen, zumal für seine Angehörigen, nicht Sorge trägt, der hat den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger. Als Witwe soll nur jene ins Verzeichnis eingetragen werden, die wenigstens schon sechzig Jahre alt und nur einmal verheiratet gewesen ist, im Rufe guter Werke steht, wenn sie ihre Kinder gut erzogen, Gastfreundschaft ausgeübt, den Heiligen die Füße gewaschen, Bedrängten Hilfe geleistet und aller guten Werke sich befleißigt hat. Jüngere Witwen weise ab. Wenn sie Christus zuwider sinnlich werden, so wollen sie heiraten und ziehen sich ein Gericht zu, weil sie die erste Treue brachen. Zugleich lernen sie, müßig in den Häusern herumzulaufen, ja, nicht nur müßig, sondern auch geschwätzig und recht vorwitzig, wobei sie ungeziemend reden. Deswegen will ich auch, daß Jüngere wieder heiraten, Kinder gebären und den Haushalt führen und so dem Gegner keinen Anlaß zu übler Nachrede geben. Denn schon sind etliche dem Satan nach vom rechten Weg abgewichen. Wenn eine Christin Witwen bei sich hat, so soll sie auch für diese sorgen; nicht aber die Gemeinde noch damit belasten, auf daß diese die eigentlichen Witwen versorgen kann. Die Presbyter, die ihr Amt gut verwalten, erachte man zweifacher Ehre wert; vorzüglich jene, die in Wort und Lehre sich mühen. Sagt doch die Schrift: »Dem dreschenden Ochsen sollst du das Maul nicht verbinden«, und: »Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.« Nimm gegen einen Presbyter keine Klage an, außer auf Grund von zwei oder drei Zeugen. Die Fehlenden weise in der Gegenwart aller zurecht, damit auch die anderen Furcht bekommen. Ich beschwöre dich vor Gott, vor Christus Jesus und den auserwählten Engeln: Befolge dies ohne Vorurteil und handle nicht nach Gunst. Lege niemand vorschnell die Hände auf und mache dich fremder Sünde nicht mitschuldig. Dich selber halte rein. Trinke nicht mehr ausschließlich Wasser; genieße auch ein wenig Wein, deines Magens und deiner vielen Schwächen wegen. Bei manchen Menschen sind die Sünden offenkundig und eilen dem Gerichte voraus; bei anderen folgen sie erst nach. Genauso sind die guten Werke offenbar; und auch, wo es sich anders verhält, können sie nicht verborgen bleiben. Ermahnungen - SchlußAlle, die das Joch des Sklaven tragen, sollen ihre Herren aller Ehre würdig halten, auf daß der Name Gottes und die Lehre nicht gelästert werden. Die aber Gläubige zu Herren haben, sollen sie deshalb nicht für gering erachten, weil sie Brüder sind, vielmehr nur um so williger ihnen dienen, weil sie Gläubige und Geliebte sind, die sich des Wohltuns befleißigen. Dies lehre und schärfe ein! Wer anders lehrt und sich nicht an die gesunden Worte unseres Herrn Jesus Christus hält und nicht an die Lehre, die der Frömmigkeit entsprechend ist, der ist verblendet und versteht nichts, sondern krankt an Grübelei und Zanksucht. Daraus entstehen Neid, Streit, Lästerungen, böser Argwohn, Reibereien unter Menschen, die verdorben sind in ihrem Denken und die den Sinn für die Wahrheit verloren haben, Menschen, die meinen, die Frömmigkeit sei eine Quelle des Erwerbs. Ja, Frömmigkeit ist eine gute Quelle des Erwerbs, dann, wenn sie mit Genügsamkeit verbunden ist. Wir haben nichts in diese Welt hereingebracht und können auch nichts mit hinausnehmen. Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, lasset uns damit zufrieden sein. Die aber danach trachten, reich zu werden, fallen in Versuchung und in Schlingen [des Teufels], in viele sinnlose und schädliche Begierden, die die Menschen in Verderben und Untergang stürzen. Die Liebe zum Geld ist eine Wurzel aller Übel. Manche sind schon in dem Trachten danach vom Glauben abgeirrt und haben sich selber viele Schmerzen zugezogen. Du aber, Mann Gottes, fliehe dies! Strebe vielmehr nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Geduld und Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen bist, für das du vor vielen Zeugen das herrliche Bekenntnis abgelegt hast. Vor Gott, der allen Dingen Leben gibt, sowie vor Christus Jesus, der unter Pontius Pilatus das herrliche Bekenntnis abgelegt hat, gebiete ich dir: Bewahre unbefleckt und ohne Tadel dein Amt bis zum Erscheinen unseres Herrn Jesus Christus. Zur rechten Zeit wird es der selige, alleinige Gebieter kundtun, der König der Könige, der Herr der Herrscher, der allein Unsterblichkeit besitzt und in einem unzugänglichen Lichte wohnt, den nie ein Mensch gesehen hat, noch sehen kann. Ihm sei Preis und Macht in Ewigkeit. Amen. Den Reichen dieser Welt gebiete, sich nicht zu überheben und nicht auf ungewissen Reichtum zu vertrauen, vielmehr auf Gott, der alles reichlich zum Genuß uns darreicht. Sie sollen Gutes tun, an guten Werken reich werden, freigebig und mitteilsam sein und also eine feste Grundlage für die Zukunft sich zusammentragen, damit sie für sich das wahre Leben erlangen. Timotheus! Bewahre das anvertraute Gut! Vermeide leeres, unheiliges Geschwätz sowie die Streitfragen der fälschlich sogenannten »Erkenntnis". Einige, die sich dazu bekannt haben, sind am Glauben irre geworden. Die Gnade sei mit euch. Gruß - Mahnung zur BerufstreuePaulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes nach der auf Christus Jesus ruhenden Verheißung des Lebens, an sein geliebtes Kind Timotheus. Gnade, Barmherzigkeit und Friede werde dir zuteil von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Herrn. Ich danke Gott, dem ich von den Ahnen her mit reinem Gewissen diene, wenn ich bei meinem Beten deiner ohne Unterlaß bei Tag und Nacht gedenke. Ich habe das innige Verlangen, dich zu sehen in der Erinnerung an deine Tränen, damit ich voll Freude würde. Vor meiner Seele steht ja dein aufrichtiger Glaube, der schon in Lois, deiner Großmutter, und in Eunike, deiner Mutter, wohnte, und - davon bin ich überzeugt - auch in dir. Aus diesem Grunde ermahne ich dich, die Gnadengabe Gottes wieder anzufachen, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände; Gott gab uns ja nicht den Geist der Furchtsamkeit, vielmehr den der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. So schäme dich nicht des Zeugnisses für unseren Herrn, noch meiner, der seinetwegen Gefangener ist; leide vielmehr mit für das Evangelium in der Kraft Gottes. Er hat uns ja errettet und den heiligen Ruf an uns ergehen lassen nicht unserer Werke wegen, vielmehr nach seinem Ratschluß und der Gnade, die uns von Christus Jesus vor ewigen Zeiten schon verliehen ward. Sie ist durch die Ankunft unseres Heilandes Christi Jesu offenbar geworden. Er überwand den Tod und ließ durch das Evangelium ein unvergängliches Leben aufleuchten; für dieses ward ich zum Herold und Apostel, zum [Völker-]Lehrer aufgestellt. Aus diesem Grunde muß ich auch so leiden; dennoch schäme ich mich nicht. Ich weiß ja, wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt, daß er die Macht besitzt, mein hinterlegtes Gut bis zu jenem Tage zu behüten. Als Beispiel von gesunden Lehren halte fest an dem, was du von mir gehört hast im Glauben und in Liebe, die aus Christus Jesus stammt. Bewahre das herrliche, anvertraute Gut durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. Du weißt, die in Asien haben sich insgesamt von mir zurückgezogen, darunter Phygelus und Hermogenes. Dem Hause des Onesiphorus erweise der Herr Barmherzigkeit; denn oftmals hat er mich erquickt und sich meiner Ketten nicht geschämt. Vielmehr, als er nach Rom kam, suchte er mich eifrig, bis er mich fand. Der Herr verleihe ihm die Gnade, an jenem Tag Erbarmen beim Herrn zu finden. Welch große Dienste er in Ephesus geleistet hat, weißt du am allerbesten. Lohn der Berufstreue - Verhalten gegen IrrlehrerSo sei denn stark, mein Kind, in der Gnade Christi Jesu. Was du von mir mit vielen Zeugen vernommen hast, vertraue zuverlässigen Männern an, die fähig sind, es wieder andere zu lehren. Ertrage mit mir Leiden als wackerer Streiter Christi Jesu! Kein Soldat [Gottes] läßt sich in zivile Geschäfte ein, sonst wird er dem Kriegsherrn nicht gefallen. Auch wer im Ringkampf auftritt, erhält nur dann den Siegeskranz, wenn er ordnungsgemäß gekämpft hat. Der Landmann, der sich abmüht, besitzt den ersten Anspruch auf die Früchte. Verstehe wohl, was ich damit sagen will. Der Herr wird dir Verständnis für alles geben. Denke an Jesus Christus, der von den Toten auferweckt wurde und ein Nachkomme Davids ist. So lautet ja mein Evangelium. Für dieses erdulde ich Leiden, selbst Fesseln wie ein Verbrecher; doch Gottes Wort läßt sich nicht fesseln. Darum ertrage ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil erlangen, das in Christus Jesus ruht, samt der ewigen Herrlichkeit. Das Wort ist wahr: Wenn wir mit ihm gestorben sind, dann werden wir mit ihm auch leben. Wenn wir geduldig harren, dann werden wir mit ihm auch herrschen. Wenn wir verleugnen, wird er auch uns verleugnen. Und wenn wir untreu sind, er bleibt dennoch treu; er kann sich selbst ja nicht untreu werden. Dies bringe in Erinnerung und so beschwöre vor Gott: Man soll nicht um leere Worte streiten; es führt ja doch zu nichts und bringt den Hörern nur Verderben. Strebe eifrig danach, dich vor Gott bewährt zu zeigen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, der das Wort der Wahrheit richtig handhabt. Geh dem leeren und unheiligen Geschwätz aus dem Weg; es führt ja mehr und mehr zur Gottlosigkeit. Ein solches Geschwätz wird gleich einem Krebsgeschwür um sich greifen. Zu ihnen gehören auch Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind. Sie sagen nämlich, die Auferstehung sei bereits erfolgt, und sie bringen so manche um den Glauben. Jedoch der feste Grundstein Gottes steht da und trägt die Inschrift: »Der Herr kennt die Seinen«, und: »Jeder lasse von dem Unrecht, der den Namen des Herrn nennt.« In einem großen Hause gibt es nicht nur goldene und silberne Gefäße, vielmehr auch hölzerne und irdene; die einen dienen einem edlen Zwecke, die anderen einem niedrigen. Wer sich von diesen gründlich frei macht, der wird ein vornehmes Gefäß, geheiligt und brauchbar für den Herrn, zu jedem guten Werke geeignet. Fliehe die Lüste der Jugend. Strebe eifrig nach Gerechtigkeit, Glaube, Liebe, Friede mit denen, die mit reinem Herzen zum Herrn rufen. Die albernen und törichten Grübeleien weise ab; du weißt ja, daß sie nur zu Streitigkeiten führen. Ein Knecht des Herrn soll aber nicht streiten, sondern gegen alle freundlich sein, geschickt im Lehren, geduldig auch das Böse tragen. Sanftmütig weise er die Widersacher zurecht. Vielleicht schenkt ihnen Gott doch Sinnesänderung, so daß sie die Wahrheit erkennen und ernüchtert der Schlinge des Teufels sich entwinden, der sie gefangenhält, damit sie ihm zu Willen seien. Kommende schwere Zeiten - AusdauerDas aber wisse, daß in den letzten Tagen schwere Zeiten hereinbrechen werden. Die Menschen werden voll Selbstsucht sein, geldgierig, prahlerisch, hochmütig, schmähsüchtig, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, ausschweifend, grausam, zuchtlos, verräterisch, frech, aufgeblasen, sie haben mehr Freude am Vergnügen als an Gott; sie geben sich den Schein der Frömmigkeit, doch lassen sie deren Kraft vermissen. Von solchen Menschen wende dich ab. Aus ihrer Mitte kommen jene, die in die Häuser einschleichen und schwache Frauen an sich fesseln, Frauen, die mit Sünden beladen sind und sich von allerlei Gelüsten leiten lassen, die immerfort nur lernen wollen und doch nie zur Kenntnis der Wahrheit kommen können. So wie Jannes und Jambres einst dem Moses widerstanden, so leisten auch diese der Wahrheit Widerstand, Menschen mit verdorbenem Sinn und unbewährt im Glauben. Sie werden aber keinen weiteren Erfolg haben; ihr Unverstand wird allen offenkundig werden, wie es auch bei jenen einst der Fall gewesen ist. Du aber hast meine Lehre dir zur Richtschnur genommen, meinen Wandel, meine Gesinnung, meinen Glauben, meine Langmut, Liebe, Geduld, meine Verfolgungen und meine Leiden, wie sie mir in Antiochien, Ikonium und Lystra widerfahren sind. Was für Verfolgungen habe ich ertragen! Und doch hat mich der Herr aus allen befreit. Alle, die fromm in Christus Jesus leben wollen, müssen Verfolgungen erdulden. Doch schlechte Menschen und Betrüger werden es immer schlimmer treiben, Verführer und Verführte. Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast; du kennst ja von Kindheit an die heiligen Schriften, die die Kraft haben, dir Weisheit zu verleihen, damit du das Heil erlangst durch den Glauben, der auf Christus Jesus ruht. Jede Schrift, vom Geiste Gottes eingegeben, ist nützlich zur Belehrung, zur Zurechtweisung, zur Besserung und zur Erziehung in Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes untadelig sei, bereit zu jedem guten Werke. Ermahnungen - SchlußJetzt beschwöre ich dich vor Gott und Christus Jesus, der einst die Lebenden und Toten richten wird, bei seiner Erscheinung und bei seinem Reiche. Verkünde das Wort, tritt auf, ob es gelegen oder ungelegen sei, weise zurecht und tadle, ermahne in jeglicher Geduld und in Belehrung. Es kommt ja eine Zeit, da man gesunde Lehre nicht ertragen mag, vielmehr nach eigenen Begierden Lehrer über Lehrer für sich sucht, weil man nur nach Ohrenkitzel verlangt. Von der Wahrheit wird man dann sein Ohr abwenden, hingegen Fabeleien gerne sich zuneigen. Du aber sei bei allem besonnen und ertrage Leiden, erfülle den Beruf als ein Verkündiger des Evangeliums, verwalte voll und ganz dein Amt. Schon werde ich ja hingeopfert; die Zeit für meine Auflösung ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Im übrigen liegt mir der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr als ein gerechter Richter an »jenem Tage« verleihen wird, und nicht bloß mir, auch allen anderen, die sich in Liebe nach seiner Erscheinung sehnen. Beeile dich, bald zu mir zu kommen. Demas hat mich verlassen, weil er diese Welt lieb gewann. Er ging nach Thessalonich. Kreszenz nach Galatien, Titus nach Dalmatien; Lukas allein ist noch bei mir. Bringe Markus mit; denn seine Dienste kann ich gut gebrauchen. Den Tychikus habe ich nach Ephesus geschickt. Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus ließ, bringe mit, wenn du kommst. Ebenso die Bücher, vor allem auch die Pergamentrollen. Viel Böses tat mir Alexander an, der Schmied; der Herr wird ihm nach seinen Werken vergelten. Auch du magst dich vor ihm hüten. Er widersprach heftig unseren Worten. Bei meiner erstmaligen Verteidigung war mir niemand zur Seite; alle ließen mich im Stich. Möge es ihnen nicht angerechnet werden. Doch stand der Herr mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Predigt durchaus zur Vollendung käme und alle Heidenvölker sie vernähmen; also entrann ich aus dem Rachen des Löwen. Der Herr wird mich auch weiter allen bösen Anschlägen entreißen und in sein himmlisches Reich retten. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Amen. Grüße Priska und Aquila und die Familie des Onesiphorus. Erastus blieb in Korinth, den Trophimus ließ ich krank in Milet zurück. Beeile dich, daß du noch vor dem Winter kommst. Es grüßen dich Eubulus und Pudens, Linus und Claudia sowie die Brüder alle. Der Herr [Jesus Christus] sei mit deinem Geiste. Die Gnade sei mit euch. Gruß - Die kirchlichen Vorsteher - Kampf gegen die IrrlehrerPaulus, Knecht Gottes, Apostel Jesu Christi, bestimmt, den Auserwählten Gottes Glauben zu vermitteln und die Erkenntnis solcher Wahrheit, die Frömmigkeit erzeugt. Beide ruhen auf der Hoffnung auf das ewige Leben, das Gott, der niemals lügt, vor ewigen Zeiten verheißen hat. Er offenbarte zu bestimmten Zeiten sein Wort durch die Predigt, mit der ich betraut bin im Auftrage Gottes, unseres Heilands. An Titus, an sein echtes Kind im selben Glauben. Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Heiland. Ich habe dich auf Kreta zurückgelassen, damit du, was noch fehlt, vollends ordnest und Presbyter in jeder Stadt einsetzest, wie ich es dir aufgetragen habe. Ein solcher muß unbescholten sein und einmal nur verheiratet, muß gläubige Kinder haben, die nicht im Rufe eines liederlichen Lebens stehen und die nicht unbotmäßig sind. Denn unbescholten muß ein Bischof sein als Gottes Haushalter, nicht selbstsüchtig, nicht jähzornig, nicht trunksüchtig, nicht roh und nicht auf schändlichen Gewinn bedacht, sondern gastfreundlich, dem Guten zugetan, besonnen, gerecht, fromm und enthaltsam. Er muß am zuverlässigen Wort der Lehre entsprechend festhalten, damit er imstande sei, nach der gesunden Lehre zu ermahnen sowie die Gegner zu widerlegen. Es gibt ja viele unfolgsame Menschen und eitle Schwätzer und Verführer, zumal bei denen aus der Beschneidung. Diesen muß man den Mund stopfen; sie bringen ganze Häuser in Verwirrung, indem sie Ungehöriges lehren nur schändlichen Gewinnes wegen. Einer ihrer eigenen Propheten sagte ja: »Die Kreter sind von jeher Lügner, wilde Tiere, faule Bäuche.« Dies Zeugnis ist wahr. Weise sie aus diesem Grunde scharf zurecht, damit sie im Glauben gesund bleiben und sich nicht auf jüdische Fabeleien einlassen und auf Menschensatzungen, die von der Wahrheit abweichen. Den Reinen ist alles rein; den Unreinen jedoch und Ungläubigen ist nichts rein, ist ihr Verstand und ihr Gewissen doch befleckt. Sie geben vor, Gott zu kennen, verleugnen ihn jedoch durch Werke. Und so sind sie ein Greuel und ungehorsam, untauglich zu jedem guten Werke. Die SeelsorgeDu aber predige, was der gesunden Lehre entspricht: Die alten Männer sollen nüchtern sein, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, an Liebe und Geduld. Desgleichen sollen alte Frauen sich ehrfürchtig benehmen, nicht verleumderisch und nicht dem Trunk ergeben sein, ein Muster alles Guten, damit sie die jungen Frauen anleiten, die Männer und die Kinder zu lieben, sittsam zu sein und züchtig, häuslich und gütig, ihren Gatten untertan, damit nicht das Wort Gottes gelästert werde. Geradeso ermahne die jungen Männer, Selbstbeherrschung zu zeigen in jeder Hinsicht. Sei ihnen selber ein Vorbild guter Sitten. Beim Lehren zeige Lauterkeit und Würde. Deine Worte seien gesund und unangreifbar, damit der Gegner beschämt werde, wenn er nichts Böses nachsagen kann. Die Sklaven sollen ihren Herren in allem untertänig sein, gefällig, ohne Widerspruch. Sie sollen nichts veruntreuen, vielmehr volle und gediegene Treue zeigen, damit sie der Lehre Gottes, unseres Heilandes, in allem Ehre machen. Erschienen ist ja die Gnade Gottes, die allen Menschen Heil verleiht. Sie erzieht uns dazu, daß wir der Gottlosigkeit und den weltlichen Gelüsten entsagen, besonnen, gerecht und fromm in der jetzigen Welt leben. Dabei erwarten wir die beseligende Hoffnung und die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Christus Jesus, der sich selber für uns dahingegeben hat, um uns von aller Ungerechtigkeit zu erlösen und sich ein reines Volk als Eigentum zu schaffen, das voll Eifer ist zu guten Werken. So predige und mahne und weise zurecht mit aller Entschiedenheit. Niemand soll dich verachten. Im öffentlichen Leben - Warnung vor Irrlehrern - SchlußErinnere sie daran, daß sie sich der Gewalt der Obrigkeiten unterordnen, daß sie gehorsam seien, zu jedem guten Werke bereit. Sie sollen niemand beschimpfen, nicht streitsüchtig sein, sondern nachgiebig und gegen alle Menschen in vollem Maße Sanftmut zeigen. Einst waren ja wir selber unverständig, unbotmäßig und gingen in die Irre und waren allerlei Begierden und Lüsten dienstbar und lebten so in Bosheit und in Neid dahin, des Abscheus wert und gegenseitig voll von Haß. Als jedoch die Güte und Menschenfreundlichkeit unseres Heilandes und Gottes erschienen ist, hat er uns errettet, nicht auf Grund von Werken, die wir in Gerechtigkeit vielleicht selbst vollbracht hätten, vielmehr nach seinem eigenen Erbarmen durch das Bad der Wiedergeburt sowie durch die Erneuerung durch den Heiligen Geist, den er in reichem Maße durch Jesus Christus, unseren Heiland, über uns ausgegossen hat, damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben würden des erhofften ewigen Lebens. Das Wort ist wahr, und so will ich, daß du darüber entschieden Zeugnis ablegst, damit jene, die zum Gottesglauben kamen, eifrig darauf sinnen, sich guter Werke zu befleißigen. Es ist das gut und für die Menschen nützlich. Dagegen meide dumme Grübeleien, Fragen über Stammbäume und Zänkereien sowie Streitigkeiten über das Gesetz; denn sie sind nutzlos und eitel. Hast du einen Ketzer einmal oder zweimal gewarnt, dann stoße ihn aus. Du weißt ja, daß ein solcher ganz verdorben ist und durch sein Sündigen sich selbst das Urteil spricht. Wenn ich den Artemas oder den Tychikus zu dir gesandt habe, dann eile, nach Nikopolis zu mir zu kommen; denn dort gedenke ich den Winter zu verbringen. Zenas, den Gesetzeskundigen, und Apollos versorge gut für die Reise, damit ihnen nichts fehle. Auch unsere Leute sollen lernen, durch gute Werke sich bei dringenden Bedürfnissen hervorzutun, damit sie nicht ohne Frucht dastehen. Dich grüßen alle, die bei mir sind; grüße auch du, die uns im Glauben lieben. Die Gnade sei mit euch allen! Gruß - Fürbitte für Onesimus - SchlußPaulus, Gefangener Christi Jesu, und Timotheus, der Bruder, an Philemon, unseren geliebten Mitarbeiter, und an die Schwester Appia, an unseren Mitkämpfer Archippus und an die Gemeinde in deinem Hause. Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott, unserem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus. Ich danke meinem Gott allezeit, sooft ich bei meinem Beten deiner gedenke, da ich höre, wie du Liebe und Glauben an den Herrn Jesus und für alle Heiligen hast. Möchte doch dein Glaube, der uns gemeinsam ist, sich in der Tat bewähren auf Christus hin in richtiger Erkenntnis all des Guten, das unter uns vorhanden ist. Viel Freude und viel Trost habe ich aus deiner Liebe geschöpft; an dir, o Bruder, erquicken sich ja die Herzen der Heiligen. Nun hätte ich allerdings das volle Recht in Christus, dir zu befehlen, was du tun sollst. Doch um der Liebe willen ziehe ich es vor zu bitten, so wie ich, der alte Paulus, nun einmal bin, dazu noch jetzt Gefesselter um Christi Jesu willen. Ich bitte dich für mein Kind, dem ich im Gefängnis das Leben gab, für den Onesimus. Einst war er dir unnütz, doch jetzt ist er für dich und auch für mich von großem Nutzen. Ich schicke ihn dir zurück; nimm ihn, oder besser mein Herz, wohl auf! Gern hätte ich ihn bei mir zurückbehalten, damit er an deiner Statt mir Dienste leiste in meinen Banden für das Evangelium. Doch ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun, damit das Gute, das du tust, nicht erzwungen scheine, vielmehr freiwillig geschehe. Vielleicht hat er sich deshalb auf kurze Zeit von dir getrennt, damit du ihn auf ewig zurückerhieltest, nicht mehr als Sklaven, sondern weit mehr als einen Sklaven, als einen vielgeliebten Bruder. Dies ist er mir vor allem; wieviel mehr wird er dir es sein als Mensch und auch als Christ. Wenn du dich mit mir einig fühlst, so nimm ihn auf wie mich. Doch brachte er dich in Schaden oder schuldet er dir noch etwas, so setze dies mir auf die Rechnung. Ich, Paulus, gebe es dir mit eigener Hand schriftlich: Ich werde es bezahlen. Davon allerdings will ich nicht reden, daß du sogar dich selbst mir schuldest. Lieber Bruder: Ich möchte im Herrn ein Nutzungsrecht an deiner Person ausüben; bereite in Christus meinem Herzen eine Freude! Auf dein Entgegenkommen fest vertrauend, schreibe ich dir; ich weiß, du tust noch mehr als ich verlange. Bereite mir zugleich ein Gastzimmer; habe ich doch die Hoffnung, daß ich dank eurer Gebete euch geschenkt werde. Es grüßen dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus, und Markus, Aristarch, Demas und Lukas, meine Mitarbeiter. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste! Amen. Wert des neuen Bundes - Der HohepriesterGar oft und verschiedenartig hat Gott vor alters durch die Propheten zu den Vätern geredet; jetzt, am Ende der Tage, sprach er zu uns durch seinen Sohn. Ihn setzte er zum Erben des Weltalls ein, durch den er die Welten geschaffen hat. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit, das Abbild seines Wesens, und er trägt das All durch sein gewaltiges Wort. Er brachte Erlösung von den Sünden und setzte sich zur Rechten der Majestät im Himmel. Er ward um ebensoviel über alle Engel hoch erhoben, als der Name, den er ererbt hat, den ihren überragt. Zu welchem Engel hat denn jemals Gott gesprochen: »Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt"? Oder zu welchem sagte er: »Ich werde ihm Vater und er wird mir Sohn sein"? Und wenn er den Erstgeborenen wiederum in die Welt einführt, sagt er: »Ihm sollen huldigen alle Engel Gottes.« Doch von den Engeln heißt es nur: »Er macht seine Engel zu Winden, zu Feuerflammen seine Diener.« Vom Sohn aber: »Dein Thron, o Gott, steht für die Ewigkeit der Ewigkeiten!« und »Das Zepter der Gerechtigkeit, das ist dein Herrscherstab. Du liebst das Recht; den Frevel hassest du; darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl, wie keinen deiner Genossen.« Und weiter heißt es: »Du, o Herr, hast im Anfang die Erde gegründet; die Himmel sind das Werk deiner Hände; doch sie vergehen, Du aber bleibst, veralten werden alle, wie ein Kleid, wie einen Mantel wirst Du sie zusammenrollen - wie ein Kleid werden sie vertauscht; Du aber bleibst derselbe, und Deine Jahre gehen nicht zu Ende.« Zu welchem von den Engeln hat er je gesprochen: »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel dir zu Füßen lege"? Sind nicht vielmehr alle dienende Geister, ausgesandt zum Dienste derer, die das Heil erben sollen? Pflicht des Glaubens - Christus, König der WeltenSo müssen wir nun um so eifriger beachten, was wir vernommen haben; sonst könnten schließlich wir noch darum kommen. Wenn schon das Wort, das durch die Engel verkündet wurde, so streng verpflichtend war und jede Übertretung, jeder Ungehorsam die gerechte Strafe nach sich zog, wie sollten dann wir der Strafe entrinnen, wenn wir ein solches Heil unbeachtet ließen, das zuerst vom Herrn verkündet und von den Ohrenzeugen uns getreu überliefert ward? Dazu ward es von Gott bekräftigt nach seinem heiligen Willen durch Zeichen und Wunder, durch manche Machterweise und Mitteilungen des Heiligen Geistes. Nicht Engel sind die Herren der künftigen Welt, von der wir reden, vielmehr heißt es zum Beweise irgendwo: »Was ist der Mensch, daß Du seiner gedenkst? Und was ein Menschenkind, daß Du es beachtest? Nur wenig ließest Du ihn den Engeln nachstehen, Du kröntest ihn mit Ehre und mit Herrlichkeit [und hast ihn über die Werke Deiner Hände gesetzt] und legtest ihm alles zu Füßen.« Wenn er ihm alles unterworfen hat, so ließ er nichts mehr übrig, was ihm nicht unterworfen wäre. Jetzt freilich sehen wir noch nicht, daß ihm alles unterworfen wäre. In dem, der nur wenig den Engeln nachstand, erblicken wir Jesus, der seines Todesleidens wegen mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt ward, damit er nach Gottes gnädigem Willen den Tod für alle koste. Es ziemte sich für das Ziel und den Urgrund aller Dinge, der viele Söhne zur Herrlichkeit führte, durch Leiden den Begründer ihres Heiles zu vollenden. Denn der, der heilig macht, und die, die geheiligt werden, sind ja alle eines Ursprungs; so schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu nennen, Wenn er sagt: »Deinen Namen will ich meinen Brüdern künden, inmitten der Gemeinde will ich Dich lobpreisen.« Und weiter: »Ich werde mein Vertrauen auf ihn setzen"; und ferner: »Sieh, hier bin ich samt den Kindern, die mir Gott gegeben hat.« Weil nun Kinder Fleisch und Blut gemeinsam haben, so nahm auch er in gleicher Weise solches an, um durch den Tod den zu vernichten, der über den Tod die Macht, besaß, den Teufel, und alle zu erlösen, die im Bann der Todesfurcht ihr ganzes Leben lang ein Sklavenjoch getragen haben. Nicht etwa Engeln gilt ja seine Sorge; sondern um die Kinder Abrahams nimmt er sich an. Deswegen mußte er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er ein barmherziger und treuer Hoherpriester würde für ihre Anliegen bei Gott, um die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn weil er selber unter den Versuchungen gelitten hat, kann er denen helfen, die versucht werden. Christus mehr als Moses - Warnung vor AbfallNun denn, heilige Brüder, Gefährten himmlischer Berufung, betrachtet unverwandt den Gesandten und Hohenpriester Jesus, zu dem wir uns bekennen, der dem treu war, der ihn bestellte, ähnlich, wie in seinem ganzen Hause Moses. Ist er doch größerer Herrlichkeit gewürdigt worden als Moses, wie der Baumeister größeren Ruhm hat als das Haus. Jedes Haus hat seinen Baumeister; der Weltenbaumeister jedoch ist Gott. Auch Moses, der in seinem ganzen Leben treu gedient hat, tat dies als Diener, zum Zeugnis für die Offenbarung, die erst noch kommen sollte. Doch Christus steht als Sohn über seinem Hause. Dieses Haus sind wir, wenn wir die gläubige Zuversicht und das ruhmvolle Hoffen [bis ans Ende] treu bewahren. Darum gilt, was der Heilige Geist gesprochen hat: »Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht wie bei der Erbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste, wo eure Väter mich mit Zweifel auf die Probe stellten, obwohl sie meine Taten vierzig Jahre lang sahen. So überkam mich ein heiliger Zorn über dieses Geschlecht; ich sprach: "Beständig mögen sie in ihrem Herzen irren.« Doch sie verstanden meine Wege nicht. So schwur ich denn in meinem Zorne: "Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen."« Seht zu, o meine Brüder, daß nicht in irgendeinem unter euch ein böses und ungläubiges Herz sich finde, daß es zum Abfall käme vom lebendigen Gott. Sprecht vielmehr Tag für Tag einander zu, solange das »Heute« noch gilt, daß keiner unter euch verhärtet werde durch den Trug der Sünde. Wir sind Gefährten Christi, wenn wir nur den ersten Glauben bis zum Ende treu bewahren. Wenn es heißt: »Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht wie bei der Erbitterung", wer waren denn die Hörer, die so erbittert waren? Wem zürnte er denn vierzig Jahre lang? Waren es nicht jene, die gesündigt hatten und deren Leichen in der Wüste liegen blieben? Wem hat er denn geschworen, daß sie nicht in seine Ruhe eingehen sollten? Wenn nicht denen, die ungehorsam waren? Und in der Tat, wir sehen, daß sie wegen dieses Unglaubens nicht eingehen konnten. Treu im GlaubenSo lasset uns denn ernstlich sorgen, daß keiner unter euch für säumig befunden werde; denn die Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, steht noch aus. Denn auch an uns, wie an jene, erging die frohe Botschaft. Doch jenen hat das Wort der Predigt nichts genützt, weil es nicht durch den Glauben mit den Hörern zusammenwuchs. Wir werden aber eingehen in seine Ruhe, weil wir gläubig wurden, wie er denn auch gesagt hat: »Wie ich schwur in meinem Zorne: "Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen."« Und doch sind die Werke seit der Welterschaffung abgeschlossen. Es heißt ja irgendwo vom siebten Tag also: »Gott ruhte am siebten Tage von allen seinen Werken.« Und hier heißt es: »Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen.« Es bleibt also dabei, daß manche in sie eingehen, doch auch, daß die, die zuerst die frohe Botschaft empfangen haben, wegen ihres Ungehorsams nicht hineingekommen sind. So bestimmt er wieder einen Tag, ein »Heute«, wenn er nach so langer Zeit durch David sagen läßt, wie eben angeführt: »Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht.« Denn hätte sie Josue zur Ruhe geführt, dann hätte er nicht nachher noch von einem anderen Tage geredet. So bleibt dem Volke Gottes eine Sabbatruhe noch in Aussicht; denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, ruht von seinen Werken wie Gott von den seinen. So soll denn unser eifrigstes Bestreben sein, in diese Ruhe einzugehen, daß keiner durch Ungehorsam zu Falle komme, wie es eben an diesem Beispiel dargetan ward. Lebendig ist ja das Wort Gottes und wirksam und noch schärfer als jedes zweischneidige Messer. Es dringt hindurch, bis es Geist und Seele, Gelenk und Mark geschieden hat; es ist ein Richter über die Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Und kein Geschöpf bleibt vor ihm verborgen; es liegt alles bloß und offen da vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen. Da wir nun einen so großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschnitten hat, Jesus, den Gottessohn, so laßt uns am Bekenntnisse festhalten. Wir haben ja nicht einen solchen Hohenpriester, der nicht mit unseren Schwächen mitfühlen könnte, sondern einen, der in allem versucht ward ebenso wie wir, nur daß es nicht zur Sünde kam. So laßt uns denn mit Zuversicht dem Throne der Gnade nahen, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden für die Hilfe zur richtigen Zeit. Christus mehr als der HohepriesterDenn jeder Hohepriester, aus den Menschen genommen, wird für die Menschen aufgestellt, in ihren Anliegen bei Gott, damit er für ihre Sünden Gaben und Opfer darbringe. So muß er Verständnis haben können mit den Unwissenden und Irrenden, weil er auch selbst mit Schwachheit behaftet ist. Um ihretwillen muß er, wie für das Volk, so auch für sich selbst der Sünden wegen Opfer bringen. Auch darf sich keiner diese Würde anmaßen, vielmehr muß er von Gott berufen sein wie Aaron. So hat auch Christus nicht sich selbst mit der hohenpriesterlichen Würde bekleidet, vielmehr der, der zu ihm sprach: »Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.« Wie er denn auch an einer anderen Stelle spricht: »Du bist Priester ewiglich nach der Ordnung des Melchisedech.« In den Tagen seines Erdenlebens betete und flehte er mit lautem Rufen unter Tränen innig zu dem, der ihn vom Tode retten konnte, und wurde wegen seiner Gottesfurcht erhört. Obschon er Sohn [Gottes] war, lernte er an dem, was er litt, den Gehorsam, und wurde so, als er zur Vollendung gelangt war, für alle, die ihm gehorchen, Urheber des ewigen Heiles, nachdem er von Gott als Hoherpriester nach der Ordnung des Melchisedech anerkannt worden war. Darüber hätten wir nun viel zu sagen; doch ist es schwer, es darzulegen, weil ihr harthörig geworden seid. Der Zeit nach solltet ihr schon Lehrer sein; statt dessen ist es nötig, daß man euch in den Anfangsgründen der Worte Gottes wieder unterrichte; ihr könnt ja nur Milch brauchen anstatt fester Speise. Wer noch Milch braucht, ist unfähig, richtiges Reden zu verstehen; er ist ja noch nicht mündig. Für die Vollendeten ist feste Nahrung da, für die, die von Natur aus ihre Sinne geübt haben, um zwischen Gut und Bös zu unterscheiden. Streben nach Vollkommenheit - Die christliche HoffnungWir wollen deshalb die Anfangsgründe der Lehre Christi übergehen und uns den höheren Dingen zuwenden und nicht den Grund noch einmal legen: Abkehr von toten Werken, Glauben an Gott, die Lehre von den Taufen, der Handauflegung, von der Auferstehung von den Toten und der ewigen Vergeltung. Wenn Gott es gewährt, so wollen wir dies so halten. Es ist ja unmöglich, daß solche, die einmal erleuchtet waren, die von der Himmelsgabe gekostet hatten, die des Heiligen Geistes teilhaftig geworden waren, die das herrliche Gotteswort verkostet und die Kräfte jener künftigen Welt in sich erfahren hatten und dann abgefallen sind, zur Bekehrung wiederum erneuert wurden; sie haben ja, soweit es auf sie ankommt, den Sohn Gottes aufs neue gekreuzigt und ihn zum Gespött gemacht. Wenn ein Grundstück Regen, der reichlich darauf niederströmte, aufgesogen hat und denen, durch die es bestellt wird, erwünschte Früchte bringt, so nimmt es teil am Segen Gottes. Bringt es aber nur Dornen und Disteln, so ist es wertlos und dem Fluche nahe, der schließlich ins Feuer führt. Wir sind bei euch, Geliebte, des günstigeren Falles und des zum Heil Gehörenden gewiß, wenn schon wir so reden mußten. Gott ist nicht ungerecht, daß er eure guten Werke und eure Liebe vergessen würde, die ihr um seines Namens willen gezeigt habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und noch immer dienet. Wir wünschen nur, daß jeder aus euch den gleichen Eifer zeige, damit ihr auch die Hoffnung voll entfaltet, ja, selber zur Vollendung bringt, auf daß ihr nicht ermattet, sondern die nachahmt, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben. Denn als Gott dem Abraham die Verheißung gab, da schwur er, weil er bei keinem Höheren schwören konnte, bei sich selbst und sprach: »Fürwahr, ich will dich reichlich segnen und reichlich auch dich mehren.« Und so harrte er geduldig aus und erlangte die Verheißung. Menschen schwören stets bei einem Höheren; der Eid läßt jede Widerrede verstummen und gibt Sicherheit. Weil Gott den Erben der Verheißung noch deutlicher zeigen wollte, wie unabänderlich sein Ratschluß sei, deshalb verbürgte er sich durch einen Eid. So sollten wir an zwei unabänderlichen Tatsachen, bei denen Gott unmöglich täuschen konnte, einen sicheren Trost besitzen, wir, die wir an die dargebotene Hoffnung uns geklammert haben. An ihr besitzen wir für unsere Seele einen Anker, fest und zuverlässig, der in das Innere des Vorhangs hineinreicht. Ist Jesus doch als Vorläufer für uns dort eingetreten, nachdem er Hoherpriester nach der Ordnung des Melchisedech auf ewig geworden war. Jesus, der wahre HohepriesterEben der Melchisedech war König von Salem und Priester des allerhöchsten Gottes. Er ging dem Abraham entgegen, als dieser von der Niederwerfung der Könige zurückkam, und gab ihm den Segen. Dafür gab Abraham ihm den Zehnten von allem. Sein Name wird zunächst erklärt als »König der Gerechtigkeit«, dann aber auch als »Salems König«, das heißt »Friedenskönig". Er steht da ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum, ohne Anfang seiner Tage, ohne Lebensende; ein treues Urbild des Gottessohnes, bleibt er Priester bis in Ewigkeit. Bedenket nun, wie hoch der stehen muß, dem sogar Abraham, der Patriarch, den Zehnten von den besten Beutestücken gab. Die, die aus dem Stamme Levi das Priesteramt erhalten haben, besitzen zwar nach dem Gesetze das Recht, vom Volke, also von ihren Brüdern, einen Zehnten zu erheben, obwohl auch sie von Abraham abstammen. Doch dieser, der nicht aus ihnen stammt, hat doch dem Abraham den Zehnten abgenommen und dann den Träger der Verheißungen gesegnet. Es unterliegt gar keinem Zweifel: Das Niedrige wird vom Höheren gesegnet. Ferner nehmen hier sterbliche Menschen den Zehnten entgegen, dort aber einer, von dem bezeugt ist, daß er lebt. Und weiter ward in Abraham auch sozusagen Levi, der selber doch den Zehnten fordert, mit dem Zehnten belegt; er war ja noch in der Lende seines Vaters, als ihm Melchisedech begegnete. Wenn nun das levitische Priestertum, auf das das Volk gesetzlich festgelegt war, schon die Vollendung gebracht hätte, wäre es dann notwendig gewesen, noch einen andern nach der Ordnung des Melchisedech als Priester aufzustellen und davon zu reden, daß er es nicht nach der Ordnung Aarons sei? Und weiter: wenn das Priestertum wechselt, dann wechselt notwendig auch die Priesterordnung. Denn der, auf den sich diese Aussage bezieht, gehört ja einem anderen Stamme an, aus dem noch keiner dem Altare gedient hat. Denn es ist allgemein bekannt, daß unser Herr aus Juda hervorgegangen ist, aus einem Stamme, von dem Moses nichts gesagt hatte, was sich auf Priester beziehen könnte. Und vollends klar wird noch die Sache, wenn nach dem Ebenbild des Melchisedech ein anderer Priester eingesetzt wird, der es nicht nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebotes ward, vielmehr in der Kraft eines unvergänglichen Lebens. So heißt es ja: »Du bist Priester ewiglich nach der Ordnung des Melchisedech.« Ein bisher geltendes Gesetz wird aufgehoben dann, wenn es kraft- und nutzlos wird. Das Gesetz hatte die Vollendung nicht gebracht; es war nur die Einleitung zu einer besseren Hoffnung, durch die wir uns Gott nahen. Und in demselben Maße, wie er nicht ohne Eidschwur Priester ward - indessen jene ohne Eidschwur Priester wurden, ward er es durch einen Eidschwur dessen, der zu ihm sprach: »Geschworen hat der Herr; es wird ihn nicht gereuen, du bist Priester ewiglich« -, in eben diesem Maße wurde Jesus Bürge eines höheren Bundes. Diese wurden in größerer Anzahl Priester, weil sie durch den Tod verhindert wurden, im Amte zu bleiben; er aber hat ein unvergängliches Priestertum, weil er ja ewig am Leben bleibt. So kann er auch für alle Zeiten jene retten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immer lebt, um für sie einzutreten. So mußte unser Hoherpriester ja auch sein: heilig, rein, unbefleckt, von den Sündern losgelöst und über alle Himmel hoch erhoben, der nicht wie die Hohenpriester täglich nötig hat, zuerst für seine eigenen Sünden Opfer darzubringen und alsdann für die des Volkes; denn dies hat er ein für allemal getan, indem er sich selber zum Opfer dargebracht hat. 21 Also bestellt das Gesetz zu Hohenpriestern Menschen mit Schwachheit angetan, das Wort des Eidschwurs dagegen in der Zeit nach dem Gesetze den Sohn, der für alle Zeit vollendet ward. - - - Das OpferDie Hauptsache bei diesen Ausführungen ist aber dies: Wir haben einen Hohenpriester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel gesetzt hat als Priester im Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die der Herr und nicht ein Mensch errichtet hat. Jeder Hohepriester ist nämlich dazu aufgestellt, daß er Gaben und Opfer darbringe; er muß deshalb auch etwas haben, was er opfern kann. Würde er auf Erden leben, So wäre er ja gar nicht Priester; denn hier sind schon solche, die nach dem Gesetze Gaben darbringen. Sie dienen nur einem Vorbild und einem Schattenriß des Himmlischen; wie denn auch Moses, als er einst das Zelt errichten wollte, so angewiesen ward: »Sieh zu«, hieß es, »daß du alles nach dem Vorbild machen lässest, das dir auf dem Berge gezeigt ward!« Der Dienst jedoch, den Jesus erhielt, ist um so ausgezeichneter, als auch der Bund, den er vermittelt, besser ist; beruht doch dieser auf einer höheren Verheißung. Denn wäre jener erste tadellos gewesen, so hätte man nicht Platz für einen zweiten gesucht. Er sagt ja, jene tadelnd: »Siehe, es kommen Tage«, spricht der Herr, »wo ich einen neuen Bund schließen will mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda; nicht so wie jenen Bund, den ich mit ihren Vätern an dem Tage schloß, da ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Lande Ägypten zu führen. Weil sie meinem Bund nicht treu geblieben waren, habe auch ich mich nicht um sie gekümmert«, spricht der Herr. »Doch dieses soll der Bund nun sein, den ich nach diesen Tagen«, spricht der Herr, »mit dem Hause Israel abschließen werde: Mein Gesetz will ich in ihr Inneres legen und ihnen in das Herz es schreiben; ich will ihr Gott sein, und sie sollen mir zum Volke werden. Keiner braucht dann seinen Nächsten und keiner seinen Bruder mehr zu lehren und zu sagen: "Erkenne doch den Herrn!" Sie alle, klein und groß, werden mich alsdann erkennen. Ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünden nimmermehr gedenken.« Mit dem Worte »neu« erklärte er den frühern für veraltet. Was aber alt ist und veraltet, das ist reif, daß es vergehe. Die Opfer des Alten Bundes, das Opfer des Neuen BundesDer frühere Bund hatte zwar auch Vorschriften für den Gottesdienst und für das irdische Heiligtum. Es wurde ja ein Zelt errichtet, in dessen vorderem Teile der Leuchter sich befand sowie der Tisch mit den Schaubroten; der Teil heißt »Heiligtum". Und hinter dem zweiten Vorhang war das Zelt, das man das »Allerheiligste« nennt. Darin standen der goldene Rauchopferaltar und die mit Gold überzogene Bundeslade. In dieser befanden sich ein goldenes Gefäß mit Manna und Aarons Stab, der grün geworden war, und die Gesetzestafeln. Und über ihr beschatteten die Cherubim der Glorie den Sühnedeckel. Jedoch hierüber ist jetzt nicht im einzelnen zu reden. Entsprechend dieser Einrichtung betreten die Priester stets nur den vorderen Raum des Zeltes, um ihrem heiligen Dienst obzuliegen. Doch in den hinteren Raum tritt nur der Hohepriester ein, und zwar nur ein einzigesmal im Jahr und dann nicht ohne Blut, das er für sich und die unwissentlichen Verfehlungen des Volkes darbringt. Es offenbart dadurch der Heilige Geist, der Zugang zu dem Heiligtum sei noch nicht offen, solange das erste Zelt noch Bestand hat. Das ist aber nur ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit, wonach Gaben und Opfer dargebracht werden, die nicht die Kraft besitzen, den Opfernden im Gewissen zu vollenden. Sie stehen vielmehr in gleicher Linie mit den Vorschriften für Speise und Trank und für verschiedene Waschungen: nur äußerliche Heiligungsmittel bis zur Zeit der Neugestaltung. Christus dagegen kam als Hoherpriester für die zukünftigen Heilsgüter; er trat durchs größere und durchs vollkommenere Zelt, das nicht mir Händen gemacht ist, das heißt, das nicht dieser Erde angehört, auch nicht durch Blut von Böcken und Rindern, vielmehr durch sein eigenes Blut ein für allemal hinein ins Heiligtum, wodurch er ewige Erlösung bewirkt hat. Wenn schon das Blut von Böcken und Stieren sowie die Asche einer Kuh durch Besprengung Unreine heiligen kann, so daß sie äußerlich gereinigt werden, um wieviel mehr wird das Blut Christi, der durch den ewigen Geist sich selbst untadelig Gott dargebracht hat, eure Gewissen von toten Werken reinigen, damit ihr dem lebendigen Gott dient! Deshalb ist er auch Bürge eines Neuen Bundes, damit die Berufenen das verheißene ewige Erbe zum Besitz erhalten. Er ging zuvor ja in den Tod, um so die Sünden wegzunehmen, die unter dem früheren Bunde begangen worden waren. Denn wo ein Testament in Kraft treten soll, da muß der Tod des Erblassers nachgewiesen werden. Ein Testament erlangt ja mit dem Tod erst Rechtskraft, weil es nichts gilt, solange der Erblasser noch lebt. Deshalb ward auch der erste Bund nicht ohne Blutvergießen eingeweiht. Als nämlich Moses dem gesamten Volk alle Vorschriften genau nach dem Gesetze vorgetragen hatte, nahm er das Blut der Rinder und Böcke samt Wasser, roter Wolle und Hysop. Er besprengte dann das Buch und das gesamte Volk, wobei er sprach: »Dies ist das Blut des Bundes, den Gott mit euch geschlossen hat.« Auch das Zelt und alle gottesdienstlichen Geräte besprengte er in gleicher Weise mit dem Blute. Auch sonst wird dem Gesetz entsprechend fast alles mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung. Die Abbilder des himmlischen Heiligtums müssen also mit solchen Mitteln gereinigt werden; das himmlische Heiligtum selber erfordert aber noch höhere Opfer als jene. Nicht in ein Heiligtum, das Menschenwerk und nur ein Vorbild vom wahren wäre, ist Christus eingegangen, sondern in den eigentlichen Himmel, um von jetzt an für uns vor Gottes Angesicht einzutreten. Auch braucht er sich nicht immer wieder selbst zum Opfer darzubringen, wie der Hohepriester Jahr für Jahr ins Allerheiligste mit fremdem Blute tritt; sonst hätte er ja seit der Erschaffung der Welt oftmals leiden müssen. So aber ward er nur ein einzigesmal, zur Zeit der Weltvollendung, offenbar, um durch das Opfer seiner selbst die Sünde auszutilgen. Und wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einzigesmal zu sterben, worauf dann das Gericht kommt, so wurde auch Christus nur einmal geopfert, um die Sünden vieler wegzunehmen. Das zweitemal wird er ohne jegliche Beziehung zur Sünde erscheinen, zum Heile derer, die auf ihn harren. Das wahre Opfer - Verpflichtung des Neuen Bundes Standhaftigkeit im GlaubenDas Gesetz ist nur ein Schattenbild der künftigen Heilsgüter, nicht aber das wahre Bild der Wirklichkeit. Trotz der gleichen Opfer, die man Jahr für Jahr unaufhörlich darbringt, ist es nicht imstande, die Opfernden zu vollenden. Oder hätte man nicht aufgehört, sie darzubringen, wenn die Opfernden sich frei von Sünden wüßten und wenn sie ein für allemal gereinigt wären? Im Gegenteil, durch die Opfer werden wir Jahr für Jahr nur an die Sünden recht erinnert. Unmöglich kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden tilgen. Deshalb sagt er auch bei seinem Eintritt in die Welt: »Du willst keine Opfer und keine Gaben; einen Leib aber hast Du mir geschaffen. An Brand- und Sündopfern hast Du keinen Gefallen. Da sprach ich: Siehe, ich bin da; es steht in der Buchrolle von mir geschrieben, daß ich, o Gott, Deinen Willen vollbringen soll.« Zuerst sagt er: Du willst keine Opfer und Gaben, nicht Brand- noch Sündopfer, und hast daran kein Wohlgefallen. Es sind dies Opfer, wie man sie nach dem Gesetze darbringt. Dann aber fährt er fort: »Siehe, ich bin da, um Deinen Willen zu erfüllen.« Damit hebt er das erste auf, um das zweite als maßgebend zu kennzeichnen. Kraft dieses Willens sind wir ein für allemal geheiligt durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi. Jeder Priester steht im heiligen Dienste Tag für Tag und bringt immer wieder nur die gleichen Opfer dar, die doch nie die Sünden tilgen können. Dieser aber hat das eine Opfer für die Sünden dargebracht und sich alsdann für immer zur Rechten Gottes gesetzt, um abzuwarten, bis ihm seine Feinde als Schemel zu Füßen gelegt sind. Ja, durch ein einziges Opfer hat er für alle Zeit die vollendet, die heilig werden wollen. Das bezeugt uns auch der Heilige Geist; denn nach den Worten: »Dieses ist mein Bund, den ich nach jenen Tagen mit ihnen schließen will«, spricht der Herr: »Ich lege meine Gesetze in ihre Herzen und schreibe sie in ihr Inneres, und ich will ihrer Sünden und Vergehen nicht mehr gedenken.« Wo aber diese vergeben sind, bedarf es keines Opfers mehr der Sünde wegen. Liebe Brüder, wir besitzen also voll Zuversicht die Hoffnung, das Heiligtum im Blute Jesu zu betreten, wohin er uns einen neuen und lebendigen Weg aufgetan hat, durch den Vorhang hindurch, das heißt durch seinen Leib. Und da wir auch einen hocherhabenen Priester haben, der über dem Hause Gottes waltet, laßt uns aufrichtigen Herzens hintreten, in vollem Glauben, die Herzen rein vom sündigen Gewissen, den Leib mit reinem Wasser abgewaschen. Wir wollen unerschütterlich am Bekenntnis unserer Hoffnung festhalten. Getreu ist der, der die Verheißungen gegeben hat. Sorgfältig wollen wir einander im Auge behalten, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzuspornen. Bleiben wir doch unserer Versammlung nicht fern, wie einige die Gewohnheit haben; vielmehr ermuntern wir uns gegenseitig, und dies um so mehr, je näher ihr den »Tag« erscheinen seht. Denn wenn wir freiwillig sündigen, nachdem wir schon die Wahrheit voll erfaßt haben, dann gibt es kein Opfer für die Sünden mehr; wohl aber wartet unser dann ein furchtbares Gericht sowie die Glut des Feuers, das künftig die Widersacher verzehren wird. Wenn jemand das Gesetz des Moses übertritt, so muß er ohne Erbarmen sterben auf Aussage von zwei oder drei Zeugen hin. Welch größere Strafe wird dann der erleiden müssen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt ward, für gemein erachtet und so den Geist der Liebe höhnt. Wir kennen doch den, der da sprach: »Mein ist die Rache; ich will vergelten"; und weiter noch: »Der Herr wird sein Volk richten.« Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Gedenket der vergangenen Tage, da ihr nach eurer Erleuchtung so viele Leidenskämpfe bestanden habt. Bald wurdet ihr an den Pranger gestellt mit Schmähungen und Bedrängnissen, bald nahmt ihr teil am Schicksal solcher, denen es so erging. Ihr habt mit den Gefangenen gelitten und den Raub eurer Habe mit Freuden hingenommen, wohl wissend, daß ihr Besseres und Bleibendes besitzt. Werft euren Bekennermut doch nicht weg! Er hat einen großen Lohn. Standhaftigkeit braucht ihr, daß ihr den Willen Gottes tut und das erlangt, was er verheißen hat: »Nur noch eine ganz kleine Weile, und dann kommt der, der kommen soll; er zögert nicht. Und mein Gerechter, der es aus dem Glauben ist, wird leben. Zieht er sich aber feig zurück, alsdann hat meine Seele an ihm kein Wohlgefallen.« Doch wir gehören nicht zu denen, die sich zu ihrem Untergang zurückziehen, vielmehr zu denen, die im Glauben ihre Seele retten. Vorbilder der GlaubenstreueDer Glaube ist eine Zuversicht auf das, was man erhofft, ein Beweis von Dingen, die man nicht sieht. In ihm erhielten auch die Ahnen schon ihr Ruhmeszeugnis. Im Glauben erkennen wir, daß durch das göttliche Wort das Weltall geordnet ward, also das Sichtbare nicht aus der Erscheinungswelt geworden ist. Im Glauben brachte Abel Gott ein Opfer dar, wertvoller als das des Kain; dafür erhielt er auch das Zeugnis, daß er gerecht sei: ein Zeugnis, das Gott ihm seiner Gaben wegen ausstellte; in ihm redet er noch nach seinem Tode. Im Glauben wurde Henoch entrückt, daß er den Tod nicht sah; er war nicht mehr zu finden, weil ihn Gott entrückt hatte. Denn vor der Entrückung hat er schon das Zeugnis erhalten, daß er Gott wohlgefalle. Doch ohne Glauben ist es unmöglich, [Gott] zu gefallen; denn wer Gott naht, muß glauben, daß er ist, und daß er denen, die ihn suchen, ein Vergelter ist. Im Glauben erhielt Noe Kunde von dem, was er noch nicht sah, nahm sich in acht und baute eine Arche zur Rettung seines Hauses; in ihm hat er die Welt verurteilt und ward ein Erbe der Rechtfertigung aus dem Glauben. Im Glauben gehorchte Abraham dem Ruf, in ein Land zu ziehen, das er als Erbe erhalten sollte, und so zog er aus und wußte nicht, wohin er käme. Im Glauben siedelte er sich im Lande der Verheißung an wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. Er wartete ja auf die Stadt mit festen Grundmauern, deren Baumeister und Gründer Gott ist. Im Glauben erhielt Sara noch die Kraft zum Mutterwerden trotz ihres holten Alters, weil sie den für treu hielt, der die Verheißung gegeben hatte. Darum wurden sie auch von dem einen und dazu Erstorbenen erzeugt so zahlreich wie die Sterne des Himmels, unzählbar wie der Sand am Meeresstrand. Im Glauben starben diese alle, ohne daß sie die verheißenen Güter schon erlangt hätten. Sie hatten sie aus weiter Ferne nur gesehen und begrüßt und so bekannt, daß sie nur Pilgrime und Fremdlinge auf Erden seien. Denn die so sprechen, zeigen, daß sie eine Heimat suchen. Hätten sie dabei an das Land gedacht, aus dem sie ausgezogen waren, so hätten sie die Möglichkeit gehabt, dorthin zurückzukehren. So aber trachten sie nach einem besseren, das heißt nach dem himmlischen. Darum scheut sich Gott auch nicht, sich ihren Gott nennen zu lassen; er hat ja ihnen eine Stadt bereitet. Im Glauben brachte Abraham, als er erprobt werden sollte, den Isaak als Opfer dar; er wollte seinen einzigen Sohn darbringen; er, der doch die Verheißung empfangen hatte, als zu ihm gesprochen ward: »Du sollst in Isaak Nachkommen erhalten.« Er dachte eben: »Gott kann sogar Tote wieder auferwecken«, und so erhielt er ihn zugleich als Sinnbild wiederum zurück. Im Glauben segnete Isaak den Jakob und den Esau auch für die künftigen Zeiten. Im Glauben segnete der sterbende Jakob die beiden Söhne Josephs und betete, gestützt auf die Spitze seines Stabes. Im Glauben dachte Joseph noch beim Sterben an den Auszug der Kinder Israels und gab Anweisung über seine Gebeine. Im Glauben ward nach der Geburt Moses von seinen Eltern noch drei Monate lang verborgen gehalten; sie sahen nämlich, daß das Kind lieblich war, und fürchteten den Befehl des Königs nicht. Im Glauben lehnte Moses, als er schon erwachsen war, es ab, sich Sohn der Tochter Pharaos nennen zu lassen. Er wollte lieber mit dem Volke Gottes Leid ertragen, als nur vorübergehenden Genuß von Sünde haben. So hielt er die Schmach Christi für einen größeren Reichtum als Ägyptens Schätze. Er blickte ja auf die Vergeltung hin. Im Glauben verließ er das Ägypterland und fürchtete den Zorn des Königs nicht. Und standhaft hielt er aus, als hätte er den Unsichtbaren sichtbar vor Augen. Im Glauben hielt er das Pascha und ordnete das Blutbestreichen an, damit der Würgengel nicht ihre Erstgeburt vernichte. Im Glauben durchschritten sie das Rote Meer wie trockenes Land, während die Ägypter beim gleichen Versuche verschlungen wurden. Im Glauben stürzten auch die Mauern Jerichos zusammen, nachdem man an sieben Tagen um sie herumgezogen war. Im Glauben kam die Dirne Rahab nicht mit jenen Unfolgsamen um, weil sie die Kundschafter friedlich aufgenommen hatte. Doch wozu soll ich noch weiter reden? Es fehlt mir die Zeit, um alles durchzugehen von Gedeon und Barak, Samson und Jephte, von David, Samuel und den Propheten. Im Glauben rangen diese Königreiche nieder, schufen Recht, erlangten Verheißungen; sie schlossen Löwenrachen, löschten Feuersgluten aus, entgingen der Schärfe des Schwertes. Aus Schwachheit kamen sie zu Kraft und wurden Helden im Kampf und brachten fremde Heere zum Weichen. Frauen erhielten ihre Toten durch die Wiederaufweckung zurück. Andere wurden gemartert und wollten nichts von der Freilassung wissen, um eine wundervollere Auferstehung zu erlangen. Und wieder andere mußten Spott und Geißelung verkosten, andere Ketten und Gefängnis. Sie wurden gesteinigt und gefoltert und zersägt, durchs Schwert getötet; in Schaf- und Ziegenfellen zogen sie umher, in Not, bedrängt, mißhandelt. Die Welt war ihrer nicht wert. In Einöden und im Gebirge irrten sie umher, in Höhlen und in Erdklüften. Und doch, sie alle, obwohl so große Glaubenszeugen, erlangten die verheißenen Güter nicht. Gott hatte noch etwas Herrlicheres für uns vorgesehen: jene sollten nicht ohne uns zur Vollendung kommen. Wert der Leiden - Warnung vor AbfallSo wollen denn auch wir, da wir von einer solchen Wolke von Glaubenszeugen uns umgeben sehen, jede Last ablegen, zumal die Sünde, die uns so leicht bestrickt. Dann wollen wir mit Ausdauer im Wettkampf laufen, der uns obliegt, dabei auf Jesus blickend, den Begründer und Vollender unseres Glaubens. Freude lag für ihn bereit; aber er erduldete anstatt ihrer das Kreuz, der Schmach nicht achtend. Jetzt sitzt er zur Rechten des Thrones Gottes. O, lebt euch in den hinein, der solchen Widerspruch der Sünder gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermattet und an eurer Seele schlaff werdet. Noch widerstandet ihr im Kampfe mit der Sünde nicht bis aufs Blut. Dagegen habt ihr die Mahnung vergessen, die euch wie Söhnen zuredet: »Mein Sohn, achte die Züchtigung des Herrn nicht gering, verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst. Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er; er schlägt jeden Sohn, zu dem er als Vater sich bekennt.« Ihr duldet der Erziehung wegen; wie mit Söhnen verkehrt Gott mit euch. Wo wäre je ein Sohn, den der Vater nicht züchtigte? Und wenn ihr ohne Züchtigung, unter der alle stehen, bliebet, so wäret ihr Bastarde und nicht echte Söhne. Wenn wir unter der strengen Zucht unserer leiblichen Väter gestanden haben und Ehrfurcht vor ihnen hatten, sollten wir uns nicht noch mehr dem Vater der Geister unterwerfen, um zu leben? Jene hielten uns nur kurze Zeit nach ihrem Gutdünken in Zucht; er aber tut's zu unserem Besten, auf daß wir an seiner Heiligkeit teilnehmen. Jede Züchtigung scheint für den Augenblick nicht Freude, vielmehr Betrübnis einzutragen, doch nachher trägt sie denen, die in ihr geschult sind, als heilsame Frucht Gerechtigkeit. So richtet denn die schlaffen Hände und die müden Knie wieder auf, und wandelt zielsichere Wege, damit, was lahm ist, sich nicht ganz ausrenke, vielmehr geheilt werde. Trachtet nach Frieden mit allen und nach Heiligung; denn ohne sie wird niemand je den Herrn schauen. Sorgt, daß keiner der Gnade Gottes sich entziehe, daß nicht ein giftiges Gewächs emporwachse und um sich greife und viele dadurch befleckt werden, daß keiner ein Ehebrecher sei oder ein so gemeiner Mensch wie Esau, der sein Erstgeburtsrecht wegen einer einzigen Speise preisgab. Ihr wisset ja, daß er den Segen nachher noch empfangen wollte und daß er abgewiesen wurde; er fand keine Möglichkeit für eine Sinnesänderung, obwohl er unter Tränen sie herbeizuführen suchte. Ihr seid nicht zu einem Berge, den man berühren kann, hinzugetreten, zu einer Feuerflamme, zu Dunkel, Finsternis, Gewittersturm und zu Posaunenschall und laut erdröhnenden Worten; bei ihnen baten ja die Zuhörer, es möchte nicht mehr weiterhin so zu ihnen gesprochen werden. Denn sie vermochten nicht, die Verordnung zu ertragen: »Wenn nur ein Tier den Berg berührt, so soll es gesteinigt werden.« Und die Erscheinung war so furchtbar, daß Moses selber sprach: »Ich bin voll Furcht und Zittern.« Nein, ihr seid zum Berge Sion, zu der Stadt des lebendigen Gottes hinzugetreten, zum himmlischen Jerusalem und zu den Myriaden Engeln, zu der festlichen Gemeinde der Erstgeborenen, die in den Himmeln aufgeschrieben sind, zu Gott, dem Richter aller, und zu den Seelen der vollendeten Gerechten und zu dem Bürgen des Neuen Bundes, Jesus, und zum Besprengtwerden mit seinem Blute, das eindringlicher redet als das Blut Abels. So seht denn zu, daß ihr den, der redet, nicht ablehnt. Denn wenn jene schon der Strafe nicht entgingen, die ihn, als er sich auf Erden offenbarte, abgewiesen haben, um wieviel weniger dann wir, wenn wir den abweisen, der aus dem Himmel zu uns redet. Damals erschütterte seine Stimme die Erde, jetzt aber gab er die Verheißung: »Noch einmal will ich nicht bloß die Erde erschüttern, sondern auch den Himmel.« Das »Noch einmal« weist darauf hin, daß das, was erschüttert wird, als ein Geschaffenes eine Umwandlung erfahren wird, damit das bleibe, was sich nicht erschüttern läßt. So laßt uns denn, weil wir ein unerschütterliches Reich in Aussicht haben, jetzt unsere Dankbarkeit dadurch bezeugen, daß wir in Scheu und Ehrfurcht Gott wohlgefällig dienen; denn »unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.« Ermahnungen zu einem christlichen Leben - SchlußDie Bruderliebe soll bleiben. Vergesset nicht die Gastfreundschaft. Ohne es zu wissen, haben einige dadurch Engel beherbergt. Gedenket der Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen, und der Mißhandelten als solche, die noch im Leibe leben. Die Ehe sei bei allen ehrbar und unbefleckt das Ehebett. Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten. Euer Lebenswandel sei frei von Geldgier. Seid mit dem zufrieden, was ihr habt. Er selbst hat ja gesagt: »Ich werde niemals dich verlassen und nie dich preisgeben.« So können wir getrost erklären: »Mein Helfer ist der Herr; ich brauche mich nicht zu fürchten; was könnte auch ein Mensch mir antun.« Erinnert euch an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben. Betrachtet genau das Ende ihres Wandels und ahmt ihren Glauben nach. Jesus Christus ist immer derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit. Laßt euch durch allerlei fremdartige Lehren nicht irremachen. Es ist doch besser, das Herz durch Gnaden stark zu machen als durch Opferspeisen, von denen jene keinen Nutzen hatten, die davon lebten. Wir haben einen Altar, von dem die nicht essen dürfen, die dem Zelte dienen. Denn die Leiber jener Tiere, von deren Blut vom Hohenpriester zur Sühne für die Sünden etwas in das Allerheiligste getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, um durch sein Blut sein Volk zu heiligen, außerhalb des Stadttores gelitten. So laßt uns denn zu ihm vors Tor hinausgehen und seine Schmach tragen. Wir haben hienieden keine bleibende Stätte: wir trachten vielmehr nach der kommenden. Wir wollen Gott durch ihn beständig Lobopfer bringen; die Frucht von Lippen meine ich, die seinen Namen preisen. Vergeßt nicht, wohltätig zu sein und mitzuteilen; an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen. Gehorchet euern Vorstehern und folget ihnen. Sie wachen nämlich über eure Seelen, weil sie darüber Rechenschaft ablegen müssen. O, möchten sie doch dies mit Freude tun und nicht mit Seufzen. Das brächte euch ja keinen Nutzen. Betet für uns! Wir sind überzeugt, daß wir ein gutes Gewissen haben, weil wir in allem rechtschaffen zu wandeln suchen. Um so inniger ermahne ich euch, dies zu tun, damit ich um so rascher euch wiedergegeben werde. Der Gott des Friedens, der den erhabenen Hirten der Schafe, unseren Herrn Jesus, durch das Blut des ewigen Bundes von den Toten auferweckt hat, befähige euch zu allem Guten, damit ihr seinen Willen tut. Durch Jesus Christus wirkte er in uns, was vor ihm wohlgefällig ist. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeiten! Amen. Ich bitte euch, meine Brüder, nehmt dieses Mahnwort willig auf; ich habe euch ja nur kurz geschrieben. Wißt, daß Timotheus, unser Bruder, wieder frei ist; ich werde euch mit ihm besuchen, sobald er kommt. Grüßt alle eure Vorsteher und alle Heiligen! Es grüßen euch die Brüder in Italien! Die Gnade sei mit euch allen! Amen. Gruß - Der Weg GottesJakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesu Christi, entbietet seinen Gruß den zwölf Stämmen in der Diaspora. Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mannigfache Versuchungen geratet. Ihr wisset ja: Wenn euer Glaube echt ist, dann wirkt er Geduld, und die Geduld soll zur Vollendung führen, damit ihr vollendet seid, ohne Tadel, ohne Fehl. Fehlt es aber einem unter euch an Weisheit, so bitte er Gott, der allen ohne weiteres und ohne harte Worte gibt, und sie wird ihm gegeben werden. Nur bete er mit gläubigem Vertrauen und zweifle nicht im mindesten. Wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Sturme gepeitscht und hin- und hergeworfen wird. Ein solcher Mensch soll ja nicht meinen, vom Herrn etwas zu empfangen, der Mann mit den zwei Seelen, unbeständig auf allen seinen Wegen. Der arme Bruder rühme sich seiner Hoheit, der reiche aber der Armseligkeit; wird er doch vergehen wie die Blüte des Grases: Wenn die Sonne und der Glutwind sich zumal erheben, alsdann verdorrt das Gras, und seine Blüte welkt; sein schöner Anblick ist dahin. So wird auch der Reiche bei seinen Unternehmungen dahinwelken. Glückselig der Mann, der die Prüfung besteht! Bewährt er sich, so wird er den Kranz des Lebens empfangen, den der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben. Keiner, der versucht wird, sage: »Gott versucht mich!« Gott kann zum Bösen nicht versucht werden, und er selbst versucht niemanden. Ein jeder wird vielmehr von der eigenen Begierlichkeit versucht, die ihn lockt und ködert. Hat die Begierlichkeit empfangen, so gebiert sie die Sünde, die Sünde aber, ausgereift, gebiert den Tod. Laßt euch nicht irreführen, meine vielgeliebten Brüder! jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben her, vom Vater der Lichter, bei dem es keine Veränderung gibt und keinen Schatten von Veränderlichkeit. Mit freiem Willen hat er durch das Wort der Wahrheit uns gezeugt, damit wir so gewissermaßen Erstlinge seiner Schöpfung seien. Wißt, meine lieben Brüder: jeder Mensch sei schnell bereit zum Hören, zum Reden aber langsam, langsam zum Zorn. Des Menschen Zorn bewirkt nicht, was recht macht vor Gott. Legt jeden Schmutz und jeden Rest von Schlechtigkeiten ab und nehmt in Sanftmut das Wort an, das euch eingepflanzt ward, das eure Seelen retten kann. Werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer, die sich selber täuschen. Wer nur Hörer des Wortes ist und nicht auch Täter, gleicht einem Manne, der sein natürliches Aussehen in einem Spiegel beschaut, dann aber, hat er sich betrachtet, weggeht und sogleich vergißt, wie er ausgesehen hat. Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und auch dabei verbleibt, wer nicht ein vergeßlicher Hörer ist, vielmehr ein tätiger Vollbringer, wird durch sein Wirken selig werden. Wenn einer meint, er sei fromm, doch seine Zunge nicht im Zaume hält, vielmehr sein Herz betrügt, dessen Frömmigkeit ist nichts. Vor Gott, dem Vater, ist nur dies eine reine, makellose Frömmigkeit: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal aufzusuchen und sich selber unbefleckt zu bewahren vor der Welt Bei Gott kein Ansehen der Person - Glaube und WerkeMeine Brüder, haltet den Glauben an unseren verherrlichten Herrn Jesus Christus frei von Parteilichkeit. Betritt zum Beispiel eure Versammlung , ein Mann mit goldenem Fingerring und prächtigem Kleid, zugleich erscheint ein Armer in unansehnlichem Kleid, und ihr richtet eure Blicke auf den mit prächtigem Kleid hin und sagt zu ihm: »Setze du dich hier auf den bequemen Platz!«, zu dem Armen aber: »Stelle dich dorthin!« oder: »Setze dich hier unten neben meinen Schemel!« , habt ihr denn da bei euch nicht einen Unterschied gemacht, und wurdet ihr nicht Richter nach ganz schlechten Grundsätzen? Hört, meine lieben Brüder! Hat Gott nicht die, die vor der Welt arm sind, auserwählt, im Glauben reich zu sein und Erben jenes Reiches, das er denen verheißen hat, die ihn lieben? Und ihr verunehrt den Armen. Sind es nicht die Reichen, die euch vergewaltigen, sind nicht sie es, die euch vor die Gerichte zerren, und lästern nicht gerade sie den edlen Namen, der über euch angerufen worden ist? Wenn ihr jedoch das königliche Gesetz erfüllt, das nach der Schrift lautet: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«, dann tut ihr recht. Doch nehmt ihr auf die Menschen Rücksicht, alsdann begeht ihr eine Sünde, und es überführt euch das Gesetz als Übertreter. Mag einer das Gesetz auch ganz erfüllen, in einem einzigen Punkt es aber übertreten, so hat er sich gegen alle verfehlt. Denn er, der sprach: »Du sollst nicht ehebrechen«, hat auch gesagt: »Du sollst nicht töten.« Brichst du zwar nicht die Ehe, aber tötest du, so hast du das Gesetz doch übertreten. Redet und handelt wie solche, die durch das Gesetz der Freiheit abgeurteilt werden sollen. Erbarmungslos kommt das Gericht über den, der selber kein Erbarmen übt. Barmherzigkeit dagegen triumphiert über das Gericht. Was nützt es, meine Brüder, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber keine Werke aufzuweisen hat? Kann denn der Glaube ihn retten? Fehlt es einem Bruder oder einer Schwester an der Kleidung oder ermangeln sie der täglichen Nahrung, und einer aus euch sagt zu ihnen: »Geht hin im Frieden, zieht euch warm an und sättigt euch!«, ihr gebt ihnen aber nicht, was für den Leib nötig ist, was nützt es dann? Also verhält es sich auch mit dem Glauben; wenn er keine Werke aufzuweisen hat, ist er für sich allein tot. Doch da könnte jemand sagen: »Du hast den Glauben, und ich habe Werke.« - Zeige mir deinen Glauben ohne Werke, dann will auch ich aus meinen Werken dir den Glauben zeigen. Du glaubst: es gibt nur einen Gott. Ganz recht! Auch die Dämonen glauben und erschaudern. Willst du nun einsehen, du Tor, daß der Glaube ohne Werke wertlos ist? Ward unser Vater Abraham nicht aus Werken gerechtfertigt, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altare dargebracht hatte? Du siehst, wie der Glaube bei seinen Werken mitwirkte und daß der Glaube aus den Werken erst zur Vollendung kam. So ward die Schrift erfüllt, die sagt: »Abraham glaubte Gott, und dies ward ihm als Gerechtigkeit angerechnet« und »er ward Freund Gottes genannt.« Ihr seht also, daß der Mensch aus Werken gerecht wird und nicht aus dem Glauben allein. Und wurde nicht in gleicher Weise auch die Dirne Rahab aus Werken gerechtfertigt, weil sie die Kundschafter bei sich aufnahm und sie auf einem anderen Wege wiederum entließ? Denn wie der Leib ohne Seele tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot. Vorsicht im RedenMeine Brüder, drängt euch nicht als Lehrer auf! Ihr wisset, daß wir dadurch ein strengeres Gericht erwarten müssen. Wir alle fehlen ja in vielem; wer sich aber im Reden nicht verfehlt, der ist vollendet und fähig, auch den ganzen Leib im Zaume zu halten. Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul einlegen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir damit auch ihren ganzen Körper. Seht auch die Schiffe; sie mögen noch so groß sein, von noch so starken Winden hin und her getrieben werden, sie lassen sich durch ein ganz kleines Steuerruder lenken, wohin der Steuermann es haben will. So ist auch die Zunge zwar ein kleines Glied und rühmt sich dennoch großer Dinge. Seht, welch kleines Feuer einen noch so großen Wald in Brand setzt. Auch die Zunge ist ein Feuer, eine ganze Welt der Ungerechtigkeit. Die Zunge ist unter unseren Gliedern die Macht, die den ganzen Leib befleckt und das Rad des Lebens in Brand setzt, sie, die ihr Feuer von der Hölle erhält. Jedwede Art von Landtieren und Vögeln, von kriechenden Tieren und von Wassertieren, wird gezähmt und ward noch immer von der menschlichen Natur gezähmt; die Zunge aber kann kein Mensch zähmen; dieses nimmermüde Übel voll von Todesgift. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, mit ihr verfluchen wir die Menschen, die doch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind. Demselben Mund entquillt so Segen und Fluch. Meine Brüder, so darf es nicht sein. Sprudelt denn die Quelle aus derselben Mündung süßes und bitteres Wasser? Kann denn, meine Brüder, der Feigenbaum Oliven tragen oder der Weinstock Feigen? Eine Salzquelle kann doch kein Süßwasser spenden. Wer aus euch ist weise und verständig? Er zeige durch guten Lebenswandel seine Werke in sanftmütiger Weisheit. Hegt ihr dagegen bittere Leidenschaftlichkeit sowie Rechthaberei in eurem Herzen, dann höret auf, euch zu rühmen und der Wahrheit ins Gesicht zu lügen. Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt; nein, eine irdische, sinnliche, teuflische. Denn wo Leidenschaftlichkeit vorherrscht und Rechthaberei, da ist Unordnung und jegliche Verkehrtheit. Die Weisheit aber, die von oben stammt, ist vor allen Dingen lauter, dann friedliebend, bescheiden, folgsam, [dem Guten zugetan], voll Erbarmen, voll guter Früchte, unparteiisch, ehrlich. Die Frucht der Gerechtigkeit wird ausgesät im Frieden für die, die selber Frieden halten. Der Weg der WeltWoher kommt Zank und woher Streit bei euch? Woher denn anders als von euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt, doch erhaltet es nicht; ihr mordet und eifert und könnt es doch nicht erlangen; ihr kämpft und streitet und erlangt es nicht, weil ihr nicht betet. Ihr betet und erhaltet es dennoch nicht, weil ihr schlecht betet; ihr wollt es in eurer Gier vergeuden. Ihr Ehebrecher! Wisset ihr denn nicht, daß Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott bedeutet? Wer also Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes. Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: »In Eifersucht verlangt es ihn nach dem Geiste, den er in uns hat Wohnung nehmen lassen.« Doch um so größer ist dann auch die Gnade, die er schenkt. Deshalb heißt es: »Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.« So unterwerfet euch denn Gott und widersteht dem Teufel, dann wird er von euch fliehen. Nähert euch Gott, und dieser wird sich auch euch nähern. Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, ihr Doppelseelen! Empfindet euer Elend; klagt und weint. Euer Lachen wandle sich in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit. Demütigt euch vor dem Herrn, und dieser wird euch erhöhen. Verleumdet einander nicht, meine Brüder! Wer seinen Bruder verleumdet oder richtet, der richtet und verleumdet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, dann bist du nicht Täter, sondern Richter des Gesetzes. Nun gibt es aber nur einen einzigen Gesetzgeber und Richter, den, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer bist du denn, daß du den Nächsten richtest ? Wohlan denn, ihr, die ihr da sagt: »Heute oder morgen wollen wir in diese oder jene Stadt reisen, daselbst ein Jahr verbringen, Geschäfte machen und verdienen.« Ihr wisset ja nicht, was der morgige Tag bringt! Was ist denn euer Leben? Ihr seid ein Rauch, der nur auf kurze Zeit zu sehen ist und dann verschwindet. Sagt doch lieber: »Wenn der Herr es will und wir noch leben, dann werden wir dieses oder jenes tun.« So aber rühmt ihr euch mit euren Prahlereien. Ein jedes Rühmen solcher Art ist schlecht. Wer aber Gutes zu tun weiß und es nicht tut, dem ist es Sünde. Gegen die Reichen - SchlußermahnungenWohlan, ihr Reichen! Weint und klagt über alles Elend, das über euch kommt. Vermodert ist euer Reichtum, und eure Kleider sind zerfressen von den Motten, euer Gold und Silber ist verrostet; es wird ihr Rost noch gegen euch zeugen und euren Leib wie Feuer fressen. Noch in den »Letzten Tagen« habt ihr Reichtümer gesammelt. Seht, es schreit der von euch vorenthaltene Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgeerntet haben, und dieser Klageschrei der Schnitter drang zu den Ohren des Herrn der Heerscharen. Ihr habt geschwelgt auf Erden und gepraßt, habt euch gemästet noch am »Schlachttag". Den Gerechten aber habt ihr verurteilt und gemordet; er leistet euch ja keinen Widerstand. So harret, meine Brüder, denn geduldig aus bis zu der Ankunft des Herrn. Seht, der Landmann wartet auf die kostbare Frucht der Erde; er wartet in Geduld, bis er den Früh- und Spätregen erhalten hat. So haltet auch ihr geduldig aus und richtet eure Herzen auf; die Ankunft des Herrn ist nahe. Murrt, meine Brüder, nicht gegeneinander, damit ihr nicht gerichtet werdet. Seht, der Richter steht schon vor der Tür. Brüder, nehmt im Leiden und im Dulden die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben, zum Vorbild. Seht, wir preisen die selig, die ausgeharrt haben. Ihr habt von der Geduld des Job gehört und habt gesehen, welchen Ausgang der Herr gegeben hat; denn der Herr ist voll Erbarmen und Mitleid. Vor allem, meine Brüder, sollt ihr nicht schwören. Nicht bei dem Himmel und nicht bei der Erde, noch einen anderen Eid. Es sei bei euch das Ja ein Ja und euer Nein ein Nein, damit ihr nicht dem Gerichte verfallet. Leidet jemand unter euch, so soll er beten. Geht es einem gut, alsdann lobsinge er. Ist einer bei euch krank, er rufe die Presbyter der Kirche zu sich; sie sollen über ihn beten und ihn dabei mit Öl salben im Namen des Herrn. Das gläubige Gebet wird dem Kranken zum Heile sein; der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, so werden sie ihm vergeben werden. Bekennet also einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Viel vermag ja das anhaltende Gebet eines Gerechten. Elias war ein Mensch gleicher Art wie wir; er betete inständig, daß es nicht regnen möge; und es regnete im Lande drei Jahre und sechs Monate nicht. Er betete dann abermals, und alsbald gab der Himmel Regen, und die Erde brachte ihre Frucht. Meine Brüder! Irrt einer unter euch von der Wahrheit ab und führt ihn jemand dann zurück, der wisse, wer einen Sünder von seinem Irrweg zurückführt, der rettet seine Seele vom Tod und deckt eine Menge Sünden zu. Einleitung - Christliche LebensgrundsätzePetrus, Apostel Jesu Christi, an die auserwählten Fremdlinge in der Diaspora von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien. Erwählt seid ihr, weil Gott, der Vater, es vorhergewußt, geheiligt durch den Geist, damit ihr gehorsam seid und mit dem Blute Jesu Christi besprengt werdet. In reicher Fülle werde Gnade euch zuteil und Friede! Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. In seiner großen Huld hat er uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten; zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das in den Himmeln für euch aufbewahrt ist, für euch, die ihr in Gottes Allmacht behütet werdet des Glaubens wegen für das Heil, das in der Endzeit offenkundig werden soll. Dann werdet ihr darob frohlocken, indes ihr jetzt, falls es nötig ist, in mannigfachen Prüfungen auf kurze Zeit Betrübnis habt. Dadurch soll ja euer Glaube nur erprobt und wertvoller erfunden werden als das vergängliche Gold, das im Feuer geläutert wird. Ihr sollt so zum Lob und Preis und Ruhme dienen bei der Offenbarung Jesu Christi. Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt, ihr glaubt an ihn, ohne ihn jetzt zu schauen. Deswegen werdet ihr in unaussprechlicher, verklärter Freude auch frohlocken, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt habt, das Heil der Seelen. Nach diesem Heile suchten forschend die Propheten, die von der Gnade weissagten, die euch zuteil geworden ist. Sie forschten nach dem Wann und Wie, auf die sie der Geist Christi, den sie besaßen, hinwies, da er die Leiden Christi vorhergesagt hat und die darauf folgende Verklärung. Es wurde ihnen ja geoffenbart, daß sie nicht sich, sondern euch zu Dienste seien mit dem, was von den Predigern des Evangeliums euch jetzt verkündet wird in Kraft des vom Himmel ausgesandten Heiligen Geistes, worin Engel einen Einblick haben möchten. Umgürtet also die Lenden eures Geistes und seid besonnen, setzet gänzlich eure Hoffnung auf die Gnade, die bei der Offenbarung Jesu Christi euch zuteil werden wird. Folgsamen Kindern gleich, gestaltet euer Leben nicht nach den früheren Lüsten, wie in den Zeiten der Unwissenheit. Vielmehr wie der, der euch berufen hat, heilig ist, so sollt auch ihr in eurem ganzen Lebenswandel heilig werden. Darum steht ja auch geschrieben: »Seid heilig, wie ich heilig bin.« Und wenn ihr den als Vater anrufet, der ohne Ansehen der Person jeden nach seinem Werke richtet, so führt einen Lebenswandel voll von Gottesfurcht, solange ihr hier als Fremdlinge verweilt. Ihr wißt ja, daß ihr nicht um Vergängliches, um Silber oder Gold, losgekauft seid von eurem törichten, von den Vätern her ererbten Lebenswandel, sondern um das kostbare Blut Christi als eines fehlerlosen und makellosen Lammes. Erwählt war er ja schon vor Grundlegung der Welt; erschienen aber ist er euretwegen erst am Ende der Zeiten. Durch diesen glaubt ihr an Gott, der ihn von den Toten erweckt und ihm auch Herrlichkeit verliehen hat. So ist nun euer Glaube auch Hoffnung auf Gott. Durch Folgsamkeit der Wahrheit gegenüber weihet eure Seelen zu beharrlicher Bruderliebe ein und habt von Herzen einander innig lieb. Ihr seid ja nicht aus einem vergänglichen Samen wiedergeboren, sondern aus einem unvergänglichen, durch das Wort Gottes, das lebendig und beständig ist. »Denn alles Fleisch ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blüte; das Gras verdorrt, und seine Blüte welkt; das Wort des Herrn bleibt aber in Ewigkeit.« Das ist das Wort, das euch verkündet ward. Festhalten an Christus - Besondere PflichtenSo legt denn alle Bosheit und alle Arglist ab, die Heuchelei, den Neid und jegliche Verleumdungssucht. Wie neugeborene Kinder verlangt nach der geistigen und unverfälschten Milch, um dadurch zum Heile heranzuwachsen. Ihr habt ja schon verkostet, wie der Herr so gütig ist. Schließt euch ihm an, dem lebendigen Steine, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott jedoch kostbar und auserlesen ist. Dann werdet auch ihr als lebendige Steine auferbaut zu einem geistigen Hause, zu einem heiligen Priestertum, um geistige Opfer darzubringen, die Gott durch Jesus Christus wohlgefällig sind. Es heißt ja in der Schrift: »Siehe, ich lege in Sion einen Schlußstein, ganz auserlesen und in Ehren; wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.«   Euch nun, die ihr glaubt, winkt die Ehre, dem Ungläubigen aber »ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Schlußstein geworden"  und zum Steine des Anstoßes und zum Felsen des Ärgernisses. Sie stoßen sich an ihm, weil sie dem Worte nicht gehorchen; dazu sind sie nun allerdings ja auch bestimmt. Ihr seid aber das auserlesene Geschlecht, die königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, bestimmt zum Eigentum, damit ihr die großen Taten dessen kündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat,  euch, die ihr einst ein »Nichtvolk« waret, nun aber »Gottesvolk« geworden seid, einst »Nichtbegnadigte«, doch jetzt »Begnadigte".  Geliebte, ich ermahne euch: Enthaltet euch als Fremdlinge und Pilger der sinnlichen Begierden, die wider eure Seele streiten. Tadellos sei euer Lebenswandel vor den Heiden. Dann werden sie, wie sie euch als Übeltäter verleumden, wegen eurer guten Werke, die sie sehen, Gott verherrlichen am Tage, da er sie heimsucht. Seid um des Herrn willen jeder Art von Menschen untertan, sei es dem König, als dem höchsten Herrn, sei es den Statthaltern, als von ihm gesandt, die Übeltäter zu bestrafen und Rechtschaffene zu belohnen. Denn dies ist der Wille Gottes, daß ihr durch einen guten Lebenswandel den Unverstand einfältiger Menschen zum Schweigen bringt. Seid untertan als Freie, nicht als solche, die ihre Freiheit nur als Deckmantel der Schlechtigkeit mißbrauchen, vielmehr als Knechte Gottes. Erweiset jedem Achtung, liebt die Brüder, fürchtet Gott und ehrt den König. Ihr Sklaven, seid euren Herrn untertan in aller Furcht, nicht bloß den gütigen und milden, sondern auch den launenhaften. Denn das ist wohlgefällig, wenn man an Gott denkt und dabei das Leid erträgt, das man ungerecht leiden muß. Was für ein Verdienst wäre auch dabei, wenn ihr für Verfehlungen Schläge leiden würdet? Doch wenn ihr rechtschaffen handelt und trotzdem Leid erduldet, so ist dies bei Gott wohlgefällig. Dazu seid ihr ja auch berufen; auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr in seine Fußtapfen tretet.  »Er beging keine Sünde; in seinem Mund fand sich kein Trug.«   Er ward geschmäht und schmähte nicht, er litt und drohte nicht; er stellte vielmehr seine Sache dem anheim, der richtet in Gerechtigkeit.  Er trug an seinem Leib unsere Sünden selber auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden wurdet ihr geheilt. Wie Schafe hattet ihr euch verlaufen; jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Hüter eurer Seelen. Pflichten der Eheleute - Pflichten gegen jedermann / Geduld im LeidenDesgleichen seid ihr Frauen euren Männern untertan. Dann werden solche, die etwa dem Worte nicht gehorchen, durch den Lebenswandel der Frauen ohne Worte gewonnen werden, wenn sie euren gottesfürchtigen und heiligen Wandel sehen. Ihr Sinnen sei auch nicht der äußerliche Schmuck: Haargeflechte, goldene Anhänger und Kleiderpracht; sondern der verborgene Mensch des Herzens, mit einer sanften, ruhigen Gemütsart unvergänglich schön geschmückt; vor Gott ist dies ja alles wert. So schmückten sich einst auch die heiligen Frauen, die, ihren Männern untertan, auf Gott hofften; so wie Sara dem Abraham gehorchte und ihn »Herr« nannte. Ihr seid dann ihre Töchter, wenn ihr rechtschaffen handelt und keine Einschüchterungen fürchtet. Auch ihr, ihr Männer, lebt vernünftig mit dem Weibe. Es ist der schwächere Teil, und erweist ihnen Ehre. Sie erben ja mit euch die Gnade des Lebens. Durch nichts wird euer Beten dann behindert sein. Seid endlich alle einträchtig, mitleidend, brüderlich, barmherzig, (bescheiden,) demütig; vergeltet Böses nicht mit Bösem, nicht Schmähungen mit Schmähungen; im Gegenteil, segnet. Denn dazu seid ihr berufen, Segen zu erben. »Wer seines Lebens froh sein will und glückliche Tage sehen möchte, der halte seine Zunge vom Bösen fern, von trügerischer Rede seine Lippen; der lasse das Böse und vollbringe das Gute, der suche den Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn ruhen auf den Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Flehen; die Übeltäter aber trifft der Zornesblick des Herrn.«   Wer sollte euch auch Böses tun, wenn ihr für das Gute Eifer zeigt? Doch selig, wenn ihr der Gerechtigkeit zuliebe leiden müßt. Fürchtet ihre Drohungen nicht und laßt euch nicht einschüchtern.  Haltet vielmehr in euren Herzen den Herrn Christus heilig. Seid stets bereit, euch jedem gegenüber zu verantworten, der über diese eure Hoffnung Rechenschaft von euch verlangt. Bewahret euch jedoch dabei ein ruhiges Gewissen mit Sanftmut und Ehrfurcht. So sollen die, die euer gutes christliches Leben schlimm verdächtigen, zuschanden werden, eben dadurch, womit sie euch verleumden. Es ist doch besser, für rechtschaffenes Verhalten Leid zu tragen, wenn es Gottes Wille also fügen sollte, als für schlechtes. Auch Christus mußte der Sünde wegen einmal sterben, der Gerechte für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen. Den Tod erlitt er zwar dem Leibe nach; zum Leben aber wurde er dem Geiste nach erweckt. In ihm ging er auch hin und predigte den Seelen im Gefängnis. Diese waren einstens ungläubig gewesen, als Gottes Langmut in den Tagen Noes wartete, indes die Arche angefertigt ward, in der nur wenige, acht Seelen, durch das Wasser Rettung finden sollten. Das Gegenbild davon, die Taufe, rettet jetzt auch euch. Doch sie besteht nicht darin, daß man den Schmutz des Leibes ablegt, vielmehr erfleht sie von Gott ein gutes Gewissen durch die Auferstehung Jesu Christi, der, nachdem er in den Himmel aufgefahren war, zur Rechten Gottes ist [nachdem er den Tod verschlungen hatte, damit wir Erben des ewigen Lebens würden], wo Engel und Gewalten und die Mächte ihm unterworfen sind. Warnung vor Lastern - Das Gericht - LeidensmutDa Christus also im Fleische gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit ähnlicher Gesinnung. Wer im Fleische gelitten hat, der ist von der Sünde frei  und bringt die Zeit, die ihm im Fleische noch verbleibt, nicht mehr im Dienste menschlicher Gelüste, vielmehr nach dem Willen Gottes zu. Es genügt ja, daß wir in der vergangenen Lebenszeit der Sinnesrichtung der Heiden folgten und so dahinlebten in Ausschweifungen und Lüsten, in Trunkenheit und Schmausereien, in Gelagen und in frevelhaftem Götzendienst. Nun fällt es den Heiden auf, daß ihr nicht mehr mitmacht bei diesem wüsten, zügellosen Treiben; deswegen lästern sie. Sie aber werden Rechenschaft dem geben müssen, der sich bereit hält, Lebende und Tote zu richten. Deswegen wurde auch den Toten das Evangelium verkündet, daß, wenn sie auch nach Menschenschicksal dem Leibe nach gerichtet sind, sie doch der Seele nach leben, wie Gott es will. Das Ende aller Dinge ist nahe. So seid besonnen und seid nüchtern, damit ihr beten könnt. Vor allem aber heget eine starke Liebe zueinander; die Liebe bedeckt ja eine Menge Sünden. Seid gegenseitig gastfreundlich ohne Murren. Dient einander mit der Gnadengabe, wie sie ein jeder empfangen hat, als treue Sachwalter der mannigfachen Gnade Gottes. Wer die Redegabe hat, der trage seine Worte als Worte Gottes vor; und wer ein Amt besitzt, verwalte es aus der Kraft, die Gott verleiht; damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem Herrlichkeit und Macht gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Amen. Geliebte! Laßt euch nicht befremden durch die Feuerprobe, die ihr erduldet, als ob euch damit etwas Ungewöhnliches geschähe. Freut euch vielmehr im gleichen Maße, in dem ihr an den Leiden Christi Teil bekommt, damit, wenn seine Herrlichkeit sich offenbart, ihr dann auch mit Frohlocken jubeln könnt. Wenn ihr um des Namens Christi willen Schmähungen erleidet, dann seid ihr selig. Dann ruht der Geist der Herrlichkeit, ja, Gottes Geist auf euch. Doch keiner unter euch darf leiden, weil er ein Mörder, ein Dieb oder ein Verbrecher wäre, oder einer, dem es nach fremdem Gute gelüstet.  Wer aber leiden muß als Christ, der braucht sich dessen nicht zu schämen; er preise vielmehr Gott ob dieses Namens.  Jetzt ist die Zeit, da das Gericht beim Hause Gottes schon beginnt. Wenn nun zuerst bei uns, wie mag dann das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen? Und wird schon der Gerechte kaum gerettet, wo werden der Frevler und der Sünder alsdann bleiben? So sollen die, die nach dem Willen Gottes leiden, ihre Seelen dem getreuen Schöpfer durch ein tugendhaftes Leben anbefehlen. Himmlischer Lohn - SchlußDie Presbyter bei euch ermahne ich als Mitbruder und Zeuge der Leiden Christi wie auch als Erbe der Verherrlichung, die sich künftig offenbaren wird: Weidet die Herde Gottes, die euch anvertraut ist, und traget für sie Sorge, nicht aus Zwang, sondern gerne, so wie Gott es will; und keinesfalls aus schändlicher Gewinnsucht, vielmehr mit Lust und Liebe. Spielt nicht den Herrn in den Gemeinden, sondern seid ein Vorbild für die Herde.  Erscheint alsdann der Oberhirte, so werdet ihr den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit empfangen. In gleicher Weise sollt auch ihr Jüngeren den Älteren euch unterordnen. Seid alle miteinander in Demut eng verbunden: »Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.«   So beugt euch denn in Demut unter Gottes mächtige Hand, damit er euch zur rechten Zeit erhöhe. Werfet auf ihn alle eure Sorge: Ihr liegt ihm ja am Herzen. Seid nüchtern und wachsam. Der Teufel, euer Widersacher, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.  Widersteht ihm fest im Glauben. Wißt, daß euren Brüdern in der Welt die gleichen Leiden widerfahren. Der Gott aller Gnade aber, der euch nach kurzem Leiden zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus [Jesus] berufen hat, wird euch vervollkommnen und stärken, bekräftigen und festigen. Ihm gebührt [Herrlichkeit und] Macht von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Amen. Ich schreibe euch, wie ich glaube, in Kürze, durch Silvanus, den treuen Bruder. Ich wollte euch erinnern und zugleich bezeugen, daß dies die wahre Gnade Gottes ist, in der ihr lebt. Es grüßt euch die mit euch erwählte Gemeinde in Babylon und Markus, mein Sohn.  Grüßt einander mit dem Kusse der Liebe. - Euch allen, die ihr in Christus lebet, Frieden. Gruß - Ermahnungen zur Treue und zum GlaubenSymeon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an die, die einen mit dem unsrigen gleichartigen Glauben erlangt haben durch das gerechte Walten unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus. Gnade werde euch zuteil und Friede in überreicher Fülle durch immer tiefere Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus. Seine göttliche Macht hat uns all das geschenkt, was zu einem frommen Leben dient durch die Erkenntnis dessen, der uns vermöge seiner Herrlichkeit und Macht berufen hat. Die kostbarsten und größten der Verheißungen gab er deshalb, damit ihr durch sie göttlicher Natur teilhaftig würdet, wofern ihr der Verderbnis entrinnet, die aus der bösen Lust der Welt entspringt. Nur müßt ihr allen Eifer darauf verwenden und in eurem Glauben die Tugend schaffen, in der Tugend die Erkenntnis, in der Erkenntnis die Mäßigung, in der Mäßigung die Geduld, in der Geduld die Frömmigkeit, in der Frömmigkeit die Bruderliebe, in der Bruderliebe die Liebe überhaupt. Wenn diese Tugenden bei euch vorhanden sind und wenn sie sich noch mehren, so werden sie euch nicht ohne Früchte und Erfolge lassen in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Wem aber diese Tugenden fehlen, der ist blind und kurzsichtig und vergißt, daß er von seinen früheren Sünden gereinigt ist. So seid denn, Brüder, nur um so mehr darauf bedacht, Beruf und Auserwählung euch zu sichern; denn wenn ihr so lebt, dann werdet ihr nie straucheln.  Dann wird euch als überreiche Zugabe der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi beschieden sein. Deshalb wird es allzeit mein Bestreben sein, euch an diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie schon wißt und von dieser Wahrheit fest überzeugt seid. Ich halte es für meine Pflicht, solange ich noch in diesem Zelte lebe, durch solche Mahnungen euch wachzuhalten.  Ich weiß ja, daß mein Zelt rasch abgebrochen wird, wie es mir auch Jesus Christus, unser Herr, geoffenbart hat. Darum liegt mir auch viel daran, daß ihr diese Lehren nach meinem Hingang euch ins Gedächtnis ruft. Denn nicht an gut erfundene Fabeln haben wir uns gehalten, als wir euch die Kunde brachten von der Kraft und Ankunft unseres Herrn Jesus Christus, sondern weil wir Augenzeugen seiner Majestät geworden waren. Als er von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfing und von der erhabenen Herrlichkeit an ihn die Stimme erging: »Das ist mein vielgeliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe",  da hörten auch wir diese Stimme vom Himmel her, die wir uns mit ihm auf dem heiligen Berge befanden. Wir halten so die Worte der Propheten für um so zuverlässiger. Auch ihr tut gut, wenn ihr euch daran haltet, als einer Leuchte, die am dunklen Orte scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufleuchtet. Doch das erkennt vor allem, daß keine Weissagung der Schrift nach Gutdünken ausgelegt werden darf, denn nie erging eine Weissagung durch eines Menschen Willen, vielmehr vom Heiligen Geiste geleitet, redeten [heilige] Gottesmänner.  Warnung vor IrrlehrernEs traten aber im Volk auch falsche Propheten auf, und so werden auch unter euch falsche Lehrer kommen, die verderbliche Irrlehren mit sich bringen. Sie verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat, und bereiten sich ein jähes Verderben. Viele werden ihrer Ausschweifung nachfolgen; um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit gelästert werden. In ihrer Habsucht werden sie mit ihren trügerischen Reden euch ausbeuten. Doch das Gericht, das über sie schon ausgesprochen ist, und ihr Verderben schlummern nicht. Gott schonte nicht einmal die sündigen Engel. Er stürzte sie vielmehr hinab ins finstere Verlies der Hölle, wo sie für das Gericht aufgehoben sind.  Er schonte nicht der alten Welt; er rettete nur Noe, den Verkünder der Gerechtigkeit, dazu noch sieben andere, als er die Sintflut auf die Welt der Frevler sich ergießen ließ. So hat er auch die Städte Sodoma und Gomorrha zum Untergang durchs Feuer verdammt, als warnendes Beispiel für die künftigen Frevler. Er rettete nur den gerechten Lot, der unter dem unzüchtigen Lebenswandel jener Frevler arg zu leiden hatte. Durch alles, was er sah und hörte, ward der Gerechte, solange er unter ihnen wohnte, an seiner gerechten Seele durch ihre frevelhaften Werke Tag für Tag gequält. So weiß der Herr, die Frommen aus der Prüfung zu erretten, die Frevler aber für den Gerichtstag unter Züchtigungen aufzubewahren; besonders solche, die dem Fleische mit schmutzigem Gelüste folgen und die Majestät des Herrn verachten. In ihrer Frechheit und Verwegenheit scheuen sie sich nicht, die Herrlichkeiten selbst zu lästern, wo Engel, an Kraft und Stärke ihnen überlegen, doch vor dem Herrn ein Fluchurteil nicht gegen diese fällen. Sie aber, unvernünftigen Tieren gleich, die von Natur aus zum Fang und Tod geboren sind, lästern, was sie nicht verstehen, und werden im Verderben jener zugrunde gehen,  betrogen durch den Lohn ihrer Ungerechtigkeit. Alltägliche Genüsse halten sie für Wonne, sie schlemmen ganz betört als Schmutz- und Schandflecken, wenn sie mit euch zusammen speisen. Ihre Augen sind voll Ehebrechereien und unersättlich im Sündigen. Sie locken haltlose Seelen an sich; bewandert sind sie in der Habsucht, sie, des Fluches Kinder. Sie haben den geraden Weg verlassen und sich verlaufen, indem sie den Spuren Balaams, des Bosor Sohnes, folgen. Dieser liebte ungerechten Lohn, doch er empfing für seine Widersetzlichkeit Zurechtweisung: Ein stummes Lasttier redete mit Menschenstimme und wehrte so dem Unverstande des Propheten. Sie sind Quellen ohne Wasser, vom Sturme gejagte Nebelwolken; das Grauen der Finsternis ist ihnen aufbewahrt. Sie locken mit überschwenglichen, doch inhaltsleeren Worten, durch fleischliche Genüsse und durch Ausschweifung jene an sich, die denen kaum entronnen sind, die im Irrtum dahinleben. Sie verheißen ihnen Freiheit und sind doch selber Sklaven des Verderbens. Denn von wem einer überwältigt wird, dessen Sklave ist er. Wenn solche, die der Befleckung durch die Welt entronnen sind in der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, sich wiederum von ihr verführen und bezwingen lassen, dann werden bei ihnen die letzten Dinge ärger sein als die ersten. Denn es wäre besser für sie, sie hätten nie den Weg zur Gerechtigkeit kennengelernt, als daß sie ihn erkannten und dann wiederum sich abwandten vom heiligen, ihnen übergebenen Gebote.  Auf solche trifft das wahre Sprichwort zu: »Ein Hund, der zum eigenen Gespei sich wendet«, und:"Ein Schwein, das sich nach der Schwemme wieder im Schmutze wälzt.«   Am Ende der Tage - SchlußDas ist nun schon der zweite Brief, Geliebte, den ich an euch schreibe. Ich will in ihnen eure lautere Gesinnung wachhalten durch Ermahnungen, auf daß ihr der Worte eingedenk seid, die einst die heiligen Propheten schon vorhergesagt, und des Gebotes unseres Herrn und Heilands, das die Apostel euch verkündigt haben. Vor allen Dingen müßt ihr wissen, daß am Ende der Tage Spötter voll Hohn auftreten, Menschen, die ihren eigenen Lüsten folgen und sagen: »Wo bleibt denn seine Ankunft, die er verheißen hat? Schon seit die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es vom Anfang der Welt an war.«   Sie übersehen ja absichtlich, daß zwar von Urzeit an der Himmel war und daß die Erde aus dem Wasser und durch das Wasser kraft des Gotteswortes zustande kam und daß, durch beide vom Wasser überflutet, die alte Welt zugrunde ging. Der jetzige Himmel und die jetzige Erde sind durch das gleiche Wort nun aber aufgespart und aufbewahrt fürs Feuer an dem Tag, an dem die frevlerischen Menschen gerichtet und verdammt werden. Dies eine aber, Geliebte, dürft ihr ja nicht übersehen: Ein Tag ist bei dem Herrn wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind wie ein Tag. Der Herr säumt nicht mit der Erfüllung der Verheißung, wie das manche für ein Säumen halten. Er übt an euch nur Langmut; er will ja nicht, daß auch nur einige verlorengehen, vielmehr, daß alle sich zur Buße wenden. Jedoch, es kommt der Tag des Herrn wie ein Dieb. Die Himmel werden in gewaltigem Sausen vergehen, die Elemente werden sich in Gluthitze auflösen, die Erde aber und was sich darauf befindet, wird verbrennen. Da sich nun alles so auflöst, wie sehr müßt dann ihr einen heiligen und frommen Wandel führen und so den Tag der Ankunft unseres Gottes erwarten und beschleunigen. Der Himmel löst sich dann in Feuer auf; die Elemente schmelzen in der Gluthitze dahin. Wir aber erwarten, wie er es verheißen hat, einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo die Gerechtigkeit wohnt. Deshalb, Geliebte, während ihr solches erwartet, zeigt allen Eifer, daß ihr im Frieden, unbefleckt und tadellos vor ihm befunden werdet. Benützt die Langmut unseres Herrn zu eurem Heil. So hat auch unser lieber Bruder Paulus in der ihm verliehenen Weisheit euch geschrieben. Er tut es in allen seinen Briefen, wo er darauf zu sprechen kommt. Gar manches ist darin nun freilich schwierig zu verstehen, was Ungebildete und solche, die noch nicht gefestigt sind - wie übrigens auch die anderen Schriften - zu ihrem eigenen Verderben verdrehen.  Ihr aber, Geliebte, die ihr jetzt dies wißt, nehmt euch in acht, daß ihr, vom Irrtum der Frevler fortgerissen, nicht euren festen Halt verlieret. Wachset in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Ihm sei die Herrlichkeit jetzt und am Tage der Ewigkeit. Amen. Einleitung - Gott ist LichtWas von Anfang an gewesen, was wir gehört, was wir mit eigenen Augen gesehen, was wir geschaut und unsere Hände berührt haben, das künden wir vom Wort des Lebens. Erschienen ist das Leben- wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschienen ist. Also was wir gesehen und gehört haben, verkünden wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt. Unsere Gemeinschaft haben wir mit dem Vater und mit seinem Sohne Jesus Christus. Wir schreiben dies, auf daß [ihr euch freut und] wir volle Freude hätten. Das ist die Botschaft, die wir von ihm vernommen haben und die wir euch verkünden: Gott ist Licht. In ihm gibt es keine Finsternis.  Doch wollten wir behaupten, daß wir mit ihm Gemeinschaft hätten, und wollten doch dabei im Finstern wandeln, dann lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Doch wandeln wir im Lichte, wie auch er im Lichte ist, dann leben wir in Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns von aller Sünde rein.  Wenn wir aber sagten, wir hätten keine Sünde, dann betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit wohnt nicht in uns. Bekennen wir jedoch unsere Sünden, dann ist er treu und rechtlich, so daß er uns unsere Sünden nachläßt und uns von allem Unrecht reinigt. Würden wir aber sagen, wir hätten nicht gesündigt, dann würden wir ihn dadurch zum Lügner stempeln, und sein Wort wäre nicht in uns. Meidet die Sünde - Haltet die Gebote - Liebt nicht die WeltMeine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn einer trotzdem gesündigt hätte, dann ist uns Jesus Christus, der Gerechte, Fürsprecher beim Vater.  Er ist die Sühne für unsere Sünden, und nicht nur für die unsrigen allein, nein, auch für die ganze Welt. Das ist ja der Beweis, daß wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt: »Ich kenne ihn«, doch seine Gebote nicht hält, der ist ein Lügner; in einem solchen ist die Wahrheit nicht. Doch wer sein Wort hält, in dem ist wahrhaft Gottes Liebe vollendet; dies ist auch das Zeichen, daß wir in ihm sind.  Wer sagt: »Ich bleibe in ihm«, dem ist es heilige Pflicht, gerade so zu wandeln, wie auch er gewandelt ist. Geliebteste! Kein neues Gebot ist es, was ich euch schreibe, sondern ein altes, und ihr hattet es von Anfang an: Das Wort, das ihr vernommen habt, ist dieses alte Gebot.  Und doch ist es auch ein neues Gebot, was ich euch schreibe, wahr in ihm und in euch: Die Finsternis geht vorüber; es leuchtet schon das wahre Licht. Wer sagt, er sei im Lichte, doch seinen Bruder haßt, der ist noch immer in der Finsternis. Wer aber seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht ohne Anstoß. Jedoch, wer seinen Bruder haßt, der ist noch immer in der Finsternis; er wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht; denn die Finsternis hat ihm die Augen verdunkelt. Ich schreibe euch, ihr Kinder: Euch sind die Sünden nachgelassen um seines Namens willen. Ich schreibe euch, ihr Väter: Ihr habt ja den erkannt, der von Anfang ist. Ich schreibe euch, ihr Jünglinge: Ihr habt den Bösen überwunden. Ich habe euch geschrieben, ihr Kinder; denn ihr versteht den Vater. Ich habe euch geschrieben, ihr Väter; denn ihr habt den erkannt, der von Anfang ist. Ich habe euch geschrieben, ihr Jünglinge; denn ihr seid stark, und Gottes Wort wohnt in euch; ihr habt den Bösen überwunden. Liebt nicht die Welt, noch was sich in der Welt befindet. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt sich findet: Lust des Fleisches, Lust der Augen, Hoffart des Lebens, kommt nicht vom Vater her, vielmehr kommt es von der Welt. Allein, die Welt vergeht samt ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. Kinder, es ist die letzte Stunde: Ihr habt gehört: Es kommt der Antichrist. Jetzt sind schon viele Antichristi aufgestanden. Daran mögen wir erkennen, daß es letzte Stunde ist.  Aus unseren Reihen sind sie ausgegangen; doch sie gehörten nicht zu uns. Denn hätten sie zu uns gehört, so wären sie bei uns geblieben. Allein, es sollte an ihnen sich klar zeigen, daß nicht alle zu uns gehören. Ihr aber habt die Salbung von dem Heiligen, und ihr alle wisset es.  Ich schreibe euch nicht deshalb, weil ihr die Wahrheit nicht erkennet, sondern weil ihr sie kennet und wisset, daß aus der Wahrheit niemals Lüge kommt. Wer anders aber ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater samt dem Sohne leugnet. Denn wer den Sohn leugnet, der hat auch nicht den Vater. Nur wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Was ihr von Anfang an vernommen habt, das soll in euch bleiben. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an vernommen habt, dann bleibt auch ihr im Sohn und im Vater. So heißt ja die Verheißung, die er selber uns gegeben hat: das ewige Leben. Soviel wollte ich euch über jene schreiben, die euch zu verführen suchen. In euch hingegen bleibt die Stellung, die ihr von ihm empfangen habt; ihr habt nicht nötig, daß euch jemand belehre. Also, wie seine Salbung euch über alles aufgeklärt hat, so ist es wahr, und keine Lüge gibt es. Bleibt so in ihm, wie er es euch gelehrt hat. Und jetzt, o Kinder, bleibt in ihm! Damit wir, wenn er erscheint, von froher Zuversicht erfüllt sind und bei seiner Ankunft nicht mit Beschämung von ihm zu weichen brauchen. Ihr wißt, daß er gerecht ist, so wisset ihr auch, daß jeder, der Gerechtigkeit tut, aus ihm geboren ist. Gott ist die Liebe - Liebet einanderSeht, welch große Liebe uns der Vater erwiesen hat: Wir heißen Kinder Gottes und sind es in der Tat. Darum versteht die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht verstanden hat.  Geliebteste, jetzt sind wir Kinder Gottes, doch ist es noch nicht offenbar, was wir einst sein werden. Wir wissen aber, wenn er erscheint, werden wir ihm gleich sein, weil wir ihn schauen, wie er ist. - Jeder, der solche Hoffnung auf ihn hegt, der heiligt sich, so wie auch jener heilig ist. Jeder, der die Sünde tut, begeht damit auch die Gesetzlosigkeit; die Sünde selber ist die Gesetzlosigkeit. Nun wisset ihr, daß jener erschienen ist, die Sünden wegzunehmen, und daß keine Sünde in ihm ist. Jeder, der in ihm bleibt, ist sündenfrei. Doch wer sündigt, hat ihn nicht gesehen noch verstanden. Kinder! Niemand möge euch verführen. Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist. Doch wer die Sünde tut, stammt aus dem Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, die Werke des Teufels zu zerstören. Jeder, der aus Gott geboren ist, sündigt nicht; sein Lebenskeim bleibt ja in ihm. Er kann auch gar nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. Die Kinder Gottes und des Teufels sind daran zu erkennen: Wer nicht Gerechtigkeit übt, ist nicht aus Gott, noch auch, wer seinen Bruder nicht liebt.  Denn diese Botschaft habt ihr von Anfang an vernommen: daß wir einander lieben sollen. Nicht so, wie Kain gehandelt hat, der vom Bösen kam und seinen Bruder mordete. Warum hat er ihn gemordet? Seine Werke waren eben böse, die seines Bruders recht. Ihr braucht euch nicht zu wundern, Brüder, wenn die Welt euch haßt. Wir wissen, daß wir aus dem Tode zum Leben gekommen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tode. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder. Ihr wisset auch: In keines Mörders Innern bleibt das ewige Leben.  Daran erkennen wir die Liebe, daß jener sein Leben für uns hingegeben hat. So sind auch wir verpflichtet, das Leben für die Brüder hinzugeben. Wenn einer Güter dieser Welt besitzt und seinen Bruder in bitterer Not sieht und doch sein Herz vor ihm verschließt, wie kann in einem solchen noch die Liebe Gottes bleiben? O Kinder, nicht in Worten laßt uns lieben, nicht mit der Zunge nur, sondern in Tat und Wahrheit. Daraus werden wir ersehen, daß wir aus der Wahrheit sind, und werden unser Herz vor ihm beruhigen. Denn mag auch unser Herz uns verdammen, noch größer als unser Herz ist Gott; er weiß ja alles. Geliebteste, wenn unser Herz uns nicht verdammt, alsdann beseelt uns frohe Zuversicht auf Gott, und alles, was wir von ihm erbitten, werden wir empfangen, weil wir seine Gebote bewahren und tun, was vor ihm wohlgefällig ist. Und dies ist sein Gebot: Wir müssen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er es uns geboten hat. Wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm und er in diesem. Daß er in uns verbleibt, das erkennen wir aus dem Geiste, den er uns gegeben hat. Trauet nicht jedem Geiste - Die Liebe Gottes und ihre AusstrahlungenGeliebte! Trauet nicht jedem Geiste! Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind. Denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen.  Daran erkennt man den Geist aus Gott: jeder Geist, der bekennt: Jesus Christus ist im Fleische gekommen, ist aus Gott. Doch jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist auch nicht aus Gott. Es ist vielmehr der Geist des Antichristen, von dem ihr vernommen habt, daß er kommt; ja, er ist schon in der Welt. Doch ihr, o Kinder, seid aus Gott, ihr habt jene überwunden; denn er, der in euch ist, ist stärker als jener in der Welt. Sie sind von der Welt; deshalb reden sie nach Art der Welt; es hört auch die Welt auf sie. Wir aber sind aus Gott. Wer Gott erkennt, der hört auf uns; nur wer nicht aus Gott ist, der hört auch nicht auf uns. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist der Verwirrung. Geliebte! Lasset uns einander lieben! Die Liebe stammt aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und versteht Gott. Doch wer nicht liebt, hat Gott nicht verstanden: Gott ist Liebe. Dadurch hat sich die Liebe Gottes unter uns geoffenbart, daß Gott seinen Eingeborenen Sohn in diese Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Und darin eben liegt die Liebe, nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und daß er seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Geliebte! Wenn uns Gott so sehr geliebt hat, dann sind auch wir verpflichtet, einander zu lieben. Noch nie hat jemand Gott geschaut, doch wenn wir einander lieben, dann bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet.  Daran mögen wir erkennen, daß wir in ihm bleiben und er in uns verbleibt, daß er von seinem Geist uns gegeben hat. Wir haben es gesehen und bezeugen es, daß der Vater seinen Sohn als Weltheiland gesandt hat. Wer nun bekennt: Jesus ist der Sohn Gottes, in dem bleibt Gott und er in Gott. Und wir haben erkannt und der Liebe geglaubt, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm. Darin vollendet sich bei uns die Liebe, daß wir voll Zuversicht für den Tag des Gerichtes verblieben; denn so wie jener sind auch wir in dieser Welt. Furcht gibt es bei der Liebe nicht; denn ist die Liebe ganz vollendet, dann wird die Furcht verdrängt. Die Furcht hat Strafe in sich, und darum, ist, wer fürchtet, in der Liebe noch nicht vollendet.  Wir lieben, weil er uns zuvor geliebt hat. Wenn einer sagt: »Ich liebe Gott«, doch seinen Bruder haßt, der ist ein Lügner. Wenn einer nämlich seinen Bruder, den er sieht, nicht liebt, der kann auch Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat. Dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, muß auch seinen Bruder lieben. Unser Christusglaube - Wert des GebetesJeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren. Jeder der den Vater liebt, liebt auch dessen Kind. Daran erkennen wir, daß wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott selber lieben und seine Gebote halten. Denn das ist Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten. Seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was aus Gott geboren ist, hat die Welt überwunden, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt bezwungen hat. Wer ist es denn, der die Welt besiegt, wenn nicht der, der glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? Er ist es, der gekommen ist durch Wasser, Blut und Geist: Jesus Christus. Nicht allein durch Wasser, sondern durch Wasser und durch Blut. Der Geist ist es, der es bezeugt; der Geist ist Wahrheit. So sind es denn drei, die Zeugnis geben: [im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind Eins. Und drei sind es, die Zeugnis geben auf Erden:]  Der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei stimmen überein. Wenn wir dem Zeugnis der Menschen glauben, so steht doch das Zeugnis Gottes höher; denn dies ist das Zeugnis Gottes [das höher steht], daß er von seinem Sohne Zeugnis abgelegt hat. Wer immer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das Zeugnis in sich. Wer aber Gott nicht glaubt, macht ihn zum Lügner; er glaubt ja nicht all das Zeugnis, das Gott von seinem Sohn abgelegt hat. Und dieses Zeugnis lautet: Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohne. Wer den Sohn hat, hat das Leben, wer aber den Sohn Gottes nicht hat, hat auch das Leben nicht. Dies schreibe ich euch, damit ihr wisset, daß ihr das ewige Leben habt, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt. Und das ist unsere Zuversicht, die wir zu ihm besitzen, daß er uns hört, wenn wir nach seinem Willen um irgend etwas bitten. Und wenn wir wissen, daß er uns hört, um was wir immer bitten, so wissen wir auch, daß wir das schon besitzen, was wir mit unseren Bitten erst von ihm erflehen. Wenn einer sieht, wie sein Bruder eine Sünde tut, die nicht zum Tode führt, der möge beten und dadurch ihm zum Leben verhelfen, wofern er nicht zum Tode gesündigt hat. Es gibt auch eine Sünde, die zum Tode führt; doch nicht für diese, sage ich, soll man beten.  Jede Ungerechtigkeit ist Sünde. Es gibt indes auch eine Sünde, die nicht zum Tode führt. Wir wissen: Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht; sondern wer aus Gott geboren ist, der hütet sich, und auch der Böse tastet ihn nicht an.  Wir wissen, daß wir aus Gott stammen und daß die ganze Welt in der Gewalt des Bösen liegt. Wir wissen aber auch, daß der Sohn Gottes gekommen ist und daß er uns die Einsicht gegeben hat, daß wir den Wahrhaftigen erkennen. Wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus. Dies ist der wahre Gott und ewiges Leben. Kinder, hütet euch vor den Götzen! Wandel in Wahrheit und Liebe - Treue im GlaubenDer Presbyter an die erwählte Herrin und an ihre Kinder, die ich in der Wahrheit liebe, und nicht nur ich allein, sondern alle, die die Wahrheit erkannt haben, gerade um der Wahrheit willen, die in uns bleibt und ewig bei uns bleiben wird. Gnade, Erbarmen und Friede möge uns verbleiben von Gott, dem Vater, und von dem Sohne des Vaters, Jesus Christus, in Wahrheit und Liebe. Ich habe mich gar sehr gefreut, daß ich unter deinen Kindern solche gefunden habe, die in der Wahrheit wandeln, wie es der Vater uns geboten hat. Nun bitte ich dich, Herrin - nicht als wollte ich dir ein neues Gebot schreiben; es ist dasselbe, das wir von Anfang gehabt haben: Laßt uns einander lieben! Das aber ist die Liebe, daß wir nach seinen Geboten wandeln. Dies ist das Gebot, das ihr von Anfang an gehört habt, damit ihr darin wandelt. Denn viele Verführer sind in die Welt gezogen, die leugnen, Jesus Christus sei im Fleisch erschienen. Nur ein Verführer redet so, der Antichrist.  Sehet euch doch vor, auf daß ihr nicht verliert, was ihr erarbeitet habt, sondern damit ihr vollen Lohn erhaltet. Denn jeder, der weitergeht und nicht bei der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht. Nur wer bei der Lehre bleibt, hat den Vater samt dem Sohne. Wenn einer zu euch kommt, ohne diese Lehre mitzubringen, den nehmt nicht in euer Haus auf und bietet ihm auch nicht den Gruß.  Denn wer ihn auch nur grüßt, nimmt teil an seinen schlechten Werken. Noch vieles hätte ich euch zu schreiben, doch ich wollte es nicht mit Papier und Tinte tun. Ich hoffe ja, zu euch zu kommen und dann von Mund zu Mund zu reden, damit wir volle Freude hätten. Die Kinder deiner auserwählten Schwester grüßen dich. Der gute Seelsorger - Einer, der der Erste sein willDer Presbyter an den geliebten Gajus, den ich in Wahrheit liebe. Geliebtester! Ich wünsche, daß es dir in allem wohlergehe und daß du dich gesund befinden mögest, so wie es deiner Seele wirklich wohl ergeht. Ich habe mich gar sehr gefreut, als Brüder kamen und deine Treue rühmten, mit der du in der Wahrheit wandelst. Ich kenne keine größere Freude, als zu hören, daß meine Kinder in der Wahrheit wandeln. Geliebtester! Getreu in allem handelst du, was immer du an den Brüdern tust, und dies an fremden. Sie rühmen dich ob solcher Liebe laut vor der Gemeinde, und trefflich handelst du, wenn du sie weiter förderst, so wie es Gottes würdig ist. Sie sind ja um des Namens willen ausgezogen und haben nichts von den Heiden angenommen. So ist es denn nur unsere Pflicht, uns solcher Männer anzunehmen; wir werden dadurch ihre Mitarbeiter für die Wahrheit sein. Ich habe auch etwas an die Gemeinde selbst geschrieben; allein Diotrephes, der gern den Ersten unter ihnen spielt, erkennt uns nicht an.  Darum will ich, wenn ich komme, sein Treiben zur Sprache bringen, wie er mit bösen Worten uns verdächtigt und, damit nicht zufrieden, die Brüder selbst nicht aufnimmt und denen, die sie gastfrei halten, wehrt, ja, sie sogar aus der Gemeinde ausschließt. Geliebtester! Ahme nicht das Böse nach, vielmehr das Gute! Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer aber Böses tut, hat Gott nicht gesehen. Von allen erhält Demetrius ein gutes Zeugnis, auch von der Wahrheit selber. Auch wir bezeugen so, und unser Zeugnis ist, du weißt es, wahr. Noch vieles hätte ich dir zu schreiben; doch wollte ich es nicht mit Tinte und Feder tun. Ich hoffe nämlich, dich bald zu sehen; dann werden wir uns mündlich sprechen. Friede sei mit dir! Die Freunde grüßen dich. Grüße auch du die Freunde, einen jeden einzeln! Warnung vor Irrlehrern - Mahnungen an die GläubigenJudas, Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus, an die Berufenen, die in Gott, dem Vater, geliebt und für Jesus Christus bewahrt sind. Erbarmen werde euch zuteil und Friede und Liebe in allerreichster Fülle. Geliebteste! Es war mir eine Herzenssache, an euch einmal zu schreiben über unser gemeinsames Heil. Nun aber sehe ich mich geradezu genötigt, mit einem Brief euch zu mahnen, ihr möchtet für den Glauben kämpfen, der ein für allemal den Heiligen anvertraut ist. Denn es haben sich gewisse Menschen eingeschlichen, die längst für dieses Strafgericht vorherbestimmt sind: Frevler, die die Gnade unseres Gottes in Schwelgerei verkehren und unseren einzigen Gebieter und Herrn, Jesus Christus, leugnen. Ich möchte euch, obwohl ihr alles durchaus wißt, trotzdem an folgendes erinnern: Der Herr hat zwar das Volk aus dem Land Ägypten errettet und doch hernach die Ungläubigen vernichtet. Auch die Engel, die ihre Herrschaft nicht bewahrten, ja, ihre Wohnungen verließen, hat er bis zum Gerichte des großen Tages aufgehoben mit ewigen Fesseln in der Finsternis. So stehen auch Sodoma und Gomorrha und die Städte um sie her, die wie jene Unzucht trieben und der unnatürlichen Wollust nachgingen, als warnendes Beispiel da in ihrer ewigen Feuerstrafe. In gleicher Weise beflecken auch diese das Fleisch mit ihren Träumen, verachten die Majestät des Herrn und lästern Herrlichkeiten. Selbst Michael, der Erzengel, hat es nicht gewagt, ein Fluchurteil zu sprechen, als er mit dein Teufel aber Mosis Leichnam stritt und rechtete. Er sagte nur: »Es strafe dich der Herr!«   Doch jene lästern alles, was sie nicht verstehen. Doch was sie von Natur aus, unvernünftigen Tieren gleich, schon wissen, wird ihnen zum Verderben. Wehe ihnen; sie wandeln auf dem Wege des Kain; sie geben sich Balaams Verführung aus Gewinnsucht hin, sie kommen, einem Kore gleich, in der Empörung um. Sie sind die Schandflecken bei euren Liebesmahlen, die sie, allen Schamgefühls bar, mit euch halten. Sie weiden sich selbst: Wolken ohne Regen, vom Wind vorbeigejagt; Bäume im Spätherbst, unfruchtbar, zweimal tot, entwurzelt;  wilde Meereswogen, die ihren eigenen Unrat ausschäumen; Irrsterne, denen auf ewig das Grauen der Finsternis aufbewahrt ist. Schon Henoch, der siebte nach Adam, hat über sie vorhergesagt: »Siehe, es kommt der Herr mit seinen heiligen Zehntausenden,  um über alle Gericht zu halten und all die Frevler heimzusuchen all ihrer frevelhaften Werke wegen, die sie verübt, und all ihrer bösen Reden wegen, die gottlose Sünder wider ihn geführt haben.« Sie sind unzufriedene Nörgler, die nach ihren Lüsten wandeln und deren Mund freche Rede führt; jedoch, wo es ihr Vorteil ist, ins Angesicht hinein auch freundlich tun. Ihr aber, o Geliebteste, gedenkt der Worte, die die Apostel unseres Herrn Jesus Christus euch vorhergesagt haben. Sie haben euch gesagt: »In den letzten Zeiten werden Spötter kommen, die nach ihren eigenen, frevelhaften Lüsten wandeln.« Gemeint sind jene, die Spaltungen bilden, Menschen, durchaus sinnlich, ohne Geist.  Doch ihr, Geliebteste, baut euch auf auf eurem hochheiligen Glauben! Im Heiligen Geiste sollt ihr beten, daß ihr euch bewahrt in der Liebe Gottes. Und so erwartet das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus zum Leben in der Ewigkeit. Weist die zurecht, die zweifeln. Die anderen rettet; reißt sie aus dem Feuer. Erbarmt euch der dritten in Furcht, voll Ekel vor ihrem vom Fleische bedeckten Kleide. Ihm aber, der Macht hat, euch vor dem Straucheln zu bewahren, euch [bei der Ankunft unseres Jesus Christus] unbefleckt, voll Jubel vor seine Herrlichkeit zu stellen, dem alleinigen Gott, unserem Heiland, gebührt durch Jesus Christus, unseren Herrn, Herrlichkeit und Majestät, Macht und Herrschaft, wie es war vor aller Zeit, so jetzt und bis in alle Ewigkeiten. Amen. Einleitung - Die sieben Briefe - Gott sprichtOffenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten kundzutun, was bald geschehen muß. Er tat es durch seinen Engel, den er gesandt hat, Johannes, seinem Knechte, kund. Dieser hat Zeugnis abgelegt vom Worte Gottes, und das Bekenntnis über Jesus Christus, über alles, was er geschaut hat. Selig, wer die Worte der Prophezeiung liest und die sie hören, und was darin geschrieben steht, bewahren; die Zeit ist nahe. Johannes an die sieben asiatischen Gemeinden. Gnade werde euch zuteil und Friede von dem, der ist und war und kommen wird, und von den sieben Geistern, die vor seinem Throne sind,  und von Jesus Christus, dem getreuen Zeugen, dem Erstgeborenen der Toten, dem Herrscher über die Könige der Erde. Von ihm, der uns liebt, der uns erlöst hat von unseren Sünden in seinem Blute, der uns zu einem Königtum gemacht hat, zu Priestern für Gott und seinen Vater: Ihm gebührt die Herrlichkeit und Macht bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten. Amen.  Sieh, er kommt auf den Wolken. Jedes Auge wird ihn schauen, auch die, die ihn durchbohrt haben. Dann werden alle Stämme auf der Erde wehklagen über ihn. Ja. Amen. »Ich bin das Alpha und das Omega« [der Anfang und das Ende], spricht Gott, der Herr, der ist und war und kommen wird, der Allbeherrscher. Ich, Johannes, euer Bruder und Gefährte in der Trübsal, im Reiche [Gottes] und in der geduldigen Erwartung in Jesus, ich war auf der Insel Patmos wegen des Wortes Gottes und des Zeugnisses für Jesus.  Ich ward am Tage des Herrn verzückt: Ich hörte hinter mir eine laute Stimme, es war wie ein Posaunenstoß.  Sie rief: »Was du da siehst, das schreibe dir auf eine Rolle und sende es an die sieben Gemeinden; nach Ephesus, Smyrna, Pergamum, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea.« Da wandte ich mich um, um nach der Stimme zu schauen, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter; inmitten dieser Leuchter einen, der einem Menschensohne glich. Er trug ein wallendes Gewand, und über seiner Brust war er gegürtet mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, weiß wie Schnee, und seine Augen wie ein loderndes Feuer, und seine Füße wie Golderz, wie geglüht in Feuersglut, und seine Stimme glich dem Rauschen vieler Wasser. In seiner Rechten hält er sieben Sterne; aus seinem Munde gebt ein Schwert hervor, zweischneidig und geschärft. Sein Antlitz ist, wie wenn die Sonne scheint in ihrer vollen Kraft. Als ich ihn sah, fiel ich wie tot zu seinen Füßen nieder. Doch er legte seine Rechte auf mich: »Hab keine Furcht«, sprach er, »ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und sieh, ich lebe bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten; ich habe die Schlüssel des Todes und der Unterwelt. Schreibe nun, was du gesehen hast, was ist und was hernach geschehen wird. Das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten sahst, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden; die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden selbst.«   Die ersten vier Briefe - Die Kirche auf ErdenDem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: »So spricht, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: Ich kenne deine Werke, deine Arbeit, dein Geduldigsein und weiß, daß du die Schlechten nicht ertragen kannst und daß du jene, die sich, ohne es zu sein, Apostel nennen, erprobt und als Lügner erfunden hast. Du hast auch Geduld und hast um meines Namens willen gelitten und bist nicht müde geworden. Doch dies habe ich an dir auszusetzen: Du hast deinen ersten Liebeseifer aufgegeben. Bedenke also, von welcher Höhe du herabgesunken bist. Bekehre dich und tue deine ersten Werke wieder! Sonst komme ich über dich und rücke deinen Leuchter von seiner Stelle, wenn du dich nicht bekehrst. Doch das hast du; du hassest das Treiben der Nikolaiten so, wie auch ich es hasse.« Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht: »Dem Sieger gebe ich zu essen von dem Baume des Lebens, der im Paradiese Gottes steht.« Dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: »So spricht der Erste und der Letzte, der tot war und lebendig wurde. Ich kenne deine Trübsal und deine Armut; doch du bist reich. Ich weiß gar wohl, wie du von denen gelästert wirst, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern die Synagoge des Satans. Hab keine Furcht vor dem, was du noch leiden mußt. Siehe, der Teufel wird manche unter euch ins Gefängnis bringen, damit ihr geprüft werdet; ihr werdet Trübsal haben zehn Tage lang. Sei getreu bis in den Tod; ich will dir dann den Kranz des Lebens geben.« Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht: »Der Sieger wird vom zweiten Tode nicht geschädigt werden.«   Dem Engel der Gemeinde in Pergamum schreibe: »So spricht der, der das zweischneidige und geschärfte Schwert trägt: Ich weiß, wo du wohnst: dort wo der Thron des Satans steht. Du aber hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen, da mein treuer Zeuge Antipas bei euch getötet ward, dort, wo der Satan wohnt. Doch ich habe einiges an dir auszusetzen: du hast dort einige, die der Lehre Balaams nachfolgen, der Balak lehrte, den Kindern Israels eine Falle zu stellen, nämlich Götzenopferfleisch zu essen und Unzucht zu treiben. Desgleichen hast du solche, die in ähnlicher Weise der Lehre der Nikolaiten folgen. Bekehre dich also! Wenn nicht, dann komme ich gar schnell über dich und werde sie bekämpfen mit dem Schwerte meines Mundes.« Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht: »Dem Sieger will ich vom verborgenen Manna geben; auch einen weißen Stein will ich ihm geben und, auf dem Stein geschrieben, einen neuen Namen, den niemand kennt als der, der ihn empfängt.« Dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: »So spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie loderndes Feuer und dessen Füße glühendem Erz ähnlich sind: Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben, deinen Dienst und dein Geduldigsein; deine letzten Werke sind auch besser als die früheren. Doch ich habe an dir auszusetzen, daß du das Weib Jezabel so gewähren lässest, sie, die sich Prophetin nennt und die mit ihren Lehren meine Knechte irreführt, so daß sie Unzucht treiben und Götzenopferfleisch genießen. Ich gab ihr Zeit, sich zu bekehren; doch sie will sich von ihrer Unzucht nicht bekehren. Sieh, ich werfe sie aufs Krankenlager und bringe die in große Drangsal, die mit ihr Unzucht treiben, wenn sie sich nicht von ihren Werken bekehren. Und ihre Kinder will ich (durch die Pest) sterben lassen, und alle Gemeinden sollen erkennen, daß ich es bin, der Nieren und Herzen prüft, und daß ich einem jeden aus euch vergelten will nach seinen Werken. Euch anderen aber in Thyatira, die ihr diese Lehre nicht befolgt, die ihr die "Tiefen des Satans", wie sie es heißen, nicht kennengelernt habt, erkläre ich: Ich lege euch keine weitere Last auf;  nur haltet fest an dem, was ihr schon habt, bis ich komme. Wer sieht und bis ans Ende an meinen Werken festhält, dem will ich Macht verleihen über die Heidenvölker. Er wird sie mit Eisenzepter leiten, wie Tongeschirre sie zertrümmern, wie auch ich es von meinem Vater empfangen habe. Auch will ich ihm den Morgenstern verleihen.« Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht. Die letzten drei BriefeDem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: »Also spricht, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich kenne deine Werke; du hast den Namen, daß du lebest, doch du bist tot. Wach auf und stärke den Rest, der schon im Sterben liegt. Denn ich habe deine Werke vor meinem Gott nicht voll erfunden. Erinnere dich, wie du es empfangen und gehört hast. Halte daran fest und ändere deinen Sinn! Doch solltest du nicht aufwachen, so werde ich kommen wie ein Dieb; du sollst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde. Indes hast du einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; sie sollen in weißen Kleidern mit mir wandeln, denn sie sind es wert. Der Sieger wird auf diese Weise mit weißen Kleidern angetan; ich werde seinen Namen niemals aus dem Buche des Lebens löschen; ich werde seinen Namen vielmehr vor meinem Vater und vor seinen Engeln bekennen.« Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht. Dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: »So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, und niemand schließt, der schließt, und niemand öffnet.  Ich kenne deine Werke; ich habe vor dir eine Tür geöffnet, die niemand schließen kann. Denn du hast nur eine geringe Kraft und hast doch mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, ich schenke dir solche aus der Synagoge Satans, die sich Juden heißen, ohne es zu sein; sie lügen. Siehe, ich will sie dazu bringen, daß sie kommen und dir zu deinen Füßen huldigen und dann erkennen, daß ich dich liebe. Du hast das Wort vom Harren auf mich bewahrt; darum will auch ich dich bewahren vor der Prüfungsstunde, die über die ganze Welt kommen wird, die Erdbewohner zu prüfen. Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Kranz dir nehme. Den Sieger werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen. Er soll nicht mehr entfernt werden, und ich will den Namen meines Gottes darauf schreiben sowie den Namen meiner Gottesstadt, des neuen Jerusalem, das aus den Himmeln von meinem Gott herniedersteigt, und meinen neuen Namen.«   Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht. Dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: »So spricht der "Amen", der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: Ich kenne deine Werke und weiß, du bist nicht kalt noch warm. O wärest du doch kalt oder warm! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, so will ich dich aus meinem Munde speien. Du magst wohl sagen: Ich bin reich und habe Überfluß; ich brauche nichts. Und du weißt gar nicht, daß du elend bist, erbarmungswürdig, arm und blind und bloß. Ich rate dir, kaufe von mir Gold, in Feuersglut geglüht, damit du reich werdest, und weiße Kleider, auf daß du dich bekleidest und die Schande, das heißt deine Blöße, nicht mehr sichtbar sei, und Salbe, so daß du deine Augen damit salbest, damit du sehend werdest. Ich strafe und züchtige alle, die ich liebe. So sei denn eifrig und ändere deinen Sinn. Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, zu dem gehe ich hinein und halte mit ihm Mahl und er mit mir. Dem Sieger werde ich verleihen, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich nach meinem Siege mich zu meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.« Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht. Das GerichtDann hatte ich ein Gesicht: Siehe, im Himmel stand eine Tür offen und die Stimme, die ich wie eine Posaune vorhin mit mir hatte reden hören sprach:"Komm hier herauf; ich will dir zeigen, was hernach geschehen muß.«   Sofort ward ich verzückt: Siehe, da stand ein Thron im Himmel, und auf dem Throne saß Einer. Der dasaß, sah wie Jaspis und wie Sardis aus; ein Regenbogen erstrahlte rings um den Thron herum, der wie ein Smaragd aussah. Und vierundzwanzig andere Throne waren rund um den Thron, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste mit weißen Kleidern angetan und goldenen Kränzen auf ihren Häuptern. Vom Throne gehen Blitze, Tosen, Donnerschläge aus. Sieben Fackeln brannten vor dem Throne; das sind die sieben Geister Gottes. Dann war vor dem Throne noch etwas wie ein gläsernes Meer, ähnlich wie Kristall. Und mitten vor dem Thron und rund um den Thron herum waren vier lebendige Wesen voller Augen vorn und hinten.  Das erste Wesen glich einem Löwen, das zweite Wesen glich einem Rind, das dritte Wesen hatte ein Antlitz wie ein Mensch, das vierte Wesen glich einem fliegenden Adler. Jedes der vier Lebewesen hatte sechs Flügel, außen wie innen voller Augen; sie haben keine Ruhe Tag und Nacht; sie rufen: »Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allbeherrscher, der war, der ist, der kommen wird.« Und sooft die Lebewesen Ruhm und Ehre und Dank dem dargebracht hatten, der auf dem Throne saß, der von Ewigkeit zu Ewigkeiten lebt, werfen sich die vierundzwanzig Ältesten vor dem, der auf dem Throne saß, zu Boden und beten den an, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeiten; sie legen ihre Kränze vor dem Throne nieder und rufen: »Würdig bist Du, unser Herr und Gott, Ruhm, Macht und Ehre zu empfangen; denn Du hast das All erschaffen, durch Deinen Willen wurde es und ist es entstanden.« Das Buch mit den sieben SiegelnDann sah ich in der Rechten dessen, der auf dem Throne saß, eine Rolle, beschrieben innen und außen, mit sieben Siegeln versiegelt. Auch sah ich einen gewaltigen Engel, der kündete mit lauter Stimme: »Wer ist würdig, die Rolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen?« Doch niemand war im Himmel noch auf Erden noch unterhalb der Erde, der es vermochte, die Rolle zu öffnen oder hineinzusehen. Da weinte ich sehr, weil niemand würdig erfunden ward, die Rolle zu öffnen und hineinzusehen. Und einer aus den Ältesten sprach zu mir: »Weine nicht! Siehe, gesiegt hat der Löwe aus dem Stamme Juda, der Davidsprosse: Er wird die Rolle öffnen und ihre Siegel lösen.« Da sah ich mitten vor dem Thron und den vier Lebewesen, inmitten jener Ältesten, ein Lamm dastehen wie geschlachtet. Es hatte sieben Hörner und sieben Augen; das sind die sieben Geister Gottes, die in alle Welt ausgesandt sind. Es kam heran und empfing aus der Rechten dessen, der auf dem Throne saß. Als es die Rolle empfangen hatte, fielen die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamme nieder. Ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Weihrauch: das sind die Gebete der Heiligen. Sie sangen ein neues Lied und sprachen: »Würdig bist Du, die Rolle zu empfangen und ihre Siegel zu lösen Du bist geschlachtet worden. Du hast uns losgekauft in Deinem Blute für Gott aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen. Du hast sie zu einem Königtum und zu Priestern gemacht für unseren Gott, die auf der Erde herrschen sollen.« Ich hatte ein Gesicht: Ich hörte Stimmen vieler Engel rund um den Thron und um die Lebewesen und die Ältesten. Es war zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend ihre Zahl. Mit lauter Stimme riefen sie: »Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ward, Macht, Reichtum, Weisheit, Kraft, Ehre, Herrlichkeit und Lobpreis zu empfangen.« Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde, unterhalb der Erde und auf dem Meere ist, ja alles, was in ihnen ist, hörte ich also sprechen: »Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme sei Lob und Ehre und Herrlichkeit und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeiten.« Und die vier Lebewesen riefen. »Amen.« Dann warfen sich die Ältesten anbetend nieder [vor dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit]. Das Öffnen von sechs Siegeln - Die vier ReiterIch hatte ein Gesicht: Das Lamm öffnete das erste der sieben Siegel. Da hörte ich das erste der vier Lebewesen donnernd rufen: »Komm!« Ich schaute hin, und siehe, da war ein weißes Roß. Der auf ihm saß, trug einen Bogen; es ward ihm auch ein Kranz gegeben. So zog er als ein Sieger aus, um zu siegen.  Als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Lebewesen rufen: »Komm!« Alsdann erschien ein anderes Roß, rot wie Feuer, und seinem Reiter ward die Macht verliehen, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit die Menschen gegenseitig sich abschlachten; auch wurde ihm ein großes Schwert gereicht. Und als es dann das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebewesen rufen: »Komm!« Da schaute ich, und siehe, da war ein schwarzes Roß, sein Reiter hatte eine Waage in der Hand. Da hörte ich, wie eine Stimme inmitten der vier Lebewesen rief: »Ein Maß Weizen für einen Denar, und drei Maß Gerste für einen Denar, und Öl und Wein vergeude nicht!« Als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten Lebewesens rufen: »Komm!« Da schaute ich, und siehe, da war ein fahles Roß; sein Reiter hieß der Tod, und mit ihm zog die Unterwelt. Es wurde ihnen Gewalt gegeben über den vierten Teil der Erde, zu morden durch Schwert und Hunger, durch Pest und durch die Tiere der Erde. Als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altare die Seelen derer, die hingeschlachtet waren des Wortes Gottes und des Zeugnisses wegen, an denen sie festgehalten.  Mit lauter Stimme riefen sie und sprachen: »Wann endlich, o heiliger, wahrhaftiger Herr, wirst Du richten und rächen an den Erdbewohnern unser Blut?«   Da wurde jedem aus ihnen ein weißes Gewand gereicht und ihnen zugerufen, sie möchten sich noch kurze Zeit gedulden, bis ihre Mitknechte und ihre Brüder vollzählig geworden seien, die getötet werden sollten, wie sie selber. Als es das sechste Siegel öffnete, schaute ich, und es entstand ein gewaltiges Beben; die Sonne wurde schwarz gleich einem härenen Trauerkleid, der ganze Mond war wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie der Feigenbaum die Früchte abwirft, wenn ihn ein starker Sturm durchschüttelt. Der Himmel wich zurück wie eine Rolle, die sich zusammenrollt; jeder Berg und jede Insel wurden von ihrer Stelle weggerückt. Die Könige der Erde, die Großen und die Obersten, die Reichen und die Mächtigen, jeder Sklave und Freie verbargen sich in Höhlen und in Felsen der Gebirge. Sie riefen den Bergen und den Felsen zu: »Fallet über uns, verbergt uns vor dem Angesichte dessen, der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Gekommen ist der große Tag ihres Zornes. Wer könnte da bestehen?« Versiegelung der Auserwählten - Die Heiligen vor dem Throne GottesAlsdann sah ich vier Engel, die an den vier Ecken der Erde standen; sie hielten die vier Winde der Erde fest, damit nicht ein Wind hinwehe, weder auf die Erde noch auf das Meer noch über einen Baum. Dann sah ich einen anderen Engel; von Sonnenaufgang stieg er auf, er hielt das Siegel des lebendigen Gottes und rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, die die Gewalt besaßen, die Erde und das Meer zu schädigen: »Schädigt nicht die Erde noch das Meer und nicht die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes auf ihrer Stirne versiegelt haben.« Ich hörte auch die Zahl der so Versiegelten: Einhundertvierundvierzigtausend Versiegelte aus allen Stämmen Israels: Aus dem Stamme Juda: zwölftausend Versiegelte, aus dem Stamme Ruben: zwölftausend, aus dem Stamme Gad: zwölftausend, aus dem Stamme Aser: zwölftausend, aus dem Stamme Nephtali: zwölftausend, aus dem Stamme Manasse: zwölftausend und aus dem Stamme Simeon: zwölftausend, aus dem Stamme Levi: zwölftausend, aus dem Stamme Issachar: zwölftausend, aus dem Stamme Zabulon: zwölftausend, aus dem Stamme Joseph: zwölftausend, aus dem Stamme Benjamin: zwölftausend Versiegelte. Dann hatte ich ein Gesicht: Siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus jedem Volk und allen Geschlechtern, aus allen Stämmen und Sprachen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamme, mit weißen Kleidern angetan und Palmen in den Händen. Mit lauter Stimme riefen sie: »Heil unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme!« Die Engel alle standen rund um den Thron und um die Ältesten und die vier Lebewesen. Sie fielen vor dem Thron auf ihr Antlitz nieder; sie beteten Gott an und sprachen: »Amen. Lob, Preis, Weisheit, Dank, Ehre, Macht und Stärke gebühren unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Amen.« Darauf nahm einer von den Ältesten das Wort und sprach zu mir: »Die da bekleidet sind mit weißen Kleidern, wer sind sie, und woher kommen Sie?« Ich erwiderte ihm: »Herr, das weißt nur du!« Er sprach zu mir: »Das sind die, die aus der großen Trübsal kommen und ihre Kleider im Blute des Lammes weißgewaschen und gereinigt haben. Darum stehen sie vor dem Throne Gottes und dienen ihm in seinem Tempel Tag und Nacht. Der auf dem Throne sitzt, wird unter ihnen sein Zelt aufschlagen. Und sie werden nicht mehr hungern noch dürsten, noch wird die Sonne auf sie fallen, noch irgendwelche Glut. Das Lamm, das mitten auf dem Throne steht, weidet sie und führt sie zu den Wasserquellen des Lebens, und Gott wird jede Träne von ihren Augen wischen.« Das öffnen des siebten Siegels - Die ersten vier der sieben PosaunenAls es das siebte Siegel öffnete, ward es still im Himmel, wohl eine halbe Stunde lang. Ich sah die sieben Engel, die vor dem Antlitz Gottes stehen; es wurden ihnen sieben Posaunen dargereicht. Dann kam ein anderer Engel und trat vor den Altar mit einem goldenen Rauchfaß. Dann gab man ihm viel Räucherwerk, damit er es mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Throne darbringe. Da stieg der Duft des Räucherwerks auf mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels empor zum Angesichte Gottes. Der Engel nahm sodann das Rauchfaß und füllte es von dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde. Da gab es Donnerschläge, Tosen, Blitze, Erdbeben. Die sieben Engel mit den sieben Posaunen bereiteten sich dann zum Blasen. Der erste stieß in die Posaune. Da gab es Hagel und Feuer, untermischt mit Blut, und dieses fiel auf die Erde. Der dritte Teil des Landes verbrannte, und es verbrannte auch der dritte Teil der Bäume, und es verbrannte alles grüne Gras. Der zweite Engel stieß in die Posaune. Da stürzte etwas wie ein großer Berg von Feuer glühend in das Meer hinein. Da ward der dritte Teil des Meeres Blut; der dritte Teil der in dem Meere lebenden Geschöpfe starb; der dritte Teil der Schiffe ging zugrunde. Der dritte Engel stieß in die Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel, der wie eine Fackel brannte. Er fiel auf den dritten Teil der Flüsse und auf die Wasserquellen. Der Stern heißt »Wermut«. Der dritte Teil der Wasser ward zu Wermut, und viele Menschen starben an den Wassern; denn bitter waren sie geworden. Der vierte Engel stieß in die Posaune. Da ward der dritte Teil der Sonne geschlagen, der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, so daß der dritte Teil von ihnen finster ward und auch der Tag zu einem Drittel nicht mehr hell war, und ebenso die Nacht. Ich schaute, und ich hörte, wie ein Adler hoch oben durch den Himmelsraum dahinflog; er rief mit lauter Stimme: »Wehe, wehe, wehe den Erdbewohnern ob der übrigen Posaunenstöße der drei Engel, die jetzt noch blasen werden.« Die fünfte und sechste Posaune - Drangsale - Das große SterbenDer fünfte Engel stieß in die Posaune. Da sah ich einen Stern; der war vom Himmel auf die Erde gefallen. Ihm ward der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds übergeben. Er öffnete den Brunnen des Abgrunds; da stieg Rauch auf aus dem Brunnen, wie der Rauch aus einem großen Ofen, so daß die Sonne und die Luft verfinstert wurden durch den Rauch, der aus dem Brunnen kam. Und aus dem Rauche kamen Heuschrecken über die Erde hin, und ihnen wurde die Gewalt gegeben, wie sie die Skorpione der Erde haben. Es wurde ihnen aufgegeben, das Gras der Erde nicht zu schädigen, auch nicht das Grün und nicht die Bäume, sondern nur die Menschen, die das Siegel Gottes nicht auf ihrer Stirne tragen. Doch wurde ihnen nicht die Macht verliehen, sie zu töten, vielmehr sie nur zu quälen fünf Monate lang. Und ihre Qual war wie die eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht. In jenen Tagen suchen die Menschen den Tod, doch sie werden ihn nicht finden; sie werden zu sterben verlangen, und der Tod wird sie fliehen. Die Heuschrecken waren Rossen ähnlich, die für den Krieg gerüstet sind; auf ihren Köpfen trugen sie etwas wie goldene Kränze, und ihre Angesichter waren wie Menschenangesichter. Sie hatten Haare wie Frauenhaare, und ihre Zähne waren wie die von Löwen; sie hatten Panzer von Eisen, und das Geräusch ihrer Flügel war wie das Gerassel vieler Streitwagen, die in den Kampf hineinrasseln. Sie hatten Schwänze und Stacheln wie Skorpione; in ihren Schwänzen hatten sie die Kraft, den Menschen fünf Monate lang zu schaden. Als König haben sie den Engel des Abgrunds über sich; hebräisch heißt er Abaddon und griechisch Apollyon. So ging das erste Weh vorüber; doch siehe, es kommen noch zwei Wehe. Der sechste Engel stieß in die Posaune. Da hörte ich eine Stimme von den vier Hörnern am goldenen Altare vor dem Angesichte Gottes. Sie sprach zum sechsten Engel, der die Posaune hielt: »Laß die vier Engel los, die an dem großen Euphratstrom gebunden sind!« Da wurden die vier Engel losgelassen, die sich bereitgehalten hatten auf Stunde, Tag, Monat und Jahr, den dritten Teil der Menschen hinzumorden. Die Zahl der Reiterscharen war zwanzigtausendmal zehntausend; so hörte ich ihre Zahl. Also sah ich im Gesichte die Rosse und die Reiter. Sie trugen feuerrote, dunkelblaue, schwefelgelbe Panzer; die Köpfe der Rosse waren wie Löwenköpfe, aus ihren Mäulern gingen Feuer, Rauch und Schwefeldampf hervor. Durch die drei Plagen, durch Feuer, Rauch und Schwefel, die aus ihren Mäulern kamen, ward der dritte Teil der Menschen umgebracht; die Kraft der Rosse liegt in ihrem Maul und Schwanze. Die Schwänze glichen nämlich Schlangen mit Köpfen, mit denen sie Schaden stiften. Gleichwohl bekehrte sich der Rest der Menschen, die nicht durch diese Plagen getötet wurden, nicht von den Werken ihrer Hände, so daß sie die Dämonen nicht mehr verehrt hätten, und auch nicht die Götzenbilder aus Gold, Silber, Erz, Stein und Holz, die weder sehen noch hören noch gehen können. Und sie bekehrten sich nicht von ihrem Morden, von ihren Zaubereien, ihrer Unzucht und ihren Diebereien. Das offene BüchleinIch sah einen anderen starken Engel, angetan mit einer Wolke, aus dem Himmel niedersteigen. Hoch über seinem Haupte war ein Regenbogen, sein Angesicht war wie die Sonne, und seine Füße glichen Feuersäulen; in seiner Hand hielt er ein offenes Büchlein. Er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken auf das Land; er schrie mit lauter Stimme, wie wenn ein Löwe brüllt. Und als er schrie, ließen die sieben Donner ihre Stimme hören. Und als die sieben Donner verklungen waren, wollte ich schreiben. Doch ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, die rief: »Versiegle, was die sieben Donner gekündet haben, und schreibe es nicht auf!« Und der Engel, den ich auf dem Meere und auf dem Lande stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel und schwur bei dem, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeiten, der den Himmel und was in ihm ist, gegründet hat, die Erde und was auf ihr ist, und das Meer und was in ihm ist: »Es soll keine Frist mehr sein; vielmehr in diesen Tagen, da der siebte Engel seine Stimme erschallen läßt und sich anschickt, in die Posaune zu stoßen, ist das Geheimnis Gottes erfüllt, wie er es seinen Knechten, den Propheten, verkündigt hat.« Da sprach die Stimme, die ich aus dem Himmel hatte reden hören, nochmals mit mir und sagte: »Geh! Nimm das offene Büchlein, das der Engel in der Hand hält, der auf dem Meer und dem Lande steht!« Da ging ich zu dem Engel hin und bat, er möchte mir das Büchlein geben. Er sprach zu mir: »Nimm und verschlinge es! Es wird dir zwar den Magen bitter machen, doch in deinem Munde wird es süß sein wie Honig.« Ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und verschlang es. Da war es in dem Munde süß wie Honig. Und als ich es verschlungen hatte, ward es in meinem Magen bitter. Man sagte mir: »Du mußt noch einmal prophezeien über Völker, Geschlechter, Sprachen und viele Könige.« Die zwei Zeugen - Die siebte Posaune - Macht des Bösen - Gottes HerrschaftDa gab man mir ein Rohr, einem Stabe ähnlich, mit den Worten: »Steh auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten. Doch den Hof außerhalb des Tempels laß aus und miß ihn nicht! Er ist den Heiden preisgegeben; auf zweiundvierzig Monate zertreten sie die heilige Stadt. Ich aber werde meinen beiden Zeugen es verleihen, daß sie eintausendzweihundertsechzig Tage lang in Bußgewändern prophezeien.« Es sind dies die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Wenn irgend jemand ihnen Leid antun wollte, so ginge Feuer aus von ihrem Munde und verzehrte ihre Feinde. Wer ihnen also Leid antun wollte, der müßte auf solche Weise sterben. Sie haben Macht, den Himmel zu verschließen, so daß kein Regen fällt in den Tagen ihrer Predigt; auch haben sie Macht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und auch die Erde mit jeder Plage hart zu treffen, sooft sie es nur wollen. Wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, dann wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen Krieg beginnen, sie besiegen und sie töten. Ihre Leichen werden in der großen Stadt auf den Straßen liegen bleiben, die bildlich Sodoma und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt ward. Menschen aus den Völkern, Stämmen, Sprachen und Geschlechtern werden ihre Leichen drei und einen halben Tag lang sehen; man wird ja ihre Leichen nicht in einem Grabe bergen lassen. Die Erdbewohner werden über sie sich freuen und frohlocken und sich Geschenke senden; denn diese zwei Propheten machten einst den Erdbewohnern Qualen. Doch nach jenen dreieinhalb Tagen fuhr der Geist des Lebens von Gott in sie; sie standen wiederum auf ihren Füßen, und große Furcht befiel jene, die sie sahen. Sie hörten eine mächtige Stimme aus dem Himmel, die ihnen zurief: »Kommt hier herauf!« Auf einer Wolke stiegen sie zum Himmel empor, und ihre Feinde schauten ihnen nach. Zur selben Stunde entstand ein großes Erdbeben; der zehnte Teil der Stadt fiel ein, und siebentausend Menschen wurden bei dem Beben getötet. Da fürchteten sich die anderen und gaben die Ehre dem Gott des Himmels. Das zweite Weh ist vorüber, nun siehe, das dritte Weh kommt schnell. Der siebte Engel stieß in die Posaune. Da tönten laute Stimmen im Himmel, die sprachen: »Die Weltherrschaft ist unserem Herrn zuteil geworden und seinem Gesalbten, und er wird jetzt herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeiten.« Da fielen jene vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, auf ihr Antlitz nieder; sie beteten Gott an und sprachen: »Wir danken Dir, Herr, Gott, Du Allbeherrscher, der Du bist und warst, daß Du Deine große Macht an Dich genommen und Dich wieder als König gezeigt hast. Die Völker zürnten; da kam Dein Zorn, und so die Zeit, die Abgeschiedenen zu richten und Deinen Knechten ihren Lohn zu geben: den Propheten, den Heiligen, und denen, die Deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und zu verderben, die die Erde so verderben.« Und im Himmel tat sich der Tempel Gottes auf, und es erschien die Lade seines Bundes in seinem Tempel. Es folgten Blitze, Tosen, Donnerschräge, Erdbeben und starker Hagel. Gericht über die Gottesfeinde - Der DracheEin großes Zeichen ward am Himmel sichtbar: Ein Weib, bekleidet mit der Sonne, den Mond zu ihren Füßen, auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen. Sie war gesegneten Leibes und schrie in ihren Wehen und Schmerzen des Gebärens. Und noch ein anderes Zeichen ward am Himmel sichtbar: siehe, ein großer, feuerroter Drache. Er hatte sieben Köpfe und zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Kronen. Mit seinem Schweife fegte er den dritten Teil der Sterne vom Himmel weg und warf sie auf die Erde. Der Drache stand vor dem Weibe, das gebären sollte, auf daß er ihr das kaum geborene Kind verschlinge. Und sie gebar ein Kind männlichen Geschlechts, das alle Völker mit Eisenzepter weiden soll. Jedoch ihr Kindlein ward zu Gott und seinem Thron entrückt. Das Weib floh in die Wüste, wo Gott ihr schon eine Stätte bereitet hatte, wo man sie tausendzweihundertsechzig Tage lang ernähren soll. Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel fingen an, den Drachen zu bekämpfen. Doch auch der Drache und seine Engel kämpften. Jedoch vermochten sie nicht standzuhalten, und ihres Bleibens war nicht länger mehr im Himmel. Der große Drache ward geworfen, die alte Schlange, die Teufel und Satan heißt und die ganze Welt verführt; er ward auf die Erde geworfen, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen. Dann hörte ich eine mächtige Stimme im Himmel, die sprach: »Jetzt ist gekommen das Heil, die Macht und Herrschaft unseres Gottes und die Gewalt seines Gesalbten. Denn gestürzt ist der Ankläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott anklagte. Sie haben ihn durch das Blut des Lammes überwunden und durch ihr Zeugniswort; sie liebten ja ihr Leben so wenig, daß sie den Tod erlitten. So freut euch denn, ihr Himmel, und ihr, die ihr darinnen wohnet. Wehe der Erde und dem Meere! Der Teufel ist mit großer Wut zu euch hinabgestiegen, weil er weiß, daß ihm nur kurze Zeit vergönnt ist.« Als sich der Drache auf die Erde geworfen sah, verfolgte er das Weib, die Mutter jenes Knaben. Dem Weibe gab man jedoch die beiden Flügel des großen Adlers, damit sie in die Wüste an ihre Stätte hinflöge, wo sie, vor jener Schlange sicher, nun eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit ernährt wird. Da spie die Schlange aus dem Rachen Wasser nach dem Weibe, einem Strome gleich, damit der Strom sie mit sich reiße. Jedoch die Erde kam dem Weibe zu Hilfe; die Erde öffnete den Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus dem Rachen ausgespien hatte. Da geriet der Drache über das Weib in Zorn, und er ging hin, Krieg zu führen mit ihren anderen Kindern, die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben. Und er trat an den Strand des Meeres. Das Tier aus dem Meere und das aus dem LandeDa sah ich, wie ein Tier emporstieg aus dem Meere. Es hatte zehn Hörner und sieben Köpfe; auf seinen Hörnern waren zehn Kronen, auf seinen Köpfen gotteslästerliche Namen. Das Tier, das ich sah, glich einem Panther; seine Füße waren wie die eines Bären, sein Maul wie ein Löwenmaul. Ihm übertrug der Drache seine Macht und seinen Thron und große Stärke. Eines seiner Häupter war wie zum Tode getroffen, doch seine Todeswunde heilte wieder. Die ganze Erde lief bewundernd diesem Tiere nach, und man betete den Drachen an, weil er die Gewalt dem Tiere überlassen hatte. Und auch das Tier betete man an mit den Worten: »Wer ist dem Tiere gleich, und wer kann mit ihm streiten?« Es wurde ihm ein Maul gegeben, das hochtrabende Worte und Lästerungen ausstieß; auch wurde ihm Gewalt verliehen, es zweiundvierzig Monate lang zu tun. Es öffnete sein Maul zu Lästerungen gegen Gott, um seinen Namen, seine Wohnung und die, die im Himmel wohnen, zu lästern. Auch ward es ihm gestattet, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu besiegen. Ihm ward Gewalt verliehen über die Stämme, Völker, Sprachen und Nationen. Alle Erdbewohner werden es anbeten, deren Namen seit Grundlegung der Welt nicht ins Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ward, eingetragen sind. Wer ein Ohr hat, höre! Wer in Gefangenschaft geführt hat, geht in Gefangenschaft; wer mit dem Schwerte getötet hat, muß durchs Schwert getötet werden. Hier gilt Geduld sowie der Glaube der Heiligen. Ich sah, wie ein anderes Tier aus dem Lande emporstieg; es hatte zwei Hörner wie ein Widder, doch redete es wie ein Drache. Es übt die gleiche Macht aus wie das erste Tier unter dessen Augen. Und es bringt die Erde und die Erdbewohner dazu, das erste Tier, dessen Todeswunde geheilt ward, anzubeten. Es wirkt große Zeichen; vom Himmel läßt es vor den Augen der Menschen sogar Feuer auf die Erde fallen. Und so verführt es die Erdbewohner durch die Zeichen, die es in der Kraft des Tieres machen durfte. Es forderte die Erdbewohner auf, ein Bild des Tieres anzufertigen, das eine Schwertwunde besaß und doch wieder lebendig wurde. Auch wurde ihm die Macht gegeben, dem Bilde des Tieres Leben einzuhauchen, so daß sogar das Bild des Tieres redete und alle töten ließ, die das Tierbild nicht anbeten wollten. Auch machte es, daß alle, klein und groß, reich und arm, Freie und Sklaven, ein Zeichen auf der rechten Hand oder auf ihrer Stirne tragen sollten, so daß niemand weder kaufen noch verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen trägt: des Tieres Namen oder den Zahlenwert seines Namens. Hier braucht es Weisheit; wer Verstand besitzt, möge die Zahl des Tieres berechnen, es ist eines Menschen Zahl; sie heißt: Sechshundertsechsundsechzig. Das Lamm - Die StrafengelIch hatte ein Gesicht, und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Sion und bei ihm hundertundvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihrer Stirne geschrieben trugen. Ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, gleichwie das Tosen vieler Wasser und wie das Rollen gewaltiger Donner; die Stimme, die ich hörte, klang wie die von Harfenspielern, die ihre Harfen schlagen. Sie singen vor dem Thron und den vier Lebewesen und vor den Ältesten ein neues Lied. Ihr Lied vermochte niemand zu lernen, ausgenommen die hundertvierundvierzigtausend, die von der Erde erkauft sind. Es sind die, die sich mit Weibern nicht befleckt haben; sie sind jungfräulich. Dem Lamme folgen sie, wohin es geht. Sie sind aus der Menschenwelt erkauft als Erstlinge für Gott und für das Lamm. In ihrem Munde ward keine Lüge gefunden; sie sind untadelig [vor Gottes Thron]. Da sah ich einen anderen Engel hoch oben durch den Himmelsraum hinfliegen. Er hatte ein ewiges Evangelium, um es den Erdbewohnern zu verkünden, allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen. Er rief mit lauter Stimme: »Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre! Gekommen ist die Stunde, da er richten wird. Betet den an, der Himmel, Erde, Meer und Wasserquellen erschaffen hat!« Ein anderer, zweiter Engel folgte mit dem Rufe: »Gefallen, gefallen ist Babylon, das große, das alle Völker mit dem Zornwein seiner Unzucht getränkt hat.« Ein weiterer, dritter Engel folgte ihnen. Er rief mit lauter Stimme: »Wer das Tier und dessen Bild anbetet und wer sein Zeichen an der Stirne oder an der Hand annimmt, der muß auch vom Zornwein Gottes trinken, der ungemischt im Becher seines Zornes bereitet ist; er wird gequält mit Feuer und mit Schwefel vor den heiligen Engeln und dem Lamme. Der Rauch von ihren Qualen wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Bei Tag und Nacht werden die keine Ruhe haben, die das Tier und dessen Bild angebetet haben und wer das Zeichen seines Namens angenommen hat. Hier zeigt sich die Geduld der Heiligen, die an den Geboten Gottes und am Glauben an Jesus festhalten.« Da hörte ich eine Stimme aus dem Himmel, die sprach: »Schreibe: Selig die Toten, die schon jetzt im Herrn sterben. Fürwahr, so spricht der Geist, sie sollen ruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach.« Ich hatte ein Gesicht, und siehe, es zeigte sich eine lichte Wolke, und auf der Wolke saß einer wie ein Menschensohn. Auf seinem Haupte trug er einen goldenen Kranz und eine scharfe Sichel in der Hand. Da kam ein anderer Engel aus dem Tempel her und rief mit lauter Stimme dem zu, der auf der Wolke saß: »Strecke deine Sichel aus und ernte! Gekommen ist die Stunde der Ernte; das Getreide auf der Erde ist überreif.« Da warf der, der auf der Wolke saß, die Sichel auf die Erde, und also ward die Erde abgeerntet. Da ging ein anderer Engel vom Tempel im Himmel aus, gleichfalls mit einer scharfen Sichel. Ein weiterer Engel ging vom Altare aus: Er hatte Gewalt über das Feuer. Mit lauter Stimme rief er dem mit der scharfen Sichel zu: »Strecke deine scharfe Sichel aus und schneide die Trauben vom Weinstock der Erde ab; denn seine Beeren sind reif!« Da warf der Engel seine Sichel auf die Erde und erntete den Weinstock der Erde ab und warf die Trauben in die Kelter des großen Zornes Gottes. Die Kelter wurde außerhalb der Stadt getreten, und Blut floß aus der Kelter bis an die Zügel der Pferde, etwa eintausendsechshundert Stadien weit. Die sieben Schalen, gefüllt mit sieben PlagenIch sah ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar. Sieben Engel mit den sieben letzten Plagen, durch die der Zorn Gottes zur Vollendung kommen sollte. Ich sah da etwas wie ein gläsernes Meer, gemischt mit Feuer, und wie die Sieger über jenes Tier und dessen Bild und seines Namens Zahl auf dem gläsernen Meere mit Gottesharfen standen. Sie singen das Lied des Gottesknechtes Moses und das Lied des Lammes: »Groß und wunderbar sind Deine Werke, Herr, Gott, Du Allbeherrscher. Gerecht sind Deine Wege und wahrhaftig, Du Völkerkönig! Wer sollte, Herr, nicht Deinen Namen fürchten und ihn preisen? Denn Du allein bist heilig. Alle Völker werden kommen und sich vor Dir anbetend niederwerfen; es sind ja Deine so gerechten Taten offenbar geworden.« Dann hatte ich noch ein Gesicht: Im Himmel tat der Tempel mit dem Bundeszelt sich auf, und aus dem Tempel traten jene sieben Engel mit den sieben Plagen, mit glänzend reinem Linnen angetan, mit goldenen Gürteln über ihrer Brust gegürtet. Und eines der vier Lebewesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen, voll mit dem Zorne Gottes, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Da ward der Tempel voll Rauch von Gottes Macht und Herrlichkeit, und niemand konnte in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollzogen waren. Ausgießung der Schalen - Die Plagen über die GottesfeindeIch hörte eine laute Stimme, die aus dem Tempel zu den sieben Engeln sprach: »Geht hin und gießt die sieben Schalen voll des Zornes Gottes auf die Erde aus!« Der erste ging hin und goß seine Schale auf das Land. Da kam ein schlimmes und bösartiges Geschwür an die Menschen, die das Zeichen des Tieres tragen und sein Bild anbeten. Der zweite goß seine Schale auf das Meer; und dieses ward zu Blut wie von einem Toten, und jedes Lebewesen im Meere starb. Der dritte goß seine Schale auf die Flüsse und in die Wasserquellen aus. Da wurden sie zu Blut. Da hörte ich den Engel der Gewässer sagen: »Gerecht bist Du, der Du bist und warst, Heiliger, daß Du also gerichtet hast. Das Blut von Heiligen und von Propheten haben sie vergossen; dafür gabst Du nun ihnen Blut zu trinken; sie haben es verdient.« Und ich hörte vom Altar her rufen: »Ja, Herr, Gott, Du Allbeherrscher, wahrhaftig und gerecht sind Deine Gerichte.« Der vierte goß seine Schale auf die Sonne aus; da wurde ihr die Kraft verliehen, die Menschen mit Feuer zu versengen. Und es wurden die Menschen von großer Glut versengt; jedoch sie lästerten den Namen Gottes, der Macht über solche Plagen hat. Somit bekehrten sie sich nicht, daß sie ihm Ehre erwiesen hätten. Der fünfte goß seine Schale auf den Thron des Tieres. Und verfinstert ward sein Reich. Sie zerrissen sich ihre Zungen vor Schmerz; jedoch sie lästerten den Gott des Himmels ob ihrer Schmerzen und Geschwüre, und sie bekehrten sich nicht von ihren Werken. Der sechste goß seine Schale auf den großen Euphratstrom. Da vertrocknete sein Wasser, damit der Weg bereitet würde für die Könige des Ostens. Ich sah, wie aus dem Maule des falschen Propheten drei unreine Geister ausgingen, wie Frösche. Das sind Dämonengeister, die Zeichen tun, die zu den Königen der ganzen Erde gehen, um diese für den Kampf zu sammeln am großen Tage Gottes, des Allbeherrschers. »Siehe, ich komme wie ein Dieb.« Selig, der wacht und seine Kleider bereithält, damit er nicht nackt zu gehen braucht und man seine Blöße sehe. Sie sammeln sich an einem Orte, der auf hebräisch Harmagedon heißt. Der siebte [Engel] goß seine Schale in die Luft. Und aus dem Tempel vom Throne her kam eine laute Stimme, die rief: »Es ist geschehen!« Nun folgten Blitze, Tosen, Donnerschläge, ein Beben, wie noch keines war, seitdem auf Erden Menschen leben; so furchtbar war dieses große Beben. Die große Stadt fiel in drei Teile auseinander; die Städte der Heiden stürzten ein. So ward vor Gott des großen Babylons gedacht und ihm der Becher seines grimmen Zornweins dargereicht. Jede Insel schwand, und Berge waren nicht zu sehen; gewaltiger Hagel, zentnerschwer, fiel vom Himmel auf die Menschen nieder. Die Menschen aber lästerten Gott ob dieser Hagelplage; denn übergroß ist diese Plage. Das Gericht über BabylonDarauf kam einer jener sieben Engel mit den sieben Schalen und sprach zu mir: »Komm her, ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an den großen Wassern sitzt. Die Könige der Erde trieben mit ihr Hurerei; die Erdbewohner wurden trunken vom Wein ihrer Unzucht.« Dann brachte er mich in der Verzückung in eine Wüste. Ich sah ein Weib auf einem scharlachroten Tiere sitzen, voll von gotteslästerlichen Namen, mit sieben Köpfen und mit zehn Hörnern. Gekleidet war das Weib in Purpur und in Scharlachrot, mit Gold und Edelsteinen und mit Perlen reich geschmückt. In seiner Hand hielt es einen goldenen Becher, strotzend von Greuel und vom Schmutze seiner Unzucht. Auf seiner Stirne war ein geheimnisvoller Name eingeschrieben: »Das große Babylon, die Mutter der Unzüchtigen und der Greueltaten auf der Erde.« Ich sah das Weib, trunken vom Blute der Heiligen und von dem Blute der Zeugen Jesu. Ich wunderte mich sehr, als ich sie sah. Da sprach der Engel zu mir: »Was wunderst du dich? Ich will dir das Geheimnis des Weibes künden und des Tieres, das sie trägt, das sieben Köpfe und zehn Hörner hat: Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht. Es wird gleich aus dem Abgrund steigen und ins Verderben fahren. Staunen werden die Erdbewohner, deren Namen nicht im Buche des Lebens stehen seit Grundlegung der Welt, wenn sie das Tier sehen, das war und nicht ist und wieder da sein wird. Hier gilt Verstand und Weisheit. Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen das Weib sich niederließ; auch sind es sieben Könige. Fünf von ihnen sind gefallen; der eine ist noch da; noch nicht gekommen ist der andere, und wenn er kommt, darf er nur eine kurze Spanne bleiben. Das Tier, das war und nicht mehr ist, das ist der achte. Er gehört zu den sieben, geht aber ins Verderben. Die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige; die Herrschaft haben sie noch nicht erlangt, jedoch erhalten sie zusammen mit dem Tiere die Gewalt wie Könige eine Stunde lang. Sie sind eines Sinnes und geben ihre Macht und ihre Kraft dem Tiere. Sie werden das Lamm bekämpfen, jedoch das Lamm wird sie besiegen - es ist ja der Herr der Herren und König aller Könige - und mit ihm die Berufenen, Auserwählten und Getreuen.« Er sprach zu mir weiter: »Die Wasser, die du sahest, wo die Hure wohnt, bedeuten Völker, Stämme, Nationen, Sprachen. Die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier werden die Hure hassen und sie verwüsten und nackend machen; sie werden ihr Fleisch verzehren und sie im Feuer verbrennen. Denn Gott gab ihnen ins Herz, zu vollziehen, was er beschlossen, einmütig zu handeln und ihre Macht dem Tiere zu übertragen, bis die Worte Gottes vollendet sind. Und das Weib, das du gesehen hast, ist die große Stadt, die die Herrschaft hat über die Könige der Erde.« Babylons FallDann sah ich einen anderen Engel aus dem Himmel niedersteigen. Er hatte große Macht; die Erde ward von seiner Herrlichkeit erleuchtet. Er rief mit starker Stimme: »Gefallen, gefallen ist das große Babylon; es ist zur Behausung von Dämonen geworden, zum Schlupfwinkel unreiner Geister aller Art, zum Unterschlupf aller unreinen und wüsten Vögel. Denn vom Zornwein ihrer Unzucht tranken alle Völker, die Könige der Erde trieben mit ihr Hurerei, die Kaufleute der Erde wurden reich an ihrer übergroßen Üppigkeit.« Da hörte ich eine andere Stimme aus dem Himmel rufen: »Geht aus ihr heraus, mein Volk, damit ihr nicht an ihrer Sünde teilhabt und nicht Teil bekommt an ihrer Strafe. Denn ihre Sünden reichten bis zum Himmel, und Gott gedachte ihrer Freveltaten.  Vergeltet ihr so, wie auch sie vergalt, und zahlt es ihr nach ihren Werken doppelt heim! Den Becher, den sie eingeschenkt, schenkt ihr nun zweimal ein! Wie sie geprunkt hat und geschwelgt, so fügt ihr Qual und Trauer zu! Spricht sie doch in ihrem Herzen: »Ich sitze hier als Königin, ich bin keine Witwe, kenne keine Trauer.« Deshalb werden an einem Tag ihre Plagen kommen: Tod, Trauer, Hunger; im Feuer wird sie verbrannt werden; denn mächtig ist der Herr, Gott, der sie richtet. Die Könige der Erde, die mit ihr buhlend schwelgten, weinen und wehklagen über sie, wenn sie den Rauch von ihrem Brande schauen werden. Von ferne stehen sie aus Furcht vor ihrer Qual und rufen: »Wehe, wehe, du große Stadt, Babylon, du starke Stadt! Denn in einer einzigen Stunde ist das Gericht über dich gekommen.« Die Kaufleute der Erde werden um sie weinend trauern; denn ihre Waren kauft jetzt niemand mehr: die Gold- und Silberwaren, Edelsteine, Perlen, Linnen, Purpur, Seide, Scharlach, allerlei wohlriechendes Holz und all die elfenbeinernen Geräte, die Geräte aus kostbarem Holz, aus Erz, Eisen und Marmor, ferner Zimt, Balsam, Räucherwerk, Myrrhe, Weihrauch, Wein, Öl, Feinmehl, Weizen, Hornvieh, Schafe, Pferde, Wagen, Menschenleiber, Menschenseelen. Das Obst, die Freude deines Herzens, ist dir entschwunden, und aller Glanz und Flitter ist für dich verloren und nimmermehr zu finden. Die mit diesen Dingen Handel trieben und sich an ihr bereicherten, sie werden ferne stehen, aus Furcht vor ihrer Qual. Sie werden weinend, wehklagend rufen: »Wehe, wehe, du große Stadt! In Linnen, Purpur und in Scharlachrot gelkleidet, reich geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen; in einer einzigen Stunde ist vernichtet dieser ganze Reichtum. Ein jeder Steuermann und Küstenfahrer, ein jeder Schiffer und wer sonst noch auf dem Meere arbeitet, sie stehen fern und rufen, wenn sie den Rauch von ihrem Brande sehen: »Wer ist dieser großen Stadt doch ähnlich!« Sie streuten Staub auf ihre Häupter und schrien weinend, weheklagend: »Wehe, wehe, du große Stadt! Alle, die Schiffe auf dem Meer besaßen, sind an deinem Wohlstand in dir reich geworden. In einer einzigen Stunde wurde sie vernichtet.« »Frohlocke über sie, du Himmel, ihr Heiligen, ihr Apostel und Propheten! Denn Gott hat eure Verurteilung an ihr gerächt.« Da hob ein starker Engel einen Stein empor, groß wie ein Mühlstein, und warf ihn in das Meer und sprach. »Mit gleicher Wucht wird Babylon, die große Stadt, gestürzt und dann nicht mehr zu finden sein.  Von Harfenspielern, Musikern, Flöten- und Posaunenbläsern soll nimmermehr ein Ton in dir vernommen werden, kein Handwerker irgendeines Handwerks soll jemals wiederum in dir zu finden sein, und kein Geräusch der Mühle wird man jemals wieder in dir hören. Kein Lampenlicht soll jemals wieder in dir scheinen, und keine Stimme von Bräutigam und Braut jemals in dir vernommen werden. Deine Händler waren ja die Großen dieser Erde, durch deine Zauberkünste wurden alle Völker irregeführt; in ihr fand sich auch das Blut der Propheten und der Heiligen, ja aller, die auf Erden hingemordet wurden.« Der Jubel im Himmel - Gericht über das TierDarauf vernahm ich ein lautes Rufen einer großen Schar, die im Himmel rief: »Alleluja! Das Heil, die Herrlichkeit und Macht gehören unserem Gott. Wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte. Er hat die große Hure gerichtet, die die Erde mit ihrer Hurerei verdorben hat; gerächt hat er das Blut seiner Knechte, das sie vergossen hat.« Nochmals rufen sie: »Alleluja! Ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeiten!« Da fielen jene vierundzwanzig Ältesten und die vier Lebewesen nieder; sie beteten Gott an, der auf dem Throne saß, und sprachen: »Amen! Alleluja!« Und vom Throne ging eine Stimme aus, die sprach: »Lobt unseren Gott, ihr alle seine Knechte, die ihr ihn fürchtet, ihr Kleinen und die Großen!« Da hörte ich etwas wie das Rufen einer großen Menge und wie das Tosen vieler Wasser und wie das Rollen fürchterlicher Donner; sie riefen: »Alleluja! König ward unser Herr und Gott, der Allbeherrscher. Laßt uns frohlocken und uns freuen und ihm die Ehre geben. Gekommen ist die Hochzeit des Lammes, und seine Braut hat sich bereit gemacht; sie durfte sich in glänzend reines Linnen kleiden.« Das Linnen deutet auf die gerechten Werke der Heiligen hin.  Alsdann sprach er zu mir: »Schreibe: Selig, die zu dem Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind.« Er fügt noch hinzu. »Das sind die wahren Worte Gottes.« Da fiel ich ihm zu Füßen nieder, ihn anzubeten. Er aber sprach zu mir: »Tu es nicht; ich bin ja nur dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Gott bete an!« Das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung. Ich sah den Himmel offen, und siehe, da war ein weißes Roß. Sein Reiter heißt »der Treue und Wahrhaftige"; er richtet und streitet in Gerechtigkeit. Seine Augen sind loderndes Feuer; auf seinem Haupte waren viele Kronen; er hatte einen Namen darauf geschrieben, den niemand kennt als er allein. Er war mit einem blutgetränkten Mantel angetan. Sein Name ist »Das Wort Gottes". Auf weißen Rossen folgten ihm die Scharen des Himmels, mit glänzend weißen Linnen angetan. Aus seinem Munde geht ein scharfes Schwert hervor, damit er mit ihm die Völker schlage. Er selbst wird sie mit Eisenzepter weiden, und er selbst wird die Kelter des Zornweins Gottes, des Allbeherrschers, treten. Auf seinem Mantel, und zwar an der Hüfte, trug er den Namen angeschrieben: »König der Könige und Herr der Herren.« Dann sah ich einen Engel in der Sonne stehen; er rief mit lauter Stimme allen Vögeln zu, die durch den Himmelsraum hoch oben hinfliegen: »Kommt, sammelt euch zum großen Gottesmahl! Ihr sollt Fleisch von Königen fressen, Fleisch von Heerführern und Mächtigen, Fleisch von Rossen und von ihren Reitern, Fleisch von allen Freien und von Sklaven, der Kleinen und der Großen.« Ich sah das Tier, die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem Reiter und mit seinem Heere. Da ward das Tier und der Prophet der Lüge, der bei ihm war, gefangen - es ist derselbe, der in seiner Kraft die Wunderzeichen tat, durch die er die verführte, die das Zeichen des Tieres an sich trugen und dessen Bild anbeteten -; lebendig wurden beide in den Feuerpfuhl geworfen, der von Schwefel brennt. Die anderen wurden getötet durch das Schwert des Reiters auf dem Rosse, das aus seinem Munde hervorgeht. Und all die Vögel sättigten sich an ihrem Fleische. Das Gericht über den Satan - Das tausendjährige Reich - Satans SturzDa sah ich einen Engel aus dem Himmel niedersteigen. Er trug den Schlüssel des Abgrunds und eine große Kette in der Hand. Er überwältigte den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und legte ihn in Fesseln tausend Jahre lang. Er warf ihn in den Abgrund, schloß diesen zu und siegelte darüber, damit er nicht die Völker fernerhin verführe, bis die tausend Jahre vorüber wären. Alsdann muß er für kurze Zeit losgelassen werden. Dann sah ich Throne; man setzte sich darauf, und das Gericht ward ihnen übergeben. Dann sah ich auch die Seelen derer, die hingerichtet worden waren, weil sie für Jesus Zeugnis abgelegt hatten und um des Wortes Gottes willen; sie, die das Tier und dessen Bild nicht angebetet und sein Siegel weder auf der Stirne noch an der Hand getragen hatten. Sie wurden lebendig und herrschen nun mit Christus tausend Jahre. Die anderen Toten aber werden nicht lebendig, bevor die tausend Jahre nicht vorüber sind. Das ist die erste Auferstehung. Selig und heilig, wer an der ersten Auferstehung teilhat. Der zweite Tod hat über sie nicht mehr Gewalt, sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre. Wenn aber die tausend Jahre vorüber sind, wird Satan aus seinem Kerker losgelassen werden. Er wird dann ausziehen, die Völker an den vier Enden der Erde, Gog und Magog, zu verführen und sie zum Kampfe zu sammeln. Ihre Zahl ist wie der Sand am Meere. Sie stiegen zu der Oberfläche der Erde, umzingelten das Lager der Heiligen und die vielgeliebte Stadt. Doch Feuer fiel [von Gott] vom Himmel nieder und verzehrte sie. Der Teufel, der sie verführte, ward in den Pfuhl von Feuer und Schwefel geworfen, wo auch das Tier und der Prophet der Lüge sind. Dort werden sie nun Tag und Nacht gequält von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Dann sah ich einen großen, lichten Thron und den, der auf ihm saß. Vor seinem Angesichte flohen Erde und Himmel, und ihre Stätte ward nicht mehr gefunden. Ich sah sodann die Toten, groß und klein, wie sie vor dem Throne standen; es wurden Bücher aufgeschlagen. Und noch ein Buch ward aufgeschlagen; es ist das Buch des Lebens. Die Toten wurden gerichtet, wie es in den Büchern aufgeschrieben ist, entsprechend ihren Werken. Das Meer gab die Toten wieder, die darin waren, und auch der Tod sowie die Unterwelt gaben ihre Toten wieder her, die darin waren. Ein jeder ward nach seinen Werken abgeurteilt. Tod und Unterwelt wurden in den Feuerpfuhl geworfen; dies ist der zweite Tod: der Feuerpfuhl. Auch wen man nicht im Buche des Lebens aufgezeichnet fand, der wurde in den Feuerpfuhl geworfen. Das ewige Gottesreich - Der neue Himmel und die neue ErdeDann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und auch das Meer ist nicht mehr. Dann schaute ich die heilige Stadt, das neue Jerusalem, wie es von Gott, vom Himmel niederstieg, ausgestattet wie eine Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hat. Vom Throne her hörte ich eine laute Stimme rufen: »Siehe, das Gezelt Gottes bei den Menschen; er wird unter ihnen wohnen, sie werden seine Völker sein, und er, Gott selber, wird bei ihnen sein. Er wird jede Träne aus ihren Augen wischen; der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Klage noch Mühsal wird sein; das Frühere ist ja vorüber.« Der auf dem Throne saß, sprach: »Siehe, ich mache alles neu!« Er fügte noch hinzu: »Schreibe! Diese Worte sind wahr und zuverlässig.« Dann sagte er: »Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will aus dem Borne des Lebenswassers dem Dürstenden umsonst zu trinken geben. Wer siegt, soll dieses erben: Ich will ihm Gott sein, er soll mir Sohn sein. Die Feigen aber und die Ungläubigen, die Frevler, Mörder, Unkeuschen, die Zauberer, die Götzendiener und alle Lügner erhalten ihren Anteil in dem Pfuhle, der von Feuer und Schwefel brennt. Das ist der zweite Tod.« Da kam einer von den sieben Engeln mit den sieben Schalen, angefüllt mit den sieben letzten Plagen, und sprach zu mir: »Komm, ich will dir die Braut und Gattin des Lammes zeigen.« Da trug er mich in der Verzückung auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie aus dem Himmel von Gott herniederkam in Gottes Herrlichkeit. Ihr Glanz war wie der kostbarste Edelstein, wie ein kristallheller Jaspis. Sie hatte eine große, hohe Mauer, zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben: die Namen der zwölf Stämme Israels. Im Osten waren drei Tore, im Norden drei Tore, im Süden drei Tore, im Westen drei Tore. Die Stadtmauer hatte zwölf Grundsteine, auf denen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes geschrieben standen. Der mit mir redete, hatte ein goldenes Meßrohr, um die Stadt, ihre Tore und ihre Mauer auszumessen. Die Stadt ist in einem Viereck angelegt, so lang wie breit. Und er maß mit dem Rohre die Stadt: zwölftausend Stadien; die Länge, Breite, Höhe sind bei ihr ganz gleich. Er maß auch ihre Mauer: einhundertvierundvierzig Ellen nach dem Maß der Menschen, das auch das der Engel ist. Die Mauer ist aus Jaspis aufgebaut; die Stadt jedoch ist reines Gold, so rein wie Glas. Die Grundsteine der Stadtmauer trugen Schmuck aus verschiedenen Edelsteinen: Der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardis, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Und die zwölf Tore waren aus zwölf Perlen; ein jedes Tor bestand aus einer einzigen Perle. Die Straßen in der Stadt waren aus reinem Golde, wie durchsichtiges Glas. Doch einen Tempel sah ich nicht darin; denn Gott, der Herr, der Allbeherrscher, sowie das Lamm ist ihr Tempel. Die Stadt braucht auch nicht die Sonne noch den Mond, damit sie in ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erhellt sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. In ihrem Lichte werden die Völker wandeln; die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit ihr bringen. Auch werden ihre Tore tagsüber nie geschlossen werden; denn Nacht gibt es dort nicht. Man wird die Herrlichkeit und den Reichtum der Völker in sie bringen. Etwas Gemeines aber wird nicht in sie eingehen, auch nicht, wer Greuel und Lüge tut; nur wer eingetragen ist im Lebensbuch des Lammes. Das Glück im neuen Jerusalem- Schluß: Wahrheit der Weissagungen, Warnungen - "Komm, Herr Jesus!"Dann zeigte er mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall; er floß vom Throne Gottes und des Lammes aus. Und mitten auf der Straße, zu beiden Seiten des Stromes, stand der Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt; in jedem Monat bringt er seine Frucht. Die Blätter des Baumes aber dienen den Völkern zur Heilung. Verfluchtes wird es nicht mehr geben. Der Thron Gottes und der des Lammes wird in ihr sein, und seine Knechte werden ihn anbeten. Sie schauen sein Angesicht und sein Name steht auf ihrer Stirne. Nacht gibt es keine mehr; sie brauchen weder Fackellicht noch Sonnenschein; denn Gott, der Herr, ist selbst ihr Licht, und herrschen werden sie von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Er sprach zu mir: »Diese Worte sind wahr und zuverlässig. Der Herr, der Gott der Prophetengeister, sandte seinen Engel, um seinen Knechten anzuzeigen, was bald geschehen muß. Siehe, ich komme bald. Selig, wer die Prophezeiungsworte dieses Buches bewahrt.« Ich, Johannes, bin es, der dies gehört und geschaut hat. Sobald ich es gehört und geschaut hatte, fiel ich dem Engel, der mir dies gezeigt hatte, zu Füßen, ihn anzubeten. Er aber sprach zu mir: »Tu es nicht! Ich bin ja nur dein und deiner Brüder, der Propheten, Mitknecht, und auch derer, die auf die Worte dieses Buches achten. Gott bete an!« Und weiter sagte er zu mir: »Versiegle nicht die Prophezeiungsworte dieses Buches! Denn die Zeit ist nahe. Der Ungerechte soll weiter Unrecht tun, der Unreine sich noch weiter beschmutzen; der Gerechte soll weiterhin recht handeln, der Heilige werde noch weiter geheiligt. Siehe, ich komme bald, und mit mir kommt mein Lohn, um einem jeden nach seinen Werken zu vergelten. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig, die ihre Kleider waschen [im Blute des Lammes], damit ihr Anrecht auf den Baum des Lebens bleibe und sie durch die Tore in die Stadt eingehen. Hinaus jedoch die Hunde, Zauberer, Unkeuschen, die Mörder, Götzendiener und jeder, der Lüge liebt und übt. Ich, Jesus, sandte meinen Engel, euch dies über die Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der glänzende Morgenstem.« Der Geist und die Braut sprechen: Komm! Wer hört, der spreche: Komm! Wer dürstet, möge kommen. Wer will, empfange umsonst lebendiges Wasser. Ich bezeuge jedem, der die Prophezeiungsworte dieses Buches hört: Wer etwas noch hinzufügt, dem wird Gott die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch aufgezeichnet sind; wer etwas von den Weissagungen dieses Buches wegnimmt, dem wird Gott seinen Anteil hinwegnehmen am Baume des Lebens, wie auch an der heiligen Stadt, von der in diesem Buche geschrieben steht. Der dies bezeugt, spricht: »Ja, ich komme bald. »Amen. Komm, Herr Jesus!« - - - (22:22)Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen Heiligen. Amen. id=b-vz-206 lang=deu charset=0 description=Paul Riessler (AT 1924); Rupert Storr (NT 1934); Volksbibel Christoph Wollek short.title=Grünewalder Bibel 1934 version.major=1 version.minor=0 version.date=2017-02-24 creator=Hans J. Herbst (joiner194@hotmail.com) about=1934 Grünewaldbibel coverage=provide the Bible to the nations of the world