Jesus aus dem Geschlechte Abrahams und DavidsGeschlechtsbuch Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Abraham zeugte Isaak, Isaak zeugte Jakob, Jakob zeugte Juda und dessen Brüder. Juda zeugte Phares und Zara mit der Thamar; Phares zeugte Esron, Esron zeugte Aram. Aram zeugte Aminadab, Aminadab zeugte Naasson, Naasson zeugte Salmon. Salmon zeugte Booz mit der Rahab; Booz zeugte Obed mit der Ruth; Obed zeugte Jesse; Jesse zeugte David, den König. David, der König, zeugte Salomon mit der, die Urias Weib gewesen. Salomon zeugte Roboam, Roboam zeugte Abia, Abia zeugte Asa. Asa zeugte Josaphat, Josaphat zeugte Joram, Joram zeugte Ozias. Ozias zeugte Joatham, Joatham zeugte Achaz, Achaz zeugte Ezechias. Ezechias zeugte Manasse, Manasse zeugte Amon, Amon zeugte Josias. Josias zeugte Jechonias und dessen Brüder bey der Wegfühnung gen Babylon;, Und nach der Wegführung gen Bablon zeugte Jechonias Salathiel; Salathiel zeugte Zorobabel. Zorobabel zeugte Abiud, Abiud zeugte Eliakim, Eliakim zeugte Azor. Azor zeugte Zadok, Zadok zeugte Achim, Achim zeugte Eliud. Eliud zeugte Eleazar, Eleazar zeugte Mathan, Mathan zeugte Jakob. Jakob zeugte Joseph, den Mann Mariens, von welcher geboren ward Jesus, Der genannt wird Christus. Alle die Geschlechter nun, von Abraham bis auf David, sind vierzehn Geschlechter; von David bis zur Wegführung nach Babylon, vierzehn Geschlechter; von der Wegführung nach Babylon bis auf Christus, vierzehn Geschlechter. Mit Christi Geburt aber war es also. Als Maria, Seine Mutter, dem Joseph vermählet war, da, ehe sie beysammen gekommen, befand sie sich, empfangen habend von dem heiligen Geist. Joseph aber, ihr Mann, der gerecht war, und ihr nicht Schmach zuziehen wollte, beschloß sie heimlich zu entlassen. Jesus Sohn der Jungfrau MariaAls er aber solches gedachte, siehe, da erschien ihm im Schlafe ein Engel des Herrn, und sprach: Joseph, Sohn Davids, fürchte nicht, Maria dein Weib zu dir zu nehmen; denn was in ihr erzeuget worden, das ist von dem heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, und Dessen Namen sollst du Jesus heißen; denn Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden. Das ist aber alles geschehen, daß erfüllet würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Siehe! eine Jungfrau wird empfangen, und einen Sohn gebären, und Sein Name wird genannt werden: Emmanuel, (das ist, verdollmetschet: Gott mit uns). Da nun Joseph vom Schlafe erwachte, that er, wie der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm sein Weib zu sich. Und er erkannte sie nicht; da nun gebar sie ihren erstgebornen Sohn. Und er hieß Seinen Namen: Jesus. Die Weisen aus Morgenlande kommen nach Jerusalem, gehen von da nach Bethlehem, bringen dem Kindlein Jesu Gaben dar, beten es an, und kehren zurück, nach der Weisung GottesDa nun Jesus geboren war zu Bethlehem, im Lande Juda, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise vom Morgenlande gen Jerusalem, und sprachen: Wo ist der neugeborne König der Juden? denn wir haben Seinen Stern gesehen im Morgenlande, und sind gekommen, Ihn anzubeten. Da das der König Herodes hörte, erschrak er, und ganz Jerusalem mit ihm. Und er versammelte alle Hohepriester und Schriftlehrer des Volkes, und befragte sie, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm: zu Bethlehem im Lande Juda, denn also steht geschrieben bey dem Propheten: Und du Bethlehem im Lande Juda bist nicht die kleinste unter den Häuptern in Juda; denn aus dir soll kommen der Fürst, welcher regieren wird Mein Volk Israel. Da berief Herodes die Weisen heimlich, und forschete genau nach der Zeit, wann ihnen der Stern erschienen wäre; und sandte sie nach Bethlehem, und sprach: Ziehet hin, und erkundiget euch sorgfältig nach dem Kindlein, und wenn ihr's findet, so saget mir's, daß ich auch komme, und es anbete. Als sie den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er hinkam und oben über dem Orte stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut. Und sie gingen in- das Haus, und fanden das Kindlein mit Maria, Seiner Mutter, und fielen nieder, und beteten Es an; und thaten ihre Schätze auf, und brachten Ihm Geschenke dar, Gold, Weihrauch und Myrrhen. Und da ihnen im Schlafe offenbaret worden, daß sie nicht wieder zu Herodes kehren sollten, zogen sie eines anderen Weges wieder in ihr Land. Joseph entweicht nach Egypten mit Maria und dem Kinde. Herodes tödtet alle Kinder in und um BethlehemDa sie hinweggezogen waren, siehe! da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph im Schlaf, und sprach: Steh' auf, nimm das Kindlein und Seine Mutter mit dir, und fliehe nach Egypten, und bleib allda, bis ich dir's sage; denn Herodes wird das Kindlein suchen, daß er Es tödte. Und er stand auf, und nahm das Kindlein und Dessen Mutter bey Nacht, und entwich in Egypten. Und er war dort bis zum Tode des Herodes; daß erfüllet würde, was gesagt ward vom Herrn durch den Propheten, der da spricht: Aus Egypten habe Ich Meinen Sohn gerufen. Da nun Herodes sah, daß er von den Weisen war getäuschet worden, ward er sehr zornig, sandte hin, und tödtete alle Kinder in Bethlehem und im ganzen Kreise desselben, die zweyjährig und drunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen erforschet hatte. Da ward erfüllet , was gesagt worden durch den Propheten Jeremias, der da spricht: Eine Stimme ward gehört in Rama, Weinen und viel Jammergeschrei; Rachel weinte über ihre Kinder, und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie sind nicht mehr, Joseph kommt jurück nach NazarethAls aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph im Schlafe in Egypten, und sprach: Steh' auf, nimm das Kind und Seine Mutter, und ziehe in's Land Israel; denn sie sind gestorben, die dem Kindlein nach dem Leben stellten. Und er stand auf, nahm das Kindlein und Dessen Mutter mit sich, und kam in das Land Israel. Da er aber hörte, daß Archelaus König in Judäa war, anstatt seines Vaters Herodes; fürchtete er sich dahin zu gehen. Und im Schlafe empfing er Befehl von Gott, und zog in das Gebiet von Galiläa; und da er hingekommen, wohnte er in der Stadt, die da heißet Nazareth, daß erfüllet würde, was gesagt worden durch die Propheten: Er wird Nazaräer genannt werden. Johannes erscheint, predigt Buße, taufet, dräuet den Pharisäern, verkündigt Jesum, dessen Hoheit und MachtIn jenen Tagen aber kam Johannes, der Täufer, und predigte in der Wüste Jüdäa's; und er sprach: Thut Buße, denn das Reich der Himmel ist nah herbei gekommen! Derselbe ist es, von welchem der Prophet Jesaias gesagt hat, der da spricht: Eine Stimme des Rufenden in der Wüste! Bereitet dem Herrn den Weg! machet gerade Seine Pfade! Er, Johannes, hatte ein Kleid von Kameelhaaren, und einen Gürtel von Fellen um seine Lenden; seine Speise waren Heuschrecken und wilder Honig. Da gingen sie hinaus zu ihm aus Jerusalem, und aus ganz Judäa, und aus der ganzen Gegend am Jordan; und sie ließen sich taufen von ihm im Jordan, und bekannten ihre Sünden. Als er aber viele Pharisäer und Sadducäer sah zu seiner Taufe kommen, sprach er zu ihnen: Ihr Natterngezücht! wer zeiget euch, dem kommenden Zorn zu entrinnen? Thut denn rechtschaffene Früchte der Buße! Und saget ja nicht bey euch: wir haben Abraham zum Vater! Denn ich sage euch, Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. Schon ist die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt! Welcher Baum nicht gute Früchte trägt, der wird abgehauen werden, und in's Feuer geworfen! Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; Der aber nach mir kommt, Der ist stärker als ich, Dem ich nicht Werth bin Seine Schuhe zu tragen; Der wird euch taufen mit dem heiligen Geist, und mit Feuer. In Desselben Hand ist die Wurfschaufel, und Er wird Seine Tenne säubern, und Seinen Weizen sammeln in die Scheuer, die Spreu aber wird Er verbrennen mit unauslöschbarem Feuer. Jesus wird getauft von JohannesDa kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß Er von ihm getauft würde. Johannes aber wehrete Ihm, und sprach: Ich muß von Dir getauft werden; und Du kommest zu mir? Jesus aber antwortete und sprach: laß es jetzt also seyn, denn so geziemet es uns alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er Ihn zu. Da Jesus getauft war, alsbald stieg Er heraus aus dem Wasser; und siehe, die Himmel öffneten sich Ihm; und Er sah den Geist Gottes herabfahren wie eine Taube, und über Sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel, die sprach: Dieser ist Mein geliebter Sohn, an Dem Ich Wohlgefallen habe. Jesus läßt Sich in der Wüste versuchen vom TeufelDa ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, daß Er vom Teufel versucht würde. Und als Er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte Ihn demnächst. Und der Versucher trat hinzu, und sprach zu Ihm: Bist Du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brod werden. Er antwortete und sprach: Der Mensch lebet nicht von Brod allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes geht. Da nahm Ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, und führte Ihn auf die Zinne des Tempels, und sprach zu Ihm: Bist Du Gottes Sohn, so laß Dich hinab; denn es sieht geschrieben: Er hat Seinen Engeln Deinetwegen Befehl gegeben, und sie werden Dich auf den Händen tragen, daß Du nicht wo Deinen Fuß an einen Stein stoßest. Jesus sprach zu ihm: Es steht aber auch geschrieben: Du sollst den Herrn deinen Gott nicht versuchen. Wiederum nahm Ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, und zeigte Ihm alle Reiche der Welt und deren Herrlichkeit, und sprach zu Ihm: Dieß alles will ich Dir geben, wenn Du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Hinweg von Mir, Satan! denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten den Herrn deinen Gott, und Ihm allein dienen. Da verließ Ihn der Teufel, und siehe, Engel traten herbey, und dieneten Ihm. Jesus fängt an zu lehren in Galiläa, wie geweissagt war. Er berufet vier Fischer zu Seinen Jüngern, zu MenschenfischernNachdem Jesus gehört hatte, daß Johannes überantwortet war, zog Er hinweg in Galiläa. Und da Er die Stadt Nazareth verlassen hatte, kam Er und wohnte zu Capharnaum, das da liegt am See an den Gränzen von Zabulon und Nephthalim; daß erfüllet würde, was gesagt ward, von dem Propheten Jesaias: Land Zabulon, und Land Nephthalim, der Weg des Sees am Jordan, Galiläa der Heiden! das Volk, das in Finsterniß saß, hat ein großes Licht gesehen, und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen. Von der Zeit an, fing Jesus an zu predigen und zu sagen: Thut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeygekommen! Da aber Jesus an dem galiläischen See ging, sah Er Simon, der da Petrus heißt, und Andreas dessen Bruder, die ihr Netz warfen in den See; denn sie waren Fischer. Und Er sprach zu ihnen: Folget Mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen. Alsbald verließen sie ihre Netze, und folgten Ihm nach. Er predigt in Galiläa überall, thut Wunder. Ihm folgen viele aus vielen GegendenUnd da Er von dannen gegangen, sah Er zween andere Brüder, Jacobus den Sohn des Zebedäus, und Johannes, dessen Bruder, die im Schiffe waren mit ihrem Vater Zebedäus, und ihre Netze ausbesserten; und Er rief sie. Alsbald verließen sie ihre Netze und ihren Vater, und folgten Ihm nach. Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrte in ihren Synagogen, und predigte das Evangelium vom Reich, und machte gesund von allerley Gebrechen und Krankheiten unter dem Volke. Und der Ruf von Ihm durchscholl das ganze Land Syrien; und sie brachten zu Ihm allerley Kranke, die mit mancherley Uebel und Qual behaftet waren, und Besessene, und Mondsüchtige, und Gichtbrüchige; md Er machte sie gesund. Und es folgte Ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den zehen Städten, aus Jerusalem, und aus Judäa, und von jenseit des Jordans. Jesus verkündigt acht SeligkeitenDa aber Jesus die Schaaren sah, stieg Er auf einen Berg; und da Er Sich gesetzt hatte, traten Seine Jünger zu Ihm; und Er that Seinen Mund auf, lehrete sie und sprach: Selig die Armen im Geiste; denn ihr ist das Reich der Himmel. Selig die Sanftmüthigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig, die trauern; denn sie werden getröstet werden. Selig, die hungert und durstet nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmung finden. Selig , die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig die Friedfertigen; denn sie werden Kinder Gottes heißen. Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihr ist das Reich der Himmel. Er spricht zu Seinen Jüngern über ihren hohen, heiligen Beruf, und über die Erfüllung aller WeissagungenSelig seyd ihr, wenn euch die Menschen Meinetwegen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Uebels wider euch, lügenhaft. Freuet euch und frohlocket; groß ist euer Lohn im Himmel; denn also haben sie auch die Propheten verfolgt, welche vor euch gewesen sind. Ihr seyd das Salz der Erde. Wo nun das Salz schal wird, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu weiter nichts, als ausgeschüttet, und von Menschen zertreten zu werden. Ihr seyd das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen seyn. Man zündet auch nicht ein Licht an, und setzet es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter, damit es Allen leuchte, die im Hause sind. Also leuchte vor den Menschen euer Licht, daß sie eure guten Werke sehen, und euren Vater verherrlichen, Der im Himmel ist. Ihr sollt nicht meinen, daß Ich gekommen sey, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, Ich sage euch, ehe Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen Ein Jota, noch Ein Strlchlein vom Gesetz, bis daß Alles geschehe. Wer denn Eins von diesen kleinsten Geboten löset, und die Menschen also lehret, der wird der Kleinste heißen im Reiche der Himmel; wer aber thut und lehret, der wird Groß heißen im Reiche der Himmel. Denn Ich sage euch, wofern eure Gerechtigkeit nicht vollkommner ist, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer; so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen. Er gibt Lehren über Zorn wider den Nächsten, über Wiederversöhnung, über Ehebruch, über Entfernung jedes Aergernisses, über EhescheidungIhr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht tödten; wer aber tödtet, der soll des Gerichts schuldig seyn. Ich aber sage euch: Wer seinem Bruder zürnet, wird des Gerichts schuldig seyn; wer aber sagt zu seinem Bruder: Boshafter! der wird des hohen Raths schuldig seyn; wer sagt: du Gottloser! der wird des Feuers der Hölle schuldig seyn. Wenn du denn deine Gabe zum Altare bringst, und wirst allda eingedenk, daß dein Bruder etwas wider dich habe; so laß allda vor dem Altar deine Gabe, und gehe hin, versöhne dich zuvor mit deinem Bruder, und dann komm Und opfere deine Gabe. Vertrage dich mit deinem Widersacher bald, da du noch bey ihm auf dem Wege bist, auf daß dich der Widersacher nicht überantworte dem Richters und der Richter dich überantworte dem Schergen, und du werdest in den Kerker geworfen. Wahrlich, Ich sage dir, du wirst da nicht herauskommen, bis du den letzten Heller bezahlest. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon Ehebruch mit ihr in seinem Herzen begangen. Aergert dich dein rechtes Auge, reiß es aus und wirf es von dir: denn es ist dir besser, daß eines deiner Glieder verderbe, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde. Aergert dich deine rechte Hand, hau' sie ab und wirf sie von dir: denn es ist dir besser, daß eines deiner Glieder verderbe, als daß dein ganzer Leib in die Hölle fahre. Es ist gesagt worden: Wer sein Weib entläßt, der soll ihr einen Scheidebrief geben. Ich aber sage euch: Wer sein Weib entläßt, es sey denn um Ehebruch, der macht, daß sie die Ehe bricht; und wer eine Entlassene heirathet, der bricht die Ehe. Über den EidschwurIhr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst keinen falschen Eid thun, und du sollst dem Herrn deinen Eid halten. Ich aber sage euch: Ihr sollt durchaus nicht schwören, weder bey dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; noch bey der Erde, denn sie ist Seiner Füße Schemel; noch bey Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt; auch sollst du nicht bey deinem Haupte schwören, denn du vermagst nicht, ein winziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sey: Ja, ja! Nein, nein! Was drüber ist, das ist vom Bösen! Über Selbstrache, über Ertragung der Unbilde, und über NächstenliebeIhr habt gehört, daß gesagt worden: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Ihr sollet nicht widerstreiten dem Bösen; sondern wo Jemand dir einen Streich gibt auf die rechte Wange, dem biete auch die andere dar. Und wo Jemand mit dir rechten will, und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel. Und wo Jemand dich nöthiget, eine Meile mit ihm zu gehen, so gehe mit ihm zwey. Gib dem der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem der dir abborgen will. Ihr habt gehört, daß gesagt Ist: Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: liebet eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; betet für die, die euch verfolgen und lästern: auf daß ihr Kinder seyd eures Vaters im Himmel, Der Seine Sonne aufgehen läßt über Böse und über Gute, und regnen läßt über Gerechte und über Ungerechte. Denn wo ihr liebet die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Thun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wo ihr nur euren Brüdern den Gruß bietet, was thut ihr Besonderes? Thun das nicht auch die Heiden? Seyd also vollkommen, gleichwie auch euer Vater in den Himmeln vollkommen ist. Jesus lehret, wie man gute Werke thun soll, wie Almosen gebenHütet euch davor, zu üben eure Gerechtigkeit vor den Menschen, um von ihnen gesehen zu werden! sonst werdet ihr keinen Lohn haben bey eurem Vater, Der in den Himmeln ist. Wenn du denn Almosen gibst, sollst du nicht vor dir posaunen lassen, wie die Heuchler in den Synagogen und auf den Straßen, auf daß sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, Ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn du Almosen gibst, laß deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte thut; auf daß dein Almosen verborgen sey; und der Vater, Der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. Wie betenUnd wenn ihr betet, seyd nicht wie die Heuchler, die da gern stehen und beten in den Synagogen und an den Eckstraßen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, Ich sage euch, sie haben ihrm Lohn dahin. Du aber, wenn du betest, gehe in dein Kämmerlein, und schließ die Thüre zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, Der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. Wenn ihr betet, sollt ihr nicht Worte häufen, wie die Heiden; denn sie meinen, daß sie erhöret würden, weil sie viel Worte machen. Werdet ihnen also nicht gleich! Denn euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr Ihn bittet. Ihr sollt denn also beten: Vater unser, Der Du bist in den Himmeln! Geheiliget werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden. Unser tägliches Brod gib uns heute. Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung; sondern erlöse uns von dem Uebel. Amen. Wenn nun ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird auch euer himmlischer Vater eure Vergehungen euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebet, so wird auch euer Vater eure Vergehungen euch nicht vergeben. Wie fastenWenn ihr fastet, sollt ihr nicht trüb aussehen, wie die Heuchler; denn sie entstellen ihr Angesicht, auf daß sie vor den Menschen scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich, Ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt, und wasche dein Angesicht, auf daß du nicht scheinest vor den Menschen mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, Der im Verborgenen ist; und dein Vater, Der ins Verborgene siehet, wird dir's vergelten. Er spricht von des Menschen wahrem Schatz; Von des Geistes Finsterniß; von dem Dienen zween HerrenSammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo die Motte und der Rost an ihnen zehren, wo Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost an ihnen zehren, wo Diebe nicht ausgraben noch stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Dein Auge ist deines Leibes leuchte. Wenn dein Auge rein ist, so wird dein ganzer leib lichtvoll seyn. Wenn aber dein Auge schlecht ist, so wird dein ganzer leib finster seyn. Wenn nun das licht, das in dir, Finsterniß ist; wie groß ist diese Finsterniß! Niemand kann zweyen Herren dienen: denn er wird den einen hassen, und den andern lieben; oder er wird dem einen anhangen, und den andern vernachlässigen. Ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon. Von der Besorgniß über irdische BedürfnisseDarum sage Ich euch: Seyd nicht besorgt für euer leben, was ihr essen sollet, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollet. Ist nicht das Leben mehr als die Speise? und der Leib mehr als die Kleidung? Sehet die Vögel des Himmels: sie säen nicht, sie ärnten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nähret sie. Seyd ihr nicht viel mehr als sie? Wer aber unter euch kann, durch sein Erdenken, seiner Leibesgröße Eine Elle zusetzen? Und warum seyd ihr besorgt für die Kleidung? Achtet auf die Lilien des Feldes, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht, und sie spinnen nicht. Ich sage euch aber, daß auch Salomon, in aller seiner Herrlichkeit, nicht so bekleidet gewesen ist, als deren Eine. Wenn aber Gott das Gras auf dem Felde, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet; wie viel mehr euch, ihr Kleingläubigen! Seyd also nicht besorgt, und saget nicht: Was werden wir essen? was werden wir trinken? womit werden wir uns kleiden? - Nach allem solchen trachten die Heiden. Denn euer Vater weiß, daß ihr das alles bedürfet. Suchet also am ersten das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit; und jenes alles soll euch zugegeben werden. Darum seyd nicht besorgt für den morgenden Tag; denn der morgende Tag wird besorgt seyn für das Seine. Genug, daß jeder Tag seine eigene Plage hat. Den Nächsten soll man nicht richten; sich selbstenRichtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gerichte ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maaße ihr messet, wird euch wieder gemessen werden. Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, und den Balken in deinem eigenen Auge merkest du nicht? Oder, wie sprichst du zu deinem Bruder: halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen; und siehe, ein Balken ist in deinem Auge! Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du sehen, den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen. Von Vorsicht der christlichen Lehrer. Von der Kraft des Gebets. Von der Pflicht gegen den Nächsten. Vom breiten Wege und vom schmalenIhr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen, und sich wenden und euch zerreißen. - Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgethan werden. Denn wer da bittet, der empfängt; und, wer da suchet, der findet; und wer anklopfet, dem wird aufgethan. Oder ist wo ein, Mensch unter euch, der, wenn ihn sein Sohn um Brod bittet, ihm einen Stein reiche? Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, ihm eine Schlange reiche? Wenn denn ihr, die ihr arg seyd, wisset euren Kindern gute Gaben zu geben; wie viel mehr wird euer Vater in den Himmeln Gutes geben denen, die Ihn, bitten. Alles nun, was ihr wollet, daß euch die Menschen thun, das thut ihnen auch. Denn das ist das Gesetz und die Propheten. Gehet ein durch die enge Pforte: denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führet; und Viele sind, die darauf wandeln. Wie eng ist die Pforte, und der Weg wie schmal, der zum Leben führet! Und Wenige sind, die ihn finden. Von Afterlehrern; woran zu kennenHütet euch vor falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Sammelt man Trauben von den Dornen und Feigen von den Disteln? So bringet ein jeder gute, Baum gute Früchte, aber ein schlechter Baum bringet schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann nicht gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen werden, und ins Feuer geworfen. Darum, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Es werden nicht Alle, die zu Mir sagen: Herr, Herr! in das Reich der Himmel eingehen; sondern wer da thut den Willen Meines Vaters, Der in den Himmeln ist, der wird eingehen in das Reich der Himmel. Es werden Viele zu Mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr! haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt? in Deinem Namen Teufel ausgetrieben in Deinem Namen viele Wunderwerke gethan? Dann werde Ich ihnen ansagen: Ich habe euch nimmer anerkannt; weichet von Mir, ihr Uebelthäter! Weisheit dessen, der das gehörte Wort beobachtet. Thorheit, der es nicht beobachtetJeder nun, Der diese Meine Reden höret und thut sie, der wird gleich seyn einem verständigen Manne, der sein Haus auf einen Felsen bauete. Da fiel ein Platzregen, und es kamen Ströme, und es weheten Winde, und stießen gegen dieses Haus; und es stürzte nicht ein, denn es war gegründet auf einen Felsen. Und Jeder, der diese Meine Reden höret, und thut sie nicht, der wird gleich seyn einem thörichten Manne, der sein Haus auf Sand bauete. Und der Platzregen fiel, und es kamen Ströme, und es weheten Winde, und stießen gegen dieses Haus; und es stürzte ein, und sein Fall war groß. Jesus, ein allgewaltiger LehrerUnd es geschah, da Jesus diese Worte vollendet hatte, erstaunte das Volk über Seine Lehre. Denn Er lehrte sie als Der da Macht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten und Pharisäer. Jesus macht durch Sein Wort einen Aussätzigen gesundDa Er aber von dem Berge herabging, folgte Ihm viel Volks nach. Und siehe, ein Aussätziger kam, betete Ihn an, und sprach: Herr, wenn Du willst, kannst Du mich reinigen. Und Jesus streckte Seine Hand aus, rührte ihn an, und sprach: Ich will's, sey gereiniget! Und alsbald war er von seinem Aussatze rein. Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, sag's Niemand, sondern geh hin, zeige dich dem Priester, und opfere die Gabe, welche Moses verordnet hat, ihnen zum Zeugniß. Ein Hauptmann kommt zu Ihm, bittet für seinen kranken Knecht; er macht ihn mit Einem Worte gesund. Er weissaget die Berufung der Heiden, und die Verwerfung der JudenDa Er aber in Kapharnaum eingegangen, kam ein Hauptmann zu Ihm, bat Ihn, und sprach: Herr! mein Knecht liegt zu Hause gichtbrüchig, und leidet große Qual. Und Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen, und ihn gesund machen. Und der Hauptmann antwortete und sprach: Herr! ich bin nicht würdig, daß Du unter mein Dach eingehest; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund werden. Denn ich bin ein Mensch, der oberen Gewalt unterthan, und ich habe Kriegsleute unter mir, und sage ich zu einem: gehe hin! so geht er; und zum anderen: komm her! so kommt er; und zu meinem Knechte: thue das! so thut er's. Da nun Jesus das hörte, verwunderte Er Sich, und sprach zu denen die Ihm folgten: Wahrlich, Ich sage euch, solchen Glauben habe Ich in Israel nicht gefunden! Ich sage euch aber: Viele werden kommen vom Aufgange und Niedergange, und mit Abraham, Isaak und Jakob im Reiche der Himmel zu Tische sitzen, die Kinder des Reiches aber werden ausgestoßen werden in die äußerste Finsterniß; da wird seyn Heulen und Zähneknirschen. Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin, dir geschehe, wie du geglaubt hast! Und der Knecht ward gesund zu derselbigen Stunde. Er macht des Petrus Schwiegermutter gesund, und mehr AndereUnd als Jesus in das Haus des Petrus gekommen war, sah Er dessen Schwiegermutter krank liegen am Fieber. Und Er rührete ihre Hand an, und das Fieber verließ sie; und sie stand auf, und diente ihnen. Da es aber Abend ward, brachten sie zu Ihm viele von bösen Geistern Besessene; und Er trieb die Geister aus durch Sein Wort; und Er machte gesund alle die krank waren. Daß erfüllet würde, was gesagt worden durch den Propheten Jesaias, der da spricht: Er hat unsere Schwachheiten auf Sich genommen, und unsere Krankheiten hat Er getragen. Jesus der arme Lehrer, der gestrengeDa aber Jesus viel Volks um Sich sah, gebot Er hinüber jenseit des Meers zu fahren. Und es trat herzu ein Schriftgelehrter, und sprach zu Ihm: Meister! ich will Dir folgen, wo Du immer hingehest. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; der Sohn des Menschen aber hat nicht, wo Er Sein Haupt hinlege. Ein anderer aber aus Seinen Jüngern sprach zu Ihm: Herr! erlaube mir, daß ich zuvor hingehe, und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du Mir, und laß die Todten ihre Todten begraben. Er gebeut dem Sturme und der MeeresfluthUnd Er trat in das Schiff, und Seine Jünger folgeten Ihm. Und siehe, es erhub sich ein großer Sturm auf dem Meer, so daß das Schiff von den Wellen bedeckt ward; Er aber schlief. Und Seine Zünger traten zu Ihm, weckten Ihn, und sprachen: Herr! rette uns, wir gehen zu Grunde! Und Jesus sprach zu ihnen: Was seyd ihr furchtsam, Kleingläubige? Da stand Er auf, gebot den Winden und dem Meere; und es ward eine große Stille. Die Menschen aber verwunderten sich, und sprachen: Wer ist Der, daß auch die Winde und das Meer Ihm gehorsam sind! Er treibet Teufel aus; die fahren in die SäueUnd sie kamen jenseit des Sees, in die Gegend der Gerasener. Da liefen Ihm entgegen zwey Besessene, die aus den Gräbern kamen, und sehr wüthend waren, so daß desselben Weges Niemand vorübergehen konnte. Und siehe, sie schrieen und sprachen: Was hast Du mit uns zu thun, Jesu Du Sohn Gottes? Bist gekommen, uns zu quälen vor der Zeit! Es war aber nicht ferne von ihnen eine große Heerde Säue auf der Weide. Und die Teufel baten Ihn, und sprachen: Treibst Du uns von hinnen, so laß uns in die Heerde Säue fahren! Und Er sprach zu ihnen: Fahret hin! Und sie fuhren aus, und fuhren in die Säue. Und siehe, eilends stürzte sich die ganze Heerde von der Höhe in den See; und sie kamen um im Wasser. Die Hirten aber flohen, und kamen in die Stadt, und machten alles kund, und wie es mit den Besessenen ergangen war. Und siehe, die ganze Stadt ging hinaus, Jesu entgegen; und da sie Ihn sahen, baten sie Ihn, daß Er von ihrem Lande Sich weg begebe. Jesus erläßt einem Gichtbrüchigen, seine Sünden, die Schriftgelehrten murren. Er thut durch ein Wunder dar, daß Er solche Gewalt habeUnd Er trat in ein Schiff, fuhr hinüber, und kam in Seine Stadt. Und siehe! sie brachten zu Ihm einm Gichtbrüchigcn, der auf einem Bette lag. Und da Jesus ihren Glauben sah, sprach Er zu dem Gichtbrüchigen: Sey getrost, Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Und siehe, etliche der Schriftgelehrten sprachen bey sich selbst: Dieser lästert Gott. Jesus sah ihre Gedanken und sprach: Was denket ihr Arges in euren Herzen? Welches ist leichter, sagen: dir sind deine Sünden vergeben? oder sagen: steh auf und wandele? Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht hat, auf Erden Sünden zu vergeben, steh auf, — sprach Er zu dem Gichtbrüchigen, — nimm dein Bett, und gehe nach Hause. Und er stand auf, und ging nach Hause. Als das Volk dieß sah, erstaunte es, und pries Gott, Der Menschen solche Macht gegeben. Er berufet den Matthäus, speiset mit Zöllnern, weiset die murrenden Pharisäer zurechtUnd als Jesus von da weiter ging, sah Er einen Menschen sitzen im Zollhause, der Matthäus hieß. Und Er sprach zu ihm: Folge Mir nach! Und er stand auf, und folgete Ihm. Und es begab sich, da Er im Hause zu Tische saß, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder, und sie, saßen mit Jesu zu Tische und mit Seinen Jüngern. Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu Seinen Jüngern: Warum isset euer Meister mit Zöllnern und Sündern? Jesus hörete das, und Er sprach: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Gehet aber hin und lernet, was das heißt: Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer. Ich hin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder. Er lehret, warum Seine Jünger bey Ihm nicht fasten sollenDa traten zu Ihm die Jünger des Johannes, und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer so viel, Deine Jünger aber fasten nicht? Und Jesus sprach zu ihnen: Können die Genossen des Bräutigams Leid tragen, so lange der Bräutigam bey ihnen ist? Es werden aber die Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen wird, alsdann werden sie fasten. Niemand flicket auf ein altes Kleid einen Lappen von neuem Tuch; denn die Ausbesserung reißet mit sich hin von dem Kleide, und der Riß wird ärger. Man gießet auch nicht jungen Wein in alte Schläuche, sonst zerreißen die Schläuche, und der Wein wird verschüttet und die Schläuche verderben; sondern man gießet jungen Wein in neue Schläuche, so werden beyde erhalten. Ein Vorsteher rufet Ihn zu seiner sterbenden Tochter; ein Weib rühret Sein Kleid an, und geneset; die gestorbene Tochter wird von Ihm auferwecketIndem Er solches zu ihnen redete, siehe, da kam ein Vorsteher herzu, und betete Ihn an und sprach: Herr, meine Tochter stirbt schon! komm, lege ihr Deine Hand auf, und sie wird leben! Jesus stand auf, und Er folgte ihm, und Seine Jünger. Und siehe, ein Weib, das zwölf Jahre den Blutgang gehabt, trat von hinten herzu, und berührte den Saum Seines Gewandes. Denn sie sprach bey sich: Wenn ich nur Sein Gewand anrühre, werde ich gesund. Jesus wandte Sich, sah sie an, und sprach: Sey getrost, Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht! Und das Weib ward gesund von derselben Stunde an. Da Jesus in das Haus des Vorstehers kam, und sah die Pfeifer und das lärmende Volk, sprach Er: Gehet von hinnen! denn das Mägdlein ist nicht gestorben, sondern schläft. Und sie verlachten Ihn. Und da das Volk hinausgeschafft war, ging Er hinein, und nahm sie bey der Hand; Und das Mägdlein stand auf. Und der Ruf hiervon verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er machet Blinde sehend, einen Stummen redend; die Pharisäer lästernUnd da Jesus von dannen weiter ging, folgten Ihm zwey Blinde, schrieen und sprachen: Erbarme Dich unser, Sohn Davids! Da Er in das Haus gekommen, traten die Blinden zu Ihm; und Jesus sprach zu ihnen: Glaubet ihr, daß Ich euch das thun kann? Sie sprachen zu Ihm: Ja, Herr! Da rührete Er ihre Augen an, und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben! Und ihre Augen thaten sich auf. Und Jesus gebot ihnen ernstlich und sprach: Sehet zu, daß es Niemand erfahre! Sie aber gingen hinaus, und machten Ihn kundbar in dieser ganzen Gegend. Als nun diese hinausgegangen waren; siehe, da brachten sie zu Ihm einen Menschen, der stumm war, besessen vom bösen Geiste Und da, der böse Geist ausgetrieben war, redete der Stumme. Und das Volk erstaunte und sprach: Solches ist niemals in Israel gesehen! Die Pharisäer aber sprachen: Er treibet die Teufel aus durch den Obersten der Teufel. Er lehret und macht gesund in allen Städten. Er erbarmet Sich des VolkesUnd Jesus ging umher in alle Städte und Flecken, lehrete in ihren Synagogen, und verkündigte das Evangelium vom Reiche, und machte gesund von jedem Gebrechen, und jeder Krankheit. Und da Er das Volk sah, jammerte Ihn desselben; denn sie waren bedrängt und irrend, wie Schafe die keinen Hirten haben. Da sprach Er zu Seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenig sind der Arbeiter. So bittet den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in Seine Ernte sende. Jesus wählet Zwölfe zu Seinen Aposteln, und begabet sie mit wunderthätiger MachtUnd Er rief Seine zwölf Jünger zu Sich, und gab ihnen Gewalt über die unreinen Geister, sie auszutreiben, und gesund zu machen von jeglicher Krankheit und von jeglichem Gebrechen. Die Namen der zwölf Apostel sind diese: Der erste, Simon, genannt Petrus, und Andreas sein Bruder; Jakobus, des Zebedäus Sohn, und Johannes sein Bruder; Philippus, und Bartholomäus; Thomas, und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, des Alphäus Sohn, und Thaddäus; Simon der Kananite, und Judas Iskarioth der Ihn verrieth. Er sendet sie aus, lehret und warnet sie; verkündigt ihnen Verfolgungen, und den Beystand des heiligen Geistes; ermahnet und stärket sie zu unerschrockenem Bekenntniß Seines Namens und Verbreitung Seiner LehreDiese zwölf sandte Jefus, gebot ihnen und sprach: Wendet euch nicht hin auf die Wege der Heiden, und gehet nicht ein in die Städte der Samariten; sondern gehet vielmehr zu den verlornen Schafen des Hauses Israel. Gehet, prediget, und sprechet: Das Reich der Himmel ist nahe gekommen. Machet Kranke gesund, wecket Todte auf, reiniget Aussätzige, treibet die Teufel aus; umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet. Ihr sollt nicht Gold besitzen, und nicht Silber, und nicht Geld in euren Gürteln; auch nicht einen Sack zur Reise, noch auch zween Röcke, noch Schuhe, noch Stab. Denn der Arbeiter ist seiner Nahrung werth. Wo ihr'nun in eine Stadt, oder in einen Flecken eingeht, da erkundigt euch, wer drinnen würdig sey; und da bleibet, bis ihr von dannen gehet. Wo ihr in ein Haus kommet, da begrüßet es, und saget: Friede sey diesem Hause! Und wenn das Haus würdig ist, so wird euer Friede über dasselbe kommen. Wenn es aber nicht würdig ist, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. Und wo Jemand euch nicht aufnimmt, noch euren Worten Gehör gibt; so gehet heraus von solchem Hause oder solcher Stadt, und schüttelt den Staub ab von euren Füßen. Wahrlich, Ich sage euch: Erträglicher wird es dein Lande Sodom und Gomorrha seyn am Tage des Gerichts, als solcher Stadt. Siehe, Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe! So seyd denn klug wie die Schlangen, und einfältig wie die Tauben. Nehmet euch in Acht vor den Menschen; denn sie werden euch überantworten an Gerichtshöfe, und in ihren Synagogen euch geiseln. Und ihr werdet vor Statthalter und Könige geführt werden um Meinetwillen, zum Zeugnisse ihnen und den Heiden. Wenn sie euch aber überantworten, so sinnet nicht nach, wie oder was ihr reden sollet; denn es wird euch zu eben der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollet. Denn ihr seyd es nicht, die da reden, sondern der Geist eures Vaters, Der in euch redet. Es wird aber der Bruder den Bruder überantworten zum Tode, und der Vater sein Kind; und es werden Kinder aufstehen wider ihre Eltern, und sie zum Tode führen. Und ihr werdet gehaßt werden von Allen, um Meines Namens willen. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig werden. Wenn sie euch aber verfolgen in einer Stadt, so fliehet in eine andere. Wahrlich, Ich sage euch, ihr werdet es nicht vollenden mit den Städten Israels, bis der Sohn des Menschen kommt. Der Jünger ist nicht über den Meister, noch der Knecht über seinen Herrn. Genug für den Jünger, daß er sey wie sein Meister, und für den Knecht, daß er sey wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, wie vielmehr seine Hausgenossen? Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn es ist nichts verhüllet, das nicht soll enthüllet, noch verborgen, das nicht soll gewußt werden. Was Ich euch sage in der Finsterniß, das saget im Licht; und was ihr höret, geredet ins Ohr, das prediget auf den Dächern. Und fürchtet nicht diejenigen, welche den Leib tödten, die Seele aber nicht zu tödten vermögen; fürchtet aber vielmehr Denjenigen, Der da vermag, Seele und Leib zu verderben in der Hölle! Kauft man nicht zween Sperlinge um einen Pfennig? Und doch fällt keiner derselben auf die Erde, ohne euren Vater. Es sind aber eure Haare auf dem Haupte alle gezählet. So fürchtet euch denn nicht; ihr seyd besser, als viele Sperlinge. Jeder also, der Mich bekennet vor den Menschen, den werde Ich bekennen vor Meinem Vater, Der im Himmel ist. Wer Mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde Ich auch verleugnen vor Meinem Vater, Der im Himmel ist. Meinet nicht, daß Ich gekommen sey, Friede zu senden auf Erden; Ich bin nicht gekommen, Friede zu senden, sondern das Schwert. Denn Ich bin gekommen zu trennen den Menschen wider seinen Vater, und die Tochter wider ihre Mutter, und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht werth; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht werth. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, und folget Mir nach , der ist Meiner nicht werth. Wer sein leben findet, der wird es verlieren; und wer Meinetwegen sein leben verliert, der wird es finden. Wer euch aufnimmt, der nimmt Mich auf; und wer Mich aufnimmt, der nimmt Den auf, Der Mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, der wird eines Propheten Lohn empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, der wird eines Gerechten Lohn empfangen, Und wer Einem dieser Geringsten zu trinken gibt, auch nur einen Becher kalten Wassers, in eines Jüngers Namen; wahrlich, Ich sage euch, der wird seines Lohnes nicht verlustig seyn. Johannes läßt fragen, ob JesuS sey Der da kommen sollte. Jesu Antwort. Er belehret das Volk über JohannesUnd es begab sich, da Jesus vollendet hatte die Gebote, die Er Seinen zwölf Züngern gegeben, ging Er von dannen, zu lehren und zu predigen in ihren Städten. Da Johannes aber im Gefängniß die Werke Chrisri gehört hatte, sandte er zwey seiner Jünger, und sprach zu Ihm: Bist Du, Der da kommen soll, oder haben wir einen Anderen zu erwarten? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin, und verkündiget dem Johannes, was ihr gehört und gesehen habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Todte stehen auf, den Armen wird das Evangelium gepredigt. Und selig ist, der nicht Aergerniß nimmt an Mir! Da aber diese weggegangen waren, fing Jesus an zu dem Volke von Johannes zu sprechen: Was seyd ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Ein Rohr, das vom Winde bewegt wird hin und her? Was seyd ihr denn hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen mit weichen Kleidern angethan? Sehet, die weiche Kleider tragen, die sind in den Palästen der Könige. Was seyd ihr denn hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, sage Ich euch; und mehr ist er als ein Prophet. Denn dieser ist's, von dem geschrieben steht: Siehe, Ich sende Meinen Engel vor Dir her, der Deinen Weg vor Dir bereiten soll. Wahrlich, Ich sage euch, unter denen, die vom Weibe geboren worden, ist keiner aufgekommen, der größer sey, als Johannes der Täufer; der aber kleiner ist im Reiche der Himmel, ist größer als er. Von den Tagen Johannes des Täufers her, anjetzt, leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt brauchen, reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis auf Johannes. Und wo ihr's wollt annehmen, er ist Elias, der da kommen soll. Wer Ohren hat zu hören, der höre!. Er strafet die Verstockten, die Johannes lästern und IhnWem soll Ich aber dieß Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindern gleich, die auf dem Markte sitzen, und ihren Gespielen zurufen, und sprechen: Wir pfiffen euch vor, und ihr habt nicht getanzt; wir sangen Klaglieder, und ihr habt nicht gejammert. Denn Johannes kam, und aß nicht, und trank nicht; und sie sagen: Er hat den Teufel. Des Menschen Sohn kam, und isset und trinket; und sie sagen: Siehe, der Mensch ist ein Fresser und ein Weinsänfer, der Zöllner und der Sünder Geselle! Und die Weisheit ist gerechtfertigt von ihren Kindern. Er bedrohet die Städte, wo Er viele Wunderwerke gethan hatDa hub Er an, den Städten, in welchen die meisten Seiner Wunderthaten geschehen waren, es zu verweisen, daß, sie nicht Buße gethan. Wehe dir Chorozain! wehe dir Bethsaida, denn waren zu Tyrus und zu Sidon die Wunderthaten geschehen, die in euch geschehen sind; vorlängst hatten sie im Sack und in der Asche Buße gethan. So aber sage Ich euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am Tage des Gerichts, als euch. Und du Kapharnaum, du erhebst dich bis an den Himmel; bis in die Hölle wirst du hinabgestürzt werden! Denn wären zu Sodom die Wunderthaten geschehen, die in dir geschehen sind; sie stände wohl noch heute. So aber sage Ich euch: Es wird dem Lande von Sodom erträglicher ergehen am Tage des Gerichts, als dir. Er preiset die Rathschlüsse Seines Vaters, Der Ihm alle Macht gegeben hat zur Erleuchtung der Menschen. Er ladet Alle ein zu SichZu dieser Zeit redete Jesus und sprach: Ich preise Dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du solches den Weisen und Verständigen verborgen, und offenbart hast den Kleinen! Ja Vater, also ist es wohlgefällig vor Dir! Alles ist Mir übergeben von Meinem Vater; und Niemand kennet den Sohn, als nur der Vater; und Niemand kennet den Vater, als nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren. Kommet her zu Mir, Alle dle ihr mühselig und beladen seyd, Ich will euch erquicken! Nehmet auf euch Mein Joch, und lernet von Mir, Ich bin sanftmüthtg und demüthiges Herzens; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen. Denn Mein Joch ist sanft, und Meine Bürde ist leicht. Die Jünger, welche hungerte, raufen Aehren ab am Sabbate. Die Pharisäer klagen sie an; sie werden von Jesus abgewiesenIn dieser Zeit ging Jesus durch dle Saaten am Sabbate; Seine Zünger aber, die hungerte, fingen an, Aehren abzuraufen und zu essen. Die Pharisäer, die es sahen, sprachen zu Ihm: Siehe, Deine Jünger thun, was nicht erlaubt ist zu thun am Sabbate. Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David that, als ihn hungerte und die bey ihm waren? Wie er ins Haus Gottes einging, und die Schaubrode aß, die ihm nicht erlaubt war zu essen, noch denen die bey ihm waren, sondern den Priestern allein? Oder, habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie die Priester am Sabbat im Tempel den Sabbat brechen, und schuldlos sind? Ich sage aber euch: Der größer ist, als der Tempel, ist hier. Wenn ihr aber wüßtet, was das heiße: Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer; so hättet ihr die Unschuldigen nie verdammet. Denn der Sohn des Menschen ist auch Herr über den Sabbat. Sie lauerten Ihm auf, ob Er am Sabbat heile. Er thut's durch Sein WortDa Er von dannen gegangen war, kam Er in ihre Synagoge. Und siehe! da war ein Mensch mit einer verdorreten Hand. Und sie fragten Ihn, und sprachen: Ist's erlaubt am Sabbate zu heilen? — auf daß sie Ihn anklagen möchten. Er aber sprach zu ihnen: Wer ist unter euch, so er Ein Schaf hat, und es fällt am Sabbat in die Grube, der es nicht greift und herauszieht? Um wie viel besser ist ein Mensch, als ein Schaf! Es ist also erlaubt, am Sabbate Gutes zu thun. Da sprach Er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und sie ward gesund wie die andere. Er entzieht Sich ihren Nachstellungen, thut anderwärts Wunder, und will nicht kund gemacht seynDie Pharisäer aber gingen hinaus, und hielten Rath wider Ihn, wie sie Ihn ums Leben brächten. Jesus aber, Der es wußte, wich von dannen, und es folgten Ihm Viele nach, und Er machte Alle gesund; und Er gebot ihnen, daß sie Ihn nicht kund machten; daß erfüllet würde, was gesagt ward durch den Propheten Jesaias, der da spricht: Siehe, Mein Knecht, Den Ich erwählet habe, Mein Geliebter, an Dem Ich Wohlgefallen habe! Ich werde Meinen Geist auf Ihn legen, und den Völkern wird Er das Recht verkündigen. Er wird nicht zanken, noch schreien, Seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird Er nicht zerbrechen, und wird nicht auslöschen den glimmenden Docht; bis Er das Recht ausführe zum Siege. Und auf Seinen Namen werden die Völker hoffen. Er treibet einen Teufel aus; widerlegt die Lästerungen der Pharisäer; spricht von der Sünde wider den heiligen Geist, und von der des unnützen WortesDa ward ein Besessener zu Ihm gebracht, der war blind und stumm; und Er machte ihn gesund, so daß er sprach und sah. Und alles Volk erstaunte und sagte: Ist Dieser nicht der Sohn Davids? Da das die Pharisäer hörten, sprachen sie: Dieser treibt die Teufel nicht anders aus, als durch Beelzebub, den Obersten der Teufel. Jesus aber, Der ihre Gedanken wußte, sprach zu ihnen: Ein jedes Reich, das unter sich uneins ist, wird wüste; und eine jede Stadt, oder ein Haus, das unter sich uneins ist, wird nicht bestehen. Und wenn der Satan den Satan austreibt, so ist er unter sich uneins; wie wird denn sein Reich bestehen? Und wenn Ich die Teufel durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden die eure Richter seyn. Wenn Ich aber die Teufel durch dm Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Oder, wie kann Jemand in eines Starken Haus gehen, und ihm sein Geräth rauben, es sey denn, daß er zuvor den Starken binde? und alsdann wird er dessen Haus berauben. Wer nicht mit Mir ist, der ist wider Mich; und wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreuet. Darum sage Ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung wider den Geist wird nicht vergeben werden. Und, wer ein Wort redet wider des Menschen Sohn, dem wird es vergeben werden; wer aber redet wider den heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben werden, nicht in dieser, noch in der künftigen Welt. Entweder nehmet an; der Baum sey gut, und seine Frucht gut; oder nehmet an: der Baum sey schlecht, und seine Frucht schlecht. Denn an der Frucht erkennet man den Baum. Ihr Natterngezücht! wie könnet ihr Gutes reden, da ihr böse seyd? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Ein guter Mensch bringet Gutes hervor aus gutem Schatz, und ein böser Mensch bringet Böses hervor aus bösem Schatz. Ich sage euch aber: die Menschen werden am Tage des Gerichts Rechenschaft geben von jedem unnützen Wort, das sie geredet haben. Denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden. Sie fordern ein Zeichen «on Ihm. Er sagt, Jonas sey ihnen ein Zeichen; sagt, es werde mit ihnen je länger je ärgerDa sprachen zu Ihm einige der Schriftgelehrten und Pharisäer, und sagten: Meister, wir wollen ein Zeichen von dir sehen! Er antwortete und sprach zu ihnen: Das böse und ehebrecherische Geschlecht fordert ein Zeichen! Und ein Zeichen wird ihm nicht gegeben werden, es sey denn das Zeichen des Propheten Jonas. Denn gleich wie Jonas drey Tage und drey Nächte im Bauche bes Wallfisches war, also wird des Menschen Sohn drey Tage und drey Nächte im Herzen der Erde seyn. Die Leute von Ninive werden aufstehen gegen dieses Geschlecht im Gericht, und werden es verdammen; denn sie thaten Buße auf die Predigt des Jonas; und siehe, hier ist mehr als Jonas! Die Königinn von Mittag wird aufstehen im Gericht gegen dieses Geschlecht, und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, Salomons Weisheit zu Hörenz und siehe, hier ist mehr als Salomon! Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er dürre Oerter, suchet Ruhe, und findet sie nicht. Da spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, woraus ich gegangen bin. Und er kommt, findet es leer, gekehrt und geschmückt. Da gehet er hin, und nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger sind als er; und sie kommen hinein, und wohnen allda; und es wird mit demselben Menschen hernach schlimmer, als es war vorher. Also wird es auch diesem argen Geschlechte ergehen. Seine Mutter und Brüder suchen Ihn. Er sagt: wer Sein Bruder, Seine Mutter seyDa Er noch zu dem Volke redete, siehe, da standen Seine Mdutter und Seine Brüder draußen, und suchten mit Ihm zu sprechen. Es sagte aber einer zu Ihm: Siehe, Deine Mutter und Deine Brüder stehen draußen, und suchen Dich. Er aber antwortete und sprach zu dem, der es Ihm sagte: Wer ist Meine Mutter, und wer sind Meine Brüder? Und Er streckte die Hand aus auf Seine Jünger, und sprach: Siehe da Meine Mutter und Meine Brüder! Denn wer den Willen Meines Vaters thut, Der im Himmel ist, der ist Mir Bruder, und Schwester und Mutter. Gleichniß vom SäemanneAn demselbigen Tage ging Jesus aus dem Hause, und setzte Sich an dem See. - Und es versammelte sich viel Volks zu Ihm, so daß Er in ein Schiff trat. Und Er saß, und alles Volk stand am Ufer. Und Er redete zu ihnen mancherlei in Gleichnissen, und sprach: Siehe, es ging ein Säemann aus zu säen. Und indem er säete, siel etliches auf den Weg; und die Vögel des Himmels kamen, und fraßen's. Etliches aber fiel auf das Felsichte, ws es nicht viel Erde hatte; und es wuchs bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne stieg, ward es welk; und, weil es nicht eingewurzelt war, verdorrete es. Etliches aber fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf, und erstickten es. Etliches aber fiel auf ein gutes tand, und trug Frucht, einiges hundertfältig, einiges sechzigfältig, einiges dreyßigfältig. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Er sagt warum Er zum Volke in Gleichnissen redeUnd die Jünger traten herzu, und sprachen zu Ihm: Warum redest Du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete und sprach zu diesen: Euch ist gegeben, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen; jenen aber ist's nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch genommen werden, was er hat. Darum rede Ich zu ihnen in Gleichnissen; denn mit sehenden Augen sehen sie nicht; und mit hörenden Ohren hören sie nicht, vernehmen es nicht. Und an ihnen wird die Weissagung des Jesaias erfüllt, der spricht: Mit den Ohren werdet ihr hören, und werdet es nicht vernehmen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen, und werdet es nicht sehen. Denn dieses Volkes Herz ist verstockt, und mit den Ohren hören sie übel, und schließen ihre Augen, auf daß sie nicht sehen mit den Augen, und hören mit den Ohren, nnd mit dem Herzen vernehmen, und sich bekehren, und Ich sie heile." Selig aber sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören! Wahrlich, Ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehret zn sehen, was ihr sehet, und haben's nicht gesehen; und zu hören, was ihr höret, und haben's nicht gehöret. Den Jüngern erklärt Er dieß GleichnißSo höret denn ihr dieses Gleichniß von dem Säemann. Wenn jemand das Wort von dem Reiche höret, und es nicht vernimmt, da kommt der Böse, und nimmt weg, was gesäet ward in sein Herz; der ist's, der auf den Weg gesäet ist. Der aber auf das Felsichte gesäet ist; der ist es, welcher das Wort höret, und dasselbige sogleich aufnimmt mit Freude. Aber er hat nicht Wurzel in sich, sondern ist auf Zeitlang; wenn sich Drangsal und Verfolgung um des Wortes willen erheben, so nimmt er bald Anstoß. Der aber unter Dornen gesäet ist, der ist es, welcher das Wort höret; und die Sorge dieser,Welt, und der betrügliche Reichthum ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. Der aber in das gute Land gesäet ist, der ist es, welcher das Wort höret, und es zu Herzen nimmt, und Frucht bringet, und trägt, entweder hundertfältig, oder sechzigfältig, oder dreyßigfältig. Gleichniß vom Unkraut zwischen dem WeizenEr legte ihnen ein anderes Gleichniß vor und sprach: Das Reich der Himmel ist zu vergleichen einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säete. Da, aber die Leute schliefen, kam sein Feind, und säete Unkraut zwischen den Weizen, und ging davon. Als nun die Saat wuchs, und Frucht brachte, da zeigte sich auch das Unkraut. Und es traten herzu die Knechte des Hausvaters, und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf Deinen Acker gesäet? Woher hat er denn das Unkraut? Und er sprach zu ihnen: Der feindselige Mensch hat das gethan. Die Knechte aber sprachen zu ihm: Willst du, daß wir hingehen, und es ausreißen? Und er sprach: Nein! auf daß nicht, wenn ihr das Unkraut ausreißet, ihr zugleich mit ihm den Weizen ausziehet. Lasset beydes mit einander wachsen bis zur Ernte; und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut, und bindet es in Bündlein, daß man es verbrenne; den Weizen aber sammelt in meine Scheuren. Das Gleichniß vom Senfkorne und vom SauerteigEr legte ihnen ein anderes Gleichniß vor, und sprach: Das Reich der Himmel ist gleich einem Senfkörnlein, das ein Mensch nahm, und säete es auf seinen Acker. Es ist das kleinste unter allen Samen; wenn es aber ist aufgewachsen, so ist es größer als alle Gartengewächse, und wird ein Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen, und unter seinen Zweigen wohnen. Ein anderes Gleichniß redete Er zu ihnen: Das Reich der Himmel ist gleich einem Sauerteige, den ein Weib nahm, und vermengte ihn unter drey Scheffel Weizenmehls, bis es ganz durchsäuert ward. Solches alles redete Jesus in Gleichnissen zu dem Volk, und ohne Gleichnisse redete Er nicht zu ihnen; so daß erfüllet ward, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Ich will Meinen Mund aufthun in Gleichnissen, und will herausreden, was verborgen war von Anbeginn der Welt. Den Jüngern erklärt Er das Gleichniß vom UnkrautDa entließ Jesus das Volk, und ging nach Hause. Und seine Jünger traten zu Ihm, und sprachen: Deute uns das Gleichniß vom Unkraut auf dem Acker. Er antwortete, und sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist's, Der den guten Samen säet. Der Acker ist die Welt. Der gute Samen sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut aber sind die Kinder des Bösen. Der Feind, welcher es säete, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Gleichwie man denn das Unkraut ausreißt, und in Feuer verbrennet, so wird's auch seyn am Ende der Welt. Der Sohn des Menschen wird Seine Engel senden, und sie werden sammeln aus Seinem Reiche alle Aergernisse, und die da Böses stiften; und werden sie werfen in den Feuerofen; da wird seyn Heulen und Zähneknirschen. Dann werden die Gerechten leuchten, wie die Sonne, in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude über denselben geht er hin, und verkaufet alles was er hat, und kaufet diesen Acker. Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Kaufmann, der edle Perlen suchte. Da er nun Eine köstliche Perle fand, ging er hin, und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte dieselbige. Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Netze, das ins Meer ausgeworfen wird, und mit dem man Fische von allcrley Gattung fängt. Gleichniß vom verborgenen Schatz, von der Perle, vom NetzeWenn es voll ist, so ziehen sie es heraus, setzen sich am Ufer, sammeln die guten in Gefäße, die schlechten aber werfen sie weg. So wird es auch ergehen am Ende der Welt. Die Engel werden ausgehen, und die Bösen von den Gerechten scheiden, und sie in den Feuerofen werfen. da wird seyn Heulen und Zähneknirschen. Habt ihr das alles verstanden? Sie sprachen zu Ihm: Ja! Und Er sprach zu ihnen: So denn, ein jeder Lehrer, der unterrichtet ist zum Reich der Himmel, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Vorrathe hervorlangt Neues und Altes. Seine Mitbürger nehmen Aergerniß an Ihm; Er verweiset es ihnenUnd es begab sich, als Jesus diese Gleichnisse beendigt hatte, ging Er von dannen. Und Er kam in Seine Vaterstadt, und lehrete sie in ihren Synagogen, so daß sie staunten, und sagten: Woher Diesem solche Weisheit und Wunderkraft? Ist Dieser nicht des Zimmermanns Sohn? Heißet Seine Mutter nicht Maria? und Seine Brüder: Jakobus, und Joseph, und Simon und Judas? Sind nicht auch Seine Schwestern alle bey uns? Woher kommt Ihm denn das alles? Und sie nahmen Aergerniß an Ihm. Jesus aber sprach zu Ihnen: Ein Prophet wird nicht gering geachtet, außer in seiner Vaterstadt und in seiner Verwandtschaft. Und Er that daselbst nicht viele Wunderwerke, ihres Unglaubens wegen. Was Herodes urtheilte über Jesus; und über Johannes, den er hatte enthaupten lassenZu der Zeit hörte Herodes, der Vierfürst den Ruf von Jesu; und er sagte zu seinen Dienern: Dieser ist Johannes der Täufer; der ist von den Todten auferstanden, und darum sind wirksam in ihm die Wunderkräfte. Denn Herodes hatte den Johannes greifen, ihn binden und ins Gefängniß legen lassen, wegen der Herodias, des Weibes seines Bruders. Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben. Und er wollte ihn tödten, fürchtete aber das Volk, weil es ihn für einen Propheten hielt. Am Geburtstage des Herodes aber tanzete die Tochter der Herodias vor der Gesellschaft, und sie gefiel dem Herodes. Darum verhieß er mit einem Eide, ihr zu geben, worum sie nur bitte» würde. Sie aber, angewiesen von ihrer Mutter, sagte: Gib mir hier auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers. Und der König ward betrübt; doch um des Eides willen, und derer die mit zu Tische saßen, befahl er, es zu geben. Und er sandte hin, und ließ den Johannes im Gefängnisse enthaupten. Und sein Haupt ward auf einer Schüssel hergebracht, und dem Mägdlein gegeben; und die brachte es ihrer Mutter. Und seine Jünger kamen und nahmen seinen Leichnam, und begruben ihn; und sie gingen hin, und verkündigten es Jesu. Jesus speiset mit fünf Broden und zwey Fischen fünf tausend MannDa Jesus es gehört hatte, begab Er sich von dannen in einem Schiff, für Sich nach einer einsamen Stätte; und da das Volk es erfuhr, folgten sie Ihm zu Fuße aus den Städten nach. Und als Er heraustrat, sah Er eine große Schaar, und es jammerte Ihn derselben, und Er machte ihre Kranken gesund. Da es aber Abend wurde, traten Seine Jünger zu Ihm, und sprachen: Dieser Ort ist öde, und die Tageszeit ist schon vorüber; entlasse das Volk, damit sie in die Flecken gehen, und sich Speise kaufen. Jesus aber sprach zu ihnen: Es ist nicht nöthig, daß sie hingehen; gebt ihr ihnen zu essen. Sie aber sprachen zu Ihm: Wir haben hier nichts, als fünf Brode und zwey Fische. Er sprach zu ihnen: Bringet sie Mir her! Und Er gebot, daß sich das Volk auf das Gras niederlasse. Da nahm Er die fünf Brode und die zwey Fische, sah auf gen Himmel, segnete, und brach, und gab die Brode den Jüngern, die Jünger aber dem Volke. Und sie aßen alle, und wurden gesättigt. Und sie hoben die übrig gebliebenen Brocken auf, zwölf Körbe voll. Die Zahl aber derer, die gegessen hatten, war fünftausend Mann, ohne die Weiber und Kinder. Jesus wandelt auf dem stürmischen See; Petrus geht hin zu IhmUnd alsbald trieb Jesus Seine Jünger an, in das Schiff zu treten, und vor Ihm hinüber zu fahren, indeß Er das Volk entließe. Und da Er das Volk entlassen hatte, stieg Er auf den Berg, um allein zu beten. Und da es spät geworden, war Er daselbst allein. Das Schiff aber war mitten auf dem See, und wurde von den Wellen geworfen; denn der Wind war zuwider. In der vierten Nachtwache aber kam Er zu ihnen, wandelnd auf dem See. Und da sie Ihn sahen wandeln auf dem See, erschraken sie, und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und schrieen vor Furcht. Und Jesus redete sie alsbald an, und sprach: Seyd getrost. Ich bin's, fürchtet euch nicht! Petrus antwortete und sprach: Herr, wenn Du es bist, heiß mich zu Dir kommen auf dem Wasser! Er aber sprach: Komm! Und Petrus trat aus dem Schiff, und ging auf dem Wasser, daß Er zu Jesu käme. Da sah er aber heftigen Wind, erschrak, hub an zu sinken, rief und sprach: Herr, hilf mir! Und Jesus streckte alsbald die Hand aus, fassete ihn, und sprach zu ihm: Kleingläubiger, warum zweifeltest du? Und sie traten in das Schiff, und der Wind legte sich. Die aber in dem Schiffe gewesen, kamen und beteten Ihn an, und sprachen; Du bist wahrlich Gottes Sohn! Im Lande Genesar werden gesund Kranke aller Art, die nur den Saum Seines Gewandes anrührenUnd da sie hinübergefahren waren, kamen sie in das Land Genesar. Und die Leute dieser Gegend erkannten Ihn, und schickten in das ganze tand herum; und sie brachten alle Kranken zu Ihm. Und sie baten Ihn, daß sie nur den Saum Seines Gewandes anrühren möchten; und Alle, die anrühreten wurden gesund. Jesus lehret, was den Menschen verunreinige, was nichtDa kamen Ihm Pharisäer und Schriftgelehrte von Jerusalem, und sprachen: Warum übertreten Deine Jünger die Ueberlieferungen der Aeltesten? denn sie waschen ihre Hande nicht, wenn sie das Brod essen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet ihr das Gebot Gottes, um eurer Ueberlieferung willen? Denn Gott hat gesagt: Du sollst Vater und Mutter ehren; und: Wer dem Vater oder der Mutter flucht, der soll des Todes sterben. Ihr aber saget: Wo einer spricht zum Vater oder zur Mutter: Tempelgabe ist es, was meinerseits dir zu gute kommen möchte; da hat er weiter seinen Vater und seine Mutter nicht zu ehren. Und so habt ihr Gottes Gebot aufgehoben durch eure Ueberlieferung. Ihr Heuchler! gar wohl hat Jesaias von euch geweissagt, da er spricht: Dieses Volk ehret Mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von Mir. Vergeblich aber ist's, daß sie Mich ehren, weil sie Menschengebote und Satzungen lehren. Und er rief zu Sich das Volk, und sprach: Höret und vernehmt es! Was zum Munde eingehet, verunreiniget den Menschen nicht, sondern was vom Munde ausgehet, das verunreiniget den Menschen! Da traten Seine Jünger herbey, und sprachen zu Ihm: Weißt Du, daß die Pharisäer, da sie diese Rede höreten, Anstoß nahmen? Er aber antwortete und sprach: Jede Pflanze, die Mein himmlischer Vater nicht gepflanzet hat, wird ausgerottet werden. Lasset sie! sie sind Blinde und Wegweiser der Blinden. Wenn aber ein Blinder den anderen Blinden leitet, so fallen sie beyde in die Grube. Petrus aber redete Ihn an und sprach: Deute uns diese Gleichnißrede. Er aber sprach: Seyd auch ihr noch ohne Verstand? Sehet ihr nicht ein, daß alles was zum Munde eingehet, in den Bauch kommt, und gehet hinaus durch den natürlichen Gang? Was aber aus dem Munde gehet, das kommt aus dem Herzen, und das verunreiniget den Menschen. Denn aus dem Herzen gehen hervor böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerey, Diebstahl, falsches Zeugniß, Lästerung. Diese sind es, die den Menschen verunreinigcn; aber mit ungewaschenen Händen essen, verunreiniget den Menschen nicht. Er macht ein kananäisches Weib gesundUnd Jesus ging von dannen, und begab sich in die Gegend von Tyrus und Sidon. Und sieh, ein kananäisches Weib kam aus diesem Lande, rief und sprach zu Ihm: Erbarme Dich meiner, Herr, Du Sohn Davids! meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt. Und Er antwortete ihr kein Wort. Es traten zu Ihm Seine Jünger, baten Ihn und sprachen: Laß sie von Dir, denn sie schreyet uns nach. Er antwortete und sprach: Ich bin nicht gesandt, als nur zu den verlornen Schafen des Hauses Israel. Sie kam aber, betete Ihn an, und sprach: Herr, hilf mir! Aber Er antwortete und sprach: Es ist nicht gut, daß man das Brod der Kinder nehme, und es den Hunden hinwerfe. Sie aber sprach: Wohl Herr! es essen denn ja auch die Hündlein von den Brosamen, die von ihrer Herren Tische fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, groß ist dein Glaube! Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter ward gesund von derselben Stunde an. Er speiset mehrere tausend Menschen mit sieben BrodenUnd Jesus ging von dannen, kam an das galiläische Meer, und stieg auf einen Berg, und setzte Sich allda. Und es kam zu Ihm viel Volks; die hatten bey sich Stumme, Blinde, Lahme, Krüppel und viele andere, und legten sie zu Seinen Füßen; und Er machte sie gesund; so daß das Volk erstaunte, da sie sahen, daß die Stummen redeten, die Lahmen gingen, die Blinden sahen; und sie preiseten den Gott Israels. Jesus aber rief Seine Jünger zu Sich, und sprach: Es erbarmt Mich des Volkes, denn sie beharren schon drey Tage bey Mir, und haben nicht zu essen. Ich will sie nicht, ohne zu essen, entlassen, damit sie nicht erliegen auf dem Wege. Und Seine Jünger sprachen zu Ihm: Woher nehmen wir so viel Brod in der Wüste, daß wir so viel Volk sättigen? Und Jesus sprach zu ihnen: Wie viele Brode habt ihr? Sie sprachen: Sieben und einige wenige Fischlcin. Und Er hieß das Volk sich lagern auf der Erde. Und Er nahm die sieben Brode und die Fische, dankte, brach, und gab Seinen Jüngern; und die Jünger gaben sie dem Volke. Und sie aßen Alle, und wurden gesättigt. Und sie huben auf, was von den Brocken übrig geblieben, sieben Körbe voll. Derer aber die gegessen hatten, waren viertausend Mann, außer den Kindern und den Weibern. Und nachdem Er das Volk entlassen hatte, trat Er in ein Schiff, und kam an die Gränze von Magedan. Von den Zeichen der ZeitDa traten Pharisäer und Sadducäer zu Ihm, versuchten Ihn, und forderten, daß Er sie ein Zeichen vom Himmel sehen ließe. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Des Abends sprechet ihr: es wird heiter werden, denn hell röthet sich der Himmel; und des Morgens: es wird heute Unwetter seyn, denn trübe röthet sich der Himmel. So wisset ihr des Himmels Ansehen zu beurtheilen; könnet ihr denn nicht die Zeichen dieser Zeit beurtheilen? Dieses böse und ehebrecherische Geschlecht verlanget ein Zeichen! Und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sey denn das Zeichen des Propheten Jonas! Und Er ließ sie, und ging von dannen. Vom Sauerteig der PharisäerUnd da Seine Jünger hinüberfuhren, hatten sie vergessen, Brod mitzunehmen. Und Er sprach zu ihnen: Sehet zu, und hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer und der Sadducäer. Sie über dachten Key sich, und sprachenz Wir haben keine Brode mitgenommen. Jesus aber wußte es, und sprach: Ihr Kleingläubige! was bekümmert ihr euch, daß ihr nicht Brod mitgenommen? Verstehet ihr's noch nicht? Denket ihr nicht an die fünf Brode für die fünftausend Mann, und wie viel Körbe ihr da aufhobet? Auch nicht an die sieben Brode für die viertausend Mann, und wie viel Körbe ihr da aufhobet? Wie verstehet ihr es denn nicht, daß Ich euch nicht sagte vom Brod: Hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer und der Sadducäer? Da verstunden sie, daß Er nicht gesagt hatte: sie sollten sich hüten vor dem Sauerteige des Brods, sondern, vor der Lehre der Pharisäer und der Sadducäer. Gottheit Jesu Christi! Petrus Haupt der KircheDa kam Jesus in die Gegend von Cäsarea des Philippus; und Er fragte Seine Jünger und sprach: Wer, sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sey? Sie aber sprachen: Einige sagen, Du seyest Johannes der Täufer; Andere aber, Du seyest Elias; Einige, Du seyest Jeremias, oder der Propheten einer. Jesus sprach zu ihnen! Wer, sagt aber ihr, daß Ich sey? Simon Petrus antwortete und spracht Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du Simon, Jonas Sohn! denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbaret, sondern Mein Vater, Der in den Himmeln ist. Und auch Ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will Ich bauen Meine Kirche, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Und dir will Ich die Schlüssel des Himmelreichs geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, wird auch in den Himmeln gebunden seyn; und alles, was du auf Erden lösen wirst, wird auch in den Himmeln gelöset seyn. Da gebot Er Seinen Jüngern, daß sie es Niemand sagen sollten, daß Er Jesus sey, der Christus. Jesus spricht von Seinen und Seiner Jünger LeidenVon der Zeit an begann Jesus Seine Jünger zu belehren: Er müsse hingehen gen Jerusalem, und viel leiden von den Aeltesten und den Schriftgelehrten und den Hohepriestern, und getödtet werden, und am dritten Tage auferstehen. Da nahm Petrus Ihn beyseite, und hub an es Ihm zu verweisen, und sprach: Das sey fern von Dir, Herr! das wird Dir nicht geschehen! Er aber wandte Sich ab, und sprach zu Petrus: Hinweg von Mir, Satan! du bist Mir zum Aergerniß; denn du gedenkest nicht, was Gottes, sondern was der Menschen ist. Da sprach Jesus zu Seinen Jüngern: Will Jemand Mir nachkommen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich, und folge Mir. Denn wer sein leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verlieret Meinetwillen, der wird es erhalten. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber Schaden nähme an seiner Seele? Oder, was kann der Mensch geben, womit er seine Seele löse? Denn des Menschen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit Seines Vaters, mit Seinen Engeln; und alsdann wird Er einem Jeglichen vergelten nach seinen Werken. Wahrlich, Ich sage euch, es stehen Etliche hier, die den Tod nicht kosten werden, bis sie des Menschen Sohn kommen sehen in Seinem Reich. Verklärung JesuUnd nach sechs Tagen nimmt Jesus mit Sich Petrus, und Jakobus und Johannes dessen Bruder, und führt sie absonderlich auf einen hohen Berg. Und Er ward verklärt vor ihnen; und Sein Angesicht glänzte wie die Sonne, und Sein Gewand ward weiß wie Schnee. Und, siehe! es erschienen ihnen Moyses und Elias, und redeten mit Ihm. Petrus hub aber an und sprach zu Jesu: Herr, hier ist gut seyn für uns! willst Du, so laß uns hier drey Hütten machen. Dir eine, Moyses eine, und Elias eine! Als er noch redete, siehe! da überschattete sie eine lichte Wolke; und siehe! eine Stimme aus der Wolke, die sprach: Dieser ist Mein geliebter Sohn, an Dem Ich Wohlgefallen habe, Den höret! Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht, und waren sehr erschrocken. Und Jesus trat zu ihnen, rührte sie an, und sprach: Stehet auf, und fürchtet euch nicht! Da sie nun die Augen aufhuben, sahen sie Niemand, als allein Jesum. Er belehret Seine Jünger über Elias und JohannesUnd als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt diese Erscheinung Niemand sagen, bis der Sohn des Menschen wird auferstanden seyn von den Todten. Und Seine Jünger fragten Ihn, und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, daß Elias müsse zuvor kommen? Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Elias wird zwar kommen, und Alles wieder herstellen; doch Ich sage euch: Elias ist schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben an ihm gethan, was sie wollten. Also wird auch der Sohn des Menschen leiden von ihnen. Da verstanden die Jünger, daß Er von Johannes dem Täufer zu ihnen gesprochen hatte. Er macht einen Kranken gesund. Warum die Jünger es nicht konnten?Und da Er zum Volke kam, trat ein Mensch zu Ihm, fiel Ihm zu Füßen, und sprach: Herr, erbarme Dich meines Sohnes! der ist mondsüchtig und leidet viel; denn er fällt oft in Feuer, und oft in Wasser. Und ich habe ihn zu Deinen Jüngern gebracht, und sie haben ihn nicht gesund machen können. Jesus aber antwortete und sprach: O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange soll Ich bey euch seyn, wie lange soll Ich euch ertragen? Führet ihn her zu Mir! Und Jesus bedräuete ihn, und der Teufel fuhr von ihm aus; und zu derselben Stunde ward das Kind gesund. Da traten die Jünger zu Jesu absonderlich, und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Jesus sprach zu ihnen: Wegen eures Unglaubens, denn, wahrlich Ich sage euch, wenn ihr Glauben habet wie ein Senfkorn, so möget ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen, dorthin! Und er wird sich heben; und euch wird nichts unmöglich seyn. Aber diese Art fähret nicht aus, als durch Gebet und Fasten. Er sagt Sein Leiden vorher. Er läßt den Petrus durch ein Wunder den Zinsgroschen finden für Sich und ihnDa sie nun wandelten in Galiläa, sprach Jesus zu ihnen: Des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Menschen; und sie werden Ihn tödten; und am, dritten Tage wird Er auferstehen. Und sie wurden sehr traurig. Da sie aber nach Kapharnaum kamen, traten zu Petrus die, welche die Steuer: zwey Drachmen, einnahmen, und sagten zu ihm: Zahlet euer Meister nicht die Steuer: zwey Drachmen? Er sprach, ja! Und als er ins Haus ging, kam ihm Jesus zuvor, und sprach: Was dünket dich Simon? von wem nehmen die Könige der Erde Zoll oder Zins? Von ihren Kindern, oder von Anderen? Und er sprach: Von Anderen. Da sprach Jesus zu ihm: So sind denn die Kinder frey, Damit wir aber ihnen nicht Aergerniß geben, so geh an den See, und wirf die Angel, und den ersten Fisch der herauffährt, den heb auf; und da du seinen Mund aufthust, wirst du einen Stater finden; denselben nimm, und gib ihnen für Mich und dich. Jesus lehret, wer der Größte sey im Reiche der Himmel, wie man Aergerniß meiden solleIn jener Stunde traten die Jünger zn Jesu, und sprachen: Wer ist wohl der Größeste im Reiche der Himmel? Und Jesus rief ein Kindlein herbey, stellte es in ihre Mitte, und sprach: Wahrlich, Ich sage euch, wenn ihr euch nicht bekehret, und werdet wie die Kindlein; so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen. Wer denn sich selbst erniedriget, wie dieses Kind, der ist der Größte im Reiche der Himmel. Und wer ein solches Kind aufnimmt in Meinem Namen, der nimmt Mich auf. Wer aber Einem dieser Kleinen, die an Mich glauben, Aergerniß gibt; dem wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget, und er ersaufet würde in der Tiefe des Meers. Wehe der Welt, der Aergernisse wegen! Denn es ist nothwendig, daß Aergernisse kommen; doch wehe dem Menschen, durch den Aergerniß kommt! Wenn dich aber deine Hand oder dein Fuß ärgert, hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser, daß du, verstümmelt oder lahm, zum leben eingehest, als daß du, zwey Hände oder zwey Füße habend, geworfen werdest in das ewige Feuer. Und wenn dich dein Auge ärgert, reiß es aus und wirf es von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, als zwey Augen habend, in das Feuer der Hölle geworfen werdest. Sehet zu, daß ihr keinen dieser Kleinen mißachtet! Denn, Ich sage euch, ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Antlitz Meines, Vaters, Der in den Himmeln ist. Denn der Sohn des Menschen ist gekommen zu retten, was verloren ist. Was dünket euch? Wenn ein Mensch hundert Schafe hatte, und Eins unter denselben sich verirrete; lässet er nicht die neun und neunzig auf dem Gebirge, gehet hin und suchet das verirrete? Und wo sichs begibt, daß er's findet; wahrlich, Ich sage euch, er freuet sich darüber mehr, als über die neun und neunzig, die nicht verirret sind. Also auch ist nicht der Wille eures Vaters im Himmel, daß Eins dieser Kleinen verloren gehe. Wie man den Nächsten, der sich vergeht, zurecht weisen solle, ingeheim, oder durch den Ausspruch der KircheWenn aber dein Bruder gegen dich sündiget, gehe hin und stelle ihn zur Rede, zwischen dir und ihm allein. Höret er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Höret er aber nicht auf dich, so nimm noch Einen oder zwey mit dir, auf daß alles Wort bestehe auf zweyer oder dreyer Zeugen Munde. Höret er auf diese nicht, so sage es der Kirche. Wenn er aber auf die Kirche nicht höret, so sey er dir wie ein Heide und Zöllner. Wahrlich, Ich sage euch, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch gebunden seyn im Himmel; und was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch gelöset seyn im Himmel. Wiederum sage Ich euch: wenn zwey unter euch sich vereinigen auf Erden, zu bitten um was es sey; so wird es ihnen werden von Meinem Vater, Der in den Himmeln ist. Denn wo zwey oder drey versammelt sind in Meinem Namen, da bin Ich in ihrer Mitte. Wie und warum man dem Nächsten seine Schuld verzeihen solleDa trat Petrus zu Ihm, und sprach: Herr, wie oft muß ich meinem Bruder, wo er gegen mich sündiget, vergeben? bis siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal. Darum ist das Reich der Himmel zu vergleichen einem Könige, der mit seinen Knechten Rechnung halten wollte. Und als er anfing Rechnung zu halten; da ward ihm einer vorgeführt, der war ihm zehntausend Talente schuldig. Als er aber nicht hatte, zu bezahlen, befahl der Herr zu verkaufen ihn und sein Weib, und seine Kinder, und alles was er hatte, und zu erstatten. Da warf sich der Knecht fußfällig vor ihm nieder, bat und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen! Den Herrn aber erbarmte dieses Knechtes; er gab ihn los, und erließ ihm auch die Schuld. Da ging derselbige Knecht hinaus, und fand einen seiner Mitkncchte, der war ihm hundert Denarien schuldig; und er griff ihn, faßte ihn bey der Kehle, und sprach: Bezahle was du schuldig bist! Der Mitknecht fiel ihm zu Füßen, bat ihn, und sprach: Habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen! Er aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängniß, bis er die Schuld bezahlete. Als seine Mitknechte sahen was geschah, wurden sie sehr betrübt; kamen und erzählten ihrem Herrn alles was geschehen war. Da forderte Ihn sein Herr vor sich, und sprach zu ihm: Du böser Knecht! alle Schuld erließ ich dir, weil du mich batest. Müßtest du nicht auch dich erbarmen deines Mitknechtes, wie ich mich deiner erbarmete? Und, voll des Zornes, überantwortete ihn sein Herr den Kerkermeistern, bis daß er bezahlete alles was er schuldig war. Also wird auch mein himmlischer Vater euch thun, wofern ihr nicht vergebet, ein jeglicher seinem Bruder von ganzem Herzen. Jesus spricht über das Band der Ehe, und über Enthaltsamkeit von der EheUnd es begab sich, da Jesus diese Worte vollendet hatte, zog Er aus Galiläa, und kam sn die Gränze von Judäa, jenseit des Jordans. Und es folgete Ihm viel Volks, und Er machte sie daselbst gesund. Und es traten Pharisäer zu Ihm, versuchten Ihn, und sprachen: Ist's erlaubt einem Manne, sein Weib zu entlassen, jeglicher Ursache wegen? Er antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, daß, Der im Anbeginn den Menschen schuf, Einen Mann und Ein Weib sie schuf, und sprach: Darum wird der Mensch verlassen Vater und Mutter, und seinem Weibe anhangen, und die zwey werden Ein Fleisch seyn? So sind sie also nicht mehr zwey, sondern Ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefüget hat, das soll der Mensch nicht trennen! Sie sprechen zu Ihm: Warum hat denn Moyses befohlen, einen Scheidebrief zu geben, und sie zu entlassen? Er spricht zu ihnen: Eurer Herzenshärte wegen hat euch Moyses erlaubt, eure Weiber zu entlassen; von Anbeginn aber war es nicht also. Ich aber sage euch: Wer sein Weib entläßt, es sey denn um Unzucht willen, und eine andere heirathet, der bricht die Ehe; und wer eine Entlassene heirathet, der bricht die Ehe. Es sprechen Seine Jünger zu Ihm: Wo es also stehet mit dem Manne und dem Weibe, so ist nicht gut zu heirathen. Er sprach zu ihnen: Dieß Wort fasset nicht jedermann, sondern die, denen es gegeben ist. Es sind welche, denen die Ehe versagt ist, weil sie aus Mutterleibe also geboren worden; und es sind derer, weil sie von Menschen dazu gebracht worden; und es sind derer, weil sie selbst der Ehe entsagt haben, des Reiches der Himmel wegen. Wer es fassen kann, der fasse es! Er legt Kindern die Hände auf. Er ladet einen reichen Jüngling ein zu Seiner Nachfolge; der geht von dannen; Jesus spricht von den Gefahren des Reichthums, und von der Seligkeit derer, die Seinetwegen Zeitliches verlassenDa wurden Kindlein zu Ihm gebracht, daß Er die Hande ihnen auflegte, und betete. Die Jünger aber fuhren sie an. Jesus aber sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein und wehret ihnen nicht zu Mir zu kommen; denn solcher ist das Reich der Himmel. Und da Er ihnen die Hände aufgelegt hatte, ging Er von dannen. Und siehe, es trat einer herbey, der spricht zu Ihm: Guter Meister, was soll ich Gutes thun, auf daß ich das ewige Leben habe? Er aber sprach zu ihm: Was! du fragst Mich, des Guten wegen? Einer ist gut, Gott. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote! Er spricht zu Ihm: Welche? Jesus aber sprach: Du sollst nicht tödtcn; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugniß geben; Ehre deinen Vater und deine Mutter, und liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Der Jüngling spricht zu Ihm: Das habe ich alles gehalten von Jugend an; was fehlt mir noch? Jesus spricht zu ihm: Willst du vollkommen seyn, so geh, verkaufe was du hast, und gib es den Armen; und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge Mir nach. Da aber der Jüngling diese Worte hörte, ging er traurig von dannen; denn er hatte viele Güter. Jesus sprach zu Seinen Jüngern: Wahrlich, Ich sage euch, ein Reicher wird schwerlich in das Reich der Himmel eingehen. Und Ich sage euch abermal: Es ist leichter, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher in das Reich der Himmel eingehe. Da solches die Jünger hörten, wurden sie sehr bestürzt, und sprachen: Wer wird denn selig werden können? Jesus aber sah sie an, und sprach: Bey den Menschen ist es unmöglich, aber bey Gott sind alle Dinge möglich. Da hob Petrus an, und sprach zu Ihm: Siehe, wir haben alles verlassen, und sind Dir gefolget: was wird uns denn werden? Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, Ich sage euch: ihr, die ihr Mir seyd gefolgt, werdet bey der Wiedergeburt, wann des Menschen Sohn sitzen wird auf dem Thron Seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen, und richten die zwölf Geschlechter Israel. Und ein jeglicher, der verläßt Haus oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Aecker, um Meines Namens willen, der wird hundertfältig wiederbekommen, und das ewige Leben besitzen. Viele aber werden die letzten seyn, welche die Ersten sind, und die Ersten seyn, welche die letzten sind. Gleichniß von den Arbeitern im WeinbergeDas Reich der Himmel ist gleich einem Hausvater, der am Morgen ausging, Arbeiter zu miethen in seinen Weinberg. Und da er mit den Arbeitern eins geworden um einen Denar zum Taglohn, sandte er sie in seinen Weinberg. Und er ging aus um die dritte Stunde, und sah Andere auf dem Markte müßig stehen; und sprach zu ihnen: Gehet auch ihr in meinen Weinberg, ich will euch geben, was recht ist. Sie gingen hin. Wiederum ging er aus um die sechste, und um die neunte Stunde, und that eben so. Auch um die elfte Stunde ging er aus, und fand Andere müßig stehen, und sprach zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig? Sie sprachen zu ihm. Es hat uns Niemand gedinget. Er sprach zu ihnen: Gehet auch ihr hin in meinen Weinberg. Da es nun Abend geworden, sprach der Herr des Weinberges zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter, und gib ihnen den Lohn; und fange an von den letzten bis zu den Ersten. Da kamen die um die elfte Stunde gegangen waren, und sie empfingen jeglicher einen Denar. Als aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; aber sie empfingen auch jeglicher einen Denar. Und da sie den empfingen, murreten sie wider den Hausvater, und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. Er aber antwortete, und sprach zu einem unter ihnen: Freund, ich thue dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir eins geworden um einen Denar? Nimm was dein ist, und gehe. Ich will aber diesen letzten geben, gleich wie dir. Oder, habe ich nicht Macht zu thun, was ich will? Siehet dein Auge darum scheel, weil ich gut bin? Also werden die letzten die Ersten, und die Ersten die letzten seyn. Denn Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählet. Jesus sagt Sein Leiden vorher. Er weiset zurecht die Mutter der Söhne des Zebedäus, die Söhne, und die anderen ApostelUnd da Jesus gen Jerusalem hinaufging, nahm Er die zwölf Jünger ingeheim zu Sich, und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird überantwortet werden den Hohepriestern und Schriftgelehrten; und sie werden Ihn verdammen zum Tode; und werden Ihn überliefern den Heiden, Ihn zu höhnen, und zu geißeln und zu kreuzigen; und am dritten Tage wird Er auferstehen. Da trat zu Ihm die Mutter der Söhne des Zebedäus, mit ihren Söhnen; die fiel nieder, und that eine Bitte an Ihn. Er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu Ihm: Sage, daß diese meine zwey Söhne sitzen, einer zu Deiner Rechten, der andere zur linken, in Deinem Reiche. Jesus aber antwortete und sprach: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnet ihr den Kelch trinken, den Ich trinken werde? Sie sprachen zu Ihm: Wir können's. Er sprach zu ihnen: Zwar werdet ihr Meinen Kelch trinken; das Sitzen aber zu Meiner Rechten oder linken stehet nicht bey Mir, euch zu geben, sondern denen es bereitet ist von Meinem Vater. Da das die Zehen hörten, wurden sie unwillig über die zwey Brüder. Aber Jesus rief sie, zu Sich, und sprach: Ihr wisset, daß die Fürsten der Völker sie überherrschen, und die Machthabenden sind gebieterisch über sie. So soll es nicht seyn unter euch; sondern wer will groß seyn unter euch, der sey euer Diener; und wer will der Erste seyn unter euch, der sey euer Knecht; gleichwie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, Sich dienen zu lassen, sondern daß Er diene, und Sein Leben gebe zur Erlösung für Viele. Er macht zwey Blinde sehendUnd da sie von Jericho auszogen, folgete Ihm viel Volks nach. Und siehe! zwey Blinde saßen am Wege. Da sie hörten, daß Jesus vorüberging, schrieen sie und sprachen: Herr, Du Sohn Davids, erbarme Dich unser! Das Volk bedräuete sie, daß sie schweigen sollten. Sie aber schrieen mehr noch, und sprachen: Herr, Du Sohn Davids, erbarme Dich unser! Und Jesus stand still, rief sie, und sprach: Was wollet ihr, daß Ich euch thue? Sie sprachen zu Ihm: Herr, daß unsere Augen aufgethan werden! Jesus erbarmte Sich ihrer, rührete ihre Augen an; und alsbald wurden sie wieder sehend, und sie folgeten Ihm. Jesu Einzug in JerusalemAls sie sich Jerusalem naheten, und gen Bethphage kamen an den Oelberg; sandte Jesus zween Seiner Jünger; und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden, und ein Füllen bey ihr; löset sie, und führet sie Mir zu. Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprechet: Der Herr bedarf ihrer; und alsbald wird er sie euch lassen. Dieses aber alles geschah, damit erfüllet würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Saget der Tochter Sion: Siehe, Dein König kommt zu dir, sanftmüthig, sitzend auf einer Eselin, einem Füllen der lastbaren Eselin. Die Jünger gingen hin, und thaten, wie ihnen Jesus befohlen hatte. Und sie brachten die Eselin und daS Füllen; und legten ihre Kleider darüber, und ließen Ihn darauf Sich setzen. Sehr Viele aber aus dem Volke breiteten ihre Gewande auf den Weg, Andere hieben Zweige von den Bäumen, und streueten sie auf den Weg. Das Volk aber das voranging und das folgete, rief und sprach: Hosanna dem Sohne Davids! Gepriesen sey Der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe! Und als Er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt, und sprach: Wer ist Der? Das Volk aber sprach: Das ist Jesus der Prophet, Der von Nazareth in Galiläa. Er treibt die Verkäufer aus dem Tempel; tut Wunder, lehret, wird gepriesen vom VolkeUnd Jesus ging in den Tempel Gottes, und trieb hinaus alle Verkäufer und Käufer die im Tempel waren; und stieß die Tische der Wechsler um, und die Stühle der Taubenkrämer. Und Er sprach zu ihnen: Es stehet geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heissen; ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht, Und es kamen zu Ihm Blinde und Lahme im Tempel, und Er machte sie gesund. Da aber die Hohepriester und die Schriftgelehrten die Wunder sahen die Er that, und die Kinder im Tempel die schrien und sagten; Hosanna dem Sohne Davids! wurden sie entrüstet; und sie sprachen zu Ihm: Hörst Du, was diese sagen? Jesus aber sprach zu ihnen: Ja! habt ihr nie gelesen: Aus dem Munde der Unmündigen und der Säuglinge hast Du Lob bereitet? Und Er verließ sie, und ging aus der Stadt hinaus gen Bethania, und verweilte allda. Als Er aber des Morgens wieder zur Stadt ging, hungerte Ihn. Und Er sah einen Feigenbaum am Wege, und ging hinzu; und Er fand nichts darauf als nur Blätter; und Er sprach zu ihm: Es soll auf dir keine Frucht mehr wachsen in Ewigkeit! Und der Feigenbaum verdorrete sogleich. Als das Seine Jünger sahen, wunderten sie sich, und sprachen: Wie ist er sogleich verdorret! Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, Ich sage euch: wenn ihr Glauben habt, und nicht zweifelt, werdet ihr nicht nur am Feigenbaume das thun; sondern sagtet ihr auch zu diesem Berge: Hebe dich, «nd wirf dich ins Meer; so wird's geschehen. Und Alles was ihr bitten werdet, wo ihr glaubet, werdet ihr's empfangen. Jesus macht die Hohepriester verstummenUnd als Er in den Tempel gekommen, traten, da Er lehrete, zu Ihm die Hohepriester und die Aeltestcn des Volks, und sprachen: Aus welcher Macht thust Du das? und wer hat Dir solche Macht gegeben? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; wenn ihr Mir das beantwortet, so werde Ich auch euch sagen, aus welcher Macht Ich solches thue. Die Taufe des Johannes, woher war sie? vom Himmel, oder von Menschen? Sie aber dachten bey sich, und sprachen: Sagen wir: vom Himmel; so wird Er uns sagen, warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt? Sagen wir aber: von Menschen; so fürchten wir uns vor dem Volke, denn sie halten Alle Johannes für einen Propheten. Und sie antworteten und sprachen zu Jesu: Wir wissen's nicht. Da sprach auch Er zu ihnen: So sage Ich auch euch nicht, aus welcher Macht Ich dieses thue. Er legt ihnen zwei Gleichnisse vorWas dünkt euch aber? — Es hatte ein Mann zwey Söhne; und er ging zu dem ersten, und sprach: Mein Sohn, gehe heut hin, arbeite in meinem Weinberg. Er antwortete und sprach: Ich will nicht. Darnach aber reuete es ihn, und er ging hin. Er kam auch zu dem anderen, und sprach eben so. Dieser antwortete und sprach: Herr! ich gehe! Und er ging nicht hin. Welcher von diesen beyden hat den Willen des Vaters gethan? Sie sprachen zu Ihm: Der erste. Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, Ich sage euch, Zöllner und Buhlerinnen werden eingehen vor euch in das Reich Gottes. Denn Johannes kam zu euch, auf dem Wege der Gerechtigkeit, und ihr glaubtet ihm nicht; Zöllner und Buhlerinnen aber glaubten ihm. Das sahet ihr, und thatet doch darnach nicht Buße, so daß ihr ihm glaubtet. Höret ein anderes Gleichniß: Es war ein Hausvater, der pflanzte einen Weinberg, und umgab ihn mit einem Zaun, und grub eine Kelter drinnen, und bauete einen Thurm; und er verdung ihn an Winzer, und verreisete. Da nun die Zeit der Früchte kam, sandte er seine Knechte zu den Winzern, daß sie seine Früchte empfingen. Und die Winzer griffen seine Knechte, den einen schlugen sie, den anderen ermordeten sie, und einen anderen steinigten sie. Abermal sandte er andere Knechte, mehr als zuvor; und sie thaten ihnen deßgleichen. Zuletzt sandte er aber seinen Sohn, und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Als aber die Winzer den Sohn sahen, sprachen sie unter einander: Das ist der Erbe! Kommt, laßt uns ihn tödten; und wir werden sein Erbgut haben. Und sie griffen ihn, und stießen ihn aus dem Weinberge hinaus, und tödteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinberges kommt, was wird er diesen Winzern thun? Sie sprachen zu Ihm: Er wird die Uebelthäter übel umbringen, und seinen Weinberg andern Winzern verdingen, welche ihm die Früchte übergeben zur bestimmten Zeit. Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Ecksstein geworden, von dem Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar in unsern Augen. Darum sage Ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen, und einem Volke gegeben werden, welches dessen Früchte bringen wird. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert werden; auf welchen er aber fällt, den wird er zermalmen. Und als die Hohepriester und die Schriftgelehrten Seine Gleichnisse gehört hatten, verstanden sie, daß Er von ihnen redete. Sie trachteten, Ihn zu greifen, fürchteten aber das Volk. Denn dasselbe hielt Ihn für einen Propheten. Gleichniß vom Könige, der ladet zur Hochzeit seines SohnesUnd Jesus hob an, redete abermal in Gleichnissen zu ihnen, und sprach: Das Reich der Himmel ist gleich einem Könige, der seines Sohnes Hochzeit feyerte. Und er sandte seine Knechte aus, daß sie die Geladenen zum Hochzeitmahle riefen; und die wollten nicht kommen. Abermal sandte er andere Knechte aus, und sprach: Saget den Geladenen: siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit, kommet zum Hochzeitmahl! Sie aber achteten nicht darauf, und gingen hin: der eine auf seinen Acker, der andere seinem Gewerbe nach. Etliche aber griffen seine Knechte, mißhandelten und tödteten sie. Da das der König hörte, ward er zornig, sandte seine Heere aus, und ließ tödten diese Mörder, und ihre Stadt verbrennen. Da sprach er, zu seinen Knechten: Das Hochzeitmahl ist bereitet, aber die Geladenen waren's nicht werth. Darum gehet hin auf die Ausgänge der Straßen, und ladet zum Hochzeitmahl, wen ihr findet. Und die Knechte gingen aus auf die Straßen, und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und der hochzeitliche Saal ward mit Gästen angefüllet. Da ging der König hinein, die Gäste zu sehen; und er sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitlich Kleid an. Und er sprach zu ihm: Freund, wie bist du hergekommen, und hast kein hochzeitlich Kleid an? Der aber verstummte. Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn hinaus in die äußerste Finsterniß; da wird seyn Heulen und Zähnknirschen. Denn Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählt. Da gingen die Pharisäer hin, und hielten Rath, wie sie Ihn in der Rede fangen möchten. Und sie sandten zu Ihm ihre Zünger nebst Herodianern; die sprachen: Meister, wir wissen, daß Du wahrhaft bist, und lehrest den Weg Gottes nach der Wahrheit, und kümmerst Dich um Niemand; denn Du achtest nicht auf das Ansehen der Person. Darum sage uns, was dünket Dich: Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben, oder nicht? Soll man dem Kaiser Steuer gebenJesus aber, Der ihre Schalkheit wußte, sprach: Was versucht ihr Mich, ihr Heuchler? Zeiget Mir die Steuermünze. Und sie reichten Ihm einen Denar. Und Jesus sprach zu ihnen: Wessen ist das Bild, und die Überschrift? Sie sprachen zu Ihm: Des Kaisers. Da sprach Er zu ihnen: So denn gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Da sie das hörten, wunderten sie sich, ließen Ihn, und gingen davon. Werden die Todten wieder aufleben?An demselbigen Tage kamen zu Ihm Sadducäer, welche sagen, es sey keine Auferstehung; und sie fragten Ihn, und sprachen: Meister, Moyses hat gesagt: wenn einer stirbt, und hat keine Kinder; so soll sein Bruder dessen Weib heirathen, und seinem Bruder Nachkommenschaft erwecken. Es waren aber bey uns sieben Brüder; der erste nahm ein Weib, und starb; und weil er keine Nachkommenschaft hatte, hinterließ er sein Weib seinem Bruder. Gleicherweise auch der zweyte, und der dritte, bis zum siebenten. Zuletzt nach allen starb auch das Weib. Bey der Auferstehung also, wessen Weib wird sie seyn unter den sieben? denn alle haben sie gehabt. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret; ihr kennet die Schrift nicht, noch die Macht Gottes. Denn in der Auferstehung werden sie weder zur Ehe nehmen, noch genommen werden; sondern sie werden seyn, wie die Engel Gottes im Himmel. Habt ihr, aber von der Auferstehung der Todten nicht gelesen, was euch gesagt ist von Gott, da Er spricht: Ich bin der Gott Abrahams, und der Gott Isaaks, und der Gott Jakobs. Gott ist aber nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebenden. Und das Volk, das solches hörte, staunte über Seine Belehrung. Vom größten Gebot im GesetzeDa aber die Pharisäer hörten, daß Er die Sadducäer zum Schweigen gebracht hatte, versammelten sie sich. Und einer aus ihnen, ein Lehrer des Gesetzes, fragte und versuchte Ihn, und sprach: Meister, welches ist das größte Gebot im Gesetze? Jesus sprach zu ihm: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, von ganzem Herzen, und von ganzer Seele, und von deinem ganzen Gemüthe. Dieses ist daS größte und vornehmste Gebot. Das andere ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen zwey Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Jesus ist mehr als Sohn DavidsDa nun die Pharisäer beyeinander waren, fragte Jesus sie, und sprach: Was dünket euch von Christo? wessen Sohn ist Er? Sie sprachen: Davids. Er sprach zu ihnen: Wie nennet Ihn denn David im Geist seinen Herrn, da er sagt: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu Meiner Rechten, bis Ich lege Deine Feinde, als einen Schemel zu Deinen Füßen. Da nun David Ihn einen Herrn nennt, wie ist Er denn sein Sohn? Und Keiner vermochte, Ihm ein Wort zu antworten; auch unterstand sich Niemand von dem Tage an, Ihm ferner Fragen vorzulegen. Jesus warnet wider die bösen Beyspiele der Pharisäer und der SchriftgelehrtenDa redete Jesus zu dem Volke und zu Seinen Jüngern, und sprach: Auf Moyses Stuhl sitzen Schriftgelehrte und Pharisäer. Alles nun was sie euch sagen, das haltet und thuet es, aber nach ihren Werken sollt ihr nicht thun; denn sie sagen, und thun's nicht. Denn sie binden schwere und unerträgliche Bürden, und legen sie den Menschen auf die Schulter; sie aber wollen selbe nicht mit ihrem Finger rühren. Alle ihre Werke thun sie, daß sie gesehen werden von den Menschen. Denn sie machen ihre Denkzettel breit, und die Säume ihrer Gewande groß. Sie wollen gern oben an bey Gastmahlen sitzen, und den ersten Platz in den Synagogen haben, und auf dem Markte gegrüßet seyn, und Rabbi von den Leuten genannt werden. Ihr aber sollt nicht Rabbi genannt seyn wollen; denn Einer ist euer Meister, ihr aber seyd alle Brüder. Und ihr sollt keinen auf Erden euren Vater nennen; denn Einer ist euer Vater, Der in den Himmeln. Ihr sollt nicht Lehrer genannt seyn wollen; denn Einer ist euer Lehrer, Christus. Wer der Größeste unter euch ist, der soll euer Diener seyn. Wer aber sich selbst erhöhet, der wird erniedriget; und wer sich selbst erniedriget, der wird erhöhet werden. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! weil ihr das Reich der Himmel vor den Menschen verschließet; ihr selbst kommet nicht hinein, und lasset auch die Anderen, welche hinzugehen, nicht hineinkommen. Wehe euch, Schriftgclehrte und Pharisäer, Heuchler! weil ihr verschlinget die Häuser der Wittwen, unter dem Vorwande langer Gebete. Darum wird über euch schwerere Verdammniß kommen. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! die ihr Meer und tand durchziehet, Einen Judengenossen zu machen; und wenn er's geworden ist, so machet ihr auS ihm ein Kind der Hölle, zwiefach ärger als ihr seyd. Wehe euch, verblendete Führer! die ihr saget: Wer schwöret bey dem Tempel, das ist nichts; wer aber schwöret bey dem Gold des Tempels, der ist verpflichtet. Ihr Thoren und Blinden! was ist größer, das Gold? oder der Tempel, der das Gold heiliget? Er spricht abermal Wehe über sie ausUnd wer bey dem Altare schwöret, das ist nichts; wer aber schwöret bey der Opfergabe, die auf demselben ist, der ist verpflichtet. Ihr Blinden! was ist größer, die Opfergabe? oder der Altar, der die Opfergabe heiliget? Darum, wer bey dem Altare schwöret, der schwöret bey demselben, und bey allen: was auf ihm ist. Und wer schwöret bey dem Tempel, der schwöret bey demselben, und bey Dem, Der darinnen wohnet. Und wer schwöret bey dem Himmel, der schwöret bey dem Throne Gottes, und bey Dem, Der darauf sitzet. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! die ihr den Zehenten gebet von der Krauseminze, dem Dill und dem Kümmel, und lasset fahren, was wichtiger ist im Gesetz: die Gerechtigkeit, und die Barmherzigkeit, und die Treue. Dieß sollte man thun, und jenes nicht versäumen. Ihr verblendete Führer, die ihr die Mücke seihet, und verschlucket das Kameel! Wehe euch! Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! die ihr den Becher und die Schüssel von außen reiniget, inwendig aber seyd ihr voll Raubes und Unsauberkeit. Verblendeter Pharisäer! reinige zuerst das Inwendige des Bechers und der Schüssel, daß auch das Auswendige rein werde! Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! die ihr gleich seyd den übertünchten Gräbern, welche von außen den Menschen schön erscheinen, aber inwendig voll Todtengebeines sind, und aller Unreinigkeit. So scheinet auch ihr von außen den Menschen gerecht, inwendig aber seyd ihr voll Heucheley und Schalkhaftigkeit. Wehe euch, Schriftgelehrtc und Pharisäer, Heuchler! die ihr bauet die Grabmahle der Propheten, und schmücket die Graber der Gerechten, und sprechet: Hätten wir gelebt in den Tagen unserer Väter, wir würden nicht Theil genommen haben an dem Blute der Propheten. So gebet ihr denn euch selbst Zeugniß; Söhne seyd ihr derer, welche die Propheten ermordeten. Und ihr, machet denn voll das Maaß euer Väter! Ihr Schlangen, Natterngezücht! wie werdet ihr dem Gericht der Hölle entkommen? Er weissagt, wie sie Seine Jünger verfolgen werden; welches Strafgericht über sie komme und über JerusalemDarum, siehe, Ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte, und derselben werdet ihr Etliche tödten und kreuzigen, und Etliche werdet ihr geißeln in euren Synagogen, und sie verfolgen von Stadt zu Stadt, auf daß über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ward auf Erden, von dem Blut an des gerechten Abels, bis zum Blute des Zacharias, Barachias Sohns, den ihr ermordet habt zwischen dem Tempel und dem Altare. Wahrlich, Ich sage euch, alles das wird kommen über dieses Geschlecht! Jerusalem! Jerusalem, die du tödtest die Propheten, und steinigest die gesandt werden zu dir! wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel! und du hast nicht gewollt! Siehe, euer Haus soll euch wüste gelassen werden. Denn, Ich sage euch: Ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprechet: Gelobet Der da kommt im Namen des Herrn! Jesus weissaget vom Gerichte über das jüdische Land und Volk; von dem Gerichte über die Welt und alle MenschenJesus ging aus dem Tempel, und begab Sich hinweg. Und Seine Jünger traten hinzu, daß sie Ihm zeigten die Gebäude des Tempels. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet ihr dieß alles! Wahrlich, Ich sage euch: Nicht Ein Stein wird da auf dem Steine gelassen; abgerissen wird er werden. Als Er auf dem Oelberge saß, kamen zu Ihm seine Jünger insbesondere, und sprachen: Sage uns, wann wird das geschehen? und welches wird seyn das Zeichen Deiner Ankunft, und des Endes der Welt? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch Niemand verführe! Denn es werden Viele kommen in Meinem Namen, und sagen: Ich bin Christus; und Viele verführen. Ihr werdet da hören von Kriegen und von Gerüchten des Krieges. Nehmte euch in Acht, daß ihr nicht unruhig werdet! Denn es muß dieß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn es wird sich Volk wider Volk erheben, Königreich wider Königreich; und es werden seyn Seuchen, und Hungersnoth und Erdbeben, hie und da. Alles das aber ist des Jammers Anfang. Dann werden sie euch überantworten in Drangsal, und euch tödten; und ihr werdet gehasset seyn bey allen Völkern, um Meines Namens willen. Und dann werden Viele Anstoß nehmen, und einander überliefern, und hassen einander. Und viele falsche Propheten werden aufstehen, und Viele verführen. Und weil die Gesetzlosigkeit zunimmt, wird die Liebe in Vielen erkalten. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig werden. Und das Evangelium vom Reiche wird verkündigt werden auf der ganzen Welt, znm Zeugniß allen Völkern; und dann wird die Vollendung kommen. Wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung, wovon gesagt ward vom Propheten Daniel, daß er stehe an heiliger Stätte — wer es lieset, der merke darauf! — mögen fliehen dann auf die Berge, die welche in Juda sind; und wer auf dem Dache ist, der steige nicht herab, etwas zu holen aus seinem Hause; und wer auf dem Felde ist, der komme nicht hinein, seine Kleider zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen! Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter, noch am Sabbat. Denn es wird alsdann großes Drangsal seyn, wie nicht gewesen ist von Anbeginn der Welt bis jetzt, und wie auch nicht seyn wird. Und wofern diese Tage nicht verkürzet wurden, so würde kein Mensch gerettet; aber der Auserwählten wegen werden diese Tage verkürzet werden. Dann, wenn Jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist Christus, oder da; da sollt ihr es nicht glauben. Denn es werden falsche Christus und falsche Propheten aufstehen, und große Zeichen und Wunder thun, so daß verführet würden in Irrthum, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten. Siehe, Ich habe es euch vorher gesagt! Wenn sie euch da sagen: Siehe, Er ist in der Wüste! gehet nicht hinaus; siehe, Er ist in den Kammern! glaubet es nicht. Denn wie der Blitz hervorgeht von Aufgang, und leuchtet bis zum Niedergang, also wird auch seyn die Ankunft des Menschensohns. Wo das Aas ist, da werden sich sammeln die Geyer. Bald aber nach dem Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden, der Mond wird versagen seinen Schein, Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte deö Himmels werden wanken. Und alsbald wird erscheinen am Himmel das Zeichen des Menschensohns; und alsdann werden jammern alle Geschlechter auf Erden; und sie werden kommen sehen den Menschensohn auf Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. Und Er wird Seine Engel senden mit der Posaune und lautem Schalle, und sie werden versammeln Seine Auserwählten, von den vier Winden her, von einem Ende des Himmels zum anderen Ende. An dem Feigenbaume lernet ein Gleichniß? Wann sein Zweig saftig wird, und die Blätter sprossen, so wisset ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr dieß alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Thüre ist. Wahrlich, Ich sage euch, dieß Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieß alles geschehe. Himmel und Erde werden vorübergehen. Meine Worte aber werden nicht vorübergehen. Von jenem Tage aber und von jener Stunde weiß Niemand, auch nicht die Engel im Himmel, sondern nur der Vater. Gleich aber wie da waren die Tage Noe's, so wird auch seyn die Ankunft des Menschensohns. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sündfluth: sie aßen, sie tranken, sie heiratheten und verheirateten, bis zum Tage, da Noe in die Arche ging, und nahmen's nicht zu Herzen, bis die Sündfluth kam, und sie dahin riß allzumal: also wird auch seyn die Ankunft des Menschensohns. Dann werden zwey auf dem Felde seyn; einer wird angenommen, und einer wird verlassen seyn. Zwey werden mahlen in der Mühle; die eine wird angenommen, die andere wird verlassen seyn. Er lehret, wie man immerdar wachsam seyn müsse. Wachet also, weil ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommen werde! Das aber bedenket: wenn der Hausherr wüßte, zu welcher Zeit der Dieb kommen würde, so würde er ja wachen, und in sein Haus nicht einbrechen lassen. Darum seyd auch ihr bereit: denn zur Stunde, die ihr nicht wisset, wird des Menschen Sohn kommen. Wer ist wohl der treue und verständige Knecht, den sein Herr vorgesetzt hat dem Gesinde, daß er ihnen Speise gebe zur rechten Zeit? Selig dieser Knecht, wenn sein Herr, da er kommt, ihn findet also thun! Wahrlich, Ich sage euch: er wird ihn über alle seine Güter setzen. Wenn aber jener, ein böser Knecht, in seinem Herzm sagt: Mein Herr säumet zu kommen; und fängt an seine Mitknechte zu schlagen, und isset und trinket mit den Zechern; so wird der Herr desselbigen Knechtes kommen an dem Tage, da er sich's nicht versieht, und in der Stunde, die er nicht weiß; und er wird ihn absondern, und ihm sein Theil bey den Heuchlern geben. Allda wird seyn Heulen und Zähnknirschen. Gleichniß von fünf Verständigen und fünf thörichten JungfrauenDann wird das Reich der Himmel gleich seyn zehen Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen, und gingen aus, dem Bräutigam und der Braut entgegen, Fünf unter ihnen waren thöricht, und fünf waren verständig. Die fünf Thörichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen nicht Oel mit sich. Die Verständigen aber nahmen Oel in ihren Flaschen, sammt ihren Lampen. Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig, und schliefen ein. Um Mitternacht aber ward ein Ausruf: Siehe, der Bräutigam kommt! Gehet aus, ihm entgegen! Da machten alle diese Jungfrauen sich auf, und bereiteten ihre Lampen. Die Thörichten aber sprachen zu den Verständigen: Gebt uns von Eurem Oel, denn unsere Lampen erlöschen! Die Verständigen antworteten und sprachen: Es möchte wohl nicht zureichen für uns und euch! Gehet lieber hin zu den Krämern, und kaufet für euch. Da sie nun hingingen zn kaufen, kam der Bräutigam; und welche bereit waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitmahl; und die Thüre ward verschlossen. Darnach kamen auch die anderen Jungfrauen, und sagten: Herr, Herr, mache uns auf! Er antwortete aber, und sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht. Darum wachet, denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde! Gleichniß von Talenten und ihrem GebrauchGleichwie nun ein Mensch, welcher eine Reise antrat, seine Knechte rufte, und ihnen seine Güter anvertraute; und einem gab er fünf Talente, dem andern zwey, dem dritten eins, einem jeden nach seinem Vermögen; und er zog sogleich von dannen. Da machte sich der auf, welcher fünf Talente empfangen hatte, handelte mit denselben, und gewann andere fünf. So auch der, welcher zwey Talente empfangen hatte, gewann auch zwey andere. Der aber Eins bekommen, ging hin, grub in die Erde, und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Seit kam der Herr dieser Knechte, und hielt Rechnung mit ihnen. Da trat herzu der fünf Talente empfangen hatte, legte andere fünf Talente hin, und sprach: Herr, du hast mir fünf Talente anvertraut; siehe da, ich habe fünf andere damit gewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Wohl, du guter und getreuer Knecht, du bist mit Wenigem getreu gewesen, ich will dich über Vieles setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn! Es trat auch herzu der zwey Talente empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwey Talente anvertraut; siehe da, ich habe zwey andere damit gewonnen, Sein Herr sprach zu ihm: Wohl, du guter und getreuer Knecht, du bist mit Wenigem getreu gewesen; ich will dich über Vieles setzen, gehe ein in die Freude deines Herrn! Es trat auch herzu der Ein Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist, du erntest wo du nicht gesäet hast, und sammelst wo du nicht gestreuet hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent in die Erde; siehe, da hast du, was dein ist! Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und träger Knecht! wußtest, daß ich ernte wo ich nicht gesäet, und sammle wo ich nicht gestreuet habe! Du hattest denn mein Geld an die Wechsler geben sollen; und ich hätte, wo ich zurückkam, das Meine mit Gewinn wieder empfangen. Darum nehmet ihm das Talent, und gebet es dem, der zehn Talente hat! Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen werden, was er zu haben scheint. Und den unnützen Knecht werfet in die äußerste Finsterniß; da wird seyn Heulen und Zähneknirschen. Jesus lehret, wie das jüngste Gericht werde gehalten werdenWann aber des Menschen Sohn kommen wird in Seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit Ihm; dann wird Er sitzen auf dem Throne Seiner Herrlichkeit. Und alle Völker werden versammelt werden vor Ihm; und Er wird sie von einander scheiden, gleichwie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Und Er wird die Schafe zu Seiner Rechten stellen, und die Böcke zur Linken. Da wird denn der König sagen zu denen, die zu Seiner Rechten seyn werden: Kommt, ihr Gesegneten Meines Vaters, besitzet das Reich, das euch bereitet ward von Anbeginn der Welt! Denn Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt Mich gespeiset; Ich bin durstig gewesen, und ihr habt Mir zu trinken gegeben; Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt Mich beherberget; Ich bin nackt gewesen, und ihr habt Mich bekleidet; Ich bin krank gewesen, und ihr habt Mich besuchet; Ich bin im Gefängniß gewesen, und ihr seyd zu Mir gekommen. Dann werden Ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir Dich hungrig gesehen, und Dich gespeiset? oder durstig, und Dir zu trinken gegeben? Wann haben wir Dich als Fremdling gesehen, und haben Dich beherbergt; oder nackt, und haben Dich bekleidet? Oder wann haben wir Dich krank, oder im Gefängniß gesehen, und sind zu Dir gekommen? Und der König wird antworten, und zu ihnen sagen: Wahrlich, Ich sage euch: Was ihr gethan habt Einem dieser Meiner geringsten Brüder, das habt ihr Mir gethan! Dann wird Er auch sagen zu denen, die zur linken seyn werden: Gehet weg von Mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet worden dem Teufel und seinen Engeln! Denn Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt Mich nicht gespeiset: Ich bin durstig gewesen, und ihr habt Mir nicht zu trinken gegeben; Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt Mich nicht beherberget; Ich bin nackt gewesen, und ihr habt Mich nicht bekleidet; Ich bin krank, und im Gefängniß gewesen? und ihr habt Mich nicht besuchet. Dann werden auch diese ihm antworten, und sagen: Herr, wann haben wir Dich gesehen hungrig, oder durstig, oder als Fremdling, oder nackt, oder krank, oder im Gcfängniß, und haben Dir nicht Dienst erwiesen? Dann wird Er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, Ich sage euch: Was ihr nicht gethan habt Einem dieser Geringsten, das habt ihr Mir nicht gethan. Und sie werden gehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben. Man rathschlagt, Jesum zu greifen. Er isset das Osterlamm mit Seinen Aposteln; gibt Seinen Leib und Sein Blut ihnen zur SpeiseUnd es geschah, als Jesus alle diese Worte vollendet hatte, sprach Er zu Seinen Jüngern: Ihr wisset, daß nach zweyen Tagen Ostern seyn wird; und des Menschen Sohn wird überantwortet werden, daß Er gekreuziget werde. Da versammelten sich die Hohepriester und die Aeltesten des Volks in dem Hause des Hohepriesters, der da hieß Kaiphas; und sie hielten Rath, wie daß sie Jesum mit List griffen und tödteten. Sie sprachen aber: Nicht während des Festes, damit nicht etwa Aufruhr unter dem Volke entstehe. Als aber Jesus zu Bethania war, im Hause Simons, des Aussätzigen; trat zu Ihm ein Weib, die hatte ein alabasternes Gefäß mit kostbarem Salböl; und sie goß dasselbe aus über Sein Haupt, als Er zu Tische saß. Da aber die Jünger das sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Verschwendung? Denn dieses hätte können theuer verkauft, und den Armen gegeben werden. Jesus aber wußte es, und sprach zu ihnen: Was kränket ihr dieses Weib? Sie hat ein gutes Werk an Mir gcthan. Denn ihr habt allezeit Arme bey euch; Mich aber habt ihr nicht allezeit. Daß sie dieses Salböl ausgoß auf Meinen leib, das hat sie gethan, Mich zum Grabe zu bestatten. Wahrlich, Ich sage euch, überall, in der ganzen Welt, wo dieses Evangelium wird verkündiget, wird auch gesagt werden, ihr zum Andenken, was sie gethan hat. Da ging einer der Zwölfe, der da heißt Judas Iskariot, zu den Hohepriestern, und sprach zu ihnen: Was wollt ihr mir geben, und ich will Ihn euch überantworten? Sie aber versprachen ihm dreyßig Silberlinge. Und von der Zeit an suchte er Gelegenheit, Ihn zu verrathen. Am ersten Tage aber der ungesäuerten Brode traten die Jünger zu Jesu, und sprachen: Wo willst Du, daß wir Dir daS Osterlamm zu essen bereiten? Jesus sprach: Gehet in die Stadt zu einem gewissen, und saget, ihm: Der Meister spricht: Meine Zeit ist nahe, bey dir halte Ich das Ostermahl mit Meinen Jüngern. Und die Jünger thaten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Oftermahl. Da es nun Abend war, setzte Er Sich mit Seinen zwölf Jüngern zu Tische. Und da sie aßen, sprach Er: Wahrlich, Ich sage euch, einer unter euch wird Mich verrathen. Und sie wurden sehr betrübt, und singen an, ein jeglicher, zu sagen: Bin ich's, Herr? Er aber antwortete und sprach: Der mit Mir die Hand hinlangt zur Schüssel, der wird Mich verrathen. Zwar des Menschen Sohn gehet hin, wie von Ihm geschrieben steht; doch wehe dem Menschen, durch den des Menschen Sohn verrathen wird! Diesem Menschen war' es gut, daß er nicht geboren ware! Judas aber, der Ihn verrieth, redete Ihn an und sprach: Bin ich es, Meister? Er sprach zu ihm: Du hast es gesagt. Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brod, und segnete es, und brach es, gab es Seinen Jüngern, und sprach: Nehmet, und esset, dicß ist Mein tcib. Und Er nahm den Kelch, dankete, und gab ihnen denselben, und sprach: Trinket Alle daraus! Denn dieß ist Mein Blut, des neuen Bundes, das für Viele wird vergossen werden, zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch aber: Ich werde von nun an nicht trinken von diesem Gewächs der Rebe, bis an jenen Tag, da Ich es mit euch trinken werde, neu in dem Reiche Meines Vaters. Und nachdem sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Oelberg. Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet Alle an Mir Aergerniß nehmen in dieser Nacht; denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Heerde werden sich zerstreuen. Nachdem Ich aber werde auferstanden seyn, will Ich vor euch hingehen nach Galiläa. Petrus aber antwortete und sprach zu Ihm: Wenn auch Alle an Dir Aergerniß nehmen sollten, ich werde nimmer Aergerniß nehmen. Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, Ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn krähet, wirst du Mich dreymal verleugnen. Petrus sprach zu Ihm: Wenn ich auch mit Dir sterben müßte, werd' ich Dich nicht verleugnen. Dasselbige sagten auch alle Jünger. Leiden Jesu. Petrus verleugnet IhnDa kam Jesus mit ihnen in einen Landhof, der Gethsemani heißet; und Er sprach zu Seinen Jüngern: Setzet euch hier, indeß Ich dort hingehe und bete. Und Er nahm zu Sich Petrus und die beyden Söhne des Zebedäus; und begann Sich zu betrüben und zu ängsten. Da sprach Er zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis zum Tod; bleibet hier, und wachet mit Mir. Und Er ging ein wenig weiter, fiel auf Sein Angesicht nieder, betete und sprach: Mein Vater! ist's möglich, so gehe dieser Kelch von Mir vorüber; doch nicht, wie Ich will, sondern wie Du! Und Er kommt zu Seinen Jüngern, findet sie schlafend, und spricht zu Petrus: So! konntet ihr nicht Eine Stunde mit Mir wachen! Wachet und betet, auf daß ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach! Zum andernmal ging Er wieder hin, betete, und sprach: Mein Vater! kann dieser Kelch nicht vorübergehen, ohne daß Ich ihn trinke; Dein Wille geschehe! Und Er kommt wieder, und findet sie schlafend; denn ihre Augen waren schwer. Und Er ließ sie, ging wieder hin, betete zum drittenmal, und sprach dieselbigen Worte. Dann kommt Er zu Seinen Jüngern, und spricht zu ihnen: Schlafet nun und ruhet! Siehe, die Stunde ist gekommen, des Menschen Sohn wird übergeben werden in die Hände der Sünder. Stehet auf, lasset uns gehen; siehe, er ist nahe, der Mich verrathen wird. Als Er noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwölfe einer, und mit ihm eine große Schaar mit Schwertern und Keulen, gesandt von den Hohepriestern und Aeltesten des Volks. Der Verräther aber hatte ihnen ein Zeichen gegeben, und gesagt: Den ich küssen werde, Der ist's, Den greifet. Und alsbald trat er zu Jesu, und sprach: Sey gegrüßet, Meister! und küssete Ihn. Und Jesus sprach zu ihm: Freund, wozu bist du gekommen? Da traten sie hinzu, legten Hand an Jesum und griffen Ihn. Und siehe, einer von denen, welche bey Jesu waren, streckte seine Hand aus, zog sein Schwert, schlug des Hohepriestcrs Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert hin an seinen Platz; denn Alle, die das Schwert nehmen, sollen durch das Schwert umkommen. Oder meinst du, daß Ich nicht könnte Meinen Vater bitten, und Er wird Mir jetzt senden mehr als zwölf Legionen Engel? Wie würden denn die Schriften erfüllet? Es muß also geschehen! In dieser Stunde sprach Jesus zu der Schaar: Ihr seyd ausgegangen, wie gegen einen Räuber, mit Schwertern und Keulen Mich zu fangen. Saß Ich doch täglich bey euch im Tempel und lehrete, und ihr habt Mich nicht ergriffen. Dieß alles aber ist geschehen, daß die Schriften der Propheten erfüllet werden. Da verließen Ihn alle Jünger und flohen. Die aber Jesum ergriffen hatten, führten Ihn zu Kaiphas dem Hohepriester, wo die Schriftgelehrten und die Aeltesten zusammengekommen waren. Petrus aber folgte Ihm von ferne, bis zu dem Vorhofe des Hohepriesters; und er ging hinein, und setzte sich bey den Knechten, um den Ausgang zu sehen. Die Hohepriester aber und der ganze Rath suchten falsches Zeugniß wider Jesum, auf daß sie Ihn zum Tod überlieferten. Und sie fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen aufgetreten waren. Zuletzt aber traten herzu zwey falsche Zeugen, die sprachen: Er hat gesagt, Ich kann den Tempel Gottes abbrechen, und in dreyen Tagen ihn aufbauen. Und der Hohepriester stand auf, und sprach zu Ihm: Antwortest Du nichts auf das, was diese wider Dich zeugen? Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester sprach zu Ihm: Ich beschwöre Dich bey dem lebendigen Gott, sage uns, ob Du bist Christus, der Sohn Gottes? Jesus sprach zu ihm: Du hast's gesagt. Doch Ich sage euch: hinführo werdet ihr sehen den Sohn des Menschen sitzen zur Rechten der Kraft Gottes, und kommen auf den Wolken des Himmels. Da zerriß der Hohepriester sein Gewand, und sprach: Er hat Gott gelästert! was bedürfen wir weiter der Zeugen? Siehe, ihr habt jetzt die Gotteslästerung gehört! Was dünket euch? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig! Da speyeten sie aus auf Sein Angesicht, und schlugen Ihn mit Fäusten; Etliche aber gaben Ihm Backenstreiche, und sprachen: Weissage uns Christus, wer ist's, der Dich schlug? Petrus aber saß draußen im Vorhofe, und eine Magd trat zu ihm, und sprach: Auch du warst bey Jesu dem Galiläer! Er aber leugnete es vor Allen, und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst. Als er aber zur Thüre hinausging, sah ihn eine andere Magd, und sprach zu denen, die da waren: Auch dieser war bey Jesu dem Nazarener. Und abermal leugnete er es, mit einem Eidschwur: Ich kenne den Menschen nicht. Und nach einer kleinen Weile traten, die da waren, hinzu, und sprachen zu Petrus: Wahrlich, auch du bist einer ans ihnen; denn deine Sprache thut dich kund. Da hob er an, sich zu verwunschen, und zu schwören: Er kenne den Menschen nicht! Und alsbald krähete der Hahn. Und Petrus gedachte an das Wort das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn krähet, wirst du Mich dreymal verleugnen. Und er ging hinaus, und weinte bitterlich. Jesu Leiden, Tod und BegräbnißAls es aber Tag ward, nähmen alle Hohepriester und Aeltesten des Volks den Beschluß wider Jesum, Ihn zum Tode zu überliefern. Und sie führeten Ihn gebunden, und übergaben Ihn dem Landpfleger Pontius Pilatus. Da nun Judas, der Ihn verrathen hatte, sah, daß Er verurtheilt war; gereuete es ihn, und er brachte die dreyßig Silberlinge zurück den Hohepriestern und Aeltesten, und sprach: Gesündigt hab' ich, daß ich unschuldiges Blut verrieth! Sie aber sprachen: Was geht das uns an? Da siehe du zu! Und er warf die Silberlinge in den Tempel, machte sich davon, ging hin und erhenkte sich. Die Hohepriester aber nahmen die Silberlinge, und sprachen: Es ist nicht erlaubt, sie in die Opferlade zu legen; denn es ist Blutgeld. Nachdem sie sich berathen hatten, kauften sie dafür des Töpfers Acker, zum Begräbniß für Fremdlinge. Daher wird dieser Acker genannt Hakeldama, (das ist: Blutacker) bis auf den heutigen Tag. Da ward erfüllet, was gesagt worden durch den Propheten Jeremias, der da spricht: Sie haben genommen die dreyßig Silberlinge, den Preis Desjenigen, Der geschätzt ward, Den sie kauften von den Kindern Israel; und haben diese gegeben für des Töpfers Acker, wie mir der Herr geboten hat. Jesus aber stand vor dem Landpfleger; und der Landpfleger fragte Ihn, und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Und als Er von den Hohepriestern und den Aeltesten des Volks angeklagt wurde, antwortete Er nichts. Da sprach Pilatus zu Ihm: Hörst Du nicht, wie vieles sie wider Dich aussagen? Und Er antwortete ihm nicht Ein Wort, so daß der Landpflegcr sich sehr verwunderte. Es hatte aber der Landpfleger die Gewohnheit, am Festtage dem Volke einen Gefangenen los zu geben, welchen sie begehrten. Er hatte damals einen berüchtigten Gefangenen, der Barabbas hieß. Da sie nun beysammcn waren, sprach Pilatus: Welchen wollt ihr, daß ich euch los gebe, Barabbas, oder Jesum, Der genannt wird Christus? Denn er wußte, daß diese Ihn aus Neid überantwortet hatten. Da er auf dem Richtstuhl saß, sandte sein Weib zu ihm, und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heute Seinetwegen vieles erlitten im Traum. Aber die Hohepriester und die Aeltestcn hatten das Volk überredet, daß es den Barabbas begehren und Jesum sollte tödten lassen, Der Landpfleger redete sie an und sprach: Welchen von diesen beyden wollt ihr, daß ich euch los gebe? Sie sagten: Barabbas. Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich denn thun mit Jesus, Der genannt wird Christus? Sie sagten Alle: Er werde gekreuziget! Der Landpflcger sprach zu ihnen: Was hat Er denn Böses gethan? Sie aber schrieen um so mehr, und sagten: Er werde gekreuzigt. Da Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern, daß der Lärm größer ward; nahm er Wasser, wusch sich die Hände vor dem Volk, und sprach: Ich bin unschuldig an dem Blute dieses Gerechten; sehet ihr zu! Da antwortete das ganze Volk, und sprach: Sein Blut komme über uns, und über unsere Kinder! Da gab er ihnen Barabbas los; Jesum aber, Den er hatte geißeln lassen, übergab er ihnen, daß Er gekreuziget würde. Da führten die Kriegsknechte des Landpflegers Jesum mit sich in den Richthof, und versammelten um Ihn die ganze Schaar. Und sie entkleideten Ihn, und thaten Ihm ein purpurnes Gewand an; und flochten eine Krone von Dornen, und setzten sie auf Sein Haupt; und gaben Ihm ein Rohr in die rechte Hand; und beugten die Kniee vor Ihm, höhneten Ihn, und sprachen: Sey gegrüßt, Du König der Juden! Und sie spieen Ihn an, nahmen das Rohr, und schlugen Ihn aufs Haupt. Und nachdem sie Ihn verspottet hatten, zogen sie Ihm das Purpurgewand aus, und thaten Ihm Seine Kleider an, und führten Ihn hinaus, daß sie Ihn kreuzigten. Da sie nun hinausgingen, trafen sie einen Mann, von Cyrene, mit Namen Simon; den nöthigten sie, daß er Dessen Kreuz trüge. Und sie kamen an den Ort, welcher Golgotha genannt wird, das ist Schädelstätte. Und sie gaben Ihm zu trinken Wein, mit Galle gemischt; und als Er's kostete, wollte Er's nicht trinken. Nachdem sie Ihn gekreuziget hatten, theilten sie Seine Kleider, und warfen das Loos; daß erfüllet ward, was gesagt ist durch den Propheten der da spricht: Sie theilten Meine Kleider unter sich, und warfen über Mein Gewand das Loos. Sie saßen da, und bewachten Ihn. Und über Sein Haupt hefteten sie das Urtheil schriftlich an: Dieser ist Jesus, König der Juden. Da wurden zwey Räuber mit Ihm gekreuzigt, einer zur Rechten, und einer zur Linken. Die nun da vorbeygingen, lästerten Ihn, schüttelten die Köpfe, und sprachen: Ha, Der Du den Tempel Gottes zerstörst, und ihn in drey Tagen wieder aufbauest, hilf Dir Selbst! Bist Du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz. Gleicherweise spotteten auch die Hohepriester, sammt den Schriftgelehrten und Aeltesten, und sprachen: Andern hat Er geholfen, Sich Selbst kann Er nicht helfen! Ist Er der König Israels, so steige Er nun herab vom Kreuz; und wir glauben an Ihn; Er hat auf Gott vertraut; Der rette Ihn nun, so Er Wohlgefallen an Ihm hat! Er sagte ja: Ich bin Gottes Sohn! Desgleichen schmäheten Ihn auch die Räuber, die mit Ihm gekreuzigt waren. Von der sechsten Stunde an aber ward Finsterniß über die ganze Erde bis um die neunte Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme, und sprach: Eli, Eli, lamma sabachthani? das ist: Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen? Etliche aber die dort stunden, als sie das hörten, sprachen: Der rufet den Elias! Und alsbald lief einer aus ihnen, nahm einen Schwamm, und füllete ihn mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr, und gab Ihm zu trinken. Andere aber sprachen: Halt, laß uns sehen, ob Elias komme, und Ihn rette! Jesus aber rief abermal mit lauter Stimme, und gab den Geist auf. Und siehe! der Vorhang im Tempel zerriß in zwey Stücke, von oben bis unten; und erschüttert ward die Erde, und Felsen gespaltet, und Gräber geöffnet; und es erwachten viele Leiber der entschlafenen Heiligen; und gingen hervor aus den Gräbern, nach Seiner Auferstehung; kamen in die heilige Stadt, und erschienen Vielen. Der Hauptmann aber, und die bey ihm waren und Jesum bewachten, als sie sahen das Erdbeben, und was geschah, fürchteten sich sehr, und sprachen: Wahrlich, Gottes Sohn war Dieser! Es standen aber da viele Weiber von fern; diese waren Jesu gefolgct aus Galiläa, und hatten von ihrer Habe Ihm dargereicht. Unter diesen war Maria Magdalene, und Maria, die Mutter des Jakobus und des Joseph, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. Da es aber Abend geworden, kam ein reicher Mann von Arimathäa, mit Namen Joseph, der auch selbst ein Jünger Jesu war. Dieser ging zu Pilatus, und bat um den Leichnam Jesu. Da befahl Pilatus, daß man ihm den Leichnam gebe. Und Joseph nahm den Leichnam, und wickelte ihn in feine Leinwand. Und er legte ihn in sein eigenes neues Grab, das er in einen Felsen hatte hauen lassen; und wälzte einen großen Stein vor des Grabes Oeffnung, und ging hinweg. Es waren auch daselbst Maria Magdalene und die andere Maria, die saßen dem Grabe gegenüber, Des anderen Tages, der folget nach dem Rüsttage, kamen die Hohepriester und Pharisäer mit einander zu Pilatus, und sprachen: Herr, wir haben uns erinnert, daß dieser Verführer sprach, da Er noch lebte: In dreyen Tagen werde Ich auferstehen. Darum befiehl, daß das Grab bewachet werde bis auf den dritten Tag, auf daß nicht etwa Seine Jünger kommen, Ihn stehlen, und dem Volke sagen: Er ist auferstanden von den Todten; und der letzte Betrug wird ärger seyn, als der erste. Pilatus sprach zu ihnen: Ihr habt eine Wache; gehet hin und verwahret es, wie ihr gut findet. Sie gingen hin, verwahrten das Grab mit der Wache, und versiegelten den Stein. Jesu Auferstehung und ErscheinungNach dem Sabbat, bey der Morgendämmerung des ersten Tages nach Sabbat, ging Maria Magdalene und die andere Maria, das Grab zu sehen. Und siehe! ein großes Erdbeben geschah; denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu, und wälzete den Stein weg, und setzte sich auf denselben. Seine Gestalt war wie der Blitz, und sein Gewand wie Schnee. Die Hüter wurden erschüttert von Entsetzen, und als wären sie todt. Der Engel aber redete die Weiber an, und sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! denn ich weiß, daß ihr Jesum den Gekreuzigten suchet. Er ist nicht hier; denn Er ist auferstanden, wie Er gesagt hat. Kommet her, sehet die Stätte, wo der Herr hingelegt ward. Und gehet eilend hin, und sagt es Seinen Jüngern, daß Er auferstanden ist. Und siehe, Er wird vor euch hingehen gen Galiläa, da werdet ihr Ihn sehen. Siehe, ich habe es euch vorher gesagt. Und sie gingen eilend vom Grabe hinaus, mit Schrecken und mit großer Freude, und liefen, daß sie es Seinen Jüngern verkündigten. Und siehe, Jesus begegnete ihnen, und sprach: Seyd gegrüßet! Und sie traten hinzu, umfasseten Seine Füße, und beteten Ihn an. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Gehet hin, verkündige es Meinen Brüdern, daß sie sich begeben nach Galiläa, dort werden sie Mich sehen. Da sie hingingen, siehe, da hatten einige der Wache, die zur Stadt gekommen waren, den Hohepriestern angesagt alles, was geschehen war. Und diese kamen zusammen mit den Aeltesten, hielten Rath, gaben den Kriegsknechten viel Geld, und sprachen: Saget, Seine Jünger kamen bey Nacht, und stahlen Ihn, da wir schliefen. Und wenn beym Landpfleger solches ruchtbar werden möchte, wollen wir ihn bereden, und machen, daß ihr nichts zu besorgen habt. Sie nahmen das Geld, und thaten wie sie angewiesen waren. Und es ist diese Sage bey den Juden verbreitet bis auf den heutigen Tag. Die Elf Jünger aber gingen nach Galiläa zu einem Berge, auf welchen sie Jesus beschieden hatte. Und da sie Ihn sahen, beteten sie Ihn an; Einige aber zweifelten. Und Jesus trat hinzu, redete zu ihnen, und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. So gehet denn hin, und belehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes; und lehret sie, alles halten was Ich euch geboten habe. Und siehe! Ich bin bey euch alle Tage, bis an's Ende der Welt. Anfang des Evangeliums Jesu Christi, wie geweissagt war: Johannes erscheint, lehret, taufet und kündigt Ihn anDer Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes, wie geschrieben steht bey dem Propheten Jesaias: Siehe, Ich sende Meinen Engel vor Dir her, der vor Deinem Angesicht Deinen Weg bereiten soll. Eine Stimme des Rufenden in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg, Machet gerade Seine Pfade! Johannes erschien, taufte in der Wüste, und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Und sie gingen hinaus zu ihm aus dem ganzen Lande Judäa, und die von Jerusalem alle; und ließen sich von ihm taufen im Flusse Jordan, und bekannten ihre Sünden. Johannes trug ein Kleid von Kameelhaaren, und einen Gürtel von Fellen um seine Lenden; und er aß Heuschrecken und wilden Honig. Er predigte und sprach: Es kommt nach mir Der stärker ist, als ich; ich bin nicht werth, daß ich niederbücke und die Riemen Seiner Schuhe löse. Ich habe euch mit Wasser getauft; Er aber wird euch taufen mit dem heiligen Geist. Jesus läßt Sich taufen: wird vom Teufel versucht; lehret in Galiläa: fängt an Jünger zu berufenUnd es begab sich in diesen Tagen: Jesus kam von Nazareth in Galiläa, und ward von Johannes im Jordan getauft. Und alsbald, wie Er, aus dem Wasser stieg, sah Er die Himmel geöffnet, und den Geist, wie eine Taube, herabfahren, und über Ihm bleiben. Und es kam eine Stimme vom Himmel: Du bist Mein geliebter Sohn, an Dir habe Ich Wohlgefallen. Und alsbald trieb Ihn der Geist hinaus in die Wüste. Und Er war in der Wüste vierzig Tage und vierzig Nächte; ward von Satan versucht; und Er war bey den wilden Thieren; und Engel dieneten Ihm, Nachdem aber Johannes überantwortet war, kam Jesus nach Galiläa, und predigte das Evangelium des Reiches Gottes, und sprach: Die Zeit ist erfüllet, und das Reich Gottes ist nahe herbey gekommen, thut Buße, und glaubet dem Evangelium! Und da Er an dem galiläischen Meere ging, sah Er den Simon und den Andreas, dessen Bruder, die ihre Netze auswarfen ins Meer; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: Folget Mir nach, und Ich werde euch zu Menschenfischern machen! Und alsbald verließen sie ihre Netze, und folgten Ihm nach. Und Er ging von dannen ein wenig weiter, und sah den Jakobus, Sohn des Zebedäus, und dessen Bruder Johannes, die ihre Netze ausbesserten im Schiffe. Und alsbald rief Er sie; und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Schiffe bey dm Taglöhnern, und folgten Ihm nach. Er lehret in den Synagogen: man erstaunt; Er treibet Teufel aus, die Ihn anerkennenUnd sie begaben sich nach Kapharnaum; und Er ging sogleich an den Sabbaten in die Synagoge und lehrete sie. Und sie staunten über Seine Lehre; denn: Er lehrte sie als ein Machthabender, und nicht wie die Schriftgelehrten. Und es war in ihrer Synagoge ein Mensch mit einem unreinen Geiste, der schrie laut auf, und sprach: Was hast Du mit uns zu thun, Jesus von Nazareth? bist gekommen uns zu verderben! Ich weiß, Wer Du bist: der Heilige Gottes! Jesus schalt ihn und sprach: Schweig und fahre aus von dem Menschen! Und es riß ihn hin und her der unreine Geist, schrie mit lauter Stimme, und fuhr aus von ihm. Und Staunen überfiel Alle, so daß sie einander fragten und sprachen: Was ist das? Welch eine neue Lehre ist das? Mit Macht gebietet Er auch den unreinen Geistern, und sie gehorchen Ihm! Und der Ruf von Ihm verbreitete sich alsbald durch das ganze galiläische Land. Er macht gesund des Petrus Schwiegermutter und mehr Andere; gehet hin in ferne StädteUnd alsbald, wie sie aus der Synagoge hinausgegangen, kamen sie in das Haus Simons und Andreas, mit Jakobus und Johannes. Die Schwiegermutter Simons aber lag am Fieber danieder; und alsbald sagten sie Ihm von ihr. Und Er trat hinzu, und richtete sie auf, nahm sie bey der Hand, und alsbald verließ sie das Fieber, und sie dienete ihnen. Da es aber Abend ward und die Sonne unterging, brachten sie zu Ihm Alle, die krank waren, und die von bösen Geistern Besessenen. (Und die ganze Stadt war versammelt vor der Thüre.) Und Er machte Viele gesund, die mit allerley Krankheiten behaftet waren; und Er trieb viele Teufel aus, und ließ sie nicht reden, weil sie Ihn kannten. Und des Morgens sehr frühe stand Er auf und ging hinaus, und kam an eine wüste Stätte, und betete daselbst. Und es eilte Simon ihm nach und die bey diesem waren. Und da sie Ihn fanden, sprachen sie zu Ihm: Alle suchen Dich. Und Er sprach zu ihnen: lasset uns in die nächsten Flecken und Städte gehen, daß Ich auch daselbst predige; denn dazu bin Ich gekommen. Und Er predigte in ihren Synagogen und in ganz Galiläa, und trieb die Teufel aus. Macht gesund durch Sein Wort einen Aussätzigen. Dieser thut es kund wider Seinen BefehlUnd es kam ein Aussätziger zu Ihm, der bat Ihn, kniete und sprach zu Ihm: Wenn Du willst, kannst Du mich reinigen! Jesus erbarmte Sich seiner, und Er streckte Seine Hand aus, rührte ihn an, und sprach: Ich will, sey gereiniget! Und wie Er das gesagt, ging der Aussatz alsbald von ihm, und er war gereiniget. Und Er fuhr ihn hart an, wies ihn sogleich von Sich, und sprach zu ihm: Sieh zu, daß du es Niemanden sagest; sondern gehe hin, zeige dich dem Hohepriester, und opfere für deine Reinigung, was Moyses geboten hat, ihnen zum Zeugniß. Und er ging fort, fing an davon zu sprechen, und machte die Sache ruchtbar, so daß Er nun nicht mehr öffentlich in die Stadt hineingehen konnte; sondern Er war draußen an wüsten Orten; und sie kamen zu Ihm überall her. Jesus erläßt einem Kranken die Sünden; die Schriftgelehrten denken Arges darüber. Jesus thut ihnen durch ein Wunder dar, daß Er solche Macht habeEinige Tage darauf ging Er wieder nach Kapharnaum; Und es wurde ruchtbar, daß Er im Hause war. Und es versammelten sich Viele, so daß sie auch draußen vor der Thüre nicht Raum hatten. Und Er verkündigte ihnen das Wort. Und sie kamen zu Ihm, brachten einen Gichtbrüchigen, der von Vieren getragen ward. Und da sie denselben nicht zu Ihm bringen konnten wegen des Volkes, deckten sie das Dach ab, drüber wo Er war; und da sie eine Oeffnung gemacht, ließen sie das Bett hinunter, worauf der Gichtbrüchige lag. Da Jesus ihren Glauben sah, sprach Er zu dem Gichtbrüchigen: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Es saßen aber daselbst Etliche der Schriftgelehrten, die dachten in ihrem Herzen: Wie redet Dieser also? Er lästert Gott! wer kann Sünden vergeben, als allein Gott? Und alsbald, da Jesus erkannte in Seinem Geist, daß sie also dachten bey sich selbst, sprach Er zu ihnen: Was denket ihr solches in euren Herzen? Welches ist leichter: dem Gichtbrüchigen sagen: dir sind deine Sünden vergeben? oder sagen: steh auf, nimm hinweg dein Bett, und wandele? Damit ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht hat, Sünden auf Erden zu vergeben, Ich sage dir sprach Er zu dem Gichtbrüchigen: Steh auf, nimm hinweg dein Bett und gehe nach Hause. Und alsbald stand er auf, und nahm hinweg das Bett, und ging hin vor Aller Augen; so daß Alle erstaunten, Gott priesen und sprachen: Niemals haben wir solches gesehen! Und Er ging wieder hinaus an den See, und alles Volk kam zu Ihm, und Er lehrete sie. Er berufet den Levi, speiset mit Zöllnern, weiset die murrenden Pharisäer abUnd da Er weiter ging, sah Er den Levi, den Sohn des Alphäus, im Zollhaus« sitzen; und Er sprach zu ihm: Folge Mir nach! Und er stand auf, und folgete Ihm. Und es begab sich, als Er in dessen Hause zu Tische saß, da saßen viele Zöllner und Sünder zugleich mit Jesu und Seinen Jüngern zu Tische; denn ihrer waren Viele, die Ihm auch folgeten. Da nun die Schriftgelehrten und Pharisäer sahen, daß Er mit den Zöllnern und Sündern aß, sprachen sie zu Seinen Jüngern: Warum isset und trinkt euer Meister mit Zöllnern und Sündern? Jesus Hörste das, und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Denn Ich bin,nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder. Warum Seine Jünger, da Er bey ihnen war, nicht fastetenDie Jünger des Johannes und die der Pharisäer fasteten viel; und sie kamen und sprachen zu Ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und die der Pharisäer, Deine Jünger aber fasten nicht? Und Jesus sprach zu Ihnen: Können denn die Genossen der Hochzeit fasten, wann der Bräutigam bey ihnen ist? So lange sie den Bräutigam bey sich haben, können sie nicht fasten. Es werden aber die Tage kommen, da der Bräutigam ihnen wird genommen werden; und alsdann werden sie fasten, an jenen Tagen. Niemand setzet einen Lappen von neuem Tuche auf ein altes Gewand, sonst reißet der neue Lappen mit sich vom alten, und der Riß wird größer. Und Niemand gießet jungen Wein in alte Schläuche, sonst zersprengt der Wein die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche verderben; sondern man muß jungen Wein in neue Schläuche gießen. Die Jünger, welche hungert, raufen Aehren ab, am Sabbate; die Pharisäer klagen sie an: Jesus rechtfertiget sieUnd es begab sich wiederum: der Herr ging am Sabbate durch die Saaten, und es fingen im Gehen Seine Jünger an, Aehren abzuraufen. Da sprachen die Pharisäer zu Ihm: Siehe, was thun sie da am Sabbate, das nicht erlaubt ist? Und Er sprach zu ihnen: Habt ihr niemals gelesen, was David that, als er in Not war, und ihn hungerte, und die bey ihm waren: wie er unter Abiathar dem Hohepriester in das Haus Gottes ging, und die Schaubrode aß, die Niemanden erlaubt war zu essen, als nur den Priestern; und er auch denen davon gab die bey ihm waren? Und Er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist des Menschen wegen gemacht, und nicht der Mensch des Sabbats wegen. So denn ist der Sohn des Menschen auch Herr über den Sabbat. Man lauert Ihm auf, ob Er am Sabbat gesund mache. Er thut's durch Sein Wort. Die Pharisäer stellen Ihm nach. Er entfernt Sich; Ihm folget Vieles Volk. Er macht Kranke gesund; treibet Teufel aus; heißt sie schweigen von IhmUnd Er ging wiederum in die Synagoge; und es war allda ein Mensch mit einer verdorreten Hand. Und sie gaben Acht auf Ihn, ob Er am Sabbat gesund machen würde; auf daß sie Ihn anklagen möchten. Und Er sprach zu dem Menschen, der die verdorrete Hand hatte: Tritt hervor! Und Er sprach zu ihnen: Ist's erlaubt, am Sabbat Gutes zu thun? oder Böses? Beym Leben zu erhalten? oder umzubringen? Sie aber schwiegen. Und Er sah mit Zorn umher auf sie; war betrübt über die Verblendung ihres Herzens; und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und Er streckte sie aus; und seine Hand ward wieder gesund. Die Pharisäer aber gingen hinaus und hielten alsbald mit den Herodianern Rath wider Ihn: wie sie Ihn umbrächten. Jesus aber wich von dannen mit Seinen Jüngern an den See. Und viel Volks folgte Ihm nach aus Galiläa, und aus Judäa, und von Jerusalem, und aus Idumäa und von jenseit des Jordans, und aus der Gegend von Tyrus und Sidon; eine große Menge, die von Seinen Werken gehört hatten, kamen zu Ihm. Und Er sagte Seinen Jüngern: es sollte Ihm ein Schfflein bereit stehen, wegen der Menge, daß sie Ihn nicht drängeten. Denn Er machte Viele gesund, so daß Ihn überfielen Alle die mit Wehen behaftet waren: daß sie Ihn anrühren möchten. Und die unsaubern Geister fielen vor Ihm nieder, da sie Ihn sahen, schrieen und sprachen: Du bist der Sohn Gottes. Und Er bedräuete sie sehr, daß sie Ihn nicht kund machten. Er wählet Seine ApostelUnd Er stieg auf einen Berg, und rief zu Sich, welche Er Selbst wollte; und sie kamen zu Ihm. Und Er stellte Zwölfe an, daß sie bey Ihm seyn sollten, und daß Er sie aussendete zu predigen: (Und Er gab ihnen Macht, Kranke gesund zu machen, und Teufel auszutreiben.) Simon, dem gab Er den Namen: Petrus; und Jakobus des Zebedäus Sohn, und Johannes des Jakobus Bruder, und Er gab diesen den Namen Boanerges, das heißt: Kinder des Donners; und Andreas, und Philippus, und Bartholomäus, und Matthäus, und Thomas, und Jakobus des Alphäus Sohn, und Thaddäus, und Simon der Kananite, und Judas Iskariot, der Ihn verrieth. Was die Seinigen urtheilen über Ihn; was die Pharisäer. Diese widerlegt Er; spricht von der Sünde wider den heiligen GeistUnd sie gingen nach Hause; und das Volk kam abermal zusammen, also daß sie nicht Raum hatten, auch nicht das Brod zu essen. Und da die Seinigen das hörten, gingen sie hin, Ihn abzuhalten; denn sie sagten: Er ist von Sinnen gekommen. Und die Schriftgelehrten, welche von Jerusalem hergekommen waren, sagten: Er hat den Beelzebub, und durch den Obersten der Teufel treibt Er die Teufel aus. Und Er rief sie zu Sich, und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, so kann ein solches, Reich nicht bestehen. Und wenn ein Haus unter sich selbst uneins wird, so kann ein solches Haus nicht bestehen. Und wenn der Satan wider sich selbst aufsteht, so ist er uneins, und er kann nicht bestehen, sondern es hat ein Ende mit ihm. Niemand kann in eines Starken Haus kommen, und sein Geräth rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet; alsdann wird er dessen Haus berauben. Wahrlich, Ich sage euch: Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben werden, und Lästerungen, womit sie gelästert haben; wer aber lästert den heiligen Geist, der wird keine Vergebung haben ewiglich, sondern er wird eines ewigen Verbrechens schuldig seyn. (Denn sie sagten: Er hat einen unreinen Geist.) Wer Ihm Bruder, Ihm Mutter seyUnd es kamen Seine Mutter und Brüder, standen draußen, und schickten zu Ihm und ließen Ihn rufen. Und das Volk saß um Ihn her, und sie sprachen zu Ihm: Siehe, Deine Mutter und Brüder sind draußen und suchen Dich. Und Er antwortete ihnen und sprach: Wer ist Meine Mutter, und Meine Brüder? Und Er sah herum auf die, welche rings um Ihn saßen; und sprach: Siehe da, Meine Mutter und Meine Brüder! Denn wer den Willen Gottes thut, der ist Mein Bruder, und Meine Schwester und Mutter. Gleichniß vom SäemanneUnd Er hub abermal an zu lehren, an dem See. Und es versammelte sich viel Volks zu Ihm, also daß Er in ein Schiff trat auf dem See, und Sich setzte; und alles Volk war am See auf dem Lande. Und Er lehrete sie manches in Gleichnissen, und sprach zu ihnen nach Seiner Lehrart. Höret! Siehe, es ging ein Säemann aus zu säen. Und als er säete, fiel etliches auf den Weg; und die Vögel des Himmels kamen, und fraßen es. Etliches aber fiel auf das Felsichte, wo es nicht viel Erde hatte; und es wuchs bald auf, weil es nicht tiefe Erde hatte. Und als die Sonne stieg, ward es von der Hitze ergriffen; und weil es nicht Wurzel hatte, verdorrete es. Und Etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf, und erstickten es, und es brachte keine Frucht. Und Etliches fiel auf ein gutes tand, und trug Frucht, die heranwuchs und gedieh; einiges brachte dreyßigfältig, einiges sechzigfältig und einiges hundertfältig. Und Er sprach: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Warum Er zum Wolke in Gleichnissen sprecheDa Er aber allein war, fragten Ihn die Zwölfe, die bey Ihm waren, um dieß Gleißniß. Und Er sprach zu ihnen: Euch ist gegeben, das Geheimniß des Reiches Gottes zu wissen; jenen aber, die draußen sind, wird alles zu Theil in Gleichnissen; auf daß sie mit Augen sehen, und nicht sehen; mit Ohren hören, und nicht vernehmen; damit sie nicht sich bekehren, und die Sünden ihnen vergeben werden. Und Er sprach zu ihnen: Verstehet ihr dieses Gleichniß nicht? Wie werdet ihr denn alle Gleichnisse verstehen? Den Jüngern erklärt Er das Gleichniß: Er sagt, wie sie dereinst alles kund machen sollenDer Säemann ist, wer das Wort säet. Die auf dem Wege, sind solche: Wo das Wort gesäet wird, und wenn sie es gehört haben; alsbald kommt der Satan und nimmt das Wort weg, das in ihre Herzen gesäet war. Deßgleichen die auf das Felsichte gesäet worden, sind solche: Wenn sie das Wort Hören, alsbald nehmen sie es auf mit Freude; und diese haben nicht Wurzel in sich, sondern sie sind auf zeitlang; darnach, wenn Drangsal und Verfolgung kommen um des Wortes willen, nehmen sie alsbald Anstoß. Die andern, die unter die Dornen gesäet worden, sind die, welche das Wort hören, und die Sorgen dieser Welt, und der betrügliche Reichthum und viel andere Lüste dringen ein, und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. Die, welche in das gute Land gesaet sind, sind solche, die das Wort hören, und es zu Herzen nehmen, und Frucht bringen, einige dreyßigfältig, einige sechzigfältig, und einige hundertfältig. Und Er sprach zu ihnen: Wird wohl eine Leuchte hergebracht, daß man sie setze unter einen Scheffel oder unter ein Bett? Nicht deßhalb, daß man auf einen Leuchter sie stelle? Denn es ist nicht Verborgenes, was nicht offenbar gemacht werden sollte, und es geschieht nichts heimlich; sondern damit es ans Licht komme. Wenn Jemand Ohren hat zu hören, der höre! Und Er sprach zu ihnen: Achtet auf das, was ihr höret! Mit welchem Maaß ihr messet, wird euch wieder gemessen; und euch wird zugegeben werden. Denn wer hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, dem wird auch genommen werden, was er hat. Gleichniß vom Samenkörnlein, wie es gedeiheUnd Er sprach: Mit dem Reiche Gottes ist es so: wie wenn ein Mensch Samen aufs Land streuet. Und er schläft und stehet auf, Nacht und Tag; und der Same gehet auf, und wächst, ohne daß er davon weiß. Denn von selbst bringet die Erde hervor, erst das Gras, darnach die Aehre, dann den vollen Weizen in der Aehre. Und wenn die Frucht zur Reife gediehen ist, so schicket er alsbald die Sichel hin, denn die Ernte ist da. Gleichniß vom Senfkorn, und andereUnd Er sprach: Wem sollen wir das Reich Gottes vergleichen? oder in welchem Bilde es vorstellen? Es ist wie ein Senfkörnlein; wenn das gesäet wird auf's Land ist's das kleinste unter allem Samen auf Erden. Und nachdem es gesäet ist, wächst es auf, und wird größer als alle Kräuter, und treibet große Zweige, so daß die Vögel des Himmels unter seinem Schatten wohnen können. Und in vielen solchen Gleichnisse» redete Er das Wort zu ihnen, je nachdem sie es hören konnten. Er redete nichts zu ihnen ohne Gleichnisse; Seinen Jüngern aber legte Er alles absonderlich aus. Er gebietet dem Windsturm und dem MeereAn diesem Tage, da es Abend ward, sprach Er zu ihnen: laßt uns hinüber fahren. Und sie verließen das Volk, und nahmen Ihn mit sich, so wie Er war, im Schiffe; und es waren andere Schiffe bey Ihm. Und es erhub sich ein heftiger Sturm, und warf die Wellen in das Schiff, so daß das Schiff voll ward. Er aber war hinten im Schiff, und schlief auf einem Hauptkissen. Und sie weckten Ihn, und sprachen zu Ihm: Meister, fragst Du nichts darnach, daß wir umkommen? Und Er stand auf, und bedräuete den Wind, und sprach zu der Flut: Schweig, verstumme! Und der Wind legte sich; und es ward eine große Stille. Und Er sprach zu ihnen: Was seyd ihr furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Und sie wurden mit Ehrfurcht erfüllt, und sprachen zu einander: Wer ist Dieser? denn Wind und Flut gehorchen Ihm! Ein Besessener kommt zu Jesu, kennet Ihn, betet Ihn an. Jesus treibt die Teufel aus von ihm; sie fahren in die Säue. Der besessen Gewesene verkündigt Jesum, in seinem VatcrlandeUnd sie kamen jenseit des Sees, in die Landschaft der Gerasener. Und als Er aus dem Schiffe trat, kam Ihm alsbald aus den Gräbern ein Mensch entgegen mit einem unreinen Geist. Dieser hatte seine Wohnung in Gräbern; und Niemand konnte Ihn binden, auch nicht mit Ketten. Denn er war oft mit Ketten und Fesseln gebunden gewesen, hatte die Ketten zerbrochen, und die Fesseln zerrissen; und ihn vermochte Niemand zu bändigen. Und er war allezeit, Tag und Nacht, in Gräbern, und auf den Bergen; schrie und schlug sich mit Steinen. Da er aber sah Jesum von fern, lief er hinzu, und betete Ihn an; und schrie laut auf und sprach: Was hast Du mit mir zu thun, Jesu, Du Sohn Gottes des Allerhöchsten? Ich beschwöre Dich bey Gott, quäle mich nicht! (Denn Er hatte zu ihm gesprochen: Fahre von dem Menschen aus, unreiner Geist!) Und Er fragte ihn: Welches ist dein Name? Und er sprach zu Ihm: Legion ist mein Name; denn unser sind Viele. Und er bat Ihn sehr, daß Er sie nicht aus dieser Gegend triebe. Es war aber daselbst am Berge eine große Heerde Säue auf der Weide. Und die Teufel baten Ihn und sprachen: Schicke uns zu den Säuen, daß wir in sie fahren! Und Jesus ließ es ihnen alsbald zu. Und die unreinen Geister gingen aus, und fuhren in die Säue. Und es stürzte sich mit großem Ungestüm die Heerde in den See, an zweytausend, und ertranken im See. Die Hirten aber flohen, und verkündigten es in der Stadt und auf dem Lande; und sie gingen hinaus zu sehen was geschehen war. Und sie kamen zu Jesu, und sahen den, der vom Teufel war geplagt worden, da sitzen, gekleidet, und bey Verstande; und sie fürchteten sich. Und die es gesehen hatten, erzählten ihnen, wie es mit dem der besessen gewesen ergangen sey; und von den Säuen. Und sie huben an und baten Ihn, daß Er aus ihrer Gegend wegzöge. Und wie Er ins Schiff trat, hob der besessen Gewesene an, und bat Ihn, daß er dürfte bey Ihm seyn. Und Er gestattete es ihm nicht, sondern sprach zu ihm: Geh hin in dein Haus zu den Deinigen, und verkündige ihnen, wie Großes der Herr an dir gethan, und Sich deiner erbarmt hat. Und er ging hin, hob an und verkündigte in den zehen Städten, wie Großes an ihm Jesus gethan hatte. Und Alle staunten. Jairus bittet Ihn für seine sterbende Tochter; Er geht hin. Ein Weib, das Sein Gewand anrührt, geneset. Die Tochter ist gestorben; er rufet ihr zu, und sie steht aufUnd da Jesus im Schiffe wieder über den See gefahren war, versammelte sich viel Volks zu Ihm; und Er war am See. Und da kam einer der Vorsteher der Synagoge, mit Namen Jairus. Und da er Ihn sah, fiel er Ihm zu Füßen. Und er bat Ihn sehr und sprach: Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; komm, lege ihr die Hand auf, dqß sie gesund werde, und lebe! Und Er ging hin mit demselben, und Ihm folgte viel Volks nach, und sie drängten Ihn. Und es war ein Weib, die hatte zwölf Jahre den Blutgang gehabt, und hatte viel erlitten von vielen Aerzten, und all ihr Gut daran gewandt, und es half ihr nichts, sondern es war noch ärger mit ihr geworden. Da die von Jesu hörte, kam sie im Volk, von hinten zu, und berührte Sein Gewand. Denn sie sagte: Wenn ich nur Sein Gewand anrühre, werde ich gesund. Und sogleich vertrocknete der Quell ihres Bluts , und sie fühlte es am Leibe, daß sie von der Plage genesen war. Und alsbald, da Jesus in Sich Selbst erkannte, daß eine Kraft von Ihm ausgegange» war, wandte Er Sich zu dem Volk, und spracht Wer hat Mein Gewand angerührt? Und Seine Jünger sprachen zu Ihm? Du siehest, daß Dich das Volk dränget, und sprichst: Wer hat Mich angerührt? Und Er schaute umher, die zu sehen, welche es gethan hatte. Das Weib aber fürchtete sich, und zitterte; sie wußte was an ihr geschehen war; und sie kam, fiel vor Ihm nieder, und sagte Ihm die ganze Wahrhelt. Er aber sprach zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen, gehe in Frieden, und sey gesund von deiner Plage. Da Er noch redete, kamen Einige vom Hause des Vorstehers der Synagoge, und sprachen: Deine Tochter ist gestorben, was beschwerst du ferner den Meister? Da Jesus das Wort hörte, das gesagt ward, sprach Er zum Vorsteher der Synagoge: Fürchte nicht, glaube nur! Und Er ließ nicht zu, daß Jemand Ihm folgte, als nur Petrus, Jakobus, und Johannes, der Bruder des Jakobus. Und sie kamen in das Haus des Vorstehers der Synagoge; und Er sah das Lärmen und die laut Weinenden und Heulenden. Und Er trat hinzu, und sprach zu ihnen: Was lärmet und weinet ihr? Das Mägdlein ist nicht gestorben, sondern schläft. Und sie verlachten Ihn. Er aber trieb sie alle hinaus; und nahm mit Sich den Vater und die Mutter des Mägdleins, und die bey Ihm waren; und ging hinein, wo das Mägdlein lag. Und Er nahm das Mägdlein bey der Hand, und sprach zu ihr: Talitha kumi! Das ist, verdolmetschet: Mägdlein (Ich sage dir) steh auf! Und alsbald stand das Mägdlein auf, und wandelte. Es war aber zwölf Jahr alt. Und sie erstaunten gewaltig. Er gebot ihnen dringend, daß Niemand es erfahren sollte. Und Er sagte, man solle ihr zu essen geben. Wie Seine Mitbürger über Ihn sprechen: Er weiset sie abUnd Er ging von dannen, und kam in Seine Vaterstadt; und Seine Jünger folgten Ihm. Und als es Sabbat war, hob Er an, und lehrete in der Synagoge; und Viele, die Ihn hörten, erstaunten über Seine Lehre, und sagten: Woher Diesem das alles? welche Weisheit, die Ihm gegeben ist! und welche Wunder, die durch Seine Hände gethan werden! Ist Dieser nicht der Zimmermann, der Sohn Mariens, der Bruder Jakobs, und Josephs, und Judas und Simons? Sind nicht auch Seine Schwestern hier bey uns? Und sie nahmen Aergerniß an Ihm. Und Jesus sprach zu ihnen: Ein Prophet wird nicht gering geachtet, außer in seiner Vaterstadt, und in seinem Hause, und in seiner Verwandtschaft. Und Er konnte allda kein Wunder thun, außer daß Er einigen wenigen Kranken die Hände auflegte, und sie gesund machte. Und Er wunderte Sich über ihren Unglauben. Und Er begab Sich ringsumher in alle Flecken, und lehrete. Er sendet die Zwölfe aus, die, Er belehret, und die Wunderwerke thunUnd Er rief die Zwölfe, und hub an sie, je zwey und zwey, auszusenden; und Er gab ihnen Macht über die unreinen Geister. Und Er gebot ihnen, nichts mit auf den Weg zu nehmen, es sey denn einen Stab; keinen Sack, kein Brod, noch Geld im Gürtel; sondern angethan mit Solen; und sie sollten nicht zwey Röcke haben zur Kleidung. Und Er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus eingehet, da bleibet, bis ihr von dannen gehet. Wo aber Jemand euch nicht aufnehmen, noch Gehör geben wird, so gehet von dannen, und schüttelt den Staub ab von euren Füßen, ihnen zum Zeugniß. Und sie gingen aus, und predigten: man solle Buße thun. Und sie trieben viele Teufel aus, und salbeten viele Kranke mit Oel, und machten sie gesund. Was Herodes und die Höflinge von Ihm urtheilen, und von Johannes. Wie Herodes diesen hatte enthaupten lassenAuch der König Herodes hörte davon (denn Sein Name war kund geworden), und sprach: Johannes der Täufer ist von den Todten auferstanden, darum sind wirksam die Wunderkräfte in ihm. Andere aber sprachen: Er ist Elias; Andere aber sprachen: Er ist ein Prophet, wie Einer der Propheten. Da Herodes das hörte, sprach er: Johannes, den ich habe enthaupten lassen, der ist von den Todten auferstanden. Denn er, Herodes, hatte gesandt, und Johannes greifen, und ihn ins Gefängniß legen lassen, um der Herodias willen, des Weibes seines Bruders Philippus; indem er sie zum Weibe genommen. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, deines Bruders Weib zu haben. Herodias aber stellte ihm nach, wollte ihn tödten; und konnte nicht. Denn Herodes scheute sich vor Johannes, weil er wußte, daß er ein gerechter und heiliger Mann war, und bewahrete ihn; und wie er von ihm gehöret hatte, that er vieles, und hörte ihn gern. Und es kam ein gelegener Tag, da Herodes an seinem Geburtstage ein Mahl gab seinen Gewaltigen, und den Feldobersten, und den Vornehmsten von Galiläa; und es trat herein die Tochter der Herodias und tanzete, und sie gefiel dem Herodes, und denen die mit zu Tische waren; und der König sprach zum Mägdlein: Bitte von mir was du willst, ich will es dir geben! Und er schwur ihr: Was du immer bitten wirst, ich will es dir geben, wär's auch die Hälfte meines Reichs! Sie ging hinaus zu ihrer Mutter, und sprach: was soll ich bitten? Diese aber sprach: das Haupt Johannes des Täufers. Und sie ging sogleich mit Eile hinein zum Könige, bat und sprach: Ich will, daß du mir gebest sogleich, auf einer Schüssel, das Haupt Johannes des Täufers. Und der König ward betrübt; doch um des Eides willen, und derer die mit zu Tische saßen, wollte er sie nicht abweisen. Und der König sandte einen Trabanten, und befahl, dessen Haupt auf einer Schüssel herzubringen. Und dieser enthauptete ihn im Gefängniß. Und er brachte dessen Haupt auf einer Schüssel, und gab es dem Mägdlein, und das Mägdlein gab es ihrer Mutter. Da das dessen Jünger hörten, kamen sie, nahmen seinen Leichnam, und legten ihn ins Grab. Die Apostel kommen zurück. Er entfernet Sich mit ihnen. Das Volk eilet Ihm nach. Er speiset mit fünf Broden und zwey Fischen fünftausend MannUnd die Apostel kamen wieder bey Jesus zusammen, und berichteten Ihm von allem, was sie gethan, und was sie gelehret hatten. Und Er sprach zu ihnen: Kommet für euch allein, an einen einsamen Ort, und ruhet ein wenig. Denn es waren derer Viele, die kamen und gingen; und sie hatten nicht Zeit zu essen. Und sie traten in ein Schiff, und fuhren nach einem einsamen Ort, für sich allein. Man sah sie abfahren, und Viele merkten es sich, und liefen daselbst hin zu Fuß aus allen Städten, und kamen ihnen zuvor. Und da Jesus ausstieg, sah Er vieles Volk; und es jammerte Ihn derselben; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und Er hob an, und lehrete sie Vieles. Und da es schon spät am Tage war, traten Seine Jünger zu Ihm, und sprachen: Dieser Ort ist öde, und die Tageszeit ist verstrichen. Entlasse sie, daß sie hingehen in die umliegenden Flecken und Landhöfe, und sich Speise kaufen, um zu essen. Und Er antwortete und sprach zu ihnen: Gebet ihr ihnen zu essen. Und sie sprachen zu Ihm: Sollen wir gehen, Brod kaufen für zweyhundert Denarien, und ihnen zu essen geben? Und Er sprach zu ihnen: Wie viel Brode habt ihr? Gehet hin und sehet. Und da sie nachgesehen hatten, sagten sie: Fünf, und zwey Fische. Und Er gebot ihnen, sie sollten machen, daß sich alle nach Genossenschaften lagerten auf dem grünen Grase. Und sie setzten sich reihenweise gegen einander über, zu Hunderten und zu fünfzig. Und Er nahm die fünf Brode, und die zwey Fische, sah auf gen Himmel, segnete, und brach die Brode, und gab sie Seinen Jüngern, um sie ihnen vorzulegen; und die zwey Fische vertheilte Er unter Alle. Und sie aßen Alle, und wurden gesättigt. Und sie hoben die Ueberbleibsel auf, zwölf Körbe voll Brocken, und auch von den Fischen. Es waren aber, die gegessen hatten, fünftausend Mann. Die Apostel fahren ab auf stürmischem Meere: Er bleibt allein auf dem Lande; Er wandelt auf dem Meere, und kommt zu ihnenUnd alsbald trieb Er Seine Jünger an, zu Schiffe zu gehen, und vor Ihm hinüber zu fahren gen Bethsaida, indeß Er das Volk entließe. Und da Er dasselbe entlassen hatte, ging Er auf einen Berg, zu beten. Und da es spät geworden, war das Schiff mitten auf dem See, und Er allein auf dem Lande. Und Er sah, daß sie Not hatten im Rudern; denn der Wind war ihnen entgegen. Und Er kam um die vierte Nachtwache zu ihnen, wandelnd auf dem See; und Er wollte neben ihnen vorüber gehen. Sie aber, da sie Ihn wandeln sahen auf dem See, meinten, es sey ein Gespenst, und schrieen laut auf; denn alle sahen Ihn, und erschraken. Und sogleich redete Er sie an, und sprach: Seyd getrost, Ich bin's, fürchtet euch nicht! Und Er trat zu ihnen in das Schiff, und der Wind legte sich. Und sehr, übermäßig, erstaunten sie bey sich. Denn sie waren nicht verständig geworden durch die Brode, weil ihr Herz geblendet war. Wie man im Lande Genesareth allerley Kranke zu Ihm bringet, und Er sie gesund macht, auch wo sie nur den Saum Seines Gewandes berührenUnd sie fuhren hinüber, kamen an die Landschaft Genesareth, und landeten. Und als sie aus dem Schiffe stiegen, kannten jene Ihn sogleich. Und sie liefen in die umliegende ganze Gegend, und hoben an, die Kranken auf Betten dahin zu bringen, wo sie hörten, daß Er sey. Und wo Er in Flecken, oder Städte, oder Dörfer einging, legten sie die Kranken auf die Straßen, und baten Ihn, daß sie nur den Saum Seines Gewandes anrühren möchten; und wie viel derer Ihn anrührten, wurden gesund. Pharisäische ScheinheiligkeitUnd es versammelten sich um Ihn Pharisäer und etliche Schriftgelehrten, die von Jerusalem gekommen waren; und da sie einige Seiner Jünger sahen mit gemeinen, das ist: mit ungewaschenen Händen, das Brod essen, rügten sie es. Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, ohne sich oft die Hände zu waschen, indem sie halten auf die Überlieferungen der Aeltesten. Und wenn sie vom Markte kommen, essen sie nicht, ohne sich zu waschen; und deßgleichen ist viel, was ihnen überliefert ist, zu beobachten: das Waschen der Becher, und der Krüge, und der ehernen Geschirre, und der Tischbänke. Da fragten Ihn die Pharisäer und Schriftgelehrten: Warum wandeln Deine Jünger nicht nach den Überlieferungen der Aeltesten, sondern essen das Brod mit gemeinen Händen? Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gar wohl hat Jesaias von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehret Mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von Mir. Vergeblich aber ist's, daß sie Mir dienen, weil sie Satzungen, Gebote der Menschcn, lehren. Gottes Gebot setzet ihr hintan, und beobachtet die Überlieferung der Menschen: das Waschen der Krüge und Becher, und viel andere Dinge solcher Art thut ihr. Auch sagte Er zu ihnen: Gar fein hebet ihr Gottes Gebot auf, damit ihr halten möget eure Überlieferung! Denn Moyses hat gesagt: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren; und: Wer dem Vater oder der Mutter flucht, der soll des Todes sterben. Ihr aber sagt: Wenn einer spricht zum Vater oder zur Mutter: Korban (das heißt: Tempelgabe) ist es, was meinerseits dir zu gute kommen möchte; und da laßt ihr ihn ferner für seinen Vater oder seine Mutter nichts mehr thun. Und so hebet ihr das Wort Gottes auf durch eure Ueberlieferung, die ihr überliefert habt; und desgleichen thut ihr vieles. Jesus lehret, woher das Böse kommeUnd Er rief wieder das Volk herbei, und sprach zu ihnen: Höret Alle Mir zu, und vernehmet es! Nichts außerhalb dem Menschen, was in ihn eingeht, kann ihn verunreinigen, sondern was vom Menschen ausgehet, das ist's, was den Menschen verunreinigt. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Und da Er vom Volke weg in's Haus gegangen war, fragten Ihn Seine Jünger um diese Gleichnißrede. Und Er sprach zu ihnen: Seyd auch ihr so ohne Verstand? Sehet ihr nicht ein, daß alles, was von außen her in den Menschen eingehet, ihn nicht verunreinigen kann? Denn es gehet nicht ein in sein Herz, sondern in den Bauch, und gehet aus durch den natürlichen Gang, der alles Unreine der Speisen abführt. Er sprach ferner: Was von dem Menschen ausgeht, das ist, was den Menschen verunreinigt. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, gehen hervor böse Gedanken, Ehebruch, Hurerey, Mord, Diebstahl, Habsucht, Bosheit, Trug, Unkeuschheit, böses Auge, Lästerung, Uebermuth, thörichter Sinn. All dieses Böse gehet von innen aus hervor, und verunreiniget den Menschen. Er erhört die Bitte eines phönicischen WeibesUnd Er stand auf, begab Sich von dannen an die Grenze von Tyrus und Sidon, ging in ein Haus, und wollte es Niemand wissen lassen; konnte aber nicht verborgen seyn. Denn ein Weib, deren Tochter einen unreinen Geist hatte, kam her sobald als sie von Ihm gehöret, und fiel Ihm zu Füßen. (Es war ein heidnisches Weib aus Syrophönice.) Und sie bat Ihn, daß Er deb Teufel von ihrer Tochter austriebe. Er sprach zu ihr: Laß erst die Kinder gesättigt werden; denn es ist nicht gut, daß man das Brod den Kindern nehme, und es den Hunden hinwerfe. Sie antwortete und sprach zu Ihm: Ja doch Herr! Es essen ja auch die Hündlein unterm Tische von den Brosamen der Kinder. Und Er sprach zu ihr: Um dieser Worte willen, gehe hin; der Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren. Und da sie nach Hause kam, fand sie das Mägdlein auf dem Bette liegen, und der Teufel war ausgefahren. Er macht sprechend einen TaubstummenUnd Er ging wieder weg von den Gränzen Tyrus, und kam durch Sidon an das galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehen Städte. Und sie brachten zu Ihm einen, der taub und stumm war, und baten Ihn, daß Er ihm die Hand auflegte. Und Er führte ihn vom Volke weg beyseite; und legte Seine Finger in dessen Ohren, und spützete, und rührte dessen Zunge an; und sah auf gen Himmel; seufzete, und sprach zu ihm: Ephpheta! das ist: werde geöffnet! Und alsbald öffneten sich seine Ohren, und das Band seiner Zunge ward gelöset, und er sprach ganz gut. Und Er verbot ihnen, es jemand zu sagen; je mehr Er aber verbot, desto mehr machten sie es kund. Und um so größer war das Erstaunen; und sie sprachen: Er hat Alles wohl gemacht! Die Tauben machte Er hören, und die Sprachlosen sprechen! Wunderbare Speisung der ViertausendenIn denselben Tagen, als wieder viel Volks da war, und sie nicht zu essen hatten, rief Jesus Seine Jünger zu Sich, und sprach zu ihnen: Mich erbarmet des Volkes; denn siehe, sie beharren schon drey Tage bey Mir, und haben nicht zu essen. Und wenn ich sie, ohne zu essen, nach Hause gehen lasse, so werden sie auf dem Wege erliegen; denn Einige ihrer sind weit hergekommen. Und Seine Jünger antworteten Ihm: Wie könnte jemand sie hier mit Brod sättigen, in der Wüste? Und Er fragte sie: Wie viel Brode habt ihr? Sie sprachen: Sieben. Und sie aßen, und wurden gesättigt. Und sie huben auf, was von den Brocken übrig geblieben, sieben Körbe. Und sie hatten einige wenige Fischlein; diese segnete Er auch, und gebot sie vorzulegen. Und sie aßen, und wurden gesättigt. Und sie huben auf, was von den Brocken übrig geblieben, sieben Körbe. Derer aber, die gegessen hatten, waren an viertausend. Und Er entließ sie. Und alsbald trat Er in ein Schiff mit Seinen Jüngern, und kam in die Gegend von Dalmanutha. Die Pharisäer verlangen ein Zeichen. Warnung gegen den Sauerteig der PharisäerUnd es kamen die Pharisäer, und fingen an Ihm Fragen zu thun; forderten von Ihm ein Zeichen vom Himmel, und versuchten Ihn. Und Er seufzete im Geist, und sprach: Wie, dieses Geschlecht fordert ein Zeichen! Wahrlich, Ich sage euch: Sollte diesem Geschlecht ein Zeichen gegeben werden? Und Er verließ sie, trat wieder in das Schiff, und fuhr hinüber. Und sie vergaßen Brod mitzunehmen, und hatten nicht mehr als Ein Brod bey sich im Schiffe. Und Er warnete sie und sprach: Sehet zu und hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer und dem Sauerteige des Herodes! Sie gedachten, und sprachen untereinander: Wir haben kein Brod! Da Jesus das vernahm, sprach Er zu ihnen: Was kümmert ihr euch, daß ihr kein Brod habet? Wisset ihr's noch nicht, oder seyd ohne Verstand? habt ihr noch ein verblendet Herz? Habet Augen und sehet nicht? Ohren und höret nicht? und erinnert ihr euch nicht? Als Ich die fünf Brode brach für die fünftaufend, wie viel Körbe Brocken hubet ihr da auf? Sie sprachen zu Ihm: Zwölf. Als Ich, auch die sieben Brode brach für die viertausend, wie viel Körbe voll Brocken hubet ihr da auf? Sie sprachen zu Ihm: Sieben. Und Er sprach zu ihnen: Wie? seyd ihr denn noch ohne Verstand? Jesus macht sehend einen BlindenUnd sie kamen nach Bethsaida. Da brachte man zu Ihm einen Blinden, und bat Ihn, daß Er ihn anrührete. Und Er nahm den Blinden bey der Hand, und führete ihn hinaus vor den Flecken, und spützete auf dessen Augen, legte Seine Hände auf ihn, und fragte ihn: ob er etwas sähe? Und er blickte auf, und sprach: Ich sehe die Menschen, wie Bäume, wandeln. Darauf legte Er abermal die Hände auf dessen Augen, und derselbe fing an, sehend zu werden. Und er ward wieder hergestellt, so daß er deutlich alles sah. Und Er sandte ihn nach Hause, und sprach: Geh in dein Haus; und wenn du in den Flecken eingehest, sage es Niemand. Des Petrus Bekenntniß von Jesu. Jesus verkündigt Sein Leiden und Seine Auferstehung. Er spricht von der Notwendigkeit, Ihm nachzufolgenUnd es begab Sich Jesus und Seine Jünger in die Flecken bey der Stadt Cäsarea des Philippus. Und auf dem Wege fragte Er Seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer, sagen die Leute, daß Ich sey? Sie antworteten Ihm und sprachen: Sie sagen: Du seyst Johannes der Täufer; Andere: Du seyst Elias; Andere aber: Du seyst, wie einer der Propheten. Da sprach Er zu ihnen: Wer saget aber ihr, daß Ich sey? Petrus antwortete und sprach zu Ihm: Du bist Christus. Und Er gebot ihnen strenge, sie sollten es Niemand von Ihm sagen. Und Er fing an, sie zu lehren: des Menschen Sohn müsse Vieles leiden, und verworfen werden von den Aeltesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten, und getödtet werden, und drey Tage darnach auferstehen. Und Er sagte das offen aus. Da nahm Petrus Ihn beyseite, und hub an es Ihm zu verweisen. Er aber wandte Sich ab, sah Seine Jünger an, verwies es dem Petrus, und sprach: Hinweg von Mir, Satan! denn du gedenkest nicht was Gottes, sondern was der Menschen ist. Und Er rief das Volk herbey sammt den Jüngern, und sprach zu ihnen: Will jemand Mir nachkommen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich, und folge Mir. Denn wer sein leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verlieret Meinet- und des Evangeliums willen, der wird es erhalten. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele löse? Wer sich Mein und Meiner Worte schämet vor diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlechte, dessen wird Sich der Sohn des Menschen auch schämen, wenn Er kommt in der Herrlichkeit Seines Vaters, mit den heiligen Engeln. Verklärung JesuUnd Er sprach zu ihnen: Wahrlich, Ich sage euch: es stehen Etliche hier, die den Tod nicht kosten werden, bis sie sehen das Reich Gottes kommen in der Kraft. Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit Sich den Petrus und Jakobus und Johannes, und führete sie auf einen hohen Berg, absonderlich allein. Und Er ward vor ihnen verklärt. Und Sein Gewand wurde glänzend, und überaus weiß, wie Schnee, so weiß kein Walker auf Erden es machen kann. Und es erschien ihnen Elias nebst Moyses, die redeten mit Jesu. Und Petrus hub an und sprach: Meister, hier ist gut seyn für uns! Laß uns drey Hütten machen, Dir eine, Moyses eine, und Elias eine! Er wußte nicht, was er sagte; denn sie waren sehr erschrocken. Und es kam eine Wolke, die sie überschattete, und aus der Wolke kam eine Stimme, die sprach: Dieser ist Mein geliebtester Sohn, Den höret! Und alsbald schauten sie um, und sahen Niemand mehr bey sich, als Jesus allein. Und da sie vom Berge herabgingen, gebot Er ihnen, daß sie Niemand sagen sollten, was sie gesehen hatten, als nur da der Sohn des Menschen auferstanden wäre von den Todten. Und sie behielten das Wort bey sich; und sie forscheten, was das sey: Da Er auf, erstanden wäre von den Todten? Und sie fragten Ihn und sprachen: Was sagen denn die Pharisäer und Schriftgelehrten: daß Elias müsse zuvor kommen? Er antwortete und sprach zu ihnen: Elias kommt zum voraus, und wird Alles wieder herstellen; und wie geschrieben steht von dem Sohn des Menschen, daß Er viel leiden soll und verschmähet werden. Doch Ich sage euch: Elias ist auch gekommen, und sie haben an ihm gethan, was sie wollten, so wie es geschrieben steht von Ihm. Rettung eines BesessenenUnd als Er zu Seinen Jüngern kam, sah Er viel Volks um sie, und Schriftgelehrte, die mit ihnen in Wortwechsel waren. Und all das Volk, sobald es Jesum sah, staunte, und entsetzte sich; lief auf Ihn zu, und begrüßte Ihn. Und Er fragte sie: Was habt ihr unter einander für Wortwechsel? Und Einer aus dem Volke antwortete und sprach: Meister! ich habe meinen Sohn zu Dir gebracht, der hat einen stummen Geist. Wo ihn derselbe greift, so schmettert er ihn nieder; und er schäumet, und knirscht mit den Zähnen; und er verdorret. Und ich habe Deine Jünger gebeten, daß sie ihn austrieben, und sie konnten's nicht. Er antwortete und sprach zu ihnen: O ungläubiges Geschlecht! wie lange soll Ich bey euch seyn! wie lange soll Ich euch ertragen! Bringet ihn zu Mir. Und sie brachten ihn. Und als der Ihn sah, da riß ihn der Geist alsbald, so daß er auf die Erde fiel, und sich wälzte und schäumte. Und Er fragte dessen Vater: Wie lange ist's, daß ihm dieses widerfahren? Er sprach: Von Kindheit an, und oft hat er ihn in Feuer und in Wasser geworfen, daß er ihn umbrächte. Doch wenn Du kannst, hilf uns, erbarme Dich unser! Jesus sprach zu ihm: Wenn du glauben kannst! dem der glaubet, ist alles möglich. Alsbald rief des Kindes Vater mit Thränen und sprach: Ich glaube, Herr! hilf meinem Unglauben! Da nun Jesus sah das Volk das herbeylief, bedräuete Er den unreinen Geist, und sprach zu ihm: Du tauber und stummer Geist! Ich gebiete dir, fahre von ihm aus, und fahre nicht wieder in ihn ein! Da schrie er, und riß ihn gewaltig, und fuhr aus von ihm. Und er war wie todt, so daß Viele sagten: er ist gestorben. Jesus aber nahm ihn bey der Hand, hob ihn; und er stand auf. Und da Er heim gegangen, fragten Ihn Seine Jünger absonderlich: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Und Er sprach zu ihnen: Diese Art kann nicht ausfahren, als durch Gebet und Fasten. Jesus verkündigt Sein Leiden. Rangstreit der Jünger. Jesus belehret sie. Er warnet gegen AergernisseUnd sie zogen von dannen, und wandelten durch Galiläa; und Er wollte nicht, daß es jemand wüßte. Er lehrte aber Seine Jünger und sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen wird überantwortet werden in die Hände der Menschen; und sie werden Ihn tödten; und Er, Der getödtet worden, wird am dritten Tage auferstehen. Sie aber verstanden das Wort nicht, und fürchteten sich Ihn zu fragen. Und sie kamen gen Kapharnaum. Als sie daheim waren, fragte Er sie: Worüber sprachet ihr mit einander auf dem Wege? Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Wege mit einander gesprochen: wer der Größeste unter ihnen wäre? Und Er setzte Sich, rief die Zwölfe, und sprach zu ihnen: Wenn jemand will der Erste seyn, der sey der letzte von Allen, und Aller Diener. Und Er nahm ein Kind, stellte es in ihre Mitte, herzete es, und sprach zu ihnen: Wer ein solches Kind aufnimmt in Meinem Namen, der nimmt Mich auf; und wer Mich aufnimmt, der nimmt nicht Mich auf, sondern Den, Der Mich gesandt hat. Da redete Johannes Ihn an und sprach: Meister, wir sahen Einen, der uns nicht nachfolget; der trieb Teufel aus in Deinem Namen; und wir wehreten ihm. Jesus aber sprach: Wehret ihm nicht! Denn keiner, der ein Wunder thut in Meinem Namen, wird so bald Uebels von Mir sprechen können. Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch. Wer denn einen Becher Wasser euch zu trinken gibt in Meinem Namen, weil ihr Christo angehört; wahrlich, Ich sage euch, er wird seines Lohns nicht verlustig seyn. Und wer Aergerniß gibt Einem der Kleinen, die an Mich glauben, dem wäre besser, wenn ein Mühlstein an seinen Hals gehängt, und er in's Meer geworfen würde. Aergert dich deine Hand, haue sie ab! Es ist dir besser, daß du ein Krüppel zum Leben eingehest, als daß du, zwey Hände habend, in die Hölle fahrst, in das unauslöschliche Feuer; wo ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt; Aergert dich dein Fuß, haue ihn ab! Es ist dir besser, daß du lahm zum ewigen ieben eingehest, als daß du, zwey Füße habend, in die Hölle geworfen werdest, in das unauslöschliche Feuer; wo ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt! Aergert dich dein Auge, reiß es aus! Es ist dir besser, daß du einäugig in das Reich Gottes eingehest, als daß du, zwey Augen habend, in das höllische Feuer geworfen werdest; wo ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt! Denn Jeder muß in Feuer gesalzen werden; und jedes Opfer muß mit Salz gesalzen werden. Das Salz ist ein gutes Ding. Wenn aber das Salz schal wird, wodurch soll man es würzen? Habet Salz in euch; und seyd friedsam unter einander! Unzertrennlichkeit der EheUnd Er zog von dannen, und kam an die Grenze von Judäa, jenseit des Jordans; und es kam wieder das Volk zu Ihm, und wie Er pflegte, lehrte Er sie wieder. Und die Pharisäer traten herzu, und fragten Ihn: Ob es dem Manne erlaubt sey, sein Weib zu entlassen? Sie versuchten Ihn. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Was hat Moyses euch geboten? Sie sprachen: Moyses hat gestattet, einen Scheidebrief zu geben, und zu entlassen. Jesus antwortete ihnen und sprach: Um eurer Herzenshärtigkeit wegen hat er euch dieses Gebot geschrieben. Von Anbeginn der Schöpfung aber schuf Gott sie, Einen Mann und Ein Weib. Darum wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen, und seinem Weibe anhangen, und die Zwey werden Ein Fleisch seyn. Sie sind also nicht mehr Zwey, sondern Ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefüget hat, das soll der Mensch nicht trennen! Und zu Hause fragten Ihn abermal Seine Jünger um dasselbige. Und Er sprach zu ihnen: Wer sein Weib entläßt, und eine andere heirathet, der bricht die Ehe an ihr; und wenn ein Weib ihren Mann entläßt, und einen anderen heirathet, so bricht sie die Ehe. Jesus segnet die KinderUnd sie brachten Kindlein zu Ihm, damit Er sie anrühren möchte; die Jünger aber fuhren die an, welche sie herbrachten. Da Jesus das sah, nahm Er es übel, und sprach zu ihnen: lasset die Kindlein zu Mir kommen, und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. Wahrlich, Ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt, wie ein Kindlein, der wird in dasselbe nicht eingehen! Und Er herzete sie, legte die Hand auf sie, und segnete sie. Reichthum ist gefährlich, dessen Entsagung verdienstlichUnd da Er hinausgegangen war auf den Weg, lief Einer herbey, kniete vor Ihm hin, und fragte Ihn: Guter Meister, was soll ich thun, daß ich das ewige Leben erlange? Jesus sprach zu ihm: Was nennest du Mich gut? Niemand ist gut, als allein Gott. Du kennst die Gebote: Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht tödten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugniß reden; du sollst nicht betrügen; ehre deinen Vater und deine Mutter. Er aber antwortete und sprach zu Ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von Jugend an. Jesus sah ihn an, liebte ihn, und sprach zu ihm: Eins fehlt dir; gehe hin, verkaufe was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge Mir nach. Er ward über dieses Wort niedergeschlagen, und ging betrübt von dannen; denn er hatte viele Güter. Und Jesus sah umher, und sprach zu Seinen Jüngern: Wie schwerlich werden die in das Reich Gottes eingehen, welche viel Geld haben! Die Jünger aber erschraken über Seine Worte. Jesus aber antwortete und sprach abermal zu ihnen: Kinder, wie schwer ist es, daß die, welche ihr Vertrauen auf Reichthum setzen, in das Reich Gottes eingehen! leichter ist es, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher in das Reich Gottes eingehe. Sie aber wurden sehr bestürzt, und sprachen unter einander: Wer kann denn selig werden? Jesus sah sie an, und sprach: Bey den Menschen ist es unmöglich, aber nicht bey Gott; denn bey Gott sind alle Dinge möglich. Und Petrus hob an und sprach zu Ihm: Siehe, wir haben alles verlassen, und sind Dir nachgefolget! Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, Ich sage euch: ein jeder, welcher verläßt Haus, oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, oder Kinder, oder Aecker, um Meinetwillen, und um des Evangeliums willen, der wird hundertfältig empfangen, jetzt in dieser Zeit, Häuser und Brüder, und Schwestern, und Mütter, und Kinder und Aecker, mit Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. Viele aber werden die Letzten seyn, welche die Ersten sind, und die Ersten seyn, welche die Letzten sind. Weissagung Jesu von Seinem Tode und Seiner AuferstehungSie waren auf dem Wege, hinaufzugehen gen Jerusalem; und Jesus ging ihnen voran, und sie waren bestürzt, und folgten bange nach. Und Er nahm abermal die Zwölfe zu Sich, und hub an ihnen zu sagen, was Ihm widerfahren würde. Siehe, wir gehen hinauf gen Jerusalem; und des Menschen Sohn wird überantwortet werden den Hohepriestern, und Schriftgelehrten, und Aeltesten; und die werden Ihn verdammen zum Tode, und Ihn überliefern den Heiden; und sie werden Ihn höhnen, und Ihn anspeyen, und Ihn geißeln, und Ihn tödten; und am dritten Tage wird Er auferstehen. Bitte der Söhne des Zebedäus. Jesus lehret DemuthUnd es traten zu Ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wünschen, daß Du uns thust, worum wir bitten. Er sprach zu ihnen: Was wünschet ihr, daß Ich euch thue? Und sie sprachen: Verleih uns, daß wir sitzen, einer zu Deiner Rechten, und der andere zu Deiner Linken, in Deiner Herrlichkeit. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisset nicht, worum ihr bittet, könnet ihr den Kelch trinken, den Ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der Ich getaufet werde? Sie sprachen zu Ihm: Wir können's. Jesus aber sprach zu ihnen: Zwar werdet ihr den Kelch trinken, den Ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der Ich getauft werde: Das Sitzen aber zu Meiner Rechten, oder zu Meiner Linken, stehet nicht bey Mir euch zu verleihen, sondern denen es bereitet ist. Und da das die Zehen hörten, fingen sie an, unwillig zu werden über Jakobus und Johannes. Jesus aber rief sie herbei, und sprach zu ihnen: Ihr wisset, daß die, welche als Fürsten der Völker in Ansehen stehen, sie überherrschen, und die Machthabenden sind gebieterisch über sie. So aber nicht bey euch; sondern wer will groß seyn, der sey euer Diener; und wer da will der Erste unter euch seyn, der sey Aller Knecht. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß Er Sich dienen lasse, sondern daß Er diene, und gebe Sein Leben zur Erlösung für Viele. Er macht einen Blinden sehendUnd sie kamen nach Jericho; und da Er mit Seinen Jüngern und vielem Volke von Jericho auszog, saß des Timäus Sohn, Bartimäus der Blinde, am Wege, und bat um Almosen. Da er hörte, daß Jesus von Nazaret da sey, fing er an zu rufen und sprach: Jesus, Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner! Und es bedräueten ihn Viele, daß er schweigen sollte; er aber schrie viel mehr: Sohn Davids, erbarme Dich meiner! Und Jesus stand still, und ließ ihn rufen. Und sie riefen den Blinden, und sprachen zu ihm: Sey gutes Muthes, steh auf, Er rufet dich! Er warf sein Gewand ab, sprang auf, und kam zu Ihm. Jesus sprach zu ihm und sagte: Was willst du, daß Ich dir thue? Der Blinde sprach zu Ihm: Rabboni! daß ich sehend werde! Jesus sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen! Und alsbald ward er sehend, und folgte Ihm auf dem Wege nach. Jesus ziehet ein in JerusalemUnd als sie nahe gen Jerusalem und Bethanien an den Oelberg gekommen waren, sendete Er zwey Seiner Jünger, und sprach zu ihnen: Gehet in den Flecken, der vor euch liegt; und so bald ihr hineinkommet, werdet ihr ein Füllen finden angebunden, auf welchem noch kein Mensch gesessen hat; löset es, und führet es her. Und wenn euch Jemand sagt: Was thut ihr? so sprechet: Der Herr bedarf seiner; und alsbald wird er es hierher kommen lassen. Sie gingen hin, und fanden ein Füllen gebunden an eine Thüre, draußen bey einem Scheidewege; und sie löseten es. Und Etliche, die dort standen, sprachen zu ihnen: Was thut ihr, daß ihr das Füllen los machet? Und sie sagten ihnen, wie Jesus ihnen geboten hatte; und jene ließen es ihnen. Und sie führeten das Füllen zu Jesu, und legten ihre Kleider über dasselbe, und Er setzte Sich darauf. Und Viele breiteten ihre Gewande auf den Weg, Andere hieben Zweige von den Bäumen, und streueten sie auf den Weg. Und die voran gingen, und die folgeten, riefen und sprachen: Hosanna! gepriesen Der da kommt im Namen des Herrn! Gesegnet das Reich, das da kommt, unsers Vaters David! Hosanna in der Höhe! Er verflucht einen Feigenbaum; treibt die Verkäufer aus dem TempelUnd Er ging zu Jerusalem hinein in den Tempel; und nachdem Er alles angesehen hatte, ging Er, da es schon spät war, hinaus gen Bethanien mit den Zwölfen. Und des anderen Tages, da sie von Bethanien zurück gingen, hungerte Ihn. Und da Er von fern einen Feigenbaum sah, der Blätter hatte, ging Er hin, ob Er wo etwas auf ihm fände. Und da Er kam zu demselben, fand Er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit der Feigen. Und Er sagte und sprach zu diesem: Es esse Niemand Frucht von dir in Ewigkeit! Und Seine Jünger hörten das. Und sie kamen nach Jerusalem. Und Er ging in den Tempel, und hob an, die Käufer und Verkäufer, die im Tempel waren, hinauszutreiben; und Er stieß die Tische der Wechsler um, und die Stühle der Taubenkrämer. Und Er ließ nicht zu, daß jemand ein Geräth durch den Tempel trug. Und Er lehrete, und sprach zu ihnen: Stehet nicht geschrieben? Mein Haus soll ein Bethhaus heißen allen Völkern; ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht. Da das die Hohepriester und Schriftgelehrten hörten, dachten sie darauf, wie sie Ihn umbringen möchten. Denn sie fürchteten Ihn, weil alles Volk erstaunte über Seine Lehre. Vom Verdorren des FeigenbaumsUnd da es Abend geworden, ging Er zur Stadt hinaus. Und als sie des anderen Morgens vorübergingen, sahen sie den Feigenbaum verdorret, von den Wurzeln an. Und Petrus erinnerte sich, und sprach zu Ihm: Meister, siehe, der Feigenbaum, den Du verflucht hast, ist verdorret! Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habet Glauben zu Gott! Wahrlich, Ich sage euch, wer zu diesem Berge spräche: werd' erhoben und geworfen ins Meer! und nicht zweifelte in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er spräche; so wird es ihm geschehen. Darum sage Ich euch: Alles worum ihr im Gebete bittet, glaubet daß ihr's erhalten werdet; und es wird euch werden. Und wenn ihr stehet zu beten, so vergebet, wenn ihr etwas wider Jemand habet; auf daß auch euer Vater in den Himmeln euch vergebe eure Sünden. Wenn ihr aber nicht vergebet, so wird auch euer Vater in den Himmeln euch nicht eure Sünden vergeben. Jesus bringt die Schriftgelehrten zum SchweigenUnd sie kamen abermal nach Jerusalem. Und als Er im Tempel wandelte, traten zu Ihm die Hohepriester und die Schriftgelehrten und die Aeltesten; und sprachen zu Ihm: Aus welcher Macht thust Du das? und wer hat Dir solche Macht gegeben, daß Du das thuest? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will auch euch ein Wort fragen; antwortet Mir, und Ich will euch sagen: aus welcher Macht Ich solches thue. Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel? oder von Menschen? Antwortet Mir! Sie aber dachten bey sich und sprachen: Sagen wir: vom Himmel; so wird Er sagen: warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt? Sagen wir: von Menschen; so fürchten wir das Volk. Denn Alle hielten dafür, daß Johannes wahrhaft ein Prophet sey. Und sie antworteten und sprachen zu Jesu: Wir wissen's nicht. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So sage Ich euch auch nicht: aus welcher Macht Ich dieses thue. Gleichniß von den WeingärtnernUnd Er hob an, zu ihnen in Gleichnissen zu reden. Ein Mensch pflanzete einen Weinberg, und umgab ihn mit einem Zaun, und grub eine Kelter, und bauete einen Thurm, und verdung ihn an Winzer, und verreisete. Und er sandte zu seiner Zeit einen Knecht zu den Winzern, damit er bey den Winzern empfinge von der Frucht des Weinbergs. Diese griffen ihn, und schlugen ihn, und schickten ihn leer zurück. Und abermal sandte er einen anderen Knecht zu ihnen; und den verwundeten sie am Kopfe, und thaten ihm Schmach an. Und abermal sandte er einen Anderen, den brachten sie um; und viele Andere, deren sie einige schlugen, andere umbrachten. Da hatte er nun noch Einen Sohn, der ihm sehr lieb war; den sandte er zuletzt zu ihnen: und sprach: Sie werden Scheu haben vor meinem Sohn! Die Winzer aber sprachen unter einander: Dieser ist der Erbe! Kommt! laßt uns ihn tödten, und das Erbgut wird unser seyn. Und sie griffen ihn, und brachten ihn um, und warfen ihn aus dem Weinberg hinaus. Was wird nun der Herr des Weinberges thun? Er wird kommen, und die Winzer tödtcn, und den Weinberg Anderen geben. Habt ihr nicht in der Schrift dieß gelesen?: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen. Sie suchten, Ihn zu greifen, und sie fürchteten das Volk: denn sie nahmen wahr, daß Er auf sie dieses Gleichniß geredet hatte. Und sie verließen Ihn, und gingen von dannen. Soll man dem Kaiser Steuer geben?Und sie sandten zu Ihm Etliche der Pharisäer und der Herodianer, daß sie Ihn im Reden fangen möchten. Sie kamen und sprachen zu Ihm: Meister, wir wissen, daß Du wahrhaft bist, und kümmerst Dich um Niemand; denn Du achtest nicht auf das Ansehen der Person, sondern lehrest den Weg Gottes nach der Wahrheit. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben? oder sollen wir sie nicht geben? Er aber kannte ihre Schalkhaftigkeit und sprach zu ihnen: Was versucht ihr Mich? Bringet Mir einen Groschen, daß Ich ihn sehe. Sie brachten Ihm einen. Und Er sprach zu ihnen: Weß ist dieses Bild und die Überschrift? Sie sprachen zu Ihm: Des Kaisers. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So gebet denn dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Und sie verwunderten sich darüber. Und es kamen zu Ihm Sadducäer, die da sagen, es sey keine Auferstehung. Sie fragten Ihn und sprachen: Meister, Moyses hat uns geboten: Wenn jemandes Bruder stirbt, und hinterläßt ein Weib, und läßt keine Kinder nach; so soll sein Bruder dessen Weib heirathcn, und seinem Bruder Nachkommenschaft erwecken. Nun sind sieben Brüder gewesen; der erste nahm ein Weib, und starb, und hinterließ keine Nachkommenschaft. Und es heirathete sie der zweyte, und starb, und auch dieser hinterließ keine Nachkommenschaft. Desgleichen auch der dritte. Und es heiratheten sie deßgleichen die sieben, und hinterließen keine Nachkommenschaft. Zuletzt nach Allen starb auch das Weib. Bey der Auferstehung nun, wann sie auferstehen, wessen Weib unter ihnen wird sie seyn? Denn es haben die sieben sie zum Weibe gehabt. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seyd ihr nicht in Irrthum, darum weil ihr weder die Schrift kennet, noch die Kraft Gottes? Denn die von den Todten auferstanden sind, werden weder zur Ehe nehmen, noch genommen werden; sondern sie sind, wie die Engel im Himmel. Daß aber die Todten auferstehen, habt ihr davon nicht gelesen im Buche Moyses, wie Gott zu ihm redete bey dem Busche, und sprach: Ich bin der Gott Abrahams, und der Gott Isaaks, und der Gott Jakobs? Gott ist nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebenden. Ihr irret also sehr. Werden die Toten auferstehen? Welches ist das größte Gebot?Und es trat hinzu einer der Schriftgelehrten, der zugehört hatte, da jene Ihn befragten; und wie er sah, daß Er ihnen wohl geantwortet hatte, fragte er Ihn: welches das erste Gebot von allen sey? Jesus antwortete ihm: Das erste Gebot von allen ist: Höre Israel! der Herr, dein Gott, ist ein Einiger Gott. Und du sollst lieben den Herrn deinen Gott, von deinem ganzen Herzen, von deiner ganzen Seele, und von deinem ganzen Gemüthe, und aus deiner ganzen Kraft. Dieses ist das erste Gebot. Das andere ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst. Es ist kein größeres Gebot, als diese. Und der Schriftgelehrte sprach zu Ihm: Wohl, Meister! Du hast nach der Wahrheit geredet, daß nur Ein Gott ist, und kein anderer außer Ihm. Und Ihn lieben von ganzem Herzen, mit ganzem Verstande, von ganzer Seele, und aus ganzer Kraft, und lieben den Nächsten, wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Opfergaben. Als Jesus sah, daß er verständig geantwortet hatte, sprach Er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reiche Gottes. Und Niemand unterstand sich ferner, Ihm Fragen vorzulegen. Jesus ist mehr als Davids SohnUnd Jesus fuhr fort, im Tempel zu lehren, und Er sprach: Wie sagen die Schriftgelehrten: Christus sey Davids Sohn? David selbst sagt ja im Heiligen Geist: Setze Dich zu Meiner Rechten, bis Ich lege Deine Feinde, als einen Schemel zu Deinen Füßen. David also selbst heißet Ihn: Herr; wie ist Er denn sein Sohn? — Und das Volk in großer Menge hörte Ihn gern. Von der Hoffart der Schriftgelehrten. Von dem Scherflein der armen WittweUnd Er sprach zu ihnen in Seiner Belehrung: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die da wollen in langen Gewänden einhergehen, und auf dem Markte gegrüßet seyn, und auf den ersten Stühlen sitzen in den Synagogen, und die ersten Plätze bey den Gastmahlen einnehmen; die der Wittwen Häuser verschlingen unter dem Vorwande langer Gebete. Ueber sie wird ein schwereres Urtheil ergehen. Und Jesus setzte sich der Opferlade gegenüber, und sah, wie das Volk Geld einwarf in die Opferlade; und viele Reiche warfen viel ein. Es kam auch eine arme Wittwe, die legte zwey Scherflein ein, (die machen eines Heller.) Und Er rief Seine Junger herbey, und sprach zu ihnen: Wahrlich, Ich sage euch: Diese arme Wittwe hat mehr eingelegt, als jene alle, welche in die Opferlade einlegten. Denn sie legten alle ein von ihrem Ueberfluß; diese aber hat von ihrer Armuth, alles was sie hatte, ihre ganze Habe eingelegt. Weissagung vom Gerichte über Judäa, und vom Gerichte über alle Völker der ErdeUnd da Er aus dem Tempel ging, sprach einer aus Seinen Jüngern zu Ihm: Meister, siehe, welche Steine! und welcher Bau! Jesus antwortete und sprach zu ihm: Siehest du diese großen Gebäude! Nicht Ein Stein wird auf dem Steine gelassen, abgerissen wird er werden! Und als Er auf dem Oelberge saß, dem Tempel gegenüber; fragten Ihn insbesondere Petrus und Jakobus, Johannes und Andreas: Sage uns, wann wird das geschehen? und welches wird das Zeichen seyn, wann das alles anfängt vollendet zu werden? Jesus antwortete und hub an ihnen zu sagen: Sehet zu, daß euch Niemand verführe! Denn Viele werden kommen in Meinem Namen, und sagen: Ich bin's, und werden Viele verführen. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und von Gerüchten der Kriege, ängstigt euch nicht, denn es muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn cs wird sich Volk wider Volk erheben, und Königreich wider Königreich; und es werden seyn hie und da Erdbeben und Hunger. Des Jammers Anfang ist das. Sehet ihr aber euch vor! Denn sie werden euch führen in Rathsversammlungen, und ihr werdet in den Synagogen gegeißelt werden, und vor Landpfleger und Könige gestellet werden, um Meinetwillen, ihnen zum Zeugniß. Und unter allen Völkern muß erst das Evangelium gepredigt werden. Und wenn sie euch führen und überantworten, so sinnet nicht zuvor darauf, was ihr reden sollet; sondern was euch in derselbigen Stunde wird eingegeben werden, das redet: denn ihr seyd es nicht, die da reden, sondern der heilige Geist. Es wird aber der Bruder den Bruder zum Tode überantworten, und der Vater den Sohn; und Kinder werden wider Eltern aufstehen, und sie zum Tode führen. Und ihr werdet gehasset seyn von Jedermann, um Meines Namens willen. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig werden. Wenn ihr aber sehet den Gräuel der Verwüstung, der da stehe, wo er nicht soll — wer es lieset, der merke darauf — mögen alsdann die, welche in Judäa sind, fliehen auf die Berge; und wer auf dem Dache ist, der steige nicht herab ins Haus, und gehe nicht hinein, etwas zu holen aus seinem Hause: und wer auf dem Felde ist, der komme nicht zurück, sein Kleid zu holen. Weh' aber den Schwangern und den Säugenden in jenen Tagen! Bittet aber, daß es nicht geschehe im Winter. Denn es wird in jenen Tagen Drangsal seyn, dergleichen nicht gewesen ist vom Anbeginn der Schöpfung die Gott erschaffen, bis jetzt, und dergleichen nicht seyn wird. Und wenn der Herr diese Tage nicht verkürzet hätte, so würde kein Mensch gerettet; aber der Auserwählten wegen, die Er auserwählt hat, hat Er diese Tage verkürzet. Und wenn dann Jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus! siehe, dort ist er! glaubet es nicht. Denn es werden falsche Christus und falsche Propheten aufstehen, und werden Zeichen und Wunder thun, so daß sie verführen würden, wenn's möglich wäre, auch die Auserwählten. Ihr denn sehet euch vor! Siehe, Ich habe euch Alles vorher gesagt. In jenen Tagen aber, nach diesem Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond seinen Schein nicht geben; und die Sterne des Himmels werden fallen, und die Kräfte der Himmel werden wanken. Und alsdann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in den Wolken, mit großer Macht und Herrlichkeit. Und dann wird Er Seine Engel senden, und wird Seine Auserwählten versammeln, von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. An dem Feigenbaum lernet ein Gleichniß: wenn sein Zweig schon saftig wird, und Blätter sprossen, so wisset ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr sehet, daß dieses geschieht; so wisset, daß es nahe ist vor der Thüre. Wahrlich, Ich sage euch, dieses Geschlecht wird nicht Vorübergehn, bis daß dieß alles geschehe. Himmel und Erde werden vorübergehn, Meine Worte aber werden nicht vorübergehen. Von jenem Tage aber, oder von jener Stunde weiß Niemand, auch nicht die Engel im Himmel, auch der Sohn nicht, sondern nur der Vater. Sehet zu, wachet und betet! denn ihr wisset nicht, wann die Zeit ist. Wie wenn ein Mensch, der in die Fremde reisete, und sein Haus verließ, und seinen Knechten Macht gab über ein jedes Werk, und dem Thürhüter befahl, daß er wachsam seyn sollte. So wachet auch ihr, (denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt: Abends? oder um Mitternacht? oder um den Hahnenschrey? oder Morgens? auf daß Er nicht, da Er plötzlich kommt, euch schlafend finde. Was Ich aber euch sage, das sage Ich Allen: Seyd wachsam! Was vor dem Leiden Jesu hergingEs war aber nach zweyen Tagen Ostern, das Fest der ungesäuerten Brode. Und es suchten die Hohepriester und die Schriftgelehrten, wie sie Ihn mit List greifen und tödten möchten. Sie sprachen aber: Nicht am Festtage, damit nicht etwa Aufruhr unter dem Volke entstehe. Und als Er zu Bethania im Hause Simons des Aussätzigen war, und zu Tische saß; kam ein Weib, die hatte ein alabasternes Gefäß mit kostbarem Salböl aus Nardenähren; sie brach das Gefäß auf, und goß es aus über Sein Haupt. Es waren aber Etliche, die wurden bey sich unwillig, und sprachen: Wozu ist solche Verschwendung des Salböls geschehen? Denn dieses Salböl hätte um mehr als dreyhundert Denarien verkauft, und den Armen gegeben werden können. Und sie zürneten ihr. Jesus aber sprach: lasset sie! warum kränket ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an Mir gethan. Ihr habt ja allezeit Arme bey euch, und wo ihr wollet, könnet ihr ihnen Gutes thun; Mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat gethan, was sie konnte; sie ist bevorgekommen, Meinen Leib zu salben zum Begräbniß. Wahrlich, Ich sage euch: überall, in der ganzen Welt, wo dieses Evangelium wird verkündiget, da wird auch gesagt werden, ihr zum Andenken, was sie gethan hat. Judas Iskariot, der Zwölfe einer, ging zu den Hohepriestern, daß er Ihn an sie verriethe. Sie freuten sich, da sie es hörten, und versprachen ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er Ihn zu gelegner Zeit verrathen möchte. Und am ersten Tage der ungesäuerten Brode, da man das Osterlamm schlachtete, sprachen die Jünger zu Ihm: Wo willst Du, daß wir hingehen, und Dir das Osterlamm zu essen bereiten? Und Er sandte zwey Seiner Jünger, und sprach zu ihnen: Gehet in die Stadt, und es wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt; diesem folget. Und wohin er eingehet, da sprechet zu dem Herrn des Hauses: Der Meister sagt: wo ist Mein Speisesaal, allwo Ich das Osterlamm esse mit Meinen Jüngern? Und er wird euch einen großen Saal im Hause zeigen, der mit Teppichen versehen ist; daselbst bereitet es für uns. Die Jünger gingen hin, und kamen in die Stadt, und fanden, wie Er ihnen gesagt hatte; und sie bereiteten das Ostermahl. Da es nun Abend war, kam Er mit den Zwölfen. Und als sie zu Tische saßen, und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, Ich sage euch: Einer unter euch, der mit Mir isset, wird Mich verrathen. Sie wurden betrübt, und fingen an, einer nach dem andern, zu sagen: Bin ich's? Und Er sprach zu ihnen: Einer der Zwölfe, der mit Mir die Hand hinlangt zur Schüssel. Zwar des Menschen Sohn gehet hin, wie von Ihm geschrieben steht; doch wehe dem Menschen, durch den des Menschen Sohn verrathen wird! Diesem Menschen wär' es gut, daß er nicht geboren wäre. Und da sie aßen, nahm Jesus das Brod, segnete es, und brach es, und gab es ihnen, und sprach: Nehmet, das ist Mein Leib. Und Er nahm den Kelch, dankete, und gab ihnen den, und sie tranken Alle daraus. Und Er sprach zu ihnen: Dieß ist Mein Blut, des neuen Bundes, das für Viele wird vergossen werden. Wahrlich, Ich sage euch: Ich werde nun nicht mehr trinken von diesem Gewächs der Rebe, bis an jenen Tag, da Ich es neu trinken werde im Reiche Gottes. Und nachdem sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Oelberg. Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet Alle an Mir Aergerniß nehmen in dieser Nacht; denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Heerde werden sich zerstreuen. Wann Ich aber werde auferstanden seyn, will Ich vor euch hingehen nach Galiläa. Petrus aber sprach zu Ihm: Wenn auch alle an Dir Aergerniß nehmen, ich doch nicht! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, Ich sage dir: Heute in dieser Nacht, ehe der Hahn zweymal krähet, wirst du Mich dreymal verleugnen. Jener aber sagte nur noch mehr: Wenn ich auch mit Dir sterben müßte, werd' ich Dich nicht verleugnen. Deßgleichen sagten auch Alle. Es beginnt Sein Leiden. Petrus verleugnet IhnUnd sie kamen in den Landhof, der Gethsemani heißet. Und Er sprach zu Seinen Jüngern: Setzet euch hier, indeß Ich bete. Und Er nahm mit Sich Petrus, und Jakobus, und Johannes; und begann Sich zu entsetzen und zu ängsten. Und Er sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis zum Tod; bleibet hier und wachet. Und da Er ein wenig weiter gegangen, fiel Er auf die Erde, und betete, daß, wo es möglich wäre, diese Stunde vor Ihm vorüberginge. Und Er sprach: Mein Vater! Dir sind alle Dinge möglich! nimm diesen Kelch von Mir! Doch nicht was Ich will, sondern was Du. Und Er kam, und fand sie schlafend; und Er sprach zu Petrus: Simon, du schläfst! Vermochtest du nicht Eine Stunde zu wachen! Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet! Zwar der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach! Und Er ging abermal hin, und betete, und sprach dieselbigen Worte. Und da Er wiederkam, fand Er abermal sie schlafend, denn ihre Augen waren schwer; und sie wußten nicht, was sie Ihn: antworten sollten. Und Er kam zum drittenmal, und sprach zu ihnen: Schlafet nun und ruhet! Genug damit! Die Stunde ist gekommen; siehe, des Menschen Sohn wird übergeben werden in die Hände der Sünder. Stehet auf, laßt uns gehen! siehe, der Mich verräth, ist nahe. Und da Er noch redete, kam Judas Iskariot, der Zwölfe einer, und mit ihm eine große Schaar mit Schwertern und Keulen, von den Hohepriestern und Schriftgelehrten und Aeltesten her. Der Verräther hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, Der ist's, Den greifet, und führet Ihn behutsam. Er kam, und sogleich trat er zu Ihm, und sprach: Gegrüßet seyst Du, Meister! und küssete Ihn. Sie aber legten Hand an Ihn, und griffen Ihn. Einer aber unter den Dabeystehenden zog das Schwert, schlug des Hohepriesters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab. Jesus redete sie an und sprach zu ihnen: Ihr seyd ausgegangen, wie gegen einen Räuber, mit Schwertern und Keulen, Mich zu fangen. Täglich war Ich bey euch im Tempel, und lehrete, und ihr habt Mich nicht ergriffen. Jedoch, damit die Schrift erfüllet würde. Da verließen Ihn Seine Jünger und flohen alle. Es folgete Ihm ein gewisser Jüngling, angethan mit Leinwand auf bloßem Leib; und sie griffen ihn. Er aber ließ die Leinwand fahren, und floh nackt von ihnen. Und sie führten Jesum zum Hohepriester; und es kamen zusammen alle Priester und Schriftgelehrte und Aeltesten. Petrus aber folgte Ihm von ferne bis hinein in den Vorhof des Hohepriesters; und er setzte sich zu den Knechten ans Feuer, und wärmte sich. Die Hohepriester aber und der ganze Rath suchten Zeugniß wider Jesum, auf daß sie Ihn zum Tode überlieferten; und fanden keins. Denn Viele gaben falsches Zeugniß wider Ihn; und ihre Zeugnisse stimmten nicht überein. Etliche traten auf, brachten falsches Zeugniß wider Ihn vor, und sprachen: Wir haben gehört, daß Er sagte: Ich will diesen mit Händen gemachten Tempel abbrechen, und in dreyen Tagen einen anderen aufbauen, der nicht mit Händen gemacht ist. Und auch ihr Zeugniß stimmte nicht überein. Und der Hohepriester trat in die Mitte, fragte Jesum und sprach: Antwortest Du nichts auf das, was diese wider Dich zeugen? Er aber schwieg, und antwortete nichts. Der Hohepriester fragte Ihn wieder, und sprach zu Ihm: Bist Du Christus, der Sohn Gottes, des Hochgelobten? Jesus sprach zu ihm: Ich bin es! Und ihr werdet sehen den Sohn des Menschen sitzen zur Rechten der Kraft Gottes, und kommen in den Wolken des Himmels. Der Hohepriester aber zerriß sein Gewand, und sprach: Was bedürfen wir weiter der Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört, was dünket euch? Sie verdammten Ihn Alle, Er sey des Todes schuldig. Und Etliche fingen an, Ihn anzuspeyen, und Sein Gesicht zu verhüllen, und Ihn mit Fäusten zu schlagen, und zu sprechen: Weissage! Und die Knechte schlugen Ihn ins Angesicht. Und da Petrus unten im Hofe war, kam eine von den Mägden des Hohepriesiers; die sah den Petrus, der sich wärmte, schauete ihn an, und sprach: Auch du warst mit Jesus dem Nazarener! Er leugnete es aber, und sprach: Ich kenne Ihn nicht, ich weiß nicht was du sprichst! Und er ging hinaus in den Vorhof, und der Hahn krähete. Als die Magd aber ihn wieder sah, fing sie an und sagte zu den Umstehenden: Dieser ist Einer aus ihnen! Er leugnete es abermal. Und nach einer kleinen Weile sprachen wieder zu Petrus die Umstehenden: Wahrlich, du bist Einer aus ihnen! denn du bist auch ein Galiläer. Er aber hob an, sich zu verwünschen, und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, wovon ihr sprechet! Und alsbald krähete der Hahn abermal. Und Petrus dachte an das Wort, das Jesus ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweymal krähet, wirst du mich dreymal verleugnen. Und er hob an zu weinen. Jesus verurtheilt, gekreuzigt, gestorben und begrabenUnd sogleich früh Morgens nahmen die Hohepriester mit den Aeltesten und den Schriftgelehrten und dem ganzen Rathe einen Beschluß; sie banden Jesum, führeten Ihn, und übergaben Ihn an Pilatus. Und Pilatus fragte Ihn: Bist Du der König der Juden? Er antwortete und sprach zu ihm: Du sagst es. Und die Hohepriester klagten Ihn an über Vieles. Pilatus fragte Ihn abermal, und sprach: Antwortest Du nichts? Siehe, in wie vielen Stücken sie Dich anklagen! Jesus aber antwortete nichts ferner, so daß Pilatus sich wunderte. Er pflegte ihnen aber an dem Festtage Einen Gefangenen los zu geben, welchen sie begehrten. Es war aber einer da, Barabbas genannt, der mit andern Aufrührern gebunden war, und einen Mord im Aufruhr begangen hatte. Und das Volk kam hinauf, fing an zu bitten, daß er ihnen thäte, wie allemal. Pilatus antwortete ihnen und sprach: Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden los gebe? Denn er wußte, daß die Hohepriester Ihn aus Neid überantwortet hatten. Aber die Hohepriester hatten das Volk aufgeregt, daß er ihnen vielmehr den Barabbaö los geben möchte. Pilatus aber antwortete, und sprach wieder zu ihnen: Was wollt ihr denn, daß ich thun soll dem Könige der Juden? Sie aber schrieen wieder: Kreuzige Ihn! Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat Er denn Böses gethan? Sie aber schrieen noch mehr: Kreuzige Ihn! Pilatus aber, der dem Volke willfahren wollte, gab ihnen Barabbas los; und Jesum, nachdem er Ihn (hatte) geißeln lassen, überantwortete er ihnen, daß Er gekreuzigt würde. Die Kriegsknechte führten Ihn nun in den Hof des Richthauses, und riefen die ganze Schaar zusammen; und sie zogen Ihm ein Purpurgewand an, flochten eine Krone von Dornen, und setzten sie Ihm auf. Und sie fingen an, Ihn zu begrüßen: Sey gegrüßt, König der Juden! Und sie schlugen Ihn aufs Haupt mit einem Rohre, und spieen Ihn an; knieten nieder und bezeigten Ihm Anbetung. Und da sie Ihn verspottet hatten, zogen sie Ihm das Purpurgewand aus, und thaten Ihm Seine Kleider an; und führten Ihn hinaus, daß sie Ihn kreuzigten. Und sie nöthigten einen Vorbeygehenden, Simon von Cyrene, der vom Landgute kam, den Vater des Alexander und des Rufus, daß er Dessen Kreuz trüge. Und sie führten Ihn an den Ort Golgotha, das ist, verdolmetschet: Schädelstätte. Und sie gaben Ihm Myrrhenwein zu trinken, Er aber nahm ihn nicht. Und da sie Ihn gekreuzigt hatten, theilten sie Seine Kleider, und warfen das Loos darüber, was jeder bekäme. Es war aber die dritte Stunde, als sie Ihn kreuzigten. Und die Angabe Seiner Schuld stand darüber geschrieben: Der König der Juden. Und sie kreuzigten mit Ihm zwey Räuber, einen zur Rechten und den anderen zu Seiner Linken. Und es ward die Schrift erfüllet, welche sagt: Er ist den Uebelthätern zugezählet worden. Und die Vorübergehenden lästerten Ihn, schüttelten den Kopf, und sprachen: Ha! Der Du den Tempel Gottes zerstörst, und in dreyen Tagen ihn wieder aufbauest, hilf Dir Selbst, steig herab vom Kreuz! Deßgleichen spotteten auch die Hohepriester sammt den Schriftgelehrtcn, und sprachen zu einander: Andern hat Er geholfen, Sich Selbst kann Er nicht helfen! Christus, der König Israels, Der steige nun herab vom Kreuz, damit wir sehen und glauben! Auch die mit Ihm gekreuzigt waren, schmäheten Ihn. Und als die sechste Stunde gekommen, ward Finsterniß über die ganze Erde, bis zur neunten Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme, und sprach: Elvi, Elvi, lamma sabachthani? das ist verdolmetschet: Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen? Und Etliche der Umstehenden, als sie das hörten, sprachen: Siehe, Er ruft den Elias. Einer aber lief hin, und füllete einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr, und gab Ihm zu trinken, und sprach: Halt, laß uns sehen, ob Elias komme, Ihn abzunehmen! Jesus aber rief mit lauter Stimme, und gab den Geist auf. Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwey Stücke, von oben bis unten. Der Hauptmann, der gegenüberstand, da er sah, wie Er so rufend den Geist aufgab, sprach: Wahrlich, Dieser Mensch war Gottes Sohn! Es waren auch Weiber da, die von fern zusahen, unter denen war Maria Magdalene, und Maria, des jüngeren Jakobus und des Joseph Mutter, und Salome; die auch, als Er in Galiläa war, Ihm gefolget waren, und Ihm mitgetheilt hatten; und viele andere, die mit Ihm hinauf gegangen waren nach Jerusalem. Und als es schon Abend wurde, (denn es war Rüsttag, das heißt: Vorsabbat,) kam Joseph von Arimathäa, ein angesehenes Mitglied des Raths, der auch das Reich Gottes erwartete; und er ging kühn zu Pilatus, und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber wunderte sich, wie daß Er schon gestorben sey; ließ den Hauptmann rufen, und fragte ihn, ob Er schon gestorben wäre? Und als er es vom Hauptmann vernommen hatte, gab er dem Joseph den Leichnam. Joseph kaufte feine Leinwand, nahm Ihn ab, und wickelte Ihn in die Leinwand, legte Ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war, und wälzte einen Stein vor die Oeffnung des Grabes. Maria Magdalene und Maria Joseph sahen zu, wo Er hingelegt ward. Auferstehung Jesu, Erscheinung, Auffahrt gen Himmel; Predigt der Jünger in allen LandenUnd da der Sabbat darüber war, kauften Maria Magdalene, und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome, Spezereyen, daß sie gingen und Ihn salbeten. Und sie kamen zum Grabe den ersten Tag nach Sabbat, sehr frühe, als die Sonne nun aufging. Und sie sprachen zu einander: Wer wird uns den Stein abwälzen von der Thüre des Grabes? Und da sie aufschauten, sahen sie, daß der Stein abgewälzet war, Er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab, und sahen einen Jüngling zur rechten Seite sitzen, der angethan war mit weißem Gewand. Und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzet euch nicht! ihr suchet Jesum den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, Er ist nicht hier; siehe da die Stätte, wo sie Ihn hingelegt hatten. Gehet aber, sagt Seinen Jüngern und dem Petrus, daß Er euch vorangehen wird nach Galiläa; da werdet ihr Ihn sehen, wie Er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen vom Grabe; denn Schrecken und Staunen hatte sie ergriffen. Und sie sagten Keinem etwas; denn sie fürchteten sich. Er aber, da Er auferstanden war, früh am ersten Tage nach dem Sabbat, erschien zuerst der Maria Magdalene, von welcher Er sieben Teufel ausgetrieben hatte. Sie ging hin, und verkündigte es denen, die bey Ihm gewesen waren, die da trauerten und weineten. Diese, als sie hörten, daß Er lebe, und ihr erschienen sey, glaubten nicht. Darnach ist Er zweyen von ihnen die aufs Land gingen, in einer anderen Gestalt offenbaret worden. Und diese gingen hin, und verkündigten es den Uebrigen; die glaubten auch ihnen nicht. Demnächst erschien Er, als sie bey Tische saßen, den Elfen selbst; und Er verwies ihnen ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, daß sie denen, die Ihn den Auferstandenen gesehen, nicht geglaubt hätten. Und Er sprach zu ihnen: Gehet in die ganze Welt, und verkündiget das Evangelium allen Geschöpfen. Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Es werden aber solche Zeichen diejenigen begleiten, die da glauben: In Meinem Namen werden sie Teufel austreiben; neue Sprachen reden; Schlangen aufheben, und wo sie etwas Tötliches trinken, es wird ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und die werden genesen seyn. Und der Herr Jesus, nachdem Er zu ihnen gesprochen hatte, ward in den Himmel aufgenommen, und sitzet zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus, und predigten überall; und der Herr wirkte mit, und kräftigte das Wort durch begleitende Zeichen. Ein Engel verkündigt die Geburt des Johannes und Jesu GeburtNachdem Viele unternommen haben, die Erzählung desjenigen zu ordnen, was bey uns sich dargethan hat, wie es uns die überliefert haben, welche, von Anfang an, Augenzeugen waren und Diener des Wortes; so hat es auch mir gut geschienen, nachdem ich Alles von Anbeginn an genau erkundet habe, dir, nach der Ordnung, solches zu schreiben, bester Theophilus, auf daß du das Zuverläßige erkennest von den Berichten, welche dir sind mitgetheilt worden. Zur Zeit des Herodes, Königes von Judäa, war ein Priester von der Ordnung Abia, mit Namen Zacharias, und sein Weib war von den Töchtern Aarons, und ihr Name Elisabet. Sie waren beyde gerecht vor Gott, und wandelten in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelhaft. Und sie hatten kein Kind, indem Elisabet unfruchtbar war; und sie waren beyde wohlbetagt. Es begab sich aber; da er das Priestersamt verwaltete vor Gott, zur Zeit seiner Ordnung; fiel auf ihn das Loos, nach Gewohnheit der Priesterschaft, daß er das Räuchopfer darbrächte. Und er ging in den Tempel des Herrn. Und die ganze Menge des Volks betete draußen zur Stunde des Räuchopfers. Es erschien ihm aber der Engel des Herrn, der stand zur rechten Seite des Räuchaltars. Und als Zacharias ihn sah, erschrak er, und Furcht überfiel ihn. Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! denn dein Gebet ist erhöret worden; und dein Weib Elisabet wird dir einen Sohn gebären, und du sollst dessen Namen heißen: Johannes. Und du wirst Freude und Wonne haben, und Viele werden sich seiner Geburt freuen. Denn er wird groß seyn vor dem Herrn. Wein und stark Getränk wird er nicht trinken; und er wird schon von Mutterleibe an erfüllet werden mit dem heiligen Geist. Und er wird Viele der Kinder Israel zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Und er wird vor Ihm hergehen, im Geist und in der Kraft des Elias, hinzukehren die Herzen der Väter zu den Kindern, und die Widerspänstigen zu der Weisheit der Gerechten, zu bereiten dem Herrn ein wohlgerüstet Volk. Und Zacharias sprach zu dem Engel: Woher soll ich das wissen? denn ich bin alt, und mein Weib ist zu hohen Jahren gekommen. Der Engel antwortete, und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott stehet; und ich ward gesandt, zu dir zusprechen, und diese frohe Bothschaft dir anzukündigen. Und siehe, du wirst stumm seyn, und nicht reden können bis auf den Tag, da dieß geschieht: darum, daß du meinen Worten nicht geglaubt hast, welche sollen erfüllet werden zu ihrer Zeit. Und das Volk wartete auf Zacharias, und verwunderte sich, daß er lange im Tempel verweilte. Und da er herausging, konnte er nicht zu ihnen sprechen; und sie merkten, daß er ein Gesicht im Tempel gesehen hatte. Und er winkete ihnen, und blieb stumm. Und es begab sich: da die Tage seiner Amtspflege vollbracht waren, ging er heim in sein Haus. Nach den Tagen aber ward Elisabet sein Weib schwanger. Und sie verbarg sich fünf Monate, und sprach: Also hat mir der Herr gethan in diesen Tagen, da Er mich angesehen, meine Schmach Vor den Menschen von mir zu nehmen! Im sechsten Monat aber ward der Engel Gabriel gesandt von Gott in eine Stadt in Galiläa, die Nazaret heißet, zu einer Jungfrau, die vermählt war mit einem Manne, Namens Joseph, vom Hause Davids; und der Name der Jungfrau war Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein, und sprach: Gegrüßet seyst du, voll der Gnaden! der Herr ist mit dir! du bist gesegnet unter den Weibern! Da sie das hörte, erschrak sie über sein Wort, und sie gedachte, was für ein Gruß das sey. Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast Gnade bey Gott gefunden! Siehe, du wirst in deinem Leib empfangen, und wirst einen Sohn gebären; und du sollst Seinen Namen heißen: Jesus. Der wird groß seyn, und Sohn des Allerhöchsten genannt werden; und Gott der Herr wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben; und Seines Reiches wird kein Ende seyn; und Er wird ein König seyn über das Haus Jakob ewiglich. Maria aber sprach zu dem Engel: Wie wird das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete, und sprach zn ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das aus dir geboren wird, Sohn Gottes genannt werden. Und, siehe! Elisabet, deine Verwandte, auch sie hat einen Sohn empfangen in ihrem Alter; und jetzt im sechsten Monate gehet sie, die unfruchtbar genannt wird. Denn bey Gott ist kein Ding unmöglich. Maria aber sprach: Siehe, die Magd des Herrn! mir geschehe nach deinem Worte! Und der Engel schied von ihr. Maria kommt zu ElisabetMaria aber machte sich in diesen Tagen auf, und ging eilend hin ins Gebirge, zu einer Stadt Juda. Und sie kam in das Haus des Zacharias, und grüßete Elisabet. Und es geschah: als Elisabet den Gruß der Maria hörte, hüpfete das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabet ward vom heiligen Geist erfüllet; und sie rief laut und sprach; Gesegnet bist du unter den Weibern! und gesegnet die Frucht deines Leibes! Und woher mir das, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe! da die Stimme deines Grußes kam zu meinem Ohre, hüpfete vor Wonne das Kind in meinem Leibe. Und selig bist du, die du geglaubt hast; denn es wird vollendet werden, was dir gesagt worden von dem Herrn! Und Maria sprach: Meine Seele verherrlichet den Herrn; und frohlocket hat mein Geist in Gott, meinem Heile. Denn Er hat angesehen die Niedrigkeit Seiner Magd. Denn siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter. Denn große Dinge hat Er an mir gethan, Der da mächtig ist; und heilig ist Sein Name! Und Seine Erbarmung denen, von Geschlecht zu Geschlecht, welche Ihn fürchten! Er hat geübt Gewalt mit Seinem Arm; Er hat zerstreuet, die da waren stolz in ihres Herzens Sinn! Von den Thronen hat Er die Mächtigen gestürzt, und die Niedrigen hat Er er, höhet! Er hat die Hungrigen erfüllt mit Gütern, und die Reichen entließ Er leer! Er hat Sich angenommen Israels, Seines Knechtes, eingedenk Seiner Barmherzigkeit, wie Er zugesagt hat unsern Vätern, dem Abraham, und dessen Nachkommen, in Ewigkeit! Es blieb aber Maria bey ihr gegen drey Monate, und sie kehrte zurück in ihr Haus. Johannes wird geborenDer Elisabet aber ward die Zeit erfüllet, daß sie gebären sollte; und sie gebar einen Sohn. Und ihre Nachbaren und Verwandte hörten, daß der Herr Seine Barmherzigkeit an ihr verherrlichet hatte; und freueten sich mit ihr. Und es begab sich: am achten Tage kamen sie das Kindlein zu beschneiden, und hießen es, nach, dem Namen seines Vaters: Zacharias. Seine Mutter antwortete, und sprach: Nicht so! sondern Johannes soll er heißen. Und sie sprachen zu ihr: Ist doch Niemand in deiner Verwandtschaft, der also heiße! Sie winkten aber seinem Vater, wie er ihn wollte heißen lassen? Und er forderte ein Täflein, und schrieb, zu sagen: Johannes ist sein Name. Und sie wunderten sich Alle. Und alsbald ward aufgethan sein Mund und seine Zunge, und er redete, und preisete Gott. Und es kam Furcht über alle ihre Nachbarn, und all dieß Geschehene ward kund auf dem ganzen Gebirge, von Judäa. Und Alle, die es höreten, nahmen's zu Herzen, und sprachen: Was wird wohl aus diesem Kindlein werden? denn die Hand des Herrn war mit ihm. Und Zacharias, sein Vater, ward mit dem heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach: Gepriesen sey der Herr, der Gott Israels! denn Er hat heimgesucht und erlöset Sein Volk; und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils, in dem Hause Davids, Seines Knechtes; wie Er durch den Mund Seiner heiligen Propheten vorzeiten gesprochen hat; daß Er uns errette von unsern Feinden, und von der Hand Aller, die uns hassen; um Barmherzigkeit zu erzeigen unsern Vätern, und eingedenk zu seyn Seines heiligen Bundes, des Eides, den Er geschworen hat unserm Vater Abraham, uns zu geben, daß wir, erlöset aus der Hand unserer Feinde, Ihm dienen ohne Furcht, unser lebenlang, in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor Ihm. Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Allerhöchsten genannt werden: denn du wirst vor dem Antlitze des Herrn hergehen, Seine Wege zu bereiten, zu geben Erkenntniß des Heils Seinem Volke, zur Vergebung der Sünden, durch die herzliche Barmherzigkeit unsers Gottes, durch welche uns heimgesucht hat der Aufgang aus der Höhe; zu leuchten denen, die sitzen in Finsterniß und in Schatten des Todes, zu richten unsere Füße auf den Weg des Friedens. Das Kind aber wuchs, und ward stark im Geist; und war in der Wüste, bis zum Tage seiner Darstellung vor das Volk Israels. Jesu Geburt, Mariä OpferungEs geschah aber zu dieser Zeit, daß ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, daß das ganze Reich geschätzet würde. (Die Schatzung selbst ward zuerst vorgenommen, als Quirinus Statthalter in Syrien war.) Und Alle gingen, sich aufzeichnen zu lassen, ein jeder in seine Stadt. Es ging aber auch Joseph hinauf aus Galiläa, aus der Stadt Nazaret, nach Judäa, zur Stadt Davids, die Bethlehem heißt, (weil er von dem Hause und dem Geschlecht Davids war,) auf daß er sich aufzeichnen ließe mit Maria, seinem vermählten Weibe, die empfangen hatte. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren erstgebornen Sohn; und wickelte Ihn in Windeln, und legte Ihn in die Krippe; denn sie hatten keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in dieser Gegend, auf dem Felde, die wacheten und hüteten bey Nacht ihre Heerden. Und siehe, der Engel des Herrn er, schien ihnen, und die Herrlichkeit Gottes umleuchtete sie, und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die seyn wird allem Volke. Denn euch ist heute der Heiland geboren, Der da ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. Und dieses sey euch zum Zeichen: ihr werdet finden ein Kind in Windeln gewickelt, und in der Krippe liegen. Und alsbald war da bey dem Engel eine Vielheit himmlischer Heerschaaren, die Gott lobsangen, und sprachen: Ehre sey Gott in der Höhe! und auf Erden Friede den Menschen guten Willens! Da die Engel von ihnen gen Himmel gefahren, sprachen die Hirten zu einander: laßt uns gehen gen Bethlehem, und sehen, was da geschehen ist, was der Herr uns hat kund gethan! Und sie kamen eilend, und fanden Maria und Joseph, und das Kind das in der Krippe lag. Da sie es aber gesehen hatten, machten sie das Wort kund, welches zu ihnen von diesem Kinde war gesagt worden. Und Alle, die es hörten, wunderten sich über das, was ihnen von den Hirten gesagt ward. Maria aber behielt alle diese Worte, und erwägte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehreten zurück, preisseten und lobten Gott um alles, was sie gehört und was sie gesehen hatten, so wie zu ihnen war gesagt worden. Und als der achte Tag gekommen war, daß das Kind beschnitten wurde, da ward Sein Name genennet Jesus, welcher genannt war von dem Engel, ehe Er im Leibe der Mutter empfangen ward. Und als die Tage ihrer Reinigung, nach dem Gesetze Moyses, gekommen waren, brachten sie Ihn nach Jerusalem, um Ihn dem Herrn darzustellen, (wie geschrieben sieht in dem Gesetz des Herrn: Jedes Männliche, das ein erstgebornes ist, soll dem Herrn geheiliget heißen,) und um zu bringen das Opfer, nach dem was gesagt ist im Gesetze des Herrn, ein Paar Turteltauben, oder zwey junge Tauben. Was von Ihm und Seiner Mutter sprachen Simeon und AnnaUnd siehe, es war zu Jerusalem ein Mann, mit Namen Simeon; und dieser Mann war gerecht und gottesfürchtig, und wartete auf den Trost Israels; und der heilige Geist war in ihm. Und ihm war eine Antwort geworden von dem heiligen Geist; daß er den Tod nicht sehen würde, er hätte denn zuvor den Gesalbten des Herrn gesehen. Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesu in den Tempel brachten, daß sie für Ihn thäten, was das Gesetz verordnet; da nahm er Ihn in seine Arme, und preisete Gott, und sprach: Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren, wie Du gesagt hast! denn meine Augen haben Dein Heil gesehen, welches Du bereitet hast, vor dem Angesicht aller Völker, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden, und zur Verherrlichung Deines Volkes Israel! Und Sein Vater und Seine Mutter verwunderten sich über das, was von Ihm gesagt ward. Und Simeon segnete sie, und er sprach zu Maria Seiner Mutter: Siehe, Dieser ist gesetzt zu einem Fall und zum Auferstehen Vieler in Israel, und zum Zeichen, dem wird widersprochen werden, (und selbst deine Seele wird ein Schwert durchdringen,) auf daß Vieler Herzen Gedanken offenbar werden. Und es war eine Prophetin, Anna, eine Tochter Phanuels vom Stamme Aser; die war wohlbetagt, und hatte gelebt sieben Jahre mit ihrem Manne, nach ihrer Jungfrauschaft. Und sie war eine Wittwe bey vier und achtzig Jahre alt; sie verließ den Tempel nicht, und dienete Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Diese kam hinzu in derselbigen Stunde, und preisete den Herrn, und sprach von Ihm zu Allen, die auf die Erlösung Israels warteten. Jesus im TempelUnd da sie alles vollbracht hatten, nach dem Gesetze des Herrn; kehrten sie zurück nach Galiläa, zu ihrer Stadt Nazaret. Das Kind wuchs, und ward gestärket, voll der Weisheit, und die Gnade Gottes war in Ihm. Und Seine Eltern gingen alle Jahr nach Jerusalem, auf das Osterfest. Und da Er zwölf Jahr alt war, und sie gen Jerusalem hinaufgingen, wie man pflegte bey Festtagen, und sie, als die Tage vollendet waren, wieder nach Hause gingen; da blieb das Kind Jesus zu Jerusalem, und Seine Eltern wußten's nicht. Indem sie aber meinten, Er wäre bey den Gefährten, gingen sie eine Tagreise, und suchten Ihn unter den Verwandten und Bekannten. Und da sie Ihn nicht fanden, gingen sie wieder nach Jerusalem, und suchten Ihn. Und es begab sich: nach drey Tagen fanden sie Ihn im Tempel, mitten unter den Lehrern sitzen, und ihnen zuhören, und Fragen an sie thun; und Alle, die Ihn hörten, erstaunten über Seinen Verstand und Seine Antworten. Als sie es sahen, verwunderten sie sich; und Seine Mutter sprach zu Ihm: Mein Kind! warum hast Du uns das gethan? Siehe, Dein Vater und ich haben Dich mit Schmerzen gesucht. Und Er sprach zu ihnen: Was ist's, daß ihr Mich gesucht habt? Wußtet ihr nicht, daß Ich seyn muß in dem was Meines Vaters ist? Und sie verstanden das Wort nicht, das Er zu ihnen sprach. Und Er ging mit ihnen hinab, und kam nach Nazaret; und Er war ihnen unterthan. Und Seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, und an Alter, und an Gnade bey Gott und den Menschen. Johannes tritt auf, lehret und taufet; taufet auch JesumIm fünfzehnten Jahre der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus war Landpfleger in Judäa, Herodes Vierfürst in Galiläa, dessen Bruder Philippus Vierfürst in Ituräa und in der Landschaft Trachonitis, Lysanias Vierfürst in Abilene, und als Annas und Kaiphas Hohepriester waren; da kam des Herrn Wort zu Johannes, des Zacharias Sohn, in der Wüste. Und er begab sich in die ganze Gegend am Jordan, und predigte die Taufe der Buße, zur Vergebung der Sünden; wie geschrieben steht im Buche der Worte des Propheten Jesaias: Eine Stimme des Rufenden in der Wüste! Bereitet dem Herrn den Weg! Machet eben Seine Pfade! Erhöhet soll werden jedes Thal, und erniedriget jeder Berg und jeder Hügel! Das Krumme soll gerade gemacht, und was höckericht ist, ebener Weg werden! Und alles Fleisch soll das Heil Gottes sehen! Er sprach da zu den Schaaren, die hergekommen, sich von ihm taufen zulassen: Ihr Natterngezücht! wer hat euch gezeiget, daß ihr dem zukünftigen Zorne entrinnet? Thut also rechtschaffene Früchte der Buße! Fanget nicht an und saget: wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken! Denn schon ist die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt! Welcher Baum nicht gute Früchte trägt, der wird abgehauen, und ins Feuer geworfen werden! Und es fragte ihn das Volk, und sprach: Was sollen wir denn thun? Er antwortete und sprach, zu ihnen: Wer zwey Röcke hat, der gebe dem der keinen hat; und wer Speise hat, thue auch also! Es kamen auch Zöllner, sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen wir thun? Er sprach zu ihnen? Fordert nicht mehr als euch gesetzt ist! Auch Kriegesleute fragten ihn, und sprachen: Was sollen denn wir thun? Und er sprach zu ihnen: Thut Niemand Gewalt an noch Unrecht; und lasset euch genügen an eurem Solde! Als aber das Volk im Wahne war, und Alle dachten in ihren Herzen von Johannes, ob der etwa Christus wäre; da antwortete Johannes und sprach zu Allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber Einer, Der stärker ist, als ich, Dem ich nicht werth bin, die Riemen Seiner Schuhe zu lösen; Der wird euch taufen im heiligen Geist, und in Feuer. In Desselben Hand ist die Wurfschaufel; und Er wird Seine Tenne säubern, und den Weizen in Seine Scheuer sammeln, und die Spreu wird Er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer. Und viel Anderes mehr ermahnete, und verkündigte er dem Volke. Herodes aber der Vierfürst, als er von ihm Verweise bekam wegen der Herodias, die seines Bruders Weib war, und wegen alles Bösen, was Herodes gethan; da setzte er zu allem noch dieses hinzu: er warf den Johannes ins Gefängniß. Es begab sich aber; als sich alles Volk taufen ließ, und auch Jesus getaufet war, und Er betete; da that sich der Himmel auf, und der heilige Geist fuhr in leiblicher Gestalt, wie eine Taube, herab auf Ihn; und es kam eine Stimme vom Himmel: Du bist Mein geliebter Sohn, an Dir habe Ich Wohlgefallen! Stammtafel von JesuUnd Er, Jesus, war, als Er begann, etwa dreyßig Jahre alt; wie man dafür hielt, Sohn Josephs. Derselbe war des Heli; dieser des Matthat; dieser des Levi; dieser des Melchi; dieser des Janne; dieser des Joseph; dieser des Matthias; dieser des Amos; dieser des Nahum; dieser des Hesli; dieser des Nagge; dieser des Mahath; dieser des Mattathias; dieser des Semei; dieser des Joseph; dieser des Juda; dieser des Joanna; dieser des Resa; dieser des Zorobabel; dieser des Salathiel; dieser des Neri; dieser des Melchi; dieser des Addi; dieser des Kosan; dieser des Elmadan; dieser des Her; dieser des Jesu; dieser des Eliezer; dieser des Jorim; dieser des Matthat; dieser des Levi; dieser des Simeon; dieser des Juda; dieser des Joseph; dieser des Jona; dieser des Eliakim; dieser des Melea; dieser des Menna; dieser des Matthatha; dieser des Nathan; dieser Davids; dieser des Jesse; dieser des Obed; dieser des Booz; dieser des Salmon; dieser des Naasson; dieser des Aminadab; dieser des Aram; dieser des Esron; dieser des Phares; dieser des Juda; dieser des Jakob; dieser des Isaak; dieser des Abraham; dieser des Thare; dieser des Nachor; dieser des Sarug; dieser des Ragau; dieser des Phaleg; dieser des Heber; dieser des Sale; dieser des Kainan; dieser des Arphaxad; dieser des Sem; dieser des Noe; dieser des Lamech; dieser des Mathusalem; dieser des Henoch; dieser des Jared; dieser des Malaleel; dieser des Kainan; dieser des Henos; dieser des Seth; dieser des Adam; dieser Gottes. Jesus wird versucht vom TeufelJesus aber, voll des heiligen Geistes, ging vom Jordan zurück, und ward vom Geist in die Wüste geführt, vierzig Tage lang; und Er ward vom Teufel versucht; und Er aß nichts in diesen Tagen; und als sie vollendet waren, hungerte Ihn. Es sprach aber der Teufel zu Ihm: Bist Du Gottes Sohn, so sprich zu diesem Steine, daß er Brod werde. Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebet nicht von Brod allein, sondern von einem jeglichen Worte Gottes. Und der Teufel führete Ihn auf einen hohen Berg, und zeigte Ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblicke; und sprach zu Ihm: Diese ganze Macht und die Herrlichkeit derselben will ich Dir geben; denn mir ist sie übertragen, und wem ich will, gebe ich sie. Wofern Du nun mich anbetest, soll das alles Dein seyn. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten, und Ihm allein dienen. Und er führete Ihn nach Jerusalem, und brachte Ihn auf die Zinne des Tempels, und sprach zu Ihm: Bist Du Gottes Sohn, so laß Dich von hier hinab! Denn es steht geschrieben: Er hat Seinen Engeln Deinetwegen Befehl gegeben, daß sie Dich bewahren; und sie werden Dich auf den Händen tragen, damit Du Deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stoßest. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen! Und als alle Versuchung vollendet war, wich der Teufel von Ihm, eine Zeitlang. Er lehret in der Synagoge zu NazaretUnd Jesus kam, in Kraft des Geistes, zurück nach Galiläa; und der Ruf von Ihm ging aus in die ganze Gegend. Und Er lehrte in ihren Synagogen, und ward gepriesen von Allen. Und Er kam nach Nazaret, wo Er erzogen worden; und ging in die Synagoge nach Seiner Gewohnheit am Sabbattage; und Er stand auf, vorzulesen. Es ward Ihm das Buch des Propheten Jesaias gereicht. Da Er das Buch aufrollete, traf Er die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ist bey Mir, darum hat Er Mich gesalbet, zu verkündigen das Evangelium den Armen, hat Mich gesandt, zu heilen die geängstigten Herzens sind; zu predigen den Gefangenen, daß sie los seyn, und den Blinden, daß sie wieder sehen sollen; die Gequälten zu entlassen; zu verkündigen das gnadenreiche Jahr des Herrn, und den Tag der Vergeltung. Als Er das Buch zugerollet hatte, gab Er's dem Diener, und setzte Sich. Und die Augen Aller in der Synagoge waren auf Ihn gerichtet. Er aber hob an, und sprach zu ihnen: Heute ist diese Schrift erfüllet vor euren Ohren! Und sie gaben Alle Zeugniß von Ihm; und sie wunderten sich über die holdseligen Worte, die aus Seinem Munde kamen. Und sie sprachen: Ist Der nicht Josephs Sohn? Und Er sprach zu ihnen: Ihr werdet freylich zu Mir sagen das Sprichwort: Arzt, hilf dir selber! Was wir von Deinen Werken zu Kapharnaum gehört haben, das thue auch hier, in Deiner Vaterstadt! Er aber sprach: Wahrlich! Ich sage euch, kein Prophet ist angenehm in seinem Vaterland. In Wahrheit sage Ich euch: Es waren in Israel viele Wittwen in den Tagen des Elias, als der Himmel verschlossen war drey Jahre und sechs Monate, da eine große Theurung im ganzen Lande war; und zu keiner derselben ward Elias gesandt, sondern allein gen Sarepta, im sidonischen Gebiet, zu einer Wittwe. Und viel Aussätzige waren in Israel, zu den Zeiten des Propheten Elisäus; und keiner derselben ward gereinigt, als Naaman der Syrer. Und Alle, die in der Synagoge waren, wurden voll Zorns, da sie das hörten. Und sie standen auf, und stießen Ihn zur Stadt hinaus, und führten Ihn zum Gipfel des Berges, an dem ihre Stadt gebauet war, um Ihn hinab zu stürzen. Er aber, hindurch gehend, mitten zwischen ihnen, wandelte von dannen. Lehret in anderen Synagogen und thut WunderUnd Er begab Sich nach Kapharnaum, einer Stadt in Galiläa, und lehrete sie daselbst an den Sabbaten. Und sie staunten über Seine Belehrung; denn seine Rede war gewaltvoll. Und in der Synagoge war ein Mensch, der einen unreinen Geist hatte; und der schrie auf mit lauter Stimme, und sprach: laß ab! was hast Du mit uns zu thun, Jesu von Nazaret? Bist gekommen, uns zu verderben! Ich weiß, wer Du bist, der Heilige Gottes! Jesus schalt ihn und sprach: Schweig, und geh aus von ihm! Und der Teufel warf ihn in die Mitte hin; fuhr aus von ihm, und that ihm keinen Schaden. Und Staunen überfiel sie Alle; und sie sprachen zu einander, und sagten: Was ist das? Mit Ansehen und mit Macht befiehlt Er den unreinen Geistern, und sie fahren aus! Und der Ruf von Ihm verbreitete sich durch die ganze Gegend rings umher. Jesus stand auf aus der Synagoge, und ging in das Haus des Simon; die Schwiegermutter Simons aber war mit einen, heftigen Fieber behaftet, und sie baten Ihn für sie. Und Er trat hin zu ihr, und gebot dem Fieber; und es verließ sie. Und alsbald stand sie auf, und dienete ihnen. Da nun die Sonne untergegangen war, kamen Alle, die Kranke hatten, mit allerley Gebrechen behaftet. Er legte jeglichem die Hände auf, und machte sie gesund. Es fuhren auch Teufel aus von Vielen, schrieen, und sprachen: Du bist der Sohn Gottes! Er aber schalt sie, und ließ sie nicht reden, weil sie wußten, daß Er Christus war. Da es Tag geworden, ging Er hinaus an einen öden Ort; und das Volk suchte Ihn; und sie kamen zu Ihm, und hielten Ihn auf, daß Er nicht von ihnen ginge. Er aber sprach zu ihnen: Auch anderen Städten muß Ich das Evangelium vom Reiche Gottes predigen; denn dazu bin Ich gesandt. Und Er lehrete in den Synagogen von Galiläa. Jesus beruft den SimonEs begab sich aber: als sich das Volk zu Ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, und Er stand am See Genesareth, da sah Er zwey Schiffe am See stehen; die Fischer aber waren ausgetreten, und wuschen ihre Netze. Und Er trat in eins der Schiffe, welches war Simons, und ersuchte ihn, daß er's ein wenig vom Lande führte. Und Er setzte Sich, und lehrete das Volk von dem Schiffe her. Und als Er hatte aufgehöret zu reden, sprach Er zu Simon: Fahre auf den hohen See; und werfet eure Netze aus, einen Fang zu thun. Simon antwortete, und sprach zu Ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet, und nichts gefangen; aber auf Dein Wort will ich das Netz auswerfen. Und da sie das thaten, beschlossen sie eine große Menge Fische; und ihr Netz wollte zerreißen. Und sie winkten ihren Genossen, die im anderen Schiffe waren, daß sie kämen und ihnen hülfen. Sie kamen; und sie fülleten beyde Schiffe voll, also daß sie fast sanken. Da das Simon Petrus sah, fiel er Jesu zu den Knieen, und sprach: Herr, gehe von mir, ich bin ein sündiger Mensch! Denn es war ihm ein Schrecken angekommen, und Allen die bey ihm waren, über diesen Fischzug den sie gethan hatten, deßgleichen auch dem Jakobus und dem Johannes, des Zebedäus Söhnen, Simons Genossen. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! denn von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie führten die Schiffe ans Land, Verließen alles, und folgten Ihm nach. Er thut viele WunderUnd es begab sich, als Er war bey einer der Städte; siehe, da war ein Mann voll Aussatzes. Da der Jesum sah, fiel er vor Ihm nieder auf sein Angesicht, bat Ihn, und sprach: Herr, wenn du willst, kannst Du mich reinigen! Und Er streckte die Hand aus, rührete ihn an, und sprach: Ich will, werde gereiniget! Und alsbald ging der Aussatz von ihm. Und Er gebot ihm, daß er es Niemand sagen sollte; sondern geh hin, zeige dich dem Priester, und opfere für deine Reinigung, wie Moyses befohlen hat, ihnen zum Zeugniß. Es verbreitete aber sich mehr der Ruf Von Ihm; und es kam viel Volks zusammen, daß sie Ihn Höreten, und genesen möchten von ihren Krankheiten. Er aber zog sich zurück in öde Orte, und betete, Es begab sich aber an einem der Tage, da saß Er und lehrete, (auch saßen da Pharisäer und Schriftgelehrte, die gekommen waren aus allen Flecken in Galiläa und in Judäa, und aus Jerusalem;) und die Kraft des Herrn war da, zur Genesung. Und siehe, etliche Männer trugen auf einem Bette einen Menschen, der gichtbrüchig war; und sie suchten, diesen hinein zubringen, und vor Ihn zu legen. Und da sie, der Menge wegen, nicht fanden, von woher sie ihn hinein brächten, stiegen sie auf das Dach, und ließen ihn durch die Ziegel hinunter sammt dem Bettlein, mitten unter jene, vor Jesum. Da Er ihren Glauben sah, sprach Er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben! Die Schriftgelehrten und die Pharisaer fingen an, dachten und sprachen: Wer ist der, der Gotteslästerung redet? Wer kann Sünden vergeben, als allein Gott? Jesus, Der in Seinem Geist ihre Gedanken erkannte, antwortete und sprach zu ihnen: Was denket ihr in euren Herzen? Was ist leichter, sagen: Dir sind deine Sünden vergeben? oder sagen: Steh auf und wandele? Damit ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht hat, auf Erden Sünden zu vergeben; Ich sage dir — sprach Er zu dem Gichtbrüchigen — nimm dein Bett, und gehe in dein Haus. Alsbald stand er auf vor ihren Augen, nahm das Bett, worauf er gelegen hatte, ging in sein Haus, und preisete Gott. Und sie erstaunten alle, und preiseten Gott; und sie wurden voll Furcht, und sagten: Wunderbare Dinge haben wir heute gesehen! Er beruft den Levi, und weiset die Pharisäer zurechtUnd darnach ging Er hinaus, und sah einen Zöllner sitzen im Zollhause, mit Namen Levi; und Er sprach zu ihm: Folge Mir nach! Er verließ alles, stand auf, und folgete Ihm. Und Levi richtete Ihm ein großes Mahl an in seinem Hause; und es waren viel Zöllner und Andere da, die mit ihnen zu Tische saßen. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten murreten, und sprachen zu Seinen Jüngern: Warum esset und trinket ihr mit Zöllnern und Sündern? Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, die Gerechten zur Buße zu rufen, sondern die Sünder. Sie aber sprachen zn Ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes so oft, und halten Gebete, dergleichen auch der Pharisäer ihre; die Deinigen aber essen und trinken? Er sprach zu ihnen: Könnet ihr denn die Genossen des Bräutigams fasten lassen, während der Bräutigam bey ihnen ist? Es werden aber die Tage kommen, da der Bräutigam wird von ihnen genommen werden; alsdann werden sie fasten, in denselbigen Tagen! Er sprach aber auch zu ihnen ein Gleichniß: Niemand setzet ein Stück von einem neuen Gewand auf ein altes Kleid. Wo das; so zerreißet er das neue, und das Stück vom neuen schickt sich nicht zu dem alten. Auch gießet Niemand jungen Wein in alte Schläuche. Wo das; so zersprengt der junge Wein die Schläuche, und er wird verschüttet, und die Schläuche verderben. Sondern jungen Wein soll man in neue Schläuche gießen; und so werden beyde erhalten. Auch ist Niemand, der vom alten Wein trinket, und wolle bald den neuen; denn er spricht: der alte ist besser. Jesus belehret die murrenden PharisäerEs begab sich aber am zweytersten Sabbat, daß Er durch die Saaten ging, und Seine Jünger Aehren abrauften, solche in den Händen zerrieben, und aßen. Etliche aber der Pharisäer sagten zu ihnen: Was thut ihr, das nicht erlaubt ist am Sabbate? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David that, als ihn hungerte, und die bey ihm waren? Wie er ins Haus Gottes einging, und die Schaubrode nahm, und aß, und denen gab die bey ihm waren, die doch Niemand durfte essen, als die Priester allein! Und Er sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist auch Herr über den Sabbat. Es begab sich aber am anderen Sabbat, daß Er in die Synagoge ging, und lehrete. Und es war da ein Mensch, dessen rechte Hand war verdorret. Die Schriftgelehrten aber und die Pharisäer gaben Acht, ob Er am Sabbat gesund machen würde; damit sie etwas fänden, worüber sie Ihn anklagten. Er aber wußte ihre Gedanken. Und Er sprach zu dem Menschen, der die verdorret« Hand hatte: Steh auf, und stelle dich in die Mitte. Und er stand auf, und stellte sich hin. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich frage euch: ist's erlaubt am Sabbat Gutes zu thun? oder Böses? Beym Leben zu erhalten? oder umzubringen? Und Er sah sie Alle umher an; und Er sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und seine Hand ward wieder hergestellt. Sie aber kamen außer sich; und sie besprachen sich unter einander, was sie mit Jesu machen sollten. Er wählt zwölf Apostel; spricht zu ihnen, und zu der Menge Volks um IhnUnd es begab sich in diesen Tagen, daß Er ging auf Einen Berg zu beten. Und Er brachte die Nacht zu im Gebete zu Gott. Und als es Tag geworden, rief Er Seine Jünger, und erwählete zwölf aus ihnen, die Er auch Apostel nannte: Simon den Er Petrus genannt hatte, und Andreas dessen Bruder; Jakobus und Johannes; Philippus und Bartholomäus; Matthäus und Thomas; Jakobus Sohn des Alphäus und Simon, genannt der Eiferer; Judas, Jakobs Bruder, und Judas Iskariot, welcher der Verräther ward. Und Er ging hinab mit ihnen; und Er stand auf einem ebenen Ort, und die Schaar Seiner Jünger, und eine große Menge Volks aus ganz Judäa, aus Jerusalem, aus dem Land am Meere, aus Tyrus und Sidon, die gekommen waren, Ihn zu hören, und zu genesen von ihren Krankheiten; und die heimgesucht wurden von bösen Geistern; und sie wurden gesund. Und das ganze Volk suchte, Ihn anzurühren; denn es ging Kraft von Ihm aus, und Alle wurden gesund. Und Er hub Seine Augen auf über Seine Jünger, und sprach: Selig ihr Armen! denn euer ist das Reich Gottes. Selig, die euch anjetzt hungert! denn ihr sollt gesättigt werden. Selig, die ihr anjetzt weinet! denn ihr sollet lachen. Selig, wo euch die Leute hassen, und wo sie euch verstoßen, und schelten, und verabscheuen euren Namen, als einen bösen, des Menschensohns wegen! Freuet euch an jenem Tage, und frohlocket; denn, siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn eben so machten ihre Väter es mit den Propheten. Aber weh' euch, ihr Reichen! denn ihr habt euren Trost dahin. Weh' euch, ihr Satten! denn ihr werdet Hunger leiden. Weh' euch, die ihr jetzt lachet! denn ihr werdet trauren und weinen. Weh' euch, wo euch die Menschen preisen! denn so machten es ihre Väter mit den falschen Propheten. Euch aber, die ihr anhöret, sage ich: Liebet eure Feinde; thut Gutes denen, die euch hassen. Segnet die, welche euch fluchen; betet für die, welche euch lästern. Und wer dich schlägt auf Einen Backen, dem biete auch den anderen; und wer dir den Mantel nimmt, dem wehre nicht, auch den Rock zu nehmen. Jedem, der dich bittet, dem gib; und wer dir nimmt, was dein ist, fordere es nicht zurück. Und wie ihr wollet, daß euch die Leute thun sollen, deßgleichen sollet auch ihr ihnen thun. Und wenn ihr die liebet, die euch lieben, was für Dank verdienet ihr? Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr Gutes thut denen, die euch Gutes thun, was für Dank verdienet ihr? Denn auch die Sünder thun das. Und wenn ihr denen leihet, wovon ihr hoffet, wieder zu bekommen, was für Dank verdienet ihr? Denn auch die Sünder leihen den Sündern, auf dkß sie Gleiches wieder bekommen. Ihr aber liebet eure Feinde; thut Gutes, und leihet, ohne daß ihr etwas davon hoffet! Und euer Lohn wird groß seyn, und ihr werdet seyn Kinder des Allerhöchsten. Denn Er ist gutthätig gegen Undankbare und Böse. Seyd also barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden; verdammet nicht, und ihr werdet nicht verdammet werden; erlasset, und euch wird erlassen werden. Gebet, und euch wird gegeben werden; ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maaß wird man in euren Schooß geben. Denn mit welchem Maaße ihr messet, wird euch wieder gemessen werden. Er sprach aber auch zu ihnen im Gleichniß: Kann wohl ein Blinder den Blinden führen? Fallen sie nicht beyde in die Grube? Der Jünger ist nicht über den Meister; jeder wird aber der rechte seyn, wenn er ist wie sein Meister. Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, und den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Oder, wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, Bruder, laß mich den Splitter aus deinem Auge ziehen! Und du siehest nicht den Balken in deinem Auge. Heuchler! ziehe erst den Balken aus deinem Auge; und dann magst du sehen, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest. Denn ein Baum, der schlechte Früchte bringet, ist kein guter; und der ist nicht ein schlechter, der gute Früchte bringet. Denn man kennet jeden Baum an seiner Frucht. Man sammelt keine Feigen von Dornsträuchen, und bricht keine Trauben von Dornhecken. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervo? aus dem bösen Schatz. Denn aus der Fülle des Herzens spricht der Mund. Was nennet ihr Mich aber: Herr, Herr! und thut nicht, was Ich sage? Wer zu Mir kommt, und Meine Worte höret, und thut dieselben, den will Ich euch zeigen, wem er gleich ist. Er ist gleich einem Menschen, der ein Haus bauete, und der tief ausgrub, und den Grund legte auf einen Felsen; als nun eine Wasserfluth kam, da stieß der Strom auf dieses Haus, und konnte es nicht erschüttern; denn es war gegründet auf einen Felsen. Aber wer höret, und nicht thut, der ist gleich einem Menschen, der sein Haus auf die Erde bauete ohne Grundfeste; und der Strom stieß dagegen, und alsbald stürzte es ein; und der Fall dieses Hauses war groß. Jesus thut zwey große WunderNachdem Er aber Seine Worte alle vor dem Volke gesprochen hatte, ging Er gen Kapharnaum. Der Knecht aber eines Hauptmanns, auf den derselbe viel hielt, lag krank, und in Begriff zu sterben. Da er nun von Jesu hörte, sandte er die Aeltesten der Juden zu Ihm, und bat Ihn, daß Er käme, und seinen Knecht gesund machte. Da diese zu Jesu kamen, baten sie Ihn inständig, und sagten: Er ist es werth, daß Du ihm dieses erzeigest. Denn er hat unser Volk lieb, und die Synagoge hat er uns erbauet. Jesus ging mit ihnen hin. Da Er nun nicht fern von dem Hause war, sandte der Hauptmann Freunde zu Ihm, und ließ sagen: Herr, bemühe Dich nicht, ich bin nicht würdig, daß Du unter mein Dach eingehest! Darum habe ich auch mich selbst nicht würdig geachtet, daß ich zu Dir käme. Sprich Du aber Ein Wort, und mein Knecht wird gesund werden. Denn ich, ein Mensch, der oberen Gewalt unterthan, habe Kriegsleute unter mir, und sage zu einem: Gehe hin! und er geht; und zum andern: Komm her! und er kommt; und zu meinem Knechte: Thue das! und er thut's. Da Jesus das hörete, verwunderte Er Sich, wandte Sich um, und sprach zum Volk, das Ihm nachfolgte: Wahrlich, Ich sage euch, solchen Glauben habe Ich auch in Israel nicht gefunden. Und als die, welche gesandt waren, zurück nach Hause kamen, fanden sie den Knecht, der krank gewesen, gesund. Und es geschah darnach: Er ging in eine Stadt, mit Namen Naim, und Seiner Jünger viele gingen mit Ihm, und viel Volks. Als Er nun nahe an das Stadtthor kam, siehe, da trug man einen Todten heraus, der ein einziger Sohn seiner Mutter war; und sie war eine Wittwe. Und viel Volks aus der Stadt ging mit ihr. Da der Herr sie sah, ward Er von Mitleid über sie gerührt, und sprach zu ihr: Weine nicht! Er trat hinzu, und rührete die Bahre an; die Träger standen still. Und Er sprach: Jüngling, Ich sage dir, stehe auf! Und der Gestorbene richtete sich auf, und fing an zu sprechen. Und Er gab ihn seiner Mutter. Und Ehrfurcht ergriff sie Alle; sie preiseten Gott, und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden; und Gott hat Sein Volk heimgesucht! Und es ward von Ihm das alles kundbar in ganz Judäa, und in allen Ländern umher. Johannes sendet seine Jünger; Jesus antwortetAuch dem Johannes verkündigten seine Jünger dieß alles. Und Johannes rief zwey seiner Jünger zu sich, sandte sie zu Jesu, und ließ sagen: Bist Du, Der da kommen soll? oder haben wir einen Anderen zu erwarten? Als nun diese Männer zu Ihm gekommen, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu Dir gesandt, und läßt sagen: Bist Du, Der da kommen soll? oder haben wir einen Anderen, zu erwarten? (Zu eben der Zeit machte Er Viele gesund von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden gab Er das Gesicht wieder.) Er antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin, und verkündiget Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: daß Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige gereinigt werden, Taube hören, Todte auferstehen, den Armen das Evangelium gepredigt werde. Und selig ist, wer an Mir nicht Aegerniß nimmt! Da aber die Boten des Johannes weggegangen waren, fing Er an, von Johannes zu dem Volke zu sprechen: Was seyd ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Ein Rohr, das vom Winde hin und her getrieben wird? Oder, was seyd ihr denn Hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichen Kleidern angethan? Sehet! die in köstlichen Kleidern und in Lüsten leben, die sind in den Palästen der Könige. Oder, was seyd ihr denn Hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, sage ich euch; und mehr als ein Prophet ist er. Dieser ist's, von dem geschrieben steht: Siehe, Ich sende Meinen Engel vor Dir her, der Deinen Weg vor Dir bereiten soll. Denn Ich sage euch, unter denen, die von Weibern geboren worden, ist kein größerer Prophet, als Johannes der Täufer; wer aber kleiner ist im Reiche der Himmel, ist größer als er. Das Volk, das ihn hörte, auch die Zöllner, priesen Gott gerecht, und ließen sich taufen mit der Taufe des Johannes; die Pharisäer aber und die Schriftgelehrten verschmäheten Gottes Rathschluß gegen sich selbst, und ließen sich nicht von ihm taufen. Es sprach aber der Herr: Womit soll Ich denn dieß Geschlecht der Menschen vergleichen, und wem sind sie gleich? Sie sind den Kindern gleich, die auf dem Markte sitzen, und einander zurufen und sagen: Wir pfiffen euch vor, und ihr habt nicht getanzet; wir sangen Klaglieder, und ihr habt nicht gejammert. Denn Johannes der Täufer ist gekommen, und isset nicht Brod, und trinket nicht Wein; da saget ihr: er hat den Teufel. Der Sohn des Menschen ist gekommen, und isset und trinket; da saget ihr: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und der Sünder Geselle. Jedoch die Weisheit ist gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern. Es bat Ihn aber der Pharisäer einer, daß Er mit ihm äße. Und Er ging hinein in des Pharisäers Haus, und setzte Sich zu Tische. Eine Sünderin kommt zu IhmUnd siehe! ein Weib in der Stadt, die eine Sünderin war, als sie vernommen hatte, daß Er im Hause des Pharisäers zu Tische war, brachte her ein alabastern Gefäß mit Gewürzöl. Und sie trat hinten zu Seinen Füßen, und hub an mit Thränen Seine Füße zu netzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes, und küssete Seine Füße, und salbte sie mit Gewürzöl. Da aber das der Pharisäer sah, der Ihn geladen hatte, sprach er bey sich selbst und sagte: Wäre Dieser ein Prophet, so wüßte Er ja, wer und welch ein Weib daS ist, die Ihn anrühret; denn sie ist eine Sünderin. Jesus redete ihn an, und sprach: Simon, Ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sage! Es hatte ein Gläubiger zwey Schuldner; einer war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Da sie aber nicht zu bezahlen vermochten, erließ er es beyden. Welcher nun von beyden liebet ihn mehr? Simon antvortete und sprach: Ich meine der, dem er mehr erlassen hat. Er sprach zu ihm: Du hast recht geurtheilt! Und Er wandte Sich zu dem Weibe, und sprach zu Simon: Siehest du dieß Weib? Ich bin gekommen in dein Haus, du hast Mir nicht Wasser gegeben für Meine Füße; diese aber hat Meine Füße mit ihren Thränen genetzct, und mit ihren Haaren getrocknet. Du hast Mir keinen Kuß gegeben; diese aber, seit sie hereingekommen, hat nicht abgelassen, Meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Oel gesalbet; diese aber hat Meine Füße mit Gewürzen gesalbet. Deßwegen, Ich sage dir, vergeben sind ihr viele Sünden, weil sie viel geliebt hat; welchem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. Er sprach nun zu ihr: Dir werden deine Sünden erlassen. Und es fingen die an, welche mit Ihm zu Tische saßen, unter sich zu sprechen: Wer ist Dieser, Der sogar Sünden erläßt? Er aber sprach zu dem Weibe: Dein Glaube hat dich gerettet, gehe in Frieden! Gleichniß vom SäemanneUnd es begab sich darnach: Er ging umher durch Städte, und Flecken, predigte und verkündigte das Evangelium vom Reiche Gottes; und die Zwölfe waren bey Ihm, und etliche Weiber, die von bösen Geistern und von Krankheiten gesund gemacht worden: Maria, genannt Magdalene, von welcher sieben Teufel ausgefahren waren, und Johanna, das Weib des Chuza, eines Beamten des Herodes, und Susanna, und viele andere, die Ihm darreichten von ihrer Habe. Als aber viel Volks beysammen kam, und sie aus den Städten zu Ihm eileten, sprach Er in einem Gleichnisse: Es ging ein Säemann aus, seinen Samen zu säen; und indem er säete, fiel etliches an den Weg, und ward zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen's auf. Und etliches fiel auf das Felsichte, und da es aufgegangen, verdorrete es, weil es keine Säfte hatte. Und etliches fiel unter Dornen, und die Dornen wuchsen mit auf, und erstickten es. Und etliches fiel auf gutes Land, und es wuchs auf, und trug hundertfältige Frucht. Als Er dieß gesagt hatte, rief Er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Seine Jünger aber fragten Ihn, was für ein Gleichniß dieses wäre? Und Er sprach zu ihnen: Euch ist gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu wissen; den Anderen aber in Gleichnissen, daß sie sehen und, nicht sehen, hören und nicht verstehen. Es ist aber das Gleichniß dieses: Der Samen ist das Wort Gottes. Die am Wege sind; das sind die, welche es hören; darnach kommt der Teufel, Und nimmt das Wort aus ihren Herzen, daß sie nicht glauben, und selig werden. Die auf dem Felsichten; das sind die, welche, da sie es hören, das Wort mit Freuden aufnehmen; und sie haben keine Wurzel, und glauben eine Zeitlang, und zur Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Was fiel unter Dornen; das sind die, welche das Wort hören; und sie werden von Sorgen und Reichthum und Gelüsten dieses Lebens, fortgehends, ersticket, und bringen keine Frucht. Was aber auf das gute Land; das sind die, welche das Wort hören, und es bewahren in einem guten und reinen Herzen, und Frucht bringen in Geduld. Niemand aber zündet ein Licht an, und verbirgt es unter ein Gefäß, oder setzt es unter eine Bank; sondern auf einen Leuchter setzt man es, damit die, welche hereinkommen, das Licht sehen. Denn es ist nicht verborgen, das nicht offenbar gemacht; und nicht heimlich, das nicht kund werden, und ins Offene kommen sollte. Habet also Acht, wie ihr höret! Denn wer hat, dem wird gegeben; und wer nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er zu haben vermeint. Jesu Mutter kommt zu IhmEs gingen aber hin zu Ihm Seine Mutter und Seine Brüder; und sie konnten wegen der Volksmenge nicht zu Ihm gelangen. Und es ward Ihm angesagt: Deine Mutter und Deine Brüder stehen draußen, und wollen Dich sehen. Er antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und Meine Brüder sind die, welche Gottes Wort hören, und es thun. Er gebeut dem SturmeUnd es begab sich eines Tags: Er trat in ein Schiff und Seine Jünger; und Er sprach zu ihnen: lasset uns über den See fahren jenseit. Und sie fuhren ab. Und als sie schifften, schlief Er ein. Und es kam ein Sturmwind herab auf den See; und sie wurden überschüttet, und waren in Gefahr. Da traten sie zu Ihm, weckten Ihn, und sprachen: Meister, wir gehen zu Grunde! Er stand auf, bedräuete den Wind und die Wasscrwellen; und sie legten sich, und es wurde still. Da sprach Er zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie aber fürchteten sich, erstaunten, und sprachen zu einander: Wer ist Dieser? denn Er gebiethet sogar den Winden und dem Meere, und sie gehorchen Ihm! Er treibt Teufel ausUnd sie schifften hin zur Landschaft der Gerasener, welche gegen Galiläa über liegt. Und da Er ans Land getreten war, kam Ihm ein Mann entgegen, der von Teufeln besessen war seit langer Zeit; und der hatte keine Kleider an, und blieb in keinem Hause, sondern in Gräbern. Dieser, als er Jesum sah, siel vor Ihm nieder, rief überlaut und sprach: Was hast Du mit mir zu thun, Jesu, Du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich bitte Dich, quäle mich nicht! (Denn Jesus gebot dem unreinen Geiste, von dem Menschen auszufahren; lange Zeit her hatte er ihn ergriffen; mit Ketten und Fesseln ward er gebunden, und verwahrt; er zerriß die Bande, und ward vom Teufel in die Wüste getrieben.) Jesus aber fragte ihn und sprach: Wie heißest du? Er aber sprach: Legion. Denn es waren viele Teufel in ihn gefahren. Und sie baten Ihn, Er möchte ihnen nicht gebieten, in den Abgrund zu fahren. Es war aber daselbst eine große Heerde Säue, die gingen am Berge auf der Weide; und sie baten Ihn, Er möchte ihnen zulassen, in selbige zu fahren. Und Er ließ es ihnen zu. Es fuhren nun die Teufel von dem Menschen aus, und fuhren in die Säue; und eilends stürzte sich die Heerde von der Anhöhe hinab in den See, und ersoff. Da die Hirten sahen, was geschehen; flohen sie, und verkündigten es in der Stadt und in den Flecken. Da gingen sie hinaus, zu sehen was geschehen war, und kamen zu Jesu; und sie fanden den Menschen, von dem die Teufel ausgefahren waren, zu den Füßen Jesu sitzen, bekleidet und bey Sinnen. Und sie fürchteten sich. Jene aber, die es gesehen hatten, erzählten ihnen auch, wie er von der Legion sey befreyt worden. Und es bat Ihn alles Volk des Landes der Gerasener, daß Er von ihnen ginge. Denn sie waren von großer Furcht ergriffen. Er stieg in das Schiff, um zurück zu fahren. Der Mann aber, von dem die Teufel ausgefahren waren, bat Ihn, daß er möchte bey Ihm seyn. Jesus aber entließ ihn, und sprach: Gehe hin in dein Haus, und verkündige, wie große Dinge Gott an dir gethan hat! Und er ging hin, und machte es kund in der ganzen Stadt, wie große Dinge ihm Jesus gethan habe. Er macht ein Weib gesund vom Blutfluß; und Er wecket des Jairus Tochter von den Todten aufEs begab sich aber, da Jesus zurückkam, empfing Ihn das Volk; denn Alle warteten auf Ihn. Und siehe, es kam ein Mann, mit Namen Jairus, der ein Vorsteher der Synagoge war; und der fiel Jesu zu Füßen, und bat Ihn, daß Er nach seinem Hause komme. Denn er hatte eine einzige Tochter, etwa zwölf Jahr alt, und die lag sterbend. Und es begab sich, da Er hinging, ward Er von der Volksmenge gedrängt. Und da war ein Weib, die hatte den Blutfluß seit zwölf Jahren; und sie hatte all ihr Gut an die Aerzte verwendet, und konnte von keinem geheilt werden. Diese trat von hinten herzu, und berührte den Saum Seines Gewandes, und alsbald hörte ihr Blutfluß auf. Und Jesus sprach: Wer hat Mich angerührt? Da es aber Alle verneinten, sprach Petrus, und die bey ihm waren: Meister, das Volk drängt und drückt Dich, und Du sprichst, wer hat Mich angerührt? Jesus aber sprach: Es hat Mich Jemand angerührt; denn Ich weiß, daß eine Kraft von Mir ausgegangen ist. Da nun das Weib sah, daß es nicht verborgen war; kam sie zitternd, fiel Ihm zu Füßen, und verkündigte vor allem Volke, aus welcher Ursache sie Ihn angerührt, und wie sie alsbald gesund geworden. Er aber sprach zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen, gehe in Frieden! Da Er noch sprach, kam Jemand zu dem Vorsteher der Synagoge, und sagte ihm: Deine Tochter ist gestorben, beschwere Ihn nicht. Da Jesus aber das Wort hörte, sprach Er zu dem Vater des Mägdleins: Fürchte nicht! glaube nur, und sie wird gerettet werden. Und als Er zum Hause kam, ließ Er Niemand mit Sich hineingehen, als Petrus, und Jakobus, und Johannes, und den Vater und die Mutter des Mägdleins. Es weinten aber Alle, und wehklagten über dasselbe. Er aber sprach: Weinet nicht! das Mägdlein ist nicht gestorben, sondern schläft. Und sie verlachten Ihn; wußten wohl, daß es gestorben war. Er aber nahm es bey der Hand, rief, und sprach: Mägdlein, steh auf! Und ihr Geist kehrte zurück; und sie stand alsbald auf; und Er befahl, daß ihr zu essen gegeben werde. Und es erstaunten ihre Eltern; Er aber gebot ihnen, Niemand zu sagen, was geschehen war. Sendung der Apostel. Herodes Meinung von JesuEr rief die zwölf Apostel zu Sich, gab ihnen Gewalt und Macht über alle bösen Geister, und daß sie befreyeten von Gebrechen. Und Er sandte sie aus, das Reich Gottes zu verkündigen. und Kranke gesund zu machen. Und Er sprach zu ihnen: Ihr sollet nichts auf den Weg mitnehmen, weder Stab, noch Reisetasche, noch Brod, noch Geld; noch sollet ihr zwey Röcke haben. Und in welches Haus ihr einkehret, da bleibet, und gehet nicht von da hinweg. Und wo sie euch nicht aufnehmen; von solcher Stadt gehet hinaus, und schüttelt auch den Staub von euren Füßen ab, zum Zeugniß wider sie. Und sie gingen aus, und durchzogen die Flecken, predigten das Evangelium und machten Kranke gesund allenthalben. Herodes aber, der Vierfürft, vernahm alles, was durch Ihn geschah; und er war in Zweifel, weil von Einigen gesagt ward: Johannes ist von den Todten auferstanden; von Anderen: Elias ist erschienen; von Anderen: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Und Herodes sprach: Johannes habe ich enthaupten lassen; wer ist aber dieser, von dem ich solche Dinge höre? Und er suchte, Ihn zu sehen. BrodvermehrungDie Apostel kamen zurück, und berichteten Ihm, was sie gethan hatten. Und Er nahm sie mit Sich, und ging hin besonder in eine Wüste, die bey Bethsaida ist. Da das Volk es erfuhr, folgten sie Ihm nach; und Er nahm sie auf, sprach zu ihnen vom Reiche Gottes; und die der Genesung bedurften, machte Er gesund. Der Tag aber fing an sich zu neigen, und die Zwölfe traten zu Ihm, und sprachen: Entlaß das Volk, damit sie zu den umliegenden Flecken und Dörfern gehen, da einkehren, und was zu essen finden. Denn wir sind hier in einer öden Gegend. Er aber sprach zu ihnen: Gebet ihr ihnen zu essen. Sie aber sprachen: Wir haben nicht mehr, als fünf Brode und zwey Fische. Oder sollten wir etwa hingehen, und Speise kaufen für all dieses Volk! Es waren bey fünftausend Mann. Er aber sprach zu Seinen Jüngern: Machet, daß sie sich reihenweise niedersetzen, je fünfzig und fünfzig. Und sie thaten es also, und machten, daß sich Alle niedersetzten. Er aber nahm die fünf Brode und die zwey Fische, sah auf gen Himmel, und segnete sie, und brach sie, und theilte sie Seinen Jüngern aus, sie dem Volke vorzulegen. Und sie aßen, und wurden alle gesättigt. Was ihnen übrig blieb, wurde aufgehoben, zwölf Körbe voll Brocken. Wer Jesus sey; was Er leiden müsse und Seine Jünger mit IhmUnd es begab sich: als Er allein war, und betete, (die Jünger waren bey Ihm,) da fragte Er sie, und sprach: Wer, sagen die Leute, daß Ich sey? Sie antworteten und sprachen: Sie sagen: Du seyst Johannes der Täufer; Andere aber: Du seyst Elias; Andere: einer der alten Propheten sey auferstanden. Er aber sprach zu ihnen: Wer, saget ihr denn, daß Ich sey? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Gesalbte Gottes! Und Er bedrohete sie, gebot ihnen, daß sie das Niemand sagen sollten. Und Er sprach: Der Sohn des Menschen muß vieles leiden, und von den Aeltesten und den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden, und getödtet, und am dritte» Tage auferstehen. Er sprach aber zu Allen: Will jemand Mir nachkommen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich, und folge Mir! Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; und wer sein Leben verlieret um Meinetwillen, der wird es erhalten. Was hülfe es ja dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, sich selbst aber verliert, und sich selbst zu Grunde richtet? Denn wer sich Meiner und Meiner Worte schämt, dessen wird Sich der Sohn des Menschen auch schämen, wann Er kommt in Seiner Herrlichkeit und in der Seines Vaters, und in der der heiligen Engel. Ich sage euch aber in Wahrheit: Es sind Einige von denen die hier stehen, welche den Tod nicht kosten werden, bis sie sehen das Reich Gottes. Und es begab sich, etwa acht Tage nach diesen Worten: da nahm Er mit Sich Petrus und Jakobus und Johannes, und ging einen Berg hinauf, um zu beten. Und indem Er betete, ward die Gestalt Seines Angesichts verwandelt, und Sein Gewand weiß und glänzend. Und, siehe, zwey Männer redeten mit Ihm; es waren aber Moyses und Elias. Die erschienen in Glanz; und sie sprachen von Seinem Ausgang, den Er erfüllen sollte in Jerusalem. Petrus aber, und die bey ihm waren, waren beschwert von Schlaf. Und da sie erwachten, sahen sie Seine Herrlichkeit, und die zwey Männer, die bey Ihm standen. Und es geschah: als diese von Ihm wichen, sprach Petrus zu Jesu: Meister! hier ist gut seyn für uns, laß uns drey Hütten machen, Dir eine, Moyses eine, und Elias eine! Er wußte nicht, was er sagte. Da er aber solches sprach, kam eine Wolke, und überschattete sie; und sie fürchteten sich, als jene in die Wolke eingingen. Und es kam eine Stimme aus der Wolke, die sprach: Dieser ist Mein geliebter Sohn, Den höret! Und da die Stimme ward, befand sich Jesus allein. Und sie verschwiegen es, und verkündigten keinem in jenen Tagen, was sie gesehen hatten. Er treibt einen Teufel ausEs begab sich aber am folgenden Tage, als sie vom Berge hinab gingen, da kam ihnen viel Volks entgegen. Und, siehe, ein Mann aus dem Volke rief und sprach: Meister, ich bitte Dich, sieh auf meinen Sohn, denn er ist mein einziger! Und, siehe, es ergreift ihn der Geist, und alsbald schreyet er; und der zerret ihn, und reißet ihn, daß er schäumet; und der läßt kaum ab, ihn zu martern. Und ich habe Deine Jünger gebeten, daß sie ihn austrieben, und sie konnten's nicht. Jesus antwortete und sprach: O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange werde Ich bey euch seyn, und euch erdulden? Führe deinen Sohn her! Und da er herbeykam, warf ihn der Teufel nieder, und zerrte ihn hin und her. Und Jesus bedräuete den unreinen Geist; und machte den Knaben gesund, und gab ihn seinem Vater. Und Alle staunten über die Größe Gottes. Da sich Alle verwunderten über alles, was Er that; sprach Er zu Seinen Jüngern: Nehmet ihr zu Herzen diese Worte: es wird denn der Sohn des Menschen überantwortet werden in der Menschen Hände. Er belehret die Jünger über VielesUnd sie verstunden dieses Wort nicht, es war verhüllet vor ihnen, daß sie es nicht fasseten; und sie fürchteten sich, Ihn zu fragen über dieses Wort. Und es kam ihnen der Gedanke ein, wer der Größeste unter ihnen sey. Jesus aber, Der die Gedanken ihres Herzens sah, nahm ein Kind, und stellte es neben Sich, und sprach zu ihnen: Wer dieses Kind aufnimmt in Meinem Namen, der nimmt Mich auf; und wer Mich aufnimmt, der nimmt Den auf, Der Mich gesandt hat. Denn wer der Kleinste unter euch Allen ist, der ist der Größte. Johannes aber redete Ihn an und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb Teufel aus in Deinem Namen, und wir wehreten es ihm, weil er nicht mit uns nachfolget. Und Jesus sprach zu ihm: Wehret es nicht; denn wer nicht wider euch ist, der ist für euch. Es begab sich aber: als die Tage Seiner Aufnahme zur Erfüllung kamen; da richtete Er Sein Angesicht zu wandeln gen Jerusalem. Und Er sandte Boten vor Sein Antlitz her; die gingen, und kamen in einen Flecken der Samariter, um für Ihn zu bestellen. Und diese nahmen Ihn nicht auf, weil Sein Angesicht gerichtet war, zu wandeln gen Jerusalem. Da aber das Seine Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: Herr! willst Du, sollen wir sagen, daß Feuer vom Himmel falle, und sie verzehre? Er aber wandte Sich, verwies es ihnen, und sprach: Ihr wisset nicht, welches Geistes ihr seyd! Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, Seelen zu verderben, sondern zu retten. Und sie gingen hin in einen anderen Flecken. Es begab sich aber: da sie auf dem Wege wandelten, sprach einer zu Ihm: Ich will Dir folgen, wohin Du immer gehest. Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel des Himmels haben Nester; des Menschen Sohn aber hat nicht, wo Er Sein Haupt hinlege. Zu einem Anderen aber sprach Er: Folge Mir nach! Der aber sprach: Herr, erlaube mir, daß ich zuvor hingehe, und meinen Vater begrabe. Und Jesus sprach zu ihm: Laß die Todten ihre Todten begraben! Du aber komm, und verkündige das Reich Gottes! Und ein Anderer sprach: Herr, ich will Dir nachfolgen; erlaube mir aber, daß ich zuvor Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt, und zurück siehet, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes. Jesu Vorschrift an die siebenzig Jünger, da Er sie aussandte, und da sie zurückkehrtenDarnach sonderte der Herr auch Andere aus, zweyundsiebenzig, und sandte sie, zwey und zwey, vor Seinem Antlitze her in alle Städte und Orte, wohin Er Selbst kommen wollte. Und Er sprach zu ihnen: Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Bittet also den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter aussende in Seine Ernte. Gehet hin! Siehe, Ich sende euch, wie Lämmer unter Wölfe! Nehmet keinen Beutel mit, noch Reisetasche, noch Schuhe; und begrüßet Niemand auf dem Wege. Wo ihr in ein Haus eingehet, da sprechet zuerst: Friede diesem Hause!' Und wenn daselbst ein Kind des Friedens seyn wird, so wird euer Friede auf ihm beruhen; wenn aber nicht, so wird derselbe auf euch zurückkommen. Bleibet aber in eben demselbigen Hause, esset und trinket des, was sie haben. Denn ein Arbeiter ist seines Lohnes werth. Gehet nicht von einem Hause in ein anderes. Wo ihr in eine Stadt eingehet, und sie euch aufnehmen, da esset was euch vorgesetzt wird. Und machet die Kranken gesund, die daselbst sind; und saget ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen. Wo ihr aber in eine Stadt eingehet, und sie euch nicht aufnehmen; da gehet hinaus auf ihre Straßen, und sprechet: Auch den Staub, der sich von eurer Stadt uns angehängt hat, schütteln wir ab auf euch; doch wisset dieses, daß das Reich Gottes nahe gekommen ist! Ich sage euch: es wird Sodoma erträglicher ergehen an jenem Tage, als solcher Stadt. Wehe dir Korozain! wehe dir Bethsaida! denn wären solche Wunderthaten zu Tyrus und Sidon geschehen, als bey euch geschehen sind; sie hätten vorlängst, im Sack und in Asche sitzend, Buße gethan. Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen im Gericht, als euch. Und du Kapharnaum, die du bis an den Himmel erhoben worden, du wirst bis zur Hölle hinabgestürzt werden! Wer euch höret, der höret Mich; wer euch verachtet, der verachtet Mich; wer aber Mich verachtet, der verachtet Den, Der Mich gesandt hat. Es kamen nun die Zweyundsiebenzig zurück mit Freude, und sprachen: Herr, auch die Teufel sind uns unterwürfig in Deinem Namen! Und Er sprach zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen, wie einen Blitz. Sehet, Ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Scorpionen; und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch verletzen. Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister unterwürfig sind; freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln aufgeschrieben sind! Zu dieser Stunde frohlockte Er im heiligen Geist, und sprach: Ich preise Dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du solches vor Weisen und Verständigen verborgen, und den Kleinen offenbaret hast! Ja, Vater! denn also war es wohlgefällig vor Dir. Alles ist Mir übergeben von Meinem Vater; und Niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater, und wer der Vater ist, als nur der Sohn, und wem der Sohn es offenbaren will. Und Er wandte Sich zu Seinen Jüngern, und sprach: Selig die Augen, die sehen, was ihr sehet! Denn Ich sage euch: viele Propheten und Könige wollten sehen was ihr sehet, und haben's nicht gesehen; und hören was ihr höret, und haben's nicht gehöret. Der barmherzige SamariterUnd siehe, ein Gesetzlehrer kam her, versuchte Ihn, und sprach: Meister, was muß ich thun, um das ewige teben zu erben? Er aber sprach zu Ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? wie liesest du? Jener antwortete, und sprach: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, aus allen Kräften, und von ganzem Gemüthe, und deinen Nächsten, wie dich selbst. Und Er sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; thue das, und du wirst das Leben haben! Jener aber wollte sich rechtfertigen, und sprach zu Jesu: Wer ist denn mein Nächster? Jesus antwortete, und sprach: Ein Mensch ging von Jerusalem hinab gen Jericho, und fiel unter Räuber; die zogen ihn aus, und schlugen ihn, gingen davon, und ließen ihn halb todt liegen. Es begab sich aber, daß ein Priester denselben Weg hinab zog; und er sah ihn, und ging vorüber. Deßgleichen auch ein Levit: als er an die Stelle kam, und ihn sah, ging er vorüber. Ein Samarit aber, der da reisete, kam hin neben ihn; und er sah ihn, und erbarmete sich. Er trat hinzu, verband ihm seine Wunden, goß hinein Oel und Wein, hub ihn auf sein Lastthier, und führete ihn zur Herberge, und pflegete sein. Des anderen Tages zog er zwey Denare hervor, gab sie dem Gastwirth, und sprach: Pflege seiner! Und was du noch darüber aufwendest, werde ich dir erstatten, wenn ich zurück komme. Was meinest du? welcher unter diesen dreyen war wohl der Nächste dem, der unter die Räuber gefallen war? Er antwortete: Der die Barmherzigkeit an ihm that. Und Jesus sprach zu ihm: Gehe hin, und thue du deßgleichen! Jesus bei Martha und MariaEs begab sich aber, da sie umherzogen, kam Er in einen Flecken; und ein Weib, mit Namen Martha, nahm Ihn auf in ihr Haus. Und sie hatte eine Schwester, mit Namen Maria; die setzte sich da zu den Füßen des Herrn, und hörete Seiner Rede zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen mit dem Bedienen. Und sie trat hinzu, und sprach: Herr, fragst Du nicht darnach, daß meine Schwester mir allein das Bedienen überläßt? Sage ihr denn, daß sie mir helft! Der Herr antwortete, und sprach zu ihr: Martha, Martha, du bist sorgsam, und beunruhigst dich um Vieles! Nur Eins ist noth. Maria hat den besten Theil erwählet, der ihr nicht wird genommen werden. Vom GebeteUnd es begab sich, als Er an irgend einem Orte war und betete, und aufgehört hatte; da sprach zu Ihm einer Seiner Jünger: Lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger gelehrt hat. Und Er sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprechet: Vater! geheiliget werde Dein Name. Dein Reich komme. Unser tägliches Brod gib uns heute. Und vergib uns unsere Sünden; denn auch wir vergeben jedem, der gegen uns Schuld hat. Und führe uns nicht in Versuchung. Und Er sprach zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hatte, der zu ihm käme um Mitternacht, und sagte zu ihm: Freund, leihe mir drey Brode; denn ein Freund ist von der Reise zu mir gekommen, und ich habe nicht was ich ihm vorsetze; und jener drinnen antwortete und spräche: Mache mir keine Beschwerde, die Thüre ist schon geschlossen, und meine Kinder sind bey mir zu Bette, ich kann nicht aufstehen und dir geben; und wenn jener anzuklopfen verharret: da, sage Ich euch, wenn er auch nicht darum, weil er sein Freund ist, aufsteht und ihm gibt, so wird er doch wegen des Ungestüms des anderen aufstehen, und ihm geben, so viel er nöthig hat. Und Ich sage euch: Bittet, und euch wird gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und euch wird aufgethan werden. Denn wer bittet, der empfängt; und wer suchet, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgethan. Wenn einer aus euch seinen Vater um Brod bittet, wird der ihm einen Stein geben? oder um einen Fisch, wird er ihm anstatt des Fisches eine Schlange geben? Oder wenn er um ein Ei bittet, wird er ihm einen Scorpion reichen? Wenn denn ihr, die ihr arg seyd, wisset euren Kindern gute Gaben zu geben; wie viel mehr wird euer Vater im Himmel einen guten Geist geben denen, die Ihn bitten? Jesus treibt einen Teufel aus; die Pharisäer lästern, ein Weib verherrlicht IhnUnd Er trieb einen Teufel aus, der war stumm. Und da Er den Teufel ausgetrieben hatte, sprach der Stumme; und das Volk erstaunte. Etliche aber unter ihnen sprachen: Er treibt die Teufel aus durch Beelzebub, den Obersten der Teufel. Andere aber versuchten Ihn, und verlangten von Ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber, Der ihre Gedanken sah, sprach zu ihnen: Ein jedes Reich, das wider sich selbst uneins ist, wird wüste werden; und ein Haus, das wider sich selbst ist, wird fallen. Wenn nun auch der Satan wider sich selbst uneins ist, wie wird sein Reich bestehen? Saget ihr ja, daß ich durch Beelzebub die Teufel austreibe! Wenn Ich aber durch Beelzebub die Teufel austreibe, durch wen treiben eure Kinder sie aus? Darum werden sie eure Richter seyn! Wenn Ich aber durch den Finger Gottes die Teufel austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Wenn ein starker Bewaffneter seinen Hof bewahret, so bleibet in Frieden, was er hat. Wenn aber ein Stärkerer, als er, über ihn kommt, und ihn überwindet; so nimmt er ihm alle Waffen, worauf er sich verließ, und theilet die Beute. Wer nicht mit Mir ist, der ist wider Mich; und wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreuet. Wenn der unreine Geist vom Menschen ausgefahren ist, so durchziehet er dürre Oerter, und suchet Ruhe; und da er die nicht findet, spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, woraus ich gegangen bin. Und er kommt, findet es gefeget und geschmücket. Dann gehet er hin, und nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger sind, als er; sie fahren hinein, und wohnen allda. Und es wird mit demselbigen Menschen hernach schlimmer, als es war. Es begab sich aber, da er dieses sagte, erhub ein Weib im Volk die Stimme, und sprach zu Ihm: Selig der Leib, der Dich getragen, und die Brüste, die Du gesogen hast! Er aber sprach: Ja, selig sind, die Gottes Wort hören, und es halten! Strafrede wider die PharisäerDa aber viel Volk zusammen gekommen, hob Er an und sprach: Dieses Geschlecht ist ein schalkhaft Geschlecht! es verlangt ein Zeichen; und ein Zeichen wird ihm nicht gegeben werden, es sey denn das Zeichen des Propheten Jonas. Denn gleichwie Jonas den Niniviten ein Zeichen war, so wird es auch der Sohn des Menschen diesem Geschlechte seyn. Die Königin von Mittag wird gegen die Menschen dieses Geschlechts im Gerichte aufstehen, und sie verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, Salomons Weisheit zu hören; und siehe, hier ist mehr, als Salomon! Die Einwohner von Ninive werden gegen dieß Geschlecht im Gerichte aufstehen, und es verdammen; denn sie thaten Buße auf die Predigt des Jonas; und siehe, hier ist mehr, als Jonas! Niemand zündet ein Licht an, und setzet es an einen verborgenen Ort, oder unter einen Scheffel; sondern auf einen Leuchter, damit, die hineinkommen, das Licht sehen. Dein Auge ist deines Leibes Leuchte. Wenn dein Auge lauter ist, so ist dein ganzer Leib lichtvoll; wenn es aber schlecht ist, so ist auch dein Leib finster. So siehe denn zu, daß nicht das Licht, was in dir ist, Finsterniß sey! Wofern nun dein leib ganz lichtvoll ist, und keinen finsteren Theil an sich hat; so wird das Ganze lichtvoll seyn, wie wenn eine Leuchte mit ihrem Scheine dich erhellet. Und als Er geredet hatte, bat Ihn ein Pharisäer, daß Er bey ihm zu Mittag äße. Er ging hin, und setzte Sich zu Tische. Der Pharisäer aber hob an, bey sich selbst zu denken und zu sprechen: warum Er Sich vor dem Essen nicht gewaschen hatte. Und der Herr sprach zu ihm: Da reiniget ihr Pharisäer, was auswendig ist am Becher und an der Schüssel; was aber inwendig ist in euch, das ist voll Raubes und Ungerechtigkeit. Ihr Thoren! Der das Auswendige gemacht hat, hat Der nicht auch das Inwendige gemacht? Wohlan! von dem was vorhanden ist, gebet Almosen; und siehe, so ist euch alles rein! Wehe euch Pharisäer! ihr gebet den Zehnten von der Krauseminze, von der Raute, und von allerley Gemüse; und ihr lasset fahren die Gerechtigkeit und die Liebe Gottes. Dieses aber sollte man thun, und jenes nicht versäumen! Wehe euch Pharisäer! ihr sitzet gern in den Synagogen oben an, und wollet auf dem Markte gegrüßet seyn. Wehe euch! ihr seyd wie Gräber, die man nicht siehet; und die Leute gehen darüber, und wissen's nicht. Es antwortete aber einer aus den Gesetzlehrern und sprach zu Ihm: Meister, da du dieses sagest, schmähest du auch uns! Er aber sprach: Wehe auch euch Gesetzlehrer! ihr beladet die Menschen mit Bürden, die sie nicht tragen können; und ihr selbst rühret nicht mit Einem Finger die Bürde an. Wehe euch! ihr bauet die Grabmale der Propheten, eure Väter aber haben sie getödtet. Wahrlich, ihr bezeuget, daß ihr in die Werke eurer Bäter williget! jene haben sie getödtet, ihr aber bauet ihre Grabmale! Darum sprach auch die Weisheit Gottes: Ich werde zu ihnen senden Propheten und Boten; und derselben werden sie Etliche tödten, und Andere verfolgen; auf daß gefordert werde von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten, welches von Anbeginn der Welt vergossen worden, von dem Blut Abels an, bis zum Blut des Zacharias, welcher umgekommen ist zwischen dem Altar und dem Tempel. Ja, Ich sage euch, es wird gefordert werden von diesem Geschlechts. Wehe euch Gesetzlehrer! ihr habt den Schlüssel der Erkenntniß genommen; ihr selbst seyd nicht hinzugegangen, und denen, die hinzugingen, habt ihr es gewehrt. Als Er dieses zu ihnen sprach, fingen die Pharisäer und die Schriftgelehrten an, Ihn hart anzufahren, und Ihm zuzusetzen mit vielerley; und sie lauerten Ihm auf, und suchten aus Seinem Munde etwas aufzufangen, auf daß sie Ihn verklagen möchten. Jesus gibt viele Lehren über vielerleiDa aber eine Menge Volks umher stand, so daß sie einander drängten; hob Er an, und sprach zu Seinen Jüngern: Hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer, welcher ist die Heuchelei! Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde, noch heimlich, das man nicht wissen werde. Darum, was ihr in der Finsterniß redet, das soll im Lichte gesagt werden; und was ihr redet ins Ohr, in den Kammern, das soll verkündiget werden auf den Dächern. Ich sage aber euch, Meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten, und darnach nichts weiter thun können. Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollet: Fürchtet Den, Welcher, nachdem Er getödtet hat, auch Macht hat zu werfen in die Hölle. Ja, Ich sage euch, Den fürchtet! Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwey Pfennige? Doch ist vor Gott derselbigen nicht Einer vergessen. Aber auch sind die Haare auf eurem Haupt alle gezählet. Darum fürchtet euch nicht; ihr seyd besser, als viele Sperlinge. Ich sage euch aber: wer Mich bekennet vor den Menschen, den wird auch des Menschen Sohn bekennen vor den Engeln Gottes. Wer Mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes. Und wer redet ein Wort wider des Menschen Sohn, dem wird es vergeben werden; wer aber lästert den heiligen Geist, dem wird es nicht vergeben werden. Wenn sie euch aber führen werden in ihre Synagogen, und vor die Obrigkeiten und die Gewaltigen; seyd nicht besorgt, wie, oder womit ihr euch verantworten, oder was ihr reden sollet. Denn der heilige Geist wird euch zu derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollet. Es sprach aber einer aus dem Volke zu Ihm: Meister, sage meinem Bruder, daß er die Erbschaft mit mir theile! Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat Mich zum Richter oder zum Erbvertheiler über euch gesetzt? Und Er sprach zu ihnen: Sehet zu, und hütet euch vor jeder Habsucht! Denn das Leben besteht nicht im Ueberflusse dessen, was einer besitzt. Er sprach da ein Gleichniß zu ihnen, und sprach: Eines reichen Mannes Feld hatte viele Früchte getragen. Und er überlegte bey sich, und sagte: Was soll ich thun? denn ich habe keinen Raum, meine Früchte einzusammeln. Und er sprach: Das will ich thun, ich will meine Scheunen abbrechen, und größere bauen, und dort aufsammeln alles, was mir gewachsen ist, und alle meine Güter; und will zu meiner Seele sagen: Meine Seele, du hast viele Güter, die da sind aufgehäuft für viele Jahre. Gib dir Ruhe, iß, trinke, sey fröhlich! Aber Gott sprach zu ihm: Du Thor! diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; was du aber gesammelt hast, wessen wird es seyn? Also geht's mit dem, der sich Schätze sammelt, und nicht reich ist in Gott! Und Er sprach zu Seinen Jüngern: Darum sage Ich euch, seyd nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen sollt, noch für den Leib, was ihr anziehen sollet. Das Leben ist mehr als die Speise, und der Leib mehr als die Kleidung. Betrachtet die Raben: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben keine Vorrathskammern noch Scheunen; und Gott nähret sie. Um wie vieles seyd ihr besser, als sie? Wer von euch vermag, durch sein Erdenken, seiner Größe eine Elle zuzusetzen? Wenn ihr nun auch das Kleinste nicht vermöget, was seyd ihr besorgt für das Andere? Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht. Ich sage euch aber, auch Salomon in seiner ganzen Herrlichkeit war nicht angethan, wie deren eine. Wenn aber Gott das Gras auf dem Felde, was heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet, wie viel mehr euch, Kleingläubige! Auch sollt ihr nicht fragen, was ihr essen oder was ihr trinken werdet, noch hin und her schwanken. Denn solches alles suchen die Völker der Welt. Euer Vater weiß ja, daß ihr dessen bedürfet. Suchet ihr dagegen zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; und jenes alles soll euch zugegeben werden. Fürchte dich nicht, du kleine Heerde; denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben. Verkaufet, was ihr besitzet, und gebet Almosen. Verschaffet euch Beutel die nicht altern, einen Schatz der nicht abnimmt, im Himmel, wo kein Dieb hinzukommt, und keine Motte verderbet. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz seyn. lasset eure Lenden umgürtet seyn, und eure Leuchten angezündet in euren Händen; und seyd gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er wiederkehre von der Hochzeit, auf daß, da er kommt und anklopfet, sie ihm sogleich aufthun. Selig die Knechte, die der Herr, da er kommt, wachend findet! Wahrlich, Ich sage euch: er wird sich gurten, und sie zu Tische sitzen heißen, und hinzutreten und sie bedienen. Und wo er kommt in der zweyten Nachtwache, und wo er kommt in der dritten Nachtwache, und findet sie also; selig sind jene Knechte! Das aber bedenket: wenn ein Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so wachete er ja, und ließ nicht in sein Haus einbrechen. Seyd auch ihr bereit; denn zur Stunde, da ihr es nicht meinet, wird der Sohn des Menschen kommen. Es sprach aber Petrus zu Ihm: Herr, sagst Du dieses Gleichniß für uns, oder für Alle? Der Herr aber sprach: Wer ist der treue und verständige Haushalter, den der Herr über sein Gesinde setzet, daß er ihnen zur rechten Seit gebe ihr Getreidemaaß? Selig der Knecht, den der Herr, wenn er kommt, finden wird, also thun! Wahrlich, Ich sage euch, er wird ihn über alle seine Güter setzen. Wenn aber jener Knecht spräche in seinem Herzen: Mein Herr verziehet zu kommen; und anfänge zu schlagen Knechte und Mägde, zu essen und zu trinken, und sich zu berauschen; so wird der Herr dieses Knechtes kommen, am Tage da er es nicht erwartet, und zur Stunde da er es nicht weiß, und wird ihn absondern, und ihm seinen Theil geben bey den Untreuen. Der Knecht, der seines Herrn Willen weiß, und hat sich nicht bereitet, und nicht gethan nach dessen Willen, der wird viele Streiche bekommen. Wer ihn aber nicht weiß, und that was Streiche verdient, wird wenige bekommen. Von jedem, dem vieles gegeben ward, wird vieles gefordert werden; und wem vieles anvertrauet ward, von dem wird man um so mehr verlangen. Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu bringen; und was will Ich, als daß es sich entzünde? Es steht Mir eine Taufe bevor; und wie drängt's Mich, bis sie vollbracht wird! Meinet ihr, daß Ich gekommen sey, Frieden zu bringen auf Erden? Nein, sage Ich euch, sondern Entzweyung. Denn es werden von nun an fünf in einem Hanse entzweyet seyn, drey wider zwey, und zwey wider drey: der Vater wider den Sohn, und der Sohn wider seinen Vater; die Mutter wider die Tochter, und die Tochter wider die Mutter; die Schwieger wider ihre Schwiegertochter, und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegcr. Er sprach aber auch zu dem Volke: Wenn ihr sehet, Wolken heraufkommen von Westen, so sagt ihr alsbald: es kommt Regen; und es geschieht. Und wenn ihr den Südwind wehen sehet, so sagt ihr: es wird Hitze geben; und es geschieht. Ihr Heuchler! die Gestalt des Himmels und der Erde wisset ihr zu deuten; diese Zeit aber, wie ist es, daß ihr die nicht deutet? Wie aber? erkennet ihr nicht, auch an euch selbst, was wahr ist? Wenn du hingehest mit deinem Widersacher zur Obrigkeit, so gib dir auf dem Wege Mühe, von ihm loszukommen, auf daß er dich nicht etwa hinbringe zum Richter, und der Richter dich überantworte dem Gerichtsdiener, und der Gerichtsdiener dich ins Gefängniß werfe. Ich sage dir: du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlest. Von Gottes GerichtenEs kamen aber zu derselbigen Zeit Einige, die Ihm verkündigten von den Galiläcrn, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischet hatte. Er antwortete, und sprach zu ihnen: Meinet ihr, daß diese Galiläer, mehr als alle Galiläer, Sünder gewesen sind, weil sie das erlitten haben? Ich sage euch, nein; sondern, wo ihr nicht Buße thut, werdet ihr alle gleicherweise umkommen. So auch jene achtzehen, auf welche der Thurm bey Siloe fiel, und sie erschlug: meinet ihr, daß sie seyn schuldig gewesen, mehr als alle Menschen, die zu Jerusalem wohnen? Ich sage euch, nein; sondern, wo ihr nicht Buße thut, werdet ihr alle gleicherweise umkommen. Er sprach auch dieses Gleichniß: Es hatte jemand einen Feigenbaum, der gepflanzt war in seinem Weinberge; und er kam, und suchte Frucht darauf, und fand keine. Er sprach zu dem Weingärtner: Siehe, es ist das dritte Jahr, daß ich komme, und Frucht suche auf diesem Feigenbaum, und ich finde keine. Haue ihn also um! wozu nimmt er den Platz ein? Jener aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, laß ihn noch dieses Jahr, daß ich um ihn her grabe, und ihn dünge, ob er dann Frucht bringe? wo aber nicht, so laß ihn darnach umhauen. Jesu und Seiner Lehre Macht und WohlthätigkeitEr lehrete aber in einer der Synagogen am Sabbate. Und siehe, ein Weib war da, die hatte einen Geist der Krankheit seit achtzehn Jahren; und sie war gekrümmt, und konnte durchaus nicht aufschauen. Da Jesus diese sah, rief Er sie herbey, und sprach zu ihr: Weib, du bist gelöset von deiner Krankheit! Und Er legte ihr die Hände auf; und alsbald richtete sie sich auf, und preisete Gott. Der Vorsteher der Synagoge aber nahm das Wort, war ungehalten, daß Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volke: Sechs Tage sind, da man arbeiten soll; an diesen kommt und laßt euch heilen, und nicht am Tage des Sabbats! Der Herr aber antwortete ihm und sprach: Heuchler! löset nicht Jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe, und führet ihn zur Tränke? Diese aber, eine Tochter Abrahams, die der Satan gebunden hielt, siehe, achtzehen Jahre lang, hat die nicht sollen von diesem Bande gelöset werden am Tage des Sabbats? Da Er das gesagt, wurden beschämt alle, die wider Ihn waren; und es freuete sich das ganze Volke über all die herrlichen Werke, die durch Ihn geschahen. Er sprach daher: Wem ist das Reich Gottes gleich, und womit soll ich es vergleichen? Es ist gleich einem Senfkörnlein, welches ein Mann nahm, und in seinen Garten einlegte; und es wuchs, und ward zu einem großen Baum, und die Vögel des Himmels wohneten unter seinen Zweigen. Und abermal sprach Er: Womit soll Ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist gleich einem Sauerteige, den ein Weib nahm, und vermengte unter drey Scheffel Mehl, bis es ganz durchsäuert würde. Und Er ging durch Städte und Flecken, und lehrete; und Er nahm Seinen Weg gen Jerusalem. Es sprach aber einer zu Ihm: Herr, sind derer Wenige, die selig werden? Er aber sprach zu ihnen: Strebet darnach,, daß ihr eingehet durch die enge Pforte! denn Viele werden, daS sage Ich euch, suchen einzugehen, und es nicht vermögen. Da aber der Hausvater eingegangen ist, und die Thüre geschlossen hat; werdet ihr kommen, und draußen stehen, und an die Thüre klopfen, und sagen: Herr, mache uns auf! und Er wird antworten und euch sagen: Ich kenne euch nicht, woher ihr seyd. Dann werdet ihr anfangen und sagen: Wir haben mit Dir gegessen und getrunken, und auf unsern Straßen hast Du gelehrt. Und Er wird zu euch sagen: Ich kenne euch nicht, woher ihr seyd; weichet alle von Mir, ihr Uebelthäter. Dem Fragenden: ob Wenige selig werden? antwortet JesusDa wird seyn Heulen und Zähneknirschen, wann ihr sehet Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reiche Gottes, euch aber ausgestoßen. Und es werden kommen die vom Aufgang und vom Untergang, von Mitternacht und vom Mittag, und werden zu Tische sitzen im Reiche Gottes. Und siehe, es sind letzte, die werden die Ersten seyn; und es sind Erste, die werden die letzten seyn. Was Er spricht von Herodes, und über JerusalemAn demselben Tage kamen Etliche der Pharisäer, und sprachen zu Ihm: Mache Dich auf, und ziehe von hinnen; denn Herodes will Dich tödten. Und Er sprach zu ihnen: Gehet hin, und saget diesem Fuchs: Siehe, Ich treibe Teufel aus, und machen gesund, heute und morgen; und am dritten Tage werde Ich vollendet werden. Ja Ich muß heute und morgen und den folgenden Tag wandeln; denn es fügt sich nicht, daß ein Prophet umkomme außerhalb Jerusalem. Jerusalem! Jerusalem! die du tödtest die Propheten, und steinigest, die zu dir gesandt werden! wie oft habe Ich wollen deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel! und du hast nicht gewollt. Siehe, euer Haus wird euch wüste hinterlassen werden! Ich sage euch aber: Ihr werdet Mich nicht sehen, bis es komme, daß ihr saget: Gesegnet, Der da kommt im Namen des Herrn! Jesus macht am Sabbat einen Wassersüchtigen gesundUnd es begab sich, als Er kam in das Haus eines Obersten der Pharisäer zu essen, an einem Sabbat, und sie Ihn beobachteten. Siehe, da war ein Mensch vor Ihm, der war wassersüchtig. Jesus hob an, redete zu den Gesetzlehrern und den Pharisäern, und sprach: Ist es erlaubt, am Sabbat gesund zu machen? Sie aber schwiegen. Er nahm ihn zu Sich, machte ihn gesund, und entließ ihn. Und Er redete Jene an, und sprach: Welcher ist unter euch, dem sein Esel oder Ochs in einen Brunnen gefallen, der nicht sogleich ihn herausziehe, am Tage des Sabbats? Und sie vermochten nicht, Ihm darauf zu antworten. Er lehret in Gleichnissen, daß man demüthig seyn sollEr sagte aber auch zu den Geladenen ein Gleichniß, da Er sah, wie sie die obersten Sitze wählten; und Er sprach zu ihnen: Wenn du von Jemand geladen bist zum Gastmahl, so setze dich nicht oben an; auf daß nicht etwa einer, der vornehmer ist als du, von ihm geladen sey, und da komme, der dich und ihn geladen hat, und dir sage: gib diesem den Platz; und du dann gehest mit Beschämung den letzten Platz zu nehmen. Sondern, wenn du geladen bist, geh hin und setze dich unten an; daß, wenn der kommt, der dich geladen hat, er zu dir spreche: Freund, rücke hinauf. Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit zu Tische sitzen. Denn wer sich selbst erhöhet, der wird erniedriget; und wer sich selbst erniedriget, der wird erhöhet werden. Welche Freundschaft verdienstlich bey Gott seyEr sagte aber auch zu dem, der Ihn geladen hatte: Wenn du ein Mittagsmahl oder Abendmahl gibst; so lade nicht deine Freunde ein, noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn: daß sie nicht etwa dich wieder einladen, und es dir vergolten werde. Sondern, wenn du ein Mahl gibst, so lade Arme ein, Krüppel, Lahme und Blinde. Und selig wirst du seyn, weil sie nicht haben dir's zu vergelten. Denn es wird dir vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten. Was abhalte vom Reiche GottesDa solches einer hörte, der mit zu Tische saß, sprach er zu Ihm: Selig, wer das Brod essen wird im Reiche Gottes! Er aber sprach zu jenem: Es war ein Mensch, der gab ein großes Abendmahl, und lud Viele ein. Und er sandte seinen Knecht um die Stunde des Mahles, den Eingeladenen zu sagen: kommet, denn es ist schon alles bereit! Und sie fingen an, alle zusammen sich zu entschuldigen. Der Erste sagte zu ihm: Ich habe ein Landgut gekauft, und bin genöthigt hinzugehen, und es zu besehen. Ich bitte dich, entschuldige mich. Und ein Anderer sagte: Ich habe fünf Paar Ochsen gekauft, und ich gehe, zu versuchen, wie sie sind. Ich bitte dich, entschuldige mich. Und ein Anderer sagte: Ich habe ein Weib genommen, und darum kann ich nicht kommen. Und der Knecht kam zurück, und berichtete das seinem Herrn. Da ward der Hausherr zornig, und sprach zu seinem Knechte: Gehe sogleich hin auf die Straßen und Gassen der Stadt, und führe herein Arme und Krüppel und Lahme und Blinde. Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast, und noch ist Platz da. Und der Herr sprach zu dem Knechte: Gehe hinaus auf die Landstraßen und die Stege und nöthige herein zu kommen, auf daß mein Hans voll werde. Ich sage euch aber: keiner von jenen Leuten, die geladen waren, wird mein Gastmahl verkosten. Wozu man bereit seyn müsse, um Jesu nachzufolgenEs ging da viel Volks mit Ihm, und Er wandte Sich um, und sprach zu ihnen: Wo jemand zu Mir kommt, und hasset nicht seinen Vater, und Mutter, und Weib, und Kinder, und Brüder, und Schwestern, dazu auch sein eigen Leben; der kann nicht Mein Jünger seyn. Und wer nicht sein Kreuz trägt und Mir nachfolget, der kann nicht Mein Jünger seyn. Wer denn aus euch, der einen Thurm bauen will, setzet sich nicht zuvor hin, und berechnet die nöthigen Kosten, ob er vermöge es auszuführen? auf daß nicht, wenn er den Grund gelegt hat, und es nicht vollenden kann, Alle die es sehen, anheben seiner zu spotten, und sagen: Dieser Mensch hub an zu bauen, und vermochte nicht, es auszuführen. Oder, welcher König, wenn er will ausziehen, und Krieg führen wider einen anderen König, setzet sich nicht zuvor hin, und rathschlagt, ob er könne mit zehn Tausenden dem entgegen ziehen, der wider ihn ankömmt mit zwanzig Tausenden? Wo nicht, so schicket er eine Gesandtschaft ab, da jener noch ferne ist, und bittet um Frieden. Also auch ein jeder unter euch! Wer nicht absaget allem was er hat, der kann nicht Mein Jünger seyn. Das Salz ist ein gutes Ding. Wenn aber das Salz schal wird, womit soll's gewürzt werden? Es taugt weder für das Land, noch für den Dünger; man wirft es hinaus. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Jesus lehret in dreyen Gleichnissen, welche Freude im Himmel sey über die Bekehrung eines SündersEs kamen aber zu Ihm Zöllner und Sünder, daß sie Ihn höreten. Und es murreten die Pharisäer und die Schriftgelehrten, und sprachen: Dieser nimmt die Sünder auf, und isset mit ihnen! Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichniß, und sprach: Wer unter euch der hundert Schafe hat, wo er verliert Eins derselben, läßt er nicht die neun und neunzig in der Einöde, und gehet hin nach dem verlornen, bis er es finde? Und wenn er es gefunden hat, legt er es auf seine Schulter, mit Freude; und da er zu Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn, und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war! Ich sage euch: Also wird Freude seyn im Himmel über Einen Sünder der Buße thut, mehr als über neun und neunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. Oder, welches Weib die zehen Goldstücke hat, wo sie verliert Ein Goldstück, zündet sie nicht ein Licht an, und kehret das Haus, und suchet mit Fleiß, bis sie es finde? Und wenn sie es gefunden hat, rufet sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen, und spricht: Freuet euch mit mir, denn ich habe das Goldstück gefunden, das ich verloren hatte! Also, sage Ich euch, wird Freude seyn vor den Engeln Gottes über Einen Sünder, der Buße thut. Er sprach auch: Ein Mensch hatte zwey Söhne. Und der jüngste von ihnen sprach zum Vater: Gib mir, Vater, den Theil des Vermögens, der mir zukommt. Und er theilete ihnen die Erbschaft. Und nicht lange darnach nahm der jüngste Sohn alles mit sich, und zog weg in ein fernes Land; und daselbst brachte er sein Vermögen durch, und lebte ausschweifend. Und nachdem er alles verzehrt hatte, ward eine große Hungersnoth in demselbigen Lande, und er fing an zu darben. Und er ging hin, und hing sich an einen Bürger jener Gegend; der schickte ihn auf sein Landgut, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit Träbern, die die Säue fraßen; und Niemand gab sie ihm. Da ging er in sich, und sprach: Wie viele Taglöhner im Hause meines Vaters haben Brod in Ueberfluß, ich aber vergehe hier vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen, und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündiget gegen den Himmel, und wider dich! Ich bin fortan nicht werth, dein Sohn zu heißen, mache mich zu einem deiner Taglöhner! Und er machte sich auf, und kam zu seinem Vater. Da er aber noch fern von dannen war, sah ihn sein Vater, und erbarmte sich; und er lief, fiel ihm um den Hals, und küssete ihn. Und der Sohn sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigct gegen den Himmel und wider dich; ich bin fortan nicht werth, dein Sohn zu heißen! Es sprach aber der Vater zu seinen Knechten: Bringet sogleich das beste Kleid hervor, und thut es ihm an, und gebet ihm einen Ring an die Hand, und Schuhe an seine Füße. Und bringet das gemästete Kalb herbei, und schlachtet es; lasset uns essen, und ein Gastmahl anrichten! Denn dieser mein Sohn war todt, und ist lebendig geworden; er war verloren, und ist gefunden worden! Und sie hoben an, ein Gastmahl anzurichten. Es war aber sein ältester Sohn auf dem Felde; und als er kam und sich den, Hause nahete, hörte er Saitenspiel und Tanz. Und er rief zu sich einen der Knechte, und fragte, was das wäre? Der sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder hat. Dieser aber ward aufgebracht, und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater hinaus, und hob an, ihn zu ersuchen. Er aber antwortete und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und habe dein Gebot nie übertreten; und du hast mir niemals ein Böcklein gegeben, daß ich ein Gastmahl anrichtete mit meinen Freunden. Nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der sein Gut mit Huren verprasset hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bey mir, und alles was mein ist, das ist dein. Ein Gastmahl aber mußten wir anrichten, und fröhlich seyn; denn dieser dein Bruder war todt, und ist lebendiq geworden; er war verloren, und ist gefunden! Gleichniß vom ungerechten HaushalterEr sprach aber auch zu Seinen Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; und dieser ward bey ihm angegeben, daß er ihm seine Güter durchbrachte. Und er rief ihn zu sich, und sprach zu ihm: Wie? höre ich das von dir? Gib Rechenschaft von deiner Verwaltung, denn du wirst nicht länger können Haushalter seyn. Da sprach der Haushalter bey sich selbst: Was soll ich thun, weil mein Herr die Haushaltung von mir nimmt? Graben kann ich nicht, zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich thue, auf daß, wo ich von der Haushaltung abgesetzt werde, sie mich aufnehmen in ihre Häuser. Er rief nun zu sich jeden der Schuldner seines Herrn, und sagte zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Der sagte: hundert Tonnen Oel. Und er sprach zu ihm: Nimm deine Verschreibung, setze dich sogleich hin, und schreibe: fünfzig. Darnach sprach er zu dem anderen: Du, wie viel bist du schuldig? Der sagte: hundert Malter Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deine Verschreibung, und schreib: achtzig. Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, indem er klüglich gethan hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind klüger, als die Kinder des Lichts, in ihrer Art. Und Ich, Ich sage euch: Machet euch Freunde mit dem unrechten Mammon, auf daß, wenn ihr hinscheidet, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten. Wer in dem Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer in dem Geringsten ungerecht ist, der ist ungerecht auch im Großen. Wenn ihr nun im unrechten Mammon nicht treu waret, wer wird euch das Wahre anvertrauen? Und wenn ihr in dem Fremden nicht treu waret, wer wird euch geben was das Eurige ist? Kein Knecht kann zwey Herren dienen: denn er wird entweder den einen hassen, und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen, und den anderen vernachläßigen. Ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon. Wider die PharisäerDas alles aber hörten auch die Pharisäer, die geizig waren; und sie höhneten Seiner. Und Er sprach zu ihnen: Ihr seyd es, die ihr euch gerecht machet vor den Menschen, aber Gott kennet eure Herzen; denn was hoch ist vor den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott. Das Gesetz und die Propheten gehen bis auf Johannes; von der Zeit an wird das Reich Gottes verkündiget, und jeder dringet mit Gewalt hinein. leichter aber ist es, daß Himmel und Erde vergehen, als daß vom Gesetz ein Pünktlein wegfalle. Wer sein Weib entläßt, und eine andere heirathet, der bricht die Ehe; und wer eine vom Manne Entlassene heirathet, der bricht die Ehe. Der arme Lazarus und der reiche PrasserEs war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und köstliche Leinwand, und brachte seine Tage hin in glänzendem Wohlleben. Und es war ein Armer, mit Namen Lazazrus, der lag vor seiner Thüre, voll Geschwüre; und begehrte, sich zu sättigen mit den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen; und Niemand gab sie ihm; auch die Hunde kamen, und leckten seine Geschwüre. Es geschah aber, daß der Arme starb; und er ward getragen von den Engeln in Abrahams Schooß; es starb auch der Reiche, und ward begraben in die Hölle. Da er in der Qual war, und seine Augen aufhob; sah er Abraham von ferne, und Lazarus in dessen Schooß. Und er rief, und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner, und sende Lazarus, daß er das Aeußerste seines Fingers in Wasser tauche, und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme! Und Abraham sprach zu ihm: Sohn, gedenke, daß du Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen Böses; nun wird er getröstet, du aber gepeiniget. Und, über dieß alles, ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestiget, daß die, welche da wollten von hinnen zu euch übergehen, es nicht können, noch jene von dannen zu uns herüber kommen. Und jener sprach: So bitte ich dich denn, Vater! daß du ihn senden wollest in meines Vaters Haus; denn ich habe fünf Brüder! damit er ihnen bezeuge, auf daß sie nicht auch kommen in diesen Ort der Qualen. Abraham sprach ihm: Sie haben Moyses und die Propheten; laß sie diese hören! Er aber sprach: Nein, Vater Abraham! sondern wenn der Todten einer zu ihnen käme, da werden sie Buße thun. Er aber sprach zu ihm: Wenn sie Moyses und die Propheten nicht hören; so werden sie nicht glauben, wenn auch einer von den Todten auferstände. Von Aergernissen; von Versöhnlichkeit; von des Glaubens Kraft; vom Unwerth des MenschenUnd Er sprach zu Seinen Jüngern: Es ist unmöglich, daß nicht Aergernisse kommen; aber wehe dem, durch den sie kommen! Es ist ihm besser, daß ein Mühlstein ihm an den Hals gchänget, und er ins Meer geworfen werde, als daß er Einem dieser Kleinen Aergerniß gebe! Hütet euch! Wofern dein Bruder an dir sündiget, so verweise es ihm; und wenn er es bereuet, so vergib ihm. Und wenn er siebenmal des Tages an dir sündiget, und siebenmal des Tages zu dir zurück kommt, und spricht: Es reuet mich! so vergib ihm. Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Vermehre uns den Glauben! Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habet wie ein Senfkorn, und sagtet zu diesem Maulbeerbaume: Entwurzele dich, pflanze dich ins Meer! er wird euch gehorchen. Welcher unter euch, wenn er einen Knecht hat, der pflügt, oder die Heerde weidet, und zurück vom Felde kommt, wird zu ihm sagen: Komm sogleich, setze dich zu Tische? Wird er nicht zu ihm sagen: Richte an, daß ich zu Abend esse, und gürte dich, und bediene mich, indeß ich esse und trinke; und darnach wirst du auch essen und trinken? Danket er auch solchem Knechte, daß er gethan hat, was er ihm befohlen hatte? Ich meine: nein. Also auch ihr, wenn ihr gethan habt alles, was euch gebothen war, sprechet: Wir sind unnütze Knechte; was wir schuldig waren zu thun, haben wir gethan. Von zehen AussätzigenUnd es begab sich, da Er zog gen Jerusalem, ging Er durch Samarien und Galiläa. Und als Er kam zu einen: Flecken, begegneten Ihm zehen aussätzige Männer, die blieben stehen von ferne, und erhuben ihre Stimme und sprachen: Jesu! Meister! erbarme Dich unser! Er sah sie, und sprach: Gehet, und zeiget euch den Priestern! Und es geschah, da sie hingingen, wurden sie rein. Einer aber aus ihnen, da er sah, daß er rein geworden, kehrte zurück, und preisete Gott mit lauter Stimme; und er fiel aufs Angesicht zu Dessen Füßen, und dankete Ihm. Und dieser war ein Samariter. Jesus aber antwortete und sprach: Sind ihrer nicht Zehen rein geworden? Wo sind die Neune? Keiner ist gefunden, der zurück kehrete, und gäbe Gott die Ehre, als nur dieser Fremdling! Und Er sprach zu ihm: Steh auf, gehe, dein Glaube hat dir geholfen! Von der Ankunft des Reiches Gottes spricht Jesus zu den Pharisäern und spricht zu Seinen JüngernDa Er aber befragt ward von den Pharisäern: wann das Reich Gottes komme? antwortete Er ihnen, und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit Schaugepränge. Man wird nicht sagen: Siehe hier! oder: Siehe dort! Denn, siehe, das Reich Gottes ist binnen euch. Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, daß ihr werdet begehren zu sehen Einen Tag des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe hier! Siehe dort! Gehet nicht hin, folget nicht nach. Denn wie der Blitz von einer Seite des Himmels leuchtet bis auf die andere Seite, so wird seyn der Sohn des Menschen an Seinem Tage. Zuvor aber muß Er Vieles leiden, und verworfen werden von diesem Geschlechte. Und wie es geschah in den Tagen Noe's, so wird's auch seyn in den Tagen des Menschensohns. Sie aßen und tranken, sie heiratheten und verheirateten, bis auf den Tag, da Noe in die Arche ging; und es kam die Sündfluth, und brachte sie um allzumal. So auch, wie es geschah in den Tagen Lot's: sie aßen und tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzeten und baueten; an dem Tage aber, da Lot aus Sodoma ging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel, und brachte sie um allzumal. So wirds auch seyn an dem Tage, wann der Sohn des Menschen offenbaret wird. An diesem Tage, wer auf dem Dache ist, und sein Gerät im Hause, der steige nicht hinab, es zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre ebenfalls nicht zurück. Gedenket an Lots Weib! Wer trachtet, sein leben zu erhalten, der wird es verlieren; und wer es verlieren wird, der wird es erhalten. Ich sage euch: In jener Nacht werden zwey, auf Einen Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verlassen werden. Zwey werden mahlen zusammen; die eine wird angenommen, die andere verlassen seyn. Zwey werden auf dem Felde seyn; einer wird angenommen, der andere wird verlassen seyn. Sie antworteten und sprachen zu Ihm: Herr, wo da? Er sprach zu ihnen: Wo das Aas ist, da werden sich sammeln die Adler (Geyer). Man soll beharrlich beten und demüthigEr sprach aber auch zu ihnen ein Gleichniß darüber, daß man allezeit beten, und nicht ablassen solle; und sagte: Es war ein Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete, und keinen Menschen scheuete. Es war aber eine Wittwe in derselbigen Stadt, die kam zu ihm, und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Hernach aber sprach er bey sich: Wenn ich auch Gott nicht fürchte, und keinen Menschen scheue; so will ich doch dieser Wittwe Recht schaffen, weil sie mir lästig ist, damit sie nicht komme immerfort und mich plage. Der Herr aber sprach: Höret was der ungerechte Richter spricht! Sollte da nicht Gott Seinen Erwählten Rettung schaffen, die zu Ihm rufen bey Tag und bey Nacht? und sollte Er duldsam seyn über sie? Ich sage euch, Er wird ihnen bald Rettung schaffen! Doch, wird des Menschen Sohn, da Er kommt, wohl den Glauben finden auf Erden? Er sagte aber auch von Einigen, die sich selbst zutrauten, daß sie gerecht seyn, und Andere nichts achteten, dieses Gleichniß. Zwey Menschen gingen hinauf in den Tempel zu beten; der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer trat hinzu, und betete bey sich also: Ich danke Dir Gott, daß ich nicht bin, wie die anderen Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher; oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweymal in der Woche, ich gebe den Zehnten von allem was ich habe. Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch die Augen nicht erheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust, und sprach: Gott, sey mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging hinab in sein Haus, gerechtfertiget vor jenem. Denn wer sich selbst erhöhet, der wird erniedriget werden; und wer sich selbst erniedriget, der wird erhöhet werden. Wie man eingehen solle zum Reiche Gottes; und wie man gelohnt werdeSie brachten aber auch Kinder zu Ihm, daß Er sie anrühren möchte; die Jünger aber, die es sahen, fuhren sie hart an. Jesus aber rief sie herbey, und sprach: lasset die Kinder zu Mir kommen, und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. Wahrlich, Ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kindlein, der wird nicht hinein kommen! Und es fragte Ihn ein Vorsteher, und sprach: Guter Meister, was soll ich thun, daß ich das ewige Leben erlange? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennest du Mich gut? Niemand ist gut, als nur Einer, Gott. Du kennest die Gebote: Du sollst nicht tödten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugniß reden; ehre deinen Vater und deine Mutter. Er sagte: Dieß alles habe ich gehalten von Jugend an. Da Jesus das hörte, sprach Er zu ihm: Eins mangelt dir noch; verkaufe alles was du hast, und gib es den Armen; und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge Mir nach! Da derselbe das hörte, ward er betrübt; denn er war sehr reich. Jesus aber, da Er sah, daß jener traurig geworden, sprach: Wie schwerlich werden die, welche Reichthümer haben, in das Reich Gottes eingehen! Denn leichter ist es, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher in das Reich Gottes komme. Und die das hörten, sprachen: Wer kann denn selig werden! Er sprach zu ihnen: Was bey den Menschen unmöglich ist, das ist möglich bey Gott. Petrus aber sprach: Siehe, wir haben alles verlassen, und sind Dir gefolget. Und Er sprach zu ihnen: Wahrlich, Ich sage euch: ein Jeglicher, der da verläßt Haus, oder Eltern, oder Brüder, oder Weib, oder Kinder, um des Reiches Gottes willen, der wird Vielfältiges wieder bekommen in dieser Zeit, und in der zukünftigen Welt das ewige teben. Jesus sagt Sein Leiden vorherJesus aber nahm die Zwölfe zu Sich, und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollbracht werden, was durch die Propheten geschrieben ist von des Menschen Sohn. Denn Er wird den Heiden überantwortet werden; und wird verspottet, und gegeisselt und angespien werden. Und, nachdem sie Ihn gegeisselt haben, werden sie Ihn tödten; und Er wird am dritten Tage auferstehen. Und sie verstanden nichts davon; diese Worte waren ihnen verborgen, und sie begriffen nicht, was gesagt worden. Er macht einen Blinden sehendEs begab sich aber, da Er nahe bey Jericho kam, saß ein Blinder am Wege, und bat um Almosen. Und da er hörte die Schaar, die vorüber ging; erkundigte er sich, was das wäre? Sie aber sagten ihm, daß Jesus von Nazareth herbeykomme. Und er rief und sprach: Jesu, Sohn Davids, erbarme Dich meiner! Die aber vorne gingen, bedräueten ihn: er sollte schweigen. Er aber schrie viel mehr: Sohn Davids, erbarme Dich meiner! Jesus aber stand still, und gebot, daß man ihn führe zu Ihm. Und als derselbe gekommen, fragte Er ihn, und sprach: Was willst du, daß Ich dir thue? Er aber sprach: Herr, daß ich sehend werde! Und Jesus sprach zu ihm: Sey sehend! Dein Glaube hat dir geholfen. Und alsbald ward er sehend. Und er folgete Ihm nach, und verherrlichte Gott. Und alles Volk, das solches sah, preisete Gott. Jesus bey ZachäusUnd Er ging hinein und wandelte durch Jericho. Und siehe, da war ein Mann, mit Namen Zachäus; der war ein Oberster der Zöllner, und er war reich; und er suchte, Jesum zu sehen, wer Er wäre; und konnte nicht wegen der Volksmenge; denn er war klein von Wuchs. Und er lief voraus, und stieg auf einen Maulbeerbaum, auf daß er Ihn sähe; denn allda wurde Er vorbey kommen. Und als Jesus an diese Stelle kam; sah Er auf, erblickte ihn, und sprach zu ihm: Zachäus steig eilend herab! denn Ich muß heute in dein Haus einkehren. Und er stieg eilend herab, und nahm Ihn auf, mit Freude. Und die es sahen, murreten Alle und sagten: bey einem Sünder sey Er eingekehrt! Zachäus aber trat herzu, und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wo ich jemand Unrecht gethan habe, gebe ich es vielfältig wieder. Jesus aber sprach zu ihm! Heute ist diesem Hause Heil widerfahren; indem auch dieser ein Sohn Abrahams ist: denn des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verlorcn ist. Gleichniß vom Reiche GottesAls jene dieses gehört, fuhr Er fort, und sprach ein Gleichniß; weil Er nahe bey Jerusalem war, und weil sie meinten, daß sogleich das Reich Gottes sollte offenbaret werden. Darum sprach Er: Ein Edler zog in ein fernes Land, Besitz zu nehmen vom Königsthum, und dann zurückzukehren. Dieser rief nun seine zehen Knechte, und gab ihnen zehen Pfund, und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme. Seine Bürger aber hasseten ihn, sandten Botschaft ihm nach und ließen sagen: wir wollen diesen nicht zum Könige über uns haben. Und es begab sich: da er wiederkam, und Besitz vom Königthum genommen hatte, ließ er jene Knechte zu sich rufen, welchen er das Geld gegeben hatte, auf daß er wüßte, wie viel ein jeglicher gewonnen hätte. Da trat herzu der erste, und sagte: Herr, dein Pfund hat zehen Pfund erworben. Und der Herr sprach zu ihm: Wohl, du guter Knecht! weil du im Wenigen bist treu gewesen, sollst du Macht haben über zehen Städte. Und es kam der zweyte, und sagte: Herr, dein Pfund hat fünf Pfund eingebracht. Und er sprach zu diesen: Auch du sollst gesetzt seyn über fünf Städte. Und ein anderer kam, und sagte: Herr, siehe, hier ist dein Pfund, welches ich im Tuche aufbewahret habe: denn ich fürchtete mich vor dir, weil du ein harter Mann bist; du nimmst was du nicht angelegt, du erntest was du nicht gesäet hast. Er sprach zu ihm: Aus deinem Munde richte ich dich, du böser Knecht! Du wußtest, daß ich ein harter Mann bin! daß ich nehme was ich nicht angelegt, und ernte was ich nicht gesäet habe! Warum hast du denn mein Geld nicht in die Wechselbank gegeben, auf daß ich, da ich wiederkäme, es ja mit Zinsen zurückgenommen hätte? Und er sprach zu denen, die dabey standen: Nehmet das Pfund von ihm, und gebet es dem, der zehen Pfund hat. Und sie sprachen zu ihm: Herr, der hat ja zehen Pfund! Ich sage euch aber: Wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat. Doch jene meine Feinde, die mich nicht zum Könige über sich haben wollten, bringet her, und erwürget sie vor mir. Und als Er solches gesagt hatte, ging Er voran, und zog hinauf gen Jerusalem. Einzug in JerusalemUnd es begab sich: da Er nahe gen Bethphage und Bethania gekommen war, an den Berg, den man Oelberg nennet, sandte Er zwey Seiner Jünger, und sprach: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt; und, wenn ihr hinein kommet, werdet ihr ein Füllen einer Eselin finden, angebunden, auf welchem noch kein Mensch gesessen hat; löset es ab, und führet es her. Und wenn euch jemand fragt: Warum löset ihr es ab? so saget ihm: Der Herr bedarf dessen. Es gingen die hin, welche gesandt waren; und sie fanden das Füllen stehen, wie Er ihnen gesagt hatte. Da sie aber das Füllen löseten, sprachen dessen Herren zu ihnen: Warum löset ihr das Füllen? Sie aber sprachen: Der Herr bedarf dessen. Und sie führten es zu Jesu. Und sie legten ihre Kleider auf das Füllen, und hoben Jesu in darauf. Als Er nun hinzog, breiteten sie ihre Gewänder unter, auf dem Wege. Und als Er nun nahe dahin kam, wo man den Oelberg hinunter gehet; fing die ganze Schaar der Jünger an, frohlockend Gott zu preisen, mit lauter Stimme, über alle die Wunder, die sie gesehen hatten; und sie sprachen: Gesegnet, der da kommt, der König, im Namen des Herrn! Friede im Himmel, und Ehre in der Höhe! Und etliche der Pharisäer unter dem Volke sprachen zu Ihm: Meister, strafe Deine Jünger! Er sprach zu ihnen: Ich sage euch: wenn diese schwiegen; werden die Steine aufrufen. Er weinte über Jerusalem. Was geschah, als Er in den Tempel kamUnd als Er nahe hinzukam, und die Stadt ansah, weinete Er über sie, und sprach: Hattest auch du es erkannt, ja an diesem deinen Tage, was zum Frieden dir gereichen sollte! Nun aber ist es verborgen vor deinen Augen! Es werden Tage über dich kommen, da werden deine Feinde mit einem Wall dich umgeben, und rings dich umzingeln, und dich ängsten von allen Seiten. Sie werden dich zu Boden schmettern, und deine Kinder in dir; und werden in dir keinen Stein auf dem Steine lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast, Und da Er in den Tempel ging, hob Er an, und trieb hinaus die Verkäufer und Käufer. Und Er sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus ist ein Bethaus, ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht. Und Er lehrete täglich im Tempel. Die Hohepriester und die Schriftgelehrten aber, und die Vorsteher des Volks, trachteten darnach Ihn umzubringen. Und sie fanden nicht, was sie Ihm anthun möchten; denn das ganze Volk hing Ihm an, und hörete auf Ihn. Jesu Antworten an die PharisäerUnd es geschah an einem dieser Tage: als Er im Tempel das Volk lehrete, und das Evangelium predigte, da traten herzu die Hohepriester und die Schriftgelehrten mit den Aeltesten, redeten Ihn an und sprachen: Aus welcher Macht thust Du das? oder wer hat Dir solche Macht gegeben? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ich will auch euch ein Wort fragen, antwortet Mir. Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel? oder von Menschen? Sie aber dachten bey sich und sprachen: Sagen wir: vom Himmel; so wird Er sagen: warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt? Sagen wir aber: von Menschen; so wird das ganze Volk uns steinigen: denn es ist überzeugt, daß Johannes ein Prophet ist. Und sie antworteten: sie wüßten nicht, woher sie sey. Und Jesus sprach zu ihnen: So sage Ich euch auch nicht, aus welcher Macht Ich dieses thue. Er hob aber an und sprach zu dem Volke dieses Gleichniß: Ein Mensch pflanzete einen Weinberg, und verdung ihn an Weingärtner; und verreisete auf lange Zeit in die Fremde. Und zur gehörigen Zeit sandte er einen Knecht zu den Weingärtncrn, daß sie ihm von der Frucht des Weinberges gäben. Sie aber schlugen ihn, und sandten ihn leer zurück. Und abermal sandte er einen anderen Knecht; sie aber schlugen auch diesen, mißhandelten ihn, und sandten ihn leer zurück. Und abermal sandte er einen dritten; sie aber verwundeten auch diesen, und warfen ihn hinaus. Da sprach der Herr des Weinbergs: Was soll ich thun? Ich will meinen geliebten Sohn senden; vielleicht, wenn sie diesen sehen, werden sie sich scheuen. Da diesen die Weingärtner sahen, dachten sie bey sich, und sprachen: Dieser ist der Erbe! laßt uns ihn tödten, daß das Erbgut unser werde. Und sie stießen ihn aus dem Weinberg hinaus, und tödteten ihn. Was wird ihnen nun der Herr des Weinbergs thun? Er wird kommen, und diese Weingärtner tödten, und den Weinberg Anderen geben. Da jene das höretcn, sprachen sie: Das sey ferne! Er aber sah auf sie hin, und sprach: Was heißt denn das, was geschrieben steht: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist geworden zum Eckstein? Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen. Und die Hohepriester und Schriftgelehrten trachteten, zu dieser Stunde Hand an Ihn zu legen; und sie fürchteten das Volk; denn sie erkannten, daß Er auf sie dieses Gleichniß gesprochen hatte. Und sie lauerten Ihm auf, und sandten Ausspäher ab, die sich anstellen sollten als Gerechte, um Ihn in der Rede zu fangen, auf daß sie Ihn der Obrigkeit und Gewalt des Landpflegers überantworteten. Und die fragten Ihn, und sprachen: Meister, wir wissen, daß Du recht redest und lehrest; Du achtest nicht auf das Ansehen der Person, sondern Du lehrest den Weg Gottes nach der Wahrheit. Ist es uns erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben, oder nicht? Er aber kannte ihre Schalkheit, und sprach zu ihnen: Was versuchet ihr Mich? Zeiget Mir die Zinsmünze! Wessen Bild und Überschrift hat sie? Sie antworteten und sprachen zu Ihm: des Kaisers. Und Er sprach zu ihnen: So gebet dem Kaiser was des Kaisers ist, und Gott was Gottes ist! Und sie konnten an Seinem Worte nichts aussetzen vor dem Volke; verwunderten sich über Seine Antwort, und schwiegen. An die SadducäerUnd es kamen Einige der Sadducäer herbey: die da sagen, es sey keine Auferstehung; fragten Ihn, und sprachen: Meister, Moyses hat uns verordnet: wenn jemandes Bruder stirbt, der ein Weib hatte, und derselbe keine Kinder hat; so soll sein Bruder dessen Weib nehmen, und seinem Bruder Nachkommen erwecken. Nun waren sieben Brüder; der erste hatte ein Weib genommen, und starb ohne Kinder. Und es nahm der zweyte das Weib, und auch er starb ohne Kinder. Und der dritte nahm sie; deßgleichen auch alle sieben; und sie hinterließen keine Kinder, und starben. Zuletzt nach allen starb auch das Weib. Nun denn bey der Auferstehung, wessen Weib unter ihnen wird sie seyn? denn sieben haben sie zum Weibe gehabt. Und Jesus sprach zu ihnen: Die Kinder dieser Welt Heirathen und werden verheiratet. Welche aber würdig befunden werden jener Welt, und der Auferstehung von den Todten, die werden nicht heirathen, noch verheirathet werden. Denn sie können hinfort nicht sterben; weil sie den Engeln gleich, und Gottes Kinder sind, da sie Kinder sind der Auferstehung. Daß aber die Todten auferstehen, hat auch Moyscs gezeigt beym Busch, wie er den Herrn nennet: den Gott Abrahams, und den Gott Isaaks, und den Gott Jakobs. Gott aber ist nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebenden; denn Ihm leben sie Alle. Einige aber der Schriftgelehrten antworteten und sprachen zu Ihm: Meister, Du hast recht gesprochen. Und sie wagten nicht mehr, Fragen an Ihn zu thun. Er lehret, wer Christus sey; und warnet vor den SchriftgelehrtenEr aber sprach zu ihnen: Wie sagen sie: Christus sey Davids Sohn? Und David selbst sagt im Buch der Psalmen: Der Herr hat gesagt zu Meinem Herrn: Setze Dich zu Meiner Rechten, bis Ich lege Deine Feinde, als einen Schemel zu Deinen Füßen. David nennet Ihn also seinen Herrn; wie ist Er denn dessen Sohn? Indem alles Volk zuhörete, sprach Er zu Seinen Jüngern: Hütet euch vor den Schriftgelehrtcn, welche gern umherwandeln in langen Gewändern, und die Begrüßungen auf den Straßen lieben und die Vorsitze in den Synagogen, und die ersten Platze bey den Gastmahlen; sie verschlingen die Häuser der Wittwen, unter dem Vorwande langer Gebete. Größere Verdammniß wird über sie kommen. Von dem Scherflein der armen WittweEr schautete aber um, und sah die, welche ihre Gaben in die Opferlade warfen, reiche Leute. Er sah aber auch eine arme Wittwe, die warf zwey Scherflein ein. Und Er sprach: Wahrlich, Ich sage euch, diese arme Wittwe hat mehr eingeworfen als Alle. Denn jene haben alle von ihrem Ueberfluss eingeworfen zur Gabe Gottes; diese aber hat aus ihrer Armuth, all ihr Vermögen das sie hatte eingeworfen. Von der Zerstörung Jerusalems und dem WeltgerichteUnd als Einige sagten von dem Tempel, wie daß der mit schönen Steinen, und mit Geschenken geschmückt sey; sprach Er: Was ihr alles da sehet; es werden die Tage kommen, da nicht Ein Stein auf dem Steine gelassen wird; abgerissen wird er werden. Sie aber fragten Ihn und sprachen: wann wird dieses geschehen? und ist das Zeichen, wann dieß zu geschehen anfange? Er sprach: Sehet zu, daß ihr nicht verführet werdet! Denn Viele werden kommen in Meinem Namen, und sagen: Ich bin es, und: Die Zeit ist gekommen. Folget denn ihnen nicht nach! Wenn ihr aber höret von Kriegen und Empörungen, so entsetzet euch nicht; dieß muß zuvor geschehen, aber nicht alsbald ist das Ende. Dann sprach Er zu ihnen, wird Volk wider Volk aufstehen, und Reich wider Reich. Und großes Erdbeben wird seyn hie und da, und Pest und Hungersnöthe und Schrecknisse vom Himmel und große Zeichen werden seyn. Vor diesem allen aber werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen, euch überantworten in Synagogen und in Gefängnisse, und euch fuhren vor Könige und Landpfleger, um Meines Namens willen. Es wird euch widerfahren zum Zeugniß. Nehmet es denn zu Herzen, sinnet nicht zuvor darauf, wie ihr euch verantworten sollet. denn Ich werde euch Mund und Weisheit geben, welcher nicht werden widerstehen, noch widersprechen können alle eure Widersacher. Ihr werdet aber überantwortet werden von Eltern und Brüdern, von Verwandten und Freunden; und sie werden euer Etliche tödten. Und ihr werdet gehasset seyn von jedermann, um Meines Namens willen. Und nicht Ein Haar eures Hauptes soll umkommen. Durch eure Geduld werdet ihr eure Seelen erhalten. Wenn ihr aber sehen werdet Jerusalem umgeben von Heerschaaren, dann wisset, daß dessen Verwüstung nahe ist. Alsdann, die in Judäa sind, die laß fliehen in die Gebirge; und die in der Mitte sind, entweichen; und die auf dem Lande sind, nicht hinein gehen! Denn es sind die Tage der Rache, daß erfüllet werde alles was geschrieben steht. Weh' aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen! denn es wird große Noth auf Erden seyn, und Zorn über dieß Volk. Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwerts; und gefangen geführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird getreten werden von den Völkern, bis die Zeiten der Völker erfüllet werden. Und es werden Zeichen seyn an der Sonne und an dem Monde und an den Sternen; und auf Erden Angst der Völker, bey Schrecknissen des tobenden Meeres und der Fluthen. Und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die kommen werden über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit. Wann aber dieses zu geschehen anfangt, da schauet empor, und erhebet euer Haupt; denn eure Erlösung nahet. Und Er sagte ihnen ein Gleichniß: Sehet den Feigenbaum und alle Bäume. Schlagen sie schon aus, da wisset ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr sehet, daß dieses geschieht; so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, Ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieß, alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen, Meine Worte aber werden nicht vergehen. Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschweret werden durch Fraß und Völlerey, und durch Sorgen dieses Gebens, und plötzlich jener Tag über euch einbreche. Denn wie ein Fallstrick wird er kommen über Alle, die wohnen auf der ganzen Erde. Darum wachet allezeit und betet, auf daß ihr möget würdig befunden werden zu entgehen jenem allen was da kommen wird und zu bestehen vor des Menschen Sohn! Er lehrete aber den Tag über im Tempel; des Nachts aber ging Er hinaus, und blieb auf dem Berge, welcher der Oelberg heißet. Und frühe Morgens kam alles Volk zu Ihm in den Tempel, Ihn zu hören. Das Leiden Jesu ChristiEs nahete aber das Fest der ungesäuerten Brode, welches Ostern heißet. Und es trachteten die Hohepriester und die Schriftgelehrten, wie sie Jesum tödten möchten; sie fürchteten aber das Volk. Es fuhr aber Satan in Judas, der da genannt wird Iskariot, der Einer war der Zwölfe. Und er ging hin, pnd besprach sich mit den Hohepriestern und den Hauptleuten, wie er Denselben ihnen überantworten wollte. Und sie freueten sich; und sie kamen überein, ihm Geld zu geben. Und er sagte es zu. Und er suchte Gelegenheit, Ihn zu überantworten, sonder Volk. Es war aber gekommen der Tag der ungesäuerten Brode, an welchem das Osterlamm mußte geschlachtet werden. Und Er sandte Petrus und Johannes, und sprach: Gehet, bereitet uns das Osterlamm, auf daß wir es essen. Sie aber sagten: Wo, willst Du, daß wir es bereiten? Und Er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr eingehet in die Stadt, wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt; folget ihm in das Haus, wo er eingehet, und saget dem Herrn des Hauses: Der Meister läßt dir sagen: Wo ist das Zimmer, da Ich das Osterlamm mit Meinen Jüngern essen möge? Und derselbe wird euch anzeigen einen großen Saal, mit Teppichen versehen; daselbst bereitet es. Sie gingen nun hin; und fanden, wie Er ihnen gesagt hatte; und sie bereiteten daS, Osterlamm. Und als die Stunde gekommen, setzte Er Sich zu Tische, und die zwölf Apostel mit Ihm. Und Er sprach zu ihnen: Mit Verlangen hat Mich verlanget, dieses Osterlamm mit euch zu essen, bevor Ich leide. Denn Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht davon essen, bis daß es vollendet werde im Reiche Gottes. Und Er nahm den Kelch, dankte, und sprach: Nehmet hin, und theilet ihn unter euch. Denn Ich sage euch: Ich werde nicht mehr trinken von dem Gewächs der Weinrebe, bis das Reich Gottes komme. Und er nahm das Brod, dankete, und brach es, und gab es ihnen, und sprach: Dieß ist Mein Leib, der für euch hingegeben wird. Dieses thut zu Meinem Gedächtniß. Deßgleichen auch den Kelch, nach dem Abendessen; und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in Meinem Blute, welcher für euch wird vergossen werden. Jedoch, siehe! dessen Hand, der Mich verräth, ist mit Mir bey Tische. Und zwar, des Menschen Sohn gehet dahin, so wie beschlossen ist; doch wehe dem Menschen, durch welchen Er wird verrathen werden! Und sie fingen an unter sich zu fragen: wer ihrer es wäre, der das thun würde. Es erhub sich aber auch ein Streit unter ihnen, wer als der Größte unter ihnen anzusehen sey. Er aber sprach zu ihnen: Die Könige der Völker überherrschen sie, und welche Gewalt üben über sie, werden Wohlthäter genannt. Ihr aber nicht also! sondern der Größte unter euch sey wie der Kleinste, und der Oberste wie ein Diener. Denn wer ist größer, der zu Tische sitzet? oder der bedienet? Ist es nicht der zu Tische sitzet? Ich aber bin unter euch, wie der bedienet. Ihr seyd es, die ihr bey Mir beharret seyd in meinen Prüfungen. Und Ich bescheide euch das Reich, wie Mein Vater es Mir beschieden hat: daß ihr essen und trinken sollet an Meinem Tische in Meinem Reiche, und sitzen auf Thronen, zu richten die zwölf Stämme Israels. Es sprach aber der Herr: Simon! Simon! siehe, Satan hat euch ausbegehrt, euch zu worfeln wie Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht abnehme. Und dereinst, wenn du dich bekehrt hast, befestige du deine Brüder. Er sagte zu Ihm: Herr! mit Dir bin ich bereit ins Gefängniß und in den Tod zu gehen! Er aber sprach: Ich sage dir Petrus: Es wird heute der Hahn nicht krähen, bis du dreymal wirst geleugnet haben, daß du Mich kennest. Und Er sprach zu ihnen: Als Ich euch aussandte ohne Beutel und Tasche und Schuhe, habt ihr da Mangel an etwas gehabt? Sie sagten: In nichts. Da sprach Er zu ihnen: Aber anjetzt, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, deßgleichcn auch die Tasche; und wer nicht hat, der verkaufe sein Gewand, und kaufe ein Schwert. Denn Ich sage euch: es muß auch das noch an Mir erfüllet werden, was geschrieben steht: Er ward unter die Uebelthäter gerechnet. Denn was von Mir geschrieben steht, das wird vollbracht. Sie sagten: Herr, siehe, hier sind zwey Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug! Und Er ging hinaus, und begab Sich, nach Seiner Gewohnheit, zum Oelberg hin. Es folgeten Ihm auch Seine Jünger. Und da Er an diesen Ort kam, sprach Er zu ihnen: Betet, auf daß ihr nicht in Versuchung fallet! Und Er riß Sich weg von ihnen, einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete, und sprach: Vater, wenn Du willst, nimm diesen Kelch von Mir! doch nicht Mein Wille, sondern der Deinige geschehe! Es erschien Ihm aber ein Engel vom Himmel, und stärkete Ihn. Und Er war in Todeskampf, und betete inständiger. Und Sein Schweiß ward wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen. Und da Er aufgestanden war vom Gebete, und zu Seinen Jüngern kam, fand Er sie schlafend vor Traurigkeit. Und Er sprach zu ihnen: Was schlafet ihr? Stehet auf, betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet! Da Er noch redete, siehe da die Schaar; und der Zwölfe einer, Judas genannt, ging vor ihnen her; und er nahete zu Jesu, Ihn zu küssen. Jesus aber sprach zu ihm: Judas! mit einem Kuß verräthst du des Menschen Sohn? Es sahen aber, die um Ihn waren, was geschehen sollte, und sprachen zu Ihm: Herr! sollen wir mit dem Schwerte drein schlagen? Und es schlug einer von ihnen den Knecht des Hohepriesters, und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber antwortete und sprach: lasset es damit seyn! Und Er rührete dessen Ohr an, und heilete ihn. Jesus sprach aber zu denen, die gegen Ihn gekommen waren, zu den Hohepriestern und den Hauptleuten des Tempels und den Aeltesten: Wie gegen einen Räuber seyd ihr ausgezogen mit Schwertern und Keulen; da Ich täglich bey euch war im Tempel, habt ihr nicht die Hände wider Mich ausgestreckt. Doch dieß ist eure Stunde und die Macht der Finsterniß. Sie aber griffen Ihn, und führeten Ihn in das Haus des Hohepriesters. Petrus aber folgte von ferne. Als sie Feuer anmachten im Vorhofe, und sich darum setzten, war Petrus unter ihnen. Da sah eine Magd ihn sitzen im Schein, blickte ihn an, und sprach: Auch dieser war bey Ihm. Er aber verleugnete Ihn, und sprach: Weib, ich kenne Ihn nicht. Und nach einer kleinen Weile, sah ihn ein Anderer, und sprach: Auch du bist einer von ihnen. Petrus aber sprach: Du da! ich bin es nicht. Und nach Verlauf ungefähr Einer Stunde, versicherte es ein Anderer, und sprach: Wahrlich, auch dieser war bey Ihm; denn er ist auch ein Galiläer. Petrus aber sprach: O du! ich weiß nicht, was du sagst. Und alsbald, da er noch redete, krähete der Hahn. Und der Herr wandte Sich, und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an das Wort des Herrn, wie Er gesagt hatte: Ehe der Hahn krähet, wirst du Mich dreymal verleugnen. Und Petrus ging hinaus, und weinte bitterlich. Und die Männer, die Ihn gefangen hielten, spotteten Seiner, und schlugen Ihn. Und sie verhülleten Ihn, und schlugen Ihn ins Angesicht; und sie fragten Ihn, und sprachen: Weissage, wer ist's, der Dich schlug? Und viele andere Lästerungen sprachen sie wider Ihn. Und da es Tag war, versammelten sich die Aeltesten des Volks, und die Hohepnester und die Schriftgelehrten, und führeten Ihn hinauf vor ihren Rath; und sie sprachen: Bist du Christus, so sage es uns! Und Er sprach zu ihnen: Wenn Ich es euch sage, so werdet ihr Mir nicht glauben; wenn Ich euch Fragen vorlege, so werdet ihr Mir nicht antworten, Mich auch nicht freisprechen. Von nun an aber wird des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft Gottes. Da sprachen Alle: Du also bist Gottes Sohn? Er sprach: Ihr sagt's, daß Ich es bin. Sie aber sprachen: Was verlangen wir noch Zeugniß? Wir selbst haben's gehört aus Seinem Munde. Leiden, Tod und Begräbniß JesuUnd sie stunden allzumal auf, und führeten Ihn zu Pilatus, fingen an, Ihn anzuklagen, und sprachen: Wir haben Diesen erfunden, als einen, der unser Volk verkehrt, und der da wehret, dem Kaiser Steuer zu zahlen, und sagt: Er sey Christus, der König. Da fragte Pilatus Ihn, und sprach: Bist Du der König der Juden? Er antwortete und sprach: Du sagst es. Pilatus aber sagte da zu den Hohepriestern und dem Volke: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen. Sie wurden aber dringender, und sprachen: Er wiegelt das Volk auf, da Er lehret in ganz Judäa, anfing von Galiläa bis Hieher. Da Pilatus von Galiläa hörte, fragte er: ob der Mensch ein Gallläer sey? Und da er vernommen, daß Er aus des Herodes Gebiet war; sandte er Ihn zu Herodes, der in diesen Tagen auch zu Jerusalem war. Herodes freuete sich sehr, da er Jesum sah; denn er hatte Ihn schon längst zu sehen gewünscht, weil er vieles von Ihm gehört hatte; und er hoffte, ein Wunderzeichen von Ihm gethan zu sehen. Und er befragte Ihn mit vielen Worten; Er aber antwortete ihm nichts. Die Hohepriester aber und die Schriftgelehrten stunden da, und klagten Ihn heftig an. Herodes aber mit seinen Kriegsleuten höhneten Ihn, und verspotteten Ihn; legte Ihm ein weißes Gewand an; und sandte Ihn zurück zu Pilatus. Und es wurden Pilatus und Herodes Freunde an dem Tage; denn sie waren vordem mit einander in Feindschaft gewesen. Pilatus aber rief die Hohepriester und die Obersten und das Volk zusammen, und sprach zu ihnen: Ihr habt dies« Menschen vor mich geführt als einen, der das Volk abwendig mache; und, siehe, ich habe Ihn vor euch verhört, und nichts Schuldiges an diesem Menschen gefunden von alledem, worüber ihr Ihn anklaget. Auch Herodes nicht; denn ich habe euch zu ihm gesandt. Und, siehe, es ist von Ihm nichts gethan, was den Tod verdienet. So will ich denn Ihn züchtigen, und los geben. Er mußte an dem Feste Einen ihnen los geben. Es schrie aber der ganze Haufe zugleich und sprach: Hinweg mit Diesem! gib uns den Barabbas los! (Dieser war wegen eines in der Stadt erregten Aufruhrs und eines Mordes ins Gefängniß geworfen.) Pilatus aber redete abermal zu ihnen, indem er Jesum los geben wollte. Sie aber schrieen dagegen, und sagten: Kreuzige, kreuzige Ihn! Er aber sprach zum dritten mal zu ihnen: Was hat denn Dieser Böses gethan? Ich finde keine Schuld an Ihm; ich will Ihn also züchtigen und los geben. Sie aber hielten an, mit großem Geschrey, und forderten, daß Er gekreuzigt würde. Und ihr Geschrey nahm überhand. Und Pilatus beschloß, daß nach ihrem Begehren geschähe. Er gab nun den ihnen los, der wegen Mordes und Aufruhrs ins Gefängniß geworfen war, um den sie ansuchten; Jesum aber übergab er ihrem Willen. Und da sie Ihn führeten, ergriffen sie Einen, den Simon von Cyrene, der vom Felde kam, und legten Ihm das Kreuz auf, um es Jesu nachzutragen. Es folgte Ihm aber eine große Menge Volks und Weiber, die bejammerten, und beklagten Ihn. Jesus aber wandte Sich zu ihnen, und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über Mich, sondern weinet über euch und über eure Kinder! Denn, siehe, die Tage kommen, da sie sagen werden: Selig die Unfruchtbaren, und die Leiber die nicht geboren, und die Brüste die nicht gesauget haben! Dann werden sie sprechen zu den Bergen: Fallet über uns! und zu den Hügeln: Bedeckt uns! Denn, wo sie solches thun am grünen Holz, was wird's mit dem dürren werden? Es wurden aber auch zwey Andere, die Missethäter waren, hingeführt mit Ihm gekreuziget zu werden. Und da sie gekommen waren an den Ort, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie Ihn daselbst, und die Missethäter, den einen zur Rechten und den anderen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen! denn sie wissen nicht, was sie thun! Sie aber theilten Seine Kleider, und warfen das Loos. Und das Volk stand da, und sah zu; und es verhöhnten Ihn die Oberen sammt demselben, und sprachen: Anderen hat Er geholfen; Er helfe Sich Selbst, wenn Er Christus ist, der Auserwählte Gottes! Es spotteten auch Seiner die Kriegsknechte, traten hinzu, und reichten Ihm Weinessig, und sprachen: Bist Du König der Juden, so hilf Dir Selbst! Es stand aber auch eine Überschrift oben über Ihm geschrieben, in griechischer und in lateinischer und in hebräischer Sprache: Dieser ist der König der Juden. Einer aber der Missethäter, die da hingen, lästerte Ihn, und sprach: Bist Du Christus, so hilf Dir Selbst und uns. Der andere aber antwortete, verwies es ihm, und sprach: Und du fürchtest nicht Gott, da du in gleicher Verdammniß bist? Und zwar wir mit Recht; denn wir empfangen, was unsere Thaten verdienen, Dieser aber hat nichts Uebels gethan. Und er sprach zu Jesu: Herr, gedenke meiner, wann Du in Dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, Ich sage dir, heute wirst du bey Mir seyn im Paradiese. Es war aber um die sechste Stunde; und es ward eine Finsterniß über alles Land bis zur neunten Stunde. Und die Sonne ward verfinstert; und es Zerriß der Vorhang im Tempel mitten entzwey. Und Jesus rief mit lauter. Stimme, und sprach: Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist! Und als Er das gesagt hatte, gab Er den Geist auf! Der Hauptmann aber, der sah was geschehen war, verherrlichte Gott und sprach: Wahrlich, dieser Mensch war ein Gerechter! Und alles Volk, das mitgekommen war zuzusehen, und sahen was geschah, schlugen an ihre Brust, und kehreten heim. Es standen auch alle Seine Bekannten da von ferne, und die Weiber, die Ihm nachgefolgt waren aus Galiläa; die sahen solches. Und, siehe, ein Mann, mit Namen Joseph, ein Rathsherr, ein guter und gerechter Mann, (er hatte nicht eingestimmt in ihrem Rath und ihrem Thun,) er war aus Arimathäa, einer Stadt in Judäa, und selbst wartete auf das Reich Gottes. Dieser ging zu Pilatus, und bat um den Leichnam Jesu. Und er nahm ihn ab, wickelte ihn in Leinwand, und legte ihn in ein ausgehauenes Grab, in welches noch Niemand war gelegt worden. Und es war der Rüsttag, und der Sabbat brach an. Es gingen aber auch Weiber da hin, welche mit Ihm aus Galiläa gekommen waren; die sahen das Grab, und wie Sein Leichnam hingelegt worden. Und da sie zurückgekehrt waren, bereiteten sie Spezereyen und Salböl. Am Sabbat aber ruheten sie, nach dem Gesetz. Jesus ist auferstanden. Er erscheint Vielen. Er fährt gen HimmelAm ersten Tage aber nach dem Sabbat, sehr früh Morgens, kamen sie zum Grabe, und trugen die Spezereyen, welche sie bereitet hatten. Und sie fanden den Stein, von dem Grabe abgewälzet. Sie gingen hinein, und fanden den Leichnam des Herrn Jesu nicht. Und es geschah: als sie darum bekümmert waren, siehe, da standen bey ihnen zwey Männer in strahlenden Gewanden. Da sie aber erschraken, und das Angesicht zur Erde neigten; sprachen diese zu ihnen: Was suchet ihr den Lebenden bey den Todten? Er ist nicht hier, sondern Er ist auferstanden. Gedenket, was Er euch gesagt hat, da Er noch in Galiläa war! Er sprach: Des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder, und gekreuzigt werden, und am dritten Tage auferstehen. Und sie erinnerten sich Seiner Worte. Und sie kehrten zurück vom Grabe, und verkündigten dieß alles den Elfen und allen Anderen. Es war aber Maria Magdalene und Johanna, und Maria, die Mutter des Jakobus, und andere Weiber mit ihnen, welche solches den Aposteln sagten. Und diesen kamen solche Worte vor, wie Träumereyen, und sie glaubten ihnen nicht. Petrus aber machte sich auf, und lief zum Grabe; bückte sich hinab, und sah nur die Tücher liegen; und er ging heim, sich wundernd, was geschehen wäre. Und, siehe, zwey aus ihnen gingen an demselbigen Tage nach einem Flecken, der sechzig Feldwegs von Jerusalem liegt, mit Namen Emmaus. Und sie sprachen mit einander von dem allen, was vorgegangen war. Und es geschah; indem sie sprachen und einander befragten, nahete Jesus Selbst und ging mit ihnen. Ihre Augen aber wurden gehalten, daß sie Ihn nicht erkannten. Und Er sprach zu ihnen: Was sind es für Reden, die ihr mit einander wechselt auf dem Wege, und seyd traurig? Da antwortete einer, mit Namen Kleophas, und sagte Ihm: Bist Du der einzige Fremdling zu Jerusalem, der nicht weiß, was daselbst geschehen ist in diesen Tagen? Er sprach zu ihnen: Was denn? Und sie sagten: Das von Jesu von Nazareth, Welcher war ein Prophet, mächtig in That und in Wort, vor Gott und allem Volk: Wie Ihn unsere Hohepriester und Obersten haben überantwortet zur Verdammniß des Todes, und Ihn gekreuziget. Wir aber hofften, daß Er sey, Der Israel erlösen würde. Und bey allem dem ist heute der dritte Tag, seitdem solches geschehen ist. Es haben aber auch uns in Staunen gesetzt einige Weiber der Unsern; die sind frühe vor Sonnenaufgang beym Grabe gewesen; und sie haben Seinen leichnam nicht gefunden; kamen und sagten: sie hätten ein Gesicht gesehen von Engeln, die da sagen: Er lebe. Und etliche der Unsrigen sind gegangen zum Grabe; und sie fandens also wie die Weiber sagten, Ihn aber fanden sie nicht. Und Er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen, und träges Herzens zu glauben alle dem, was die Propheten gesagt haben! Mußte nicht Christus solches leiden, und so eingehen in Seine Herrlichkeit? Und Er fing an von Moyses und allen Propheten, und erklärte ihnen, was in allen Schriften von Ihm geschrieben steht. Und sie kamen nahe zum Flecken, nach dem sie hingingen. Und Er schickte Sich an weiter zu gehen. Und sie nöthigten Ihn, und sprachen: Bleibe bey uns; denn es wird Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Und Er ging hinein mit ihnen. Und es geschah: als Er mit ihnen zu Tische saß, nahm Er das Brod, segnete, brach, und reichte es ihnen. Da wurden ihre Augen eröffnet, und sie erkannten Ihn. Und Er verschwand aus ihren Augen. Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da Er sprach auf dem Wege, und uns die Schriften öffnete? Und sie machten sich auf zu derselben Stunde, gingen zurück nach Jerusalem, und fanden versammelt die Elfe, und die mit ihnen waren. Diese sagten: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden, und dem Simon erschienen! Und auch sie erzählten, was auf dem Wege vorgegangen war, und wie sie Ihn erkannt hatten beym Brechen des Brodes. Da sie aber solches redeten, stand Jesus in ihrer Mitte, und sprach zu ihnen: Friede mit euch! Ich bin es, fürchtet euch nicht! Sie erschraken, und geriethen in Furcht, meinten, sie sähen einen Geist. Und Er sprach zu ihnen: Was seyd ihr erschrocken? und steigen Bedenklichkeiten in euren Herzen auf? Sehet Meine Hände und Füße! Ich bin es Selber; berühret, und sehet! denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie ihr sehet, daß Ich habe. Und da Er das gesagt, zeigete Er ihnen Hände und Füße. Da sie aber noch nicht glaubten, vor Freude, und staunten; sprach Er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? Sie legten Ihm vor ein Stück von gebratenem Fisch, und Honigseim. Und als Er gegessen hatte vor ihren Augen; nahm Er was übrig war, und gab's ihnen. Und Er sprach zu ihnen: Das sind die Worte, die Ich zu euch sagte, da Ich noch bey euch war: es müsse alles erfüllet werden, was von Mir steht geschrieben im Gesetz Mopses, in den Propheten, und in den Psalmen. Da öffnete Er ihnen das Verständniß, daß sie die Schrift verstünden; und Er sprach zu ihnen: Also steht's geschrieben; und also mußte Christus leiden; und auferstehen von den Todten am dritten Tage; und in Seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden unter allen Völkern, anzufangen von Jerusalem. Ihr seyd Zeugen von dem Allen. Und Ich sende die Verheißung Meines Vaters auf euch. Bleibet ihr aber in der Stadt, bis ihr angethan werdet mit Kraft aus der Höhe. Er führete sie da hinaus gen Bethania; und Er hub Seine Hände auf, und segnete sie. Und es geschah: indem Er sie segnete, schied Er von ihnen, und fuhr auf in den Himmel. Und sie beteten Ihn an, und kehreten zurück nach Jerusalem, mit großer Freude. Und sie waren immerdar im Tempel, preiseten und danketen Gott. Amen. Das Wort, welches von Anfang war bey Gott, welches Gott ist, Schöpfer aller Dinge, das Leben und Licht der Menschen — dieses ist Fleisch gewordenIm Anfang war das Wort; und das Wort war bey Gott; und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bey Gott. Alles ist durch Dasselbige gemacht; und ohne Dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist. In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheinet in der Finsterniß; und die Finsterniß hat Dasselbige nicht erfasset. Es war ein Mensch, gesandt von Gott; sein Name war Johannes. Dieser kam zum Zeugniß, damit er zeugte von dem Licht, auf daß Alle gläubig würden durch ihn. Er war nicht das Licht; sondern, damit er zeugte von dem Licht. Das war das wahrhaftige Licht, welches erleuchtet jeden Menschen, der in diese Welt kommt. In der Welt war Es; und die Welt ist durch Ihn gemacht worden; und die Welt kannte Ihn nicht. Er kam in Sein Eigenthum; und die Seinen nahmen Ihn nicht auf. Wie viel Ihn aber aufnahmen, denen gab Er Macht, Kinder Gottes zu werden, denjenigen die an Seinen Namen glauben; welche nicht aus dem Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden; und Es wohnete unter uns; und wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingebornen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes zeuget von Ihm, rufet und spricht: Dieser war es, von Dem ich gesagt habe: Der nach mir kommt, war vor mir; denn Er war eher als ich. Und von Seiner Fülle haben wir Alle empfangen, und Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ward durch Moyses gegeben; die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesum Christum geworden. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schooß ist, der hat verkündiget! Johannes der Täufer zeuget von Ihm; erstes ZeugnißUnd dieß ist das Zeugniß des Johannes, da die Juden aus Jerusalem zu ihm sandten Priester und Leviten, ihn zu fragen: wer bist du? Und er bekannte, und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht Christus. Und sie fragten ihn: Was denn? bist du Elias? Und er sprach: Ich bin's nicht. Bist du der Prophet? Und er antworteten Nein. Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? damit wir Antwort geben denen die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: Ich bin die Stimme des Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! wie Jesaias der Prophet gesagt hat. (Und die gesandt waren, die waren aus den Pharisäern.) Und sie fragten ihn, und sprachen zu ihm: Warum taufest du denn, wenn du nicht Christus bist, noch Elias, noch der Prophet? Johannes antwortete ihnen, und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber mitten unter euch ist Er gestanden; Den kennet ihr nicht; Der ist's, Der nach mir kommt, Der vor mir war, dessen Schuhriemen aufzulösen ich nicht werth bin. Dieß geschah zu Bethania, jenseit des Jordans, wo Johannes taufte. Zweytes ZeugnißDes anderen Tages sah Johannes Jesum zu sich kommen, und sprach: Siehe, das Lamm Gottes, siehe, welches hinwegnimmt die Sünde der Welt! Dieser ist's, von Dem ich gesagt habe: Nach Mir kommt ein Mann, welcher vor mir war, denn Er war eher als ich. Und ich kannte Ihn nicht; aber auf daß Er offenbar würde in Israel, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser. Und Johannes zeugte, und sprach: Ich sah, daß der Geist herabfuhr, wie eine Taube, vom Himmel, und blieb auf Ihm. Und ich kannte Ihn nicht, aber Der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Ueber Welchen du sehen wirst den Geist herabfahrcn, und auf Ihm bleiben, der ist's, welcher taufet mit dem heiligen Geist. Und ich sah es, und ich zeugte, daß Dieser ist Gottes Sohn. Drittes Zeugniß an zwey Jünger; diese kommen zu Jesu, und führen den Simon zu IhmDes anderen Tages stand abermal Johannes da, und zwey seiner Jünger. Und als er sah Jesum wandeln, sprach er: Siehe, das Lamm Gottes! Und die beyden Jünger hörten ihn das sagen, und folgten Jesu nach. Jesus aber wandte Sich um, und sah sie nachfolgen, und sprach zu ihnen: Was suchet ihr? Sie sprachen zu Ihm: Rabbi (das, heißt, verdolmetschet: Meister), wo wohnest Du? Er sprach zu ihnen: Kommt und sehet! Sie kamen, und sahen, wo Er wohnte; und sie blieben diesen Tag bey Ihm. Es war um die zehnte Stunde. Andreas aber, der Bruder des Simon Petrus, war einer aus den zweyen, welche Ihm, da sie das von Johannes hörten, nachgefolget waren. Derselbe findet zuerst seinen Bruder Simon, und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden! (Das heißt, verdolmetschet: Christus.) Und er führete ihn zu Jesu. Jesus aber sah ihn an, und sprach: Du bist Simon, Jona's Sohn, du sollst Cephas heißen, (das ist, verdolmetschet: Petrus.) Jesus ruft den Philippus, dieser den Nathanael, welchem Jesus Sich offenbaret, als Gottes SohnDes anderen Tages wollte Er ausgehen nach Galiläa, und Er fand den Philippus, und sprach zu ihm: Folge Mir nach! (Philippus aber war aus Bethsaida, der Stadt des Andreas und des Petrus.) Philippus fand den Nathanael, und sprach zu ihm: Wir haben Den gefunden, von Welchem Moyses im Gesetz, und die Propheten geschrieben haben, Jesum, Josephs Sohn, von Nazaret. Und Nathanael sprach zu ihm: Kann aus Nazaret Gutes kommen? Philippus sprach zu ihm: Komm und siehe! Jesus sah den Nathanael zu Sich kommen, und sprach von ihm: Siehe, ein wahrer Israelit, in welchem kein Falsch ist! Nathanael sprach zu Ihm: Woher kennest Du mich? Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Ehe denn dir Philippus rief, da du warst unter dem Feigenbaum, sah Ich dich. Nathanael antwortet Ihm, und sprach: Rabbi, Du bist Gottes Sohn! Du bist der König Israels! Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Du glaubest, weil Ich dir gesagt habe: Ich sah dich unter dem Feigenbaum! Du wirst Größeres sehen als dieses. Und Er sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ihr werdet den Himmel eröffnet sehen, und die Engel Gottes auf- und abfahrend über den Sohn des Menschen. Jesus thut ein Wunderzeichen zu KanaUnd am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war da. Es war aber auch Jesus und Seine Jünger zur Hochzeit geladen. Und da es an Wein gebrach, sprach die Mutter Jesu zu Ihm: Sie haben keinen Wein! Jesus sprach zu ihr: Was hast du mit Mir zu schaffen, Weib? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sprach zu den Dienern: Was Er euch saget, das thut! Es waren aber allda sechs steinerne Wasserkrüge hingestellt, nach Weise der Reinigung der Juden; und es gingen in jeden zwey oder drey Maaß. Jesus sprach zu ihnen: Füllet die Krüge mit Wasser! Und sie fülleten sie bis oben an. Und Jesus sprach zu ihnen: Schöpfet nun, und bringet's dem Speisemeister. Und sie brachten's. Als aber der Speisemeister kostete das Wein gewordene Wasser; (er wußte nicht, woher es sey, die Diener aber wußten's, die das Wasser geschöpft hatten;) da rief der Speisemeister den Bräutigam, und sprach zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wcin, und wenn sie satt getrunken, alsdann den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt aufbehalten! — Diesen Anfang der Wunderzeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa, und offenbarte Seine Herrlichkeit. Und Seine Jünger glaubten an Ihn. Er treibt in Jerusalem die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel; weissagt von Seinem Tode und Seiner Auferstehung. Viele glauben an Ihn, Er aber vertraut Sich ihnen nichtDarnach ging Er hinab gen Kapharnaum, Er, und Seine Mutter, Seine Brüder und Seine Jünger; und sie blieben daselbst nicht viele Tage. Und der Juden Ostern war nahe; und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. Und Er fand im Tempel sitzen, die da Ochsen, Schaafe und Tauben feil hatten, und Wechsler. Und Er machte wie eine Geißel aus Stricken, trieb sie alle aus dem Tempel, die Schaafe und die Ochsen; und verschüttete auch das Geld den Wechslern, und stieß ihre Tische um. Und Er sprach zu denen, welche Tauben feil hatten: Schaffet das hinweg, und machet nicht Meines Vaters Haus zum Kaufhause! Es dachten aber Seine Jünger daran, daß geschrieben steht: Der Eifer für Dein Haus verzehret mich. Die Juden nun sprachen und sagten zu Ihm: Was erweisest Du uns für ein Zeichen, daß Du solches thuest? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Zerstöret diesen Tempel, und in dreyen Tagen werde Ich ihn aufrichten. Da sprachen die Juden: Sechs und vierzig Jahre ist an diesem Tempel gebauet worden, und Du willst ihn in dreyen Tagen aufrichten? Er aber sprach von dem Tempel Seines Leibes. Daher, als Er auferstanden war von den Todten, gedachten Seine Jünger daran, daß Er dieß gesagt hatte; und sie glaubten der Schrift, und den Worten, die Jesus gesprochen hatte. Da Er nun zu Jerusalem war in den Tagen des Osterfestes, glaubten Viele an Seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die Er that. Aber Jesus vertraute Sich ihnen nicht; denn Er kannte Alle. Und Er bedurfte nicht, daß Jemand Zeugniß gäbe von einem Menschen; denn Er wußte, was im Menschen wäre. Jesus belehret den Nikodemus über geistige Wiedergeburt, über die Taufe, über Seine Sendung vom Vater, Seinen Versöhnungstod, und über die Notwendigkeit des GlaubensEs war ein Mann unter den Pharisäern, mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden. Dieser kam zu Jesu bey Nacht, und er sprach zu Ihm: Meister, wir wissen, daß Du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn Niemand kann die Zeichen thun, welche Du thust, es sey denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: wenn einer nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus sprach zu Ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, da er alt ist! kann er wiederum in seiner Mutter Leib kehren und geboren werden! Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: wenn einer nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem heiligen Geiste; so kann er in das Reich Gottes nicht eingehen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. laß dich's nicht wundern, daß Ich dir gesagt habe: ihr müsset von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will; und du hörest sein Sausen; aber du weißt nicht, von wannen er kommt, oder wohin er fährt. Also ist ein Jeglicher, der aus dem Geist geboren ist. Nikodemus antwortete und sprach zu Ihm: Wie kann solches geschehen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du bist ein Meister in Israel, und weißt das nicht! Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Wir reden was Wir wissen, und bezeugen was Wir gesehen haben; und ihr nehmet Unser Zeugniß nicht an! Wenn Ich zu euch von dem Irdischen rede, und ihr nicht glaubet; wie solltet ihr glauben, wenn Ich zu euch von dem Himmlischen rede? Und Niemand ist aufgestiegen in den Himmel, als Der vom Himmel herabkam, der Sohn des Menschen, Der im Himmel ist. Und, wie Moyses in der Wüste eine Schlange erhöhet hat, also muß des Menschen Sohn erhöhet werden; auf daß, wer an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe. Denn also hat Gott, die Welt geliebet, daß Er Seinen eingebornen Sohn gab, damit wer an Ihn glaubet, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe. Denn Gott hat Seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß Er die Welt richte, sondern daß die Welt durch Ihn selig werde. Wer an Ihn glaubet, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubet, der ist schon gerichtet; weil er nicht glaubet an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes. Dieses ist aber das Gericht: das Licht ist in die Welt gekommen, und die Menschen liebten die Finsterniß mehr, als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Wer Böses thut, der hasset das Licht, und kommt nicht hin zu dem Lichte, auf daß seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit thut, der kommt zu dem Lichte, daß seine Werke offenbar werden; weil sie sind in Gott gethan. Johannes der Täufer gibt seinen Jüngern Zeugniß von der Herkunft Jesu, Welcher über ihn und über alles Irdische erhaben ist, und alle Macht bekommen hat von Seinem VaterDarnach kam Jesus mit Seinen Jüngern in das Land Judäa; und Er verweilte dort mit ihnen, und taufete. Aber, auch Johannes taufete zu Aenon, nahe bey Sslim; denn es war viel Wasser daselbst; und es kamen hin, und ließen sich taufen. Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis gelegt. Es erhob sich aber eine Streitfrage unter den Jüngern Johannes und den Juden über die Reinigung. Und jene kamen zu Johannes, und sprachen zu ihm: Meister, Der bey dir war jenseit des Jordans, Dem du Zeugniß gabst, siehe Der taufet, und Jedermann kommt zu Ihm! Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nichts bekommen, es sey denn, daß es ihm gegeben worden vom Himmel. Ihr selbst seyd mir Zeugen, daß ich gesagt habe: ich bin nicht Christus, sondern ich bin hergesandt vor Ihm. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund aber des Bräutigams stehet und höret ihm zu, und er freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude denn ist erfüllet worden! Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen. Der von Oben kommt, ist über Alle. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde, und spricht von der Erde. Der vom Himmel kommt, Der ist über Alle. Und was Er gesehen und gehöret hat, das bezeuget Er; und Sein Zeugniß nimmt Niemand an! Wer Sein Zeugniß annimmt, der hat es versiegelt, daß Gott wahrhaft ist. Denn, Welchen Gott gesandt hat, Der spricht Worte Gottes; denn Gott gibt den Geist nicht nach dem Maaß. Der Vater liebet den Sohn, und hat Ihm Alles in Seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubet, der hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn ungläubig ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibet über ihn. Jesus spricht mit einem samaritischen Weibe, und führet sie allmählig dahin, daß sie Ihn erkennt, als einen ProphetenDa nun Jesus vernahm, daß die Pharisäer gehört hatten: mehr Jünger bekomme und tauft Jesus, als Johannes; (wiewohl Jesus Selbst nicht taufte, sondern Seine Jünger;) so verließ Er Judäa, und ging wieder gen Galiläa. Er mußte aber den Weg nehmen durch Samarien. Da kam ein samaritisches Weib, Wasser zu schöpfen. Es war daselbst der Brunnen Jakobs. Da nun Jesus müde war von der Reise, setzte Er Sich so hin an den Brunnen. Es war um die sechste Stunde. Jesus sprach zu ihr: Gib Mir zu trinken. (Denn Seine Jünger waren in die Stadt gegangen, Speise zu kaufen. Da sprach das samaritische Weib, zu Ihm: Wie bittest Du, Der Du ein Jude bist, einen Trank von mir, die ich ein samaritisches Weib bin? (Denn die Juden halten keine Gemeinschaft mit den Samaritern.) Jesus antwortete, und sprach zu ihr: Wenn du erkennetest die Gabe Gottes, und Wer Der ist, Der zu dir sagt: gib Mir zu trinken; du würdest wohl Ihn gebeten haben, und Er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. Das Weib sprach zu Ihm: Herr, hast Du doch nichts, womit Du schöpfest, und der Brunnen ist tief; woher hast Du denn lebendiges Wasser? Bist Du größer als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken, und seine Kinder, und seine Heerden. Jesus antwortete, und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinket, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinket, das Ich ihm geben werde, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das Ich ihm geben werde, wird in ihm ein Quell des Wassers werden, das da fließet in das ewige Leben. Das Weib sprach zu Ihm: Herr, gib mir solches Wasser, auf daß mich nicht dürste, und ich nicht herkommen müsse zu schöpfen! Jesus sprach zu ihr: Gehe, rufe deinen Mann, und komm her! Das Weib antwortete, und sprach zu Ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus sprach zu ihr: Du hast recht gesagt: ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und den du nun hast, der ist nicht dein Mann. Das hast du wahr gesagt. Das Weib sprach zu Ihm: Herr! ich sehe, daß Du ein Prophet bist. Er verkündigt dem Weibe, daß man an jeglichem Orte Gott anbeten, und Opfer bringen werde. Er sagt, daß Er sey ChristusUnsere Väter haben auf diesem Berge angebetet; und ihr saget, zu Jerusalem sey die Stätte, wo man anbeten solle. Jesus sprach zu ihr: Weib, glaube Mir, es kommt die Zeit, da ihr weder auf diesem Berge, noch zu Jerusalem, den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht wisset; Wir wissen, was Wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Zeit kommt, und sie ist jetzt, da die wahren Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn es will der Vater die haben, welche also Ihn anbeten. Gott ist ein Geist, und die Ihn anbeten, sollen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Das Weib spricht zu Ihm: Ich weiss, daß der Messias kommt (das heißt: Christus); wenn nun Dieser kommt, so wird Er uns Alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, Der Ich mit dir rede. Und eben da kamen Seine Jünger herbey und es nahm sie Wunder, daß Er mit dem Weibe redete; doch sprach keiner: Wonach fragest Du, oder was redest Du mit ihr? Das Weib ließ nun ihren Krug stehen, und ging hin in die Stadt. Und sie sprach zu den Leuten: Kommet und sehet den Mann, Der mir gesagt hat Alles was ich gethan habe. Ist Der nicht Christus? Da gingen sie aus der Stadt, und begaben sich zu Ihm. Seinen Jüngern sagt Er, welches Seine Speise sey; und was sie einst ernten werdenUnterdessen baten Ihn die Jünger, und sagten: Meister, iß. Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, wovon ihr nicht wisset. Da sprachen die Jünger unter einander: Hat Ihm Jemand zu essen gebracht? Jesus sprach zu ihnen: Meine Speise ist die, daß Ich thue den Willen Dessen, Der Mich gesandt hat, und vollbringe Sein Werk. Saget ihr nicht: Vier Monate noch, dann kommt die Ernte? Siehe, Ich sage euch: Hebt eure Augen auf, und sehet die Länder; sie sind anjetzt weiß zur Ernte! Auch wer erntet, empfängt Lohn, und sammelt Früchte zum ewigen Leben; auf daß sich mit einander freuen, wer da aussäet, und wer erntet. Denn somit ist der Spruch wahr: Ein Anderer ist der aussäet, und ein Anderer der erntet. Ich habe euch gesandt zu ernten, was ihr nicht habt bearbeitet; Andere haben gearbeitet, und ihr seyd in ihre Arbeit eingetreten. Die Samariter glauben an Ihn, als an den Heiland der WeltAus jener Stadt aber glaubten an Ihn Viele der Samariter, um des Weibes Rede willen, die da zeugte: Er hat mir gesagt Alles was ich gethan habe. Als nun die Samariter zu Ihm gekommen, baten sie Ihn, daß Er bey ihnen bliebe. Und Er blieb zwey Tage da. Und viel Mehrere glaubten an Ihn, um Seines Wortes willen; und sie sprachen zum Weibe: Wir glauben nun nicht mehr um deiner Worte willen; wir selbst haben gehört, und wir wissen, daß Dieser wahrhaftig ist der Heiland der Welt. Er macht den Sohn eines königlichen Beamten gesundNach den zwey Tagen ging Er von dannen, und begab Sich nach Galiläa. Denn Jesus Selbst bezeugte, daß ein Prophet in seinem Vaterland nicht in Ehren stehe. Als Er nun in Galiläa kam, nahmen Ihn die Galiläer auf, weil sie Alles gesehen hatten, was Er zu Jerusalem am Feste gethan hatte; denn sie waren auch zum Feste gekommen. Er kam nun wieder nach Kana in Galiläa, wo Er Wasser hatte zu Wein gemacht. Und es war ein königlicher Beamter, dessen Sohn krank lag, zu Kapharnaum. Als dieser hörte, daß Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen; ging er zu Ihm hin, und bat Ihn, daß Er herkäme, und seinen Sohn gesund machte; denn er würde alsbald sterben. Da sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht! Der königliche Beamte sprach zu Ihm: Herr, komm, ehe mein Sohn stirbt! Jesus sprach zu ihm: Gehe, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Worte, das Jesus zu ihm sprach, und ging hin. Nun aber, da er hinging, kamen ihm seine Knechte entgegen, verkündigten ihm und sprachen: Dein Sohn lebt! Da befragte er sie um die Stunde, in welcher es besser mit ihm geworden. Und sie sagten ihm: Gestern, in der siebenten Stunde, verließ ihn das Fieber. Da erkannte der Vater, daß es war dieselbe Stunde, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte, und sein ganzes Haus. Dieß ist das zweyte Zeichen, welches wiederum Jesus that, als Er aus Judäa nach Galiläa gekommen war. Jesus macht durch Sein Wort einen acht und dreyßigjährigen Kranken gesund, heißt ihn gehen, und sein Ruhebett tragen. Es war am Sabbat, darum klagten Ihn die Juden anDarnach war ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. Es ist aber zu Jerusalem am Schaafsthor ein Teich, der heißt auf hebräisch Bethsaida, und hat fünf Hallen. Darin lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Abgezehrte, welche warteten auf Bewegung des Wassers. Ein Engel des Herrn fuhr herab zu Zeiten in den Teich; und das Wasser ward bewegt. Wer da zuerst, nachdem das Wasser bewegt worden, in den Teich hineinstieg, der ward gesund, mit welcherley Krankheit er behaftet seyn mochte. Es war ein Mensch daselbst, der acht und dreyßig Jahre krank gelegen. Da Jesus diesen liegen sah, und wußte, daß es von langer Zeit her wäre; sprach Er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete Ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich hinabführe, wenn das Wasser in Bewegung ist; denn indem ich komme, steigt ein Anderer vor mir hinab. Jesus sprach zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett, und wandele! Und alsbald ward der Mensch gesund, und nahm sein Bett, und wandelte. Es war aber dieser Tag ein Sabbat. Da sprachen die Juden zu dem, der gesund war geworden: Es ist Sabbat; es ist dir nicht erlaubt, dein Bett zu tragen. Er antwortete ihnen: Der mich gesund gemacht hat, Der sprach zu mir: Nimm dein Bett, und wandele! Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und wandele? Er aber, der gesund war geworden, wußte nicht, Wer Er war; denn Jesus hatte Sich entzogen der Menge, die an diesem Orte war. Darnach fand ihn Jesus im Tempel, und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige fortan nicht mehr, damit dir nicht etwas Aergeres widerfahre! Der Mensch ging hin, und verkündigte den Juden, es sey Jesus, Der ihn gesund gemacht habe. Darum verfolgten die Juden Jesum, weil Er solches gethan hatte am Sabbat. Er antwortet: zugleich mit Seinem Vater wirke Er Alles; Er erwecke die Todten; Er sey vom Vater gestellt zum Richter AllerJesus aber antwortete ihnen: Mein Vater ist wirkend fortan, und Ich bin wirkend. Darum suchten nun die Juden mehr noch, Ihn zu tödten, weil Er nicht nur den Sabbat bräche, sondern auch sagte: Gott sey Sein Vater, und Er Sich Gott gleich machte. Da antwortete Jesus, und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Dcr Sohn kann nichts aus Sich thun, als was Er sieht den Vater thun; denn was Derselbige thut, das thut deßgleichen auch der Sohn. Denn der Vater liebet den Sohn, und zeiget Ihm Alles, was Er thut; und wird Ihm noch größere Werke zeigen, daß ihr euch verwundern möget. Denn gleichwie der Vater die Todten auftrwecket, und lebendig machet; so auch machet der Sohn lebendig, welche Er will. Denn der Vater richtet Niemand, sondern alles Gericht hat Er dem Sohn gegeben; auf daß Alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, Der Ihn gesandt hat. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer Mein Wort höret, und glaubet Dem Der Mich gesandt hat; der hat das ewige leben, und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tode zum leben übergegangen. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Es kommt die Stunde, und ist jetzt, da die Todten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und welche sie hören, die werden leben. Denn wie der Vater das Leben hat in Sich Selbst; so hat auch Er dem Sohne gegeben, das Leben zu haben in Sich Selbst. Und Er hat Ihm Macht gegeben, zu halten das Gericht, weil Er des Menschen Sohn ist. Verwundert euch darüber nicht! Denn es kommt die Stunde, in welcher Alle, die in den Gräbern sind, werden die Stinnne des Sohnes Gottes hören; und hervorgehen werden, die Gutes gethan haben, zur Auferstehung des Lebens; die aber Böses gethan haben, zur Auferstehung des Gerichts. Ich kann nichts aus Mir Selber thun. Wie Ich höre, so richte Ich; und Mein Gericht ist gerecht; denn Ich suche nicht Meinen Willen, sondern den Willen Dessen, Der Mich gesandt hat. Von Ihm zeugen Johannes, und Seine eigenen Werke, und der Vater, und die Schriften; auch Moyses habe von Ihm geschriebenWenn Ich von Mir Selbst zeuge, so ist Mein Zeugniß nicht wahr. Ein Anderer ist, Der von Mir zeuget; und Ich weiß, daß das Zeugniß wahr ist, was Er von Mir zeuget. Ihr habt gesandt zu Johannes, und er hat Zeugniß gegeben der Wahrheit. Ich aber nehme nicht Zeugniß von einem Menschen, sondern dieses sage Ich, auf daß ihr selig werdet. Er war ein brennendes und scheinendes Licht; ihr aber wolltet eine Weile euch ergötzen an seinem Licht. Ich habe aber ein größeres Zeugniß, als des Johannes Zeugniß. Denn die Werke, die Mir der Vater gegeben hat, daß Ich sie vollbringe, diese Werke die Ich thue, zeugen von Mir, daß Mich der Vater gesandt hat. Und Der Mich gesandt hat, der Vater hat von Mir gezeuget. Ihr habt nie weder Seine Stimme gehört, noch Seine Gestalt gesehen. Und Sein Wort habt ihr nicht in euch wohnend, weil ihr Dem nicht glaubet, Den Er gesandt hat. Forschet in den Schriften, weil ihr meinet das ewige Leben in ihnen zu habenz und sie sind's, die von Mir zeugen. Und ihr wollt nicht zu Mir kommen, daß ihr das Leben haben möget. Ich nehme nicht Ehre von Menschen. Aber Ich kenne euch; die liebe Gottes habt ihr nicht in euch. Ich bin gekommen im Namen Meines Vaters, und ihr nehmet Mich nicht an; wenn ein Anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr annehmen. Wie könnet ihr glauben, die ihr Ehre von einander nehmet, und nicht suchet die Ehre, die von Gott allein ist? Denket nicht, daß Ich euch vor dem Vater anklagen werde; es ist einer, der euch anklaget, Moyses, auf den ihr vertrauet. Denn wenn ihr Moyses glaubtet, so glaubtet ihr wohl auch Mir; denn von Mir hat er geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr Meinen Worten glauben? Jesus speiset fünftausend Männer mit fünf Broden und zweyen Fischen. Die Juden wollen Ihn als ihren König ausrufen. Er entweichetDarnach begab Sich Jesus über den galiläischen See, welcher ist der See Tiberias. Und es folgte Ihm eine große Menge Volks, weil sie die Zeichen gesehen, die Er an Kranken that. Jesus ging also auf einen Berg, und setzte Sich da mit Seinen Jüngern. Es nahete aber die Zeit der Ostern, des Festes der Juden. Da nun Jesus Seine Augen erhub, und sah, daß eine große Menge zu Ihm gekommen war, sprach Er zu Philippus: Woher kaufen wir Brod, daß diese zu essen bekommen? (Das sagte Er aber, ihn zu prüfen; denn Er Selber wußte, was Er zu thun hätte.) Philippus antwortete Ihm: Brode für zweyhundert Denarien sind nicht genug für sie, daß jeglicher ein weniges bekomme. Es sprach zu Ihm einer Seiner Jünger, Andreas, Bruder des Simon Petrus: Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrode und zwey Fische; aber was ist das unter so Viele? Jesus sprach da nun: Machet, daß sich die Menschen niedersetzen. Es war aber viel Gras an dem Orte. Da setzten sie sich nieder, an der Zahl gegen fünftausend Mann. Jesus nahm nun die Brode; und Er dankete, und theilte sie denen aus die sich niedergesetzt hatten; deßgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. Als sie aber gesättigt waren, sprach Er zu Seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit sie nicht verkommen. Sie sammelten, und fülleten zwölf Körbe mit Brocken, die von den fünf Gerstenbroden übrig geblieben denen, die gegessen hatten. Diese Menschen nun, da sie sahen, welch ein Wunderzeichen Jesus gethan hatte, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, Der in die Welt kommen soll! Da Jesus nun wußte, daß sie kommen würden, Ihn zu nehmen, und Ihn zum Könige zu machen; ging Er zurück, wieder auf den Berg, Er allein. Zu Seinen Jüngern kommt Er, wandelnd auf dem SeeWie es aber war Abend geworden, gingen Seine Jünger hinab an den See. Und sie stiegen in das Schiff, und fuhren auf dem See nach Kapharnaum zu. Und es war schon finster geworden, und Jesus war nicht zu ihnen gekommen. Der See aber hob sich, da ein gewaltiger Wind wehete. Da sie nun bey fünf und zwanzig oder dreysig Feldwegs gerudert hatten; sahen sie Jesum auf dem See wandeln, und nahe an das Schiff kommen. Und sie fürchteten sich. Er aber sprach zu ihnen: Ich bin's, fürchtet euch, nicht! Nun wollten sie Ihn in's Schiff nehmen; und alsbald war das Schiff an dem Lande, nach welchem sie fuhren. Am folgenden Tage wurde das Volk gewahr, welches jenseit des Sees sich befand, daß nur Ein Schiff dort gewesen, und daß Jesus nicht mit Seinen Jüngern in das Schiff gestiegen war, sondern Seine Jünger allein waren abgefahren; (andere Schiffe aber waren hernach gekommen aus Liberias zu dem Orte hin, wo sie das Brod gegessen hatten, bey der Danksagung des Herrn;) da nun das Volk sah, daß Jesus nicht da war, noch Seine Jünger; traten sie in diese Schiffe, kamen nach Kapharnaum, und suchten Jesum. In Kapharnaum spricht Er zu den Juden von dem Brode, das vom Himmel komme, welches der Vater und Er geben werde, und welches Er seyUnd da sie Ihn fanden jenseit des Sees, sprachen sie zu Ihm: Meister, wann bist Du hergekommen? Jesus antwortete ihnen und sprach Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ihr suchet Mich, nicht weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr von dem Brode gegessen habt, und seyd gesättigt worden. Wirket, nicht Speise die vergänglich ist, sondern die da bleibet in das ewige Leben, welche euch des Menschen Sohn geben wird; denn Denselbigen hat Gott der Vater versiegelt. Da sprachen sie zu Ihm: Was sollen wir thun, daß wir die Werke Gottes wirken? Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Dieß ist das Werk Gottes, daß ihr an Den glaubet, Den Er gesandt hat. Da sprachen sie zu Ihm: Was thust denn Du für ein Zeichen, daß wir sehen, und Dir glauben? was wirkest Du? Unsere Väter haben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht: Brod vom Himmel gab Er ihnen zn essen. Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Nicht Moyses hat euch Brod vom Himmel gegeben, sondern Mein Vater gibt euch vom Himmel das wahre Brod. Denn Brod Gottes ist das, welches herab vom Himmel kommt, und gibt der Welt das Leben. Da sprachen sie zu Ihm: Herr, gib uns immerdar dieses Brod! Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brod des Lebens; wer zu Mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an Mich glaubet, den wird nimmermehr dürsten. Das aber habe Ich euch gesagt, daß ihr Mich gesehen habet, und doch nicht glaubet. Alles, was Mir der Vater gibt, wird zu Mir kommen; und wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen. Denn Ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht, daß Ich Meinen Willen thue, sondern den Willen Dessen, Der Mich gesandt hat. Das ist aber der Wille des Vaters, Der Mich gesandt hat: daß Ich nichts verliere von Allem, was Er Mir gegeben hat, sondern daß Ich es auferwecke am jüngsten Tage. Das ist der Wille Meines Vaters, Der Mich gesandt hat: daß, wer den Sohn siehet, und glaubet an Ihn, habe das ewige Leben; und Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage. Darüber murren die Juden; Er verweiset es ihnen; dringt auf Glauben an den Vater und Ihn; wiederholt das Gesagte kräftigerDa murreten die Juden darüber, daß Er sagte: Ich bin das lebendige Brod, Der Ich vom Himmel herabgekommen bin. Und sie sprachen: Ist Dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, Dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie spricht denn Dieser: Ich bin vom Himmel herabgckommen? Jesus antwortete denn, und sprach zu ihnen: Murret nicht unter einander! Es kann Niemand zu Mir kommen, es sey denn daß ihn ziehe der Vater, Der Mich gesandt hat; und Ich werde denselben auferwecken am jüngsten Tage. Es steht geschrieben bey den Propheten: Sie werden alle von Gott gelehret seyn. Jeder, wer vom Vater gehöret und gelernet hat, der kommt zu Mir. Nicht, daß Jemand den Vater gesehen habe; als nur Der, Welcher von Gott ist, Der hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer an Mich glaubet, der hat das ewige Leben. Ich bin das Brod des Lebens. Eure Väter haben Manna gegessen in der Wüste, und sind gestorben. Dieses ist das Brod, das von, Himmel herabkommt, damit, wer davon isset, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brod, Der Ich vom Himmel herabgekommen bin. Wo Jemand von diesem Brode isset, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brod, das Ich geben werde, ist Mein Fleisch für das Leben der Welt. Die Juden stritten darüber unter sich; Jesus wiederholt das Gesagte, noch nachdrücklicher: Sein Fleisch sey Speise, und Sein Blut TrankDa stritten die Juden unter einander, und sprachen: Wie kann Dieser uns Sein Fleisch zu essen geben? Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wenn ihr nicht essen werdet das Fleisch des Menschensohns, und trinken Sein Blut; so werdet ihr das Leben nicht in euch haben. Wer Mein Fleisch isset, und trinket Mein Blut, der hat das ewige Leben; und Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage. Denn Mein Fleisch ist wahrhaft Speise, und Mein Blut ist wahrhaft Trank. Wer Mein Fleisch isset, und trinket Mein Blut, der bleibet in Mir, und Ich in ihm. Wie Mich gesandt hat der lebendige Vater, und Ich durch den Vater lebe; also, wer Mich isset, auch der wird leben durch Mich. Dieß ist das Brod, das vom Himmel gekommen ist; nicht, wie eure Väter haben Manna gegessen, und sind gestorben. Wer dieses Brod issct, der wird leben in Ewigkeit. Solches sagte Er, da Er lehrte in der Synagoge zu Kapharnaum. Vielen Jüngern kam diese Rede hart vor: Jesus weiset sie zurecht. Des Petrus herrliches BekenntnisViele nun Seiner Jünger, die das höreten, sprachen: Diese Rede ist hart! wer kann sie hören? Jesus aber, Der bey Sich Selbst wußte, daß Seine Jünger darüber murreten; sprach zu ihnen: Aergert euch das? Wenn ihr denn sehen werdet den Sohn des Menschen auffahren dahin, wo Er zuvor war? Der Geist ist's, der lebendig macht, das Fleisch nützet nicht. Die Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben. Aber es sind Einige unter euch, die glauben nicht. (Denn Jesus wußte von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und welcher Ihn verrathen würde.) Und Er sprach: Darum habe Ich euch gesagt: Niemand kann zu Mir kommen, wenn es ihm nicht gegeben ist von Meinem Vater. Darnach gingen viele Seiner Jünger zurück, und wandelten nicht mehr mit Ihm. Jesus sprach denn zu den Zwölfen: Wollet auch ihr weggehen? Da antwortete Ihm Simon Petrus: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens! und wir haben geglaubt und erkannt, daß Du bist Christus, der Sohn Gottes! Jesus antwortete ihnen: Habe Ich nicht euch Zwölfe erwählet? und euer Einer ist ein Teufel! (Er aber sprach von Judas Iskariot, Simons Sohn; denn dieser wurde Sein Verräther, und war Einer der Zwölfe.) Jesus geht zum Laubhüttenfest. Was Seine Vettern sprechen zu Ihm; und das Volk von IhmDarnach aber ging Jesus umher in Galiläa; denn Er wollte nicht umhergehen in Judäa, weil die Juden trachteten, Ihn zu tödten. Es war aber nahe das Fest der Juden, das Laubhüttenfest. Da sprachen zu Ihm Seine Brüder: Mache Dich auf von hinnen, und gehe nach Judäa, auf daß auch Deine Jünger sehen die Werke, die Du thust. Niemand thut ja so etwas im Verborgenen; er selbst will öffentlich erkannt seyn. Thust Du solche Werke, so offenbare Dich vor der Welt. (Denn auch Seine Brüder glaubten nicht an Ihn.) Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht gekommen, eure Zeit aber ist immer vorhanden. Die Welt kann euch nicht hassen, Mich aber hasset sie; denn Ich zeuge von ihr, daß ihre Werke böse sind. Gehet ihr hinauf zu diesem Fest, Ich aber gehe nicht hinauf zu diesem Fest; denn Meine Zeit ist noch nicht erfüllet. Dieß sagte Er zu ihnen, und verweilte in Galiläa. Als aber Seine Brüder hinaufgegangen waren; da ging Er auch hinauf zu dem Feste, nicht offenbar, sondern gleich als im Verborgenen. Die Juden nun suchten Ihn am Fest, und sprachen: Wo ist Er? Und es war viel Gemurmel von Ihm unter dem Volk; denn Einige sagten: Er ist gut! Andere sagten: Nein! sondern Er verführt das Volk. Doch redete keiner frey von Ihm, aus Furcht vor den Juden. Er sagt im Tempel: Seine Lehre sey von Gott. Er weiset Seine Widersacher zurechtWie es aber nun mitten im Feste war, ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrete. Und die Juden wunderten sich, und sagten: Wie versteht Dieser die Schrift, da Er nicht gelernet hat? Jesus antwortete ihnen, und sprach: Meine Lehre ist nicht Meine, sondern Dessen, Der Mich gesandt hat. Wenn Jemand den Willen Desselben thun will; der wird erkennen, ob diese Lehre von Gott sey, oder ob Ich aus Mir Selbst rede. Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigne Ehre; wer aber sucht die Ehre Dessen, Der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und Ungerechtigkeit ist nicht in ihm. Hat nicht Moyses euch das Gesetz gegeben? Und keiner von euch hält das Gesetz! Warum trachtet ihr, Mich zu tödten?' Das Volk antwortete und sprach: Du hast den Teufel! wer trachtet Dich zu tödten? Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Ich habe Ein Werk gethan, und ihr wundert euch alle! So denn auch hat Moyses euch die Beschneidung geboten, (nicht, daß sie von Moyses kommt, sondern von den Vätern;) und am Sabbat beschneidet ihr einen Menschen. Wenn ein Mensch die Beschneidung empfängt am Sabbat, auf daß nicht Moyses Gesetz gebrochen werde; zürnet ihr denn Mir, daß Ich den ganzen Menschen gesund gemacht habe am Sabbat? Richtet nicht nach dem Ansehen, sondern richtet ein gerecht Gericht! Meinungen des Volkes von Ihm: Nachstellung der Pharisäer. Er weiset beyde zurechtDa sprachen Einige derer aus Jerusalem: Ist das nicht Der, Den sie zu tödten trachten? Und siehe, Er redet frey, und sie sagen Ihm nichts? Haben denn die Obersten wahrlich erkannt, daß Er Christus ist? Doch wir wissen, woher Dieser ist; wenn aber Christus kommt, so weiß Niemand, woher Er ist. Da rief Jesus im Tempel, lehrete und sprach: Mich kennet ihr, und wisset, woher Ich bin! Und von Mir Selbst bin Ich nicht gekommen, sondern der Wahrhafte ist es, Der Mich gesandt hat, Welchen ihr nicht kennet. Ich kenne Ihn; denn Ich bin von Ihm, und Er hat Mich gesandt. Da trachteten sie, Ihn zugreifen; und Niemand legte Hand an Ihn; denn Seine Stunde war noch nicht gekommen. Aber Viele aus dem Volke glaubten an Ihn, und sprachen: Christus, da Er gekommen, wird Er mehr Zeichen thun, als Dieser thut? Die Pharisäer vernahmen's, daß das Volk solches von Ihm murmelte. Und die Obersten und die Pharisaer sandten Gerichtsdiener, daß sie Ihn griffen. Jesus sprach denn zu ihnen: Noch eine kleine Zeit bin Ich bey euch; dann gehe Ich hin zu Dem, Der Mich gesandt hat. Ihr werdet Mich suchen, und nicht finden; und wo Ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen. Da sprachen die Juden unter einander: Wohin will Er gehen, daß wir Ihn nicht finden werden? Will Er zu den Zerstreuten unter Heiden gehen, und die Heiden lehren? Was ist das für ein Wort, das Er sprach: ihr werdet Mich suchen und nicht finden; und, wo Ich bin, dahin könnet ihr nicht kommen? Seligkeit der Gläubigen. Was von Ihm spricht das Volk; was, die gesandt waren, Ihn zu greifen; was, die Pharisäer; was, der gerechte NikodemusAm letzten Tage des Festes aber, dem feyerlichsten Tage, trat Jesus auf, rief und sprach: Wenn einen dürstet, der komme zu Mir, und trinke! Wer an Mich glaubet, aus dessen Leibe werden, wie die Schrift sagt, Ströme des lebendigen Wassers fließen. (Das sagte Er aber von dem Geist, Welchen empfangen würden, die an Ihn glauben. Denn der heilige Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden.) Einige nun vom Volke, da sie diese Seine Worte hörten, sprachen: Dieser ist wahrhaftig der Prophet! Andere sprachen: Er ist Christus! Andere aber sprachen: Kommt denn Christus aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift: von dem Geschlechte Davids, und aus der Stadt Bethlehem, wo David war, kommt Christus? Es entstand also unter dem Volk eine Spaltung Seinetwegen. Etliche aber aus ihnen wollten Ihn greifen; aber Niemand legte Hand an Ihn. Die Gerichtsdiener kamen nun zu den Hohepriestern und Pharisäern; und diese sprachen zu ihnen: Warum habt ihr Ihn nicht hergebracht? Die Diener antworteten: Niemals hat ein Mensch so geredet, wie dieser Mensch. Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seyd auch ihr verführt? Glaubte denn einer der Obersten an Ihn, oder der Pharisäer? sondern dieß Volk, das vom Gesetz nichts weiß; verflucht ist es! Nikodemus sprach zu ihnen, er, der des Nachts zu Ihm gekommen, und der einer war von ihnen? Richtet denn unser Gesetz einen Menschen, wenn es zuvor ihn nicht verhört, und erkundet hat, was er thut? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist auch du ein Galiläer? Forsche in der Schrift, und siehe; aus Galiläa stehet kein Prophet auf. Und es begab sich jeder nach Hause. Jesus will über eine Ehebrecherin nicht richterlichen Ausspruch thunJesus aber ging hin an den Oelberg. Und frühe Morgens kam Er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu Ihm; Er setzte Sich, und lehrete sie. Es führten aber die Schriftgelehrten und die Pharisäer ein Weib zu Ihm, die war ertappt worden im Ehebruch; und stellten sie in die Mitte; und sagten zu Ihm: Meister, dieses Weib ist sofort ertappt worden im Ehebruch. Moyses aber hat uns im Gesetz geboten, solche zu steinigen. Was sagst Du denn? (Das sprachen sie aber Ihn zu versuchen, damit sie Ihn anklagen könnten.) Jesus aber bückte Sich nieder, und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nun fortfuhren zu fragen; richtete Er Sich auf, und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe zuerst den Stein auf sie! Und Er bückte Sich wieder nieder und schrieb auf die Erde. Da sie das aber höreten, gingen sie, einer nach dem anderen, die Äeltesten zuerst, hinaus: und Jesus ward allein gelassen, und das Weib, in der Mitte stehend. Jesus aber richtete Sich auf, und sprach zu ihr: Weib, wo sind die dich anklagten? Hat dich Keiner verdammet? Sie sprach: Herr, Keiner. Da sprach Jesus zu ihr: Auch Ich will dich nicht verdammen. Geh, und sündige hinfort nicht mehr! Er spricht von Seiner Würde und HerkunftWiederum redete denn Jesus zu ihnen, und sprach: Ich bin das Licht der Welt; wer Mir nachfolget, der wandelt nicht in Finsterniß, sondern er wird das Licht des Lebens haben. Da sprachen die Pharisäer zu Ihm: Du zeugest von Dir Selbst; Dein Zeugniß ist nicht wahr. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Wenn Ich auch von Mir Selbst zeuge, so ist Mein Zeugniß wahr; denn Ich weiß, woher Ich gekommen, und wohin Ich gehe; ihr aber wisset nicht, woher Ich komme, oder wohin Ich gehe. Ihr richtet nach dem Fleisch; Ich richte Keinen. Wenn Ich auch richte, so ist Mein Gericht wahr; denn Ich bin nicht allein, sondern Ich und der Vater, Der Mich gesandt hat. Auch stehet in eurem Gesetze geschrieben, daß zweyer Menschen Zeugniß wahr sey. Ich bin, Der Ich von Mir Zeugniß gebe; und der Vater, Der Mich gesandt hat, gibt Zeugniß von Mir. Da sprachen sie zu Ihm: Wo ist Dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennet weder Mich, noch Meinen Vater; wenn ihr Mich kenntet, so kenntet ihr auch wohl Meinen Vater. Diese Worte redete Jesus bey der Opferlade, wo Er lehrete im Tempel; und Niemand griff Ihn; denn Seine Zeit war noch nicht gekommen. Er weissagt von den Pharisäern; spricht: Wer Er seyDa sprach Jesus abermal zu ihnen: Ich gehe hinweg, und ihr werdet Mich suchen, und werdet in euren Sünden sterben; wohin Ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen. Da sprachen die Juden: Will Er Sich denn Selbst tödten? Denn Er sagt: wohin Ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen. Und Er sprach zu ihnen: Ihr seyd von Unten her, Ich bin von Oben her; ihr seyd von dieser Welt, Ich bin nicht von dieser Welt. Ich habe euch also gesagt, daß ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubet, daß Ich es bin, so werdet ihr sterben in euren Sünden. Da sprachen sie zu Ihm: Wer bist Du denn? Jesus sprach zu ihnen: der Anfang, Der Ich auch das zu euch sage. Ich habe Vieles über euch zu reden und zu richten; aber, Der Mich gesandt hat, ist wahrhaft, und was Ich von Ihm gehört habe, das rede Ich in der Welt. (Sie erkannten es nicht, daß Er Seinen Vater Gott nennete.) Jesus sprach denn zu ihnen: Wann ihr des Menschen Sohn werdet erhöhet haben, dann werdet ihr erkennen, daß Ich es bin. Und von Mir Selbst thue Ich nichts, sondern wie Mich Mein Vater gelehrt hat, das rede Ich. Und Der Mich gesandt hat, ist mit Mir, und Er hat Mich nicht allein gelassen, weil Ich allezeit thue, was Ihm gefällt. Welche seyn Seine wahren Jünger und Abrahams Kinder; die Pharisäer seyn nicht Abrahams KinderAls Er solches sprach, glaubten Viele an Ihn. Jesus sprach also zu den Juden, welche an Ihn glaubten: Wenn ihr bleiben werdet bey Meinem Worte, so werdet ihr wahrhaft Meine Jünger seyn; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frey machen. Jene antworteten Ihm: Wir sind Abrahams Geschlecht, und sind nie irgend Eines Knechte je gewesen; wie sprichst Du: ihr werdet frey seyn? Jesus antwortete ihnen, und sprach: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Jeder welcher Sünde thut, ist der Sünde Knecht. Der Knecht aber bleibet nicht ewiglich im Hause; der Sohn bleibet ewiglich. Wenn euch denn der Sohn frey machet, da werdet ihr wahrhaft frey seyn! Ich weiß, daß ihr Abrahams Kinder seyd; aber ihr suchet, Mich zu tödten; dem Mein Wort haftet nicht in euch. Was Ich bey Meinem Vater gesehen habe, das rede Ich; und ihr, was ihr bey eurem Vater gesehen habt das thut ihr! Sie antworteten, und sprachen zu Ihm: Unser Vater ist Abraham. Jesus spricht zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder seyd, so thut Abrahams Werke! Nun aber suchet ihr Mich zu tödten, einen Menschen, Der Ich euch die Wahrheit geredet, welche Ich von Gott gehört habe. Solches hat Abraham nicht gethan! Ihr thut die Werke eures Vaters. Da sprachen sie zu Ihm: Wir sind nicht Kinder der Unzucht, wir haben Einen Vater, Gott. Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so würdet ihr Mich ja lieben; denn Ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; Ich bin nicht von Mir Selbst gekommen, sondern Er hat Mich gesandt. Warum kennet ihr nicht Meine Sprache? Weil ihr Mein Wort nicht hören könnet! Ihr seyd von dem Vater, dem Teufel, und nach eures Vaters Gelüsten wollet ihr thun. Der war ein Menschenmörder von Anfang, und ist nicht bestanden in der Wahrheit; denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner, und ist Vater der Lüge. Wenn Ich aber die Wahrheit sage, so glaubet ihr Mir nicht. Wer, unter euch wird Mich der Sünde beschuldigen? Wenn Ich die Wahrheit zu euch sage, warum glaubet ihr Mir nicht? Wer aus Gott ist, der höret Gottes Wort; darum höret ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seyd. Diese lästern Ihn, wollen Ihn steinigenDa antworteten die Juden, und sprachen zu Ihm: Sagen wir nicht mit Recht, daß Du ein Samariter bist, und hast den Teufel? Jesus antwortete: Ich habe nicht den Teufel, sondern Ich ehre Meinen Vater; und ihr entehret Mich! Doch Ich suche nicht Meine Ehre; es ist Einer, Der sie suchet, und Der richtet. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wenn Jemand Mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit. Da sprachen zu Ihm die Juden: Nun erkennen wir, daß Du den Teufel hast! Abraham ist gestorben und die Propheten; und Du sprichst: Wenn Jemand Mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht verkosten in Ewigkeit! Bist Du größer als unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? und die Propheten sind gestorben: wozu machest Du Dich Selbst? Jesus antwortete: Wenn Ich Mich Selbst verherrliche, so ist Meine Ehre nichts; Mein Vater ist's, Der Mich verherrlichet, von Dem ihr saget, daß Er euer Gott ist. Und ihr kennet Ihn nicht, Ich aber kenne Ihn. Und wenn Ich sagte, daß Ich Ihn nicht kenne, so wäre Ich, gleich wie ihr, ein Lügner; aber Ich kenne Ihn, und halte Sein Wort. Abraham, euer Vater, jauchzete, daß er Meinen Tag sähe; er hat gesehen, und sich gefreuet. Da sprachen die Juden zu Ihm: Du bist keine fünfzig Jahr alt, und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin Ich. Da hoben sie Steine auf, um Ihn zu werfen; Jesus aber verbarg Sich, und ging aus dem Tempel. Jesus macht am Sabbat einen Blindgebornen sehend. Es wird kundbar; es kommt den Pharisäern zu Ohren; sie lassen den Blindgewesenen, der aber nicht weiß, wo Jesus ist, vorladen; darauf dessen Eltern; dann wieder ihn; sie lästern Den, Der am Sabbat solches gethan; jener aber sagt: Der das thue, sey von Gott. Da wird er ausgestoßenAls Jesus vorüberging, sah Er einen Menschen, der blind geboren war. Und es fragten Ihn Seine Jünger: Meister, wer hat gesündiget, dieser, oder seine Eltern, daß er blind geboren ward? Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündiget, noch seine Eltern; sondern, damit die Werke Gottes an ihm offenbar werden. Ich muß wirken die Werke Dessen, Der Mich gesandt hat, so lange es Tag ist; es kommt die Nacht, wo Niemand wirken kann. So lange Ich in der Welt bin, bin Ich das Licht der Welt. Da Er solches gesagt hatte, spuckte Er auf die Erde, und machte einen Teig aus dem Speichel, und strich den Teig auf die Augen desselben; und Er sprach zu ihm: Gehe zu dem Wasserteich Siloe (das ist verdolmetschet: Gesandt), und wasche dich! Er ging also hin, wusch sich, und kam sehend her. Die Machbarn nun, und Andere die ihn zuvor gesehen hatten, indem er ein Bettler war, sagten: Ist dieser nicht der da saß und bettelte? Einige sagten: Er ist's; Andere aber: Nein, sondern er sieht ihm ähnlich; er selbst aber sagte: Ich bin's. Da sprachen sie zu ihm: Wie wurden dir die Augen geöffnet? Er antwortete und sprach: Der Mann, Welcher Jesus heißet, machte einen Teig, und bestrich meine Augen, und sprach zu mir: Gehe zum Wasserteich Siloe, und wasche dich. Ich ging, wusch mich, und bin sehend. Sie sprachen zu ihm: Wo ist Der? Er sprach: Ich weiß es nicht. Da führten sie ihn, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat, da Jesus den Teig machte, und dessen Augen öffnete. Da fragten jenen nun auch die Pharisäer wieder: wie er wäre sehend geworden. Er sprach zu ihnen: Einen Teig legte Er mir auf die Augen, und ich wusch mich, und ich bin sehend. Da sprachen Einige der Pharisäer: Dieser Mensch ist nicht von Gott, da Er den Sabbat nicht hält. Andere sprachen: Wie kann ein sündhafter Mensch solche Zeichen thun? Und es ward eine Spaltung unter ihnen. Da sprachen sie wieder zu dem der blind gewesen: Was sagst du von Ihm, Der dir die Augen geöffnet hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet. Die Juden glaubten nun nicht von ihm, daß er blind gewesen, und sehend geworden. Da riefen sie denn die Eltern des Sehendgewordenen. Und sie fragten sie, und sprachen: Ist dieser euer Sohn, von dem ihr sagt, daß er blind geboren sey? Wie ist er denn nun sehend? Seine Eltern antworteten ihnen, und sprachen: Wir wissen, daß dieser ist unser Sohn, und daß er blind geboren ist; wie er aber nun sehend geworden, das wissen wir nicht; oder wer ihm die Augen geöffnet hat, das wissen wir nicht. Fraget ihn selbst; er ist alt genug, er mag für sich selbst reden. Solches sagten seine Eltern, weil sie sich fürchteten vor den Juden; denn schon waren die Juden übereingekommen, Jeden der Ihn als Christus anerkennen würde, aus der Synagoge zu stoßen. Darum sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fraget ihn selbst. Da beriefen sie abermal den Menschen, der blind gewesen, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist. Er sprach da zu ihnen: Ob Er ein Sünder ist, weiß ich nicht; Eins weiß ich, daß ich blind war, und nun sehend bin. Da sprachen sie zu ihm: Was that Er dir? wie öffnete Er dir die Augen? Er antwortete ihnen: Ich hab's euch schon gesagt, und ihr habt's gehört! Was wollt ihr's abermal hören? Wollt ihr auch Seine Jünger werden? Da schmäheten sie ihn, und sprachen: Sey du Sein Jünger! wir aber sind Moyses Jünger: wir wissen, daß Gott zu Moyses geredet hat; von Diesem aber wissen wir nicht von wannen Er ist. Der Mensch antwortete ihnen und sprach: Das ist denn wunderbar, daß ihr nicht wisset, von wannen Er ist, und Er hat meine Augen geöffnet! wir wissen aber, daß Gott die Sünder nicht höret; sondern wer Gottes Diener ist, und Dessen Willen thut, den höret Er. Von jeher ist es nicht erhört, daß Jemand einem Blindgebornen die Augen geöffnet hat. Wäre Dieser nicht von Gott, da könnte Er nicht so etwas thun. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren, und du lehrest uns? Und sie stießen ihn hinaus. Jesus offenbaret Sich ihm; spricht Gericht über die PharisäerJesus hörete, daß sie ihn ausgestoßen hatten; und da Er ihn antraf, sprach Er zu ihm: Glaubest du an den Sohn Gottes? Er antwortete und sprach: Wer ist es, Herr! damit ich an Ihn glaube? Und Jesus sprach zu ihm: Du hast Ihn gesehen; und Der mit dir redet, Der ist es. Er aber sprach: Ich glaube, Herr! Und er fiel nieder, und betete Ihn an. Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht auf diese Welt gekommen, daß die nicht sehen, sehend werden; und die sehen, blind werden. Und es hörten solches Einige der Pharisäer, die bey Ihm waren, und sprachen zu Ihm: Sind wir denn auch blind? Jesus sprach zu ihnen: Wäret ihr blind, ihr hättet keine Sünde; nun aber sprechet ihr: Wir sind sehend! Eure Sünde bleibet. Jesus lehret, wer der gute Hirt sey, und wer ein Miethling; Er verkündigt, daß zu Seiner Heerde alle Völker gehören, daß Er für dieselbe Sein Leben hingebe, und es wieder nehmeWahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer nicht zur Thüre eingehet in den Schaafstall, sondern steigt anderswoher hinein, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber zur Thüre hineingehet, der ist der Hirt der Schaafe. Diesem thut der Thürhüter auf; und die Schaafe hören auf seine Stimme, und er rufet seine Schaafe beym Namen, und führet sie aus. Und wenn er seine Schaafe hat ausgelassen, gehet er vor ihnen her, und die Schaafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber folgen sie nicht, sondern fliehen von ihm; denn sie kennen nicht die Stimme der Fremden. Dieses Gleichniß sprach Jesus zu ihnen; sie aber erkannten nicht, was Er ihnen damit sagte. Es sprach denn Jesus wiederum zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ich bin die Thüre zu den Schaafen. Alle, die da herkamen, sind Diebe und Räuber; und die Schaafe haben auf sie nicht gehört. Ich bin die Thüre. Wer durch Mich eingehet, der wird gerettet werden, und wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, auf daß er stehle und schlachte und verderbe. Ich bin gekommen, daß sie das Leben haben, und in Fülle haben. Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für seine Schaafe. Der Miethling aber, und der nicht Hirt ist, dem die Schaafe nicht angehören, sieht den Wolf kommen, verläßt die Schaafe, und fliehet; und der Wolf haschet und zerstreuet die Schaafe. Der Miethling aber fliehet, weil er ein Miethling ist, und er sich nicht kümmert um die Schaafe. Ich bin der gute Hirt; und Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen Mich; so wie Mich der Vater kennt, und Ich den Vater kenne; und Ich gebe Mein Leben hin für Meine Schaafe. Und Ich habe noch andere Schaafe, die nicht aus diesem Schaafstalle sind; und dieselbigen muß Ich auch herbeyführen, und sie werden Meine Stimme hören, und es wird seyn Eine Heerde und Ein Hirt. Darum liebet Mich der Vater, weil Ich Mein Leben hingebe, daß Ich es wieder nehme. Niemand nimmt es von Mir, sondern Ich gebe es hin von Mir Selber; und Ich habe Macht es hinzugeben, und Ich habe Macht es wieder zu nehmen. Solches Gebot habe Ich von Meinem Vater bekommen. Da entstand abermal eine Spaltung unter den Juden wegen dieser Worte. Viele unter ihnen sagten: Er hat den Teufel, und ist nicht bey Sinnen! was höret ihr Ihn an? Andere sagten: Das sind nicht Worte eines Besessenen! Vermag der Teufel den Blinden die Augen zu öffnen? Er lehret, daß Er sey Christus, Er und der Vater Eins seyn. Die Juden wollen Ihn steinigenEs wurde aber begangen das Fest der Tempelweihe zu Jerusalem; und es war Winter. Und Jesus wandelte im Tempel, in der Halle Salomons. Da umringten Ihn die Juden, und sprachen zu Ihm: Wie lange hältst Du unsere Seele gespannt? Bist Du Christus, so sage es uns offen heraus! Jesus antwortete ihnen: Ich sage es euch, und ihr glaubet nicht! Die Werke, die Ich thue im Namen Meines Vaters, diese zeugen von Mir. Aber ihr glaubet nicht; weil ihr nicht seyd von Meinen Schaafen. Meine Schaafe hören Meine Stimme, und Ich kenne sie, und sie folgen Mir. Und Ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nicht umkommen in Ewigkeit, und Niemand wird sie aus Meiner Hand reißen. Was Mein Vater Mir gegeben hat, ist größer als alles; und Niemand kann's entreißen aus Meines Vaters Hand. Ich und der Vater sind Eins. Da huben die Juden Steine auf, daß mit sie Ihn steinigten. Jesus thut dar, daß Er keine Gotteslästerung gesprochen habe. Er entweicht ihren Händen; geht jenseit des Jordans, wo Viele an Ihn glaubenJesus sprach zu ihnen: Viele gute Werke habe Ich euch dargethan, von Meinem Vater; um welches derselben Werke steiniget ihr Mich? Die Juden antworteten Ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir Dich nicht; sondern wegen der Gotteslästerung, und weil Du, Der Du ein Mensch bist, Dich Selbst zu einem Gott machest. Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: Ich habe gesagt, ihr seyd Götter? Wenn es diejenigen Götter genannt hat, zu welchen das Wort Gottes gesprochen worden, und die Schrift nicht kann umgestoßen werden; wie sprechet ihr zu Dem, Den der Vater geheiliget, und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott! darum weil Ich sagte: Ich bin der Sohn Gottes? Wenn Ich nicht thue die Werke Meines Vaters, so glaubet Mir nicht; wenn Ich sie aber thue, und wenn ihr Mir nicht glauben wollet, so glaubet den Werken, auf daß ihr erkennet, und glaubet, daß der Vater in Mir ist und Ich im Vater. Da suchten sie, Ihn zu greifen; und Er ging hinweg von ihren Händen. Und Er begab Sich wieder jenseit des Jordans, an den Ort wo Johannes zuerst getauft hatte, und verweilte allda. Und Viele kamen zu Ihm; und sie sprachen: Johannes that zwar keine Zeichen; alles aber, was Johannes von Diesem gesagt hat, das ist wahr befunden. Und es glaubten Viele an Ihn. Lazarus wird krank, stirbt, Jesus geht hin, ihn aufzuweckenEs war aber einer krank, mit Namen Lazarus, von Bethania, dem Flecken Mariens und ihrer Schwester, der Martha. (Maria war's , die den Herrn salbete mit Salböl, und Seine Füße trocknete mit ihren Haaren; derselbigen Bruder, Lazarus, war krank.) Da sandten dessen Schwestern zu Ihm, und ließen sagen: Herr, siehe, den Du liebest, der ist krank. Als Jesus das hörte, sprach Er zu ihnen: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, daß der Sohn Gottes durch sie verherrlichet werde. Jesus aber liebte die Martha, und deren Schwester Maria, und den Lazarus. Als Er nun hörte, daß dieser krank war, blieb Er damals zwey Tage an demselbigen Ort. Dann sprach Er darnach zu Seinen Züngern: Lasset uns wieder nach Judäa gehen! Die Jünger sprachen zu Ihm: Meister, so eben suchten die Juden Dich zu steinigen, und Du gehst wieder dahin? Jesus antwortete: Sind nicht des Tages zwölf Stunden? Wenn einer am Tage wandelt, der stößt nicht an; denn er sieht das Licht dieser Welt. Wenn er aber des Nachts wandelt, da stößt er an; denn das Licht ist nicht bey ihm. Solches sagte Er; und darnach sprach Er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft; Ich gehe aber hin, daß Ich ihn aufwecke. Da sprachen Seine Jünger: Herr, wenn er schläft, wird's besser mit ihm. (Es sprach aber Jesus von dessen Tode; sie aber meinten, Er redete von der Ruhe des Schlafes.) Da sagte denn Jesus es ihnen offen raus: Lazarus ist gestorben. Und Ich freue Mich, euretwegen, auf daß ihr glaubet, weil Ich nicht da war. Aber lasset uns zu ihm gehen! Da sprach Thomas, der heißet Zwilling, zu den Mitjüngern: lasset uns auch gehen, daß wir mit ihm sterben! Jesus also kam hin; und Er fand ihn schon vier Tage im Grabe gelegen. (Bethania war nahe bey Jerusalem, gegen fünfzehen Feldwegs davon.) Viele Juden aber waren zu Martha und Maria gekommen, sie zu trösten über ihren Bruder. Jesus spricht mit dessen Schwestern, Martha und MariaMartha nun, da sie hörte, daß Jesus kommt, lief Ihm entgegen; Maria aber saß zu Hause. Da sprach Martha zu Jesu: Herr, wärst Du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! Aber auch weiß ich nun: was immer Du bittest von Gott, das wird Dir Gott geben. Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Martha spricht zu Ihm: Ich weiß, daß er auferstehen wird, bey der Auferstehung am jüngsten Tage. Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an Mich glaubet, der wird leben, obgleich er gestorben ist. Und wer lebet und glaubet an Mich, der wird nicht sterben In Ewigkeit. Glaubest du das? Sie spricht zu Ihm: Ja, Herr! ich glaube! Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, Der Du in die Welt gekommen bist! Da sie das gesagt hatte, ging sie hin, rief ihre Schwester Maria heimlich, und sprach: Der Meister ist da, und rufet dich! Diese da sie das hörte, stand eilend auf, und ging zu Ihm. (Denn Jesus war noch nicht in den Flecken gekommen, sondern war noch an jener Stelle, wo Ihm Martha begegnet war.) Als nun die Juden, welche Key ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen, daß sie eilend aufstand und hinausging; folgten sie ihr nach, und sprachen: Sie geht hin zum Grabe, da zu weinen. Als nun Maria gekommen wo Jesus war, und sie Ihn sah; siel sie zu. Seinen Füßen, und sprach zu Ihm: Herr, warst Du hier gewesen, mein Bruder ware nicht gestorben! Da Jesus sie weinen sah, und die Juden weinen, die mit ihr gekommen waren; erschauerte Er im Geist, und erregte Sich Selbst. Und Er sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sprachen zu Ihn,: Herr, komm, und siehe! Und Jesus weinete. Da sprachen die Juden: Siehe, wie lieb hatte Er ihn! Etliche aber unter ihnen sprachen: Konnte Der dem Blindgebornen die Augen öffnete, nicht machen, daß dieser nicht gestorben wäre? Jesus nun erschauerte abermal in Sich Selbst. Und Er kam zum Grabe. Dieß aber war eine Höhle, und darüber war ein Stein gelegt. Er ruft ihn aus dem Grabe hervorJesus sprach: Hebet den Stein ab! Es sprach zu Ihm Martha, die Schwester des Gestorbenen: Herr, er riecht schon, denn er liegt vier Tage! Jesus sprach zu ihr: Hab' Ich dir nicht gesagt: wenn du glaubest, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein ab. Jesus aber hob die Augen empor, und sprach: Vater, Ich danke Dir, daß Du Mich erhöret hast! Ich wußte, daß Du Mich allezeit erhörest! aber des Volkes wegen, das umhersteht, sagte Ich's, auf daß sie glauben, daß Du Mich gesandt hast. Da Er das gesagt hatte, rief Er mit lauter Stimme: Lazarus, komm hervor! Und alsbald kam der Gestorbene hervor, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und das Angesicht umhüllet mit einem Schweißtuche. Jesus sprach zu ihnen: Löset ihn, und lasset ihn gehen! Was die Juden thun; was die Pharisäer wider Ihn beschließen; was Er thut, Den man aufsuchtViele nun der Juden, die zu Maria und Martha gekommen waren, und sahen was Jesus gethan, glaubten an Ihn. Etliche aber aus ihnen gingen zu den Pharisäern, und sagten ihnen, was Jesus gethan hatte. Da ließen die Hohepriester und Pharisäer den Rath versammeln; und sie sprachen: Was machen wir? Dieser Mensch thut viele Zeichen! Wenn wir Ihn so hinlassen, so werden Alle an Ihn glauben; und es werden die Römer kommen, und nehmen weg unser Land und Volk. Einer aber aus ihnen, mit Namen Kaiphas, der dieses Jahr Hohepriester war, sprach zu ihnen: Ihr, wisset nichts; ihr bedenket nicht, wie es euch besser sey, daß Ein Mensch sterbe für das Volk, und nichts das ganze Geschlecht zu Grunde gehe. Solches aber redete er nicht aus sich selbst; sondern, weil er desselbigen Jahres Hohepriester war, weissagte er, daß Jesus werde sterben für das Volk; und nicht für das Volk allein, sondern, damit Er die zerstreuten Kinder Gottes in Eins versammelte. Von dem Tage nun an rathschlagten sie, daß sie Ihn tödten möchten. Da wandelte Jesus nicht mehr offenbar unter den Juden; sondern ging von dannen in eine Gegend bey der Wüste, in eine Stadt, welche Ephrem heißet; und dort hielt Er Sich auf mit Seinen Jüngern. Es war aber der Juden Ostern nahe; und es gingen aus dieser Gegend Viele hinauf gen Jerusalem vor Ostern, auf daß sie sich reinigten. Da suchten sie Jesum, und sprachen zu einander, stehend im Tempel: Was dünket euch? Kommt Er nicht auf das Fest? Es hatten aber die Hohepriester und Pharisäer das Gebot ergehen lassen: wenn Jemand wüßte, wo Er sey, der solle es anzeigen; auf daß sie Ihn ergriffen. Gastmahl, wobey Lazarus ist, und Maria Jesum salbet. Murren des Judas: Anschläge der HohepriesterJesus kam nun, sechs Tage vor Ostern, nach Bethania, wo Lazarus war, der todt gewesen, und den Jesus auferweckt hatte. Sie richteten Ihm dort ein Gastmahl an, und Martha hatte die Obsorge; Lazarus war aber einer derer, die mit Ihm zu Tische saßen. Da nahm Maria ein Pfund ächten, köstlichen Nardenöls, und salbete die Füße Jesu, und trocknete Seine Füße mit ihren Haaren. Und das Haus ward erfüllet mit dem Geruch des Salböls. Da sprach einer aus Seinen Jüngern, Judas Jskariot, der Ihn verrathen würde: Warum ward dieses Salböl nicht verkauft für dreyhundert Denarien, und diese den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er sich um die Armen bekümmerte; sondern weil er ein Dieb war, den Beutel hatte, und trug was hineingelegt ward. Da sprach Jesus: lasset sie! auf daß sie für den Tag Meines Begräbnisses dieses ausrichte. Ihr habt ja allezeit Arme bey euch, Mich aber habt ihr nicht allezeit. Da erfuhr es eine große Menge des Volkes der Juden, daß Er allda sey; und sie kamen nicht allein Jesu wegen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den Er von den Todten auferweckt hatte. Es trachteten aber die Hohepriester darnach, daß sie auch Lazarus tödteten; weil seinetwegen Viele der Juden herkamen, und an Jesum glaubten. Jesu feyerlicher Einzug in JerusalemDes anderen Tages aber, da viel Volks, welches zum Feste gekommen war, es hörte, daß Jesus nach Jerusalem komme; nahmen sie Palmzweige, und gingen hinaus Ihm entgegen, und riefen: Hosanna! Gepriesen Der da kommt im Namen des Herrn! der König Israels! Und Jesus traf da ein Eselein, und setzte Sich darauf. Also steht geschrieben: Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf einem Füllen der Eselinn. Solches verstanden Seine Jünger anfangs nicht; nachdem aber Jesus verherrlichet worden, da dachten sie daran, daß das von Ihm geschrieben stand. Und solches that man Ihm. Zeugniß gab nun jenes Volk, welches bey Ihm gewesen, als Er denLazarus aus dem Grabe rief, und von den Todten auferweckte. Darum war Ihm auch das Volk entgegen gegangen, weil sie gehört, daß Er dieses Zeichen gethan hatte. Die Pharisäer aber sprachen zu einander: Sehet ihr, daß wir nichts ausrichten? Siehe, die ganze Welt geht Ihm nach! Heiden kommen, Jesum zu sehen. Weissagung Jesu von Seiner Verherrlichung. Eine Stimme vom Himmel: Meinung des Volks; Jesu BelehrungEs waren aber einige Heiden unter denen, die hinaufgekommen waren, anzubeten an diesem Fest. Diese kamen zu Philippus, der von Bethsaida in Galiläa war, baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen gern Jesum sehen! Philippus kam, und sagte es Andreas; Andreas dann und Philippus sagten's Jesu. Jesus antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, daß des Menschen Sohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wofern nicht das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt es allein; wofern es aber erstirbt, so bringt es viele Frucht. Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt hasset, der wird es erhalten zum ewigen Leben. Wer Mir dienen will, der folge Mir nach; und wo Ich bin, da wird Mein Diener auch seyn. Wer Mir dienet, den wird Mein Vater ehren. Jetzt ist Meine Seele betrübt. Und was soll Ich sagen? Vater, hilf Mir aus dieser Stunde! Doch darum bin Ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche Deinen Namen! Da kam nun eine Stimme vom Himmel: Ich habe verherrlicht, und werde abermal verherrlichen. Da sprach das Volk, welches dabey stand und es hörte: Es donnerte. Andere sprachen: Ein Engel redete zu Ihm. Jesus antwortete und sprach: Nicht Meinetwegen ist diese Stimme gekommen, sondern euretwegen. Jetzt ist das Gericht über die Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden. Und wenn Ich erhöhet seyn werde von der Erde, werde Ich Alles zu Mir ziehen. (Das sagte Er aber, andeutend, welches Todes Er sterben würde.) Das Volk antwortete Ihm: Wir haben gehört im Gesetze, daß Christus in Ewigkeit bleibe; und wie sagest Du denn: der Sohn des Menschen muß erhöhet werden? Wer ist dieser Sohn des Menschen? Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht bey euch. Wandelt, so lange ihr das Licht habt, auf daß nicht die Finsterniß euch ergreife. Wer in der Finsterniß wandelt, der weiß nicht, wohin er gehet. Da ihr das Licht habt, glaubet an das Licht, auf daß ihr Kinder des Lichts seyd. — Solches sprach Jesus, ging weg, und verbarg Sich vor ihnen. Wie es kam, daß der Juden Wenige glaubten, Andere ihren Glauben nicht bekannten. Was davon geweissagt roar, und was Jesus darüber sprachObgleich Er aber solche Zeichen vor ihnen gethan hatte, glaubten sie doch nicht an Ihn; daß erfüllet ward das Wort Jesaias des Propheten, das er sagte: Herr, wer glaubte unserer Predigt, und wem ward der Arm des Herrn offenbaret? Darum konnten sie nicht glauben; denn Jesaias sagte abermal: Er hat ihre Augen verblendet, und ihr Herz verhärtet, daß sie mit den Augen nicht sehen, noch mit dem Herzen vernehmen, und sich bekehren, und Ich sie heile. Solches sagte Jesaias, als er Seine Herrlichkeit sah, und redete von Ihm. Jedoch glaubten auch der Oberen Viele an Ihn; aber der Pharisäer wegen bekannten sie es nicht, damit sie nicht aus der Synagoge gestoßen würden: denn sie hatten die Ehre bey den Menschen lieber, als die Ehre bey Gott. Jesus aber rief und sprach: Wer an Mich glaubet, der glaubet nicht an Mich, sondern an Den, Der Mich gesandt hat. Und wer Mich, siehet, der siehet Den, Der Mich gesandt hat. Ich bin in die Welt gekommen, ein Licht, auf daß, wer an Mich glaubet, nicht in Finsterniß bleibe. Und wer Meine Worte höret, und hält sie nicht; Ich richte ihn nicht: denn Ich bin nicht gekommen, daß Ich die Welt richte, sondern, daß Ich die Welt selig mache. Wer Mich verschmähet, und nimmt Meine Worte nicht auf, der hat seinen Richter: das Wort, welches Ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngsten Tage. Denn Ich habe nicht aus Mir Selber geredet; sondern der Vater, Der Mich gesandt hat, Der hat Mir das Gebot gegeben, was Ich reden, und was Ich lehren soll. Und Ich weiß, daß Sein Gebot ist das ewige Leben. Darum, was Ich rede, das rede Ich also, wie Mir der Vater gesagt hat. Jesus wäscht Seinen Jüngern die Füße. Er sagt, Einer aus ihnen werde Ihn verrathenVor dem Festtage der Ostern, indem Jesus wußte, Seine Stunde sey gekommen, daß Er aus dieser Welt gehe, zum Vater; da Er geliebt hatte die Seinen, die in der Welt waren, so liebte Er sie bis ans Ende; und nach dem Abendessen, (als schon der Teufel hatte ins Herz gegeben dem Judas, Simons Sohn, Iskariot, daß er Ihn verriethe,) und indem Er wußte, daß Ihm der Vater Alles in die Hände gegeben habe, und daß Er von Gott ausgegangen sey, und zu Gott gehe: stand Er auf vom Abendessen, und legte Sein Gewand ab, nahm ein leinenes Tuch, und umgürtete Sich. Alsdann goß Er Wasser in ein Becken; und Er schickte Sich an, den Jüngern die Füße zu waschen, und sie zu trocknen mit dem Tuch, womit Er umgürtet war. Er kam also zu Simon Petrus; und Petrus sprach zu Ihm: Herr! Du mir die Füße waschen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was Ich thue, das weißt du nicht anjetzt, wirst es aber hernach wissen. Petrus sprach zu Ihm: Du sollst mir nicht die Füße waschen, in Ewigkeit nicht! Jesus antwortete ihm: Wofern Ich dich nicht waschen werde, wirst du keinen Theil haben mit Mir. Simon Petrus sprach zu Ihm: Herr! nicht die Füße allein, sondern auch Hände und Haupt! Jesus sprach zu ihm: Wer gewaschen ist, der bedarf anderes nicht, als daß er die Füße wasche; sondern er ist ganz rein. Und ihr seyd rein, aber nicht alle. (Denn Er wußte, wer Ihn verrathen würde; darum sagte Er: Ihr seyd nicht alle rein.) Nachdem Er nun ihre Füße gewaschen, und Sein Gewand genommen hatte; setzte Er Sich wieder an den Tisch, und sprach zu ihnen: Wisset ihr, was Ich euch gethan habe? Ihr nennet Mich Meister und Herr; und ihr saget recht; denn Ich bin es. Wo nun Ich eure Füße gewaschen habe, euer Herr und Meister; sollt auch ihr einer dem anderen die Füße waschen. Denn ein Beyspiel habe Ich euch gegeben, auf daß, wie Ich euch gethan habe, also auch ihr thuet. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer, als sein Herr; und der Gesandte nicht größer, als der ihn gesandt hat. Wenn ihr solches wisset, selig werdet ihr seyn, wenn ihr es thut. Nicht spreche Ich von euch allen; Ich weiß, welche Ich erwählet habe; sondern, daß die Schrift erfüllet werde: Der das Brod isset mit Mir, der wird seine Ferse wider Mich erheben. Jetzt sage Ich es euch, eh es geschieht; damit, wenn es geschieht, ihr glaubet, daß Ich bin. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer aufnimmt den, welchen Ich senden werde, der nimmt Mich auf; wer aber Mich aufnimmt, der nimmt Den auf, Der Mich gesandt hat. Jesus zeigte dem Johannes an, wer es sey. Judas geht hinausDa Jesus solches gesprochen hatte, ward Er betrübt im Geiste, bezeugete und sagte: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Einer aus euch wird Mich verrathen! Da sahen die Jünger einander an, bestürzt von wem Er spräche. Es war nun Einer unter Seinen Jüngern, der an Jesu Schooß lag, den Jesus lieb hatte. Diesem, also winket Simon Petrus und sagt ihm: Wer ist's, von dem Er spricht? Dieser nun, da er sich an Jesu Brust legte, spricht zu Ihm: Herr, wer ist es? Jesus antwortet: Der ist es, dem Ich das eingetunkte Brod reichen werde. Und Er tunkte das Brod ein und gab es dem Judas, Simons Sohn, Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr Satan in ihn. Und Jesus sprach zu ihm: Was du thust, das thue bald! Es wußte aber Niemand von denen, die mit zu Tische saßen, warum Er ihm das sagte. Denn Einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, so spräche Jesus zu ihm: kaufe, wessen wir bedürfen auf das Fest; oder daß er den Armen etwas geben sollte. Als nun derselbe den Bissen genommen hatte, ging er sogleich hinaus. Es war aber Nacht. Jesus spricht zu den Elfen von Seiner Verherrlichung, von Seinem Ausgang aus der Welt, vom neuen Gebot der Liebe. Er sagt dem Petrus vorher, daß er Ihn verleugnen, und nachher Ihm folgen werdeDa er nun hinausgegangen war, sprach Jesus: Jetzt ist des Menschen Sohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht worden in Ihm. Wenn Gott ist verherrlicht worden in Ihm, so wird Gott Ihn auch verherrlichen in Sich Selbst; und alsbald wird Er Ihn verherrlichen. Kindlein, eine kleine Weile noch bin Ich bey euch. Ihr werdet Mich suchen; und wie Ich den Juden sagte: wohin Ich gehe, könnet ihr nicht kommen; so sage Ich zu euch anjetzt. Ein neues Gebot gebe Ich euch, daß ihr einander liebet; so wie Ich euch geliebet habe, daß auch ihr einander liebet. Daran werden Alle erkennen, daß ihr Meine Jünger seyd, wenn ihr euch einander liebet. Simon Petrus spricht zu Ihm: Herr, wohin gehest Du? Jesus antwortete: Wohin Ich gehe, kannst du Mir jetzt nicht folgen; wirst aber hernach folgen. Petrus spricht zu Ihm: Warum kann ich Dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für Dich lassen! Jesus antwortete ihm: Dein Leben willst du für Mich lassen! Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du dreymal Mich wirst verleugnet haben. Jesus tröstet Seine Jünger, sagt: Er bereite ihnen die Stätte; Er sey der Weg dahinEuer Herz werde nicht unruhig. Ihr glaubet an Gott; glaubet auch an Mich! In Meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wo nicht, Ich hätte es euch gesagt. Denn Ich gehe, euch die Stätte zu bereiten. Und wenn Ich hingegangen, und euch die Stätte bereitet habe, komme Ich wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seyd. Und wohin Ich gehe, wisset ihr, und den Weg wisset ihr. Thomas sprach zu Ihm: Wir wissen nicht, wohin Du gehest; und wie können wir den Weg wissen? Jesus sprach zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit, und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als durch Mich. Wenn ihr Mich kennetet, kennetet ihr wohl auch den Vater; und von nun an werdet ihr Ihn kennen; und ihr habt Ihn gesehen. Jesus lehret: Er und der Vater seyn EinsPhilippus spricht zu Ihm: Herr, zeige uns den Vater! und wir haben genug. Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin Ich bey euch; und ihr habt Mich nicht gekannt? Philippus, wer Mich sieht, der sieht auch den Vater. Wie sprichst du: Zeige uns den Vater? Glaubet ihr nicht, daß Ich im Vater, und der Vater in Mir ist? Die Worte, die Ich zu euch spreche, spreche Ich nicht aus Mir Selbst. Der Vater, Der in Mir bleibt, thut Selber die Werke. Glaubet ihr nicht, daß Ich im Vater, und der Vater in Mir ist? Wo anders; so glaubet der Werke wegen. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer glaubet an Mich, der wird die Werke, die Ich thue, auch selber thun, und wird größere, als diese, thun; denn Ich gehe zum Vater. Und was ihr den Vater bitten werdet in Meinem Namen, das werde Ich thun, auf daß der Vater verherrlichet werde im Sohn. Wenn ihr Mich um etwas bitten werdet in Meinem Namen, Ich werde es thun. Er spricht von der Kraft des Gebetes, von Haltung der Gebote, von der Sendung des heiligen Geistes, von der Seligkeit Seiner JüngerLiebet ihr Mich, so haltet Meine Gebote. Und Ich will den Vater bitten, und Er wird euch einen anderen Tröster geben, daß Der bey euch bleibe in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, Welchen die Welt nicht empfangen kann; denn sie siehet Ihn nicht, und kennet Ihn nicht. Ihr aber werdet Ihn kennen; denn Er wird bey euch bleiben, und in euch seyn. Ich will euch nicht als Waisen lassen; Ich will zu euch kommen. Noch eine kleine Zeit, und die Welt siehet Mich nicht mehr; ihr aber sehet Mich; denn Ich lebe, und ihr werdet leben. An dem Tage werdet ihr erkennen, daß Ich in Meinem Vater bin, und ihr in Mir seyd, und Ich in euch. Wer Meine Gebote hat, und sie hält, der ist's, der Mich liebet. Wer aber Mich liebet, der wird von Meinem Vater geliebet werden, und Ich werde ihn lieben, und Mich ihm offenbaren. Es spricht zu Ihm Judas, nicht der Iskariot: Herr, was ist's, daß Du Dich uns offenbaren willst, und nicht der Welt? Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Wenn einer Mich liebet, der wird Mein Wort halten, und Mein Vater wird ihn lieben; und Wir werden zu ihm kommen, und Wohnung bey ihm nehmen. Wer Mich nicht liebet, der hält Meine Worte nicht; und das Wort, das ihr gehört habt, ist nicht Mein, sondern Dessen, Der Mich gesandt hat, des Vaters. Jesus spricht wieder von der Sendung des heiligen Geistes, und von Seinem Gehen zum VaterSolches habe Ich zu euch geredet, da Ich bey euch bin. Der Tröster aber, der heilige Geist, Den der Vater, senden wird in Meinem Namen, Der wird euch Alles lehren, und euch erinnern alles deß, was Ich euch gesagt habe. Frieden lasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe Ich ihn euch. Euer Herz werde nicht unruhig, und nicht furchtsam! Ihr habt gehört, daß Ich zu euch sagte: Ich gehe hin, und komme wieder zu euch. Hattet ihr Mich lieb, ihr würdet euch wohl freuen, weil Ich gehe zum Vater; denn der Vater ist größer, als Ich. Und nun habe Ich es euch gesagt, ehe denn es geschieht, auf daß, wann es geschieht, ihr glaubet. Ich werde nicht mehr Vieles zu euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt; und an Mir hat er nichts. Aber, auf daß die Welt erkenne, daß Ich den Vater liebe, und wie Mir der Vater geboten hat, Ich also thue. Stehet auf, laß uns von hinnen gehen! Gleichniß vom WeinstockIch bin der wahre Weinstock, und Mein Vater ist der Weingärtner. Eine jede Rebe in Mir, die nicht Frucht bringet, wird Er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringet, wird Er reinigen, daß sie mehr Frucht bringe. Ihr seyd jetzt rein, des Wortes wegen, das Ich zu euch geredet habe. Bleibet in Mir, und Ich in euch. Gleichwie die Rebe keine Frucht bringen kann von ihr selbst, wenn sie nicht bleibet am Weinstock; also auch ihr nicht, wenn ihr nicht in Mir bleibet. Ich bin der Weinstock, ihr seyd die Reben. Wer in Mir bleibet, und Ich in ihm, der bringet viel Frucht; denn ohne Mich könnet ihr nichts thun. Wer nicht in Mir bleibet, der wird weggeworfen werden, wie eine Rebe; und die wird verdorren, und man wird sie sammeln, und ins Feuer werfen, und sie verbrennt. Wenn ihr in Mir bleibet, und Meine Worte in euch bleiben; was ihr wollet, möget ihr bitten, und es wird euch gegeben. Darin ist Mein Vater verherrlichet, daß ihr viel Frucht bringet, und werdet Meine Jünger. Wie Mich der Vater geliebet hat, so habe Ich euch geliebet. Bleibet in Meiner Liebe! Wenn ihr Meine Gebote haltet, so werdet ihr bleiben in Meiner Liebe; gleichwie auch Ich Meines Vaters Gebote gehalten habe, und bleibe in Seiner Liebe. Solches habe Ich zu euch gesprochen, auf daß Meine Freude in euch sey, und eure Freude vollkommen werde. Liebe des Nächsten; Würde der Jünger Jesu; Verfolgung det WeltDieß ist Mein Gebot, daß ihr euch einander liebet, wie Ich euch geliebet habe. Größere Liebe hat keiner, als die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. Ihr seyd Meine Freunde, wenn ihr thuet, was Ich euch gebiete. Ich will euch da nun nicht Knechte nennen; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr thut. Euch aber habe Ich Freunde genannt; denn Alles, was Ich habe gehört von Meinem Vater, habe Ich euch kund gethan. Ihr habt Mich nicht erwählet, sondern Ich habe euch erwählet, und euch angesetzt, auf daß ihr gehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe; auf daß, was ihr in Meinem Namen den Vater bitten werdet, Er euch gebe. Das gebiete Ich euch, daß ihr euch einander liebet. Wenn euch die Welt hasset; wisset, daß sie Mich, vor euch, gehasset hat. Wenn ihr von der Welt wäret, die Welt würde das Ihrige lieb haben; weil ihr aber nicht von der Welt seyd, sondern Ich euch aus der Welt erwählet habe, darum hasset euch die Welt. Gedenket Meines Wortes, das Ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer, als sein Herr. Wenn sie Mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn sie Mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eurige halten. Das alles aber werden sie euch thun um Meines Namens wegen; denn sie kennen Den nicht, Der Mich gesandt hat. Frevel des Unglaubens; Zeugniß des heiligen Geistes und der Apostel von Jesu ChristoWenn Ich nicht gekommen wäre, und zu ihnen geredet hätte; sie hätten nicht die Sünde. Nun aber haben sie keine Entschuldigung über ihre Sünde. Wer Mich hasset, hasset auch Meinen Vater. Wenn Ich die Werke unter ihnen nicht gethan hatte, die kein Anderer gethan, sie hatten nicht die Sünde; nun aber gesehen haben sie, und hassen Mich und Meinen Vater. Jedoch, damit das Wort erfüllet werde, das in ihrem Gesetze geschrieben steht: Sie haben Mich gehasset ohne Ursache. Wenn aber der Tröster kommt, Den Ich euch vom Vater senden werde, den Geist der Wahrheit, Der vom Vater ausgehet; Der wird zeugen von Mir. Und ihr werdet zeugen, weil ihr bey Mir seyd von Anfang an. Jesus spricht von künftigen Verfolgungen Seiner Jünger; von Seiner Auffahrt zum VaterSolches habe Ich zu euch gesagt, auf daß ihr nicht Anstoß nehmet. Sie werden euch aus den Synagogen stoßen; ja es kommt die Zeit, daß wer euch tödtet, vermeine, er thue Gott einen Dienst. Und das werden sie euch thun, weil sie den Vater nicht kennen, noch Mich. Solches habe Ich zu euch gesagt, auf daß, wenn die Zeit kommen wird, ihr euch deß erinnert, daß Ich es euch gesagt habe. Von Anfang habe Ich euch solches nicht gesagt, weil Ich bey euch war. Und nun gehe Ich hin zu Dem, Der Mich gesandt hat; und keiner unter euch fragt Mich: Wo gehest Du hin? sondern, weil Ich euch solches gesagt habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllet. Von der Sendung des heiligen Geistes, und den Herrlichen Wirkungen DesselbenAber, Ich sage euch die Wahrheit, es ist euch gut, daß Ich hingehe. Denn wenn Ich nicht hingehe, wird der Tröster nicht zu euch kommen; wenn Ich aber hingehe, werde Ich Ihn euch senden. Und wenn Dieser kommt, wird Er die Welt überführen von der Sünde, und von der Gerechtigkeit, und vom Gericht: von der Sünde, daß sie nicht glaubten an Mich; von der Gerechtigkeit, weil Ich zum Vater gehe, und ihr Mich nicht mehr sehen werdet; vom Gericht, weil der Fürst dieser Welt schon gerichtet ist. Ich habe euch noch Vieles zu sagen, aber ihr könnt es anjetzt nicht tragen. Wenn Er aber kommt, der Geist der Wahrheit, Der wird euch alle Wahrheit lehren. Denn Er wird nicht aus Sich Selbst reden; sondern was Er hören wird, das wird Er reden, und das Zukünftige wird Er euch verkündigen. Derselbige wird Mich verherrlichen; denn vom Meinen wird Er nehmen, und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist Mein; darum sagte Ich: Er wird vom Meinen nehmen, und euch verkündigen. Er spricht von Seinem Abscheiden; von der Jünger Trauer, und von ihrer künftigen FreudeUeber eine kleine Weile, da werdet ihr Mich nicht sehen; und wieder über eine kleine Weile, da werdet ihr Mich sehen; weil Ich gehe zum Vater. Da sprachen einige Seiner Jünger zu einander: Was ist's, was Er uns sagt: über eine kleine Weile, da werdet ihr Mich nicht sehen, und wieder über eine kleine Weile, da werdet ihr Mich sehen; und, weil Ich gehe zum Vater? sie sprachen denn: Was ist's, das Er sagt: über eine kleine Weile? wir wissen nicht, was Er sagt. Jesus aber wußte, daß sie Ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Darüber befragt ihr euch unter einander, daß Ich sagte: über eine kleine Weile, da werdet ihr Mich nicht sehen, und wieder über eine kleine Weile, da werdet ihr Mich sehen! Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: ihr werdet weinen und wehklagen, die Welt aber wird sich freuen; ihr werdet traurig seyn, doch eure Traurigkeit wird zur Freude werden. Ein Weib, wann sie gebiert, hat Traurigkeit, denn ihre Stunde ist gekommen; wann sie aber das Kind geboren hat, gedenket sie nicht mehr der Angst, der Freude wegen, daß ein Mensch zur Welt geboren ist. Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber Ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird Niemand von euch nehmen; und an dem Tage werdet ihr Mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in Meinem Namen, Er wird es euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in Meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, auf daß eure Freude vollkommen sey. Er lehret, wie sie beten sollenSolches habe Ich zu euch in Gleichnissen geredet; es kommt die Zeit, daß Ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch reden, sondern offen euch verkündigen werde vom Vater. An diesem Tage werdet ihr bitten in Meinem Namen; und Ich sage euch nicht, daß Ich den Vater für euch bitten werde: denn Er Selbst, der Vater, liebet euch, weil ihr Mich geliebet, und geglaubet habt, daß Ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen, und in die Welt gekommen; wiederum verlasse Ich die Welt, und gehe zum Vater. Froher Glaube der Jünger; und alsbald, wankender GlaubeSeine Jünger sprachen zu Ihm: Siehe, nun redest Du offen heraus, und sagest keine Sprüche. Nun wissen wir, daß Du Alles weißt, und Du nicht bedarfst, daß Dich Jemand frage. Darum glauben wir, daß Du von Gott ausgegangen bist. Jesus antwortete Ihnen: Anjetzt glaubet ihr! Siehe, es kommt die Stunde, und ist schon gekommen, da ihr euch zerstreuen werdet jeder an seinen Ort, und Mich allein lassen! Und Ich bin nicht allein; denn der Vater ist mit Mir. Solches habe Ich zu euch geredet, auf daß ihr Frieden habet in Mir. In der Welt werdet ihr Bedrängniß haben, aber vertrauet! Ich habe die Welt überwunden. Gebet Jesu zum Vater um Verherrlichung SeinerSolches hatte Jesus geredet. Und Er hob die Augen gen Himmel, und sprach: Vater! die Stunde ist gekommen; verherrliche Deinen Sohn, auf daß Dein Sohn Dich verherrliche: so wie Du Ihm hast Macht gegeben über alles Fleisch, auf daß was alles Du Ihm gegeben hast, Er ihnen gebe das ewige leben. Das ist aber das ewige Leben: daß sie Dich erkennen, den Einigen wahren Gott, und, Den Du gesandt hast, Jesum Christum. Ich habe Dich verherrlichet auf Erden; das Werk habe Ich vollendet, was Du Mir gegeben hast, daß Ich es thue. Und nun, verherrliche Mich, Vater, bey Dir Selbst, mit der Herrlichkeit, die Ich, ehe die Welt war, hatte bey Dir. Ich habe Deinen Namen offenbaret den Menschen, die Du Mir gegeben hast von der Welt. Sie waren Dein, und Du hast sie Mir gegeben, und sie haben Dein Wort gehalten. Nun haben sie erkannt, daß Alles, was Du Mir gegeben hast, von Dir ist. Denn die Worte, die Du Mir gegeben hast, habe Ich ihnen gegeben; und sie haben solche angenommen; und sie haben wahrhaftig erkannt, daß Ich von Dir ausgegangen bin, und geglaubt, daß Du Mich gesandt hast. Gebet für Seine ApostelIch bitte für sie, nicht für die Welt bitte Ich; sondern für die, welche Du Mir gegeben hast, weil sie Dein sind. Und alles Meinige ist Dein, und das Deinige ist Mein. Und Ich bin verherrlichet in ihnen. Und Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt; und Ich komme zu Dir. Heiliger Vater, erhalte sie in Deinem Namen, die Du Mir gegeben hast, daß sie Eins seyn, wie auch Wir. Da Ich bey ihnen war, erhielt Ich sie in Deinem Namen. Die Du Mir gegeben hast, habe Ich bewahret; und keiner aus ihnen ward verloren, als nur der Sohn des Verderbens, daß die Schrift erfüllet werde. Nun aber komme Ich zu Dir; und Ich spreche solches in der Welt, auf daß sie Meine Freude vollkommen in sich haben. Ich habe ihnen gegeben Dein Wort; und die Welt hat sie gehasset, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch Ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, daß Du sie aus der Welt nehmest; sondern, daß Du sie bewahrest vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie auch Ich nicht bin von der Welt. Heilige sie in der Wahrheit; Dein Wort ist die Wahrheit. Wie Du Mich gesandt hast in die Welt, also habe auch Ich sie gesandt in die Welt. Und Ich weihe Mich Selbst für sie, auf daß auch sie geweihet seyn in der Wahrheit. Gebet für alle GläubigenIch bitte aber nicht für sie allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an Mich glauben werden: auf daß alle Eins seyn, wie Du, Vater, in Mir, und Ich in Dir; daß auch sie in Uns Eins seyn, damit die Welt glaube, daß Du Mich gesandt hast. Und Ich habe die Herrlichkeit, die Du Mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf daß sie Eins seyn, wie auch Wir Eins sind: Ich in ihnen, und Du in Mir; auf daß sie vollkommen seyn in Einheit, und die Welt erkenne, daß Du Mich gesandt, und Du sie geliebet hast, wie Du auch Mich hast geliebt. Vater, Ich will, daß wo Ich bin auch die, welche Du Mir gegeben hast, sind mit Mir: auf daß sie Meine Herrlichkeit sehen, die Du Mir gegeben hast; denn Du hast Mich geliebet, ehe die Welt gegründet ward. Gerechter Vater, die Welt hat Dich nicht erkannt; Ich aber habe Dich erkannt; und diese haben erkannt, daß Du Mich gesandt hast. Und Ich habe ihnen Deinen Namen kund gethan, und werde kund thun; auf daß die Liebe, mit der Du Mich geliebet hast, sey in ihnen, und Ich in ihnen. Jesus läßt Sich greifen; wird geführt vor Annas, dann vor Kaiphas. Petrus verleugnet IhnDa Jesus solches gesprochen hatte, ging Er mit Seinen Jüngern über den Bach Kedron, wo ein Garten war; in denselben ging Er hinein, und Seine Jünger. Es wußte aber auch Judas, Sein Verräther, diesen Ort; denn Jesus war oft dort hingekommen mit Seinen Jüngern. Da nun Judas bey sich hatte die Kriegsschaar, sammt den Dienern der Hohepriester und der Pharisäer; kam er dahin mit Leuchten, und Fackeln und Waffen. Jesus nun, Der Alles wußte, was über Ihn kommen würde, ging hervor, und sprach zu ihnen: Wen suchet ihr? Sie antworteten Ihm: Jesum von Nazaret! Jesus spricht zu ihnen: Ich bin's. (Judas, Sein Verräther, stand auch bey ihnen.) Als Er nun zu ihnen sprach: Ich bin's; wichen sie zurück, und fielen zu Boden. Wiederum denn fragte Er sie: Wen suchet ihr? Sie aber sagten: Jesum von Nazaret. Jesus antwortete: Ich habe es euch gesagt, daß Ich es bin. Wenn ihr denn Mich suchet, so lasset diese gehen! (So daß das Wort erfüllet ward, welches Er gesprochen hatte: Keinen derer, die Du Mir gegeben hast, habe Ich verloren.) Simon Petrus nun, der ein Schwert hatte, zog es aus, schlug einen Knecht des Hohepriesters, und hieb ihm das rechte Ohr ab. Dieser Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Den Kelch, den Mir der Vater gegeben hat, soll Ich den nicht trinken? Die Kriegsschaar nun, und der Hauptmann und die Diener der Juden, griffen Jesum, und banden Ihn. Und sie führten Ihn zuerst zu Annas; denn dieser war Schwiegervater des Kaiphas, welcher dieses Jahr Hohepriester war. Kaiphas aber war's, der den Juden gerathen hatte: es sey besser, daß Ein Mensch stürbe für das Volk. Simon Petrus aber folgte Jesu, und ein anderer Jünger. Dieser Jünger war dem Hohepriester bekannt; und er ging mit Jesu hinein in den Vorhof des Hohepriesters. Petrus aber stand draußen vor der Thüre. Da ging der andere Jünger hin, der dem Hohepriester bekannt war, und sprach zur Thürhüterin, und führte Petrus hinein. Da sprach die Magd, die Thürhüterin, zu Petrus: Bist du nicht auch einer der Jünger dieses Menschen? Er sprach: Ich bin's nicht. Es standen aber die Knechte und Schergen am Kohlenfeuer, weil es kalt war, und wärmten sich. Es stand auch Petrus bey ihnen, und wärmte sich. Der Hohepriester befragte nun Jesum über Seine Jünger, und über Seine Lehre. Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich geredet in der Welt; Ich habe allemal gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wohin alle Juden kommen; und Ich habe nichts im Verborgenen geredet. Was fragst du Mich? Frage die, welche gehört haben, was Ich zu ihnen geredet habe. Siehe, diese wissen, was Ich gesagt habe. Da Er aber solches gesprochen, gab der Schergen einer, der dabey stand, Jesu einen Backenstreich, und sprach: Antwortest Du also dem Hohepriester? Jesus antwortete ihm: Wenn Ich unrecht geredet habe, so gib Zeugniß, daß es unrecht sey; wenn Ich aber recht geredet, was schlägst du Mich? (Es hatte Annas Ihn gebunden hin, gesandt zu Kaiphas, dem Hohepriester.) Simon Petrus aber stand da, und wärmte sich. Sie sagten nun zu ihm: Bist du nicht auch einer Seiner Jünger? Er leugnete es, und sprach: Ich bin's nicht. Es sagte zu ihm einer der Knechte des Hohepriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bey Ihm? Da leugnete Petrus es abermal. Und alsbald krähete der Hahn. Jesus wird geführt vor den Landpfleger Pilatus: dieser befragt Ihn: Jesu Bekenntniß: Wer er sey. Dem Barabbas wird Er nachgesetztSie führeten nun Jesum von Kaiphas hin zum Richthause. Es war aber frühe Morgens. Und sie gingen nicht in das Richthaus, auf daß sie nicht unrein würden, sondern das Osterlamm essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen heraus, und sprach: Welche Anklage bringet ihr wider diesen Menschen? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre Dieser nicht ein Uebelthäter, wir hatten Ihn dir nicht überantwortet. Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmet ihr Ihn hin, und richtet Ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Es ist unö nicht erlaubt, Jemand zu tödten. (So daß erfüllet ward das Wort Jesu, welches Er sagte, andeutend, welches Todes Er sterben würde.) Pilatus ging nun wieder hinein in's Richthaus, rief Jesum, und sprach zu Ihm: Bist Du der König der Juden? Jesus antwortete: Sprichst du das aus dir selbst, oder haben das Andere dir gesagt von Mir? Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben Dich mir überantwortet; was hast Du gethan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre Mein Reich von dieser Welt, so würden ja Meine Diener dafür kämpfen, daß Ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist Mein Reich nicht von hinnen. Da sprach Pilatus zu Ihm: Bist Du denn ein König? Jesus antwortete: Du sagst es: Ich bin ein König. Ich ward dazu geboren, und bin dazu in die Welt gekommen, daß Ich Zeugniß gebe der Wahrheit. Jeder, welcher aus der Wahrheit ist, höret Meine Stimme. Pilatus sprach zu Ihm: Was ist Wahrheit? Und da er das gesagt, ging er wieder hinaus zu den Juden, und sprach zu ihnen: Ich finde keine Schuld an Ihm. Es ist aber Gewohnheit bey euch, daß ich euch Einen losgebe am Osterfeste. Wollet ihr denn: Soll ich euch losgehen den König der Juden? Da schrieen sie abermal Alle und sprachen: Nicht Diesen, sondern Barabbas! (Barabbas aber war ein Räuber.) Jesus gegeißelt; verspottet; Verurtheilt; ans Kreut geheftet: gestorben und begrabenDa ließ Pilatus Jesum nehmen, und geißeln. Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen, und setzten sie auf Sein Haupt, und legten Ihm ein purpurnes Gewand an. Und sie traten zu Ihm, und sprachen: Sey gegrüßet, König der Juden! Und sie gaben Ihm Backenstreiche. Da ging Pilatus wieder hinaus, und sprach zu ihnen: Sehet, ich führe Ihn heraus zu euch, auf daß ihr wisset, daß ich keine Schuld an Ihm finde. (Es kam denn Jesus heraus, und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand) Und er sprach zu ihnen: Sehet! der Mensch! Da Ihn die Hohepriester und die Diener sahen, schrieen sie und sprachen: Kreuzige, kreuzige Ihn! Pilatus sprach zu ihnen: Nehmet ihr Ihn, und kreuziget Ihn! denn ich finde keine Schuld an Ihm. Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetze muß Er sterben, weil Er Sich Selbst zum Sohn Gottes gemacht hat. Da Pilatus dieses Wort hörte, fürchtete er sich mehr. Und er ging wieder hinein in das Richthaus, und sprach zu Jesu: Von wannen bist Du? Jesus aber gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu Ihm: Mir antwortest Du nicht? Weißt Du nicht, daß ich Macht habe, Dich zu kreuzigen, und Macht habe, Dich los zu lassen? Jesus antwortete: Du hättest keine Macht wider Mich, wenn es dir nicht gegeben wäre von Oben her. Darum hat der, welcher Mich dir überantwortet hat, größere Sünde. Von da an trachtete Pilatus, Ihn los zu lassen. Die Juden aber schrieen und sprachen: lässest du Diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn jeder, wer sich zum Könige macht, der widerstrebt dem Kaiser. Da Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesum heraus, und setzte sich auf den Richtstuhl, an einem Ort, der heißet: Hochpflaster, auf Hebräisch: Gabbatha. Es war aber der Rüsttag des Osterfestes, um die sechste Stunde. Und er sprach zu den Juden: Sehet! euer König! Sie aber schrieen: Weg, weg mit Ihm! kreuzige Ihn! Pilatus sprach zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohepriester antworteten: Wir haben keinen König, als nur den Kaiser. Da also überantwortete er ihnen Denselben, daß Er gekreuziget würde. Sie nahmen Jesum, und führeten Ihn hinaus. Und Er trug Sein Kreuz; und ging hinaus zur Stätte, die da heißet: Schädelstätte, auf Hebräisch: Golgotha. Allda kreuzigten sie Ihn, und mit Ihm zwey Andere, dort und dort, in der Mitte Jesum. Es schrieb aber Pilatus auch eine Ueberschrift, und ließ sie setzen über das Kreuz. Es war geschrieben: Jesus der Nazarener, König der Juden. Diese Überschrift lasen Viele der Juden; weil nahe bey der Stadt die Stätte war, wo Jesus gekreuzigt worden. Und sie war geschrieben in hebräischer, in griechischer und in lateinischer Sprache. Es sagten da zu Pilatus die Hohepriester der Juden: Schreib nicht: König der Juden, sondern: Dieser hat gesagt, Ich bin König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben, habe ich geschrieben. Die Kriegsknechte nun, da sie Ihn gekreuzigt hatten, nahmen Seine Kleider, (und machten vier Theile, für jeden Kriegsknecht einen Theil,) und auch den Leibrock. Es war aber der Leibrock ohne Naht, durchaus von oben an aus Einem Gewebe. Da sprachen sie zu einander: lasset uns diesen nicht zertheilen, sondern darüber losen, wessen er seyn soll. So daß erfüllet ward die Schrift, welche sagt: Sie theilten Meine Kleiner unter sich, und warfen über Mein Gewand das Loos. Solches thaten da die Kriegsknechte. Es standen aber bey dem Kreuze Jesu, Seine Mutter, und Seiner Mutter Schwester, Maria des Kleophas, und Maria Magdalena Jesus nun, Der Seine Mutter sah, und den Jünger dastehen, den Er lieb hatte, sprach zu Seiner Mutter: Weib, siehe, dein Sohn! Darnach sprach Er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Darnach, als Jesus wußte, daß Alles vollbracht sey; auf daß die Schrift erfüllet würde, spracht Er: Mich dürstet! Es stand da ein Gefäß voll Weinessig. Sie füllten mit dem Essig einen Schwamm, steckten ihn auf einen Ysopstengel, und hielten es Ihm an den Mund. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach Er: Es ist vollbracht! Und Er neigte Sein Haupt, und gab den Geist auf. Die Juden aber (weil es der Rüsttag war), auf daß nicht die Leichname am Kreuze blieben während des Sabbats, (denn es war der große Sabbatstag,) baten Pilatus, daß ihnen die Beine gebrochen, und sie abgenommen würden. Da kamen die Kriegsknechtc, und brachen dem ersten die Beine, und dem anderen, der mit diesem gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesu kamen, und sahen, daß Er schon gestorben war, brachen sie Ihm die Beine nicht; sondern einer der Kriegsknechte öffnete Dessen Seite mit einem Speere; und alsbald kam heraus Blut und Wasser. Und, der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugniß ist wahr; und er weiß, daß er die Wahrheit sagt, so daß auch ihr glauben möget. Denn solches ist geschehen, daß die Schrift erfüllet werde: Ihr sollt an Ihm kein Bein zerbrechen. Und wiederum sagt eine andere Schrift: Sie werden sehen auf Den, Welchen sie durchstochen haben. Darnach aber bat den Pilatus Joseph von Arimathäa (indem er ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden), daß er den Leichnam Jesu abnehmen möchte. Und Pilatus erlaubte es. Er kam also, und nahm Jesu Leichnam ab. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bey Nacht zu Jesu gekommen war; und er brachte herbey Myrrhen und Aloe, unter einander gemenget, gegen hundert Pfund. Da nahmen sie den Leichnam Jesu, und wickelten ihn in Tücher mit Spezereyen, wie die Juden pflegen die Todten zu bestatten. Es war aber an dem Orte, wo Er gekreuzigt worden, ein Garten, und in dem Garten ein neues Grab, in welches noch Niemand war gelegt worden. Dahin denn legten sie Jesum, wegen des Rüsttages der Juden; indem dieses Grab in der Nähe war. Maria Magdalene kommt zum Grabe; Petrus und Johannes auchAm ersten Tage nach dem Sabbat ging Maria Magdalene, frühe, da es noch finster war, zum Grabe; und sie sah, daß der Stein vom Grabe genommen war. Da lief sie, und kam zu Simon Petrus, und zu dem anderen Jünger den Jesus lieb hatte, und sprach zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grabe genommen, und wir wissen nicht, wo sie Ihn hingelegt haben! Da ging Petrus hinaus, und der andere Jünger, und begaben sich hin zum Grabe. Es liefen beyde zugleich; und der andere Jünger lief schneller, dem Petrus zuvor, und kam zuerst ans Grab. Und er bückte sich hinein, und sah die Tücher liegen; er ging aber nicht hinein. Da kam Simon Petrus, ihm nach, und ging hinein ins Grab, und sah die Tücher liegen, auch das Schweißtuch, das um Sein Haupt gewesen war, und nicht lag bey den Tüchern, sondern beyseits eingewickelt, an einem besondern Ort. Da ging nun auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grabe gekommen war, und er sah es, und er glaubte. Denn sie verstanden noch nicht die Schrift, daß Er von den Todten auferstehen sollte. Da gingen diese Jünger wieder heim. Maria bleibt: Jesus erscheint ihrMaria aber stand draußen beym Grabe, und weinte. Wie sie nun weinte, bückte sie sich, und schaute hinein ins Grab; und sie sah zwey Engel, die da saßen in weißen Gewanden, den einen zum Haupte, und den anderen zu den Füßen, da wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. Diese sprachen zu ihr: Weib, was weinest du? Sie sprach zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie Ihn hingelegt haben! Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um; und sie sah Jesum stehen, und wußte nicht, daß es Jesus sey. Jesus sprach zu ihr: Weib, was weinest du? wen suchest du? Sie meinte, es sey der Gärtner, und sie sprach zu Ihm: Herr, hast du Ihn weggetragen, sage mir, wo du Ihn hingelegt hast, und ich werde Ihn holen. Jesus sprach zu ihr: Maria! Sie wandte sich, und sprach zu Ihm: Rabboni! (das heißt: Meister.) Jesus spracht zu ihr: Rühre Mich nicht an! denn Ich bin noch nicht aufgefahren zu Meinem Vater. Gehe aber hin zu Meinen Brüdern, und sag's ihnen. Ich fahre auf zu Meinem Vater und eurem Vater, zu Meinem Gott und eurem Gott. Maria Magdalene geht hin, und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und solches hat Er zu mir gesagt. Er erscheint Seinen zehen Aposteln. Wiederum erscheint Er ihnen, nebst dem Thomas, der nun auch glaubtAls es nun Abend war desselbigen Tages, des ersten nach dem Sabbat, und die Thüren verschlossen waren, wo die Jünger sich versammelt hatten aus Furcht vor den Juden; kam Jesus, und stand in ihrer Mitte, und sprach zu ihnen: Friede mit euch! Und da Er das gesagt hatte, zeigte Er ihnen die Hände und die Seite. Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn sahen. Er sprach nun abermal zu ihnen: Friede mit euch! Wie Mich der Vater gesandt hat, so sende Ich euch. Und da Er dieß gesagt hatte, blies Er sie an, und sprach zu ihnen: Nehmet hin den heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Einer aus den Zwölfen aber, Thomas (was da heißt: Zwilling), war nicht bey ihnen, als Jesus kam. Da sagten nun zu ihm die anderen Jünger: Wir haben den Herrn gesehen! Er aber sprach zu ihnen: Es sey denn daß ich sehe in Seinen Händen die Nägelmaale, und lege meinen Finger in die Nägelmaale, und lege meine Hand in Seine Seite, werde ich's nicht glauben. Und nach acht Tagen waren abermal Seine Jünger darinnen, und Thomas mit ihnen. Jesus kam, da die Thüren verschlossen waren; und stand in der Mitte, und sprach: Friede mit euch! Darauf sprach Er zu Thomas: Reiche deinen Finger her, und sieh Meine Hände; und reiche deine Hand her, und lege sie in Meine Seite; und sey nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu Ihm: Mein Herr, und mein Gott! Jesus sprach zu ihm: Weil du Mich gesehen hast, Thomas, glaubest du. Selig sind, die nicht haben gesehen, und glauben! Jesus hat mehr Zeichen gethan, als aufgeschrieben sindAuch viele andere Zeichen hat Jesus gethan vor dem Angesichte Seiner Jünger, welche nicht geschrieben stehn in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubet, daß Jesus sey Christus, der Sohn Gottes; und damit ihr, da ihr glaubet, das Leben habet, in Seinem Namen. Jesus offenbart Sich Seinen Jüngern zum dritten MalDarnach offenbarte Sich abermal Jesus Seinen Jüngern bey dem See Tiberias. Er offenbarte Sich aber also: Es waren beysammen Simon Petrus, und Thomas (das heißt: Zwilling), und Nathanael von Kana in Galiläa, und die Söhne des Zebedäus, und zwey andere Seiner Jünger. Simon Petrus sprach zu ihnen: Ich gehe hin zu fischen. Sie sprachen zu ihm: Wir gehen mit dir. Sie gingen, und traten ins Schiff. Und in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es aber Tag geworden war, stand Jesus am Ufer; die Jünger aber erkannten nicht, daß es Jesus sey. Da sprach Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten Ihm: Nein. Er sprach zu ihnen: Werfet das Netz aus, zur rechten Seite des Schiffes, und ihr werdet finden. Sie warfen's aus. Und sie waren nunmehr nicht im Stande es zu ziehen, wegen Menge der Fische. Da sprach der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Der Herr ist es! Als Simon Petrus hörte: daß es der Herr sey, gürtete er das Oberkleid sich um, (denn er war nackend,) und warf sich in den See. Die anderen Jünger aber kamen im Schiffe, (denn sie waren nicht weit vom Lande, ungefähr zweyhundert Ellen davon,) und sie zogen das Netz mit den Fischen. Da sie nun ans Land stiegen, sahen sie Kohlen hingelegt, und einen Fisch darauf, und Brod. Jesus sprach zu ihnen: Bringet her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt. Simon Petrus stieg hinein, und zog das Netz aufs Land, voll großer Fische, hundert drey und fünfzig. Und obwohl ihrer so viele waren, riß das Netz nicht. Jesus sprach zu ihnen: Kommt her, haltet das Mahl! Und Keiner der sich Setzenden wagte es Ihn zu fragen: Wer bist Du? Sie wußten wohl, daß es der Herr sey. Und Jesus kam, nahm das Brod, und gab ihnen; dergleichen auch den Fisch. Das war nun das drittemal, daß Jesus Sich offenbarte Seinen Jüngern, seitdem Er auferstanden war von den Todten. Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spracht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Johannes Sohn, liebst du Mich mehr, als Mich jene lieben? Er sprach zu Ihm: Ja, Herr, Du weißt, daß ich Dich liebe! Er sprach zu diesem: Weide Meine Lämmer! Er gibt Petrus das Gebot Seine Schafe zu weiden; weissagt ihm, wie er sterben würde; weiset dessen Vorwitz über den Tod des Johannes zurechtWiederum sprach Er zu ihm: Simon, Johannes Sohn, liebst du Mich? Dieser sprach Zu Ihm: Ja, Herr! Du weißt, daß ich Dich liebe! Er sprach zu diesem: Weide Meine Lämmer! Zum drittenmal sprach Er zu diesem: Simon, Johannes Sohn, liebst du Mich? Petrus ward traurig, daß Er zum drittenmal zu ihm sagte: Liebst du Mich? und er sprach zu Ihm: Herr, Du weißt alles, Du weißt, daß ich Dich liebe! Und Er sprach zu diesem: Weide Meine Schafe! Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Als du jung warst, gürtetest du dich selbst, und wandeltest, wohin du wolltest; wann du aber alt geworden, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein Anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst. Das sagte Er aber, anzudeuten, durch welchen Tod er würde Gott verherrlichen. Und als Er das gesagt hatte, sprach Er zu ihm: Folge Mir nach! Petrus wandte sich aber um, und sah den Jünger folgen, welchen Jesus lieb hatte, welcher auch beym Abendmahl an Dessen Brust sich gelegt, und gesagt hatte: Herr, wer ist's, der Dich verräth? Da nun Petrus diesen sah, sprach er zu Jesu: Herr, was aber dieser? Jesus sprach zu ihm: So will Ich soll er bleiben, bis Ich komme; was geht es dich an? Folge du Mir nach! Daher erging die Rede unter den Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht. Es hatte aber Jesus nicht zu ihm gesagt: er stirbt nicht; sondern: so will Ich soll er bleiben, bis Ich komme; was geht es dich an? Beschluß des EvangeliumsDieser ist der Jünger, der zeuget von alldiesem, und alldieß geschrieben hat; und wir wissen, daß sein Zeugniß wahr ist. Es ist noch viel Mehreres, was Jesus gethan hat; und sollte es im Einzelnen aufgeschrieben werden; so könnte, meine ich, die Welt nicht fassen die Bücher, welche zu schreiben wären. Einleitung zu dieser Geschichte. Jesu Auffahrt gen HimmelIn der ersten Erzählung, o Theophilus, habe ich von Allem gesprochen, was Jesus anhob zuthun und zu lehren, bis zu dem Tage, da Er, die Apostel welche Er erwählet hatte, durch den heiligen Geist anweisend, aufgenommen ward. Denselben hat Er auch, nach Seinem beiden, Sich dargethan als lebend, durch mancherlei Erweise, da Er vierzig Tage hindurch ihnen erschien, und sprach vom Reiche Gottes. Und als Er mit ihnen aß, gebot Er ihnen, von Jerusalem nicht wegzugehen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, (sprach Er,) gehört habt aus Meinem Munde. Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt, nach wenigen Tagen, mit dem heiligen Geist getauft werden. Da fragten Ihn die Versammelten und sprachen: Herr, wirst Du zu dieser Zeit das Reich Israel herstellen? Er aber sprach zu ihnen: Es gebühret nicht euch, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater Seiner Macht aufbehalten hat; aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, Der über euch kommen wird, und werdet Meine Zeugen seyn in Jerusalem, und in ganz Judäa, und in Samaria, und bis an das Ende der Erde. Und da Er dieß gesagt hatte, ward Er aufgehoben vor ihren Augen, und eine Wolke nahm Ihn hinweg vor ihrem Gesichte. Und da sie empor gen Himmel schauten, indem Er auffuhr; siehe! zwey Manner standen bey ihnen im weißen Gewande, und die sprachen: Ihr Manner von Galiläa, was stehet ihr, und schauet gen Himmel? Dieser Jesus, Der von euch hinauf genommen worden in den Himmel, wird also wiederkommen, wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel fahren. Da kehrten sie zurück gen Jerusalem von dem Berge, welcher Oelberg heißt, und nahe bey Jerusalem ist, eines Sabbatweges davon. Und als sie hineingekommen, stiegen sie auf den Obersaal; wo beysammen blieben Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus des Alphäus Sohn, und Simon der Eiferer, und Judas, Bruder des Jakobus. Diese alle beharreten einmüthiglich in Gebet, nebst den Weibern, und Maria der Mutter Jesu, und Seinen Brüdern. In diesen Tagen trat Petrus auf, in Mitte der Brüder, und sprach: (es war aber die Zahl derer, die versammelt waren, gegen hundert und zwanzig,) Wahl des Matthias zum ApostelIhr Männer, Brüder! es muß die Schrift erfüllet werden, welche der heilige Geist vorausgesprochen hat, durch Davids Mund, von Judas, der da war Führer derer, die Jesum gefangen nahmen. Der war mitgezählet zu uns, und hatte dieses Amtes Antheil erhalten. (Er hat erworben einen Acker aus dem Lohn der Ungerechtigkeit; hat sich erhängt, und ist mitten geborsten, und alle seine Eingeweide sind abgeschüttet. Und es ward kund Allen die in Jerusalem wohnen; so daß dieser Acker in ihrer Sprache genannt wird Akeldama, das ist: Blutacker.) Es steht denn geschrieben in dem Buche der Psalmen: Ihre Behausung werde verödet, und es sey Keiner der darin wohne! Und: Ein Anderer überkomme sein Amt. Es muß also von den Männern, die mit uns versammelt waren, während der ganzen Zeit, in welcher der Herr Jesus unter uns aus- und einging, von der Taufe Johannes an bis zum Tage, da Er von uns hinauf genommen ward, — von denen Einer muß Zeuge Seiner Auferstehung nebst uns werden. Und sie stelleten zwey dar: Joseph, genannt Barsabas, mit dem Zunamen Justus, und Matthias. Und sie beteten und sprachen: Herr, Herzenskundiger Aller, zeige, welchen Du erwählt hast unter diesen Zweycn, daß einer den Dienst und das Apostelamt bekomme, von welchem Judas entwich, hinzugehen an seinen Ort! Und sie warfen das Loos über sie; und das Loos traf Matthias; und er ward zugeordnet den elf Aposteln. Ergießung des heiligen GeistesUnd als der Tag des Pftingstfestes angekommen war, da waren Alle beysammen an demselben Orte. Und es entstand plötzlich vom Himmel ein Brausen, wie eines herankommenden gewaltigen Windes, und erfüllete das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen Ihnen vertheilte Zungen, wie des Feuers; und es ruhete auf einem Jeden von ihnen. Und sie wurden Alle erfüllet mit dem heiligen Geist, und begannen zu reden in mancherley Sprachen, so wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es befanden sich aber zu Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer, aus allem Volk das unter dem Himmel wohnt. Als nun solches erscholl, kam die Menge zusammen; und sie wurden bestürzt; denn es hörte ein Jeder sie reden in seiner eigenen Sprache. Sie entsetzten sich Alle, staunten, und sprachen: Siehe, sind nicht Alle diese, die da reden, Galiläer? Und wie hören wir sie denn, ein Jeglicher in unserer eigenen Sprache, in der wir geboren sind? Parthen und Meder und Elamiter, und die da bewohnen Mesopotamien, Judäa und Kappadocien, Pontus und Asia, Phrygien und Pamphylien, Egypten und die Gegenden Libyens in Cyrene, und die Angekommenen von Rom, Juden und Judengenossen, Rede des Apostels Petrus an die staunenden IsraelitenKreter auch und Araber, — wir hören sie in unseren Sprachen verkündigen, was Gott Großes gewirkt! Sie erstaunten Alle, und waren bestürzt, und sprachen einer zum anderen: Was mag das wohl seyn? Andere aber sagten höhnend: Sie sind berauscht in Wein. Da stand Petrus auf, mit den Elfen, und erhob seine Stimme, und sprach zu ihnen: Ihr Männer von Judäa, und ihr Alle die ihr euch zu Jerusalem befindet! Es sey euch kund gethan, und nehmet zu Ohren meine Worte! Diese sind nicht trunken, wie ihr vermeinet; denn es ist die dritte Stunde des Tages. Sondern das ist's, was gesagt worden durch den Propheten Joel: Es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht der Herr: Ich werde ausgießen von Meinem Geist über alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen; und eure Jünglinge werden Gesichte sehen; und euren Greisen werden Traumerscheinungen erscheinen. Und über Meine Knechte und über Meine Mägde werde Ich in jenen Tagen ausgießen von Meinem Geiste, und sie werden weissagen. Und Ich werde Wunder geben oben am Himmel, und Zeichen unten auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne wird gewandelt werden in Finsterniß, und der Mond in Blut; ehe denn kommt der Tag des Herrn, der große und herrliche. Und es wird seyn: Ein Jeder, der anrufet den Namen des Herrn, wird errettet werden. Ihr Männer von Israel, höret diese Worte! Jesum von Nazaret, den Mann, Welcher bey euch von Gott war bewähret durch mächtige Thaten und Wunder und Zeichen, die Gott mitten unter euch durch Ihn gethan hat, wie ihr selbst wisset, Diesen, Der durch Gottes anbestimmten Rathschluß und Vorsehung war übergeben worden, habt ihr durch die Hände der Ungerechten angeheftet und getödtet. Den hat Gott auferwecket, hat gelöset die Leiden des Todes; wie denn unmöglich war, daß Er davon sollte gehalten werden. Denn David spricht von Ihm: Ich hatte den Herrn vor Meinen Augen allezeit; denn Er ist Mir zur Rechten, daß Ich nicht erschüttert werde. Darum freuete sich Mein Herz, und frohlockte Meine Zunge; auch wird Mein Fleisch ruhen in Hoffnung. Denn Du wirst Meine Seele nicht lassen im Unterreich, noch zugeben, daß Dein Heiliger die Verwesung erfahre. Du thatest Mir kund die Pfade des Gebens, mit Freude wirst Du Mich erfüllen bey Deinem, Angesicht. Ihr Männer, meine Brüder, es sey erlaubt, frei mit euch zu reden vom Erzvater David: der starb, und ward begraben, und sein Grab ist bey uns bis auf den heutigen Tag. Er nun, der ein Prophet war, und wußte, daß Gott ihm mit einem Eide geschworen hatte, von der Frucht seines Leibes sollte sitzen auf seinem Throne, hat, vorhersehend, gesprochen von der Auferstehung Christi: daß Seine Seele nicht geblieben im Unterreich, und Sein Fleisch nicht die Verwesung erfahren. Diesen, Jesum, hat Gott auferwecket; deß Zeugen sind wir Alle. Er nun Der durch die Rechte Gottes hinaufgehoben worden, und Der vom Vater empfangen hatte die Verheißung des heiligen Geistes, hat Diesen ausgegossen, wie ihr's von Ihm da sehet und höret. Denn David ist nicht in den Himmel aufgefahren; er sagte aber: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu Meiner Rechten, bis Ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße. So wisse denn das ganze Haus Israel, daß Gott zum Herrn und zum Gesalbten diesen Jesum gemacht hat, Welchen ihr gekreuziget habt. Viele glaubten an JesumDa sie das hörten, ging's ihnen durch's Herz; und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Ihr Männer, ihr Brüder! was sollen wir thun? Petrus aber sprach zu ihnen: Thut Buße, und lasse sich taufen Jeder von euch, im Namen Jesu Christi, zur Erlassung eurer Sünden; und ihr werdet empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Denn euer ist die Verheißung, und eurer Kinder, und Aller die ferne sind, wie viel ihrer der Herr unser Gott berufen wird. Auch mit vielen anderen Worten bezeugte er, und ermahnte sie, und sprach: Errettet euch aus diesem verkehrten Geschlecht! Die nun, welche sein Wort annahmen, ließen sich taufen. Und es wurden an dem Tage hinzugethan zur Gemeinde gegen drey tausend Seelen. Wie sich die Kraft des Glaubens darthatSie beharreten in der Lehre der Apostel, und in der Gemeinschaft des Brodbrechens und in Gebeten. Es kam jeder Seele Furcht an; viele Wunder und Zeichen geschahen durch die Apostel zu Jerusalem; und groß war das Entsetzen Aller. Die Gläubigen waren Alle beysammen, und hatten Alles mit einander gemein. Sie verkauften ihr Hab' und Gut, und vertheilten es unter Alle, je nachdem einer bedurfte. Sie beharreten täglich einmüthiglich im Tempel; und das Brod brechend in den Häusern, nahmen sie Speise mit Freude und mit Einfalt des Herzens; und preiseten Gott; und fanden Gunst bey allem Volk. Der Herr aber mehrete die Zahl derer, die gerettet wurden, täglich fortan. Heilung eines LahmenPetrus und Johames gingen hinauf in den Tempel um die neunte Stunde, die Stunde des Gebets. Und es war da ein Mann, lahm von Mutterleibe an, der ward getragen; und sie setzten ihn täglich vor die Thüre des Tempels, die genannt wird die schöne, daß er um Almosen bäte von denen, die in den Tempel gingen. Da er nun sah Petrus und Johannes, als sie wollten eingehen in den Tempel, bat er um ein Almosen. Petrus aber sah ihn an, nebst Johannes, und sprach zu ihm: Sieh her auf uns! Da schaute er sie an, erwartend etwas von ihnen zu empfangen. Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazaraers, steh auf, und wandele! Und bey der rechten Hand ihn fassend, richtete er ihn auf. Und sogleich wurden seine Füße und Knöchel gekräftiget; und er sprang auf, stand, wandelte, und ging mit ihnen hinein in den Tempel; wandelte umher und sprang, und lobete Gott. Und es sah ihn alles Volk, wie er wandelte und Gott lobte. Und sie kannten ihn, daß er derjenige wäre, der gesessen hatte, Almosens wegen, vor der Thüre des Tempels, der schönen. Und sie wurden voll Staunens und Entsetzens, über das was mit ihm vorgegangen. Da er aber zu Petrus und Johannes sich hielt, so lief zu diesen, in der Halle welche Salomons heißet, alles Volk, voll Erstaunens. Rede des Petrus an das VolkDa Petrus das sah, hob er an zum Volke: Ihr Männer von Israel! was wundert ihr euch hierüber? oder was sehet ihr auf uns, als hätten wir durch eigne Macht und Tugendkraft diesen wandeln gemacht? Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, der Gott unserer Väter, hat Seinen Sohn Jesum verherrlicht, Den ihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilatus, da dieser Seine Freylassung aussprach. Ihr aber habt verleugnet den Heiden und Gerechten und batet, daß man euch jenen Mörder losgebe. Den Urheber des Gebens habt ihr getödtet; Diesen hat Gott auferwecket von den Todten, deß sind wir Alle Zeugen. Und in dem Glauben an Seinen Namen, hat Sein Name diesen hier, den ihr sehet und kennet, gekräftigt; und der Glaube, der durch Ihn kommt, hat diesem, in eurer aller Gegenwart, vollkommene Genesung gegeben. Und nun, ihr Brüder, ich weiß, daß ihr's aus Unwissenheit gethan habt, wie auch eure Obern. Also aber hat Gott erfüllet, was Er durch den Mund aller Propheten vorher verkündigt hat, daß Sein Christus leiden sollte. So thut nun Buße und bekehret euch, auf daß eure Sünden getilget werden: da nun gekommen sind, vom Antlitze des Herrn, die Zeiten der Erlassung, und Er gesandt hat den euch verkündigten Jesum Christum; Welchen der Himmel aufnehmen muß, bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, wovon Gott geredet hat durch den Mund Seiner heiligen Propheten, von Uralters her. Moyses hat gesagt: Einen Propheten wird der Herr euer Gott euch erwecken aus euren Brüdern, wie mich; Den sollt ihr hören in Allem, was Er euch sagen wird. Und es wird geschehen: jede Seele, welche diesen Propheten nicht hören wird, die soll vertilget werden aus dem Volke. Auch alle Propheten, von Samuel an und die folgenden, so viel ihrer geredet, haben diese Tage verkündigt. Ihr seyd Kinder der Propheten und des Bundes den Gott mit unsern Vätern gemacht hat, Der da sprach zu Abraham: In deinem Samen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden. Euch zuvörderst hat Gott, Der Seinen Sohn auferweckte, Ihn gesandt, daß Er euch segne, auf daß Jeder sich bekehre vou seinem Bösen. Petrus und Johannes verhaftet; vom hohen Rathe befragt; Petrus antwortetIndem sie aber zu dem Volke redeten, kamen herzu die Priester, und der Hauptmann des Tempels, und die Sadducäer; die verdroß es, daß sie das Volk lehreten, und daß sie an Jesu die Auferstehung von den Todten verkündigten. Und sie legten Hand an sie, und nahmen sie in Verhaft, bis auf den anderen Tag; denn es war schon Abend. Viele aber derer, die das Wort gehört hätten, wurden gläubig; und es ward die Zahl der Männer fünftausend. Es geschah aber des anderen Tages, daß sich versammelten ihre Obern und Aeltesten und Schriftgelehrten zu Jerusalem, auch Annas, der Hohepriester, und Kaiphas, und Johannes, und Alexander, und Alle die da waren des hohepriesterlichen Geschlechts. Und sie stelleten dieselben in ihre Mitte, und fragten: Aus welcher Macht und in welchem Namen habt ihr solches gethan? Da sprach, voll des heiligen Geistes, Petrus zu ihnen: Ihr Obern des Volkes und ihr Aeltesten höret! Wenn wir heut zu Rede gestellt werden über die Wohlthat an dem gebrechlichen Menschen, durch welchen der gesund geworden; so sey kund euch Allen und dem ganzen Volke Israel: daß im Namen unsers Herrn Jesu Christi, Den ihr gekreuzigt habt, Den Gott erwecket hat von den Todten, in Diesem Jener gesund vor euch dastehet. Dieser ist der Stein, der verworfen worden von euch, den Bauleuten, und der ist geworden zum Eckstein. Und es ist in keinem andern Heil; denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, wodurch wir sollen selig werden. Der hohe Rath gebeut: sie sollen nicht lehren im Namen Jesu; Antwort des Petrus. Sie werden entlassenDa sie nun sahen die Unerschrockenheit des Petrus und Johannes, und da sie wußten, daß sie ungelehrte und gemeine Männer wären, wunderten sie sich; auch kannten sie dieselben als die mit Jesu gewesen waren. Sie sahen auch den Mann bey ihnen stehen, der hergestellt worden; und sie wußten dawider nichts zu sagen. Da befahlen sie ihnen abzutreten aus der Rathsversammlung; besprachen sich unter einander, und sagten: Was sollen wir machen mit diesen Menschen? Es ist ja ein offenbares Wunderzeichen durch sie geschehen; Allen die zu Jerusalem wohnen ist es bekannt, und wir können es nicht leugnen. Damit es aber nicht weiter sich verbreite unter das Volk, lasset uns sie hart bedräuen, nicht mehr in diesem Namen zu reden zu irgend einem Menschen. Und sie riefen sie herein, und geboten ihnen, durchaus nicht mehr zu reden oder zu lehren im Namen Jesu. Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Ob's recht vor Gott ist, euch mehr zu gehorchen als Gott — das urtheilet selbst. Wir können ja nicht anders als sagen, was wir gesehn und gehört haben. Jene aber dräueten ihnen wieder, und entließen sie; indem sie nicht fanden, wie sie dieselben strafen möchten, des Volkes wegen, weil Alle das verherrlichten, was an Jenem geschehen, was vorgegangen war. Denn über vierzig Jahr alt war der Mensch, an dem ein solches Wunderzeichen der Heilung gethan worden. Der Gläubigen Freude und GebetDa sie nun entlassen waren, kamen sie zu den Ihrigen, und verkündigten ihnen, was die Hohepriester und die Aeltesten zu ihnen gesagt hatten. Als sie das hörten, erhoben sie einmüthiglich die Stimme zu Gott, und sprachen: Herr, Der Du gemacht hast den Himmel, und die Erde, und das Meer, und alles was in ihnen ist! Der Du durch den Mund unsers Vaters David, Deines Knechtes, gesagt hast, im heiligen Geiste: Warum tobten die Heiden, und ersannen die Völker eiteles Wesen? Es traten zusammen die Könige der Erde, und die Obersten versammelten sich wider den Herrn, und wider Seinen Gesalbten. — Es versammelten sich ja wahrlich, in dieser Stadt, wider Deinen heiligen Sohn Den Du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus, mit Heiden und mit Völkern Israels, zu thun, was Deine Hand und Dein Rathschluß beschlossen hatten, daß es geschehen sollte. Und nun, o Herr, schaue auf ihr Dräuen; und gib Deinen Knechten, mit aller Freymüthigkeit zu reden Dein Wort, indem Du ausstreckest Deine Hand, daß Heilungen, und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen Deines heiligen Sohnes Jesus! Und als sie beteten, ward erschüttert der Ort, wo sie versammelt waren. Und sie wurden Alle erfüllet mit dem heiligen Geist, und redeten das Wort Gottes mit Freymuth. Tugend der Gläubigen: Geisteskraft der ApostelDie Menge der Gläubigen nun war Ein Herz und Eine Seele. Auch sagte nicht Einer von etwas das ihm gehörte, daß es sein sey, sondern sie hatten Alles in Gemein. Und mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugniß von der Auferstehung Jesu Christi unsers Herrn. Auch war große Gnade mit, ihnen Allen. Denn Keiner unter ihnen war dürftig; so viel ihrer Besitzer waren von Aeckern oder Häusern, die verkauften solche, und brachten den Preis des Verkauften herbey, und legten ihn zu den Füßen der Apostel; Jeglichem aber ward zugetheilt, so viel er bedurfte. Joseph, den die Apostel nannten Barnabas, (das heißt, verdolmetschet: Sohn der Tröstung,) ein Levit, aus Cypern gebürtig, der ein Landgut hatte, verkaufte es, brachte das Geld herbey, und legte es zu den Füßen der Apostel. Lüge und Bestrafung des Ananias und seines WeibesEin Mann aber, mit Namen Ananias, sammt seinem Weibe Saphira, verkaufte einen Acker; und er behielt vom Gelde zurück, mit Wissen seines Weibes; brachte einen Theil, und legte ihn zu der Apostel Füßen. Petrus aber sprach: Ananias, wie hat der Satan dein Herz versucht, daß du lügtest dem heiligen Geist, und hieltest zurück vom Gelde des Ackers? Blieb er nicht, unverkauft, dein eigen? und, verkauft, stand es nicht in deinem Belieben? Wie hast du solches dir in den Sinn kommen lassen? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott! Als Ananias diese Worte hörte, fiel er zu Boden, und gab den Geist auf. Und es kam große Furcht über Alle die es hörten. Es standen aber Jünglinge auf, und legten ihn bey Seite; trugen ihn hinaus, und begruben ihn. Und es begab sich nach einer Zeit Von etwa drey Stunden, da kam sein Weib herein, unkundig dessen was geschehen war. Petrus aber sprach zu ihr: Sage mir, Weib, habt ihr um diesen Preis den Acker verkauft? Sie sprach: Ja, um diesen Preis. Da sprach Petrus zu ihr: Wie? seyd ihr denn übereingekommen, zu versuchen den Geist des Herrn? Siehe! die Füße derer die deinen Mann begruben, sind vor der Thüre, und sie werden dich hinaustragen. Alsbald fiel sie hin vor seinen Füßen, und gab den Geist auf. Die Jünglinge kamen hinein, fanden sie todt, trugen sie hinaus, und begruben sie bey ihrem Mann. Und es kam große Furcht über die ganze Gemeinde, und über Alle die es hörten. Ansehen und Wunderwerke der ApostelEs geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volke durch die Hände der Apostel. Und sie waren Alle einmüthiglich beysammen in der Halle Salomons. Der Anderen getraute keiner sich zu ihnen zu gesellen; das Volk aber verherrlichte sie; (es mehrte sich mehr und mehr die Zahl derer, die da glaubten an den Herrn, eine Menge Männer und Weiber) so daß sie die Kranken auf die Straßen trugen, und sie auf Sessel und Betten legten, damit, wenn Petrus vorüberging, auch nur sein Schatten einen derer überschattete, und sie befreyet würden von ihren Krankheiten. Auch kam viel Volk aus den umliegenden Städten hin nach Jerusalem, brachten Kranke und von unreinen Geistern Geplagte; und alle wurden gesund. Sie werden ins Gefängniß gelegt; von einem Engel befreyet; lehren das Volk im Tempel, und werden vor Gericht geführtEs erhub sich aber der Hohepriester, und alle die mit ihm hielten, (welches ist die Sekte der Sadducäer,) wurden voll Eifers, legten Hand an die Apostel, und warfen sie ins Stadtgefängniß. Ein Engel des Herrn aber öffnete des Nachts die Thüre des Kerkers, führte sie heraus, und sprach: Gehet hin, tretet auf, und redet im Tempel zum Volke alle Worte des Lebens! Da sie das gehört hatten, gingen sie in der Frühe zum Tempel, und lehreten. Es kam aber der Hohepriester und die mit ihm hielten, und sie versammelten den hohen Rath und alle Aeltesten der Israeliten, und sandten zum Gefängniß, daß jene vorgeführt würden. Als aber die Diener hinkamen, den Kerker öffneten, und sie nicht fanden; kehrten sie zurück, verkündigten und sprachen: Das Gefängniß fanden wir verschlossen sorgfältigst, und die Wächter stehen vor den Thüren; als wir es aber aufmachten, fanden wir Niemand drinnen. Da der Hauptmann des Tempels und die Hohepriester diese Worte hörten, wurden sie betroffen darüber: was das seyn möchte! Es kam aber Jemand herein, und verkündigte ihnen: Siehe! die Männer die ihr in den Kerker gesetzt habt, die sind im Tempel, stehen da und lehren das Volk. Da ging der Hauptmann hin mit den Dienern, und brachte sie herbey, nicht mit Gewalt; denn sie fürchteten das Volk, daß sie möchten gesteinigt werden. Der hohe Rath stellt sie zu Rede; Petrus antwortetSie führten dieselben her, und stellten sie vor den hohen Rath. Der Hohepriester befragte sie; und er sprach: Wir haben ja befohlen und euch geboten, daß ihr nicht lehren sollet in diesem Namen. Und siehe! ganz Jerusalem habt ihr erfüllet mit eurer Lehre; und wollt auf uns laden das Blut dieses Menschen! Petrus aber antwortete und die Apostel, und sie sprachen: Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen. Der Gott unserer Väter hat Jesum auferweckt, Den ihr ans Holz gehängt und getödtet habt. Diesen hat Gott zum Oberhaupt und Heiland erhöhet durch Seine Rechte, um Israel Buße zu verleihen und Vergebung der Sünden. Und Zeugen dessen sind wir und der heilige Geist, Welchen Gott gegeben hat denen, die Ihm gehorsamen. Als sie das hörten, ergrimmten sie, und gedachten, sie zu tödten. Gamaliel räth, sie nicht zu tödten; sie werden gegeisseltEs erhob sich aber im Rath ein Pharisäer, Namens Gamaliel, ein Gesetzlehrer, welcher geehret ward vom ganzen Volke; der hieß, diese Menschen ein wenig abtreten lassen. Und er sprach: Ihr Männer von Israel, sehet euch wohl vor, mit diesen Menschen, was ihr thun wollet! Vor diesen Tagen, da stand Theodas auf, der Großes von sich sprach, und es hing ihm an eine Zahl von etwa vierhundert Männern; der ward erschlagen, und sein ganzer Anhang ward aufgelöst, und ging in Nichts aus. Nach diesem erhob sich Judas, der Galiläer, in den Tagen der Schatzung, und riß eine Menge mit sich hin; auch dieser kam um, und Alle die ihm anhingen, wurden zerstreuet. Und nun denn sage ich euch: Stehet ab von diesen Menschen, und lasset sie; denn, wofern dieses Vorhaben oder dieß Werk von Menschen ist, so wird es zerfallen; wofern es aber von Gott ist, so werdet ihr nicht vermögen, es zu zerstören. Daß ihr ja nicht erfunden werdet als solche, die wider Gott streiten! Sie gaben ihm Beyfall, ließen die Apostel herbeyfordern, ihnen Streiche geben; geboten, durchaus nicht zu reden im Namen Jesu; und entließen sie. Diese nun gingen aus der Versammlung, sich freuend, daß sie waren gewürdigt worden, Schmach zu leiden um des Namens Jesu willen. Sie ließen aber nicht ab, täglich im Tempel und in den Häusern zu lehren, und zu predigen daS Evangelium von Jesu Christo. Wahl der sieben Diakonen. Vermehrte Zahl der GläubigenIn jenen Tagen aber, da der Jünger viele wurden, erhob sich ein Murren der Griechischen wider die Hebräischen, darum daß ihre Wittwen übersehm würden bey der täglichen Spende. Die Zwölfe riefen da die Gemeinde der Jünger zusammen, und sprachen: Es gehört sich nicht, daß wir ablassen vom Worte Gottes, und den Tisch besorgen. So sehet euch denn um, Brüder, nach sieben Männern unter euch, die ein gutes Zeugniß haben, und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, welche wir zu diesem Geschäft anstellen mögen. Wir aber werden dem Gebete und dem Dienste des Wortes beharrlich obliegen. Und es fand diese Rede Beyfall bey der ganzen Schaar; und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und heiligen Geistes, und Philippus, und Prochorus, und Nikanor, und Timon, und Parmenas, und Nikolaus, einen Judengenossen aus Antiochia. Diese stellten sie den Aposteln vor; die beteten und legten ihnen die Hände auf. Und das Wort Gottes verbreitete sich; sehr groß ward die Zahl der Jünger zu Jerusalem; auch eine große Menge der Priester ward dem Glauben gehorsam. Stephanus, mächtig in Wort und Werk, wird verläumdet, und vor den hohen Rath geführtStephanus aber, voll Gnade und Kraft, that große Wunder und Zeichen unter dem Volk. Da standen Einige auf aus der Synagoge die da heißet der Libertiner, und aus der der Cyrenäer, und der Alexandriner, und derer aus Cilicien und Asia; und begannen Redestreit mit Stephanus. Und sie vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geist, Der da redete. Da stifteten sie Männer an, welche sagten: sie haben ihn Lästerworte reden gehört wider Moyses und wider Gott. Sie erregten nun das Volk und die Aeltesten und die Schriftgelehrten; die liefen herbey, ergriffen ihn, und führten ihn vor den hohen Rath. Und sie stellten falsche Zeugen auf, welche sprachen: Dieser Mensch hört nicht auf zu reden wider die heilige Stätte und das Gesetz. Denn wir haben ihn sagen gehört: Jesus, der Nazarener, wird diese Stätte zerstören, und ändern die Satzungen, welche Moyses uns gegeben hat. Da hefteten den Blick auf ihn Alle die da saßen im Rath; und sie sahen sein Angesicht, wie eines Engels Angesicht. Rede des Stephanus vor dem hohen Rathe und dem VolkeDa sagte der Hohepriester: Ist dem also? Er aber sprach: Brüder und Väter, höret! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, da er war in Mesopotamien, ehe denn er wohnte in Charan; und Er sprach zu ihm: Ziehe aus deinem Lande und von deiner Verwandtschaft, und gehe in ein Land, das Ich dir zeigen werde. Und da zog er aus dem Lande der Chaldäer, und wohnete in Charan. Und von dannen, indeß sein Vater starb, hieß Er ihn wandern in dieses Land, in welchem ihr jetzt wohnet. Und Er gab ihm kein Besitzthum darin, auch nicht einen Fuß breit; verhieß ihm aber selbes zum Eigenthum zu geben, und seinem Samen nach ihm, obwohl er noch keinen Sohn hatte. Es sprach aber Gott zu ihm: Sein Geschlecht soll Fremdling seyn im Lande Anderer, und sie werden es dienstbar machen, und übel behandeln, vierhundert Jahre lang. Und das Volk, dem sie diesen werden, will Ich richten — sprach der Herr; — und darnach sollen sie hinausziehen, und Mir dienen an diesem Orte. Und Er gab ihm den Bund der Beschneidung. Und so zeugte er den Isaak, und beschnitt ihn am achten Tage; und Isaak, den Jakob; und Jakob, die zwölf Erzväter. Und die Erzväter, neidisch auf Joseph, verkauften ihn nach Egypten. Und Gott war mit ihm; und rettete ihn aus allen seinen Drangsalen, und gab ihm Gnade und Weisheit vor Pharao, dem Könige Egyptens; und der setzte ihn zum Herrscher über Egypten und über sein ganzes Haus. Es kam aber eine Hungersnoth über ganz Egypten und Chanaan, und große Drangsal; und es fanden unsere Väter keinen Unterhalt. Als Jakob hörte, daß Getreide sey in Egypten, sandte er unsere Väter hin, das erste mal. Und das zweyte mal, da gab sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen; und es ward dessen Geschlecht dem Pharao kund. Da sandte Joseph hin, und ließ kommen seinen Vater Jakob und dessen ganzes Geschlecht, fünf und siebenzig Seelen. Und Jakob zog hinab nach Egypten; und er starb, und unsere Väter. Sie wurden gebracht gen Sichem; und sie wurden gelegt in die Grabstätte, welche Abraham gekauft hatte für Geld, bey den Söhnen Emors, des Sichemiten. Als nun die Zeit der Verheißung nahete, die Gott dem Abraham zugesagt hatte; wuchs das Volk und mehrete sich in Egypten. Indeß stand ein anderer König in Egypten auf, der nicht achtete auf Joseph. Dieser verfuhr arglistig gegen unser Geschlecht, und drängte unsere Väter, ihre Neugebornen auszusetzen, daß sie nicht im Leben blieben. In dieser Zeit wurde Moyses geboren; und er war anmuthig von Gott; und er ward drey Monate ernährt in seines Vaters Haus. Als er aber ausgesetzt worden, nahm ihn die, Tochter Pharao's auf, und erzog ihn, als ihren Sohn. Und Moyses wurde unterrichtet in aller Weisheit der Egypter; und war mächtig in Worten und Werken. Aber, da er gekommen zum Alter von vierzig Jahren, ward sein Herz erregt, seiner Brüder sich anzunehmen, der Kinder Israels. Und als er Einen sah Unbild leiden, stand er ihm bey, schaffte dem Gekränkten Recht, und erschlug den Egypter. Er dachte da: seine Brüdcr würden merken, daß Gott durch seine Hand ihnen Heil bringen wolle; aber sie merkten es nicht. Des folgenden Tages nun traf er Etliche, die sich zankten, mahnte sie zum Frieden, und sprach: Ihr Männer, ihr seyd Brüder! was thut ihr einander Unrecht? Der aber, welcher seinem Nächsten Unrecht that, stieß ihn zurück, und sprach: Wer hat dich gesetzt zum Oberen Und Richter über uns? Willst du mich tödten, wie du gestern den Egypter getödtet hast? Da floh Moyses um dieses Wortes willen, und ward Fremdling im Lande Midian, wo er zwey Söhne zeugte. Und nach Zeit von vierzig Jahren erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai ein Engel in Feuerflamme eines Dornbusches. Moyses der hinsah, wunderte sich über die Erscheinung; und als er hintrat es zu betrachten, erging die Stimme des Herrn an ihn, und sprach: Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da ward Moyses voll Furcht, und wagte nicht, es zu betrachten. Es sprach aber der Herr zu ihm: Zieh aus die Schuhe von deinen Füßen! denn die Stätte, wo du stehest, ist heiliges Land. Ich sah und habe gesehen auf die Bedrängniß Meines Volkes in Egypten, und habe gehört auf ihr Seufzen, und bin herabgekommen sie zu erretten. Und nun komm, Ich will dich senden nach Egypten. Diesen Moyses, denn sie verleugneten, sprechend: wer hat dich gesetzt zum Oberen und Richter? diesen sandte Gott, als Oberen und Retter, durch den Engel, der ihm erschien im Dornbusche. Dieser führte sie hinaus, that Wunder und Zeichen, im Lande Egypten und am rothen Meere und in der Wüste, vierzig Jahre hindurch. Dieser Moyses ist es, der da sprach zu den Kindern Israels: Einen Propheten, wie mich, wird Gott euch erwecken, aus euern Brüdern; Den sollt ihr hören! Dieser ist's, der bey der Gemeinde in der Wülste, war mit dem Engel der zu ihm redete auf dem Berge Sinai, und mit unseren Vätern; der empfing die Worte des Lebens, uns sie zu geben; dem unsere Väter nicht wollten gehorchen, sondern ihn verwarfen, und ihre Herzen nach Egypten kehrten, und zu Aaron sprachen: Mache uns Götter, die vor uns herziehen; denn dieser Moyses, der uns geführt aus dem Lande Egyptens, wir wissen nicht, was ihm widerfahren ist. Und sie machten sich ein Kalb in selbigen Tagen, und brachten Opfer dem Götzenbilde, und freuten sich des Werks ihrer Hände. Es wandte Sich aber Gott von ihnen, und gab sie hin, daß sie dem Himmel dieneten, wie geschrieben steht im Buch der Propheten: Habt ihr Mir dargebracht Opfer und Gaben vierzig Jahre in der Wüste ihr Kinder Israel? Ihr truget das Zelt des Moloch, und das Gestirn eures Gottes Remphan, Bilder die ihr gemacht sie anzubeten. Und Ich werde euch wegführen bis jenseit Babylon. Unsere Väter hatten in der Wüste das Zelt des Zeugnisses, wie Gott ihnen verordnet hatte, Der zu Moyses sprach, es zu machen nach dem Vorbilde das er gesehen hatte. Dieses nahmen auch unsere Väter, brachten es unter Josue in das Land der Heiden, die Gott austrieb vor dem Angesicht unserer Väter — bis zu den Tagen Davids. Dieser fand Gnade bey Gott; und er bat, daß er eine Wohnung finden möchte dem Gotte Jakobs. Salomon erbauete Ihm ein Haus. Allein der Höchste wohnet nicht in Tempeln, mit Händen gemacht; wie der Prophet spricht: Der Himmel ist Mein Thron, die Erde der Schemel Meiner Füße. Welches Haus wollet ihr Mir bauen? spricht der Herr. Oder welche ist die Stätte Meiner Ruhe? Hat nicht Meine Hand das alles gemacht? Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geiste! wie eure Väter, so auch ihr! Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt! Sie haben getödtet die da voraus verkündigten von der Ankunft des Gerechten, Dessen Verräther nun und Mörder ihr geworden seyd! die ihr das Gesetz empfangen habt bey der Engel Schaar, und habt es nicht gehalten! Er wird gesteinigt und stirbtAls sie das hörten, ergrimmten sie in ihren Herzen, und knirschten mit den Zähnen wider ihn. Er aber, des heiligen Geistes voll, heftete gen Himmel den Blick, und sah die Herrlichkeit Gottes, und Jesum stehen zur Rechten Gottes; und sprach: Sieh, ich schaue die geöffneten Himmel, und den Sohn des Menschen stehen zur Rechten Gottes. Da schrieen sie mit lauter Stimme, hielten sich die Ohren zu und stürzten Eines Sinnes auf ihn los, stießen ihn zur Stadt hinaus, und steinigten ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider nieder zu den Füßen eines jungen Mannes, der Saulus hieß. Und sie steinigten den Stephanus, welcher anrufend sprach: Herr Jesu nimm meinen Geist auf! Und niederkniend, rief er mit lauter Stimme, und sprach: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er das gesagt hatte, entschlief er im Herrn. Saulus aber willigte mit ein in seine Ermordung. Die Kirche Jesu wird verfolgtEs entstand aber zu dieser Zeit eine große Verfolgung wider die Gemeinde die zu Jerusalem war; und Alle zerstreueten sich in die Gegenden von Judäa und von Samaria, die Apostel ausgenommen. Den Stephanus aber bestatteten fromme Männer, und hielten große Trauer über ihn. Saulus aber verheerte die Gemeinde, drang ein in die Häuser, riß heraus Männer und Weiber, und übergab sie ins Gefängniß. Die nun zerstreuet worden, zogen umher, und verkündigten das Wort. Philippus predigt und taufet in SamariaPhilippus ging hinab in die Stadt Samaria, und predigte ihnen Christum. Das Volk gab dem, was Philippus lehrte, Gehör einmüthiglich, indem sie hörten und sahen die Zeichen die er that. Denn aus Vielen unter ihnen, welche unreine Geister hatten, gingen sie aus mit großem Geschrey. Auch wurden viele Gichtbrüchige und Lahme hergestellt. Und es ward eine große Freude in dieser Stadt. Es war aber ein Mann, mit Namen Simon, der zuvor in dieser Stadt Zauberey trieb, das Volk Samariens irre führte, und sich für etwas Großes ausgab; dem Alle anhingen, vom kleinsten bis zum größten, sagend: Dieser ist die Kraft Gottes, die da heißt die Große! Sie hingen ihm an, weil er sie lange Zeit mit seinen Zaubereyen bethöret hatte. Als sie nun glaubten dem Philippus, der vom Reiche Gottes verkündigte und vom Namen Jesu Christi, ließen sie sich taufen, Männer und Weiber. Da ward auch Simon gläubig, und ließ sich taufen, und hielt sich zu Philippus; und als er sah die großen Zeichen und Thaten die geschahen, staunte er. Zwey Apostel werden hingesandt. Wie es dem Zauberer Simon ergingAls aber die Apostel in Jerusalem hörten, daß Samaria das Wort Gottes aufgenommen habe; sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. Diese kamen, und beteten für sie, daß sie den heiligen Geist empfangen möchten. (Denn Er war noch über Keinen derselben gekommen, sondern sie waren nur getauft im Namen des Herrn Jesu.) Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den heiligen Geist. Als nun Simon sah, daß durch Handauflegung der Apostel der heilige Geist gegeben wurde, bot er ihnen Geld, und sprach: Gebet auch mir diese Macht, daß, wem ich die Hände auflege, der den heiligen Geist empfange. Petrus aber sprach zu ihm: Ins Verderben mit deinem Gelde und mit dir! weil du meintest, die Gabe Gottes zu bekommen für Geld. Du hast keinen Antheil daran, noch Erwerb; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott. So thu nun Buße für diese deine Bosheit, und flehe zu Gott, ob dir etwa möchte vergeben werden dieß Ansinnen deines Herzens! Denn ich sehe, du bist voll bittrer Galle und in Banden der Ungerechtigkeit. Da antwortete Simon und sprach: Flehet für mich zum Herrn, daß nichts von dem über mich komme, was ihr sprachet. Sie aber, da sie bezeuget und geredet hatten das Wort des Herrn, kehrten gen Jerusalem, und verkündigten vielen Oertern Samariens das Evangelium. Ein Kämmerer der Königin von Aethiopien wird gläubigZu Philippus aber redete ein Engel des Herrn, und sprach: Mache dich auf, und gehe gen Mittag auf den Weg, der von Jerusalem hinab nach Gaza führt, welches öde liegt. Und er machte sich auf, und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Aethiopien, ein Gewaltiger, ein Kämmerer der Kandace, Kömgin der Aethiopcr, gesetzt über ihren ganzen Schatz — der war gekommen anzubeten in Jerusalem, — und kehrte nun heim, sitzend in seinem Wagen, und las den Propheten Jesaias. Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hinzu, und halte dich zu diesem Wagen. Da lief Philippus hinzu; hörte ihn lesen den Propheten Jesaias; und er sprach: Verstehest du auch was du liesest? Er aber sagte: Wie vermöchte ich's, wenn mich nicht Jemand anweiset? Und er bat Philippus, daß er heraufkomme, und sich zu ihm setze. Die Stelle der Schrift aber die er las, war diese: Er ward wie ein Schaaf zur Schlachtung geführt; und wie ein Lamm vor seinem Scheerer, das nicht laut wird, also that er seinen Mund nicht auf. In Seiner Erniedrigung ward Sein Gericht aufgehoben. Wer wird Sein Geschlecht, aufzählen? denn Sein Leben wird von der Erde weggenommen. Da hob der Kämmerer an und sprach zu Philippus: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet solches? von sich selbst, oder von einem Andern? Da that philippus den Mund auf, hub an von dieser Schrift, und verkündigte ihm Jesum. Indem sie ihren Weg fortsetzten, kamen sie an ein Wasser; und der Kämmerer sprach: Siehe da Wasser; was hindert, daß ich getauft werde? Philippus sprach: Wenn du glaubest von ganzem Herzen, so mag es geschehen. Er antwortete und sprach: Ich glaube, daß Jesus Christus ist der Sohn Gottes! Und er hieß den Wagen halten; und sie stiegen beyde hinab ins Wasser, Philippus und der Kämmerer; und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser gestiegen waren, ergriff der Geist des Herrn den Philippus; und der Kämmerer sah ihn nicht mehr. Er zog da weiter seines Weges mit Freude. Philippus aber ward befunden in Azotus. Und er ging weiter hin, das Evangelium verkündigend allen Städten, bis er kam nach Cäsarea. Bekehrung des SaulusSaulus aber athmete noch Dräuung und Mord wider die Jünger des Herrn, ging zum Hohepriester, und erbat sich Briefe von ihm an die Synagogen zu Damaskus, auf daß, wo er Einige von dieser Lehre fände, Männer und Weiber, er sie gebunden führte nach Jerusalem. Indem er nun hinging, und nahe bey Dasmaskus war; da umleuchtete plötzlich, mitten am Tage, ihn ein Licht vom Himmel. Er fiel zu Boden, und hörete eine Stimme, die zu ihm sprach: Saulus, Saulus, was verfolgst du Mich? Er sprach: Wer bist Du, Herr? Und Der sprach: Ich bin Jesus, Den du verfolgest. Schwer ist es dir wider den Stachel auszuschlagen. Zitternd und betäubt sagte er: Herr! was willst Du, soll ich thun? Und der Herr sprach zu ihm: Steh auf, und geh in die Stadt, da wird dir gesagt werden, was du thun sollst. Jene Männer aber, die mit gekommen waren, standen erstarret, hörten zwar die Stimme, sahen aber Niemand. Saulus stand nun auf vom Boden; und wie er die Augen aufthat, sah er nichts. Sie nahmen ihn bey der Hand, und führten ihn nach Damaskus. Und er sah, drey Tage lang, nicht; aß auch nicht, und trank nicht. Es war aber ein Jünger zu Damaskus, mit Namen Ananias; zu dem sprach der Herr im Gesicht: Ananias! Und der sprach: Hier bin ich, Herr! Und der Herr sprach zu ihm: Mache dich auf, und geh in die Straße, die da heißet die Gerade, und frage im Hause des Judas nach einem aus Tarsus, mit Namen Saulus. Denn, siehe, er betet; und erschienen ist ihm ein Mann, Ananias mit Namen, zu ihm kommend und ihm die Hand auflegend, daß er wieder sehend werde. Ananias aber antwortete: Herr, es haben mir Viele gesagt von diesem Manne, wie viel Böses er Deinen Heiligen gethan hat in Jerusalem. Und hier hat er Macht von den Hohepriestern, in Bande zu legen Alle die Deinen Namen anrufen. Es sprach aber zu ihm der Herr: Geh! denn dieser ist Mir ein auserkornes Werkzeug, zu bringen Meinen Namen vor Heiden, und Könige, und Israels Kinder. Denn Ich werde ihm zeigen, wie viel er Meines Namens wegen leiden soll. Da ging Ananias hin, und kam in das Haus, legte ihm die Hände auf, und sprach: Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, (Jesus, Der dir erschien auf dem Wege, den du zogest,) auf daß du wieder sehend werdest, und erfüllet mit dem heiligen Geist, Und alsbald fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er ward wieder sehend. Und er stand auf, und ließ sich taufen. Er nahm Speise zu sich, und bekam Kräfte wieder. Er war bey den Jüngern zu Damaskus einige Tage; und sogleich verkündigte er Jesum in den Synagogen: daß Dieser sey der Sohn Gottes. Es staunten aber Alle die es hörten, und sagten: Ist das nicht der, welcher in Jerusalem wüthete gegen die, welche diesen Namen anruften, und welcher dazu hieher gekommen, daß er sie gebunden führte zu den Hohepriestern? Die Juden stellen ihm nach; er kommt zu den ApostelnSaulus aber ward mehr und mehr gekräftigt, und machte die Juden verstummen die in Damaskus wohnten, erweisend: daß Dieser ist Christus. Als nun eine geraume Zeit vergangen, hielten sie Rath mit einander, wie daß sie ihn umbrächten. Es wurden aber dem Saulus ihre Nachstellungen kund. Sie bewachten nun die Thore Tag und Nacht, damit sie ihn umbrächten. Da nahmen ihn die Jünger bey Nacht zu sich, und retteten ihn, indem sie ihn über die Stadtmauer in einem Korbe hinunter ließen. Als er nun nach Jerusalem gekommen, suchte er sich zu den Jüngern zu halten; und sie alle fürchteten sich vor ihm, indem sie nicht glaubten, daß er ein Jünger sey. Barnabas aber nahm ihn zu sich, und führte ihn zu den Aposteln, und erzählte ihnen: wie er auf dem Wege den Herrn gesehen; und daß Der zu ihm gesprochen; und wie er in Damaskus freymüthig den Namen Jesu verkündigt habe. Da ging er mit ihnen aus und ein zu Jerusalem, und verkündigte freymüthig den Namen des Herrn. Er redete auch zu den Heiden, und widerstritt den Griechen; diese aber trachteten ihn zu tödten. Da das die Brüder erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea, und ließen ihn hingehen nach Tarsus. Petrus heilet den Aeneas, wecket die Tabitha auf von den TodtenDie Gemeinde nun in ganz Judäa, in Galiläa und in Samaria, hatte Frieden, ward begründet, und wandelte in der Furcht des Herrn, und ward erfüllet mit dem Troste des heiligen Geistes. Es begab sich, daß Petrus, als er zu Allen umherzog, auch zu den Heiligen kam, die da wohnten in Lydda. Dort fand er einen Menschen, Aeneas mit Namen, welcher seit acht Jahren zu Bette lag und gichtbrüchig war. Und es sprach Petrus zu ihn: Aeneas! Jesus Christus macht dich gesund, stehe auf, und bereite dir selbst dein Bett! Und alsbald stand er auf. Und es sahen ihn Alle die da wohnten zu Lydda und in Sarona; und bekehrten sich zum Herrn. Es war in Joppe eine Jüngerinn, mit Namen Tabitha, welches verdolmetschet heißet: Dorkas; die that sehr viele gute Werke, und gab viele Almosen. Es geschah aber in jenen Tagen, daß sie krank ward und starb. Als man sie gewaschen hatte, legte man sie auf den Söller. Da aber Lydda war nahe bey Joppe, und die Jünger hörten. daß Petrus dort wäre; so sandten sie zwey Männer, ihn zu bitten: laß dich's nicht verdrießen, zu uns zu kommen. Da machte Petrus sich auf und ging mit ihnen. Und als er gekommen war, führten sie ihn hinauf auf den Söller; und es traten zu ihm alle Wittwen und weinten, und zeigten ihm die Röcke und Kleider, welche ihnen Dorkas gemacht hatte. Petrus aber hieß Alle hinausgehen; warf sich auf die Kniee, und betete; und er wandte sich zur Leiche, und sprach: Tabitha, steh auf! Sie öffnete die Augen, sah den Petrus, und erhob sich. Da gab er ihr die Hand, und richtete sie auf. Und er rief die Heiligen und die Wittwen, und stellte sie ihnen lebend dar. Solches ward kund in ganz Joppe, und Viele wurden gläubig an den Herrn. Er wohnte nun viele Tage in Joppe, bey einem Simon, der ein Gerber war. Cornelius, ein Hauptmann zu Cäsarea, laßt auf eines Engels Geheiß den Petrus zu sich bitten; der hat indeß eine Erscheinung vom Himmel. Die Boten kommen, er geht mit ihnenEs war in Cäsarea ein Mann, mit Namen Cornelius, ein Hauptmann in der Heerschaar, welche hieß die Italische; der war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Hause, gab viel Almosen dem Volke, und betete immerdar zu Gott. Dieser sah in einem Gesichte offenbar, um die neunte Stunde des Tages, einen Engel Gottes zu sich kommen; der sagte zu ihm: Cornelius! Er schauete auf ihn, erschrak, und sprach: Was ist, Herr? Der sprach da zu ihm: Deine Gebete und deine Almosen sind gekommen zum Andenken vor Gott. Und nun, sende Männer nach Joppe, und laß Simon kommen, der mit Zunamen heißt: Petrus. Dieser wohnet bey Simon dem Gerber, dessen Haus liegt am Meere. Der wird dir sagen, was du thun sollst. Als der Engel, der zu ihm sprach, weggegangen war; rief er zwey seiner Knechte, und einen frommen Kriegsmann aus derer Zahl, die ihm zugethan waren. Diesen erzählte er Alles, und sandte sie nach Joppe. Des anderen Tages, als sie auf dem Wege waren, und schon nahe bey dieser Stadt; ging Petrus nach Oben im Hause, zu beten um die sechste Stunde. Er ward hungrig, und wollte essen. Als man ihm nun zubereitete, fiel er in Entzückung; und er sah den Himmel geöffnet, und herabkommcn etwas, wie ein großes leinenes Tuch, an vier Zipfeln herabgelassen vom Himmel zur Erde; in welchem waren allerley vierfüßige Thiere der Erde und kriechende, und Gevögel des Himmels. Und ihm erscholl eine Stimme: Auf Petrus! schlachte und iß. Petrus aber sprach: Ach nein Herr! denn ich habe noch nie etwas Gemeines und Unreines gegessen. Und es sprach wieder die Stimme zum zweytenmal zu ihm: Was Gott gereinigt hat, das nenne du nicht gemein! Solches geschah dreymal; und darnach wurde das Tuch genommen in den Himmel. Als Petrus bey sich zweifelhaft war, was es sey das Gesicht, so er gesehen hatte; siehe! da standen vor der Hausthüre die von Cornelius gesandten Männer, die sich nach dem Hause des Simon erkundigt hatten; sie riefen und fragten: Ob Simon, mit Zunamen Petrus, allda wohne? Indem nun Petrus noch hin und her sann über das Gesicht, sprach zu ihm der Geist: Siehe! drey Männer suchen dich! Mache dich auf, steig hinab, gehe mit ihnen, und habe kein Bedenken; denn Ich habe sie gesandt. Petrus stieg hinab zu den Männern, und sprach: Siehe, ich bin's den ihr suchet. Was ist die Ursache, daß ihr herkommet? Sie sprachen: Cornelius, der Hauptmann, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der solch Zeugniß hat vom ganzen Volke der Juden, hat durch einen heiligen Engel die Weisung bekommen, dich rufen zu lassen in sein Haus, und dein Wort zu vernehmen. Da führte er sie herein, und nahm sie auf zu sich. Am folgenden Tage machte er sich auf, ging mit ihnen, und einige der Brüder von Joppe begleiteten ihn. Wie der Hauptmann ihn empfängt, und was er ihm erzähltDes anderen Tages ging er ein in Cäsarea. Cornelius erwartete sie, und hatte zu sich berufen seine Verwandten und vertrauten Freunde. Da nun Petrus hineinging, kam ihm Cornelius entgegen, fiel ihm zu Füßen, und betete an. Petrus aber richtete ihn auf, und sprach: Steh auf! auch ich bin ein Mensch. Und mit ihm sprechend ging er hinein, und fand Viele versammelt. Und er sprach zu ihnen: Ihr wisset, wie es nicht erlaubt ist einem jüdischen Manne, Umgang zu pflegen mlt einem Fremdlinge, oder sich zu ihm zu begeben; aber Gott hat mich gelehrt, von keinem Menschen zu sagen, daß er gemein oder unrein sey. Darum bin ich auch ohne Bedenken hergekommen, da ich gerufen ward. So frage ich denn: Aus welcher Ursache habt ihr mich rufen lassen? Und Cornelius sprach: Zu dieser Stunde sind es vier Tage her, daß ich betete um die neunte Stunde in meinem Hause; und siehe, ein Mann stand vor mir in glänzendem Gewande, und sprach: Cornelius, dein Gebet ist erhört, und deine Almosen sind gekommen vor das Andenken Gottes. So sende denn gen Joppe, und laß kommen Simon, mit Beynamen Petrus, der wohnet im Hause Simon des Gerbers am Meere. Sogleich sandte ich zu dir; und du hast wohl gethan, daß du gekommen bist. Und nun sind wir Alle gegenwärtig hier vor dir, zu vernehmen Alles was dir vom Herrn ist geheißen worden. Petrus spricht zu ihm und den Anwesenden von Christo, und indeß kommt der heilige Geist über sie. Sie alle werden sogleich getauftDa öffnete Petrus den Mund, und sprach: In Wahrheit erkenne ich, daß Gott nicht sieht auf die Person; sondern, in jedem Volke, wer ihn fürchtet, und Gerechtigkeit übet, der ist Ihm angenehm. Solches Wort hat Gott den Kindern Israels gesandt, verkündigend Frieden durch Jesum Christum: Dieser ist der Herr Aller. Ihr wisset, welches Wort ergangen, ist in ganz Judäa; anfangend in Galiläa, nach der Taufe, welche Johannes predigte: Wie Gott Ihn, Jesum von Nazaret, mit dem heiligen Geist und mit Kraft gesalbet hat; Welcher ist umhergegangen, hat Wohlthaten erwiesen, und gesund gemacht Alle die vom Teufel überwältigt waren; denn Gott war mit Ihm. Und wir sind Zeugen von dem Allen, was Er gethan im lande der Juden und in Jerusalem; Er, Den sie ans Holz geheftet und getödtet haben. Diesen hat Gott auferweckt am dritten Tage, und hat Ihn erscheinen lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern den vorher von Gott angeordneten Zeugen , uns, die wir mit Ihm gegessen und getrunken haben, nachdem Er war auferstanden von den Todten. Und Er hat uns geboten, dem Volke zu predigen, und zu bezeugen, daß Er es sey, Der von Gott geordnet worden zum Richter der lebendigen und der Todten. Von Ihm zeugen alle Propheten: daß durch Seinen Namen Vergebung der Sünden erlange Jeglicher der an Ihn glaubet. Als Petrus noch diese Worte sprach, kam der heilige Geist über Alle, welche die Worte höreten. Und es staunten die Gläubigen aus dem Judenthum, welche mit Petrus gekommen warm: daß auch über die Heiden ausgegossen wurde die Gabe des heiligen Geistes; denn sie hörten sie in Sprachen reden, und Gott verherrlichen. Da nahm Petrus das Wort, Vermag Jemand das Wasser zu versagen diesen, daß sie nicht getaufet werden, die da empfangen haben den heiligen Geist, gleich wie auch wir? Und er befahl, daß sie getaufet würden im Namen des Herrn Jesu Christi. Da baten sie ihn, daß er einige Tage bey ihnen bliebe. Petrus erzählt den Jüngern, wie daß auch den Heiden der Eingang zur Kirche Christi geöffnet seyEs hörten aber die Apostel und die Brüder in Judäa, daß auch die Heiden das Wort Gottes angenommen haben. Da nun Petrus nach Jerusalem gekommen, stritten mit ihm die aus dem Judenthum, und sagten: Warum bist du zu Unbeschnittencn gegangen, und hast mit ihnen gegessen? Da hob Petrus an, legte es nach der Ordnung vor, und sprach: Ich war in der Stadt Joppe und betete; und ich sah, in Entzückung, eine Erscheinung: Etwas herabkommen, wie ein großes leinenes Tuch, an vier Zipfeln herabgelassen vom Himmel; und es kam bis zu mir. Ich schaute hin und betrachtete es; und ich sah vierfüßige Thiere der Erde, wilde, und kriechende, und Vögel des Himmels. Ich hörte da auch eine Stimme zu mir sagen: Auf Petrus, schlachte Und iß! Ich aber sprach: Ach nein Herr! denn Gemeines und Unreines ist noch nie in meinen Mund gekommen. Die Stimme antwortete mir aber wieder vom Himmel: Was Gott gereiniget, das heiße du nicht Unrein! Solches geschah dreymal. Und es ward Alles wieder hinaufgehoben gen Himmel. Und siehe: alsbald traten drey Männer vor das Haus wo ich war, die von Cäsarea zu mir gesandt waren. Es sagte mir aber der Geist, daß ich mit ihnen gehen solle, ohne Bedenken. Es gingen auch mit mir diese sechs Brüder, und wir gingen in das Haus des Mannes. Dieser erzählte uns, wie er einen Engel gesehen in seinem Hause, der da stand und zu ihm sprach: Sende nach Joppe, und laß rufen Simon, mit Zunamen: Petrus; der wird Worte zu dir sprechen, wodurch du selig werden wirst und dein ganzes Haus. Als ich nun zu reden angefangen hatte, kam der heilige Geist über sie, gleich wie über uns vordem. Da gedachte ich des Wortes des Herrn, wie Er sprach: Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt getauft werden mit dem heiligen Geist. Da nun Gott gleiche Gaben, wie uns, ihnen gegeben hat die da glauben an den Herrn Jesus Christus; wer war ich, daß ich sollte vermocht haben, Gott zu wehren? Da Jene das gehört hatten, waren sie beruhigt, preiseten Gott, und sprachen: Also auch den Heiden hat Gott die Buße verliehen zum Leben! Andere Jünger, auch Saulus, predigen den HeidenDiejenigen nun, welche sich hatten zerstreuet wegen der Vedrängniß die über Stephanus entstand, waren gegangen bis nach Phönicien, und Cypern und Antiochia; und sie redeten das Wort zu Niemanden, als zu den Juden. Es waren aber Einige aus ihnen, Männer aus Cypern und von Cyrene, welche, da sie nach Antiochia gekommen, auch zu den Griechen sprachen, und ihnen den Herrn Jesum verkündigten. Und die Hand des Herrn war mit ihnen: eine große Zahl wandte sich zum Herrn und ward gläubig. Es kam aber diese Nachricht über sie zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem; und sie sandten Barnabas gen Antiochia. Als dieser nun hinkam, und die Gnade Gottes sah; freuete er sich, und ermunterte Alle, bey dem Entschlusse ihres Herzens zu verharren im Herrn. Denn er war ein guter Mann, voll heiligen Geistes und Glaubens. Und es ward eine große Menge dem Herrn zugewandt. Barnabas aber begab sich nach Tarsus, um Saulus zu suchen; und da er ihn gefunden, führte er ihn gen Antiochia. Sie verblieben nun ein ganzes Jahr dort in der Gemeinde, und lehreten eine große Menge. Und in Antiochia wurden zuerst die Jünger genennet: Christen. Weissagung des AgabusIn diesen Tagen kamen Propheten herab von Jerusalem nach Antiochia. Und Einer unter ihnen, mit Namen Agabus, stand auf, und kündigte an, durch den Geist, eine große Hungersnoth, die da kommen sollte über das ganze Land; (welche auch eintrat zur Zeit des Claudius.) Die Jünger aber beschlossen, jeder nach seinem Vermögen, zu senden zum Unterhalt der Brüder die in Judäa wohnten. Sie thaten es, sandten es an die Aeltesten durch die Hand des Barnabas und des Saulus. Jakobus wird enthauptet; Petrus wird aus dem Kerker befreyetUm diese Zeit legte der König Herodes Hand an, um Etlichen aus der Gemeinde Leides zu thun. Jakobus, den Bruder des Johannes, ließ er tödten mit dem Schwert. Und da er sah, daß es den Juden gefiel, fuhr er fort, auch Petrus gefangen zu nehmen. Es waren aber die Tage der ungesäuerten Brode. Da er ihn nun hatte greifen lassen, ließ er ihn in Gefängniß legen, übergab ihn einer vierfachen Wache von je vier Kriegsknechten; und war Willens ihn nach Ostern dem Volke vorzuführen. Petrus ward nun in Gefängniß gehalten; es ward aber unablässig in der Gemeinde für ihn zu Gott gebetet. Als nun Herodes ihn wollte vorführen lassen, in eben der Nacht davor schlief Petrus, zwischen zwey Kriegsknechten, gebunden an zwey Ketten; und Wächter wachten an der Thüre des Gefängnisses. Und siehe! es kam ein Engel des Herrn, und Licht strahlte im Kerker; und er stieß Petrus an die Seite, weckte ihn, und sprach: Stehe eilig auf! Und es fielen ihm die Ketten von den Händen. Da sprach der Engel zu ihm: Gürte dich, und binde dir die Sohlen an! Er that es. Und da sprach er zu ihm: Wirf dir dein Gewand an, und folge mir! Er folgte ihm, und ging hinaus. Er wußte nicht, daß solches wirklich durch den Engel ihm widerführe; er glaubte, daß er eine Erscheinung sähe. Sie gingen nun durch die erste Wache, und durch die zweyte, und kamen zur eisernen Thüre, welche in die Stadt führt; die öffnere sich ihnen von selbst; und sie traten hinaus, und gingen Eine Gasse voran. Und alsbald schied der Engel von ihm. Da kam Petrus zu sich selbst, und sprach: Nun weiß ich wahrhaft, daß der Herr Seinen Engel gesandt, und mich entrissen hat der Hand des Herodes und aller Erwartung des Volks der Juden! Und er besann sich, und ging zum Hause der Maria, Mutter des Johannes, mit Zunamen Markus, wo Viele versammelt waren und beteten. Als er an die Thüre des Vorhofes klopfte, trat hinzu ein Mädchen zu horchen, mit Namen Rhode. Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, ließ sie vor Freude die Thüre ungeöffnet, lief hinein, und verkündigte: Petrus stehe vor der Thüre. Sie aber sprachen zu ihr: Du bist nicht bey Sinnen! Sie versicherte aber, daß es also sey. Jene dagegen sagten: Es ist sein Engel! Petrus aber hielt an mit Klopfen; da machten sie auf, sahen ihn, und entsetzten sich. Er aber winkte ihnen mit der Hand, zu schweigen; und erzählte ihnen: wie ihn der Herr aus dem Gefängnisse geführt. Und er sagte: Verkündiget dieses dem Jakobus und den Brüdern! Und er ging hinweg, und zog an einen anderen Ort. Was da Herodes that. Wie er starb. Das Wort des Herrn verbreitete sichAls es nun Tag ward, entstand nicht geringe Bestürzung unter den Kriegsknechten: was mit Petrus möchte vorgegangen seyn. Herodes aber, da er ihn aufsuchen lassen, und nicht gefunden hatte; ließ die Wache verhören; und er befahl sie fortzuschaffen. Und er zog von Juda hinab gen Cäsarea, und verweilte dort. Er war aber aufgebracht gegen die Tyrier und Sidonier. Diese, gemeinschaftlich, sandten zu ihm, gewannen den Blastus der des Königs Kämmerer war, und baten um Frieden; denn aus dessen iande zog das ihrige die iebensmittel. An einem anberaumten Tage hielt Herodes öffentlich eine Rede an sie, mit königlichem Gewande angethan, und sitzend auf einem Throne. Da rief das Volk ihm zu: Gottes Stimme, nicht eines Menschen! Alsbald schlug ihn der Engel des Herrn, darum weil er die Ehre nicht Gott gab. Und er ward von Würmern gefressen, und hauchte das Leben aus. Das Wort Gottes aber wuchs und mehrete sich. Barnabas und Saulus nun, da sie ihren Auftrag ausgerichtet hatten, kehrten zurück aus Jerusalem, und nahmen mit sich Johannes, mit Zunamen Markus. Saulus und Barnabas werden geweihet; predigen in vielen Landen und StädtenZu Antiochia waren in der Gemeinde Propheten und Lehrer: Barnabas, und Simon, genannt Niger, und Lucius von Cyrene, und Manahen, erzogen mit Herodes dem Vierfürsten, und Saulus. Als diese nun dem Herrn Gottesdienst hielten und fasteten; sprach der heilige Geist zu ihnen: Weihet Mir Barnabas und Saulus zum Werke, zu dem ich sie berufen habe. Da fasteten sie und beteten; legten ihnen die Hände auf; und entließen sie. Diese, nun, ausgesandt vom heiligen Geist, gingen nach Seleucia; und schifften von dort nach Cyprus. Und da sie zu Salamis gekommen, predigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden; sie hatten auch den Johannes zum Dienste. Sie durchzogen die ganze Insel bis Paphus; und fanden da einen Zauberer, einen Afterpropheten und Juden, mit Namen Barjesu. Der war bey Sergius Paulus, dem Statthalter, der ein verständiger Mann war. Dieser rief Barnabas und Saulus zu sich, und begehrte von ihnen das Wort Gottes zu hören. Es widerstand ihnen aber Elymas, der Zauberer (denn so heißt verdolmetschet dieser Name), und er trachtete den Statthalter vom Glauben abzuhalten. Saulus aber, (der auch Paulus heißet,) des heiligen Geistes voll, sah ihn an, und sprach: O du, voll jegliches Trugs und jeglicher Arglist, Kind des Teufels, und Feind aller Gerechtigkeit! wirst du nicht aufhören, zu verkehren die geraden Wege des Herrn? Und nun, siehe, die Hand des Herrn über dich! blind wirst du seyn, die Sonne nicht sehen, eine Zeit lang! Alsbald fiel auf ihn Dunkel und Finsterniß, und umhertappend suchte er, wer ihm die Hand reiche. Da der Statthalter sah, was geschehen war, glaubte er, staunend über die Lehre des Herrn. Paulus aber, und die bey ihm waren, schifften von Paphus ab, und kamen nach Perge in Pamphylien. Johannes schied da von ihnen, und kehrte zurück gen Jerusalem. Sie aber zogen von Perge weiter, und kamen nach Antiochia in Pisidien; und sie gingen in die Synagoge am Sabbattage, und setzten sich. Nach der Lesung aus dem Gesetze und den Propheten, sandte der Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließ sagen: Ihr Männer, Brüder! habt ihr ein Wort der Erbauung zum Volke, so redet. Rede des Apostels Paulus in der SynagogeDa stand Paulus auf, winkte mit der Hand zu schweigen, und sprach: Ihr Männer von Israel, und die ihr Gott fürchtet, höret! Der Gott des Volkes Israel erwählete unsere Väter, und machte groß das Volk, das Fremdling war in Egypten; und mit erhabenem Arme führte er sie von dannen aus. Und vierzig Jahre lang ertrug er ihr Betragen in der Wüste. Und Er vertilgte sieben Völkerschaften im Lande Chanaan, und gab ihnen das Land derselben zum Besitzthum, etwa nach vierhundert und fünfzig Jahren; und demnächst gab Er Richter bis auf Samuel, den Propheten. Und da verlangten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, vierzig Jahre lang. Und nachdem Er diesen verworfen hatte, erweckte Er ihnen David zum Könige, dem Er auch Zeugniß gab und sagte: Ich habe befunden David, den Sohn Jesse, einen Mann nach Meinem Herzen, der Meinen ganzen Willen thun wird. Aus dem Geschlecht desselben hat Gott, nach Seinem Versprechen, dem Hause Israel hervorgeführt Jesum den Heiland. Und Johannes predigte, vor Dessen Erscheinung, die Taufe der Buße allem Volke Israel. Da aber Johannes seinen lauf vollendete, sprach er: Wen ihr meinet daß ich bin, der bin ich nicht; aber sieh! Er kommt nach mir, Dessen Schuhe von Seinen Füßen zu lösen ich nicht werth bin. Ihr Männer und Brüder, Kinder von Abrahams Geschlecht, und die unter euch Gott fürchten! euch ist gesandt das Wort dieses Heils. Denn Jerusalems Einwohner und ihre Häupter, indem sie Diesen nicht anerkannten, noch die Stimme der Propheten welche jeden Sabbat gelesen werden; haben, da sie Ihn verdammten, diese erfüllet. Und, obwohl sie an Ihm keine Schuld des Todes fanden, forderten sie von Pilatus Ihn zu tödten. Als sie nun Alles vollbracht hatten, was von Ihm geschrieben steht, nahmen sie Ihn vom Holz, und legten Ihn ins Grab. Gott aber erweckte Ihn von den Todten am dritten Tage; und Er erschien mehrere Tage hindurch denen, welche mit Ihm aus Galiläa gen Jerusalem gegangen waren; welche da nun Seine Zeugen sind bey dem Volke. Und wir verkündigen euch die Verheißung, welche unsern Vätern gegeben worden. Denn diese hat Gott uns, ihren Kindern, erfüllet, indem Er Jesum erwecket hat, wie auch geschrieben steht im zweyten Psalm: Du bist Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeuget. Daß Er Ihn aber hat von den Todten erwecket, so daß Er nicht zur Verwesung wiederkehre, davon sagt Er also: Ich werde euch treu halten das David Verheißene. So denn heißt es auch an einem anderen Orte: Du wirst nicht zugeben, daß Dein Heiliger die Verwesung erfahre. David nun, nachdem er zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedienet hatte, ist entschlafen und gelegt worden zu seinen Vätern, und hat die Verwesung erfahren; Den aber Gott auferwecket hat, Der hat die Verwesung nicht erfahren. So sey es denn euch kund, ihr Männer und Brüder, daß euch verkündigt wird die Erlassung der Sünden durch Diesen; auch von Allem, wovon ihr nicht konntet gerechtfertigt werden im Gesetz Moyses, wird durch Diesen gerechtfertigt ein Jeglicher, der da glaubet. So sehet nun zu, daß nicht über euch komme, was gesagt ward von den Propheten! Schauet, ihr Spötter, staunet und verschwindet! denn ein Werk werde Ich thun in euren Tagen, ein Werk das ihr nicht glauben werdet, wo auch Jemand es euch erzählte. Viele Juden und Heiden werden gläubig; andere aber treiben die Apostel hinausDa sie nun hinausgingen, bat man sie, daß sie auch am folgenden Sabbat solches Wort zu ihnen reden möchten. Nach beendigter Synagoge waren Viele der Juden, und der andächtigen Judengenossen, welche Jünger wurden des Paulus und Barnabas; diese redeten ihnen zu, und ermunterten sie, zu beharren in der Gnade Gottes. Am folgenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, zu hören das Wort Gottes. Als die Juden aber sahen diese Menge, ereiferten sie sich, und widersprachen dem was von Paulus gesagt ward, und sprachen Lästerworte. Unerschrocken sagten da Paulus und Barnabas: Zu euch mußte zuerst das Wort Gottes geredet werden; weil ihr aber es von euch stoßet, und euch selbst des ewigen Lebens nicht werth achtet, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden. Denn also hat, uns der Herr geboten: Ich habe Dich den Heiden zum Lichte gesetzt, daß Du das Heil seyest bis ans Ende der Erde. Da die Heiden das hörten, wurden sie froh, und preiseten das Wort des Herrn; und es wurden gläubig, wie viel ihrer zum ewigen Leben geordnet waren. Es ward das Wort des Herrn ausgebreitet in der ganzen Gegend. Die Juden aber wiegelten gottehrende angesehene Weiber auf, und die Vorgesetzten der Stadt; erregten eine Verfolgung wider Paulus und Barnabas, und vertrieben sie aus ihrem Gebiete. Diese aber schüttelten den Staub von den Füßen ab wider sie, und gingen nach Ikonium. Die Jünger aber wurden voll Freude und heiligen Geistes. Wie die Apostel das Evangelium verkündigten in den Städten Ikonium, Lystra und Derbe; dann, auf der Rückkehr gen Antiochia, in SyrienEs geschah aber zu Ikonium, daß sie zugleich eingingen in die Synagoge der Juden, und redeten, also daß eine große Menge der Juden und der Griechen gläubig ward. Die ungläubigen Juden aber reizten und erbitterten die Gemüther der Heiden wider die Brüder. Sie blieben da nun eine geraume Zeit, voll freudigen Vertrauens im Herrn, Welcher dem Worte Seiner Gnade Zeugniß gab, und durch ihre Hand Zeichen und Wunder geschehen ließ. Es entstand aber Spaltung unter dem Volke der Stadt; Etliche hielten's mit den Juden, Andere mit den Aposteln. Als sich aber erhob ein Aufstand der Heiden und Juden sammt ihren Häuptern, sie zu mißhandeln und zu steinigen; wurden sie deß gewahr, und entwichen in die Städte Lykaoniens: Lystra und Derbe, und in die benachbarte ganze Gegend; und verkündigten dort das Evangelium. Und es war zu Lystra ein Mann, der saß da gebrechlich, ohne je gegangen zu haben, lahm von Mutterleibe an. Dieser hörte Paulus reden; der heftete da den Blick auf ihn, sah daß er den Glauben hätte, ihm möchte geholfen werden, und sprach mit lauter Stimme: Steh auf deinen Füßen aufrecht! Und er sprang auf, und wandelte umher. Da das Volk sah, was Paulus gethan, erhuben sie ihre Stimme, sagten auf lykaonisch: Götter in Menschengestalt sind herabgekommen zu uns! Und sie nannten Barnabas Jupiter, Paulus aber Merkurius, weil dieser das Wort führte. Auch der Priester Jupiters der vor der Stadt war, brachte Stiere und Kränze herbey vor die Pforte, und wollte opfern sammt dem Volke. Da das die Apostel, Barnabas und Paulus, hörten, zerrissen sie ihre Gewande, sprangen unter das Volk, riefen und sagten: Ihr Männer, was thut ihr da? Auch wir sind, deßgleichen wie ihr, sterbliche Menschen! euch verkündigen wir, daß ihr von diesen Nichtigkeiten euch wenden sollet zum lebendigen Gott, Der gemacht hat den Himmel, und die Erde, das Meer, und alles, was in ihnen ist; Der in den Zeiten vergangener Geschlechte alle Völker wandeln ließ ihre eignen Wege; doch aber Sich nicht unbezeugt gelassen hat, Gutes spendend, vom Himmel her, Regen und fruchtbringende Jahreszeiten gebend, unsere Herzen labend mit Nahrung und mit Freude. Als sie solches sprachen, stillten sie kaum das Volk, daß es ihnen nicht opferte. Es kamen aber Juden dahin von Antiochia und von Ikonium, brachten das Volk auf, steinigten Paulus, schleppten ihn zur Stadt hinaus, meinten, er sey gestorben. Die Jünger aber stelleten sich um ihn; und er stand auf, und ging in die Stadt. Und am folgenden Tage begab er sich mit Barnabas nach Derbe. Nachdem sie dieser Stadt das Evangelium verkündigt und Viele gelehrt hatten, zogen sie zurück gen Lystra, und Ikonium, und Antiochia; stärkten die Brüder, redeten ihnen zu, im Glauben zu beharren; und, wie daß wir durch viele Drangsale eingehen müssen in das Reich Gottes. Sie ordneten Priester in allen Gemeinden an, betend und fastend; und empfohlen sie dem Herrn, an Den sie gläubig geworden. Und sie zogen durch Pisidien, kamm nach Pamphylien; predigten zu Perge das Wort des Herrn; und gingen da hinab gen Attalia. Und von dort schifften sie sich ein gen Antiochia, wo sie der Gnade Gottes waren empfohlen worden zum Werke das sie vollbracht hatten. Als sie dort angekommen waren, und die Gemeinde versammelt hatten; verkündigten sie: wie Vieles Gott durch sie gethan, und: daß Er den Heiden die Thüre des Glaubens geöffnet. Sie blieben eine nicht kleine Zeit bey den Jüngern. Kirchenversammlung zu Jerusalem: VeranlassungEs kamen Einige herab von Judäa, und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht beschneiden lasset nach Moyses Satzung, so könnet ihr nicht selig werden. Da nun Paulus und Barnabas einen nicht geringen Widerstreit hatten mit ihnen; so beschloß man, daß Paulus und Barnabas, und einige Andere aus ihnen, hinaufzögen zu den Aposteln und den Aeltesten in Jerusalem, dieser Frage wegen. Sie wurden nun hingeleitet von der Gemeinde; zogen durch Phönicien und Samarien; erzählten die Bekehrung der Heiden, und machten große Freude allen Brüdern. Als sie gekommen waren nach Jerusalem, wurden sie aufgenommen von der Gemeinde und von den Aposteln und den Aeltesten; und sie erzähleten, wie Vieles Gott durch sie gethan hatte. Es erhuben sich aber Einige aus der Pharisäer Schule, die gläubig geworden waren, und sprachen: Man muß sie beschneiden, und ihnen gebieten zu beobachten das Gesetz Moyses. Da versammelten sich die Apostel und die Aeltesten, diese Frage zu erwägen. BerathungAls man da viele Reden gewechselt hatte, erhob sich Petrus, und sprach zu ihnen: Ihr Männer und Brüder! Ihr wisset, daß, schon vor geraumer Zeit, Gott unter uns gewählt hat, daß aus meinem Munde die Heiden das Wort des Evangeliums hören und glauben sollten. Und Gott, der Herzenskundige, hat ihnen Zeugniß gegeben, indem Er ihnen den heiligen Geist gab, gleich wie auch uns; und Er hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns und ihnen; durch den Glauben hat Er ihre Herzen gereinigt. Was versuchet ihr denn nun Gott, daß ihr aufleget ein Joch auf der Jünger Nacken, welches weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? Sondern wir glauben selig zu werden durch die Gnade des Herrn Jesu Christi, auf gleiche Weise mich sie. Da schwieg die ganze Versammlung; und sie hörten Barnabas und Paulus erzählen, wie viele Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden gethan hatte. Als nun diese schwiegen, hub Jakobus an, und sprach: Ihr Männer uud Brüder, höret mir zu! Simon hat erzählt, welcher Weise zuerst Gott hat heimgesucht und angenommen ein Volk aus den Heiden zu Seinem Namen. Und damit stimmen überein die Worte der Propheten, wie geschrieben steht: Darnach will Ich kommen, und wieder aufbauen das zerfallene Haus Davids; das niedergerissene will Ich aufbauen, und es wieder aufrichten; daß die übrigen Menschen den Herrn suchen und alle Völker, über welche Mein Name genennet ward. Das spricht der Herr, Er Der solches thut. Bekannt ist Gott Sein Werk von Ewigkeit her. Darum urtheile ich: man beunruhige nicht die aus den Heiden, welche sich zu Gott bekehren; sondern schreibe ihnen: daß sie sich enthalten von Unreinigkeit der Götzen, und von Hurerey, und vom Erstickten, und vom Blute. Denn Moyses hat, von alten Zeiten her, in jeglicher Stadt, jene die ihn predigen in den Synagogen, wo er jeden Sabbat gelesen wird. BeschlußDa däuchte es gut den Aposteln und den Aeltesten, sammt der ganzen Gemeinde: aus ihnen Männer zu erlesen, und sie zu senden nach Antiochia mit Paulus und Barnabas: nämlich Judas, mit Zunamen Barsabas, und Silas, welche waren angesehen unter den Brüdern; und durch sie einzuhändigen dieses Schreiben: Wir, die Apostel und die Aeltesten, die Brüder, den Brüdern aus dem Heidenthum, in Antiochia und in Syrien und in Cillcien, unsern Gruß! Da wir vernommen haben, daß Einige der Unsrigen hergekommen sind, euch durch Reden beunruhiget, und eure Gemüther verwirret haben, denen wir keine Weisung gegeben; so haben wir, in unserer Versammlung, für gut befunden, Männer zu erlesen und zu euch zu senden, mit unseren geliebten Barnabas und Paulus, diesen Männern die ihr Leben dargeboten haben für den Namen unsers Herrn Jesu Christi. Wir haben also gesandt Judas und Silas, die auch mündlich euch eben das berichten werden. Denn es hat gefallen dem heiligen Geist und uns, euch weiter keine last aufzulegen, als diese nothwendigen Stücke: daß ihr euch enthaltet der Götzenopfer, und des Blutes, und des Erstickten, und der Hurerey. Wo ihr euch davor hütet, so werdet ihr recht thun. Lebet wohl! VerkündigungSo wurden nun jene entlassen, kamen nach Antlochia, versammelten die Gemeinde, und übergaben das Schreiben. Sie lasen es, und freueten sich des Trostes. Judas auch und Silas, die selbst Propheten waren, ermunterten mit vielen Worten die Brüder, und stärkten sie. Da diese einige Zeit dort geblieben waren, wurden sie von den Brüdern friedvoll entlassen zu denen, von welchen sie waren gesandt. Silas aber fand für gut, daselbst zu bleiben; und Judas ging allein gen Jerusalem. Paulus und Barnabas weilten in Antiochien, lehrend und das Wort des Herrn verkündigend, sammt vielen Anderen. Paulus zieht aus zu predigen, gesondert von BarnabasNach einigen Tagen aber sprach Paulus zu Barnabas: Laß uns gehen uud die Brüder in allen Städten, wo wir das Wort gepredigt haben, besuchen, wie es ihnen ergehe. Da wollte Barnabas auch mitnehmen Johannes, mit Zunamen Markus. Paulus hingegen stellte ihm vor, daß der, welcher gewichen von ihnen aus Pamphylien, und ihnen nicht gefolget war zum Werke, nicht solle mitgenommen werden. Da entstand Zwiespalt, so daß sie von einander schieden, und Barnabas den Markus mitnahm, und gen Cypern schiffte. Paulus aber wählte den Silas, und zog aus, der Gnade Gottes anbefohlen von den Brüdern. Er zog durch Syrien und Cilicien, stärkte die Gemeinden, und gebot zu halten die Satzungen der Apostel und Aeltesten. Paulus nimmt den Timotheus zu sich: er lehret in vielen Städten und Provinzen; in anderen wird es ihm gewehrtEr kam nach Derbe und Lystra. Und siehe, dort war ein Jünger, mit Namen Timotheus, Sohn eines jüdischen, gläubigen Weibes und eines heidnischen Vaters. Dieser hatte gutes Zeugniß von den Brüdern zu Lystra und zu Ikonium. Paulus wollte, daß der mit ihm zöge. Er nahm ihn zu sich, und ließ ihn beschneiden, der Juden wegen, die in jenen Gegenden waren; denn sie wußten Alle, daß sein Vater ein Heide war. Wie sie nun durch die Städte zogen, geboten sie zu halten die Beschlüsse, welche von den Aposteln und Aeltesten zu Jerusalem geordnet waren. Und es wurden die Gemeinden gekräftiget im Glauben, und nahmen täglich zu an Zahl. Da zogen sie durch Phrygien und das Land der Galater. Es ward ihnen gewehret vom heiligen Geist, das Wort zu reden in Asia. Wie sie gekommen waren gen Mysien, schickten sie sich an, hinüber zu gehen nach Bithynien; und der Geist Jesu gestattete es ihnen nicht. Da sie aber Mysien vorbey zogen, kamen sie hinab nach Troas. Er wird berufen nach Macedonien; predigt zu Philippi; Lydia wird gläubigUnd dem Paulus erschien ein Gesicht bey Nacht: Ein Macedonischer Mann stand da, bat ihn und sprach: Geh herüber nach Macedonien und hilf uns! Da er diese Erscheinung gesehen hatte, suchten wir sofort gen Macedonien zu ziehen, überzeugt, daß der Herr uns berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen. Da schifften wir ab von Troas, und fuhren in geradem Lauf nach Samothracien, und am folgenden Tage nach Neapolis; und von dannen nach Philippi, welches ist die Hauptstadt jenes Theils von Macedonien, eine Pflanzstadt. Wir waren in dieser Stadt und warteten einige Tage. Am Tage des Sabbats aber gingen wir aus dem Thore hinaus an den Fluß, wo das gewöhnliche Bethaus war. Wir setzten uns, und redeten zu den Weibern die da versammelt waren. Und ein Weib, mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin, aus der Stadt Thyatira, welche Gott fürchtete, hörete zu; und ihr öffnete der Herr das Herz, daß sie aufnahm das was Paulus sprach. Wie sie nun, und Alle in ihrem Hause, getauft worden, bat sie und sprach: Wenn ihr mich erachtet habt als getreu dem Herrn, so gehet ein in mein Haus, und wohnet da! Und sie nöthigte uns. Er treibt einen bösen Geist aus: wird ins Gefängniß gelegtEs geschah, als wir zum Bethaus gingen, da kam uns eine Magd entgegen, die einen Geist des Python hatte, und ihrer Herrschaft durch Wahrsagen vielen Gewinn brachte. Diese folgte Paulus und uns nach, rief und sprach: Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes, die euch verkündigen den Weg des Heils! Solches geschah mehrere Tage. Das schmerzte aber Paulus; er wandte sich, und sprach zum Geiste: Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, fahr' aus von ihr! Und er fuhr aus in eben der Zeit. Da nun ihre Herrschaft sah, daß die Hoffnung ihres Gewinns dahin war, ergriffen sie Paulus und Silas, und schleppten sie auf den Markt vor die Obrigkeit. Und sie stellten sie vor die Stadtrichter, und sagten: Diese Menschen bringen in Unordnung unsere Stadt, sind Juden, und verkündigen Gebräuche, welche aufzunehmen und zu üben uns nicht erlaubt ist, die wir Römer sind. Auch das Volk erhub sich wider sie. Und die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider abreißen, und sie mit Ruthen streichen. Und nachdem sie ihnen viele Streiche geben lassen, warfen sie dieselben ins Gefängniß, dem Kerkermeister anbefehlend, sie sorgfältig in Verwahrsam zu nehmen. Dieser, der solchen Befehl bekommen hatte, brachte sie in das innerste Gefängniß, und schloß ihre Füße in den Stock. Er wird wunderbar befreyt; der Kerkermeister wird gläubigUm Mitternacht beteten Paulus und Silas, sangen Gott Loblieder; und die da gefangen saßen, hörten es. Plötzlich entstand ein starkes Erdbeben, so daß die Grundfesten des Kerkers erschüttert wurden; und sogleich öffneten sich alle Thüren, und Aller Bande wurden los. Der Kerkermeister fuhr auf aus dem Schlafe; und da er die Thüren des Kerkers eröffnet sah, zog er das Schwert, und wollte sich das Leben nehmen, glaubend daß die Gefangenen entronnen seyn. Paulus aber rief mit lauter Stimme und sprach: Thue dir kein Leid, denn Alle sind wir hier! Da hieß jener Licht bringen, und eilte hinein; und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Er führte sie hervor, und sprach: Herren, was soll ich thun, daß ich selig werde? Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesum, und du wirst selig werden und dein Haus! Und sie redeten zu ihm das Wort des Herrn, und zu Allen die in seinem Hause waren. Und er nahm sie zu selbiger Stunde der Nacht, und wusch ihnen die Wunden; und er ließ alsbald sich taufen sammt seinem ganzen Hause. Er führte sie in sein Haus, setzte ihnen zu essen vor; und er freuete sich, daß er gläubig geworden an Gott, sammt seinem ganzen Hause. Man ersucht ihn, die Stadt zu verlassenAls es nun Tag geworden, sandten die Stadtrichter ihre Gerichtsdiener, und ließen sagen: laß diese Menschen los! Der Kerkermeister verkündigte es dem Paulus: Die Stadtrichter haben gesandt, daß ihr losgelassen werdet. So gehet nun hinaus, und ziehet in Frieden! Paulus aber sagte zu jenen: Oeffentlich haben sie uns stäupen lassen, unverhöret, uns die Römische Männer sind; haben uns in den Kerker geworfen, und entlassen uns jetzt heimlich? Nicht so! sondern kommen mögen sie, und selbst uns hinausführen! Die Gerichtsdiener überbrachten solche Worte den Stadtrichtern; und diese fürchteten sich, da sie hörten, daß es Römer seyn. Sie kamen, und redeten ihnen zu, führten sie hinaus, und baten, daß sie aus der Stadt ziehen möchten. Da gingen sie aus dem Gefängniß, und hin zur Lydia; und besuchten die Brüder, trösteten sie; und zogen von dannen. Paulus und Silas predigen das Wort des Herrn in Thessalonich; darnach zu BeröaSie reiseten durch Amphipolis und Apollonia; kamen nach Thessalonich, wo eine Synagoge der Juden war. Da ging Paulus, nach seiner Gewohnheit, zu ihnen ein, sprach drey Sabbate zu ihnen über die Schrift; er legte sie aus, und bewies: Christus mußte leiden und auferstehen von den Todten; und Christus ist dieser Jesus, Den Ich euch verkündige. Und Einige ihrer wurden gläubig, und geselleten sich zu Paulus und Silas, auch der Gottesfürchtigen und der Heiden eine große Anzahl, und nicht wenige angesehene Weiber. Die erbitterten Juden aber zogen vom Pöbel etliche schlechte Leute an sich, rotteten sich zusammen, und setzten die Stadt in Aufruhr; zogen hin vor Jasons Haus, und suchten sie, um sie vor dem Volke vorzuführen. Da sie aber dieselben nicht fanden, schleppten sie den Jason und einige der Brüder zu der Stadtobrigkeit, und schrieen: Die welche in Städten Unruhe stiften, sind auch hieher gekommen! Die hat Jason aufgenommen! Sie Alle thun wider des Kaisers Gebot, und sagen: ein Anderer sey König, Jesus! — Sie brachten da das Volk auf, und die Obrigkeiten der Stadt, welche solches hörten. Nachdem diese aber Bürgschaft von Jason und den Anderen erhalten hatten, ließen sie jene los. Die Brüder aber führten, alsbald in der Nacht, Paulus und Silas hinaus gen Beröa. Als sie dort angekommen waren, gingen sie in die Synagoge der Juden. Diese aber waren edler gesinnt, als jene zu Thessalonich; sie nahmen das Wort mit allem guten Willen auf, und forscheten täglich in der Schrift: ob es sich also verhielte. Da glaubten nun Viele aus ihnen, und der heidnischen angesehenen Weiber und Männer nicht wenige. Als aber die Juden zu Thessalonich erfuhren, daß auch in Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündigt wurde, kamen sie auch dahin, das Volk erregend und aufwiegelnd. Da sandten alsbald die Brüder den Paulus fort, daß er ging bis ans Meer; Silas aber und Timotheus blieben da. Die aber Paulus geleiteten, führten ihn bis Athen; bekamen von ihm den Auftrag an Silas und Timotheus, daß diese ehestens zu ihm kommen möchten; und kehrten zurück. Paulus predigt in Athen und vor dem dortigen obersten GerichtshofeAls Paulus zu Athen auf sie wartete, ereiferte sein Geist in ihm, da er sah, wie die Stadt voll Götzenbilder war. Er redete nun in der Synagoge zu den Juden und zu den Gottesfürchtigen, auch auf dem öffentlichen Platze täglich zu denen die herbeykamen. Einige aber der Epikurischen und Stoischen Weltweisen stritten mit ihm. Und es sprachen Etliche: Was will denn dieser Schwätzer sagen? Andere: Er scheint ein Ankündiger fremder Götter zu seyn. (Weil er Jesum und die Auferstehung ihnen verkündigte.) Sie nahmen ihn mit, und führten ihn zum Areopagus, und sprachen: Können wir nicht vernehmen, was das für eine neue Lehre ist die du verkündigst? Denn du bringst fremde Dinge vor unsere Ohren. So wollen wir doch wissen, was das seyn mag! (Es hatten aber alle Athener, und die dort wohnenden Fremdlinge, für nichts Muße, als etwas Neues zu sagen oder zu hören.) Paulus stand da mitten in der Versammlung des Areopagus, und sprach: Ihr Männer von Athen! ich sehe, daß ihr auf alle Weise wie übergläubig seyd. Denn indem ich umherging, und eure Heiligthümer betrachtete, fand ich auch einen Altar, auf dem geschrieben stand: Dem unbekannten Gotte. Was ihr nun, ohne zu kennen, verehret, davon verkündige ich euch. Gott, Der die Welt gemacht hat, und Alles was drinnen ist, Er der Herr des Himmels und der Erde, wohnet nicht in Tempeln, mit Händen gemacht; und Er wird nicht von Menschenhänden bedienet, als bedürfe Er etwas, Er Der Allen gibt Leben und Odem und Alles; und Er hat aus Einem das ganze Geschlecht der Menschen gemacht, zu bewohnen das ganze Antlitz der Erde; und hat bestimmte Zeiten, und Grenzen ihrer Wohnstätte geordnet: auf daß sie Gott suchen sollten, ob sie etwa Seiner inne werden oder Ihn finden, da Er ja nicht fern ist von einem Jedem Unser. Denn in Ihm leben wir, und regen uns, und sind wir; wie auch eurer Dichter Einige gesagt haben: Wir sind ja Seines Geschlechts! Da wir denn vom Geschlechte Gottes sind, so dürfen wir nicht wähnen, daß die Gottheit gleich sey dem Golde, oder Silber, oder Stein, den Bildungen der Kunst und menschlicher Erfindung. Die Zeiten jedoch dieser Unwissenheit übersehend, kündigt Gott anjetzt allen Menschen allenthalben an, Buße zu thun; denn Einen Tag hat Er bestimmt, an welchem Er den Erdkreis richten wird durch einen Mann, den Er angestellt, und den Er Allen beglaubiget hat, indem Er Ihn auferweckte von den Todten. Da sie aber von Auferstehung der Todten hörten, spotteten Einige; Andere sagten: Wir wollen dich ein andermal darüber hören. So ging Paulus hinweg aus ihrer Mitte. Einige Männer aber hingen ihm an, und glaubten; unter denen war Dionysius, ein Mitglied des Areopagus, und ein Weib, mit Namen Damaris, und Andere mit ihnen. Paulus zu KorinthDarauf schied er von Athen, und kam nach Korinth. Dort fand er einen Juden, mit Namen Aquila, gebürtig aus Pontus, welcher neulich ans Italien gekommen war, mit seinem Weibe Priscilla; weil Claudius befohlen hatte, daß alle Juden aus Rom sich entfernen sollten. Zu diesen ging er; und da er mit ihnen gleiches Handwerk übte, wohnte er bey ihnen, und arbeitete. (Sie waren aber Zeltenmacher.) Und er redete in der Synagoge jeden Sabbat, sprach mitunter von dem Namen Jesu des Herrn, und belehrte Juden und Griechen. Als aber Silas und Timotheus aus Macedonien hergekommen; drang Paulus an mit dem Worte, und bezeugte den Juden, daß Jesus sey der Christus. Da sie aber widerstrebten und lästerten, sprach er zu ihnen, die Kleider ausschüttelnd: Euer Blut komme über euer Haupt! Ich bin deß rein; von nun an werd' ich zu den Heiden gehen! Und er ging hinaus, und begab sich in das Haus eines Mannes, mit Namen Titus Justus, eines Gottesfürchtigen; dessen Wohnung stieß an die Synagoge. Crispus, Vorsteher der Synagoge, glaubte an den Herrn, nebst seinem ganzen Hause; und viele Korinther, welche zuhörten, wurden gläubig, und ließen sich taufen. Es sprach aber der Herr in einem Gesichte bey Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Ich bin mit dir, und Keiner wird dich angreifen, dir zu schaden; denn Ich habe viel Volk in dieser Stadt. Er blieb nun da Ein Jahr und sechs Monate, das Wort Gottes unter ihnen lehrend. Aufstand wider Paulus. Er besucht viele Städte und LänderAber, als Gallio Statthalter in Achaja war, erhuben sich die Juden einmüthiglich wider Paulus, führten ihn vor den Richtstuhl, und sagten: Dieser hier beredet die Leute, dem Gesetze zuwider, Gott zu dienen. Als nun Paulus in Begriff war, das Wort zu nehmen, da sagte Gallio zu den Juden: Wofern es beträfe irgend ein Unrecht oder eine frevelhafte That, ihr jüdischen Männer; so würde ich euch anhören, von Rechts wegen; da es aber eine Streitfrage ist über Lehre, und Namen, und euer Gesetz, so möget ihr selbst zusehen! Darüber will ich nicht Richter seyn! Und er wies sie ab vom Richtstuhl. Es ergriffen aber Alle den Sosthenes, den Vorsteher der Synagoge, und schlugen ihn vor dem Richtstuhl. Und Gallio achtete nicht darauf. Paulus aber, als er noch viele Tage geblieben war, nahm Abschied von den Brüdern, und ging zu Schiffe gen Syrien, und mit ihm Priscilla und Aquila; er hatte sein Haar geschoren in Kenchreä, weil er ein Gelübde hatte. Und er kam nach Ephesus, und jene blieben daselbst. Er ging in die Synagoge, und redete zu den Juden; sie baten ihn, längere Zeit zu bleiben; er willigte nicht ein; sondern nahm von ihnen Abschied, und sprach: Ich werde wieder zu euch kommen, so Gott will; und er fuhr ab von Ephesus. Er kam nach Cäsarea; ging hinauf, und begrüßte die Gemeinde; und zog dann hinab gen Antiochia. Und als er einige Zeit dort gewesen war, ging er aus, und Durchzog, von Ort zu Ort, nach einander das Galatische Land und Phrygien, und kräftigte alle Jünger. Vom Lehrer ApolloEs kam aber nach Ephesus ein Jude, mit Namen Apollo, gebürtig aus Alexandrien, ein beredter Mann, und mächtig in der Schrift. Dieser war unterwiesen worden in der Lehre des Herrn, war glühend im Geiste, sprach und lehrte gründlich von Jesu, wissend nur von der Taufe des Johannes. Dieser nun hob in der Synagoge an, freymüthig zu sprechen. Da Priscilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich, und erklärten ihm gründlicher den Weg des Herrn. Als er nun nach Achaja gehen wollte, ermunterten ihn die Brüder, und schrieben an die Jünger, daß sie ihn aufnähmen. Als er dort angekommen, half er viel denen, die gläubig geworden. Denn kräftig überwies er die Juden öffentlich, darthuend durch die Schrift; daß Jesus sey der Christus. Von einigen Jüngern JohannesIndem Apollo zu Korinth war, geschah es, daß Paulus, zurück kehrend aus den oberen Gegenden, nach Ephesus kam. Er traf etliche Jünger an, und zu diesen sprach er: Habt ihr, da ihr gläubig geworden, den heiligen Geist empfangen? Sie sprachen zu ihm: Aber wir haben auch nie gehört, ob es ist der heilige Geist. Da sprach er zu ihnen: Worauf seyd ihr denn getauft worden? Sie sprachen: Auf des Johannes Taufe. Paulus aber sprach: Johannes taufte mit der Taufe der Buße, und sagte dem Volk, daß sie an Den, Welcher nach ihm käme, glauben sollten; das heißt: an Jesum. Da sie das hörten, wurden sie getauft im Namen des Herrn Jesu. Und da Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der heilige Geist auf sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten. Es waren aber dieser Männer gegen zwölfe. Die Zahl der Gläubigen mehret sich. Es geschehen viele Wunderthaten. Wirkung derselbenEr ging hinein in die Synagoge, und sprach freymüthig; drey Monate lang redete er ihnen zu, und belehrte sie vom Reiche Gottes. Als aber Einige sich verhärteten, ungläubig blieben, und den Weg des Herrn verlästerten vor dem Volke; da ging Paulus hinaus von ihnen, sonderte die Jünger ab, und redete tägglich in der Schule eines gewissen Tyrannos. Dieß geschah zwey Jahre lang; so daß Alle die in Asia wohnten, Juden und Heiden, das Wort des Herrn hörten. Auch that Gott nicht gemeine Wunder durch die Hände des Paulus; so daß man auch von seinem Leibe Tücher und Gürtel den Kranken auflegte; und die Krankheiten wichen von ihnen, böse Geister fuhren aus. Es wagten aber Einige der herumziehenden jüdischen Beschwörer, über die welche von bösen Geistern besessen waren, den Namen des Herrn Jesu auszusprechen, und sagten: Ich beschwöre euch bey Jesu, Welchen Paulus verkündiget. Es waren sieben Söhne des jüdischen Oberpriesters Skevas, die solches thaten. Aber der böse Geist antwortete und sprach zu ihnen: Jesum kenne ich, und von Paulus weiß ich; wer aber seyd ihr? Und es sprang auf sie zu der Mensch, in welchem der böse Geist war, bemächtigte sich beyder und überwältigte sie, so daß sie nackt und verwundet aus dem Hause flohen. Dieß ward kund Allen die zu Ephesus wohnten, Juden und Heiden, und es befiel sie Alle Furcht, und der Name des Herrn Jesu ward hochgepriesen. Und es kamen Viele die gläubig geworden, bekannten und sagten, was sie gethan hatten. Manche auch, welche vorwitzige Kunst getrieben hatten, brachten die Bücher zusammen herbey, und verbrannten sie in Gegenwart Aller. Man berechnete ihren Werth, und fand ihn zu fünfzigtausend Silbersstücken. So wuchs mit Macht das Wort Gottes und ward gekräftiget. Da nun das vollbracht war, nahm Paulus sich im Geiste vor, durch Macedonien und Achajen zu ziehen, und gen Jerusalem zu gehen; und er sprach: Wenn ich dort gewesen bin, muß ich auch Rom sehen. Da sandte er gen Macedonien zwey seiner Gehilfen: Timotheus und Erastus; er selbst blieb noch eine Weile in Asia. Es entstand aber um diese Zeit ein nicht geringer Lärm wegen des Weges des Herrn. Denn einer, Namens Demetrius, ein Silberschmied, welcher silberne Dianentempelchen machen ließ, verschaffte den Künstlern einen nicht kleinen Erwerb. Diese versammelte er, und Andere die mit daran arbeiteten, und sprach: Ihr Männer wisset, daß wir von dieser Arbeit unsern Erwerb haben; und ihr seht und höret, wie daß, nicht nur hier zu Ephesus, sondern in ganz Asia, dieser Paulus eine Menge Volks beschwatzt, und abwendig macht, da er sagt: Götter seyn nicht die mit Händen gemachten. Dadurch laufen nicht nur wir Gefahr, daß dieß unser Gewerb in Verachtung gerathe, sondern auch der Tempel der großen Göttin Diana wird für nichts geachtet werden, ja sie selbst ihrer Hoheit verlustig werden, die doch ganz Asia und der Erdkreis verehret. Aufstand gegen den ApostelAls sie das hörten, ergrimmten sie, schrieen und riefen: Große Diana der Ephesier! Und die ganze Stadt kam in Aufruhr; sie stürmten einmüthiglich hin zum Theater, ergriffen Gajus und Aristarchus, die Macedonier, des Paulus Gefährten. Als nun Paulus unter das Volk gehen wollte, ließen's die Jünger nicht zu. Auch Einige der Asiarchen, die seine Freunde waren, sandten zu ihm, und baten ihn, sich nicht ins Theater zu begeben. Jene schrieen da nun, der Eine dieß, der Andere das; denn es war eine verworrene Menge Volks; die Meisten wußten nicht, weßwegen sie zusammen gekommen. Sie zogen da hervor aus der Menge den Alerander, den die Juden hindrängten. Alexander winkte mit der Hand zu schweigen und wollte eine Schutzrede halten an das Volk. Da sie aber gewahr wurden, daß er ein Jude war; erhob sich Eine Stimme Aller; sie schrieen fast zwey Stunden: Große Diana der Ephesier! Der Kanzler stillete die Menge, und sprach: Ihr Männer von Ephesus! welcher Mensch ist wohl der nicht wisse, daß die Stadt der Ephesier sey die Pflegerin der großen Diana, der Tochter Jupiters? Da nun das unwidersprechlich ist, so sollt ihr euch ruhig halten, und nichts Unbedächtiges vornehmen. Ihr habt diese Männer hergeführt; sie sind weder Tempelräuber, noch Lästerer eurer Göttin. Hat aber Demetrius, und haben die Künstler die bey ihm sind, Klage zu führen wider Jemand; es werden ja Gerichtstage gehalten, und es sind Statthalter da; möge die Anklage vorgebracht werden! Habt ihr aber ein Gesuch wegen anderer Dinge, so mag es abgethan werden in gesetzlicher Versammlung. Denn wir stehen in Gefahr, des heutigen Aufruhrs wegen angeklagt zu werden, und Keiner hat etwas verbrochen, womit wir uns über solchen Auflauf verantworten könnten. — Und als er das gesagt hatte, hieß er das Volk auseinander gehen. Der Apostel besticht viele Gemeinben in Macedonien, in Griechenland und in KleinasienAls aber der Lärm aufgehört hatte, rief Paulus die Jünger zu sich, ermunterte sie, nahm Abschied von ihnen, und reisete ab, um nach Macedonien zu ziehen. Als er jene Gegenden durchzogen war, und die Dortigen mit vielen Worten ermahnet hatte, ging er nach Griechenland. Wie er dort drey Monate gewesen war, und ihm die Juden nachstellten, da er gen Syrien schiffen sollte; beschloß er seinen Weg rückwärts über Macedonien zu nehmen. Es zogen mit ihm Sopater, Sohn des Pyrrhus, aus Beröa; von den Thessalonichern, Aristarchus und Secundus; auch Gajus von Derbe, und Timotheus; von den Asiaten, Tychikus und Trophimus. Diese gingen voraus, und erwarteten uns in Troas. Wir aber fuhren von Philippi ab, nach den Tagen der ungesäuerten Brode, und kamen binnen fünf Tagen zu ihnen in Troas, wo wir sieben Tage blieben. Den ersten Tag nach Sabbat, da wir versammelt waren, das Brod zu brechen, redete Paulus zu ihnen, indem er abreisen wollte «m folgenden Morgen; und hielt an zu reden bis gen Mitternacht. Es waren viele Lampen in dem Saal, wo wir versammelt waren. Es saß da ein Jüngling, mit Namen Eutyches, in einem Fenster; der sank in tiefen Schlaf, indem Paulus lange redete; ward vom Schlaf überwogen, fiel hinunter vom dritten Stockwerk, und ward todt aufgehoben. Paulus ging hinab zu ihm, legte sich über ihn, umfaßte ihn, und sprach: Seyd ruhig, denn seine Seele ist noch in ihm. Da stieg er wieder hinauf, brach das Brod, aß dann, und redete noch Vieles zu ihnen bis Anbruch des Tages; und so reisete er ab. Den Jüngling aber führten sie lebend herbey, und wurden nicht wenig getröstet. Wir gingen nun zu Schiffe, und fuhren gen Assus, wo wir Paulus aufnehmen sollten; denn so hatte er uns geheißen, indem er zu Fuße hingehen wollte. Als er nun in Assus zu uns gekommen, nahmen wir ihn auf, und fuhren nach Mitylene. Von dannen abschiffend, kamen wir am folgenden Tag gegenüber Chios; den Tag darauf landeten wir bey Samos, und kamen am folgenden Tage nach Miletus. Denn Paulus hatte beschlossen, Ephesus vorbey zu fahren, auf daß er in Asia nicht aufgehalten würde; denn er eilte, um, wofern es ihm möglich wäre, das Pfingstfest in Jerusalem zu begehen. Abschiebsrede zu Miletus an die Aeltesten der GemeindenVon Miletus aber sandte er gen Ephesus, und ließ die Aeltesten der Gemeinde rufen. Als sie zu ihm gekommen, und beysammcn waren, sprach er zu ihnen: Ihr wisset, auf welche Weise ich, von dem ersten Tage da ich nach Asia gekommen, allezeit unter euch gewesen bin; wie ich dem Herrn gedienet habe, mit aller Demuth, unter Thränen, und unter Prüfungen, die mir wurden durch die Nachstellungen der Juden; wie ich, von dem was heilsam ist, nichts euch vorenthalten habe, es euch verkündigte und lehrte, öffentlich und in den Häusern, Juden und Heiden bezeugend die Buße vor Gott, und den Glauben an unsern Herrn Jesum Christum. Und nun siehe! ich, Gebundener im Geist, gehe nach Jerusalem, nicht wissend, was mir allda widerfahren wird; außer daß der heilige Geist mir bezeuget von Stadt zu Stadt, daß Bande und Drangsale meiner warten. Aber ich achte deren keine, und halte mein Leben nicht höher als mich, daß ich nur vollenden möge meinen lauf, und den Dienst, welchen ich vom Herrn Jesu empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes. Und nun, siehe! ich weiß, daß ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet. Alle die, unter denen ich gewandelt habe, das Reich Gottes verkündigend. Darum bezeuge ich euch an diesem heutigen Tage, daß ich rein bin vom Blute Aller. Denn ich habe nicht ermangelt, den ganzen Rathschluß Gottes euch zu verkündigen. Habt Acht auf euch, und auf die ganze Heerde, in welcher euch der heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, zu führen die Gemeinde Gottes, die Er durch Sein Blut Sich erworben hat. Ich weiß, daß nach meinem Hingange reißende Wölfe unter euch einkommen werden, die der Heerde nicht schonen. Und es werden, aus euch selbst, sich Männer erheben, welche Verkehrtes reden werden, um die Jünger an sich zu ziehen. Darum wachet, und seyd eingedenk, wie daß ich drei Jahre nicht abgelassen habe, Nacht und Tag, mit Thränen zu ermahnen Jeglichen von euch! Und nun empfehle ich euch Gott und dem Worte Seiner Gnade, Der da vermag euch zu erbauen, und euch zu geben das Erbe, sammt allen Geheiligten. Silber und Gold oder Kleider habe ich von Niemanden begehrt. Ihr wisset selbst, daß diese meine Hände dargereicht haben zu den Bedürfnissen meiner und derer die bey mir waren. In Allem habe ich euch gezeigt, daß man also arbeiten, und der Schwachen sich annehmen müsse, und eingedenk seyn des Wortes des Herrn Jesu, das Er sprach: Seliger ist geben, als nehmen. Als er solches gesagt, kniete er nieder und betete mit ihnen Allen. Lautes Weinen Aller entstand, sie fielen Paulus um den Hals, und küßten ihn, waren am meisten betrübt über das Wort was er gesagt hatte; daß sie sein Angesicht nicht mehr sehen würden. Und sie geleiteten ihn an das Schiff. Paulus fährt von Miletus nach CäsareaDa wir uns aber von ihnen losgerissen hatten, und abgefahren waren, kamen wir geraden Laufs nach Kos, und am folgenden Tage nach Rhodus, und von dannen nach Patara. Und als wir ein Schiff fanden, das gen Phönicien fuhr, stiegen wir ein, und fuhren hinauf. Nachdem wir Cyprus im Gesicht gehabt hatten, das wir liegen ließen, fuhren wir gen Syrien, und liefen ein zu Tyrus; denn dort sollte das Schiff die Fracht ausladen. Da trafen wir Jünger an, und blieben sieben Tage daselbst. Diese sagten zu Paulus durch den Geist: er sollte nicht hinaufgehen nach Jerusalem. Als wir diese Tage da zugebracht hatten, machten wir uns auf und gingen, begleitet von Allen sammt Weibern und Kindern, bis hinaus vor die Stadt. Da knieeten wir nieder am Gestade und beteten. Und da wir von einander Abschied genommen, gingen wir zum Schiffe; jene aber kehrten heim. Wir stellten nun die Fahrt zur See ein, und gingen von Tyrus nach Ptolemais; wir grüßten da die Brüder, und blieben Einen Tag bey ihnen. Aufenthalt in CäsareaDes folgenden Tages zogen wir ab, und kamen nach Cäsarea. Wir gingen in das Haus des Evangelisten Philippus, der Einer von den Sieben war, und blieben bey ihm. Dieser hatte vier Töchter, welche Jungfrauen waren, und weissagten. Als wir nun einige Tage da gewesen, kam herab aus Judäa ein Prophet, Namens Agabus. Dieser kam zu uns, nahm den Gürtel des Paulus, band sich Hände und Füße, und sagte: So spricht der heilige Geist: Den Mann, dessen dieser Gürtel ist, werden die Juden zu Jerusalem also binden, und ihn überliefern in die Hände der Heiden. Da wir solches hörten, baten wir und die von der Stadt da waren, daß er nicht möchte hinaufgehen nach Jerusalem. Da antwortete Paulus und sprach: Was thut ihr, daß ihr weinet und mir das Herz schwer machet? Ich bin bereit, nicht nur mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben in Jerusalem, für den Namen des Herrn Jesu. Als wir ihn nun nicht bereden konnten, beruhigten wir uns, und sprachen: Der Wille des Herrn geschehe! Nach diesen Tagen machten wir uns reisefertig, und gingen hinauf gen Jerusalem. Es zogen mit uns Einige der Jünger aus Cäsarea; bey ihnen war Mnason aus Cypern, der vorlängst ein Jünger war, bey dem wir einkehren sollten. In JerusalemAls wir ankamen zu Jerusalem, nahmen uns die Brüder mit Freuden auf. Des folgenden Tages ging Paulus mit uns zu Jakobus; und alle die Aeltesten waren versammelt. Da er sie begrüßet hatte, erzählte er, eins nach dem andern, was Gott unter den Heiden durch seinen Dienst gethan hatte. Als sie solches gehört, preiseten sie Gott. Und sie sprachen zu ihm: Bruder, du siehest, wie viele Tausende der Juden gläubig geworden, und Alle sind Eiferer für das Gesetz. Es ist ihnen aber über dich berichtet worden, als lehrest du alle Juden die unter den Heiden wohnen, von Moyses abzufallen, und sagest: sie sollen ihre Söhne nicht beschneiden, noch wandeln nach den Satzungen. Was ist nun zu thun? Es wird gewiß das Volk sich sammeln; denn sie werden hören, daß du gekommen bist. So thu nun das was wir dir sagen: Es sind hier vier Männer bey uns, die ein Gelübde auf sich haben; diese nimm zu dir, halte dich rein mit ihnen, und wende die Kosten für sie daran, daß sie sich das Haupt scheren; und da wird Jedermann erkennen, daß das so über dich berichtet worden, nicht wahr sey, sondern du auch wandelst in Beobachtung des Gesetzes. Was aber die gläubig gewordenen Heiden betrifft; so haben wir geschrieben: es sey beschlossen, daß diese sich nur zu enthalten haben vom Götzenopfer, und vom Blut, und vom Erstickten, und von Hurerey. Da nahm Paulus jene Männer zu sich, und am folgenden Tage ließ er sich reinigen, ging mit ihnen in den Tempel, und erklärte, wann die Tage der Reinigung vollendet seyn würden, wo denn für Jeden ihrer das Opfer sollte dargebracht werden. Aufstand wider PaulusAls nun die sieben Tage zu Ende gingen, und ihn die Juden, die aus Asia, im Tempel sahen; wiegelten sie alles Volk auf, legten Hand an ihn, und schrieen: Ihr Männer von Israel, zu Hilfe! Dieser ist der Mensch, der, was entgegen ist dem Volke und dem Gesetze und dieser Stätte, Alle allenthalben lehret; nun hat er auch Heiden in den Tempel geführt, und diese heilige Stätte entweihet! (Denn sie hatten Throphimns, den Ephesier, in der Stadt bey ihm gesehen, und glaubten, daß Paulus ihn in den Tempel geführt hätte.) Die ganze Stadt kam in Bewegung, und es entstand ein Zusammenlauf des Volks; sie ergriffen Paulus, und schleppten ihn aus dem Tempel; und sogleich wurden die Thüren verschlossen. Wie sie nun ihn zu tödten trachteten, ward dem Obersten der Kriegsschaar gemeldet, daß ganz Jerusalem in Bewegung sey. Dieser nahm alsbald Kriegsvolk sammt den Hauptleuten zu sich, und eilte hinab unter sie. Als sie den Obersten und die Kriegsleute sahen, ließen sie ab, Paulus zu schlagen. Da kam der Oberste hinzu, griff ihn, und befahl, ihn mit zwey Ketten zu binden. Und er fragte; wer dieser wäre? und was er gethan hatte? Da riefen die Einen im Volke dieß, die Anderen das. Und als er nichts Zuverläßiges erfahren konnte, wegen des Lärmes; befahl er, ihn zur Burg zu führen. Da er kam an die Stufen, geschah es, daß er von den Kriegsleutcn getragen wurde, wegen des Pöbels Ungestüm; denn es folgte die Volksmenge nach, und schrie: Weg mit ihm! Als nun Paulus in die Burg geführt werden sollte, sprach er zum Obersten: Ist es mir erlaubt, dir etwas zu sagen? Jener sprach: Weißt du Griechisch? Bist du nicht der Egyptier, der vor diesen Tagen Aufruhr erregte, und viertausend Meuchelmörder mit in die Wüste führte? Paulus sprach zu ihm: Ich bin ein jüdischer Mann, aus Tarsus in Cilicien, einer nicht unberühmten Stadt; ich bitte dich, erlaube mir zum Volke zu reden. Und als jener es ihm erlaubte, stellte sich Paulus auf die Stufen, und winkte mit der Hand dem Volke; und da große Stille geworden, sprach er zu ihnen in hebräischer Sprache, und sagte: Rede des Apostels an das VolkIhr Männer, Brüder und Väter! höret, was ich zu euch sage, zu meiner Verantwortung! Da sie nun hörten, daß er in hebräischer Sprache sie anredete, wurden sie noch stiller. Und er sprach: Ich bin ein jüdischer Mann, geboren zu Tarsus in Cilicien, erzogen aber hier in dieser Stadt, unterwiesen zu den Füßen Gamaliels, nach richtigster Kunde des väterlichen Gesetzes, ein Eiferer für das Gesetz, wie auch ihr Alle es heute seyd. Ich verfolgte jene Lehre auf den Tod, fesselte und überantwortete zum Gefängniß Männer und Weiber; wie auch der Hohepriester mir Zeuge ist und alle Aeltesten; von welchen ich auch, nach Damaskus ziehend, Briefe an die Brüder bekam, um jene die daselbst waren, in Banden zu führen nach Jerusalem, daß sie gestraft würden, Es geschah aber, indem ich hinzog, und nahe bey Damaskus kam: da umstrahlte mich plötzlich ein großes Licht vom Himmel. Ich fiel zu Boden, und hörte eine Stimme, die sprach zu mir: Saul! Saul! was verfolgst du Mich? Ich aber antwortete: Herr, wer bist Du? Und Er sprach zu mir: Ich bin Jesus, der Nazarener, Den du verfolgest. Die da bey mir waren, sahen zwar das Licht, verstanden aber nicht die Stimme Dessen, Der zu mir redete. Und ich sprach: Was soll ich thun? Der Herr sprach zu mir: Steh auf, gehe nach Damaskus! dort wird dir gesagt werden, was dir alles zu thun verordnet ist. Da ich aber nichts mehr sah, vor dem Glanze jenes Lichtes, ward ich an der Hand geführet von denen die bey mir waren, und kam nach Damaskus. Ananias, ein Mann nach dem Gesetze, wie ihm Zeugniß gegeben wird von allen daselbst wohnenden Juden, kam und trat vor mich hin, und sprach zu mir: Bruder Saul, schau auf! Und von Stund' an schaute ich auf zu ihm. Er aber sprach: Der Gott unserer Väter hat dich vorbestimmt, daß du sollest Seinen Willen erkennen, und sehen den Gerechten, und hören die Stimme aus Seinem Munde. Denn du sollst Ihm Zeuge seyn, vor allen Menschen, von dem was du gesehm und gehört hast. Und nun, was weilest du? Auf denn! laß dich taufen, und wasche deine Sünden ab, und rufe Seinen Namen an. Als ich abermal gekommen war nach Jerusalem, und im Tempel betete, da fiel ich in Entzückung und sahe ihn, der zu mir sprach: Eile und mache dich schleunig aus Jerusalem; denn sie werden nicht annehmen dein Zeugniß von Mir. Und ich sprach: Herr, die wissen ja, daß ich in Bande legen und in den Synagogen geißeln ließ Jene welche an Dich glaubten. Und als das Blut des Stephanus, Deines Zeugen, vergossen ward, stand ich dabey, gab Beyfall, und verwahrte die Kleider derer die ihn tödteten. Und Er sprach zu mir: Gehe! denn Ich will dich ferne hin zu den Heiden senden. Tumult wider Paulus. Der Oberste wird abgehalten ihn zu peitschen, weil man ihm sagt: Paulus sey ein römischer BürgerSie hörten ihn an bis zu diesem Wort; erhuben da ihre Stimme, riefen: Weg von der Erde mit ihm! Er darf nicht leben bleiben! Als sie nun schrieen, und ihre Kleider empor warfen, und Staub in die Luft streueten; befahl der Oberste, ihn auf die Burg zu führen, zu geißeln und zu foltern, um zu erfahren, welcher Ursache wegen sie wider ihn schrieen. Als man ihn zur Geißelung band, sprach Paulus zu dem Hauptmann der dabey stand: Dürft ihr einen römischen Bürger, und einen nicht verurtheilten, geißeln? Da der Hauptmann das hörte, ging er zum Obersten, meldete es ihm und sprach: Was hast du vor zu thun? dieser Mensch ist ja ein römischer Bürger. Der Oberste kam herbey, und sprach zu ihm: Sage mir: bist du ein römischer Bürger? Er sprach: Ja! Und der Oberste sagte: Ich habe für vieles Geld dieß Bürgerrecht erworben. Und Paulus sprach: Ich aber habe es von Geburt. Alsbald nun ließen von ihm ab, die ihn foltern wollten. Dem Obersten auch ward bange, als er nun wußte, daß er ein römischer Bürger sey, und er den habe binden lassen. Am folgenden Tage, da er mit Gewißheit erfahren wollte, weßwegen derselbe von en Juden angeklagt worden; ließ er ihn lösen, hieß die Hohepriester und den ganzen Rath sich versammeln, führte Paulus hin, und stellte ihn vor dieselben. Paulus vor dem jüdischen hohen RathePaulus aber richtete den Blick auf den hohen Rath, und sprach: Ihr Männer, Brüder! ich habe mit allem guten Gewissen bisher vor Gott gewandelt. Der Hohepriester Ananias aber befahl den bey ihm Stehenden, ihn auf den Mund zu schlagen. Da sprach Paulus zu ihm: Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand! Sitzest du, mich zu richten nach dem Gesetz, und heißest mich schlagen wider das Gesetz? Die dabey standen, sagten: Den Hohepriester Gottes schiltst du? Paulus sprach: Ich wußte nicht, Brüder, daß es der Hohepriester sey. Denn es steht ja geschrieben: Den Obersten deines Volks sollst du nicht lästern. Da nun Paulus wußte, daß der Eine Theil Sadducäer, der andere aber Pharisäer waren; rief er im hohen Rathe: Ihr Männer, Brüder! ich bin ein Pharisäer, Sohn der Pharisäer; wegen der Hoffnung und der Auferstehung der Todten werde ich gerichtet! Da er das gesagt hatte, entstand Zwist unter den Pharisäern und den Sadducäern; und die Versammlung entzweyte sich. Denn die Sadducäer sagen: es sey keine Auferstehung, noch Engel, noch Geist; die Pharisäer aber bekennen dieß wie jenes. Es erhob sich ein großes Geschrey; der Pharisäer Einige fuhren auf, widerstritten und sagten: Wir finden nichts Böses an diesem Menschen. Wie? wenn ein Geist zu ihm gesprochen hat, oder ein Engel? Der Juden mehr als vierzig verbanden sich mit Eidschwur, ihn zu tödten. Der Oberste sandte ihn nach Cäsarea zum LandpflegerDa aber der Zwiespalt heftig ward, und der Oberste besorgte, daß Paulus von ihnen zerrissen würde; hieß er Kriegsvolk herabkommen, aus ihrer Mitte ihn wegnehmen, und auf die Burg führen. Die Nacht darauf erschien der Herr ihm, und sprach: Sey gutes Muthes; denn wie du in Jerusalem von Mir gezeugt hast, so mußt du auch in Rom zeugen. Da es aber Tag ward, rotteten sich einige Juden zusammen, und verschworen sich: weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus würden getödtet haben. Es waren mehr als vierzig, welche diese Verschwörung gemacht hatten. Diese gingen zu den Hohepriestern und Aeltesten, und sagten: Wir haben uns unter Verwünschungen verschworen, nichts zu kosten, bis wir Paulus getödtet haben. So laßt nun ihr, sammt dem hohen Rathe, Anzeige thun dem Obersten, daß er ihn vor euch führen lasse, als wollet ihr seine Sache genauer untersuchen; wir aber sind bereit, da er herkommt, ihn zu tödten. Der Schwestersohn des Paulus aber vernahm diese Nachstellungen, ging hin, kam auf die Burg, und verkündigte es Paulus. Paulus ließ herbeyrufen Einen der Hauptleute, und sprach: Führe diesen Jüngling zum Obersten; er hat ihm etwas zu berichten. Der nahm ihn mit, führte ihn zum Obersten, und sprach: Der gebundene Paulus hat mich gebeten, diesen Jüngling zu dir zu führen, der dir etwas zu sagen habe. Da nahm ihn der Oberste bey der Hand, ging beyseite mit ihm, und fragte: Was hast du mir zu berichten? Der sagte nun: Die Juden sind übereingekommen, dich zu bitten, daß du Morgen den Paulus vor den hohen Rath führest, als wollten sie seine Sache genauer untersuchen; traue ihnen aber nicht; denn es stellen ihm nach ihrer mehr als vierzig, die sich verschworen haben, weder zu essen noch zu trinken, bis sie ihn getödtet haben. Und sie stehen nun bereit, wartend auf deine Zusage. Der Oberste entließ den Jüngling, und gebot ihm, Keinem zu sagen, daß er ihm solches angezeigt habe. Und er rief zwey Hauptleute, und sprach zu ihnen: Haltet zweyhundert vom Fußvolke in Bereitschaft, daß sie gen Cäsarea ziehen, auch siebenzig Reiter und zweyhundert Lanzenträger? auf die dritte Stunde der Nacht, und haltet Lastthiere bereit, auf daß sie den Paulus daraufsetzen, und ihn wohlbehalten bringen zum Landpfleger Felix. (Denn er besorgte, die Juden möchten ihn wegreißen und umbringen, und er dann verleumdet werden, als habe er Geld bekommen.) Da schrieb er einen Brief, dieses Inhalts: Claudius Lysias dem besten Landpfleger Felix. Gruß zuvor! Diesen Mann, den die Juden ergriffen hatten, und daran waren, ihn umzubringen, habe ich, mit Kriegsvolk hinzueilend, ihnen entrissen, indem ich erfuhr, daß er ein Römer ist. Und da ich wissen wollte, welche Klage sie wider ihn hätten, führte ich ihn vor ihren hohen Rath. Da fand ich, daß die Anklage betraf Streitfragen ihres Gesetzes, und daß er keine Schuld habe, die Tod oder Bande verdiente. Da mir nun angezeigt ward, daß eine Nachstellung gegen ihn im Werke sey, so habe ich ihn zu dir abgefertigt, und die Ankläger beschicken, vor dir ihre Klage anzubringen. Lebe wohl. Die Kriegsleute, wie ihnen befohlen worden, nahmen und führten bey Nacht den Paulus nach Antipatris. Des folgenden Tages ließen sie die Reiter mit ihm ziehen, und kehrten zurück nach der Burg. Als jene zu Cäsarea angekommen, übergaben sie dem Landpfleger das Schreiben, und überlieferten ihm den Paulus. Er las es, fragte: aus welcher Provinz er wäre? vernahm, er sey aus Cilicien, und sagte: Ich werde dich verhören, wann deine Kläger zugegen seyn werden. Und er befahl, ihn gefangen zu halten im Palaste des Herodes. Der Apostel ward angeklagt; er vertheidigte sichNach fünf Tagen zog hinab der Hohepriester, mit Einigen der Aeltesten, und mit einem gewissen Redner Tertullus. Diese meldeten sich dem Landpfleger als Kläger wider Paulus. Da Paulus nun vorgeladen worden, hob Tertullus die Klage an, und sprach: Daß wir in großem Frieden leben durch dich, und daß diesem Volke viel Glück widerfährt durch deine Fürsorge, das erkennen wir an, allezeit und allenthalben, bester Felix, mit aller Dankbarkeit. Um dich aber nicht lange abzuhalten, so bitte ich, du wollest uns in der Kürze anhören, nach deiner Güte. Wir haben diesen Mann befunden als eine Pest: Aufruhr erregt er unter allen Juden in der ganzen Welt, ist Rädelsführer der Sekte der Nazarener; hat sich unterstanden, den Tempel zu entweihen. Den haben wir ergriffen, und wollten ihn richten nach unserm Gesetz. Es kam aber hinzu Lysias, der Oberste, entriß ihn unsern Händen mit großer Gewalt, und er befahl dessen Anklägern vor dir zu erscheinen. Wo du ihn verhörest, wirst du selbst von dem Allen dich versichern können, wessen wir ihn anklagen. Die Juden nahmen nun auch das Wort, aussagend, daß es also sey. Paulus aber antwortete, als ihm der Landpfleger winkte zu reden: Da ich weiß, daß du seit vielen Jahren diesem Volke vorstehest, so werde ich meine Verantwortung mit Zuversicht vortragen. Du kannst erfahren, daß es nicht mehr als zwölf Tage sind, seitdem ich hinaufkam, anzubeten in Jerusalem. Und sie haben mich nicht mit Jemand Worte wechselnd im Tempel gefunden, auch nicht einen Aufstand des Volks erregend, weder in den Synagogen, noch in der Stadt. Noch auch vermögen sie dasjenige darzuthun, wessen sie anjetzt mich beschuldigen. Das aber bekenne ich dir: daß ich so nach der Lehre, welche sie eine Sekte nennen, diene dem Vater und meinem Gotte; daß ich glaube Alles was in dem Gesetze und in dm Propheten geschrieben steht; und daß ich die Hoffnung habe zu Gott, welche auch sie hegen, daß einst seyn werde die Auferstehung der Todten, der Gerechten und der Ungerechten. Darum auch befleißige ich mich, ein unverletztes Gewissen zu haben vor Gott und vor den Menschen allezeit. Nach mehrern Jahren kam ich her, Almosen darzubringen für mein Volk, auch Opfer und Gelübde. Dabey, als ich mich im Tempel reinigte, fanden sie mich, doch ohne Volkshaufen und ohne lärmen. Einige Juden aus Asia waren zugegen. Die sollten nun vor dir erscheinen und Klage führen, wenn sie etwas wider mich hätten. Oder laß diese hier sagen, ob sie irgend ein Verbrechen an mir erfunden, als ich stand vor dein hohen Rathe. Es wäre denn das Eine Wort, welches ich rief, da ich unter ihnen stand: Der Auferstehung der Todten wegen werde ich heute von euch gerichtet! Wie sich der Landpfleger gegen ihn benahmEs beschied aber Felix sie auf eine andere Zeit; er wußte gar wohl um diese Lehrweise; und er sprach: Wenn der Oberste Lysias herkommt, will ich euch vernehmen. Er befahl nun dem Hauptmanne, ihn in Verwahr zu halten, nicht zu belästigen, und keinen der Seinigen zu hindern, daß sie ihm Dienste erwiesen. Nach einigen Tagen kam Felix Mit seinem Weibe Drusilla, die eine Jüdin war; ließ Paulus rufen, und hörte ihn über den Glauben an Jesum Christum. Als er aber sprach von der Gerechtigkeit, von der Keuschheit und vom zukünftigen Gerichte, da ward Felix betroffen, und er sagte: Für jetzt gehe; wenn ich gelegne Zeit habe, will ich dich rufen lassen. Zugleich hoffte er, daß ihm von Paulus würde Geld gegeben werden; daher er auch öfter ihn zu sich rufen ließ, und sich mit ihm unterhielt. Als aber zwey Jahre um warm, bekam Felix zum Nachfolger den Portius Festus. Und da Felix sich den Juden gefällig erweisen wollte, ließ er den Paulus in Banden bleiben. Vor dem Landpfleger Festus Vertheidigt sich Paulus wider die Juden. Er beruft sich auf des Kaisers GerichtAls nun Festus in die Provinz gekommen war, begab er sich, drey Tage darauf, von Cäsarea nach Jerusalem. Die Hohepriester und die Vornehmsten der Juden brachten Klagen bey ihm vor wider Paulus; und sie baten ihn, ansuchend um Gnade für denselben: daß er ihn möchte führen lassen nach Jerusalem. (Sie stellten ihm nach, um unterwegs ihn umbringen zu lassen.) Festus aber antwortete ihnen: Paulus sey in Verwahr zu Cäsarea, und er selbst werde baldigst dahin abgehen. So laß denn, sprach er, angesehene Männer unter euch mit hinabkommen, und wo eine Schuld an dem Manne haftet, ihn anklagen. Nachdem er sich nun bey ihnen, nicht länger als acht ober zehen Tage aufgehalten hatte; zog er nach Cäsarea, setzte sich am folgenden Tage zu Gericht, und ließ Paulus vorführen. Da dieser gekommen, standen um ihn her die Juden, die von Jerusalem herabgekommen waren, und brachten viele und harte Anklagen vor, die sie nicht vermochten zu beweisen, da Paulus sich verantwortete: Weder gegen das Gesetz der Juden, noch gegen den Tempel, noch gegen den Kaiser habe ich etwas verbrochen. Festus, der sich den Juden gefällig erweisen wollte, antwortete und sprach zu Paulus: Willst du nach Jerusalem hinaufgehen, daß dort vor mir diese Klage geführt werde? Paulus aber sprach: Unter dem Gericht des Kaisers stehe ich; da muß über mich die Klage geführt werden; wider die Juden habe ich nichts verbrochen, wie du besser weißt. Habe ich etwas verbrochen, oder etwas begangen, was den Tod verdient, so weigere ich mich nicht zu sterben. Da aber nichts ist an dem, dessen sie mich beschuldigen, so vermag Keiner mich ihnen zu überliefern. Ich berufe mich auf den Kaiser. Da besprach sich Festus mit dem Rathe, und er antwortete: Auf den Kaiser hast du dich berufen; zum Kaiser sollst du gehen. Der Landpfleger spricht von ihm zum Könige Agripra, diesem wird er vorgeführtNach Verlauf einiger Tage kam der König Agrippa und die Bernice hinab gen Cäsaren, den Festus zu begrüßen. Und da sie mehrere Tage daselbst sich aufhielten, trug Festus dem Könige die Sache des Paulus vor, und sprach: Von Felir ist ein Mann gebunden zurückgelassen worden, wider den, als ich zu Jerusalem war, die Hohepriester und Aeltesten der Juden bey mir Klage vorbrachten, und seine Verurtheilung verlangten. Ich antwortete ihnen: Es sey nicht Sitte der Römer, einen Menschen zu verurtheilen, ehe der Beklagte seine Kläger vor Augen gehabt, und ihm Raum gelassen worden zur Verantwortung über die Beschuldigungen. Da sie nun hieher gekommen waren, hielt ich, ohne Verzug, Tages darauf Gericht, und ließ den Mann vorführen. Die Ankläger aber, die wider ihn auftraten, brachten keine solcher Beschuldigungen vor, die ich als böse erachtete; sondern es waren Streitreden, die sie führten, über ihre Glaubenslehren, und über einen gestorbenen Jesus, von Dem Paulus behauptete, daß Er lebe. Da ich über solche Streitigkeit nicht zu erkennen wußte, sagte ich: ob er wolle nach Jerusalem gehen, und daselbst hierüber vernommen werden. Als aber Paulus sich darauf berief, daß er in Verwahr bleiben müsse bis auf des Kaisers Erkenntniß; so befahl ich, ihn in Verwahr zu halten, bis ich ihn zum Kaiser senden würde. Agrippa aber sprach zu Festus: Ich möchte gern selbst diesen Menschen hören. Jener sprach: Morgen wirst du ihn hören. Als nun am folgenden Tage Agrippa und die Bernice mit großem Gepränge, sammt den Feldobersten und den Vornehmsten der Stadt, in den Richtsaal traten; ward, auf Festus Geheiß, Paulus vorgeführt. Und Festus sprach: König Agrippa, und alle hier mit uns versammelte Männer! da sehet ihr diesen, wegen dessen die ganze Menge der Juden mich angegangen ist zu Jerusalem, fordernd, und rufend: daß er nicht mehr leben dürfe. Ich aber habe nicht befunden, daß er etwas gethan habe, was den Tod verdiene; da er aber selbst sich auf den Kaiser berufen hat, habe ich beschlossen, ihn hinzusenden. Was ich Zuverläßiges über ihn dem Herrn schreiben soll, weiß ich nicht. Darum habe ich ihn euch vorführen lassen, und vorzüglich dir, König Agrippa, damit ich, nach angestelltem Verhöre, wüßte was ich schreiben soll. Denn es scheint mir ungebührlich, einen Gebundenen zu senden, und die Beschuldigungen wider ihn nicht anzugeben. Rede des ApostelsAgrippa sprach zu Paulus: Es wird dir gestattet, für dich selbst zu reden. Da streckte Paulus die Hand aus, und hob an sich zu verantworten: Ich schätze mich glücklich, König Agrippa, daß ich über Alles das, dessen die Juden mich beschuldigen, vor dir heute mich verantworten soll; vornehmlich, weil du kundig bist aller Satzungen der Juden, und der Streitfragen. So bitte ich denn, du wollest mich geduldig anhören. Meinen Lebenswandel von Jugend auf, da ich von Anfang an unter meinem Volke gelebt habe zu Jerusalem, wissen alle Juden; sie kennen mich von lange her, (wofern sie es bezeugen wollen,) wie daß ich, nach der richtigsten Schule unsers Gottesdienstes, als Pharisäer, gelebt habe, Und nun stehe ich hier, angeklagt vor Gericht wegen der Hoffnung der Verheißung, die von Gott gegeben worden unsern Vätern; zu welcher zu gelangen unsere zwölf Stämme hoffen, Tag und Nacht dein Dienste obliegend. Dieser Hoffnung wegen werde ich, o König, angeklagt von den Juden! Wie? wird es bey euch als unglaublich angesehen, daß Gott Todte erwecke? Zwar glaubte auch ich bey mir selbst, daß ich Vieles thun müßte wider den Namen Jesu, des Nazareners. Was ich denn auch that zu Jerusalem; viele der Heiligen ließ ich werfen in Gefängnisse, wozu ich Vollmacht von den Hohepriestern bekommen hatte; und wenn sie getödtet werden sollten, stimmte ich bey. Und in allen Synagogen ließ ich sie oft züchtigen, und zwang sie zu lästern; und mehr noch, wüthend wider sie, verfolgte ich sie auch in fremden Städten. Dabey, als ich gen Damaskus zog, mit Vollmacht und Auftrag der Hohepriester; da sah ich, o König, mitten am Tage, auf dem Wege, vom Himmel herab, mich und die bey mir waren, ein Licht umleuchten, Heller als der Sonne Glanz. Wir fielen Alle zu Boden; und ich hörte eine Stimme, die zu mir sprach in hebräischer Sprache: Saul! Saul! was verfolgest du Mich? Es ist dir hart, wider den Stachel auszuschlagen. Ich aber sprach: Herr, wer bist Du? Er sprach: Ich bin Jesus, Den du verfolgest. So richte dich nun auf und stehe auf deinen Füßen; denn Ich bin dir dazu erschienen, daß Ich dich ordne zum Diener, und zum Zeugen desjenigen, was du gesehen hast, und dessen, weßwegen Ich dir erscheinen werde, dich schirmend gegen das Volk, und gegen die Heiden; zu denen Ich dich nun sende, aufzuthun ihre Augen, auf daß sie sich bekehren von der Finsterniß zum Licht, und von der Gewalt des Satans zu Gott, um zu empfangen Vergebung der Sünden, und das Erbtheil, sammt den Geheiligten, durch den Glauben an Mich. Da war ich denn, o König Agrippa, nicht ungehorsam der himmlischen Erscheinung; sondern denen zu Damaskus erst, auch denen zu Jerusalem und im ganzen Lande Judäa, und auch den Heiden predigte ich, daß sie Buße thun und sich bekehren sollten zu Gott, würdige Werke der Buße thuend. Um deßwillen ergriffen mich die Juden, da ich im Tempel war, und suchten mich zu tödten. Durch die Hilfe aber, die Gott mir erwies, bestehe ich bis auf den heutigen Tag, und lege Zeugniß ab, vor Kleinen und vor Großen, nichts anders redend, als was die Propheten und Moyses gesagt haben, das geschehen sollte; daß Christus sollte leiden; daß Er, der Erste aus der Aufstehung der Todten, ein Licht ankündigen sollte dem Volke und den Heiden. Was zu ihm und über ihn sprachen der Landpfleger und der König AgrippaDa er also sprach und sich verantwortete, rief Festus mit lauter Stimme: Du bist von Sinnen, Paulus! Das viele Wissen hat dich irre gemacht! Paulus aber sprach: Ich bin nicht von Sinnen, bester Festus! sondern ich rede wahre und vernünftige Worte. Der König weiß ja davon, zu dem ich auch mit Zuversicht rede; denn ich bin überzeugt, daß ihm nichts dessen unbekannt sey; es ist ja nicht in einem Winkel geschehen. Glaubest du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, daß du glaubest. Agrippa sprach zu Paulus: Es fehlet wenig, so beredest du mich, daß ich ein Christ werde. Paulus aber sagte: Ich wünsche zu Gott, — es fehle nun wenig oder viel, — daß nicht allein du, sondern Alle die mich heute hören, das werden, was ich bin, ausgenommen diese Bande! Da stand der König auf, und der Landpfleger, und die Bernice, und die bey ihnen waren. Da sie abgetreten waren, sprachen sie zu einander, und sagten: Nichts was Tod oder Fessel verdient, hat dieser Mensch gethan. Und Agrippa sprach zu Festus: Dieser Mensch könnte losgelassen werden, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte. Was sich zutrug, als der Apostel zu Schiffe abgeführt wurde, von Cäsarea bis gen MaltaAls nun beschlossen war, daß wir nach Italien zu Schiffe geführt werden sollten, und daß er, Paulus, sammt den anderen Gefangenen solle übergeben werden dem Hauptmanne, Namens Julius, von der Schaar welche hieß die Kaiserliche; so bestiegen wir ein adrumetinisches Schiff, auf dem wir erst nach den Küsten Asiens fahren sollten; und wir segelten ab. Es blieb bey uns Aristarchus der Macedonier, aus Thessalonich. Des anderen Tages fuhren wir an zu Sidon. Julius, der sich menschenfreundlich gegen Paulus betrug, vergönnte ihm, zu seinen Freunden zu gehen, und deren Pflege zu genießen. Von dort weiter schiffend, fuhren wir längs Cypern hin, weil uns die Winde entgegen waren. Und wir durchfuhren das Meer bey Cilicien und Pamphylien, und kamen nach Lystra in Lycien. Dort fand der Hauptmann ein Schiff von Alexandria, das nach Italien fuhr, und ließ uns einsteigen. Da wir aber lange Zeit langsame Fahrt gehabt, und mit Mühe gegen Knidos gekommen waren, weil uns der Wind nicht günstig war; so fuhren wir unter Kreta hin bey Salmone. Mit Mühe fuhren wir neben hin, und gelangten an einen Ort, der Schönhafen heißt, wobey die Stadt Thalassa liegt. Weil aber eine geraume Zeit verflossen, und die Schifffahrt unsicher geworden, indem die Zeit der Fasten schon vorüber war; so warnte Paulus, und sprach zu ihnen: Ihr Männer, ich sehe, daß die Fahrt Ungemach bringe und großen Schaden, nicht nur an der Ladung und dem Fahrzeuge, sondern auch an unserm Leben. Der Hauptmann aber glaubte mehr dem Steuermann und dem Schiffs Herrn, als dem was Paulus sagte. Und indem der Hafen nicht bequem war da zu überwintern, so riethen die Meisten, von dannen abzufahren, ob sie vielleicht, um zu überwintern, nach Phönir kommen könnten, einem Hafen in Kreta, gelegen gegen Süd- und Nordwest. Da nun ein Südwind wehete, hofften sie ihre Absicht zu erreichen; lichteten die Anker, und fuhren nahe längs der Küste von Kreta. Aber nicht lange, da fiel eine gewaltige Windsbraut entgegen, genannt Ost-Nordwirbel. Das Schiff ward ergriffen; und da es den Wind zu bestehen nicht vermochte, überließen wir das Schiff den Winden, und fuhren so dahin. Als wir nun an einem Inselchen, mit Namen Kauda, vorbey getrieben waren, konnten wir kaum des Bootes mächtig werden. Dieses zogen sie da herbei, und, alle Hilfsmittel anwendend, unterbanden sie das Schiff, fürchteten auf Sandbänke geworfen zu werden, ließen den Mast hinab, und sich so hintreiben. Da wir nun gewaltig vom Sturm umhergeworfen wurden, fingen sie am folgenden Tage an auszuwerfen. Und am dritten Tage warfen sie mit eignen Händen das Geräthe des Schiffs hinaus. Da nun in mehr Tagen weder die Sonne schien noch Sterne, beym heftig tobenden Wintersturm; so war alle Hoffnung zu unserer Rettung verschwunden. Und als lange Zeit nicht war gegessen worden, da trat Paulus mitten unter sie, und sprach: Man hätte mich hören sollen, ihr Männer! von Kreta nicht abfahren, und so diese Beschwerden sammt dem Schaden vermeiden. Aber auch nun rathe ich euch, gutes Muths zu seyn; denn das Leben nicht Eines unter euch wird verloren gehen, wohl aber das Schiff. Denn es erschien mir in dieser Nacht ein Engel Gottes, Deß ich bin und Dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht Paulus! Du mußt vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt Alle, die mit dir im Schiffe sind. So seyd denn gutes Muthes, ihr Männer! Denn ich vertraue zu Gott, daß es so seyn wird, wie mir ist gesagt worden. Wir sollen aber an eine Insel verschlagen werden. Als nun die vierzehnte Nacht kam, und wir umhergetrieben wurden im adriatischen Meer; glaubten die Schiffer um Mitternacht, sich dem Lande zu nahen. Sie warfen das Senkbley, und fanden zwanzig Klafter Tiefe; und ein wenig weiter, fanden sie fünfzehen Klafter. Da sie fürchteten, wir möchten auf Klippen stoßen; warfen sie vier Anker aus dem Hintertheile des Schiffes, harrend auf den Anbruch des Tages. Als aber die Schiffer trachteten, aus dem Schiffe zu entfliehen, und das Boot hinab ins Meer ließen, unter dem Vorwande, als wollten sie auch vom Vordertheile Anker auswerfen; da sprach Paulus zum Hauptmann und zu den Kriegsleuten: Wenn jene nicht im Schiffe bleiben, so könnet ihr nicht gerettet werden. Da hieben die Kriegsleute die Taue des Bootes ab, und ließen es fahren. Gegen Anbruch des Tages ermahnte Paulus sie Alle, Speise zu sich zu nehmen, und sprach: Vierzehn Tage habt ihr geharret, und ohne Nahrung zugebracht, und nichts zu euch genommen. Darum ermahne ich euch, Speise zu genießen zu eurer Erhaltung; denn Keinem eurer wird ein Haar vom Haupte verloren gehen. Als er das gesagt hatte, nahm er Brod, dankete Gott in Gegenwart Aller, brach es, und begann zu essen. Da faßten Alle Muth, und nahmen auch Speise. Es waren aber unser im Schiffe zweyhundert und sechs und siebenzig Seelen. Da sie sich mit Speise gestärkt hatten, erleichterten sie das Schiff, und warfen den Speisevorrath ins Meer. Als es Tag ward, erkannten sie das Land nicht; bemerkten aber einen Meerbusen, der eine Anfahrt hatte, und beschlossen, wo es ihnm möglich wäre, das Schiff da hinein zu bringen. Als sie die Anker gelichtet hatten, überließen sie sich dem Meere, löseten die Bande der Steuer, spannten das Vordersegel nach dem Wind, und hielten zur Anfahrt hin. Und da wir nach einer Landzunge hingeriethen, ließen sie das Schiff auf den Strand laufen; das Vordertheil fuhr in den Grund, blieb unbeweglich; das Hintertheil aber ward zertrümmert durch der Wogen Gewalt. Da hatten die Kriegsleute vor, die Gefangenen zu tödten, auf daß keiner durch Schwimmen entkäme. Der Hauptmann aber, welcher den Paulus erhalten wollte, wehrte es ihnen, und hieß Alle die schwimmen könnten, sich zuerst retten, ins Meer sich werfen, und so ans Land kommen. Und die Anderen kamen hinüber, einige auf Brettern, andere auf andern Stücken des Schiffs. Und also geschah es, daß Alle sich ans Land retteten. Des Apostels Fahrt nach Italien; Ankunft zu RomAls wir nun gerettet waren, erfuhren wir, daß die Insel Melita hieß. Die uns fremden Bewohner aber erwiesen uns nicht geringe Menschenfreundlichkeit. Denn sie zündeten ein Feuer an, und pflegten unser insgesammt, wegen des anhaltenden Regens und der Kälte. Da nun Paulus eine Menge Reiser zusammenlas, und sie übers Feuer legte; fuhr wegen der Hitze eine Natter draus hervor, und hing sich an seine Hand. Als die Bewohner das Thier an seiner Hand, hängen sahen; sprachen sie unter einander: Gewiß, dieser Mensch ist ein Mörder, der dem Meere entkommen, und den das Rachegericht nicht leben läßt! Er aber schleuderte das Thier ins Feuer, und ihm geschah kein Leid. Jene erwarteten, daß er aufschwellen, und plötzlich niederfallen und sterben würde. Als sie aber nach langem Warten sahen, daß ihm kein Leid widerfuhr; so sagten sie da hingegen, daß er ein Gott wäre. In denselbigen Gegenden waren die Landgüter des Vorstehers der Insel, mit Namen Publius. Dieser nahm uns auf, und bewirthete uns freundlich während dreyer Tage. Es traf sich aber, daß der Vater des Publius am Fieber und an der Ruhr krank danieder lag. Zu diesem begab sich Paulus, betete, legte ihm die Hände auf, und machte ihn gesund. Da das geschehen, kamen auch die anderen Kranken die auf der Insel waren, herbey, und sie wurden gesund. Sie erwiesen uns viele Ehrbezeugungcn, und bey unserer Abfahrt brachten sie herbey, dessen wir bedurften. Nach drey Monaten fuhren wir ab auf einem alexandrinischen Schiffe, das auf der Insel überwintert hatte, und das Bild der Dioskuren führte. Wir kamen nach Syrakus, und blieben dort drey Tage. Von dannen weiter schiffend, kamen wir nach Rhegium; und da Tages darauf ein Südwind blies, kamen wir am folgenden Tage nach Puteoli. Wir fanden daselbst Brüder, und wurden von ihnen gebeten sieben Tage bey ihnen zu bleiben. Und sodann begaben wir uns gen Rom. Da die Brüder dort von uns gehört hatten, kamen sie uns entgegen bis Forum Appii und Tres Tabernä. Da Paulus diese sah, dankte er Gott, und ward ermuthiget. Wie Paulus von den Römern, wie von den Juden aufgenommen wurdeAls wir zu Rom angekommm, ward es Paulus gestattet, für sich allein zu bleiben mit dem Soldaten, der ihn bewachte. Nach dreyen Tagen ließ er die Angesehensten der Juden zu sich bitten; und als sie zusannnen gekommen waren, sprach er zu ihnen: Ihr Männer, meine Brüder! wiewohl ich nichts gethan habe wider dns Volk, oder wider die väterlichen Gebräuche; bin ich doch gebunden von Jerusalem her in die Hände der Römer übergeben worden. Diese wollten, nachdem sie mich verhört hatten, mich losgeben, weil keine Schuld des Todes an mir war. Als aber die Juden dawider redeten, sah ich mich genöthigt, mich auf den Kaiser zu berufen; nicht als ob ich eine Anklage wider mein Volk anzubringen hätte. Darum habe ich euch bitten lassen, daß ich euch sähe und mit euch redete; denn um der Hoffnung Israels willen bin ich mit dieser Kette gebunden. Da sprachen sie zu ihm: Wir haben weder Briefe deinetwegen aus Judäa erhalten, noch ist irgend einer der Brüder gekommen, der Böses von dir berichtet oder erzählt hatte. Wir wünschen aber von dir zu hören, welcher Meinung du bist; denn von dieser Sekte ist uns bekannt, daß sie allenthalben Widerspruch findet. Sie setzten ihm einen Tag an; und da kamen Viele zu ihm in seine Herberge. Diesen gab er Erklärung und Zeugniß über das Reich Gottes und trug ihnen Erweise über Jesus vor, aus dem Gesetze Moyses und den Propheten, vom Morgen bis zum Abend. Und es glaubten Einige dem was er sagte, Andere aber waren ungläubig. Da sie nun mißhellig unter einander waren, schieden sie; und es sprach Paulus noch Ein Wort: Wohlgesagt ist, was der heilige Geist durch Jesaias den Propheten zu unsern Vätern gesprochen hat: Gehe hin zu diesem Volke und sprich zu ihnen: Mit Ohren werdet ihr Hören, und nicht vernehmen; sehend werdet ihr sehen und nicht erkennen. Denn das Herz dieses Volkes ist verdicket, mit den Ohren hören sie schwer, und ihre Augen haben sie zugethan, daß sie nicht etwa mit den Augen sehen, und hören mit den Ohren, und mit dem Herzen vernehmen, und sich bekehren, und Ich sie heile. So sey denn euch kund gethan, daß den Heiden gesandt worden das Heil Gottes, und diese werden Gehör geben! Da er solches gesagt hatte, gingen die Juden weg von ihm; und sie führten unter einander mancherlei Streitfragen. Er aber verblieb zwey ganze Jahre in eigener Miethe, und nahm Alle auf, die zu ihm kamen; predigte das Reich Gottes, und lehrete von dem Herrn Jesu Christo, mit aller Zuversicht, ungehindert. Apostolischer GrußPaulus, Diener Jesu Christi, berufener Apostel, erkoren für das Evangelium Gottes, (welches Er zuvor verheissen hat durch Seine Propheten in den heiligen Schriften,) von Seinem Sohne, — dem gebornen aus dem Geschlechte Davids dem Fleische nach, dem als Gottes Sohn erwiesenen in Thatkraft, dem Geiste der Heiligkeit nach, durch Auferstehung von den Todten, — Jesu Christo unserm Herrn; durch Welchen wir Gnade und Apostelamt empfangen haben, auf daß alle Völker dem Glauben gehorsamen für seinen Namen, unter denen auch ihr seyd, Berufene Jesu Christi, an Alle die zu Rom sind, die Geliebten Gottes, die berufenen Heiligen. Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesu Christo! Des Apostels Zuneigung gegen die Christen in Rom; dessen Verlangen, ihnen und allen Völkern das Evangelium zu predigenZuförderst danke ich meinem Gott, durch Jesum Christum, um euer Aller wegen, daß von eurem Glauben verkündigt wird in der ganzen Welt. Denn Gott ist mir Zeuge, Dem ich diene in meinem Geiste, in Verkündigung des Evangeliums Seines Sohnes, daß ich unablässig euer gedenke, immerdar in Meinen Gebeten, flehend, es möge dereinst mir endlich die Reise angedeihen durch Gottes Willen, zu euch zu kommen, Denn mich verlanget euch zu sehen, auf daß ich euch Einiges ertheile von geistiger Gabe, euch zu bestärken, das heißt, mit ermuntert zu werden in euch durch gemeinschaftlichen Glauben, den euren und den meinigen. Ihr sollet wissen, Brüder, daß ich mir oft vorgesetzt habe, zu euch zu kommen, (nur wurde ich verhindert bisher,) damit auch unter euch einige Frucht mir werde, so wie unter den anderen Völkern. Griechen und Barbaren, Weisen und Ungelehrten bin ich verpflichtet. Also (was an mir liegt,) stehe ich bereit, auch bey euch, in Rom, das Evangelium zu verkündigen. Kraft des Evangeliums und des Glaubens: Sträflichkeit des Unglaubens, auch bey den HeidenDenn ich schäme mich nicht des Evangeliums, denn eine Kraft Gottes ist es, zum Heil jedem der da glaubt, dem Juden zuförderst, auch dem Griechen. Denn die Gerechtigkeit vor Gott wird in demselben offenbaret, aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte lebet durch den Glauben. Offenbaret wird denn auch Gottes Zorn vom Himmel über alle Ungottseligkeit und Ungerechtigkeit derer Menschen, welche die wahre Erkenntniß Gottes in Ungerechtigkeit zurückhalten. Denn was von Gott erkennbar ist, das ist unter ihnen kund; Gott hat es ihnen kund gethan. Denn das Unsichtbare Desselben wird in der Schöpfung der Welt, aus den Werken erkennbar, angeschaut, auch Dessen ewige Macht und Gottheit: so daß für sie keine Entschuldigung ist; weil sie, da sie Gott erkannt haben, Ihn nicht als Gott preiseten und Ihm nicht dankten; sondern sie vergingen sich in ihren eiteln Gedanken, und verfinstert ward ihr unverständiges Herz. Weise sich nennend, sind sie Thoren geworden. Die Herrlichkeit des unwandelbaren Gottes trugen sie über auf dargestelltes Bildniß des vergänglichen Menschen, und der Vögel, und der vierfüßigen Thiere und der kriechenden. Auf und aus diesen erfolgtes schändliches SittenverderbnißDarum übergab Gott sie in die Gelüste ihres Herzens, in Unzucht, so daß sie schändeten ihre eignen Leiber unter einander: sie, welche die Wahrheit Gottes verkehrten in Lüge, und das Geschöpf anbeteten und ihm dieneten, vielmehr als dem Schöpfer, Der zu preisen ist in Ewigkeit, Amen! Deßwegen übergab Gott sie zu Gelüsten der Schande. Denn die Weiber unter ihnen verkehrten die natürliche Beywohnung in die widernatürliche. Deßglcichen auch die Männer, verlassend die natürliche Beywohnung des Weibes, entbrannten in ihrer Begier gegen einander, Männer an Männern Schändliches verübend, und den Wiedervergelt, den ihrem Irrwahn gehörigen, an sich selbst empfangend. So wie sie es verschmäheten, Gott anzuerkennen, übergab Gott sie zum schmählichen Sinnestrieb, daß sie thun, was schändlich ist. ergeben aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Hurerey, Habsucht, Schalkheit; voll Neid, Mord, Hader, Trug, Arglist; Ohrenbläser, Verleumder, Gottes Feinde, übermüthig, hoffärtig, prahlsüchtig, erfindetisch im Bösen, den Eltern ungehorsam; unbesonnen, unverträglich, lieblos, unversöhnlich, erbarmungslos; sie welche, Gottes Gerechtigkeit erkennend, es nicht zu Herzen nahmen, daß die so dergleichen thun, des Todes würdig sind, und nicht nur die es thun, sondern auch, die denen beypflichten welche es thun. Das heidnische Volk, auch das jüdische, richtete sich selbst, da es das andere verdammte. Gott sieht nur auf gute Gesinnung und Werke, bey jenem wie bey diesemSo bist du denn nicht zu entschuldigen, o Mensch, wer du immer seyst, der du richtest. Denn indem du Andere richtest, verdammest du dich selbst: denn du thust dasselbige worüber du richtest. Wir wissen ja, daß Gottes Gericht ergehet nach der Wahrheit über jene, die dergleichen thun. Vermeinest du aber, o Mensch, der du richtest die so dergleichen thun und selbst es thust, du werdest entkommen dem Gerichte Gottes? Verkennest du Seine überschwengliche Güte und Geduld und Langmuth? und weißt nicht, daß die Güte Gottes zur Buße dich rufet? Durch deine Verhärtung aber und unbußfertigen Sinn häufest du dir Zorn auf den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, Welcher einem Jeglichen vergelten wird nach seinen Werken: denen die, beharrend in guten Werken, Ehre, und Verherrlichung und Unsterblichkeit suchen, ewiges Leben; denen aber, die widerspänstig und der Wahrheit ungehorsam, zugethan hingegen dem Unrecht sind, Zorn und Ergrimmen. Jammer und Angst über jegliche Seele des Menschen, der da Böses thut, des Juden zuförderst, auch des Griechen; Ehre aber und Herrlichkeit und Friede Jedwedem, der das Gute thut, dem Juden zuförderst, auch dem Griechen, Denn Gott stehet auf die Person nicht. Die Juden richtet ihr Gesetz, die Heiden das Gesetz der VernunftDenn welche außer dem Gesetze gesündigt haben, die werden außer dem Gesetze verloren gehen; und welche unter dem Gesetze gesündigt haben, die werden durch das Gesetz gerichtet werden: (denn nicht die Hörer des Gesetzes sind gerecht vor Gott, sondern die Thäter des Gesetzes werden gerechtfertigt: wenn nun die Heiden, welche das Gesetz nicht haben, der Natur zufolge das thun was gesetzmäßig ist; da sind sie, ohne das Gesetz zu haben, sich selbst Gesetz: als welche die Thatsache des Gesetzes, geschrieben in ihrem Herzen, aufweisen, indem ihnen zeuget ihr Gewissen, und die einander anklagenden oder lossprechenden Gedanken:) an dem Tage, da Gott das Verborgene der Menschen richten wird, nach meinem Evangelium, durch Jesum Christum. Das jüdische Volk hat das Gesetz nicht gehaltenDu aber, wenn du dich Jude nennest, und auf das Gesetz dich verlässest, und dich Gottes rühmest, und wissest das Vorzügliche zu würdigen, unterwiesen von dem Gesetze, und es dir zutrauest, Führer der Blinden zu seyn, Licht derer die in Finsterniß sind, Lehrer der Unverständigen, Meister der Unmündigen, der du habest das Urbild des Wissens und der Wahrheit in dem Gesetze! Du nun lehrest Andere, und lehrest dich selbst nicht; du predigest, man solle nicht stehlen, und stiehlst; sagest, man solle nicht ehebrechen, und brichst die Ehe; verabscheuest die Götzen, und begehest Heiligschändung; rühmest dich des Gesetzes, und entehrest Gott durch Übertretung des Gesetzes. Denn der Name Gottes wird durch euch verlästert bey den Heiden, wie geschrieben steht. Was wahres Judenthum seyDas Judenthum ist wohlgedeihlich, wenn du das Gesetz hältst; wenn du aber ein Uebertreter des Gesetzes bist, so ist dein Judenthum ein Heidenthum. Wenn denn das Heidenthum die Gebote des Gesetzes hält, wird da nicht ein solches Heidenthum gerechnet werden für Judenthum? Und wird nicht der welcher, der Natur nach im Heidenthum, das Gesetz erfüllet, dich richten, der du, beym Buchstaben und beym Judenthum, Uebertreter des Gesetzes bist? Denn nicht, wer im Aeußeren es ist, der ist Jude, und nicht, was im Aeußeren, im Fleische es ist, das ist Judenthum; sondern der, wer ein Jude ist im Inneren, wo da ist das Judenthum des Herzens, dem Geiste nach, nicht dem Buchstaben nach. Desselben Lob ist nicht bey Menschen, sondern bey Gott. Vorzug des jüdischen Volks! diesen hebt, weil Gott gütig ist, der Unglaube Einiger nicht auf. Man soll aber deshalb nicht sündigen, damit Gott Seine Güte erweiseWas hat denn der Jude voraus? oder was für Nutzen hat das Judenthum? Viel, auf allerhand Weise. Zuförderst: daß ihnen die Verheissungen Gottes sind anvertraut worden. Was denn, wenn ihrer Etliche ungläubig sind? wird bey ihrem Unglauben die Treue Gottes zu Nichte? Das sey ferne! Es ist ja Gott wahrhaft, jeder Mensch aber thut Lüge, (wie geschrieben steht:) Daß Du gerechtfertigt werdest in Deinen Worten, und obsiegest, wenn man mit Dir rechtet. Wenn aber unsere Ungerechtigkeit erhebt Gottes Gerechtigkeit, was wollen wir sagen? Ist da etwa Gott ungerecht, daß Er zürne? (Ich spreche nach Menschenweise.) Das sey ferne! Wie würde denn Gott die Welt richten? Wenn da nun Gottes Wahrhaftigkeit durch meine Lüge sich mehr ausgezeichnet hat zu Seiner Verherrlichung, was werde ich da noch als Sünder gerichtet? Sollten wir denn, (wie wir verleumdet werden, und wie Etliche vorgeben, daß wir sagen,) Böses thun, auf daß Gutes werde? Solche sind zu verdammen, mit Recht. Innere Vorzüge hatte das jüdische Volk nicht, weil es der Sünde ergeben warWie denn? gehen wir ihnen bevor? Das gar nicht; denn wir haben dargethan, daß die Heiden, so wie die Juden sämmtlich unter der Sünde sind; wie geschrieben steht: Es ist Niemand gerecht. Es ist Niemand der weise ist, Niemand der Gott suchet. Alle sind abgewichen, allzumal unnütz geworden; es ist Keiner der Gutes thut, nicht ein Einziger. Ein offenes Grab ist ihr Rachen; mit ihren Zungen übten sie Trug; Natterngift ist unter ihren Lippen. Ihr Mund ist des Truges und der Bitterkeit voll. Schnell sind ihre Füße, Blut zu vergießen. Drangsal und Wehe ist auf ihrem Pfade; und den Weg des Friedens haben sie nicht gekannt. Furcht Gottes ist nicht vor ihren Augen. Nun aber wissen wir, daß das Gesetz, was es sagt, zu denen die unter dem Gesetze sind, es sagt; auf daß jeglicher Mund verstumme, und alle Welt sich vor Gott schuldig wisse. Denn durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch vor Ihm gerechtfertiget. Durch das Gesetz kommt Erkenntniß der Sünde. Wie und wodurch alle Menschen gerechtfertigt werden, und aller, auch der Juden, Selbstruhm zu nichte werdeJetzt aber ist, ohne das Gesetz, kundgethan die Gerechtigkeit vor Gott, (von welcher gezeugt haben das Gesetz und die Propheten,) die Gerechtigkeit vor Gott durch den Glauben an Jesum Christum, für Alle und über Alle, die an Ihn glauben; denn es ist kein Unterschied: indem Alle gesündigt haben, und ermangeln des Ruhmes vor Gott. Und gerechtfertigt werden sie, unverdient, durch Seine Gnade, durch die Erlösung, die sie haben in Christo Jesu: Welchen Gott geordnet hat zum Sühnopfer durch den Glauben, in Dessen Blute, zur Erweisung Seiner Gerechtigkeit, — um Erlassung vorhergegangener Sünden bey der Langmuth Gottes, — zur Erweisung Seiner Gerechtigkeit in dieser Zeit: daß Er Selbst gerecht sey, und den rechtfertige, welcher des Glaubens ist an Jesum Christum. Wo ist also dein Selbstruhm? Er ist abgewiesen. Durch welches Gesetz? der Werke? Nein; sondern durch das Gesetz des Glaubens. Denn wir wissen, baß durch den Glauben der Mensch gerechtfertigt wird, ohne des Gesetzes Werke. Ist Gott nur der Juden Gott? nicht auch der Heiden? Ja! auch der Heiden. Es ist Ein Gott, Welcher das jüdische Geschlecht rechtfertiget durch den Glauben, und durch den Glauben das heidnische Geschlecht. Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? das sey ferne! sondern wird bestätigen das Gesetz. Abrahams Beyspiel lehret, daß die Rechtfertigung des Menschen nicht komme aus bloßen WerkenWas also, sollen wir sagen, sey Abraham, unserm Vater dem Fleische nach, zn Theil geworden? Wenn Abraham durch Werke ist gerechtfertigt worden, so hat er des Rühmens, aber nicht bey Gott. Was sagt denn die Schrift? Abraham glaubte Gott, und es ward ihm gerechnet zur Gerechtigkeit. Dem aber, der werkthätig ist, wird der Lohn nicht angerechnet aus Gnade, sondern aus Schuldigkeit. Dem hingegen, der nicht ist werkthätig, aber glaubend an Den, Welcher den Sünder rechtfertiget, wird sein Glaube angerechnet zur Gerechtigkeit, nachdem Wohlgefallen der Gnade Gottes. Gleichwie auch David spricht von der Seligkeit des Menschen, als welchem Gott Gerechtigkeit anrechnet sonder Werke. Selig die, deren Uebertretungen erlassen, und deren Sünden bedeckt sind. Selig der Mann, welchem der Herr die Sünde nicht anrechnet. ...nicht aus der BeschneidungDiese Seligkeit, ist sie nur bey der Beschneidung, oder auch außer derselben? Wir sagen ja, der Glaube sey Abraham angerechnet worden zur Gerechtigkeit, Wie nun wurde dieser angerechnet? In der Beschneidung? oder außer derselben? Nicht in der Beschneidung, sondern außer derselben. Er empfing das Zeichen der Beschneidung, ein Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, den er hatte vor der Beschneidung; so daß er sey Vater Aller, die ohne die Beschneidung glauben, damit das auch ihnen zur Gerechtigkeit angerechnet werde: und er Vater sey der Beschneidung, derer die nicht haben dieselbe allein, fondern die da folgen den Fußstapfen des Glaubens, den vor derselben unser Vater Abraham hatte. ...nicht aus dem Mosaischen Gesetze, sondern aus dem GlaubenDenn nicht durch das Gesetz ward die Verheissung dem Abraham und seinem Samen, Erbe der Welt zu seyn, sondern durch den gerechtmachenden Glauben. Denn wofern welche des Gesetzes sind, diese die Erben sind; so ist der Glaube entkräftet, und auf, gehoben die Verheissung. Denn das Gesetz bewirket Zorn; weil wo kein Gesetz ist, da auch keine Uebertretung. Darum durch den Glauben, um aus Gnade zu seyn, damit die Verheissung Bestand habe für allen Samen, nicht für den nur, welcher des Gesetzes ist, sondern auch für den, welcher des Glaubens Abrahams ist. Dieser ist unser Aller Vater, (wie geschrieben steht: Zum Vater vieler Völker habe Ich dich geordnet,) bey Gott Dem er glaubte, Ihm der lebendig machet die Todten, und herrufet das so nicht ist, wie das so ist. Abrahams kräftiger Glaube soll Allen Vorbild seynEr glaubte gegen Hoffnung in Hoffnung, daß er werde Vater vieler Völker seyn, wie da gesagt war: Also wird dein Same seyn. Und, fest bestehend im Glauben, gedachte er nicht seines abgestorbenen Leibes, da er schon fast hundertjährig war, noch der abgestorbenen Kraft der Sara. Bey der Verheissung Gottes dachte er auch nicht zweifelmüthig hin und her, sondern stand fest im Glauben, gab Gott die Ehre, voll der Zuversicht, was Er verheissen habe, sey Er auch vermögend zu thun. Darum ward es ihm auch zur Gerechtigkeit angerech»et. Es ist aber nicht seinetwegen nur geschrieben, daß es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet ward, sondern auch unsertwegen, denen es wird angerechnet werden, da wir glauben an Den, Der von den Todten auferweckt hat Jesum Christum unsern Herrn: Welcher ist hingegeben unserer Sünden wegen, und auferstanden unserer Rechtfertigung wegen. Seliger Zustand der wahren GläubigenGerechtfertiget also durch den Glauben, sollen wir Friede haben bey Gott durch unsern Herrn Jesum Christum; durch Den wir auch Zutritt erhalten haben, kraft des Glaubens, zu dieser Gnade, worin wir bestehen, und deren wir uns rühmen, in der Hoffnung der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Nicht allein aber das; sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, wissend daß die Trübsal Geduld würke, die Geduld Bewährung, die Bewahrung Hoffnung. Die Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden: denn die iiebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist, Welcher uns gege, ben worden. Es ist ja Christus, da wir noch kraftlos waren, in der Zeit für Sündhafte gestorben. Schwerlich stirbt wohl Jemand für einen Gerechten; für einen Guten möchte etwa Jemand sterben wollen. Es bewähret aber Gott dadurch Seine liebe zu uns, daß, da wir noch Sünder waren, Christus in der Zeit für uns gestorben ist. Um so mehr also werden wir nun, da wir durch Sein Blut gerechtfertigt sind, durch Ihn gerettet werden vom Zorne. Denn da wir, als wir Feinde waren, versöhnt wurden mit Gott durch den Tod Seines Sohnes; umso mehr werden wir die versöhnet sind, gerettet werden bey dem Leben Desselben, Was durch Adam über sie und alle Menschen gekommen ist, die Sünde und durch die Sünde der Tod, was sie dadurch verloren haben, das wird ihnen durch Christum ersetzt und reichlich setzt, durch Den sie haben Erlösung von der Erbfunde, und von anderen Sünden, nebst vielen Gnadengaben, und dereinst des Leibes glorreiche AuferstehungNicht allein aber das; sondern wir rühmen uns auch in Gott, durch unsern Herrn Jesum Christum, durch Den wir jetzt die Versöhnung erlangt haben. Gleichwie demnach durch Einen Menschen die Sünde ist in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und so über alle Menschen der Tod ist gekommen, in welchem alle gesündigt haben. — Denn bis auf das Gesetz war die Sünde in der Welt; die Sünde aber wurde nicht zugerechnet, da das Gesetz nicht war. Doch herrschete der Tod von Adam an bis auf Moyses, auch über die, welche nicht sündigten mit. gleicher Uebertretung wie Adam. Dieser ist ein Bild Dessen, Der kommen sollte. Aber nicht, so wie die Vergehung, so auch die Begnadigung. Denn wenn, um die Vergehung des Einen, die Viele sind gestorben; so hat, um viel mehr, Gottes Gnade und Gabe, durch die Gnade des Einen Menschen Jesu Christi, sich über die Viele verbreitet. Und nicht, so wie durch Eine Sünde, also die Begnadigung: denn das Gericht war um Einer wegen zur Verdammung; die Begnadigung aber ist um vieler Vergehungen wegen zur Rechtfertigung. Denn wenn, um das Vergehen des Einen, der Tod herrschete durch, den Einen; so werden viel mehr die, so die Fülle der Gnade und der Gaben und der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesum Christum. Also denn, wie burch des Einen Vergehung über alle Menschen die Verurteilung, so auch durch des Einen Gerechtigkeit über alle Menschen die Rechtfertigung des Lebens. Denn so wie durch den Ungehorsam des Einen Menschen die Viele sind Sünder geworden, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Viele gerechtfertigt. Das Gesetz aber ist hinzugekommen, daß die Sünde zunehme. Da aber die Sünde zugenommen hat, so ist übergroß geworden die Gnade: auf daß, so wie die Sünde geherrschet zum Tode, also auch die Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben, durch Jesum Christum unsern Herrn. Je größer die Gnade Jesu Christi ist, um so mehr sollen die Christen vereint seyn mit Ihm: mit und in Ihm der Sünde abgestorben, der Sünde gekreuzigt und begraben seyn; mit Ihm auferstanden seyn, Gott dem Herrn lebendWas wollen wir denn sagen? Werden wir beharren in der Sünde, auf daß die Gnade übergroß sey? Das sey ferne! Wir, die gestorben sind der Sünde, wie sollten wir ihr noch leben? Wisset ihr nicht, daß wir Alle, die da sind getauft worden in Jesum Christum, in Seinen Tod sind eingetauft? So denn sind wir mitbegraben mit Ihm, durch die Taufe, in den Tod: auf daß, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters auferstanden ist von den Todten, so auch wir in Erneuung des Lebens wandeln, Denn wenn wir Ihm vereint sind in Verähnlichung Seines Todes, werden wir's auch seyn in der Seiner Auferstehung. Seyn wir deß eingedenk, daß der alte Mensch in uns ist mitgekreuzigt, auf daß des Leibes Sündlichkeit werde abgethan, und wir hinfort der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, der ist losgelassen von der Sünde. Sind wir aber gestorben mit Christo, da glauben wir, wir werden auch leben mit Christo. Wir wissen ja, daß Christus, der Auferstandene von den Todten, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Gewalt mehr über Ihn. Denn daß Er ist gestorben; der Sünde ist Er gestorben Einmal: daß Er lebt; lebt Er Gott. Also auch ihr! achtet euch für solche, die gestorben sind der Sünde, die aber Gott leben, in Christo Jesu unserm Herrn. Laß also die Sündlichkeit nicht herrschen in eurem sterblichen Leib, daß ihr dienet ihren Gelüsten. Bietet nicht der Sündlichkeit dar eure Glieder, zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit; sondern Gotte bringet dar euch selbst, als von den Todten aufgelebt, und eure Glieder als Werkzeuge der Gerechtigkeit für Gott. Denn die Sünde soll nicht herrschen über euch: Ihr seyd ja nicht unter dem Gesetze, sondern unter der Gnade. Wer vordem Diener der Sünde war, soll nun um so mehr Diener der Gerechtigkeit seynWie nun? sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetze sind, sondern unter der Gnade? Das sey ferne! Wisset ihr nicht, daß, wem ihr euch als Diener, darbietet zum Gehorchen, ihr dessen Diener seyd dem immer ihr gehorchet: entweder der Sünde, zum Tode; oder des Glaubens, zur Rechtfertigung? Dank aber sey Gott: ihr waret Diener der Sünde, habt aber gehorsame von Herzen dem Urbilde der Lehre, zu welcher ihr geführt seyd. Freygelassen von der Sünde, seyd ihr Diener worden, der Gerechtigkeit. Menschlich rede ich, der Schwachheit eures Fleisches wegen: Wie ihr habt eure Glieder dargeboten, zu dienen der Unzucht, und dem Laster zur Lasterhaftigkeit, so bietet anjetzt eure Glieder dar, zu dienen der Gerechtigkeit zur Heiligkeit. Denn als ihr wart Diener der Sünde, wart ihr entlassen von der Gerechtigkeit. Welche Frucht hattet ihr denn damals von den Dingen, deren ihr euch anjetzt schämet? Denn das Ende derselben ist der Tod. Jetzt aber, da ihr freigelassen seyd von der Sünde, Diener aber Gottes geworden, habt ihr für euch, als die Frucht Heiligung, als das Ende, ewiges Leben. Denn der Sünde Sold ist der Tod; Gnadenlohn Gottes aber ist das ewige Leben, in Jesu Christo, unserm Herrn. Durch Christum ist das Mosaische Gesetz aufgehoben, welches die Sünden vermehrteWisset ihr nicht, Brüder, (denn zu denen die das Gesetz kennen, rede ich,) daß das Gesetz in Betreff des Mannes herrschet, so lange er lebet? Das verehlichte Weib ist, bey Lebzeiten des Mannes, gebunden kraft des Gesetzes; wenn aber ihr Mann gestorben ist, so ist sie frey von dem Gesetze des Mannes, Darum wird sie, bey Lebzeiten des Mannes, Ehebrecherin heissen, wenn sie eines anderen Mannes ist; wenn aber ihr Mann gestorben, da ist sie frey von dem Gesetze des Mannes, so daß sie nicht ehebrüchig sey, wenn sie eines anderen Mannes wird. So denn, meine Brüder, seyd auch ihr dem Gesetze gestorben durch den Leib Jesu Christi, auf daß ihr eines Anderen werdet, des von den Todten Auferstandenen; daß wir Früchte bringen für Gott. Denn als wir waren des Fleisches, da waren die Gelüste der Sünde, die durch das Gesetz angeregten, wirksam in unsern Gliedern, um Früchte zu bringen für den Tod. Jetzt aber sind wir von dem Gesetze des Todes, das uns gefangen hielt, entlassen, auf daß wir dienen sollen in Erneuung des Geistes, und nicht im Alterthum des Buchstabens. ...dieß aber nicht durch sich, sondern wegen des Menschen GelüsteWas wollen wir denn sagen? Das Gesetz sey sündlich? Das sey ferne! Sondern, die Sünde erkannte ich nicht, als durch das Gesetz: denn das Gelüsten erkannte ich nicht an, wenn nicht das Gesetz sagte: Laß dich nicht gelüsten. Bey erhaltenem Anlaß aber bewirkte durch das Gebot die Sündlichkeit in mir alles Gelüsten. Denn außerhalb des Gesetzes war die Sündlichkeit todt. Ich lebte aber einst außer dem Gesetze; als aber das Gebot kam, lebte die Sündlichkeit auf. Ich erstarb, und es fand sich, daß das Gebot, so da war zum Leben, mir zum Tode sey. Denn die Sündlichkeit hat, bey erhaltenem Anlaß, durch das Gebot, mich verführet, und durch selbes mich getödtet. So ist denn das Gesetz heilig, und das Gebot heilig und gerecht und gut. Ist denn das, was gut ist, mir zum Tode geworden? Das sey ferne! Sondern die Sündlichkeit, auf daß sie sich darthue als Sündlichkeit, bewirkte durch das Gute mir den Tod, so daß über die Maaßen sündig die Sündlichkeit wurde, durch das Gebot. Diese konnte der Mensch nicht überwinden durch des Gesetzes, noch durch selbsteigene Kraft: sondern vermag es nur durch die Gnade ChristiDenn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, verkauft an die Sündlichkeit. Denn was ich thue, das bedenke ich nicht: denn was ich will, das Gute, das thue ich nicht; sondern was ich mißbillige, das Böse, das thue ich. Wenn ich aber das thue, was ich nicht will, so stimme ich dem Gesetze bey, daß es gut sey. Da aber bin Ich es nun nicht, der solches thut, sondern die in mir wohnende Sündlichkeit. Denn ich weiß, daß in mir, das ist: in meinem Fleisch, das Gute nicht obwalte: das Wollen denn wohnet mir bey; aber das Gute zu vollbringen, finde ich nicht. Denn das Gute, was ich will, thue ich nicht; sondern das Böse, was ich nicht will, das thue ich. Wenn ich aber das thue, was Ich nicht will; so bin Ich es nicht, der es thut, sondern die in mir wohnende Sündlichkeit. Ich finde also dieß Gesetz: mir der ich daS Gute thun will, mir wohnet das Böse bey. Denn ich habe Wohlgefallen an dem Gesetze Gottes, nach dem inneren Menschen; ich fühle aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, welches entgegen streitet dem Gesetze meines Geistes, und mich unterjockt dein Gesetze der Sündlichkeit, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch! wer wird mich frey machen von dem Leibe des Todes? Die Gnade Gottes durch Jesum Christum unsern Herrn! Also ich nun diene, mit dem Geiste, dem Gesetze Gottes, mit dem Fleische aber dem Gesetze der Sündlichkeit. Seliger Zustand, hohe Bestimmung der wahren Christgläubigen. Sie sind frey von der Schuld und Knechtschaft der Sünde; wandeln nach dem Geiste; ihr Leib zwar sterblich, ihr Geist aber lebt in Gott; einst auch wird der Leib verklärt auflebenSo ist denn nun keine Verdammniß in denen, die sind in Christo Jesu, die nicht wandeln nach dem Fleisch. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens hat mich frey gemacht von dem Gesetze der Sünde und des Todes. Denn (was unmöglich war dem Gesetze, indem es ward entkräftet durch das Fleisch,) Gott hat, Seinen eigenen Sohn sendend in der Gestalt des sündigen Fleisches, auch um der Sündlichkeit wegen, der Sündlichkeit das Urtheil gesprochen, in dem Fleisch: auf daß die Gerechtigkeit des Gesetzes in uns erfüllet werde, die wir nicht wandeln nach dem Fleische, sondern nach dem Geist, Denn die nach dem Fleisch sind, sinnen auf das, so des Fleisches ist; die aber nach dem Geiste sind, sinnen auf das, so des Geistes ist. Die Gesinnung des Fleisches ist Tod; die Gesinnung aber des Geistes ist Leben und Friede. Denn die Gesinnung des Fleisches ist feindselig gegen Gott: denn sie unterwirft sich nicht dem Gesetze Gottes, vermag es auch nicht. Die, welche des Fleisches sind, können Gott nicht wohlgefällig seyn. Ihr aber seyd nicht des Fleisches, sondern des Geistes, wenn ja der Geist Gottes in euch wohnet. Wenn aber Christus in euch ist, da ist zwar der Leib todt, der Sünde wegen; der Geist aber lebt, der Rechtfertigung wegen. Wenn aber der Geist Dessen, Der Jesum Christum von den Todten auferweckt hat, in euch wohnet; so wird, Der Jesum Christum von den Todten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber aufleben machen, um Seines in euch wohnenden Geistes wegen. Sie ertödten das Fleisch; Gottes Geist wohnt in ihnen: sie sind Erben Gottes; die Schöpfung wird dereinst verherrlicht mit ihnen; dieser frohen Hoffnung leben sieAlso denn, Brüder, verpflichtet sind wir, nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebet, werdet ihr ersterben; wenn ihr aber durch den Geist die Werke des Fleisches ertödtet, da werdet ihr leben. Denn welche vom Geist Gottes geleitet werden, die sind Kinder Gottes. Ihr habt ja nicht den Geist der Knechtschaft abermal in Furcht empfangen; sondern ihr habt empfangen den Geist der Kindschaft, in welchem wir rufen Abba! Vater. Der Geist nun gibt Zeugniß unserm Geiste, daß wir Kinder Gottes sind: wenn Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi; wofern wir mitleiden, um auch mitverherrlichet zu werden. Denn ich erachte: nicht zu rechnen sind die Leiden dieser Zeit gegen die Herrlichkeit, welche dereinst soll offenbar werden an uns. Denn die Sehnsucht der Schöpfung harret auf das Offenbarwerden der Kinder Gottes. Denn der Hinfälligkeit ist die Schöpfung unterworfen, (nicht willig, sondern um Dessen wegen, Der sie unterworfen hat,) in der Hoffnung: daß auch sie, die Schöpfung, frey werde von dem Joche der Verweslichkeit, bey der Herrlichkeit der Freyheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß die ganze Schöpfung seufze, und sich sehne mit Schmerzen immerdar. Nicht nur aber sie; sondern auch wir, welche die Erstlinge des Geistes haben, auch wir seufzen in uns, harrend der Kindschaft Gottes, der Erlösung unsers Leibes. Denn in der Hoffnung sind wir selig; hoffen aber was gesehen wird, ist nicht Hoffnung: denn das, so Einer sieht, was hoffet er das? Wenn wir aber, was wir nicht sehen, das hoffen, so harren wir dessen mit Geduld. Der heilige Geist ist ihr Fürsprecher: sie sind vorbestimmt von GottSo aber auch kommt der Geist zu Hilfe unserer Schwachheit: denn was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, wissen wir nicht; der Geist aber Selbst ist Fürsprecher für uns, mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber, Welcher die Herzen durchschaut, weiß was der Geist erflehet; nach gottgefälliger Weise ist Er Fürsprecher für die Heiligen. Wir wissen denn, daß denen, die Gott lieben, Alles mitwirke zum Guten, denen die nach dem Rathschluß als Heilige berufen sind. Denn welche Er zuvor anerkannte, die hat Er auch vorbestimmt, daß sie sollten gleich seyn dem Urbilde Seines Sohnes, auf daß Dieser sey der Erstgeborne unter vielen Brüdern. Welche Er aber vorbestimmte, die hat Er auch berufen; und welche Er berufen hat, die rechtfertigt Er auch; welche Er gerechtfertigt hat, die verherrlicht Er auch. Wer vermag etwas wider sie?Was sollen wir denn dazu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer wider uns? Er Der auch Seines eigenen Sohnes nicht geschonet, sondern für Alle Ihn hingegeben hat; wie sollte Er nicht auch, mit Ihm, uns Alles geschenkt haben? Wer wird Klage anheben wider die Auserkornen Gottes? Gott ist's, Der sie rechtfertiget! Wer ist, der sie verdamme? Christus Jesus ist da, Der gestorben, ja Der auch auferstanden ist, Der ist zur Rechten Gottes, Der auch unser Fürsprecher ist! Wer wird uns denn scheiden von der Liebe Christi? Trübsal? oder Bedrängniß? oder Blöße? oder Gefahr? oder Verfolgung? oder das Schwert? (wie geschrieben steht: Deinetwegen sind wir des Todes jeden Tag, wir sind erachtet wie Schlachtschaafe.) Aber in diesen allen sind wir siegreich, um Dessentwillen Der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod, noch Leben, weder Engel, noch Fürstenthümer, noch Gewalten, weder Gegenwärtiges, noch Zukünftiges, weder Macht, noch Hoheit, noch Tiefe, noch welch irgend ein Geschöpf, wird vermögen uns zu scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu unserm Herrn. Trauer des Apostels über die Nichtberufung vieler JudenIch sage die Wahrheit in Christo Jesu; ich lüge nicht, mein Gewissen bezeugt es mir im heiligen Geist. Groß ist meine Betrübniß, und unablässig der Kummer meines Herzens. Denn gewünscht habe ich, ein Verbannter zu seyn von Christo Jesu für meine Brüder, meine Angehörigen dem Fleische nach; die da sind des Geschlechts Israel, deren die Kindschaft, und die Herrlichkeit, und das Bündniß, und die Gesetzgebung, und der Gottesdienst, und die Verheißungen, deren die Patriarchen, und aus denen Christus dem Fleische nach, Welcher ist Gott über Alles, gelobt in Ewigkeit. Amen! Diese hat aber die Verheissungen Gottes nicht vereitelt: denn Er berufet nicht nach Abstammung, nicht nach bloß menschlichen WertenNicht aber, als ob das Wort GotteS Vereitelt wäre. Denn nicht Alle, die abstammen von Israel, sind Israeliten; auch sind nicht Kinder Alle die, welche des Geschlechts Abraham sind, sondern Isaak soll deines Geschlechts erachtet werden. Das heißt: Nicht die Kinder des Fleisches sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheissung werden als dein Geschlecht erachtet. Denn das Wort der Verheissung war: Um diese Jahreszeit werde ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben. Nicht nur das; sondern auch, da Rebekka auf Einmal empfangen hatte von unserm Vater Isaak; bevor sie geboren waren, und sie weder Gutes noch Böses gethan hatten, da wurde, (damit nach der Auswahl bestände der Rathschluß Gottes, nicht zufolge den Werken, sondern Dem Der beruft zufolge,) ihr gesagt: Der Aeltere soll dem Jüngeren dienen; wie auch geschrieben steht: Jakob habe Ich geliebt, Esau aber gehaßt. sondern nach seiner Gnade, zu Seiner Ehre; mit Ihm darf Niemand rechtenWas wollen wir denn sagen? Ist Ungerechtigkeit bey Gott? Das sey ferne! Denn Er spricht zu Moyses: Ich werde gnädig seyn dem Ich gnädig bin, und Mich erbarmen dessen Ich Mich erbarme. Also nicht dessen der da will, ist es, noch dessen der da läuft, sondern des Sich erbarmenden Gottes. Es sagt ja die Schrift zu Pharao: Darum habe Ich dich aufgestellt, auf daß Ich an dir Meine Macht darthue, und daß Mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde. Also wessen Er will, erbarmt Er Sich, und wen Er will, verhärtet Er. Du sagst mir nun: Was hat Er da zu klagen? denn wer widerstände Seinen Beschlüssen? O Mensch! wer bist du, der du das Wort nehmest wider Gott? Spricht denn das Gebild zu dem der es bildete: Warum hast du mich so gemacht? Hat nicht der Töpfer Macht über den Leimen, aus demselben Teige zu machen das eine Gefäß zur Zier, das andere zur Unzier? Der Juden geweissagte Verwerfung, wegen eigener Schuld, gereichte den Heiden zur BerufungWenn nun Gott, indem Er darthun wollte Seinen Zorn und erweisen Seine Macht, ertrug mit vieler Langmuth die Gefäße des Zorns, die bereitet sind dem Verderben, auf daß Er kundmachte den Reichthum Seiner Herrlichkeit gegen die Gefäße des Erbarmens, die Er vorbereitet, hat zur Herrlichkeit. So auch uns hat Er berufen, nicht nur aus dem Judenthum, sondern auch aus dem Heidenthum; wie Er auch durch Osee spricht: Als Mein Volk werde Ich berufen das nicht Mein war; als geliebt das nicht Geliebte; als begnadigt das nicht Begnadigte. Und es wird seyn: an dem Orte, wo ihnen gesagt ward: nicht Mein Volk seyd ihr; dort werden sie genannt werden Mein Volk. Jesaias aber rufet aus über Israel: Wäre auch die Zahl der Kinder Israel, wie Sand des Meeres, ein Ueberrest nur wird gerettet werden. Denn Sein Wort ist vollendend und entscheidend; ja ein entscheidendes Wort wird der Herr auf Erden vollbringen. Und, wie Jesaias vorhergesagt hat: Hätte nicht der Herr der Heerschaaren uns ein Samenkörnlein hinterlassen, wir wären wie Sodoma geworden und Gomorra gleichgemacht. Die Juden suchten Christum nicht, wie sie solltenWas sollen wir denn sagen? Daß Heiden, welche um Gerechtigkeit sich nicht beeiferten, die Gerechtigkeit erlangt haben, die Gerechtigkeit, die da ist durch den Glauben; Israels Volk aber, welches um das Gesetz der Gerechtigkeit sich beeiferte, zum Gesetze der Gerechtigkeit nicht gelangt ist. Warum? weil nicht durch den Glauben, sondern wie durch Werke. Denn sie haben sich gestoßen an den Stein des Anstoßes, wie geschrieben steht: Siehe, Ich setze in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Strauchelns. Wer an Ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden. Bey ihrem Eifer ohne Einsicht verkannten die Juden Jesum Christum, obzwar das alte Testament auf Ihn hinweiset, und auf den Glauben an Ihn, zur Seligkeit für Juden und für HeidenBrüder! der Wunsch meines Herzens und mein Gebet zu Gott ist für sie, um ihre Seligkeit. Denn ich gebe ihnen Zeugniß, daß sie Eifer für Gott haben, nur nicht nach Einsicht. Denn, indem sie verkennen die Gerechtigkeit vor Gott, und ihre eigene aufzustellen streben, haben sie sich der Gerechtigkeit vor Gott nicht untergeben. Denn das Ziel des Gesetzes ist Christus, zur Gerechtigkeit jedem, der da glaubet. Moyses schreibt ja von jener Gerechtigkeit, die aus dem Gesetze kommt: Wer da thut, der Mensch wird dadurch leben. Die Gerechtigkeit aber, die aus dem Glauben kommt, von der sagt er also: Sprich nicht in deinem Herzen: wer wird aufsteigen in den Himmel? das ist: Christum herabführen. Oder: Wer wird absteigen in die Tiefe? das ist: Christum von den Todten heraufführen. Was sagt aber die Schrift? Nahe ist das Wort, in deinem Munde und in deinem Herzen, das ist: das Wort des Glaubens, das wir predigen. Denn wenn du mit deinem Munde Jesum den Herrn bekennest, und in deinem Herzen glaubest, daß Gott Ihn von den Todten hat auferwecket; so wirst du selig. Denn mit dem Herzen glaubet man, zur Rechtfertigung; und mit dem Munde bekennet man, zur Seligkeit. Denn die Schrift sagt: Jeder, wer an Ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden. Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Heide: denn Derselbe ist Herr Aller, gnadenreich für Alle, die Ihn anrufen. Jeder, der den Namen des Herrn anrufet, wird selig seyn. Also mußte den Heiden gepredigt werden, wie den Juden, nach den Worten des alten Testaments, welches aber auch vom Unglauben der Juden weissagtWie sollen sie nun anrufen Den, an Welchen sie nicht glaubten? Oder, wie sollen sie glauben, von Dem sie nicht gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie aber sollen diese predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie geschrieben steht: Wie lieblich die Füße derer, die Frieden verkündigen, verkündigen was gut ist! Aber nicht Alle gaben der Verkündigung Gehör. Jesaias sagt denn auch: Herr, wer hat geglaubt dem was er von uns verkündigt hört? Also ist der Glaube aus dem Hören, das Hören aber durch Christi Wort. Aber, sage ich haben sie nicht gehört? Es ist ja in alle Lande ihr Aufruf ergangen, und ihre Worte bis an die Gränzen der Erde. Hat aber, sage ich, Israel es nicht gekannt? Moyses zuerst sagt: Ich will eure Eifersucht reizen gegen ein Volk, ein Aftervolk; gegen ein unverständig Volk will Ich euch reizen. Jesaias spricht offen aus, und sagt: Ich bin erfunden von denen, die Mich nicht suchten; Ich bin denen kund geworden, die nicht nach Mir fragten. Zu Israel aber spricht er: Den ganzen Tag streckte Ich Meine Hände aus zu einem ungläubigen und widerspänstigen Volke. Gott hat Manche aus Israel, nach Seiner Gnade, aufgenommen; Andere ihrer Ungläubigkeit, wie geweissagt worden, überlassenIch sage nun: Hat Gott Sein Volk verstoßen? Das sey ferne! Denn auch ich bin ein Israelite, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamme Benjamin, Verstoßen hat Gott nicht Sein Volk, welches Er voraus anerkannt hat! Wisset ihr nicht, was von Elias die Schrift sagt, wie er Gott aufrufet wider Israel? Herr, Deine Propheten haben sie getödtet, Deine Altäre umgerissen; und ich bin allein übrig, und sie trachten mir nach dem Leben! Was aber sagt ihm Gottes Antwort? Ich habe Mir übrig behalten sieben tausend Mann, welche ihr Kniee nicht gebeugt haben vor Baal. So ist denn auch in der jetzigen Zeit ein Antheil, nach Auswahl der Gnade, erhalten worden. Wenn aber aus Gnade, dann nicht um der Werke wegen: sonst ist Gnade nicht mehr Gnade. Was denn? Wonach Israel strebte, das hat es nicht erlangt; die Ausgewählten haben es erlangt; die Anderen aber sind verhlendet. Gleichwie geschrieben steht; Gott hat ihnen gegeben einen Geist der Betäubung: Augen, so daß sie nicht sehen, und Ohren, so daß sie nicht hören, heutiges Tages. Und David spricht: Es werde ihr Tisch ihnen zur Schlinge, und zum Fallstrick, und zum Anstoß und zum Wiedervergelt. Verfinstert seyn ihre Augen, daß sie nicht sehen; und ihren Rücken beuge nieder immerdar. Deren Abfall gereicht zur Aufnahme der Heiden, und diese Aufnahme zur Nacheiferung den IsraelitenIch sage nun: Stießen sie so an, darum daß sie fallen sollten? Das sey ferne! Sondern bey ihrem Falle ward das Heil dem Heidenthum, um sie zur Nacheiferung zu bringen. Ist ihr Fall Reichthum der Welt, und ihre Minderzahl Reichthum der Heiden wie viel mehr ihre volle Zahl? Denn euch, denen aus dem Heidenthum, sage ich: So fern ich Apostel der Heiden bin, werde ich auch dazu mein Amt verherrlichen, daß ich irgend mein Geschlecht zur Nacheiferung bringe, und deren welche zur Seligkeit führe. Denn wenn ihre Zurücksetzung ist Versöhnung der Welt; was ihre Aufnahme anders, als ein Aufleben von den Todten? Die Gläubigen aus dem Heidenthum sollen deßhalb nicht übermüthig thunSind die Erstlinge geheiligt, dann auch der gesammte Teig; und ist die Wurzel geheiligt, dann auch die Zweige. Wofern aber einige der Zweige sind abgehauen, du aber, ein wilder Oelzweig, zu ihnen bist eingepfropft, und mittheilhaft der Wurzel und der Saftige Teil des ächten Oelbaums geworden; thu nicht stolz gegen die Zweige! Wo du stolz thust — du bist es ja nicht, der die Wurzel trägt, sondern sie trägt dich. Du wirst nun sagen: die Zweige sind abgebrochen, auf daß ich eingepfropft würde. Gut! Des Unglaubens wegen sind sie abgebrochen; du aber stehest durch den Glauben; sey nicht übermüthig, sondern hüte dich! Denn da Gott der natürlichen Zweige nicht geschont hat: Er möchte etwa auch deiner nicht schonen! Siehe denn Gottes Güte und Strenge: Seine Strenge gegen die Abfälligen, Seine Güte gegen dich, wofern du dich haltest an die Güte, sonst wirst auch du abgehauen. Gott kann auch Israel zu Gnaden aufnehmen, und wird es einstAber auch jene, wofern sie nicht verbleiben in der Ungläubigkeit, werden eingepfropft werden: Gott hat Macht, sie wieder einzupfropfen. Denn wenn du aus dem, der Natur nach, wilden Oelbaume genommen, und der Natur entgegen eingepfropft bist in den guten Oelbaum; wie viel mehr werden jene, der Naturgemäß, in ihren eigenen Oelbaum eingepfropft werden. Ich will denn euch, Brüder, nicht unkundig lassen dieses Geheimnisses, auf daß ihr nicht euch überheben möget: die Verblendung ist zum Theil über Israel, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen sey; und sodann ganz Israel beseligt werde; wie geschrieben steht: Aus Sion wird kommen der Retter, und Er wird abwenden allen Frevel von Jakob; und dieß ist ihnen Meinerseits das Bündniß: indem Ich hinwegnehme ihre Sünden. Sie sind, dem Evangelium nach, zwar Feinde, euretwegen; aber der Erwählung nach Geliebte, der Vorväter wegen. Denn Gottes Gnadengaben und Beruf können Ihn nicht gereuen. So wie denn einst auch ihr ungläubig wart an Gott, nun aber Erbarmung erhalten habet, bey dem Unglauben derselben; so sind auch jetzt dieselben ungläubig, bey eurer Erbarmung, daß auch sie Erbarmung erhalten. Denn Gott hat Alles in Ungläubigkeit verschlossen, auf daß Er Allen Barmherzigkeit erweise. Unerforschlich sind Gottes GerichteO der Tiefe des Reichthums der Weisheit und Erkenntniß! Wie unerforschlich sind Seine Gerichte, und nicht nachzuspüren Seine Wege! Denn wer hat die Beschlüsse des Herrn erkannt? Oder wer ist Sein Rathgeber gewesen? Oder wer hat Ihm zuvor gegeben, und sollte Wiedererstattung haben? Denn aus Ihm, und durch Ihn, und in Ihm ist Alles. Ihm die Ehre in Ewigkeit! Amen! Der Christ sey ganz Gott geweihet. Keiner überhebe sich wegen empfangner GnadengabenIch bitte denn euch, Brüder, bey den Erbarmungen Gottes, darzubringen euren Leib als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, eure Dienstübung im Geiste. Und verähnlicht euch nicht dieser Welt, sondern seyd umgewandelt durch Erneuung eures Sinnes, daß ihr bewähret, was Gottes Wille sey: das Gute, das Wohlgefällige und das Vollkommene. Ich sage denn, vermöge der mir verliehenen Gnade, Jedwedem unter euch: nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich geziemt; sondern bescheidentlich zu denken, je nachdem Gott einem Jeglichen das Maaß der Glaubensgaben zugetheilt hat. Denn so wie wir an Einem Leib viele Glieder haben, alle Glieder aber nicht haben dieselbe» Verrichtung; so sind wir Viele Ein Leib in Christo, insgesammt Einer des Anderen Mitglied; und haben Geistesgaben zu verschiedentlichem Gebrauch, nach der uns verliehenen Gnade: entweder die des Weissagens, — das sey nach Erforderniß des Glaubens; oder die des kirchlichen Dienstes, — das sey um zu dienen; oder es lehret Einer, — das sey um zu lehren; oder es ermahnet Einer, — das sey um zu ermahnen; oder er spendet aus, — das sey mit Herzenseinfalt; oder er ist Vorsteher, — das sey mit Sorgfalt; oder er übt Werke der Barmherzigkeit, — das sey mit Heiterkeit. Pflichten gegen den NächstenDie Liebe sey ungeheuchelt. Verabscheuet das Böse; haltet fest am Guten, In der Bruderliebe seyd herzlich; in Ehrerbietung kommet zuvor Einer dem Andern. In Mühwaltung seyd nicht saumselig; seyd im Geiste inbrünstig; dem Herrn dienstbeflissen. Seyd freudig in der Hoffnung; duldsam in Trübsalen; im Gebete beharrlich. Bey der Nothdurft der Heiligen seyd mildreich; der Gastfreundschaft beflissen. Segnet die euch verfolgen, segnet und fluchet ihnen nicht. Freuet euch mit den Freudigen, weinet mlt den Weinenden. Seyd einträchtig unter einander. Strebet nicht nach hohen Dingen, sondern lasset euch herab zu den Niedrigen. Dünket euch nicht klug bey euch selbst. Vergeltet Niemanden Böses mit Bösem. Befleissiget euch des Guten, nicht nur vor Gott, sondern auch vor allen Menschen. Wo möglich, so viel an euch liegt, habet Friede mit allen Menschen. Rächet euch selbst nicht, Brüder! sondern gebet dem Zorne Raum; denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache, Ich will vergelten, spricht der Herr. Hingegen, wo deinen Feind hungert, speise ihn; wo ihn dürstet, gib ihm zu trinken; denn wenn du das thust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt häufen. Laß nicht die Bosheit dich überwinden, sondern überwinde du die Bosheit durch Güte. Wie und warum man der Obrigkeit gehorchen müsse, wie Jedem geben, was ihm gebührt. Wer den Nächsten liebt, hat das Gesetz erfülletJeglicher Mensch sey der obrigkeitlichen Gewalt unterthan. Denn es ist keine Obrigkeit, als nur von Gott, welche da sind, die geordnet. Darum, wer der Obrigkeit widerstrebt, der widersetzet sich der Anordnung Gottes; die sich aber widersetzen, laden sich selber das Gericht auf. Denn die Herrschenden. sind nicht furchtbar dem guten Werke, sondern dem bösen. Willst du vor der Obrigkeit dich nicht fürchten? Thu Gutes, und du wirst des Lobes haben von ihr. So seyd denn untertänig aus Notwendigkeit, nicht allein der Strafe wegen, sondern auch des Gewissens wegen. Darum denn entrichtet ihr auch Steuer; indem sie Diener Gottes sind, und eben dafür sich verwenden, Gebet also Jedem was ihm zukommt: wem Steuer, dem Steuer; wem Zoll, dem Zoll; wem Ehrfurcht, dem Ehrfurcht; wem Achtung, dem Achtung. Niemanden bleibet etwas schuldig, ausgenommen euch einander zu lieben: denn wer den Nächsten liebet, der hat das Gesetz erfüllet, Denn das: Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht tödten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugniß geben; dich soll nicht gelüsten; und was der Gebote mehr sind, das ist Alles in diesem Worte begriffen: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst. Die Liebe des Nächsten thut nicht Böses. Die Liebe also ist des Gesetzes Erfüllung. Je größere Gnade der Christ empfangen, umso mehr soll er sich der Tugend befleißigenUnd dabey seyd eingedenk der Zeit: es ist die Stunde da, vom Schlafe aufzustehen; denn anjetzt ist unsere Seligkeit näher, als da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorüber, der Tag aber herangekommen, laßt uns denn ablegen die Werke der Finsterniß! und rüsten wir uns mit den Waffen des Lichtes! Wie am Tage, laßt uns ehrbar wandeln, nicht in Fraß und Völlerei, nicht in Unzucht und Hurerey, nicht in Zank und Neid; sondern den Herrn Jesum Christum ziehet an; und des Leibes pfleget nicht, um seiner Gelüste willen! Den schwachen Christen, der sich damals noch an Mosaische Satzungen hielt, soll man nicht erbittern, noch ärgern, sondern seine Überzeugung befolgen lassenDessen, der schwaches Glaubens ist, nehmet euch an, ohne über, Meinungen streitsüchtig zu seyn. Denn der Eine glaubt, er möge Alles essen; der aber schwach ist, genießt Gemüse. Wer isset, der mißachte nicht den, welcher nicht isset; und wer nicht isset, der richte nicht den welcher isset; denn Gott hat ihn aufgenommen. Wer bist du, daß du eines Andern Knecht richtest? Bey seinem Herrn besteht, oder fällt, er; er wird bestehen; denn Gott hat Macht ihn zu halten, Der Eine hält nun auf diesen oder jenen Tag; der Andere hält auf jeden Tag. Jeglicher thu sich Genüge in seiner Überzeugung. Wer einen Tag auszeichnet, zeichnet ihn aus um des Herrn willen; und wer isset, der isset um des Herrn willen; denn er saget Gott Dank; und wer nicht isset, der isset nicht um des Herrn willen: auch er saget Gott Dank. Niemand unser lebt ja sich selbst, und Niemand stirbt sich selbst. Denn wo wir leben, leben wir dem Herrn; und wo wir sterben, sterben wir dem Herrn. Mögen also wir leben, oder mögen wir sterben, wir sind des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben, und ist Er auferstanden, daß Er sey Herr der Todten und der Lebendigen, Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was mißachtest du deinen Bruder? Alle werden wir ja stehen vor dem Richtersiuhl Christi. Es steht geschrieben: Ich lebe! spricht der Herr, Mir soll sich beugen jedes Knie, und jede Zunge soll Gott bekennen. So soll denn Jeder unser für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Laß uns also nicht Einer über den Anderen Richter seyn; sondern darin seyd vielmehr Richter, daß ihr nicht eurem Bruder Anstoß gebet oder Aergerniß. Obzwar keine Speise an sich unrein oder zu genießen unerlaubt ist, so wird sie es doch dem Schwachen, wenn er sie dafür hält; auch demjenigen der sie isset zum Aergerniß des SchwachenIch weiß, und bin deß gewiß in dem Herrn Jesu, daß Nichts an sich unrein ist; nur aber dem, der vermeinet, es sey Etwas unrein, dem ist es unrein, Wenn dein Bruder durch dein Essen gekränkt wird, da wandelst du nicht mehr nach der liebe. Richte nicht durch dein Essen den zu Grunde, für welchen Christus gestorben ist! Laß denn nicht das Gute so wir haben, gelästert werden. Das Reich Gottes ist ja nicht Speise und Trank, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im heiligen Geist. Denn wer darin Christo dienet, der ist Gott wohlgefällig, und beliebt bey den Menschen. So laß uns denn streben nach dem, was zum Frieden ist; und deß uns befleißen, was zur Erbauung unter einander ist. Richte nicht, um des Essens willen, das Werk Gottes zu Grunde! Alles ist zwar rein, aber verderblich wird's dem Menschen, der zum Anstoß Anderer isset. Gut ist, nicht Fleisch essen, noch Wein trinken, noch irgend anderes, was deinem Bruder anstößig, oder zum Aergerniß ist, oder ihn irre machet. Du weißt, was du glauben sollst! Für dich selbst wisse es, vor Gott! Selig, wer sich nicht selbst richtet in dem was er vornimmt! Wer aber zweifelt, da er isset, der ist strafbar, weil er nicht thut dem gemäß, was er glaubet. Alles was nicht ist dem gemäß, was man glaubet, das ist Sünde. Duldsamkeit gegen schwache Christen, insonderheit die aus dem Volke IsraelWir Stärkere aber sollen die Gebrechen der Schwachen ertragen, und nicht uns selbst zu gefallen leben. Jeglicher euer gefalle dem Nächsten, zum Guten, zur Erbauung. Denn auch Christus lebte nicht Sich zu gefallen; sondern, wie geschrieben steht: Die Schmähungen derer, die Dich schmähen, kamen über Mich. Alles was geschrieben steht, ist zu unserer Belehrung geschrieben, auf daß wir, durch Geduld und die Tröstungen der Schrift, Hoffnung behalten. Der Gott der Geduld und des Trostes verleihe euch, Eines Sinnes zu seyn unter einander, in Jesu Christo: auf daß ihr einträchtig, mit Einem Munde, verherrlichet Gott und den Vater unsers Herrn Jesu Christi. So nehmet denn, Einer des Anderen, euch an, wie auch Jesus Christus Sich euer angenommen hat, zur Verherrlichung Gottes! Denn Jesus Christus, (sage ich,) ist Diener dem Judenthum geworden, der Wahrhafttigkeit Gottes wegen, um darzubringen die Verheissungen an die Vater; die Heiden aber sollen, um der Erbarmungen wegen, Gott preisen; so wie geschrieben steht: Darum will ich Dich bekennen unter den Heiden, Herr, und Deinem Namen lobsingen. Und abermal heißt es: Frohlocket ihr Heiden sammt Seinem Volke! Und abermal: Lobet den Herrn alle Heiden, und preiset Ihn alle Völker! Und abermal, so spricht Jesaias: Es wird kommen der Sprößling aus Jesse, und Er wird Sich erheben, zu herrschen über die Völker; auf Ihn werden die Völker hoffen. Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden, im Glauben, auf daß ihr zunehmet mehr und mehr in Hoffnung, durch die Kraft des heiligen Geistes! Der Apostel entschuldigt sein kühneres SchreibenIch bin aber selbst deß gewiß von euch, meine Brüder, daß ihr seyd voll Liebe, begabt mit aller Kenntniß, und im Stande, euch einander zu rathen. Doch habe ich freymüthiger an euch, Brüder, geschrieben, zum Teil, wie zur Wiedererinnerung eurer, kraft der mir von Gott verliehenen Gnade, daß ich soll seyn ein Opferpriester für Jesum Christum, Gott zu heiligen das evangelische Opfer, daß die Heiden seyn eine wohlgefällige Opfergabe, geheiligt durch den heiligen Geist. So habe ich denn des Rühmens, durch Jesum Christum, bei Gott. Denn ich nehme es mir nicht heraus, von etwas Andern zu reden, als was durch mich Jesus Christus gewirket hat, zur Ueberführung der Heiden, durch Wort und Werk, durch die Kraft der Zeichen und Wunder, durch die Macht des heiligen Geistes; so daß ich von Jerusalem her, und ringsum, bis Illyricum das Evangelium Christi verbreitet habe. Ich habe aber das Evangelium verkündigt, nicht dort, wo Christi Namen bekannt war, damit ich nicht auf fremden Grund bauete; sondern, wie geschrieben steht; Welchen von Ihm nicht verkündigt ist, die werden sehen; und welche nicht gehört haben, die werden vernehmen. Er verspricht nach Rom zu kommen; er suchet an um die Fürbitte der GläubigenDarum bin ich auch oftmal verhindert worden, zu euch zu kommen; und bin verhindert bis jetzt. Nun aber, da ich in diesen Gegenden nicht mehr Anlaß habe, Verlangen aber trage, zu euch zu kommen, schon seit vielen Jahren; so hoffe ich, wo ich die Reise nach Spanien angetreten habe, auf dem Wege euch zu sehen, und von euch dorthin geleitet zu werden; wenn ich erst in etwa euer genossen habe. Anjetzt denn reise ich nach Jerusalem, zur Versorgung der Heiligen. Denn es haben die in Macedonia und Achaja beschlossen, eine Beysteuer zu entrichten für die Dürftigen der Heiligen zu Jerusalem. Und sie thaten es gern; sie sind auch ihre Schuldner: denn da ihrer geistlichen Güter die Heiden sind theilhaft geworden, so müssen auch sie mit den irdischen ihnen beystehen. Wenn ich nun solches ausgerichtet, und ihnen diesen Ertrag verabliefert habe, will ich nach Spanien den Weg durch eure Stadt nehmen. Ich weiß, da ich zu euch komme, werde ich in Segensfülle des Evangeliums Christi kommen. Ich bitte euch denn, Brüder, bey unserm Herrn Jesu Christo und bey der Liebe des heiligen Geistes, daß ihr mir beystehet in euren Gebeten zu Gott für mich, auf daß ich befreyt werde von den Ungläubigen in Judäa, und daß die Darbringung des Liebesdienstes den Heiligen in Jerusalem zu gute komme; damit ich zu euch gelange in Freude, wenn Gott will, und ich in euch mich mitfreue. Der Gott des Friedens sey mit euch Allen! Amen. Empfehlung der Phöbe; Gruß an viele GläubigenIch empfehle euch unsere Schwester Phöbe, welche dem Dienste der Gemeinde zu Kenchrea obliegt; daß ihr sie aufnehmet im Herrn, wie sich's Heiligen ziemt, und ihr beystehet in jedem Geschäft, wo sie eurer bedürfe; denn auch sie hat Vielen beygestanden, und mir selbst. Grüßet Prisca und Äquila, meine Mitarbeiter in Christo Jesu, (welche für mein Leben das ihrige ausgesetzt haben, denen nicht allein ich Dank sage, sondern auch alle Gemeinden unter den Heiden,) und die Gemeinde in ihrem Hause. Grüßet Epänetus, meinen Geliebten, welcher der Erstling Asiens ist in Christo. Grüßet Maria, welche die Mühe um euch übernommen hat. Grüßet Andronikus und Junias, meine Verwandten und Mitgefangenen, welche angesehn sind unter den Aposteln, und auch vor mir in Christo waren. Grüßet Amplias, meinen Vielgeliebten in dem Herrn, Grüßet Urbanus, unsern Gehilfen in Christo Jesu, und Stachys, meinen Geliebten, Grüßet Apelles, den Bewährten in Christo. Grüßet die da sind des Hauses des Aristobolus. Grüßet Herodion, meinen Verwandten. Grüßet die da sind des Hauses des Narcissus, die des Herrn sind. Grüßet Tryphäna und Tryphosa, die dem Herrn dienstbeflissenen, Grüßet Persis, die Geliebte, welche dem Herrn sehr dienstbeflissen ist. Grüßet Rufus, den Erwählten im Herrn, seine Mutter und meine. Grüßet Asyncritus, Phlegon, Hermas, Patrobas, Hermes, und die Brüder, die bey ihnen sind. Grüßet Philologus und Julias, Nereus und seine Schwester, und Olympias, und alle Heiligen, die bey ihnen sind. Grüßet einander mit heiligem Kuß. Es grüßen euch alle Gemeinden Christi. Warnung vor AfterlehrernIch bitte euch aber, Brüder, hütet euch vor denen, welche Spaltungen und Ärgernisse, der Lehre zuwider die ihr erlernet habt, stiften; vermeidet solche. Denn diese dienen nicht Christo, unserm Herrn, sondern ihrem Bauch; und durch schöne Worte und Einschmeichelung berücken sie die Herzen der Arglosen. Euer Gehorsam ist ja kund aller Orten: darum freue ich mich euer. Ich möchte aber, daß ihr weise seyd zum Guten, und einfältig im Bösen. Der Gott des Friedens lasse den Satanas unter euren Füßen zertreten werden baldigst! Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sey mit euch! Gruß von Vielen: Preis GottesEs grüßet euch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Jason, und Sosipater, meine Angehörigen. Ich Tertius grüße euch, der ich diesen Brief geschrieben, in dem Herrn. Es grüßet euch Cajus, mein Gastgeber, und die ganze Gemeinde. Es grüßet euch Erastus, Schatzeinnehmer der Stadt, und Quartus, sein Bruder. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sey mit euch Allen! Dem aber Der vermögend ist euch zu kräftigen, nach meinem Evangelium und der Lehre Jesu Christi, nach Offenbarung jenes Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, (nun aber kundgethan, und gemäß den Schriften der Propheten, nach der Anordnung des ewigen Gottes, unter alle Völker, auf daß sie dem Glauben gehorsamen, verkündigt ist,) Dem alleinig weisen Gott, Ihm sey Ehre und Herrlichkeit durch Jesum Christum, in Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen! Danksagung an GottPaulus, berufener Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Sosthenes, der Bruder, an die Gemeinde Gottes zu Korinth, die gerechtfertigten in Christo Jesu, die berufenen Heiligen, sammt Allen, die den Namen unsers Herrn Jesu Christi anrufen, an jeglichem Orte, dem ihrigen und unsrigen. Gnade euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesu Christo! Ich danke meinem Gott immerbar euretwegen für die Gnade Gottes, die euch verliehen ist durch Christum Jesum; dieweil ihr in Allem reich seyd durch Ihn, in aller Gabe der Rede und in aller Erkenntniß, (wie das Zeugniß von Christo bey euch ist bekräftigt worden:) also daß es euch an keiner Geistesgabe mangelt, die ihr harret der Erscheinung unsers Herrn Jesu Christi; Welcher euch kräftigen wird, bis ans Ende unsträflich, bis auf den Tag der Ankunft unsers Herrn Jesu Christi. Getreu ist Gott, durch Den ihr berufen seyd zur Gemeinschaft Seines Sohnes Jesu Christi, unsers Herrn. Ermahnung zur EintrachtIch bitte euch aber, Brüder, im Namen unsers Herrn Jesu Christi: seyd einstimmig Alle, und laß unter euch keine Spaltung seyn, sondern seyd einmüthig in gleicher Gesinnung und gleicher Ueberzeugung! Denn es ist mir kund geworden von euch, Brüder, durch die aus dem Hause der Chloe, daß Zwist unter euch sey. Ich will sagen, daß ihr sprechet unter einander: Ich bin des Paulus; ich des Apollo; ich des Kephas; ich Christi. Ist denn Christus zertheilet? Ist Paulus für euch gekreuzigt? Oder seyd ihr auf Paulus Namen getauft? Ich danke Gott, daß ich Keinen aus euch getauft habe, außer Crispus und Gajus; es möchte sonst Jemand sagen, daß ihr auf meinen Namen getauft seyd. Ich habe auch des Stephanus Haus getauft; übrigens weiß ich nicht, ob ich Jemand sonst getauft habe. Wie der Apostel die Lehre vom Kreuze predige. Was sie sey dem Ungläubigen, was den GläubigenDenn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen; nicht mit Wortweisheit, auf daß nicht das Kreuz Christi vereitelt werde. Denn das Wort vom Kreuze ist eine Thorheit zwar denen die verloren gehen; denen aber die gerettet worden, uns, ist es eine Kraft Gottes. Es steht ja geschrieben: Die Weisheit der Weisen werde Ich vernichten, und die Klugheit der Klugen verwerfen. Wo ist der Weise? wo der Schriftgelehrte? wo der Forscher dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit dieser Welt zur Thorheit gemacht? Denn weil an der Weisheit Gottes die Welt, durch ihre Weisheit, Gott nicht erkannte; so war es Gottes Wohlgefallen, durch Thorheit der Predigt selig zu machen die welche glauben. Indem die Juden Zeichen verlangen, und die Griechen Weisheit suchen; da predigen wir Christum, den Gekreuzigten, den Juden ein Aergerniß, eine Thorheit den Heiden; den Berufenen aber, Juden und Griechen, Christum, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn die göttliche Thorheit ist weiser, als die Menschen; und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen. Sehet denn eure Berufung, Brüder: nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene; sondern was thöricht vor der Welt ist, das hat Gott erwählt, auf daß Er die Weisen beschäme; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, auf daß Er das Mächtige beschäme; und was unangesehen vor der Welt und mißachtet ist, das hat Gott erwählt, und was nichtig ist, auf daß Er das, was da gilt, zunichte mache: damit vor Ihm kein Fleisch sich rühme, Durch Ihn nun seyd ihr in Christo, Welcher uns geworden ist Weisheit von Gott, und Gerechtigkeit, und Heiligung und Erlösung: auf daß, wie geschrieben steht: Wer sich rühmet, der rühme sich im Herrn. Wie der Apostel anfangs gepredigt habe: in Einfalt der Rede, ohne persönliches Ansehen, ohne menschliche Ueberredungskunst, nur durch die Kraft des GeistesUnd, als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht mit Erhabenheit der Rede oder der Weisheit, euch zu verkündigen das Zeugniß von Christo. Denn ich erachtete, unter euch nichts wissen zu sollen, als Jesum Christum, Ihn den Gekreuzigten, Und ich war in Schwachheit, in vieler Besorglichkeit und Furcht bey euch. Und meine Rede und meine Predigt war nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft: auf daß euer Glaube nicht bestehe auf Weisheit der Menschen, sondern auf Gottes Kraft. Wie er auch hohe Weisheit predige, und welchen er sie predigeWeisheit reden wir jedoch bey den Vollkommnen; aber nicht die Weisheit dieser Welt, noch der Obersten dieser Welt, welche zunichte werden: sondern wir reden die Weisheit Gottes, die geheimnißreich ist, die verborgene, welche Gott geordnet hat vor Anbeginn der Zeiten zu unserer Herrlichkeit: welche keiner der Obersten dieser Welt erkannt hat; (denn wenn sie solche erkannt hatten, sie hätten nicht den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt.) Sondern, wie geschrieben steht: Was das Auge nicht gesehen, nicht gehört, das Ohr, und in des Menschen Herz nicht gekommen ist; was Gott bereitet hat denen die Ihn lieben. Uns aber hat es Gott offenbaret durch Seinen Geist; denn der Geist ergründet Alles, auch die Tiefen Gottes. Denn wer der Menschen weiß, was im Menschen ist, als der Geist des Menschen, der in ihm ist? So auch, was Gottes ist, kennet Keiner, als der Geist Gottes. Wir aber haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, Der aus Gott ist, auf daß wir wissen, was uns von Gott verliehen ist. Dieses auch verkündigen wir, nicht mit gelehrten Worten nmschlicher Weisheit, sondern nach der Lehrweise des Geistes, den Geistigen theilen wir Geistiges zu. Der natürliche Mensch aber fasset nicht, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Thorheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistiger Weise beurtheilet wird. Der Geistige aber beurtheilet Alles, und er selbst wird von Niemanden beurtheilt. Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, daß er Ihn belehren möge? Wir aber haben den Sinn Christi. Warum Paulus den Korinthern die hohen Lehren des Glaubens nicht gepredigt habeUnd ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden, als zu Geistigen, sondern als zu Fleischlichen, als zu kleinen Kindern in Christo. Milch gab ich euch zu kosten, nicht Speise; denn ihr vermochtet es noch nicht: auch anjetzt vermöget ihr es nicht, weil ihr noch fleischlich seyd. Denn da unter euch ist Eifersucht und Zwist, seyd ihr da nicht fleischlich, und wandelt nach menschlicher Weise? Die Lehrer sind Diener Christi; und vermögen nichts durch sich; Paulus hat den Grund gelegt, auf den der Eine Gutes, der Andere Unhaltbares bauet, Einige gar VerderblichesDenn wo der Eine sagt: Ich bin des Paulus, der Andere: Ich bin des Apollo; seyd ihr da nicht menschlich? Was ist denn Apollo? was ist Paulus? Diener Dessen, an Den ihr gläubig geworden; und Jeder, je nachdem Gott ihm gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollo hat begossen; Gott aber hat das Gedeihen gegeben. So ist denn weder der etwas welcher pflanzet, noch der welcher begießet, sondern Gott Welcher das Gedeihen gibt. Der Pflanzende aber und der Begießende sind Eins; Jeglicher wird seinen Lohn empfangen, gemäß seiner Arbeit. Denn wir sind Mitarbeiter Gottes; Gottes Acker, Gottes Gebäude seyd ihr. Nach der Gnade Gottes die mir, gegeben ist, habe ich, als ein weiser Baumeister, den Grund gelegt; ein Anderer bauet darauf: Jeder aber sehe zu, wie er darauf bauet. Denn einen anderen Grund kann Niemand legen, als den der gelegt ist, welcher ist Christus Jesus. Wenn nun Jemand bauet auf diesen Grund — Gold, Silber, köstliche Steine, Holz, Stroh, Stoppeln; eines Jeglichen Werk wird offenbar werden; denn der Tag des Herrn wird es kund thun, indem es in Feuer wird offenbar werden, und welcherley eines Jeden Werk sey, wird das Feuer erproben. Wenn Jemandes Werk besteht, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wenn Jemandes Werk verbrennt, so wird er Schaden haben; er selbst aber wird sich retten, jedoch so wie durch Feuer. Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seyd, und der Geist Gottes in euch wohnet? Wenn Jemand den Tempel Gottes verderbet, den wird Gott verderben: denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seyd ihr. Warnung gegen Eigendünkel, und gegen Vertrauen auf MenschenKeiner trüge sich selbst! wenn Jemand euer sich weise dünkt in dieser Welt, der werde ein Thor, auf daß er weise sey! Denn die Weisheit dieser Welt ist Thorheit bey Gott. Es steht geschrieben: Ich werde die Weisen fangen in ihrer Verschlagenheit. Und abermal: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, daß sie eitel sind. Niemand also rühme sich der Menschen, denn Alles ist euer; sey es Paulus, oder Apollo, oder Kephas, oder die Welt, oder das Leben, oder der Tod, oder das Gegenwärtige, oder das Zukünftige, — Alles ist euer; ihr aber seyd Christi, Christus aber ist Gottes. Von wem der Lehrer zu richten seySo erachte Jeder denn uns, als Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Hier ist nun bey Verwaltern die Frage, daß einer treu befunden werde. Mir aber ist es das Geringste, von euch gerichtet zu werden, oder von einem menschlichen Gerichte; aber ich richte selbst auch mich nicht. Ich bin mir nichts bewußt, allein damit bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist's, Welcher mich richtet. So richtet denn auch ihr nicht vor der Zeit, ehe der Herr kommt, Welcher das in Dunkelheit Verborgene wird ans Licht bringen, und die Gesinnungen des Herzens offenbar machen; und alsdann wird Jedem sein Lohn werden von Gott. Kein Lehrer sey für sich, kein Gläubiger für seinen Lehrer eingenommen wider andere Lehrer. Wie einige leben, und wie die ApostelDieses aber, Brüder, habe ich übergetragen auf mich und Apollo, um euretwegen, auf daß ihr an uns lernet, daß ihr nicht, dem zuwider was geschrieben steht, Einer für den Anderen eingenommen seyd wider den Anderen. Denn wer ist's, der dich auszeichnet? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmest du dich, als hattest du es nicht empfangen? Schon habt ihr Alles in Fülle, schon seyd ihr reich an Allem! Sonder uns gedeihet eure Herrschaft. Möge sie ja gedeihen, auf daß auch mit euch die unsrige gedeihe! Denn ich erachte: Gott hat uns, die Apostel, als die niedrigsten dargestellt, als zum Tode bestimmt; zur Schau sind wir geworden der Welt, den Engeln und den Menschen. Wir sind Thoren um Christi willen, ihr aber seyd Weise in Christo; wir schwach, ihr aber stark; ihr angesehen, wir aber verachtet. Bis zu dieser Stunde hungern wir und dursten, und sind entblößt, und Streichen ausgesetzt, und unstät, und mühselig, mit Händearbeit uns nährend. Wir werden geschmähet, und segnen; verfolget, und dulden; verlästert, und beten. Wir sind wie ein Auswurf der Welt erachtet, wie ein Abschaum von Allem, bis auf diese Stunde. Er schreibe dieß zur Warnung, und zur Nachahmung seiner, sende Timotheus, komme auch selbstNicht, euch zu beschämen, schreibe ich dieses; sondern wie meine vielgeliebten Kinder ermahne ich euch. Denn wenn ihr auch zehen tausend Lehrmeister hättet in Christo, doch nicht viele Väter; denn in Christo Jesu durch das Evangelium habe ich euch gezeugt. Ich bitte euch denn, folget mir nach, wie ich Christo! Darum habe ich auch Timotheus zu euch gesandt, der mein vielgeliebter und treuer Sohn im Herrn ist; der euch wird eingedenk machen meines Wandels in Christo, wie ich allenthalben in allen Gemeinden lehre. Als ob ich nicht zu euch kommen würde, so aufgeblasen sind Einige. Ich werde aber bald zu euch kommen, so Gott will; und ich werde prüfen, nicht die Worte der Aufgeblasenen, sondern die Thatkraft. Denn nicht in Worten besteht das Reich Gottes, sondern in Thatkraft. Was wollet ihr? soll ich zu euch kommen mit der Ruthe, oder mit Liebe und im Geiste der Sanftmuth? Ein Unzüchtiger wird in den Kirchenbann gethan. Warnung gegen UnzuchtSogar ist unter euch Unzucht ruchtbar, und eine solche Unzucht, dergleichen nicht unter Heiden: daß einer das Weib seines Vaters habe. Und ihr seyd aufgeblasen, und seyd nicht in Trauer vielmehr versetzt, auf daß aus eurer Mitte der geschieden würde, der diese That verübt hat. Ich, zwar abwesend dem Leibe nach, anwesend aber im Geiste, habe schon beschlossen, als anwesend, über denjenigen der solches gethan hat: ihn, da ihr versammelt seyd und mein Geist, im Namen Jesu Christi, vermöge der Macht unsers Herrn Jesu, zu überliefern dem Satan zum Verderben des Fleisches, auf daß der Geist gerettet sey am Tage unsers Herrn Jesu Christi. Nicht gut ist euer Rühmen! Wisset ihr nicht, daß ein kleines Sauertheilchen den ganzen Teig säuert? So feget denn den alten Sauerteig aus, auf daß ihr seyd ein neuer Teig, wie ihr ja ungesäuert seyd; denn unser Osterlamm, Christus, ist geopfert. laß uns also das Fest feyern, nicht im alten Sauerteig, nicht im Sauerteig des Bösen und des Lasters, sondern im ungesäuerten Brode der Reinheit und der Wahrheit. Gemeinschaft mit offenbaren Sündern, die sich Christen nennen, ist zu meidenIch habe euch in dem Briefe geschrieben: euch zu enthalten von der Gemeinschaft mit Hurern; wohl nicht von der mit Hurern dieser Welt, oder Habsüchtigen, oder Räubern, oder Götzendienern; denn sonst müßtet ihr aus dieser Welt weichen. Sondern ich schrieb euch das so: keine Gemeinschaft zu halten, wenn einer, der Bruder Heisst, ein Hurer ist, oder ein Habsüchtiger, oder ein Götzendiener, oder ein Lästerer, oder ein Säufer, oder ein Räuber; mit einem solchen nicht einmal zu essen. Denn was geht es mich an, die draussen sind zu richten? Richtet nicht ihr die so drinnen sind? Denn die draussen sind, wird Gott richten. Schaffet den Bösewicht aus eurer Mitte! Der Apostel eifert gegen Rechtsstreite der Christen, insonderheit vor heidnischen Richtern. Er warnet vor den unter Heiden herrschenden LasternLäßt sich Jemand euer beygehen, der einen Rechtshandel gegen einen Anderen hat, zu rechten vor den Ungläubigen, und nicht vor den Heiligen? Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Und, wenn durch euch die Welt wird gerichtet werden, seyd ihr denn unwürdig, über die geringsten Sachen zu richten? Wisset ihr nicht, daß wir die Engel richten werden? wie viel mehr irdische Sachen? Habt ihr nun irdische Rechtshändel; die Unangesehenen in der Gemeinde, die ordnet an zu Richtern! Zu eurer Beschämung sage ich es! Ist denn unter euch nicht ein Verständiger, der da Richter unter Brüdern seyn könne? Sondern ein Bruder rechtet mit dem Bruder, und dazu vor Ungläubigen! Schon ist es allemal ein Gebrechen unter euch, daß ihr Rechtshändel mit einander habt. Warum leidet ihr nicht lieber Unrecht? Warum ertraget ihr nicht lieber Schaden? Ihr, aber thut Unrecht und füget Schaden zu, und das den Brüdern! Wisset ihr nicht, daß die Ungerechten das Reich Gottes nicht besitzen werden? Trüget euch nicht! Weder Hurer, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Weichlinge, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Säufer, noch Lästerer, noch Raubsüchtige, werden das Reich Gottes besitzen, Und solche sind eurer Etliche gewesen; aber ihr seyd abgewaschen, ihr seyd geweihet, ihr seyd gerechtfertigt im Namen unsers Herrn Jesu Christi, und durch den Geist unsers Gottes. Was erlaubt ist, das frommet nicht alles. Nichts ist erlaubt, was Anlaß zur Unzucht gibt. Welch eine schwere Sünde Hurerey seyAlles ist mir erlaubt, aber nicht Alles frommet; Alles ist mir erlaubt, aber ich soll mich nicht beherrschen lassen von irgend etwas. Die Speise ist für den Magen, der Magen für die Speise; Gott aber wird wie jenen so diese abstellen. Der Leib ist nicht für Unzucht, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott hat den Herrn auferwecket, und wird auch uns auferwecken durch Seine Macht, Wisset ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind? Soll ich da Christi Glieder nehmen, und sie machen zu Gliedern der Hure? Das sey ferne! Wisset ihr nicht, daß, wer einer Hure anhanget, Ein Leib mit ihr sey? Denn es werden seyn, — heißt es, — die Zwey, Ein Fleisch. Wer aber dem Herrn anhanget, der ist Ein Geist mit Ihm. Fliehet die Unzucht! Jede Sünde, die der Mensch thut, ist außer dem Leib; wer aber Unzucht treibt, der sündigt wider seinen eigenen Leib. Wisset ihr nicht, daß eure Glieder ein Tempel des heiligen Geistes sind, Der in euch ist, Den ihr habt von Gott; und daß ihr nicht euer eigen seyd? denn ihr seyd theuer erkauft. Verherrlichet, und traget Gott in eurem Leib! Ueber den Ehestand, über den Gebrauch der Ehe, über das Eheband, und über die Ehe mit einem HeidenWas angeht das worüber ihr mir geschrieben habt: Gut ist es dem Menschen, kein Weib zu berühren. Der Unzucht wegen aber lebe Jeglicher mit seinem Weib, und Jegliche lebe mit ihrem Mann. Der Mann leiste die Ehepflicht dem Weibe, ingleichen das Weib dem Manne. Das Weib hat kein Recht über ihren Leib, sondern der Mann; ingleichen hat der Mann kein Recht über seinen Leib, sondern das Weib. Entziehet euch nicht einander, es sey denn etwa, mit Einstimmung, eine Zeitlang, um dem Gebete obzuliegen; und kommet wieder beysammcn, auf daß euch der Satan nicht versuche, eurer Unenthaltsamkeit wegen. Dieses sage ich aber als Genehmhaltung, nicht als Gebot. Denn ich möchte, daß ihr Alle wäret, wie ich. Aber ein Jeglicher hat eigene Gabe von Gott, der Eine so, der Andere so. Ich sage den Unverehlichten und Wittwen: es ist ihnen gut, wenn sie so bleiben, wie ich. Wenn sie aber nicht enthaltsam sind, laß sie heirathen: denn es ist besser heirathen, als brennen. Denen aber die verehlicht sind, gebiete nicht ich, sondern der Herr: das Weib scheide sich nicht von ihrem Mann; wenn sie geschieden ist, bleibe sie ehelos, oder versöhne sich mit ihrem Mann: und der Mann entlasse sein Weib nicht. Den Anderen sage ich, nicht der Herr: wenn ein Bruder ein ungläubiges Weib hat, und es ihr beliebig ist, mit ihm zu wohnen, so entlasse er sie nicht. Und wenn ein Weib einen ungläubigen Mann hat, und es ihm beliebig ist, mit ihr zu wohnen; so entlasse sie den Mann nicht. Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch das gläubige Weib, und das ungläubige Weib ist geheiligt durch den gläubigen Mann. Sonst wären eure Kinder unrein, dann aber sind sie geheiligt, Wofern der Ungläubige sich scheidet; er scheide sich: denn der Bruder oder die Schwester sind in solchem Falle nicht gebunden; sondern in Frieden hat uns Gott berufen. Woher weißt du denn, Weib, ob du den Mann zum Heile führen werdest? oder woher weißt du Mann, ob du das Weib zum Heile führen werdest? Der Neubekehrte soll seinen Stand nicht ändern: in jedem könne man Gott dienenJedoch, wie einem Jeden Gott zugetheilt hat, wie einen Jeden Gott berufen hat, so verhalte er sich; und so lehre ich in allen Gemeinden. Ward einer berufen aus dem Judenthum? er schäme sich des Judenthums nicht. Ward einer berufen aus dem Heidenthum? des Heidenthums schäme er sich nicht. Das Judenthum ist nichts, das Heidenthum ist nichts, sondern die Haltung der Gebote Gottes. In welchem Stande ein. Jeglicher berufen ward, in diesem bleibe er. Wardst du als Knecht berufen, laß dich's nicht kümmern; kannst du aber frey werden, brauche es lieber so. Denn wer als Knecht berufen ward, der ist ein Gefreyter des Herrn: ingleichen wer als Freyer berufen ward, der ist ein Knecht Christi. Ihr seyd theuer erkauft: werdet nicht Knechte der Menschen! Worin ein Jeglicher berufen ward, Brüder, darin bleibe er bey Gott. Empfehlung der Jungfrauschaft und des WittwenstandesVon wegen der Jungfrauen aber habe ich kein Gebot vom Herrn; einen Rath aber gebe ich, als der ich vom Herrn die Gnade empfangen habe, treu zu seyn. Ich erachte also, daß dieß gut sey, der obwaltenden Bedrängniß wegen; ja gut ist es dem Menschen, so zu seyn. Bist du an ein Weib gebunden? trachte nicht, los zu werden; bist du los vom Weibe? trachte nicht nach einem Weibe. Wo du aber heirathest, du sündigest nicht; und wo eine Jungfrau heirathet, sie sündiget nicht. Doch werden solche Drangsal haben dem Fleische nach; ich schone aber euer. Dieses, Brüder! sage ich: Die Zeit ist kurz; übrig ist, daß die so Weiber haben, seyen als haben sie keine; und die so in Trauer sind, als seyen sie nicht in Trauer; und die so Freude haben, als haben sie nicht Freude; und die so kaufen, als besitzen sie nicht; und die so dieser Welt gebrauchen, als gebrauchen sie ihrer nicht; denn die Gestalt dieser Welt geht vorüber. Ich möchte aber, daß ihr ohne Besorgniß waret. Der Unverehlichte ist bedacht auf das, so des Herrn ist, wie er Gott gefallen möge; der Verehlichte aber ist bedacht auf das, was der Welt ist, wie er dem Weibe gefallen möge; und er ist getheilt. So auch das unverehlichte Weib und die Jungfrau, sie ist bedacht auf das, was des Herrn ist, daß sie heilig sey, dem Leibe und dem Geiste nach. Die Verehlichte aber ist bedacht auf das, was der Welt ist, wie sie dem Manne gefallen möge. Dieses sage ich jedoch zu eurem Besten, nicht daß ich euch eine Schlinge lege, sondern um des Wohlanständigen wegen, und um daß sie dem Dienste des Herrn gewidmet seyn möge, ohne Abhaltung. Wenn aber Jemand es ungeziemend erachtet für seine Jungfrau, wo sie über die Jahre komme, und es so geschehen muß; der thue, was ihm gedünke: er sündigt nicht, wenn sie heirathet. Wer aber fest in seinem Sinne steht, keine Notwendigkeit da ist, er aber freye Bestimmung seines Willens hat, und es hat in seinem Herzen beschlossen, seine Jungfrau so bleiben zu lassen; der thut wohl. Also, wer seine Jungfrau verheirathet, der thut wohl; und wer sie nicht verheirathet, der thut besser. Das Weib ist, nach dem Gesetze, gebunden, so lange ihr Mann lebt; entschläft aber ihr Mann, so ist sie frey: wen sie will, heirathe sie, nur aber im Herrn. Seliger aber ist sie, wenn sie so bleibet, nach meinem Erachten - ich meine aber, daß auch ich den Geist Gottes habe. Ob ein Christ von den Speisen essen dürfe, welche den Götzen von den Heiden waren geweihet wordenVon den Speisen aber, welche den Götzen waren geopfert worden, wissen wir: ja wir Alle haben diese Wissenschaft. — Wissenschaft blähet auf, die Liebe aber erbauet. Wo Jemand mit seinem Wissen sich etwas dünkt, der hat noch nicht erkannt, wie er wissen müsse. Wo Jemand aber Gott liebt, der ist anerkannt von Ihm. — Von den Speisen nun, die den Götzen geopfert waren, wissen wir: der Götze ist ein Unding in der Welt; und es ist kein Gott, als nur Einer. Denn ob es gleich sogenannte Götter gibt, sey's im Himmel, sey's auf Erden (wie es denn der Götter viele und der Herren viele gibt;) uns jedoch ist nur Ein Gott, der Vater von Dem Alles ist und wir für Ihn; und nur Ein Herr, Jesus Christus, durch Den Alles ist und wir durch Ihn. Aber nicht Alle haben diese Wissenschaft; sondern es sind Etliche, die in ihrem Gewissen annoch den Götzen für Etwas achtend, Speise als ihnen geopfert essen; und es wird ihr Gewissen, das da schwach ist, befleckt. Speise empfiehlt uns nicht bey Gott: denn, obgleich wir essen, gelten wir darum nicht mehr; noch, obgleich wir nicht essen, gelten wir darum weniger. Sehet aber zu, daß eure Freyheit nicht den Schwachen zum Anstoß werde. Denn wenn denjenigen, der solche Wissenschaft hat, Jemand sieht an einem Götzentisch sitzen; wird nicht sein Gewissen, das da schwach ist, verleitet werden, vom Götzenopfer zu essen? und wird da nicht durch deine Wissenschaft der schwache Bruder verloren gehen, für welchen Jesus gestorben ist? Da ihr so sündiget an den Brüdern und ihr schwaches Gewissen verletzet, sündiget ihr an Christus. Darum, wenn die Speise meinem Bruder Aergerniß gibt, so will ich nicht Fleisch essen, nimmerdar, auf daß ich nicht meinem Bruder Aergerniß gebe. Durch sein Beyspiel lehrt der Apostel, wie man von Manchem, das an sich erlaubt ist, sich enthalten, Vieles dulden und leiden, auch sich abtödten müsse, um Anderer und eignes Seelenheil zu fördern, oder zu sichernBin ich nicht frey? Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht Christum Jesum, unsern Herrn, gesehen? Seyd ihr nicht mein Werk im Herrn? Bin ich Anderen nicht Apostel, so bin ich's doch euch; denn das Siegel meiner Apostelschaft seyd ihr im Herrn; das ist meine Gegenantwort an die welche mich zu Rede stellen. Haben wir nicht das Recht, uns Essen und Trinken reichen zu lassen? Haben wir nicht das Recht, ein Weib, eine Schwester, mit uns zu führen, so wie andere Apostel, die Brüder des Herrn, und Kephas? Oder haben allein ich und Barnabas nicht das Recht, solches zu thun? Wer thut je Kriegsdienste auf eignen Sold? Wer pflanzet einen Weinberg, und isset nicht von dessen Frucht? Wer hütet eine Heerde, und isset nicht von der Milch der Heerde? Spreche ich das nur nach menschlichem Brauch? Saget nicht das Gesetz auch dieses? Es steht ja geschrieben im Gesetze Moyses: Du sollst dem Ochsen der drischt, nicht das Maul zubinden. Ist's, daß Gott Sorge trage für die Ochsen? oder sagt Er solches vielmehr unsertwegen? Ja unsertwegen ist es geschrieben. Es soll denn, wer pflüget, in der Hoffnung pflügen, und wer drischt, in der Hoffnung dreschen, der Früchte theilhaft zu werden. Wenn wir euch Geistliches gesäet haben, ist es da etwas Großes, wenn wir von eurem Irdischen ärnten. Wenn Andere dieses Recht bey euch haben, warum nicht wir vielmehr? Aber wir haben dieses Rechts uns nicht bedient, sondern wir ertragen Alles, auf daß wir nicht irgend ein Hinderniß legen dem Evangelium Christi. Wisset ihr nicht, daß die welche dem Altare dienen, vom Altare ihren Theil empfangen? So hat auch der Herr verordnet, daß die das Evangelium predigen, vom Evangelium leben sollen. Ich aber habe von dem Allen keinen Gebrauch gemacht. Ich schreibe auch dieses nicht, auf daß man es so gegen mich halten soll: denn es wäre mir lieber, ich stürbe, als daß mir Jemand meinen Ruhm zunichte machte. Denn da ich das Evangelium predige, habe ich des Ruhmes nicht, indem es nothwendig mir obliegt: denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predige! Wenn ich es nun aus freyen Stücken thue, so habe ich des Lohnes; wenn aber unfreywillig, ich bin ja der angeordnete Ausspender. Welcher Lohn ist mir denn? Daß ich, da ich das Evangclium verkündige, es ohne Entgelt verkündige, daß ich mich meines Rechts bey der Verkündigung nicht bediene. Denn da ich frey war allerseits, habe ich mich Allen zum Knechte gemacht, um Mehrere zu gewinnen. Ich bin geworden den Juden, wie ein Jude, um die Juden zu gewinnen, ihnen die unter dem Gesetze sind, als wäre ich unter dem Gesetze, (da ich nicht bin unter dem Gesetze,) um die so unter dem Gesetze sind, zu gewinnen; denen die ohne das Gesetz sind, als wäre ich ohne das Gesetz, (da ich nicht ohne Gesetz Gottes bin, sondern unter dem Gesetz Christi,) um die zu gewinnen, welche ohne das Gesetz sind. Den Schwachen bin ich schwach geworden, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich Alles geworden, um Alle zu retten. Das Alles thue ich des Evangeliums wegen, auf daß ich dessen mittheilhaft werde. Wisset ihr nicht, daß die, welche in der Rennbahn Wettlaufen, zwar Alle laufen, aber nur Einer den Kampfpreis erlange? laufet so, daß ihr ihn erlanget! Jeder welcher den Wettkampf kämpfet, ist enthaltsam in Allem: jene, um eine vergängliche Krone zu erhalten; wir aber, um eine unvergängliche. Ich laufe denn so, nicht wie aufs Ungewisse: ich kämpfe so, nicht wie der in die Luft schlägt; sondern ich kasteye meinen Leib, und bringe ihn zur Unterwürfigkeit, damit nicht, da ich Anderen gepredigt habe, ich selbst verwerflich werde. Wer da glaubt zu stehen, sehe zu, daß er nicht falleIch will denn, Brüder, es euch in Andenken bringen, daß unsere Väter alle unter der Wolke waren, und alle durch das Meer gingen, und alle auf Moyses getauft wurden in der Wolke und in dem Meere, und alle dieselbe geistliche Speise aßen, und alle denselben geistlichen Trank tranken, (sie tranken aus dem geistlichen, ihnen folgenden Fels, — der Fels war Christus;) und dennoch an den meisten ihrer Gott kein Wohlgefallen hatte; denn sie kamen um in der Wüste. Das sind Vorbilder für uns, daß wir uns nicht des Bösen gelüsten lassen, wie jene sich gelüsten ließen. Werdet nicht Diener der Götzen, so wie ihrer Etliche, wie geschrieben steht: Das Volk setzte sich, zu essen und zu trinken, und sie standen auf, zu spielen. laß uns nicht Unzucht treiben, wie ihrer Etliche Unzucht trieben; und es kamen um, an Einem Tage, drey und zwanzig tausend, laß uns nicht Christum versuchen, wie Etliche ihrer versuchten; und sie kamen um durch Schlangen. Murret nicht, wie Etliche ihrer murreten; und sie wurden umgebracht durch den Vertilger. Alles das ist ihnen widerfahren, uns zum Bilde, und ist geschrieben zu unserer Warnung, denen das Ende der Zeitalter beschieden ist. Deßwegen wer da glaubt zu stehen, der sehe zu daß er nicht falle! Keine Versuchung möge über euch kommen, als eine menschliche! Gott ist getreu; Der wird euch nicht versuchen lassen über eure Kräfte, sondern bey der Versuchung auch Gedeihen euch geben, daß ihr sie ertragen könnet. Vorschrift über das Essen der den Götzen geopferten SpeiseSo denn, meine Geliebten, hütet euch vor dem Dienst der Götzen! Ich rede, als zu Kundigen; beurtheilet selbst, was ich sage. Der Kelch der Einsegnung, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? und das Brod, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes des Herrn? Ein Brod denn, Ein Leib sind, wir Viele, Alle die des Einen Brodes theilhaft sind. Sehet auf die Israeliten dem Fleische nach! Haben nicht die, welche vom Opfer essen, Gemeinschaft mit dem Opferaltare? Was denn? sage ich, ein Götzenopfer sey etwas, oder ein Götze sey etwas? Sondern, was die Heiden opfern, das opfern sie den Teufeln, und nicht Gott. Ich will aber, ihr sollt nicht Gemeinschaft haben mit den Teufeln. Ihr könnet nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Teufel - ihr könnet nicht Antheil haben an dem Tische des Herrn und an dem Tische der Teufel. Oder wollen wir den Herrn reizen? sind wir mächtiger, als Er? Alles ist mir erlaubt, aber nicht Alles frommet. Alles ist mir erlaubt, aber nicht Alles ist erbaulich. Keiner suche das Seine, sondern Jeder was des Anderen ist. Was auf dem Fleischmarkte verkauft wird, das esset, ohne euch zu befragen des Gewissens wegen. Denn des Herrn ist die Erde, und Alles was darauf ist. Wenn einer der Ungläubigen euch einladet, und ihr hingehen wollet, esset was euch vorgesetzt wird, ohne euch zu befragen des Gewissens wegen. Wofern aber Jemand sagt: das war den Götzen geopfert; esset es nicht um dessen wegen der es anzeigte, und des Gewissens wegen, des Gewissens sage ich, nicht deines eignen, sondern des Anderen. Denn was soll ich meine Freiheit richten lassen vom Gewissen eines Anderen? Wenn ich mit Danksagung genieße, was soll ich mich verlästern lassen über das, wofür ich danksage? Esset ihr, oder trinket ihr, oder thut ihr was Anderes, thut Alles zur Ehre Gottes! Gebet nicht Anstoß, weder den Juden, noch den Heiden, noch der Gemeinde Gottes, gleichwie auch ich Allen in Allem zu gefallen lebe, nicht suche was mir, sondern was Vielen nützet, auf daß sie selig werden. Der Apostel eifert wider einiger Weiber unordentliches Benehmen in kirchlichen VersammlungenSeyd meine Nachfolger, wie ich Christi! Ich lobe euch, Brüder, daß ihr in Allem meiner eingedenk seyd, und wie ich sie euch mitgetheilt habe, meine Vorschriften haltet. Ihr sollt aber wissen: Jeglichen Mannes Haupt ist Christus, das Haupt des Weibes ist der Mann, das Haupt Christi ist Gott. Jeglicher Mann, betend oder weissagend mit bedecktem Haupte, entehret sein Haupt, Jegliches Weib, mit unbedecktem Haupte betend oder weissagend, entehret ihr Haupt; denn es ist eben so, als sey ihr Haar abgeschoren. Wenn nun das Weib sich nicht umschleyert, möge sie auch das Haar abscheren lassen. Wo es aber dem Weibe ungeziemend ist, sich das Haar abschneiden oder abscheren zu lassen; so sey ihr Haupt umschleyert. Der Mann soll sein Haupt nicht umschleyern, indem er ist Gottes Ebenbild und Abglanz; das Weib aber ist des Mannes Abglanz. Denn der Mann ist nicht vom Weibe, sondern das Weib vom Manne, Auch ist der Mann nicht geschaffen des Weibes wegen, sondern das Weib des Mannes wegen, Darum soll das Weib ein Zeichen der Untergebenheit auf dem Haupte haben, der Engel wegen. Jedoch ist weder der Mann ohne das Weib, noch das Weib ohne den Mann, im Herrn. Denn wie das Weib ist vom Manne, so auch der Mann durch das Weib; Alles aber ist von Gott. Urtheilet selbst: ziemet sich's, daß ein Weib unverschleyert zu Gott bete? Lehret euch nicht die Natur, daß dem Mann, wenn er langes Haar trägt, es zur Unehre sey; dem Weibe aber, wenn sie langes Haar trägt, es zur Zier sey? denn das Haar ist ihr zum Schleyer gegeben. Wider einen Mißbrauch vor der Feyer des AbendmahlsWofern es aber Jemanden darüber zu streiten bedankt — wir haben solchen Gebrauch nicht, auch die Gemeinden Gottes nicht. Dieß aber sage ich euch, und lobe das nicht; daß ihr nicht zum Bessern, sondern zum Schlechteren beysammen kommet. Fürs Erste: wenn ihr beysammen kommet, da, höre ich, sind Spaltungen unter euch; und zum - Theil glaube ich es. Denn es müssen auch Irrlehren seyn, auf daß die Bewährten unter euch kund werden. Wenn ihr nun beysammen kommet, so ist es da nicht, des Herrn Abendmahl essen. Denn ein Jeglicher hält sein eignes Mahl sich bevor beym Essen; und den Einen hungert, der Andere betrinkt sich. Habt ihr nicht Häuser, um zu essen und zu trinken? oder mißachtet ihr die Gemeinde Gottes, und beschämet die, so nichts haben? Was soll ich euch sagen? Lobe ich euch? Darin lobe ich euch nicht! Er lehret, wie man zum Tische des Herrn gehen sollDenn ich habe von dem Herrn überkommen, was ich auch euch überliefert habe: In der Nacht, wo der Herr Jesus verrathen wurde, nahm Er das Brod, dankete, und sprach: Nehmet und esset! dieses ist Mein Leib, der für euch wird hingegeben werden; solches thut zu Meinem Gedächtniß! Dergleichen auch den Kelch, nach dem Abendessen, und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in Meinem Blut; solches thut, so oft ihr trinket, zu Meinem Gedächtniß! — So oft ihr denn dieses Brod esset, und den Kelch trinket, sollt ihr den Tod des Herrn verkündigen, bis Er kommt. Daher, wer unwürdig dieses Brod isset, oder den Kelch des Herrn trinket, der wird sich versündigen an dem Leib und Blut des Herrn. Der Mensch aber prüfe sich selbst, und also esse er dieses Brodes, und trinke dieses Kelches. Denn wer unwürdig isset und trinket, der isset und trinket sich selbst das Gericht; indem er den Leib des Herrn nicht unterscheidet. Darum sind unter euch viele Schwache und Kranke, und schlafen Manche. Wenn wir uns selbst richteten, so würden wir nicht gerichtet werden. Da wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, auf daß wir nicht mit dieser Welt verdammt werden. Darum, meine Brüder, wenn ihr beysammen kommet zu essen, so warte einer auf den anderen. Wenn Jemand hungert, der esse zu Hause, auf daß ihr nicht, gerichtet zu werden, beysammen kommet. Das Uebrige werde ich anordnen, wann ich komme. Ueber die außerordentlichen oder wunderbaren Geistesgaben lehret der Apostel: sie seyn alle von Einem Gott, und verschieden zwar, wie sie sind und seyn sollen, zu Einem Zweck gegeben zur Erbauung der Gemeinde GottesUeber die Geistesgaben will ich euch, Brüder, nicht ohne Belehrung lassen. (Ihr wisset, daß ihr, als ihr Heiden waret, zu den stummen Götzen, wie man immer euch führte, hingegangen seyd.) So sage ich euch denn: Niemand, der da redet im Geiste Gottes, spricht Lästerung wider Jesum; und Niemand kann Jesum nennen Herr, als nur im heiligen Geist. Es sind der Geistesgaben verschiedene, aber es ist derselbige Geist; und es sind der geistlichen Dienste verschiedene, aber derselbige Herr; und es sind der Wunderkräfte verschiedene, aber derselbige Gott, Der Alles wirket in Allen. Jedem aber wird die Erweisung des Geistes gegeben zum Gemeinnützlichen. Dem Einen wird durch den Geist verliehen das Wort der Weisheit; dem Anderen das Wort der Wissenschaft, durch denselbigen Geist; einem Anderen Glaubenskraft durch denselbigen Geist; einem Anderen Gabe der Heilungen durch denselbigen Geist; einem Anderen Kraft der Wunderthaten; einem Anderen Weissagung; einem Anderen Prüfung der Geistesgaben; einem Anderen die Gabe verschiedener Sprachcn; einem Anderen Dolmetschung der Sprachen. Dieses Alles aber wirket Ein und derselbige Geist, Der Jeglichen besonders zutheilet nach Seinem Wohlgefallen. Gleichwie der Leib Einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, wiewohl deren viele, doch Ein Leib sind; also auch Christus. Denn in Einem Geist sind wir Alle zu Einem Leib getauft, — Juden oder Heiden, Knechte oder Freye; und wir Alle sind in Einem Geist getränkt. Der Leib ist ja nicht Ein Glied, sondern viele. Wenn der Fuß sagte: Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leibe; gehört er darum nicht zum Leibe? Und wenn das Ohr sagte: Weil ich nicht Auge bin, gehöre ich nicht zum Leibe; gehört es darum nicht zum Leibe? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo denn das Gehör? Wenn der ganze Leib Gehör wäre, wo denn der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder, ein jegliches von ihnen am Leibe, angeordnet wie es Ihm wohlgefiel. Wenn sie alle waren Ein und dasselbe Glied, wo denn der Leib? Nun aber sind viele Glieder, aber Ein Leib. Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich bedarf deiner nicht; noch das Haupt zu den Füßen: Ich bedarf euer nicht; sondern vielmehr sind diejenigen Glieder des Leibes, welche die schwächeren scheinen, die nothwendigeren; und die Glieder des Leibes, die wir für unansehnlicher erachten, umkleiden wir ansehnlicher; und diejenigen, die an uns unanständig sind, bekommen ein anständigeres Ansehen. Die wohlanständigen an uns bedürfen deß nicht. Gott hat den Leib ebenmäßig gebildet, dem bedürftigeren Theile mehr der Zier anweisend, auf daß keine Spaltung am Leibe sey, sondern die Glieder, eins für das andere, einträchtig sorgen. Wenn Ein Glied leidet, es leiden alle Glieder mit: oder wenn Einem Gliede wohl ist, es freuen alle Glieder sich mit. Ihr nun seyd der Leib Christi, und Glieder, Einer des Anderen. Gott hat in der Kirche angestellt, zuvörderst Apostel, zweytens Propheten, drittens Lehrer, demnächst die so Wunderkräfte haben, dann die so haben die Gabe der Heilungen, die der Liebespflege, die der Verwaltung, die der verschiedenen Sprachen, die der Dolmetschung der Sprachen. Sind Alle denn Apostel? sind Alle Propheten? sind Alle Lehrer? Haben Alle Thatkräfte? Alle Gaben der Heilungen? Reden Alle in verschiedenen Sprachen? Sind Alle Dolmetscher? Beeifert euch aber um die besseren Gaben! Und noch einen viel vorzüglicheren Weg weise ich euch. Keine Geistesgabe nützet ohne die Liebe. Wie die Liebe sich bezeiget. Sie besteht von diesem Leben an bis ins himmlische, ewige LebenWenn ich spräche der Menschen und der Engel Sprachen, die Liebe aber nicht hätte; da wäre ich wie ein tönendes Erz und eine klingende Schelle. Und wenn ich die Gabe der Weissagung hatte, und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntniß, und wenn ich hätte alle Glaubenskraft, so daß ich Berge versetzte, die Liebe aber nicht hätte; nichts wäre ich. Und wenn ich alle meine Güter den Armen austheilte, und wenn ich meinen Leib hingäbe, daß ich verbrenne, die Liebe aber nicht hätte; nichts nützte es mir. Die Liebe ist duldsam, sie ist sanft; die Liebe neidet nicht; sie thut nicht unbescheiden, sie blähet sich nicht auf; sie thut nicht ungebührlich; sie suchet nicht das Ihrige; sie erbittert sich nicht; sie denket nicht Arges; sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, der Wahrheit freuet sie sich mit; sie erträgt Alles; sie glaubt Alles; sie hoffet Alles; sie übersteht Alles. Die Liebe höret nimmer auf; die Weissagungen aber — sie werden verschwinden; die Sprachengaben — sie werden wegfallen; die Wissenschaft — sie wird verschwinden. Denn mangelhaft ist unser Wissen, und mangelhaft unser Weissagen. Wann aber wird daseyn das Vollkommene, dann wird aufhören das Mangelhafte. Als ich ein Kind war, da sprach ich wie ein Kind, dachte ich wie ein Kind, urtheilte ich wie ein Kind; als ich aber ein Mann ward, da legte ich ab was des Kindes war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel, räthselweise; dereinst aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich mangelhaft; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt werde. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drey; die größeste aber unter ihnen ist die Liebe. Die Gabe der Weissagung ist vorzuziehen der Gabe in fremden Sprachen zu redenHaltet euch an der Liebe. Der Geistesgaben seyd beflissen, vornehmlich aber, daß ihr weissaget. Denn wer in Sprachen redet, der redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott: denn Niemand versteht es; sondern im Geiste redet er Geheimnisse. Wer da weissagt, der redet zu Menschen Erbauendes, Ermahnendes und Tröstendes. Wer in Sprachen redet, der erbauet sich selbst; wer aber weissagt, der erbauet die Gemeinde Gottes. Ich möchte, daß ihr Alle in Sprachen redetet, viel mehr aber, daß ihr weissagtet: denn wer weissagt, ist größer, als wer in Sprachen redet; es sey denn, daß er es dolmetsche, auf daß die Gemeinde erbauet werde. Nun aber, Brüder, wenn ich zu euch käme, und in Sprachen redete; was würde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch redete in Offenbarung, oder in Erkenntniß, oder in Weissagung, oder in Unterweisung? Die leblosen Werkzeuge ja, sey's Flöte oder Zither, wofern sie nicht einen unterscheidbaren Laut geben; wie wird man erkennen, was geblasen oder gespielt wird? Und wenn die Posaune einen verworrenen Schall gibt, wer wird sich zum Gefecht rüsten? So auch ihr mit den Sprachen: wenn ihr unverstandene Worte vorbringet, wie wird man wissen, was gesprochen wird? Ihr werdet seyn, wie in den Wind redend, Es sind, wie man weiß, mancherley Sprachen in der Welt, und keine deren ist ohne Bedeutung. Wenn ich nun den Gehalt der Worte nicht kenne, so werde ich dem wozu ich spreche, ein Fremdling seyn, und der spricht, mir ein Fremdling. So sollet denn ihr, da ihr um Geistesgaben euch beeifert, dahin trachten, daß ihr zur Erbauung der Gemeinde daran reich seyd. Deßhalb soll wer in Sprachen redet, darum bitten, daß er dolmetschen möge. Denn wenn ich Gebete in Sprachen spreche, da betet mein Geists aber mein Verstand ist ohne Frucht. Wie soll es denn seyn? Ich will beten mit dem Geiste, auch beten mit dem Verstande: ich will lobsingen mit dem Geiste, auch lobsingen mit dem Verstande. Denn wo du mit dem Geiste lobpreisest, wie soll der Unkundige der da sitzt, Amen sagen zu deiner Lobpreisung? er weiß ja nicht, was du sagst. Deine Lobpreisung ist zwar gut, aber der Andere wird nicht erbauet. Ich danke Gott, daß ich in Sprachen rede, mehr als ihr Alle. Allein vor der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit Verständnis sprechen, um auch Andere zu erbauen, als zehn tausend Worte in Sprachen. Brüder, seyd nicht Kinder in Beurtheilung der Dinge; sondern im Bösen möget ihr Kinder seyn, in Beurtheilunq seyd vollkommen. Im Gesetze steht geschrieben: Mit fremden Sprachen und mit fremden Zungen werde Ich reden zu diesem Volke, und auch so werden sie Mir nicht Gehör geben, spricht der Herr. Also sind Sprachen zum Zeichen, nicht den Gläubigen, sondern den Ungläubigen; Weissagungen aber sind nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. Wenn nun die ganze Gemeinde beysammen käme, und Alle in Sprachen redeten, es kämen aber herbey Unkundige oder Ungläubige; würden sie nicht sagen: Ihr wäret wahnsinnig? Wenn aber Alle weissagten, und es käme herbey ein Ungläubiger oder ein Unkundiger; der wird widerlegt von Allen, überwiesen von Allen: das Verborgene seines Herzens wird aufgedeckt; und so wird er, niederfallend auf sein Angesicht, Gott anbeten, und bekennen, daß Gott wahrhaftig in euch ist. Wie man von den Geistesgaben Gebrauch machen solle. Das Weib rede nicht vor der VersammlungWie solles denn seyn, Brüder? Wenn ihr beysammen kommet — Jeder euer, der hat einen Psalm, der eine Belehrung, der eine Offenbarung, der Sprachen, der Dolmetschung , — Alles geschehe zur Erbauung. Redet Jemand in Sprachen; je zwey und zwey thun es, oder höchstens je drey und drey, und nach einander: und Einer dolmetsche. Ist aber kein Dolmetscher da, so schweige Jener in der Gemeinde; zu sich rede er und zu Gott. Der Weissagenden auch je zwey und zwey laß reden, und die Anderen es beurtheilen. Wenn aber einem Anderen, der da sitzt, auch eine Offenbarung wird, so schweige der Erste. Denn ihr könnet nach einander Alle weissagen, auf daß Alle lernen und Alle ermahnet werden. Der Geist der Weissagenden ist den Weissagenden untergeben: denn nicht für Unordnung ist Gott, sondern für den Frieden; wie ich auch lehre in allen Gemeinden der Heiligen. Die Weiber sollen in der Gemeinde schweigen: denn es ist ihnen nicht verstattet da zu reden, sondern untergeben zu seyn, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber Belehrung über Etwas haben wollen, mögen sie zu Hause ihre Männer fragen. Denn es geziemt dem Weibe nicht, in der Gemeinde zu reden. Ist denn von euch das Wort Gottes ausgegangen? oder ist es allein zu euch gekommen? Wenn sich Jemand dünkt ein Prophet oder geistig zu seyn; der erkenne, daß was ich schreibe, des Herrn Gebote sind. Wo Jemand deß unkundig ist, unkundig möge er bleiben! Demnach, ihr Brüder, beeifert euch um Weissagung; und in Sprachen zu reden, wehret nicht. Alles aber geschehe wohlanständig und mit Ordnung! Da Jesus ist auferstanden, werden auch die Leiber der Menschen auferstehen; Jeder in seiner OrdnungIch mache euch aber eingedenk, Brüder, des Evangeliums, welches ich euch gepredigt habe; welches ihr auch angenommen habt; in welchem ihr auch beharret; durch welches ihr auch selig werdet, wofern ihr es behaltet, wie ich es euch verkündigt habe: sonst hattet ihr fruchtlos den Glauben angenommen. Ich habe denn euch zuvörderst überliefert, was ich auch überkommen habe: daß Christus gestorben ist für unsere Sünden, zufolge der Schrift; und daß Er begraben ist, und daß Er am dritten Tage auferstanden ist, zufolge der Schrift; und daß Er erschienen ist dem Kephas, und demnächst den Elfen; darnach erschienen mehr als fünfhundert Brüdern, allen zugleich; deren die Meisten noch leben, Andere aber entschlafen sind. Dann ist Er erschienen dem Jakobus; dann allen Aposteln. Zuletzt aber, nach Allen, ist Er auch mir erschienen, als einer Spätgeburt. Denn ich bin der Geringste der Apostel, der ich nicht werth bin, Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Durch die Gnade Gottes aber bin ich, was ich bin; und Seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, und ich habe mehr, als sie Alle gearbeitet; doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes die mit mir ist. Sey's nun ich, oder seyn's jene — also predigen wir, und also habt ihr geglaubt. Wenn aber Christus so verkündiget wird, als Der da ist von den Todten auferstanden; wie sagen Etliche unter euch, es sey keine Auferstehung der Todten? Wenn keine Auferstehung der Todten ist, so ist auch Christus nicht auferstanden. Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist denn unsere Predigt vergeblich, vergeblich auch euer Glaube. Wir werden da als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir, Gott zuwider, bezeuget haben, daß Er Christum auferwecket habe, Den Er nicht auferwecket hat, wofern die Todten nicht auferstehen. Denn wenn die Tobten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden. Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist euer Glaube vergeblich; ihr seyd noch in euren Sünden; so sind auch die, welche in Christo entschlafen sind, verloren, Wofern wir nur für dieses leben auf Christum Hoffnung haben, so sind wir die bedaurungswerthesten aller Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden, Er der Erstling der Entschlafenen. Denn durch Einen Menschen ist der Tod, und durch Einen Menschen ist die Auferstehung der Todten. Gleichwie in Adam Alle sterben, so werden auch in Christo Alle auferwecket werden. Ein Jeder aber in seiner Ordnung: der Erstling, Christus; dann die, welche Christi sind, die Beharrenden im Glauben, bey Seiner Ankunft. Dann die Vollendung, wann Er das Reich übergibt Gott und dem Vater; wann Er zunichte gemacht hat alle Herrschaft, Obrigkeit und Gewalt. Denn Er muß herrschen, bis Er alle Feinde unter Seine Füße lege. Der letzte Feind aber, der vernichtet wird, ist der Tod. Denn Alles hat Er unterordnet unter Seine Füße. Da es aber heißt: Alles ist Ihm unterordnet; so ist das offenbar, außer Demjenigen, Der Ihm Alles unterordnet hat. Wann aber Alles Ihm wird unterordnet seyn, dann wird auch der Sohn Selbst Dem unterordnet seyn, Der Ihm Alles unterordnet hat, auf daß Gott sey Alles in Allen. Sonst aber was thäten die, welche sich taufen lassen für die Todten, wenn die Todten gar nicht auferstehen? Warum lassen sie sich für dieselben taufen? Warum sind auch wir jede Stunde Gefahren ausgesetzt? Täglich bin ich des Todes. (Ja! bey dem Ruhme euretwegen, den ich habe in Christo Jesu, unserm Herrn.) Wenn ich (menschlich zu reden) mit wilden Thieren gekämpft habe zu Ephesus, was nützet es mir, wenn die Todten nicht auferstehen? Lasset uns essen und trinken; denn Morgen werden wir todt seyn. Lasset euch nicht verführen! Böse Reden verderben gute Sitten. Erwachet als Gerechte, und sündiget nicht! Einigen mangelt es an Kenntniß Gottes, — zu eurer Beschämung sage ich es! Durch Gottes Allmacht wird die Auferstehung seyn, die der Auserwählten in HerrlichekeitAber wird Jemand sagen: Wie stehen die Todten auf? oder mit welchem Leibe werden sie hervorgehen? Du Thor! Was du säest, das wird nicht belebt, es sterbe denn zuvor. Und was du säest, nicht der Körper ist es der werden soll, welchen du säest, sondern ein bloßes Korn, nämlich etwa des Waizens, oder eins anderer Art. Gott aber gibt ihm einen Körper nach Seinem Wohlgefallen; und einem jeglichen Samen seinen eigenen Körper. Nicht alles Fleisch ist ebendasselbige Fleisch, sondern ein anderes ist der Menschen, ein anderes der vierfüßigen Thiere, ein anderes der Fische. Es sind himmlische Körper, und es sind irdische Körper; aber andere Herrlichkeit haben die himmlischen, andere die irdischen; andere Herrlichkeit die Sonne, andere Herrlichkeit der Mond, andere Herrlichkeit die Sterne; ein Stern übertrifft den anderen an Herrlichkeit. So auch die Auferstehung der Todten. Gesäet wird in Verweslichkeit, auferstanden wird in Unverweslichkeit. Gesäet wird in Unscheinbarkeit, auferstanden wird in Herrlichkeit. Gesäet wird in Schwachheit, auferstanden wird in Kraft. Gesäet wird ein natürlicher Leib, auferstehen wirb ein geistiger Leib. Wenn ist ein natürlicher Leib, so auch ein geistiger Leib. Also steht geschrieben: Der erste Mensch, Adam, ward eine lebendige Seele. Der zweyte Adam ist ein belebender Geist. Das Geistige aber ist nicht das Erste, sondern das Natürliche, demnächst das Geistige. Der erste Mensch, von der Erde, ist irdisch; der zweyte Mensch, vom Himmel, ist himmlisch. Wie der Irdische, also auch die Irdischen; wie der Himmlische, also auch die Himmlischen. Wie wir denn das Bild des Irdischen getragen haben, so sollen wir auch tragen das Bild des Himmlischen. Das aber sage ich, Brüder: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht besitzen; die Verwesung wird nicht die Unverweslichkeit besitzen. Geheimnißvolles offenbart der ApostelSiehe! ich sage euch ein Geheimniß: Wir werden zwar Alle auferstehen, wir werden aber nicht Alle verwandelt werden. In Einem Augenblick, urplötzlich, bey der letzten Posaune — denn die Posaune wird erschallen — und die Todten werden auferstehen — und wir werden verwandelt werden. Denn dieß Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dieß Sterbliche anziehen die Unsterblichkeit. Wann aber dieß Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllet werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel? Der Stachel des Todes ist die Sünde; die Kraft der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sey Dank, Der uns den Sieg verliehen hat durch unsern Herrn Jesum Christum! Wohlan denn, meine geliebten Brüder, seyd standhaft, unerschütterlich, mehr und mehr dienstbeflissen im Werke des Herrn allezeit, wohl wissend, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn. Von Beysteuer für arme Christen; von seiner Ankunft, der des Timotheus und des ApolloWas anlangt die Beysteuer für die Heiligen: Wie ich den Gemeinden in Galatia verordnet habe, so thut auch ihr. Jeden ersten Tag nach Sabbat habe ein Jeglicher euer für sich bereit, zusammenlegend, wie viel ihm gut dünkt, auf daß nicht, wann ich komme, dann die Sammlung geschehe. Wenn ich aber hergekommen, da werde ich Jene, die ihr dazu gut erachtet, mit einem Schreiben absenden, eure Liebesgabe nach Jerusalem zu überbringen. Wo aber ein solcher Betrag da ist, daß auch ich reise, so werden sie mit mir reisen. Ich werde zu euch kommen, wann ich die Reise durch Macedonien gemacht habe; — denn ich will durch Macedonien reisen. Bey euch werde ich vielleicht einige Zeit bleiben, oder auch den Winter über, auf daß ihr mich geleitet, wohin ich gehen werde. Denn ich will euch dießmal nicht im Vorbeygehen sehen: ich hoffe, eine Zeitlang bey euch zu bleiben, wenn der Herr es gestattet. Zu Ephesus will ich bleiben bis Pfingsten. Denn eine große und ansehnliche Thüre ist mir geöffnet, und der Widersacher sind Viele. Wenn Timotheus kommt, sorgt, daß er ohne Besorgniß sey bey euch; denn er arbeitet für die Sache des Herrn, so wie ich. Daß ihn also Keiner mißachte! Geleitet ihn in Frieden, daß er zu mir komme; denn ich erwarte ihn mit den Brüdern. Was anlangt den Bruder Apollo, so wisset, daß ich ihn sehr gebeten habe, daß er käme zu euch mit den Brüdern; er war durchaus nicht willig, jetzt zu kommen; er wird aber kommen, wann es ihm gelegen ist. Christliche Ermahnungen, apostolischer GrußSeyd wachsam, stehet fest im Glauben; seyd mannhaft und stark! Alles was ihr thut, geschehe in Liebe! Ich bitte euch Brüder, (ihr kennet das Haus des Stephanas, des Fortunatus und des Achaicus, daß sie sind die Erstlinge Achajens, und daß sie sich dem Dienste der Heiligen gewidmet haben:) seyd auch ihr ihnen dienstergeben, und Allen die da mitwirken und mitarbeiten. Ich freue mich der Gegenwart des Stephanas, des Fortunatus und des Achaicus, weil diese, was eurerseits mangelte, ersetzt haben: denn sie haben meinen Geist erquicket und den eurigen. Verkennet denn solche Männer nicht. Es grüßen euch die Gemeinden Asia's. Es grüßen euch vielmal im Herrn Aquila und Priszilla, sammt der Gemeinde in ihrem Hause, bey denen auch ich wohne. Es grüßen euch alle Brüder. Grüßet einander mit heiligem Kuß. Mein Gruß, eigenhändig von Paulus. Wenn einer nicht lieb hat unsern Herrn Jesum Christum, dem sey Anathema! Maran atha! Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sey it euch! Meine Liebe ist mit euch Allen in Christo Jesu. Amen! Der Apostel preiset Gott für Alles was er gelitten hat, weil es zum Heile der Gläubigen gedeihetPaulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Timotheus, der Bruder, an die Gemeinde Gottes zu Korinth, sammt allen Heiligen in ganz Achaja. Gnade euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesu Christo! Gepriesen sey Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der Vater der Barmherzigkeit und der Gott alles Trostes, Der uns tröstet in all unserer Trübsal, auf daß auch wir trösten können die welche in allerley Trübsal sind, durch den Trost, womit auch wir von Gott getröstet werden. Denn so wie die Leiden Christi sich mehren in uns, so mehret sich auch unser Trost durch Christum. Mögen wir wo Trübsal leiden, — zu eurer Bestärkung ist's und eurem Heil; oder mögen wir getröstet werden, — zu eurer Tröstung ist's; oder mögen wir angemahnt werden, — zu eurer Anmahnung ist's, und zu eurem Heil, welches bewirket wird durch Ertragung solcher Leiden, die auch wir leiden; so daß unsere Hoffnung für euch fest bestehe, da wir wissen, daß, wie ihr Mitgenossen der Leiden seyd, ihr es auch des Trostes seyn werdet. Denn wir wollen euch, Brüder, nicht unkundig lassen der Trübsal, die uns in Asia widerfahren ist, wie daß wir über die Maaßen sind bedrängt worden, über Vermögen, so daß wir keine Aushilfe sahen für unser Leben; sondern wir hatten in uns selbst den Tod uns zugesprochen. Daß wir also nicht vertrauen sollen auf uns, sondern auf Gott! Welcher auch Todte auferwecket, Welcher aus solcher Todesgefahr uns gerettet hat und rettet; auf Den wir hoffen, daß Er uns auch fernerhin retten werde; wenn ihr mitbehilflich seyd im Gebete für uns, auf daß für die Gnade, die uns um Vieler willen angedeiht, durch Viele auch Dank dargebracht werde unsertwegen. Denn das ist unser Ruhm: das Zeugniß unsers Gewissens, daß wir mit Herzenseinfalt und Lauterkeit vor Gott (nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes) in der Welt gewandelt haben, insonderheit bey euch. Denn wir schreiben euch nicht etwas Anderes, als was ihr gelesen habt, und auch so befunden habt; ich hoffe, daß ihr es immerfort befinden werdet; wie ihr auch zum Theil uns befunden habt, daß wir euer Ruhm sind, wie ihr der unsrige, am Tage des Herrn Jesu Christi. Er sagt, warum er noch nicht zu ihnen gekommen seyUnd in diesem Vertrauen wollte ich früherhin zu euch kommen, (damit ihr abermal die Gnadengabe hattet,) und von euch nach Macedonien gehen, und wieder aus Macedonien zu euch kommen, und von euch nach Judäa geleitet werden. Da ich denn solches wollte, habe ich mich da nun leichtsinnig erwiesen? Oder, was ich will, will ich das fleischlicher Weise, so daß bey mir sey dann Ja, dann Nein? Treu ist Gott! Unser Wort zu euch, das war nicht dann Ja, dann Nein. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, Der bey euch durch uns verkündigt ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, Dieser war nicht: Ja! Nein! sondern: Ja! war in Ihm. Denn Alles, was Gott verheissen hat, ist in Ihm Ja, und in Ihm Amen, Gott zur Ehre durch uns. Gott ist's, Der uns, sammt euch, gestärket in Christo, und uns gesalbt hat; Der uns auch das Siegel aufgedrückt, und das Pfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat. Ich rufe Gott zum Zeugen wider mich, daß ich, um euer zu schonen, noch nicht wieder nach Korinth gekommen bin, nicht daß wir euch überherrschen des Glaubens wegen; sondern wir sind Beförderer eurer Freude, denn ihr bestehet im Glauben. Der von der Gemeinschaft ausgeschlossene, nun reumüthige Sünder möge wieder aufgenommen werdenIch aber beschloß bey mir, nicht das andere mal mit Betrübung zu euch zu kommen. Denn wenn ich euch betrübe, wer ist's der mich erheitere? etwa der durch mich Betrübte? Und eben darum habe ich an euch geschrieben, auf daß ich nicht, wenn ich herkäme, Betrübniß über Betrübniß bey denen hätte, an denen ich Freude haben sollte; ich traue euch Allen zu, daß meine Freude ist euer Aller Freude. Mit großem Schmerz und mit Beklemmung des Herzens habe ich, unter vielen Thränen, an euch geschrieben; nicht daß ihr betrübet würdet, sondern daß ihr die Liebe erkenntet, die ich Insonderheit zu euch habe. Hat aber Jemand Betrübniß verursacht, der hat nicht mir sie verursacht, sondern zum Theil, um es nicht zu erschweren, euch Allen. Genug ist dem, der also ist, die Züchtigung, die von Vielen ihm widerfährt: so daß ihr hingegen mehr sollet erlassen und trösten, auf daß nicht etwa ein solcher in übermäßige Traurigkeit versinke. Darum bitte ich euch, daß ihr ihm Liebe bezeiget. Denn auch deßwegen habe ich euch geschrieben, daß ich eure Gesinnung prüfe, ob ihr in Allem gehorsam seyd. Wem ihr aber etwas erlasset, dem auch ich; denn was ich erlassen habe, so ich etwas erlassen habe, das ist euretwegen, in der Person Christi; auf daß wir nicht vom Satan hintergangen werden; denn seine Anschläge sind uns nicht unbekannt. Der Apostel preiset Gott wegen der Ankunft und des guten Berichtes des Titus, so wie wegen des Gedeihens des EvangeliumsAls ich, das Evangelium Christi zu predigen, nach Troas gekommen, und mir eine Thüre im Herrn aufgethan war; fand ich keine Ruhe in meinem Geiste, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht antraf, sondern ich nahm von ihnen Abschied, und zog gen Macedonien. Gott sey Dank! Ihm Der uns immerdar obsiegen läßt in Christo Jesu, und Der den Wohlgeruch Seiner Erkenntniß verbreitet durch uns allenthalben. Denn wir sind ein Wohlgeruch Christi, vor Gott, bey denen die gerettet werden, und bey denen die verloren gehen; den Einen ein Geruch des Todes zum Tode, den Anderen ein Geruch des Lebens zum Leben. Und wer ist so dazu tüchtig? Wir sind nicht, wie Manche, die Gottes Wort verfälschen, sondern mit Lauterkeit, sondern als aus Gott, vor Gott, reden wir in Christo. Der Apostel freuet sich seiner Gemeinde, in Gott Der ihn kräftigte. Herrlichke1t des neuen Bundes über die des altenFangen wir wieder an, uns zu rühmen? Oder bedürfen wir, wie Einige, der Empfehlungsbriefe an euch, oder von euch? Ihr seyd unser Brief, geschrieben in unser Herz, anerkannt und gelesen von allen Menschen. Kund ist es, daß ihr seyd Christi Brief, durch uns angefertigt, geschrieben nicht mit Dinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht in steinerne Tafeln, sondern in fleischerne Tafeln des Herzens. Solches Vertrauen aber haben wir durch Christum zu Gott, nicht, als seyn wir vermögend von uns selbst etwas zu denken, als aus uns selbst, sondern unser Vermögen ist aus Gott, der auch uns tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tödtet, der Geist aber belebet. Wenn nun das Amt des todbringenden, in Steine gegrabenen Buchstabens Herrlichkeit hatte, so daß die Kinder Israel nicht vermochten zu schauen in Moyses Angesicht, wegen der Herrlichkeit seines Angesichts, der vergänglichen; wie sollte nicht vielmehr das Amt des Geistes Herrlichkeit haben? Denn hat das Amt der Verurteilung Herrlichkeit, um viel mehr hat Herrlichkeit das Amt der Rechtfertigung, Ja jenes Verherrlichte bleibet nicht verherrlicht bey diesem Vergleich, bey dieser weit überragenden Herrlichkeit. Denn so das Vergängliche Herrlichkeit hat, um viel mehr hat Herrlichkeit das Bleibende. Allen, auch den Kindern Israel, Predigt der Apostel offen und freyDa wir nun solche Hoffnung haben, verfahren wir mit vieler Zutraulichkeit, und nicht so, wie Moyses eine Decke vor sein Angesicht legte, daß die Kinder Israels nicht schauen mochten auf das Wesen des Vergänglichen. Aber verblendet ist ihr Sinn: denn bis auf den heutigen Tag bleibet bey der Lesung des alten Testaments, die Decke ihnen unaufgedeckt, weil sie in Christo abgenommen wird. Ja bis auf den heutigen Tag, wenn Moyses gelesen wird, liegt eine Decke auf ihrem Herzen. Wann einer aber sich zu dem Herrn bekehrt, wird die Decke abgenommen. Der Herr ist Geist: wo aber der Geist ist, da ist Freyheit. Wir Alle nun, mit enthülltem Angesicht, spiegeln die Herrlichkeit des Herrn, und werden umgewandelt in dasselbe Bild, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch des Herrn Geist. Wie der Apostel das Evangelium predigeDarum, da wir solches Amt haben, durch die uns gewordene Erbarmung, so lassen wir nicht ab. Fern aber halten wir uns von heimlicher Schlechtigkeit, wandeln nicht in Arglist, verfälschen nicht das Wort Gottes; sondern in Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns bey dem Bewußtseyn aller Menschen, vor den Augen Gottes. Wenn aber auch unser Evangelium nicht leuchtet, bey denen die verloren gehen, leuchtet es nicht; bey welchen der Gott dieser Welt verblendet hat den Sinn der Ungläubigen, daß ihnen nicht strahle die Erleuchtung des Evangeliums der Herrlichkeit Christi, Welcher ist Gottes Ebenbild. Denn wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesum Christum unsern Herrn, uns selbst als eure Diener um Jesum. Denn Gott, Welcher aus Finsterniß Licht leuchten hieß, Der hat unsere Herzen erleuchtet, das Licht der Erkenntniß der Herrlichkeit Gottes strahlen zu lassen, in der Person Jesu Christi. Wie er gekräftigt werde in allem Leiden für Gott, zu der Menschen Heil und zu seinemWir haben aber solchen Schatz in irdenen Gefäßen, daß Gottes sey die überschwengliche Kraft, und nicht aus uns. Wir werden überall gedrängt, aber wir werden nicht erdrücket; wir sehen keine Auskunft, aber wir sind nicht ohne Auskunft; wir werden verfolgt, sind aber nicht verlassen; wir werden niedergeworfen, aber wir kommen nicht um. Immerdar tragen wir das Sterben Jesu in unserm Leib, auf daß auch das Leben Jesu offenbart werde in unserem Leib. Immerdar werden wir, die wir im Leben sind, dem Tode überantwortet um Jesu wegen, auf daß auch das Leben Jesu offenbart werde in unserm sterblichen Fleisch. So ist denn der Tod wirksam in uns, das Leben aber in euch. Da wir aber denselbigen Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: Ich glaubte, darum redete ich; so glauben auch wir, und darum reden wir; wohl wissend, daß Der, Welcher Jesum auferwecket hat, auch uns mit Jesu wird auferwecken, und zu Sich nehmen, nebst euch. Denn Alles ist euretwegen: auf daß die Vielen erwiesene, reichliche Gnade, durch Vieler Danksagung, reichlich gedeihe zur Verherrlichung Gottes. Darum lassen wir nicht ab; wo aber auch unser äußere Mensch verfalle, doch wird der innere erneuet von Tag zu Tag. Denn die jetzige, augenblickliche und leichte Trübsal bewölket in uns hohe, überschwengliche, ewige, überwiegende Herrlichkeit in uns die wir nicht schauen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ist ewig. Sehnsucht des Apostels nach des Leibes Verklarung durch seligen TodDenn wir wissen, daß, wenn das irdische Gebäu(de) unserer jetzigen Hütte aufgelöset wird, wir ein Gebäu(de) von Gott erhalten, eine Wohnung, nicht mit Händen gemacht, eine ewige, in den Himmeln. Denn darum auch seufzen wir, voll Sehnsucht, mit dieser unserer Wohnung, der vom Himmel, überkleidet zu werden; da wir ja bekleidet, nicht nackend, sollen erfunden werden. Denn wir, die da sind in dieser Hütte, seufzen belastet, indem wir möchten nicht entkleidet, sondern überkleidet werden; auf daß das Sterbliche verschlungen werde vom Leben. Der aber uns dazu bereitet, ist Gott, Der uns das Unterpfand des Geistes gegeben hat. Voll des Vertrauens sind wir also immerdar, deß eingedenk, daß, so lange wir im Leibe wallen, wir vom Herrn abwesend wallen: (denn wir wandeln im Glauben, und nicht im Anschauen.) So sind wir denn voll Zutrauens; und lieber ist es uns, abwesend vom Leibe zu seyn, und anwesend zu seyn bey dem Herrn. Und so denn befleißen wir uns, sey's abwesend, sey's anwesend, Ihm wohlgefällig zu seyn. Denn Alle müssen wir erscheinen vor dem Richterstuhl Christi, auf daß Jeder empfange was er im Leibe gethan, Gutes oder Böses. Eingedenk also der Furcht des Herrn, reden wir den Menschen zu; bey Gott aber sind wir anerkannt; ich hoffe, daß wir auch in eurem Bewußtseyn anerkannt sind. Darum predigt er ohne Furcht, aus Liebe zu Gott, zu Christo, zu den Menschen, für das Heil der MenschenWir wollen nicht uns selbst abermal bey euch empfehlen, sondern euch Anlaß geben des Rühmens über uns, daß ihr antworten möget denen, die des Aeußeren sich rühmen, und nicht des Inneren. Sey's nun, daß wir uns übernehmen, für Gott ist's; sey's, daß wir uns bescheiden, für euch ist's. Denn die Liebe Christi dringet uns, dieß erachtend: wenn Einer für Alle gestorben ist, so sind denn Alle gestorben; und für Alle ist Christus gestorben, auf daß, die da leben, nun nicht sich selbst leben, sondern Dem, Der für sie ist gestorben und auferstanden. So kennen wir denn nun Keinen, dem Fleische nach; und wenn wir Christum, dem Fleische nach, gekannt haben, wir kennen Ihn nun nicht mehr. Wenn denn einer in Christo ist, eine neue Schöpfung ist er; das Alte ist vergangen: siehe, es ist Alles neu geworden. Alles ist aber aus Gott, Der uns mit Sich versöhnet hat durch Christum, und Der uns das Amt der Versöhnung ertheilet hat. Ja, Gott hat in Christo die Welt mit Sich versöhnet, ihnen ihre Sünden nicht angerechnet, und uns das Wort der Versöhnung aufgegeben. Wir sind also Botschafter für Christum; Gott ermahnet so durch uns, wir bitten an Christi Statt: Versöhnet euch mit Gott! Den, Der von keiner Sünde wußte, hat Er für uns zur Sünde gemachr, auf daß wir würden Gerechtigkeit vor Gott, in Ihm. Der Apostel lehret durch sein Beyspiel, wie wir der Gnade mitwirken sollen, und wie wir dann den Beystand Gottes und Freude des Geistes in allen Nöthen haben werdenWir aber, als Mitgehilfen, ermahnen euch: nicht fruchtlos sey die Gnade, die ihr empfangen habt! Denn Er spricht: Zur gnadereichen Zeit erhörte Ich dich, und am Tage des Heils half Ich dir. Siehe! jetzt ist die gnadereiche Zeit, siehe! jetzt ist der Tag des Heils. Niemanden geben wir irgend Anstoß, auf daß unser Amt nicht verkleinert werde; sondern in allen Dingen bezeigen wir uns, als Diener Gottes, mit vieler Geduld in Trübsalen, in Nöthen, in Aengsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühseligkeiten, in Nachtwachen, in Fasten; mit unbeflecktem Wandel, mit Klugheit, mit Langmuth, mit Milde, mit Heiligem Geiste, mit ungeheuchelter Liebe; im Worte der Wahrheit, in der Kraft Gottes; durch die Waffen der Gerechtigkeit, zur Rechten und zur Linken; bey Ehre und bey Schmach, bey schlechtem und bey gutem Ruf, wie Verführer, und dort wahrhaft; wie unangesehen, und doch in Ansehen; wie sterbend, und siehe, wir leben; als wie gepeinigt, und doch nicht zum Tode gebracht; als die trauern, doch allezeit freudig; als die arm sind, viele aber bereichern; als die nichts haben, und Alles besitzen. Unser Mund ist aufgethan zu euch, ihr Korinther! Unser Herz ist erweitert! Um diese zu haben, müssen wir der bösen Welt entsagenVerenget werdet ihr nicht in uns; verenget werdet ihr aber in euren Herzen. Dieselbe Wiedervergeltung habet aber auch ihr, — wie zu meinen Kindern rede ich: seyd auch ihr erweitert! Ziehet nicht am Joche mit den Ungläubigen! Denn welche Theilnahme hat die Gerechtigkeit mit der Bosheit? Oder welche Gemeinschaft hat das Licht mit der Finfterniß? Welche Einstimmung zwischen Christus und Belial? Oder welchen Antheil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? Welche Verbindung hat der Tempel Gottes mit den Götzen? Ihr seyd ja der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott spricht: Ich will in ihnen wohnen, und mit ihnen wandeln, und will ihr Gott seyn, und sie sollen Mein Volk seyn. Darum gehet heraus aus ihrer Mitte, und sondert euch ab, spricht der Herr, und Unreines rühret nicht an. Und Ich will euch annehmen, will euer Vater seyn, und ihr sollet Meine Söhne und Töchter seyn, spricht der Herr, der Allmächtige. Der Apostel ermahnet die Gläubigen zur Tugend; sagt welche Freude bey aller Trübsal ihm ihre Besserung macheDa wir nun solche Verheissungen haben, Geliebteste, so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns rein halten. Fasset uns! Niemanden haben wir Leid gethan, Niemand irre geleitet, Niemanden etwas abgedrungen. Nicht um euch anzuklagen sage ich das; denn wir haben zuvor gesagt, daß ihr seyd in unserm Herzen, zu sterben mit euch und zu leben. Viel Zutrauen habe ich zu euch, viel des Rühmens habe ich eurethalben; ich bin voll des Trostes, mit Freude überfüllt, in aller unserer Trübsal, Denn, auch bey unserer Ankunft in Macedonien, fand unser Fleisch keine Ruhe, sondern jegliches Drangsal litten wir allenthalben: von außen Kampf, innerlich Besorgnisse. Der aber, Welcher die Niedergeschlagenen tröstet, Gott tröstete uns durch die Ankunft des Titus; nicht nur durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, womit er bey euch getröstet worden; er that uns kund eure Sehnsucht, euer Weinen, euren Eifer für mich: so daß ich vielmehr mich freuete. Wie viel Gutes die Betrübnis gebracht habe, die sein erstes Schreiben veranlaßteWenn ich auch durch das Schreiben euch betrübet habe, es reuet mich nicht. Obzwar es mich gereuen möchte, da ich sehe, daß jenes Schreiben, wenn auch nur auf einige Zeit, euch betrübet hat; anjetzt freue ich mich, nicht weil ihr seyd betrübt worden, sondern weil ihr seyd betrübt worden zur Buße. Denn ihr seyd betrübt worden, um Gottes wegen; so daß ihr in keiner Weise durch uns seyd zu Schaden gekommen, Denn die Betrübniß, um Gottes wegen, wirket Buße, zu dauerhafter Seligkeit; die Betrübniß der Welt aber wirket Tod. Denn, siehe! eben dieß, daß ihr, um Gottes wegen, seyd betrübet worden, welche Sorgfalt hat es in euch bewirket! auch Verantwortung, auch Unwille, auch Besorgniß, auch Sehnsucht, auch Eifer, auch Bestrafung; in Allem habt ihr erwiesen, daß ihr rein seyd bey solcher That. So denn, da ich an euch schrieb, war es nicht wegen dessen der Unbild gethan, noch wegen dessen der Unbild gelitten, sondern um darzuthun unsere Sorgfalt, die wir haben für euch, bey Gott. So sind wir denn getröstet; bey unserem Troste haben wir uns aber viel mehr gefreut über des Titus Freude, weil sein Geist ist erheitert worden von euch Allen. Und was ich ihm gerühmt habe von euch, deß habe ich mich nicht zu schämen; sondern, so wie wir Alles mit Wahrheit zu euch geredet haben, so ist auch Wahrheit geworden unser Rühmen bey Titus. Und seine Liebe zu euch ist herzlicher geworden, da er gedenkt des Gehorsams euer Aller, wie ihr mit Besorgniß und Furcht ihn aufgenommen habt. Ich freue mich, daß ich in Allem Zuversicht zu euch habe. Ermahnung zur Beysteuer für arme ChristenWir thun euch kund, Brüder, die Gnade Gottes, die den Gemeinden Macedoniens geworden ist: daß bey vielfältiger Prüfung der Drangsal ihre Freudigkeit übergroß war, und ihre so tiefe Armuth sich reich zeigte in Fülle ihrer Mildthätigkeit. Denn sie sind nach Vermögen — ich bezeuge es auch über Vermögen, freygebig gewesen; und haben uns inständigst gebeten um diese Gnade, um Theilnahme an der Spendung für die Heiligen; und nicht so wie wir's erwarteten, sondern sie opferten sich auf für den Herrn zuvörderst, und nach Gottes Willen auch für uns. So baten wir nun Titus, daß wie er begonnen, er auch bey euch vollführe dieß Werk der Gnade: auf daß ihr, gleich wie ihr in Allem reich seyd — im Glauben, und im Wort, und in Erkenntniß, und in aller Dienstfertigkeit und in eurer Liebe zu uns, — so auch in diesem Werk der Gnade reich seyd. Ich sage das nicht, als befehlend, sondern um bey der Dienstfertigkeit Anderer auch die Aechtheit eurer Liebe zu bewähren. (Ihr kennet ja die Gnade unsers Herrn Jesu Christi: Er Der da reich war, ist euretwegen arm geworden, auf daß ihr durch Seine Armuth reich würdet.) Ich rathe nun euch dazu an; denn es ist gut für euch, die ihr begonnen habt, nicht nur es zu tun, sondern auch es zu wollen im vorigen Jahre; jetzt vollbringet auch das Thun, auf daß, so wie Bereitwilligkeit des Herzens da war, so auch das Vollbringen da sey, nach Verhältniß dessen was ihr habt; denn wenn Bereitwilligkeit da ist, die ist verdienstlich in Verhältniß zu dem was einer hat, nicht zu dem so einer nicht hat. Es soll nicht Anderen Erlaß seyn, euch aber Kummer; sondern nach Ebenmaaß soll in dieser Zeit euer Ueberfluß dem, was ihnen mangelt, abhelfen, auf daß auch ihr Ueberfluß dem, was euch mangelt, abhelfe, damit Gleichheit sey, wie geschrieben steht: Wer Vieles sammelte, hatte nicht Ueberfluß, und wer wenig, hatte nicht Mangel. Empfehlung des Titus und Anderer die das Almosen sammelnGott sey aber Dank, Welcher gleichen Eifer für euch dem Titus ins Herz gegeben. Denn er bekam zwar den Antrag, eifervoller aber wie er war, reiste er eignes Willens zu euch. Mit ihm haben wir auch den Bruder gesandt, der wegen des evangelischen Amts belobt ist bey allen Gemeinden; nicht nur das, sondern er ist von den Gemeinden erwählt als unser Reisegenoß bey der von uns, zur Ehre des Herrn und zum Erweise unsers Eifers, zu überbringenden Liebesgabe: so auch verhüten wir, daß nicht Jemand uns übel nachrede bey der reichen Gabe die von uns überbracht wird. Denn wir tragen Obsorge um das Gute, daß es so sey vor Gott nicht nur, sondern auch vor den Menschen. Auch haben wir mit ihnen unsern Bruder gesandt, den wir oft in vielen Dingen eifrig befunden haben, und jetzt viel eifriger, bey dem großen Vertrauen zu euch. Es sey nun Titus halber — er ist mein Genoß und der Mitarbeiter bey euch, — oder es sey unserer Brüder halber — sie sind Abgeordnete der Gemeinden, die Ehre Christi, — Beweise denn eurer Liebe und unsers Rühmens über euch erweiset ihnen im Angesicht der Gemeinden. Voll Zutrauen ermuntert übermal der Apostel zur Mildthätigkeit. Diese bewirket Vieles: Gottes Segen dem Gebenden, der Armen Gebet für ihn, und Preis GottesVon der Wohlthätigkeit gegen die Heiligen hätte ich wohl nicht nöthig, euch zu schreiben. Denn ich kenne eure Bereitwilligkeit, welcherhalb ich bey den Macedoniern rühme von euch; daß Achaja schon voriges Jahr bereit gewesen. Auch hat euer Eifer sehr Viele aufgefordert. Ich habe aber die Brüder gesandt, auf daß nicht unser Rühmen wegfalle, in diesem Stücke, daß ihr, wie ich sagte, bereit wäret, damit nicht, wenn die Macedonier mit mir kommen, und euch unvorbereitet fänden, wir (um nicht zu sagen: ihr) beschämt würden in diesem Betracht. Darum habe ich es nöthig erachtet, die Brüder zu bitten, daß sie voraus zögen zu euch, und anfertigten den von euch versprochenen Segen, daß er bereit sey, als Segenreiches, nicht als Kärgliches. Das aber sage ich: Wer sparsam säet, wird auch sparsam ärnten; und wer reichlich säet, wird auch reichlich ärnten. Jeder thue nach freyem Antrieb des Herzens, nicht mit Trübsinn oder aus Zwang: denn einen freudigen Geber hat Gott lieb. Gott ist, aber mächtig, jegliche Gabe euch reichlich angedeihen zu lassen, daß ihr in Allem immerdar, da ihr zur Genüge habt, reich seyd zu jeglichem guten Werke; wie geschrieben steht: Er streute aus, gab den Armen; seine Gerechtigkeit besteht in Ewigkeit der Ewigkeit. Der aber, Welcher Samen dem Säenden gibt, wird auch Brod zur Speise geben, und eure Saat mehren, und vervielfältigen die Früchte eurer Gerechtigkeit, auf daß ihr, reich an Allem, ausspendet in aller Herzenseinfalt, welche durch uns Danksagung gegen den Herrn bewirket. Denn die Spendung dieser Gabe ersetzet nicht nur was den Heiligen mangelt, sondern trägt auch reiche Früchte durch der Vielen Danksagung gegen den Herrn; (indem sie, wegen dieser wohlgefälligen Spendung, Gott preisen für euren Gehorsam in Bekenntniß des Evangeliums Christi, und für die mildthätige Herzenseinfalt gegen sie und gegen Alle,) und durch das Gebet derselben für euch, die euch herzlich lieben wegen der überschwenglichen Gnade Gottes in euch. Dank sey Gott für Seine unaussprechlich große Gabe! Der Apostel vertheitigt sich gegen seine WidersacherIch Paulus, ich ersuche euch bey der Sanftmuth und Milde Christi, der ich in der Gegenwart gering sey unter euch, abwesend aber dreist gegen euch — ich bitte euch, damit ich, anwesend, nicht dreist zu verfahren habe, mit jenem Selbstvertrauen das man mir beymißt, gegen Etliche, die von uns denken, daß wir nach dem Fleisch wandeln. Denn wir wandeln zwar im Fleisch, kämpfen aber nicht nach dem Fleisch. Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott, zum Niederreißen der Besten: wir reißen nieder die Rathschläge und alle die Hoheit, die sich erhebt wider die Erkenntniß Gottes, und nehmen gefangen jeglichen Verstand, zum Gehorsam gegen Christum; und stehen bereit, allen Ungehorsam zu züchtigen, da euer Gehorsam vollständig ist. Auf das, so äußerlich ist, sehet ihr! Wenn Jemand sich zutraut, Christi zu seyn, der denke wieder bey sich: wie er Christi ist, so auch wir. Denn, wenn ich auch mehr noch mich rühmte unserer Macht, die uns der Herr hat gegeben zur Auferbauung, nicht zu eurer Zerstörung; ich würde mich deß nicht zu schämen haben. Damit aber nicht Jemand meine, als wolle ich euch schrecken durch Sendschreiben; (denn die Sendschreiben, sagt man, sind gewichtig und kräftig, persönlich anwesend aber ist er schwach, und die Rede geringhaltig,) so gedenke ein solcher, daß, wie wir sind in Worten, durch Sendschreiben, abwesend; so auch, anwesend, in der That. ...sagt, wie und wessen er sich zu rühmen habeDenn wir lassen uns nicht beygehen, uns zu Etlichen zu halten, oder mit ihnen uns zusammen zu stellen, welche sich selbst empfehlen; sondern wir messen uns nach uns selbst, und halten uns zusammen mit uns selbst. Wir wollen uns aber nicht über das Maaß rühmen, sondern nach dem Maaße des Bezirkes, welches Maaß uns Gott zugetheilt hat, zu gelangen bis zu euch. Wir überschreiten denn nicht unser Maaß, als wären wir nicht gelangt zu euch; denn auch bis zu euch sind wir gekommen mit dem Evangelium Christi, Nicht über das Maaß hin, rühmen wir uns, wegen fremder Arbeit; haben aber die Hoffnung, bey dem Wachsthum eures Glaubens, unter euch verherrlicht zu werden, unserm Bezirke gemäß weiter hin, so daß wir auch über euch hinaus das Evangelium verkündigen, und nicht in einem fremden Bezirke, des da zu Stande Gebrachten uns rühmen. Wer aber sich rühmt, der rühme sich im Herrn. Denn nicht wer sich selbst empfiehlt, ist bewährt, sondern den Gott empfiehlt. Aus Besorgniß für das Wohl der Gläubigen rühmt der Apostel sich seiner, seiner Lehre, seiner Predigt ohne EntgeltMöchtet ihr ein wenig meine Thorheit ertragen! Ja, ertraget mich! Denn ich eifere um euch mit Eifer Gottes; denn ich habe euch verlobt, Einem Manne euch als reine Jungfrau, Christo, darzubringen. Ich fürchte aber, daß etwa, wie die Schlange mit Arglist Heva verführte, so auch euer Sinn verderbt und abwendig werde von der Herzenseinfalt gegen Christus. Wenn Jemand, der da kommt, einen anderen Christum prediget, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfanget, den ihr nicht empfangen habt, oder, ein anderes Evangelium, das ihr nicht überkommen habt; da ertrüget ihr's recht gut. Ich nun erachte, daß ich den großen Aposteln nicht nachstehe. Wenn ich auch unkundig in der Rede bin, doch nicht in der Erkenntniß; in Allem sind wir unter euch kundbar geworden. Habe ich wo etwas verbrochen, daß ich mich erniedrigte, damit ihr erhöhet würdet? daß ich ohne Entgelt euch das Evangelium Gottes predigte? Andern Gemeinden habe ich's entnommen, habe von ihnen Beysteuer empfangen, um euch zu dienen. Da ich bey euch war und Mangel hatte, bin ich Keinem lästig gewesen: denn meinem Mangel halfen die Brüder ab, die aus Macedonien kamen. Und ich habe mich enthalten, in irgend einem Stück euch zu belästigen, und werde mich enthalten, Ich rede die Wahrheit in Christo! Ja, dieser mein Ruhm soll mir in den Gegenden von Achaja nicht geschmählert werden. Warum? Weil ich euch nicht liebe? Gott weiß es! Sondern, was ich thue und thun werde, ist darum, daß ich Anlaß denen abschneide, welche Anlaß suchen, daß sie, wessen sie sich rühmen, befunden werden, wie wir. Denn solche Afterapostel sind betrügliche Arbeiter, gestalten sich als Apostel Christi. Kein Wunder; denn der Satan selbst gestaltet sich als einen Engel deS Lichts. Nichts Sonderliches also, wenn auch dessen Diener sich gestalten, als Diener der Gerechtigkeit - ihr Ende wird seyn nach ihren Werken. ...seiner Herkunft, seiner LeidenAbermal sage ich: Niemand halte mich für thöricht! wenn aber; so ertraget mich als einen Thörichten, auf daß auch ich ein wenig mich rühme. Was ich da sage, das sage ich Nicht im Herrn, sondern wie in Thorheit, in dieser Zuversicht des Rühmens. Indem Viele sich rühmen dem Fleisch nach, so will auch ich mich rühmen. Ihr ertraget ja gern die Thörichten, da ihr weise seyd. Ihr ertraget es, wenn einer euch unterjochet, wenn einer euch aufzehrt, wenn einer erpresset, wenn einer sich überhebt, wenn einer euch ins Angesicht fährt. Zur Schande sage ich's! Als ob wir schwach waren, in dem Betracht! Worauf Jemand kühn vertraut (ich rede in Thorheit), darauf vertraue kühn auch ich. Sie sind Hebräer, ich auch; sie sind Israeliten, ich auch; sie sind des Geschlechts Abrahams, ich auch; sie sind Diener Christi (ich rede thöricht), mehr ich: mehr Mühseligkeiten habe ich erduldet, mehr Gefangenschaften, öfter Schläge, öfter Todesnöthe. Von den Juden habe ich fünfmal, vierzig Streiche weniger Einen, bekommen. Dreimal bin ich mit Ruthen gepeitscht, einmal gesteinigt, dreymal habe ich Schiffbruch gelitten, einen Tag und eine Nacht habe ich zugebracht in der Meerstiefe, in Wanderungen oft, in Gefahren auf Flüssen, in Gefahren vor Räubern, in Gefahren bey Volksverwandten, in Gefahren bey Heiden, in Gefahren in Städten, in Gefahren in Wildnissen, in Gefahren auf dem Meere, in Gefahren unter falschen Brüdern; in Mühseligkeit und Elend, in Nachtwachen oftmal, in Hunger und Durst, in Fasten oftmal, in Frost und Blöße. Benebst dem von außen her, ist da der tägliche Ueberlauf, die Besorgniß um alle Gemeinden. Wer ist schwach, und ich werde nicht schwach? Wer wird geärgert, und ich entbrenne nicht? Wenn ich mich rühmen soll, will ich meiner Leiden mich rühmen. Gott und der Vater unsere Herrn Jesu Christi, Der gelobt ist in Ewigkeit, weiß, daß ich nicht lüge, Zu Damaskus ließ der Statthalter des Königs Aretas die Stadt bewachen, mich zu greifen; und aus einem Fenster wurde ich in einem Korbe die Mauer hinab gelassen, und entkam so seinen Händen. Göttliche Erscheinungen und Offenbarungen, die dem Apostel geworden. Nicht dessen, sondern seiner Leiden will er sich rühmenWenn es soll gerühmt seyn — es nützet zwar nicht — ich werde aber da kommen auf Gesichte und Offenbarungen des Herrn. Ich kenne einen Menschen in Christo: vor Vierzehen Jahren (ob in dem Leibe, ich weist es, nicht, oder ob außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß es) ward er entzückt bis in den dritten Himmel. Und ich kenne einen solchen Menschen: er ward (ob in dem Leibe, oder ob außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß es) er ward entzückt in das Paradies, und hörte geheimnißvolle Worte, die einem Menschen nicht gestattet ist zu sagen. Dessen will ich mich rühmen, meiner aber will ich mich nicht rühmen, als nur meiner Leiden. Wenn ich ja auch mich rühmen wollte, ich thäte nicht thöricht; denn ich würde die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber dessen, auf daß nicht Jemand mehr von mir halte, als er an mir sieht, oder von mir höret. Und auf daß ich mich der Hoheit der Offenbarungen nicht überhebe, ward mir gegeben ein Stachel des Fleisches, ein Diener Satans, der mir Streiche gebe. Um deßwillen habe ich dreymal den Herrn gebeten, daß der von mir wiche; und Er sprach zu mir: Meine Gnade genüget dir; denn die Kraft wird vollendet in der Schwachheit. So will ich denn mich gern meiner Schwachheit rühmen, auf daß in mir wohne die Kraft Christi. Darum ist es mir wohl bey meinen Schwachheiten, bey Schmähungen, bey Nöthen, bey Verfolgungen, bey Aengsten, um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. Wie er sich den Korinthern erwiesen habe, und erweisen werdeIch bin thöricht geworden; ihr habt mich genöthigt; denn ich hätte von euch sollen empfohlen werden, indem ich in Nichts jenen überaus großen Aposteln nachgestanden, obzwar ich nichts bin. Es sind ja doch die Erweise meiner Apostelschaft unter euch dargethan, durch jegliche Erduldung, durch Zeichen und Wunder und Thatkräfte. Denn worin habt ihr den anderen Gemeinden nachgestanden? es sey denn, daß ich euch nicht belästigt habe! Haltet mir diese Unbild zu gute! Siehe, das drittemal nun bin ich bereit zu euch zu kommen, und ich werde euch nicht zur Last seyn: denn ich suche nicht das Eurige, sondern euch. Es sollen ja nicht die Kinder für die Eltern sammeln, sondern die Eltern für die Kinder. Ich will mit größter Freude Aufopferungen machen, selbst auch mich zum Opfer bringen, für eure Seelen; wenn ich auch, mehr euch liebend, weniger geliebt werde. Aber es sey: Selbst habe ich euch nicht belästiget; sondern, verschlagen wie ich sey, habe ich euch mit List berücket. Habe ich durch Einen derer, die ich zu euch gesandt, euch etwas entnommen? Ich habe Titus ersucht und einen Bruder mitgesandt; hat Titus euch etwas entnommen? Haben wir nicht in demselben Geist gewandelt? nicht in denselben Fußstapfen? Meinet ihr wieder, daß wir bey euch eine Schutzrede für uns halten? Vor Gott, in Christo, reden wir, Alles, Geliebteste, ist zu eurer Erbauung. Denn ich besorge, daß ich etwa, da ich komme, euch so befinde, wie ich euch nicht wünsche, und ich von euch befunden werde, wie ihr mich nicht wünschet, daß nicht etwa unter euch sey Hader, Neid, Eifersucht, Zwietracht, Verleumdungen, Ohrenbläserey, Aufgeblasenheit, Feindseligkeiten; daß nicht wieder, da ich komme, mich Gott bey euch demüthige, und ich über Viele trauere, die vordem gesündigt, und nicht Buße gethan haben über Unzucht und Hurerey und Ausschweifungen, die sie getrieben haben. Der Apostel drohet, die Macht zu gebrauchen, die ihm Christus gegeben hat; hofft aber und wünschet, es nicht zu thunSiehe! zum drittenmal komme ich nun zu euch. Auf Aussage zweyer oder dreyer Zeugen wird jede Sache entschieden werden. Ich habe es gesagt vorher, und sage es nochmals, — als anwesend, und jetzt abwesend, — denen die vordem gesündigt haben, und allen Anderen: wenn ich abermal komme, ich werde nicht schonen, Wollet ihr den Erweis haben, daß Christus spricht durch mich? Der da nicht schwach ist unter euch, sondern mächtig unter euch ist. Denn obschon Er gekreuzigt ward in der Schwachheit, so lebt er doch in der Kraft Gottes; und auch wir denn sind schwach in Ihm, werden aber leben mit Ihm in der Kraft Gottes, unter euch. Prüfet euch selbst, ob ihr des Glaubens seyd! erforschet euch! Erkennet ihr es nicht an euch selbst, daß Christus Jesus in euch ist? es sey denn etwa, ihr wäret unbewährt. Ich hoffe aber, ihr werdet erkennen, daß wir nicht unbewährt sind. Wir bitten aber Gott, daß ihr nichts Böses thun möget; nicht, daß wir bewährt erfunden werden, sondern ihr das Gute thut, wir aber wie unbewährt seyen. Denn wir haben nicht Macht wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit. Denn wir freuen uns, wo wir schwach sind, ihr aber stark seyd; darum auch bitten wir, daß ihr vollkommen seyd. So denn schreibe ich dieß abwesend, auf daß ich nicht, da ich anwesend bin, hart zu verfahren habe, vermöge der Gewalt, die mir der Herr gegeben hat, zur Erbauung, und nicht zur Zerstörung. Uebrigens, Brüder, seyd frohen Geistes! werdet vollkommen! tröstet euch! habt einerley Sinn! seyd friedsam! und der Gott des Friedens und der Liebe wird mit euch seyn. Grüßet einander mit heiligem Kuß. Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sey mit euch Allen! Amen! Das andere Sendschreiben an die Corinther gesandt von Philippen in Macedonia, durch Titum und Lukam. Apostolischer Gruß. Unwandelbarkeit der evangelischen LehrePaulus, ein Apostel — nicht von Menschen, noch durch einen Menschen, sondern durch Jesum Christum und Gott den Vater, Der Ihn auferwecket hat von den Todten — und alle Brüder die bey mir sind, an die Gemeinden in Galatien. Gnade euch und Friede von Gott dem Vater und unserm Herrn Jesu Christo, Welcher Sich Selbst dargegeben hat für unsere Sünden, auf daß Er uns von der gegenwärtigen bösen Welt erlösete, nach dem Willen Gottes und unsers Vaters: Dem die Ehre ist in Ewigkeit der Ewigkeiten, Amen! Mich wundert, daß ihr so bald euch von Dem Der euch berufen hat zur Gnade Christi, abwendet zu einem anderen Evangelium; da doch kein anderes ist; nur sind Etliche, die euch verwirren, und das Evangelium Christi zu verkehren suchen. Aber wofern wir, oder ein Engel vom Himmel, euch predigen möchte anders, als was wir euch gepredigt haben; Fluch sey ihm! Wie wir gesagt, sage ich's nun abermal: Wofern Jemand euch predigen möchte anders, als was ihr überkommen habt; Fluch sey ihm! Rede ich denn nun vor Menschen, oder vor Gott? Suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, ich wäre Christi Diener nicht. Von wem Paulus sie überkommen habeDenn es sey euch gesagt, Brüder: Das Evangelium, welches ich gepredigt habe, ist nicht von Menschen; denn ich habe es nicht von einem Menschen empfangen, noch gelernt, sondern durch Offenbarung Jesu Christi. Denn ihr habt ja von meinem ehmaligen Betragen im Judenthum gehört, wie daß ich über die Maaßen die Gemeinde Gottes verfolgte und zerstörte. Und ich that mich hervor im Judenthum über Viele meines Alters in meinem Geschlecht, und war heftiger ein Eiferer für meine väterlichen Satzungen, Als es aber Dem wohlgefiel, Der mich erwählt hat von Mutterleib an, und durch Seine Gnade berufen, Seinen Sohn mir zu offenbaren, auf daß ich Ihn verkündigte unter den Heiden; sofort nahm ich da nicht Rath mit Fleisch und Blut, und ging nicht gen Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren; sondern ich zog nach Arabien, und kam wieder zurück nach Damaskus. Demnächst, nach drcy Jahren, ging ich gen Jerusalem, Petrus zu besuchen, und ich blieb bey ihm fünfzehen Tage. Keinen aber der anderen Apostel sah ich, außer Jakobus den Bruder des Herrn. (Was ich euch schreibe, siehe! bey Gott, ich lüge es nicht!) Darauf zog ich in die Gegenden von Syrien und Cilicien. Es kannten aber die Gemeinden Christi in Judäa mich persönlich nicht; sie hatten nur sagen hören: Der uns ehmals verfolgte, der prediget jetzt den Glauben, den er ehmals zerstörte! Und meinetwegen preiseten sie Gott. Wie Paulus von den anderen Aposteln aufgenommen wurdeDarauf, nach vierzehen Jahren, ging ich abermal gen Jerusalem nebst Barnabas, und nahm auch Titus mit. Ich ging einer Offenbarung zufolge; und ich besprach mich mit, ihnen über das Evangelium, das ich unter den Heiden predige, insbesondere mit den Angesehenen, auf daß ich nicht etwa vergeblich arbeitete, oder gearbeitet hätte. Allein auch Titus, der bey mir und aus dem Heidenthum war, wurde nicht angehalten sich beschneiden zu lassen. Anlangend aber die eingeschlichenen, falschen Brüder, die da hergekommen waren, unserer Freyheit nachzustellen die wir haben in Christo, auf daß sie uns unters Joch brachten: denen wichen wir keinen Augenblick, gaben ihnen nicht nach, auf daß die Wahrheit des Evangeliums bey euch bestehe. Was aber angeht die Angesehenen (was sie einst waren, darauf achte ich nicht; auf des Menschen Person siehet Gott nicht) mir haben denn jene Angesehenen nichts hinzugefügt. Sondern im Gegentheil, als sie sahen daß mir das Evangelium bey dem Heidenthum anvertrauet worden, wie dem Petrus das bey dem Judenthum; (denn Der den Petrus zum Apostelamt bey den Juden kräftigte, Der kräftigte auch mich bey den Heiden;) und als sie erkannten die mir verliehene Gnade; da gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen Angesehenen, mir und Barnabas die Hand zur Gemeinschaft; daß wir zu den Heiden zögen, sie aber zu den Juden; nur sollten wir der Armen eingedenk seyn, was ich auch zu thun beflissen gewesen bin. Wie er den Petrus zurechtgewiesenAls aber Kephas nach Antiochien gekommen war, widerstand ich ihm im Angesicht, weil er zu tadeln war, Denn bevor Einige kamen von Jakobus her, aß er mit denen aus dem Heidenthum; als aber jene gekommen waren, zog er sich zurück und sonderte sich ab, aus Scheu vor denen aus dem Judenthum. Und auch die Anderen aus dem Judenthum stellten sich also an mit ihm, so daß auch Barnabas verleitet wurde, sich eben so anzustellen. Als ich nun sah, daß sie nicht festes Fußes wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums; sprach ich zu Kephas in Gegenwart Aller: Wenn du, obwohl der Juden einer, nach Weise der Heiden lebest, und nicht nach Weise der Juden; wie nöthigest denn du die aus den Heiden nach Weise der Juden zu leben? Der Heiland ist Jesus alleinWir, der Herkunft nach Juden, und nicht Sünder aus dem Heidenthum, überzeugt aber, daß der Mensch nicht gerechtfertigt wird durch des Gesetzes Werke, sondern durch den Glauben Jesu Christi, wir haben an Christum Jesum geglaubt, auf daß wir gerechtfertigt würden durch den Glauben Christi, und nicht durch des Gesetzes Werke, weil durch des Gesetzes Werke kein Mensch gerechtfertigt wird. Wenn wir aber, die da suchten durch Christum gerechtfertigt zu werden, selbst als Sünder befunden worden, wäre da nicht Christus Anstifter der Sünde? Das sey ferne! Wenn ich denn das was ich zerstört habe, wieder aufbaue, so stelle ich mich dar als Uebertreter. Ich bin durch das Gesetz dem Gesetze gestorben, auf daß ich Gott lebe. Mit Christo bin ich gekreuzigt. Ich lebe aber, doch nicht nun ich, sondern Christus lebt in mir. Daß ich aber nun lebe im Fleisch, im Glauben an den Sohn Gottes lebe ich, Der mich geliebt, Der Sich Selbst für mich dargegeben hat. Ich verwerfe nicht die Gnade Gottes; denn wofern durch das Gesetz die Gerechtigkeit kommt, da ist Christus vergeblich gestorben. Daß der Mensch durch den Glauben an Christus gerechtfertigt werde, zeigt der Apostel aus den Wirkungen des Glaubens, aus dem Beyspiele Abrahams, aus der Verheissung, aus dem Fluch und dem Unvermögen des alten GesetzesO ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert, der Wahrheit nicht zu gehorchen? euch, denen vor Augen Jesus Christus ist dargestellt worden, der für euch Gekreuzigte! Nur dieses will ich von euch vernehmen: Habt ihr durch des Gesetzes Werke den Geist empfangen, oder durch die Annahme des Glaubens? Seyd ihr so unverständig? die ihr im Geiste angefangen habt, wollet nun im Fleische es vollenden! Ist euch so Vieles vergebens widerfahren? wenn anders vergebens! Der euch nun den Geist ertheilt und Wunder unter euch wirket, thut Er es um des Gesetzes Werke, oder um die Annahme des Glaubens? Wie geschrieben steht: Abraham glaubte Gott, und es ward ihm zu Gerechtigkeit angerechnet. So erkennet denn, daß die, welche den Glauben haben, Abrahams Kinder sind. Die Schrift, es weissagend, daß Gott durch den Glauben die Heiden rechtfertiget, verkündigte dem Abraham: In dir werden alle Völker gesegnet werden. So werden denn die, so des Glaubens sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham. Denn die, welche sich an des Gesetzes Werke halten, sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: Verflucht Jeder, der nicht beharret in Allem, was in dem Buche des Gesetzes geschrieben ist, daß er es thue. Daß aber durch das Gesetz Niemand gerechtfertigt werde bey Gott, ist offenbar, weil der Gerechte durch den Glauben lebt. Das Gesetz aber ist nicht des Glaubens, sondern wer es thut, wird darin leben. Christus hat uns erlöset von dem Fluch des Gesetzes, da Er zum Fluch für uns geworden: (denn es steht geschrieben: Verflucht ist wer am Holze hängt;) auf daß über die Völker der Segen Abrahams käme durch Christum Jesum, damit wir die Verheissung des Geistes empfingen durch den Glauben. Jene Verheissung ward nicht aufgehoben durch das Gesetz, welches um der Vergehungen wegen gegeben war, und welches zu Christo führeteBrüder! — ich spreche nach Menschenweise — eines Menschen bestätigtes Bündniß hebt ja Niemand auf, oder fügt ihm etwas bey. Dem Abraham sind die Verheissungen zugesagt und Dem, Der aus seinem Samen ist. (Es heißt nicht, wie von Vielen: Und denen aus dem Samen, sondern wie von Einem: Und dem aus deinem Samen; welcher Christus ist.) Was ich aber sage, ist dieß: Das von Gott bestätigte Bündniß wird durch das Gesetz, welches vierhundert und dreyßig Jahre hernach gegeben ward, nicht entkräftet, so daß die Verheissung aufgehoben würde. Wenn denn kraft des Gesetzes die Erbschaft käme, dann wäre sie nicht kraft der Verheissung; dem Abraham aber hat Gott durch die Verheissung sie geschenkt. Wozu denn das Gesetz? Der Uebertretungen wegen ist es gegeben, bis da käme der Same, Dem verheissen worden; durch Engel ist es angeordnet, in eines Mittlers Hand. Der Mittler aber ist nicht eines Einzigen, Gott hingegen ist ein Einziger. Ist denn das Gesetz entgegen den Verheissungen Gottes? Das sey ferne! Wenn denn ein Gesetz gegeben wäre, das vermögend sey, lebendig zu machen; so käme wirklich die Gerechtigkeit aus dem Gesetze. Allein die Schrift hat Alles unter die Sünde verschlossen, auf daß die Verheissung durch den Glauben Jesu Christi zu Theil würde denen, die glauben. Bevor aber der Glaube kam, waren wir unter der Obhut des Gesetzes, verwahret bis auf den Glauben, der offenbaret werden sollte. Also ist das Gesetz unser Jugendlehrer gewesen, bis zu Christo hin, auf daß wir durch den Glauben gerechtfertigt würden. Da aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nun nicht unter dem Jugendlehrer. Die Gläubigen sind Kinder Gottes, und Christi und AbrahamsDenn ihr Alle seyd Söhne Gottes durch den Glauben an Christum Jesum. Denn ihr sämmtlich, die ihr getauft seyd in Christum, seyd Christo einverleibt. Es gilt da nicht Jude, noch Grieche; es gilt nicht Knecht, noch Freyer; es gilt nicht Männlich, noch Weiblich; denn Alle seyd ihr Eins ln Christo Jesu. Wenn ihr aber Christi seyd, da seyd ihr denn Abrahams Kinder, und nach der Verheissung, Erben. Vorzüge des neuen Bundes vor dem altenIch sage aber: So lange der Erbe ein Kind ist, so ist er nicht verschieden vom Knechte, obzwar er Herr ist von Allem; sondern er steht unter Aufsehern und Verwaltern bis zu der vom Vater bestimmten Zeit. So auch wir: Als wir Kinder waren, da waren wir an die Kindheitslehren der Welt gebunden; als aber die Fülle der Zeit gekommen, da sandte Gott Seinen Sohn, geboren von einem Weibe, dem Gesetze untergeben, auf daß er die, so unter dem Gesetze standen, erlösete, damit wir als Söhne angenommen würden. Weil ihr aber Söhne seyd, so hat Gott den Geist Seines Sohns in eure Herzen gesandt, Der da rufet: Abba! Vater! Also ist da nicht Knecht mehr, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Erbe durch Gott. Mahnung an die Gläubigen, sich nicht irre führen zu lassenEhmals aber, Gott verkennend, dientet ihr Göttern die solches Wesens nicht sind; jetzt aber, Gott anerkennend — ja anerkannt von Gott — wie wendet ihr euch zurück zu den kraftlosen und dürftigen Kindheitslehren, denen ihr euch wiederum untergeben wollet! Ihr haltet Tage und Monde und Zeiten und Jahre! Ich fürchte euretwegen, daß ich etwa umsonst für euch gearbeitet habe. Seyd wie ich! denn auch ich bin wie ihr. Brüder, ich bitte euch! Ihr habt mir nichts zu leide gethan. Ihr wisset es ja: unter Bedrängniß des Fleisches habe ich euch vorhin das Evangelium gepredigt, und ihr habt die Versuchung euer, die in meinem Fleische, nicht verschmähet, noch gescheuet, sondern wie einen Engel Gottes mich aufgenommen, wie Christum Jesum. Wo ist denn eure Seligkeit? Ich gebe euch das Zeugniß, daß ihr, wo möglich, euch die Augen ausgerissen, und mir gegeben hättet. Bin ich euer Feind geworden, da ich die Wahrheit zu euch geredet habe? Jene beeifern sich um euch, nicht nach Gebühr; sondern sie wollen euch abwendig machen, auf daß ihr um sie euch beeifert. Für den Guten beeifert euch um das Gute immerdar, und nicht bloß, wenn ich bey euch zugegen bin! Vergleichung des alten Bundes mit Agar und Ismael, des neuen mit Sara und IsaakMeine Kindlein, die ich abermal gebäre, bis daß Christus in euch gestaltet sey! Ich möchte jetzt bey euch seyn, und meine Stimme wechseln; denn ich bin verlegen um euch. Saget mir, die ihr unter dem Gesetze stehen wollet, habt ihr das Gesetz nicht gelesen? Es steht geschrieben, Abraham hatte zween Söhne, einen von der Dienstmagd, und einen von der Freyen; der von der Dienstmagd ward geboren dem Fleische nach; der aber von der Freyen der Verheißung nach. Dieß Gesagte hat einen bildlichen Sinn. Denn jene sind die zwey Bündnisse; das eine vom Berge Sina, zur Dienstbarkeit gebarend: und das ist Agar; (Sina ist ein Berg in Arabien) sie kommt überein mit der Jerusalem, die hienieden ist; denn sie ist dienstbar mit ihren Kindern. Die Jerusalem aber, die droben, ist die Freye; und die ist unsere Mutter. Denn es steht geschrieben: Freue dich, Unfruchtbare, die du nicht gebarst! frohlocke und jauchze, die du nicht schwanger warst! denn viele Kinder hat die Entlassene, mehr als die unter dein Manne stand. Wir aber, Brüder! sind, wie Isaak, Kinder der Verheißung. Wie aber damals der, welcher nach dem Fleische geboren war, den verfolgte, welcher es war dem Geiste nach; so auch jetzt. Aber was sagt die Schrift? Schaffe hinaus die Dienstmagd und ihren Sohn; denn der Sohn der Dienstmagd soll nicht Erbe seyn mit dem Sohn der Freyen. So denn, Brüder, sind wir nicht der Dienstmagd Söhne, sondern der Freyen; und mit dieser Freyheit hat Christus uns begnadigt. Was den Menschen rechtfertige, was nichtStehet fest, und lasset euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen. Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasset, wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge nochmals Jedem, der sich beschneiden läßt: Er ist schuldig, das ganze (Gesetz zu halten. Abgetrennt von Christo seyd ihr, die ihr durch das Gesetz wollet gerechtfertigt werden; ihr seyd von der Gnade abgeschieden. Denn im Geiste, durch den Glauben, sind wir der gehofften Gerechtigkeit gewärtig. Denn in Christo Jesu gilt weder beschnitten seyn, noch unbeschnitten, sondern der Glaube, der durch Liebe wirksam ist. Ihr wart auf gutem Wege; wer hat euch aufgehalten, der Wahrheit nicht zu gehorchen? Solches Ueberreden kommt nicht von Dem, Der euch berufen hat. Ein kleines Sauertheilchen säuert den ganzen Teig. Ich habe das Zutrauen zu euch im Herrn, daß ihr nicht eines anderen Sinnes werdet; wer aber euch Verwirret, der wird sein Urtheil tragen, wer er immer sey. Wenn ich, Brüder, annoch die Beschneidung verkündige, warum leide ich da noch Verfolgung? Dann wäre ja das Aergerniß des Kreuzes gehoben. Möchten Jene abgetrennt seyn, die euch irre machen! Von christlicher Freyheit, von Werken des Geistes und des FleischesDenn ihr seyd zur Freyheit berufen, Brüder; nur, daß nicht die Freyheit zum Anlaß diene dem Fleische; sondern durch Liebe des Geistes dienet Einer dem Anderen. Denn das ganze Gesetz wird in Einem Gebote erfüllet, in diesem: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst. Wenn ihr aber einander beißet und naget, sehet zu, daß ihr nicht einander zu Grunde richtet. Ich sage aber: wandelt nach dem Geiste; und ihr werdet die Gelüste des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch: denn diese sind einander entgegen, so daß ihr, was ihr jetzt wollet, das nicht thuet. Werdet ihr geleitet vom Geiste, so seyd ihr nicht unter dem Gesetze. Offenbar aber sind des Fleisches Werke, dergleichen sind: Ehebruch, Hurerey, Unzucht, Ueppigkeit, Abgötterey, Zauberey, Feindseligkeit, Zank, Neid, Zorn, Hader, Uneinigkeit, Zwiespalt, Mißgunst, Todschlag, Völlerey, Prasserey, und was dergleichen ist: wovon ich euch ankündige, so wie ich euch angekündigt habe, daß die, so dergleichen thun, das Reich Gottes nicht besitzen wenden. Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Gütigkeit, Milde, Langmuth, Sanftmuth, Treue, Sittsamkeit, Mäßigkeit, Keuschheit. Wider, dergleichen ist das Gesetz nicht. Die aber welche in Christo sind, haben ihr Fleisch gekreuzigt, sammt den Sünden und Gelüsten. So wir im Geiste leben, lasset uns auch im Geiste wandeln. lasset uns nicht eitler Ehre nachtrachten, nicht einander aufreizen, nicht einander beneiden! Den Fehlenden soll man bessern mit Sanftmuth, soll bescheiden seyn, mildthätig gegen d1e LehreBrüder, wenn auch ein Mensch in irgend ein Vergehen gerathen ist; ihr, die ihr des Geistes seyd, weiset ihn zurecht im Geiste der Sanftmuth: und siehe auf dich selbst, daß du nicht auch in Versuchung kommest. Traget Einer des Anderen Bürde; und so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Wenn Jemand sich etwas zu seyn dünket, da er doch nichts ist, der trüget sich selbst. Ein Jeder prüfe sein eignes Thun; und so wird er des Ruhmes haben in sich, und nicht in einem Anderen, Denn ein Jeglicher wird seine eigne Last tragen. Wer Unterricht in der Lehre empfängt, der sey mildthätig in Allem gegen den der ihm Unterricht ertheilt. Was einer aussäet, wird er erntenTäuschet euch nicht! Gott läßt Sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er auch ernten. Wer säet im Fleische, der wird vom Fleische Verderben ernten; wer aber säet im Geiste, der wird vom Geiste ewiges Leben ernten. Lasset uns Gutes thun, und nicht ermüden: denn zu seiner Zeit werden wir ernten, sofern wir nicht ablassen. Darum, da wir Zeit haben, lasset uns Gutes thun Allen, insonderheit aber den Genossen des Glaubens. Falsche Lehrer suchen Ruhm bey den Menschen; Paulus rühmet sich des Kreuzes, durch Leiden ist er bewährtSehet, welchen Brief ich an euch geschrieben habe, mit eigener Hand! Die welche sich, dem Fleische nach, wohlgefällig machen wollen, nöthigen euch zur Beschneidung, nur allein, damit sie keine Verfolgung, des Kreuzes wegen, leiden, Denn sie selbst, die beschnitten sind, halten das Gesetz nicht; ihr sollet nur euch beschneiden lassen, auf daß sie, eures Fleisches halber, sich rühmen mögen. Von mir aber sey es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unsers Herrn Jesu Christi, durch Welchen mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt. Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung etwas, noch Nichtbeschneidung, sondern eine neue Schöpfung. Und welche nach dieser Richtschnur wandeln, Friede über sie und Gnade, und über die Israeliten Gottes! Uebrigens mache mir Niemand Ueberlast; denn ich trage an meinem Leibe die Wundmaale des Herrn Jesu. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sey, Brüder, mit eurem Geiste! Amen! Lobpreis des himmlischen Vaters, Der durch Seinen Sohn die Welt e1löset hatPaulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, an alle Heiligen die in Ephesus sind, und die Gläubigen in Christo Jesu. Gnade euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesu Christo! Gelobt sey Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, Der uns gesegnet mit allem geistlichen Segen, mit himmlischen Gütern, in Christo, so wie Er uns erwählet hat, in Ihm, vor Anbeginn der Welt, daß wir heilig und unbefleckt seyn vor Ihm, in der Liebe; und uns hat vorbestimmt zur Kindschaft, durch Jesum Christum, für Sich, nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, mit welcher Er uns begnadiget hat in Seinem geliebten Sohn, in Welchem wir die Erlösung haben durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichthum Seiner Gnade, welche uns reichlich ertheilt ist, in aller Weisheit und allem Verständniß; daß Er uns kund that das Geheimniß Seines Willens, nach Seinem Wohlgefallen, nach welchem Er bey Sich beschlossen, bey der Anordnung der Fülle der Zeiten, Alles zu vereinen in Christo, was in den Himmeln und was auf Erden ist, in Demselben; durch Welchen auch wir das Erbtheil erlangt haben, die wir vorbestimmt waren nach dem Rathschluß Dessen, Der Alles wirket nach dem Wohlgefallen Seines Willens: auf daß wir seyn zum Lobpreise Seiner Herrlichkeit, wir die vorher hoffeten auf Christum, durch Welchen auch ihr (da ihr hörtet das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils,) durch Welchen auch ihr, da ihr gläubig geworden, besiegelt seyd mit dem verheissenen heiligen Geist, Welcher ist das Unterpfand unserer Erbschaft, zur Erlösung Seines Eigenthums, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit. Gebet für die Gläubigen, daß sie beherzigen die Hoffnung ihres Berufs, und erkennen, wie der Vater Jesum, das Haupt der Kirche, verherrlicht hatDarum auch, da ich höre von eurem Glauben an den Herrn Jesum, und von eurer Liebe zu allen Heiligen; sage ich Dank eurethalben unablässig, euer gedenk in meinen Gebeten; daß der Gott unsers Herrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, euch verleihe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, in Erkenntniß Seiner; daß Er erleuchte die Augen eures, Herzens, damit ihr erkennet, welche da sey die Hoffnung Seiner Berufung, und welcher sey der Reichthum der Herrlichkeit Seines Erbes für die Heiligen, und welche die überschwengliche Größe Seiner Macht an uns, die wir glauben, in Erweisung der Macht Seiner Stärke, welche Er an Christo erwiesen hat, Den Er auferweckte von den Todten, und setzte zu Seiner Rechten in den Himmeln, über alle Fürstenthümer, und Mächte, und Gewalten, und Herrschaften, und über jeden Namen, der genannt wird nicht nur in dieser Zeit, sondern auch in der künftigen; und Alles geordnet unter Seine Füße; und Ihn gesetzt zum Haupt über die gesammte Kirche, welche ist Sein Leib, und die Fülle Dessen, Der Alles in Allen erfüllet. Die, so Sünder waren, hat Gott aus Liebe, in und mit Christo, zum neuen Leben, zur Auferstehung, zur ewigen Herrlichkeit berufen, aus Gnade, nicht der Werke wegenUnd euch, die ihr todt waret in euren Vergehungen und Sünden, in welchen ihr einst wandeltet gemäß de1n Sinn dieser Welt, gemäß dem Machthaber dieser Lust, dem Geiste der nun wirksam ist in den Kindern des Unglaubens; unter welchen auch wir Alle einst wandelten in den Lüsten unsers Fleisches, und vollbrachten den Willen des Fleisches und der Begierden, und waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die Anderen. Gott aber, Der reich ist an Erbarmung, hat nach Seiner übergroßen Liebe womit Er uns geliebt, uns die wir todt waren in Sünden mitbelebet in Christo, (durch Dessen Gnade ihr erlöset seyd,) und uns mitauferwecket, und mitaufgeführt gen Himmel in Christo Jesu, um darzuthun in den kommenden Zeiten den überschwenglichen Reichthum Seiner Gnade, nach der Barmherzigkeit gegen uns in Christo Jesu. Denn aus Gnade seyd ihr beseligt worden durch den Glauben; und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es; nicht aus den Werken, daß nicht Jemand sich rühme, Denn Seine Schöpfung sind wir, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, die Gott vorbereitet hat, daß wir in ihnen wandeln. Alle Völkerschaften sollen in Christo vereint werden mit Israels Kindern zu Einem Glauben, Einer Familie, Einem Tempel GottesDarum seyd eingedenk, daß ihr (die ihr ehmals Heiden wart von Geburt, die ihr genannt wurdet: Unbeschnittene, von der sogenannten Beschneidung, der äußerlichen,) daß ihr in jener Zeit wart ohne Christum, gesondert von dem Gottesreich Israel, und fremd den Bündnissen, der Verheissung, keine Hoffnung habend, und ohne Gott in dieser Welt. Nun aber, in Christo Jesu, seyd ihr die ihr ehemals ferne wart, vereint worden durch das Blut Christi. Denn Er ist unser Friede, Der aus Beyden hat Eins gemacht, und die trennende Scheidewand weggenommen, und in Seinem Fleisch die Feindschaft, und das Gesetz des Gebietens in Satzungen, aufgehoben, auf daß Er die Zwey in Sich erschaffe zu Einem neuen Menschen, und Frieden stifte, und Beyde, in Einen Leib vereint, versöhne mit Gott durch das Kreuz, und tödte die Feindseligkeiten durch Sich Selbst. Er kam und verkündigte Frieden euch die ihr ferne wart, und Frieden denen die nahe waren. Denn durch Ihn haben wir Zutritt, Beyde in Einem Geiste, zu dem Vater. Also seyd ihr nicht mehr Fremdlinge und Abgesonderte, sondern ihr seyd Mitbürger der Heiligen, und Hausgenossen Gottes, erbauet auf die Grundfeste der Apostel und Propheten, wo da ist der große Eckstein Er Selbst Jesus Christus, auf Welchem das ganze Gebäu(de) wohl zusammengefügt, aufsteigt zu einem heiligen Tempel im Herrn: durch Welchen auch ihr miterbauet seyd zu einer Wohnung Gottes im Geiste. Großes, ehemals verborgenes Geheimniß: wie daß alle Völker berufen würden zu dem Gott IsraelsIch deßwegen, Paulus, der Gefesselte um Jesum Christum für euch, die aus dem Heidenthum: — wie ihr ja gehört habt von der Ausspendung der Gnade Gottes, die mir anvertraut ist für euch: daß mir durch Offenbarung kund geworden ist dieß Geheimniß, wie ich kurz vorher geschrieben habe; woraus ihr könnet, da ihr es leset, meine Erkenntnis in diesem Geheimniß Christi vernehmen; welches, in anderen Zeitaltern nicht kund geworden ist den Kindern der Menschen, so wie es anjetzt Seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist ist offenbaret worden; daß die Heiden seyen Miterben, und Miteinverleibte, und Mitgenossen Seiner Verheißungen, in Christo Jesu durch das Evangelium; dessen Diener ich geworden bin nach der Mittheilung der Gnade Gottes, die mir verliehen ist, nach der Wartung Seiner Macht, mir, dem Geringsten unter allen Heiligen, ward diese Gnade gegeben, unter den Heiden zu verkündigen den unerforschlichen Reichthum Christi, und Alle zu belehren: welche sey die Veranstaltung dieses Geheimnisses, des von Ewigkeit her in Gott verborgenen, Der Alles erschaffen, auf daß den Fürstenthümern und Mächten in den Himmeln kund werde, durch die Kirche, die mannigfaltige Weisheit Gottes, nach der ewigen Vorbestimmung, die Er vollführt hat in Jesu Christo unserm Herrn, durch Welchen wir Zutrauen haben und Zutritt in Vertraulichkeit durch den Glauben an Ihn. Werdet denn, ich bitte, nicht kleinmüthig bey meinen Drangsalen für euch, welche sind euer Ruhm. Der Apostel bittet für Alle um Stärke, um Liebe, um Weisheit und jede Gabe GottesDeßwegen beuge ich meine Kniee vor dem Vater unsers Herrn Jesu Christi, von Dem alles Geschlecht, im Himmel und auf Erden, Namen hat, daß Er, nach dem Reichthum Seiner Herrlichkeit, euch verleihe, durch Seinen Geist kräftig gestärket zu werden im inneren Menschen, daß Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen, und ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seyd, auf daß ihr vermöget zu begreifen, nebst allen Heiligen, welche da sey die Breite und Länge, die Höhe und die Tiefe; und zu erwägen die das Erkenntniß übersteigende Liebe Christi, auf daß ihr erfüllet werdet mit der ganzen Fülle Gottes. Dem aber, Der überschwenglich Alles thun kann, mehr als wir bitten oder denken, nach der in uns wirkenden Macht, Ihm sey die Ehre in der Kirche und in Christo Jesu bey allen Geschlechtern in Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen! Wie die Christen würdig ihres Berufs wandeln sollen; wie dazu Alles von Gott in Seiner Kirche geordnet istIch bitte euch denn, ich der Gefesselte im Herrn, wandelt würdig des Berufs wozu ihr berufen seyd, mit aller Demuth und Sanftmuth, mit Duldsamkeit, ertragend Einer den Anderen in Liebe, beflissen, Einigkeit des Geistes zu erhalten durch das Band des Friedens. Ein Leib und Ein Geist, so wie ihr auch berufen seyd zu Einer Hoffnung eures Berufs, Ein Herr, Ein Glaube, Eine Haufe, Ein Gott und Vater Aller, Der da ist über Alles, und durch Alles und in uns Allen. Einem Jeglichen aber unter uns ist Gnadengabe verliehen nach dem in Christo beschiedenen Maaße. So denn heißt es: Er ist aufgefahren in die Höhe, hat gefangen geführt die Gefangenschaft; und Gaben den Menschen ausgetheilt. Daß Er aber aufgefahren ist, was heißt das anders, als daß Er vorher hinabstieg in die unteren Orte der Erde? Der hinabstieg, ist Derselbe, Welcher auffuhr über alle Himmel, auf daß Er Alles erfüllete. Und Er hat Einige zu Aposteln, Einige zu Propheten, Einige zu Evangelisten, Einige zu Hirten und Lehrern geordnet, zur Ausbildung der Geheiligten, für die Verwaltung des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, daß wir Alle gelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntniß des Sohns Gottes, zur vollständigen Mannheit, zum Maaße des in Christo vollendeten Alters; aufdaß wir nicht mehr Kinder seyn, hin und her fluchend und getrieben von jedem Winde der Lehre, durch Trug der Menschen, durch Arglist mit Kunstgriffen der Verführung; sondern daß wir, Wahrheit übend in Liebe, zunehmen in Ihm, Der das Haupt ist, Christus; durch Welchen der ganze Leib, zusammen gefügt und vereint durch jegliches Band der Mithilfe, nach der einem jeglichen Gliede zugemessenen Wirksamkeit, Wachsthum bekommt, zu seinem Gedeihen in Liebe. Sie sollen vor den Ungläubigen sich auszeichnen durch ihren WandelIch sage denn, und rufe euch zu im Herrn: Wandelt nunmehr nicht, wie die Heiden wandeln, in Verkehrtheit ihres Sinnes, deren Verstand verfinstert ist, die entfremdet sind dem Leben in Gott, durch die Unwissenheit in der sie sind, durch die Verstockung ihres Herzens, welche, hoffnungslos, sich übergeben haben den Wollüsten, zu treiben jegliche Unzucht, mit Gierigkeit. Ihr aber habt Christum nicht also kennen gelernt; so ihr ja Ihn gehört, und über Ihn seyd belehrt worden, so wie die Wahrheit in Jesu ist, daß ihr sollet ablegen den alten Menschen, der da ist nach eurem vorigen Wandel, und der sich verderbet in den Lüsten des Truges; euch aber erneuen sollet im Geiste eures Gemüths, und anziehen den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit, und in Heiligkeit der Wahrheit. So leget denn die Lüge ab; redet Wahrheit, Jeglicher mit seinem Nächsten: denn wir sind Einer des Anderen Mitglieder. Zürnet ihr; sündiget nicht: die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn. Gebet nicht Raum dem Teufel! Wer entwendet hat, der entwende nicht mehr; sondern arbeite um so mehr, und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf daß er habe zu geben dem Dürftigen. Kein schlechtes Wort gehe aus eurem Munde, sondern wo's ein gutes ist, zur Erbauung des Glaubens, daß es gnadereich sey den Hörenden. Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, mit Welchem ihr besiegelt seyd auf den Tag der Erlösung. Jede Bitterkeit, und Zorn, und Groll, und Zänkerey und Lästerung sey ferne von euch, sammt aller Bosheit. Seyd aber gegen einander milde, herzlich; und verzeihet Einer dem Anderen, wie auch Gott durch Christum euch verziehen hat. Pflichten aller christgläubigenSo seyd denn Nachfolger Gottes, als geliebte Kinder; und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt, und Sich für uns dargegeben hat, als Sühnung und Opfer, Gott zum lieblichen Geruch. Hurerey aber und jegliche Unzucht, oder Habsucht werde unter euch, nicht einmal genannt, (wie's Heiligen geziemt;) noch Unsittlichkeit, noch leichtfertiges Gerede und Possenreißen, noch was ungebührlich ist, sondern Danksagung vielmehr. Denn das wisset und nehmet zu Herzen: Kein Hurer, noch Unzüchtiger, noch Geiziger (was Abgötterei) ist) hat Erbtheil an dem Reiche Christi und Gottes. Niemand bethöre euch mit eiteln Reden, denn wegen dergleichen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens. Seyd denn nicht ihre Genossen! Ihr wart ehedem Finsterniß, nun aber seyd ihr Licht im Herrn. Wandelt als Kinder des Lichtes! Die Frucht des Lichtes ist jegliche Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüfet, was Gott wohlgefällig ist; und nehmet nicht Theil an den unfruchtbaren Werken der Finsterniß, sondern strafet sie vielmehr. Denn was ingeheim von ihnen verübt wird, ist schändlich auch nur zu nennen. Alles aber, was gestraft wird, das wird vom Lichte offenbar gemacht: denn was sich offenbart, ist Licht. So heißt es denn: Wache auf der du schläfst, und steh auf von den Todten, und Christus wird dich erleuchten. So sehet nun zu, Brüder, wie ihr vorsichtig wandelt, nicht wie Unweise, sondern wie Weise. Löset die Zeit ein, weil die Tage böse sind. So seyd denn nicht unverständig, sondern beherziget, was der Wille Gottes ist. Berauschet euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung liegt; sondern seyd erfüllet mit dem heiligen Geist, aufmunternd einander in Psalmen, und Lobgesängen und geistlichen Liedern, mit Wort und Gesang preisend den Herrn in eurem Herzen, dankend allezeit für Alles Gott und dem Vater, im Namen unsers Herrn Jesu Christi! Seyd einander unterordnet, in der Furcht Christi! Pflichten des Eheweibes gegen ihren Mann, und des Mannes gegen sein WeibDie Weiber seyn ihren Männern unterordnet, wie dem Herrn. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, so wie Christus ist das, Haupt der Kirche, Er, der Heiland Seines Leibes. Wie die Kirche Christo unterordnet ist, so auch seyn es die Weiber ihren Männern, in Allem. Ihr Männer, liebet eure Weiber, wie auch Christus die Kirche geliebt, und Sich Selbst für sie dargegeben hat, auf daß Er sie heiligte, sie reinigend im Bade des Wassers, durch das Wort des Lebens; daß Er Sich Selbst die Kirche herrlich darstellete, als die keine Flecken habe, oder Runzel, oder irgend dergleichen, sondern die heilig sey und untadelhaft. So auch sollen die Männer ihre Weiber lieben, als ihren eignen Leib. Wer sein Weib liebet, der liebet sich selbst. Nie hat ja einer sein eigen Fleisch gehasset, sondern er nähret und pfleget es. So auch Christus die Kirche. Denn wir sind Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinem Gebein, Darum wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen, und seinem Weibe anhangen; und die Zwey werden Ein Fleisch seyn. Ein großes Geheimniß ist dieses; ich sage aber: in Christo und in der Kirche. Ihr denn aber auch, ein Jeglicher euer liebe sein Weib, wie sich selbst; das Weib aber sey dem Manne ehrerbietig. Pflichten der Kinder gegen ihre Eltern, und der Eltern gegen die Kinder; der Knechte gegen ihre Herren, und der Herren gegen die KnechteIhr Kinder, gehorsamet euren Eltern im Herrn, denn solches ist recht. Ehre dei«nen Vater und deine Mutter, welches ist das erste Gebot mit der Verheissung: Daß es dir wohl gehe, und du lange lebest auf Erden. Und ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht, sondern erziehet sie in des Herrn Zucht und Belehrung, Ihr Knechte, gehorsamt den irdischen Herren, mit Besorgniß und Furcht, in Herzenseinfalt, wie Christo, nicht als Augendiener, um den Menschen zu gefallen, sondern als Knechte Christi, die den Willen Gottes thun von Herzen, mit Gutwilligkeit dienend, als dem Herrn, und nicht Menschen, seyd deß gedenk, daß, was Jeglicher Gutes thut, er dafür Lohn von dem Herrn empfängt, er sey Knecht oder Freyer. Und ihr Herren, thut gegen sie dergleichen, und lasset ab vom drohenden Wesen; seyd deß gedenk, daß sowohl sie als ihr habt einen Herrn in den Himmeln, und daß bey Ihm kein Ansehn der Person ist. Der Apostel ermahnet Alle, mit den Waffen Gottes zu kämpfen wider jede Anfechtung, zu beten für einander und für ihn. Er wünschet ihnen FriedenUebrigens, Brüder, seyd stark in dem Herrn und in der Gewalt Seiner Macht. Leget die Waffenrüstung Gottes an, daß ihr bestehen könnet gegen die Nachstellungen des Teufels. Denn wir haben nicht zu kämpfen gegen Blut und Fleisch, sondern gegen die Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsterniß, gegen die Geister der Bosheit im Ueberirdischen. So ergreifet denn die Waffenrüstung Gottes, auf daß ihr widerstehen könnet am bösen Tage, und in Allem siegreich dastehen möget. Stehet denn, die Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angethan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, und die Füße beschuhet mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens; vor Allem ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr vermöget alles feurige Geschoß des Bösen zu löschen; und nehmet den Helm des Heils, und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes, und mit allem Gebet und Flehen bittet zu aller Zeit im Geiste; und dieserwegen wachet, in aller Beharrlichkeit, und in Fürbitte für alle Geheiligten, und für mich, daß mir das Wort gegeben werde, aufzuthun meinen Mund mit Freymüthigkeit, zu verkündigen das Geheimniß des Evangeliums, (dessen Bote ich bin in Banden,) daß ich für dasselbe freymüthig rede, wie ich soll. Damit ihr aber auch wisset, wie es um mich steht, was ich mache; so wird das alles euch Tychikus kund thun, der geliebte Bruder, und der treue Diener im Herrn, welchen ich deßhalb zu euch gesandt habe, daß ihr erfahret, was mit uns vorgeht, und daß er euer Herz ermuntere. Friede sey den Brüdern und Liebe mit dem Glauben, von Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christo! Die Gnade sey mit Allen, welche unsern Herrn Jesum Christum lieben unwandelbar! Amen! Der Apostel danket Gott für den Fortgang der Gläubigen in aller Tugend, und bittet um deren BeharrlichkeitPaulus und Timotheus, Knechte Jesu Christi, an alle Heiligen in Christo Jesu zu Philippi, sammt den Bischöfen und Diakonen. Gnade euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesu Christo! Ich danke meinem Gott, bey allem Andenken an euch, allezeit in jedem meiner Gebete für euch Alle, mit Freudigkeit betend, wegen eurer Theilnahme an dem Evangelium Christi, vom ersten Tage an bis jetzt, voll der Zuversicht, daß Der, Welcher in euch das gute Werk angefangen, es vollenden werde bis auf den Tag Christi Jesu: wie es billig ist, daß ich also denke von euch Allen; weil ich euch im Herzen trage, bey meinen Banden, und bey der Verantwortung und Bekräftigung des Evangeliums, euch Alle, die ihr Theil nehmet an meiner Freude. Denn Gott ist mein Auge, wie daß ich im Herzen Jesu Christi mich sehne nach euch Allen. Und so denn bitte ich, daß eure Liebe je mehr und mehr zunehme mit Erkenntniß und mit allem Verständniß, daß ihr das Bessere prüfet, damit ihr lauter und ohne Anstoß seyd auf den Tag Christi, erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit, durch Jesum Christum, zur Ehre und zum Lobe Gottes. Er sagt, daß seine Gefangenschaft zur Ausbreitung des Evangeliums beytrage, daß sein ganzes Leben dem Heile der Brüder gewidmet seyIhr sollet aber wissen, Brüder, daß was mit mir vorgeht, mehr zur Förderung des Evangeliums gediehen ist, so daß meine Bande in Christo kund geworden im ganzen Hoflager und bey allen Anderen; und daß viele der Brüder im Herrn muthig gemacht durch meine Bande, so mehr es wagten, ohne, Furcht das Wort Gottes zu predigen. Etliche zwar sind, die aus Eifersucht und Neid, Etliche aber, die aus guter Gesinnung Christum verkündigen. Etliche aus Liebe, überzeugt, daß ich zur Vertheidignng des Evangeliums geordnet bin; Etliche aber verkündigen Christum aus Streitsucht, nicht mit reinem Herzen, vermeinend, sie fügen meinen Banden Bedrängniß zu. Was thut's? Wenn nur auf jegliche Weise, es sey aus Vorwand, es sey mit Aufrichtigkeit, Christus verkündigt wird, deß freue ich mich, ja deß werde ich mich freuen. Denn ich weiß, daß mir solches zur Seligkeit gedeihen wird, durch eure Fürbitte und den Beystand des Geistes Jesu Christi; so wie ich erwarte und hoffe, daß ich in keinem Stück zu Schanden werde, sondern daß bey aller Freymüthigkeit, wie allezeit, so auch jetzt, Christus wird verherrlicht werden an meinem Leibe, sey es durch's Leben, sey es durch den Tod. Denn mir ist das Leben Christus, und Sterben Gewinn. So nun das Leben im Fleische solche Frucht der Arbeit mir ist, da weiß ich nicht, was ich wähle. Gedrängt werde ich von beyden, Verlangen habe ich aufgelöset zu werden, und bey Christo zu seyn — um viel besser ist das! bleiben aber im Fleische, ist nöthig euretwegen. Und ich weiß es mit Zuversicht, daß ich noch bleiben, und bey euch Allen bleiben werde, zu eurer Förderung und zur Freude des Glaubens; auf daß ihr um so mehr frohlocken möget in Jesu Christo über mich, bey meiner Rückkehr zu euch. Er ermahnet sie, einmüthig und unerschrocken zu kämpfen für den GlaubenWandelt nur würdig des Evangeliums Christi, auf daß ich, möge ich kommen und euch sehen, oder abwesend seyn, von euch höre, daß ihr feststehet in Einem Geiste, Eines Sinnes mitkämpfend für den Glauben des Evangeliums, und euch in keinem Stück abschrecken lasset durch die Widersacher, welches ihnen Anzeige des Verderbens, euch aber des Heiles ist; und das von Gott. Denn euch ward für Christum verliehen, nicht nur an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden, die ihr denselben Kampf habet, den ihr an mir sahet, und anjetzt von mir höret. Der Apostel ermahnet zur Einigkeit und Liebe, und zur Demuth nach Jesu Beyspiel. Mit aller Sorgfalt sollen die Gläubigen ihr Seelenheil bewirken, fromm lebend in der bösen Welt, auf daß der Apostel nicht umsonst für sie gearbeitet habe, für die er mit Freuden sein Leben aufopfereIst denn irgend Tröstung in Christo, ist irgend Erheiterung der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist irgend herzliches Erbarmen; machet meine Freude vollkommen, daß ihr Eines Sinnes seyd, gleiche Liebe habet, Eine Seele seyd, dasselbe wollet, nicht aus Eifersucht und eitler Ehre; sondern in Demuth Einer den Anderen erhebend über sich selbst; nicht Jeder sehend auf das was sein, sondern Jeder auf das was der Anderen ist. Es sey denn unter euch die Gesinnung, die auch war in Jesu Christo, Welcher, göttlicher Natur seyend, es nicht für Raub hielt, Gott gleich zu seyn; Er aber entäußerte Sich dessen Selbst, nahm die Natur des Knechtes an, ward den Menschen gleich, und am Aeußeren wie ein Mensch erfunden. Er erniedrigte Sich Selbst, und ward gehorsam bis zum Tode, zum Tode am Kreuze, Darum hat Gott Ihn auch erhöhet, und Ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist; daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle Kniee, derer die im Himmel, und die auf Erden, und die unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, daß der Herr Jesus Christus sey in der Herrlichkeit Gottes des Vaters. So denn, meine Geliebten, wie ihr allezeit folgsam seyd gewesen; so auch nicht nur in meiner Gegenwart, sondern viel mehr jetzt in meiner Abwesenheit, bewirket euer Seelenheil mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist es, Der in euch wirket das Wollen und das Vollbringen, nach Seinem Wohlwollen. Thut Alles ohne Murren und Zaudern, auf daß ihr seyd tadellos und lauter, schuldlose Kinder Gottes, mitten unter dem argen und verkehrten Geschlecht, unter dem ihr leuchtet, wie Himmelslichter in der Welt, in euch habend das Wort des Lebens, mir zum Ruhme an dem Tage Christi, daß ich nicht vergeblich gelaufen, nicht vergeblich gearbeitet habe. Wenn ich aber auch zum Schlachtopfer werde über der Aufopferung, und Darbringung eures Glaubens; so freue ich mich, und freue mich euer Aller wegen. Freuet euch dessen auch ihr, und freuet euch meinetwegen! Er empfiehlt Timotheus den er bald zu ihnen senden werde, und Epaphroditus den er jetzt sende.Ich hoffe aber im Herrn Jesu, Timotheus bald zu euch zu senden, auf daß auch ich erheitert werde, da ich erfahre, wie es um euch steht. Denn ich habe Keinen, der so Eines Herzens mit mir ist, und mit so ächter Treue für euch Sorge trägt. Denn Alle suchen was ihrer, nicht, was Jesu Christi ist. Ihn aber kennet ihr aus Erfahrung, indem er, wie ein Sohn dem Vater, mir beygestanden hat im Evangelio. Diesen nun hoffe ich zu euch zu senden, so bald ich vernehme, wie es um meine Sache steht. Ich vertraue aber im Herrn, daß ich auch selbst bald zu euch kommen werde. Ich habe es aber nöthig erachtet, Epaphroditus, meinen Bruder und Mitarbeiter und Mitkämpfer, euren Abgesandten der meinen Bedürfnissen dargereicht hat, zu euch zu senden. Denn er sehnte sich nach euch Allen, und war bekümmert, weil ihr gehört, daß er krank sey. Ja er ist krank gewesen bis zum Tode, aber Gott hat Sich seiner erbarmet, — nicht seiner allein, sondern auch meiner, auf daß ich nicht Leid über Leid hätte. Um so eiliger also habe ich ihn gesandt, auf daß ihr ihn wieder sehet, euch freuet, und ich ohne Kummer sey. So nehmet ihn nun auf im Herrn mit aller Freude; und dergleichen Männer haltet in Ehren. Denn um des Werkes Christi wegen ist er dem Tode nahe gewesen, hat sein Leben gewagt, um zu ersetzen, was eurerseits abging an der Dienstleistung gegen mich. Warnung vor falschen Lehrern. Wie man alles Irdische ansehen soll, um Christum zu gewinnen, wie man in der Tugend je mehr und mehr voranschreiten soll; welche Menschen man nachzuahmen, und welche man zu meiden habe; wo unser Wandel seyn soll, und mit welcher freudigen ErwartungUebrigens, meine Brüder, freuet euch im Herrn! Eben dasselbige euch zu schreiben, ist mir nicht lästig, für euch aber ist es nöthig: Hütet euch vor jenen Hunden, hütet euch vor jenen bösen Arbeitern, hütet euch vor den Afterisraeliten! Denn wir sind die ächten, die wir Gott im Geiste dienen; und uns in Christo Jesu rühmen, und nicht auf Fleisch vertrauen. Wiewohl auch ich auf Fleisch vertrauen könnte; wenn ja einer meint auf Fleisch vertrauen zu können, ich kann's mehr, beschnitten am achten Tage, vom Geschlechte Israel, aus dem Stamme Benjamin, Hebräer, von Hebräern, nach dem Gesetze ein Pharisäer, nach dem Diensteifer ein Verfolger der Gemeinde Gottes, nach der Gerechtigkeit, der gesetzlichen, ohne Tadel in meinem Wandel. Aber, was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen erachtet für Verlust. Ja, ich erachte Alles für Verlust, um der Alles übertreffenden Erkenntniß Jesu Christi meines Herrn wegen, um Dessentwillen ich Alles dahin gegeben habe, und achte es für Koth, auf daß ich Christum gewinne, und in Ihm erfunden werde, nicht habend meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetze, sondern die aus dem Glauben an Christum Jesum, die Gerechtigkeit aus Gott durch den Glauben, daß ich Ihn erkenne, und die Kraft Seiner Auferstehung, und die Gemeinschaft Seiner Leiden, ähnlich werdend Seinem Tode, wo ich auf irgend eine Weise gelange zur Auferstehung von den Todten. Nicht, als hätte ich es schon ergriffen, oder wäre ich schon vollkommen; aber ich strebe dahin, ob ich es wo ergreife, darum ich auch von Christo Jesu ergriffen bin. Brüder! ich erachte nicht, daß ich es ergriffen habe; Eins aber was hinter mir ist vergessend, zu dem aber was vor mir ist hinangestreckt, laufe ich zu dem Ziele hin, zu dem Kampfpreise der himmlischen Berufung Gottes in Christo Jesu. Wie viel unser denn vollkommen sind, lasset uns also gesinnet seyn; und wo ihr, etwa anders gesinnet seyd, so wird auch Gott euch solches offenbaren. Nun aber, wohin wir mögen gelanget seyn, lasset uns Eines Sinnes seyn, und nach Einer Richtschnur einhergehen! Seyd meine Nachahmer, Brüder! und schauet auf die, welche also wandeln, wie ihr mich zum Vorbilde habt. Denn Viele wandeln einher (von denen ich euch oft gesagt habe, nun auch weinend es sage) als Feinde des Kreuzes Christi; deren Ende Verderben, deren Gott der Bauch, und deren Rühmen ist in ihrer Schandthat, die da nur auf Irdisches sinnen. Unser Wandel aber ist in den Himmeln, von wannen wir auch den Heiland erwarten, unsern Herrn Jesum Christum, Welcher umbilden wird den Leib unserer Niedrigkeit, daß er gleichgestaltet sey dem Leibe Seiner Herrlichkeit, durch die Macht, durch welche Er auch Alles Sich zu unterwerfen vermag. Der Apostel gibt viele ErmahnungenDarum, meine vielgeliebten Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und meine Krone! stehet also fest in dem Herrn, Vielgeliebte! Die Evodia bitte ich, und die Syntyche bitte ich, Eines Sinnes zu seyn in dem Herrn. Auch bitte ich dich, treuer Genosse, nimm dich ihrer an, die sammt mir gearbeitet haben für das Evangelium, nebst Clemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buche des Lebens stehen. Freuet euch in dem Herrn allezeit! abermal sage ich: freuet euch! Eure Bescheidenheit sey allen Menschen kund. Der Herr ist nahe. Habt keine Besorgniß, sondern in allen Dingen lasset in Gebet und Flehen, mit Danksagung, eure Bitten bey Gott kund werden. Und der Friede Gottes, der über allen Begriff gehet, beschirme eure Herzen und Gedanken durch Christum Jesum. Uebrigens, Bruder! was wahr ist, was anständig, was gerecht, was heilig, was liebenswürdig, was rühmlich, was irgend Tugend ist, was löbliche Zucht, das beherziget. Was ihr gelernt, und überkommen, und gehört und an mir gesehen habt, das thuet, und der Gott des Friedens wird mit euch seyn. Er danket ihnen für die gesandte Beysteuer, obzwar er sich mit Wenigem zu begnügen und in Alles zu fügen wisse. Er grüßet sie von VielenIch habe mich sehr im Herrn erfreut, daß ihr wieder einmal aufgeblüht seyd, meiner zu gedenken; ihr gedachtet zwar auch meiner, aber ihr wart in bedrängtem Zustande. Nicht sage ich das, als des Mangels wegen, denn ich habe gelernt, wie's immer mit mir steht, zufrieden zu seyn. Ich weiß zu entbehren, ich weiß Ueberfluß zu haben; in Allem und Jedem bin ich geübt, satt zu haben und zu hungern, Ueberfluß zu haben und Mangel zu leiden. Ich vermag Alles durch Den, Der mich kräftigt. Doch habt ihr wohl gethan, daß ihr an meiner Bedrängniß Antheil genommen, Ihr wisset auch, ihr Philipper, daß da ich im Anfang der Verkündigung des Evangeliums von Macedonien ausging, keine Gemeinde mir mitgetheilt hat in Betracht der Gabe und des Empfangs, als ihr allein. Denn auch gen Thessalonich sandtet ihr Einmal und abermal, wessen ich bedurfte. Nicht, als ob ich Geschenke begehre; sondern was ich begehre, ist: reichlichen Ertrag für eure Rechnung. Ich habe Alles und zur Genüge; in Fülle habe ich, da ich durch Epaphroditus eure Gabe erhalten, einen süßen Geruch, ein angenehmes, wohlgefälliges Opfer vor Gott. Mein Gott aber erfülle all euer Verlangen, nach Seinem Reichthum in Herrlichkeit, durch Christum Jesum. Gott und unserem Vater sey Ehre in Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen. Grüßet jeden Heiligen in Christo Jesu. Es grüßen euch die Brüder, die bey mir sind. Es grüßen euch alle Heilige, vorzüglich die aus des Kaisers Hause. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sey mit eurem Geiste! Amen. Apostolische Wünsche und Gebete; Lehre von der Hoheit Jesu ChristiPaulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Timotheus, der Bruder, an die zu Kolossä, die geheiligten und gläubigen Brüder in Christo Jesu. Gnade euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesu Christo! Wir danken Gott und dem Vater unsers Herrn Jesu Christi allezeit für euch betend, indem wir gehöret haben von eurem Glauben an Christum Jesum, und von eurer Liebe die ihr habt zu allen Geheiligten, um der Hoffnung wegen, die euch im Himmel aufbewahrt ist, von welcher ihr habt gehört in der Lehre der Wahrheit des Evangeliums, das zu euch gekommen, wie auch in der ganzen Welt es ist, und Früchte bringt, und zunimmt, wie unter euch, seit dem Tage, da ihr gehört und erkannt habt die Gnade Gottes in der Wahrheit, so wie ihr gelernt habt von Epaphras, unserm vielgeliebten Mitknecht, welcher ein treuer Diener Christi Jesu für euch ist, der uns auch eure Liebe im Geist kund gethan hat. Darum beten wir auch, seit dem wir es gehört haben, unablässig für euch, und bitten, daß ihr möget erfüllet werden mit der Erkenntniß Seines Willens, in aller Weisheit und geistlichem Verständniß, daß ihr Gottes würdig wandelt, in Allem wohlgefällig, an jedem guten Werke fruchtbar, und zunehmend in der Erkenntniß Gottes, in jeder Kraft gekräftiget, nach der Macht deiner Herrlichkeit, zu jeder Geduld und Langmuth, mit Freude, danksagend Gott dem Vater, Welcher uns fähig gemacht hat des Antheils am Erbe der Heiligen im Lichte; Welcher uns errettet hat aus der Gewalt der Finsterniß, und versetzt hat in das Reich des Sohnes Seiner iiebe: in Welchem wir haben die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden: Welcher ist das Ebenbild Gottes des Unsichtbaren, der Erstgeborne vor aller Schöpfung. Denn durch Ihn ist Alles erschaffen, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seyn es Thronen, oder Herrschaften, oder Obrigkeiten, oder Gewalten — Alles ist durch Ihn und in Ihm erschaffen, und Er ist vor Allem, und Alles besteht in Ihm, und Er ist das Haupt des Leibes, der Kirche, Er Der da ist der Anfang, der Erstgeborne aus den Todten, auf daß in Allem Er den Vorrang habe. Denn es war das Wohlgefallen, daß in Ihm alle Fülle wohne, und durch Ihn Alles gesühnt werde mit Ihm, Der da in Frieden vereinte, durch das Blut Seines Kreuzes, was in den Himmeln und was auf Erden ist. und von der Berufung aller VölkerschaftenUnd euch, die ihr ehedem fern wart, und feindseligen Sinnes in Werken der Bosheit, hat Er nun versühnet in dem Leibe Seines Fleisches, durch den Tod, euch darzustellen heilig, und untadelhaft und unsträflich vor Ihm; sofern ihr beharret, gegründet im Glauben, und festbestehend, und nicht abgewandt von der Hoffnung des Evangeliums, welches ihr gehört habt, welches verkündigt worden der ganzen Schöpfung unter dem Himmel, dessen Diener ich, Paulus, geworden bin. Der ich mich nun freue in den Leiden für euch, und ersetze in meinem Fleisch, was mangelt an den Trübsalen Christi, für Seinen Leib, welcher ist die Kirche: deren Diener ich geworden bin, nach der Veranstaltung Gottes, die mir für euch anvertraut ward, die Lehre Gottes zu verkündigen, das Geheimniß, das verborgen war von Urzeiten und Geschlechtern her, nun aber offenbaret worden Seinen Heiligen, welchen Gott wollte kund thun, welcher sey der Reichthum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Heiden, welches ist Christus unter euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. den wir verkündigen, jeden Menschen ermahnend, jeden Menschen lehrend in aller Weisheit, auf daß wir jeden Menschen vollkommen in Christo darstellen; wofür ich arbeite und kämpfe, nach Dessen Bewirkung, die Er in wir wirket mit Kraft. Der Apostel ermahnet die Gläubigen, sich am Glauben festzuhalten in der Liebe, sich durch eitele Weltweisheit nicht von Christo abwenden zu lassenIch will es euch denn kundthun, welche Sorge ich trage für euch, und für die zu Laodicea, und für Alle, die mein leibliches Antlitz nicht gesehen haben, daß ihre Herzen gekräftigt werden, vereint in Liebe, zu jedem Reichthum der Fülle des Wissens, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes des Vaters und Christi Jesu, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntniß verborgen sind. Dieses aber sage ich, auf daß euch Niemand täusche mit hochfahrender Rede. Denn wenn ich auch, dem Leibe nach, abwesend bin, so bin ich doch im Geiste bey euch, und freue mich, sehend euren Bestand und die Festigkeit eures Glaubens in Christum. Wie ihr denn Jesum Christum, den Herrn, angenommen habt, so wandelt in Ihm, eingewurzelt und gegründet in Ihm, und befestigt im Glauben, (so wie ihr gelehret worden,) zunehmend in demselben mit Danksagung. Sehet zu, daß euch Niemand irre führe durch Weltweisheit und leeren Trug, nach Menschensatzungen, nach Kindheitslehren der Welt, und nicht nach Christo, denn in Ihm wohnet alle Fülle der Gottheit wesentlich; und ihr seyd erfüllet in Ihm, Welcher ist das Haupt aller Fürstenthümer und Gewalten; in Welchem ihr auch eine Beschneidung habt, nicht die im Aeußerlichen, sondern die in Ablegung des fleischlich gesinnten Leibes, die Beschneidung in Christo, in Dem ihr mitbegraben seyd in der Taufe, in Dem ihr auch auferstanden seyd durch den Glauben an die Macht Gottes, Welcher Ihn von den Todten auferwecket hat. Durch Ihn sind wir von der Sünde und von den Satzungen des alten Bundes befreyet. Ihm, dem Haupte und Mittler, sind wir unterthan, nicht den Engeln, nicht den Satzungen und der Weisheit der WeltAuch euch, die ihr todt wart in Sünden, und in eurem fleischlichen Heidenthum, hat Er mitbelebet mit Ihm; hat euch alle Sünden erlassen; und hat was wider uns war, die Handschrift der Satzungen gelöschet, die uns entgegen war; und hat dieselbe vernichtet, ans Kreuz sie heftend; und hat entwaffnet die Fürstenthümer und Mächte, und öffentlich zur Schau gestellt, siegprangend über sie durch Sich Selbst. So richte euch denn Niemand wegen Speise oder Trank, oder wegen eines Festes, oder Neumondes, oder Sabbates, welche sind ein Schatten dessen so kommen sollte, das Wesen aber ist Christus. Keiner denn bethöre euch, eigenwillig in Verdemüthigung und Engeldienst, sich versteigend zu dem, was er nicht gesehen hat, eitel aufgcblähet in seinem fleischlichen Sinn, und sich nicht haltend an das Haupt, von Welchen der ganze Leib, durch Band und Fuge zusammengehalten und vereint, Wachsthum hat zum Gedeihen in Gott. So ihr denn mit Christo gestorben seyd den Kindheitslehren dieser Welt, was lasset ihr, als lebtet ihr noch der Welt, euch Satzungen auflegen. Berühret das nicht, verkostet das nicht, fasset das nicht an. Das Alles ist zun» Verderben durch den Gebrauch, ist nach Menschensatzungen und Lehren, welche einen Schein von Weisheit haben in selbstbeliebter Dienstübung und Verdemüthigung, und in Nichtschonung des Leibes, dem man keine Ehre gibt, zur Sättigung des Fleisches. Die Christen sollen mit Christo gestorben und auferstanden seyn, um mit Ihm verherrlicht zu werden, sie sollen die bösen Neigungen abtödten; liebevoll, friedsam, erbaulich seyn; Alles thun im Namen JesuWenn ihr denn mit Christo auferstanden seyd, so suchet was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Trachtet nach dem was droben ist, nicht nach dem was auf Erden ist! Denn ihr seyd gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wann Christus, euer Leben, wird erscheinen, dann werdet auch ihr erscheinen mit Ihm in Herrlichkeit. So ertödtet denn eure Glieder, die da irdisch sind: die Hurerey, Unkeuschheit, Unzucht, böse Begier, und den Geiz, welcher Götzendienst ist, um derer wegen der Zorn Gottes kommt über die Kinder des Unglaubens; worin auch ihr ehemals wandeltet, als ihr unter ihnen lebtet. Nun aber leget das Alles ab, auch Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lästerung, unehrbare Rede eures Mundes. Lüget Einer dem Anderen nicht. Ziehet den alten Menschen aus, sammt dessen Werken; und ziehet den neuen an, der da erneuet wird zur Erkenntniß nach dem Ebenbilde Dessen, Der ihn erschaffen hat, wo nicht ist Grieche noch Jude, Judenthum oder Heidenthum, Barbar, Scythe, Knecht, Freyer, sondern Alles und in Allem Christus. So ziehet denn an, als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen, Milde, Demuth, Sanftmuth, Geduld, Ertraget einander, und verzeihet Einer dem Anderen, wenn Jemand eine Beschwerde über den Anderen hat: wie der Herr euch verziehen hat, so denn auch ihr! Vor Allem aber habet die Liebe, welche ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi walte in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen seyd in Einem Leibe; und seyd dankbar. Das Wort Christi wohne reichlich in euch; in aller Weisheit belehret und muntert einander auf mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern, mit Dankbarkeit Gott in eurem Herzen lobsingend. Alles was ihr thut in Wort oder Werk, das thut Alles im Namen des Herrn Jesu Christi, dankend Gott und dem Vater durch Ihn. Pflichten der Männer und Weiber, der Kinder und Eltern, der Diener und HerrenIhr Weiber, seyd untergeben euren Männern, wie sich's ziemet, im Herrn. Ihr Männer, liebet eure Weiber, und seyd nicht hart gegen sie. Ihr Kinder, gehorsame den Eltern in Allem, denn das ist wohlgefällig dem Herrn. Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht, daß sie nicht mißmuthig werden. Ihr Knechte, gehorsamt in Allem den Herren nach dem Fleische, nicht als wie Augendiener, um Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens, Gott fürchtend. Was ihr thut, das thut von Herzen, als wie dem Herrn, und nicht den Menschen, deß eingedenk, daß ihr vom Herrn den Lohn des Erbtheils empfangen werdet: Christo, dem Herrn, dienet. Jeder wer Unrecht thut, wird den Lohn für sein Unrecht empfangen, und es ist kein Ansehen der Person bey Gott. Ermahnungen des ApostelsIhr Herren, was recht und billig ist, das erzeiget den Knechten, eingedenk, daß auch ihr einen Herrn in den Himmeln habt. Beharret im Gebete, und seyd wachsam dazu, mit Danksagung. Betet auch zugleich für uns, daß Gott uns die Thüre des Wortes öffne, zu verkündigen das Geheimniß Christi, (um welches willen ich auch gefangen bin,) auf daß ich es offenbare, so wie ich reden soll. Mit Klugheit betraget euch gegen die, so draußen sind, und erkaufet die Zeit. Eure Rede sey allezeit lieblich, mit Salz gewürzet, daß ihr wisset, wie ihr Jedem zu antworten habt. Nachricht von sichWie es um mich steht, das Alles wird Tychikus, der vielgeliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn, euch kund thun, den ich zu euch deßhalb gesandt habe, daß er erfahre, wie es mit euch steht, und euer Herz ermuntere, nebst dem Onesimus, dem vielgeliebten und treuen Bruder, welcher der eurige ist; was hier vorgeht, werden sie euch Alles kund thun. Gruß von Vielen und an VieleEs grüßet euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas, (wegen dessen ihr Fürschreiben erhalten habt, wenn er zu euch kommt, nehmt ihn wohl auf,) und Jesus, genannt Justus: welche aus dem Judenthum sind; diese sind meine einzigen Mitarbeiter am Reiche Gottes, welche mir zum Troste geworden sind. Es grüßet euch Epaphras, welcher der eurige ist, ein Knecht Christi Jesu, immerdar eifervoll für euch im Gebete, daß ihr bestehet vollendet und vollkommen in allem Willen Gottes. Ich gebe ihm Zeugniß, daß er große Sorge hat für euch, und für die in Laodicea und die in Hierapolis. Es grüßet euch Lukas, der Arzt, der vielgeliebte, und Demas. Grüßet die Brüder in Laodicea, und den Nymphas, und die Gemeinde in seinem Hause. Und wann dieser Brief bey euch vorgelesen ist, so sorget, daß er auch in der Gemeinde zu Laodicea vorgelesen werde, und den von Laodicea leset auch ihr. Saget dem Archippus: Warte des Amtes, das du empfangen hast im Herrn, daß du es wohl verwaltest! Der Gruß von mir, Paulus, eigenhändig. Gedenket meiner Bande! Die Gnade sey mit euch! Amen. Der Apostel danket Gott für ihren thätigen, liebevollen beharrlichen Glauben wodurch sie Vielen ein Vorbild gewordenPaulus und Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christo. Gnade euch und Friede! Wir danken Gott allezeit wegen euer Aller, eingedenk euer in unsern Gebeten, unablässlg gedenkend der Werke eures Glaubens, und eurer Mühe und Liebe, und der Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf unseren Herrn Jesum Christum, vor Gott und unserem Vater. Denn wir wissen, von Gott geliebte Brüder, wie ihr erwählet worden; indem unsere Verkündigung des Evangeliums bey euch nicht gewesen ist im Worte allein, sondern auch in Kraft, und im heiligen Geist, und in mannigfacher Fülle, so wie ihr wisset, was wir bey euch waren euretwegen. Und ihr seyd unsere Nachfolger geworden Und des Herrn; ihr nahmet das Wort auf, unter vieler Bedrängniß, mit Freude des heiligen Geistes, so daß ihr ein Vorbild geworden allen Gläubigen in Macedonien und Achaja. Denn von euch her erscholl das Wort des Herrn, nicht nur in Macedonien und Achaja, sondern aller Orten ist euer Glaube an Gott kund geworden, so daß wir nicht, nöthig haben, davon zu sagen. Denn sie selbst verkündigen von uns, welchen Eingang wir bey euch gefunden, und wie ihr von den Abgötzen euch hingewandt habt zu Gott, um zu dienen dem lebendigen und wahren Gott, und gewärtig zu seyn Seines Sohnes vom Himmel, Welchen Er auferweckt hat von den Todten, Jesum, der uns errettet hat von dem kommenden Zorne. Wie der Apostel ihnen das Evangelium gepredigt habe;Denn ihr selber kennet, Brüder, unseren Eingang bey euch, daß er nicht fruchtlos war; sondern wir, die vorher leiden und Schmach gelitten, wie ihr wisset, in Philippi, hatten das Vertrauen auf unseren Gott, euch das Evangelium Gottes zu predigen, unter vieler Bedrängniß. Denn unser Lehrwort ist nicht aus Irrthum, noch aus Unlauterkeit, noch ist's mit Täuschung; sondern so wie wir von Gott bewahrt sind, daß uns das Evangelium anvertraut wurde, also reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, Der unser Herz prüfet. Denn wir gingen niemals um mit Schmeichelworten, wie ihr wisset, noch mit Absichten der Habsucht — Gott ist Zeuge; noch suchten wir Ehre von Menschen, weder von euch, noch von Anderen. Zwar konnten wir euch zur Last seyn, als Apostel Christi, aber wir waren klein in eurer Mitte. Wie eine Amme ihrer Kinder pfleget, also, voll Sorgsamkeit für euch, waren wir freudig bereit, nicht nur euch darzubringen das Evangelium Gottes, sondern auch unser eignes Leben; weil wir euch so sehr liebten. Ihr erinnert euch ja, Brüder, unserer Mühe und Beschwerde: Tag und Nacht arbeitend, um Niemanden euer lästig zu seyn, verkündigten wir unter euch das Evangelium Gottes. Ihr seyd Zeugen und Gott, wie rein und gerecht und tadellos wir uns bey euch, die ihr gläubig wurdet, erwiesen haben; so wie ihr auch wisset, daß wir Jeden von euch, wie ein Vater seine Kinder, gebeten, angemahnt und betheuert haben, Gottes würdig zu wandeln, Der euch berufen hat zu Seinem Reich und zur Herrlichkeit. Wie sie es aufgenommen habenDarum danken wir auch Gott unabläss1g, daß ihr die Verkündigung des Wortes Gottes, welches ihr von uns vernahmet, aufgenommen habt, nicht als Menschenwort, sondern, wie es wahrhaft ist, als Gottes Wort, Der da wirket in euch, den Gläubigen. Denn ihr, Brüder, seyd Nachfolger geworden der Gemeinden Gottes, die in Judäa sind in Christo Jesu, indem ihr auch Gleiches gelitten habt von euren Landsleuten, als wie sie von den Juden, von diesen, die auch den Herrn Jesum getödtet haben und die Propheten, und uns verfolget, und die Gott mißfällig, und allen Menschen entgegen sind, und die, den Heiden zu predigen, auf daß sie selig werden, uns abwehren, so daß sie ihre Sünden anfüllen immerfort, es kommt denn, über sie der Zorn Gottes bis zu Ende. Wie ihn verlange, sie zu sehen, Wie er sich ihrer freue und rühme0;Wir aber, Brüder, die wir geschieden waren von euch in Zeit einer Stunde, dem Angesichte nach, nicht dem Herzen nach, sind um so mehr bemüht gewesen, baldigst euch von Angesicht zu sehen, sehr darnach uns sehnend. Denn wir haben zu euch kommen wollen — ich Paulus — Einmal und abermal, allein Satanas hinderte uns. Denn wer ist unsere Hoffnung, oder Freude, oder Krone des Ruhms? Seyd nicht ihr es, vor unserm Herrn Jesu Christo, bey Seiner Ankunft? Ja, ihr seyd unsere Ehre und Freude. Der Apostel hatte, aus Besorgniß, seinen Jünger Timotheus zu ihnen gesandt. Wie freut er sich über die gute Nachricht, danket Gott, wünschet sie wieder zu sehenDarum, da wir es nicht länger ertrugen, beschlossen wir, in Athen allein zu bleiben; und sandten Timotheus, unseren Bruder und Diener Gottes im Evangelium Christi, daß er euch staärke und ermuntere in eurem Glauben; damit Niemand wankend werde bey solchen Bedrängnissen: (denn ihr wisset selbst, daß wir dazu geordnet sind; auch denn, da wir bey euch waren, haben wir es euch voraus gesagt, daß wir Drangsale leiden würden, so wie es auch geschehen ist, und ihr wisset.) Darum, da ich es nicht länger ertrug, sandte ich hin, um von eurem Glauben zu vernehmen. Es möchte etwa der Versucher euch versucht haben, und unsere Arbeit vereitelt werden! Nun aber, da Timotheus zu uns gekommen von euch, und uns kund gethan euren Glauben und eure Liebe, und daß ihr allezeit unser im Guten gedenket, und Verlangen traget uns zu sehen, wie auch wir euch, so sind wir dadurch, Brüder, getröstet worden eurethalben, bei allen unseren Nöten und Bedrängnissen durch euren Glauben. Denn nun leben wir auf, da ihr feststehet im Herrn. Denn welchen Dank können wir für euch Gott darbringen, bei aller Freude mit der wir uns freuen eurethalben vor unserm Gott? Tag und Nacht bitten wir inständig, daß wir euer Angesicht sehen, und was eurem Glauben abgehe, ersetzen mögen. Er aber, Gott und unser Vater, und unser Herr Jesus Christus, bereite uns den Weg zu euch. Euch aber erfülle und bereichere der Herr mit Liebe gegeneinander und gegen alle, (wie auch uns gegen euch,) damit er eure Herzen kräftige, tadellos in Heiligkeit vor Gott und unserem Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi mit allen seinen Heiligen! Amen. Ermahnung zu einem heiligen und ordentlichen LebenUebrigens denn, Brüder, bitten und ermahnen wir euch im Herrn Jesu, daß ihr, so wie ihr von uns überkommen habt, wie ihr wandeln und Gott gefallen sollet, so auch wandelt, daß ihr zunehmet mehr und mehr. Ihr wisset ja, welche Vorschriften ich euch gegeben habe durch den Herrn Jesum. Denn das ist der Wille Gottes, daß ihr heilig werdet, und euch enthaltet von Unzucht; daß ein Jeder unter euch wisse, seinen Leib unbefleckt und in Ehren zu erhalten, nicht in der Lüste Trieb, wie die Heiden welche Gott nicht kennen; daß Niemand seinen Bruder hintergehe, noch übervortheile in Geschäften; denn der Herr ist Rächer von allem solchen, wie wir euch zuvor gesagt und betheuert haben. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligkeit. Wer das nun verwirft, der verwirft nicht einen Menschen, sondern Gott, Der auch Seinen heiligen Geist in uns gegeben hat. Von der Bruderliebe bedarf es nicht, daß wir euch schreiben, denn ihr selbst seyd von Gott gelehrt, euch einander zu lieben, denn ihr erweiset ja solches gegen alle Brüder in ganz Macedonien. Wir bitten euch aber, Brüder, nehmet darin zu mehr und mehr; und lasset es euch angelegen seyn, ein geruhiges ieben zu führen, euren eigenen Geschäften obzuliegen, und euch mit eurer Hände Arbeit zu ernähren, wie wir euch geboten haben, auf daß ihr wohlanständig wandelt vor denen die draußen sind, und Niemandes bedürfet. Trostgründe beym Hinscheiden eines GläubigenWir wollen euch aber, Brüder, nicht uneingedenk lassen, was die Entschlafenen betrifft, auf daß ihr nicht trauert, so wie die Anderen, die keine Hoffnung haben. Denn da wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird auch Gott die Entschlafenen in Jesu hinaufführen mit Ihm. Denn dieß sagen wir euch nach dem Worte des Herrn: wir, die da leben, die übrig sind bey der Ankunft des Herrn, werden denen, die entschlafen sind, nicht bevorkommen. Er, der Herr, wird, bey dem Aufrufe, bey der Stimme des Erzengels, und bey dem Schall der Posaune Gottes, herabkommen vom Himmel; und die in Christo Gestorbenen werden auferstehen zuerst; alsdann werden wir, die da leben, die übrig sind, zugleich mit ihnen hingerückt werden in die Wolken, Christo entgegen, in die Luft, und also werden wir bey dem Herrn seyn immerdar. So tröstet euch denn einander mit diesen Worten. Wie der Tag des Herrn komme; wie wir dazu vorbereitet seyn sollenUeber die Zeit aber und die Stunde bedürfet ihr nicht, Brüder! daß wir euch schreiben. Denn ihr selber wisset recht gut, daß wie ein Dieb in der Nacht, also der Tag des Herrn kommen werde. Denn indem sie sagen: Friede und Sicherheit! da wird plötzlich Verderben sie überfallen, wie die Wehen ein schwangeres Weib; und sie werden nicht entkommen. Ihr aber, Brüder! seyd nicht in der Finsterniß, daß euch jener Tag, wie ein Dieb, überrasche. Denn ihr Alle seyd Kinder des Nichts und Kinder des Tages; nicht der Nacht oder der Finsterniß Kinder sind wir. So lasset uns denn nicht schlafen, wie jene Anderen, sondern wachen und nüchtern seyn. Denn welche schlafen, die schlafen des Nachts, und welche berauscht sind, die sind des Nachts berauscht. Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, sollen nüchtern seyn, angethan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe, und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit; denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorne, sondern zur Erlangung der Seligkeit durch unseren Herrn Jesum Christum, Welcher für uns gestorben ist, auf daß, es sey daß wir wachen, oder daß wir entschlafen, wir auch mit Ihm leben. Verschiedene Vorschriften zum christlichen Wandel. Beschluß des SchreibensSo ermuntert denn euch einander, und erbauet Einer den Andern, so wie ihr auch thuet. Wir bitten euch aber, Brüder, seyd zugethan denen, welche arbeiten unter euch, und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen; achtet sie um so mehr hoch mit Liebe, ihres Werkes willen: lebet in Frieden mit ihnen. Wir ermahnen aber euch, Brüder! weiset zurecht die Unordentlichen, ermuntert die Kleinmüthigen, nehmet euch der Schwachen an, seyd gelassen gegen Jedermann. Sehet zu, daß Keiner dem Anderen Böses mit Bösem vergelte; sondern strebet allezeit nach dem, was gut ist, für einander und für Alle. Freuet euch immerdar. Betet ohne Unterlaß. Danket bey allen Dingen, denn so ist Gottes Wohlwollen, in Christo Jesu, zu euch Allen! Den Geist löschet nicht. Weissagungen mißachtet nicht. Alles aber prüfet; was gut ist, behaltet. Vermeidet jeglichen bösen Schein. Er aber, der Gott des Friedens heilige euch in Allem, daß euer ganzer Geist und Gemüth und Leib tadellos bewahret werde auf die Ankunft unsers Herrn Jesu Christi. Treu ist Der euch berufen hat, Er wird's auch vollbringen. Brüder! betet für uns. Grüßet alle Brüder mit heiligem Kuß. Ich beschwöre euch bey dem Herrn, daß dieses Schreiben allen geheiligten Brüdern vorgelesen werde. Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sey mit euch! Amen. Preis und Dank Gottes für die Standhaftigkeit der Gläubigen. Lohn ihnen von Gott, Strafe den Widersachern. Paulus und Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalanicher in Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesu Christo. Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesu Christo! Wir müssen Gott danken allezeit euretwegen, Brüder! wie es sich gebührt, daß euer Glaube wächst mehr und mehr, und überaus groß ist die Liebe eines Jeglichen eurer gegen einander; so daß wir selbst uns euer rühmen bey den Gemeinden Gottes, wegen eurer Geduld und eures Glaubens in allen euren Verfolgungen und Drangsalen, die ihr ertraget, zum Erweise des gerechten Gerichts Gottes, daß ihr gewürdigt werdet des Reiches Gottes, wofür ihr auch leidet, indem es ja gerecht ist bey Gott, denen die euch drangen, mit Drangsal zu vergelten, und euch, die ihr gedrängt werdet, mit Ruhe sammt uns, bey der Erscheinung des Herrn Jesu vom Himmel mit den Engeln Seiner Macht, da Er in Feuerflammen Rache nimmt an denen, die Gott nicht kannten, und die nicht gehorsamten dem Evangelium unseres Herren Jesu Christi, welche Strafe leiden werden im Verderben ewiglich, von dem Angesicht des Herrn und der Herrlichkeit Seiner Macht; da Er kommt, verherrlicht zu werden in Seinen Heiligen, und wunderbar Sich darzu, thun in allen den Gläubigen (wie unser Zeugniß Glauben gefunden bey euch) — an jenem Tage. Darum beten wir auch allezeit für euch, daß unser Gott euch Seiner Berufung würdige, und erfülle alles Wohlgefallen des guten Sinnes, und die Werke des Glaubens kräftiglich: auf daß der Name unseres Herrn Jesu Christi in euch verherrlicht werde, und ihr in Ihm, kraft der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesu Christi. Von dem Tage des Herrn und vom AntichristWir bitten euch aber, Brüder! bey der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi und unserer Versammlung zu Ihm: lasset sofort euch nicht abwenden von eurem Wissen, und euch nicht stören weder durch den Geist, noch durch Lehre, noch durch Briefe, als von uns gesendet, als ob der Tag des Herrn in der Nahe wäre. lasset euch von Niemand verleiten, auf keine Weise, denn, wofern nicht erst der Abfall kommt, und sich offenbaret der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich erhebt über Alles, was Gott heißt oder Gottesdienst, so daß er sich selbst in den Tempel Gottes setzet, sich darthuend, als sey er Gott. Erinnert ihr euch nicht, daß ich, da ich noch bey euch war, euch davon sagte? Und so nun wisset ihr, was aufhält, daß er sich offenbare zu seiner Zeit. Denn das Geheimniß der Bosheit ist schon wirksam; nur, wer jetzt halt, der halte, bis er hinweg sey; und alsdann wird der Gottlose sich offenbaren, welchen der Herr Jesus wird vertilgen mit dem Hauche Seines Mundes, und zu nichte machen durch das Erglänzen Seiner Ankunft, ihn der kommt, nach des Satans Wirksamkeit, mit aller Kraft und Zeichen und Wundern der Lüge, und mit allerley Verführung der Bosheit, für die so verloren gehen, weil sie die Liebe der Wahrheit nicht in sich aufgenommen, um selig zu werden. Deswegen wird Gott ihnen Wirksamkeit des Truges senden, daß sie der Lüge glauben, damit das Gericht über Alle ergehe, welche der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohlgefallen gehabt an der Ungerechtigkeit. Dank und Preis Gottes wegen der Gläubigen; Ermahnungen an sie; Bitte für sieWir müssen aber Gott danken allezeit euretwegen, von Gott geliebte Brüder! daß Gott euch, die Erstlinge, erwählt hat zur Seligkeit, in Heiligung des Geistes, und im Glauben der Wahrheit, wozu er euch auch berufen hat durch unser Evangelium, zur Erlangung der Herrlichkeit unsers Herrn Jesu Christi. So stehet denn fest, Brüder! und haltet an den Überlieferungen, die ihr vernommen habt, es sey durch Wort, oder durch Schreiben von uns. Er aber, unser Herr Jesus Christus, und unser Gott und Vater, Der uns geliebt, und gegeben ewigen Trost und gute Hoffnung in der Gnade, tröste eure Herzen, und stärke euch in jeglichem guten Werke und Worte! Die Christen sollen beten für die Ausbreitung des Glaubens; sollen zunehmen in jeder Tugend, den Umgang mit Bösen meiden, auch mit denen, die ein unordentliches, müßiges Leben führen, dergleichen soll man zurechtweisen.Uebrigens, Brüder! betet für uns, daß Gottes Wort sich verbreite und verherrlichet werde, so wie bey euch; und daß wir befreyet werden von den widerspänstigen und bösen Menschen, denn nicht Alle sind des Glaubens. Gott aber ist getreu, Der euch stärken wird und bewahren vor dem Bösen. Wir haben zu euch das Vertrauen im Herrn, daß ihr, was wir gebieten, thuet und thun werdet. Der Herr lenke eure Herzen zur Liebe Gottes und zur Geduld Christi! Wir gebieten euch aber, Brüder! im Namen unseres Herrn Jesu Christi, daß ihr euch entziehet jeglichem Bruder, der unordentlich wandelt, und nicht nach der Vorschrift, die sie von uns erhalten haben. Denn ihr selber wisset, wie ihr uns nachahmen sollet. Denn wir haben nicht unordentlich gelebt unter euch; und haben nicht umsonst von Jemand Brod gegessen, sondern mit Mühe und Beschwerde haben wir gearbeitet Tag und Nacht, um Niemand unter euch lästig zu fallen. Nicht, als ob wir dazu kein Recht gehabt, sondern um uns selbst zum Vorbilde euch darzugeben, damit ihr uns nachahmet, Auch, als wir bey euch waren, haben wir dieß euch angesagt, daß, wer nicht arbeiten will, nicht essen soll. Wir haben gehört, daß Etliche unter euch unordentlich wandeln, nicht arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. Diesen und dergleichen gebieten wir, und ermahnen wir im Herrn Jesu Christo, daß sie geruhig arbeitend ihr eigen Brod essen. Ihr aber, Brüder! lasset nicht ab, Gutes zu thun. Wenn aber Jemand nicht gehorchet unserem Gebote in diesem Schreiben, den bezeichnet, und habet keine Gemeinschaft mit ihm, auf daß er in sich kehre, Jedoch haltet ihn nicht als Feind, sondern weiset ihn zurecht als Bruder. Schluß des BriefesEr aber, der Herr des Friedens, gebe euch Frieden immerdar an jedem Orte! Der Herr sey mit euch Allen! Der Gruß von mir, Paulus, eigenhändig, welches ist das Kennzeichen in jeglichem Briefe. So schreibe ich. Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sey mit euch Allen! Amen. Die Lehrer sollen Erbauung, als den Zweck des Gesetzes, immer vor Augen haben. Das Gesetz ist da, der Sünde zu wehrenPaulus, Apostel Jesu Christi nach dem Befehl Gottes unseres Seligmachers, und Christi Jesu unserer Hoffnung, an Timotheus, den geliebten Sohn im Glauben: Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott dem Vater und Christo Jesu unserem Herrn. So wie ich dich, als ich gen Macedonien zog, gebeten habe, in Ephesus zu bleiben, auf daß du Etlichen anbeföhlest, nicht Anderes zu lehren, noch sich abzugeben mit Sagen und endlosen Stammtafeln, als welche Klügelei fördern, vielmehr als Erbauung Gottes im Glauben. Der Endzweck des Gebotes ist aber Liebe aus reinem Herzen, und gutem Gewissen, und ungeheucheltem Glauben, wovon Etliche abgewichen und verfallen sind auf eiteles Geschwätz; sie wollen Gesetzgelehrte seyn, und verstehen nicht was sie sagen, noch worüber sie etwas behaupten. Wir wissen, daß das Gesetz gut ist, wofern einer dasselbe rechtmäßig anwendet, und es bedenket, daß dem Gerechten das Gesetz nicht gestellt ward, sondern den Ungerechten und Widerspänstigen, den Gottlosen und Frevlern, den Bösewichtern und Ruchlosen, den Vater, und Muttermördern, den Todschlägern, den Hurern, Knabenschändern, Menschenräubern, Lügnern, Meineidigen, und was sonst der gesunden Lehre zuwider ist, welche da ist nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir ist anvertrauet worden. Der Apostel danket Gott, daß Er ihm, der die Gläubigen Verfolgt hat, so reichliche Gnaden erwiesen habe, zum Vorbilde für alle SünderIch danke Ihm, Der mich gekräftiget hat, Jesu Christo unserem Herrn, Der mich getreu erachtet hat, zum Amte mich bestellend, der ich vorher ein Lästerer und Verfolger und Schmäher war; aber mir ist Erbarmung von Gott widerfahren, weil ich es unwissend that im Unglauben. Ueberreich hat sich erwiesen die Gnade unseres Herrn mit Glauben und Liebe in Christo Jesu. Sichere Wahrheit ist es und aller Beherzigung werth, daß Christus Jesus ist gekommen in die Welt, die Sünder selig zu machen! unter denen bin ich der größte. Darum aber ist mir Erbarmung widerfahren, auf daß an mir zuvörderst Christus Jesus alle Langmuth erwiese zum Vorbilde derer, die da glauben werden an Ihn zum ewigen Leben. Ihm, dem Könige der Ewigkeiten, dem Unwandelbaren, dem Unsichtbaren, dem alleinigen Gott sey Ehre und Preis in Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen. Wie man für den Glauben kämpfen solleJenes Gebot lege ich dir ans Herz, Sohn Timotheus, nach den zuvor über dich ergangenen Weissagungen, daß du ihnen gemäß den guten Kampf kämpfest, bewahrend den Glauben und ein gutes Gewissen, welches Etliche hintangesetzt, und am Glauben Schiffbruch gelitten haben, unter denen ist Hymenäus und Alexander, welche ich dem Satan übergeben habe, auf daß sie lernen mögen, nicht zu lästern. Ermahnung zur Fürbitte für alle MenschenVordersamst, ermahne ich denn, sollen Bitten, Gebete, Fürbitten, Danksagungen entrichtet werden für alle Menschen, für Könige, und für Alle obrigkeitlichen Standes, auf daß wir ein friedliches und ruhiges Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Denn solches ist gut, und wohlgefällig vor Gott, unserem Heiland, Welcher will, daß alle Menschen gerettet werden, und zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen. Denn Ein Gott ist, und Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, Welcher Sich Selbst zur Lösung für Alle gegeben hat — ein Zeugniß zu seiner Zeit; wozu ich bin gesetzt, der Verkündiger und der Apostel (ich sage Wahrheit, ich lüge nicht), der Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit. Vom Verhalten der Männer und der Weiber in der Kirche; von der Weiber UnterordnungSo will ich denn, daß die Männer das Gebet verrichten aller Orten, reine Hände erhebend, ohne Zorn und Zweifelhaftigkeit. So auch, daß die Weiber in anständiger Tracht, mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich schmücken, nicht mit Haarflechten, oder Gold, oder Perlen, oder kostbarem Gewande, sondern (wie sich ziemet für Weiber, die sich gottselig erweisen wollen) durch gute Werke. Das Weib lerne in der Stille, mit aller Unterordnung. Dem Weibe gestatte ich nicht, daß sie lehre, noch daß sie ihren Mann beherrsche, sondern sie bleibe in der Stille. Denn Adam ward zuerst geschaffen, darnach Eva. Und Adam ward nicht betrogen, das Weib aber ward betrogen, und verfiel in Übertretung. Sie wird aber selig werden durch Kinderzucht, wenn sie bleibet im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung mit Züchtigkeit. Erfordernisse um Bischof zu werdenWahr ist das Wort: So Jemand des bischöflichen Amtes verlangt, der begehret ein gutes Werk. Es muß denn ein Bischof unbescholten seyn, Eines Weibes Mann, nüchternes Geistes, bescheiden, anständig, wohlgesittet, gastfrey, lehrfähig, nicht dem Trunke ergeben, nicht schmähsüchtig, sondern sanftmüthig, nicht zänkisch, nicht habsüchtig, ein guter Vorsteher seines eignen Hauses, und der seine Kinder in Zucht halte mit aller Sittsamkeit. Wenn Jemand seinem eignen Hause nicht vorzustehen weiß, wie wird der die Kirche Gottes gut verwalten? Nicht ein Neubekehrter, auf daß er nicht aufgeblasen werde, und in die Verdammniß des Teufels falle. Er muß auch in gutem Rufe stehen bey denen, die draußen sind, aufdaß er nicht in Schmach und in die Schlinge des Teufels falle. Erfordernisse um Diakon oder Diakonissin zu werdenSo auch müssen die Diakonen sittsam seyn, nicht zweyzüngig, nicht vielem Trunke ergeben, nicht ungeziemenden Erwerb treibend, das Geheimniß des Glaubens bewahrend in reinem Gewissen. Und diese müssen zuvor geprüft werden, und so mögen sie das Amt führen, da sie frey von Vorwürfen sind. So auch sollen die Weiber sittsam seyn, nicht schmähsüchtig; nüchternes Geistes, treu in allen Dingen. Die Diakonen sollen seyn jeder Eines Weibes Mann, ihren Kindern wohl vorstehend und ihren eignen Häusern. Die denn, welche ihrem Dienste gut obliegen, erwerben sich eine hohe Stufe, und große Zuversicht im Glauben an Christum Jesum. Würde der Kirche Gottes und des Geheimnisses der Menschwerdung Jesu ChristiSolches schreibe ich dir, hoffend bald zu dir zu kommen; wofern ich es aber verziehe, damit du wissest, wie du dich zu benehmen hast im Hause Gottes, welches ist die Kirche des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit. Und anerkannt groß ist das Geheimniß der Gottseligkeit, welches geoffenbaret ist im Fleisch, gerechtfertiget im Geist, erschienen den Engeln, verkündigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit. Wie daß dereinst Irrlehrer kommen werden; wie der Vorgesetzte müsse wachsam seyn, sich üben in Gottseligleit und Vertrauen auf den HerrnDer Geist aber sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten Einige abfallen werden vom Glauben, anhangen den Geistern des Trugs und Lehren der Teufel; mit Gleißnerey Lüge reden, gebrandmarkt in ihrem Gewissen. Zu gebieten nicht zu heirathen, und von Speisen sich zu enthalten, die hat Gott geschaffen, daß sie mit Danksagung genossen werden von den Gläubigen, von denen, welche die Wahrheit erkannt haben, daß Alles so Gott erschaffen hat, gut ist, und daß nichts verwerflich sey, genossen mit Danksagung; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und das Gebet. Wenn du den Brüdern solches vorträgst, wirst du seyn ein guter Diener Jesu Christi, genährt mit den Worten des Glaubens und der guten Lehre, welcher du gefolget bist. Weise aber ab die unbehörlichen, altmütterlichen Sagen: übe dich in der Gottseligkeit. Denn leibliche Kampfübung ist zu Wenigem nützlich; die Gottseligkeit aber ist zu Allem nützlich, hat Verheissung des Lebens, des gegenwärtigen und des zukünftigen. Das ist sichere Wahrheit, und aller Beherzigung werth. Darum denn tragen wir Beschwerden und dulden Schmach, weil wir unsere Hoffnung gesetzt haben auf den lebendigen Gott, Welcher ist der Heiland aller Menschen, vorzüglich der Gläubigen, Solches kündige an Und lehre es! Laß Niemand deine Jugend mißachten; sondern sey ein Vorbild den Gläubigen im Worte, im Wandel, in Liebe, im Glauben, in Keuschheit. Wie er durch Beyspiel, Lehre, und Anwendung der empfangenen Gnaden, sich seiner und Anderer Seligkeit befleißen müsseIndeß ich komme, halte an mit Lesen, mit Ermahnen, mit Lehren. Versäume nicht die Gnadengabe die in dir ist, die dir gegeben ward, der Weissagung nach, mit Handauflegung der Aeltesten. Dieses nimm zu Herzen, dessen beeifere dich, auf daß deine Zunahme Allen offenbar werde! Habe Acht auf dich und auf die Lehre! Halte darauf! Thust du nun das, so wirst du dich selig machen, und die dir Gehör geben. Vom Benehmen gegen Leute jedes Alters und Geschlechts, insonderheit gegen Wittwen; gegen DiakonissinnenEinen Alten fahre nicht an, sondern rede ihm zu, als einem Vater; die Jüngeren, als Brüdern; den älteren Frauen, als Müttern; die jüngeren, als Schwestern, in aller Keuschheit. Die Wittwen halte in Ehren, die wahrhaft verwittwet sind. Wenn aber eine Wittwe Kinder oder Enkel hat; laß sie zuvörderst lernen, ihres eignen Hauses zu pflegen, und ihren Eltern Vergeltung zu erstatten, denn das ist wohlgefällig vor Gott. Die aber wahrhaft Wittwe ist und verlassen, die hoffe auf Gott, und beharre in Beten und Flehen Tag und Nacht. Die aber in Ergötzungen lebt, ist lebendig todt. Solches bedeute ihnen, auf daß sie unbescholten seyn. Wenn aber Jemand für die Seinigen, besonders für die Hausgenossen, keine Obsorge trägt, der hat den Glauben verleugnet, und ist ärger, als ein Ungläubiger. Als Wittwe möge aufgenommen werden, die nicht unter sechzig Jahr alt ist, und Eines Mannes Weib gewesen, die ein Zeugniß guter Werke habe, da sie Kinder erzogen, da sie Fremde beherberget, da sie den Heiligen die Füße gewaschen, da sie den Bedrängten Hülfe geleistet, da sie jedes guten Werkes beflissen gewesen. Junge Wittwen aber halte ab, denn wenn sie lüstern geworden sind, Christo zuwider; so wollen sie heirathen, und haben die Anklage wider sich, daß sie die erste Treue gebrochen haben; auch sind sie faul, lernen umhergehen in die Häuser; nicht nur faul, sondern auch geschwätzig und vorwitzig, redend was sich nicht geziemt. So denn will ich, daß die jüngeren heirathen, Kinder erziehen, das Hauswesen besorgen, keinen Anlaß dem Widersacher geben zur bösen Nachrede. Denn es sind schon einige abgewichen, dem Satan nach. Wenn ein Gläubiger Wittwen hat, der unterstütze dieselben, und laß die Gemeinde nicht beschwert werden, auf daß diese die, so wahrhaft verwittwet sind, unterstützen könne. Benehmen gegen würdige Priester und gegen Angeklagte, von Prüfung vor der WeihePriester, welche gut vorstehen, sind zwiefacher Ehre werth zu halten, insonderheit die welche arbeiten im Worte und in der Lehre. Es sagt ja die Schrift: Du sollst dem Ochsen, der drischet, nicht das Maul verbinden; und: Ein Arbeiter ist seines Lohnes werth. Wider einen Priester nimm keine Klage an, es sey denn auf zweyer oder dreyer Zeugniß. Welche gesündigt haben, denen halte es vor in Gegenwart Aller, auf daß auch die Anderen Furcht haben. Ich beschwöre dich vor Gott und Christo Jesu und den auserwählten Engeln, daß du solches haltest ohne vorgefaßtes Urtheil, nichts thuest, eingenommen für oder wider. Sey nicht eilig, Jemanden die Hände aufzulegen, und mache dich nicht theilhaft fremder Sünden. Halte dich keusch. Trinke nicht mehr bloß Wasser; sondern genieße ein wenig Wein, wegen deines Magens und deiner öfteren Unpäßlichkeiten. Einiger Menschen Sünden sind offenbar, und gehen voran zum Urtheil; bey Anderen aber folgen sie nach. So auch die guten Werke: sie sind offenbar, und die womit es anders ist, können nicht verborgen bleiben. Pflichten der Knechte gegen ihre Herren, Warnung vor Dünkel, Selbstsucht und Habsucht; Ermahnung zu guter Gesinnung und standhafter treuer Befolgung der LehreDie Knechte, welche unter dem Joche sind, sollen ihre Herren aller Ehre werth achten, auf daß des Herrn Name und Lehre nicht verlästert werde. Die aber gläubige Herren haben, sollen sich nicht überheben, weil sie Brüder sind; sondern um so mehr dienstbeflissen seyn, weil sie Gläubige und Geliebte sind, die der Gutthat genießenden. Solches lehre und schärfe ein. Wer ein Afterlehrer ist, und sich nicht hält an die gesunden Worte unsers Herrn Jesu Christi, und an die Lehre, die da ist zur Gottseligkeit; der ist aufgeblasen, weiß nichts, sondern kranket an Klügeleyen und Gezänk über das Lehrwort, woraus entstehet Eifersucht, Hader, Lästerung, böser Argwohn, Streitsüchtigkeit der Menschen, die verderbten Sinnes sind und der Wahrheit beraubt, die da wähnen, ein Erwerb sey die Gottseligkeit. Wohl ist aber Gottseligkeit mit Genügsamkeit ein großer Erwerb. Wir haben ja nichts in die Welt gebracht; es ist offenbar, daß wir nichts hinausbringen können. Haben wir Nahrung und Kleidung, laß uns das genügen. Die da reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstricke des Teufels, und in viele unnütze und schädliche Begierden, welche die Menschen versenken in Verderben und in Untergang. Denn die Wurzel alles Bösen ist die Habsucht, welcher ergeben, Einige abgeirret sind vom Glauben, und sich mit mancherley Qual behaftet haben. Du aber, o Mann Gottes, fliehe solches; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Glauben, Liebe, Geduld, Sanftmuth. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist, und bekannt hast das gute Bekenntniß vor vielen Zeugen. Ich gebiete dir vor Gott Der Alles belebt, und vor Christo Jesu Der bezeugt hat ein gutes Bekenntniß unter Pontius Pilatus: halte das Gebot unbefleckt, tadellos, bis auf die Ankunft unseres Herrn Jesu Christi, welche zu seiner Zeit offenbaren wird Er, der Selige und der allein Mächtige, der König der Könige und der Herrscher der Herrschenden, Der allein Unsterblichkeit hat, Der wohnet in unzugänglichem Lichte, Den keiner der Menschen gesehen hat, noch sehen kann. Ihm sey Ehre und ewige Herrschaft! Amen! Was den Reichen zu gebieten sey; wie die anvertraute Lehre zu bewahrenDen Reichen dieser Welt gebiete, nicht hochmüthig zu seyn, und nicht zu vertrauen auf hinfälligen Reichthum, sondern auf den lebendigen Gott, Der uns Alles reichlich darbietet zum Genuß; Gutes zu thun, reich zu seyn an guten Werken, freygebig, mittheilend; sich sammeln einen Schatz, eine gute Grundlage für die Zukunft, auf daß sie erfassen mögen das wahre Leben. O Timotheus, verwahre was dir anvertrauet ward, wende dich ab von unheiligen Wortneuerungen und den Streitreden der fälschlich so genannten Weisheit, welche Einige sich beymessend, vom Glauben abgewichen sind. Die Gnade sey mit dir! Amen! Der Apostel danket Gott für des Timotheus Glauben; er ermahnet ihn mit treuer Anwendung der empfangenen Gnaden das Evangelium zu predigen, unverdrossen, mit Zuversicht auf GottPaulus, Apostel Jesu Christi, nach dem Willen Gottes, zur Verheißung des Lebens, welches ist in Christo Jesu, an Timotheus, den vielgeliebten Sohn. Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott dem Vater, und von Christo Jesu unserem Herrn! Ich danke Gott, Dem ich diene von meinen Voreltern her in reinem Gewissen, wie ich ohne Unterlaß dich in Andenken halte, in meinen Gebeten, Tag und Nacht, verlangend dich zu sehen (eingedenk deiner Thränen), auf daß ich mit Freuden erfüllet, werde; gedenkend auch des in dir ungeheuchelten Glaubens, welcher auch zuvor wohnte in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike, und (davon bin ich überzeugt) auch in dir. Darum ermahne ich dich, daß du anfachest die Gnadengabe Gottes, welche in dir ist durch Auflegung meiner Hände, denn Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft, und der Liebe, und der Mäßigung. So schäme dich denn nicht des Zeugnisses von unserem Herrn, noch meiner, des Gefangenen um Seinetwillen; sondern arbeite mit für das Evangelium, vermöge der Kraft Gottes, Der uns errettet hat und berufen mit Seinem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem Rathschluß, und nach der Gnade, die uns verliehen ward in Christo Jesu vor der Welt Zeiten; die aber anjetzt ist offenbaret worden durch, die Erscheinung unseres Heilandes Jesu Christi, Welcher den Tod zunichte gemacht, und ans Licht gestellt hat Leben und Unvergänglichkcit, durch das Evangelium, zu dessen Verkündiger und Apostel ich geordnet ward, und zum Lehrer der Heiden; um deßwillen ich auch dieses leide; aber ich schäme mich dessen nicht, denn ich weiß, an Wen ich geglaubt habe, und bin gewiß, daß Er vermöge, das Pfand so ich Ihm anvertraut habe, zu bewahren auf jenen Tag. Was und wie er lehren soll, wie Onesiphorus standhaft war, da Andere abwichenHalte an dem Vorbilde der gesunden Lehre, die du von mir gehört, im Glauben und in der Liebe, in Christo Jesu. Das gute Pfand bewahre durch den heiligen Geist, Der in uns wohnet. Du weißt, daß alle die Asiaten sich von mir abgewandt haben, unter welchen sind Phygellus und Hermogenes. Der Herr wolle Barmherzigkeit erweisen dem Hause des Onesiphorus, denn er hat mich oft erquicket, und sich meiner Bande nicht geschämt; sondern, als er gen Rom gekommen, suchte er mich ämsig auf, und fand mich. Der Herr gebe ihm, daß er finde Erbarmung vom Herrn an jenem Tage! Und welche Dienste er in Ephesus mir erwiesen, das weißt du besser. Timotheus solle treue Diener des Glaubens anstellen, solle, ohne zu scheuen Mühe und Drangsal, Christum verkündigenSey denn stark, mein Sohn, in der Gnade, die da ist in Christo Jesu. Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das vertraue zuversichtlichen Menschen an, die da fähig sind auch Andere zu lehren. Arbeite, wie ein wackrer Kriegsmann Christi Jesu. Niemand, wer ein Kriegsmann Gottes ist, verwickelt sich in Nahrungsgewerbe, auf daß er Dem gefalle, Dem er sich verpflichtet hat. Und wer streitet in Wettkämpfen, wird nicht gekrönet, wenn er nicht gesetzmäßig gekämpft hat. Der arbeitende Ackersmann soll der Früchte zuerst genießen. Beherzige, was ich sage! der Herr denn wird dir Verständniß geben in Allem. Halte es in Andenken, daß der Herr Jesus Christus auferstanden ist von den Todten, Er aus Davids Geschlecht, nach meinem Evangelium. Um dieses leide ich Mühseligkeit, bis zu Banden, wie ein Uebelthäter; aber das Wort Gottes ist nicht gebunden. So denn erdulde ich Alles der Erwählten willen, auf daß sie auch die Seligkeit erlangen in Christo Jesu, mit der himmlischen Herrlichkeit. Gewiß ist dieses Wort: Wenn wir mit Ihm sterben, werden wir auch mit Ihm leben; wenn wir mit Ihm dulden, werden wir auch mit Ihm herrschen. Wenn wir Ihn verleugnen, wird auch Er uns verleugnen. Wenn wir ungetreu sind, Er bleibt getreu; Er kann Sich Selbst nicht verleugnen. Er solle Wortgezänk und Irrlehrer meiden; die Kirche stehe zwar fest, aber es seyn Gute und Schlechte darin; er solle sich der Tugend befleißigen, und das Allen einschärfenDieses führe zu Gemüthe; bezeuge vor dem Herrn: Führe nicht Streitreden; denn es dienet zu nichts, als zur Zerrüttung der Hörenden. Beeifere dich, vor Gott bewährt zu seyn, ein Arbeiter der sich nicht zu scheuen hat, der das Wort der Wahrheit rein und lauter ausspendet. Meide, die da unheiliges, leeres Geschwätz führen; denn sie nehmen zu, mehr und mehr, in Ungottseligkeit. Und ihr Reden frißt um sich, wie ein Krebsschaden; unter diesen sind Hymenäus und Philetus, welche von der Wahrheit abgewichen sind, da sie sagen, die Auferstehung sey schon geschehen; und sie haben Etliche vom Glauben abtrünnig gemacht. Jedoch dauerhaft besteht die Grundveste Gottes, und führt dieses Siegel: Der Herr kennt die Seinen; und: Es stehe ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des Herrn anrufet. In einem großen Hause aber sind nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene; und einige sind zu ehrsamen, andere aber zu unehrsamen Gebrauch. Hält nun einer sich rein von diesen, so wird er ein Gefäß seyn zum ehrsamen Gebrauch, geweihet und nützlich dem Herrn, zu jedem guten Werke bereitet. Jugendliche Lüste fliehe; beeifere dich aber der Gerechtigkeit, des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, und des Friedens mit denen die den Herrn anrufen aus reinem Herzen. Der unverständigen und ungebührlichen Streitfragen entziehe dich, wissend, daß sie Zank gebären. Ein Knecht des Herrn aber soll nicht zanken, sondern milde seyn gegen Jedermann, lehrsam, geduldig, mit Sanftmuth zurechtweisend die der Wahrheit widerstreben, ob etwa Gott ihnen Buße verleihe zur Anerkennung der Wahrheit, und sie wieder zu sich kehren aus der Schlinge des Teufels, von dem sie gefangen gehalten werden, nach dessen Willen. Von bösen Zeiten die kommen werdenDas aber wisse, daß in den letzten Tagen gefährliche Zeiten kommen werden. Es werden Menschen seyn, voll Eigenliebe, habsüchtig, prahlerisch, hoffärtig, schmähsüchtig, den Eltern ungehorsam, undankbar, ruchlos, gefühllos, unversöhnlich, verläumderisch, unmäßig, unbarmherzig, dem Guten abhold, verrätherisch, vermessen, aufgeblasen, die mehr lieben die Wollust, als Gott, den Schein der Gottseligkeit haben, ihr Wesen aber verleugnen. Wende dich ab von solchen. Unter ihnen sind jene, welche in die Häuser schleichen, und wie Gefangene an sich ziehen die Weiblein, welche mit Sünden beladen sind, und von mancherley Lüsten umgetrieben, die immerdar lernen, und nie zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen. Gleichwie aber Jannes und Mambres dem Moyses widerstanden, also widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen verkehrtes Sinnes, untüchtig zu dem Glauben. Aber sie werden nicht lange gedeihen; denn ihr Frevelsinn wird Allen kund werden, wie es auch bey jenen geschah. Paulus führt dem Jünger zu Gemüthe sein Beyspiel, wie er gewandelt, wie er gelitten, auch die Frommen leiden werden; wie er sich mit dem Glauben und mit Lesung der heiligen Schrift wappnen müsseDu aber hast erfasset meine Lehre, mein Verfahren, mein Bestreben, meinen Glauben, meine Sanftmuth, Liebe, Geduld, meine Verfolgungen, meine Leiden, dergleichen mir zu Antiochia, zu Ikonium, zu Lystra widerfahren sind; welche Verfolgungen ich ertragen; und aus allen hat mich der Herr errettet. Und Alle, die wollen gottselig leben in Christo Jesu, werden Verfolgung leiden. Die bösen Menschen aber und die betrügerischen werden zunehmen im Argen, irre geführt und irre führend. Du aber beharre bey dem, was du gelernet hast, und dir anvertrauet ward, wissend, von wem du gelernet hast; und, weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennest, welche dich belehren können zur Seligkeit, die da ist durch den Glauben an Jesum Christum. Alle, von Gott eingegebene Schrift, ist nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, daß vollkomwen sey der Mensch Gottes, zu jedem guten Werk gerüstet. Er bittet, das Wort Gottes unverdrossen zu verkündigen. Er erwartet seinen Tod mit frohester HoffnungIch beschwöre dich vor Gott und Jesu Christo, Der richten wird die lebendigen und die Todten, bey Seiner Ankunft und Seinem Reiche, verkündige das Wort, halte an, sey's gelegen, sey's ungelegen, überweise, ermahne, rüge, mit aller Langmuth und Belehrung. Denn es wird eine Zeit seyn, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich Lehrer häufen werden, je nachdem ihnen die Ohren jucken; und von der Wahrheit werden sie das Ohr abkehren, nach Mährchen aber sich hinwenden. Du aber sey wachsam in Allem, sey unverdrossen, thue das Werk eines Evangelisten, leiste deinem Amt Genüge. Sey nüchternes Geistes. Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meiner Auflösung ist nahe. Ich habe gekämpft den guten Kampf, den Lauf vollendet, den Glauben bewahret. Hinfort bleibt mir die Krone der Gerechtigkeit aufbewahret, welche mir der Herr, der gerechte Richter, geben wird an jenem Tage, nicht aber nur mir, sondern auch denen, die Seine Ankunft lieben. Er bittet den Timotheus, zu ihm zu kommenEile bald zu mir zu kommen; denn Demas hat mich verlassen, aus Liebe zu dieser Welt, und ist nach Thessalonich gegangen; Crescens nach Galatien, Titus nach Dalmatien; Lukas ist allein bey mir. Nimm den Markus auf und bringe ihn mit dir: denn er ist mir nützlich zum Dienste. Den Tychikus habe ich gen Ephesus gesandt. Das Bücherbehältniß, das ich in Troas bey Carpus zurückließ, bringe mit, da du kommst, auch die Bücher, vor Allem aber die Schreibtäflein. Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses erwiesen: der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken. Auch du meide ihn: denn er hat unseren Worten sehr widerstanden. Bey meiner ersten Verantwortung war Keiner mein Beystand, sondern Alle verließen mich: es möge ihnen nicht zugerechnet werden! Der Herr aber war mein Beystand, und kräftigte mich, auf daß durch mich die Predigt gedeihe, und alle Helden hören mögen: und ich ward aus dem Rachen des Löwen errettet. Gerettet hat mich der Herr von aller bösen That; und Er wird mich selig einführen in Sein himmlisches Reich. Ihm die Ehre in Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen! Er grüßet namentlich Einige und von EinigenGrüße die Prisca, und den Aquila, und das Haus des Onesiphorus. Erastus ist zu Korinth geblieben. Den Trovhimus habe ich in Miletus krank hinterlassen. Eile, vor dem Winter zu kommen. Es grüßen dich Eubulus und Pudens und Linus, und die Claudia, und alle Brüder. Der Herr Jesus Christus sey mit deinem Geiste! Die Gnade sey mit euch! Amen. Gruß des Apostels, Würde seines Amtes. Er lehret, welche tüchtig seyn zu Vorstehern der KirchePaulus, ein Knecht Gottes und Apostel Jesu Christi, (zum Glauben der Erwählten Gottes, und zur Erkenntniß der Wahrheit, die zur Gottseligkeit ist, In Hoffnung des ewigen Lebens, welches Gott, Der nicht lügt, verheißen hat vor der Welt Zeiten, kund aber gethan Sein Wort zu seiner Zeit, durch die Predigt, die mir anvertraut worden, aus Befehl Gottes, unseres Seligmachers,) an Titus, den geliebten Sohn nach gemeinschaftlichem Glauben: Gnade und Friede von Gott dem Vater und Christo Jesu, unserem Heilande! Darum ließ ich dich in Kreta zurück, daß du, was übrig war, ordnen möchtest, und in Städten Aelteste anstellen, wie ich dich geheissen habe: wenn einer ist unbescholten, Eines Weibes Mann, und Kinder hat die gläubig sind, nicht in üblem Rufe der Ausschweifung, nicht ungehorsam. Denn ein Bischof, als Haushalter Gottes, muß unbescholten seyn, nicht übermüthig, nicht jähzornig, nicht dem Weine ergeben, nicht streitsüchtig, nicht ungebührlichen Gewinn suchend; sondern gastfrey, gutmüthig, bescheiden, gerecht, fromm, enthaltsam, festhaltend auf das zuverläßige Wort, der Lehre gemäß, auf daß er tüchtig sey anzumahnen in der gesunden Lehre, und die dagegen reden, zu widerlegen. Wie gegen widerspänstige Irrlehrer zu verfahren sey; und spricht von reinen oder unreinen SpeisenDenn es sind der Widerspänstigen, der eitlen Schwätzer, und der Verführer viele, vornehmlich unter denen aus dem Judenthum, welche man zum Schweigen bringen muß. Dergleichen verkehren ganze Häuser, indem sie Ungebührliches lehren, schändliches Gewinns wegen. Es hat einer aus ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: Kreter sind von jeher Lügner, böse Thiere, müßige Bäuche. Dieß Zeugniß ist wahr. Darum rede ihnen scharf zu, auf daß sie gesund seyn mögen im Glauben, nicht Gehör geben jüdischen Mährchen, und Satzungen der Menschen, die sich Von der Wahrheit abwenden. Alles ist rein den Reinen, den Besteckten aber und Ungläubigen ist nichts rein; sondern besteckt ist ihr Sinn und Gewissen. Sie sagen an, daß sie Gott kennen, verleugnen Ihn aber mit ihren Werken, da sie sind abscheuliche Menschen, widerspänstige und zu jedem guten Werke untaugliche. Was er einschärfen soll älteren Männern, älteren und jungen Weibern, jungen Männern und den Knechten; wie er Allen ein Vorbild seyn sollDu aber rede, was da ziemt der gesunden Lehre; daß die älteren Männer nüchtern seyn, anständig, bescheiden, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld. Desgleichen, daß die älteren Weiber seyn heiligen Anstandes, nicht schmähsüchtig, nicht dem Trunke ergeben, sondern das Gute lehren, daß sie die jüngeren Weiber anweisen, sittsam zu seyn; daß sie ihre Männer lieben, ihre Kinder lieben; daß sie seyn eingezogen, keusch, nüchtern, das Hauswesen besorgen, gutherzig, ihren Männern unterordnet, auf daß das Wort Gottes nicht gelästert werde. Die jungen Männer imgleichen ermahne, daß sie sittsam seyn. (In allen Dingen sey du selbst ein Vorbild guter Werke, im Lehren, in würdigem Betragen; das Lehrwort sey gesund, tadellos, auf daß der Widersacher sich scheue, da er uns nichts Schlechtes nachsagen kann.) Die Knechte, daß sie ihren Herren untergeben seyn, in Allem wohlgefällig, nicht widerstreben, nichts entwenden, sondern gute Treue in Allem erweisen, auf daß sie der Lehre unsers Heilandes zur Zierde seyn in Allem. Darum ist Allen die Gnade Gottes in Christo erschienen, daß sie selig werdenDenn es ist die Gnade Gottes, unseres Seligmachers, allen Menschen erschienen, die uns lehret, daß wir, der Gottlosigkeit und den weltlichen Begierden entsagend, züchtig und gerecht und fromm leben in dieser Welt, harrend der seligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi, Der Sich Selbst für uns dargegeben hat, daß Er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit, und Sich ein Volk reinigte, das Ihm angehöre, der guten Werke beflissen. Solches lehre, und schärfe ein, und weise zurecht mit allem Ansehen. Es möge dich Keiner mißachten. Pflichten gegen die Obrigleit, gegen Jedermann. Alle Menschen waren Sünder, sind durch Jesum erlöset, sollen eifrig seyn im Guten, eitles Gezänk meidenErmahne sie, den Fürsten und Obrigkeiten unterthan zu seyn, den Befehlen nachzuleben, bereit zu seyn zu jedem guten Werke, Niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu seyn, sondern bescheiden, und alle Sanftmuth zu erweisen gegen alle Menschen. Denn auch wir waren vordem unverständig, ungläubig, verirret, fröhnten mancherlei Begierden und Lüsten, lebten in Bosheit und Neid, hassenswerth und einander hassend. Als aber die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Seligmachers, sich offenbarte; da hat Er, nicht wegen Werke der Gerechtigkeit die wir gethan hätten, sondern nach Seiner Erbarmung, uns selig gemacht durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuung des heiligen Geistes, Den Er hat reichlich ausgegossen über uns durch Jesum Christum unseren Heiland; auf daß wir, gerechtfertigt durch Seine Gnade, Erben werden nach der Hoffnung des ewigen Lebens. Wahrhaft ist dieses Wort, und solches, will ich, schärfe ihnen ein: daß diejenigen sich beeifern, guten Werken obzuliegen, die da glauben an Gott. Dieses ists, was den Menschen gut und nützlich ist. Unverständige Fragen aber, und Geschlechtsforschungen, und Streit und Zank über das Gesetz weise zurück, denn sie sind unnütz und eitel. Einen ketzerischen Menschen meide, wenn du ihn Einmal und abermal zurechtgewiesen hast; und wisse, daß ein solcher verkehrtes Sinnes ist, und frevelhaft, durch sich selbst verurtheilt. Aufträge an Titus, GrüßeWann ich den Artemas oder den Tychikus zu dir werde gesandt haben, so eile zu mir nach Nikopolis zu konunen, denn daselbst bin ich Willens den Winter über zu bleiben. Zenas, dem Gesetzkundigen, und dem Apollo gib das Geleite sorgfältig, daß ihnen nichts mangele. Mögen die Unseren auch lernen gute Werke üben zur benöthigten Pflege, auf daß sie nicht fruchtleer seyn. Es grüßen dich Alle die bey mir sind. Grüße die uns lieben im Glauben. Die Gnade Gottes sey mit euch Allen! Amen! Paulus, der Gebundene um Christi Jesu wegen, und Timotheus, der Bruder, dem Philemon, dem geliebten und unserem Mitarbeiter, und der Appia, der geliebten Schwester, und dem Archippus, unserem Streitgenossen, und der Gemeinde, die in deinem Hause ist. Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesu Christo! Ich danke meinem Gott allezeit, deiner eingedenk in meinen Gebeten, da ich höre von deiner Liebe und dem Glauben, so du hast zu dem Herrn Jesus und zu allen Geheiligten, so daß die Gemeinschaft deines Glaubens wirksam sich darthut in Anerkennung alles Guten, das euch geworden in Christo Jesu. Denn ich habe große Freude und Trost gefunden an deiner Liebe, weil die Herzen der Geheiligten sind erquicket worden durch dich, Bruder! Da ich nun also große Zuversicht habe in Christo Jesu, dich thun zu heißen, was geziemt; der Liebe wegen bitte ich vielmehr, ich Paulus, ein solcher, alt, wie du bist, jetzt auch ein Gefesselter um Jesu Christi willen. Ich bitte dich für meinen Sohn, den ich gezeugt habe in Banden, den Onesimus, der dir einst unnütz war, anjetzt aber dir und mir nützlich, den ich dir zurückgesandt habe, diesen wollest du als mein eigen Herz aufnehmen. Ich hätte ihn wohl bei mir behalten wollen, auf daß er mir dienete an deiner Statt in den Banden für das Evangelium; allein ohne deine Zustimmung wollte ich nichts thun, auf daß das Gute deinerseits nicht käme wie aus Zwang, sondern aus freiem Willen. Vielleicht ist er ja darum auf ein Weilchen von dir entfernt worden, auf daß du auf ewig ihn behalten mögest, nun nicht als einen Knecht, sondern mehr als Knecht, als geliebten Bruder, mir in Sonderheit, wieviel aber mehr dir nach dem Fleische sowohl als im Herrn. Wo du nun mich als deinen Genossen erachtest, nimm ihn auf, wie mich. Hat er dir aber Schaden zugefügt, oder ist er dir schuldig, rechne solches mir an. Ich Paulus — mit eigner Hand habe ich's geschrieben, — ich will es erstatten, — um dir nicht zu sagen, daß du dich selbst mir schuldig seyst. Ja, Bruder! Möge ich deiner genießen im Herrn! Erquicke mein Herz im Herrn! Deiner Folgsamkeit vertrauend habe ich an dich geschrieben, wohl wissend, daß du mehr thun wirst, als ich sage, Zugleich auch wollest du mir die Herberge bereit halten; denn ich hoffe, daß ich durch euer Gebet euch wieder geschenkt werde. Es grüßet dich Epaphras, mein Mitgefangener für Christum Jesum, und Markus, Aristarchus, Demas, Lukas, meine Mitarbeiter. Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sey mit eurem Geiste! Amen! Wie Gott Seinen Sohn, unseren Heiland, verherrlicht hat über alle Engel des Himmels und alles GeschöpfGott, Der da mannigmal und auf mannigfache Weise vordem geredet zu den Vätern durch die Propheten, hat zuletzt, in diesen Tagen, zu uns geredet durch den Sohn, Den Er zum Erben über Alles gesetzt, durch Den Er auch die Welten, erschaffen hat; Der da ist der Abglanz Seiner Herrlichkeit und das Ebenbild Seines Wesens, und Alles erhält durch das Wort Seiner Macht; und Der, da Er vollbracht hat die Reinigung der Sünden, sitzet zu der Rechten der Herrlichkeit in der Höhe; um so größer geworden als die Engel, je vorzüglicher der Name ist, den Er vor ihnen ererbet hat. Denn welchem der Engel hat Er jemals gesagt: Du bist Mein Sohn, Ich zeugte Dich heute? Und wiederum: Ich werde Sein Vater seyn, und er wird mein Sohn seyn? Und wiederum, da Er den Erstgebornen in den Erdkreis einführt, sagt Er: Es sollen ihn anbeten alle Engel Gottes! Und von den Engeln sagt Er: Er mache Geister zu seinen Boten und zu seinen Dienern Feuerflammen; zu dem Sohne aber: Dein Thron, Gott, besteht von Ewigkeit zu Ewigkeit; der Gerechtigkeit Scepter ist der Scepter deiner Herrschaft. Du liebest die Gerechtigkeit, und hassest das Unrecht; so hat denn Dich, o Gott, gesalbet Dein Gott mit dem Oel der Wonne, mehr als Deine Genossen. Und: Du, Herr, hast von Anbeginn die Erde gegründet, und die Himmel sind Deiner Hände Werk. Sie werden vergehen, Du aber wirst bleiben, und sie alle werden veralten, wie ein Kleid, und wie ein Gewand wirst Du sie wenden, und sie werden umgewandelt; Du aber bist derselbe, und Deine Jahre werden nicht aufhören. Zu welchem der Engel aber sprach er jemals: Sitze zu meiner Rechten, bis ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße? Sind sie nicht allzumal dienende Geister, ausgesandt zum Dienste derer wegen, welche Erben der Seligkeit seyn sollen? Mahnung zur Beharrlichkeit im Glauben. Christus ist, durch Sein Leiden selbst, hoch erhoben über die Engel. Wie der Weisheit und Güte Gottes angemessen sey Seines Sohnes Menschwerdung und Leiden. So sollen wir denn desto fester an das halten so wir überkommen haben, daß wir nicht etwa abweichen Denn wo das durch Engel verkündigte Wort kräftig sich erwies, und jede Übertretung und jeder Ungehorsam den verdienten Lohn empfing; wie würden wir entkommen, wenn wir ein solches Heil verwahrloseten? welches ursprünglich verkündigt ward durch den Herrn, und von denen die es gehört, unter uns ist bekräftigt worden, indem Gott Zeugniß gab durch Zeichen und Wunder und mancherley Krafterweisungen und Mittheilung des heiligen Geistes, nach Seinem Wohlgefallen. Denn nicht den Engeln hat Gott die künftige Welt unterordnet, von welcher wir reden. Es hat Einer aber irgendwo bezeugt und gesprochen: Was ist der Mensch, daß Du sein gedenkest? oder des Menschen Sohn, daß Du seiner Dich annimmst? Du hast ihn um ein Kleines geringer geordnet, als die Engel; mit Herrlichkeit und Würde hast Du ihn gekrönt, und ihn gesetzt über die Werke Deiner Hände; alles hast Du unter seine Füße geordnet. Dadurch nun, daß Er Ihm Alles unterordnet hat, hat Er nichts, Ihm nicht Untergeordnetes gelassen. Jetzt aber sehen wir noch nicht, daß Ihm Alles unterordnet ist; Ihn aber, Der auf eine kleine Zeit geringer geordnet worden, als die Engel, Jesum sehen wir mit Herrlichkeit und Preis, um des Todesleiden gekrönt, daß Er, nach Gottes Gnade, für Alle den Tod verkostete. Denn es ziemte Dem, für Welchen Alles und durch Welchen Alles ist, Der viele Kinder zur Herrlichkeit führete, den Stifter ihres Heils durch Leiden zur Vollkommenheit zu bringen. Denn Der da heiliget, und die geheiliget werden, sind Alle von Einem. Darum stand Er nicht an, sie Brüder zu nennen, da Er spricht: Ich werde Deinen Namen Meinen Brüdern verkündigen; in Mitte der Gemeinde werde Ich Dich preisen. Und abermal: Siehe, Ich und Meine Kinder, die Mir Gott gegeben hat. Da die Kinder nun des Fleisches und Blutes theilhaft sind, so hat Er gleichermaßen dasselbe angenommen, auf daß Er durch den Tod dem die Macht nähme, der des Todes Gewalt hatte, das ist, dem Teufel, und daß Er diejenigen frey machte, welche durch Furcht des Todes, während ihres ganzen Lebens, der Knechtschaft unterworfen waren. Denn Er nimmt Sich ja nicht der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt Er Sich an. Darum mußte Er in allen Dingen den Brüdern gleich werden, auf daß Er barmherzig wäre und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volks. Denn indem Er Selbst gelitten und versucht worden, ist Er mächtig auch denen, die versucht werden, zu helfen. Jesus Christus ist größer und herrlicher als MoysesDarum, geheiligte Brüder, Genossen des himmlischen Berufs, richtet euren Sinn auf den Gesandten und den Hohepriester unsers Bekenntnisses, Jesum, Der getreu Dem ist, Welcher Ihn angeordnet hat, wie auch Moyses in Dessen ganzem Hause. Denn um so mehr Herrlichkeit ward Ihm, als dem Moyses, zugetheilt, je größer die Herrlichkeit ist Desjenigen Der das Haus gemacht hat, als die des Hauses. (Denn ein jegliches Haus wird von Jemand gemacht, Der aber Alles gemacht hat, ist Gott.) Und Moyses zwar war getreu in Dessen ganzem Hause, als Knecht, zu bezeugen was vorgetragen werden sollte; Christus aber, als Sohn über Sein Haus, welches Haus wir sind, wofern wir das Vertrauen und die Herrlichkeit der Hoffnung bis ans Ende fest erhalten. Um so mehr sollen «ir Ihm in Allem gehorsamen, auf daß es uns nicht ergehe, wie den ungläubigen Israeliten in der WüsteDarum, wie der heilige Geist spricht: Heute, da ihr Seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht, wie bey der Widerspenstigkeit, an jenem Tage der Versuchung in der Wüste, wo mich eure Väter versuchten; sie stellten Prüfung an, und sie sahen Meine Werke vierzig Jahre lang! Darum ward Ich entrüstet diesem Geschlechte und sprach: Immer fahren sie irre in ihren Herzen; sie kennen Meine Wege nicht! So schwur Ich denn in Meinem Zorne: Sie sollen nicht eingehen in Meine Ruhe! Sehet zu, Brüder, daß nicht Jemand unter euch ein arges Herz des Unglaubens habe, abzufallen von dem lebendigen Gott; sondern ermahnet einander jeglichen Tag, so lange es Heute heißt, auf daß nicht Jemand unter euch verstockt werde durch den Trug der Sünde. Denn wir sind Genossen Christi, wofern wir ja den Anfang des Bestehens in Ihm bis ans Ende, festhalten. So lange es heißt Heute, wo ihr Seine Stimme höret, verhärtet, eure Herzen nicht, wie bey jener Widerspenstigkeit! Denn Etliche, die sie hörten, waren widerspenstig, aber nicht Alle die unter Moyses aus Egypten zogen. Welchen aber war, Er entrüstet, vierzig Jahre lang? Waren es nicht jene die da gesündigt hatten; deren Leiber in der Wüste dahinsanken? Welchen anders schwur Er, sie sollten nicht eingehen in Seine Ruhe, als denen, die ungläubig waren? So sehen wir, daß sie nicht eingehen konnten, des Unglaubens wegen. Der Apostel lehret, daß auch uns die Ruhe Gottes verheissen sey; welche? und wann?Hüten wir uns denn, daß nicht etwa, da vorbehalten ist die Verheissung, einzugehen in Seine Ruhe, Jemand aus euch dahinter bleibend befunden werde. Denn auch wir haben die Verheissung, wie jene; jenen aber nützte nicht das Hören des Wortes, was nicht vereint war mit Glauben an das Gehörte. Denn wir werden eingehen in diese Ruhe, wir die Glaubenden, wie Er denn sprach: Ich schwur in Meinem Zorne: Jene sollen nicht eingehen in Meine Ruhe. (Es waren die Werke, von Erschaffung der Welt her, schon vollendet; denn es heißt irgendwo von dem siebenten Tage: Und Gott ruhete am siebenten Tage von allen Seinen Werken.) Und hinwieder an jener Stelle: Jene sollen nicht eingehen in Meine Ruhe. Weil es also vorbehalten, daß Einige in dieselbe eingehen werden, und Jene denen es zuerst verheissen ward, nicht eingegangen sind, des Unglaubens wegen; so setzet Er abermal einen Tag an, Heute — spricht Er durch David nach so langer Zeit wie zuvor gesagt — Heute, da ihr Seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht. Wofern denn Josue sie in die Ruhe geführt hätte, so würde Er nicht von einem anderen, einem nachherigen Tage gesprochen haben. Also steht noch bevor ein Ruhetag dem Volke Gottes. Denn wer eingegangen ist in Seine Ruhe, auch der ruhet aus von Seinen Werken, wie Gott von den Seinigen. Er warnet vor dem Abfall von Gottes WortLasset uns also streben, in diese Ruhe einzugehen, auf daß nicht Jemand in solchen, uns vorgehaltenen Unglauben gerathe. Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig, und schärfer als jedes zweyschneidige Schwert, und dringet durch bis ins Innerste der Seele und des Geistes, der Gelenke und des Markes, richtet die Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein Geschöpf ist vor Ihm unsichtbar, sondern Alles ist nackt und aufgedeckt vor den Augen Desjenigen, Dem wir Rechenschaft zu geben haben. Wir sollen uns halten an Jesum, unseren Hohepriester und FürsprecherDa wir denn einen großen Hohepriester haben, Der in die Himmel eingegangen ist, Jesum, den Sohn Gottes; so lasset uns fest halten am Bekenntnisse. Denn wir haben nicht einen Hohepriester, Der nicht könnte Mitleiden haben mit unserer Schwachheit, sondern einen, Der in Allem versucht worden, gleich wie wir, die Sünde ausgenommen. So lasset uns denn hintreten mit Zuversicht zum Thron der Gnade, auf daß wir Erbarmung finden, und Gnade erlangen in der hilfsbedürftigen Zeit. Wie Jesus von Gott angestellt sey als Hohepriester, aber als Einer nach der Ordnung des MelchisedechDenn jeder Hohepriester, als aus den Menschen genommen, wird für die Menschen angestellt, in dem was Gott anlangt, daß er darbringe Gaben und Opfer für die Sünden, und Mitleiden haben könne mit den Unwissenden und Irrenden, weil auch er mit Schwachheit umfangen ist; und dieser wegen muß er, wie für das Volk, so auch für sich, Opfer darbringen für die Sünden. Und Niemand nimmt sich selbst diese Würde, sondern der von Gott Berufene, wie Aaron. So hat auch Christus nicht Sich Selbst die Würde beygelegt, daß Er Hohepriester sey, sondern Der zu Ihm gesagt hat: Mein Sohn bist Du, Ich zeugte Dich heute. Wie Er auch in einer anderen Stelle sagt: Du bist Priester in Ewigkeit, nach der Ordnung des Melchisedech. Er hat, in den Tagen Seines Fleisches, Gebete und Flehen mit lautem Ruf und mit Thränen Dem, Der Ihn von dem Tode retten konnte, dargebracht, und ist, Seiner Ergebung wegen, erhört worden; und Er, Gottes Sohn seyend, hat an dem was Er litt, Gehorsam gelernt; und nachdem Er vollendet worden, ward Er Allen, die Ihm gehorsam sind, Urheber der ewigen Seligkeit, ernannt von Gott zum Hohepriester nach der Ordnung des Melchisedech. Dieß Geheimniß gefaßt zu haben, waren die Hebräer zu schwachDarüber haben wir euch Vieles zu sagen, und was schwer zu erklären ist, weil ihr schwach an Verständniß seyd. Denn da ihr Lehrer seyn solltet, der Zeit nach; bedürfet ihr wieder, daß man euch vortrage die Anfangsgründe des Wortes Gottes, und seyd solche die der Milch brauchen, nicht der starken Speise! Wer denn noch der Milch bedarf, ist unerfahren des Wortes der Vollkommenheit; denn er ist ein Kindlein. Starke Speise ist für völlig Kundige, die, durch Uebung, gebildeten Sinn haben zur Unterscheidung des Guten und des Schlechten. Der Apostel verweiset und schrecket, tröstet und ermuntertLaß uns denn die Anfangsgründe der Lehre Christi bey Seite stellen und zum Vollkonunneren schreiten, nicht abermal den Grund legen mit Abbüßung der Werke des Todes, mit dem Glauben an Gott, mit dem Unterricht von der Taufe, und von der Handauflegung, und von der Auferstehung der Todten und vom ewigen Gerichte. Jenes werden wir thun, so Gott will. Denn es ist unmöglich, daß die, welche Einmal erleuchtet worden, und die himmlische Gabe gekostet haben, und theilhaftig geworden des heiligen Geistes, so denn auch das gute Wort Gottes gekostet haben und die Kräfte der künftigen Welt, — wofern sie abgefallen sind, abermal erneuet werden zur Buße, sie die den Sohn Gottes, ihrerseits, wieder kreuzigen, und zum Gespötte haben! Das Land, das oft den herabfallenden Regen trinkend, Früchte bringt, denen zu Nutz, von welchen es angebaut wird, empfängt Segen von Gott; trägt es aber Dornen und Disteln, so wird es verworfen, der Fluch nahet ihm; sein Ende ist Versengung. Jedoch, Vielgeliebte! wir versehen uns zu euch des Besseren, und was Seligkeit bringt, obzwar wir so reden. Denn Gott ist nicht ungerecht, daß Er vergäße eurer Werke und der Liebe, die ihr Seines Namens wegen erwiesen habt, da ihr den Geheiligten dientet und dienet. Wir wünschen aber, daß Jeder unter euch ebendenselben Eifer erweise, um volle Hoffnung zu behalten bis ans Ende; daß ihr nicht ermüdet, sondern Nachfolger derer seyd, die durch Glauben und Geduld Erben der Verheissungen geworden. Gott gab dem Abraham Verheissungen, und, weil Er bey Keinem, der größer wäre, schwören konnte, schwur Er bey Sich Selbst, und sprach: Wahrlich, Ich werde dich segnen, wieder segnen, dich mehren und wieder mehren. Und so, geduldig hoffend, empfing er das Verheissene. Die Menschen schwören bey einem Größeren, als sie; und der Eid ist bey ihnen die sichere Beendigung jedes Streites. Weßwegen auch Gott, Der um so mehr den Erben der Verheissung die Unwandelbarkeit Seines Rathschlusses erweisen wollte, einen Eid beyfügte, auf daß wir durch zwey unwandelbare Dinge, wobey Gott unmöglich lügen kann, die kräftigste Ermunterung haben, wir die da eilen, die dargehaltene Hoffnung zu ergreifen: welche wir haben für unsere Seele, als einen sicheren und festen Anker, der eindringt in das Innerste des Vorhangs, wohin für uns eingegangen ist der Vorläufer, Jesus, Der nach der Ordnung des Melchisedech Hohepriester geworden ist in Ewigkeit. Das Priesterthum Melchisedechs, der da ist Jesu Vorbild, ist vorzüglicher als das der Söhne Levi, der Nachkommen Abrahams. So denn auch das Priesterthum Christi, Der ein Priester ist nach der Ordnung des MelchisedechDieser Melchisedech nun König von Salem, Priester des höchsten Gottes, (der dem Abraham entgegen kam, als er zurückkehrte nach der Niederlage der Könige, und der ihn segnete; dem auch Abraham gab den Zehenten von Allem;) der, gedolmetscht, heißet erst König der Gerechtigkeit, dann auch König von Salem, das ist: König des Friedens; der, ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtstafel, weder Anfang der Tage, noch Ende des Gebens habend, ähnlich ist dem Sohne Gottes, bleibet Priester in Ewigkeit. Bedenket aber, wie groß dieser sey, dem selbst Abraham, der Patriarch, den Zehenten von der Beute gab! Und es haben zwar die Söhne Levi, welche das Priesterthum überkommen haben, die Vorschrift nach dem Gesetze, den Zehenten zu nehmen vom Volke, das ist: von ihren Brüdern, obgleich auch diese von Abrahams Geschlecht sind; Jener aber, der nicht ihrer Zunft angehört, nahm den Zehenten von Abraham, und segnete den, der die Verheißungen hatte. Nun ist es ohne allen Widerspruch, daß, was geringer ist, gesegnet wird von dem Größeren. Und hier zwar nehmen sterbliche Menschen den Zehnten, dort aber einer, von dem bezeugt wird, daß er lebe. Und (sozusagen) mit Abraham ist auch Levi, der den Zehenten bekommt, verzehentet worden: denn er war noch, als Enkel, im Vater, da diesem Melchisedech entgegen ging. Durch dieses ist das Levitische aufgehoben, also auch das Gesetz des alten BundesWofern nun die Vollkommenheit durch das levitische Priesterthum käme, (denn das Volk hat auf dasselbe das Gesetz empfangen,) was wär es noch nöthig, daß ein anderer Priester nach der Ordnung des Melchisedech aufstehe, und nicht nach der Ordnung Aarons ernannt würde? (Wird denn nun das Priesterthum gewechselt, so erfolget nothwendig auch der Wechsel des Gesetzes.) Denn Der, von Welchem dieses gesagt wird, ist aus einer anderen Zunft, aus der nie Jemand ein Diener des Altars gewesen ist. Denn es ist offenbar, daß unser Herr von Juda abstammt, an welche Zunft Moyses nichts über Priesterthum gesagt hat. Und ferner noch ist das offenbar: Wenn, ähnlich dem Melchisedech, ein anderer Priester aufstehet, Der nicht nach Vorschrift des fleischlichen Gesetzes angeordnet ist, sondern nach der Kraft eines unauflösbaren Lebens; (denn es wird bezeuget: Du bist ein Priester in Ewigkeit, nach der Ordnung des Melchisedech;) so wird das vorige Gesetz aufgehoben, wegen seiner Unwirksamkeit und Unbrauchbarkeit, (denn das Gesetz brachte nichts zur Vollkommenheit,) eingeführt aber wird eine bessere Hoffnung, kraft der wir uns Gott nahen. Christus ist der ewige, der höchste PriesterUnd in wie fern es nicht ohne Eidschwur geschah, (Andere wurden Priester ohne Eidschwur, Dieser aber mit einem, Eidschwur durch Den, Der zu Ihm sprach: Der Herr hat geschworen und es wird Ihn nicht gereuen, Du bist Priester in Ewigkeit,) in so fern ist Jesus der Bürge eines besseren Bundes geworden. Auch waren jener Priester Viele, weil der Tod ihnen wehrte es zu bleiben; Dieser aber, weil Er bleibt in Ewigkeit, hat ein unvergängliches Priesterthum. Daher, kann Er auch auf immer die selig machen, welche durch Ihn zu Gott sich nahen, weil Er immerdar lebet, um zu bitten für uns. Denn für uns gehörte ein solcher Hohepriester, Der da wäre heilig, tadellos, unbefleckt, von der Sünder Zahl gesondert, und höher, als die Himmel; Der nicht nöthig hat täglich, gleich den anderen Priestern, zuerst für eigene Sünden Opfer darzubringen, dann für die des Volkes: denn dieß hat Er Einmal gethan, da Er Sich Selbst zum Opfer brachte. Denn das Gesetz stellt zu Priestern Menschen an, behaftet mit Schwachheit; das Wort aber des Eides, das nach der Gesetzgebung gesprochen ward, den Sohn, den Vollendeten in Ewigkeit. Christus ist Hohepriester im Himmel, die levitischen waren es im irdischen Tempel, dem Vorbilde des Himmels. Er ist Mittler des neuen Testaments, das größere Verheißungen hat, als das alte, welches einst aufhören sollteDer Inbegriff aber dessen so gesagt worden, ist: Einen solchen Hohepriester haben wir, Der sitzet zur Rechten des Thrones der Herrlichkeit in den Himmeln, ein Opferpriester in dem Heiligsten, in der wahren Stiftshütte, die der Herr errichtet hat, und nicht ein Mensch. Denn jeder Hohepriester wird angestellt, Opfer und Gaben darzubringen, weßwegen auch Jener etwas haben muß, das Er darbringt. Wenn es nun sollte seyn auf Erden, so wäre Er nicht Priester; weil, um nach dem Gesetze darzubringen, Priester da sind; die welche dem Vorbilde und dem Schatten des Himmlischen dienen, wie zu Moyses gesagt worden, da er die Stiftshütte aufführen sollte: Siehe — hieß es — mache es nach dem Vorbilde, das dir auf dem Berge gezeigt worden. Nun aber hat Er ein um so höheres Amt erhalten, um so mehr Er Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheissungen gegründet ist. Denn wenn der erste untadelich gewesen wäre, so würde ja der zweyte nicht Statt gefunden haben. Verweise denn ihnen gebend sagt Er: Siehe, die Tage werden kommen! — spricht der Herr — und Ich will mit dem Hause Israel und dem Hause Juda einen neuen Bund errichten; nicht so, wie Ich einen Bund mit ihren Vätern schloß an jenem Tage, da Ich sie bey der Hand nahm, sie zu führen aus dem Lande Egypten, denn sie blieben nicht bey Meinem Bunde; und Ich achtete ihrer nicht — spricht der Herr — Dieser denn ist der Bund, den Ich schließen will mit dem Hause Israel nach diesen Tagen — spricht der Herr: Ich will geben Meine Gesetze in ihren Geist, und in ihr Herz will Ich sie schreiben, und Ich will ihr Gott seyn, und sie sollen seyn Mein Volk. Und es wird nicht lehren Jeder seinen Nächsten, und Jeder seinen Bruder, sagend: Erkenne den Herrn! denn sie werden Mich Alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen. Denn Ich will gnädig seyn ihren Ungerechtigkeiten, und ihrer Sünden nicht mehr gedenken. Indem Er aber sagt: einen neuen, macht Er den ersten alt. Was aber veraltet ist und verjähret, das ist nahe dem Untergange. Der Dienst im alten Bunde und in der Stiftshütte schaffte nur äußere HeiligungEs hatte zwar der erste auch Satzungen des göttlichen Dienstes und ein irdisches Heiligthum. Denn es ward die Stiftshütte eingerichtet: der erste Theil, wo die Leuchter, und der Tisch und die Schaubrode, welcher heißt das Heilige; hinter dem zweyten Vorhange, der Theil der Stiftshütte, welcher heißt das Allerheiligste, und in welchem das goldene Rauchfaß, und die Bundeslade, mit Goldrings überzogen, worin das goldene Gefäß mit Manna, und der Stab Aarons, der grünete, und die Tafeln des Bundes; und über welcher die Cherubim der Herrlichkeit, den Gnadenstuhl überschattend: von deren jedem insbesondere anjetzt nicht zu reden ist. Da dieß aber so eingerichtet war, gingen in den vorderen Theil der Stiftshütte die Priester jederzeit ein, den Opferdienst zu verrichten; in den zweyten aber Einmal im Jahre der Hohepriester allein, nicht sonder Blut, welches er darbrachte für seine und des Volkes Verirrungen. Dadurch gab der heilige Geist an, daß der Weg zum Heiligthume noch nicht offen stehe, so lange die erste Stiftshütte Bestand habe. Und dieß ist eine Andeutung auf die damalige Zeit: wornach Gaben und Opfer dargebracht werden, die nicht vermögen, dem Gewissen nach, den vollkommen zu machen, welcher den Dienst thut, nur allein in Speisen und Getränken, und in mancherley Abwaschungen und fleischlichen Satzungen, welche bis auf die Zeit der Verbesserung auferlegt wurden. Christus bringet innere Heiligung und die Erbschaft des ewigen Lebens, durch Sein Blut und Seinen Tod, wodurch Er Sein Testament kräftigte, da Er Einmal starb, die Sünde tilgte, und in den Himmel eingingChristus aber kam, ein Hohepriester der künftigen Güter; und, mit einer herrlicheren und vollkommneren Hütte, einer nicht mit Händen gemachten, das ist: nicht von solcher Bauart, auch nicht mit dem Blut der Widder und Kälber, sondern mit Seinem eigenen Blut, ging Er Einmal ein in das Allerheiligste, eine ewige Erlösung vollbringend. Denn wenn das Blut der Widder und Stiere, und die Asche von der Kuh, gesprengt auf die Unreinen, heiliget zur Reinigkeit des Fleisches; wie viel mehr wird das Blut Christi, Der, durch den heiligen Geist, Sich Selbst makellos Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den Werken des Todes, daß wir dienen mögen dem lebendigen Gott? Und so ist Er denn eines neuen Testaments Mittler, auf daß, nach eingetretenem Tode zur Tilgung der unter dem vorigen Testamente bestehenden Vergehungen, die zur ewigen Erbschaft Berufenen die Verheissung empfangen. Denn wo ein Testament ist, muß erst der Tod dessen eintreten, der es gemacht hat; denn ein Testament wird durch den Tod geltend; sonst hat es keine Kraft, wenn der noch lebt, der es gemacht hat. Darum wurde auch das vorige nicht ohne Blut gekräftigt. Denn als Moyses alle Gebote des Gesetzes dem ganzen Volke vorgelesen hatte, nahm er Blut der Kälber und Widder nebst Wasser und purpurner Wolle und Ysop, besprengte das Buch und das ganze Volk, und sprach: Dieß ist das Blut des Testaments, welches Gott euch geordnet hat. Auch die Stiftshütte und alles Geräthe des Dienstes besprengte er ebenfalls mit Blut. Und fast Alles wird, nach dem Gesetze, mit Blut gesühnt; und ohne Blutvergießung erfolgt keine Vergebung. Es mußten denn die Vorbilder des Himmlischen mit solchen gesühnt werden, das Himmlische selbst aber mit besseren Opfern, als jene waren. Denn Jesus ist nicht eingegangen in ein mit Händen gemachtes Heiligthum, — ein Bild des wahren, — sondern in den Himmel selbst, um da zu erscheinen vor dem Antlitze Gottes für uns; nicht so, daß Er oftmal Sich opferte, wie der Hohepriester jedes Jahr in das Heiligste eingeht mit fremdem Blute; (sonst hatte Er oftmal, von Anbeginn der Welt, leiden müssen;) nun aber ist Er Einmal erschienen in der Zeiten Vollendung, um die Sünde zu tilgen durch das Opfer Seiner Selbst. Und so wie es den Menschen gesetzt ward, Einmal zu sterben, darnach das Gericht; so ward auch Christus Einmal geopfert, um Vieler Sünden hinwegzunehmen; und Er wird das zweyte Mal, ohne Sünde, erscheinen denen die Seiner harren zur Seligkeit. Des alten Bundes wiederholte Opfer, jedesmal ein eigenes, konnten nicht von Sünden reinigen, das konnte nur das Eine Opfer ChristiDenn das Gesetz, welches den Schatten der zukünftigen Güter hat, nicht die Darstellung der Sache selbst, kann durch solche Opfer, die man jedes Jahr, unausgesetzt, darbringt, immerdar den Opfernden volle Sühnung bringen. Sonst waren sie nicht immerfort dargebracht worden, indem die Opfernden sich nicht mehr der Sünde schuldig wüßten, da sie Einmal gereinigt worden. Er wird aber bey denselben das Andenken an die Sünden alljährlich erhalten. Denn es ist unmöglich, daß durch das Blut der Rinder und Widder die Sünden hinweggenommen werden. So denn, da Er kommt in die Welt, spricht Er: Opfer und Gaben hast Du nicht gewollt; den Leib aber hast Du Mir bereitet; Brandopfer und Sündopfer gefielen Dir nicht. Da sprach Ich: Siehe, Ich komme (im Buche der Schrift steht von Mir geschrieben,) zu thun, Gott, Deinen Willen. Da Er erst sagte: Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast Du nicht gewollt, sie gefielen Dir nicht (solche die nach dem Gesetz dargebracht werden,) und darnach sprach: Siehe, Ich komme zu thun, Gott, Deinen Willen; so hebt Er das erste auf, damit Er das zweyte einsetze. Kraft dieses Willens sind wir geheiliget worden, indem Jesus Christus Seinen Leib geopfert hat Einmal. Auch kommt ein jeder Priester, täglich den Dienst verrichtend, und solche Opfer oft, mal darbringend, die nimmer vermögen, die Sünden hinwegzunehmen. Er aber, nach, dem Er Ein Opfer für die Sünden dargebracht hat, sitzet auf ewig zur Rechten Gottes, erwartend hinfort, bis Seine Feinde Ihm zum Schemel Seiner Füße gelegt werden. Denn mit Einem Opfer hat Er auf immer gesühnt die - welche geheiligt werden. Dieses bezeuget uns aber auch der heilige Geist; denn, nachdem Er gesagt hat: Dieß ist der Bund, den Ich mit ihnen machen werde nach jenen Tagen; so spricht der Herr: Ich will Meine Gesetze geben in ihr Herz, und sie schreiben in ihren Sinn; und ihrer Sünden und Vergehungen will Ich nicht mehr gedenken. Wo aber Erlassung derselben ist, da ist kein Opfer mehr für die Sünde. Ermahnung zur Beharrlichkeit im GlaubenDa wir denn, Brüder! Zuversicht haben zum Eingang in das Heiligthum durch das Blut Christi, (welchen Weg, den neuen und lebendigen, Er uns geweihet hat durch den Vorhang, das ist, durch Sein Fleisch,) und den Großen Priester über das Haus Gottes; so lasset uns hinzutreten mit aufrichtigem Herzen, in der Fülle des Glaubens, durch Besprengung des Herzens, rein von bösem Gewissen, abgewaschen mit reinem Wasser! fasset uns festhalten, unverrückt, am Bekenntnisse unserer Hoffnung! (denn treu ist Er, Der die Verheißung gab.) Und lasset uns Einer des Anderen pflegen zur Förderung der Liebe und guter Werke! nicht abstehen von unserer Versammlung, wie Etliche es pflegen, sondern einander aufmuntern! und das um so mehr, je mehr ihr sehet herannahen jenen Tag. Denn wenn wir aus freyen Stücken freveln, nach empfangener Erkenntniß der Wahrheit, so ist kein Opfer mehr übrig für diese Sünden; sondern schreckliche Erwartung des Gerichts, und eiferndes Feuer, das die Widerspenstigen verzehren wird. Wer das Gesetz Moyses verbricht, auf Zweyer oder Dreyer Zeugniß stirbt der ohne Erbarmen. Wie viel mehr — denket mal — verdient Jener härtere Strafen, welcher den Sohn Gottes hat mit Füßen getreten, und das Blut des Bundes, durch welches er geheiligt worden, unrein erachtet, und des Geistes der Gnade gehöhnt? Wir wissen ja, wer da sprach: Mein ist die Rache, Ich werde vergelten; und abermal: Der Herr wird Sein Volk richten. Entsetzlich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes fallen! Das Andenken an das, so die Hebräer für Christum gelitten haben, soll sie stärkenGedenket aber der vorigen Tage, in welchen ihr, die Erleuchteten, schweren Kampfs des Leidens bestandet, entweder Schmach und Drangsalen preisgegeben, oder Theilnehmer derer, denen solches widerfuhr: denn ihr habt den Gebundenen Mitleiden erwiesen, und den Raub eurer Güter habt ihr erduldet mit Freude, wissend, daß ihr habt ein besseres und bleibendes Besitzthum. So lasset denn euer Vertrauen nicht fahren, welches eine große Vergeltung hat! Denn ihr bedürfet der Geduld, auf daß ihr den Willen Gottes thut, und die Verheissung erlanget. Denn noch eine kleine, eine kleine Zeit, es wird kommen Der da kommen soll, und wird nicht säumen. Mein Gerechter aber lebet durch den Glauben; wofern er zaget, so wird Mein Geist kein Wohlgefallen an ihm haben. Wir aber sind nicht Kinder des Zagens, zum Verderben; sondern des Glaubens, zur Erhaltung der Seele. Welchen Werth der Glaube habe, und welche Kraft zu jeder Tugendübung bey aller Versuchung und Nöthen er gebe, das lehret der Apostel durch Beyspiele der Heiligen des alten BundesEs ist aber der Glaube eine Darstellung dessen was wir hoffen, eine Begründung dessen was nicht gesehen wird. In diesem haben die Altväter Zeugniß bekommen. Durch den Glauben wissen wir, daß die Welt durch Gottes Wort erschaffen worden, daß aus Unsichtbarem Sichtbares ward. Durch den Glauben brachte Abel ein besseres Opfer, als Kain, Gott dar; wodurch er das Zeugniß erhielt, daß er gerecht sey, indem Gott seinen Opfern Zeugniß gab; und wodurch er, der Gestorbene, noch redet. Durch den Glauben ward Henoch hinübergenommen, daß er den Tod nicht sähe, und er ward nicht gefunden, weil Gott ihn hinübernahm; denn vor der Hinübernahme hatte er das Zeugniß, daß er Gott wohlgefällig sey. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott wohlgefällig zu seyn, denn wer vor Gott hinzutreten will, muß glauben, daß Er sey, und denen die Ihn suchen, Vergelter sey. Durch den Glauben erhielt Noe Offenbarung über das, was noch nicht gesehen ward, und, Gott fürchtend, erbaute er die Arche, zur Rettung seines Hauses; durch diesen verurtheilte er die Welt, und ward Erbe der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt. Durch den Glauben gehorchte der Abraham genannte, auszugehen zu dem Lande hin, das er sollte als Erbthum empfangen; er ging aus, nicht wissend, wohin er kommen sollte. Durch den Glauben lebte er in dem Lande der Verheissung, als in einem fremden, wohnend in Hütten, wie auch Isaak und Jakob, die Miterben derselben Verheissung; denn er harrete der festgegründeten Stadt, deren Erbauer und Stifter Gott ist. Durch den Glauben erhielt auch Sara, die unfruchtbar war, Kraft zur Empfängniß, auch über die Zeit des Alters; weil sie Den für treu achtete, Der die Verheissung gegeben hatte. (So wurden denn des Einen, des dem Leibe nach Erstorbenen, Nachkommen Viele, wie des Himmels Sterne, wie zahlloser Sand am Gestade des Meeres.) Im Glauben starben alle diese, und hatten die Verheissungen nicht überkommen, sondern aus der Ferne auf sie geschaut, und sie begrüßet, und bekannt, daß sie wären Fremdlinge und Pilger auf Erden. Welche nun solches sagen, die geben zu erkennen, daß sie das Vaterland suchen. Waren sie aber desjenigen eingedenk gewesen, aus welchem sie gezogen waren; so hatten sie ja Zeit, wieder umzukehren. Nun aber begehren sie eines besseren, das ist, des himmlischen; daher auch Gott nicht anstehet, ihr Gott genannt zu werden; denn Er hat ihnen eine Stadt bereitet. Durch den Glauben opferte Abraham den Isaak, da er versucht ward; den Eingebornen opferte er, der die Verheissungen erhalten hatte, zu dem war gesagt worden: In Isaak wird dir die Nachkommenschaft genannt werden. Er gedachte, daß Gott mächtig sey, auch von den Todten zu erwecken: daher er ihn auch, als Vorbild, wieder erhielt. Durch den Glauben segnete auch, das Zukünftige anlangend, Isaak den Jakob und den Esau. Durch den Glauben segnete der sterbende Jakob jeden der Söhne Josephs, und betete an seines Stabes Spitze. Durch den Glauben redete der sterbende Joseph vom Auszuge der Kinder Israels, und gab Auftrag über seine Gebeine. Durch den Glauben ward Moyses, da er geboren worden, drey Monate verborgen von seinen Eltern, da sie sahen, daß es ein anmuthiges Kind war; und fürchteten sich nicht vor des Königs Befehl. Durch den Glauben weigerte sich Moyses, als er groß geworden, Sohn der Tochter Pharao's zu heissen, und erwählete lieber Drangsal zu leiden mit dem Volke Gottes, als zeitlichen Genuß der Sünde zu haben; und er achtete die Schmach Christi für größeren Reichthum, als der Egypter Schätze; denn er sah auf die Vergeltung. Durch den Glauben verließ er Egypten, nicht fürchtend des Königs Zorn, denn als sehend den Unsichtbaren, bestand er fest. Durch den Glauben feyerte er das Pascha, und die Besprengung mit Blut, auf daß der so die Erstgeburt würgete, sie nicht antastete. Durch den Glauben gingen sie durchs rothe Meer, wie über trockenes Land; was die Egypter versuchten, und verschlungen wurden. Durch den Glauben stürzten, nach siebentägigem Umgang, die Mauren von Jericho darnieder. Durch den Glauben kam die Buhlerinn Rahab nicht um mit den Widerspenstigen, indem sie die Kundschafter friedlich aufgenommen hatte. Und was soll ich ferner sagen? Die Zeit würde mir fehlen, wenn ich Erwähnung thäte von Gedeon, von Barak, von Samson, von Jephte, von David, von Samuel und von den Propheten, welche durch den Glauben Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit gewirket, die Verheissungen überkommen, der Löwen Rachen gestopfet, die Kraft des Feuers gelöschet haben; der Schärfe des Schwerts entronnen sind, von Krankheit genesen, stark geworden im Kriege, Heerschaaren der Fremdlinge haben in die Flucht geschlagen; Weiber haben wieder bekommen ihre auferstandenen Todten; Einige sind gefoltert worden, haben die Befreyung nicht angenommen, auf daß sie zur Auferstehung, welche besser ist, gelangten. Einige haben Spott und Geisseln erduldet, auch Bande und Kerker; sind gesteiniget, sind zersäget, sind gemartert, sind mit Schwertschlag getödtet; sind umhergegangen in Schaafpelzen, in Ziegenfellen, Mangel leidend, gedrängt, mißhandelt; sie, deren die Welt nicht werth war, sind umhergeirret in Einöden, in Gebirgen, in Höhlen und in Erdklüften. - Und diese Alle, durch des Glaubens Zeugniß bewahrt, haben die Verheissung nicht überkommen, da Gott für uns Besseres geordnet hat, daß sie nicht ohne uns vollendet würden. Ermahnung zur Geduld, durch Jesu Beyspiel und die Vatergüte GottesDa wir denn eine solche dastehende Wolke von Zeugen haben; so lasset uns ablegen jede Bürde und die Sünde die uns anhangt, und mit Ausdauer laufen den Wettlauf der uns geordnet ist; und hinschauen auf den Urheber unseres Glaubens und den Vollender, Jesum, Welcher für die Ihm dargelegte Freude das Kreuz erduldete, der Schmach nicht achtete, und sitzet zur Rechten des Thrones Gottes. Gedenket denn an Ihn, Der solchen Widerstand gegen Sich von den Sündern erduldet hat, auf daß ihr nicht ablasset, und euer Geist nicht erliege. Noch habt ihr ja nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampfe wider die Sünde. Und vergessen habt ihr die Zurede, die zu euch, als zu den Kindern, spricht! Mein Sohn, verkenne nicht die Züchtigung des Herrn, und werde nicht unmuthig, wenn du von Ihm gestrafet wirst; denn wen der Herr lieb hat, den züchtiget Er; Er gibt Streiche jedem Kinde das Er aufnimmt. Harret aus bey der Züchtigung! Wie gegen Seine Kinder, so erweiset Sich Gott gegen euch; denn wo ist ein Kind das der Vater nicht züchtige? Seyd ihr aber ohne Züchtigung, deren sie Alle theilhaft geworden, so seyd ihr denn unächte, nicht ächte Kinder. Auch haben wir ja unsere leiblichen Väter zu Züchtigern gehabt, und waren ihnen ehrerbietig; sollen wir nicht viel mehr dem Vater der Geister uns unterwerfen? und wir werden leben. Und jene haben, für die Zeit weniger Tage, nach ihrem Gutdünken, uns gezüchtiget; Dieser aber zu dem, was nützlich ist, auf daß wir Seine Heiligung erlangen. Jede Züchtigung aber, da sie währet, dünket nicht zu seyn Freude, sondern Trauer; darnach aber bringt sie denen, die durch sie gebildet worden, friedenreiche Früchte der Gerechtigkeit. Ermahnung zum Eifer, und zur Standhafligkeit im Glauben, um so mehr, da der neue Bund herrlicher ist als der alteSo richtet denn die läßigen Hände und die erschlafften Kniee wieder auf; und machet euch graden Pfad zum Wandeln, daß nicht wo ein Lahmer davon abkomme, sondern vielmehr er geheilet werde. Strebet nach Frieden mit Allen, und nach Heiligkeit, ohne welche keiner Gott anschauen wird. Habet Acht darauf, daß nicht Jemand die Gnade Gottes verwahrlose; daß nicht etwa eine bittere Wurzel aufschieße und hinderlich sey, und Viele durch sie verunreinigd werden; daß nicht Jemand sey ein Unzüchtiger, oder ein Verächter des Heiligen, wie Esau, Der, Einer Speise wegen, seine Erstgeburt verkaufte. Ihr wisset ja, daß er darnach, als er den Segen erben wollte, verworfen ward; denn er fand keine Sinnesänderung, obzwar er sie mit Thränen suchte. Ihr nun seyd nicht hinangetreten zum Berge den man betasten konnte, nicht zum lodernden Feuer, und zum Wettergewölk, und zur Finsterniß, und zum Sturm, und zum Posaunenhall, und zum Schall der Worte, (wobey die ihn hörten, baten daß die Rede nicht an sie gerichtet würde; denn sie ertrugen nicht das Angekündigte: Wenn auch ein Thier den Berg berührt, so werde es gesteiniget; und — so furchtbar war die Erscheinung, — Moyses sagte: Geschreckt bin ich und zittere;) sondern ihr seyd hinzugetreten zum Berge Sion; und zur Stadt des lebendigen Gottes, der himmlischen Jerusalem; und zur Versammlung der vielen Tausenden von Engeln; und zur Gemeinde der Erstgebornen, welche in den Himmeln aufgezeichnet sind; und zu Gott, dem Richter Aller; und zu den Geistern der vollendeten Gerechten; und zu Jesu, dem Mittler des neuen Bundes; und zum Blute der Vesprengung, das besser redet, als Abels. Sehet zu, daß ihr euch nicht entziehet Dem Der da redet! Denn wenn Jene nicht entkamen, welche dem entsagten, der auf Erden redete; viel weniger werden wir es, wenn wir uns abwenden von Dem, Der vom Himmel her zu uns redet. Dessen Stimme erschütterte damals die Erde; nun aber verheisset Er und spricht: Noch Einmal: und Ich werde erschüttern, nicht die Erde allein, sondern auch den Himmel. Da Er aber spricht: Noch Einmal; so zeiget Er die Umänderung des Erschütterten an, als dessen so gemacht ist, auf daß bleibe was unerschütterlich ist. Da wir denn ein unerschütterliches Reich besitzen, so halten wir fest die Gnade, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen, mit Furcht und Ehrerbietung: denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer. Apostolische Ermahnungen; Benachrichtigungen, Wünsche und GrüßeDie brüderliche Liebe bleibe unter euch. Vergesset nicht der Gastfreundschaft; denn durch sie haben Einige, ohne es zu wissen, Engel zu Gästen gehabt. Send eingedenk der Gefangenen, als wart ihr Mitgefangene, und derer die Trübsal leiden, als die ihr auch selbst im Leibe wallet. Die Ehe werde in Ehren gehalten bey Allen, und das Ehebett unbefleckt; denn die Unzüchtigen und Ehebrecher wird Gott richten. Euer Wandel sey frey von Habsucht; lasset euch genügen an dem was ihr habt, denn Er hat gesagt: Ich werde dich nicht verlassen, und nicht von dir weichen. Wir dürfen also mit Vertrauen sagen: Der Herr ist mein Helfer; ich werde nicht fürchten; was thäte mir ein Mensch? Seyd eingedenk eurer Vorsteher, die zu euch das Wort Gottes geredet haben; schauet auf den Ausgang ihres Wandels, und folget ihrem Glauben nach. Jesus Christus ist derselbige gestern und heute und in Ewigkeit. Lasset euch nicht umhertreiben von mancherley und von fremden Lehren; das Herz stärken mit der Gnade ist ja das beste, nicht mit Speisen, die denen nicht nützten, welche darauf hielten. Wir haben einen Altar, von welchem nicht Erlaubniß haben zu essen die, welche in der Stiftshütte dienen. Denn die Leiber derjenigen Thiere, deren Blut für die Sünde durch den Hohepriester in das Heiligthum getragen wird, werden außen vor der Lagerstätte verbrannt. So hat denn auch Jesus, auf daß Er durch Sein Blut das Volk heiligte, außen vor dem Thore gelitten. Lasset uns denn hinausgehen zu Ihm, außer der Lagerstätte, und Seine Schmach tragen; denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die kommen soll, suchen wir. Durch Ihn also lasset uns immerdar Gott ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen die Seinen Namen preisen. Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht; denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen. Gehorchet euren Vorgesetzten, und seyd ihnen zugethan — denn sie wachen als die darüber eure Seelen Rechenschaft geben sollen, — auf daß sie es mit Freude thun, und nicht seufzend: denn das ist für euch nicht gut. Betet für uns, denn wir vertrauen, daß wir ein gutes Gewissen haben, und in allen Stücken einen guten Wandel führen wollen. Um so mehr aber bitte ich euch solches zu thun, auf daß ich euch desto eher wiedergegeben werde. Der Gott des Friedens aber, Welcher von den Todten hervorgeführet hat den großen Hirten der Schafe, durch das Blut des neuen Bundes, unseren Herrn Jesum Christum, Der mache euch tüchtig zu jedem Guten, Zu thun Seinen Willen, und Er wirke in euch, was Ihm wohlgefällig ist, durch Jesum Christum, Welchem ist die Ehre in Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen! Ich bitte euch aber, Brüder, haltet zu gute das Wort der Ermahnung; denn ich habe euch in der Kürze geschrieben. Wisset, daß unser Bruder Timotheus wieder frey ist, mit welchem, wenn er bald kommt, ich euch sehen werde. Grüßet alle eure Vorsteher, und alle Geheiligten. Es grüßen euch die Brüder aus Italien. Die Gnade sey mit euch Allen! Amen! Der Christ soll Trübsal geduldig ertragen und freudig; soll Gott bitten um Weisheit, mit VertrauenJakobus, ein Knecht Gottes und unseres Herrn Jesu Christi, den zerstreut lebenden zwölf Stämmen Wohlergehen! Für lauter Freude achtet es, meine Brüder, wenn ihr in mancherlcy Anfechtungen gerathet, wissend, daß die Prüfung eures Glaubens Geduld wirket; die Geduld aber bringt vollkommenes Werk, auf daß ihr vollkommen seyd und vollendet, und in keinem Stück Mangel habet. Wenn aber Jemanden euer Weisheit mangelt, der bitte Gott darum. Welcher Allen mildreich gibt, und es nicht vorrücket; und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, nicht zweifelmüthig: denn der Zweifelmüthige ist gleich der Meereswoge, die vom Winde getrieben und umhergeworfen wird. Es denke denn ein solcher Mensch nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde. Ein Mensch wankendes Sinnes ist unstet in allen seinen Wegen. Hoheit des Niedrigen, Hinfälligkeit des ReichenEs möge sich rühmen der niedrige Bruder seiner Höhe; der Reiche aber seiner Niedrigkeit, denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen. Es steigt die Sonne empor mit Glut, und verdorret das Gras, und dessen Blume zerfällt, und ihres Antlitzes Schönheit ist dahin: also wird auch welken der Reiche auf seinen Wegen. Selig ist der Mensch, der die Anfechtung erduldet, denn, nachdem er bewahrt worden, wird er empfangen die Krone des Lebens, welche der Herr verheissen hat denen die Ihn lieben. Versucht zur Sünde wird der Mensch nicht von Gott, sondern von böser LustNiemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott ist unversuchbar dem Bösen, und auch Er versuchet Keinen. Ein Jeglicher hingegen der versucht wird, der wird von seiner eignen Begier angezogen und angelockt. Die Begier dann, da sie empfangen hat, gebiert die Sünde; die Sünde aber, da sie vollendet ist, gebiert den Tod. Irret ja nicht, meine vielgeliebten Brüder! Alle gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk ist von Oben, kommt vom Vater des Lichtes, bey Welchem ist keine Wandlung, noch Schatten der Verankerung. Nach Seinem Wohlwollen hat Er uns gezeuget durch das Wort der Wahrheit, daß wir seyn die Erstlinge Seiner Geschöpfe. Man soll lieber hören, als reden; nie zürnenIhr seyd kundig, meine vielgeliebten Brüder. Es sey aber jeder Mensch schnell zum Hören, langsam aber zum Reden, und langsam zum Zorne, denn der Zorn des Menschen übet nicht die Gerechtigkeit Gottes. So schaffet denn weg alles Unsaubere und allen Auswuchs des Bösen, und in Sanftmuth nehmet das Wort auf das eingepflanzt wird, welches vermag selig zu machen eure Seelen! Gottes Wort soll man nicht bloß hören, sondern es auch thunSeyd aber Thäter des Wortes, und nicht bloß Hörer, tauschend euch selbst. Denn wer ein Hörer des Wortes ist, und nicht ein Thäter, solcher gleicht einem Menschen, der das ihm angeborne Antlitz im Spiegel anschauete, er schauete sich an, und ging davon, und vergaß alsbald, wie er aussah. Wer aber hineingeschaut hat in das vollkommene Gesetz der Freiheit, und in ihm beharret, nicht ein vergeßlicher Hörer ist, sondern ein Thäter des Wortes; selig wird der seyn in seinem Thun. Wenn aber Jemand sich lasset dünken, er diene Gott, und er seine Zunge nicht in Zaum hält, sondern täuschet sein Herz; vergeblich ist dessen Gottesdienst. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist der, sich der Waisen und Wittwen in ihrer Trübsal annehmen, und unbefleckt von der Welt sich erhalten. Ansehen der Person soll nicht herrschen; die Liebe soll allgemein seyn ohne Ausnahme, und das Gesetz gehalten werden ohne AusnahmeMeine Brüder, lasset kein Ansehen der Person gelten bey dem Glauben, an Jesum Christum unsern Herrn der Herrlichkeit! Wenn da in eure Versammlung einträte ein Mann mit einem goldenen Ringe, in glänzendem Gewande, aber auch ein Armer einträte in schlechter Kleidung, und ihr hinschautet auf den der das prächtige Gewand trägt, und zu ihm sprächet: Setze dich hier auf den schönen Sitz! zu dem Armen aber sagtet: Du, stehe dort! oder: Setze dich hier zu meinen Füßen! richtet ihr da nicht, bey euch selbst, und seyd Richter mit schlechten Gesinnungen? Höret, meine geliebten Brüder! Hat nicht Gott die Armen dieser Welt erwählet, welche reich im Glauben sind und Erben des Reichs, das Gott verheissen hat denen die Ihn lieben? Ihr aber behandeltet verächtlich den Armen! Sind es nicht Reiche, die euch bedrücken mit ihrer Macht, und die euch vor Gericht ziehen? Sind sie es nicht, die den schönen Namen verlästern, wornach ihr genannt seyd? Wenn ihr da nun das königliche Gesetz beobachtet, nach der Schrift: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst; so thut ihr wohl. Wenn ihr aber das Ansehen der Person gelten machet, so thut ihr Sünde, und werdet vom Gesetze gestraft als Uebertreter. Wer das ganze Gesetz hält, wider Eins aber sündigt, der ist an allen schuldig. Denn Der gesagt hat: Du sollst nicht ehebrechen, Der hat auch gesagt: Du sollst nicht tödten. Wenn du nicht ehebrechest; tödtest aber; so bist du Uebertreter des Gesetzes. Also redet und also thut, als die da sollen durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden. Denn erbarmungslos ist das Gericht dem, der nicht Barmherzigkeit erwiesen hat; die Barmherzigkeit aber erhebt sich dem Gericht entgegen. Der Glaube ohne Werke ist unnütz, ist ein todter GlaubeWas nützet es, meine Brüder, wo Jemand sagt, er habe den Glauben, er aber die Werke nicht hat? Wird der Glaube ihn selig machen können? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung wären, und Mangel an täglicher Nahrung litten, Jemand euer aber sagte zu ihnen: Gehet in Frieden, wärmet euch, und sättiget euch! ihr aber ihnen nicht gäbet, was zur Leibes Nothdurft gehört; was hülfe das? So ist auch der Glaube, wenn er die Werke nicht hat, todt an sich. Da wird denn einer sagen: du hast den Glauben; und ich habe die Werke! thu mir dar deinen Glauben ohne Werke, und ich will dir darthun meinen Glauben aus den Werken! Du glaubest, daß ein Einiger Gott sey; du thust wohl! Die Teufel glauben's auch, und schaudern. Willst du wissen, o leerer Mensch! daß der Glaube ohne Werke todt sey? Ist nicht Abraham, unser Vater, durch die Werke gerechtfertigt worden, welcher Isaak, seinen Sohn, auf dem Opferaltare darbrachte? Siehest du nicht, daß der Glaube mit seinen Werken mitwirkte, und durch die Werke der Glaube vollendet wurde? Und es ward erfüllet die Schrift, welche sagt: Abraham glaubte Gott, und es ward ihm gerechnet zur Gerechtigkeit, und er ward genannt Freund Gottes. Sehet ihr nicht, daß der Mensch durch die Werke gerechtfertigt werde, und nicht durch den Glauben allein? Desgleichen auch die Buhlerinn Rahab, wurde sie nicht durch die Werke gerechtfertigt, sie welche die Kundschafter aufnahm, und auf einem anderen Wege sie entkommen ließ? Denn wie der Leib ohne den Geist todt ist, so ist auch der Glaube ohne die Werke todt. Verantwortlichkeit des Lehrers. Schwer ist die Beherrschung der Zunge: mannigfach das Unheil so sie stiften kannLaß nicht euer Viele trachten Lehrer zu seyn, meine Brüden! Wisset, daß ihr ein schwereres Gericht über euch nehmet. Denn mannigfaltig fehlen wir alle; wenn einer in der Rede nicht fehlt, der ist ein vollkommner Mann; er vermag auch den ganzen Leib in Zaum zu halten. Da wir den Pferden Zäume in den Mund legen, daß sie uns folgsam seyn, so lenken wir ihren ganzen Leib. Siehe, auch die Schiffe, wie groß sie sind, und obgleich von heftigen Winden getrieben, werden von einem kleinen Ruder gelenkt, wohin der Vorsaß des Steuermanns es will. So ist auch die Zunge ein kleines Glied zwar, und Großes richtet sie an. Siehe, ein kleines Feuer welch einen großen Wald zündet es an! Auch die Zunge ist ein Feuer, ein Inbegriff von Ungerechtigkeit. Die Zunge steht Unter unsern Gliedern, welche da befleckt den ganzen Leib; und setzet in Flammen die Laufbahn unsers Lebens, sie, entflammt von der Hölle. Denn alle Natur der wilden Thiere, der Vögel und der Schlangen, und der übrigen wird gebändigt und ward gebändigt von der menschlichen Natur; die Zunge aber vermag kein Mensch zu bändigen! Ein rastloses Uebel, tödtlichcn Giftes voll! Durch sie loben wir Gott und den Vater, und durch sie fluchen wir den Menschen, die nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen worden! Aus demselben Munde geht hervor Lob und Fluch! Es soll, meine Brüder! nicht so seyn! Bringt denn ein Quell aus derselben Oeffnung süßes und bitteres Wasser? Kann, meine Brüder, ein Feigenbaum Trauben tragen, oder ein Weinstock Feigen? So auch kann, was salzig ist, nicht süßes Wasser hervorbringen. Was wahre Weisheit seyWer ist weise und verständig unter euch? Er thue bar durch guten Wandel seine Werke in der Weisheit sanftem Sinn! Wenn ihr aber bitteren Neid heget, und Zanksucht ist in eurem Herzen; da rühmet euch nicht, und lüget nicht wider die Wahrheit. Denn das ist nicht die Weisheit, welche von Oben kommt; sondern sie ist irdisch, sinnlich, teuflisch. Denn wo Neid und Zanksucht ist, da ist Zerrüttung und allerley böses Beginnen. Die Weisheit aber die von Oben ist, die ist zuvörderst keusch, dann auch friedsam, bescheiden, folgsam, dem Guten beystimmend, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, ohne Parteylichkeit, ohne Verstellung. Die Frucht der Gerechtigkeit wird in Frieden gesäet denen die den Frieden halten. Die böse Lust ist die Quelle aller Zwietracht. Wir sollen seyn demüthig, Gott untergeben; das Herz reinigen, bußfertig seynWoher Streit und Zwist unter euch? Woher anders als aus euren Lüsten, die da Krieg führen, in euren Gliedern? Ihr seyd begierig, und bekommet nicht; ihr befeindet einander und ereifert euch, und könnet es nicht erreichen; ihr hadert und kämpfet, und bekommet nicht, darum, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet, und bekommet nicht, weil ihr unrecht bittet, damit ihr zu euren Gelüsten es verwendet. Ehebrecherische! wisset ihr nicht, daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist? Wer denn begehrt der Welt Freund zu seyn, der machet sich zum Feinde Gottes. Meinet ihr, daß die Schrift umsonst spricht? (Der Geist Der in euch wohnet, trachtet entgegen dem Neide; Er gewährt aber größere Gnade.) So denn spricht sie: Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demüthigen aber gibt Er Gnade. So unterwerfet euch denn Gott! Widerstehet dem Teufel, und er wird von euch weichen. Nahet euch Gott, und Er wird Sich euch nahen. Reiniget die Hände, ihr Sünder, und läutert eure Herzen, ihr Doppelsinnigen! Betrübet euch, trauert und weinet! Euer Lachen wandle sich in Trauern und eure Freude in Niedergeschlagenheit! Demüthiget euch vor dem Herrn, und Er wird euch erhöhen. Wir sollen Keinem Böses nachredenRedet nicht Böses einander nach, Brüder! Wer dem Bruder Böses nachredet, oder wer seinen Bruder richtet, der redet dem Gesetze Böses nach, und richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, so bist du nicht Thäter des Gesetzes, sondern Richter. Einer ist Gesetzgeber und Richter, Der da kann verdammen und selig machen. Wer aber bist du, der du den Nächsten richtest? Wir sollen eingedenk seyn, daß unser Leben, und Alles so wir vorhaben, von Gott abhängtIhr nun — siehe da! — die sagen: Heute oder Morgen wollen wir nach jener Stadt gehen, und wollen dort ein Jahr zubringen, und Handel treiben und etwas gewinnen; (die ihr ja nicht wisset, was Morgen seyn wird! denn was ist euer Leben? ein Dunst ist es, der kurze Zeit erscheint, und dann verschwindet;) anstatt daß ihr sagen sollet: Wenn der Herr will, und wenn wir leben, wollen wir dieß oder jenes thun. Nun aber thut ihr groß in eurem Uebermuth. All solches Großthun ist böse. Wer denn weiß, daß er Gutes thun soll, und es nicht thut, dem ist es Sünde. Wie es den Reichen der Welt, den ungerechten, hartherzigen ergehen wirdWohlan nun, ihr Reichen! weinet und heulet über euer Elend, das euch kommen wird. Euer Reichthum ist verfault, und eure Gewande sind von Motten zernagt. Euer Gold und Silber ist verrostet; und ihr Rost wird ein Zeugniß seyn wider euch, und wird euer Fleisch fressen, wie Feuer. Ihr habt euch Schätze des Zorns gesammelt für die letzten Tage. Siehe, der Lohn der Arbeiter die eure Felder gemahet haben, welchen ihr ihnen vorenthalten habt, der schreyet, und das Rufen derselben ist vor die Ohren des Herrn der Heerscharen gekommen. Ihr habt geprasset auf Erden, und in Wohllüsten habt ihr euer Herz gelastet, zum Schlachttage. Ihr habt den Gerechten verurtheilt und getödtet; und er stand nicht auf wider euch. Wie der Nothleidende sich gedulden solleGeduldet euch denn, Brüder, auf die Ankunft des Herrn! Siehe, der Ackersmann harret der köstlichen Frucht der Erde, und geduldet sich, bis der Frühregen und der Spätregen ihm gewahret werde. Seyd ihr denn auch geduldig und stärket eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe. Seufzet nicht, Brüder, einer wider den anderen, auf daß ihr nicht gerichtet werdet, siehe, der Richter steht vor der Thüre! Nehmet, Brüder, als Beyspiel des Übeln Begegnens, des Bedrängnisses, und der Geduld, die Propheten die geredet haben im Namen des Herrn. Siehe, wir preisen die selig welche erduldet haben. Von der Geduld des Job habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen: barmherzig ist der Herr und erbarmend. Man soll des Schwörens sich enthaltenVor Allem aber, Brüder, schwöret nicht, weder bey dem Himmel, noch bey der Erde, noch irgend einen anderen Eid; sondern euer Jawort sey Ja, euer Nein sey Nein, auf daß ihr nicht des Gerichtes schuldig werdet. Bey Bedrängniß, bey Frohsinn, bey Krankheit soll man zu Gott sich wendenIst Jemand unter euch traurig; er bete. Ist er gutes Muthes; er singe Psalmen. Ist Jemand unter euch krank; er rufe zu sich die Priester der Gemeinde; und die beten über ihn, mit Oel ihn salbend, im Namen des Herrn; und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten, und hat er Sünden auf sich, die werden ihm erlassen werden. Kraft des GebetesBekennet einander eure Sünden, und betet für einander, auf daß euch Heil, widerfahre, denn viel vermag das inständige Gebet des Gerechten. Elias war ein Mensch, ausgesetzt den Nöthen wie wir, und er betete flehend, daß es nicht regnen möchte im Lande; und es regnete nicht, drey Jahre und sechs Monate. Und er betete abermal; und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht. Verdienst dessen, der eine Seele rettetMeine Brüder, wenn Jemand unter euch abirret von der Wahrheit, und einer ihn zurückführet, der wisse: wer einen Sünder zurückführt von seinem Irrwege, der wird eine Seele retten von dem Tode, und bedecken die Menge der Sünden. Gnadenreiche Berufung, hohe Würde des ChristgläubigenPetrus, Apostel Jesu Christi, an die Fremdlinge, die zerstreuten in Pontus, Galatien, Kappadocien, Asia und Bithynien, die Erwählten nach der Vorerkenntniß Gottes des Vaters, zur Heiligung des Geistes, zum Gehorsam, und zur Besprengung mit dem Blute Jesu Christi. Gnade sey euch und Friede reichlich! Gelobet sey Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, Welcher nach Seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Todten, zur unvergänglichen und unbefleckten und unverwelkenden Erbschaft, die in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, die ihr durch den Glauben mit der Kraft Gottes geschützt werdet zur Seligkeit, die bereit steht, offenbaret zu werden in der letzten Zeit; wo ihr frohlocken werdet, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es so seyn soll, betrübet werdet durch mancherley Anfechtungen, auf daß euer bewährter Glaube, viel köstlicher als das durch Feuer bewährte Gold, erfunden werde zum Lobe, Preise und Ruhm bey der Offenbarung Jesu Christi: Den ihr, ohne Ihn gesehen zu haben, liebet; an Den ihr, ohne Ihn jetzt zu sehen, glaubet; gläubig aber euch freuen werdet mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude, davontragend den Lohn eures Glaubens, der Seelen Seligkeit; welcher Seligkeit nachgesonnen und nachgeforschet haben die Propheten, welche von der euch zu erweisenden Gnade geweissagt haben, und nachgeforschet, auf welche, oder auf welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, Welcher in ihnen war, und zuvor verkündigte die Leiden Christi, und die Herrlichkeit die ihnen folgen sollte; denen offenbart ward, daß sie nicht sich selbst, sondern euch dasjenige darreichten, was euch anjetzt ist verkündigt worden durch diejenigen, welche euch durch den heiligen Geist, Der vom Himmel gesandt ward, gepredigt haben, auf Welchen die Engel zu schauen gelüstet. Dieser gemäß soll sein Wandel auf Erden seynSo denn, mit umgürteten Lenden eures Gemüths und nüchternes Geistes, setzet ganz eure Hoffnung auf die Gnade, die euch erwiesen wird bey der Offenbarung Jesu Christi; als gehorsame Kinder, euch nicht er« gebend den vormaligen iüften in den Zeiten eu« rer Unwissenheit; sondern, wie Der heilig ist, Der euch berufen hat, seyd auch ihr heilig in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: Seyd heilig, denn Ich bin heilig. Und da ihr Den als Vater anrufet, Der ohne Ansehen der Person richtet, nach dem Werke eines Jeglichen; so wandelt in Furcht während der Zeit eurer Pilgerschaft; deß eingedenk, daß ihr nicht mit Verweslichem, mit Gold oder Silber, seyd erlöset worden von eurem eiteln Wandel nach den väterlichen Satzungen, sondern mit dem theuren Blute Christi, als des unschuldigen und unbefleckten Lammes, Welches ist vorbestimmet vor der Welt Gründung, kund gethan aber in diesen letzten Zeiten euretwegen; die ihr durch Ihn gläubig geworden an Gott, Welcher Ihn von den Todten auferwecket, und Ihm Herrlichkeit gegeben hat, auf daß euer Glaube und eure Hoffnung beruhe in Gott. Reiniget eure Seelen im Gehorsam der Liebe, zur ungeheuchelten Bruderliebe, und von Herzen liebet einander inbrünstig, die ihr wiedergeboren seyd nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das Wort Gottes, das lebendig ist, und besteht in Ewigkeit. Denn alles Fleisch ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit wie die Blume des Grases; das Gras verwelket, und seine Blume fällt ab. Das Wort des Herrn aber besteht in Ewigkeit. Solches ist das Wort, das euch ist verkündigt worden. Der Wandel bey Christen soll ihrem Berufe angemessen seynSo leget denn ab alle Bosheit, und allen Trug, und Heucheley und Neid und alle Verleumdungssucht; und, wie neugeborne Kindlein, seyd begierig der geistigen, lautern Milch, auf daß ihr durch sie zunehmet zur Seligkeit, wo ihr anders verkostet habt, wie mildreich der Herr ist! Zu Ihm seyd ihr gekommen, als dem lebendigen Grundsteine, dem von Menschen zwar verworfenen, von Gott aber erwählten und geehrten; und auch ihr seyd, als lebendige Steine, darüber gebauet, — ein geistiger Tempel, eine heilige Priesterschaft, um darzubringen geistige, Gott wohlgefällige Opfer durch Jesum Christum. So heißt es denn in der Schrift: Siehe, Ich lege in Sion einen Grund- und Eckstein, einen auserwählten, köstlichen; und wer an Ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden. Euch ist er zur Ehre, die ihr gläubig seyd; den Ungläubigen aber ist er (der Stein den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden) ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Strauchelns, ihnen die gegen das Wort anstoßen und ungläubig sind, was ihnen auch beschieden ist. Ihr aber seyd das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das erworbene Eigenthum, auf daß ihr die Vollkommenheiten Dessen verkündiget, Der euch aus der Finsterniß berufen hat zu Seinem wundervollen Lichte; die ihr vormals nicht Sein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk; die ihr nicht in Gnaden wart, jetzt aber in Gnaden seyd. Gehorsam sollen sie seyn den Obern, erbaulich für JedermannVielgeliebte! ich bitte euch, als Fremdlinge und Pilger, enthaltet euch der fleischlichen Gelüste, welche streiten wider die Seele; und führet einen guten Wandel unter den Heiden, auf daß, indem sie euch verlästern, als Uebelthäter, sie an euch die guten Werke beachten mögen, und Gott verherrlichen am Tage der Heimsuchung. Seyd daher unterthan jeder menschlichen Ordnung, um Gottes wegen: dem Könige als dem Oberherrscher, oder den Statthaltern, als denen die von Ihm gesandt sind zur Bestrafung der Uebelthäter, zum Preise aber der Guten. Denn das ist der Wille Gottes, daß ihr durch eure guten Werke verstummen machet den Unverstand thörichter Menschen. Als Freye seyd ihr, nicht als die zum Deckmantel der Bosheit die Freiheit brauchen, sondern als Knechte Gottes. Erweiset Jedem Ehre; liebet die Brüderschaft; fürchtet Gott; ehret den König. Wie Knechte sich betragen sollen: wie nach Christi Beyspiel, Alle die Unbild leidenIhr Knechte! seyd untergeben mit aller Ehrfurcht euren Herren, nicht nur den guten und gelinden, sondern auch den verkehrten. Denn das bringt Gnade, wenn einer, Gottes eingedenk, Unbilden erträgt, und leidet unverdient. Denn was wäre es für Ruhm, wenn ihr, der Vergehung wegen gezüchtiget, es duldet? Wenn ihr aber Gutes thut, und geduldig leidet, das bringt Gnade bey Gott. Denn dazu seyd ihr berufen, weil auch Christus hat gelitten für uns, und ein Vorbild euch gelassen, auf daß ihr Seinen Fußstapfen nachfolget; Der keine Sünde gethan hat, und in Dessen Munde kein Trug ist gefunden worden; Der, da Er gescholten ward, nicht wieder schalt; da Er litt, nicht dräuete; sondern übergab Sich dem der ungerecht Ihn richtete; Der unsere Sünden Selbst getragen an Seinem Leibe auf dem Holze, auf daß wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch Dessen Wundmale ihr seyd geheilt worden. Denn ihr waret wie irrende Schafe; aber ihr seyd nun hingeführt worden zu dem Hirten und dem Bischofe eurer Seelen. Pflichten der Weiber und der MännerSo denn auch sollen die Weiber ihren Männern untergeben seyn, auf daß auch, wo Einige dem Worte ungläubig sind, sie durch den Wandel der Weiber, ohne Wort, mögen gewonnen werden, da sie euren keuschen, gottesfürchtigen Wandel sehen. Euer Schmuck soll nicht seyn der äußere: in gekräuseltem Haar, oder in goldenem Geschmeide, oder in ausgesuchtem Gewande; sondern der verborgene Mensch des Herzens: in dem Unvergänglichen des sanften und milden Geistes, der da vor Gott reich ist. Denn auch die heiligen Weiber, die auf Gott hofften, schmückten vordem sich so, untergeben ihren Männern, wie Sara dem Abraham gehorsam war, Herrn ihn nennend. Deren Töchter seyd ihr, wenn ihr was recht ist thut, - und nichts zu fürchten habt, was euch beunruhige. So auch ihr Männer, benehmet euch verständig gegen sie, als Personen des schwächeren Geschlechts, und habet sie in Ehren, als Miterben der Gnade des Lebens, auf daß eure Gebete nicht behindert werden. Pflichten Aller: Glückseligkeit der Frommen, auch der unschuldig VerfolgtenEndlich seyd insgesammt gleichgesinnet, mitleidig, die Brüder liebend, barmherzig, sanftmüthig, demüthig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem, noch Schmähwort mit Schmähwort; sondern, im Gegentheil segnet einander, indem ihr dazu berufen seyd, daß ihr den Segen erben sollet. Denn wer das Leben will lieben und gute Tage sehen, der enthalte seine Zunge vom Bösen und seine Lippen, daß sie kein Trug reden; er wende sich ab vom Bösen, und thue Gutes; er suche den Frieden und strebe ihm nach. Denn das Auge des Herrn ist gerichtet auf die Gerechten, und Sein Ohr auf ihre Bitten; aber des Herrn Antlitz ist wider die welche Böses thun. Und wer ist, der euch Schaden thäte, wenn ihr des Guten euch beeifert? Wenn ihr aber auch leidet um der Gerechtigkeit willen, selig seyd ihr; ihre Dräuungen fürchtet nicht und lasset euch nicht stören Christum den Herrn heiliget in eurem Herzen! Seyd allezeit bereit, Jedem der euch zu Rede stellt über das so ihr hoffet, Antwort zu geben, bescheiden und ehrerbietig. Habet ein gutes Gewissen, auf daß die euch lästern, beschämt werden mögen, da sie verläumden euren guten Wandel in Christo. Denn es ist besser, da man Gutes thut, leiden (wenn es Gottes Wille ist), als da man Böses thut. Beyspiel Jesu: Wie Er litt; was Er that für das Heil der Todten und der LebendenDenn auch Christus starb Einmal, für unsere Sünden; der Gerechte für die Ungerechten, auf daß Er uns zu Gott führete; Er ist getödtct worden nach dem Fleisch, aber auferstanden nach dem Geist, in Welchem Er auch hingekommen ist und hat verkündigt den Geistern die in Verwahrsam waren, den einst Ungläubigen, als sie harreten der Langmuth Gottes in den Tagen des Noe, da die Arche gebauet wurde, in welcher Wenige (das ist, acht Seelen) gerettet wurden durch das Wasser. Uns auch rettet anjetzt das Gegenbild, die Taufe, (nicht Abwaschung und Reinigung des Fleisches, sondern des guten Gewissens Bündniß mit Gott,) durch die Auferstehung Jesu Christi, Welcher, (da Er den Tod vertilget hat, auf daß wir Erben des ewigen Lebens würden,) zur Rechten Gottes ist, aufgefahren gen Himmel; und unterthan sind Ihm die Engel und die Mächte und die Herrschaften. Ermahnung zum christlichen WandelDa nun Christus, gestorben ist nach dem Fleisch: so waffnet euch mit diesem Gedanken: wer gestorben ist nach dem Fleisch, der ist abgestanden von der Sünde, um fortan nicht nach den Gelüsten der Menschen, sondern nach dem Willen Gottes, die im Fleisch übrige Zeit zu leben. Denn genug ist die vergangene, Zeit zugebracht nach dem Willen der Heiden, da man wandelte in Unzucht, in Lüsternheit, Trunkenheit, Fresserey, Sauferey, und schändlichen Abgöttereyen. Es befremdet sie, daß ihr nicht mitlaufet zu solchen wüsten Ausschweifungen; und sie reden Lästerung. Aber sie werden Dem Rechenschaft zu geben haben, Der bereit ist zu richten die Lebendigen und die Todten. Denn dazu ist auch den Todten das Evangelium verkündigt, auf daß sie, von Menschen zwar gerichtet nach dem Fleisch, bey Gott aber leben im Geist. Aller Ende aber ist nahe. So sey denn euer Leben sittlich und seyd munter zum Gebete. Vor allem habt innige Liebe gegeneinander; denn die Liebe deckt der Sünden Menge. Seyd gastfrey gegeneinander ohne Murren. Der Gnadengabe gemäß, die er empfamgen hat, diene einer dem anderen, als gute Verwalter der mannigfaltigen Gaben Gottes. Wer zu lehren hat, da sey's als Gottes Wort. Wer zu dienen hat, da sey's als aus dem Vermögen, das Gott verleihet, auf das in allem Gott verherrlicht werde durch Jesum Christum, Dem ist die Ehre und die Gewalt in Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen. Vorschrift für die, welche Verfolgungen leidenVielgeliebte, es befremde euch nicht das Feuer, das euch zur Prüfung ist, als ob euch etwas Fremdes widerführe, sondern freuet euch, da ihr teil habt an den Leiden Christi, auf daß ihr euch bey der Offenbarung seyner Herrlichkeit freuen möget frohlockend. Wenn ihr des Namens Christi wegen geschmähet werdet, selig seyd ihr, denn es ruhet auf euch Ehre und Herrlichkeit, und Kraft Gottes und Dessen Geist. Niemand unter euch aber leide als ein Mörder, oder Dieb, oder Verleumder, oder Habgieriger. Wenn aber als Christ, deß schäme er sich nicht, sondern preise Gott für diesen Namen. Die Zeit ist da, daß das Gericht anhebe an dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst an uns, was wird's für ein Ende haben mit denen, die ungläubig sind dem Evangelium Gottes! Und wenn der Gerechte kaum selig wird; der Gottlose und der Sünder, wie werden die bestehen! So denn auch sollen die, welche leiden nach dem Willen Gottes, dem treuen Schöpfer ihre Seelen anbefehlen, in guten Werken. Vorschrift für die Kirchenvorsteher, für die Gläubigen, wie sie kämpfen sollen. Beschluß des SchreibensDie Aeltesten, die bey euch sind, bitte ich, der Mitälteste und der Zeuge der Leiden Christi, auch der Mitgenosse der Herrlichkeit, die dereinst soll offenbaret werden: Weidet die Herde Gottes, die bey euch ist, die Aufsicht führend nicht gezwungen, sondern williglich Gottes wegen, nicht um schnöden Gewinn, sondern von Herzen; nicht gebieterisch über das Erbtheil, sondern ein Vorbild der Heerde seyend von Herzen, und wann erscheinet der Oberhirte, werdet ihr die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen. Desgleichen ihr Jüngeren, seyd unterthan den Aeltesten. Alle aber seyd gegen einander demüthiges Sinnes; denn Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demüthigen aber gibt Er Gnade. Demüthiget euch also unter die gewaltige Hand Gottes, auf daß Er euch erhöhe in der Zeit Seiner Erscheinung. Alle eure Besorgniß werfet auf Ihn, denn Er sorget für euch. Seyd nüchternes Geistes und wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, wandelt wie ein brüllender Löwe umher, suchend wen er verschlinge. Dem widerstehet, stark im Glauben; wisset, daß eben diese Leiden euren Brüdern in der Welt widerfahren. Der Gott aber aller Gnade, Der uns berufen hat zu Seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, Der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, vorbereiten, kräftigen und begründen. Ihm ist die Ehre und die Gewalt in Ewigkeit der Ewigkeiten. Amen! Durch Silvanus, den treuen Bruder, habe ich euch, wie ich's erachte, in wenigen Worten geschrieben, ermahnend und bezeugend, die rechte Gnade Gottes sey die, in welcher ihr stehet. Es grüßet euch die miterwahlte Gemeinde in Babylon, und Markus. Grüßet einander mit heiligem Kuß. Gnade euch Allen, die ihr seyd in Christo Jesu! Amen. Groß sind die den Christen von Gott geschenkten Gnaden; groß sey auch ihr TugendeiferSimon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an die welche mit uns denselben Glauben empfangen haben, in der Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesu Christi. Gnade und Friede sey euch in Fülle, in der Erkenntniß Gottes und Christi Jesu unseres Herrn! So wie uns Alles von Seiner göttlichen Macht geschenkt ist, was zum Leben und zur Gottseligkeit dient, in der Erkenntniß Dessen, Der uns berufen hat in Seiner, Herrlichkeit und Kraft, (wodurch Er die größten und köstlichsten Verheissungen uns geschenkt hat, daß ihr durch dieselben theilhaft werdet der göttlichen Natur, ihr die da fliehet die Verderbniß der Gelüste dieser Welt:) so sollet auch ihr, anwendend allen Eifer, in eurem Glauben Kraft erweisen; in der Kraft, Erkenntniß; in der Erkenntniß, Enthaltsamkeit; in der Enthaltsamkeit, Geduld; in der Geduld, Gottseligkeit; in der Gottseligkeit, Brüderliebe; in der Brüderliebe, Menschenliebe. Denn wofern solches in euch ist und sich mehret; wird es euch nicht leer, noch ohne Frucht lassen in der Erkenntniß unsers Herrn Jesu Christi. Denn wer solches nicht hat, der ist blind, tappet mit der Hand umher, und ist uneingedenk der Reinigung seiner vorigen Sünden. Darum Brüder, befleißet euch mehr und mehr, durch gute Werke euren Beruf und eure Erwählung zu sichern, denn wofern ihr solches thut, werdet ihr nimmer euch verirren. Denn also wird euch in reichem Maße gewahret werden der Eintritt in das ewige Reich unseres Herrn und Heilands Jesu Christi. Dazu will der Apostel im Leben und nach seinem Tode sie ermahnt haben, er, der Zeuge der Herrlichkeit Jesu, wie es auch die Propheten warenSo werde ich denn nicht ablassen, euch immerdar solches zu Gemüthe zuführen, obwohl ihr es wisset, und befestigt seyd in dieser Wahrheit. Ich achte es für Pflicht, so lange ich in dieser Hütte bin, euch zu wecken durch Anermahnung; ich weiß anch, daß ich bald meine Hütte ablegen werde, wie mir auch unser Herr Jesus Christus offenbart hat. Ich will mich aber bemühen, daß ihr forthin, auch nach meinem Hinscheiden, solches in Andenken haben möget. Denn wir folgten nicht gelehrten Sagen, als wir euch kund gethan haben die Kraft und Gegenwart unseres Herrn Jesu Christi; sondern wir sind gewesen Augenzeugen Seiner Hoheit. Denn von Gott dem Vater empfing Er Ehre und Herrlichkeit, da über Ihm die Stimme scholl aus hochherrlichem Glanze: Dieser ist Mein geliebter Sohn, an Dem Ich Wohlgefallen habe; Ihn höret: Und diese Stimme hörten wir vom Himmel über Ihn kommen, als wir waren mit Ihm auf dem heiligen Berge. Auch haben wir ein festeres, ein prophetisches Wort; und ihr thut wohl, daß ihr darauf achtet, als auf ein Licht das scheint an einem düsteren Orte, indeß der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und dessen seyd zuvörderst eingedenk, daß keine Weissagung der Schrift sey eigener Deutung; denn nicht auf des Menschen Wollen ward je eine Weissagung vorgebracht; sondern aus Eingebung des heiligen Geistes haben geredet die heiligen Menschen Gottes. Warnung vor falschen Lehrern. Gericht Gottes über sie. Sittenlosigkeit derselbenEs waren aber auch falsche Propheten unter dem Volke, so wie auch unter euch falsche Lehrer seyn werden, welche Irrlehren des Verderbens werden einführen, den Herrn verleugnen Der sie erkaufte, und über sich selbst schnelles Verderben bringen. (Und Viele werden ihren Unzüchtigkeiten nachgehen, durch welche der Weg der Wahrheit wird verlästert werden.) Und aus Gewinnsucht werden sie euch, durch trügliche Reden berücken, sie deren Verurtheilung schon längst nicht säumt, und deren Verderben nicht schlummert. Denn da Gott die Engel, die sündigten, nicht verschonte, sondern in Banden der Hölle sie hinabstürzte in den Abgrund, der Qual überliefert und dem Gericht aufbewahrt zu werden; und da Er der uralten Welt nicht schonte, sondern Noe, den Prediger der Gerechtigkeit, den selbachten, behütete, als Er über die Welt der Gottlosen die Überschwemmung kommen ließ; und da Er die Städte der Sodomäer und Gomorrhäer in Asche legte, und zur Vertilgung sie verdammte, ein Beyspiel künftigen Gottlosen aufstellend; und da Er den gerechten Lot, der gekränkt ward durch der Ruchlosen Schmach und unzüchtigen Wandel rettete; (denn er, der gerechte, wohnte unter jenen, und es ward bey dem, was er sah und hörte, seine gerechte Seele von Tag zu Tag gequält wegen ihrer frevelnden Werke:) so weiß der Herr die Frommen aus der Anfechtung zu retten, die Ungerechten aber für den Tag des Gerichts aufzubewahren zur Strafe; vornehmlich aber solche, welche dem Fleische nachwandeln in Lüften der Unreinigkeit, und die Herrschaft verachten, welche vermessen, selbstsüchtig, sich nicht scheuen, lästernde Irrlehren einzuführen; da doch die Engel, obwohl größer an Macht und Stärke, kein lästernd Urtheil wider einander aussprechen. Jene aber sind wie unvernünftige Thiere, die ihrer Natur nach sind zum Fang und zur Verzehrung; sie lästern was sie nicht kennen, sie werden in ihrer Verdorbenheit umkommen, und den Lohn der Ungerechtigkeit davontragen. Sie achten für Glückseligkeit die Lust Eines Tages; sind Schandflecken und Scheusale; fröhnen den Gelüsten bey ihren Liebesmahlen, prassen mit euch; sie haben Augen voll Ehebruchs und unabläßiger Sünde; sie verlocken die unstandhaften Seelen; sie haben einen zur Habsucht abgerichteten Sinn; sie sind Kinder des Fluches; verlassen habend den rechten Weg, fahren sie irre, gehen einher auf dem Wege Balaams, des Sohnes Bosor, welcher den Lohn der Ungerechtigkeit liebte; er fand aber die Strafe seiner Vermesscnheit: das sprachlose Lastthier redete mit Menschenstimme, und that Einhalt dem Wahnsinne des Propheten. Sie sind wasserleere Quellen, Nebelwolken die von Winden umgetrieben werden; das Dunkel der Finsternisse ist ihnen aufbehalten. Sie reden hochfahrende, eitele Worte, und locken zu fleischlichen Begierden, zur Unzucht solche, welche so eben denen entkommen waren die in Irrthum wandeln. Sie verheissen ihnen Freiheit, sind aber selbst Knechte des Verderbens, denn von wem Jemand überwunden ist, dessen Knecht ist er. Wenn denn jene, die den Unlauterkeiten der Welt entkommen waren durch die Erkenntniß unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi, hinwiederum darin verstrickt und überwunden werden, da ist mit ihnen das Letzte ärger als das Erste. Denn es wäre ihnen besser, daß sie den Weg der Gerechtigkeit nicht gekannt hatten, als daß sie nach der Erkenntniß, wieder abweichen von dem heiligen Gebote, das ihnen gegeben war. Denn es ist solchen ergangen nach dem wahren Sprichworte: Der Hund kehrt wieder zu dem was er gespieen hat, und die abgeschwemmte Sau zum kothigen Pfuhl. Wider die welche den Untergang dieser Welt und die Ankunft Jesu Christi leugnenDieß ist nun, Vielgeliebte, der zweyte Brief, den ich euch schreibe, worin ich, durch Anermahnung, euren lauteren Sinn erwecke, daß ihr eingedenk seyd der von den Propheten vorher gesagten Worte, und unserer Gebote, die wir sind Apostel des Herrn und Heilandes. Das wisset zuvörderst, daß in den letzten Tagen höhnende Spötter kommen werden, die, nach eigenen Gelüsten wandelnd, sagen: Wo ist die Verheissung, oder Seine Ankunft? denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibet Alles, wie es war von Anbeginn der Schöpfung. Es entgeht ihnen, mit ihrem Willen, daß durch Gottes Wort vorzeiten der Himmel ward, und die Erde, die entstand aus Wasser und durch Wasser. Daher auch die damalige Welt unterging, von Wasser überschwemmt. Der jetzige Himmel aber und die Erde sind, durch dasselbige Wort, aufbewahret, dem Feuer vorbehalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen. Eins aber müsse euch nicht entgehen, Vielgeliebte; daß Ein Tag ist vor dem Herrn, wie tausend Jahre, und tausend Jahre, wie Ein Tag. Der Herr verziehet die Verheissung nicht, (wie Einige meinen,) sondern Er ist langmüthig euretwegen, und will nicht daß Etliche verloren gehen, sondern daß sich Alle zur Buße wenden. Es wird aber kommen der Tag des Herrn, wie ein Dieb, an welchem die Himmel werden mit großem Krachen dahinfahren, die lodernden Elemente aufgelöset, die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden. Da nun das Alles wird aufgelöset werben, wie sollet ihr denn seyn? In heiligem Wandel und in Gottseligkeit sollt ihr gewärtig seyn und zueilen der Ankunft des Tages des Herrn, an welchem die flammenden Himmel zergehen, und schmelzen werden die lodernden Elemente. Neue Himmel aber und eine neue Erde erwarten wir, nach Seiner Verheissung, in denen Gerechtigkeit wohnet. Wie wir uns vorbereiten sollen auf diese AnkunftDarum, Vielgeliebte, da ihr solches erwartet, so bestrebet euch, unbefleckt und unbescholten vor Ihm erfunden zu werden, in Friede; und die Langmuth unsers Herrn erachtet euch zur Seligkeit, wie auch unser vielgeliebte Bruder Paulus, nach der ihm gegebnen Weisheit, an euch geschrieben hat, so wie in allen Briefen, wo er davon spricht; in welchen Einiges schwer zu verstehen ist, was Unkundige und nicht fest Bestehende verkehren, wie auch die anderen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben. Ihr denn, Brüder, die ihr dies zum voraus wisset, hütet euch, daß ihr nicht durch den Irrthum der Unbesonnenen hingerissen werdet, und von eurem festen Stande abfallet. Wachset aber in ber Gnade und Erkenntniß unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi. Ihm sey die Ehre, nun und am Tage der Ewigkeit! Amen! Durch Jesum Christum haben wir Gemeinschaft mit Gott dem VaterWas war von Anfang, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut, und unsere Hände betastet haben, von dem Wort des Lebens, (und das Leben ist erschienen, und wir haben es gesehen, und geben Zeugniß, und verkündigen euch das Leben das ewig ist, welches bey dem Vater war, und uns erschienen ist,) was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, auf daß auch ihr Gemeinschaft habet mit uns, und unsere Gemeinschaft sey mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesu Christo. Und das schreiben wir, auf daß ihr euch freuet, und eure Freude vollkommen sey. Gott ist Licht, wir sind sündige MenschenUnd das ist die Verkündigung, die wir von Ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in Ihm ist keine Finsterniß. Wofern wir sagen: wir haben Gemeinschaft mit Ihm, und da wandeln in Finsterniß; so lügen wir, und thun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist; so haben wir Gemeinschaft unter einander: und das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, reiniget, uns von aller Sünde. Wofern wir sagen: wir haben keine Sünde; so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen; Er ist treu und gerecht, daß Er uns unsere Sünden vergebe, und uns von aller Ungerechtigkeit reinige. Wenn wir sagen: wir haben nicht gesündigt; so machen wir Ihn zum Lügner, und Sein Wort ist nicht in uns. Christus ist die Versöhnung der WeltMeine Kindlein! dieses schreibe ich euch, auf daß ihr nicht sündiget. Wenn aber auch einer sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bey dem Vater, Jesum Christum, den Gütigen. Und Er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, nicht aber allein für die unsrigen, sondern auch für die der ganzen Welt. Kennzeichen der Liebe zu GottUnd daran wissen wir, daß wir Ihn kennen, wofern wir Seine Gebote halten. Wer da sagt, er kenne Ihn, und hält nicht. Seine Gebote; der ist ein Lügner, und Wahrheit ist nicht in ihm. Wer aber Dessen Wort hält, in dem ist wahrhaft die Liebe Gottes vollständig; und daran wissen wir, daß wir in Ihm sind. Wer sagt, daß er in Ihm bleibe, der muß auch wandeln also wie Er gewandelt hat. Vom Gebote der NächstenliebeVielgeliebte! nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern das alte Gebot, was ihr hattet von Anfang an; das alte Gebot ist das Wort das ihr gehört habt. Jedoch ein neues Gebot schreibe ich euch, was es wahrhaft ist in Ihm und in euch, weil die Finsterniß vorüber ist, und das wahre Licht nun scheinet. Wer da sagt, er sey im Lichte, und hasset seinen Bruder, der ist dennoch in der Finsterniß. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Lichte, und ist ohne Anstoß. Wer aber seinen Bruder hasset, der ist in der Finsterniß, und wandelt in der Finsterniß, und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsterniß seine Augen geblendet hat. Man soll die Welt nicht liebenIch schreibe euch, Kindlein, daß euch die Sünden erlassen werden Seines Namens wegen. Ich schreibe euch, Väter, weil ihr Den erkannt habt, Der von Anfang ist; ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt; ich schreibe euch, Kleine, weil ihr den Vater erkannt habt; ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr stark seyd, und das Wort Gottes in euch bleibt, und ihr den Bösen überwunden habt: liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn Jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn Alles, was in der Welt ist, das ist Begierde des Fleisches, und Begierde der Augen, und Hoffart des Lebens, welche nicht vom Vater ist, sondern von der Welt. Und die Welt her, geht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes thut, der bleibet in Ewigkeit. Man soll fliehen die Irrlehrer, die Widersacher Jesu, man soll bleiben bey der Lehre, die uns überliefert istKindlein, es ist die letzte Stunde; und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist komme, so sind auch nun viele Antichristen entstanden, daher erkennen wir, daß die letzte Stunde sey. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns, denn wären sie von uns gewesen, so wären sie ja bey uns geblieben; aber, auf daß sie offenbar würden, indem nicht Alle von uns sind. Ihr aber habt die Salbung von Dem, Der heilig ist, und wisset Alles. Ich habe nicht an euch geschrieben als an solche, welche die Wahrheit nicht erkennen, sondern als an solche, welche sie erkennen, und daß keine Lüge aus der Wahrheit komme. Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, welcher leugnet, daß Jesus sey der Christus? Dieser ist ein Antichrist, der da leugnet den Vater und den Sohn. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennet, der hat auch den Vater. Was ihr von Anfang an gehört habt, das bleibe in euch. Wenn in euch bleibet, was ihr von Anfang an gehört habt; so werdet ihr auch in dem Sohn und in dem Vater bleiben. Und das ist die Verheissung, die Er uns verheissen hat, das ewige Leben. Dieses habe ich euch geschrieben von denen, die euch irre führen. Und die Salbung, die ihr von Ihm empfangen habt, die bleibe in euch, und ihr bedürfet nicht, daß Jemand euch lehre; sondern wie Seine Salbung euch belehret über Alles, so ist es wahr, und ist keine Lüge, und wie sie euch gelehrt hat, bey dem bleibet. Und nun, Kindlein, bleibet in Ihm, auf daß, wann Er erscheinen wird, wir Zuversicht haben, und nicht zu Schanden werden mögen vor Ihm bey Seiner Ankunft. Wenn ihr wisset, daß Er gerecht ist; so wisset auch, daß Jeder, der die Gerechtigkeit übet, aus Ihm geboren ward. Hohe Würde des Christen und Vorzug vor Anderen. Sie lieben den Nächsten. Sie haben Ruhe des Gewissens, haben Zuversicht, das zu erhalten, warum sie bitten.Sehet, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat, daß wir Kinder Gottes heißen, und es sind! Darum kennet uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht kennet. Vielgeliebte! wir sind nun Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar worden, was wir seyn werden. Wir wissen, daß, wann es offenbar worden, wir Ihm ähnlich seyn werden, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Und Jeder, der solche Hoffnung hat zu Ihm, der heiliget sich, wie auch Er heilig ist. Jeder der Sünde thut, schändet das Gesetz; und die Sünde ist des Gesetzes Schändung. Und ihr wisset, daß Er gekommen ist, auf daß Er unsere Sünden hinwegnehme; und es ist keine Sünde in Ihm. Jeder, der in Ihm bleibet, ist nicht sündhaft; und Jeder der sündhaft ist, sah Ihn nicht und kannte Ihn nicht. Kindlein, laß Niemand euch irre führen! Wer Gerechtigkeit übet, der ist gerecht, wie auch Er gerecht ist. Wer Sünde thut, der ist vom Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist der Sohn Gottes gekommen, daß Er die Werke des Teufels zernichte. Wer aus Gott geboren ist, der thut nicht Sünde denn Dessen Samen bleibet in ihm; und er kann nicht sündhaft seyn, weil er aus Gott geboren ist. Daran ist es offenbar, welche die Kinder Gottes sind, und welche die Kinder des Teufels: Jeder der Nicht gerecht ist, ist nicht aus Gott, und wer seinen Bruder nicht liebet. Denn dieses ist die Ankündigung, die ihr von Anfang an gehört habt, daß ihr einander lieben sollet; nicht, wie Kain, der von dem Bösen war, und seinen Bruder tödtete. Und warum tödtete er ihn? weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht. Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch hasset. Wir wissen, daß wir hinübergeführt sind aus dem Tode zum Leben, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht, liebt, der bleibet im Tode. Wer seinen Bruder hasset, der ist ein Mörder; und ihr wisset, daß kein Mörder das ewige Leben bleibend in sich hat. Daran erkennen wir die Liebe Gottes, daß Er für uns Sein Leben dargegeben hat; und auch wir sollen für die Brüder das Leben dargeben. Wer Güter dieser Welt hat, und sieht seinen Bruder Noth leiden, und verschließet sein Herz vor ihm, wie soll in ihm die Liebe Gottes bleiben? Meine Kindlein! lasset uns nicht lieben mit dem Wort und mit der Zunge, sondern mit der That un5 mit der Wahrheit! Daran erkennen wir, daß wir aus der Wahrheit sind, und unsere Herzen vor Ihm beruhigen werden. Denn wofern unser Herz uns anklagt; größer ist Gott, als unser Herz, und Alles weiß Er. Vielgeliebte! wenn unser Herz uns nicht anklagt; da haben wir Zuversicht zu Gott, und was wir bitten, werden wir von Ihm erlangen, weil wir Seine Gebote halten, und thun was Ihm wohlgefällig ist. Und dieß ist Sein Gebot: daß wir sollen glauben an den Namen Seines Sohnes Jesu Christi, und uns einander lieben, so wie Er uns das geboten hat. Und wer Seine Gebote hält, der bleibet in Ihm, und Er in diesem. Und daran erkennen wir, daß Er in uns bleibet, in dem Geiste Den Er uns gegeben hat. Von der Prüfung der GeisterVielgeliebte! glaubet nicht jeglichem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott seyn: denn es sind viele falsche Propheten in die Welt gekommen. Daran wird der Geist Gottes erkannt: Jeder Geist, welcher bekennet, daß Jesus Christus ist gekommen im Fleisch, der ist von Gott. Und jeder Geist, welcher Jesum auflöset, ist nicht von Gott; und dieser ist der des Antichristen, von dem ihr gehört habt, daß er komme; und er ist nun schon in der Welt. Ihr seyd aus Gott, Kindlein, und habt Jenen überwunden; weil größer ist Der in euch ist, als der in der Welt ist. Jene sind von der Welt; darum reden sie was der Welt ist, und die Welt gibt ihnen Gehör. Wir sind von Gott, wer Gott kennet, gibt uns Gehör; wer nicht von Gott ist, gibt uns nicht Gehör. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrthums. Von der Liebe zu Gott und zu dem NächstenVielgeliebte! lasset uns einander lieben, denn die Libe ist von Gott; und Jeder der da liebt, ist aus Gott geboren, und kennet Gott. Wer nicht liebt, der kennet Gott nicht, denn Gott ist die Liebe. Daran ist offenbaret worden die Liebe Gottes zu uns, daß Gott Seinen eingebornen Sohn in die Welt gesandt hat, auf daß wir leben durch Ihn. Darin thut sich dar die Liebe: wir sind's nicht die Gott geliebt haben, sondern Er hat uns zuerst geliebt, und hat gesandt Seinen Sohn, die Sühnung für unsere Sünden. Vielgeliebte! da Gott uns also geliebt hat, so sollen auch wir einander lieben. Keiner hat je Gott gesehen. Wenn wir einander lieben, so bleibet Gott in uns, und Seine Liebe ist in uns vollkommen. Daran erkennen wir, daß wir in Ihm bleiben und Er in uns: von Seinem Geist hat Er uns gegeben. Und wir haben gesehen und, bezeugen, daß der Vater Seinen Sohn gesandt hat, den Heiland der Welt. Wer da bekennet, daß Jesus ist der Sohn Gottes, in dem bleibet Gott, und er in Gott. Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, welche Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer bleibt in der Liebe, der bleibt in Gott, und Gott in ihm. Darin ist die göttliche Liebe vollkommen in uns, daß wir Zuversicht haben auf den Tag des Gerichts, weil wie Er ist, so auch wir sind in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Qual; wer aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. Lasset uns also Gott lieben, denn Gott hat uns zuerst geliebt. Wenn Jemand sagt: ich liebe Gott; und er seinen Bruder hasset, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt den er sieht, wie kann der Gott lieben Den er nicht sieht? Und dieses Gebot haben wir von Gott: Wer Gott liebt, der liebe auch seinen Bruder. Von der Liebe des Nächsten. Von dem Glauben an Jesum, den GottmenschenEin Jeder, der glaubt, das Jesus ist Christus, der ist aus Gott geboren; und Jeder, der liebt Den Der geboren hat, liebt auch den der aus Ihm geboren ward. Daran erkennen wir, daß wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben, und Seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, baß wir Seine Gebote halten; und Seine Gebote sind nicht schwer. Denn Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und der Sieg, welcher die Welt besiegt, ist unser Glaube. Wer anders ist, der die Welt überwindet, als der welcher glaubt, daß Jesus ist Gottes Sohn? Dieser ist's, Der da kam mit Wasser und mit Blut, Jesus Christus, nicht mit Wasser allein, sondern mit Wasser und mit Blut. Und der Geist ist's, Der Zeugniß gibt, daß Christus die Wahrheit sey. Denn Drey sind die Zeugniß geben im Himmel: der Vater, das Wort, und der heilige Geist; und diese Drey sind Eins. Und drey sind die Zeugniß geben auf Erden: der Geist, und das Wasser, und das Blut; und diese drey sind Eins. Wenn wir das Zeugniß der Menschen annehmen; größer ist das Zeugniß Gottes: ein Zeugniß Gottes ist's, ein größeres, was Er gezeugt hat von Seinem Sohne. Wer glaubt an den Sohn Gottes, der hat dieß Zeugniß Gottes in sich; wer nicht glaubet an den Sohn, der macht Denselben zum Lügner; weil er dem Zeugnisse nicht glaubt, das Gott gezeuget hat von Seinem Sohne. Und das Zeugniß ist dieses: daß uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in Seinem Sohne. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn nicht hat, der hat nicht das Leben. Solches schreibe ich euch, auf daß ihr wisset, daß ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes. Von der Kraft des Gebetes, von der Würde des ChristgläubigenUnd dieß ist die Zuversicht, die wir zu Ihm haben: wo wir etwas bitten nach Seinem Willen, so erhöret Er uns. Und wir wissen, daß Er uns erhört, worum wir je bitten mögen, wir wissen es, weil wir das Gebetene haben, das wir von Ihm erbaten. Wenn Jemand weiß, daß sein Bruder sündigt eine Sünde nicht zum Tode; so bitte er; und es wird das Leben ihm gegeben werden, der sündigte nicht zum Tode. Es gibt eine Sünde zum Tode; dafür sage ich nicht daß einer bitte. Jedes Unrecht ist Sünde; und es gibt eine Sünde zum Tode. Wir wissen, wer aus Gott geboren ist, der ist nicht sündhaft, sondern die Geburt Gottes bewahret ihn, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen, daß wir aus Gott sind; und die ganze Welt liegt im Argen. Und wir wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist, und uns einen Sinn gegeben hat, daß wir den wahren Gott erkennen, und sind in dem Wahren, in Seinem Sohne. Dieser ist der wahre Gott und das ewige Leben. Kindlein, hütet euch vor den Götzen! Amen! Der Greis an die erkorne Frau, und an ihre Kinder, welche ich liebe in der Wahrheit, (und nicht ich allein, sondern Alle, welche die Wahrheit erkannt haben,) um der Wahrheit willen, die in uns bleibet, und bey uns seyn wird in Ewigkeit. Gnade sey mit euch, Erbarmen, Friede, von Gott dem Vater und Christo Jesu, dem Sohne des Vaters, in der Wahrheit und in der Liebe. Es war mir große Freude, daß ich einige antraf von deinen Kindern, die da wandeln in der Wahrheit, so wie wir das Gebot empfangen haben von dem Vater. Und nun bitte ich dich, Frau, nicht schreibe ich es dir, als ein neues Gebot, sondern was wir von Anfang gehabt haben, — daß wir uns unter einander lieben. Und dieß ist die Liebe, daß wir wandeln nach Seinen Geboten. Das ist das Gebot: Wie ihr von Anfang gehört habt, so wandelt darin. Denn es sind viele Verführer in die Welt ausgegangen, welche nicht bekennen, daß Jesus Christus gekommen ist im Fleische. Ein solcher ist ein Verführer und ein Antichrist. Sehet euch vor, daß ihr nicht verlieret, was ihr gewirket habt, sondern den vollen Lohn empfanget. Jeder der abweichet und nicht bleibet in der Lehre Christi, der hat Gott nicht; wer bleibet in dieser Lehre, der hat den Vater und hat den Sohn. Wenn Jemand zu euch kommt, und diese Lehre nicht mitbringt, den nehmet nicht ins Haus, und bietet ihm keinen Gruß. Denn wer ihm den, Gruß bietet, der machet sich theilhaft seiner bösen Werke. Vieles hatte ich an euch zu schreiben, aber ich wollte es nicht mit Papier und Dinte, denn ich hoffe zu euch zu kommen, und von Mund zu Mund zu reden, auf daß eure Freude vollkommen sey. Es grüßen dich die Kinder deiner Schwester, der Erkornen. Der Greis an Gajus, den vielgeliebten, den ich liebe in der Wahrheit. Vielgeliebter in Allem wünsche ich, daß es dir Wohlergehen und du gesund seyn mögest, so wie es deiner Seele wohlergeht. Es war mir große Freude, als Brüdcr kamen und Zeugniß gaben deiner Wahrheit, wie du wandelst in der Wahrheit. Keine größere Gnade wird mir, als die, daß ich höre, meine Kinder wandeln in der Wahrheit. Vielgeliebter! du handelst treulich in dem was du erweisest den Brüdern, und insonderheit den Fremden; diese haben von deiner Liebe Zeugniß gegeben vor der Gemeinde. Und du wirst wohl thun, das Geleite ihnen zu geben, wie es würdig ist vor Gott. Denn Seines Namens wegen sind sie ausgegangen, und empfangen von den Heiden nichts. So müssen wir denn Solcher uns annehmen, auf daß wir Gehilfen der Wahrheit seyn. Ich hätte wohl an die Gemeinde geschrieben; aber der unter ihnen den Vorrang liebt, Diotrephes, nimmt uns nicht an. Darum werde ich, wann ich komme, ihn seiner Werke erinnern die er thut, der mit bösen Worten wider uns schwatzet, und, — als genüge ihm das nicht, — er selbst nimmt die Brüder nicht auf, und denen die sie aufnehmen möchten, wehret er es, und stößt sie aus der Gemeinde. Geliebter! ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute. Wer Gutes thut, der ist aus Gott; wer Böses thut, der hat Gott nicht erkannt. Dem Demetrius wird Zeugniß gegeben von Allen und von der Wahrheit selbst, aber auch wir geben Zeugniß, und du weißt, daß unser Zeugniß wahrhaft ist. Vieles hätte ich dir zu schreiben, aber ich wollte nicht mit Dinte und Feder an dich schreiben. Ich hoffe aber dich bald zu sehen, und wir werden von Mund zu Mund reden. Friede sey dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde namentlich. Judas, ein Knecht Jesu Christi, und Bruder des Jakobus, an die von Gott dem Vater Geliebten, und von Christo Jesu Erlöseten, die Berufenen. Erbarmung sey euch, und Friede und Liebe, in Fülle! Vielgeliebte! benebst daß es mir das Angelegentlichste ist, an euch zu schreiben über euer gemeinschaftliches Heil, ward ich genöthigt an euch zu schreiben, betheurend, zu kämpfen für den Glauben, welcher ein- für allemal den Geheiligten überliefert worden. Denn es sind einige Menschen nebeneingeschlichen, (von denen vorlängst geschrieben, daß solches Gericht über sie komme,) Gottlose, welche die Gnade unsers Gottes zur Unzucht verkehren, und unsern alleinigen Herrscher und Herrn Jesum Christum verleugnen. Ich will euch aber deß, so ihr alles einmal wisset, eingedenk machen, daß Jesus, nachdem Er das Volk aus dem Lande Egyptens gerettet hatte, darnach die, welche ungläubig waren, vertilgte; daß Er die Engel, welche ihre Würde nicht bewahrten, sondern verließen ihre Stätte, zum Gerichte des großen Tages in ewigen Banden unter der Finsterniß aufbewahrt hat; wie daß auch Sodoma und Gomorrha und die benachbarten Städte, welche gleichermaaßen ehebrüchig waren, und einem anderen Fleische nachgingen, zum Beyspiel geworden sind, des ewigen Feuers Strafe leidend. Solcher Weise auch Jene: sie beflecken das Fleisch, verachten die Herrschaft, lästern die Hoheit. Michael aber der Erzengel, als er dem Teufel entgegen sprach, rechtend um den Leichnam des Mopses, erkühnte sich nicht, ein lästerndes Urtheil zu fällen, sondern sagte: Der Herr bändige dich! Diese aber, was sie nicht kennen, lästern sie; was sie aber natürlicher Weise, gleich den vernunftlosen Thieren, kennen, darin verderben sie sich. Wehe ihnen! den Weg Kain's wandeln sie, und gehen den Irrweg Balaams um Gewinn, und in der Widerspenstigkeit des Kore kommen sie um. Sie sind Schandflecken bey ihren Liebesmahlen, prassen ohne Scheu, und weiden, sich selbst. Sie sind wasserleere Wolken, von Winden umhergetrieben; sind herbstliche Bäume, sind unfruchtbare, zweymal erstorbene, entwurzelte. Sie sind tobende Wogen des Meers, die ihre eigne Schmach aufschäumen; sind irrende Sterne, denen der Finsternisse Grauen auf ewig vorbehalten ist. Geweissagt aber hat auch von ihnen Henoch der siebente von Adam an, sprechend: Siehe, der Herr kommt mit den Tausenden Seiner Heiligen, Gericht zu halten über Alle, und zu strafen alle die Frevelhaften wegen aller ihrer Frevelthaten, die sie gefrevelt haben, und wegen all der Lästerworte, so wider Ihn gesprochen haben die frevelhaften Sünder! Sie sind's die da murren, und Beschwerde führen; die nach ihren Lüsten wandeln, und ihr Mund spricht Hochfahrendes; sie achten das Ansehen der Person, des Gewinnes wegen. Ihr aber, Geliebte, seyd eingedenk der Worte, welche zuvor gesprochen worden von den Aposteln unsers Herrn Jesu Christi, die euch sagten, daß Spötter kommen würden in der letzten Zeit, die nach ihren Gelüsten wandeln in Gottlosigkeit. Diese sind es, welche sich absondern, den Sinnen fröhnen, den Geist nicht haben. Ihr aber, Geliebte, erbauet euch auf euren heiligsten Glauben; betet im heiligen Geist; haltet euch in der Liebe Gottes; und harret der Erbarmung unsers Herrn Jesu Christi, zum ewigen Leben! Weiset Jene zurecht, die sträflich erfunden sind; Andere rettet, dem Feuer sie entreißend; Andere bedauert, mit Vesorgniß. Verabscheuet auch das befleckte Gewand, das fleischliche. Dem aber Der da vermag, euch zu bewahren ohne Sünde, und euch darzustellen vor Seiner Herrlichkeit, unbefleckt, in Wonne, bey der Ankunft unsers Herrn Jesu Christi, Ihm, dem alleinigen Gott, unserm Seligmacher durch Jesum Christum unsern Herrn, sey Ehre und Hoheit, Herrschaft und Macht, vor jeglicher Zeit und nun und in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten! Amen! Eingang. Gruß. Erscheinung die dem Apostel wardOffenbarung Jesu Christi, welche Ihm Gott gegeben hat, zu zeigen Seinen Knechten, was bald geschehen soll, und welche Er durch Seinen Engel, den Er sandte, kund gethan Seinem Knechte Johannes, welcher bezeugt hat das Wort Gottes, und das Zeugniß von Jesu Christo, was er alles gesehen. Selig wer da liest und Gehör gibt den Worten dieser Weissagung, und bewahret was in ihr geschrieben steht, denn die Zeit ist nahe. Johannes an die sieben Gemeinden in Asia. Gnade euch und Friede von Dem Der ist und Der war und Der seyn wird, und von den sieben Geistern die da sind vor Seinem Throne, und von Jesu Christo, Welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborne aus den Todten und der Herrscher über die Könige der Erde; Welcher uns geliebt, und uns gewaschen hat von unseren Sünden in Seinem Blut, und uns gemacht zum Königthum und zu Priestern Gott und Seinem Vater: Ihm ist die Herrlichkeit und die Herrschaft in Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen! Siehe, Er kommt in Wolken, und sehen wird Ihn jedes Auge, auch die Ihn gestochen haben; und jammern werden vor Ihm alle Geschlechter der Erde: Ja! Amen! Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, spricht der Herr, Gott, Der ist und Der war und Der seyn wird, der Allmächtige. Ich Johannes, euer Bruder und Mitgenoß in der Trübsal und in dem Reiche und in der Geduld in Christo Jesu, war auf der Insel die Patmos genannt wird, wegen des Wortes Gottes und des Zeugnisses von Jesu. Ich war im Geiste am Tage des Herrn, und hörte hinter mir eine gewaltige Stimme, wie einer Posaune; sie sprach: Was du stehest, schreibe in ein Buch, und sende es den sieben Gemeinden in Asia: nach Ephesus, und nach Smyrna, und nach Pergamus, und nach Thyatira, und nach Sardis, und nach Philadelphia und nach Laodicia. Und ich wandte mich, zu sehen die Stimme, die zu mir sprach. Ich wandte mich und sah sieben goldene Leuchter, und in Mitte der sieben goldenen Leuchter, Einen ähnlich dem Sohne des Menschen, angethan mit langem Gewande, und gegürtet um die Brust mit goldenem Gürtel; Sein Haupt und Sein Haar war hellweiß, wie weiße Wolle, wie Schnee; und Seine Augen wie Feuerflamme; und Seine Füße aehnlich dem Silbererze, wie dem im Ofen geglüheten; und Seine Stimme, wie die Stimme vieler Gewässer. Und Er hatte in Seiner Rechten sieben Sterne; und aus Seinem Munde ging hervor ein zweyschneidiges scharfes Schwert; und Sein Antlitz war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Macht. Und als ich Ihn sah, fiel ich hin zu Seinen Füßen, wie todt; und Er legte Seine Rechte auf mich, und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte, und der Lebende; und Ich war todt, und siehe. Ich bin lebend in Ewigkeit der Ewigkeiten; und Ich habe die Schlüssel des Todes und des Unterreichs. Schreibe denn, was du sahest, und was ist, und was geschehen soll darnach. Dieß das Geheimniß der sieben Sterne, die du sahest in Meiner Rechten, und die sieben goldenen Leuchter: die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden. Schreiben an die Gemeinden zu Ephesus, zu Smyrna, zu Pergamus und zu ThyatiraDem Engel der Gemeinde zu Ephesus schreibe: Das spricht Der, Welcher die sieben Sterne hält in Seiner Rechten, Welcher wandelt in Mitte der sieben goldenen Leuchter: Ich kenne deine Werke, und deine Mühe, und deine Geduld, und daß du die Bösen nicht ertragen kannst, und geprüft hast Jene, die sagen, sie seyn Apostel, und sind es nicht; und hast sie lügenhaft befunden. Und du hast Geduld, und hast gelitten Meines Namens wegen, und bist nicht müde geworden. Das aber habe Ich wider dich: von deiner ersten Liebe hast du abgelassen. So bedenke denn, wovon du abgewichen bist, und thue Buße, und befleiße dich jener ersten Werke! Wo aber nicht, so komme Ich dir, und werde deinen Leuchter nehmen von seiner Stätte, wenn du nicht Buße thuest. Das aber hast du: du hassest die Werke der Nikolaiten, die auch Ich hasse. Wer Ohren hat, der höre was der Geist den Gemeinden sagt! Dem Ueberwinder werde Ich geben zu essen von dem Baume des Lebens, der da ist im Paradiese Meines Gottes. Und dem Engel der Gemeinde zu Smyrna schreibe: Das spricht der Erste und der letzte, Der todt war, und lebend ist: Ich kenne deine Drangsal und deine Armuth (doch reich bist du), und daß du verlästert wirst von denen, die sich Juden nennen, und es nicht sind, sondern sind die Synagoge des Satanas. Fürchte nicht, dessen, was du leiden sollst! Siehe, der Teufel wird Einige euer in Gefängniß legen, daß ihr geprüft werdet; und ihr werdet Drangsal haben zehen Tage lang. Sey getreu bis in den Tod, und Ich will dir geben die Krone des Lebens. Wer Ohren hat, der höre was der Geist den Gemeinden sagt! Dem Ueberwinder soll kein Leid geschehen vom zweyten Tode. Und dem Engel der Gemeinde zu Pergamos schreibe: Das spricht Der, Welcher hat das zweyschneidige scharfe Schwert: Ich weiß wo du wohnest, dort wo der Sitz des Satanas ist; und du hältst an Meinem Namen, und hast Meinen Glauben nicht verleugnet. Auch in jenen Tagen war Antipas Mein getreuer Zeuge, der getödtet ward bey euch, wo Satanas wohnet. Doch habe Ich Einiges wider dich: du hast dort die an der Lehre Balaams halten, welcher den Balak anwies, Anstoß zu legen den Kindern Israels, zu schwelgen und Unzucht zu treiben. So hast du auch die halten an der Lehre der Nikolaiten. So denn thue Buße! wo aber nicht, so werde Ich dir bald kommen; und Ich werde wider Jene kämpfen mit dem Schwerte Meines Mundes. Wer Ohren hat, der höre was der Geist den Gemeinden sagt! Dem Ueberwinder werde Ich geben verborgenes Manna, und ihm geben einen weißen Stein, und auf dem Steine einen neuen Namen geschrieben, den Niemand kennt, als der ihn empfängt. Und dem Engel der Gemeinde zu Thyatira schreibe:, Das spricht der Sohn Gottes, Deß Augen sind wie Feuerflamme, und Seine Füße ähnlich dem Silbererze: Ich kenne deine Werke und deinen Glauben, und deine Liebe und Dienstleistung, und deine Geduld und deine Werke, die letzten zahlreicher als die ersten. Doch habe Ich Einiges wider dich: du lässest das Weib Jezabel, die sich nennt Prophetin, Meine Knechte lehren und irre führen, daß sie Unzucht treiben und essen von Götzenopfern. Und Ich habe ihr Zeit gegeben, daß sie Buße thue; und sie will nicht Buße thun von ihrer Unzucht. Siehe, Ich werde bringen aufs Krankenlager sie und die sammt ihr ehebrechen; in größter Trübsal werden sie seyn, wo sie nicht Buße thun von ihren Werken. Und ihre Kinder werde Ich schlagen mit dem Tode; und erfahren sollen alle Gemeinden, daß Ich Der bin, Der Nieren und Herzen prüfet! Und geben werde Ich Jeglichem unter euch nach seinen Werken. Euch aber sage Ich, den Anderen zu Thyatira, die jene Lehre nicht aufnehmen, und nicht anerkannt haben die Tiefen des Satanas (wie Jene sie nennen): Ich werde auf euch keine andere Last legen. Doch, was ihr habt, das behaltet, bis daß Ich komme! Und wer überwindet, und Meine Werke übet bis ans Ende, dem werde Ich Macht geben über die Heiden; und er wird sie beherrschen mit eisernem Stabe, und wie irdenes Geschirr werden sie zerbrochen werden; wie auch Ich's empfangen habe von Meinem Vater; und Ich will ihm geben den Morgenstern. Wer Ohren hat, der höre was der Geist den Gemeinden sagt! Schreiben an die Gemeinde zu Sardis, an die zu Philadelphia und an die zu LaodiciaUnd dem Engel der Gemeinde zu Sardis schreibe: Das spricht Der, Welcher die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke: du hast den Namen daß du lebest, und du bist todt. Erwache, und stärke das Andere das dem Tode nahe ist, denn Ich finde deine Werke nicht vollständig Vor Meinem Gott. So sey denn eingedenk, wie du empfangen und gehört hast, und halte es, und thue Buße! Wo du denn nicht wachest, werde Ich über dich kommen wie ein Dieb, und du wüßtest nicht, zu welcher Stunde Ich über dich komme. Doch du hast einige Namen in Sardis, die ihre Gewande nicht befleckt haben, und diese werden mit Mir einhergehen in weißen Gewanden, denn sie sind es werth. Der Ueberwinder wird so mit weißen Gewanden angethan werden, und seinen Namen will Ich nicht tilgen aus dem Buche des Lebens, und Ich will seinen Namen bekennen vor Meinem Vater und vor Dessen Engeln. Wer Ohren hat, der höre was der Geist Gottes den Gemeinden sagt! Und dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia schreibe: Das spricht der Heilige, der Wahrhafte, Welcher den Schlüssel Davids hat, Welcher öffnet, und Keiner verschließet; der schließet, und Keiner öffnet. Ich kenne deine Werke. Siehe! Ich gab vor dir eine geöffnete Thüre, die Keiner verschließen kann, denn du hast eine kleine Kraft, und hast Mein Wort bewahret, und hast Meinen Namen nicht verleugnet. Siehe! Ich will geben aus der Synagoge des Satanas, die sagen sie seyen Juden, und sind es nicht, sondern lügen siehe! Ich will machen, daß sie kommen, und sich legen zu deinen Füßen, und erkennen, daß Ich dich lieb habe. Weil du hast bewahret das Wort Meiner Geduld, will Ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen soll über die ganze Welt, heimzusuchen die Bewohner der Erde. Siehe! Ich komme bald, Halte was du hast, auf daß Niemand dir die Krone nehme! Wer überwindet, den werde Ich zum Pfeiler machen im Heiligthume Meines Gottes, und er wird nimmermehr von da weichen, und Ich werde auf ihn schreiben den Namen Meines Gottes und den Namen der Stadt Meines Gottes, der neuen Jerusalem, ( die herab aus dem Himmel kommt von Meinem Gotte,) und Meinen Namen, den neuen. Wer Ohren hat, der höre was der Geist den Gemeinden sagt! Und dem Engel der Gemeinde zu Laodicia schreibe: Das spricht Er, der Amen, der treue und wahrhafte Zeuge, der Ursprung der Schöpfung Gottes: Ich kenne deine Werkes du bist weder kalt noch warm. Wärest du doch kalt, oder warm! Aber weil du lau bist, weder kalt noch warm; werde Ich dich ausspeyen aus Meinem Munde. Du sagst: Ich bin reich und habe in Fülle und bedarf nichts; und weißt nicht, daß du bist elend, und bedaurenswerth, und arm und blind und nackt! Ich rathe dir, zu kaufen von Mir Gold, in Feuer geläutert, auf daß du reich werdest, und weisse Gewande, auf daß du sie anlegest, und nicht offenbar werde die Schande deiner Blöße, und Salbe, deine Augen zu bestreichen, auf daß du sehen mögest. Welche Ich liebe, denen gebe Ich Verweise und züchtige sie. So denn beeifere dich und thue Buße! Siehe, Ich stehe vor der Thüre und klopfe an. Wenn einer Meine Stimme hört und Mir die Thüre aufmacht, zu dem werde Ich eingehen, und mit ihm das Mahl halten, und er mit Mir. Dem der überwindet, werde Ich geben, daß er mit Mir auf Meinem Throne sitze; wie auch Ich überwunden habe, und sitze mit Meinem Vater auf Seinem Throne. Wer Ohren hat, der höre was der Geist den Gemeinden sagt! Erscheinung der Majestät Gottes, der vierundzwanzig Aeltesten und der vier LebendigenNach diesem sah ich. Und siehe! eine Thüre ward aufgethan im Himmel; und die erste Stimme die ich gehört hatte redete zu mir wie eine Posaune und sprach: Steige her, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen soll. Und alsbald war ich im Geist. Und siehe! ein Thron war gestellt im Himmel, und auf dem Throne saß Einer. Und Der da saß war ähnlich anzusehen dem Edelgestein Jaspis und dem Sardis; und ein Regenbogen war rings um den Thron, ähnlich anzusehen dem Smaragd. Und rings um den Thron waren vierundzwanzig Thronen, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Aelteste, angethan mit weißen Gewanden, und goldene Kronen auf ihren Häuptern. Und aus dem Throne gingen aus Blitze und Stimmen und Donner, und sieben flammende Leuchter waren vor dem Throne, welche sind die sieben Geister Gottes. Und vor dem Throne war wie ein gläsernes Meer, ähnlich dem Krystall, und rings um den Thron waren vier Lebendige, voll Augen, vorn und hinten. Und das erste Lebendige war ähnlich einem Löwen; und das zweyte Lebendige ähnlich einem Farren; und das dritte Lebendige hatte ein Antlitz wie ein Mensch; und das vierte Lebendige war ähnlich einem fliegenden Adler. Und die vier Lebendigen, jedes derselben, hatte sechs Fittige; ringsum und inwendig waren sie voll Augen, und rasteten nicht Tag und Nacht, sagend: Heilig, Heilig, Heilig Gott der Herr, der Allmächtige, Der war und Der ist und Der seyn wird. Und als diese Lebendigen gaben Preis und Ehre und Dank Dem Der auf dem Throne sitzet, Der lebet in Ewigkeit der Ewigkeiten; fielen die vierundzwanzig Aeltesten nieder vor Dem, Der auf dem Throne sitzet, und beteten an Ihn Der lebet in Ewigkeit der Ewigkeiten, und legten ihre Kronen hin vor den Thron, und sagten: Würdig bist Du, Herr unser Gott! zu nehmen Preis und Ehre und Macht: Du hast Alles erschaffen, und durch Dein Wollen war's da und ward erschaffen. Das verschlossene Buch. Nur das Lamm vermochte es aufzumachenUnd ich sah, in der Rechten Dessen Der auf dem Throne saß, ein Buch, das beschrieben war inwendig und auswendig, und versiegelt war mit sieben Siegeln. Und ich sah einen mächtigen Engel, der rufte mit lauter Stimme: Wer ist würdig aufzumachen das Buch, und seine Siegel zu lösen? Und Niemand, weder im Himmel, noch auf Erden, noch unter der Erde, vermochte das Buch aufzumachen und hinein zu schauen. Und ich weinte sehr, daß Niemand würdig erfunden wurde, das Buch aufzumachen und hinein zu schauen. Und Einer der Aeltesten sprach zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamme Juda, der Sprößling Davids, daß Er aufmache das Buch, und seine sieben Siegel löse. Und ich sah: und siehe! in Mitte des Throns und der vier Lebendigen, und in Mitte der Aeltesten, stand ein Lamm, als ob Es erwürgt wäre; Das sieben Hörner hatte, und sieben Augen welche sind die sieben Geister Gottes, die ausgesandt werden über die ganze Erde. Und Es kam, und nahm das Buch aus der Rechten Dessen, Der auf dem Throne saß. Und als Es das Buch nahm, fielen die vier Aeltesten nieder vor dem Lamme; sie hatten jeder goldene Harfen und goldene Schalen, voll Räuchwerks, welches sind die Gebete der Heiligen. Und sie sangen ein neues iied, und sprachen: Würdig bist Du, Herr, das Buch zunehmen und seine Siegel zu lösen, denn Du warst erwürget, und hast mit Deinem Blut uns Gotte erkauft aus jeglichem Geschlechte und Zunge, und Volke und Nation, und hast uns gemacht unserm Gotte zu Königen und zu Priestern, und wir werden herrschen auf Erden! Und ich sah; und ich hörete die Stimme vieler Engel rings um den Thron, und um die Lebendigen und die Aeltesten; und ihre Zahl war tausendmal tausend; und sie sprachen: Würdig ist das Lamm, Das erwürgt ward, zu nehmen Macht, und Reichthum, und Weisheit, und Kraft, und Ehre, und Herrlichkeit, und Preis! Und jedes Geschöpf was da ist, im Himmel und auf Erden und unter der Erde, und was auf dem Meere ist und was drinnen, hörte ich sagen: Dem Der auf dem Throne sitzet, und dem Lamme, Preis, und Ehre, und Herrlichkeit, und Gewalt, in die Ewigkeit der Ewigkeiten! Und die vier Lebendigen sagten: Amen! Und die vierundzwanzig Aeltesten fielen nieder, beteten an Den Der lebet in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Die Eröffnung der ersten sechs Siegel, und was da erfolgteUnd ich sah, daß das Lamm eines der sieben Siegel öffnete; und ich hörte Eins der vier Lebendigen sprechen, wie mit des Donners Stimme: Komm und schau! Und ich sah, und siehe! ein weißes Roß, und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm ward eine Krone gegeben, und er zog aus, ein Sieger, daß er siegte. Und als Es das zweyte Siegel öffnete, hörte ich das zweyte Lebendige sprechen: Komm und schau! Und es kam ein anderes, ein rothes Roß; und den, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde, daß sie einander erwürgeten; und gegeben ward ihm ein großes Schwert. Und als Es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebendige sprechen: Komm und schau! Und siehe! ein schwarzes Roß, und der darauf saß, hatte eine Wage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme wie aus der Mitte der vier Lebendigen, sprechend: Ein Maß Weizen für einen Denar, und drey Maß Gerste für einen Denar; und: Verletze nicht das Oel und den Wein! Und als Es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten Lebendigen, das sprach: Komm und schau! Und siehe! ein fahles Roß, und der daraufsaß, deß Name war: Tod; und es folgte ihm die Unterwelt; und ihm ward Macht gegeben über vier Teile der Erde, zu tödten durch das Schwert, und durch Hunger, und durch den Tod, und durch die wilden Thiere der Erde. Und als Es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altare die Seelen derer, die erwürgt waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, woran sie hielten; und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Wie lange, Herr, du Heiliger und Wahrhafter! wird's seyn, daß Du nicht richtest, und nicht rächest unser Blut an denen die auf Erden wohnen? Und es ward ihnen, einer jeglichen, ein weißes Gewand gegeben; und ihnen ward gesagt, daß sie noch einige Zeit ruhen möchten, bis daß voll würde die Zahl ihrer Mitknechte und ihrer Mitbrüder, die da würden getödtet werden, wie auch sie. Und ich sah, als Es das sechste Siegel öffnete, — siehe! ein großes Erdbeben war da, und die Sonne ward schwarz wie ein härnes Kleid, und der Mond ward ganz wie Blut; und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, gleichwie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er von heftigem Winde hin und her geschüttelt wird; und der Himmel entwich wie ein zusammengerolltes Buch; und jeder Berg und jede Insel wurden aus ihrer Stätte gerückt; und die Könige der Erde, und die Gewaltigen, und die Feldobersten, und die Reichen, und die Starken, und jeder Knecht und Freye, verbargen sich in Höhlen und in Bergklüften; und sie sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns und bedecket uns vor dem Antlitze Dessen Der auf dem Throne sitzet, und vor dem Zorne des Lammes! Denn es war gekommen Ihres Zornes großer Tag; und wer wird bestehen können? Große Zahl der Erwählten aus dem israelitischen Volke, größere aus dem vorher heidnischenNach diesem sah ich vier Engel stehen an den vier Ecken der Erde, die da hielten die vier Winde der Erde, daß sie nicht weheten über die Erde, noch über das Meer, noch über irgend einen Baum. Und ich sah einen anderen Engel aufsteigen vom Aufgang der Sonne, der hatte ein Siegel des lebendigen Gottes; und er rufte mit lauter Stimme den vier Engeln, denen gegeben worden zu verletzen die Erde und das Meer; und er sprach: Verletzet nicht die Erde, noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Knechte unsers Gottes bezeichnen an ihren Stirnen. Und ich hörte die Zahl derer die bezeichnet wurden: hundert vierundvierzig tausend aus allen Stämmen der Kinder Israel. Aus dem Stamme Juda, zwölf tausend Bezeichnete; aus dem Stamme Ruben, zwölf tausend Bezeichnete aus dem Stamme Gad, zwölf tausend Bezeichnete; aus dem Stamme Aser, zwölf taufend Bezeichnete; aus dem Stamme Nephthali, zwölf tausend Bezeichnete; aus dem Stamme Manasse, zwölf tausend Bezeichnete; aus dem Stamme Simeon, zwölf tausend Bezeichnete; aus dem Stamme Levi, zwölf tausend Bezeichnete; aus dem Stamme Issachar, zwölf tausend Bezeichnete; aus dem Stamme Zabulon, zwölf tausend Bezeichnete; aus dem Stamme Joseph, zwölf tausend Bezeichnete; aus dem Stamme Benjamin, zwölf tausend Bezeichnete. Darnach sah ich eine große Schar, die Niemand zählen konnte, aus allen Völkern, und Stämmen, und Nationen und Zungen; die standen vor dem Throne und vor dem Lamme, angethan mit weißen Gewanden, und Palmen in ihren Händen; und sie riefen mit lauter Stimme, und sprachen: Heil unserem Gott Der sitzet auf dem Throne, und dem Lamme! Und alle Engel standen, rings um den Thron und um die Aeltesten und um die vier Lebendigen; und sie fielen nieder vor dem Throne auf ihr Angesicht, und beteten Gott an, und sprachen: Amen! Preis und Herrlichkeit, und Weisheit, und Dank, und Ehre, und Macht und Stärke, unserem Gott in die Ewigkeiten der Ewigkeiten! Amen! Und einer der Aeltesten hob an und sprach zu mir: Diese, mit weißen Gewanden angethan, wer sind sie? und woher kamen sie? Und ich sprach zu ihm: Mein Herr! du weißt es. Und er sprach zu mir: Das sind die, welche gekommen sind aus großem Drangsal; und sie haben ihre Gewande gewaschen und hellweiß gemacht, in dem Blute des Lammes. Darum sind sie vor dem Throne Gottes, und dienen Ihm, Tag und Nacht, in Seinem Heiligthum; und Der auf dem Throne sitzet, wird bey ihnen wohnen; und es wird sie nicht mehr hungern noch dursten; auch wird nicht auf sie fallen die Sonne, noch irgend eine Hitze, denn das Lamm in der Mitte des Thrones wird sie leiten und sie führen zu den Quellen der Wasser des Lebens; und abtrocknen wird Gott jede Thräne von ihren Wangen. Oeffnung des siebenten Siegels. Gebete, dargebracht vor den Thron Gottes. Die vier ersten Posaunen, und was erfolgt auf ihren SchallUnd da Es das siebente Siegel öffnete, ward eine Stille im Himmel, fast eine halbe Stunde. Und ich sah die sieben Engel, die dastehen vor Gott; und ihnen wurden gegeben sieben Posaunen. Und ein anderer Engel kam, und trat vor den Altar; er hatte ein goldenes Rauchfaß; und ihm ward viel Rauchwerk gegeben, daß er es darbringe, von den Gebeten aller Geheiligten, auf dem goldenen Altar, der ist vor dem Throne Gottes. Und es stieg empor der Rauch des Räuchwerks, mit den Gebeten der Geheiligten, von der Hand des Engels vor Gott. Und der Engel nahm das Rauchfaß, und füllete es vom Feuer des Altars, und warf es zur Erde hin: und es kamen Stimmen, und Donner, und Blitze, und großes Erdbeben. Und die sieben Engel, welche hatten die sieben Posaunen, rüsteten sich, daß sie posauneten. Und der erste Engel posaunete: und es kam Hagel und Feuer, gemischt mit Blut, und fiel auf die Erde; und der dritte Theil der Erde verbrannte, und der dritte Theil der Bäume verbrannte, und alles grünende Gras verbrannte. Und der zweyte Engel posaunete: und wie ein großer mit Feuer brennender Berg stürzte ins Meer, und der dritte Theil des Meeres wurde Blut; und es starb der dritte Theil der Geschöpfe, die da Leben haben im Meere; und der dritte Theil der Schiffe ging unter. Und der dritte Engel posaunete: und es fiel aus dem Himmel ein großer Stern, keimend wie eine Fackel; und er fiel über den dritten Theil der Ströme, und über die Quellen der Gewässer; und der Name des Sternes heißt: Wermuth; und der dritte Theil der Gewässer ward zu Wermuth; und viele Menschen starben von den Gewässern, weil sie bitter waren. Und der vierte Engel posaunete: und geschlagen ward der dritte Theil der Sonne, und der dritte Theil des Mondes, und der dritte Theil der Sterne, so daß ihr dritter Theil verdunkelt wurde, und der Tag den dritten Theil nicht schien, und die Nacht deßgleichen. Und ich sah; und hörete die Stimme eines Adlers, der flog mitten am Himmel, und rief mit lauter Stimme: Wehe! Wehe! Wehe den Bewohnern der Erde, von den anderen Stimmen der drey Engel, die posaunen werden! Des fünften Engels Posaunen, und des sechsten, und was da erfolgteUnd der fünfte Engel posaunete; und ich sah einen Stern fallen vom Himmel auf die Erde. Und ihm ward gegeben der Schlüssel zum Schlunde des Abgrundes; und er öffnete den Schlund des Abgrundes; und es stieg Rauch auf aus dem Schlunde, wie der Rauch eines großen Ofens; und verfinstert ward die Sonne und die Luft von dem Rauche des Schlundes. Und aus dem Rauche des Schlundes kamen Heuschrecken auf die Erde; und ihnen ward Macht gegeben, wie Macht haben auf Erden die Skorpionen. Und es ward zu ihnen gesagt, daß sie nicht sollten verletzen das Gras der Erde, noch etwas Grünendes, noch irgend einen Baum, sondern nur jene Menschen, welche nicht haben das Siegel Gottes an ihrer Stirne. Und es ward ihnen gegeben, nicht sie zu tödten, sondern zu quälen fünf Monate lang; und ihr Quälen war, wie das Quälen des Skorpions, wenn er einen Menschen trifft. Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, und ihn nicht finden; sie werden begehren zu sterben, und der Tod wird fliehen vor ihnen. Und die Gestalt der Heuschrecken war ähnlich den zur Schlacht gerüsteten Rossen; und auf ihren Köpfen waren wie Kronen, ähnlich dem Golde, und ihre Angesichte, wie Angesichte der Menschen; und sie hatten Haare wie Weiberhaare; und ihre Zahne waren wie Zähne der Löwen; und sie hatten Panzer, wie eiserne Panzer; und das Rasseln ihrer Flügel war, wie das Rasseln der Kriegeswagen, mit vielen Rossen eilend in die Schlacht; und sie hatten Schwänze gleich den Skorpionen, und Stachel waren in ihren Schwänzen; und sie hatten Macht, die Menschen zu verletzen fünf Monate lang. Und sie hatten über sich zum Könige den Engel des Abgrundes, genannt im Hebräischen Abaddon, im Griechischen Apollyon (Verderber.) Das Eine Wehe war vorüber, und siehe, es kommen noch zwey Wehen nach diesem. Und der sechste Engel posaunete; und ich hörte Eine Stimme von den vier Ecken her des goldenen Altars der vor Gott steht; diese sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Löse die vier Engel, die gebunden sind am großen Strome Euphrat. Und gelöset wurden die vier Engel, welche gerüstet standen, auf die Stunde, und den Tag, und den Monat und das Jahr, zu tödten den dritten Theil der Menschen. Und die Zahl des Heeres ihrer Reiterey war zwanzig tausendmal zehentausend: auch ich hörte ihre Zahl. Und also sah ich in diesem Gesicht die Rosse, und die daraufsaßen: diese hatten Panzer, feurige und dunkelblaue und schwefelichte; die Köpfe der Rosse waren wie Köpfe der Löwen; und aus ihren Mäulern kam Feuer und Rauch und Schwefel. Und von diesen dreyen Plagen wurde der dritte Theil der Menschen getödtet, vom Feuer, und vom Rauch, und vom Schwefel, die aus ihren Mäulern kamen. Denn die Macht dieser Rosse ist in ihren Mäulern und in ihren Schwänzen, denn ihre Schwänze sind ähnlich den Schlangen und haben Köpfe, und mit diesen verletzen sie. Und die anderen Menschen, die nicht getödtet waren von diesen Plagen, thaten keine Buße wegen der Werke ihrer Hände, so daß sie nicht mehr hätten angebetet die Abgötter, und die Götzenbilder von Gold, und von Silber, und von Erz, und von Stein, und von Holz, welche nicht sehen können, noch hören, noch gehen; auch thaten sie nicht Buße wegen ihrer Mordthaten, noch wegen ihrer Zaubereyen, noch wegen ihrer Unzucht, noch wegen ihrer Diebstähle. Der starke Engel. Die Stimmen der Donner. Das geöffnete BüchleinUnd ich sah einen anderen starken Engel herabsteigen aus dem Himmel, umkleidet mit einer Wolke, und ein Regenbogen war um sein Haupt, und sein Antlitz war wie die Sonne, und seine Füße wie Feucrsaulen; und er hatte in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein. Und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, und den linken auf die Erde. Und er rufte mit gewaltiger Stimme, wie wenn ein Löwe brüllet; und da er rufte, sprachen sieben Donner ihre Stimmen. Und als die sieben Donner ihre Stimmen gesprochen, wollte ich schreiben. Und ich hörete eine Stimme aus dem Himmel, die sprach zu mir: Versiegle was die sieben Donner gesprochen, und schreibe es nicht. Und der Engel, den ich sah stehen auf dem Meere und auf der Erde, erhub seine Hand gen Himmel, und schwur bey Dem Der lebet in die Ewigkeiten der Ewigkeiten, Der erschaffen hat den Himmel und was in ihm ist, und die Erde und was in ihr ist, und das Meer und was in ihm ist: daß keine Zeitfrist mehr seyn wird, sondern daß, in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wann er zu posaunen beginnt, das Geheimniß Gottes werde erfüllet werden, wie Er verkündiget hat durch Seine Knechte, die Propheten. Und ich hörte die Stimme aus dem Himmel abermal zu mir reden, sie sprach: Geh und nimm das geöffnete Büchlein aus der Hand des Engels, der da steht auf dem Meere und auf der Erde. Und ich ging zum Engel, und sagte ihm, daß er mir das Büchlein gäbe. Und er sprach zu mir: Nimm das Büchlein, und verschlinge es; und es wird, dir herbe seyn im Leibe, aber in deinem Munde süß wie Honig. Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels, und verschlang es; und es war in meinem Munde süß wie Honig, und als ich es verschlungen hatte, ward es mir im Leibe herbe. Und er sprach zu mir: Du mußt abermal weissagen vielen Völkern und Geschlechtern und Sprachen und Königen. Der Tempel abgetheilt. Die zwey Zeugen Gottes ermordet und auferwecket. Erdbeben. Der siebente Engel posaunte. LobgesangUnd es ward mir gegeben ein Rohr, ähnlich einer Meßruthe, und mir ward gesagt: Mache dich auf und miß den Tempel Gottes und den Altar, und die welche in ihm sind. Den Vorhof aber, den außerhalb des Tempels, scheide ab, und miß ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben, und die werden zertreten die heilige Stadt, zwey und vierzig Monate lang. Und Ich werde meinen beyden Zeugen geben, daß sie weissagen, tausend zweyhundert und sechzig Tage, angethan mit Bußsäcken. Diese sind die zwey Oelbäume, und die zwey Leuchter, die dastehen vor dem Herrn der Erde. Und wenn einer ihnen Leid thun will, da wird Feuer aus ihrem Munde ausgehen und ihre Feinde verzehren, wenn einer ihnen Leid thun will, also soll er getödtet werden. Sie haben Macht, den Himmel zu verschließen, daß es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und sie haben Macht über die Wasser, sie zu wandeln in Blut, und mit jeglicher Plage die Erde zu schlagen, so oft sie wollen. Und wann sie ihr Zeugniß vollendet haben, dann wird das Thier das hervorsieigt aus dem Abgrunde, Krieg wider sie führen, und sie überwinden, und sie tödten. Und ihre Leichname werden liegen auf den Straßen der großen Stadt, die in geistlichem Verstande heißt Sodoma und Aegyptus, wo auch ihr Herr ist gekreuzigt worden. Und es werden welche aus allen Geschlechten, und Völkern, und Zungen, und Nationen ihre Leichname sehen, drey Tage und einen halben Tag; und sie werden nicht gestatten, daß ihre Leichname in ein Grab gelegt werden. Und die Bewohner der Erde werden sich freuen über sie, und werden sich ergötzen, und einander Geschenke senden; denn diese beyden Propheten hatten gequält die Bewohner der Erde. Und nach den dreyen und einem halben Tage kam in sie von Gott der Geist des Lebens, und sie standen auf ihren Füßen; und große Furcht fiel über die welche sie sahen. Und sie höreten eine laute Stimme vom Himmel, die sprach zu ihnen: Steiget herauf! Und sie stiegen empor gen Himmel in einer Wolke; und es sahen sie ihre Feinde. Und in derselbigen Stunde ward großes Erdbeben; und der zehnte Theil der Stadt stürzte, und im Erdbeben kamen um sieben tausend Menschen; und den übrigen ward bange, und sie gaben die Ehre dem Gott des Himmels. Das zweyte Weh ist vorüber; und siehe, das dritte wird alsbald kommen. Und der siebente Engel posaunete: und es erschollen laute Stimmen im Himmel, die sprachen: Das Reich der Welt ist geworden das Reich unseres Herrn und Seines Christus; und Er wird herrschen in Ewigkeit der Ewigkeiten. Amen! Und die vierundzwanzig Aeltesten, die sitzen vor Gott auf ihren Thronen, fielen auf ihr Angesicht, beteten Gott an und sprachen: Wir danken Dir, Herr! Gott! Du Allmächtiger, Der Du bist und warst und seyn wirst, daß Du Deine große Macht ergriffen hast, und herrschest! Die Völker waren erzürnt; da kam Dein Zorn, und die Zeit, daß gerichtet wurden die Todten, daß der Lohn gegeben wurde Deinen Knechten, den Propheten und den Heiligen und denen, die Deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und daß verderbet wurden die, welche die Erde verderbet haben. Und es ward geöffnet der Tempel Gottes im Himmel; und gesehen ward die Lade Seines Bundes in Seinem Tempel; und es kamen Blitze, und Summen, und Erdbeben, und großer Hagel. Das verherrlichte Weib, und ihr Sohn. Wider sie kämpfet der Drache; diesen stürzet der Engel Michael. SiegesgesangUnd es erschien ein großes Zeichen im Himmel: ein Weib, umkleidet mit der Sonne, der Mond unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von zwölf Sternen. Und sie war schwanger, schrie in Kindesnöthen und hatte Pein in Wehen der Geburt. Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: und siehe, ein großer, feuerrother Drache, der hatte sieben Häupter und zehen Hörner, und auf seinen Häuptern sieben Kronen. Und sein Schwanz zog den dritten Theil der Sterne des Himmels und warf sie auf die Erde. Und der Drache stellte sich vor das Weib, das gebären sollte, auf daß wenn sie geboren hätte, er ihr Kind verschlänge. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, welcher alle Völkerschaften regieren würde mit eisernem Zepter. Und ihr Kind ward entzückt hin zu Gott und zu Dessen Thron. Und das Weib floh in die Einöde, wo sie hatte eine von Gott bereitete Stätte, auf daß man sie dort ernährete tausend zweihundert und sechzig Tage. Und ein großes Gefecht begab sich im Himmel: Michael und seine Engel kämpften wider den Drachen; und der Drache und seine Engel kämpften, und sie bestanden nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel. Und hinausgeworfen ward der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satanas, er, der die ganze Welt verführte; geworfen ward er auf die Erde; Und seine Engel wurden geworfen mit ihm. Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel, die sprach: Nun ist das Heil und die Macht und die Herrschaft geworden unserem Gotte, und die Gewalt Seinem Gesalbten! Denn hinabgeworfen ward der Verkläger unserer Brüder, der sie anklagte vor unserem Gott bey Tag und bey Nacht! Und sie haben ihn überwunden durch das Blut des Lammes, und durch das Wort ihres Zeugnisses, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod! Darum freuet euch ihr Himmel, und die ihr drinnen wohnet! Wehe der Erde und dem Meer! denn hinabfuhr der Teufel zu euch, und hat großen Zorn, wissend daß er eine kleine Zeit hat. Und als der Drache sah, daß er geworfen war auf die Erde, verfolgte er das Weib, welches den Knaben geboren hatte. Und dem Weibe wurden gegeben zween Flügel eines großen Adlers, auf daß sie flöge in die Einöde, zu ihrer Stätte hin, wo sie genähret wird, eine Zeit und zwey Zeiten und eine halbe Zeit, außer dem Anblicke des Drachens; und der Drache warf aus seinem Maule zum Weibe hin Wasser, wie einen Strom, auf daß sie von dem Strome dahingerissen würde; und die Erde half dem Weibe; und es that die Erde ihren Mund auf, und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Maule geworfen. Und der Drache ergrimmte über das Weib; und ging hin, Krieg zu führen wider die Übriggebliebenen ihres Samens, welche die Gebote Gottes halten, und bey dem Zeugnisse Jesu Christi beharren. Und er stand am Sande des Meers. Das Thier aus dem Meere lästert Gott, und kämpfet wider die Geheiligten — die Christen, das Thier der Erde leistet ihm BeystandUnd ich sah ein Thier steigen aus dem Meere, das hatte sieben Häupter und zehen Hörner, und auf seinen Hörnern zehen Kronen, und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. Und das Thier, so ich sah, war ähnlich einem Pantherthiere, und seine Fuße wie die eines Bären, und sein Rachen wie der Rachen eines Löwen; und ihm gab der Drache seine Macht und große Gewalt. Und ich sah eins seiner Häupter, wie bis zum Tode verwundet; und seine Todeswunde ward geheilet, und die ganze Erde staunte dem Thiere nach; und sie beteten den Drachen an, der dem Thiere die Macht gegeben: und beteten das Thier an, und sprachen: Wer ist dem Thiere gleich? und wer vermag zu kämpfen mit ihm? Und ihm ward ein Mund gegeben, der da sprach Großes und Lästerungen; und ihm ward Macht gegeben, zu schalten zwey und vierzig Monate lang. Und es that seinen Mund auf zu Lästerungen wider Gott, zu lästern Dessen Namen, und Dessen Wohnung, und die im Himmel wohnen. Und ihm ward gegeben, Krieg zu führen wider die Geheiligten und sie zu überwinden, und ihm ward Gewalt gegeben über alles Geschlecht und Volk, und Sprache und Nation. Und es beteten dasselbe an Alle die auf Erden wohnen, sie deren Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuche des Lammes, Das getödtet ist von Anbeginn der Welt. Wer Ohren hat, der höre! Wenn Jemand in Gefängniß hat geführt, der wird in Gefängniß geführt werden; wenn Jemand mit dem Schwerte getödtet hat, der soll mit dem Schwerte getödtet werden. Hier gilt Geduld und Glaube der Geheiligten! Und ich sah ein anderes Thier aus der Erde steigen; und es hatte zwey Hörner, ähnlich dem Lamme; und es redete wie der Drache. Und es übte alle Gewalt des ersten Thiers vor dessen Augen; und es machte, daß die Erde und die darauf wohnen, das erste Thier anbeteten, dessen Todeswunde geheilet ward. Und es that große Zeichen, so daß es auch machte vom Himmel Feuer fallen vor den Augen der Menschen. Und es verführte, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die ihm gegeben worden zu thun vor dem Thiere; und es gebot denen die auf Erden wohnen, ein Bild dem Thiere aufzurichten, welches die Wunde des Schwertes hat, und lebet. Und ihm ward gegeben, einen Geist zu geben dem Bilde des Thiers, und daß des Thieres Bild redete; und er mache, daß die, welche das Thier nicht anbeteten, getödtet werden. Und es wird machen, daß Alle, Große und Kleine, Reiche und Arme, Freye und Knechte, das Kennzeichen des Thieres haben auf ihrer rechten Hand, oder auf ihrer Stirne; und daß Niemand könne kaufen oder verkaufen, als wer hat dieß Kennzeichen: entweder den Namen des Thiers, oder die Zahl seines Namens. Hier gilt Weisheit. Wer Verstand hat, der berechne die Zahl des Thieres! denn es ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist: sechs hundert sechs und sechzig. Lobgesang der Heiligen. Die Engel verkündigen ein ewiges Evangelium, den Sturz Babylons, die Marter der Gottlosen, die Verwüstung der ErdeUnd ich sah: und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Sion, und mit Ihm hundert und vierzig Tausende, die hatten Seinen Namen und den Namen Seines Vaters, geschrieben an ihren Stirnen. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel, wie die Stimme vieler Wasser, und wie die Stimme eines starken Donners; und die Stimme die ich hörte, war wie der Harfenspieler, die spielen auf ihren Harfen. Und sie sangen wie ein neues Lied vor dem Throne, und vor den vier Lebendigen, und den Aeltesten; und Niemand konnte das Lied singen, als die hundert vier und vierzig tausend Erkauften von der Erde. Diese sind es, welche sich mit Weibern nicht befleckt haben, denn jungfräulich sind sie? diese sind es, welche dem Lamme folgen, wohin es gehen möge; diese wurden erkauft aus den Menschen, Erstlinge Gott und dem Lamme. Und in ihren Munde ward keine Lüge befunden, denn tadellos sind sie vor dem Throne Gottes. Und ich sah einen anderen Engel schweben in Mitte des Himmels, der hatte ein ewiges Evangelium, es zu verkündigen den auf Erden Wohnenden, unter allen Völkern, und Geschlechten, und Sprachen, und Nationen. Und er sprach mit lauter Stimme: Fürchtet den Herrn, und gebet Ihm die Ehre, weil gekommen ist die Stunde Seines Gerichts! und betet Den an, Der gemacht hat den Himmel, und die Erde, und das Meer, und die Wasserquellen! Und ein anderer Engel folgte, und sprach: Sie ist gefallen! gefallen Babylon, die große! sie die mit dem Glutwein ihrer Unzucht hat getränket alle Völker. Und ein dritter Engel folgte ihnen, und sprach mit starker Stimme: Wenn Jemand hat angebetet das Thier und dessen Bild, und genommen das Kennzeichen an seiner Hand oder an seiner Stirne; der wird auch trinken von dem Glutwein Gottes, welcher bereitet und lauter ist im Kelche Seines Zorns; und wird gequält werden in Feuer und Schwefel, vor den heiligen Engeln und vor dem Lamme; und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen in Ewigkeit der Ewigkeiten; und keine Ruhe haben bey Tage und bey Nacht, die das Thier und dessen Bild angebetet haben, und wo einer angenommen das Kennzeichen seines Namens. Hier gilt Geduld der Geheiligten, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesum. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel, die sprach zu mir: Schreibe: Selig die Todten, welche im Herrn sterben! Von nun an, spricht der Geist, sollen sie ruhen von ihren Beschwerden, denn ihre Werke folgen ihnen nach. Und ich sah, und siehe! eine weiße Wolke, und Einer, Der saß auf der Wolke, ähnlich dem Sohne des Menschen; und Er hatte auf Seinem Haupte eine goldene Krone, und in Seiner Hand eine scharfe Sichel. Und ein anderer Engel kam hervor aus dem Heiligthum, und rufte mit starker Stimme Dem zu, Der auf der Wolke saß: Lege Deine Sichel an und ernte! denn gekommen ist die Stunde zu ernten; reif ist die Ernte der Erde. Und Der auf der Wolke saß, legte auf Erden die Sichel an; und die Erde ward geerntet. Und ein anderer Engel kam aus dem Heiligthum, das im Himmel ist; auch er hatte eine scharfe Sichel. Und ein anderer Engel kam vom Altar, der hatte Gewalt über das Feuer; und er rufte mit starker Stimme dem zu, der die scharfe Sichel hatte, und sprach: Lege deine scharfe Sichel an, und schneide die Trauben des Weinstocks der Erde! denn reif sind seine Beeren. Und der Engel legte auf Erden seine scharfe Sichel an, und schnitt den Weinstock der Erde, und warf hinein in die große Kelter des Zornes Gottes. Und die Kelter ward außer vor der Stadt gekeltert; und das Blut floß von der Kelter bis an die Zäume der Rosse, tausend sechs hundert Feldweges. Siegeslied der Seligen. Sieben Engel mit sieben Schalen voll des Zornes GottesUnd ich sah ein anderes Zeichen im Himmel, ein großes, wunderbares: sieben Engel, die hatten die sieben letzten Plagen; denn mit ihnen ward vollendet der Zorn Gottes. Und ich sah wie ein krystallenes Meer, gemischt mit Feuer; und die welche gesiegt hatten über das Thier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen am krystallenen Meere, und hatten Harfen Gottes; und sie sangen das Lied Moyses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes, und sprachen: Groß und wunderbar sind Deine Werke Herr! Gott, Allmächtiger! Gerecht und wahrhaft Deine Wege, König der Ewigkeiten! Wer sollte Dich, Herr! nicht fürchten, und verherrlichen Deinen Namen? Denn Du allein bist barmherzig; alle Völker werden kommen, und anbeten vor Dir, denn Deine Gerichte sind offenbar geworden. Und nach diesem sah ich, und siehe: aufgethan ward das Heiligthum der Hütte des Zeugnisses im Himmel. Und aus dem Heiligthum kamen die sieben Engel; diese hatten die sieben Plagen; sie waren angethan mit weißer, glänzender Leinwand, und gegürtet um die Brust mit goldenen Gürteln. Und Eins der vier Lebendigen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen, voll des Zornes Gottes, Der lebet in Ewigkeiten der Ewigkeiten. Und das Heiligthum ward voll von Rauch, vor der Herrlichkeit Gottes und Seiner Macht. Und Niemand konnte eingehen in das Heiligthum, bis vollendet würden die sieben Plagen der sieben Engel. Sieben Engel gießen sieben Schalen des göttlichen Zorns aus auf die ErdeUnd ich hörte eine starke Stimme aus dem Heiligthume; die sprach zu den sieben Engeln! Gehet, gießet aus die sieben Schalen des Zorns Gottes auf die Erde! Und der erste ging, und goß seine Schale aus auf die Erde; und es ward arges und scheußliches Geschwür an den Menschen, die da hatten des Thieres Kennzeichen, und die dessen Bild angebetet hatten. Und der zweyte Engel goß seine Schale aus auf das Meer; und es ward Blut wie eines Todten, und Alles was Leben hatte im Meer, das starb. Und der dritte goß seine Schale aus auf die Flüsse und auf die Wasserquellen; und es ward Blut. Und ich hörte den Engel der Gewässer, der sprach: Gerecht bist du, Herr! Der Du bist und Der Du warst, Heiliger! daß Du so gerichtet hast. Denn das Blut der Geheiligten und der Propheten haben sie vergossen; und Blut hast Du ihnen zu trinken gegeben, denn sie sind es werth! Und ich hörte einen anderen vom Altare her, der sprach: Ja! Herr, Gott, Allmächtiger! wahr und gerecht sind Deine Gerichte! Und der vierte Engel goß seine Schale aus auf die Sonne; und ihm ward gegeben, zu quälen die Menschen mit Glut und Feuer. Und gesengt wurden die Menschen von großer Hitze; und sie lästerten den Namen Gottes, Der Macht hat über solche Plagen; und sie thaten nicht Buße, daß sie Ihm die Ehre gegeben hätten. Und der fünfte Engel goß seine Schale aus auf den Thron des Thieres; und verfinstert ward dessen Reich; und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerz; und sie lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Schmerzen und ihrer Geschwüre; und sie thaten nicht Buße von ihren Werken. Und der sechste Engel goß seine Schale aus auf den großen Strom Euphrat; und dessen Wasser trocknete er aus, daß bereitet würde der Weg den Königen vom Aufgange der Sonne. Und ich sah aus dem Munde des Drachen, und aus dem Munde des Thieres, und aus dem Munde des falschen Propheten kommen drey unreine Geister, wie Frösche. Es sind die Geister der Teufel, welche Wunderzeichen thun, und ausgehen zu den Königen der ganzen Erde, sie zu versammeln zum Kampfe, auf jenen großen Tag Gottes, des Allmächtigen. (Siehe, Ich komme, wie ein Dieb! Selig der, da wachet, und seine Gewande bewahret, daß er nicht nackt einhergehe, und man seine Schande sehe!) Und er wird sie versammeln an den Ort, der auf hebräisch heißet Harmageddon. Und der siebente Engel goß seine Schale aus in die Luft; und es ging eine starke Stimme hervor aus dem Heiligthume, vom Throne her, die sprach: Es ist geschehen! Und es wurden Blitze, und Stimmen, und Donner, und ein großes Erdbeben, deßgleichen nicht gewesen, seitdem Menschen waren auf der Erde: solch ein Erdbeben, so groß! Und getheilt ward die große Stadt in drey Theile; und die Städte der Völker stürzten; und Babylon, der großen, ward gedacht vor Gott, ihr zu geben den Kelch des Weines Seines eifernden Zornes. Und alle Inseln flohen; und Berge wurden nicht gefunden. Und ein großer Hagel, wie zentnerschwer, fiel vom Himmel auf die Menschen; und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn diese Plage war übergroß. Erscheinung der Buhlerin — der Stadt Babylon. Ein Engel deutet diese ErscheinungUnd es kam einer der sieben Engel, welche die sieben Schalen hatten, und er redete zu mir und sprach: Komm, ich will dir zeigen das Gericht der großen Buhlerin, die da sitzet auf vielen Wassern; mit welcher die Könige der Erde Unzucht getrieben haben; und von dem Weine ihrer Unzucht sind trunken geworden die Bewohner der Erde. Und er führte mich im Geist in die Wüste; und ich sah ein Weib, sitzend auf einem scharlachrothen Thier, welches voll war von Namen der Lästerung, und hatte sieben Häupter und zehen Hörner. Und das Weib war gekleidet in Purpur und Scharlach, und geschmückt mit Gold, Edelgesteinen und Perlen, und hatte in ihrer Hand einen goldenen Becher, voll von Gräuel und von der Unsauberkeit ihrer Unzucht, und auf ihrer Stirne einen Namen geschrieben: Geheinmiß: Babylon, die Große, die Mutter der Hurereyen, und der Gräuel auf Erden. Und ich sah das Weib, trunken vom Blute der Geheiligten, und vom Blute der Zeugen Jesu. Und ich staunte, als ich sie sah, mit großem Staunen. Und der Engel sprach zu mir: Warum staunest du? Ich will dir sagen das Geheimnis des Weibes und des Thiers, welches sie trägt, und welches hat sieben Häupter und zehen Hörner. Das Thier, was du sahst, war, und ist nicht, und wird aufsteigen aus dem Abgrunde, und fahren in's Verderben. Die Bewohner der Erde, deren Namen nicht geschrieben worden in das Buch des Lebens von Anbeginn der Welt, werden staunen, da sie das Thier sehen, welches war, und nicht ist. Hier der Sinn, welcher Weisheit hat: Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen das Weib sitzet; und sind auch sieben Könige; Fünf fielen; der eine ist da; der andere ist noch nicht gekommen; und wann er kommt, muß er nur eine kleine Zeit bleiben. Und das Thier, das war und nicht ist, das ist der achte, und ist von den sieben, und fährt in's Verderben. Und die zehen Hörner, die du sahest, sind zehen Könige, welche die Herrschaft noch nicht empfangen haben; aber sie werden Gewalt, als Könige, empfangen auf Eine Stunde nach dem Thiere. Diese haben Einen Sinn, und werden ihre Macht und ihr Ansehen dem Thiere geben. Sie werden wider das Lamm streiten, aber das Lamm wird sie überwinden: denn Es ist Herr der Herren und König der Könige; und die mit Ihm, sind Berufene, Erwählte und Getreue. Und er sprach zu mir: Die Wasser, die du sahest, wo die Buhlerin sitzet, sind Völker, Nationen und Sprachen. Und die zehen Hörner, die du sahest an dem Thiere, diese werden die Buhlerin hassen, sie entstellen und entblößen, und werden ihr Fleisch essen, und sie in Feuer verbrennen. Denn Gott hat ihnen in den Sinn gegeben, zu thun Seinen Willen, ihr Reich zu geben dem Thiere, bis die Worte Gottes vollendet werden. Und das Weib, das du sahest, ist die große Stadt, welche hat die Herrschaft über die Könige der Erde. Babylons Fall und Gericht. Der Freunde WehklagenUnd nach diesem sah ich einen anderen Engel, der kam herab vom Himmel, und hatte große Macht, und die Erde ward erleuchtet von seinem Glanze. Und er rufte mächtig und sprach: Sie ist gefallen! gefallen die große Babylon! und ist geworden die Behausung der Teufel, und die Wohnung jedes unreinen Geistes, und die Wohnung jedes unreinen und scheuslichcn Gevögels! weil von dem Glutwein ihrer Unzucht getrunken haben alle Völker, und die Könige der Erde mit ihr gebuhlet, und die Kaufleute der Erde reich geworden an der Fülle ihrer Ueppigkeit. Und ich hörte eine andere, Stimme vom Himmel, die sprach: Gehet aus von ihr, Mein Volk! auf daß ihr nicht Theil nehmet an ihren Sünden, und ihr nicht empfanget von ihren Plagen. Denn ihre Sünden sind gestiegen bis an den Himmel, und Gott hat ihrer Frevelthaten gedacht. Erweiset ihr, was sie euch erwiesen hat; vergeltet ihr zwiefach ihre Thaten! In dem Kelche, den sie gemischet hat, mischet es ihr zwiefach! Wie sehr sie sich herrlich gemacht, und in Lüsten gelebt hat, so viel gebet ihr der Qual und des Jammers! In ihrem Herzen sprach sie: Eine Königin, sitze ich da! und Wittwe bin ich nicht, und werde keine Trauer sehen! Darum, an Einem Tage, werden ihre Plagen kommen, Tod und Trauer und Hunger; und in Feuer wird sie verbrannt werden, denn mächtig ist Gott, Der sie richten wird, Und weinen werden und jammern über sie die Könige der Erde die mit ihr Unzucht trieben und üppig lebten, wann sie da sehen den Rauch von ihrer Feuersbrunst, von ferne stehend aus Furcht vor ihrer Quaal, und sagend: Wehe! wehe! Babylon, die große Stadt, die mächtige Stadt! denn in Einer Stunde ist gekommen dein Gericht! Und die Kaufleute der Erde werden weinen über sie und wehklagen, weil Keiner mehr ihre Waren kaufen wird; die Ware des Goldes und des Silbers, des Edelgesteines und der Perlen, des Byssus und des Purpurs, und der Seide und des Scharlachs; und all das wohlriechende Holz, und all das Geräth von Elfenbein, und all das Geräth von kostbaren Steinen, und von Erz, und von Eisen und von Marmor; und den Zimmet, und das Rauchwerk, und den Balsam, und den Weihrauch, und den Wein, und das Oel, und das feinste Mehl, und den Weizen, und das Lastvieh, und die Schafe, die Rosse und die Wagen, und die Leiber und Seelen der Menschen; und die Gartenfrüchte die Lust deiner Seele — sind dir entschwunden, und Alles dir entnommen was köstlich und herrlich ist; und nimmer ist es mehr zu finden. Die Kaufleute solcher Waren, die sich bereicherten von ihr, werden stehen von ferne aus Furcht vor ihrer Qual, werden weinen und jammern, und sagen: Wehe! wehe! die große Stadt, die gekleidet war in Byssus und Purpur und Scharlach, die geschmückt war mit Gold und Edelgestein und Perlen! In Einer Stunde ist all dieser Reichthum dahin! Und jeder Steuermann und wer über See schiffte, und die Ruderknechte, und Alle die ihr Gewerbe treiben auf dem Meere, standen von ferne, und schrieen, da sie sahen die Brandstätte, und sprachen: Welche war gleich dieser großen Stadt? Und sie warfen Staub auf ihre Häupter, riefen, weinten und jammerten, und sprachen: Wehe! wehe! die große Stadt, durch welche Alle, die Schiffe haben auf dem Meere, reich geworden, an ihren Kostbarkeiten; in Einer Stunde ist sie verwüstet! Freue dich über sie, Himmel, und ihr Heiligen, ihr Apostel und ihr Propheten! denn Gott hat euer Urtheil gesprochen über sie. Und ein Mächtiger unter den Engeln hob einen Stein, wie ein Mühlstein groß, warf ihn ins Meer, und sprach: Also, im Schwunge, wird hinabgeworfen Babylon, die große Stadt, und wird nicht mehr gefunden werden! Die Stimme der Harfenspieler, und der Sänger, und der Tonspieler, und der Drommeter, wird nicht mehr in dir gehört werden; und jeder Künstler jeglicher Kunst nicht mehr in dir gefunden werden; und der Schall der Mühle nicht mehr in dir gehört werden; und das Licht der Leuchte nicht mchr scheinen in dir; und die Stimme des Bräutigams und der Braut nicht mehr gehört werden in dir! Deine Kaufleute waren die Gewaltigen der Erde; von deinem Zauber wurden bethört alle Völker. Und in ihr ist das Blut der Propheten und der Heiligen gefunden, und Aller, die erwürgt wurden auf Erden. Siegesgesang über den Sturz Babylons, der Buhlerin. Hochzeitmahl des Lammes und Seiner Braut. Es erscheint das Wort Gottes. Sieg Desselben über das Thier und die diesem anhangenNach diesem hörte ich wie eine Stimme großer Scharen im Himmel, die sprachen: Alleluja! das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist unserem Gotte! Wahr und gerecht sind Seine Gerichte, gerichtet hat Er die große Buhlerin, welche die Erde verderbte mit ihrer Unzucht, und hat gerächet das Blut Seiner Knechte an ihrer Hand. Und abermal sprachen sie: Alleluja! der Rauch steigt auf von ihr in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Und es fielen nieder die vier und zwanzig Aeltesten und die vier Lebendigen, beteten Gott An, Der sitzet auf dem Throne, und sprachen: Amen! Alleluja! Und eine Stimme kam her von dem Throne, die sprach: Lobsinget unserm Gott alle Seine Knechte, die ihr Ihn fürchtet, die Kleinen und die Großen! Und ich hörte wie die Stimme großer Scharen, und wie die Stimme, vieler Wasser, und wie die Stimme gewaltiger Donner, die sprach: Alleluja! Seine Herrschaft hat Er dargethan, Er, der Herr! unser Gott! der Allmächtige. Freuen wir uns und frohlocken, und geben Ihm die Ehre! denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und Seine Braut hat sich bereitet. Und es ward ihr gegeben, sich zu kleiden in reinem und glänzendem Byssus, denn der Byssus ist die Gerechtigkeit der Geheiligten. Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig, die zum Mahle der Hochzeit des Lammes berufen sind! Und er sprach zu mir: Das sind die wahrhaftigen Worte Gottes! Und ich fiel nieder zu seinen Füßen, ihn anzubeten. Und er sprach zu mir: Siehe, thue es nicht! Ich bin dein Mitknecht, und deiner Brüder, die beharren beym Zeugniß Jesu. Bete Gott an! denn das Zeugniß Jesu ist der Geist der Weissagung. Und ich sah den Himmel aufgethan; und siehe! ein weißes Roß, und Der darauf saß, ward genannt der Treue und der Wahrhafte; und nach Gerechtigkeit richtet Er und kämpfet. Seine Augen wie Feuerflamme; und auf Seinem Haupte viele Kronen. Und Er hatte einen geschriebenen Namen, den Keiner kennt, als Er Selbst. Und Er war angethan mit einem Gewande, das in Blut gefärbt war; und Sein Name heißet: das Wort Gottes. Und die Heerschaaren die im Himmel sind, folgten Ihm auf weißen Rossen, und waren gekleidet mit weißem und glänzendem Byssus. Und aus Seinem Munde geht hervor ein scharfes, zweyschneidiges Schwert, daß Er damit die Völker schlage. Und Er wird sie regieren mit eisernem Zepter; und Er tritt die Weinkelter des eifernden Zornes Gottes, des Allmächtigen. Und auf Seinem Gewande und auf Seinem Schenkel steht geschrieben der Name: König der Könige und Herrscher der Herrschenden. Und ich sah einen Engel, der stand in, der Sonne, und er rief mit starker Stimme, und sprach zu allen Vögeln, die da flogen mitten unter dem Himmel: Kommet, sammelt euch zum großen Mahle Gottes; daß ihr essen möget das Fleisch der Könige, und das Fleisch der Heerführer, und das Fleisch der Starken, und das Fleisch der Rosse und derer die darauf sitzen, und das Fleisch Aller, der Freyen und der Knechte, der Kleinen und der Großen! Und ich sah das Thier, und die Könige der Erde, und ihre Heere versammelt, Krieg zu führen mit Dem Der auf dem Rosse saß, und mit Dessen Heerschar. Und ergriffen ward das Thier, und der falsche Prophet mit ihm, der Zeichen gethan vor ihm, durch welche er verführt hat die, welche das Kennzeichen des Thieres annahmen und dessen Bild anbeteten. Lebendig wurden diese beyde geworfen in den Pfuhl des Feuers, der mit Schwefel brennet. Und die Anderen wurden getödtet mit dem Schwerte, das hervorgeht aus dem Munde Dessen, Der sitzet auf dem Rosse. Und alles Gevögel ward gesättiget von ihrem Fleische. Sturz des Drachen. Tausendjähriges Reich der Heiligen. Der Satanas wird wieder gelöset, kämpfet, wird gestürzt und mit den Seiningen gequält auf ewig. Auferstehung der Todten und WeltgerichtUnd ich sah einen Engel Herabfahren vom Himmel, der hatte den Schlüssel zum Abgrunde, und eine große Kette in seiner Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und der Satanas, und band ihn auf tausend Jahr, und warf ihn in den Abgrund, und verschloß und versiegelte über ihm, daß er die Völker nicht mehr verführete, bis vollendet würden tausend Jahr. Und darnach muß er gelöset werden auf eine kleine Zeit. Und ich sah Thronen, (und sie setzten sich darauf, und ihnen ward das Gericht übergeben,) und die Seelen derer, die enthauptet waren wegen des Zeugnisses von Jesu und wegen des Wortes Gottes, auch die nicht angebetet hatten das Thier und sein Bild, und nicht angenommen sein Kennzeichen an ihrer Stirne oder an ihrer Hand, diese lebten und herrschten mit Christo tausend Jahr. Die anderen Todten aber werden nicht lebendig, bis dahin daß die tausend Jahre vollendet werden. Dieß ist die erste Auferstehung. Selig und heilig, wer Theil hat an der ersten Auferstehung; über diese hat der zweyte Tod keine Macht, sondern sie werden seyn Priester Gottes und Christi, und mit Ihm herrschen tausend Jahr. Und wann vollendet seyn werden die tausend Jahre, wird der Satanas gelöset werden aus seinem Kerker; und er wird ausgehen und Verführen die Völker an den vier Enden der Erde, den Gog und den Milgog, und wird sie versammeln zum Gefecht, deren Zahl ist wie der Sand am Meere. Und sie zogen heran über die Breite der Erde, und umringten das Heerlager der Geheiligten und die vielgeliebte Stadt. Und es fuhr Feuer herab von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie; und der Teufel der sie verführt hatte ward geworfen in den Feuer- und Schwefelpfuhl, wo auch das Thier ist, und der falsche Prophet; und sie werden gequälet werden Tag und Nacht in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Und ich sah einen großen, weißen Thron, und Den Der auf selben saß; vor Dessen Antlitz entfloh Erde und Himmel, und keine Stätte ward ihnen gefunden. Und ich sah die Todten, die kleinen und die großen, stehend vor dem Throne; und Bücher wurden aufgethan; und ein anderes Buch ward aufgethan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Todten wurden gerichtet dem gemäß, was in diesen Büchern geschrieben stand, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Todten die in ihm waren; Und der Tod und das Todtenreich gaben die Todten die in ihnen waren: und sie wurden, ein Jeder, gerichtet nach ihren Werken. Und das Todtenreich und der Tod wurden geworfen in den Feuerpfuhl, das ist der zweyte Tod. Und wer nicht gefunden ward, im Buche des Lebens aufgeschrieben, der ward geworfen in den Feuerpfuhl. Die neue Stadt Gottes; Seligkeit derer, die drin wohnen, Größe ber Stadt und HerrlichkeitUnd ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde: denn der erste Himmel und die erste Erde verschwanden; und das Meer ist nicht mehr. Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, herabfahrend aus dem Himmel, von Gott, bereitet wie eine Braut, die geschmückt ist ihrem Manne. Und ich hörte eine laute Stimme vom Throne her, die sprach: Siehe, die Wohnung Gottes bey den Menschen! Er wird bey ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk seyn; und Gott Selbst, ihr Gott! wird bey ihnen seyn! Und Er wird abwischen jede Thräne von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr seyn; noch Trauer, oder Klage, oder Beschwerde wird mehr seyn; denn das Erste ist vergangen. Und Der saß auf dem Throne, sprach: Siehe, Ich mache Alles neu! Und Er sprach zu mir: Schreibe! denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiß. Und Er sprach zu mir: Es ist vollendet! Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Dem Durstenden werde Ich geben aus der Quelle des Wassers des Lebens, umsonst. Wer überwindet, wird solches besitzen: und Ich werde ihm Gott seyn, und er wird Mir Sohn seyn! Den Feigen aber, und den Ungläubigen, und den Verruchten, und den Mördern, und den Unzüchtigen, und den Zauberern, und den Götzendienern, und allen Lügnern — denen wird ihr Theil seyn in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt: welches da ist der zweyte Tod. Und es kam einer der sieben Engel, welche die sieben Schalen gehabt, die voll waren der sieben letzten Plagen; er redete zu mir und sprach: Komm, ich will dir zeigen die Braut, die Vermählte des Stammes! Und er führte mich im Geist auf einen großen und hohen Berg, und zeigte mir die heilige Stadt, Jerusalem, die herabfahrende aus dem Himmel von Gott; sie hatte die Herrlichkeit Gottes, und ihr Licht war wie der köstlichste Edelstein, wie der Stein Jaspis, wie der Krystall. Sie hatte eine große und hohe Mauer, hatte zwölf Thore, und auf den Thoren zwölf Engel, und Namen darauf eingegraben, welche sind die Namen der zwölf Stämme der Kinder Israels; gegen Aufgang drey Thore, und gegen Mitternacht drey Thore, und gegen Mittag drey Thore, und gegen Abend drey Thore. Und die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine, und auf diesen die Namen der zwölf Apostel des Lammes. Und der zu mir sprach, hatte einen Maßstab, ein goldenes Rohr, daß er die Stadt messe und ihre Thore und Mauer. Und die Stadt liegt viereckt, und ihre Länge ist so groß als die Breite: und er maß mit dem goldenen Rohr die Stadt, zu zwölf tausend Feldweges, die iänge und die Breite und die Höhe sind gleich. Und er maß ihre Maucr, zu hundert vier und vierzig Ellebogen, nach Maß des Menschen, welches ist des Engels. Und der Bau ihrer Mauer war von Jaspis; die Stadt selbst von lautrem Golde, ähnlich lautrem Glase. Und die Grundsteine der Mauer der Stadt waren geschmückt mit jedem köstlichen Edelstein, der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweyte ein Sapphir, der dritte ein Chalcedonier, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardis, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehente ein Chrysopras, der elfte ein Hyacinth, der zwölfte ein Amethyst. Und die zwölf Thore waren, jedes zwölf Perlen, und jedes Thor für sich war von einer besonderen Perle; und die Straßen der Stadt lautres Gold, wie durchsichtiges Glas. Und einen Tempel sah ich nicht in ihr: denn Gott, der Herr, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm. Und die Stadt bedarf nicht der Sonne, noch des Mondes, daß sie in ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erhellet, und ihr Licht ist das Lamm. Die Völker werden wandeln im Lichte derselben; und die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit und Ehre in sie hinein bringen; (und ihre Thore werden nicht des Tages verschlossen; denn Nacht wird dort nicht seyn,) und sie werden die Herrlichkeit und Ehre der Völker in sie hinein bringen. Es wird nichts Beflecktes in sie eingehen, und nichts was Gräuel thut und Lüge, sondern die allein welche aufgeschrieben sind im Lebensbuche des Lammes. Seligkeit der Stadt Gottes. Gewisse und baldige Erfüllung der Weissagungen dieses Buchs. Zuspruch Jesu. Sehnsucht der BrautUnd er zeigte mir den Strom des Wassers des Lebens; der war hell wie Krystall, und kam her vom Throne Gottes und des Lammes. In Mitte der Straße, an jeder Seite des Stroms war der Baum des Lebens; der trägt zwölferley Früchte, gibt für jeden Monat seine Frucht; auch sind die Blätter des Baumes zur Gesundheit der Völker. Und es wird nichts, was zu verwünschen ist, mehr seyn; sondern der Thron Gottes und des Lammes werden in ihr seyn, und Seine Knechte werden Ihm dienen. Und sie werden schauen Sein Antlitz, und Seinen Namen an ihren Stirnen. Und Nacht wird dort nicht seyn; und sie werden nicht bedürfen des Lichtes einer Leuchte, noch des Lichtes der Sonne; denn Gott der Herr wird über ihnen leuchten; und sie werden herrschen in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Und er sprach zu mir: Das sind treue und wahrhafte Worte. Gott, der Herr der Geister der Propheten, hat gesandt Seinen Engel, zu zeigen Seinen Knechten, was bald geschehen soll. Siehe, ich komme bald. Selig wer bewahrt die Worte der Weissagung dieses Buchs! Und ich, Johannes, bin's, der dieß hörte und sah. Und als ich gehört und gesehen hatte, fiel ich nieder anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir solches zeigte. Und er sprach zu mir: Siehe zu, thue es nicht! denn ich bin dein Mitknecht, und deiner Brüder, der Propheten, und derer, welche bewahren die Worte der Weissagung dieses Buchs. Gott bete an! Und er sprach zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung dieses Buchs; die Zeit ist nahe! Wer Unrecht thut, thue noch Unrecht; wer unrein ist, verunreinige sich noch; und wer gerecht ist, übe noch Gerechtigkeit; wer heilig ist, werde noch geheiligt! Siehe, Ich komme bald! und Mein Lohn mit Mir, zu geben Jedwedem nach seine» Werken. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig die ihre Gewande wuschen im Blute des Lammes, auf daß sie Recht haben mögen am Baume des Lebens, und durch die Thore eingehen mögen in die Stadt! Draußen die Hunde, und die Zauberer, und die Unzüchtigen, und die Mörder, und die Götzendiener, und Jeder, der liebt und thut Lüge! Ich, Jesus, sandte Meinen Engel, dieses euch zu bezeugen vor den Gemeinden. Ich bin der Sprößling und der Nachkomme Davids, der helle Stern Und der Morgenstern. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es höret, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und, wer will, der nehme das Wasser des Lebens, umsonst! Ich denn bezeuge Jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buchs höret: Wenn Jemand zu diesen hinzufügt, da wird Gott verfügen über ihn die Plagen, die in diesem Buche geschrieben stehn! Und wenn Jemand wegnimmt von den Worten der Weissagung dieses Buchs, da wird Gott dessen Theil wegnehmen von dem Buche des Lebens, und von der heiligen Stadt, und von dem was in diesem Buche geschrieben steht. Es spricht Der, Welcher dieses zeuget: Ja! Ich komme bald! — Amen! ja, komm Herr Jesu! Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sey mit euch Allen! Amen! id=b-vz-306 lang=de charset=0 short.title=Kistemaker NT 1825 description=Kistemaker NT 1825 version.major=1 version.minor=0 version.date=2017-07-03 publish.date=1825 creator=Hans J. Herbst (joiner194@hotmail.com) about=Kistemaker NT 1825,\

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